Industrie- und Betriebssoziologie

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Industrie- und Betriebssoziologie
soFid
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
Industrie- und Betriebssoziologie
2009|1
Industrie- und Betriebssoziologie
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Industrie- und Betriebssoziologie
Band 2009/1
bearbeitet von
Wolfgang Mallock
mit einem Beitrag von
Frank Kleemann, G. Günter Voß, Kerstin Rieder
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2009
ISSN:
Herausgeber:
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
0176-4373
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Wolfgang Mallock
Siegfried Schomisch
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS
durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt.
© 2009 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare
Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................. 7
Frank Kleemann, G. Günter Voß, Kerstin Rieder
Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument....................................................................................9
Sachgebiete
1
Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen............................................. 27
2
Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung.................49
3
Arbeit, Arbeitsorganisation, Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie....... 73
4
Management, Unternehmensführung, Personalwesen............................................................. 84
5
Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit............................................................. 95
6
Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie.....................................................117
7
Wirtschaftssoziologie.............................................................................................................125
Register
Hinweise zur Registerbenutzung....................................................................................................... 159
Personenregister................................................................................................................................. 161
Sachregister........................................................................................................................................167
Institutionenregister........................................................................................................................... 183
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................187
Zur Benutzung der Forschungsnachweise......................................................................................... 187
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
Vorwort
7
Vorwort
zum soFid „Industrie- und Betriebssoziologie“
GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat
sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht
zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden
Sie hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung
neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Die Industriesoziologie beschäftigt sich im Wesentlichen mit industriellen Institutionen, Verhaltensmustern und Einstellungen sowie ihren Beziehungen zu den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Betrieb. Forschungsgegenstand der Betriebssoziologie sind u.a. die Arbeitsbedingungen und deren objektive und subjektive Auswirkungen auf die Arbeitenden, Verhaltensweisen und
Einstellungen (informelle Gruppen, Betriebsklima, Arbeitszufriedenheit) sowie die Probleme einzelner Positionen (Meister, Mitbestimmungsorgane) und Kategorien (Arbeiter, Management) im
Betrieb. Literatur- und Forschungsprojektnachweise zur Wirtschaftssoziologie runden das thematische Spektrum dieses soFids ab.
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
Vorwort
Der soFid Industrie- und Betriebssoziologie enthält im Rahmen seiner Sachgebietsgliederung Untersuchungen zu folgenden Themenbereichen:
Kapitel 1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen: arbeits- und industriesoziologische Probleme der Transformation von Wirtschaftssystemen, Technik, Arbeit und Betrieb
in der arbeits- und industriesoziologischen Forschung, Wandel der Arbeitsgesellschaft, Übergang
von der Industrie- zur Risikogesellschaft, Strukturwandel industrieller Krisenregionen im Vergleich, Technikgenese, Techniksoziologie, Zukunft der Arbeit.
Kapitel 2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung, Kontinuität und Wandel betrieblicher Herrschaft in den neuen Bundesländern, Verhältnis Belegschaft
und betriebliche Interessenvertretung, Arbeitspolitik, Tarifpolitik, Gewerkschaftspolitik, Wandel
industrieller Beziehungen in Osteuropa; Lohn und Leistung.
Kapitel 3 Arbeit, Arbeitsorganisation, Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie:
Expertensysteme und IuK-Technologien und ihre Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation,
Kontrollsysteme und integrierte Produktionsverantwortung, flexible Arbeits- und Produktionssysteme, systemische Rationalisierung und Technikgestaltung (auch im öffentlichen Dienst).
Kapitel 4 Management, Unternehmensführung, Personalwesen: Unternehmenskultur und Führungsstil, Konzepte mittelbarer und unmittelbarer Führung, Personalführung in unterschiedlichen
Kulturen und Gesellschaften, Personalauswahl mit Assessment-Center, Qualitätsmanagement,
Manager, Frauen in Führungspositionen.
Kapitel 5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit: Schichtarbeitsforschung, soziale,
psychische und gesundheitliche Auswirkungen von flexiblen Arbeitszeiten, beruflich-betriebliche
Weiterbildung, Teilzeitarbeit, Arbeitszeit und Arbeitsmarkt, Frauenerwerbstätigkeit, Übergang ins
Rentenalter
Kapitel 6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie: Evaluation von Gesundheitsberichten und -zirkeln als Instrument betrieblicher Gesundheitsförderung, Sicherheit vernetzter informationstechnischer Systeme, betrieblicher Arbeits- und Umweltschutz, psychosoziale Arbeitsbelastung, Risikogruppen, betriebliches Öko-Auditing.
Kapitel 7 Wirtschaftssoziologie: Soziologische Untersuchung zu den Akteuren und Institutionen
der Wirtschaft wie Unternehmen und Staat, Geld und Konsum, Markt und Non-profit-Organisationen, Genossenschaftswesen, Marktwirtschaft und gesellschaftliche Entwicklung, Unternehmer
und Konsumenten, wirtschaftliches Handeln.
In dieser Ausgabe veröffentlichen wir den Beitrag „Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument“ von Dr. Frank Kleemann und Professor G. Günter Voß, Institut für Soziologie der TU
Chemnitz sowie Professor Dr. Kerstin Rieder, Hochschule für Angewandte Psychologie der Fachhochschule Nordschweiz.
Wir bedanken uns bei den Autoren für die gute Kooperation.
Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument1
Frank Kleemann, G. Günter Voß, Kerstin Rieder
1
Einleitung
Von Crowdsourcing im hier verstandenen Sinne ist dann zu sprechen, wenn Unternehmen zur Herstellung oder Nutzung eines Produktes bis dahin intern erledigte Aufgaben in Form eines offenen
Aufrufes über das Internet auslagern. Ziel ist dabei, Internetuser mit geringer oder gar keiner finanziellen Entschädigung zur „Mitarbeit“ zu animieren. Unternehmen nutzen Crowdsourcing also, um
Arbeitsleistungen von Konsumenten kostengünstig als Wertschöpfungsressource zu integrieren.
Darunter zu subsumieren sind etwa Bereiche wie Produktdesign, Werbung/Marketing, Produkt-Rating oder das Lösen spezifischer technischer Probleme.
Der vorliegende Beitrag betrachtet das Phänomen Crowdsourcing und dessen Auswirkungen für die
Organisation von Arbeit und die Gesellschaft. In einem ersten Schritt geht es dabei um den Wandel
der gesellschaftlichen Kategorien ‘Produktion’ und ‘Konsumtion’ im weiteren Sinne (Abschnitt 2).
Die Entstehung eines neuen Typus von „arbeitenden“ Konsumenten wird hierbei als theoretische
Vorannahme zum besseren Verständnis des Phänomens Crowdsourcing diskutiert. Überlegungen zu
einer weiter reichenden Definition des Konzeptes Crowdsourcing werden zum einen aus der Betrachtung konkret empirisch vorfindbarer Ausdrucksformen und zum anderen unter Beachtung der
Tatsache entwickelt, dass Crowdsourcing von gegenwärtig bestehenden Formen interaktiver Teilnahme im Internet abzugrenzen ist (Abschnitt 3). Freiwilliges Engagement im Crowdsourcing-Kontext ist momentan unter Internetnutzern sehr populär; denkbare Motivationen, die zur Teilnahme
animieren, wie auch die Motive der Unternehmen, Crowdsourcing stärker einzubinden, werden
folglich ebenfalls diskutiert (Abschnitt 4). Abschließend werden Konsequenzen für Konsumenten
einerseits und Unternehmen andererseits reflektiert (Abschnitt 5).
2
Der arbeitende Konsument
Die funktionale Differenzierung in zwei dichotome gesellschaftliche Sphären der „Produktion“ und
der „Konsumtion“ ist ein zentrales Moment der Entwicklung von Industriegesellschaften. Die Rolle
der „Konsumenten“ ist dabei weitgehend passiv angelegt: Sie kaufen und verbrauchen Produkte,
und auch während des Kaufaktes werden sie „bedient“. Faktisch war deren Rolle jedoch selten
wirklich vollständig passiv, sondern erforderte an vielen Stellen eine zumindest residuale Mitwirkung.
Seit Ende der 1990er Jahren spielt das Internet eine wichtige Rolle bei der weiteren Ausbreitung einer aktiven Mitwirkung von Kundinnen und Kunden an der Leistungserbringung von Unternehmen
und Verwaltungen (z.B. e-commerce, e-banking, e-government). Aber auch jenseits neuer technischer Möglichkeiten wird den Nutzern und Empfängern von Leistungen und Diensten unterschiedlicher Art seit einiger Zeit verstärkt Mitverantwortung bei der Erstellung der Leistungen übertragen.
Zu beobachten ist dies z.B. bei der Beteiligung von Patientinnen und Patienten an ihrer eigenen gesundheitlichen Versorgung (Rieder 2005).
1
Erstmals erschienen in: Arbeits- und Industriesoziologische Studien, Jg. 1, Heft 1, Mai 2008, S. 29-44.
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Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
Nimmt man die historische Entwicklung zum Maßstab, so erreichen die Beziehungen zwischen
Unternehmen und Kundschaft aktuell eine neue Qualität. Die Kunden werden von Unternehmen
gezielt in die Erbringung von Leistungen eingebunden; oft um Kosten zu sparen, zunehmend aber
auch zur Erreichung einer neuen Form von Wertschöpfung. Kunden sind auf diese Weise in immer mehr Bereichen nicht mehr länger nur passive Käufer und Konsumenten von Leistungen, die
von Mitarbeitern der Unternehmen erbracht werden. Diese Veränderung ist von Voß und Rieder
(2005) unter Rückgriff auf industriesoziologische Theoreme (z.B. der Systemtischen Rationalisierung) als Wandel zu einem neuen Konsumententypus in Parallele zu einem neuen Typus von Arbeitskraft (dem Arbeitskraftunternehmer) interpretiert worden: dem „Arbeitenden Kunden“.
Während der skizzierte umfassende Wandel der Konsumbeziehungen bisher in der Konsumforschung nicht oder nur am Rande wahrgenommen wurde (vgl. den klassischen Überblick von
Scherhorn 1977, aktuell etwa Rosenkranz/Schneider 2000), war er ab den 1970er Jahren durchaus
Gegenstand in anderen Forschungsrichtungen. Weitgehend unabhängig voneinander wurden einzelne Aspekte der aktiven Mitwirkung von Konsumenten untersucht. Die Literatur zum aktiven
Konsum kann – bei allen Überschneidungen im Detail – den folgenden Perspektiven zugeordnet
werden (ausführlich in Voß/Rieder 2005):
1. Ansätze aus der Soziologie thematisieren die aktive Praxis von Konsumenten vornehmlich in
Bezug auf den damit verbundenen längerfristigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Wandel. Ein wichtiger Anlass zur Auseinandersetzung mit der Arbeit von Konsumentinnen
und Konsumenten war der Prozess der Tertiarisierung und die Erkenntnis, dass die Mitwirkung von Konsumentinnen und Konsumenten bei der Dienstleistungserbringung vielfach notwendig ist (Ko-Produktion, vgl. Gross/Badura 1977 sowie Gartner/Riessman 1978). Etwa zur
gleichen Zeit machte die feministische Forschung aufmerksam auf den Arbeitscharakter von
Tätigkeiten außerhalb der Erwerbsarbeit (Hausen 1978; Krell 1984; Ostner 1978). Ab Beginn
der 1980er Jahre wurde der aktive Konsum zunehmend breiter thematisiert. Zentrale Begriffe
sind die des Prosumenten (Toffler 1980), also Personen, welche konsumieren, was sie selbst
produziert haben, Eigenarbeit (Offe/Heinze 1990) sowie Konsumarbeit (Joerges 1981). Ein
spezifischer Aspekt ist die Standardisierung von Dienstleistungsarbeit bei gleichzeitiger Auslagerung wesentlicher Teile an die Konsumentinnen und Konsumenten („McDonaldisierung“,
Ritzer 1993, erstmals in Ritzer 1983). Gemeinsam ist diesen unterschiedlichen Ansätzen der
Fokus auf gesellschaftliche Prozesse im Zusammenhang mit der aktiven Leistung der Konsumentinnen und Konsumenten.
2. Demgegenüber zielten zahlreiche Arbeiten aus der Betriebswirtschaftslehre vor allem darauf,
geeignete Strategien für Unternehmen in der Auseinandersetzung mit dem Phänomen des aktiven Konsums zu entwickeln. Bereits in den 1970er Jahren wurde ausgehend vom Wandel zur
Dienstleistungsgesellschaft die Frage untersucht, wie die Integration der so genannten „externen Produktionsfaktoren“ (hier Konsumentinnen und Konsumenten) in die Dienstleistungsproduktion gelingen kann und welche Risiken hiermit für Betriebe verbunden sind
(Lovelock/Young 1979; Maleri 1994, zuerst 1973). Aber auch für produzierende Betriebe wurde die Einbindung von Kunden in betriebliche Prozesse ein wichtiges Thema, etwa im Rahmen
des viel beachteten Konzepts des virtuellen Unternehmens (Davidow/Malone 1993). So wurde
der Kunde zunehmend als Ressource des Unternehmens betrachtet, und neben Personalentwicklung wurde Kundenentwicklung als Handlungsfeld für Unternehmen entdeckt (Gouthier/
Schmid 2001; Gouthier 2003). Es wurde von Outsourcing zum Kunden und sogar vom Kunden als Dienstleister für das Unternehmen gesprochen (vgl. Grün/Brunner 2002). Aktuelle Entwicklungen schließlich sehen den Kunden als „Wertschöpfungspartner“ des Unternehmens
(Reichwald/Piller 2006).
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Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
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3. Eine dritte Forschungsrichtung nimmt vor allem das Handeln von Konsumentinnen und Konsumenten in den Blick, meist auf rollentheoretischer Grundlage. Ein wichtiger Ausgangspunkt
sind die Überlegungen von Parsons (1951), der die Rollen von Ärzten und Patienten als komplementär beschrieb. Ausgehend vom betriebswirtschaftlich geprägten Ansatz des Service Encounters wurde dann die aktive Rolle des Kunden bei verschiedenen Dienstleistungen in den
Blick genommen (Czepiel et al.1985; Mohr/Bitner 1991). Deutlich wird, dass eine hohe Qualität der Leistung voraussetzt, dass nicht nur der Mitarbeiter seine Rolle gut ausfüllt, sondern
auch der aktive Kunde. Dabei werden die Rollen zunehmend nicht mehr komplementär, sondern je ähnlich beschrieben. Es ist die Rede vom Kunden als Quasi-Mitarbeiter („partial employee“, Mills/Morris 1986) oder auch als unbezahlter Mitarbeiter (Nerdinger 1994) und sogar
von einer Vertauschung der Rollen. So lautet der Titel eines entsprechenden Artikels: “Employees as customers, customers as employees” (Bowers et al. 1990). Vielfach wird die Bedeutung digitaler Technik, die eine neue Form der Selbstbedienung erlaube, für diese Entwicklung
erwähnt. Ein Beispiel sind die Überlegungen zu den „Prosumenten neuen Typs“ (Hanekop et
al. 2001, Hanekop/Wittke 2005). Diese gehen zurück auf eine Untersuchung zu Dienstleistungen von Mobilfunk-Anbietern. Es wird die These formuliert, „dass Tätigkeiten und Kompetenzen des ‚Prosumenten neuen Typs’ in vielem informatisierter beruflicher Arbeit ähneln“ (Hanekop et al. 2001, S. 91; siehe auch Hanekop/Wittke 2005). Andere Studien zeigen, dass Konsumenten oftmals Voraussetzungen, wie sie von Mitarbeitenden selbstverständlich erwartet
werden können, nicht mitbringen und dass sie zudem häufig mit unzureichend gestalteten „Arbeitsbedingungen“ konfrontiert sind (Dunkel/Voß 2004).
Kennzeichnend für die bisher vorliegenden Arbeiten zur aktiven Mitwirkung von Konsumenten an
der Leistungserbringung ist, dass diese jeweils spezifische Themen innerhalb des Forschungsfeldes untersuchen und sich gegenseitig nur teilweise wahrnehmen. Voß und Rieder (2005) haben die
über unterschiedliche Disziplinen verteilte Literatur aufgearbeitet und auf dieser Grundlage eine
zugespitzte These unter dem Begriff „Der Arbeitende Kunde“ präsentiert (Voß/Rieder 2005):
Im engeren Sinne konstatiert die These, dass Betriebe in höchst unterschiedlichen Feldern in zunehmend systematischer Weise bisher primär intern erbrachte Leistungen und betriebliche Funktionen auf die Konsumentinnen und Konsumenten verlagern. Derzeit ist eine starke quantitative
Zunahme dieser Verlagerung von Aufgaben auf den Kunden erkennbar. Selbstbedienung etwa
weitet sich in zahlreichen Branchen massiv aus (Rieder/Laupper 2007). Beispiele finden sich im
öffentlichen Personenverkehr (Ticketautomaten, Ticketverkauf über das Internet), im Einzelhandel
(e-shopping, self-scanning), im Finanzdienstleistungsbereich (e-banking) sowie im Tourismus (etravelling). Mit dieser Entwicklung sind massive Personaleinsparungen und damit eine erhebliche
Kostenreduktion für Unternehmen verbunden.
Das Outsourcing auf den Konsumenten gewinnt jedoch auch eine neue Qualität. Denn Konsumenten (bzw. User, Klienten, Patienten, Leser, Bürger, etc.) erbringen zunehmend produktive Leistungen, die für Andere einen Gebrauchswert haben und die als echter Wertschöpfungsbeitrag in die
betriebliche Ökonomie eingehen. So werden Konsumenten beim Internethändler Amazon von anderen Konsumenten beraten, indem diese Rezensionen schreiben oder die Zuverlässigkeit privater
Verkäufer bewerten.
In einem umfassenderen Sinne prognostiziert die These vom „Arbeitenden Kunden“, dass sich
langfristig das gesellschaftliche Verhältnis von Produktion und Konsumtion verschieben wird.
Wie dies aussehen könnte, soll hier kurz umrissen werden.
Eine Fortsetzung des Trends zum Outsourcing zum Kunden kann sein, dass die gesellschaftliche
Figur des „Konsumenten“ in seiner gegenwärtigen Form verschwinden wird. Diese hatte sich mit
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
der Industrialisierung durchgesetzt und ist dadurch gekennzeichnet, dass verbraucht, jedoch nicht
gearbeitet wird. An die Stelle des Konsumenten tritt möglicherweise eine neue hybride Figur,
eben der „Arbeitende Kunde“ (Voß/Rieder 2005). Versucht man, diesen im Sinne eines Idealtypus
genauer zu beschreiben, so sind drei Aspekte von zentraler Bedeutung. Der Arbeitende Kunde ist
Konsument, doch zugleich ist er
 produktiv tätig, er wird eingesetzt als gebrauchswertschaffende Arbeitskraft;
 die von ihm erzeugten Leistungen haben einen Tauschwert, er ist also auch ökonomische
Wertquelle und
 er ist systematisch in die Organisationen integriert und sein Handeln unterliegt betrieblicher
Kontrolle, er ist also gewissermaßen ein informeller Mitarbeiter.
Die beschriebenen Beispiele für die Auslagerung von Tätigkeiten an Konsumentinnen und Konsumenten sind also möglicherweise erst der Anfang eines umfassenden Wandels des Verhältnisses
zwischen Unternehmen und Konsumenten. Weiter gedacht, kann dies bedeuten, dass derzeit gesamtökonomisch eine neue erweiterte Logik der Arbeitskraftnutzung und der Mehrwertproduktion
entsteht. Der Kapitalismus (wenn man einmal von der Idee eines solchen strukturellen Quasi-Subjekts ausgehen darf) beginnt durch die geschilderte Entwicklung, sich systematisch und explizit
eine bisher nicht betrieblich für die Produktion von Waren und die ökonomische Wertschöpfung
genutzte gesellschaftliche Sphäre zu erschließen. Zwar wurde außerhalb des Erwerbsbereichs immer schon Arbeit geleistet, etwa Haus- und Familienarbeit. Diese Arbeit war jedoch nicht oder nur
indirekt durch betriebliche Strukturen geprägt. Nun geht es hingegen um die Nutzung (und Ausbeutung?) des Arbeitsvermögens von Menschen jenseits der formellen Lohnarbeit. Mit einer bekannten Interpretationsfigur (prominent bei Lutz 1984, der sich auf Rosa Luxemburg bezieht)
kann man dies als eine neue Qualität der gesellschaftlichen Erschließung oder kapitalistischen
„Landnahme“ eines bisher ökonomisch weitgehend unberührten Lebensbereichs verstehen.
Damit entsteht derzeit, so die These, eine neue Form der Vergesellschaftung durch Arbeit, nämlich durch die Nichterwerbsarbeit als Konsumentin oder Konsument im Auftrag von Unternehmen. Personen werden dann möglicherweise in Zukunft durch ihre Tätigkeit als arbeitende Konsumenten in ähnlichem Umfang gesellschaftlich geprägt, wie dies derzeit durch Erwerbsarbeit geschieht. Damit wären aus dem „langen Arm der Arbeit“, der in den Privatbereich hineingreift, gewissermaßen zwei Arme geworden: der der Erwerbsarbeit und der der Konsumentenarbeit. Der
Zugriff von Unternehmen auf die Arbeitskräfte könnte somit sehr viel weitreichender sein als bisher, und die Abhängigkeit von Unternehmen könnte eine zusätzliche Dimension gewinnen.
Doch der Wandel betrifft nicht nur die Arbeitskräfte bzw. die Konsumenten, sondern auch die Betriebe. Die entstehende Abhängigkeit ist keine einseitige, sondern betrifft auch die Unternehmen.
Denn diese sind darauf angewiesen, dass ihre arbeitenden KonsumentInnen die ihnen übertragenen Arbeiten entsprechend den betrieblichen Vorstellungen verlässlich ausführen. Für beide Seiten (Unternehmen und Kunden) birgt die Entwicklung somit Risiken.
3
Crowdsourcing
Der Begriff Crowdsourcing wurde von Jeff Howe (2006) im Computermagazin Wired geprägt. In
diesem Artikel definierte er Crowdsourcing als “[t]he new pool of cheap labor: everyday people
using their spare [resources] to create content, solve problems, even do corporate R & D.” Howe
versteht unter Crowdsourcing weiter “the act of taking a job traditionally performed by a desig-
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Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
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nated agent (usually an employee) and outsourcing it to an undefined, generally large group of
people in the form of an open call” (Howe 2007). Die Aufgabe selbst kann sich dabei auf eine Innovation (Schaffung neuen Wissens), aber auch auf operative Aktivitäten (z.B. Mitwirkung beim
Marketing oder bei der Konfiguration eines Produkts) beziehen. In jedem Fall aber wandelt sich
der Produktionsprozess durch die aktive Rolle der Kunden und Nutzer zu einer Co-Kreation des
resultierenden Produkts. Diese Perspektive ist deckungsgleich mit der von Voß und Rieder (2005)
auf den „arbeitenden Kunden“: Es handelt sich um eine arbeitsteilige Zusammenarbeit zwischen
Anbieterunternehmen und Konsumenten, bei der der Konsument aktiv an der Wertschöpfung des
Unternehmens beteiligt ist.
Eine wichtige technologische Grundlage bildet dabei „Social Software“, also all jene Anwendungen, die Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit im Internet unterstützen (vgl. Stegbauer/Jäckel 2008) und die den Weg für die mit dem Schlagwort „Web 2.0“ umrissenen veränderten
Optionen und Formen `‘interaktiver‘ Internet-Nutzung bahnen. Kennzeichnend für diese Anwendungen sind die Möglichkeit der nutzerbasierten Erstellung von Inhalten, umfangreiche Interaktions- und Vernetzungsmöglichkeiten sowie eine leichte Bedienbarkeit. Vorrangiges Ziel ist es, die
Endnutzer gemeinschaftlich an der inhaltlichen Gestaltung eines Internetangebots zu beteiligen.
Das individuelle Wissen wird so zu geteiltem Wissen, zu „shared information“ (für einen umfassenderen Überblick zum „Web 2.0“ vgl. Alby 2006).
Ob es sich beim Terminus „Web 2.0“ primär um eine Marketing-Begrifflichkeit handelt oder tatsächlich um eine ‚Revolution‘ in der Internet-Nutzung, soll hier nicht eingehender diskutiert werden. Klar erkennbar ist jedoch, dass Web 2.0-Strukturen seit einigen Jahren auch kommerziell genutzt werden. Unter dem Schlagwort „Open Innovation“ (vgl. Chesbrough 2006, 2007; Chesbrough et al. 2006; Drossou 2006; Hippel 2005) versuchen Unternehmen, Internet-Nutzer gezielt
in betriebliche Prozesse einzubinden. Die Bandbreite reicht hier von kleinen Web 2.0-Firmen, deren Kapital allein in von Nutzern generierten Datenmengen besteht, bis hin zum punktuellen Einsatz von Web 2.0-Elementen in etablierten Unternehmen. Der gemeinsame Fluchtpunkt der heterogenen kommerziellen Anwendungen besteht darin, Internetnutzer zu animieren, an spezifischen
Unternehmensangeboten teilzunehmen und damit direkt oder indirekt zur unternehmerischen
Wertschöpfung beizutragen. Das wird besonders evident im Phänomen des „Crowdsourcing“.
Crowdsourcing-Anwendungen befinden sich zurzeit in der Erprobungsphase. Dabei lassen sich
unterschiedliche Formen des Crowdsourcing identifizieren. Inwieweit und in welcher Form sich
diese in Zukunft ‚etablieren’ werden, lässt sich kaum systematisch vorhersagen. Insbesondere bei
allein auf Crowdsourcing-Geschäftsideen basierenden Neugründungen handelt es sich überwiegend um ‚Versuchsballons’, die sich sehr schnell auch als reiner Hype herausstellen könnten.
Die verschiedenen Ausprägungen von Crowdsourcing werden im Folgenden in acht Kategorien
gefasst (Tabelle 1) und von angrenzenden Phänomenen der kommerziellen Nutzung des Web 2.0
unterschieden (Tabelle 2).
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
Tab. 1: Typen von Crowdsourcing
Beschreibung
Grundlegende Charakteristika
Beteiligung von
 Etablierte Unternehmen rufen zur Beteiligung
auf
Konsumenten bei
der Entwicklung  Die Formen variieren von der reinen Meinungskundgebung bis hin zur kollaborativen
und Gestaltung
Entwicklung konkreter Produkte durch Nutzer
von Produkten
Produktdesign
Ausschreibung
spezifischer
Aufgaben oder
Probleme
Beispiele
Mitgestaltung des Fiat
500
Dell:
dellideastorm.com
 Internetuser werden animiert, ein Produkt zu
erschaffen, das gänzlich durch ihren Input
entsteht
 Oft im Kontext junger Start-Up- Unternehmen zu finden, deren Strategie wesentlich auf
Crowdsourcing beruht
Spreadshirt: spreadshirt.net
 Etablierte Unternehmen schreiben spezifische
Aufgaben oder zu lösende Probleme öffentlich aus
 Finanzielle Entlohnung je nach Schwierigkeit
für den „Gewinner”
Proctor & Gamble:
Offene Aus Allgemeine Aufrufe zur Einsendung von Informationen bzw. Dokumenten (Neuigkeiten,
schreibungsstrukFotos, Videos etc.)
turen
 Teilweise materielle Entlohnung
„Open source footwear“
von John Fluevog – Stiefel und Schuhe: fluevog.com
innocentive.com
moviebakery.com
wilogo.com
BILD „Leser-Reporter“
CNN „amateur
reporters“:
edition.cnn.com/
exchange/ireports/toolkit
/index.html
Berichterstattung
durch
Konsumenten
 Konsumenten berichten als registrierte Mit- trendwatching.com
glieder einer „Community“ von neu entdeckten Produkten, neuen Trends oder Nachrichten mit Neuigkeitswert
 Mittelwertige Entschädigung meist in Form
von Unterhaltungselektronik
Produktrating
durch
Konsumenten
 Konsumenten werden animiert, ihr Wissen amazon.com
und ihre Meinung über Produkte, die vom jeweiligen Unternehmen angeboten werden, bereitzustellen.
Konsumprofile
 Unternehmen sammeln und nutzen Daten amazon.com
zum Konsumverhalten und zur Produktorientierung, um sie anderen Kunden zugänglich
zu machen („Kunden, die dieses Produkt kaufen, kaufen auch Produkt X“)
Peer Support in
verschiedenen
Bereichen
 Unternehmen ermöglichen über ihren Interne- Nike:
tauftritt, dass Konsumenten miteinander in nikeplus.nike.com/
Kontakt treten und sich gegenseitig beraten/ nikeplus
unterstützen
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
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Tab. 2: An Crowdsourcing angrenzende Phänomene
Beschreibung
Grundlegende Charakteristika
Beispiele
Mass
customization
 Ein Unternehmen konzipiert ein Produkt so, Dell
dass einige Komponenten wählbar sind und
somit das Produkt in einen gewissen Rahmen
personalisiert werden kann
 Konsumenten konfigurieren ihr Produkt durch
spezielle Software im Internet(shop)
Schaffung von
 Ein Unternehmen nutzt die Möglichkeiten des
Internet, um einen internen Markt zu initiieren
Marktplätzen mit
begrenztem
 Die Unternehmen regeln, wer Zugang zu dieZugang
sem Markt hat
eBay : ebay.com
Amazon's „Marktplatz“:
amazon.com/gp/seller/
sell-your-stuff.html
 In der Regel kommerzielle Ausrichtung
Amazon's Mechanical
 Die Hauptaufgabe der Unternehmen besteht Turk:
dabei in Förderung des Ab/Umsatzes; es pro- mturk.com
duziert nichts im klassischen Sinne und seine Rent a Coder:
Aktivitäten sind auch nicht koproduktiv
rentacoder.com
Schaffung von
 Ein Unternehmen nutzt die Möglichkeiten des Flickr.com
Internet, um einen internen Markt zu initiieren YouTube.com
Marktplätzen mit
freiem Zugang
 Das Unternehmen kontrolliert nicht den Zu- EzineArticles.com
gang.
 Teilweise führen die Aktivitäten der Marktteilnehmer auch zu wirtschaftlichem Austausch; Tausende nichtkommerin der Regel ist der Austausch (bspw. von In- zieller Tauschplattforformationen/Medien) aber kosten- und zu- men
gangsfrei
 Kommerzielle Seiten erzielen lediglich indirekt, bspw. über Werbung Einnahmen
Open Source und  Kollaborativer, über das Internet ermöglichter Linux
Arbeitsprozess
Open Content Wikipedia.org
Projekte
 Nichthierarchisch strukturiert; jeder kann mitmachen und hat formal die gleichen Rechte
 In der Regel antikommerzieller Impetus
 das so geschaffene Produkt wird nicht verkauft, sondern ist frei zugänglich
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
Die hier genannten Formen von Crowdsourcing weisen drei gemeinsame Grundcharakteristika
auf: Erstens werden sie jeweils von privatwirtschaftlichen Unternehmen initiiert. Zweitens haben
sie gemein, dass ihr Ziel in der Anreicherung des Wertschöpfungsprozesses durch kostengünstige
Aktivierung kreativer Potentiale zu sehen ist. Und drittens behalten die Unternehmen immer die
volle Kontrolle über den Wertschöpfungsprozess und können somit entscheiden, ob, wann und
wie die „Crowd“ partizipieren kann.
Jedoch sind nicht alle im Web 2.0 getätigten wirtschaftlichen Aktivitäten eine Form von Crowdsourcing, obwohl dieses die pointierteste Art der Einbindung von Usern bzw. Konsumenten in die
betriebliche Wertschöpfungskette darstellt. Die Erhebung von Gebühren für die Nutzung von
Marktplätzen mit begrenztem Zugang stellt eine weitere geläufige und lukrative Form der kommerziellen Verwertung dar, die im Internet-Kontext möglich ist. Eine weitere indirekte Verwertungsform besteht in der Nutzung des Web 2.0 für Werbezwecke.
4
Gründe für die Ausbreitung von Crowdsourcing
Zentrale Fragen sind bisher offen geblieben: Welche Methoden wenden Unternehmen typischerweise an, um Nutzer bzw. Konsumenten zur Mitarbeit beim Crowdsourcing zu motivieren?
Warum wenden Unternehmen Crowdsourcing an? Welche Motivationen liegen der Teilnahme
von Konsumenten an Crowdsourcing zugrunde? Die im Folgenden ausgeführten theoretischen Reflektionen zu diesen Fragen sind als eine vorläufige Grundlage für noch durchzuführende empirische Untersuchungen anzusehen.
Als Vorteile für die Unternehmen benennen Reichwald und Piller (2006, S. 149-154) vier Aspekte: Die Verkürzung des Zeitraums der Produktentwicklung („Reduzierung der Time-to-Market“),
die Senkung der Innovationskosten („Reduzierung der Cost-to-Market“), die Erhöhung der Marktakzeptanz und Zahlungsbereitschaft für neue Produkte („Steigerung des Fit-to-Market“) und die
Steigerung des von Käufern wahrgenommenen Neuigkeitswerts eines neuen Produkts („Erhöhung
des New-to-Market“).
Um User zur Teilnahme zu motivieren, werden Crowdsourcing-Projekte durch die Unternehmen
häufig in deutlicher Anlehnung an die Ästhetik und Rhetorik der Open Source / Open ContentKultur gerahmt, die als eine Art Leitkultur fungiert. Zentral sind Leitbilder des selbstbestimmten,
gemeinschaftlichen und kreativen Handelns. Damit korrespondiert, dass Crowdsourcing-Projekte
zumeist die Aufgabenfelder Gestaltung/Design, Problemlösung und Innovation behandeln, in denen subjektiv befriedigende gestalterisch-kreative Tätigkeiten erbracht werden. Konträr zur Open
Source/Open Content-Kultur sind dagegen materielle Entlohnungen, die in einigen Formen des
Crowdsourcing für die ‚richtige’ bzw. die ‚beste(n)’ Lösung(en) eines ausgeschriebenen Problems
bzw. einer Aufgabe ausgelobt werden.
Die Orientierung an Elementen der Open Source/Open Content-Kultur dürfte sich insbesondere
bei jenen Crowdsourcing-Projekten als besonders ausgeprägt erweisen, die sich an die Zielgruppe
der „Heavy User“ des Internet wenden. ‚Reine’ Crowdsourcing-Unternehmen bzw. -Agenturen,
die als „Start-ups“ begonnen haben, indem ‚private’ Nutzer auf der Grundlage eigener Internetaktivitäten eine Geschäftsidee entwickelt haben, dürften sich ebenso stärker daran orientieren.
Auf Seiten der teilnehmenden Internet-Nutzer ist zunächst zu fragen, warum diese sich überhaupt
an Crowdsourcing-Anwendungen beteiligen. Einen theoretischen Ausgangspunkt bietet die Unterscheidung in extrinsische und intrinsische Motivationen. Extrinsisch motiviert ist eine Person, die
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eine Tätigkeit ausführt, um irgendeine Form von äußerlicher „Belohnung“ zu erhalten. Für arbeitende Konsumenten können das etwa berufliche Vorteile sein, die Anerkennung für die erbrachte
Leistung oder der Wunsch mit anderen gemeinsame Ziele zu verfolgen. Intrinsische Motivation
zeichnet sich im Unterschied zu diesen Faktoren dadurch aus, dass die Tätigkeit um ihrer selbst
willen getan wird oder anders formuliert: dass sie Spaß macht (Ryan/Deci 2000).
Interessant ist insbesondere, welche Faktoren dazu beitragen, dass eine Tätigkeit intrinsisch motivierend ist. Überlegungen hierzu liefert die Selbstbestimmungstheorie der Motivation (Ryan/Deci
2000). Entsprechend dieser streben Menschen nach Aktivitäten, welche die Erfahrung persönlicher Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit ermöglichen. Wer also ein Talent für
das Skifahren hat, wer selbst entscheiden kann, wie er das tut und dies gemeinsam mit anderen tun
kann, wird auch ohne äußere Anreize hierfür motiviert sein.2 Ähnliche Überlegungen zur intrinsischen Motivation liegen aus dem arbeitspsychologischen Job Characteristics Model (JCM, Hackman/Oldham, 1980) vor. Hier werden speziell für Arbeitstätigkeiten Merkmale von Aufgaben beschrieben, welche geeignet sind, die intrinsische Motivation der Arbeitenden zu fördern. Dabei
handelt es sich um Faktoren, die sich in ähnlicher Weise auch in anderen Modellen menschengerechter Arbeit finden lassen, z.B. Autonomie in der Arbeit oder Ganzheitlichkeit der Aufgabe.
Studien zur Motivation für Kundenarbeit liegen einerseits mit Bezug auf Open Source/Open Content-Projekte vor. Andere Studien beziehen sich auf die Arbeit, die Kunden für kommerzielle Unternehmen leisten.
Die empirische Forschung zu Open Source/Open Content Projekten legt nahe, dass auch wenn
entsprechende Tätigkeiten oft unbezahlt geleistet werden, durchaus andere extrinsische Motivatoren vorhanden sind. Dies sind berufliche Vorteile (Robles et al., 2001), der Wunsch, Neues zu lernen, Wissen mit anderen zu teilen und gemeinsame Ziele zu erreichen (Gosh et al. 2002). Weiterhin zeigt sich, dass intrinsische Motivation („Spaß“) offenbar der entscheidende Grund für das Engagement ist (Luthiger 2006). Fragt man weiter, wie intrinsische Motivation entsteht, so findet
sich ein erster Hinweis in der Untersuchung von Lakhani und Wolf (2005). Sie ergab, dass insbesondere das Erleben von Kreativität mit der Bereitschaft, sich für Open Source Projekte zu engagieren, zusammenhängt. Besonders aufschlussreich ist eine Studie von Schroer und Hertel (2007).
Ausgehend vom Job Characteristics Model (s.o.) wurden hier Aufgabenmerkmale von Personen
erhoben, die an der Internet-Enzyklopädie Wikipedia mitarbeiten. Autonomie (autonomy), die
Wichtigkeit der Aufgabe (task significance) sowie Anforderungswechsel (skill variety) hängen zusammen mit der Bereitschaft, sich zu engagieren. Ob diese Aufgabenmerkmale tatsächlich zu Engagement führen, hängt zudem von der erlebten intrinsischen Motivation ab (diese fungiert als
partieller Mediator des Zusammenhangs zwischen Aufgabenmerkmalen und Engagement). Wider
Erwarten erleben allerdings die Personen, die sich stark engagieren, ein eher ungünstiges KostenNutzen-Verhältnis (ebd.). Dies spricht dafür, dass hier eine gewisse Bereitschaft für ein Engagement trotz hoher Kosten und ohne hohen eigenen Nutzen vorhanden ist.
Zu bedenken ist bei diesen Ergebnissen, dass die Tätigkeit in Open Source/Open Content Projekten jeweils Zielen dient, die von der Community geteilt werden und für die Mitwirkenden eine
hohe Bedeutung haben. Ganz anders ist dies, wenn arbeitende Kunden kommerziellen Unternehmen zuarbeiten. Warum Kunden auch hier bereit sind mitzuarbeiten, hat Bateson (1985) in einer
frühen Studie für unterschiedliche Dienstleistungen sowohl qualitativ als auch quantitativ eingehend untersucht. Die Ergebnisse verweisen darauf, dass Konsumenten vor allem zur Eigenaktivität
2
Neben eindeutig intrinsisch extrinsisch motivierten Tätigkeiten unterscheiden Ryan und Deci (2000) eine
Reihe von Zwischenformen.
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bereit sind, weil sie hoffen, auf diese Weise Zeit zu sparen sowie mehr Kontrolle über die Leistungserbringung zu gewinnen (vgl. auch Michel 1997, 2000; Voswinkel 2000). Als Faktoren für
eine Beteiligung von Konsumenten speziell an der Produktinnovation verweisen Reichwald und
Piller (2006, S. 142ff) neben den bereits diskutierten intrinsischen Motivationen auf die Unzufriedenheit mit bestehenden Lösungen und die Erwartung, Produkteigenschaften besser mit Konsumentenbedürfnissen zur Deckung zu bringen.
Es gibt außerdem eine Reihe von Studien, die sich speziell mit Selbstbedienungstechnologien auseinandersetzen (Dabholkar 1996; Dabholkar et al. 2003; Meuter et al. 2000). Untersucht wurden
teilweise Szenarien (z.B. ein Fast-Food-Szenario, bei dem die Befragten angeben sollten, unter
welchen Voraussetzungen sie gern eine Selbstbedienungstechnologie nutzen würden, vgl. Dabholkar 1996), teilweise wurden Feldstudien auf der Basis bereits verfügbarer Selbstbedienungstechnologien durchgeführt (z.B. eine Kasse mit Self-Scanning-Möglichkeit, vgl. Dabholkar et al.
2003). Auf der Grundlage eines Überblicks über den Stand der Forschung sowie eigener Studien
hierzu kommen Dabholkar, Bobitt und Lee (2003) zu dem Ergebnis, dass die erwartete eigene
Kontrolle der Abläufe wesentlich ist für eine positive Wahrnehmung der Qualität der Selbstbedienungsmöglichkeit. Darüber hinaus scheint der erwartete „Spaß“ beim Umgang mit der Technik
nur wenigen Kundinnen und Kunden wichtig zu sein. Weitere, jedoch weniger bedeutsame Faktoren waren Zeitersparnis, (geringe) Anstrengung, (geringe) Komplexität, Verlässlichkeit und Präzision der Technik sowie eine (positive) Einstellung zur Technik. Hinsichtlich der Interaktion mit
Mitarbeitenden zeigte sich, dass hier offenbar die Vorlieben auseinander gehen: Während dies für
manche Nutzende ein Vorzug ist, erachten andere dies als Nachteil.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass für die Motivation arbeitender Kunden intrinsische Motivation
(„Spaß“) sowie Faktoren, die diese fördern (z.B. Autonomie, Kreativität sowie Bedeutsamkeit der
Aufgabe), von zentraler Bedeutung sind. Faktoren extrinsischer Motivation (z.B. Beiträge zu gemeinsam verfolgten Zielen, Zeitersparnis) haben ebenfalls eine Bedeutung, sind jedoch offenbar
weniger entscheidend.
5
Schluss und Ausblick
Crowdsourcing bedeutet – im Kontrast etwa zu anderen Web 2.0-basierten Anwendungen wie z.B.
Open Content-Projekten – eine gezielte Nutzung und direkte ökonomische Verwertung von kreativen Ideen und Arbeitsleistungen der Konsumenten. Indem sie sich an Crowdsourcing-Angeboten
von Unternehmen beteiligen, tragen Konsumenten zur Produkt- und/oder Prozessinnovation der
Unternehmen bei. Die Entwicklung von Crowdsourcing verweist einerseits auf die quantitative
Ausweitung der Mitwirkung von Konsumentinnen und Konsumenten an der Leistungserbringung.
Crowdsourcing ist zugleich aber auch ein Beispiel für eine neue Form der Kundenintegration: Von
unternehmensexternen Personen werden Leistungen für das Unternehmen bzw. für andere Kundinnen und Kunden erbracht. Damit geht Crowdsourcing eindeutig über die klassische Co-Produktion, bei der Kunden an der Erbringung der von ihnen genutzten Leistungen mitwirken, hinaus. Insoweit ist die zunehmende Ausbreitung des Phänomens Crowdsourcing als ein Beleg für
die Stichhaltigkeit der eingangs postulierten gesellschaftlichen Entwicklung hin zum neuen Typus
des „arbeitenden Konsumenten“ zu werten, dessen private Arbeitskraft von Betrieben zunehmend
inkorporiert wird (und sich inkorporieren lässt). Während das Phänomen des arbeitenden Konsumenten allerdings nicht notwendig an bestimmte technische Innovationen gebunden ist, wird speziell Crowdsourcing durch das Internet und insbesondere durch die Entwicklung des Web 2.0 erst
ermöglicht.
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Welche Folgen Crowdsourcing für Unternehmen und Konsumentinnen und Konsumenten jeweils
hat, ist im Moment noch weitgehend offen. Mögliche Konsequenzen werden im Folgenden anhand von drei exemplarischen Aspekten kurz beleuchtet.
Verteilung von Gewinn/ökonomische Konsequenzen
Für Unternehmen bietet das Outsourcing auf die Konsumentinnen und Konsumenten wie erwähnt
ein erhebliches Einsparpotential (aus der Perspektive der Arbeitnehmervertretungen erwächst daraus zugleich die Gefahr, dass Arbeitsplätze abgebaut werden). Plattformen zur Organisation von
Crowdsourcing erfordern jedoch auch Investitionen, deren Amortisation stark von der Bereitschaft
der „Crowd“ zur Mitarbeit abhängt. Auch die Interaktion mit den arbeitenden Konsumentinnen
und Konsumenten kann, je nach Komplexität der Prozesse, durchaus kostenintensiv sein. Damit
ist der ökonomische Nutzen von Crowdsourcing für Unternehmen voraussetzungsreich.
Aus der Perspektive der Konsumentinnen und Konsumenten stellt sich ebenfalls die Frage nach
dem finanziellen Gewinn, den sie aus ihrer Mitwirkung erzielen können. Dieser kann tatsächlich
als festes Entgelt für eine bestimmte Leistung bezahlt werden oder, wenn eine Tätigkeit ausgeschrieben wird, als „Belohnung“ im Erfolgsfall. Er kann jedoch auch gänzlich ausbleiben.
Einflussnahme auf die Produktgestaltung
Manche Formen des Crowdsourcing beinhalten, dass Unternehmen Konsumentinnen und Konsumenten dazu einladen, Produkte mit zu entwickeln oder Anregungen zur Verbesserung von Produkten und Leistungen zu geben. Ein großer möglicher Vorteil für das Unternehmen ist dann, dass
die spezifische Expertise von Konsumentinnen und Konsumenten genutzt werden kann, etwa
wenn die Nutzer einer Software diese als „Beta-Tester“ bewerten. Auch kann Innovation durch
Kunden zu Marketingzwecken genutzt werden (wie dies etwa medienwirksam am genannten Beispiel des Designs des neuen Fiat 500 geschehen ist). Andererseits macht eine solche Öffnung gegenüber den Konsumentinnen und Konsumenten Unternehmen auch verletzbar. Was geschieht
etwa, wenn Kunden Produkte negativ bewerten? Welche Konsequenzen ergeben sich für das
Image des Unternehmens, wenn es in Blogs öffentlich angeprangert wird?
Für Konsumentinnen und Konsumenten kann sich somit durch Crowdsourcing die Chance bieten,
auf Entscheidungen des Unternehmens zumindest indirekt (etwa mittels Designvorschlägen oder
Beeinflussung der öffentlichen Meinung) Einfluss zu nehmen. Auf der anderen Seite besteht aus
der Konsumentenperspektive die Gefahr, von Unternehmen nur als preiswerter Ideenlieferant genutzt zu werden, ohne dass irgendeine Möglichkeit zur Mitentscheidung besteht. Vorteilhaft ist,
wenn Unternehmen zumindest öffentlich darüber informieren, welche Ideen der Konsumentinnen
und Konsumenten tatsächlich umgesetzt werden (wie z.B. Dell auf (www.dellideastorm.com).
Qualität der Arbeitsergebnisse und der Arbeitsbedingungen
Aus Unternehmenssicht ist eine wichtige Frage, welche Qualität die Arbeitsleistungen der Crowd
überhaupt bieten. Zwar verfügen Konsumentinnen und Konsumenten über spezifische Erfahrungen aufgrund der Nutzung von Produkten und Diensten von Unternehmen und diese Erfahrungen
können für Unternehmen sehr nützlich sein. Zugleich gibt es aber wichtige Einschränkungen hinsichtlich der Qualität der Leistungen von Konsumentinnen und Konsumenten. Dies betreffen einerseits ihre Ausbildung: Mitarbeitende verfügen über eine formale Ausbildung, die in der Regel
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Voraussetzung für ihre Einstellung ist. Demgegenüber ist die Frage der Qualifikationsvoraussetzungen von Konsumentinnen und Konsumenten (zumindest derzeit) noch weitgehend ungeregelt.
Dies birgt erhebliche Risiken für Unternehmen, wenn sie der Crowd Verantwortung übertragen.
Beispielsweise stellt sich bei Virtual Health Communities das Problem, die Güte der Gesundheitsempfehlungen von Patientinnen und Patienten (etwa in Foren oder Chats) zu prüfen und einzugreifen, wenn Fehlinformationen verbreitet werden. Ein anderes Problem ist, dass Konsumentinnen
und Konsumenten nur ganz spezifische Erfahrungen aufweisen, welche sie, mit Goffman (1959)
gesprochen, an der Front Stage des Unternehmens gewonnen haben. Sie wissen jedoch wenig oder
gar nichts über die Prozesse, die back stage ablaufen. Damit fehlt ihnen (noch) ein wesentlicher
Wissensbereich, über den Mitarbeitende des Unternehmens verfügen. (Dies könnte sich allerdings
mit einer weiter gehenden Entwicklung hin zum Arbeitenden Kunden ändern).
Aus Perspektive der Konsumentinnen und Konsumenten ist die Qualität der
„Arbeitsbedingungen“ ein wichtiges Thema. Die Arbeit ist insbesondere dann intrinsisch motivierend, wenn sie ein hohes Maß an Autonomie bietet. Motivierend kann außerdem auch die Chance
für den Austausch mit anderen sowie die Nutzung und Weiterentwicklung von Kompetenzen sein.
Im günstigsten Fall könnten arbeitende Konsumentinnen und Konsumenten mittels Crowdsourcing eine Chance zur persönlichen Entfaltung haben, die ihnen in der Erwerbsarbeit fehlt.
Wie der Arbeitende Konsument der Zukunft aussehen könnte und wie das Verhältnis zwischen
Konsumentenarbeit und Erwerbsarbeit künftig gestaltet sein wird, ist derzeit noch offen. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass der passiv konsumierende „König Kunde“ das Modell der Zukunft sein
wird. Für die Arbeitsforschung bedeutet dies, dass die Auseinandersetzung mit Arbeit außerhalb
von Erwerbsarbeit und klassischer Reproduktionsarbeit künftig ein zentrales neues Feld sein könnte.
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Zu den Autoren
Dr. Frank Kleemann
Wiss. Mitarbeiter am Institut für Soziologie der TU Chemnitz
Arbeitsschwerpunkte: Arbeits- und Industriesoziologie, qualitative Methoden
Werdegang
Studium zunächst der Statistik, dann der Soziologie, Psychologie und Politischen Wissenschaften
an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Diplom in Soziologie 1995) und an der University of Pennsylvania, Philadelphia, PA (Master of Arts 1993)
Zusatzstudium „Qualitative Methoden in den Sozialwissenschaften“ an der Freien Universität Berlin (1996-98)
Promotion zum Dr. phil. an der TU Chemnitz (2004)
Seit 1998 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Industrie- und Techniksoziologie an der
TU Chemnitz
Ausgewählte Publikationen des Autors:
Kleemann, Frank / Voß, G. Günter / Rieder, Kerstin: Un(der)paid Innovators. The Commercial
Utilization of Consumer Work through Crowdsourcing. In: Science, Technology & Innovation
Studies, Vol. 4, No. 1, July 2008, pp. 5-26, http://www.sti-studies.de
Kleemann, Frank / Matuschek, Ingo: Informalisierung als Komplement der Informatisierung von
Arbeit. In: Funken, Christiane / Schulz-Schaeffer, Ingo (Hg.): Digitalisierung der Arbeitswelt.
Die Neuordnung formaler und informeller Prozesse in Unternehmen, Wiesbaden: VS Verlag
für Sozialwissenschaften 2008, S. 43-67
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Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
G. Günter Voß (Prof. Dr. rer.pol, Dr. rer.pol. habil, Dipl.Soz.) geb. 1950
Seit 1994 Professor für Industrie- und Techniksoziologie an der TU Chemnitz.
Arbeitsschwerpunkte: Arbeit, Beruf, Arbeitskraft, Organisation, Alltag, Lebensführung.
Werdegang
Mehrjährige Tätigkeit als Berufsoffizier der Luftwaffe im Bereich Communications und Offizierausbildung. Danach Studium der Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaft in München;
anschließend Mitarbeiter an den Sonderforschungsbereichen 101 (Theoretische Grundlagen sozialwissenschaftlicher Berufs- und Arbeitskräfteforschung) und 333 (Entwicklungsperspektiven von
Arbeit) sowie Assistent am Institut für Soziologie der Universität München. 1990 Habilitation in
Soziologie an der Universität München.
Wichtige Veröffentlichungen:
Lebensführung als Arbeit. Stuttgart: Enke 1991
Der Arbeitskraftunternehmer. KZfSS 50 (1) 1998, (zus. mit H.J. Pongratz)
Arbeitskraftunternehmer. Berlin: edition sigma 2003 (zus. mit H.J. Pongratz)
Subjektivierung von Arbeit. München, Mering: Hampp 2003 (Hg. zus. mit M. Moldaschl)
Entgrenzung von Arbeit und Leben. München, Mering: Hampp 2003 (Hg. zus. mit K. Gottschall)
Dienstleistung als Interaktion. München, Mering: Hampp 2004 (Hg. zus. mit W. Dunkel)
Typisch Arbeitskraftunternehmer? Berlin: editio sigma 2004 (Hg. zus.mit H. Pongratz)
Der Arbeitende Kunde. Frankfurt a.M., New York: Campus 2005 (zus. mit K. Rieder)
Aktuelle Forschungsprojekte u.a. zu den Themen, „Dienstleistungsinteraktion“, „Kommunikationsarbeit in Call- und Communication Centern“, „Entgrenzung von Arbeit – Zielvereinbarung“,
„Entgrenzte Arbeit – entgrenzte Familie“, „Arbeit im Luftverkehr“.
Prof. Dr. Kerstin Rieder
Diplom-Psychologin an der Hochschule für Angewandte Psychologie der Fachhochschule Nordwestschweiz
Arbeitsschwerpunkte: Betriebliches Gesundheitsmanagement, E-Health, Dienstleistungsarbeit,
Selbstbedienungstechnologien
Werdegang
Studium der Psychologie an der Technischen Universität Berlin (Diplom 1992)
Trainerin am Zentrum für Gesundheitsförderung in Berlin (1992-1992)
Mitarbeiterin im EU-Projekt „Adaption der aufgabenbezogenen Qualifizierungsmethodik“
(ADAM) im Auftrag des Walter-Friedländer-Bildungswerkes (1993-1994)
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Crowdsourcing und der Arbeitende Konsument
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Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Arbeitspsychologie und Arbeitspädagogik der
Technischen Universität Berlin (1995-1999)
Promotion Dr. phil. 1998 Technische Universität Berlin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Forschungsprojekt „Dienstleistung als Interaktion“
(Technische Universität Chemnitz in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt München, 20002001)
Universitätsassistentin am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck (2001-2004)
Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz (seit 2004)
Weitere ausgewählte Publikationen der Autorin:
Rieder, K., Laupper, E., Dorsemagen, C. & Krause, A. (2008). Die Ausbreitung von Selbstbedienungstechnologien und die Konsequenzen im Alltag von Seniorinnen und Senioren. In E.
Maier & P. Roux (Hrsg.), Seniorengerechte Schnittstellen zur Technik (S. 168-175). Lengerich: Pabst.
Voß, G. G. & Rieder, K. (2005). Der arbeitende Kunde. Wenn Konsumenten zu unbezahlten Mitarbeitern werden. Frankfurt a.M.: Campus.
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
1
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Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
[1-L] Aulenbacher, Brigitte:
Arbeits- und Industriesoziologie auf der Suche nach ihrem Profil und ihren Perspektiven, in:
Norbert Huchler (Hrsg.): Ein Fach wird vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeitsund Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 149-168, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Insbesondere unter zeitdiagnostischen Aspekten erweist sich, so die Verfasserin, die
der vorherrschenden Ausrichtung des Fachs unterlegte Analyseperspektive als problematisch.
Indem der Blick von den wirkmächtigen Sektoren aus auf Erwerbsarbeit insgesamt gerichtet
wird, werden auch hier Interdependenzen systematisch unterbelichtet. In der Folge werden
soziale Phänomene und Tendenzen nicht hinreichend zueinander in Relation gesetzt. Das Ergebnis dieses Vorgehens ist bekannt und nicht zuletzt aus der Perspektive der Geschlechterforschung kritisiert worden: Entwicklungen, wie sie mit den Topoi Entgrenzung und Subjektivierung von Arbeit beschrieben werden, werden unzulässig verallgemeinert beziehungsweise als neu herausgestellt, obwohl der systematische Blick auf das gesellschaftliche Gefüge
zeigt, dass sie für weite Bereiche und Gruppen nicht gelten, so neu nicht sind oder anderenorts ganz andere Prozesse hervorrufen beziehungsweise unterstellen. Dadurch bleiben auch
Verhältnisbestimmungen zwischen Rationalisierungsformen vage. Umgekehrt wird wie zum
Beispiel im Falle der vormaligen Geringschätzung der Themen Flexibilisierung und Prekarisierung verkannt, dass soziale Phänomene nicht erst dann von gesellschaftlich durchgängiger
Bedeutung sind, wenn sie die Zentren des Beschäftigungssystems und damit verstärkt auch
Männer erreichen, sondern auch dann, wenn sie scheinbar lediglich an den Rändern spielen
und nahezu ausschließlich Frauen betreffen, indem etwa flexible und prekäre Frauenbeschäftigung das androzentrische Normalarbeitsverhältnis stützt. Solchen Problemen ist, so die These, weder mit der empirischen Diversifizierung der Forschungsfelder noch mit trans- und interdisziplinärer Forschung allein beizukommen. Ihre Bearbeitung erfordert Analyseperspektiven, die dem Doppelcharakter des Fachs als soziologische Teildisziplin und als Beitrag zu einer Theorie der Gesellschaft in zeitdiagnostischer Perspektive und kritischer Intention stärker
gerecht werden, als dies von einem systematischen Ausgangspunkt allein von der Erwerbsarbeit aus möglich ist. (ICF2)
[2-L] Böhle, Fritz:
Kooperation, Interaktion und 'anderes' Wissen: Überlegungen zu einem neuen Begriff des
Arbeitshandelns, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen
des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1456-1466, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In dem Referat wird die These entfaltet, dass angesichts der Pluralisierung von Arbeit,
die auch von Veränderungen in den Kernsektoren industrieller Arbeit eine Erweiterung und
Revision des Verständnisses von Arbeit als ein auf die Bearbeitung (materieller und immaterieller) Objekte ausgerichtetes instrumentelles, planmäßig, rationales Handeln notwendig ist.
Dies erfolgt in vier Schritten: I. Zunächst wird am Beispiel der Diskussion zur Wissensarbeit
von einer vorschnellen Verabschiedung des 'traditionellen' Verständnisses von Arbeit gewarnt. Die viel zitierten Diagnosen einer Ersetzung von Arbeit durch Wissen beruht auf einem verkürzten betriebswirtschaftlichen Verständnis von Arbeit als 'ausführende' Arbeit. Die-
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
se Diskussion zum Wandel von Arbeit fällt konzeptuell hinter dem in der Industriesoziologie
längst vorhandenen Begriff von Arbeit gerade auch als 'geistige' Arbeit zurück. Demgegenüber richtet sich die hier zur Diskussion gestellte Erweiterung auf die Abgrenzung zwischen
gegenstandsbezogener Arbeit und sozialer Interaktion sowie die Dominanz planmäßig-rationalen Handelns. 2. Die Abgrenzung zwischen instrumenteller, auf die Bearbeitung materieller
und immaterieller Objekte gerichteter Arbeit einerseits und sozialer Interaktion andererseits
verliert in zweifacher Weise an Trennschärfe: Zum einem durch personenbezogene Arbeit im
Bereich von Dienstleistungen (front-line-work); zum anderen durch die Integration von Kooperation als Arbeitsaufgabe im Rahmen neuer gruppen-, projekt- und teamorientierten Formen der Arbeitsorganisation. Vor diesem Hintergrund werden konzeptuelle Erweiterungen in
Richtung von Gefühls-, Emotionsarbeit sowie kooperativen und interaktiven Arbeitshandelns
vorgestellt. 3. Eine zweite konzeptuelle Erweiterung bezieht sich auf Grenzen des planmäßigen und kognitiv-rationalen Handelns. Unter Bezug auf Ergebnisse der Professions- und Expertiseforschungen, Untersuchungen zu Grenzen der Informatisierung von Arbeit und künstlicher Intelligenz wird gezeigt, dass speziell bei der Bewältigung von 'kritischen Situationen'
andere Vorgehensweisen sowie andere Formen von Wissen und Kompetenzen notwendig
sind. 4. Abschließend werden auf der Grundlage der aufgezeigten Erweiterungen der Analyse
von Arbeit Konsequenzen für das Verständnis 'humaner Arbeit' sowie der kritischen Analyse
der empirischen Erscheinungsformen von Arbeit und der Gestaltung von Arbeit umrissen."
(Autorenreferat)
[3-L] Brose, Hanns-Georg:
Hauptsache Arbeit!: aber nur im wirklichen Leben?, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die
Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1490-1499,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Wenn, zu Beginn des Soziologentages 2006, die Faszination des Fußballspiels verflogen sein wird, dann wird die 'Hauptsache Arbeit' ihren angestammten Platz in der öffentlichen
Aufmerksamkeit wieder einnehmen. Obwohl das Legitimationsplakat: 'Hauptsache Arbeit!'
einen Ideologieverdacht durchaus nahe legt, bleibt die primäre Evidenz und unbedingte Relevanz von Arbeit, auf die es verweist, unbestreitbar. Es verwundert deshalb, wie schwer sich
die Arbeits- und Industriesoziologie damit tut, sich ihres disziplinären Gegenstandes zu vergewissern. Zumal die (dis)claimer anderer Beobachter des Feldes, nicht wirklich für Irritation
sorgen können. Weder die systemtheoretischen Kommentare, die die Rede von der 'Arbeitsgesellschaft' von der Höhe ihrer Theorie aus als 'Spontantheorien' qualifizieren, noch der von
Offe reklamierte "entschlossene(.) Verstoß(.) gegen die fest verankerte moralisch-ökonomische Intuition (sic) ..., dass es die Erwerbsarbeit ist, die das organisierende Zentrum eines gelungen Lebens sein und bleiben muss', liefern für die Analyse der empirischen Verhältnisse,
einer Durchdringung aller Lebensbereiche vom Modell (bezahlter) Arbeit, angemessene Konzepte an; der "Wir haben verstanden" - Gestus von Vertreter/innen der Disziplin befriedigt allerdings noch weniger. Habermas' Trennung von Arbeit und Interaktion übersah, dass Arbeit
immer auch Interaktion beinhaltet. Das ist schon früh kritisch vermerkt worden. Was aber,
wenn nun Interaktion zur Arbeit wird und Sittlichkeit zur Leistung? Oder in Terms des Fußballs: Arbeitssiege bringen zwar weiter, aber 'die Jungs (und das Publikum) sollen auch Spaß
daran haben' (Klinsmann). Spaß an der Arbeit, das wär's! Aber: war da nicht noch was? Neben der Lust eben auch die Last, die Organisation, der Arbeitsvertrag etc. Deshalb bleibt es
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weiterhin eine (unerfüllte) Aufgabe der Disziplin, die entstandene Buntscheckigkeit empirischer Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse systematisch zu sichten und zu beschreiben.
Dass die damit zwangsläufig erforderliche Weitung des Arbeitsbegriffs zu dessen Überdehnung führen kann, ist ein Risiko, das durch eine analytische Rahmung und Durchdringung der
Empirie kalkulierbar gemacht werden muss. Dazu wird der Vortrag Vorschläge unterbreiten."
(Autorenreferat)
[4-L] Cubela, Slave:
Geprellte Generationen: zur Kritik der kritischen Sozialforschung am Beispiel des
PROKLA-Heftes "Umkämpfte Arbeit", in: Prokla : Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft,
Jg. 38/2008, Nr. 3 = H. 152, S. 487-493 (Standort: USB Köln(38)-XG3381; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "The text is dealing with the current situation of critical sociology in general and critical labour studies in particular. It tries to show using the example of PROKLA 150 'HardFought Labour' that current labour studies are pervaded by deep uncertainty concerning their
aim and field of research and it tries to answer how educational expansion contributed to this
constellation." (author's abstract)
[5-L]
Decent work - some strategic challenges ahead: International Labour Conference, 97th
session 2008 ; report I(C), (97. International Labour Conference, 2008, Genève), Genève:
Internat. Labour Office 2008, 33 S., ISBN: 978-92-2-119500-9
INHALT: "The report first discusses ways in which the Decent Work Agenda can respond to the
spreading economic and social impact of the financial turmoil, which was originally triggered
by the sub-prime mortgage crisis in the United States and is now threatening to become a fullscale global recession. Recovery measures can pave the way to a more sustainable pattern of
global development and a fairer globalization, and will be more effective if they contribute to
decent work objectives. The following part of the Report invites discussion on the central role
of decent work in social progress both nationally and internationally. This leads to some reflections on how to build a stronger ILO, so as to support constituents in their efforts to enable more working women and men to enjoy decent work." (author's abstract)
[6-L] Deutscher Gewerkschaftsbund (Hrsg.):
Der DGB-Index Gute Arbeit 2008, in: Gute Arbeit : Zeitschrift für Gesundheitsschutz und
Arbeitsgestaltung, Jg. 20/2008, H. 7/8, S. 21-30
INHALT: "13 Prozent der Beschäftigten haben Gute Arbeit, 55 Prozent Mittelmäßige Arbeit, 32
Prozent Schlechte Arbeit. Das sind Befunde des neuen DGB-Index Gute Arbeit für das Jahr
2008. Die durchschnittliche Arbeitsqualität der Beschäftigten erreicht einen Indexwert von 59
Punkten auf der Skala zwischen 1 und 100. Das ist ein Punkt mehr als 2007. Aus Sicht der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer liegt die Arbeitsqualität damit weiter im unteren Mittelfeld. Die geringe Verbesserung gegenüber 2007 kommt einem Großteil der Beschäftigten
aber nicht zu Gute. Im Bereich schlechte Arbeit haben sich die Probleme erheblich verschärft.
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Das gilt besonders für die prekär Beschäftigten. Das Label 'prekär' betrifft dabei keineswegs
nur Minderheiten: Denn der DGB-Index 2008 hat auch gezeigt, dass inzwischen weniger als
die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland noch in einem unbefristeten und ausreichend bezahlten Arbeitsverhältnis steht. Der frühere Regelfall, das auskömmliche unbefristete Vollzeitarbeitsverhältnis, ist zur Ausnahme geworden. Dieser Trend ist mit einem starken Verlust
an Arbeitsqualität verbunden." (Autorenreferat). Einzelbeiträge: Gute Arbeit bleibt Mangelware, und die Schere zwischen gut und schlecht öffnet sich weiter (21-25); Prekär Beschäftigte haben schlechtere Arbeit (26-27); Gute Arbeit - der Maßstab ist der Mensch: Erfahrungen
einer Tagung der IG BCE (27-30).
[7-L] Deutscher Studienpreis (Hrsg.):
Mittelpunkt Mensch: Leitbilder, Modelle und Ideen für die Vereinbarkeit von Arbeit und
Leben, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 259 S., ISBN: 978-3-531-15716-0 (Standort:
UB Köln(38)-35A8665)
INHALT: "'Mittelpunkt Mensch? Leitbilder, Modelle und Ideen für die Vereinbarkeit von Arbeit
und Leben' lautete das Thema der siebten Ausschreibung des Deutschen Studienpreises. Nach
'Mythos Markt?' und 'Ausweg Wachstum?' stand damit die Grundsatzfrage am Ende des dreiteiligen Wettbewerbszyklus 'Hauptsache Arbeit': Welche Rolle muss, welche Rolle soll die
Arbeit im menschlichen Leben spielen? Die in diesem Band versammelten Beiträge der Preisträger des Deutschen Studienpreises 2007 ermutigen den Leser, sich zur Beantwortung dieser
Fragen auf zum Teil ungewöhnliche Perspektiven einzulassen. Indem die Autoren neue Ideen
anbieten und bestehende Leitbilder kritisch hinterfragen, leisten sie einen Beitrag zur Diskussion um die Stellung von Arbeit in unserer Gesellschaft und im Leben des einzelnen Menschen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Bianca Koczan: Bekleidungswerk. Mode vermittelt Arbeit (15-34); Michael Knoll: "Der Fahrer ist das letzte Glied in der Kette." Ergebnisse
einer empirischen Studie zum beruflichen Umgang mit Gefährdung am Beispiel der Fernfahrer (35-60); Jakob Schillinger: Junge Kulturproduktion - Selbstverwirklichung und Arbeit in
Berlin-Mitte (61-94); Andreas Knabe, Steffen Rätzel: Wie zufrieden macht die Arbeit? Eine
neue Quantifizierung der nicht pekuniären Kosten der Arbeitslosigkeit (95-116); Martin Ehlert, Martin Schröder: Wenn der Wohlfahrtsstaat die Wohlfahrt mindert. Das deutsche Sozialsystem aus dem Blickwinkel der Zufriedenheitsmaximierung (117-134); Uta Hanft: Hauptsache Arbeit? Hauptsache Freie Zeit! Die Idee der Freien Zeitversicherung oder wie sich durch
ein neues Anreizsystem die "Arbeitslosigkeit abschaffen" ließe (135-160); Christian Dries:
Arbeit revisited. Das 2x2-Komponenten-Modell für die Tätigkeitsgesellschaft des 21. Jahrhunderts (161-188); Axel Bohmeyer: Arbeitssucht und Anerkennung. Versuch einer gnadentheologischen Heuristik (189-202); Tim Heemsoth, Christopher Wratil: Diagnose Grenznutzen - Die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben aus ökonomischer Perspektive am Beispiel der
Klinikärzte (203-226); Thilo Gamber, Mikko Börkircher: Vereinbarkeit von Familien- und
Berufsleben bei der Gestaltung flexibler Arbeitszeiten. Agentenbasierter Ansatz zur Modellierung und Simulation persönlicher Präferenzen, beispielhaft aufgezeigt am Krankenhausbetrieb (227-250); Thomas Straubhaar: Mittelpunkt Mensch - Hauptsache Arbeit. Zum Verhältnis von Arbeit, Mensch und Markt (251-256).
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[8-L] Ehmer, Josef:
Jäger, Bauer, Banker: wie wir morgen arbeiten werden ; ein Blick zurück nach vorn, in:
Internationale Politik, Jg. 63/2008, H. 9, S. 48-54 (Standort: USB Köln(38)-LS G 09335; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich;
www.internationalepolitik.de/archiv/jahrgang-2008/september/jager--bauer--banker.html)
INHALT: Die Zukunft der Arbeit liegt nach Meinung des Autors in freier Lohnarbeit auf städtischen Arbeitsmärkten des Dienstleistungssektors. Deren soziale Probleme werden sich jedoch
nicht mit den Institutionen und Ideologien der westlichen Industriegesellschaften lösen lassen.
Der Autor diskutiert zunächst den Begriff der Arbeit und umreißt den Wandel von der Agrarzur Dienstleistungsgesellschaft, der gravierende Auswirkungen auf die Arbeitsverhältnisse
hatte. Er stellt anschließend drei Thesen zur Zukunft der Arbeit auf: (1) Es kommt zu einer
weiteren Zunahme unselbständiger Arbeit und die Abhängigkeit von Arbeitsmärkten und Arbeitgebern erhält mit der Globalisierung des 21. Jahrhunderts eine neue Dimension. (2) Die
Lohnarbeit im Dienstleistungsbereich hat die lange historische Tendenz zur freien Arbeit und
Überwindung der Sklaverei verstärkt. Dennoch wird nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) geschätzt, dass gegenwärtig mehr als 12 Millionen Menschen mit Gewalt zur Arbeit gezwungen werden, darunter viele Frauen und Mädchen als Opfer des globalen Sex-Business. (3) Die Arbeit ist mehr als je zuvor zur städtischen Arbeit geworden und
der Rückgang der landwirtschaftlichen Beschäftigung wird begleitet vom Wachstum der städtischen Bevölkerung. (ICI2)
[9-L] Fachhochschule Gelsenkirchen, Institut Arbeit und Technik (Hrsg.):
Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 2007, Gelsenkirchen 2008, 136 S. (Standort: IAB682.0119; Graue Literatur; www.iat.eu/aktuell/veroeff/jahrbuch/jahrb07/iat-jahrbuch2007.pdf)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Franz Lehner, Bernd Kriegesmann: Das "neue" IAT: Philosophie,
Strategie und Perspektiven (5-9); Josef Hilbert: Gesundheitswirtschaft (10-24); Michaela
Evans, Christa Schalk: Gesundheitsqualifikationen vor der Reifeprüfung (25-37); Dieter Rehfeld: Innovation, Raum, Kultur (38-43); Anna Butzin, Brigitta Widmaier: Innovationsbiographien (44-51); Alexandra David, Stefan Gärtner: Kultur und Kreativität als regionaler Wirtschaftsfaktor (52-59); Judith Terstriep: Cluster Management - Status Quo & Perspektiven
(60-70); Michael Krüger-Charle: Zeitdiagnose Wissensgesellschaft: (71-83); Hansjürgen
Paul: Netzwerkgesellschaften (84-96); Karin Weishaupt: Kommunikation in der Wissensgesellschaft (97-104); Katharina Rolff: Sport und Kompetenzentwicklung (105-112); Franz
Lehner: Studiengruppe "Lernende Region Ruhr" (113-114); Detlef Ober: Organisation, Haushalt, Personal (115-120).
[10-L] Fitzenberger, Bernd; Hübler, Olaf; Kraft, Kornelius:
Flexibilisierungspotenziale bei heterogenen Arbeitsmärkten: eine Einführung, in: Zeitschrift
für ArbeitsmarktForschung, Jg. 41/2008, H. 2/3, S. 95-116 (Standort: USB Köln(38)-XG1089;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Flexibilität und Heterogenität sind zentrale Themen der Arbeitsmarktforschung. Das
seit 2004 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Forschungsschwerpunktprogramm 'Flexibilisierungspotenziale bei heterogenen Arbeitsmärkten' beabsichtigt
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Flexibilisierungspotenziale aufzudecken sowie die Verbindungen zwischen heterogenen Arbeitsmärkten in den verschiedenen Dimensionen und der Flexibilisierung herauszuarbeiten.
Damit soll der Rückstand der Arbeitsmarktforschung in Deutschland im Vergleich zur internationalen Arbeitsmarktforschung zu diesen Themen verringert werden. Anliegen dieses Themenheftes ist es, im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms entstandene Beiträge einer
breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieser einführende Beitrag gibt einen knappen Überblick über den internationalen und nationalen Stand der Flexibilisierungsforschung
zum Zeitpunkt der Antragstellung des Schwerpunktprogramms. Dann werden die Ziele und
Themen des Schwerpunktprogramms erläutert und wir geben einen Überblick der zentralen,
netzwerkbildenden wissenschaftlichen Veranstaltungen, die regelmäßig die Themenfelder der
Forschung im Schwerpunktprogramm erweitert haben. Zuletzt erfolgt eine Zusammenfassung
der Beiträge dieses Themenheftes." (Autorenreferat)
[11-L] Flecker, Jörg; Holtgrewe, Ursula:
Überbetriebliche Arbeitsteilung: Auslagerung von Unternehmensfunktionen und die Folgen
für Arbeit und Beschäftigung, in: Wirtschaft und Gesellschaft, Jg. 34/2008, H. 3, S. 307-336
(Standort: USB Köln(38)-XH1749; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Insgesamt bestätigen die empirischen Erhebungen im Rahmen des WORKS-Projekts,
dass die Umstrukturierungen von Netzwerken und Wertschöpfungsketten erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Arbeitsbedingungen zeitigen. So wirken sich die Unterschiede in den Lohnniveaus und in der Regulierung der Arbeit zwischen den Ländern,
Branchen und Unternehmen im Falle von Auslagerungen direkt auf die Beschäftigungsbedingungen aus. Es kommt dadurch zu einer Fragmentierung der Beschäftigung in dem Sinn, dass
Belegschaften aufgespalten und Beschäftigungsbedingungen unterschiedlicher werden. Gerade in den mittel- und geringqualifizierten Funktionen ist dabei im Lauf der Zeit mit einer Angleichung der Arbeitsqualität nach unten zu rechnen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die
Vertragsgestaltung und die Abhängigkeitsbeziehungen zwischen Firmen, also zwischen dem
Abnehmer bzw. Auftraggeber und dem Zulieferer bzw. Dienstleister, häufig direkt auf die
Qualität der Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitsbedingungen durchschlagen. Zudem bekommen die Beschäftigten die Machtbeziehungen zwischen den Firmen nicht nur bei der
Festlegung der Löhne und Arbeitszeiten, sondern auch im Arbeitsalltag zu spüren, wenn Arbeitszeiten flexibler oder Kontrollen rigider werden. Positionen von Betrieben in Netzwerken
und Wertschöpfungsketten sowie Machtverhältnisse sind jedoch nicht statisch, und Auf- und
Abstiege innerhalb der Firmennetze wirken sich ebenfalls auf die Beschäftigungsbedingungen
aus. Auch wenn es Firmen gelingt, innerhalb der Wertschöpfungsketten neue Funktionen zu
übernehmen und günstigere Positionen einzunehmen, und Beschäftigte damit anspruchsvollere Tätigkeiten verrichten, nimmt jedoch der Druck in der Arbeit zu. Betriebs- und branchenübergreifend beobachten wir daher eine Intensivierung und zeitliche Verdichtung der Arbeit.
Diese rückt in vielen Fällen näher an den Markt, muss vermehrt die Perspektiven von Kostensenkung und Kundenorientierung einbeziehen und dabei die 'eigentlichen' Aufgaben mit vervielfältigten Schnittstellen und verengten Zeithorizonten erledigen. Parallel zur Vermarktlichung finden wir dabei auch steigende Anforderungen an formale Dokumentations- und Qualitätssicherungsroutinen in der Arbeit und Standardisierungen, die sich eher bürokratisch ausnehmen. Darüber hinaus sind die Entwicklungen in den verschiedenen Branchen und Unternehmensfunktionen recht unterschiedlich. Umstrukturierungen und ihre Auswirkungen auf
Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen folgen offensichtlich branchen- und länderspezifi-
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schen Logiken, und werden auch von der Entwicklung der Eigentümerbeziehungen und Managementstrategien im jeweiligen Netzwerk geprägt." (Autorenreferat)
[12-L] Fürstenberg, Friedrich:
Anmerkungen zum Krisendiskurs in der Arbeits- und Industriesoziologie, in: Norbert
Huchler (Hrsg.): Ein Fach wird vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und
Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 133-147, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Die Anbindung an eine allgemeine Theorie der Gesellschaft scheint, so der Verfasser,
nicht zielführend zu sein. Wie aus der bisherigen Geschichte der Arbeits- und Industriesoziologie ersichtlich ist, kann ein genereller Konsensus nicht herbeigeführt werden. Stattdessen
besteht die Gefahr, dass sich autistische Konventikel mit dem Bedürfnis nach Selbstbestätigung bilden, die sich von einer nur mangelhaft interessierten Mehrheit abkapseln. Wer eine
offene Wissenschaftsentwicklung mit selbstkritischen Impulsen und Realitätsbezug wünscht,
so die These, soll den Weg über identitätsbildende Problemstellungen wählen. Sie unterscheiden die Arbeits- und Industriesoziologie von den Nachbardisziplinen, schaffen aber auch Anschlussstellen für den interdisziplinären Diskurs. Ein zweites Erfordernis ist der wissenschaftliche Leistungsnachweis im Rahmen der scientific community. Er zeigt sich in den die Erkenntnis fördernden Forschungsergebnissen und ihrer weiterführenden Diskussion. In der gegenwärtigen Gesellschaft muss als drittes, unverzichtbares Erfordernis die hinreichende Vermittlung der Aufgaben, Ergebnisse und Anwendungsmöglichkeiten genannt werden. Bloße
"Beobachtung", wenn möglich als Introspektion mit dem Rücken zum Fenster, wird nicht
ausreichen. Besondere Aufmerksamkeit verdient schließlich auch die kritische Verwendung
des methodologischen Instrumentariums, um die Herstellung fiktiver Konstrukte zu vermeiden, die eine Nachprüfung wie auch einen kritischen Dialog ausschließen. Es wird argumentiert, dass wir weniger eine Renaissance der Arbeits- und Industriesoziologie brauchen, was
eine zurückliegende Verfalls- oder zumindest Stagnationszeit impliziert, als eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Sie muss sich im Rahmen des Wissenschaftskanons vollziehen und
darf nicht das Metaziel ihrer Erkenntnisse außer Acht lassen: zur verantwortlichen Gestaltung
der Arbeitswelt unter Wahrung der Menschenwürde beizutragen. (ICF2)
[13-L] Georg, Arno; Peter, Gerd:
Subjektiverung der Arbeit - Subjektivierung der Arbeitswissenschaften: was folgt aus dem
Epochenbruch?, in: Arbeit : Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und
Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 1, S. 38-50 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In den westlichen Arbeitsgesellschaften kommt ein tiefgreifender Umbruch zum Abschluss, der vor allem durch Prozesse der Flexibilisierung. Entgrenzung und Subjektivierung
der Erwerbsarbeit gekennzeichnet ist. Dieser Bruch hat weitreichende Konsequenzen auch für
die arbeitsbezogenen Wissenschaften. Herkömmliche Standards, Verfahren und Erkenntnisse
der Arbeitsforschung stehen zur Disposition, vor allem die zentralen Orientierungen an den
Arbeitsaufgaben und den darauf bezogenen organisatorisch qualifikatorischen Gestaltungskonzepten gerät in die Krise. Die zunehmende Unübersichtlichkeit in der Arbeitswelt führt zu
einer Subjektivierung auch der Arbeitsforschung, die die Arbeitsverhältnisse zunehmend aus
dem Blick geraten lässt. Neue subjektzentrierte Vorgehensweisen und Disziplinen mit z.T.
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problematischen Auswirkungen auf die Arbeitenden drängen nach vorn. Dies wird am Beispiel der betriebsorientierten Arbeitsforschung zur menschengerechten Arbeitsgestaltung und
Prävention nachgezeichnet. Es werden Vorschlägt zur Diskussion gestellt (das Ganze der Arbeit, die typischen Arbeitssituationen, die Grenzkonflikte der Arbeit), über die die alte Interdisziplinarität der Arbeitsforschung weiter aufrechterhalten bzw. auch erweitert werden könnte." (Autorenreferat)
[14-L] Giaccone, Mario; Bucalossi, Giulia:
Annual review of working conditions in the EU 2007-2008, Dublin 2008, 86 S. (Graue
Literatur; www.eurofound.europa.eu/docs/ewco/tn0802038s/tn0802038s.pdf)
INHALT: "This fifth annual review examines four key dimensions of working conditions and
quality of work and employment: career development and employment security, health and
well-being, skills and competence development, and work-life balance. The report outlines
relevant legislative and policy developments, and examines trends in the workplace during
the period 2007-2008." (author's abstract)
[15-L] Giguere, Sylvain (Hrsg.):
More than just jobs: workforce development in a skills-based economy, Paris: OECD 2008,
251 S., ISBN: 978-92-64-04327-5
INHALT: "'Job placement' has been the traditional goal of labour and employment policies, but
this report argues otherwise. To stay competitive in a globalised economy, governments must
also strive to enhance the skills of workers, increase their productivity and provide upward
mobility to immigrants and the disadvantaged. This report provides valuable insights into
how labour policies can be expanded to meet economic development and social cohesion
goals, while also reconciling national and local concerns. Studies from seven OECD countries
are presented (Australia, France, Germany, Japan, Korea, the United Kingdom and the United
States), each analysing attempts to expand workforce development policies and bridge the
gap between national and local initiatives. Included are various types of government/ private
sector partnerships in the United States, regional training in France and Australia's efforts to
customise policies to local needs. Based on the country studies, the report then makes specific
recommendations and suggestions on how workforce development policies can be expanded
and improved." (author's abstract) Contents: Sylvain Giguere: A broader agenda for workforce development (17-38); Sylvain Giguere: The governance of workforce development lessons
learned from the OECD expierence (39-52); Randall W. Eberts: The United States - how partnerships can overcome policiy gaps (55-86); Xavier Greffe: France - bridging regional training and local employment (87-110); Hugh Mosley, Petra Bouche: Germany - the local impact of labour market reforms (111-143); Dave Simmonds, Andy Westwood: The United
Kingdom - boosting the role of cities on workforce development (145-178); Cristina Martinez-Fernandez: Australia - local employment strategies that address diversity (179-198); Yoshio Higuchi: Japan - rural areas' need for local employment strategies (199-225); Hyo-Soo
Lee: Korea - proposal for a new type of partnership (227-247).
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[16-L] Herrmann, Andrea M.:
On the discrepancies between macro and micro level identification of competitive strategies,
(MPIfG Discussion Paper, 08/6), Köln 2008, 32 S. (Graue Literatur;
www.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/mpifg_dp/dp08-6.pdf)
INHALT: "Mit voranschreitender Internationalisierung von Wirtschaftsbeziehungen gewinnt die
Frage an Bedeutung, wie Unternehmen mit steigendem Wettbewerbsdruck umgehen. Zwar
stimmen Wissenschaftler überein, dass Firmen eines Wettbewerbsvorsprungs bedürfen. Doch
herrscht Uneinigkeit darüber, ob Unternehmen dazu den komparativen Vorteil ihres Landes
nutzen und sich auf die institutionell geförderte Strategie stützen. 'Nein', argumentieren Managementstrategen als Vertreter der marktorientierten Sichtweise. 'Ja', halten Anhänger der
Wettbewerbsliteratur dagegen. Die von mir vorgeschlagenen Mikroanalysen zeigen, dass sich
Unternehmen innerhalb eines Landes nicht auf die institutionell geförderte Wettbewerbsstrategie spezialisieren. Unterschiede zwischen meinen Ergebnissen und denen der Wettbewerbsliteratur führe ich auf die unterschiedlichen Indikatoren zurück, mit denen Unternehmensstrategien ermittelt werden. Immer wenn Makroindikatoren verwendet werden, führt der damit
einhergehende Informationsverlust bezüglich der Vielfalt von Unternehmen auf der Mikroebene dazu, dass die Spezialisierung in derselben Strategie betont - vielleicht überschätzt wird." (Autorenreferat)
[17-L] Hildebrandt, Eckart; Priller, Eckhard:
Entgrenzung von bürgerschaftlichem Engagement und Erwerbsarbeit, in: Michael Bürsch
(Hrsg.): Mut zur Verantwortung - Mut zur Einmischung : bürgerschaftliches Engagement in
Deutschland, Berlin: J. H. W. Dietz Nachf., 2008, S. 123-131, ISBN: 978-3-8012-0384-9
(Standort: UB Bonn(5)-2008/4221)
INHALT: Das Verhältnis zwischen Bürgerschaftlichem Engagement und Erwerbsarbeit ist, so
der Verfasser, durch die Entgrenzungen vielfältiger geworden. Obgleich die alten Einwände
und die skeptischen Einschätzungen an Gewicht verloren haben, sind mit der Tendenz zur
Relativierung des Freiwilligkeitsmerkmals in verschiedenen Bereichen und Formen des Bürgerschaftlichen Engagements neue Abgrenzungsprobleme entstanden. Die Bewertung der Effekte scheint auf den ersten Blick positiv in bei den Richtungen: die sozial verantwortliche
Öffnungen der (Arbeitskraft-)Unternehmertätigkeit auf der einen Seite und die die stärkere
(Erwerbs-)Arbeitsorientierung Bürgerschaftlichen Engagements auf der anderen Seite. Auf
den zweiten Blick aber dürften die Bewertungen von beiden Seiten unterschiedlich sein und
werfen eine Reihe von gravierenden Fragen auf. Im Mittelpunkt stehen die Risiken der Subsumtion des Engagements unter den Arbeitsmarkt: die Gefahr der Nutzung als "Durchlauferhitzer" für den ersten Arbeitsmarkt sowie die Einschränkungen durch das Konkurrenzverbot
mit dem ersten Arbeitsmarkt. Diese Prozesse sind aber Teil der vielfältigen Entgrenzung und
durch die Interessen einzelner Akteure geprägt. Den Risiken müssen, so die These, durch
neue Unterstützungsstrukturen und Grenzziehungen begegnet werden, die auf die Aufwertung
des Eigenwerts des Engagements hinwirken und durch die Stärkung der unternehmerischen
Komponente Übergänge in Erwerbsarbeit hinein erleichtern. Hier sind sowohl genauere empirische Untersuchungen als auch strategische Diskussionen notwendig. (ICF2)
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
[18-L] Huchler, Norbert (Hrsg.):
Ein Fach wird vermessen: Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und
Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma 2008, 222 S., ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: "Orientierungsdebatten haben in der Arbeits- und Industriesoziologie Tradition. Jüngst
erzeugte ein besonders dichter Diskussionsstrang hohe Aufmerksamkeit, der in diesem Band
teils wieder aufgegriffen, teils weitergeführt wird. Fünf für die aktuelle Auseinandersetzung
zentrale Aufsätze aus den Jahren 2004 bis 2006 werden hier wiederabgedruckt; sie werfen die
Frage auf, ob und wie die Arbeits- und Industriesoziologie auf den einschneidenden gesellschaftlichen Wandel reagieren muss: bezüglich ihres Gegenstands, ihrer Theorien, Methoden,
Zugänge etc. und besonders auch ihrer - die Disziplin im Vergleich zu anderen soziologischen Fächern noch einmal speziell prägenden - Ansprüche, impliziten Regeln sowie der intendierten Reichweite ihrer Erklärungen. Auf die dort bezogenen Positionen antworten in diesem Band fünf Arbeits- und Industriesoziolog/inn/en, indem sie aus je eigener Perspektive die
jüngste Debatte inspizieren und vorantreiben. Damit leistet dieser Band einen Beitrag zur
Selbstreflexion, Selbstvergewisserung und Entwicklung künftiger Perspektiven der Arbeitsund Industriesoziologie im universitären wie außeruniversitären Bereich. Er eignet sich zugleich als Einstieg in die zentralen Problemstellungen, die das Fach heute bewegen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Stefan Kühl: Von der Krise, dem Elend und dem Ende der Arbeits- und Industriesoziologie (21-30); Andrea Maurer: Elend und Ende der Arbeits- und Industriesoziologie? Einige Anmerkungen zu Erkenntnisprogrammen, Theorietraditionen und
Bindestrich-Soziologien (31-44); Kerstin Jürgens: Perspektiverweiterung statt Kriseninszenierung. Ein Beitrag zum Diskurs über die Zukunft der Arbeits- und Industriesoziologie (4568); Sabine Pfeiffer, Wieland Jäger: Ende des Elends. Marxsche Reformulierung, handlungstheoretischer Beitrag und dialektische Reanimation der Arbeits- und Industriesoziologie (6988); Heiner Minssen: Crisis? What Crisis? Zur Situation der Arbeits- und Industriesoziologie
(89-106); Martin Kuhlmann: Krise der Industriesoziologie - Themenfelder einer Debatte
(107-132); Friedrich Fürstenberg: Anmerkungen zum Krisendiskurs in der Arbeits- und Industriesoziologie (133-147); Brigitte Aulenbacher: Arbeits- und Industriesoziologie auf der
Suche nach ihrem Profil und ihren Perspektiven (149-168); Helmut Martens: Krise der Industriesoziologie und/ oder neue Formen der Wissensproduktion? Herausforderungen empirischer Sozialforschung im Epochenbruch (169-197); Dieter Sauer: Industriesoziologie - mehr
als eine akademische Disziplin. Ein historischer und subjektiver Blick in die Zukunft (199218).
[19-L] Jochum, Georg:
Subjektivierung zwischen hybridem Subjekt und Frontiersubjekt, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 4818-4830, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In der Diskussion um 'Subjektivierung der Arbeit' wird eine verstärkte Aktivierung
und Einbeziehung der Subjektivität der Arbeitskraft diagnostiziert, doch sind die Implikationen dieses Wandels ungeklärt. Ist 'Subjektivierung' als ein Übergang von Fremd- zur Selbstbestimmung zu verstehen, der aber zugleich mit einer erweiterten Verobjektivierung des 'Anderen' des Subjekts, seiner inneren Natur einhergeht? Oder aber bedeutet Subjektivierung
auch die Emanzipation lebendiger Potentiale des Menschen? Um hierauf eine Antwort zu ge-
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
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ben, muss zunächst die Frage nach dem 'Wesen' des Subjekts geklärt werden. In Anknüpfung
an dialektische Subjektkonzeptionen wird im Vortrag argumentiert, dass neben dem gesellschaftlich geformten 'Vernunftsubjekt' auch ein inneres 'Natursubjekt', ein Subjekt des Lebens
im Menschen postuliert werden muss. Erst durch Prozesse der Abgrenzung wie auch der Vermittlung zwischen diesen beiden Subjekten konstituiert sich das humane Subjekt. Die gegenwärtigen Tendenzen einer Subjektivierung der Arbeit sind als neue Stufe der Aktivierung dieser beiden Anteile des Subjekts und eine Neuordnung ihrer Interdependenzen anzusehen. Die
hiermit verbundene zunehmende 'Entgrenzung von Arbeit' bedeutet vor allem eine Neubestimmung des 'Grenzlandes' zwischen den beiden Subjektpolen und es bilden sich hybride
Subjekte (Reckwitz) wie etwa der 'Arbeitskraftunternehmer' (Voss) heraus. Damit werden in
der Arbeitswelt ähnliche Tendenzen erkennbar, wie sie gegenwärtig auch auf anderen Ebenen
unter den Begriffen der 'hybriden Kulturen', der 'Hybriden, Mischwesen aus Natur und Kultur' (Latour), der 'kosmopolitischen Hybride' (Wehling) usw. diskutiert werden. Paradigmatisch für den Hybridisierungsdiskurs war u.a. die Auseinandersetzung mit dem mexikanischamerikanischen Grenzraum. In dem Vortrag wird eine Spiegelung der dort erkennbaren Prozesse von Grenzziehung, Grenzöffnung und Vermischung in das Innere der Subjekte hinein
vollzogen. Hinsichtlich MexAmericas ist umstritten, inwieweit die Hybridisierung als gelungene Synthese oder als weitere Verschiebung der 'Frontier' in der Tradition der Landnahme
durch die 'Frontiersmen' (Turner) zu betrachten ist. So ist auch bezüglich der Phänomene einer Subjektivierung und Entgrenzung von Arbeit zu fragen, ob diese als Versöhnung der Gegensätze oder als eine neue Stufe der Kolonisierung der Natur des Subjekts durch ein inneres
Frontiersubjekt zu begreifen sind." (Autorenreferat)
[20-L] Jürgens, Kerstin:
Perspektiverweiterung statt Kriseninszenierung: ein Beitrag zum Diskurs über die Zukunft
der Arbeits- und Industriesoziologie, in: Norbert Huchler (Hrsg.): Ein Fach wird vermessen :
Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S.
45-68, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Die Verfasserin geht der Frage nach, wie ernsthaft die Krisendiagnose einzuschätzen
ist, und welche theoretischen und gegenstandsbezogenen Perspektivwechsel implizit mit diesen Diagnosen einhergehen. Die Auswahl konzentriert sich dabei exemplarisch auf jene Beiträge, die explizit die bisherige Ausrichtung in Frage stellen bzw. zu diesen Krisenszenarien
Stellung beziehen. Statt die gesamte Breite des Diskurses zu rezipieren steht eine vertiefte
und exemplarische Analyse einzelner Positionen im Vordergrund. Es wird argumentiert, dass
die Diagnosefähigkeit der Arbeitssoziologie nicht zuletzt davon abhängen wird, ob es gelingt,
einen erweiterten Arbeitsbegriff anzuwenden und Wechselwirkungen zwischen Lebensbereichen theoretisch zu reflektieren und in der empirischen Forschung zu operationalisieren.
Trotz einer sehr regen Debatte zu Selbstverständnis und Zukunft der Arbeits- und Industriesoziologie wird der gesamte Arbeitsbereich jenseits der Erwerbssphäre lediglich als Voraussetzung und Rahmenbedingung, nicht jedoch als Kern des Forschungsgebietes definiert. Greifen
Nutzungskonzepte von Arbeitskraft auf die Subjekte, ihre Potentiale und ihr soziales Umfeld
zu, dann war und ist es Aufgabe der Arbeitssoziologie, sich diesen Prozessen zu widmen.
Wenn man der Teildisziplin einen "Anachronismus" attestieren kann, dann weniger im Hinblick auf ihr vermeintlich erodierendes gesellschaftskritisches Potential als aufgrund ihrer
programmatischen Fixierung auf Erwerbsarbeit. Gerade in der Perspektive auf Arbeit außerhalb der Erwerbssphäre liegt, so die Autorin, die Möglichkeit, das kritische Potential der Teil-
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
disziplin zu revitalisieren. Es kristallisiert sich als eine für die Soziologie insgesamt bedeutsame Forschungsfrage heraus, ob der Wandel von Arbeitsanforderungen auch Veränderungen
in subjektiven Kompetenzen und Orientierungen nach sich zieht. (ICF2)
[21-L] Jürgens, Kerstin:
Reproduktionshandeln als Gewährleistungsarbeit: Der Erhalt von Arbeits- und Lebenskraft
als Voraussetzung und Grenze eines "entgrenzten" Kapitalismus, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 1468-1478, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Wandel von Erwerbsarbeit bringt auch in traditionellen Branchen und Erwerbssegmenten neue Formen der Nutzung von Arbeitskraft mit sich. Abhängig Beschäftigte sollen
sich - so die Proklamationen von Personalverantwortlichen und Managermagazinen - mit ihrer 'ganzen Persönlichkeit' und als 'ganzer Mensch' in den Arbeitsprozess einbringen. Werden
die Beschäftigten 'vom Objekt zum Subjekt von Rationalisierung' (Moldaschl/ Schultz-Wild),
wird in der theoretischen Analyse ein Perspektivwechsel von der Struktur- zur Handlungsebene obligatorisch. Er findet bereits seinen Niederschlag in Konzepten zum 'Arbeitshandeln'
(Böhle) oder zum 'Arbeitskraftunternehmer' (Voß/ Pongratz) sowie in Studien zur 'Subjektivierung von Arbeit'. Der Beitrag knüpft an diese Debatten an und plädiert für eine Erweiterung des Gegenstandsbereichs und eine Reformulierung des bislang dominierenden Arbeitsbegriffs. Zielt die neue Funktionslogik betrieblicher Arbeitsorganisation auf die Nutzung 'lebensweltlicher Potenziale', ist eine Perspektiverweiterung auf Fragen der Reproduktion unumgänglich. Während mit einem solchen Plädoyer häufig eine Gegenstandserweiterung auf
unbezahlte Arbeit assoziiert wird, zielt der hier vorzustellende Ansatz auf die Analyse von
Reproduktionsleistungen der Person, die für den Erhalt eigener Arbeitskraft notwendig sind.
Ausgehend von den älteren arbeits- und industriesoziologischen Konzepten zur 'Reproduktion
als Arbeitskraft' (Asendorf-Krings u.a.; Brock/ Vetter) werden zunächst aktuelle Anforderungen an Beschäftigte identifiziert, ohne die sich der Erhalt von Arbeitskraft nicht gewährleisten
ließe. Diese Leistungen werden interpretiert als ein gezieltes Reproduktionshandeln, das sich
sowohl als Voraussetzung wie auch als Begrenzung eines erweiterten externen Zugriffs auf
Arbeitskraft erweist. Der Beitrag thematisiert damit die Frage, inwiefern sich in der Eigenlogik von Reproduktionshandeln auch Grenzziehungen der Person sowie Widersetzungen gegenüber einem 'entgrenzten' Kapitalismus ablesen lassen." (Autorenreferat)
[22-L] Kinkel, Steffen; Friedewald, Michael; Hüsing, Bärbel; Lay, Gunter; Lindner, Ralf:
Arbeiten in der Zukunft: Strukturen und Trends der Industriearbeit, (Studien des Büros für
Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, Bd. 27), Berlin: Ed. Sigma 2008, 298 S.,
ISBN: 978-3-8360-8127-6
INHALT: "Die Arbeitswelt in der Industrie ist im Umbruch: Globalisierung, wachsender Bedarf
an Dienstleistungen, neue Organisationsmodelle, neu aufkommende Technologien (Biotechnologie, Nanotechnologie, Ambient Intelligence) - viele Faktoren treiben den Wandlungsprozess. Wie sich diese Treiber entwickeln werden und welche Arbeitsstrukturen in fünf bis zehn
Jahren zu erwarten sind, ist Gegenstand dieser am Fraunhofer ISI durchgeführten Untersuchung. Dazu werteten die Forscher Zukunftsstudien aus und analysierten parallel dazu, wel-
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
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che Veränderungen bereits Platz gegriffen haben. Demnach werden sich zwei kritische Entwicklungen zukünftig noch weiter verschärfen: Geringqualifizierte werden es in Zukunft
noch schwerer haben, Arbeit zu finden. Gleichzeitig wird der Mangel an Fachkräften - vor allem bei Ingenieuren, Natur- und Wirtschaftswissenschaftlern - infolge der identifizierten
Trends weiter zunehmen. Hier sollten, so empfiehlt die Studie, alle Handlungsoptionen ausgelotet werden, wirksam gegenzusteuern. Weitere Empfehlungen zielen darauf, das Angebot
zur Aus- und Weiterbildung in der Bio- und Nanotechnologie anwendungsorientierter zu gestalten oder in der Ausbildung mehr Wert auf Dienstleistungen zu legen." (Autorenreferat)
[23-L] Kraemer, Klaus:
Prekarität - was ist das?, in: Arbeit : Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und
Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 2, S. 77-90 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In den Sozialwissenschaften wird vermehrt auf den Begriff der 'Prekarität' zurückgegriffen, um die Transformation der Arbeitsgesellschaft und ihre Auswirkungen auf die sozialen Arrangements von Erwerbsarbeit zu analysieren. In diesem Beitrag wird dafür plädiert,
Prekarisierungsprozesse nicht nur auf der Ebene der Erwerbsarbeit zu untersuchen. Vielmehr
wird ein mehrdimensionales Konzept skizziert, das ausgehend von der besonderen Bedeutung
von Erwerbsarbeit weitere Dimensionen der Lebenslage einbezieht, um differenziertere Aussagen über Prekarisierung in Gegenwartsgesellschaften machen zu können. Im Einzelnen
wird zwischen den Untersuchungsdimensionen Erwerbsstelle, Erwerbsverlauf und Lebenslage unterschieden. Hierbei wird gezeigt, dass Aussagen über das prekäre Potenzial einer Erwerbsarbeit nur bedingt Rückschlüsse auf die Prekarität der Erwerbs- und Lebenslage zulassen. Zugleich wird vorgeschlagen, systematischer zwischen Prekarität im Sinne einer negativen statistischen Abweichung von den sozialen Normalstandards eines geschützten Arbeitsverhältnisses und einer subjektiv wahrgenommenen, 'gefühlten' Prekarität zu unterscheiden.
Diese Unterscheidung bietet die Möglichkeit, die Auswirkungen von Prekarisierung nicht nur
an den Rändern der Arbeitsgesellschaft zu untersuchen, sondern auch in ihrer Mitte." (Autorenreferat)
[24-L] Kühl, Stefan:
Von der Krise, dem Elend und dem Ende der Arbeits- und Industriesoziologie, in: Norbert
Huchler (Hrsg.): Ein Fach wird vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und
Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 21-30, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Das besondere Dilemma der Arbeits- und Industriesoziologie scheint darin zu liegen,
so der Verfasser, dass sie mit dem Marxismus eine Theorie zur Verfügung hatte, die es ermöglichte, die drei Ebenen Gesellschaft, Betrieb und Person theoretisch zusammenzuklammern, dass aber andererseits die Verhaftung in einer Marxschen Theorietradition zu einer Immunisierung gegenüber Veränderungen ihres Gegenstandsbereiches führte. Es wird gezeigt,
dass sich innerhalb der Disziplin grob drei Entwicklungsrichtungen verzeichnen lassen. Die
erste Entwicklungsrichtung lässt sich als "Enttheoretisierung" der Arbeits- und Industriesoziologie bezeichnen. Angesichts der Probleme mit den marxistischen Zentralkategorien und
eines zunehmend elaborierten Methodenapparates gibt es eine Tendenz, auf eine theoretische
Einbettung zu verzichten und zu den eher theoriereduzierten Herangehensweisen der Arbeits-
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
und Industriesoziologie in der Nachkriegszeit zurückzukehren. Gerade in den für die Arbeitsund Industriesoziologie wichtigen nicht-universitären Instituten scheint es in dem Spagat zwischen Akzeptanz durch die wissenschaftliche Gemeinschaft einerseits und der Verwendbarkeit außerhalb der Wissenschaft andererseits eine deutliche Verschiebung zu letzterer zu geben. Die zweite Entwicklungsrichtung versucht, ihren Halt in Theorien mittlerer Reichweite
zu finden. Weil Themen wie betriebliches Lernen, Projektarbeit, Vernetzung von Unternehmen oder Qualifikation von Management tendenziell nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten mit Marxschen Kategorien gefasst werden können, wird das Heil in Theorien gesucht,
die nicht mehr auf die Gesellschaft als Ganzes ausgerichtet sind, aber trotzdem für eine auf
den Betrieb oder einen Teilaspekt der Wirtschaft gerichtete Fragestellung soziologischen Halt
bieten. Die dritte Entwicklungsrichtung besteht in einer gesellschaftstheoretischen "Re-Fundierung" der Arbeits- und Industriesoziologie. Vor diesem Hintergrund plädiert der Autor für
eine Rückkehr zur Gesellschaftstheorie in der Arbeitsund Industriesoziologie und er erörtert
abschließend ihr 'kritisches Potential'. (ICF2)
[25-L] Kuhlmann, Martin:
Krise der Industriesoziologie: Themenfelder einer Debatte, in: Norbert Huchler (Hrsg.): Ein
Fach wird vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und Industriesoziologie,
Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 107-132, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: In der Form eines thesenartigen Kommentars zu der Debatte werden entlang von vier
Themenfeldern (Reichweite der Krise, Theoriedefizit, thematische Schwerpunktsetzungen
und Methoden) Einschätzungen und mögliche Perspektiven benannt. Vor diesem Hintergrund
wird auf die Kritik am Anwendungsbezug der Industriesoziologie eingegangen. Es wird dabei
von der Position aus argumentiert, dass Industriesoziologie eine spezielle Soziologie ist, die
über einen spezifischen Gegenstandsbereich verfügt und durch für sie typische methodische
und theoretische Herangehensweisen gekennzeichnet ist. In diesem Sinne erscheint der erhobene Hegemonieanspruch der Industriesoziologie als nicht (mehr) gerechtfertigt - rückblickend scheint dieser ohnehin mehr Anspruch als Wirklichkeit gewesen zu sein. Es wird hervorgehoben, dass die Bezeichnung "Bindestrich-Soziologie" keineswegs als abwertend verstanden werden soll: sie zwingt vielmehr zu einer deutlichen Konturierung des Faches gegenüber anderen (Teil-)Disziplinen. In dem Maße, wie den Formen und Entwicklungstendenzen
von Erwerbsarbeit sowie den in diesem Feld angesiedelten Konflikten gesellschaftlich immer
noch eine erhebliche Rolle zukommt, bleibt Industriesoziologie aber nach wie vor auch ein
wichtiger Bestandteil einer allgemeinen Soziologie und für das Verständnis gesamtgesellschaftlicher Strukturen und Dynamiken unabdingbar. An der bereits von Vorläufern der Industriesoziologie (Max Weber, Goetz Briefs, Theodor Geiger) begründeten Position, dass es
bei der Industriesoziologie um (gesamt-) gesellschaftlich in hohem Maße relevante Themen
geht, ist insofern festzuhalten. (ICF2)
[26-L] Marburger Gender-Kolleg (Hrsg.):
Geschlecht Macht Arbeit: interdisziplinäre Perspektiven und politische Intervention, (Arbeit
- Demokratie - Geschlecht, Bd. 7), Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2008, 246 S., ISBN: 9783-89691-740-9 (Standort: ULB Münster ZB Sozialwiss.(6A)-MS2900/396)
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INHALT: "Arbeitszusammenhänge sind Arenen, in denen Geschlecht hergestellt und verhandelt
wird; gleichzeitig wird über Geschlecht festgelegt, was (keine) Arbeit ist. 'Geschlecht Macht
Arbeit' beschäftigt sich mit neueren Perspektiven der Geschlechterforschung zu ebendiesen
Zusammenhängen. Der Band stellt Analysen, kritische Reflexionen und Forschungsergebnisse aus Wissenschaft und Kunst vor mit dem Ziel, aktuelle Wandlungsprozesse zu analysieren,
Machtverhältnisse auszuloten und politische Gestaltungsspielräume aufzuzeigen. Besondere
Aufmerksamkeit wird dabei Geschlechterleitbildern, Re- und Dekonstruktionen von Geschlecht und verschiedenen Optionen politischen Handelns unter den Bedingungen der Prekarisierung gewidmet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Maria Funder, Ingrid Kurz-Scherf,
Ina Merkel, Clarissa Rudolph: Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Politik
und Kultur (7-19); Lena Correll, Patrick Ehnis, Stefanie Janczyk, Ulrike A. Richter: Leitbilder und Geschlechterkonstruktionen (20-23); Irene Dölling: 'Eva-Prinzip'? 'Neuer Feminismus'? Aktuelle Verschiebungen in Geschlechterbildern im Kontext gesellschaftlicher Umbruchsprozesse (24-41); Lena Correll: Jenseits der "Behaglichkeit" - Lebensentwürfe von
Frauen und die Geschlechterkonstruktionen in der Familienpolitik (42-55); Patrick Ehnis: Hegemoniale Mütterlichkeit - Vom selbstverständlichen Einverständnis in die geschlechtstypische Arbeitsteilung nach der Geburt eines Kindes (56-69); Stefanie Janczyk: 'Vereinbarkeit
von Beruf und Familie' und Work-Life-Balance: Über Verengungen und Ausblendungen in
einer Debatte (70-84); Ulrike A. Richter: Sein und Schein von Arbeitsorganisationen - Ein
Diskussionsbeitrag zum Gleichheitspostulat (85-101); Almut Sülzle, Karen Wagels: Re- und
Dekonstruktionen von Geschlecht (102-106); Sylka Scholz: Männlichkeit und Erwerbsarbeit
Eine unendliche Geschichte? (107-120); Almut Sülzle: Vom Fußball fürs Leben lernen? Anmerkungen zum Konzept der hegemonialen Männlichkeit aus ethnographischer Perspektive
(121-135); Karen Wagels: "Der hatte 'ne Position - und ich hatte keine" ; Regulierungsweisen
von Geschlecht in Erwerbsarbeitskontexten (136-151); Mechthild Bereswill: Männlichkeit als
Taktgeber? Kommentar zu Grenzverschiebungen und Grenzziehungen im symbolischen System der Zweigeschlechtlichkeit (152-159); Simone Mazari, Heidi Schroth, Agnieszka Zimowska: Politisches Handeln in geschlechtlich strukturierten Erwerbsfeldern (160-162); Brigitta Kuster: Bilder der Prekarität - prekäre Bildproduktion (163-178): Agnieszka Zimowska:
Eigensinnige Risse in der Klammer der Erfahrung - Identitätspolitische Ambivalenzen bei der
Organisierung migrantischer Sexarbeiterinnen (179-196); Heidi Schroth: Transversale Billigjobber/innen? Dimensionen von Macht und Widerstand im prekären Dienstleistungssektor
(197-210); Simone Mazari: Vernetzung: ja - Gewerkschaft: nein!? Von vernetzten Kulturselbstständigen und Herausforderungen bei der Interessensvertretung neuer Selbstständiger
(211-225); Bettina Roß: Soziale Ungleichheit und politisches Handeln - Solidarität und Differenz in der internationalen Textilindustrie (226-242).
[27-L] Martens, Helmut:
Krise der Industriesoziologie und/ oder neue Formen der Wissensproduktion?:
Herausforderungen empirischer Sozialforschung im Epochenbruch, in: Norbert Huchler
(Hrsg.): Ein Fach wird vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und
Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 169-197, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Die frühere gesellschaftspolitische Bedeutung der Arbeits- und Industriesoziologie ist,
so der Verfasser, in einer postindustriellen Gesellschaft allein durch erneuerte grundlagentheoretische Fundierung nicht wieder herzustellen. Die Verschränkung mit der Debatte um
die Positionierung des Fachs als eines immer noch gewichtigen Teils empirischer Sozialfor-
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schung zwischen Grundlagenforschung und Beratung liegt auf der Hand. In diesem Zusammenhang wird die These vertreten, dass sich gerade ausgehend von ihrer Anwendungsnähe
und Praxisorientierung die Ansatzpunkte für einen neuerlichen Bedeutungsgewinn der Industrie- und Betriebssoziologie finden ließen. Dabei ist auch die kumulative Arbeit an theoretischen Modellen gefordert, dies aber eher orientiert an Theorien mittlerer Reichweite und unter bewusst eklektizistischer Nutzung der Angebote so genannter "großer Theorien". Eine
problemorientierte empirische Sozialforschung, einerlei ob universitär oder außeruniversitär
etabliert, bedarf einer doppelten Professionalisierung, nämlich: der Einübung in den - handlungsentlasteten und der regulativen Idee der Wahrheit verpflichteten - wissenschaftlichen
Diskurs sowie einer Professionalisierung, die sich auf das Verhältnis von Wissenschaft und
Praxis auf der Ebene konkreter, personalisierter Beziehungen zu jeweiligen Adressaten als
Klienten bezieht. Zum Schluss wird die Frage erörtert, ob und wie problemorientierte empirische Arbeitsforschung auf dieser Grundlage unter den heutigen Bedingungen tief greifender
Metamorphosen der Arbeit und der Sozialen Frage, die der Mainstream der Soziologie als sozialen Wandel verharmlost, alte Arbeitsbündnisse mit Akteuren der außerwissenschaftlichen
Praxis erneuern kann. (ICF2)
[28-L] Matuschek, Ingo (Hrsg.):
Luft-Schichten: Arbeit, Organisation und Technik im Luftverkehr, Berlin: Ed. Sigma 2008,
283 S., ISBN: 978-3-89404-563-0
INHALT: "Was früher für viele als außergewöhnliches Erlebnis galt, zählt mittlerweile fast zum
Standard: das Fliegen. Diese 'Veralltäglichung' des Fliegens basiert auf einem rapiden Zuwachs des Systems Verkehrsluftfahrt, in dem unterschiedliche Akteure - von den Bodenmitarbeitern über die Flugbegleiter bis hin zu den Piloten - tagtäglich verschiedenste Mobilitätsdienstleistungen zwischen Sicherheit und Service erbringen. Ihre Arbeitsbedingungen haben
sich im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte dramatisch verändert - nicht zuletzt in Folge
neuer Konkurrenz mit veränderten Geschäftsmodellen. Als ein dynamisches Teilsystem der
Wirtschaft ist die Luftfahrtbranche im Zusammenspiel von betrieblichen, institutionellen und
administrativen Gestaltern erheblichen Umbrüchen ausgesetzt; vielfach ist noch schwer auszumachen, wohin diese Prozesse führen. Dieser Sammelband bietet aus arbeits- und techniksoziologischer Perspektive Einblicke in die aktuelle Situation der Luftfahrt. Er wendet sich
dabei gleichermaßen den unterschiedlichen Ebenen der Systemgestaltung, der Arbeitsorganisation und des Arbeitshandelns des fliegenden Personals zu und lenkt den Blick auf ein zentrales, aber bisher weithin unerforschtes Feld der mobilen Gesellschaft." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ingo Matuschek: Die Leichtigkeit des Fliegens? Soziologische Blicke auf
die kommerzielle Luftfahrt (7-25); Gerhard Faber: Verkehrspilotenausbildung in Deutschland
(27-49); Ingo Matuschek, G. Günter Voß: Controlled flight into demotivation? Motivationale
Aspekte in der Tätigkeit von Piloten (51-72); Tanja Cvetnic: Cockpitautomatisierung und das
erfahrungsgeleitet-subjektivierende Arbeitshandeln von Piloten (73-91); Jörg Bergmann,
Kirsten Nazarkiewicz, Holger Finke, Detlef Dolscius: "Das gefällt mir goar nicht". Trouble
Marking als professionelle Kommunikationsleistung im Cockpit beim Auftreten technischer
Zwischenfälle (93-117); Norbert Huchler, Nicole Dietrich: Das Briefing als Instrument der
Mitarbeiterführung. Zur zunehmenden Bedeutung sozialer Beziehungen in der Arbeit des fliegenden Personals (119-139); Angela Poppitz: "Komm Mädel, mach Dich locker!" Gefühlsarbeit im Flugbegleitdienst (141-159); Petra Marion Schultz: Völlig losgelöst in der Freiheit des
Hotelzimmers. Das Layover und die Absenz temporaler Strukturen als psychosoziale Belas-
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tung bei Piloten (161-180); Ingo Matuschek, G. Günter Voß: Multiple Entgrenzung des fliegenden Personals im kommerziellen Luftverkehr. Eine arbeitssoziologische Theorieperspektive (181-203); Johannes Weyer: Mixed Governance. Das Zusammenspiel von menschlichen
Entscheidern und autonomer Technik im Luftverkehr der Zukunft (205-226); Frank Schlönhardt: Weitgehend bordautonome Verkehrsführung von Flugzeugen als mögliche Perspektive
der Luftfahrt (227-238); Ingo Matuschek: Securogenese. Das Erzeugen von Sicherheit im
kommerziellen Luftverkehr (239-261).
[29-L] Maurer, Andrea:
Elend und Ende der Arbeits- und Industriesoziologie?: einige Anmerkungen zu
Erkenntnisprogrammen, Theorietraditionen und Bindestrich-Soziologien, in: Norbert
Huchler (Hrsg.): Ein Fach wird vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und
Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 31-44, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Die herkömmliche Rezeption der marxistischen Theorie hat, so die Verfasserin, sowohl die Entstehung wie auch die Ausübung betrieblicher Herrschaft und Kontrolle unter der
Annahme eines strukturellen Machtgefälles und eines Interessenkonflikts analysiert. Der implizierte Zwang der Verhältnisse rückt dabei die Handlungspotentiale der Akteure aus dem
Blickfeld der Analyse. Es wird argumentiert, dass eine systematische Wiederaneignung der
marxistischen Theorie einerseits in der Rekonstruktion und im Ausbau der handlungstheoretischen Argumente und andererseits im Vergleich mit dem Erklärungs- und Anwendungsbereich anderer Theorieprogrammen liegen könnte. Die Autorin plädiert für den Aufbau eines
theoretischen Instrumentariums, mit dessen Hilfe Handlung und Struktur verbunden werden
können, so dass wieder Hypothesen über die Entwicklung der Arbeit in modernen Gesellschaften formuliert, empirisch untersucht und gegebenenfalls auch systematisch weiterentwickelt werden könnten, in denen die Akteure, ihre Motive und Situationswahrnehmungen Berücksichtigung finden. Gerade weil die Soziologie kein Leitparadigma hat und weil der Arbeits- und Industriesoziologie ihr Konsens über die theoretische Grundlage abhanden gekommen ist, muss sie sich immer wieder der konkurrierenden Erkenntnis- und Theorieprogramme
vergewissern, deren Anwendungs- und Erklärungsbereiche kritisch prüfen und systematisch
nach Brücken und Weiterentwicklungen suchen. (ICF2)
[30-L] Minssen, Heiner:
Crisis? What crisis?: zur Situation der Arbeits- und Industriesoziologie, in: Norbert Huchler
(Hrsg.): Ein Fach wird vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und
Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 89-106, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Die Arbeits- und Industriesoziologie ist, so der Verfasser, besser, als manche ihrer
Fachvertreter behaupten. Dies bedeutet nicht, dass nun völlige Entwarnung gegeben werden
kann, denn ein Defizit ist in der Tat vorhanden. Der Disziplin fehlt ein internationaler Bezug:
die Arbeits- und Industriesoziologie ist abgekoppelt vom internationalen Diskurs und eine
weitgehend deutsche Veranstaltung - ohne Ausstrahlung nach und mit nur wenig Anregung
von "außen". Dieses Problem wird nicht durch eine gesellschaftstheoretische Fundierung des
Fachs geheilt. Dieser immer wieder gern erhobene Anspruch ist ohnehin nicht einzulösen,
und dies ist kein Problem des Fachs, sondern des Anspruchs. Er ist, so die These, anachronistisch, herrührend aus einer Zeit, in der Arbeit tatsächlich als Strukturkategorie gelten konnte,
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mittels derer die moderne Gesellschaft erklärt werden konnte, und er ist überflüssig, sogar
kontraproduktiv, weil selbst interessanten, manchmal sogar spannenden Befunden der Forschung auf diese Weise die Relevanz bestritten wird. Die Theoriearbeit ist weiterhin dringend
nötig, aber man sollte sich auf Theorien mittlerer Reichweite beschränken. Dies setzt voraus,
dass solche Bemühungen nicht nur punktuell bleiben und dass zusätzlich Anregungen von
"außen" aufgenommen werden. Sollte dies gelingen und damit der Anschluss der Disziplin an
die internationale Diskussion hergestellt werden können, dann muss der Arbeits- und Industriesoziologie um ihre Zukunft nicht bange sein. (ICF2)
[31-L] Pepper, Sandy:
Was werden wir?: drei Szenarien zur Zukunft der Arbeit, in: Internationale Politik, Jg.
63/2008, H. 9, S. 22-31 (Standort: USB Köln(38)-LS G 09335; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; www.internationalepolitik.de/archiv/jahrgang-2008/september/was-werden-wir-.html)
INHALT: Die wichtigsten Triebkräfte des weltweiten Wirtschaftslebens lassen sich dem Autor
zufolge in Gegensatzpaaren zusammenfassen (z.B. Individualismus versus Kollektivismus,
Globalisierung versus umgekehrte Globalisierung) und um vier Achsen gruppieren: Konsumvorlieben, Technologieaffinität, Organisationsdesign und Geopolitik. In Hinblick auf die Diskussion über die Zukunft der Arbeit stellen sich außerdem folgende Fragen: Sind zukünftig
nur noch Arbeitnehmer großer Konzerne sozialversichert? Werden Umweltverbände den Unternehmen bald ihre Regeln diktieren? Lösen sich globale Strukturen zu Gunsten flexibler
und lokaler Netzwerke auf? Der Autor entwirft zur Beantwortung dieser Fragen drei idealtypische Szenarien, wie die Welt und die Wirtschaft im Jahr 2020 aussehen könnten: (1) In der
"blauen Welt" beherrschen die Anhänger der Globalisierung die Bühne und individuelle Karrieren und persönliche Konsumvorlieben sind allen anderen Zielen übergeordnet. (2) Die Unternehmen entwickeln in der "grünen Welt" ein ausgeprägtes soziales Gewissen und ökologisches Verantwortungsgefühl und Gesellschaft und Wirtschaft gleichen ihre Ziele einander an.
(3) In der "orangefarbenen Welt" brechen globale Unternehmen auseinander. Die Technologie lässt ein hochtechnisiertes Geschäftsmodell mit geringem Aufwand zu, Netzwerke gedeihen und Großkonzerne erleben einen Niedergang. (ICI2)
[32-L] Pfeiffer, Sabine; Jäger, Wieland:
Ende des Elends: Marxsche Reformierung, handlungstheoretischer Beitrag und dialektische
Reanimation der Arbeits- und Industriesoziologie, in: Norbert Huchler (Hrsg.): Ein Fach wird
vermessen : Positionen zur Zukunft der Disziplin Arbeits- und Industriesoziologie, Berlin: Ed.
Sigma, 2008, S. 69-88, ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Die Verfasser zeigen auf, dass die jüngst aufgestellten Forderungen nach einer gesellschaftstheoretische Re-Fundierung etwa durch Marx, nach einer handlungstheoretischen ReInterpretation der Marxschen Grundlagen bis hin zu der Forderung nach einer Erweiterung
des arbeits- und industriesoziologischen Arbeitsbegriffs auf fruchtbaren Boden fallen, weil es
aktuelle und lebendige Ansätze dazu in der Arbeits- und Industriesoziologie bereits gibt, die
gleichzeitig jedoch eine dialektische Reanimation der Marxschen Grundlagen erfordern. Es
wird argumentiert, dass die Arbeits- und Industriesoziologie durchaus etwas zu bieten hat,
was über die Teildisziplin hinaus für die Soziologie einen Beitrag liefern könnte. Die Verfasser zeigen, welche Aufgaben mit einer Rehabilitation Marxscher Theorie verbunden sind - ein
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
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Anliegen, das nicht nur für die Arbeits- und Industriesoziologie von Interesse sein dürfte - ist
doch die Soziologie insgesamt eine Disziplin, die jenseits von Marx nicht verstehbar ist. Es
wird die These vertreten, dass die Arbeits- und Industriesoziologie längst einen eigenständigen Beitrag zur soziologischen Handlungstheorie geleistet hat. Dies wird anhand des Konzepts des subjektivierenden Arbeitshandelns konkretisiert. Zum Schluss werden die noch offenen Fragen diskutiert, deren Beantwortung eine dialektische Reanimation der Arbeits- und
Industriesoziologie mit Hilfe der Kategorie des Arbeitsvermögens erforderlich macht. (ICF2)
[33-L] Pfeiffer, Sabine; Treske, Eric:
Planspiele: wissenschaftliches Forschungslabor oder Trainingstool?, in: Wilfried Adami,
Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg (Hrsg.): Montage braucht Erfahrung :
erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München: Hampp, 2008, S. 208-227, ISBN:
978-3-86618-274-5
INHALT: Die Verfasser beschreiben das Instrument Planspiel und seinen allgemeinen Einsatz in
Produktionsbereichen und fragen, was Planspiel mit Erfahrung zu tun hat. Anschließend werden die Überlegungen für den Einsatz dieses Instruments im Bereich Montage der Metall
GmbH wiedergegeben und Schritt für Schritt die Entwicklung des "Planspiels Montage" dargestellt. Es folgt eine typisierende Beschreibung des Verhaltens der Montagebeschäftigten
beim Einsatz dieses Planspiels. Abschließend werden Vor- und Nachteile des Instruments diskutiert und die Grenzen für seinen Einsatz auf der Fertigungsebene der Produktion herausgearbeitet. Es wird argumentiert, dass man auf Grund des engen Zeitrahmens keine generellen
Verhaltensänderungen bei den Teilnehmern erwarten kann. Eine wie auch immer geartete
Form der Irritation und Offenheit für Neues ist aber anzunehmen. Überraschend war bereits,
mit welcher Intensität alle Spielgruppen an dem zweistündigen Planspiel teilnahmen, bis hin
zur Auswertung. In keinem Fall versuchten sich Teilnehmer dem Spiel zu entziehen oder es
zu boykottieren. Der Anspruch, alle Teilnehmer zu erreichen, unabhängig von ihren fachlichen oder sprachlichen Kenntnissen, wurde somit eingelöst. Bei der mündlichen Auswertung
zeigten sich hier jedoch Grenzen: Zwar kamen mehr Teilnehmer ins Gespräch, als das wohl
normalerweise der Fall ist, aber letztlich dominierten die Sprachgewandten. Möglicherweise
wäre eine stärker bildgebende Form der Auswertung in Betracht zu ziehen, wie etwa eine Videoauswertung. Vielleicht hätte diese das eine oder andere Verhalten für alle sichtbarer werden lassen. (ICF2)
[34-L] Pfeiffer, Sabine:
Arbeit - Natur des Menschen?: Natur der Gesellschaft! ; oder: wir sind nie dialektisch
gewesen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt
am Main: Campus Verl., 2008, S. 1480-1489, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der seit Jahren anhaltende industriesoziologische Diskurs zur Bedeutung und Reichweite des Arbeitsbegriffs wird dominiert von einer Erweiterung der Perspektive auf Arbeitsformen und -verhältnisse jenseits der Erwerbsarbeit, jenseits des Normalarbeitsverhältnisses
und jenseits industrieller Produktionsarbeit. Der Beitrag versucht dagegen, die Frage nach
dem Arbeitsbegriff neu stellen und zwar anhand soziologisch aktuell relevanter Probleme. Es
geht um die Konzeption eines Arbeitsbegriffs, der aktuelle Phänomene der Entwicklung von
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
Arbeit in ihrer Heterogenität, Widersprüchlichkeit und Ungleichzeitigkeit gleichermaßen zu
fassen in der Lage ist. Ein Arbeitsbegriff, der kompatibel ist zu Konzepten der Subjektivierung und der Entgrenzung. Ein Arbeitsbegriff, der Reproduktionssphäre und Produktionssphäre analytisch verbindbar und empirisch anschlussfähig macht. Ein Arbeitsbegriff, der Facetten des Transformationsproblems erklärbar macht, ohne dabei aus empirischer Unterschiedlichkeit analytische Beliebigkeit zu machen. Ein Arbeitsbegriff, der gleichermaßen
tragfähig ist für tayloristisch organisierte Dienstleistungsarbeit in prekären Verhältnissen, für
hoch qualifizierte Arbeit in weitgehend subjektivierten Kontexten, für Eigen- und Almendearbeit und selbst für die 'Abwesenheit' von Arbeit. Ein Arbeitsbegriff schließlich, der nicht Gegenstand theoretischer Debatten bleibt, sondern lebendig werden kann: produktiv für die soziologische Analyse und operationalisierbar für einen empirischen Zugriff. Es geht also nicht
darum, welche Arbeitsbegriffe die Industriesoziologie hatte und hat, sondern welchen Arbeitsbegriff die Soziologie heute braucht - und zwar angesichts konkreter Phänomene und
Entwicklungen. Dies gelingt nicht nur durch einen Einbezug des Anderen jenseits der Erwerbsarbeit, sondern auch - und zunehmend - um das 'Andere' in jeder Form von Arbeitstätigkeit. Damit vollzieht der Verfasser einerseits einen Rückgriff auf einen emphatischen und ontologischen Arbeitsbegriff und gleichzeitig dessen Dekonstruktion und soziologische Re-Fundierung: Nicht nur Erwerbsarbeit, auch Arbeit als Substanzbegriff ist konkret-historisch geformt. Mit der soziologischen 'Erdung' eines ontologischen Arbeitsbegriffs erst kann Arbeit in
ihrer vielfältigen Erscheinungsform und ihrer permanenten Wandlungsfähigkeit soziologisch
begriffen, kritisch analysiert und empirisch verstanden (und verglichen) werden. Denn eine
Gesellschaft, die ihre Arbeit nicht versteht, kennt ihre Natur nicht." (Autorenreferat)
[35-L] Pieper, Marianne:
Prekarisierung, symbolische Gewalt und produktive Subjektivierung im Feld immaterieller
Arbeit, in: Robert Schmidt, Volker Woltersdorff (Hrsg.): Symbolische Gewalt :
Herrschaftsanalyse nach Pierre Bourdieu, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2008, S. 219-241, ISBN:
978-3-86764-121-0
INHALT: Die Verfasserin führt das Konzept der symbolischen Gewalt in die empirische Analyse
der Situation prekarisiert beschäftigter Arbeiterinnen ein und erörtert in kritischer Auseinandersetzung damit die Potenziale für individuelle Handlungsmacht. Sie argumentiert, dass die
gegenwärtigen Transformationsprozesse nach einer Untersuchungsperspektive verlangen, die
simultan sowohl die Macht- und Herrschaftsverhältnisse als auch die dynamische Produktivität von Subjektivierung als permanente Subjekt-Werdung in Sinne einer anhaltenden Neuformierungs- und Produktionspraxis, als multiple Positionierungsprozesse und als Neuerfindung
von Praxen und Subjektivierungsweisen bestimmen kann. Es gilt also zu berücksichtigen,
dass Prozesse der Subjektivierung über das Verhaftetsein an die Produktionsbedingungen hinaustreiben. Zugleich gilt es ins Kalkül zu ziehen, dass Subjekte nicht bereits vorgängig vorhandene Entitäten sind, sondern dass sie in spezifischen Produktionsregimen und Macht-Wissensverhältnissen produziert werden. Dementsprechend lässt sich in den "Anrufungen" Prekarisierter als "autonomer" und aktiver Subjekte die Technologie eines netzwerkartig strukturierter biopolitischen Kapitalismus erkennen. (ICF2)
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
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[36-L] Sauer, Dieter:
Industriesoziologie - mehr als eine akademische Disziplin: ein historischer und subjektiver
Blick in ihre Zukunft, in: Norbert Huchler (Hrsg.): Ein Fach wird vermessen : Positionen zur
Zukunft der Disziplin Arbeits- und Industriesoziologie, Berlin: Ed. Sigma, 2008, S. 199-218,
ISBN: 978-3-89404-561-6
INHALT: Vor dem Hintergrund der Feststellung, dass die Zeitspanne der betrachteten Geschichte
der Industriesoziologie im Wesentlichen mit seinem eigenen Erleben zusammen fällt, schildert der Verfasser seine Erfahrungen auf diesem Gebiet. In den 1970er Jahren ist auch für
viele andere KollegInnen eine gesellschaftskritische Grundhaltung und eine praktisch-politische Motivation der Hintergrund für die Entscheidung für eine industriesoziologische Forschungstätigkeit gewesen. Sie war weit mehr als eine Berufswahl. Politische Aufbruchstimmung, staatliche Reformpolitik und öffentliche Forschungsfinanzierung schufen Adressaten
und Bündnispartner in Parteien, Gewerkschaften und Betrieben für konkrete Veränderungsprozesse in der politischen Praxis auch jenseits einer distanzlosen "Arbeitnehmerorientierung". Im Gefolge des HdA-Programms wurde - insbesondere auf Seiten der Gewerkschaften von der Industriesoziologie erwartet, dass sie ähnlich wie die Ingenieurwissenschaften sozialtechnologische Rezepte und Gestaltungsvorschläge entwickle. In diesen schwierigen Auseinandersetzungen schärfte sich auch die Position einer kritischen Industriesoziologie, die diese
Anforderungen zwar zurückwies, aber den Anspruch an praktische Verwertbarkeit ihrer Forschungsergebnisse generell akzeptierte. Es scheint eine "Konsensfiktion" die Oberhand zu gewinnen, so die These, die auch als Erbe der späteren HdA-Projekte gesehen werden kann: Es
wird auch dann noch eine "Win-Win-Situation" (zwischen Kapital und Arbeit) unterstellt,
wenn der Interessenkompromiss als früher tragfähige Grundlage inzwischen schon zum (erzwungenen) Konsens verkommen ist. Es wird eine Wiederkehr der praktischen Soziologie
diagnostiziert, in der eine Wiederkehr "(kruder) funktionalistischer" Denkweisen entdeckt
und die konfliktorientierte Gesellschaftstheorie vermisst werden. Setzt sich dieser Trend fort,
kann dies durchaus der Beschäftigungssicherung der Institute dienen und auch für die akademische Reputation der Industriesoziologie reichen - ein mögliches Szenario, das durchaus
realistisch ist. Das wäre dann tatsächlich das Ende einer kritischen Industriesoziologie. (ICF2)
[37-L] Sauer, Dieter:
Subjektivierung: zur Dialektik von Entfaltung und Zerstörung lebendiger Arbeit, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 4810-4817, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die These der Subjektivierung von Arbeit reflektiert einen widersprüchlichen Prozess: sie besagt zum einen, dass subjektive Potenziale und Ressourcen in erweiterter Weise
vom Betrieb gefordert und vereinnahmt werden. Zum anderen verweist sie aber auch darauf,
dass Ansprüche der Individuen nach mehr Entwicklungschancen, mehr Partizipationsmöglichkeiten, mehr Erlebnisqualität auch und gerade in der Arbeitswelt tatsächlich eingelöst
werden. Die Unternehmen müssen, um an das 'Gold in den Köpfen der Menschen' zu gelangen, individuelle Autonomie als Voraussetzung 'unternehmerischen Handelns' ermöglichen
und darüber hinaus ein Interesse an der Entfaltung der Produktivkraft lebendige Arbeit entwickeln. Zugleich bleiben in den neuen Unternehmensstrategien die Individuen jedoch in eine
neue Form von Herrschaft eingebunden, in eine Form der Fremdbestimmung von Handeln,
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
die sich vermittelt über ihr eigenes Gegenteil, nämlich die Selbstbestimmung oder Autonomie
der Individuen umsetzt (Indirekte Steuerung). Die Unternehmen sind zwar angewiesen auf
die Nutzung und Entfaltung der subjektiven Potentiale lebendiger Arbeit, gleichzeitig vereinnahmen sie diese Potentiale immer mit dem Risiko, sie wieder zu zerstören. Entfaltung und
Gefährdung, erweiterte Selbstbestimmung und internalisierte Selbst-Beherrschung liegen deswegen nah beieinander, sind die untrennbar aufeinander bezogenen zwei Seiten der gegenwärtigen Restrukturierung. Diese These soll auf dem theoretischen Hintergrund der Marx'schen Analyse der abstrakten Widerspruchstruktur kapitalistischer Gesellschaften interpretiert
werden: sie setzt am Verhältnis schrankenloser Kapitalverwertung zu ihren produktiven stofflichen Grundlagen als ihrer Grenze an, die es beständig zu überwinden gilt ('Schrankenlosigkeit in Grenzen'). Die Tendenz der Schrankenlosigkeit oder Maßlosigkeit bedeutet jedoch
nicht, dass damit die Grenzen verschwinden: Und zwar sowohl die Grenzen in den stofflichtechnischen Grundlagen der Produktion, wie die Grenzen in der Natur lebendiger Arbeit.
Schrankenlosigkeit zielt auch auf eine Verschiebung der Grenze, zielt auf ein neues Niveau in
der Nutzung der gesellschaftlichen Produktivkräfte. Und hier kommt die Politik ins Spiel,
denn das Verhältnis von Schrankenlosigkeit und Grenzen ist immer auch von den politischen
Kräfteverhältnissen und den darin wirksam werdenden sozialen und moralischen Grenzen bestimmt." (Autorenreferat)
[38-L] Steiner, Christine; Hauss, Friedrich; Böttcher, Sabine; Lutz, Burkart:
Evaluation des Projektes Bürgerarbeit im 1. Flächenversuch in der Stadt Bad
Schmiedeberg, (Forschungsberichte aus dem zsh, 08-1), Halle 2008, 107 S. (Graue Literatur;
www.zsh-online.de/pdf/08_1FB.pdf)
INHALT: Der im Jahre 2006 initiierte erste Flächenversuch des Projektes Bürgerarbeit geht auf
ein von der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und
der Landesregierung Sachsen-Anhalt entwickeltes Konzept zurück. Die Initiatoren gehen davon aus, dass selbst bei einer günstigen konjunkturellen Entwicklung 'eine große Zahl an Arbeitssuchenden nicht mehr in den Arbeitsmarkt einmünden wird'. Mit dem Konzept Bürgerarbeit sollte ein neuer Weg der Sozial- und Arbeitsintegration erprobt werden, von dem insbesondere Menschen profitieren sollen, die bisher auf dem Arbeitsmarkt chancenlos waren. Der
Bericht liefert einen Überblick über die Implementation, die Etablierung und einen Teil der
Schlussphase des Vorhabens mit einem Beobachtungszeitraum von September 2006 bis Februar 2008. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass das Ziel der am Projekt beteiligten institutionellen Akteure, Langzeitarbeitslosen durch eine Tätigkeit im gemeinnützigen Sektor
wieder Hoffnung zu geben und ihr Selbstvertrauen zu stärken, erreicht werden konnte. Das
Fazit der Autorinnen und Autoren lautet: Mit dem Instrument Bürgerarbeit kann sich offenkundig ein erhebliches Potential dafür verbinden, im geförderten Arbeitsmarkt längerfristige
Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitslose aus sogenannten Problemgruppen zu schaffen.
Wenn dieses Potential unter Beachtung der dargestellten Rahmenbedingungen genutzt wird,
könnte Bürgerarbeit als ein neues Instrument öffentlich fördernder Arbeitsmarktpolitik etabliert werden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass hierdurch auch ein ernstzunehmender Beitrag
zur Überprüfung und Neuausrichtung des bisherigen Instrumentenkataloges öffentlich geförderter Beschäftigung geleistet werden kann. (IAB)
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1 Industriegesellschaft, Theoriediskussion, Gesamtdarstellungen
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[39-L] Struck, Olaf; Krause, Alexandra; Pfeifer, Christian:
Entlassungen: Gerechtigkeitsempfinden und Folgewirkungen: theoretische Konzepte und
empirische Ergebnisse, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 60/2008,
H. 1, S. 102-122 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.kzfss.de/)
INHALT: "Entlassungen sind zu einer alltäglichen Erfahrung vieler Menschen geworden. In diesem Beitrag wird die Frage untersucht: Unter welchen Bedingungen werden Entlassungen als
gerecht wahrgenommen und inwieweit rufen sie innerbetriebliche Widerstände hervor? Die
Untersuchung stützt sich auf eine Befragung von mehr als 3000 Personen im Alter zwischen
20 und 60 Jahren in Ost- und Westdeutschland. Die Ergebnisse zeigen: Entlassungen werden
nicht als selbstverständlich akzeptiert. Darauf weisen die Bewertungen hypothetischer Szenarien und eigener Erfahrungen hin. Durch die Prozessgestaltung kann jedoch die Wahrnehmung der Maßnahmen positiv oder negativ beeinflusst werden." (Autorenreferat)
2
Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
[40-L] Aghion, Philippe; Algan, Yann; Cahuc, Pierre:
Can policy interact with culture?: minimum wage and the quality of labor relations,
(Discussion Paper / Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, No. 3680), Bonn 2008, 69
S. (Graue Literatur; ftp.iza.org/dp3680.pdf)
INHALT: "Can public policy interfere with culture, such as beliefs and norms of cooperation?
We investigate his question by evaluating the interactions between the state and the civil society, focusing on the labor market. International data shows a negative correlation between
union density and the quality of labor relations on one hand, and state regulation of the minimum wage on the other hand. To explain this relation, we develop a model of learning of the
quality of labor relations. State regulation crowds out the possibility for workers to experiment negotiation and learn about the true cooperative nature of participants in the labor market. This crowding out effect can give rise to multiple equilibria: a 'good' equilibrium characterized by strong beliefs in cooperation, leading to high union density and low state regulation; and a 'bad' equilibrium, characterized by distrustful labor relations, low union density and
strong state regulation of the minimum wage. We then use surveys on social attitudes and
unionization behavior to document the relation between minimum wage legislation and the
beliefs about the scope of cooperation in the labor market." (author's abstract)
[41-L] Alewell, Dorothea; Hauff, Sven:
Outsourcing von Personalfunktionen und die Konsequenzen für die betriebliche
Mitbestimmung, in: WSI Mitteilungen : Monatszeitschrift des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Jg. 61/2008, H. 9, S. 492-499
(Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
INHALT: "Outsourcingprozesse im Personalbereich (HR-Outsourcing) tangieren die Mitwirkungs- und Mitbestimmungsrechte von Betriebsräten und können potenziell die Beziehung
zwischen Management und Betriebsrat nachhaltig beeinflussen. Inwieweit diese auf die betriebliche Mitbestimmung bezogenen Wirkungen in den Entscheidungsprozessen des Managements über das HR-Outsourcing berücksichtigt werden, wird in diesem Beitrag anhand der
Daten aus einer Management-Befragung empirisch untersucht. Die Ergebnisse zeigen äußerst
heterogene Einschätzungen der einzelnen Wirkungen seitens der befragten Manager sowie
eine eher begrenzte Relevanz der kollektiven Arbeitsbeziehungen für die HR-OutsourcingEntscheidungen." (Autorenreferat)
[42-L] Bahnmüller, Reinhard; Schmidt, Werner:
Der ERA-Tarifvertrag und seine Umsetzung: Erfahrungen aus Baden-Württemberg, in:
Reinhard Bispinck (Hrsg.): Verteilungskämpfe und Modernisierung : aktuelle Entwicklungen in
der Tarifpolitik, Hamburg: VSA-Verl., 2008, S. 78-108, ISBN: 978-3-89965-298-7 (Standort: UB
Duisburg(464)-E21/PXI/4689)
INHALT: Seit 2006 ist die Einführung der neuen Entgeltrahmenabkommen (ERA) in der Metallund Elektroindustrie im Gang. Der vorliegende Beitrag erläutert die verschiedenen Dimensionen, um die es bei ERA und der ERA-Einführung geht, und fragt, wer die Initiatoren und Unterstützer des Reformprojekts waren. Die Rolle der Arbeitgeberverbände im Einführungsprozess von ERA wird skizziert und die sich vorläufig abzeichnenden materiellen, arbeitspolitischen sowie organisations- bzw. verbandspolitischen Wirkungen werden beschrieben. Thematisiert werden damit eher generelle Fragen der ERA-Umsetzung. Der empirische Schwerpunkt liegt auf Baden-Württemberg - ergänzt um Vergleiche mit Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die Ausführungen zeigen, dass ERA aus mehreren Gründen nicht nur ein
großes, sondern auch ein politisch hoch brisantes Projekt ist. Der Hauptgrund liegt in seiner
verteilungspolitischen Funktion. ERA ist ein verteilungspolitisches Projekt, allerdings eines,
bei dem nicht der Verteilungskonflikt zwischen Kapital und Arbeit im Mittelpunkt steht, sondern die Binnendifferenzierung innerhalb der Arbeitnehmerschaft. (ICA2)
[43-F] Balzer, Anna R., M.A. (Bearbeitung); Ziegler, Dieter, Prof.Dr. (Betreuung):
Industrielle Beziehungen in der Automobilindustrie 1957-1977. Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien im Vergleich
INHALT: Analyse des institutionellen Rahmens der industriellen Beziehung unter der Prämisse,
inwieweit könnte die unterschiedliche Ausgestaltung des Beziehungsgeflechts Kapital und
Arbeit in westdeutschen und britischen Unternehmen als Erklärung für die disparate Branchenentwicklung in den jeweiligen originären Automobilindustrien herangezogen werden.
ZEITRAUM: 1945-1976 GEOGRAPHISCHER RAUM: Westdeutschland, Großbritannien
METHODE: vergleichend angelegte Analyse der Arbeitsbeziehungen auf sektoraler Ebene zweier Industrienationen in der Nachkriegszeit DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, standardisiert; Aktenanalyse, offen; Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatdaten.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: S. unter: www.ruhr-uni-bochum.de/automobilprojekt/ .
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
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ART: BEGINN: 2008-06 ENDE: 2011-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Gerda Henkel Stiftung
INSTITUTION: Universität Bochum, Fak. für Geschichtswissenschaft, Historisches Institut
Lehrstuhl für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte (44780 Bochum)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0234-32-24658, e-mail: [email protected])
[44-L] Benthin, Rainer; Brinkmann, Ulrich (Hrsg.):
Unternehmenskultur und Mitbestimmung: betriebliche Integration zwischen Konsens und
Konflikt, Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 394 S., ISBN: 978-3-593-38428-3
INHALT: "Unternehmenskultur und Mitbestimmung sind zwei Konzepte betrieblicher Integration mit unterschiedlicher Tradition, die in Theorie und Praxis nicht selten im Widerspruch zueinander stehen. Vor dem Hintergrund eines 'neuen Marktkapitalismus' und einer strategischen Neuausrichtung vieler Unternehmen loten die Beiträge des Bandes die spezifischen
Wechselbeziehungen, Spannungsfelder und Potenziale beider Konzepte aus." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Benthin, Ulrich Brinkmann: Unternehmenskultur und Mitbestimmung - betriebliche Praxis und wissenschaftlicher Diskurs: Einleitung (11-22); Ulrich
Brinkmann, Rainer Benthin, Klaus Dörre: Culture Club oder demokratische Teilhabe? - Unternehmenskultur und Mitbestimmung im neuen Marktkapitalismus (23-72); Rudi Schmidt:
Belegschaft als Objekt: Unternehmerische Integrationsstrategien in interessentheoretischer
Perspektive (73-96); Sonja A. Sackmann, Birte Horstmann: Unternehmenskultur und Mitbestimmung - eine integrative Perspektive (97-120); Alexandra Scheele: Organisation und Geschlechterkultur - Ist Diversity Management ein geeignetes Instrument zur Realisierung betrieblicher Gleichstellung? (121-146); Ingrid Artus: Unternehmenskulturen pro und contra
Betriebsrat - Ein interessentheoretisch fundierter Zusammenhang (147-176); Dorothea Alewell, Sven Hauff: Personaldienstleistungen im Spannungsfeld von Unternehmenskultus und
Mitbestimmung (177-212); Karina Becke, Katharina Bluhm, Bernd Martens: Unternehmensführung in Zeiten des "Shareholder Value" - Zum Wandel des industriellen Mittelstands (213242); Michael Schumann, Martin Kuhlmann, Hans Joachim Sperling: Zwischen Toyota und
Tradition: Das VW-Projekt "Auto 5000" als mitbestimmungsjustierte Unternehmenskultur
(243-258); Michael Behr; Thomas Engel, Andreas Hinz: Blockierte Modernisierung ostdeutscher Unternehmenskulturen als Standortrisiko (259-284); Thomas Steger: Unternehmenskultur und Mitbestimmung in Mitarbeiterkapitalbeteiligungs-Unternehmen (285-308); Matthias
Meifert: Ist Vertrauenskultur machbar? Vorbedingungen und Überforderungen betrieblicher
Personalpolitik (309-328); Horst-Udo Niedenhoff: Der Betriebsrat als Produktionsfaktor Modelle der Zusammenarbeit und Konfliktlösungsstrategien (329-356); Martin Dieckmann:
Ein gebrochener Blick aufs Ganze: Mitbestimmung und Wirtschaftsdemokratie - eine Kritik
in historisch-emanzipatorischer Perspektive (357-372); Werner Fricke: Demokratische Beteiligung - Fundament einer Unternehmenskultur von unten (373-390).
[45-L] Bispinck, Reinhard (Hrsg.):
Verteilungskämpfe und Modernisierung: aktuelle Entwicklungen in der Tarifpolitik,
Hamburg: VSA-Verl. 2008, 182 S., ISBN: 978-3-89965-298-7 (Standort: UB Duisburg(464)E21/PXI/4689)
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
INHALT: "Die Gewerkschaften stehen im Tarifjahr 2008 vor harten Verteilungskämpfen. Und
dies vor dem Hintergrund einer gespaltenen Tarifentwicklung im vergangenen Jahr: In den
exportorientierten Branchen sind die Abschlüsse deutlich besser ausgefallen als früher; die
vom Binnenmarkt abhängigen Wirtschaftszweige sind von der Tarifentwicklung abgekoppelt.
Bei vielen ist der 'Aufschwung' nicht angekommen. Unter großen Anstrengungen bemühen
sich die Gewerkschaften darüber hinaus um die Modernisierung der Tarifstrukturen. Dabei
zeigen die Beispiele des Entgeltrahmentarifvertrages (ERA) in der Metall- und Elektroindustrie und des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD), dass die praktische Umsetzung
in den Betrieben Probleme und Konflikte aufwirft. Und: tarifpolitische Reaktionen auf Herausforderungen wie Outsourcing und Verlagerungsdrohungen fallen unterschiedlich aus: Sie
reichen von der 'kontrollierten Öffnung' der Tarifverträge bis zu speziellen Dienstleistungstarifverträgen. Ein weiteres Konfliktfeld ist die Zeitarbeit: Trotz verschiedener Tarifverträge
mit Zeitarbeitsverbänden ist eine zufrieden stellende Regulierung der Arbeits- und Einkommensbedingungen dort bislang nicht gelungen. Welche betrieblichen und (tarif-)politischen
Handlungsmöglichkeiten bestehen?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Tarifpolitik
2007/2008: Reinhard Bispinck: Tarifpolitik und Tarifkonflikte 2007/2008 (11-25); Oliver
Burkhard: Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie 2007 - eine Bilanz (26-35); Gottlieb Förster: Tarifrunde 2007 in der chemischen Industrie (36-40); Jörg Wiedemuth: Verteidigungskämpfe und die Nachwehen moderater Lohnpolitik - Die Tarifbewegungen 2007/2008 bei
ver.di (41-52); Andreas Harnack: Tarifrunde 2007 im Bauhauptgewerbe: Arbeitskampf um
Lohnerhöhung und Flächentarifvertrag (53-68); Modernisierung und Umbau von Tarifstrukturen: Oliver Burkhard: ERA-Einführung in der Metall- und Elektroindustrie (69-77); Reinhard Bahnmüller, Werner Schmidt: Der ERA und seine Umsetzung - Erfahrungen aus BadenWürttemberg (78-108); Achim Meerkamp: Neue Gestaltung des Tarifrechts im öffentlichen
Dienst (109-122); Karin Tondorf: Neue Entgeltordnung und Leistungsentgelt (123-138); Sicherung oder Schwächung von Tarifstandards?: Hubert Dünnemeier: Dienstleistungstarifverträge - ein Instrument zur Verhinderung von Outsourcing und Tarifflucht - Erfahrungen aus
der Metallindustrie (139-150); Gottlieb Förster: Stabilisierung des Flächentarifvertrags durch
Flexibilisierung - Tarifpolitische Konzepte und Erfahrungen der IG BCE (151-158); Jörg
Wiedemuth, Reinhard Dombre: Regulierung der Zeitarbeit durch Tarifpolitik - Eine Zwischenbilanz (159-181).
[46-L] Brecht-Heitzmann, Holger; Gröls, Marcel:
Betriebsnahe Tarifpolitik durch rückübertragbare Öffnungsklauseln, in: WSI Mitteilungen :
Monatszeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-BöcklerStiftung, Jg. 61/2008, H. 9, S. 508-514 (Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Öffnung des Flächentarifvertrags für betriebliche Regelungen ist mit Risiken verbunden. Zum einen wird hierdurch die Ordnungswirkung des Tarifvertrags partiell aufgehoben, zum anderen handelt es sich bei den Betriebsparteien nicht um strukturell gleich starke
Verhandlungspartner. Vorgeschlagen wird daher eine Weiterentwicklung tariflicher Regelungen durch eine Rückübertragbare Öffnungsklausel: Den Betriebsparteien ist dabei im Rahmen
eines Korridors gestattet, von den tariflichen Regelvorgaben abzuweichen. Innerhalb einer
bestimmten Zeit können sie eine entsprechende Betriebsvereinbarung abschließen. Gelingt
den Betriebsparteien keine Einigung, so fällt die Regelungskompetenz an die Tarifvertragsparteien zurück, die hinsichtlich des offen gelassenen Korridors keiner Friedenspflicht unter-
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
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liegen. Nach einer umfassenden Prüfung wird die rechtliche Zulässigkeit einer solchen Regelung bejaht. Ferner wird dargestellt, dass sich eine solche Klausel aus der Sicht der beteiligten
Parteien als praktikabel und attraktiv erweist, da sie eine wesentlich bessere Verzahnung betrieblicher und tariflicher Rechtsetzung ermöglicht." (Autorenreferat)
[47-L] Brinkmann, Ulrich; Choi, Hae-Lin; Detje, Richard; Dörre, Klaus; Holst, Hajo; Karakayali,
Serhat; Schmalstieg, Catharina:
Strategic Unionism: aus der Krise zur Erneuerung?: Umrisse eines Forschungsprogramms,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 180 S., ISBN: 978-3-531-15782-5 (Standort: Bayer.
SB München(12)-2008.37927)
INHALT: "Sofern von Gewerkschaften die Rede ist, geschieht dies in den Sozialwissenschaften
überwiegend mit einer fatalistischen Note. Im postkorporativen Zeitalter scheint der Niedergang der Arbeitnehmerorganisationen vorprogrammiert. Ohne Negativszenarien ausschließen
zu können, fragt diese Studie nach 'Strategic Choice'. Ihr Gegenstand sind Forschungen zu innovativen Praktiken, die eine Erneuerung der Gewerkschaften einleiten könnten. Anregungen
liefern vor allem die hierzulande noch kaum rezipierten Labour Revitalization Studies (LRS).
Das Buch bietet einen Überblick über die umfangreiche internationale Forschungsliteratur.
Diskutiert werden u.a. Arbeiten zu Organizing, Social Movement Unionism, Campaigning
und Coalition Building." (Autorenreferat)
[48-L] Cordes, Alexander; Brandt, Oliver:
What drives skill-biased regional employment growth in West Germany?, (NIW
Diskussionspapier, Nr. 2), Hannover 2008, 29 S. (Graue Literatur;
www.niw.de/publikationen/diskussionspapiere/02/disc_paper_2.pdf)
INHALT: "Die qualifikationsspezifische Beschäftigungsentwicklung wird im Gegensatz zu anderen regionalen Entwicklungskennzahlen relativ weniger beachtet. Mit Hilfe einer ökonometrischen Variante des Shift-Share-Ansatzes wird auf Ebene westdeutscher Landkreise und kreisfreier Städte das in 5 Qualifikationsklassen differenzierte Beschäftigungswachstum zerlegt.
Während die Betriebsgrößenstruktur relativ einheitliche Effekte über die Qualifikationen ausübt und auch der Branchenmix in Kernstädten für alle Beschäftigtengruppen im Vergleich zu
peripheren Regionen günstiger ist, gibt es Hinweise auf eine zunehmende räumliche Segmentation der Qualifikationsklassen. Während sich qualifizierte Berufe am Besten in Zentren entwickeln, wo weniger Qualifizierte offensichtlich schlechtere Aussichten haben, verhält es
sich für ländliche Räume umgekehrt. Dies wird auf eine funktionale Spezialisierung (räumliche Arbeitsteilung) innerhalb der Wirtschaftszweige zurückgeführt. Die kreisspezifischen Effekte stellen sich, insbesondere für die hoch Qualifizierten als die bedeutendste Komponente
dar, womit bestimmte Ausstattungsmerkmale oder die lokale Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik in den Vordergrund rücken. Es zudem wird ein kurzfristig negativer Beschäftigungseffekt durch hoch Qualifizierte auf alle Gruppen gefunden, der technisch, aber auch ökonomisch erklärt werden kann. Die Hinweise auf Komplementaritäten zwischen den Qualifikationsgruppen sowie mögliche Spillover-Effekte untereinander erhöhen grundsätzlich die Beschäftigungschancen gering Qualifizierter, jedoch besteht die Gefahr, dass die räumliche Segmentation diesen Effekten den Boden entzieht." (Autorenreferat)
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
[49-L] Daum, Thomas:
Flexicurity: Alternative Schweiz, in: Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
e.V. (Hrsg.): Perspektiven für eine moderne Arbeitsmarktordnung : 46. Kolloquium der WalterRaymond-Stiftung, Berlin, 30. und 31. März 2008, 2008, S. 81-103, ISBN: 978-3-938349-40-3
(Standort: IAB-250.0113; Graue Literatur)
INHALT: Der Beitrag erläutert das in der Schweiz praktizierte Modell der 'Flexicurity', d.h. der
Verbindung von hoher Arbeitsmarktflexibilität und angemessener Absicherung der Arbeitnehmer gegen Arbeitsmarktrisiken, als Ergebnis eines historischen Prozesses, dessen Entscheidungen sich an den Prinzipien der unternehmerischen Freiheit, der Eigenverantwortung,
der Leistungs- und Entgeltdifferenzierung, der Subsidiarität im Verhältnis zwischen Gesetz,
Tarifvertrag und betrieblicher Regelung sowie der sozialen Sicherheit orientierte. Behandelt
werden: der öffentlich-rechtliche Arbeitnehmerschutz, die Gleichstellung von Mann und
Frau, die Gestaltungsfreiheit im individuellen Arbeitsvertrag, Gesamtarbeitsverträge (Tarifverträge), Betriebsverfassung, Mitwirkung sowie Verbindungen von Arbeit und Sozialversicherungen. Ein besonderes Augenmerk gilt der Ausländerbeschäftigung, deren Anteil in der
Schweiz rd. 23 Prozent beträgt und die eigene 'Flexicurity'-Aspekte hat. Es wird eine Bilanz
der Performance der Schweiz hinsichtlich Beschäftigung, Lohnentwicklung, Einkommensverteilung und Armut gezogen und daran anschließend werden unter Verweis auf die politischen
und sozioökonomischen Rahmenbedingungen die Herausforderungen benannt, die es zu bewältigen gilt, wenn die 'Erfolgsgeschichte' der schweizerischen 'Flexicurity' fortgeschrieben
werden soll. (IAB)
[50-L] Demirovic, Alex:
Mitbestimmung und die Perspektiven der Wirtschaftsdemokratie, in: WSI Mitteilungen :
Monatszeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-BöcklerStiftung, Jg. 61/2008, H. 7, S. 387-393 (Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die für Deutschland spezifische Institution der Unternehmensmitbestimmung ist seit
jeher umstritten. Sie gilt als Ergebnis von Konflikten und Kompromissen zwischen Kapitaleignern und abhängig Beschäftigten bzw. ihren Interessenvertretungen. Die derzeitige neoliberale Umstrukturierung der Gesellschaft ist der Versuch der Kapitalseite, sich von solchen
Kompromissen zu befreien - was einem Angriff auf die Mitbestimmung gleichkommt. Doch
selbst im Umfeld der Gewerkschaften gibt es Einschätzungen, dass aus dem gesamten Spektrum der Mitbestimmung nur die betriebliche Mitbestimmung eine Zukunft haben wird, weil
sie sich kooperativ in die Modernisierung der Wirtschaft einfüge. Ohne Unternehmensmitbestimmung würden aber wertvolle Erfahrungen mit der kompetenten Partizipation und Verantwortung von Mitarbeitern und Gewerkschaftsvertretern bei der Lenkung des gesellschaftlichen Produktions- und Dienstleistungsapparats verloren gehen. Vor diesem Hintergrund plädiert der Beitrag für eine Aktualisierung der einstmals mit der Mitbestimmung verbundenen
wirtschaftsdemokratischen Ziele und des demokratiepolitischen Selbstverständnisses der Gewerkschaften. Nur so sind erzielte soziale Errungenschaften zu halten." (Autorenreferat)
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
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[51-L] Deutscher Gewerkschaftsbund (Hrsg.):
DGB-Index Gute Arbeit 2008 - der Report: wie die Beschäftigten die Arbeitswelt in
Deutschland beurteilen, Berlin 2008, 36 S. (Graue Literatur;
www.dgb-index-gute-arbeit.de/dgb-index_2008/ergebnisse/data/diga_report_08_internet.pdf)
INHALT: "Der DGB-Index Gute Arbeit ist das menschliche Maß für die Arbeit - ein wissenschaftlich fundiertes Instrument zur Erfassung der Arbeitsbedingungen aus Beschäftigtensicht. Im Jahr 2007 wurde der Auftakt für eine nunmehr jährlich stattfindende Repräsentativerhebung zur Berechnung des DGB-Index Gute Arbeit gemacht. Dabei wurden rund 6.200
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus allen Regionen, Branchen, Einkommensgruppen
und Beschäftigungsverhältnissen nach ihrer Sicht auf die Arbeitsgestaltung befragt. Entsprechend ihrem Anteil sind dabei auch geringfügig Beschäftigte, Leiharbeitnehmer und Teilzeitbeschäftigte vertreten. Die Ergebnisse: Der DGB-Index Gute Arbeit erreicht im Jahre 2008
einen Wert von 59 Punkten und bleibt damit um 21 Punkte hinter den Anforderungen an Gute
Arbeit zurück. Die Arbeitswelt der abhängig Beschäftigten in Deutschland ist durch große
Unterschiede gekennzeichnet: 13 Prozent der Beschäftigten haben Gute Arbeit, 32 Prozent
Schlechte Arbeit, 55 Prozent Mittelmäßige Arbeit. Am weitesten gehen die Urteile der Beschäftigten über ihre Beruflichen Zukunftsaussichten/ Arbeitsplatzsicherheit auseinander: in
der Gruppe Gute Arbeit steht sie an der Spitze der Wertung, in der Gruppe Schlechte Arbeit
am Ende. In allen Berufsgruppen verfügt zumindest eine kleine Gruppe der Beschäftigten
über gute Arbeitsbedingungen. Vollzeitbeschäftigte Frauen haben schlechtere Arbeitsbedingungen als Männer - bei den Teilzeitbeschäftigten werten die Männer deutlich schlechter.
Nicht nur Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit werden als schlecht qualifiziert - prekär ist
die gesamte Arbeitssituation. Arbeitsstolz, Ausgebrannt - die Kluft: Gute Arbeit löst vermehrt
Arbeitsbegeisterung aus - Schlechte Arbeit zunehmend Unzufriedenheit und Erholungsdefizite." (Autorenreferat)
[52-L] Ellguth, Peter; Kohaut, Susanne:
Ein Bund fürs Überleben?: betriebliche Vereinbarungen zur Beschäftigungs- und
Standortsicherung, in: Industrielle Beziehungen : Zeitschrift für Arbeit, Organisation und
Management, Jg. 15/2008, H. 3, S. 209-232
INHALT: "In der Diskussion um die Zukunft des dualen Systems der industriellen Beziehungen
spielen betriebliche Bündnisse zur Beschäftigungs- und Standortsicherung eine wichtige Rolle - als Möglichkeit der Flexibilisierung des vermeintlich starren Tarifvertragssystems und
Ausdruck des generellen Trends zur Verbetrieblichung. Ursprünglich als Mittel zur Rettung
existenzbedrohter Betriebe gedacht, werden solche Vereinbarungen mittlerweile häufig zur
generellen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit genutzt. In dem Beitrag wird auf Basis
des IAB-Betriebspanels zunächst ein deskriptiver Überblick über die Verbreitung betrieblicher Bündnisse in der Privatwirtschaft gegeben, mit dem Augenmerk auf die Unterscheidung
von Krisen- und Wettbewerbsbündnissen. In der anschließenden multivariaten Analyse wird
den Einflussfaktoren für den Abschluss betrieblicher Bündnisse nachgegangen. Wie sich herausstellt, erweist sich die Unterscheidung nach dem Bündnismotiv tatsächlich als fruchtbar,
da die Betriebe im Vorfeld abweichende Charakteristika vor allem hinsichtlich ihrer 'Performance' zeigen." (Autorenreferat)
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
[53-L] Ellguth, Peter; Kohaut, Susanne:
Tarifbindung und betriebliche Interessenvertretung: aktuelle Ergebnisse aus dem IABBetriebspanel 2007, in: WSI Mitteilungen : Monatszeitschrift des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung, Jg. 61/2008, H. 9, S. 515-519
(Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In dem Beitrag wird zunächst die Tarifbindung der Betriebe anhand der aktuell im
IAB-Betriebspanel verfügbaren Daten in ihrer Verteilung nach Branche und Betriebsgröße
dargestellt. Danach arbeiten 2007 rund 56% der westdeutschen und etwa 41% der ostdeutschen Beschäftigten in Betrieben, die einem Branchentarif unterliegen. Seit 1996 zeigt die
Flächentarifbindung in beiden Landesteilen eine rückläufige Tendenz, in den letzten Jahren
ist allerdings für Ostdeutschland eine Stabilisierung zu beobachten. Die Betrachtung der betrieblichen Ebene der Interessenvertretung zeigt darüber hinaus eine im Vergleich zum Vorjahr stabile Reichweite der Mitbestimmung: 46% der Beschäftigten in Westdeutschland und
39% in Ostdeutschland können über einen Betriebsrat verfügen. Ergänzend werden Informationen zur Bedeutung sogenannter betriebsspezifischer Formen der Mitarbeitervertretung präsentiert. In der gemeinsamen Betrachtung der betrieblichen und sektoralen Ebene der Interessenvertretung wird vor allem auf die ausgedehnten betrieblichen Vertretungslücken sowie die
'weißen Flecken' in der Tarif- und Mitbestimmungslandschaft hingewiesen und deren Entwicklung in den letzten zehn Jahren nachgezeichnet." (Autorenreferat)
[54-L] European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions (Hrsg.):
Working conditions and social dialogue, Dublin 2008, 51 S. (Graue Literatur;
www.eurofound.europa.eu/docs/comparative/tn0710019s/tn0710019s.pdf)
INHALT: "This report examines the link between working conditions and social dialogue, highlighting instances where social dialogue has had an impact on working conditions. The impact of social dialogue on working conditions is considered at all levels - national, sectoral,
company and workplace levels. There is also a specific focus on occupational health and safety. The first section of the report maps existing research and administrative reports, highlighting the findings of surveys, both quantitative and qualitative, that have identified a link between social dialogue and working conditions. The second section looks at examples of social
dialogue drawn from case studies that have had an impact on working conditions in a range of
areas. Some examples of incomplete social dialogue are also presented, including possible reasons for the shortcomings. Finally, the report identifies potential lessons for the future in
terms of factors that contribute to the success or failure of social dialogue." (author's abstract)
[55-L] Giesecke, Johannes; Gangl, Markus:
Tatsächliche und wahrgenommene Risiken atypischer Beschäftigungsverhältnisse, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 4429-4440, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Trotz relativ heftiger politischer und wissenschaftlicher Kontroversen darüber, welche
Folgen die Zunahme so genannter atypischer Beschäftigungsverhältnisse für die Arbeitsmarktentwicklung hat bzw. haben könnte, gibt es wenig Diskussion und noch weniger gesi-
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
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cherte empirische Befunde über die Auswirkungen dieser Beschäftigungsverhältnisse auf die
Arbeitnehmerschaft. Soziologisch relevante Fragestellungen wären hier einerseits im Bereich
der subjektiven Wahrnehmung von atypisch Beschäftigten (etwa Arbeitszufriedenheit, Einschätzung der beruflichen Karriereaussichten), andererseits im Bereich der tatsächlichen Arbeitsmarktrisiken (etwa eintretende Arbeitslosigkeit, Verfestigung einer randständigen Position auf dem Arbeitmarkt) zu verorten. Da unter dem Begriff 'atypische Beschäftigung' recht
verschiedene Typen von Beschäftigungsformen subsumiert werden, ist jedoch davon auszugehen, dass die Folgen solcher Beschäftigungsverhältnisse typenspezifisch und damit heterogen ausfallen. In diesem Vortrag sollen mit der Teilzeit und der befristeten Beschäftigung die
quantitativ bedeutsamsten Formen atypischer Beschäftigung näher hinsichtlich möglicher
Folgen für die subjektive Wahrnehmung sowie für die weitere berufliche Karriere untersucht
werden. Diese beiden Beschäftigungsformen, die i.d.R. als klassische Vertreter zweier gegensätzlicher Flexibilisierungsstrategien (interne vs. externe Flexibilisierung) angesehen werden,
unterscheiden sich in wesentlichen Elementen der Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehung. Es
ist daher von spezifischen Effekten dieser Beschäftigungsformen auszugehen, die zudem mit
bestimmten angebots- als auch nachfrageseitigen Faktoren variieren dürften. Die empirischen
Analysen beruhen auf Daten des Sozioökonomischen Panels sowie auf Daten aus einer eigenen Erhebung. Mit den Daten des SOEP ist es möglich, unbeobachtete Heterogenität, die in
Querschnittsdaten typischerweise zu verzerrten Ergebnissen in den statistischen Schätzungen
führt, angemessen zu berücksichtigen. Ebenso erlauben die SOEP-Daten eine Analyse der dynamischen Effekte atypischer Beschäftigung. Schließlich soll anhand der Daten der eigenen
Erhebung das Potential bayesianischer Schätzmethoden demonstriert werden, die sich immer
dann anbieten, wenn - wie im vorliegenden Fall - Spezialgruppen mit kleinen Fallzahlen analysiert werden sollen." (Autorenreferat)
[56-L] Harbusch, Martin; Bahl, Friederike; Staab, Philipp:
Flexibilisierung - grenzenlose Freiheit oder Ende aller Bindungen?, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 4219-4227, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Umstrukturierung des Wirtschaftssystems von einem 'industriellen' zu einem 'flexiblen' Kapitalismus ist mit weitreichenden Folgen für die mentale Struktur der Gesellschaft
verbunden. Der auf der institutionellen Ebene herrschende Imperativ des kurzfristigen Profits
führt zur Verknappung der Ressource 'Arbeitsplatz' und der daraus resultierenden Anforderung nach Flexibilität und Mobilität für den Arbeiter. Durch die so entstehende 'Institutionalisierung von Unsicherheit' stellt sich die Frage nach sozialer Integration und den Zugangsvoraussetzung zum Prinzip der Solidarität neu, da an die Stelle sozialer Verantwortung der Glaube an die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen tritt. Aus der Unmöglichkeit der Erstellung
von Lebensplänen resultiert eine ständig präsente Angst vor sozialem Abstieg, und das Bedürfnis nach (wissenschaftlich legitimierten) Beurteilungsmustern für eine 'flexible' Gesellschaft." (Autorenreferat)
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[57-L] Heider, Frank:
Selbstverwaltete Betriebe in Deutschland, in: Roland Roth, Dieter Rucht (Hrsg.): Die sozialen
Bewegungen in Deutschland seit 1945 : ein Handbuch, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008,
S. 513-526, ISBN: 978-3-593-38372-9 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3866)
INHALT: Das Fortbestehen selbstverwalteter Betriebe ist, so der Verfasser, ein Beleg für die
dauerhafte Funktionsfähigkeit kollektiver Betriebsorganisation unter marktwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen, ohne dass sie Modellcharakter für die gesamte Wirtschaft beanspruchen können. Es haben sich in den selbstverwalteten Betrieben im Laufe der letzten Jahre innerbetriebliche Organisationsstrukturen entwickelt, die beispielgebend sein können für solche
Kollektivbetriebe, deren Gründung andere Motive als die hier geschilderten zugrunde lagen.
Vor allem im Hightech-Bereich gab es in den letzten Jahren zunehmend mehr Gründungen
von mehr als einer Person. Zudem zeigte sich eine Tendenz zur Gründung in größeren Gruppen. Jedoch ist eine einfache Übertragung der Betriebsorganisation Selbstverwaltung aufgrund der beschriebenen Problemlage nach wie vor kaum möglich. In jüngster Zeit gibt es jedoch Versuche, die Chancen der neuen Möglichkeiten zur Existenzgründung zu nutzen, aber
als Kollektiv in Form von Selbsthilfegenossenschaften, um das große Risiko auf möglichst
viele Schultern zu verteilen. Die globalisierungskritischen Bewegungen haben in den letzten
Jahren das Thema "solidarische Ökonomie" erneut auf die Tagesordnung gehoben. Sie können dabei sowohl an die Besetzung und Übernahme von maroden Betrieben durch die Beschäftigten in Lateinamerika als auch an neue subsistenzwirtschaftliche Experimente (wie z.
B. in Mexiko) anknüpfen. Ob sie auch dazu beitragen werden, den selbstverwalteten Betrieben in Deutschland zu einem neuen bewegten Wachstumsring zu verhelfen, ist gegenwärtig
offen. (ICF2)
[58-F] Hertwig, Markus, Dr. (Bearbeitung); Rampeltshammer, Luitpold, M.A. (Leitung):
Der Europäische Betriebsrat als transnationale Organisation?
INHALT: Organisationssoziologischer Ansatz; Zusammenhang zwischen Verteilung und Koordination von Unternehmens- und EBR-Strukturen und dessen Zusammenhang mit der Verwertungsstärke von EBRs. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Polen
METHODE: Organisationssoziologie; Transnationalismusforschung. Untersuchungsdesign:
Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 65/57; EBR Mitglieder, Managementvertreter, Verbandsvertreter, Europäische Kommission). Feldarbeit durch
Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2007-03 ENDE: 2009-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Soziologie Lehrstuhl
Organisationssoziologie und Mitbestimmungsforschung (44780 Bochum)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0234-322-4067)
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
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[59-L] Honneth, Axel:
Arbeit und Anerkennung: Versuch einer Neubestimmung, in: Deutsche Zeitschrift für
Philosophie : Zweimonatsschrift der internationalen philosophischen Forschung, Jg. 56/2008, H.
3, S. 327-341 (Standort: USB Köln(38)FHM BP1740; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
dx.doi.org/10.1524/dzph.2008.0026)
INHALT: Der Essay geht von folgender "Diagnose" aus: Noch nie in den letzten zweihundert
Jahren hat es um Bemühungen, einen emanzipatorischen, humanen Begriff der Arbeit zu verteidigen, so schlecht gestanden wie heute. Ein wachsender Teil der Bevölkerung kämpft überhaupt nur noch um den Zugang zu Chancen subsistenzsichernder Beschäftigung, ein anderer
Teil vollzieht Tätigkeiten unter rechtlich kaum mehr geschützten, stark deregulierten Verhältnissen, ein dritter Teil schließlich erfährt im Augenblick die rapide Entberuflichung und Entbetrieblichung ihrer vormals noch statusmäßig gesicherten Arbeitsplätze. Was sich in der faktischen Organisation der Arbeit vollzieht, die Tendenz zur Rückkehr einer sozial ungeschützten Leih-, Teil- und Heimarbeit, spiegelt sich auch in Wissenschaft und Forschung: Enttäuscht haben diejenigen, die noch vor vierzig Jahren alle Hoffnung auf die Humanisierung
oder Emanzipierung der Arbeit setzten, der Arbeitswelt den Rücken gekehrt, um sich ganz
anderen, produktionsferneren Themen zuzuwenden. Der Autor diskutiert, ob diese Entwicklung begrifflich noch einmal umzukehren ist. Dazu muss die Idee einer sinnvollen, gesicherten Arbeit als Vernunftanspruch in die Strukturen der gesellschaftlichen Reproduktion selbst
eingebaut werden. In einem weiteren Schritt wird anschließend gezeigt, dass die gesellschaftliche Arbeit nur dann diese Rolle einer immanenten Norm übernehmen kann, wenn sie an die
Anerkennungsbedingungen im modernen Leistungsaustausch gebunden wird. Schließlich
wird im letzten Schritt entwickelt, welche immanenten Forderungen mit dieser strukturellen
Verkoppelung von Arbeit und Anerkennung in Hinblick auf die Gestaltung der modernen Arbeitswelt verknüpft sind; hier wird deutlich, dass die letztlich auf Durkheim zurückgehende
Idee einer gerechten Organisation der Arbeitsteilung mehr an normativer Stoßkraft enthält,
als es auf den ersten Blick erscheint. (ICA2)
[60-L] Houben, Jan; Rehberg, Frank:
Einführung eines transparenten Entgeltsystems als beteiligungsorientierter Prozess, in:
Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg (Hrsg.): Montage braucht
Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München: Hampp, 2008, S. 249258, ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: Die als beteiligungsorientierter Prozess gestaltete Entwicklung und Einführung eines
strukturierten Entgeltsystems wird, so die Verfasser, sowohl von der Unternehmensleitung als
auch von den Beschäftigten als notwendig angesehen und sehr positiv bewertet. Eine Entgeltsystematik, die akzeptierte Kriterien für die Bewertung von Arbeitsvermögen und Leistung aufweist, ist sowohl für das Unternehmen als auch für die Beschäftigten von Vorteil. Die
Beschäftigten wissen, wie sich ihr Entgelt berechnet, und haben Orientierungspunkte dafür,
wie und durch welches Verhalten sie ihr Entgelt beeinflussen können. Das Unternehmen hat
einen verlässlichen Entgeltrahmen, innerhalb dessen sich die Personalkosten bewegen werden, und die Gewissheit, dass keine Unzufriedenheit in der Belegschaft entsteht, weil die Entgeltfindung evtl. als willkürlich empfunden wird. Die Garantie der bisherigen individuellen
Entgelthöhe ist notwendige Voraussetzung für das Gelingen einer Systemumstellung. Auf
Dauer ist dies jedoch nicht hinreichend. Für die Beschäftigten müssen sich Leistungsverbes-
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
serungen auch spürbar in der Entgelthöhe niederschlagen. Damit bewegt sich das Unternehmen zwischen ggf. durch die Leistungserbringung nicht legitimierten, aber garantierten Entgelten einzelner Beschäftigter und den Entgeltabstandsanforderungen, die sich aus dem Entgeltsystem ergeben. Hier ist soziale Kompetenz gefragt, um dadurch angelegte Konflikte
nicht entstehen zu lassen, sofern eine generelle Anhebung des Entgeltniveaus, die diese Migrationsprobleme egalisieren würde, kurz- bis mittelfristig wirtschaftlich nicht vertretbar ist.
(ICF2)
[61-L] Jirjahn, Uwe:
Betriebsräte und Beschäftigungswachstum: spielt die Spezifikation der Betriebsgröße eine
Rolle für den geschätzten Zusammenhang?, in: Industrielle Beziehungen : Zeitschrift für
Arbeit, Organisation und Management, Jg. 15/2008, H. 3, S. 279-291
INHALT: "Neuere ökonometrische Untersuchungen zeichnen ein neutrales bis positives Bild der
ökonomischen Konsequenzen betrieblicher Mitbestimmung. Demgegenüber gelangt ein Beitrag von Addison und Teixeira (2006) zu einer überraschend pessimistischen Einschätzung.
Das Vorhandensein eines Betriebsrats ist hiernach negativ mit dem betrieblichen Beschäftigungswachstum verbunden. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Untersuchung mit der Frage, inwieweit der geschätzte Wachstumseffekt des Betriebsrats von der
Spezifikation der Betriebsgröße abhängt. Ein signifikant negativer Zusammenhang zwischen
Betriebsräten und betrieblicher Beschäftigungsentwicklung zeigt sich nur, wenn die Betriebsgröße linear in die Schätzgleichung einfließt. Wird demgegenüber für die logarithmierte Betriebsgröße kontrolliert, ist kein signifikanter Wachstumseffekt betrieblicher Mitbestimmung
festzustellen. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die scheinbar negative Beziehung zwischen
Betriebsräten und Beschäftigungswachstum auf eine Fehlspezifikation der Betriebsgröße zurückzuführen ist. Da das Vorhandensein eines Betriebsrats positiv mit der Betriebsgröße korreliert ist, spiegelt sich bei einer Fehlspezifikation der negative Wachstumseffekt der Betriebsgröße im geschätzten Betriebsratskoeffizienten wider." (Autorenreferat)
[62-L] Keller, Berndt:
Berufsverbände, Tarifautonomie und das System der Interessenvertretung, in: Leviathan :
Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Jg. 36/2008, H. 3, S. 364-390 (Standort: USB
Köln(38)-XG01679; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag fragt, ob die zu beobachtende Renaissance der Berufsverbände zu einer
wirksameren Interessenvertretung führt und die Stabilität der industriellen Beziehungen nachhaltig beeinflusst. In einem ersten Teil geht es um die Bedingungen, unter denen die Berufsverbände aktiv werden - die Werbung von Mitgliedern, die Aggregation und Vereinheitlichung sowie die Vertretung und Durchsetzung von Interessen. Der zweite Teil behandelt die
mittel- bis langfristigen Ziele der Berufsverbände, vor allem die Sicherung ihrer Existenz und
Legitimität durch den Abschluss eigener Tarifverträge, und die Ziele der Gewerkschaften und
der Arbeitgeber. Im dritten Teil werden die Folgen für die betroffenen Gewerkschaften und
für die Anbieter und Verbraucher diskutiert. Der Beitrag schließt mit einem Ausblick auf die
Bedeutung konkurrierender Arbeitnehmerorganisationen für die Zukunft der industriellen Beziehungen. (ICEÜbers)
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[63-L] Keller, Berndt:
Wandel der Arbeitsbeziehungen im öffentlichen Dienst: Entwicklungen und Perspektiven,
in: Reinold Sackmann, Bernadette Jonda, Maria Reinhold (Hrsg.): Demographie als
Herausforderung für den öffentlichen Sektor, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 7394, ISBN: 978-3-531-15429-9
INHALT: Das System der Kollektivverhandlungen, welches seine rechtliche Grundlage in der
grundgesetzlich garantierten Tarifautonomie (Art. 9 Abs. 3 GG) sowie im Tarifvertragsgesetz
hat, war eine Reihe von Jahrzehnten in der Bundesrepublik hochgradig zentralisiert und stabil. Der vorliegende Beitrag analysiert die erheblichen Veränderungen, die vor allem infolge
der Ergebnisse der Tarifrunde 2005/2006 im öffentlichen Dienst eingetreten sind, und ihre
mittel- und langfristigen Konsequenzen. Die Arbeitshypothese lautet, dass wir es mit dem
Ende einer Ära zu tun haben. Ausgangspunkt sind die korporativen Akteure auf Seiten der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer unter besonderer Berücksichtigung ihrer organisatorischen
Probleme. Anschließend stehen die ausgehandelten Kompromisse und ihre mittel- und langfristigen Folgen für die Gestaltung der Arbeitsbeziehungen im Mittelpunkt. Der Schlussteil
gibt einen Ausblick auf Entwicklungsperspektiven. Insgesamt geht es dem Autor um die
Schließung einer Forschungslücke, da über Stabilität und Wandel der Arbeitsbeziehungen des
öffentlichen Dienstes - im Gegensatz zur Privatwirtschaft - nur wenige Beiträge vorliegen.
(ICA2)
[64-L] Koller, Lena; Schnabel, Claus; Wagner, Joachim:
Freistellung von Betriebsräten - eine Beschäftigungsbremse?, in: Zeitschrift für
ArbeitsmarktForschung, Jg. 41/2008, H. 2/3, S. 305-326 (Standort: USB Köln(38)-XG1089;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Gemäß Betriebsverfassungsgesetz müssen in Deutschland Betriebe ab einer bestimmten Größe Betriebsräte von ihrer beruflichen Tätigkeit freistellen. Anhand einer Vollerhebung
aller betroffenen Betriebe wird in dieser Arbeit der Frage nachgegangen, ob die (mit Kosten
verbundene) Freistellung des ersten Betriebsratsmitglieds eine bremsende Wirkung auf die
Beschäftigungsdynamik von Betrieben hat. Weiterhin wird untersucht, ob die im Juli 2001 erfolgte Herabsetzung des Schwellenwerts von 300 auf 200 Arbeitnehmer zu einer Veränderung des Beschäftigungswachstums von Betrieben an diesen Schwellen geführt hat. Sowohl
deskriptive als auch ökonometrische Analysen deuten darauf hin, dass weder die alte noch die
neue Freistellungsschwelle einen Einfluss auf das Beschäftigungswachstum von Betrieben
hatte. Gleiches gilt für die gesetzliche Änderung des Schwellenwerts." (Autorenreferat)
[65-L] Leitsmüller, Heinz (Hrsg.):
Gewinnbeteiligung - Mitarbeiterbeteiligung: zwischen Mythos und Realität ; ein Handbuch
für Arbeitnehmer/innen und Betriebsrat, (Studien und Berichte), Wien: ÖGB-Verl. 2008, 271
S., ISBN: 978-3-7035-1330-5
INHALT: "Die Diskussion um Mitarbeiter- und Gewinnbeteiligungsmodelle wurde in der letzten
Zeit spürbar belebt. Angesichts explodierender Unternehmensgewinne stellt sich die Frage,
wie die Arbeitnehmer/innen von dieser Entwicklung profitieren können. Derzeit sind rund
160.000 bzw. 6 Prozent der unselbständig Beschäftigten am Kapital ihres Unternehmen betei-
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ligt. Der Großteil davon an großen börsennotierten Aktienunternehmen, wo diese Modelle
auch am leichtesten realisierbar sind. Arbeitgeber und Vertreter konservativer Parteien sehen
im Ausbau von Mitarbeiterbeteiliqungsmodellen eine mögliche Antwort auf die Forderung
der Beschäftigten nach einer fairen Abgeltung der erwirtschafteten Produktivität. Ideologisch
steht dahinter vor allem die Hoffnung auf eine stärkere Flexibilisierung der Löhne sowie Verbetrieblichung der Lahnpolitik. Die Beurteilung von Beteiligungsmodellen ist jedoch nicht so
einfach. Mitarbeiterkapital als strategisches Kernkapital kann in speziellen Fällen eine gewisse Barriere vor Übernahmen aufbauen. Beschäftigte befürworten natürlich auch, wenn ihnen
zusätzlich zu einer fairen Lohnerhöhung eine Gewinnprämie 'on top' bezahlt wird. Bei der
Gewinnbeteiligung drehen sich die Auffassungsunterschiede um zusätzliche oder ersetzende
Gewinnbeteiligungen, freiwillige oder verpflichtende sowie betriebliche oder kollektivvertragliche Regelungen. Bei Kapitalbeteiligungsmodellen sind vor allem das damit verbundene
Risiko sowie der Nutzen für die strategische Mitbestimmung Diskussionspunkte." (Autorenreferat)
[66-F] Lengfeld, Holger, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Organisierte Ungleichheit. Zum Verhältnis von Arbeitsorganisation, sozialer Klasse und individuellen Lebenschancen
INHALT: Das Projekt untersucht das Verhältnis von sozialer Klasse und Organisationsstruktur
als verschiedene strukturelle Determinanten, durch die Arbeitsorganisationen (Unternehmen
und öff. Verwaltungen) soziale Ungleichheit beeinflussen. Arbeitsorganisationen weisen unterschiedliche Strukturmerkmale auf, aufgrund derer knappe und begehrte Güter in ungleicher
Weise an die Beschäftigten verteilt werden. So ist beispielsweise bekannt, dass Beschäftigte
in großen Unternehmen mehr verdienen und öfter aufsteigen als in kleinen Unternehmen. Die
Leitfrage des Projekts ist, in welchem Verhältnis horizontale organisationsstrukturelle Determinanten (interner Arbeitsmarkt, Unternehmens- und Betriebsgröße, Grad der hierarchischen
Differenzierung) zu berufsbezogenen Klassen als vertikale Determinanten von sozialer Ungleichheit stehen. Mit der Klärung dieser Frage wird versucht, einen Beitrag zur Weiterentwicklung des berufsbezogenen Klassenkonzepts von Erikson & Goldthorpe zu leisten. Im
Mittelpunkt stehen drei Fragestellungen: 1. Inwieweit führen Organisationsstrukturen zur
Ausdifferenzierung von Lebenschancen innerhalb von sozialen Klassenlagen (z.B. ungelernte
Arbeiter, Angestellte mit Routinetätigkeiten, Expertenklasse)? 2. Sind bestimmte soziale
Klassen mehr als andere von den horizontalen Ungleichheitseffekten der Organisationsstruktur betroffen, und wenn ja: warum ist dies so? 3. Haben sich Klasse-Organisationseffekte im
Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung der 1990er Jahre verändert? Erste Ergebnisse:
Strukturelle Unabhängigkeit: Klasse und Organisationsstruktur sind prinzipiell voneinander
unabhängige Größen der Beeinflussung individueller Lebenschancen: So verdienen Beschäftigte aller Klassenlagen systematisch weniger, wenn sie in Unternehmen mit zuweisungsschwacher Organisationsstruktur arbeiten. Kumulation klasseninterner Ungleichheit: Beschäftigte der am schlechtestgestellten Klassenlagen (ungelernte Arbeiter und Angestellte mit einfachen Dienstleistungstätigkeiten) sind in höheren Maße von den Ungleichheitseffekten der
Organisationsstruktur betroffen: Je nach Organisationszugehörigkeit können sie mit der Wahl
ihrer Arbeitsorganisation mehr gewinnen bzw. verlieren als die Angehörigen der qualifizierten Berufe (Facharbeiter, Dienstklasse). Stabilität trotz Wandel: Der in den 1990er Jahren in
den USA eingesetzte Globalisierungsschub hat die oben genannten Beziehungen zwischen
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Klasse und Organisationsstruktur kaum verändert. Gewandelt haben sich allein die Ungleichheit erzeugenden Organisationsmerkmale.
METHODE: Empirische Basis sind Sekundärdatenanalysen mit quantitativen Umfragedaten.
Verwendet werden Employer-Employee-Daten aus den USA von 1991 und 2002. Diese Datensätze enthalten Informationen über die Klassenlage und die Güterausstattung von Beschäftigten und über die Strukturmerkmale der Arbeitsorganisationen, denen die Beschäftigten angehören. Zur Bestimmung der Klassenlage wird auf das aus der Mobilitätsforschung bekannte
EGP-Schema zurückgegriffen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Lengfeld, H.: Klasse, Organisation und soziale Ungleichheit. Ein
alternativer Blick auf die Sozialstruktur moderner Gesellschaften. Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2009 (in Vorbereitung).+++Lengfeld, H.: Klasse und Organisationsstruktur:
Komplementäre Mechanismen der Herstellung von sozialer Ungleichheit. in: Maurer, A.;
Schimank, U. (Hrsg.): Gesellschaft der Unternehmen - Unternehmen der Gesellschaft. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, S. 191-219.
ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution;
Wissenschaftler
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Arbeitsbereich Soziologie IV Soziologische Gegenwartsdiagnosen (58084 Hagen)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected], Tel. 02331-987-4743, Fax:
02331-987-4127)
[67-L] Müller-Jentsch, Walther:
Arbeit und Bürgerstatus: Studien zur sozialen und industriellen Demokratie, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss. 2008, 314 S., ISBN: 978-3-531-16051-1
INHALT: "Die in dem Band versammelten Aufsätze sind zentrale Beiträge des Autors zur Etablierung der 'Industriellen Beziehungen' als einer - nach angelsächsischem Vorbild - sozialwissenschaftlichen Teildisziplin. Sie reflektieren Genese und Entwicklung, erörtern Wesen
und Funktion von Institutionen und Akteuren des Arbeitsmarktes und der Arbeitsbeziehungen. Dabei handelt es sich um Institutionen, die dem Widerspruch zwischen dem Status des
freien Bürgers und seiner sozialen Unterlegenheit als Lohnabhängiger - als 'Fabrikuntertan' entsprangen und die daraus resultierenden Konflikte bearbeiten. Einleitend wird das ihm zugrunde liegende Spannungsverhältnis zwischen dem Wirtschaftssystem des Kapitalismus und
der Zivilgesellschaft mit ihrer politischen Verfassung dargestellt. Die weiteren Themenbereiche - Gewerkschaften und Tarifautonomie, Mitbestimmung in Organisationen und Theorien
industrieller Beziehungen - fächern das Spektrum der die Warenfiktion der Arbeit kompensierenden 'industriellen Bürgerrechte' (T.H. Marshall) auf. Zugleich thematisieren sie die heutige
Problematik mit den Herausforderungen der Globalisierung durch die Infragestellung des
rheinischen Kapitalismus." (Autorenreferat)
[68-L] Phyel, Jörn:
Gewerkschaftliche Mitgliedschaftsloyalität: eine empirische Analyse der IG-MetallMitgliederbindung in der Fahrzeugindustrie und im Maschinenbau, Kassel: Kassel Univ.
Press 2008, 326 S., ISBN: 978-3-89958-387-8
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
INHALT: Ausgangslage der Untersuchung war das strukturell bedingte Organisationsproblem
der Gewerkschaften, welches in seinem Kern darin besteht, dass von ihren Leistungen keine
hinreichenden Mitgliedschaftsanreize ausgehen. Für die Stabilisierung ihrer Organisationen
sind Gewerkschaften daher auf immaterielle Ressourcen angewiesen. Aus diesem Grund wurde Mitgliedschaftsloyalität als mehrdimensionales Konstrukt verstanden, welches neben
zweckrationalen Präferenzen wertrationale Elemente und intersubjektive Erwartungshaltungen berücksichtigt. Dabei wurden den wertrationalen Mitgliedschaftsmotiven und den antizipierten Erwartungshaltungen der Arbeitskollegen an die eigene Mitgliedschaft die Funktion
eingeräumt, die unzureichenden ökonomischen Mitgliedschaftsanreize auszugleichen. An dieser grundlegenden These der Arbeit setzten weitere Annahmen über die Reproduktionsweise
der Mitgliedschaftsloyalität an. Gewerkschaften können danach auf die Loyalitätsstrukturen
ihrer Mitglieder einwirken und sich dadurch eine gewisse Unabhängigkeit von ihren Umwelten verschaffen. Von den meisten zeitgenössischen soziologischen Diagnosen werden die zunehmenden gewerkschaftlichen Organisationsprobleme indessen auf externe Faktoren zurückgeführt. Die konkreten organisationalen Bedingungen der Gewerkschaften büßen damit
an Beachtung ein, und die Arbeitnehmerorganisationen erscheinen als umweltabhängige Organisationen, die ihre eigene Zukunft nur sehr begrenzt gestalten können. Eine Bestätigung
der Arbeitsthese würde deshalb eine Neubewertung der angesprochenen soziologischen Diagnosen nahe legen und den Organisationsbedingungen der Gewerkschaften einen größeren
Erklärungswert einräumen. Die Grundthese wurde von den empirischen Analysen bestätigt.
Die Daten für die statistischen Analysen wurden mit einer computergestützten Telefonbefragung (CATI) unter den Mitgliedern der IG Metall im Sommer 2005 erhoben. Grundlage der
Stichprobenziehung war das Mitgliederverzeichnis der Hauptverwaltung der IG Metall. Insgesamt wurden 1231 Mitglieder befragt, die während des Erhebungszeitraumes in den Wirtschaftsbranchen Straßenfahrzeugbau, Maschinenbau und der Zuliefererindustrie des Fahrzeugbaus tätig waren. Die Wahl der Wirtschaftsbranchen eignet sich für die Untersuchung
gut, weil es sich bei ihnen um gut organisierte Bereiche handelt. (LO2)
[69-L] Rehberg, Frank:
Entgelt und Erfahrungswissen, in: Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank
Rehberg (Hrsg.): Montage braucht Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage,
München: Hampp, 2008, S. 116-142, ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: Im Projekt WAMo wurde danach gefragt, so der Verfasser, was Erfahrungswissen in
der Montage ist, wie es erworben, erweitert, angewandt und vermittelt werden kann. Wenn
also von der Ressource Erfahrungswissen die Rede ist, dann stellt sich neben der Frage, wie
sie für die Unternehmen nutzbar zu machen ist, d.h. verwertbar wird, auch die Frage, ob diese
Ressource auch für ihre Träger/innen, die Beschäftigten, 'verwertbar' ist, nämlich in preislicher Hinsicht, d.h. als eine Entgeltkomponente oder als ein Kriterium der Entgeltfindung. Es
wird der Frage nachgegangen, ob es eine Entgeltchance für Erfahrungswissen in der Montage
gibt. Bezug nehmend auf eigene Forschungsergebnisse wird konstatiert: Das dem Arbeitsvermögen inhärente Erfahrungswissen ist im Hinblick auf die Tauschwertseite der Arbeitskraft,
mithin bei der Entgeltfindung bislang kaum in Wert gesetzt, da es in der Bewertung, wenn
überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Gesellschaftlichkeit der Auseinandersetzung um den Tauschwert der Arbeitskraft kann auch dazu führen, dass das Erfahrungswissen
zum Erscheinen gebracht und damit wert- und preishaltig wird. Wie die Diskussion um das
Erfahrungswissen zunächst auf die qualitative Seite der Produktion zielt (Arbeitsorganisation,
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
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Führungsverhalten, Qualifizierung), könnte sie auch die quantitative, die Tauschwertseite beeinflussen. Dazu müsste Erfahrungswissen tarif- und betriebspolitisch in Stellung gebracht
werden. Die solchermaßen vorangetrieben Inwertsetzung des Erfahrungswissens dürfte der
Forderung entgegenkommen, das dialektische Verhältnis zwischen den beiden Polen Arbeitsvermögen und Arbeitskraft deutlicher zu machen. (ICF2)
[70-L] Sackmann, Sonja A.; Horstmann, Birte:
Unternehmenskultur und Mitbestimmung - eine integrative Perspektive, in: Rainer Benthin,
Ulrich Brinkmann (Hrsg.): Unternehmenskultur und Mitbestimmung : betriebliche Integration
zwischen Konsens und Konflikt, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 97-120, ISBN: 9783-593-38428-3
INHALT: "'Mitbestimmung' und 'Unternehmenskultur' sind in Forschung und Praxis zentrale Begriffe, wenn über den 'Betriebsfaktor' Mensch in der Arbeitswelt diskutiert wird. Dabei unterscheiden sich die Perspektiven, die hinter diesen Begriffen stehen, stark. Betriebliche Partizipation kann als Summe der Mitgestaltungsmöglichkeiten der Arbeitnehmer im Unternehmen
verstanden werden. Eine Art Sonderfall stellt die in Deutschland dominierende Form der gesetzlich geregelten institutionellen Mitbestimmung dar. Sie wurde im Zuge der sozialen
Marktwirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg forciert entwickelt und im Laufe der Zeit den
sich verändernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst.
Dabei ist das Konzept bis heute umstritten. Infrage gestellt wird immer wieder der eigentliche
- vor allem wirtschaftliche - Nutzen. Im Zeitalter der Globalisierung, in dem die Grenzen zwischen Arbeit und Kapital immer mehr verschwimmen, wird darüber hinaus diskutiert, inwieweit das Konzept flexibel genug ist, um die ökonomischen und organisationalen Herausforderungen der Zukunft anzupassen. Unter Unternehmenskultur versteht man die von den Mitarbeitern eines Unternehmens gemeinsam getragenen grundlegenden Überzeugungen, die deren
Denken und Handeln steuern. Unternehmenskultur entwickelt sich durch das Handeln der
Mitarbeiter und Führungskräfte über die Zeit. Sie ermöglicht unter anderem koordiniertes
Handeln und unterstützt die Integration im Unternehmen. Damit bildet sie den Kontext, in
dem Mitbestimmung gelebt wird. Je nach Ausprägung der spezifischen Unternehmenskultur
können Mitbestimmung bzw. Partizipation unterschiedlich gelebt werden. Eine bejahende Position kulturprägender Persönlichkeiten (z.B. Unternehmensgründer) kann Partizipation positiv in der Unternehmenskultur verankern. Die bisherigen Studien zeigen unter diesen Bedingungen auch eine positive Verbindung freiwilliger Partizipation zum Unternehmenserfolg,
während die Ergebnisse im Bereich der institutionellen Mitbestimmung uneinheitlich sind.
Mitbestimmung allgemein ist eine Möglichkeit, Mitarbeiterpotenziale zu nutzen, indem die
Mitarbeiter eine aktive Rolle in Entscheidungsprozessen einnehmen. Dabei sind gesetzliche
Minimalforderungen sinnvoll. Diese schaffen jedoch nicht das für eine kooperative Zusammenarbeit notwendige Vertrauen sondern bieten den Beteiligten lediglich eine gewisse
Grundsicherheit." (Autorenreferat)
[71-F] Schmierl, Klaus, Dr. (Bearbeitung):
Sozialwissenschaftliche Begleitforschung zur ERA-Einführung in der Metall- und Elektroindustrie Thüringens (ERA-Thüringen)
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
INHALT: In der Metall- und Elektroindustrie Deutschlands werden gegenwärtig bundesweit die
in den letzten Jahren abgeschlossenen Tarifverträge zum Entgeltrahmenabkommen (ERA)
umgesetzt. Einer der wichtigsten Industriesektoren der Bundesrepublik verabschiedet sich damit in einer Jahrhundertreform von der bisherigen Trennung zwischen Arbeitern und Angestellten zugunsten einer Zusammenführung in einheitliche Entgeltgruppen. Das bedeutet für
die Tarifparteien und die Betriebe einen umfassenden Bruch mit den bisherigen Lohn- und
Gehaltsstrukturen und entsprechende hohe Anforderungen an die ERA-Umsetzung - müssen
doch die überlieferten Arbeitsbewertungen, Entgeltstrukturen und damit auch die innerbetrieblichen Entgeltrelationen von Arbeitern und Angestellten neu austariert, verhandelt und
aktualisiert werden. Im Tarifgebiet Thüringen liegt dazu eine Sonderregelung vor, nämlich
das Instrument der 'Tariflichen Entsprechung'. Dabei handelt es sich um einen Passus im
ERA-Tarifvertrag, der den betrieblichen Arbeitgebern die Wahl zwischen zwei Alternativen
lässt: einer Neubewertung aller Arbeitsplätze/ Arbeitskräfte des Betriebs und der Anwendung
einer Analogietabelle mit Nennung der alten Lohn- bzw. Gehaltsgruppe und der neuen Entgeltgruppe (als pauschales Äquivalent). Die Forschung fand in Abstimmung mit folgenden
Institutionen statt: Institut der Wirtschaft Thüringens GmbH (IWT), Erfurt; Verband der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen e.V. (VMET), Erfurt; IG Metall, Bezirksleitung
Frankfurt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Thüringen
METHODE: Im Rahmen der Begleitforschung hat das ISF München die Verfahren und Folgen
der ERA-Einführung in Thüringen analysiert. Die empirischen Erhebungen fanden in drei exemplarischen Unternehmen statt, die in Absprache mit den für die Firmen zuständigen Repräsentanten von Gewerkschaft und Arbeitgeberverband aus den zwanzig größten Arbeitgebern
des Tarifgebiets ausgewählt wurden. Methodisch wurden in zwei Empiriewellen (Sommer
2006 und 2007) leitfadengestützte qualitative Experteninterviews mit den Betriebsräten, den
Personalleitungen und betroffenen Arbeitskräften geführt. Die Hauptfragestellungen: 1. Die
Entscheidungsgrundlage der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite für oder gegen die 'Tarifliche Entsprechung', die maßgeblichen Akteure der Entscheidung und deren Argumentation. 2.
Die Prozesse und Verfahren der ERA-Einführung; die Folgen für die betriebliche Entgeltpraxis, die Position der betrieblichen Verhandlungspartner sowie die Konsequenzen für die Situation der Arbeitnehmer, wie z.B. die Betroffenheit unterschiedlicher Beschäftigtengruppen.
3. Die Akzeptanz von ERA in den Belegschaften einschließlich der Wirkung auf die Bindung
an die Gewerkschaft. Mit diesem Forschungsdesign war weniger eine quantitative Erhebung
im Sinne statistischer Repräsentativität angestrebt als vielmehr eine in die Tiefe gehende qualitative Analyse der typischen Problembedingungen, der spezifischen Wechselwirkungen zwischen betrieblichen Verhandlungsfeldern und der maßgeblichen Folgen von ERA im Betrieb.
In diesem Sinne wurden die Pilotbetriebe des Tarifgebiets untersucht, die als Vorreiter mit
Vorbildcharakter gewerkschafts- und tarifpolitisch zur Schulung und für eine breitere Umsetzungsstrategie generalisiert werden können.
ART: BEGINN: 2005-04 ENDE: 2008-05 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Otto-Brenner-Stiftung
INSTITUTION: Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. -ISF- (Jakob-Klar-Str. 9,
80796 München)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 089-272921-0, e-mail: [email protected])
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
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[72-L] Schnabel, Hubert; Frick, Bernd; Koffhoff, Hermann; Metz, Thomas; Schnabel, Claus;
Zwick, Thomas:
Kontroverse: Sind Betriebsräte ineffizient?, in: Industrielle Beziehungen : Zeitschrift für
Arbeit, Organisation und Management, Jg. 15/2008, H. 2, S. 151-200
INHALT: Auftakt der Kontroverse bildet ein Erfahrungsbericht zur Mitbestimmung in einem gemeinnützigen Konzern. Inwieweit sich diese (negativen) Erfahrungen verallgemeinern lassen,
wird in den darauf folgenden Expertenberichten hinterfragt, die den derzeitigen Stand des empirischen Wissens zum Wirken und zu den Effekten von Betriebsräten wesentlich geprägt haben. Inhaltsverzeichnis: Kontroverse - Sind Betriebsräte ineffizient? Vorbemerkung (151);
Hubert Schnabel: Zur Diskussion über die betriebliche Mitbestimmung (152-163); Bernd
Puck: Betriebliche Mitbestimmung unter Rechtfertigungsdruck. Die relative Bedeutung von
Produktivitäts- und Umverteilungseffekten (164-177); Hermann Kotthoff: Betriebsrat: ein
Sammelbecken für Zukurzgekommene? (178-184); Thomas Merz; Starke Konfliktpartner gefordert! (185-188); Claus Schnabel: Betriebliche Mitbestimmung - Widersprüche zwischen
Forschung und Praxis?(189-192); Thomas Zwick: Perspektiven für die Wirkungsanalyse von
Betriebsräten Erwiderung (193-197); Hubert Schnabel: Zur Diskussion über die betriebliche
Mitbestimmung (198-200).
[73-L] Schroeder, Wolfgang:
Augenmaß statt Augenhöhe: auf dem Weg zur Weltgewerkschaft ist eine Politik der kleinen
Schritte gefragt, in: Internationale Politik, Jg. 63/2008, H. 9, S. 67-70 (Standort: USB Köln(38)LS G 09335; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.internationalepolitik.de/archiv/jahrgang-2008/september/augenmass-statt-augenhohe.html)
INHALT: Die Autoren fragen in ihrem Beitrag nach den Möglichkeiten, die Gewerkschaften als
nationale Organisationen haben, um in einer international vernetzten Wirtschaft besser überleben zu können oder gar zu einem global ernst zu nehmenden Akteur zu werden. Die Gewerkschaften haben ihrer Meinung nach die Aufgabe, die Zivilisierung des Kapitalismus voranzubringen und gemeinsam gegen menschenverachtende Arbeitsbedingungen zu kämpfen.
Notwendig ist vor allem eine Institutionalisierung der grenzüberschreitenden Solidaritätspolitik, denn mit den supranationalen Organisationen der Weltwirtschaft und den multinationalen
Konzernen bestehen Ansatzpunkte, die von den Gewerkschaften genutzt werden können, um
sich als Teile einer neuen Weltsozialpolitik zu etablieren. Im Gegensatz zur Politik der sozialen Bewegungen definiert sich die Gewerkschaftsarbeit durch einen festen Mitgliederbezug
und das Ziel einer auf Verträgen basierten, dauerhafteren Einflussnahme. An diesem Kriterium gemessen geht es weniger um eine einseitige Globalisierung von unten oder eine "kosmopolitische Erneuerung der Gewerkschaften" als vielmehr um eine mitgliederbezogene Politik
im Kontext grenzüberschreitender Solidaritätsnetzwerke. Dies ist nicht viel, gemessen an dem
Anspruch, mit dem Kapital "auf Augenhöhe" zu operieren, weshalb eine "Politik der kleinen
Schritte" in der Gewerkschaftsarbeit gefragt ist. (ICI2)
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[74-L] Schweiger, Gottfried:
Prekarität und "Decent Work": über einen wesentlichen Aspekt der
Sozialverträglichkeitsprüfung, in: Jakob Reichenberger, Clemens Sedmak (Hrsg.):
Sozialverträglichkeitsprüfung : eine europäische Herausforderung, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 91-107, ISBN: 978-3-531-16060-3 (Standort: UB Köln(38)-35A9355)
INHALT: Der Verfasser sieht in der Analyse von Arbeitsverhältnissen einen essentiellen Aufgabenbereich einer SVP. Arbeit wird als ein die Gesellschaft prägendes Element betrachtet, wobei auf den besonderen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Armut hingewiesen
wird. Hier kommt ein Blick auf eine Risikogruppe zum Ausdruck. Gegenwärtige Arbeitsverhältnisse können die ursprünglichen, armutspräventiven und lebensgestalterischen Funktionen
von Arbeit immer weniger garantieren und werden prekär. Eine Möglichkeit, dieser Prekarität
entgegen zu wirken, ist das Konzept "decent work" der International Labour Organisation.
Aufgrund der besonderen gesellschaftlichen Bedeutung der Arbeit ergibt sich die Notwendigkeit der Integration von Richtlinien für decent work in eine SVP. Es werden die idealtypischen Funktionen von Arbeit dargestellt und es wird auf den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Armut eingegangen. Es wird gezeigt, dass diese idealtypischen Funktionen von
prekären Arbeitsverhältnissen gerade nicht mehr oder nur mehr unzureichend erfüllt werden
können, was dazu führt, im Problem der Prekarität einen Aufgabenbereich der Sozialverträglichkeitsprüfung zu erkennen. Im Anschluss daran wird der Begriff des "Decent Work" expliziert und dabei die Forderungen hervorgehoben, die aus seinem normativen Gehalt folgen,
und es wird gezeigt, dass die im Rahmen der "Decent Work"-Agenda erarbeiteten Konzepte
und Richtlinien auch im Rahmen der Sozialverträglichkeitsprüfung implementiert und gefördert werden können. (ICF2)
[75-L] Speth, Rudolf:
Corporate Citizenship als strategische Partnerschaften, Lobbying, Regierungsbeziehungen,
in: Holger Backhaus-Maul, Christiane Biedermann, Stefan Nährlich, Judith Polterauer (Hrsg.):
Corporate Citizenship in Deutschland : Bilanz und Perspektive, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2008, S. 277-290, ISBN: 978-3-531-15959-1
INHALT: Der Beitrag vertritt die These, dass Corporate Citizenship und Lobbying näher beieinander sind, als dies nach außen hin scheint. Bei beiden geht es um den strategischen Erfolg
des Unternehmens - um dieses Ziel zu erreichen, sind allerdings die Mittel unterschiedlich.
Die Verbindung von Corporate Citizenship und Lobbying wird am Beispiel größerer Unternehmen aufgezeigt, die in der Lage sind, auch eigenständig Lobbying zu betreiben. Mittelständische Unternehmen sind zwar traditionell sehr stark lokal im sozialen, kulturellen oder
sportlichen Bereich engagiert, doch überlassen sie das Lobbying den Verbänden, so dass diese strategischen Verbindung zwischen Corporate Citizenship und Lobbying bei ihnen weniger
gut ausgeprägt ist. Zunächst wird an drei Beispielen die Verbindung von Corporate Citizenship und Lobbying verdeutlicht. In einem weiteren Schritt wird das Entstehen von Corporate
Citizenship als Engagementkonzept vor dem Hintergrund bestimmter ökonomischer Veränderungen gedeutet, die neben der stärkeren Kapitalmarktorientierung der Unternehmen auch
ihre stärkere Desintegration aus gesellschaftlichen Kontexten zur Folge hatte. Corporate Citizenship wird insgesamt als Versuch gedeutet, Unternehmen wieder stärker in die Gesellschaft
zu integrieren. (ICA2)
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[76-L] Steger, Thomas:
Auf dem Weg zum Neo-Liberalismus?: ein kritischer Blick auf die Entwicklung der
industriellen Beziehungen in Mittel- und Osteuropa, in: Peter Jurczek, Matthias Niedobitek
(Hrsg.): Europäische Forschungsperspektiven : Elemente einer Europawissenschaft, Berlin:
Duncker & Humblot, 2008, S. 153-172, ISBN: 978-3-428-12714-6 (Standort: ULB Münster
Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MK5000/355)
INHALT: Der Verfasser gibt zunächst einen Überblick über Basismodelle industrieller Beziehungen, wobei er das liberale Markt-Modell, das soziale Markt-Modell und das Konflikt-Modell
unterscheidet. Er vertritt im Folgenden die These, dass sich die industriellen Beziehungen in
den meisten mittel- und osteuropäischen Staaten in Richtung auf prekäre, neoliberale Arbeitsverhältnisse entwickelt haben. Diese These wird unter Rückgriff auf aktuelle Untersuchungen
belegt. Im Vordergrund stehen dabei die neuen EU-Länder Polen, Tschechien und Ungarn,
die zu den am weitesten entwickelten und am besten untersuchten Transformationsländern
gehören. Indikatoren einer prekären Liberalisierung zeigen sich für diese Länder auf externer
und nationaler Ebene sowie auf Branchen- und Unternehmensebene. (ICE2)
[77-L] Tondorf, Karin:
Neue Entgeltordnung und Leistungsentgelt, in: Reinhard Bispinck (Hrsg.): Verteilungskämpfe
und Modernisierung : aktuelle Entwicklungen in der Tarifpolitik, Hamburg: VSA-Verl., 2008, S.
123-135, ISBN: 978-3-89965-298-7 (Standort: UB Duisburg(464)-E21/PXI/4689)
INHALT: Die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes haben mit zwei Tarifwerken - dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (für den Bund und die Kommunen) und dem Tarifvertrag
für den öffentlichen Dienst der Länder - einen historischen Schritt zur Vereinheitlichung des
Tarifrechts getan: mit gemeinsamen Regelungen für Arbeiter/innen und Angestellte zu allgemeinen Arbeitsbedingungen, Qualifizierung, Arbeitszeit, Entgelt, Urlaub und Arbeitsverhältnissen. Im vorliegenden Beitrag werden zwei tarifliche Projekte näher betrachtet, die wichtige
Elemente des neuen Tarifrechts darstellen: (1) Die neue einheitliche "Entgeltordnung": Dieser
Begriff steht für ein zu modernisierendes Eingruppierungssystem und eine neue einheitliche
Entgelttabelle. Da noch keine Verhandlungsergebnisse (Stand Anfang 2008) vorliegen, konzentriert sich der Beitrag auf Fragen, die das gewerkschaftliche Konzept für eine neue Entgeltordnung betreffen. (2) Die Einführung von Leistungsentgelt: Die neuen einheitlichen Tarifverträge für Bund, Kommunen und Länder enthalten Rahmenregelungen zur Einführung von
Leistungsentgelt. Damit sind die Betriebsparteien gefordert, Leistungsentgelt zum l. l. 2007
über einvernehmliche Dienstvereinbarungen bzw. Betriebsvereinbarungen einzuführen. Der
Beitrag thematisiert vorrangig Aspekte der betrieblichen Umsetzung der tariflichen Regelung.
(ICA2)
[78-L] Ullmann, Karen; Bothfeld, Silke:
The German Employment Protection Act: how does it work in company practice?, (WSIDiskussionspapier, Nr. 161), Düsseldorf 2008, 44 S. (Graue Literatur;
www.boeckler.de/pdf/p_wsi_diskp_161_e.pdf)
INHALT: "The article describes the manner in which in companies make decisions about dismissals. It begins with the presentation of a number of theories, which attempt to depict the com-
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plexity of the employment relationship. This is followed by the presentation of the legal framework and the various options for action at the respective levels. The third section draws together empirical data that illuminates the relevance of the various steps involved in the termination of the employment relationship. It shows that the prevalent assumptions that companies hold regarding the effects of the KSchG are unfounded." (author's abstract)
[79-L] Ulrich, Günter:
Unternehmensverantwortung aus soziologischer Perspektive, in: Matthias Schmidt, Thomas
Beschorner (Hrsg.): Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship, München:
Hampp, 2008, S. 51-70, ISBN: 978-3-86618-230-1
INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Frage, wie Organisationen, insbesondere die für die moderne Gesellschaft konstitutiven Wirtschaftsunternehmen, kontrolliert
und in ihrer Organisationsmacht eingeschränkt werden können. Als Königsweg bietet sich
einmal, so der Verfasser, die Steuerung durch Gesetze an. Politik und Recht legen die Rahmenbedingungen unternehmerischen Handelns fest und sorgen so dafür, dass die Persönlichkeitsrechte und Interessen individueller Akteure geschützt werden und kollektive Güter erhalten bleiben. Ein anderer Weg besteht in der Schaffung und Förderung von Organisationen, die
sich als organisierte Gegenmacht verstehen und in der Öffentlichkeit auch als solche wahrgenommen werden. Komplementär dazu zeichnet sich in der Debatte um "Corporate Social Responsibility" (CSR) eine dritte Möglichkeit zur Kontrolle organisatorischer Macht ab: Unternehmen reagieren nicht bloß auf die Anforderungen organisierter Interessengruppen, um
Sanktionen zu vermeiden, sondern können, so scheint es, die in sie gesetzten Erwartungen in
ihre internen Strukturen, Prozesse und Strategien einbauen. Es wird argumentiert, dass die
Moralfähigkeit von Unternehmen nicht prinzipiell ist, aber empirisch durch ihre positionale
Struktur eingeschränkt - selbst "tugendhafte" Motive der Führungsspitze - im Regelfall durch
die Interessen der Körperschaft mediatisiert werden. Wenn es mit Nietzsche richtig ist, dass
die moralische Frage nach Verantwortung überhaupt erst das moralische Subjekt konstituiert,
dann wird man heute feststellen können, dass dieser moralische Diskurs inzwischen über Gemeinde- und Ländergrenzen hinausreicht und allmählich auch global agierende Unternehmen
zwingt, sich als Träger sozialer Verantwortung zu positionieren. (ICF2)
[80-L] Wagner, Hilde (Hrsg.):
Arbeit und Leistung - gestern und heute: ein gewerkschaftliches Politikfeld, Hamburg: VSAVerl. 2008, 254 S., ISBN: 978-3-89965-238-3 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3911)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Katrin Trinks, Volker Döhl, Dieter Sauer: Arbeit unter Druck. Zur
Arbeits- und Leistungssituation in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (1332); Rainer Salm: War der "deutsche Weg der Arbeitsorganisation" erfolglos? Vorurteile und
Fakten zur Wirtschaftlichkeit guter Gruppenarbeit (33-56); Uwe Dechmann, Arno Georg,
Gerd Peter: Die Rettung der Produktionsarbeit in Deutschland durch S. Gryglewski. Ein Debattenbeitrag (57-66); Volker Ochs: Neue leistungspolitische Herausforderungen und die Ansprüche an eine entwicklungsförderliche Arbeitsgestaltung (67-82); Franz Steinkühler: Menschengerechte Arbeit - geschichtliche Herausforderung und Gegenwartsaufgabe. Durchsetzung und Bedeutung des Lohnrahmentarifvertrages II (83-96); Ernst Eisenmann: Die Notwendigkeit der Erholzeiten - im Rückblick (97-104); Konrad Siegel: Anmerkungen zu Ernst
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Eisenmann und zu "gestern und heute" (105-110); Dieter Sauer: Von "humanisierter" zu "guter" Arbeit. Paradigmenwechsel in der Arbeitspolitik (111-124); Hans Joachim Sperling:
Vom Lohnrahmentarifvertrag II zu Auto 5000. 125 Stationen einer tarifpolitischen Rahmung
innovativer Arbeitspolitik (125-142); Christoph Ehlscheid, Udo Nobel: Von der Diagnose zur
Therapie? Neue Leistungspolitik (auch) in indirekten Bereichen (143-162); Elke Schulte:
Leistungsregulierung bei der Umsetzung der Entgelt-Rahmentarifverträge (163-172); Wolfgang Gehring, Manfred Scherbaum: Leistung begrenzen durch Messen und Zählen? Plädoyer
für systematisch betriebene Datenermittlung (173-188); Andrea Fergen, Klaus Pickshaus: Der
Arbeit wieder ein gesundes Maß geben. Neue arbeitspolitische Ansätze für "Gute Arbeit"
(189-206); Berthold Huber, Oliver Burkhard, Marc Schlette: Qualitative Tarif- und Betriebspolitik als Zukunftsaufgabe für Gewerkschaften (207-226); Frank Iwer, Kay Ohl, Hilde Wagner: Arbeit und Leistung. Entwicklungen und Perspektiven in einem Kernfeld der Betriebsund Tarifpolitik (227-250).
[81-L] Wannöffel, Manfred:
"Entscheidend ist im Betrieb": qualifizierte Mitbestimmung als Herausforderung für
Gewerkschaften und Politik, (WISO Diskurs : Expertisen und Dokumentationen zur
Wirtschafts- und Sozialpolitik), Bonn 2008, 64 S., ISBN: 978-3-89892-929-5 (Graue Literatur;
doku.iab.de/externe/2008/k080702f08.pdf)
INHALT: "Die Expertise befasst sich mit Fragen der Anpassung und Erweiterung der Mitbestimmung angesichts zentraler, die Wirtschaft und Gesellschaft prägender Herausforderungen.
Die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien, zunehmende
Standortkonkurrenz im Zuge von Europäisierung und Globalisierung, der Markteintritt von
Private-Equity-Gesellschaften, die Zunahme atypischer und prekärer Arbeitsverhältnisse
kennzeichnen wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, die spezifische Herausforderungen an Politik und Gewerkschaften stellen, um die Mitbestimmung zukunftsfähig zu
machen. Die Antwort des Autors auf diese Herausforderungen ist die Durchsetzung von qualifizierter Mitbestimmung mit ihren zentralen Handlungsfeldern Innovation, Kooperation und
internationale Vernetzung. Ein ganz wesentlicher Aspekt qualifizierter Mitbestimmung besteht darin, die internationale Handlungskompetenz von betrieblichen Interessenvertretungen
und Gewerkschaftern zu verbessern und darauf hinzuwirken, dass Grundelemente industrieller Demokratie auch in Partnerländern beachtet werden." (Autorenreferat)
[82-F] Whittall, Michael, Dr.; Lücking, Stefan, Dr.; Bolte, Michael, M.A.; Trinczek, Rainer,
Prof.Dr. (Bearbeitung):
Nicht-Umsetzung der Richtlinie zu Europäischen Betriebsräten
INHALT: Vor gut 10 Jahren trat die Richtlinie über Europäische Betriebsräte in Kraft, mit der
erstmals die Interessenvertretung von Arbeitnehmern auch auf europäischer Ebene gesetzlich
geregelt wird. Die Bilanz fällt jedoch gemischt aus: Obwohl der Europäische Betriebsrat besonders in Ländern ohne eigene Tradition betrieblicher Interessenvertretung als Erfolg angesehen werden kann, bleibt insgesamt die Zahl der betroffenen Unternehmen, in denen es keinen europäischen Betriebsrat gibt, erstaunlich hoch. Das Forschungsprojekt fragt nach den
Gründen und Motiven, warum es in vielen multinationalen Unternehmen keinen Europäischen Betriebsrat gibt. Dabei interessiert uns vor allem die Perspektive der Arbeitnehmerver-
72
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2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
tretungen in verschiedenen europäischen Ländern. Folgende Fragen beschäftigen uns: Ist der
Europäische Betriebsrat das falsche Instrument, um die Interessen der Beschäftigten auf europäischer Ebene zu vertreten? Gibt es bessere Mittel und Möglichkeiten? Welche anderen Formen der Zusammenarbeit zwischen den Arbeitnehmervertretungen in verschiedenen europäischen Ländern gibt es? GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Witthall, Michael; Lücking,
Stefan: Umsetzung der EBR-Richtlinie bei deutschen Unternehmen. Vorläufige Ergebnisse
der Datenerhebung um Rahmen des HBS-Projekts an der TU München (Fassung vom
20.12.2007). München 2007. 7 S. (Download unter: www.sociology.wi.tum.de/de/system/files/ebr-datenbank-ergebnisse.pdf )+++Whittall, Michael; Lücking, Stefan; Trinczek, Rainer;
Bolte, Michael: Understanding the European Works Council Deficit in German Multinationals. Abstract für die IIRA-Konferenz 2007 in Manchester. München 2007 (Download unter:
www.sociology.wi.tum.de/de/system/files/ewcd-iira2007-abstract.pdf ).
ART: BEGINN: 2006-11 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Hans-Böckler-Stiftung
INSTITUTION: Technische Universität München, Fak. für Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl
für Soziologie (Lothstr. 17, 80335 München)
KONTAKT: Whittall, Michael (Dr. Tel. 089-289-24206, e-mail: [email protected]);
Lücking, Stefan (Dr. Tel. 089-289-24233, e-mail: [email protected]); Bolte,
Michael (e-mail: [email protected]); Trinczek, R. (Tel. 089-28924216)
[83-L] Wolf, Elke; Zwick, Thomas:
Reassessing the productivity impact of employee involvement and financial incentives, in:
Schmalenbach business review, Vol. 60/2008, No. 2, S. 160-181 (Standort: USB Köln(38)XG8483; www.fachverlag.de/sbr/pdfarchive/einzelne_pdf/sbr_2008_april-160-181.pdf)
INHALT: "Employee involvement and financial incentives are often praised as effective means
for increasing firm productivity. We assess the productivity effects of these human resource
practices by accounting for the main sources of estimation bias - unobserved heterogeneity
and endogeneity - and by using representative establishment panel data for Germany. We
show that employee involvement raises establishment productivity, but financial incentive
systems do not. An important result is that accounting for unobserved heterogeneity and endogeneity reverses the conclusions an the estimated productivity effects obtained from simple
cross-sectional regressions." (author's abstract)
[84-L] Ziegler, Astrid:
Standortverlagerung und Ausgliederung - Ausmaß, Struktur und Auswirkungen auf die
Beschäftigten: eine Auswertung auf Basis der WSI-Betriebsrätebefragung 2007, (WSIDiskussionspapier, Nr. 162), Wiesbaden 2008, 23 S. (Graue Literatur;
www.boeckler.de/pdf/p_wsi_diskp_162.pdf)
INHALT: "In der letzten WSI-Betriebsrätebefragung aus dem Jahr 2007 wurden Betriebsräte
nach ihren Erfahrungen mit den beiden Umstrukturierungsmaßnahmen Standortverlagerungen
und Ausgliederungen befragt. Das Diskussionspapier gibt einen Überblick über die Befragungsergebnisse. Die Analyse stellt zum einen das Ausmaß und die Struktur der Verlagerungen und Ausgliederungen in deutschen Betrieben mit Betriebsrat dar und fragt zum anderen
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
2 Industrielle Beziehungen, Macht und Herrschaft, Arbeitspolitik, Mitbestimmung
73
nach der Rolle des Betriebsrats bei diesen beiden Umstrukturierungsprozessen und welche
Auswirkungen diese auf die Beschäftigten hatten. Die Analyse bezieht sich in der Regel auf
den Zeitraum von 2005 bis 2007." (Textauszug)
3
Arbeit, Arbeitsorganisation, Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
[85-L] Adami, Wilfried; Houben, Jan; Rehberg, Frank:
Fakten erfahrbar machen: anwendungsorientierte Möglichkeiten der Informations- und
Qualifikationsvermittlung, in: Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg
(Hrsg.): Montage braucht Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München:
Hampp, 2008, S. 195-207, ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: Bei der Gestaltung und Implementierung eines produktionsweiten Informationssystems
wurde, so die Verfasser, aufgrund der hohen Dynamik und der Menge an Informationen eine
webbasierte Lösung entwickelt. Die Produktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter können
über in der Produktion aufgestellte Informationsportale alle produktionsrelevanten Informationen schnell und einfach finden. Dabei wurde ein System entwickelt, das durch den Einsatz
eines Touch-Screen sowohl auf eine Tastatur als auch auf eine Computermaus verzichten
kann. Hierdurch werden Störungsquellen und Barrieren vermieden. In einem zweiten Schritt
ist geplant, alle Arbeitsplätze mit solch einem Informationsportal auszustatten und das bisherige System der Anweisungen und der Informationsversorgung in Papierform komplett zu ersetzen. Auf dieser Implementationsstufe sollen zudem die für die Beschäftigten interessanten,
aussagekräftigen Kennzahlen in ansprechender Form in das Informationssystem integriert
werden. Die dargestellten Möglichkeiten zur Qualifizierung und Informierung der Beschäftigten können, so die These, nicht die Bedeutung des Erfahrungswissens zur prozesssicheren Bewältigung der Produktionsschritte ersetzen. Sie unterstützen jedoch die Nutzung, den Erwerb
und die Weitervermittlung des Erfahrungswissens der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und leisten damit einen Beitrag zur Verbesserung des gesamten Produktionsablaufs.
(ICF2)
[86-L] Bellmann, Lutz; Cornelißen, Thomas; Hübler, Olaf; Pahnke, Andre:
Betriebliche Reorganisation, Entlohnung und Beschäftigungsstabilität, in: Zeitschrift für
ArbeitsmarktForschung, Jg. 41/2008, H. 2/3, S. 259-285 (Standort: USB Köln(38)-XG1089;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag stellt auf die individuellen Lohn- und Mobilitätseffekte von Reorganisationsmaßnahmen ab. Für die empirische Analyse werden kombinierte Individual- und Betriebsdaten des IAB-Betriebspanels und der Beschäftigten- und Leistungsempfängerhistorikdatei
verwendet. In den Fixed-Effects-Panelschätzungen für den Zeitraum von 1996 bis 2004 ergeben sich, getrennt für verschiedene Qualifikationsniveaus und Berufsgruppen, sehr differenzierte Ergebnisse. Es zeigt sich, dass für manche Beschäftigtengruppen die Einführung von
Gruppenarbeit mit positiven Lohneffekten und stabilisierenden Effekten auf die Beschäftigung einhergeht. Die Reorganisation von Abteilungen, der vermehrte Zukauf von Produkten
74
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
und die vermehrte Eigenfertigung führen bei einigen Gruppen ebenfalls zu positiven Lohneffekten. Demgegenüber gehen von einer Verlagerung von Verantwortung und Entscheidungen
nach unten für manche Gruppen negative Lohneffekte und destabilisierende Beschäftigungswirkungen aus. Weitere negative Lohneffekte konnten bei der Einrichtung von Einheiten mit
eigener Kosten- und Ergebnisermittlung gefunden werden. Die Verbesserung der Qualitätssicherung führt bei verschiedenen Beschäftigtengruppen zu gegensätzlichen Lohneffekten. Insgesamt finden sich positive Lohneffekte und stabilisierende Beschäftigungseffekte häufiger
für Beschäftigte mit mittlerem oder hohem Ausbildungsstand. Dieses Ergebnis spricht für die
Hypothese des qualifikationsverzerrenden reorganisatorischen Wandels. Eindeutig beschäftigungsdestabilisierende Effekte für Un- und Angelernte lassen sich allerdings mit der vorliegenden Untersuchung, trotz der Anwendung alternativer methodischer Ansätze, nicht feststellen. Den Ergebnissen zufolge wirken Reorganisationsmaßnahmen meistens entweder auf die
Löhne oder auf die externe Jobmobilität, und die indirekte Wirkung auf Beschäftigungsmobilität über die Löhne ist gering. Der Fall, dass Reorganisationsmaßnahmen nur auf die Beschäftigungsmobilität wirken, ist häufiger als der Fall, dass sie nur auf die Löhne wirken. Negative Lohneffekte sind seltener als positive Lohneffekte, während bei der Beschäftigungsmobilität Effekte in beide Richtungen vorliegen." (Autorenreferat)
[87-L] Bultemeier, Anja; Loudovici, Kai; Laskowski:
Ist Präkarität überall?: Unsicherheit im Zentrum der Arbeitsgesellschaft, in: Christoph
Köhler, Olaf Struck, Michael Grotheer, Alexandra Krause, Ina Krause, Tim Schröder (Hrsg.):
Offene und geschlossene Beschäftigungssysteme : Determinanten, Risiken und Nebenwirkungen,
Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 241-273, ISBN: 978-3-531-15895-2
INHALT: Die Autoren beziehen sich auf den Prekaritätsbegriff bei Pierre Bourdieu, um folgende
Fragen zu untersuchen: Bleiben auch die stabilen Arbeitsmarktbereiche von Unsicherheit verschont, die von der quantitativen Arbeitsmarktforschung als Beleg für die Gültigkeit des traditionellen Musters von Stabilität und Erwartungssicherheit herangezogen werden? Kann
Bourdieus Begriff die Diskrepanz zwischen objektiver Stabilität und jener "gefühlten Unsicherheit" erklären, wie sie in Bevölkerungsumfragen oder betrieblichen Erhebungen zum
Ausdruck kommt? Was ist das materielle Substrat dieser subjektiven Unsicherheit? Um die
Reichweite von Bourdieus Annahme einer Generalisierung von Prekarität zu überprüfen, untersuchen die Autoren die Situation von Arbeitnehmern in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen und in Bereichen, die durch eine hohe Stabilität und segmentierte Arbeitsmärkte
gekennzeichnet sind: die Automobilindustrie, Privatbanken und der Maschinenbau. Vorgestellt werden erste explorative Ergebnisse, die zum einen bei eigenen Befragungen und Expertengesprächen im Rahmen des B2-Teilprojektes "Unsicherheit in internen Märkten" und
zum anderen bei der Lehrforschung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena gewonnen wurden. Anhand ausgewählter Fallbeispiele und Interviewauszüge werden die subjektiven Sicherheitskonstruktionen von Arbeitnehmern in den genannten Branchen verdeutlicht. (ICI2)
[88-L] Csenar, Roland:
Die Call-Center-Fabrik: Arbeits- und Lebenssituation von Call-Center-Agents, Hamburg:
Diplomica Verl. 2008, 100 S., ISBN: 978-3-8366-6093-8
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
75
INHALT: "Call Center werden häufig der 'New Economy' zugerechnet, wodurch der Eindruck
vermittelt wird, dass es sich um ein neues Managementsystem handelt. Doch ist dies zutreffend? Wie neu ist dieses System? Wer arbeitet eigentlich in Call Centern und zu welchen Bedingungen? Diese Fragen haben mich während dieser Arbeit beschäftigt und diese versuche
ich, hoffentlich erfolgreich, zu beantworten. Die Arbeit ist als Milieustudie angelegt, anhand
derer ich das System Call Center dem werten Leser näher bringen möchte, um so zu mehr
Verständnis für die Arbeit, die Agents in Call Centern leisten, beizutragen. Diese arbeiten in
einem System, das sich selbst als modern begreift, jedoch drängt sich bei genauerer Betrachtung der Arbeitsbedingungen von Call Center Agents der Verdacht auf, dass dieses 'neue Managementsystem' vielleicht nur eine Modifikation eines althergebrachten, zum Teil heftig kritisierten, Managementsystems ist. Gemeint ist das System des Taylorismus. Da sich ein Großteil der Arbeit auf empirische Daten stützt, wird in Kapitel 2 der methodische Zugang eingehend erklärt. Grundsätzlich wurde bei der Arbeit ein qualitativer Zugang gewählt, wobei ich
mich vornehmlich der Methode des ero-epischen Gesprächs, sowie der freien teilnehmenden
Beobachtung bedient habe. In Kapitel 3 werde ich nach einer Darstellung des von Taylor propagierten 'Sientific Management' die Systeme Taylorismus und Call Center zusammenführen
um so Ähnlichkeiten der Systeme aufzuzeigen. Danach wird die Arbeit mit einer Darstellung
des Systems Call Center weiterführen. Hierbei möchte ich auf die typischen Organisationsstrukturen von Call Centern eingehen und einen Überblick über die österreichische Situation
geben. Wichtig erscheinen mir die einzelnen hierarchischen Ebenen, welche ich genauer beleuchten werde, um so einen Eindruck über die Arbeitsorganisation in Call Centern zu gewinnen. Im umfangreichsten Kapitel gehe ich auf die Daten, die durch die ero-epischen Gespräche ermittelt worden sind, genauer ein. Bei den Gesprächspartnern handelte es sich vornehmlich um Call Center Agents aus der Telekommunikationsbranche, da ich hier aufgrund meiner
beruflichen Erfahrung einen einfacheren Zugang zum Feld hatte. Dabei war es mir wichtig,
Fragen, die während meiner Arbeit aufgeworfen wurden, aus der Sichtweise der Call Center
Agents zu betrachten, um so einen Einblick in deren Lebens- und Arbeitssituation zu bekommen." (Autorenreferat)
[89-L] Dörre, Klaus; Holst, Hajo; Thieme, Christoph:
Leiharbeit in Thüringen: eine Bestandsaufnahme, (Working Papers: Economic Sociology Jena,
H. 5), Jena 2008, 31 S. (Graue Literatur;
www.soziologie.uni-jena.de/soziologie_multimedia/Downloads/wpesj05_08-view_image-1-called
_by-soziologie-original_site--original_page-134606-p-469.pdf)
INHALT: Einleitend wird die Leiharbeit als eine prekäre Beschäftigungsform dargestellt. Vor
diesem Hintergrund werden die allgemeine Entwicklung der Leiharbeit und die aktuellen Entwicklungstrends in den Einsatzbranchen analysiert. Anschließend werden Beschäftigungsdauer und Überlassungszeitraum, die arbeitsmarktpolitische Effekte der Leiharbeit, die Lohnund Gehaltsstruktur der Leiharbeitsbranche, das Prekaritätsrisiko der Leiharbeit sowie die Tarifverträge in der Leiharbeit untersucht. Die Mitbestimmung und die Weiterbildung in der
Leiharbeit stellen eigene Akzente der Studie dar. Es wird argumentiert, dass flexibilitätspolitisch die Reform ein voller Erfolg gewesen zu sein scheint. Einsatzbetriebe aus nahezu allen
Branchen greifen auf Leiharbeit als Flexibilisierungsinstrument zurück - sei es um kurzfristige Auftragsspitzen abzuwickeln oder um kurzfristigen Personalausfall auszugleichen. Die arbeitsmarktpolitische Bilanz fällt hingegen weitaus weniger eindeutig aus. Den vielen in der
Leiharbeitsbranche geschaffenen Arbeitsplätzen steht das hohe Armuts- und Prekaritätsrisiko
76
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
der Leiharbeit gegenüber. Die Entgelte eines erheblichen Teils der Leiharbeiter liegen unterhalb der Armutsgefährdungsschwelle für alleinstehende Personen, die Unsicherheit ihres Beschäftigungsverhältnisses macht die Leiharbeiter - allen voran die gering qualifizierten unter
ihnen - verwundbar. Zudem deutet der überdurchschnittlich hohe Anteil der für Hilfstätigkeiten überlassenen Leiharbeitskräfte in Thüringen in Verbindung mit dem parallelen Anstieg
des Anteils dieser Berufsgruppe an der Gesamtbeschäftigung darauf hin, dass heimische Betriebe nicht nur reguläre Beschäftigung mit Leiharbeit ersetzen, sondern zugleich Facharbeitsplätze missbräuchlich als Hilfstätigkeiten klassifiziert werden, um die großen Differenzen der unterschiedlichen tarifvertraglichen Entgeltniveaus auszunutzen. Ermöglicht werden
derartige Praktiken durch die hohe Verfügbarkeit arbeitsloser Facharbeiter in vielen Regionen
des Landes. Es müssen Maßnahmen in Angriff genommen werden, um das Armuts- und Prekaritätsrisiko der Leiharbeit zu verringern und die Missbrauchsmöglichkeiten einzuschränken
- ohne die flexibilitätspolitischen Vorteile der Leiharbeit zu opfern. (ICF2)
[90-L] Funken, Christiane; Schulz-Schaeffer, Ingo (Hrsg.):
Digitalisierung der Arbeitswelt: zur Neuordnung formaler und informeller Prozesse in
Unternehmen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 266 S., ISBN: 978-3-531-15663-7
INHALT: "Viele Veränderungen betrieblicher Arbeitszusammenhänge und der unternehmensinternen Kommunikation stehen im Zusammenhang mit der Einführung digitaler Informationsund Kommunikationsmedien. Mit den hinzugewonnenen informationstechnischen Möglichkeiten der Steuerung und Kontrolle von Arbeitsabläufen geht eine Formalisierung von Entscheidungswegen und Weisungsstrukturen einher. Zugleich aber werden neue Formen informeller Kooperation möglich. Gleiches gilt für die neuen digitalen Kommunikationsmedien
(E-Mail, Intranet, Instant Messaging). Für die innerbetriebliche Kommunikation eröffnen sie
einerseits neue Möglichkeiten der Formalisierung (z. B. des Berichtswesens). Sie stellen andererseits aber auch neue elektronische Formen des informellen Austauschs 'zwischen Tür
und Angel' bereit, mit denen Dienstwege abgekürzt und Zuständigkeiten umgangen werden
können. Verändert die Nutzung digitaler Medien die jeweils eingespielten Verhältnisse zwischen formalen und informellen Abläufen? Die Publikation führt Befunde aus der Technikund Medienforschung und der Arbeits- und Organisationsforschung zu dieser Frage zusammen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ingo Schulz-Schaeffer, Christiane Funken: Das
Verhältnis von Formalisierung und Informalität betrieblicher Arbeitsund Kommunikationsprozesse und die Rolle der Informationstechnik (11-42); Frank Kleemann, Ingo Matuschek:
Informalisierung als Komplement der Informalisierung von Arbeit (43-68); Daniela Ahrens:
Jenseits des Mythos vom "gläsernen Fahrer": Die Rolle der Telematik im Transportprozess
(69-92); Fritz Böhle, Annegret Bolte, Sabine Pfeiffer, Stephanie Porschen: Kooperation und
Kommunikation in dezentralen Organisationen - Wandel von formalem und informellem
Handeln (93-118); Michael Jäckel: Ein Spiel zwischen Personen. Funktionen und Folgen der
elektronischen Kommunikation in Unternehmen (119-142); Michaela Goll: Arbeitsbeziehungen und Beziehungsarbeiten: Zur Gestaltung arbeitsbezogener und informeller Nachrichten in
Unternehmen (143-164); Maria Funder: Emotionen erwünscht? - Emotionalität, Informalität
und Geschlecht in wissensintensiven Unternehmen (165-192); Martin Heidenreich, Brigitte
Kirch, Jannika Mattes: Die organisatorische Einbettung von Informationstechnologien in einem globalen Entwicklungsprojekt (193-220); Arnold Picot, Rahild Neuburger: Arbeitsstrukturen in virtuellen Organisationen (221-238); Edouard J. Simon , Joao Porto de Albuquerque,
Arno Rolf: Notwendige und vorläufige Formalisierungslücken in Organisationen (239-262).
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3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
77
[91-L] Gerlmaier, Anja:
Neue Selbstständigkeit: Anforderungen, Ressourcen und Beanspruchungsfolgen bei neuen
Formen der Wissensarbeit, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 305 S., ISBN: 978-38364-5396-7
INHALT: "Intrapreneurship, Freelancing oder Neue Selbstständigkeit: Flexible Formen der Arbeit mit hohen Freiheits- und Selbstorganisationsanteilen haben in der letzten Jahren insbesondere in der Wissensökonomie an Bedeutung gewonnen. Sie stellen an immer mehr Beschäftigte die Anforderung, nicht mehr nur Anordnungen effizient auszuführen, sondern unter
unternehmerischen Prämissen zu denken und zu handeln. Wer sind diese 'Neuen Selbstständigen'? Wie sehen die Arbeits- und Leistungsbedingungen dieses neuartigen Beschäftigtentypus
aus? Die Autorin gibt einführend einen Einblick in die Veränderungen der Arbeitswelt im Informationszeitalter. Sie beschreibt die verschiedenen Konzepte und Erscheinungsformen
Neuer Selbstständigkeit und analysiert darauf aufbauend aus einer arbeitswissenschaftlichen
Perspektive die besonderen Anforderungs- und Ressourcenlagen sowie die gesundheitlichen
Folgewirkungen dieser neuen Form der Arbeit. Basis der Analyse bildet eine Studie mit 224
IT-Spezialisten, wobei Intrapreneure und Freelancer mit einem eher traditionellen Typus der
Wissensarbeit (Administratoren im Rechenzentrum) vergleichend untersucht werden." (Autorenreferat)
[92-L] Houben, Jan; Rehberg, Frank:
Strukturierte Analyse und Anpassung von Produktionsorganisationen unter Einbeziehung
von Beschäftigten, in: Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg (Hrsg.):
Montage braucht Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München: Hampp,
2008, S. 184-194, ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: Die Durchführung des präsentierten Forschungs- und Anpassungsprojekts bei einem
der beteiligten Projektpartner führte, so die Verfasser, zur Definition von Maßnahmen, die
Produktions- und Organisationsprozesse im Unternehmen deutlich verbesserten und damit
einen Beitrag zum Gesamtprojektziel leisteten: die Aneignung, Weitergabe und Nutzung des
Erfahrungswissens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der unmittelbaren Montage zu fördern. Dabei war die Einbeziehung dieser Beschäftigten in die Analyse und Definition bereits
für sich genommen ein Beitrag zum Projekt. Die involvierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten neue Erfahrungen sammeln, ihre gemachten Erfahrungen nutzbringend einbringen und vermitteln. Die praktische Einbeziehung derjenigen, die häufig nur Objekte der Veränderung sind, fördert, so die These, nicht zuletzt auch die Akzeptanz der erarbeiteten Lösungen und der dadurch bedingten Veränderungen und Anpassungen durch die gesamte Belegschaft. Zwar erscheint die Vorgehensweise zunächst sehr aufwändig, sie erzeugt im Vergleich
zu managementgeleiteten Projekten jedoch einen deutlich höheren Akzeptanzgrad und in der
Folge einen höheren Nutzen. (ICF2)
78
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
[93-L] Kleemann, Frank; Voß, G. Günter; Rieder, Kerstin:
Un(der)paid innovators: the commercial utilization of consumer work through
crowdsourcing, in: Science, Technology & Innovation Studies : the first internationally oriented,
reviewed online journal for the German speaking STI community, Vol. 4/2008, No. 1, S. 5-26
(www.sti-studies.de/fileadmin/articles/kleemannetalstivol4no1.pdf)
INHALT: "This paper investigates the phenomena of 'crowdsourcing', or the outsourcing of tasks
to the general internet public. This phenomenon was made possible by technological innovations associated with 'Web 2.0' but is evidence of historically significant change in the relations
between firms and their customers. We are witnessing the emergence of a new consumer
type: the 'working consumer'. In the conventional role, consumers were passive 'kings' to be
waited upon. Consumers now are becoming more like co-workers who take over specific
parts of a production process, whereby this process ultimately remains under the control of a
commercial enterprise. This article seeks a more precise definition of crowdsourcing, catalogues some of its forms, and differentiates them from peripherally related phenomena. It ends
with a discussion regarding potential consequences (negative and positive) of crowdsourcing
for the future organization of work." (author's abstract)
[94-L] Kraus, Katrin; Raeder, Sabine:
Flexibilisierung von Beschäftigung: Funktion und Wandel der Vermittlungsformen "Beruf"
und "psychologischer Vertrag", in: Arbeit : Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung
und Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 3, S. 209-221 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag geht von der Flexibilisierung von Beschäftigung aus und analysiert, wie
sich diese zwischen der strukturellen und der individuellen Ebene vermittelt. Im Zentrum stehen dabei Funktion und Wandel von Vermittlungsformen auf der intermediären Ebene. Konkret werden aktuelle Veränderungen im Erwerbsschema 'Beruf' und im psychologischen Vertrag untersucht. Diese sind inhaltlich insbesondere durch eine Verschiebung von Verantwortung für Beschäftigung auf die Individuen bestimmt. Der Erkenntnisgewinn dieser Fokussierung liegt darin, dass die Vermittlung von Flexibilisierung zwischen Makro- und Mikroebene
als Transformationsprozess analysiert, die konzeptionell ausgerichtete Forschung zum Erwerbsschema 'Beruf' konkretisiert und die auf betriebliche Prozesse bezogene Forschung zum
psychologischen Vertrag in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext eingebettet werden
kann." (Autorenreferat)
[95-L] Lichte, Rainer:
Arbeit in der europäischen Stahlindustrie unter Veränderungsdruck, in: Arbeit : Zeitschrift
für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 2, S. 106-118
(Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Stahlindustrie in Europa agierte 'schon immer' international, aber erst seit gut einem Jahrzehnt wandelt sie sich von einem ehemals staatlich gestützten Industriezweig zu einer 'normalen' globalisierten Branche. Der Autor fragt u.a.: Wie entwickeln sich unter diesen
veränderten Rahmenbedingungen die Arbeitsbedingungen und die Anforderungen an die Beschäftigten in den nächsten Jahren? Welche Rolle spielen nationale Formen industrieller Be-
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
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ziehungen und Produktionsmodelle - wie z.B. die deutsche Montan-Mitbestimmung - im
Benchmarking der Standorte in internationalen Stahlkonzernen?" (Autorenreferat)
[96-F] Märzweiler, Caroline, M.A. (Bearbeitung); Hettlage, Robert, Prof.Dr.Dr. (Betreuung):
Gruppenarbeit und Vielfalt in Fertigungsgruppen (Arbeitstitel)
INHALT: Ziel: Analyse betrieblicher Gruppenarbeit unter dem Aspekt soziokultureller Vielfalt
aus soziologischer Sicht; Ansätze zur Weiterentwicklung. 1. Entwicklung eines soziologischen Verständnisses von 'Vielfalt'; 2. Analyse der Bedeutung und Effekte in Fertigungsgruppen am konkreten Beispiel in der Praxis sowie Konzeption und exemplarische Erprobung von
Maßnahmen zum Diversity Management im Rahmen der Gruppenarbeit; 3. Ableitungen für
Theorie und Praxis bzgl. des Umgangs mit Vielfalt. ZEITRAUM: Dezember 2003 bis November 2005 - empirische Studie bei BMW GEOGRAPHISCHER RAUM: BMW Werk Regensburg
METHODE: Basis: interpretativer Ansatz; überwiegend qualitative Methoden. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend (Produktionseinsatz in
einer Montage-Gruppe; Auswahlverfahren: Zufall). Qualitatives Interview (Stichprobe: ca.
60; Mitarbeiter/-innen und Führungskräfte der Montage sowie Experten anderer Stellen; Auswahlverfahren: proportional geschichtet; Zufall). Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Stichprobe: rund 4.000; Personaldaten des Montagebereich; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit
durch die Wissenschaftlerin.
VERÖFFENTLICHUNGEN: inTakt - eine Methode zur Bewertung und Belebung betrieblicher
Gruppenarbeit. in: ARBEIT, 2006, 2, S. 134-139.
ART: BEGINN: 2003-12 ENDE: 2009-03 AUFTRAGGEBER: BMW AG, Werk Regensburg,
Herbert-Quandt-Allee, 93055 Regensburg FINANZIERER: Auftraggeber; Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft
und Geographie, Institut für Soziologie (93040 Regensburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[97-L] Mayer-Ahuja, Nicole:
IT-Arbeit und globale Wirtschaftsintegration: Eindrücke von Veränderungen des indischen
Gesellschafts- und Produktionsmodells, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1439-1448, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Die Frage nach der 'Diffusion' von Gesellschafts- und Produktionsmodellen verweist
auf ein bislang kaum überwundenes Problem von Diskussionen über 'Varieties of Capitalism':
auf deren Eurozentrismus. Demnach werden derlei Modell in Europa oder den USA geformt,
über den Globus verteilt und dabei mehr oder weniger an lokale Gegebenheiten angepasst.
Aus dieser Perspektive sind institutionelle Settings im 'Rest der Welt' vor allem insofern interessant, als sie die Übernahme europäischer oder amerikanischer Produktions- und Lebensstandards erleichtern oder behindern. Ihre Eigenarten und Veränderungen geraten dabei selten
in den Blick - vielmehr werden sie als stabile Unterlage behandelt, in die z.B. transnationale
Konzerne punktuell ihren Stempel eindrücken. In diesem Beitrag, dessen Fokus auf Indien
gerichtet ist, wird demgegenüber argumentiert, dass der wachsende Einfluss transnationaler
80
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
Konzerne und ausländischer Direktinvestitionen zum einen nur einen kleinen Ausschnitt der
indischen Wirtschaft betrifft, zum anderen dennoch große Rückwirkungen auf das indische
Produktions- und Gesellschaftsmodell hat: Festzustellen ist weder die bruchlose Fortschreibung eines 'indischen Modells' noch die Adaption einer bestimmten 'Variety of Capitalism' vielmehr bilden sich im Rahmen des indischen Institutionengefüges transnational vernetzte
Unternehmen, Branchen und Regionen heraus, deren Funktionieren die diesem System inhärenten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Widersprüche voraussetzt, sie
gleichzeitig verschärft und so institutionelle Veränderung begünstigt. Dies wird am Beispiel
von Arbeitsverhältnissen im Bereich transnational organisierter IT-Dienstleistungen diskutiert. Skizziert wird, welche Wechselwirkungen zwischen staatlicher ('Liberalisierungs')Politik, unternehmerischem Personaleinsatz und gesellschaftlichen Standards der Arbeitsteilung
(zwischen Geschlechtern, Generationen und sozialen Schichten) sich in diesen Arbeitsverhältnissen niederschlagen und wie indische Sozialwissenschaftler/innen die Zukunft des indischen Produktions- und Gesellschaftsmodells beurteilen." (Autorenreferat)
[98-L] Meißner, Stefan:
Personalisierter Massenkonsum und das Internet, in: Dominik Schrage, Markus R. Friederici
(Hrsg.): Zwischen Methodenpluralismus und Datenhandel : zur Soziologie der kommerziellen
Konsumforschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 143-166, ISBN: 978-3-53115470-1
INHALT: "Stefan Meißner untersucht die Herausforderungen, mit denen die kommerzielle Konsumforschung durch das Internet konfrontiert ist, in einer mediensoziologischen Perspektive.
Im Zentrum seines Beitrags steht die Frage, inwieweit die kommunikationstheoretischen Modelle, an denen sich die Konsumforschung bislang orientierte, angesichts des Internet noch
haltbar sind. Seine Prognose ist, dass gerade die unüberschaubare Masse von Daten, welche
die Internetnutzung produziert und die einer Vielzahl von Interessierten - oftmals ohne den
Beitrag professioneller Markforscher - zugänglich sind, die lange Zeit vorherrschende Vorstellung deplausibilisiere, dass Informationen über das Verbraucherverhalten ein knappes Gut
seien. Dies stelle auch den oftmals an die Marktforschung herangetragenen Anspruch in Frage, dass das Verhältnis von Unternehmen und Konsumenten mit ihrer Hilfe steuerbar(er) werde." (Autorenreferat)
[99-L] Schelske, Andreas:
Transparente Märkte in interaktiven Wertschöpfungsprozessen: synchrone
Konsumforschung mit vernetzten Konsumenten, in: Dominik Schrage, Markus R. Friederici
(Hrsg.): Zwischen Methodenpluralismus und Datenhandel : zur Soziologie der kommerziellen
Konsumforschung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 167-190, ISBN: 978-3-53115470-1
INHALT: "Im Zentrum von Andreas Schelskes Beitrag stehen neuartige Kooperationsformen von
Konsumenten und Anbietern von Gütern im Internet. Unternehmen, die sich solcher 'interaktiven Wertschöpfungsprozesse' bedienen, rechnen mit der (unentgeltlichen) Mitarbeit ihrer
Kunden, etwa bei der Individualisierung, aber auch bei der Herstellung und beim Test von
Produkten. Schelske stellt die möglichen Konsequenzen heraus, die solche Entwicklungen für
die Stellung der kommerziellen Konsumforschung zeitigen könnten: Zunehmend werden
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Konsumenten selbst als 'Marktforscher' in die Produktionsabläufe und Werbemaßnahmen solcher Unternehmen eingebunden - klassische Verfahren und nicht zuletzt auch Dienstleistungen der kommerziellen Konsumforschung scheinen im Zusammenhang dieser Kooperationsformen obsolet zu werden" (Autorenreferat).
[100-L] Schmid, Günther:
Von der Arbeitslosen- zur Beschäftigungsversicherung: Wege zu einer neuen Balance
individueller Verantwortung und Solidarität durch eine lebenslauforientierte
Arbeitsmarktpolitik, (WISO Diskurs : Expertisen und Dokumentationen zur Wirtschafts- und
Sozialpolitik), Bonn 2008, 68 S., ISBN: 978-3-89892-878-6 (Graue Literatur;
doku.iab.de/externe/2008/k080410f08.pdf)
INHALT: "Die Expertise skizziert die neuen Herausforderungen am Arbeitsmarkt und entwirft
die Grundzüge einer zukünftigen Versicherung, die der Autor als Beschäftigungsversicherung
bezeichnet. Im Zentrum steht die Überlegung, sowohl das Einkommensrisiko bei Arbeitslosigkeit und bei riskanten Übergängen abzusichern, als auch Gelegenheitsstrukturen für neue
berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen. Den theoretischen Rahmen für diesen
Ansatz bildet die soziale Risikopolitik. Danach können individuelle Verantwortung und Solidarität im Umgang mit Risiken von Übergangsarbeitsmärkten gefördert werden, wenn die Befähigung zur Eigenverantwortung durch die Bereitstellung von Ressourcen und durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik gestärkt werden. Eine zukünftige Beschäftigungsversicherung umfasst neben der universellen Grundsicherung (dem heutigen Arbeitslosengeld II) die lohnbezogene Einkommenssicherung (das heutige Arbeitslosengeld I) und darüber hinaus eine lebenslauforientierte Arbeitsmarktpolitik, in der neben dem Arbeitsmarktausgleich insbesondere die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit im Zentrum stehen. Die Studie greift gute Praktiken des Managements von Übergangsrisiken auf, zeigt sowohl vorhandene Anknüpfungspunkte als auch Erfahrungen aus dem Ausland und präsentiert neue Überlegungen, wie z.B.
ein Persönliches Entwicklungskonto (PEK), das die Einzelnen in die Lage versetzen soll, individuell über Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Beschäftigungsfähigkeit selbst zu entscheiden." (Textauszug)
[101-L] Schumann, Michael:
Kampf um Rationalisierung: Suche nach neuer Übersichtlichkeit, in: WSI Mitteilungen :
Monatszeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-BöcklerStiftung, Jg. 61/2008, H. 7, S. 379-386 (Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.boeckler.de/pdf/wsimit_2008_07_schumann.pdf)
INHALT: "Seit nunmehr bald 15 Jahren gilt das Feld der betrieblichen Rationalisierung als 'unübersichtlich'. Ausgangspunkt für die schwierige Situationseinschätzung war der Bruch mit
der tayloristischen Arbeitsgestaltung in den 1970er Jahren. Die Alternativmodelle 'Neue Produktionskonzepte', das in den 1980er und Lean Production in den 1990er Jahren, setzte sich
nicht verallgemeinernd durch. Bei der betrieblichen Rationalisierung bildete sich eine Konzeptpluralität mit heterogenen Arbeitsfolgen heraus, die unter den veränderten Konditionen
des globalisierten Finanzmarktkapitalismus zusätzlichen Auftrieb bekam. Die damit begründete Unübersichtlichkeit ist ein Stück weit bis heute kennzeichnend. Gleichzeitig aber - so die
These dieses Beitrags - ist auch 'neue Übersichtlichkeit' zu beobachten. Differenziert die Ana-
82
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3 Arbeit, (-sorganisation), Rationalisierung, Kontrolle, Humanisierung, Technologie
lyse nach den verschiedenen Arenen, in denen im Unternehmen Rationalisierung in Szene gesetzt wird, d. h. Beschäftigungs-, Leistungs- und Arbeitspolitik nach ihren je besonderen Gestaltungslogiken, so dechiffriert sich Heterogenität. Dies ermöglicht den Gewerkschaften bei
ihrem Bemühen um eine Re-Vitalisierung der rationalisierungsbezogenen Politik gezielte
Schwerpunktsetzungen." (Autorenreferat)
[102-F] Stab, Nicole, Dipl.-Gesundheitswirtin (Bearbeitung); Hacker, Winfried,
Prof.em.Dr.Dr.h.c. (Leitung); Hacker, Winfried, Prof.em.Dr.Dr.h.c. (Betreuung):
Beanspruchungsgünstige Arbeitsweisen bei Pflegetätigkeiten im Krankenhaus: Ermitteln
und Vermitteln
INHALT: Die Ziele ordnen sich ein in die Weiterentwicklung arbeits- und organisationspsychologischer Konzepte zur Optimierung von Arbeitstätigkeiten im Humandienstleistungsbereich.
Hintergrund des Projektes ist die Notwendigkeit, die hohen gesundheitlichen Belastungen
beim Pflegen zu begrenzen sowie die Pflegenden im Berufsalltag zu unterstützen. Um dieses
Ziel zu erreichen, sollen belastungsarme Vorgehensweisen im Pflegealltag identifiziert werden und in die Aus- und Weiterbildung einfließen. Es gilt herauszufinden, ob unterschiedliche
Vorgehensweisen in der Krankenpflege existieren und wenn diese existieren, inwieweit sich
unterschiedliche Vorgehensweisen auf das Belastungserleben und die Pflegequalität der Pflegenden auswirken. Untersucht wurden 47 Stationen mit 250 Pflegenden mittels Ganzschichtbeobachtungen in sächsischen Kliniken. Mit 35 Pflege-Führungskräften wurden Interviews zu
Möglichkeiten von Ist- und Soll-Vorstellungen über Arbeitsweisen geführt. Die Ergebnisse
zeigen, dass trotz standardisierter Vorgaben unterschiedliche Formen der Arbeitsorganisation
auf den Stationen existieren, welche die Belastung und die Arbeitsweisen der Pflegenden sowie die Patientenfreundlichkeit der Pflege beeinflussen. Die organisatorischen Merkmale der
belastungsgünstig und patientenfreundlich organisierten Stationen verweisen auf Ressourcen,
die derzeit in der Aus- und Weiterbildung von Stationsleitungspersonal eingeführt werden.
Ebenso wird ein Stationsbewertungssystem für Stationsteams entwickelt, mit welchem die
Organisation bewertet und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können.
METHODE: 1. Theoretische Grundlagen: In der Industrie konnte empirisch gezeigt werden, dass
trotz inhaltlicher und zeitlicher Vorgaben interindividuell unterschiedlich effiziente Arbeitsweisen existieren. Effiziente Arbeitsweisen zeichnen sich dabei durch ein geringeres Belastungserleben sowie durch eine höhere Arbeitsqualität aus (Hermann, Naumann & Hacker,
1973; Schneider, 1977; Rühle, 1988; Hacker, 1992). Diese Arbeitsweisen werden nicht für
den gesamten Arbeitsprozess entwickelt, sondern für die leistungsbestimmenden Teiltätigkeiten. Ein Beispiel leistungsbestimmender Teiltätigkeiten ist das Ausführen von im Moment
scheinbar überflüssiger, so genannter prophylaktischer Tätigkeiten zu Gunsten des späteren
Arbeitsfortgangs oder das Vorbereiten, insbesondere aufwandssenkende Planen auf der
Grundlage von Fernzielen, die eine ganze Schicht betreffen können. Grundlagen dieser effizienten Abwicklung leistungsbestimmender Teiltätigkeiten sind einstellungsmäßiger sowie kognitiver Art. Dazu gehört so genanntes handlungsleitendes Wissen. Arbeitende mit effizienten
Arbeitsweisen kennen beispielsweise den Umfang und die Dauer von Tätigkeiten als Grundlage der Planung; sie wissen um Voranzeichen von Ereignissen und können somit kritische
arbeitsintensive Situationen vorbeugend vermeiden. Die Vermittlung dieses handlungsleitenden Wissens konnte das Beanspruchungserleben und die Arbeitsqualität der Beschäftigten in
der Industrie erheblich verbessern (Hacker & Skell, 1993; Rühle, 1988). 2. Methode: Unabhängige Variablen sind die Organisationsweisen der Stationen sowie die Arbeitsweisen deren
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examinierter Pflegekräfte. Die abhängigen Variablen sind emotionale Erschöpfung, reaktives
Abschirmen, subjektives Arbeitserleben sowie das tätigkeitsspezifische Belastungserleben.
Die Organisations- und Arbeitsweisen wurden mit Beobachtungsinterviews (Ganzschichtbeobachtungen) mittels standardisierter literaturgestützt abgeleiteter Leitfäden erhoben (z.B.
Büssing & Glaser, 2003; Glaser, 1997; Tummers, Landeweerd & van Merode, 2002; Fischbeck & Laubach, 2005 etc.). Das Arbeitserleben wurde erfasst mit einem Fragebogen modifiziert nach Mühlpfort und Richter (2003) sowie Büssing, Glaser und Höge (2002), den Faktoren zur emotionalen Erschöpfung bzw. zum reaktiven Abschirmen aus dem Beanspruchungsscreening bei Humandienstleistungen (BHD-System, Hacker & Reinhold, 1999) sowie einem
selbstentwickelten Fragebogen zur erlebten Belastung durch die Tätigkeitsbestandteile und
deren Ausführungsweise. Die Beobachtungsmerkmale wurden durch Literaturanalysen sowie
durch qualitative Interviews und Gruppendiskussionen mit Führungskräften und in der Ausbildung befindlichen Führungskräften entwickelt (n=25). Vorerst hypothetisch wurden sie
gleichzeitig nach zwei Gesichtspunkten gestuft. Das ist einerseits das Ausmaß, in dem sie zu
psychophysischer Entlastung der Pflegenden und gleichzeitig zur Optimierung der Pflege im
Sinne der Patienten beitragen. Das ist begründet in dem früheren Befund, dass Pflegekräfte
patienten- unfreundliche arbeitsorganisatorische Lösungen auch als für sich selbst beanspruchender erleben als patientenfreundliche (Hacker, Reinhold & Böger, 1999). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Beobachtung, teilnehmend (Stichprobe: 250).
Gruppendiskussion (Stichprobe: 4). Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 420).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Stab, N.; Hacker, W.: Gibt es unterschiedlich effiziente Organisationsformen in der stationären Krankenpflege? in: Richter, P.G.; Rau, R.; Mühlpfordt, S.
(Hrsg.): Arbeit und Gesundheit: zum aktuellen Stand in einem Forschungs- und Praxisfeld.
Lengerich: Pabst Science Publ. 2007, S. 163-177. ISBN 978-3-89967-397-5.+++Dies.: Formen einer belastungsgünstigen Arbeitsorganisation in der stationären Krankenpflege. in: Bärenz, P.; Metz, A.-M.; Rothe, H.-J. (Hrsg.): Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit
(ASIG) "Arbeitsschutz, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit", 14. Workshop 2007. Kröning:
Asanger 2007, S. 373-376. ISBN 978-3-89334-476-5.+++Stab, N.; Bahamondes, C.: Welche
Arbeit braucht der Mensch? Deutscher Studienpreis Wettbewerb 2006. Hamburg: KörberStiftung 2007. (Download unter: www.koerber-stiftung.de/wettbewerbe/studienpreis/archiv/
mittelpunkt_mensch/archiv/beitraege/pdf/2006-0383_Stab.pdf ).+++Stab, N.; Hacker, W.:
Gibt es unterschiedliche Arbeitsweisen in der stationären Krankenpflege? in: Lösel, F.; Bender, D. (Hrsg.): Humane Zukunft gestalten: 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Nürnberg, 17.-21.09.2006. ISBN 978-3-89967-333-3. ARBEITSPAPIERE: Hacker,
W.; Stab, N.: Beanspruchungsoptimale Arbeitsweisen bei Pflegetätigkeiten in der stationären
Krankenpflege: Ermitteln und Vermitteln (I). Projektberichte der Arbeitsgruppe "WissenDenken-Handeln", H. 43: Dresden: TU, FB Psychologie, Arbeitsgruppe "Wissen-DenkenHandeln" 2006.
ART: BEGINN: 2005-11 ENDE: 2008-04 AUFTRAGGEBER: Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin -BAuA- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Fak. Mathematik und Naturwissenschaften,
Fachrichtung Psychologie Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methoden der Psychologie Arbeitsgruppe Wissen-Denken-Handeln (Objekt Falkenbrunnen, 01062
Dresden)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0351-4633-6848, e-mail: [email protected])
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[103-L] Streckeisen, Peter:
Die entzauberte 'Wissensarbeit', oder wie die Fabrik ins Labor eindringt: ein
Forschungsbericht aus der Pharmaindustrie, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie,
Vol. 34/2008, Iss. 1, S. 115-129 (Standort: USB Köln(38)-BP04865; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der gesellschaftliche Wandel wird heute oft als Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft interpretiert. Der Aufsatz steht dieser Auffassung kritisch gegenüber. Er präsentiert Erkenntnisse zur Veränderung der Laborarbeit in der Pharmaindustrie, die der Verfasser in eigener empirischer Forschungsarbeit gewinnen konnte. Zunehmende Spezialisierung
der Laborarbeit, Automatisierung, Verdichtung der Arbeitsvorschriften und Umsetzung des
Projektmanagements lassen sich als Prozesse einer industriellen Rationalisierung begreifen,
die inzwischen auch den Bereich der Forschung und Entwicklung (FuE) erfasst hat." (Autorenreferat)
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[104-F] Achtenhagen, Frank, Prof.Dr.Dr.h.c.mult. (Bearbeitung):
Systemisches Verstehen von Geschäftsprozessen als kaufmännische Kompetenz
INHALT: keine Angaben
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Göttingen, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Wirtschaftspädagogik (Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0551-3944-21, Fax: 0551-394417,
e-mail: [email protected])
[105-L] Adami, Wilfried; Rehberg, Frank:
Die Rückkehr der Plantafel: ein Erfahrungsbericht über die Wiederentdeckung des
Bewährten, in: Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg (Hrsg.): Montage
braucht Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München: Hampp, 2008, S.
239-248, ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: In der Produktion ist, so die Verfasser, eine erhebliche Zunahme des Komplexitätsgrades zu verzeichnen. Ausgehend von Produkten, die durch Integration von Mechanik, Elektronik und EDV für durchschnittliche Facharbeitskräfte kaum mehr durchschaubar sind, werden
auch die Produktionsprozesse in zunehmendem Maße komplizierter. Die durch viele Unternehmen betriebene Reduzierung der Fertigungstiefe, bei der ganze Module extern zugekauft
werden, hat eher zur Verstärkung dieses Trends beigetragen denn zur Problemlösung. Je hybrider die Produkte werden, desto schwieriger gestaltet sich die Organisation und Kontrolle
der vielfach unternehmensübergreifenden Produktions- und Materialversorgungsprozesse.
Der Verzicht auf zentrale Planung und Steuerung wird zur neuen Handlungsmaxime erhoben.
Alte Hilfsmittel wie Plantafeln, Kanban-Prozessfolge-Karten und zeitgesteuerte Dienste (Milkrun) werden, so die These, neu entdeckt und haben vielfach größere Wirksamkeit als übermächtige EDV-Systeme, deren Bedienung die Beschäftigten im Produktionsbereich häufig
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überfordert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten Handlungsspielräume, die es ihnen
ermöglichen, neue Erfahrungen zu machen. Gleichzeitig sind diese neuen Organisationsformen auch auf das Erfahrungswissen der Beschäftigten angewiesen, die nunmehr als Flexibilitätsgaranten wiederentdeckt werden. (ICF2)
[106-L] Aulenbacher, Brigitte; Riegraf, Birgit:
Sondermodell Frau oder: Der lange Weg zur "F-Klasse": Geschlechterbilder in
Managementkonzepten und -ratgebern., in: Helga Schwitzer, Christiane Wilke, Mechthild
Kopel (Hrsg.): Aktiv - kompetent - mittendrin : Frauenbilder in der Welt der Arbeit, Hamburg:
VSA-Verl., 2008, S. 211-223, ISBN: 978-3-89965-275-8 (Standort: LB Stuttgart(24)-58/7443)
INHALT: Die Verfasserinnen untersuchen die aktuelle Ratgeberliteratur in Bezug auf folgende
Fragen: Welche Sachverhalten diskutieren aktuelle Ratgeber in Bezug auf Frauen in Führungspositionen? Welche Probleme und Lösungen werden skizziert? Welche Geschlechterbilder liegen den Ratgebern zugrunde? Welche Bilder von Männern und Frauen werden in dieser Literatur entwickelt? Der Beitrag zeigt, wie sich die klassische Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf heute stellt und wie Managementkonzepte und -ratgeber diese thematisieren. Zudem werden "naturgegebene Unterschiede" und Qualifikationsunterschiede
zwischen Männern und Frauen in den Darstellungen angesprochen. Die Verfasserinnen konstatieren insgesamt eine Privatisierung, Individualisierung und Biologisierung sozialer Tatbestände. (ICE2)
[107-L] Backhaus-Maul, Holger; Biedermann, Christiane; Nährlich, Stefan; Polterauer, Judith
(Hrsg.):
Corporate Citizenship in Deutschland: Bilanz und Perspektive, (Bürgergesellschaft und
Demokratie, Bd. 27), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 541 S., ISBN: 978-3-531-159591
INHALT: "Mit dem Rückgang staatlichen Handelns und der in das Alltagsleben von Bürgern
wirkenden wirtschaftlichen Globalisierung rückt auch das bürgerschaftliche Engagement von
Unternehmen in Deutschland in das öffentliche Interesse. Damit wird die grundsätzliche Frage nach der Rolle von Unternehmen in der heutigen Gesellschaft virulent, die unter dem international gebräuchlichen Begriff 'Corporate Citizenship' diskutiert wird. Was zeichnet Corporate Citizenship aus? Wohin kann die Entwicklung führen? Mit diesen Fragen erschließt der
Band neue Sichtweisen und zeigt wichtige Perspektiven für die in Deutschland geführte Debatte über Unternehmen in der Gesellschaft auf. Über 40 Autoren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Gesellschaftspolitik leisten eine umfassende Zwischenbilanz. Erstmals
werden sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Debatten, fachliche Expertisen sowie gesellschaftspolitische Analysen zusammengeführt. Der Band lädt so zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Thema ein." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Holger BackhausMaul, Christiane Biedermann, Stefan Nährlich und Judith Polteraue: Corporate Citizenship in
Deutschland. Die überraschende Konjunktur einer verspäteten Debatte (13-44); Jeremy
Moon, Andy Crane and Dirk Matten: Citizenship als Bezugsrahmen für politische Macht und
Verantwortung der Unternehmen (45-67); Thomas Beschorner: Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship: Theoretische Perspektiven für eine aktive Rolle von Unternehmen (68-86); Josef Wieland: Corporate Citizens sind kollektive Bürger (87-93); Peter Ul-
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rich: Corporate Citizenship oder: Das politische Moment guter Unternehmensführung in der
Bürgergesellschaft (94-100); Markus Beckmann: Corporate Citizenship als Ordnungsverantwortung (101-105); Andre Habisch: Unternehmensgeist in der Bürgergesellschaft. Zur Innovationsfunktion von Corporate Citizenship (106-120); Anja Schwerk: Strategisches gesellschaftliches Engagement und gute Corporate Governance (120-148); Judith Polterauer: Unternehmensengagement als "Corporate Citizen". Ein langer Weg und ein weites Feld für die
empirische Corporate Citizenship-Forschung in Deutschland (149-182); Stefan Nährlich: Tue
Gutes und profitiere davon. Zum Nutzen von Corporate Citizenship-Aktivitäten (183-200);
Jörn Lamla: Varianten konsumzentrierter Kritik. Wie sollen Verbraucher an der Institutionalisierung einer ökologisch und sozial verantwortungsvollen Wirtschaft mitwirken? (201-218);
Julia Egbringhoff, Gerd Mutz: Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship.
Die Rolle der Arbeitnehmervertretung und Auswirkungen auf die Beschäftigten (219-236);
Henry Schäfer: Ratings im Dienste des Corporate Citizenship - eine Sichtweise basierend auf
geld- und marktwirtschaftlichem Verhalten von Anspruchsgruppen (237-254); Jens Prinzhorn: Mythos oder Realität: Win-win Situationen in Civil-Private Partnerships mit Unternehmen aus der Perspektive von europäischen NonprofitOrganisationen (255-276); Rudolf Speth:
Corporate Citizenship als strategische Partnerschaften, Lobbying, Regierungsbeziehungen
(277-290); Christiane Biedermann: Corporate Citizenship als strategische Unternehmenskommunikation (291-306); Christoph Mecking: Corporate Giving. Unternehmensspende, Sponsoring und insbesondere Unternehmensstiftung (307-322); Gabriele Bartsch: Corporate Volunteering - ein Blickwechsel mit Folgen (323-336); Horst Erhardt: Win-Win-Win-Strategie: Gemeinsame Werte am Ende der Wertschöpfungskette (337-344); Silke Ramelow: Mit Engagement gewinnen? (345-351); Dieter Heuskel: Soziale Verantwortung und strategische Ziele:
Warum sich unternehmerisches Engagement nicht auf Moral, sondern auf - beiderseitigen Nutzen gründen muss (352-355); Herwig Danzer: Corporate Citizenship aus der Sicht der
Möbelmacher (356-362); Josef Zotter: Innovationsherd der Schokoladenwelt (363-366); Paul
Albert Deimel: Das genossenschaftliche Unternehmen als Unternehmensbürger (367-374);
Antje von Dewitz: VAUDE übernimmt Verantwortung (375-378); Hans Wall: Corporate Citizenship der Wall AG (379-381); Uwe Franke: Unternehmensverantwortung verbessert die
Wirtschaftlichkeit (382-386); Sandra Suppa: Engagement von Farber-Castell (387-394);
Christian Ramthun: Die Macht des Guten (395-398) Jürgen Schultheis: CSR und CC - ein
schwieriges und unterschätztes Thema in den Medien (399-410); Uwe Jean Heuser: Corporate Citizenship: Was ist ein gutes Unternehmen? (411-413); Volker Bormann: Anständig Profit
machen (414-416); Thomas Ramge: Eine Frage der Glaubwürdigkeit. Beobachtungen eines
Wirtschaftsjournalisten (417-419); Peter Frey: Corporate Citizenship durch Fernsehen? Öffentlich-rechtliches TV als 'guter Bürger'? (420-422); Martin Küper : Wozu "gut" gut ist (423425); Susanne Kuhrt: Gesellschaftliches Engagement von Unternehmen? (426-429); Thomas
Roth: Zeit für Wolkenschieber (430-436); Kathrin Ankele, Jana Gebauer: Erfolgsvoraussetzungen für Corporate Citizenship in Deutschland (437-441); Birgit Riess: Unternehmensengagement - ein Beitrag zur gesellschaftlichen Selbststeuerung zwischen Markt und Staat
(442-453) Bradley K. Googin, Steven A. Rochlin: Corporate Citizenship in den USA (454480) René Schmidpeter, Martin Neureiter: Corporate Citizenship in Österreich - Unternehmen als organisierte Bürger (481-496); Frank W. Heuberger: Transnationale Trendsetter.
Kommunikative Rationalität und Ethik als Erfolgsfaktoren für Corporate Citizenship (497512); Warnfried Dettling: Wirtschaft als kulturelle Veranstaltung. Über die gesellschaftliche
Verantwortung von Unternehmen (513-522).
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[108-L] Bolte, Annegret; Neumer, Judith:
Entscheidungsfindung in Meetings: Beschäftigte zwischen Hierarchie und
Selbstorganisation, in: Arbeit : Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und
Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 3, S. 151-165 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Diskursive Koordinierung findet in dezentralisierten Arbeitsstrukturen zumeist in
'Meetings' statt. Insbesondere mit dem Anspruch der Entscheidungsfindung ist das Meeting
jedoch strukturell überfordert. Der Artikel zeigt auf, wie in dem Gefüge von Informationsüberflutung, unklaren Entscheidungskompetenzen, Entscheidungsangst sowie Absicherungsund Rechtfertigungskultur das Meeting vom Entscheidungsforum zum Ort der immerwährenden Problemgenese mutiert: Der Wunsch nach perfekt rationalen Entscheidungen führt zu
Handlungsblockaden. Die Autorinnen plädieren stattdessen für eine effizientere Entscheidungsfindung durch die Nutzung informeller Kooperation." (Autorenreferat)
[109-L] Brettschneider, Jenny:
Frauen in Führungspositionen: Anspruch und Wirklichkeit von Chancengleichheit ; eine
empirische Untersuchung in Hamburger Unternehmen im Kontext der Organisationskultur,
(Schriften zur Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, Bd. 38), Hamburg: Kovac 2008,
289 S., ISBN: 978-3-8300-3594-7
INHALT: "Die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen ist nach wie vor ein Faktum, auch wenn sich in den letzten Jahren eine Werteverschiebung und ein Wandel in der Gesellschaft hin zu mehr Chancengleichheit vollzogen haben. Die öffentliche Diskussion, die
auch in den Medien geführt wird, gibt wenig Aufschluss darüber, wie mit dem Thema Chancengleichheit bezogen auf Führungspositionen innerhalb der Organisationen umgegangen
wird. Die Vermutung, die der Studie zugrunde liegt, ist die, dass Anspruch und Wirklichkeit
in Bezug auf Chancengleichheit in Organisationen nicht übereinstimmen, sondern eher weit
auseinanderklaffen. Ziel ist es, diese Thematik aus Unternehmensperspektive näher zu beleuchten, indem die Unternehmen selbst zu Wort kommen. Das Forschungsanliegen ist die
Betrachtung der Chancengleichheit mit dem Fokus auf der Organisationskultur in den jeweiligen Organisationen. Dabei ist die Forschungsfrage erkenntnisleitend, welche Vorstellungen
von Geschlechterpolitik in den Unternehmen vorhanden sind und wie die betriebliche Wirklichkeit diesbezüglich beurteilt wird. Es soll Aufschluss darüber erlangt werden, ob und inwiefern das Geschlecht in Organisationen wahrgenommen wird. Die Wahrnehmungen, Meinungen und Einstellungen in Bezug auf Chancengleichheit von Mann und Frau stehen im
Mittelpunkt der Untersuchung. Einen wichtigen Aspekt in diesem Zusammenhang stellen die
Probleme und auch Vorteile dar, die die Unternehmen für sich im Kontext des Themas 'Frauen in Führungspositionen' erkennen. Die empirischen Ergebnisse geben Aufschluss über die
Wahrnehmung davon, ob Chancengleichheit in den befragten Unternehmen herrscht, über die
Probleme, die durch die (Be-)Förderung von Frauen für die Unternehmen entstehen, über das
Frauenbild und über Gender-Sensibilisierung in den teilnehmenden Organisationen. Darüber
hinaus werden aus den Ergebnissen Handlungsempfehlungen für Organisationen abgeleitet,
die als Grundlage für künftige Gender-Prozesse in Organisationen zu verstehen sind." (Autorenreferat)
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[110-L] Brücker, Heiner:
Aspekte des Führungsverhaltens und gesundheitliches Wohlbefinden im sozialen
Dienstleistungsbereich: Ergebnisse empirischer Untersuchungen in Krankenhäusern, in:
Bernhard Badura, Helmut Schörder, Christian Vetter (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2008 :
Betriebliches Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen ; Zahlen, Daten, Analysen aus allen
Branchen der Wirtschaft, Heidelberg: Springer Medizin, 2009, S. 43-53, ISBN: 978-3-540-692126
INHALT: "Der Beitrag stellt eine empirische Analyse des Zusammenhangs von Führung und gesundheitlichem Wohlbefinden auf der Basis von Daten vor, die von der Forschungsgruppe InterPro-Q in bisher 12 freigemeinnützigen Kliniken in Nordhein-Westfalen erhoben wurden.
Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört zum einen, dass die Vorgesetzten in diesen Krankenhäusern insgesamt überdurchschnittlich gut bewertet werden und dass es gleichwohl deutliche
Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen gibt: Die Vorgesetzten in Pflege und
Verwaltung werden in der Regel sehr gut, das Führungsverhalten in den Funktionsdiensten,
der Versorgung und vor allem in der Ärzteschaft aber deutlich schwächer eingeschätzt. Zum
zweiten zeigen die Befunde eindeutig, dass es den vermuteten positiven Zusammenhang zwischen beiden Variablen tatsächlich gibt: Je besser das Führungsverhalten, desto besser im Allgemeinen das gesundheitliche Wohlbefinden der Beschäftigten. Die Studie kommt zu dem
Schluss, dass Vorgesetzte gerade im sozialen Dienstleistungssektor mit seinem hochqualifizierten Personal, den komplexen Tätigkeiten und den extrem hohen Arbeitsbelastungen eine
besonders große Bedeutung für die betriebliche Gesundheit haben."(Autorenreferat)
[111-L] Curbach, Janina V.:
Ökologische Nachhaltigkeit als organisationales Legitimationsmuster für transnationale
Unternehmen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen
des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3222-3233, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In den letzten Jahrzehnten sind transnationale Unternehmen und ihr negativer Beitrag
zur globalen Umweltzerstörung immer wieder zur Zielscheibe für Kampagnen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) geworden, das bekannteste Beispiel hierfür ist wohl der Konflikt zwischen Greenpeace und Shell in den neunziger Jahren. NGOs stellen auf diese Weise
die organisationale Legitimität von Unternehmen jenseits der Einhaltung staatlicher Regulierung in Frage. Als Antwort auf diese Legitimationskrise entwickeln sich neue Organisationsformen und symbolische Legitimationsmuster rund um eine transnationale unternehmerische
Umweltverantwortung: Ökologische Nachhaltigkeit institutionalisiert sich zunehmend in der
Öffentlichkeitsarbeit von transnationalen Unternehmen und wird durch Umweltschutzprojekte, Umwelt- und Nachhaltigkeits-Reporting und umweltfreundliche technologische Innovation zur Schau gestellt. Mit dem Ansatz des soziologischen Neoinstitutionalismus kann diese
Institutionalisierung von Nachhaltigkeit als Prozess der isomorphen Anpassung von Unternehmen an organisationale Umweltanforderungen interpretiert werden. NGOs kommt
dementsprechend die Rolle von 'institutionellen Entrepreneuren' zu, die normativ-kulturellen
Druck auf Unternehmen ausüben und damit institutionellen und entsprechenden organisationalen Wandel strategisch initiieren. Im Vortrag wird argumentiert, dass diese Analyse noch
zu kurz greift, da institutioneller Wandel ein nicht-linearer und vielschichtiger politischer
Prozess ist, in dem verschiedene institutionelle Bewegungen Konflikte um unterschiedliche
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kulturelle Präferenzen austragen. Im Kampf um die Bewahrung vorherrschender organisationaler Legitimationsmuster und Organisationsformen auf der einen Seite und deren Wandel
auf der anderen institutionalisieren sich nicht einfach Konsensmodelle mit Homogenitätseffekten auf organisationale Felder. Vielmehr ko-existiert eine Vielzahl an institutionellen Arrangements und Organisationsformen, die miteinander um Legitimationsvormacht konkurrieren. Die symbolischen Konflikte zwischen Unternehmen und NGOs um ökologische Nachhaltigkeit sind ein solcher Konkurrenzkampf um institutionelle Legitimationsmuster, in dem
sich bestimmte Ausdeutungen von unternehmerischer 'Nachhaltigkeit'? vor allem das Konzept der 'Öko-Effizienz'? als Collagen zwischen Pfadabhängigkeit und Wandel als legitim
durchsetzen." (Autorenreferat)
[112-L] Drepper, Thomas:
"Natürlich - der Mensch steht im Mittelpunkt!": zur organisationalen Funktion
anthropologischer Präsuppositionen in der Personalsemantik moderner Organisationen, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2008, S. 3197-3207, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "In kaum einem gesellschaftlichen Kommunikationsbereich werden so viele anthropologische Grundannahmen über die menschliche Verfassung gemacht wie in der Personalsemantik moderner Organisationen. Der moderne Organisationsmensch ist plastisch, flexibel,
form- und gestaltbar. Er kann, soll und muss als wertvolle Humanressource in seinen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt und unternehmenskulturell gepflegt werden. In personalwirtschaftlichen Konzepten, die auf Veränderbarkeit, Plastizität und Perfektabilität des Organisationsmenschen zielen (Potentialanalysen, Coachings und Weiterbildungstrainings) werden organisationale Strukturen und Prozesse mit Vorstellungen über körperliche, kognitive und psycho-emotionale Fitness des Personals über den Lern- und den Leistungsbegriff miteinander verbunden. In den Idealvorstellungen dominiert heute nicht mehr die
funktionalistisch auf Einzelaufgaben getrimmte Arbeitskraft, sondern die gesamte Persönlichkeit, die es zu Höchstleistung zu mobilisieren und motivieren gilt. Es herrscht ein - wie Niklas
Luhmann formuliert - angeheiztes Interesse an Personen. Neben der Plastizitätsvorstellung
stehen aber auch immer wieder Annahmen über das Unveränderbare, die Unberechenbarkeit
und das Idiosynkratische von Individuen, in denen Konzepte wie Talent, Intuition und Begabung kursieren, die gerade nicht auf egalitäre Lernchancen, sondern auf in der personalen
Umwelt der Organisation ungleich verteilte Leistungspotentiale abzielen. In diesem Segment
soll und kann Beschäftigungsfähigkeit nicht komplett entwickelt, sondern muss sie schlicht
vorausgesetzt werden. Es ist dann die Aufgabe des Recruiting, diese knappe Ressource verfügbar zu machen und die Querdenker, Neinsager, Abweichler und kreativen Köpfe für Führungspositionen zu gewinnen. Der Vortrag versucht eine Verbindung zwischen den Variationen in den anthropologischen Grundannahmen moderner Personalsemantik und Organisationsstrukturen aufzuzeigen. Die These des Verfassers ist, dass die zwei unterschiedlichen Semantiken - einmal geht es um Personal als veränderbare Entscheidungsprämisse, einmal als
unveränderbare Entscheidungsprämisse - je nach organisationaler Strukturlage variiert werden und so auf die unterschiedliche organisationale Stellenstruktur reagieren. Für den großen
Bereich der 'Normalarbeitskräfte' werden die Potential- und Lernsemantiken aktiviert. Bezogen auf die deutlich knapperen Führungspositionen wird hingegen die elitäre Semantik der
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Widerspenstigkeit und Idiosynkrasie hinzugezogen. Hier wird die Zone akzeptierter Abweichung erweitert und die Inklusionsbedingungen werden modifiziert." (Autorenreferat)
[113-L] Frei, Marek; Papies, Udo; Schiemann, Frank:
Betriebsübergaben: Unternehmensnachfolge im Kontext von demografischem Wandel und
wirtschaftlicher Arbeitspolitik, (LASA-Studie, Nr. 46), Potsdam 2008, 86 S., ISBN: 978-3929756-61-6 (Standort: USB Köln(38)-16L3312; Graue Literatur)
INHALT: "Brandenburg ist ein Land mit dominierenden kleinteiligen Unternehmensstrukturen.
Gerade viele kleine Betriebe haben in den letzten Jahren einen leichten Arbeitsplatzzuwachs
erreicht und sind damit ein in der Summe wichtiger Hoffnungsträger für Beschäftigungswachstum. Zwar schneiden sie hinsichtlich der Altersstruktur ihrer sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nicht generell schlechter ab als größere Unternehmen. Dies korrespondiert
jedoch nicht zwangsläufig mit den Altersstrukturen vieler Unternehmensinhaber. Daher sind
erfolgreiche Unternehmensübergaben zukünftig für viele Betriebe wichtig für eine wettbewerbsfähige Wirtschaftslandschaft. Die vorliegende Untersuchung kommt zu dem Schluss,
dass in Brandenburg gegenwärtig in etwa jedem zehnten Betrieb der Inhaber 60 Jahre oder älter ist. Da die meisten Übergaben erfahrungsgemäß im Alter zwischen Anfang und Mitte 60
Jahre angegangen werden, stehen in Brandenburg bis 2011 die Inhaber von ca. 10.000 Unternehmen vor diesem Schritt, in den beiden Folgejahren werden weitere 5.000 erwartet. In diesen Unternehmen sind gegenwärtig 135.000 Beschäftigte tätig. Das Gutachten analysiert die
in diesem Zusammenhang bestehende und perspektivisch zu erwartende Situation regional
und nach Branchenschwerpunkten und verbindet die gewonnenen Erkenntnisse dabei auch
mit den regionalen Notwendigkeiten des sich bereits seit Jahren vollziehenden wirtschaftlichen Strukturwandels. Gerade vor diesem Hintergrund wird dafür plädiert, einen auf die konkreten regionalen Strukturen bezogenen Orientierungsrahmen für den Einsatz möglicher Stützungsaktivitäten bei Betriebsübergaben abzustecken, auf dessen Grundlage über Handlungsbedarfe und weitere konkrete Unterstützungsmöglichkeiten beim Management von Betriebsübergaben befunden werden kann." (Autorenreferat)
[114-L] Fuchs, Manfred:
Bestimmungsfaktoren für Sozialkapital und Vertrauen in Unternehmen, in: Bernhard
Badura, Helmut Schörder, Christian Vetter (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2008 : Betriebliches
Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen ; Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der
Wirtschaft, Heidelberg: Springer Medizin, 2009, S. 23-31, ISBN: 978-3-540-69212-6
INHALT: "Sozialkapital in Unternehmen ist ein noch relativ junger Forschungsgegenstand. Viele
Untersuchungen zu diesem Thema beschäftigen sich mit der Wirkung von Sozialkapital in
Unternehmen. Offen bleibt, welche Faktoren in sozialen Gruppen wie Unternehmungen die
Entstehung und Nutzung von Sozialkapital bestimmen. In diesem Beitrag werden zunächst
die wichtigsten Theorien von Sozialkapital vorgestellt. Daraus abgeleitet wurden Fragestellungen in Bezug auf die Bestimmungsfaktoren für Sozialkapital in Unternehmen. In einer empirischen Untersuchung von 300 Beschäftigten in verschiedenen Betrieben wurden jene Faktoren ermittelt, die aus Sicht der Mitarbeiter Einfluss auf Vertrauen und Sozialkapital in Unternehmen haben. Zentrale Faktoren sind der Stellenwert der Arbeit, das Ausmaß der Partizipation der Mitarbeiter an betrieblichen Entscheidungsprozessen, das wahrgenommene Feed-
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back der eigenen Arbeitsleistung sowie das Ausmaß an Autonomie hinsichtlich der Arbeitsaufgaben." (Autorenreferat)
[115-L] Hartmann, Michael:
Transnationale Klassenbildung?, in: Peter A. Berger, Anja Weiß (Hrsg.): Transnationalisierung
sozialer Ungleichheit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 241-258, ISBN: 978-3-53115207-3
INHALT: Der Autor gibt zunächst einen Überblick über die Diskussionen zu den globalen Klassen bzw. zur "transnational capitalist class", die die Frage nach Strukturanalogien oder Personalisierung aufwerfen. Er geht anschließend der Frage der transnationalen Klassenbildung anhand der Spitzenmanager der 100 größten Konzerne Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der USA nach. Er analysiert unter anderem die nationale Herkunft und die Auslandserfahrungen der Topmanager, die Bedeutung nationaler Bildungstitel und die Karrieremuster für den beruflichen Aufstieg. Die Ergebnisse seiner empirischen Studie belegen insgesamt eine Dominanz nationaler Karrierepfade. Es ist zwar eine Entwicklung in Richtung einer
transnationalen herrschenden Klasse zu beobachten, aber diese fällt immer noch relativ
schwach aus und stagniert in zwei Ländern (Frankreich und USA) sogar auf ausgesprochen
niedrigem Niveau. Das heißt, für die Existenz einer solchen Klasse ist die grenzüberschreitende Binnenmobilität zur Zeit noch zu gering. Es ist nach Einschätzung des Autors eher wahrscheinlich, dass sich ein transnationaler Klassenbildungsprozess erst einmal auf einzelne Regionen wie vor allem West- und Mitteleuropa beschränkt und es danach zu massiven Konflikten zwischen den herrschenden Klassen der EU, der USA und aufstrebender Länder wie China und Indien kommt. (ICI2)
[116-L] Helmig, Bernd; Michalski, Silke; Lauper, Patricia:
Performance Management in Public & Nonprofit Organisationen: empirische Ergebnisse
zum Teilaspekt Performance Appraisal, in: Zeitschrift für Personalforschung, Jg. 22/2008, H. 1,
S. 58-82 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG 06797; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: In einer schriftlichen Befragung wurde die grundsätzliche Einstellung von 95 Mitgliedern des technischen und administrativen Personals der Universität Fribourg hinsichtlich der
Einführung eines Systems der Mitarbeiterbeurteilung untersucht. Die Überprüfung betraf
neun Hypothesen bezüglich der Akzeptanz des Beurteilungssystems, deren Bedingungsfaktoren und der Auswirkungen der Mitarbeiterbeurteilung auf das Personal. In einer Vorstudie (14
Tiefeninterviews) waren zuvor Problemfelder bei der Einführung des Mitarbeiterbeurteilungssystems eruiert worden. Die Auswertung der Fragebogendaten zur Akzeptanz ergab,
dass die 63 Mitarbeiter der Stichprobe der Einführung des Beurteilungssystems eher negativ
gegenüberstanden, während die 22 Vorgesetzten der Stichprobe eine positive Einstellung gegenüber der Mitarbeiterbeurteilung bekundeten. Unter den aus der Theorie hergeleiteten potenziellen Einflussfaktoren wiesen eine gerechte Bewertung, das Potenzial des Systems zur
persönlichen Verbesserung sowie eine klare Zielvereinbarung den größten Einfluss auf eine
positive Einstellung gegenüber dem Mitarbeiterbeurteilungssystem auf. Des Weiteren konnten Auswirkungen des Systems auf die Motivation der Mitarbeiter, ihre Bindung an die Universität und die Zusammenarbeit unter den Kollegen ermittelt werden. Aus den Ergebnissen
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4 Management, Unternehmensführung, Personalwesen
werden Empfehlungen für die Einführung eines Mitarbeiterbeurteilungssystems in Universitäten abgeleitet.
[117-L] Kirchner, Stefan; Oppen, Maria; Bellmann, Lutz:
Zur gesellschaftlichen Einbettung von Organisationswandel: Einführungsdynamik
dezentraler Organisationsstrukturen, (IAB Discussion Paper : Beiträge zum wissenschaftlichen
Dialog aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 37/2008), Nürnberg 2008, 45 S.
(Graue Literatur; doku.iab.de/discussionpapers/2008/dp3708.pdf)
INHALT: "Formen der Dezentralisierung wie Gruppenarbeit und Center-Konzepte prägen die
Diskussion in der Industrie- und Organisationssoziologie seit Anfang der 1990er Jahre bis
heute. Bisher fehlt aber eine detaillierte Auseinandersetzung mit der Einführungsdynamik und
den Bedingungen der Dezentralisierung von Organisationsstrukturen. Warum führen scheinbar so viele Betriebe neue Organisationsformen ein, und zu welchem Zeitpunkt geschieht dieses? Warum gerade zu diesem Zeitpunkt? Ziel unsere Analyse ist, die Bedingungen und Eigenschaften der Einführungsdynamik von Maßnahmen der Dezentralisierung aufzuzeigen.
Allgemein wird behauptet, dass Dezentralisierung von Organisationsstrukturen als Reaktion
auf wirtschaftliche oder technologische Veränderungen zu verstehen ist. Wir wollen diesen
Hypothesen die Vorstellung der institutionellen Einbettung von Organisationen gegenüberstellen. Mit Hilfe der neo-institutionalistischen Organisationstheorie untersuchen wir, welche
Rolle der Veränderung von Leitbildern, als soziale Konstruktionen, für die Einführungsdynamik von Dezentralisierungsmaßnahmen zukommt. Leitbilder werden hier als Rationalitätsmythen behandelt, die bestimmte Ziele und Mittel der Organisation in Beziehung setzen und diese gebündelt transportieren. Mit Hilfe des IAB-Betriebspanels werden die Eigenschaften und
Bedingungen der Einführungsdynamik von Maßnahmen der Dezentralisierung untersucht.
Zur Bestimmung von Dynamik, Zeitpunkt und der sektorenübergreifenden Verteilungen
kommen deskriptive Analysen im Längs- und im Querschnitt zum Einsatz. Darüber hinaus
überprüfen wir die Hypothesen zur Dezentralisierungsdynamik mit Hilfe einer Trendanalyse
auf Basis einer Logit-Regression. Ergebnis unserer Untersuchung ist, dass sich nach einem
Einführungsboom zwischen 1993 und 1995 die Einführungsdynamik erheblich abschwächt
und nach 2001 mit deutlich geringerer Intensität verläuft. Es kommt zu einer stabilen Polarisierung von Betrieben, die substanzielle Dezentralisierungsmaßnahmen vorgenommen, und
solchen, die dieses unterlassen haben. Ausgelöst durch eine Wirtschaftskrise 1992/3 verliert
das etablierte Rationalisierungsparadigma an Legitimität, und es verbreitet sich ein neues
Leitbild. Damit entsteht die Vorraussetzung für einen weit reichenden Organisationswandel.
Wir zeigen, dass Betriebe, die Dezentralisierungsmaßnahmen ergreifen, sich in ihrer Beurteilung von Zielen und Mitteln signifikant von den Betrieben unterscheiden, die keine Maßnahmen ergriffen haben. Dieser Befund wird als Indikator für eine Rolle von Leitbildern für Organisationswandel gedeutet." (Autorenreferat)
[118-L] Kotthoff, Hermann; Wagner, Alexandra:
Die Leistungsträger: Führungskräfte im Wandel der Firmenkultur - eine Follow-up-Studie,
(Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, 93), Berlin: Ed. Sigma 2008, 302 S., ISBN: 978-38360-8693-6
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4 Management, Unternehmensführung, Personalwesen
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INHALT: Die Verfasser stellen fest, dass es den meisten untersuchten Firmen heute besser als
vor zwölf Jahren geht und dass die über Jahre sich hinschleppende ökonomische Krise ohne
erkennbare Aussicht auf ein Ende auf der sozialen Welt der Fach- und Führungskräfte wie
eine Depression lastet. Die Fach- und Führungskräfte berichten über die Erfahrungen in der
Arbeit, die sie in der Zeit zwischen der Erst- und der Wiederholungsuntersuchung gemacht
haben, in der Weise eines ganzheitlichen Erlebens. Eine überraschende neue Erkenntnis ist,
dass sie dabei den Mikrobereich ihrer Arbeit und ihres unmittelbaren Arbeitsumfeldes in
einen Zusammenhang bringen mit zentralen Problemen und Entwicklungen des Unternehmens. Sie ordnen ihre Arbeit in den größeren Zusammenhang des Kollektivs Unternehmen
ein. Die strukturierenden Kategorien ihres Arbeiterlebens sind aufgeladen mit Stoff aus der
großen Firmengeschichte. Die Art der Arbeitssteuerung und Leistungsregulierung hat sich
verändert: Die Arbeit wird kaum noch über Vorgaben und Anweisungen der Vorgesetzten
oder durch die vorgegebene Länge der Arbeitszeit kontrolliert, sondern durch ergebnisbezogene Kennzahlen und interne Vermarktlichung. Ein zentrales Steuerungsinstrument ist die
Zielvereinbarung mit quantifizierten "harten" Kennziffern. Dies ist eine neue Stufe der Delegation von Verantwortung. Die Simulation des Marktes in den internen Beziehungen lenkt
den Blick auf den Vergleichspreis einer Dienstleistung auf dem externen Markt und erzieht
auf diesem Wege die Hochqualifizierten zu einem "realistischen" Kostenbewusstsein. Mit der
Ergebnissteuerung hat die Ergebniskontrolle, d.h. die Funktion Controlling an Bedeutung gewonnen. Die Transparenz der Wertschöpfungsbeiträge ist dadurch erheblich gesteigert worden. Das wertschöpfungsorientierte, hochkonzentrierte effektive Arbeiten hat zugenommen.
Aus der Leistungskultur ist, so die These, eine Hochleistungskultur geworden. Das bedeutet
vor allem eine personalpolitische Veränderung: Ein anderer Menschentyp wird zur Norm erhoben - der Hochleistungssportler. Der bisherige "Normalleister" wird als brauchbarer Wissensarbeiter und gute Kraft toleriert, jedoch nicht mehr als Normalitätstyp geschätzt. Er wird
Fachkraft bleiben und nicht mehr Führungskraft werden. Das Niveau ist um eine Stufe angehoben worden: 'befriedigend' ist nicht mehr normal, und 'ausreichend' reicht nicht mehr aus.
Wer eine Distanz zu dieser Kultur einnehmen will, muss sich neu und anders als durch den
Hinweis auf "Normalität" legitimieren. (ICF2)
[119-L] Kurz, Constanze; Gerloff, Annika:
Neue Möglichkeiten?: Arbeit, Karriere und Geschlecht im Projektbereich, in: Helga
Schwitzer, Christiane Wilke, Mechthild Kopel (Hrsg.): Aktiv - kompetent - mittendrin :
Frauenbilder in der Welt der Arbeit, Hamburg: VSA-Verl., 2008, S. 141-155, ISBN: 978-389965-275-8 (Standort: LB Stuttgart(24)-58/7443)
INHALT: Der organisatorische Rahmen, in dem Arbeit insbesondere in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Vertrieb heute zunehmend stattfindet, ist das Projekt. Die Projektorganisation hat beträchtliche Auswirkungen auf die Arbeitssituation der Beschäftigten. Die
Verfasserinnen legen die Ergebnisse zweier qualitativer Interviews mit Arbeitnehmerinnen
vor, die in unterschiedlichen Funktionen seit mehr als zehn Jahren im Projektbereich eines
Großunternehmens tätig sind. Sie zeigen, wie die Arbeitsrealität von Frauen im Projektgeschäft von Großbetrieben unter den Bedingungen struktureller und kultureller männlicher Dominanz aussieht, welchen Zugewinn an Entfaltungs- und Entwicklungschancen die Arbeit im
Projekt bringt und wo Arbeitnehmerinteressen verletzt werden. Die Fallstudie thematisiert
Berufswege in die Projektarbeit, die Arbeitssituation im Projektbereich (Teamarbeit, Weiter-
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4 Management, Unternehmensführung, Personalwesen
bildung, Networking), Arbeitsteilung und Geschlechterrollen im Projekt sowie wahrgenommene Diskriminierungen durch das Entgeltrahmenabkommen. (ICE2)
[120-L] Meifert, Matthias:
Ist Vertrauenskultur machbar?: Vorbedingungen und Überforderungen betrieblicher
Personalpolitik, in: Rainer Benthin, Ulrich Brinkmann (Hrsg.): Unternehmenskultur und
Mitbestimmung : betriebliche Integration zwischen Konsens und Konflikt, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2008, S. 309-327, ISBN: 978-3-593-38428-3
INHALT: "Der Beitrag 'Ist Vertrauenskultur machbar? Vorbedingungen und Überforderungen
betrieblicher Personalpolitik' vertritt die These, dass jedes Unternehmen eine Vertrauenskultur hat. Ausgehend von der Definition von Vertrauen als eine plurale Erwartungshaltung mit
den drei Dimensionen Kompetenz, Integrität und Gesinnung bedeutet dies, dass in jedem Unternehmen weitgehend unbewusst aus funktionaler Notwendigkeit heraus alltäglich in die
Kompetenz und die Zuverlässigkeit anderer vertraut wird. Darüber hinaus werden aber - oftmals gleichzeitig und untrennbar damit verbunden - normativ aufgeladene Vertrauenserwartungen im Hinblick auf die Gesinnung anderer Organisationsmitglieder gehegt. Diese normativ aufgeladenen Vertrauenserwartungen werden jedoch immer wieder enttäuscht, da Unternehmen durch Interessenkonflikte geprägt sind. In diesem Sinne sind Vertrauenserwartungen
dysfunktionale Überforderungen mit motivationaler und desintegrativer Relevanz und insofern für Unternehmen erfolgskritisch. Insofern ist Hierarchie übergreifendes Vertrauen in der
Gesinnungsdimension die Messlatte für die Frage, ob eine Unternehmenskultur auch eine
Vertrauenskultur besitzt bzw. wie ausgeprägt diese ist. Der Beitrag zeigt auch auf, wie man
diese normativen Vertrauenserwartungen managen kann und skizziert, welche Rolle die alltägliche Personalarbeit dabei spielt." (Autorenreferat)
[121-F] Singe, Ingo, Dipl.-Soz.; Thieme, Christoph, Dipl.-Soz.; Anlauft, Wolfgang; Wirner, Gerhard, Dr.; Hartwich, Hans Dieter, Dipl.-Soz.; Dörre, Klaus, Prof.Dr. (Bearbeitung); Behr, Michael,
Prof.Dr. (Leitung):
Innovation durch Kompetenz und "gute Arbeit". Management, Betriebsrat und Beschäftigte als Akteure moderner Innovationsstrategien
INHALT: Das zentrale Projektziel besteht in der Förderung und Entwicklung einer umfassenden
Strategie-, Handlungs- und Kooperationsfähigkeit aller relevanten Akteure in einem partizipativ gestalteten Entwicklungsprozess. Dieser Prozess zielt darauf ab, die betriebliche Leistungs- und Innovationsfähigkeit in Hinblick auf Herausforderung des Marktes zu optimieren
sowie die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter/-innen in Hinblick auf "gute Arbeit" zu verbessern.
METHODE: 1. Analyse hemmender und förderlicher Bedingungen: Ohne fundierte Analyse der
förderlichen und hemmenden Faktoren für die betriebliche Innovations- und Leistungsfähigkeit einerseits und die Bedingungen "guter Arbeit" andererseits, können weder Ziel noch Weg
bestimmt werden. Dies ist nichts Neues, wird jedoch häufig nicht systematisch angewendet.
Bei der Analyse kommt es darauf an, beide Zieldimensionen zu berücksichtigen und zudem
"expertenorientierte Vorgehensweisen" mit partizipativen Elementen zu verknüpfen. 2. Strategiefähigkeit: Ein strategisches Gesamtkonzept für eine innovationsförderliche Personal- und
Arbeitspolitik ist eine wesentliche Voraussetzung betrieblichen Handelns, das über punktuelle
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Initiativen, häufig mit sich teils widersprechendem Einmalcharakter, hinausreichen soll. Diese personal- und arbeitspolitische Strategie muss, aufbauend auf der Unternehmensstrategie,
die nicht zuletzt Interessen geleiteten Handlungsansätze und -optionen für eine zukunftsfähige Personal- und Arbeitspolitik herausarbeiten. Dieses Vorgehen ist jedoch nur in wenigen
Fällen (vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen) vorhanden bzw. hinreichend entwickelt. Ein wichtiges Anliegen des Forschungsverbundes wird es sein, diese Lücke zu schließen. 3. Kompetenzentwicklung: Die Herstellung innovationsförderlicher Verhältnisse durch
Personal- und Arbeitspolitik ist keine Projekt- sondern eine betriebliche Regelaufgabe. Sie
bedarf spezifischer Strukturen, kompetenter betrieblicher Verantwortungsträger und Treiber.
Wesentliche betriebliche Akteure, die für diese Aufgabe gewonnen werden müssen, sind: Personalmanagement, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Qualitätsmanagement, Führungskräfte,
Innovationsmanagement und die betriebliche Interessenvertretung. Häufig verfügen diese Akteure über ein ausgeprägtes Expertenwissen für ihren jeweiligen Verantwortungsbereich. Für
die erfolgreiche Implementierung "ganzheitlicher" Gestaltungslösungen kommt es jedoch darauf an, die betriebliche Dialogfähigkeit zwischen diesen unterschiedlichen Funktionsträgern
herzustellen. Wichtig ist hierbei ein gemeinsames fachliches Grundverständnis für integrierte
Gestaltungslösungen auszubilden und die notwendigen prozessualen Kompetenzen für die erfolgreiche Umsetzung von Veränderungsprojekten breit zu verankern. Insbesondere mit Hilfe
des Moduls "Prozesscoach für arbeitsorientiertes Innovationsmanagement" soll diese Lücke
geschlossen werden. Dem Prozesscoach kommt in der betrieblichen Praxis die elementare
Aufgabe zu, den gesamten innerbetrieblichen Veränderungsprozess zu begleiten und zu fördern und seine Nachhaltigkeit sicher zu stellen. 4. Beteiligungsorientierte Praxis: Partizipation ist ein wesentliches Leitprinzip für die Herstellung innovationsförderlicher Verhältnisse.
Im Rahmen des Projektverbundes geschieht dies auf drei Ebenen: Zusammenarbeit von Management und Betriebsrat bei der Entwicklung und Steuerung eines betrieblichen Gesamtprozesses; Partizipation von Beschäftigten bei betrieblichen Gestaltungsprojekten; Qualifizierung
der Akteure (Management, Betriebsrat und Beschäftigte) für ein systematisches und partizipatives Vorgehen (s.o.). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 500; Belegschaft der beteiligten Unternehmen; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-06 ENDE: 2011-05 AUFTRAGGEBER: Deutsches Zentrum für Luft- und
Raumfahrt e.V. -DLR- Projektträger des Bundesministeriums für Bildung und Forschung FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie (Carl-Zeiß-Str. 2, 07743
Jena); ffw GmbH - Gesellschaft für Personal- und Organisationsentwicklung (Allersberger
Str. 185 F, 90461 Nürnberg)
KONTAKT: Behr, Michael (Prof.Dr. Tel. 03641-945528, e-mail: [email protected])
5
Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
[122-F] Abel, Jörg, Dr.; Ittermann, Peter, Dr. (Bearbeitung); Hirsch-Kreinsen, Hartmut, Prof.Dr.
(Leitung):
Bedingungen und Entwicklungsperspektiven "einfacher" Industriearbeit
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
INHALT: Das Projektvorhaben zielt auf die Analyse der Bedingungen und Entwicklungsperspektiven industrieller Einfacharbeit in Deutschland. Einfache Arbeit soll in einer ersten Näherung
als Tätigkeit verstanden werden, die eine geringe Komplexität aufweist, kaum größere Anforderungen an die Beschäftigten stellt und deren Ausführung nur begrenzte Qualifikationen
voraussetzt. In dem Projekt soll ein empirisch fundierter, kritischer und differenzierender Beitrag zur Debatte um den wirtschaftlichen Strukturwandel und die Entwicklungstendenzen von
Industriearbeit erarbeitet werden. Im Einzelnen soll die empirische Analyse zeigen, ob und in
welchem Ausmaß Einfacharbeit auftritt, auf welche Sektoren sie sich bezieht und in welchen
Branchen, Betriebsgrößen und möglicherweise Regionen sie stattfindet. Dieses generelle Ziel
lässt sich wie folgt konkretisieren: a) Analyse der besonderen Bedingungen einfacher Industriearbeit auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene, b) Beitrag zur arbeitssoziologischen
Forschung, insbesondere zur Revision der Begrifflichkeit der traditionellen Arbeitsanalyse.
Mit der Fragestellung des Projektes lässt sich auch eine gesellschaftspolitische Perspektive
und damit politisch-praktische Ziele verbinden. Aus den Ergebnissen lassen sich Empfehlungen, Schlussfolgerungen und weiterführende differenzierende Erkenntnisse für die Arbeitsmarkt und Beschäftigungspolitik ableiten. ZEITRAUM: 1990-2008 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Institutionentheoretisch begründetes Konzept der Sozialen Systeme der Produktion,
Bildung von Typen von Produktionssystemen mit Einfacharbeit. Untersuchungsdesign:
Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 50; Unternehmen, Verbände); Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Mikrozensus, IAB-Betriebspanel,
BIBB-Erwerbstätigenerhebung). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: BEGINN: 2008-05 ENDE: 2011-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche
Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Dortmund, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet Soziologie Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie (44221 Dortmund)
KONTAKT: Abel, Jörg (Dr. Tel. 0231-755-5257, e-mail: [email protected])
[123-L] Adami, Wilfried; Lang, Christa; Pfeiffer, Sabine; Rehberg, Frank (Hrsg.):
Montage braucht Erfahrung: erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, Mering:
Hampp 2008, 223 S., ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: "Hat Montage in Deutschland noch Perspektive, wenn betriebliche Layouts und Abläufe weltweit exportiert werden? Gibt es besondere Bedingungen für flexible Montagen, die
Deutschland als Montagestandort attraktiv machen? Was sind es für Kernkompetenzen, die
sich Standardisierung und Tätigkeitsbeschreibungen entziehen und - trotz globaler Ausrichtung - eine Montage im Inland erfolgreich machen? Die Beiträge dieses Bandes geben einen
Einblick in die konkrete Bedeutung des Erfahrungswissens der Beschäftigten für moderne
Montagearbeitsplätze. Sie zeigen, warum Montagearbeit auch Wissensarbeit ist, warum diese
sich einer einfachen Messung und (entgeltpolitischen) Bewertung entzieht, warum die Nutzung und Entwicklung eng mit einer erfahrungsförderlichen Arbeitsgestaltung verbunden ist
und warum für eine betriebliche Qualifizierung vor dem Hintergrund ganzheitlicher Produktionskonzepte die Vermittlung von Erfahrungswissen wichtig ist. Darüber hinaus leistet der
Band einen Beitrag zu den laufenden Debatten um neue Produktionskonzepte, um die Zukunft von Produktionstätigkeiten am Standort Deutschland, um die Verkürzung von Taktzeiten und um die Auswirkungen auf Berufsbildung und Arbeitspolitik." (Autorenreferat). In-
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
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haltsverzeichnis: Christa Lang: Braucht Montage Erfahrung? Einleitende Überlegungen (411); Sabine Pfeiffer: Montage, Wissen und Erfahrung. Warum "einfache" Arbeit auch Wissensarbeit ist, warum Erfahrung in flexibler Montage so wichtig ist - und was das alles bildungspolitisch bedeutet (14-48); Peter Brödner: Das Unzählbare bewerten. Zur Messung und
Bewertung von Erfahrungswissen (49-63); Wilfried Adami, Jan Houben: Erfahrungsförderliche Gestaltung von Motivations- und Qualifikationsansätzen in modernen, ganzheitlichen
Produktionsorganisationen (64-95); Heinz Pfäfflin, Frank Rehberg: Erfahrungsförderliche Arbeitsgestaltung. Montagetypen und Formen der Arbeitsorganisation (96-115); Frank Rehberg:
Entgelt und Erfahrungswissen (116-142); Sabine Pfeiffer: Flexible Standardisierung und
Ganzheitliche Produktionssysteme - erfahrungsförderlich?! (143-167); Heinz Pfäfflin: Individuelles und kollektives Erfahrungswissen. Erfahrungsbasierte Organisationskompetenz bei
der Steuerung von Teams (170-183); Jan Houben, Frank Rehberg: Strukturierte Analyse und
Anpassung von Produktionsorganisationen unter Einbeziehung von Beschäftigten (184-194);
Wilfried Adami, Jan Houben, Frank Rehberg: Fakten erfahrbar machen. Anwendungsorientierte Möglichkeiten der Informations- und Qualifikationsvermittlung (195-207); Sabine
Pfeiffer, Eric Treske: Planspiele: Wissenschaftliches Forschungslabor oder Trainingstool?
(208-227); Wilfried Adami, Jan Houben: Mitarbeitergeleitete engpassorientierte Steuerung
(228-238); Wilfried Adami, Frank Rehberg: Die Rückkehr der Plantafel. Ein Erfahrungsbericht über die Wiederentdeckung des Bewährten (239-248); Jan Houben, Frank Rehberg: Einführung eines transparenten Entgeltsystems als beteiligungsorientierter Prozess (249-258);
Alexandra Wrede, Michael Volmar, Gerhardd Michalke: Erfahrungsbericht der ContiTech
Vibration Control GmbH (260-267); Mike Lucas: Warum wir sofort wieder an WAMo teilnehmen würden (268-272); Lothar Grampp: WAMo - wie anders Montage organisieren (273278); Thomas Löffler: Erfahrungswissen entwickelt Standards im Steuern von Montageteams
(279-284); Thomas Löffler, Heiner Strobel: Was braucht die Produktion von morgen? (285291).
[124-L] Adami, Wilfried; Lang, Christa; Pfeiffer, Sabine; Rehberg, Frank:
Was braucht die Produktion von morgen?: Erfahrungen mit Erfahrung ; ein Nachwort zum
Projekt, in: Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg (Hrsg.): Montage
braucht Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München: Hampp, 2008, S.
285-292, ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: Die Frage, ob Sozialwissenschaften zukünftig generell in das Ausbildungsportfolio
aufgenommen werden sollten, ist, so die Verfasser, nicht einfach zu beantworten. Zu unterschiedlich sind die grundlegenden Sichtweisen, als dass diese Vorgehensweise erfolgversprechend wäre. Eine andere Lösung könnte sein, dass Manager personalintensiver Fertigungsbereiche zukünftig sozialwissenschaftliche Unterstützung bei der Gestaltung von Abläufen, Arbeitsplätzen und Fertigungssystemen suchen und erhalten. Die Unternehmen haben den Bedarf erkannt und im Rahmen des Förderprojekts eine gemeinsame Vorgehensweise erprobt.
Ist es nicht idealistisch zu glauben, dass Anweisungen und eine mehr oder weniger wirksame
Schulung den für diese Aufgaben nicht ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern alle
Kenntnisse und Hintergrundinformationen vermitteln, die für die Optimierung des gesamten
Arbeitssystems und damit das dialektische Hinterfragen des eigenen Handelns erforderlich
sind? Oder ist es an der Zeit zu erkennen, dass die wichtigsten Akteure der Produktion doch
Menschen sind? Das vorgestellte Projekt hat gezeigt, was möglich ist. Nach einer Phase des
Zusammenfindens haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kooperiert und gemein-
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
sam gefundene Ziele vertreten. Unternehmen haben versucht, die konzipierten Ansätze umzusetzen. Die Sozialwissenschaft kann, so die These, mit ihren Methoden und ihrem Verständnis die Produktionsorganisation sinnvoll unterstützen und damit in absehbarer Zukunft einen
festen Platz in modernen produzierenden Unternehmen einnehmen. (ICF2)
[125-L] Apitzsch, Ursula:
Gendered professional strategies in self-employment, in: Ursula Apitzsch, Maria Kontos
(Hrsg.): Self-employment activities of women and minorities : their success or failure in relation
to social citizenship policies, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 129-144, ISBN: 9783-8100-3448-9 (Standort: UB Duisburg(464)-01/OKL/1110+1)
INHALT: Im Bemühen um eine Integration der unterschiedlichen wissenschaftlichen Diskurse
über Existenzgründungen von Frauen und Minoritäten geht es bei dem Forschungsprojekt mit
seinem biographischen Evaluationsansatz um eine Konkretisierung und Erweiterung des Konzepts der Autonomie. Zu der Annahme einer gemischten Einbettung der selbstständigen Erwerbstätigkeit in Migrationsgesellschaften kommt die Annahme einer biographischen Prozesshaftigkeit unternehmerischer Sozialisation. Am Beispiel ethnischer Wirtschaft und selbständiger Erwerbstätigkeit von männlichen und weiblichen Migranten in unterschiedlichen
europäischen Gesellschaften wird das Konzept der "biographischen Einbettung" diskutiert,
wobei sowohl die wohlfahrtsstaatlichen Unterstützungsmechanismen für Existenzgründer als
auch die geschlechtsspezifischen Implikationen neuer Formen des Unternehmertums und professioneller Praktiken aufgezeigt werden. Dies geschieht vor allem mit Blick auf ethnische
Unternehmen, die für Frauen im Sinne einer Autonomisierung eher unvorteilhaft sind, da sie
sich auf männlich-dominierte Strukturen von Selbstständigkeit einlassen müssen. (ICH)
[126-L] Berg, Peter:
Working time flexibility in the German employment relations system: implications for
Germany and lessons for the United States, in: Industrielle Beziehungen : Zeitschrift für Arbeit,
Organisation und Management, Jg. 15/2008, H. 2, S. 133-150
INHALT: "Wettbewerbsbedingungen führen zunehmend zu Dezentralisierungs-Experimenten im
deutschen System der Arbeitsbeziehungen. In diesem Artikel wird gezeigt, inwiefern flexible
Arbeitszeiten ein integraler Bestandteil des deutschen Systems sind und wie flexible Arbeitszeitmodelle zu dessen Transformation beitragen. Außerdem werden die Implikationen, die
flexible Arbeitszeiten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben, sowie die Lehren der deutschen Erfahrungen für die USA diskutiert. Flexible Arbeitszeiten tragen zur Dezentralisierung
des deutschen Systems der Arbeitsbeziehungen auf diversen Ebenen bei, insbesondere innerhalb der Unternehmen. Aus Arbeitgebersicht nimmt der Nutzen flexibler Arbeitszeiten vielfältige Formen an und ist generell positiv, während die Implikationen für Arbeitnehmer ambivalenter Natur sind. Die wichtigste Lehre für die USA besteht darin, dass Arbeitsmarktinstitutionen nach wie vor relevant sind für die Entwicklung flexibler Arbeitszeitmodelle, die den
Bedürfnissen sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer gerecht werden." (Autorenreferat)
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
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[127-L] Bernhardt, Janine; Köhler, Christoph; Krause, Alexandra:
Sicherheitserwartungen und -konstruktionen im Normalabeitsverhältnis: qualitative und
quantitative Befunde, in: Christoph Köhler, Olaf Struck, Michael Grotheer, Alexandra Krause,
Ina Krause, Tim Schröder (Hrsg.): Offene und geschlossene Beschäftigungssysteme :
Determinanten, Risiken und Nebenwirkungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 275305, ISBN: 978-3-531-15895-2
INHALT: Die Autoren untersuchen anhand eines für Ost- und Westdeutschland repräsentativen
Datensatzes aus der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenerhebung von 2005/2006 folgende Fragen:
Können tatsächlich nicht nur veränderte Sicherheitskonstruktionen in der Arbeitswelt, sondern auch deren Generalisierung in der Mitte der Gesellschaft beobachtet werden? Unterscheiden sich bestimmte Beschäftigtengruppen innerhalb der Arbeitnehmermitte im Niveau
ihrer Arbeitsplatzunsicherheit? Ist die Unsicherheit von Normalbeschäftigten nur ein Ausdruck des aktuellen medialen Flexibilisierungsdiskurses oder durch bestimmte Merkmale ihrer Beschäftigungsbeziehung zu erklären? Die Autoren führen hierzu explorative Untersuchungen auf der Grundlage von leitfadengestützten Interviews von Beschäftigten in Normalarbeitsverhältnissen im Industrie- und Dienstleistungssektor durch. Sie arbeiten dabei zentrale
Dimensionen der Sicherheitskonstruktionen von Normalbeschäftigten heraus, um diese für
eine anschließende quantitative Analyse zu operationalisieren. Ausgangspunkt bildet das
Konzept des "psychologischen Vertrages", das als akteurstheoretische und neo-institutionalistische Fundierung der Theorien interner Arbeitsmärkte verstanden wird. Die Autoren fassen
die zentralen Ergebnisse zusammen und diskutieren ihre Bedeutung für die Debatte um die
kollektive Verunsicherung der Arbeitnehmermitte in Deutschland. (ICI2)
[128-L] Bierfreund, Barbara:
Entlernen und Neulernen: Herausforderungen bei der Entwicklung einer neuen Generation
von Industrierobotern für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), in: Arbeit :
Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 2, S. 135140 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die hohen Flexibilitätsanforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) an
Technik, Organisation und Personal unterstützen das Entstehen eines neuen Technikleitbilds
in der Robotik, das menschliche Arbeitskraft in den Mittelpunkt stellt. Es müssen flexible Roboterlösungen entwickelt werden, die als multifunktionale Werkzeuge nutzbar sind. Die vorgeschlagene Vorgehensweise besteht darin, die Arbeitsprozesse und Produktionssysteme potenzieller Anwenderbetriebe auf Einsatzmöglichkeiten und Nutzeranforderungen hin zu analysieren. Potenzielle Nutzer werden beteiligt und generieren gemeinsam mit Technikentwicklern neues Wissen. Diese frühzeitige Beteiligung der Kundengruppe KMU an der Technikentwicklung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. (ICE2)
[129-L] Deller, Jürgen; Maxin, Leena:
"Silver Workers": eine explorative Studie zu aktiven Rentnern in Deutschland, in: Arbeit :
Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 3, S. 166179 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
INHALT: "In den vergangenen Jahren hat sich in Deutschland allmählich ein Arbeitsmarkt für
Personen entwickelt, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, deren Kompetenzen jedoch weiter nachgefragt werden. Die vorgestellte explorative Studie beschäftigt sich mit dieser 'Silver Workers' genannten Gruppe, ihrer Lebenswelt, den Beweggründen sowie Erwartungen zu Rahmenbedingungen einer Tätigkeit im Ruhestand. Aus den Ergebnissen einer
quantitativen und qualitativen Befragung erfolgen erste Ableitungen für die Gestaltung eines
Arbeitssystems, das die Erwartungen der 'Silver Workers' berücksichtigt. Konsequenzen für
die traditionellen Belegschaften werden abgeleitet und weiterer Forschungsbedarf wird beschrieben. Es wird die Frage diskutiert, inwieweit Arbeit im Ruhestand einen Beitrag zur Altersversorgung ('Vierte Säule') leisten kann." (Autorenreferat)
[130-L] Dörre, Klaus:
Prekäre Arbeit und soziale Desintegration: zur subjektiven Verarbeitung unsicherer
Beschäftigung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen
des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4406-4417, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Beitrag beschäftigt sich mit subjektiven Verarbeitungsformen unsicherer Beschäftigung. Anhand einer Typologie, die auf der Grundlage von 100 themenzentrierten Interviews konstruiert wurde, lässt sich zeigen, dass wir es auch in Deutschland mit einer schleichenden Prekarisierung der Arbeitsgesellschaft zu tun haben. Die Wiederkehr sozialer Unsicherheit in einer reichen, im historischen Vergleich überaus sicheren Gesellschaft ist längst
kein Randphänomen mehr. Zunehmend erfasst sie auch solche Gruppen, die sich in der Zone
der Integration mit formal geschützten Normalarbeitsverhältnissen befinden. Der Beitrag
skizziert verschiedene Kristallisationspunkte von Prekarität (Angst vor Statusverlust, dauerhafte Arrangements mit unsicherer Beschäftigung, Ausschluss von regulärer Erwerbsarbeit)
und diskutiert deren integrationstheoretische Konsequenzen. Er mündet in die These, dass ein
eng gefasster Exklusionsbegriff, der sich auf von regulärer Erwerbsarbeit abgekoppelte Gruppen beschränkt, die Metamorphose der sozialen Frage (Robert Castel) nicht angemessen erfassen kann. Prekarisierung wirkt als ein Macht- und Kontrollsystem, das auch das Zentrum
der Arbeitsgesellschaft nicht unberührt lässt. Der disziplinierende Druck von Prekarisierungsprozessen wirkt bis tief in die Stammbelegschaften hinein. Das empirische Material spricht
allerdings auch dafür, dass die Erfahrung sozialer Unsicherheit in ihren politischen Verarbeitungsformen nicht vereinheitlichend wirkt. Die Konflikte des Drinnen und Draußen, die die ebenfalls an Brisanz gewinnenden - klassischen Verteilungskonflikte zunehmend überlagern,
werden häufig im Medium partikularistischer Gruppenkonkurrenzen ausgetragen. Während
die Systemintegration vorerst nicht gefährdet scheint, geht diese Form der Konfliktaustragung
zu Lasten der Sozialintegration. Um erfolgreich gegenzusteuern wäre eine Politik der Entprekarisierung nötig, die darauf zielen müsste, die Übergänge zwischen den unterschiedlichen
Zonen der Arbeitsgesellschaft möglichst offen zu halten." (Autorenreferat)
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
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[131-L] Dröge, Kai:
"Jetzt lob' mich doch endlich mal!": subjektivierte Arbeit und die Fallstricke ihrer
Anerkennung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen
des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3677-3686, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "'Jetzt lob' mich doch endlich mal!' - eine so eingeforderte Anerkennung entwertet sich
zugleich selbst. Ähnlich ergeht es häufig auch aktuellen Formen der 'subjektivierten Arbeit'
auf der Suche nach Anerkennung im beruflichen Alltag. Der Vortrag analysiert diese und
ähnliche Problematiken unter Rückgriff auf eine empirische Untersuchung am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main. Welche Konsequenzen für die gesellschaftliche Anerkennungsordnung ergeben sich aus jenen Wandlungsprozessen der Beschäftigtenorientierungen und der betrieblichen Anforderungen, die in der Arbeits- und Industriesoziologie seit einiger Zeit unter dem Stichwort 'Subjektivierung der Arbeit' diskutiert werden? Welche
Schwierigkeiten kennzeichnen den alltäglichen Kampf um die Anerkennung der eigenen subjektivierten Arbeit durch Vorgesetzte, Kollegen und Kunden? Wie verhält sich die subjektivierte Arbeit zum Leistungsprinzip, das ja gemäß dem Selbstverständnis der modernen Gesellschaft über den Wert der Arbeit und die daran geknüpften Ansprüche auf soziale Anerkennung und Status befinden soll? Die Antworten auf diese Fragen fallen zwiespältig aus. Tatsächlich zeigt sich empirisch eine Art 'subjektiviertes Leistungsverständnis', das insbesondere
für höhere gesellschaftliche Schichten spezifische Deutungsoptionen bereit hält, mit denen sie
ihre Statusprivilegien auf neue Weise legitimatorisch absichern können. Im Alltag allerdings
hat ein solches Leistungsverständnis auch für diese Gruppen seine Fallstricke, so dass die Anerkennung subjektivierter Arbeit nicht immer einfach zu realisieren ist." (Autorenreferat)
[132-L] Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. Forum Politik und Gesellschaft (Hrsg.):
Unternehmen Vereinbarkeit: Perspektiven familienfreundlicher Unternehmenspolitik,
Berlin 2008, 71 S., ISBN: 978-3-89892-876-2 (Graue Literatur;
doku.iab.de/externe/2008/k080410f07.pdf)
INHALT: "Im Zuge der demografischen Entwicklung und des sich abzeichnenden Fachkräftemangels hat das Thema Familienfreundlichkeit in der Wirtschaft stark an Bedeutung gewonnen. Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben eigene Projekte zur Vereinbarkeit
und immer mehr Unternehmen lassen sich für ihre Initiativen vom Audit Beruf und Familie
zertifizieren. Vor diesem Hintergrund hat das Forum Politik und Gesellschaft der FriedrichEbert-Stiftung am 9. Oktober 2007 zu der Konferenz 'Unternehmen Vereinbarkeit. Perspektiven familienfreundlicher Unternehmenspolitik' eingeladen. Ziel war es, den gegenwärtigen
Stand der Familienorientierung in der Arbeitswelt zu analysieren, die gegenseitigen Erwartungen von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften in der Familienpolitik zu beleuchten und
gemeinsame Handlungsoptionen auf betrieblicher wie gesamtgesellschaftlicher Ebene zu diskutieren." (Autorenreferat)
102
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
[133-L] Fuchs, Tatjana:
Gute Arbeit und die Ansprüche von Frauen, in: Helga Schwitzer, Christiane Wilke, Mechthild
Kopel (Hrsg.): Aktiv - kompetent - mittendrin : Frauenbilder in der Welt der Arbeit, Hamburg:
VSA-Verl., 2008, S. 107-120, ISBN: 978-3-89965-275-8 (Standort: LB Stuttgart(24)-58/7443)
INHALT: Die Ergebnisse der in den letzten Jahren zum Thema "Gute Arbeit" durchgeführten repräsentativen Befragungen unterstreichen die Notwendigkeit, nicht nur zwischen den beiden
Geschlechtern, sondern auch innerhalb der Geschlechtergruppen zu differenzieren. Problemlagen, Ansprüche und Interessen von Voll- und Teilzeitbeschäftigten unterscheiden sich stärker als die von Männern und Frauen, was Arbeitszeiten und die Balance von Familie und Beruf angeht. Die Untersuchungen zeigen zudem, wie notwendig eine arbeitspolitische Behandlung von sozialpolitischen Themen ist. Über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird im
Betrieb entschieden, sie ist ein Ergebnis von Arbeitszeit, Arbeitsorganisation und Führungskultur. (ICE2)
[134-L] Gashi, Ardiana N.; Pugh, Geoff; Adnett, Nick:
Technological change and employer-provided training: evidence from German
establishments, (Leading House working paper, No. 26), Zürich 2008, 30 S. (Graue Literatur;
www.isu.uzh.ch/leadinghouse/WorkingPapers/0026_lhwpaper.pdf)
INHALT: Zahlreiche theoretische und empirische Analysen legen nahe, dass der technische
Wandel zu einer erhöhten Nachfrage nach Qualifikationen geführt hat. Da es sich bei Weiterbildung um einen der Mechanismen zur Erhöhung der Qualifikation von Arbeitnehmern handelt, sollte zu erwarten sein, dass der technische Fortschritt die Bedeutung von Ausbildung
aufgrund der Qualifikationsanforderungen zur Beherrschung neuer Technologien verstärkt.
Bisher ist jedoch die Beziehung zwischen technischem Fortschritt und der von Unternehmen
angebotenen (arbeitgeberfinanzierten) Weiterbildung nur wenig erforscht. Die Studie befasst
sich mit der theoretischen Lücke, indem sie auf existierenden Modellen aus der Literatur, die
technischem Wandel und berufliche Weiterbildung unter Qualifikationsgesichtspunkten behandeln, aufbaut. Diese theoretische Grundlage unterstützt die Hypothese einer positiven Beziehung zwischen Weiterbildung und technologischem Wandel. Diese Hypothese wird empirisch für Deutschland mit Hilfe von Daten des IAB-Betriebspanels untersucht. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass in Deutschland sich aufgrund des technischen Wandels ein größerer Teil der Arbeitnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen in den Betrieben beteiligt. Ein
wichtiges Thema, das in der empirischen Analyse aufgeworfen wird, ist das der Möglichkeit
von Endogenität/ Gleichzeitigkeit zwischen Weiterbildung und technischem Wandel. (IAB)
[135-L] Geissler, Birgit:
Zeitsouveränität: die paradoxe Suche nach Selbstbestimmung, in: Gabriele Wagner, Philipp
Hessinger (Hrsg.): Ein neuer Geist des Kapitalismus? : Paradoxien und Ambivalenzen der
Netzwerkökonomie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 257-277, ISBN: 978-3-53115315-5
INHALT: Mit "Zeitsouveränität" wird die vollständige Selbstbestimmung über die Arbeitszeit benannt, die sich in bestimmten Arbeitszusammenhängen durchgesetzt hat. Die Rede von der
Zeitsouveränität bedeutet nicht, (viel) Zeit zur freien Verfügung zu haben. Vielmehr unter-
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
103
stellt Zeitsouveränität: man hat etwas zu tun und ist in Kooperationsbeziehungen eingebunden. Der Begriff ist nur sinnhaft, wenn er nicht auf Freizeitbeschäftigungen angewandt wird.
Der vorliegende Beitrag beschreibt eine Arbeitssituation, die von zwei Elementen geprägt ist:
(1) Es geht um eine verbindliche Aufgabe, deren Bearbeitung nicht willkürlich unterbrochen
oder aufgegeben werden kann (außer bei vollständig selbst gesetzten Aufgaben z.B. denen eines Künstlers). (2) Die Strukturierung längerer Zeiträume ist den Arbeitenden überlassen, und
sie müssen daher die Zeitdimension ihrer Arbeit reflektieren. Selbstbestimmung der Arbeitszeit ist vor allem ein immanent notwendiges Merkmal moderner Wissensarbeit. Anschließend
wird kurz die Arbeitszeitentwicklung in der Bundesrepublik und vor diesem Hintergrund die
Entfaltung der arbeitssoziologischen Debatte zu Zeitsouveränität rekonstruiert. Zum Verständnis dieser Semantik wird dann auf die moderne Wertschätzung von Individualität und
"Selbständigkeit" (selbst und ständig) hingewiesen. Abschließend werden die Ergebnisse in
der These zusammengefasst, dass die in Begriffen von Selbstbestimmung und Souveränität
gefasste Deutung des posttayloristischen Zeitregimes ein Element einer neuen Rechtfertigungsordnung nach Luc Boltanski und Eve Chiapello (in 'Der neue Geist des Kapitalismus')
darstellt. (ICA2)
[136-L] Grieswelle, Detle:
Die Lohnschere zwischen Frauen und Männern: für eine gerechte Arbeitsbewertung und
Entlohnung, in: Die Politische Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 54/2008, H. 2 =
Nr. 459, S. 35-38 (Standort: USB Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.kas.de/wf/doc/kas_12877-544-1-30.pdf)
INHALT: Es ist auffällig, so die Verfasserin, dass der so wichtige Bereich der geschlechtsneutralen Arbeitsbewertungs- und Entlohnungssysteme durch tarifliche und betriebliche Maßnahmen vernachlässigt wurde. Die Tarifpartner, insbesondere auch die für die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen zuvorderst zuständigen Gewerkschaften, haben hier weitgehend versagt.
Es werden Kriterien formuliert, anhand deren überprüft werden kann, ob Kollektivverträge
tatsächlich Diskriminierungspotenziale enthalten. Eine Politik zugunsten von Gleichstellung
in Kollektivverträgen setzt, so die These, eine bessere Schulung der Verhandlungspartner zur
Thematik voraus. Frauen müssen der Zusammensetzung der Belegschaften entsprechend angemessen an den tariflichen und betrieblichen Verhandlungen beteiligt werden. Zu fordern ist
weiterhin die Überarbeitung der Entgeltgruppen und die Einführung von Arbeitsplatzklassifizierungssystemen, die auf geschlechtsneutralen Kriterien beruhen. Vor allem gilt es, auf bereits bestehende Ansätze zu einer gerechteren Bewertung und Bezahlung der beruflichen Arbeit in typischen Frauenberufen zurückzugreifen. (ICF2)
[137-L] Hall, Anja; Krekel, Elisatbeth M.:
Berufliche Weiterbildung Erwerbstätiger: zur Erklärungskraft tätigkeitsbezogener
Merkmale für das Weiterbildungsverhalten, in: Report : Zeitschrift für
Weiterbildungsforschung : wissenschaftliche Zeitschrift mit Dokumentation der Jahrestagungen
der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE, Jg. 31/2008, H. 1, S. 65-77 (Standort: USB Köln(38)EWA-LS-Bal/18)
INHALT: "Zur Erklärung des Weiterbildungsverhaltens Einzelner werden häufig soziodemografische, betriebs- und beschäftigungsbezogene Daten herangezogen. Obwohl Weiterbildungs-
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
bedarfe häufig unmittelbar im Arbeitskontext entstehen, konnten - nicht zuletzt aufgrund der
vorhandenen Datenlage - tätigkeits- und arbeitsplatzbezogene Merkmale seltener berücksichtigt werden. Auf der Grundlage einer repräsentativen Befragung von rund 20.000 Erwerbstätigen im Jahr 2006 ist dies jedoch möglich. Die nachfolgenden multivariaten Analysen zeigen,
dass diese Merkmale einen hohen Einfluss auf die Weiterbildungsteilnahme Erwerbstätiger
haben. Insbesondere hohe Qualifikationsanforderungen am Arbeitsplatz, aber auch wissensintensive berufliche Tätigkeiten sowie Lern- oder Kreativitätsanforderungen des Arbeitsplatzumfeldes erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme an formalisierter Weiterbildung in
Kursen bzw. Lehrgängen, aber auch an informeller Weiterbildung wie z.B. dem Lernen auf
Fachtagungen, Fachmessen oder über Fachliteratur. Geringe Bedeutung haben die Merkmale
dagegen in Bezug auf arbeitsplatznahe Lernformen, wie Einarbeitung/ Anlernen am Arbeitsplatz, Supervision oder Coaching." (Autorenreferat)
[138-L] Hien, Wolfgang:
"Irgendwann geht es nicht mehr": Älterwerden und Gesundheit im IT-Beruf ; Studie,
Hamburg: VSA-Verl. 2008, 132 S., ISBN: 978-3-89965-297-0 (Standort: UB Duisburg(464)E11/Osd/1853+2)
INHALT: "Älter werden im IT-Beruf? Einer scheinbar paradoxen Frage, die sich auf eine meist
mit Jugendlichkeit assoziierte Branche richtet, wird in dieser ersten Studie zum Thema im
deutschsprachigen Raum nachgegangen. Thematisiert werden sowohl Schwierigkeiten als
auch Möglichkeiten einer alternsgerechteren Gestaltung dieses Berufsfeldes. Wie verhält sich
angesichts der Herausforderung älter werdender Beschäftigter eine Branche, deren Durchschnittsalter etwa beim 35. Lebensjahr liegt? Anhand von Interviews mit zwölf Fachleuten
aus unterschiedlichen Bereichen im Alter zwischen 45 und 65 Jahren lassen sich erstaunliche
Gemeinsamkeiten erkennen: Die Befragten benennen teilweise extreme psychische Belastungen und äußern Ängste bezüglich des weiteren beruflichen und persönlichen Lebens. Zugleich thematisieren sie Fehlentwicklungen im Management und in der Branche" (Autorenreferat)
[139-L] Hilmert, Steffen; Strauß, Susanne:
Beschäftigungsfähigkeit im Alter: eine bildungs- und familienpolitische Herausforderung,
in: Zeitschrift für Sozialreform, Jg. 54/2008, H. 3, S. 251-277 (Standort: USB Köln(38)-Haa1648;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Aufgrund der demografischen Entwicklung ist in den kommenden Jahrzehnten mit einem deutlichen Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials zu rechnen. Volkswirtschaftlich
wie auch aus Gründen der individuellen Alterssicherung wird folglich die Einbeziehung Älterer in das Erwerbsleben zunehmend wichtig. Dabei stehen die wohlfahrtsstaatlichen Institutionen in Deutschland vor besonderen Herausforderungen. Der Arbeitsmarkt ist traditionell
durch einen Schwerpunkt auf berufsspezifische Tätigkeiten geprägt. Aufgrund der kurzen Lebensarbeitszeit besteht für Betriebe wenig Anreiz, ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die berufliche Weiterbildung einzubeziehen. Zum anderen bieten familien- und sozialpolitische Regelungen wenig Unterstützung bei Familienaufgaben wie der Pflege älterer Angehöriger, was eine relativ niedrige Erwerbsbeteiligung gerade von Frauen begünstigt. Ver-
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gleiche mit anderen Ländern werden herangezogen, um Perspektiven eines möglichen Politikwechsels zu skizzieren." (Autorenreferat)
[140-L] Keller, Berndt; Seifert, Hartmut:
Atypische Beschäftigungsverhältnisse: Flexibilität, soziale Sicherheit und Prekarität, in:
Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses
der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main:
Campus Verl., 2008, S. 4390-4405, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Das Beschäftigungssystem vollzieht einen Modellwechsel. Atypische Beschäftigungsformen gewinnen und Normalarbeitsverhältnisse verlieren an Bedeutung. Die Folgen dieses
Prozesses werden unterschiedlich bewertet. Einerseits sind hiermit Erwartungen verbunden,
die Flexibilität des Arbeitsmarktes zu erhöhen, dessen Funktionsfähigkeit zu verbessern und
den Weg zu mehr Beschäftigung zu ebnen. Andererseits bestehen Befürchtungen, dass dieser
Wandel nicht nur die soziale Sicherung der einzelnen Beschäftigten (speziell die Rentenversicherung) beeinträchtigt, sondern auch die (vorrangig beitragsfinanzierten) sozialen Sicherungssysteme aushöhlt. Insofern reichen diese Entwicklungen in ihren Wirkungen weit über
den Arbeitsmarkt hinaus; sie betreffen die sozialen Sicherungssysteme insgesamt und haben
Diskussionen über deren Umgestaltung, vor allem deren Finanzierungsmodi, ausgelöst. Der
Beitrag zeichnet zunächst Entwicklung und Ausmaß atypischer Beschäftigungsverhältnisse
nach; gut ein Drittel der Beschäftigung entfällt auf dieses Segment. Anschließend wird diskutiert, welchen Beitrag diese Formen zur betrieblichen Flexibilität leisten können, und welche
langfristigen Konsequenzen sie für die sozialen Sicherungssysteme haben. Danach wird anhand ausgewählter Kriterien erörtert, inwieweit atypische Beschäftigungsformen als prekär
einzuschätzen sind. Es zeigt sich, dass einzelne Formen die sozialen Sicherungssysteme gefährden und unterschiedliche Prekaritätsrisiken aufweisen. Lösungen dieser Probleme erfordern, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik stärker aufeinander zu beziehen. Ansatzpunkte bieten
konzeptionelle Überlegungen zu Flexicurity." (Autorenreferat)
[141-L] Klee, Günther:
Evaluationsbericht "Projekt 50 plus, es kommt auf die richtige 'Einstellung' an" im
Ortenaukreis: Endbericht, Tübingen 2008, 42 S. (Graue Literatur;
doku.iab.de/externe/2008/k080617f01.pdf)
INHALT: "Im Juni 2005 wurde das neue Bundesprogramm 'Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen' vorgestellt. Zielsetzung der Beschäftigungspakte, an denen
sich Wirtschaft, Gewerkschaften, Arbeitsgemeinschaften, kommunale Träger und die sonstigen Akteure in den Regionen beteiligten, war es, die Arbeitslosigkeit bei älteren Langzeitarbeitslosen zu bekämpfen und deren Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt durch
Entwicklung regionaler Lösungen und die Förderung regionaler Initiativen zu gewährleisten.
Das Projekt '50plus - es kommt auf die richtige 'Einstellung' an', das der Ortenaukreis als Träger der SGB II-Leistungen zusammen mit dem Verein 'Initiative 50 plus e.V.' bis Ende 2007
durchgeführt hat, wird mit diesem Bericht evaluiert. Einzelne Schwerpunkte sollten - laut ursprünglichem Konzept - eine verstärkte regionale Öffentlichkeitsarbeit sowie ein profundes
Profiling unter verstärkter Berücksichtigung der emotionalen Kompetenzen der Bewerber bilden, wobei auch der Einsatz von Persönlichkeitsanalyseverfahren erprobt werden sollte. Eine
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
intensive Betreuung mit sehr günstigem Betreuungsschlüsseln von etwa 1:30, betriebliche
Praktika und auf den Arbeitsplatz ausgerichtete, gezielte Qualifizierungsmaßnahmen waren
weitere Maßnahmen, die auf eine möglichst passgenaue Besetzung von Stellen abzielten. Last
but not least sollten der Aufbau eines Unternehmensnetzwerks sowie der stete Kontakt mit
Unternehmern der Region eine möglichst effiziente Akquisition von Stellen gewährleisten.
Auch Existenzgründungen sollten für die Zielgruppe der über 50-jährigen eine neue Bedeutung gerade im Hinblick auf vertriebliche Tätigkeiten erhalten; dazu war eine intensive Betreuung über zumindest 6 Monate hinweg durch fachlich qualifiziertes Personal und mit der
Unterstützung von Business-Angel aus der Wirtschaft vorgesehen." (Autorenreferat)
[142-L] Köhler, Christoph; Loudovici, Kai:
Betriebliche Beschäftigungssysteme und Arbeitsmarktsegmentation, in: Christoph Köhler,
Olaf Struck, Michael Grotheer, Alexandra Krause, Ina Krause, Tim Schröder (Hrsg.): Offene und
geschlossene Beschäftigungssysteme : Determinanten, Risiken und Nebenwirkungen, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 31-63, ISBN: 978-3-531-15895-2
INHALT: Die Autoren gehen vor dem Hintergrund der Strukturveränderungen des deutschen Arbeitsmarktes und der anhaltenden Diskussion über die Generalisierung von Beschäftigungsund Prekaritätsrisiken der Frage nach, ob die in der Soziologie fast vergessenen Segmentationsansätze dazu geeignet sind, eine neue Sichtweise auf die großen Erosionsdebatten zu entwickeln. Denn die auf Individualdaten und einzelne Indikatoren wie Beschäftigungsdauer,
Arbeitsverträge und Erwerbsverläufe beschränkten Analysen bleiben in der Regel bei Beschreibungen von einzelnen Variablen und Determinanten stehen. Die innere Logik von Positionssystemen auf dem Arbeitsmarkt erschließt sich den Autoren zufolge aber erst, wenn einzelne Beschäftigungsverhältnisse im Zusammenhang betrachtet und in den Kontext von Betrieben und Märkten eingeordnet werden. Die Autoren skizzieren zunächst die Rezeptionsgeschichte der soziologischen Segmentationsansätze und entwickeln anschließend mit dem
Konzept betrieblicher Beschäftigungs-Subsysteme (BBSS) einen eigenen Untersuchungsansatz. Als Ergebnis von Betriebsfallstudien und Expertengesprächen in verschiedenen Branchen stellen sie eine erweiterte Typologie von betrieblichen Beschäftigungssystemen vor und
beleuchten die verschiedenen Entwicklungslinien und Erklärungsansätze zur dynamischen
Segmentation. (ICI2)
[143-L] Köhler, Christoph; Struck, Olaf; Grotheer, Michael; Krause, Alexandra; Krause, Ina;
Schöder, Tim (Hrsg.):
Offene und geschlossene Beschäftigungssysteme: Determinanten, Risiken und
Nebenwirkungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 334 S., ISBN: 978-3-531-15895-2
INHALT: "Gegenstand dieses Buches wie Strukturveränderungen des Arbeitsmarktes sowie ihre
sozio-ökonomischen Voraussetzungen und Folgen. Im Zentrum stehen Fragen zur Dynamik
stabiler und instabiler Beschäftigung und zu einer neo-institutionalistischen Reformulierung
von Segmentationsansätzen. Die Analysen erfolgen auf der Makroebene der west- und ostdeutschen Arbeitsmärkte sowie auf der Mikroebene betrieblicher Beschäftigungssysteme. Dabei rekonstruieren die Autoren sowohl die Interessen und Präferenzen der Beschäftiger als
auch die der Beschäftigten und nutzen qualitative und quantitative Verfahren. Es werden u. a.
folgende Fragen untersucht: Zeigt sich eine Generalisierung der Beschäftigungsrisiken oder
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
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eine relativ stabile Arbeitsmarktspaltung? Welche Determinanten bestimmen über die Öffnung und Schließung betrieblicher Beschäftigungssysteme? Ist wachsende Arbeitsplatzunsicherheit mit steigenden Übergangs- und Abstiegsrisiken verknüpft? Passen Beschäftigte ihre
Sicherheitskonstruktionen und Gerechtigkeitsvorstellungen den veränderten Arbeitsmarktbedingungen an oder entwickeln sich Konflikte?" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Christoph Köhler, Olaf Struck: Offene und geschlossene Beschäftigungssysteme: Ansätze - Ergebnisse - Ausblick (11-30); Christoph Köhler, Kai Loudovici: Betriebliche Beschäftigungssysteme und Arbeitsmarktsegmentation (31-64); Michael Grotheer: Beschäftigungsstabilität
und -sicherheit in Westdeutschland - Entwicklungsdynamik und Folgen für die soziale Ungleichheit (65-114); Michael Grotheer: Beschäftigungsstabilität im Ost-West-Vergleich (115142); Tim Schröder, Olaf Struck, Carola Wlodarski: "Vordringlichkeit des Befristeten"? - Zur
Theorie und Empirie offener Beschäftigungssysteme (143-200); Ina Krause, Tim Schröder,
Olaf Struck: Innovation und Beschäftigungsstabilität (201-216); Alexandra Krause, Olaf
Struck: Risiken und Nebenwirkungen von Entlassungen - Gerechtigkeitswahrnehmungen und
ihre Handlungsfolgen (217-240); Anja Bultemeier, Kai Loudovici, Nadine Laskowski: Ist
Prekarität überall? - Unsicherheit im Zentrum der Arbeitsgesellschaft (241-274); Janine Bernhardt, Christoph Köhler, Alexandra Krause: Sicherheitserwartungen und -konstruktionen im
Normalarbeitsverhältnis - Qualitative und quantitative Befunde (275-306).
[144-L] Lindecke, Christiane:
Flexible Arbeitszeiten im Betrieb: Fallstudien, (Schriftenreihe der Hans-Böckler-Stiftung :
Betriebs- und Dienstvereinbarungen), Frankfurt am Main: Bund-Verl. 2008, 126 S., ISBN: 978-37663-3800-6
INHALT: "In Betrieben und Unternehmen gibt es inzwischen viele flexibilisierte Arbeitszeitformen: Arbeitszeitkorridore, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit. Langzeitkonten - um nur einige zu
nennen. Betriebsräte sind gefordert, Modelle mitzugestalten und umzusetzen. In zehn ausgewählten Unternehmen werden die betrieblichen Erfahrungen mit der gängigen Arbeitszeitpraxis untersucht und dokumentiert. Die Fallstudien verdeutlichen die Vielfalt betrieblicher Ansätze. Sie zeigen, dass ein simpler Transfer eines Arbeitszeitmodells von einem Unternehmen
auf ein anderes nicht Erfolg versprechend ist, wenn die Besonderheiten der Unternehmenskulturen unberücksichtigt bleiben. Aus den Erfahrungen der betrieblichen Praxis können Gemeinsam. ketten und Handlungsempfehlungen für die Neugestaltung eines Arbeitszeitregimes
abgeleitet werden." (Autorenreferat)
[145-L] Loebe, Herbert; Severing, Eckart (Hrsg.):
Qualifikationstrends - Erkennen, Aufbereiten, Transferieren: Ergebnisse und Transferwege
der Früherkennungsforschung am Beispiel einfacher Fachtätigkeiten, (Wirtschaft und
Bildung, 47), Bielefeld: Bertelsmann 2008, 164 S., ISBN: 978-3-7639-3456-0
INHALT: "'Einfache Arbeit' wird es auch weiterhin geben - so die aktuellen Zahlen: 2010 werden
in Deutschland noch 16 Prozent der Beschäftigten unterhalb des heutigen Facharbeiterniveaus
tätig sein. Im Projekt 'Tool-Pe: Einfache Arbeit im Wandel. Geringqualifizierte als Zielgruppe
der Personalentwicklung' wurden die Kompetenzentwicklungsprozesse im Bereich der Einfacharbeit in den Branchen der Kreislauf- und Abfallwirtschaft sowie der Metall- und Elektroindustrie untersucht. Dabei zeichnet sich eine folgenschwere Entwicklung ab: fachliche
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
Tätigkeiten werden sowohl in der Metall- und Elektroindustrie als auch in der Kreislauf- und
Abfallwirtschaft zunehmend von Personen ohne Facharbeiterqualifikation ausgeübt. Der
Band enthält Beiträge zur veränderten Arbeitssituation und diskutiert Möglichkeiten der
Früherkennung und Folgen für die volkswirtschaftliche und betriebliche Praxis." (Autorenreferat)
[146-L] Meyer, Jenny:
The adoption of new technologies and the age structure of the workforce, (Discussion Paper /
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH, No. 08-045), Mannheim 2008, 37 S.
(Graue Literatur; doku.iab.de/externe/2008/k080714a05.pdf)
INHALT: "This paper provides firm-level evidence for the relationship between the age structure
of the workforce and the adoption of new or significantly improved technologies in service
sector firms. Furthermore, it closes a research gap by analyzing the joint impact of the age of
the workforce and the enhancement of teamwork on the probability of adopting new technologies. The empirical analyses, that are based on a data set of 356 German firms from the
knowledge-intensive services and ICT services sector, reveal three findings: Firstly, firms
with a higher share of younger employees are more likely to adopt new technologies and the
older the workforce is, the less likely is the adoption of new technologies. Secondly, the distribution of the age of the workforce has no significant impact on the probability of adopting
new technologies. And thirdly, firms which enhanced their teamwork and have a higher share
of younger workers are less likely to adopt new technologies whereas firms that enhanced
their teamwork and have a higher share of older employees are more likely to adopt new technologies." (author's abstract)
[147-L] Nickel, Hildegard Maria; Hüning, Hasko; Frey, Michael:
Subjektivierung, Verunsicherung, Eigensinn: auf der Suche nach Gestaltungspotential für
eine neue Arbeits- und Geschlechterpolitik, (Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, 86),
Berlin: Ed. Sigma 2008, 237 S., ISBN: 978-3-8360-8686-8
INHALT: "Die vielfach konstatierten Veränderungen, denen Arbeit im Zeitalter des 'Shareholdervalue-Kapitalismus' unterworfen ist, führen unzweifelhaft zu neuen Belastungen und Restriktionen für die Beschäftigten. Aber der Prozess hat auch eine Kehrseite: Der Versuch, subjektive Produktivitätspotenziale zu aktivieren, hebt die Individuen auch aus ihrer früheren Rolle
als bloße Objekte betrieblicher Rationalisierung heraus. Es eröffnen sich subjektive Orientierungen; Interessenlagen kommen ins Spiel, die in den Sphären außerhalb der Arbeit situiert
sind. Das Verhältnis von Ökonomie und Lebensweise wird zum neuen Bezugspunkt betrieblicher (Ver-)Nutzungsstrategien von Arbeit. Die Autor/inn/en dieses Buchs fragen sowohl nach
der restriktiven wie auch nach der 'widerständigen' Seite, nach den Handlungsstrategien und
dem 'Eigensinn' der Arbeitenden. Dabei zeigt sich, dass dem Kriterium 'Sicherheit' zentrale
Bedeutung zukommt. Das gilt insbesondere (aber nicht nur) für weibliche Beschäftigte. Die
betriebliche Arbeits- und Geschlechterpolitik ist darauf nicht eingestellt, die betrieblichen Akteure stehen hier vor neuen Herausforderungen. Das wird beispielhaft am Transformationsprozess der Deutschen Bahn AG empirisch untersucht." (Autorenreferat)
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
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[148-L] Nickel, Hildegard Maria:
Subjektivierung von Arbeit und Eigensinn der Subjekte, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.):
Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4802-4809,
ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Subjektivität der Beschäftigten ist nicht eindimensional als Reaktion auf unternehmerische Vorgaben und Anforderungen, oder als marktliche Einverleibung von Kreativitätspotentialen zu fassen, sondern sie weist als 'Eigensinn' der Subjekte darüber hinaus. Sie hat eine
emanzipatorische, auf das 'ganze Leben' bezogene Dimension. Das Phänomen der Subjektivierung verstanden als Eigensinn der arbeitenden Subjekte ist nicht etwas komplett Neues.
Zum einen war Eigensinn (Selbständigkeit/ Selbstorganisation) der Subjekte immer notwendig, damit Arbeitsprozesse im Sinne der Kapitalverwertung überhaupt funktionieren konnten;
zum anderen sind die Arbeitenden den Widersprüchen, die aus dem Produktionsprozess erwachsen, nie passiv ausgesetzt, sondern sie führen im Arbeitsalltag immer auch einen impliziten Kampf um die Aneignung ihrer Arbeit und ihrer Selbsttätigkeit. Neu ist, dass die Subjektivität der Beschäftigten zum Produktivitätsfaktor des unternehmerischen Handelns wird.
Es gibt eine breite soziologische Debatte zur Subjektivierung, die allerdings einige markante
Leerstellen enthält, die im Referat herausgearbeitet werden sollen. Es sind beispielsweise: a)
die unterschiedlichen Ebenen, Triebkräfte und Formen der Subjektivierung von Arbeit empirisch weitgehend ungeklärt, b) die Kriterien des 'Eigensinns' der Subjekte und der eigensinnigen Subjektivierungsleistungen der Subjekte offen und c) die emanzipatorische, auf die Aneignung des 'ganzen Lebens' bezogene Dimension von Subjektivierungsprozessen ist mehr als
unscharf. In arbeitspolitischer Perspektive stellt sich die Frage, ob die durch Vermarktlichungsprozesse in den Unternehmen induzierte Subjektivierung dem Selbständigkeitsbedürfnis der ArbeitnehmerInnen entgegenkommt und ob darin auf das 'ganze Leben' bezogene Aneignungschancen enthalten sind. Insbesondere die geschlechtersoziologische Perspektive
macht Paradoxien deutlich, die im Referat diskutiert werden sollen." (Autorenreferat)
[149-L] Pfeiffer, Sabine:
Flexible Standardisierung und ganzheitliche Produktionssysteme - erfahrungsförderlich?!,
in: Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg (Hrsg.): Montage braucht
Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München: Hampp, 2008, S. 143167, ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: Ganzheitliche Produktionssysteme und flexible Standardisierung gelten derzeit, so die
Verfasserin, als die adäquate Antwort auf die aktuellen Herausforderungen. Was das im Einzelnen jedoch auf der Ebene der Arbeitsorganisation konkret bedeutet, wird je nach Branche,
Unternehmen und Interessenperspektive sehr unterschiedlich ausbuchstabiert. Der Beitrag
zeigt zunächst den aktuellen Stand der Umsetzung von Ganzheitlichen Produktionssystemen
in Deutschland auf und zeichnet die Debatte zu flexibler Standardisierung nach. Es werden
die Anforderungen und Ansprüche beider Ansätze mit unseren Projektbefunden zur Rolle von
Erfahrung konfrontiert. Dabei wird deutlich: Ganzheitlichkeit und Flexibilität sind ohne das
Erfahrungswissen der Beschäftigten nicht zu haben. Diskutiert und dargestellt werden abschließend die arbeitspolitischen Konsequenzen, die sich aus dieser Gegenüberstellung ableiten lassen - dabei steht im Zentrum die Perspektive einer erfahrungsförderlichen Ausgestaltung von Ganzheitlichen Produktionssystemen und Flexibler Standardisierung. (ICF2)
110
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
[150-L] Pfeiffer, Sabine:
Montage, Wissen und Erfahrung: warum "einfache" Arbeit auch Wissensarbeit ist, warum
Erfahrung in flexibler Montage so wichtig ist - und was das alles bildungspolitisch bedeutet,
in: Wilfried Adami, Christa Lang, Sabine Pfeiffer, Frank Rehberg (Hrsg.): Montage braucht
Erfahrung : erfahrungsbasierte Wissensarbeit in der Montage, München: Hampp, 2008, S. 14-48,
ISBN: 978-3-86618-274-5
INHALT: Die wesentlichen Ergebnisse einer empirischen Untersuchung werden im Beitrag dargestellt. Im präsentierten Forschungsprojekt werden Erfahrungswissen und Arbeitsvermögen
als eine spezifische Perspektive auf informelle Kompetenzen und "tacit knowledge", eine Perspektive, die Aspekte wie Materialgefühl, Intuition, Gespür für Anlagen und Störungen u.ä.
analysiert. Blickt man mit einer ganzheitlichen Perspektive auf Arbeit in der Montage, zeigt
sich, so die Verfasserin, dass diese alles andere als "einfache" und leicht ersetzbare Arbeit
darstellt. Das gilt nicht nur in Bezug auf den Umgang mit dem Stofflichen, also mit Teilen,
Produkten, Anlagen und Maschinen, sondern auch in Bezug auf Gruppenarbeit, Materialdisposition, Qualität und Lernen sowie Optimieren und Gestalten. In einem Fazit werden die Ergebnisse im Licht aktueller bildungspolitischer Debatten diskutiert. Es wird argumentiert,
dass Beschäftigte in der Montage sich widersprüchlichen Anforderungen gegenüber sehen.
Von qualifizierter Routinearbeit und von neuen Segmentierungen zwischen einfacher Arbeit
und Facharbeit ist die Rede, aber auch von zunehmend notwendigem Prozess- und Beziehungswissen, Integrations- und Kontextwissen. Erst auf der Ebene des alltäglichen erfahrungsbasierten Arbeitshandelns zeigt sich, was konkret hinter den neuen Anforderungen
steckt. Die Erfahrung der Beschäftigten in der Montage ist bislang der Garant dafür, dass sie
den neuen Anforderungen immer wieder aufs Neue gewachsen sind - oft genug, ohne formal
qualifiziert zu sein oder eine ausreichende betriebliche Weiterbildung genossen zu haben. Erfahrung aber kann Qualifizierung nicht ersetzen. Die gestiegenen Anforderungen in der Montage erfordern neue Qualifizierungsanstrengungen. Wo wie in den untersuchten Unternehmen, so die These, bei Beschäftigten in der Montage teilweise Sprach- sowie Lese- und
Schreibschwierigkeiten vorliegen, sind gerade die erfahrungsgeleiteten Methoden der Vermittlung geeignet, komplexe Zusammenhänge erleb- und erfahrbar zu machen. (ICF2)
[151-L] Rixgens, Petra:
Betriebliches Sozialkapital, Arbeitsqualität und Gesundheit der Beschäftigten: variiert das
Bielefelder Sozialkapital-Modell nach beruflicher Position, Alter und Geschlecht?, in:
Bernhard Badura, Helmut Schörder, Christian Vetter (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2008 :
Betriebliches Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen ; Zahlen, Daten, Analysen aus allen
Branchen der Wirtschaft, Heidelberg: Springer Medizin, 2009, S. 33-42, ISBN: 978-3-540-692126
INHALT: "Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit den Auswirkungen des betrieblichen Sozialkapitals auf die Qualität der geleisteten Arbeit und die Gesundheit der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter im Unternehmen. Die empirischen Befunde eines Forschungsprojekts der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld weisen bislang darauf hin,
dass Arbeitsqualität und gesundheitliches Wohlbefinden vor allem mit den immateriellen Arbeitsbedingungen und dem Wertekapital eines Unternehmens in einem direkten Zusammenhang stehen. Im Rahmen dieses Beitrags soll nun genauer untersucht werden, inwieweit diese
allgemeinen Befunde des Bielefelder Sozialkapital-Modells auch für spezielle Gruppen von
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
111
Beschäftigten Gültigkeit besitzen. Eine Sekundäranalyse der insgesamt 2287 Datensätze
zeigt, dass sich das Modell auch bei gruppenspezifischen Analysen bewährt und zwischen
den beiden Geschlechtern, verschiedenen Altersgruppen und nach beruflicher Position nur
kleinere Unterschiede belegbar sind. Diese differenzierenden Ergebnisse weisen u. a. darauf
hin, dass das Wertekapital einen stärkeren direkten Einfluss auf die Gesundheit von Frauen
als von Männern hat und dass die älteren Beschäftigten im Betrieb stärker von dieser kulturellen Komponente profitieren als die Jüngeren. Außerdem lassen die Befunde darauf schließen,
dass das Bielefelder Sozialkapital-Modell für die Vorgesetzten im Betrieb erklärungskräftiger
ist als für die Gruppe der Mitarbeiter." (Autorenreferat)
[152-L] Roß, Bettina:
Soziale Ungleichheit und politisches Handeln: Solidarität und Differenz in der
internationalen Textilindustrie, in: Marburger Gender-Kolleg (Hrsg.): Geschlecht Macht Arbeit
: interdisziplinäre Perspektiven und politische Intervention, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot,
2008, S. 226-242, ISBN: 978-3-89691-740-9 (Standort: ULB Münster ZB Sozialwiss.(6A)MS2900/396)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit dem komplexen Zusammenwirken von Machtverhältnissen und Widerstandspotenzialen in sogenannten "Niedriglohnsektoren". Am Beispiel der
internationalen Textilindustrie wird die Verwobenheit von Geschlecht, Ethnizität und Klasse
beschrieben. Die Autorin bezieht sich dabei auf Cornelia Klingers Modell sozialer Ungleichheit und veranschaulicht auf dieser Grundlage die Möglichkeiten politischer Intervention anhand der Clean Clothes Campaign. Abgerundet werden die Analysen politischer Suchbewegungen in prekären Erwerbsfeldern und der Bedeutung von Erfahrungen prekär Arbeitender
mit einer weiterführenden Befragung demokratietheoretischer Ansätze. Insgesamt beabsichtigt die Autorin auf mehreren Ebenen zu zeigen, dass und inwiefern die Anerkennung von
Differenz und gemeinsames politisches Handeln keine Widersprüche sind, sondern sich im
Gegenteil sogar bedingen, wenn nicht erneut durch die Verallgemeinerung spezifischer Lebenserfahrungen neue Ausgrenzungen von Marginalisierten entstehen sollen. (ICA2)
[153-L] Schroth, Heidi:
Transversale Billigjobber/innen?: Dimensionen von Macht und Widerstand im prekären
Dienstleistungssektor, in: Marburger Gender-Kolleg (Hrsg.): Geschlecht Macht Arbeit :
interdisziplinäre Perspektiven und politische Intervention, Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot,
2008, S. 195-210, ISBN: 978-3-89691-740-9 (Standort: ULB Münster ZB Sozialwiss.(6A)MS2900/396)
INHALT: Der Begriff "Prekarität" bzw. "Prekariat" gewinnt in sozialwissenschaftlichen und politischen Debatten zunehmend an Bedeutung. Der vorliegende Beitrag fragt nach Dimensionen
und Potenzialen von Macht und Widerstand in der "Zone der Prekarität". Diese stellt, im Anschluss an Robert Castel (2007), eine sich ausweitende Pufferzone zwischen so genannten
Normalbeschäftigten, deren Anzahl schrumpft, und den von Erwerbsarbeit ausgeschlossenen
Personen dar. In der vorliegenden Auseinandersetzung geht es sowohl um eine Differenzierung und Systematisierung der Kategorie Macht in Anlehnung an ein Konzept des US-amerikanischen Soziologen Erik Olin Wright als auch um dessen Erweiterung um eine handlungsund subjektorientierte Perspektive. Aus dieser Perspektive wird die US-amerikanische
112
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
Dienstleistungsgewerkschaft Service Employees International Union (SEIU) als ein spezifischer Akteur analysiert, der im Rahmen diverser Organizing-Kampagnen u. a. Selbstermächtigung (Empowerment) prekär Beschäftigter zum Ziel hat. Die SEIU zeichnet sich durch Organisierungserfolge der bislang als unorganisierbar geltenden Reinigungsleute aus, also Beschäftigten, die in einer stark ethnisierten Dienstleistungsökonomie arbeiten. (ICA2)
[154-L] Schwitzer, Helga; Wilke, Christiane; Kopel, Mechthild (Hrsg.):
Aktiv - kompetent - mittendrin: Frauenbilder in der Welt der Arbeit, Hamburg: VSA-Verl.
2008, 270 S., ISBN: 978-3-89965-275-8 (Standort: LB Stuttgart(24)-58/7443)
INHALT: "'Vier Fünftel unserer geistigen Habe sind europäisches Gemeingut' (Ortega y Gasset)
Besonders mit dem Fokus auf transnationale Medienaktivitäten sollen Verlauf dieses Buches
theoretische Grundlagen und Konzeptionen für das Zusammenwachsen der EU und seiner
Bürger- mit den derzeitigen Realzuständen, -bedingungen und -schwierigkeiten in Verbindung gebracht und verglichen werden. Unter der Fragestellung 'Europäische Union - Europäische Medienunion?' ist es das Ziel dieses Buches zu klären, welche Möglichkeiten und Chancen, welche Bedingungen und Schwierigkeiten es für die Entwicklung von gemeinsam agierenden europäischen Medien mit den EU-Bürgern als Zielpublikum gibt. Unter Berufung auf
bereits existierende paneuropäische Medien soll geklärt werden, ob und auf welche Weise
diese zum europäischen Integrationsprozess beitragen können." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Helga Schwitzer: "Wenn die Frauen kämpfen, kämpfen sie auch für den Mann"
Vorwort (10-12); Christiane Wilke: Machtfragen statt Sonntagsreden! - Plädoyer für ein neues Rollenbild der Geschlechter (13-20); Mechthild Kopel: Gearbeitet haben wir immer - doch
die (gewerkschafts-) politischen Meinungen zum Recht auf Arbeit für Frauen waren keineswegs eindeutig (21-35); Astrid Knüttel: Vorgestern, gestern, heute - hier und dort: Frauenbilder und -arbeit im Wandel der Zeit (36-44); Petra Wlecklik: Migrantinnen in der Arbeitswelt
- Abschied von tradierten Bildern, unzulänglichen Fakten und einer verfehlten Integrationspolitik? (45-52); Gisela Notz: Doppelt belastet, aber nicht gleichberechtigt (53-64); Bianca
Kühl: Warum sollen Frauen nicht auch mauern? - Soziale Sicherung - nicht nur für die eine
Hälfte dieser Welt (65-74); Mona Granato, Christine Schwerin: Potenziale erkennen - Kompetenzen nutzen: Ausbildung junger Frauen in technisch orientierten Berufen (75-93); Kampf
gegen Vorurteile: Portraits von Kolleginnen in (männlichen) Arbeitswelten (94-106); Tatjana
Fuchs: Gute Arbeit und die Ansprüche von Frauen (107-120); Astrid Ziegler: Frauen verdienen mehr! - Ausmaß und Ursachen geschlechtsspezifischer Einkommensunterschiede (121136); Jutta Blankau: Äußere und innere Barrieren überwinden: Erfahrungen einer weiblichen
Führungskraft in der IG Metall (137-140); Constanze Kurz, Annika Gerloff: Neue Möglichkeiten!? - Arbeit, Karriere und Geschlecht im Projektbereich (141-155); Ingeborg Wick: Modernisierung und neue Geschlechterrollen die Welt der Arbeit von Frauen in China (156-165);
Frauen bestimmen mit - ist doch klar, oder?: Betriebsrätinnen im Gespräch mit Christiane
Wilke und Mechthild Kopel (166-172); Maria Kathmann: Mittendrin und trotzdem draußen Geringfügige Beschäftigung macht Frauen zum Anhängsel des Mannes(173-184); Claudia
Dunst: Die Gesundheit von Frauen in der Arbeitswelt - Praxiseinblicke - Oder: Simone der
Beauvoir hat es durchschaut! (185-197); Monika Müller-Bertrand: Daimler AG - Netzwerke
als Strategie in der betrieblichen Frauen- und Gleichstellungspolitik - Zehn Jahre Projektgruppe Frauen des Gesamtbetriebsrats (198-203); Sandra Dusch: Des Siegers neue Kleider Sporthelden unters Trikot geschaut - International agierende Sportartikelhersteller und die
Welt der Arbeit von Frauen (204-210); Brigitte Aulenbacher, Birgit Riegraf: Sondermodell
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
113
Frau oder: Der lange Weg zur "F-Klasse" - Geschlechterbilder in Managementkonzepten und
-ratgebern (211-223); Annemarie Weber: Unterrepräsentiert, aber nicht uninteressiert - Junge
Frauen und die Gewerkschaften (224-230); Susanne Scholtyssek: Weiterbildung für Frauen eine Chance, den Berufs- und Lebensweg zu gestalten (231-241); Edelgard Kutzner: "Und
überhaupt: Warum muss die Frau überall dort sein, wo der Mann ist?" - Frauenbilder,
Männerbilder und die Wirkungen auf Arbeitsteilung und Arbeitsgestaltung (242-263).
[155-L] Sehrbrock, Ingrid:
Ausbildungsreport 2008, Berlin 2008, 60 S. (Graue Literatur;
www.dgb.de/themen/themen_a_z/abisz_doks/a/ausbildungreport_2008_lang.pdf)
INHALT: "Jüngste Untersuchungen zeigen, dass der Berufseinstieg für junge Menschen immer
schwieriger wird. Befristete Arbeitsverträge, niedrige Einkommen und Phasen von Arbeitslosigkeit prägen den Erwerbsverlauf junger Beschäftigter. Etwas besser dran sind allerdings
diejenigen, die eine hochwertige betriebliche Ausbildung durchlaufen haben. Hier sind die
Chancen höher, nach Abschluss der Ausbildung, einen sicheren und fair bezahlten Arbeitsplatz zu finden. Darum richten wir als DGB besondere Aufmerksamkeit auf die Qualität der
Ausbildung. Zum dritten Mal in Folge erscheint der DGB-Ausbildungsreport. Er bewertet die
Qualität der Ausbildung und liefert einen Überblick darüber, in welchen Berufen Jugendliche
eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten und wo es noch Mängel gibt. 4.725 Auszubildende aus den 25 am häufigsten frequentierten Ausbildungsberufen Deutschlands wurden
schriftlich nach ihren Ausbildungsbedingungen befragt. Über alle Branchen und Bundesländer hinweg ergibt sich so eine verlässliche Bewertung der Ausbildungssituation in Deutschland. Befragt wurden Auszubildende aus allen Lehrjahren und aus Betrieben unterschiedlicher Größe, um ein aussagekräftiges Bild zu ermöglichen. Die Studie erhebt keinen Anspruch
auf Repräsentativität. Das Resultat zeigt: Insgesamt ist die überwiegende Anzahl der befragten Auszubildenden zufrieden mit der Qualität der Ausbildung. Trotzdem treten eklatante
Mängel zu Tage. Nicht jedem, dem es gelang, einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu ergattern, ist eine qualitativ gute Ausbildung garantiert. Konkret bedeutet das in vielen Fällen: ausbleibende Ausbildungsvergütungen, fehlende Ausbildungsinhalte, mangelnde fachliche Anleitung, dauerhafte Überstunden oder Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutz- und Berufsbildungsgesetz. Die oftmals noch jugendlichen Auszubildenden sind in einer Abhängigkeitssituation gegenüber dem Arbeitgeber. Sie fühlen sich häufig hilflos und können sich gegen die
Missstände kaum zur Wehr setzen. Wer riskiert schon gern seinen Ausbildungsplatz für den
man zuvor hart gekämpft hat." (Autorenreferat)
[156-F] Sinn-Behrendt, Andrea; Rademacher, Holger, Dipl.-Wirtsch.-Ing. (Bearbeitung); Landau,
Kurt, Univ.-Prof.Dr.-Ing. (Leitung):
Assistenzsystem zur altersdifferenzierten Arbeitsgestaltung und zum Mitarbeitereinsatz
INHALT: Die altersdifferenzierte Personalplanung und Arbeitsgestaltung ist bezüglich validierter
Planungs- und Gestaltungswerkzeuge defizitär. Praxeologische Ansätze der Betriebe stehen
im Vordergrund. Hier soll im Rahmen des o.g. Forschungsvorhabens angesetzt werden. Folgende Hypothesen liegen dem Projekt zugrunde: a) Altersdifferenzierte Ergonomische Arbeitsgestaltung (AEG) wirkt vorbeugend gegenüber arbeitsbedingten Erkrankungen - besonders bei hochrepetitiven, sensumotorischen Montageverrichtungen; b) AEG senkt als Folge
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
davon auch die Frühverrentungsanteile; c) AEG verbessert die Leistungsmotivation bzw. die
Leistungsabgabe bei älteren Mitarbeitern. Das Vorhaben ist auf drei Phasen von je zwei Jahren ausgelegt. In der ersten Phase steht ein Querschnittansatz mit der Fragestellung im Vordergrund, welche Gestaltungsverbesserungen durchgeführt werden müssen, um die vorhandenen Mitarbeiter leistungs- und beanspruchungsgerecht einzusetzen. Dazu werden Ergonomiewerkzeuge zur Makro-/ Mesomodellierung (Profilanalyse und -gestaltung) von Arbeitsplatzanforderungen und Mitarbeiterfähigkeiten und zur Mikromodellierung (Arbeitsgestaltung auf
der Basis von Fertigungsoperationen) entwickelt und in der Automobilindustrie eingesetzt.
Die bei den Anforderungs- und Fähigkeitsanalysen in den Automobilwerken erhobenen Daten gehen in eine Datenbank ein, mit der schließlich altersabhängige arbeitsplatzbezogene
Engpässe zwischen Anforderung und Fähigkeit nachgewiesen und - als Voraussetzung für die
daraus abzuleitenden arbeitsgestalterischen Maßnahmen - ursächlich untersucht werden können. Die beiden folgenden Phasen sind längsschnittorientiert und behandeln die Fragen: Welche Gestaltungsmaßnahmen müssen proaktiv vor Auflage eines neuen Produktmodells für die
später zur Verfügung stehende, ältere Belegschaft ergriffen werden (= auf Betriebspopulation
bezogen)? Welche Gestaltungsmaßnahmen müssen für bestimmte Werker ergriffen werden,
um bereits manifesten Schäden Rechnung zu tragen oder sich noch entwickelnden arbeitsbedingten Schäden vorzubeugen (= Individualansatz)? Eine Kooperation mit dem Institut für
Arbeitswissenschaft der Universität Kassel (Prof. Dr. Frieling) ist im Rahmen des Projekts
geplant. Weitere Informationen unter www.arbeitswissenschaft.de .
ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Technische Universität Darmstadt, FB 16 Maschinenbau, Institut für Arbeitswissenschaft (Petersenstr. 30, 64287 Darmstadt)
KONTAKT: Leiter (Tel. 06151-16-2987, Fax: 06151-16-2798, e-mail: [email protected])
[157-L] Stumpf, Christian:
Bestimmungsgründe und Auswirkungen familienfreundlicher Maßnahmen: eine empirische
Analyse der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Unternehmen der Metropolregion
Rhein-Neckar, in: Arbeit : Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik,
Jg. 17/2008, H. 2, S. 119-132 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "In einer schriftlichen Befragung von knapp 500 Unternehmen der Metropolregion
Rhein-Neckar wurde das Angebot familienfreundlicher Maßnahmen und die Sicht der Unternehmen auf das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf erhoben. Durch eine differenzierte Analyse familienfreundlicher Maßnahmen lassen sich spezifische Einflussfaktoren für
die Bereiche Arbeitszeitmodelle, Elternförderung sowie einfacher und aufwendiger Kinderbetreuung herausarbeiten. Neben betrieblichen Merkmalen erweisen sich insbesondere Einstellungen der Personalverantwortlichen bzw. Geschäftsführer/-innen zur Vereinbarkeit und deren Informationsstand als relevante Einflussgrößen auf das Angebot familienfreundlicher
Maßnahmen." (Autorenreferat)
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
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[158-L] Vester, Michael; Teiwes-Kügler, Christel:
Neue Arbeitnehmermilieus zwischen Individualisierung und kollektiver
Interessenvertretung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 2590-2604, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Warum können gerade in modernen Branchen, wo die Arbeit qualifizierter und eigenverantwortlicher wird, die Gewerkschaften schwieriger Mitglieder gewinnen? In Zusammenarbeit mit der IG Metall wurde eine Habitus- und Feldanalyse zu qualifizierten Berufsmilieus
der Elektronik-, Maschinenbau- und Automobilbranche durchgeführt. Die Studie bestätigt,
dass die Schwierigkeiten der Gewerkschaften durchaus nicht auf einer Abschwächung des
Konflikts zwischen Kapital und Arbeit bei höher Qualifizierten beruhen. Dieser nimmt vielmehr zu, aber in einer neuen, nichttayloristischen Form. Die verschärfte globale Konkurrenz
trifft nicht mehr nur gering Qualifizierte. Hohe Qualifikation ist kein Privileg mehr, das vor
Reglementierungen oder vor Export der Arbeitsplätze schützt. Die vermehrte Fremdbestimmung durch die Verwertungsinteressen des shareholder value gerät in Widerspruch zur technischen Logik qualifizierter Arbeitsprozesse, die auf Langfristigkeit und Qualität ausgerichtet
sind. Die 'neuen Arbeitnehmer' erfahren dies nicht einfach als ökonomischen Interessengegensatz, entsprechend der herkömmlichen Gewerkschaftspolitik, sondern vom Habitus aus.
Mit der Abnahme entfremdeter Routinearbeit und der Zunahme der qualifizierten Facharbeit
und der Bildungsstandards (re-skilling) wächst die Bedeutung von Berufsethos und Berufsehre. Statt Körper- und Kampfkraft werden Fachkompetenz, Autonomie am Arbeitsplatz, sinnvolle Produkte, Zusammenhangsdenken und (Selbst-)Reflexivität immer wichtiger. Von diesen Autonomieansprüchen aus wird der harte Kurs betriebswirtschaftlicher Gewinnsteigerung
bei vielen Unternehmen wegen seiner Überreglementierung, der Abwertung des Erfahrungswissens und der Verhinderung von Qualitätsproduktion heftig abgelehnt. Andere Unternehmen können eigenverantwortliche Kompetenzen durch partnerschaftliche Stile mobilisieren,
müssen dann aber auch eine selbstbewusste arbeitnehmerische Gegenmacht hinnehmen. Ein
Teil der Ingenieure und Informatiker ist skeptisch, ob die herkömmlichen Konfliktstile und
Kompetenzen der Gewerkschaften ausreichen, den Problemen Hochqualifizierter gerecht zu
werden. Dies ist seit der flexiblen tarifpolitischen Neuorientierung des Pforzheimer Abkommens der Metallindustrie nun eher möglich. Eine zu einseitige Gewichtsverschiebung der Gewerkschaftspolitik zu Hochqualifizierten und Angestellten kann, wie Beispiele zeigen, aber
auch die Kernklientel der gut qualifizierten Facharbeiter als Verlierergruppe verprellen." (Autorenreferat)
[159-L] Völker, Susanne:
Entsicherte Verhältnisse: (Un)Möglichkeiten fürsorglicher Praxis, in: Berliner Journal für
Soziologie, Bd. 18/2008, H. 2, S. 282-306 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.bjs-digital.de/)
INHALT: "Ausgangspunkt des Beitrags sind Umbrüche in den Erwerbsarbeitsverhältnissen moderner nachfordistischer Gesellschaften, die sich als Ökonomisierung des Sozialen charakterisieren lassen und etwa durch die Entgrenzung von Erwerbsarbeit und Privatem sowie Prozesse der Prekarisierung, das heißt der Entsicherung sozialer Regulierungen zum Ausdruck kommen. Hiermit gehen - so die These - Verlagerungen der Konflikte zwischen Erwerbs- und privater Fürsorgearbeiten einher, die an den geschlechtlichen Arbeitsteilungen und Geschlech-
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
terklassifikationen des Fordismus zwar anknüpfen, sie aber nicht einfach wiederholen. Anhand von ausgewählten Fällen einer empirischen Untersuchung im Brandenburger und Berliner Einzelhandel werden drei Problemkonstellationen bzw. praktische Lösungen der Verknüpfung von Erwerbs- und privater Fürsorgearbeit vorgestellt. Es wird diskutiert, inwieweit
sich durch - nicht selten erzwungene - Veränderungen in den Lebensführungen auch - prekäre
- Potenziale für die Infragestellung bisher selbstverständlicher geschlechtlicher Arbeitsteilungen eröffnen." (Autorenreferat)
[160-L] Weinkopf, Claudia; Vanselow, Achim:
(Fehl-)Entwicklungen in der Zeitarbeit?, (WISO Diskurs : Expertisen und Dokumentationen
zur Wirtschafts- und Sozialpolitik), Bonn 2008, 40 S., ISBN: 978-3-89892-922-6 (Standort: IAB90-206.0714; Graue Literatur; doku.iab.de/externe/2008/k080603p03.pdf)
INHALT: "Mit dieser Expertise wollen wir auf der Basis einer Zusammenführung möglichst aktueller Daten und Fakten sowie Forschungsergebnissen einen Beitrag zur Einschätzung der
aktuellen Entwicklungen in der Zeit- bzw. Leiharbeit leisten und beleuchten, welche Handlungsoptionen auf der politischen, auf der tariflichen und der betrieblichen Ebene bestehen,
um Missstände zu unterbinden bzw. Rahmenbedingungen zu gestalten. In Abschnitt 2 stehen
die aktuelle Marktsituation der Arbeitnehmerüberlassung in Deutschland sowie einige Charakteristika der Zeitarbeit im Mittelpunkt. Basis sind einerseits die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit, die aktuell für Mitte 2007 vorliegen, sowie andererseits weitere Studien
und Veröffentlichungen. In Abschnitt 3 gehen wir auf die Veränderungen der Regulierung im
Jahre 2003/2004 und das gewandelte Leitbild der Arbeitnehmerüberlassung ein. In Abschnitt
4 werden aktuelle Entwicklungstendenzen in der Zeitarbeit vor allem auf der betrieblichen
Ebene analysiert, die maßgeblich zu der - allerdings umstrittenen - Einschätzung beigetragen
haben, dass die Lockerung der Regulierung auf dem Arbeitsmarkt auch zu unerwünschten
Wirkungen auf dem Arbeitsmarkt geführt hat. In Abschnitt 5 stehen Handlungsmöglichkeiten
von Gewerkschaften und betrieblichen Interessenvertretungen im Mittelpunkt. In Abschnitt 6
fassen wir die Ergebnisse unserer Analysen zusammen und leiten hieraus Schlussfolgerungen
und Empfehlungen ab." (Textauszug)
[161-L] Ziegler, Astrid:
Frauen verdienen mehr!: Ausmaß und Ursachen geschlechtsspezifischer
Einkommensunterschiede, in: Helga Schwitzer, Christiane Wilke, Mechthild Kopel (Hrsg.):
Aktiv - kompetent - mittendrin : Frauenbilder in der Welt der Arbeit, Hamburg: VSA-Verl., 2008,
S. 121-136, ISBN: 978-3-89965-275-8 (Standort: LB Stuttgart(24)-58/7443)
INHALT: Trotz der aktuellen Rechtslage und des politischen Grundsatzes "Gleicher Lohn für
gleichwertige Arbeit" ist das geschlechtsspezifische Entgeltgefälle in keinem EU-Staat beseitigt. Deutschland findet sich unter den 27 EU-Staaten auf dem viertletzten Platz wieder. Ursachen des geschlechtsspezifischen Lohngefälles liegen in geschlechtsspezifischen Unterschieden in Bezug auf Produktivitätsmerkmale, Unternehmen, Sektoren, Arbeitsplätze und die
Zahl bezahlter Arbeitsstunden, in der horizontalen und vertikalen Segregation des Arbeitsmarktes. Eine wichtige Rolle bei der Verringerung der geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede spielen die Tarifvertragsparteien. Aktuelle Trends der Tarifpolitik (Dezentralisierung, Individualisierung) zeigen jedoch, dass die tarifvertragliche Entwicklung auch nega-
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5 Qualifikation, Ausbildung, Arbeitsmarkt, Arbeitszeit
117
tive Auswirkungen auf den geschlechtsspezifischen Einkommensabstand haben kann. Eine
politische Strategie zur Förderung der geschlechtsspezifischen Entgeltgleichheit gibt es in
Deutschland nicht. (ICE2)
6
Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
[162-L] Bellmann, Lutz; Leber, Ute:
Den Wandel gestalten: die Bewältigung der demografischen Entwicklung in den Betrieben,
in: Frank Lorenz, Günter Schneider (Hrsg.): Alternsgerechtes Arbeiten : der demografische
Wandel in den Belegschaften, Hamburg: VSA-Verl., 2008, S. 17-30, ISBN: 978-3-89965-301-4
INHALT: "Der Beitrag verfolgt das Anliegen, einen Überblick über betriebliche Maßnahmen für
Ältere zu geben. Um die Rahmenbedingungen abzustecken, präsentieren wir zunächst Ergebnisse von Projektionen des IAB zur Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials. Anschließend gehen wir auf den betrieblichen Umgang mit Älteren ein, wobei wir aktuelle Befunde
des IAB-Betriebspanels zu den Sicht- und Verhaltensweisen der Betriebe gegenüber ihren älteren Beschäftigten darstellen. Dabei gehen wir insbesondere auch auf die Bedeutung der betrieblichen Interessenvertretung ein. Eine Zusammenfassung schließt den Beitrag ab." (Autorenreferat)
[163-L] Bernhard, Dörte; Kriesel-Knobloch, Mirjam; Kamrad, Klaudia:
Betriebliche Integrationsvereinbarung als Instrument zur Beschäftigungsförderung
(schwer)behinderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Begleitforschung zur
Implementierung am Beispiel der Deutschen Automobilindustrie, Köln 2008, 125 S. (Graue
Literatur; doku.iab.de/externe/2008/k080506f08.pdf)
INHALT: "Mit der Novellierung des Schwerbehindertengesetzes bzw. dem Inkrafttreten des SGB
IX im Jahr 2001 wurde auch das Instrument der Integrationsvereinbarung (Paragraph 83 SGB
IX) neu geschaffen, um die betriebliche Integration (schwer)behinderter Menschen zu optimieren. Die Studie befasst sich mit der Frage nach der Aufnahme und Akzeptanz diese Instruments, den Prozessen der Erarbeitung von Integrationsvereinbarungen und der Analyse von
abgeschlossenen Integrationsvereinbarungen in der deutschen Automobilindustrie. Die Studie
kommt zu dem Ergebnis, dass das Instrument der Integrationsvereinbarung in der deutschen
Automobilindustrie inzwischen angekommen ist; in der großen Mehrzahl der an der Untersuchung beteiligten Unternehmen sind Integrationsvereinbarungen abgeschlossen worden. Weiter zeigt sich die Bedeutung der Unternehmenskultur bei der Erarbeitung einer Integrationsvereinbarung und die zentrale Rolle, die der Schwerbehindertenvertretung in diesem Prozess
zukommt. Schließlich wird in Bezug auf den Regelungsinhalt deutlich, dass vorwiegend allgemeine Leitlinien formuliert und selten konkrete Maßnahmeziele, Zuständigkeiten und Verfahrensabläufe festgelegt werden." (Autorenreferat)
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6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
[164-L] Gash, Vanessa; Mertens, Antje; Romeu Gordo, Laura:
Gesundheitliche Auswirkungen befristeter Verträge in Deutschland und Spanien, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 4418-4428, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die negativen psychischen und physischen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit sind in
der Literatur hinreichend bekannt. Mit der seit längerem fortschreitenden Flexibilisierung des
Arbeitsmarktes - beispielsweise durch die hier untersuchten befristeten Verträge - ergeben
sich jedoch neue Fragen. Sind beim Verlassen der Arbeitslosigkeit über einen befristeten Vertrag die gleichen positiven gesundheitlichen Wirkungen zu beobachten wie typischerweise
beim Wechsel in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis? Sind eventuell zu beobachtende
Effekte dauerhaft und vor allem gibt es Länderspezifika? Unterschiedliche Auswirkungen
könnten beispielsweise auf die Häufigkeit der Vergabe befristeter Verträge zurückzuführen
sein. Aus diesem Grunde vergleichen die Verfasserinnen Deutschland (wo die Anteile befristeter Verträge nur relativ langsam steigen) mit Spanien (wo inzwischen rund ein Drittel aller
Beschäftigten befristet beschäftigt ist). Die Zusammenhänge zwischen Vertragsart und Gesundheit in diesen beiden Ländern werden mit Hilfe des Sozioökonomischen Panels und des
European Community Household Panels untersucht. Auf Basis eines Samples von Arbeitslosen wird hierbei analysiert, welche gesundheitlichen Effekte sich beim Verlassen der Arbeitslosigkeit in die verschiedenen Vertragsformen hinein ergeben. Die empirischen Ergebnisse
zeigen folgendes: Verlassen Arbeitslose die Arbeitslosigkeit über ein befristetes Beschäftigungsverhältnis, so sind die positiven gesundheitlichen Effekte tendenziell kleiner sind als
beim Abgang in einen unbefristeten Vertrag. Darüber hinaus gibt es überraschende Unterschiede zwischen den beiden Ländern und insbesondere den Geschlechtern: Frauen berichten
in viel geringerem Umfang als Männer, dass die Arbeitsaufnahme ihren Gesundheitszustand
verbessert hat. In Deutschland scheint die Ursache hierfür insbesondere die doppelte Belastung aus beruflichen und familiären Verpflichtungen zu sein." (Autorenreferat)
[165-L] Geisen, Thomas; Lichtenauer, Annette; Roulin, Christophe; Schielke, Georg:
Disability Management in Unternehmen in der Schweiz, (Beiträge zur sozialen Sicherheit, Nr.
03/08), Bern 2008, 157 S., ISBN: 3-909340-58-X (Graue Literatur;
www.bsv.admin.ch/praxis/forschung/publikationen/index.html?lang=de&download=NHzLpZig7t,
lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDeoF3gGym162dpYbUzd,Gpd6emK2Oz
9aGodetmqaN19XI2IdvoaCUZ,s-.pdf)
INHALT: Im Mittelpunkt der explorativen Studie steht die Erhebung und die Analyse der spezifischen Praxis des Disability Management (DM) in schweizerischen Unternehmen. Grundlage
ist die Befragung von Angehörigen der Unternehmens-/Personalleitung, von Durchführenden
des DM und im DM betreuter Mitarbeitender in acht Unternehmen: Klinik Barmelweid AG,
Migros Basel, PostFinance, PostMail, ISS AG35, Basler Verkehrsbetriebe (BVB), Siemens
AG und Implenia AG. Die acht Unternehmen werden im Rahmen von Kurzporträts vorgestellt. Dabei werden besondere Charakteristika des jeweiligen DM aufgezeigt und es wird ein
Überblick über Einführung, Durchführung und Beurteilung des DM gegeben. Anschließend
werden die Gründe für die Einführung des DM und seine strukturelle Positionierung und Ressourcenausstattung, die Durchführung des DM, sowie die Beurteilung des DM durch die beteiligten Akteure in vergleichender Perspektive analysiert. Als Ergebnis wird festgehalten,
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6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
119
dass die Unternehmen die mit dem DM verfolgten Ziele, unter anderem die Reduktion von
Absenzen und unternehmenskulturelle Verbesserungen, weitgehend erreichen konnten. Diese
positive Entwicklung spiegelt sich auch wider bei der Beurteilung des DM durch die im DM
betreuten Mitarbeitenden. Diese empfinden das DM nicht, wie dies in der Kritik an Massnahmen des DM vielfach geäussert wird, als eine Kontrolle, sondern vielmehr als eine Unterstützung und Wertschätzung von Seiten des Unternehmens. Die Beteiligung von Sozialversicherungsträgern und Häusärztinnen resp. Hausärzten wird als entscheidender Faktor für den Erfolg des DM bewertet. Angesichts dieser positiven Resultate ist eine je nach Unternehmen angepasste Einführung von DM vor allem dann zu empfehlen, wenn neben betriebswirtschaftlichen explizit auch unternehmenskulturelle Zielsetzungen verfolgt werden. (IAB)
[166-L] Heeg, Franz Josef; Karbe-Hamacher, Sigrid; Schneider-Heeg, Brigitte; Sperga, Marita:
Psychosoziale Belastungen im betriebsärztlichen Alltag: Methoden- und
Kompetenzerweiterung für Betriebs- und Arbeitsmediziner/-innen, (Schriftenreihe der
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin : Forschung, 1095), Bremerhaven:
Wirtschaftsverl. NW 2008, 248 S., ISBN: 978-3-86509-785-9
INHALT: "Aufbauend auf dem aktuellen Stand der Fortbildungs-Maßnahmen für Betriebs- und
Arbeitsmediziner/-innen zum Themenbereich der psychosozialen Belastungen im betriebsärztlichen Alltag und dem theoriebezogenen und forschungsstandbezogenen aktuellen Wissen
auf den für die ThemensteIlung relevanten Gebieten der Arbeitswissenschaft und ihrer Teilgebiete sowie der Lernpsychologie und der Neurowissenschaft wurde eine neue Fortbildungskonzeption zur Methoden- und Kompetenzerweiterung für Betriebs- und Arbeitsmediziner/innen zum Umgang mit psychosozialen Belastungen entwickelt." (Autorenreferat)
[167-L] Junghanns, Gisa; Pech, Eberhard:
Flexibilisierung durch Telearbeit: ein Beitrag zur Verbesserung der Work-Life-Balance?, in:
Arbeit : Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Jg. 17/2008, H. 3,
S. 193-208 (Standort: USB Köln(38)-XG07322; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Zunehmende Probleme der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aufgrund veränderter
Belastungen in der beruflichen Arbeit lassen das Thema Work-Life-Balance eine vermehrte
Aufmerksamkeit erfahren. Ziel dieses Beitrages ist es, die Auswirkungen von Telearbeit auf
die Work-Life-Balance näher zu beleuchten und dabei Bedingungen für die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf auch unter gesundheitlichen Aspekten zu berücksichtigen. Hierbei wird
auch auf die Genderfrage eingegangen. Ausgewählte Ergebnisse einer explorativ ausgerichteten Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin werfen vor allem ein insgesamt positives Licht auf die alternierende Telearbeit, die vielfach von Frauen in
Teilzeit ausgeführt wird. Angemessene Arbeitsanforderungen, hohe Freiheitsgrade in der Arbeit und Unterstützung durch die Kollegen kennzeichnen diese Arbeitssituation in einem höheren Maße, als es bei den anderen Formen der Telearbeit der Fall ist." (Autorenreferat)
120
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
[168-L] Kiesche, Eberhard; Wilke, Matthias (Hrsg.):
Arbeitszeiten gesundheitsverträglich gestalten: aktuelle arbeitswissenschaftliche
Erkenntnisse, Kaufungen: Verl. Wortwechsel 2008, 144 S., ISBN: 978-3-935663-22-9
INHALT: Im Mittelpunkt des Arbeitszeitforums, das im Jahr 2007 von der dtb Technologieberatung und dem DGB Nordhessen veranstaltet wurde, standen aktuelle Arbeitszeitmodelle,
rechtliche Rahmenbedingungen zur Arbeitszeitgestaltung, gesicherte arbeitswissenschaftliche
Erkenntnisse zur Lage, Verteilung und Dauer der Arbeitszeit und über eine optimale Prozessgestaltung. Das Buch dokumentiert die wichtigsten Beiträge der Veranstaltung und enthält
zudem weitere Aufsätze zum Thema Gute Arbeit und Arbeitszeit. (IAB) Inhaltsverzeichnis:
Michael Rudolph: Herausforderungen für Gewerkschaften und Betriebsräte. Rede anlässlich
des Arbeitszeitforum 2007 am 13.11.2007 (6-9); Eberhard Kiesche, Matthias Wilk: Gesundheitsrisiko: Arbeitszeit: Zu den gesundheitlichen Folgen langer Arbeitszeiten (12-14); Alfred
Oppolzer: Überstunden und Überlastung: Risikofaktoren gesundheitlicher Gefährdung (1531); Beate Beermann: Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit (32-43); Eberhard Kiesche,
Matthias Wilke: Karojisatsu (44-45); Eberhard Kiesche, Matthias Wilk: Karoshi (46-47); Andreas Hoff: Warum auf Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten verzichtet werden sollte (5055); Matthias Wilke, Eberhard Kiesche: Langzeitkonten - ein kontrovers diskutiertes Thema:
Sozialverträgliche Gestaltung organisieren (56-68); Eberhard Kiesche, Matthias Wilk: Mitbestimmung und Initiativrecht bei der Zeiterfassung (69-75); Manfred Hähn, Alfred Oppolzer:
Mitbestimmung des Betriebsrats im Arbeitsschutz: Betriebsvereinbarung zu Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit im Pharmagroßhandel abgeschlossen (78-98); Hiltraud GrzechSukalo: Arbeitszeit und Gefährdungsbeurteilung am Beispiel des Projektes der Bundesanstalt
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 'Entwicklung einer Gefährdungsbeurteilung in Hinblick
auf Arbeitszeit (für den Krankenhausbereich)' (99-100); Warum wir hier sind: Interview mit
TeilnehmerInnen der Tagung in Kassel (101-102); Ralf Kronig: Kritische SAP-Betriebsräte
reden offen - das Arbeitszeitmodell der SAP: Vertrauensarbeitszeit (104-107); Thomas Leif:
Macht ohne Verantwortung: Wie McKinsey und Co in Politik und Wirtschaft den Ton angeben. Eine Bluff-Branche arbeitet wie ein Geheimbund: unkontrolliert und ideologisch getrieben (110-126); Rudolf Buschmann: Rechtsgrundlagen des Arbeitszeitrechts: Schein und
Wirklichkeit (128-139); Eberhard Kiesche, Matthias Wilke: Arbeitszeitgesetz: Basiskommentar mit Nebengesetzen und Ladenschluss (140-142).
[169-L] Kohn, Markus:
Arbeitsschutz in der mobilen IT-gestützten Arbeitswelt, in: Dorina Gumm, Monique Janneck,
Roman Langer, Edouard J. Simon (Hrsg.): Mensch - Technik - Ärger? : zur Beherrschbarkeit
soziotechnischer Dynamik aus transdisziplinärer Sicht, Münster: Lit Verl., 2008, S. 153-174,
ISBN: 978-3-8258-1347-5 (Standort: SLUB Dresden(14)-zell1MS4850G974)
INHALT: "Die Arbeit in der Informationsgesellschaft ist heute bereits geprägt durch eine starke
Durchdringung mit Informationstechnologie und gleichzeitig durch eine immer stärkere Auflösung der traditionellen Ortsgebundenheit. Dies bewirkt einerseits eine Neukonstituierung
von bislang eher traditionellen Formen der Arbeit und schafft anderseits völlig neue Formen
der Arbeit. Sicherheit und Gesundheit müssen auch bei diesen neuen Formen der Arbeit ein
zentrales Anliegen sein. Die Gewährleistung von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ist
Aufgabe des Arbeitsschutzes. Bisher war Arbeitsschutz jedoch weitgehend traditionell, d.h.
auf die klassischen Formen der Arbeit ausgerichtet. Für die neuen Arbeitsformen besteht hier
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
121
durchaus noch Nachholbedarf. Dieser Beitrag untersucht für eine Teilmenge dieser neuen Arbeitsformen, der mobilen IT-gestützten Arbeit, inwieweit die Belange des Arbeitsschutzes
auch unter den hier herrschenden nicht-klassischen Bedingungen verwirklicht werden können. Dazu werden zunächst die durch die neuen Informationstechnologien möglichen Veränderungen und Auflösungspunkte traditioneller Arbeitsformen dargestellt und die Besonderheiten mobiler IT-gestützter Arbeit erläutert. Dabei zeigt sich, dass es sich hierbei um ein
komplexes und mehrdimensionales System handelt. Diese Komplexität muss einerseits auf
handhabbare Teilaspekte reduziert werden, darf anderseits aber in ihrer Gesamtheit als
Grundlage für eine ganzheitliche Arbeitsgestaltung nicht zerstört werden. Dazu werden Klassen und Dimensionen mobiler IT-gestützter Arbeit definiert. In diesem Rahmen werden Invarianten identifiziert und beschrieben, und es wird untersucht, inwiefern hierauf aufbauend
eine neue Konzeption eines angemessenen Arbeitsschutzes und der menschengerechten Arbeitsgestaltung für mobile IT-gestützte Arbeit definiert werden kann." (Autorenreferat)
[170-L] Lehr, Ursula; Rolfs, Christian; Sandmann, Bernd; Stiefermann, Klaus; Bös, Gunther; Arnecke, Kay Uwe; Bartels, Ernst; Buchner, Herbert; Kemme, Jutta:
Die Wiederentdeckung der Älteren in den Unternehmen, in: Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht :
Zweiwochenschrift für die betriebliche Praxis, Jg. 25/2008, Beilage 1, S. 1-55 (Standort: UB
Bonn(5)-Z 86/58; USB Köln(38)-FHM XF 00406; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Seit 1970 ist die Beschäftigungsquote der 55- bis 65-Jährigen um fast ein Fünftel zurück gegangen. Eine solch geringe Nutzung des Humankapitals älterer Arbeitnehmer ist angesichts der zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft nicht vertretbar. Aus Sicht der älteren
Arbeitnehmer wie auch der Personalpolitik werden der demografische Wandel, seine gesellschaftlichen Folgen und seine Konsequenzen für die Arbeitswelt beschrieben. Die arbeitsrechtliche und personalpolitische Situation älterer Arbeitnehmer wird erläutert. Daneben werden Fragen der Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeiter, ihrer Gesundheitsgefährdung und betrieblichen Gesundheitsvorsorge wie auch der betrieblichen Weiterbildung und Alterssicherung behandelt. Am Beispiel der ZF Sachs AG werden personalpolitische Prinzipien und Elemente für ältere Mitarbeiter zur Standortsicherung des Betriebs vorgestellt. Insgesamt erweist
sich die demografische Herausforderung als gesellschaftliche, betriebliche und Verbandsaufgabe. (IAB)
[171-L] Liebig, Kerstin; Oberlander, Willi:
Berufseinstieg und Berufserfolg junger Ärztinnen und Ärzte: ein Forschungsprojekt, Köln:
Dt. Ärzte-Verl. 2008, 229 S.
INHALT: "Die im Auftrag der Ludwig Sievers Stiftung durchgeführte Studie fußt auf der Befragung von Ärzten und Ärztinnen, deren Approbation höchstens 10 Jahre zurückliegt. Untersucht werden die Gründe für die erfolgte Berufsentscheidung, die Häufigkeit der Wahl bestimmter Fachgebiete, die Art des Arbeitsverhältnisses, die Gründe für eine Niederlassung.
Angaben zur Einkommensentwicklung sowie zu Abwanderungstendenzen und -gründen finden sich ebenso wie Auskünfte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zum BurnoutSyndrom. Empfehlungen zur Steigerung der Attraktivität des Arztberufes, die aus dem Erhebungsbefund abgeleitet wurden, runden die Studie ab." (Autorenreferat)
122
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
[172-L] Lorenz, Frank; Schneider, Günter (Hrsg.):
Alternsgerechtes Arbeiten: der demografische Wandel in den Belegschaften, Hamburg: VSAVerl. 2008, 171 S., ISBN: 978-3-89965-301-4
INHALT: "Alternde Belegschaften haben Auswirkungen auf die Handlungsmöglichkeiten der Interessenvertretungen. Wie sie diese auf sinnvolle Weise ausschöpfen, diskutieren Fachleute
und betriebliche Interessenvertreter und -vertreterinnen in diesem Band. Der demografische
Wandel gilt als eine der größten Herausforderungen der nahen Zukunft. Welche Folgen eine
alternde Gesellschaft auf die Arbeitsabläufe hat, rückt zunehmend in das Blickfeld. Die politisch angestrebte Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer setzt die Erhaltung der Arbeitsund Beschäftigungsfähigkeit dieser Personengruppe voraus. Untersuchungen zeigen jedoch,
dass auf Seiten der Betriebe erhebliche Defizite bestehen: Nur knapp ein Fünftel bieten Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung an. Ältere, insbesondere wenig Qualifizierte,
werden nur selten an der betrieblichen Weiterbildung beteiligt. Auch Vorbehalte gegenüber
der Neueinstellung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten sich hartnäckig. Diese
Herausforderungen waren im November 2007 Thema des Siebten Düsseldorfer Forums für
Arbeits- und Sozialrecht. Bei der Umsetzung betrieblicher Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung Älterer kommt der betrieblichen Interessenvertretung eine zentrale Bedeutung zu."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Monika Schwarz: Belegschaften im Wandel - Handlungsmöglichkeiten für Interessenvertretungen in der Auseinandersetzung mit demografischen Veränderungen (9-16); Lutz Bellmann, Ute Leber: Den Wandel gestalten - die Bewältigung der demografischen Entwicklung in den Betrieben (17-30); Ernst Kistler, Andreas
Ebert: Demografischer Wandel und humane Gestaltung des Arbeitslebens (31-50); Guntram
Schneider: "Altersgerechtes Arbeiten" - tarifpolitische Herausforderungen und betriebliche
Gestaltungsmöglichkeiten (51-65); Klaus Priester: Qualität der Arbeit - Arbeitsunfähigkeit Frühinvalidisierung (66-75); Frank Lorenz: Alternde Belegschaften - Herausforderungen und
Handlungsmöglichkeiten für Interessenvertretungen (76-88); Gabi Schilling: Alternsgerechte
Arbeitszeitgestaltung (89- 123); Gottfried Richenhagen: Arbeit, Gesundheit und ein lebenslanges Lernen (124-129); Thomas Koczelnik, Barbara Henke: Betrieblicher Gesundheitsschutz und Prävention für nachhaltige Arbeits- und Erwerbsfähigkeit (130-140); Diskussion:
Beschäftigungsförderung und -sicherung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels
in der Arbeitswelt (141-171).
[173-L] Moosbrugger, Jeanette:
Subjektivierung von Arbeit: Freiwillige Selbstausbeutung: ein Erklärungsmodell für die
Verausgabungsbereitschaft von Hochqualifizierten, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008,
165 S., ISBN: 978-3-531-15750-4
INHALT: "Mit welcher inneren Logik haben wir es zu tun, wenn vor allem hochqualifiziert Beschäftigte einen völlig übersteigerten Arbeitseinsatz an den Tag legen und freiwillig und mit
zunehmender Häufigkeit ihre physischen und psychischen Grenzen überschreiten? Die Autorin leistet einen Beitrag zu einer Debatte, die sich in spezifischer Weise einer 'Soziologie des
Burnout' verschreiben will. Interessiert an den Belastungs- und Beanspruchungsfolgen flexibler Arbeit konstruiert die Autorin auf zwei unterschiedlichen Theorieebenen ein Erklärungsmodell für die 'freiwillige Selbstausbeutung'. Zunächst wird der Untersuchungsgegenstand vermessen und mit Hilfe arbeitssoziologischer Kategorien klassifiziert. Die Verausgabungsbereitschaft von Erwerbstätigen zeigt sich aber als Resultat von handelndem Zusam-
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menwirken: Das Anpassungsverhalten in Akteurkonstellationen führt zu unintendierten
Struktureffekten und zu sozialen Zwangsmustern: spieltheoretisch rekonstruierbar als 'Prisoner's Dilemma' kollegialer Arbeitsbeziehungen." (Autorenreferat)
[174-L] Neuner, Ralf; Peter, R.:
Betriebliches Gesundheitsmanagement: Wunsch oder Realität?, in: Arbeitsmedizin,
Sozialmedizin, Umweltmedizin : der Betriebsarzt ; Zeitschrift für Praxis, Klinik, Forschung und
Begutachtung in den Bereichen Arbeitshygiene, Betriebsmedizin..., Jg. 43/2008, H. 9, S. 428-432
INHALT: "Ziel: Die Umfrage wurde durchgeführt, um etwas zum aktuellen Stellenwert der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) in Unternehmen im süddeutschen Raum zu erfahren.
Methode: Mithilfe eines standardisierten Fragebogens wurden 390 in den Räumen Ulm und
Augsburg tätige Unternehmen postalisch befragt. 40 Prozent der angeschriebenen Firmen haben den zweiseitigen standardisierten Fragebogen ausgefüllt zurückgesandt. Ergebnisse:
Trotz des vorhandenen Problembewusstseins besteht erheblicher Verbesserungs- bzw. Nachholbedarf. Besonders markant ist das Defizit bei der Analyse von psychosozialen Belastungen. Konkrete Maßnahmen (Konfliktbearbeitung, Stressbewältigungstraining, Coaching) werden nur von einer Minderheit der befragten Firmen angeboten. Vor allem bei kleineren Betrieben besteht ein großer Aufklärungsbedarf. Schlussfolgerungen: Der demografische Wandel und steigender Wettbewerbsdruck verleihen der Gesunderhaltung und Motivation der
Mitarbeiter einen höheren Stellenwert, der eine Ergänzung und Erweiterung des Arbeitschutzes in Richtung psychosoziale Prävention erfordert." (Autorenreferat)
[175-L] Sanz, Andrea:
Burnout als Gruppenphänomen: ein soziologisch-gruppendynamischer Beitrag zum Wandel
der (Team-)arbeit, in: Gruppendynamik und Organisationsberatung : Zeitschrift für angewandte
Sozialpsychologie, Jg. 39/2008, H. 1, S. 88-106 (Standort: USB Köln(38)-XB195; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; www.gruppendynamik-digital.de)
INHALT: "Der Beitrag widmet sich dem Wandel der Arbeit unter einer soziologischen Perspektive. Beobachtet werden kann ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel, der sich innerhalb der
Organisationen insbesondere in einem Verlust von dauerhafter Zugehörigkeit und einem
Wandel von Anerkennungsprozessen vollzieht. Das neue Leitbild einer unternehmerischen
Persönlichkeit führt bei vielen Menschen zu besonderer Anstrengung. Bleibt die angestrebte
Anerkennung für das erbrachte Engagement aus, mündet der Arbeitsprozess immer häufiger
in Erschöpfungszustände und Burnout. An dieser Stelle schlägt die Autorin einen Perspektivenwechsel vor. Sie betrachtet Burnout entgegen der gängigen Kultur als 'legitime Belastungsstörung'. Dabei kann es sich um eine adäquate Reaktion auf das gesellschaftlich-organisationale Umfeld handeln. Dies gilt ebenso für Einzelpersonen wie für Gruppen. Vorgestellt
wird ein von der Autorin entwickeltes Etappenmodell für 'Ausgebrannte Teams'. Sie werden
nach außen hin stetig auffälliger, bis schließlich die Auflösung droht. Sie betrachtet diese
Gruppenentwicklung als eine Möglichkeit von Arbeitsteams auf eine Dis-Balance zwischen
den Anforderungen von außen und den vorhandenen Ressourcen aufmerksam zu machen. Sie
führt weiters ins Treffen, dass Teams dieser negativen Form der Zuwendung heute beraubt
werden, weil die entsprechenden Gelegenheitsstrukturen fehlen, um Bindungen ausreichend
124
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
herzustellen. Viele Teams erstarren deswegen in einem frühen Stadium der Burnout-Etappen:
der dauerhaften Überforderung." (Autorenreferat)
[176-L] Villosio, Claudia; Pierro, Dario di; Giordanengo, Alessandro; Pasqua, Paolo; Richiardi,
Matteo:
Working conditions of an ageing workforce, Luxembourg: Amt f. amtl. Veröff. d. Europ.
Gemeinschaften 2008, IX, 70 S., ISBN: 978-92-897-0815-9
INHALT: "The report highlights four factors which are key to shaping the age structure of Europe's workforce: ensuring career and employment security; maintaining and promoting the health and well-being of workers; developing skills and competencies; and reconciling working
and non-working life. The findings show that improving working conditions leads to better
job sustainability over the lifecycle, which in turn can prevent early exit from the labour market and encourage stronger participation rates among older workers. The analysis is based on
findings from the fourth European Working Conditions Survey carried out in 31 countries, including the 27 EU member states." (author's abstract)
[177-L] Zapf-Freudenberg, Astrid:
Alkohol am Arbeitsplatz, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das
Parlament, 2008, H. 28, S. 29-34 (www.bpb.de/files/ZZF5Z2.pdf)
INHALT: Anhand eigener Erfahrung als Leiterin der Fachstelle Sucht des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation zeigt die Verfasserin, dass die Einführung von Suchtpräventionsprogrammen oftmals an den Kosten scheitern. Der Nutzen wird
dabei außer Acht gelassen. Gegenstand des Beitrags sind die Grundzüge und die Bausteine eines langfristig angelegten Programms, das als Employee Assistance Programm (EAP) bekannt ist und unterschiedliche Ausgestaltungen annehmen kann. Das Programm konzentriert
sich auf persönliche Problemlagen und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten. Die erste
Voraussetzung zur Veränderung ist die Wahrnehmung problematischen Verhaltens der Beschäftigten, die zweite das Handeln aufgrund der Führungsverantwortung des oder der Vorgesetzten. Experten aus der Suchthilfe und der klinischen Psychologie/Psychiatrie stehen im
Hintergrund zur Verfügung. Es finden Einzelfallberatungen statt. Ferner beraten Suchtpräventionsfachleute die Betriebe mit dem Ziel, Rahmenbedingungen zur betrieblichen Suchtprävention zu schaffen. Es geht darum, Zugang zu Behandlungs- und Beratungseinrichtungen
und tragfähige Kooperationen zu ermöglichen. Der Betrieb prüft die Kosteneffizienz des Programms. Auf der Ebene der Geschäftsleitung wird die Entscheidung zur Einrichtung eines
Steuerungskreises der betrieblichen Suchtprävention getroffen. Ein weiterer Baustein im
Suchtpräventionsprogramm betrifft das innerbetriebliche Kommunikations- und Führungsverhalten: Es gilt, den Gefährdungen der Arbeitssicherheit und Verletzungen der Arbeitspflichten durch den Gebrauch von psychoaktiven Substanzen oder die Auswirkungen einer Abhängigkeitserkrankung ziel- und lösungsorientiert zu begegnen. Der dritte Baustein des Suchtpräventionsprogramms befasst sich mit der Prävention. Hierzu zählen Informations- und Aufklärungsmaßnahmen im Betrieb für unterschiedliche Bereiche und Zielgruppen. Die klare Regelung des Gebrauchs psychoaktiver Substanzen im Betrieb gehört ebenfalls zu diesem Baustein. Das bestehende Netzwerk aus Betrieben, der Fachstelle Sucht und der Stadtverwaltung
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6 Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsmedizin, Ökologie
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in Mannheim führt die Akteure der Suchtprävention auch an die Aufgabe heran, eine Alkoholpolitik im Gemeinwesen mitzugestalten. (ICF2)
7
Wirtschaftssoziologie
[178-L] Ambrosius, Gerold:
Konzeptionen öffentlicher Dienstleistungen in Europa, in: WSI Mitteilungen :
Monatszeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-BöcklerStiftung, Jg. 61/2008, H. 10, S. 527-533 (Standort: USB Köln(38)-Haa964; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Mit dem Begriff der 'Daseinsvorsorge' werden in Deutschland die Dienstleistungen
erfasst, die man als 'öffentlich' bezeichnen kann, da sie mit bestimmten Gemeinwohlverpflichtungen verbunden sind. Europa hat in dieser Hinsicht eine lange Tradition. In praktisch
allen europäischen Staaten wurden seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert öffentliche Dienstleistungsregime entwickelt. Sie unterschieden sich zwar in mancherlei Hinsicht, und zwar sowohl konzeptionell als auch real, gemeinsam war ihnen aber der Gedanke der Solidarität und
der Kohäsion der Gesellschaft. Keines war hinsichtlich der Eigentumsformen, der Marktformen, der Regulierungs- bzw. Steuerungsformen monistisch und damit dogmatisch angelegt.
Auch heute noch unterscheiden sich die Konzepte, sie geraten allerdings zunehmend in den
Harmonisierungssog der EU. Insbesondere die Kommission versucht mit den 'Dienstleistungen von allgemeinem Interesse' eine Konzeption zu entwickeln, die deshalb mehr als der
kleinste gemeinsame Nenner der Mitgliedstaaten ist, weil sie entsprechend der Wettbewerbsdoktrin der Gemeinschaft recht einseitig auf Liberalisierung und letztlich auf Privatisierung
setzt. Mit ihren Vorschlägen und Vorgaben zur Regulierung, Finanzierung und Evaluierung
öffentlicher Dienstleistungen greift sie unmittelbar in die Organisation der nationalen Dienstleistungsregime ein und treibt deren Angleichung voran." (Autorenreferat)
[179-L] Auvinen, Tero:
A theory of socially neutral money, in: Hamburg review of social sciences, Vol. 3/2008, Iss. 2,
S. 193-212 (www.hamburg-review.com/fileadmin/pdf/03_02/No_2_2_Teauvine.pdf)
INHALT: "Despite money's tremendous capacity for self-transformation, social sciences often
continue to seek monocausal explanations for the nature of money. Adopting a variant of
Goodhart's law for money, this paper argues that the sociology of money should aim to develop a benchmark of socially neutral money against which the social footprint of actual monetary systems can be judged. Such socially neutral money would maximize the freedom of social agents to define, contextualize and tailor monetary relationships with the desired mixtures
of meaning with minimum structural interference from established monetary social hierarchies. It is argued that the distribution of the monetary media rather than the dominant view
on the nature of money determines the limits of social agency." (author's abstract)
126
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
[180-L] Bartelheimer, Peter:
Was bedeutet Teilhabe?, in: Jan Maedler (Hrsg.): TeilHabeNichtse : Chancengerechtigkeit und
kulturelle Bildung, München: KoPaed, 2008, S. 13-19, ISBN: 978-3-86736-034-0 (Standort: UB
Duisburg(464)-E11OIP1918+1)
INHALT: Mit dem Begriff der Teilhabe werden, so der Verfasser, zwei Fragen verhandelt: Wie
wird gesellschaftliche Zugehörigkeit hergestellt und erfahren, und wie viel Ungleichheit akzeptiert die Gesellschaft? Der Ausdruck wird gebraucht, damit gesellschaftliche Verhältnisse,
damit individuelle Befindlichkeiten am Maßstab des Sozialen gemessen werden können. Typische Lebenslagen, etwa Niveaus materieller Teilhabe, ergeben sich erst durch das Zusammenwirken verschiedener Teilhabeformen, etwa im Haushalt oder im Lebensverlauf einer
Person. Eine Teilhabeform kann dabei Kontextbedingung oder Umwandlungsfaktor für eine
andere sein. Verschiedene Teilhabeformen können einander kompensieren und Gefährdungen
"abpuffern". Soziale Leistungsansprüche wiederum unterstellen private Unterstützung oder
Sorgearbeit. Kulturelle Teilhabe kann die Bewältigung sozialer oder beruflicher Gefährdung
erleichtern. Während in der lebenslagenorientierten Sozialberichterstattung der Versuch, typische kollektive Lebenslagen und entsprechende kollektive Risiken zu bestimmen, eine gewisse Tradition hat, wird das Konzept der Verwirklichungschancen bisher vor allem individualisierend verstanden. Es akzeptiert die Vielfalt der Lebensweisen und der persönlichen Ziele,
ohne Verwirklichungschancen und Teilhabeergebnisse gesellschaftlich zu bewerten. Dies ist
kein Problem, unterstellt man einen demokratischen Prozess, in dem alle ihre Teilhabeanliegen einbringen können und in dem eine Verständigung darüber gelingt, für welche Mindestausstattung an Ressourcen und Umwandlungsfaktoren Politik zuständig bleibt. (ICF2)
[181-L] Bechtel, Michael M.; Füss, Roland:
When investors enjoy less policy risk: divided government, economic policy change, and
stock market volatility in Germany, 1970-2005, in: Swiss political science review : SPSR =
Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Vol. 14/2008, Iss. 2, S. 287-314
INHALT: "Wie beeinflusst parteipolitischer Konflikt in der Legislative die Wahrscheinlichkeit
wirtschaftspolitischer Veränderung und damit das politische Risiko auf Finanzmärkten? Im
Gegensatz zum herkömmlichen 'Balancing'-Modell, argumentieren die Verfasser, dass parteipolitisch gegensätzliche Mehrheitsverhältnisse die Wahrscheinlichkeit einer Veränderung der
wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen reduziert. Mit Hilfe eines einfachen räumlichen
Modells wird zunächst dargelegt, dass Parteikonflikt die Wahrscheinlichkeit einer gesetzgeberischen Blockade erhöht und Investoren deshalb auch nicht mit einer Änderung der wirtschaftspolitischen Bedingungen rechnen, unter denen Unternehmen zu agieren haben. Das
politisch induzierte Risiko ist also im Vergleich zu einer Situation parteipolitischen Gleichklangs geringer. Für die empirische Überprüfung wird die Volatilität von Renditen des deutschen Aktienmarkts verwendet. Die Ergebnisse von konditionalen Volatilitätsmodellen legen
nahe, dass das politische Risiko geringer ist, wenn Bundestag und Bundesrat von parteipolitisch gegensätzlichen Mehrheiten kontrolliert werden." (Autorenreferat)
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
127
[182-L] Beckert, Jens; Lutter, Mark:
"Hol' Dir die Millionen": Handlungsmotive von Lotteriespielern in Deutschland, in: KarlSiegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 3003-3012, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Lotteriemärkte sind umsatzstarke Märkte auf denen Güter mit einem negativen monetären Nutzen für die Nachfrager gehandelt werden. Da nur ungefähr 50 Prozent der Einnahmen als Gewinne verteilt werden, haben Lotterielose einen geringeren erwarteten monetären
Nutzen als der Kaufpreis des Loses. Wie kommt es auf diesen Märkten dennoch zu einer
Nachfrage? Warum spielen Millionen von Menschen Woche für Woche ein Spiel, das sie verlieren? Von welchen Faktoren hängt die Nachfrage nach einem offensichtlich verlustbringenden Gut wie dem Lotterielos ab? Basierend auf einer bevölkerungsrepräsentativen Telefonbefragung werden vier unterschiedliche Erklärungsansätze für Motive von Lotteriespielern für
die Spielbeteiligung getestet: Die Bedeutung irrationalen Entscheidens, funktionalistische
Theorien des Spannungsmanagements, ökonomische Ansätze, die von der situationsbedingten
Rationalität des Loskaufs ausgehen und netzwerkanalytische Erklärungen, die soziale Sekundäreffekte des Lotteriespiels (Kontaktmöglichkeiten) hervorheben. Der Vortrag trägt zur Erklärung ökonomischen Entscheidens in einem spezifischen Markt bei. Am Beispiel des
Glücksspiels wird gegen die Annahme der Naturhaftigkeit ökonomischen Handelns argumentiert und die Bedeutung der gesellschaftlichen Eingebettetheit der Akteure für die Erklärung
von Nachfrageverhalten aufgezeigt." (Autorenreferat)
[183-L] Beckert, Jens; Lutter, Mark:
Wer spielt Lotto?: Umverteilungswirkungen und sozialstrukturelle Inzidenz staatlicher
Lotteriemärkte, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 60/2008, H. 2, S.
233-264 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.vsjournals.de/index.php;do=show_article/sid=ca39b98d4b5f267ada3f50a408fc81d3/site=kz
fss/area=soz/id=6726)
INHALT: "Auf Basis bevölkerungsrepräsentativer Daten untersuchen die Verfasser sozialstrukturelle Umverteilungseffekte des staatlichen Lotteriespiels in Deutschland. Lotterien sind hoch
besteuerte wirtschaftliche Transaktionen, deren Einnahmen zugleich einen signifikanten Anteil am öffentlichen Haushaltsbudget darstellen. Die Analyse zeigt, dass Lotterien eine Form
der regressiven Besteuerung darstellen. Ferner zeigen die Verfasser am Beispiel der Breitensportförderung, dass die hierfür zweckgebundene Verwendung staatlicher Lotterieeinnahmen
die Regressivität der Besteuerung nicht verringert, sondern noch verstärkt. Innerhalb zentraler
soziodemografischer Kategorien wie Einkommens-, Bildungs-, Alters- und Migrationsschichten können die Verfasser steuerliche Umverteilungswirkungen nachweisen. Von diesen Befunden ausgehend, diskutieren die Verfasser im Schlussteil Implikationen zur Verwendung
dieser Einnahmen." (Autorenreferat)
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7 Wirtschaftssoziologie
[184-L] Berthold, Norbert:
Viel Lärm um nichts?: über die Angst vor dem globalen Wettbewerb, in: Die Politische
Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 54/2008, H. 5 = Nr. 462, S. 25-28 (Standort: USB
Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.kas.de/wf/doc/kas_13608-544-1-30.pdf)
INHALT: Mit der Globalisierung werden Länder, so der Verfasser, stärker in die internationale
Arbeitsteilung eingebunden. Das beschleunigt allerdings den strukturellen Wandel, der Prozess der schöpferischen Zerstörung nimmt Fahrt auf. Altes wird zerstört, Neues wird geschaffen. Dieser Wandel ist Chance und Risiko zugleich. Es reicht nicht aus, so die These, Märkte
funktionsfähiger zu gestalten. Neben vielen Gewinnern produziert die Globalisierung auch
Verlierer. Eine marktwirtschaftliche Ordnung wird aber nur akzeptiert, wenn sie die Verlierer
nicht im Regen stehen lässt. Arbeit über wettbewerblichere Arbeitsmärkte zu schaffen ist
zwar ein wichtiger Weg, die Zahl der Verlierer möglichst klein zu halten. Notwendig ist eine
wirksame Hilfe zur Selbsthilfe für die Benachteiligten des Wandels. Die Korrektur "ungerechter" Verteilungen sollte weniger über Umverteilung als über funktionsfähigere Märkte erfolgen. Mehr Wettbewerb auf Arbeits-, Kapital- und Bildungsmärkten, nicht ausufernde Umverteilung ist das Gebot der Stunde. (ICF2)
[185-L] Bewernitz, Torsten:
Streik - ein Konzept mit Zukunft?: Aspekte gewerkschaftlichen Widerstands im globalen
Kapitalismus, in: Christoph Haug, Rudi Maier, Berit Schröder (Hrsg.): Kampf um Teilhabe :
Akteure - Orte - Strategien, Hamburg: VSA-Verl., 2008, S. 196-208, ISBN: 978-3-89965-299-4
(Standort: USB Köln(38)-35A7116)
INHALT: In den vergangenen Jahren hat es angesichts der schwindenden Organisationsmacht der
Arbeiterbewegung Tendenzen gegeben, Stärke aus Bündnissen mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren zu schöpfen. Dies kann jedoch kein Ersatz für strukturelle Arbeitermacht
sein. Der Streik bleibt als wichtiges kollektives Erlebnis und Schule des basisdemokratischen
Kampfs die zentrale Kampfform der Arbeiterbewegung. Die wichtigsten Akteurgruppen heutiger Streiks sind die Beschäftigten, die Gewerkschaften, die Gegner von Streiks und die
Streik-Unterstützer außerhalb der Arbeitswelt. (ICE2)
[186-L] Bierbaum, Heinz:
Renaissance der Genossenschaften?: Alternative zu finanzmarktgetriebener
Unternehmenspolitik, in: Forum Wissenschaft, Jg. 25/2008, Nr. 3, S. 6-9
INHALT: Genossenschaften haben ihre frühere Bedeutung in Deutschland verloren. Mit dem
Shareholder-Value-Ansatz ist eine grundsätzliche andere Konzeption des Unternehmens aktuell, das nun als Anlagemöglichkeit mit Anspruch auf Mindestverzinsung gesehen wird. Alternativ zu dieser Vorstellung dringt der Gedanke wieder in den Vordergrund, dass Unternehmenspolitik sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sein muss. In diesem Zusammenhang
bekommt der Genossenschaftsgedanke neue Relevanz. Die Prinzipien Freiwilligkeit, Demokratie, Solidarität und Gemeinwohlorientierung erscheinen wieder attraktiv. Von besonderer
Bedeutung ist das wirtschaftsdemokratische Element des Genossenschaftswesens. (ICE2)
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7 Wirtschaftssoziologie
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[187-L] Bluhm, Katharina; Geicke, Andrea:
Gesellschaftliches Engagement im Mittelstand: altes Phänomen oder neuer Konformismus?,
in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt
am Main: Campus Verl., 2008, S. 5699-5713, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Institutionalistische Ansätze diskutieren bereits seit einigen Jahren das Konzept der
Corporate Social Responsibilty (CSR) im Kontext des flexiblen, finanzmarktorientierten Kapitalismus. Einerseits wird in CSR ein Instrument zur 'Zähmung' und Rückbindung der Shareholder-Value-Strategie an Stakeholder-Interessen gesehen. Andererseits wird CSR als Teil einer neuen Fassade betrachtet, die sich Unternehmen geben - oder zu deren Annahme sie gezwungen sind - um sich gegenüber institutionellen und anderen Finanzinvestoren als glänzende Investition zu empfehlen (Isomorphismus). Beide Sichtweisen schließen sich gegenseitig
nicht aus, setzen jedoch deutlich unterschiedliche Akzente, vor allem in der Wirkungsweise
von CSR. Das Konzept der Corporate Social Responsibility wird oft nur mit internationalen
Großunternehmen in Verbindung gebracht, schließlich sind mittelständische Unternehmen
nach wie vor auf Kapitalmärkten nur wenig aktiv. Der Beitrag 'Soziales Engagement im Mittelstand - altes Phänomen oder neuer Konformismus?' wird anhand einer Befragung von circa
200 größeren mittelständischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen zeigen, dass CSR
als Konzept auch im Mittelstand angekommen ist. Auf Basis dieser Untersuchung werden
verschiedene Hypothesen diskutiert. Sie beziehen sich auf die treibenden Kräfte, die inhaltliche Schwerpunktsetzung, die öffentliche Kommunikation sowie den Zusammenhang zwischen CSR und dem Vorhandensein bzw. Fehlen einer kollektiven Arbeitnehmervertretung
(Betriebsräte). Diese Analyse soll klären helfen, welche Rolle CSR im Mittelstand spielt."
(Autorenreferat)
[188-L] Bock und Polach, Carlotta von:
Neue Institutionenökonomie und Netzwerkanalyse: theoretische und methodische
Anknüpfungspunkte am Beispiel des Spargelanbaus in Brandenburg, in: Christian Stegbauer
(Hrsg.): Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie : ein neues Paradigma in den
Sozialwissenschaften, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 429-441, ISBN: 978-3-53115738-2
INHALT: Der institutionenökonomische Ansatz untersucht vorrangig die Durchsetzung und den
Erfolg oder Misserfolg der Einhaltung von Verträgen. Dabei stehen die Regeln und die Organisation der Interaktionen und Beziehungen zwischen den Akteuren im Mittelpunkt des Interesses. Die Koordinierungsmechanismen, in der Institutionenökonomie auch als Governance
System bezeichnet, dienen der Durchsetzung und Koordination des Regelsystems. Im vorliegenden Beitrag werden zum einen theoretische und methodische Anknüpfungspunkte der
Neuen Institutionenökonomie mit dem Netzwerkansatz aufgezeigt. Die Erklärungsvariabeln
Sozialkapital und Vertrauen liefern dabei wesentliche Verbindungsansätze. Zum anderen
wird anhand der beispielhaften Darstellung des Rekrutierungs- und Migrationsprozesses polnischer Saisonarbeiter für den Spargelanbau in Brandenburg illustriert, wie erklärungsmächtig die Netzwerktheorie und wie geeignet das methodische Vorgehen für die Analyse der Persistenz der saisonalen Arbeitskräftemigration im Sinne der Neuen Institutionenökonomie ist.
Das Fallbeispiel macht insgesamt deutlich, dass und wie die Beziehungsgeflechte und Ak-
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teurskonstellationen des Rekrutierungs- und Migrationsprozess polnischer Saisonarbeitskräfte
stark von persönlichen Bindungen, Traditionen und etablierten Normen geprägt sind. (ICA2)
[189-L] Bröckling, Ulrich:
Enthusiasten, Ironiker, Melancholiker: vom Umgang mit der unternehmerischen Anrufung,
in: Mittelweg 36 : Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Jg. 17/2008, H. 4, S.
80-86 (Standort: USB Köln(38)-FHM XG7349; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Das unternehmerische Handeln bezeichnet nach Meinung des Autors weniger einen
Tatbestand, sondern ein Kraftfeld, nach dem die Individuen streben; einen Maßstab, an dem
sie ihr Tun und Lassen beurteilen; ein tägliches Exerzitium, mit dem sie an sich arbeiten, und
einen Wahrheitsgenerator, in dem sie sich selbst erkennen sollen. Diese Subjektivierungsform
ist nicht auf selbständig Gewerbetreibende oder Kapitaleigner beschränkt, sondern eine Anforderung in der heutigen ökonomisierten Lebenswelt, die sich an alle und jeden Einzelnen
richtet. Es handelt sich um eine sehr wirkmächtige Realfiktion, die einen Prozess kontinuierlicher Optimierung und Selbstoptimierung in Gang setzen soll. Der Autor unterscheidet idealtypisch zwischen drei Protagonisten des Umgangs mit der unternehmerischen Anrufung: Enthusiasten, Ironiker und Melancholiker. Er reflektiert die jeweilige Art und Weise, wie der
objektive Widerspruch zwischen Aufstiegshoffnung und Deklassierungsangst, zwischen Empowerment und Überforderung von diesen Menschentypen subjektiv ausgetragen wird. (ICI2)
[190-L] Burkatzki, Eckhard:
Is the market eroding moral norms?: a micro-analytical validation of some ideas of anomie
theory, in: International journal of conflict and violence research, Vol. 2/2008, Iss. 2, S. 268-287
(nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0070-ijcv-2008261)
INHALT: "Anomie theorists have been reporting the suppression of shared welfare orientations
by the overwhelming dominance of economic values within capitalist societies since before
the outset of neoliberalism debate. Obligations concerning common welfare are more and
more often subordinated to the overarching aim of realizing economic success goals. This
should be especially valid with for social life in contemporary market societies. This empirical investigation examines the extent to which market imperatives and values of the societal
community are anchored within the normative orientations of market actors. Special attention
is paid to whether the shape of these normative orientations varies with respect to the degree
of market inclusion. Empirical analyses, based on the data of a standardized written survey
within the German working population carried out in 2002, show that different types of normative orientation can be distinguished among market actors. These types are quite similar to
the well-known types of anomic adaptation developed by Robert K. Merton in 'Social Structure and Anomie' and are externally valid with respect to the prediction of different forms of
economic crime. Further analyses show that the type of normative orientation actors adopt
within everyday life depends on the degree of market inclusion. Confirming anomie theory, it
is shown that the individual willingness to subordinate matters of common welfare to the aim
of economic success - radical market activism - gets stronger the more actors are included in
the market sphere. Finally, the relevance of reported findings for the explanation of violent
behaviour, especially with view to varieties of corporate violence, is discussed." (author's abstract)
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[191-L] Curbach, Janina V.:
Corporate Social Responsibility: Unternehmen als Adressaten und Aktivisten einer
transnationalen Bewegung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5717-5728, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Mit dem Herauswachsen von wirtschaftlichem Handeln aus nationalstaatlich verfassten Räumen sind transnational operierende Unternehmen in den letzten Jahrzehnten zu mächtigen globalen Akteuren geworden. Gleichzeitig hat ihre öffentliche Reputation gelitten, weil
sie oft für globales Umwelt- und Sozialstandard-Dumping verantwortlich gemacht werden.
Insbesondere Nichtregierungsorganisationen (NGOs) werfen Unternehmen vor, dass sie die
fehlende Kapazität von Nationalstaaten zu internationaler Marktregulierung für ihr privates
Interesse an Shareholder Value-Maximierung ausnutzen - ohne Rücksicht auf ökologische
und soziale gesellschaftliche Kosten. Aus dieser Situation heraus hat sich in den letzten Jahren eine transnationale Bewegung unter dem Label der 'Corporate Social Responsibility'
(CSR) entwickelt, die eine Institutionalisierung von freiwilligem Engagement von Unternehmen zu ökologischer und sozialer 'Nachhaltigkeit' vorantreibt. Während die Politik- und Managementwissenschaften sich intensiv mit dieser Entwicklung beschäftigen, hat die Soziologie dem CSR-Konzept bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ziel des Vortrags ist es deshalb, 'CSR' als transnationale gesellschaftliche Institution zu betrachten und ihren Konstruktionsprozess zu analysieren. Mit Hilfe von Konzepten der sozialen Bewegungstheorie soll gezeigt werden, wie die Konstruktion von CSR durch eine transnationale CSR-Bewegungs-Gegenbewegungsdynamik getragen wird, in der sowohl Unternehmen als auch NGOs eine prominente Rolle als weltkulturelle Unternehmer zukommt. Ob Unternehmen lediglich Adressaten der Forderung nach sozialer und ökologischer Verantwortung sind oder als Aktivisten in
der sozialen Bewegungsindustrie um CSR auftreten, ist demnach abhängig von ihrer symbolischen Positionierung: Bis Ende der neunziger Jahre befanden sich Unternehmen in einer
überwiegend reaktiven Rolle, als NGOs nationalstaatlich orientierte Legitimationsmuster der
Unternehmensverantwortung in Frage stellten. In der CSR-Bewegung der letzten Jahre hingegen verhalten sich Unternehmen dagegen zunehmend proaktiv, um ihre Legitimationskrise zu
überwinden. Dazu passen sich Unternehmen symbolisch an den globalen Nachhaltigkeitsdiskurs an und werden auf diese Weise zu CSR-Aktivisten und zu Architekten der Institutionalisierung von transnationaler gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung." (Autorenreferat)
[192-L] Dellheim, Judith:
Insellösungen?: Genossenschaften brauchen Rahmen, in: Forum Wissenschaft, Jg. 25/2008,
Nr. 3, S. 13-17
INHALT: Die Entwicklung von Genossenschaften und das Engagement für sie steigt. Dies ist das
Ergebnis der durch die herrschende Ökonomie und Lebensweise wachsenden Unzufriedenheit
und der Suche nach Alternativen. Genossenschaften sind auch auf UNO- und EU-Ebene ein
Thema. Anknüpfend an lateinamerikanische und afrikanische Diskussionen stellt die Verfasserin das Konzept einer solidarischen Ökonomie in den Kontext tief greifender gesellschaftlicher Transformationsprozesse. Angesichts der gegenwärtigen politischen Kräfteverhältnisse
stellt sie die Frage, wie es Akteuren der solidarischen Ökonomie gelingen kann, Entwicklungen einzuleiten, die soziale, ökologische und globale Probleme demokratisch, solidarisch und
gerecht lösen können. Wird solidarische Ökonomie mit demokratischem Sozialismus ver-
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knüpft, kann dies ein Anknüpfen an die Traditionen des utopischen Sozialismus sein. Die Akteure der solidarischen Ökonomie sind gefordert, ökonomische Potenziale der sozialen Ökonomie zu verteidigen, öffentliche Leistungen, Unternehmen und Einrichtungen vor der Privatisierung zu bewahren und Gemeinsamkeiten in den Interessen unterschiedlicher sozialer und
politischer Akteure zu suchen und wirksam zu machen. (ICE2)
[193-L] Diaz-Bone, Rainer:
Die Analyse von Marktordnungen im Anschluss an Bourdieu und die "Economics of
convention" (EC), in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4310-4321, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Mit der soziologischen Theorie Pierre Bourdieus liegt ein Entwurf für eine wechselseitige Durchdringung von Wirtschaftssoziologie und Kultursoziologie vor. Die Bourdieusche
Perspektive auf 'Ökonomie' wird soziologisch 'totalisiert' und die wirtschaftliche Tätigkeit als
eine Form der Kulturproduktion in den Feldern der Wirtschaft analysiert, die umfassende soziale Investitionen materieller und symbolischer Ressourcen erfordert. In verschiedenen Analysen haben Bourdieu und Mitarbeiter die Strukturen und Dynamiken von Märkten als Feldern untersucht. Parallel zu anderen soziologischen Marktanalysen (wie etwa der von Harrison C. White) werden auch hier Märkte als Wahrnehmungsräume konzipiert, in denen Akteure sich gegenseitig beobachten, in denen die kollektive Definition 'vom Markt' erfolgt und in
der die Anerkennung von Wertigkeiten und Wertigkeitsdifferenzen erfolgt. Ein Markt erhält
damit als soziale Ordnung die Qualität einer strukturierenden Realität, die auch die 'SozioKognition' strukturiert. In Frankreich haben zunächst Luc Boltanski und Laurent Thévenot an
die Bourdieusche Theorie der Distinktion angeschlossen, sich später dann kritisch von Bourdieuschen Grundkonzepten wie Habitus und Feld distanziert. Die Arbeiten der beiden sind
eine Grundlage der economics of convention geworden, einem soziologisch beeinflussten
wirtschaftssoziologischen Paradigma. Auch hier sind Qualitätskonventionen soziale Strukturen, die die Wertigkeit nicht nur von Produkten, sondern von Dingen und Akteuren insgesamt
begründen. Der Vortrag versucht, diese Theorieentwicklung in Frankreich als Ausgangspunkt
zu nehmen, um zu fragen, welche soziologische Perspektiven für die Analyse von Märkten
sich damit insgesamt eröffnen. Dabei sollen die Differenzen als auch die unterliegenden Kontinuitäten in der Analyse der Entstehung, der Ordnung und der Dynamik von Märkten aufgezeigt werden. Im Zentrum des Vortrags steht die Analyse der ineinander greifenden Konstruktionen, die die Märkte als 'Wertigkeitsordnungen' ermöglichen." (Autorenreferat)
[194-L] Diekmann, Andreas:
Soziologie und Ökonomie: der Beitrag experimenteller Wirtschaftsforschung zur
Sozialtheorie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 60/2008, H. 3, S.
528-550 (Standort: USB Köln(38)-Haa00277-b; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Artikel diskutiert Befunde aus der experimentellen Wirtschaftsforschung, die an
klassischen soziologischen Erkenntnissen anknüpfen. Insbesondere werden Studien zum Altruismus, über Reziprozität, soziale Normen und Sanktionen behandelt und der Beitrag dieser
Studien zur Weiterentwicklung der Sozialtheorie herausgearbeitet. Darüber hinaus werden
methodische Aspekte angesprochen und es wird dafür plädiert, dass die Soziologie sich wie-
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der darauf besinnen sollte, dass zur Methodenvielfalt auch Experimente und Feldexperimente
gehören. Ökonomen auf der anderen Seite sollten den interdisziplinären Charakter des Forschungsprogramms stärker betonen, an dem Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen beteiligt sind." (Autorenreferat)
[195-L] Dux, Günter:
Warum denn Gerechtigkeit: die Logik des Kapitals ; die Politik im Widerstreit mit der
Ökonomie, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2008, 360 S., ISBN: 978-3-938808-40-5
INHALT: Der Verfasser untersucht die Gerechtigkeit als ein Problem der Marktgesellschaft. Die
Soziologie kann und muss jedoch, so die These, die gesellschaftlichen Bedingungen klären,
unter denen die Entwicklung der Gesellschaft möglich ist und normative Postulate sich ausbilden und realisieren lassen. Sich dieser Aufgabe für das Postulat der Gerechtigkeit zu unterziehen, ist für sie geradezu imperativisch. Denn mit der Gerechtigkeit wird die Integration der
Subjekte in die Gesellschaft eingefordert. Deren Bedingungen zu klären, liegt im Fokus einer
Theorie der Gesellschaft. Es muss bewusst werden, dass sich die Grundverfassung der Gesellschaft über Interessen von Akteuren gebildet hat, die einem einzigen Ziel verpflichtet sind:
der Kapitalakkumulation. Es muss ebenso bewusst werden, dass es die daraus hervorgehende
Verfassung des ökonomischen Systems ist, die mit dem Interesse von Millionen Menschen
konfligiert, zu Bedingungen in die Gesellschaft integriert zu werden, die ein sinnvolles Leben
zu führen ermöglichen. Die historische Rekonstruktion der Konfliktlage, so der Autor, macht
deutlich, dass sich die Marktgesellschaft über Prozesse gebildet hat, denen zwar das Handeln
der historischen Akteure zugrunde lag, über deren gesellschaftliche Ausprägung und historische Entwicklung die Akteure aber nicht schon deshalb verfügen konnten. Es wird argumentiert, dass die Aufgabe der Wissenschaft ist, Möglichkeiten der Veränderungen der Gesellschaft aufzuzeigen und mit den Möglichkeiten auch Bedingungen, unter denen der Gerechtigkeit Geltung verschafft werden kann. Dazu ist eine Kritik jener Theorien notwendig, die die
Änderungen zu blockieren und der Gesellschaft die Machtverfassung des ökonomischen Systems aufzuzwingen suchen. Vor diesem Hintergrund wird eine ideengeschichtliche Analyse
der Problematik der Gerechtigkeit angeboten. Anschließend wird die Problematik des Sozialstaates in der Bundesrepublik Deutschland in ihrer geschichtlichen Entwicklung untersucht
und die neoliberale Theorie kritisch unter die Lupe genommen. Mit der Ausbildung des politischen Systems der Marktgesellschaft sind, so der Autor, erstmals in der Geschichte der
Menschheit die Voraussetzungen geschaffen, um der Gerechtigkeit eine Chance zu verschaffen, für die Gestaltung der Gesellschaft bestimmend zu werden. Die neoliberale Theorie zeitigt deshalb so verheerende Konsequenzen für die moderne Gesellschaft, weil das Postulat,
die Gestaltung der Gesellschaft der Logik des ökonomischen Systems zu unterwerfen, eine
Wendung gegen die geistige, sinnbestimmte Lebensform des Menschen darstellt. (ICF2)
[196-L] Fach, Wolfgang:
Das Modell Deutschland und seine Krise (1974-1989), in: Roland Roth, Dieter Rucht (Hrsg.):
Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945 : ein Handbuch, Frankfurt am Main: Campus
Verl., 2008, S. 93-108, ISBN: 978-3-593-38372-9 (Standort: UB Bonn(5)-2008/3866)
INHALT: Ein zentrales Prinzip des Modells Deutschland, so der Verfasser, war: Auf jeden Fall
mehr Soziales, auch wenn das Ökonomische dadurch strapaziert würde. Genau diese Logik
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war nach der Wende kaum mehr denkbar. Sozialstaatlichkeit galt bis dahin als Mittel sozialer
Integration - sie durfte, ja musste deshalb expandieren. Seither und bis heute identifiziert
man, nach einem dramatischen Perspektivenwechsel, Sozialstaatlichkeit als Ursache sozialer
Ausgrenzung. So sollte sich der "deutsche" Postmaterialismus am Ende als eine Kraft entpuppen, die nur den "Materialismus" des deutschen Modells verändert hat. Dies war kein harmonisch ablaufender Prozess. Im Gegenteil, System und Systemopposition mussten sich mühevoll, ja gewaltsam aneinander abarbeiten, bevor sich schließlich eine (ungleichgewichtige)
Synthese zwischen den Kulturen herauskristallisieren sollte. Die Modernisierungsleistungen
von sozialen Bewegungen sind in der deutschen Nachkriegsgeschichte und vor allem zu
Hochzeiten der neuen sozialen Bewegungen so offensichtlich, dass sie mit wachsendem zeitlichen Abstand zunehmend gesellschaftliche und wissenschaftliche Anerkennung finden.
Dennoch erschöpfen sich die sozialen Bewegungen in dem langen Zeitraum von 15 Jahren
nicht in ihrer Zuarbeit zu einem Modell bzw. dessen Wandlungen. Das Bild wäre unvollständig ohne historische Dimensionen, die in der Modellbetrachtung eher am Rande stehen. Es
wird auf eigensinnige Potenziale in den Protesten verwiesen, die unabgegolten geblieben sind
und über die Grenzen des Modells Deutschland hinausweisen. (ICF2)
[197-L] Florian, Michael:
Ökonomische Institutionen als soziale Praxis: der Beitrag von Pierre Bourdieu zur "neuen"
Wirtschaftssoziologie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4292-4301, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Wirtschaftssoziologie hat in den letzten 25 Jahren in den USA eine außergewöhnliche Renaissance erfahren. Die Erneuerung beruht dabei im Wesentlichen auf der Annahme,
dass alle ökonomischen Phänomene grundsätzlich sozial konstruiert sowie in Netzwerke persönlicher, politischer und kultureller Beziehungen eingebettet sind. In Abgrenzung zur traditionellen Arbeitsteilung zwischen Soziologie und Ökonomie hat die 'neue' Wirtschaftssoziologie die Standardannahmen der (mikro-)ökonomischen Neoklassik scharf attackiert und
selbstbewusst den Anspruch erhoben, ökonomische Kernphänomene mit genuin soziologischen Konzepten adäquater erklären zu können. Die institutionelle Begrenzung und Ermöglichung ökonomischen Handelns gehört zu den Kernthemen der 'neuen' Wirtschaftssoziologie,
besonders dann, wenn man das Problem der Reduktion von Ungewissheit und der Bewältigung von Ambiguität als die entscheidenden Ansatzpunkte der wirtschaftssoziologischen
Analyse akzeptiert und Institutionen als einen zentralen Mechanismus zur Koordination ökonomischer Handlungen begreift. Der Vortrag zielt darauf, das Konzept einer 'Analyse in Feldbegriffen' von Pierre Bourdieu am Beispiel der Studien zum Eigenheimmarkt in Frankreich
vorzustellen und die Bedeutung der Praxistheorie für ein wirtschaftssoziologisches Verständnis ökonomischer Institutionen zu diskutieren. Dabei werden offene Probleme des in der Soziologie derzeit dominierenden, auf die Verbindlichkeit von Regeln hin ausgerichteten Institutionenbegriffs untersucht und die Konturen einer auf Habitus-Feld-Relationen zielenden
Konzeption sozialer und ökonomischer Institutionen skizziert. Folgende Fragen werden erörtert: Wie kann das weite Institutionenverständnis von Bourdieu stärker eingegrenzt und präziser ausformuliert werden, damit sich der Institutionenbegriff als eine trennscharfe analytische
Kategorie praxistheoretisch anwenden lässt? Welchen Erkenntnisgewinn kann die Wirtschaftssoziologie von einem 'praxisorientierten Institutionalismus' erwarten und welche Chan-
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cen bietet die auf Institutionen ausgerichtete Erweiterung für die Praxistheorie selbst?" (Autorenreferat)
[198-L] Fülberth, Georg:
Die Permanenz der Eigentumsfrage, in: Stefan Schmalz, Anne Tittor (Hrsg.): Jenseits von
Subcomandante Marcos und Hugo Chávez : soziale Bewegungen zwischen Autonomie und Staat ;
Festschrift für Dieter Boris, Hamburg: VSA-Verl., 2008, S. 244-252, ISBN: 978-3-89965-318-2
(Standort: UB Köln(38)-36A845)
INHALT: Der Verfasser untersucht die Funktion und den Stellenwert der Eigentumsfrage sowie
die historischen Wandlungen des Privateigentums. Es wird gezeigt, dass es im 19. Jahrhundert ein genossenschaftliches Denken und eine genossenschaftliche Praxis gab, die vom Staat
absahen: im Frühsozialismus Fouriers und im Anarchismus Proudhons, in den Siedlungen
fourieristischer, owenistischer und proudhonistischer Provenienz in den USA. Dass sie keinen
Bestand haben konnten, ist Ergebnis einer "Verfrühung": Die Dynamik der industriellen Revolution saugte diese Genossenschaften auf. Ähnliches könnte über die Kibbuz-Bewegung
des 20. Jahrhunderts gesagt werden, deren Austrocknung in der zweiten oder dritten Generation durch die Anreize eines entwickelten kapitalistischen Arbeitsmarkts und Konsums bedingt
sein dürfte. Immer wieder bis in die Gegenwart, so die These, lassen sich genossenschaftliche
Experimente beobachten, die über Nischen-Positionen nicht hinauskommen werden, solange
das Privateigentum den Markt beherrscht. Im Bankwesen sind Genossenschaften seit dem 19.
Jahrhundert eine Form des bürgerlichen Eigentums. Eine Neubelebung genossenschaftlicher
Praxis in kapitalismuskritischer Absicht erfolgt in letzter Zeit durch Projekte der "Solidarischen Ökonomie" in Lateinamerika und Europa. Es für einen sozialen und politischen Kontext plädiert, in dem Genossenschaften nicht nur Nischenwirtschaft sind. (ICF2)
[199-L] Giegold, Sven; Embshoff, Dagmar (Hrsg.):
Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus, (Kongress "Wie wollen wir
wirtschaften? Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus", 2006, Verden), Hamburg:
VSA-Verl. 2008, 237 S., ISBN: 978-3-89965-227-7 (Standort: UB Wuppertal(468)-47PUV260)
INHALT: "Dieses Buch ist aus dem größten progressiven politischen Kongress des Jahres 2006
hervorgegangen. Dort wurde die Frage gestellt 'Wie wollen wir wirtschaften?' und der bereits
bestehende Sektor der Solidarischen Ökonomie sichtbar gemacht. Die Autorinnen liefern eine
Fundgrube spannender Ideen und Konzepte von der 'alten' Genossenschaftsbewegung bis zu
den heutigen internationalen Bewegungen selbstorganisierter ökonomischer Alternativen. Ihr
gemeinsames Anliegen ist es, die Idee Solidarischer Ökonomie weiterzutragen und zu stärken." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sven Giegold/ Dagmar Embshoff: Solidarische
Ökonomie im globalisierten Kapitalismus (11-24); Hanns-Fred Rathenow: Solidarität als Geschwisterlichkeit (25-27); Peter Nickel: Fairraten und verkauft? "Fairer" Kaffeehandel - Von
Solidarischer Ökonomie und Premiummarken (28-29); Philipp Gerber: Solidarischer Kaffeehandel - Sauerstoff für die zapatistische Autonomie (30-33); Burghard Flieger: Neue Genossenschaftstypen: Anzeichen einer Modernisierung des Genossenschaftswesens (34-38); Ulrich Steinmeyer: Aus der Praxis selbstverwalteter Betriebe: 10 Jahre BIBER. Ökologisch, kooperativ und sozial - wie geht das? (39-41); Muriel Herrmann: Regiogeld als Instrument der
Solidarischen Ökonomie (42-45); Monika Schillat: Weil im Tauschring Zeit nicht Geld ist,
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wird keiner reich und niemand bleibt arm! (46-48); Ulrich Rösch: Assoziatives Wirtschaften ein Überblick (49-53); Friederike Habermann/Carola Möller/Ulla Peters: Solidarische Ökonomie kann Vieles sein - Zum Beispiel waren- und herrschaftskritisches Wirtschaften - Arbeiten
- Leben (54-56); Clarita Müller-Plantenberg: Bildung und Weiterbildung für Solidarische
Ökonomie an Hochschulen (57-61); Elisabeth Voß: Solidarische Ökonomien als Alternativen
zum Neoliberalismus (62-64); Heinz Weinhausen: Die "Sozialistische Selbsthilfe Mülheim"
Solidarische Ökonomie für Ausgegrenzte (65-67); Uwe Hoering: Alternativen zur Privatisierung von Wasser und Abwasser (68-70); Regine Hassenpflug: Wassergenossenschaften: Das
Beispiel Schönstadt-Schwarzenborn (71-73); Eva Stützel: Stiftung trias - ein Beispiel für Solidarische Ökonomie zwischen Wohnprojekten (74-76); Matthias Möller: Vagabundierende
Häuser in Selbstorganisation (77-79); Elisabeth Voß: Solidarische Alternativen in der Gesundheitsversorgung (80-82); Vera Morgenstern/ Hannelore Buls: Kritische Fragen zum bedingungslosen Grundeinkommen aus gewerkschafts- und frauenpolitischer Sicht (83-85); Robert Ulmer: Bedingungsloses Grundeinkommen für alle eine Basis für Solidarische Ökonomie? (86-88); Judith Dellheim/ Irmtraud Schlosser: Solidarische Ökonomie als Türöffner des
Neoliberalismus? (89-93); Clarita Müller-Plantenberg: Regionale Zusammenschlüsse für Solidarische Ökonomie (94-95); Elmar Altvater: Solidarische und nachhaltige Ökonomie im
globalisierten Kapitalismus (96-100); Susanne Elsen: Die Ökonomie des Gemeinwesens Eine sozialpolitische Entwicklungsaufgabe (101-111); Malte Klar: Solidarität macht glücklich! Psychologie und Solidarische Ökonomie (112-114); Ulrich Duchrow: Solidarisch
Mensch werden - Psychische und soziale Destruktion im Neoliberalismus - Wege zu ihrer
Überwindung (115-119); Jutta Sundermann/ Gregor Kaiser: Pillen, Pollen und Patente - Freier Austausch von Wissen als zentrales Anliegen Solidarischer Ökonomie? (120-123); Oliver
Bierhoff: Aneignung und Enteignung. Die Aktualität der Eigentumsfrage bei der Suche nach
einer Solidarischen Ökonomie (124-127); Karl Birkhölzer: Soziale Solidarische Ökonomie eine weltweite Bewegung (128-131); Mike Lewis: Die Solidarische Ökonomie in Nordamerika (132-135); Norman Chipakupaku: People's Economy in Afrika (136-139); Sam Chelladurai: Die Soziale Solidarische Ökonomie - Beispiel Indien (140-145); Giovanni Acquati: Die
Soziale Solidarische Ökonomie - Internationale Erfahrungen und Zusammenarbeit (146-148);
Ewa Les und Guilia Galera: Die Soziale Ökonomie in Ostmitteleuropa: Konzepte und Perspektiven (149-151); Paul Singer: Die Solidarische Ökonomie in Brasilien (152-154); Rosangela Alves de Oliveira/ Kristina Bayer/ Viviana Uriona: Solidarische Ökonomie und Soziale
Bewegungen - Anregungen aus Lateinamerika (155-158); Kerstin Sack: ALBA - Solidarische
Verträge zwischen Staaten (159-161); Kai Ehlers: Impulse aus dem Osten? Lehren für solidarisches Wirtschaften aus der DDR und Russland? (162-164); Gisela Richter: Erfahrungen des
Venezolanischen Kooperativenprogramms (165-167); Dorothea Härlin: Cecosesola - Die Geschichte einer seit 40 Jahren funktionierende staatsunabhängigen Kooperative (168-173);
Günther Lorenz: Betriebswirtschaftliche Methoden und Instrumente für die Solidarische Ökonomie (174-175); Heike Birkhölzer: Die Entwicklungsagentur für Soziale Unternehmen und
Stadtteilökonomie BEST in Pankow (175-177); Alois Wilhelm: Wirtschaftlicher Erfolg, Solidarität und Demokratie wie geht das im eigenen Betrieb zusammen? (178-179); Burghard
Flieger: Qualifizierung als "betriebswirtschaftliches Instrument" der Solidarischen Ökonomie
(180-182); Günther Lorenz: Soziale Kostenrechnung und Sozial-Audit (183-187); Petra Meyer: Solidarische Ökonomie aus gewerkschaftlicher Perspektive (188-189); Marlis Cavallaro:
Allein ... machen sie dein Projekt ein - Oder: "Vorwärts immer - rückwärts nimmer" (190192); Hans-Gerd Nottenbohm: Unterstützungsstrukturen der solidarischen Wirtschaft in verschiedenen Ländern - was wird wirklich gebraucht? (193-195); Bruno Roelants: EU-Politik
gegenüber Genossenschaften (196-198); Bruno Roelants: Italiens Marcora-Gesetz - Durch-
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bruch für Genossenschaftsaufbau aus Krisenbetrieben (199-201); Erdmuthe Klaer: Partnerschaften zwischen Städten/Regionen und der Solidarischen Ökonomie (202-204); Gerhard
Schick: Solidarische Ökonomie und Grüne Marktwirtschaft (205-207); Ulla Lötzer: Genossenschaften als Teil Solidarischer Ökonomie (208-210); Burghard Flieger: Sicherung der Daseinsfürsorge durch Genossenschaften (211-214); Paul Singer: SENAES: Eine brasilianische
Erfahrung der Politik Solidarischer Ökonomie (215-225).
[200-L] Giesecke, Johannes; Verwiebe, Roland:
Die Zunahme der Lohnungleichheit in der Bundesrepublik: aktuelle Befunde für den
Zeitraum von 1998 bis 2005, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 37/2008, H. 5, S. 403-422
(Standort: USB Köln(38)-XG01232; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ausgehend von der These wachsender Ungleichheit in der Bundesrepublik wird in
diesem Beitrag die Entwicklung der Lohnungleichheit für den Zeitraum von 1998 bis 2005
untersucht. Die Analysen des vorliegenden Beitrags beruhen auf Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP). Hauptziel der Untersuchung ist es, die Unterschiede in der Entwicklung der Reallöhne zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen zu bestimmen. Konzeptionell stützt sich der Beitrag dabei sowohl auf ökonomische als auch soziologische Theorien
zur Erklärung von Lohnungleichheit. Auf dieser Grundlage zeigen die empirischen Ergebnisse des Beitrags erstens, dass die Ungleichheit der Reallöhne seit 1998 deutlich zugenommen
hat. Der hier beobachtete Zuwachs der Ungleichheit ist auf eine negative Entwicklung der
Löhne im unteren Einkommensbereich sowie auf einen gleichzeitigen Anstieg der Löhne im
mittleren und oberen Einkommensbereich zurückzuführen. Ein detaillierterer Blick auf Lohnunterschiede nach sozialer Position bzw. Gruppenzugehörigkeit zeigt zweitens, dass MigrantInnen, ArbeitnehmerInnen mit Arbeitslosigkeitserfahrungen sowie Personen in unteren Berufsklassen zu den Verlierern der aktuellen Einkommensdynamik in der Bundesrepublik gehören. Zu den Gewinnern sind vor allem die Personen in den oberen Berufsklassen zu zählen." (Autorenreferat)
[201-L] Graf, Gerhard:
Schatten über der Schwarzarbeit, in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik, Bd.
34/2008, H. 2, S. 102-111 (Standort: USB Köln(38)-Haa1470; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Die Diskussion über Messung, Größenordnung und Konsequenzen der Schwarzarbeit
steht bereits deshalb unter einem Schatten, der den Blick dafür trüben kann, weil Enste und
Schneider trotz jahrelanger Befassung mit dem Thema Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft
nicht systematisch zu unterscheiden vermögen. Ihre Schätzungen für die Dimension des Phänomens beruhen zudem generell auf wissenschaftlich nicht haltbaren Vorgehensweisen, die
sie gleichwohl repetitiv anwenden. Die unterstellten Einnahmenverluste beim Staat ergeben
sich im Übrigen lediglich bei Vernachlässigung mikroökonomisch bedeutsamer Budgetrestriktionen sowie durch Außerachtlassung zwingender makroökonomischer Kreislaufzusammenhänge. Ihre weiteren Ergebnisse können schließlich jederzeit ohne Bezug zur Schwarzarbeit abgeleitet werden." (Autorenreferat)
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7 Wirtschaftssoziologie
[202-L] Hellerich, Gert; White, Daniel:
Eine postmoderne Auseinandersetzung mit dem Begriff "Sinnhaftigkeit" der Moderne, in:
Psychosozial, Jg. 31/2008, H. 2 = Nr. 112, S. 97-107 (Standort: USB Köln(38)-XG5196; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Autoren untersuchen die "Sinnhaftigkeit" modernen Lebens. Die Werte der Moderne betrachten sie aus einer postmodernen Perspektive und sehen den "Markt" als zentralen
regulierenden Wert. Alles werde der "Marktgängigkeit" unterworfen und bestimme, was kulturell oder in Bildung und Erziehung zur Entfaltung gelangt. Die Wertvorstellungen der Moderne werden auf das Christentum mit seiner Lustfeindlichkeit zurückgeführt. Dem stellen die
Verfasser Nietzsches Vorstellungen lustvollen Lebens und Erschaffens entgegen: ein sinnvolles Leben könne nicht durch Technik, Politik oder Wissenschaft hervorgebracht werden, sondern müsse aus dem Individuum selbst hervorgehen. Modernen Vorstellungen vom Sinn des
Lebens werden postmoderne Ideen gegenüber gestellt, die im Gegensatz zur materiellen Orientierung der Moderne auf einer offenen und experimentierfreudigen Geisteshaltung beruhten: Es gehe darum, dass jedes Individuum seinen Sinn in der Welt selbst konstruiere. Die
postmoderne Idee einer biophilen Gesellschaft wird angerissen. (ICB)
[203-L] Hellmann, Kai-Uwe:
Eignet sich die Konsumentenrolle als universale Inklusionsformel?, in: Karl-Siegbert Rehberg
(Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 3924-3941, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Begreift man den Bereich des Konsums nicht ausschließlich als Feld aggregierten
Konsumverhaltens oder als Schauplatz von Prozessen sozialer Distinktion, sondern sucht die
Eigenqualitäten konsumvermittelter Vergesellschaftung zu bestimmen, so stellt sich erst einmal die weitergehende, durchaus kontrovers zu diskutierende Frage, ob und in welcher Weise
die klassischen Sozialisationsinstanzen (oder weiter gefasst: Instanzen der Identitätsbildung)
wie Familie, Schule und Beruf ergänzt oder überlagert werden. Als eine herausstechende Besonderheit des Konsums erscheint dann die im Vergleich zu den genannten Instanzen umfassendere, ja unvermeidliche Betätigung der Individuen als Konsumenten - unabhängig vom
Wechsel des Familien-, Berufs- und Bildungsstands. Der Vortrag Kai-Uwe Hellmanns wird
hier ansetzen und die Frage stellen, ob 'die Konsumentenrolle als universale Inklusionsformel'
verstanden werden kann." (Autorenreferat)
[204-L] Herbert, Gabriele:
Demokratie praktizieren: auch in der Wirtschaft, in: Forum Wissenschaft, Jg. 25/2008, Nr. 3,
S. 23-26
INHALT: Die Verfasserin betont die Bedeutung von Selbsthilfe und Solidarität und damit von
Genossenschaften für ein glückliches Leben. Nach wie vor bieten die Genossenschaften ein
Feld für politisches Handeln im Alltagsleben. Sie sind ein Versuch, den Primat der Politik
über die Wirtschaft durchzusetzen, und haben zudem ein hohes regionalwirtschaftliches Potenzial. Genossenschaften binden das erwirtschaftete Kapital an die Arbeitsplätze und schaffen den Arbeitsmarkt innerhalb von Genossenschaftsstrukturen praktisch ab. Seit den 1980er
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Jahren ist die Zahl der Arbeitsplätze in den meisten genossenschaftlichen Systemen gestiegen. Die politische Linke sollte die Förderung von Genossenschaften zu einem Schwerpunkt
machen. (ICE)
[205-L] Hillebrandt, Frank:
Begriff und Praxis des Tausches, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4279-4291, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Praxistheorie Bourdieus wird auf die Praxisform des Tausches angewendet. Damit soll zum einen mit einem Seitenblick auf die soziologische Netzwerkanalyse verdeutlicht
werden, dass die Wirtschaftssoziologie gut beraten ist, den Tausch vielschichtig in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen zu modellieren, damit nicht nur der Warentausch, sondern auch der Gabentausch als grundlegende, Strukturen wie Netzwerke bildende Praxisform
der Ökonomie gefasst werden kann. Dazu wird eine Typologie des Tausches benötigt, die unter Weiterentwicklung der Bourdieuschen Ökonomie der symbolischen Güter kultursoziologisch entworfen wird. Diese systematische Anwendung der Paradigmen einer am Praxisbegriff orientierten Soziologie soll zum zweiten Entwicklungsmöglichkeiten einer praxistheoretisch ausgerichteten Soziologie der Wirtschaft verdeutlichen, die insbesondere in einer kultursoziologischen Fundierung der Wirtschaftssoziologie gesehen und im Vortrag systematisch
an zentralen Begriffen soziologischer Forschung diskutiert werden. Der Vortrag verfolgt
demnach nicht nur das Ziel, mit der praxistheoretischen Definition des Tauschbegriffs einen
kultursoziologischen Beitrag zur Soziologie der Wirtschaft zu leisten, sondern sondiert mit
Hilfe eines Entwurfs einer Praxistheorie des Tausches zusätzlich die Möglichkeiten einer notwendigen Weiterentwicklung der Bourdieuschen Theorievorgaben weg von einer zu starken
Fokussierung auf macht- und herrschaftssoziologische Themen hin zu einer allgemeinen soziologischen Theorie, die sich auch auf andere Praxisformen als die der Ausübung und Reproduktion von Herrschaft anwenden lässt." (Autorenreferat)
[206-L] Hinz, Thomas; Wagner, Simone:
Transaktionen in einer Welt ohne Geld und Verträge: soziale Einbettung in lokalen
Austauschsystemen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3024-3034, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die 'Natur' der Ökonomie ist zu einem wesentlichen Teil dadurch gekennzeichnet,
dass sich Personen durch Tauschgeschäfte besser stellen als sie ohne Tausch abschneiden
würden. Dennoch sind Tauschakte für ihre Teilnehmer auch mit Risiken verbunden, wie beispielsweise Opportunismus und Betrug. Denn für rationale, eigeninteressierte Akteure besteht
stets ein Anreiz, einseitig von getroffenen Vereinbarungen abzuweichen und den eigenen
Vorteil auf Kosten des Tauschpartners auszubauen. Die 'Natur' der Ökonomie liegt diesbezüglich in der Fähigkeit des Marktes zur Selbstregulation, die durch die Institution des Vertrages und die 'vertikale Integration' in Organisationen ergänzt wird. Selbstregulation, Institution und Organisation sind aber nicht alles: In der Realität laufen wirtschaftliche Beziehungen
nicht isoliert ab, sondern sind in ihren sozialen Kontext eingebettet und diese soziale Einbettung kann als Substitut für Verträge und interne Hierarchie herangezogen werden. Der Bei-
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trag befasst sich daher mit der Frage, wie das Kooperationsproblem in einer Welt, die sich
vollständig von den 'ökonomischen Institutionen des Kapitalismus' distanziert, gelöst wird.
Welche Sicherheitsvorkehrungen werden in solchen Arrangements getroffen, um einen reibungslosen Ablauf der Tauschgeschäfte zu gewährleisten? Am Beispiel der Tauschringe, die
auf marktwirtschaftliche Anreize und vertragliche Absicherung bewusst verzichten, zeigen
die Verfasser auf, welche entscheidende Rolle der sozialen Einbettung zukommt. Mit Hilfe
von Überlegungen zur zeitlichen und strukturellen Einbettung versuchen sie, die Stabilisierung der Austauschnetzwerke zu erklären. Empirische Basis ihrer Untersuchung bildet dabei
eine eigene Erhebung zur Gestaltung von Transaktionen zwischen Tauschringteilnehmern
(N=491). Letztlich können die Verfasser theoretisch wie empirisch belegen, dass die Einbettung von Transaktionen in dauerhafte Beziehungen das Opportunismuspotential senken
kann." (Autorenreferat)
[207-L] Hüllinghorst, Rolf:
Alkohol - der Kampf um die Attribute, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur
Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 28, S. 35-40 (www.bpb.de/files/ZZF5Z2.pdf)
INHALT: Der Verfasser analysiert die Hintergründe der aktuellen Auseinandersetzung um Schadensminimierung und Einschränkungen im Umgang mit alkoholischen Getränken. Es wird
gezeigt, dass das alkoholproduzierende Gewerbe und die Werbewirtschaft hoch sensibilisiert
sind, wenn es um das Thema Alkohol geht. Sie haben dabei alle Erfahrungen im Kopf, welche die Tabakindustrie machen musste. So ist es das eindeutige Ziel der Industrie, auf der
einen Seite den bisherigen Umsatz zu halten, keine Einschränkungen wie die Tabakindustrie
hinnehmen zu müssen, aber auf der anderen Seite der Politik zu signalisieren: "Wir sind bereit etwas zu tun, wir sind auf ihrer Seite." Vor diesem Hintergrund plädiert der Autor für politisch sinnvolle und wirksame Maßnahmen. Dabei werden zwei Aspekte, nämlich die Werbung und der Alkoholverkauf, herausgestellt. Die Werbewirtschaft, so die These, hat aktuell
zwei Möglichkeiten: Sie hat die Chance, diese Änderungen selbst freiwillig vorzunehmen,
oder sie kann auf weitergehende gesetzliche Vorschriften warten. Es gilt sicherzustellen, dass
nicht an unter 16- bzw. 18-Jährige verkauft wird und dass Wirte erkennbar alkoholisierten
Gästen nicht nachschenken. Gleichzeitig muss aber auch akzeptiert werden, dass es Situationen gibt, bei denen für alkoholhaltige Getränke eine Null-Toleranz gilt. Das betrifft u.a. den
Straßenverkehr, und das muss auch für Tankstellen und Raststätten gelten. (ICF2)
[208-L] Jäckel, Michael:
Konsum und Gesellschaft, in: Herbert Willems (Hrsg.): Lehr(er)buch Soziologie : für die
pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Bd. 1, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2008, S. 375-399, ISBN: 978-3-531-14977-6
INHALT: "Der Begriff 'consumere' war der vormodernen (vorindustriellen) Gesellschaft zwar
nicht fremd, aber er war auch nicht formgebend oder gar ihr Wesen bestimmend. Die Wortbedeutung gewann an Brisanz, nachdem eine Lebensführung jenseits von Märkten nachhaltige
Beeinträchtigungen der Lebensqualität mit sich brachte. Für den Historiker Michael Prinz
steht fest, dass der Aufstieg zur Konsumgesellschaft lange als ein Nebenschauplatz der historischen Forschung betrachtet wurde. Zugleich ist für ihn die Annahme zentral, 'dass zusammen mit Industrialisierung und Klassenbildung die Kommerzialisierung der Grundbedürfnis-
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se zum inneren Kern jenes tiefgreifenden sozialen Wandels gehört, den die europäischen Gesellschaften zwischen dem ausgehenden 18. Jahrhundert und dem 1. Weltkrieg durchliefen.
Erstmals in der Geschichte wurden für die große Mehrheit der Bevölkerung die, wie es zeitgenössisch in charakteristischer Ineinssetzung von Bedarf und Erfüllung hieß, unverzichtbaren 'Lebens-Bedürfnisse' auf Märkten verhandelt (Michael Prinz, vgl. Jäckel, Bd. 1). Damit
ist eine erste Antwort auf die Frage, was 'Konsumgesellschaft' bedeuten kann, formuliert. Der
Beitrag zeichnet Entwicklungslinien dieses Gesellschaftstypus nach. Dabei wird der Wandel
von Erscheinungsformen von Marktabhängigkeit besonders berücksichtigt. Der Blick wird
auf Veränderungen der Konsumorte und die Rolle von Werbung sowie den damit einhergehenden Bedürfniswandel gelenkt. Ebenso wird verdeutlicht, dass durch ein quantitativ und
qualitativ geändertes Verhältnis von Arbeit und Freizeit die sinnstiftende Funktion des Konsums ambivalente Spuren hinterlässt." (Autorenreferat)
[209-L] Kannankulam, John:
Konjunkturen der inneren Sicherheit - vom Fordismus zum Neoliberalismus, in: Prokla :
Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Jg. 38/2008, Nr. 3 = H. 152, S. 413-427 (Standort:
USB Köln(38)-XG3381; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "The article explores the relationship between the changes within the capitalist mode of
production since the political and economic crisis of the 1970s and its possible effects for the
recent tightening of surveillance and control in the private sector as well as in the states' homeland security policies. It is argued that beside these economic changes within the societal
relationship of forces, neo-conservative and neo-liberal strategies have to be considered,
which, when we take them all together, even regarded from a viewpoint of capitalism itself,
often seem to be dysfunctional. Therefore left-wing counter-strategies should not fall into the
trap to take the proclaimed Orwellian Big-Brother ideologies for granted." (author's abstract)
[210-L] Kessler, Oliver:
Die internationale politische Ökonomie des Risikos: eine Analyse am Beispiel der Diskussion
um die Reformierung der Finanzmärkte, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 250 S.,
ISBN: 978-3-531-15490-9
INHALT: Der Verfasser diskutiert Konturen einer konstruktivistischen Internationalen Politischen Ökonomie (IPÖ) auf drei Dimensionen: (1) Grenzziehungen des Konstruktivismus im
Allgemeinen, (2) Selbstbeschreiung der IPÖ, (3) Analyse der Finanzmärkte. Zunächst beschreibt er die durch den Konstruktivismus vorangetriebene gesellschaftstheoretische Öffnung und stellt Grenzen und Möglichkeiten der Systemtheorie für eine soziologische Theorie
des Internationalen dar. Ein Überblick über das Phänomen der Währungskrisen schließt sich
an. Sodann schlägt der Verfasser eine Topologie von Wahrscheinlichkeitstheorien vor und
kommt aufgrund der Unterscheidung von "de dicto"- und "de re"-Interpretationen zu einer
Rekonstruktion der Beobachtung unter Ungewissheit. Der Unterschied zwischen Ungewissheit und Unsicherheit wird in der theoretischen Diskussion des Risikobegriffs greifbar und
auf die Frage nach einer konstruktivistischen IPÖ rückbezogen. Positivismus und Konstruktivismus werden als zwei Beobachtungsperspektiven für eine Analyse der aktuellen Reformdebatte einander gegenübergestellt. Der Verfasser betont im Anschluss an Luhmann die performative Dimension von semantischen Unterscheidungen, die sich an eine Rekonstruktion der
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7 Wirtschaftssoziologie
Begriffe von Risiko, Ungewissheit und Unsicherheit anschließt und somit den Weg für eine
empirische Überprüfung des Widerspruchs zwischen intersubjektiver Ontologie und individualistischer Epistemologie frei macht. Während Währungskrisen durch die Charakteristika
des Unsicherheitsbegriffs bestimmt sind, bauen die Modelle der Ökonomen auf dem Begriff
der Ungewissheit auf. (ICE2)
[211-L] Kissling, Hans:
Reichtum ohne Leistung: die Feudalisierung der Schweiz, Zürich: Rüegger 2008, 119 S.,
ISBN: 978-3-7253-0902-3 (Standort: Zentral- u. LB Berlin(109)-Soz275331)
INHALT: Die Ungleichheit in der Verteilung des Volksvermögens in der Schweiz hat sich in den
vergangenen drei Jahrzehnten weiter verschärft. Nicht nur zwischen Arm und Reich, sondern
auch zwischen dem Mittelstand und den Reichsten klafft eine enorme Kluft, die an feudalistische Verhältnisse erinnert. Zu den Reichsten gehören zunehmend Personen, die sehr große
Vermögen geerbt haben - eine zentrale Komponente des Feudalismus. Reichtum basiert immer weniger auf persönlichen Marktbeiträgen. Diese "Feudalisierung" führt zu volkswirtschaftlichen Ineffizienzen und gefährdet die demokratische Ordnung. Notwendig sind (1) eine
wirksame Beschränkung der Vererbung von Großvermögen durch Erbschafts- und Schenkungssteuern, (2) Verwendung des Ertrages dieser Steuern zur Senkung der Steuern auf kleine und mittlere Einkommen, (3) Förderung "demokratischer" Eigentumsformen und (4) Investitionen zur Förderung der Chancengleichheit sozial Benachteiligter. (ICE2)
[212-L] Klages, Philipp:
Die Natur der Aktiengesellschaft: Anmerkungen zum Bedeutungswandel einer
aktienrechtlichen Schlüsselkategorie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 5729-5736, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Jüngere Entwicklungen wie der Aufstieg der institutionellen Investoren, die Ausweitung des Marktes für Unternehmenskontrolle sowie die allmähliche Auflösung der Kapitalund Personalnetzwerke der 'Deutschland AG' lassen sich als Hinweise interpretieren, dass
sich das deutsche Corporate Governance-Modell auf das amerikanische Shareholder-Modell
zubewegt. Auch auf unternehmensrechtlicher Ebene sind unter Rot-Grün im Zuge der Corporate Governance-Reformen die Weichen für eine Erweiterung von Aktionärsrechten gestellt
worden. Während die bisherige Literatur den Wandel des Gesellschaftsrechts vornehmlich
auf der legislativen Ebene analysiert, schlägt der Verfasser in seinem Vortrag eine Erweiterung des Blickwinkels auf das Zusammenspiel von Gesetzgebung, Rechtssprechung und
Rechtsdogmatik vor. Im Rahmen eines Vergleiches zwischen Deutschland und den USA untersucht er, inwieweit sich die Inhalte (und Begründungskonzepte) gesellschaftsrechtlicher
Schlüsselkategorien im Verlauf der letzten 30 Jahre verändert haben. Vor allem in den USA
hat sich unter dem Einfluss der ökonomischen Agency-Theorie der Begriff der Aktiengesellschaft von entitätstheoretischen Konzeptionen zur aktionärszentrierten 'nexus of
contracts'-Doktrin verschoben. Parallel hierzu wurde die Geltungsgrundlage gesellschaftsrechtlicher Normen von materialen Gerechtigkeitsvorstellungen auf ein marktwertgetriebenes
Effizienzparadigma umgestellt. Konzipiert man das Rechtssystem als soziales Handlungssys-
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tem, in dem die Vertreter unterschiedlicher Rechtsauffassungen um interpretative Hegemonie
ringen, lässt sich rechtlicher Wandel als Reallokation interpretativer Autorität beschreiben.
Die Liberalisierung der Finanzmärkte, die Veränderung der Eigentümerstrukturen und - im
Falle Deutschlands - der Privatisierungsdruck auf die Rentensysteme dienen den Kontraktualisten als Opportunitätsstruktur, um die Vertreter der herrschenden Lehre zu diskreditieren
und aktionärsgetriebenen Rechtsvorstellungen zu größerer Bedeutung zu verhelfen. Nachdem
Law & Economics in den USA weitgehend etabliert worden ist, wird diese Lehre über epistemische Netzwerke und die Veränderung juristischer Karrierestrukturen allmählich auch nach
Deutschland (und andere Länder) importiert." (Autorenreferat)
[213-L] Koch, Walter A.S.:
Sisyphusarbeiten - Untersuchungen zu Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit: eine
Erwiderung und Klarstellungen, in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik, Bd.
34/2008, H. 2, S. 81-101 (Standort: USB Köln(38)-Haa1470; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag befasst sich mit den 'Kernpunkten' der Diskussion über den Umfang von
Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft. Dabei geht es um den 'richtigen' Wertansatz für geleistete Schwarzarbeitsstunden, die Schätzungen des Arbeitsvolumens in der Schwarzarbeit und
die in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion häufig synonym verwendeten Begriffe 'Schwarzarbeit' und 'Schattenwirtschaft'. Es wird gezeigt, dass diese von Enste und
Schneider beklagte 'Konfusion' durch sie selbst hervorgerufen wurde. Bei den von den Autoren eingesetzten Methoden zeigt sich, dass weder mit dem Bargeldansatz noch mit dem Dymimic-Verfahren belastbare Ergebnisse erzielt werden können. Es erhärten sich die Zweifel
an den immer wieder vorgelegten Schätzungen zur Größenordnung des Umfangs von Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit. Dieses Ergebnis wird durch einen Untersuchungsbericht des
Bundesrechnungshofes zur Arbeitsweise und Organisation der 'Finanzkontrolle Schwarzarbeit' bestätigt, dessen Schlussfolgerungen indes für das verantwortliche Bundesministerium
der Finanzen irrelevant zu sein scheinen." (Autorenreferat)
[214-L] Krempel, Lothar:
Die Deutschland AG 1996-2004 und die Entflechtung der Kapitalbeziehungen der
einhundert größten deutschen Unternehmen, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 818-829, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Über die Bedeutung der engen Kapitalverflechtungen der Banken mit den größten
deutschen Unternehmen kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Tatsache ist, dass sich dieses für lange Zeit typische deutsche Verfechtungsmuster in den letzten Jahren drastisch gewandelt hat. War das Bild lange durch die Überkreuzverflechtungen der größten deutschen
Banken gekennzeichnet, so zeigt sich heute eine zunehmende Auflösung dieses Kontrollsystems. Bereits der Vergleich der mit Mitteln der Netzwerkanalyse erzeugten komparativ-statischen Netzwerkvisualisierungen belegt eindrucksvoll, dass sich die deutsche Unternehmenslandschaft nachhaltig geändert hat. Mit zusätzlichen Informationen, die es erlauben, die Aufund Abwärtsmobilität in und aus den hundert größten Unternehmen von Unternehmensfusio-
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nen, Übernahmen und Unternehmensausgründungen zu unterscheiden, kann eine detaillierte
Bilanz der Veränderungen gezogen werden. Dies erlaubt es Branchen zu identifizieren, die in
den letzten Jahren durch besondere Dynamik gekennzeichnet waren." (Autorenreferat)
[215-L] Lamla, Jörn:
Surfen, Kaufen, Anerkennung suchen: Problemzonen der Handlungsträgerschaft in der
virtuellen Alltagsökonomie, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3103-3113, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Folgt man (post)strukturalistischen Theorien und der Aktor-Netzwerktheorie Bruno
Latours, resultiert das Problem der Handlungsträgerschaft aus den 'Dezentrierungen des Subjekts' im virtuellen Raum sprachlicher Zeichen oder im materiellen Raum technischer Aktanten-Netzwerke. Diese Sichtweise gewinnt nicht zuletzt durch die neuen digitalen Medien an
Plausibilität, vor allem durch das Internet, das solche lateralen Vernetzungen des Handelns
gewaltig zu steigern vermag. Demgegenüber wird hier ein Zugang favorisiert, der das Problem vor allem in der vertikalen Aufschichtung sozialer Praxis lokalisiert. Mit Anthony Giddens kann zwischen Unbewusstem, praktischem und diskursivem Bewusstsein unterschieden
und Handeln als fortlaufender Strom reflexiv kontrollierten und (nachträglich) rationalisierten
Verhaltens aufgefasst werden. Die Fähig- und Fertigkeiten der Handelnden sind darin stets
durch soziale Regeln sowie Ressourcenverteilungen mitkonstituiert, die nicht voll überschaut
bzw. unter Verfügungsgewalt gebracht werden können. Dennoch sind die Handelnden als
leibgebundene Entscheidungszentren mit eigener Geschichte privilegierte Träger des Handelns. Allerdings kann die narrative Vermittlung unterschiedlicher Bezüge und Organisationsstufen der Praxis problematisch werden. Im Anschluss an Paul Ricur analysiert der Beitrag solche 'Verstrickungen' am Beispiel der 'virtuellen Alltagsökonomie', in der sich drei Problemzonen des Handelns überlagern: Das Surfen bezeichnet Handlungen, die in ein Netzwerk
technischer Agenten der digitalen Computertechnologie verstrickt sind. Das Kaufen verweist
auf komplexere Praktiken des sozialen Alltagslebens, die sich in den symbolischen Überschüssen des Geldmediums verstricken. Die biographische Suche nach Anerkennung schließlich verläuft in einem Geflecht nicht (gänzlich) ökonomisierbarer Sozialbeziehungen und Sozialordnungen, die für die Pflege der Identität unverzichtbar sind." (Autorenreferat)
[216-L] Lamla, Jörn:
Sozialpolitische Verbraucheraktivierung: Konsumsubjekt und Bürgergemeinschaft in der
Marktgesellschaft, in: Adalbert Evers, Rolf G. Heinze (Hrsg.): Sozialpolitik : Ökonomisierung
und Entgrenzung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 301-320, ISBN: 978-3-53115766-5
INHALT: Der Beitrag thematisiert die staatlichen Versuche zur "Verbraucheraktivierung". Dies
ist eine Aufgabe, die sich nicht nur im Bereich der klassischen Konsummärkte stellt, sondern
im Kontext der Vermarktlichung sozialer Dienste auch bei den Einrichtungen und Angeboten
der Sozialpolitik selbst. Dabei geht es um mehr als nur den Hinweis, dass Bürger immer mehr
zu Kunden werden (sollen), hinreichende Marktkompetenzen mitbringen oder erwerben müssen und der aktivierende Staat hierbei Hilfestellung zu geben hat. Für eine Verbraucheraktivierung im Rahmen der "Politik des dritten Wegs" stellt der Autor die Frage: "Sollen die Ver-
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braucher als Bürger in ihrer Autonomie umfassend gestärkt werden oder sollen die Bürger als
Verbraucher für die immer mehr Lebensbereiche durchdringende Marktordnung fit gemacht
werden?" Gezeigt wird am Beispiel BSE-Krise, dass hier ein "erziehungsstaatlicher Duktus" wie generell auch bei den Konzepten "Fordern und Fördern" - vorherrscht. Eine andere Art
der Verbraucheraktivierung, auch im Bereich der (Sozial)Politik sollte für den Autor die beiden Elemente der persönlichen Beratung und Unterstützung und der Ansprache bürgerschaftlicher Vernetzungen der Verbraucher so gestalten, dass mit Blick auf "consumer citizen" die
Ausrichtung am individuellen Konsumenten die "Verbindung zur demokratischen Bürgergemeinschaft" nicht abgeschnitten wird. (ICA2)
[217-L] Langenohl, Andreas; Schmidt-Beck, Kerstin:
Die Medien als Bühne für Finanzprofis?: prekär gewordene Medienverhältnisse nach dem
Börsenfall, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des
33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4345-4356, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Medien und Ökonomie stehen in modernen Gesellschaften in einem auf Austausch
beruhenden Passungsverhältnis zueinander. Beispielhaft ist dieses Theorem für den Bereich
der Werbung aufgestellt worden. Demnach bieten Medienorgane den Interessen der Ökonomie ein öffentliches Forum, um im Gegenzug ihren Bestand durch Einnahmen zu sichern und
den Aufmerksamkeitswert eigener Beiträge über (Werbe-)Informationen zu steigern. In den
letzten Jahren sind zunehmend auch Finanzexperten als Medienakteure u.a. in TV-Börsensendungen präsent. Medien als Transporteure von Botschaften bieten der Finanzökonomie damit
eine Bühne zur Selbst-Präsentation, während gleichzeitig vor allem bei guter Börsenentwicklung der Aufmerksamkeitswert entsprechender Medienbeiträge steigt. Das Passungsverhältnis
geht damit in einer Vorteilspartnerschaft auf. Finanzprofis fungieren darin als MaklerInnen finanzwirtschaftlicher Informationen ebenso wie als RepräsentantInnen ihrer Organisationen
und WerbeträgerInnen in eigener Sache. Der Beitrag beleuchtet anhand von Daten aus Interviews mit Finanzprofis deren Medienverhältnis im Kontext des öffentlichen Krisendiskurses
um den Niedergang der Börse in den Jahren 2000 bis 2003. Dieses Verhältnis wird, so die
These, aus der Subjektperspektive potentiell prekär, wenn sich die Rahmenbedingungen der
Passung zwischen Finanzökonomie und Medien verschieben. Im Kontext der Börsenkrise
wurden nicht nur finanzwirtschaftliche Botschaften, Produkte und Organisationen fragwürdig, sondern auch die Medienakteure der Finanzökonomie gerieten in den Verdacht, sich am
Verlust von Anlegergeldern mit schuldig gemacht zu haben. An der Rezeption dieses medialen Diskurses, der als eine punktuelle, einseitige Aufkündigung der Vorteilspartnerschaft
durch die Medien gedeutet werden kann und der damit die prinzipielle Passung zwischen Medien und Finanzökonomie verschleiert oder aber unterläuft, wird gezeigt, wie Finanzprofis
auf die Personalisierung der Kritik, die sich gegen die ganze professionelle Gemeinschaft
richtet, reagieren. Auf dieser empirischen Grundlage wird das Theorem der Passung von Medien und Ökonomie neu bewertet, indem es um die Dimension der Krise solcher Passungsverhältnisse erweitert wird." (Autorenreferat)
146
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7 Wirtschaftssoziologie
[218-L] Langenohl, Andreas; Schmidt-Beck, Kerstin:
"Welt" des Marktes?: zur Vergesellschaftung durch technische Artefakte an
Finanzmärkten, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen
des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3050-3060, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Der Beitrag setzt sich mit den finanzmarkt- und techniksoziologischen Studien von
Karin Knorr Cetina und Urs Bruegger auseinander. Knorr Cetina und Bruegger zufolge stellt
die Tätigkeit von DevisenhändlerInnen am globalen Devisenmarkt eine 'postsoziale' Beziehung dar: die HändlerInnen bezögen sich auf den Markt als eine 'timeworld', die eigenen
Rhythmen folge. Diese Welt werde den HändlerInnen 'appräsentiert' durch eine Kommunikationsinfrastruktur und insbesondere durch die Bildschirme, an denen gearbeitet werde. Die
Bindung der Subjekte an diese technischen Objekte sei nicht mit Freudschen Kategorien zu
erklären, sondern eher in Lacanschen Begriffen: Bindungen würden nicht durch intersubjektive Identifikation erzeugt, sondern durch die unbewusste Suche im Objekt nach dem, woran es
dem Subjekt mangelt (insbesondere Prognosefähigkeit). Diese Form der Vergesellschaftung
sei paradigmatisch für hochmoderne, posttraditionale Gesellschaften, in denen die Beziehung
zu (durch Massenmedien vermittelten) Idealen des Selbst wichtiger sei als normorientierte
Beziehungen zu 'signifikanten Anderen' im Sinne Meads. Diese Theoreme zur gesellschaftstheoretischen Bedeutung von technischen Artefakten werden dann mit Befunden konfrontiert,
die aus einem Interviewprojekt mit Finanzprofessionellen stammen. In diesen Interviews finden sich Hinweise nicht nur auf eine, sondern auf zwei 'timeworlds': einerseits der kurzfristige, schnelllebige, irrationalen Dynamiken unterworfene Markt, andererseits der langfristig an
die Realwirtschaft rückgebundene, effiziente und rationale Markt. Während das kurzfristige
Marktverständnis Rekurs auf die technische Institutionalisierung globaler Finanzmärkte
nimmt, ist dies beim langfristigen Marktverständnis nicht der Fall. Diese Ergebnisse werden
in einem dritten Schritt auf ihre theoretische Bedeutung hinsichtlich der Rolle der Kommunikationstechnologie bei der Herstellung finanzmarktlicher Handlungsfähigkeit hin befragt. Die
theoretische Auswertung dieser Ergebnisse besagt, dass soziale Strukturierungsmacht den
Kommunikationstechnologien und technischen Artefakten nicht per se innewohnt, sondern in
konkrete Handlungskontexte und Rekursivitätsverhältnisse (etwa 'systemische Integration')
eingebettet ist. Der Finanzmarkt ist daher nicht so sehr ein exemplarischer Ort der Technisierung von Lebenswelten, sondern diese Technisierung steht im Kontext spezifischer, durch
den Markt vorstrukturierter Handlungstypen und Orientierungsweisen." (Autorenreferat)
[219-L] Langenohl, Andreas:
Institutionalistische Konzepte finanzwirtschaftlicher Wandlungsprozesse: Theorie,
Methodologie, Operationalisierung, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1427-1438, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: Innerhalb der Vergleichenden und Internationalen Politischen Ökonomie sind in jüngster Zeit Forschungsansätze historischer Pfadabhängigkeit zum Einsatz gekommen, deren prominenteste Ausprägung der "Varieties of Capitalism" (VoC)-Ansatz darstellt. Nach seinen
Hauptannahmen besteht eine Komplementarität zwischen sich wechselseitig verstärkenden
Mikroinstitutionen der Unternehmenssteuerung und den Makroinstitutionen gesellschaftlich
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
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verankerter industrieller Beziehungen. Ferner wird angenommen, dass nicht alle Ökonomien
im Zuge von Globalisierungsprozessen unterschiedslos auf das Modell liberaler Marktwirtschaft hin konvergieren, sondern dass sich die verschiedenen Gruppen von Marktökonomien
immer stärker ihrem jeweiligen Idealtypus annähern, weil sie nur dadurch einen institutionell
bedingten, wirtschaftlichen Effizienzzuwachs erzielen können. An diesem Ansatz ist vielfach
die Tendenz zum Funktionalismus kritisiert worden, die der Annahme der institutionellen
Komplementaritäten Vorschub leiste. Der Autor nimmt diese Kritik zum Ausgangspunkt, um
den VoC-Ansatz anhand des Beispiels jüngster finanzwirtschaftlicher Wandlungsprozesse in
Deutschland um organisationssoziologische Aspekte zu ergänzen. Er zeigt, dass dadurch die
Frage nach einer stattfindenden oder ausbleibenden Konvergenz politisch-ökonomischer Ordnungen auf die Ebene der Deutungen solcher Ordnungen und der Konflikte um diese Deutungen verlagert werden kann. (ICI2)
[220-L] Laville, Jean-Louis:
What is the third sector?: from the non-profit sector to the social and solidarity-based
economy ; theoretical debate and European reality, in: Claus Leggewie, Christoph Sachße
(Hrsg.): Soziale Demokratie, Zivilgesellschaft und Bürgertugenden : Festschrift für Adalbert
Evers, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 203-215, ISBN: 978-3-593-38681-2 (Standort:
LB Koblenz(929)-2008/4469)
INHALT: "Der Artikel beinhaltet eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Begriff und Zuschnitt des 'Dritten Sektors'. Er konfrontiert den aus den US-amerikanischen Sozialwissenschaften stammenden und vor dem Hintergrund des einflussreichen und weitläufigen amerikanischen Stiftungswesens gewonnenen Begriff des 'Non-Profit-Sector' mit einem vor dem
Hintergrund der französischen Kooperativen und Mutualités gewonnenen 'europäischen' Begriff der 'sozialen Ökonomie'. Er plädiert für die Erweiterung eines eindimensional marktwirtschaftlichen Verständnisses von Ökonomie durch die Anerkennung von Formen des Wirtschaftens jenseits des Marktes: für die Perspektive einer 'moralischen Ökonomie' (E.P.
Thompson) als Zentralelement der Zivilgesellschaft." (Autorenreferat)
[221-L] Lippoth, Karl Ulrich:
Die normativen Volten der Funktionslogik - Von der funktionalistischen Umwertung der
Werte: Problemskizze und Anwendung, in: Werner Sesselmeier, Frank Schulz-Nieswandt
(Hrsg.): Konstruktion von Sozialpolitik im Wandel : implizite normative Elemente, Berlin:
Duncker & Humblot, 2008, S. 243-255, ISBN: 978-3-428-12505-0
INHALT: Der Autor setzt sich mit der grundlegenden Frage nach dem Verhältnis von Funktionslogiken und Normativität kritisch auseinander und fragt nach der Bedeutung des Marktes als
gesellschaftlichem Subsystem, das einer eigenen Logik unterliegt und eine eigene Ethik entwickelt, die ein "richtiges" Verhalten am Markt vorschreibt. Die damit verbundene Problematik bezieht sich dem Autor zufolge auf einen argumentativen Grenzübergang zwischen innerund außerweltlicher "Logik": Normativität, ob religiös, diskursiv oder gerechtigkeitstheoretisch begründet, wird innerhalb von autonom anerkannten Subsystemen rechtfertigend in
Dienst genommen, verliert dabei aber ihre Anbindung an konkrete normative Vorstellungen
eines zu erreichenden gesellschaftlichen Zustandes. Einzelne Handlungsschritte werden allein
aufgrund funktionslogischer Argumente begründet, welche eine zirkuläre Eigennormativität
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
ausbilden. Das inhärente Problem des funktionslogischen Ansatzes lautet daher: Die Normativität von Politik wird an eine nicht steuerbare Prozessualität von Entwicklung verschenkt und
die funktionslogisch systematische Manipulation von Ausgangsbedingungen setzt immer dort
an, wo die Ausgangsbedingungen am leichtesten und kontrollierbarsten manipulierbar sind:
beim Menschen. (ICI2)
[222-L] Maier, Wolfgang:
Hunger, Öl und Politik: über Ursachen steigender Nahrungsmittelpreise, in: Die Politische
Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 54/2008, H. 9 = Nr. 466, S. 21-24 (Standort: USB
Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.kas.de/wf/doc/kas_14446-544-1-30.pdf)
INHALT: Hunger ist, so der Verfasser, keinesfalls unabänderlich - kein Mensch muss hungern,
wenn die agrartechnischen Möglichkeiten genutzt werden, wenn die internationalen und die
nationalen Märkte funktionieren und wenn insgesamt produktionsfreundliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen herrschen. Dafür muss und kann die Politik die Voraussetzungen
schaffen. Genauso wenig gibt es einen triftigen Grund, weshalb der Welt die Energie ausgehen sollte. Wenn der Energiebedarf der Industrie- und der aufstrebenden Schwellenländer zu
Hungerrevolten in den armen Ländern führt, dann kann sich die Welt den Verzicht auf die
Nutzung von Kernenergie zumindest gegenwärtig nicht leisten. Hier ist in der Tat ein "vernetztes Denken" auch in der Politik erforderlich - das dann allerdings oft keine "einzig richtige Lösung" präsentieren kann, sondern immer nur eine annähernd beste. Dies der Öffentlichkeit klarzumachen ist eine zentrale Aufgabe einer vorausschauenden, sich an Nachhaltigkeit
ausrichtenden und über Partikularinteressen stehenden Politik. Mit steigenden Energie- und
Nahrungsmittelpreisen werden wir, so die These, aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin leben müssen. Eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Politik wird sie aber zu einem guten
Teil auffangen und ausgleichen können. (ICF2)
[223-L] Makropoulos, Michael:
Architektur und Konsum als Medien objektvermittelter Vergesellschaftung, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 3942-3951, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Eine weitere Besonderheit konsumvermittelter Vergesellschaftung ist der Bezug auf
Objekte, jedenfalls wenn es sich im klassischen Sinne um materielle Güter, also Waren handelt, was zumindest in historischer Perspektive lange Zeit ausschlaggebend gewesen ist. Das
charakteristische und kulturkritisch oft hervorgehobene Moment der Unverbindlichkeit des
Konsums erwächst aus der Warenform, also der Dekontextualisierung der Konsumobjekte,
die somit auf Märkten disponibel werden. Aber auch die von der Soziologie früh bemerkte
symbolische Dimension des Konsums (aus der soziale Mechanismen wie Mode oder Distinktion abzuleiten sind) ist objektvermittelt: Es sind die konsumierten oder begehrten Objekte,
welche sozial wirksam werdende Bedeutungen transportieren. Vor diesem Hintergrund steht
in Michael Makropoulos' Vortrag der Vergleich des Konsums mit einem weiteren, für die
Moderne charakteristischen Medium objektvermittelter Vergesellschaftung - der
Architektur." (Autorenreferat)
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[224-L] Mützel, Sophie:
Handlungskoordination in der neuen Wirtschaftssoziologie: französische und USamerikanische Ansätze im Vergleich, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der
Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in
Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 4302-4309, ISBN: 978-3593-38440-5
INHALT: "Die neue, US-amerikanisch geprägte Wirtschaftssoziologie hat sich in den letzten Jahren mehr als bisher für Aspekte der Kultursoziologie offen gezeigt. Märkte werden nicht
mehr nur als Orte wirtschaftlichen Austauschs verstanden, sondern Marktakteure benutzen
auch kognitive Kategorien, um aus den wirtschaftlichen Aktivitäten Sinn abzuleiten. Von besonderem Interesse sind hierbei die Kategorisierungen, die Marktbeteiligte vornehmen, um
beispielsweise zu entscheiden, welches Produkt nun gekauft werden soll oder welches Unternehmen Konkurrent ist. So ist es für Podolny der Status, der als Konsequenz der Netzwerkbeziehungen, die ein Akteur hat und die als solche von Dritten wahrgenommen werden, kategorisierend wirkt. In Whites Marktmodell geht es um Vergleichbarkeit, die Produzenten versuchen durch Beobachtung herzustellen, um Hinweise für eigenes Handeln zu erlangen und um
Rückschlüsse zu ziehen, wo sie sich selbst in der Marktaufstellung befinden. Auch in der neuen französischen Wirtschaftssoziologie, die von der Auseinandersetzung mit Bourdieus soziologischem Vermächtnis geprägt ist, spielen kognitive Kategorisierungen eine große Rolle.
Besonders Boltanski und Thévenot haben Ideen zur Kognition von Akteuren für die Koordination von Handlung erweitert, indem sie auf die grundlegenden evaluativen Prinzipien oder
'orders of worth' hinweisen, nach denen Akteure kategorisieren. Damit verbinden sie analytisch kognitive und evaluative Kapazitäten von Akteuren. Jede 'order of worth' unterstützt
einen eigenen Koordinationsmodus basierend auf einem Qualifikationsprozess, der sowohl
Menschen als auch Objekte mit einschließt. Boltanskis und Thévenots Arbeiten zu 'orders of
worth' legen einen Grundstein für die 'Economie des conventions', die sich mit konventionellen Formaten des Handelns beschäftigt. Ziel des Vortrags ist es, die Entwicklung der neueren
französischen Wirtschaftssoziologie nachzuzeichnen und insbesondere auf die Idee des Qualifikationsprozesses und die Relevanz von Objekten für die Koordination von Handlung einzugehen. Dabei werden Ähnlichkeiten und Unterschiede zu der US-amerikanischen Wirtschaftssoziologie herausgearbeitet." (Autorenreferat)
[225-L] Pahl, Hanno:
Das Geld in der modernen Wirtschaft: Marx und Luhmann im Vergleich, (Campus
Forschung, Bd. 930), Frankfurt am Main: Campus Verl. 2008, 358 S., ISBN: 978-3-593-38607-2
INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen folgende Themen: (1) Wie wird jeweils das Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft bestimmt? (2) Welche Konvergenzen
und Divergenzen lassen sich in den jeweiligen Konzeptionen des Systemcharakters der Ökonomie bzw. der Emergenz des Monetären ausmachen? (3) Wie wird das Verhältnis von Einheit und Differenz von Wirtschaft und Finanzsphäre begriffen? Sowohl Marx als auch Luhmann formulieren ihre jeweils eigenen Gesellschaftsbegriffe in Bezug auf und in Absetzung
von einer Kernfigur, die in der praktischen Philosophie Hegels enthalten ist, und die ihrerseits
gegen alteuropäische Gesellschaftstheorien gerichtet ist. Indem die jeweiligen Absetzungsbewegungen gegenüber Hegel dargestellt werden, wird es möglich, die Prämissen Luhmanns
und Marxens in einer mehr genetischen Weise zu beleuchten, anstatt sie lediglich äußerlich
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
aufeinander zu beziehen. Der Autor vergleicht die Konzeptualisierungen des Systemcharakters der modernen Ökonomie bei Marx und Luhmann. Die Kernfragen lauten: Wie bestimmen
beide Theorien das Verhältnis von ökonomischer Ausdifferenzierung bzw. Verselbständigung
und dem Geld? Wie unterscheiden sie jeweils das moderne, 'reflexive' Geld vom vormodernen Geld als bloßem zirkulierendem Medium? Es wird gezeigt, dass beide Theorien zwar
schwerpunktmäßig anders, aber dennoch vergleichbar operieren. Die Stelle, an der beide
Theorien in entgegengesetzte Richtungen abzweigen, wird durch den divergierenden Bezug
sowohl auf die Arbeitskategorie wie auf die Kapitalkategorie deutlich. Einen Schwerpunkt
der Studie stellt die Frage nach der Einheit und Differenz von moderner Wirtschaft und Finanzsphäre dar. Zum Schluss werden die Perspektiven einer eigenständigen Soziologie der
Wirtschaft wieder aufgenommen und unter Bezugnahme auf die Erkenntnisse des Theorievergleichs erneut diskutiert. (ICF2)
[226-L] Pongratz, Hans J.:
Eine Gesellschaft von Unternehmern: Expansion und Profanierung "schöpferischer
Zerstörung" in kapitalistischen Ökonomien, in: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 18/2008,
H. 3, S. 457-475 (Standort: USB Köln(38)-XG07112; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Wandel der Arbeits- und Organisationsstrukturen in kapitalistischen Unternehmen gibt Anlass zu einer Neubestimmung der Unternehmerkategorie. Gegenüber klassischen
Konzeptionen des Unternehmertums als investitions- und risikofreudiger und dadurch wirtschaftlich erfolgreicher sozialer Klasse wird eine erweiterte Definition vorgeschlagen: Unternehmer sind erwerbsorientierte Anbieter von Waren auf Märkten. In diesem Sinne impliziert
eine Gesellschaft von Unternehmern, dass sich potenziell jedes Mitglied im Verlauf seines
Lebens immer wieder (und in mehrfach sich überlagernder Weise) mit unternehmerischen
Handlungsanforderungen konfrontiert sieht. Diese kategoriale Erweiterung erfordert eine Klärung und Differenzierung unterschiedlicher Ausprägungen von Unternehmertum (im Hinblick
auf verschiedene Märkte). Sie führt darüber hinaus zur These einer Expansion der unternehmerischen Kernfunktion in den Betrieben: 'nach unten' auf immer breitere Kreise von Beschäftigten und 'nach innen' durch permanente Reorganisation, welche die Prozesse und
Strukturen der Organisation selbst zum Gegenstand 'schöpferischer Zerstörung' (Schumpeter)
macht. Insbesondere durch Projektarbeit, welche auf innovative Problemlösungen bei enger
Ressourcenausstattung abzielt, wird der unternehmerische Anspruch verallgemeinert und zugleich profaniert. Abschließend werden die kulturellen Entwicklungsbedingungen derart projektförmig integrierten Unternehmertums erörtert, denn der erweiterte unternehmerische Anspruch stellt das vorherrschende Organisationsverständnis infrage und stößt auf beträchtliche
Verhaltensunsicherheiten und Koordinationsprobleme." (Autorenreferat)
[227-L] Sauer, Dieter:
"Du bist Kapitalismus" oder die Widersprüche der Ökonomisierung, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 609-621, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Was sind die Triebkräfte der gegenwärtig konstatierten Tendenz einer zunehmenden
Ökonomisierung? Warum kommt es zu den Überschreitungen der traditionellen Grenzen der
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
151
Ökonomie, zur 'Kolonialisierung aller Lebensbereiche?' Der Beitrag versucht darauf eine
Antwort zu finden und setzt am historischen Kern der gegenwärtigen gesellschaftliche Umbruchprozesse an: Prozesse der Vermarktlichung und Individualisierung sprengen das fordistische Verhältnis von Markt und Organisation, von Arbeitskraft und Person und von Arbeit
und Leben auf. Mit der Vermarktlichung wird in den Unternehmen ein neuer Steuerungsmodus implementiert, mit denen der Markt, in mehr oder weniger abstrakte Zielvorgaben oder
Wertgrößen übersetzt, zur 'Naturbedingung' von Arbeit wird. Individualisierung, als Zeitdiagnose früher vor allem auf die private Lebenswelt bezogen, kehrt offensichtlich in die Ökonomie zurück. In den Kernbereichen von Ökonomie und Arbeit kommt es zu einer forcierten Individualisierung von Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen. Verkrustete institutionelle
(Herrschafts-)Strukturen brechen auf, neue Freiheitsräume für die Individuen werden zu funktionalen Bestandteilen einer neuen Ökonomie. Gleichzeitig verbindet sich diese Freisetzung
mit einer neuen Ökonomie der Unsicherheit und einer Unterordnung individuellen Handelns
unter die Imperative einer abstrakter (globaler) werdenden kapitalistischen Ökonomie. Die
Prozesse sind widersprüchlicher als sie erscheinen mögen: Ökonomisierung löst weder das
neoliberale Freiheitsversprechen ein noch bedeutet sie die Totalisierung der Ökonomie. Ökonomisierung verweist auf eine neue Qualität der Ökonomie und auf die Auflösung von Grenzziehungen zwischen Ökonomie und anderen gesellschaftliche Bereichen. Ökonomisierung
setzt auf die Nutzung der subjektiven (lebensweltlichen) Potentiale lebendiger Arbeit, die
neue Selbstständigkeit und Autonomie des individuellen Beschäftigten. Sie ist angewiesen
auf deren Entfaltung und gleichzeitig vereinnahmt sie diese Potentiale immer mit dem Risiko,
sie wieder zu zerstören. Es ist deswegen zunehmend das Individuum, das die Widersprüche
der Ökonomisierung austragen muss: Damit wird Kapitalismus in unvermittelterer Weise erfahrbar. Das kann zu weitergehender Vereinnahmung oder zu Ohnmacht führen ... daraus
können aber auch politische Einsichten erwachsen." (Autorenreferat)
[228-L] Schäfer, Matthias:
Weichenstellungen für die Zukunft: sechzig Jahre Soziale Marktwirtschaft, in: Die Politische
Meinung : Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Jg. 54/2008, H. 5 = Nr. 462, S. 9-10 (Standort: USB
Köln(38)-EP15460; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
www.kas.de/wf/doc/kas_13619-544-1-30.pdf)
INHALT: Die Soziale Marktwirtschaft war zunächst, so der Verfasser, eine theoretische Konzeption, ersonnen in universitären Zirkeln mit Verbindungen zum deutschen Widerstand. Das dahinterstehende Bild vom Menschen, seine Verantwortung für sich und seine Einstellung gegenüber dem Gemeinwesen, verlangen aber mehr als das Verstehen der Prinzipien und Wertvorstellung der Sozialen Marktwirtschaft. Die Soziale Marktwirtschaft ist letztlich eine Idee
von Mensch und Gesellschaft, eine geistige Haltung, eine Attitüde, sie rührt an das Verständnis von einem tugendhaften Leben. Auch wenn die theoretischen Grundlagen und die ersten
Schritte auf dem Weg in die Soziale Marktwirtschaft historisch einmalig sind, so die These,
bleiben ihre zeitungebundenen Elemente in der globalisierten Welt ein Orientierungsrahmen
für angemessenes staatliches und politisches Handeln zum Wohle von Menschen, Unternehmen und Gesellschaft. Als tradierter Wert, gemeinsame Erfahrung und verbindender Zusammenhang ist sie eine der Prägungen unserer politischen Kultur. (ICF2)
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[229-L] Schiller, Frank:
Der Diskurs über Nachhaltigkeit und die Rolle der ökologischen Ökonomie, in: Karl-Siegbert
Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft : Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen
Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl.,
2008, S. 3013-3023, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: Der Autor erörtert den Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Umwelt aus wissenschafts- und wirtschaftssoziologischer Perspektive und geht insbesondere auf die Ansätze der
ökologischen Ökonomie ein. Diese hat sich in Abgrenzung zu der von ihr als neoklassisch bezeichneten Umweltökonomie in den 1090er Jahren international etabliert. Sie hat in theoretischer Hinsicht die relevanten Konfliktlinien in der Selbstbeschreibung des ökonomischen
Systems aufgezeigt. Die wissenschaftssoziologische Fragestellung eröffnet gegenüber einer
rein wirtschaftssoziologischen Betrachtung die Möglichkeit, die theoretische Selbstbeschreibung der Wirtschaft in zwei Richtungen empirisch zu befragen: Sie kann zum einen untersuchen, wie ökologisches Wissen vom Markt adaptiert wird. Zum anderen kann sie aber auch
Widersprüche der theoretischen Selbstbeschreibung beobachten und diese unter Berücksichtigung sozialer Fakten soziologisch verstehen. Dieses soziologische Verstehen, d.h. die makrotheoretische Kontextualisierung, entzieht sich aber regelmäßig der Selbstreflektion der Ökonomik. Dennoch kann von einer relativen Autonomie der Ökonomik gegenüber ihrem Gegenstandsbereich ausgegangen werden, was sich - wie der Autor in seinem Beitrag näher zeigt als systemische Reflexion auf die ökologische Krise verstehen lässt. (ICI2)
[230-L] Schmidt, Johannes:
Finanzmärkte und Wachstum: Schumpeter als Ahnherr moderner Theorien der
Finanzintermediation?, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches
Journal, Jg. 19/2008, H. 4, S. 79-89 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Frage nach den Ursachen des Wirtschaftswachstums wurde in der Vergangenheit
meist ohne Rückgriff auf monetäre Faktoren untersucht. Ausschlaggebend waren und sind,
sowohl in der "alten" als auch in der "neuen" Wachstumstheorie, reale Faktoren: Im traditionellen Solow-Modell ist es der exogene technische Fortschritt, der langfristig das Wachstum
des Pro-Kopf-Einkommens bestimmt. Die neue Wachstumstheorie fügt dem im Wesentlichen
zwei Dinge hinzu: Einerseits wird der Kapitalbegriff auf Humankapital erweitert und so gezeigt, dass Kapitalakkumulation, insbesondere Humankapitalakkumulation, große Bedeutung
für das langfristige Wirtschaftswachstum erlangen kann. Der vorliegende Beitrag prüft vor
diesem Hintergrund die These, dass in Schumpeters Werk die Bedeutung des Finanzsystems
für Wachstum und Entwicklung bereits ansatzweise herausgearbeitet vorliegt. Dazu wird zunächst die Position der modernen Autoren zum Zusammenhang zwischen Finanzintermediation/Finanzmärkten und Wirtschaftswachstum kurz skizziert. Im darauf folgenden Abschnitt
werden die wichtigsten Elemente von Schumpeters "Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung" vorgestellt soweit sie für einen Vergleich mit den modernen Theorien der Finanzintermediation von Bedeutung sind. Der Vergleich von Schumpeters Theorie der wirtschaftlichen
Entwicklung mit den modernen Theorien der Finanzintermediation zeigt, dass sich die modernen Ansätze zu Unrecht auf Schumpeter berufen; insbesondere wird von ihnen die Bedeutung der Geld- und Kreditschöpfung, die Schumpeter als zentral für die Durchführung eines
Entwicklungsprozesses angesehen hat, nicht berücksichtigt. (ICA2)
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[231-L] Schrage, Dominik; Friederici, Marcus R. (Hrsg.):
Zwischen Methodenpluralismus und Datenhandel: zur Soziologie der kommerziellen
Konsumforschung, (Konsumsoziologie und Massenkultur), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
2008, 201 S., ISBN: 978-3-531-15470-1
INHALT: "Die kommerzielle Konsumforschung unterliegt als Teil der Marktforschung einem
fortwährenden Wandel: Ändern sich die Konsumgewohnheiten der Konsumenten, so müssen
neue 'Sonden' auf den Weg gebracht werden, die den 'Kosmos' Konsum erneut ausleuchten
und verborgene Strukturen aufzeigen. Der Band befasst sich vor diesem Hintergrund mit Methoden und Ansätzen der Konsumforschung, geht aber über bisherige Verfahren der kommerziellen Konsumforschung hinaus, insofern deren Rolle im Konsumgeschehen selbst soziologisch untersucht wird" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Dominik Schrage: Zur Soziologie
der kommerziellen Konsumforschung - eine Einleitung (11-28); Kay-Volker Koschel: Zur
Rolle der Marktforschung in der Konsumgesellschaft (29-54); Felix Keller: Theorie der feinen Daten - Über den Konsum von Zahlen und Tabelle (55-72); Thomas Heun: Zwischen
Schein und Sein - Die Bedeutung der Marktforschung für die Werbewirtschaft und ihre Werbung (73-96); Edvin Babic und Thomas Kühn: Qualitative Marktforschung als Akteur in der
Produktentwicklung (97-112); Andreas Mühlichen und Jörg Blasius: Der "soziale Raum" der
Lebensstile und Prominenten (113-142); Stefan Meißner: Personalisierter Massenkonsum und
das Internet (143-166); Andreas Schelske: Transparente Märkte in interaktiven Wertschöpfungsprozessen - Synchrone Konsumforschung mit vernetzten Konsumenten (167-190).
[232-L] Schrage, Dominik:
Subjektivierung durch Konsum, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3952-3961, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Über den im engeren Sinne sozialisatorischen Stellenwert des Konsums hinaus, der
den Ausgangspunkt von Hellmanns Vortrag bildet, stellt sich überdies die Frage nach dem
Beitrag des Konsums für den Wandel von Subjektivitätsformen. Hier geht es weniger um die
auf Sozialisationsinstanzen bezogene Identitätsbildung konkreter Individuen, sondern um die
Einflüsse des modernen Massenkonsums auf die Entstehung nachbürgerlicher Subjektivitätsvorstellungen. Auch dieser Effekt des zunehmenden Massenkonsums ist bereits von der
Konsumkritik seit den 1950er Jahren bemerkt und als 'Ich-Schwäche', 'Konformismus' u.ä.
verurteilt worden. Gegenüber solchen normativen Kritiken geht Dominik Schrages Vortrag
davon aus, dass auch die konsumvermittelte Vergesellschaftung auf einen in seiner Eigenlogik positiv bestimmbaren Typ von Subjektivität angewiesen ist, für den die Motivation zu einer über die Deckung primärer Bedürfnisse hinausgehenden Teilnahme am Konsum ein wesentliches Moment darstellt." (Autorenreferat)
[233-L] Schrage, Dominik:
Konsum: Ein Erfolgsthema des Poststrukturalismus, in: Stephan Moebius, Andreas Reckwitz
(Hrsg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2008, S. 433449, ISBN: 978-3-518-29469-7
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soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
INHALT: In der englischsprachigen Soziologie ist die Konsumforschung seit den 1990 Jahren zu
einem zentralen Forschungsfeld geworden, dessen Relevanz oft mit der Zeitdiagnose einer
postmodernen Konsumkultur begründet wird. Der vorliegende Beitrag zeigt einerseits, dass
Konsum - anders als in der herkömmlichen Verbraucherforschung - als ein Kulturphänomen
wahrgenommen wird, und stellt andererseits einen Bezug zur Modernitätskritik des französischen Poststrukturalismus her. Der Beitrag betrachtet die Neufiguration der Konsumforschung unter dem Einfluss poststrukturalistischer Konzepte in einer epistemologischen Perspektive: Gefragt wird, welche Konstellationen die Rezeption des Poststrukturalismus, trotz
erheblicher Unterschiede in Gegenstand und Denkgestus, gerade im Bereich der Konsumforschung begünstigt haben. Es geht also um die sowohl im Feld der Konsumforschung als auch
in der Realgeschichte des Konsums liegenden Rezeptionsbedingungen des Poststrukturalismus, mit Akzent auf der britischen Soziologie der 1990er Jahre. Die Frage nach dem Einfluss
des Poststrukturalismus auf die Konsumforschung wird aber auch um die naheliegende Frage
ergänzt, inwieweit sich die poststrukturalistischen Konzepte durch ihre Adaption in der Konsumforschung selbst verändert haben. (ICA2)
[234-L] Schramm, Michael:
Ökonomische Moralkulturen: die Ethik differenter Interessen und der plurale
Kapitalismus, (Ethik und Ökonomie, Bd. 5), Marburg: Metropolis-Verl. 2008, 238 S., ISBN:
978-3-89518-640-0 (Standort: ULB Münster(6)-3F72243)
INHALT: Der Kapitalismus war siegreich, so der Verfasser, und bislang ist kein alternatives
Wirtschaftssystem am Horizont zu sehen. Dennoch wird diese Erde (in ökonomischer Hinsicht) nicht nur durch eine Form des ("neoliberalen") Kapitalismus angloamerikanischer Prägung regiert. Es wird argumentiert, dass in mehrerer Hinsicht ein "pluraler Kapitalismus" zu
konstatieren ist. Deutlich erkennbare Unterschiede bestehen zwischen dem ("neoliberalen")
Kapitalismus angloamerikanischer Prägung, dem deutschen Konzept der "Sozialen Marktwirtschaft", dem chinesischen "Netzwerk"-Kapitalismus, oder den heterogenen Formen eines
islamisch geprägten Kapitalismus. In der jeweils anderen Mischung von ökonomischen, (moral)kulturellen, rechtlichen und organisatorischen Faktoren zeigt sich, dass es keine monokausalen Zusammenhänge in Bezug auf den Erfolg einer Wirtschaft gibt. Es wird argumentiert,
dass man moralkulturellen Einflüssen nur schwerlich eine empirische Relevanz absprechen
kann. Doch muss man sich vor allzu linearen und/oder monokausalen, also allzu simplen Wirkungshypothesen verabschieden. So wie Moralkultur und Kultur nicht als deckungsgleich angesehen werden können, so muss auch die moralkulturelle Dimension in den unterschiedlichen Kulturebenen der Ökonomie differenziert werden. Es wird festgestellt, dass die allgemeinen lokalen Kulturen, also die allgemeinen informalen Institutionen einer lokalen Gesellschaft mit ihren religiösen, moralischen, wissenschaftlichen oder ästhetischen Hintergrundvorstellungen und Werten, einen prägenden, aber nicht determinierenden Einfluss auf die lokalen" Wirtschaftskulturen" und die in diesen Kulturkreisen operierenden Individuen und Organisationen ausüben. Obwohl es auf der Ebene der ökonomischen Organisationen durchaus
moralkulturell bedingte Gemeinsamkeiten gibt, leben die je spezifischen Unternehmenskulturen vom Unterschied. Dies bedeutet, dass es ein zentrales Anliegen des jeweiligen Managements sein muss, eine möglichst singuläre und unverwechselbare Unternehmensidentität zu
kreieren, um eine Unterscheidbarkeit von Unternehmen und Marken mit Leben zu erfüllen.
Insbesondere die Globalisierung hat uns, so die These, mit der Tatsache konfrontiert, dass der
moralkulturelle Faktor auch ökonomisch relevant ist. Er begründet den "pluralen Kapitalis-
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
155
mus", der die Wirtschaftswelt auf unserem Erdenrund bunt färbt und eine produktive Vielfalt
"ökonomischer Moralkulturen" hervorbringt. (ICF2)
[235-L] Shamir, Ronen:
Die soziale Verantwortung von Unternehmen: auf dem Weg zu einer neuen, in den Markt
eingebetteten Moralität?, in: Michael Bayer, Gabriele Mordt, Sylvia Terpe, Martin Winter
(Hrsg.): Transnationale Ungleichheitsforschung : eine neue Herausforderung für die Soziologie,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 321-351, ISBN: 978-3-593-38581-5
INHALT: Nach einer Analyse der Begriffe "governance" und "Verantwortlichkeitszuschreibung"
werden die privatrechtlichen "Equator Principles" von Banken vorgestellt, bei denen es sich
um eine Zusammenstellung von Regeln, Arbeitsverfahren und Richtlinien handelt, die potenzielle soziale und ökologische Risiken im Bereich der Projektfinanzierung abschätzen und bewältigen sollen. Es wird die These vertreten, dass Moralität in die ökonomische Logik eingebaut wird. (GB)
[236-L] Sierminska, Eva M.; Frick, Joachim R.; Grabka, Markus M.:
Examining the gender wealth gap in Germany, (DIW Diskussionspapiere, 806), Berlin 2008,
47 S. (Graue Literatur; www.diw.de/documents/publikationen/73/87575/dp806.pdf)
INHALT: "Welfare-oriented analyses of economic outcome measures such as income and wealth
generally rest on the assumption of pooled and equally shared resources among all household
members. Yet the lack of individual-level data hampers the distribution of income and wealth
within the household context. Based on unique individual-level wealth data from the German
Socio-Economic Panel (SOEP), this paper challenges the implicit assumption of internal redistribution by considering an alternative definition of the aggregation unit and by controlling
its effect on distribution and inequality analysis. We find empirical evidence for a significant
gender wealth gap of about 30,000 Euros in Germany, which amounts to almost 50,000 Euros
for married partners. Decomposition analyses reveal that this gap is mostly driven by differences in characteristics between men and women, the most important factor being the individual's own income and labor market experience, and particularly so at the bottom and top of
the wealth distribution. However, this finding can only be shown with non-parametric decomposition techniques. Differences for those in the middle of the distribution appear to be mostly driven by the wealth function, i.e., the way in which women transform their characteristics
into wealth." (author's abstract)
[237-L] Swibenko, Nadine:
"Because I'm an 'Ossi'...": asserting identity by consuming East German goods, in: Sebastian
M. Herrmann, Katja Kanzler, Anne Koenen, Zoe A. Kusmierz, Leonard Schmieding (Hrsg.):
Ambivalent Americanizations : popular and consumer culture in Central and Eastern Europe,
Darmstadt: Winter, 2008, S. 121-138, ISBN: 978-3-8253-5488-6 (Standort: UB Köln(38)35A9514)
INHALT: "Following the originally American 'shopping for identity' paradigm, this essay sheds
new light on East Germans' shopping preferences with regard to products from the former
156
soFid Industrie- und Betriebssoziologie 2009/1
7 Wirtschaftssoziologie
GDR. It acknowledges that Germans, some 15 years after reunification, are split over brands,
and it examines the characteristic patterns of consumption of East Germans who live in the
Western part of the republic, where East German brands are scarce. Based on 16 qualitative
interviews, this sociological case study scrutinizes how these consumers construct, assert, and
retain their individual and collective identities as East Germans. By shopping for East German brands, this essay argues, East Germans link their present life to the past in the GDR and
its specific consumer culture. In this process it identifies their paradoxical engagement with
the dynamics of American consumer culture." (author's abstract)
[238-L] Voswinkel, Stephan:
Anerkennung durch Konsum?, in: Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft :
Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006.
Teilbd. 1 u. 2, Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 3962-3972, ISBN: 978-3-593-38440-5
INHALT: "Die Grenzen konsumvermittelter Vergesellschaftung stehen schließlich in Stephan
Voswinkels Vortrag im Mittelpunkt, der sich der Frage widmet, ob der Konsum, über die
durch ihn faktisch bewerkstelligte Systemintegration hinaus, in der Lage ist, Anerkennung
und institutionellen Status zu vermitteln. Damit wird der Konsum an einem wichtigen Kriterium für Sozialintegration gemessen, welches sowohl die ständischen als auch die durch Arbeit
vermittelten Formen von Vergesellschaftung erfüllen konnten. Bezogen auf die Vergesellschaftung durch Konsum wäre hier zu fragen, inwieweit die zweifellos geschürten Hoffnungen auf Statusverbesserung und Anerkennung im Rahmen des Konsums faktisch einlösbar
sind, oder ob sie fiktional bleiben müssen." (Autorenreferat)
[239-L] Wick, Ingeborg; Wötzel, Uwe:
Unrechtssystem Sweatshop, in: Kritische Justiz : Vierteljahresschrift für Recht und Politik, Jg.
41/2008, H. 3, S. 340-346 (Standort: USB Köln(38)-XF126; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: In der weltweiten Debatte über die sozialen Folgen der Globalisierung hat der Begriff
"Sweatshop" seit den 1990er Jahren einen großen Aufschwung erfahren. Meist wird er als
Synonym für einen Ausbeutungsbetrieb in der Textil- und Bekleidungsindustrie verwandt.
Mittlerweile taucht dieser Begriff auch in Veröffentlichungen über den Arbeitsalltag in anderen Branchen auf, wie z.B. der IT-Industrie, der Spielzeugproduktion etc. Wer geglaubt hatte,
so die Autoren, mit dem fordistischen Wirtschaftsmodell seien das "Sweating System" aus
dem Zeitalter der Industrialisierung im 19. Jahrhundert endgültig überwunden und der 'Manchester-Kapitalismus' in die Geschichte eingegangen, wurde eines Besseren belehrt.
Sweatshops sind vielmehr zu einem Kristallisationspunkt der weltweiten Auseinandersetzung
nicht nur über die Regulierung von Arbeitsverhältnissen, sondern auch über soziale Gerechtigkeit in einer globalisierten Wirtschaft geworden. Dabei stehen sich die Kräfte einer freiwilligen vs. bindenden sozial- und arbeitsrechtlichen Regulierung gegenüber. Die Verfasser zeigen die ökonomischen Hintergründe des Spannungsverhältnisses von "Soft" und "Hard Law"
am Beispiel der Textil- und Bekleidungsindustrie auf und plädieren für die Schaffung bzw.
Anwendung einklagbarer sozialer Menschenrechte, ohne die gewerkschaftliches und zivilgesellschaftliches Engagement von begrenzter Wirkung bleiben. (ICF2)
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7 Wirtschaftssoziologie
157
[240-L] Wolf, Harald:
Die duale Institution der Arbeit und der neue(ste) Geist des Kapitalismus, in: Gabriele
Wagner, Philipp Hessinger (Hrsg.): Ein neuer Geist des Kapitalismus? : Paradoxien und
Ambivalenzen der Netzwerkökonomie, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 219-231,
ISBN: 978-3-531-15315-5
INHALT: Der Beitrag stellt - im Anschluss an Cornelius Castoriadis - die immanente Widersprüchlichkeit, die"duale Organisation der kapitalistischen Arbeit" heraus. Diese besteht darin, dass die kapitalistische Arbeit auf die "radikale Einbildungskraft der Psyche" der beteiligten Subjekte deswegen nicht verzichten kann, weil es darum geht, Initiativen für einen Prozess zu mobilisieren, der aus sich selbst heraus kaum Engagement bewirken kann. Damit ergibt sich so etwas wie ein "ewiges Dilemma" der Öffnung und der Schließung kapitalistischer
Organisationsprozesse mit Blick auf die Motive und die Kreativität der lohnabhängig Beschäftigten. Der Arbeitsprozess erfordert daher mit Boltanski und Chiapello (Der neue Geist
des Kapitalismus) eine normativ-moralische "Unterfütterung" der kapitalistischen Arbeitsverhältnisse. Vor diesem Hintergrund wird dann auf Korrekturen und Weiterungen eingegangen,
die angezeigt sind, wenn das Verständnis der kapitalistischen Entwicklungsdynamik - und gerade ihrer neuesten neoliberalen Ausprägungen und Folgen - weiter geschärft werden soll.
(ICA2)
[241-L] Yilmaz, Sevim:
Soziales Kapital: die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation türkischstämmiger
Unternehmer in Nordrhein-Westfalen, Essen: Klartext-Verl. 2008, 295 S., ISBN: 978-3-83750003-5 (Standort: USB Köln(38)-35A9493)
INHALT: Die Verfasserin behandelt zunächst die migrationsspezifischen Besonderheiten, die die
Rahmenbedingungen für eine ökonomische Integration von Migranten bilden. Sie stellt im
Folgenden die deutschen Unternehmerverbände, die auch für türkische Unternehmer in
Deutschland zuständig sind, ebenso vor wie die Interessenvertreter türkischstämmiger Selbständigen in Nordrhein-Westfalen. Das Phänomen beruflich selbständiger Migranten wird aus
der Perspektive verschiedener Migrationstheorien behandelt. Ferner werden netzwerktheoretische Ansätze vorgestellt und die soziokulturelle Situation türkischer Migranten zwischen türkischen Traditionen und Integration beschrieben. Vor diesem Hintergrund werden Ergebnisse
zweier empirischen Untersuchungen vorgelegt, die Auskunft über die soziale und wirtschaftliche Situation türkischstämmiger Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, bestehende Netzwerke und ihre Nutzung, die Bedeutung persönlichen und institutionellen Vertrauens sowie
die Bedeutung von Religion geben (n=275). Abschließend werden Handlungsempfehlungen
formuliert, die zu einer stärkeren Inanspruchnahme der Wirtschaftsorganisationen und ihrer
Dienstleistungen beitragen sollen. (ICE2)
[242-L] Zachmann, Karin:
Technik, Konsum und Geschlecht: Nutzer/innen als Akteur/innen in
Technisierungsprozessen, in: Petra Lucht, Tanja Paulitz (Hrsg.): Recodierungen des Wissens :
Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Naturwissenschaften und Technik,
Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 69-86, ISBN: 978-3-593-38601-0
158
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7 Wirtschaftssoziologie
INHALT: Der Beitrag zur sozial- und geschichtswissenschaftlichen Technikforschung zeigt, dass
die Integration der "Praxis" in die Entwicklung von Technik - in Form von Partizipation potenzieller NutzerInnen - historisch mindestens bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückverfolgt werden kann. Theoretisch fasst die Autorin diese Entwicklung als Aufkommen
des "Konsumptionsparadigmas" der "zweiten Moderne" - im Gegensatz zum "Produktionsparadigma" der "ersten Moderne". Es folgt ein geschlechtertheoretisch geleiteter Überblick über
die neueren Forschungsansätze, die die Techniknutzung in ihren aktiven, gestaltenden Aspekten betrachten. Im zweiten Teil werden in Fallbeispielen konkrete Repräsentationen von NutzerInnen als AkteurInnen in Technisierungsprozessen vorgestellt und es wird gezeigt, dass
und wie insbesondere Frauen Einfluss auf Technikentwicklung genommen haben und wie
technisches Wissen geschlechtlichen Codierungen unterliegt. Dabei wird auch deutlich, dass
einmal erreichte Einfluss- und Handlungspotenziale von NutzerInnen insbesondere im Zuge
der Einführung neuer Techniken mit deren zunehmender Etablierung und Normierung jedoch
zumeist wieder verloren gehen. (ICA2)
Register
159
Hinweise zur Registerbenutzung
Sachregister
Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw.
Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden.
Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch
Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet.
●
Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.
Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang.
●
Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.
Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich
bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen.
Personenregister
Aufgeführt sind
●
bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen;
●
bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter
(„Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen.
Institutionenregister
Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im
Register.
Sortierung
Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z.
Nummerierung
Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.
Personenregister
161
Personenregister
A
Abel, Jörg 122
Achtenhagen, Frank 104
Adami, Wilfried 85, 105, 123, 124
Adnett, Nick 134
Aghion, Philippe 40
Alewell, Dorothea 41
Algan, Yann 40
Ambrosius, Gerold 178
Anlauft, Wolfgang 121
Apitzsch, Ursula 125
Arnecke, Kay Uwe 170
Aulenbacher, Brigitte 1, 106
Auvinen, Tero 179
B
Backhaus-Maul, Holger 107
Bahl, Friederike 56
Bahnmüller, Reinhard 42
Balzer, Anna R. 43
Bartelheimer, Peter 180
Bartels, Ernst 170
Bechtel, Michael M. 181
Beckert, Jens 182, 183
Behr, Michael 121
Bellmann, Lutz 86, 117, 162
Benthin, Rainer 44
Berg, Peter 126
Bernhard, Dörte 163
Bernhardt, Janine 127
Berthold, Norbert 184
Bewernitz, Torsten 185
Biedermann, Christiane 107
Bierbaum, Heinz 186
Bierfreund, Barbara 128
Bispinck, Reinhard 45
Bluhm, Katharina 187
Bock und Polach, Carlotta von
Böhle, Fritz 2
Bolte, Annegret 108
Bolte, Michael 82
Bös, Gunther 170
Bothfeld, Silke 78
Böttcher, Sabine 38
Brandt, Oliver 48
Brecht-Heitzmann, Holger 46
Brettschneider, Jenny 109
Brinkmann, Ulrich 44, 47
Bröckling, Ulrich 189
Brose, Hanns-Georg 3
Brücker, Heiner 110
Bucalossi, Giulia 14
Buchner, Herbert 170
Bultemeier, Anja 87
Burkatzki, Eckhard 190
C
Cahuc, Pierre 40
Choi, Hae-Lin 47
Cordes, Alexander 48
Cornelißen, Thomas 86
Csenar, Roland 88
Cubela, Slave 4
Curbach, Janina V. 111, 191
D
Daum, Thomas 49
Deller, Jürgen 129
Dellheim, Judith 192
Demirovic, Alex 50
Detje, Richard 47
Diaz-Bone, Rainer 193
Diekmann, Andreas 194
Dörre, Klaus 47, 89, 121, 130
Drepper, Thomas 112
Dröge, Kai 131
Dux, Günter 195
E
Ehmer, Josef 8
Ellguth, Peter 52, 53
Embshoff, Dagmar 199
188
F
Fach, Wolfgang 196
Fitzenberger, Bernd 10
Flecker, Jörg 11
Florian, Michael 197
Frei, Marek 113
Frey, Michael 147
162
Frick, Bernd 72
Frick, Joachim R. 236
Friederici, Marcus R. 231
Friedewald, Michael 22
Fuchs, Manfred 114
Fuchs, Tatjana 133
Fülberth, Georg 198
Funken, Christiane 90
Fürstenberg, Friedrich 12
Füss, Roland 181
G
Gangl, Markus 55
Gash, Vanessa 164
Gashi, Ardiana N. 134
Geicke, Andrea 187
Geisen, Thomas 165
Geissler, Birgit 135
Georg, Arno 13
Gerlmaier, Anja 91
Gerloff, Annika 119
Giaccone, Mario 14
Giegold, Sven 199
Giesecke, Johannes 55, 200
Giguere, Sylvain 15
Giordanengo, Alessandro 176
Grabka, Markus M. 236
Graf, Gerhard 201
Grieswelle, Detle 136
Gröls, Marcel 46
Grotheer, Michael 143
H
Hacker, Winfried 102
Hall, Anja 137
Harbusch, Martin 56
Hartmann, Michael 115
Hartwich, Hans Dieter 121
Hauff, Sven 41
Hauss, Friedrich 38
Heeg, Franz Josef 166
Heider, Frank 57
Hellerich, Gert 202
Hellmann, Kai-Uwe 203
Helmig, Bernd 116
Herbert, Gabriele 204
Herrmann, Andrea M. 16
Hertwig, Markus 58
Hettlage, Robert 96
Personenregister
Hien, Wolfgang 138
Hildebrandt, Eckart 17
Hillebrandt, Frank 205
Hilmert, Steffen 139
Hinz, Thomas 206
Hirsch-Kreinsen, Hartmut
Holst, Hajo 47, 89
Holtgrewe, Ursula 11
Honneth, Axel 59
Horstmann, Birte 70
Houben, Jan 60, 85, 92
Hübler, Olaf 10, 86
Huchler, Norbert 18
Hüllinghorst, Rolf 207
Hüning, Hasko 147
Hüsing, Bärbel 22
I
Ittermann, Peter
122
122
J
Jäckel, Michael 208
Jäger, Wieland 32
Jirjahn, Uwe 61
Jochum, Georg 19
Junghanns, Gisa 167
Jürgens, Kerstin 20, 21
K
Kamrad, Klaudia 163
Kannankulam, John 209
Karakayali, Serhat 47
Karbe-Hamacher, Sigrid 166
Keller, Berndt 62, 63, 140
Kemme, Jutta 170
Kessler, Oliver 210
Kiesche, Eberhard 168
Kinkel, Steffen 22
Kirchner, Stefan 117
Kissling, Hans 211
Klages, Philipp 212
Klee, Günther 141
Kleemann, Frank 93
Koch, Walter A.S. 213
Koffhoff, Hermann 72
Kohaut, Susanne 52, 53
Köhler, Christoph 127, 142, 143
Kohn, Markus 169
Koller, Lena 64
Personenregister
Kopel, Mechthild 154
Kotthoff, Hermann 118
Kraemer, Klaus 23
Kraft, Kornelius 10
Kraus, Katrin 94
Krause, Alexandra 39, 127, 143
Krause, Ina 143
Krekel, Elisatbeth M. 137
Krempel, Lothar 214
Kriesel-Knobloch, Mirjam 163
Kühl, Stefan 24
Kuhlmann, Martin 25
Kurz, Constanze 119
L
Lamla, Jörn 215, 216
Landau, Kurt 156
Lang, Christa 123, 124
Langenohl, Andreas 217, 218, 219
Laskowski 87
Lauper, Patricia 116
Laville, Jean-Louis 220
Lay, Gunter 22
Leber, Ute 162
Lehr, Ursula 170
Leitsmüller, Heinz 65
Lengfeld, Holger 66
Lichte, Rainer 95
Lichtenauer, Annette 165
Liebig, Kerstin 171
Lindecke, Christiane 144
Lindner, Ralf 22
Lippoth, Karl Ulrich 221
Loebe, Herbert 145
Lorenz, Frank 172
Loudovici, Kai 87, 142
Lücking, Stefan 82
Lutter, Mark 182, 183
Lutz, Burkart 38
M
Maier, Wolfgang 222
Makropoulos, Michael 223
Martens, Helmut 27
Märzweiler, Caroline 96
Matuschek, Ingo 28
Maurer, Andrea 29
Maxin, Leena 129
Mayer-Ahuja, Nicole 97
163
Meifert, Matthias 120
Meißner, Stefan 98
Mertens, Antje 164
Metz, Thomas 72
Meyer, Jenny 146
Michalski, Silke 116
Minssen, Heiner 30
Moosbrugger, Jeanette 173
Müller-Jentsch, Walther 67
Mützel, Sophie 224
N
Nährlich, Stefan 107
Neumer, Judith 108
Neuner, Ralf 174
Nickel, Hildegard Maria
147, 148
O
Oberlander, Willi 171
Oppen, Maria 117
P
Pahl, Hanno 225
Pahnke, Andre 86
Papies, Udo 113
Pasqua, Paolo 176
Pech, Eberhard 167
Pepper, Sandy 31
Peter, Gerd 13
Peter, R. 174
Pfeifer, Christian 39
Pfeiffer, Sabine 32, 33, 34, 123, 124, 149,
150
Phyel, Jörn 68
Pieper, Marianne 35
Pierro, Dario di 176
Polterauer, Judith 107
Pongratz, Hans J. 226
Priller, Eckhard 17
Pugh, Geoff 134
R
Rademacher, Holger 156
Raeder, Sabine 94
Rampeltshammer, Luitpold 58
Rehberg, Frank 60, 69, 85, 92, 105, 123,
124
Richiardi, Matteo 176
Rieder, Kerstin 93
164
Personenregister
Riegraf, Birgit 106
Rixgens, Petra 151
Rolfs, Christian 170
Romeu Gordo, Laura 164
Roß, Bettina 152
Roulin, Christophe 165
Stiefermann, Klaus 170
Strauß, Susanne 139
Streckeisen, Peter 103
Struck, Olaf 39, 143
Stumpf, Christian 157
Swibenko, Nadine 237
S
Sackmann, Sonja A. 70
Sandmann, Bernd 170
Sanz, Andrea 175
Sauer, Dieter 36, 37, 227
Schäfer, Matthias 228
Schelske, Andreas 99
Schielke, Georg 165
Schiemann, Frank 113
Schiller, Frank 229
Schmalstieg, Catharina 47
Schmid, Günther 100
Schmidt, Johannes 230
Schmidt, Werner 42
Schmidt-Beck, Kerstin 217, 218
Schmierl, Klaus 71
Schnabel, Claus 64, 72
Schnabel, Hubert 72
Schneider, Günter 172
Schneider-Heeg, Brigitte 166
Schöder, Tim 143
Schrage, Dominik 231, 232, 233
Schramm, Michael 234
Schroeder, Wolfgang 73
Schroth, Heidi 153
Schulz-Schaeffer, Ingo 90
Schumann, Michael 101
Schweiger, Gottfried 74
Schwitzer, Helga 154
Sehrbrock, Ingrid 155
Seifert, Hartmut 140
Severing, Eckart 145
Shamir, Ronen 235
Sierminska, Eva M. 236
Singe, Ingo 121
Sinn-Behrendt, Andrea 156
Sperga, Marita 166
Speth, Rudolf 75
Staab, Philipp 56
Stab, Nicole 102
Steger, Thomas 76
Steiner, Christine 38
T
Teiwes-Kügler, Christel 158
Thieme, Christoph 89, 121
Tondorf, Karin 77
Treske, Eric 33
Trinczek, Rainer 82
U
Ullmann, Karen 78
Ulrich, Günter 79
V
Vanselow, Achim 160
Verwiebe, Roland 200
Vester, Michael 158
Villosio, Claudia 176
Völker, Susanne 159
Voß, G. Günter 93
Voswinkel, Stephan 238
W
Wagner, Alexandra 118
Wagner, Hilde 80
Wagner, Joachim 64
Wagner, Simone 206
Wannöffel, Manfred 81
Weinkopf, Claudia 160
White, Daniel 202
Whittall, Michael 82
Wick, Ingeborg 239
Wilke, Christiane 154
Wilke, Matthias 168
Wirner, Gerhard 121
Wolf, Elke 83
Wolf, Harald 240
Wötzel, Uwe 239
Y
Yilmaz, Sevim
Z
Zachmann, Karin
241
242
Personenregister
Zapf-Freudenberg, Astrid
Ziegler, Astrid 84, 161
Ziegler, Dieter 43
Zwick, Thomas 72, 83
165
177
Sachregister
167
Sachregister
A
Abfallwirtschaft 145
Abfindung 78
abhängig Beschäftigter 8, 121
Afrika 47
Afrika südlich der Sahara 47
Agrargesellschaft 8
Akteur 27, 29, 32, 33, 121, 173, 182, 190,
191, 193, 215, 217, 224, 234
Aktiengesellschaft 212
Aktienkurs 181
Aktienmarkt 181
Aktionär 212
Aktivierung 141
Akzeptanz 41, 92, 116, 163
Alkohol 177, 207
Alkoholismus 207
Alkoholkonsum 207
Alltag 190, 215, 242
alte Bundesländer 48, 53, 61, 127, 134,
143
Altenpflege 132
älterer Arbeitnehmer 129, 138, 139, 141,
146, 156, 162, 170, 172, 176
alter Mensch 170
Alternativbewegung 192
altersadäquater Arbeitsplatz 156, 172
altersspezifische Faktoren 146
Altersstruktur 113, 146, 170
Altersversorgung 139, 170
Altruismus 194
Ambivalenz 197
Amerikanisierung 237
Anerkennungspolitik 150
Angelernter 145
Angestellter 71, 108
Angst 56, 108, 130
Anomie 190
Anreizsystem 10, 83, 176
Anspruchsniveau 24
Antagonismus 240
Arbeiter 56, 71, 152
Arbeiterbewegung 185
Arbeitertätigkeit 122
Arbeitgeber 63, 71, 78, 94, 126, 160, 162,
172
Arbeitgeberverband 42
Arbeitnehmer 10, 21, 31, 37, 44, 49, 56,
66, 87, 121, 127, 143, 147, 148, 158,
164, 177, 200
Arbeitnehmerbeteiligung 121
Arbeitnehmerinteresse 82, 126, 160
Arbeitnehmerorganisation 62, 68
Arbeitnehmerüberlassung 141, 160
Arbeitnehmervertretung 54, 58, 62, 65, 72,
82, 187
Arbeitsablauf 96
Arbeitsanforderung 6, 51, 80, 91, 137,
145, 156
arbeitsbedingte Krankheit 165, 168, 174
Arbeitsbedingungen 5, 6, 11, 14, 20, 28,
35, 38, 51, 54, 59, 73, 77, 81, 84, 88,
96, 110, 118, 119, 121, 133, 135,
136, 153, 154, 156, 176, 227, 239,
240
Arbeitsbelastung 6, 13, 14, 38, 51, 54, 88,
91, 102, 110, 166, 167, 168, 170,
171, 173, 174, 176
Arbeitsbeschaffung 38
Arbeitsbewertung 71, 136
Arbeitsbeziehungen 8, 40, 41, 47, 52, 54,
63, 72, 73, 80, 90, 126, 131, 173
Arbeitsforschung 13, 27, 59
Arbeitsgesellschaft 7, 12, 13, 23, 87, 130
Arbeitsgestaltung 2, 12, 101, 121, 123,
150, 156, 169
Arbeitsgruppe 96, 175
Arbeitsintensität 28, 51
Arbeitsintensivierung 103
Arbeitskampf 42, 185
Arbeitskräfteangebot 15
Arbeitskräftebedarf 171
Arbeitskraftunternehmer 19, 91, 135
Arbeitskultur 138, 240
Arbeitsleistung 151, 173
Arbeitslosenversicherung 49, 100
Arbeitsloser 15, 38, 47, 141
Arbeitslosigkeit 55, 74, 100, 159, 164, 200
Arbeitsmarkt 8, 10, 17, 48, 49, 55, 59, 100,
122, 140, 142, 143, 176, 184, 204
168
Arbeitsmarktentwicklung 14, 55, 143
Arbeitsmarktforschung 10
Arbeitsmarktpolitik 15, 49, 89, 100, 125,
140, 141, 196
Arbeitsmarktsegmentation 10, 26, 142,
143, 161
Arbeitsmarkttheorie 100
Arbeitsmedizin 91, 166, 167, 168
Arbeitsmigration 188
Arbeitsorganisation 2, 22, 26, 66, 80, 88,
90, 93, 96, 102, 104, 108, 117, 132,
133, 137, 142, 146, 156, 162, 163,
174, 176, 240
Arbeitsplatz 5, 6, 51, 56, 84, 163, 177
Arbeitsplatzpotential 10, 38
Arbeitsplatzsicherung 14, 52, 84, 120, 127
Arbeitsplatzverlust 56, 84
Arbeitspolitik 13, 14, 50, 81, 101, 113,
121, 130, 133, 138, 140, 147, 148,
154
Arbeitsprozess 174, 175
Arbeitspsychologie 65, 91, 166
Arbeitsrecht 5, 14, 46, 49, 74, 144, 170,
172, 239
Arbeitsschutz 14, 49, 54, 80, 121, 155,
162, 165, 166, 168, 169, 172, 174
Arbeitssicherheit 5, 54, 80, 165, 176
Arbeitssituation 28, 74, 80, 88, 91, 118,
119, 145, 150, 151, 154, 167, 171
Arbeitsstrukturierung 22, 108
Arbeitsteilung 11, 97, 119, 159
Arbeitsuche 38
Arbeitsunfall 165
Arbeitsverhalten 102
Arbeitsverhältnis 3, 35, 87, 97, 142, 143,
154, 164
Arbeitsvermittlung 49, 141
Arbeitsvertrag 49, 94, 170
Arbeitswelt 7, 12, 19, 22, 37, 90, 91, 118,
138, 154
Arbeitswissenschaft 13, 168
Arbeitszeit 28, 38, 51, 54, 77, 88, 118,
126, 133, 135, 144, 157, 163, 168,
176
Arbeitszeitflexibilität 54, 126, 132, 135,
144, 157, 168
Arbeitszeitpolitik 133, 157, 168
Arbeitszeitwunsch 133
Arbeitszufriedenheit 6, 38, 51, 55, 91,
Sachregister
171, 176
Architektur 223
Armut 5, 23, 74, 89, 130
Artefakt 218
Arzt 110, 171
Arztpraxis 171
Aufbauorganisation 95
Ausbeutung 173
Ausbildung 69, 124, 155
Ausbildungsabbruch 155
Ausbildungsberuf 155
Ausland 84
Ausländerbeschäftigung 49
ausländischer Arbeitgeber 241
ausländischer Arbeitnehmer 200
Auslandsinvestition 97
Auslandstätigkeit 171
Australien 15
Auszubildender 155
Automatisierung 95, 103
B
Ballungsgebiet 9, 48
Bank 87, 118, 235
Bankgewerbe 126, 214
Baugewerbe 10, 45
Beamtentum 63
Bedrohung 207
befristetes Arbeitsverhältnis 55, 164
Behinderter 165
Behinderung 163, 165
Belastbarkeit 91, 176
Belohnung 60, 69, 89, 123
Benachteiligung 89
Benchmarking 95, 179
Benutzer 242
Benutzerforschung 242
Berichterstattung 217
Beruf 10, 14, 28, 94, 137, 138, 145, 162,
176, 200
berufliche Integration 163, 170
beruflicher Aufstieg 14, 51, 115, 118
berufliche Rehabilitation 165
berufliche Reintegration 165
berufliche Selbständigkeit 91, 241
berufliche Sozialisation 28
berufliches Selbstverständnis 7
berufliche Weiterbildung 14, 15, 119, 134,
137, 139, 141, 162, 166, 170, 172
Sachregister
Berufsanfänger 171
Berufsanforderungen 150
Berufsaussicht 171
Berufsausstieg 100
Berufsbildung 155, 163
Berufsbildungspolitik 145
Berufseinmündung 100, 171
Berufserfahrung 146, 158
Berufserfolg 171
Berufsethos 158
Berufskrankheit 88
Berufsmobilität 10, 100, 115
Berufsschule 155
Berufssituation 138
berufstätige Frau 10, 109, 133, 154, 161
Berufsverband 62
Berufswahl 155
Berufswunsch 171
Beschäftigtenstruktur 146
Beschäftigtenzahl 61, 113
Beschäftigung 3, 11, 23, 86, 87, 94, 127,
129, 130, 142, 184
Beschäftigungsbedingungen 130, 140,
184, 227
Beschäftigungseffekt 10, 64
Beschäftigungsentwicklung 48, 143, 160,
184
Beschäftigungsfähigkeit 95, 139
Beschäftigungsförderung 38, 145, 163,
172
Beschäftigungsform 10, 13, 55, 81, 87,
100, 127, 140, 176
Beschäftigungspolitik 14, 50, 63, 101
Beschäftigungssituation 23, 87
Beschäftigungssystem 140, 142, 143
Besteuerung 211
Best Practice 100, 132
Betreuung 132, 157
betriebliche Sozialpolitik 132
betriebsärztlicher Dienst 166
Betriebsgröße 53, 61, 64, 122, 162
Betriebsklima 38, 92
Betriebsrat 10, 41, 44, 46, 53, 54, 58, 61,
64, 65, 71, 72, 78, 81, 82, 84, 121,
144, 160, 162, 168, 172, 187
Betriebsübergang 113
Betriebsvereinbarung 45, 46, 52, 77, 84,
132, 144
Betriebsverfassung 49
169
Betriebsverfassungsgesetz 64
Betriebsverlagerung 81, 84
Betriebswirtschaft 104, 199
Betrug 206
Beurteilung 116
Bevölkerungsdichte 48
Bevölkerungsentwicklung 139
Bevölkerungsstruktur 48
Bilanz 214
Bilanzierung 214
Bildung 180, 183
Bildungsangebot 54, 123, 134, 162, 172
Bildungsarbeit 123
Bildungsbedarf 171
Bildungsbeteiligung 134, 137, 172
Bildungsinhalt 166, 176
Bildungsniveau 150
Bildungspolitik 15, 139, 150
Bildungsstatistik 155
Bildungsverhalten 137
Bildungswesen 184
Bindung 68
Binnenwanderung 115
biographische Methode 125
Biotechnik 22
Börse 217, 218
Bourdieu, P. 74, 87, 193, 197, 205
Brandenburg 113, 159, 188
Budget 183
Bund 63, 77
Bundesland 63
Bundesministerium 213
Bundesrat 181
Bundestag 181
Bündnis für Arbeit 52, 126
Bündnispolitik 47
Bürger 17, 67
Bürgerrecht 67
bürgerschaftliches Engagement 17, 75, 107
Burnout 51, 168, 171, 173, 175
Büroarbeit 167
Büroberuf 88
Bürokratie 103
C
Case Management 141
Chancengleichheit 54, 66, 109
chemische Industrie 45, 118, 126
Christentum 202
170
Coaching 137, 174
Codierung 242
Computer 215
computervermittelte Kommunikation
Controlling 98, 99
Corporate Citizenship 75, 79, 107
Corporate Governance 212
Corporate Identity 79
Cultural Studies Approach 233
Sachregister
218
D
Datenaufbereitung 85
Datenerfassung 80, 85, 105
Datengewinnung 98
Dauerarbeitslosigkeit 38, 141
Dekonstruktivismus 34
demographische Faktoren 81, 113, 146,
162, 170, 172
Demokratie 67, 198, 204
Demokratieverständnis 198
demokratischer Sozialismus 192
Demokratisierung 44, 208
Deregulierung 45, 59, 135, 159
deutscher Sprachraum 93, 138
Devisen 218
Dezentralisation 10, 15, 108, 117, 126
DFG 10
Dialektik 32, 37
Dienstleistung 2, 8, 11, 34, 41, 97
Dienstleistungsberuf 26, 88, 153, 155
Dienstleistungsgesellschaft 8, 17
Dienstleistungsunternehmen 44, 110
Dienstrecht 144
Digitalisierung 90, 215
Direktinvestition 97
Direktmarketing 88
Diskriminierung 109, 176
Diskussion 18, 20, 27, 55, 140, 148, 201
Distinktion 193, 223, 238
Dokumentation 92
Durkheim, E. 59
E
EDV 105, 146
Ehepartner 236
Eigenarbeit 34
Eigenheim 197
Eigentum 198, 211
Eigentumspolitik 198
Eigentumsverhältnisse 198, 211
Einfacharbeit 69, 122, 145, 150
Einfluss 66, 114
Einkommen 10, 23, 51, 171, 183
Einkommenseffekt 10
Einkommensunterschied 154, 161, 236
Einnahmen 183, 201
Einstellungsänderung 162, 172
Einwanderung 15, 40
Einzelhandel 159
Eisen- und Stahlindustrie 95
Electronic Learning 137
Elektroindustrie 45, 71, 80, 145
elektronische Industrie 158
Eltern 157
Elternschaft 100
Emanzipation 19
Emotionalität 2
empirische Forschung 18, 27
Energie 222
Energiepolitik 222
Energieverbrauch 222
Engagement 17, 191
Enteignung 198
Entgrenzung 17, 19, 28, 167
Entlassung 39, 49, 78
Entscheidungsprozess 70, 108
Entscheidungstheorie 100
Entscheidungsträger 215
Entstaatlichung 63
Entwicklungsland 5, 15, 19, 47, 57, 97,
222
Entwicklungsstand 4
Erbschaft 211
Erdöl 222
Erholung 80
Erkenntnis 29
Erkenntnisinteresse 29
Erwerbsarbeit 8, 13, 17, 20, 23, 26, 34, 36,
89, 130, 159, 180
Erwerbsbeteiligung 23, 139, 162, 172, 176
Erwerbsform 89
Erwerbspersonenpotential 162, 172
Erwerbstätiger 10, 121, 137, 168, 170, 173
Erwerbstätigkeit 23, 94, 129, 146
Erwerbsunfähigkeit 100
Erwerbsverlauf 23
Ethnizität 125, 153
EU 14, 40, 44, 54, 82, 176, 178, 192
Sachregister
EU-Politik 199
Europa 76, 95, 125
europäische Integration 58, 81
Europäischer Betriebsrat 58, 82
europäische Zusammenarbeit 82
Europäisierung 178
Exklusion 17, 74, 180
Experiment 194
Experte 149, 217
F
Facharbeiter 95, 158
Fachhochschule 9
Fachkraft 118, 158
Fachliteratur 106
Fachwissen 95, 146
Fahrzeugbau 68
Familie 167
Familie-Beruf 7, 14, 106, 132, 133, 154,
157, 167, 171, 176
Familienarbeit 159
Familieneinkommen 236
Familienpolitik 26, 132, 139
Fehlzeit 165
Fertigung 33, 96, 105
Fertigungstechnik 95
Feudalismus 211
finanzielle Situation 129
Finanzkrise 217
Finanzmarkt 181, 210, 212, 217, 218,
225, 230, 235
Finanzpolitik 201, 225
Finanzwirtschaft 5, 217, 219, 225
Finanzwissenschaft 213
Flächentarifvertrag 42, 45, 46, 53
Fordismus 209, 239
Formalisierung 90
Forschungsansatz 10, 13, 18, 23, 25, 27,
32, 35, 47, 142, 219, 229
Forschungsdefizit 18, 20, 25
Forschungseinrichtung 9, 11
Forschungsgegenstand 18, 20, 30
Forschungsschwerpunkt 25
Forschung und Entwicklung 11, 103, 128
Frankreich 15, 58, 115, 178, 193, 197,
220, 224, 233
Französische Revolution 195
Frau 106, 109, 125, 133, 136, 151, 152,
154, 157, 159, 163, 164, 167, 236
171
Frauenberuf 10, 136
Frauenbild 106, 109, 154
Frauenerwerbstätigkeit 154
Frauenpolitik 26, 49, 152
freier Mitarbeiter 91
Freiheit 227
Freistellung 10, 64
Freiwilligkeit 17, 173
Freizeit 167, 208
Fremdbestimmung 19, 37, 158
Fremdbild 30
Frührentner 139
Frühsozialismus 198
Führung 85, 110
Führungskraft 106, 109, 110, 132, 163
Führungsposition 106, 112, 154
Führungsstil 51, 110
funktionale Differenzierung 24, 225
Funktionalismus 221
Funktionalität 209
G
ganzheitlicher Ansatz 21, 105, 149
GATT 239
Gefährdung 91, 168, 170
Gefühlsarbeit 2
Gehalt 71
Geiger, T. 25
Geld 179, 225
Geldsystem 225
Geldtheorie 179
Gemeinde 63, 77
gemeinnützige Arbeit 38
Gemeinwesen 199
Gemeinwohl 107
Gender Mainstreaming 14, 109
Genossenschaft 186, 192, 198, 199, 204
Genossenschaftswesen 186
Genussmittel 208
Gerechtigkeit 39, 66, 136, 179, 195
geringfügige Beschäftigung 154
Geschlecht 44, 136
Geschlechterforschung 148
Geschlechterpolitik 147
Geschlechterverhältnis 26
Geschlechterverteilung 171
Geschlechtsrolle 106, 109, 119, 154
geschlechtsspezifische Faktoren 10, 26,
51, 97, 109, 119, 125, 136, 148, 151,
172
153, 154, 155, 159, 161, 164, 171,
236
Gesellschaftsbild 24, 225, 228
Gesellschaftskritik 24, 36
Gesellschaftspolitik 107, 221
Gesellschaftsrecht 212
Gesellschaftstheorie 24, 25, 30, 218
Gesetz 169
Gesetzgebung 17, 78
gesetzliche Regelung 70, 169, 212
Gesundheit 91, 110, 151, 162, 164, 166,
167, 168, 170, 172
gesundheitliche Folgen 164
Gesundheitsfürsorge 13, 163, 165, 174
Gesundheitspolitik 165, 174
Gesundheitsversorgung 199
Gesundheitsvorsorge 121, 156, 170
Gesundheitswesen 110
Gesundheitswissenschaft 9
Gesundheitszustand 176
Gewalt 35
Gewerkschaft 26, 40, 42, 45, 47, 62, 63,
67, 68, 73, 77, 80, 107, 118, 152,
153, 158, 185
Gewerkschaftsarbeit 73
Gewerkschaftsbewegung 47
Gewerkschaftspolitik 40, 45, 50, 65, 73,
81, 84, 132, 158, 160, 185
Gewinnbeteiligung 65, 83
Giddens, A. 215
Gleichbehandlung 14, 49
Gleichberechtigung 57
Gleichstellung 44, 136, 154
gleitende Arbeitszeit 144
Globalisierung 13, 15, 16, 31, 50, 59, 67,
73, 81, 95, 101, 115, 184, 191, 199,
219, 239
Glücksspiel 182, 183
Governance 28, 107, 188, 234, 235
Großbetrieb 84, 119
Großbritannien 15, 43, 58, 67, 115, 178,
233, 239
Grundlagenforschung 27
Grundsicherung 199
Gruppe 60, 92, 108, 130, 200
Gruppenarbeit 2, 60, 69, 80, 86, 92, 96,
117, 146
Gruppeninteresse 33
Gruppenzugehörigkeit 200
Sachregister
Gütermarkt
99
H
Habermas, J. 3, 225
Habitus 158, 193, 197
Handel 218
Handlung 2, 21, 29, 149, 182, 197, 215,
224
Handlungsfähigkeit 79, 149
Handlungsorientierung 149, 150, 218, 224,
228
Handlungsspielraum 81, 105, 138, 180
Handlungstheorie 18, 32
Handwerk 113
Hartz-Reform 141
Hausarbeit 159, 167
Haushaltseinkommen 236
Hegel, G. 225
Heimarbeit 59, 157
Herkunftsland 40
Herrschaft 29, 57, 205, 227
Hilferding, R. 198
Hobbes, T. 195
hoch Qualifizierter 23, 47, 48, 110, 158,
173
Hochschule 11, 18, 199
Hochschulwesen 116
homo oeconomicus 234
Humanisierung der Arbeit 5, 13, 36, 81
Humankapital 48, 170, 230
Hunger 222
I
Identität 118, 215, 237
Identitätsbildung 18, 30, 232, 234
Ideologie 57, 240
Ideologiekritik 240
IG Metall 68, 158, 160
illegale Beschäftigung 35
Illegalität 35
ILO 5, 74
immaterielles Wirtschaftsgut 35
Indien 97
Indikatorenbildung 51
Individualisierung 106, 158, 227
Individuum 19, 37, 94, 189, 227
Industrialisierung 103, 239
Industriearbeiter 122
Industriegesellschaft 222
Sachregister
Industriekultur 67
industrielle Beziehungen 43, 59, 62, 67,
73, 76, 95
Industriestaat 5, 8
Inflation 5
Informatik 158
Informationsaustausch 85
Informationsberuf 91
Informationsfluss 85
Informationsgesellschaft 17, 91, 169
Informationspolitik 123, 217
Informationstechnik 90, 146, 176
Informationstechnologie 97, 169, 218,
239
Informationswirtschaft 146
Informatisierung 2
informelle Kommunikation 108
informelle Struktur 90
Ingenieur 124, 158
Inklusion 180, 203
innere Sicherheit 209
Innovation 9, 60, 81, 92, 93, 121, 137,
146, 196, 230
Innovationsfähigkeit 10, 146
Instandhaltung 95
Institutionalisierung 111, 191
Institutionalismus 197
institutionelle Faktoren 43, 66, 97, 126,
197, 206
Institutionenökonomie 188
Institutionstheorie 219
interdisziplinäre Forschung 1, 124, 194
Interdisziplinarität 1, 9, 124, 194
Interessenkonflikt 147
Interessenpolitik 44, 75, 153
Interessenvertretung 28, 50, 52, 53, 58,
62, 65, 75, 80, 82, 153, 158, 163,
241
Intergenerationenmobilität 10
interkultureller Vergleich 47, 224
intermediäre Organisation 67
internationale Beziehungen 210
internationale Organisation 58
internationaler Vergleich 14, 15, 40, 43,
47, 54, 67, 164, 168, 176, 178, 212
internationaler Wettbewerb 10, 15, 81, 95
internationale Zusammenarbeit 81
Internationalisierung 22, 58, 73
Internet 98, 99, 215, 231
173
Interventionismus 196
Israel 198
Italien 178
IT-Beruf 23, 91, 138
IT-Branche 97
J
Japan 15, 168
Job Rotation 137
Job Sharing 157
Jugendkultur 207
Jugendlicher 155, 163, 207
Jugoslawien 198
K
Kapital 29, 36, 43, 225, 240
Kapitalbeteiligung 44, 65
Kapitalismus 21, 35, 37, 56, 67, 73, 74, 97,
115, 135, 147, 185, 190, 195, 198,
199, 202, 209, 226, 227, 234, 240
Kapitalmarkt 230
Kapitalverflechtung 214
Kapitalverwertung 37
Karriere 55, 115, 118, 119
Kategorie 173, 225
kaufmännischer Beruf 155
Kaufverhalten 215
Kennzahl 85
Kibbuz 198
Kind 132, 157, 167
Kinderbetreuung 167
Klassengesellschaft 195
Kleinbetrieb 10, 44, 84, 91, 113, 128
Kognition 224
kognitive Faktoren 224
Kollektivismus 57
Kommerzialisierung 36, 98, 208, 231
Kommunikation 28, 33, 90, 108, 208, 225
Kommunikationstechnologie 90, 218
Kommunikationstheorie 98
Kompromiss 36, 222
Konformismus 187
Konfuzianismus 234
Konstruktion 33, 34, 127, 191, 193
Konstruktivismus 210
Konsum 98, 203, 208, 223, 232, 233, 238,
242
Konsumforschung 98, 231, 233
Konsumgesellschaft 208, 216, 231, 233
174
Konsumverhalten 98, 237
Kontingenz 234
Kontrollsystem 214
Konvention 193, 224
Konventionalismus 224
Konvergenz 184
Konzern 31, 95, 97, 165
Kooperationsbereitschaft 81, 99
Korporatismus 196
Kosten 64, 78
Kosten-Nutzen-Analyse 38, 141, 216
Kraftfahrzeugindustrie 43, 50, 58, 87,
158, 163
Krankenhaus 102, 110, 171
Krankenpflege 102
Krankenversicherung 49
Krankheit 138, 165
Kreativität 51
Kredit 235
Kreislaufwirtschaft 201
Kritische Theorie 59
Kultur 19, 26, 120, 180, 234
kulturelle Faktoren 9, 40, 226, 233
kulturelles Kapital 40
kulturelle Vielfalt 233
Kulturkritik 233
Kulturpolitik 107
Kultursoziologie 193, 205, 224
Kundenorientierung 22, 216
Kündigung 78, 170
Kündigungsschutz 10, 49, 78
künstliche Intelligenz 2
L
Laborberuf 103
Lagerhaltung 105
Landesregierung 77
Landwirtschaft 8, 188
Lateinamerika 19, 57
Lean Management 101, 117
Leben 3, 21
Lebensalter 113, 151, 156, 183
Lebensarbeitszeit 144, 168, 176
Lebensbedingungen 23, 66, 74, 180
lebenslanges Lernen 15, 176
Lebenslauf 100
Lebensqualität 9, 208
Lebenssinn 7
Lebenssituation 38, 180, 241
Sachregister
Lebensstandard 48
Lebensstil 231
Lebenswelt 189, 218, 227, 242
Legislative 181
Legitimation 111, 191
Leiharbeit 59, 89, 160
Leiharbeitnehmer 47, 160
Leistungsbewertung 60, 69, 116
Leistungsdruck 80
Leistungsfähigkeit 121, 162, 170
Leistungsprinzip 45
Leistungsvergleich 60
Leitbild 7, 26, 128
Lenin, W. 198
Lernen 137
lernende Region 9
Lernfähigkeit 146
Lerninhalt 155
Lernprozess 149, 150
Liberalisierung 97, 212
Liberalismus 195
Lobby 75, 107, 207
Locke, J. 195
Logik 221
Lohn 10, 71, 136
Lohnarbeit 8, 240
Lohnfindung 10
Lohnhöhe 86, 160, 200
Lohnkosten 84, 160
Lohnpolitik 40, 42, 45, 77, 80, 83
Lohnunterschied 10, 160, 200
Lohnzulage 65
Loyalität 68
Luftfahrzeug 28
Luftverkehr 28
Luhmann, N. 24, 30, 210, 225
M
Macht 130, 205
Makroökonomie 201
Management 15, 41, 67, 83, 121, 135, 163
Managementansatz 106, 187, 191
Manager 106, 115, 163
Manipulation 221
Mann 10, 109, 136, 151, 159, 164, 167,
236
Männerberuf 10, 154
Marginalität 118
Markenartikel 237
Sachregister
Marketing 216
Markt 193, 197, 202, 206, 208, 218, 219,
221, 223, 224, 226, 231
Marktforschung 99, 231
Marktmechanismus 189
Marktordnung 193
Marktorientierung 16, 22, 202, 216, 226
Marktwirtschaft 57, 190, 202, 212, 220,
228, 234, 235
Marx, K. 1, 18, 24, 32, 37, 225
Marxismus 30, 198
Maschinenbau 68, 87, 118, 158
Masse 98
Massengesellschaft 232
Massenkultur 231
Massenmedien 107, 217
Medien 98, 217
medizinische Faktoren 168
medizinische Versorgung 171
Mehrebenenanalyse 234
Mensch 21, 34, 182, 206, 215, 221
Menschenbild 7, 112, 228
menschengerechte Arbeit 5, 13, 51, 80,
138
Menschenrechte 222
Mensch-Umwelt-Beziehung 229
Merton, R. 190
Messinstrument 213
Metallindustrie 45, 71, 80, 126, 145
Methodenvergleich 213
Metropole 157
Mexiko 19
Migrant 35, 125, 154, 200, 241
Migration 26, 125, 183
Mikroökonomie 201
Mindesteinkommen 100
Mindestlohn 10, 40, 47
Mitarbeiter 70, 110, 114, 116, 121, 151,
156, 170
Mitbestimmung 27, 41, 44, 49, 50, 53, 61,
65, 67, 70, 72, 78, 81, 83, 89, 144,
168
Mitgliedschaft 40, 62, 68
Mittelamerika 19
Mittelbetrieb 10, 44, 84, 128, 187
Mittelstand 44, 187
Mobilisierung 79
Mobilität 56, 169
Mode 208, 223
175
Modellversuch 38, 141, 166
Moderne 195, 202, 208
Modernisierung 196, 208
Monotonie 96
Montagearbeit 33, 69, 85, 92, 123, 149,
150
Moral 202, 234, 235
moralisches Urteil 79
Motivation 28, 79, 116, 129, 226
multinationales Unternehmen 58, 82, 95,
111, 115
Mutter 14, 132
N
nachhaltige Entwicklung 222
Nachhaltigkeit 111, 121, 191, 222, 229
Nachtarbeit 168
Nahost 198
Nahrungsmittel 222
Nahrungs- und Genussmittelgewerbe 11
Nanotechnologie 22
Nationalsozialismus 195
Natur 19, 34, 182, 206, 229
Neoliberalismus 26, 50, 59, 76, 152, 153,
190, 209, 235, 239, 240
Netzwerk 11, 31, 180, 197, 206, 214, 215,
224
Netzwerkanalyse 188, 205, 214
Netzwerkgesellschaft 9, 214
neue Bundesländer 53, 127, 134, 143, 237
Neuzeit 195
nichtstaatliche Organisation 111, 191
Niedrigeinkommen 23, 100
Niedriglohn 23, 153
Niedriglohnland 26, 152
Niedrigqualifizierter 15, 122, 145
Nietzsche, F. 202
Non-Profit-Organisation 116
Norm 149, 190, 194
Normalarbeitsverhältnis 127, 130, 133
Normativität 221
O
OECD 40
offenes System 143
öffentliche Dienstleistung 178
öffentliche Kommunikation 187
öffentlicher Dienst 45, 63, 77, 116
Öffentlichkeit 17, 93
176
Öffentlichkeitsarbeit 111, 141
Ökologie 191, 229
Ökonomie 190, 192, 193, 194, 195, 197,
205, 206, 215, 217, 225, 227
ökonomische Faktoren 61, 65
ökonomischer Wandel 209, 219, 220
ökonomischer Wert 190
ökonomisches Verhalten 182, 193, 197,
206, 215, 224
ökonomische Theorie 208, 219, 230
Ökonomisierung 189, 190, 216, 227
On-the-job Training 137
Ontologie 34
Opportunismus 206, 216
Organisationen 66, 68, 90
Organisationsanalyse 79
Organisationsentwicklung 79, 117
Organisationsform 22
Organisationsgrad 62
Organisationshandeln 79
Organisationskultur 79
Organisationspsychologie 65
Organisationsstruktur 66, 88, 112, 117,
226
organisatorischer Wandel 10, 86, 90, 95,
117, 126, 214
Österreich 47, 74, 88, 93, 145
Ostmitteleuropa 76
Outsourcing 41, 45, 84, 135
Ozeanien 15
P
Paradigma 3, 19, 20, 21, 34, 193, 212
Parsons, T. 225
Parteipolitik 181
Partizipation 37, 60, 70, 92, 110, 114,
121, 123, 128, 180, 242
Pazifischer Raum 15
peripherer Kapitalismus 152
Personalabbau 10, 78, 84
Personalbestand 61
Personaleinsatz 97, 156
Personaleinstellung 170
Personalentwicklung 15, 109, 145, 157
Personalführung 71, 88, 121, 162, 172
Personalplanung 156, 163, 170
Personalpolitik 10, 41, 78, 109, 112, 120,
121, 129, 132, 162, 163, 165, 170,
172
Sachregister
Personalrat 58
Personalwesen 112, 120
Personalwirtschaft 112
personenbezogene Dienstleistung 139
Perspektive 1, 18, 20, 27, 29, 32, 36, 122
Pflege 102, 110, 139
Pflegepersonal 102
pharmazeutische Industrie 103
pharmazeutischer Beruf 103
physiologische Faktoren 91
physische Belastung 51, 102
Pilot 28
Planspiel 33, 123
Pluralismus 1, 17, 234
Pole 188
Polen 58, 76
Politikumsetzung 5, 163
politische Kultur 47
politische Ökonomie 210, 219
politische Planung 5
politischer Akteur 73
politischer Wandel 181
politisches Handeln 152, 204
Postfordismus 35
Postmoderne 202
postsozialistisches Land 58, 76
Poststrukturalismus 233
Pragmatismus 36
Prävention 13, 163, 165, 168, 174, 177
Preis 222
Preisbewusstsein 216
Preisniveau 222
Preispolitik 222
Prekariat 23, 47
Privateigentum 198
privater Sektor 209
private Vorsorge 129
Privathaushalt 236
Privatisierung 11, 63, 106
Privatrecht 235
Privatsphäre 159, 167
Problembewältigung 92, 222
Problembewusstsein 12
Problemgruppe 15, 38
Problemlösen 85, 92
Produktgestaltung 242
Produktionsbedingungen 105, 123, 149
Produktionsfaktor 230
Produktionsprozess 93, 123, 148, 149
Sachregister
Produktionsverlagerung 84
Produktivität 72, 83, 147, 148
Produktivkraft 37, 67
Professionalisierung 27
Profit 56
Profitmaximierung 56, 107
Profitprinzip 220
Programmierung 138
Projektmanagement 103
Proletariat 195
Prostitution 26
Protektionismus 184
psychiatrische Versorgung 177
psychische Belastung 138
psychische Faktoren 51, 88, 91, 166, 170,
174, 177
psychische Gesundheit 177
psychische Störung 163
Psychologie 94
psychosoziale Faktoren 28, 166, 174
Public Private Partnership 75
Q
Qualifikation 9, 11, 14, 15, 48, 69, 77, 85,
89, 121, 124, 137, 145, 150, 162,
176, 184
Qualifikationsanforderungen 38, 69, 134,
137, 150
Qualifikationserwerb 150
Qualifikationsniveau 69
Qualifikationsstruktur 15, 48, 89, 230
Qualifikationswandel 134, 145
qualitative Methode 231
Qualitätskontrolle 86
Qualitätszirkel 137
Quote 40, 146, 160
R
Rahmenbedingung 50, 121, 129, 157
Ratifizierung 21
Rationalisierung 12, 101, 103, 135, 147
Rationalität 2, 32, 108, 182, 215, 218, 234
Reallohn 200
Rechtsgrundlage 79
Rechtslage 89
Rechtsverletzung 239
Reflexivität 24
Reformpolitik 64
Regelung 33, 46, 207
177
Region 48, 122, 157
regionale Entwicklung 9
regionale Faktoren 9, 48, 184
regionaler Vergleich 113
regionale Verflechtung 15, 141
Regionalforschung 9
Regionalpolitik 15
Regionalwirtschaft 204
Regulierung 40, 160, 178, 206, 239
Rehabilitation 177
Reichtum 211
Reinigungsberuf 153
Rekrutierung 112, 188
Religion 234, 241
Rente 129
Rentenversicherung 140
Rentner 100, 129, 176
Repräsentation 47
Reproduktion 21, 34, 225
Republik Südafrika 47
Ressourcen 37, 180
Reziprozität 194
Richtlinie 5, 82
Risikogesellschaft 100
Roboter 128
Rolle 120, 187, 191, 218
Rollenbild 33, 106, 154
Rousseau, J. 195
Rückkopplung 114
Ruhestand 129
S
Sachsen-Anhalt 38
Saisonarbeit 188
Sanktion 194
Schattenwirtschaft 57, 201, 213
Schätzung 55, 201
Scheinselbständiger 135
Schichtarbeit 168
schichtspezifische Faktoren 66
Schleswig-Holstein 109
Schumpeter, J. 230
Schwarzarbeit 201, 213
Schweden 178
Schweiz 49, 93, 103, 116, 165, 211
Schwellenland 5
Schwerbehinderung 163
sektorale Verteilung 155
Selbständiger 91, 125, 135, 167
178
Selbständigkeit 37, 125, 135, 148, 227
Selbstbestimmung 19, 37, 135, 195
Selbstbewusstsein 38
Selbsthilfe 199
Selbstmord 168
Selbstorganisation 47, 148, 199
Selbstreferenz 210
Selbststeuerung 189
Selbstverantwortung 56, 100, 147
Selbstverständnis 1, 12, 20, 24, 30
Selbstverwaltung 57, 199
Shareholder Value 147, 191, 212
Sicherheit 28, 56, 87, 127, 159, 210
Simulation 85
Sinn 37, 118, 148, 202
SOEP 55, 78, 164, 236
Software 105, 146
Solidarität 26, 57, 100, 152, 192, 195,
199, 204, 220
Sozialabbau 195
Sozialdemokratie 196
soziale Anerkennung 59, 129, 131, 175,
215, 238
soziale Bewegung 47, 191, 196
soziale Beziehungen 28, 41, 129, 188,
205, 215, 227
soziale Dienste 180
soziale Differenzierung 180, 196
soziale Entwicklung 200
soziale Faktoren 66, 88, 206
soziale Frage 27, 130
soziale Gerechtigkeit 100
soziale Institution 197
soziale Integration 5, 15, 56, 130, 238,
241
soziale Klasse 66, 115
soziale Kompetenz 2
soziale Konstruktion 34, 197
soziale Kosten 199
soziale Lage 89, 241
soziale Marktwirtschaft 193, 228
soziale Norm 194, 215
soziale Position 200
sozialer Abstieg 56
Sozialer Dialog 5, 54
soziale Rechte 5
sozialer Konflikt 13
sozialer Status 238
sozialer Wandel 2, 20, 36, 94, 97, 103,
Sachregister
140, 175, 208, 227
soziale Schicht 183
soziale Schichtung 66, 153
soziales Dilemma 173
soziale Sicherung 5, 14, 35, 49, 100, 130,
140, 154
soziales Milieu 158
soziales Netzwerk 188, 241
soziales System 221
soziales Verhalten 109, 173
Sozialethik 221
soziale Ungleichheit 26, 66, 152, 153
soziale Verantwortung 75, 100, 107, 165,
186, 187, 191, 235
soziale Wahrnehmung 39
Sozialforschung 4, 36
Sozialisation 218, 232
Sozialisierung 218
Sozialismus 192
sozialistische Bewegung 192
Sozialkapital 40, 114, 118, 151, 241
Sozialpartnerschaft 5, 40
Sozialpolitik 74, 100, 140, 163, 165
Sozialstaat 195
Sozialstruktur 23
Sozialverträglichkeit 50, 74, 168, 169, 199
Sozialwissenschaft 67, 124
soziokulturelle Faktoren 96
soziokulturelle Situation 241
soziologische Theorie 3, 25, 34, 148, 190,
193, 194, 197, 205, 219, 229
Spanien 58, 164, 178
Spezialisierung 103
Spieltheorie 173
Sponsoring 107
Sport 9
Staat 45, 63, 75, 216, 228
staatliche Einflussnahme 196, 198
Staatsfunktion 228
Staatstätigkeit 40
Stadt 8
Stammbelegschaft 160
Standardisierung 11, 85, 123, 149
Standort 84, 95, 184
Standortfaktoren 52, 58, 81, 170
Standortwahl 84
Statistik 214
statistische Analyse 214
Statusunsicherheit 130
Sachregister
Stellung im Beruf 131
Stereotyp 26
Steuern 183, 201
Steuerpolitik 65
Stiftung 107, 220
Streik 185
Stress 54, 91, 166, 174, 175
Subjekt 1, 19, 32, 35, 148
Subjektivität 19, 37, 131, 148, 232
Subsistenzwirtschaft 57
Sucht 177
Südasien 97
Südkorea 15, 47
südliches Afrika 47
Symbol 35, 205, 237
Systemtheorie 1, 210
Szenario 31
T
Tarif 60, 69, 71
Tarifautonomie 62, 63, 67
Tariflohn 60
Tarifpartner 40, 45, 54
Tarifpolitik 10, 42, 45, 46, 60, 77, 80, 81,
89, 161
Tarifrecht 45, 52
Tarifverhandlung 54, 63
Tarifvertrag 10, 42, 46, 49, 53, 63, 69, 71,
80, 89, 126
Tätigkeit 85, 102, 122, 129
Tätigkeitsanalyse 85
Tätigkeitsmerkmale 137, 145
Tausch 35, 205, 206
Taylorismus 88
Team 33
Teamarbeit 2, 33, 95, 119, 138, 175
Team Teaching 33
Technik 30, 218, 242
Techniker 124
Technikfolgen 169
Technikgenese 128, 242
Technikgeschichte 242
technische Entwicklung 28, 146
technischer Beruf 155
technischer Fortschritt 230
technischer Wandel 48, 81, 117, 134, 146
Technisierung 146, 242
Technologie 93
Teilzeitarbeit 55, 59, 133, 159
179
Teilzeitarbeitnehmer 55, 133
Telearbeit 157, 167, 169
Telefon 88
Telekommunikation 88
tertiärer Sektor 22, 84, 146, 153, 220
Textilindustrie 11, 26, 152, 239
Theoriebildung 1, 12, 24, 193
Theorie-Praxis 12, 24, 25, 27, 36, 72, 109,
197, 242
Theorievergleich 1, 25, 29, 224
Thüringen 71, 89
Tod 168
Toyotismus 149
Tradition 12, 20, 29, 40, 228
Training 33
Transaktionskosten 188, 206
Transformation 1, 12, 23, 30, 32, 34, 180
transnationale Beziehungen 58, 115, 191
Trend 4, 22, 122
Tschechische Republik 76
Tugend 228
Türke 241
Typologie 91, 122, 130, 142, 189, 190,
205
U
Übergangsarbeitsmarkt 100
Überstunden 155, 168
Umsatz 207
Umverteilung 65, 72, 183
Umweltökonomie 229
Umweltschutz 5, 31
Umweltverträglichkeit 111, 199
Unfallversicherung 49
Ungarn 76
Ungelernter 122, 145
ungeschützte Beschäftigung 6
Ungleichheit 184, 200, 236
Universalismus 221
UNO 192, 222
Unternehmen 10, 11, 16, 31, 33, 37, 41,
50, 55, 57, 66, 70, 75, 76, 79, 85, 87,
90, 91, 93, 98, 99, 105, 107, 109,
112, 114, 117, 120, 121, 124, 127,
148, 151, 157, 170, 174, 181, 184,
186, 187, 190, 191, 212, 214, 226,
227, 235
Unternehmensberater 124
Unternehmensform 57, 186
180
Unternehmensführung 44, 58, 71, 107,
113
Unternehmensgröße 214
Unternehmensgründung 9, 57, 125, 141
Unternehmenskonzentration 214
Unternehmenskultur 44, 51, 70, 99, 107,
109, 118, 120, 132, 151, 163, 165,
169, 174, 177, 235
Unternehmensplanung 113
Unternehmenspolitik 84, 101, 113, 121,
132, 156, 186
Unternehmensrecht 212
Unternehmensübernahme 57
Unternehmer 113, 189, 191, 195, 226,
230, 241
Unternehmerverband 241
Unterschicht 153
Urlaub 77
Ursachenforschung 92
USA 15, 19, 40, 47, 115, 126, 153, 197,
212, 220, 224, 234, 239
V
Vater 14, 132
Verantwortung 79, 94, 187, 228
Verantwortungsbewusstsein 187, 191
Verantwortungsethik 187
Verbandspolitik 58
Verbraucher 93, 98, 99, 203, 231, 233,
237
Verbraucherberatung 216
Verbraucherpolitik 216
Vergütung 155
Verhandlung 69
Verkauf 207
Vermögen 236
Versorgung 110
verstehende Soziologie 229
Verteilung 180, 211, 236
Verteilungseffekt 38, 72
Verteilungsgerechtigkeit 222
Verteilungskonflikt 130, 222
Verteilungspolitik 42, 65
Vertrag 94, 188, 206
Vertrauen 44, 114, 120, 188, 206, 241
Verwaltung 110
Virtualisierung 118
virtuelle Realität 215
Visualisierung 85
Sachregister
Vorbild 117, 126
Vorgesetzter 110, 177
Vorruhestand 176
W
Wahrnehmung 32, 39, 55, 109, 150, 193,
234
Wahrscheinlichkeit 210
Währung 210
Ware 223
Warenhaus 208
Weber, M. 25, 234
Weimarer Republik 195
Weiterbildung 15, 54, 134, 162, 171, 172
Weltgesellschaft 73
Weltmarkt 152
Weltwirtschaft 5, 31, 152
Wende 196
Werbemittel 207
Werbewirtschaft 207, 231
Werbung 98, 207, 208, 217, 231
Wert 40, 151, 221
Wertorientierung 180, 190, 228, 234
Wertschöpfung 11, 99, 231
Werttheorie 225
Wettbewerb 16, 130, 138, 184, 239
Wettbewerbsbedingungen 16
Wettbewerbsfähigkeit 10, 15, 16, 52, 126
Widerstand 39
Widerstandsbewegung 152
Wirtschaft 75, 79, 97, 107, 193, 199, 201,
205, 214, 218, 228
wirtschaftliche Faktoren 239
wirtschaftliche Folgen 239
wirtschaftliche Lage 241
wirtschaftliches Handeln 31, 189, 220,
221, 228
Wirtschaftlichkeit 50
Wirtschaftsbeziehungen 16
Wirtschaftsdemokratie 44, 186, 199
Wirtschaftsentwicklung 31, 220
Wirtschaftsethik 107, 221
Wirtschaftsförderung 16, 52
Wirtschaftsforschung 194
Wirtschaftskriminalität 190
Wirtschaftskrise 209, 210
Wirtschaftsliberalismus 56
Wirtschaftspolitik 113, 181, 220
Wirtschaftsrecht 212
Sachregister
Wirtschaftssektor 117
Wirtschaftsstruktur 48, 56, 113, 122
Wirtschaftssystem 67, 225
Wirtschaftswachstum 5, 196, 230
Wirtschaftswissenschaft 230
Wirtschaftszweig 11, 43, 52, 53, 76, 113,
122, 138, 144
Wissen 2, 11, 27, 103, 128, 146, 150, 199,
210, 230, 242
wissenschaftliche Arbeit 91, 137, 146
wissenschaftliche Begleitung 163
Wissensgesellschaft 9, 15, 17
Wissenssoziologie 229
Wohlbefinden 110, 151
Wohlfahrt 196
Wohlfahrtsstaat 196
Wohlstand 184, 236
Wohnen 199
Work-life-balance 118, 167
WTO 239
Z
Zeitarbeit 45, 49
Zeitsouveränität 135
Zielvereinbarung 163
Zivilgesellschaft 67, 75, 107, 216, 220
Zufriedenheit 38, 155, 208
Zulieferer 68
zwischenbetriebliche Kooperation 52
181
Institutionenregister
183
Institutionenregister
Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie Arbeitsbereich Soziologie IV Soziologische Gegenwartsdiagnosen 66
ffw GmbH - Gesellschaft für Personal- und Organisationsentwicklung
Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. -ISF-
121
71
Technische Universität Darmstadt, FB 16 Maschinenbau, Institut für Arbeitswissenschaft
156
Technische Universität Dortmund, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Fachgebiet
Soziologie Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie 122
Technische Universität Dresden, Fak. Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Psychologie Institut für Allgemeine Psychologie, Biopsychologie und Methoden der Psychologie Arbeitsgruppe Wissen-Denken-Handeln 102
Technische Universität München, Fak. für Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für Soziologie
82
Universität Bochum, Fak. für Geschichtswissenschaft, Historisches Institut Lehrstuhl für Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte 43
Universität Bochum, Fak. für Sozialwissenschaft, Sektion Soziologie Lehrstuhl Organisationssoziologie und Mitbestimmungsforschung 58
Universität Göttingen, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Seminar für Wirtschaftspädagogik
104
Universität Jena, Fak. für Sozial- und Verhaltenswissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl
für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie 121
Universität Regensburg, Philosophische Fakultät 03 - Geschichte, Gesellschaft und Geographie,
Institut für Soziologie 96
ANHANG
Hinweise
187
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur
Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit
einem Standortvermerk versehen.
Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr
Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur
der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind.
Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen
die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg
über das Bibliothekenleitsystem.
Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.
Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln
Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt
werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax
oder elektronisch erfolgen
Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen
Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per
Fax möglich.
Zur Benutzung der Forschungsnachweise
Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst.
Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung
oder an den/die Wissenschaftler(in).
Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.
Dienstleistungsangebot der Abteilung
„Fachinformation für die Sozialwissenschaften“
Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und
Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf nationaler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche
Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar.
Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch:
● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östlichen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen
● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwerpunkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen
chancengleichheitsrelevanten Themen
● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erweiterung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene
● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in
Kooperation mit der Wissenschaft
● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber
Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf
Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnahmen
Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfolgend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen
werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen
Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufgebaut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten
integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner
mit einbezieht.
Datenbanken
Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die
Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid.
SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften)
Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die
Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie.
Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen
Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In
Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der
Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis
2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab
2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und
Methodik - WISDOM - übernommen.
Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht
unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen
sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen.
SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem)
Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h.
Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur
(Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich
oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden.
Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung,
Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung,
Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen.
Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise
Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente
Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift
für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem
Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.
Zugang zu den Datenbanken
An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der
Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale
für Recherchen zur Verfügung:
www.sowiport.de
SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemeinsam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenbanken:
●
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●
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Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS
Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS
Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen
Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek
Köln
Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung
Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen
Publikationen der Bertelsmann Stiftung
ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts,
Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International,
Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index
Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften,
Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen
Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojekten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen
erreichbar.
www.infoconnex.de
Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozialwissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdatenbank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizenzen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.
Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung
In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen
und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt.
Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid
Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung
bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM
bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und
längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.
soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich:
● Allgemeine Soziologie
● Berufssoziologie
● Bevölkerungsforschung
● Bildungsforschung
● Familienforschung
● Frauen- und Geschlechterforschung
● Freizeit - Sport – Tourismus
● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen
Bundesländern
● Gesundheitsforschung
● Industrie- und Betriebssoziologie
● Internationale Beziehungen / Friedensund Konfliktforschung
● Jugendforschung
● Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache
● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie
● Kultursoziologie + Kunstsoziologie
● Methoden und Instrumente der Sozialwis●
●
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●
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●
●
senschaften
Migration und ethnische Minderheiten
Organisations- und Verwaltungsforschung
Osteuropaforschung
Politische Soziologie
Religionsforschung
Soziale Probleme
Sozialpolitik
Sozialpsychologie
Stadt- und Regionalforschung
Umweltforschung
Wissenschafts- und Technikforschung
Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet
Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche
Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen
zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den
thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche
Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich gruppiert zu finden unter www.sowiport.de/themen.
Informationstransfer von und nach Osteuropa
Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten.
Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.
Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS
Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu
Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das
Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank
FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen.
Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im
Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschaftsprogramm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen).
Internet-Service der GESIS
Umfassende Informationen zu GESIS und zum Angebot an Dienstleistungen finden Sie unter
www.gesis.org
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften
Lennéstraße 30
GESIS-Servicestelle Osteuropa
53113 Bonn
Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin
Tel.:+49 (0)228-2281-0
Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0
E-mail:[email protected]
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