Testbericht herunterladen

Transcrição

Testbericht herunterladen
elysia alpha compressor
Frischer Wind für Mastering-Projekte
V
iele Mastering-Ingenieure setzen auf
eine Auswahl an unterschiedlichen
Kompressoren und Limitern, um die
die große Vielfalt des angelieferten Materials
optimal bearbeiten zu können. Der deutsche
Hersteller elysia hat eine bessere Lösung:
Ein einziges Gerät, dass sich in (fast) allen
Situationen bewährt. Der zweikanalige alpha
compressor bietet schaltbare Feedback- und
Feed Forward-Modi, einstellbare Hoch- und
Tiefpass-Filter im Sidechain, wählbare Klangfärbung durch Übertrager, Soft Clip-Limiter,
Filter für den Audiopfad und weitere Features.
Entworfen als Mastering-Kompressor, kann
der alpha natürlich auch als Dual-Mono- oder
Stereo-Kompressor beim Aufnehmen und Mischen eingesetzt werden.
EIN UMWERFENDES ÄUßERES
Einer meiner Kollegen hat mal mit einem
Augenzwinkern formuliert, dass das wichtigste Merkmal eines jeden Studios die „Beleuchtung“ sei. Und der alpha ist in dieser
Hinsicht keine Enttäuschung. Wenn das Gerät
eingeschaltet wird, erstrahlt jeder Drehregler
inklusive der dazugehörigen Markierung auf
der Skala fast wie ein Weihnachtsbaum in
neon-blau. Mit einer Ausnahme leuchten die
Drucktaster im aktivierten Zustand weiß (Der
Active-Taster, der für beide Kanäle zuständig
ist, leuchtet blau). Spiegelsymmetrische LEDKetten in Form eines Halbmonds (mit jeweils
16 Stufen) zeigen den Wert der Pegelreduktion an. Für visuell eher Zurückhaltende stehen
darüber hinaus zwei Dimmer für die Helligkeit
der LEDs zur Verfügung. Insgesamt wirkt das
optische Erscheinungsbild des alphas absolut
atemberaubend.
DIE VOLLE KONTROLLE
Direkt unter den LED-Ketten befinden sich
die Schalter für den Bypass-Modus (für beide
Kanäle gleichzeitig), für die Wahl zwischen
Stereo- und M/S-Modus sowie für die LinkFunktion (links und rechts in Stereo, Mitte und
Seite in M/S). Alle anderen Regler sind für beide Kanäle identisch und logisch in drei Ebenen
angeordnet. Jeder Drehregler verfügt über 21
gerasterte Positionen, die sich leicht wiederherstellen lassen. Die obere Reihe umfasst die
Regler für Threshold, Attack, Release und Ratio, wobei bei den letzteren drei insbesondere
die niedrigeren Werte ins Auge fallen.
Ebenfalls finden sich hier drei Druckschalter:
Der erste ermöglicht die die Wahl zwischen
Feed Forward (festerer Klang) und Feedback
(transparenterer Charakter). Der Auto FastSchalter beschleunigt die Attack-Zeit zur
Reduktion von Transienten. Die Auto FastFunktion für den Release-Parameter verkürzt
schließlich die Rücklaufzeit des Geräts aus der
Kompressionsphase.
Die zweite Ebene aktiviert und steuert getrennte Filterstufen für den Audiopfad und
den internen Sidechain. Der Sidechain-Filter
kann für jeden Kanal (links/rechts oder Mitte/Seite) aktiviert und so eingestellt werden,
dass entweder ein Hochpass oder ein Tiefpass
mit einer Mittenfrequenz zwischen 30 und
3.300 Hz zur Verfügung steht (im gelinkten
M/S-Modus ist diese Funktion nur für den
Mittenkanal aktiv). Der für beide Kanäle getrennt zuschaltbare Audio-Filter basiert auf einer speziellen Shelving-Charakteristik, bei der
entweder die tiefen Frequenzen unterhalb der
Mittenfrequenz angehoben und die darüber liegenden Höhen gleichzeitig abgesenkt werden,
oder genau umgekehrt. Der EQ Gain-Regler
kontrolliert gleichzeitig den maximalen Boost
von bis zu 3 dB und den maximalen Cut von
bis zu 5 dB. Durch den „x10“-Multiplikator
stehen insgesamt 42 verschiedene Mittenfrequenzen für die Audio-Filter zur Verfügung.
Die dritte Ebene beherbergt die Regler für
die Parallel-Kompression, das Makeup Gain,
den Soft Clip-Limiter und die Übertrager-
basierte Klangfärbung. Durch das Aktivieren der Direct- und Compressed-Schalter
und den Einsatz des Mix-Reglers kann das
Original einfach im gewünschten Verhältnis
mit dem bearbeiteten Signal gemischt werden. Ein weiterer Regler stellt bis zu 12 dB an
Pegelaufholung nach der Kompressionsstufe
zur Verfügung. Darüber hinaus kann in jedem
Kanal (auch im M/S-Modus) ein zusätzlicher
Übertrager in den Signalpfad geschaltet werden, um subtile Klangfärbungen zu erzeugen.
Zusätzlich kann in jedem Kanal ein direkt vor
der Ausgangsstufe liegender Soft Clip-Limiter aktiviert werden, der behutsamer zu Werke
geht als ein üblicher Brickwall-Limiter. Da
dieses Funktionsmodul nach dem M/S-Decoder implementiert ist, bearbeitet es sowohl im
M/S- als auch im Stereo-Modus immer den linken und den rechten Kanal. Der Threshold für
diesen Limiter wird über jeweils einen eigenen
Drehregler eingestellt.
SO VIELE MÖGLICHKEITEN
Für den Test des Geräts habe ich seine unterschiedlichen Features auf so viele verschiedene Arten wie möglich kombiniert, um damit
einen Hard Rock-Mix zu mastern. Die Feed
Forward-Einstellung im Stereo-Modus drückte
und bedeckte den Sound der Lead Vocals zu
stark für meinen Geschmack. Durch die Aktivierung beider Direct-Taster und das hinzumischen des unbearbeiteten Signals konnte ich
jedoch einiges an Tiefe, Klarheit, Präsenz und
Biss zurückbringen. Deutlich bessere Resultate
gelangen mir im Feedback-Modus in Kombination mit den Soft Clip-Limitern. Ein Ratio
von 1:1,7, ein moderater Threshold, 150 ms
Attack und 60 ms Release erzeugten in etwa
1,5 dB an transparenter Gain Reduction, wobei
die Tiefe und die Nuancen des Mixes erhalten blieben. Durch das Anheben des Makeup
Gains um 4 dB und einen hohen Threshold für
den Soft Clipper (+ 21 dBu) erhielt ich den
von mir gewünschten Durchschnittspegel bei
gleichzeitiger Zähmung der Peaks. Das Ergebnis war ein regelrechter Sturmangriff der Gitarren: laut und aggressiv und dennoch klar. Der
Leadgesang und das Schlagzeug blieben dabei
präsent, groß und knackig. Durch die LinkFunktion blieb die Projektion des Signals konsistent, und durch die Aktivierung der zusätzlichen Übertrager konnte ich eine zwar subtile,
aber extrem angenehme Färbung erzeugen, die
den Track eine Spur voller und größer machte.
Im M/S-Modus ließ sich nun das Verhältnis
zwischen dem Mitten- und dem Seitenanteil
ganz einfach durch den linken (Mitte) bzw. den
rechten (Seite) Makeup Gain-Regler anpassen.
Eine Anhebung des Pegels im Mittenkanal
brachte Bassdrum, Snare, Bass, den Gesang
sowie weitere in der Mitte positionierte Elemente nach vorne, wodurch gleichzeitig auch
die Stereobreite reduziert wurde, was zu einem
trockenerem Mix mit einer stärker fokussierten Mitte führte. Im umgekehrten Fall wurden
durch eine Erhöhung des Pegels im Seitenkanal die hart nach links und rechts gepannten
E-Gitarren lauter, wobei der Leadgesang und
der Bass gleichzeitig schwächer wurden, was
den Mix insgesamt weniger druckvoll erscheinen ließ. Darüber hinaus positionierte sich das
Schlagzeug durch den Effekt eines nun entstehenden Lagerhallen-artigen Hall-Empfindens
weiter in den Hintergrund. Da beide Kanäle
immer noch gelinkt waren, wurden Mitten- und
Seitenanteil noch im gleichen Maße reduziert.
Der ungelinkte M/S-Modus hingegen ermöglichte es mir, die Mittenkomponente des Mixes
unabhängig von den Seiten zu komprimieren.
Beispielsweise konnte ich so das Schlagzeug
durch eine langsame Attack-Zeit mit mehr
Druck versehen, während ich gleichzeitig die
Gitarren mit einer mittelschnellen Attack-Zeit
ziemlich stark zusammendrücken konnte. Und
richtig klasse dabei war der Umstand, dass ich
mir dabei z.B. ausschließlich den Mittenkanal
anhören konnte, indem ich einfach den Compressed-Schalter für den Seitenkanal ausschaltete (beide Direct-Schalter waren hier deaktiviert). Das machte es sehr einfach, die richtige
Einstellung für jeweils eine Komponente des
M/S-Signals zu finden.
WIE STEHN WIR DA?
Bei diesem Gerät gibt es keine großen Beschwerden. Ein einfacher Shelving-Filter hätte
mir wohl besser gefallen als der Niveau-Filter
des alphas. Die tiefen Frequenzen sind wohl
das, was im Mastering am häufigsten repariert
werden muss. Die hohen Frequenzen gleichzeitig mit dem jeweils entgegengesetzten Effekt zu bearbeiten, habe ich als nicht ganz so
nützlich empfunden.
Der Umfang an Kontrolle, die einem der alpha
über die Dynamik und die generelle Balance
eines Tracks gibt, ist absolut großartig, und
die Audioqualität ist exzellent. Wenn Sie auf
der Suche nach einem Mastering-Kompressor
der Weltklasse sind und über das notwendige
Kleingeld [7.990 Euro netto] verfügen, ist der
alpha der perfekte Kandidat.
Michael Cooper ist freier Autor für MIX
und Inhaber von Michael Cooper Recording
in Sisters, Oregon. Besuchen Sie www.my
space.com/michaelcooperrecording

Documentos relacionados