Jagdhorn, Jagd und Jagdhornblasen

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Jagdhorn, Jagd und Jagdhornblasen
Das
die
und das
Jagdhorn ,
Jagd
Jagdhornblasen
Das Jagdhorn
Hörnerschall und Hundelaut sind untrennbar mit
der Jagd verbunden.
Die Hornfessel (der Trageriemen) war Zeichen der alten
hirschgerechten Jägerei. Der „Federschütze“ durfte sie nicht
tragen.
Der Unterschied zwischen einem hirschgerechten Jäger und
Federschützen bestand darin, dass der hirschgerechte Jäger
das große und der Federschütze das kleine Waidwerk erlernt
hatte.
Als großes Waidwerk bezeichnete man das Jagen mit der
Saumeute (Saurüden).
Das kleine Waidwerk wurde nur mit Hühnerhunden auf
Hühner und anderes Niederwild ausgeübt.
Da man zum Jagen auf Hühner und die dafür abgerichteten
Hühnerhunde, aus damaliger Sicht, kein Hüfthorn benötigte
(Jagdhorn im 17. Jahrhundert), durfte somit der Federschütze
kein Horn und damit auch keine Hornfessel tragen.
Als Hornfessel bezeichnete man einen Trageriemen, mit dem
das Hüfthorn um die Hüfte getragen (gefesselt) wurde.
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Das Jagdhorn ist ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der
Jagd. Es hat sich aus den Bedürfnissen der Jäger von der Urzeit an entwickelt.
Rufhörner und Trillerpfeifen könnten zwar auch als sachliche
Hilfsmittel dienen, sie würden aber das Stimmungsvolle des
Jagdablaufs in Wald und Feld grausam zerstören und dürften
keinen Anspruch auf Pflege jagdlicher Kultur erheben.
Hierzu zählt nicht nur die eigentliche Jagd mit Ruf-, Leit- und
Totsignalen, sondern das gesamte feierliche Zeremoniell vom
„Hohen Wecken“ über die „Begrüßung“ und dem Ablauf eines ganzen Jagdtages bis zum „Jagd vorbei“ und „Halali“.
Viele tausende deutsche Jäger blasen auf Jagden, jagdlichen
Veranstaltungen aller Art oder auch einzeln für sich im Revier. Bei Wettbewerben messen sich die Bläsergruppen z. B.
alle 2 Jahre beim Landeswettbewerb im Jagdhornblasen am
Jagdschloss in Springe.
Fürst-Pless-Horn
Als Jagdgebrauchsinstrument
fand dieses Horn Eingang
in das grüne Waidwerk
über die Jäger- und Schützeneinheiten des deutschen
Bundesheeres, die ein kreisförmiges Signalhorn zur Unterscheidung von dem der
Infanterie führten.
Die dort dienenden Förster
und Berufsjäger nahmen es mit in ihr Zivilleben ebenso wie
manches militärische Signal, das zum Jagdsignal umgewidmet wurde.
Es trägt ab 1880 den Namen des Oberstjägermeisters von
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Wilhelm I., Fürst von Pless, der zu seiner Verbreitung wesentlich beitrug.
Auch heute eröffnen Jagdsignale den Jagdtag und regeln seinen jagdlichen Ablauf.
Durch geblasene Jagdsignale übermittelt der Jagdleiter seine
Weisungen an alle Jagdteilnehmer.
Waldtreibjagden oder Kesseltreiben im weiten Feld können
nur mit Jagdhörnern ordnungsgemäß geleitet werden.
Ebenso schreibt die Unfallverhütungsvorschrift (UVV „Jagd“)
vor, Gesellschaftsjagden durch Jagdleitsignale zu leiten.
Parforce-Horn B/Es-umschaltbar
Dieses Horn hat eine Umschaltmechanik, die es ermöglicht, das Horn im
Grundton umzustellen, so
dass es sowohl in der Tonart
Es als auch in B einzusetzen
ist.
Nach Deutschland kam das
Horn durch den böhmischen
Grafen Sporck (1662-1738),
der diese Musik am französischen Hof kennengelernt
hatte.
Zunächst war das Parforce-Horn nur einwindig, wurde aber
dann mehrwindig gebaut für die Einführung im Orchester.
Wie populär das Parforce-Horn-Blasen war, zeigt Haydn
1801, als er Jagdsignale in ein Oratorium einbaut. Uns ist vor
allem daraus das „Große Halali“ geblieben.
Die Parforce-Jagd bedeutet „durch Stärke jagen“ bis zur
Ermattung des Wildes mit der Hundemeute auf Rotwild,
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Damwild und Sauen. Sie wurde im 17. Jahrhundert besonders
modern und dafür entwickelte man auch ein großwindiges
Horn, das der Reiter über seiner Schulter trägt, Kopf und Arm
hindurch gesteckt, beide Hände frei für die Zügelführung.
Der Jägermeister des französischen Königs Ludwig des
XV., Marquis des Dampierre, schuf eine große Zahl von
Kompositionen für die Jäger zu Pferd und die adeligen
Jagdherren und Gäste, die selbst begeistert ins Horn stießen.
Auf ihn führt man sogar das Orchesterhorn zurück.
Als allerdings Mitte des 19. Jahrhunderts die Parforce-Jagd
in Deutschland zurückgeht, verliert das entsprechende
Instrument an Bedeutung, während es im K-und-K-Österreich
durch Josef Schandl mit seiner Jagdmusik neu belebt wird.
In Deutschland kommt das Parforce-Horn in Es erst Ende
der 20er Jahre durch das Trompetenkorps der Reichswehr
zu neuen Ehren, als es bei Reitjagden im vierstimmigen Satz
geblasen wird. Ansonsten gerät das Instrument über den 2.
Weltkrieg in Vergessenheit und wird erst in den 60er Jahren
wieder entdeckt, als französische Bläsergruppen in Deutschland auftreten.
Heute wird das Horn in erster Linie durch deutsche Bläsergruppen für das Blasen der Hubertusmesse in Es verwendet.
Taschenjagdhorn
Dieses sehr kleine Instrument
kann bequem in der Rockoder Manteltasche getragen
werden.
Sein Tonbereich ist im Vergleich zum üblichen Jagdhorn
etwas geringer.
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Sauerländer Halbmond
Ende des 18. Jahrhunderts wurde der
Halbmond bei den leichten Truppen, den
Jäger- und Schützeneinheiten beim Heer,
die nicht mehr in geschlossenen Formationen kämpften, sondern in meist auseinandergezogenen Schützenlinien, als weittragendes Signalinstrument eingeführt.
Das oft aus Kupfer gefertigte Horn besitzt die gleiche Gesamtlänge wie das Pless-Horn, ist jedoch nur in einem Halbkreis
gebogen. Es ist nicht umwickelt, dafür aber mit einem speziellen Trageriemen ausgestattet. Getragen wird es entgegen
der Trageweise aller anderen Hörner auf der linken Seite.
Der Sauerländer Halbmond ist das Wahrzeichen der Brackenjäger und wird heute noch zum Blasen der alten, überlieferten
Brackenjagdhornrufe verwendet. Der Deutsche Bracken-Club
unterhält seit längerer Zeit ein Halbmond-Bläserkorps.
Fürst-Pless-Horn mit Ventilen
Dieses Horn entspricht einem Flügelhorn
vom Ton her, das in Fürst-Pless-Hornform
gebaut ist und sich wie eine Trompete blasen lässt.
Es wird in Bläsergruppen zum Blasen des
„Großen Halali“ und für Jägermärsche eingesetzt.
Besonders in der ehemaligen DDR wurde es grundsätzlich
in Bläsergruppen zum Blasen von Signalen und konzertanter
Blasmusik verwendet. Die Bläsergruppen der neuen Bundesländer verwenden dieses Horn weiterhin.
© Hagen Lange, Hohenhameln 2012
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