Intelligente Oberflächen - Technologiestiftung Berlin
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Intelligente Oberflächen - Technologiestiftung Berlin
11:12 Uhr Seite 1 REGIOVERLAG 13.02.2012 TSB Technologiestiftung Berlin Studien zu Technologie und Innovation Zur Autorin Ines Junge Dipl.-Ing. Ines Junge, Maschinenbau-Studium in der Fachrichtung Technisches Design an der Technischen Universität Dresden; von 2009 bis 2010 Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin (Forschungsprojekt zu autostereoskopischer Darstellungstechnik am Fachgebiet Landschaftsarchitektur/ Freiraumplanung); seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der TSB Technologiestiftung Berlin im Bereich Technologie und Innovation. Intelligente Oberflächen www.tsb-berlin.de ISBN 978-3-929273-83-0 Dieses Projekt der TSB Technologiestiftung Berlin wird aus Mitteln der Investitionsbank Berlin gefördert, kofinanziert von der Europäischen Union, Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft! Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft in Berlin-Brandenburg Intelligente Oberflächen US_TSB_Oberflächen+Klappe REGIOVERLAG Intelligente Oberflächen TSB_Oberflächen.indd 1 10.02.12 14:19 Studien zu Technologie und Innovation Eine Schriftenreihe der TSB Technologiestiftung Berlin herausgegeben von Christian Hammel TSB_Oberflächen.indd 2 10.02.12 14:19 Ines Junge Intelligente Oberflächen Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft in Berlin-Brandenburg REGIOVERLAG TSB_Oberflächen.indd 3 10.02.12 14:19 Herausgeber Dr. Christian Hammel TSB Technologiestiftung Berlin Fasanenstraße 85 · 10623 Berlin fon +49.30.46302-500 fax +49.30.46302-444 [email protected] www.tsb-berlin.de REGIOVERLAG 2012 Schwedter Straße 8 / 9B · 10119 Berlin fon +49.30.443 77 015 fax +49.30.443 77 02 22 [email protected] www.regioverlagberlin.de Lektorat Übersetzung Layout Lithos und Fotosatz Druck Dr. Peter Ring Text International GmbH, Berlin Hans Spörri typossatz GmbH Berlin Druckhaus Köthen Umschlagfotos oben: www.pixelio.de, ›Platz für ein Bild‹ von Klicker unten links: Sponceram, Zellwerk GmbH unten Mitte: Fraunhofer IBMT Biochipprüfung, Foto: Jochen Zick unten rechts: Epitaxie, © JENOPTIK AG/Heiner MuellerElsner Die Autorin weiß um die Bedeutung einer geschlechtergerechten Sprache und befürwortet grundsätzlich den Gebrauch von Parallelformulierungen. Von einer durchgehenden Benennung beider Geschlechter bzw. der konsequenten Verwendung geschlechtsneutraler Bezeichnungen wurde im vorliegenden Text dennoch abgesehen, weil die Lesbarkeit deutlich erschwert worden wäre. Redaktionsschluss Dezember 2011 © TSB / REGIOVERLAG Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-929273-83-0 TSB_Oberflächen.indd 4 10.02.12 14:19 Inhalt Norbert Quinkert TSB Technologiestiftung Berlin sieht zunehmende Bedeutung der Oberflächentechnologien für Entwicklung der regionalen Cluster 9 Zusammenfassung 11 Summary 14 1 1.1 1.2 Grundlagen Fragestellung und Ziele der Studie Methodischer Ansatz und Datenbasis 17 17 18 2 2.1 2.2 2.3 Politische Rahmenbedingungen Nationale bzw. europäische Strategien Regionale Verbünde und Netzwerke Studien und Veröffentlichungen zur Querschnitttechnologie Oberflächentechnik Oberflächentechnologie im Rahmen der Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg Schlussfolgerungen 21 21 28 2.4 2.5 3 3.1 3.2 3.3 4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 28 31 32 Oberflächentechnologien in Wissenschaft und Wirtschaft von Berlin-Brandenburg Wissenschaft Wirtschaft Innovationsfähigkeit anhand des Patentierverhaltens 33 33 38 39 Das Technologiefeld Funktionale bzw. Intelligente Oberflächen Begriffsdefinition Verknüpfte Themen Oberflächen-Funktionalisierungen Verfahren zur Oberflächenbehandlung Anlagentechnik zur Oberflächenbehandlung Oberflächen- und Schichtanalytik 41 41 43 46 48 51 51 5 TSB_Oberflächen.indd 5 10.02.12 14:19 5 5.1 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.3.4 5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3 5.4.4 5.4.5 5.4.6 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.6 5.6.1 5.6.2 5.6.3 5.6.4 5.7 Potenziale der Region Berlin-Brandenburg in einzelnen Technologie- und Anwendungsfeldern Branchen und Anwendungsgebiete Life Science Biokompatible und bioaktive Oberflächen Oberflächentechnik im Tissue Engineering Oberflächen in der Nano-Biotechnologie Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik Energietechnik Solarthermie Photovoltaik Energiewandlung und -speicherung Umwelttechnik Optik/Mikrosystemtechnik, Informations- und Kommunikationstechnologien Optische Vergütung Chromogene Dünnschichten Lichtemission/Photonik Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik Funktionstextilien Verkehr und Mobilität Luft- und Raumfahrttechnik Fahrzeugbau Marine Technik Werkstofftechnik/Chemie/Analytik Verpackungstechnologie für die Lebensmittelindustrie Printprodukte Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik Kreativbranche/Begleitforschung/sonstige F&E 53 53 53 54 70 76 88 102 105 105 108 126 142 151 151 156 159 178 215 229 234 235 242 246 247 248 252 254 292 311 6 TSB_Oberflächen.indd 6 10.02.12 14:19 6 6.1 6.2 Erkenntnisse und Empfehlungen Aussichtsreiche Handlungsfelder in Berlin-Brandenburg Maßnahmen zur Stärkung des Technologiefelds Intelligente Oberflächen in Berlin-Brandenburg Anhang Literatur Stichworte 319 319 324 329 339 Umschlag-Ausklapptafel Anwendungen und Anwendungsziele für intelligente Oberflächen in Berlin-Brandenburg 7 TSB_Oberflächen.indd 7 10.02.12 14:19 8 TSB_Oberflächen.indd 8 10.02.12 14:19 TSB Technologiestiftung Berlin sieht zunehmende Bedeutung der Oberflächentechnologien für Entwicklung der regionalen Cluster Die Untersuchung der regionalen Kompetenzen und Potenziale bei den Oberflächentechnologien und die Empfehlung, dieses Gebiet zu stärken, sollte nicht als eine Abkehr von der Forderung, Schwerpunkte zu setzen, verstanden werden. Das Gegenteil ist der Fall: Die Technologiestiftung zeigt hier, dass und wie die Querschnittskompetenz Oberflächentechnologie dazu beitragen kann, den Aufbau von Clustern aus den vorhandenen Kompetenzfeldern sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in Industrie und industrienahen Dienstleistungen voranzutreiben. Die Technologiestiftung wurde sowohl von der großen Zahl als auch von der Exzellenz der vorgefundenen Kompetenzen positiv überrascht. Erfreulich ist zudem, dass allein in Unternehmen, die sich fast ausschließlich mit Oberflächentechnologie befassen, rund 2.500 Personen beschäftigt sind. Dies gilt umso mehr, als die Zahl der Unternehmen, die Oberflächentechnologien als Teil ihres Hauptgeschäfts nutzen, bei einer solchen Querschnittstechnologie naturgemäß erheblich höher ist als die Zahl der Unternehmen, bei denen Oberflächentechnologie das Kerngeschäft darstellt. Berlin hat begonnen, ein Profil herauszubilden, das von Spitzentechnologien geprägt ist, und bei dem kleine und mittlere Unternehmen eine wichtige Rolle spielen. Diese Entwicklung ist erfreulich und, da mit Daten und Fakten belegbar, mehr als nur eine Vision. Trotzdem dürfen die bisherigen Erfolge nicht darüber hinwegtäuschen, dass Berlin bei der Erneuerung seiner wirtschaftlichen Basis auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung erst erste Schritte geschafft hat: ■ Das Qualifikationsniveau der Beschäftigten und die Umsatzanteile, die die Berliner Wirtschaft mit neuen oder verbesserten Produkten erzielt, sind hoch. Gleichwohl bleiben Produktivität und Durchschnittseinkommen noch hinter dem Niveau in anderen deutschen Wirtschaftszentren zurück. ■ Die Berliner Forschungsausgaben sind überdurchschnittlich hoch, und die Forschung hat große fachliche Exzellenz. Dass Berlin eine von wenigen europäischen Regionen ist, die die Lissabon-Ziele heute schon erreicht, ist allerdings überwiegend auf die hohe Zahl öffentlicher Forschungseinrichtungen zurückzuführen. Innovationspotenziale, die in der Kooperation von Industrieforschung und öffentlicher Forschung liegen, könnten durchaus noch stärker ausgeschöpft werden. ■ Die Entwicklung regionaler Cluster hat begonnen, besonders deutlich im Gesundheitssektor sowie im Informations- und Kommunikationsbereich. Die über Jahrzehnte gewachsenen Kooperations- und Zulieferbeziehungen, verbunden mit der hohen Spezialisierung und Wertschöpfung der Regio9 TSB_Oberflächen.indd 9 10.02.12 14:19 nen, in denen die klassischen Exportbranchen Automotive, Maschinenbau und Chemie dominieren, haben wir allerdings auch innerhalb der neuen, zukunftsweisenden Cluster noch nicht erreicht. Kooperationspotenziale zwischen Unternehmen bleiben ungenutzt. Vor diesem Hintergrund wird den regionalen Unternehmen empfohlen, die vorhandenen exzellenten Kompetenzen in Querschnittstechnologien wie den Oberflächentechnologien sowohl in Forschungseinrichtungen als auch in anderen Unternehmen der Region zur Verbesserung ihrer Produkte zu nutzen. Und die Politik sollte entsprechende Aktivitäten unterstützen. Eine Erhöhung des Kooperationsgrades in der Region kann wesentlich dazu beitragen, dass mehr wertschöpfungsstarke Industriearbeitsplätze entstehen und die regionalen Cluster weiter an Bedeutung gewinnen. Norbert Quinkert Vorstandsvorsitzender TSB Technologiestiftung Berlin TSB_Oberflächen.indd 10 10.02.12 14:19 Zusammenfassung Oberflächentechnologien werden in nationalen wie internationalen Strategien als wichtige Zukunftstechnologie bezeichnet. Allerdings sind Definition und Einordnung des Technologiefelds uneinheitlich: Als Teil von Materialinnovationen werden intelligente bzw. funktionale Oberflächen je nach Gewichtung unter Materialforschung bzw. Werkstofftechnik, Nanotechnologie oder Produktionstechnologie gefasst, verschiedentlich auch als F&E-Schwerpunkt in den einzelnen Naturwissenschaften gesehen. Gemeinsamer Nenner ist jedoch der starke Bezug zu den Treibern der Materialforschung – zur Ressourcen- und Energieeffizienz sowie zur Nachhaltigkeit. Über die Kompetenz von Wissenschaft und Wirtschaft im Technologiefeld gibt es auf nationaler wie auf regionaler Ebene kaum Studien. Aus Förderstatistiken lassen sich hinreichend aussagekräftige Grundlagen für eine regionale Strategie nicht ableiten. Die vorliegende Studie will diese Lücke für die Hauptstadtregion schließen und damit zur Fundierung der Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg beitragen. Es wird eine systematische Darstellung der einzelnen zur Oberflächentechnologie gehörenden Technologien vorgenommen. Diese werden den innovationspolitischen Clustern der Region und der Vielfalt der Oberflächentechnologie anwendenden Branchen zugeordnet und in ihrer Bedeutung bewertet. Durch die detaillierte Analyse der Forschung und Entwicklung von rund 350 Akteuren wird gezeigt, in welchen Bereichen von Wissenschaft und Wirtschaft Berlin-Brandenburg über oberflächentechnologische Kompetenzen verfügt, welche Kooperationen bereits bestehen und wie sich die Region profilieren kann. Danach zeichnet sich folgendes Bild ab: ■ Im Bereich der öffentlichen Forschung befassen sich in Berlin 24, in Brandenburg 14 wissenschaftliche Einrichtungen mit jeweils mehreren Abteilungen und Akteuren mit oberflächenrelevanten Themen. Bei rund 200 identifizierten wissenschaftlichen Arbeitsgruppen mit durchschnittlich fünf Mitgliedern ergeben sich 1.000 oberflächenrelevante Arbeitsplätze in der Wissenschaft. ■ Im Bereich der Wirtschaft betreiben 93 kleine und mittelständische Unternehmen (davon 79 in Berlin) sowie 19 Großunternehmen (davon 16 in Berlin) ausschließlich oder zum Teil Forschung und Entwicklung in den Oberflächentechnologien. Dazu kommen 66 Unternehmen, die oberflächentechnologische Dienstleistungen anbieten ohne signifikant eigene Forschung zu betreiben. 11 TSB_Oberflächen.indd 11 10.02.12 14:19 ■ Etwa 2.500 industrielle Arbeitsplätze bestehen in Unternehmen, die Oberflächentechnik als Kerngeschäft betreiben. Oberflächentechnologien sind darüber hinaus für eine Vielzahl weiterer Unternehmen mit insgesamt rund 25.000 Mitarbeitern relevant. ■ Obwohl die Region nicht als Zentrum für Oberflächentechnologien gilt, verfügt sie in wichtigen Themenfeldern über herausragende Kompetenzen und Forschungsstärke sowie über eine entsprechende organisatorische, personelle und apparative Ausstattung. Insgesamt wurden 356 Akteure – wissenschaftliche Arbeitsgruppen, Unternehmen und Netzwerke – identifiziert. ■ In der Dünnschichttechnik, konkret bei Dünnschicht-Elektronik und -Messtechnik (Sensorik), Photonik und Dünnschicht-Photovoltaik, gehört BerlinBrandenburg zu den führenden Regionen in Deutschland. Vergleichsweise gut aufgestellt ist die Hauptstadtregion auch bei Bauteilbeschichtung/ Verfahrenstechnik, Oberflächen- und Schichtanalytik/Anlagentechnik, biokompatiblen und bioaktiven Oberflächen, Bio-Analytik und Diagnostik sowie Nano-Biotechnologie. Hohe Forschungskompetenz bei gleichzeitig noch geringer Zahl industrieller Akteure haben die Wachstumsthemen Energiewandlung und -speicherung sowie Umwelttechnik. ■ In der Bio-Analytik und Diagnostik, in der Dünnschicht-Messtechnik (Sensorik) sowie in der Bauteilbeschichtung/Verfahrenstechnik haben Berlin und Brandenburg ihre größten Schnittmengen. Themen wie Oberflächenund Schichtanalytik/Anlagentechnik, biokompatible und bioaktive Oberflächen sowie Energiewandlung und -speicherung werden dagegen überwiegend in Berlin bearbeitet. ■ Im Bereich der akademischen Aus- und Weiterbildung sind oberflächentechnologische Inhalte breit gestreut, und zwar sowohl über die verschiedenen natur- und ingenieurwissenschaflichen Fächer als auch über die regionale Hochschullandschaft. Einschlägige Studiengänge werden nicht angeboten. Im Rahmen der Studiengänge Verfahrenstechnik, Werkstofftechnik, Physik und Chemie bestehen jedoch vielfältige Möglichkeiten zur Vertiefung des Themas Oberflächen. Von Nachwuchssorgen bzw. Fachkräftemangel berichten einige Akteure in den Oberflächentechnologien, dem insbesondere bei hochspezialisierten Anforderungen mit dem Heranziehen des eigenen Nachwuchses begegnet wird. Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass die regionalen Kompetenzen im Querschnittsthema Oberflächentechnologie dazu beitragen können, den von der Innovationsstrategie der Länder angestrebten weiteren Aufbau der regionalen Cluster sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in Industrie und industrienahen Dienstleistungen, voranzutreiben. Die stärkere Bekanntmachung und Vernetzung der über eine Vielzahl von Branchen und Wissenschaftsdisziplinen verteilten Kompetenzen erscheint als geeignetes Mittel, Kooperationspotenziale zu mobilisieren. 12 TSB_Oberflächen.indd 12 10.02.12 14:19 Kernempfehlungen zur Weiterentwicklung der Kompetenzen in Berlin und Brandenburg sind ■ die verstärkte Verbreitung von Informationen über die regionalen Kompetenzen in den Oberflächentechnologien mit dem Ziel, die interdisziplinäre Vernetzung innerhalb der Forschungslandschaft sowie zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu erhöhen, ■ das Aufgreifen der Oberflächentechnologien durch Intermediäre, im Technologietransfer und in den Clustermanagements mit dem Ziel, (Verbund-) Projekte zu initiieren und dadurch die Cluster und die vom Berliner Masterplan Industrie adressierten Branchen zu stärken, ■ die verstärkte Einbeziehung der Kreativbranche zur Entwicklung von Anwendungsszenarien für neue Oberflächentechnologien und darauf basierende Oberflächeneigenschaften, ■ die Verbesserung des Zugangs zu oberflächentechnologischen Erkenntnissen und Entwicklungen, beispielsweise durch Gründung einer ›Oberflächenbibliothek‹, ■ das Offenhalten von Förderprogrammen für Forschung und Entwicklung in Querschnittsgebieten wie Oberflächentechnik. 13 TSB_Oberflächen.indd 13 10.02.12 14:19 Summary In national and international strategies, surface technologies are seen as key future technologies, yet there is no common agreement on the definition and classification of this field of technology. Depending on the approach to material innovation, intelligent or functional surfaces are categorized under materials research or engineering, nanotechnology or production technology, and variously also seen as a focus of R&D in the different individual natural sciences. One common denominator, however, is the strong link with the drivers of material research – resource and energy efficiency and sustainability. Very few studies investigating the competence of science and business in this field of technology have been conducted on national or regional levels. Funding statistics do not provide a significant basis for a regional strategy. The study presented here aims to close this gap for the Berlin region and to make a contribution to providing a foundation for the Berlin and Brandenburg innovation strategy. The individual technologies associated with surface technology will be systematically investigated. These technologies will be assigned to the innovation-policy clusters of the region and the diversity of industries utilizing surface technology, and an assessment of their importance will be made. A detailed analysis of the research and development being carried out by around 350 players will highlight the areas of science and industry in Berlin-Brandenburg with surface technology skills and expertise, the joint ventures already in place, and show how the region can distinguish itself. Following this approach, the following picture emerges: ■ In public-sector research, there are 24 scientific institutions in Berlin and 14 in Brandenburg with several departments and individuals involved in surface-technology fields. Around 200 scientific workgroups were identified, each with an average five members, resulting in 1,000 surface technology-relevant jobs in science. ■ In industry, there are 93 small and medium-sized companies (including 79 in Berlin) and 19 major companies (including 16 in Berlin) involved solely or partially in surface technology research and development. An additional 66 companies offer surface-technology services without carrying out any significant research of their own. ■ There are around 2,500 industrial jobs in companies pursuing surface engineering as their core business. In addition, surface technologies are relevant for a large number of other companies, employing a combined total of around 25,000 people. 14 TSB_Oberflächen.indd 14 10.02.12 14:19 ■ Although the region is not regarded as an area that specializes in surface technologies, it does have some outstanding expertise and research strengths in important areas, backed by the appropriate organization, personnel and facilities. A total of 356 players – scientific workgroups, companies and networks – were identified. ■ Berlin-Brandenburg is one of the leading regions in Germany for thinfilm technology – more specifically, thin-film electronics and measuring systems (sensor systems), photonics and thin-film photovoltaic engineering. The Berlin region is also in a relatively good position when it comes to component coating/process engineering, surface and coating analysis/ plant engineering, biocompatible and bioactive surfaces, bioanalysis and diagnostics and nano-biotechnology. There is a high level of research competence, but yet a low number of industrial players in the growth fields of energy conversion/storage and environmental technology. ■ The key overlapping fields in Berlin and Brandenburg are bioanalysis and diagnostics, thin-film measuring systems (sensor systems) and component coating/process engineering. Surface and coating analysis/plant engineering, biocompatible and bioactive surfaces and energy conversion/storage are focused primarily in Berlin. ■ In academic education and training, there is a wide distribution of surface-technology content in the various natural science and engineering departments across the regional university environment, but there are no dedicated programmes. However, numerous opportunities for an in-depth study of surfaces are available in process engineering, materials technology, physics and chemistry. Some players complain of an absence of qualified employees and have concerns about the availability of young people with an interest and skills in surface technologies. Especially in highly specialized areas, they are meeting this challenge by training their own next-generation employees. In general, the study reaches the conclusion that the regional competence across the board in surface technology can make a contribution to driving the further development of the regional clusters and creating jobs in industry and industrial services, aimed for by the Berlin-Brandenburg innovation strategy. A suitable way of mobilizing cooperation potential would be to generate increased awareness and network the expertise and skills distributed across a large number of industries and science disciplines. Key recommendations for further development of expertise in Berlin and Brandenburg: ■ More widespread dissemination of information about the regional expertise in surface technologies, with the aim of increasing interdisciplinary networking within the research environment and between science and industry. 15 TSB_Oberflächen.indd 15 10.02.12 14:19 ■ Adoption of surface technologies by intermediaries in technology transfer and cluster management with the aim of initiating (collaborative) projects and thereby strengthening the clusters and the sectors targeted by the Berlin Industry Master Plan. ■ Greater inclusion of the creative sector to develop application scenarios for new surface technologies and the resulting surface properties. ■ Improvement of access to surface technology knowledge and developments, for example by establishing a ›Surface Library‹. ■ Retaining support programmes open for research and development in surface technology and other cross-disciplinary fields. 16 TSB_Oberflächen.indd 16 10.02.12 14:19 1 TSB Technologiestiftung Berlin (Hrsg.) (2009), S. 15. 1 Grundlagen 1.1 Fragestellung und Ziele der Studie Ziele der vorliegenden Studie sind die Darstellung der oberflächentechnologischen Kompetenz in der Region Berlin-Brandenburg und die Ermittlung ihres Potenzials. Die Studie fungiert zum einen als Informationsquelle (Orientierungswissen) und zum anderen, ohne dabei einen Foresight-Ansatz (Vorhersage von Trends und Tendenzen) zu verfolgen, als Grundlage für die Nachnutzung der Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen in Form konkret ausgestalteter kompetenzausbauender Maßnahmen oder neuer F&E-Aktivitäten im Technologiefeld. Voraussetzung für die koordinierte Behandlung der vorhandenen Expertise ist eine möglichst breite Erfassung der entsprechenden F&E-Tätigkeiten in Berlin und Brandenburg. Dies wird dadurch erschwert, dass keine allgemeingültige Abgrenzung des Technologiefelds ›Oberflächen‹ existiert: Oberflächentechnologische F&E ist nicht an eine Branche oder ein bestimmtes Equipment gebunden, sondern betrifft vielmehr eine Vielzahl von Materialien/ Werkstoffen, Herstellungsverfahren und Verwendungszwecken. Die Definition von Begrifflichkeiten rund um das Themengebiet stellt deshalb eine der initialen Aufgaben der Studie dar. Die Hauptfragestellung lautet, welche Akteure aus Wissenschaft (Forschung und akademische Ausbildung), Wirtschaft (Hersteller, Entwickler, Zulieferer) und von professioneller, öffentlicher oder privater Anwenderseite im Themengebiet vorhanden sind und inwieweit sie unter dem Fokus Oberflächen bereits vernetzt sind. Der Schwerpunkt der Analyse soll auf den Kompetenzen der regionalen Wissenschaft und Wirtschaft in Hochtechnologien (Spitzentechnologie und gehobene Gebrauchstechnologie1) liegen. Gesamtwirtschaftliche Betrachtungen, die den Bereich der Gebrauchstechnologie bzw. das zugehörige Dienstleistungsgewerbe einschließen und quantitative Untersuchungen erfordern, werden lediglich punktuell angestellt. Die Arbeitsdefinition umfasst F&E an Oberflächenphänomenen (Grundlagenforschung), Oberflächenfunktionalisierungen (angewandte Forschung), innovative Verfahren zur Herstellung (Oberflächenbehandlung, Präparation) und Analytik von Oberflächen und Schichten sowie ihre Anwendungsmöglichkeiten im Endprodukt (Kapitel 4). Für ein Stärken-Schwächen-Profil werden die einzelnen Technologien und Anwendungsfelder aufbereitet, die jeweiligen Beteiligten diesen Feldern zugeordnet sowie deren Bedürfnisse und Vernetzungsgrad analysiert (Kapitel 5). Damit können Wachstumsfelder innerhalb der Oberflächen- und Schicht17 TSB_Oberflächen.indd 17 10.02.12 14:19 technologien identifiziert und gezielte Fördermöglichkeiten benannt werden. Chancen und Risiken der Förderung und darunter subsumierter Maßnahmen werden ebenfalls erörtert. 1.2 Methodischer Ansatz und Datenbasis Ausgehend vom wahrgenommenen Informationsbedarf sollen die erforderlichen Informationen in erster Linie durch Quellenstudien gewonnen werden. Dabei beeinflusst die Suchperspektive (Inside-Out vs. Outside-In) die Relevanz der Informationsquellen. Bei der Suche mit der hier herangezogenen OutsideIn-Perspektive (sogenanntes Scanning) muss oft auf Quellen zurückgegriffen werden, die einen Überblick über einzelne Themenbereiche zulassen. In bisher unbekannten Teilgebieten, die noch über die eigenen Suchroutinen erkannt werden, wird auch auf der Basis von Detailinformationen nach relevanten Trends und Technologien gesucht.2 Zur Informationsbeschaffung werden sowohl formelle als auch informelle Quellen herangezogen: ■ Zu den formellen Quellen zählen vor allem umfassende Datenrecherchen in Fach- und Einzelpublikationen, Vorträgen, Studien sowie frei verfügbare Informationsquellen von wissenschaftlichen Einrichtungen, Unternehmen und Verbänden. ■ Informelle Quellen sind persönliche und fernmündliche Gespräche zu Innovationsverhalten und Bedeutung des Technologiefelds in der Region. Die Untersuchungsstrategie bedient sich vorrangig qualitativer Methoden, das heißt aus einem gewissen Vorverständnis heraus wird mit den Befragungen in der Gesamtheit iterativ Information gewonnen und interpretiert und so eine ›Theorie‹ entwickelt. Das Expertengespräch als qualitative Methode bietet sich an, weil: ■ das Spektrum der möglichen Antworten im Vorhinein nicht überschaubar ist und offene Fragen erforderlich sind, ■ es darauf ankommt, den individuellen Fall detailliert zu erfassen und damit die Möglichkeit zu Nachfragen gegeben sein muss, ■ die Vermutung naheliegt, dass wegen der im Vergleich zur standardisierten Befragung größeren ›Natürlichkeit‹ der Interviewsituation wesentlich authentischere Informationen gewonnen werden können. Das individuelle Expertengespräch wurde wegen des vertretbaren Zeitaufwandes (geringer Vorlauf, sukzessive Wissensakquise) gegenüber einem Experten-Workshop bevorzugt. Dabei wurden die angemeldeten Interviews durch spontane Gespräche am Rand von Fachveranstaltungen mit Vorträgen von Wissenschaftlern und Unternehmern ergänzt. Durch die aufeinanderfolgenden, mit mehreren Akteuren durchgeführten Befragungen konnten Erkenntnisse aus 2 Vgl. Lichtenthaler, Eckhard (2008), S. 9 f. 18 TSB_Oberflächen.indd 18 10.02.12 14:19 Tabelle 1: Zahl der Expertengespräche nach Zielgruppen und Regionen Berlin Brandenburg andere Standorte Insgesamt Wissenschaft 22 7 18 47 Wirtschaft 18 1 7 26 Intermediäre 9 1 2 12 Insgesamt 49 9 27 85 Zielgruppe 3 ›Für die Expertenbefragung eignet sich am besten das Leitfadeninterview, das eine Mischform aus narrativem und vollständig strukturiertem Interview bildet. Es wird ein Leitfaden erarbeitet, der das Interview thematisch strukturiert und dafür sorgt, dass alle wesentlichen Fragestellungen des Themengebietes angesprochen werden. Der Interviewer ist jedoch nicht gezwungen, diesem Leitfaden in allen Punkten zu folgen, sondern kann im Gespräch Teile des Interviews weglassen, die Reihenfolge verändern, zusätzliche Fragen integrieren oder einzelne Punkte vertiefend behandeln.‹ Behrens, Stefan und Specht, Dieter (2008), S. 5. den ersten Gesprächen für die folgenden gewonnen werden; auf diese Weise wurde der Befragungsgegenstand sukzessive vertieft.3 Andererseits dient der Leitfaden dazu, die Interviews vergleichbar zu machen und die Auswertung zu erleichtern, wenngleich eine (quantitative) Auswertung wie bei einer standardisierten Befragung nicht erreicht werden kann. Der Leitfaden soll gerade offen gehalten werden, damit das vorhandene Expertenwissen voll ausgeschöpft wird. Ein Leitfadeninterview mit entsprechend offener Gestaltung stellt hohe Ansprüche an die Kompetenz des Interviewers, an dessen Geschick und Verantwortung es liegt, relevante Informationen zu erhalten. Die Gesprächspartner stammen zum größten Teil aus der Hauptstadtregion; zu Vergleichszwecken wurden aber auch Vertreter auswärtiger (kooperierender bzw. konkurrierender) Institutionen befragt. Insgesamt sind zwischen November 2010 und Juni 2011 85 ausführliche Interviews und punktuelle Gespräche mit Kompetenzträgern aus Wissenschaft, Wirtschaft sowie Verbänden/Initiativen geführt worden (Tabelle 1). Die Befragung stieß auf unterschiedliche, überwiegend jedoch positive Resonanz. Einerseits waren die Gesprächspartner durchweg bereit, alle Fragen ausführlich zu beantworten, eigene Gedanken und Vorstellungen zu äußern und Thesen zu kommentieren; andererseits gab es auch skeptische Stimmen hinsichtlich des Nutzens der Untersuchung und der angestrebten Maßnahmen zur Verbesserung der Vernetzung in der Querschnittstechnologie. Die Auswertung der Befragungsergebnisse ermöglicht neben der Einzelfallanalyse verallgemeinerte Aussagen und eine Typisierung, wie sie für die Formulierung von Thesen, die Potenzialbeschreibung der Technologie und die Formulierung von Handlungsempfehlungen benötigt werden. Die Darstellung der einzelnen Technologien und Anwendungen basiert auf den Interviews sowie auf ergänzenden Recherchen in frei zugänglichen Quellen. In den allgemeinen Kapiteln stützen sich die Ausführungen ebenfalls auf frei verfügbare Informationsquellen sowie auf übergeordnete Erkenntnisse und sich abzeichnende Vorstellungen, die im Rahmen der Expertengespräche gewonnen wurden. Um die Anonymität zu wahren, wird darauf verzichtet, auf Aussagen einzelner Interviewter Bezug zu nehmen. Die ausgewiesenen Daten stellen die Situation zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie dar und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 19 TSB_Oberflächen.indd 19 10.02.12 14:19 Aufbau und Pflege des Verzeichnisses von Akteuren im Technologiefeld obliegen ebenso wie die Handlungsempfehlungen weiterreichenden Überlegungen zur Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse. Sofern quantitative Angaben gemacht werden, sind Abweichungen in der Datenbasis toleriert: Da aus den Quellen zu Zahlen, Daten und Fakten wie auch Patentveröffentlichungen meistens die Klassifikationssysteme mit übernommen werden müssen, spielt deren häufige Inkongruenz eine Rolle. Dieses Problem besteht auch schon bei der initialen Begriffs- bzw. Definitionsproblematik. Kommerzielle Datenquellen wurden nicht verwendet. 20 TSB_Oberflächen.indd 20 10.02.12 14:19 1 Vgl. BMBF, Referat Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.) (2006a), S. 82. 2 Ebenda, S. 97. 3 BMBF, Referat Innovationspolitische Querschnittsfragen, Rahmenbedingungen (Hrsg.) (2010). 4 BMBF, Referat Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.) (2006b). 2 Politische Rahmenbedingungen 2.1 Nationale bzw. europäische Strategien Mehrere deutsche und europäische Fördereinrichtungen evaluieren Forschung und Entwicklung in den jeweiligen Sparten und richten diese strategisch aus (Forschungsprogramme, Förderrankings). Oberflächen- und Schichttechnologien tauchen dabei unter verschiedenen anderen Technologiefeldern auf, etwa unter Werkstofftechnologie, Nanotechnologie oder Ressourcen- und Materialeffizienz. ■ In der Hightech-Strategie für Deutschland 2006 wird gefordert, die Nanotechnologie-Forschung und -Entwicklung im Hinblick auf Nanomaterialien, Systemintegration und Produktionstechnik (z. B. Photovoltaik, Lackproduktion) auszubauen, die Anwendung insbesondere im Umwelt- und Ressourcenschutz zu forcieren und in bisher unbeteiligten Branchen (z. B. Textilgüter-, Investitionsgüter- oder Bauindustrie) Produkt- und Verfahrensentwicklungen anzustoßen.1 Zur Beschleunigung der Entwicklung in den Werkstoffwissenschaften sollen Simulation und Entwurf von maßgeschneiderten Werkstoffen, Verarbeitungstechnologien und Bauteileigenschaften mit informationstechnischer Hilfe ausgebaut werden. Den Leistungsgrenzen bei Miniaturisierung und Funktionsintegration in der Mikroelektronik soll mit neuen hochintegrierten, multifunktionellen Elektronikwerkstoffen (unter anderem elektroaktive und photokatalytische Oberflächen) begegnet werden. Dadurch könnten Innovation und Umweltschutz gleichzeitig erreicht bzw. win-winSituationen erzeugt werden.2 ■ Auch in der Hightech-Strategie Deutschland 2020 3 werden Werkstofftechnologie und Nanotechnologie als Schlüsseltechnologien herausgestellt. Den hohen Kosten für die Entwicklung neuer Werkstoffe wird seitens des BMBF mit der gezielten Förderung der Werkstoffforschung im Rahmen von ›WING – Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft‹ begegnet. Das Programm umfasst Materialforschung, Chemie und Nanotechnologie als wesentliche Bereiche, aus denen Werkstoffinnovationen im Produkt- und Verfahrensbereich hervorgehen. ■ Eine schnellere Umsetzung von Forschungsergebnissen und die Schaffung besserer Rahmenbedingungen fordert das BMBF mit dem Nano-InitiativeAktionsplan 2010. Darin werden geförderte Leitinnovationen beschrieben, beispielsweise ›NanoMikroChem‹ als strategische Forschungskooperation zwischen chemischer Industrie sowie der Energie- und Mikroprozesstechnik für Nanoschichten und -werkstoffe mit sicherheitsrelevantem Aspekt.4 21 TSB_Oberflächen.indd 21 10.02.12 14:19 Unter dem BMBF-Förderschwerpunkt ›Nano geht in die Produktion‹ finden sich Themengebiete wie ›Beschichtung von Oberflächen mit nanoskaligen Materialien‹ (schaltbare Oberflächen, industrieller Herstellungsmaßstab) und ›Online-Analytik bei der Herstellung und Verarbeitung‹ (zuverlässige, reproduzierbare Herstellung). Unter anderem Fokus, nämlich als Innovationen für eine ressourceneffiziente Produktion (Bereich Produktionssysteme und Fertigungstechnologien), wurden vom BMBF Funktionale Oberflächen als Themenschwerpunkt für die Suche nach und im Wettbewerb um Projektideen benannt. ■ Auf letztgenannte Förderschwerpunkte geht der Initiative Nanotechnologie Aktionsplan 2015 ein, in dem hauptsächlich Bedarfsfelder und konkreter Forschungsbedarf aufgezeigt werden. So wird im Bedarfsfeld Ernährung und Landwirtschaft der ›Einsatz leicht zu reinigender nanobeschichteter Oberflächen bei Lebensmittellagerung, -transport und -verarbeitung‹ als Forschungsbedarf genannt, im Bedarfsfeld Mobilität geht es um katalytische Oberflächen mit geringem Edelmetalleinsatz (Nanotechnologie für kostengünstige und ressourcensparende Mobilität).5 ■ Zu Netzwerken und Einrichtungen der Nanotechnologie in Deutschland veröffentlichte das BMBF in Nanotechnologie erobert Märkte eine Kompetenzkarte, aus der die vorhandenen Kapazitäten (universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Unternehmen) in den Feldern ›Ultradünne Schichten‹ und ›Ultrapräzise Bearbeitung von Oberflächen‹ in Berlin und Brandenburg hervorgehen (Abbildung 1).6 Auch der Kompetenzatlas Nanotechnologie in Deutschland (www.nano-map.de) erlaubt das Recherchieren von Institutionen nach Anwendungsfeldern und Technologien (hier speziell Nanobeschichtungen). Die eigentlich höhere Instanz, eine Kompetenzkarte zu Werkstofftechnologien (www.werkstofftechnologien.de, Teil der Hightech-Strategie Deutschland) mit möglicher Recherchefilterung nach Werkstoffklassen oder Technologien (von besonderem Interesse ›Oberflächen und Schichttechnik‹) liefert dagegen weniger und kaum aktualisierte Ergebnisse. ■ Das Förderranking 2009 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vermittelt Informationen zur regionalen Verteilung von Bundes-, EU- und DFG-Förderung sowie zu den zugehörigen thematischen Profilen und Kooperationsbeziehungen. Bei der Projektförderung des Bundes als Materialforschung, physikalische und chemische Technologien, bei der Förderung im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm als Nanotechnologien, multifunktionelle Werkstoffe, neue Produktionsverfahren und -anlagen bezeichnet, und bei der DFG-Bewilligung nach natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern gegliedert, lassen sich jeweils Werkstoffentwicklungen und deren Fördervolumen regional aufgeschlüsselt bzw. auf einer Fächerlandkarte ermitteln (Abbildungen 2 bis 5). 5 BMBF, Referat Schlüsseltechnologien; Strategie und Grundsatzfragen (Hrsg.) (2010). 6 BMBF, Referat Publikationen; Internetredaktion (Hrsg.) (2004), S. 14. 22 TSB_Oberflächen.indd 22 10.02.12 14:19 Abbildung 1: Netzwerke und Einrichtungen der Nanotechnologie Quelle: BMBF, 2004. 7 BMBF, Referat Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.) (2007), S. 7. 8 Vgl. Rainfurth, Claudia (2008); European Commission (2011). ■ Auch im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm für den Zeitraum 2007 bis 2013 bilden Nanowissenschaften, Nanotechnologien, Materialien und neue Produktionstechnologien einen Förderschwerpunkt. Auf ihn entfallen 3,475 Mrd. Euro, das sind gut zehn Prozent des Gesamtbudgets im ersten Spezifischen Programm ›Zusammenarbeit‹.7 In den Ausschreibungen des Förderschwerpunkts NMP finden sich Themen mit Bezug zu Oberflächen oder Dünnschichten wie ›Self-healing materials for prolonged lifetime‹, ›Biomaterials for improved performance of medical implants‹, ›Materials for data storage‹, ›Advanced materials for high-temperature power generation‹, ›Photocatalytic materials for depollution‹, aber auch zu Integration und Vernetzung innerhalb der Materialwissenschaften, zum Beispiel mit der Kreativbranche (›Novel materials and design-based solutions for the creative industry‹).8 23 TSB_Oberflächen.indd 23 10.02.12 14:19 Abbildung 2: Projektförderung des Bundes Quelle: DFG, 2009. 24 TSB_Oberflächen.indd 24 10.02.12 14:19 Abbildung 3: Förderung im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm Quelle: DFG, 2009. 25 TSB_Oberflächen.indd 25 10.02.12 14:19 Abbildung 4: Fächerlandkarte für Naturwissenschaften auf Basis von DFG-Bewilligungen Quelle: DFG, 2009. 26 TSB_Oberflächen.indd 26 10.02.12 14:19 Abbildung 5: Fächerlandkarte für Ingenieurwissenschaften auf Basis von DFG-Bewilligungen Quelle: DFG, 2009. 27 TSB_Oberflächen.indd 27 10.02.12 14:19 2.2 Regionale Verbünde und Netzwerke In einigen Bundesländern und Regionen Deutschlands existieren zur Oberflächentechnik bzw. zu den Materialwissenschaften mit einem Schwerpunkt funktionale Oberflächen oder ähnlichem Forschungsverbünde bzw. Netzwerke/Verbände: ■ FOROB II, BAYERISCHER FORSCHUNGSVERBUND für Oberflächentechnik, ■ NRW Netzwerk Oberfläche, ■ Nano- und Materialinnovationen Niedersachsen e.V. mit dem Leitthema Oberflächen (neben Nano-Materialien und Leichtbau), ■ I-KON Ingenieur-Kompetenzzentrum Oberflächentechnik Norddeutschland, ■ NORO. Netzwerk Oberflächentechnologie Region Ostwürttemberg, ■ INNOB Innovative Oberflächen (Unterfranken), ■ COATINGTEC Beschichtungs- und Oberflächen-Engineering für Werkzeuge, Bauteile, Maschinenkomponenten (Thüringen), ■ noa Netzwerk für innovative Oberflächentechnik und Anlagenbau (Ostsachsen). In weiteren Regionen gibt es Bestrebungen, Kompetenzen in der Oberflächentechnik aufzubauen bzw. sich als Region entsprechend zu profilieren. So haben mehrere ›Unternehmen Region‹-Projekte (Wachstumskerne, BMBF-gefördert) oberflächentechnologische Entwicklungen zum Inhalt:9 ■ Wachstumskern ›TeMaK‹ im Sächsischen Metall-Zentrum (SMZ), Zwickau, ■ Wachstumskern ›noa 2‹ (Zittau/Oberlausitz, 2005–2007), innovative Oberflächenbeschichtungen wie die Plasma-Vakuum-Bedampfung für den Fahrzeug-, Maschinen- und Anlagenbau, ■ Wachstumskern ›ReaWeC 2‹, Reactive WetCoating (2004–2007), Bitterfeld/ Wolfen, ■ InnoProfile-Projekt ›Auftragschichten‹, Chemnitz, ■ Wachstumskern ›MolecularDesigned Biological Coating‹ MBC, Dresden, biologische Schichten für technische Oberflächen. Auf Initiative der Panadur GmbH (2010) soll auch die Harzregion ›ein hoch innovatives Kompetenzprofil rund um intelligente Oberflächen erhalten‹.10 2.3 Studien und Veröffentlichungen zur Querschnitttechnologie Oberflächentechnik Eine mit der vorliegenden Studie vergleichbare Untersuchung der Oberflächen- und Schichttechnologien auf Landesebene hat soweit bekannt lediglich Thüringen vorgenommen.11 Auch hier besteht ein starker Bezug zur Nanotechnologie. 9 BMBF, Referat Regionale Innovationsinitiativen; Neue Länder (2009). 10 Oertel, Hans-Werner (2011). 11 Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (2011). 28 TSB_Oberflächen.indd 28 10.02.12 14:19 Verschiedene Publikationen zu Oberflächentechnologien ohne regionalen Bezug aus dem Zeitraum zwischen 1997 und 2010 wurden zum Vergleich herangezogen: ■ Aus der Publikation Ifo Studien zur Innovationsforschung – Evaluation des Förderschwerpunktes Oberflächen- und Schichttechnologien (1997) gehen technischer Stand und Innovationspotenzial, Verbreitung sowie Marktstruktur der Oberflächen- und Schichttechnologien (OSTec) in der deutschen Industrie hervor. Dabei beschränken sich OSTec auf plasma-, vakuum-, ionen- und laserunterstützte Verfahren, das Anwendungsfeld Mikroelektronik ist kein Bestandteil der Studie. ■ Mit einer Schriftenreihe im Auftrag und mit Unterstützung des BMBF widmete sich das VDI Technologiezentrum einer Informations-, Qualifizierungs- und Normungsinitiative Oberflächentechnik (2000 –2002).12 Über Befragungen von produzierenden Unternehmen wurden eingesetzte Verfahren, Schichtmaterialien, Oberflächenfunktionalitäten und Anwenderbranchen mit ihren jeweiligen Prioritäten ermittelt und dargestellt. Des Weiteren wurde ein Patentüberblick gegeben, die Marktsituation anhand der industriellen Plasmaoberflächentechnik beschrieben (Größe/Umsatz der Unternehmen, Bekanntheitsgrad/Einsatztiefe/Nutzen der Technologie), der Qualifizierungsbedarf aus Sicht der Großindustrie und der KMU identifi- Abbildung 6: Anteile verschiedener Verfahren an der Oberflächenveredelung (in Prozent) nichtmetallische Überzüge 6,0 Vakuumverdampfung 5,0 Galvanisieren 26,0 Eloxieren 8,0 sonstige metallische Überzüge 11,0 Lackieren 12,0 sonstige Verfahren (i. W. mechanische Bearbeitung) 19,0 Wärmebehandlung 13,0 12 VDI Technologiezentrum GmbH (2000); VDI Technologiezentrum GmbH (2002). Quelle: Statistisches Bundesamt. DFO, 2006. 29 TSB_Oberflächen.indd 29 10.02.12 14:19 Abbildung 7: Entwicklung der Umsätze in der Oberflächenveredelung Mrd. EUR 5 4 3 2 1 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Quelle: FERI. DFO, 2006. ziert, der Stand der Normung zusammengetragen sowie Normungsbedarfe benannt. ■ Die Forschungsagenda Oberfläche, herausgegeben 2006 von der Deutschen Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. (DFO) 13 steht für eine branchen- und technologieübergreifende Untersuchung von Trends und künftigen Anforderungen an Eigenschaften von Beschichtungen bzw. deren Herstellungsprozesse (Befragung von 300 Experten deutschlandweit). Dabei wurde auch der Wirtschaftsfaktor Oberflächentechnik bzw. die Bedeutung von Oberflächentechnologien beleuchtet (Abbildungen 6 und 7). Bei der Wertschöpfung der Oberflächentechnik geht man von einem geringen Beitrag14 aus (geschätzt wurden drei bis sieben Prozent der Produktkosten). Wegen des großen Anwendungsspektrums bei Investitionsgütern und vielen Konsumgütern (z. B. Textilien, Medikamente) ergibt sich bei einem Umsatz der Industrie von 1,4 Bill. Euro und einem mittleren Wertschöpfungsanteil von fünf Prozent für das Jahr 2005 ein Umsatz von 70 Mrd. Euro. ■ Die Fraunhofer Gesellschaft nahm sich des Themas mit der Studie Produktionstechnik zur Erzeugung funktionaler Oberflächen an.15 Ermittelt wurde der Forschungs- und Handlungsbedarf, eingeteilt in die Handlungsfelder ›Energie- und Ressourceneffizienz in Prozess und Produkt‹, ›Fertigungsintegrierte Erzeugung funktionaler Oberflächen‹ und ›Produktionstechnologie mit Hochleistungsprozessen‹ (inkl. Modellierung/Simulation und Prozesskontrolle/Analytik). Über eine Befragung von produzierenden Unternehmen wurden Relevanz (auch Reifegrad) und Bedarf an verschiedenen Oberflächentechnologien (Verfahren) bestimmt sowie Defizite in der Werkstoffentwicklung sowie Relevanz, Reifegrad und Entwicklungsbedarf der Schichtfunktionalitäten ermittelt. 13 Roths, Klaus und Gochermann, Josef (2006). 14 Ohne dass der Mehrwert für einzelne Produkte durch Oberflächentechnik (Schutzfunktionen wie Korrosionsschutz) eingerechnet wäre. 15 Fraunhofer Gesellschaft (2008). 30 TSB_Oberflächen.indd 30 10.02.12 14:19 ■ Im Technologie- bzw. Politikbericht Energietechnologien 2050 (2010) behandelte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung das Thema Oberflächentechnik im Hinblick auf Energieeffizienz.16 Dargestellt wurde insbesondere der künftige Entwicklungsbedarf an energieeffizienter Oberflächentechnik; außerdem wurden Entwicklungshemmnisse und Relevanz öffentlicher Forschungsförderung unter dem Aspekt technischer und wirtschaftlicher F&E-Risiken bewertet. 2.4 16 Wietschel, Martin (2010). Oberflächentechnologie im Rahmen der Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg Innerhalb der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg ist das Technologiefeld Oberflächen- und Schichttechnologien Teil des Querschnittsthemas Materialien und Werkstoffe. Produktions- und Automatisierungstechnik, Clean Technologies und Sicherheit sind die anderen drei Querschnittsthemen der Strategie (Abbildung 8). Zur Kategorie Werkstoffe/Materialien gehören neben ›Funktionalen Oberflächen auch Smart Materials, Leichtbau sowie Be- und Verarbeitungstechnologien neuer Materialien. Thematische Überschneidungen oder Doppelungen sind zu erwarten und in Kauf zu nehmen; eine gewisse Systematisierung erfolgt durch die vorliegende Studie und ist im Kapitel Verknüpfte Themen dargestellt. Abbildung 8: Übersicht der Cluster und Querschnittsthemen in Anlehnung an die Innovationsstrategie innoBB Quelle: ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg, 2011. 31 TSB_Oberflächen.indd 31 10.02.12 14:19 2.5 Schlussfolgerungen Die Oberflächentechnik ist in diversen nationalen und internationalen Strategien als wichtige Zukunftstechnologie genannt. Allerdings wird die Oberflächentechnik unterschiedlich eingruppiert, beispielsweise unter Material-/ Werkstoffforschung, Nanotechnologie oder Produktionstechnologie. An einer systematischen Zuordnung zu strategischen Handlungsfeldern mangelt es, uneinheitliche Abgrenzungen sind vorherrschend. Die eigene Definition und Abgrenzung des Technologiefeldes erscheint daher als dringend notwendig. Zur Kompetenz von Wissenschaft und Wirtschaft im Technologiefeld gibt es auf nationaler wie auf regionaler Ebene kaum Studien. Aus Förderstatistiken lassen sich hinreichend aussagekräftige Grundlagen für eine regionale Strategie nicht ableiten, da die Förderschwerpunkte bzw. -programme so stark divergieren und sich überlappen, dass kein Gesamtbild gewonnen werden kann. Die vorliegende Studie will diese Lücke zumindest für die Region BerlinBrandenburg schließen und damit zur Fundierung der regionalen Innovationsstrategie beitragen. 32 TSB_Oberflächen.indd 32 10.02.12 14:19 3 Oberflächentechnologien in Wissenschaft und Wirtschaft von Berlin-Brandenburg 3.1 Wissenschaft Forschungseinrichtungen 1 Vgl. ZAB (2011). Wissenschaft und Forschung sind Stärken und zugleich Wachstumsfaktoren der Region Berlin-Brandenburg. Bis zu 50.000 Wissenschaftler sind hier tätig, davon rund 23.000 an Universitäten und Hochschulen. Es gibt 330 wissenschaftliche Einrichtungen und Institute: sieben Universitäten, 21 Hochschulen sowie mehr als 250 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, unter anderem Forschungseinrichtungen des Bundes.1 Über Kompetenzen in der oberflächenrelevanten Forschung und Entwicklung verfügen sechs (Berlin vier) Universitäten, sieben (Berlin drei) Hochschulen und 25 (Berlin 17) Forschungsinstitute, insgesamt also 38 (Berlin 24) wissenschaftliche Einrichtungen (Übersichten 1 und 2). Mit den rund 200 identifizierten wissenschaftlichen Arbeitsgruppen mit Oberflächenbezug sind unter der Annahme von durchschnittlich fünf Arbeitsgruppenmitgliedern (Wissenschaftliche Mitarbeiter, Doktoranden) rund 1.000 Arbeitsplätze verbunden. Eine themenspezifisch differenzierte Aufarbeitung der wissenschaftlichen Kompetenzen erfolgt im Kapitel Potenziale der Region Berlin-Brandenburg in einzelnen Technologie- und Anwendungsfeldern. Da im Mittelpunkt der Studie technische Innovationen stehen, wird hauptsächlich naturwissenschaftliche und ingenieurwissenschaftliche Forschung an funktionalen Oberflächen dargestellt. Mathematische, informationstechnische und gesellschaftswissenschaftliche Begleitforschung zu Material- und Oberflächeninnovationen werden soweit Übersicht 1: Wissenschaftliche Einrichtungen mit Bezug zu Oberflächentechnologien in Berlin Einrichtung Homepage Beuth Hochschule für Technik Berlin Chemische und Pharmazeutische Technologie | Medizinphysik/Labor ›Optik und Lasertechnik‹ | Labor Verpackungstechnik | Center of Food Packaging | Lebensmittelmikrobiologie: Technologie der tierischen Lebensmittel, Mikrobiologie http://www.beuth-hochschule.de Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAM Fachgruppe 4.1: Biologie im Umwelt- und Materialschutz | Fachgruppe 5.4 Hochleistungskeramik | Fachgruppe 6.1: Korrosion und Korrosionsschutz | Fachgruppe 6.2: Rastersondenmikroskopie, Tribologie und Verschleißschutz | Fachgruppe 6.4: Oberflächentechnologien | Fachgruppe 6.5: Polymeroberflächen | Fachgruppe 8.1: Mess- und Prüftechnik, Sensorik http://www.bam.de/de/index.htm 33 TSB_Oberflächen.indd 33 10.02.12 14:19 Einrichtung Homepage Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR Institut für Antriebstechnik http://www.dlr.de/desktopdefault. aspx/tabid-28/ Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik FBH Geschäftsbereich GaN-Elektronik | Geschäftsbereich Diodenlaser | Geschäftsbereich GaN-Optoelektronik | Abteilung Materialtechnologie | Abteilung Prozesstechnologie http://www.fbh-berlin.de/ Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK Füge- und Beschichtungstechnik | Fraunhofer-Allianz Reinigungstechnik FAR | Verbundprojekt AnSim | Berliner Zentrum für Mechatronische Medizintechnik BZMM, a joint Excellence Center by Fraunhofer Gesellschaft and Charité http://www.ipk.fraunhofer.de/ Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM System Integration & Interconnection Technologies | High Density Interconnect & Wafer Level Packaging http://www.izm.fraunhofer.de/ Freie Universität Berlin FU Institut für Experimentalphysik | Institut für Theoretische Physik | Institut für Chemie und Biochemie http://www.fu-berlin.de/ Fritz-Haber-Institut FHI Inorganic Chemistry | Chemical Physics | Molecular Physics | Physical Chemistry http://www.fhi-berlin.mpg.de/ Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik HHI Department Photonic Components http://www.hhi.fraunhofer.de/de/start/ Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH HZB (ehemals Hahn-Meitner-Institut) Funktionale Materialien | Magnetische Materialien | Solarenergieforschung | BESSY | AZM – Anwenderzentrum für Mikrotechnik http://www.helmholtz-berlin.de/ Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin HTW Umweltanalytik und –messverfahren | Bekleidungstechnik/ Konfektion | Modedesign | Industrial Design http://www.htw-berlin.de/ Humboldt-Universität zu Berlin HU Institut für Chemie | Institut für Biologie | Institut für Physik http://www.hu-berlin.de/ Institut für angewandte Photonik e.V. (IAP e.V.) Röntgenanalytik und photonische Kristallfasern http://www.iap-adlershof.de ISAS – e.V. (Institute for Analytical Sciences) – Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften Material- und Grenzflächenanalytik http://www.isas.de Kunsthochschule Berlin (Weißensee) Fachgebiet Produktdesign | Fachgebiet Textil- und Flächendesign http://www.kh-berlin.de/ Leibniz-Institut für Kristallzüchtung IKZ Kristalline Schichten & Nanostrukturen | Klassische Halbleiter | Dielektrika & Wide Bandgap Materialien http://www.ikz-berlin.de/index.php 34 TSB_Oberflächen.indd 34 10.02.12 14:19 Einrichtung Homepage Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (Leibniz-Gemeinschaft) MBI Dynamik an Oberflächen und Strukturierung | Festkörper und Nanostrukturen | Optoelektronische Bauelemente http://www.mbi-berlin.de/ OUT e.V. – Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie e.V. Dünnschichttechnik | LED-Technik | Sensorik http://www.out-ev.de/ Paul Drude Institut für Festkörperelektronik PDI Epitaxy | Microstructure | Semiconductor Spectroscopy http://www.pdi-berlin.de/ Technische Universität Berlin TUB Institut für Chemie | Institut für Festkörperphysik | Institut für Optik und Atomare Physik | Institut für Prozess- und Verfahrenstechnik | Institut für Werkstoffwissenschaften und technologien | Institut für Hochfrequenz- und Halbleiter-Systemtechnologien | Institut für Energie- und Automatisierungstechnik | Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb | Institut für Luft- und Raumfahrt | Institut für Konstruktion, Mikro- und Medizintechnik | Institut für Architektur http://www.tu-berlin.de Universität der Künste Berlin UdK Institut für Produkt- und Prozessgestaltung | Institut Architektur und Städtebau http://www.udk-berlin.de PVComB, Photovoltaik – Kompetenzzentrum für Dünnschicht – und Nanotechnologien Berlin http://www.helmholtz-berlin.de/ projects/pvcomb/ Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik WIAS Hauptanwendungsgebiet ›Nano- und Optoelektronik‹ | Hauptanwendungsgebiet ›Optimierung und Steuerung technischer Prozesse‹ | Hauptanwendungsgebiet ›Phasenübergänge und multifunktionale Materialien‹ http://www.wias-berlin.de Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin http://www.zib.de Übersicht 2: Wissenschaftliche Einrichtungen mit Bezug zu Oberflächentechnologien in Brandenburg Einrichtung Homepage Brandenburgische Technische Universität Cottbus BTU Institut für Physik und Chemie | Architektur | Institut Werkstoffe und Produktionsforschung http://www.btu-cottbus.de Fachhochschule Brandenburg Mikrotechnologie http://www.fh-brandenburg.de Fachhochschule Potsdam Fachbereich 4 Design http://www.fh-potsdam.de Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite PYCO (Fraunhofer IZM) Bistable Displays | Application Lab for Moisture and Oxygen Permeation/Application Lab for the Thermophysical Characterization of Thin Transparent Films | Projekt MULTIPOL http://www.pyco.fraunhofer.de/ 35 TSB_Oberflächen.indd 35 10.02.12 14:19 Einrichtung Homepage Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP Biopolymere | Funktionale Polymersysteme | Synthese- und Polymertechnik | Wasserbasierte Polymersysteme | Security Lab Potsdam http://www.iap.fraunhofer.de/ Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT Nanobiotechnologie und Nanomedizin | Zelluläre Biotechnologie & Biochips | Molekulare Bioanalytik und Bioelektronik http://www.ibmt.fraunhofer.de/fhg/ ibmt/ Helmholtz-Zentrum Geesthacht Zentrum für Material- und Küstenforschung HZG Zentrum für Biomaterialentwicklung http://www.hzg.de/ Hochschule Lausitz (Senftenberg und Cottbus) Nanobiotechnologie | Labor Biopolymere | Labor Physikalische Chemie | Labor für Tribologie und Oberflächenschutztechnik | Labor für Werkstoffprüfung/Metallographie http://www.hs-lausitz.de/ Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik e.V. IDM Synthesen | Mikrosensorik | Lithographie | Photoscience http://www.idm-teltow.de/de/index. php?id=Home Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (Innovations for high performance microelectronics ihp) Abteilung Technologie | Abteilung Materialforschung http://www.ihp-microelectronics.com/ Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung MPI-KG Abteilung Grenzflächen | Abteilung Kolloidchemie http://www.mpikg-golm.mpg.de Panta Rhei gGmbH – Forschungszentrum für Leichtbauwerkstoffe Werkstoff- und Oberflächentechnik/Materialforschung und Sensorik http://www.tu-cottbus.de/einrichtungen/de/pantarhei/ Technische Hochschule Wildau Fachgruppe Physikalische Technik | AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien | Hochleistungswerkstoffe | Biosystemtechnik/Biohybridtechnik http://www.tfh-wildau.de/ Universität Potsdam Institut für Chemie | Institut für Biochemie und Biologie | Institut für Physik und Astronomie http://www.uni-potsdam.de/ vorhanden erwähnt. Um inhaltliche Zusammenhänge bei gegebener Themenspezifik zu wahren, sind einige Doppelungen in der Darstellung nicht zu vermeiden. Wissenschaftliche Ausbildung Im Wintersemester 2010/2011 waren in Berlin gut 143.000 und in Brandenburg annähernd 51.000 Studierende an Universitäten und Hochschulen immatrikuliert.2 Einschlägige Studiengänge zum Thema Oberflächen- und Schichttechnologien werden jedoch in der Hauptstadtregion nicht angeboten. Das gilt auch 2 Amt für Statistik Berlin Brandenburg (Hrsg.) (2011a); Amt für Statistik Berlin Brandenburg (Hrsg.) (2011b). 36 TSB_Oberflächen.indd 36 10.02.12 14:19 Übersicht 3: Akademische Ausbildung (Bachelor/Master, Promotion) in Oberflächentechnologie an deutschen Hochschulen Einrichtung Studiengang Julius-Maximilians-Universität Würzburg Technologie der Funktionswerkstoffe TU Chemnitz Maschinenbau Fachhochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen Nano- und Materialwissenschaften Hochschule Aalen – Technik und Wirtschaft (HTW) Vertiefung(en) Abschluss Semester B. Sc., M. Sc., Promotion 6, 4 3 Jahre Werkstoff- und Oberflächentechnik B. Sc. 6 Oberflächen und nanoskalige Funktionsmaterialien B. Sc. 6 Oberflächen- und Werkstofftechnik B. Eng. 7 Hochschule Aalen – Technik und Wirtschaft (HTW) in Kooperation mit Hochschule Esslingen Angewandte Oberflächenund Materialwissenschaften M. Eng. 3 Hochschule Hof Systemwerkstoffe (ehem. Dipl. studiengang Werkstoff- und Oberflächentechnik) Oberflächentechnik Kunststofftechnik B. Eng. 7 Hochschule Mittweida Maschinenbau Fertigungs- bzw. Oberflächentechnik B. Eng. 6 Westsächsische Hochschule Zwickau Mikrotechnologie Oberflächen- und Mikrosystemtechnik B. Eng. 7 Westsächsische Hochschule Zwickau Nano- und Oberflächentechnologien M. Eng. 3 TU Ilmenau (mit ZVO gemeinsam getragen) Einzurichtender Masterstudiengang ›Elektrochemie und Galvanotechnik‹1 Master Akad. o. berufs-begl. 1 König, Uwe (2010). 3 ›... studieren künftige OberflächenIngenieure und -Ingenieurinnen zu etwa 90 Prozent Fertigungs- oder Verfahrenstechnik bzw. Industrial Engineering, vorrangig an einer Fachhochschule‹, König, Uwe (2010). für ähnliche Querschnittsfelder wie Nanotechnologie. Selbst deutschlandweit gibt es nur wenige Standorte mit wissenschaftlichen Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Oberflächentechnologie. Als zukunftsweisend seien hier sowohl der zum Wintersemester 2008/09 eingerichtete Masterstudiengang ›Nano- und Oberflächentechnologien‹ an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, als auch die einschlägigen Bachelorstudiengänge der Hochschulen Esslingen und Aalen sowie deren seit Sommersemester 2009 gemeinsam angebotener Masterstudiengang ›Angewandte Oberflächen- und Materialwissenschaften‹ genannt (Übersicht 3). Oberflächen- und beschichtungsrelevante Studienrichtungen (Vertiefungen) finden sich in Berlin und Brandenburg wie deutschlandweit in Studiengängen wie Fertigungs-/Verfahrens-/Produktionstechnik 3, Werkstoffkunde/technik/-wissenschaften/Materialwissenschaften oder Chemie (zum Beispiel mit Schwerpunkt Elektrochemie) bzw. Chemieingenieurwesen. 37 TSB_Oberflächen.indd 37 10.02.12 14:19 Sowohl naturwissenschaftliche als auch ingenieurwissenschaftliche Fächer bieten in den Studienrichtungen oder als Teilgebiet verschiedener Studiengänge entsprechende Lehrinhalte: ■ Biologie, Biochemie, Biotechnologie, Bioverfahrenstechnik, ■ Organische (Polymer-), Anorganische, Technische, Physikalische und Festkörper-Chemie, ■ (Angewandte) Physik, Physik Weicher Materie (Soft Matter), Biophysik, Physikalische Technik, ■ Mikro(system)technik, Feinwerktechnik, ■ Halbleitertechnologien, Dünnschichttechnologien, Kristallzüchtung, ■ Fertigungstechnik, Beschichtungstechnik, Fügetechnik (Oberflächenvorbehandlung), ■ Werkstofftechnik (Metalle, Kunststoffe, Keramik, Verbundwerkstoffe), ■ Optik, Photonik, Laser- und Plasmatechnologien. Verschiedenste wissenschaftliche Einrichtungen der Hauptstadtregion bilden mit genau diesen, auch forschungsseitig relevanten Schwerpunkten ihr Profil. Dies ermöglicht zumindest eine oberflächen- und beschichtungstechnologische Ausrichtung in der akademischen Ausbildung und Weiterqualifizierung. Alle Kompetenzen sind innerhalb unterschiedlicher Studiengänge zugänglich und erwerbbar. Als Fazit kann festgehalten werden, dass die wissenschaftliche Ausbildung eher dezentrale und branchenspezifische Bildungsmöglichkeiten bereithält, vergleichbar mit der Charakteristik des Technologiefelds. 3.2 Wirtschaft Der Wirtschaftsstandort Berlin-Brandenburg ist durch kleine und mittelständische Industriebetriebe gekennzeichnet; hinzu kommen einige international agierende Großunternehmen, die ihren Hauptsitz oder eine Niederlassung/ Hauptstadtvertretung in Berlin bzw. Brandenburg haben.4 Mit Blick auf die industrielle Oberflächentechnik ist die regionale Betriebsgrößenstruktur insofern durchaus typisch, als das Technologiefeld generell KMU-geprägt ist5 und viele Innovationen aus kleineren Betrieben hervorgehen bzw. von diesen umgesetzt werden. Vergleichsweise geringe F&E-Kapazitäten der KMU werden häufig durch Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und schnelleren Entwicklungsdurchsatz kompensiert. Unternehmen, die sich ausschließlich (Anbieter) oder teilweise (Abnehmer) mit Oberflächentechnologien befassen, lassen sich wie folgt klassifizieren: ■ Anbieter oberflächentechnologischer Dienstleistungen (Lohnbetriebe), ■ Hersteller von Anlagen der Oberflächentechnik inkl. Labor- und Messgerätehersteller für die Oberflächen- und Materialanalytik, 4 Berlin Partner GmbH (2011). 5 ZVO (2011). 38 TSB_Oberflächen.indd 38 10.02.12 14:19 ■ Zulieferer/F&E-Einrichtungen, forschend und entwickelnd, Kleinserien und Spezialaufträge in Lohnauftrag nehmend und/oder beratend tätige Anbieter, ■ Nutzer oberflächentechnologischer Leistungen (Anwenderfirmen), ■ Inhouse-Lösung oder Zukauf oberflächentechnologischer Leistungen (Fremdbezug),6 ■ Kombinationen von zwei oder mehr Kompetenzen in der Oberflächentechnologie: – Anlagenhersteller, die auch oberflächentechnologische Dienstleistungen anbieten, – Lohnbetriebe, die auch Anlagen herstellen, – Anwenderfirmen mit Inhouse-Oberflächentechnik, die zur besseren Equipment-Auslastung Lohnarbeit für Dritte anbieten, – F&E-Einrichtungen, die zur Finanzierung Klein- und Spezialaufträge bearbeiten, auch, wenn sich kein entsprechender Dienstleister findet, – Zulieferer mit F&E an den Zulieferprodukten, die aber auch beratend in Sachen Anwendung tätig sind.7 Über Kompetenzen in der oberflächenrelevanten Forschung und Entwicklung verfügen in der Hauptstadtregion nach eigenen Recherchen 93 kleine und mittelständische Unternehmen, davon 79 in Berlin, sowie 19 Großunternehmen, davon 16 in Berlin. Etwa 2.500 industrielle Arbeitsplätze sind unmittelbar mit der Oberflächentechnik verbunden (reine Dienstleistungsunternehmen eingeschlossen), davon rund 1.000 in Großunternehmen. Weitere 25.000 Arbeitsplätze sind in Unternehmen vorhanden, für die Oberflächentechnologien relevant sind, davon 17.000 in Großunterneh-men.8 Im Kapitel Potenziale der Region Berlin-Brandenburg in einzelnen Technologie- und Anwendungsfelder werden die wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Kompetenzen in der Region themenspezifisch aufgearbeitet. 3.3 6 VDI Technologiezentrum GmbH (2000), S. 22 bzw. Ochel, Wolfgang et al. (1997), S. 43. 7 Vgl. VDI Technologiezentrum GmbH (2000), S. 26. 8 Die Berechnung basiert auf Daten, die für 80 Prozent der betrachteten Unternehmen aus der markus Creditreform Marketingdatenbank ermittelt werden konnten. Innovationsfähigkeit anhand des Patentierverhaltens Ohne eine länderweise Sonderauswertung des Patentiergeschehens in den Oberflächentechnologien, wie es insbesondere dem Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) als Herausgeber des Patentatlas möglich wäre, kann das Patentierverhalten der Region zum Thema (das selbst wiederum einer Sonderauswertung der Patentstatistik bedürfte) nicht zufriedenstellend ermittelt werden. Eine auf vielen Ebenen präzisierte Suchstrategie im Patentrecherche-Tool DEPATISnet des DPMA erbrachte für Berlin-Brandenburg und den Zeitraum 2000 bis 2011 grob geschätzt 1.600 veröffentlichte Patentschriften mit Oberflächenbzw. Beschichtungsbezug, im Mittel also rund 150 erteilte Patente jährlich. 39 TSB_Oberflächen.indd 39 10.02.12 14:19 Im deutschlandweiten Vergleich gehören Berlin und Brandenburg nicht zu den Bundesländern mit großer Patentaktivität. Im Jahr 2009 belegte Berlin Rang 9, Brandenburg Rang 12. Immerhin konnte Berlin seinen Anteil 2009 mit 965 von insgesamt 47.859 Patenten von 1,8 auf zwei Prozent steigern; dabei war der bundesweite Trend allerdings rückläufig.9 Innerhalb der Region hatten oberflächen- und beschichtungsrelevante Patente einen beachtlichen Anteil von rund elf Prozent an allen erteilten 1.319 Patenten (354 bzw. 0,7 Prozent aus Brandenburg 10). Aufgrund der beschriebenen Schwierigkeiten einer statistischen Auswertung und eines unvertretbar großen Aufwands im Falle einer Einzelsichtung der Patente wurde das Patentierverhalten der Region in den Oberflächentechnologien über die hier vorgelegte Schätzung hinaus nicht vertiefend untersucht. 9 Vgl. Wirtschaftswunder Berlin-Brandenburg (2010). 10 DPMA (2011), S. 3. 40 TSB_Oberflächen.indd 40 10.02.12 14:19 4 Das Technologiefeld Funktionale bzw. Intelligente Oberflächen 4.1 Begriffsdefinition Als Oberfläche wird die äußere Grenzfläche eines Werkstücks/Gegenstands zu seinem Umgebungsmedium bezeichnet. Sie ist begrifflich eine Teilmenge von Grenzflächen, die jegliche Grenze zwischen wohlunterscheidbaren Phasen (Stoffen, Medien) darstellt. Mit dem Attribut ›funktional‹ oder ›intelligent‹ werden diejenigen Oberflächen bezeichnet, die einen Unterschied der Oberfläche zum Grundwerkstoff funktioneller Art mit sich bringen. Meist wird dies durch einen chemisch bzw. strukturell anderen Aufbau von Grenzfläche oder Randzone (Funktionswerkstoff entspricht prinzipiell dem Grundwerkstoff) oder einer relativ dünnen Außenschicht (Funktionswerkstoff auf einem Grundwerkstoff) erreicht. Derartige Strukturgrößen bewegen sich zwischen wenigen nm und wenigen µm Schichtdicke in der Dünnschichttechnologie, zwischen 30 und 150 µm für konventionelle und zwischen 200 und 2.000 µm für hohe Schichtdicken in der Dickschichttechnik.1 Es gibt aber auch noch höhere Schichtdicken, etwa in der Bautechnik. Die Grenzwerte sind dabei fließend (je nach verwendetem Schichtmaterial) und nicht genau festzulegen. In der Literatur gelten Schichten häufig nur dann als dünn, wenn sie weniger als ein µm Schichtdicke Abbildung 9: Tiefenbereiche an Oberflächen 1 Suppa, Manfred und Kollasa, Michael, S. 5. Quelle: Dzur, Birger (2007); Original aus: Pritzlaff, Dieter und Lautner, Volker (1997), S. 16. 41 TSB_Oberflächen.indd 41 10.02.12 14:19 aufweisen. Entscheidend ist jedoch, dass ihre Eigenschaften von denen des kompakten (Schicht-)Materials abweichen. Dies liegt darin begründet, dass das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen stark vergrößert ist und durch die zugehörigen Herstellungsverfahren eine mikroskopische Struktur implementiert wird.2 Die funktionale Oberfläche ›emanzipiert‹ sich förmlich vom Material. Als Kontaktfläche zur Außenwelt kann sie die Beanspruchungen, die vielfach an dieser Grenzfläche wechselseitig wirken, aufnehmen oder ihnen entsprechend begegnen. Vor allem diese Wechselwirkungen sind essenziell mit den Tiefenbereichen an Oberflächen verknüpft (Abbildung 9). Hinzu kommt, dass schwer berechenbare Grenzflächeneffekte auftreten und viele Stoffgesetze an der Oberfläche nur eingeschränkt, das heißt nicht wie im Bulk-Material gelten. Getreu dem Zitat von Wolfgang Pauli (Physiker und Nobelpreisträger, 1900–1958) »Das Volumen des Festkörpers wurde von Gott geschaffen, seine Oberfläche aber wurde vom Teufel gemacht« werden diese beiden Werkstoffaspekte wohlweislich getrennt betrachtet – als Bulk-Material (auch: Vollmaterial, Grundwerkstoff, Substrat) und als Randzone oder Schicht (auch: Randschicht, Dünnschicht, Beschichtung).3 Es lassen sich drei Arten der Kombination bzw. der Integration beider Werkstoffe benennen: ■ Funktionswerkstoff (Nebenfunktion) auf (in/um) einem Grundwerkstoff (Hauptfunktion), ■ Funktionswerkstoff (Hauptfunktion) auf einem Trägerwerkstoff (Nebenfunktion), auch dünne Filme in Sandwichstruktur (z. B. Flüssigkristalle), ■ Funktionswerkstoff ist prinzipiell gleich dem Grundwerkstoff (Haupt- und Nebenfunktion integriert, beispielsweise freitragende dünne Schicht). Für die Wahl von Grund- und Funktionswerkstoff kommen prinzipiell sämtliche Materialklassen (Metalle, Kunststoffe, Glas, Keramik, Holz, Papier, Textil, Leder, Minerale, Steine) in Betracht. Beinahe täglich wird die ohnehin große Zahl an verfügbaren Werkstoffen durch Materialien mit veränderten und verbesserten Eigenschaftsprofilen ergänzt.4 Funktionswerkstoffe zeichnen sich durch ihre besonderen elektrischen, magnetischen, optischen, akustischen oder auch biologischen Eigenschaften aus, die oft den Produkterfolg ausmachen. Das Spektrum an Funktionswerkstoffen reicht von anorganischen über organische (Lacke, organische Moleküle mit funktionellen Gruppen, Weiche Materie) bis zu hybriden Werkstoffen und Werkstoffverbünden/-mischungen (Metalllegierungen, Kunststoff-Blends).5 Komplexere Eigenschaftsprofile als beim monolithischen Werkstoff lassen sich durch schichtweise aufgebaute Funktionswerkstoffe (oder Bauteile) bzw. Eigenschaftsgradienten (in Schichten oder Randzonen) erreichen.6 Die Beschichtungssysteme (Abbildung 10) reichen von Hart-/Weich-Kombinationen über gradierte und Mehrlagenbeschichtung bzw. Superlattice bis zu nanoskaligen Verbünden. In jedem Falle bietet die gezielte Oberflächenbehandlung 2 Vgl. Eisenmenger-Sittner, Christoph (2008), S. 3. 3 Vgl. VDI-TZ Internetagentur Düsseldorf (2010a). 4 Wanner, Alexander (2011). 5 Vgl. Langenbach, C.J. (Hrsg.) (1997), S. 74. 6 Vgl. hier und im Folgenden VDI-TZ Internetagentur Düsseldorf (2010a). 42 TSB_Oberflächen.indd 42 10.02.12 14:19 Abbildung 10: Beschichtungssysteme Substrat Quelle: Bertling, Jürgen und Rechberger, Marcus (2011), S. 18. Chancen für ein effektives Materialdesign, denn Beschichtungen und Oberflächenveredelungen in Kombination mit günstigeren Grundmaterialien sind oftmals Alternativen zu teuren Vollmaterialien oder verringern signifikant die Folgekosten während der Lebensdauer eines Produkts. 4.2 Verknüpfte Themen Die Funktionalen Oberflächen bzw. Oberflächen- und Schichttechnologien sind untrennbar mit dem Bereich Neue Materialien und Werkstoffe verzahnt. Hinzu kommen die Be- und Verarbeitungstechnologien von Bauteiloberflächen und Schichtmaterialien (Anlagentechnik, Verfahrenstechnik) – gemeinhin als klassische Oberflächentechnik bezeichnet. Die einzelnen Richtungen der Werkstoffwissenschaften (Polymer-, Metall-, Keramikforschung, Hochdurchsatz- und wissensbasierte Werkstoffentwicklungsmethoden, Werkstoff- und Prozesssimulation, Leichtbau, Adaptronik usw.) nehmen immer wieder Bezug auf Oberflächenphänomene oder Lösungen durch Oberflächentechnik. Ebenso steuern Oberflächen- und Schichttechnologien einen Großteil der Erkenntnisse und Ergebnisse bei sog. Smart Materials (Intelligente Materialien) bei. Auch in der Bionik (Technik nach dem Vorbild natürlicher Prinzipien) machen Oberflächenphänomene einen wesentlichen Teil der Forschungsbemühungen aus. Mit der Thematik verknüpft sind schließlich Querschnittsthemen wie Energieund Ressourceneffizienz oder Nachhaltigkeit (Substitution von Gefahrstoffen, Recycling). Überlappungen gibt es hier mit den Clean Technologies, in denen sich oberflächentechnologische Fragestellungen mit Nutzen für die Energieund Umwelttechnik widerspiegeln (Übersicht 4). 43 TSB_Oberflächen.indd 43 10.02.12 14:19 Übersicht 4: Wissensgebiete in den Clean Technologies* Energie ■ Biokraftstoffe ■ Brennstoffzellen ■ Mikro-BHKW ■ Fotovoltaik ■ Windeenergie ■ Solar-/Geothermie Transport ■ Neue Batterien ■ Alternative Antriebe ■ Telematik ■ Logistik ■ H2-Infrastruktur Netzintegration Materialien ■ Biobasierte Materialien ■ Dämmstoffe ■ ›Grüne‹ Chemie ■ Nanotechnologie ■ Recycling ■ CO2-Abscheidung Wasser ■ Filtration ■ Dezentrale Aufbereitung ■ Mikro-Destillation ■ UV-Reinigung * Oberflächentheoretische Fragestellungen: kursiv. Quelle: Fleischhauer, Hoyer & Partner Private Equity Consultants (Hrsg.) (2010), S. 1. Materialentwicklungen kommen kaum ohne naturwissenschaftliche Grundlagenforschung zur Synthetisierung, Formulierung und Adaption von Werkstoffen zustande. Zum Grundlagenverständnis, insbesondere bei der Entwicklung von Hochdurchsatzwerkstoffen und der Modellierung/Simulation, tragen außerdem Mathematik und Informatik (Computational Material Science) bei. Am häufigsten treten Funktionale Oberflächen im Zusammenhang mit der universell eingesetzten Nanotechnologie in Erscheinung: Wie erwähnt, sind Oberflächen und Schichten durch ihre geringe Ausdehnung in einer Dimension gekennzeichnet. Als nanoskalig gilt dies bei <100 nm Ausdehnung. Trifft diese Definition auch in einer oder zwei weiteren Dimensionen zu, erhält man sämtliche Beispiele nanotechnologischer Bausteine (Übersicht 5). In der Nanotechnologie spricht man von geometrischen Basisstrukturen, die null- (punktförmig), ein- (linienförmig) oder zweidimensional (flächenförmig) sind.7 Übersicht 5: Klassifizierungsansätze für Nanomaterialien Einteilung nach Beispiele Dimensionalität – 3 Dimensionen < 100 nm – 2 Dimensionen < 100 nm – 1 Dimension < 100 nm Partikel, Hohlkugeln ... Röhren, Fasern, Drähte ... Filme, Schichten, Multilayer ... Phasenzusammensetzung – Einphasige Feststoffe – Mehrphasige Feststoffe – Mehrphasensysteme Kristalline, amorphe Partikel und Schichten ... Matrixmaterialien, beschichtete Partikel ... Kolloide, Aerogele, Zeolithe ... Herstellungsverfahren – Gasphasenreaktion – Flüssigphasenreaktion – Mechanische Verfahren Flammsynthese, Kondensation, CVD ... Sol-Gel, Fällung, Hydrothermalprozess ... Kugelmahlen, Plastische Deformation ... Quelle: Luther, Wolfgang et al. (2004), S. 45. 7 Bullinger, Hans-Jörg (Hrsg.) (2006), S. 42. 44 TSB_Oberflächen.indd 44 10.02.12 14:19 Die drei wesentlichen Eigenschaftsänderungen, die durch Nanoskaligkeit erreicht werden können, sind das größere Oberfläche-Volumen-Verhältnis, quantenmechanisches Verhalten und die molekulare Erkennung.8 Hier nähert sich die Chemie mit ihrer Denkweise in Größenordnungen von Ångström (1 Å = 0,1 nm) quasi ›von unten‹ der Nanotechnologie an. Die Supramolekulare Chemie als Teilgebiet der Chemie, das sich mit der Assoziation von Molekülen zu übergeordneten (Supra-)Strukturen, mit Prozessen der Selbstassemblierung und der Wirt-Gast-Chemie beschäftigt, ist ein weiteres wichtiges verknüpftes Thema im Zusammenhang mit intelligenten Oberflächen. Die Überschneidung von Nanotechnologie und Oberflächen- bzw. Schichttechnologien ist offensichtlich, aber nicht zwingend exklusiv, keines der beiden Gebiete ist also eine echte Teilmenge des anderen (Abbildung 11). ›In der überwiegenden Zahl der konkreten Einsatzfälle ist »nano« heute Oberflächentechnologie.‹9 Etabliert hat sich der Querschnittscharakter des Themas Oberflächen, das verschiedenste Branchen und Wertschöpfungsketten verbindet und möglichst Synergien hervorbringen soll. Die Forschung zielt derzeit vor allem auf Abbildung 11: Überschneidung von Nanotechnologie und Oberflächen/ Beschichtungstechnologie ani k" " osi , P e, k i t bo stem oRo n no- esssy k, Na n a i hre N M d i und o-Flu d -rö n n Na hte u drä Mi Dün niaturi nsc sieru hich n ttec g, hnik "Ve r- ie tion Nanotechnologie ch Me hik el" Na -dr nopa r Na ähte, tikel, no- -rö Dis hre per n sio nen Ve Co rkaps mp elu osi ng te- , N Sc an hic ohte n Nanostruktur der Oberfläche nm-dünne Schichten Oberflächen- und Beschichtungstechnologie (nm- bis mm-skalig) Mikro- und Makrostruktur der Oberfläche µm- bis mm-dicke Schichten 8 Bachmann, Gerd (2007), S. 10. 9 Deutsche Messe AG Hannover (2010). Quelle: Eigene Darstellung basierend auf: Wilden, Johannes et al. (2006), S. 5. 45 TSB_Oberflächen.indd 45 10.02.12 14:19 die Entwicklung maßgeschneiderter Eigenschaften und den Aufbau neuer Komponenten, Bauteile und Endprodukte mit Hilfe funktionaler Oberflächen. Selten ersetzen diese konventionelle Materialien; vielmehr ermöglichen sie oft völlig neue Technologien.10 Das Umdenken vom Vollwerkstoff zur Trennung in Struktur- und Funktionswerkstoff liegt bereits weit zurück, während sich nanotechnologische Entwicklungen erst in jüngster Zeit – vergleichbar mit der Dünnschichttechnik in den 1980er Jahren – in vielen Anwendungsbereichen durchsetzen. Last but not least sei erwähnt, dass sich die intelligenten Oberflächen in der vorliegenden Studie nicht auf immaterielle (virtuelle) Oberflächen, also insbesondere Benutzeroberflächen für Computeranwendungen oder auf die künstlerisch-philosophische Auseinandersetzung mit Wahrnehmung und Form von Oberflächen oder ›Oberflächlichkeit‹ der Dinge beziehen. 4.3 Oberflächen-Funktionalisierungen Die im Mittelpunkt der vorliegenden Studie stehenden Werkstoff- bzw. Produktfunktionen an der Oberfläche werden mittels Oberflächenbehandlung, -strukturierung und -beschichtung realisiert. Welche Funktionen das sein können, lässt sich anhand von Grenzflächenwechselwirkungen, die bis zu einer Barrierewirkung reichen, festhalten: Sie sind in erster Näherung biologischer, chemischer, physikalischer, optischer, thermischer, elektrischer oder sonstiger Art (Übersicht 6). Die bewusste Implementierung einer oder mehrerer Funktionen der Oberfläche kann als Funktionalisierung bezeichnet werden und spiegelt die Zielsetzung jedweder oberflächentechnischen Maßnahme wider. Übersicht 6: Kategorien der Grenzflächenwechselwirkung bzw. Barrierefunktion Grenzflächenwechselwirkung Biologisch – Kompatibilität/Haftung Chemisch – Bindung/Katalyse Physikalisch – Anziehung/Berührung/Haftung/Energiewandlung Optisch – Transmission/Absorption Thermisch – Absorption Elektrisch – Leitung Barrierefunktion Biologisch – Binde-/Anhafthemmung Chemisch – Vermeidung von Reaktionen/Bindungen Physikalisch – Vermeidung von Diffusion/Berührung/Reibung Optisch – Reflexion/Streuung Thermisch – Isolation/Strahlungsreflexion Elektrisch/magnetisch – Abschirmung) Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Bullinger, Hans-Jörg (Hrsg.) (2006), S. 46. 10 Gilt sinngemäß wie für Smart Materials: VDI-TZ Internetagentur Düsseldorf (2010b). 46 TSB_Oberflächen.indd 46 10.02.12 14:19 Biologisch Biokompatibilität Besiedelbarkeit, Zelladhäsion Spezifische Bindung oder Abstoßung Mimetik (zum Beispiel Virenimitation) Chemisch Korrosionsschutz Chemikalienresistenz, Eignung pH-Umgebung Spezifische chem. Bindung Katalytische Eigenschaft Elektrisch Leitfähigkeit, Supraleitung Isolierung, Superisolation Anti-Statik (stat. Aufladung), Polarität Halbleiter, mikrotechn. Funktionalität Thermisch Hitze-/Kälteresistenz, Hochtemperaturschutz Wärmedämmung/thermische Isolation Heizbarkeit , Wärmespeicherung Optisch Transmission (Transparenz), Refraktion Reflexion (Verspiegelung, Totalreflexion – Schichtwellenleiter, Antireflex/Anti-Fingerprint) Lumineszenz, Fluoreszenz Dekoration (Mattierung/Glanz) Stofflich/Tribologisch/Mechanisch Diffusionssperre/Barrierewirkung Oberflächenaktivierung (Benetzbarkeit): Hydrophilie/Hydrophobie, Anti-Fog, Anti-Beschlag Gefrierbeständigkeit/Enteisung Oleophilie/Oleophobie Selbstreinigung: Lotuseffekt Selbstreinigung: Photokatalyse Easy-to-clean (ETC) Geruchs-/Schadstoffadsorption Verschleiß-/Abriebfestigkeit Akustisch Schalldämpfung Schallerzeugung/-leitung Sensorisch Sensorik biologischer Parameter Sensorik chemischer Parameter Sensorik elektrischer/magnetischer Parameter Sensorik thermischer Parameter Sensorik optischer Parameter Sensorik mechanischer Parameter/Berührungsempfindlichkeit Sensorik akustischer Parameter Schaltbar Übersicht 7: Oberflächenfunktionalitäten/-funktionalisierungen Biologisch gesteuerte Schaltbarkeit/Schaltbarkeit biologischer Parameter Chemisch gesteuerte Schaltbarkeit/Schaltbarkeit chemischer Parameter Elektr./magn. Schaltbarkeit/Schaltbarkeit elektr./magn. Parameter Temperaturgesteuerte Schaltbarkeit/Schaltbarkeit thermischer Parameter Opt. gest. Schaltbarkeit/Schaltbark. optischer Parameter Stoffbasierte Schaltbarkeit/Schaltbarkeit stofflicher Parameter Tribolog./mechan. Schaltbarkeit/Schaltbarkeit tribolog./ mechan. Parameter Akustische Schaltbarkeit/Schaltbarkeit akustischer Parameter Wirkstoffdepot (organisch) Keimhemmung Hemmung von Inkrustierung Permeabilität (Membran), Filtereigenschaft Wirkstoffabgabe (anorg./technisch) Flammschutz-/Brandschutzeigenschaft Magnetische/Elektret-Eigenschaft Informationsspeicherung (inkl. Sicherheitsmerkmale) Energiegewinnung/Stromerzeugung, Energiespeicherung Farbgebung, Dünnschichtinterferenz UV-Beständigkeit Photochemische Strukturierung Informationsspeicherung (inkl. Sicherheitsmerkmale) Reibungsarmut, Trockenschmierung Strömungsoptimierung Adhäsion: Antihaftverhalten, Haftvermittlung, Traktion Kratzresistenz Härte, Schlagfestigkeit Oberflächenrauheit, Abdruckgenauigkeit Haptik Witterungsbeständigkeit 47 TSB_Oberflächen.indd 47 10.02.12 14:19 Zu Oberflächen- und Schichtfunktionalitäten existiert eine breite Palette von Veröffentlichungen, Tabellen und Rankings mit divergierenden Erkenntnissen oder ›Gewinnern‹/Rangfolgen aus vergleichenden Untersuchungen.11 Ohne nach Häufigkeit der Verwendung zu sortieren, ist basierend auf diesen Daten eine umfangreiche Systematisierung der Funktionalitäten erstellt worden (Übersicht 7). Tendenziell werden Oberflächen nur einfach funktionalisiert, teilweise findet aber auch eine Funktionsbündelung, also die Bereitstellung mehrerer Funktionen durch eine Oberfläche/Schicht, statt (Abbildung 12). Abbildung 12: Anzahl der umgesetzten Oberflächenfunktionen drei Funktionen 2,0 mehr als drei Funktionen 2,0 zwei Funktionen 24,0 eine Funktion 72,0 Quelle: Institut für Wissenschaftstransfer, Bremen. VDI Technologiezentrum GmbH (2000), S. 24. 4.4 Verfahren zur Oberflächenbehandlung Noch vielschichtiger als die möglichen Oberflächen- und Schichtfunktionalitäten sind die Verfahren zu ihrer Erzeugung (Übersicht 8). Grundsätzlich lassen sich unter dem Oberbegriff Oberflächenbehandlung die Teilgebiete Oberflächenmodifikation, Randzonenmodifikation und Beschichtung unterscheiden.12 Daneben existieren Begrifflichkeiten wie Oberflächenveredelung (Beschichten oder Entschichten zu einem funktionalen und/oder dekorativen Zweck). Zur Verarbeitungskette der Oberflächenbehandlung zu zählen sind auch vorbereitende Maßnahmen wie Reinigung und Vorbehandlung (speziell Oberflächenaktivierung zur Verbesserung der Benetzbarkeit), spezielle Verfahrenstechnik je nach Materialsystem und Verarbeitungsart (Galvanotechnik, Lackiertechnik, Spritztechnik, Emailliertechnik, Kunststoffbeschichtung, Plasma-Oberflächentechnik, Laser-Oberflächentechnik, Ultrapräzisionsbearbeitung usw.) 11 Luther, Wolfgang et al. (2004), S. 54; Roths, Klaus und Gochermann, Josef (2006), Abs. 2.2. 12 Dzur, Birger (2007), S. 3. 48 TSB_Oberflächen.indd 48 10.02.12 14:19 13 Deutsche Messe AG und Landesmesse Stuttgart GmbH (Hrsg.) (2008), S. 4. 14 Fülbier, Manfred (2009). und die angelagerte Mess- und Prüftechnik zur Analyse und Qualitätskontrolle, aber auch Versorgungstechnik (Rohstoffe) und Umweltschutztechnik (zum Beispiel Bad-Recycling in der Galvanotechnik).13 Die einzelnen Oberflächenbehandlungsverfahren unterscheiden sich in der Art der Anregung (thermisch, chemisch, Strahlung, Plasma), die zum Reinigen, Aktivieren, Abtragen oder Beschichten angewandt wird (chemische, mechanische, thermische und thermomechanische Beschichtungsverfahren). Weitere Unterscheidungskriterien sind die Phase der Ausgangsstoffe (fest, flüssig, gelöst, gasförmig), Schichtmaterial und erzielbare Schichtdicken.14 Übersicht 8: Verfahren der Oberflächenmodifikation, Randzonenmodifikation und Beschichtung Oberflächenmodifikation Die Modifikation der Oberfläche eines Bauteils kann mit Anregung durch Laser-, Elektronen-, Ionenstrahlung, Plasma, Flammen oder mechanisch (Strahlmedien) hauptsächlich zum Abtrag oder Umlagerung von Atomen/Molekülen erfolgen. Schleifen, Polieren Strahlverfahren Mikrostrahlen Beizen, Brünieren } Gängige Verfahren der Substratvorbehandlung (zum anschließenden Beschichten) Silanisieren, Silikatisieren Ätzen/Trockenätzen, Photoätztechnik Laserstrukturierung (Laserbeschriftung, Freilasern) Rastersondenmikroskopische Atommanipulation Lithografie (optisch, Elektronenstrahl-, Röntgen-, extreme Ultraviolett-, Elektronen- und Ionenprojektionslithographie, maskenlos) Funkenerosion, Sprengprägen Strukturierte galvanische Oberflächen, Galvanoformung im Rolle-zu-Rolle-Prozess Nano-Imprint, Course4®-Technologie Randzonenmodifikation Die Modifikation der Randzone eines Bauteils erfolgt meist unter thermischer Anregung oder mechanisch. Thermische Randschichthärtung Thermochemische Diffusionsverfahren zur Randschichthärtung Mechanische Härtung Härten Vergüten Bainitisieren Aufkohlen (Carburieren) Einsatzhärten (Aufkohlen und Härten oder Direkthärten) Nitrieren Carbonitrieren Chromieren Borieren Alumieren, Silizieren, Titanieren Kugelstrahlen Festwalzen 49 TSB_Oberflächen.indd 49 10.02.12 14:19 Beschichtung (und Entschichtung) Die Beschichtung eines Substrats kann unter Anregung durch Laser-, Elektronen-, Ionenstrahlung, Plasma, Flammen, Induktion oder mechanisch erfolgen und findet teils unter Vakuumbedingungen statt. Physikalische Gasphasenabscheidung (PVD) Chemische Gasphasenabscheidung (CVD) Nasschemische Beschichtung Thermisches Verdampfen EBE Elektronenstrahlverdampfen PLD Laserstrahlverdampfen, Pulsed Laser Deposition Arc-PVD Lichtbogen-Verdampfen MBE Molekularstrahlepitaxie IBAD Ionenstrahlgestützte Deposition, ion beam assisted deposition ICBD Clusterstrahltechnik Ionenplattieren Hochleistungskathodenzerstäuben (Sputtern) PECVD plasma enhanced CVD HF CVD hot filament CVD LPCVD low pressure chemical vapour deposition APCVD atmospheric pressure chemical vapour deposition MOCVD metal organic chemical vapour deposition MOVPE metal organic vapor phase epitaxy VPE vapor phase epitaxy ALD Atomic Layer Deposition CVI chemical vapour infiltration Tauchbeschichtung (Dip-Coating) Schleuderbeschichtung (Spin-Coating) Rakeln Sprühen (Spray-Coating) (Sol-Gel-Verfahren) Galvanik Halbleiterdotierung Drucktechnik Anodische Oxidation (bei Al Eloxieren) zur Passivierung/Färben von Metall Chemisches Galvanisieren (außenstromlos oder per Reduktion) Chromatieren (Passivierung) Elektrolytisches Galvanisieren Phosphatieren Veralisieren Verchromen Verstahlen Diffusion Elektrophorese Sublimation aus der Gasphase Ionenimplantation (Beschuss mittels hochenergetischen Teilchenkanonen unter Vakuum) Hochdruck Flexodruck (Stempeldruck) Flachdruck Offsetdruck Tiefdruck Auflagendruck/Dekordruck/ nahtloser Endlosdruck Tampondruck Durchdruck Siebdruck Elektronische Druckverfahren (Non-Impact-Printing) Thermodirekt-, Thermotransfer-, Thermosublimationsdruck Plotten Tintenstrahldruck Digitaldruck (ohne statische Druckform) Transferdruck Wassertransferverfahren Textildruck Sublimationsdruck Beflockung Heißprägen (Prägefoliendruck) IMD Inmold Decoration Bandgalvanisieren Gepulste Elektrodeposition Gestellgalvanisieren Kunststoffgalvanisierung Tampongalvanisieren Tauchverfahren (früher Sudverfahren) Trommelgalvanisierung Kombinationsverfahren Plasma-Printing und Metallisierung Laser-CVD Galvanik und Lasertechnik LIGA (Lithographie und Galvanik) 50 TSB_Oberflächen.indd 50 10.02.12 14:19 Auftragen Lackiertechnik Thermisches Spritzen Schmelztauchen (Feuerverzinken, -zinnen, Wirbelsintern) Schmelzauftragsschweißen Auftragslöten Aufplattieren (Walzplattieren) Emaillieren, Glasieren Pinsel/Rolle Tauchen/Fluten, Rakeln Sprüh-/Spritzapplikation (Pistole, Airlesszerstäuben, pneumatisches, Hochrotationszerstäuben) Vorhangbeschichtung Pulverlackieren IMC Inmold Coating Folienhinterspritzen (Film Insert Molding) Schmelzbadspritzen Lichtbogenspritzen (Drahtlichtbogenspritzen) Plasmaspritzen Flammspritzen (Pulver-/Draht-/ Kunststoffflammspritzen) Hochgeschwindigkeit-Flammspritzen Detonationsspritzen (Flammschockspritzen) Kaltgasspritzen Laserspritzen Quelle: Eigene Darstellung basierend auf: VDI Technologiezentrum GmbH (2000); Lake, Markus (2009); Fraunhofer Gesellschaft (2008); VDI-TZ Internetagentur Düsseldorf (2010c); Wikipedia (2010). 4.5 Anlagentechnik zur Oberflächenbehandlung Die verschiedenen Verfahren zur Oberflächenbehandlung bedürfen jeweils entsprechender Anlagentechnik, die zusätzlich anhand verschiedener Parameter (Größe des Substrats/Bauteils, geforderte Güte/Materialreinheit, Fertigungsintegration usw.) variiert. Deutschland hat in diesem Anlagenmarkt ein breites, international wettbewerbsfähiges Angebot. Eine ältere Studie, ›Evaluation des Förderschwerpunktes Oberflächen- und Schichttechnologien (OSTec)‹ von 1996, bescheinigt den deutschen Anlagenherstellern bei verschiedenen vakuumgestützten Oberflächenbehandlungsverfahren einen hohen bis mittleren Marktanteil. Anbieter sind weitgehend kleine und mittelständische Unternehmen. Vor allem das in den östlichen Bundesländern vorhandene Know-how konnte in den 1990er Jahren für Neugründungen genutzt werden und hat wesentlich zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Anlagenangebots beigetragen.15 Über das in der Region Berlin-Brandenburg vorhandene Equipment zur Oberflächenbehandlung existiert soweit bekannt keine vergleichbare Erhebung. In der vorliegenden Studie wird die bei Forschungsgruppen und Unternehmen vorhandene Ausstattung erfasst und dargestellt, ohne allerdings Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. 4.6 15 Vgl. Ochel, Wolfgang et al. (1997), S. 92 ff. 16 Vgl. Kopnarski, Michael (2010). Oberflächen- und Schichtanalytik Für Produktentwicklung sowie Prozess- und Qualitätssicherung bei der Herstellung von Oberflächen und Schichten (Optimierung von technologischen Prozessen, Fehlersuche) ist eine instrumentelle Oberflächen- und Schichtanalytik unverzichtbar.16 Dabei erstrecken sich die analytischen Aufgaben nicht nur auf dezidiert oberflächentechnologische Erzeugnisse, sondern auch auf ›unbehandelte‹ Oberflächen von Bulk-Materialien, natürlichen Artefakten usw. ›Als 51 TSB_Oberflächen.indd 51 10.02.12 14:19 Werkzeuge für die Untersuchung von [...] grenzflächennahen Zonen stehen [...] eine ganze Reihe von Analyseverfahren zur Verfügung, die in den vergangenen Jahrzehnten aus der modernen Oberflächenphysik heraus entstanden sind und mit denen Informationen über die chemische und strukturelle Zusammensetzung von Festkörpern, Grenzflächen und dünnen Schichten auch auf einer mikroskopischen Skala, [...] oder atomar dünner Schichten zugänglich werden.‹17 Fast allen Verfahren ist gemein, dass sie die zu untersuchende Oberfläche einer bestimmten Primärstrahlung (aus Ionen, Elektronen oder Photonen) aussetzen und die ›Antwort‹ des Festkörpers aus ausgesendeten charakteristischen Sekundärteilchen (Atome, Ionen, Elektronen, Photonen ...) messen (Übersicht 9) oder Informationen aus den rückgestreuten Primärteilchen auslesen (›atomare‹ Sonden, zum Beispiel Rutherford-Rückstreu-Spektrometrie RBS, Rasterelektronenmikroskopie REM, Transmissionselektronenmikroskopie TEM). Verfahren der analytischen Elektronenmikroskopie wie die energieoder wellenlängendispersive Röntgenanalytik (EDX, WDX) sowie die Elektronenenergieverlustspektroskopie (EELS) liefern quantitative Informationen zur chemischen Zusammensetzung von analysierten Mikro- und Nanobereichen. Methoden, die sich von ihrem physikalischen Prinzip her nicht in die benannte Systematisierung einordnen lassen, sind die Rastersondentechniken Rastertunnel- und Rasterkraftmikroskopie (STM, AFM), bei denen die Oberflächen auf atomarem Niveau abgebildet werden. Kamerabasierte Prüfsysteme und Sichtprüfung sind ebenso selbstverständlich für die Qualitätssicherung in der Oberflächentechnik wie alle gängigen Messtechniken zur Prüfung weiterer physikalischer Parameter, insbesondere zu Eigenschaften oder Funktionen der Oberflächen und Schichten. Die regionale Kompetenz in der Oberflächen- und Schichtanalytik wird im Rahmen der einzelnen Technologie- und Anwendungsfelder dargestellt. Möglichkeiten und Equipment einzelner Forschergruppen oder Unternehmen werden – wie schon das Equipment zur Oberflächenbehandlung/Präparation von Schichten – an Ort und Stelle aufgezählt. Übersicht 9: Einige Oberflächenanalyseverfahren nach Anregungsart Information durch: Anregung mit: Photonen Photonen RFA/EXAFS Elektronen PES: XPS (ESCA)/UPS Elektronen Ionen SCANIIR AES/EELS/LEED/ TEM Neutralteilchen SNMS Ionen SIMS/LEIS EXFAS: Röntgenabsorptions-Feinstrukturanalyse, SCANIIR: Optische Spektroskopie zerstäubter Oberflächenteilchen, SNMS: Sekundärneutralteilchen-Massenspektrometrie, SIMS: Sekundärionen-Massenspektrometrie, LEIS: Rückstreuung langsamer Ionen von Oberflächen, XPS: Röntgen-Photoelektronenspektroskopie. PES: PhotoelektronenSpektroskopie, UPS: Ultraviolett-Photoelektronenspektroskopie, AES: Augerelektronen-Spektroskopie, EELS: Elektronenenergieverlust-Spektroskopie, RFA: Röntgenfluoreszenz-Analyse, LEED: Beugung langsamer Elektronen an Oberflächen, TEM: Transmissionselektronenmikroskopie Quelle: Kopnarski, Michael (o. J.), S. 3 17 Kopnarski, Michael (o. J.), S. 2. 52 TSB_Oberflächen.indd 52 10.02.12 14:19 1 Vgl. Böger, Frank (o. J.), S. 1. 2 Vgl. Deutsche Messe AG und Landesmesse Stuttgart GmbH (Hrsg.) (2008), S. 3. 3 ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH und TSB Innovationsagentur Berlin GmbH (Hrsg.) (2009). 4 INPLAS – Kompetenznetz Industrielle Plasma-Oberflächentechnik e. V. (2010). 5 Lütgens, Matthias (2005), S. 6; NeMa (o. J.); HA Hessen Agentur GmbH (Hrsg.) (2008), S. 5; BMBF, Referat Publikationen; Internetredaktion (Hrsg.) (2004), S. 10. 6 Auswahl national bedeutender Themenfelder laut Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (2011), S. 2. 5 Potenziale der Region Berlin-Brandenburg in einzelnen Technologie- und Anwendungsfeldern 5.1 Branchen und Anwendungsgebiete Die Oberflächentechnik fußt – typisch für eine Querschnittstechnologie – auf sehr verschiedenen Basistechnologien. Sie kann mehreren Industriezweigen zugeordnet werden, beispielsweise der Metallurgie, der Chemischen Industrie (Lacke und Farben), der Elektrochemie (Galvanik) sowie Glas und Keramik. Gleichzeitig wird sie in vielen spezifischen Anwendungsfeldern und Branchen eingesetzt. Trotz ihrer omnipräsenten Verwendung wird die Oberflächentechnik vielfach kaum beachtet, weil ihr Anteil am Umsatz der jeweiligen Branche meist nicht ermittelbar, oft auch nur marginal ist.1 In der vorliegenden Studie wird die regionale Oberflächenkompetenz auch bei geringem Wertschöpfungsanteil betrachtet. Zu den Anwenderbranchen existieren – ebenso wie zu den Oberflächenfunktionalitäten – unterschiedlichste Aufzählungen und Rankings2. Hier erfolgt die letztendliche Einteilung entlang der fünf Zukunftsfelder bzw. Cluster der gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg 3 (Life Science, Energietechnik, IKT/Medien, Optik, Verkehrssystemtechnik), das entspricht weitgehend der Einteilung nach INPLAS (Industrielles Plasmaoberflächentechnik-Netzwerk).4 In einem iterativen Prozess und mit Hilfe von Schaubildern5 zu branchenrelevanten Anwendungszielen (vornehmlich in der Nanotechnologie) wurden die einzelnen Anwenderbranchen weiter differenziert. Auf eine Darstellung entlang der Zeitachse (Reifegrad der Technologien) wurde jedoch verzichtet. Aus der Darstellung (ausführlich: Ausklapptafel am Ende des Textes) gehen konkrete F&E-Ergebnisse bzw. -Ziele hervor, die durchaus von unterschied– licher Bedeutung hinsichtlich Wertschöpfung, Reife der Technologie oder Prozessierbarkeit sind. Auf diese Weise wird vermieden, Anwendungsbeispiele für intelligente Oberflächen auf vorherrschende ›Trends‹ zu reduzieren, wie sie vielfach in der Literatur beschrieben werden (selbstheilende Oberflächen/ Schichten, schaltbare, Multifunktions- und aktive Schichten)6. 5.2 Life Science In den drei zu den Lebenswissenschaften gehörenden Branchen Biotechnologie, Medizintechnik und Pharma hat der Standort Berlin-Brandenburg (ca. 30.000 Arbeitsplätze) in Deutschland eine Spitzenstellung inne und ist von internationaler Bedeutung. Die Weiterentwicklung des Zukunftsfeldes 53 TSB_Oberflächen.indd 53 10.02.12 14:19 konzentriert sich auf die Handlungsfelder medizinische Bildgebung, Telemedizin, Bioanalytik und Diagnostik, Wirkstoffentwicklung sowie regenerative Therapien.7 In einigen dieser Bereiche finden sich spezifische Oberflächenund Beschichtungstechnologien, vor allem dort, wo Werkstoffoberflächen in Wechselwirkung mit Zellen oder Gewebe stehen (›Werkstoffe im Zellkontakt‹, Materialforschung trifft auf Medizin/Biotechnologie). Sie werden zur Entwicklung von Implantaten, Herzunterstützungssystemen, Knochenersatzwerkstoffen, Bioreaktoren und Biosensoren benötigt.8 5.2.1 Biokompatible und bioaktive Oberflächen Abgrenzung Der Bereich biokompatible und bioaktive Oberflächen lässt sich den Werkstoffen im Zellkontakt zuordnen und betrifft vor allem die Oberflächeneigenschaften Histokompatibilität (Gewebeverträglichkeit) und Hämokompatibilität (Blutverträglichkeit) in biologischem Kontakt befindlicher Bauteile (Implantate, medizinische Hilfsmittel). Implantate wurden ursprünglich als biologisch inaktiv und korrosionsresistent angesehen. Seit mehr als einem Jahrzehnt werden sie jedoch stärker in eine biologische Wechselwirkung gesetzt, um Einwachsen und Gewebeneubildung zu initiieren und um degradiert zu werden, sobald die Gewebeheilung vollzogen ist.9 Implantatoberflächen werden in diesem Zusammenhang auch zu Wirkstoffträgern, die gewebeheilende Hilfsstoffe langsam und kontinuierlich freisetzen (Drug Eluting) und damit von der Zulassung als Medizinprodukt zur Zulassung als Arzneimittel übergehen (verstärkt auch Medizinprodukt-Arzneimittel-Kombinationen). Oberflächenmodifizierungen an Diagnostik-Komponenten (zum Beispiel Katheter), die Hydrophilie/Hydrophobie und Affinität für die Anlagerung von Biomolekülen/ Zellen betreffen, gewinnen an Bedeutung.10 Die regionale Kompetenz in biokompatiblen Oberflächen kann an folgenden konkreten Themen oder Produkten gezeigt werden: ■ Gelenk- und Knochenimplantate (Hüfte, Knie usw.), ■ Gefäßimplantate/Gefäßstützen (Stents), Herzunterstützungssysteme (implantierbare Herzschrittmacher), ■ Intraokularlinsen, ■ Medizinische Geräte/Hilfsmittel (Katheter, Wundverbände), ■ Medizinische Geräte/Hilfsmittel (OP-Besteck, Blutkonservenbeutel usw.). 7 ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH und TSB Innovationsagentur Berlin GmbH (Hrsg.) (2009). 8 Kompetenznetzwerk Bioaktive Oberflächen (o. J.). 9 Vgl. ZiG/TU Berlin (2009), S. 53. 10 INPLAS – Kompetenznetz Industrielle Plasma-Oberflächentechnik e. V. (2010). 54 TSB_Oberflächen.indd 54 10.02.12 14:19 Wissenschaft Prof. Dr. Rainer Haag Prof. Haag, Inhaber der Professur Organische Chemie am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin, forscht auf dem Gebiet organische und makromolekulare Chemie, speziell an dentritischen Polymeren, die der Herstellung funktionaler Molekülarchitekturen, unter anderem auf Oberflächen, dienen. Für Anwendungen mit Schwerpunkt Biokompatibilität sind solche Strukturen von Bedeutung, um biologisch inerte Oberflächen herzustellen, die die Biofilmbildung und daraus resultierende Infektionen verhindern. Aufbauend auf den Ergebnissen zu protein-resistenten selbstorganisierenden Polyglycerol-Layern auf Goldsubstrat (Kapitel Oberflächentechnik in BioAnalytik und Diagnostik) werden diese auf ihre Zell- und Bakterien-Abstoßung (Adsorptionsgrad) untersucht, um daraus biomedizinische Beschichtungen – beispielsweise für Katheter und Implantate – entwickeln zu können, die außerdem unabhängig von der Resistenzenausbildung von Bakterien (meist gegen verschiedene sonst eingesetzte toxische Stoffe) funktionieren. Weitere Anwendungsgebiete der Forschung an dendritischen Polymeren sind in den Kapiteln Oberflächen in der Nano-Biotechnologie und Umwelttechnik beschrieben. Prof. Dr. Erhard Kemnitz Prof. Kemnitz forscht im Fachgebiet Anorganische Chemie der HumboldtUniversität zu Berlin in der Fluor-Chemie zum einen an nanoskaligen Metallfluoriden für die Katalyse (Kapitel Energiewandlung und -speicherung), zum anderen an Nanometallfluoriden für optische Zwecke (in Form von Beschichtungen) und deren Herstellung durch Fluorierung in einem Sol-Gel-Prozess (Kapitel Optische Vergütung). Sol-Gel-Metallfluoride kommen als kratzfeste transparente Schutz- oder Antireflexschicht, als Korrosionsschutz sowie als punktuell härtender Fluoridzusatz für implantierbare Oberflächen im biologischen Kontakt (Knochenimplantate, insbesondere Gelenkpfannen, Dentalbereich, Augenheilkunde/Intraokularlinsen) in Frage. Die weitere Applikationsforschung zu Sol-Gel-Metallfluoriden und die Vermarktung entsprechender Produkte bei Materialherstellern, Beschichtern und Produktherstellern obliegt der ausgegründeten Firma Nanofluor GmbH.11 Prof. Dr. Helmut Schubert Prof. Schubert vertritt das Fachgebiet Keramische Werkstoffe an der TU Berlin und forscht an Einsatzmöglichkeiten dieser Werkstoffe in der Katalyse (Kapitel Energiewandlung und -speicherung), in der Zellkulturtechnik (Kapitel Oberflächentechnik im Tissue Engineering) und als bioaktive/biokompatible Werkstoffe im Zellkontakt. Eine solche biokompatible Beschichtung ist die mit Hydroxylapatit, die besonders für perkutane Silikon- und Titanimplantate vorgesehen ist. Derartige unter die Haut oder mit einer Durchtrittsstelle durch die Haut implantierte medizinische Hilfsmittel gewährleisten entweder eine medizinische Versorgung (etwa Silikonkatheter mit guter Blutverträglichkeit) oder fixieren 11 Vgl. Trechow, Peter (2011a). 55 TSB_Oberflächen.indd 55 10.02.12 14:19 externe Epitesen (Titanimplantate/-abutments). Bisher wird die vorhandene Infektionsgefahr an der Hauteintrittsstelle durch das Inkorporieren von Antibiotika oder antimikrobiellen Mitteln wie Silber in die Werkstoffoberfläche reduziert. Nach dem natürlichen Vorbild einer bakteriendichten Hautdurchleitung (Zahn des Hirschebers ›Babyrussa‹) werden Silikonkatheter und Titanabutments im Sinne einer Implantatoberfläche, auf der Hautzellen während der Wundheilung anwachsen können, mit dem bioaktiven Hydroxylapatit (HAp) beschichtet: Nach einer Oberflächenmodifikation der Substrate durch ein RFGDVerfahren/Plasmaätzung, die die Keimbildung fördert, folgt die nasschemische Beschichtung in einer wässrigen Kalziumphosphatlösung (Fällungsreaktion bei Silicon und elektrochemisch im Falle Titan) mit anschließender Hydrothermalbehandlung, bei der die Kalziumphosphatschicht in die Apatitphase umgewandelt wird. Die konfluente Zellbesiedlung der hydroxylapatitbeschichteten Oberflächen wurde in in vitro-Untersuchungen gezeigt. Prof. Fleck am Fachgebiet Werkstofftechnik der TU Berlin setzt in ihrer Forschung einen Schwerpunkt auf Werkstoffe für die Medizintechnik. Am Fachgebiet wird das Werkstoffverhalten in biologischen Systemen untersucht; vor allem werden medizinische Implantatwerkstoffe unter quasiphysiologischen Umgebungsbedingungen getestet. Ein komplexes, aber sehr wichtiges Phänomen ist die Biokorrosion. Hier wird das Werkstoffverhalten mechanisch beanspruchter technischer Bauteile unter korrosiven bzw. biokorrosiven Umgebungsbedingungen ermittelt. Prof. Dr.-Ing. Claudia Fleck Prof. Fraatz vertritt das Fachgebiet Augenoptik mit Schwerpunkt Contact-Optik/ Sehhilfen an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Mit der ›Streifenprojektion zur Topometriebestimmung des vorderen Augenabschnitts‹ ist es ihm und seinen Mitstreitern gelungen, ein etabliertes Verfahren zur Oberflächenvermessung, die Streifenprojektion, für die Bestimmung der Hornhauttopographie einzusetzen. Ein Prototyp eines solchen optometrischen Instruments wurde an der Hochschule entwickelt und erprobt. Mit Hilfe dieser Messtechnik entstanden erstmals individuelle Kontaktlinsen, die präzise auf die Vorderfläche der Hornhaut abgestimmte Freiformflächen und plasmabehandelte Oberflächen haben. Damit lässt sich der Abstand zwischen Contactlinsenrückfläche und Hornhautvorderfläche minimieren (weniger Tränenflüssigkeit dazwischen, mehr Auflageflächen), wodurch sich die Trageeigenschaften gegenüber marktüblichen Kontaktlinsen signifikant verbessern dürften. Prof. Dr.-Ing. Manuel Fraatz Die Arbeitsgruppe Biomaterialien und Implantate (Dr. Berger) in der Fachgruppe 5.4 Hochleistungskeramik an der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung widmet sich der Synthese und Charakterisierung von keramischen Biomaterialien und Implantaten (biokompatible Struktur- und Konstruktionsmaterialien). Dabei geht es auch um biokeramische Schichten, die durch Dr. Georg Berger 56 TSB_Oberflächen.indd 56 10.02.12 14:19 Salzbad-Verfahren bzw. Sol-Gel-Synthese hergestellt (schutzgasgespülter Salzbadofen) und prozessbegleitend geprüft werden (Reaktor für hydrothermale Bedingungen). Ein zusammen mit der Firma Merete Medical GmbH bearbeitetes Projekt hatte zum Thema, ansonsten bioinerte Implantate aus Titanlegierungen (Knochenschrauben) mit Calciumtitanat (Ca4Ti3O10) durch eine Salzbad-Behandlung zu beschichten, um damit den Kontakt zwischen Implantat und Knochen ohne verbindendes Gewebe herzustellen.12 Dipl.-Phys. Erik Jung Die Gruppe Medical Micro Systems (MMS, Dipl.-Phys. Jung) des FraunhoferInstituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration forscht und entwickelt zur Miniaturisierung von implantierten Mikrosystemen und den Integrationsmöglichkeiten von Mikroelektronik, Mikrosensorik, Mikrofluidik und Mikrooptik, wobei die Anbindung implantierter Geräte an biologische Gewebe ein zentrales Thema ist. Bereits in der frühen Entwicklungsphase werden daher bioinerte, biokompatible und biomimetische Materialien bzw. modifizierte Oberflächen zur Verkapselung und zum Schutz mit Bezug auf die spätere klinische Anwendung evaluiert. Mit Partnern der Medizintechnik werden somit beispielsweise Herzschrittmacher, Netzhaut-Implantate, Lab-on-Chip-Plattformen, neuroprothetische Geräte und Hörgeräte weiterentwickelt. Dazu gehören auch die Umsetzung in Prototypen und die Weiterskalierung auf fertigungserprobte Technologien für die Serienproduktion. Daneben arbeitet die Gruppe mit Industriepartnern sowie in Drittmittel-Projekten an den Themen ›Ambient Assisted Living‹ (Ambient Assisted Living Allianz) und ›Personal Assisted Health‹ (Produkte wie EKG T-Shirts oder Vitaldatenmonitore). Prof. Dr. Matthias Ballauf Mit dem Bereich Weiche Materie und funktionale Materialien am HelmholtzZentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) und der gleichnamigen Stiftungsprofessur am Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin vertritt Prof. Ballauf Forschungskompetenz zu Grenzflächen zwischen biologischem und funktional-technischem Material. So werden mittels verschiedener Verfahren wie Layer-by-layer-Deposition, Schleuderbeschichtung (Spin-Coating), Langmuir-Blodgett- und Langmuir-Schäfer-Technik Schichten präpariert, um beispielsweise Prinzipien der ›Bio-Schmierung‹ (biolubrication) zu untersuchen oder pH-Wert-sensitive Diblock-Copolymerschichten (PDMAEMA-PMMA) auf einem Siliziumsubstrat herzustellen und durch solche schaltbaren Polymere gezielt die Zell-Oberfläche-Interaktion zu steuern. Weitere Anwendungsziele dieser Steuerung sind im Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik beschrieben. Dr. Waltraud Vorwerg Am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) werden durch Frau Dr. Vorwerg und den gleichnamigen Fachbereich Biopolymere untersucht und entwickelt, die zum einen auf Stärke basieren (Stärkeprodukte vergleiche Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation), zum anderen aber auch Cellulose involvieren. Solche Celluloseprodukte werden anwendungsorientiert 12 Ploska, Ute und Berger, Georg (2003). 57 TSB_Oberflächen.indd 57 10.02.12 14:19 erforscht und gewinnen in Form von Additiven und Beschichtungen durch ihre Oberflächeneigenschaften Blutverträglichkeit oder -gerinnungsförderung vielfach Anwendungsmöglichkeiten in Medizin und Medizintechnik. Als selektive Trägersysteme und Trennmaterialien können sie auch zur Blutentgiftung eingesetzt werden (Kapitel Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik). Die Arbeitsgruppe Funktionspolymere für die Medizintechnik um Dr. Storsberg am Fraunhofer-IAP entwickelt Polymere, die ihre Anwendung in biomedizinischen Materialien finden, insbesondere bei Implantaten in der Augenheilkunde. Für Intraokularlinsen (IOL) entwickelten die Wissenschaftler ein Linsenmaterial mit einem höheren Brechungsindex (über 1,55), das wesentlich dünnere, minimalinvasiv implantierbare Linsen ermöglicht. Außerdem haben die Hochleistungspolymere eine hohe optische Transparenz im sichtbaren sowie Absorption im UV-Spektralbereich, sind nicht toxisch, aber biokompatibel und langzeitstabil.13 Die Gruppe nimmt an den entwickelten biomedizinischen Materialien vielfach gezielte nanotechnologische Oberflächenmodifizierungen vor, um die Zelladhäsion (Besiedelbarkeit) und Integration in die biologische Umgebung zu steuern. Bei Implantaten wie einer künstlichen Hornhaut werden speziell unterschiedliche Oberflächeneigenschaften in Bezug auf die Zelladhäsion umgesetzt. Die kürzlich entwickelte künstliche Augenhornhaut (Cornea) besteht aus einem hydrophoben Polymer, das nicht nur Wasser, sondern auch Zellen abweist, damit die Cornea im Zentrum klar bleibt. Der Rand des Implantats soll dagegen an das vorhandene Gewebe angebunden werden und ist daher mit einem zellenanziehenden Protein (Wachstumsfaktor) beschichtet. Damit schließlich die Optik auch mit einem Tränenfilm benetzbar ist, wird diese chemisch mit einem Polymerhydrogelfim an der Oberfläche modifiziert.14 Künstliche Hornhaut (Fraunhofer-IAP) Dr. Joachim Storsberg 13 Fraunhofer-IAP (2006). 14 Sauser, Brittany (2011). 58 TSB_Oberflächen.indd 58 10.02.12 14:19 Prof. Dr. Andreas Lendlein Das Zentrum für Biomaterialentwicklung (Standort Teltow) des HelmholtzZentrums Geesthacht, Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) steht stellvertretend für die regionale Kompetenz in der Biomaterialforschung und -entwicklung. Geleitet wird es von Prof. Lendlein, der gleichzeitig eine von HZG und Universität Potsdam gemeinsam berufene Professur Materialien in den Lebenswissenschaften innehat. Die Forschungsthemen sind in das Querschnittsprogramm ›Regenerative Medizin‹ der Helmholtz-Gemeinschaft im Forschungsfeld Gesundheit eingebunden. Neben der umfangreichen multifunktionalen Materialentwicklung (bestimmte mechanische oder zum Beispiel Formgedächtniseigenschaften) stehen viele medizinisch und biotechnologisch relevante Oberflächeneigenschaften und -phänomene im Fokus der F&E. Dr. Axel T. Neffe In der Abteilung Biomimetische Materialien (Dr. Neffe) des HZG forschen Wissenschaftler an ebensolchen der Natur nachempfundenen Materialien. Dabei interessieren besonders die chemische Struktur der Materialien, ihre mechanischen Eigenschaften und ihre biologische Aktivität. Die biologischen Wechselwirkungen werden anhand synthetisierter Materialien und bioaktiver Substanzen, die der kontrollierten Freisetzung eingearbeiteter Wirkstoffe oder Proteine (controlled release) oder der Material-Zell-Erkennung an bioaktiven Peptid- und Kohlenhydratsequenzen dienen, analysiert und anhand von Modellen auch vorhergesagt. Dies soll Biokompatibilität und Bioaktivität verschiedener Verbindungen/Substanzen aufklären. Prof. Dr.-Ing. Friedrich Jung Prof. Jung führt sowohl in der Abteilung Biokompatibilität am HZG als auch in der Forschergruppe Biointerface Engineering/In vivo-Testing am BerlinBrandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT) breitgefächerte Evaluierungen von Polymersystemen hinsichtlich ihrer Biokompatibilität (Histo- und Hämokompatibilität) und für den Einsatz als kurz- oder langfristig resorbierbares Implantatmaterial durch. Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf Gefäßstützen (Arterienprothesen) bzw. die polymeren Werkstoffe dafür, die mittels Laserbehandlung mit der äußeren Blutgefäßwand verschmelzen können und an der inneren Oberfläche durch Endothelialisierung, also der Bildung einer neuen Gefäßinnenhaut, blutverträglich sind. Die Regeneration der äußeren und inneren Blutgefäßwand soll dabei durch eine Medikamentenbeschichtung und -freisetzung des Stents (Drug Eluting von Wachstumsfaktoren, Eikosanoiden und Rezeptor-Agonisten) unterstützt werden. Außerdem werden biomimetische Materialoberflächen erzeugt bzw. untersucht, die möglichst die Entstehung von Blutgerinnseln im Gefäß und in der Gefäßstütze hemmen. Die Untersuchung der Polymersysteme kommt außerdem Anwendungen in der Regenerativen Medizin (Tissue Engineering, Kultivierung spezieller Zellen) zugute (Kapitel Oberflächentechnik im Tissue Engineering). 59 TSB_Oberflächen.indd 59 10.02.12 14:19 Weitere wissenschaftliche Kompetenzen mit mehr oder weniger direktem Bezug zu oberflächentechnologischer F&E in der Medizintechnik finden sich bei folgenden Akteuren: ■ Prof. Kraft (TU Berlin), Fachgebiet Medizintechnik: Entwicklung von Hilfsmitteln zur Rehabilitation, Aufbereitung von Medizinprodukten, minimalinvasive Techniken, ■ Prof. Hille (HS Lausitz), Werkstoffprüfung/Metallographie: Lehrveranstaltung ›Biokompatible Werkstoffe‹, ■ Prof. Schrader (TH Wildau), AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien: Entwicklung eines Herstellungsverfahrens von nm-dünnen hydrophoben PTFE-Schichten für medizinische Instrumente bzw. Prothetik, ■ Berliner Zentrum für Mechatronische Medizintechnik BZMM (Joint Excellence Center von Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK und Charité, Prof. Keeve): Entwicklung von Therapietechnologien, unter anderem chirurgische Instrumente und smarte Implantate. Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft Prof. Dr.-Ing. Eva Hille Prof. Dr. Sigurd Schrader Prof. Dr.-Ing. Erwin Keeve Wirtschaft Die B. Braun Melsungen AG Vascular Systems Berlin entwickelt und produziert Medizinprodukte für die Angioplastie und spezielle gefäßchirurgische Implantate. Der Behandlung von Gefäßstenosen per PTCA (perkutane transluminale koronare Angioplastie) dient der Medikament-freisetzende Ballonkatheter auf polymerfreier Trägermatrix SeQuent® Please. Die Wirkstofffreisetzung ist damit nicht an einen Stent gebunden. Zur neuen Generation von medikamentenfreisetzenden Stents gehört Coroflex® Please, der mit dem bewährten anti-proliferativen Medikament Paclitaxel und DES-optimierter Beschichtungstechnologie ausgestattet ist. Die gleichmäßige Abdeckung der Gefäßwand, die die Coroflex® Stentplattform kennzeichnet, die gleichmäßige und präzise Medikamentenabgabekinetik der P-Matrix-Beschichtung (mit Polysulfon, sieben µm Schichtdicke gefäßseitig) sowie die lipophile Eigenschaft des Paclitaxel sorgen für eine homogene Wirkstoffverteilung. Die weiteren gefäßchirurgischen Implantate sind Gefäßprothesen und Patches, die meist durch Imprägnierung, Beschichtung oder Ummantelung biokompatible (hämo- und histokompatible), zelladhäsive oder zellabstoßende bis hin zu antimikrobielle Oberflächeneigenschaften erhalten: ■ Silver Graft ist eine gewirkte Doppelvelour-Gefäßprothese aus Polyester (Polyethylenterephthalat), die mit resorbierbarer, modifizierter Gelatine imprägniert ist. Zur nachhaltigen Hemmung der mikrobiellen Besiedelung der Textilprothese ist ihre Oberfläche von außen zusätzlich mit Silber beschichtet. ■ Uni-Graft® K DV ist eine Doppel-Velour Gefäßprothese, gewirkt aus feinen Polyestergarnen und anschließend imprägniert mit absorbierbarer, modi- B. Braun Melsungen AG 60 TSB_Oberflächen.indd 60 10.02.12 14:19 fizierter Gelatine. Die Imprägnierung reduziert die ursprüngliche Porosität, das heißt die Prothese ist blutdicht. Das Uni-Graft® Imprägnierungsverfahren ist aldehydfrei und garantiert damit Biokompatibilität. ■ Uni-Graft® W ist eine gewebte, imprägnierte Gefäßprothese aus Polyester (Uni-Graft® Imprägnierung, biokompatibel) mit guten Einheilungseigenschaften durch den externen Velours und die glatte innere Oberfläche, die außen die Gewebeinfiltration und innen eine thrombenfreie Blutzirkulation ermöglichen. ■ VascuGraft SOFT ist eine aus Polytetrafluorethylen (PTFE) bestehende Gefäßprothese zur Rekonstruktion von Blutgefäßen (periphere Arterien) mit einer hochporösen Ummantelung für ein besonders weiches, ›venenartiges‹ Gefühl. ■ Uni-Graft® K DV Patch ist ein vom Aufbau her mit der Uni-Graft® K DV Gefäßprothese vergleichbares Gefäß-Patch zur Verwendung in Schlagadern (Schließen von Gefäßöffnungen). Biotronik SE & Co. KG Die Biotronik SE & Co. KG ist ein Medizintechnikunternehmen, tätig vor allem auf dem Gebiet der Herztherapie mit den Geschäftsbereichen HerzrhythmusManagement (implantierbare Herzschrittmacher), Elektrophysiologie und Vaskuläre Intervention (Stents). Das Unternehmen entwickelt in Hinblick auf die Biokompatibilität ihrer implantierbaren Produkte Dünnschichtsysteme, um bei Verwendung neuer Werkstoffe Abstoßungsreaktionen zu vermeiden und weitere Grenzflächenreaktionen zwischen Implantat und Gewebe, Stofftransportmechanismen und Gewebeveränderungen zu beeinflussen. Damit wird versucht, der Forderung nach lebenslang funktionstüchtig im Organismus verbleibenden Implantaten zu entsprechen. Für die oberflächentechnologische Kompetenz stehen Prinzipien und Beschichtungsprodukte wie ■ die fraktale Beschichtung (Vergrößerung der bioeffektiven/elektrisch aktiven Oberfläche von implantierbaren Elektroden), ■ die PROBIO®-Beschichtung, eine amorphe Siliziumcarbid-Beschichtung als Barriere gegen die Ionenfreisetzung/Diffusion von Nickel und anderen Metallionen; dadurch wird die Thrombozytenaggregation (Anlagerung von Blutplättchen) vermindert und die Endothelialisierung (Bildung einer neuen Gefäßinnenhaut) gefördert, ■ das hybride medikamentenfreisetzende Stentsystem Orsiro, eine Metallgefäßstütze, die durch Kombination der passiven PROBIO®-Beschichtung und einer aktiven Komponente BIOlute® (bioresorbierbare mit LimusMedikament versetzte Polymermatrix) eine kontrollierte Wirkstoffabgabe zur Behandlung der Koronarstenose sicherstellt und langfristig lediglich PROBIO®-beschichtet im Körper des Patienten verbleibt. 61 TSB_Oberflächen.indd 61 10.02.12 14:19 Die aap Implantate AG ist ein Medizintechnikunternehmen, das sich auf Entwicklung und Produktion von Implantaten für Gelenkersatz und Knochenfrakturheilung sowie Biomaterialien (Knochenzemente, Knochenersatzstoffe), die dabei unterstützend wirken, spezialisiert hat. Bei den Hüftimplantatteilen VarioLoc® Hüftschaft und VarioCup® pressfit Hüftpfanne werden die Oberflächen, die mit dem Knochen in Kontakt kommen, oberflächenbehandelt, das heißt die Titanlegierung wird per Plasmaspray-Verfahren mit einer porösen Reintitanschicht versehen. Die Beschichtung fördert die Anlagerung von Knochenzellen an die Oberflächenstruktur der Prothese (rasches und stabiles Anwachsen des Knochens an den Titanschaft bzw. die Titanschale) und führt zu einer langfristigen Verankerung, das heißt sekundären Implantatstabilität nach der Einheilung. aap Implantate AG Die Biomet Deutschland GmbH ist ein auf künstliche Gelenke und orthopädische Implantate spezialisiertes produzierendes und entwickelndes Medizintechnikunternehmen. Zum Produktspektrum gehören künstliche Gelenke und Gelenkersatz für Knie, Hüfte, Schulter, Ellenbogen, Fuß, Hand und Kiefergelenk sowie Biomaterialien/Knochenenzemente. Biomet wendet auf die Implantatwerkstoffe verschiedene Technologien zur Oberflächenbehandlung an. Biomet Deutschland GmbH BoneMaster-Beschichtung auf einem Hüftimplantat-Schaft mit Porous-Plasma-Spray-/PPS-Oberflächenstruktur (Biomet) 62 TSB_Oberflächen.indd 62 10.02.12 14:19 Für Allergiepatentienten, also zur Prävention einer metallallergischen Reaktion an Endoprothesen, ist die Titan-Niob-Nitrid-Beschichtung (Physical Vapour Deposition/PVD-Verfahren) gedacht. Der bewährte Implantatwerkstoff KobaltChrom wird damit eingekapselt und ein Ausdiffundieren von bzw. der Kontakt mit Metallionen vermieden. Die sehr dichte Titan-Niob-Nitrid-Beschichtung zeichnet sich durch verbesserte Biokompatibilität, Reduzierung der Freisetzung von Metallionen sowie durch Verbesserung von Abriebresistenz, Benetzbarkeit, Korrosionsbeständigkeit und Halt am Ausgangsmaterial aus. Eine biomimetische Beschichtungstechnologie namens BoneMaster wird bei zementfreien Implantaten angewendet um deren Einwachsverhalten zu verbessern, indem damit die natürliche Physiologie des Knochens imitiert wird: Aus nano-kristallinem Hydroxylapatit (stäbchenförmige Nano-Struktur, die in Knochen nachgewiesenen Apatitkristallen ähnelt) besteht die etwa fünf Mikrometer dünne Beschichtung, die die zugrunde liegende Titan-Makrostruktur (Porous-Plasma-Spray-/PPS-Struktur, für die mechanische Verankerung) beibehält. Durch Kombination von Chemie (Osteokonduktivität des Hydroxylapatits) und der dem Knochen nachempfundenen Oberflächenstruktur wird die Heilung zwischen Knochen und Implantat gefördert und somit das Implantat schneller fixiert und langlebig stabilisiert. Capsulution Pharma AG Die Capsulution Pharma AG hat sich auf die LbL-Technologie (Surflay Nanotec GmbH) für pharmazeutische Zwecke spezialisiert. Je nach Verwendungszweck werden durch Capsulution Nanokapseln mit speziellen pharmazeutischen, biochemischen, elektrischen, optischen oder magnetischen Eigenschaften ausgerüstet, um sie in den Lebenswissenschaften hauptsächlich als Drug DeliverySysteme einzusetzen (Kapitel Oberflächen in der Nano-Biotechnologie). Auf Seiten der Medizinprodukte gehören funktionalisierte Implantate (auch Stents), die Wirkstoffe über lange Zeiträume freisetzen können (Drug Eluting), zum Anwendungsspektrum, aber auch medizinische Membranen mit neuen Oberflächenfunktionen bis hin zu diagnostischen Implantaten (in Entwicklung). Die Beschichtung flacher Oberflächen von medizinischen Hilfsmitteln (›CapsDevice™‹) erfolgt mittels des Layer-by-Layer-Verfahrens, wobei zwischen die einzelnen Schichten der aus biokompatiblen Molekülen aufgebauten Multilayer-Struktur Wirkstoffe bzw. Medikamente in Molekül- oder Nanokristallform oder in einer Mischung aus beiden eingebracht werden. Die Wirkstofffreisetzung dient hauptsächlich dazu, Entzündungen oder eine Immunreaktion auf das körperfremde Implantat zu verhindern und lässt sich durch den Ort der Wirkstoffe und die Anzahl der Layer regulieren. InnoRa GmbH Die InnoRa GmbH ist ein 2001 gegründetes Unternehmen, das sich um Forschung, Entwicklung, Planung medizinischer Studien, Zulassung und Vermarktung von Produkten für die diagnostische und therapeutische Radiologie und verwandte Anwendungen bemüht, unter anderem in Kooperation mit der Charité Universitätsmedizin. 63 TSB_Oberflächen.indd 63 10.02.12 14:19 In tierexperimentellen und Untersuchungen an Patienten konnte InnoRa eine ›Erste Restenoseprävention durch nichtstentbasierte lokale Medikamentenapplikation‹ evaluieren. Es wurden alternative Verfahren zur lokalen Wirkstoffabgabe in Gefäßen, beispielsweise Paclitaxel-beschichtete Ballonkatheter, eingesetzt, um deren Wirksamkeit im Vergleich zu bekannten Stentsystemen mit anhaltender lokaler Freisetzung antiproliferativer Medikamente festzustellen. Auch nach nur kurzer Exposition der Gefäßwand durch den medikamentenfreisetzenden Ballonkatheter konnte eine Langzeitwirkung erzielt werden. Folglich ließen sich durch eine nichtstentbasierte lokale Gabe von Wirkstoffen einige Probleme der Stentbeschichtung vermeiden (diese ist potenziell thrombogen und die Konzentration des antiproliferativen Medikamentes auf den Stentstreben am höchsten, wo eigentlich eine rasche Endothelialisierung erforderlich ist). Die Lens Wista AG ist ein 2004 gegründeter Produzent von Silikon-Kontaktlinsen (Monatstauschsystem) und Dauertragelinsen. 2009 startete das Unternehmen die Produktion von oberflächenveredelten Silikon-Hydrogel-Linsen (SHL) und Kontaktlinsen mit einer ununterbrochenen Tragedauer von bis zu drei Monaten. Das eigens entwickelte Beschichtungsverfahren (LensWista-Technology®) reduziert Ablagerungen zwischen Kontaktlinsenkörper und Augapfel, indem es den Abtransport von Verunreinigungen durch den sich ausbildenden Wasserfilm bzw. den Austausch von Tränenflüssigkeit fördert. Basis der Oberflächenmodifizierung ist die physikalisch-chemische Behandlung der synthetischen Polymere (Poly(organo)siloxane) im Hinblick auf ihre Hydrophilie und Biokompatibilität (vor allem Langzeitverträglichkeit), wobei ein gleichmäßiger Übergang von der modifizierten Oberfläche zum Kontaktlinseninneren besteht (Gradientenschicht). Zukünftige, noch in der Entwicklung befindliche LensWista-Produkte sind medizinische Kontaktlinsen zur Behandlung von Augenkrankheiten (zum Beispiel Glaukomtherapie); darüber hinaus wird die LensWista-Technology® auf weitere medizinische Produkte übertragen werden. Lens Wista AG Das Medizintechnik-Unternehmen Merete Medical GmbH fertigt Implantate und Instrumente der Endoprothetik und der Osteosynthese und betreibt Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu Implantat- und Biomaterialien sowohl metallischen und polymeren Ursprungs (resorbierbare und nicht resorbierbare Kunststoffe) als auch biologischer Herkunft (Transplantate). Die hauptsächlich auf metallische Implantatoberflächen angewandten Oberflächenbehandlungen umfassen Strahlverfahren (Glasperl-/KorundStrahlen zum Aufrauen oder Glätten), Polierverfahren und Färben/Anodisieren von Implantaten, um die Härte zu steigern und Kerbwirkungen zu reduzieren. Funktionsflächen an Implantaten gilt es bezüglich ihrer Zelladhäsion einzustellen. So werden zementfrei einzusetzende MultiCup® Locking PressFit Pfannen Merete Medical GmbH 64 TSB_Oberflächen.indd 64 10.02.12 14:19 (Hüftendoprothetik) mit einer Porous-Coat-Titan-Plasmabeschichtung (auch Porous-Plasma-Spray bzw. PPS genannt) versehen, die wegen ihrer Rauigkeit das Einwachsen des Knochengewebes fördert. Eine weitere Technik zur Verbesserung des Einheilungsprozesses und der langfristigen Verträglichkeit ist die elektrolytisch aufgebrachte Bonit®-Beschichtung, ein Komposit zweier dünner, feinkristalliner CaP-Phasen (Hydroxlapatit) mit unterschiedlichen Löslichkeiten (koordinierte Bioaktivität zur Knochenbildung). An anderer Stelle sollen die Flächen möglichst kein Zellwachstum bzw. keine Zellanhaftung verursachen, etwa bei zeitweise im Körper befindlichen Implantaten. Solche bioinerten Implantatwerkstoffe bzw. -oberflächen setzt Merete in Form der TioFin®-Beschichtung für die Knochenfrakturheilung oder bei Schrauben für die Plattfuß-Korrektur ein. Ein zusammen mit der Arbeitsgruppe ›Biomaterialien und Implantate‹ der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung bearbeitetes Projekt hatte zum Thema, ansonsten bioinerte Implantate aus Titanlegierungen mit einer Calciumtitanatschicht (Ca4Ti3O10) auszustatten, um damit den Kontakt zwischen Implantat und Knochen ohne verbindendes Gewebe herzustellen. Die Calciumtitanat-Oxid-Schicht, bei Merete unter dem Namen EPICAL® geführt, wird durch einfaches Tauchen des Implantats in ein Salzbad hergestellt, infolge dessen sich die oxidierte Oberfläche von Titan oder Titanlegierungen zu Calciumtitanat umwandelt. Seit 2009 wird dieses Verfahren beispielsweise für die zementfreien Hüftendoprothesen angewendet, und zwar ohne den Nachteil herkömmlicher Oberflächenbeschichtungen, bei denen prinzipiell das Risiko einer Schichtablösung besteht. OHST Medizintechnik AG Die OHST Medizintechnik AG stellt maßgeschneiderte Gelenkimplantate und OP-Instrumente für Hüfte, Knie, Wirbelsäule und Schulter her. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen Entwicklung, Prototyping und Zulassung von Produkten nach neuesten Erkenntnissen und in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungszentren. In der Fertigung verfügt OHST hauptsächlich über Ausrüstung für die Gußteilherstellung und spanende Bearbeitung. Für die erforderliche Oberflächenbeschaffenheit von Implantaten (Lebensdauer bestimmend) und OP-Instrumenten (insbesondere Korrosionsbeständigkeit) stehen Schleif-, Polier- und Strahlverfahren bzw. -räume zur Verfügung. Zur Beschichtung mit allen etablierten Verfahren werden von OHST spezialisierte Dienstleister herangezogen. Die Reinigung der Komponenten von Fertigungsmittelrückständen sowie die Desinfektion und sterile Verpackung vervollständigen den Herstellungsprozess. Zwei bei OHST angewandte Oberflächenbehandlungen bzw. Beschichtungstechnolgien und deren Funktion sind ■ der Ribbeck Hüftschaft, eine zementfreie Geradschaftprothese aus Ti-6Al-7Nb-Legierung, proximal mit Edelkorund rau gestrahlt, distaler Schaftbereich poliert, alternativ mit einer Hydroxylapatit-Beschichtung zur Erhöhung der Biokompatibilität erhältlich, 65 TSB_Oberflächen.indd 65 10.02.12 14:19 ■ die Ribbeck Pfanne, ein zementfrei verankerbares Hüftpfannensystem, Außenschale aus einer Ti-6Al-4V-Legierung, Oberfläche zur besseren Osteointegration mit einer Titanplasmabeschichtung versehen. Pioneer Medical Devices ist ein junges Berliner Medizintechnik-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, Herstellung und Aufbereitung komplexer Medizinprodukte spezialisiert hat. Neben entwickelten Systemlösungen wie dem mobilen Radiologie-System CardiX, einem Messplatz-System und dem Elektrophysiologie-Katheter bietet das Unternehmen das Stentsystem Tropheus mit einem Drug Eluting Stent (DES) und einem Bare Metal Stent (BMS) an. Eine eigens entwickelte Doppelbeschichtung am Tropheus DES ermöglicht die kontrollierte Wirkstoffabgabe zum Schutz vor Restenosen, indem das in der Deckschicht aus PLGA – poly(lactic-co-glycolic acid) – eingebrachte Paclitaxel durch Abbau der Polymermatrix freigesetzt wird. Darüber hinaus bietet die dauerhafte Grundschicht (antithrombogene Beschichtung mit Biomimicry-Effekt) Langzeitschutz vor In-Stent-Thrombosen dadurch, dass sie nach Abbau der Deckschicht ihre die Endothelialisierung fördernde Wirkung entfaltet. Pioneer Medical Devices AG Die PlasmaChem GmbH ist zunächst Spezialist für Nanomaterialien, Abscheidungs-, Vakuum- und Plasmatechnologien sowie Dünnschichttechnik und deren technische und biomedizinische Anwendungen (Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik). Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Lehrstuhl Physik von Makromolekülen der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Rabe) zu modifizierten Oberflächen und Nano-Objekten und der Oberflächenanalytik (Rasterkraftmikroskopie AFM, Rastertunnelmikroskopie/ Rastertunnelspektroskopie STM/STS). Mit der ›BioDiamond‹-Beschichtung für Stents hat die Firma eine Technologie entwickelt, metallische Stentmaterialien innen zu beschichten und damit den Faraday’schen Käfig-Effekt zu überwinden, der sonst keine Beschichtung mittels üblicher Sputter- oder Plasma-Prozesse erlaubt. Die 100 nm dünne Multilayer-Beschichtung (Multi Nano-Layered Carbon, MNLC) besteht aus vier Einzelschichten. Zuerst bindet ein Haftvermittler die Beschichtung an das Grundmaterial Edelstahl, dann folgt ein mechanische und thermische Spannungen ausgleichender Layer (verhindert auch weitere Ausbreitung möglicher Risse). Die dritte Schicht aus Diamond-Like Carbon (DLC) beschränkt die Schwermetallionendiffusion; die abschließende Lage kommt direkt mit dem Blut und Gewebe in Kontakt, ist dazu biokompatibel und antithrombogen. PlasmaChem GmbH PolyAn ist ein auf Molecular Surface Engineering (MSE) und Surface Molecular Imprinting (SMI) spezialisiertes Unternehmen. Diese Technologieplattform wird unter anderem für Antifouling-Anwendungen genutzt (Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik, Oberflächen in der Nano-Bio- PolyAn GmbH 66 TSB_Oberflächen.indd 66 10.02.12 14:19 technologie). Mit dem molekularen Prägen und der MSE-Technik lassen sich Oberflächen so modifizieren, dass sie biokompatibel sind, gleichzeitig aber Biofouling (auch Biokorrosion, Membranfouling oder Proteinfouling) vermeiden. Damit können in der Medizintechnik Folgeschäden aus unerwünschter Adsorption und Bindung von Biomolekülen an Oberflächen, wie sie in Form von verstopften Gefäßstützen (Thrombosen) oder Infektionen und Entzündungen an Implantaten auftreten, abgewendet werden, ohne dass Wachstum und Vitalität der umgebenden/vorhandenen Zellen beeinflusst würden. Die modifizierten Oberflächen stoßen die Zellen ab, wirken dabei aber nicht cytotoxisch. Surflay Nanotec GmbH Berlin LEONI Fiber Optics GmbH Berlin Heart GmbH Oculentis GmbH Berlin 15 Dähne, Lars (Surflay Nanotec GmbH Berlin) (2009), S. 10. Die Surflay Nanotec GmbH ist ein kleines Unternehmen, spezialisiert auf eine breitgefächert anwendbare Technologie zur Beschichtung und Funktionalisierung kolloidaler und planarer Materialien. Mit der Layer-by-Layer (LbL)-Technologie ist es möglich, geladene Polymere in Lösung selbstreguliert an Oberflächen (einem Substrat) adsorbieren zu lassen und so mehrere Layer (abwechselnd Polyanion und Polykation) mit reproduzierbaren Schichtdicken von ein bis fünf Nanometer zu stapeln. Dabei lassen sich die verschieden geladenen Materialien, auch Proteine, DNA oder Nanopartikel, miteinander kombinieren. Die Anwendungen dieser Technologie in Nano-Biotechnologie und Medizintechnik sind vielfältig (als Trennmaterialien, Pigmentverkapselungen, sensorische/diagnostische Partikel, Farbstoff-gelabelte Polymere, fluoreszenzund magnetismusfunktionalisierte Partikel; Kapitel Oberflächen in der NanoBiotechnologie und Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik). Für die biokompatible Ausstattung von medizinischen Produkten sind die strukturierten TiO2-Schichten mit hoher Hämokompatibilität geeignet. Allgemeiner können beispielsweise superhydrophobe bis superhydrophile (stufenlos einstellbar) oder mittels Nano- und Mikropartikeln funktionalisierte Oberflächen (zum Beispiel medikamentenfreisetzende Stentoberflächen) hergestellt werden.15 Weitere wirtschaftliche Akteure mit biokompatiblen Oberflächen als Produktmerkmal in der Anwendung sind ■ LEONI Fiber Optics GmbH: Serienproduktion chirurgischer, ophtalmologischer, urologischer, dentaler und endovaskulärer Lasersonden mit biokompatiblen Materialien, ■ Berlin Heart GmbH: Entwicklung und Herstellung implantierbarer mechanischer Herzunterstützungssysteme, aus biokompatiblem Titan mit Heparinbeschichtung (Axialpumpe INCOR®), ■ Oculentis GmbH Berlin: intraokulare Acryllinsen aus HydroSmart®-Material (Kombination von hydrophilem Material und hydrophob wirkender Oberfläche, dadurch faltbar wie hydrophile Linsen, aber besseres Nachstarverhalten durch hydrophobe Oberfläche). 67 TSB_Oberflächen.indd 67 10.02.12 14:19 Netzwerke Der Deutsche Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) mit Sitz in Berlin vertritt mittelständische Hightech-Unternehmen und gliedert sich in die vier Fachverbände Consumer Optics, Photonik+Präzisionstechnik, Analysen-, Bio- und Labortechnik sowie Medizintechnik. Einige Berliner und Brandenburger Unternehmen und Forschungseinrichtungen sind Mitglied im Verband (hier OHST Medizintechnik AG, B. Braun Melsungen AG), der Branchen- und Auslandsmarketing, Marktforschung, aber auch Technologie- und Forschungsförderungsberatung betreibt. In den beiden Fachverbänden Consumer Optics und Medizintechnik gibt es spezielle Angebote wie Seminare, beispielsweise zum Thema Reinigen in der Medizintechnik, Trendforen zu Medizintechnik und Augenoptik oder Medizinproduktekonferenzen, außerdem Teilnahme an internationalen Fachmessen und Jahrbücher über den deutschen Medizintechnikmarkt. Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Der Bereich Medizintechnik (vormals TSB Medici, Bereichsleiter: Dr. Kunze) wirkt an der Ausgestaltung der Hauptstadtregion zu einem Life Science Cluster mit und bemüht sich ■ um die Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Medizintechnik-Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft und ■ um die Steigerung der Attraktivität der Region als Medizintechnik-Standort vorwiegend in Form von Kompetenzfeldmanagement, Vernetzung, Technologietransfer, Beratung, Markt- und Technikanalysen. TSB Medici/medtecnet Berlin-Brandenburg Im Medizintechniknetzwerk Berlin-Brandenburg (medtecnet-BB), das von der TSB Innovationsagentur, Bereich Medizintechnik, koordiniert wird, haben sich seit 2004 Medizintechnikunternehmen zusammengeschlossen, um in Kooperationen mit regionalen Kliniken neue und verbesserte Diagnose- und Therapiemethoden zu entwickeln. Mitgliedsunternehmen sind beispielsweise aap Implantate AG, Merete Medical GmbH, MGB Endoskopische Geräte GmbH, OHST Medizintechnik AG, W.O.M. WORLD OF MEDICINE AG. Der VDI Bezirksverein Berlin-Brandenburg hat mit dem Arbeitskreis Biomedizinische Technik (unter Leitung von Prof. Keeve, BZMM) ein Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaftlern, Ingenieuren, Anwendern und Ärzten geschaffen. Vorgestellt und diskutiert werden aktuelle medizinische und technische Verfahren für Diagnose, Therapie und Rehabilitation sowie jüngste Forschungsergebnisse wie Entwicklungstrends und Evaluierung koronarer Implantate. Verein deutscher Ingenieure VDI Bezirksverein Berlin-Brandenburg – Arbeitskreis Biomedizinische Technik 68 TSB_Oberflächen.indd 68 10.02.12 14:19 Fazit Der Bereich Biokompatible Oberflächen ist in Berlin-Brandenburg in Grundlagenforschung und wirtschaftlicher Anwendung kompetent besetzt. F&E sind naturgemäß sehr anwendungsorientiert, wobei die Anwendung oft einen Zulassungsprozess (Medizinprodukte- und Arzneimittelgesetz) erfordert und Normierungsbemühungen nach sich zieht. Bemerkenswert ist, dass aus der Grundlagenforschung heraus Firmen(aus)gründungen auf Basis einer Technologie mit Alleinstellungsmerkmal erfolgt sind. Die etablierten Unternehmen aus der Medizintechnik forschen und entwickeln selbst und/oder kooperieren intensiv mit Forschungseinrichtungen. F&E-Trends zu Biokompatiblen Oberflächen bewegen sich zwischen häufig konträren Verfahrensweisen, zum Beispiel zwischen zunehmend bedeutsamen Beschichtungstechniken für Katheter und Stents, mit deren Hilfe neuartige und individualisierte Arzneimitteltherapien möglich werden,16 und rein biokompatiblen oder oberflächenmodifizierten Konstruktionsmaterialien (Bare-MetalStents). Auch der Ersatz von Methoden, indem etwa eine antimikrobielle Wirkung weniger mittels Biozidabgabe, sondern auf Werkstoffseite in Form einer Strukturierung der Oberfläche funktioniert (vorteilhaft angesichts zunehmender Antibiotika-Resistenzen), gehört zum Vorgehen in der F&E. Andere Forschungseinrichtungen und Regionen setzen weiterhin auf klassische Fragestellungen. Beispiele sind ■ das 2011 gestartete EU-Projekt zu biokompatiblen Titan-Werkstoffen BioTiNet des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW)17, ■ der Cluster Biopolymere/Biowerkstoffe der BIOPRO Baden-Württemberg mit dem Thema Funktionalisierte Kunststoffe in der Medizintechnik18, unter anderem mit dem Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen NMI). 16 IVAM (2011). 17 Langer, Carola (2011). 18 ›Ob neuer Werkstoff oder intelligente Form oder modifizierte Oberfläche: ein Zusammenspiel der kunststoffbezogenen Werkstoffwissenschaften und der medizintechnischen Anwendung bietet die Möglichkeit für eine Vielzahl von Innovationsansätzen.‹ Mack, Anette (2011). 19 Imhof, Stephan (2010). 20 Laudien, Stephan (2011). Maßgeblich für Initiativen sind aber auch neue Bedürfnisse wie ■ intelligente, heilungsfördernde Wundverbände oder biokompatible Materialien für Gesundheitsversorgung, Kleidung und darüber hinaus (MinervaForschungsgruppe Aktive Oberflächen und Materialien am Max-PlanckInstitut für Polymerforschung)19, ■ Werkstoffe/Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs (Kompetenzzentrum Polysaccharidforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena)20, zum Beispiel für intelligente Wundverbände. Die Hauptstadtregion ist bei Materialien für die Medizintechnik bzw. Biomaterialien etabliert, und zwar hauptsächlich in Feldern, bei denen es um konstruktionswerkstoffliche Anforderungen und Lösungen geht. Eine zusätzliche Fokussierung und Vernetzung hinsichtlich der Oberflächenphänomene wäre lohnenswert, um die Wertschöpfung zu vervollständigen. Dabei könnte sich eine stärkere (regionale) Vernetzung auf das Gesamtthema Werkstoffe im 69 TSB_Oberflächen.indd 69 10.02.12 14:19 Zellkontakt beziehen (siehe auch folgende Kapitel). Vernetzungen auf Bundesund EU-Ebene sind dabei von großer Bedeutung für die Grundlagenforschung. Oftmals könnte allerdings die regionale Wirtschaft (als Pilotanwender) stärker eingebunden werden. Auch die Eruierung der Übertragbarkeit von Erkenntnissen zu den klassischen Fragestellungen (Histo-, Hämokompatibilität, antimikrobielle Wirkung usw.) auf weitere Anwendungsfelder bzw. nicht besetzte Themen und Medizinprodukte dürfte Vernetzung und Innovationen befördern. 5.2.2 Oberflächentechnik im Tissue Engineering Abgrenzung Das Tissue Engineering, als Zellkulturtechnik verstanden, verfolgt das Grundkonzept, Zellen außerhalb des Körpers in geeigneter Form zu kultivieren, um sie danach als vororganisiertes Gewebestück in den menschlichen Organismus einzupflanzen und eine Selbstheilung zu provozieren. Die werkstoffwissenschaftliche Seite daran betrifft – ebenso wie bei Implantaten – die Bauteile, Werkstoffe und Oberflächen in Zellkontakt, und zwar im Spektrum von Zellkulturflaschen bis zu durch Zellen besiedelbaren und degradierbaren 3D-Tragstrukturen (Scaffolds) mit funktionalisierten Oberflächen.21 Dabei steht die Zelladhäsion an Träger-Oberflächen im Vordergrund, die für die Zeit und Bedingungen unter der Zellkultivierung aufrecht erhalten wird, aber zum Beispiel durch einen Schaltimpuls zur Zellernte aufgelöst werden kann. Im Fall von besiedelten implantierbaren Tragstrukturen wird die Biokompatibilität an das Interface Zellkultur-Gewebe bzw. Zellkultur-Organ geknüpft und durch das schnelle Erkennen als ›körpereigen‹ das Einwachsen und der Abbau der überflüssig werdenden Tragstruktur beschleunigt. Die Grenzen zu biokompatiblen und bioaktiven Oberflächen sind fließend, da sich die Implantattechnologie in Richtung aktiver/interagierender Oberflächen entwickelt und die Lücke zu Scaffolds im Tissue Engineering immer weiter schließt. Wissenschaft Im Fachgebiet Nanostrukturierte Biomaterialien des Instituts für Chemie der TU Berlin, vertreten durch die Junior-Professorin Lensen, beschäftigt man sich mit Biomaterialien, Strukturierungsmethoden an Oberflächen und Zellverhalten an biologischen Grenzflächen. Zwei verschiedene Biomaterialien werden untersucht: ein sehr hydrophiles Hydrogel (aus Präpolymeren durch UV-Vernetzung hergestellt), das zellkompatibel ist und lebendem Gewebe gleicht, und ein hydrophobes sowie oleophobes Fluorpolymer (auf Basis von Perfluorpolyether PFPE), das unerwünschte Protein-Adsorption und -Adhäsion unterdrückt. Mittels etablierter Methoden wie Mikrokontakt-Stempeldruck (soft lithography) Prof. Dr. Marga Lensen 21 Vgl. ZiG/TU Berlin (2009), S. 54. 70 TSB_Oberflächen.indd 70 10.02.12 14:19 Membran aus Gold-Nanopartikeln (Fachgebiet Nanostrukturierte Biomaterialien, Jun.-Prof. Lensen, TU Berlin) und Nanoimprintlithografie werden Oberflächenmuster chemischer oder topographischer Art, Kombinationen aus den beiden und Gradientenmuster erzeugt und Zellwachstum und -migration studiert. Daneben werden auch supramolekulare Selbstorganisationsprinzipien untersucht, um hierarchische Muster zu bilden. Mit Untersuchungen zum Adhäsionsverhalten von Zellen an gewissen (Nano-)Topographien versucht man die abgegrenzte zelluläre Antwort (Ausrichtung an µm-Nuten, Verbreitung auf µm-Säulen, sog. ›contact guidance‹) zu erklären, wobei die initiale Proteinadsorption und die Abhängigkeit von der Substratelastizität genauer in Augenschein genommen werden. Prof. Dr. Helmut Schubert Prof. Schubert vertritt das Fachgebiet Keramische Werkstoffe an der TU Berlin und forscht an Einsatzmöglichkeiten dieser Werkstoffe in der Katalyse (Kapitel Energiewandlung und -speicherung) als bioaktive/biokompatible Werkstoffe im Zellkontakt (Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen) und in der Zellkulturtechnik. Im gleichnamigen Projekt entstanden ›proteinbasierte biokompatible Keramikstrukturen für Bioreaktoren‹. Um möglichst hochporöse (hohes Oberflächen-Volumen-Verhältnis) keramische Strukturen zu erzeugen, kommen während eines Verschäumungsprozesses Biopolymere (Proteine) zum Einsatz, die sich um die entstandenen Gasblasen legen und den Schaum stabilisieren. Nach Ausbrennen und Sintern und je nach Rohstoffart, -anteil und Herstellungsparametern entstehen Scaffolds (aus biokompatiblem Aluminiumoxid) mit unterschiedlichen Porenstrukturen. Die gut durchströmbaren Scaffolds wurden am Fachgebiet Mess- und Reglungstechnik in einem Bioreaktor Besiedlungstests unterzogen. 71 TSB_Oberflächen.indd 71 10.02.12 14:19 Weitere Teilprojekte zu besiedelbaren/besiedelten Implantatmaterialien wurden im Projekt ›Kompetenznetzwerk Bioaktive Oberflächen‹ (2002 bis 2005) zusammen mit regionalen und überregionalen Forschungspartnern initiiert: ■ Blut-Keramik-Hybridmaterialien als Leitstrukturen für die Knochendefektheilung (TU/Charité Campus Benjamin Franklin, Rehau, Otto Bock). ■ Gradierte Protein-Apatit-Hybridmaterialien und mechanische Stimulation für die Knorpeldefektheilung (TU/Charité Campus Benjamin Franklin und Campus Virchow-Klinikum). Das Netzwerk diente allgemein der Erforschung von bioaktiven Oberflächen als ›Adapter‹ zwischen Werkstoff und Organismus, um beispielsweise cytotaktische Aktivitäten umzusetzen oder Zellwachstum und -differenzierung zu fördern und somit Heilungsprozesse zu beschleunigen. Am Institut für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam, Lehrstuhl für Biotechnologie (Prof. Micheel), liefen bis 2006 im Rahmen von Promotionen und einer Kooperation mit dem HZG (Teltow) Untersuchungen zu Wechselwirkungen von Immunzellen mit Oberflächen synthetischer und speziell biomimetischer Art. Katja Heilmann beschreibt die Herstellung synthetischer Oberflächen (Flachmembranen), die einen Einfluss auf Wachstum und Antikörperproduktion von Hybridomzellen haben. Die bei der Kultivierung eingesetzten Polymermembranen (PAN, NVP) führten zu einer um 30 Prozent höheren Antikörpersynthese als bei herkömmlichen Zellkulturmaterialien (Polystyrol). Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen der Produktivität und dem Adhäsionsverhalten der Hybridomzellen. Um den Einfluss von Proteinen der extrazellulären Matrix auf Zellwachstum und Antikörpersynthese von Hybridomzellen zu untersuchen, wurden proteinbeschichtete PolystyrolOberflächen (biomimetische Oberflächen) eingesetzt. Je nach Proteinart zeigten sich Steigerungen in der Antikörpersynthese von bis zu 120 Prozent, was für den industriellen Einsatz (Bioreaktoren) relevant sein könnte. Neben der Herstellung synthetischer Oberflächen wurden Untersuchungen zur in vitro-Immunisierung mittels Glasoberflächen mit einer adsorbierten biomimetischen Lymphknotenmatrix durchgeführt. Diese Funktionalisierung unterstützt Immunzellen bei einer künstlichen Immunreaktion – ein Ergebnis, das für die Herstellung humaner Antikörper bedeutsam ist. Prof. Dr. Burkhard Micheel An der Hochschule Lausitz im Labor Biopolymere beschäftigt sich Prof. Salchert mit chemisch und physikalisch funktionalisierten Oberflächen von Bulkmaterialien für präparative Zwecke in den Lebenswissenschaften wie zur Verbesserung der Zelladhäsion, -proliferation und der Zelldifferenzierung. Dafür werden die Materialien nach einer entsprechenden Vorbehandlung ihrer Oberfläche mit funktionalen synthetischen oder natürlichen Molekülen im Sinne einer Immobilisierung ausgestattet. Die Nutzung von in der Natur bereits vorhandenen polymeren Verbindungen wie Kohlenhydraten oder Proteinen, die sich schon Prof. Dr. Katrin Salchert 72 TSB_Oberflächen.indd 72 10.02.12 14:19 selbst durch Polyfunktionalität auszeichnen, bietet sich nicht zuletzt wegen ihrer biologischen Abbaubarkeit und ihrer Reorganisierbarkeit an. Zusammenfassend werden folgende Methoden angewendet und Ziele verfolgt: ■ Methoden der Funktionalisierung polymerer und biopolymerer Oberflächen – Erzeugung geeigneter funktioneller Gruppen, ■ Immobilisierung von Proteinen an polymeren und biopolymeren Oberflächen, ■ Nachweis der Immobilisierung, Proteinquantifizierung und Stabilitätsuntersuchungen, Funktionstests, ■ Präparation mikrostrukturierter collagenbasierter Zellkulturträger, ■ Definierte Rekonstitution (Präparation) artifizieller Extrazellulärmatrices für Zellkulturanwendungen und ■ Zellkultivierung. Das Projekt ›COLBAMA – Collagenbasierte dreidimensionale Membranen für gerichtetes Zellwachstum‹, ein im Rahmen des Programms Ingenieurnachwuchs 2010 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziertes Vorhaben, vereint die genannten Technologien. Ziel ist die Entwicklung eines Zellkulturträgers für Tissue Engineering-Anwendungen, was eine Mikrostrukturierung von Matrices (Vliesen) auf der Basis von Collagen Typ I für die Induzierung gerichteten Zellwachstums beinhaltet. Entgegen der klassischen Kultivierung von Zellen an planaren polymeren oder Glasoberflächen (keine in vivo-Bedingungen), soll die in vitro-Kultivierung primärer Zellen durch eine auf den jeweiligen Zelltyp anpassungsfähige artifizielle extrazelluläre Matrix, bestehend aus Adhäsionsproteinen, Signalproteinen und Wachstumsfaktoren, gesteigert werden. Durch Abformung von geeigneten Mastern werden mikrostrukturierte, pseudo-dreidimensionale, zylindrische Konstrukte auf der Basis von Collagen erzeugt, zusätzlich biochemisch funktionalisiert und durch Gradierung signalgebender Proteine eine möglichst gerichtete Adhäsion, Migration und Proliferation der Zellen erreicht. Das Labor bietet Forschungskooperationen zur Polymerfunktionalisierung, zur Erzeugung biopolymerbasierter Zellkulturträger sowie Beratungsleistungen zur Analytik von Biopolymeren an. Dr. Marc Behl Dr. Karl Kratz Die Abteilung Grenzflächen (Dr. Kratz) am HZG, Zentrum für Biomaterialentwicklung arbeitet in Kooperation mit den Abteilungen Polymerchemie (Dr. Behl, Synthese bioabbaubarer oder nicht-degradierbarer biokompatibler Polymere aus Monomeren/Precursoren) und Polymertechnologie an der Entwicklung funktionaler polymerer Werkstoffe mit nanoskaligen Eigenschaften für den Einsatz in der regenerativen Medizin. Ein Forschungsschwerpunkt der Abteilung sind funktionale und stimulisensitive Grenz- und Oberflächen für den Kontakt mit biologischen Systemen. Hier widmet man sich der Topologie von Polymeroberflächen (Biomaterialien), mit der sich Adhäsion, Proliferation 73 TSB_Oberflächen.indd 73 10.02.12 14:19 und Differenzierung unterschiedlicher Zelltypen steuern lassen. Zur Strukturierung werden Gießtechniken aus Lösung, Heißprägetechniken und Elektrospinnen, für Modelloberflächen auch Schleuder- (Spin-Coating) und Tauchbeschichtung (Dip-Coating) eingesetzt. Analysen der Oberflächen erfolgen mittels Raster-Elektronenmikroskopie (REM), Raster-Kraftmikroskopie (SFM), optischer Profilometrie und Digitalmikroskopie, die Analyse von Grenzschichten zu wässrigen Umgebungen mittels SFM sowie Kontaktwinkel- und Strömungspotenzialmessungen. Weiterhin zählen Untersuchungen zum Einfluss von Sterilisationsverfahren auf die Grenzflächeneigenschaften polymerer Biomaterialien zum Forschungsgebiet der Abteilung. Die Forschungsaktivitäten zu polymerbasierten Biomaterialien am Zentrum für Biomaterialentwicklung in Teltow (unter Leitung von Prof. Lendlein) sind eingebunden in das Querschnitts-Forschungsprogramm ›Regenerative Medizin‹ der Helmholtz-Gemeinschaft im Forschungsfeld Gesundheit. Polymerbasierte Biomaterialien werden zur gezielten Unterstützung der körpereigenen Regeneration (regenerative Medizin) eingesetzt und in der klinischen Anwendung getestet. Dazu gehören Adsorber- und Trägermaterialien für die Apherese (Blutwäsche) und das Tissue Engineering (Züchtung von Geweben); weitere Anwendungsgebiete finden sich im Kapitel Oberflächen in der Nano-Biotechnologie. Die Materialien werden multifunktional entwickelt, sie weisen also Kombinationen von Materialfunktionen wie Biokompatibilität und spezifische Oberflächeneigenschaften (auch bestimmte mechanische Eigenschaften, Biodegradierbarkeit oder Formgedächtniseigenschaften) auf. Über das Verständnis, zum Beispiel mit Hilfe der molekularen Modellierung, soll es gelingen, durch relativ kleine Änderungen von chemischer Struktur und Verarbeitungsbedingungen viele Eigenschaften einzustellen (unter anderem Oberflächenphänomene in Kombination mit Stimulisensitivität). Prof. Jung führt sowohl in der Abteilung Biokompatibilität am HZG als auch in der Forschergruppe Biointerface Engineering/In vivo-Testing am BerlinBrandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT) breit gefächerte Evaluierungen von Polymersystemen hinsichtlich ihrer Biokompatibilität (Histo- und Hämokompatibilität) durch. Dies ist zum einen mit dem Einsatzzweck kurzoder langfristig resorbierbaren Implantatmaterials verbunden (Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen), zum anderen für Gerüst- und Trägermaterialien im Tissue Engineering, als Komponenten von Systemen zur Organunterstützung, zur Kultivierung spezieller Zellen und damit für den Einsatz in der Regenerativen Medizin gedacht. Prof. Dr.-Ing. Friedrich Jung Im Forschungsfeld ›Polymer-based Biomaterials‹ (geleitet von Prof. Lendlein) des Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT) leitet Dr. Scharnagl die 2009 etablierte Key-Technology-Plattform ›Cell and Tissue Specific Materials‹ (CTSM). Sie dient dazu, anwendungsorientierte Projekte zum Transfer von Biomaterialien in medizinische/klinische Anwendungen voran- Dr. Nico Scharnagl 74 TSB_Oberflächen.indd 74 10.02.12 14:19 zubringen. Dazu steht zunächst die Synthese von neuen Polymeren auf dem Programm (auf Basis von klassischen Co-Monomeren durch Co-Polymerisation, stimuli-sensitive, biomimetische, hydrophile oder hinsichtlich Oberflächenladung einstellbare Polymere). Dann folgen Tests dieser Materialien im Kontakt mit Zellen/Gewebe hinsichtlich Toxizität, Biokompatibilität und Zellinterfacebzw. Abbauprozessen (Degradierbarkeit). Zu guter Letzt soll die Plattform dazu beitragen, die Übersetzung in kommerzielle Produkte zu bewältigen, das heißt Prototypen und Kleinserien für klinische Studien herzustellen. Solche Produktkonzepte für die Regenerative Medizin wären zum Beispiel Zellkulturhilfsmittel/geräte, funktionale (besiedelte) Implantate und Trägerstrukturen (Scaffolds) sowie weitere Anwendungen im Tissue Engineering wie die Verhinderung von Narbenbildung nach Hautverletzungen. Als erstes Produkt wurde 2009 die Cell and Tissue Specific Material-Box, CTSM-Box© vorgestellt. Mit dem BCRT verbunden ist die Graduiertenschule 203, Berlin-Brandenburg School for Regenerative Therapies (BSRT), in der passende Projekte wie ›Acrylonitrile-based polymeric biomaterials for cell-specific interaction‹ bearbeitet werden.22 Wirtschaft Zellwerk GmbH HiPer-Gruppe Die Zellwerk GmbH (Teil der HiPer-Gruppe) ist ein Entwickler und Hersteller von Zellträgern und Implantatmaterialien sowie Spezialist in der Zellkulturtechnik. Die sogenannte Z® RP-Technologie wurde hier für das adhärente Wachstum von Zellen auf dotierten anorganischen Sponceram®-Zellträgern (dünne makroporige und zusätzlich mikroporige Scheiben, extrem saugfähig und mit großer Oberfläche) entwickelt. Die Technologie ist für Vermehrung und Ernte primärer Zellen und Stammzellen für Therapiezwecke oder für zellbesiedelte Implantat-Gerüste, wie sie bei Zellwerk für Forschungszwecke aus Sponceram® und anderen Werkstoffen angefertigt werden, geeignet. Besiedlung von Zellträgern, Sponceram®-Scheiben (Zellwerk GmbH) 22 BSRT (2010), S. 5–6. 75 TSB_Oberflächen.indd 75 10.02.12 14:19 Netzwerke BioTOP Berlin-Brandenburg ist zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle für die Belange der Biotechnologie in der Hauptstadtregion und wird in Trägerschaft beider Länder betrieben. Mit interdisziplinärer Vernetzung (in wissenschaftlichen Schwerpunktthemen wie Regenerative Medizin, Bioanalytik/Diagnostik, Wirkstoffentwicklung), Strategieberatung/Technologietransfer, Branchenreports, Standortmarketing usw. engagiert sich BioTOP für die Biotechnologieregion. BioTOP Berlin-Brandenburg Fazit Das Forschungsfeld Tissue Engineering bzw. die regenerative Medizin ist ein Forschungsschwerpunkt in der Hauptstadtregion, die Züchtung verschiedenster Zell- und Gewebearten zur Regeneration krankheitsbedingter oder sonstiger Organschäden wird hier vorangetrieben. Forschung und Entwicklung an Oberflächen und Werkstoffen finden an mehreren Forschungseinrichtungen der Region statt. Schwerpunktmäßig werden polymere Werkstoffe mit einstellbaren Oberflächeneigenschaften (bezüglich Zelladhäsion, -migration und -differenzierung) untersucht. Anhand von funktionalen, besiedelten Trägerstrukturen (Scaffolds), beispielsweise als Knochenersatzimplantat, und mit Zellen interagierenden Oberflächen (Signalübertragung) werden die fließenden Grenzen zu den Themen biokompatible und bioaktive Oberflächen bzw. Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik deutlich. Zusammen mit den anderen Fragestellungen innerhalb der ›Werkstoffe im Zellkontakt‹-Thematik könnte die Oberflächentechnik im Tissue Engineering ausgebaut werden und von den querschnittsartigen Oberflächen- und Schichttechnologieentwicklungen profitieren. Andere Forschungseinrichtungen sehen werkstofftechnische Fragestellungen, insbesondere Oberflächenphänomene, und die medizinische/medizintechnische Anwendung in unmittelbarem Zusammenhang. Dies gilt zum Beispiel für die TU Hamburg-Harburg mit dem Forschungsschwerpunkt ›Regeneration, Implantate und Medizintechnik‹23. 5.2.3 Oberflächen in der Nano-Biotechnologie Abgrenzung Die Kenntnisse über Bau- und Wirkprinzipien biologischer Prozesse (Mustererkennung, Stoffwechsel/Energieumwandlung usw.), die sich auf nanoskaliger, also Makromolekül-Ebene abspielen, werden zunehmend zum Interagieren mit biologischen Systemen durch technische Mittel genutzt, die ebenfalls einen nanoskaligen Aufbau erfordern.24 Die betrachteten Strukturen sind meist selbst- 23 TU Hamburg-Harburg (2011), S. 18. 24 Vgl. Fraunhofer Allianz Nanotechnologie (2011). 76 TSB_Oberflächen.indd 76 10.02.12 14:19 organisierend (Doppelschichtmembranen, Mizellen und Ähnliche) und dienen der Mikroverkapselung von Wirkstoffen, dem Wirkstofftransport (Drug Delivery) und der kontrollierten Wirkstofffreigabe (Controlled Release). An einem natürlichen Vorbild orientiert (zum Beispiel Virenimitat), dienen die Oberflächen nach dem Prinzip der molekularen Erkennung dazu, Wirkstoffe durch natürliche Membranen zu schleusen oder eine künstliche Immunreaktion hervorzurufen. Die Fachgebiete physikalische Chemie, Pharmazie und Biotechnologie sind in die Fragestellungen am meisten involviert; zudem können die Erkenntnisse und Lösungen aus biologischen Wirkmechanismen auch auf technische Prozesse übertragen werden. Permanent ist das ›nano‹-Technologiefeld mit der gesundheitlichen und umweltbezogenen Vertretbarkeit ihrer Produkte konfrontiert, was umfangreiche Begleitforschung zu Sicherheit, klinischen Studien/Zulassungsprozessen (Arzneimittelgesetz) und Normierungsbemühungen nach sich zieht. Wissenschaft Prof. Dr. Rainer Haag Prof. Haag, Inhaber der Professur Organische Chemie am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin, forscht auf dem Gebiet organische und makromolekulare Chemie, speziell an dentritischen Polymeren, die der Herstellung funktionaler Molekülarchitekturen, unter anderem auf Oberflächen, dienen. Für die kontrollierte Einbringung und Abgabe aktiver Stoffe in den (menschlichen) Organismus, also Drug Delivery, sind solche Molekülarchitekturen von Bedeutung. In Form von Nanokapseln (Nanocarrier) bewerkstelligen sie Verkapselung, Transport und kontrollierte Freisetzung von cytotoxischen oder instabilen Stoffen (Medikamenten) am Wirkort (zum Beispiel Tumormedikation, auch DNA/RNA). Dendritische Polymere können auch funktionale Biomakromoleküle nachahmen (Mimicry), die von therapeutischer Relevanz sind. So wurden bereits spezielle Proteine (Histone zur DNA-Verpackung) oder Polysaccharide wie Heparin nachgeahmt, wobei hauptsächlich die Oberflächenladung ein Kriterium darstellte. Die Anwendungen der Molekülarchitekturen reichen von proteinresistenten Beschichtungen (Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen, Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik und Umwelttechnik), über DNA-Transfektionsmittel (polykationische Systeme) bis zu Antigerinnungs- und entzündungshemmenden Medikamenten (polyanionische Systeme). Am Sonderforschungsbereich 765 ›Multivalenz als chemisches Organisations- und Wirkprinzip: Neue Architekturen, Funktionen und Anwendungen‹ ist Prof. Haag mit dem Teilprojekt A6 ›Modulare Synthese von biokompatiblen Gerüstarchitekturen‹ beteiligt. Das Projekt befasst sich mit der modularen Synthese von dendritischen Polyglycerinen bzw. Hybridträgersystemen, der Funktionalisierung dieser Gerüstarchitekturen mit biologisch aktiven Oligosacchariden (Sialinsäurederivate bzw. Selektinliganden) und der Synthese 77 TSB_Oberflächen.indd 77 10.02.12 14:19 linearer biokompatibler Oligoglycerinspacer. Untersucht wird der Einfluss der Spacerstruktur, die die verschiedenen Bindungsstellen zu einem multivalenten Bindungspartner verknüpft (für multivalente Wechselwirkungen mit biologischen Systemen wie Proteinen, Viren und Zellen). Der gesamte Projektbereich A befasst sich mit den mittels chemischer Synthese erzeugten multivalenten Wirt-Gast-Systemen und Multivalenz als Prinzip der molekularen Erkennung, um neuartige Strukturen in deren Molekulararchitektur zu realisieren. Am BMBF-Projekt ›Innovationsnukleus Polymere für die Biomedizin Berlin Brandenburg‹ (Poly4Bio BB, Start 2011) ist die Arbeitsgruppe von Prof. Haag mit dendritischen Polyglycerinen als biologisch sehr gut verträglichen Substanzen (hochverzweigte Makromoleküle) beteiligt. Im Verbund aus dem Zentrum für Biomaterialentwicklung Teltow (HZG), der Freien Universität Berlin, der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAM, der Charité-Universitätsmedizin Berlin sowie der Universität Potsdam sollen neue Biomaterialien für Anwendungen in den Lebenswissenschaften (Bioanalytik/Imaging, Pharmazie und Medizin) entwickelt, validiert und verwertet werden. Im Bereich Physikalische und Theoretische Chemie – Struktur – Dynamik – Umwelt (Prof. Rühl) der FU Berlin sind kolloidchemisch synthetisierte Nanopartikel unterschiedlicher Zusammensetzung und Architektur sowie Funktionalisierung der Oberfläche Forschungsgegenstand. Die physiko-chemische Charakterisierung wird mit optischer Spektroskopie, Elektronenspinresonanz EPR, Elektronenmikroskopie, Fluoreszenz-, Raman-Spektroskopie und Experimenten mit Synchrotronstrahlung, unter anderem zum zirkularen magnetischen Röntgendichroismus (X-MCD), sowie Röntgenmikroskopie durchgeführt. Am Sonderforschungsbereich 765 ist Prof. Rühl mit dem Teilprojekt C5 ›Thermodynamik und Kinetik der Bindung multivalenter Verbindungen an makroskopischen Grenzflächen und größenselektierten Nanopartikeln‹ beteiligt. Untersucht wird die Wechselwirkung multivalenter Systeme (zum Beispiel Linker) mit planaren wie gekrümmten Grenzflächen. Vor allem sollen thermodynamische/kinetische Kenngrößen sowie verbesserte Modellvorstellungen zum quantitativen Verständnis der multivalenten Wechselwirkungen mit Substraten abgeleitet bzw. gewonnen werden. Prof. Dr. Eckart Rühl Der Arbeitskreis Organische Chemie (Prof. Rück-Braun) der TU Berlin befasst sich mit organischer und metallorganischer Chemie, speziell Fotoschaltern, metallvermittelten Reaktionen und Reaktionskaskaden bzw. Synthese und Funktionalisierung von Heterocyclen. Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung und Synthese von Fotoschaltern für biologische Anwendungen (fotoschaltbare Enzyminhibitoren, fotoschaltbare Peptide abgeleitet von Proteindomänen, fotoschaltbare Ionenkanäle) und von Fotoschalter-Linker-Konjugaten für nanostrukturierte Oberflächen. Prof. Dr. Karola Rück-Braun 78 TSB_Oberflächen.indd 78 10.02.12 14:19 In den Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹ ist die Gruppe von Prof. Rück-Braun mit dem Teilprojekt B 6 ›Photoschalteinheiten für Elementarprozesse an Oberflächen‹ involviert. Darin werden Photoschalteinheiten und Photoschalter-Linker-Konjugate als photochrome Systeme im Baukastenprinzip für die Anwendung an Oberflächen maßgeschneidert (Azobenzole, Fulgimide und Hemithioindigos sowie Diarylethene, Spirooxazine, Benzo- und Naphthopyrane). Des Weiteren werden photoschaltbare Self-Assembled Monolayers (SAM) auf Siliziumoberflächen präpariert (On-Chip-Synthese) und charakterisiert. Prof. Dr. Joachim Koetz Die Forschungsaktivitäten des Lehrstuhls Kolloidchemie (Prof. Koetz) der Universität Potsdam betreffen insbesondere die Rolle von Polyelektrolyten in selbstorganisierten Tensidsystemen, speziell die Wechselwirkung lamellarer flüssigkristalliner Systeme, das heißt künstlicher Biomembransysteme mit geladenen Polymeren (Polyelektrolyte). Kationische Polyelektrolyte werden dazu in ein ionisch geladenes Doppelschichtmembransystem (aus anionischem Tensid: Natriumdodecylsulfat SDS/Dekanol und Wasser oder phospholipidhaltige Doppelschichtsysteme) eingebracht, ohne dass sich das System entmischt. Vielmehr wird durch eine partielle Ladungsneutralisation die Doppelschichtmembran zu Kugeln (multivesikulare Überstruktur) aufgerollt. Diese finden Anwendung insbesondere bei der Wirkstoffapplikation (Drug Delivery). Prof. Dr. Mont KumpugdeeVollrath Am Labor Chemische und Pharmazeutische Technologie (Prof. KumpugdeeVollrath) der Beuth Hochschule für Technik Berlin beschäftigt man sich mit verschiedenen Arzneiformen, deren Herstellung und Charakterisierung. Ein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung kolloidaler Nano-Drug-DeliverySysteme, zum Beispiel von Liposomen, Niosomen, Mikroemulsionen und Nanopartikeln. Für Strukturuntersuchungen werden verschiedene Charakterisierungsmethoden wie Streuungstechniken (Licht, Röntgen aus SynchrotronQuelle, Neutronen), Mikroskopie (TEM, REM, AFM, Fluoreszenz, Polarisation), Kalorimetrie, Kern-Spin-Resonanz (NMR), UV-VIS-Spektroskopie und Chromatographie eingesetzt. Des Weiteren stehen pharmazeutische Verfahrenstechniken im Blickpunkt, darunter Coatingtechnologien für Pellets und Tabletten. Zur Untersuchung der Eigenschaften werden wiederum physikalisch-chemische Methoden wie Röntgen-Pulver-Diffraktometrie, Dünnschichtchromatographie DC, Differenzscanning-Kalorimetrie DSC, NMR, Fourier-Transform-InfrarotSpektroskopie FTIR eingesetzt. Überzugmaterialien für Arneistoffe haben die Aufgabe, Wirkstoffe bis zu ihrer Freisetzung durch den Organismus (Verdauungstrakt) zu schleusen, kontrolliert Wirkstoff über einen längeren Zeitraum freizusetzen sowie selbst zunehmend gesundheitsfördernd und umweltfreundlich (unschädliche Lösungsmittel, Coatingmaterialien auf Protein-/Biopolymerbasis) zu sein. Erzeugt werden soll eine möglichst glatte, homogene Filmoberfläche auf dem Arzneigut, die genauso abhängig von der Anlagentechnik ist wie ein rentabler und umwelt79 TSB_Oberflächen.indd 79 10.02.12 14:19 freundlicher Zeit- und Energieaufwand beim Sprühprozess. Einige geeignete Überzugsmaterialien (zum Beispiel Hydroxypropylmethylcellulose) wurden im Rahmen einer Promotion hinsichtlich Oberflächenbeschaffenheit der Arzneiform und Schichtdicke des aufgetragenen Films experimentell untersucht. Ziel war es insbesondere, biologische, umweltfreundliche Coatingmaterialien auf der Basis von Proteinen und Peptiden zu entwickeln.25 Die Arbeitsgruppe Mikroverkapselung um Dr. Hahn am Fraunhofer-IAP hat neben klarem Anwendungsbezug in den Bereichen Energiewandlung und -speicherung, Umwelttechnik und Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation (vergleiche entsprechende Kapitel) auch Kapazitäten bei biotechnologischen/ nanomedizinischen Anwendungen. Die Mikroverkapselung als polymere Umhüllung wie auch immer gearteter Kernmaterialien ist Thema und Arbeitsinhalt der Fachgruppe (Kenntnisse zu Chemie, Technologie, Verarbeitung und Applikation von Polymeren). Die Veränderung der Oberfläche von Partikeln/Inhaltsstoffen durch Mikrokapseln, ein Wandmaterial oder Matrixpartikel präpariert sie für den Einsatz in verschiedenen Anwendungsgebieten, wo sie sonst nicht bleiben (sich auflösen, zu schnell verbrauchen) würden, vor allem bei ■ bioabbaubaren Partikeln für Medizin/Pharmazie (Wirksubstanz vor der Umgebung schützen oder umgekehrt; dosierte Wirkstoffabgabe/Controlled Release), ■ pharmazeutischen Wirkstoffen (Peptid- und Steroidhormone, Zytostatika), ■ allgemeinen Life Science-Anwendungen (auch Kosmetik, Lebensmittel) mit Kernmaterialien wie Peptiden, Parfümölen, Farbpigmenten. Dr. Mathias Hahn Mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat das Fh-IAP 2009 die Technologieplattform Mikroverkapselung ins Leben gerufen. Sie verfolgt das Ziel, das Potenzial der Technologie zu nutzen, in verschiedenen Industriesektoren profitabel zur Anwendung zu kommen, oder Unternehmen diese Chancen rechtzeitig nutzen zu lassen. Seit 2011 in der zweiten Phase befindlich, bündelt, sammelt und bewertet die Plattform Informationen zur Mikroverkapselung und gibt sie per Newsletter und in Foren (2008 bis 2010) bzw. Konferenzen (zum Beispiel im Oktober 2011 in Berlin) an die teilnehmenden Firmenmitglieder weiter. Die Abteilung Wasserbasierende Funktionspolymere und Kolloide am Fraunhofer-IAP (Prof. Laschewsky, zugleich Professor für Angewandte Polymerchemie an der Universität Potsdam) beschäftigt sich mit Polymeren und deren Grenzflächengestaltung auf Nanoebene. Zum einen sind Polymere hydrophiler Art, die also mit hydrophilen Gruppen ausgestattet sind (Polyelektrolyte), oder auch Überstrukturen bildende, amphiphile, mit schaltbaren Gruppen versehene Polymere (sowohl hydrophil als auch lipophil) Forschungsgegenstand. Am Sonderforschungsbereich 448 Prof. Dr. André Laschewsky 25 Vgl. Thümer, Reinhard et al. (Hrsg.) (2008), S. 46–50. 80 TSB_Oberflächen.indd 80 10.02.12 14:19 ›Mesoskopisch strukturierte Verbundsysteme‹ (Laufzeit 1998 bis 2009) waren die Forscher (Prof. Laschewsky, Dr. Lutz) dazu mit dem Teilprojekt A 17 ›Selbstorganisation von amphiphilen Pfropf-Block-Copolymer-Hybriden in Lösung und an Oberflächen‹ beteiligt. Derartige Nanostrukturen lassen sich zum Wirkstofftransport bzw. zur kontrollierten Wirkstofffreisetzung in natürlichen (Medizin) und synthetischen Systemen nutzen. Zum anderen stehen wasserunlösliche Vertreter im Blickpunkt, die sich aber in Wasser verarbeiten lassen. Auch bei diesen nutzt man die Bildung von Über- und Unterstrukturen, sei es in Form der Trennung von Reaktionsräumen in wässrigen Dispersionen oder von kleinen kompakten Teilchen mit großer Oberfläche. Daraus resultiert die medizinische Anwendung solcher Modellkolloide, indem Teilchenoberflächen für adsorptive und kovalente Beladung mit Antikörpern, Antigenen, Enzymen, Lektinen usw. ›designt‹ werden und somit Wirkstoffe definiert ›per Blutkreislauf zum Zielorgan‹ gelangen können. Weitere Anwendungsgebiete nanodispersiver Polymerkolloide oder polymerer Oberflächen und Membrane finden sich in den Kapiteln Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik und Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/ Aktuatorik. Das Fh-IAP ist mit seinen Forschungsarbeiten auf Nanoebene Teil der Fraunhofer Allianz für Nanotechnologie und damit mit anderen Fraunhofer-Instituten vernetzt. Dr. Jean-François Lutz Polymere Nanopartikel in der Medizin sind auch Arbeitsinhalt der Nachwuchsgruppe ›Polymere Nanotechnologie für Life Sciences‹ (Dr. Lutz, Dr. Wischerhoff), die das Fh-IAP zusammen mit der Max-Planck-Gesellschaft 2002 ins Leben rief und mit der grundlagenorientierte Kenntnisse (Grenzflächen, Kolloide am MPI) zeitnah zu angewandten Polymersystemen (Polymere/neue Materialien für die Medizin am IAP) umgesetzt werden sollen. Biologische Einheiten selbst liefern zahlreiche Vorbilder für polymere Nanosysteme. So werden in der Nachwuchsgruppe ■ wohldefinierte makromolekulare Strukturen (Diblock-Copolymere zur DNAKomplexierung als nichtvirale Genvektoren), ■ die supramolekulare Selbstorganisation (amphiphil segmentiere BlockCopolymere als organisierte Nanostrukturen, Mizellen, MultikompartmentMizellen und damit als Vehikel für Drug-Delivery-Anwendungen) und ■ Kolloide (monodisperse Ferrofluide, inorganische Partikel aus Magnetit, beschichtet mit molekularen Tarnkappen, also Diblöcken von synthetischen Polymeren und Polypeptiden) untersucht. Die synthetischen, nach biologischen Bauprinzipien konzipierten Polymermaterialien eignen sich als Träger für medizinische Wirkstoffe (Drug Carrier), lassen durch maßgeschneiderte Oberflächen einen zielgerichteten Transport durch den Organismus zu (Drug Targeting) und setzen durch ihre Abbaubarkeit den eingeschlossenen Wirkstoff zur richtigen Zeit wieder frei (Controlled Release). 81 TSB_Oberflächen.indd 81 10.02.12 14:19 Die Abteilung ›Wasserbasierende Funktionspolymere und Kolloide‹ (Prof. Laschewsky) und die NWG ›Polymere Nanotechnologie für Life Sciences‹ sind in der Forschungsinitiative ›Synthetische Bioaktive Oberflächen – Biologische Modelle und neue Materialien für biotechnologische Anwendungen‹ aktiv. In diesem Exzellenznetzwerk erforschen und entwickeln sieben sich ergänzende Arbeitsgruppen im Wissenschaftspark Golm (Fh-IAP, MPI-KG/Theorie & BioSysteme, MPI-KG/Grenzflächen, MPI-KG/Kolloidchemie, Universität Potsdam und Fh-IBMT) bioaktive Oberflächen. Im Mittelpunkt stehen kolloidale und flache Modelloberflächen. Diese sind in der Lage, mit verschiedenen biologischen Substanzen wie DNA, RNA, Proteinen, Enzymen, Wachstumsfaktoren, Viren, Bakterien, Membrankanälen oder Zellrezeptoren zu interagieren, also spezifische und responsive Wechselwirkungen mit biologischen Verbindungen einzugehen (synthetische Oberflächen mit aktiver Rolle). Das Fh-IAP leitet das Teilprojekt ›Intelligente Polymeroberflächen für DNA oder Proteinbioseparationen‹ und kooperiert mit fast allen anderen Teilprojekten (vergleiche MPI-KG, Fh-IBMT in diesem Kapitel bzw. in Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik). Am Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT, Charité Research Center) leitet Prof. Lendlein das Forschungsfeld ›Polymer-based Biomaterials‹ und darin die Key-Technology-Platform Controlled Drug Delivery Systems (CDDS). Prof. Lendlein ist Leiter des Zentrums für Biomaterialentwicklung in Teltow (Institut für Polymerforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, Zentrum für Material- und Küstenforschung HZG) und hat gleichzeitig eine gemeinsam vom HZG und der Universität Potsdam/Institut für Biochemie und Biologie berufene Professur Materialien in den Lebenswissenschaften inne. Die Forschung in der CDDS-Plattform konzentriert sich auf neue Konzepte für Drug-Carrier-Technologien in der regenerativen Medizin, speziell bei parenteraler Verabreichung von Medikamenten, also durch Injektion, Infusion oder Implantation. Insbesondere zur Anwendung bzw. präklinischen und klinischen Evaluation neu entwickelter Wirkstoffe und ihres Potenzials für die regenerative Therapie werden Pilot-Drug-Carrier-Systeme gebraucht, da DrugCarrier wirkstoffspezifisch und an die jeweilige Indikation oder Freisetzungsrate angepasst hergestellt werden. Die Forschungsaktivitäten zu polymerbasierten Biomaterialien am Zentrum für Biomaterialentwicklung sind eingebunden in das QuerschnittsForschungsprogramm ›Regenerative Medizin‹ der Helmholtz-Gemeinschaft im Forschungsfeld Gesundheit. Polymerbasierte Biomaterialien werden zur gezielten Unterstützung der körpereigenen Regeneration (regenerative Medizin) eingesetzt und in der klinischen Anwendung getestet. Darunter befinden sich intelligente Drug-Delivery-Systeme für pharmazeutische Anwendungen (zu weiteren Anwendungsgebieten vergleiche Kapitel Oberflächentechnik im Tissue Engineering). Die Materialien werden multifunktional entwickelt, sie Prof. Dr. Andreas Lendlein 82 TSB_Oberflächen.indd 82 10.02.12 14:19 weisen also Kombinationen von Materialfunktionen wie Biokompatibilität und spezifische Oberflächeneigenschaften (auch bestimmte mechanische Eigenschaften, Biodegradierbarkeit oder Formgedächtniseigenschaften) auf. Über das Verständnis, zum Beispiel mit Hilfe der molekularen Modellierung, soll es gelingen, durch relativ kleine Änderungen von chemischer Struktur und Verarbeitungsbedingungen viele Eigenschaften einzustellen (unter anderem Oberflächenphänomene in Kombination mit Stimulisensitivität). Am BMBF-Projekt ›Innovationsnukleus Polymere für die Biomedizin Berlin Brandenburg‹ (Poly4Bio BB, Start 2011) ist das HZG, Zentrum für Biomaterialentwicklung beteiligt. Im Verbund aus HZG, Freier Universität Berlin, Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAM, Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie Universität Potsdam sollen neue Biomaterialien für Anwendungen in den Lebenswissenschaften (Bioanalytik/Imaging, Pharmazie und Medizin) entwickelt, validiert und verwertet werden. Dr. Adam Lee Sisson Im Forschungsfeld ›Polymer-based Biomaterials‹ (geleitet von Prof. Lendlein) des Berlin-Brandenburg Center for Regenerative Therapies (BCRT) findet sich zur Key-Technology-Plattform ›Cell and Tissue Specific Materials‹ (CTSM) eine gleichnamige Nachwuchsgruppe (Dr. Sisson). Auf Basis der synthetischen Chemie werden nanoskalige Materialien mit Antwortverhalten in biologischer Hinsicht entwickelt. So konnten mittels Polymerisation von Glycerinderivaten in inversen Miniemulsionen biokompatible, hydrophile, verzweigte Polyether einstellbarer Größe (25 bis 100 nm Durchmesser) erzeugt werden. Des Weiteren gelang die Präparation von bioabbaubaren Partikeln, die stimulisensitive Verbindungen in der Polymerstruktur inkorporieren. Solche Nanogele werden an ihrer Oberfläche verschiedentlich mit Farbstoffen, Wirkstoffen, auf Zellen zielenden Liganden oder einer Kombination dieser drei funktionalisiert, insbesondere um als Nanovehikel für Drug Delivery zu dienen. Prof. Dr. Helmut Möhwald Prof. Möhwald ist Leiter der Abteilung Grenzflächen am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPI-KG) mit mehreren Forschergruppen ((Quasi) Planar Interfaces, Solid Interfaces und Non-planar Interfaces), die an molekularen Grenzflächen im Spektrum von Biophysik bis Materialwissenschaften grundlagenorientiert forschen. In der Arbeitsgruppe Optical Manipulation of Capsules and Films (Dr. Skirtach) werden beispielsweise Membranen aus synthetischen Polymeren und Lipiden auf ihre kontrollierte Permeabilität hin untersucht, um Drug-Delivery-Systeme mit fernsteuerbarer Freigabe (Controlled Release) zu entwickeln. Weitere Anwendungen der kontrollierten Freigabe werden in der Arbeitsgruppe Active Interfaces and Coatings (Dr. Shchukin) bearbeitet und im Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation beschrieben. 83 TSB_Oberflächen.indd 83 10.02.12 14:19 Die Gruppe (Quasi) planar interfaces (Prof. Brezesinski) der Abteilung Grenzflächen des MPI-KG ist in der Grundlagenforschung von Peptiden (›Peptides at Interfaces‹), Lipiden (›Lipid-DNA Interactions‹) und synthetischen bioaktiven Oberflächen tätig. Ein Forschungsschwerpunkt sind antibakterielle Peptide (AP), die mit Zellmembranen direkt, ohne dass es eines spezifischen Rezeptors bedürfte, interagieren (hauptsächlich zum Zweck der Abwehr in Einzellern oder im Tier- und Pflanzenorganismus). Die Forschung konzentriert sich auf die Interaktion mit membranmimetischen Systemen, welche den Lipidaufbau von Säugetier- und bakteriellen Cytoplasmamembranen imitieren (zweidimensionale, Monolayer, als auch dreidimensionale Strukturen, Vesikel/Mizellen, aus Phospholipiden). Bei Zugabe von APs wird eine Auflösung von Bakterienmembranen bewirkt, während eukariotische Plasmamembranen unbeeinflusst bleiben. Offenbar adsorbieren die APs an die proteoglykan-reiche Cytoplasmamembran von Bakterien besonders gut und verändern die Membranintegrität. Die antibakteriellen Petide werden als vielversprechende Alternative zu Antibiotika und zum zugehörigen Problem Resistenzenbildung angesehen. Ziel der Forschungsrichtung ›Lipid-DNA Interactions‹ ist das Verständnis der Interaktionen zwischen DNA und speziell formulierten Lipiden (mit Aminen in den Kopfgruppen der Moleküle), die in selbstorganisierten Monolayern (Langmuir) an der Wasser-Luft-Grenzfläche oder als Vesikel in wässrigen Dispersionen vorliegen. Die DNA-Kopplung an einen Lipid-Monolayer führt zur Ausrichtung der adsorbierten DNA-Stränge. Selbstorganisation und Ordnung von DNA-Molekülen sind speziell für die Erarbeitung von Biomaterialien, funktionalen Nanostrukturen, DNA-Chips, Biosensoren usw. von Interesse, genauso für die medizinische Gentherapie (Transduktion von Genmaterial in Zellen) zur Behandlung von Gendefekten/entsprechenden Krankheiten. Mit Untersuchungen der grundlegenden physikalischen und chemischen Eigenschaften von Biomolekülinteraktionen mit synthetischen Oberflächen ist die Abteilung in der Forschungsinitiative ›Synthetische Bioaktive Oberflächen – Biologische Modelle und neue Materialien für biotechnologische Anwendungen‹ beteiligt. In diesem Exzellenznetzwerk erforschen und entwickeln sieben Arbeitsgruppen im Wissenschaftspark Golm (Fh-IAP, MPI-KG/Theorie & Bio-Systeme, MPI-KG/Grenzflächen, MPI-KG/Kolloidchemie, Universität Potsdam und Fh-IBMT) bioaktive Oberflächen. Im Mittelpunkt stehen kolloidale und flache Modelloberflächen. Diese sind in der Lage, mit verschiedenen biologischen Substanzen wie DNA, RNA, Proteinen, Enzymen, Wachstumsfaktoren, Viren, Bakterien, Membrankanälen oder Zellrezeptoren zu interagieren, also spezifische und responsive Wechselwirkungen mit biologischen Verbindungen einzugehen (synthetische Oberflächen mit aktiver Rolle). Die Abteilung Grenzflächen (Leiter: Prof. Möhwald) leitet die Teilprojekte ›Charakterisierung von bioaktiven Oberflächenwechselwirkungen‹ (Kontaktdynamik, spezifische Wechselwirkungen, Bio-Adhäsion) und ›Wechselwirkungen zwischen Biomolekülen und flexiblen bioaktiven Oberflächen‹ (Lipide, Polymere, Proteine, DNA, Peptide) und kooperiert mit allen anderen Teilprojekten (vergleiche MPI- Prof. Dr. Gerald Brezesinski 84 TSB_Oberflächen.indd 84 10.02.12 14:19 KG, Fh-IBMT in diesem Kapitel bzw. in Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik). Wirtschaft Bayer Health Care Pharmaceuticals Bayer HealthCare Pharmaceuticals, ein aus der Schering AG hervorgegangener Unternehmensteil der Bayer AG, ist in der Forschung und Entwicklung nanomedizinischer Produkte aktiv. Speziell zur verbesserten Freisetzung und Bioverfügbarkeit von Wirkstoffen und zur Verminderung von Nebenwirkungen werden nanotechnologische Formulierungen untersucht. Die zielgerichtete Therapie (Konzentration am Krankheitsherd, Kontrolle über Wirkstoffverteilung im Körper, Moleküloberflächen zur molekularen Erkennung) erfolgt mit Hilfe wirkstoffhaltiger Nanopartikel (Nanocarrier). Im Arbeitskreis ›Responsible Production and Use of Nanomaterials‹ der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie (DECHEMA) sowie in den BMBF-geförderten Projekten ›NanoCare‹ und ›Tracer‹ engagiert sich Bayer für den verantwortungsbewussten Umgang mit Nanomaterialien in pharmazeutischen Anwendungen. Capsulution Pharma AG Die Capsulution Pharma AG hat sich auf die LbL-Technologie (vergleiche Surflay Nanotec GmbH) für pharmazeutische Zwecke spezialisiert. Je nach Verwendungszweck werden durch Capsulution Nanokapseln mit speziellen pharmazeutischen, biochemischen, elektrischen, optischen oder magnetischen Eigenschaften ausgerüstet, um sie in den Lebenswissenschaften, hauptsächlich als Drug Delivery-Systeme, einzusetzen (zum Einsatz bei Medizinprodukten vergleiche Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen). Die Nanokapseln (Nanocarrier) werden in mehreren Schritten layer-by-layer hergestellt, indem jeweils Polyelektrolyt-Moleküle per Selbstorganisation einen ultradünnen Polymerfilm bilden. Vier bis 20 dieser Layer bilden eine Schale von acht bis 50 nm Dicke, vielfach wird die Oberfläche zusätzlich mit Antikörper-Andockstellen funktionalisiert. Der Kern der Kapsel kann optional entfernt werden oder die leere Kapsel mit gewünschten Substanzen/Kernmaterialien gefüllt werden. Verschiedene Technologien werden durch Capsulution vordefiniert: CapsMorph™ zur amorphen Verkapselung schlecht löslicher Wirkstoffe bei oraler Einnahme, CapsInject™ zur verzögerten in vivo-Freisetzung biologischer Komponenten aus den LBL-Schichten und LBL PLUS, Multilayer-Nanokristalle zur oralen Einnahme schlecht löslicher Wirkstoffe. Ferropharm GmbH Die Ferropharm GmbH ist ein 1998 gegründetes, in Entwicklung und Vertrieb von superparamagnetischen Nanopartikeln tätiges Unternehmen. Die superparamagnetischen Nanopartikel (Very Small Superparamagnetic Iron Oxide Particles VSOP) bestehen aus Magnetit, Maghemit oder deren Mischoxiden, haben einen Kern-Durchmesser im Bereich von drei bis 40 nm und werden zur Verhinderung von Aggregation im Schwerefeld der Erde oder in Magnetfeldern mit Sta85 TSB_Oberflächen.indd 85 10.02.12 14:19 bilisatorsubstanzen umhüllt. Letztere setzen sich aus organischen Substanzen wie Citraten (Citronensäure) oder anorganischen Substanzen wie Phosphaten (VSOP P) und Silikaten (VSOP Si) zusammen. Eine Stabilisierung mit Monomeren bietet Vorteile im Sinne einer besseren Beeinflussbarkeit physikalischer und biologischer Parameter gegenüber herkömmlichen Eisenoxidpräparaten, die mit polymeren Verbindungen wie Dextran stabilisiert werden. Die mit Phosphaten und Silikaten stabilisierten Nanopartikel sind thermisch sehr beständig und damit auch für technische Anwendungen geeignet (als magnetische Ionenaustauscher oder als magnetische Adsorbentien bei technischen Separationsverfahren). Durch weitere Modifizierung der Oberfläche mit adsorptiv oder chemisch gebundenen Substanzen (Fluoreszenzfarbstoffe, Komplexbildner, Peptide, Proteine, Genabschnitte oder positiv geladene Metallionen verschiedener chemischer Elemente wie Kupfer, Silber, Gold, Eisenisotop, Galliumisotop, Technetium-Isotop, Indium-Isotop) werden die Phasengrenzen der superparamagnetischen Nanopartikel den jeweiligen Anwendungen angepasst. Hauptanwendungsgebiete der VSOP sind medizinische Aufgaben: sie fungieren zum Beispiel als Magnetresonanztomografie-Kontrastmittel, Radiopharmakon, für die in vitro-Diagnostik, zur Tumorschädigung, zum magnetischen Drug Targeting, zum Gentransfer. Die nanopartica GmbH fertigt und vertreibt Nanokapseln, die aus hochverzweigten (mit funktionellen Gruppen versehenen) Polymeren bestehen, damit in verschiedenen Mitteln löslich sind und unterschiedlichste Moleküle, Metallionen, Metallnanopartikel usw. einschließen können. Je nach Anwendung wird die Verkapselung zerstört oder die eingekapselte chemische Verbindung nach und nach ausgelaugt, um eine spezifische Funktion zu erfüllen. Von Bedeutung für die Anwendung im medizinischen, diagnostischen und biotechnologischen Bereich sind eingekapselte Stoffe wie Arzneistoffe/Vitamine/sekundäre Pflanzenstoffe und Farbstoffe (zum Beispiel Nilrot zum Anfärben von Zell(bestandteil)en, Kongorot als pH-Indikator). Die Verkapselung wird so gewählt, dass die Löslichkeit je nach Anforderung in Wasser, Blut, Serum, Salzlösung, Alkoholen gegeben ist. Sie kann aus dendritischen Polyclycerolen mit funktionellen Gruppen an der Oberfläche oder aus funktionalisierten Polyethyleniminen (PEI) hergestellt werden und ist in einem weiten pH-Wert-Bereich stabil. Weitere Anwendungsmöglichkeiten der Wirkstoff-Verkapselungskombinationen finden sich in den Kapiteln Energiewandlung und -speicherung und Umwelttechnik. nanopartica GmbH Die TOPASS GmbH arbeitet im Bereich Nanomedizin und ist vor allem in der Entwicklung und Herstellung von Nano-Carriern für die medizinische Anwendung in Diagnostik und Therapie tätig. Auch die Beurteilung und Bewertung von diagnostischen und therapeutischen Verfahren sowie die Planung, Koordination und Durchführung von (prä)klinischen Studien zählen zum Aktionsfeld des Unternehmens. TOPASS GmbH 86 TSB_Oberflächen.indd 86 10.02.12 14:19 Die Nano-Carrier-Technologie umfasst auf therapeutischer Seite mehrere Methoden zum Einschleusen, Freisetzen und Tarnen medizinischer Wirkstoffe: ■ Mit rekombinanten Antikörpern beladene Partikel (100 nm) haften an (geschädigtem) Gewebe und setzen dort über mehrere Tage hinweg langsam Wirkstoffe frei. So können Arzneien bei gleicher Dosis länger wirken und damit Risiko und Menge von unerwünschten Nebenwirkungen reduziert werden. ■ In der zellulären Therapie (beispielsweise Lymphozyten-Transfer) sollen spezialisierte Zellen transplantiert werden (zum Beispiel zur Hormonproduktion), deren Oberfläche mit bestimmten Nanopartikeln verändert wurde, um nicht vom Immunsystem angegriffen zu werden. ■ Zur Transduktion von Genmaterial in Zellen (Gentherapie) sollen Nano-Carrier (aus nanoskaligen Silikatpartikeln) Verwendung finden, was weniger Risiko als die Einschleusung mit Viren birgt. ■ Mit der Nano-Imitation eines Virus (Nanoteilchen, die dessen Oberfläche nachahmen) sollen Immunisierungen (Schutzimpfungen) mit besserer Wirkung und geringeren Risiken umgesetzt werden. Fazit 26 Vgl. BioPro Baden-Württemberg GmbH (2004). Im Bereich Oberflächen in der Nano-Biotechnologie sind relativ viele Akteure in der Hauptstadtregion tätig, eine Tatsache, die nicht zuletzt auf die Vielfalt an molekularen Erkennungungsmechanismen, Wirkstoffen und Verkapselungsmaterialien (Polymere, Biopolymere) zurückzuführen ist. Die Grundlagenforschung an Universitäten und Hochschulen ist stark besetzt. Hinzu kommen Forschungsinstitute sowie Firmen(ausgründungen) mit einschlägigen Kompetenzen in der Biomaterialentwicklung sowie bei Grenzflächen und Kolloiden. Auf diese Weise sind beste Voraussetzungen für die Zusammenarbeit zwischen grundlagenorientierter und angewandter F&E gegeben. Einige technische Einsatzmöglichkeiten sind kurz- und mittelfristig vielversprechend; Forschung, Projekte und Vernetzungsaktivitäten sind zudem stark international ausgerichtet. Auf nationaler Ebene haben die frühen Maßnahmen und Förderungen durch das BMBF, die zwischen 2000 und 2010 gezielt in vier Schwerpunkten, darunter ›Funktionale biologisch-technische Oberflächen und Schnittstellen‹, und mit einer Fördersumme von 60 Mio. Euro durchgeführt wurden, gegriffen. Die Nano-Biotechnologie wird als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts mit einem breit gefächerten Anwendungsspektrum betrachtet. Folgerichtig werden nanotechnologische Phänomene und Funktionseinheiten (in den zwei Richtungen nano2bio und bio2nano) auch in den hier definierten Gebieten Tissue Engineering, Biochip-/Lab-on-Chip-Systeme, biokompatible Oberflächen, Agrar-, Lebensmittel- und Textiltechnologie oder Easy-to-cleanOberflächen gesehen.26 87 TSB_Oberflächen.indd 87 10.02.12 14:19 In Bayern hat sich 2003 die Exzellenzinitiative ENNaB – Excellence Network NanoBioTechnology an der Schnittstelle Nanotechnologie/Biotechnologie gebildet. Kernziel ist die Entwicklung eines landesweiten NanobiotechnologieClusters mit Schwerpunkt in der Region München. ENNaB ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Nanotechnologie-Kompetenzzentren in Deutschland (AGeNT-D) und damit überregional vernetzt. Das Saarland und RheinlandPfalz haben zur Förderung der noch jungen Forschungsrichtung das gemeinsame Kompetenznetzwerk NanoBioNet gegründet, in dem Hochschulen, Forschungsinstitute, Kliniken und Unternehmen aus beiden Bundesländern kooperieren. 5.2.4 Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik Abgrenzung Im Mittelpunkt der Oberflächentechnologie für Bio-Analytik und Diagnostik steht die Immobilisierung von bio(techno)logischen Substanzen (Biomolekülen) an Oberflächen, zum Beispiel sogenannte Immunoassays, bei denen der Nachweis eines Analyten über die Bindung an einen immobilisierten Antikörper erfolgt. Meist erfolgt das Auslesen der Information mit Hilfe von Fluoreszenzmarkern auf optischem Wege durch Scannen der aktivierten Oberfläche (Glasträger mit einer Vielzahl an sensorischen Molekülsektionen auf einer Ebene27, Microarray-/Biochip-/Lab-on-Chip-bzw. Biosensortechnologie). In der Entwicklung befindlich sind Verfahren, welche die auf der Oberfläche stattfindende Analytik direkt in einen darunter liegenden Mikroelektronikchip einkoppeln (Schichtarchitekturen in der Form Halbleiter-immobilisiertes-Biomolekül, zum Beispiel organische Feldeffekttransistoren).28 Von oberflächentechnologischem Interesse ist in der Bio-Analytik außerdem die Verhinderung unspezifischer Bindungen, die die Messung verfälschen würden (vergleichbar mit einem Signal-Rausch-Verhältnis). Dazu dienen proteinresistente oder antimikrobielle Substratoberflächen. Wissenschaft Prof. Haag, Inhaber der Professur Organische Chemie am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin, forscht auf dem Gebiet organische und makromolekulare Chemie, speziell an dentritischen Polymeren, die der Herstellung funktionaler Molekülarchitekturen, unter anderem auf Oberflächen, dienen. Für biosensorische Anwendungen sind solche Strukturen wichtig, um biologisch inerte Oberflächen herzustellen, die beispielsweise eine unspezifische Proteinbindung verhindern. Polyethylenglycole, kurz PEG, werden derzeit am häufigsten angewendet. Am Institut wurden einfach-funktio- Prof. Dr. Rainer Haag 27 ZiG/TU Berlin (2009), S. 56. 28 Vgl. Birkholz, Mario (2009), S. 5 –6. 88 TSB_Oberflächen.indd 88 10.02.12 14:19 nalisierte Polyglycerol-Derivate in einem selbstorganisierenden Monolayer auf Goldoberflächen aufgebracht; mittels Oberflächenplasmonenresonanzspektroskopie (SPR) wurde die Dicke des absorbierten Biofilms untersucht. Dabei zeigten Thiol-funktionalisierte Polyglycerole die beste Resistenz gegen Proteine. Im Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹, Teilprojekt B 7 ›Funktionale Imin- und Diazo-Schalteinheiten‹ synthetisierten die Forscher licht-schaltbare funktionale Moleküle, die auf Iminen und Azobenzolen basieren. Die Änderungen ihrer chemischphysikalischen (Leitfähigkeit, Hydrophilie, Dipolmoment, Förster-Resonanzenergietransfer FRET) und biochemischen (Proteinresistenz) Eigenschaften auf Gold- und Kohlenstoffoberflächen wurden in Kooperation mit physikalischen und theoretischen Gruppen des Bereichs untersucht. Prof. Dr.-Ing. Roland Thewes Am Fachgebiet Sensorik und Aktuatorik (Prof. Thewes) der TU Berlin werden Halbleiter-/CMOS-basierte Sensoren und Aktuatoren erforscht und entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf biomedizinischen Anwendungen liegt. In einem interdisziplinären Kontext von Mikroelektronik, Materialwissenschaften, Biochemie, Medizin usw. entstehen beispielsweise Micro-Arrays für die Biomoleküldetektion (DNA-Micro-Arrays) sowie in vivo- und in vitro-Plattformen am Interface zu Nervenzellen oder -gewebe oder biologischen neuronalen Netzwerken (Veröffentlichung ›CMOS Chips for Bio Molecule and Neural Tissue Interfacing‹, 2009). Je nach Anwendungszweck werden sowohl die biologischen Grundlagen einer Detektionsaufgabe (Sensing) als auch die Umsetzbarkeit in CMOS-Technologie untersucht, das heißt elektronische Signalwandlungsmethoden (Transducer) implementiert und ein entsprechendes Schaltungsdesign und Systemintegration umgesetzt. Themen wie die elektrochemische Präparation von Edelmetallelektroden, Selbsttestschaltkreise und Temperatursensoren in CMOSBiochips werden dabei auf Ebene der Chiptechnologie im Detail bearbeitet. Der Fachbereich vermittelt in der Lehre allgemein Sensor- und Aktuatortechnik (auf Silizium- und CMOS-Basis, auch für Anwendungen wie CMOSImaging, CMOS-Kamera, integrierte Temperatursensoren, Beschleunigungssensoren, Digital Micro Mirrors), aber auch speziell CMOS-Biosensorik. Prof. Dr. Dieter Schmeißer Am Lehrstuhl Angewandte Physik II/Sensorik der BTU Cottbus forscht Prof. Schmeißer mit seiner materialwissenschaftlichen Forschungsausrichtung (Kapitel Photovoltaik, Energiewandlung und -speicherung, Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik, Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik) auch an biosensorischen Anwendungen mittels organischer Feldeffekt-Transistoren. 2003 wurde das Forschungsvorhaben zusammen mit Partnern wie dem CarlThiem-Klinikum Cottbus vorgestellt und kontinuierlich weiterverfolgt. Als Grundlage der neuartigen medizinischen Nachweismethode wird ein organischer Feldeffekt-Transistor (OFET) als Dünnschicht-Halbleiterbauelement hergestellt; er dient als Transducer (Signalwandler) für die auf ihm (bzw. der 89 TSB_Oberflächen.indd 89 10.02.12 14:19 Gate-Elektrode) immobilisierten Antigene. Die hochselektive Anbindung spezifischer Antikörper an den Antigenen soll in den OFET-Signalen nachgewiesen werden. Mit dem allgemeinen Ziel, elektronische Eigenschaften und geometrische Strukturen verschiedener Materialien wie WO3, CuInS2, SiC, leitende und halbleitende Polymere, intermetallische Verbindungen (Fe/Al) und Legierungen aufzuklären, werden am Lehrstuhl Schichten und Schichtstrukturen präpariert und spektroskopisch oder spektromikroskopisch untersucht (Kapitel Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik). In der Professur für Molekulare Enzymologie ist die Arbeitsgruppe um Prof. Wollenberger in Grundlagenforschung, Entwicklung und Anwendungen im Bereich Biosensorik, Bioelektrochemie und Bioelektronik tätig. Dabei geht es um Aspekte wie Grenzflächendesign für die Assemblierung, gerichtete Immobilisierung und Stabilisierung von Biomolekülen auf geeigneten Trägern sowie um Elektronentransfer und Signalverstärkung für die Detektion der spezifischen Bindung (Reaktion) am Biomolekül. Für die Untersuchung von Elektronentransferreaktion und ihrer Nutzung in Biosensoren, Biobrennstoffzellen und der Bioelektrokatalyse haben Material und Chemie der Oberflächen entscheidenden Einfluss. Ein schneller, direkter, heterogener Elektronentransfer zu Redoxproteinen und Enzymen erfordert eine gerichtete Wechselwirkung mit der Elektrodenoberfläche. In einer ersten Ausrichtung wendet sich die Arbeitsgruppe neuen Polymeren zu, die auf durch Biomoleküle ausgelöste Veränderungen reagieren, beispielsweise ihre Leitfähigkeit verändern. Des Weiteren ist das Fachgebiet in die Arbeiten im Exzellenz-Cluster unicat zum Thema Heterogene Katalyse involviert. Man widmet sich dort Grenzflächenreaktionen (Enzymreaktionen), die mittels nanoskopischer Strukturen beschleunigt werden können (durch chemische Modifizierungen und Einführung nanostrukturierter Materialien wird die Interaktion begünstigt). Zur Unterstützung von diagnostisch ausgerichteten KMU in der Hauptstadtregion wurde 2006 die InnoProfile-Nachwuchsforschungsgruppe ›Integrierte Proteinchips für die Point-of-Care Diagnostik – iPOC‹ an der Universität Potsdam eingerichtet (gemeinsame Initiative des Zentrums für Advanced Protein Technologies an der UP und des Kompetenznetzes BioHyTec). Ziel des bis 2011 geförderten Projekts ist es, Kernprobleme bei der Entwicklung von sehr kleinen und schnellen Proteinchips zu lösen. Thematische Schwerpunkte sind ■ optische und elektrochemische Signaltransduktion, ■ Parallelisierung/Immobilisierung, ■ Miniaturisierung/Integration, ■ Proteinexpression/Bindergenerierung. Prof. Dr. Ulla Wollenberger 90 TSB_Oberflächen.indd 90 10.02.12 14:19 Assoziierte Professuren der Universität Potsdam und Partner der auf dem Campus Potsdam-Golm angesiedelten Nachwuchsgruppe sind die Bioanalytik (Prof. Scheller), Chiptechnologie (Prof. Bier), Lasertechnik (Prof. Löhmannsröben) und Molekularbiologie (Prof. Steup, Prof. Müller-Röber), das Fh-IBMT, die Franz-Volhard-Klinik Berlin sowie die Firmen FILT Lungen- und Thoraxdiagnostik GmbH Berlin, BST Bio Sensor Technologie GmbH Berlin, Celltrend GmbH Luckenwalde und In.vent Diagnostica GmbH Hennigsdorf. Prof. Dr. Svetlana Santer An der Universität Potsdam forscht das Fachgebiet Experimentalphysik (Prof. Santer) an nanoskaligen Strukturen und Methoden, unter anderem für die Lebenswissenschaften, speziell an der Mobilität von Nanoobjekten auf Oberflächen mit den Teilthemen ■ Nanomanipulation von absorbierten Partikeln, ■ Interaktion von Einzel-Nanopartikeln und Makromolekülen mit Oberflächen und deren Anwendung in Nanotechnologie/Lebenswissenschaften, ■ globale und koordinierte Einkopplung optischer Energie mit Hilfe nanostrukturierter Metallgitter: Surface Plasmone Interferenz-Nanolithografie (SPINAL), ■ photochemisch induzierte Prozesse, ■ magnetisch modifizierte Polymerfilme (Magnetic-particle filled polymer films, MPFPF), ■ Ordnungsphänomene an Grenzflächen. Eingesetzte Untersuchungsmethoden sind Rasterkraftmikroskopie (AFM), Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), Rasterelektronenmikroskopie (REM) und Surfaceplasmonenresonanz (SPR) von Makromolekülen und Nanoobjekten an Grenzflächen sowie Fourier-Transform-Infrared (FTIR)- und UV-Spektroskopie. Einen Schwerpunkt bilden im Fachgebiet funktionale dünne Polymerfilme (PMAA-Bürsten beispielsweise mit Azoseifen funktionalisiert), die durch ihre Photosensitivität bei externer Belichtung ihre Eigenschaften stark verändern. Auch Oberflächenstrukturveränderungen durch Einschalten äußerer Magnetfelder und somit magnetisch schaltbare Polymernanomembrane zählen dazu (›Reversible structuring of azobenzene polymer films by surface plasmons‹, ›Tailor made nano-antennas for surface plasmon induced topography changes in soft thin films‹). Durch Interaktion von Surface Plasmon-Wellen und AzoPolymeren werden Intensitätsverteilungen förmlich in die Topographie des Polymerfilms geschrieben (mit Auflösung unterhalb des Beugungslimits und reversibel). Neben diesen hauptsächlich für die Bio-Analytik/Sensorik wichtigen Steuermechanismen (vor allem DNA-Kondensierung und -Konstellation) beschäftigt sich die Gruppe auch mit der kontrollierten simultanen Bewegung von Nanoobjekten mit Hilfe funktioneller Polymeroberflächen. Als eine Art Nanoaktorik nutzt man Polymerbürsten, also Polymerketten, die kovalent an ein Substrat gebunden sind, zum Nanotransport von Partikeln/Objekten an Oberflächen. 91 TSB_Oberflächen.indd 91 10.02.12 14:19 Die Arbeitsgruppe Nanobiotechnologie (Prof. Mirsky) an der HS Lausitz befasst sich mit der Entwicklung von chemischen und biologischen Sensoren mit optischem bzw. elektrischem Messprinzip. Wissenschaftliche Projekte der Gruppe haben Inhalte wie ■ Nutzung impedometrischer und anderer elektrochemischer Messverfahren, ■ Entwicklung chemischer Sensoren auf der Basis leitender Polymere, ■ Polymer-Nanopartikel-Komposite, ■ Entwicklung ultrasensitiver OberfächenPlasmonenResonanz (SPR)-Biosensoren. Prof. Dr. Vladimir M. Mirsky Insbesondere umfassen die Projekte die Optimierung oder Entwicklung entsprechender Technologien der Oberflächenchemie wie ■ Methoden der chemischen Immobilisierung von Biomolekülen, ■ räumlich gerichtete Immobilisierung, ■ molekulares Prägen von Polymeren, ■ Photografting-Polymerisation und Elektropolymerisation sowie ■ selbstorganisierende Monoschichten. Für die Arbeit an Projekten wie ›Chemical sensors based on plastic antibodies‹ und ›µ-contact printing‹ stehen verschiedene Messeinrichtungen zur Charakterisierung von Sensoroberflächen zur Verfügung. An der TH Wildau im Fachgebiet Biosystemtechnik/Biohybridtechnik widmet sich Prof. Lisdat den bioanalytischen Nachweisverfahren und untersucht sowohl geeignete Materialsysteme in ihrer Funktion als Signalwandler (Elektronentransfer) als auch Verhalten und Charakter von Biomolekülschichten und deren Wechselwirkung mit der Oberfläche, auf der sie immobilisiert werden. Arbeitsschwerpunkte und Forschungsprojekte beeinhalten hauptsächlich, die Interaktion zwischen Biomolekülen (deren Bindungseigenschaften) und modifizierten Oberflächen mit Methoden/Equipment wie Voltametrie, Impedanzspektroskopie, Quarzmikrowaage und Oberflächenplasmonresonanzspektroskopie (SPR). Leitfähige oder schaltbare Polymere werden auf ihre Anwendbarkeit als Signalwandler untersucht sowie Polymerfilme als Interface für Redoxenzyme und der Elektronentransfer analysiert. Ziel ist die Entwicklung bioanalytischer Nachweismethoden in Form von Micro-Array-/Biochip- und Biosensor-Technik. Entsprechend dienen verschiedene Labore des Fachbereichs Biosystemtechnik der Forschung und Lehre auf diesen Gebieten, insbesondere ein Labor für Biosensorik, ein Labor für Biochiptechnologie (ausgestattet mit Spotter- und Reader-Technik zum simultanen Nachweis einer hohen Zahl von Molekülen auf einem Micro-Array) und ein Labor für Oberflächenanalytik (inklusive Rasterkraftmikroskopie AFM, Kontaktwinkelmessgerät, Oberflächenplasmonenresonanzspektroskopie SPR, Sputteranalyse/SputterCoater, Plasmabehandlung von Oberflächen). Prof. Dr. Fred Lisdat 92 TSB_Oberflächen.indd 92 10.02.12 14:19 Laufende Forschungsprojekte zielen auf die Bestimmung von Orientierung und Zusammensetzung von Biomolekülschichten auf Oberflächen mittels InfrarotReflexions-Absorptions-Spektrometrie (IRRAS) und die Etablierung von Präparationstechnologien modifizierter Nanopartikel im Projekt ›BioNapaTest‹, das die Sensitivität von bioanalytischen Nachweisverfahren erhöhen soll. Metallische, polymere sowie anorganisch-nicht-metallische Nanopartikel werden präpariert, um Biomoleküle zu binden und damit Multischichten auf Sensorelektroden aufzubauen, aber auch deren katalytische Eigenschaften für verstärkte Stoffumsätze auszunutzen. Dr. Stefan Fiedler Die Gruppe Biomimetik am Fraunhofer-IZM (Dr. Fiedler, Abteilung System Integration & Interconnection Technologies) versucht mit dem wachsenden Verständnis komplexer Lebensprozesse und der ihnen zu Grunde liegenden Elementarprozesse eine technische Nach-Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse zu vollziehen, solange diese mit ethischen Grundsätzen vereinbar ist. Neben ›Nachahmungen‹ aus der Nano-Biotechnologie für die Aufbau- und Verbindungstechnik in der Mikroelektronik (vergleiche Kapitel DünnschichtElektronik und Optoelektronik) stehen die technisch-biologischen Interfaces im Fokus – ebenso wie beim internationalen Verbundprojekt CellPROM (2004 bis 2007), an dem sich das IZM beteiligt hatte: Um das Ziel des wissenschaftlichen Verbundprojekts CellPROM (Cell Programming by nanoscaled devices), das heißt die nicht-invasive Umprogrammierung individueller Zellen über deren Kontakt zu spezifisch designten Oberflächen (NanoScapes) zu erreichen, waren geeignet skalierte und biokompatibel beschichtete Werkzeuge gefragt. Dies schloss angewandte Forschung zur Entwicklung technologischer Prozesse für die stabile Beschichtung dielektrischer Materialien ein. Zu diesem Zweck wurden durch die Abteilung in Kooperation mit GeSim und dem FraunhoferInstitut für Biomedizinische Technik, St. Ingbert stromlose und galvanische Abscheidetechniken kombiniert, Layouts optimiert und erreichte Ergebnisse evaluiert. Michael Zwanzig Die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet Nanostrukturen (Herr Zwanzig, Abteilung System Integration & Interconnection Technologies des Fh-IZM) zeigen das Potenzial metallischer Nano-Strukturen für die Entwicklung neuer Aufbauund Verbindungstechniken (vergleiche Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik), aber auch als interaktive Oberflächen in Kontakt mit biologischen Strukturen, speziell als biokompatible Substrate in Kontakt mit Zellen. Bei den Strukturen handelt es sich um Nano-Kollonaden oder Nano-Drähte (bis unter 100 nm Durchmesser) bis hin zu Nanorasen aus Gold, Nickel oder Platin, die einkristallin auf die Oberfläche aufgewachsen werden, sehr oberflächenaktiv sind (hohes Oberfläche-Volumen-Verhältnis) und in ihrer magnetischen Ausrichtung einstellbar sind. Solche Nanostrukturen sind als Kulturmedium für Zellen anwendbar – für die Kryokonservierung, aber auch, um elektrische Signale in Zellen hineinzugeben, von diesen zu empfangen oder die Zellen zu 93 TSB_Oberflächen.indd 93 10.02.12 14:19 stimulieren. Ein am Fh-IZM entwickeltes Verfahren zur Goldgalvanik ermöglicht außerdem die direkte maskenfreie Abscheidung erhabener kristalliner Strukturen – sogenannter Haizähne (mit breiterer Basis und nanoskaliger Spitze). Diese können insbesondere mit Nervenzellen in Verbindung treten, das heißt eine Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer bilden (Brain-ComputerInterface, Neurochip). Mit dem Bereich Weiche Materie und funktionale Materialien am HelmholtzZentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (HZB) und der gleichnamigen Stiftungsprofessur am Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin vertritt Prof. Ballauf Forschungskompetenz zu Grenzflächen zwischen biologischem und funktional-technischem Material. So werden mittels verschiedener Verfahren wie Layer-by-layer-Deposition, Schleuderbeschichtung (Spin Coating), Langmuir-Blodgett- und Langmuir-Schäfer-Technik Schichten präpariert, um gezielt die Zell-Oberfläche-Interaktion zu steuern (vergleiche Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen). An Multilayern aus Proteinkomponenten (Myelin basic protein) und Lipiden wurden Grundlagenuntersuchungen zu deren Assemblierung und Zerfall durchgeführt, um die Signaltransduktion von Myelin-Membranen zu verstehen und in biomimetischer Form zu nutzen. Die natürliche Myelin-Membran um ein Nervenzellen-Axon steuert die Signalweiterleitung oder führt bei Mangel zu einer Signalunterbrechung. Prof. Dr. Matthias Ballauf Das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) betreibt in Potsdam (seit 2006 im Wissenschaftspark Potsdam-Golm ansässig) mit seinen Abteilungen ›Molekulare Bioanalytik & Bioelektronik‹, ›Zelluläre Biotechnologie & Biochips‹ und der 2007 ergänzten Abteilung ›Nanobiotechnologie & Nanomedizin‹ angewandte Forschung auf den Feldern der molekularen Diagnostik, der Geräteentwicklung im Bereich Lab-on-Chip-Technologie und der NanoBiotechnologie. Unter der Leitung von Prof. Bier agiert die Abteilung ›Nanobiotechnologie und Nanomedizin‹ in mehreren Gruppen, darunter ›Biomolekulare Nanostrukturen‹ und ›Technische Molekularbiologie‹. Erstere forscht an Nanostrukturen aus selbstorganisierenden biologischen Makromolekülen (DNA, Proteine) mit dem Ziel, diese zu konkreten Sensoren zu entwickeln, die wenige Moleküle aus einer einzelnen Zelle nachweisen können. Im Labor steht für diese F&E-Arbeiten einiges Equipment für oberflächentechnologische Aufgaben (Elektronenstrahlverdampfer – PVD, Spin-Coater, Sputtern, Plasma-Reinigung, CO2-Laserplotter) wie auch zur mikro- und spektroskopischen Analyse (Fluoreszenz-, DIC-, Phasenkontrast-, Dunkelfeld-Mikroskope; konfokales Laserscanning-Mikroskop mit Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie, hochsensitive CCDKameras mit Einzelphotonensensitivität, Rasterkraftmikroskope) zur Verfügung. Die Arbeitsgruppe ›Technische Molekularbiologie‹ behandelt bioaktive Moleküle an immobilisierenden Oberflächen, erarbeitet Strategien zur Selbstorganisation der Biomoleküle sowie zur Übertragung einzelner biologischer Prof. Dr. Frank Fabian Bier 94 TSB_Oberflächen.indd 94 10.02.12 14:19 und biochemischer Prozesse (Integration auf Oberflächen). Schwerpunkte sind die Konstruktion und Generierung multimerer Zinkfinger (gentechnisch oder synthetisch), die Modifikation dieser als DNA-Sonden für die Diagnostik sowie biologische Prozesse wie PCR (Polymerase-Kettenreaktion), Transkription und Translation an/auf Oberflächen. Je nach Anforderung werden mit den genannten Prozessen Strategien für Biochipanalyse/-diagnostik und therapeutische Anwendungen (in vivo-Systeme) generiert. Außerdem bearbeitet die vom BMBF geförderte Nachwuchsgruppe ›Biomimetische Materialien & Systeme‹ weitere Themenkomplexe im Bereich der Nano-Biotechnologie – im Rahmen des Arbeitsschwerpunkts ›Biohybride Redoxsysteme‹ etwa neuartige Lösungen für die funktionelle Kopplung von biologischen Erkennungselementen zur elektrochemischen Signalwandlung und damit zur Applikation als Biosensor. Dr. Claus Duschl In der Gruppe Zell-Assay-Entwicklung der Abteilung ›Zelluläre Biotechnologie & Biochips‹ um Dr. Duschl werden verschiedene Oberflächenmodifikationen angewandt, um den Informationsaustausch zwischen Zellen und ihrer Mikroumgebung bzw. die Zellen selbst zu steuern, mit dem Ziel, zellbasierte Diagnose- und Therapieansätze umzusetzen. Insbesondere zur Adhäsions-, Mobilitäts-, und Differenzierungssteuerung von Zellen sowie zur Beeinflussung ihrer chemotaktischen Aktivität werden Oberflächenarchitekturen zu Hilfe genommen. Dabei stehen strukturierte Oberflächen (molekulare, topographische Muster), schaltbare Oberflächen – schaltbare Polymere, die an Oberflächen für die Zellkultur gebunden sind und durch einen Temperaturreiz ihre Konformation aus zellfreundlichen und zellfeindlichen Molekülanteilen verändern – oder Micro-Contact-Printing (µ-CP)-Technologie im Mittelpunkt des Interesses. Entwicklung und Herstellung solcher Oberflächen mit biologischen Eigenschaften werden vom Institut als Dienstleistung angeboten. Zudem stehen den Wissenschaftlern wie auch Interessierten von außerhalb ein Labor für Oberflächenchemie und -biochemie sowie analytische und präparative Geräte (Multiskop für abbildende Ellipsometrie, Oberflächenplasmonenresonanzspektroskopie, Bedampfungsanlage zur Herstellung dünner metallischer Schichten, Excimer-Ablations-Laser zur Strukturierung von Substraten) zur Verfügung. Das IBMT beteiligt sich auch an der Forschungsinitiative bzw. am Exzellenznetzwerk ›Synthetische Bioaktive Oberflächen – Biologische Modelle und neue Materialien für biotechnologische Anwendungen‹ zum Thema schaltbare Oberflächen mit dem Hauptziel neue Zellsubstrate (Teilprojekt 7, Oberflächenbeschichtungen mit schaltbaren Eigenschaften für Anwendungen in der zellulären Biotechnologie). Die Initiative setzt sich aus sieben Arbeitsgruppen (mit Beteiligten aus dem MPI für Kolloid- und Grenzflächenforschung/Theorie & Bio-Systeme, MPI-KG/Kolloidchemie, MPI-KG/Grenzflächen und Fh-IAP) in Potsdam-Golm zusammen. 95 TSB_Oberflächen.indd 95 10.02.12 14:19 Erstellung von Microarrays im SciFlex-Spotter, Biochipspotter (Fraunhofer-IBMT), Fotos: Jochen Zick Die Arbeitsgruppe Mikroarrays & Biochiptechnologie in der Abteilung ›Molekulare Bioanalytik & Bioelektronik‹ um Dr. Ehrentreich-Förster entwickelt mikrometerskalig strukturierte Oberflächen zur adsorptiven und kovalenten Kopplung (verschiedene Immobilisierungsmethoden) biochemischer Spezies und komplette Mikroarray-Anwendungen. Zur Kopplung werden kontaktfreie (InkJet) und kontaktierende Spotting-Verfahren (Kapillarpumpe, Stempler) angewandt, mit denen variable Spotgrößen und Rasterabstände realisiert werden. Nachgewiesen werden die erzeugten Strukturen mittels Fluoreszenzmarkierung oder photometrisch. Spezifische kopplungsfähige Oberflächen, reversible Oberflächen zum Umschalten von verschiedenen Funktionalitäten und damit spezifische DNA- und Proteinchips für hochparallele biomolekulare Wechselwirkungsanalysen sind genauso möglich wie Sensoroberflächen, die durch Passivierung Hintergrundsignale aufgrund unspezifischer Bindungen (zum Beispiel von Blutbestandteilen aus Vollblut) ausschließen. Diese vor Ort einsetzbaren Analysesysteme eignen sich zur kostengünstigen Diagnose (Pointof-Care-Diagnostik, POC), Therapiekontrolle und Umweltüberwachung. Dr. Eva Ehrentreich-Förster Der Bereich Mikrosensorik (Dr. Köpnick) beschäftigt sich wie das Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik (IDM) selbst seit Langem mit der Erforschung neuer Materialien sowie deren Synthetisierung (chemisches Know-how) und Analytik (Atomkraftmikroskopie, Kontaktwinkelbestimmung) für die Oberflächenmodifizierung und Anwendung als dünne Schichten. Dazu werden Druckverfahren (Micro-Printing), Sprüh- (Spray-Coating), Schleuder(Spin-Coating) und Tauchbeschichtung (Dip-Coating), Selbstorganisation/ Langmuir-Blodgett-Technik und Vakuumabscheidung eingesetzt. Der Einsatz sensitiver organischer Materialien (Polymere) in dünnen Schichten für sensorische Bauelemente ist ein Schwerpunkt der F&E und wird neben der klassischen Gassensorik (Kapitel Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik) verstärkt für die Biosensorik weiterentwickelt. Dr. Thomas Köpnick 96 TSB_Oberflächen.indd 96 10.02.12 14:19 Dr. Mario Birkholz Ganz im Sinne der zunehmenden Konvergenz von Mikroelektronik und Biotechnologie ist die Entwicklung eines minimalinvasiven Glukose-Sensors am Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (ihp) durch Dr. Birkholz (GlucoPlantProjekt), die vom BMBF im Rahmenprogramm ›Intelligente Implantate‹ gefördert und gemeinsam mit Berlin-Brandenburger Partnern (AG Zellbiologie HU Berlin, BST BioSensor Technologie GmbH, Charité Berlin, Schlosspark-Klinik Berlin und andere) durchgeführt wurde. Der Sensor basiert auf einem MEMS (Micro-Electro-Mechanical System), genauer einem Mikroviskosimeter, das durch die Miniaturisierung (Sensormaße 1.3 x 0.4 x 0.2 mm) auch des gesamten Bauteils für die dauerhafte, halbinvasive Glukosemessung bei Diabetis-Patienten geeignet ist. Auch die weiteren Projekttitel/Veröffentlichungen zeigen die Nutzung der mikroelektronischen Entwicklungen (insbesondere Halbleiter-Dünnschichten) für biosensorische und biotechnologische Anwendungen: ■ ›Ultrathin TiN membranes as a Technology Platform for CMOS-integrated MEMS and BioMEMS Devices‹ ■ ›Corrosion-resistant metal layers from a CMOS process for bioelectronic applications‹ ■ ›Separation of extremely miniaturized medical sensors by IR laser dicing‹ ■ ›Structure of Biomembrane-on-Silicon Hybrids‹ ■ ›Self-Organized Pattern Formation of Biomolecules at Silicon Interfaces‹ Die technische Basis bilden verschiedenste Dünnschichttechnologien der Mikroelektronik wie Photolithografie (Laser-Belichtung), Trockenätzen, physikalische und chemische Gasphasenabscheidungsverfahren (PVD, CVD, PECVD, SACVD, LPCVD), epitaktisches Schichtwachstum (Niedrigtemperatur- und Hochtemperatur-Si-Epitaxie), Ionenimplantation, Rapid Thermal Processing (RTP) für Temperung, Oxidation und Silicierung sowie Messtechniken für Schichtdicken-, Widerstands-, Defektdichten- und Topologiemessung (Rasterelektronenmikroskopie REM, Rasterkraftmikroskopie AFM) und Röntgendiffraktometrie. Wirtschaft BST Biosensor Technologie GmbH Berlin Die BST Biosensor Technologie GmbH produziert Biosensoren, deren Technologie seit den 1970er Jahren in unterschiedlichen Generationen entwickelt wird, und zwar basierend auf Membran-, Dickschicht- und Dünnschicht- sowie Sensorarray-Technologie. Mit derartigen Mehrwegsensoren ist es möglich, millimolar bis pikomolar konzentrierte Stoffe (zum Beispiel Glukose im Vollblut bzw. Hormone) zu detektieren. BST entwickelt jeweils geeignete Kombinationen von biologischer Rezeptorkomponente und Transducer für den entsprechenden Biosensor. Auf ein Substrat aus Keramik oder Polymer (Standardsubstrat: Aluminiumoxid-Keramik) wird durch Siebdruck (Dickschichttechnik) der eigenliche Detektor aufgebracht und mittels Dispensier- und Spottechniken biologische 97 TSB_Oberflächen.indd 97 10.02.12 14:19 Erkennungsmerkmale (Rezeptor für Glukose- oder Laktatmessung) darauf immobilisiert. Ein BST-Basissensor misst etwa 25 mm in der Länge, 7 mm in der Breite und ist 0.635 mm dick. Die Mehrweg-Biosensoren haben eine Lebensdauer von über 2.000 Messungen und sollen verstärkt in der Point-of-CareDiagnostik direkt beim Patienten Anwendung finden. Die PlasmaChem GmbH ist spezialisiert auf Nanomaterialien, Abscheidungs-, Vakuum- und Plasmatechnologien sowie Dünnschichttechnik und deren technische und biomedizinische Anwendungen (Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen). Eine enge Zusammenarbeit besteht mit dem Lehrstuhl Physik von Makromolekülen der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Rabe) zu modifizierten Oberflächen und Nano-Objekten und der Oberflächenanalytik (Rasterkraftmikroskopie AFM, Rastertunnelmikroskopie/ Rastertunnelspektroskopie STM/STS). Aus dieser Kooperation ist ein neuer Ansatz hervorgegangen, Polymere (inkl. DNA, RNA) auf atomar glatten Oberflächen zu arrangieren und dies für molekulare DNA-Chips zu nutzen. PlasmaChem GmbH PolyAn ist ein auf Molecular Surface Engineering (MSE) und Surface Molecular Imprinting (SMI) spezialisiertes Unternehmen. Diese Technologieplattform wird für die Entwicklung von Biochips (zum Beispiel Microarray Slides) und Membranen für diagnostische Anwendungen genutzt (zu anderen Anwendungen vergleiche Kapitel Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik, Biokompatible und bioaktive Oberflächen). Mit dem molekularen Prägen und der MSETechnik lassen sich Oberflächen maßschneidern, sodass verschiedene Zielstrukturen hergestellt werden können, die die molekulare Erkennung nutzen. An ein Trägermaterial wie Glas, natürliche Polymere wie Cellulose oder künstliche Polymere wie Polypropylen werden funktionelle Gruppen oder komplexe Moleküle (Peptide, DNA) über Spacer kovalent gebunden. Diese funktionelle Matrix kann in Bürsten-, Tentakel- und dendritischen Strukturen oder als quer vernetzte Schicht ausgeführt werden (gezielte Belegungsdichte). Speziell für diagnostische Anwendungen bietet PolyAn eine Reihe von funktionalisierten Microarray Slides für die Immobilisierung von Biomolekülen (DNA, Peptide, Proteine, Saccharide) an. PolyAn engagiert sich außerdem im Verein BioResponse, einem Zusammenschluss von Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Niederlausitz und angrenzender Regionen zu dem Zweck, ihr synergistisches, multidisziplinäres Know-how zur Kernkompetenz Multiparameterimmundiagnostik zu bündeln. PolyAn GmbH Die Scienion AG entstand 2001 als Ausgründung aus dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik. Das Unternehmen entwickelt und vermarktet Microarray-/Biochip-Technologie, die der DNA-Diagnostik, der Genom- und Protein-Forschung sowie der Wirkstoffentwicklung/Pharmazeutik dient. Die Chipoberfläche wird von Scienion derart gestaltet, dass möglichst universell wichtige Klassen von Biomolekülen in biologisch aktivem Zustand Scienion AG 98 TSB_Oberflächen.indd 98 10.02.12 14:19 (als Sonde/Fängermolekül) auf dem Trägermaterial (Glas, Metall, Polymer; planar, porös, Mikrotiter, Membran) immobilisiert werden können. Je nach Material werden die Reaktivgruppen mit thermischen Verfahren aus der Flüssig- oder Gasphase oder mit photochemischen Prozessen aufgebracht. Die Biomoleküle haften an der Chipoberfläche, befinden sich aber gleichzeitig in Nano-Tröpfchen, die als wandlose Reaktionsgefäße fungieren. Die möglichst hochsensitive Detektion, weitere Miniaturisierung und damit Kostensenkung sind Ziele in der fortlaufenden Entwicklung. Auch Themen wie die Einstellung von Benetzbarkeiten (zum Beispiel bei Kapillaren in Lab-on-a-chip-Systemen) sowie die Verhinderung von unspezifischer Anbindung, also Kontaminationen (auf Membranen, Kapillaroberflächen, bis hin zu Kontaktlinsen) stehen auf der Tagesordnung. Scienion bietet seinen Kunden (hauptsächlich aus der Forschung) readyto-use DNA-Microarrays, daneben ready-to-spot-Systeme (sciCHIP – Slides mit funktionalem Polysiloxan-Layer, die für DNA- und Protein-Microarray-Anwendungen optimiert sind), bis hin zu Protein-Microarrays sowie Instrumenten für die Chipherstellung (Piezo-Spotter, Inkubationssystem für Biochips). Netzwerke DiagnostikNet | BB 29 Vgl. TSB Technologiestiftung Berlin (2007), S. 39. Im DiagnostikNet-BB haben sich Diagnostik- und Geräte-Hersteller, Zulieferer und Anwender aus Kliniken und Laboren sowie Forschungseinrichtungen der Region Berlin-Brandenburg zusammengeschlossen, um die Wertschöpfungskette der in vitro-Diagnostik möglichst weitgehend abzudecken. Als Vorläufer des Netzwerks gilt der BioHyTec e.V. (Prof. Lisdat, TH Wildau); dieser Verein bearbeitete in der Zeit von 2000 bis 2006 bereits vielfältige Projekte (Biochipentwicklungen), die sich nicht auf den Humanbereich beschränkten, sondern auch Bereiche wie Lebensmitteltechnologie und Kosmetikaherstellung einbezogen.29 Die Kompetenzen der am Netzwerk DiagnostikNet-BB beteiligten Forschungseinrichtungen und Unternehmen (unter anderem BAM, BioTOP, BST, Charité/ECRC, Fh-IBMT, FU Berlin, ihp, TH Wildau, Universität Potsdam) umfassen ■ Biomarker-Identifizierung und -Validierung, ■ Plattform-unabhängige Assay-Entwicklung und -Validierung, ■ Technologie-Forschung und -Entwicklung, – Patientennahe Diagnosesysteme (Point-Of-Care), Schnelltests – Biochip-basierte Analysesysteme (›Lab-on-the-chip‹) – Microarrays – Biosensor-Entwicklung ■ Produktion. Partner des DiagnostikNet-BB ist unter anderem das Zentrum für Molekulare Diagnostik und Bioanalytik, ZMDB. 99 TSB_Oberflächen.indd 99 10.02.12 14:19 Der Deutsche Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) mit Sitz in Berlin vertritt deutschlandweit mittelständische Hightech-Unternehmen und gliedert sich in die vier Fachverbände Consumer Optics, Photonik + Präzisionstechnik, Analysen-, Bio- und Labortechnik sowie Medizintechnik. Einige Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Berlin und Brandenburg sind Mitglied im Verband, der Branchen- und Auslandsmarketing, Marktforschung, aber auch Technologie- und Forschungsförderungsberatung betreibt. Im Fachverband Analysen-, Bio- und Labortechnik werden Veranstaltungen wie eine halbjährliche Tagung, das LaborForum und Treffen einer technischen Kommission für den Austausch im Bereich Normung, Richtlinien und Zulassungsfragen angeboten, außerdem internationale Teilnahme an Messen und Jahrbücher über die deutsche Analysen-, Bio- und Labortechnik und ihre Exportmärkte. Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Unter dem Namen ›Taschentuchlabor: Impulszentrum für Integrierte Bioanalyse‹ haben sich im Rahmen der Initiative ›Spitzenforschung und Innovation in den neuen Ländern‹ 14 vornehmlich Berliner und Brandenburger Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammengefunden, um zwischen 2009 und 2014 gemeinsam neue Biosensoren, quasi die nächste Generation in der Bioanalytik, zu entwickeln. Es soll eine neue Klasse von Sensor-AktorMolekülen generiert werden, in die einerseits die Bindung des Analyten aus einer komplexen Umgebung und andererseits die Signalgenerierung integriert sind. Ziel ist die vollständige Integration aller bioanalytischen Prozessschritte zur Detektion und Analyse von Krankheitserregern auf molekularer Ebene. Aus Berlin und Brandenburg sind folgende wissenschaftliche Einrichtungen involviert: ■ Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, Institutsteil Potsdam ■ Universität Potsdam ■ Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung, Potsdam ■ Charité – Universitätsmedizin Berlin ■ Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam ■ Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik e. V., Teltow ■ FH Wildau Taschentuchlabor: Impulszentrum für Integrierte Bioanalyse Partner aus der Wirtschaft sind: ■ MicroDiscovery GmbH, Berlin ■ BST Bio Sensor Technology GmbH, Berlin ■ CONGEN Biotechnologie GmbH, Berlin ■ Scienion AG, Berlin ■ PolyAn GmbH, Berlin 100 TSB_Oberflächen.indd 100 10.02.12 14:19 Zentrum für Molekulare Diagnostik und Bioanalytik (ZMDB) c/o BioTOP Berlin-Brandenburg Das Zentrum für Molekulare Diagnostik und Bioanalytik (ZMDB) dient als Plattform in Grundlagenforschung, Technologieentwicklung, klinischer Forschung und industrieller Anwendung für innovative Diagnostika in Berlin-Brandenburg. Das Management des Zentrums liegt in der Verantwortung von BioTOP Berlin-Brandenburg. Eine dichte Forschungs- und Kliniklandschaft (unter anderem Fraunhofer-IBMT, Charité – Universitätsmedizin Berlin) sowie rund 80 Biotech-Unternehmen sorgen für die inhaltliche Ausgestaltung des breiten Spektrums an in vitro-Diagnostik. Die gebündelten Kompetenzen umfassen: ■ Technologieentwicklung – Biosensor-Entwicklung – Patientennahe Diagnosesysteme (Point-of-Care-Testing, POCT) – Design und Produktion von Biochips – Innovative Spotting-Technologien – Multiparameter-Analytik – usw. ■ Innovative Biomarkerstrategien/klinische Studien ■ Industrielle Anwendungen – Biochip-Produktion – Minimal-invasive Glukosesensorik – Micro-Arrays (DNA, RNA, Protein, Glycan) – usw. Fazit Forschung und Entwicklung im Bereich Bioanalytik und -sensorik sind in der Hauptstadtregion mit vielen Akteuren vornehmlich aus Berlin und Potsdam besetzt, überregional bedeutsam und mit anderen schwerpunktsetzenden Regionen vernetzt. F&E im Themenfeld geschieht stark anwendungsorientiert. Grundlagenforschung wird vor allem zu spezifischen Bindungen (Analyt/Antigen-Antikörper) und zur Signaltransduktion betrieben. Damit soll die Pointof-Care-Diagnostik indikationsbezogen per Zielmoleküldedektion (Biochip/ Microarray) bzw. Massen-/Konzentrationsbestimmung (Biosensor) entwickelt und insgesamt vorangetrieben werden. Kopplungstechniken bzw. Immobilisierungsmethoden von Biomolekülen an Substrate stammen häufig aus der Region. Zusätzlich gilt es, diese bei der Entwicklung neuer Biochips/Microarrays und Biosensoren an die spezifischen Anforderungen (Art von Substrat, Biomolekül und Analyt/Zielmoleküle) anzupassen. Für die direkte Signaleinkopplung werden zunehmend metallische Nanostrukturen als Interface von Zelle und Werkstoff herangezogen. Einige Vernetzungsaktivitäten und -möglichkeiten sind durch die themenspezifischen und regionalen Netzwerkinitiativen gegeben. Andere Regionen bilden ebenfalls Schwerpunkte und Verbünde rund um die (Nano-)Bioanalytik und -sensorik. Beispiele sind die NanobioanalytikRegion Münster mit dem voraussichtlich 2012 fertiggestellten Nanobioanalytik101 TSB_Oberflächen.indd 101 10.02.12 14:19 Zentrum und der Thüringer Wachstumskern ›Bioanalytik und Oberflächen zur Integration in Systemen (BASIS)‹ an den Standorten Jena, Ilmenau und Heilbad Heiligenstadt. Weiterhin gefragt und in der Entwicklung befindlich sind möglichst universelle Kopplungs- bzw. Immobilisierungsmethoden, wie sie weltweit als Beschichtungsstrategie für neue DNA-Mikroarray-Techniken (Bindung von DNA-Molekülen ohne deren biologische Aktivität zu beeinflussen) von Interesse sind. 5.2.5 Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik Abgrenzung Die Bioverfahrenstechnik (auch Bioprozesstechnik) ist der Bereich der Biotechnologie, der sich mit der verfahrenstechnischen Umsetzung von Stoffumwandlungen durch biologische Prozesse beschäftigt. Dabei kommen Organismen (zum Beispiel Bakterien, Hefen) oder Enzyme bzw. Enzymsysteme zum Einsatz. Von oberflächentechnologischer Relevanz ist deren Immobilisierung (Adsorption an anorganischen Oberflächen, zum Beispiel Glas, Ton, Sand, Metalloxide, nichtrostender Stahl oder kovalente Bindung an polymere Träger/organische Stoffe wie Polysaccharide, Polyamide, Vinylpolymere).30 Solche trägerfixierten Enzyme in Form einer Beschichtung, eines Netzwerks oder einer (permeablen) Membran werden bei biokatalysierten Prozessen eingesetzt, etwa zur chemischen Synthese (Industrielle oder Weiße Biotechnologie). Da biologische Prozesse unter weniger extremen Bedingungen ablaufen, können sie verschiedene chemische Verfahren mit ökonomischen und ökologischen Vorteilen ersetzen. Eine enge Verknüpfung der affinen oder katalytischen Oberflächen besteht zu Schadstoffabtrennung, Filtrations- und Reinigungsprozessen (Graue oder Braune Biotechnologie/Umweltbiotechnologie), die Enzyme und Mikroorganismen (jedoch auch in nicht-trägerfixierter Form) für die Aufbereitung von Trinkwasser, Abwasser, Abluft, Abfällen usw. nutzen (Kapitel Umwelttechnik). Wissenschaft Das Fachgebiet Technische Chemie/Enzymtechnologie um Prof. Ansorge-Schumacher an der TU Berlin befasst sich mit der Nutzung biologischen Materials als Katalysator für synthetisch bedeutsame chemische Reaktionen. Es ist Teil des Exzellenzclusters ›Unifying Concepts in Catalysis‹ (UniCat) und steht in Verbindung mit dem Graduiertenkolleg ›Biokatalyse in unkonventionellen Medien‹ (GRK 1166, ›Bionoco‹) an der RWTH Aachen. Prof. Dr. Marion AnsorgeSchumacher 30 Zukünftige Technologien Consulting (ZTC) der VDI Technologiezentrum GmbH (Hrsg.) (2006), S. 66. 102 TSB_Oberflächen.indd 102 10.02.12 14:19 Im Mittelpunkt der Forschung stehen vielversprechende kommerzielle Enzyme, aber auch – vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit nachwachsender Rohstoffe – bislang wenig genutzte Biokatalysatoren. Die isolierten Enzyme gilt es durch Immobilisierung, chemische Modifikation und molekularbiologische Techniken an die Anforderungen ihres technischen Einsatzes in Gegenwart nicht wässriger Medien anzupassen. Vorrangig ist dies für die chemische Synthese von Bedeutung, dem für die chemische Industrie ständig an Bedeutung gewinnenden, interdisziplinären Feld der synthetisch-technischen Nutzung von Biokatalysatoren. Damit bestehen Bezüge zu Kosmetik, Pharmazeutik, medizinischer Diagnostik und Umweltanalytik – Bereiche, in denen Enzympräparate oder ganze Zellen als Wirkstoffe oder als biologische Komponenten von Biosensoren genutzt werden (›Rote‹ und ›Braune Biotechnologie‹ sowie Mikro- und NanoBiotechnologie). Dr. Waltraud Vorwerg Am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) werden am gleichnamigen Fachbereich Biopolymere (Dr. Vorwerg) untersucht und entwickelt, die zum einen auf Stärke basieren (Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation), zum anderen Cellulose involvieren (Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen). Als selektive Trägersysteme und Trennmaterialien können Celluloseprodukte zur Blutentgiftung eingesetzt werden; weitere Anwendungen sind Symplex-Membranen für die destillationsfreie Lösungsmitteltrennung in der chemischen Industrie und in der Lebensmittelindustrie. Prof. Dr. André Laschewsky Die Abteilung Wasserbasierende Funktionspolymere und Kolloide am Fh-IAP (Prof. Laschewsky, zugleich Professor für Angewandte Polymerchemie an der Universität Potsdam) beschäftigt sich mit Polymeren und deren Grenzflächengestaltung auf Nanoebene. Ein Arbeitsfeld ist die Latex-Synthese durch Emulsions- und Dispersionspolymerisation in wässrigen und organischen Systemen. Die daraus resultierenden maßgeschneiderten Partikel und Funktionalitäten dienen unter anderem Produkten wie der Latex-Kompositmembran – ein effektives Trennmaterial, das durch an die Latex-Partikel gebundene, hochspezifische Liganden zur Wechselwirkung mit dem abzutrennenden Substrat befähigt ist. Weitere Anwendungen sind in den Kapiteln Oberflächen in der Nano-Biotechnologie und Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik beschrieben. Das Fh-IAP ist mit seiner Forschung zur ›Verbesserung der Biokompatibilität und Funktion von medizin- oder biotechnisch eingesetzten Materialien‹ im Fraunhofer-Verbund Werkstoffe, Bauteile – MATERIALS aktiv, der die Kompetenzen von 13 materialwissenschaftlich orientierten Instituten der FraunhoferGesellschaft bündelt. 103 TSB_Oberflächen.indd 103 10.02.12 14:19 Wirtschaft Die PolyAn GmbH ist ein auf Molecular Surface Engineering (MSE) und Surface Molecular Imprinting (SMI) spezialisiertes Unternehmen. Diese Technologieplattform wird neben der Entwicklung von Biochips, diagnostischen Membranen und biokompatiblen Oberflächen (Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik und Biokompatible und bioaktive Oberflächen) auch für Anwendungen in der industriellen Biotechnologie genutzt. Mit dem molekularen Prägen und der MSE-Technik lassen sich Oberflächen so maßschneidern, dass verschiedene Zielstrukturen hergestellt werden können, die die molekulare Erkennung nutzen. Poröse mit molekular geprägten Polymeren (MIPs) versehene Trägermaterialien werden somit als Nano-/Ultra-/Mikrofiltrationsmembran beispielsweise in der Festphasentrennung (solid phase extraction SPE) oder in der Katalyse verwendet. PolyAn hat außerdem für die Trennung flüssiger organischer Stoffgemische durch selektive Pervaporation (organophile Nanofiltration oNF) HochleistungsKompositmembranen entwickelt. Bei diesen wendet man das ›pore-filling‹Konzept an, auf diese Weise können die Membranen auf spezifische Trennprobleme zugeschnitten werden. Ein dünner funktioneller Polymer-Film wird dazu kovalent in der Separationsschicht einer asymmetrischen Ultrafiltrationsmembran immobilisiert. Das Design der Separationsschicht auf molekularer Ebene stellt also entsprechend die Pervaporations-Selektivität auf spezifische Anforderungen ein. Mit den lösemittelbeständigen oNF-Membranen ergeben sich Möglichkeiten, alternativ zu oder in Kombination mit herkömmlichen thermischen Trennverfahren, sehr effiziente Prozesse zur selektiven Trennung flüssiger organischer Stoffgemische zu implementieren. PolyAn GmbH Fazit Oberflächentechnologie spielt in der Bioverfahrenstechnik vornehmlich dann eine Rolle, wenn biokatalytische Prozesse oder Filtrations- und Trennaufgaben nicht in Lösung (vor allem wässrigen Medien) bzw. nicht direkt im Medium stattfinden können oder sollen. Die Hauptstadtregion weist auch in diesem kleinen Technologiebereich einige Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft auf. Zu berücksichtigen ist zudem, dass die mannigfachen Anwendungsmöglichkeiten der Technologien viele Branchen bzw. Biotechnologiebereiche (medizinische, pharmazeutische, lebensmitteltechnische oder Umwelt-Biotechnologie) betreffen. Es erscheint als sinnvoll, den F&E-Bedarf zur Trägerfixierung von biokatalytischen bzw. affinen Substanzen (Membrantechnik) separat zu ermitteln. Dabei sollte das Themenfeld über die Kategorie Life Science hinaus in Bezug auf weitere Anwendungsmöglichkeiten (vor allem biokatalysierte chemische Synthese, Umwelttechnik/Bautechnik: Wasseraufbereitung, Schadstoffabtrennung, Luft104 TSB_Oberflächen.indd 104 10.02.12 14:19 reinhaltung) betrachtet werden. Die Thematik ist auch vor dem Hintergrund der bioökonomischen Bestrebungen in der Region (Konzepte zur nachhaltigen Nutzung von biologischen Ressourcen) bedeutsam. 5.3 Energietechnik Zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen der Region betreiben energiebezogene Forschung. Und mit rund 47.000 Beschäftigten ist die Energiewirtschaft bedeutend für Wirtschaftsleistung und Beschäftigung in Berlin und Brandenburg.31 Schwerpunkte setzt die Region bei Photovoltaik, elektrischen Übertragungs- und Verteilungsnetzen/Energiespeicherung, Turbomaschinen/ Kraftwerksturbinen/Kraftwerkstechnik32, Energieeffizienztechnologien sowie Erneuerbaren Energien.33 Aufgrund knapper fossiler Ressourcen und der mit fossilen Brennstoffen verbundenen CO2-Emissionen werden neue effiziente Energietechnologien bei Photovoltaik, Batteriesystemen, Windkraftanlagen, Kraftwerkstechnik und Brennstoffzellen immer wichtiger. Eine Schlüsselrolle spielen dabei innovative Materialien und insbesondere Effekte in Nanodimensionen, die durch die veränderten physiko-chemischen Werkstoffeigenschaften (größeres Oberfläche-Volumen-Verhältnis) zu Effizienzsteigerungen führen.34 Entsprechend funktionale Oberflächen betreffen letztlich nicht nur die Energiegewinnung und -speicherung in Form der genannten Bauteile, sondern auch bau- und umwelttechnische Aspekte, die Energie- und Ressourceneinsparungen bedeuten (Reinigungsaufwand, Strömungswiderstand, Wärmeübertragung/Isolation, Witterungsbeständigkeit, Hochtemperaturschutz, Flamm-/Brandschutz). 5.3.1 Solarthermie Abgrenzung 31 Ausführliche Informationen dazu in: Vogel, Sebastian (2008). 32 Weitergehende Informationen dazu in: Besinger, Frank et al. (2011). 33 ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH und TSB Innovationsagentur Berlin GmbH (Hrsg.) (2009). 34 Vgl. Eickenbusch, Heinz (2010), S. 150. 35 Remmers, Karl-Heinz (2000), S. 102. In der Solarthermie gilt es die Wechselwirkung an der Oberfläche von Solarkollektoren zu optimieren. Funktionale Schichten werden hier zur Verringerung von Verlusten an einfallender Sonnenstrahlung (Antireflexbeschichtung) und zur Absorption selbst, also zur Umwandlung von Lichtstrahlung in Wärme, benötigt (Absorber/Absorberbeschichtung). Anbieter von Solarkollektoren bauen auf unterschiedlichste Kombinationen von Absorber, Absorberbeschichtungsmaterial und Beschichtungsverfahren, sodass sich entsprechend unterschiedliche Absorptions- und Emissionsgrade in Bereichen zwischen 90 und 98 Prozent bzw. 3 und 20 Prozent ausbilden.35 Während man noch vor wenigen Jahrzehnten Solarabsorber elektrochemisch schwärzte oder schwarz lackierte, um Lichtaufnahme und Kollektortemperatur zu maximieren, begann man um 1990 mit dem Einsatz selektiver 105 TSB_Oberflächen.indd 105 10.02.12 14:19 Absorberschichten wie Schwarzchrom auf Kupferabsorbern. Als selektiv werden diese Oberflächen bezeichnet, weil sie zwischen hoher Lichtaufnahme einerseits (hohe Effizienz bei Aufnahme von Solarstrahlung mit Wellenlängen unter 2,5 µm) und geringen Wärmeverlusten andererseits (minimierte Abstrahlung von Wärme mit Wellenlängen oberhalb 2,5 µm) trennen bzw. beide Effekte vereinen. Seit Mitte der 1990er Jahre haben sich physikalische Depositionsverfahren wie PVD (Physical Vapour Deposition) und Sputtern durchgesetzt (Tinox-Beschichtung, Sunselect). Wissenschaft Solarkollektoren haben generell einen verhältnismäßig hohen Entwicklungsstand erlangt. Das damit einhergehende Lowtech-Image führt dazu, dass der weiterhin vorhandene F&E-Bedarf tendenziell unterschätzt wird. Speziell zu hochselektiven Absoberbeschichtungen sind jedenfalls in Berlin und Brandenburg keine Forschungsaktivitäten bekannt. Wirtschaft In der Hauptstadtregion sind einige Solarkollektorenhersteller ansässig, die Absorbertechnologien regionaler und auswärtiger Zulieferer in Kollektoren zur Warmwasserbereitung oder Raumheizung einbauen. Die KBB Kollektorbau GmbH als Entwickler und Hersteller von Solarkollektoren (Flachkollektoren, Vollflächenabsorber und Montagezubehör) operiert als unabhängiger Erstausrüster, beliefert entsprechend OEM-Partner, die thermische Solartechnik unter eigenem Namen vertreiben. Die KBB verwendet hochselektive Absorberbeschichtungen auf Aluminiumabsorberblech verschiedener Hersteller wie Sunselect TiNOX eta plus, Mirotherm Mirosol und ARDIS (auf Absorberblech Kupfer 0,2 mm/Kupfer 0,3 mm/Aluminium 0,4 mm/ Aluminium 0,5 mm).36 Im Jahr 2011 übernahm die KBB Vermögen und Kernkompetenz der ehemaligen ARDIS Beschichtungs GmbH (Brandenburg/Havel) 37, deren Beschichtungstechnologie erfolgreich in die Produktion integriert wurde. Derzeit stellt die KBB neben ihrer High-tech-Produktlinie ein korrosionsbeständiges, salzwasserresistentes Niedrig-Preis-Produkt speziell für die Märkte im Mittelmeerraum her. Die 2007 in Brandenburg gestartete Serienproduktion von ARDIS-Absorbern umfasste die Beschichtung von bis zu 1.250 mm breitem und 0,2 mm starkem Kupferband mit Titan und Aluminium mittels eines speziellen PVD-Verfahrens, das die Beschichtungsmaterialien unter Vakuum durch einen Lichtbogen verdampft (sogenannte Arc Evaporation). Die entstehenden zwei Schichten (Absorptions- und Entspiegelungsschicht) sorgen für einen hohen solaren KBB Kollektorbau GmbH 36 KBB Kollektorbau (2006); KBB Kollektorbau (o. J.). 37 Murphy&Spitz Green Capital AG (2011). 106 TSB_Oberflächen.indd 106 10.02.12 14:19 Absorptionsgrad (α) von 95 Prozent +/- 2 Prozent. Das Trägermaterial sorgt durch Reflexion im Infrarotbereich für einen möglichst geringen Emissionsgrad (um 5 Prozent +/- 3 Prozent); wahlweise lässt sich die Produktion leicht auf Aluminiumblech umstellen. Durch die Beschichtung ist der Absorber außerdem gut korrosionsgeschützt, die hochselektiven Absorber sind für die Anwendung in Flach- und Röhrenkollektoren geeignet. Die Serienfertigung erfolgte – ähnlich wie beim Konkurrenten TiNOX (München) – in einem Batchverfahren, das heißt durch Beschicken der Vakuumkammern mit Blech-Coils. Die weiteren deutschen Hersteller, Alanod (Lauenförde) und Bluetec (Trendelburg), bringen eine Beschichtung auf Chrombasis durch Ionenstrahlbeschuss (Sputtertechnik) im Durchlaufverfahren auf das Blechband auf.38 Phönix SonnenWärme AG Die Phönix SonnenWärme AG stellt Solarkollektoren unter Verwendung von Vollflächenabsorbern aus Aluminium mit der eta plus Al-Beschichtung des Herstellers BlueTec (Trendelburg) her.39 Die Flachkollektoren Phönix HRK 2.1 und Phönix Infinity 3 tragen diese hochselektive Vakuumbeschichtung und sorgen für einen Absorptionsgrad von 95 Prozent bei fünf Prozent Emissionsgrad.40 FK Solartechnik GmbH Die FK Solartechnik GmbH bietet Hochleistungs-Vakuum-Röhrenkollektoren an – etwa das Modell FK Solinas 3®, das nach dem Heatpipe-Prinzip funktioniert. Eine umlaufende Absorberrichtung auf der inneren Röhre (Triple-Layer-Röhre) sorgt für entsprechende Absorption der Strahlungsenergie; Antireflexbeschichtung und Infrarotreflexionsschicht konzentrieren die Strahlung für eine maximale Absorption im Inneren. Vakuum-Röhrenkollektor, FK Solinas 3® (FK Solartechnik GmbH) Fazit 38 Bröer, Guido (2007). 39 BlueTec GmbH & Co. KG (2006). 40 PHÖNIX SonnenWärme AG (o. J.). 41 Fh ISE/ISFH/Alanod-Sunselect/ CentroSolar Glas: ›Optische Beschichtungen für Solarkollektoren‹, u. a. Bandbeschichtung zur Herstellung von solarselektiven Absorberschichten mittels Sputtern; Gombert, Andreas (Fh ISE) et al. (2007). Anders als im bundesweit organisierten ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE)41 hat die Region in der wissenschaftlichen Forschung zur Beschichtungstechnologie für Solarkollektoren keine spezialisierte Kompetenz. Wirtschaftsrelevante F&E-Kompetenz ist nur ansatzweise vorhanden. Absorberbeschichtungen werden hauptsächlich von auswärtigen Anbietern bezogen. Von einer geschlossenen Verwertungskette mit regionalen Beschichtungsdienstleistern für die Energietechnik insgesamt könnte die Solarthermie aber durchaus profitieren. Erforderlich ist, den Forschungs- und Entwicklungsbedarf zu Solar-Absorberbeschichtungen, also Material- und Verfahrensentwicklungen zur Wir107 TSB_Oberflächen.indd 107 10.02.12 14:19 kungsgradsteigerung und reproduzierbare, kostengünstige, energie- und ressourceneffiziente Beschichtungstechnologien, im Einklang und in Zusammenarbeit mit angrenzenden Technologiefeldern (zum Beispiel optische Vergütung, photovoltaische Schichttechnologien) zu bestimmen und Anwendbarkeit oder Übertragbarkeit zu prüfen. 5.3.2 Photovoltaik Abgrenzung Die Materialforschung und -entwicklung für die Photovoltaik hat sich in jüngster Zeit von der etablierten waferbasierten Technologie (µm-dicke freitragende Funktionsschichten) hin zur Dünnschichttechnologie mit wesentlich verringertem Materialverbrauch entwickelt.42 Noch haben die klassischen SiliziumWafer einen Wirkungsgradvorsprung gegenüber den Dünnschichttechnologien (Abbildung 13). Letztere sind jedoch wegen ihrer weiteren Vorteile – integrierte Fertigung mittels großflächiger Beschichtungs- und Strukturierungsverfahren für Absorber, Elektroden, Antireflexeigenschaft, Verkapselung und weniger Energieverbrauch (Abbildung 14) – vielversprechend für die photovoltaische Energiegewinnung. F&E-Themen in der Photovoltaik mit oberflächentechnologischer Relevanz sind im Einzelnen ■ waferbasierte klassische Silizium-PV, ■ Absorberbeschichtung (Dünnschicht-PV), ■ maximale Materialeffizienz, amorphe (a-Si), hybride (zum Beispiel µ-Si/ a-Si), Verbindungshalbleiter-Materialklassen (Cadmiumtellurid/CdTe; CIS 43), ■ organische (Kunststoffe, Farbstoffe) oder hybride Materialien (Tandem- oder Multispektralzellen), Nanokomposite, 42 INPLAS – Kompetenznetz Industrielle Plasma-Oberflächentechnik e. V. (2010). 43 CIS = Gruppe der Verbindungshalbleiter, die sich aus Kupfer, Indium oder Gallium sowie Schwefel oder Selen (CIGS/CIGSe) zusammensetzen, entsprechende natürliche Minerale heißen Chalkopyrite; typischerweise tiefschwarze Absorberschicht, nur etwa zwei µm dünn Abbildung 13: Rekordwirkungsgrade von Laborsolarzellen Quelle: Soltecture GmbH (2011a). 108 TSB_Oberflächen.indd 108 10.02.12 14:20 Abbildung 14: Vorteile der Dünnschichttechnologie gegenüber konventionellem Solarsilizium Quelle: Soltecture GmbH (2011b). ■ transparente leitfähige Schichten als Elektroden, ■ Antireflexbeschichtung und ■ Verkapselung gegen O2 und H2O. Wissenschaft Dr. Carlo Fasting Im Fachgebiet Organische und Makromolekulare Chemie der Freien Universität Berlin forscht unter Leitung von Dr. Fasting eine Nachwuchsgruppe an Farbstoffsolarzellen, vor allem an den zugehörigen Materialsystemen. Die Gruppe synthetisiert wasserlösliche PBIs (perylene tetracarboxylic acid bisimides) mit hochverzweigten Polyglyzerol-Molekülen. Diese Farbstoffe weisen eine hohe Fluoreszenzquantenausbeute auf. Prof. Dr. Jürgen P. Rabe Im Fachgebiet Physik von Makromolekülen der Humboldt-Universität zu Berlin beschäftigt sich Prof. Rabe mit hybriden Materialsystemen, unter anderem für Solarzellen. Diese Halbleiterschichten oder Schichtsysteme werden mittels Layer-by-Layer-Abscheidung aus wasserlöslichen Komponenten gebildet. In einem Fall besteht dieser Multilayeraufbau aus TiO2-Filmen mit kolloidalem CdSe und CdTe-Quantenpunkten (II-VI-Verbindungshalbleiter) und polymeren Lochleiterschichten.44 In einem weiteren Fall ist ein TiO2-Nanopartikel-Netzwerk mit PTEBS als Lochleiter förmlich befüllt. Sie bilden eine Typ II- Heterogen-Verbindung mit entsprechender Bandlücke; die Infiltration stellt sicher, dass die durch Lichtabsorption im PTEBS gebildeten Elektron/Loch-Paare vor der Rekombination die PTEBS/TiO2-Grenzfläche erreichen.45 Des Weiteren werden in einem BMBF-geförderten Verbundprojekt mit dem MPI für Polymerforschung Mainz und der Universität Bielefeld Gra- 44 Vgl. Kniprath, Rolf et al. (2009b). 45 Vgl. Kniprath, Rolf et al. (2009a). 109 TSB_Oberflächen.indd 109 10.02.12 14:20 phenoid-Lagen als großflächige elektrisch leitfähige, optisch transparente Beschichtungsmaterialien erforscht (Kontaktierung unter anderem für Solarzellen). Das Fachgebiet Halbleiterbauelemente der TU Berlin, vertreten durch Prof. Boit, führt in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und der gemeinsamen Initiative PVcomB lokale Funktionscharakterisierungen von Dünnschicht-Solarzellen durch. Am Fachgebiet befasst man sich allgemein mit Simulation, Technologie, Charakterisierung und Zuverlässigkeit von Halbleiterbauelementen mit speziellem Fokus auf Analyse und Reparatur von elektrischen Fehlfunktionen, unter anderem in Solarzellen (Kapitel DünnschichtElektronik und Optoelektronik). Prof. Dr. Christian Boit Das materialwissenschaftlich orientierte Forschungsfeld am Lehrstuhl Angewandte Physik II/Sensorik um Prof. Schmeißer (BTU Cottbus) widmet sich unter anderem Erkenntnissen zu photovoltaischen Anwendungen (vergleiche auch Kapitel Energiewandlung und -speicherung, Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik, Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik, Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik). Mit dem Ziel, elektronische Eigenschaften und geometrische Strukturen verschiedener Materialien, wie WO3, CuInS2, SiC, leitende und halbleitende Polymere, intermetallische Verbindungen (Fe/Al) und Legierungen aufzuklären, werden Schichten und Schichtstrukturen präpariert und spektroskopisch oder spektromikroskopisch untersucht. Dafür stehen den Forschern die elektronenspektroskopischen Techniken Röntgen-Photoelektronen- (XPS), Ultraviolett-Photoelektronen(UPS), wellenlängendispersive Röntgen- (WDX), Auger-Elektronen- (AES) und Röntgen-Nahkanten-Absorptions-Spektroskopie (NEXAFS) sowie die spektromikroskopische Abbildung mittels Photoelektronen (PEEM) zur Verfügung. Auch wird hochbrillante Synchrotronstrahlung am Elektronenspeicherring BESSY II genutzt. Zur Strukturaufklärung dienen zudem mikroskopische Untersuchungen (Rasterkraft- AFM/Rastertunnelmikroskopie STM/optisch). Zum Thema organische Solarzellen arbeitet der Lehrstuhl gemeinsam mit dem HZB an kostengünstigen Herstellungsweisen aus organischen Lösungsmitteln, vor allem an der Optimierung der Solarzellenperformance (Wirkungsgrad) anhand von Präparationsbedingungen (Art der Halbleiter, Mischungsverhältnis, Lösungsmittel, Temperung). Forschungsergebnisse zu alternativen PV-Materialien wurden in einschlägigen Veranstaltungen vorgestellt, so ›Ferroelectric layers in organic solar cells‹ durch Dr. Müller (BTU) bei der ›German Polish Conference on Crystal Growth‹ im März 2011 in Frankfurt (Oder)/Slubice. Aktuell wird unter dem Titel ›Präparation von technologisch relevanten Dünnschicht-Systemen unter praxisnahen Bedingungen und Analyse ihrer polykristallinen Materialeigenschaften‹ durch Ausbau einer Collaborating Research Group (CRG) am Elektronenspeicherring BESSY II die Grundlagenforschung an physikalisch-chemischen Prozessen an Oberflächen von polykristallinen Mate- Prof. Dr. Dieter Schmeißer 110 TSB_Oberflächen.indd 110 10.02.12 14:20 rialien verstärkt. Dies impliziert die Herstellung von Halbleiter-Grenzflächen nach elektrochemischen Prozessschritten für Dünnschicht-Solarzellen. Der Lehrstuhl kooperiert vielfach mit regionalen und überregionalen Forschungsinstituten und Industriepartnern, zum Beispiel mit HZB/BESSY, IKZ, FBH, Fh-IAP, BAM, FHI, MBI; ihp, OderSun, BASF Schwarzheide. Prof. Dr. Dieter Neher Am Institut für Physik und Astronomie der Universität Potsdam, Fachbereich Physik Weicher Materie, um Prof. Neher forscht man am Thema ›Meso-structured Conjugated Polymeric Systems for Photovoltaic Applications‹, also an organischen (polymeren) ultradünnen flexiblen Solarzellen und am Verständnis der Struktur-Eigenschaftsbeziehungen. Halbleitende Polymere als aktive Layer in Solarzellen versprechen eine hohe Quantenausbeute und einen viel höheren Absorptionsgrad als Siliziumsolarzellen. Innerhalb von einem Millimeter Dicke kann hier das gesamte einfallende Licht absorbiert werden; die Solarzellen sind damit flexibel/biegsam einsetzbar. Für die halbleitende Eigenschaft werden je ein lochleitendes und ein elektronenleitendes Polymer benötigt, die in Form von Polymer-Blends oder Bi-Layer-Systemen hergestellt werden. Prof. Neher arbeitet daran, die bei sonst üblichen Verfahren (Spin-Coating) auftretende Neigung zur Phasenseparation (Haufenbildung) zu verhindern, indem per Mikroemulsion Dispersionen hergestellt werden, die entweder jeweils Nanopartikel (bis zu wenigen zehn Nanometer klein) von zwei Polymeren oder Nanopartikel aus zwei Polymeren (Nanocomposite) enthalten. Vorlesungen hält Prof. Neher zum einen zu organischen Halbleitern, zum anderen im Masterstudiengang Polymer Science zu physikalischen und technischen Eigenschaften der Polymere. Prof. Dr. Jörg Acker Bei der von Prof. Acker geleiteten Forschungsgruppe Siliziumchemie an der Hochschule Lausitz stehen Gewinnung, Aufbereitung und Umsetzung von Silizium inklusive der instrumentellen Analytik in Fragen der Prozesschemie und der allgemeinen Werkstoffforschung im Fokus. Die konkreten Kompetenzen betreffen ■ chemische Präzisionsanalytik komplexer Materialien und dünner Schichten (Werkstoffe, Mikroelektronik, Photovoltaik), ■ Strukturierung und Texturierung von Siliziumoberflächen, ■ Entwicklung und Untersuchung nasschemischer Ätzprozesse und Reinigungsverfahren an Siliziumoberflächen, ■ Aufbereitung und Recycling von Silizium, ■ Entwicklung von Aufschluss- und Analyseverfahren für die Siliziumanalytik in der Photovoltaik, ■ Verunreinigungen und Defekte in Silizium. Zur instrumentellen Ausstattung gehören ein hochauflösendes Continuum Source-Atomabsorptionsspektrometer (AAS), ein Zeeman-Graphitrohr-Atom111 TSB_Oberflächen.indd 111 10.02.12 14:20 absorptionsspektrometer, ein Diffuse-Reflexions-Infrarot-Fourier-TransformSpektrometer (DRIFT) zur Charakterisierung der Oberflächenbindungen von Silizium.46 Eines von zwei Projekten, die der Fachbereich Bio-, Chemie- und Verfahrenstechnik der Hochschule Lausitz im Rahmen des Förderprogramms ›IngenieurNachwuchs 2010‹ des BMBF einwerben konnte, ist ›ProSol – Prozesskontrolle für die Solarzellenfertigung‹. Damit verfolgt die Gruppe das Ziel, ein Verfahren zur kontinuierlichen Kontrolle und gezielten Beeinflussung des Ätzens von Siliziumwafern zu entwickeln. Seit 2010 läuft das neue Forschungsprojekt ›Simpurem – Reines Silicium für die Photovoltaik‹ (anwendungsorientierte Forschung im Rahmen des 5. Energieforschungsprogramms im Bereich Erneuerbare Energien) unter der Herausforderung, die Kosten für die Herstellung von Solarsilizium zu senken, indem preiswerte alternative Materialien entwickelt werden. Dafür werden ein Analyseverfahren etabliert, Kooperationen mit regionalen und externen Partnern fortgeführt und allgemein die Siliziumchemie- und Photovoltaikforschung an der HS Lausitz stärker verankert. Vor dem Hintergrund des noch vorhandenen Wirkungsgradvorsprungs von Solarsilizium gegenüber der Dünnschichtphotovoltaik und dem gleichbleibend hohen Bedarf an Solarsilizium (2009 ca. 71.000 t) ist es für die PV-Industrie wichtig, alle Prozessschritte, Material- und Verbrauchsmitteleinsätze zu optimieren, um die Produktionskosten zu senken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Prof. Rech ist Leiter des Instituts für Silizium-Photovoltaik am Helmholtz Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (HZB) und gleichzeitig Inhaber der Professur Photovoltaik am Institut für Hochfrequenz- und Halbleiter-Systemtechnologien der TU Berlin. Durch diese Einrichtungen werden Dünnschichtsolarzellen mittels Elektronenstrahlverdampfung (E-Beam, PVDVerfahren) von Silizium auf Glassubstrat bei hohen Abscheideraten von bis zu 20 Nanometern pro Sekunde hergestellt. Zur anschließenden Kristallisation von amorph abgeschiedenem Silizium werden Laser- oder Festphasenkristallisationsverfahren getestet, aber auch das direkte Wachstum von kristallinem Silizium angewendet. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung von transparenten, leitfähigen Schichten als Frontkontakt mit sehr hohen elektronischen Mobilitäten und guter Temperaturstabilität. Derzeit ist Aluminiumdotiertes Zinkoxid (ZnO:Al) Mittel der Wahl. Am Projekt PolySiMode (›Improved Polycrystalline-Silicon Modules on Glass Substrates‹) der Europäischen Kommission ist das Institut seit 2009 beteiligt. Das Konsortium will Wirkungsgrad und Rentabilität von Polysilizium-Dünnschichtsolarzellen (Festphasenkristallisation/Solid Phase Crystallization SPC von amorphem Silizium) steigern. Ziele sind ein Wirkungsgrad von zwölf Prozent und Kosten von 0,70 Euro pro Watt. Man produziert entsprechend Module als Demonstratoren und nutzt hochentwickelte Materialcharakterisierungsmethoden. In der Lehrveranstaltung ›Dünnschichtsolarzellen und neue Konzepte‹ im Modul Photovoltaik vermittelt Prof. Rech material- und systemtechnologische Prof. Dr. Bernd Rech 46 Vgl. FH Lausitz (o. J.). 112 TSB_Oberflächen.indd 112 10.02.12 14:20 Konzepte und Strategien zur Entwicklung von neuen Solarzellen an MasterStudenten der Fächer Elektrotechnik, Technische Informatik, Physik, Energietechnik und Wirtschaftsingenieurwesen. Dr. Lars Korte Die Gruppe Silizium-basierte Heterostrukturen um Dr. Korte (Abteilung Solarenergieforschung am HZB) interessieren Heterostrukturen mit Bedeutung für verschiedene elektronische Bauelemente, darunter auch Hetero-Solarzellen. Im Zentrum der Forschung steht derzeit die a-Si:H/c-Si-Heterostruktur. Sie ist wegen der Abscheidung des amorphen Siliziums per CVD bei unter 300 °C für Dünnschichtsolarzellen auf Glas sowie temperatursensitiven Siliziumwafern (c-Si) geeignet und hat Potenzial für Hocheffizienzzellen (auf c-Si-Wafern) mit Wirkungsgraden bis zu 24 Prozent. Hierfür spricht, dass dotierbares amorphes Silizium Hetero-p-n-Übergänge schafft und gleichzeitig eine sehr gute Passivierung der c-Si-Oberfläche ermöglicht. Die Forscher zeigten mit numerischen Simulationen (AFORS-HET) darüber hinausgehende Wirkungsgrade für alternative Designkonzepte. Das Heterostruktur-Konzept soll auch auf Dünnschichtabsorber aus polykristallinem Silizium (und kostengünstige SiliziumSubstrate) übertragen werden. In einem BMBF-Grundlagenforschungsnetzwerk bzw. -projekt untersucht die Gruppe seit 2005 die Umsetzbarkeit von Siliziumquantenpunkten und nanoskaligen Si/SiO2-Verbunden als Konzept für eine Photovoltaik der 3. Generation. In der Lehre ist Dr. Korte durch die Leitung des Praktikums Herstellung einer Silizium-Solarzelle an der TU Berlin tätig. Prof. Dr. Martha Christina Lux-Steiner Prof. Lux-Steiner leitet das Institut für Heterogene Materialsysteme am HZB und hat die gleichnamige Professur am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin inne. Forschungsgegenstand des Instituts sind neue, hochabsorbierende Verbindungshalbleitermaterialien (CIS-Materialsystem, Chalkopyrite) und industrierelevante Technologien zu ihrer Herstellung für den Einsatz in Dünnschicht-Solarzellen. Zwei Industriestandard-Solarzellen sollen entwickelt werden, eine einschichtige CuInS2-Zelle und breitlückiges CuGaSe2 für Tandemzellen. Depositionsmethoden wie MOCVD, PVD und CCSVT (chemical close space vertical transport) werden dabei weiterentwickelt und analytische Methoden wie Rastersondenmikroskopie, Ionenstrahlanalytik, (Ultraviolett-) Photoelektronenspektroskopie (in-situ XPS/UPS) am Speicherring BESSY und Elektronenbeugung (LEED, RHEED) zur Oberflächen- und Schichtcharakterisierung angewandt. Neben den breitlückigen Absorbermaterialien sind auch Fensterschichten, speziell CdS- und ZnO-Layer, die in der am HZB zusammen mit dem Institut für Technologie betriebenen CuInS2- und Cu(In,Ga)Se2-Baseline hergestellt werden, sowie Cd-freie Pufferschichten zur Passivierung von Absorberoberflächen von Interesse. Alternative chemische Dünnschichtabscheidungsmethoden wie die Nicht-Vakuum-Verfahren Ion Layer Gas Reaction (ILGAR) und Spray-Pyrolyse werden ebenfalls entwickelt und zweckmäßig eingesetzt. 113 TSB_Oberflächen.indd 113 10.02.12 14:20 ZnO-Sputteranlage (HZB) Von 2006 bis 2009 waren die HZB-Forscher am ATHLET-Projekt der Europäischen Kommission beteiligt, in dem sich 24 Forschergruppen gemeinsam den beiden wichtigsten Materialansätzen für Dünnschichtsolarzellen (amorphes/ mikro-/polykristallines Silizium und Chalcopyrite/CIS-Technologie) widmeten. Die Forschung an organischen Solarzellen am HZB begann 2001. Seit 2003 ist die Gruppe Organische Solarzellen (Dr. Fostiropoulos) etabliert und forscht hauptsächlich Drittmittel-finanziert. Aus diesem Arbeitsgebiet des Instituts für Heterogene Materialsysteme gehen Zweischicht- und Mischschichtsolarzellenkonzepte aus Zink-Phthalozyanin (ZnPc) und C60-Fulleren hervor, die Indiumzinnoxid (ITO) als Frontelektrode, Aluminium als Rückkontakt und eine zusätzliche Pufferschicht (Bathocuproin, BCP) bei der Zweischichtarchitektur verwenden. Am HZB betreibt das Institut für Technologie (Prof. Schock) der Abteilung Solarenergieforschung zusammen mit dem Institut für Heterogene Materialsysteme eine Baseline, in der kontinuierlich Chalkopyrit-Solarzellen (CIS-Technologie) und Kleinmodule bis zu einer Größe von 10x10 cm2 auf preiswerten Trägermaterialien/Substraten wie Fensterglas oder dünnen Folien hergestellt werden. Diese Bauteile dienen als Basis zur Erforschung und Weiterentwicklung dieses Solarzellentyps mit den Zielsetzungen Steigerung des Wirkungsgrades, Verbesserung der Langzeitstabilität gegenüber Umwelteinflüssen, Vereinfachung des Herstellungsprozesses, also Optimierung der Präparation durch Prozesskontrolle, und Analytik der Schichtzusammensetzung (Tiefenprofile). Untersuchte Prof. Dr. Hans-Werner Schock 114 TSB_Oberflächen.indd 114 10.02.12 14:20 und verbesserte Prozessschritte oder Teilaspekte werden in den Baseline-Prozess übernommen, der damit kontinuierlich den neuesten Erkenntnissen entspricht. Die gesammelten Erfahrungen sind auch in Hinsicht auf die praktische Prozessführung von Bedeutung. Die Dünnschichtsolarzellen auf Basis von CuInSe2 werden in einem mehrstufigen Verfahren hergestellt: Nacheinander werden Metallschichten aus Molybdän, Kupfer und Indium durch Kathodenzerstäubung (Sputtern) auf Kalk-Natron Floatglas (Fensterglas) abgeschieden und anschließend in elementarem Schwefeldampf in einem Lampenofen in kurzer Zeit (man spricht vom Rapid Thermal Processing RTP) zum Halbleitermaterial CuInS2 umgesetzt. Das Institut für Technologie betreibt zwei derartige RTP-Öfen für Probengrößen bis 10x10 cm2 bzw. 30x30 cm2. Der entstandene p-Halbleiter CuInS2 bildet die lichtabsorbierende Schicht (Absorber), das Molybdän den rückseitigen elektrischen Kontakt der Solarzelle. Nach Abätzen einer sekundären Kupfersulfidphase wird nasschemisch eine dünne n-leitende Cadmiumsulfid-Schicht abgeschieden, die den pn-Übergang komplettiert. Anschließend wird als transparenter leitfähiger Vorderseitenkontakt Zinkoxid wieder durch Kathodenzerstäubung aufgebracht. Zur Herstellung von Modulen, die aus mehreren integriert serienverschalteten Einzelzellen bestehen, werden zwischenzeitlich die Schichten strukturiert (aufgetrennt). Durch diese integrierte Serienverschaltung lassen sich nicht nur einzelne Solarzellen, sondern komplette Module herstellen. Im letzten Prozessschritt werden die Module verkapselt, um sie gegen Umwelteinflüsse zu schützen. Die Verkapselung findet in einem Vakuum-Laminator statt, in dem zwei Kammern evakuiert werden und gleichzeitig das Modul aufgeheizt wird. Nach Erreichen einer bestimmten Temperatur wird die Kammer oberhalb der Membran belüftet, woraufhin die Membran Druck auf das Paket aus Modul, einer EVA-Folie und der Deckschicht (Glas oder Folie) ausübt, und diese sich dauerhaft verbinden. Seit 2002 entwickelte das HZB im Rahmen einer Kooperation mit der Firma DutchSpace (Leiden/Niederlande) ultraleichte, flexible, für den Weltraum geeignete Chalkopyrit-Dünnschichtsolarzellenstrukturen. Es wurde ein BaselineProzess für die Präparation von flexiblen Mo/Cu(In,Ga)Se2/CdS/ZnO Solarzellen auf 25 µm dicker Titan-Folie aufgebaut; dabei wurden bereits Wirkungsgrade von 15 Prozent auf einer Fläche von 30 cm2 erreicht. Die Arbeitsgruppe Material und Prozessentwicklung beschäftigt sich mit Verbesserungen von Qualität und Prozessführung zur Herstellung der photovoltaisch aktiven Schichten durch Modifikation der Chalkopyrit-Verbindungshalbleiter. Hierzu gehören die Legierung anderer Verbindungen (CuGaS2, ZnS ...) sowie das Bestreben, wertvolles Indium durch andere Metalle wie Zink und Zinn zu ersetzen (Kesterit Cu2ZnSnS4). Geeignete Dünnschichten werden mittels der physikalischen Gasphasenabscheidung (PVD) hergestellt, ein langsamerer Prozess, in den Charakterisierungsmethoden wie die in situ-Laserlichtstreuung integriert werden können. 115 TSB_Oberflächen.indd 115 10.02.12 14:20 Die in situ-Laserlichtstreuung zur Kontrolle der Bildung von CuInS2, Cu(In,Ga) Se2 und verwandter Materialen wird gegenwärtig am Institut weiterentwickelt. Die ex situ-Charakterisierung der hergestellten Dünnschichten erfolgt mit einer Vielzahl von strukturell-materialwissenschaftlichen Verfahren. Die Phasenbildung und Reaktionskinetik an Dünnschichten wird in situ durch energiedispersive Röntgenbeugung (EDXRD) untersucht, das heißt es stehen zwei Synchrotron-Experimente, eines davon bei BESSY (für typische RTP-Prozesse), zur Verfügung. Oft kann mit Hilfe solcher in situ-Experimente ein für industrielle Zwecke brauchbarer Prozess identifiziert werden, der im Clustertool II mit entsprechenden Prozessparametern für große Substratflächen (bis zu 10x10 cm2) umgesetzt werden kann. Trotz großer Fortschritte im vergangenen Jahrzehnt ist das grundlegende materialtheoretische Verständnis immer noch nicht vergleichbar mit etablierten Halbleitermaterialien wie Silizium. Fortschritte in der Wirkungsgradsteigerung waren nicht zuletzt das Ergebnis semiempirischer Optimierung der physikalischen und chemischen Präparationsschritte im Sinne von ›It worked first and was explained later.‹ (Rau). In die Lehre ist das Institut durch die Leitung des Praktikums Herstellung einer Dünnschichtsolarzelle an der TU Berlin durch Prof. Schock involviert. Die Forschung am in Gründung befindlichen Institut Materialien für die Photovoltaik (Dr. Hannappel) fußt auf der ehemaligen Abteilung ›Dynamik von Grenzflächenreaktionen‹ am HBZ. Ziel ist die Entwicklung von photovoltaischen Bauelementen mit neuartigen Materialien sowie die Implementierung neuer Dünnschichttechnologien (Photovoltaik der dritten Generation). Nano- und Quantenstrukturen, organisch-anorganische Hybridsysteme sowie kritische, anorganische, planare Solarzellenstrukturen und Grenzflächen, wie III-VHalbleiter-auf-Siliziumwafer, werden präpariert und mit analytischen Methoden strukturell, elektronisch und optisch untersucht. Zu den analytischen und präparativen Methoden gehören gängige Ober- und Grenzflächenmessmethoden (Low Energy Electron Diffraction LEED, Ultraviolett-Photoelektronen- UPS, Röntgen-Photoelektronen- XPS, Auger-Elektronenspektroskopie AES, Rastertunnelmikroskopie STM, Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie FTIR), die zeitaufgelöste Laserspektroskopie, nasschemische Präparation und die metallorganische Gasphasenabscheidung (MOCVD) von III-V-Halbleiterstrukturen. Die Verfahren sind über ein mobiles Ultrahoch-Vakuum-Transfersystem kontaminationsfrei miteinander verbunden und lassen auch Messungen bei BESSY zu. Dr. Thomas Hannappel In einer Nachwuchsgruppe um Dr. Bär (Young Investigator Group Interface Design) dreht sich die Solarenergieforschung am HZB um das Maßschneidern von Grenzflächen zwischen den Layern stack-artig aufgebauter Dünnschichtsolarzellen. Aufgrund ihrer unterschiedlichen chemischen und elektronischen Struktur entstehen an den Grenzen der einzelnen Schichten Zentren der Rekombination (von Elektron-Loch-Paaren). Zunächst werden Verhalten Dr. Marcus Bär 116 TSB_Oberflächen.indd 116 10.02.12 14:20 und Charakteristik der Solarzellen bestimmt, die anfängliche elektronische und chemische Interface-Struktur untersucht und unvorteilhafte Oberflächenpaarungen identifiziert (Analyse), sodass um die Verluste zu reduzieren oder zu eliminieren (Optimierung) maßgeschneidert Grenzflächenmodifikationen vorgenommen werden können. Dr. Torsten Boeck Die Gruppe Si/Ge-Nanokristalle um Dr. Boeck in der Abteilung Kristalline Schichten & Nanostrukturen des Leibniz-Instituts für Kristallzüchtung (IKZ) forscht in einem Schwerpunkt an der Züchtung von dünnen Siliziumschichten zur Verwendung als kostengünstige Solarzellen. ›Silicium auf Glas‹ umschreibt das Ziel, per Niedertemperatur-Kristallisation polykristalline Siliziumschichten auf amorphem Substratmaterial (Glas) zu erzeugen. Dazu werden lokale Keimzentren durch Aufbringen von metallischen Tröpfchenfeldern, die als Lösungsmittel für Silizium dienen, gebildet (selektive Kristallisation) und Parameter wie Tröpfchengröße und -abstände variiert. Weitere Herstellungs- und analytische Methoden sind ■ Physikalische Gasphasenabscheidung (PVD) bei homogener frontseitiger Strahlungsheizung des Substrats, ■ modifizierte Flüssigphasenepitaxie (LPE), ■ integriertes Rasterelektronenmikroskop zur in situ-Prozessdiagnostik, ■ massenspektrometrische Überwachung der Gasatmosphäre während des Wachstums, ■ pyrometrische Messung der Temperatur der Schmelzenoberfläche zur Regelung des vertikalen Temperaturgradienten im LPE-Züchtungsgefäß. Silizium-Nanosäulen auf vorstrukturiertem Silizium-Substrat (IKZ) 117 TSB_Oberflächen.indd 117 10.02.12 14:20 Im Rahmen ihrer Promotion am IKZ und an der Humboldt-Universität beschäftigte sich Andrea Kramer mit Züchtung und Wachstum von Nanosäulen aus Silizium und Germanium. Auf vorstrukturiertem Substrat aus übersättigten Goldtröpfchen wuchsen Si-Nanosäulen bei hohen Temperaturen senkrecht zur Substratoberfläche auf. Dies könnte ein Schritt in Richtung Solarzellen, aber auch anderer optoelektronischer Bauelemente ›von morgen‹ sein. Bisher ist Silizium für die Optoelektronik nicht geeignet, da es nicht leuchten kann. Das grundlegende Verständnis der Oberflächenphysik, wenn nur wenige Atome vorhanden sind (Quanteneffekte), wird am Institut weiter gewonnen werden.47 Im Bereich Silicium & Germanium (Abteilung Klassische Halbleiter) ist Dr. Riemann am IKZ tätig. Für Anwendungen in der waferbasierten Photovoltaik relevant sind seine schwerpunktmäßigen Untersuchungen von Solarsilizium als Materialsystem und die Züchtungs-/Herstellungseinflüsse des Halbleitermaterials. Kompetenzen und Arbeitsschwerpunkte sind ■ Silizium-Einkristall-Züchtung nach der Floating Zone (FZ)-Methode, ■ Züchtung nach Floating Zone-Methode aus Si-Granulat (GFZ), ■ ›quadratisches‹ einkristallines FZ-Silizium (QFZ) für die Photovoltaik, ■ Kristalle mit außergewöhnlichen Dotierungen, Orientierungen und Formen, ■ isotopenreine Siliziumkristalle, ■ experimentelle und numerische Untersuchungen der Prozesse, ■ Verbesserung der Regelung von FZ- und Czochralski-Züchtung, ■ Schmelzverhalten und Charakterisierung der Si-Ausgangsmaterialien, ■ Defektstruktur und Defektdynamik in ein- und multikristallinem FZ-Silizium, ■ Methoden der Kristalldiagnostik: Lateral Photovoltage Scanning (LPS), 2D-Widerstandsmessungen. Dr. Helge Riemann Prof. Rudolph arbeitete am IKZ an der Schmelzzüchtung von Halbleitermaterialien mit Hilfe von Magnetfeldern (Abteilung Klassische Halbleiter, Schmelzzüchtung im Magnetfeld). Durch Beeinflussung und Kontrolle der Strömungsverhältnisse in Halbleiterschmelzen industrieller Dimension mittels nichtstationärer Magnetfelder sowie Kenntnis konvektiver Temperaturfluktuationen und der Kontaktsituation an der Tiegelwandung gelingt die Herstellung immer reinerer und kostengünstigerer Halbleiterkristalle. Diese sind in Form von daraus gesägten Wafern für die Silizium-Photovoltaik (neben der Elektronik vergleiche Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik) von Bedeutung, da sie mit immer geringerem Verschnitt oder Randverlust, beispielsweise durch einen quadratischen Querschnitt, erzeugt werden können. Forschung und Entwicklung an der Produktionstechnik zur Halbleiterkristallzüchtung (Heizer-Magnet-Module, Erprobung in Vertical Gradient Freeze-/VGF-, Liquid Encapsulated Czochralski-/LEC- und Vapor Pressure-controlled Czochralski-/ VCZ-Anlagen) fanden in den entsprechenden, Zukunftsfonds-geförderten Projekten KristMAG (2005 bis 2008) und AVANT-Solar (2008 bis 2011) statt. Prof. Dr. Peter Rudolph 47 Vgl. Wiemer, Gesine (2009). 118 TSB_Oberflächen.indd 118 10.02.12 14:20 Dr. Rutger Schlatmann Das Photovoltaik-Kompetenzzentrum für Dünnschicht- und Nanotechnologien Berlin PVcomB (Dr. Schlatmann) ist ein gemeinsam von HZB und TU Berlin gegründetes Kompetenzzentrum in Dünnschicht- und Nanotechnologien für die Silizium- und Verbindungshalbleiter-Photovoltaik. Im Jahr 2010 erfolgte die erste eigene Beschichtung von mittelgroßen Glasmodulen mit Silizium in einer PECVD-Clusteranlage (plasmaunterstützte chemische Gasphasenabscheidung). Es werden sehr dünne amorphe und mikrokristalline Siliziumschichten (a-Si/µc-Si) auf Trägermaterialien wie Glas aufgebracht. Die Forschungslinie für Dünnschicht-Silizium am PVcomB befindet sich im Aufbau. An der PVcomB-Forschungslinie wird eine industrienahe Produktion von Photovoltaik-Modulen möglich, die mit einer Größe von 30 x 30 cm² eine Verbindung zwischen kleinen Laborzellen (Ergebnisse der Grundlagenforschung) und großen Industriemodulen schaffen. Weitere Kompetenzen des PVcomB sind ■ polykristalline Silizium-Dünnschichtsolarzellen, ■ transparente und leitfähige Oxide, ■ ZnO/CdS-Fensterschichten, ■ Sputterdeposition, Abscheidetechniken/Produktionstechnologie, ■ Chalkopyrit-basierte Dünnschichtsolarzellen (CIS-Technologien, zum Beispiel Wachstum von Cu(In,Ga)Se2), ■ Plasmaphysik, Plasmadiagnostik, ■ Laser-Strukturierung, ■ Solarzellenanalytik, Charakterisierung von dünnen Schichten. Das Kompetenzzentrum ist mit vielen weiteren Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Solarfirmen vernetzt (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin; Joint Lab ihp/BTU; TUB – Berlin Laboratory for innovative X-ray Technologies BLiX; TUB – Institut für Optik und Atomare Physik IOAP, Prof. Lehmann/ Prof. Eisebitt; TUB – Fachgebiet Halbleiterbauelemente, Prof. Boit; Universität Potsdam – Physik weicher Materie, Prof. Neher) und bietet anwendungsnahe Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel im Masterstudiengang ›Global Production Engineering for Solar Technology‹ an der TU Berlin, im Studiengang ›Erneuerbare Energien‹ an der HTW Berlin oder durch Dissertationen. Dr. Jürgen Schneider 48 Vgl. MULTIPOL (FP6) (2010). An der Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite PYCO werden unter Leitung von Dr. Schneider, speziell im Projekt MULTIPOL48, multifunktionale Polymermaterialien mit maßgeschneiderten mechanischen, elektrischen und optischen Eigenschaften erforscht und entwickelt. Solche Polymere sollen aufbauend auf dem SOLID-Prozess hergestellt werden; dieser bezeichnet die Abscheidung (Filmbildung) des Polymers Parylen auf ein flüssiges Substrat, wobei mit Hilfe des Parylens auch Flüssigkristallmischungen eingekapselt werden können. Die Charakterisierung der Polymermaterialien erfolgt mittels 119 TSB_Oberflächen.indd 119 10.02.12 14:20 spektroskopischer Verfahren (Fourier-Transform-Infrarot-/FTIR-ATR-, Nahes Infrarot-/NIR-, Raman-, UV-VIS-Spektroskopie) und Brechungsindexbestimmung. Die Anwendungsgebiete sind neben organischen elektronischen Bauelementen (vergleiche Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik) organische Solarzellen. Am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP), Bereich Polymere und Elektronik (Dr. Janietz) werden Polymere für den Einsatz in elektronischen Bauelementen erforscht und entwickelt (Kapitel Lichtemission/Photonik, Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik). Einen Teilbereich stellt die Entwicklung von elektrisch aktiven Polymermaterialien für den Einsatz in der organischen Photovoltaik dar: Sogenannte Low-Bandgap-Polymere (< 2 eV) sollen das solare Energiespektrum besser ausnutzen (langwellenabsorbierend sein) und als Fullerenersatz (PCBM als Akzeptor) fungieren. Copolyfluorene mit Low-Bandgap-Charakter werden hergestellt und hinsichtlich ihrer Löslichkeit verbessert. PD Dr. Silvia Janietz Wirtschaft Die First Solar Manufacturing GmbH ist eine in Frankfurt (Oder) ansässige Tochter des führenden US-amerikanischen Herstellers von Photovoltaik-Dünnschichtmodulen First Solar Inc. (Produktionskapazität 2008: 735 MW). Das im Jahr 2007 eingeweihte Werk betreibt die größte Dünnschichtsolarzellenproduktion in Deutschland. Die Module werden in einem durchgehenden Arbeitsprozess von der Halbleiterbeschichtung bis zur Endmontage und Produktprüfung gefertigt, wobei Kosten für Rohstoffe und Herstellung möglichst niedrig gehalten werden: Als Halbleiter dient Cadmiumtellurid (CdTe), das im Vergleich zu Silizium-PV nur zwei Prozent entsprechender Halbleitermaterialmenge bedarf, geringste Produktionskosten erzielt (2009 wurde die Marke von einem US-Dollar/Watt unterschritten) und zudem wenig temperaturschwankungsempfindlich sowie für die Absorption diffuser Lichtstrahlung prädestiniert ist. Damit ließe sich Solarstrom in wenigen Jahren auf ein wettbewerbsfähiges Niveau mit konventionellen Energien bringen (›grid-parity‹). Im Interesse eines geschlossenen Produktlebenszyklus hat First Solar das erste umfassende Rücknahme- und Recyclingprogramm für Solarmodule eingeführt. Auf einer Fläche von 162 Hektar des ehemaligen Truppenübungsplatzes Lieberose (Spree-Neiße) wurde mit der Installation von 700.000 Solarmodulen ein Leuchtturmprojekt, das größte Photovoltaik-Kraftwerk Deutschlands (53 MW Leistung, Strombedarf von ca. 14.000 Haushalten), geschaffen.49 First Solar Manufacturing GmbH 49 Vgl. innovations monitor berlin | brandenburg (o. J.). 120 TSB_Oberflächen.indd 120 10.02.12 14:20 Global Solar Energy Global Solar Energy Inc. ist ein in Tucson (USA) und Berlin-Adlershof ansässiger Hersteller von flexiblen Solarzellen auf Basis der Kupfer-Indium-GalliumDiselenid- (CIGSe)-Dünnschichttechnologie. In einem Rolle-zu-Rolle-Produktionsprozess gefertigt, eignet sich das leichte, flexible PV-Material (PowerFLEX T) für die Verwendung in herkömmlichen Glasmodulen und die gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV-Produkte). Einzelne flexible CIGS-Solarzelle (Global Solar) Folgende Verfahrensschritte kennzeichnen die Herstellung des CIGS-PV-Materials: ■ Schritt 1 – MOLY: Abscheidung eines Molybdän-Layers (Rückkontakt) auf Stahlband (Rollenware) mittels Sputtern. ■ Schritt 2 – CIGS: Gasphasenabscheidung von Kupfer, Indium, Gallium und Selen; diese Materialkomposition bildet die spätere aktive (energieumwandelnde) Schicht. ■ Schritt 3 – CSD: Aufbringen eines sehr dünnen Pufferschicht auf den CIGSLayer (Chemical Solution Deposition CSD, chemische Abscheidung aus der Lösung). ■ Schritt 4 – TCO: Sputtern einer transparenten leitfähigen Oxidschicht (TCO). ■ Schritt 5 – Print: Abrollen, Drucken eines Rasters mit Silberpaste (für die Stromleitung), Trocknung des Drucks, Wiederaufrollen. ■ Schritt 6 – Slit/string: Schneiden des 700 bis 1000 m langen und 30 cm breiten Bandes in einzelne Solarzellen von ca. 10 cm x 21 cm; elektrische Reihenverschaltung der Zellen (1,85 m lang und 21 cm breit); Test und Klassifizierung. Die Weiterverarbeitung zu Solarmodulen erfolgt in ca. 150 Werken der Modulhersteller weltweit. 121 TSB_Oberflächen.indd 121 10.02.12 14:20 Die Inventux Technologies AG ist ein 2007 gegründetes Unternehmen, das in der siliziumbasierten Dünnschicht-Photovoltaik tätig ist. Inventux hat sich vom reinen Modulhersteller zum Systemanbieter entwickelt, indem nicht nur die Zell-/Modulproduktion umgesetzt ist, sondern auch Montagesysteme speziell für Flachdächer, Wechselrichter und vorkonfektionierte Verkabelungen für PVAnlagen angeboten werden. Inventux hat 2008 die europaweit erste Serienproduktion mikromorpher Dünnschichtsolarmodule aufgenommen und eine Wirkungsgradsteigerung der Module auf zehn Prozent erreicht. Als mikromorph gelten Tandemsolarzellen, die amorphes und mikrokristallines Silizium kombinieren. Dies ermöglicht eine bessere Ausnutzung der Sonnenstrahlung durch die unterschiedlichen Bandabstände (sehr hohe spektrale Akzeptanz und damit höchstes Wirkungsgradpotenzial der siliziumbasierten Dünnschicht-PV), aber gleichzeitig ist dieselbe Technologie zur Herstellung der beiden Materialien nutzbar. Inventux-Solarzellen bestehen aus in Superstratkonfiguration auffeinanderfolgend auf einem Frontglas abgeschiedenen Schichten (Superstrat-Konfiguration, da sich der Träger über der Zelle befindet und nicht unter der Zelle wie in der Substrat-Konfiguration). Das Frontglas dient als Trägermaterial für die dünnen Solarzellen und als Bestandteil der späteren Verkapselung des Bauelements. Für die Produktion der Absorberschichten wird die plasmaunterstützte chemische Abscheidung (PECVD) mit gasförmigen Siliziumverbindungen ange- Inventux Technologies AG Dünnschichtsolarzellen- bzw. Modulproduktion (Inventux Technologies AG) 122 TSB_Oberflächen.indd 122 10.02.12 14:20 wendet. Per Niederdruck-Gasphasenabscheidung (LPCVD) werden die Frontund Rückkontaktschichten (transparente leitfähige Oxide – TCO) aufgebracht. Der Unterteilung in einzelne lange Zellen und deren Verschaltung dient die Laserstrukturierung der beschichteten Flächen in Form ultradünner Streifen (jeweils bei Front-TCO, aktive Schichten, Rück-TCO), die sonst eine große Zelle darstellen würden. Es entsteht ein monolithisch verschaltetes Modul ohne Lötstellen, die errodieren könnten. Die länglichen Zellen gewähren maximale Lichtausbeute auch bei Modulverschattung. Das Modul wird ebenfalls per Laser randentschichtet, das heißt im Randbereich werden elektrische Schichten sublimiert (ohne Verletzung der Glasoberfläche), sodass das Modul elektrisch isoliert ist und damit Kurzschlussgefahr sowie TCO-Korrosion ausgeschlossen werden können. Abschließend wird das Rohmodul mit einer PVB-Folie und einem Rückglas im Druckautoklaven zu einem Sicherheitsglas verbunden, was eine hohe Modullebensdauer involviert. Odersun AG Mit ihrem Hauptstadbüro und den Produktionsstandorten Sun1 in Frankfurt/ Oder und Sun2 in Fürstenwalde ist die Odersun AG ein wichtiger Vertreter der PV-Branche in der Region. Die PV-Technologie basiert auf Modulen mit Dünnschichtsolarzellen aus einem hochfeinen CIS-Halbleiter (Kupfer-Indium-Disulfid), der auf Kupferband abgeschieden wird. Das Zelldesign mit der innovativen CISCuT-Fertigungstechnologie (Kupfer-Indium-Disulfid auf Kupferband) ist aus 15 Jahren F&E-Tätigkeit hervorgegangen. Das ein Zentimeter breite und 0,1 mm dünne Kupferband ist nicht nur Träger der Solarzelle, sondern selbst Teil des Halbleiters. Die Schichtdicke der Zelle beträgt nur 0,001 mm und entsteht in drei Hauptstufen in einem Rolle-zuRolle-Prozess. Die Zellstreifen werden dann zu verschiedenen Varianten kundenspezifischer Solarmodule weiterverarbeitet, das heißt in Streifen variabler Länge geschnitten, leicht überlappt und mit leitfähigem Kleber zu so genannten Superzellen verschaltet. Module entstehen aus einer oder mehreren miteinander verbundenen Superzellen, die mit flexiblen Folien laminiert oder starr im Glas-Folien- bzw. Glas-Glas-Verbund verpackt werden. Verschiedene Beschichtungen werden durch Odersun umgesetzt, zum Beispiel zum Hitzeschutz, zur Selbstreinigung oder zur Blendfreiheit. Verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich durch Größe, Geometrie/Form, Musterung/Semitransparenz, Farbgebung und Bedruckung der Module. Ca. 20 Wissenschaftler und Ingenieure arbeiten bei Odersun in der Forschung und Entwicklung mit modernen Methoden der Materialforschung, der Analytik, der Messtechnik und der Simulation – beispielsweise an der Optimierung der photoelektrischen Parameter durch Einsatz neuer Materialien und Anpassung des Zelldesigns. Hinzu kommen intensive Kooperationen mit wissenschaftlichen Instituten, Hochschulen und Industriepartnern sowie öffentlich geförderte Projekte. 123 TSB_Oberflächen.indd 123 10.02.12 14:20 Die Soltecture GmbH ist ein aus der Berliner Sulfurcell Solartechnik hervorgegangenes Unternehmen mit zehnjähriger Erfahrung in der CIS-Dünnschichtphotovoltaik. Entwickelt wurden zwei CIS-Technologien – eine auf Schwefelbasis (CIGS, chemisch Cu(In,Ga)S2) für Module mit maximaler Hitzetoleranz und kostengünstiger Herstellung und eine auf Selenbasis (CIGSe, chemisch Cu(In,Ga) Se2) für maximale Wirkungsgrade (höchste unter den Dünnschicht-PV-Technologien). Daneben hat die Firma Anlagen zur CIGS- und CIGSe-Beschichtung entwickelt sowie Verbesserungen der Technologie und Wirkungsgradsteigerungen erreicht. Der Herstellungsprozess ist eine Folge von Schichtabscheidungen auf einem Glassubstrat, das zugleich als Trägermaterial und Bestandteil der späteren Verkapselung des Bauelements dient. Das Abscheiden der einzelnen Schichten erfolgt weitgehend mit Prozessen wie Sputtern, das sich für großflächige homogene Beschichtungen von Architekturglas in der Industrie seit Langem bewährt hat. Auf einen Rückkontakt aus Molybdän folgen Vorläuferschichten aus Kupfer und Indium, die mit Schwefeldampf in einem Lampenofen innerhalb kürzester Zeit zum Absorbermaterial CIS umgesetzt werden. Darauf wird der Frontkontakt abgeschieden und anschließend das Bauelement kontaktiert und verkapselt (Schutz vor Witterungseinflüssen). Zwischen den einzelnen Abscheidungen wird durch Laserschneiden und Nadelritzen eine Serienverschaltung vieler einzelner Zellen erzeugt und integriert.50 Soltecture GmbH Netzwerke Im ForschungsVerbund Erneuerbare Energien FVEE mit Sitz in Berlin kooperieren deutsche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bei Forschung und Entwicklung zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Die Photovoltaik hat mit 27 Prozent den größten Stellenwert. Insbesondere bei neuen Ansätzen in der Photovoltaikforschung (Tandem- oder Multispektralzellen; Organische und Polymersolarzellen; Farbstoffsolarzellen; Nanokompositsolarzellen) ist das Helmholtz-Zentrum Berlin maßgeblich beteiligt. ForschungsVerbund Erneuerbare Energien FVEE Fazit F&E für Photovoltaik, das heißt zugehörige Materialforschung, Oberflächenund Schichttechnologien, sind in der Hauptstadtregion ein Schwerpunkt von überregionaler/internationaler Bedeutung und Vernetzung, ohne dass die querschnittartig involvierten Oberflächentechnologien besonders betont werden. Es besteht eine ›in Deutschland einmalige Dichte von Kompetenzen in der Dünnschichttechnologie‹51; vielfach kooperieren Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen. Insbesondere das Photovoltaik-Kompetenzzentrum für Dünnschicht- und Nanotechnologien Berlin PVcomB gilt als Vorzeigeprojekt 50 Vgl. Meyer, Nikolaus (2004), S. 84. 51 PVcomB (2011). 124 TSB_Oberflächen.indd 124 10.02.12 14:20 Abbildung 15: Positionierung der bestehenden Dünnschicht-Unternehmen Quelle: EuPD Research (2011). des Zukunftsfeldes Energietechnik im Rahmen der gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg. Die vielschichtig betriebene grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung (Dünnschicht-, Silizium-, organische PV usw.) ist charakteristisch für die Region und ein holistischer systematischer Ansatz, der mögliche Tendenzen (Technologiedurchsetzung oder -führerschaft) kalkulierbar macht. Forschungseinrichtungen in anderen Teilen Deutschlands erforschen Materialien für die Photovoltaik ■ ähnlich interdisziplinär mit Anwendungsmöglichkeiten im Solar- und Halbleiterelektroniksektor (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) Freiburg/Arbeitsgruppe Technologiezentrum Halbleitermaterialien (THM) Freiberg zu Solarsilizium/ III-V-Halbleitern) oder ■ im gesamten Bereich der Energietechnik (TU Darmstadt, Material- und Geowissenschaften/Fachgebiet Oberflächenforschung zu Dünnschichtsolarzellen, Dünnschicht-Lithiumionen-Leitern, photoelektrochemische Energiewandlung). Die Vertreter der PV-Wirtschaft verfolgen weltweit eine gewisse Differenzierungsstrategie (im gesamten Sektor einzigartiges Warenangebot) hinsichtlich einer Alleinstellung in Technologie oder Preis, um Wettbewerbsvorteile zu sichern (Abbildung 15, B-B-Vertreter: First Solar, Global Solar Energy, Inventux, Odersun, PVflex Solar, Soltecture/ehemals Sulfurcell). Gemessen an der Produktionskapazität anderer deutscher Solarstandorte wie dem ›Solar Valley‹ (Sachsen/Sachsen-Anhalt) ist die Region Berlin-Brandenburg durchaus wettbewerbsfähig. Um das Grundlagen-Know-how der Region auszuschöpfen, müssen allerdings die Zulieferketten gesichert und aus125 TSB_Oberflächen.indd 125 10.02.12 14:20 gebaut werden. Dabei geht es unter anderem um Beschichtungsdienstleistungen und Anlagenbau, aber auch um Analytik zur Qualitätssicherung. 5.3.3 Energiewandlung und -speicherung Abgrenzung Neue Materialien und insbesondere dünne Schichten spielen auch in weiteren Bereichen der Energietechnik eine Rolle, darunter bei Energiewandlung bzw. Katalyse (Brennstoffzellen, Katalysatoren), elektrochemische Energiespeicherung (Batterien) und Wärmeenergiespeicherung/-bereitstellung (Latentwärmespeicher, heizbare Beschichtungen) bzw. Energiegewinnung aus der Umgebung (Energy Harvesting). ›Die Beschichtungstechnologie spielt in der Brennstoffzellentechnik eine zentrale Rolle, da die Zellen einen schichtförmigen Aufbau besitzen. Dünne Schichten von Elektrolyten und Elektroden mit ganz speziellen Eigenschaften werden heute durch die verschiedensten Schichttechnologien hergestellt.‹52 Themen der Oberflächen- und Schichttechnologie im Bereich Energiewandlung und -speicherung sind ■ katalytische Beschichtungen (heterogene Katalyse) in Brennstoffzellen, Abgaskatalysatoren, ■ Ersatz von teuren Katalysatormaterialien wie Platin, alternative (biologische) Katalysatoren, ■ Materialien und Oberflächen für photoelektrochemische Energiewandlung (›künstliche Photosynthese‹, ›mikrobielle Brennstoffzelle‹), ■ leitfähige, speicherfähige Trägermaterialien und isolierende Schichten für Dünnschicht-Batterien, ■ Latentwärmespeicher und deren Verkapselungstechnologie (sogenannte phase change materials/PCM, also Phasenwechselmaterialien unter anderem in Baustoffen für energieeffizientes Bauen), ■ heizbare Beschichtungen, ■ Energiegewinnung aus der Umgebung mittels Dünnschichtbauelementen (Energy Harvesting). Wissenschaft An der Professur Physikalische und Theoretische Chemie – Oberflächenchemie und Heterogene Katalyse der Freien Universität Berlin von Prof. Christmann werden Metall- und Oxidoberflächenstrukturen (dünne epitaktische Filme) auf ihre Wechselwirkung mit Gasen oder Dämpfen im Hochvakuum untersucht. Einfache Modellsysteme und analytische Methoden werden angewandt, um mehr Verständnis von den oberflächenchemischen Prozessen zu erlangen, aber Prof. Dr. Klaus Christmann 52 Zentrum für Brennstoffzellentechnik Duisburg GmbH (ZBT) (2003), S. 6. 53 Reißig, Hans-Ulrich (2008), S. 22. 126 TSB_Oberflächen.indd 126 10.02.12 14:20 auch um Thermodynamik und Kinetik des Filmwachstums zu verstehen.53 Im Einzelnen geht es um ■ Wechselwirkung Wasserstoff an Metalloberflächen/Lösen von Wasserstoff in Speichermaterialien, Untersuchungsmethoden: niederenergetische Elektronenbeugung (LEED), Thermodesorption (TDS), Schwingungsspektroskopie und Photoelektronenspektroskopie, ■ Wachstum dünner Metallfilme auf Metalloberflächen, Untersuchungsmethoden: LEED, TDS und Rastertunnelmikroskopie (STM), ■ Koadsorption von Edelmetallatomen (Silber, Gold) und Gasen (Kohlenmonoxid) auf der Oberfläche hochschmelzender Metalle wie Rhenium; Dynamik von Katalysatormaterialien, ■ katalytische Aktivität von reinen und mit Gold dotierten Titandioxidfilmen, zum Beispiel Rutil(011)- (2x1) (orientierte epitaktische Filme); Aufklärung von Ursachen der effizienten Katalysierung der Oxidation von Kohlenmonoxid. Prof. Dr. Joachim Sauer Die Arbeitsgruppe Quantenchemie der Festkörper/Katalyse (Prof. Sauer) der Humboldt-Universität zu Berlin kombiniert quantenchemische Methoden und Molekülsimulationen für Fragestellungen um Feststoffe und ihre Oberflächen; im Fokus der Forschung stehen also Katalysatoren, speziell Zeolite (Alumosilikate) und Metalloxide. Die Arbeitsgruppe ist am Sonderforschungsbereich 546 ›Struktur, Dynamik und Reaktivität von Übergangsmetalloxid-Aggregaten‹ (1999 bis 2011) beteiligt, dessen Sprecher Prof. Sauer ist. Dort ging es um Beziehungen zwischen der Struktur verschiedener Übergangsmetalloxid-Aggregate und deren Funktion. Gasphasen- und Oberflächenuntersuchungen wurden dabei gekoppelt, letztere beinhalten deponierte Cluster sowie epitaktische Schichten und Einkristalle von Übergangsmetalloxiden, die charakterisiert wurden und deren Reaktivität bestimmt wurde. Im DFG-Exzellenz-Cluster ›Unifying Concepts in Catalysis‹ leitet Prof. Sauer den Forschungsbereich A ›Schließen der Materiallücken in der Komplexen Katalyse‹. Ziel der Arbeiten ist es, katalytische Mechanismen umfassend zu verstehen, um damit das Design und die Synthese neuer aktiver Materialen, unter anderem heterogener Katalysatormaterialien, voranzubringen. Beteiligt ist die HU zusammen mit den anderen Berliner Universitäten (FU und TU) sowie dem Fritz-Haber-Institut und entsprechend assoziierten Professoren an der International Max Planck Research School (IMPRS) ›Complex Surfaces in Material Science‹, in der physikalische und chemische Grundlagen von Oberflächenphänomenen (insbesondere Heterogene Katalyse, Korrosion, Miniaturisierung in der Elektronik und Biokompatibilität) an den wissenschaftlichen Nachwuchs vermittelt bzw. mit diesem erforscht werden. Prof. Dr. Bärbel Friedrich Die Abteilung Mikrobiologie am Institut für Biologie der HU Berlin ist mit ihrer Forschung zu sauerstofftoleranten Hydrogenasen im Forschungsbereich B ›Intelligente natürliche und künstliche Enzyme‹ am Exzellenz-Cluster ›Unifying 127 TSB_Oberflächen.indd 127 10.02.12 14:20 Abbildung 16: Bio-Brennstoffzelle auf Basis von biokatalysatorbeschichteten Graphitelektroden Quelle: UniCat Concepts in Catalysis‹ beteiligt. Prof. Friedrich leitet das Projekt B2 ›StrukturFunktionsbeziehungen von Sauerstoff-toleranten Hydrogenasen‹, in dem – als Grundlage für die Anwendung als Wasserstoff aktivierendem Katalysator in Bio-Brennstoffzellen – NiFe-Hydrogenasen hinsichtlich des Reaktionsmechanismus, ihrer Sauerstofftoleranz und Kohlenmonoxidunempfindlichkeit charakterisiert werden. Im Projekt B1 ›Photosynthetische Oxidation von Wasser und Hydrogenasebasierte Bio-Brennstoffzellen‹ wendet Dr. Lenz in Kooperation mit Partnern von der Oxford University die Hydrogenasen prototypisch in Bio-Brennstoffzellen an (Abbildung 16). Eine Anode aus Graphit wird mit dem Enzym beschichtet, ebenso eine Kathode mit Laccase; ohne dass es einer Trennung in zwei Kammern durch eine Membran bedarf, wird Strom aus der Umsetzung von Wasserstoff und Sauerstoff (noch mit relativ geringer Energiedichte) gewonnen. Die Arbeitsgruppe Anorganische Chemie/Metallorganische Chemie und Anorganische Materialien um Prof. Drieß an der TU Berlin widmet sich anorganischen Materialien für die Katalyse. Konkret werden molekulare Modelle für heterogene Katalysatoren erstellt (zum Beispiel Metalloxide wie Magnesiumoxid als Platinersatz zur Umwandlung von Erdgas in Ethylen) und molekulare Prof. Dr. Matthias Drieß 128 TSB_Oberflächen.indd 128 10.02.12 14:20 Einkomponenten-Vorstufen (Precursoren) für nanoskalige anorganische Materialien (zum Beispiel für Zinnoxid als Ersatz für Indiumzinnoxid ITO) erzeugt. Die Gruppe ist damit mehrfach in Projekten des Exzellenz-Clusters ›Unifying Concepts in Catalysis‹ tätig, etwa in Projekt A3 ›Hierarchically organised solid catalysts – Synthesis of advanced catalytic materials‹, und im BMBF-Projekt Light2Hydrogen ›Energie für die Zukunft – Photokatalytische Spaltung von Wasser zu Wasserstoff‹ (2009 bis 2014), das die direkte photokatalytische Herstellung von Wasserstoff aus Wasser mit einem Katalysatordesign auf Basis neuer Hybrid-Materialien zum Ziel hat.54 Prof. Dr. Martin Lerch Der Arbeitskreis Anorganische Chemie/Festkörperchemie von Prof. Lerch (Institut für Chemie der TU Berlin) beschäftigt sich mit anorganischer Festkörper- und Materialchemie. Neue Materialien (elektro-optische Materialien, Festelektrolyte, Katalysatoren, Farbpigmente etc.) werden mittels Anionensubstitution erzeugt (Defektchemie), die Funktionsmaterialien als Einkristall gezüchtet (›Skull-Schmelzen‹) und deren Struktur unter Nutzung von Neutronen- und Synchrotronstrahlung analysiert. Für die Anwendung in neuartigen elektrochemischen Sensoren und Brennstoffzellen werden in einem DFG-geförderten Forschungsverbund Mayenitbasierte ionenleitende Membranen entwickelt. Mayenit (Ca12Al14O33) ist ein sogenannter ›Anti-Zeolith‹ und Bestandteil von Zement; er wird seit einigen Jahren im Bereich der Elektrokeramik als Hightech-Material angesehen und erforscht. Prof. Dr. Arne Thomas Die AG Funktionsmaterialien von Prof. Thomas (Institut für Chemie der TU Berlin) beschäftigt sich mit Synthese und Anwendung nanostrukturierter Materialien. Ein Fokus liegt dabei auf der Herstellung hochporöser Funktionsmaterialien, welche vor allem für katalytische Anwendungen genutzt werden. Siliziumund Metalloxide können Poren zwischen zwei und 50 nm besitzen und spezielle Funktionen erfüllen. Die Siliziumoxidoberfläche wird zusätzlich mit organischen Verbindungen überzogen. Die reinen porösen Metalloxide erhalten aufgrund der großen Oberfläche (bis zu 1.000 m2/g) eine große katalytische Aktivität. Die Materialien, welche in der Gruppe Funktionsmaterialien Verwendung finden, reichen von anorganischen bis zu organischen: Siliziumoxide (Silicas) und Metalloxide, Kohlenstoffe und Kohlenstoffnitride, Organosilicas, Polymere und organische Netzwerke. Zusammen mit Prof. Drieß ist Prof. Thomas im BMBF-Projekt Light2Hydrogen ›Energie für die Zukunft – Photokatalytische Spaltung von Wasser zu Wasserstoff‹ (2009 bis 2014) aktiv, das die direkte photokatalytische Herstellung von Wasserstoff aus Wasser mit einem Katalysatordesign auf Basis neuer Hybrid-Materialien zum Ziel hat. Am Exzellenz-Cluster Unifying Concepts in Catalysis ist die Gruppe im Projekt A3 ›Hierarchically organised solid catalysts – Synthesis of advanced catalytic materials‹ beteiligt (Arbeitsbereiche ›Organic frameworks, functional materials‹ und ›Porous conductive materials, surface 54 Light2Hydrogen ist ein interdisziplinäres Netzwerk aus sieben PartnerEinrichtungen, darunter die Professoren Thomas, Drieß, Blechert, Schomäcker der TUB und die Forschungsinstitute HZG und MPI-KG. 129 TSB_Oberflächen.indd 129 10.02.12 14:20 functionalization‹); die Nachwuchsgruppenleiterin Dr. Fischer erforscht im Projekt B5 ›Nanostructured electrodes for biocatalysis‹ Synthese und Konstruktion von porösen Elektroden für die Immobilisierung von Enzymen (›Mesoporous TCO thin films with variable pore sizes and pore structure; schitosan-gold bioelectrodes‹). Die Arbeitsgruppe Technische Chemie (bzw. Elektrochemische Katalyse, Energie und Materialwissenschaften ECEMS) um Prof. Strasser an der TU Berlin erforscht grundlegende atomare und molekulare Zusammenhänge von Struktur, Komposition und oberflächenkatalytischer Reaktivität nanostrukturierter Partikel in gasphasenkatalytischen und elektrokatalytischen Prozessen. Gasphasenprozesse konzentrieren sich auf die Umwandlung von Methan zu Brennstoffen oder Zwischenprodukten. Die elektrokatalytischen Prozesse betreffen unter anderem die Energieumwandlung in Wasserstoffbrennstoffzellen und Methanolbrennstoffzellen, die photoelektrochemische Wasserspaltung (neue Sauerstoff-Evolutions-Katalysatoren unter Verwendung von n-leitenden photosensitiven Materialien mit niedrigeren Bandlücken), die katalytische CO2Entfernung und regenerative Brennstoffzellen (elektrochemische Energiespeicherung, auch Flow Battery oder Redox-Batterie genannt). Das Forschungsinteresse an Niedrigtemperatur-Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzellen (PEMFCs) gilt neuen Synthesetechniken, der Charakterisierung, dem mechanistischen Verständis von Mehrkomponenten-Elektrokatalysatorgemischen und funktionellen katalytischen Tests in elektrochemischen Zellen, Brennstoffzellen oder Festbettreaktoren. Mit Hilfe von Synchrotronstrahlung (Röntgenstrahlenbeugung XRD, Kleinwinkelröntgenstrahlungsstreuung SAXS) und Elektronenmikroskopie wird das Verhalten von neuen Elektrokatalysatoren in situ und unter reaktiven Bedingungen studiert. Von besonderem Interesse sind Struktur-Wirkungs-Beziehungen bimetallischer Nanopartikel oder Nanopartikelensembles, neue Kern-Schale-Katalysatorkonzepte (wie durch einen Kupfer-Mischungs- und Entmischungsprozess hergestellte kompressiv verspannte Platin-Atomlagen55) und die Beziehung zwischen Korrosion und Katalyse. Die Arbeiten der Gruppe sind Bestandteil im Exzellenz-Cluster ›Unifying Concepts in Catalysis‹, in den Projekten C1 ›Processing of solid catalysts‹ und C4 ›Design of integrated catalytic processes‹. In Vorlesungen, Praktika und Seminaren zu den Themen ›Brennstoffzellen und Wasserstofftechnologie‹ sowie ›Elektrokatalyse und Elektrochemische Energieumwandlung‹ werden Studenten der Technischen Chemie unterrichtet. Zur Technischen Chemie gehört zudem die Nachwuchsforschungsgruppe ›Catalytic Coatings‹ (Dr. Krähnert), die unter dem Projekttitel DEPOKAT (›Rationales Design Poröser Katalysatorschichten‹) im Rahmen des BMBF-Programms Nanofutur (2006 bis 2011) Wandkatalysatoren herstellte. Dabei waren eine definierte Synthese von mesoporösen Trägeroxidfilmen und Edelmetall-Nanopartikeln, deren Kombination zu Katalysatorschichten sowie die Charakterisierung der präparierten Materialien von Bedeutung. Nanokristalline Schichten Prof. Dr. Peter Strasser 55 Exzellenzcluster UniCat (2010). 130 TSB_Oberflächen.indd 130 10.02.12 14:20 verschiedener Metalloxide wurden auf mikrostrukturierten Substraten hierarchisch strukturiert präpariert, wodurch kontrolliert vernetzte Porensysteme entstanden, die die Größe der spezifischen Oberfläche sowie die Stofftransporteigenschaften bestimmen (poröse Trägermaterialien wurden mittels Rasterelektronenmikroskopie REM, Transmissionselektronenmikroskopie TEM, SAXS, Weitwinkel-Röntgenstreuung WAXS, BET-Messung und Röntgen-Photoelektronenspektroskopie XPS analysiert). Bildungsmechanismen und -kinetik während der chemischen Synthese kolloidaler Partikel (für aktive Zentren, zum Beispiel Metallatome auf der Oberfläche von Edelmetall-Nanopartikeln) wurden mit ex-situ- (Sekundärelektronenmikroskopie SEM, TEM, XRD) sowie in-situ-Methoden (UV-VISSpektroskopie; SAXS, Röntgen-Nahkanten-Absorptions-Spektroskopie XANES usw.) in Kooperation mit der BAM am Synchrotron BESSY II untersucht. Ziel ist letztendlich, Katalysatorschichten künftig unter Einstellung und Kontrolle aller relevanten Katalysatorparameter rational zu ›designen‹. Prof. Dr. Helmut Schubert Prof. Schubert vertritt das Fachgebiet Keramische Werkstoffe an der TU Berlin und forscht an Einsatzmöglichkeiten dieser Werkstoffe als bioaktive/biokompatible Werkstoffe im Zellkontakt (vergleiche Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen), in der Zellkulturtechnik (vergleiche Kapitel Oberflächentechnik im Tissue Engineering), aber auch in der Katalyse. Im Sonderforschungsbereich 546 ›Struktur, Dynamik und Reaktivität von Übergangsmetalloxid-Aggregaten‹ (1999 bis 2011), Teilprojekt B7 ›Technische V2O5/TiO2-Modellkatalysatoren: Herstellung und Untersuchung der Aktivkomponente-Träger-Wechselwirkung‹ widmete er sich Vanadiumoxid(V2O5)-Pulverpartikeln als kristalline Aktivkomponente in Katalysatoren. Der Einfluss des Trägers auf die Aktivkomponente sowie auf Aktivität und Selektivität wurden untersucht. Prof. Dr. Dieter Schmeißer Das materialwissenschaftlich orientierte Forschungsfeld am Lehrstuhl Angewandte Physik II/Sensorik um Prof. Schmeißer (BTU Cottbus) zielt auf verschiedenste Anwendungen (vergleiche Kapitel Photovoltaik, DünnschichtElektronik und Optoelektronik, Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik und Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik). Mit dem Ziel, elektronische Eigenschaften und geometrische Strukturen verschiedener Materialien, wie WO3, CuInS2, SiC, leitende und halbleitende Polymere, intermetallische Verbindungen (Fe/Al) und Legierungen aufzuklären, werden Schichten und Schichtstrukturen präpariert und spektroskopisch oder spektromikroskopisch untersucht. Dafür stehen den Forschern die elektronenspektroskopischen Techniken Röntgen-Photoelektronen- (XPS), Ultraviolett-Photoelektronen(UPS), wellenlängendispersive Röntgen- (WDX), Auger-Elektronen- (AES) und Röntgen-Nahkanten-Absorptions-Spektroskopie (NEXAFS) und die spektromikroskopische Abbildung mittels Photoelektronen (PEEM) zur Verfügung. Auch wird hochbrillante Synchrotronstrahlung am Elektronenspeicherring BESSY II 131 TSB_Oberflächen.indd 131 10.02.12 14:20 als Anregungsquelle genutzt. Zur Strukturaufklärung dienen zudem mikroskopische Untersuchungen (Rasterkraft- AFM/Rastertunnelmikroskopie STM/ optisch). Neuere Forschungsprojekte des Lehrstuhls betreffen den Schnittbereich von Dünnschichttechnik und Energietechnik, darunter das Projekt ›Präparation von technologisch relevanten Dünnschicht-Systemen unter praxisnahen Bedingungen und Analyse ihrer polykristallinen Materialeigenschaften‹, in dem Dünnschicht-Systeme auch für den Anwendungsbereich Batterien vorgesehen werden, sowie die Themen Materialforschung für Brennstoffzellen, SabatierProzesse, Katalyse und CO2-Reduktion. Beim 9. Cottbuser Leichtbauworkshop (2011) wurde unter dem Thema ›Materialien für innovative Energietechnik/Statusseminar Innostructure‹ die Beteiligung des Lehrstuhls Angewandte Physik II/ Sensorik an der Verbundforschung GeoEnergie Phase II vorgestellt. Hierzu steuert der Lehrstuhl schwerpunktmäßig materialwissenschaftliche Forschung im Bereich der Katalyse und Korrosion bei. Eine Kurzvorstellung des Verbundprojektes GeoEn II gab Prof. Schmeißer, über Katalysatoren für die CO2-Wandlung zu C2H4 referierte Dr. Klaus Müller. Partner im GeoEn-Verbund sind die Universität Potsdam (UP), die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU) und das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ (Federführung.) Der Lehrstuhl kooperiert(e) vielfach mit regionalen und überregionalen Forschungsinstituten und Industriepartnern, zum Beispiel mit HZB/BESSY, IKZ, FBH, Fh-IAP, BAM, FHI, MBI; ihp, OderSun, BASF Schwarzheide. Prof. Saalfrank, tätig am Institut für Chemie (Fachbereich Theoretische Chemie) der Universität Potsdam, forscht in der Oberflächenchemie über Einzelmolekülmanipulation, Mikrostrukturierungen von Oberflächen und an der Oberfläche stattfindende Reaktionen und Energietransfer (Heterogene Katalyse). Forschungsschwerpunkte und untersuchte oberflächenrelevante Phänomene sind ■ Photo- und Rastertunnelmikroskopie-induzierte Chemie an Oberflächen für Anwendungen wie Mikrostrukturierung von Materialien, Oberflächenphoto- und -femtosekundenchemie, Einzelmolekülmanipulation, ■ Photodesorption von Atomen und kleinen Molekülen aus Metalloberflächen, ■ Rastertunnelmikroskopie-induzierte Desorption und Reaktionen (zum Beispiel Schalten) von Atomen und Molekülen an Halbleiter- und Metalloberflächen, ■ lasergestützte Kontrolle chemischer Reaktionen, ■ Quantenchemie photo- oder Rastertunnelmikroskopie-aktiver Adsorbate, ■ adiabatische Dynamik an Oberflächen, ■ Energietransfer angeregter Adsorbate an die Oberfläche (zum Verständnis der heterogenen Katalyse beitragend). Prof. Dr. Peter Saalfrank Universitäre Forschungskompetenzen zur Energiewandlung/-speicherung sind auch bei zwei weiteren Akteuren angesiedelt: 132 TSB_Oberflächen.indd 132 10.02.12 14:20 Prof. Dr. Beate Paulus Im DFG-Schwerpunktprogramm SSP 1386 ›Nanostrukturierte Thermoelektrika: Theorie, Modellsysteme und kontrollierte Synthese‹ (2008 bis 2014) arbeitet Prof. Paulus (Physikalische und Theoretische Chemie, FU Berlin) im Teilprojekt ›Nanokompositische Thermoelektrika: Synthesemethoden und Kompaktierung‹ an der Erforschung und Entwicklung von Te-basierten Materialien (Nanocomposite, ›vertikal‹ und ›lateral‹ nanostrukturierte thermoelektrische Systeme) zur Stromerzeugung unter anderem aus Umgebungswärme. Prof. Dr. Andreas Grohmann Die AG Bioanorganische Chemie an der TU Berlin (Prof. Grohmann) ist in der Oberflächenbeschichtung von Gold/Graphit mit funktionalisierten Liganden/ Komplexen sowie allgemein in der Koordinationschemie auf Oberflächen tätig. Am Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹ ist die AG mit dem Teilprojekt B5 ›Oberflächenfixierte schaltbare Metallkomplex-Ensembles‹ beteiligt. Neben der Bildung und Untersuchung aktiver Enzymzentren und der Verwendung der Metallkomplexe für Krankheitsdiagnose/-therapie und Biomineralisation ist ein Anwendungsziel deren Einsatz zur Energiegewinnung, zur ›künstlichen‹ Photosynthese. Dr. Robert Hahn Die Gruppe Portable Power Supply (Dr. Hahn) des Fraunhofer-IZM entwickelt mikrotechnische Systeme zur Energieversorgung von portablen Produkten (Mobiltelefone, Wearables, autonome Sensoren), also Mikrobrennstoffzellen, Polymerbatterien, piezoelektrische Generatoren. Hierzu werden Dünnschichtund Packaging-Technologien angewendet, um Energiespeicher in künftige Elektronik miniaturisiert zu integrieren, wobei mit Mikrobrennstoffzellen eine Erhöhung der Energiedichte und damit der Betriebszeit um Faktor 5 bis 10 gegenüber herkömmlichen Energiespeichern erreichbar wäre: ■ Integration und Verkapselung von dünnen, flexiblen Batterien ■ Miniaturisierte Folienbrennstoffzellen ■ Miniaturisierte DC-DC-Wandler (Deposition von weichmagnetischen Materialien und Dünnschichtspulen) ■ Untersuchung von Piezofolien (5-Layer-Stapel, rund 30 µWs Energiegewinn auf etwa Chipkartenfläche pro Aktivierung) und Solarmodulen für die Energiegewinnung in Mikrosystemen Dr.-Ing. Stefan Wagner Eines von drei Projekten mit Berliner Beteiligung bei der Initiative Effizienzfabrik – Innovationsplattform ›Ressourceneffizienz in der Produktion‹ im Themenfeld ›Funktionale Oberflächen‹ ist das Verbundprojekt ›LOKEDEL – Effiziente Fertigungstechnik zur Oberflächenveredelung‹ (2009 bis 2012). Daran ist die Gruppe Portable Power Supply des Fh-IZM mit Dr. Wagner beteiligt. Entwickelt werden Massenfertigungstechnologien für Brennstoffzellen: Zur Rolle-zu-Rolle-Montage von Brennstoffzellen wird eine taugliche Rollenproduktion der Substrate sowie ganzflächiger oder lokaler Oberflächenveredelungen (Korrosionsschutzund Kontaktschichten) entwickelt. Diese LOKEDEL-Technologien können auf 133 TSB_Oberflächen.indd 133 10.02.12 14:20 die Fertigung anderer Bauteile, beispielsweise aus der Sensor-, Polymer- und Medizintechnik übertragen werden. Prof. Schlögl leitet am Fritz-Haber-Institut (FHI) die Abteilung Inorganic Chemistry mit den Forschungsgruppen Reactivity, Electronic Structure, Nanostructures, High Temperature Catalysis, Electrochemistry und Electron Microscopy. Die Forschung der Abteilung an langjährigen Fragestellungen zur Katalyse, speziell an der Aktivierung kleiner Moleküle wie Wasser, CO2 und CH4 ist im Energiekontext, speziell bei der chemischen Speicherung regenerativ erzeugter Energie, von zunehmender Bedeutung. Die Gruppe Electrochemistry konnte erfolgreich an der Abteilung etabliert werden. 2011 wurde Prof. Schlögl zum Gründungsdirektor des geplanten Max Planck Institute for Chemical Energy Conversion (CEC, Mülheim), benannt. Die Gruppen der Abteilung Inorganic Chemistry forschen an folgenden energie- und oberflächentechnologisch relevanten Themen und Methoden: ■ Untersuchung von Katalysatoroberflächen in Bezug auf elektronische Struktur und funktionelle Gruppen ■ Korrelationen von Oberflächeneigenschaften und Performance von Katalysatoren ■ mechanistisches Verständnis von chemischen und physikalischen Oberflächen-Gas-Interaktionen bei der katalytischen Alkan-Oxidation auf verschiedenen Katalysatoren (Metalle, Oxide) unter Hochtemperatur- (bis 1300 °C) und Hochdruckbedingungen (bis zu 5 MPa) ■ Entwicklung und Anwendung von Raman-Spektroskopie, Laser-Spektroskopie und Molecular Beam Mass Spectrometry (MBMS) ■ Elektrochemie für Energiewandlung und -speicherung, klassische elektrochemische Experimente mit Hilfe oberflächen- und nanotechnologischer analytischer Instrumente; Nanocarbonmaterialien für Supraleiter, LithiumIonen-Batterie-Elektroden, Wasserspaltung an Edelmetall- und Kohlenstoff-basierten Katalysatoren Prof. Dr. Robert Schlögl Prof. Freund leitet die Abteilung Chemical Physics am FHI, die mehrere Forschergruppen in der Grundlagenforschung zu katalytischen Reaktionen an oxidbasierten Schichten (Materialstrukturen, analytische Methoden und Modellsysteme) umfasst. Die Forscher behandeln Themen wie ■ Struktur-Eigenschaftsbeziehungen in der Katalyse, ■ Modellsysteme für die heterogene Katalyse, ■ Eigenschaften und Modifizierung von Oxidoberflächen und MetalloxidClustern/funktionellen Gruppen an Grenzflächen und ■ Kinetik der heterogenen Katalyse. Prof. Hajo Freund Am Sonderforschungsbereich 546 ›Struktur, Dynamik und Reaktivität von Übergangsmetalloxid-Aggregaten‹ (1999 bis 2011) ist Prof. Freund mit dem Teilprojekt C1 ›Adsorptions- und Reaktionsstudien an Vanadium- und Molybdän-gedop134 TSB_Oberflächen.indd 134 10.02.12 14:20 ten dünnen TiO2-Filmen‹ beteiligt gewesen. Untersucht wurde die chemische Aktivität von Molybdän- und Vanadium-gedopten dünnen TiO2-Filmen. Diese stellen Modelle für Trägerkatalysatoren (für die oxidative Dehydrierung von Methanol und Propan) mit starker Wechselwirkung zwischen Substrat (TiO2) und aktiver Komponente (VxOy, MoxOy) dar. Das Wachstum von organischen Dünnschichten auf Metalloberflächen wird per elektronenmikroskopischer Abbildung, mit dem SMART-Instrument, einem an einer Hochfluss-Strahlführung von BESSY installierten Spektromikroskop, verfolgt (vergleiche Kapitel Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik). Auf diese Weise lassen sich Einflüsse von Oberflächendefekten oder atomaren Stufen auf zu bedampfenden Oberflächen auf das Wachstumsverhalten und den Einbau großer Moleküle studieren. Zusammen mit den Berliner Universitäten (FU, HU und TU) und entsprechend assoziierten Professoren betreibt das FHI die International Max Planck Research School (IMPRS) ›Complex Surfaces in Material Science‹, in der physikalische und chemische Grundlagen von Oberflächenphänomenen (insbesondere Heterogene Katalyse, Korrosion, Miniaturisierung in der Elektronik und Biokompatibilität) an den wissenschaftlichen Nachwuchs vermittelt bzw. mit und durch diesen erforscht werden. Prof. Dr. Sebastian Fiechter Das Institut für Solare Brennstoffe und Energiespeichermaterialien am HZB (Prof. Fiechter) beschäftigt sich mit der Entwicklung und Charakterisierung neuer (photo)-elektrochemischer Materialien und Materialkombinationen für den effizienten Elektronentransfer an Festkörper- (Elektrode-) ElektrolytGrenzflächen. Im Vordergrund der Forschungsaktivitäten stehen Katalysatoren für die lichtgestützte Wasserspaltung (solare Wasserstofferzeugung). Zu diesem Zweck soll Wasserstoff in einem monolithischen Materialsystem erzeugt werden, bei dem halbleitender Absorber und Katalysator ineinander integriert sind. Dadurch sind die Wandlung von Licht in elektrische Energie über photonische Anregung des Halbleiters und die katalytischen Vorgänge an der Elektrolyt-Elektroden-Grenzfäche zur Wandlung in speicherbare chemische Energie (Wasserstoff als regenerativer Primärenergieträger) direkt gekoppelt. Die Bewertung der Materialien erfordert entsprechende Charakterisierungsmethoden und interdisziplinäre Zusammenarbeit der Bereiche Photophysik, Oberflächen-, Grenzflächen- und Materialchemie, Photoelektrochemie, beispielsweise um mittels Nanostrukturierung der katalytischen Materialien höhere Effizienzen zu erlangen und eine möglichst hohe Katalysator-Stabilität gegenüber dem Elektrolyten zu erhalten. Auch Anwendbarkeitskriterien, unter anderem Umweltverträglichkeit, Ressourcenverfügbarkeit und Kosten finden Beachtung. Als Ersatz für Platin, das als Katalysator für die elektrochemische Reduktion von Sauerstoff an Kathoden in Polymer-Elektrolyt-Membran-Brennstoffzellen/ PEM fungiert, wurden am HZB zwei alternative Materialsysteme für die technische Anwendung qualifiziert: pyrolysierte Übergangsmetall-Chelat-Verbin135 TSB_Oberflächen.indd 135 10.02.12 14:20 dungen (insbesondere Kobalt-Tetramethoxyphenylporphyrin CoTMPP und FeTMPPCl) sowie Chalkogen-modifizierte Ruthenium-Nanopartikel. Die (weiteren) Dünnschichtmaterialsysteme sind: ■ Absorber – Chalokopyrite (Cu(In,Ga)S2, Cu(In,Ga)S2) – Schichtgitterverbindungen (WS2, MoS2, WSe2, MoSe2) – Sonstige (RuS2, FeS2 und andere Sulfide und Selenide) ■ Schutzschichten – Si3N4, C3N4 ■ Kontaktschichten – Rückkontakte (Mo, Ta, W, TiN usw.), Frontkontakte (ZnO:Al, ITO, SnO2, TiO2:Nb) Die Dünnschicht- und Materialpräparation erfolgt per Sputtern (reaktives Magnetronsputtern), Aufdampfen, chemische Gasphasenabscheidung (CVD), Katalysator- und Schichtsynthese in Durchflussöfen (Klappöfen mit eingelegten Quarzrohren), in Temperöfen mit Temperatursteuerung (bis 1300 °C), Mehrzonenöfen und im Autoklaven (500 °C, 100bar). Die Materialcharakterisierung oder das Grenzflächen-Engineering erfolgt mittels FTIR-Spektroskopie, UV-VIS-Spektroskopie, Röntgenpulverdiffraktometer (XRD), Partikelgrößenmessungen, BET-Adsorptionsmessungen, Rastersonden-Mikroskopie (AFM, STM), kombiniertem Elektrochemie/UHV-Oberflächen-Analysesystem und Brewster-Winkel-Spektroskopie. In der Lehre ist Prof. Fiechter mit der Vorlesung ›Solare Brennstoffe und Energiespeicher: Materialien, Messmethoden und Konzepte‹ an der TU Berlin aktiv. Die Arbeitsgruppe Mikroverkapselung um Dr. Hahn am Fraunhofer-IAP hat neben klarem Anwendungsbezug in den Bereichen Oberflächen in der NanoBiotechnologie, Umwelttechnik und Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation (vergleiche die gleichnamigen Kapitel) auch Kapazitäten bei katalytischen und Energiespeicheranwendungen. Die Mikroverkapselung als polymere Umhüllung wie auch immer gearteter Kernmaterialien ist Thema und Arbeitsinhalt der Fachgruppe (Kenntnisse zu Chemie, Technologie, Verarbeitung und Applikation von Polymeren). Die Veränderung der Oberfläche von Partikeln/Inhaltsstoffen durch Mikrokapseln, ein Wandmaterial oder Matrixpartikel präpariert sie für den Einsatz in verschiedenen Anwendungsgebieten, wo sie sonst nicht bleiben (sich auflösen, zu schnell verbrauchen) würden, vor allem ■ bei Reaktivharzsystemen (Reaktivkomponenten, Katalysatoren, Initiatoren) und ■ in der Bauindustrie (Wärmespeicher – mikroverkapselte Phasenwechselmaterialien). Dr. Mathias Hahn 136 TSB_Oberflächen.indd 136 10.02.12 14:20 Die Latentwärmespeicherung mittels ›Phasenwechselmaterialien‹ in Mikrokapselform, inkorporiert in Baustoffe (Putz) oder sogar flexible Materialien, überführt Wärmespeicherung und Speicherkapazität aufgrund miniaturisierter Systeme zunehmend an die Oberfläche: Das hohe Oberfläche-Volumen-Verhältnis sorgt für einen hohen und durch die zahlreichen Speicherkapseln raschen Wärmeaustausch (auch mit strömenden Medien).56 Durch die Verkapselung geschieht der Phasenwechsel fest-flüssig oder flüssig-fest in abgeschlossenen Einheiten; anhand der Anzahl an Kapseln und der Einstellbarkeit der Phasenwechseltemperatur lässt sich die Wärmespeicherkapazität steuern und auch ›großflächig nutzbar‹ machen. Mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat das IAP 2009 die Technologieplattform Mikroverkapselung ins Leben gerufen. Sie verfolgt das Ziel, das Potenzial der Technologie zu nutzen, in verschiedenen Industriesektoren profitabel zur Anwendung zu kommen, oder Unternehmen diese Chancen und Möglichkeiten rechtzeitig nutzen zu lassen. Seit 2011 in der zweiten Phase befindlich, bündelt, sammelt und bewertet die Plattform Informationen zur Mikroverkapselung und gibt sie per Newsletter und Foren (2008 bis 2010) bzw. Konferenzen (zum Beispiel im Oktober 2011 in Berlin) an die teilnehmenden Firmenmitglieder weiter. Dr. Xinchen Wang Am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung existiert seit 2008 das MPI-FZU International Joint Laboratory, geleitet von Dr. Wang, zum Thema Artificial Photosynthesis. Über diese Einrichtung sollen internationale Forschungskooperationen zum Thema künstliche Photosynthese aufgebaut werden. Ziel sind geeignete effiziente, stabile, kostengünstige Katalysatoren für die Energiegewinnung aus Umgebungslicht, allerdings nicht auf Basis anorganischer Halbleitermaterialien, sondern über polymere und organischanorganische Hybridmaterialien mit Nanostrukturierung: ■ nanostrukturierte Photokatalysatoren, ■ neue Photoanodenmaterialien, ■ photokatalytische Wasserspaltung usw. Die organischen oder Hybridmaterialien sind potenzielle Energiewandler für die künstliche Photosynthese mit Anwendungsmöglichkeiten wie Energieumwandlung, Umweltreinigung (Luftreinhaltung) und Synthese von organischen Verbindungen. Außerdem existiert in der Abteilung Kolloidchemie des MPI die Arbeitsgruppe Sustainable Materials for Energy Storage, Catalysis and Separation Science (Dr. Titirici) mit vielen assoziierten Forschern und Projekten zu Oberund Grenzflächenphänomenen in Energietechnik und chemischer Verfahrenstechnik. 56 Vgl. Wittwer, Volker et al. (2009). 137 TSB_Oberflächen.indd 137 10.02.12 14:20 Wirtschaft Im Gasturbinenwerk Berlin der Siemens AG werden Gasturbinen und entsprechende Kraftwerksanlagen entwickelt, produziert und Serviceleistungen erbracht. Neue Technologien und Lösungen betreffen hauptsächlich Verbesserungen der Performance von Kraftwerksanlagen wie verlängerte Lebensdauer, Emissionsreduktion, Leistungs- und Zuverlässigkeitssteigerungen. Modernisierungsprogramme, mit denen vorhandene Anlagen modifiziert oder aufgerüstet werden, umfassen verschiedene oberflächen- bzw. beschichtungsrelevante Maßnahmen: ■ verbesserte Verdichterbeschichtung, ■ Erhöhung der Feuerungstemperatur, ■ Massenstromerhöhung des Verdichters, ■ Heizgasvorwärmung, Wet Compression, ■ Brennstoffumstellung (Flexibilität bei eingesetzten Brennstoffen). Siemens AG Gasturbinenwerk Berlin Am Thema Werkstoffe für den Hochtemperaturschutz wird im Siemens Gasturbinenwerk intensiv geforscht (zum Beispiel Hitzeschilder aus Keramik, mit denen das Innere von Brennkammern ausgekleidet wird). Sämtliche Oberflächenphänomene wie Erosion an den Verdichterschaufeln, Korrosion und Barrierewirkungen/Dichtungen sind im F&E-Bereich relevant. Weitere Kompetenzen und Anwendungsbereiche, zum Beispiel bei Siemens Corporate Technology finden sich in Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik. Der Siemens Energy-Bereich Turbine Airfoil Coating and Repair TACR (zur Siemens Beteiligungsgesellschaft Inland gehörend) beschäftigt sich mit der Beschichtung und Reparatur von Gasturbinenschaufeln. Dabei werden neue Schaufeln mit metallischen und keramischen Schutzschichten versehen, durch den Betrieb beanspruchte Schaufeln repariert, das heißt im Säurebad entschichtet und neu beschichtet. Die Beschichtung von Gasturbinenschaufeln stellt den Hochtemperaturschutz sicher; je höher die mögliche Verbrennungstemperatur, desto größer der Wirkungsgrad einer Gasturbine. Bei TACR bestehen Kapazitäten von mehreren tausend Schaufeln pro Jahr, die mit den jeweiligen Verfahren oberflächenvorbehandelt bzw. beschichtet werden können: ■ HF-Wasserstofffluoridreinigung ■ Strahlanlagen zur Oberflächenaktivierung ■ äußere Maskierung vor der Innenbeschichtung ■ Innenaluminierung per CVD (NiAl-Oxid-Deckschicht) ■ MCrAlY-Korrosionsschutzschicht, gleichzeitig Haftvermittler, per VakuumPlasma-Spray VPS (sowohl Low Pressure Plasma Spray LPPS als auch Low Vacuum Plasma Spray LVPS) ■ Wärmebehandlung Siemens Energy/Turbine Airfoil Coating and Repair (TACR) 138 TSB_Oberflächen.indd 138 10.02.12 14:20 Turbinenschaufel in Behandlung (Siemens AG, München/Berlin, Siemens-Pressebild) ■ Thermal Barrier Coating TBC per Electron-Beam Physical Vapor Deposition EB-PVD (auslaufende Technologie) bzw. per atmosphärischem Plasmaspritzen (APS-Coating) mit ZrO bzw. per Hochgeschwindigkeitsflammspritzen (High Velocity Oxygen Fuel HVOF) eine durch die kinetische Energie gut haftende Schicht TACR war ursprünglich 1996 als Spin-off des Siemens-Gasturbinenwerks entstanden, der Einsatz der EB-PVD-Technik stellte 1998 einen Meilenstein dar. Ab 2000 operierte TACR als Joint Venture von Siemens und der US-amerikanischen Chromalloy Gas Turbine Corporation und führte beispielsweise 2004 das Hochgeschwindigkeitsflammspritzen (HVOF) ein. nanopartica GmbH Die nanopartica GmbH produziert und vertreibt Nanokapseln, die aus hochverzweigten (mit funktionellen Gruppen versehenen) Polymeren bestehen, somit in verschiedenen Mitteln löslich sind und unterschiedlichste Moleküle, Metallionen, Metallnanopartikel usw. einschließen können. Je nach Anwendung wird eine chemische Verbindung eingekapselt, die eine spezifische Funktion erfüllt. Im Bereich der metallischen Nanopartikel (auch Legierungsnanopartikel) lassen sich insbesondere Gold, Rhutenium, Palladium und Platin für katalytische Applikationen (Inkorporation von Nanokapseln in entsprechend 139 TSB_Oberflächen.indd 139 10.02.12 14:20 funktionale Oberflächen/Schichten) nutzen – Rhutenium beispielsweise, um die katalytische Aktivität in Brennstoffzellmembranen zu erhöhen. Nebenbei ist der Verbrauch an Katalysatormaterial bereits bei der Applikation reduziert, das Auslaugen durch die Verkapselung erschwert. Weitere Anwendungsmöglichkeiten von nanoverkapselten Metallpartikeln und anderen chemischen Verbindungen sind in den Kapiteln Oberflächen in der Nano-Biotechnologie sowie Umwelttechnik beschrieben. Netzwerke Energy Harvesting Net ist ein vom Projektträger VDI | VDE | IT betreutes und von BKS Consult GmbH Berlin gemanagtes Netzwerkprojekt mit rund 20 Partnern, die sich der Stromerzeugung direkt aus Wärmedifferenzen mittels thermischer Transmitter und einer integrierten Kunststoff-Beschichtung widmen. Aus der Region sind außerdem die Firmen codis GmbH (Fußbodenbeschichtungssysteme und dekorative Oberflächen) und DEVAD Development Advanced GmbH sowie das Ingenieurbüro Ulf Briesenick beteiligt. Die fertigungsintegrierte Beschichtung von Kunststoffteilen direkt in der Werkzeugform als umweltfreundliches und lösemittelfreies Verfahren wurde bereits im Vorgängerprojekt INMOULDnano.net (bis 2009) untersucht. Mit einer Innovation der PANADUR GmbH, Halberstadt (in eine Matrix eingebettete Carbon-Nanotubes und Nanopartikel) galt es, synthetische, funktionale, intelligente Oberflächen mit Hilfe der 16 interdisziplinären Partner zu entwickeln und zu vermarkten. Im Netzwerk Energy Harvesting Net entwickeln die Partner seit 2011 Technologie, Verfahren, Anlagen und Geräte zur Energiegewinnung aus der Umgebung. Das sogenannte Niedrigtemperatur-Thermo-Harvesting ist eine Technologie zur direkten Umwandlung von Wärmeenergie in elektrische Energie. Mit Hilfe eines thermischen Akkumulators – eine Kunststoffoberfläche mit extrem hohen Absorptionsvermögen für Wärmeenergie (Infrarot) – wird thermische Energie aufgenommen und zum eigentlichen Transmitter geführt. Die Kunststoffschicht (Polymermatrix) ist mit halbleitenden Partikeln dotiert und dient zum einen der Thermokopplung (IR-absorbierende n-/p-leitende Pigmente und/oder nanoskalige Boride und/oder nanoskalige kristalline Werkstoffe, zum Beispiel modifizierte Titandioxid-Nanopartikel), zum anderen der thermischen Leitung (Carbon-Nanotubes CNT bzw. Carbon-Nanofasern mit Wärmeleitfähigkeit von 6.000 W/(m•K) mit speziellem Dispergierverfahren in der Polymermatrix stabilisiert). Der thermische Transmitter besteht aus einer thermischen Barriere (geringe Wärmeleitfähigkeit), um die thermische Energie zwangsweise durch die eingebetteten Thermogeneratoren zu führen, die sie in elektrische Energie umwandeln. Energy Harvesting Net c/o BKS Consult GmbH 140 TSB_Oberflächen.indd 140 10.02.12 14:20 ForschungsVerbund Erneuerbare Energien FVEE Im ForschungsVerbund Erneuerbare Energien FVEE (mit Sitz in Berlin) kooperieren deutsche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bei Forschung und Entwicklung zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Neben dem Hauptgebiet photovoltaische Energiegewinnung (vergleiche Kapitel Photovoltaik) ist das Helmholtz-Zentrum Berlin an dem kaum weniger gewichtigen Thema ›Brennstoffzellen und Wasserstoffspeicher‹ im Verbund aktiv. Unifying Concepts in Catalysis (unicat), Exzellenz-Cluster Am Exzellenz-Cluster ›Unifying Concepts in Catalysis‹ (UniCat, 2008 bis 2013) sind Forscher aus vier Universitäten in Berlin und Potsdam (FU, HU, TU, UP), aus dem Fritz-Haber-Institut, der Max-Planck-Gesellschaft (FHI) und dem Max-PlanckInstitut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPI-KG) beteiligt. Sprecher des Clusters ist Prof. Drieß (TU Berlin). Die Organisation des Forschungsclusters unterscheidet inzwischen in chemische (Bereich D) und biologische Katalyse (Bereich E) sowie in die daraus resultierenden Co-Projekte ›Aktivierung von Methan‹, ›Aktivierung von Kohlenstoffoxiden‹, ›Aktivierung von H/O-Systemen‹ und ›Biokatalyse in zellulären Systemen‹. Ziel ist es, die verschiedenen Konzepte in der Katalyse (homogene, heterogene und biologische) zu vereinen; das Spektrum reicht dabei von einfachen Gasphasenreaktionen bis zu Prozessen in komplexen biologischen Systemen, und von der Grundlagen- bis zur angewandten Forschung. Von oberflächentechnologischem Interesse sind vorrangig die heterogene Katalyse und Katalysatormaterialien in Schichtform oder als Partikel, die in Oberflächen/Randzonen inkorporiert werden. Fazit 57 Aschenbrenner, Norbert (2003), S. 26. 58 Institut für Print- und Medientechnik, TU Chemnitz (2011). 59 BMBF (2010). 60 Rohweder, M. (2010), S. 7. Die Region Berlin-Brandenburg ist in der Grundlagenforschung zur heterogenen Katalyse stark aufgestellt (Exzellenz-Cluster). Materialien und insbesondere funktionale Oberflächen für die Energiewandlung und -speicherung sind allgemein von großem Forschungsinteresse und zugleich ein noch junges (wiedererstarktes) und hochinnovierendes Technologiefeld. Schwerpunkte der Forschungs- und Entwicklungsstrategie anderer Standorte zu Katalyse, Energiespeicher- und Brennstoffzellentechnik sind ■ Hochsurchsatzsuche nach Katalysatoren mit Hilfe kombinatorischer Chemie, Universität Saarbrücken57, ■ Verbundprojekt ›Druckbare Dünnschichtbatterien mit neuen Materialsystemen – BatMat‹ (Chemnitz/Jena/Bochum/Stuttgart/und andere, 2011 bis 2014)58, ■ Neugründung des Helmholtz-Instituts für Elektrochemische Energiespeicherung (HIU) in Ulm 201159, ■ Zentrum für Elektrochemie (CES) und Kompetenzverbund Nord (KVN): Ausgewiesene Elektrochemiestandorte gibt es 4 in NRW, je 2 in Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg und je 1 in Saarland, Bayern und Sachsen)60, 141 TSB_Oberflächen.indd 141 10.02.12 14:20 ■ Hochtemperatur-Brennstoffzellen (SOFC)-Industriecluster von europäischer Bedeutung in Dresden61, ■ Nutzung von Kohlenstoffnanoröhren (CNT) für Wärmeübertragung an Flächen (zum Beispiel CNT-Heizbeschichtung Carbo e-Therm62) an diversen Standorten. Die Förderung der Oberflächen- und Schichttechnologien auf der Ebene der gesamten Energietechnik erscheint für Berlin-Brandenburg als sinnvoll. Speziell in der Elektrochemie/Batterieforschung herrscht ein Forschungsdefizit, und auch die wirtschaftliche Seite zu Brennstoffzellentechnik und Energiespeichern (als Anwender von Dünnschicht- und Membrantechnologien) ist in der Region unterrepräsentiert. Es gilt, das Beschichtungs-Know-how (Dünnschichttechnik) und entsprechende Kompetenzen im Anlagenbau für energetische Anwendungen (zum Beispiel synergetisch mit der Photovoltaik) besser zu nutzen und die Entwicklungen aus dem Katalyse-Cluster und zu Nanopartikeln (Ressourceneffizienz limitierter Werkstoffe, Nanopartikel in Beschichtungssystemen) als Grundlage für künftige Energietechnologien hervorzuheben, um sie verstärkt einer Verwertung auf Anwendungsseite zuzuführen. Erkennbare Ansätze bei der Energieversorgung für portable Anwendungen sollten in der Region genutzt werden, um die Informations- und Kommunikationstechnik darin zu bestärken. Nicht nur die Elektromobilität ist eng mit neuen Energiespeichertechnologien verknüpft; möglicherweise gelingt auch die Energieversorgung in weiteren Lebensbereichen durch Synergien zwischen Mikro- und Makro-Systemen zu erreichen (bottom up-Strategie). 5.3.4 Umwelttechnik Abgrenzung Oberflächentechnologien sind in der Bau- und Umweltbranche dort in Anwendung zu sehen, wo es darum geht, den Reinigungsaufwand von Oberflächen gering zu halten, den Strömungswiderstand (zum Beispiel in Rohrleitungssystemen) und damit kinetische Energieverluste eines strömenden Mediums zu minimieren, eine barrierefreie Wärmeübertragung zu gewährleisten, Bauteiloberflächen vor Verwitterung und Korrosion oder auch Flammen bzw. Feuer zu schützen. Die entsprechenden makro- und mikroskopischen Funktionalisierungen äußern sich in den folgenden ›Oberflächenprodukten‹: ■ Easy-to-clean- und selbstreinigende Oberflächen ■ Biozide Oberflächen (Anti-Fouling, Schädlingsbekämpfung), Biokorrosionsschutz ■ Witterungsschutzschichten, Flammschutzbeschichtungen ■ Korrosionsschutz für Stahlbetonbau und andere bautechnische Elemente 61 Jaeckel, Ralf (2011). 62 Peters, Sascha (2011). 142 TSB_Oberflächen.indd 142 10.02.12 14:20 Wissenschaft Prof. Dr. Rainer Haag Prof. Haag, Inhaber der Professur Organische Chemie am Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin, forscht auf dem Gebiet organische und makromolekulare Chemie, speziell an dentritischen Polymeren, die der Herstellung funktionaler Molekülarchitekturen, unter anderem auf Oberflächen, dienen. Aufbauend auf den Ergebnissen zu protein-resistenten selbstorganisierenden Polyclycerol-Layern auf Goldsubstrat (vergleiche Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik) werden diese auf ihre Zell- und Organismen-Abstoßung (Adsorptionsgrad) untersucht – zum einen für mögliche biomedizinische Beschichtungen (Verhinderung von Biofilmbildung und daraus resultierender Infektionen (vergleiche Kapitel Biokompatible und bioaktive Oberflächen), zum anderen für verschiedene Antifouling-Anwendungen, die den Befall mit Organismen (zum Beispiel von Schiffsrümpfen durch Muscheln) verhindern, wie es nicht einmal ausgesprochene Antihaft-Werkstoffe wie PTFE (›Teflon‹) vermögen. Weitere Anwendungsgebiete der Forschung an dentritischen Polymeren sind im Kapitel Oberflächen in der Nano-Biotechnologie beschrieben. Prof. Dr. Peter Strauch Prof. Strauch, tätig in der Anorganischen Materialchemie der Universität Potsdam, erforscht und synthetisiert mikro- und nanostrukturierte Hartmaterialien auf Siliziumbasis in Hochtemperaturreaktionen. Ein von 2003 bis 2005 bearbeitetes Projekt hatte neuartige Silan/SilanolSysteme zur Verkieselung von Holzoberflächen zum Gegenstand. Durch Hydrolyse zum Beispiel von Ethoxysilanen wurden Sole von SiO2 erzeugt, die teilweise mit weiteren Zuschlägen auf Holz appliziert werden und chemische Bindungen mit den OH-Gruppen der Cellulose knüpfen. Neben der Hydrophobierung der Holzoberfläche durch die Oberflächenverkieselung sollen auch strukturelle Unterschiede innerhalb des Holzes ausgeglichen werden. Als Gestaltungsmittel und zum Schutz von Holz in der Möbelindustrie eingesetzt, ersetzt das Verfahren klassische Lacksysteme, ist deutlich haltbarer und ressourcenschonender. Untersucht wurde durch die Forscher auch, ob die Synthese solcher oberflächenreicher Hartmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen (NaWaRo) gelingt, das heißt es wurden siliziumreiche Einlagerungen in pflanzlichen Materialien gesucht und charakterisiert. So gelang im Projekt ›Synthese von β-SiC aus Pflanzenmaterial‹ (2002 bis 2004) mit nur einem Syntheseschritt unter Schutzgasatmosphäre die Umsetzung des Siliziumanteils ausgewählter mitteleuropäischer Pflanzen zu Siliziumcarbid, inkl. nasschemischer, granulometrischer, spurenanalytischer, röntgenographischer, licht- und rasterelektronenmikroskopischer sowie IR-spektroskopischer Charakterisierung des Pflanzenmaterials und des SiC. Ein weiteres Forschungsprojekt (2001 bis 2003) zielte auf Photoinitiatoren, um Lacksysteme auf der Basis wässriger Bindemittel (Ersatz für Lösungsmittel) 143 TSB_Oberflächen.indd 143 10.02.12 14:20 herzustellen, die dann mittels photoinduzierter Polymerisation (UV-Härtung) abbinden. Prof. Reichert, Dozent im Studiengang Life Science Engineering und Leiter des Laborkomplexes ›Engineering‹, vertritt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) Expertise und Forschung zu Raumlufttechnik (Klima- und Feinstaubmesstechnik, Mitgliedschaft im Kompetenzfeld Welterbe, Prävention und Umweltanalyse), Abwasserreinigung, Membrantechnik sowie (bio)chemische Verfahrenstechnik. Von oberflächentechnologischem Interesse sind hin und wieder auch Projekte mit Bezug zu Kontaminationen: Von 2000 bis 2002 leitete Prof. Reichert ein Projekt zur ›Entwicklung eines Biogut-Müllbeutels zur sauberen und hygienischen Handhabung in Haushalten‹. Umfangreiche Materialuntersuchungen waren hierbei bezüglich der gestellten Anforderungen Aufnahme von Flüssigkeiten und Geruchsstoffen (geeignete Sorbentien), natürliche bzw. nachwachsende Materialien (Kompostierbarkeit) und antimikrobielle Wirkung durchgeführt worden. Zu einem geeigneten Papier- bzw. Kunststoffsubstrat wurde eine kompostierbare Beschichtung gesucht und in diesem Zusammenhang die antimikrobielle Wirkung von natürlichen Pflanzenölen getestet. Partner im Projekt waren unter anderem der INTUS e.V. und die Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft.63 Prof. Frank Reichert Im Lehr- und Forschungsgebiet Hochleistungswerkstoffe an der Technischen Hochschule Wildau verfolgt Dr. Herzog unter anderem das Thema Beschichtungswerkstoffe, speziell für den Einsatz im Bootsbau (vergleiche Kapitel Marine Technik). Im Mittelpunkt von F&E-Projekten standen hochglänzende, kratzfeste Gelcoats für Bootskörper (Abnutzungsresistenz und allgemeiner Schutz vor Umwelteinflüssen) und biozide, nicht auslaugungsfähige Unterwasseranstrichstoffe. Die langfristige biozide Wirkung der Anstrichstoffe basiert auf nanoteilchengekoppelten biologisch wirksamen Verbindungen (biozid-wirksame Gruppen oder Verbindungen unmittelbar oder mittelbar nach der Herstellung von sogenannten Dispersionspolyolen (PHD) mittels chemisch aktiver nanoskaliger Partikel an diese gekoppelt), die somit nicht aus der Beschichtung ausgelaugt werden können. Dr. Michael Herzog Die BAM-Fachgruppe Biologie im Umwelt- und Materialschutz von Prof. Gorbushina untersucht Biozide und Biozidprodukte (zum Beispiel Holzschutzmittel) auf ihre Wirksamkeit und Stabilität, analysiert Materialbeständigkeiten gegenüber Organismen (bzw. biogene Materialschäden) in Feldstudien, gerafften Prüfverfahren und Langzeituntersuchungen. Außerdem werden die Besiedlung von Materialoberflächen (Biofilmbildung) sowie deren mikrobiologische Seite erforscht. Prof. Dr. Anna Gorbushina 63 FHTW (2004), S. 43–44. 144 TSB_Oberflächen.indd 144 10.02.12 14:20 Dr.-Ing. Jürgen Mietz In der Fachgruppe Korrosion und Korrosionsschutz (Dr. Mietz) der BAM-Abteilung Materialschutz und Oberflächentechnik widmet man sich vor allem den Korrosionserscheinungen im Stahlbetonbau. Kompetenzen sind auf dem Gebiet elektrochemischer Schutzverfahren (kathodischer Schutz, Chloridentzug) vorhanden. Im gleichnamigen Projekt wurde dazu ein ›Kombiniertes Schutzsystem für chloridbelastete Betonflächen aus Spritzverzinkung mit abdichtender Beschichtung‹ (2004) für die Instandsetzung korrosionsgeschädigter Stahlbetonbauteile entwickelt. Mit der Spritzverzinkung der Betonoberfläche wird bis einige Jahre nach Instandsetzung ein kathodischer Korrosionsschutz des Bewehrungsstahls bewirkt, bis der Beton infolge des Oberflächenschutzsystems soweit ausgetrocknet ist, dass auch ohne kathodischen Schutz kaum Korrosion der Bewehrung stattfindet.64 Dr. Mathias Hahn Die Arbeitsgruppe Mikroverkapselung um Dr. Hahn am Fraunhofer-IAP sei hier neben anderen Anwendungen (vergleiche Kapitel Oberflächen in der NanoBiotechnologie, Energiewandlung und -speicherung und Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation) auch mit ihrem Anwendungsbezug zu umweltrelevanten Aufgabengebieten beschrieben. Die Mikroverkapselung als polymere Umhüllung von gewissen Kernmaterialien ist Thema und Arbeitsinhalt der Fachgruppe (Kenntnisse zu Chemie, Technologie, Verarbeitung und Applikation von Polymeren) und kommt einer Werkstoffentwicklung für ›smart systems‹ gleich. Die Veränderung der Oberfläche von Partikeln/Wirkstoffen durch Mikrokapseln, ein Wandmaterial oder Matrixpartikel präpariert sie für den Einsatz ■ bei Düngung und Pflanzenschutz, indem wasserlösliche Düngestoffe, Insektizide oder Herbizide durch die Verkapselung Regengüssen standhalten und kontinuierlich über die ganze Saison wirken können, ■ bei der Schädlingsbekämpfung (kontinuierliche Abgabe von Schädlingsbekämpfungsmitteln), ■ als Farbe und Lack mit verkapselten Antifoulingstoffen zum Schutz vor Biofilmbildung. Mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat das IAP 2009 die Technologieplattform Mikroverkapselung ins Leben gerufen. Sie verfolgt das Ziel, das Potenzial der Technologie zu nutzen, in verschiedenen Industriesektoren profitabel zur Anwendung zu kommen oder Unternehmen diese Chancen und Möglichkeiten rechtzeitig nutzen zu lassen. Seit 2011 in der zweiten Phase befindlich, bündelt, sammelt und bewertet die Plattform Informationen zur Mikroverkapselung und gibt sie per Newsletter und in Foren (2008 bis 2010) bzw. Konferenzen (zum Beispiel im Oktober 2011 in Berlin) an die teilnehmenden Firmenmitglieder weiter. 64 Eich, Gerd et al. (2004). 145 TSB_Oberflächen.indd 145 10.02.12 14:20 Wirtschaft Das Unternehmen aeroix bewegt sich mit seiner Arbeit im Grenzbereich zwischen angewandter Luftfahrttechnik (vergleiche Kapitel Luft- und Raumfahrttechnik), Maschinenbau und Architektur/Bauwesen. Ein Standbein des Unternehmens sind innovative technische Textilien: Die sogenannten AerofabríxMaterialien bieten unter anderem im Bereich Membranbau gute Eigenschaften für effiziente Wärmeisolation und Schalldämmung (Dämmstoff aerofabríx [iso] auf Membranbasis). Für die Wärmedämmung werden auf zwei Membranen Filamentfasern aufgeflockt und dadurch ein Luftspalt erzeugt. Die Fasern sind Abstandshalter und hemmen zugleich die Konvektion. Dieser Membranwerkstoff hat ein sehr geringes spezifisches Gewicht, ist reversibel komprimierbar, einfach zu konfektionieren sowie transluzent ausrüstbar. Weitere Anwendungen im Bereich mobiler und stationärer Membranbauten sind in Vorbereitung. aeroix GmbH Die Firstwood GmbH ist Produzent von sogenanntem Thermoholz. Dieses Produkt wird aus heimischem Rohholz hergestellt (Alternative zu tropischen und sibirischen Hölzern). Durch die Behandlung mit dem Stellac®-Verfahren kann es als dauerhaft haltbares Holz im Außenbereich verwendet werden. In einem mehrtägigen Fünf-Stufen-Prozess wird das Holz ›wärmebehandelt‹ (unter Zuführung von Wasserdampf bei Temperaturen bis zu 230 °C) und damit gezielt die innere Holzstruktur verändert. Neben der Dauerhaft-Haltbarmachung (Lebensdauer von 25 Jahren) ohne chemische Zusätze und der resultierenden einfachen Recyclierbarkeit des Werkstoffs werden spezifische Oberflächeneigenschaften umgesetzt wie ■ Witterungsbeständigkeit, ■ Schädlingsresistenz, da die Wasseraufnahmefähigkeit des Holzes deutlich vermindert wird (Resistenzklasse 1 nach DIN 350-2), ■ keine Oberflächenverunreinigungen oder -beschädigungen (auch evtl. beschichteter Holzoberflächen) durch im Nachhinein austretende Harze, da diese mit der Behandlung beseitigt werden (geringer Wartungs- und Pflegeaufwand), ■ gleichmäßig silbrige Patina der Holzoberfläche, falls keine weitere Oberflächenbehandlung geschieht, ■ langfristig bewahrte, durchgängig dunkle Farberscheinung der Holzoberfläche, falls diese mit Holzöl oder ähnlichen Stoffen behandelt wird. Firstwood GmbH Die HEMA Beschichtungstechnik ist ein 1986 gegründeter Berliner Ingenieurund Fachbetrieb für Dachbeschichtungen, insbesondere mit Sanierungsaufträgen. Im Unternehmen sorgen farben- und lackerfahrene Ingenieure und Facharbeiter für die Verarbeitung von Dachbeschichtungen aus dem hauseigenen Produktsortiment (Rezepturen), das durch Forschungsarbeiten auf dem neuesten Stand der Technik gehalten wird; übliche Handelsprodukte werden nicht für die Sanierungsmaßnahmen eingesetzt. Die Dachbeschichtungsprodukte HEMA Beschichtungstechnik 146 TSB_Oberflächen.indd 146 10.02.12 14:20 werden je nach Kundenvorgaben und Erfahrungen angewendet, erprobt und weiterentwickelt. Die Sanierungsmaßnahmen bestehen meist aus Reinigung und Beschichtung der Dachfläche, um die durch Witterungseinflüsse (Eis, Schnee, Hagel, Sonneneinstrahlung) oder Bewuchs (Pilze, Algen, Flechten und Moose) beeinträchtigte werkseitige Schutzbeschichtung des Eindeckungsmaterials zu erneuern. HEMA bietet Hochglanzbeschichtungen für verschiedene Eindeckungsmaterialien (Betondachstein, Asbestzement, Platten-Eindeckungen, Tonziegel, Metalldächer), Flüssigkunststoffbeschichtung zur Flachdachabdichtung sowie Fassaden- und Holzbeschichtungen an. Largentec Vertriebs GmbH Innovation Medizintechnik, Hygiene- und Wassertechnik GmbH Die Largentec Vertriebs GmbH ist Hersteller eines bioaktiven Kontaktkatalysators zur Entkeimung wässriger Systeme. Behandelt werden damit sehr mobile krankheitserregende Keime, die sich in Form von Biofilmen (besiedelnde und schwärmende Mikroorganismen) auf die Funktion von Maschinen und Anlagen auswirken. Zum Beispiel betrifft dies Wärmeübertrager oder Rohrquerschnitte, die verengt und quasi wärmeisoliert werden oder deren Material zerstört wird (Auflösung, Einfressen, Biokorrosion). Solche Biofilme in wässrigen Systemen widerstehen hohen Temperaturen, allen pH-Werten, Druck, Nährstoffmangel, UV-Licht, Radioaktivität und teilweise Bioziden (Resistenzen ausbildend) und Schwermetall-Ionen. Einzig hoher Strömungsgeschwindigkeiten können sie sich nicht erwehren. Ausgehend von mehreren Strategien zur Abstoßung mikrobieller Zellen (hydrophile, selbstauflösende und ultrahydrophobe, allerdings nicht in Wasser anwendbare Oberflächen bzw. Schichten) und zur Abtötung dieser Organismen (Freisetzungssysteme, photokatalytische Reaktionen, Spacersysteme mit Biozid, multifunktionelle sterile oder selbststerilisierende kontaktkatalytische Oberflächen) hat Largentec mit AgXX eine solche kontaktkatalytische umgesetzt.65 Der Kontaktkatalysator schädigt Keime bei Berührung der Oberfläche durch ein mikroelektrisches Feld, wobei sich das Oberflächenmaterial (der Katalysator) kaum verbraucht; nur wenige Silberionen werden freigesetzt. Das Produkt zur Entkeimung wässriger Systeme besteht aus einem Netz, das elektrochemisch versilbert wird und dann eine Strukturierung mit Ruthenium-Clustern (in einem Rolle-zu-Rolle-Prozess) aufgebracht bekommt, die mit einem Vitaminderivat reagieren. Die Wirkung des Kontaktkatalysators ist wegen der Ungiftigkeit auch für Implantate im menschlichen Körper und als Ersatz bisher zytotoxischer Elektronik-Materialien interessant.66 65 Vergleich von Strategien zur Abstoßung und Abtötung von Mikroorganismen in: Landau, Uwe et al. (2009), S. 15. 66 Aus Vortrag: Landau, Uwe (2011). 147 TSB_Oberflächen.indd 147 10.02.12 14:20 Die nanopartica GmbH produziert und vertreibt Nanokapseln, die aus hochverzweigten (mit funktionellen Gruppen versehenen) Polymeren bestehen, somit in verschiedenen Mitteln löslich sind und unterschiedlichste Moleküle, Metallionen, Metallnanopartikel usw. einschließen können. Je nach Anwendung wird die Verkapselung zerstört oder die eingekapselte chemische Verbindung nach und nach ausgelaugt um eine spezifische Funktion zu erfüllen. Im Bereich der metallischen Nanopartikel lässt sich insbesondere Silber für antibakterielle und fungizide Applikationen (Inkorporation von Nanokapseln in entsprechend funktionale Oberflächen/Schichten) nutzen. Weitere Anwendungsmöglichkeiten von nanoverkapselten Metallpartikeln, auch Legierungsnanopartikeln und anderen chemischen Verbindungen, sind in den Kapiteln Oberflächen in der Nano-Biotechnologie und Energiewandlung und -speicherung beschrieben. nanopartica GmbH SICC Coatings ist ein Berliner Hersteller und Entwickler von Farben (Anstrichstoffen für Gebäude im Innen- wie im Außenbereich), die über den dekorativen Aspekt hinaus zu Wohlbefinden und Gesundheit des Menschen beitragen sollen. Dieser Anspruch äußert sich in der Produktlinie ›Climate active paint‹, die Ziele wie ■ Moos- und Algenbeseitigung an Fassaden, ■ Schimmelpilzsanierung, ■ Beseitigung von Feuchtigkeitsproblemen, ■ Hygieneanforderungen von Allergikern, ■ Verbesserung des Raumklimas, ■ Energieeinsparung im Neu- und Altbau und ■ Risssanierung verfolgt. SICC GmbH Netzwerke Der gemeinnützige Verein BIOKON (Forschungsgemeinschaft Bionik-Kompetenz-Netz e.V.) ist die Organisationseinheit von mehr als 70 Universitäten, Forschungsinstituten, Unternehmen und Einzelpersönlichkeiten in Deutschland und Europa. BIOKON bündelt Aktivitäten und Expertenwissen (als Informations-, Aus- und Weiterbildungsplattform) von Arbeitsgruppen, die auf dem Gebiet der Bionik arbeiten. Ziel ist auch, dass biologische Problemlösungen und Optimierungsstrategien zielgerichtet in die Entwicklung neuartiger Produkte und Technologien fließen. Berliner Mitglieder im Verein sind ■ TU Berlin, Fachgebiet Bionik (Institut für Prozess- und Verfahrenstechnik), Prof. Rechenberg, ■ EvoLogics GmbH, ■ INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH. Forschungsgemeinschaft BionikKompetenz-Netz e.V. BIOKON 148 TSB_Oberflächen.indd 148 10.02.12 14:20 Neben vielen bionischen Einzelthemen sind ›Oberflächen und Grenzflächen – Strukturen und Funktionen‹ offenbar ein Dauerbrenner in der Bionikforschung; die Kompetenzen dieses Fachgebiets sind allerdings eher in anderen Regionen Deutschlands vorhanden. BIOKON-Mitglieder sind etwa Universität Bonn – Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen, ITV Denkendorf – Deutsches Institut für Textil- und Verfahrenstechnik, TU Dresden – Institut für Botanik, Hochschule Bremen – Bionik-Innovations-Centrum B-I-C. Die verschlagworteten Kompetenzfelder zu Oberflächenbionik zeigen die genutzten und möglichen Forschungsrichtungen (vor allem in der Schnittmenge Oberflächen und Umwelttechnik), in denen biologische Vorbilder gesucht und gefunden werden: ■ Antiadhäsive Oberflächen ■ Antifouling/ Biofouling ■ Biologische Tribologie ■ Funktionalisierte Oberflächen/ Oberflächenfunktionalisierung ■ Oberflächen-Benetzungsphänomene ■ Oberflächenfiltration ■ Oberflächeninteraktion zwischen biotischen und abiotischen Verschmutzungen ■ Oberflächenrauigkeit ■ Oberflächentopographie von biologischen und technischen Oberflächen ■ Quantitative 3D-REM-Oberflächenanalyse ■ Quantitative Oberflächencharakterisierung ■ Selbstreinigende Oberflächen ■ Super- und ultraphobe Oberflächen usw. Fazit 67 Leydecker, Sylvia et al. (2008); Klooster, Thorsten et al. (2009). Für Oberflächen- und Beschichtungstechnologien ist Bauen und Umwelt ein vielfältiges und gewinnbringendes Einsatzfeld. Dies gilt insbesondere unter dem Energieeffizienzaspekt und in Kombination mit dem Fokus Nanomaterialien. In teils populärwissenschaftlicher Form finden sich dazu einschlägige Veröffentlichungen67, die die Kompetenz Deutschlands im Technologiefeld herausstellen. Forschung und Entwicklung zu bau- und umwelttechnisch eingesetzten intelligenten Oberflächen finden in der Region kaum schwerpunktmäßig statt. Es gibt jedoch einige wichtige Einzelbeispiele und Akteure. Das Potenzial von Oberflächenmodifizierungen wird insbesondere bei Antifouling-Anwendungen ansatzweise genutzt. Dabei sollte allerdings die dauerhafte physikalische Wirkung dieser Techniken gegenüber sonstigen chemischen (toxischen, auslaugenden) Methoden mit begrenzter Wirkung und möglicher (Multi-)Resistenzenausbildung herausgestellt werden. 149 TSB_Oberflächen.indd 149 10.02.12 14:20 Das große Betätigungsfeld bionische Oberflächen wird in der Region BerlinBrandenburg kaum bearbeitet oder zu Rate gezogen. Es könnte jedoch der systematischen Suche nach Analogien für Anwendungen, speziell (Selbst-) Reinigung/Hygienisierung, Hydrophobie/Hydrophilie, Luft- und Wasserreinhaltung, Abstoßung/Antifouling, Selbstheilung, Wärmeisolierung, Strömungsoptimierung usw. dienen. In der Forschungsgemeinschaft BIOKON mit Sitz in Berlin sind zwar Bionik-Forscher aus der Region beteiligt und vernetzt, sie haben aber ihr Hauptbetätigungsfeld eher bei Strukturmaterialien in der Bewegungsbionik, Konstruktionsbionik, Verfahrensbionik und nicht bei dem ›Dauerbrennerthema‹ Oberflächen. Nur wenige ältere F&E-Ergebnisse aus der Region wie strömungsoptimierende Riblet-Strukturen (Kapitel Luft- und Raumfahrttechnik) oder die Sandskinkhaut (Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation) fallen auf. Andere Standorte greifen die Thematik systematischer auf (überwiegend im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme ›BIONA – Bionische Innovationen für nachhaltige Produkte und Technologien‹): ■ ›Antiadhäsive Oberflächen‹ (Kempen/Dresden): Hierarchische Strukturierung, natürliche Oberflächen mit praktisch nie nur einer Strukturierungsebene, sondern zwischen 10 nm und etwa 100 µm in vielfachen Kombinationen genutzter Längenskala68 ■ ›Bio-inspiriertes Antifouling‹ (Bremen)69 ■ ›AptaSens‹, Aptamer modifizierte bakterielle Oberflächenstrukturen für die Entwicklung neuer Sensoren: Wasserreinhaltung/Detektion von Reststoffen70 ■ ›Lotus-Effect® auf Kunststoff-Formteilen‹, serientechnische Umsetzung von Lotus-Effect®-Oberflächen, Kunststoffinstitut Lüdenscheid/Degussa AG71 Die Bedeutung der Nanotechnologie im Umweltsektor wurde 2010 vom BMBF im Branchendialog ›NanoCleantech‹ zur Messe IFAT Entsorga hervorgehoben: Mit Innovationen aus der Material- und Nanotechnologieforschung könnten demnach industrielle Prozesse umweltfreundlicher gestaltet, Schadstoffe in der Umwelt besser und schneller erkannt sowie wirksamer entfernt werden. Dies beträfe unter anderem katalytische Verfahren zur Schadstoff- und Abfallvermeidung, Filtrations- und Membrantechnik zur Schadstoffabtrennung sowie Nanosensoren und Schnelltestverfahren zur Identifikation und Überwachung von Umweltkontaminationen. Auch hier sind bionische Konzepte erwünscht, zum Beispiel die Nachahmung von Selbstreinigungsprozessen in der Natur, um den Einsatz umweltschädlicher Reinigungs- und Beschichtungsstoffe zu minimieren.72 68 Wagner, Peter, S. 2. 69 Kesel, Antonia B. (o. J.). 70 Pollmann, Katrin (o. J.). 71 Kunststoff-Institut Lüdenscheid (o. J.). 72 Vgl. Nanowerk News (2010); bzw. VDI Technologiezentrum GmbH (2010). 150 TSB_Oberflächen.indd 150 10.02.12 14:20 5.4 Optik/Mikrosystemtechnik, Informations- und Kommunikationstechnologien Das breiteste Anwendungspotenzial von Oberflächenfunktionalisierungen gibt es zweifellos bei Optik und Mikrosystemtechnik. Hauptzweck ist die Bereitstellung von optischen und elektrischen Funktionen in Form dünner Schichten (›Dünnschichttechnik‹), um einerseits diffizile und miniaturisierte Komponenten herzustellen und andererseits Eigenschaften von Substratmaterialien zu steuern. Anhand der Oberflächenwechselwirkung lassen sich in der Optik zunächst die klassischen, meist großflächigen optischen Beschichtungen (Kapitel Optische Vergütung und Chromogene Dünnschichten) von der Lichtemission bzw. dem Senden und Empfangen von Licht mit entsprechenden Dünnschichtbauelementen – als Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Information verstanden (Kapitel Lichtemission/Photonik) – unterscheiden. Die Mikrosystemtechnik und die auf deren Bauelementen aufbauende Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) kennt ebenfalls Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Information, allerdings auf Basis elektrischer oder magnetischer Parameter. Dabei sind die Grenzen zu optischen Eigenschaften oftmals fließend oder optische und elektronische Eigenschaften ohnehin gemeinsam gefordert. In der Mikrosystemtechnik ist die Dünnschichttechnik augenfällig: Funktionen werden durch geringste Mengen an Material, also dünne Schichten, erfüllt, die wiederum selbst – ebenso die verwendeten Substrate – Oberflächenmodifikationen erfahren, um im Sinne der Aufbau- und Verbindungstechnik hochgradig diffizile Strukturen zu generieren. Diese Miniaturisierung hat in der Vergangenheit die Verbreitung der Mikrosystemtechnik stetig vorangetrieben (Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik). Getrennt von dieser wird die Dünnschicht-Sensorik aufgrund der herauszustellenden sensorischen Oberflächen- und Schichtwechselwirkungen betrachtet (Kapitel Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik), ebenso das Thema Funktionstextilien, das sich durch die Besonderheit eines flexiblen Substratwerkstoffs auszeichnet. 5.4.1 Optische Vergütung Abgrenzung Die optische Vergütung ist eine seit den 1930er Jahren bekannte Methode zur Veränderung von Materialoberflächen, vor allem von Glas, Kunststoff, Metall und Keramik. Sie ist dazu geeignet, eine verbesserte Reflexion oder verbesserte Transmission von Licht bestimmter Wellenlänge oder eines Wellenlängenbereichs (von UV bis IR) einzustellen bzw. Reflexions-, Transmissionsund Absorptionsgrad präzise zu definieren. Die Funktion der in Form dünner 151 TSB_Oberflächen.indd 151 10.02.12 14:20 Schichten aufgebrachten, optisch aktiven Materialien beruht auf Interferenzeffekten (destruktive Interferenz, Entspiegelung) bzw. auf der Reflexion metallischer Werkstoffe (Spiegel), wichtig für Anwendungsbereiche wie Architekturglas, Displays, aber auch für Solarglas. Wissenschaft An der Humboldt-Universität zu Berlin im Fachgebiet Anorganische Chemie forscht Prof. Kemnitz in der Fluor-Chemie – zum einen an nanoskaligen Metallfluoriden für die Katalyse (Kapitel Energiewandlung und -speicherung), zum anderen an Nanometallfluoriden für optische Zwecke und deren Herstellung in Form von Beschichtungen. Die Metallfluoride (zum Beispiel MgF2, AlF3 und Na3AlF6) vereinen einen, verglichen mit den sonst verwendeten Oxiden niedrigen Brechungsindex mit hoher Transparenz, das heißt nahezu vollständiger Entspiegelung. Dies befähigt sie zum Einsatz als kratzfeste Antireflexschicht73 auf Brillen, Linsen, technischen Gläsern und Solarzellen. Auf Basis der Fluorierung mittels eines Sol-Gel-Prozesses lassen sich Nanometallfluoridschichten leicht auf sämtlichen benetzbaren Materialien herstellen, indem einfache Verfahren wie Tauchbeschichtung, Rakelstreichverfahren und Schleuderbeschichtung verwendet werden und die Trocknung bei niedrigen Temperaturen erfolgt. Ein innerhalb des 6. EU-Forschungsrahmenprogramms gefördertes Projekt (Schwerpunktthema ›Nano-Technologies and Nano-Sciences, Knowledgebased Multifunctional Materials and New Production Processes and Devices‹), das von Prof. Kemnitz geleitet wurde, ist ›Functionalised Metal Fluorides‹ (Akronym FUNFLUOS). Darin unternahmen zwischen 2004 und 2007 sechs Partner aus vier Ländern den Versuch, den Forschungsrückstand bei anorganischen fluoridischen Systemen gegenüber oxidischen aufzuholen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die außergewöhnlichen Eigenschaften von Sol-Gel-Fluoriden gelegt: So haben Sol-Gel-Aluminiumfluorid oder -Magnesiumfluorid eine rund zehnfach größere spezifische Oberfläche als die auf ›klassischem‹ Wege hergestellten Fluoride, weshalb sie HS-Materialien (High Surface) genannt werden. Ziel war, das resultierende Potenzial einer Nutzung in verschiedenen Anwendungen zugänglich zu machen. Weitergehende Applikationsforschung zu Sol-Gel-Metallfluoriden und die Vermarktung entsprechender Produkte bei Materialherstellern, Beschichtern und Produktherstellern (zum Beispiel in der Medizintechnik) liegen in der Hand der ausgegründeten Firma Nanofluor GmbH.74 Prof. Dr. Erhard Kemnitz 73 Vgl. Kemnitz, Erhard (2009). 74 Vgl. Trechow, Peter (2011a). 152 TSB_Oberflächen.indd 152 10.02.12 14:20 Wirtschaft Berliner Glas KGaA Herbert Kubatz GmbH & Co. Die Berliner Glas Gruppe ist ein europaweit führendes Unternehmen für präzise optische Komponenten, Baugruppen und Systeme sowie veredelte technische Gläser. Im Geschäftsbereich Technische Gläser, speziell in den Marktsegmenten Displayglas (TV & Public/Mobile und Monitor) und Glass Processing (Surface Technology/Glass for Devices), sind vier Standorte tätig. Die angebotenen Veredlungsleistungen sind Ätzen (für Glanz- und Reflektionsminderung), Beschichten, Bedrucken, Chemisch Härten/Vorspannen, Laminieren. Konfektionierung bzw. Assemblierung schließen sich an. Im Bereich Optische Komponenten bietet Berliner Glas folgende Beschichtungsprodukte (dünne Schichten/optische Beschichtung und Mikrostrukturierung) für den Spektralbereich von 190 nm bis 6.000 nm Lichtwellenlänge an: ■ Antireflexschichten ■ Breitband, V-Beschichtungen, W-Beschichtungen ■ Filter, Kantenfilter, Bandpassfilter, Verlauffilter (Neutral density filter) ■ Holografische Gitter ■ ITO-Schichten (Indiumzinnoxid) ■ Spiegel, metallische Spiegel, dielektrische Spiegel, Laserspiegel mit hoher Zerstörschwelle ■ Strahlteiler (verkittet/unverkittet, polarisierend/unpolarisierend) ■ Strukturierte Schichten ■ Funktions-, Verschleißschutzschichten (zum Beispiel Härtung durch Titannitrit, Leitfähigkeit/chemische Beständigkeit durch Gold) Dazu werden Beschichtungsverfahren wie Kalt- und Heißbeschichtung, plasmaunterstützte Kaltbeschichtung auf temperaturkritischen Materialien (plasmagestützte reaktive Elektronenstrahlverdampfung), Sputterverfahren und die Sol-Gel-Tauchbeschichtung angewendet. Unter Reinraumbedingungen werden reproduzierbar Schichten hergestellt, die auch durch hohe Packungsdichte, Temperatur- und Feuchtigkeitsstabilität, hohe Haftfestigkeit und Härte gekennzeichnet sind. Der Geschäftsbereich Medizinische Anwendungen hat 2011 in Berlin eine neue Beschichtungsanlage mit optischem Breitbandmonitoring in Betrieb genommen, womit der Herstellungsprozess sehr komplexer optischer Schichtsysteme auf Komponenten wie sphärischen Linsen, Asphären, Planoptiken und Zylinderlinsen überwacht wird. Zur Qualitätskontrolle werden bei Berliner Glas Schicht- und Oberflächeneigenschaften bestimmt, wie ■ Formabweichung (taktil/optisch, Interferometer), ■ Transmission/Reflexion (Spektrophotometer, Diodenarray), ■ Oberflächengüte (automatische Messmikroskope), ■ Mikro-Rauigkeit (Weißlicht-Interferometer, Rasterkraftmikroskopie AFM). Berliner Glas ist unter anderem Mitglied bei OpTecBB und in der Europäischen Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. (EFDS). 153 TSB_Oberflächen.indd 153 10.02.12 14:20 Die Frank Optic Products GmbH ist ein Berliner Unternehmen, das optische, faseroptische, optomechanische und optoelektronische Komponenten, Bauelemente und Systeme bis hin zu Geräten fertigt, wie sie aus Medizin, Laserindustrie, Licht- und Beleuchtungstechnik, Sensorik, Biotechnologie, Automobilund Luftfahrtindustrie, Signal- und Kommunikationstechnik, Optoelektronik sowie Forschung und Entwicklung nachgefragt werden. Optische Komponenten und Bauelemente wie Plan- und Planparallelfenster, Keile, Prismen, Reflektoren, Linsen und Filter aus Glas, Quarz, Saphir, Borosilikatglas, Floatglas, Farbgläsern und PMMA werden als Muster oder bis hin zur Großserie gefertigt, wobei speziell sehr hohe Oberflächengüten und andere oberflächenverändernde Maßnahmen implementiert werden. Dazu zählen ■ funktionale Planoptiken (aus Quarzglas, Saphir und optischem Glas), ■ präzise, saubere Oberflächen, hohe Ebenheiten, exakte Geometrien, ■ Laseroptik (Laserstäbe, Laserrohre, Lasercavities), ■ Antireflex- (AR-)Beschichtungen im Spektralbereich von Ultraviolett bis Infrarot, ■ optisch dünne Schichten für Präzisions- und Laseroptik, Faseroptik, Medizin und Industrie, ■ dielektrische Interferenzbeschichtungen, Metallschichten, Spezialschichten, ■ optische und technische Keramikglasuren. Frank Optic Products GmbH Frank Optics ist Mitglied im regionalen Verbund für optische Technologien OpTecBB und im Deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien Spectaris. Netzwerke Der Verein Optec-Berlin-Brandenburg (OpTecBB) e.V. ist im Jahr 2000 auf Initiative von Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen in Berlin und Brandenburg gegründet worden, um sich gemeinsam zu präsentieren. OpTecBB e.V. ist mit acht weiteren regionalen Kompetenznetzen ›Optische Technologien‹ im OpecNet Deutschland e.V. zusammengeschlossen. Vereinszweck ist die Förderung von wissenschaftlicher und industrieller Forschung, Entwicklung und Ausbildung im Bereich aller Technologien zur Erzeugung, Verstärkung, Formung, Übertragung, Messung und Nutzbarmachung von Licht. Schwerpunkte setzt OpTecBB mit den zehn Kompetenzbereichen Aus- und Weiterbildung/UV- und Röntgentechnologien/Biomedizinische Optik/Innovative Augenoptik/Lasertechnik/Lichttechnik/Multisensorik, Visualisierung und Signalverarbeitung/Optische Prozessmesstechnik/Photonik für Kommunikation und Sensorik und Terahertz-Technologie. Diese Bereiche enthalten querschnittartig Oberflächen- und Dünnschichttechnologien unterschiedlichster Art, die bei der Initiierung von interdisziplinären Kooperationen OpTec BB e.V. 154 TSB_Oberflächen.indd 154 10.02.12 14:20 Übersicht 10: Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Bereich optische Technologien in Berlin-Brandenburg Unternehmen Forschungseinrichtungen - AEMtec GmbH - Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH - Berliner Glas KGaA Herbert Kubatz GmbH & Co. - Bruker Nano GmbH - Crystal GmbH - eagleyard Photonics GmbH - LEONI Fiber Optics GmbH - HOLOEYE Photonics AG - IfG Institute for Scientific Instruments GmbH - JENOPTIK Polymer Systems GmbH - Laser Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH - LayTec AG - Lumics GmbH - SENTECH Instruments GmbH - sglux SolGel Technologies GmbH - u2t Photonics AG - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) - Fachhochschule Brandenburg, Fachbereich Technik - Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) - Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite - Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) - Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik Außenstelle Mikroproduktionstechnik - Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM), Optical Interconnections Technologies - Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (HHI) - Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (HZB) - Humboldt-Universität zu Berlin, Fachbereich Physik - Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS – e.V. - Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ) - Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) - OUT e.V. - Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik (PDI) - Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), Temperatur und Synchrotronstrahlung - Technische Hochschule Wildau - Technische Universität Berlin, Institut für Optik und Atomare Physik - Universität Potsdam, Institut für Physik, Lehrstuhl Photonik - Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) und Technologietransfer durch den Verein nicht explizit, aber selbstredend in Betracht kommen. Insgesamt sind 98 Organisationen, davon 63 Firmen und 31 wissenschaftliche Einrichtungen Mitglied im Verein. Ausgewählte Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die in den Kapiteln Optik/Mikrosystemtechnik, Informations- und Kommunikationstechnologien, Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik näher betrachtet werden, sind in Übersicht 10 aufgelistet. Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Der Deutsche Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) mit Sitz in Berlin vertritt deutschlandweit mittelständische Hightech-Unternehmen und gliedert sich in die vier Fachverbände Consumer Optics, Photonik + Präzisionstechnik, Analysen-, Bio- und Labortechnik sowie Medizintechnik. Einige Berliner und Brandenburger Unternehmen und Forschungseinrichtungen sind Mitglied im Verband (hier Berliner Glas und Frank Optic Products), der primär Branchen- und Auslandsmarketing, Marktforschung, aber auch Technologie- und Forschungsförderungsberatung betreibt. 155 TSB_Oberflächen.indd 155 10.02.12 14:20 Der Fachverband Photonik + Präzisionstechnik vertritt die Hersteller von optischen Komponenten, organisiert branchenspezifische und branchenübergreifende Arbeitskreise sowie Kongresse für seine Mitglieder und hält Informationen zum Weltmarkt sowie eine Datenbank für optische Komponenten (OptoIndex) vor. Fazit Auch eine etablierte Technologie wie die optische Vergütung erfährt heutzutage neue Ansätze durch nanotechnologische Erkenntnisse, im Speziellen sogar durch ein alternatives, aber wenig erforschtes Materialsystem (Fluoride). In Berlin forschen und entwickeln nur wenige Akteure in der optischen Vergütung, in der Anwendung stellt diese aber ein Massenprodukt dar. Auf nationaler und europäischer Ebene ergibt sich ein ähnliches Bild. Forscher und Entwickler sind in diesem Feld eher international ausgerichtet und organisiert. In der Region sollte das Thema von einer Förderung der Dünnschichttechnik im gesamten Sektor optische Technologien profitieren können. 5.4.2 Chromogene Dünnschichten Abgrenzung Als chromogen (smart) werden Materialien bezeichnet, die ihre Farbe bzw. optischen Eigenschaften (insbesondere den Transmissionsgrad) reversibel oder irreversibel auf einen bestimmten Stimulus hin verändern. Dieser kann ein ■ Lichtimpuls: Photochromie (Licht als Schaltimpuls), ■ thermischer Impuls: Thermochromie, Thermotropie (Transmissionsänderung), ■ elektrischer Impuls: Elektrochromie, Ionochromie, ■ mechanischer Impuls: Piezochromie, Tribochromie oder ein ■ chemischer Impuls: Chemochromie (Gaschromie, Halochromie, Solvatochromie, Hygro-/Hydrochromie)75 sein. Für großflächige optische Schichten werden die ersten drei Gruppen angewandt, die letzten beiden haben an anderer Stelle Bedeutung (vor allem als Sensor, Kapitel Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik). Eine reversible Veränderung des Absorptions- und Reflexionsverhaltens für elektromagnetische Strahlung, im Besonderen für sichtbares Licht und im nahen Infrarot, durch Aufnahme/Abgabe elektrischer Ladungen (Elektrochromie) findet man bei einigen Übergangsmetalloxiden, organischen Polymeren und anorganischen Komplexverbindungen. Sie werden in Form dünner Schichten zwischen Glassubstraten (Sandwichstruktur) zur manuellen Regulie- 75 Vgl. Ritter, Axel (2006), S. 72 ff. 156 TSB_Oberflächen.indd 156 10.02.12 14:20 rung des Lichteinfalls, etwa als Sonnenschutzverglasung eingesetzt, bis hin zu selbstregulierenden Systemen (Photochromie für abtönende Brillengläser). Wissenschaft Dr. Arno Seeboth Das Fraunhofer-IAP unterhält neben dem Standort in Potsdam-Golm eine Außenstelle in Berlin-Adlershof mit dem Forschungsschwerpunkt Chromogene Polymere. Die gleichnamige Forschergruppe um Dr. Seeboth beschäftigt sich mit anwendungsorientierten Technologien zu reversibel und irreversibel in Farbe und/oder Transparenz schaltbaren Polymeren. Die zugehörigen Prinzipien – Thermochromie, Photochromie, Kombination derer miteinander, Piezochromie, Elektrochromie und Ionochromie – unterscheiden sich im die Schaltung auslösenden Reiz und lösen einen Farbwechsel aus, während Thermotropie die Änderung der Transparenz auf einen Temperaturreiz beschreibt. In Form von thermoplastischen Kunststoffen, Folien, Duromeren, Elastomeren, Additiven, Lacken, Hydrogelen und Gießharzen kommen diese speziellen Polymere auf entsprechendem Substratwerkstoff oder im Werkstoffverbund zum Einsatz ■ als Sonnenschutzblende/Sonnenschutzverglasung zur Lichtregulierung von Gebäudeglasflächen, ■ als Temperaturindikatoren/Farbfilter, ■ als optische Sensoren und ■ in anderen Anwendungen der Solartechnik, im Maschinenbau/Fahrzeugtechnik und in der Informationstechnik. Die selbstregulierende Sonnenschutzverglasung SOLARDIM®-ECO wurde gemeinsam mit der Firma Tilse Formglas GmbH entwickelt, die das Produkt auch vertreibt. Wirtschaft Gesimat GmbH, Gesellschaft für intelligente Materialien und Technologien Die Gesimat GmbH ist ein 1998 gegründetes Unternehmen, das in über zehn Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit ein elektrochromes Verfahren für Gebäudeverglasungen zur Marktreife gebracht hat. In einer im Aufbau befindlichen Pilotlinie können ab 2012 rund 15.000 m2 elektrochromes Glas (›intelligente Fenster‹) pro Jahr hergestellt werden. Die Entwickler möchten der Elektrochromie aufgrund ihres großen Anwendungspotenzials zum Durchbruch verhelfen, insbesondere bei der Gebäude- und Verkehrsmittelverglasung. Das intelligente Glas ist eigentlich ein Scheibenverbund aus zwei mittels einer ionenleitfähigen Folie laminierten Glasscheiben. Beide Einzelscheiben sind mit einer transparenten leitfähigen Zinndioxidschicht und jeweils einer elektrochromen Schicht versehen. Über die transparenten Leitschichten wird 157 TSB_Oberflächen.indd 157 10.02.12 14:20 der zum Schalten notwendige Strom in das elektrochrome System eingekoppelt. Auf die Leitschicht folgen die elektrochromen Schichten Wolframoxid (Scheibe 1) und Preußischblau (Scheibe 2) – ein 1706 in Berlin erfundener, resistenter und UV-blockender Farbstoff, der bei Stromzufuhr einen Farbwechsel vollzieht. Zur elektrochemischen Beschichtung mit Preußischblau in verlangter Größe und Güte dient Gesimat eine eigens konstruierte Glasbeschichtungsanlage. Mit der Laminierung beider Gläser ist das elektrochrome Verbundglas analog zu herkömmlichem Sicherheitsglas mit entsprechenden Sicherheitsund Schallschutzeigenschaften fertiggestellt. Es lässt sich im Verdunkelungsgrad stufenlos und damit automatisch in Licht- und Wärmedurchlässigkeit (Transmission im sichtbaren und infraroten Spektralbereich) steuern. Die aktive Schaltbarkeit bringt ein Energieeinsparpotenzial von bis zu 40 Prozent mit sich. Installation, Reinigung, Wartung sowie Windanfälligkeit außen- oder innenliegender Beschattungen fallen weg, außerdem ist trotz Abdunkelung der Blick nach draußen ungehindert möglich. Die Tilse Formglas GmbH war in mehreren Projekten mit dem Fraunhofer-IAP an der Entwicklung von elektrochromen und später thermotropen Gläsern beteiligt (vergleiche Fraunhofer-IAP in diesem Kapitel) und vertreibt entsprechende Verglasungsprodukte unter den Markennamen SOLARDIM® und SOLARDIM® ECO. Das elektrisch schaltbare Glas wechselt beim Anlegen einer Spannung vom opaken in den transparenten Zustand. Haupteinsatzzweck sind Räume, in denen zeitweilig ein Blickschutz gewährt werden soll (zum Beispiel Besprechungsräume). SOLARDIM® ECO schaltet dagegen selbsttätig und ohne Energiezufuhr von außen bei Überschreiten einer gewissen Umgebungstemperatur von klar nach opak und bei Unterschreiten automatisch zurück. Dieser Dimmeffekt geschieht in einer Harzschicht in der Mitte der Sandwichstruktur. Darin sind polymere Mikrokapseln verteilt, die das Licht ab 40 °C durch eine Strukturveränderung streuen. Aufgabe von Tilse war es, die Partikel homogen in der Funktionsschicht zu verteilen und in Glas einzubringen. Durch die Eintrübung des Glases werden 30 bis 50 Prozent der einfallenden Wärmestrahlung reflektiert, die Lichtdurchlässigkeit ist dabei nur geringfügig reduziert. Dieser Mechanismus eignet sich gut für passiven Sonnenschutz und bringt Einsparungen gegenüber einer aktiven Klimatisierung von Innenräumen mit sich.76 Die Tilse Formglas bietet ihre Dienste als Glasbiegerei und Glasveredeler für die Bereiche Hoch- und Fassadenbau, Innenausbau (Atrien, Erker, Wintergärten), Sicherheitsverglasungen sowie für den Schiff- und Yachtbau an. Tilse Formglas GmbH Netzwerke Der OpTecBB-Verein für Akteure in den optischen Technologien ist bereits im Kapitel Optische Vergütung vorgestellt. OpTec BB e.V. 76 Vgl. Trechow, Peter (2011b). 158 TSB_Oberflächen.indd 158 10.02.12 14:20 Fazit Der Bereich chromogene Materialien zur Oberflächenfunktionalisierung ist ein kleines, aber aufstrebendes Technologiefeld. In der Region sind nur wenige Forschungseinrichtungen und KMU bzw. Firmenneugründungen bekannt. Auch deutschlandweit wird das junge Forschungsgebiet durch wenige Forscher (hauptsächlich an Fraunhofer-Instituten) bearbeitet. Vielfach werden Anwendungen konzeptionell (im Bereich Architektur/ Bauwesen/Design/Kunst) vorgedacht, aber noch nicht massentauglich umgesetzt (Mangel an Langzeitstabilität, hohe Herstellungskosten). Die F&E-Ergebnisse in Berlin-Brandenburg sind vielversprechend und von überregionaler Bedeutung. Insbesondere in der Kooperation mit der Kreativbranche (Kapitel Kreativbranche/Begleitforschung/sonstige F&E) bestehen Möglichkeiten, Anwendungsszenarien zu Basistechnologien zu entwickeln sowie umgekehrt aus Anforderungen visionärer Wohn-, Lebens- und Gesellschaftsvorstellungen Forschungs- und Entwicklungsbedarf abzuleiten. 5.4.3 Lichtemission/Photonik Abgrenzung Photonik steht im engeren Sinne für Optoelektronik, im weiteren Sinn auch für nicht klassische optische Technologien. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind mikro- und nano-strukturierte Komponenten/Bauelemente, also Lichtquellen (LED, OLED, Laserdioden), Lichtwellenleiter (Schichtwellenleiter/Planar- und Streifenwellenleiter, Photonische Kristalle als ›optische Halbleiter‹) und photonische Speicher (All Optical Flip-Flop, AOFF: photonische Informationsspeicherung ohne Umwandlung in elektrische Signale) bzw. photonische Schaltkreise. Auch Lichtsensoren (zum Beispiel Photodioden, UV- und Röntgenbauelemente) unter anderem für die Bildverarbeitung sowie optische Sicherheitsmerkmale (holografisch) oder diffraktiv-mikrooptische Bauteile gehören in diesen Kontext. Bezüglich der Materialbasis wird an organischen Stoffen mit Eignung für die Lichtemission (sogenannte Green Photonics) geforscht. Wissenschaft Prof. Dr. Petra Tegeder Die Arbeitsgruppe Molekulare Prozesse an Oberflächen (Prof. Tegeder, Institut für Experimentalphysik) an der Freien Universität Berlin verfolgt mit ihrer Forschung das Ziel, induzierte Elementarprozesse an Ober- und Grenzflächen (Konformitätsänderungen, Ladungsträgerdynamik, Energetik an Grenzflächen) zu verstehen und Oberflächenfunktionalitäten gezielt zu ändern (molekulare Schaltprozesse). 159 TSB_Oberflächen.indd 159 10.02.12 14:20 Schwerpunkte sind ■ optisch oder thermisch angeregte reversible Konformationsänderungen in adsorbierten molekularen Schaltern, ■ Einfluss elektronischer Zustände, der Ladungsträgerdynamik und Energetik an Grenzflächen auf die Effizienz von opto-elektronischen Bauelementen mit organischen Materialien (wie organische Leuchtdioden OLED und organische Solarzellen), ■ Wechselwirkungen organischer Moleküle mit Substratoberflächen (Filmwachstum für elektronische Bauelemente möglichst geordnet, defektfrei und mit definierten Grenzflächen). Zur Untersuchung der Prozesse setzt die Gruppe zeit- und winkelaufgelöste Zwei-Photonen-Photoemission (2PPE), hochaufgelöste Elektronen-Energieverlust-Spektroskopie (HREELS), Rumpfniveau-Spektroskopie sowie nichtlinear optische Methoden der Summenfrequenzerzeugung (SFG) und Frequenzverdoppelung (SHG) ein. Die Forschungsarbeit zu molekularen Prozessen an Oberflächen ist eingebettet in den Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹, Projekt B1 ›Molekulare Schaltprozesse an Oberflächen: Optisch induzierter Ladungstransfer und molekulare Orientierung‹, sowie in das zentrale Projekt ›Photoelektronenspektroskopie zur chemischen Analyse molekularer Schalter an Oberflächen‹. Im Sonderforschungsbereich arbeiten die vier Universitäten FU, HU, TU und Universität Potsdam sowie drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen (Fritz-Haber-Institut, Max-BornInstitut, Paul-Drude-Institut) zusammen. Die Gruppe Elementaranregungen und Transport in Festkörpern von Prof. Masselink am Institut für Physik der Humboldt-Universität zu Berlin erforscht die physikalischen Grundlagen und Anwendungen neuer Halbleiter-Heterostrukturen und -Nanostrukturen, speziell Wachstum und Zusammensetzung von III-V-Halbleitern, die mittels Gasquellen-Molekularstrahlepitaxie (GSMBE) erzeugt werden. Die möglichen Anwendungen in der Photonik (neben elektronischen Anwendungen, Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik) drehen sich um ■ Quantenkaskadenlaser (Wachstum von neuen spannungskompensierten Materialien), ■ Phosphid-basierte LEDs, ■ selbstorganisierende Quantenpunkte und Quantendrähte (InAs auf InPSubstrat) mit Anwendungspotenzial als 1,55 µm-Laser. Prof. Dr. W. Ted Masselink Prof. Henneberger hat an der HU Berlin, Institut für Physik, die Professur Physikalische Grundlagen der Photonik inne. Die Forschungsthemen umfassen Halbleitermaterialien und -verfahren wie Prof. Dr. Fritz Henneberger 160 TSB_Oberflächen.indd 160 10.02.12 14:20 ■ Molekularstrahlepitaxie (Radical-source MBE von ZnO-basierten Heterostrukturen, zum Beispiel ›ZnCdO/ZnO hetero- and quantum well structures for light-emitting applications‹ 2008), ■ Ladungs- und Spin-Anregung in Quantenpunkten, ■ organisch-anorganische Hybridstrukturen. Die Professur war zwischen 2006 und 2009 mit dem Teilprojekt C4 ›Organischanorganische Halbleiternanostrukturen: Untersuchung von Energietransferprozessen und nichtlinear optischen Eigenschaften‹, und zwischen 2004 und 2006 mit dem Teilprojekt ›Hybride Anregungen in organisch-anorganischen Nanostrukturen: Epitaktisches Wachstum und optische Eigenschaften‹ am Sonderforschungsbereich 448 ›Mesoskopisch strukturierte Verbundsysteme‹ beteiligt. Prof. Dr. Dieter Bimberg Die Arbeitsgruppe von Prof. Bimberg am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin erforscht komplexe Heterostrukturen und laterale Nanostrukturen, speziell selbstorganisierte Quantenpunkte (aus Arsen-, Antimon-, Stickstoff- und Phosphor-basierten III-V-Halbleiterverbindungen) im Hinblick auf deren Wachstum, experimentelle und theoretische Grundlagen/Charakterisierung und die Entwicklung neuartiger photonischer Bauelemente. Zur Herstellung der Heterostrukturen dient die metallorganische Gasphasenepitaxie (MOVPE). Zur Untersuchung der strukturellen, optischen und elektrischen Eigenschaften werden die Methoden ■ Photo-, Kathodo-, Elektro-, und Mikro-Lumineszenz, ■ Anregungsspektroskopie, ■ Kapazitätstransientenspektroskopie und ■ Tripelkristall-Röntgendiffraktometrie genutzt. Des Weiteren werden numerische Modellierungen von Materialverspannungen, Energieniveaus und Eigenschaften photonischer Bauelemente (basierend auf schmalbandigen und/oder stark piezoelektrischen breitbandigen Halbleitern) erstellt. In dem 2004 eingerichteten Zentrum für Nanophotonik ist das Equipment für Wachstum, Verarbeitung und Analyse der Materialien und Halbleiterstrukturen vorhanden und für die Institutsabteilungen zugänglich. Angewendet werden die Hetero- und Nanostrukturen für photonische Bauelemente wie oberflächenemittierende Laser, Halbleiter-Scheibenlaser (Vertical External Cavity Surface Emitting Laser VECSEL), Einzelphotonenemitter und neuartige Nanospeicher auf Quantenpunktbasis für Datenkommunikation, -kryptographie und -speicherung. Am Sonderforschungsbereich 787 ›Halbleiter-Nanophotonik‹ ist Prof. Bimberg mehrfach beteiligt, mit den Teilprojekten A5 ›Elektronische Struktur nanoskaliger Objekte‹, C1 ›QP-Oberflächenemitter: Laser, Verstärker, Einzelphotonenquellen‹ und C5 ›Halbleiterlaser hoher Brillanz‹. Die AG Bimberg/Institut für Festkörperphysik ist Mitglied im NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics. 161 TSB_Oberflächen.indd 161 10.02.12 14:20 Die Arbeitsgruppe Experimentelle Nanophysik und Photonik am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin führt Prof. Kneissl, der zugleich Leiter des Geschäftsbereichs GaN-Optoelektronik am Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) ist. Die Forschungsaktivitäten richten sich auf das Wachstum von Verbindungshalbleiter-Nanostrukturen, vor allem von Halbleitern großer Bandlücke wie Galliumnitrid (GaN), Aluminiumnitrid (AIN) und Indiumnitrid (InN), mittels metallorganischer Gasphasenepitaxie (MOVPE). Ziel sind innovative Emittertechnologien wie ■ Epitaxie von (Al)GaN-Quantenpunkten für Emitter im ultravioletten (UV-) Spektralbereich, Kontrolle des selbstorganisierten epitaktischen Wachstums von AlGaN Quantenpunktstrukturen, ■ Epitaxie von InGaN-Quantenpunkten für grüne Laserdioden (für Projektionsdisplays und in der Biotechnologie, zum Beispiel DNA-Sequenzierung), ■ Leuchtdioden (LEDs) und Laser im nahen und fernen UV-Spektralbereich für den Einsatz bei der Wasser-, Lebensmittel- und medizinischen Gerätedesinfektion, in der Analytik (zum Beispiel Fluoreszenzanalyse) und in der medizinischen Diagnostik, ■ oberflächenemittierende Laserdioden (VCSELs) und Resonant-Cavity LEDs (RC-LED) im sichtbaren Spektralbereich für kurzreichweitige Datenkommunikation und Displays, ■ GaN-basierte Distributed Feedback (DFB)-Laserdioden für den Einsatz bei der digitalen holografischen Datenspeicherung, ■ Optical Microcavities für Einzelphotonen-Emitter mit möglichen Anwendungen in der Quantenkryptographie. Prof. Dr. Michael Kneissl Zur Charakterisierung des MOVPE-Wachstums dieser Nanomaterialien werden verschiedenene in situ-Methoden (zum Beispiel spektroskopische Ellipsometrie) und hochauflösende Röntgenbeugung (XRD), Rasterkraftmikroskopie (AFM), Rasterelektronenmikroskopie (REM), Photolumineszenz-Spektroskopie und Hall-Messungen genutzt. Einige Forschungsschwerpunkte – etwa die InGaN-Schichten im Teilprojekt A1 ›Materialien für grüne Laserdioden hoher Brillanz‹ – sind eingebettet in den Sonderforschungsbereich 787 ›HalbleiterNanophotonik‹, dessen Sprecher Prof. Kneissl ist. Im Bereich explorative Oberflächenphysik beschäftigt sich die AG außerdem mit der Funktionalisierung von Halbleiteroberflächen mittels organischer Moleküle für zukünftige Anwendungen in Sensorik und Biophysik sowie mit der Entwicklung eines Messverfahrens auf Basis der Rastertunnelmikroskopie (STM), das die in situ-Beobachtung von Halbleiteroberflächen während des MOVPE-Wachstums ermöglicht. Das Fachgebiet Laseroptik und Photonik des Instituts für Optik und Atomare Physik der TU Berlin (Prof. Eichler) hat seinen Forschungsschwerpunkt in der Entwicklung und Anwendung von Festkörperlasern unter anderem für Prof. Dr. Hans Joachim Eichler 162 TSB_Oberflächen.indd 162 10.02.12 14:20 Materialbearbeitung, Glasstrukturierung, Ramanlaser/-streuung, Femtosekunden-Spektroskopie und Fluoreszenzspektroskopie, verfügt aber auch über Kompetenzen in der Siliziumphotonik, Faseroptik und bei optischen Schichtsystemen. Im zugehörigen Beschichtungslabor werden Faserendflächen reflexionsund antireflexionsbeschichtet; verschiedene Substratmaterialien und optische Komponenten wie poliertes Glas, Laserkristalle, Keramiken, Wafer, Küvettenfenster, Diagläser, Deckgläser können mit dielektrischen Schichten versehen werden und optische Vielschichtsysteme aufgedampft werden. Ab 2001 wurde in der Arbeitsgruppe – unterstützt vom BMBF – die Dynamik der Wachstumsprozesse sowohl von Einzelschichten als auch von Multischichtstapeln auf Glasssubstraten untersucht. Ziel war die Optimierung des Aufdampfprozesses (Elektronenstrahlverdampfung von Schichten mit möglichst geringen Streuverlusten und hoher Reproduzierbarkeit, Untersuchung der Oberflächentopologie). Weiterhin wurden mit anderen Verfahren (Sputtern, ion assisted deposition IAD) aufgebrachte Schichten mit ihrem Pendant aus Simulationen verglichen. Schichtsimulationen führt das Labor für Spiegel- und Antireflexbeschichtungen, die Transmission und Reflexion, Polarisationsrichtungen und verschiedene Einfallswinkel betreffend, durch. Prof. Dr. Ingeborg Beckers 77 Eichler, Jürgen et al. (2007). An der Beuth Hochschule für Technik Berlin leitet Prof. Beckers das Labor Optik und Lasertechnik. 2007 wurde durch das Labor für Laseranwendungen (damals noch der TFH Berlin) in Zusammenarbeit mit einem industriellen Partner ein PRO INNO II-Förderprojekt der AiF zum Thema Holographie durchgeführt (›Entwicklung von Dichromat-Schichten für industrielle Hologramme‹).77 Während herkömmlich zur Herstellung von Reflexionshologrammen vornehmlich Silberhalogenid-Schichten entwickelt und verwendet wurden, untersuchte man in diesem Projekt holographische Dichromat-Schichten. Diese haben einen wesentlich höheren Beugungswirkungsgrad (kornlose Schichten, höhere Brechzahlunterschiede in den holographischen Gitterstrukturen, hohes Auflösungsvermögen), aber den Nachteil einer geringeren Empfindlichkeit bei der Hologrammaufnahme. Zur Herstellung von holographischem Filmmaterial wird die Dichromatgelatine auf eine Glasplatte oder Kunststofffolie aufgetragen und getrocknet (rund zehn Mikrometer Dicke). Danach wird die Schicht chemisch oder thermisch vorgehärtet, mit blauer oder grüner Laserstrahlung holographisch belichtet und das unbelichtete Dichromat herausgewaschen. Durch die photochemische Reaktion bildet sich ein durch unterschiedliche Brechzahlen an den belichteten Stellen gekennzeichnetes Hologramm (Phasenhologramm). Die Dichromat-Hologramme eignen sich unter anderem für die Integration in Gebrauchsgegenstände (Designobjekte, Schmuck), weiterhin in der Beleuchtungstechnik, in der Innenarchitektur und in der Sicherheitstechnik (Sicherheitshologramme an Produkten). 163 TSB_Oberflächen.indd 163 10.02.12 14:20 In der AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien (Prof. Schrader) der TH Wildau werden in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Wirtschaftspartnern optische und photonische Komponenten entwickelt. Die Projekte betreffen beispielsweise diffraktiv-optische Elemente, optische Modulatoren, neuartige Lichtquellen, Photodioden sowie Komponenten für die Silizium-Photonik (Übersicht 11). Mit dem Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (ihp) unterhält die TH Wildau seit 2006 ein Jointlab, ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum. Zentrale Anliegen sind die gemeinsame Lehre und Ausbildung auf dem Gebiet der Mikroelektronik sowie die Entwicklung neuartiger siliziumbasierter Bauelementekonzepte und Technologien für HochgeschwindigkeitsElektronik und Photonik (SiliconLight). Prof. Dr. Sigurd Schrader Übersicht 11: Forschungsprojekte der AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien Projekt Regionale Partner Ziel/Inhalt ELSTER Elektrisch schalt- und einstellbare diffraktiv-optische Elemente auf Basis neuartiger Flüssigkristall-Polymer-Materialien (2010 bis 2013) Fraunhofer- Institut für angewandte Polymerforschung IAP, Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik e.V. IDM Teltow, LTB Lasertechnik Berlin, Frank Optic Products GmbH elektrisch schalt- und einstellbare diffraktiv-optische Elemente (DOE) durch holographische Strukturierung neuartiger Flüssigkristall/Polymer-Kompositmaterialien; Schalter, Trimmer, Strahlteiler, Koppelgitter; Material-, Prozess- und Device-Entwicklung zusammengeführt OMEGA Materialien und Konzepte für optische Modulatoren auf Basis elektrooptischer Schaltprozesse für den Gigabit-Datentransfer und verwandte Anwendungen (2009 bis 2011) ihp Leibniz-Institut für Innovative Mikroelektronik, Frankfurt/Oder, TU Berlin (Institut für Optik und Atomare Physik), TU Berlin (Institut für Hochfrequenz- und Halbleiter-Systemtechnologien), (Merge Optics GmbH, Berlin) Entwicklung neuer, stabiler Polymer- und Sol-Gel-Materialien mit hoher quadratischer nichtlinearer optischer Suszeptibilität (Wirt-GastSysteme und kovalent gebundene Chromophore); Herstellung von Planar- und Streifenwellenleitern durch Spin-Coating; nichtlinear optisch (NLO) aktive Gruppen durch elektrische und/oder optische Polung in eine nicht-zentrosymmetrische Orientierung gebracht bzw. nicht-zentrosymmetrische Abscheidung geeigneter Materialien mittels LangmuirBlodgett-Technik SiliconLight Neuartige Lichtquellen und Komponenten für die SiliziumPhotonik, Teilvorhaben: Experimentelle und theoretische Untersuchungen zu Materialien (2008 bis 2011) TU Berlin (Merge Optics GmbH, Berlin) Leuchtdioden auf Siliziumbasis durch gezielt eingebrachte Defektstrukturen, sog. Versetzungsnetzwerke, direkte elektronische Übergänge, welche dann mit relativ großer Quantenausbeute Licht emittieren; Integration optischer Wellenleiter, Modulatoren, Verstärker und Frequenzwandler UV-Photodioden UV-Photodiodenchips auf Basis von TiO2 – Teilvorhaben: Elektronische, optische und photoelektrische Eigenschaften neuartiger Titandioxid-Funktionsschichten (2008 bis 2010) sglux SolGel Technologies GmbH, Berlin Problemlösung aufgrund eines für die Massenanwendungen UV-Flammenüberwachung, UV-Entkeimungsüberwachung und Consumer-UV-Messung zu langsamen und für die UVC-Strahlung zu anfälligen Photodiodenchips (Sol-Gel-Chemie und Ti:TiO2:PtHalbleiterstruktur) mit zu geringer Visible Blindness (Unempfindlichkeit im sichtbaren Spektralbereich) 164 TSB_Oberflächen.indd 164 10.02.12 14:20 Dr. Götz Erbert Der Geschäftsbereich Diodenlaser (Dr. Erbert) des Ferdinand-Braun-Instituts, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) führt Forschungsarbeiten zu neuartigen Diodenlasern/-systemen auf der Basis von III-V-Halbleitern durch. Diese werden sowohl durch Verbesserung des Designs und der Materialeigenschaften, als auch maßgeschneidert für Kunden aus F&E in einem breiten Wellenlängenbereich, vom sichtbaren Licht bis zum nahen Infrarot (NIR), entwickelt. Die verschiedenen Bauformen (Einzelbreitstreifenlaser, Laserbarren, Stacks) basieren auf einer Folge chiptechnologischer Herstellungsschritte. Dies sind ■ Halbleiter-Schichtstrukturen mit metallorganischer Gasphasenepitaxie (MOVPE), ■ Laterale Strukturierung durch – Projektionslithographie, – (Nasschemische Ätzverfahren), – Implantation und Isolatorschichten, – (Kontakte durch Aufdampf- und Sputterverfahren)/Metallisierung, – und andere ■ Abdünnen, ■ Ritzen, Brechen, Spalten, ■ Facettenbeschichtung und -passivierung. Im Sonderforschungsbereich 787 ›Halbleiter-Nanophotonik‹ beteiligte sich der Geschäftsbereich Diodenlaser an der Entwicklung der ›Halbleiterlaser hoher Brillanz‹ (Teilprojekt C5). Prof. Dr. Michael Kneissl Im Geschäftsbereich GaN-Optoelektronik beschäftigt sich das FerdinandBraun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH), in Person von Prof. Kneissl, der gleichzeitig die Professur Experimentelle Nanophysik und Photonik am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin inne hat, mit der Realisierung von Hochleistungslasern, Diodenlasern (blau-grüner Spektralbereich) und Leuchtdioden (nahes und fernes UV). Bestandteile der Forschungsund Entwicklungsarbeiten sind ■ die Abscheidung defektfreier InGaN-Emitterschichten, InGaN-Vielfachquantenfilmstrukturen, die Epitaxie von InAlGaN-Heterostrukturen, ■ das Wachstum auf GaN-Substraten niedriger Defektdichte, Wachstum von Laserheterostrukturen auf nicht- und semipolaren GaN-Oberflächen, ■ dielektrische Schichten für die Ent- und Verspiegelung von Laserfacetten, ■ die Entwicklung von Breitstreifen- und Rippenwellenleiterstrukturen und ■ das letztendliche Bauelementedesign und anwendungsspezifische Bauelementstrukturen wie Distributed-Feedback(DFB)-Diodenlaser oder Superlumineszenz-LEDs. 165 TSB_Oberflächen.indd 165 10.02.12 14:20 MOVPE-Planetenreaktor für bis zu fünf 4-Zoll-Wafer aus InP oder GaAs (FBH) Das FBH ist mit diesen einschlägigen Forschungsarbeiten in der Initiative Berlin WideBaSe und im NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics Mitglied und aktiv. Am Fraunhofer-IZM widmet sich eine Forschergruppe um Dr. Oppermann dem Photonic Packaging, also Aufbau- und Verbindungstechniken für Packages, Module/Subsysteme und Leiterplatten, die mindestens eine aktive opto-elektronische Komponente, eine Mikrooptik oder optische Interconnects enthalten. Insbesondere zum Thema High Brightness LEDs und Ultra High Brightness LEDs erfolgen hier angepasste Entwicklungen hinsichtlich neuer LED-Bauelemente (GaN oder GaP auf SiC, Saphir, Metall). Essentiell ist dabei die Applikation sogenannter Konvertermaterialien, die das von der Lichtquelle erzeugte, meist monochromatische Licht in die benötigte spektrale Verteilung (weißes Licht) konvertieren. Applikationsformen der Konverter sind Polymermatrix (Reaktivharze mit Konverterpulver) oder Filmtechnologien (Folien). In der Abteilung wurden Folien mit aktiven Schichtdicken des eingebetteten Konvertermaterials von 30 bis 200 µm entwickelt, die das Packaging von High Brightness LEDs auf Wafer-Level erlauben. Die Folien können mit einem transparenten Folienträger appliziert und mit oder ohne Träger weiterprozessiert werden. Ein weiteres Forschungsthema ist GlassPack, Packagingtechnologien auf Dünnglas für die Tele- und Datenkommunikation sowie Sensorik. Ziel ist es, multifunktionale elektro-optische oder optische Baugruppen aus gestapeltem Glas herzustellen, wobei Dünnglas als optisch transparentes Trägermaterial dient. Damit können unter anderem Funktionsstrukturen wie Spiegelflächen direkt integriert werden; die hohe Medienresistenz von Glas ist vorteilhaft gegenüber einer Verkapselungstechnologie auf Polymerbasis. Dr. Hermann Oppermann 166 TSB_Oberflächen.indd 166 10.02.12 14:20 Dr. Martin Schell Die Abteilung Photonic Components (Dr. Schell) des Heinrich-Hertz-Instituts für Nachrichtentechnik (HHI) entwickelt und fertigt verschiedene photonische Bauelemente, darunter ■ Photodetektoren, ■ Laser für optische Tele- und Datenkommunikation sowie Sensoren, ■ planare Lichtwellenschaltungen PLC oder optoelektronische integrierte Schaltungen OEICs, ■ diffraktive optische Elemente DOE (Gitter, Linsen, Mikrolinsenarrays, Fresnellinsen, Computer-generierte Hologramme als Strahlteiler, -former und Patterngeneratoren). Die Bauelemente basieren vornehmlich auf dem InP-Halbleitermaterialsystem, aber auch auf Silizium und optischen Polymeren. Die Epitaxie-Gruppe entwickelt und fertigt InP-basierte Wafer für die optischen und optoelektronischen Komponenten; für die jeweiligen Materialsysteme InGaAsP und InGaAlAs stehen verschiedene Reaktoren zur metallorganischen Gasphasenepitaxie (MOVPE) zur Verfügung. Technologieentwicklungsaspekte sind dabei ■ Wachstum von InGaAsP- und InGaAlAs-Basisschichten, ■ Abscheidung von semi-isolierenden Basis- und Sperrschichten, ■ Überwachsen (regrowth) und selektive Abscheidung für die Bauteilintegration, ■ Quantenpunktentstehung und -implementierung in Emitterstrukturen, ■ Entwicklung eines Wachstumsprozesses mit N2-Trägergas, ■ In situ-Analysemethoden für die Oberflächenpräparation und Überwachung des Wachstumsprozesses (Reflexions-Anisotropie-Spektroskopie RAS). An ex situ-Analysemethoden werden unter anderem Röntgenbeugung, Photolumineszenz-Mapping, Hall-Messungen und Sekundärionenmassenspektroskopie (SIMS) angewendet. Die Gruppe Processing behandelt die weiterverarbeitenden Verfahren zur Strukturierung, Kontaktierung der Wafer/optoelektronischen Komponenten. Das sind ■ Elektronenstrahllithographie zur Maskenherstellung oder direkten Belichtung (Hologramme), ■ Nasschemisches Ätzen und Trockenätzen von III-V-Halbleitern, Metallen, Isolatoren (Si3N4, SiO2 und Polymere), ■ Abscheidung von Si3N4 und SiO2 mit induktiv gekoppelter plasmagestützter chemischer Gasphasenabscheidung (ICPECVD), ■ Sputtern (Metalle) und Elektronenstrahlverdampfung (EBE), ■ Galvanik und Sputtern von Gold-Zinnlegierungen für Kontaktflächen (FlipChip bumps). 167 TSB_Oberflächen.indd 167 10.02.12 14:20 Verwendete analytische Methoden sind Rasterkraftmikroskopie (AFM), Rasterelektronenmikroskopie (REM), Oberflächen-Profilmessung (Tastschnittgerät), Ellipsometrie usw. Das Heinrich-Hertz-Institut ist in Bezug auf die Forschung zu photonischen Komponenten Mitglied im NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics. Der Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie e.V. (OUT e.V., Dr. Gruner) ist eine Industrieforschungseinrichtung im Bereich optoelektronische Hochtechnologien mit Kompetenzen in Beschichtungstechnologien, Halbleiter- und Mikrosystemtechnik, Messtechnik/Sensorik (Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik und Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik). Der Bereich LED forscht und entwickelt an und mit Leuchtdioden, unter anderem zu Hochleistungs- und LED im tiefen Ultraviolett- (DUV-) und nahen Infrarot- (NIR-)Spektralbereich (250 bis 2000 nm), LEDs als Strahlungsquellen in Sensoren für Biologie, Medizin, Umweltanalytik. Auch die Allgemeinbeleuchtung mit LED bzw. Beleuchtungs- und Bestrahlungstechnik (2009 Demonstrator für eine Gasaufsatzleuchte auf LED-Basis, Forschungsprojekt ›Innovative Beleuchtung für Berlin‹) und andere Anwendungen in Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt und Medizintechnik sowie Spezialanwendungen als Gewächshausbeleuchtung oder Sonnensimulatoren sind Forschungsthemen. Der OUT e.V. involviert in die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur LED-Technik intensiv den wissenschaftlichen Nachwuchs (Praktika, Bachelor- und Masterarbeiten, Promotionen). Dr. Klaus-Dieter Gruner In der Abteilung Epitaxy (Dr. Geelhaar) des Paul Drude Instituts für Festkörperelektronik PDI (Leiter Prof. Riechert) erforscht man die Molekularstrahlepitaxie (Optimierung der Parameter) und die Fertigung spezifischer nanostrukturierter Proben (aus III-V-Halbleitern) im Hinblick auf Wachstumsmechanismen, Selbstorganisationseffekte und Kinetik der Grenzflächenbildung. Um neue Materialkombinationen oder epitaktische Orientierungen für maßgeschneiderte Materialeigenschaften zu schaffen, werden ungleiche Materialien (Hetero-Strukturen), Grenzflächen- und Defekt-Engineering angewandt (zum Beispiel niedrigdimensionale GaAs-basierte Heterostrukturen, metastabile ternäre und quarternäre III-V-Halbleiterverbindungen und Verbindungen ungleicher Materialien mittels extremer Heteroepitaxie). Spezielle Forschungsinhalte (Materialsysteme, Verfahren, Anwendungsgebiete optoelektronischer Art) sind: ■ Gruppe III-Nitride für die Optoelektronik – mit plasmaunterstützter (N2) oder reaktiver (NH3) Molekularstrahlepitaxie (MBE) gezüchtete breitlückige Gruppe III-Nitride: GaN-Filme mit unpolaren Oberflächen, Gruppe III-Nitrid-Heterostrukturen speziell (In,Ga)N/ GaN-Quantentröge und GaN-basierte Nanostrukturen Dr. Lutz Geelhaar 168 TSB_Oberflächen.indd 168 10.02.12 14:20 ■ 2D-Systeme auf Basis von Gruppe III-Arseniden – Quantenkaskadenlaserstrukturen (QCL) Emitterschichten aus GaAs/(Al,Ga)As, gewachsen auf GaAs-Substrat im Spektrum von acht bis 300 µm Wellenlänge; aktive Zone aus bis >1000 Layern und ummantelt von Wellenleiter- und Kontaktschichten, Gesamtdicke der Struktur ca. zehn µm – Hohlraumstrukturen Quantentopf- und Halbleiterhohlraumstrukturen zur Konversion von Licht in Ladungsträger; GaAs/AlAs- oder GaAs/(Al,Ga)As-basierte Schichtstapel auf GaAs (Distributed Bragg Reflector DBR, dielektrischer Spiegel), in denen die relativ dicken AlAs- oder (Al,Ga)As-Komponenten zugunsten der Defektfreiheit durch kurzperiodische Superlattice ersetzt werden Weitere Anwendungsgebiete finden sich in Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik. Prof. Dr. Holger T. Grahn Die Abteilung Semiconductor Spectroscopy (Prof. Grahn) des PDI untersucht Halbleitermaterialien für optoelektronische (Erzeugung, Verstärkung, Übertragung und Manipulation von Licht) und spin-/magnetoelektronische Anwendungen (Kodierung, Übertragung und Verarbeitung von Information, vergleiche Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik) in entsprechenden Dünnschichtbauelementen. Spezifische Untersuchungsthemen sind zum Beispiel ■ optische Eigenschaften von breitlückigen Gruppe III-Nitrid-Schichten, -Hetero- und -Nanostrukturen, ■ optische und elektrische Eigenschaften von GaAs-basierten Quantenkaskadenlasern im THz-Bereich; GaAs/(Al,Ga)As- Quantenkaskadenlaser (QCL) für fernes Infrarot (FIR) und mittleres Infrarot (MIR) usw. Das experimentelle Equipment umfasst Labore und Analytiksysteme wie ■ SAW-Mikrooptik, ■ UV-Raman- und magnetooptische Spektroskopie, ■ Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie (FTIR), ■ Photolumineszenz- (PL-), Photolumineszenz-Anregungs- (PLE-), Photostrom- und Photoreflectance- (PR-) Spektroskopie, ■ Kathodolumineszenz- (CL-) Spektroskopie im SEM usw. PD Dr. Uwe Bandelow Das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) führt mathematische Forschungsprojekte, insbesondere zur Modellbildung, zur mathematischen Analyse der Modelleigenschaften, zur Entwicklung von Algorithmen und Software sowie zur numerischen Simulation konkreter Prozesse aus Wirtschaft und Technologie durch. Im Hauptanwendungsgebiet Nano- und Optoelektronik (Dr. Bandelow) beschäftigt man sich mit Analysis, Modellierung 169 TSB_Oberflächen.indd 169 10.02.12 14:20 und Simulation von Halbleiterproduktions- und -prüftechnik (Anwendungen der diffraktiven Optik, Photoresists), Halbleiter-Nanostrukturen, Halbleiterlasern und anderen optoelektronischen Bauelementen (MQW-Laserdioden, VCSELs, LEDs, Röntgen-Detektoren, Photovoltaik). Das WIAS ist Mitglied im Kompetenznetzwerk für optische Technologien OpTecBB. Am Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB) widmet sich die Gruppe Computational Nano-Optics (Dr. Schmidt) in der Abteilung ›Numerical Analysis and Modelling‹ der Simulation von (nano-)optischen Komponenten und Bauelementen, zum Beispiel photonische Kristalle, oberflächenemittierende Laser VCSEL, Halbleiterlaser, sowie von Lithographie- und Photomaskentechnologien (DUV/EUV). Zusammen mit dem WIAS ist die Gruppe am Sonderforschungsbereich 787 ›Halbleiter-Nanophotonik: Materialien, Modelle, Bauelemente‹, Teilprojekt B4 ›Multi-dimensional modeling and simulation of VCSELs‹ beteiligt, mit dem ein grundlegendes Verständnis der physikalischen Effekte in photonischen Komponenten erlangt werden soll. Dr. Frank Schmidt An der Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite PYCO in Teltow werden unter Leitung von Dr. Schneider speziell im Projekt MULTIPOL78 multifunktionale Polymermaterialien mit maßgeschneiderten mechanischen, elektrischen und optischen Eigenschaften erforscht und entwickelt. Solche Polymere sollen aufbauend auf dem SOLID-Prozess hergestellt werden. Er bezeichnet die Abscheidung (Filmbildung) des Polymers Parylen auf ein flüssiges Substrat, wobei mit Hilfe des Parylens auch Flüssigkristallmischungen eingekapselt werden können. Die Charakterisierung der Polymermaterialien erfolgt mittels spektroskopischer Verfahren (Fourier-Transform-Infrarot-/FTIRATR-, Nahes Infrarot-/NIR-, Raman-, UV-VIS-Spektroskopie) und Brechungsindexbestimmung. Die Anwendungsgebiete sind neben der organischen Photovoltaik (vergleiche Kapitel Photovoltaik) elektronische und speziell opto-elektronische Dünnschichtbauelemente wie organische Leuchtdioden (OLED, PLED) und optische Wellenleiter. Aus den BMBF-geförderten Forschungsarbeiten zu polymerbasierten optischen Wellenleitern in Zusammenarbeit mit dem Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik gingen Prototypen für Telekommunikationsanwendungen hervor. Hierbei wurden für die relevanten Wellenlängenbereiche 830,1300 und 1550 nm Wellenleiterstrukturen mit spezifischen Polymeren wie ■ fluorierte oder unfluorierte Polyacrylate, ■ Polycyanurate, ■ neue triazinhaltige Polymere (zum Beispiel Triazinacrylate), ■ Perfluorcyclobutanpolymere (PFCB) oder ■ PFCB-Polycyanurat-Hybridpolymere Dr. Jürgen Schneider 78 Vgl. MULTIPOL (FP6) (2010). 170 TSB_Oberflächen.indd 170 10.02.12 14:20 durch Rotationsbeschichtung (Spin-Coating) entsprechender Prepolymerlösungen und anschließende Photolithographie sowie reaktives Ionenätzen (RIE) hergestellt. Dr. Armin Wedel Dr. Wedel leitet am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP die Abteilung Funktionale Polymersysteme, deren Forschungs- und Entwicklungsinhalte (opto-)elektronische Bauteile bzw. Materialien sind. Die Umsetzung von Fertigungstechnologien einer nächsten OLED-Generation (kundenspezifische OLEDs – OLED-OFIES®) zählt dazu, ebenso die Herstellung polymerer Nanocomposite (Dotierung optisch transparenter Polymermaterialien mit Laserfarbstoffen, Nanophosphoren und Quantenpunkten) zur spektralen Lichtwandlung, großflächigen Strahlungsdetektion oder Lichtkonzentration. Einige optische Bauelemente auf Basis der entwickelten Polymere sind ■ Leuchtdioden, Displays (OLEDs auf Basis von lösungsmittelbasierten Prozessen, elektrolumineszierende, photolumineszierende, flüssigkristalline Polymere), ■ spektrale Lichtwandler, ■ Lichtsender und -empfänger, ■ holographische Bauelemente (holographisch erzeugte Oberflächenreliefgitter), ■ anisotrope Bauelemente und ■ optische Datenspeicher. Dr. Wedel vertritt im Rahmen des im Jahr 2009 entstandenen FraunhoferInnovationsclusters ›Sichere Identität Berlin-Brandenburg‹ das Projekt ›SecMaTec – Materialien und Technologien für die Sichere Identität‹. Darin geht es zum einen um die künftige Anwendung von Displays auf der Basis flexibler OLEDs, die großflächige, dünne und energieeffiziente Anzeigen mit einem großen Blickwinkel und – in ein Dokument integriert – eine Selbstidentifikation ermöglichen. Zum anderen werden für Sicherheitsmerkmale Spezialfarben und deren Herstellung auf der Basis von Polymeren untersucht, die digital druckbar und kompatibel zu Hochsicherheitskarten sind. Im Innovationscluster sind außer dem IAP aus der Region die Fraunhofer-Institute für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK, für Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut HHI), für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM beteiligt, des Weiteren FU, HU und TU Berlin, die Universität Potsdam, die TH Wildau und die Unternehmenspartner Deutsche Telekom Laboratories und Testing Technologies IST GmbH. Mit der Bundesdruckerei GmbH verbindet das Fh-IAP seit 2008 eine gemeinsame Initiative, das SecurityLab Potsdam. Ziel der Kooperation ist es, funktionale Materialen auf organischer Basis für flexible ID-Dokumente und personalisierbare Materialien und Devicestrukturen zu entwickeln/bereitzustellen, welche die eindeutige Identifizierung von Personen, ID-Dokumenten und Prozessen sicherer und mobil machen. Der Aufbau einer Entwicklungslinie 171 TSB_Oberflächen.indd 171 10.02.12 14:20 für flexible Displaytechnologien auf Basis von polymeren Leuchtdioden (OLEDs) und organischen Transistoren (OFETs) sowie die Bereitstellung von Materialien für holographische Projektionen und Bildanalysen ist vorgesehen. Am Fraunhofer-IAP, Bereich Polymere und Elektronik (Dr. Janietz) werden ganz allgemein Polymere für den Einsatz in (opto-)elektronischen Bauelementen erforscht und entwickelt. Einen Teilbereich stellt die Entwicklung von konjugierten und phosphoreszenten Polymermaterialien für den Einsatz in OLEDs (bzw. PLEDs) dar. Dort werden Triple-Emitter-Monomere (RGB, phosphoreszente Komplexe) entwickelt, aus diesen zusammen mit einem Matrix-, einem Lochleiter- sowie einem Elektronenleitermaterial nach dem Wirt-Gast-Prinzip Polymerblends synthetisiert. Die Emitterschichten bzw. Bauelemente werden prototypisch mittels Schleuderbeschichtung (Spin-Coating) und Vakuumabscheidung hergestellt. Die Entwicklung weiterer elektrisch aktiver (auch halbleitender) Polymere für den Einsatz in der organischen Photovoltaik, bei organischen Feldeffekttransistoren (OFETs), Dioden und Sensoren ist in den Kapiteln Photovoltaik und Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik beschrieben. PD Dr. Silvia Janietz Die Gruppe Polymerphotochemie (Dr. Stumpe) am Fraunhofer-IAP beschäftigt sich mit Verfahren der Photochemie (Behandlung mit polarisiertem Licht, lichtinduzierte Orientierung von Polymeren, Photoalignment, Photopolymerisation, Photovernetzung) an und für optische und photosensitive Funktionsmaterialien (Polymere, supramolekulare Systeme, Komposite). Daraus hervorgehende Bauelemente oder Produkte können sein ■ holographische Materialien, Verfahren und Elemente (Oberflächenreliefgitter, schaltbare Gitter), ■ lichtinduziert hergestellte optische Funktionselemente (Filter, Retarder, Polarisatoren, Diffuser, Gitter, optische Speicher, Orientierungsschichten, Sicherheitsmerkmale), ■ optische Systeme auf Basis von Selbstorganisationseffekten (kolloidale Kristalle, photonische Kristalle, LC-Komplexe, Kombination lichtinduzierter Prozesse und Selbstorganisation). PD Dr. Joachim Stumpe Die optischen und photosensitiven Materialien sowie Funktionselemente werden mittels Spektroskopie, Ellipsometrie, Rasterkraftmikroskopie (AFM), Polarisationsmikroskopie und Mikroskopspektrometrie charakterisiert. Mit der Initiative ›OptoMat – Strukturierung optischer Funktionsmaterialien‹, deren Koordinator das Fh-IAP ist, wird versucht, institutsübergreifend Kompetenzen aus den Regionen Berlin/Brandenburg und Thüringen zu verbinden und ein interdisziplinäres Kompetenzfeld ›Strukturierung optischer Funktionsmaterialien‹ aufzubauen. Dabei geht es um photostrukturierbare, druckbare, optische Funktionsmaterialien, die mit den Strukturierungstechnologen Photostrukturierung, Holographie, Plasmabehandlung, Inkjet-Drucktechniken, Micro-Contact-Printing und Nanoimprinting zu optischen Funk172 TSB_Oberflächen.indd 172 10.02.12 14:20 tionselementen und funktionalen Oberflächen (der Mikrooptik, integrierten Optik, Sensorik, Lasertechnik, IKT, Sicherheitstechnik) und strukturierten Oberflächen für biorelevante Anwendungen umgesetzt werden. Kooperationspartner in Berlin-Brandenburg sind neben dem Fh-IAP das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT), Institutsteil Potsdam-Golm, die Universität Potsdam (Institut für Chemie und interdisziplinäres Photonik-Zentrum), das Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik e.V. (IDM Teltow), das Kompetenznetzwerk für optische Technologien OpTecBB e.V. sowie die micro resist technology GmbH (MRT). PD Dr. Dietmar Janietz In der Gruppe Optische Funktionsmaterialien (Dr. Janietz) am Fraunhofer-IAP werden neue funktionelle flüssigkristalline Materialien entwickelt, die zur Herstellung ultradünner anisotrop strukturierter Filmkomponenten mit komplexen optischen Eigenschaften (lichtmodulierend, Erzeugung und Wandlung von polarisiertem Licht) dienen. Auf Basis neuer Fluoreszenzfarbstoffe (Chromophore), die bei Anregung mit UV-Licht im sichtbaren Spektralbereich emittieren, galt es dünne Filme der Farbstoffe mit einer co-vernetzbaren Matrix durch in situ-Fotopolymerisation zu stabilisieren. Realisiert wurden solche Filme mit lateraler Strukturierung (lithographische Zweilagen- bzw. Einlagenstrukturierung und Optimierung der co-vernetzbaren/polymeren Matrix) auf Glas-, Silizium- und Aluminiumsubstraten und mit blauer, grüner und roter Photolumineszenz.79 Durch das Einbringen chiraler Gruppen können außerdem helicale Schichtarchitekturen mit selektiver Lichtreflektion aufgebaut werden. Die Arbeiten beinhalten die Entwicklung geeigneter Synthesen, Analysen der thermischen Eigenschaften, makroskopischen Orientierung und der Mikrostrukturierung sowie die permanente Fixierung der inneren Filmstruktur. Ziel ist die Anwendung von Farbstoffen bzw. dünnen Emitterschichten in flexiblen Displays und von ultradünnen, lichtmodulierenden strukturierten Funktionsschichten als Schlüsselkomponenten in den optischen Technologien. Wirtschaft JENOPTIK Diode Lab GmbH 79 Fraunhofer-IAP (2010), S. 62. Die JENOPTIK Diode Lab GmbH ist ein 2002 als Spin-off aus dem FerdinandBraun-Institut für Hochfrequenztechnik (FBH) gegründetes und zur JENOPTIKGruppe gehörendes Unternehmen der Sparte Laser & Materialbearbeitung. Es ist auf die Fertigung von Halbleitermaterial, das für Entwicklung und Fertigung von Hochleistungsdiodenlasern benötigt wird, spezialisiert. Kompetenzen der Jenoptik Diode Lab GmbH liegen demnach bei epitaktischem Wachstum von Halbleiterschichtstrukturen auf 2”- bis 6”-Wafern mittels MOCVD/MOVPE (Kompetenz durch Erwerb des Berliner Unternehmens TESAG, Three-Five Epitaxial Services Aktiengesellschaft 2008), weiterhin bei der Prozessierung und Facettenbeschichtung von aktiven (emittierenden) Komponenten verschiedener Bauform wie Laserbarren und Einzelemitter, die in Bauelemente wie 173 TSB_Oberflächen.indd 173 10.02.12 14:20 Epitaxieschichten und Laserbarren (JENOPTIK Diode Lab) ■ Laserdioden (Wellenlängen von 630 – 1200 nm), ■ Oberflächenemitter (VCSELs und VECSELs) und ■ Leuchtdioden (RCLEDs und LEDs) münden. Die JENOPTIK Diode Lab GmbH ist Mitglied der Initiative Berlin WideBaSe zur Erforschung und Entwicklung optoelektronischer und elektronischer Bauelemente auf Basis breitlückiger Halbleiter. LEONI Fiber Optics Berlin ist seit 2010 in die LEONI Fiber Optics GmbH integriert (bis dahin FiberTech GmbH). Am Standort werden Lichtwellenleiter (Lichtleitfasern/-faserbündel unter der Marke FiberTech®) produziert und kundenspezifisch entwickelt. Die Fasern werden mit drei bis zehn Mikrometer für Singlemode- und 20 µm bis zwei Millimeter Durchmesser für MultimodeAnwendungen (mit Stufen- oder Gradienten-Index) aus Quarz gezogen und mit unterschiedlichen (Spezial-)Beschichtungen und Ummantelungen versehen, das sind ■ Coating aus Acrylat, Doppelacrylat, Silikon oder Polyimid, ■ weiterer Mantel aus Nylon® oder Tefzel® (ETFE) extrudiert, Schichtdicke 50 bis 500 µm, für den Einsatz in verschiedenen Temperaturbereichen und chemischen Umgebungen, ■ Spezialfasern (synthetisches Quarzglas, Saphir, nichtoxydische Gläser, diverse dotierte Fasern, Germanium-Oxid-Fasern) und spezielle Beschichtungen (Metall, Hochtemperaturdoppelacrylat) unter anderem für den Hochtemperatur-, Vakuum- und Nuklearbereich. LEONI Fiber Optics GmbH Für die Lichtübertragung vom Ultraviolett- bis in den Infrarot-Bereich werden die Fasern eingesetzt; in Form von Faser-Optik-Kabeln dienen sie industriellen und wissenschaftlichen Anwendungen, als Lasersonden auch in der Medizin (Serienproduktion chirurgischer, ophthalmologischer, urologischer, dentaler und endovaskulärer Lasersonden mit biokompatiblen Materialien). 174 TSB_Oberflächen.indd 174 10.02.12 14:20 Im Rahmen des überregionalen Verbundprojekts ›Innovative Beschichtungssysteme für optische Spezialfasern auf Basis von nanoskaligen, hybridpolymeren Materialien (BEOS)‹ widmet sich LEONI Fiber Optics der Erforschung neuer Beschichtungsmaterialien mit besseren optischen, mechanischen und thermischen Eigenschaften. LEONI Fiber Optics ist Mitglied im Kompetenznetz OpTecBB. eagleyard Photonics GmbH Auf der Basis von GaAs-Wafern stellt die eagleyard Photonics GmbH – ein 2002 gegründetes Spin-off aus dem Ferdinand-Braun-Institut für Hochfrequenztechnik FBH – Halbleiterlaserdioden im Wellenlängenbereich von 650 bis 1120 nm her. Als Partner des Ferdinand-Braun-Instituts und Mitglied in der Initiative Berlin WideBaSe ist eagleyard in F&E-Projekte, zum Beispiel zur Entwicklung von Nitrid-Halbleiterlasern (AlInGaN), involviert. Eagleyard photonics ist Mitglied der Initiative Berlin WideBaSe zur Erforschung und Entwicklung optoelektronischer und elektronischer Bauelemente auf Basis breitlückiger Halbleiter. EPIGAP Optronic GmbH Die EPIGAP Optoelektronik GmbH ist ein Unternehmen der Jenoptik-Gruppe; es entwickelt und fertigt am Standort Berlin Standard- und kundenspezifische optoelektronische Sender- und Empfängerbauelemente wie LED-Chips, LEDs, Photodioden und CoB-Module (kleine bis mittlere Stückzahlen), zum Beispiel ■ Photodioden im sichtbaren, infraroten und ultravioletten Spektralbereich (selektiv empfindlich zwischen 150 nm bis 2600 nm) auf III-V-Halbleitermaterialbasis mit relativ großer Bandlücke (GaP, GaAs und InGaAs, GaN bzw. SiC), ■ LED-Chips im Spektralbereich von 280 bis 1050 nm, Beleuchtungen und Scheinwerfer für rote und infrarote Anwendungen. Zur Fertigung der optoelektronischen Bauelemente stehen Reinraum, Flüssigphasenepitaxieanlagen (LPE), Chipprozesstechnik (Metallisierung der Wafer, Photolithographie, Vereinzeln der Chips) und entsprechende Messtechnik zur Verfügung. Die Anwendungen der Sender- und Empfängerbauelemente bewegen sich im Bereich industrielle Sensorik, Mess- und Regeltechnik, Automatisierungs- und Sicherheitstechnik sowie Biotechnologie und Medizintechnik. Lumics GmbH Die Lumics GmbH ist ein spezialisierter Hersteller von Hochleistungshalbleiterlaserkomponenten und -subsystemen. Die besondere Chiptechnologie für möglichst hohe Leistungsdichte zeichnet sich durch die spezielle Laserfacettenpassivierung aus. Die Laserdioden basieren auf GaAs/AlGaAs-Heterostrukturen mit aktiven Quantentopfschichten aus InGaAs oder GaInAsP je nach gefragter Wellenlänge. Nachteil dieses Materialsystems mit Aluminium ist die Oxidation oder Entstehung von Defekten an den Chipfacetten bei Luftkontakt (kantenemittierende Rippenwellenleiterlaser). Um die resultierende Degradierung oder Zerstörung 175 TSB_Oberflächen.indd 175 10.02.12 14:20 (catastrophic optical mirrow damage, COMD) an der Vorder- und Rückfacette zu verhindern, kommt eine nahezu defektfreie kristalline Passivierungsschicht, die die Lichtenergie bis unter 750 nm Wellenlänge nicht absorbiert, auf den Facettenflächen zum Einsatz, wodurch die Leistungsdichte des Lasers hoch gehalten werden kann. Die OSA Opto Light GmbH, ein 2002 aus der SLI Miniature Lighting GmbH (ehemals OSA-Elektronik GmbH, 1991 hervorgegangen aus dem Werk für Fernsehelektronik) neu geformtes Unternehmen, widmet sich der Entwicklung und Herstellung von LED-Chips (sichtbarer, Infrarot- und Ultraviolettspektralbereich), SMD-LEDs (Surface Mounted Devices), LED-Leuchtmitteln und -Modulen. Das Innovationsgeschehen ist an vielen neu- und weiterentwickelten Produkten des Unternehmens wie hocheffiziente AlInGaP-Chips (1998), warmweiße/RGB-LED-Module (2005), keramische Hochtemperatur-SMD-LEDs (2006), grüne, UV- und Infrarot-LEDs/LED-Chips (2009/2010) abzulesen. Als Mitglied in der Initiative Berlin WideBaSe ist die OSA Opto Light GmbH zusammen mit der LayTec AG, dem Ferdinand-Braun-Institut, dem Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik und der Technischen Universität Berlin im Verbundprojekt ›Power LED 350 – 300 nm‹ aktiv und mit der Chip-Herstellung (ChipBewertung, Chip-Prozess) und dem Packaging bis hin zur Primäroptik (zur Kollimation des Lichts) beschäftigt. OSA Opto Light Die u²t Photonics AG ist ein 1998 als Spin-off aus dem Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik gegründetes Unternehmen mit Expertise in InP-basierter Optoelektronik. Unternehmenszweck ist die Herstellung und Kommerzialisierung opto-elektronischer Komponenten nach neuestem Stand der Technik und den Entwicklungen aus Forschungslaboren. An ultraschnellen opto-elektronischen Komponenten oder auch Systemen der Mikrowellen-Photonik (Frequenzen >40GHz) für die faseroptische Datenkommunikation bietet das Unternehmen Photodioden (Photodetektoren, Photoreceiver), seit 2009 auch Photomodulatoren (GaAs-basiert) an. Deren Entwicklungs- und Herstellungsprozess umfasst Bauteil-Design, Chipherstellung, Systemkonfigurationen und Prüfung, während für Indiumphosphid-Halbleiter-Epitaxie und Wafer-Prozessierung Anlagen beim F&E-Partner, dem Heinrich-Hertz-Institut, genutzt werden. Packaging und Prüfung werden bei u2t selbst durchgeführt. u2t ist Mitglied im NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics. u²t Photonics AG Netzwerke Der OpTecBB-Verein für Akteure in den optischen Technologien ist bereits im Kapitel Optische Vergütung vorgestellt. OpTec BB e.V. 176 TSB_Oberflächen.indd 176 10.02.12 14:20 PhotonikBB e.V. PhotonikBB ist ein Netzwerk zur Förderung von Wirtschaft und Wissenschaft sowie zur Bildung von Kooperationen in Brandenburg und Berlin im Technologiefeld Photonik, und zwar innerhalb der vier Innovationsfelder ■ Anwendungen in der Photovoltaik, ■ Angewandte Lasertechnik, ■ Messtechnik und Sensorik, ■ Photonische Komponenten. PhotonikBB hat sich zum Ziel gesetzt, mit den vorhandenen Kompetenzen in der Region die Innovationskraft und Wertschöpfung zu vertiefen und zu verbreitern, eine Marke ›Photonik made in Brandenburg-Berlin‹ aufzubauen und international als Photonik-Region Brandenburg-Berlin aufzutreten. Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Der Deutsche Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) mit Sitz in Berlin vertritt deutschlandweit mittelständische Hightech-Unternehmen und gliedert sich in die vier Fachverbände Consumer Optics, Photonik + Präzisionstechnik, Analysen-, Bio- und Labortechnik sowie Medizintechnik. Einige Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Region sind Mitglied im Verband (hier Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, JENOPTIK Diode Lab GmbH und CRYSTAL GmbH, vergleiche Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik), der primär Branchen- und Auslandsmarketing, Marktforschung, aber auch Technologie- und Forschungsförderungsberatung betreibt. Der Fachverband Photonik + Präzisionstechnik vertritt die Hersteller von optischen Komponenten (auch der Lasertechnik), organisiert branchenspezifische und branchenübergreifende Arbeitskreise sowie Kongresse für seine Mitglieder. Außerdem bietet er Informationen zum Weltmarkt sowie eine Datenbank für optische Komponenten (OptoIndex). Fazit 80 LMU München (o.J.). 81 Fraunhofer Gesellschaft (2007). 82 Fraunhofer Gesellschaft (2011b). In Deutschland gibt es sowohl auf regionaler als auch auf institutioneller Ebene Bemühungen zur Profilierung im Bereich der Photonik, und zwar in Form von Clustern zur Technik selbst (Munich-Centre for Advanced Photonics, MAP, Cluster of Excellence80), in Verbindung mit Oberflächentechnik (Fraunhofer-Verbund Oberflächentechnik und Photonik81) oder auf ein Teilgebiet wie organische Werkstoffe fokussiert (Innovationscluster ›Green Photonics‹, Jena82). In der Hauptstadtregion ist Material- und Systemforschung für photonische Anwendungen schwerpunktmäßig verankert. Eine Reihe miteinander vernetzter Akteure widmet sich in vielfacher Hinsicht der Thematik dünne Schichten sowie Materialsystemen und Herstellungsverfahren, wobei diese mit einer deutlichen Selbstverständlichkeit als wesentliche Bausteine für die Photonik angesehen werden. Viel Aufmerksamkeit entfällt auch auf die Analytik zum 177 TSB_Oberflächen.indd 177 10.02.12 14:20 Verständnis von Grenzflächenphänomenen und zur Prozessoptimierung. Akteure aus mehreren einschlägigen Forschungsinstituten verfolgen gemeinsame Ziele, etwa zur Halbleiter-Nanophotonik und zu polymerbasierten photonischen Komponenten. Auch führen spezifische Forschungsergebnisse häufig zu Firmenausgründungen. 5.4.4 Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik Abgrenzung Die Dünnschicht-Elektronik bewerkstelligt Übertragung, Speicherung und Verarbeitung von Information auf Basis elektrischer oder magnetischer (und angrenzend auch optischer) Parameter. Elektrische Leitfähigkeit oder Isolierung/elektromagnetische Abschirmung (Hochohm- und Isolationsschichten als EMV- und ESD-Schutz), Leitfähigkeit in Kombination mit Transparenz (TCO) und Speicherung von Daten (binäre Zustände) sind die wichtigsten Materialeigenschaften, die mittels dünner Schichten und einer Strukturierung zu Bauelementen umgesetzt werden. Die klassische Elektronik baut auf den Halbleiter Silizium. Aber auch andere Halbleiter-Materialien (Verbindungshalbleiter) werden verwendet und weiterentwickelt, etwa um Elektronik aus organischen Materialien (Polymere, Graphen) zu erzeugen oder sogar auf molekularer Ebene anzusiedeln (mit entsprechend hoher Ortsauflösung der Schalt- und Speicherprozesse). Elektronik zu drucken ist eine weitere Entwicklungsrichtung, die vor allem für die Sicherheitstechnik Anwendungspotenzial aufweist. Wissenschaft In der Gruppe Physics of Micro and Nano-structures based on Carbon (PMNC) um Dr. Casiraghi (FU Berlin, Institut für Experimentalphysik) werden verschiedenste Kohlenstoff-basierte Nanostrukturen wie Diamond-like-carbon (DLC-) Filme, Nano-Diamant-Filme und Graphen (auch Kohlenstoffnanoröhrchen, CNTs) hinsichtlich ihrer elektronischen Struktur, mechanischer Schwingungen und optischer Prozesse untersucht. Die wohl wichtigste Anwendung der aus der Familie der amorphen Kohlenstoffe stammenden DLC-Schichtmaterialien sind Bauteile zur (magnetischen/optischen) Datenspeicherung. Graphen beweist enormes Potenzial für die Anwendung als ultraschneller Transistor. Des Weiteren könnte es als Composite-Material, wegen seines hohen OberflächeVolumen-Verhältnisses und Leitfähigkeit in Batterien, in Feldemittern, als transparente Membran, in Mikroresonatoren und als chemischer Sensor (selektive Reaktivität) Anwendung finden. Auch Quantenpunkte aus Graphen sind möglich und würden Einzelelektronen-Transistoren erlauben. Dr. Cinzia Casiraghi 178 TSB_Oberflächen.indd 178 10.02.12 14:20 Die Untersuchung der Kohlenstoff-Nanostrukturen erfolgt mittels RamanSpektroskopie, einer schnellen, zerstörungsfreien und etablierten Methode zur Charakterisierung von Kohlenstoff-Materialien, und wird zusätzlich mit Rasterkraftmikroskopie (AFM) kombiniert. Um die Spektroskopie-Signale zu verbessern, werden neue Untersuchungsmethoden wie Surface Enhanced Raman Scattering (SERS) und Tip-Enhanced Raman Spectroscopy (TERS) genutzt. Themen wie diese Untersuchungsmethoden sowie Synthese und Aufbau von Nanomaterialien, Dünnschichtabscheidung, Langmuir-Blodgett-Schichten, Dielektrophorese und Lithographie werden in der Lehrveranstaltung ›Introduction to Nanoscience‹ in Seminarform vermittelt. Prof. Dr. Paul Fumagalli An der FU Berlin forscht die Gruppe Dünne Schichten (Prof. Fumagalli) der experimentellen Festkörperphysik an Schichten von wenigen Atomlagen Dicke. Untersucht werden deren Wachstum und magnetische Eigenschaften, zudem Eigenschaften von Nanopartikeln und daraus aufgebauten Schichten, weitere nanoskalige Systeme und deren magnetische und optische Eigenschaften. Veröffentlichungstitel aus den Jahren 2004 bis 2010 weisen auf spezifische Forschungsthemen hin: ■ Magneto-optic enhancement and magnetic properties in Fe antidot films with hexagonal symmetry ■ Photochromism of Spiropyran-Cyclodextrin Inclusion Complexes on Au(100) ■ Optical and Magnetic Properties of Hexagonal Arrays of Subwavelength Holes in Optically Thin Cobalt Films ■ Magnetic, Magneto-optic and Magnetotransport Properties of Nanocrystalline Co/Au Multilayers with Ultrathin Au Interlayers ■ CoCr/Pt multilayers with adjustable perpendicular anisotropy ■ Structural, magnetic, and magneto-optical properties of nanocrystalline face centered cubic Co70Cr30/Pt multilayers with perpendicular magnetic anisotropy ■ Switching of nonfunctionalized spiropyran thin films on single crystalline MgO(100) ■ Magnetism and magneto-optics of nanocrystalline Ni/Pt multilayers grown by e-beam evaporation at room temperature ■ Evidence of exchange-induced spin polarization in the seminconductor EuS at 300 K ■ Structure and magneto-optic Kerr measurements of epitaxial MnSi films on Si(111) ■ Ni/Pt multilayers: growth and magneto-optics ■ Growth of Mn-Bi films on Si(111): targeting epitaxial MnBi Prof. Dr. Nikolaus Schwentner Die Gruppe Photochemisches Ätzen (Prof. Schwentner) am Institut für Experimentalphysik der FU Berlin analysiert unter anderem photochemische Reaktionen und strukturiert Oberflächen durch photochemisches Ätzen, indem durch kurzwellige Strahlung ein photochemischer Prozess an angelagerten 179 TSB_Oberflächen.indd 179 10.02.12 14:20 Halogenen und damit ein Materialabtrag an belichteten Stellen ausgelöst wird. Derartige Maskenabbildungen (Lithographie) werden auf ihre Eignung für die Halbleiterstrukturierung untersucht. Die Arbeitsgruppe Nanoscale Physics of Molecules and Surfaces von Prof. Pascual am Institut für Experimentalphysik der FU Berlin untersucht Grundlagen der Molekular- und Oberflächenphysik (elektronische, magnetische, Schwingungs- und strukturelle Eigenschaften von Oberflächen und Adsorbaten, Selbstorganisation) mittels Rastertunnelmikroskopie (STM, temperaturvariabel) bzw. Low Energy Electron Diffraction (LEED) in atomarer Auflösung. Das Verständnis der Materie und die Manipulation an den Eigenschaften sollen Erkenntnisse und Methoden für die Entwicklung molekularer Elektronik liefern. Mit ihren Arbeiten ist die Gruppe Teil des Sonderforschungsbereichs 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹ (Projekt A1 ›Schaltprozesse in Molekülen an Metalloberflächen, untersucht mit Rastertunnelmikroskopie‹), außerdem des Schwerpunktprogramms 1243 ›Quantum transport‹ und des ESF-Netzwerks EIPAM ›Electron induced processes at the molecular scale‹. Prof. Dr. Jose Ignacio Pascual Prof. Reich und die Gruppe Physik von Nanostrukturen an der FU Berlin erforscht schwerpunktmäßig eindimensionale Nanostrukturen wie Kohlenstoffnanoröhren, Halbleiternanodrähte und andere kohlenstoffbasierte Materialien wie Graphen. Dazu werden experimentelle Methoden wie optische Spektroskopie und numerische Simulationen genutzt. Funktionalisierte und hybride Systeme sowie die Entwicklung neuartiger Komposite, mit denen die Eigenschaften von Kohlenstoffnanoröhren und Graphen für makroskopische Materialien nutzbar gemacht werden sollen, sind weitere Forschungsschwerpunkte. Am Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹ ist die Gruppe mit dem Teilprojekt A6 ›Molekulare Schalter an Kohlenstoffoberflächen‹ beteiligt. In diesem Projekt werden photochrome molekulare Schalter untersucht, die an Kohlenstoffnanoröhren gebunden sind, außerdem Kohlenstoffnanoröhren als ideale Oberfläche mit variablen elektronischen Eigenschaften (metallisch/halbleitend, Größe der Bandlücke) und die Wechselwirkung zwischen Oberfläche und Molekülen (Beeinflussung der Photoisomerisierung). Prof. Dr. Stephanie Reich Am Institut für Theoretische Physik (Prof. Oppen) der FU Berlin werden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹ Grundlagen von Schaltprozessen systematisch untersucht. Durch externe Stimuli an molekularen Systemen im Kontakt mit Festkörperoberflächen ausgelöste reversible Übergänge von Zuständen bewirken eine messbare Änderung der optischen, elektronischen oder magnetischen Funktionalität des Systems (Teilprojekt C4 ›Konformationsänderungen und magnetisches Schalten in deponierten molekularen Strukturen‹). Sowohl Kon- Prof. Dr. Felix von Oppen 180 TSB_Oberflächen.indd 180 10.02.12 14:20 formationsschalter (zum Beispiel Azobenzol, Spiropyran) als auch magnetische Schaltermoleküle werden untersucht und der Einfluss des Substrats am Beispiel von kohlenstoffbasierten Substraten (Nanoröhren/Graphen, Experimente in Teilprojekten A3, A6) bestimmt, um eine systematische Theorie von Schaltermolekülen in der molekularen Elektronik zu erlangen. Prof. Dr. Stefan Hecht Die Gruppe Organische Chemie und funktionale Materialien (Prof. Hecht) an der Humboldt-Universität zu Berlin widmet sich der Entwicklung von organischen nanoskaligen Strukturen für Anwendungen als ■ allgemein smarte Materialien oder Oberflächen, ■ Transportsysteme zur Signalverstärkung und Wirkstofffreigabe (Controlled Release), ■ lichtempfindlich schaltbare und ansteuerbare Katalysatoren, ■ Sensoren, Molekularelektronik, optoelektronische Komponenten. Dazu werden organische Nanotubes (hohle/spiralförmige Oligomere und Polymere) hergestellt, Konstellationen, Selbstorganisationsprozesse und chemische Reaktivität von einzelnen Molekülen auf festen Substratwerkstoffen beeinflusst sowie Makromolekül- und supramolekulare Architekturen gebildet. Zusammenarbeit besteht mit Forschern aus dem Fritz-Haber-Institut, der HU Berlin und der BAM sowie internationalen Partnern. Im Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹ leitet Prof. Hecht das Teilprojekt B8 ›Schalterarchitekturen für kollektive Schaltprozesse und Kontrolle von Ladungstransport‹. Prof. Dr. W. Ted Masselink Die Gruppe Elementaranregungen und Transport in Festkörpern von Prof. Masselink am Institut für Physik der HU Berlin erforscht die physikalischen Grundlagen und Anwendungen neuer Halbleiter-Hetero- und -Nanostrukturen, speziell das Wachstum und die Zusammensetzung von III-V-Halbleitern, die mittels Gasquellen-Molekularstrahlepitaxie (GSMBE) erzeugt werden. Neben den möglichen Anwendungen in der Photonik (Kapitel Lichtemission/Photonik) drehen sich die elektronischen Anwendungen um ■ Micro-Hall-Sensoren, ■ Universalsubstrate (Wachstum von dickeren epitaktischen Layern auf Substraten mit signifikantem Gitterversatz) und ■ verdünnte magnetische Halbleiter (DMS), mit ferromagnetischen und halbleitenden Eigenschaften. Prof. Dr. Jürgen P. Rabe Im Fachgebiet Physik von Makromolekülen der HU Berlin beschäftigt sich Prof. Rabe mit hybriden Materialsystemen, die Anwendung in Solarzellen (Kapitel Photovoltaik), aber auch in der Spin- und Optoelektronik finden. Entsprechende Projekte und Beteiligungen an Verbundvorhaben sind 181 TSB_Oberflächen.indd 181 10.02.12 14:20 ■ der Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹ mit dem Teilprojekt A3 ›Kontrolle des elektrischen Transports durch Einzelmoleküle und Graphene‹, ■ das BMBF-geförderte Verbundprojekt ›Graphenoid-Lagen als großflächige elektrisch leitfähige, optisch transparente Beschichtungsmaterialien‹ (Kontaktierung in elektronischen Bauelementen) und ■ ein DFG-Projekt mit japanischen Forschungspartnern zu Nanoelektronik mit großen konjugierten Makromolekülen (zum Beispiel Dioden und Transistoren auf Basis einzelner konjugierter Moleküle). Prof. Rabe erforscht vor allem Struktur-Eigenschaftsbeziehungen von synthetischen (polymeren) Makromolekülen bzw. Bio-Makromolekülen sowie zweidimensional vernetzte Systeme wie Graphen. Die Möglichkeiten, Atome und Moleküle gezielt auf Oberflächen zu manipulieren, soll zum Aufbau miniaturisierter Funktionselemente genutzt werden (bottom-up-Strategie). Neue molekulare Hybridsysteme können somit hergestellt und untersucht werden und sich mit Hilfe von Selbstorganisationsmechanismen zu einem makroskopischen System weiterentwickeln. Hybride Strukturen sind in erster Linie ElektronenDonor und -Akzeptor-Verbindungen, aber auch supramolekulare Systeme in Verbindung mit ausgedehnten anorganischen Festkörpern. An der Produktion, Verarbeitung und Charakterisierung von Graphen für die organische Elektronik arbeiten junge Wissenschaftler im Marie Curie Network for Initial Training (ITN) ›Graphene-Organic Hybrid Architectures for Organic Electronics: A Multisite Training Action – GENIUS‹, an dem das Fachgebiet mitwirkt. In der 2001 eingerichteten ›International Humboldt Graduate School on Structure, Function and Application of New Materials‹ gestaltete man eine ›Research Training Group: Fundamentals and functionality of size and interface controlled materials: spin- and optoelectronics‹. Das Fachgebiet ist außerdem Mitglied im NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics. Die Gruppe Supramolekulare Systeme (Prof. Koch) am Institut für Physik der HU Berlin widmet sich organischen Halbleitermaterialien und deren Anwendung in optoelektronischen Komponenten (zum Beispiel Transistoren). Dabei stehen Morphologie und kristalline Strukturen/Texturen von organischen Dünnschichten (Sexithiophen/6T, alpha,omega-Dihexylsexithiophen/DH6T; PEDOT:PSS), Grenzflächen zwischen organischen und anorganischen Layern (Au, SiO2), epitaktische Adsorbate an definierten anorganischen Substraten (SiO2 auf hochdotiertem Silizium, Mylar®) und elektrische Eigenschaften von elektroaktiven konjugierten organischen Materialien im Mittelpunkt. Prof. Dr. Norbert Koch Die AG Atomare Struktur und elektronische Eigenschaften von Oberflächen, Grenzflächen und Nanostrukturen (Prof. Dähne) am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin beschäftigt sich mit der Untersuchung von Nanodrähten Prof. Dr. Mario Dähne 182 TSB_Oberflächen.indd 182 10.02.12 14:20 und Clustern auf Siliziumoberflächen sowie III-V-Halbleiter-Nanostrukturen (zum Beispiel Quantenpunkte). Themen bzw. spezielle Materialsysteme sind ■ Silizid-Dünnschichten, Silizid-Nanodrähte und -Cluster, ■ InAs/GaAs-Wetting-Layer (atomare epitaktische Startschicht für Quantenpunkte oder Dünnschichten), ■ InAs- und InGaAs-Quantenpunkte, Quantenstriche (InAs InGaAsP), -ringe (GaSb) und ■ GaN-Oberflächen. Molekularstrahlepitaxie (MBE) wird zum Aufwachsen der Nanostrukturen genutzt, Photoelektronenspektroskopie (PES) am Speicherring BESSY II zur Untersuchung der elektronischen Eigenschaften, außerdem Rastertunnelmikroskopie (STM, auch an Querschnittsflächen: XSTM) sowie entsprechende Spektroskopien (STS, XSTS). Prof. Dr.-Ing. Karlheinz Bock Das Fachgebiet Polytronische Mikrosysteme (Prof. Bock) am Institut für Hochfrequenz- und Halbleiter-Systemtechnologien der TU Berlin erforscht polymere Werkstoffe für elektronische Bauelemente. Betrachtet werden Herstellung und Charakterisierung technologischer Oberflächen und Grenzschichten, die Mikround Nanostrukturierung polymerer Werkstoffverbunde, Mehrlagentechnologien, additive Strukturierungsverfahren und Selbstorganisation. Außerdem werden Kontaktierungen zwischen Metallen und organischen Leitern zu organischen Halbleitern untersucht sowie Oberflächenbedingungen polymerer Materialien und hybrider Materialverbunde charakterisiert. Der Lehrstuhl Polytronische Mikrosysteme ist Partner des ›Berlin Center of Advanced Packaging‹ (BeCAP), einer Kooperation zwischen dem Forschungsschwerpunkt ›Technologien der Mikroperipherik‹ der TU Berlin und dem Fraunhofer-IZM. Prof. Dr. Dieter Schmeißer Das materialwissenschaftlich orientierte Forschungsfeld am Lehrstuhl Angewandte Physik II/Sensorik um Prof. Schmeißer (BTU Cottbus) ist unter anderem dem Erkenntnisgewinn für elektronische Anwendungen gewidmet (andere Themen in den Kapiteln Photovoltaik, Energiewandlung und -speicherung, Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik und Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik). Mit dem Ziel, elektronische Eigenschaften und geometrische Strukturen verschiedener Materialien, wie WO3, CuInS2, SiC, leitende und halbleitende Polymere, intermetallische Verbindungen (Fe/Al) und Legierungen aufzuklären, werden Schichten und Schichtstrukturen präpariert und spektroskopisch oder spektromikroskopisch untersucht. Dafür stehen den Forschern die elektronenspektroskopischen Techniken Röntgen-Photoelektronen- (XPS), Ultraviolett-Photoelektronen- (UPS), wellenlängendispersive Röntgen- (WDX), Auger-Elektronen- (AES) und Röntgen-Nahkanten-Absorptions-Spektroskopie (NEXAFS) und die spektromikroskopische Abbildung mittels 183 TSB_Oberflächen.indd 183 10.02.12 14:20 Photoelektronen (PEEM) zur Verfügung. Auch wird hochbrillante Synchrotronstrahlung am Elektronenspeicherring BESSY II als Anregungsquelle genutzt. Zur Strukturaufklärung dienen zudem mikroskopische Untersuchungen (Rasterkraft- AFM/Rastertunnelmikroskopie STM/optisch). Aktuelle Forschungsprojekte mit Anwendungsbezug zu Dünnschicht-Halbleiter-Elektronik sind: ■ ›Writing Graphene: Ion-beam modification of thin polymer layers‹ (2010 bis 2013, Kooperation mit Universität Erlangen-Nürnberg, im DFG-Schwerpunktprogramm 1459 ›Graphene‹): neuer Ansatz zur Graphenherstellung, ›horizontales‹ Graphenwachstum anstelle von Exfoliation oder Oberflächenreaktionen. Dazu wird eine Monomerschicht eines Polymers als Prekursor benutzt (Atomlagenabscheidung von Polyimid im Monomerdickenbereich ist zu entwickeln) und soll durch Niedrigenergie-Ionenbeschuss in eine Graphenschicht verwandelt werden (Graphenwachstum in Fahrtrichtung des Strahls wird initiiert). ■ ›Steigerung der Effizienz der Graphitisierung dünner Polyimidschichten‹ ■ ›In-situ ALD-Wachstum‹: Das Schichtwachstum von Hafniumoxiden auf Si(001) wird im Anfangsstadium mit spektroskopischen und mikroskopischen Methoden analysiert, sowie der Einfluss von Pufferschichten auf die thermische Stabilität von Hafniumoxiden untersucht. ■ ›Transparente Elektronik‹: Auf der Basis oxidischer Halbleiter wie ZnO oder TiO2 lassen sich elektronische Bauelemente auf flexiblen Substraten, auf Glas herstellen (mit dem Vorteil Langzeitstabilität in Raumluft gegenüber organischer Elektronik). Langfristig ist die Herstellung bzw. Stabilisierung oxidischer Halbleiter vom p-Typ ein Forschungsziel. Abgeschlossene Forschungsprojekte mit Anwendungsbezug zu DünnschichtHalbleiter-Elektronik sind: ■ ›Pr-O-N-Schichten: Dielektrika für 4H- und 3C-SiC-Oberflächen‹ (2003 bis 2008, DFG-Schwerpunktprogramm 1157 ›Integrierte elektrokeramische Funktionsstrukturen‹): Die Grenzflächeneigenschaften von 4H- und 3C-SiCOberflächen werden durch ein funktionales Hetero-Oxid optimiert. Dessen Aufbau beginnt mit einer zwei Nanometer dünnen Oxynitrid-Schicht, in der der Stickstoff in geringer Konzentration zur Passivierung von Grenzflächenzuständen fungiert, während der Sauerstoff durch die Wechselwirkung mit dem anschließend aufgebrachten Praseodymoxid (Pr2O3) eine reaktive Silikatphase bildet. Die dielektrischen Eigenschaften des Hetero-Oxids werden wesentlich durch die Dielektrizitätskonstante des Seltenerd-Oxids bestimmt. ■ ›Organische Ferroelektrika für nichtflüchtige Speicher‹ (2005 bis 2009, DFGSchwerpunktprogramm 1157 ›Integrierte elektrokeramische Funktionsstrukturen‹). ■ ›PEEM- und Kelvin-AFM-Untersuchungen an dielektrischen Schichten für organische Feldeffekttransistoren‹ (2003 bis 2007, DFG-Schwerpunktpro184 TSB_Oberflächen.indd 184 10.02.12 14:20 gramm Organische Feldeffekt-Transistoren: strukturelle und dynamische Eigenschaften). ■ ›Funktionale Materialien für die Nanoelektronik – Praseodymoxid als Dielektrikum auf Silizium und Siliziumkarbid‹ (2004 bis 2006). ■ ›Investigations of ultra-thin Pr2O3 films on Si(111) by XSW/XPS measurements‹ (2005). Der Lehrstuhl kooperiert vielfach mit regionalen und überregionalen Forschungsinstituten und Industriepartnern, zum Beispiel mit HZB/BESSY, IKZ, FBH, Fh-IAP, BAM, FHI, MBI; ihp, OderSun, BASF Schwarzheide. PD Dr. Christoph Janowitz Die anwendungsorientierten Forschungsaktivitäten der Experimentalphysik (Festkörperphysik, Dr. Janowitz) der BTU Cottbus betreffen Einkristalle, dünne Schichten und keramische Formkörper im Themenkreis Supraleitung und Magnetismus. Die Eigenschaften der Festkörper werden bei tiefen Temperaturen und starken Magnetfeldern untersucht und dienen der Technologieentwicklung für Hochtemperatur-Supraleiter und magnetische Materialien, unter anderem mit Hilfe der Präparation und Charakterisierung dünner Schichten. Solche Schichten werden aus Hochtemperatur-Supraleitermaterialien, zum Beispiel YBa2Cu3Oy, durch reaktives HF-Sputtern auf unterschiedlichen einkristallinen Substraten (wie SrTiO3, ZrO2, LiNbO3) erzeugt. Der Schicht-Strukturierung für Messungen der kritischen Stromdichte und des Magnetowiderstands dient ein selbstentwickeltes Photolithographie-System (optisches Schreiben in photoempfindlichen Lack). Weitere Charakterisierungen erfolgen mit Hilfe der Wechselfeld-Suszeptibilität (Fähigkeit zur Polarisierung in einem eingeprägten Magnetfeld) und mit akustischen Oberflächenwellen. Mit letzteren werden elastische Eigenschaften dünner Schichten bestimmt, indem Oberflächenwellen mit Interdigitalwandlern auf einkristallinem Lithiumniobatsubstraten (LiNbO3) erzeugt werden und bei ihrer Ausbreitung durch dünne Schichten auf dem Substrat hinsichtlich ihrer Dämpfung und ihrer Ausbreitungsgeschwindigkeit beeinflusst werden. So können durch Messung dieser Größen unter Variation von Temperatur (bei tiefen Temperaturen bis 0,3 K) und Magnetfeld (Stärke bis neun Tesla) Rückschlüsse auf die elastischen, elektrischen/piezoelektrischen Eigenschaften der zu untersuchenden Schichtstrukturen gezogen werden. Prof. Dr. Jürgen Reif Der Lehrstuhl Experimentalphysik II/Materialwissenschaften (Prof. Reif) der BTU Cottbus forscht schwerpunktmäßig an nichtlinearer Optik an der Oberfläche von Festkörpern (Wechselwirkung von Laser-Strahlung mit Materie), also an nichtlinearer Photoemission, laserinduzierter Desorption und Ablation, der (nichtlinear-)optischen Materialanalyse, der Spektroskopie von Defekten und Verspannungszuständen in Halbleitern, laserinduziertem Plasma usw. 185 TSB_Oberflächen.indd 185 10.02.12 14:20 Gegenwärtige Forschungsprojekte bzw. Arbeitsthemen sind ■ Dynamik der Mehrphotonen-Anregung an der Oberfläche von transparenten Ionenkristallen, ■ Emission von Elektronen und Ionen aus der laserbestrahlten Oberfläche von transparenten Ionenkristallen, ■ Metalle in Photovoltaik-Silizium, ■ Baufehler und Verspannungen in 30-cm Silizium-Wafern, ■ High-k-Gate-Oxide, ■ nichtlineare Optik an (der Oberfläche von) Bariumfluorid – Ultraschnelle optische Schalter, ■ Femtosekunden-Laser-Ablation von Saphir. Anwendungsseitig gehen aus den Untersuchungen Dünnschicht-Funktionsmaterialien für Halbleiter-Bauelemente hervor. Ein erheblicher Teil der Arbeiten ist eingebettet in das Joint Lab, das gemeinsame Labor von BTU und ihp. Durch den Lehrstuhl Leichtbaukeramik (ehemaliger Inhaber: Prof. Scheffler) der BTU Cottbus wurden in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen Projekte bearbeitet, die neue Verkapselungsmaterialien oder Schutzschichten zum Inhalt hatten. Mit dem Fraunhofer-IZM Berlin entwickelten die Forscher ein Verfahren zur Einbringung von Schichtsilikaten in polymere Matrices zur Verringerung der Wasserdampfdiffusion, gedacht für die Verkapselung von mikroelektronischen Bauteilen (Speicher, Prozessoren) und deren dadurch verlängerte Betriebsdauer und höhere Zuverlässigkeit. Weitere Anwendungsfelder von Leichtbaukeramiken, besonders im Hochtemperaturschutz, sind im Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation erläutert. Prof. Dr. Michael Scheffler Am Institut für Physik und Astronomie der Universität Potsdam, Fachbereich Physik Weicher Materie um Prof. Neher forscht man an organischen (polymeren) halbleitenden Materialien (Polymerelektronik, zu solaren Anwendungen vergleiche Kapitel Photovoltaik) und an Struktur-Eigenschaftsbeziehungen. Insbesondere für die Anwendung in organischen Feldeffekttransistoren (OFET), deren aktive Schicht sich großflächig aus Lösung per Schleuderbeschichtung (Spin-Coating), Inkjet-Druck oder Siebdruck auf Substrate abscheiden ließe, werden bessere polymere Materialien mit hoher Ladungsträgerbeweglichkeit entwickelt. Bisher konnten bei Poly(3-hexylthiophene) als Halbleiterpolymer (p-Typ, P3HT-Layer) Beweglichkeiten bis zu 0,1 cm2/Vs nachgewiesen werden, was vergleichbar mit amorphem Silizium ist. Weiterhin wird der Einfluss von Molekulargewicht und Abscheidungsbedingungen auf die Performance von OFETs untersucht. Zusätzlich sollen ausgerichtete Flüssigkristallpolymerschichten auf Basis von Polyfluorenen im Hinblick auf die Anisotropie des Ladungstransports erforscht werden. Prof. Dr. Dieter Neher 186 TSB_Oberflächen.indd 186 10.02.12 14:20 Am Fachbereich werden des Weiteren Studien zu licht- und temperaturinduzierten Eigenschaftsveränderungen (mechanische, dielektrische) bei Azobenzol-Dünnschichten durchgeführt (per elektromechanischer Spektroskopie). Solche Dünnschichten können durch Absorption von Laserlicht strukturiert werden (Oberflächenreliefgitter), wobei das Material weit unterhalb der Glasübergangstemperatur zu fließen vermag. Zusammen mit weiteren spezifischen Eigenschaften befähigt dies das Material, speziell für hochdichte optische Speicher eingesetzt zu werden. Vorlesungen hält Prof. Neher zu organischen Halbleitern und im Masterstudiengang Polymer Science zu physikalischen und technischen Eigenschaften der Polymere. Dr.-Ing. Friedhelm Heinrich Prof. Dr. Sigurd Schrader In der AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien (Prof. Schrader) der TH Wildau werden in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Wirtschaftspartnern hauptsächlich optische und photonische Komponenten entwickelt (Kapitel Lichtemission/Photonik). Mit dem Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (ihp) unterhält die TH Wildau seit 2006 ein Jointlab, ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum. Zentrale Anliegen sind die gemeinsame Lehre und Ausbildung auf dem Gebiet der Mikroelektronik sowie die Entwicklung neuartiger siliziumbasierter Bauelementekonzepte und Technologien, unter anderem für die Hochgeschwindigkeits-Elektronik. Im Projekt ›Funktionale Kohlenstoffschichten‹ (2009 bis 2011, Dr. Heinrich) lag das Interesse besonders bei Graphen, daraus aufzubauenenden Höchstfrequenzbauelementen und deren Anwendungen. Insbesondere wurden Verfahren zur Erzeugung von Graphenschichten untersucht und anschließend versucht, mit den Schichten höhere Grenzfrequenzen im Terahertz-Bereich zu erreichen und damit neue Anwendungen wie kohlenstoffbasierte elektronische und optoelektronische Schaltkreise oder ultraschnelle Modulatoren und Terahertz-Bauelemente zu erschließen. Prof. Dr. Günther Tränkle Prof. Tränkle ist seit 1996 Direktor des Ferdinand-Braun-Instituts, LeibnizInstitut für Höchstfrequenztechnik (FBH), das Schlüsseltechnologien in der Mikrowellentechnik und Optoelektronik erforscht und dazu HöchstfrequenzBauelemente und Schaltungen für Kommunikationstechnik/Sensorik, Leuchtdioden (im UV-Bereich) sowie Diodenlaser für verschiedene Anwendungsbereiche entwickelt. Hohe Kompetenz hat das Institut in der III-V-Halbleitertechnologie – speziell bei Halbleitern großer Bandlücke – und der entsprechenden Reinraumfertigung mittels Gasphasen-Epitaxie. Seit 2002 hat Prof. Tränkle die Professur für Mikrowellen- und Optoelektronik am Institut für Hochfrequenz- und Halbleiter-Systemtechnologien der TU Berlin inne. 187 TSB_Oberflächen.indd 187 10.02.12 14:20 Die Abteilung Mikrowellentechnik am FBH – geleitet von Prof. Heinrich, der gleichzeitig eine Professur (Fachgebiet Höchstfrequenztechnologien) an der TU Berlin innehat – erforscht die spezifischen Technologien und Werkzeuge, die zur Entwicklung von Mikrowellenschaltungen und -modulen benötigt werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf III-V-Halbleitertechnologien (GaAs, GaN) und Hochleistungsanwendungen. Der zugehörige Geschäftsbereich Mikrowellenkomponenten und -systeme ist auf Kommunikations- und Radar-Anwendungen im Frequenzbereich von ein bis 100 GHz sowie auf Quellen zur Erzeugung von Mikroplasmen ausgerichtet. Die Aktivitäten gliedern sich in die Felder ■ Frontend (monolithisch integrierte Transmitter und Receiver), Sende- und Empfänger-MMICs (Monolithic Microwave Integrated Circuit), im Allgemeinen auf SiGe-HBT- und Si-RF-CMOS-Prozessen basierende Schaltungen, die in Zusammenarbeit mit Externen realisiert werden, ■ Leistungsverstärker (effiziente Mikrowellen-Verstärker, basierend auf MMICs), ■ rauscharme Komponenten (Vorverstärker mit niedriger Rauschzahl), ■ Mikroplasmen (halbleiterbasierte Quellen und Resonatorstrukturen zur Erzeugung atmosphärischer Mikrowellenplasmen mit geringer räumlicher Ausdehnung). Prof. Dr. Wolfgang Heinrich Ziel des Geschäftsbereichs GaN-Elektronik (Dr. Würfl) des FBH ist es, GaNbasierte elektronische Bauelemente zu entwickeln und reproduzierbar herzustellen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Mikrowellen-Leistungsbauelemente (diskrete Leistungstransistoren und MMICs) für Anwendungen in Mobilfunk-Basisstationen und der Satelliten-Kommunikationstechnik sowie um Hochspannungs-Leistungstransistoren für schnelle Schalter in der Leistungselektronik. Das aus dem FBH ausgegründete Spin-off BeMiTec bietet GaN-Bauelemente als Forschungsprototypen an. Dr.-Ing. Joachim Würfl GaN-MMICs auf SiC-Substrat (FBH) 188 TSB_Oberflächen.indd 188 10.02.12 14:20 PD Dr. Markus Weyers Die Abteilung Materialtechnologie (Dr. Weyers) ist am FBH das Kompetenzzentrum für die Umsetzung von optoelektronischen und elektronischen Bauelementekonzepten. Hier werden die ultradünnen Halbleiter-Schichtstrukturen mittels metallorganischer Gasphasenepitaxie (MOVPE, sechs Anlagen) basierend auf den Materialsystemen (Al,Ga)As, (Al,Ga,In)P, (Ga,In)(As,P) und (Al,Ga,In)N erzeugt. Zur Herstellung dicker Schichten aus GaN und AlGaN als Substrate bzw. Pseudosubstrate für Schichtstrukturen aus (Al,In)GaN wird das Verfahren der Hydrid-Gasphasenepitaxie erforscht (mehrere hundert µm/h Wachstumsrate). Die Optimierung des Schichtwachstums wird durch entsprechende Analytik unterstützt, das gesamte Equipment auch Externen zur Realisierung kundenspezifischer Schichtstrukturen inklusive materialanalytischer Untersuchungen an Halbleiterschichten und Bauelementen angeboten. Dr. Olaf Krüger Die Abteilung Prozesstechnologie (Dr. Krüger) des FBH verarbeitet die epitaxierten Wafer und unterschiedliche Substrate (GaAs, InP, Si, SiC, Saphir, GaN) mittels Ätz- und Metallisierungstechniken (Chipvereinzelung, Aufbautechnik) weiter zu Bauelementen. Folgende Prozessmodule/Equipment (für die Bearbeitung auf Waferebene, Frontend) sind vorhanden: ■ Lithographie (Fotolithographie, Elektronenstrahllithographie, Mikrostrukturierung mit Lacken und Polymeren) ■ Ätztechniken (Nasschemisches Ätzen, Trockenchemisches Ätzen) ■ Depositionstechniken (für metallische Kontakte und Leiterbahnen, isolierende Schichten oder dielektrische Spiegel) ■ Ionenimplantation Die eingesetzten Depositionstechniken reichen vom physikalischen Vakuumverdampfen über Sputterverfahren und die plasmagestützte chemische Abscheidung aus der Dampfphase (PECVD) bis zur nasschemischen Galvanik: ■ Isolatorabscheidung per RF-Sputtern (Ta2O5, Al2O3, SiO2, Si3N4) oder PECVD/ Parallelplattenreaktor (SiNx) ■ Metallisierung (Kontakte, Leiterbahnen und passive Schaltungselemente wie Spulen oder Kondensatoren) per Vakuumbedampfung (mit Ge, Au, Pt, Ni, Ti, Ir, Al, Mo, Sn, In), UHV-Bedamfpung (mit Ti, Pt, Au, Ni) oder Sputtern (mit WSiN, AuGe, NiCr, Ni, TiW, Au) bzw. Kombinationsverfahren (Al, Ge, Mo, Pt, Ti, Au, Ni gedampft, WSiN, Pt gesputtert) ■ Galvanik (Mikrogalvanik besonders für dicke Goldschichten von ein bis 20 µm) für verstärkte Leitbahnen in passiven Strukturen, verstärkte Kontaktflächen und Leitbahnen zur Wärmeableitung Die Ionenimplantation dient der Modifikation der Werkstoffeigenschaften. In den Wafer eindringende Ionen beeinflussen sowohl die elektrischen Eigenschaften als auch die Mikrostruktur des implantierten Bereichs (Aktivierung der Implantation durch thermische Behandlung, Rapid Thermal Annealing; laterale Strukturierung durch Photolackmasken). 189 TSB_Oberflächen.indd 189 10.02.12 14:20 Die Abteilung Biomimetik am Fraunhofer-IZM (Dr. Fiedler) versucht mit dem wachsenden Verständnis komplexer Lebensprozesse und der ihnen zu Grunde liegenden Elementarprozesse eine technische Nach-Nutzung der gewonnenen Erkenntnisse – zum Beispiel bei der Aufbau- und Verbindungstechnik in der Mikroelektronik – zu vollziehen, solange diese mit ethischen Grundsätzen vereinbar ist. Ein aktueller Forschungsgegenstand, dem das IZM gern mehr Aufmerksamkeit widmen würde (Stand: 2008) ist die Nutzbarmachung biomimetischer Nanokapseln für die Metallisierung und Schichtabscheidung in der Mikroelektronik, insbesondere zur Modifizierung von Substrat-Oberflächen. Wie beim gezielten Medikamententransport in der Pharmazie praktiziert, sollen Liposomen, das heißt eine aus Phospholipiden gebildete Membran (selbstorganisierende Lipid-Doppelschicht) Lösungs-Tröpfchen umhüllen, also ein Vesikel bilden. Dies dient entweder zur Stabilisierung gewünschter Lösungsbestandteile (Barrierewirkung), zum Transport von Nanopartikeln oder erfüllt in fester Phase verschiedene chemische Funktionen (abgeschlossenes Reaktionssystem). Dr. Stefan Fiedler Die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet Nanostrukturen (Abteilung System Integration & Interconnection Technologies des Fh-IZM, Dipl.-Ing. Schmidt/ Herr Zwanzig) zeigen das Potenzial metallischer Nano-Strukturen sowohl als interaktive Oberflächen in Kontakt mit biologischen Strukturen, speziell als biokompatible Substrate in Kontakt mit Zellen (vergleiche Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik), als auch für die Entwicklung neuer Aufbau- und Verbindungstechniken in der Dünnschicht-Elektronik (und -Messtechnik). Bei den Strukturen handelt es sich um Nano-Kollonaden oder NanoDrähte (bis < 100 nm Durchmesser) bis hin zu Nanorasen (0,2 ... 1,0 µm ∅) aus Gold, Nickel oder Platin, die einkristallin auf die Oberfläche aufgewachsen werden, sehr oberflächenaktiv (hohes Oberfläche-Volumen-Verhältnis) und in ihrer magnetischen Ausrichtung einstellbar sind. Solche Nanostrukturen und bekannte Prinzipien der Oberflächenstrukturierung wurden am Institut auf ihre Anwendbarkeit in der mikroelektronischen Aufbau- und Verbindungstechnik und für verwandte Einsatzgebiete (als elektrischer Signaltransducer in der Bioanalytik) geprüft. Die Nanorasen-Oberflächen mündeten in der Nutzung als stoffschlüssige Verbindung (Verschweißung), die sie paarweise ohne Bildung einer intermetallischen Phase eingingen und die übliche Lötverfahren in der Aufbau- und Verbindungstechnik ersetzen könnte. Des Weiteren ist am Institut die ionengestützte Abscheidung von Metallen (Pt, W) zur Erzeugung von Leiterbahnen und SiO2 als Isolatorschicht etabliert. Diese Technologie kann genutzt werden, um Chipstrukturen zu reparieren oder auch einzelne Mikrostrukturen als Funktionsmuster volladditiv herzustellen. Außerdem hat das Fh-IZM in einem Projekt zu besonders reibungs- und verschleißarmen Oberflächen mitgewirkt (Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation, TU Berlin, Prof. Rechenberg). Dipl.-Ing. Ralf Schmidt Michael Zwanzig 190 TSB_Oberflächen.indd 190 10.02.12 14:20 Die Fortsetzung von metallischem Nanorasen stellen sogenannte Haizahnschichten dar, kristalline Goldstrukturen, die galvanisch, direkt und maskenfrei abgeschieden werden. Diese haben nanoskalige Spitzen und eine breitere Basis (deshalb ›Zähne‹) und zeichnen sich durch ihr hohes Anwendungspotenzial für grenzflächenaktive Analytik (Signalverstärkung) und für das Fügen (Ineinanderpressen) derartiger Oberflächen aus. Die gegenüber Nanorasen verbesserte mechanische Stabilität, die stoffliche Interaktion bei einfacher Herstellungstechnik sowie die gute chemische Beständigkeit favorisieren Haizahnschichten für die Niedrigtemperaturverbindungstechnik (<200 °C Verarbeitungstemperatur, Bumphöhen <10 µm, für Chip/Chip-, Chip/Wafer- und Chip/Flex-Verbindungen). Zur Herstellung bzw. Abscheidung beliebig geformter Strukturen auf planaren Oberflächen wurde ein gravitationsgestütztes Galvaniksystem entwickelt, das durch eine geschlossene schwenkbare Prozessbox eine horizontale Ausrichtung des zu beschichtenden Wafers (4’’ bis 8’’-Wafer) mit parallel darüber ausgerichteter Anode im Abscheidungsbetrieb (mit weitgehend reproduzierbaren Konvektionsverhältnissen) gewährleistet. Diese Konfiguration ermöglicht es, die für optimale Abscheidungsbedingungen erforderlichen Konzentrationsgradienten und Diffusionsschichtdicken ausschließlich über Metallionenkonzentration, Stromdichte und Temperatur einzustellen. Dipl.-Ing. Schmidt ist am Fh-IZM allgemein für die Verfahren der elektrolytischen und außenstromlosen Beschichtung mit Metallen zuständig: Beschichtungen mit Kupfer, Nickel, Eisen, Zinn, Blei, Silber, Gold und Platin sowie diversen Legierungen wie SnAg3 oder NiPx können im Gleich- oder Pulsstrombetrieb realisiert werden (Lotdepots, Sperrschichten, magnetische Schichten), verschiedene Verfahren zur (selektiven) Oberflächenaktivierung/Bekeimung sowie Metallisierungssysteme zur Abscheidung von Kupfer, Zinn, Silber, NiP, NiB, Palladium und Gold sind nasschemisch außenstromlos anwendbar (Startschichterzeugung, Bohrlochmetallisierung, Kontakte). Peter Semionyk Zur Erzielung optimierter Verbindungs- oder Haftfestigkeiten ist oftmals eine Oberflächenvorbehandlung notwendig: Um die Oberfläche von Substraten zu beeinflussen/zu reinigen, werden in der Abteilung System Integration & Interconnection Technologies des IZM Reinigungstechnologien (Herr Semionyk) wie das Plasmaätzen mit Sauerstoffplasma genutzt. Mit einem Ablationslaser (drei Wellenlängen, Spotgrößen zwischen zwei und 100 µm) ist es außerdem möglich, Mikrostrukturierungen vorzunehmen, sei es zum Trimmen von gedruckten Widerständen oder zum selektiven Entfernen von Schichten (Passivierungen und Lötstopplacke). Dr. Christine Kallmayer Die Gruppe System on Flex (Dr. Kallmayer) am Fh-IZM betreibt neben den F&EArbeiten zur Integration ultradünner Elektronik in Textilien (Kapitel Funktionstextilien) in Zusammenarbeit mit der Bundesdruckerei das ›Security Lab Berlin‹, in dem die Integration ultradünner Komponenten in Sicherheitsdokumente 191 TSB_Oberflächen.indd 191 10.02.12 14:20 (mobile Elektronik) im Mittelpunkt steht. Auch im Rahmen des 2009 entstandenen Fraunhofer-Innovationsclusters ›Sichere Identität Berlin-Brandenburg‹ widmet man sich ■ der Integration mikrosystemtechnischer Komponenten in Chipkarten, ■ ultradünnen Chips (< 20 µm), ■ Polycarbonat als Mehrlagensubstrat in Druck- und Laminiertechnik, ■ der Integration neuartiger Displays (E-Ink, OLED) in Dokumente und ■ neuartigen Sicherheitsmaterialien und -strukturen für die Manipulationssicherheit von Schaltungen, um erstmals ein multifunktionales, manipulationssicheres eID-Dokument (›System on Card‹) entstehen zu lassen. In der Abteilung High Density Interconnect & Wafer Level Packaging am FhIZM wendet die Gruppe Photolithography and Thinfilm Polymers (Dr. Töpper) photolithografische und Verfahren zur Abscheidung von polymeren Dünnschichten an, um die vielfältigen Anwendungsaufgaben (Wafer Level Packaging WLP, Multi-Chip Module Deposition MCM-D, Wafer Bonding, Thinfilm on MLC, MEMS usw.) zu erfüllen. Fotoresiste werden durch Schleuder- (Spin-Coating), Sprühbeschichtung (Spray-Coating), Metallisierung (Plating) und Lamination im Falle von Abdeckfolien aufgebracht und photolithografisch strukturiert. Im Einzelnen sind dies ■ Novolak-basierte positive Resiste (Single Pass Coating: zehn bis 30 µm, Multiple Pass Coating: 40 bis 70 µm), ■ negative Resiste (Single Pass Coating: bis 100 µm), ■ Dry Films (100+ µm Dicke), ■ electrodeposited Photo-Resist (EDPr, fünf bis 15 µm). Dr. Michael Töpper Ultrafeines Wafer-Bumping an SnAg (Fraunhofer-IZM) 192 TSB_Oberflächen.indd 192 10.02.12 14:20 Dünnschichtpolymere (Benzocyclobuten- [BCB], Polyimid- [PI], Polyphenylen2,6-benzobisoxazol- [PBO] und Epoxidharze) werden in Form von permanenten dielektrischen Schichten (von 100 nm bis 100 µm Dicke) zur Passivierung, elektrischen Isolierung (speziell bei Multi-Layer-Wiring) oder als Kleber/Haftschichten verwendet. Außerdem werden an der Abteilung alle möglichen Halbleiter- (Si, SiGe, GaAs, InP), Keramik- und Quarzsubstrate per Wafer-Bumping (Sputtern der Under Bump Metallurgy UBM, lithographisches Drucken des PhotoresistMusters, Galvanisieren von Mikrostrukturen mit SnPb63-, PbSn5-, SnAg3.5-, SnCu0.7-, AuSn20-, Sn-, Cu/Sn-, Ni/Au- oder Au- Bumps, Differenzätzen, …) verarbeitet. Prof. Dr. Gerard Meijer In der Abteilung Molecular Physics (Prof. Meijer) des Fritz-Haber-Instituts (FHI) findet in vielfältigen Gruppen Grundlagenforschung in der Molekularphysik statt – sowohl anhand der Infrarotstrahlung zu Eigenschaften und Dynamik von Molekülen, Clustern und Cluster-Adsorbaten als auch an ›kalten‹ Molekülen. Die Gruppe Electronic Structure of Surfaces and Interfaces (Prof. Horn) erforscht Grundlegendes zum epitaktischen Wachstum von Graphen und Graphen-Stapeln (wenige Layer) und zur Funktionalisierung von Graphen. In einem SiC-CVD-Reaktor wurden Graphen-Layer per Festphasen-Graphitisierung auf glatten SiC-Oberflächen erzeugt, indem bei Erhitzung über 1150°C Silicium freigesetzt wird und Kohlenstoff auf der Oberfläche zurückbleibt. Per Cracken von Propen-Gas konnte auf einer Nickel-Oberfläche ein geordneter passivierter Graphen-Layer (monolayer of graphite, MG) hergestellt werden. Die so passivierte Nickel-Oberfläche könnte als Quelle spinpolarisierter Elektronen dienen, die keine reaktiven Gase adsorbieren. Der Elektronen-Spin im Graphen-Layer kann manipuliert und kontrolliert werden, sodass graphen-basierte Bauelemente für Spintronic-Anwendungen in den Bereich des Möglichen rücken. Rastertunnelmikroskopische Aufnahmen von Graphen-Monolayern auf Rhodium-Substratoberflächen zeigen ihr weitgehend defektfreies Wachstum in Domainen und Moiré-Struktur aufgrund des Gitterunterschieds zwischen Substrat und Graphen. Dies weist darauf hin, dass es für graphen-basierte Nanosysteme wichtig ist, Effekte durch das Substrat einzubeziehen. Im Forschungsschwerpunkt ›Graphene functionalization‹ werden Funktionalisierungen von Graphen im Hinblick auf viele Anwendungen in der Elektronik erarbeitet (graphenbasierte elektronische Bauelemente wie Feldeffekttransistoren). Modifizierungen der elektronischen Eigenschaften durch Adsorbate wie Wassermoleküle an einfachem und zweischichtigem Graphen, Wasser bzw. Luftbestandteile als wichtige Komponente für die Haftung von Graphen am Substrat sowie Funktionalisierungen des Graphens auf Nickel und Cobalt durch verschiedene Moleküle (H2O, NH3) werden per winkelaufgelöster Photoemissionsspektroskopie ARPES und Röntgen-Nahkanten-AbsorptionsSpektroskopie NEXAFS untersucht. 193 TSB_Oberflächen.indd 193 10.02.12 14:20 In der Abteilung Physical Chemistry (Prof. Wolf) des FHI findet in vielfältigen Gruppen Grundlagenforschung zu molekularen Prozessen an Oberflächen statt. Die Forschergruppe Nanoscale Science (Dr. Grill) charakterisiert und manipuliert nanoskalige Strukturen, einzelne Atome und funktionelle Moleküle auf Oberflächen. Mittels Rastertunnelmikroskopie und spektroskopischen Verfahren werden Abbildungen und Informationen über elektronische Eigenschaften gewonnen. Ziel ist auch, per bottom-up-Ansatz, also mit supramolekularem Wachstum und Direkt-Polymerisation auf der Oberfläche, molekulare Nanostrukturen zu erzeugen. Die Gruppe ist am Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹, am Sonderforschungsbereich 951 ›HIOS – Hybrid Inorganic/Organic Systems for Opto-Electronics‹ sowie an den EU-Projekten ARTIST (›Alternative routes towards information storage and transport‹) und AtMol (›Atomic scale and single molecule logic gate technologies‹) beteiligt. In der Gruppe Interfacial Raman Spectroscopy (Dr. Pettinger) werden Adsorption und katalytische Reaktivität von Molekülen an Oberflächen auch mit Beeinflussung durch das Substrat studiert. Dazu werden Tip-Enhanced Raman Spectroscopy (TERS) und Surface enhanced Raman scattering (SERS) eingesetzt bzw. methodisch und technisch weiterentwickelt. Die Musterbildung auf Elektrodenoberflächen, Struktur und Reaktivität von modifizierten Elektroden und Muster von katalytischen Oberflächenreaktionen sind Arbeitsinhalte der Gruppe Spatiotemporal Selforganization (Dr. Eiswirth). Prof. Dr. Martin Wolf Dr. Leonhard Grill Die Gemeinsame Forschergruppe Funktionale Nanomaterialien des HelmholtzZentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (HZB) und der TU Berlin (Prof. Eisebitt, Fachgebiet Nanometer-Optik und Röntgenoptik) widmet sich den Grundlagen für ein wissensbasiertes Design neuer Materialien durch Untersuchung des Struktur-Funktions-Zusammenhangs bei insbesondere magnetischen Nanomaterialien. Primäre Untersuchungsmethoden sind Spektroskopie und resonante (elastische und inelastische) Streuung/Abbildung mit weicher Röntgenstrahlung. Des Weiteren werden Methoden und Instrumente für BESSY II-Nutzer entwickelt. Magnetische Nanostrukturen (in heutigen Komponenten für Festplatten oder magnetische Speichermedien aus dünnen magnetischen Schichten aufgebaut) werden hinsichtlich ihrer magnetischen Parameter (switching field distribution) je nach Form, Anisotropie und Gefüge/ Mikrostruktur untersucht. Innerhalb der Zentraleinrichtung Elektronenmikroskopie (ZELMI) der TU Berlin wird 2011 ein Focussed Ion Beam Gerät (Helios NanoLab) zum Abtragen von Material und zur Deposition von Metallen (Pt, W) mit Nanometerpräzision in Betrieb genommen und damit die ›Nano-Werkbank‹ als Plattform zur Analyse und Strukturierung von Festkörpern auf der Nanometerskala eröffnet, die Wissenschaftlern und Unternehmen zur Verfügung steht und die Grenze zwischen Grundlagenforschung und Anwendungsentwicklung überwinden helfen soll. Prof. Dr. Stefan Eisebitt 194 TSB_Oberflächen.indd 194 10.02.12 14:20 Dr. Eugen Weschke Die Gruppe Dünne magnetische Schichten und Nanostrukturen (Dr. Weschke) am HZB bearbeitet aktuelle Fragestellungen zu neuartigen magnetischen Materialien in nanoskaligen Dimensionen wie extrem dünne Schichten, Schichtsysteme und lateral strukturierte Schichten. Diese spielen eine Rolle in der Grundlagenforschung zum Magnetismus und in der Entwicklung neuer Materialien für technologische Anwendungen wie Magnetsensoren, Leseköpfe in der magnetischen Datenspeicherung, Magnetoelektronik. Maßgeschneiderte Schichtproben werden in UHV-Anlagen präpariert, wobei die Einzelheiten der Struktur einen entscheidenden Einfluss auf das mikround makroskopische magnetische Verhalten haben. Zur in situ-Charakterisierung für Struktur und Wachstum werden LEED (Low Energy Electron Diffraction), Auger-Elektronenspektroskopie (AES) und Rastertunnelmikroskopie (STM) sowie für magnetische Untersuchungen der magneto-optische Kerr-Effekt (MOKE), ein SQUID-Magnetometer und Magnetowiderstandsmessplätze eingesetzt. Die internationale Forschungsgruppe Elektronische Eigenschaften von Schichtsystemen (Dr. Rader) führt an BESSY II spektroskopische Untersuchungen mit Synchrotronstrahlung sowie Rastertunnelmikroskopie zu elektronischen und magnetischen Eigenschaften von Oberflächen und Quantenfilmen durch. Dr. Jutta Schwarzkopf Die Gruppe Oxidschichten (Abteilung Kristalline Schichten & Nanostrukturen) unter Leitung von Dr. Schwarzkopf am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ) widmet sich der Präparation, Prozessentwicklung und Charakterisierung oxidischer Schichten. Zu den bearbeiteten Themen und angewandten Methoden zählen ■ Abscheidung von bleifreien Oxidschichten mit guten ferro-/piezoelektrischen Eigenschaften auf Pt/Si-Substraten (höhere Informationsdichte von Speichermedien auf Basis ferroelektrischer Dünnschichten als bei ferromagnetischen); Abscheidung per Spin-MOCVD (rotierendes, bis zu 900 °C erhitztes Substrat), ■ Abscheidung von epitaktischen Schichten auf Oxidsubstrate mit abweichenden Gitterkonstanten (Gitterverspannung, ›Strain engineering‹; in Zusammenarbeit mit der Gruppe Oxide), ■ Untersuchungen zum Zusammenhang von Struktur und dielektrischen Eigenschaften mittels Rasterkraftmikroskopie (AFM), Ellipsometrie, Glimmentladungsspektroskopie, optischer Mikroskopie, in Zusammenarbeit mit der Gruppe Charakterisierung auch Röntgendiffraktometrie, Raman-Spektroskopie, Rasterelektronenmikroskopie (REM), Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), elektrische Messungen, ■ Präparation von gestuften Substratoberflächen mit ca. 200 nm breiten, atomar glatten Terrassen: SrTiO3, NdGaO3, Seltenerd-Scandate (Summenformel REScO3), ■ Entwicklung eines liquid-injection MOCVD-Prozesses und Untersuchung der Epitaxie- Wachstumsbedingungen (Simulation des Wachstumsprozesses in Zusammenarbeit mit der Gruppe Numerische Modellierung). 195 TSB_Oberflächen.indd 195 10.02.12 14:20 Prof. Rudolph arbeitete am IKZ an der Schmelzzüchtung von Halbleitermaterialien mit Hilfe von Magnetfeldern (Abteilung Klassische Halbleiter, Schmelzzüchtung im Magnetfeld). Durch Beeinflussung und Kontrolle der Strömungsverhältnisse in Halbleiterschmelzen industrieller Dimension mittels nichtstationärer Magnetfelder sowie Kenntnis konvektiver Temperaturfluktuationen und der Kontaktsituation an der Tiegelwandung gelingt die Herstellung reinerer und kostengünstiger Halbleiterkristalle. Diese sind in Form von daraus gesägten Wafern für die Elektronik (neben der Silizium-Photovoltaik, vergleiche Kapitel Photovoltaik) von Bedeutung, da sie mit immer geringerem Verschnitt oder Randverlust, beispielsweise durch einen quadratischen Querschnitt, erzeugt werden können. Forschung und Entwicklung an der Produktionstechnik zur Halbleiterkristallzüchtung (Heizer-Magnet-Module, Erprobung in Vertical Gradient Freeze-/VGF-, Liquid Encapsulated Czochralski-/LEC- und Vapor Pressurecontrolled Czochralski-/VCZ-Anlagen) fanden in den Zukunftsfonds-geförderten Projekten KristMAG (2005 bis 2008) und AVANT-Solar (2008 bis 2011) statt. Prof. Dr. Peter Rudolph Die Gruppe Zinkoxid (Dr. Schulz) am IKZ (Abteilung Dielektrika & Wide Bandgap Materialien) beschäftigt sich mit dem breitlückigen Halbleiter ZnO und seinen zahlreichen technischen Anwendungsmöglichkeiten als transparentes leitfähiges Oxid in opto- und akustoelektronischen Bauelementen sowie Sensoren. Insbesondere die stabilen piezoelektrischen Eigenschaften bis zu hohen Temperaturen, die Biokompatibilität, die Vielfalt von Nanostrukturen und die empfindlichen Veränderungen der elektrischen Eigenschaften je nach umgebender Gasatmosphäre befähigen Zinkoxid zu diesen Anwendungen. Am IKZ betrachtete man verschiedene mögliche ZnO-Einkristallzüchtungsverfahren, darunter Hydrothermalzüchtung aus wässriger Lösung, Sublimation/ chemischer Transport und Schmelzzüchtung unter Druck. Trotz extremer Anforderungen konnte Letztere am IKZ erfolgreich implementiert werden (Vorteil: hohe Wachstumsgeschwindigkeit in Kombination mit hoher Materialreinheit). Die Vergrößerung des Kristalldurchmessers und die Entwicklung einer geeigneten Politur-Technologie zur Herstellung von Wafern (in Kooperation mit externen Partnern wie CrysTec GmbH) stellen derzeit Schwerpunkte der Arbeiten dar. Dr. Detlev Schulz Am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) in der Gruppe Dynamik an Oberflächen und Strukturierung (Prof. Dr. Weinelt, Leiter des Department A1, außerdem Professor am Institut für Physik der FU Berlin) werden zwei Forschungsschwerpunkte bearbeitet, zum einen ›Timeresolved photoelectron spectroscopy‹ (Elektronendynamik an Halbleiteroberflächen, Time of Flight/TOF-Spektroskopie) und zum anderen ›Smarte Materialien‹ (molekulare Schalter, Nanopartikel und femtosekundenlaser-strukturierte Oxide). Mit der Kopplung photochromer Schaltermoleküle an Oberflächen beschäftigten sich die Forscher im Sonderforschungsbereich 658 ›Elementarprozesse in molekularen Schaltern an Oberflächen‹, Teilprojekt B2 ›Einfluss der Prof. Dr. Martin Weinelt 196 TSB_Oberflächen.indd 196 10.02.12 14:20 Kopplung photochromer Schaltermoleküle an Oberflächen auf Ladungstransfer und Schalteffizienz‹. Die Materialstrukturierung mit Femtosekundenlasertechnologie (Dr. Rosenfeld) ist Forschungsgegenstand der Gruppe im DFG-Schwerpunktprogramm 1327 ›Optisch erzeugte Sub-100 nm Strukturen für biomedizinische und technische Applikationen‹. Ziel ist es, die grundlegenden physikalischen, optischen und chemischen Prozesse, die in der Nanostrukturierung und Nanofunktionalisierung von Werkstoffen und Oberflächen mit nicht-linearen photonischen Methoden auftreten, durchgängig beschreiben zu können. Das gemeinsam mit der BAM, Arbeitsgruppe Impulslaser-Technologien, Lasersicherheit um Dr. Krüger bearbeitete Projekt ›Erzeugung, Kontrolle und Mechanismen der Entstehung von periodischen Oberflächenstrukturen im Nanometerbereich durch die Bestrahlung von Festkörpern mit Femtosekunden-Laserpulsen‹ liefert die Basis für zielgerichtet ortsselektive und reproduzierbare Nanostrukturierungen (laser-induced periodic surface structures, LIPSS) für unterschiedliche technische und biomedizinische Anwendungsfälle. Vorteile dieser Laserstrukturierung sind ■ Strukturbreiten unterhalb der Beugungsbegrenzung der klassischen Optik, ■ kein Bedarf an Masken, ■ gegenüber lithographischen Techniken höhere Flexibilität hinsichtlich der erzielbaren Geometrien. Dr. Klaus-Dieter Gruner Der Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie e.V. (OUT e.V.) ist eine Industrieforschungseinrichtung im Bereich optoelektronische Hochtechnologien mit Kompetenzen in Beschichtungstechnologien, Halbleiter- und Mikrosystemtechnik, Messtechnik/Sensorik (Kapitel Lichtemission/Photonik und Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik). Im Bereich Dünnschichttechnologie werden physikalische und chemische Niedertemperatur-Vakuumbeschichtungen erforscht. Im Dünnschichtlabor des OUT e.V. können Kontakt- und Isolatorschichten für Anwendungen der Mikroelektronik und Optik abgeschieden werden, beispielsweise ■ Magnetronsputtern mit DC- oder AC- (13,56 MHz und 80 MHz) Anregung, in situ-Reinigung der Probe mittels Diodenplasma, Substratgröße bis 3‘‘, Substratdicke unter einem Mikrometer, Abscheidung metallischer (Al, Ag, Au, Cr, Cu, In, Ni, NiV, Pb, Pd, Pt, Si, Sn, Ti, TiW, W, Zn, ZrY), oxidischer (insbesondere TCO, ITO, ZnO, Al, SiO2, SnO2, ZrO2) und nitridischer Materialien (AlNx, Six, Ny, CrNx), ■ plasmaunterstützte chemische Gasphasenabscheidung (PECVD) mit einem Parallelplattenreaktor, Abscheidung von Si3N4 aus SH4+N2. Verfahren und Struktureigenschaften, vornehmlich optische, elektrische und mechanische Eigenschaften fester Stoffe mit ebenen Flächen, werden mit entsprechender Messtechnik charakterisiert: 197 TSB_Oberflächen.indd 197 10.02.12 14:20 ■ Messung optischer Eigenschaften – Spektrophotometrische Messung von Transmission, absoluter Reflexion und Absorption im Spektralbereich 0,2 µm bis 1,25 mm – UV-VIS-2-Strahlspektrometrie – Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie (FTIR) – Ellipsometrische Messungen im Wellenbereich 0,28 bis 2,4 µm zur Dickenbestimmung transparenter Schichten – Spektralellipsometrie ■ Messung mechanischer Eigenschaften – Dynamische Mikrohärtemessung (Indenter) für minimale Schichtdicke von einem Mikrometer – Haftfestigkeitsmessung an µm-dicken Schichten (Abzugs- oder Abrisstest), an dünnen Schichten im Bereich 0,01 bis 0,1 µm (Kratztest) – Oberflächenprofilometrie – Oberflächenprofil-/Schichtdickenbestimmung durch Stufenhöhenmessung zwischen zehn Nanometer und zehn Mikrometer F&E-Projekte in der Vergangenheit befassten sich mit der ›Entwicklung ohmscher Kontakte für p-InGaAs‹ (2009 bis 2011), der ›Entwicklung spezifischer Dünnschichttransistoren‹ (2007 bis 2009), der ›Entwicklung einer Technologie zur Herstellung hochsensitiver Schichten‹ (CrNx als Bolometerschicht, 2006 bis 2008) und mit dem Thema ›Plasmaprozessparameter und Schichteigenschaften‹ (im Rahmen des Kooperationsprojektes ›Anlage und Verfahren für die Herstellung von Barriereschichten mittels flüssiger Precursoren und hochdichten Plasmen‹, unter anderem mit Sentech Instruments GmbH, 2005 bis 2007). OUT e.V. ist Mitglied der Netzwerke OpTecBB und Security and Safety made in Berlin-Brandenburg e.V. (SeSamBB). In der Abteilung Epitaxy (Dr. Geelhaar) des Paul Drude Instituts für Festkörperelektronik PDI (Leiter: Prof. Riechert) erforscht man die Molekularstrahlepitaxie (Optimierung der Parameter) und die Fertigung spezifischer nanostrukturierter Proben (aus III-V-Halbleitern) im Hinblick auf Wachstumsmechanismen, Selbstorganisationseffekte und Kinetik der Grenzflächenbildung. Um neue Materialkombinationen oder epitaktische Orientierungen für maßgeschneiderte Materialeigenschaften zu schaffen, werden ungleiche Materialien (Hetero-Strukturen), Grenzflächen- und Defekt-Engineering (zum Beispiel niedrigdimensionale GaAs-basierte Heterostrukturen, metastabile ternäre und quarternäre III-V-Halbleiterverbindungen und Verbindungen ungleicher Materialien mittels extremer Heteroepitaxie) angewandt. Spezielle Forschungsinhalte (Materialsysteme, Verfahren, Anwendungsgebiete elektronischer Art sind: ■ 2D-Systeme auf Basis von Gruppe III-Arseniden – Hohlraumstrukturen Quantentopf- und Halbleiterhohlraumstrukturen zur Konversion von Licht in Ladungsträger; GaAs/AlAs- oder GaAs/(Al,Ga)As-basierte Schicht- Dr. Lutz Geelhaar 198 TSB_Oberflächen.indd 198 10.02.12 14:20 stapel auf GaAs (Distributed Bragg Reflector DBR, dielektrischer Spiegel), in denen die relativ dicken AlAs- oder (Al,Ga)As-Komponenten zugunsten der Defektfreiheit durch kurzperiodische Superlattice ersetzt werden ■ Ferromagnet-Halbleiter-Hybridstrukturen – Heusler-Legierungen (Fe3Si, Co2FeSi) auf GaAs- und Si-Substrat ■ Synchrotronuntersuchungen – Epitaxie von III-V-Verbindungen auf Silizium – Epitaktische Phasenwechselmaterialien (phase change materials) – Epitaxie von Seltenerdoxiden auf Silizium Weitere Anwendungsgebiete, insbesondere für optoelektronische Bauelemente (zum Beispiel Quantenkaskadenlaser) finden sich in Kapitel Lichtemission/Photonik. Dr. Achim Trampert Die Abteilung Microstructure (Dr. Trampert) des PDI forscht sowohl grundlagenals auch anwendungsorientiert am Verständnis struktureller, chemischer und mechanischer Eigenschaften von Halbleitern, Heterostrukturen, metastabilen Materialien und Hybridstrukturen. Mit Hilfe nanoanalytischer Methoden werden die Dünnschichtsysteme experimentell untersucht und daraufhin mit theoretischen Modellen und Computersimulationen verglichen/untermauert. Spezifische Untersuchungsgegenstände (analytische Verfahren, Materialsysteme) sind hierbei: ■ Echtzeit- und in situ-Untersuchung (während des Wachstums) epitaktischer Schichten, Oberflächen und Grenzflächen per Röntgenbeugung (XRD, mit Synchrotronstrahlung), PHARAO-Projektgruppe bei BESSY – Fe3Si/GaAs-Ferromagnet-Halbleiter-Hybridstrukturen – Seltenerdoxide auf Silizium als High-k-Materialien – Epitaktisches pseudobinäres GeTe-Sb2Te3 – Phasenwechselmaterialien (phase change materials) ■ Niedertemperatur-Rastertunnelmikroskopie (LTSTM) ■ Rastertunnelspektroskopie (STS) und inelastische Elektronen-Tunnelspektroskopie (IET); Manipulation einzelner Atome/Moleküle an Oberflächen (atom by atom engineering); Nutzbarmachung von Schalt- und Leitungsprozessen, elektronischen Quanteneffekten, Magnetismus von Verbunden auf atomarer Ebene ■ Hochauflösende ex situ-Röntgenbeugung (XRD) zur Charakterisierung von gewachsenen Strukturen ■ Ex situ-Rasterelektronen- und -Transmissionselektronenmikroskopie (SEM, TEM) zur quantitativen Analyse von Ober- und Grenzflächenstruktur oder Morphologie gewachsener Strukturen; Kathodolumineszenz-Spektroskopie im SEM zur Sondierung optischer Eigenschaften; chemische Zusammensetzung aus Elektronenenergieverlust-Spektroskopie (EELS) im TEM 199 TSB_Oberflächen.indd 199 10.02.12 14:20 ■ Atomare Ordnung (Wachstumsbedingungen) von ferromagnetischen Heusler-Legierungen (Co2FeSi) als Kandidaten für Ferromagnet-HalbleiterHybridstrukturen Die Abteilung Semiconductor Spectroscopy (Prof. Grahn) des PDI untersucht Halbleitermaterialien für optoelektronische (Erzeugung, Verstärkung, Übertragung und Manipulation von Licht, vergleiche Kapitel Lichtemission/Photonik) und spin-/magnetoelektronische Anwendungen (Kodierung, Übertragung und Verarbeitung von Information) in entsprechenden Dünnschichtbauelementen. Spezifische Untersuchungsthemen lauten: ■ Spinpolarisations- und -transporteigenschaften von ferromagnetischen Layern mit dem Ziel, Struktur und magnetische Eigenschaften von ferromagnetischen, auf III-V-Halbleitern aufgewachsenen Schichten zu verstehen und den Elektronen-Spin für logische Operationen nutzbar zu machen (Spin- oder Magnetoelektronik, auch Spintronics) ■ Kontrolle elementarer Anregungen (Photonen, Elektronen und Spin) mit Hilfe von Oberflächenwellen (Surface Acoustic Waves, SAW) Prof. Dr. Holger T. Grahn Das experimentelle Equipment umfasst Labore und Analytiksysteme wie ■ SAW-Mikrooptik, ■ UV-Raman- und magnetooptische Spektroskopie, ■ Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie (FTIR), ■ Photolumineszenz-/PL-, Photolumineszenz-Anregungs-/PLE-, Photostrom- und Photoreflectance-/PR-Spektroskopie, ■ Kathodolumineszenz-/CL-Spektroskopie im SEM usw. Das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) führt mathematische Forschungsprojekte, insbesondere zur Modellbildung, zur mathematischen Analyse der Modelleigenschaften, zur Entwicklung von Algorithmen und Software sowie zur numerischen Simulation konkreter Prozesse aus Wirtschaft und Technologie durch. Im Hauptanwendungsgebiet Phasenübergänge und multifunktionale Materialien (Prof. Dreyer) geht es um die Modellierung dünner Filme und Nanostrukturen auf Substraten. Bedeutsam ist die mathematische Modellierung, Analysis und numerische Simulation für die Beschleunigung der Entwicklung neuer Technologien bzw. für das Verständnis der Materialeigenschaften in kleinsten Dimensionen. Entsprechend werden in diesem Arbeitsgebiet insbesondere im Mikro- und Nanometerbereich Entnetzungsprozesse oder epitaktisches Wachstum zum Design von Oberflächen mit spezifischen Materialeigenschaften untersucht. Unterthemen sind die Beschichtung moderner Oberflächen oder Multifunktionale Nanostrukturen (PD Dr. Wagner). Ersteres umfasst Simulation und Berechnung von Prozessen mit auftretenden Kapillarkräften, viskoser Dissipation, nicht-Newtonschen Eigenschaften sowie Verdunstungseffekten oder auch Diffusion oberflächenaktiver Substanzen. Auf der Mikro- und Nanoskala spie- Prof. Dr. Wolfgang Dreyer 200 TSB_Oberflächen.indd 200 10.02.12 14:20 len außerdem intermolekulare Kräfte sowie ›slip‹ eine Rolle für die Dynamik und Morphologie einer Beschichtung/eines Films. Dabei sind Anwendungen wie photoaktive Polymermischungen (Schleuderbeschichtung/Spin-Coating) für Elektrochips oder organische Solarzellen auf Siliziumwafern, Polymerfilme/ Fotolack bis hin zur Ausbreitung von Malerfarbe im Blickfeld der Forscher. Das zweite Unterthema betrachtet durch Epitaxie entstehende dünne Filme mit Potenzial für neue multifunktionale Device-Strukturen, speziell Superstrukturen (Quantenpunkte), die definierbare opto-elektronische Eigenschaften erlauben. Des Weiteren stehen Modellierung und Analysis von Entnetzungsprozessen im Fokus, mit denen Nanostrukturen erzeugt und dadurch Oberflächen funktionalisiert werden. Dies ist wichtig für die Herstellung von Elektrochips und Dünnschichtsolarzellen, insbesondere mit Tandem-Struktur. Dr. Lutz Hartmann An der Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite (PYCO) werden im Bereich Bistable Displays (Dr. Hartmann) Displaytechnologien entwickelt und Demonstratoren hergestellt, deren aktive Schicht elektrophoretisch funktioniert (E-Ink) oder aus cholesterischen Flüssigkristallen besteht (ChLCD). ChLCDs sind typischerweise aus 700 µm starken Glas- oder 150 bis 250 µm starken Polymersubstraten mit strukturierten transparenten Elektroden und einem fünf Mikrometer dünnen aktiven Layer aufgebaut und werden per UVhärtendem Klebstoff und präzise zueinander ausgerichtet fixiert. Elektrophoretische E-Ink-Displays werden per Heißlamination von Leiterplatten mit einem Frontlaminat und Schutzfolie hergestellt. Dr. Olaf Kahle Am PYCO widmet man sich seit Langem polymeren Materialien für die Mikround Optoelektronik und insbesondere der fortschreitenden Miniaturisierung. In Kooperation mit dem Lehrstuhl Polymermaterialien der BTU Cottbus und externen Partnern wurden unter Leitung von Dr. Kahle Projekte wie ›Polymere als Low-k-Dielektrika für Metallisierungssysteme in der Mikroelektronik‹ (2002 bis 2006) und ›PEP: Formulierung und Charakterisierung druckfähiger Funktionspolymere‹ (2002 bis 2004) bearbeitet. Ersteres entstand aus der Forderung nach neuen Isolierschichten in miniaturisierten mikroelektronischen Bauelementen mit niedriger Dielektrizitätskonstante von k < 4 bzw. Ultra-lowk-Materialien mit k < 2,4. Mit Polycyanurat- und Perfluorcyclobutan(PFCB)Polymeren konnte eine Dielektrizitätskonstante von 2,51 erreicht werden. Im Projekt PEP (Polymer Electronic Printing) ging es um die Formulierung elektronisch aktiver Materialien, die auf Basis bekannter Massendruckverfahren zur großtechnischen, industriellen Herstellung von Polymerelektronikprodukten, insbesondere von OFETs, herangezogen werden. Feinere Strukturen, dünnere, gleichmäßige Schichtdicken (100 nm), die zusätzlich mit einem Passregister von zehn Mikrometer übereinander gedruckt werden müssen, unterscheiden die gedruckte Elektronik von bekannten Qualitätsdruckprodukten. 201 TSB_Oberflächen.indd 201 10.02.12 14:20 Weitere Kompetenzen des Forschungsbereichs sind in den Kapiteln Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation und Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik erläutert. Am PYCO werden unter Leitung von Dr. Schneider, speziell im Projekt MULTIPOL83, multifunktionale Polymermaterialien mit maßgeschneiderten mechanischen, elektrischen und optischen Eigenschaften erforscht und entwickelt. Solche Polymere sollen aufbauend auf dem SOLID-Prozess hergestellt werden. Dieser bezeichnet die Abscheidung (Filmbildung) des Polymers Parylen auf ein flüssiges Substrat, wobei mit Hilfe des Parylens auch Flüssigkristallmischungen eingekapselt werden können. Die Charakterisierung der Polymermaterialien erfolgt mittels spektroskopischer Verfahren (Fourier-Transform-Infrarot-/FTIRATR-, Nahes Infrarot-/NIR-, Raman-, UV-VIS-Spektroskopie) und Brechungsindexbestimmung. Anwendungsgebiete sind neben der organischen Photovoltaik (vergleiche Kapitel Photovoltaik) und optoelektronischen Bauelementen (vergleiche Kapitel Lichtemission/Photonik) auch elektronische Dünnschichtbauelemente wie organische Transistoren (OFET), polymerbasierte Bedienungselemente und flexible Displays. Dr. Jürgen Schneider Dr. Wedel leitet am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP die Abteilung Funktionale Polymersysteme. Forschungs- und Entwicklungsinhalte sind opto-elektronische Bauteile bzw. Materialien. Neben optischen und sensorischen Anwendungen (vergleiche Kapitel Lichtemission/Photonik und Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik) werden funktionale Polymersysteme hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit für elektronische Aufgaben erforscht. Bei Materialsynthese und Verarbeitung funktionaler Polymere spielen demnach halbleitende Polymere eine Rolle, worauf elektronische Bauelemente wie Feldeffekt- (OFET) und bipolare Transistoren (HBT), Schaltkreise und Dioden aufbauen (Polytronik – Polymere als Basis einer neuen Elektronik). Verschiedenste oberflächen- und dünnschichtanalytische Verfahren (Infrarotspektrometrie, UV-VIS-NIR-Spektrometrie) werden dabei zur Charakterisierung von chemischer Struktur, Topographie und makroskopischen Eigenschaften eingesetzt. Auch dienen polymerphotochemische Verfahren (Laser-, Grenzflächen-, supramolekulare Photochemie, lichtinduzierte Orientierung/Photoalignment) zur Strukturierung von elektronischen Schaltungen und Bauteilen. Dr. Armin Wedel In der Gruppe Polymere und Elektronik (Dr. Janietz) des Fh-IAP werden halbleitende Polymere (p- und n-Typ) und organische Dielektrika, zum Beispiel für den Einsatz in OFETs, entwickelt. Bauelemente wie OFETs, Dioden, Sensoren auf festen und flexiblen Trägern werden aufgebaut (Schleuderbeschichtung/ Spin-Coating des aktiven Layers oder per Drucktechnik) und charakterisiert. Auch werden die neu entwickelten elektrisch aktiven Polymere für den Einsatz PD Dr. Silvia Janietz 83 MULTIPOL (FP6) (2010). 202 TSB_Oberflächen.indd 202 10.02.12 14:20 Spin-Coating von polymeren Schichten (Fraunhofer-IAP) in verschiedenen lösungsmittelbasierten Prozesstechnologien (zum Beispiel Rakeln oder Drucken) konfektioniert. Weitere Polymerentwicklungen sind in den Kapiteln Lichtemission/Photonik und Photovoltaik beschrieben. Dr. Andreas Holländer Mit der Oberflächenmodifizierung von polymeren Werkstoffen – von Kunststoffen wie auch natürlichen Polymeren – sowie mit der Abscheidung organischer Schichten ist die Fachgruppe Oberflächen am Fraunhofer-IAP um Dr. Holländer vertraut. Bearbeitet werden oberflächenrelevante Aufgabenstellungen der ganzen Werkstoffgruppe, entsprechend vielfältig sind Anwendungen und Nutzen. Die Technologien zur Oberflächenbehandlung bzw. Schichtabscheidung wie ■ Aktivierung und Funktionalisierung von Polymeroberflächen im Niederdruckbereich und bei Atmosphärendruck, ■ plasmagestützte Abscheidung dünner organischer Schichten, ■ photochemische (insbesondere im Vakuum-Ultraviolett, VUV, Excimer) Funktionalisierung von Polymeroberflächen oder ■ Funktionalisierung von Polymeroberflächen aus der Gasphase oder mit Flüssigkeiten dienen in erster Linie den anderen Fachgruppen des Instituts für die Komponenten- oder Bauteilherstellung (weitere Anwendungen im Kapitel Bauteil203 TSB_Oberflächen.indd 203 10.02.12 14:20 beschichtung, Verfahren, Simulation). Entwicklungen können im Labormaßstab wie im kleintechnischen Bereich umgesetzt werden; für die Charakterisierung von Oberflächen und dünnen Schichten steht eine umfassende analytische Ausstattung zur Verfügung. Mit weiteren sechs Fraunhofer-Instituten ist das IAP beim Thema Oberflächen in der Allianz Polymere Oberflächen POLO verbündet. In die interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Entwicklung und Vermarktung polymerer Produkte mit funktionellen Oberflächen, Grenzflächen und dünnen Schichten kann das IAP einschlägiges Know-how und apparative Ausstattung einbringen, vor allem zu ■ Mikroverkapselung von Wirkstoffen, ■ Synthese reaktiver Monomere und von Polymeren, ■ Synthese halbleitender Polymere, Aufbau von Testdevices in ReinraumGlovebox, ■ Reinstfolienherstellung im Labormaßstab im Reinraum, Bahnware bis 0,3 m Breite, ■ Oberflächenbehandlung mit Normaldruck-Plasma, Niederdruck-Plasma, ■ VUV-Strahlung vom Labor- bis Pilotmaßstab. Das Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik IDM (Institutsleiter: Dr. Schulz) beschäftigt sich seit Langem mit der Erforschung neuer Materialien, deren Synthetisierung (chemisches Know-how) und Analytik (Atomkraftmikroskopie, Kontaktwinkelbestimmung) insbesondere für die Oberflächenmodifizierung und Anwendung als dünne Schichten. Dazu werden Druckverfahren (Micro-Printing), Sprüh- (Spray-Coating), Schleuder- (Spin-Coating) und Tauchbeschichtung (Dip-Coating), Selbstorganisation/Langmuir-BlodgettTechnik und Vakuumabscheidung eingesetzt. In der Abteilung Synthesen – Organika (Dr. Gilsing) stehen maßgeschneiderte oberflächenaktive, fluorhaltige Verbindungen, mit Licht schaltbare Fluortenside und partiell fluorierte Funktionspolymere im Mittelpunkt, gedacht für den Einsatz als flüssigkristalline, nicht linear-optische und optisch schaltbare Polymere in entsprechenden (opto-) elektronischen Bauelementen. Die Modifizierung von Festkörperoberflächen, also Hydrophobierung oder Hydrophilierung, respektive Antihafteigenschaft oder Haftverbesserung werden ebenfalls untersucht und weiterentwickelt. Dr. Hans-Detlev Gilsing In der Abteilung Lithographie (Dr. Köpnick) des IDM sind organische und polymere Materialien für Dünnschichttechnologien Forschungsgegenstand – allgemein innovative Materialien für die Nanostrukturierung und speziell neue Materialien für die Elektronenstrahl-, Ultraviolett-/UV- und Deep-Ultraviolett-/ DUV-Lithographie. Photostrukturierbare Polymere sind wichtiger Bestandteil der Chipprozessierung, respektive Waferstrukturierung zur Herstellung integrierter Schaltungen und weiterer Produkte. Die Mikro- bzw. Nanolithographie erweist sich als Voraussetzung für zukünftige elektronische Bauelemente mit hoher Leistungs- oder Speicherdichte. Dr. Thomas Köpnick 204 TSB_Oberflächen.indd 204 10.02.12 14:20 Dr. Burkhard Schulz Die Entwicklung optischer und photochromer Funktionspolymere und die photochemische Herstellung entsprechender Funktionselemente ist Arbeitsinhalt der Abteilung Photoscience (Dr. Schulz, Institutsleiter). Schwerpunkte sind ■ die photochemische Änderung von Grenzflächeneigenschaften, ■ die photochemische Induktion optischer Anisotropie in Polymere, ■ Photoorientierung durch polarisiertes Licht, Photoalignment von Flüssigkristallen, ■ Erzeugung von Oberflächenreliefgittern, ■ Selbstorganisation thermotroper und amphiphiler Verbindungen und Polymere, supramolekulare Systeme. Mit den Abteilungen Synthese – Polymere und Synthese – Heterocyclen kommen Kompetenzen zur Herstellung elektrisch leitfähiger Polymere (Polythiophene, Polypyrrole, Polyaniline) und neuer Materialien für eine organisch basierte Mikroelektronik und Optronik hinzu. Weitere Einsatzgebiete der am IDM entwickelten Materialien und Dünnschichttechnologien (Abteilung Mikrosensorik) sind in den Kapiteln Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik und Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik zu finden. Das IDM ist Kooperationspartner in regionalen Verbundprojekten (ELSTER, Initiative OptoMat – Strukturierung optischer Funktionsmaterialien, Taschentuchlabor) und in Netzwerken (PhotonikBB e.V., OpTecBB, Landesvereinigung außeruniversitärer Forschung in Brandenburg, LAUF e.V.) aktiv. Prof. Dr. Bernd Tillack Prof. Tillack ist Leiter der Abteilung Technologie am Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (ihp) und hat gleichzeitig eine Professur im Fachgebiet Technologie von siliziumbasierten integrierten Höchstfrequenzschaltungen an der TU Berlin inne. Ein Joint Lab zwischen ihp und TU Berlin existiert seit 2008; es hat sich der Verbindung von Siliziumelektronik und Optoelektronik zur Siliziumphotonik (Silicon Photonics) verschrieben. Am Institut wie am Fachgebiet werden Si-Halbleitertechnologien für sehr hohe Frequenzen für Anwendungen in der Kommunikationstechnik und Sensorik (Kapitel Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik) erforscht, zum Beispiel ■ SiGe-Heterobipolartransistoren (SiGe:C-HBTs) und deren Integration in CMOS-Technologien, ■ mikro- und nanotechnologische Prozessschritte und deren Integration in die Si-Halbleitertechnologie, ■ Entwicklung von Prozessmodulen und -teilschritten, Integration von neuen Materialien in Technologien, ■ Diagnose- und Analysetechnik für die Entwicklung und Fertigungsüberwachung, stabile, zuverlässige Prozesse in der Reinraumfertigung. 205 TSB_Oberflächen.indd 205 10.02.12 14:20 Die Halbleitertechnologien werden an der TU Berlin in den Lehrveranstaltungen ›Si/SiGe Halbleitertechnologien für Höchstfrequenzanwendungen‹ und ›Technologie integrierter Schaltungen‹ vermittelt. Die Abteilung Materialforschung (Dr. Schröder) am ihp widmet sich der Identifizierung neuer Materialsysteme für (siliziumbasierte) Mikro- und Nanotechnologien. Arbeitsschwerpunkte sind neue Hoch-k-Dielektrika in Form von binären und ternären Legierungen mit Anwendungen in Metall-IsolatorMetall- (MIM-)Kondensatoren, Speichern und Transistoren sowie als Epitaxievermittler für heteroepitaktische Halbleiterschichten (Halbleiter-IsolatorHalbleiter-Schichtstapel). Daneben werden neue Materialien für akustische Oberflächenwellenfilter (SAW-Filter) und für nichtflüchtige Speicher (NVM) bewertet. Weitere Aktivitäten konzentrieren sich auf integrierbare THz-Bauelemente, insbesondere Bipolartransistoren mit Heteroübergang (HBT) und Graphen-Transistoren. Zur Dünnschichtabscheidung stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, auch Prozessschritte zur Integration neuer Materialien werden am ihp entwickelt. Mit Hilfe vieler mikroskopischer und spektroskopischer Methoden werden die Materialien und speziell elektrischen Eigenschaften charakterisiert. Dünnschichtdepositions- und -behandlungsmethoden sind ■ Molekularstrahlepitaxie (MBE), ■ metallorganische chemische Gasphasenabscheidung (MOCVD), ■ ultraschnelle thermische Dünnfilmbehandlungsmethoden (Rapid Thermal Annealing RTA), ■ Metallisierungskammer. Dr. Thomas Schröder Zur Mikroskopie gehören ■ Rastertunnelmikroskopie mit variabler Temperatur (VT-STM), ■ Rastertunnelmikroskopie (STM) in Kombination mit Rasterkraftmikroskopie (AFM) und Photoelektronenemissionsmikroskopie (PEEM), ■ Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), ■ duales fokussiertes Ionenstrahl-Rasterelektronenmikroskop (Dual FIB SEM). Im Bereich Spektroskopie sind ■ Micro-Raman-Spektroskopie, ■ Röntgen-Photoelektronenspektroskopie (XPS), Tiefenprofilierungs-XPS durch Zerstäubungstechniken (Sputter-XPS), XPS mit Synchrotron-Strahlung (BESSY II), ■ Ultraviolett- Photoelektronenspektroskopie (UPS), ■ Raster- Augerelektronenspektroskopie (AES), ■ Flugzeit-sekundäres Ionenmassenspektrometer (TOF-SIMS), dynamisches sekundäres Ionenmassenspektrometer (Dynamic SIMS) im Einsatz. 206 TSB_Oberflächen.indd 206 10.02.12 14:20 Auf Beugung basierende Methoden sind ■ niederenergetische Elektronenbeugung in Rückstreugeometrie (LEED), ■ hochenergetische Elektronenbeugung in Reflexionsgeometrie (RHEED), ■ hochauflösende Röntgenbeugung (HR-XRD), Röntgenbeugung unter streifendem Einfall an Synchrotronstrahlungsquellen (GI-XRD, ESRF, ANKA, HasyLab), ■ Röntgen-Reflektometrie (XRR). Seit 2000 unterhält das ihp ein gemeinsames Labor mit der BTU Cottbus (mit der Hochschule Lausitz als assoziiertem Partner). Gegenstand der Arbeiten im Joint Lab ihp/BTU Cottbus ist die Si-Materialforschung, das heißt die grundlagenorientierte Vorlaufforschung zu Si-basierten Lichtemittern für optische Datenübertragung, zum ›Defect Engineering‹ für künftige Si-Wafer, zum Bandstrukturdesign und Ladungsträgertransport in Si-Quantenstrukturen und zur Beherrschung der elektrischen Eigenschaften von Kristalldefekten in SolarSilizium. Mit der TH Wildau unterhält das ihp seit 2006 ein Joint Lab, ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum. Zentrale Anliegen sind die gemeinsame Lehre und Ausbildung auf dem Gebiet der Mikroelektronik sowie die Entwicklung neuartiger siliziumbasierter Bauelementekonzepte und Technologien für die Hochgeschwindigkeits-Elektronik und Photonik (Silicon Light). Wirtschaft Bundesdruckerei GmbH Die Bundesdruckerei GmbH entwickelt und liefert Systemlösungen und Dienstleistungen für die sichere Identifikation, darunter Pass- und Ausweissysteme, Personaldokumente, Hochsicherheitskarten, Banknoten, Postwertzeichen usw. Seit 2007 ist die Bundesdruckerei mit dem Fraunhofer-IZM im ›SecurityLab Berlin‹ zusammengeschlossen. Dort steht die Entwicklung neuer Technologien für chipbasierte ID-Sicherheitsdokumente sowie die Integration von flexiblen Chips in ID-Dokumente im Vordergrund. Mit der Zusammenarbeit im ›SecurityLab Potsdam‹ mit dem Fraunhofer-IAP seit 2008 baut die Bundesdruckerei ihre Kompetenz in der flexiblen Elektronik weiter aus. Ziel dieser Kooperation ist es, Polymerelektronik zu ID-Sicherheitsdokumenten zu verarbeiten: Flexible Displays auf Basis von polymeren Leuchtdioden (OLEDs) für System-on-cardTechnologien, wenige hundert Mikrometer dünne Trägersysteme mit direkt auf die Rückseite der Anzeige gedruckter organischer elektronischer Schaltung, organische Transistoren (OFETs) und digital druckbare, farb- und materialstabile Sicherheitsfarben auf Basis von Polymeren sind die Zutaten für fälschungssichere Dokumente. 207 TSB_Oberflächen.indd 207 10.02.12 14:20 Bei Siemens Corporate Technology (CT) in Berlin erforschen einige Mitarbeiter multifunktionelle Materialien und Werkstoffe, außerdem Mikrosysteme für die Verfahrenstechnik und Gasanalytik. In einem speziell ausgestatteten Nanolabor werden neuartige Beschichtungen entwickelt. Insgesamt 220 Forscher der Abteilung ›Materials & Microsystems‹ arbeiten in Berlin, Erlangen und München an keramischen Detektoren, polymerbasierten Displaytechnologien, neuartigen Leuchtstoffen, analytischen Methoden und Kleb-/Schweißverfahren.84 Im Zeitraum 2010 bis 2013 arbeitet Siemens zusammen mit Partnern von Fraunhofer-Instituten und anderen Industrieunternehmen am Projekt ›CarboTCF‹, das sich transparenten, leitfähigen und flexiblen Schichten aus Single-Wall-Carbon-Nanotubes (SWNT) in Kombination mit dem leitfähigen Polymer Poly (3,4-Ethylendioxythiophen) oder PEDOT widmet. Die hinsichtlich Flexibilität, Transparenz, Leitfähigkeit und Temperatur-/Feuchtebeständigkeit verbesserte Technologie zielt vor allem auf Anwendungen wie OLED, organische Fotodioden (OPD) und gedruckte transparente RFID.85 Zu den Themenkomplexen physikalische Dampfphasenabscheidung (PVD), chemische Dampfphasenabscheidung (CVD) und Flüssigphasenabscheidung beteiligte sich Siemens am Kompetenz-Zentrum ›Ultradünne funktionale Schichten‹ CC-UFS, Dresden (Arbeitsgruppe 1 ›Beschichtungsverfahren‹ im Arbeitskreis 4 ›Mechanische und Schutzschichtanwendungen‹). Siemens ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Wärmebehandlung und Werkstofftechnik (AWT). Siemens AG Niederlassung Berlin Die Allresist Gesellschaft für chemische Produkte zur Mikrostrukturierung mbH entwickelt und fertigt prozessangepasste Resists (Photoresists, Elektronenstrahlresists sowie Prozesschemikalien) für die optische und Elektronenstrahllithografie zur Herstellung elektronischer Bauteile (Mikrosystemtechnik/ Nanotechnologie). Anhand mehrerer wissenschaftlicher Projekte mit regionalen Forschungseinrichtungen zeigt sich das Forschungs- und Kooperationsinteresse der Allresist GmbH: ■ ›Entwicklung vernetzbarer Epoxystyrene für OLED-, OFET- und Mikrostrukturierungsanwendungen‹ (2009 bis 2011, mit Fraunhofer-IAP) ■ ›Entwicklung eines vereinfachten Verfahrens zur Strukturierung von Si bzw. SiO2 mittels nasschemischer Methoden‹ (2006 bis 2008, mit IDM Teltow) ■ Resists für die LIGA- und Mikrosystemtechnik, Resiststrukturen bis 500 µm Schichtdicke (2004 bis 2006, mit Bessy GmbH, jetzt zu HZB gehörend) ■ ›Resists zur OLED-Photostrukturierung‹ (2004 bis 2006, mit FraunhoferIAP) ■ ›Charakterisierung und Herstellung von orientierbaren Funktionsschichten‹, Orientierungsschichten für Displays (2002 bis 2004, mit IDM Teltow) Allresist GmbH Gesellschaft für chemische Produkte zur Mikrostrukturierung mbH 84 Vgl. Siemens AG Corporate Technology (2004), S. 8. 85 Vgl. Innovationsallianz Carbon Nanotubes (o.J.). 208 TSB_Oberflächen.indd 208 10.02.12 14:20 AEMtec – Advanced Electronic Microsystems GmbH Die AEMtec GmbH ist ein 2000 gegründetes Spin-off von Siemens. Entwickelt und produziert werden miniaturisierte und komplexe elektronische Schaltungen unter Verwendung von Surface Mount Technology/SMT-, Flipchip-/FC-, Chip-on-Board/COB- und Opto-Packaging-Verfahren auf den Substraten Leiterplatte (starr, flex, starr-flex), Folie, Keramik und Wafer (Reinraumfertigung auf über 1.200 qm, Klasse 100 bis 10.000). Kunden sind europäische OEMs, System-Integratoren und Anwendungsanbieter in verschiedenen Anwendungsbereichen wie Medizintechnik (Computertomographen, Hörgeräte), LEDBeleuchtungssysteme, Industrieelektronik, Sicherheitselektronik, Lithographie-Systeme der Halbleiterindustrie sowie Daten- und Telekommunikation. Andus Electronic GmbH Die Andus Electronic GmbH ist ein Berliner Hersteller von Leiterplatten-Prototypen (im Eilservice). Das Unternehmen bietet Starr-, Starrflex- und flexible Leiterplatten (Substrate), alle üblichen Aufbau- und Verbindungstechnologien (Löten, Bonden, Kleben) und vorbereitende Oberflächenbehandlungen (chemisch Zinn, galvanisch Ni/SnPb, chemisch Ni/Au, chemisch/galvanisch Silber, Cu blank und Carbondruck zum Beispiel für Tippkontakte). Neben der Lötstopplackierung können weitere Beschichtungen mit unterschiedlichen Funktionen auf und in die Leiterplatte gebracht werden (Schriftdruck, Abdecklack, Carbonlack, Flex-Deckfolie). BeMiTec AG Die BeMiTec AG ist ein 2006 gegründetes Spin-off des Ferdinand-BraunInstituts, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH), das Forschungsergebnisse des Instituts (Mikrowellenbauelemente für Frequenzen bis zehn GHz) in Produkte überführt und vermarktet. BeMiTec konzentriert sich auf Hochfrequenz-Leistungstransistoren und monolithisch-integrierte Mikrowellenschaltkreise (MMICs) in GaN-Technologie. Derartige Bauelemente werden in hocheffizienten Mikrowellen-Leistungsverstärkern der Mobilfunktechnik (Mobilfunk-Basisstationen der nächsten Generation), in der Satelliten-Kommunikationstechnik (Leistungsbauelemente für Weltraumanwendungen) und anderen Bereichen eingesetzt. BeMiTec ist Mitglied in der Initiative Berlin WideBaSe zur Erforschung und Entwicklung optoelektronischer und elektronischer Bauelemente auf Basis breitlückiger Halbleiter. Crystal GmbH Die Crystal GmbH ist Zulieferer von Substratmaterialien, optischen Komponenten und Laserkomponenten für Halbleiterindustrie, Messtechnik und Sensorik, Kommunikationstechnik sowie Medizintechnik. Crystal beherrscht die Technologie, Einkristall-Substrate verschiedenster Kristallsysteme mit kristallografisch orientierten und atomar glatt polierten Oberflächen (superpolierte Wafer) für Dünnschichtanwendungen zu fertigen (epitaktisches Schichtwachstum für Bauelemente der Mikroelektronik wie supraleitende und magnetoresistive für Speicher- und Sensoranwendungen sowie blaue LED-Dioden) und mit der entsprechenden Messtechnik Oberfläche, Form und Orientierung der Substrate zu charakterisieren. 209 TSB_Oberflächen.indd 209 10.02.12 14:20 Zu den angebotenen Substraten gehören ■ oxidische Materialien zur Abscheidung von HTSL-Schichten (zum Beispiel Magnesiumoxid MgO, Titandioxid TiO2, Saphir Al2O3), ■ Halbleiterwafer für Homo- und Heteroepitaxie (Elementhalbleiter Silizium, Germanium; II-VI-Halbleiter Cadmiumselenid CdSe, Cadmiumsulfid CdS, Zinkoxid ZnO, Zinksulfid ZnS, Zinkselenid ZnSe, Zinktellurid ZnTe), ■ Fluoride und Oxide für metallisch dünne Filme (Granate, sc-Quarz, Spinell MgAl2O4; Nickel-, Cobalt-, Mangan, Chromoxid; Lithium-, Calcium-, Barium-, Magnesiumfluorid), ■ Substrate für III-V-Nitrid-Schichten (Aluminiumlithiumdioxid LiAlO2, Lithium Gallate LiGaO2, Zinkoxid ZnO, Saphir Al2O3, Spinell MgAl2O4, Magnesiumoxid MgO). Crystal optimierte in der Vergangenheit die chemo-mechanische Politur (CMP) verschiedenster Kristallmaterialien. Die mit CMP-Technologie gefertigten Oberflächen sind insbesondere für Schichtabscheidungen wie Laserabscheidung, Sputtern oder chemische Dampfphasenabscheidung geeignet. Typische Mikrorauigkeiten (Ra) dieser Oberflächen liegen unter einem Nanometer, kombiniert mit guter Ebenheit. Super-polierte Oberflächen werden auch für optische Komponenten wie Röntgenmonochromatoren, Laserscannerspiegel und UVFenster benötigt. Die CrysTec GmbH ist ebenfalls Produzent und Zulieferer von einkristallinen Substratmaterialien und Wafern zur Abscheidung von supraleitenden, ferroelektrischen sowie metallischen Filmen. Diese sind aus Element-Halbleitermaterial (Si, Ge), Verbindungs-Halbleitermaterial (GaAs, GaP, InP, InSb, CdTe, ZnSe, usw.), oxidischen Verbindungen (SrTiO3, MgO, LaAlO3, Al2O3, NdGaO3, Y:ZrO2, Bi-Kristalle, usw.) oder anderen Verbindungen. An Dienstleistungen erbringt das Unternehmen mechanische und chemomechanische Politur, die Regeneration gebrauchter Substrate sowie Rasterkraftmikroskopie- (AFM-) Untersuchungen. CrysTec ist Mitglied der Initiative Berlin WideBaSe zur Erforschung und Entwicklung optoelektronischer und elektronischer Bauelemente auf Basis breitlückiger Halbleiter. CrysTec GmbH Die micro resist technology GmbH entwickelt und produziert Materialien für mikroelektronische/Halbleiter-Bauteile (Optoelektronik, Herstellung von Datenspeichern, MEMS und Nanotechnologie). Hauptkompetenz sind Prozessentwicklungen und die Verarbeitung hochviskoser, hochaufbauender Positivund Negativ-Photoresiste, also ■ Photoresiste und Photopolymere für UV-, Laser- und Röntgenlithographie, aber auch ■ Polymere für die Nanotechnologie, DUV- und Elektronenstrahlresiste, micro resist technology GmbH 210 TSB_Oberflächen.indd 210 10.02.12 14:20 ■ Polymere für die Nanoimprint-Lithographie und ■ anorganisch-organische Hybridpolymere – ORMOCER®e – für mikro- und nano-optische Anwendungen. MSG Lithoglas AG Die MSG Lithoglas AG wurde 2006 als Spin-off der Schott Electronic Packaging GmbH gegründet. Das Unternehmen entwickelt und fertigt auf der Basis seiner Tieftemperatur-Glasabscheidungstechnologie Passivierungen und Verkapselungen von elektronischen Komponenten auf Wafer-Ebene (zum Beispiel MEMS, MOEMS oder Bio-MEMS). Die Technologie umfasst die Abscheidung von strukturierten Borosilikatglas-Layern (0,1 bis 20 µm Dicke) mittels plasmaunterstützter physikalischer Gasphasenabscheidung (PA-PVD) bei niedriger Temperatur (<100 °C) und hoher Abscheidungsrate (0,3 µm/min) in einem Batch-Prozess, 4- bis 8-Zoll-Wafer sind damit händelbar. Borosilikatglas ist ein hartes, temperaturstabiles, chemikalienresistentes und hochtransparentes Material, das für die langzeitstabile Verkapselung oder hermetische Abdichtung von Komponenten oder Oberflächen geeignet ist. Es ist kompatibel mit typischen Halbleiteroberflächen (Si, SiO2, Si3N4, Glas, III-V-Verbindungen), Metallen (Al, Cu, TiW, Stahl) und anderem (PI, LiNbO3, LiTaO3, SiC). Anwendungsbereiche sind ■ strukturierte Passivierungen, ■ Wafer-Level-Deckschichten, ■ funktionale Layer (unter anderem Fresnel- und diffraktive Optiken), ■ Mikrofluidik (medizinische Oberflächen und Elektronik, Lab-on-Chip). Die MSG Lithoglas kooperiert intensiv mit dem Fraunhofer-IZM. Netzwerke Europäische Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. EFDS Die Europäische Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. (EFDS) mit Sitz in Dresden vertritt Firmen und Forschungseinrichtungen, die im Bereich der vakuum- oder plasmagestützen Oberflächentechnik forschen und entwickeln und sich speziell mit Verfahrensentwicklung, Anlagenbau, Materialtechnik, Lohnbeschichtung oder den Anwendungsbereichen der Oberflächentechnik beschäftigen. Mitglieder aus Berlin-Brandenburg sind ■ SENTECH Instruments GmbH, ■ Berliner Glas KGaA Herbert Kubatz GmbH & Co., ■ LayTec AG, ■ Plasmetrex GmbH, ■ Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, FG 6.4 Oberflächentechnologien (Prof. Reiners), ■ Arc Precision GmbH. 211 TSB_Oberflächen.indd 211 10.02.12 14:20 Der Zusammenschluss dient dem wissenschaftlichen Austausch im Spektrum von informeller Kommunikation bis zu industrieller Gemeinschaftsforschung. Die EFDS selbst ist wiederum Mitglied im Deutschen Verband für Materialforschung und -prüfung (DVM). Veranstaltet durch die TBB Technologie Beratung Bell fand 2011 bzw. 2010 das 14. bzw. 13. Europäische Elektroniktechnologie-Kolleg unter dem Thema ›Neue Technologien‹ bzw. ›Materialien für qualitätsgerechte Elektronikprodukte‹ statt. In Form von Workshops behandeln Elektronik-Akteure (unter anderem vom Fraunhofer-IZM) aktuelle Forschungsergebnisse und künftige Anforderungen unter dem Fokus Oberflächen oder Design/neue Produkte (Elektronikintegration in Textilien, biokompatible Elektronik usw.).86 Europäisches Elektroniktechnologie-Kolleg Die Initiative Berlin WideBaSe (Wide Bandgap Semiconductors) ist die vom BMBF zwischen 2010 und 2013 geförderte Gemeinschaftsforschung an breitlückigen Halbleitern inklusive Entwicklung und Herstellung von optoelektronischen und elektronischen Bauelementen. Die Initiative bündelt die Ressourcen von zehn Unternehmen und drei Forschungseinrichtungen aus Berlin (FBH, IKZ, TU Berlin, GloMic GmbH, vormals Advanced Microwave Technologies AMT, BeMiTec, CrysTec, eagleyard photonics, Jenoptik Diode Lab, LayTec AG, OSA Opto Light, OSRAM, RTG Mikroanalyse und Sentech Instruments) in den bislang acht Verbundprojekten ■ UV-Punktstrahler, ■ Power LED 350 bis 300 nm, ■ Optische Systeme, ■ AlGaN-Photodiode, ■ 435,9nm Laser, ■ GaN-Leistungselektronik, ■ AlN-Substrate, ■ AlInGaN-Analytik. Initiative Berlin WideBaSe (Wide Bandgap Semiconductors) Der Internationale Fachverband für Mikrotechnik, Nanotechnologie und Neue Materialien (IVAM) mit Sitz in Dortmund betreibt Technologiemarketing, weltweite Netzwerkarbeit sowie Lobbyarbeit für KMU, die in den Hightech-Bereichen ›Mikrotechnik‹, ›Nanotechnologie‹ und ›Neue Materialien‹ tätig sind, koordiniert Forschungs- und Entwicklungsprojekte, erhebt Wirtschaftsdaten und erstellt Studien zu diesen Themen. Mitglied im IVAM sind auch einige Firmen, Institute und Verbände aus Berlin (AEMtec GmbH, alpha-board gmbH, AMIC Angewandte Micro-Messtechnik GmbH, eagleyard Photonics GmbH, Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM, HelmholtzZentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH HZB, HOLOEYE Photonics AG, Laser-Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH, micro resist technology GmbH, NNT Nanotechnology AG, SPECTARIS e.V.). IVAM – Internationaler Fachverband für Mikrotechnik, Nanotechnologie und Neue Materialien 86 Vgl. TBB Technologieberatung Bell (2011); TBB Technologieberatung Bell (2010). 212 TSB_Oberflächen.indd 212 10.02.12 14:20 NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics ist ein nationales Netzwerk (mit Koordination beim Institut für Festkörperphysik/TU Berlin) zur Anwendung von lateralen Nanostrukturen, nanoanalytischen Methoden und Optoelektronik. Ziel ist es, Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet zu beschleunigen, um neue nanooptische Komponenten, Produkte und Systeme für die Branchen Consumer-Elektronik, Computer/IKT (Datenspeicher, Telekommunikation usw.) und Messtechnik/Umweltmonitoring hervorzubringen. Bearbeitete Projekte drehten sich um ■ Vertical Cavity Surface Emitting Quantum-Dot Laser (QD-VCSEL) – Oberflächenemittierende Quantenpunktlaser, ■ GaN based blue emitters – Blau-emittierende Halbleiterlaserdiode auf GaN-Basis, ■ Quantum Dot Edge Emitting Lasers – Kantenemittierende QuantenpunktLaserdiode, ■ Metal-Organic Vapour Phase Deposition of Quantum Dots – MOCVD von Quantenpunkten. Aus Berlin sind an dem Netzwerk ■ Advanced Photonic Systems Aphs GmbH, ■ LayTec AG, ■ Sentech Instruments GmbH, ■ u2t Innovative Optoelectronic Components, ■ Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik FBH, ■ Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik HHI, ■ Max-Born-Institut für nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie MBI, ■ Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Physik, ■ Technische Universität Berlin, Institut für Festkörperphysik beteiligt. NanOp ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Nanotechnologie-Kompetenzzentren Deutschlands (AGeNT – D). ZEMI – Zentrum für Mikrosystemtechnik Das Zentrum für Mikrosystemtechnik ZEMI ist ein seit 2001 bestehender Verbund der Berliner Forschungseinrichtungen ■ Anwenderzentrum für Mikrotechnik AZM (bei BESSY), ■ Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAM, ■ Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik FBH, ■ Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK/ TU Berlin, Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb IWF, ■ Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM/ TU Berlin, Forschungsschwerpunkt Technologien der Mikroperipherik FSP-TMP, ■ TU Berlin, Institut für Konstruktion, Mikro- und Medizintechnik IKMM. 213 TSB_Oberflächen.indd 213 10.02.12 14:20 Das Zentrum vernetzt das regionale Forschungs- und Entwicklungspotenzial in der Mikrosystemtechnik und stellt es Industriekooperationen zur Verfügung. Speziell zielt das Angebot auf Aspekte der Mikrosystemtechnik wie ■ neue Materialien, Komponenten und Packaging-Technologien, ■ kostengünstige und flexible Substratmaterialien, ■ Multilayer-Technologie, ■ Integration von optischer, elektrischer Signalübertragung, Sensor- und Aktuatorfunktion, nicht-elektrischer Information wie optische, mechanische, fluidische oder chemische Signale, ■ effektive Herstellungsprozesse, umweltfreundliche Material- und Verfahrensauswahl. Substrat- und dünnschichttechnologisches Know-how steuert hauptsächlich die BAM bei, Kompetenz in Aufbau- und Verbindungstechnologien/Packaging das Fraunhofer-IZM und der TU-Forschungsschwerpunkt Mikroperipherik. Ein BMWA-gefördertes Projekt mit Beteiligung der BAM und und der Firmen W.C. Heraeus, Siegert TFT und VIA electronic ist ›LTCC – Glaskeramische Folien und Multilayer-Technologie für das Packaging und die passive Integration in der Mikrosystemtechnik‹ (Hybridmikroelektronik). Auf der Basis niedrig sinternder glaskeramischer Folien (Low Temperature Cofired Ceramics LTCC) wird ein Zero Shrinkage-Schichtverbund (laterale Schwindung bis auf ein Prozent gesenkt) aus zwei unterschiedlich zusammengesetzten LTCC-Folien (für innere und äussere Lagen) entwickelt. Die Außenschicht ist durch eine sehr geringe Korn- und Porengröße gekennzeichnet. Daraus resultieren die erforderliche geringe Rauheit und die angestrebte Dünnfilmprozessierbarkeit. Fazit Die Hauptstadtregion verfügt über umfangreiche Kompetenzen in der Dünnschichttechnologie. Das entsprechende Know-how spiegelt sich vor allem in der Mikroelektronik wider. Die Forschungs- und Entwicklungsfragen sind aber auch in den angrenzenden Technologiefeldern Photonik/Optoelektronik und Photovoltaik von Belang und werden daher häufig gemeinsam mit Forschern dieser Bereiche bearbeitet. Neue und Hochleistungsmaterialien sowie die zugehörigen Herstellungsprozesse und Bauelemente sind nicht zuletzt für die Informations- und Kommunikationstechnologie wichtig. Sowohl in der grundlagen- als auch in der anwendungsorientierten Elektronik-Forschung werden in Berlin-Brandenburg vielfältige und oft von mehreren Akteuren besetzte Themen bearbeitet. Das sind ■ je nach Materialsystem: Silizium-, Verbindungshalbleiter- und organische Elektronik (halbleitende Polymere); Hybridmaterialien, Quantenpunkte, Ionenimplantation, lithographiegeeignete Materialien (Resiste), kohlenstoffbasierte Elektronik (Graphen); 214 TSB_Oberflächen.indd 214 10.02.12 14:20 ■ je nach Verfahren und Herstellungsmethode: Analytik in der Halbleitermaterialforschung, (klassiche) Halbleiterproduktion und Waferherstellung, Epitaxie, Aufbau- und Verbindungstechnik, gedruckte Elektronik, Lithographie, Miniaturisierung/Nanotexturierung, Simulation von Materialien/ Herstellungsverfahren elektronischer Komponenten; ■ je nach dem Anwendungszweck: Leistungselektronik (Transistoren: OFET, HBT, Schaltkreise: MMICs), Spin-/Magnetoelektronik für logische Operationen/Datenspeicherung, Molekularelektronik. Die einschlägigen Forschungseinrichtungen und Unternehmen gehen vielfach regionale Kooperationen ein und sind international vernetzt. Die mit BerlinBrandenburg konkurrierenden Standorte in Deutschland bearbeiten meist die gleichen drängenden Fragen, setzen aber mit Blick auf die Entwicklung von Alleinstellungsmerkmalen oft spezifische Prioritäten. Beispiele einer derartigen Profilierungsstrategie sind der Cluster für organische und gedruckte Elektronik in der Region um Dresden mit etwa 16 Unternehmen und acht Forschungsinstituten sowie das ›Forum Organische Elektronik‹ im RheinNeckar-Raum. 5.4.5 Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik Abgrenzung Die Dünnschicht-Sensorik bedient sich formal der gleichen Mittel und Materialien wie die Dünnschicht-Elektronik. Charakteristisch ist hier allerdings eine Oberflächenwechselwirkung messtechnischer (oder sogar aktuatorischer) Art, das heißt es werden andere, nichtelektrische Größen erfasst und in elektrische Signale umgewandelt. Diese Größen können chemische (zum Beispiel Gase, Luftfeuchtigkeit), mechanische (Druck, strömendes Medium) thermische, optische oder ähnliche Parameter sein. Die zugehörigen forschungsrelevanten Bauteile sind damit ■ Gassensoren, ■ Strömungsmesstechnik (speziell Aerodynamik), ■ Piezo-Sensoren und -Aktuatoren, ■ bildgebende thermosensorische Beschichtungen (Thermochromie zum Beispiel zur Bauteilprüfung), ■ Objekterkennung/-überwachung (mit Fluoreszenzschichten). Bezüge lassen sich auch zur Bio-Analytik und -Sensorik ziehen, die bereits im Kapitel LifeScience beschrieben ist. Unter dem mikrosystemtechnischen und werkstofflichen Aspekt, zum Beispiel bei der Signaltransduktion, werden im Folgenden auch die biosensorischen Bauelemente in die Betrachtung einbe- 215 TSB_Oberflächen.indd 215 10.02.12 14:20 zogen. Des Weiteren ist auch der Teil optischer Detektionsverfahren, der die Signalverarbeitung in der Photonik betrifft, unter diesem Stichwort bereits behandelt. Wissenschaft Die Gruppe Chemische Halbleitersensoren an der Humboldt-Universität zu Berlin (Dr. Moritz) arbeitet seit 1982 an Forschungsfragen in der Kombination aus physiko-chemischen Grundlagenuntersuchungen an Phasengrenzen und der Entwicklung von Halbleiterbauelementen als chemische Sensoren, die ein Stoffkonzentrationssignal in elektrische Potenzialdifferenz wandeln und verstärken (halbleiterphysikalische Untersuchungen vorwiegend an Silizium). Auf Basis des Photoeffekts im Halbleiter wurden Verbesserungen bei der lateralen Sensorauflösung erreicht: Es erfolgt keine oberflächengemittelte Messung mehr, was die Mikroskopie von Oberflächenkonzentrationen ermöglicht, quasi ein ›Chemisches Mikroskop‹ (Laserscanning-Meßplatz zur Konzentrationsbestimmung mit einem Millimeter Auflösung, Scanning Photo-induced Impedance Spectroscopy SPIM). Infolge dessen lassen sich auch Legierungen in einem High-Throughput-Screening auf katalytische Aktivität und Sensorverhalten untersuchen. In einem Argon-Plasma wurden dazu ternäre Legierungen (50 nm Schichtdicke) mit einem lateralen Gradienten der Zusammensetzung auf Siliziumchips präpariert. Die Impedanz der dünnen Schicht kann mit sehr hoher Auflösung sehr effektiv – für 625 Zusammensetzungen in 15 Minuten – bestimmt, und auf diese Weise die katalytische Aktivität charakterisiert werden. Weitere derzeit untersuchte chemische Sensoren betreffen den Nachweis von Sauerstoff, Fluorwasserstoff und Wasserstoff. So ist auf Halbleiterbasis ein kostengünstig massenproduzierbarer Wasserstoffsensor (für Brennstoffzellensicherheit bezüglich explosiver Wasserstoff/Luft-Gemischkonzentration) mit um Größenordnungen geringerem Energieverbrauch als bisher entwickelt worden. In der Lehre vertritt die Arbeitsgruppe die Fächer ›Chemische Sensoren‹ und ›Elektrochemie für Fortgeschrittene‹, worin Einsatzfelder und Wirkprinzipien diverser Sensoren sowie Elektrochemie von Sensoren bzw. Bauteilen (Brennstoffzellen) und deren Wirkmechanismen (Korrosionsvorgänge, Deckschichtbildung, Passivierung) vermittelt werden. PD Dr. Werner Moritz Der Arbeitskreis Angewandte Physikalische Chemie (Prof. von Klitzing) an der TU Berlin forscht an Phasen, Grenzflächen und deren physiko-chemischen Wechselwirkungen. Zum einen beziehen sich Untersuchungen auf dünne flüssige Filme (Benetzungsfilme, Filme zwischen zwei festen Grenzflächen). Dafür steht die Beteiligung am Sonderforschungsbereich 448 ›Mesoskopisch strukturierte Verbundsysteme‹ (1998 bis 2009) mit dem Teilprojekt B10 ›Einfluss von geometrischen Einschränkungen und Grenzflächenmodifikationen auf die Struktur- Prof. Dr. Regine von Klitzing 216 TSB_Oberflächen.indd 216 10.02.12 14:20 bildung kolloidaler Dispersionen in dünnen flüssigen Filmen‹. Einen zweiten Arbeitsschwerpunkt bilden Polyelektrolytmultischichten und umgebungssensitive Hydrogelfilme. Dabei werden nanostrukturierte Polymerfilme mit speziellen Responseeigenschaften (Impuls zum Beispiel Temperatur und/oder pH-Wert) hergestellt und charakterisiert. Zur Oberflächenmodifikation stehen Spincoater (Schleuderbeschichtung) und Bedampfungsanlage zur Verfügung, sowie Apparate zur Oberflächencharakterisierung mittels Rasterkraftmikroskopie (AFM) und Röntgenreflektometrie (XRR). Die Kenntnis solcher StrukturEigenschafts-Beziehungen bereitet den praktischen Einsatz der Schichten als intelligente Schalter und Sensoren vor. In der Lehre vermittelt die Arbeitsgruppe Kenntnisse zu den Themen ›Kinetik und Spektroskopie‹, ›Moderne Methoden der Strukturaufklärung‹, ›Physikalische Chemie der Grenzflächen‹, ›Polymere an Grenzflächen und in Nanofilmen‹ und anderes mehr. Prof. Dr.-Ing. Roland Thewes Am Fachgebiet Sensorik und Aktuatorik (Prof. Thewes) der TU Berlin werden Halbleiter-/CMOS-basierte Sensoren und Aktuatoren erforscht und entwickelt, wobei der Schwerpunkt auf biomedizinischen Anwendungen liegt. In einem interdisziplinären Kontext von Mikroelektronik, Materialwissenschaften, Biochemie und Medizin entstehen Micro-Arrays für die Biomoleküldetektion (DNA-Micro-Arrays) sowie in vivo- und in vitro-Plattformen am Interface zu Nervenzellen/Nervengewebe oder biologischen neuronalen Netzwerken (Veröffentlichung ›CMOS Chips for Bio Molecule and Neural Tissue Interfacing‹, 2009). Je nach Anwendungszweck werden sowohl die biologischen Grundlagen einer Detektionsaufgabe (Sensing) als auch die Umsetzbarkeit in CMOSTechnologie untersucht, das heißt elektronische Signalwandlungsmethoden (Transducer) implementiert und ein entsprechendes Schaltungsdesign und Systemintegration umgesetzt. Themen wie die elektrochemische Präparation von Edelmetallelektroden, Selbsttestschaltkreise und Temperatursensoren in CMOS-Biochips werden dabei auf Ebene der Chiptechnologie im Detail bearbeitet. Der Fachbereich vermittelt in der Lehre allgemein Sensor- und Aktuatortechnik (auf Silizium- und CMOS-Basis, auch für Anwendungen wie CMOSImaging, CMOS-Kamera, integrierte Temperatursensoren, Beschleunigungssensoren, Digital Micro Mirrors), aber auch speziell CMOS-Biosensorik. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Nitsche Prof. Nitsche beschäftigt sich im Fachgebiet Aerodynamik an der TU Berlin mit funktionalen Oberflächen für Strömungsmesstechnik und die aktive Strömungskontrolle an Luftfahrzeugen. Die angewendeten und selbst entwickelten Sensoriken umfassen verschiedene Oberflächenmessverfahren, die unterschiedliche Kräfte der über eine Oberfläche strömenden Luft erfassen: ■ Oberflächenhitzdrahtsensoren (oberflächenbündig über einen dünnen Schlitz gespannter Hitzdraht zur Messung der wandnahen Geschwindig217 TSB_Oberflächen.indd 217 10.02.12 14:20 ■ ■ ■ ■ ■ keit und Bestimmung der Wandschubspannung über Gesetz der viskosen Unterschicht), Delta-Oberflächenhitzdrähte (im Dreieck angeordnete Wandhitzdrähte zur Bestimmung der Wandschubspannung in Betrag und Richtung), Heißfilm-Sensorik (konvektive Wärmeabgabe eines beheizten Sensorelements, Erfassung der Wandschubspannung), Oberflächenzaun-Sensorik (Druckdifferenzmessung am kleinen Oberflächenhindernis zur Bestimmung der Wandschubspannung über Wandgesetz der viskosen Unterschicht), Piezofolien-Sensorik (Polyvinylidenfluorid/PVDF zur Messung von Wanddruckschwankungen über piezo-elektrischen Effekt), Drucksensitive Copolymerbeschichtung (Pressure Sensitive Copolymer/PSC als Farbanstrich aufgebracht zur hochauflösenden Messung von Wandruckschwankungen über piezo-elektrischen Effekt). Bemerkenswert ist die Entwicklung der Strömungsmess- und -überwachungstechniken in Richtung automatisierter, flächiger und mehrkanaliger Signalaufnahme bzw. -auswertung mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung. Die Miniaturisierung in der Mikrosystemtechnik sowie eine systemische Herangehensweise bezüglich verwendeter (Schicht-)Werkstoffe, physikalischer Effekte (piezoelektrischer Effekt) und Vorbildern aus der Natur spielen hierbei eine große Rolle. Im Weiteren können aktuatorische Oberflächen die Strömungsgrenzschicht beeinflussen, zum Beispiel die laminar-turbulente Transition verzögern. Dazu dienten am Fachgebiet Projekte bzw. F&E-Arbeiten wie ›AVERT: Aerodynamic Validation of Emission Reducing Technologies‹ und ›Von der Delfinhaut lernen: Widerstandsreduktion durch aktive Laminarhaltung‹. Die aktive Grenzschicht- Drucksensitive Copolymerbeschichtung (TU Berlin, Fachgebiet Aerodynamik) 218 TSB_Oberflächen.indd 218 10.02.12 14:20 beeinflussung wird durch die sensorische Erfassung der Grenzschichtinstabilitäten und deren Überlagerung mit einer geeigneten Gegenstörung durch einen Membranaktuator an einem diskreten Ort bewerkstelligt und damit die laminar-turbulente Transition weiter in Richtung Flügelhinterkante verlagert (AVERT). Bei der Widerstandsreduktion durch aktive Laminarhaltung mit Hilfe aktiver Wanderwellen werden ebenfalls Störungen durch einen Referenzsensor erfasst und stromab mit daraus berechneten Gegenwellen überlagert. Diese beeinflussen aber nach dem Vorbild der flächigen Dämpfungseigenschaften der Delfinhaut die Strömung nicht nur an einem diskreten Ort, sondern werden in Form von Wanderwellen (räumlich verteilte Aktuation) über einen weiten Bereich der Flügeloberfläche in die Grenzschicht eingebracht. Prof. Dr. Dieter Schmeißer Das materialwissenschaftlich orientierte Forschungsfeld am Lehrstuhl Angewandte Physik II/Sensorik um Prof. Schmeißer (BTU Cottbus) widmet sich unter anderem sensorischen Anwendungen (andere Themen vergleiche Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik, Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik, Photovoltaik und Energiewandlung und -speicherung). Mit dem Ziel, elektronische Eigenschaften und geometrische Strukturen verschiedener Materialien, wie WO3, CuInS2, SiC, leitende und halbleitende Polymere, intermetallische Verbindungen (Fe/Al) und Legierungen aufzuklären, werden Schichten und Schichtstrukturen präpariert (CVD von SiC-Schichten, Beschichtungseinrichtungen für Sensoren wie Airbrush, Schleuderbeschichtung/Spin-Coating, Plotten) und spektroskopisch oder spektromikroskopisch untersucht. Dafür stehen den Forschern die elektronenspektroskopischen Techniken Röntgen-Photoelektronen- (XPS), Ultraviolett-Photoelektronen- (UPS), wellenlängendispersive Röntgen- (WDX), Auger-Elektronen- (AES) und Röntgen-Nahkanten-Absorptions-Spektroskopie (NEXAFS) und die spektromikroskopische Abbildung mittels Photoelektronen (PEEM) zur Verfügung. Auch wird hochbrillante Synchrotronstrahlung am Elektronenspeicherring BESSY II als Anregungsquelle genutzt. Zur Strukturaufklärung dienen zudem mikroskopische Untersuchungen (Rasterkraft- AFM/Rastertunnelmikroskopie STM/optisch). Neben den spektroskopischen Untersuchungen von Materialien für Sensoren werden am Lehrstuhl auch Sensoren auf der Basis von organischen Feldeffekttransistoren, Widerstands- und piezoelektrischen Schichten entwickelt und getestet (Fokus Herstellung von mechanischen, Gas- sowie Biosensoren und deren Charakteristik bezüglich Sensitivität, Selektivität, Temperaturabhängigkeit, Langzeitstabilität). Abgeschlossene Forschungsprojekte zum Thema Sensorik sind ■ Kraftsensoren aus Polymerfolien – Piezoelektrische Polymersensoren für Hochdruckanwendungen, in Kooperation mit Fraunhofer-IAP und Thyssen Umformtechnik Leichtbau Entwicklungs GmbH, Ludwigsfelde als Anwender (1998 bis 2000), ■ Sensoren für schwefel- oder stickstoffhaltige Stoffgruppen (1999 bis 2000, Nachweis des Analytgases durch reversible Anlagerung/Adsorption an die 219 TSB_Oberflächen.indd 219 10.02.12 14:20 Polymeroberfläche des Sensors, hochaufgelöste Registrierung durch Änderung der Resonanzfrequenz des Polymerfilms), ■ Sensorarray für umwelt- und tierphysiologisch relevante Komponenten (1999 bis 2000, massensensitive, selektive Schwingquarzsensoren auf der Basis speziell beschichteter Polymere), ■ SekoSub-Polymelek – Sensoren mit mikrostrukturierten Elektroden aus leitfähigen Polymeren (1996 bis 1999, mikrostrukturierte Sensoren aus Schwingquarz, Elektroden und sensitiver Beschichtung, selektives Beschichtungsmaterial aus funktionalisierten Polymeren für die Detektion von aliphatischen, aromatischen und halogenierten Kohlenwasserstoffen). Aktuell wird unter dem Titel ›Präparation von technologisch relevanten Dünnschicht-Systemen unter praxisnahen Bedingungen und Analyse ihrer polykristallinen Materialeigenschaften‹ durch Ausbau einer Collaborating Research Group (CRG) an BESSY II die Grundlagenforschung an physikalisch-chemischen Prozessen an Oberflächen von polykristallinen Materialien bestärkt. Dies beinhaltet unter anderem die Herstellung von oxidischen Filmen für chemische Sensoren. Der Lehrstuhl kooperiert vielfach mit regionalen und überregionalen Forschungsinstituten und Industriepartnern, zum Beispiel mit HZB/BESSY, IKZ, FBH, Fh-IAP, BAM, FHI, MBI; ihp, OderSun, BASF Schwarzheide. An der Universität Potsdam werden im Fachbereich Angewandte Physik kondensierter Materie (Prof. Gerhard) homogene und heterogene Polymerschichten und Polymerkomposite untersucht und präpariert, die durch lineare oder nichtlineare (di)elektrische, piezo- und pyroelektrische Eigenschaften gekennzeichnet sind. Diese Eigenschaften begründen die Eignung solcher Materialien (Dünnschichten) als Signalwandler, also deren Fähigkeit, physikalische Größen (Druck, Strahlung) in ein elektrisches Signal umzusetzen. Anwendungen der Polymerschichten und Polymerkomposite in elektromechanischen Wandlern, in Sensoren für Schall, Ultraschall oder Infrarotstrahlung und in Aktoren wie künstlichen Muskeln oder Flachlautsprechern werden am Fachgebiet untersucht und Sensor- und Bauteilkonzepte getestet. Kooperationen bestehen regional mit dem Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik (HHI), dem Fraunhofer-IZM und dem Fraunhofer-IAP sowie auf internationaler Ebene. Prof. Dr. Reimund Gerhard An der Fachhochschule Brandenburg, Fachbereich Technik, forscht und lehrt Prof. Möllmann, Professor für Experimentalphysik/Festkörperphysik, im Bereich Mikrotechnologie und Mikrosystemtechnik. Im Vordergrund stehen Sensorentwicklung und -anwendung, also Entwurf, Parametermodellierung, Technologie- und Prototypentwicklung für Dünnschichtsensoren. Gegenstand der F&E sind außerdem optische Schichten, Schichtsysteme, elektrische Funktionsschichten und die Entwicklung und Prototypfertigung anderer Dünnschichtfunktionselemente, zum Beispiel die in einem Kooperationsprojekt mit Prof. Dr. Klaus-Peter Möllmann 220 TSB_Oberflächen.indd 220 10.02.12 14:20 der Industrie entstandenen diffraktiven Optiken wie Fresnellinsen (SiliziumMikrostrukturen zur optischen Abbildung). Im Mikrotechnologielabor der Fachhochschule stehen unter Reinraumbedingungen Dünnschichtfertigungs- und -strukturierungstechnologien zur Verfügung, zum Beispiel ■ Vakuumbeschichtung mit Elektronenstrahlbedampfung, thermische Bedampfung, RF-Sputtern, DC-Sputtern, ■ Ionenstrahlätzen, Plasmaätzen, Nassätztechnik, ■ Maskierung und Photolithographie bis 6‘‘-Wafer, Doppelseitenbelichtung, UV-Aushärtung. Einzelne Verfahrensschritte werden durch Erproben verschiedener Materialsysteme und technologischer Verfahren optimiert; der Analytik dienen spektroskopische Methoden vom UV-, über den visuellen bis in den Infrarotbereich (UV-VIS-NIR-Zweistrahlspektrometer und FTIR-Spektroskopie), und auch eine messtechnische Bewertung mikrostrukturierter Bauelemente kann vorgenommen werden. Prof. Dr. Sigurd Schrader Dr.-Ing. Friedhelm Heinrich In der AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien (Prof. Schrader) der TH Wildau werden in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Wirtschaftspartnern optische und photonische Komponenten entwickelt (Kapitel Lichtemission/Photonik). Mit dem Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (ihp) unterhält die TH Wildau seit 2006 ein Jointlab, ein gemeinsames Forschungs- und Ausbildungszentrum. Zentrale Anliegen sind die gemeinsame Lehre und Ausbildung auf dem Gebiet der Mikroelektronik sowie die Entwicklung neuartiger siliziumbasierter Bauelementekonzepte und Technologien, unter anderem für die Hochgeschwindigkeits-Elektronik. Im Projekt Funktionale Kohlenstoffschichten (2009 bis 2011) lag das Interesse besonders bei Graphen, daraus aufzubauenden Höchstfrequenzbauelementen und deren Anwendungen. Insbesondere wurden Verfahren zur Erzeugung von Graphenschichten untersucht und anschließend versucht, mit den Schichten höhere Grenzfrequenzen im Teraherz-Bereich zu erreichen und damit neue Anwendungen unter anderem in der Sensorik zu erschließen. Dr. Thomas Hübert In der Arbeitsgruppe Chemische Sensorik; Sol-Gel-Technik (Dr. Hübert) der BAMFachgruppe 6.4 Oberflächentechnologien liegt der Schwerpunkt auf Oberflächentechnologien für Mikroelektronik und Gassensorik, wozu die Bestimmung von Struktur und Eigenschaften sowie Herstellung und Anwendung glasiger und keramischer Werkstoffe in Form von Schichten dienen. Multifunktionelle Sol-Gel-Beschichtungen, deren Eigenschaften und die Zuverlässigkeit des SolGel-Prozesses sind Untersuchungsgegenstand, ebenso die thermischen und elektrischen Eigenschaften von Hartstoffschichten, glasigen und keramischen Schichten. Neben diesen, die Zuverlässigkeit von Schichten bestimmenden Faktoren werden ganze Sensorelemente und -systeme für den Nachweis von 221 TSB_Oberflächen.indd 221 10.02.12 14:20 Gasen, Dämpfen und Feuchtigkeit – Sensoren für die Bestimmung von H2, CO2, SO2, NH3, CH4, VOC (flüchtige organische Verbindungen) und Alkoholen – geprüft, kalibriert und validiert. Die Arbeitsgruppe kooperiert im Arbeitskreis Nanotechnologie (AK Nano) mit anderen BAM-Arbeitsgruppen zum Thema Nanoschichten mit ihrer Kompetenz im Bereich Sol-Gel-Technik. Mit dem Arbeitskreis engagiert man sich im sicheren Umgang mit Nanomaterialien (Leitlinie ›Sicherheit in Technik und Chemie‹ der BAM). In der Gruppe Siliciumcarbid-Epitaxie (Dr. Wagner) des Leibniz-Instituts für Kristallzüchtung (IKZ) stehen die epitaktische Züchtung von SiC-Schichten bzw. die Oberflächenpräparation von SiC-Wafern im Mittelpunkt. Durch Einbau von Aluminium oder Stickstoff in die 4H-SiC-Epitaxieschichten werden Defektstrukturen erzeugt (Al zur Einstellung als p-Leiter/Akzeptor unter Verwendung von Trimethylaluminium, TMA, bzw. N2 zur konzentrationsgenauen Einstellung als n-Leiter/Donator), charakterisiert und die Schichtmorphologie bestimmt. Auch können micropipes in 4H-SiC-Wafern durch epitaktische Schichten geschlossen werden. Die Schichtabscheidung geschieht nach dem Hot-Wall Chemical Vapour Deposition-Verfahren (Hot-wall CVD), darauf folgen verschiedene oberflächen- und schichtanalytische Verfahren wie ■ Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie (FTIR) zur zerstörungsfreien Bestimmung der Epitaxieschichtdicke, ■ Rasterkraftmikroskopie (AFM), Oberflächenprofilometrie zur Charakterisierung der Schichtmorphologie, ■ Rasterelektronen- (REM) und Transmissions-Elektronenmikroskopie (TEM) zur Untersuchung von Kristalldefekten, ■ Sekundärionen-Massenspektroskopie (SIMS) zur Ermittlung der Al-Konzentration in den Epitaxieschichten, ■ Kapazitäts-Spannungs-Messung zur Bestimmung der Netto-Ladungsträgerkonzentration in den Schichten. Dr. Günter Wagner In einem gemeinsamen Projekt mit der Firma sglux und dem FerdinandBraun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) entwickelte das IKZ ab 2009 eine SiC-Photodiode, speziell das epitaktische Wachstum von SiC-Schichten auf neuer Wafergröße. Der Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie e.V. (OUT e.V.) ist eine Industrieforschungseinrichtung im Bereich optoelektronische Hochtechnologien mit Kompetenzen in Beschichtungstechnologien, Halbleiter- und Mikrosystemtechnik, Messtechnik/Sensorik (Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik und Lichtemission/Photonik). Der noch junge Bereich Sensorik befasst sich mit der kompletten Entwicklung elektrooptischer Sensoren bis zum Prototypen. 2006 gelang der erfolgreiche Abschluss eines Projekts zur Entwicklung eines 3D-Abstandssensors. Das Dr. Klaus-Dieter Gruner 222 TSB_Oberflächen.indd 222 10.02.12 14:20 entwickelte Wirkprinzip (Flugzeitprinzip, Time of Flight/TOF eines Laserimpulses) wurde in Kooperation mit dem Bereich Mikroelektronik der TU Berlin in eine elektronische Schaltung umgesetzt (und eine Opto-ASIC, eine anwendungsspezifische integrierte Schaltung in der 0,6µm BiCMOS-Technologie durch die XFab in Erfurt hergestellt). Bereits umgesetzte bzw. potenzielle Anwendungen des 3D-Abstandssensors sind die Vermessung, Zählung und Klassifikation von Objekten und Personen bis hin zu Gesichtserkennung, intelligenter Airbagsteuerung oder Steuerung autonomer Roboter/Fahrzeuge. Dr. Armin Wedel Dr. Wedel leitet am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP die Abteilung Funktionale Polymersysteme, deren Forschungs- und Entwicklungsinhalte (opto-)elektronische Bauteile bzw. Materialien sind (Bereich Funktionsmaterialien und Bauelemente). Neben diesen (Kapitel Lichtemission/ Photonik und Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik) werden funktionale Polymersysteme hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit für sensorische Aufgaben erforscht. Bei Materialsynthese und Verarbeitung funktionaler Polymere (elektrische Aufladung/Polung spezieller Polymerfolien, zum Beispiel aus Polyvinylidenfluorid PVDF und Polypropylen PP) spielen demnach ■ piezoelektrische Polymere für Sensoren in Umform- und Drucktechnik/ Strömungsmesstechnik, ■ polymere Elektrete für Wandler und Aktoren (zum Beispiel zur Schallerzeugung im Kilo- und Megahertzbereich; Projekt ›Entwicklung von Ultraschallwandlern mit piezoelektrischen Polymerfunktionsschichten und deren Einsatz bei der Untersuchung von Lacken und Klebstoffen‹, 2006 bis 2009) und ■ 3D-Phasengitter für Abstandssensoren eine Rolle. Großflächige funktionale Beschichtungen kommen als Fluoreszenzschichten in der Oberjektüberwachung zum Einsatz. Dies wurde in einem gemeinsamen Projekt mit dem Fraunhofer-Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik (FIRST, Berlin) entwickelt: Mit fluoreszierendem Material (Nanopartikel in einer Matrix) beschichtetes Fensterglas wird mit UV-Licht bestrahlt, woraufhin eine gewisse Fluoreszenzstrahlung von im Fensterrahmen befindlichen Sensoren detektiert wird. Wirft ein Objekt Schatten auf das Glas, sinkt auch die Fluoreszenzstrahlung der Sensorschicht; mit entsprechender Auflösung (also Anzahl) der Fluoreszenz-Sensoren können Objektgröße, Bewegungsgeschwindigkeit und -richtung detektiert werden. Die Sensorschicht kann in Form einer Folie aufgeklebt oder in Airbrush-Technik auf Fensterscheiben gesprüht werden.87 87 Vgl. Standortmanagement Golm gemeinnützige GmbH (Hrsg.) (2009). 223 TSB_Oberflächen.indd 223 10.02.12 14:20 Die Gruppe Wasserbasierende Funktionspolymere und Kolloide am Fh-IAP (Prof. Laschewsky, zugleich Professor für Angewandte Polymerchemie an der Universität Potsdam) beschäftigt sich mit Polymeren und deren Grenzflächengestaltung auf Nanoebene. Neben Anwendungen in der Nano-Biotechnologie und Bioverfahrenstechnik (vergleiche Kapitel Oberflächen in der Nano-Biotechnologie und Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik) werden Anwendungen von geordneten Schichten monodisperser Polymerkolloide in der optischen Sensorik und Messtechnik erforscht. Die Selbstorganisation von Latexpartikeln zu optischen Funktionsmaterialien (Partikelarrays) stand im Mittelpunkt des BMBF-geförderten Verbundvorhabens ›Maßgeschneiderte Polymerlatices und ihre Selbstorganisation zu Partikelarrays für Anwendungen in der optischen Informationsverarbeitung und Sensorik‹. Durch Emulsions- und Dispersionspolymerisation werden in wässrigen und organischen Medien monodisperse Styren- und Acrylatpartikel definierter und einheitlicher Form und Größe (ca. 50 bis 5000 nm) mit gezielt eingestellter Oberflächenladung und funktionalität synthetisiert. Modifizierungen können die Funktionalisierung mit unterschiedlich hydrophilen (Hydroxy-, Carboxyl, Amino-, Thiol-) oder reaktiven (Epoxy-, Aldehyd-) Gruppen sein, aber auch Kern-Schale-Aufbauten. Die polymeren Nano- und Mikropartikel lassen sich zu hochgeordneten, kristallähnlichen Strukturen (selbst-)organisieren, was durch ihre Größe, gegenseitige Anordnung, elektrische Ladung und chemische Funktionalität der Partikeloberfläche bestimmt wird. Es wurden unterschiedliche Abscheidetechniken entwickelt, darunter Sedimentation, hydrodynamischer Fluss unter eingeschränkter Geometrie und Vertikalabscheidung beim Verdunsten des Dispersionsmittels und damit einige Quadratzentimeter große und ein bis 50 Partikelschichten dicke Filme erzeugt. Je nach Größenordnung der Lichtwellenlänge führen die Gitterebenen der Kolloidkristalle zu Lichtbeugung und somit zu Farbeffekten (Strukturfarben). Mit dieser bottom up-Strategie zum Aufbau optischer Gitter mit definierter Gitterkonstante und Schichtstruktur (Multischicht-Partikelarrays als 3D-Transmissionsgitter) wird eine einfache Alternative zu mikrolithographischen oder holographischen Verfahren (top down-Verfahren) bereitgestellt. Nachteilig ist die begrenzt erreichbare Perfektion durch die Selbstorganisation, vorteilhaft wirkt sich dagegen aus, dass aus der Variation der Partikelgröße optische Materialien für Einsatzgebiete vom UV- bis in den IR-Bereich resultieren können. Photonische Raumgitter sind Grundlage für optische Schalter und Sensoren und können Filterfunktionen in der Objekterkennung und Messtechnik haben. Auch räumlich-periodische Brechzahlstrukturen, die eine Lichtausbreitung nur in bestimmten Richtungen und Frequenzbändern zulassen (›photonische Kristalle‹, photonic band gap materials) haben neben ihrem Einsatzzweck als Strukturfarben (zum Beispiel dekorative Effekte in Fahrzeuglacken) Potenzial als Sensorelemente, Wellenleiter, optische Schalter und Lasermaterialien. Prof. Dr. André Laschewsky 224 TSB_Oberflächen.indd 224 10.02.12 14:20 Dr. Thomas Köpnick Das Institut für Dünnschichttechnologie und Mikrosensorik (IDM) beschäftigt sich seit Langem mit der Erforschung neuer Materialien, deren Synthetisierung (chemisches Know-how) und Analytik (Atomkraftmikroskopie, Kontaktwinkelbestimmung) für die Oberflächenmodifizierung und Anwendung als dünne Schichten. Dazu werden Druckverfahren (Micro-Printing), Sprüh- (SprayCoating), Schleuder- (Spin-Coating) und Tauchbeschichtung (Dip-Coating), Selbstorganisation/Langmuir-Blodgett-Technik und Vakuumabscheidung herangezogen. Arbeitsschwerpunkt des Bereichs Mikrosensorik (Dr. Köpnick) ist der Einsatz sensitiver organischer Materialien (Polymere) in dünnen Schichten für sensorische Bauelemente. Dies wird unter anderem für die klassische Gassensorik (Gas- und Feuchtesensoren) weiterentwickelt (zur Anwendung in Biochips vergleiche Kapitel Oberflächentechnik in Bio-Analytik und Diagnostik). Prof. Dr. Bernd Tillack Dr. Mario Birkholz Prof. Tillack ist Leiter der Abteilung Technologie am Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (ihp) und gleichzeitig Professor im Fachgebiet Technologie von siliziumbasierten integrierten Höchstfrequenzschaltungen an der TU Berlin. Das Institut widmet sich Si-Halbleitertechnologien für sehr hohe Frequenzen, deren Anwendungen neben der Kommunikationstechnik in der Sensorik liegen. Ganz im Sinne der zunehmenden Konvergenz von Mikroelektronik und Biotechnologie ist die Entwicklung eines minimalinvasiven Glukose-Sensors am ihp durch Dr. Birkholz (GlucoPlant-Projekt), die vom BMBF im Rahmenprogramm ›Intelligente Implantate‹ gefördert und gemeinsam mit BerlinBrandenburger Partnern (AG Zellbiologie Humboldt-Universität zu Berlin, BST BioSensor Technologie GmbH, Charité Berlin, Schlosspark-Klinik Berlin und andere) durchgeführt wurde. Der Sensor basiert auf einem MEMS (Micro-Electro-Mechanical System), genauer einem Mikroviskosimeter, das durch Miniaturisierung (Sensormaße 1.3 x 0.4 x 0.2 mm) des gesamten Bauteils für die dauerhafte, halbinvasive Glukosemessung bei Diabetis-Patienten geeignet ist. Auch die weiteren Projekttitel/Veröffentlichungen zeigen die Nutzung der mikroelektronischen Entwicklungen (insbesondere Halbleiter-Dünnschichten) für biosensorische und biotechnologische Anwendungen: ■ ›Ultrathin TiN membranes as a Technology Platform for CMOS-integrated MEMS and BioMEMS Devices‹ ■ ›Corrosion-resistant metal layers from a CMOS process for bioelectronic applications‹ ■ ›Separation of extremely miniaturized medical sensors by IR laser dicing‹ ■ ›Structure of Biomembrane-on-Silicon Hybrids‹ ■ ›Self-Organized Pattern Formation of Biomolecules at Silicon Interfaces‹ Die technische Basis bilden verschiedenste Dünnschichttechnologien der Mikroelektronik wie Photolithographie (Laser-Belichtung), Trockenätzen, physikalische und chemische Gasphasenabscheidungsverfahren (PVD, CVD, 225 TSB_Oberflächen.indd 225 10.02.12 14:20 PECVD, SACVD, LPCVD), epitaktisches Schichtwachstum (Niedrigtemperatur- und Hochtemperatur-Si-Epitaxie), Ionenimplantation, Rapid Thermal Processing (RTP) für Temperung, Oxidation und Silicierung sowie Messtechniken für Schichtdicken-, Widerstands- , Defektdichten- und Topologiemessung (Rasterelektronenmikroskopie REM, Rasterkraftmikroskopie AFM) und Röntgendiffraktometrie. Wirtschaft Bei der Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG werden für die Triebwerksentwicklung und die damit verbundene messtechnische Kontrolle der Temperaturführung, Strömungsführung bzw. Druckverteilung sogenannte Thermalfarben zur Oberflächentemperaturmessung verwendet. Diese Indikatorfarben sind temperatursensibel und identifizieren bzw. messen durch eine irreversible Farbänderung Temperaturhöchstwerte bzw. umgebende Temperaturgradienten. Sie sind damit eine einfache, effektive und kostengünstige Technologie, um eine permanente visuelle Aufzeichnung des thermischen Verhaltens von Triebwerkskomponenten zu erlangen. Die Farbe lässt sich auf komplexe Geometrien aufbringen und verändert das thermische Verhalten der zu testenden Komponente nicht. Zwei Gruppen von Farben für niedrige und hohe Tempe- Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG Thermalfarben zur Oberflächentemperaturmessung (Quelle: Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG) 226 TSB_Oberflächen.indd 226 10.02.12 14:20 raturen existieren: MC Paints ≤ vier Farbwechsel, Temperaturbereich 120 °C bis 590 °C und TP Paints ≥ fünf Farbwechsel, 500 °C bis > 1300 °C. Analog zu den Thermalfarben funktioniert das neue Verfahren mit temperatur- oder drucksensiblen, reversiblen Farbbeschichtungen (Temperature Sensitive Paints, TSP bzw. Pressure Sensitive Paints, PSP). Beide liefern den Entwicklern hochauflösende Echtzeitaufnahmen von stationären wie von rotierenden Oberflächen. Weitere oberflächentechnische Kompetenz bei RollsRoyce ist im Kapitel Luft- und Raumfahrttechnik dargestellt. First Sensor Technology GmbH Die First Sensor Technology GmbH ist ein 1999 aus einem Forschungsschwerpunkt der Technischen Universität Berlin hervorgegangenes Unternehmen, das Drucksensoren in Serie als auch kunden- und anwendungsspezifisch herstellt. Anwender der Drucksensoren sind die Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrttechnik, Prozess- und Automatisierungstechnik (zum Beispiel Vakuumtechnik), Haushaltsgerätetechnik und Medizintechnik. Bei der Sensor-Entwicklung widmet sich First Sensor Technology SiliziumDrucksensorchips auf Basis eines piezoresistiven Wirkprinzips (zum Druck proportionales Spannungsausgangssignal) für Absolut- bzw. Relativdruckmessung. Entsprechendes Know-how ist bezüglich der Halbleiterprozessierung, unter anderem zu doppelseitiger Lithographie und hochpräziser anisotroper Si-Strukturierung vorhanden. Für höhere Temperaturen (Anwendungen bis zu einer Betriebstemperatur von 225 °C) werden entweder ein Silicon on Insulator (SOI)-Material oder andere hochtemperaturtaugliche piezoresistive Materialien verwendet. Darauf aufbauend werden Drucksensorsysteme als OEM- und Systemlösungen (Signalverarbeitung/Kalibrierung, Schnittstellen und Gehäuse) entwickelt und produziert. Seit 2010 ist die First Sensor Technology GmbH eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der First Sensor AG (ehemals Silicon Sensor International AG). sglux SolGel Technologies GmbH Die sglux SolGel Technologies GmbH entwickelt und produziert UV-Messtechnik auf der Grundlage von UV-Photodioden bzw. –detektoren, die auf verschiedenen Materialsystemen basieren. Das bewährte und damit hauptsächlich eingesetzte Materialsystem ist Siliziumcarbid (SiC). Für bestimmte Anwendungen von UV-Photodioden entwickelte sglux Sensoren auf Basis alternativer Detektormaterialien wie (Al)GaN und TiO2. Seit 2001 werden TiO2-UV-Messchips in Serie produziert und laufend weiterentwickelt (zum Beispiel im Projekt ›UV-Photodioden‹, Detektor zur Brenner-Flammenüberwachung, 2008 bis 2010 mit der TH Wildau). Das Substrat wird durch einfaches Eintauchen in die Lösung aus flüssigen Precursoren mit dem Dünnschicht-Halbleiter beschichtet (Sol-Gel-Prozess, flexibel in der Anpassung der optischen und elektronischen Halbleitereigenschaften). Als kostengünstig herstellbare Sensoren mit großer aktiver Fläche sind sie unter anderem für Consumer-Anwendungen geeignet. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH) und dem Leibniz-Institut für Kristallzüchtung 227 TSB_Oberflächen.indd 227 10.02.12 14:20 (IKZ) entwickelte sglux ab 2009 aufgrund des Wegfalls der entsprechenden Zulieferung eine eigene SiC-Photodiode. Die von sglux produzierten strahlungsharten SiC-UV-Photodioden zeichnen sich durch ihre hohe Visible Blindness, hohe Messgeschwindigkeit und niedrigen Dunkelströme aus. Netzwerke Der AMA Fachverband für Sensorik e.V. verbindet deutschlandweit rund 460 Forschungsinstitute und Unternehmen auf dem Gebiet Sensorik. Berliner Mitglieder sind zum Beispiel TU Berlin/Forschungsschwerpunkt Technologien der Mikroperipherik, Fraunhofer-HHI, Fraunhofer-IZM, First Sensor Technology, LEONI Fiber Optics GmbH. Der Verband vertritt die Interessen seiner Mitglieder in den Bereichen Forschung und Entwicklungstrends, Aus- und Weiterbildung, Tagungen und Kongresse, Förderprogramme, Statistik und Analyse. Außerdem vergibt er den AMA Innovationspreis. AMA Fachverband für Sensorik e.V. Fazit Die Dünnschicht-Messtechnik/-Sensorik ist in Berlin-Brandenburg forschungsseitig stärker präsent als unternehmensseitig und entlang der vielschichtigen zu messenden Größen jeweils durch verschiedene Fachgebiete der Universitäten und Hochschulen bzw. Forschungseinrichtungen vertreten. Für eine Gesamtbetrachtung von Oberflächen sensorischer und aktuatorischer Art erscheint es sinnvoll, die in der vorliegenden Studie unter Life Science gefasste Bioanalytik/-sensorik einzuschließen.Für Dünnschicht-Sensoren mit Messung von physikalischen und chemischen Parametern bedarf es je eines Messprinzips und entsprechend sensorischer Materialoberflächen. Die Sensorik beruht heutzutage fast vollständig auf solchen Dünnschichtbauelementen. Biologische bzw. biochemische Parameter stellen einen Sonderfall dar. Dort steht die Entwicklung von Biomolekülen im Mittelpunkt, die anschließend per Kopplungstechnik an (Chip-)Oberflächen gebunden werden (passende Kombination aus Substratwerkstoff-Biomolekül) und teils hochauflösende Microarrays (mit optischer Auslesung)/Biochips bilden, die ein Medium auf einen bzw. viele verschiedene Parameter untersuchen (Multiparameterdiagnostik). Für das so definierte Sensorik-Wissensgebiet wäre eine gesonderte Auswertung des Forschungs- und Entwicklungsbedarfs nötig. Dabei sollte die technisch verwandte Aktuatorik-Seite (zum Beispiel Strömungsbeeinflussung/ Aerodynamik) einbezogen werden. Die aktive Beeinflussung von Umgebungsparametern (Messen, Schalten, Regeln) mittels Dünnschicht- oder weitergehender Oberflächentechnologien birgt Innovationspotenzial mit engem Bezug zu Energietechnik, Verkehrstechnik oder allgemein Verfahrens- und Produktionstechnik. Der Darmstädter Exzellenzcluster ›Smart Interfaces‹ erforscht 228 TSB_Oberflächen.indd 228 10.02.12 14:20 beispielsweise Strategien, mit spezifischen Materialoberflächen den Transport von Wärme, Flüssigkeiten oder Gasen zu beeinflussen und letztendlich effizient zu steuern.88 5.4.6 Funktionstextilien Abgrenzung Unter Intelligenten Textilien/Smart Textiles werden diejenigen textilen Werkstoffe und Bauteile verstanden, die mit sensorischen oder elektronischen Funktionen insbesondere für drahtlose Kommunikation, autarke Energieversorgung sowie verteilte Sensorik und Aktuatorik ausgestattet sind. Klassische Schutzfunktionen wie mechanischer Ballistikschutz, Flamm- und Hitzeschutz, antistatische Ausrüstung, Schadstoffbindung oder antimikrobielle Ausrüstung von Textilien stehen ebenso im F&E-Fokus, wobei hier mittels klassischer Textilveredelungstechniken, neuerdings aber auch verstärkt mit Erkenntnissen aus Polymerchemie, Bio-, Mikro- und Nanotechnologie geforscht und entwickelt wird. Das Anwendungspotenzial ist breit gefächert, insbesondere in Branchen wie Medizin und Sport (Überwachen von Vitalparametern, Megatrend ›Boomende Gesundheit‹), Schutzbekleidung, Bauwesen sowie Automotive (Erfassen der Umgebungsbedingungen, Megatrends ›Ubiquitäre Intelligenz‹ und ›Nachhaltigkeit‹). Für die Oberflächentechnologien stellen Textilien zunächst nur ein anderes Substrat dar, mit der Besonderheit, dass es flexibel ist und oft als dünner Werkstoff fungiert (Membranfunktion) bzw. Veredelungen schon beim Grundwerkstoff ›Garn‹ oder ›Faser‹ ansetzen können. Abgesehen von der Forschungsrichtung Textilleichtbau/leichte Schutztextilien mit Fokus auf den mechanischen Eigenschaften der Werkstoffe gehen andere Funktionalisierungen fast immer in Richtung Veränderung der Oberfläche bzw. Integration von Funktionen auf der Fläche (Miniaturisierung und Inkorporation von Elektronik ins Textil). Wissenschaft Jun.-Prof. Dr.-Ing. Astrid Bögner 88 TU9 German Institutes of Technology e.V. (o.J.). Jun.-Prof. Bögner vertritt seit 2003 das Lehr- und Forschungsgebiet Wearable Technologien im Studiengang ›Gesundheitswissenschaften und Technologien‹ (zuvor ›Biomedizinische Gerätetechnik‹) an der BTU Cottbus. Mit den Schwerpunkten ›Smart Textiles and Clothes‹ sowie ›Wearable Computing and Electronics‹ konzentrieren sich Forschung und Lehre inzwischen auf biomedizinische Anwendungen und E-Health-Konzepte, das heißt auf die Entwicklung in Medizintechnik und Gesundheitsprodukte integrierter Computertechnik (smarte Textilien und Kleidungsstücke, On-body-Technologien, Extreme Wearables). Dabei stehen neue Funktionalitäten und Benutzerschnittstellen durch tragbare 229 TSB_Oberflächen.indd 229 10.02.12 14:20 Elektronik und Datenverarbeitung im Mittelpunkt. Sie werden grundlagen- wie anwendungsseitig – in Zusammenarbeit mit anderen Lehrstühlen wie Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik, Elektrotechnik und Kommunikationstechnik auch experimentell – untersucht (Prototypen ›SensWear‹ und ›Solarweste‹). An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin vertritt Prof. Schneider das Fachgebiet Bekleidungstechnik/Konfektion, darunter das Arbeitsgebiet Textile Werkstoffe mit den Schwerpunkten Funktionstextilien, Qualitätssicherung usw. Ein Forschungsprojekt in den Jahren 2007/2008 beschäftigte sich mit ›Reparaturtechniken an textilen Flächengebilden für Bekleidung und für technische Anwendungen‹. Als eine Art der Reparatur von Textilien werden Beschichtungen beschrieben, die beispielsweise der Kaschierung von Befleckungen durch Überdeckung dienen, das sind ■ Nano-Beschichtung (Lotuseffekt), ■ Schmutzradierer (Abrasiver Abtrag von oberflächennahen Anschmutzungen), ■ Sol-Gel-Beschichtung (Adhäsiver Auftrag von polymeren/keramischen Dünnschichten), ■ Sputtertechnik (Dünnbeschichtung von Oberflächen durch Aufdampfen weniger Atomlagen). Prof. Dr.-Ing. Thomas Schneider Die anschließende Überführung experimenteller Befunde in Berechnungen und reproduzierbare Ergebnisse sollten die Beurteilung eines schadhaften Textils hinsichtlich seiner Reparaturfähigkeit ermöglichen. In Fachvorträgen wie beim 1. FHTW-Symposium 2008 referierte Prof. Schneider über ›Chancen innovativer Werkstoffe für Bekleidung und technische Textilien, Textile Werkstoffe – Innovationen und Design‹, wobei Oberflächenmodifikationen, Barrierewirkungen, Wirkstofffreisetzung, Selbstheilung usw. als Trends in der F&E an Textilien benannt wurden. In der Fachgruppe 8.1 Mess- und Prüftechnik, Sensorik (Abteilung Zerstörungsfreie Prüfung) der BAM um Prof. Daum erforscht man unter anderem intelligente Textilien, vornehmlich unter Verwendung faseroptischer Sensoren. Dafür kommen polymere Fasern zum Einsatz (flexibel, kostengünstig, geringe Verletzungsgefahr bei Faserbruch). Sie können beispielsweise in einem ›medizinischen Kleidungsstück‹ verarbeitet anhand der Änderung des Brustumfangs die Atmung überwachen. Denkbar ist auch die Überwachung des Sauerstoffgehalts im Blut oder der Körpertemperatur. Die polymeroptischen Fasern (POF) dienen nämlich nicht nur der Informationsübertragung sondern sind als örtlich verteilte Mess-Sensoren einsetzbar: Durch Messung des Streuverhaltens über die Gesamtfaser können Ort und Intensität einer äußeren physikalischen Einwirkung festgestellt werden. Prof. Dr.-Ing. Werner Daum 230 TSB_Oberflächen.indd 230 10.02.12 14:20 Weiterentwicklungen der Arbeitsgruppe ›Verteilte und polymeroptische Fasersensorik‹ betreffen ■ den Einsatz neuartiger Werkstoffe mit integrierten faseroptischen Sensoren (smart materials, smart structures) zur Schadensfrüherkennung und -lokalisierung (technische Textilien, Verbundwerkstoffe), ■ die Untersuchung innovativer Fasersensortypen (zum Beispiel Faser-BraggGitter in POF) für medizinische Anwendungen und den Personenschutz, ■ die Untersuchung optischer Glas- und Polymerfasern für den Einsatz in sensitiven technischen Textilien (smart technical textiles) für geotechnische und medizinische Anwendungen sowie für den Personenschutz, ■ die Qualifikation neuer POF-Typen (zum Beispiel mikrostrukturierte POF) für sicherheitsrelevante Anwendungen; Bestimmung von Zuverlässigkeit, Funktionssicherheit und Lebensdauer von POF, ■ die Mitarbeit an Richtlinien und Normen für verteilte und polymeroptische Fasersensoren. Prof. Dr.-Ing. Thomas Löher Im Bereich der Integration elektronischer Funktionen in Textilien forscht und entwickelt auch das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM, Fachgruppe Dehnbare elektronische Systeme (Prof. Löher). Hier hat man in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin und im Rahmen des EU-Projekts ›STELLA‹ (2006 bis 2010) elektronische Systeme in dehnbare Träger eingebettet, um funktionale Textilien insbesondere für die Anwendung in der Medizintechnik zu bewerkstelligen. Als dehnbares Substrat für elektronische Schaltungen wurde thermoplastisches Polyurethan verwendet, auf das eine dünne Folie Kupfer laminiert wurde, die anschließend fotolithographisch strukturiert wurde und somit Kupferleiterzüge hinterließ. Längere Leiterzüge wurden wie Mäander gestaltet, sodass sie bis zum Bruch auf etwa 300 Prozent gedehnt werden können. Die sonst freiliegenden Leiterbahnen wurden durch Laminieren in eine weitere Polyurethanfolie eingebettet. Das Ganze wurde mit Komponenten bestückt, die wiederum eingekapselt wurden. Die so entstandene dehnbare Elektronik lässt sich in dehnbare bzw. textile Träger einlaminieren und damit zu entsprechenden Produkten weiterverarbeiten. Dipl.-Ing. Torsten Linz Christian Dils Am Fh-IZM, Bereich Technologien für Mikrosysteme, wurde 2009 das IZM TexLab: Lab for Integrating Electronics into Textiles (Dipl.-Ing. Linz) ins Leben gerufen, das verschiedene Kompetenzen und Equipment zum Integrieren von Elektronik in Textilien bündelt. Dazu wurden die am IZM vorhandenen Werkzeuge (Aufbau- und Verbindungstechnik, Montage, Analytik/Zuverlässigkeitsprüfung) um Ausrüstung für die Textilverarbeitung ergänzt (Stickmaschine, Thermopresse usw.). Die im TexLab durchgeführten interdisziplinären Projekte betreffen diverse Anwendungsfelder, zum Beispiel Automobilinterieur, Medizintechnik, Modedesign und Logistik. Während einer einjährigen Zusammenarbeit des Fh-IZM (Herr Dils) mit der Universität der Künste (Fachbereich Mode- und Textildesign) im Projekt 231 TSB_Oberflächen.indd 231 10.02.12 14:20 Knitted surface layer with optics (IZM/UdK) ›E-motion‹ entstanden zwischen 2008 und 2009 Entwürfe und Prototypen von Kleidungsstücken, die mittels integrierter Elektronik (Sensoren, LEDs) mit Emotionen und Bewegungen des Menschen interagieren (Kapitel Kreativbranche/ Begleitforschung/sonstige F&E). Ein weiterer Entwurf namens ›Canvas‹ aus dem Projekt ›Lichten‹ (2010), ebenfalls in Zusammenarbeit mit der UdK entstanden, beschäftigte sich mit der Beleuchtung von Textilien. Das IZM unterstützte hier die Umsetzung eines großflächigen Substrats auf Basis der SCB-Technologie (stretchable circuit board), das aus mehreren Lagen aufgebaut ist (mittels Laminiertechniken verbunden) und LEDs, Acryllinsen und beispielsweise gestrickte Oberflächenlayer oder wärmeabführende, aus metallischen Garnen gefertigte Gewebe integriert. Das von 2007 bis 2010 bearbeitete Projekt ›INSITEX: Active Passenger safety through Technical Textiles‹ legte den Fokus auf textilintegrierte Sensorik in Automobilkomponenten (Sitz, Lenkrad, Dachinnenverkleidung), um aktiv die Passagiersicherheit zu erhöhen, indem Sitzbelegung und Vitalwerte des Fahrers messbar und die zugehörige Messtechnik miniaturisiert/in die Fläche integrierbar werden. Die Gruppe System on Flex (Dr. Kallmayer) am IZM steht für die Entwicklung und Qualifizierung von Verbindungstechniken auf flexiblen Schaltungsträgern. Neben Technologien für die Integration ultradünner Komponenten in Sicherheitsdokumente (Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik) werden auch jene zur Integration von Elektronik in Textilien entwickelt. Dies gilt für alternative Verbindungstechniken wie Sticken oder Laminieren, aber auch für textile Sensorik. Beispiele sind Dr. Christine Kallmayer 232 TSB_Oberflächen.indd 232 10.02.12 14:20 ■ das Projekt ›ConText – Kontaktlose Sensoren zur Körperüberwachung‹ (2006 bis 2008, EU-finanziert), in dem kapazitive kontaktlose Sensoren in Textil integriert wurden, um Muskelaktivität und Stress zu messen, ■ das EKG-T-Shirt, das mit gestickten EKG-Pads und gestickten dehnbaren Polyamid-Garn-Leiterbahnen die Überwachung der Herztätigkeit ermöglicht, ■ das BMBF-geförderte Projekt ›TexOLED – Textile Flächen mit hoher Leuchtdichte‹: Ungehäuste LEDs werden mit thermoplastischem Elastomer zwischen leitfähige Strukturen in Textil einlaminiert, die Polymer-Matrix dient als nichtleitfähiger Klebstoff für die LEDs und als Isolator zwischen den leitfähigen Strukturen. Für die europaweiten Bemühungen, smarte Textilien in den industriellen Maßstab zu bringen, steht das Folgeprojekt ›PASTA‹ (nach ›STELLA‹ von 2006 bis 2010), dessen Start im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms Ende 2010 bekanntgegeben wurde. In diesem Programm werden die Forschung zu elektronischen Aufbau- und Verbindungstechnologien mit der Forschung an textilen Werkstoffen verbunden, um die großflächige (industrielle statt labormaßstäbliche) Herstellung von smarten Textilien für Sport- und Freizeitkleidung, Sicherheits- und Monitoring-Anwendungen technischer Textilien und medizinische/gesundheitspflegerische Textilprodukte (vergleiche Gruppe ›Medical Microsystems‹ des Fh-IZM unter Biokompatible und bioaktive Oberflächen) voranzubringen. Durch das Projekt werden vier Anwendungsgebiete bedient werden: selbstleuchtende Sport- und Freizeitkleidung mit integrierter photovoltaischer Energiegewinnung (auch unter dem Aspekt Waschbarkeit), in Bettwäsche integrierte Feuchigkeitssensorik, in Heimtextilien integrierte LEDHinweissignale für Gebäudeevakuierungsfälle und in situ-Monitoring-Sensorik für akkumulierte Beanspruchung in Verbundwerkstoffen. Berliner Partner im Projekt sind das Fraunhofer-IZM mit seiner Expertise zu hochintegrierter Mikroelektronik sowie die PEPPERMINT Holding GmbH, die in mehreren Einzelunternehmen technische Textilien (inkl. Druck und Veredlung) und Spezialgarne entwickelt und produziert. Netzwerke Forschungskuratorium Textil e.V. Das Forschungskuratorium Textil e.V. ist ein als Dachmarke für Textilforschung in Deutschland operierender Verein, dem Textilforschungsinstitute und Verbände aus vor- und nachgelagerten Unternehmensbereichen entlang der Textilwertschöpfungskette (Textilmaschinen-, Chemiefaser-, Textilhilfsmittel-, Farbstoff-, Modeindustrie) angehören. Das Kuratorium organisiert industrielle Gemeinschaftsforschung, vor allem in den Themenbereichen ›Gesundheit‹ und ›Kommunikation‹, in denen intelligente Textilien eine wichtige Rolle einnehmen. 233 TSB_Oberflächen.indd 233 10.02.12 14:20 Fazit Intelligente Textilien und insbesondere die Integration von Mikroelektronik in flexible Werkstoffe wie Textilien (Wearables) bilden ein kleines, aber aufstrebendes Forschungsfeld. In Berlin-Brandenburg sind nur wenige Forscher aus dem öffentlichen Bereich und kaum ein Unternehmen aktiv. Gleichwohl sind die regionalen F&E-Ergebnisse durchaus vielversprechend und von überregionaler Leuchtkraft. Das Forschungsfeld ist auch in Deutschland insgesamt noch jung, aber die Entwicklungschancen werden bereits vielfältig konzeptionell vorgedacht. Dies gilt insbesondere für Kooperationen von Mode, Design und Kunst mit der Mikrosystemtechnik. In der Zusammenarbeit mit der örtlichen Kreativbranche (Kapitel Kreativbranche/Begleitforschung/sonstige F&E) zeichnen sich auch für BerlinBrandenburg Wachstumsmöglichkeiten ab. Dabei geht es einmal darum, Anwendungsszenarien zu den Basisentwicklungen zu entwerfen. Zum anderen wäre zu eruieren, welcher Forschungs- und Entwicklungsbedarf im Hinblick auf intelligente Textilien in künftigen Lebens- und Arbeitswelten besteht. Die Umwandlung in vermarktbare Produkte mit massentauglicher Herstellung (Machbarkeitsstudien) sowie die Entwicklung von Geschäftsmodellen zu Verbreitung und Steigerung der Nutzerakzeptanz stehen ebenfalls aus. 5.5 Verkehr und Mobilität Abgrenzung Innerhalb des Zukunftsfeldes Verkehrssystemtechnik konzentriert sich die Hauptstadtregion auf Schienenverkehrstechnik, Automotive/Straßenverkehr, Logistik, Verkehrstelematik sowie Luft- und Raumfahrttechnik. In diesen Branchen gab es 2009 insgesamt 50.000 Arbeitsplätze in produzierenden Unternehmen und 2.000 Arbeitsplätze in wissenschaftlichen Einrichtungen.89 Teilweise werden sehr hohe, die Lebensdauer, Belastbarkeit und Funktionalität betreffende Anforderungen an Komponenten, Bauteile und Produkte gestellt, zum Beispiel wird hohe Leistungsfähigkeit bezogen auf Gewicht und Bauraumbedarf (Leichtbau) gefordert. Vordergründige Oberflächenphänomene, die diese Faktoren beeinflussen, sind Reibung, Verschleiß und Korrosion.90 Oberflächentechnologien rücken somit als Verschleiß- und Korrosionsschutz ins Blickfeld, ebenso im Leichtbau, wo Funktionen erhalten oder ausgebaut werden, die der Konstruktionswerkstoff nicht aufweist. In Luft- und Raumfahrt sowie im Motorenbau kommen weitere Einflüsse an der Oberfläche wie Strömung (Aerodynamik) und Hochtemperaturen hinzu; auch messtechnisch werden Oberflächen modifiziert, das heißt mit Sensorik ausgestattet. 89 ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH und TSB Innovationsagentur Berlin GmbH (Hrsg.) (2009). 90 INPLAS – Kompetenznetz Industrielle Plasma-Oberflächentechnik e. V. (2010). 234 TSB_Oberflächen.indd 234 10.02.12 14:20 Regionsspezifische Themen sind ■ Aerodynamik-messtechnische Oberflächen (Sensorik/Aktuatorik), ■ Membran/Multilayermaterialien für Hüllen von Luftfahrzeugen, ■ Hochtemperaturschutz im Flugzeugtriebwerksbau, ■ widerstandsmindernde Ribletoberflächen (zum Beispiel für Verdichterschaufeln in Triebwerken), ■ instandsetzende Oberflächentechnik für Luftfahrzeugkomponenten, ■ temperatur- und druckmesstechnische Lacke im Triebwerksbau, ■ Lackiertechnologie bei Fahrzeugkarosserien, Trocknersimulation, colormatchfähige Folientechnik (Hinterspritzen), ■ Korrosionsschutz im Karosseriebau, Beschichtung von Leichtbaumaterialien, ■ kalte Fügetechnik, Beschichten und Fügen im Karosseriebau, ■ Reibverschleiß bewegter Teile (zum Beispiel in Verbrennungsmotoren), ■ biozider Oberflächenschutz an Wasserfahrzeugen (vor allem Sportbootbau). 5.5.1 Luft- und Raumfahrttechnik Wissenschaft Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Nitsche Prof. Nitsche beschäftigt sich im Fachgebiet Aerodynamik der TU Berlin mit funktionalen Oberflächen für Strömungsmesstechnik und aktive Strömungskontrolle an Luftfahrzeugen. Die angewendeten und selbst entwickelten Sensoriken umfassen verschiedene Oberflächenmessverfahren, mit denen die Strömung zunächst charakterisiert werden kann (zum Beispiel PiezofolienSensorik mit Polyvinylidenfluorid, PVDF oder Drucksensitive Copolymerbeschichtung/Pressure Sensitive Copolymer, PSC). Des Weiteren können aktuatorische Oberflächen die Strömungsgrenzschicht beeinflussen, zum Beispiel die Strömung laminar halten, also die laminarturbulente Transition verzögern. Dazu dienten Projekte bzw. F&E-Arbeiten wie ›AVERT‹, ›Von der Delfinhaut lernen: Widerstandsreduktion durch aktive Laminarhaltung‹ sowie die Laminarflügelforschung im Freiflug, bei der die Grenzschichttransition am Segelflugzeug mit Hilfe von Sensorarrays detektiert und verschiedene Sensoren und Sensorarrays sowie Aktuatoren erprobt werden. Zur genaueren Betrachtung der mikrosystemtechnischen Hintergründe von Sensorik und Aktuatorik sei auf das Kapitel Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/ Aktuatorik verwiesen. Am Fachgebiet dienen die genannten Messtechniken der Strömungskontrolle und -beeinflussung an luftfahrttechnischen Objekten bzw. Windkanalmodellen (Überschall-/ Unterschall-/ Grenzschichtkanal). Sie werden im Fach ›Experimentelle Methoden der Aerodynamik‹ gelehrt. 235 TSB_Oberflächen.indd 235 10.02.12 14:20 Am Lehrstuhl Metallkunde und Werkstofftechnik (kommissarischer Leiter Prof. Viehweger) des Instituts Werkstoffe und Produktionsforschung der BTU Cottbus werden innovative Werkstoff- und Oberflächensysteme und deren Herstellungstechnologien erforscht. Die Anwendungsschwerpunkte liegen bei Luftfahrt/Verkehrstechnik und Energietechnik. Leistungen bzw. Ausstattung des Lehrstuhls Metallkunde und Werkstofftechnik umfassen: ■ Wärmebehandlungen und Umformungen – Thermische und thermomechanische Behandlung (bis T = 1200 °C) ■ Mechanische Oberflächenbehandlung – Verfestigungsstrahlen (Kugelstrahlen) mit Druckstrahl- und Injektoranlagen – Strahlmittel: Stahlguss, Stahldraht, austenitischer Stahl, Keramik, Glasperlen – Festwalzen (Hydraulische Fest-/Glattwalzvorrichtung) ■ Härtemessungen – Makrohärtemessungen – Kleinlasthärtemessungen – Mikrohärtemessungen ■ Beschichtung – Entwicklung und Herstellung von PVD-Schichten – PVD-Beschichtungstechnik – High Power Impulse Magnetron Sputtering (HIPIMS-) Beschichtungsanlage – Konventionelles DC-Magnetron-Sputtern – Arc-Verdampfung – Bauteilreinigungsanlage für Beschichtungsanlage – Plasmamonitor ■ Prüftechnik – Erosionsprüfstand für Kalterosion – Forschungsanlage für Hochtemperaturerosion (im Aufbau) – Oxidationsprüfstände – Scratchtest – Hochtemperaturtribometer – Nanoindenter Prof. Dr.-Ing. Bernd Viehweger In umfangreichen Kooperationen, zum Beispiel mit den Lehrstühlen Fügetechnik, Angewandte Physik und Sensorik, Konstruktion und Fertigung, Mechanische Verfahrenstechnik der BTU Cottbus, dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht, der BAM bzw. der GP Innovationsgesellschaft mbH, Rolls-Royce Deutschland, Thyssen Umformtechnik Leichtbau Entwicklungsgesellschaft, Turbine Airfoil Coating and Repair GmbH (TACR) werden sowohl bilateral als auch multilateral Projekte durchgeführt. Dabei geht es beispielsweise um die Entwicklung von Erosionsschutzschichten, HPPMS-Abscheidetechnologien für Verschleißschutz236 TSB_Oberflächen.indd 236 10.02.12 14:20 schichten, Reparaturverfahren für Turbinenschaufeln, strömungsoptimierte Schutzschichten für Hochtemperaturanwendungen und Schichtsysteme für hochbelastete Verdichterkomponenten. Prof. Armin Abel Der Bereich Werkstofftechnik, Fügetechnik, Schweißtechnik an der TH Wildau (Prof. Abel) und die AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien (Prof. Schrader) beschäftigten sich unter anderem mit der Entwicklung und Optimierung von Lichtbogenspritzverfahren, die teure Plasma-Verfahren substituieren können, zum Beispiel mit ■ modifiziertem Lichtbogenspritzen für ausgewählte Schichtsysteme im stationären Gasturbinen- und Flugzeugtriebwerksbau (Zusammenarbeit mit Krauss GmbH Aviation Technologies, Ludwigsfelde, Projektlaufzeit 2010 bis 2011, ZIM-Projekt), ■ Prozesscharakterisierung und Prozessdiagnostik zur Steigerung von Wirkungsgrad und Lebensdauer von Turbinen und zur Überholung/Reparatur gebrauchter Teile. Weitere Kompetenzen der AG finden sich in den Kapiteln Lichtemission/Photonik, Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik, Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik. Dr.-Ing. Wolfram Hage 91 Vgl. Walser, Manfred (SSWP) und Berger, Rolf (2009), S. 5. Am Institut für Antriebstechnik des DLR, Abteilung Triebwerksakustik, Außenstelle Berlin-Charlottenburg beschäftigt man sich mit der Strömungsbeeinflussung (Dr. Hage), und zwar in mehreren Projekten zu strömungswiderstandvermindernden Riblet-Oberflächen. Diese bauen auf den Erkenntnissen von Prof. Bechert auf, der von dem Tübinger Paläontologen Reif in den 1970er Jahren untersuchte Haischuppen künstlich nachbaute und im Wind-, Wasser- und schließlich ölgefüllten Kanal testete. Daraus hervorgegangen ist eine kommerziell erhältliche Ribletfolie (zur cw-Wert-Senkung auf Flugzeugen und potenziell auch bei Schnellzügen, der Innenbeschichtung von Pipelines oder Rotorblättern von Windkraftanlagen91). Die Riblets sind mikroskopisch kleine Rillen, die parallel zur Strömung ausgerichtet und so dimensioniert sind, dass sie für die Strömung wie eine hydraulisch glatte Oberfläche wirken. Sie behindern die turbulenten Queranteile der Strömung an der Wand und können die turbulente Wandreibung um bis zu zehn Prozent reduzieren. Der Berliner Ölkanal (mit differentiell messender Schubspannungswaage für die genaue Messung der Wandreibung ebener Oberflächen) erlaubt Untersuchungen mit im Vergleich zu Luft oder Wasser hundertfach vergrößerten Strukturen. Oberflächengestaltungen, die experimentell analysiert wurden, sind dreidimensionale Riblet-Oberflächen (Rillenstruktur mit Änderung der Rillengeometrie in Strömungsrichtung), Riblet-Oberflächen mit kleinen Zwischenrippen, mit nicht-paralleler Anströmung, mit unterschiedlich scharfen Rippenspitzen und zur Wandreibungsreduktion mit der Strömung mitbewegte Strukturen. 237 TSB_Oberflächen.indd 237 10.02.12 14:20 Weitere Projekte waren/sind ■ ›Untersuchungen zur Reduzierung des turbulenten Widerstands durch bewegliche Lamellen mit numerischen und experimentellen Methoden‹ (zusätzlich Partner-Projekt am Institut für Strömungsmechanik und Technische Akustik (ISTA) der TU Berlin), ■ ›Riblets auf Verdichterschaufeln‹ (in Zusammenarbeit mit mehreren Instituten der Universität Hannover): Zusammenhang fertigungsbedingter Rauhigkeiten und turbulenten Wandreibungswiderstand vermindernder Rillenoberflächen, ■ ›Herstellung von widerstandsvermindernden Oberflächen auf großen Strukturen‹: Ersatz strukturierter Riblet-Folien durch ein Beschichtungsmaterial (strukturierter Lack). Wirtschaft Die Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG befasst sich im Triebwerksbau mit Oberflächentechnik. Von Belang sind zwei Bereiche entlang der Triebwerksstufen – ein ›kalter‹ mit Verschleiß- und Dichtungsfragen sowie ein ›heißer‹ mit Oxidations- und Hochtemperaturschutzanforderungen (bis 2000 K). Die hauptsächlich als Beschichtung ausgeführte Oberflächenbehandlung nimmt dabei ihren Platz neben einschlägigen Kühl- und Designmethoden des Triebwerks ein, das heißt Temperatur- und Strömungsführung im Sinne des Verschleiß- und Oxidationsschutzes geschehen nicht nur auf Ebene der Oberfläche. Für Verschleißschutzschichten kommen Galvanik, Thermisches Sprühen und Lackierung zum Einsatz; auch Reparaturen werden auf diese Weise durchgeführt. Gegen die erosive Bauteilabnutzung (Erosionskorrosion und Erosion durch Kavitation) wirken alternierende Hart-Weich-Schichten (als Multilayer) mit ihrer der Beanspruchung angepassten Elastizität. Für Dichtaufgaben verwendete Schichtmaterialien (abradable labyrinth seals) haben hingegen Auswirkungen auf das verwendete Substrat: Titan als Triebwerkschaufelwerkstoff reagiert empfindlich auf die Zugspannung aus der Schicht. Ein großes Problem im Heißbereich ist das sogenannte Titanfeuer (Selbstbefeuerung wegen schlechter Wärmeabführung des Titans), dem ebenfalls mit Beschichtungen zum Hochtemperaturschutz begegnet wird. Dazu wurden einige Coatings aus Aluminium, die bei etwa 630 °C eindiffundieren, getestet (diffusious coatings). Seit dem Jahr 2000 werden einkristalline Ti-Schaufeln verwendet und mit der Aluminiumoxidschicht versehen (›bond coat‹, galvanisch oder per thermischem Spritzen aufgebracht und wärmebehandelt), die die chemische Bindung zu beiden Seiten, also auch zur nachfolgenden Wärmedämmschicht (›zirconiabased ceramic coating‹ per EB-PVD oder thermischem Spritzen) gewährleistet. Eine aktuelle Problematik resultiert aus der REACH-Verordnung, nach der giftiges Chromat (Cr VI), das in vielen Triebwerksteilen verwendet wird, für Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG 238 TSB_Oberflächen.indd 238 10.02.12 14:20 neu entwickelte Bauteile nicht mehr eingesetzt werden darf, sondern innerhalb weniger Jahre einen ungiftigen Ersatz finden muss. Als Alternativwerkstoffe könnten bekannte Lösungen auf Basis von Siliziumoxiden Verwendung finden, wobei Unterschiede in der Anforderungserfüllung/Eignung sicher noch zu kompensieren sind. Andere Verfahren wie das Laserauftragsschweißen mit entsprechender Pulvermetallurgie befinden sich in der Entwicklung (Demonstrator-Stadium). Letztendlich möchte man bei Rolls-Royce auch mehr Verständnis von Schichten erlangen – speziell davon, wie sie sich konsumieren. Schließlich werden sie unterschiedlichsten Anforderungen als Dichtungssysteme, Verschleiß- und Korrosionsschutz gerecht. Nachteilig scheint jedoch zu sein, dass die Entwicklung von Werkstoffen deutlich länger dauert als die Triebwerksentwicklung selbst. Es entsteht mithin ein gewisser Nachlaufeffekt: Werkstoffe, die alle aktuellen Anforderungen erfüllen, stehen nicht ›on time‹ zur Verfügung.92 Für die Triebwerksentwicklung ist zudem die Temperaturführung (auch Strömungsführung/Druckverteilung) und damit eine entsprechende Messtechnik von Bedeutung. Bei Rolls-Royce kommen daher sogenannte Thermalfarben zur Oberflächentemperaturmessung zum Einsatz (vergleiche Kapitel Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik). aeroix GmbH Das Unternehmen aeroix entwickelt und produziert technische Textilien für angewandte Luftfahrttechnik, Maschinenbau und Architektur/Bauwesen (vergleiche Kapitel Umwelttechnik). Die sogenannten Aerofabríx-Materialien, beispielsweise der Dämmstoff ›aerofabríx [iso]‹ auf Membranbasis, bieten im Bereich der Luftfahrttechnik gute Eigenschaften für Gleitsegel, Kites und Ballone. Für die Wärmedämmung werden auf zwei Membranen Filamentfasern aufgeflockt; dadurch wird ein Luftspalt erzeugt. Die Fasern sind Abstandshalter und hemmen zugleich die Konvektion. Der Membranwerkstoff hat ein sehr geringes spezifisches Gewicht, ist reversibel komprimierbar, einfach zu konfektionieren sowie transluzent ausrüstbar. Eine Anwendung im Bereich fliegender Membranbauten sind die so wärmeisolierten ›EcoMagic‹-Ballone (Hersteller UltraMagic, über 50 Prozent Treibstoffersparnis der Ballone gegenüber herkömmlicher Technologie). Mit ›aerofabríx [barriere] – ultraleichte Barrierefilme‹, einem heliumdichten Hüllenmaterial mit hervorragender Schweißbarkeit, und den Barrierestoffen aerofabríx [heptax], [octax] und [nonex] bietet das Unternehmen weitere mehrlagige veredelte Membranmaterialien an, die bezüglich Heliumdichtigkeit, Metallisierung und optischer Eigenschaften sowie zusätzlicher Schutzbeschichtungen gegen mechanischen Abrieb und Feuchteschäden konfektioniert für die kommerzielle oder die Anwendung in F&E lieferbar sind. 92 Vgl. Roth-Fagaraseanu, Dan (2011); Rolls-Royce (o.J.). 239 TSB_Oberflächen.indd 239 10.02.12 14:20 Die Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH ist als privatwirtschaftliche Ausgründung aus dem Forschungszentrum Berlin-Adlershof des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) e. V. in Entwicklung, Design, Fertigung und Erprobung von Luft- und Raumfahrtkomponenten tätig. Aufgrund der hohen Ansprüche in der Luft- und Raumfahrt wird hier Extremleichtbau betrieben, werden Hochleistungswerkstoffe verarbeitet und in Reinraumumgebung gefertigt. Aufgabenstellungen in der Tribologie im Vakuum und die Verarbeitung von Oberflächenbeschichtungen oder Superisolationen bilden einen wichtigen Bestandteil der Wertschöpfung und werden mit bewährten Kooperationspartnern aus den Bereichen Oberflächenbehandlung/Wärmebehandlung bearbeitet. Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH Die Krauss GmbH Aviation Technologies bietet Instandsetzung und Neufertigung für Teile von Flugzeugtriebwerken, Hilfsgasturbinen (alle Hersteller) und Fahrwerken (alle Fokker-Muster) sowie für Komponenten der Flugzeugzelle (Boeing) an. Dazu bedient sich das Unternehmen verschiedener Verfahren der Oberflächentechnik, für die allgemeine Fertigung auch des Schweißens und der mechanischen Vor- und Endbearbeitung. Am Beispiel des Unternehmens wird deutlich, welche Vielfalt an Oberflächenbehandlungen in der Luft- und Raumfahrttechnik Anwendung findet (Übersicht 12). Im März 1999 eröffnete die Krauss GmbH am Standort Ludwigsfelde das oberflächentechnische Zentrum für die Luft- und Raumfahrtindustrie, in dem nahezu alle für die Instandsetzung von Triebwerksteilen erforderlichen Verfahren durchgeführt werden können. Die Betriebsstätte ist als ›LuftfahrtInstandhaltungsbetrieb‹ und ›Repair Station‹ zugelassen. Hier finden auch alle Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung statt.93 Krauss GmbH Aviation Technologies Netzwerke Der Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik Berlin (FAV), der 1997 gegründet wurde und dessen Koordination bei der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH liegt, ist ein Netzwerk, in dem Kontakte zwischen Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen, die sich mit dem Thema Mobilität und Verkehr auseinandersetzen, sowie Unternehmen des Verkehrstechnik- und Mobilitätssektors geknüpft und gepflegt werden. Unterstützt wird insbesondere die Partnersuche für die Einbindung in kooperative F&E-Projekte. Die Arbeit des FAV zielt auf eine Positionierung der Region BerlinBrandenburg als führender Wissenschafts- und Wirtschaftsmarkt im Bereich Verkehrssystemtechnik in Deutschland und Europa. Von materialwissenschaftlicher Relevanz sind dabei Fragestellungen aus den thematischen Schwerpunkten ■ nachhaltige Mobilität, Kfz-Technik/alternative Antriebe/beyond passive safety, ■ Luftfahrtantriebe (Safety & Security), Raumfahrt (Kleinsatelliten). Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik Berlin FAV 93 Vgl. innovations monitor berlin | brandenburg (o.J.); Krauss Aviation Technologies (2011). 240 TSB_Oberflächen.indd 240 10.02.12 14:20 Übersicht 12: Oberflächenbehandlungen bei Krauss GmbH Aviation Technologies Thermisches Spritzen Lichtbogenspritzen Niedrig und hoch legierter sowie austenitischer Stahl, Metalle (Mo,Cu,Ni,Sn) +Legierungen Plasmaspritzen Flammspritzen HochgeschwindigkeitsFlammspritzen Niedrig und hoch legierter sowie austenitischer Stahl, Metalle (Mo,Cu,Ni,Sn) und deren Legierungen, Karbide, Oxide, Pulvergemische Elektrochemische Verfahren (Galvanik) Metallisieren oder Entmetallisieren von funktionalen Oberflächen jeweils komplett oder partiell von Stählen, austenitischen Stählen, Buntmetallen oder Ni-,Co-Werkstoffen Galvanisches Abscheiden Verwendete Schichtwerkstoffe: Cadmium, Nickel-Cadmium, Kupfer, Nickel, Silber, Zinn, Chrom Stromloses Abscheiden Nickel Konvertieren Brünieren, Phosphatieren, Chromatieren Entschichten Entfernbare Schichten: galvanische Schichten, thermische Spritzschichten, Lacke, Diffusionsschichten Anstrichsysteme (Lackieren) Organische oder anorganische Lacküberzüge, als Korrosions- oder Verschleißschutz angewandt Organische Lacke Porenfreie Schutzschicht zum Korrosions- und Errosionsschutz bei Temperaturdauerbelastungen bis 200 °C Anorganische Lacke Porenfreie Schutzschicht zum Korrosions- und Oxidationsschutz bei Temperaturdauerbelastungen bis 600 °C Gleitlacke Zur Erzeugung einer haltbaren Gleitlackschicht (PTFE, Graphit, MoS2) zur Verringerung des Reibungskoeffizienten Prozess-Strahlen Oxidstrahlen (trocken) Scharfkantiges, brechendes Strahlmittel auf keramischer Basis, zum Reinigen und/oder Aufrauen der Oberfläche Verdichtungsstrahlen (Stahl- und Glaskugeln) Zum gezielten Verfestigen, Verdichten oder Glätten der Oberfläche, auch Zugspannungen werden abgebaut Granulatstrahlen (Kunststoff) Zum Reinigen oder Entlacken von empfindlichen Oberflächen Zerstörungsfreie Prüfung (ZfP) Prüfung der Bauteile während und nach einem Reparaturprozess auf Riss- und Beschädigungsfreiheit Farbeindringprüfung Zerstörungsfreie Werkstoffprüfung, bei der die Kapillarkräfte in feinen Oberflächenrissen und Poren genutzt werden, um diese sichtbar zu machen Magnaflux Magnetpulverprüfung (auch Magnaflux oder MPI bzw. FMPI), bei der ferromagnetische Werkstoffe einem Magnetfeld ausgesetzt werden und durch Einsatz von magnetischen Partikeln Risse und/oder Einschlüsse auf der Oberfläche oder direkt unter der Oberfläche sichtbar gemacht werden 241 TSB_Oberflächen.indd 241 10.02.12 14:20 Fazit Berlin und Brandenburg haben zu Oberflächentechnologien für die Luft- und Raumfahrttechnik einige wenige, aber bedeutsame wissenschaftliche und wirtschaftliche Akteure, die hauptsächlich die hohen Anforderungen an die entsprechenden Bauteiloberflächen (Hochtemperaturschutz, Korrosion und Ähnliches) auch in Form von Instandhaltung, aber auch sensorische Oberflächen (für Strömungs- und Temperaturführungsmessung) behandeln. Als Teilgebiet der Luft- und Raumfahrt spielen Oberflächenbehandlungen permanent eine Rolle; in Form von Hightech-Werkstoffen finden Entwicklungen oftmals ihre erstmalige Anwendung in dieser Branche, bevor sie auch in andere (Fahrzeugbau u.Ä.) diffundieren. Die Luft- und Raumfahrtindustrie arbeitet überregional nur mit wenigen spezialisierten Zulieferern (Dienstleister und Instandhaltungsbetriebe) zusammen, Forschung und Entwicklung an Werkstoffen und Verfahren sind primär international ausgerichtet. Treiber für die Materialforschung sind neben allgemeinen Effizienzsteigerungen (zum Beispiel Treibstoffersparnis durch höhere mögliche Verbrennungstemperaturen) durchaus auch Bestimmungen und Gesetze, die beispielsweise die Substitution von als gefährlich einzustufenden Substanzen (zum Beispiel Schichtmaterialien, Beschichtungs-/Legierungszusätze) einfordern. Bei Letzterem nehmen die hiesigen Akteure aber keine Vorreiterrolle ein. 5.5.2 Fahrzeugbau Wissenschaft Am Fachgebiet Metallische Werkstoffe der TU Berlin (Prof. Reimers) widmet man sich unter anderem dem Korrosionschutz von Leichtbaumetallen im Fahrzeugkarosseriebau. Für den Korrosionschutz von Blechbiegeteilen aus Magnesium (Extremleichtbaumaterial) wird ein Herstellungsverfahren genutzt, um eine Beschichtung bzw. einen Werkstoffverbund mit einer vor Korrosion schützenden Aluminium-›Außenhaut‹ herzustellen: Indem eine ein bis zwölf Millimeter dicke Alu-Folie um die Bauteile gelegt und bei 300°C unter Hochdruck verpresst wird, entsteht eine haftfeste Bindung mit dem Magnesium, die sich in einer intermetallischen Phase von einigen Atomlagen Breite ausdrückt. Die Verarbeitung erfolgt in Strangpressen, Struktur- und Funktionswerkstoff werden also koextrudiert (gleichzeitig zum Strangpressprofil geformt). Mit solchen Magnesiumbauteilen können tragende Teile, die rund 30 Prozent des Karosseriegewichts eines Automobils ausmachen, wesentlich leichter (Dichte ca. 1/5 von Stahl), durch die Aluminiumaußenhaut korrosionsgeschützt und sogar besser bzw. überhaupt schweißbar werden. Für nicht tragende Teile der Autokarosserie entwickelte das Forscherteam ein Verfahren, die Magnesiumlegierung durch Flachmatrizen zu etwa 1,5 mm dicken Blechen Prof. Dr. Walter Reimers 242 TSB_Oberflächen.indd 242 10.02.12 14:20 zu pressen, die anschließend zu 0,7 mm dicken Blechen ausgewalzt werden und mit bewährten Beschichtungsverfahren wie dem Galvanisieren mit einer Aluminiumhülle Korrosionsschutz erhalten.94 Weitere Anwendungsbereiche sind im Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation beschrieben. Prof. Dr.-Ing. Ralf Winkelmann Das Labor für Tribologie und Oberflächenschutztechnik der Hochschule Lausitz in Senftenberg (Prof. Winkelmann) beschäftigt sich mit Fügetechniken für Werkstoffe im Fahrzeugbau, wobei verschiedene Oberflächentechnologien (Beschichtung, Energieeintrag durch Laserstrahlung und Induktion, Diffusion von Legierungselementen) an den zu fügenden (Grenz-)Flächen angewandt werden. ›Hybrides Fügen von Multimaterialsystemen für Kraftfahrzeuge‹ lautet der Titel des zugehörigen Forschungsprojektes (Projektlaufzeit 2011 bis 2014, mit deutschlandweiten Projektpartnern, darunter Steremat Elektrowärme GmbH, Berlin). Ziel des Vorhabens ist eine neue Fügetechnologie für höchst verschiedene Werkstoffe, wie sie bei Karosseriekomponenten für Kraftfahrzeuge verwendet werden. Mit Hilfe des thermischem Energieeintrags werden die Oberflächen der Fügepartner (Bulk-Materialien) und eine etwaige Beschichtung aufgeschmolzen und Legierungselemente per Diffusion in eine Verbindungszone geschleust, sodass ein gradierter Übergang der Materialeigenschaften entsteht. Im Unterschied zum Kleben erzeugt diese Gradierung dynamisch belastbare Verbindungszonen mit ausgeglichenen Grundwerkstoffeigenschaften, die ein zusätzliches Konstruktionselement für den Leichtbau darstellen können. Die im Labormaßstab entwickelten Verbindungen sollen in einem aus neuesten Karosserie-Werkstoffen erzeugten und berechneten Funktionsmuster so dargestellt werden, dass die Ergebnisse schnell verwertet und in Multimaterialsysteme der Verkehrstechnik übertragen werden können.95 Weitere Kompetenzen des Labors für Tribologie und Oberflächenschutztechnik sind im Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation beschrieben. Wirtschaft INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH 94 Vgl. Motorsport-Guide (2008), S. 6. 95 Vgl. Witzmann, Ralf-Peter (2011). Die INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH ist eine Tochtergesellschaft deutscher Automobilhersteller (Volkswagen, Daimler) und Zulieferunternehmen (Siemens, ThyssenKrupp) sowie des Landes Berlin. Die Gesellschaft wurde 1983 gegründet und transferiert Ergebnisse der Grundlagenforschung in der Produktionstechnik auf Anwendungen bei den Gesellschaftern. Von oberflächentechnologischer Relevanz sind einige Projekte und Entwicklungsarbeiten, die vornehmlich die Lackiertechnik, Fügetechnik, Plasmatechnik, aber auch die Oberflächenanalytik betreffen: 243 TSB_Oberflächen.indd 243 10.02.12 14:20 ■ Colormatchfähige Folientechnik: in der späteren Wagenfarbe dekorierte Folien (in einem sogenannten Line-Coater), die thermogeformt und durch Hinterschäumen/Hinterspritzen mit einer glasfaserverstärkten Polymermatrix zum fertigen Bauteil verarbeitet werden (Alternative zur konventionellen Automobillackierung, Qualitätskriterium Oberfläche/Lackierung als kaufentscheidendes Merkmal); Pilotbauteil ›Touareg-Blende‹, später Serienumsetzung im VW Passat CC ■ Lackierung von Kunststoffbauteilen: Kunststoffanbauteile (Stoßstangen, Kotflügel), die den vollständigen Lackierprozess der Metallkarosserien durchlaufen, unter der Bedingung, dass Farbton und optisches Erscheinungsbild (Appearance) mit der lackierten Metallkarosserie übereinstimmen; Grundlagenuntersuchungen zur Eignung verschiedener Kunststoffe zur elektrostatischen Lackierung und Beeinflussung mittels Leitprimern (erhöhte Prozesssicherheit), Strategien zur Inline-, Offline- und Online-Lackierung (innerhalb/außerhalb der bzw. parallel zur Produktionslinie), Messtechnik zur objektiven Bestimmung und kontinuierlichen Optimierung des Lackiererscheinungsbildes ■ Software zur Simulation der Trocknungs- und Einbrennvorgänge innerhalb des Lackierprozesses von Automobilkarosserien: Bestimmung der Einflüsse von Luftfeuchtigkeit, Luftführung, Bauteiländerungen oder Temperatur auf das Lackierergebnis für virtuelle Tests und Optimierungen (Simulation durchgängiger Prozessketten im Sinne der Digitalen Fabrik) ■ Verbindung sehr hochfester, bandlackierter Bleche durch wärmeunterstütztes mechanisches Fügeverfahren (›wirkmedienunterstütztes Durchsetzfügen‹); Veränderung in der Reihenfolge der Herstellungsverfahren (erst beschichten, dann fügen), weniger Einflussnahme auf die Beschichtung (zum Beispiel thermische Beaufschlagung bei Schweißverfahren) ■ Bearbeitung und Beschichtung von Oberflächen mit Plasmatechnik, um für den Einsatz im Fahrzeugbau geeignete Werkstoffe maßzuschneidern ■ Bauteilbeurteilung hinsichtlich ihrer Oberflächenqualität mittels Messsystemen/Prüfvorrichtungen speziell für die Charakterisierung von Oberflächentopologien Mit einem weiteren, die Energieeffizienz in der Oberflächentechnik betreffenden Projekt ist INPRO im Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation erwähnt. Weiterhin von Relevanz im Fahrzeugbau sind einige Großunternehmen mit Motoren- und Karosseriefertigung, bei denen Oberflächentechnologien in der Produktion und teilweise in der Instandhaltung eine wichtige Rolle spielen, das sind ■ die Motorenproduktion im Mercedes-Benz-Werk Berlin-Marienfelde, ■ die Motorradteilelackierung im BMW Werk Berlin, Mercedes-Benz-Werk BerlinMarienfelde/Daimler-Konzern BMW Werk Berlin 244 TSB_Oberflächen.indd 244 10.02.12 14:20 Bombardier Transportation Berlin/Hennigsdorf Stadler Reinickendorf GmbH (Stadler Rail AG) ■ die Schienenverkehrstechnologien der Bombardier Transportation Berlin/Hennigsdorf und ■ die Rohwagenkastenfertigung inklusive Lackierung bei der Stadler Reinickendorf GmbH (Stadler Rail AG). Netzwerke Wie in der Luft- und Raumfahrttechnik ist auch hier der FAV als aktives Netzwerk der Verkehrssystemtechnik tätig. Fazit 96 ›Die Beschichtung von Leichtbaumaterialien wie Metallen (Magnesium- und Aluminiumlegierungen) und Polymeren, darunter glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK), ist ein Thema mit wachsender Bedeutung, weil diese Werkstoffe immer stärker Eingang in den Flugzeugbau finden.‹ Deutsche Messe AG Hannover (2010). Die Hauptstadtregion hat nur wenige Kompetenzträger zum Thema Oberflächentechnik im Fahrzeugbau. Diese bearbeiten jedoch aktuelle Themen wie die Beschichtung von Leichtbaumaterialien – ein Thema, das durch den Zwang zur Gewichtsreduzierung vornehmlich in der Luft- und Raumfahrt besonders drängend ist.96 In der Automobilproduktion geht es vor allem um Werkstoffveränderungen durch den Leichtbautrend, also um veränderte Substratwerkstoffe wie im Falle ›Kunststoff statt Glas‹, die viele neue Fragen bezüglich Oberflächenphänomenen wie Kratzfestigkeit/Abrasion aufwerfen. RessourcenEffizienz und Kostenersparnis bei der Karosserielackierung (bis dato etwa so kostenintensiv wie der Karosseriestahlbau selbst) und der damit verbundene ›Energiehunger‹ in der Automobil-Produktion sind weitere F&E-Treiber. Der Fahrzeugbau ist zudem ein nicht zu unterschätzender Abnehmer von Komponenten und Bauelementen mit intelligenten Oberflächen und insbesondere von Dünnschichttechnik (zum Beispiel OLEDs). Elektromobilität bzw. alternative Antriebe sind derzeit ebenfalls wesentliche F&E-Treiber (Initiative ›Innovative Fahrzeugantriebe Berlin-Brandenburg‹ INFABB). Heruntergebrochen auf die Materialforschung zur Batterie- und Brennstoffzellentechnik spiegelt sich dieser Trend im Aufbau industrieller wie akademischer Kompetenzen (vergleiche Kapitel Energiewandlung und -speicherung). Besondere Anforderungen an die Leistungsdichte (bezogen auf das Gewicht) ergeben sich sicherlich für mobile Anwendungen, die sich dadurch von stationären unterscheiden. Auf diese Trennung wird im genannten Kapitel aber mangels Dringlichkeit verzichtet; das Forschungsgebiet ist als recht jung und homogen anzusehen. 245 TSB_Oberflächen.indd 245 10.02.12 14:20 5.5.3 Marine Technik Wissenschaft Im Lehr- und Forschungsgebiet Hochleistungswerkstoffe verfolgt Dr. Herzog an der TH Wildau unter anderem das Thema Beschichtungswerkstoffe, speziell für den Einsatz im Bootsbau. In einem Kooperationsprojekt mit der BBG Bootsbau Berlin GmbH stand die Verfahrenstechnik für die Herstellung und Applikation von hochglänzenden, kratzfesten Gelcoats auf Bootskörpern im Mittelpunkt. Nicht nur der Abnutzungsresistenz und dem allgemeinen Schutz des Bootskörpers vor Umwelteinflüssen dienen die in einem zweiten Kooperationsprojekt mit Performance Chemicals HGmbH und dem Ausbildungszentrum Bootsbau, Schiffbau, Dienstleistungs GmbH (AZBS) entwickelten bioziden, nicht auslaugungsfähigen Unterwasseranstrichstoffe (Projektlaufzeit 2009 bis 2011). Auf der Basis von nanoteilchengekoppelten biologisch wirksamen Verbindungen (biozid-wirksame Gruppen oder Verbindungen unmittelbar oder mittelbar nach der Herstellung von sogenannten Dispersionspolyolen (PHD) mittels chemisch aktiven nanoskaligen Partikeln an diese gekoppelt) entsteht eine langfristige biozide Wirkung der Anstrichstoffe, da die Biozide aus den Beschichtungen nicht ausgelaugt werden können. Die Verarbeitung ist als Ein- oder ZweiKomponenten-System möglich. Dr. Michael Herzog Wirtschaft Das AZBS Ausbildungszentrum Bootsbau, Schiffbau, Dienstleistungs GmbH ist eine 1990 aus der ehemaligen Betriebsschule der Yachtwerft Berlin hervorgegangene Ausbildungsstelle für Boots- und Schiffbauer. Sie vermittelt und wendet sowohl klassische Handwerkskunst (Holz- und Metallverarbeitung) als auch moderne Technologien im Bootsbau an. Außerdem war AZBS Kooperationspartner der TH Wildau bei der ›Entwicklung neuartiger biozider, nicht auslaugungsfähiger Unterwasseranstrichstoffe‹. AZBS Ausbildungszentrum Bootsbau, Schiffbau, Dienstleistungs GmbH Die BBG Bootsbau Berlin GmbH ist ein international anerkannter Hersteller von Rennruderbooten, hervorgegangen aus einem traditionsreichen Standort, wo bereits im 19. Jahrhundert Yachten und andere Freizeitboote gebaut wurden. Das Unternehmen entwickelt ständig Fertigungstechnologien im Bootsbau, verarbeitet dazu neueste Materialien und bezieht Forschung und Entwicklung ein. Im Projekt ›Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung und zum Aufbringen von hochglänzenden und kratzfesten Gelcoats auf Bootskörpern‹ war die BBG Kooperationspartner der TH Wildau. BBG Bootsbau Berlin GmbH 246 TSB_Oberflächen.indd 246 10.02.12 14:20 Netzwerke Auch hier ist der FAV (vergleiche Kapitel Luft- und Raumfahrttechnik) als aktives Netzwerk der Verkehrssystemtechnik zu nennen. Fazit Im Bereich mariner Technik ist die Hauptstadtregion nur noch im traditionellen Sportbootbau präsent. Dort allerdings haben die Unternehmen in Kooperation mit einer Hochschule erfolgreich angewandte Forschung zu Unterwasseranstrichstoffen betrieben. Insbesondere der Wettkampfgedanke ist im Sportbootbereich Treiber für die Implementierung neuer Werkstofftechnologien, die auch biozide Oberflächeneigenschaften der mit Wasser in Kontakt befindlichen Bootsrümpfe beinhalten. Profitieren kann dieses spezielle Anwendungsfeld von Grundlagen- und angewandter Forschung im LifeScience- und Umwelttechnikbereich, die unter anderem die Adhäsion von Biomolekülen (bis hin zu ganzen Organismen) untersuchen und die Biofilmbildung bzw. eine unspezifische Bindung zu verhindern versuchen. Bei anderen Oberflächenfunktionen wie Korrosionschutz oder sonstiger Witterungsbeständigkeit sind Schiffe und Boote mit den Landund Luftfahrzeugen vergleichbar. Entlang nanotechnologischer Neuerungen zu bioziden Oberflächen aus der Grundlagenforschung, der Entwicklung von Unterwasseranstrichstoffen und einem Prototyp ›Sportboot‹ könnte in der Region durchaus eine Verwertungskette aufgebaut werden. Die Größenordnung, mit der Forschung und Entwicklung zum Thema marine Technik/Unterwasseranstriche in anderen Regionen betrieben wird (B-I-C Bremen, Fh-IFAM, EVONIK Degussa GmbH, Hanau: BIONA-Projekt ›Bio-inspiriertes Antifouling‹97), ist für die Hauptstadtregion allerdings kaum erreichbar. 5.6 97 Kesel, Antonia B. (o.J.). 98 Vgl. INPLAS – Kompetenznetz Industrielle Plasma-Oberflächentechnik e. V. (2010). Werkstofftechnik/Chemie/Analytik In dieser großen Kategorie der industriellen Oberflächentechnik versammeln sich verschiedenste Schicht- und Oberflächenbehandlungsverfahren, um Leistungsfähigkeit und Lebensdauer von Maschinenbauteilen (unter anderem Werkzeugen) und Konsumgütern/Bandwaren, die sehr vielfältigen Beanspruchungen unterliegen, zu steigern. Die Maßnahmen (Oberflächenfunktionen) umfassen ■ Reibungsminderung, Selbstschmierungseffekte, ■ Verschleiß- und Korrosionsschutz, ■ (Hoch-)Temperatur-, Vakuum- sowie Strahlungsbeständigkeit, ■ Vermeidung von Haftgleiteffekten/Stick-Slip und Passungsrost, ■ Antihafteigenschaften (Ablagerungsvermeidung) und ■ Diffusionsbarrieren/antimikrobielle Ausrüstungen speziell in der Verpackungsbranche.98 247 TSB_Oberflächen.indd 247 10.02.12 14:20 Die zugehörigen (tribologischen) Beschichtungen/Materialgruppen lassen sich unter Trockenschmierstoffen (Gleitlacke und galvanische Beschichtungen mit Festschmierstoffen99) und Hartstoffschichten (Diamant, DLC-Modifikationen, TiN/TiCN/CrN/CrCN, borhaltige und keramische Schichten) zusammenfassen.100 Eine Kategorisierung der diversen Materialsysteme und oberflächentechnischen Verfahren erfolgt soweit möglich entlang der Substratmaterialien oder der Endprodukte, die eine Oberflächenbehandlung erhalten (Verpackungstechnologie für die Lebensmittelindustrie, Printprodukte, Bauteile). Außerdem wird auf verfahrenstechnische F&E (auch Energie- und Ressourceneffizienz in der Oberflächentechnik) und die Forschungsaktivitäten zur Modellbildung und Simulation in der Oberflächentechnik eingegangen. Die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Akteure im Bereich Anlagentechnik sowie Oberflächenund Schichtanalytik werden separat dargestellt (Kapitel Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik). 5.6.1 Verpackungstechnologie für die Lebensmittelindustrie Abgrenzung Bei Verpackungsmitteln in der Lebensmittelbranche stehen vor allem Barrierewirkungen bezüglich der Diffusion von Gasen und die antimikrobielle Ausrüstung von Oberflächen im Fokus. Auch Antihafteigenschaften im Sinne der Restentleerbarkeit von Flaschenwaren werden für die breite Anwendung aufbereitet. Die Funktionalisierung basiert oftmals auf nanoskopischen Oberflächenbehandlungen (Beschichtung mit Nanopartikeln, Nano-Strukturierung) und kann weiterhin Absorber- und Aktiv-Funktionen einnehmen (Geruchsstoffe aufnehmen/zersetzen, antimikrobielle Wirkung, sensorische Funktionalität). Wissenschaft In der Gruppe Physics of Micro and Nano-structures based on Carbon (PMNC) um Dr. Casiraghi (FU Berlin, Institut für Experimentalphysik) werden verschiedenste Kohlenstoff-basierte Nanostrukturen wie Diamond-like-carbon (DLC)-Filme, Nano-Diamant-Filme und Graphen (aber auch Kohlenstoffnanoröhrchen, CNTs) hinsichtlich ihrer elektronischen Struktur, mechanischer Schwingungen und optischer Prozesse untersucht. Während die wohl wichtigste Anwendung solcher aus der Familie der amorphen Kohlenstoffe stammenden DLC-Schichtmaterialien Bauteile zur (magnetischen/optischen) Datenspeicherung sind (Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik), ist die Nutzung als Gasbarrierebeschichtung in Flaschen zur Abfüllung und Dr. Cinzia Casiraghi 99 Zechel, Rudolf (2004), S. 40. 100 Vgl. Bräuer, Günter (2003), S. 10. 248 TSB_Oberflächen.indd 248 10.02.12 14:20 Lagerung kohlensäurehaltiger Getränke nicht weniger sinnvoll, sondern verlängert die Haltbarkeit/Lagerzeit der Getränkeflaschen. Die verschiedenen Einsatzzwecke nach dem Motto ›Diamond-like carbon for data and beer storage‹101 zeigen die Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit von Kohlenstoff-basierten Schichtmaterialien. Die Untersuchung der Kohlenstoff-Nanostrukturen erfolgt mittels RamanSpektroskopie, einer schnellen, zerstörungsfreien und etablierten Methode zur Charakterisierung von Kohlenstoff-Materialien; sie wird zusätzlich mit Rasterkraftmikroskopie kombiniert. Um die Spektroskopie-Signale zu verbessern, werden neue Untersuchungsmethoden wie Surface Enhanced Raman Scattering (SERS) und Tip-Enhanced Raman Spectroscopy (TERS) genutzt. Diese Untersuchungsmethoden sowie Synthese und Aufbau von Nanomaterialien, Dünnschichtabscheidung, Langmuir-Blodgett-Schichten, Dielektrophorese und Lithographie werden in der Lehrveranstaltung ›Introduction to Nanoscience‹ vermittelt. Prof. Dr.-Ing. Robert Kabbert Das Thema ›in Biopolymere verpackte Lebensmittel‹ ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens an der Beuth Hochschule für Technik Berlin (Institut für Lebensmitteltechnologie, Prof. Kabbert). Gestartet als Projekt ›Lebensmittelverpackung‹ (2009 bis 2010), das in Anlagen und Geräte zur Folienherstellung investierte (finanziert mit EFRE-Mitteln), findet das Forschungsthema bis Ende 2011 seine Fortsetzung im interdisziplinären Projekt ›Center of Food Packaging‹, in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Gestaltung und Kommunikationsdesign der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW). Von besonderem Interesse sind die Grenzflächen-Eigenschaften der innovativen, kompostierbaren Biopolymer-Lebensmittelverpackungen auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie Polylaktat (PLA) und thermoplastische Stärke (TPS): Gasdurchlässigkeit, Stoffübergänge und Hygiene, insbesondere bei Belastung etwa durch Erhitzen, Kühlen oder Tiefgefrieren. Durch Kombination verschiedener Biopolymere werden Mehrschichtfolien mit verbesserten Material- und Gebrauchseigenschaften hergestellt und geprüft. Außerdem werden farbige und antimikrobiell beschichtete Folien entwickelt und mit speziellen Testverfahren bewertet. Hauptanliegen ist dabei die Entwicklung nachhaltiger Verpackungen für Lebensmittel. Der Fachbereich Gestaltung und Kommunikationsdesign der HTW thematisiert dazu vor allem Usablity (Handhabbarkeit), Sustainability (Nachhaltigkeit) und Universal Design (›Design für alle‹) der Lebensmittelverpackungen. Im Projekt arbeiten Kommunikations- und Produktdesigner, Verpackungstechnologen, Lebensmitteltechnologen und Lebensmittelchemiker interdisziplinär zusammen. 101 Casiraghi, Cinzia et al. (2007). 249 TSB_Oberflächen.indd 249 10.02.12 14:20 An der Beuth Hochschule für Technik Berlin ist Prof. Weber am Institut für Lebensmitteltechnik in der Lebensmittelmikrobiologie tätig. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde 2009 durch Angelina Wiemann der Stand aktueller Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der nanoskaligen Materialien für die Lebensmitteltechnologie (Lebensmittel und Lebensmittelverpackungen) dargestellt. Danach liegt das größere Potenzial wegen der höheren Verbraucherakzeptanz im Einsatz von immobilisierten Nanopartikeln und nanoskaligen Oberflächenstrukturen bei Verpackungen und Lebensmittelbedarfsgegenständen (hauptsächlich Flaschen und Verpackungsfolien). Verbesserungen ergeben sich durch Oberflächenmodifikationen hinsichtlich der Barrierewirkung gegenüber der Diffusion von Gasen, der Restentleerbarkeit von Lebensmittelverpackungen, durch Anwendung des Lotus-Effekts, bis hin zur Herstellung von ›intelligenten‹ Verpackungen durch Einbringen von Nanosensoren. Auf diese Weise werden nicht nur ökonomische Optimierungen erreicht, sondern auch ökologische Ziele verfolgt.102 Am Institut fand bereits vor Erstellung dieser Abschlussarbeit im Januar 2009 das 1. Symposium Produktdesign in der Pharma- und Lebensmittelindustrie statt, das unter anderem durch Prof. Kumpugdee Vollrath (Workshop 1: ›Überzugsverfahren in der Pharmaindustrie‹, Kapitel Oberflächen in der Nano-Biotechnologie) und Prof. Weber (Workshop 2: ›Nanotechnologie in der Lebensmittelindustrie‹) initiiert worden war. Prof. Dr.-Ing. Herbert Weber Im Labor Biopolymere der Hochschule Lausitz beschäftigt sich Prof. Salchert mit chemisch und physikalisch funktionalisierten Oberflächen von Bulkmaterialien für präparative Zwecke in den Lebenswissenschaften (Kapitel Oberflächentechnik im Tissue Engineering). Materialien werden nach einer Vorbehandlung ihrer Oberfläche mit funktionalen synthetischen oder natürlichen Molekülen im Sinne einer Immobilisierung ausgestattet. Die Nutzung in der Natur bereits vorhandener polymerer Verbindungen wie Kohlenhydrate oder Proteine, die sich schon selbst durch Polyfunktionalität auszeichnen, bietet sich nicht zuletzt wegen ihrer biologischen Abbaubarkeit und ihrer Reorganisierbarkeit an. Methoden und Ziele der Forschungsarbeit sind ■ Funktionalisierung polymerer und biopolymerer Oberflächen – Erzeugung geeigneter funktioneller Gruppen, ■ Immobilisierung von Proteinen an polymeren und biopolymeren Oberflächen, ■ Nachweis der Immobilisierung, Proteinquantifizierung und Stabilitätsuntersuchungen, Funktionstests. Prof. Dr. Katrin Salchert Im Mittelpunkt des Projekts ›Entwicklung eines optischen Indikationssystems zur Temperatur-Zeit-Überschreitung gekühlter und tiefgekühlter Lebensmittel‹ stand die irreversible visuelle Dokumentation vom Frischezustand gekühlter oder tiefgekühlter Waren (Produkte des Lebensmittelsektors oder biologische Materialien wie Blutkonserven, Medikamente, Kosmetika, Feinchemikalien). 102 Vgl. Thümer, Reinhard et al. (Hrsg.) (2009), S. 61–65. 250 TSB_Oberflächen.indd 250 10.02.12 14:20 Mit Hilfe adsorptiv oder kovalent an einen Träger gebundener Enzyme und auf Basis enzymkatalysierter Prozesse sollen Unterbrechungen der Kühlkette, die die Qualität des Produkts gefährden, direkt am Produkt optisch signalisiert werden. Dr. Armin Wedel Am Fraunhofer-IAP in Potsdam-Golm, Gruppe Funktionsmaterialien und Bauelemente (Dr. Wedel) werden funktionale Polymersysteme nicht nur hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit für (opto-)elektronische Bauelemente erforscht (Kapitel Lichtemission/Photonik, Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik), sondern speziell das Konzept der Ultrabarrieren (Diffusionsbarrieren, wie für die Verkapselung von flexiblen Displays nötig) auf die Anwendung in der Lebensmittelverpackungstechnik übertragen. Mit der Kopplung von biologisch aktiven Substanzen auf polymere Oberflächen bewerkstelligt das IAP außerdem Anwendungen wie Diagnosekits (zum Beispiel für Salmonellentest) oder biozide Oberflächen für Folien. Fazit 103 VDI Technologiezentrum GmbH (2011). 104 Fraunhofer-Einrichtung für Modulare Festkörper-Technologien, München (2011). 105 Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV, Freising (2011), S. 53. Oberflächentechnik für den Verpackungssektor ist bezüglich der Substratmaterialien und -formen (Kunststoff/Glas/Papiererzeugnisse, Folien/Bahnen/Behältnisse), der verarbeiteten Mengen und angewandten Verfahren (Bedrucken, Beschichtung mit Barrierematerialien wie Kunststoffen und Aluminium) als recht konventionell anzusehen. Unternehmen mit signifikanter Forschung und Entwicklung, innovativen Verpackungsoberflächen und entsprechender Inhouse-Lösung für die Beschichtung oder Oberflächenmodifikation konnten in der Region kaum identifiziert werden. Nur wenige Forscher betreiben F&E an spezifischen Oberflächeneigenschaften und Verfahren zur Oberflächenmodifikation von (Lebensmittel-)Verpackungsmaterialien. Auch deutschlandweit konzentriert sich die Forschung ■ auf Barrierefunktionen von Verpackungsoberflächen, Restentleerbarkeit (Nanotechnologie für multifunktionelle Verpackungen, BMBF-Branchendialog Nanopackaging 2011103), ■ auf sensorische Funktionen zur Qualitätskontrolle/Verderbfeststellung (Packungsintegrierte Sensorfolie der Fh-EMFT 104), ■ und zusätzlich auf Beschichtungsmaterialien auf Basis nachwachsender Rohstoffe (›BioproPack‹: Verbesserte Eigenschaften von Papierverbunden durch Beschichtungsmaterialien auf Basis nachwachsender Rohstoffe, Fh-IVV 105). Umsetzung und Verbreitung nanoskaliger Modifikationen an Lebensmittelverpackungen scheitern jedoch häufig an der Zulassungsproblematik hinsichtlich gesundheitlicher und umweltrelevanter Risiken; bislang sind nur wenige Nanomaterialien für Lebensmittelverpackungen zugelassen. 251 TSB_Oberflächen.indd 251 10.02.12 14:20 Wichtig ist, den Dialog und die Vernetzung zwischen der Material-/Nanowissenschaft und dem Verpackungssektor zu fördern, sodass dieser von den interdisziplinären Entwicklungen profitieren kann. Für die Hauptstadregion wäre eine gesonderte Bedarfsanalyse durchzuführen. 5.6.2 Printprodukte Abgrenzung Der Druck als Verfahren zur Oberflächenbehandlung ist omnipräsent und konventionell einsetzbar. So werden verschiedenste, vornehmlich dekorative Oberflächen (Dekore für innenarchitektonische Materialien, Verpackungsgestaltung) mit Druckverfahren (Kapitel Verfahren zur Oberflächenbehandlung) hergestellt. Innovationen entstehen vor allem im Bereich Fälschungssicherheit, Produktund Markenschutz und teilweise bei Veredlungstechniken. Im weiteren Sinne wäre auch gedruckte Elektronik (auf flexiblen Substraten) hinzuzählen; sie wird in der vorliegenden Studie allerdings unter Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik betrachtet. In der Hauptstadtregion stehen Themen wie die Oberflächenbehandlung mit Schutzfunktion für Printprodukte und Verfahren zur oberflächenbeständigen Bedruckung im Vordergrund. Wissenschaft Am Institut für Verpackungstechnik (Prof. Demanowski) des Fachbereiches Life Sciences and Technology der Beuth Hochschule für Technik werden Technologien zur Verpackung von Produkten, zu Druck und Veredelung von Verpackungen, zur Fälschungssicherheit und zum Produkt- und Markenschutz bearbeitet. In einer Promotionsarbeit (Volker Scheuerle) mit dem Titel ›Modifikation von Lackiersystemen hinsichtlich der Schutzfunktion für Printprodukte‹ werden Lackschichten untersucht und entwickelt, die Druckerzeugnisse vor äußeren Einflüssen schützen, wobei sie vergilbungsfrei sein, die Haptik wahren (Tief-/Hochdruck-Elemente) und die physikalische und chemische Beständigkeit des Druckbildes im Sinne einer längeren Nutzungsdauer verbessern sollen. Äußere Einflüsse auf Druckerzeugnisse wie Verschmutzungen und Scheuerbeanspruchung werden nach dem Schädigungspotenzial kategorisiert und Prinzipien zur Verhinderung von Schmutzanhaftungen gesucht. Kritische Punkte bei der Schutzlackierung von Druckerzeugnissen sind zum einen Substratvarianten (zum Beispiel Additive im Papier), Vorlackierungen von Substraten (unter Umständen Lösen der Druckfarbe durch Abdecklack), aber auch der Brechungsindex der dünnen Schutzschicht, der das Funktionieren von Farbgebung oder Sicherheitsmerkmalen beeinflussen kann. Die Arbeiten werden in Kooperation mit der Firma Gleitsmann Security Inks GmbH durchgeführt, einem Entwickler Prof. Dr.-Ing. Hans Demanowski 252 TSB_Oberflächen.indd 252 10.02.12 14:20 und Produzenten von Sicherheitsfarben für den Druck von Banknoten, Sicherheitsdokumenten, Briefmarken.106 Wirtschaft Coyando GmbH Im Mittelpunkt der jungen Coyando GmbH steht die Vermarktung eigens entwickelter kunststoffspezifischer Bildaufnahmeschichten. Mit dem patentierten Verfahren zur Einbettung von Farbpartikeln in eine Kunststoffmatrix (durch chemische Reaktion) können Bilder in Kunststoffen dauerhaft fixiert werden, wobei die Bildaufnahmeschicht nur etwa 20 µm misst und mit herkömmlichen Druckverfahren gearbeitet wird. Vorteile der Technik sind die dauerhafte Haltbarkeit bei gleichzeitiger Vereinfachung des Verfahrens und Kostenreduktion sowie die Möglichkeit der Bebilderung von Kunststoffprodukten, die dafür bisher nicht geeignet waren (auch durch die Verformbarkeit zu dreidimensionalen Produkten). Nach dem Markteintritt über Kunstdrucke ist die Ausweitung auf weitere Anwendungsgebiete (Thermoformprodukte, Laminate für den Möbelbau) vorgesehen. Coyando entstand mit Hilfe eines EXIST-Gründerstipendiums, mit Unterstützung des Mentors Prof. Wagner vom Institut für Polymertechnik und Polymerphysik der TU Berlin und einem weiteren Gründerstipendium der BeuthHochschule. Lechmann Engineering GmbH Die Lechmann Engineering GmbH ist ein Unternehmen, das sich der Planung, Beratung, Entwicklung und Produktion von Erzeugnissen aus dem vielseitigen Werkstoff Aluminium verschrieben hat. Neben der mechanischen Produktion und der Montage zum Produkt (Prototypen, Nullserien) steht das äußere Erscheinungsbild des Werkstoffs im Fokus. Durch Veredeln und Bedrucken werden bei Lechmann Bauteile in technischer wie ästhetischer Hinsicht aufgewertet (Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation). Das Unternehmen ist auf Siebdruck und Untereloxaldruck (UED) spezialisiert. Diese Verfahren können hohe Qualität bei Haltbarkeit (oberflächenbeständige Bedruckungen), Lesbarkeit und Konturschärfe von Zeichen bzw. Schrift gewährleisten, die als bedruckte Oberflächen vor allem der Information und Orientierung dienen (Werbe- und Hinweisschilder, Plaketten, Wegeleitsysteme, Gehäuse usw.). Fazit 106 Vgl. Görlitz, Gudrun et al. (Hrsg.) (2010), S. 108–112. Die Innovierfähigkeit bei Printprodukten (funktionale gedruckte Oberflächen) zeigt sich in der Hauptstadtregion hauptsächlich an Schutzfunktionen und Dauerhaftigkeit bedruckter Oberflächen. Drucktechnologien sind jedoch gene253 TSB_Oberflächen.indd 253 10.02.12 14:20 rell sehr etabliert und variantenreich, sodass Bedruckungen und Druckverfahren häufig als Werkzeug zur Erzeugung innovativer bzw. kreativ-individueller Produkte verstanden werden. Im Hinblick auf Fälschungssicherheit, Produkt- und Markenschutz sowie die fließenden Grenzen zu gedruckter Elektronik würde ein Ausbau der F&EKapazitäten in der Region lohnen. Dabei könnte zunächst eine Vernetzung zwischen den verschiedenen Anwendern und Beteiligten (Druckfarbenhersteller, Anlagenhersteller, Dienstleister) über gemeinsame Projektvorhaben angestrebt werden. 5.6.3 Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation Abgrenzung Die industrielle Oberflächentechnik lässt sich durch die Vielzahl an Kombinationen aus möglichen Halbzeugen/Bauteilen, Oberflächenbehandlungsverfahren und dem Anwendungszweck (Funktionalisierungen) kaum in überschneidungsfreie Kategorien gliedern, grundsätzlich können ■ verschiedene Schichtverfahren für Werkzeuge, Bleche, Maschinenbauteile (Korrosions-/ Verschleiß-/Hochtemperaturschutz), unter anderem Lackiertechnik, Galvanik, Randzonenmodifikationen (Härten), ■ Präzisionsoberflächenbearbeitung (inkl. zugehöriger Messtechniken) und Laserstrahlstrukturierung, ■ Fügetechniken/Kleben mittels spezieller Oberflächen (kalte Fügetechnik) und Oberflächenvorbehandlung zum klassischen Kleben vorkommen. Daneben werden die Kompetenzen zu den Querschnittsthemen Energieeffizienz in der Oberflächenbehandlung, Simulation/Modellbildung in der Oberflächentechnik und zum Teil bionische Oberflächen (Forschung an Vorbildern aus der Natur) beschrieben. Wissenschaft Am Institut für Prozess- und Verfahrenstechnik, Fachgebiet Bionik forscht Prof. Rechenberg an biologischen Vorbildern und deren Umsetzung in technische Komponenten oder Produkte. Im Sandskink-Projekt (begleitendes Forschungsvorhaben im Rahmen eines Festo-Stipendiums bzw. BMBF-gefördertes dreijähriges Forschungsprojekt ›Tribologie im Dünensand. Sandfisch, Sandboa und Sandschleiche als Vorbild für die Reibungs- und Verschleißminderung‹) wurde die Haut dieser Tiere, die sich leicht im Sand fortbewegen (schwimmen/tauchen) können ›unter die Lupe genommen‹. Die Haut des Prof. Dr.-Ing. Ingo Rechenberg 254 TSB_Oberflächen.indd 254 10.02.12 14:20 REM-Bilder der Oberflächenstruktur der Sandfischschuppe (TU Berlin, Fachgebiet Bionik) Sandskinks der Sahara (scincus scincus) ist mit einem geringeren (Sand-)Reibungskoeffizienten ausgestattet, als es alle bekannten technischen Materialien vermögen. Mit der Nachbildung der Mikroornamentation (biomimetisch) hofft man, das technische Oberflächenpendant für Anwendungszwecke mit besonders niedrig geforderter Reibung generieren zu können. Außerdem verbinden die Forscher mit den Nanospitzen (Nanospikes an Schwellen quer zur Strömungsrichtung) eine Blitzableiterfunktion, sodass elektrisch geladene Staubteilchen neutralisiert werden – ein wichtiges Phänomen mit Anwendungspotenzial für antistatische Oberflächen. Fertigungstechnisch bleibt jedoch die Weiterentwicklung der Mikro- und Nanotechnologie abzuwarten (nanoskalige Strukturen in Quadratmeter-Dimension). Die genaue Nachmodellierung der Mikrogeometrie allein genügt wahrscheinlich nicht, um ein technisches Produkt mit der Eigenschaft des biologischen Originals zu erschaffen. Partner bei den beschriebenen F&E-Arbeiten waren das Fachgebiet Keramische Werkstoffe (Prof. Schubert), das Zentralinstitut für Elektronenmikroskopie (Dr. Nissen), das Institut für Mechanik (Prof. Duda), jeweils der TU Berlin, und das Fh-IZM (Prof. Reichl), neben weiteren wissenschaftlichen und Wirtschaftspartnern aus ganz Deutschland.107 107 Vgl. Rechenberg, Ingo (2005); Technische Universität Berlin, FG Bionik und Evolutionstechnik (2009). 255 TSB_Oberflächen.indd 255 10.02.12 14:20 Für den Korrosionschutz von Blechbiegeteilen aus Magnesium (Extremleichtbaumaterial) wird im Fachgebiet Metallische Werkstoffe der TU Berlin ein passendes Herstellungsverfahren genutzt, um eine Beschichtung bzw. einen Werkstoffverbund mit einer vor Korrosion schützenden Aluminium›Außenhaut‹ herzustellen: Indem eine ein bis zwölf Millimeter dicke Alu-Folie um die Bauteile gelegt und bei 300 °C unter Hochdruck verpresst wird, entsteht eine haftfeste Bindung mit dem Magnesium, die sich in einer intermetallischen Phase von einigen Atomlagen Breite ausdrückt. Die Verarbeitung erfolgt in Strangpressen, Struktur- und Funktionswerkstoff werden also koextrudiert (gleichzeitig zum Strangpressprofil geformt).108 Außerdem war Prof. Reimers in die Projektarbeit mit anderen Fachgebieten involviert, zum Beispiel im Hinblick auf die Prozesssicherheit CVD-diamantbeschichteter Hartmetallwerkzeuge (mechanische Eigenschaften, Schichthaftung). In einem DFG-geförderten und gemeinsam mit dem Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) bearbeiteten Projekt wurden Einflüsse der CVD-Diamantbeschichtung auf Hartmetalle in Bezug auf die mechanischen Eigenschaften, das Einsatzverhalten bei unterschiedlichen Zerspanprozessen sowie die Eigenspannungen im System Substrat/ CVD-Diamantschicht untersucht. Ein weiteres Beispiel ist die Mitwirkung durch Schicht- und Substratcharakterisierung (Licht- und Rasterelektronenmikroskopie, röntgenographisch) bei Oberflächen für Hochtemperaturanwendungen (Haut-Konzept, ehemals Prof. Wilden, Fachgebiet Füge- und Beschichtungstechnik). Prof. Dr. Walter Reimers Ende 2009 wurde das Forschungs- und Anwendungszentrum für Füge- und Beschichtungstechnik (FORUM) an der TU Berlin – gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung – aufgebaut. Das FORUM (initiiert vom ehemaligen Professurinhaber Prof. Wilden, Fachgebiet Füge- und Beschichtungstechnik, und Prof. Müller, Institut für Mechanik, Fachgebiet Kontinuumsmechanik und Materialtheorie) verfolgt neben der Entwicklung und Optimierung bestehender Füge- und Beschichtungstechnologien und Werkstoffe vor allem die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen in der Region Berlin-Brandenburg. Ziel des Zentrums ist es, die Füge- und Beschichtungstechniken als Querschnittstechnologien und Schlüssel für die Herstellung von Produkten im Anlagen- und Apparatebau, im Energieund Photovoltaikanlagenbau sowie in Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik und Medizintechnik zu verdeutlichen. Ebenso gilt es, die Einführung innovativer Technologien, mit denen bis zu 40 Prozent an Energie gespart oder die Prozessgeschwindigkeit mehr als verzehnfacht werden können, zu beschleunigen. Die oberflächen- und beschichtungsrelevanten Verfahren sind ■ Auftragsschweißen (Laser-Auftragsschweißen von amorphen Metallschichten, ChopArc- und Laser-Auftragsschweißen zur Instandsetzung verschlissener Bauteile), Prof. Dr.-Ing. Johannes Wilden 108 Motorsport-Guide (2008), S. 6. 256 TSB_Oberflächen.indd 256 10.02.12 14:20 ■ Lichtbogenspritzen (Prozess- und Werkstoffentwicklung zur ressourcenoptimierten Herstellung qualitativ hochwertiger Korrosions- und Verschleißschutzschichten mittels Lichtbogen), ■ Flammspritzen (Kunststoff-Beschichten von Metallen durch Flammspritzen), ■ aber auch Oberflächen für Fügeverfahren (Fügen mit nanostrukturierten Folien) bzw. Oberflächenvorbehandlungen, wie sie vor dem eigentlichen Fügen oftmals erforderlich sind (neuzeitliche Klebflächenvorbehandlungsverfahren wie Plasma, Corona). Im aufgebauten Labor können anspruchsvolle Charakterisierungsmethoden zur Prozessführung und zu Schicht- und Verbindungseigenschaften genutzt werden, und zwar auch durch Unternehmen. Diese müssen auf diese Weise nicht risikobehaftet in eigene Anlagen investieren. Im Fachgebiet Füge- und Beschichtungstechnik war für 2011 eine Verdoppelung der wissenschaftlichen Mitarbeiter geplant, und mit dem Eintreffen einer Laserpulverauftragsschweißanlage sollte der Ausbau des Themas Beschichtungstechnik beginnen.109 Im Teilprojekt ›Hochtemperatur-Funktionalisierung von adaptiven Oberflächen-Mikrostrukturen – Haifischhaut‹ im Schwerpunktprogramm ›Adaptive Oberflächen für Hochtemperatur-Anwendungen‹ wurden bis 2011 gemeinsam mit der Universität Göttingen Werkstoffe und Prozesse erforscht, um im Betrieb eines Bauteils bei Hochtemperaturen eine definierte Oberflächentopografie im Nano-/Mikrobereich (Haifischhaut) zu erzeugen und mit der Selbstreinigung (Lotus-Effekt) während des Abkühlvorgangs zu kombinieren. Dazu werden ein jeweils positiver und negativer thermischer Ausdehnungskoeffizient zweier unterschiedlicher Phasen ausgenutzt: Der Matrixwerkstoff, eine MCrAlY-Legierung und eine NEC-Keramik Y2W3O12, das heißt zunächst deren Ausgangswerkstoffe Y2O3 und WO3, werden als Legierung mittels thermischer Beschichtungsverfahren auf die Bauteiloberfläche aufgebracht. Durch Ionenimplantation wird eine gezielte Keimbildung der NEC-Keramik induziert. Das dann bei Inbetriebnahme hochtemperatur-aktivierte Wachstum von Keramikclustern sorgt für die definierbare und damit im Hinblick auf Strömungseigenschaften optimierbare Oberflächenstruktur (›Haifischhaut‹). Die Umkehrung dieser Verformung beim Abkühlvorgang zieht nach sich, dass sich anhaftende Verunreinigungen wieder ablösen (Selbstreinigungseffekt). Dipl.-Ing. Matthias Graf von der Schulenburg 109 Uhlmann, Eckart (Hrsg.) (2011), S. 35–41. Der vom Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der TU Berlin gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig geführte Industriearbeitskreis Werkzeugbeschichtungen und Schneidstoffe (Dipl.-Ing. Graf von der Schulenburg) richtet sich an Unternehmen der Zerspantechnik mit bestimmter Schneide. Der Arbeitskreis wird vor allem durch seine halbjährlichen Arbeitskreistreffen, auf denen Fachvorträge angeboten werden (abwechselnd an den veranstaltenden Instituten), durch 257 TSB_Oberflächen.indd 257 10.02.12 14:20 die Erarbeitung von Richtlinien (im VDI-Fachausschuss CVD-Diamant-Werkzeuge) und durch Information über Veranstaltungen zu den Themen Zerspanung und Beschichtung aktiv. Thematisch ist er Nachfolger des 1999 gegründeten IAK ›CVD-Diamant-Werkzeuge‹ und widmet sich ganz allgemein den Anforderungen an innovative, komplex aufgebaute Schneidstoffsysteme in der Bearbeitung von neuen Hochleistungswerkstoffen. Es geht dabei zentral um die Werkzeugschneide in allen Aspekten, also um ■ Schneidstoff (Hartmetalle, CVD-Dickschicht-Diamant), ■ Beschichtung (zum Beispiel keramische Hartstoffschichten, DLC, cBN, CVDDünnschicht-Diamant), ■ Werkzeugtypen, ■ Schneidkanten(mikro)geometrie, ■ Werkzeugherstellung (zum Beispiel Beschichtungsprozesse, Löten), ■ Werkzeugqualität (unter anderem Schichtcharakterisierung, Tribologie), ■ Werkstückqualität (zum Beispiel Oberflächengüte, Randzonenschädigung, Grat), ■ Werkstückstoffe (versch. Metalle/Legierungen, Graphit, Holz, Faserverstärkte Kunststoffe), ■ Zerspanungsprozess (zum Beispiel HPC, Trockenbearbeitung, Ultrapräzisionsbearbeitung, Hartzerspanung), ■ Wirtschaftlichkeit (unter anderem Wiederbeschichtung). In der Gruppe Zerspantechnik (Herr Richarz) im Fachgebiet Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik konzentrieren sich die Arbeiten auf das Zerspanen mit geometrisch bestimmter Schneide, speziell auf Werkzeuge für die Dreh-, Fräsund Bohrbearbeitung. Eingebettet in die Entwicklung, Qualifizierung und Optimierung zukunftsweisender Schneidstoff- und Werkzeugtechnologien findet sich neben den Schneidstoffen, der Makro- und Mikrogeometrie und möglicher Innenkühlung des Werkzeugs oder rotierender Schneiden eine Reihe von Beschichtungstechnologien/-materialien wie CVD-Diamant und kubisches Bornitrid (cBN). Eine enge Kooperation zwischen den Bereichen Werkzeugentwicklung, Oberflächenbearbeitung, Beschichtungstechnologie und Fertigungstechnik für neue hartbearbeitungsgerechte Werkzeuge wurde mit dem Projekt HartSpan (InnoNet-Projektprogramm, 2008 bis 2009) initiiert und vertieft. Eine neue Werkzeuggeneration auf der Basis neuartiger Schichten zur Bearbeitung von schwer zerspanbaren Werkstoffen soll als Produktsegment etabliert werden. Die G-Elit (Berlin) als größeres Unternehmen im Projekt bietet Vorteile für die Vermarktung und Distribution der entwickelten Produkte und Technologien, indem sie eine geeignete Vertriebsstruktur beisteuert. Projektpartner bei der eigentlichen Beschichtungstechnologie waren Eifeler Werkzeuge GmbH, Düsseldorf und die Forschungseinrichtung Schmalkalden. Sie generierten die innovativen Schichtsysteme (titanbasierte Multilayer-Schichten und Nanocomposite-Beschichtungen als Verschleißschutz) mit PVD-Prozess- Sebastian Richarz 258 TSB_Oberflächen.indd 258 10.02.12 14:20 und Anlagentechnologie. Nach diesen Beschichtungen folgte die Optimierung von Schicht und beschichteter Schneidkante mittels Magnetpulverpolieren und Strömungsschleifen (spanende Feinbearbeitungsverfahren) sowie Laserstrahlabtragen durch das Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der Technischen Universität Berlin (Prof. Uhlmann/Dr. König). Die Anwendung solcher Hartmetallwerkzeuge mit innovativen Schichtsystemen wurde ebenfalls durch das IWF in Kooperation mit dem Anwender SWZ GmbH, Zella-Mehlis und dem Forschungsinstitut Gesellschaft für Fertigungstechnik und Entwicklung e.V., Schmalkalden erprobt und betreut. Ein weiterer Schwerpunkt von HartSpan war die messtechnische Beurteilung von Schneidkanten und Bauteilgeometrien sowie die statistische Auswertung der Messdaten. Durch den Partner GF Messtechnik GmbH, Teltow kam das Verfahren der Streifenlichtprojektion zum Einsatz. Dr.-Ing. Dirk Oberschmidt Am Zentrum für Mikroproduktionstechnik ZMPT (Dr. Oberschmidt, Fachgebiet Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Berlin) liegen die Forschungsschwerpunkte auf Hochpräzisions- und Ultrapräzisionsbearbeitung, Funkenerosion und Lasermaterialbearbeitung – Verfahren, die im Werkzeugund Formenbau für die Serien- und Massenfertigung oder für die Direktfertigung von Mikrobauteilen und mikrostrukturierten Bauteilen gebraucht werden und bereits in medizintechnische Anwendungen mündeten (Zentrum für innovative Gesundheitstechnologie, ZiG der TU Berlin). Im Ultrapräzisionslabor mit dem Bearbeitungssystem Nanotech® 350 FG wird die UP-Zerspanung mit monokristallinem Diamant durchgeführt, ein aufgrund der erzielbaren Oberflächengüte und Geometriegenauigkeit häufig in der Mikroproduktionstechnik eingesetztes Verfahren. Daneben stehen dem ZMPT ein Hochpräzisions-, ein Erodier- und ein Lasermaterialbearbeitungslabor (zum Beispiel einfache Strukturierung von Oberflächen, um die Benetzbarkeit oder die Haftfestigkeit zu verbessern) sowie moderne Messtechnik zur Oberflächenbeurteilung zur Verfügung (klassisch: taktile und optische Oberflächenanalyse, Mikrohärtemessung; auch: konfokale Laser-Scanning-Mikroskopie, Weißlichtinterferometrie). Dipl.-Ing. Gregor Hasper Im Mittelpunkt der Gruppe Feinbearbeitung (Dipl.-Ing. Hasper) am Fachgebiet Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik der TU Berlin stehen Feinbearbeitungsoperationen für Medizintechnik und Triebwerksbau. Hierfür werden höchste Anforderungen an die Oberflächengüte und die Maß- und Formgenauigkeit gestellt, dabei komplex konturierte Oberflächen bearbeitet. Um die entsprechenden Fertigungsschritte reproduzierbar und automatisiert zu machen, wird an Fertigungstechnik und -methoden geforscht: In dem vom IWF koordinierten Projekt ›Hochpräzisionsbearbeitung mit endlosen Schleifbändern ohne Verbindungsstelle (PRECIBELT)‹ stand zwischen 2007 und 2009 die häufig versagende Verbindungsstelle von Schleifbändern zur Disposition. Bis dato war der Einsatz hochharter Schneidstoffe wie kubisches Bornitrid (CBN) und Diamant auf Schleifbändern nur schwer durchzusetzen, da die Standzeit 259 TSB_Oberflächen.indd 259 10.02.12 14:20 der Schleifkörner nicht erreicht wurde, sondern vorher die Schleifbandverbindungsstelle versagte. PRECIBELT steht für die serienreife Entwicklung endloser Hochpräzisionsschleifbänder ohne Verbindungsstelle, womit der optimale Schnittgeschwindigkeitsbereich für das Schleifen mit hochharten Schneidstoffen realisiert werden kann. Das Projekt schloss die Entwicklung einer Produktionsanlage zur integrierten Herstellung solcher Schleifbänder ein und ermöglichte die Hochpräzisionsbearbeitung von Triebwerksbauteilen und Gelenkendoprothesen mit PRECIBELT-Schleifbändern (Berliner Partner in der Endanwendung Medizintechnik war die Merete Medical GmbH). Prof. Bauer vertritt an der BTU Cottbus den Lehrstuhl Polymermaterialien und leitet gleichzeitig die Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite PYCO in Teltow (zuvor jeweils Außenstelle des Fraunhofer-IZM und -IFAM). In enger Zusammenarbeit der beiden Institute werden hochvernetzte Polymere für verschiedene Anwendungsrichtungen wie Leichtbau oder Mikro- und Optoelektronik entwickelt. Entsprechende oberflächenrelevante Komponenten sind Beschichtungen, Laminierharze, Laminate, Sandwichstrukturen und dünne funktionelle Schichten. Diese werden per Sprühtrocknung (Spray-Drying), Schleuderbeschichtung (Spin-Coating), Plasma-/Coronabehandlung oder per Filmaufziehgerät hergestellt und mittels Messtechnik zur Brechungsindexund Schichtdickenbestimmung sowie spektroskopischen Methoden (FourierTransform-Infrarot-/FTIR-, abgeschwächte Totalreflexion/ATR-, Diffuse-Reflexions-Infrarot-Fourier-Transform-/DRIFT-, UV/VIS- und Fluoreszenz-Spektroskopie) untersucht bzw. analytische und verarbeitungstechnische Verfahren entwickelt. Aktuelle und abgeschlossene Promotionsarbeiten am Lehrstuhl beschäftigen sich mit flammfesten, elektronenstrahlhärtbaren und aus nachwachsenden Rohstoffen stammenden Reaktivharzen (für Composite-Materialien), mit der Absorption/Emission von Lacken und Farben auf verschiedenen Oberflächen oder oberflächenmodifizierten Keramikpulvern. Weitere Forschungsarbeiten des PYCO sind in diesem Kapitel und in den Kapiteln Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik sowie Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik beschrieben. Prof. Dr. Monika Bauer Im Schwerpunktprogramm ›Haut‹ war Prof. Scheffler, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls Leichtbaukeramik der BTU Cottbus, am Teilprojekt ›Thermisch aktivierbare, keramische Schutzschichten mit adaptiven Eigenschaften auf der Basis präkeramischer Polymere‹ beteiligt (Kooperation mit Dr. Günter Motz, Uni Bayreuth, und der Clariant GmbH, Sulzbach). Durch Verwendung partikelgefüllter präkeramischer Polymere (mit großer Vielfalt an Füllstoffen) lassen sich unter Auswahl der Prozessparameter Temperatur, Druck und Atmosphäre die Eigenschaften von Schichten in sehr weiten Grenzen variieren, was Vorteile gegenüber konventionellen Beschichtungen der Metalle hat. Die Prozessparameter Prof. Dr. Michael Scheffler 260 TSB_Oberflächen.indd 260 10.02.12 14:20 werden gezielt genutzt um adaptive (sich durch die thermische Aktivierung anpassende) Eigenschaften der Schichten wie die Fähigkeit zur Selbstschmierung reibender Flächen, die Hydrophobierung von Oberflächen ähnlich dem Lotuseffekt oder hydrophile Eigenschaften bei hohen Temperaturen einzustellen. Auch die Grenzflächen zwischen Metall und Keramikschicht lassen sich so maßschneidern; darüber hinaus werden die metallischen Substrate bei der Umwandlung der Polymer-Füller-Schichten zur Keramik durch die niedrigen Umwandlungstemperaturen nur geringfügig belastet. Es wurden keramische und metallische Füllermaterialien mit Partikelgrößen im Nanometerbereich, als präkeramische Polymere sowohl Silikone (sauerstoffhaltig) als auch Polysilazane (sauerstofffrei) verwendet, deren Vor- und Nachteile verglichen und mittels hochauflösender, spektroskopischer Charakterisierungsmethoden bezüglich ihrer Eigenschaften und Bildungsmechanismen untersucht. Das Verständnis der Materialbildung und -funktion soll helfen, die gewonnenen Erkenntnisse auf weitere Materialsysteme zu übertragen. Prof. Dr.-Ing. Bernd Viehweger Am Lehrstuhl Metallkunde und Werkstofftechnik (kommissarischer Leiter Prof. Viehweger) des Instituts Werkstoffe und Produktionsforschung der BTU Cottbus werden innovative Werkstoff- und Oberflächensysteme und deren Herstellungstechnologien erforscht. Die Anwendungsschwerpunkte liegen in Luftfahrt, Verkehrstechnik und Energietechnik. Leistungen bzw. Ausstattung des Lehrstuhls Metallkunde und Werkstofftechnik umfassen ■ Wärmebehandlungen und Umformungen – Thermische und thermomechanische Behandlung (bis T = 1200 °C) ■ Mechanische Oberflächenbehandlung – Verfestigungsstrahlen (Kugelstrahlen) mit Druckstrahl- und Injektoranlagen – Strahlmittel: Stahlguss, Stahldraht, austenitischer Stahl, Keramik, Glasperlen – Festwalzen (Hydraulische Fest-/Glattwalzvorrichtung) ■ Härtemessungen – Makrohärtemessungen – Kleinlasthärtemessungen – Mikrohärtemessungen ■ Beschichtung – Entwicklung und Herstellung von PVD-Schichten – PVD-Beschichtungstechnik – High Power Impulse Magnetron Sputtering (HIPIMS-) Beschichtungsanlage – Konventionelles DC-Magnetron-Sputtern – Arc-Verdampfung – Bauteilreinigungsanlage für Beschichtungsanlage – Plasmamonitor 261 TSB_Oberflächen.indd 261 10.02.12 14:20 ■ Prüftechnik – Erosionsprüfstand für Kalterosion – Forschungsanlage für Hochtemperaturerosion (im Aufbau) – Oxidationsprüfstände – Scratchtest – Hochtemperaturtribometer – Nanoindenter In umfangreichen (durchaus regionalen) wissenschaftlichen und IndustrieKooperationen, zum Beispiel mit den Lehrstühlen Fügetechnik, Angewandte Physik und Sensorik, Konstruktion und Fertigung, Mechanische Verfahrenstechnik der BTU Cottbus, dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht, der BAM bzw. mit GP Innovationsgesellschaft mbH, Rolls-Royce Deutschland, Thyssen Umformtechnik Leichtbau Entwicklungsgesellschaft, Turbine Airfoil Coating and Repair GmbH (TACR) werden sowohl bilateral als auch multilateral Projekte durchgeführt. Diese – teils im Kapitel Luft- und Raumfahrttechnik genauer beschriebenen – Projekte sind ■ Entwicklung von Erosionsschutzschichten mittels HPPMS und die Durchführung von Erosionstests, ■ HPPMS-Abscheidetechnologie für Verschleißschutzschichten, ■ ModulTurb – Entwicklung von Reparaturverfahren für Turbinenschaufeln, ■ Haifischhaut für Hochtemperaturanwendungen – strömungsoptimierte Schutzschichten, ■ Synthese und Charakterisierung von adaptiven, schadenstoleranten Keramikoberflächen auf der Basis von MAX-Phasen-Nanolaminaten, ■ Entwicklung eines Schichtsystems für hochbelastete Verdichterkomponenten. Im Rahmen einer Diplomarbeit (Matthias Voß, 2007) am Fachgebiet Mechanik, Messtechnik der Beuth Hochschule für Technik Berlin (Prof. Kleinschrodt) entstand eine numerische Strömungssimulation, die sich auf ein neuartiges Verfahren zur Mikrostrukturierung von metallischen Oberflächen bezieht. Dieses Verfahren entstand durch die Zusammenarbeit von ERK Eckrohrkessel GmbH (Berlin) und MiCryon Technik GmbH (Quedlinburg): Mittels Ionenstrahllithografie und Mikrogalvanoumformung wurden Mikrostrukturen in Form von Zylindern mit Abmessungen zwischen 20 und 100 µm erzeugt, die zu einer erheblichen Steigerung des Wärmeüberganges führen, wie er im Falle der Anwendung als wärmeübertragendes Material (Heizfläche beim Blasensieden von Fluiden) erforderlich ist. Die Oberflächenstrukturierung sorgt für ›künstliche‹ Fehlstellen, die mit Keimstellen für die Blasenbildung gleichzusetzen sind. Bei gleichen Abmessungen kann damit mehr Wärme übertragen werden. Besonders geeignet scheint die Mikrogalvanoumformung wegen ihres Material auftragenden und nicht abtragenden Charakters. Damit können filigrane Strukturen geringer Abmessung und hoher Fehlstellendichte hergestellt werden. Prof. Dr.-Ing. Hans-Dieter Kleinschrodt 262 TSB_Oberflächen.indd 262 10.02.12 14:20 Für die angestrebte numerische Simulation der Strömungssituation wurden Geometrie und Fluid exemplarisch modelliert und die Durchführbarkeit überprüft (Annahmen verifiziert). Darauf aufbauend können gezielt Form, Abmessungen und Aufbau der Mikrostrukturierung verändert werden, um Einflüsse auf Eigenschaften (Wärmeübergang, Konvektion) zu erkennen und Optimierungen vorzunehmen. Prof. Dr.-Ing. Ralf Winkelmann Das Labor für Tribologie und Oberflächenschutztechnik unter Leitung von Prof. Winkelmann an der Hochschule Lausitz vereint Forschung und Entwicklung an fertigungstechnischen wie tribologischen Fragestellungen für die verwandten Verfahrensgruppen Fügen und Beschichten (weitere Kompetenzen in Kapitel Fahrzeugbau). Angebotene fertigungstechnische Leistungen sind ■ Forschung und Entwicklung auf den Gebieten der Füge- und Beschichtungstechnik, ■ Realisierung von Beschichtungen (Flammspritzen/Hochgeschwindigkeitsflammspritzen, Plasma-Pulver-Auftragschweißen PPA, Kalt- und Heißdraht, MSG, Füll- und Massivdrähte), ■ Verfahrens- und Technologieauswahl, ■ Fügen von Stahlfeinblechen ohne Zerstörung metallischer Beschichtungen. Die Tribologie betreffende Leistungen sind ■ Auswahl und Beurteilung von Werkstoffen, ■ Bearbeitung konstruktiver Probleme zur Lösung tribologischer Probleme, ■ Erarbeitung und Bewertung von Beschichtungstechnologien, ■ Herstellung neuartiger Schichten, ■ Begutachtung von Schadensfällen, ■ Verschleißuntersuchungen, Korrosionsprüfung, Kavitationsprüfung. Zur maschinellen Ausstattung des Labors zählen eine Hochvakuumbeschichtungsanlage, eine Hochvakuumbeschichtungsanlage für PVD/PECVD-Prozesse sowie die benötigte(n) Mess- und Prüftechnik bzw. Prüfstände. Die in der Vergangenheit durchgeführten oberflächenrelevanten Projekte (meist in einschlägigen Förderprogrammen) und Veröffentlichungen drehen sich um ■ Verschleißschutz (›Thermisch hoch beanspruchte Verschleißschutzschichten‹, 2004), ■ Metal-Matrix-Composites (›Beschichtungen mittels C_MMC’s‹, 2007), ›Werkstoffe und Verfahren zur Herstellung extrem harter Verschleißschutzschichten – C_MMC’s bei in situ Legierungsbildung‹, 2008) sowie ■ Induktion als fertigungsunterstützendes Element (›Induktionsunterstütztes Beschichten – InduClad‹, PRO INNO II-Projekt, 2008 bis 2010, ›Modellierung und online Wärmeführung beim induktiven Härten und Fügen – MOWI‹, ZIM-Projekt, 2008 bis 2010). 263 TSB_Oberflächen.indd 263 10.02.12 14:20 Ziel der Technologieentwicklung ›induktionsunterstütztes Beschichten‹ war das Beschichten von Substraten auf der Basis neuer hochverschleißbeständiger Metall-Matrix-Composite (MMC), bestehend aus niedrig schmelzenden Fe-Matrices und eingebetteten Hartphasen (zum Beispiel AlZrO2; WC/W2C; Cr3C2). Bis dato haben sich Wolframkarbid-haltige Beschichtungen auf Ni-Basis gegen den starken, abrasiven Verschleißangriff bewährt, die durch Plasma-PulverAuftragschweißen auf kostengünstige Substrate aufgebracht werden. Um die Herstellungskosten zu reduzieren und um der durch eine partielle und gut steuerbare Wärmeinduzierung einer Hartstoffauflösung entgegenzuwirken, kommt die induktionsgestützte Beschichtungstechnologie (InduClad) zum Einsatz, das heißt der pulverförmige Schichtwerkstoff wird durch Induktion auf- und das Substrat angeschmolzen. Vorteile gegenüber allen Lichtbogenverfahren liegen bei ■ der genau kontrollierbaren Beschichtungstemperatur, ■ der Möglichkeit, härtbare Fe-Basislegierungen mit Zusatz von Hartstoffen ohne deren Auflösung aufzubringen (martensitisch härtbare Metallmatrix), ■ der Möglichkeit, auf etwa Faktor 10 kostengünstigere Hartstoffe wie AlZrO2 gegenüber konventionellem WC/W2C zurückzugreifen. Mittels InduClad lassen sich einlagig Schichten bis zu zwölf Millimeter Dicke auf bis zu vier Millimeter dünne Bauteile auftragen. In der Kombination von Dünn- und Dickschichttechnologie könnten die neuen werkstofftechnischen und technologischen Herausforderungen liegen. In der AG für Photonik, Laser- und Plasmatechnologien (Prof. Schrader) der TH Wildau werden in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Wirtschaftspartnern hauptsächlich optische und photonische Komponenten (Kapitel Lichtemission/Photonik), aber auch Bauelemente der Dünnschichtelektronik und -messtechnik (Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik, Dünnschicht-Messtechnik, Sensorik/Aktuatorik) sowie Beschichtungstechnologien für Turbinenschaufeln (Kapitel Luft- und Raumfahrttechnik) entwickelt. Mit dem 2011 initiierten ›Innovationsforum – Schützen und Veredeln von Oberflächen‹ engagiert sich die AG für ein Netzwerk aus Beschichtungsfirmen, Herstellern von Beschichtungsanlagen, Forschungseinrichtungen sowie industriellen Anwendern, um den Wissensaustausch, die Erstellung von Bedarfsanalysen und eine Strategiebildung für die (über)regionale Verwertung von Oberflächenveredlungen anzustoßen.110 Prof. Dr. Sigurd Schrader Neben den Kompetenzen bei der Entwicklung von bioziden Unterwasseranstrichstoffen (Kapitel Umwelttechnik und Marine Technik) werden durch Dr. Herzog und das Fachgebiet Hochleistungswerkstoffe weitere Projekte, zum Beispiel zur Verwendung recyclierter Materialien für funktionale Schichten, vorangetrieben, wie die ›Entwicklung neuartiger funktionaler Dickschichten mit hohem mechanischem Verlustfaktor auf der Basis von Recyclingpolyolen‹ Dr. Michael Herzog 110 Schrader, Sigurd (2011). 264 TSB_Oberflächen.indd 264 10.02.12 14:20 (2006 bis 2008). Diese funktionellen Dickschichten mit hohem nichtelastischem Verformungsanteil auf der Basis von Recyclingpolyolen (PUR-Systeme) sind für unterschiedliche Untergründe gedacht und können aufgrund ihrer molekularen Struktur Vibrationen dämpfen, Schallausbreitung vermeiden und Korrosion unterdrücken. Die speziellen strukturellen Eigenschaften der Recylatpolyole werden ausgenutzt; durch optimierten Einsatz von organischen und anorganischen Füllstoffen werden die erwünschten Anwendungen erschlossen. Dabei werden die Schichten kompakt oder zellig, das heißt die Rohdichte in weiten Grenzen anwendungsgerecht eingestellt. Ein weiteres Vorhaben mit Laufzeit 2010 bis 2011 betrifft neuartige Umhüllungsmaterialien als dünne elastische Schichten auf Metallteilen, um diese gegenüber Umweltbedingungen zu schützen. Das Ziel sind bei relativ niedriger Temperatur niedrig-viskos aufschmelzende Polyesterlegierungen, die als Schmelze durch Extrusion oder Spritzguss auf die Metallteile aufgetragen werden, ohne dass dabei Emissionen entstehen. Die Polyesterlegierungen setzen sich aus mindestens drei Komponenten (Polyethylenterephthalat, Polybutylenterephthalat und zyklisches Oligobutylenterephthalat) zusammen – gegebenenfalls unter Zusatz von Strukturmodifikatoren und weiteren Additiven wie Pigmenten, Farbstoffen, inerten Füllstoffen, nanoskaligen Füllstoffen und/ oder Flammschutzmitteln. Dr. Herzog vertritt an der Technischen Hochschule Wildau Lehraufträge in verschiedenen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen in den Modulen Hochleistungswerkstoffe, Spezielle Werkstoffe und Verfahren, Innovative Werkstoffe und Verfahren, Hochleistungswerkstoffe und Beschichtungen, Umwelttechnik sowie einsatzfähige Lehrinhalte zu Verbundwerkstoffen und Kreislauftechnologien. Dr. Heinz Sturm In der Fachgruppe 6.2 Rastersondenmikroskopie, Tribologie und Verschleißschutz (Dr. Sturm) der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) wird Grundlagenforschung betrieben bzw. langjährige Erfahrung aus Schadensanalysen, Machbarkeitsstudien und Tribosimulationen zur Optimierung von Systemen genutzt. Dies betrifft Produkte und Anlagen, die den Oberflächenphänomenen Reibung und Verschleiß ausgesetzt sind, also bewegte Bauteile besitzen. Ziel ist, deren Qualität, Funktionalität, Zuverlässigkeit, Leistung und Betriebssicherheit zu steigern und/oder Energie- und Materialverluste, Betriebs- und Wartungskosten und damit volkswirtschaftliche Verluste (in Deutschland schätzungsweise eine mehrstellige Milliarden-Euro-Summe) zu senken. Die Forschungsarbeiten sind auf keine bestimmte Produktgruppe begrenzt, sondern gelten verschiedenen Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau, Haushaltsgeräte, Automobil- und Fahrzeugbau, Luft- und Raumfahrt, Video-, Phono-, EDV-Technik, Medizintechnik und Mikrosystemtechnik. Neben dem Gebiet ›Rastersondenmikroskopie und Nanotechnologie‹, das der Fachgruppenleiter Dr. Sturm vertritt, gibt es weitere Kompetenzfelder: ›Tribologische Optimierung, Schadensanalyse; Extrembeanspruchung‹, 265 TSB_Oberflächen.indd 265 10.02.12 14:20 ›Schwingungsverschleiß; Mikro-/ Nanotribologie; Modellentwicklung‹ und ›Kryo-, Wasserstoff- und Vakuumtribologie‹. Von der langjährigen Erfahrung in Sachen Tribologie können Interessierte durch die veröffentlichte (kostenpflichtige) Datenbank Tribocollect (Datenbank zum tribologischen Verhalten von Werkstoffen und Beschichtungen) profitieren. Die Arbeitsgruppe Dünnschichttechnik, Elektrochemie, Oberflächenmesstechnik (Dr. Beck, Fachgruppe 6.4: Oberflächentechnologien) an der BAM befasst sich mit der Untersuchung von dünnen Schichten und funktionellen Oberflächen, darunter Hartstoffschichten (zum Beispiel Verschleißschutz), optische Schichtsysteme (zum Beispiel UV-Schutz) und metallische Überzüge (für Korrosionsschutz oder elektro-magnetische Abschirmung). Zur Bestimmung von Oberflächen- und Schichtkenngrößen mechanischer, mikrostruktureller, optischer und elektrischer Art sowie Oberflächen- und Schichteigenschaften wie Oberflächentopographie und -energie, Schichtdicke und Haftung steht eine Vielzahl akkreditierter Prüfverfahren zur Verfügung. Präpariert werden dünne Schichten mit physikalischen und chemischen Verfahren (PVD, CVD, ECD/electro-chemical deposition, Galvanik). Die Kompetenzen umfassen die Herstellung von Schichtsystemen, Referenzmaterialien, die Validierung von Prüfverfahren, Referenzverfahren, die Erstellung von Prüfberichten und Gutachten, Schadensanalysen sowie Standardisierungs- und Normungsarbeiten (DIN, EN, ISO). Die BAM betreibt sowohl Auftragsforschung als auch Forschungskooperationen mit der Industrie und Universitäten, Drittmittelforschung sowie pränormative Forschung. (Drittmittel-)Projekte, an denen die Fachgruppe beteiligt war, sind ■ FUNFLUOS Functionalised metal fluorides (2004 bis 2007) in Zusammenarbeit mit Prof. Kemnitz (HU Berlin), Niedertemperatur Sol-Gel Fluoride für den UV-Schutz, ■ FOREMOST, nanotechnologisch modifizierte Schichten für die Verschleißminderung, ■ AnSim, Schichteigenschaften und Simulation von galvanischen Beschichtungs-Prozessen für den Korrosionsschutz (hierin vor allem Bestimmung der Schichteigenschaften, Haftfestigkeit), ■ Fracture Analyzer (L.U.M. GmbH Berlin), Prüfung der Füge- und Haftfestigkeit mittels Zentrifugentechnik (2004 patentierter Zentrifugenabreißtest: Zentrifuge mit 12 Prüfkörpern aus Substrat, Schicht und Kleber für die Prüfung galvanischer Schichten, auch Hartstoffschichten), ■ NANOINDENTATION, EU-Netzwerk zu Prüfung plasto-elastischer Schichteigenschaften, ■ Analytik gefährlicher Stoffe und Gemische mittels TIRE (Total Internal Reflection Ellipsometry) und SPR (Surface Plasmon Resonance)-Ellipsometrie, ■ Easy-to-Clean, Oberflächen und Schichten für die Steril- und Lebensmitteltechnik, Dr. Uwe Beck 266 TSB_Oberflächen.indd 266 10.02.12 14:20 ■ REMAST, REference MAterial for the Scratch Test, European Commission Directorate-General Joint Research Centre, Institute for Reference Materials and Measurements, ■ Implant, Schichten für Hüftimplantate (FU Berlin; BAM Fachgruppe 5.1), ■ Dentcoat, Schichten für Zahnimplantate (Uni Kiel), ■ Normungsinitiative Oberflächentechnik (VDI TZ Düsseldorf), ■ DEKO, Dekorative Hartstoffschichten (BMFT), ■ ACIRO (amorphous carbon layers for infrared optics), a-C:H Schichten für IR-Anwendungen. Weitere Kooperationen bestanden mit/durch ■ Doktoranden von HU Berlin (AG Prof. Kemnitz), TU Chemitz (AG Prof. Richter), ■ AZM BESSY II (Anwenderzentrum für Mikrotechnik am Helmholtz-Zentrum Berlin) zur Mikrostrukturierung, ■ TU und ISAS Berlin zur VUV/UV Ellipsometrie an BESSY II (HZB), ■ diversen Industriepartnern, Hochschulen, Universitäten sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Die Gruppe ist in vielen Netzwerken tätig (VdI, Optec BB, AK Plasma, INPLAS, EFDS, DGM, DPG) und zudem in die Arbeit vieler Normungsgremien (DIN, ISO, VDI) involviert, die (dünn-)schichttechnische Produkte und Verfahren wie dünne Schichten für die Optik, Messung von Schichtdicken, Härteprüfung, Testmethoden für keramische Coatings, CVD-Diamantwerkzeuge, chemische und elektrochemische Überzüge betreffen. Im Rahmen des Arbeitskreises Nanotechnologie, der die Nanomaterialforschung der BAM-Forscher bündelt, steuert die Gruppe Dünnschichttechnik, Elektrochemie, Oberflächenmesstechnik zusammen mit den Arbeitsgruppen Chemische Sensorik, Sol-Gel-Technik sowie Rastersondenmikroskopie und Nanotechnologie Know-how zu Nanoschichten und deren Herstellungsverfahren PVD, CVD, Sol-Gel-Technik bei. Prof. Dr. Jörg F. Friedrich Die Fachgruppe 6.5 Polymeroberflächen der BAM (Prof. Friedrich) forscht und entwickelt an gezielten Funktionalisierungen von Polymeren mittels Modifizierungs- oder Beschichtungsverfahren und analysiert oberflächenmodifizierte Polymere bzw. dünne Polymerschichten zum Beispiel durch Messung (di-)elektrischer und thermischer Eigenschaften an zehn bis 500 nm dünnen Schichten. Im Fokus steht die Oberflächenchemie von kohlenwasserstoff- und kohlenstoffbasierten Materialien (Polyolefine und graphitische Materialien), denen es weitgehend an funktionellen Gruppen an der Oberfläche fehlt, wodurch sie aber besonders chemisch resistent sind. Zur Einführung von funktionellen Gruppen bei diesen wurden Verfahren zur Erzeugung weitgehend vereinheitlichter funktioneller Gruppen entwickelt, die dazu befähigen, verschiedene Werkstoffe an ihrer Grenzfläche chemisch zu koppeln (hochhaftfeste Polymer-Verbundwerkstoffe). Damit verknüpft ist eine höhere Leistungsfähig267 TSB_Oberflächen.indd 267 10.02.12 14:20 keit und Sicherheit von Bauteilen mit modifizierten Grenz- und Oberflächen. Neben Verbundwerkstoffen ergeben sich weitere Anwendungsmöglichkeiten wie Reibminderung, Korrosionsschutz, Barriereschichten, Antifouling-Ausstattung oder Schichten für die Immobilisierung von Biomolekülen. Zugehörige Arbeitsgebiete im Kompetenzbereich Sicherheit von Bauteilen mit modifizierten Grenz- und Oberflächen umfassen ■ plasmachemische Oberflächenmodifizierung von Polymeren, ■ Anwendung und Weiterentwicklung von Methoden der Oberflächenanalyse von plasmabehandelten Oberflächen und Modifizierungen mit Hilfe der Röntgen-Photoelektronenspektroskopie XPS, ■ Bewertung der Beständigkeit funktioneller Polymeroberflächen, ■ Adhäsion zwischen Polymeren und Metallen, ■ Schadensfallanalytik bei der Delamination von Polymerverbundsystemen. Die gerätetechnische Ausstattung zur Präparation und Analytik der Fachgruppe ermöglicht thermische und Elektronenstrahl-Bedampfung, Gießen (Casting), Schleudern (Spin-Coating) und Elektrosprayabscheidung von Schichten, Herstellung und Modifizierung von Pulvern und Schichten in Induktionsplasmareaktoren, Niederdruck-Plasmabehandlung und -polymerisation mit simultaner Bedampfung und Plasmadiagnostik, Photoelektronenspektroskopie (ESCA), dielektrische, thermische und Infrarot-Spektroskopie (FTIR-, Diffuse-Reflexions-Infrarot-Fourier-Transform-/DRIFT-, abgeschwächte Totalreflexion ATR-, Infrarot-Reflexions-Absorptions-Spektroskopie IRRAS). Im Rahmen des Arbeitskreises Nanotechnologie bringt die Gruppe zusammen mit der Arbeitsgruppe 6.3 Beständigkeit von Polymeren ihre Erfahrung und Kompetenz zum Thema funktionalisierte Polymeroberflächen ein. Das Fraunhofer-IPK war Mitglied in der Fraunhofer Allianz Diamantbeschichtete Keramik DiaCer ® (Prof. Uhlmann, Dr.-Ing. König) und vor allem verantwortlich für die Anwendung des innovativen Beschichtungsmaterials auf Werkzeugen/ Bauteilen und für die Schicht- und Bauteilcharakterisierung, also die Werkzeugprüfung. Die anderen Kompetenzen wie zur Diamanttechnologie, zum Werkstoffverbund ›Hochleistungskeramik‹ und zur Schichtcharakterisierung, zur tribologischen Prüfung oder zur Simulation brachten die anderen im Verbund arbeitenden einschlägigen Fraunhofer-Institute für Schicht- und Oberflächentechnik (IST), für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) und für Werkstoffmechanik (IWM) ein. Die Diamantbeschichtung verbessert im Vergleich zur herkömmlichen Hochleistungskeramik Mikrohärte, Verschleißwiderstand, Reibverhalten, chemische Resistenz, thermische Stabilität und elektrische Isolation. Im Rahmen von bilateralen Projekten mit Unternehmen und dem im Programm ›Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft WING‹ geförderten Verbundprojekt wurden Prototypen der Zielprodukte DiaCer®Wendeschneidplatten für die Zerspanung schwer zerspanbarer Werkstoffe, Prof. Dr. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann Dr.-Ing. Jens König 268 TSB_Oberflächen.indd 268 10.02.12 14:20 DiaCer®-Ziehsteine zur Herstellung von Drähten und DiaCer®-Gleitlager und -Gleitringdichtungen für Anwendungen zum Beispiel in hoch beanspruchten Pumpen entwickelt (seit 2007 diamantbeschichtete Gleitringdichtungen unter dem Markennamen DiamondFaces®). DiaCer®-Wendeschneidplatten sind ein Beispiel für diamantbeschichtete keramische Schneidwerkzeuge für die Fräsund Drehbearbeitung und ermöglichen ■ die Bearbeitung schwer zerspanbarer Materialien, ■ die trockene und schnelle Hochleistungsbearbeitung, ■ den Einsatz neuer, schwer zerspanbarer Leichtbaumaterialien, ■ eine verbesserte Oberflächengüte der Werkstücke, ■ Diamant als Schneidwerkstoff auch für komplexe Schneidengeometrien (zum Beispiel Spanleitstufen). Prof. Dr.-Ing. Michael Rethmeier Mit Prof. Rethmeier (Leiter der Fachgruppe ›Sicherheit gefügter Bauteile‹ der BAM) hat das Fraunhofer-IPK einen Partner und Leiter für den 2009 neu eingerichteten Bereich Füge- und Beschichtungstechnik gewinnen können. Die Kooperation von IPK und BAM ermöglicht es, personelle wie apparative Ressourcen gemeinschaftlich zu nutzen und nach außen als kompetenter Ansprechpartner in der Füge- und Beschichtungstechnik für kleine und mittelständische Unternehmen zu fungieren. Die Beschichtungstechnik ist in diesem Fall eng an die Fügetechnik angebunden: So wie zahlreiche Bauteile dauerhaft gefügt werden müssen (stoffschlüssige Verfahren Schweißen, Löten, Kleben und umformtechnisches Fügen in Mikroelektronik bis zum ›tonnenschweren‹ Schiffs- und Flugzeugbau), müssen zahlreiche Bauteile dauerhaft beschichtet werden (metallische, organische, anorganische Deckschichten). Zudem ergibt sich durch die Zusammenarbeit mit der BAM bei Fragen der Materialprüfung eine Kompetenzstärkung. Dipl.-Ing. Martin Bilz Das Fraunhofer-IPK ist Koordinationsstelle für die Fraunhofer-Allianz Reinigungstechnik (FAR, Dipl.-Ing. Bilz). Sie arbeitet in den Anwendungsfeldern ■ Industrielle Reinigung von Bauteilen und Halbzeugen, ■ Reinigung in der Instandhaltung, ■ Oberflächenbehandlung vor der Beschichtung, ■ Reinigung in der Mikrosystemtechnik, ■ Reinigung in hygienerelevanten Bereichen, ■ Reinigung für den Kulturgütererhalt, ■ Aus- und Weiterbildung. Die Reinigungstechnik ist für die Oberflächen- und Schichttechnologien vor allem dann relevant, wenn es sich um beschichtungsvorbereitende Maßnahmen handelt. Fehler in der Vorbehandlung von Werkstoffoberflächen können zum Versagen der Schicht und damit zum Ausfall des gesamten Bauteils führen. Deshalb ist eine intensive, aber auch schonende Reinigung (je nach zu reinigendem Werkstoff und zu entfernenden Kontaminationen) essentiell. Dane269 TSB_Oberflächen.indd 269 10.02.12 14:20 ben ist oft eine Aktivierung (Veränderung der Benetzbarkeit) oder Passivierung (oxidische Schutzschicht) von Werkstoffoberflächen erforderlich. In der Allianz sind neben dem IPK die einschlägigen Fraunhofer-Institute anderer Standorte vertreten wie das für Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP), für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM), für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB), für Lasertechnik (ILT), für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) und für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS). Am IPK untersuchten Wissenschaftler gemeinsam mit dem IFAM und zehn Industriepartnern im InnoNet-Forschungsprojekt ›SchneeLack‹, inwiefern sich CO2-Schneestrahlen zur Vorbehandlung von Kunststoffen (vor dem Lackieren und Kleben) eignet. Ziel des Projekts waren die Qualifizierung des Verfahrens für die automatisierte Vorbehandlung von Kunststoffen sowie die Entwicklung eines Inline-Messverfahrens für die Überprüfung. Mit den Kenntnissen zu weiteren erforderlichen Prozessschritten wie Lackapplizierung und Überprüfung der Lackhaftung vereint, konnte umfassendes Know-how entlang der Prozesskette aufgebaut werden.111 Mit dem Industriearbeitskreis Trockeneisstrahlen bzw. Strahlverfahren bietet das IPK ein Forum für Mitgliederfirmen und Interessierte. Das Fraunhofer-IPK war im Verbundprojekt ›Anwendungsorientierte Simulation zur Planung und Produktion maßgeschneiderter, elektrolytisch erzeugter Oberflächen – AnSim‹ (2007 bis 2010, BMBF-gefördert) auf produktionstechnologischer Seite beteiligt (Dipl.-Ing. Mollath). Um mit Hilfe der Simulation maßgeschneiderte Oberflächen herzustellen, also wie in diesem Falle galvanotechnische Schichten mit verbesserten Funktionseigenschaften (auch Multifunktionalität) und geringerem Ressourcenverbrauch abzuscheiden, bedarf es reproduzierbarer Schichtbildungsprozesse. Beiträge des IPK zum Projekt waren die leistungsfähige Planung und Regelung von automatisierten Beschichtungsprozessen in großtechnischen Anlagen, um zu einer kontrolliert gestalteten Schichtmorphologie zu gelangen. Weitere Anforderungen waren ■ Optimierung der Prozessesbedingungen und -führung (zum Beispiel optimierte Zellengeometrie und Hydrodynamik), ■ an den Beschichtungsprozess angepasste Gestaltung der vor- und nachgelagerten Fertigungsschritte, ■ optimale Integration des Beschichtungsprozesses in die Produktionsumgebung. Es bedurfte daher vieler Erkenntnisse zur Automatisierung von galvanischen Anlagen (vor allem Handhabungstechnik); gleichzeitig war dies die Schnittstelle zu Modellbildung und anschließender Simulation. Am Beispiel der Zinkbeschichtung unter Produktionsbedingungen wurde die Tauglichkeit des Verfahrens demonstriert. Die im Projekt entstandene Simulationstechnik wird Dipl.-Ing. Günther Mollath 111 Vgl. Fraunhofer Gesellschaft (2011a), S. 20; Fraunhofer-Gesellschaft (Hrsg.) (o.J.). 270 TSB_Oberflächen.indd 270 10.02.12 14:20 für die Optimierung des Zusammenwirkens von Beschichtungsprozessen, der Prozessführung, der Konzeption von Anlagen sowie für Forschung und Lehre eingesetzt. Im Sinne der ganzheitlichen Betrachtung der Prozesse ist eine mögliche Auswirkung auf die Entwicklung von Bauteilen die Berücksichtigung einer weiteren Konstruktionsgerechtigkeit, nämlich der ›beschichtungsgerechte‹ Entwurf. Projektpartner, insbesondere für die Schichtcharakterisierung/-prüfung und die eigentliche Simulationstechnik waren die BAM, die CFX Berlin Software GmbH, die DGO Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e.V. und andere. Prof. Dr. Dietmar Hömberg Das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) führt mathematische Forschungsprojekte, insbesondere zur Modellbildung, zur mathematischen Analyse der Modelleigenschaften, zur Entwicklung von Algorithmen und Software sowie zur numerischen Simulation konkreter Prozesse aus Wirtschaft und Technologie durch. Im Hauptanwendungsgebiet ›Optimierung und Steuerung technischer Prozesse‹ widmet man sich am WIAS der Simulation verfahrenstechnischer Prozesse und damit der Optimierung (Berechnung optimaler Prozessparameter) von elementaren Produktionsprozessen wie Schweißen und Härten, von Kristallzüchtung und des Designs optischer Gitter. Zur Simulation und Optimierung der Oberflächenhärtung mittels Laser oder Elektronenstrahlen ist die Software WIAS-SharP (Surface Hardening Program) entwickelt worden. Damit ist es möglich, auch bei geometrisch komplizierten Bauteilen die gewünschte Einhärtetiefe zu realisieren. Eingebettet war diese Entwicklung in das Matheon-Projekt (Projektlaufzeit 2003 bis 2014) C11 ›Modeling and optimization of phase transitions in steel‹, ausgeführt von der Gruppe Nichtlineare Optimierung und Inverse Probleme des WIAS (Prof. Hömberg). Dr. Olaf Kahle In einer EU-geförderten Kooperation mit europäischen Partnern war die Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite PYCO unter Leitung von Dr. Kahle an der Untersuchung des Potenzials der Plasmapolymerisation als Methode zur Vorbehandlung von Metalloberflächen für Klebverbindungen und Beschichtungen beteiligt. Es gelang die Synthese neuer Monomere für die Plasmapolymerisation (zum Beispiel aus Acrylic Acid, AA), deren Eigenschaftsveränderungen hinsichtlich verwendeter Plasmaenergien und Zusätze untersucht wurden: Bei niedrigen Plasmaenergien (~10W RF) erhielt man geringe Netzwerkdichten und Eigenschaften wie große thermische Dehnung (großer CTE, coefficient of thermal expansion – typisch für Gummizustand), hoher Solanteil, geringe Temperaturbeständigkeit, hohe Wasseraufnahme. Hohe Netzwerkdichten wurden durch hohe Plasmaenergien (pulsed DC) erhalten, entsprechend ein für den Glaszustand typischer CTE, eine Schicht ohne meßbaren Solanteil, Temperaturbeständigkeit bis >300 °C und eine geringe Wasseraufnahme. Mit einem Zusatz von ca. 25 Prozent Octadien an Plasmapolymeren aus Acrylic Acid (AA) konnte ein Optimum an Verbesserungen erreicht werden. 271 TSB_Oberflächen.indd 271 10.02.12 14:20 In einem weiteren Projekt (Dr. Vieth), das gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Anorganisch-Nichtmetallische Werkstoffe der TU Dresden durchgeführt und durch die DFG gefördert wurde, ging es um die Modifizierung von Oberflächen an in Pulverform vorliegenden Werkstoffen (vor allem Trockenpressmassen). Deren Handhabung erfordert die Beeinflussung der Oberflächeneigenschaften, die durch funktionelle Gruppen der Pulver-Oberfläche (in der Regel OH-Gruppen) mit geeigneten Reagenzien, durch Behandlung mit (funktionalisierten) Alkylsilanen bzw. spezifische Prozesse wie Säure-Base-Reaktionen oder Komplexbildung bewerkstelligt werden kann. Eine derartige Oberflächenmodifizierung ist eine geeignete Methode, keramische Formgebungsverfahren (beispielsweise Heißgießen oder Spritzgießen) sowie die Herstellung von Kunststoff-Keramik-Kompositen zu verbessern, indem das rheologische Verhalten (Fließen), Viskosität und Agglomerationsverhalten der Pulver-Suspensionen entsprechend beeinflusst werden. So konnte ein verbessertes Verdichtungsverhalten von Trockenpressmassen mit oberflächenmodifizierten Pulvern umgesetzt werden. Fest am Pulver haftende Modifizierungsreagenzien vermindern signifikant die Pulver-Pulver-Reibung (Tenside reibmindernd im Sinne einer Grenzflächenschmierung), schwach haftende reduzieren deutlich die PulverWand-Reibung. Pulver aus Siliziumnitrid (Si3N4), Aluminiumoxid (Al2O3), Zirkoniumoxid (ZrO/ZrO2), Magnesiumsilicid (Mg2Si) und Eukryptit (LiAlSiO4) wurden im Projekt bereits untersucht. Weitere Forschungsarbeiten und Anwendungsmöglichkeiten sind in den Kapiteln Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik sowie Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik beschrieben. Am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP werden am gleichnamigen Fachbereich Biopolymere untersucht und entwickelt, so auch Stärkeprodukte, die in der Papier- und Textilverarbeitung eingesetzt werden: Sowohl im technischen Bereich als auch in der Lebensmittelherstellung wird Stärke hauptsächlich als Viskositätsregulator, Suspensionsmittel, Emulgator, Gelbildner, Bindemittel bzw. als Komponente in Materialien verwendet, daneben aber auch als Filmbildner. Entsprechend untersucht das Institut neben der Filmbildung sowohl Löslichkeit, Dispergierbarkeit, Extrudierbarkeit, rheologisches Verhalten, Einsatz in Trennprozessen als auch die Wechselwirkung mit anderen Polymeren und niedermolekularen Substanzen. Stärke als nachwachsender Rohstoff ist speziell in der Papierverarbeitung die ökologisch günstigere Alternative zu synthetischen Papierhilfsadditiven und sowohl Rohstoff als auch wichtiges Papierhilfsmittel: Sie kommt zu großen Teilen im Oberflächenauftrag, im sog. ›Strich‹ (Veredelung mit einem Bindemittelauftrag für eine geschlossene, glatte und stabile Oberfläche, für bessere Qualität beim Druck durch die Bindeeigenschaft für Pigmente) und im Sprühauftrag zum Einsatz (›Sprühstärke‹). Knapp 90 Prozent der eingesetzten Stärke werden so über die Papieroberfläche durch Leim- oder Filmpresse, Sprühaggregat und mit dem Papierstrich appliziert und nur etwas mehr als zehn Prozent durch Zusatz Dr. Waltraud Vorwerg 272 TSB_Oberflächen.indd 272 10.02.12 14:20 in der Stoffmasse (Faser- und Füllstoffsuspension). Meist modifizierte Stärke ist also ein Papierhilfsmittel in der Masse- und Oberflächenleimung, Beschichtungsmittel bzw. zur Laminierung von Papier geeignet. Gleichermaßen kommen die entwickelten Stärkeprodukte als Schlichtungsmittel für Textilien und zur Verbesserung der Textilbedruckbarkeit in Frage. Weitere Forschungsarbeiten und Anwendungen des Bereichs Biopolymere finden sich in den Kapiteln Biokompatible und bioaktive Oberflächen sowie Oberflächentechnik in der Bioverfahrenstechnik. Dr. Andreas Holländer Mit der Oberflächenmodifizierung polymerer Werkstoffe – Kunststoffen wie natürlichen Polymeren – sowie mit der Abscheidung organischer Schichten ist die Fachgruppe Oberflächen am Fraunhofer-IAP um Dr. Holländer vertraut. Bearbeitet werden oberflächenrelevante Aufgabenstellungen der ganzen Werkstoffgruppe, entsprechend vielfältig sind die Anwendungen und der Nutzen. Die Technologien zur Oberflächenbehandlung bzw. Schichtabscheidung wie ■ Aktivierung und Funktionalisierung von Polymeroberflächen im Niederdruckbereich und bei Atmosphärendruck, ■ plasmagestützte Abscheidung dünner organischer Schichten, ■ photochemische (insbesondere im Vakuum-Ultraviolett, VUV, Excimer) Funktionalisierung von Polymeroberflächen und ■ Funktionalisierung von Polymeroberflächen aus der Gasphase oder mit Flüssigkeiten dienen in erster Linie den anderen Fachgruppen des Instituts für die Komponenten- oder Bauteilherstellung (vergleiche Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik). Entwicklungen können im Labormaßstab wie im kleintechnischen Bereich umgesetzt werden; für die Charakterisierung von Oberflächen und dünnen Schichten steht eine umfassende analytische Ausstattung zur Verfügung. Bearbeitete Themen in der Oberflächentechnik lauten: ■ Kopplung von biologisch aktiven Substanzen auf polymere Oberflächen – Diagnosekits zum Beispiel für Salmonellentest – Biozide Oberflächen für Folien oder Textilien ■ Hydrophile oder hydrophobe Oberflächen – Wasserabweisende Textilien – Präparation von Textilien für die Färbung ■ Klebstofffreies Verbinden – Verbinden von Kunststoffteilen in der Mikrofluidik und Mikrooptik ■ Ultrabarrieren – für flexible Displays – für Lebensmittelverpackungen ■ Funktionale Beschichtungen – Photobiozide Beschichtungen für den Holzschutz 273 TSB_Oberflächen.indd 273 10.02.12 14:20 – Fluoreszenzschichten für die Sensortechnik – UV-stabile Holzbeschichtungen – Orientierungsschichten für Flüssigkristalle ■ Oberflächen- und Dünnschichtanalytik – Charakterisierung der chemischen Struktur, der Topographie und makroskopischer Eigenschaften Mit weiteren sechs Fraunhofer-Instituten ist das IAP beim Thema Oberflächen in der Allianz Polymere Oberflächen POLO verbündet. In die interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Entwicklung und Vermarktung polymerer Produkte mit funktionellen Oberflächen, Grenzflächen und dünnen Schichten kann das IAP einschlägiges Know-how und apparative Ausstattung einbringen, vor allem zu ■ Mikroverkapselung von Wirkstoffen, ■ Synthese reaktiver Monomere und von Polymeren, ■ Synthese halbleitender Polymere, Aufbau von Testdevices in ReinraumGlovebox, ■ Reinstfolienherstellung im Labormaßstab im Reinraum, Bahnware bis 0,3 m Breite, ■ Oberflächenbehandlung mit Normaldruck-Plasma, Niederdruck-Plasma, ■ VUV-Strahlung vom Labor- bis Pilotmaßstab. Die Arbeitsgruppe Mikroverkapselung um Dr. Hahn am Fh-IAP wurde bereits in den Kapiteln Oberflächen in der Nano-Biotechnologie, Energiewandlung und -speicherung sowie Umwelttechnik beschrieben. Die Mikroverkapselung als polymere Umhüllung von wie auch immer gearteten Kernmaterialien ist Thema und Arbeitsinhalt der Fachgruppe (Kenntnisse zu Chemie, Technologie, Verarbeitung und Applikation von Polymeren) mit ausgesprochen querschnitthaftem Charakter. Die Veränderung der Oberfläche von Partikeln/Wirkstoffen durch Mikrokapseln, ein Wandmaterial oder Matrixpartikel präpariert sie für den Einsatz in verschiedenen Anwendungsgebieten, wo sie sonst nicht bleiben, sondern sich auflösen und zu schnell verbrauchen würden, konkret ■ in der Kunststoffindustrie (Einbau von Wirkstoffen, Kompositfüllstoffen, Kunststoff- bzw. Kautschukadditive: Flammschutzmittel, Stabilisatoren, Metallpulver), ■ in der Galvanotechnik (Einbau von Farb- und Effektstoffen, Schmiermitteln, Korrosionsschutz), ■ in Reaktivharzsystemen (Reaktivkomponenten, Katalysatoren, Initiatoren), ■ in der Bauindustrie (Schädlingsbekämpfung; Wärmespeicher – mikroverkapselte phase change materials; mit klebstoffhaltigen Mikrokapseln beschichtete Schraubengewinde; intelligente Dichtungsmaterialien – Quellen nach Auflösung der Hülle bei Feuchtigkeit), ■ in der Farb- und Lackindustrie (Flakes, Pigmente, Antifoulingstoffe), ■ in der Textilindustrie, Druck- und Papierindustrie, Dr. Mathias Hahn 274 TSB_Oberflächen.indd 274 10.02.12 14:20 ■ als fluoreszierende Mikrokapseln (Kernmaterialien unter anderem: Farbstoffe, Mineralöle, Klebstoffkomponenten, Flammschutzmittel, Metallflakes, Schmiermittel). Mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat das Fh-IAP 2009 die Technologieplattform Mikroverkapselung ins Leben gerufen. Sie verfolgt das Ziel, das Potenzial der Technologie zu nutzen, in verschiedenen Industriesektoren profitabel zur Anwendung zu kommen, oder Unternehmen diese Chancen rechtzeitig nutzen zu lassen. Seit 2011 in der zweiten Phase befindlich, bündelt, sammelt und bewertet die Plattform Informationen zur Mikroverkapselung und gibt sie per Newsletter und in Foren (2008 bis 2010) bzw. Konferenzen (zum Beispiel im Oktober 2011 in Berlin) an die teilnehmenden Mitgliedsfirmen weiter. Dr. Dmitry Shchukin In der von Prof. Möhwald geleiteten Abteilung Grenzflächen am Max-PlanckInstitut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPI-KG) gibt es mehrere Forschergruppen zu ›(Quasi) Planar Interfaces‹, ›Solid Interfaces‹ und ›Non-planar Interfaces‹. In der Arbeitsgruppe Active Interfaces and Coatings (Dr. Shchukin) beschäftigt man sich unter anderem mit Hohlstrukturen (microbubbles) und eingebetteten Gastmolekülen, die einer Oberfläche selbstheilende Eigenschaften geben und beispielsweise dem aktiven Korrosionsschutz dienen (BMBF NanoFutur-Projekt ›Nanoskalige Hohlstrukturen mit eingebetteten Gastmolekülen für neue aktive Korrosionsschutz-Systeme‹, BMBF-ForMaT-Projekt: ›Intelligente Nanocontainer für selbstheilende Antikorrosionsbeschichtungen‹). An solchen Nanocontainern wird in der Gruppe geforscht, speziell an der Kompatibilität zum Matrixmaterial, an der Verkapselung und Aufrechterhaltung des aktiven Materials bis hin zur Permeabilität der Kapsel/Schale, die durch externe Stimuli regulierbar sein soll. Damit sollen schnelle Reaktionen auf Veränderungen hervorgerufen werden, die entweder in der Matrix solcher multifunktionellen Oberflächen passieren (etwa Risse, pH-Wert-Änderungen) oder die lokalen Umgebungsbedingungen betreffen (Temperatur, Luftfeuchte). Zur Synthese strukturierter Materialien und von Nanocontainern werden daher Ultraschalltechnologien entwickelt und oberflächenaktive, hydrophobe oder hydrophile Materialien (amphiphile Polymere, Polyelektrolyte, oberflächenfunktionalisierte Nanopartikel) angewandt, um den Kavitaionsprozess (Hohlstrukturenbildung) zu kontrollieren. Dr.-Ing. Arturo Flores Renteria Das Forschungszentrum für Leichtbauwerkstoffe Panta Rhei gGmbH, im Jahr 2001 gegründet, betreibt Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Produktion und Verarbeitung innovativer Leichtbauwerkstoffe in den Kernbereichen Werkstoff- und Oberflächentechnik, Fügetechnik, Konstruktion und Fertigung sowie Materialforschung und Sensorik. Die Ausstattung in den Bereichen Beschichtung/Oberflächenanalytik sowie das Humankapital speisen sich überwiegend aus den beteiligten Lehrstühlen 275 TSB_Oberflächen.indd 275 10.02.12 14:20 HIPIMS-Beschichtungszentrum (PantaRhei) der Hauptgesellschafterin BTU (Angewandte Physik/Sensorik II, Fügetechnik, Konstruktion und Fertigung, Metallkunde und Werkstofftechnik) und betreffen ■ Oberflächenbehandlung und Beschichtungstechnik, ■ Magnetron Sputtering, Arc-Verdampfung, HIPIMS (High Power Impulse Magnetron Sputtering, auch High Power Pulsed Magnetron Sputtering HPPMS), ■ Auftragen sowie ■ Oberflächenanalytik mit UHV-Systemen. Auch die bislang bearbeiteten Projekte sind im Wesentlichen Arbeiten der genannten Lehrstühle und Professoren und an entsprechender Stelle bereits vorgestellt: ■ Adaptive Oberflächen für Hochtemperaturanwendungen – Das ›Haut‹Konzept (Leyens/Vieweger, Lehrstuhl Metallkunde und Werkstofftechnik); Entwicklung eines Schichtsystems für hochbelastete Verdichterkomponenten (Garkas, Lehrstuhl Metallkunde und Werkstofftechnik) ■ Plasma-Diagnostik zur in situ-Messung konventioneller Plasmen und hoch metallionenhaltiger HIPIMS-Plasmen zum Ionenätzen und für die Abscheidung von Dünnschichten (2008 bis 2010, Lehrstuhl Verbrennungskraftmaschinen und Flugantriebe) ■ Organische Ferroelektrika durch nichtflüchtige Speicher (2005 bis 2009); Kraftsensoren aus Polymerfolien – Piezoelektrische Polymersensoren für 276 TSB_Oberflächen.indd 276 10.02.12 14:20 Hochdruckanwendungen; Organische Feldeffekttransistoren; Pr-O-NSchichten: Dielektrika für 4H- und 3C-SiC-Oberflächen (Schmeißer, Lehrstuhl Angewandte Physik/Sensorik II) Der Vernetzung zwischen im Leichtbau tätigen Wissenschaftlern und Wirtschaftsakteuren dient der jährlich stattfindende Cottbuser Leichtbauworkshop. Im Mai 2010 stand er unter dem Motto ›Innovationen in der Dünnschichttechnik‹. In den beiden Themenkomplexen ›Dünne Schichten für Bauelemente‹ und ›HPPMS-Technologie‹ wurde unter Beteiligung namhafter Experten aus Forschung, Entwicklung und Anwendung über Erzeugung, Analytik und Einsatz ausgewählter dünner Schichten referiert und diskutiert. 2011, beim 9. Cottbuser Leichtbauworkshop, hieß das Thema ›Materialien für innovative Energietechnik/Statusseminar Innostructure‹. Hier wurde die Beteiligung an der Verbundforschung GeoEnergie Phase II vorgestellt, schwerpunktmäßig wird materialwissenschaftliche Forschung im Bereich der Katalyse und Korrosion beigesteuert. Eine Kurzvorstellung des Verbundprojektes GeoEn II gab Prof. Schmeißer, über Katalysatoren für die CO2-Wandlung zu C2H4 referierte Dr. Müller und über Hochtemperaturkorrosion in Gasturbinen Dipl.-Ing. Garkas vom Lehrstuhl Metallkunde und Werkstofftechnik an der BTU Cottbus. Partner im GeoEn-Verbund sind die Universität Potsdam (UP), die Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTU) und das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ (Federführung). Wirtschaft Atotech Deutschland GmbH Die Atotech Deutschland GmbH mit Hauptsitz in Berlin ist Entwickler und Anbieter von Beschichtungsprodukten, integrierten Produktionssystemen, Chemie, Zubehör, Know-how und Service in den Bereichen dekorative und funktionale Oberflächenbeschichtungen sowie Halbleiter- und Leiterplattenherstellung. An elektronischen Materialien bzw. für die Leiterplattentechnik bietet das Unternehmen Lösungen für Hochleistungsdielektrika und Basismaterialien (Substrate), Photopolymere (Resiste für die Leiterplattenstrukturierung) und Leiterplattenbeschichtungen/Lacke. Die Metallisierung (funktionelle Metalloberflächen für die Elektro- und Elektronikindustrie), Halbleiter-Prozesstechnologien (Leiterbildgalvanisieren), Oberflächenbehandlung/Endoberflächen sowie alternative Prozesstechnologien und entsprechende Anlagentechnologien gehören dazu. Für Materialwissenschaften und Analytik sind am Hauptsitz Forschungs- und Entwicklungslabore vorhanden, in denen Equipment für außenstromloses und elektrochemisches Abscheiden sowie für analytische Zwecke (Ionenfeinstrahlanlage FIB, Rasterelektronenmikroskopie REM, Rasterkraftmikroskopie AFM, Röntgenfluoreszenzspektroskopie XRF und viele weitere) zur Verfügung steht. 277 TSB_Oberflächen.indd 277 10.02.12 14:20 Produkte und Systemlösungen für die allgemeine Oberflächenveredelung umfassen Vorbehandlung, dekorative Beschichtungen, Kunststoffbeschichtung, Korrosionsschutzschichten, Hartchromverfahren, Chemisch Nickel-Verfahren sowie umweltfreundliche Lösungen für Lackierbetriebe bzw. umweltschonende Produktionstechnologien allgemein. Atotech ist damit Partner vieler Hersteller der Automobil-, Sanitär-, Elektronik- sowie Schmuck- und Konsumgüterbranche, bietet diesen unter anderem Musterbearbeitungen und die Simulation von Produktionsbedingungen in Pilotanlagen an. Die G-Elit Präzisionswerkzeug-GmbH gehört zur Gühring-Guppe – einem international führenden Spezialisten für Entwicklung und Herstellung von spezialisierten Werkzeugen, bei denen alle Kompetenzen zu Schneidstoff-, Beschichtungs-, Werkzeuggeometrie- und Fertigungsfragen zusammen kommen. Am Standort Berlin arbeiten rund 400 Mitarbeiter in Fertigung, Lagerung und Versand von Präzisionswerkzeugen. Mit Hilfe selbst entwickelter Anlagentechnik wie für das Rund-, Flachsowie Centerless-Schleifen werden rund 28 Millionen Hartmetall-Bohrwerkzeuge (aus HighSpeedSteel HSS) endbearbeitet. Das können Standardwerkzeuge aus dem Produktspektrum – schon ab einem Bohrdurchmesser von 0,68 mm – oder kundenspezifische Sonderwerkzeuge sein, die ihren Schliff in verschiedenen Qualitäten je nach Kundenwunsch erhalten. Mit ebenfalls selbst entwickelter Beschichtungstechnologie werden Schutzschichten auf die Werkzeuge appliziert, um deren Leistungsfähigkeit und Standzeit bezogen auf den Verschleiß zu steigern. Ein von der F&E-Abteilung ›Beschichtung‹ bei G-Elit entwickeltes und patentiertes Verfahren ist eine kathodische Arc-Beschichtung, die erfolgreich in Produktion und Lohnbeschichtung angewendet wird. Damit entstehen TiAlN-, TiAlN/TiN-Mehrlagen- und TiAlCrN-Schichten für den Verschleißschutz an hochpräzisen Werkzeugen für die Metallzerspanung. Sie werden vor allem im Maschinenbau, in der Automobil- und Automobilzulieferindustrie sowie in der Luft- und Raumfahrtindustrie benötigt. G-Elit Präzisionswerkzeug-GmbH Die Schempp & Decker Präzisionsteile und Oberflächentechnik GmbH ist ein Unternehmen für die Entwicklung und Fertigung präziser Teile, die mittels Kunststoffverarbeitung, Präzisionsstanzerei und Oberflächentechnik (Galvanik) hergestellt werden. Kunden stammen hauptsächlich aus der Telekommunikations- und Automobilzulieferindustrie. Die Oberflächentechnik umfasst Vorbehandlungen, Beschichtungen mit Metallen und Edelmetallen sowie Nachbehandlungen, also ■ Vorbehandlung (Entfetten, Reinigen, Beizen, Brennen), ■ Metallbeschichtung (Kupfer/mit Anlaufschutz, Nickel matt/glänzend, Nickel chemisch, Zinn glänzend, Zinn/Blei, Zink, Chrom), ■ Edelmetallbeschichtung (Gold, Palladium/Nickel, Silber), Schempp & Decker Präzisionsteile und Oberflächentechnik GmbH 278 TSB_Oberflächen.indd 278 10.02.12 14:20 ■ Nachbehandlung (Passivieren von Edelstahl, Silber, Beizen, Chromatierung, chemisch Oxidieren von Aluminium, Befetten). Einzelteile, Schüttgut oder Kleinserienteile können an automatisierten Anlagen veredelt werden (Gestell-, Trommelgalvanik, Kleinseriengalvanik). Kunststoffteile für technische Anwendungen aus ABS, PC, ABS/PC-Blends, PEI, LCP, PES, PBT, PPA und PPO werden nach modernen Direktmetalliserungsverfahren galvanisiert. Zur Beschichtung hochkomplexer gestanzter Bänder und Halbzeuge sowie zur Optimierung des Edelmetallverbrauchs entwickelt Schempp & Decker Sonderverfahren in der Bandgalvanik. Mit den selbst entwickelten Bandanlagen sind nicht nur vollflächige, sondern auch partielle Veredelungen von Kontaktbändern und Halbzeugen möglich. Gängige Selektivverfahren sind das Tauchtiefeverfahren (Band wird definiert in den Elektrolyten eingetaucht), Brushplating (selektive Abscheidung durch elektrolyt-getränkten Tampon), Maskenrad (mitlaufende Masken für Position und Höhenprofil der Beschichtung) und Innenvergoldung (gezielte Beschichtung auf innenliegenden, bis zu 0,3 mm schmalen Bereichen). Die selektiv metallisierten Oberflächen dienen hauptsächlich der Kontaktierung: Sie sind Bestandteil vieler elektrischer und elektromechanischer Baugruppen in Automobilen und sichern deren Funktionsfähigkeit. Immer höhere Anforderungen der Automobil-Zulieferer an Präzision, Maßgenauigkeit und Schichteigenschaften befördern die Weiterentwicklung der Anlagentechnik und Investionen in neue Technologien. Ähnlich ist der Einsatz von Oberflächenbeschichtungen und elektrischen Kontakten in der Telekommunikationszulieferindustrie (Festnetztechnologie, insbesondere DSL-Technik). acolma GmbH 112 Vgl. Innovationspark Wuhlheide Managementgesellschaft mbH (Hrsg.) (2008), S. 7. Die acolma GmbH ist ein kleines Unternehmen, das sich der Forschung, Entwicklung und Vermarktung (Serienreife) eigener Produkte auf Basis eines athermischen Lasermaterialbearbeitungsverfahrens widmet. Aufbauend auf Forschungen des Geschäftsführers und der Musterfertigung im vorangegangenen Unternehmen Fimea GmbH ist eine Werkzeugmaschine zur kalten Lasermaterialbearbeitung gebaut worden. Durch den Materialabtrag in Form eines ›kalten‹ Prozesses konnten vorteilhafte Ergebnisse erzielt werden, das Verfahren ist universal auf verschiedensten Festkörpermaterialien anwendbar.112 Auf Anwendungsseite lassen sich einzelne Geschäftsfelder benennen: ■ Schädigungsfreie Mikrostrukturbearbeitung, also die Erstellung störungsfreier Mikrostrukturen: Da die üblichen Beeinträchtigungen durch Hitze (bei klassischer Lasermaterialbearbeitung) wie Rand-, Gratbildung oder Materialausbrüche bei athermischer Oberflächenbearbeitung nicht auftreten, können unter anderem sehr große Aspektverhältnisse erreicht werden. Anwendungsbereiche sind die Chip-Herstellung (Auftrennen von Leitbahnschichten) und die Medizintechnik (gratfreie Kanülen). 279 TSB_Oberflächen.indd 279 10.02.12 14:20 ■ nm-Oberflächenstrukturierung durch Abtrag (Subtraktivtechnik): Durch Umlagerung der Oberflächenatome werden Nanometerstrukturen erzeugt. Anwendungsbereiche sind Oberflächen im Zellkontakt wie an Prothesen, zur Biofouling-Vermeidung und bei Biosensoren, aber auch Katalysatoren, Brennstoffzellen oder Sonnenkollektoren. ■ Athermischer Materialabtrag für ein dropletfreies Laserstrahlverdampfen (Pulsed Laser Deposition PLD): Ohne dass Materialtröpfchen (Droplets) entstehen, lassen sich stöchiometrisch ausgeglichene, haftfeste Schichten erzeugen. Das entsprechende Dienstleistungsangebot zum acolma-Verfahren bietet die ALMASIMA AG. Mikro- und nanostrukturierte Oberflächen verschiedenster Materialien werden mit Hilfe des Kaltlaserverfahrens hergestellt, wobei der Verfahrensvorteil sicherstellt, dass weder separierte Nanopartikel entstehen, noch deren Freisetzung in die Umwelt erfolgt. Die AHC Oberflächentechnik GmbH Berlin ist eines von 14 Werken der AHCGruppe in Europa, die als europäischer Marktführer in der funktionellen Galvanik gilt. Das Werk in Berlin wurde 1990 eröffnet. Als Dienstleister für Oberflächenveredelungen behandelt AHC vom Einzelbauteil bis zur Großserie Bauteile aus allen eingesetzten Metallwerkstoffen – bis hin zu Kunststoffen mit hauptsächlicher Nachfrage aus den Branchen Maschinenbau, Automotive und Elektronik. Ein Berliner Schwerpunkt und Alleinstellungsmerkmal innerhalb der AHC-Gruppe ist die Modifizierung von Oberflächeneigenschaften speziell bei Leichtmetallen wie Aluminium, Magnesium und Titan mit plasmachemischen Anodisierverfahren (Übersicht 13). AHC Oberflächentechnik GmbH Entstehung einer MAGOXID-COAT®- bzw. KEPLA-COAT®-Schicht durch Plasmaentladung (AHC Oberflächentechnik GmbH) 280 TSB_Oberflächen.indd 280 10.02.12 14:20 Übersicht 13: Am Standort Berlin eingesetzte Verfahren der AHC Oberflächentechnik Anodische Verfahren: - HART-COAT® (HC) - für kupferhaltige Werkstoffe (HC-CU) - für Druckguss- Werkstoffe (HC-GD) - HART-COAT® (schwarz) - HC+PTFE (HC-PLUS) - HC-Nachbehandlung (HW-Sealing) - Farbanodisation von Titan - Technisch Eloxal - Technisch Eloxal (schwarz) Hartanodische Oxidation, die Aluminium-Werkstoffe mit einer harten keramikähnlichen Schicht vor Verschleiß und Korrosion schützt Preiswerter Oberflächenschutz für Aluminium-Werkstoffe Plasmachemisches Anodisieren: - MAGOXID-COAT® (MC) - MAGOXID-COAT® (MC schwarz) - KEPLA-COAT® (KC) - KEPLA-COAT® KC schwarz - KEPLA-COAT® für Titanwerkstoffe (KC für Titan) - Plasmocer® Chemische Verfahren: - DURNI-COAT® (DNC 571) - DURNI-COAT® (DNC 520 – AL) - DURNI-COAT® (DNC-LCP) Plasmachemisch erzeugte tiefschwarze, matte Oxidkeramikschichten auf Aluminium, vor allem optische Anwendungen Chemische Vernickelung verschiedenster Metalle, schützt vor Verschleiß und Korrosion, + andere funktionelle Anforderungen Spezialverfahren: - META COAT® Metallisieren von Kunststoffen - 3-D-MID-Beschichtungen Metallisierung von Hochleistungs- und faserverstärkten Kunststoffen (zum Beispiel PPS, CFK, GFK, PEEK, PPA, PBT, BMC u.v.m.) für: elektr. Leitfähigkeit, Verschleißbeständigkeit, hohe Haftfestigkeit Partielle Metallisierung räumlich spritzgegossener Schaltungsträger aus Kunststoff (Three-Dimensional Molded Interconnect Devices – 3-D MID) - Härteprüfung Die Verbesserungsmöglichkeiten bestehender Verfahren werden im Anwendungsfall bzw. durch Kundenanforderungen in Erfahrung gebracht, sodass AHC kontinuierlich entwickelt und optimiert. Das Leistungsspektrum der AHCGruppe umfasst über 100 Verfahren; viele sind selbst entwickelt und werden weltweit als Lizenzen vergeben. Arc Precision GmbH Die Arc Precision GmbH ist ein junges Unternehmen, das Plasmaquellen für die gefilterte Bogenbeschichtung (filtered arc deposition) entwickelt und verbessert. Das Unternehmen ist damit Lieferant von modularen Plasmaquellen und kompletten Beschichtungsanlagen, macht aber auch Beschichtungstests und Beschichtungen von Werkzeugen, Halbzeugen und Bauteilen im Lohnauftrag. Außerdem hat sich Arc Precision mittels entsprechender Ausrüstung bzw. autorisierter Partner auch auf die Oberflächenanalytik spezialisiert und bietet Industrie und Forschung entsprechendes Know-how für Beschichtungen, Anlagentechnik und Prozessen mit Bogenentladung an. 281 TSB_Oberflächen.indd 281 10.02.12 14:20 Bereits realisierte Oberflächentechnologien bewegen sich hauptsächlich in der Mikrosystemtechnik. Dazu gehören ■ superharte Carbon-Beschichtungen für Informationsspeichersysteme (Festplatte, Lese-/Schreibkopf), ■ Kupfermetallisierung und Barriereschichten für die Dual-Damascene-Technologie in der Mikroelektronik, ■ Hartstoffschichten für Mikro-/Nano-Systeme, ■ Sensoren für verschiedene Anwendungen, ■ superdünne Tunnelbarrieren. Die Berolina Metallspritztechnik Wesnigk GmbH ist Spezialist für die Oberflächenveredelung mittels verschiedener Spritzverfahren. Die angebotenen Dienstleistungen umfassen Rundschleifen (im Lohnauftrag), Strahlen sowie Kaltgas-, Plasma-, Lichtbogen-, Flamm- (Drahtflamm-, Pulverflamm-) und Hochgeschwindigkeitsflammspritzen von verschiedenen Schichtmaterialien, darunter Oxidkeramiken, nichtoxidkeramisch-metallartige Karbide sowie verschiedene Metalle. Die Oxidkeramikschichten (Aluminiumoxid Al2O3, Chromoxid Cr2O3, Titanoxid TiO2 und Zirkonoxid ZrO2) dienen beispielsweise dazu, Bauteile wärmedämmend oder zum Wärmeabstrahler zu machen, indem weiße, reflektierende Oberflächenbeschichtungen appliziert bzw. dunkel gefärbte, extrem oberflächenvergrößernde und damit wärmeabführende Schichten verwendet werden. Karbide wie Wolframkarbid und Chromkarbid dienen hauptsächlich Verschleißschutzanforderungen; in Form einer Wolframcarbid/ChromcarbidMischung werden bei Berolina Bremsscheiben beschichtet und wiederaufbereitet. Wolframcarbid und Chromcarbid in einer Kobalt- oder Nickel/ChromMatrix bietet besonders Korrosions- und Verschleißbeständigkeit und wird als solches verwendet, um Hartchrom zu ersetzen. Des Weiteren bietet Berolina Beschichtungen mit dem sehr harten und reibverschleißbeständigen Molybdän an. Dieses Material wird zum Beispiel von der Druckindustrie für Papiervorschubrollen nachgefragt. Ebenso geschehen Beschichtungen mit verschleißfestem Chromstahl an Hydraulikkolben sowie Korund-Strahlen und Aluminium-Flammspritzen für Auspuffanlagen. Auch für andere Substratwerkstoffe gibt es Oberflächenbehandlungen, wie das Kunststoffmetallisieren mittels thermischem Spritzen von Zink, Zinn, Kupfer, Silber oder Aluminium zu Zwecken der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) sowie zur Beschichtung von porösen/zellulären Materialien: Zink für den Korrosionsschutz, Karbid oder Molybdän für den Verschleißschutz, Messing, Kupfer, Aluminium für die Optik und katalytisch wirkende Materialien sind nur einige Beispiele dafür, wie Oberflächen von leichtbaurelevanten Metallschäumen funktionalisiert werden können. Zur Modifikation der Oberflächeneigenschaften von Bauteilen aus zellularen Werkstoffen betrieb Berolina zwischen 2008 und 2010 in Kooperation mit dem Fraunhofer-IFAM, Institutsteil Dresden und dem Fraunhofer-IWS Dresden Berolina Metallspritztechnik Wesnigk GmbH 282 TSB_Oberflächen.indd 282 10.02.12 14:20 intensive F&E-Arbeiten, die hauptsächlich die Werkzeug- und Verfahrensentwicklung betrafen. Daraus hervorgegangen sind Kompetenzen der Firma wie: Umfangsbeschichtung von Faserronden (Nickel-Chrom-Stahl, Lichtbogenspritzen), Hitzeschutzbeschichtung der Oberflächen metallischer Hohlkugelstrukturen mittels Pulverflammspritzen (mit Oxidkeramik Al2O3, Thermobeständigkeit /-wechselfestigkeit verbessernd), Herstellung lötfähiger Zinnschichten an offenporigen Aluminiumschäumen und Umfangsbeschichtung von Faserronden mit Kupfer (beides mittels Drahtflammspritzen). Berolina Metallspritztechnik Wesnigk hat viele Referenzen in der Hauptstadtregion, so fanden Auftragsarbeiten bei den Berliner Wasserbetrieben in der Instandsetzung von Pumpenersatzteilen, beim Siemens Gasturbinenwerk zu Verschleißschutzbeschichtungen an Gasturbinenteilen und bei der Vattenfall AG in der Instandsetzung von Kraftwerksersatzteilen statt. Für die Bundesdruckerei wurden Versuchsbeschichtungen duchgeführt und die Schering AG (heute Bayer Healthcare Pharmaceuticals) nutzte die Expertise bei der Beschichtung von Filterelementen. Mit Bombardier Schienenfahrzeuge arbeitete Berolina in Sachen elektrische Kontaktschichten zusammen, weitere (überregional vertretene) Konzerne aus dem Bereich Verkehr und Mobilität nahmen gleichermaßen Dienste zu wärmedämmenden, Verschleißschutz- und EMV-Schichten in Anspruch. Für die alfred rexroth GmbH & Co. KG, einen metall- bzw. blechverarbeitenden Mittelständler in Berlin und Rhinow (Brandenburg), standen die elektrischen Funktionsschichten von Berolina im Zentrum des Interesses. CFX Berlin Software GmbH Die CFX Berlin Software GmbH ist Software-Vertreiber und Dienstleister im Bereich numerischer Strömungssimulationen (CFD), der analytischen und experimentellen Strömungstechnik sowie zur Lösung von thermischen und elektromagnetischen Fragestellungen. Das Unternehmen entwickelt in Forschungsprojekten physikalische Modelle und numerische Methoden weiter. CFX war am Verbundprojekt ›Anwendungsorientierte Simulation zur Planung und Produktion maßgeschneiderter, elektrolytisch erzeugter Oberflächen – AnSim‹ (2007 bis 2010, BMBF-gefördert) auf Seiten der Simulationsentwicklung beteiligt. Projektpartner für die produktionstechnische Untersuchung und die Schichtcharakterisierung/-prüfung waren das Fraunhofer-IPK und die BAM, außerdem die DGO Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e.V. (Hilden) und andere. Um mit Hilfe der Simulation maßgeschneiderte Oberflächen herzustellen, also wie in diesem Fall galvanotechnische Schichten mit verbesserten Funktionseigenschaften (auch Multifunktionalität) und geringerem Ressourcenverbrauch abzuscheiden, bedarf es reproduzierbarer Schichtbildungsprozesse. Die Optimierung der Prozessbedingungen und -führung (zum Beispiel optimierte Zellengeometrie und Hydrodynamik) galt es simulationstechnisch abzubilden. Anhand eines ausgearbeiteten physikalischen Modells vom Beispiel Zinkbeschichtung unter Produktionsbedingungen wurde diese unter Berücksichtigung 283 TSB_Oberflächen.indd 283 10.02.12 14:20 von chemischen und physikalischen Einflussgrößen (zum Beispiel Wasserstoffentstehung) simuliert und die Tauglichkeit des Verfahrens demonstriert. Die im Projekt entstandene Simulationstechnik wird für die Optimierung des Zusammenwirkens von Beschichtungsprozessen, der Prozessführung, der Konzeption von Anlagen sowie für Forschung und Lehre eingesetzt. Die DIC Berlin GmbH, R & D Laboratory, ist eine Tochter der Dainippon Ink & Chemicals, Inc., Tokyo (DIC) und betreibt am Standort Berlin Grundlagenforschung und Entwicklung in der Polymerchemie an neuen Produkten und Verbesserungen für Produktionsprozesse. Dazu zählen umweltfreundliche Systeme, beispielsweise wasserbasierte Beschichtungen und (Druck-) Farben, lösemittelfreie Beschichtungen wie Pulverlack und UV-härtbare Tinten; außerdem Substitutionsstoffe, etwa für formaldehydfreie Vernetzung und Polyesterformulierung mit weniger Styrolmonomer. Ziel ist es auch, die Herstellungsprozesse zu optimieren, indem Qualität/Produktionskapazität verbessert, Kosten gesenkt und Abfall vermieden werden. Die Anwendung neuer Synthesetechniken (zum Beispiel bei Flüssigkristallen) in aktuell entwickelten Komponenten und Produkten (wie energiesparenden LC-Displays) wird ebenfalls angestrebt. DIC Berlin GmbH R & D Laboratory Die Dr.-Ing. Rainer Heyer Werkzeugtechnik GmbH ist ein 1991 gegründetes Unternehmen, spezialisiert auf Hartstoffbeschichtungen für Hochleistungswerkzeuge, Werkzeugformen und Präzisionsbauteile, die in den letzten 15 bis 20 Jahren enorm an Bedeutung gewonnen haben. Eigenschaften, Schichtmaterialien, Legierungen und Schichtfolgen können individuell und reproduzierbar kundengerecht gestaltet werden, sodass wirtschaftliche Lösungen, meist bestehend aus Oberflächenfinish, PVD-Beschichtung und WS2-Gleitstoff- Dr.-Ing. Rainer Heyer Werkzeugtechnik GmbH CVD PVD Prozess Übersicht 14: Beschichtungsprodukte der Dr.-Ing. Rainer Heyer Werkzeugtechnik GmbH Schicht Material Härte in HV Schichtdicke in µm Reibungskoeffizient vs. Stahl TiN TiN 2.300 0,5–4 0,4 Beschichtungstemperatur in ˚C 250–450 max. Einsatztemperatur 600 Farbe goldgelb TiCN TiCN 3.000 0,5–3 0,25 300–450 400 hellblaugrau TiAIN TiAIN 3.300 0,5–3 0,3 300–450 800 dunkelblaugrau Multitic TiAICN 3.300 0,5–3 0,25 300–450 800 altrosa Alucast CrN 2.000 0,5–6 0,3 200–450 700 silber 0,3 200–450 700 silbergrau ca. 20 650 dunkelblaugrau CrN CrN 2000 WS2 WS2 300 0,5–6 (10) TiC TiC 4000 5–8 0,25 950–1.000 300 graumetallisch TiC/TiN TiC/TiN 3.000 5–8 0,4 950–1.000 450 bronce ca. 0,5 (0,03) 284 TSB_Oberflächen.indd 284 10.02.12 14:20 beschichtung zur Reibungsminimierung, gefunden werden. Polierte, geschliffene, geätzte, genarbte, erodierte Flächen sowie scharfe Kanten werden dabei nicht verändert, die Fertigungstoleranzen verändern sich nur im Rahmen der gewünschten Schichtdicke (typischerweise 0,5 bis 4 µm). Je nach Anforderungen werden die Materialien Titannitrid, Titancarbonitrid, Titanaluminiumnitrid, Chromnitrid, Alucast (Chromnitrid), Multitic (Titanaluminiumcarbonitrid) und/oder Wolframdisulfid verwendet (Übersicht 14). INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH Die INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH ist neben ihrer Tätigkeit für die Fahrzeugindustrie (Kapitel Fahrzeugbau) auch in einem BMBF-geförderten Verbundprojekt ›E hoch 3‹ zu Energieeffizienzfragen in Betrieben der Oberflächenbehandlung im Rahmen des Förderschwerpunktes ›KMU-innovativ: Ressourcen- und Energieeffizienz‹ involviert. In dem Projekt (2010 bis 2012) werden unter Leitung des DFO e.V. und zusammen mit bundesweiten Kooperationspartnern Strategien erarbeitet, eine energieeffiziente Produktion in der industriellen Oberflächentechnik besser umzusetzen. Kenntnis und Erfassung wesentlicher Energiedaten und Energieströme im Lackier- und Beschichtungsprozess, Einflussgrößen und Wechselwirkungen sowie die Optimierung (mit Hilfe eines Computerprogramms) stehen dabei im Mittelpunkt und münden in einer Handlungsanweisung zur Erhöhung der Energieeffizienz bestehender wie neu zu entwickelnder Anlagen. Laser-Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH Die Laser-Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH ist ein 1998 gegründetes, kleines Unternehmen, das lasertechnologische Spezialausrüstung für die Mikrobearbeitung sowie Lohnarbeit in dieser Technologie anbietet. Für verschiedenste Werkstoffe (Edelstahl, Stahl, Buntmetalle, Edelmetalle, Titanlegierungen, Kunststoffe, Glas, Keramik) wird die Laser-Mikrobearbeitung angewandt, und zwar für Unternehmen aus verschiedensten Branchen, von Feinwerktechnik über Medizintechnik bis zur Design- oder Werbebranche. Die Fertigungstechniken mit Laser umfassen Bohren, Schneiden, Mikrostrukturieren, Beschriften, Gravur, aber in einer Bearbeitungsdimension von fünf Mikrometern. Damit lassen sich beispielsweise Fotoschablonen, Pinholes und Pinhole-Arrays, extrem feine Metallmasken herstellen, Silizium, Keramik und Metall in 3D mikrobearbeiten, Glas feinstbearbeiten und vielfältige weitere Mikrostrukturen herstellen. Eine Laseranlage des Unternehmens für die Mikrobearbeitung (zum Beispiel LMBS UV-015-001-xy400z200-IA) hat ein Arbeitsfeld von 350 mm x 350 mm, einen UV-Laser (Wellenlänge 335 nm) und eine automatische Bilderkennung/ Positionskorrektur (Positioniergenauigkeit ein Mikrometer). 285 TSB_Oberflächen.indd 285 10.02.12 14:20 Die Lechmann Engineering GmbH ist ein Unternehmen, das sich der Planung, Beratung, Entwicklung und Produktion von Produkten aus dem vielseitigen Werkstoff Aluminium verschrieben hat. Neben der mechanischen Produktion und der Montage zum Produkt (Prototypen, Nullserien) steht das äußere Erscheinungsbild des Werkstoffs im Fokus. Durch Veredeln und Bedrucken werden Bauteile in technischer wie ästhetischer Hinsicht aufgewertet. Das Ganze geschieht auf Nachfrage/im Auftrag von Akteuren verschiedenster Branchen wie Telekommunikation, Maschinenbau, Interieur und Möbel, Messebau, Leitsysteme und Werbung. Außerdem widmet sich Lechmann der technologischen Weiterentwicklung der Fertigungsverfahren in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Experten verschiedener Disziplinen und der eigenen kreativen kollektionsartigen Entwicklung und Produktion von Aluminiumprodukten für verschiedene Lebensbereiche und eine breite Zielgruppe. Das Spektrum an Oberflächenveredelungen reicht von mechanischer Oberflächenbearbeitung (Bürsten und Schleifen, Scotchen und Polieren, Glasperlstrahlen, mit unterschiedlichen Schleifbildern, Strukturen und Glanzgraden) über Verfahren zur chemischen Vorbehandlung (Beizen und Chromatieren) bis zur Passivierung/Beschichtung (Technische Eloxierung, Hartanodisieren) und Färbung der Randzone (Farb-Eloxierung, selbst entwickelte Farbpalette mit Standardfarben, Sonderfarben und Pastelltönen). Oberflächen zu bedrucken dient vor allem der Information und Orientierung. Entsprechend müssen Zeichen bzw. Schrift hohe Qualität bei Haltbarkeit, Lesbarkeit und Konturschärfe gewährleisten. Diesem Zweck dienen die Verfahren Siebdruck und Untereloxaldruck (UED), auf die Lechmann spezialisiert ist, aber auch Gravur, Ätzung (Belichtung eines lichtempfindlichen Abdecklacks über fotografische Filme oder direkt per Laserstrahl) und Prägung. Lechmann Engineering GmbH Mit der NNT Nanotechnology AG (Berlin) und einem geplanten Forschungslabor bzw. einer Plattform für den Know-how-Austausch in der Bor-NanoForschung möchte die aus der Türkei stammende NNT-Unternehmensgruppe ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in Deutschland aufbauen. Eine erste zur Marktreife entwickelte Anwendung ist die Produktlinie BORPower®. Im Mittelpunkt der Forschung stehen nanotechnologische Weiterentwicklungen der Materialien Nano-Bornitrid (NBN), Kubisches Bornitrid (cBN), WurtzitBornitrid (wBN) und Mono Crystal Diamond Powder (MCDP). Oberflächen- bzw. beschichtungsrelevante Zielanwendungen sind – neben den reibungsmindernden/korrosionsresistenten Oberflächen durch BORPower – nanomagnetische Speichersysteme (Datenträgerschichten mit erhöhter Aufzeichnungsdichte), Wärmeableitung für mikroelektronische Komponenten, magnetoresistive Sensorik und Radioaktivität absorbierende Glasflächen. NNT Nanotechnology AG Die Surflay Nanotec GmbH ist ein auf eine breitgefächert anwendbare Technologie zur Beschichtung und Funktionalisierung kolloidaler und planarer Surflay Nanotec GmbH Berlin 286 TSB_Oberflächen.indd 286 10.02.12 14:20 Materialien spezialisiertes Unternehmen. Mit der sogenannten Layer-by-Layer (LbL)-Technologie ist es möglich, geladene Polymere in Lösung selbstreguliert an Oberflächen (einem Substrat) adsorbieren zu lassen und so mehrere Layer (abwechselnd Polyanion und Polykation) mit reproduzierbaren Schichtdicken von ein bis fünf Nanometern zu stapeln. Dabei lassen sich die verschieden geladenen Materialien sowie Proteine, DNA oder Nanopartikel miteinander kombinieren. Die Anwendungsgebiete sind dadurch vielfältig. Neben den Anwendungen in der Nano-Biotechnologie und Medizintechnik (Kapitel Oberflächen in der Nano-Biotechnologie und Biokompatible und bioaktive Oberflächen; als Trennmaterialien, Pigmentverkapselungen, sensorische/diagnostische Partikel, multifunktionale Nano- und Mikrokapseln, Farbstoff-gelabelte Polymere, fluoreszenz- und magnetismusfunktionalisierte Partikel, strukturierte TiO2Schichten mit hoher Hämokompatibilität) seien hier die Anwendungen für makroskopische planare Flächen (für die die LbL-Technologie ursprünglich von G. Decher entwickelt wurde) genannt. Dies sind ■ superhydrophobe oder superhydrophile Oberflächen, ■ funktionale Nano- und Mikropartikel an Oberflächen, ■ Sol-Gel modifizierte LbL-Schichten, ■ Sol-Gel-Schichten mit Nanoreservoiren, ■ Beschichtungen zum Korrosionsschutz von Metallen, ■ Brandschutzbeschichtungen von leicht entflammbaren Materialien. Beschichtungen für solche und noch entwickelbare Anwendungen sowie Know-how und Entwicklungsdienstleistungen bietet Surflay interessierten Kunden aus verschiedenen Branchen an. Netzwerke In der industriellen Oberflächentechnik sind mehrere (meist bundesweite) Netzwerke vorhanden, die sich mal mehr, mal weniger auf einzelne Verfahren konzentrieren und entweder durch Verbandsmitglieder selbst oder über Arbeitskreise/Veranstaltungen auch regional aktiv sind. Arbeitsgemeinschaft Wärmebehandlung und Werkstofftechnik (AWT) Die Härtereikreise der Arbeitsgemeinschaft Wärmebehandlung und Werkstofftechnik (AWT) begreifen sich als Fortbildungsprogramm im Bereich Wärmebehandlung und Werkstofftechnik: 1955 wurde der erste Härtereikreis in Berlin gegründet; der AWT-Härtereikreis Berlin-Brandenburg findet regelmäßig an der TU Berlin statt und wird durch die Hanomag Härtol Berlin GmbH (Berlin) und HWL Löttechnik GmbH (Berlin) geleitet. Das ›Kolloquium für Wärmebehandlung, Werkstofftechnik, Fertigungs- und Verfahrenstechnik‹, ein jährlich stattfindendendes Forum mit über 500 Teilnehmern, dient dem professionellen Austausch von Erfahrungen und Innovationen. 287 TSB_Oberflächen.indd 287 10.02.12 14:20 Berliner Mitglieder der AWT sind außerdem: Optris GmbH (Infrarotthermometer), Raytek GmbH (Infrarotthermometer), Siemens AG, Steremat Elektrowärme GmbH (Kapitel Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik), thermocontrol Körtvélyessy GmbH (Thermoelemente und Sauerstoffsonden). Die AWT ist Mitbegründer der International Federation for Heat Treatment and Surface Engineering (IFHTSE) und stimmt sich seit 2003 mit dem Verband der Lohnhärtereien sowie dem Industrieverband Härtetechnik IHT (Berliner Mitglieder: Hanomag Härtol Berlin Lohnhärterei GmbH und HTB Härtetechnik GmbH) bezüglich der Umsetzung gemeinsamer Interessen ab. Die DEMEA Deutsche Materialeffizienzagentur, angesiedelt beim VDI/VDE Innovation + Technik, hat ein Programm zur Steigerung der Materialeffizienz in mittelständischen Unternehmen konzipiert bzw. mittels einer Studie113 die Potenziale zu größerer Materialeffizienz dargelegt. Unter ›Querschnittstechnologien zur Steigerung von Materialeffizienz‹ finden sich die Themen ›Oberflächenbehandlung mit Lackschichten‹, ›Tribologische Neuerungen‹ und ›Werkstoffsubstitution‹, die Einsparpotenziale im Materialeinsatz durch Oberflächentechnik oder in der Oberflächentechnik selbst behandeln. Die Agentur informiert über die Bedeutung, berät und unterstützt im Auftrag des BMWi zur Erschließung des Einsparpotenzials. DEMEA Deutsche Materialeffizienzagentur Die Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. DFO vertritt branchenübergreifend Mitgliedsunternehmen rund um die Oberflächenbehandlung und bietet mit Veranstaltungen, deutschen und europäischen F&E-Projekten, Weiterbildung/Qualifizierung und neutraler Fachberatung gebündelte Kompetenz. Die DFO hat spezifische Fachausschüsse zu den Oberflächenthemen ■ Qualitätssicherung und Prüfverfahren, ■ Beschichtung von Kunststoffen, ■ Oberflächenbehandlung von Stahl und Multisubstraten, ■ Oberflächenbehandlung von Leichtmetallen, ■ Automations- und Prozesstechnik in der Lackierung, ■ Beschichtung von Holz und Holzwerkstoffen, ■ Umwelt- und Arbeitsschutz, ■ Beschichtungsstoffe. Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. DFO Zwischen 2004 und 2006 hat die DFO mit dem Projekt Forschungsagenda Oberfläche, Analyse des Innovations- und Nachaltigkeitspotenzials im Bereich der Oberflächenbehandlung, Schwerpunkte und Leitlinien zukünftiger Forschung und Entwicklung aufgezeigt, um Impulse für die branchen- und technologieübergreifende Vernetzung in der Oberflächentechnik zu geben (Kapitel Politische Rahmenbedingungen). Am Projekt ›Entwicklung eines Werkzeugs und einer Handlungsanweisung zur Erhöhung der Energieeffizienz in Betrieben der Oberflächenbehandlung 113 Arthur D. Little GmbH et al. (2005). 288 TSB_Oberflächen.indd 288 10.02.12 14:20 (E hoch 3)‹ von 2010 bis 2012 (unter Beteiligung der INPRO GmbH) ist die DFO als Projektleiter beteiligt. Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik (DGO) e.V. im Zentralverband Oberflächentechnik e.V. (ZVO) Die Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik (DGO) e.V. ist wie einige andere Verbände ein ordentliches Mitglied des Zentralverbandes Oberflächentechnik e.V. (ZVO). Die DGO vertritt bundesweit Unternehmen der Galvano- und Oberflächentechnik und ist in Bezirksgruppen organisiert; die Gruppe für Berlin/Brandenburg/Mecklenburg wird durch Thomas Posthumus (Atotech Deutschland GmbH) geleitet. Der Fachausschuß Forschung der DGO wird durch den Berliner Experten Prof. Paatsch vertreten, der Fachausschuß Edelmetalle durch Prof. Landau (Largentec Vertriebs GmbH). Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e.V. DGM DVM – Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. Die DGM ist Dachverband für materialwissenschaftliche Fachgesellschaften wie die AWT, DGO, DECHEMA (Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.), EFDS (Europäische Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V.), VDI-W (VDI-Gesellschaft Werkstofftechnik e.V.). Fachspezifisch sind weitere Gruppierungen wie der Fachverband ›Dünne Schichten‹ der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), oder Arbeitskreise, wie der Arbeitskreis Biowerkstoffe (Obfrau Prof. Fleck, TU Berlin) des Deutschen Verbandes für Materialforschung und -prüfung e.V. (DVM), vertreten. Effizienzfabrik, Innovationsplattform ›Ressourceneffizienz in der Produktion‹ Funktionale Oberflächen Unter dem Namen Effizienzfabrik, Innovationsplattform ›Ressourceneffizienz in der Produktion‹, einer Initiative von BMBF und VDMA mit dem Ziel, Produktion ressourceneffizienter zu gestalten, sind 31 geförderte und vom Projektträger Karlsruhe – Produktions- und Fertigungstechnologien (PTKA-PFT) betreute Verbundprojekte versammelt (Laufzeit von 2009 bis 2013). Im Themenfeld Funktionale Oberflächen sind drei Projekte mit Berliner Beteiligung vorhanden: ■ LOKEDEL Effiziente Fertigungstechnik zur Oberflächenveredelung (Projektpartner: Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration Berlin (IZM), vergleiche Kapitel Energiewandlung und -speicherung) ■ ODPat Plasmabeschichtungstechnik für Aluminiumbauteile (Projektpartner: Plasmetrex GmbH Berlin, vergleiche Kapitel Oberflächenund Schichtanalytik, Anlagentechnik) ■ P3T Modulare Fertigung strukturierter Metallschichten (Projektpartner: OTA Oberflächentechnik Anlagenbau GmbH, vergleiche Kapitel Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik) Gesellschaft für Tribologie GfT Arbeitskreis Berlin/Brandenburg Die Gesellschaft für Tribologie (GfT) richtet sich mit ihren regionalen Arbeitskreisen an interessierte Unternehmen und stellt in jährlich drei bis fünf Tribologie-Kolloquien aktuelle und allgemeine tribologische Themenbereiche mit neuesten Erkenntnissen aus Industrie und Forschung vor, meist verknüpft mit der Besichtigung eines Industrieunternehmens oder Forschungsinstituts. Der Arbeitskreis Berlin/Brandenburg wird von Dr. Gradt (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, Fachgruppe 6.2) geleitet. 289 TSB_Oberflächen.indd 289 10.02.12 14:20 Im Verband der Chemischen Industrie e.V., Landesverband Nordost sind Berliner und Brandenburger Unternehmen verschiedenster Branchen, die Oberflächentechnik anwenden oder entsprechende Zulieferer sind, vertreten: ■ Trevira GmbH Werk Guben ■ DIC Berlin GmbH ■ Diessner GmbH ■ Fotochemische Werke GmbH, x-ray Retina ■ Lankwitzer Premium Coatings ■ Keimfarben ■ Charité Tissue Engineering ■ Performance fibers, Werk Guben Verband der Chemischen Industrie e.V. – Landesverband Nordost Der Verein deutscher Ingenieure (VDI), Bezirksverein Berlin-Brandenburg, vernetzt in den Arbeitskreisen ■ Kunststofftechnik (Heinz-Michael Ehrlich), ■ Nanotechnik (Prof. Richter) und ■ Werkstofftechnik (Prof. Fleck) Experten wie qualifizierte Ingenieure/Naturwissenschaftler und Interessierte/ Gäste im Rahmen von Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Verein deutscher Ingenieure VDI Bezirksverein Berlin-Brandenburg Durch branchenübergreifenden Ideen- und Meinungsaustausch zu ■ Herstellung, Verarbeitung und Einsatzmöglichkeiten von Kunststoffen, ■ innovativen Produktionsprozessen und wettbewerbsfähigen Produkten im Bereich der Nanotechnik bzw. ■ wettbewerbsfähigen Ingenieurwerkstoffen sollen Synergiepotenziale erkannt und nutzbar gemacht, ein hochqualitatives Netzwerk gepflegt und der Nachwuchs gefördert werden. Fazit In der verfahrensseitigen Forschung und Entwicklung für die industrielle Oberflächentechnik sowie bei Anbietern universell einsetzbarer Oberflächenbehandlungsverfahren (zum Beispiel Ultrapräzisions- und Lasermaterialbearbeitung) weist Berlin-Brandenburg eine breit gefächerte und wettbewerbsfähige Kompetenz auf. Außerdem verfügt die Region über eine große Zahl von Dienstleistern und Zulieferern wie Lackhersteller und Ähnliche (Übersicht 15). In Deutschland ebenso wie weltweit widmen sich zahlreiche Forschungseinrichtungen und Unternehmen den genannten Forschungsthemen und universellen Material-/Verfahrensentwicklungen mit Anwendungsmöglichkeiten in verschiedensten Branchen. Die industrielle Oberflächentechnik und insbesondere die Galvanotechnik in Deutschland verzeichnete 2010 und 2011 ein hohes Branchenwachstum 290 TSB_Oberflächen.indd 290 10.02.12 14:20 Übersicht 15: Ausgewählte Anbieter von Oberflächenbehandlung/ -veredelung (Lohnbetriebe) und Zulieferer Berlin Brandenburg A + Z Oberflächenveredelung Erwin Zuhse GmbH & Co. KG BLO Böhnstedt-Lackier- u. Oberflächentechnik OHG Creativ Color GmbH (Beschichtungen) Dangelmayr Oberflächentechnik GmbH Dangelmayr Pulverbeschichtungs GmbH Diessner GmbH & Co. KG, Lack- und Farbenfabrik Druckwerkstatt Klaus Regel Fotochemische Werke GmbH (Markenname X-ray RETINA) Hanomag Härtol Berlin Lohnhärterei GmbH HTB Härtetechnik GmbH HVB Hoch-Vakuum-Beschichtungs GmbH & Co. KG HWL Löttechnik GmbH ITW Oberflächentechnik GmbH KMM Oberflächenbearbeitung GmbH Kuhle Oberflächentechnik GmbH LANKWITZER PREMIUM COATINGS L. SCHULTE & Co. GmbH Milde-Beschichtungen GmbH Müller GmbH Nano Zentrum Berlin NZB GmbH NAPIERALA GmbH Neuser GmbH Novak Siebdruck, Heike Novak/Ulrich Schmidt-Novak GbR Oberflächentechnik Kläke GmbH OTEK Ova Oberflächenveredelung in Adlershof GmbH Photon Laser Engineering GmbH Pulverlackierung Sarnoch GmbH R. E. Müller GmbH (Pulverbeschichtungen) Schröder Galvanik e. K. Inh. Tanja Busch Schulz Rene Fräs- und Strahltechnik GmbH SK Steiner Oberflächentechnik Steremat Galvanik GmbH Berlin Torkret Oberflächenschutz Berlin GmbH & Co. KG tscar, die Glanzschmiede Weidling GmbH industrielle Kennzeichnungen A bis Z Oberflächenveredelung GmbH & Co. KG AKON GmbH ALUCOAT Oberflächentechnik GmbH B+R Oberflächentechnik GmbH DS-Galvanotechnik GmbH Oberflächenveredelung ENVIRAL Oberflächenveredelung GmbH Feuerverzinkerei Waldhelm Perleberg-Düpow GmbH FRG Oberflächenbehandlung GmbH GZO Oberflächentechnik GmbH Hell GmbH & Co. Oberflächenveredelung KG ib Industrielle Beschichtung GmbH IS – Steinführer & Co. GmbH Oberflächenveredelung ISO-TEAM Kunststoffbeschichtungs GmbH Zweigwerk – KEIMFARBEN GmbH & Co. KG, Niederlassung Alteno Krause & Splett Pulverbeschichtung GbR LEP LOLL Entlackungs- und Pulverbeschichtungs-GmbH nano² Meißner & Powelz Gbr Neißner GbR (Pulverbeschichtungen) OTE Oberflächentechnik GmbH OTEK Oberflächentechnik Köninger GmbH & Co. KG OTR Oberflächentechnik GmbH OVG GmbH (Pulverbeschichtungen) Peckel Oberflächenveredlung Performance Fibers Prignitz – Color GmbH (Oberflächenveredlung, Pulverbeschichtungen) ProColor Pulverbeschichtungs GmbH Pulverbeschichtung Nord GmbH SKS Pulverbeschichtung GbR Systec Oberflächen GmbH Oberflächenbehandlung Trevira GmbH, Werk Guben Verzinkerei Trebbin GmbH 114 Vgl. Zentralverband Oberflächentechnik e.V. (ZVO) (2011). (30 Prozent, dann 10 Prozent 114), wobei die aus der KMU-Struktur resultierende Vielfältigkeit und Diversifizierung charakteristisch ist. Die Zukunft der Oberflächentechnik sehen die Verbände ■ in umweltfreundlichen Verfahren und Beiträgen zur Energiegewinnung bzw. Energieeinsparung (Matrix von Eigenschaften, Anforderungen, Prozessstabilität, Ressourcenverfügbarkeit, Energiebilanz und Langzeitverhalten), ■ in neuen Herausforderungen für die Beschichtungstechnologie durch die zunehmende Verwendung leichter Substrate auf Basis von neuen Kunststoffen und Leichtmaterialien, 291 TSB_Oberflächen.indd 291 10.02.12 14:20 ■ in den stark wachsenden Anwendungsfeldern wie Beschichtungen von Gläsern zur Wärmedämmung, Folien oder Plasmabildschirmkomponenten, ■ in der Massenproduktion von Batterien, Brennstoff- und Solarzellen. Darüber hinaus befasst sich die Lackindustrie mit den Bereichen ■ schaltbare Lacke, ■ elektrisch leitende Lacke, ■ selbstheilende Beschichtungen, ■ Nano-Primer für Korrosionsschutz-Beschichtungen und ■ wärmeisolierende Beschichtungen, wobei diese vornehmlich auf der Nutzung nanotechnologischer Erkenntnisse basieren. Es ist davon auszugehen, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre in Deutschland etwa 20 Prozent des Branchenumsatzes auf die Nutzung von Nanotechnologie in Form sogenannter ›Smart Coatings‹ entfallen.115 Trotz der günstigen Perspektiven und der hohen Innovationskraft wird die industrielle Oberflächentechnik offensichtlich nicht ausreichend wahrgenommen. Möglicherweise führt die Etabliertheit mancher Verfahren zu einem Lowtech-Image. Dies würde aber nicht die intensiv betriebene Forschung erklären und außerdem den bestehenden F&E-Bedarf verkennen: Rund um Oberflächenbehandlung, Beschichtung, präzise Oberflächen- und Lasermaterialbearbeitung und Oberflächenphänomene wie Reibverschleiß, Adhäsion und Selbstheilung gibt es ein erhebliches Innovationspotenzial, das sich aus Erfahrungswissen zu Reproduzierbarkeit, Prozessstabilität, Eigenschaften und Anforderungen speist. Dies gilt in vielen Punkten auch für die Region BerlinBrandenburg. Auch Verfahrensentwicklungen aus anderen Forschungsfeldern, vor allem aus dem Bereich Elektronik oder biokompatible Oberflächen dürften die industrielle Oberflächentechnik als eine Art Vorlauf- oder Parallelforschung befruchten. Auf den vorhandenen Kompetenzen kann die Region aufbauen. 5.6.4 Oberflächen- und Schichtanalytik, Anlagentechnik Abgrenzung Der Bereich Oberflächen- und Schichtanalytik/Anlagentechnik umfasst zum einen diejenigen Akteure, die in F&E oder als Dienstleistung Oberflächen und Schichten in ihren Eigenschaften auch während ihrer Entstehung untersuchen und steuern (Oberflächenbehandlungsprozesse). Die regionalen Kompetenzen beziehen sich hier auf ■ Struktur, Wachstum und Eigenschaften dünner Schichten, ■ Schichtdicken (Rastersondenmikroskopie), Härte (Nanoindentation und Nanoscratching), 115 Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e. V. (2010), S. 5. 292 TSB_Oberflächen.indd 292 10.02.12 14:20 Übersicht 16: Anwendungsbereiche von Anlagen und Komponenten in der Oberflächen- und Schichtanalytik bzw. -präparation Analytisch Präparativ - Oberflächenanalytik unter anderem im Ultrahochvakuum (UHV), Rasterkraft-/optische Raster-NahfeldMikroskopie - Nano-, Synchrotron-, Röntgenanalytik - Dünnschichtprozessanalytik für Halbleiter- und Photovoltaikbranche sowie Plasma-Ätz- und Abscheidungsverfahren - (Ultrahoch-)Vakuum-Dünnschichtabscheidung (Molekularstrahlepitaxie, Magnetronsputtern und Laserablation) - Plasmaoberflächentechnik (Plasma-Deposition und -Ätzen) - Be- und Entladungstechnik bzw. Handlingsysteme für unter anderem Oberflächen- und Beschichtungsprozessschritte (Ätzen/Texturierung, Diffusion, Antireflex) - Galvanik, Reinigung und Oberflächenvorbehandlung - selektive, kontinuierliche Beschichtung im Durchlaufverfahren (bzw. Bandbeschichtung) - Lackierung (Lackierkabinen) - Vakuum-Saugstrahlen (mechanische Oberflächenbearbeitung) - Lasermikrobearbeitung, Laserhärten, Härten, Kristallzüchtung ■ zerstörungsfreie Materialuntersuchung an industriellen Werkstoffen oder Kunstobjekten mit Hilfe von Synchrotronstrahlung, ■ Materialien und Grenzflächen (Grenzflächenspektroskopie), ■ Eigenschaften/Funktionalitäten von dünnen Schichten (zum Beispiel Wasserdampf- und Sauerstoffpermeation, optische Dämpfung), ■ Auswahl und Weiterentwicklung von Oberflächen- und Schichtanalysemethoden, Qualitätsmanagement der Analytik, ■ Dienstleistungen in Mikro-, Nanotechnologie und Nanomesstechnik, Spektrometrie, ■ Oberflächen- und Schichtfunktionalitäten (Prüflabore, Ingenieurdienstleister). Zum anderen handelt es sich um Akteure, die Anlagentechnik sowohl für die Oberflächen- und Schichtanalytik als auch für die Oberflächen- und Schichtpräparation entwickeln und produzieren. In Berlin-Brandenburg sind die Hersteller von Anlagen, Instrumenten und Komponenten auf einer ganzen Reihe analytischer und präparativer Gebiete tätig (Übersicht 16). Wissenschaft Prof. Dr. Helmut Winter Im Fachgebiet Physik der Grenzflächen und dünnen Schichten (Prof. Winter) an der Humboldt-Universität zu Berlin ist einige Kompetenz in der Analytik von Struktur, Wachstum und Eigenschaften dünner Schichten vorhanden. Mit der Beteiligung an Sonderforschungsbereichen und Forschungsprojekten widmet sich Prof. Winter der Grundlagenforschung und den zugehörigen Untersuchungsmethoden für das Verständnis von Grenzflächenphänomenen. So wurden im abgeschlossenen Sonderforschungsbereich 290 metallische, dünne Filme auf ihre Struktur hin untersucht und der Zusammenhang mit 293 TSB_Oberflächen.indd 293 10.02.12 14:20 Magnetismus und elektronischen Eigenschaften hergestellt (beteiligt waren außerdem FU Chemie, HU Physik, TUB Physik sowie das Fritz-Haber-Institut). Im Sonderforschungsbereich 546 ›Struktur, Dynamik und Reaktivität von Übergangsmetalloxid-Aggregaten‹ (1999 bis 2011), Teilprojekt C11 werden Oberflächen von sauberen und oxidierten Substraten sowie dünnen Übergangsmetalloxid-Filmen mittels streifender Ionen-Streuung (Ionenstrahl-Triangulation) beobachtet, also die geometrische Struktur schon während der Präparation der Oberfläche studiert. Dabei wird die Päparation mittels Sputtern oder Molekularstrahlepitaxie (Elektronenstrahlverdampfer) unter UHV-Bedingungen und mit molekularem sowie atomarem Sauerstoff (Sauerstoff-Adsorption und eigentliche Oxidation) durchgeführt und teils durch die streifenden Ionen manipuliert. Ziel des Teilprojektes ist letztendlich die Klärung der Effekte der entstandenen Strukturen auf die katalytische Reaktivität der Übergangsmetalloxid-Oberflächen. Die Untersuchung von Wachstum, Struktur und Magnetismus dünner Schichten (ultradünne Fe-, Co- bzw. Mn- sowie binäre FexMn100-x-LegierungsSchichten) mit schnellen Ionen ist ein Forschungsschwerpunkt von Prof. Winter. Die eingesetzten Methoden zeichnen sich durch ihre hohe Empfindlichkeit auf den Bereich der obersten Atomlage aus und lassen Rückschlüsse auf Wachstum, atomare Struktur und chemische Zusammensetzung zu. Dazu zählen ■ die Untersuchung von Intensität und Winkelverteilung gestreuter Ionen (Wachstum und atomare Struktur), Ionenstrahltriangulation, ■ Ionen- und Elektronen-induzierte Auger-Elektronen-Spektroskopie (chemische Zusammensetzung), ■ integrale, sowie energie- und winkelaufgelöste Untersuchung der Ioneninduzierten Sekundärelektronenemission (Wachstum und atomare Struktur), SEE-Oszillationen, ■ Einfangen polarisierter Target-Elektronen in angeregte atomare Terme (Magnetismus), ■ spin-polarisierte Spektroskopie von emittierten Target-Elektronen (Magnetismus). Die thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Phasenübergänge, Ummagnetisierungsprozesse und Grenzflächenkopplung. Im Rahmen des DFG-geförderten Projekts ›Dynamik von Elektronentransferprozessen an Grenzflächen‹ widmete sich Prof. Winter der Untersuchung von Ladungsaustauschprozessen zwischen Atomen/Ionen und Festkörperoberflächen als Modell, das den direkten Vergleich mit theoretischen Rechnungen erlaubt. Im Praktikum ›Ionenimplantation und Rutherford-Backscattering‹ wird Studierenden die Methode Rutherford-Rückstreu-Spektrometrie zur Untersuchung oberflächennaher dünner Schichten mit Hilfe von schnellen Ionen näher gebracht. Aus der Energieanalyse der unter festem Winkel rückgestreuten 294 TSB_Oberflächen.indd 294 10.02.12 14:20 Teilchen können Informationen über die Zusammensetzung der Probe gewonnen werden. Prof. Dr. Asta Richter Prof. Richter leitet in der Fachgruppe Physikalische Technik der TH Wildau das Labor Nanomaterialien und Nanoanalytik. Dort ist die Präparation dünner Schichten im Hochvakuum aus verschiedenen Ausgangsmaterialien mittels Elektronenstrahlverdampfung und Sputtern möglich. Solche Dünnschichten dienen der Verbesserung von Härte und Verschleißverhalten oder sind optische Vergütungsschichten. Im Labor erfolgen daran verschiedene Untersuchungen zur Schichtdickenmessung (Oberflächenanalyse mit Rastersondenmikroskopie), zur Härtemessung mittels Nanoindentor (Nanoindentation und Nanoscratching mit intelligenten Belastungfunktionen) sowie zu nanomechanischen Eigenschaften von dünnen Filmen und Nanokompositen. Auch molekular geprägte Polymerfilme (MIP) sind Forschungsgegenstand. Das Leistungsangebot des Labors für Auftragsarbeiten und Kooperationen umfasst ■ Beratung, Information und Ausbildung im Bereich der Oberflächentechniken und Laseranwendungen, ■ Fertigung von Labor- und Erprobungsmustern, ■ Beratung und Hilfe für den wirtschaftlichen Einsatz der Oberflächenvergütung in KMU, ■ Verfahrenstraining, Ausbildung und Vermittlung von Kooperationspartnern, ■ Qualitätsanalyse. Gegenstand von Forschungsprojekten sind unter anderem ■ Lasermaterialbearbeitung inkl. Laserablation (in Zusammenarbeit mit LSAZ Frankfurt/Oder), ■ Biomaterialien und Biofilme (mit Prof. Wildenauer, Bioprozesstechnik, TH Wildau), ■ Fullerene, Dünnschichtwachstum, Nanostrukturierung, ■ Analytik mittels Rasterkraft- (AFM), Rastertunnel- (STM), Rasterelektronenmikroskopie (REM), Raman-Spektroskopie und Röntgenbeugung (XRD). Dr. Wolfgang Unger Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung hat mit dem Bereich Schicht- und Oberflächenanalytik (Fachgruppe 6.4: Oberflächentechnologien) unter Leitung von Dr. Unger vielfältige Möglichkeiten der Anwendung und Weiterentwicklung von Oberflächen- und Schichtanalysemethoden und ist auch im Qualitätsmanagement der Analytik tätig (pränormative Forschung, Normung, Referenzmaterialien und -verfahren). Sie berät und informiert zu analytischen Fragen, führt im Auftrag Untersuchungen und Schadensfallanalysen durch und ist Partner in Forschung und Entwicklung (verstärkt für Polymere, Plasmapolymere, Stahl, Katalysatoren, Kohlenstoff- und Nanomaterialien). Methoden und technische Ausstattung der Fachgruppe sind ■ Photoelektronenspektroskopie für die chemische Analyse (ESCA, XPS), 295 TSB_Oberflächen.indd 295 10.02.12 14:20 ■ ■ ■ ■ ■ Auger-Elektronenspektroskopie (AES), Flugzeit-Sekundärionen-Massenspektrometrie (TOF-SIMS), Energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX), Analytische Rasterelektronenmikroskopie (A-REM), Röntgenabsorptionsspektroskopie (XAS, NEXAFS). BESSY II am Helmholtz-Zentrum Berlin ist eine Synchrotronstrahlquelle bzw. ein Elektronenspeicherring der dritten Generation mit 50 Strahlführungen und dazugehörigen Experimentiereinrichtungen. Der sehr breite Spektralbereich reicht von Terahertz- bis zu harter Röntgenstrahlung (0,0006 bis 150.000 eV). Im XUV-Bereich (extremes Ultraviolett), für den BESSY II optimiert ist, stellt der Elektronenspeicherring rund 25 Prozent der europäischen Forschungsinfrastruktur. Mit Hilfe der Experimente am Speicherring können zerstörungsfreie Materialanalysen an industriellen Werkstoffen oder Kunstobjekten durchgeführt oder auch die Struktur von Proteinen bestimmt werden. Angewendet werden ■ Proteinkristallographie, ■ Röntgentomographie und konfokale Röntgenfluoreszenzanalyse, ■ Energie-dispersive Diffraktion bzw. THz-spektroskopische Untersuchung von Hochtemperatursupraleitern, ■ spin-aufgelöste Photoelektronenmikroskopie (SPEEM), ■ THz-Nahfeldmikroskopie, ■ Infrarotmikroskopie. Dr. Daniel Schondelmaier Die an BESSY II tätigen Forscher stammen teilweise aus anderen wissenschaftlichen Einrichtungen der Region (BAM, Max-Planck-Gesellschaft, Max-BornInstitut, Max-Delbrück-Centrum sowie Universtäten). Mit dem durch das BMBF geförderten SMART-Projekt und dem zugehörigen, an einer Hochfluss-Strahlführung von BESSY installierten SMART-Instrument ist es den Forschern gelungen, die Auflösung elektronenmikroskopischer Aufnahmen von bisher zehn auf ca. drei Nanometer zu verbessern. Eine der bisherigen Hauptanwendungen des SMART-Projekts zielt auf die Untersuchung des Wachstums von organischen Dünnschichten auf Metalloberflächen. Auf diese Weise lässt sich während der Schichtherstellung das Wachstum der Schichten als Funktion von Zeit, Temperatur oder Aufdampfrate verfolgen. Die mikroskopische Abbildung erlaubt unter anderem, den Einfluss von Oberflächendefekten, atomaren Stufen auf der zu bedampfenden Oberfläche, auf das Wachstumsverhalten und den Einbau großer Moleküle zu studieren (Kapitel Energiewandlung und -speicherung, FHI, Prof. Freund). Industrielle Kooperationspartner sind vor allem mit dem ›Anwenderzentrum für Mikrotechnik‹ (AZM, Dr. Schondelmaier) verknüpft. Hier werden lithographische bzw. LIGA-Verfahren für die Herstellung mikromechanischer Präzisionsbauteile zur industriellen Anwendung entwickelt. Die Erzeugung hydrophober Oberflächen und Mikroreaktoren durch Nanostrukturierung mit296 TSB_Oberflächen.indd 296 10.02.12 14:20 tels Lithographie, von Hologrammen als diffraktiv optische Elemente zur Strahlformung und Justierung von Lasern oder weitere mikro- und nanostrukturierte optische Elemente stehen dabei im Mittelpunkt.116 Dr. Reiner Wedell Das Institut für angewandte Photonik e. V. (IAP, Dr. Wedell), Mitglied im OptecBB e.V., forscht und entwickelt auf den Gebieten prozessnahe Röntgenanalytik (Röntgenfluoreszenzanalyse RFA, Röntgendiffraktometrie) und photonische Kristallfasern. Das IAP koordinierte das InnoNet-Verbundprojekt ›Entwicklung von Röntgengeräten der Prozessanalytik‹ (2000 bis 2003), an dem zum Beispiel das Fraunhofer-IZM und die Bruker Nano GmbH mitgewirkt haben. Im interdisziplinären Forschungsverbund ›UV- und Röntgentechnologien‹ wirkte das IAP am Verbundprojekt ›Neue Methoden und Geräteentwicklungen der Röntgenfluoreszenzanalyse und Röntgendiffraktometrie für den Einsatz in Industrie und Forschung‹ (2004) mit. Partner im Projekt waren Max-Born-Institut, BAM, Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) Berlin, die IfG GmbH, Bruker Nano GmbH, Röntgenanalytik Apparatebau GmbH sowie die Astro- und Feinwerktechnik GmbH. Im Jahr 2004 wurde mit der IfG GmbH, Bruker Nano GmbH, Bestec GmbH und weiteren Partnern das Netzwerk ›Analytikstation‹ initiiert, und zwar mit dem Ziel, Analysenmethodik und Gerätetechnik mit der Rasterelektronenmikroskopie zu verbinden. Prof. Dr. Norbert Esser Das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften ISAS (Institute for Analytical Sciences) ist allgemein in der physikalisch-chemischen Analytik und speziell in der Material- und Grenzflächenanalytik tätig. Im Projektbereich Grenzflächenspektroskopie unter Leitung von Prof. Esser können mittels ›Standard‹-Oberflächenanalysemethoden wie synchrotronbasierte Photoemissionsspektroskopie (XPS und UPS), Auger-Elektronen-Spektroskopie (AES), Rastertunnelmikroskopie (STM) und Elektronenbeugung (LEED, RHEED) Festkörperoberflächen, -grenzflächen und Nanostrukturen oder auch eher moleküldeterminierte Oberflächen untersucht werden. Ebenso werden dazu die optischen Untersuchungsmöglichkeiten Reflexions-AnisotropieSpektroskopie (RAS, vom NIR bis zum VUV-Spektralbereich), spektrale Ellipsometrie (im MIR und VUV, unter anderem IR- und VUV-Ellipsometer bei BESSY II) und Ramanspektroskopie eingesetzt. Der Berliner Institutsteil entwickelt auch optische Spektroskopiemethoden und -verfahren zur Grenzflächenanalyse, deren Auswertungsalgorithmen und einzelne Komponenten wie Spektrometer, Strahlungsquellen, Messsonden. Dr. Olaf Kahle An der Fraunhofer-Einrichtung für Polymermaterialien und Composite PYCO gibt es unter Leitung von Dr. Kahle die Anwenderlabore Application Lab for the Thermophysical Characterization of Thin Transparent Films und Application Lab for Moisture and Oxygen Permeation. Dort werden dünne transparente planare Filme (70 bis 2000 nm ›dünn‹) auf Siliziumwafern thermophysikalisch 116 Vgl. Komitee für Forschung mit Synchrotronstrahlung (2009), S. 15, 38–39. 297 TSB_Oberflächen.indd 297 10.02.12 14:20 untersucht und das Schichtmaterial charakterisiert. Im anderen Fall wird die Wasserdampf- und Sauerstoffdurchlässigkeit von Verkapselungsmaterialien (für elektronische Baugruppen wie OLEDs verwendet) mittels des Ca-Tests bestimmt. Eine Eigenentwicklung des PYCO ist die Technik zur Messung der optischen Dämpfung dünner Schichten. Es können Schichten in einem Bereich von zwei bis 20 µm in Abhängigkeit vom Brechungsindex vermessen werden. Polarisiertes Laserlicht mehrerer Wellenlängen (Messwellenlängen: 635, 1310, 1550 nm) in zwei Polarisationsebenen wird in einer Anordnung aus Lichtwellenleiterschicht, zwei Prismen aus Spezialglas mit hohem Brechungsindex (SF10) und einer Koppelflüssigkeit dazu verwendet, den im Wellenleiter geführten Lichtanteil bei linearem Fahren des Detektionsprismas mittels einer Germaniumphotodiode zu erfassen. Die Bestimmung von Brechungsindex und Schichtdicke an Lichtwellenleitern auf unterschiedlichen ebenen Substraten sowie die präzise Messung der optischen Dämpfung wird so über die Wegkoordinate realisiert. Weitere Kompetenzen zu funktionalen Oberflächen und Beschichtungstechnologien am PYCO sind in Kapitel Dünnschicht-Elektronik und Optoelektronik und Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation beschrieben. Wirtschaft Die Roth & Rau AG mit Hauptsitz im sächsischen Hohenstein-Ernstthal entwickelte seit ihrer Gründung 1990 Plasma-Technologien für den industriellen Einsatz und seit Ende der 1990er Jahre auch Plasmaprozesssysteme (FertigungsEquipment) für die Photovoltaikindustrie. Eine Schlüsseltechnik der Firma sind die Antireflexbeschichtungsanlagen der Serien SiNA und MaiA zur Beschichtung von Solarzellen mit Siliziumnitrid mittels PECVD (Plasma Enhanced Chemical Vapour Deposition). In Berlin-Adlershof eröffnete Roth & Rau 2009 ein Büro und will mit dieser Niederlassung und der Intensivierung der bestehenden Kontakte am Standort, vor allem mit dem IKZ, ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeit im neuen Produktzweig ›Kristallisation‹ vorantreiben. Die Herstellung von Solarsilizium steht also im Fokus und soll – unterstützt durch ein eigenes Labor – optimiert werden.117 Roth & Rau AG Die Arc Precision GmbH in Wildau ist ein junges Unternehmen, das Plasmaquellen für die gefilterte Bogenbeschichtung (filtered arc deposition) entwickelt und verbessert. Das Unternehmen ist damit Lieferant von modularen Plasmaquellen und kompletten Beschichtungsanlagen, macht aber auch Beschichtungstests und Beschichtungen von Werkzeugen, Halbzeugen und Bauteilen im Lohnauftrag. Außerdem hat sich Arc Precision mittels entsprechender Ausrüstung bzw. autorisierter Partner auch auf die Oberflächenanalytik spezialisiert und bie- Arc Precision GmbH 117 Vgl. Nestler, Ralf (2010). 298 TSB_Oberflächen.indd 298 10.02.12 14:20 tet Industrie und Forschung entsprechendes Know-how für Beschichtungen, Anlagentechnik und Prozesse mit Bogenentladung an. Bereits realisierte Oberflächentechnologien bewegen sich hauptsächlich in der Mikrosystemtechnik; dazu gehören ■ superharte Carbon-Beschichtungen für Informationsspeichersysteme (Festplatte, Lese-/Schreibkopf), ■ Kupfermetallisierung und Barriereschichten für die Dual-Damascene-Technologie in der Mikroelektronik, ■ Hartstoffschichten für Mikro-/Nano-Systeme, ■ Sensoren für verschiedene Anwendungen, ■ superdünne Tunnelbarrieren. alphacontec Consulting & Services GmbH Scanning Probe Microscopy Alphacontec ist Anbieter von Instrumenten für die Rasterkraftmikroskopie (AFM) und optische Raster-Nahfeldmikroskopie (Scanning Near-Field Optical Microscope SNOM), mit denen Oberflächen und deren Topographie abtastend bzw. berührungslos (mit Laserstrahl im Nahfeldbereich) vermessen werden können (zum Beispiel Isolatoren, Halbleiter, elektrische Leiter, biologische Proben und magnetische Werkstoffe). Berliner Nanotest und Design GmbH Die Berliner Nanotest und Design GmbH wurde 2004 im Ergebnis des Verbundprojekts ›Zentren Werkstoffe der Mikrotechnik‹ im Umfeld des Micro Materials Centers Berlin (MMCB) gegründet. Sie erbringt ingenieurtechnische Dienstleistungen im Bereich Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie/Nanomesstechnik und pflegt Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und der Industrie (Pool an Messtechnik über die Kooperationspartner im Berliner Verbund Micromaterials i.G. – BVM). Das Unternehmen arbeitet im kürzlich gestarteten Verbundprojekt ›NANOPACK‹ mit. Das NANOPACK-Konsortium untersucht Systeme wie Carbon Nanotubes, Nanoparticles und nano-strukturierte Oberflächen, um überschüssige Wärme von innenliegenden Schichtaufbauten in Halbleiter- und Leistungsbauelementen abzuführen, die aus deren wachsender Integrationsdichte resultiert. Der Beitrag von Nanotest betrifft die thermisch-mechanische Charakterisierung und Optimierung. Neben der Geschäftstätigkeit als F&E-Dienstleister ist das Unternehmen Organisator bzw. Mitorganisator von wissenschaftlichen Kongressen, Workshops und Seminaren (zum Beispiel ›MicroCar 2011‹) und gibt gemeinsam mit dem MMCB und EUCEMAN die wissenschaftliche Publikationsreihe ›Micromaterials and Nanomaterials‹ heraus. Bestec GmbH Die Bestec GmbH ist ein Entwickler und Hersteller von Anlagen für die Oberflächenanalytik und Vakuumabscheidungstechnik sowie Synchrotron-Equipment. Die Anwendungsbereiche und zugehörigen Systeme sind ■ OLED und OMBD (Organic Molecular Beam Deposition), UHV-OMBD-System für metallische und organische Multilayer, 299 TSB_Oberflächen.indd 299 10.02.12 14:20 ■ UHV- Sputter-Systeme, Magnetron-Sputtern, Atomic Layer Deposition ALD, Ionenstrahl-Sputter-System, ■ Elektronenstrahl-Deposition: UHV-E-vap-System für metallische Multilayer, ■ Thermische Verdampfung (HV Thermal Deposition System), ■ Laserablation (Pulsed Laser Deposition PLD), ■ Molekularstrahlepitaxie (MBE), ■ Oberflächenanalytik-Systeme (zum Beispiel ESCA/AUGER-SpektroskopieSystem), ■ Clustertools und kombinierte Systeme (zum Beispiel MBE/Magnetronsputtern, Sputtern/Elektronenstrahl-Deposition), ■ Synchrotron-Equipment (Beamline-Komponenten, komplette Beamlines und Endstations im IR-, UV- und weichem Röntgen-Bereich). Bestec war Mitglied im Nanotechnologie-Kompetenzzentrum ›Ultradünne funktionale Schichten‹ (CC-UFS Dresden) und ist Mitglied des ›Network of Competence – Solutions for Surface Science and Nanotechnology‹ (Kooperation mit SPECS Surface Nano Analysis GmbH und CREATEC). Die Bruker Nano GmbH, ein Unternehmen der Bruker Corporation, ist auf die Herstellung von Messtechnik/-instrumenten für die Nanoanalytik (bei hoher Ortsauflösung) spezialisiert. Für die energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDS) mittels Raster(transmissions)elektronenmikroskop (SEM, S/TEM), die vor allem für Aufgaben der Elementanalytik geeignet ist, stellt Bruker das QUANTAX EDS-System her. Das QUANTAX CrystAlign EBSD-System (Electron Backscatter Diffraction, Beugung von rückgestreuten Elektronen) ist vollständig in das QUANTAX EDSSystem integriert, ein EBSD-Detektor lässt sich optional schwenkbar zuschalten und erlaubt simultane EDS- und EBSD-Messungen. Außerdem bietet Bruker Instrumente wie Rastersondenmikroskope (AFM, STM) hauptsächlich für die Material-, Halbleiter- und elektrochemische Forschung an; weitere Methoden zur Element- und Oberflächenanalytik werden durch Mikro-Röntgenfluoreszenzspektrometer (µ-XRF), Weißlicht-Interferometrie-Profilometer (optische berührungslose Oberflächenprofilometrie) und Stylus Surface-Profilometer (Tastschnitt-Oberflächenprofilometrie von Rauigkeitsmessung bis 3D-Mapping und Schichtspannungsmessung) abgedeckt. Bruker Nano GmbH Createc ist Entwickler von Ultrahochvakuum-Systemen für die Dünnschichtabscheidung. Das Unternehmen stellt Molekularstrahlepitaxie-, Magnetronsputter- und Laserablationsanlagen (Pulsed Laser Deposition PLD) her. In Berlin hat Createc eine Niederlassung, die sich hauptsächlich mit der NiedertemperaturRastertunnelmikroskopie (Low Temperature Scanning Tunneling Microscope LT-STM/AFM) für die Oberflächenanalytik von Metallen, Halbleitern, Supraleitern und Kohlenstoff beschäftigt. Createc ist Mitglied des ›Network of Com- Createc Fischer & Co. GmbH STM/AFM Facility/Research Lab 300 TSB_Oberflächen.indd 300 10.02.12 14:20 petence – Solutions for Surface Science and Nanotechnology‹ (Kooperation mit SPECS Surface Nano Analysis GmbH und Bestec GmbH). CryoSnow GmbH Die CryoSnow GmbH ist ein 2005 gegründetes Unternehmen, das industrielle Reinigungs- und Strahlgeräte zur trockenen, lösemittelfreien und umweltfreundlichen Beseitigung von Oberflächenverunreinigungen anbietet. Das sogenannte CO2-Schneestrahlen ist ein neuartiges Verfahren zum Reinigen und Vorbehandeln von Oberflächen mittels der zwei Betriebsstoffe Flüssig-CO2 und Druckluft. CryoSnow kooperiert in mehreren F&E-Projekten mit überregionalen wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen, in denen Anwendungsfälle und Machbarkeiten von Reinigungstechnologien untersucht werden. GP innovation GmbH Die GP innovation GmbH (gegründet 1996) entwickelt und produziert stationäre und mobile Vakuum-Saugstrahlanlagen für die mechanische Oberflächenbearbeitung. Zu den Leistungen zählen auch Forschung im Bereich der VakuumSaugstrahltechnologie, Anwendungsberatung bei speziellen Problemen der Oberflächenbearbeitung, Lieferung, Montage, Erprobung und Inbetriebnahme der Anlagentechnik bei Kunden vor Ort und Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) zur Schichtdickenmessung. Zu den Anwendungen der Technologie bzw. der Anlagen gehören sowohl entschichtende, reinigende und strukturgebende Verfahren als auch die Beschichtung. Im Einzelnen geht es um ■ Reinigen von Bauteilen (zum Beispiel Radsätze an Schienenfahrzeugen, Turbinenschaufeln), ■ Entlackung von Fahrzeugteilen, Kupferleitern und farbbehandelten Oberflächen, ■ Entschichtung von verzinkten Oberflächen, ■ Entrosten von Baugruppen, Konstruktionselementen und Behältern, ■ Entgraten von Baugruppen aus Zerspanungsverfahren sowie Guss- und Stanzteilen, ■ Mattieren von Edelstahl, Kunststoff, Glas und mineralisierten Oberflächen, ■ Gravieren von Logos, Buchstaben, Zahlen, Zeichen in nahezu allen Oberflächen, ■ Aufrauen von Oberflächen als Vorbereitung von Farbgebungs- und Klebeprozessen, ■ Glätten/Verfestigen von Metalloberflächen, ■ Beschichtung von Oberflächen mit Zink und Kupfer. IfG – Institute for Scientific Instruments GmbH Die IfG – Institute for Scientific Instruments GmbH ist ein Forschungs- und Entwicklungs-Unternehmen, das Geräte und Komponenten für die Röntgenanalytik, insbesondere für die prozessnahe in- und offline-Messtechnik, entwickelt und fertigt – zum Beispiel den RFA-Scanner ELBRUS iXSCAN (Röntgenfluoreszenzanalyse, engl. XRF) oder die modulare Röntgenquelle iMOXS. 301 TSB_Oberflächen.indd 301 10.02.12 14:20 Das ELBRUS XRF System kann in der Fertigungslinie (inline, ex situ bzw. in situ), an der Linie (atline) und alleinstehend (offline) angewendet werden und überwacht von homogenen massiven Produkten, über Schichtsysteme, die auf festen oder flexiblen, anorganischen oder organischen Trägersubstraten abgeschieden werden (zum Beispiel photovoltaische Schichten) bis zu Produkten in flüssiger Form deren Fertigung hinsichtlich Zusammensetzung und Schichtdicke. Zur weiteren Charakterisierung der Schichtsysteme sind methodische und gerätetechnische Erweiterungen mit Raman- und XRD-Messköpfen (X-Ray Diffraction, Röntgenbeugung) möglich. Der Überprüfung von Homogenität, Zusammensetzung und Dicke von Solarzellenabsorberschichten, speziell in der Dünnschichtsolartechnik (Chalkopyrit-/CIS-Technologie), dienen die ELBRUS- Scanner iXSCAN.STAND (für F&E, Qualitätssicherung) und iSXCAN.PORT (Pilotlinieneinsatz). Das IfG arbeitet zu Aufgaben der Oberflächen- und Schichtmesstechnik vielfach mit den einschlägigen Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Anwendern in der Region zusammen. Jonas & Redmann entwickelt und produziert Anlagen für Automatisierungstechnik, Medizintechnik und Photovoltaik. Speziell im Produktionsprozess kristalliner Silizium-Solarzellen deckt die Firma den Bedarf an Be- und Entladungstechnik bzw. Handlingsystemen für unter anderem Oberflächen- und Beschichtungsprozessschritte (Ätzverfahren/Texturierung, Diffusion, Antireflektionsbeschichtung) sowie an Inspektionssystemen zur Prozesskontrolle, das sind ■ Wet Inline Loader/Unloader zur vollautomatischen Be- und Entladung von Inline-Nassprozessanlagen, wie zum Beispiel Ätzbadreinigung/saure Texturierung, Phosporglasätzen oder Nasskantenisolierung, ■ Wafer Handling Diffusion (WHD) zur automatischen Be- und Entladung mit Siliziumwafern bei Prozessierung in einer Diffusionsanlage (Behandlung/ Umdotierung der Waferoberfläche mit phosphorhaltigem Gas in einem Diffusionsofen), ■ Wafer Handling Plasma zur automatisierten Be- und Entladung von PE-CVD-Anlagen (Beschichtung mit Siliziumnitrid) inklusive eines Systems zur Inspektion von Farbe und Schichtdicke. Jonas & Redmann Group GmbH Die JPK Instruments AG ist Entwickler und Hersteller von Instrumenten für die Untersuchung von Materialien mittels Rasterkraftmikroskopie (AFM), die vor allem für biologische Anwendungen von Bedeutung ist. Aber auch für die Polymer-, Oberflächenforschung und Nanooptik sind die Analytikgeräte von Nutzen. Mit dem NanoWizard® 3 NanoScience AFM, dem NanoWizard® 3 BioScience AFM und der BioMAT™ Workstation bietet JPK die Möglichkeit, verschiedene oberflächenrelevante Phänomene zu untersuchen, darunter JPK Instruments AG 302 TSB_Oberflächen.indd 302 10.02.12 14:20 ■ Bindungsstudien an Rezeptor-Ligand- oder Antikörper-Antigen-Bindungen, ■ Untersuchung von optisch aktiven Verbindungen oder Materialien für Biosensoren, Kapseln, Farb- und Farbstoffentwicklungen, ■ Studien an Biomaterialien für Biosensoren, Kapseln und sonstige AntiBiofouling-Anwendungen, ■ Implantatbeschichtungen und Biochips, ■ pharmazeutische Untersuchungen wie Drug-Delivery-Mechanismen, ■ Tests von funktionalisierten Oberflächen, ■ Anwendungen der Lebensmittel-, Papier- und Textilindustrie auf Fasern, Beschichtungen oder Pulverwerkstoffen, ■ Bildgebung und Vermessung von Polymeren und Dünnschichten bei unterschiedlichen Temperaturen und Umgebungsmedien. Laser-Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH Die Laser-Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH ist ein 1998 gegründetes, kleines Unternehmen, das lasertechnologische Spezialausrüstung für die Mikrobearbeitung sowie Lohnarbeit in dieser Technologie anbietet (Kapitel Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation). Eine Laseranlage des Unternehmens für die Mikrobearbeitung (zum Beispiel LMBS UV-015-001-xy400z200-IA) hat ein Arbeitsfeld von 350 mm x 350 mm, einen UV-Laser (Wellenlänge 335 nm) und eine automatische Bilderkennung/ Positionskorrektur (Positioniergenauigkeit ein Mikrometer). LayTec In-Situ- and Nanosensors AG LayTec ist ein Entwickler und Hersteller von in situ- und inline-Messsystemen für Dünnschichtprozesse speziell in der Halbleiter- und Photovoltaikbranche und ermöglicht die Analyse und Kontrolle von Abscheidungsprozessen in Echt- Optischer SolR®-Messkopf an einem Rolle-zu-Rolle TCO-Beschichtungssystem (LayTec) 303 TSB_Oberflächen.indd 303 10.02.12 14:20 zeit, sodass Fehler im Produktionsprozess korrigiert werden können und damit Ausschuss reduziert sowie kosten-, energie- und ressourcenschonend produziert wird. Das Mess- und Überwachungsequipment dient industriellen wie forschenden Einrichtungen in der Verbindungshalbleiterherstellung (mittels MOCVD, Molekularstrahlepitaxie MBE usw.) für elektronische und optoelektronische Anwendungen (zum Beispiel GaN-, AlGaAs- und AlInGaP-LED oder -Laserdioden, Bipolartransistoren mit Heteroübergang HBT, Transistoren mit hoher Elektronenbeweglichkeit HEMT). Gemessen werden Schichtwachstumsparameter wie Wafertemperatur, Wachstumsrate, Schichtdicke, Dotierung, Oberflächenrauigkeit hochpräzise während des Beschichtungsprozesses. Seit 2007 hat Laytec seine Kompetenz in der Dünnschichtanalytik auch auf photovoltaische Anwendungen ausgeweitet. Die implementierten Messtechniken für typische Dünnschichtsolarzellen (CdTe, CIGS, Konzentratorzellen) sind: Reflektometrie, strahlungskorrigierte Temperaturmessung, Krümmungsmessung und Reflexions-Anisotropie-Spektroskopie (RAS). Neue Anwendungsfelder für LayTec-Messtechnik finden sich bei der Dünnschichtherstellung von dielektrischen und oxidischen Schichten auf Siliziumsubstraten, High-k Materialien (Speicher-, MRAM-Anwendungen), ZnO-Anwendungen (als transparente leitfähige Schicht, TCO), dünnen optischen Schichten (hochreflektierende/HR- bzw. Antireflex-/AR-Beschichtung) sowie zur Schichtdickenmessung in der OLED-Herstellung. LayTec ist Mitglied der Initiative Berlin WideBaSe, bei NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics und in der Europäischen Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. (EFDS). Die LIAS GmbH ist ein in Berlin ansässiger Hersteller und Vertreiber von Anlagen der Oberflächentechnik, vornehmlich Lackierkabinen in Standard- als auch Sondermaßen für die Lackierung von Großteilen. LIAS GmbH Die OTA GmbH, eine aus dem Bereich Maschinen- und Anlagenbau der OTB Oberflächentechnik GmbH und der Anlagenautomatisierung von P.O.P. fusionierte Firma, hat sich auf Automatisierungslösungen und Anlagen der Oberflächentechnik und Photovoltaikindustrie spezialisiert. Darunter finden sich Bandgalvanikanlagen, Bandanlagen für Sonderapplikationen, Reinigungsund Oberflächenbehandlungssysteme (SPOX®), Galvanikanlagen zur Herstellung von Batteriegittern und zur Folienbeschichtung. Seit 2006 entwickelt OTA auch Anlagen zur Fertigung von DünnschichtSolarzellen (CIS-Technologie) im Rolle-zu-Rolle-Verfahren, wobei Prozesse wie ■ galvanische Abscheidung von Gallium, Indium, Kupfer, ■ Beschichtung, ■ chemische Bearbeitung des Materials, OTA Oberflächentechnik Anlagenbau GmbH 304 TSB_Oberflächen.indd 304 10.02.12 14:20 ■ Laserbearbeitung und ■ mechanische Bearbeitung umgesetzt werden. Seit 2010 ist OTA Mitglied im Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Im Verbundprojekt ›P3T Modulare Fertigung strukturierter Metallschichten‹ der Innovationsplattform ›Ressourceneffizienz in der Produktion‹ ist OTA Projektpartner beim Aufbau eines modularen prototypischen Anlagenkonzepts zur ressourceneffizienten Fertigung von strukturierten Metallisierungen für Elektronikkomponenten. Strukturierte Aktivierung von Folien mittels Atmosphärendruckplasma, selektive additive chemische und galvanische Metallisierung der aktivierten Folien sowie aufbau- und verbindungstechnische Prozesse sollen als Verfahrensschritte die Massenfertigbarkeit von direktstrukturierten Metallschichten (Strukturdicken: 50 nm bis 5 µm, Strukturbreiten bis hinunter auf 20 µm) auf Kunststoffträgern demonstrieren. OTB Oberflächentechnik in Berlin GmbH & Co. Die OTB Oberflächentechnik in Berlin GmbH & Co, inzwischen Teil der Diehl Metal Applications GmbH (DMA), war bis dato ein auf die Elektro- und Elektronikindustrie ausgerichteter Entwickler und Hersteller von Maschinensystemen für die Oberflächentechnik sowie Dienstleister für die selektive, kontinuierliche Beschichtung von Metallbändern und Kunststoffolien im Durchlaufverfahren. OTB war tätig im Bau von ■ Bandgalvanikanlagen, ■ Reinigungs-, Konditionierungs- und Entfettungsanlagen für Bänder (Deflashing, Entflittern, Entfetten, Konditionieren), ■ außenstromloser Aufbautechnik für mikrostrukturierte flexible Leiterplatten und ■ Beschichtungsanlagen für die MID-Technik (Molded Interconnect Devices). Zusammen mit der Oberflächenbeschichtung selbst (selektive Präzisionsbeschichtung zwei- und dreidimensionaler Stanzbänder, Sonderbeschichtung und Musterbearbeitung von Präzisions-, Band- und Einzelteilen) vereinte OTB Know-how insbesondere für die Automobil-Elektronik, mobile/drahtgebundene Kommunikationstechnik, Hausgerätetechnik, Bauelementeindustrie und allgemeine Aufbau- und Verbindungstechnik. Gemeinsam mit regionalen Diehl Metal Applications-Unternehmen wie ZIMK Zehdenick Innovative Metall- und Kunststofftechnik (Zehdenick in Brandenburg), weiteren internationalen Standorten sowie Schempp & Decker als Partner der Diehl Metal Applications sind Kompetenzen und Know-how zugunsten einer vollintegrierten Wertschöpfungskette zusammengeflossen. Bei Diehl Metal Applications bildet man somit den gesamten Fertigungsprozess ab – von Vormaterial-Produktion über Präzisionsstanztechnik und Oberflächenveredelung bis zu Umspritzen und Montage von Baugruppen für elektrische und elektronische Anwendungen. 305 TSB_Oberflächen.indd 305 10.02.12 14:20 Die Plasmetrex GmbH entwickelt und vertreibt Plasma-Messtechnik. Das Unternehmen bietet außerdem Service und Beratung rund um Plasma-Prozesse an. Die Geschäftsbereiche umfassen in situ-Plasma-Messsysteme für Ätz- und Abscheidungsverfahren in der Halbleiterfertigung, Plasmaüberwachungsequipment für große Kammern (zum Beispiel Photovoltaik- und Displayherstellung) und Low-Cost-Plasma-Messtechnik für die allgemeine Oberflächenbehandlung. Die Messtechnik, bestehend aus Sensor, Signalwandler und verarbeitender Software (zum Beispiel Plasma Metrology System Hercules®), nimmt Messungen der Plasma-Parameter wie Elektronendichte und Elektronenkollisionsrate in Echtzeit vor. Die Firma bietet in Hinsicht auf Weiterbildung und Beratung zum Thema Plasma Kurse an – zum einen ›Plasma School for Semiconductor Manufacturing‹ (Mai 2011 in Berlin), zum anderen zur Solarzellenfertigung das gemeinsam mit PVcomB entwickelte Modul ›Plasma Technology in Solar Cell Manufacturing‹ (Herbst 2011 in Berlin). Im Verbundprojekt ›ODPat – Plasmabeschichtungstechnik für Aluminiumbauteile‹ der Innovationsplattform ›Ressourceneffizienz in der Produktion‹ (Laufzeit 2009 bis 2013) ist Plasmetrex Projektpartner. Gegenstand der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ist eine Duplex-Plasmatechnologie zur Oberflächenbehandlung von Aluminiumwerkstoffen. Die Verfahrensschritte Härtung durch Plasmadiffusion, Wärmebehandlung und Plasma-CVDBeschichtung sollen so verknüpft werden, dass Aluminium mit verschleiß- und reibungsmindernden Beschichtungen wie Diamond-Like-Carbon (DLC) versehen werden kann. Das Material dürfte sich dann unter diesen Belastungen nicht mehr verformen, sondern hätte eine ausreichende Stützfunktion. Dies würde die Anwendbarkeit des Leichtmetalls im Fahrzeugbau erleichtern. Außerdem wird im Projekt die bestehende Plasma-Diagnostik zugunsten der integralen Plasma-Beschichtungstechnologie weiterentwickelt. Plasmetrex ist mit Akteuren der (Plasma-)Oberflächentechnik vernetzt, zum Beispiel über die Mitgliedschaft in der Europäischen Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. (EFDS). Plasmetrex GmbH Die RST Rail System Testing GmbH ist eine Ausgründung aus dem Unternehmen Bombardier und bietet Prüf- und Ingenieurleistungen für viele Industriezweige, unter anderem für die Verkehrstechnik, an. In den verschiedenen Laboren – Werkstofflabor, Umweltlabor und Brandlabor – werden neben mechanischen Tests (zum Beispiel Härteprüfung, auch Mikro- und Kleinlasthärteprüfungen für Elektronikbauteile) klimatische und Korrosionsprüfungen (nützlich für Solarmodulhersteller) durchgeführt, und zwar ■ Tests bei Kälte/Wärme, Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung – 22,5m³-Prüfraum, –75 bis +220 °C, 10 bis 100 Prozent relative Luftfeuchte, ■ Nachweis der Widerstandsfähigkeit von PV-Moduloberflächen gegenüber Hagelkörnern, RST Rail System Testing GmbH 306 TSB_Oberflächen.indd 306 10.02.12 14:20 ■ am Prüfstand für statische Flächenbelastungen zur Simulation von Wind-, Schnee- und Eislasten auf PV-Modulen, ■ im Korrosionsprüfraum mit Salznebel/Meerwasser, Schwefeldioxid/Schwefelwasserstoff, 1 m³, +25 bis +60 °C, bis 100 Prozent relative Luftfeuchte. RTG Mikroanalyse Die RTG Mikroanalyse GmbH Berlin ist ein Dienstleister für Materialuntersuchungen. Im Labor werden schwerpunktmäßig mikroanalytische Untersuchungen mittels Sekundärionen-Massenspektrometrie (SIMS) bzw. zwei entsprechenden Massenspektrometern durchgeführt und zwar für Materialsysteme und Bauteile wie ■ Metallschichten (zum Beispiel Kontakte, galvanische Schichten), ■ Solarzellen, ■ optische Vielfachschichten, Hartstoffschichten, Silizide, Polymere, ■ Halbleitermaterialien (II-VI-Verbindungen, Silizium, Germanium, organische Halbleiter), ■ III-V-Verbindungshalbleiter, zum Beispiel Galliumnitrid (GaN), ■ Hochtemperatursupraleiter, Gläser, ■ Metall-Keramik-, Keramik-Keramik-Verbundsysteme, ■ geologische Proben, pharmazeutische Materialien, ■ medizinisch-biologische Proben (Implantate, Zellstrukturen, Biosensoren, zahntechnische Materialien). Damit lassen sich Verunreinigungen und Dotierungen qualitativ und quantitativ bestimmen, des Weiteren Tiefenprofile und laterale Elementverteilungen (zum Beispiel zur Bestimmung der Schichtzusammensetzung) messen. Die Firma RTG ist Mitglied in der Initiative Berlin WideBaSe. Scansonic IPT GmbH Scansonic ist Spezialist für Fertigungs- und Automatisierungstechnik, unter anderem zum Laserfügen (mit und ohne Nahtführung) und zum Lichtbogenfügen, speziell aber auch zum Laserhärten. Scansonic entwickelte eine Härteoptik für unterschiedliche Aufgaben. Vor allem hochbelasteten Bauteilen des Fahrzeugbaus (im Motor, Getriebe) soll die richtige Kombination von Härte (Verschleißschutz) und Zähigkeit (Dauerfestigkeit) verliehen werden. Beim Laserhärten erhitzt ein Laserstrahl mit bestimmter Einwirkzeit das Werkstück (Stahl) an der Oberfläche, die in der oberflächennahen Zone vorhandene Wärme wird sehr schnell in tiefer liegende Bereiche geleitet, durch die schnelle Abkühlung bildet sich Martensit in der Randzone und durch das Weiterführen des Lasers eine Härtespur. Die ortsaufgelöste (lokale) Härtung bietet sich angepasst an Beanspruchungsgrad (Schneidkanten, Lagersitze) oder Bauteilgeometrie (gewollt scharfte Kanten, schwer zugängliche Stellen) an. Die Optik des Scansonic RLH-A (Remote Laser Hardening-Adaptive) regelt die tatsächliche Bauteiltemperatur dynamisch, wodurch Bauteile gezielt und kontrolliert aufgehärtet werden können. 307 TSB_Oberflächen.indd 307 10.02.12 14:20 Die Sentech Instruments GmbH ist Entwickler und Hersteller von Dünnschichtmesstechnik (Reflektometer, Ellipsometer/spektroskopische Ellipsometer) und Plasmaoberflächentechnik (Plasma-Deposition und -Ätzen). Für F&E-Zwecke stehen folgende Instrumente zur Verfügung: ■ Reflektometer zur Schichtdicken- und Brechungsindexmessung transparenter oder schwach absorbierender Filme auf reflektierenden und Glassubstraten ■ Laserellipsometer (und kombinierte Ellipsometrie/Reflektometrie CER) ■ Spektroskopisches Ellipsometer (größter Spektralbereich) Sentech Instruments GmbH Für die industrielle Qualitätskontrolle: ■ Großflächenmesssysteme ■ Spektroskopisches Ellipsometer für automatische Routinemessungen ■ In-line-Prozesskontrolle Speziell für Photovoltaikherstellungsprozesse: ■ Laserellipsometer und Reflektometer für die Vermessung von AntireflexBeschichtungen auf Siliziumsolarzellen ■ Horizontale und vertikale Messsyteme für großflächige Dünnschichtsolarzellen ■ Spektroskopisches Ellipsometer zur Analyse von TCO-Schichten (SnO2, Indiumzinnoxid ITO, Aluminiumzinkoxid AZO) ■ Spektroskopische Ellipsometer und Reflektometer zur Analyse von Absorberschichten (a-Si, µ-Si, CdTe, CdS, CIS) Im Bereich Plasmaprozesstechnik bietet die Firma Sentech Ausrüstung zu plasmagestützten Schichtabscheidungsverfahren und zum Plasmaätzen für die Halbleiter- und Mikrosystemtechnik (MEMS, Silizium, Dielektrika, organische und metallische Filme, Mikrooptik): ■ Plasma-Deposition (PECVD, ICPECVD) – plasmaunterstützte chemische Gasphasenabscheidung (PECVD) von SiO2, SiNx, SiOxNy, TEOS, a-Si:H, µ-Si:H und DLC – optische Prozessüberwachungssysteme ■ Plasmaätzen (ICP, RIE) – ICP-Ätztechnik – RIE-Ätztechnik – optische Prozessüberwachungssysteme Depositions- und Ätzmodule (inkl. Bestückungs- und Handling-Systeme) können zu Cluster-Systemen für die Anwendung in F&E und Produktion konfiguriert werden. Die Prozessüberwachung erfolgt per Laserellipsometrie, Interferenzmessverfahren und optischer Spektroskopie in situ und inline für die Messgrößen Schichtwachstum bzw. -erosion und Ätztiefe. 308 TSB_Oberflächen.indd 308 10.02.12 14:20 Sentech ist Mitglied in der Initiative Berlin WideBaSe, im NanOp – Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics und der Europäischen Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V., EFDS. SPECS Surface Nano Analysis GmbH Die SPECS Surface Nano Analysis GmbH entwickelt und produziert Instrumente/ Messtechnik für die Materialforschung, Nanotechnologie und Oberflächentechnik. Dazu zählen Komponenten und Systeme für die Oberflächenanalytik (im Ultrahochvakuum, UHV) sowie Anlagen, die die Dünnschichtpräparation (Molekularstrahlepitaxie, MBE) mit spektroskopischen und mikroskopischen Analytikkomponenten vereinen. Die angebotenen Komponenten umfassen ■ Elektronenspektrometer (halbkugelförmige Energy Analyzer für Elektronenund Ionenspektroskopie), ■ Instrumentierung für Rastersondenmikroskopie (SPM), ■ LEEM/PEEM (niederenergetisches Elektronenmikroskop mit fünf Nanometer Auflösung), ■ LEED/RHEED (Beugungsbilderfassung und -verarbeitungssystem für Low Energy Electron Diffraction, LEED und Reflection High Energy Electron Diffraction, RHEED), ■ Quellen (verschiedene Quellen für Deposition, Anregung und Ladungsneutralisierung), ■ Dünnschichtpräparation/-wachstum – Einzel- und Mehrkammer-Elektronenstrahlverdampfer für die Abscheidung von Metall- und Verbunddünnschichten, – Elektronzyklotronresonanz- (ECR) und Radiofrequenz- (RF) angeregte Plasmaquellen für Oberflächenmodifizierung und abscheidungsgestützte Oberflächenbehandlung mit inerten oder reaktiven Atomen oder Ionen (Quellen als Plasma-, Atom- oder Ionenquelle nutzbar), – thermische Gas-Cracker-Quelle für die Oberflächenbehandlung mit atomarem Wasserstoff, – RHEED-Elektronenkanone für die Dünnschichtwachstumsanalyse. Bei Anlagensystemen bietet Specs zwei vorkonfigurierte Lösungen für die Oberflächenanalytik, das ESCA-System ›SAGE‹ (Röntgenphotoelektronenspektroskopie XPS) und das SNMS-System ›INA-X‹ (Sekundärionen-Massenspektrometrie SIMS und Sekundär-Neutralteilchen-Massen-Spektrometrie SNMS), sowie kundenspezifische Lösungen. Die SPECS Surface Nano Analysis GmbH ist im Network of Competence – Solutions for Surface Science and Nanotechnology aktiv. Steremat Elektrowärme GmbH Steremat Elektrowärme GmbH ist ein Berliner Anlagenhersteller für Härteverfahren sowie für Kristallzüchtung, Vakuumprozesse und Bandbeschichtung. Der Härtung, im Speziellen dem Randschichthärten, dienen Induktionserwärmungsanlagen (›Thermocompact‹ Härtemaschinen); die Kristallzüchtungs309 TSB_Oberflächen.indd 309 10.02.12 14:20 anlagen ermöglichen die Herstellung von Si-Einkristallen und optischen Materialien nach Floatzonen-, Czochralski- oder TSSG-Verfahren für die anschließende Waferproduktion. Im Projekt zur Applikation eines Wandermagnetfeldes bei der Kristallzüchtung (KRISTMAG, 2008) war Steremat Projektpartner. Für die Vakuumtechnik bietet die Firma Sonderanlagen im Labor-Maßstab an, darunter Vakuumprozessöfen zum Härten und Trocknen sowie LaborAbscheideanlagen. Seit 2007 betätigt sich Steremat auch in der Produktion von Bandbeschichtungsanlagen zur Erzeugung von Metallsalzschichten auf metallischen Bändern, die in der Photovoltaik (CIS-Technologien) zur Anwendung kommen. Steremat Elektrowärme ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Wärmebehandlung und Werkstofftechnik (AWT). Netzwerke Das Network of Competence ist eine Kooperation von vier System- und Komponentenherstellern für die Oberflächentechnik bzw. –wissenschaft. Drei Unternehmen – SPECS, Createc, Bestec – sind in Berlin ansässig. Diese Firmen bieten zusammen Komplettlösungen für die Oberflächenbehandlung/Schichtpräparation und Oberflächen- bzw. Schichtanalytik nach Kundenwunsch an (hauptsächlich Forschungseinrichtungen). Dazu zählen Synchrotron-Beamlines inklusive sogenannter endstations, mit denen in situ Proben präpariert (MBE, PLD und Sputtern) und analysiert (XPS, UPS, ISS, AES, LEED, LEEM/PEEM, STM usw.) werden können. Network of Competence – Solutions for Surface Science and Nanotechnology c/o SPECS GmbH Der VDMA vereint Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus in Abteilungen, so auch in der Fachabteilung Oberflächentechnik. Bisher sind nur wenige Unternehmen aus Berlin-Brandenburg Mitglied, der Schwerpunkt des Verbandes liegt in Süd- und Westdeutschland. Orientiert am Bedarf ihrer Mitglieder organisiert die VDMA Fachabteilung Oberflächentechnik Arbeitskreise zu einzelnen Themen der Branche, beispielsweise ■ Arbeitskreis Industrielle Plasma-Oberflächentechnik, ■ Arbeitsgruppe Plasmanitrieren, ■ Arbeitskreis Strahltechnik – Marktbearbeitung/ Technik/ Trockeneisstrahlen, ■ Arbeitskreis Energieeffizienz, ■ Arbeitskreis Prüfungen an Anlagen der Oberflächentechnik, ■ Arbeitskreis Genehmigungsverfahren für Lackieranlagen, ■ Erfahrungsaustausch Spritzkabinen, ■ Erfahrungsaustausch Lacktrockner. Verband Deutscher Maschinenund Anlagenbau e.V. VDMA, Fachabteilung Oberflächentechnik 310 TSB_Oberflächen.indd 310 10.02.12 14:20 Fazit Die Hauptstadtregion versammelt in der Oberflächen- und Schichtanalytik, aber auch bei Herstellern von Anlagentechnik für die Analytik und die Präparation schwerpunktartig Kompetenz, wenngleich die Akteure oft sehr spezifische Bedarfe bedienen. Das Innovationsgeschehen konzentriert sich in der Analytik vor allem auf Untersuchungsmethoden für die Grundlagenforschung, also auf das Verständnis von Ober- und Grenzflächenphänomenen. In der Präparation und Prozesskontrolle ist allgemein die Dünnschichttechnik angesprochen, und zwar sowohl bei der Grundlagenforschung (zum Beispiel Photonik/ Elektronik) als auch bei der angewandten Forschung (zum Beispiel Solartechnik). Deutschlandweit konnte die Branche (industrielle) Oberflächentechnik laut VDMA mehrere Jahre in Folge Zuwächse verzeichnen, und zwar in allen Segmenten.118 Große Maschinen- und Anlagenbauer wie Oerlikon Balzers, ein Unternehmen der Schweizer Oerlikon-Gruppe, Eifeler Unternehmensgruppe/ Eifeler Werkzeuge GmbH (Düsseldorf) oder PVA TePla AG bieten weltweit führende Lösungen für Dünnfilm-Beschichtungen (PVD, Hartstoffbeschichtung) bzw. Plasma-Oberflächentechnik an. Der Anlagenbau in der Region Berlin-Brandenburg konzentriert sich auf hochspezifische Anforderungen aus der Dünnschichttechnik (Optik/Photonik, Elektronik, Photovoltaik) und Oberflächenanalytik (vor allem aus wissenschaftlichen Einrichtungen) und ist in der Hauptsache mittelständisch strukturiert. Mit den vorhandenen Kompetenzen ließe sich die Region zu einem Analytik-Zentrum für die Dünnschichttechnik profilieren. 5.7 Kreativbranche/Begleitforschung/sonstige F&E Abgrenzung 118 VDMA (2011); VDMA (2009), S. 9. 119 Farken, Anne (2011). Der Bezug von Forschern und Entwicklern neuer Komponenten, Halbzeuge und Bauelemente zu neuen Materialien und insbesondere intelligenten Oberflächen lässt sich leicht herstellen und erklären. Es stellt sich aber auch die Frage, wie Kreative und Anwender (Endproduktehersteller) neue Materialien bzw. intelligente Oberflächen oder die Basisentwicklungen daraus nutzen und ihr Anwendungspotenzial ausbauen. Ganz im Sinne von ›Das Material war seit jeher die Muse des Produktdesigns – mit neuen Materialien kommen auch neue Ideen‹119 sollen kreative und begleitforschende Kompetenzen und Kapazitäten skizziert werden, die Bezug zu intelligenten Oberflächen haben. Sie stammen vornehmlich aus den Bereichen ■ Architektur/Städtebau (Oberflächen am Bau, Photovoltaikarchitektur), ■ Industriedesign, 311 TSB_Oberflächen.indd 311 10.02.12 14:20 ■ Textil- und Mode, ■ Begleitforschung (zu Nanotechnologie, Sicherheit, Zukunftsforschung) und Technologiemarketing. In den Universitäten und Hochschulen der Kreativhaupstadt Berlin finden sich vergleichsweise viele Akteure in Architektur und Design. Auf Unternehmensseite wurden im Jahr 2006 knapp 2.500 Architekturbüros für Hochbau/Innenarchitektur gezählt, dazu kamen rund 150 Büros für Industriedesign sowie zahlreiche Ateliers für Textil-, Schmuck- und Möbeldesign.120 Für die Architektenbranche gehen ›Experten [...] von einer stärkeren Notwendigkeit der Spezialisierung, beispielsweise im Bereich innovativer Bautechniken, aus.‹121 Im Berufsfeld Design findet danach zur Zeit ein Paradigmenwechsel statt: Ältere Berufstätige haben wohl den dringenden Bedarf, ihr Wissen zu aktualisieren, unter anderem in aktuellen und innovativen Produktionstechniken und Materialien, jüngere benötigten eher Weiterbildung, die den Transfer von der Theorie in die Praxis vermittelt.122 Wissenschaft Am Fachgebiet für konstruktives Entwerfen und klimagerechtes Bauen der TU Berlin/Institut für Architektur erforscht und entwirft Prof. Hascher bautechnische Anwendungen und geeignete Materialien, um Fassaden und ihre Wechselbeziehung mit der Umgebung zu verbessern. Prädestiniert für den Einsatz als Wärmeregulatoren/Wärmespeicher sind sogenannte Phase Change-Materialien (PCM). Wo bisher massive Bauteile für Wärmespeicherung und -wiederabgabe sorgten, können PCM als pulverförmiger, mikroverkapselter Rohstoff, der in Kunststoffe, Dispersionen, Putze und Holzfaserplatten implementiert oder in Paneele und Gläser integriert wird, mit wesentlich geringerer Wandstärke bei gleicher Wärmespeicherkapazität auskommen (Verhältnis 18:2). Durch die Verlagerung des Speichers in oberflächennahe Bereiche können Wärmeströme und -strahlung direkter und auf großer Fläche genutzt werden, und zwar für Erwärmung wie für Kühlung der Raumluft. In einem weiteren Ansatz werden Einsatzmöglichkeiten von transparenten ETFE-Folien in Fassadensystemen untersucht – beispielsweise, inwiefern Folien Glas ersetzen oder als zusätzliche Layer mit speziellen Funktionen fungieren können. Eine selbstregulierte Anpassung an vorherrschende Bedingungen (beispielsweise an jahreszeitliche Veränderungen) bei bleibender Beeinflussbarkeit durch den Nutzer sollen mit möglichst wartungsarmen Mechanismen umgesetzt werden. Damit sollen Kostenvorteile und Komfortverbesserungen gegenüber bisherigen Fassadensystemen erreicht werden. Prof. Rainer Hascher 120 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen et al. (Hrsg.) (2008), S. 63, 69. 121 Ebenda, S. 65. 122 Vgl. von zur Mühlen, Bernt et al. (2010), S. 49. 312 TSB_Oberflächen.indd 312 10.02.12 14:20 Prof. Burkhard Schmitz An der Universität der Künste (UdK) Berlin ist mit dem Ziel, neuartige Kooperationen zwischen Gestaltern und KMU einzugehen, das disziplinübergreifende Forschungsprojekt ›Design Reaktor‹ (Prof. Schmitz/Prof. Kufus) ins Leben gerufen worden. Firmen verschiedener Branchen konnten als Partner gewonnen werden, darunter Elektronikhersteller, Modellbau, Metall-, Kunststoff-, Glasverarbeiter, Druckereien, Laser-, Solarfirmen. Das erste Oberthema lautete ›Accessoires‹ und brachte Produkte zwischen experimentellem und kommerziellem Anspruch hervor. Eine Auswahl von Projektergebnissen mit entfernt erkennbarem Bezug zur Oberflächentechnik (Dünnschichtbauelemente, Photovoltaik-Architektur, funktionale Textilien, Drucktechnik) stellen ›Electronic Ruler‹, ›Blended – Eine reflektierende Strumpfhose‹, ›Solar.Plant. Solarzellen bewachsen unsere Häuser‹ und ›M.Shirt. Das Mieder für jedermann ohne heftiges Schnüren und Binden‹ dar. Prof. Holger Neumann Das Fachgebiet Konstruktion und Technologie (Prof. Neumann) vermittelt an der UdK ›Projektbegleitende Technologie‹ (Materialauswahl, Fertigungstechnik) und ›Design mit Hochleistungs-LEDs‹ (Lichttechnik) in Seminarform für Designprojekte im Hauptstudium. Prof. Dr.-Ing. Christoph Gengnagel Im Team Living EQUIA traten Studierende von UdK (Lehrstuhl Tragwerkslehre, Prof. Gengnagel), HTW und Beuth Hochschule zum Wettbewerb ›Solar Decathlon Europe 2010‹ an. Dazu wurde ein prototypisches Solarhaus gebaut, das eine neue solare Architektur etablieren soll. Innovative Vertikallamellen als Verschattungselemente mit integrierter Dünnschicht-Photovoltaik, eine aus monokristallinen Siliziumsolarzellen bestehende Aufdach-Photovoltaik-Anlage (gesponsert von dem Berliner PV-Unternehmen SOLON) und zusätzliche Solarzellen in den Verschattungselementen der Fenster (die in enger Zusammenarbeit mit der Firma Colt/Kleeve entwickelt wurden) kennzeichnen den Hausentwurf mit einheitlich schwarzem Erscheinungsbild. Dipl.-Ing. Arch. Ingrid Hermannsdörfer Das deutsch-italienische Forschungs- und Demonstrationsprojekt PVACCEPT (2001 bis 2004, Dipl.-Ing. Arch. Hermannsdörfer) wurde von Berliner Architekten initiiert und von der Europäischen Kommission gefördert. Ziel war es, marktfähige Solarmodule zur Stromerzeugung zu entwickeln, die aufgrund ihrer innovativen Gestaltung neue Integrationsmöglichkeiten in den Bereichen Altbau, Landschaft und Stadtraum bieten sollten. Die UdK, Fakultät Gestaltung, war durch Gesamtkoordination, Design und Planung von Demonstrationsanlagen beteiligt, das IÖW – Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH Berlin brachte sich mit Akzeptanzstudien zur neuen Photovoltaikarchitektur ein. 313 TSB_Oberflächen.indd 313 10.02.12 14:20 An der BTU Cottbus gibt es im Fachbereich Architektur einige Hinweise auf die Relevanz und Beschäftigung mit dem Thema Oberflächen im Bauwesen. Der von Prof. Oestreich, Dipl.-Ing. Klooster und Dipl.-Ing. Vaerst veröffentlichte Band ›Baukonstruktion: Beschichtungen‹ stellt Beschichtungsverfahren und Oberflächentechnologien im Hinblick auf ihre mögliche Verwendbarkeit im Hochbau, raumbildenden Ausbau und Möbelbau vor. Weiterhin erschien 2005 ›Funktionale Oberflächen im Bauwesen‹ von Dipl.-Ing. Klooster. Im Jahr 2004 fanden in Berlin ein Workshop sowie das Innovationsforum Oberflächentechnik & Design zum Thema ›materialwechsel – Neue Wege im Design durch funktionelle Oberflächen‹ statt, dazu erschien ein durch die Europäische Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V., die BTU Cottbus/Lehrstuhl Entwerfen, Verkehrsbauten und Arbeitsstätten sowie vom BDA – Bund Deutscher Architekten gemeinsam herausgegebener Tagungsband. Das Forum wurde durch eine Fachausstellung im DAZ – Deutsches Architekurzentrum Berlin begleitet. Prof. Axel Oestreich An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin beschäftigt man sich im Fach Modedesign mit Flächendrucktechniken (Prof. Engelmann, Fachgebiet Darstellungstechniken, Grundlagen Entwurf und Modellgestaltung, Flächendruck). Im Fach Industrial Design existiert das Kompetenzfeld ›Universal Design Thinking‹ (Prof. Hinz), das zusammen mit der Beuth-Hochschule für Technik 2010 das Center of Food Packaging zur Entwicklung von nachhaltigen Verpackungen für Lebensmittel gründete (Kapitel Verpackungstechnologie für die Lebensmittelindustrie). Prof. Andrea Engelmann Prof. Kathrin Hinz An der Kunsthochschule Berlin (Weißensee) wird das Fachgebiet Produktdesign durch Prof. Schwarz-Raacke vertreten, das Fachgebiet Textil- und Flächendesign durch Prof. Berzina, die Projekte/Entwicklungen wie die thermosensitive Tapete ›Touch Me‹ oder die LED-Installation ›E-Static.Shadows‹ durchführte. Prof. Susanne Schwarz-Raacke Prof. Zane Berzina Das Projekt OLED:OFIES (Organic Light Emitting Diodes – Optimizing Form and Interaction for Embedded Systems) unter Leitung von Prof. Hundertpfund wurde als Forschungskooperation der FH Potsdam, Fachbereich Design, mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP und weiteren deutschen Partnern 2004 ins Leben gerufen (Laufzeit bis 2007). Forscher und Studierende widmeten sich gemeinsam der Weiterentwicklung von und Anwendungsentwicklung für Leuchtdioden auf der Basis organischer und polymerer Materialien, um Impulse für die OLED-Forschung zu geben und die Serienfertigung von OLED-Produkten zu initiieren. Dabei faszinierten die außergewöhnlichen Eigenschaften von OLEDs wie Transluzenz, enorm dünne Bauweise und Energieeffizienz. Segmentierte Displays, Signalleuchten, spezielle Schalter und Hinterleuchtungen standen im Fokus – bis hin zur Verbindung von OLEDs mit klassischen LCDs, die ›einfache‹ Verbundgläser zu Informationstafeln werden lässt. Prof. Jörg Hundertpfund 314 TSB_Oberflächen.indd 314 10.02.12 14:20 Wirtschaft abs Glashaus GmbH Die abs Glashaus GmbH ist ein junges Unternehmen, das innovative Gewächshäuser mit geschlossenem Energiekreislauf entwickelt und fertigen will. Kernthema ist dabei die Photovoltaik-Architektur, das heißt transparente Photovoltaikmodule auf dem Dach werden zum Verschatten und Stromerzeugen eingesetzt. Sogar holografische Folien zum Filtern des einfallenden Lichts nach Wellenlängen werden entwickelt, die damit sowohl das zur Photosynthese benötigte Licht bereitstellen als auch die Infrarotstrahlung zur Energiegewinnung nutzen. Inzwischen wird an der dritten Generation von energiegewinnenden Gewächshäusern gearbeitet. In die Forschungsprojekte sind die Humboldt-Universität sowie die spanischen Universitäten von Las Palmas und Almeria involviert; gefördert werden sie von BMBF und BMWi.123 NMTC – Nano & Micro Technology Consulting NMTC ist ein Berliner Beratungsunternehmen im Bereich Nano-/Mikrotechnologie und neue Materialien mit Kunden im In- und Ausland (mittelständische Unternehmen, Großunternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentliche Institutionen). Zu den Aufgaben bzw. zum Leistungsspektrum zählen ■ Partnersuche für wissenschaftliche Verbundprojekte, ■ Abwicklung von Forschungsvorhaben, ■ marktorientierte Studien, Strategie- und Potenzialanalysen, ■ Beurteilung von Marktperspektiven, Absatzmärkten, Businessplänen und Unternehmenskonzepten, ■ Status-quo-Analysen und statistische Erhebungen, ■ Organisation von Konferenzen und Workshops. TASK Architekten und Prof. Heike Klussmann (freischaffend) Der Reflexbeton ›BlingCrete‹ ist eine Entwicklung der Künstlerin Prof. Klussmann. Zusammen mit Dipl.-Ing. Klooster (TASK Architekten, Berlin) wurde dazu ein Forschungsprojekt ›BlingCrete‹ etabliert, außerdem das BlingCrete™ Büro Berlin geschaffen. In Beton eingelassene Glaskugeln schaffen eine retroreflektierende Oberfläche, das heißt Licht wird hauptsächlich in Richtung Strahlungsquelle reflektiert. Damit können zum Beispiel Botschaften je nach Betrachtungswinkel offenbart oder verborgen werden, wie es für leuchtende Leitsystemsymbole vorstellbar ist. Seit 2004 bildet die Forschergruppe einen Verbund aus Kunst, Architektur, Produktdesign, Materialtechnologie und Experimenteller Physik und beschäftigt sich mit Strategien der Materialentwicklung für Bauwesen und Design. In einem weiteren Projekt mit dem Titel ›Magnetic Patterning of Concrete‹ werden derzeit Strategien entwickelt, experimentellphysikalische Oberflächenstrukturierungen für die Funktionalisierung von Betonoberflächen zur Anwendung zu bringen. 123 Vgl. Innovationspark Wuhlheide Managementgesellschaft mbH (Hrsg.) (2010), S. 7–8. 315 TSB_Oberflächen.indd 315 10.02.12 14:20 Detailaufnahme einer BlingCrete-Oberfläche [Mikroglaskugeln und Beton], Foto: Boris Trenkel; Studie BlingCrete Leitsystem, Foto: Roman Polster Quelle: Klussmann, Heike und Klooster, Thorsten (2011); Klussmann, Heike und Klooster, Thorsten (2010). Weitere Unternehmen der Kreativbranche oder Begleitforschung mit Bezug zu Oberflächentechnologien oder zur Nutzung entsprechender Basistechnologien sind ■ das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit (gGmbH), Mitglied im Forschungsprojekt ColorSol® zur Entwicklung von Farbstoff-Solarzellen, ■ die Human Factors Consult, die mit mehreren Partnern (Humboldt-Universität zu Berlin, ITP GmbH und OUT e.V.) am 2009 gestarteten und auf drei Jahre konzipierten Forschungsvorhaben ›BioLED – Entwicklungsprojekt zur lichttherapeutischen Funktionsbekleidung‹ arbeitet, ■ das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW gGmbH), am BIONAProjekt ›Adaptives Gewebe‹ zu Anti-Dekubitus-Hilfsmitteln beteiligt, mehrmals Mitautor von Potenzialstudien zu Bionik oder Nanotechnologie und Umwelt, ■ das Architekturbüro J. Mayer H Architekten, durch die Gastprofessur von Prof. Finckh Bezug zur BTU Cottbus/Bauwesen, Werkbericht ›Oberflächen semantisch/funktional‹ (2004), nachleuchtendes Sitzmöbel ›LoGlo‹ (Jürgen Mayer H. für Vitra). Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gGmbH Human Factors Consult HFC Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW gGmbH) J. Mayer H Architekten 316 TSB_Oberflächen.indd 316 10.02.12 14:20 Netzwerke Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen Geschäftsstelle Projekt Zukunft Verband deutscher Industriedesigner e.V. VDID Für Kreative (Designer und Architekten) sollte eine Materialbibliothek bei Modulor (Materialausstatter in Berlin) umfangreiche Musterkollektionen, Produktinformationen und Bezugsquellen bereitstellen,124 die Einrichtung dieser Bibliothek wurde jedoch abgesagt. Im Jahr 2009 ist mit ELEMENTE eine ›Ausstellung, Sammlung und Vermittlung von Material‹ entstanden, die es Architekten, Designern, Bühnenbildnern und anderen Kulturschaffenden oder Planern ermöglicht, geeignete Materialien oder Inspiration durch Materialien zu finden. Unter anderem durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen/Landesinitiative Projekt Zukunft und einschlägige Berufsverbände (wie dem Verband deutscher Industriedesigner e.V., VDID mit Regionalgruppe Berlin-Brandenburg) werden Kreative in der Hauptstadtregion untereinander vernetzt und in ihrem Schaffen unterstützt. Das Engagement, bilaterale Kooperationen von Designern und Unternehmern zu initiieren, ist hier vorhanden und nicht selten an der Schnittstelle Designinnovation/Neue Materialien angesetzt, häufig mit Fokus auf den Nachhaltigkeitsgedanken. Fazit 124 modulor GmbH (2009). 125 Internationales Design Zentrum (IDZ) (2011). 126 Birkhäuser Verlag AG (Hrsg.) (2009), S. 34. 127 ›While many architecture and industrial design firms maintain their own archives of samples (and have done so for years), independently run materials libraries are able to track emerging materials on a much larger and broader scale, offering thousands of different solutions under one roof.‹ Zingaro, Alison (2011). 128 Schreiner, Sabrina (2011). Die Kreativbranche und F&E-Dienstleister haben in der Region punktuell Bezug zu Oberflächentechnologien und Materialwissenschaften, was sich hauptsächlich an ihrem Interesse zeigt, die entwickelten Basistechnologien in neue Anwendungskontexte zu stellen. Im Großen und Ganzen gilt das ›Berliner Design [...] als experimentell, nicht auf unmittelbare Verwertbarkeit angelegt und offen für Experimente.‹125 Neue Materialien und im speziellen intelligente Oberflächen bilden offenbar nicht selten einen Anlass zum Experimentieren. Deutschlandweit finden Produktentwickler und Designer neue Materialien (und Kollektionen) in Materialdatenbanken, wie sie in München (Color & Material Lab von designaffairs), Stuttgart (Raumprobe-Archiv) und Köln (Zweigstelle des internationalen Material-Scouts Material Connexion) für den Konsumgüter-, Architektur- und Automobilbereich vorhanden sind.126 In Berlin findet man das ELEMENTE MaterialForum. Solche unabhängigen Materialbibliotheken sind förmlich die Verfolger aufkommender Materialinnovationen für die genannten Bereiche.127 Einer wichtigen Oberflächeneigenschaft – der Haptik – wird seit Kurzem am Fraunhofer-UMSICHT (Oberhausen) wissenschaftlich nachgegangen. Systematische Forschungs-und Entwicklungsstrategien sind das Ziel, ein HaptikVersuchsstand das Mittel, um das wenig verstandene Phänomen gezielt in Produkte umzusetzen.128 Berlin und Brandenburg könnten Material- und Oberflächeninnovationen aus der Region durchaus stärker zum Anlass nehmen, 317 TSB_Oberflächen.indd 317 10.02.12 14:20 ■ sie mit Designinnovationen zu verknüpfen (bilaterale Kooperationen), ■ eine gegenseitige Professionalisierung zwischen Kreativen und (Material-) Wissenschaftlern/Unternehmen zu erreichen und ■ durch aufkommende Anforderungen (Designkriterien, Nutzerbedarfe) neue F&E an Oberflächen zu initiieren (Forschung durch Design/Designthinking). Ein Mittel zur Vernetzung von Materialwissenschaft und Kreativbranche wäre eine Oberflächenbibliothek, die die materialwissenschaftlichen Ergebnisse gebündelt repräsentiert. Sie wäre auch in virtueller Form möglich, indem lediglich die realen Orte, zum Beispiel Showrooms der Forschungseinrichtungen, in einer Wissenslandkarte verortet würden. 318 TSB_Oberflächen.indd 318 10.02.12 14:20 6 Erkenntnisse und Empfehlungen 6.1 Aussichtsreiche Handlungsfelder in Berlin-Brandenburg Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Hauptstadtregion in wichtigen Themenfeldern der Oberflächentechnologien herausragende Kompetenzen besitzt und Innovationen hervorbringt. So gehört Berlin-Brandenburg bei Forschung und Entwicklung in der Dünnschichttechnik, also bei ■ Dünnschicht-Elektronik und Sensorik, ■ Photonik, ■ Dünnschicht-Photovoltaik zu den Spitzenregionen in Deutschland. Daneben gibt es Bereiche, in denen sowohl Forschungseinrichtungen als auch Unternehmen gut positioniert sind bzw. über ein erhebliches Entwicklungspotenzial verfügen. Dazu gehören ■ Bauteilbeschichtung/Verfahrenstechnik, ■ Oberflächen- und Schichtanalytik/Anlagentechnik, ■ biokompatible und bioaktive Oberflächen, ■ Bio-Analytik und Diagnostik, Nano-Biotechnologie. Bisher nur von wenigen Wissenschaftlern und Unternehmen besetzt oder durch mangelnde Komplementarität zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gekennzeichnet sind die Bereiche ■ Energiewandlung und -speicherung sowie ■ Umwelttechnik. Mit Blick auf die weltweit überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven und in Anbetracht der günstigen regionalen Standortvoraussetzungen haben jedoch beide Bereiche gute Entwicklungschancen. Eine nach Berlin und Brandenburg differenzierende Verortung der Kompetenzen zeigt, dass die höchste Kongruenz zwischen beiden Ländern in den Bereichen Bio-Analytik und Diagnostik sowie Dünnschichtmesstechnik (Sensorik) besteht. Aber auch bei Bauteilbeschichtung/Verfahrenstechnik können sowohl Berlin als auch Brandenburg beachtliche Potenziale vorweisen. Oberflächenund Schichtanalytik/Anlagentechnik, biokompatible und bioaktive Oberflächen sowie Energiewandlung und speicherung sind dagegen überwiegend in Berlin angesiedelt. In keinem der Bereiche liegt der Schwerpunkt forschungs- oder anwenderseitig in Brandenburg. 319 TSB_Oberflächen.indd 319 10.02.12 14:20 Stärken und Schwächen sind in Übersicht 17 dargestellt. Dort werden auch Ansatzpunkte zur Verbesserung der Wettbewerbsposition von Wissenschaft und Wirtschaft in der Region aufgezeigt. Übersicht 17: Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken sowie Erfordernisse im Bereich der Oberflächentechnologie in Berlin-Brandenburg Branchen/ Stärken/Chancen Anwendungsfelder Schwächen/Risiken Erfordernisse Oberflächentechnologien im Life Science-Bereich Biokompatible Diverse Verfahren in der und bioaktive Anwendung, auch in den Oberflächen nachstehenden Life-ScienceGebieten Konservativ-abwartende Haltung Werkstoffe im Zellkontakt zur verbreiteten Anwendung als regionale Stärke bekannter machen Kompetenz in der Öffentlichkeit wenig sichtbar Demonstrationsprojekte starten Vielzahl von Anwendern Tissue Engineering Forschungsschwerpunkt regenerative Medizin Wenige Produkte und Unternehmen Relevante Anzahl von Abnehmern Vernetzung von Werkstofftechnik und Medizin weiter fördern Polymere Werkstoffforschung inkl. einstellbarer Oberflächeneigenschaften Nano-Biotechnologie Grundlagenforschung stark besetzt; einschlägige Kompetenzen bei Entwicklung von Biomaterialien, bei Grenzflächen und Kolloiden an Forschungsinstituten Regionale OberflächentechnikKompetenzen in anderen Branchen nutzen In manchen Anwendungsfällen Zulassungsprozess und Risiko-/ Folgenbewertung nötig Weiter beobachten und unterstützen Internationale Ausrichtung und Vernetzung Etliche Anwender in Analytik und Verkapselung von Wirkstoffen Bio-Analytik und Diagnostik Breites Know-how an Immobilisierungsmethoden Breit aufgestellte Biomolekülforschung; Diagnostika und Forschung zu Biosensorik Regionale Netzwerkinitiativen Grundlagenforschung an elektronischer Auslesung von Biomolekülbasierten Signalen ausbauen Oberflächentechnologie als Enabling Technology für Biosensorik sichtbar machen Metallische Substrate im Zellkontakt 320 TSB_Oberflächen.indd 320 10.02.12 14:20 Branchen/ Stärken/Chancen Anwendungsfelder Schwächen/Risiken Erfordernisse Bioverfahrenstechnik Kleiner Technologiebereich F&E-Bedarf zur Trägerfixierung von biokatalytischen/affinen Substanzen (Membrantechnik) separat ermitteln Vielfalt an Branchen bzw. Biotechnologiebereichen (medizinische/pharmazeutische, lebensmitteltechnische oder Umwelt-Biotechnologie) Oberflächentechnologie als Enabling Technology sichtbar machen Bioverfahrenstechnik ist international ein wesentlicher Bestandteil für Bioökonomiebestrebungen anderer Branchen Oberflächentechnologien in der Energietechnik Solarthermie Produzenten von Solarkollektoren, die Solarabsorberschichten nutzen Kaum Forschung zu Beschichtungstechnologien F&E-Bedarf in Zusammenarbeit mit angrenzenden Technologiefeldern bestimmen Geschlossene Verwertungskette mit regionalen Beschichtungsdienstleistern für die Energietechnik insgesamt bilden Photovoltaik Vielschichtig betriebene grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung (Dünnschicht-, Silizium-, organische PV etc.) Produktionskapazitäten noch (bedarfsgerecht) steigerungsfähig Gute Vernetzung der Akteure Beschichtungsdienstleistungen und Anlagenbau, auch Analytik zur Qualitätssicherung für die PV auf Energietechnik ausweiten PVcomB stärken Einmalige Dichte von Kompetenzen in der Dünnschichttechnologie, oft mit Querverbindungen zu Halbleiterelektronik/Photonik Energiewand- Katalyseforschung als Grundlage lung und für künftige Energietechnologien -speicherung gut vertreten Umwelttechnik Defizit bei Elektrochemie/ Batterieforschung (gilt deutschlandweit) Kompetenz zu Ressourceneffizienz limitierter Werkstoffe, z.B. katalytische Nanopartikel in Beschichtungssystemen Kaum Unternehmen als Anwender von Dünnschicht- und Membrantechnologien in Brennstoffzellen und Energiespeichern Werkstoff-Know-how bei Gasturbinen Ausbau einschlägiger Forschungskapazitäten an anderen deutschen Standorten F&E und Anwender im Bereich Oberflächenmodifizierungen für Antifouling-Anwendungen Betätigungsfeld bionische Oberflächen kaum besetzt Nanotechnologie im Umweltsektor an anderen deutschen Standorten weiter entwickelt Oberflächen-/Dünnschicht-/ Membrantechnik als Enabling Technology für die Energietechnik voranbringen Bauwesen und Umwelttechnik als vielfältiges und Gewinn bringendes Einsatzfeld (Ressourcen- und Energieeffizienz) erschließen 321 TSB_Oberflächen.indd 321 10.02.12 14:20 Branchen/ Stärken/Chancen Anwendungsfelder Schwächen/Risiken Erfordernisse Oberflächentechnologien in Optik/Mikrosystemtechnik, Informations- und Kommunikationstechnologien Optische Vergütung Neue Ansätze durch nanotechnologische Erkenntnisse/ alternatives Materialsystem Wenige Akteure, aber Massenprodukte (Architekturglas, Displays, Solarglas) Von der Förderung der Dünnschichttechnik im Sektor optische Technologien profitieren Wenige Forschungseinrichtungen und Unternehmen Potenzial der Kooperation mit der Kreativbranche (Architektur/Bauwesen/Design/Kunst) ausschöpfen National und europaweit ähnliches Stärken-SchwächenProfil Chromogene Dünnschichten Neue technologische Ansätze Einzelne konzeptionelle Vordenker Keine andere Region profiliert Lichtemission/ Photonik Lange Entwicklungszeiten bis zur Marktreife, noch keine Massenanwendungen Breites Spektrum von Kompetenzen in der Dünnschichttechnologie: Halbleiter-NanophotonikForschung, polymerbasierte Photonik Vernetzung mit Anwendern (Energietechnik/Bauwesen, auch Automobilbau/Schiffbau) ausbauen Region als Dünnschichtkompetenzzentrum gemeinsam mit Elektronik, Photovoltaik, Messtechnik und Analytik profilieren Relativ hohe Zahl an Firmenausgründungen Vernetzung der Forscher untereinander und mit Unternehmen Dünnschicht- Vielschichtig betriebene grundElektronik und lagen- und anwendungsOptoelektronik orientierte Forschung (Silizium-, Verbindungshalbleiter-, organische Elektronik etc.) Spezifische Profilierung des Standorts in der DünnschichtElektronik neben Photonik und Dünnschicht-Photovoltaik schwierig Einmalige Dichte von Kompetenzen in der Dünnschichttechnologie, oft in Synergie mit Photonik, Photovoltaik DünnschichtMesstechnik, Sensorik/ Aktuatorik Region als Dünnschichtkompetenzzentrum gemeinsam mit Photonik, Photovoltaik, Messtechnik und Analytik profilieren Potenzial in Verbindung mit Anwendern (gedruckte Elektronik, Wearables, Sicherheitstechnik) nutzen Sichtbarkeit als Enabling Technology erhöhen Hohe Kompetenzdichte in der Dünnschichttechnologie Forschungsseitig stärkere Präsenz als unternehmensseitig Sensorik in Deutschland basiert zu nahezu 100 Prozent auf Dünnschichttechnik Andere Regionen haben mehr Marktanteil in der Sensorik Gesonderte Feststellung des F&E-Bedarfs nötig (Gesamtbetrachtung inkl. Bioanalytik/sensorik) Innovationspotenzial bei der aktiven Beeinflussung von Umgebungsparametern (Aktuatorik) in Kooperation mit Energietechnik, Verkehrstechnik, Produktionstechnik nutzen 322 TSB_Oberflächen.indd 322 10.02.12 14:20 Branchen/ Stärken/Chancen Anwendungsfelder Schwächen/Risiken Erfordernisse Funktionstextilien F&E-Ergebnisse bei Wearables von überregionaler Leuchtkraft Wenige Forscher und kaum Unternehmen Auch in Deutschland insgesamt junges Forschungsfeld Forschungskuratorium Textil mit Sitz in Berlin hat kaum Mitglieder aus der Region Anwendungsszenarien und Geschäftsmodelle mit der Kreativbranche entwickeln Entscheidungsmöglichkeiten vielfach konzeptionell vorgedacht (Kooperation mit der Kreativbranche, starke MST-Kompetenz) Massenprodukte und Verfahren zu deren Herstellung noch relativ weit von Markt- und Nutzerakzeptanz entfernt Oberflächentechnologien in Verkehr und Mobilität Luft- und Raumfahrttechnik Wenige, aber bedeutsame wissenschaftliche und wirtschaftliche Akteure, gut vernetzt Hohe Instandhaltungskompetenz; überregional nur wenige spezialisierte Zulieferer Substitution von gefährlichen Substanzen (Gesetzesvorgaben) als Innovationstreiber noch nicht genutzt Weiter beobachten und unterstützen Fahrzeugbau Aktualität der Forschungsthemen (wie Beschichtung von Leichtbaumaterialien) Relativ wenige oberflächentechnologische Aktivitäten bei Fahrzeugbau-Akteuren Weiter beobachten und unterstützen Marine Technik F&E zu Unterwasseranstrichstoffen (Sportbootbau) Wenige Akteure Von Grundlagen- und angewandter Forschung bei LifeScience und Umwelttechnik profitieren Konkurrenzfähigkeit zu marinen Standorten gering Werkstofftechnik/Chemie/Analytik für Oberflächentechnologien Printprodukte Hochschulkompetenz zu Druck von Funktionalitäten außer Fälschungssicherheit, ProduktBild und Schrift kaum etabliert und Markenschutz, auch Zusammenarbeit mit Druckfarbenherstellern Viele konventionelle Druckereien Bauteilbeschichtung, Verfahren, Simulation F&E für industrielle Oberflächentechnik breit aufgestellt Viele Oberflächenveredler und Zulieferer Hohes Branchenwachstum, dabei Diversifizierung charakteristisch Oberflächenund Schichtanalytik, Anlagentechnik Schwerpunktkompetenz Analytik Deutschlandweites Branchenwachstum im Anlagenbau Ausgeprägte Diversifizierung erschwert Wahrnehmung als Branche Vernetzung über gemeinsame Projekte/Vorhaben, z.B. mit Bereichen gedruckte Elektronik oder Veredelungstechniken für flexible Substrate (Funktionstextilien, Verpackungstechnologie) vorantreiben Innovationen stärker in das Blickfeld rücken Einzelunternehmen stärken Entschichtungs- und Reparaturtechniken als Grundlage von Servicegeschäften weiterentwickeln Zum Teil kleiner Anwenderkreis, Entwicklungschancen der Region Entwicklung zu Massenprodukten als Analytik-Zentrum für fraglich Dünnschichttechnik erkunden Hochspezialisierte Bedienung der Dünnschichttechnik und Oberflächenanalytik (v.a. wissenschaftliche Einrichtungen) 323 TSB_Oberflächen.indd 323 10.02.12 14:20 Branchen/ Stärken/Chancen Anwendungsfelder Schwächen/Risiken Erfordernisse Oberflächentechnologien in der Kreativbranche, in Begleitforschung und sonstiger F&E Kreativbranche/ Begleitforschung/ sonstige F&E Hohe Anziehungskraft Berlins auf ›kreative Köpfe‹ Interesse der Kreativbranche, an der Entwicklung neuer Basistechnologien Nur punktuell Bezug zu Oberflächentechnologien und Materialwissenschaften Experimentelles Image, nicht auf unmittelbare Verwertbarkeit ausgerichtet Material- und Oberflächeninnovationen stärker zum Anlass für Kreativleistungen nehmen Professionalisierung anstreben, Anwendungsszenarien für Oberflächentechnologien als Geschäftsfeld entwickeln F&E zu Oberflächen durch Design initiieren (Forschung durch Design/ Designthinking) 6.2 Maßnahmen zur Stärkung des Technologiefelds Intelligente Oberflächen in Berlin-Brandenburg Zur Querschnittstechnologie ›Intelligente Oberflächen‹ gehört eine Vielzahl von Technologien, die in den unterschiedlichsten Anwendungsfeldern bzw. Industriezweigen angewendet werden. Weder in der Region noch übergeordnet existiert eine Plattform zur Bündelung der Technologie- oder Forschungsförderung, die vorhandene Kompetenzen über die jeweiligen Disziplinen hinaus bekannt macht und Reibungsverluste zwischen Interessenvertretern abfangen kann. Dabei liegt die Chance der Querschnittstechnologie gerade in ihrer Eigenart, Querbezüge herstellen, Synergien fördern und ›Innovationen als neue Kombinationen‹ (Schumpeter) hervorbringen zu können. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass die Länder Berlin und Brandenburg hier eine Pilotfunktion übernehmen und der Region auf diese Weise einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Dazu könnten und sollten die folgenden Aufgaben und Maßnahmen in den bereits bestehenden Strukturen umgesetzt werden: ■ Um das Wissen über potenzielle Netzwerkpartner zu erweitern, empfiehlt sich zunächst ein Forum für informelle Kontakte zwischen Forschungsstellen und Unternehmen oder Netzwerkteilnehmern. Die Intensität der Zusammenarbeit kann dabei vom einfachen Erfahrungsaustausch über Gesprächskreise bis zu gemeinsamer Lobby-Tätigkeit reichen. Auch ein ›Open Innovation‹-Ansatz, also ein Marktplatz für das Vermitteln von Projektpartnern und den Austausch von Ideen wäre denkbar. Für die Bündelung von Kapazitäten würde eine gegenseitige Nutzbarmachung von Ressourcen (zum Beispiel Equipment, Experimentierzeiten) sprechen. Verbindungen bzw. persönliche Kontakte sollten durch Sensibilisierung, 324 TSB_Oberflächen.indd 324 10.02.12 14:20 ■ ■ ■ ■ ■ Wissensvermittlung, gemeinsame Ideenfindungskultur sowie Rechtssicherheit (zum Beispiel bei Lizenzfragen) gekennzeichnet sein. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Hauptstadtregion eine Koordination vorhandener Kompetenzen benötigt, um als Standort für oberflächentechnologische Forschung und Entwicklung wahrgenommen zu werden. Die Einrichtung eines physischen Zentrums erscheint allerdings als unrealistisch. Vielmehr gilt es, Kapazitäten und Kompetenzen einzeln auszubauen und in einem virtuellen Zusammenschluss zu agieren, der auch vermehrt mittel- bis langfristiges Denken und Handeln zulässt. Mit einer verstärkten Vernetzung der Akteure könnten Verwertungsketten von Forschungseinrichtungen über kleine und mittlere Industriefirmen bis zu Großunternehmen aufgebaut bzw. vervollständigt und damit die regionale Wertschöpfung insgesamt erhöht werden. Als Querschnittstechnologie sind die Intelligenten Oberflächen dazu prädestiniert, da sie ohnehin (Teil-) Kompetenzen entlang von Material, Komponente, Bauelement, Endprodukt verknüpfen. Die Netzwerkpartner können entsprechend Ebenen ihrer Zusammenarbeit definieren. Ansatzpunkte sind Analogien in den Materialsystemen, in der Herstellung, beim Equipment, beim Technologietransfer, bei der Vermarktung oder auch beim Entwurf von Anwendungsszenarien. In einigen dieser Ebenen und zur verstärkten Implementierung und Verbreitung neuer oberflächentechnologischer Erkenntnisse, speziell in den kleinen, hoch innovativen Technologiegebieten, ist eine intensivere Einbindung der Kreativbranche angezeigt. Für Zusammenstellung und Vorbereitung von F&E-Tandems bzw. Verbundprojekten sollten fach- und branchenübergreifende Workshops realisiert werden, in denen Ergebnisse aus der vorwettbewerblichen Forschung oder komplementären Einzeldisziplinen aufgegriffen werden. Damit können Ideen für neue Vorhaben, eventuell auf Anwendungsfeldern von gemeinsamem Interesse, generiert und im Nachgang zu Projektanträgen (industrielle Gemeinschaftsforschung) erweitert werden. Das Bewusstsein für die Oberflächen- und Schichttechnologien als wichtigem Bestandteil der Werkstoffforschung und -technik muss in Fachöffentlichkeit und Technologiepolitik entwickelt werden – in Berlin-Brandenburg wie im nationalen Kontext. Eine Erfolg versprechende Maßnahme auf regionaler Ebene ist die Akquisition von Veranstaltungen mit dem Ziel, einschlägiger Austragungsort für Messen, Tagungen und Symposien zu werden. Eine Rolle bei der Sichtbarmachung des Innovationsgeschehens in der Region spielt auch die Technologiekommunikation, die der Darstellung des F&E-Outputs vor allem Kontinuität verleihen sollte. In einem Technologiefeld den Überblick über Wissensangebot und -bedarf der Akteure zu behalten ist oft schwierig (sensible Daten) und zeitaufwendig. Für ein zeitgemäßes Wissensmanagement und zur Identifikation von Wissenslücken und Forschungsbedarf in der Region könnten Intermediäre Methoden wie Technologiemonitoring, Technologieplanung oder Tech- 325 TSB_Oberflächen.indd 325 10.02.12 14:20 ■ ■ ■ ■ ■ nologiefrühaufklärung einsetzen und damit von Zeit zu Zeit Status und Tendenzen ermitteln. Durch eine solche Erarbeitung und Veröffentlichung von Wissen über das Technologiefeld würde eine qualifizierte Beratung für F&E-Community und Politik gesichert. Formen für den Zugang zu Wissen aus dem Technologiefeld gibt es mehrere. Zu unterscheiden sind Wissenslandkarten, die lediglich auf verankertes Wissen verweisen, und Wissensdatenbanken, in denen das Fachwissen selbst ›abgelegt‹ ist. Für eine Wissenslandkarte mit den relevanten Wissensträgern hat die vorliegende Studie bzw. das durchgeführte Technologie-Scanning wichtige Vorarbeit geleistet. Die Erstellung einer Wissensdatenbank zum Technologiefeld und die kontinuierliche Pflege des Datenbestands bedeuten dagegen einen hohen Aufwand. Die Region Berlin-Brandenburg könnte Oberflächen visuell und haptisch erfahrbar machen, indem sie eine ›Oberflächenbibliothek‹ aufbaut. Nach Art und Weise einer Materialbibliothek, wie sie die Kreativbranche zu nutzen versteht, wären die oberflächentechnologischen Entwicklungen der Region anschaulich vermittelbar. Der Zusammenschluss der dahinterliegenden realen Orte, zum Beispiel Showrooms der Forschungseinrichtungen, wäre auch virtuell möglich, indem sie in einer Wissenslandkarte verortet werden. Eine Vernetzung und Ausgestaltung gemeinsamer interdisziplinärer Innovationsthemen hat darüber hinaus Auswirkungen auf koordinative Fragen der Förderung. Diese betrifft sowohl die Aufforderung an die Akteure in oberflächentechnologischer F&E, themenoffene Förderprogramme stärker zu nutzen, als auch an die Landes- oder Bundespolitik, trotz aller Themenschärfung Förderprogramme für Querschnittsthemen offen zu halten. An die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg richtet sich der Vorschlag, Oberflächentechnologien thematisch aufzugreifen. Auf diese Weise können die im Masterplan Industriestadt Berlin vorrangig angesprochenen Branchen eher verflochten werden. Für die Cluster, Kompetenzfelder und Netzwerke der Region bedeutet dies gleichzeitig, verstärkt auf die clusterspezifischen Oberflächenthemen einzugehen. Die Koordination von Aus- und Weiterbildung könnte ebenfalls zum Handlungsfeld der Region im Bereich Oberflächentechnologien werden. Langfristig heißt das Einrichtung individueller und intradisziplinärer Bildungsgänge, Öffnung von Lehrveranstaltungen für Fachfremde, Ein und Ausrichtung gemeinsamer Aufbaustudiengänge, die Inhalte quer über Natur-, Ingenieur- und teils Gesellschaftswissenschaften verbinden, Förderung des akademischen Nachwuchses mit oberflächenspezifischen Graduiertenkollegs und Förderung von Frauen in Oberflächentechnologien in Analogie oder Ergänzung zu ›Frauen in Nano‹/Frauen in Technik. 326 TSB_Oberflächen.indd 326 10.02.12 14:20 Anhang TSB_Oberflächen.indd 327 10.02.12 14:20 TSB_Oberflächen.indd 328 10.02.12 14:20 Literatur Arthur D. Little GmbH et al. (2005): Studie zur Konzeption eines Programms für die Steigerung der Materialeffizienz in mittelständischen Unternehmen, Abschlussbericht. Baron, Waldemar und Müller, Gudrun (2000): Wissenstransfer Oberflächentechnik In: Vakuum in Forschung und Praxis, Band 12, Ausgabe 5, S. 298-301, DOI: 10.1002/1522-2454(200010)12:5<298::AID-VIPR298>3.0.CO;2-U. 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Galliumphosphid (GaP) · 166, 175, 210 Indium-Aluminium-Gallium-Nitrid (InAlGaN) · 165 Indiumarsenid (InAs) · 160, 183 Indium-Gallium-Nitrid (InGaN) · 162, 165 Indiumnitrid (InN) · 162 Indiumphosphid (InP) · 160, 166, 167, 176, 189, 193, 210 IV-IV-Verbindungshalbleiter Siliziumcarbid (SiC) · 61, 90, 110, 131, 143, 166, 175, 183, 184, 188, 189, 211, 219, 222, 227, 228, 277 Siliziumgermanium (SiGe) · 188, 193, 205, 206 Abgeschwächte Totalreflexion (ATR-Spektroskopie) 47, 120, 170, 202, 260, 268 Antireflex-Beschichtung (AR), Entspiegelung · 47, 55, 105, 106, 107, 108, 109, 152, 153, 154, 163, 165, 293, 298, 304, 308 Atommanipulation, Einzelmolekülmanipulation · 49, 91, 132, 182, 194, 199 Aufrauen · 64, 241, 301 Auger-Elektronen-Spektroskopie (AES) · 52, 110, 116, 131, 183, 195, 206, 219, 294, 296, 297, 310 Bipolartransistoren mit Heteroübergang (HBT) · 188, 202, 205, 206, 215, 304 Brechungsindex · 58, 120, 152, 170, 202, 252, 260, 298, 308 Chalkopyrite, CIS-Technologie · 108, 113, 114, 115, 119, 123, 124, 302, 304, 308, 310 CIGS (Kupfer-Indium-[Gallium-]Disulfid) · 108, 121, 124, 304 CIGSe (Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid) · 108, 121, 124 Chemical Solution Deposition (CSD) · 121 Chemical Vapour Deposition (CVD) CVD ·44, 50, 97, 113, 136, 138, 193, 208, 219, 222, 225, 256, 258, 266, 267, 284, 306 ICPECVD · 167, 308 MOCVD · 50, 113, 116, 173, 195, 206, 213, 304 PECVD · 50, 97, 119, 122, 167, 189, 197, 226, 263, 298, 302, 308 Chemo-mechanische Politur (CMP) · 210 Diffraktiv-optische Elemente (DOE) · 159, 164, 167, 170, 221, 297 Diffuse-Reflexions-Infrarot-Fourier-TransformSpektroskopie (DRIFT) · 112, 260, 268 Distributed Bragg Reflector (DBR) · 169, 199 339 TSB_Oberflächen.indd 339 10.02.12 14:20 Elektronenbeugung Hochenergetische Elektronenbeugung (RHEED) · 113, 207, 297, 309 Niederenergetische Elektronenbeugung (LEED) · 52, 113, 116, 127, 180, 195, 207, 297, 307, 310 Elektronenenergieverlust-Spektroskopie (EELS) · 52, 199 Hochaufgelöste ElektronenenergieverlustSpektroskopie (HREELS) · 160 Elektronenstrahlverdampfung (EBE) · 50, 94, 112, 153, 163, 167, 294, 295, 309 Ellipsometrie · 95, 162, 168, 169, 172, 195, 198, 266, 267, 297, 308 Entrosten · 301 Entschichten · 48, 123, 138, 241, 301 Flüssigphasenepitaxie (LPE) · 117, 175 Fokussierte Ionenstrahl-Rasterelektronenmikroskopie (FIB) · 206, 277 Galvanik · 37, 48, 49, 50, 53, 93, 94, 167, 189, 191, 209, 238, 241, 248, 254, 266, 270, 271, 274, 277, 278, 280, 283, 289, 290, 291, 293, 304, 305, 307 Glätten · 64, 241, 301 Gradientenmuster · 42, 64, 71 Graphen · 178, 180, 181, 182, 184, 187, 193, 206, 214, 221, 248 Härte · 47, 64, 153, 284, 292, 295, 307 Härtemessung · 198, 236, 259, 261, 267, 281, 295, 306 Härten · 49, 55, 144, 153, 254, 263, 271, 287, 288, 293, 306, 307, 309, 310 Hartstoffe · 143, 221, 248, 258, 264, 266, 267, 282, 284, 299, 307, 311 AlZrO2 · 264 CrN , CrCN · 197 (CVD-)Diamant · 178, 248, 256, 258, 259, 267, 268, 269 Diamond-like-carbon (DLC) · 66, 178, 248, 258, 306, 308 Hartstoffschichten · 221, 248, 258, 266, 267, 282, 284, 299, 307, 311 Kubisches Bornitrid (cBN) · 258, 259, 286 TiN, TiCN · 97, 136, 225, 248, 278, 284 WC, W2C · 264 High-k-Materialien · 186, 199, 206, 304 Holographie, Hologramm · 153, 162, 163, 164, 167, 171, 172, 224, 297, 315 Indiumzinnoxid (ITO) · 114, 129, 136, 153, 197, 308 Infrarotspektroskopie Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskopie (FTIR) 79, 91, 116, 120, 136, 169, 170, 198, 200, 202, 221, 222, 260, 268 Infrarot-Reflexions-Absorptions-Spektroskopie (IRRAS) · 93, 268 Nahinfrarotspektroskopie (NIR-Spektroskopie) · 120, 165, 168, 170, 202, 221, 297 Kristallzüchtung · 34, 38, 117, 118, 129, 155, 195, 196, 222, 227, 271, 293, 309, 310 Lack · 21, 29, 42, 48, 50, 53, 143, 145, 157, 185, 189, 223, 235, 238, 241, 243, 244, 245, 252, 254, 260, 270, 274, 277, 278, 285, 288, 290, 291, 292, 293, 304, 310 Entlacken · 241, 291, 301 Lasermaterialbearbeitung · 186, 254, 259, 271, 279, 285, 293, 295, 290, 292, 293, 295, 300, 307 Lichtemittierende Diode, LED · 35, 159, 160, 162, 165, 166, 168, 170, 171, 174, 175, 176, 192, 207, 208, 209, 212, 232, 233, 245, 298, 299, 304, 313, 314, 316 Lithographie · 36, 50, 70, 91, 165, 170, 171, 173, 175, 179, 180, 185, 189, 192, 193, 197, 204, 209, 210, 211, 215, 221, 224, 225, 227, 231, 249, 262, 296, 297 Micro-Contact-Printing (µCP) · 95, 96, 172, 204, 225 Nanoimprint · 71, 96, 172, 204, 211, 225 Low-k-Materialien · 201 Metallorganische Gasphasenepitaxie (MOVPE) · 50, 161, 162, 165, 166, 167, 173, 189 Molekularstrahlepitaxie (MBE) · 50, 161, 168, 183, 206, 293, 294, 300, 304, 309, 310 Monolithisch-integrierter Mikrowellenschaltkreis (MMIC) · 188, 209, 215 Multilayer · 44, 63, 66, 85, 94, 109, 179, 214, 235, 238, 299, 300 Nichtflüchtige Speicher (NVM) · 184, 206, 276 340 TSB_Oberflächen.indd 340 10.02.12 14:20 Oberflächenemittierender Laser (Vertical Cavity Surface Emitting Laser VCSEL) · 162, 170, 174, 213 Oberflächenvorbehandlung · 38, 48, 49, 72, 138, 191, 250, 254, 257, 269, 270, 271, 278, 286, 293 Oberflächenaktivierung · 47, 48, 49, 133, 134, 138, 141, 191, 203, 261, 270, 273, 305 Organische Photodiode (OPD) · 208 Organische lichtemittierende Diode, OLED · 159, 160, 170, 171, 172, 192, 207, 208, 233, 245, 298, 299, 304, 314 Polymere lichtemittierende Diode, PLED · 170, 172 Organischer Feldeffekt-Transistor, OFET · 89, 90, 172, 186, 201, 202, 207, 208, 215 Passivierung · 50, 96, 113, 175, 176, 184, 191, 193, 211, 216, 270, 278, 279, 281, 286 Phasenwechselmaterialien (phase change materials, PCM) · 126, 136, 137, 199, 274, 312 Photoelektronenemissionsmikroskopie (PEEM) · 110, 131, 184, 206, 219, 296, 309, 310 Physical Vapour Deposition (PVD) · 50, 63, 94, 97, 106, 112, 113, 115, 117, 139, 208, 211, 225, 236, 238, 258, 261, 263, 266, 267, 284, 311 Plasmaspray · 62, 63, 65, 138 Polieren · 49, 64, 65, 209, 259, 285, 286 Chemo-mechanische Politur (CMP) · 210 Profilometrie · 74, 198, 222, 300 Quantenpunkt, Quantenfilm · 109, 111, 116, 127, 132, 160, 161, 162, 164, 167, 168, 169, 171, 175, 178, 183, 195, 198, 201, 207, 213, 214 Raman-Spektroskopie · 78, 120, 134, 163, 169, 170, 179, 194, 195, 200, 202, 206, 249, 295, 297, 302 SERS · 179, 194, 249 TERS · 179, 194, 249 Rapid Thermal Processing (RTP) · 97, 115, 116, 226 Rapid Thermal Annealing (RTA) · 189, 206 Rasterelektronenmikroskopie (REM) · 52, 74, 79, 91, 97, 131, 149, 162, 168, 195, 222, 226, 255, 277, 295, 296 Rasterkraftmikroskopie (AFM, SFM) · 52, 66, 74, 79, 91, 92, 97, 98, 110, 132, 136, 153, 162, 168, 168, 172, 179, 184, 195, 206, 210, 217, 219, 222, 226, 249, 277, 295, 299, 300, 302 Rastertunnelmikroskopie (STM) · 52, 66, 98, 110, 116, 127, 132, 136, 162, 180, 183, 184, 195, 206, 219, 295, 297, 300, 310 Niedertemperatur-Rastertunnelmikroskopie (LTSTM) 199 Rastertunnelspektroskopie (STS) · 66, 98, 199, 183 Inelastische Elektronen-Tunnelspektroskopie (IET) 199 Reaktives Ionenätzen (RIE) · 171, 308 Reflektometrie · 304, 308 Röntgen-Reflektometrie (XRR) · 207, 217 Reflexions-Anisotropie-Spektroskopie (RAS) · 164, 297, 304 Reinigung · 22, 24, 44, 47, 48, 65, 94, 102, 105, 111, 123, 142, 147, 149, 150, 158, 191, 197, 236, 257, 261, 269, 293, 301, 304, 305 Röntgenbeugung (XRD) · 116, 162, 167, 199, 207, 295, 302 EDXRD · 116 Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA, XRF) · 52, 277, 296, 297, 300, 301, 302 Röntgen-Nahkanten-Absorptions-Spektroskopie (NEXAFS) · 110, 131, 183, 193, 219, 296 Schleuderbeschichtung (Spin-Coating) · 50, 57, 74, 96, 111, 164, 171, 172, 186, 192, 201, 202, 203, 204, 210, 219, 225, 260, 268 Sekundärionen-Massenspektroskopie (SIMS) · 52, 167, 206, 222, 296, 307, 309 Selbstorganisation · 55, 67, 71, 77, 79, 81, 84, 85, 89, 92, 94, 96, 143, 160, 161, 162, 168, 168, 172, 180, 181, 182, 183, 190, 198, 204, 224, 225, 287, 312 Selbstreinigung · 47, 123, 149, 150, 257 Silizium · 111, 113, 117, 118, 119, 122, 205, 225 Amorphes Silizium (a-Si) · 108, 113, 119, 308 Kristallines Silizium (c-Si) · 113, 119 Mikrokristallines Silizium (µ-Si) · 108, 119, 122, 308 Sol-Gel · 44, 50, 55, 57, 143, 152, 153, 164, 221, 222, 227, 230, 266, 267, 287 Spiegel · 152, 153, 163, 166, 169, 189, 199, 210 Verspiegelung · 47, 165 341 TSB_Oberflächen.indd 341 10.02.12 14:20 Spotten · 92, 96, 99, 101 Sputtern · 50, 94, 106, 107, 115, 121, 124, 136, 153, 163, 165, 167, 185, 189, 193, 197, 210, 221, 230, 236, 261, 276, 293, 294, 295, 300, 310 Superlattice · 42, 169, 199 Surface Acoustic Waves (SAW) · 169, 200, 206 Surfaceplasmonenresonanz (SPR) · 89, 91, 92, 266 Synchrotronbasierte Photoemissionsspektroskopie Röntgen-Photoelektronenspektroskopie (XPS) · 52, 110, 113, 116, 131, 183, 185, 206, 219, 268, 295, 297, 309, 310 Ultraviolett-Photoelektronenspektroskopie (UPS) 52, 110, 113, 116, 131, 183, 206, 219, 297, 310 Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) · 52, 79, 91, 131, 195, 199, 206, 222, 300 Transparentes leitfähiges Oxid (TCO) · 121, 123, 130, 157, 178, 196, 197, 303, 304, 308 siehe auch ZnO · 112, 113, 114, 115, 119, 136, 161, 184, 196, 197, 210, 304 UV-VIS-Spektroskopie · 79, 120, 131, 136, 170, 198, 202, 221 Wärmebehandlung · 29, 138, 208, 236, 240, 261, 287, 306, 310 Weißlicht-Interferometrie · 153, 259, 300 Wellenlängendispersive Röntgen-Spektroskopie (WDX) 52, 110, 131, 183, 219 Tauchbeschichtung (Dip-Coating) · 50, 74, 96, 152, 153, 204, 225 Time of Flight-Spektroskopie (TOF) · 196, 206, 223, 296 342 TSB_Oberflächen.indd 342 10.02.12 14:20 Akteure Wissenschaft Prof. Armin Abel • 237 Prof. Dr. Jörg Acker • 111 Prof. Dr. Marion AnsorgeSchumacher • 102 Prof. Dr. Matthias Ballauf • 57, 94 PD Dr. Uwe Bandelow • 169 Dr. Marcus Bär • 116 Prof. Dr. Monika Bauer • 260 Dr. Uwe Beck • 266 Prof. Dr. Ingeborg Beckers • 163 Dr. Marc Behl • 73 Dr. Georg Berger • 56 Prof. Zane Berzina • 314 Prof. Dr. Frank Fabian Bier • 94 Dipl.-Ing. Martin Bilz • 269 Prof. Dr. Dieter Bimberg • 161 Dr. Mario Birkholz • 97, 225 Prof. Dr.-Ing. Karlheinz Bock • 183 Dr. Torsten Boeck • 117 Dr.-Ing., Jun.-Professor Astrid Böger • 229 Prof. Dr. Christian Boit • 110 Prof. Dr. Gerald Brezesinski • 84 Dr. Cinzia Casiraghi • 178, 248 Prof. Dr. Klaus Christmann • 126 Prof. Dr. Mario Dähne • 182 Prof. Dr.-Ing. Werner Daum • 230 Prof. Dr.-Ing. Hans Demanowski • 252 Christian Dils • 231 Prof. Dr. Wolfgang Dreyer • 200 Prof. Dr. Matthias Drieß • 128 Dr. Claus Duschl • 95 Dr. Eva Ehrentreich-Förster • 96 Prof. Dr. Hans Joachim Eichler • 162 Prof. Dr. Stefan Eisebitt • 194 Prof. Andrea Engelmann • 314 Dr. Götz Erbert • 165 Prof. Dr. Norbert Esser • 297 Dr. Carlo Fasting • 109 Prof. Dr. Sebastian Fiechter • 135 Dr. Stefan Fiedler • 93, 190 Prof. Dr.-Ing. Claudia Fleck • 56 Dr.-Ing. Arturo Flores Renteria • 275 Prof. Dr.-Ing. Manuel Fraatz • 56 Prof. Hajo Freund • 134 Prof. Dr. Bärbel Friedrich • 127 Prof. Dr. Jörg F. Friedrich • 267 Prof. Dr. Paul Fumagalli • 179 Dr. Lutz Geelhaar • 168, 198 Prof. Dr.-Ing. Chistoph Gengnagel • 313 Prof. Dr. Reimund Gerhard • 220 Dr. Hans-Detlev Gilsing • 204 Prof. Dr. Anna Gorbushina • 144 Dipl.-Ing. Matthias Graf von der Schulenburg • 257 Prof. Dr. Holger T. Grahn • 169, 200 Dr. Leonhard Grill • 194 Prof. Dr. Andreas Grohmann • 133 Dr. Klaus-Dieter Gruner • 168, 197, 222 Prof. Dr. Rainer Haag • 55, 77, 88, 143 Dr.-Ing. Wolfram Hage • 237 Dr. Mathias Hahn • 80, 136, 145, 274 Dr. Robert Hahn • 133 Dr. Thomas Hannappel • 116 343 Dr. Lutz Hartmann • 201 Prof. Rainer Hascher • 312 Dipl.-Ing. Gregor Hasper • 259 Prof. Dr. Stefan Hecht • 181 Dr.-Ing. Friedhelm Heinrich • 187, 221 Prof. Dr. Wolfgang Heinrich • 188 Prof. Dr. Fritz Henneberger • 160 Dipl.-Ing. Arch. Ingrid Hermannsdörfer • 313 Dr. Michael Herzog • 144, 246, 264 Prof. Dr.-Ing. Eva Hille • 60 Prof. Kathrin Hinz • 314 Dr. Andreas Holländer • 203, 273 Prof. Dr. Dietmar Hömberg • 271 Dr. Thomas Hübert • 221 Prof. Jörg Hundertpfund • 314 PD Dr. Dietmar Janietz • 173 PD Dr. Silvia Janietz • 120, 172, 202 PD Dr. Christoph Janowitz • 185 Dipl.-Phys. Erik Jung • 57 Prof. Dr.-Ing. Friedrich Jung • 59, 74 Prof. Dr.-Ing. Robert Kabbert • 249 Dr. Olaf Kahle • 201, 271, 297 Dr. Christine Kallmayer • 191, 232 Prof. Dr.-Ing. Erwin Keeve • 60 Prof. Dr. Erhard Kemnitz • 55, 152 Prof. Dr.-Ing. Hans-Dieter Kleinschrodt • 262 Prof. Dr. Michael Kneissl • 162, 165 Prof. Dr. Norbert Koch • 182 Dr.-Ing. Jens König • 268 Prof. Dr. Joachim Koetz • 79 Dr. Thomas Köpnick • 96, 225, 204 Dr. Lars Korte • 113 Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft • 60 Dr. Karl Kratz • 73 Dr. Olaf Krüger • 189 Prof. Dr. Mont Kumpugdee-Vollrath • 79 Prof. Dr. André Laschewsky • 80, 103, 224 344 Prof. Dr. Andreas Lendlein • 82 Prof. Dr. Marga Lensen • 70 Prof. Dr. Martin Lerch • 129 Dipl.-Ing. Torsten Linz • 231 Prof. Dr. Fred Lisdat • 92 Prof. Dr.-Ing. Thomas Löher • 231 Dr. Jean-Francois Lutz • 81 Prof. Dr. Martha Christina LuxSteiner • 113 Prof. Dr. W. Ted Masselink • 160, 181 Prof. Dr. Gerard Meijer • 193 Prof. Dr. Burkhard Micheel • 72 Dr.-Ing. Jürgen Mietz • 145 Prof. Dr. Vladimir M. Mirsky • 92 Prof. Dr. Helmut Möhwald • 83 Dipl.-Ing. Günther Mollath • 270 Prof. Dr. Klaus-Peter Möllmann • 220 PD Dr. Werner Moritz • 216 Dr. Axel T. Neffe • 59 Prof. Dr. Dieter Neher • 111, 186 Prof. Holger Neumann • 313 Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Nitsche • 217, 235 Dr.-Ing. Dirk Oberschmidt • 259 Prof. Axel Oestreich • 314 Dr. Hermann Oppermann • 166 Prof. Dr. Jose Ignacio Pascual • 180 Prof. Dr. Beate Paulus • 133 Prof. Dr. Jürgen P. Rabe • 109, 181 Prof. Dr. Bernd Rech • 112 Prof. Dr.-Ing. Ingo Rechenberg • 254 Prof. Dr. Stephanie Reich • 180 Prof. Frank Reichert • 144 Prof. Dr. Jürgen Reif • 185 Prof. Dr. Walter Reimers • 242, 256 Prof. Dr.-Ing. Michael Rethmeier • 268 Sebastian Richarz • 258 Prof. Dr. Asta Richter • 295 Dr. Helge Riemann • 118 Prof. Dr. Karola Rück-Braun • 78 Prof. Dr. Peter Rudolph • 118, 196 Prof. Dr. Eckart Rühl • 78 Prof. Dr. Peter Saalfrank • 132 Prof. Dr. Katrin Salchert • 72, 250 Prof. Dr. Svetlana Santer • 91 Prof. Dr. Joachim Sauer • 127 Dr. Nico Scharnagl • 74 Prof. Dr. Michael Scheffler • 186, 260 Dr. Martin Schell • 167 Dr. Rutger Schlatmann • 119 Prof. Dr. Robert Schlögl • 134 Prof. Dr. Dieter Schmeißer • 89, 110, 131, 183, 219 Dr. Frank Schmidt • 170 Dipl.-Ing. Ralf Schmidt • 190 Prof. Burkhard Schmitz • 313 Prof. Dr.-Ing. Thomas Schneider • 230 Dr. Jürgen Schneider • 119, 170, 202 Prof. Dr. Hans-Werner Schock • 114 Dr. Daniel Schondelmaier • 296 Prof. Dr. Sigurd Schrader • 60, 164, 221, 264 Dr. Thomas Schröder • 206 Prof. Dr. Helmut Schubert • 55, 71, 131 Dr. Burkhard Schulz • 205 Dr. Detlev Schulz • 196 Dr. Jutta Schwarzkopf • 195 Prof. Susanne Schwarz-Raacke • 314 Prof. Dr. Nikolaus Schwentner • 179 Dr. Arno Seeboth • 157 Peter Semionyk • 191 Dr. Dmitry Shchukin • 275 Dr. Adam Lee Sisson • 83 Dr. Joachim Storsberg • 58 Prof. Dr. Peter Strasser • 130 Prof. Dr. Peter Strauch • 143 PD Dr. Joachim Stumpe • 172 Dr. Heinz Sturm • 265 Prof. Dr. Petra Tegeder • 159 Prof. Dr.-Ing. Roland Thewes • 89, 217 Prof. Dr. Arne Thomas • 129 Prof. Dr. Bernd Tillack • 205, 225 Dr. Michael Töpper • 192 Dr. Achim Trampert • 199 Prof. Dr. Günther Tränkle • 187 Prof. Dr. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann • 268 Dr. Wolfgang Unger • 295 Prof. Dr.-Ing. Bernd Viehweger • 236, 261 Prof. Dr. Regine von Klitzing • 216 Prof. Dr. Felix von Oppen • 180 Dr. Waltraud Vorwerg • 57, 103, 272 Dr.-Ing. Stefan Wagner • 133 Dr. Günter Wagner • 222 Dr. Xinchen Wang • 137 Prof. Dr.-Ing. Herbert Weber • 250 Dr. Armin Wedel • 171, 202, 223, 251 Dr. Reiner Wedell • 297 Prof. Dr. Martin Weinelt • 196 Dr. Eugen Weschke • 195 PD Dr. Markus Weyers • 189 Prof. Dr.-Ing. Johannes Wilden • 256 Prof. Dr.-Ing. Ralf Winkelmann • 243, 263 Prof. Dr. Helmut Winter • 293 Prof. Dr. Martin Wolf • 194 Prof. Dr. Ulla Wollenberger • 90 Dr.-Ing. Joachim Würfl • 188 Michael Zwanzig • 93, 190 345 Wirtschaft A + Z Oberflächenveredelung Erwin Zuhse GmbH & Co. KG • 291 A bis Z Oberflächenveredelung GmbH & Co. KG • 291 aap Implantate AG • 62 abs Glashaus GmbH (abs concept GmbH) • 315 acolma GmbH • 279 AEMtec - Advanced Electronic Microsystems GmbH • 209 aeroix GmbH • 146, 239 AHC Oberflächentechnik GmbH • 280 AKON GmbH • 291 Allresist GmbH, Gesellschaft für chemische Produkte zur Mikrostrukturierung mbH • 209 alphacontec Consulting & Services GmbH, Scanning Probe Microscopy • 299 ALUCOAT Oberflächentechnik GmbH • 291 Andus Electronic GmbH • 209 Arc Precision GmbH • 281, 298 Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH • 240 Atotech Deutschland GmbH • 277 AZBS Ausbildungszentrum Bootsbau, Schiffbau, Dienstleistungs GmbH • 246 B. Braun Melsungen AG • 60 B+R Oberflächentechnik GmbH • 291 Bayer Health Care Pharmaceuticals • 85 BBG Bootsbau Berlin GmbH • 246 BeMiTec AG • 209 Berlin Heart GmbH • 67 Berliner Glas KGaA Herbert Kubatz GmbH & Co. • 153 Berliner Nanotest und Design GmbH • 299 346 Berolina Metallspritztechnik Wesnigk GmbH • 282 Bestec GmbH • 299 Biomet Deutschland GmbH • 62 Biotronik SE & Co. KG • 61 BLO Böhnstedt-Lackier- u. Oberflächentechnik OHG • 291 BMW Werk Berlin • 244 Bombardier Transportation • 245 Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gemeinnützige GmbH • 316 Bruker Nano GmbH • 300 BST Biosensor Technologie GmbH Berlin • 97 Bundesdruckerei GmbH • 207 Capsulution Pharma AG • 63, 85 CFX Berlin Software GmbH • 283 Coyando GmbH • 253 Createc Fischer & Co. GmbH, STM/AFM Facility/Research Lab • 300 Creativ Color GmbH (Beschichtungen) • 291 CryoSnow GmbH • 301 Crystal GmbH • 209 CrysTec GmbH • 210 Dangelmayr Oberflächentechnik GmbH • 291 Dangelmayr Pulverbeschichtungs GmbH • 291 DIC Berlin GmbH, R & D Laboratory • 284 Diessner GmbH & Co. KG, Lackund Farbenfabrik • 291 Dr.-Ing. Rainer Heyer Werkzeugtechnik GmbH • 284 Druckwerkstatt Klaus Regel • 291 DS-Galvanotechnik GmbH Oberflächenveredelung • 291 eagleyard Photonics GmbH • 175 ENVIRAL Oberflächenveredelung GmbH • 291 EPIGAP Optronic GmbH • 175 Ferropharm GmbH • 85 Feuerverzinkerei Waldhelm Perleberg-Düpow GmbH • 291 First Sensor Technology GmbH • 227 First Solar Manufacturing GmbH • 120 Firstwood GmbH • 146 FK Solartechnik GmbH • 107 Fotochemische Werke GmbH (Markenname X-ray RETINA) • 291 Frank Optic Products GmbH • 154 FRG Oberflächenbehandlung GmbH • 291 Galfa Industriegalvanik GmbH • 291 G-Elit Präzisionswerkzeug-GmbH (Gühring-Gruppe) • 278 Gesimat GmbH, Gesellschaft für intelligente Materialien und Technologien • 157 Global Solar Energy • 121 GP innovation GmbH • 301 GZO Oberflächentechnik GmbH • 291 Hanomag Härtol Berlin Lohnhärterei GmbH • 291 Hell GmbH & Co. Oberflächenveredelung KG • 291 HEMA Beschichtungstechnik • 146 HTB Härtetechnik GmbH • 291 Human Factors Consult HFC • 316 HVB Hoch-Vakuum-Beschichtungs GmbH & Co. KG • 291 HWL Löttechnik GmbH • 291 ib Industrielle Beschichtung GmbH • 291 IfG - Institute for Scientific Instruments GmbH • 301 InnoRa GmbH • 63 INPRO Innovationsgesellschaft für fortgeschrittene Produktionssysteme in der Fahrzeugindustrie mbH • 243, 285 Institut für ökologische Wirtschaftsforschung IÖW (gGmbH) • 316 Inventux Technologies AG • 122 IS - Steinführer & Co. GmbH Oberflächenveredelung • 291 ISO-TEAM Kunststoffbeschichtungs GmbH • 291 ITW Oberflächentechnik GmbH • 291 J. Mayer H Architekten • 316 JENOPTIK Diode Lab GmbH • 173 Jonas & Redmann Group GmbH • 302 JPK Instruments AG • 302 KBB Kollektorbau GmbH • 106 KMM Oberflächenbearbeitung GmbH • 291 Krause & Splett Pulverbeschichtung GbR • 291 Krauss GmbH Aviation Technologies • 240 Kuhle Oberflächentechnik GmbH • 291 L.SCHULTE & Co. GmbH • 291 LANKWITZER PREMIUM COATINGS • 291 Largentec Vertriebs GmbH Innovation Medizintechnik, Hygieneund Wassertechnik GmbH • 147 Laser-Mikrotechnologie Dr. Kieburg GmbH • 285, 303 LayTec In-Situ- and Nanosensors AG • 303 347 Lechmann Engineering GmbH • 253, 286 Lens Wista AG • 64 LEONI Fiber Optics GmbH • 67, 174 LEP LOLL Entlackungs- und Pulverbeschichtungs-GmbH • 291 LIAS GmbH • 304 Lumics GmbH • 175 OTEK Oberflächentechnik Köninger GmbH & Co. KG • 291 OTR Oberflächentechnik GmbH • 291 Ova Oberflächenveredelung in Adlershof GmbH • 291 OVG GmbH (Pulverbeschichtungen) • 291 Mercedes-Benz-Werk BerlinMarienfelde/Daimler-AG, MercedesBenz Werk Berlin • 244 Merete Medical GmbH • 64 micro resist technology GmbH • 210 Milde-Beschichtungen GmbH • 291 MSG Lithoglas AG • 211 Müller GmbH • 291 Peckel Oberflächenveredlung • 291 Performance Fibers • 291 Phönix SonnenWärme AG • 107 Photon Laser Engineering GmbH • 291 Pioneer Medical Devices AG • 66 PlasmaChem GmbH • 66, 98 Plasmetrex GmbH • 306 PolyAn GmbH • 66, 98, 104 Prignitz - Color GmbH (Oberflächenveredlung, Pulverbeschichtungen) • 291 ProColor Pulverbeschichtungs GmbH • 291 Pulverbeschichtung Nord GmbH • 291 Pulverlackierung Sarnoch GmbH • 291 Nano Zentrum Berlin NZB GmbH • 291 nano² Meißner & Powelz Gbr • 291 nanopartica GmbH • 86, 139, 148 NAPIERALA GmbH • 291 Neißner GbR (Pulverbeschichtungen) • 291 Neuser GmbH • 291 NMTC NANO & MICRO TECHNOLOGY CONSULTING • 315 NNT Nanotechnology AG • 286 Novak Siebdruck, Heike Novak u. Ulrich Schmidt-Novak GbR • 291 Oberflächentechnik Kläke GmbH OTEK • 291 Oculentis GmbH Berlin • 67 Odersun AG • 123 OHST Medizintechnik AG • 65 OSA Opto Light • 176 OTA Oberflächentechnik Anlagenbau GmbH • 304 OTB Oberflächentechnik in Berlin GmbH & Co • 305 OTE Oberflächentechnik GmbH • 291 348 R. E. Müller GmbH (Pulverbeschichtungen) • 291 Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co KG • 226, 238 Roth & Rau AG (Niederlassung Berlin) • 298 RST Rail System Testing GmbH • 306 RTG Mikroanalyse • 307 Scansonic IPT GmbH • 307 Schempp & Decker Präzisionsteile und Oberflächentechnik GmbH • 278 Schröder Galvanik e. K. Inh. Tanja Busch • 291 Schulz Rene Fräs- und Strahltechnik GmbH Oberflächenbehandlung • 291 Scienion AG • 98 Sentech Instruments • 308 sglux SolGel Technologies GmbH • 227 SICC GmbH • 148 Siemens AG, Gasturbinenwerk • 138 Siemens AG, Niederlassung Berlin • 208 Siemens Energy/Turbine Airfoil Coating and Repair (TACR) • 138 SK Steiner Oberflächentechnik • 291 SKS Pulverbeschichtung GbR • 291 Soltecture GmbH • 124 SPECS Surface Nano Analysis GmbH • 309 Stadler Reinickendorf GmbH (Stadler Rail AG) • 245 Steremat Elektrowärme GmbH • 309 Steremat Galvanik GmbH Berlin • 291 Surflay Nanotec GmbH Berlin • 67, 286 Systec Oberflächen GmbH Oberflächenbehandlung • 291 TASK Architekten und Prof. Heike Klussmann (freischaffend) • 315 Tilse Formglas GmbH • 158 TOPASS GmbH • 86 Torkret Oberflächenschutz Berlin GmbH & Co. KG • 291 Trevira GmbH, Werk Guben • 291 tscar, die Glanzschmiede • 291 u²t Photonics AG • 176 Verzinkerei Trebbin GmbH • 291 Weidling GmbH industrielle Kennzeichnungen • 291 Zellwerk GmbH (HiPer-Gruppe) • 75 Zweigwerk - KEIMFARBEN GmbH & Co. KG, Niederlassung Alteno • 291 Netzwerke AMA Fachverband für Sensorik e.V. • 228 Arbeitsgemeinschaft Wärmebehandlung und Werkstofftechnik (AWT) • 287 BioTOP Berlin-Brandenburg • 76 DEMEA Deutsche Materialeffizienzagentur (VDI/VDE Innovation + Technik GmbH) • 288 Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. DFO • 288 Deutsche Gesellschaft für Galvanound Oberflächentechnik (DGO) e.V. im Zentralverband Oberflächentechnik e.V. (ZVO) • 289 Deutsche Gesellschaft für Materialkunde e.V. DGM • 289 Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) • 68, 100, 155, 177 DiagnostikNet | BB • 99 DVM • Deutscher Verband für Materialforschung und -prüfung e.V. • 289 Effizienzfabrik, Innovationsplattform „Ressourceneffizienz in der Produktion“/Funktionale Oberflächen • 289 349 Energy Harvesting Net c/o BKS Consult GmbH • 140 Europäische Forschungsgesellschaft Dünne Schichten e.V. EFDS • 211 Europäisches ElektroniktechnologieKolleg • 212 Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik Berlin FAV • 240 Forschungsgemeinschaft BionikKompetenz-Netz e.V. BIOKON • 148 Forschungskuratorium Textil e.V. • 233 ForschungsVerbund Erneuerbare Energien FVEE • 124, 141 Gesellschaft für Tribologie GfT, Arbeitskreis Berlin/Brandenburg • 289 Initiative Berlin WideBaSe (Wide Bandgap Semiconductors) • 212 IVAM - Internationaler Fachverband für Mikrotechnik, Nanotechnologie und Neue Materialien • 212 NanOp - Competence Centre for the Application of Nanostructures in Optoelectronics • 213 Network of Competence - Solutions for Surface Science and Nanotechnology • 310 350 OpTec BB e.V. • 154, 158, 176 PhotonikBB e.V. • 177 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen, Geschäftsstelle Projekt Zukunft • 317 Taschentuchlabor • Impulszentrum für Integrierte Bioanalyse • 100 TSB Medici/medtecnet BerlinBrandenburg • 68 Unifying Concepts in Catalysis (unicat), Exzellenz-Cluster • 141 Verband der Chemischen Industrie e.V. -Landesverband Nordost • 290 Verband deutscher Industriedesigner e.V. VDID • 317 Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. VDMA, Fachabteilung Oberflächentechnik • 310 Verein deutscher Ingenieure VDI Bezirksverein Berlin-Brandenburg • 68, 290 ZEMI - Zentrum für Mikrosystemtechnik • 213 Zentrum für Molekulare Diagnostik und Bioanalytik (ZMDB) • 101 US_TSB_Oberflächen+Klappe 13.02.2012 11:12 Uhr Seite 2 !"!"#$% & ' ( ' ## )" ( +" # (' , 0 &' '#$ ' + 6 #"., ! #( +% #', ' '$#-#'$.. ; # $' % /#( )&' ' -$#%$##/#' )*' +#, $# -#'" ## #( #". ###$# # # &! /0 # 3 & 00(/1 2 # ( # &! / &&1 &/#' 3 #' 4 !#' ''#( /# ## ' $ # 6( : # $ ' #/#' !&4 ' !## !9# #% '##6 3 #% #### 0%#& ' % 3 & # % "'# '# '+/- (#, 0%#&+ &, # 0 0 1 : &0 # 6 $'&-& # & ' ## +2!, # 0%#&#'' 0# /#&0# /# ) 3&1 # 1' 0%# #% 1' % #+###, ###$# ( ( # ( #" ( 4#9 0%#&## &## 1'# ) ### 7'#'## (#, 8&%" +# ".4#$$, 4 $ ###$# !&# &# # ) ## ... 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Ines Junge, Maschinenbau-Studium in der Fachrichtung Technisches Design an der Technischen Universität Dresden; von 2009 bis 2010 Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Berlin (Forschungsprojekt zu autostereoskopischer Darstellungstechnik am Fachgebiet Landschaftsarchitektur/ Freiraumplanung); seit 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der TSB Technologiestiftung Berlin im Bereich Technologie und Innovation. Intelligente Oberflächen www.tsb-berlin.de ISBN 978-3-929273-83-0 Dieses Projekt der TSB Technologiestiftung Berlin wird aus Mitteln der Investitionsbank Berlin gefördert, kofinanziert von der Europäischen Union, Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft! Innovationen aus Wissenschaft und Wirtschaft in Berlin-Brandenburg Intelligente Oberflächen US_TSB_Oberflächen+Klappe REGIOVERLAG