Aldi setzt auf Bier in PET - neue

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Aldi setzt auf Bier in PET - neue
neue verpackung> 11.2003
branche> Getränke
Belgische Brauerei mit neuer Abfülllinie
Aldi setzt auf Bier in PET
Von Günter Unkrig und Herbert Bartnick*
Bekanntlich haben die Discounter in Deutschland, nach In-Kraft-Treten des
Einwegpfands, Dosen ausgelistet. Betroffen war von dieser Maßnahme
auch Bier. Nun gibt es wieder Bier in den Regalen der Discounter, aber nicht
in Dosen, sondern in PET-Flaschen. Zweifellos sorgt diese Entscheidung der
Discounter für Furore, könnte sie doch die ganze Brauwelt revolutionieren.
Vorreiter dieser Entwicklung und Lieferant für Aldi ist die belgische Brauerei
Martens. Sie installierte eine neue PET-Abfülllinie, die 40.000 PETFlaschen/h befüllen kann.
(Foto: Sidel)
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> Die belgische Brauerei Martens in
Bocholt, deren Geschichte im Jahre 1758
als Hausbrauerei begann, gehört mit einem Ausstoß von 1,5 Millionen hl Bier zu
den Größen der belgischen Braubranche. Geleitet wird die Brauerei von Frans,
Fons und Jan Martens – in achter Generation. Sie trafen die Entscheidung, die
Handelskette Aldi in Deutschland mit
Bier in PET zu beliefern und speziell zu
diesem Zwecke eine neue KHS-PET-Linie
anzuschaffen. Eine Entscheidung, die
das Zeug dazu in sich trägt, die deutsche
und europäische Braubranche insofern
zu revolutionieren, dass Bier in PET beim
Konsumenten dadurch entscheidend an
Popularität gewinnt.
Zwangspfand pusht PET
Bis Mitte Dezember 2002 belieferte der
Spezialist für Handelsmarken ( 35 Prozent des Absatzes tätigt die Brauerei mit
Eigenmarken, 65 Prozent betreffen Handelsmarken sowie die Lohnabfüllung)
die Handelskette Aldi in Deutschland
mit Bier in Einweg-Glasflaschen und in
Dosen. Dann trat die Zwangspfand-Verordnung in Kraft und von heute auf
morgen war alles anders. Aldi listete
Einwegflaschen und Dosen konsequent
aus. Die Brauerei Martens war gefordert,
ein Aldi-spezifisches PET-Einweg-Kon* Verkaufsdirektor Zentraleuropa, KHS AG, Dortmund
Mit nur 28 Gramm ein Leichtgewicht:
die PET-Bierflasche.
Flaschentechnik von Sidel
Nur wenige Kilometer von der Brauerei entfernt, in einem neuen Werk, das speziell für das Blasen und Füllen dieser Flaschen
vorgesehen ist, hat Sidel eine Produktionslinie, bestehend aus
einer SBO 20 Series2, zwei Maschinen Actis 20, pneumatischen
Förderstrecken und einem Palettierer installiert.
Die rund um die Uhr an 7 Tagen der Woche laufende Linie produziert 10 Millionen Flaschen pro Monat, d.h. 120 Millionen
Flaschen pro Jahr. Eine dritte Maschine Actis 20 wird Ende
2003 betriebsbereit sein. Dann wird Martens 15 Millionen Flaschen pro Monat, d.h. 180 Millionen Flaschen pro Jahr produzieren können.
Auf die Innenwand der einschichtigen Flasche wird eine sehr
dünne Schicht aus hydriertem Kohlenstoff aufgebracht. Die Behandlung erfolgt durch das Einspritzen von Acetylengas, das mit
Hilfe einer Mikrowellenquelle in Plasma verwandelt wird. Dieser
Barriereschutz nach dem sogenannten „Actis-Verfahren“ garantiert eine Mindesthaltbarkeit des Getränks von 6 Monaten.
Die Form der Flasche wurde von Sidel mit dem Ziel der Gewichtsreduktion entwickelt. Durch die Konstruktion eines Petaloidbodens mit 8 Füßen wiegt diese 50 cl-Bierflasche nur
28 g, ein Leichtigkeits-Weltrekord für PET-Bierflaschen, so Sidel.
Die Flaschen sind zu 100 Prozent recyclingfähig. Bei Herstellung der Preforms lässt sich bis zu 75 Prozent an aufbereitetem
PET-Material wieder verwenden.
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zept auf die Beine zu stellen, das folgenden Bedingungen Rechnung tragen sollte: hervorragende Produktqualität, Bereitstellung eines großen Volumens an
Bier in PET, identische Preisgestaltung
wie bislang für Bier in der Einweg-Glasflasche üblich, 100-prozentige Recyclierbarkeit des PET-Materials.
Seit kurzer Zeit beliefert die Brauerei
Martens Aldi-Filialen deutschlandweit
mit 0,5-l-PET-Flaschen im 6er Shrinkpack
– gefüllt mit Pilsener, gebraut nach
deutschem Reinheitsgebot.
Die neu entwickelte 0,5-l-PET-Flasche
ist mit eingeprägtem Aldi-Logo innerhalb eines perlig anmutendem Schulterbereichs versehen. Als Longneck-Flasche
konzipiert wirkt die Flaschenform äußerst biertypisch. Das biertypische Erscheinungsbild stand denn unter anderem auch im Fokus der Entwicklungsaktivitäten. So sorgt gleichzeitig der
achtfüßige Petaloidboden für bierflaschentypische Anmutung. Zudem hat er
eine wesentliche praktische Bedeutung:
hohe Standfestigkeit und gute Druckstabilität. Ebenfalls biertypisch: die Ausstattung. Statt Rundumetikett setzt die
Brauerei Martens auf Brust- Rücken- und
Halsringetikett.
Actis sorgt für Barriere
Das Gewicht der 0,5-l-PET-Bierflasche
beträgt 28 Gramm, gute Barriereeigenschaften der Flasche sind durch Einsatz
des Actis-Verfahrens von Sidel (siehe
Kasten) gegeben.
Wenn – wie von der Brauerei Martens praktiziert – innerhalb kürzester
Zeit ein PET-Komplettkonzept stehen
soll, ist eine Hilfestellung starker Partner
gefragt. . Als international tätiger Hersteller von Abfüll- und Verpackungstechnik verfügt KHS über Erfahrungswerte
im Bereich der Abfüll- und Verpackungstechnik für PET-Flaschen.
Anlagenkapazität: 40.000 PETFlaschen/h
Die Zusammenarbeit mit KHS startete
bereits im Jahre 1968. Für die neue PETEinweg-Linie, deren Kapazität bei
40.000 PET-Flaschen/h liegt, ging es darum, ein Konzept zu erarbeiten, das
höchste Produktqualität sowie eine
schonende Behandlung der PET-Flasche
sicherstellt und zudem den attraktiven
Auftritt des Produkts am Point of Sale
gewährleistet.
Neue Anlagentechnik ist heute in ein
Gebäude integriert, das der Brauerei
Martens bislang hauptsächlich als Logistikcenter diente. Hier ist noch Platzreserve vorhanden – auch für eventuelle
künftige PET-Fälle.
PET-Flaschen werden direkt in der
Brauerei hergestellt, mit der entsprechenden Innenbeschichtung versehen,
palettiert und anschließend direkt in die
neue KHS-Linie eingebracht. Erster
Schritt ist hier der schonende Entpalettiervorgang. Das vierseitige geschlossene Schiebesystem des Abräumers Inno-
pal AL bietet hohe Sicherheit beim Abräumvorgang. Produktschonend sind alle Flächen des Entpalettierers, die mit
den PET-Flaschen in Berührung kommen, mit Kunststoffplatten belegt. Ein
automatischer Zwischenlagenabheber
befördert mittels Vakuumgreifern Deckrahmen und Zwischenlagen in die jeweils dafür vorgesehenen Magazine.
Der Innopal AL verfügt über einen hohen, einbahnigen Gebindeablauf.
Auf die schonende drucklose Zusammenführung der leichten PET-Flaschen
folgt die Abgabe an den Lufttransporteur Innoline LTR. Der Lufttransport ist in
einzelne Abschnitte unterteilt. Jeder Abschnitt verfügt über einen Radialventilator, der den Luftkanal versorgt und über
die Transportgeschwindigkeit der Flaschen entscheidet. Über Frequenzregler
lassen sich unterschiedliche Betriebspunkte des Ventilators einstellen. Je
nach Gewicht und Form der transportierten Flaschen sind Geschwindigkeiten
so optimal zu regeln. Der Innoline LTR
bietet ein Höchstmaß an Flexibilität.
Sollte sich die Brauerei Martens künftig
neben der 0,5-l-Größe für eine Verarbeitung weiterer PET-Flaschengrößen und
-formen entscheiden, so ist dies ohne
weiteres möglich. Einzige konstante Vorgabe: der Neckring.
Bei der Brauerei Martens unter anderem aus hygienischen Gründen räumlich getrennt: Nass- und Trockenteil. So
führt der Lufttransporteur Flaschenmaterial über einen Durchlass in den Abschnitt Nassteil und dort direkt in den
Rinser-Füller-Block.
Frisch geblasen und beschichtet warten die
PET-Flaschen auf die
Einbringung in die neue
KHS-Linie.
Für die PET-Flasche konzipiert: das rechnergesteuerte volumetrische Druckfüllsystem realisiert unterschichtende Füllung mittels langem Füllrohr.
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Frans und Jan Martens sind sich einig: KHS-Anlagentechnik überzeugt. (Fotos: KHS)
Die Spülung mit Sterilwasser übernimmt der mechanisch gesteuerte Einkanal-Rinser Innoclean FR-EM. Eventuelle Verunreinigungen wie beispielsweise
Staubpartikel werden hier zuverlässig
ausgespült.
Für die Befüllung der PET-Flaschen
ist das rechnergesteuerte pneumatische
Druckfüllsystem Innofill DVF im Einsatz,
das volumetrische Abfüllung mit einem
langem Füllrohr schonend realisiert. Bedingt durch den unterschichtenden Füllprozess ist die Sauerstoffaufnahme im
Produkt mit 0,02 mg/l äußerst gering,
was für die Bierqualität einen ganz entscheidenden Faktor darstellt. Gleichzeitig liegt der CO2-Verbrauch bei nurmehr
600 g/hl und sorgt für gezielte Kosteneinsparung. Das Füllsystem Innofill DVF
steht für maximale Zukunftssicherheit,
Flexibilität ist in höchstem Maße gegeben. Das System lässt sich auf die Befüllung unterschiedlichster Flaschengrö-
ßen und Flaschenformen individuell programmieren. Ein Abruf des entsprechenden Füllprogramms geschieht auf
Knopfdruck. Durch Einsatz des hochflexiblen Füllsystems stehen für die Brauerei Martens auch künftig alle Wege offen – bis hin zur Abfüllung individuell
gestalteter Formflaschen.
Um eine Infektion zwischen Flaschenmündung und Schraubverschluss
zu vermeiden, kommt im Anschluss an
den Füllvorgang eine gezielte Wasserbesprühung des Flaschenhalses zum
Tragen.
Schraubverschluss oder Kronkorken?
Schraubverschluss oder Kronkorken – für
die Brauerei Martens war das eine Frage
der Philosophie. Zwar genießt der Kronkorken eine biertypischere Anmutung,
die Entscheidung fiel letztlich dennoch
für den Schraubverschluss – aus Gründen der Hygiene. Nicht der Hygiene im
Abfüllbetrieb, sondern der Hygiene im
Handelsbetrieb wegen. Sind PET-Flaschen mit dem Schraubverschluss ausgestattet, so werden sie üblicherweise
mit aufgesetztem Schraubverschluss
versehen auch wieder in den Handel zurückgeführt. Eine ganz wesentliche
Komponente, die unsauberes Handling
durch das Auslaufen eventuell vorhandener Bierreste erspart.
Nach Verschließvorgang und Füllhöhenkontrolle gelangen die PET-Flaschen auf einen Puffertisch. Bei diesem
Puffertisch handelt es sich um ein neu
entwickeltes KHS-Puffersystem, das die
schonende Behandlung der Behälter
ebenso gewährleistet wie die optimale
Nutzung der Betriebsfläche. Mehrere
Antriebe sichern die optimierte Geschwindigkeitsabstufung beim Transport sowie die druckarme Übergabe der
PET-Flaschen an den Auslauf des Puffersystems. Wird das Aufstauen der PETFlaschen notwendig, so findet Entlastung durch schonendes Überschieben
auf geschwindigkeitsreduzierte bzw.
stehende Transportbänder statt. Das
Puffersystem arbeitet ohne Schlupf. Ein
tragender Transport der Behälter ist gewährleistet, was eine reduzierte Störungsrate durch umgefallene Behälter
sowie einen damit verbundenen höheren Anlagenwirkungsgrad mit einschließt.
Nass- und/oder Haftetikettierung – alles
ist möglich
Die PET-Flaschen werden durch die KHSKaltleim-Etikettiermaschine Innoket KL
2060 mit Brust- Rücken- und Halsringetikett ausgestattet. Ein weitgehender
Einsatz von Edelstahlteilen steht für beste hygienische Verhältnisse. Die KHS-Etikettiermaschine verfügt über eine automatische Höhenverstellung des Kopfes,
so dass bei eventuellem Flaschensortenwechsel keine manuellen Tätigkeiten anfallen. Die Etikettierstation arbeitet nach
dem rotierenden Prinzip. Optimale Eti-
Nach deutschem Reinheitsgebot gebraut:
Maternus Premium
Pilsener.
Für hohe Attraktivität am Point of Sales: Die bedruckte Folienverpackung.
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kettenentnahme und gleichmäßiger
Leimübertrag sind obligatorisch. Der
Einsatz von zwei automatischen Etikettenmagazinen bedeutet minimalen Bedienaufwand. Neben der flexiblen Verarbeitungsmöglichkeit unterschiedlicher Flaschengrößen und -formen trägt
die Innoket KL 2060 noch weitergehende flexible Gestaltungsmöglichkeiten in
sich. Die Größe des Teilkreises erlaubt
bei der Brauerei Martens künftig beispielsweise unter anderem das zusätzliche Anflanschen einer Haftetikettierstation. Die Aufbringung von Nassleim-Etiketten wäre dann ebenso möglich wie
die Ausstattung der Flaschen mit Haftetiketten oder auch die Kombination von
Nassleim- und Haftetikettierung.
Bei dem Etikettiervorgang geht es
unter anderem darum, die speziellen
Anforderungen, die PET-Flasche und Etikettenmaterial hinsichtlich des einzusetzenden Leimes stellen, genau zu
beachten. Von der Etikettiermaschine
aus werden Flaschen auf einen Puffertisch geführt.
Nächster Verarbeitungsschritt: Der
zweibahnig arbeitende KHS KistersShrinkpacker Innopack SP 060
schrumpft PET-Flaschen in 6er Packs. Zur
Verwendung gelangt bedruckte Folie. Eine aufmerksamkeitsstarke Wirkung am
Point of Sales ist somit garantiert. Nach
Folieneinschlag gelangen die Packungen
über ein GeschwindigkeitsausgleichsBand in Richtung Schrumpftunnel.
Palettierer mit Modulkonzept
Ein Höhenförderer transportiert Shrinkpacks auf etwa vier Meter Höhe und
führt sie anschließend dem Abschnitt
Trockenteil zu. Dort übernimmt die Palettierung der Innopal PM, der bei hohem Behälterzulauf mit Palettenlift und
geteilter Verschiebeplattform arbeitet.
Wie der Entpalettierer, so ist auch er gemäß innovativem Trockenteil-Modulkonzept gestaltet. Die Steuerung des kompletten Trockenteil-Bereichs erfolgt, über
einen PC als Steuerrechner. Im Gegensatz zu bislang üblichen Steuerungskon-
zepten ist bei dieser Lösung nur eine
einzige Intelligenz im Einsatz, der Informationen zu allen Anlagenkomponenten durch moderne Bustechnik zugeleitet werden.
Mit neuer Anlagentechnik ist die
Brauerei Martens einen entscheidenden
Schritt in Richtung eigene Zukunft gegangen und beeinflusst die Zukunft der
gesamten Braubranche gleich mit.
Schon heute liegen der Brauerei Martens zahlreiche europäische und internationale Anfragen zu Bier in PET vor.
Diese reichen von der Thematik Anlagentechnik bis hin zur möglichen Lohnabfüllung. Frans Martens: „Wir sind stolz
darauf, durch deutschlandweite Lieferung von PET-Flaschen an die Aldi-Gruppe gleichzeitig einen über Ländergrenzen hinausgehenden Branchentrend mit
zu prägen. Stolz sind wir in diesem Zusammenhang auch auf ein KHS-Anlagenkonzept, das exakt unseren Vorstellungen entspricht und Zukunft in PET
für uns erst ermöglichte“. >|
Ausgezeichnet mit dem Designpreis NRW
Natürliches Mineralwasser aus Spanien
Wasser ist heute ein Kultgetränk: Mineralwasserbars von
New York bis Paris, von Sydney
bis Japan treten den Beweis an.
Und Wasserkarten mit Riesenumfang präsentieren Wässer
von Gletschern, aus Jahrtausende alten Quellen oder gar aus
arktischen Regionen.
> Das spanische Mineralwasser
PINEO entspringt am Südhang des
Bergmassivs Beneidó inmitten der
katalanischen Pyrenäen, 1.000 Meter
über dem Meeresspiegel. Es entstammt einem unterirdischen Wasservorkommen und ist von Natur
aus eisenfrei, leicht mineralisiert und
sehr salzarm. Aber PINEO ist weit mehr
als ein gesunder Durstlöscher. Das Wasser präsentiert sich in einer stilvollen, extravaganten Glasflasche, die 1996 mit
dem Designpreis NRW ausgezeichnet
wurde. Entwickelt wurde sie in Anlehnung an die Form der typisch spanischen Karaffe. Sie hat vor allem bei deutschen Urlaubern einen hohen Sympathiewert und schafft positive Assoziationen hinsichtlich des geliebten Ferienlandes. Mit der Flaschenform von PINEO
wird ein Stück spanisches Lebensgefühl
transportiert. In Deutschland wird das
Mineralwasser von der NATURQUELL Mineralwasser Vertriebs GmbH unter der
Leitung von Michael Madaus vertrieben. >|
PINEO ist eines der salzärmsten Mineralwässer
Deutschlands.

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