Die Bank der Zukunft. Eine Branche im Zeichen der
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Die Bank der Zukunft. Eine Branche im Zeichen der
Wuppertal Bergische Universität Wuppertal Die Bank der Zukunft. Eine Branche im Zeichen der Vertrauenskrise. Die Rolle der Integrität im Bankgeschäft: Empirische Messung und Analyse der ökonomischen Bedeutung Betreuender Hochschullehrer: Dr. Peter Limbach Studentische Teammitglieder: Ina Eberhartinger Stefanie Kornmann Kerstin Koslowski Nihan Uzunoglu Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Die Rolle der Integrität im Bankgeschäft: Empirische Messung und Analyse der ökonomischen Bedeutung Ein Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Thema: Die Bank der Zukunft. Eine Branche im Zeichen der Vertrauenskrise Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. II Tabellenverzeichnis .................................................................................................................. III 1 Vertrauenskrise der Banken .................................................................................................... 1 1.1 Bestechungsskandal der US- Investmentbank Goldman Sachs ....................................... 4 1.2 Manipulationsverdacht des LIBOR durch Barclays ......................................................... 4 1.3 Fehlspekulation von JP Morgan ....................................................................................... 6 2 Integrität .................................................................................................................................. 6 2.1 Definition ......................................................................................................................... 6 2.2 Historischer Forschungshintergrund ................................................................................ 8 2.3 Die Maßstäbe für Integrität ............................................................................................ 12 2.3.1 Finanzielle Korrekturen der Jahresergebnisse......................................................... 12 2.3.2 Außergerichtliche Vergleichszahlungen ................................................................. 14 2.3.3 Geldwäsche ............................................................................................................. 16 2.3.4 Korruption und Bestechung .................................................................................... 19 2.3.5 Betrachtung des Code of Conducts ......................................................................... 22 2.4 Hypothesen und Operationalisierung ............................................................................. 24 3 Empirie .................................................................................................................................. 27 3.1 Datensatz und methodisches Vorgehen.......................................................................... 27 3.2 Aufbau der Datenbeschaffung für die Integritätsmaße .................................................. 28 3.2.1 Finanzielle Korrekturen der Jahresergebnisse......................................................... 29 3.2.2 Außergerichtliche Vergleichszahlungen ................................................................. 30 3.2.3 Geldwäsche ............................................................................................................. 30 3.2.4 Korruption und Bestechung .................................................................................... 30 3.2.5 Code of Conduct...................................................................................................... 31 3.3 Ergebnisse ...................................................................................................................... 32 4 Schlussfolgerungen und Empfehlungen für Banken und deren Regulierung ....................... 36 Quellenverzeichnis ................................................................................................................... IV Anhang ....................................................................................................................................XII I Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Übersicht über die Compliance-Ereignisse im Zeitraum 2012-2013................... 2 Abbildung 2: Die wichtigsten Managereigenschaften für die nächsten fünf Jahre.................... 8 Abbildung 3: Anteile für Integrität........................................................................................... 31 Abbildung 4: Anteile für Code of Conducts ............................................................................ 31 II Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Deskriptive Statistik der Untersuchungsstichprobe ................................................ 28 Tabelle 2: Deskriptive Statistik der identifizierten Compliance-Fälle ..................................... 29 Tabelle 3: Beschreibung der verwendeten Variablen..............................................................XII Tabelle 4: Korrelationsmatrix (2002-2010) ........................................................................... XV Tabelle 5: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption Case)..................................................................................................... XVI Tabelle 6: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Restatements) .............................................................................................................................................. XVII Tabelle 7: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Settlement Payments/Laundering/No Integrity Website)..................................................................... XVIII Tabelle 8: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments) .................................................... XIX Tabelle 9: Yield Spread und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments) ............................................................................................................................... XX Tabelle 10: Underwriter Fees (Gross Spread) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments) ............................................................................................................ XXI Tabelle 11: Robustheit - Integritätsindex ............................................................................. XXII III Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 „In looking for people to hire, look for three qualities: integrity, intelligence, and energy. And if they don’t have the first one, the other two will kill you.” Warren Buffett (Quelle: „Success Will Come and Go, But Integrity is Forever”, Forbes Magazine, 28.11.2012) 1 Vertrauenskrise der Banken In Zeiten makroökonomischer Turbulenzen ist die Sorge um das eigene Vermögen, dessen Absicherung und die Vertrauenswürdigkeit von Banken verstärkt in den Köpfen der privaten und professionellen Anleger präsent. Geldgeschäfte beruhen grundsätzlich auf Vertrauen, ganz gleich, ob es um die Abwicklung des Zahlungsverkehrs oder die Wahl der passenden Anlageform bei Privatkunden oder aber um die passende Betreuung von Firmenkunden geht. Jedoch steht es auch nach der Finanzkrise weltweit schlecht um das Vertrauen in die Bankenbranche. Das zeigt sich nicht nur in der Occupy-Bewegung und deren Protesten gegen das globale Finanzsystem. Zum Thema der Bankenqualität befragten Ernst & Young im März 2012 weltweit 28.500 Bankkunden, darunter ca. 1000 mit Wohnsitz in Deutschland. Primäre Gründe für den Vertrauensverlust in den Bankensektor seien, neben der Unzufriedenheit mit Art und Umfang der Bonuszahlungen (56 Prozent), vor allem makroökonomische Gründe (55 Prozent), die durch die Schuldenkrise entstanden sind sowie die schlechte Beratungsqualität (42 Prozent) der Bankhäuser bzw. deren Mitarbeiter.1 Verschlechtert wurde besonders im Jahre 2012 das Vertrauen in Banken, bzw. in das öffentliche Bild der Banken, zudem durch zahlreiche Negativschlagzeilen, die die Integrität der Großbanken in Frage stellen. Im Mai 2012 berichtet das Handelsblatt über die Unzufriedenheit der Aktionäre der Commerzbank, welche seit 2008 keine Dividende erhalten, während zeitgleich dem CEO der Commerzbank eine Gehaltserhöhung zugesagt wird.2 Im Dezember 2012 findet bei der Deutschen Bank eine Großrazzia statt, bei der bewaffnete Beamte den Hauptsitz der Deutschen Bank stürmen, um Beweise für Geldwäsche und Steuerbetrug zu sammeln.3 Und erst kürzlich wurde von der argentinischen Behörde gegen die HSBC wegen des Verdachts auf Geldwäsche Klage in Höhe von 59 Millionen Euro eingereicht. Die folgende Abbildung 1 zeigt einige ausgewählte Fälle des Jahres 2012 und aktuelle Fälle aus 2013. 1 Vgl. http://www.focus.de/finanzen/banken/eine-krise-nach-der-anderen-vertrauen-der-kunden-in-diebankenbranche-schwindet_aid_772497.html. 2 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/commerzbank-aktionaere-verlieren-die-geduld-mitblessing/6663674.html. 3 Vgl. http://www.n-tv.de/wirtschaft/Auch-Fitschen-ist-auf-dem-Radar-article9758586.html. 1 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Abbildung 1: Übersicht über die Compliance-Ereignisse im Zeitraum 2012-2013 (Quelle: Eigendarstellung, Fokus der Betrachtung lag dabei auf den Maßen, die dieser Arbeit zugrunde liegen.) Dabei ist gerade Vertrauen von elementarer Bedeutung für die Beziehung zwischen Bank und Kunden, im Besonderen natürlich dann, wenn die Bank über mehr notwendiges Wissen verfügt als ihr Kunde. Den Versprechungen der eigenen Hausbank, zum Beispiel, soll Glauben geschenkt werden können oder auch anders formuliert, die Bank sollte „ihr Wort ehren“. Das eigene Wort zu ehren, im Englischen auch „[…] honoring one’s word […]“, ist ein Ausdruck, den Harvard-Professor Michael C. Jensen in seinen Studien zur Integrität verwendet.4 Wer sein Wort ehrt, ist nach Definition von Jensen (2009) integer. Diesen Gedanken verwendet Jensen im Kontext von Unternehmen, welche ihm zufolge ohne Integrität nicht einwandfrei funktionieren können. 5 Erhard und Jensen (2012) setzen Integrität sogar auf dieselbe Stufe wie die Produktionsfaktoren Wissen, Technologie, Arbeit und Kapital und schreiben ihr Performance-steigernde Eigenschaften zu.6 Aus der zuvor beschriebenen Rolle von Integrität lässt sich die Frage ableiten, ob die Bank der Zukunft die Vertrauenskrise überwinden kann, indem sie sich integer verhält? 4 Erhard et al. (2010), S. 3. Vgl. Jensen (2009), S. 17. 6 Vgl. Erhard/Jensen (2012), S. 8. 5 2 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst analysiert werden, inwiefern Banken in der Vergangenheit Integrität besessen haben und welche Effekte dies für den Finanzmarkt bzw. die Investoren hatte. Aus den empirischen Ergebnissen kann man dann im Weiteren potentiell ableiten, ob Integrität eine wichtige (ökonomische) Rolle für Banken und deren Kunden hat und somit ein geeignetes Mittel zur Überwindung der aktuellen Vertrauenskrise darstellen kann. Da es sich bei Integrität jedoch um einen immateriellen Vermögenswert handelt, ist diese schwer zu quantifizieren.7 Es sind folglich Maßstäbe zu finden, anhand derer Integrität messbar zu machen ist. Da es zu den Auswirkungen der Integrität in der Finanzbranche bis dato kaum empirische Studien gibt, versucht diese Arbeit ihren eigenen „innovativen“ Weg zu finden, Integrität (in Anlehnung an die bisherige Literatur) messbar zu machen und die ökonomische Rolle von Integrität für Banken und deren Kunden zu bestimmen. In Abgrenzung zur bisherigen Literatur verwendet die vorliegende Arbeit nicht nur ein einziges Maß für Integrität, sondern fünf. Integrität in diesem Ausmaß zu untersuchen, schlägt einen neuen Forschungsweg ein, der versucht, die Bedeutung von Integrität für die Bankenbranche hervorzuheben und aus den gewonnenen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen für die Bank der Zukunft zu entwickeln. Zur Veranschaulichung werden im Folgenden zunächst drei Beispiele (case studies) aufgeführt, in denen sich große, namenhafte Banken in verschiedenen Situationen nicht integer verhalten haben und wie sich dies u.a. auf die Performance dieser Banken ausgewirkt hat. Nach einem Literaturüberblick werden dann im Hauptteil dieser Arbeit diese und ähnliche Fälle systematisiert und analysiert und es wird überprüft, inwieweit sich integeres Verhalten von Banken auf deren Performance auswirkt und ob integeres Verhalten vom Kapitalmarkt honoriert wird und sich in dem Preis für Bankdienstleistungen integerer und weniger integerer Banken niederschlägt. Für die Analyse werden alle Emissionen von Unternehmensanleihen in den USA zwischen 2002 und 2010 verwendet, um herauszufinden, ob die Integrität von Emissionsbanken, die diese Anleihen für die Unternehmen begeben, eine ökonomisch messbare und relevante Rolle spielt. Die Analyse des U.S.-amerikanischen Anleihemarktes ist besonders geeignet, da in diesem Markt fast alle großen internationalen Banken (so z.B. Barclays, Citigroup, Commerzbank, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs, JP Morgan Chase, Nomura, RBS und Société Générale) als Emissionsbanken tätig sind. Zudem ist es im Anleihemarkt möglich über die Bewertung der Finanzierungskosten durch den Kapitalmarkt und die 7 Vgl. Anginer et al. (2011), S. 1. 3 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 beobachtbaren Gebühren der Emissionsbanken eine Bewertung von Bank-Integrität durch Investoren und Bankkunden zu messen. Aus den gefundenen Ergebnissen, die deutlich für eine wichtige ökonomische Rolle von Bank-Integrität sprechen, werden zum Schluss der Arbeit Handlungs- und Regulierungsempfehlungen abgeleitet. 1.1 Bestechungsskandal der US- Investmentbank Goldman Sachs Nachdem die amerikanische Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) Goldman Sachs einen Betrug bei der Vermarktung eines verbrieften Hypothekenkredits vorgeworfen hat, zieht der Skandal um die U.S.-Investmentbank immer weitere Kreise. So kündigt erstmals ein hochrangiger Landespolitiker in Deutschland wegen des Vorwurfs der Erpressung die Zusammenarbeit mit der U.S.-Bank.8 Ferner berichtet das Handelsblatt am 10. August 2011 über die angebliche Bestechung libyscher Fondsmanager und betrogene Kunden – die Investmentbank Goldman Sachs bekommt es erneut mit der US-Börsenaufsicht SEC zu tun. Die Ermittler untersuchen laut „Wall Street Journal“, ob Goldman-Banker bei Geschäften mit dem libyschen Staatsfonds LIA gegen Anti-Korruptionsgesetze verstoßen haben.9 Ursache ist ein bekannt gewordenes Investment des Staatsfonds aus dem Jahr 2007, das Goldman Sachs abgewickelt hatte. Die Investmentbank legte im Auftrag der Libyer Ölgelder in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar in Aktien- und Währungsoptionen an, darunter Papiere des Versicherers Allianz. Im Zuge der Finanzkrise ging der größte Teil des Vermögens jedoch verloren. Laut dem Bericht bot Goldman Sachs über Umwege dem Chef des Staatsfonds daraufhin zur Entschädigung 50 Millionen Dollar an. Das Geld sei zwar nicht geflossen, es nährt aber nun den Verdacht, dass es sich dabei um versuchte Bestechung handelte. Diese ist ebenso strafbar wie die vollzogene Korruption.10, 11 1.2 Manipulationsverdacht des LIBOR durch Barclays Die britische Großbank Barclays muss sich im Juni 2012 zu den Vorwürfen der Manipulation von Interbankenzinsen äußern. Dabei soll Barclays seit 2005 versucht haben, die Interbankenzinsen, wie den LIBOR (London Interbank Offered Rate), zu ihren Gunsten zu manipulieren, um im Derivatehandel mit zinsabhängigen Produkten Gewinne zu erzielen. Der LIBOR gilt für zahlreiche Geldmarktgeschäfte als Referenzwert und wird auf täglicher Basis 8 Vgl. http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/us-investmentbank-berlin-rechnet-mit-goldman-sachsab/3417244.html. 9 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/verfahren-drohen-immer-aerger-mit-goldmansachs/4483868.html. 10 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/verfahren-drohen-immer-aerger-mit-goldmansachs/4483868.html. 11 Des Weiteren titelt der Spiegel am 01. Mai 2012: „U.S.-Ölbohrung in Angola: Goldman-Beteiligung unter Korruptionsverdacht“. 4 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 durch die zehn bedeutendsten Banken, die zur British Banker Association in London gehören, festgelegt.12 Auch zu Zeiten der Finanzkrise zwischen 2007 und 2009 wird Barclays vorgeworfen, eine positivere Außendarstellung durch eine zu geringe Meldung der Zinssätze für den LIBOR zu erhalten. Die Finanzaufsichtsbehörden der USA und Großbritanniens fordern insgesamt 345 Millionen Euro als Strafzahlung für diese Vergehen. Die Bekanntgabe der Strafe hatte eine negative Kursreaktion der Barclays Aktie von bis zu 10% zur Folge. Der Vorstandschef von Barclays gab bekannt, dass der Vorstand dieses Jahr auf eine Zahlung der Boni verzichtet und entschuldigte sich öffentlich für die Vorkommnisse.13 Ebenso legte er nach dem Vorfall als Konsequenz sein Amt nieder.14 Der Skandal vertiefte sich noch weiter, als ehemalige Mitarbeiter von Barclays den zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden vorwarfen, selbst für die Fälschung der Zinssätze verantwortlich zu sein. Angeblich kam die Anweisung für eine systematische Manipulation des LIBOR von oberster Spitze. Dies wird jedoch vom ehemaligen Vorstandsvorsitzenden bestritten, welcher angibt, keine Aufforderung für die Übermittlung gefälschter Zinssätze angegeben zu haben.15 Im Halbjahresbericht der britischen Großbank folgte eine Mitteilung an die Öffentlichkeit, in der sich die Bank für die Probleme der vergangenen Wochen entschuldigte und die Enttäuschung von Aktionären und Kunden zur Kenntnis nahm.16 Der Fall der Großbank Barclays ist im Kontext der Manipulation der Zinssätze kein Einzelfall. Ebenso unter Verdacht der Zinsmanipulation standen mehr als ein Dutzend Großbanken, zu denen auch die Deutsche Bank gehört.17 Um ihre Strafe zu mildern, arbeiten die betroffenen Banken eng mit den Behörden zusammen. So hat z.B. die Deutsche Bank den Behörden ihre volle Kooperation zugesagt und Kronzeugenregelungen für die weiteren Ermittlungen beantragt und erhalten.18 Barclays ist jedoch das erste Finanzinstitut, welches den Betrug offen einräumt.19 12 Vgl. http://boerse.ard.de/meldungen/barclays-hat-sich-verspekuliert-100.html. Vgl. http://boerse.ard.de/meldungen/barclays-hat-sich-verspekuliert-100.html. 14 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/barclays-chef-bob-diamond-tritt-zurueck-a-842241.html. 15 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/barclays-ex-chef-bob-diamond-soll-zinsmanipulationangeordnet-haben-a-844761.html. 16 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/barclays-entschuldigt-sich-fuer-zinsskandal-a846686.html. 17 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/barclays-ex-chef-bob-diamond-soll-zinsmanipulationangeordnet-haben-a-844761.html. 18 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/skandal-um-libor-deutsche-bank-beantragtkronzeugenregelung-a-844446.html. 19 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/barclays-ex-chef-bob-diamond-soll-zinsmanipulationangeordnet-haben-a-844761.html. 13 5 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 1.3 Fehlspekulation von JP Morgan Im Mai 2012 gab JP Morgan Chase bekannt, durch riskante Finanzwetten nach eigenen Angaben 2 Milliarden Dollar verspielt zu haben. Die eigentliche Absicht der Großbank war es, die Handelsgeschäfte einzugehen, um die Bank gegen steigende Markrisiken aus Europa abzusichern. Dies stellt sich als enorme Fehlspekulation heraus und führte in nur 15 Tagen zwischen Ende April und Anfang Mai für einen Verlust von bis zu zwei Millionen Dollar täglich. Durch eine interne Recherche wurden zahlreich Handelsfehler aufgedeckt, die jene Verluste verursachten. Zu den Fehlern gehörten u.a. unzureichende Absicherungsgeschäfte bestehender Hedge-Positionen sowie fälschliche Größenangaben laufender Handelsgeschäfte. Die US–Finanzaufsicht SEC untersuchte den Fall ebenfalls und prüft, ob die Investoren der JP Morgan Chase frühzeitig über die Verluste in Kenntnis gesetzt wurden.20 In einer Telefonkonferenz äußerte sich der Vorstandsvorsitzende von JP Morgan zu den Vorkommnissen und räumte ein, dass neben unsauberer Arbeit auch falsche Entscheidungen getroffen wurden. Zusätzlich musste er zugeben, dass derzeit immer noch einige Finanzwetten bestehen, deren Ausgang noch offen sei. Die Bank wollte nicht frühzeitig aussteigen umso eventuelle noch größere Verlustgeschäfte einzufahren. Als Reaktion auf diese Nachricht fiel der Aktienkurse von JP Morgan um 9,3 %, was einen Verlust des Marktwertes von ca. 15 Milliarden Dollar mit sich führte. Zusätzlich stufte die Ratingagentur Fitch JP Morgan als Folge der Fehlspekulation ab.21 2 Integrität Die bisherige Literatur hat sich nur bedingt mit dem Einfluss von Integrität auf finanzwirtschaftliche Fragestellungen auseinandergesetzt. Desweiteren können viele der bis dato veröffentlichten Arbeiten keine eindeutigen Ergebnisse in Bezug auf die Performance eines Unternehmens liefern. Da der Begriff der Integrität in dieser Arbeit eine zentrale Rolle spielt, widmet sich das folgende Kapitel zunächst einmal der Definition von Integrität und stellt einige wichtige Ergebnisse und Forschungshintergründe dar. 2.1 Definition Der Begriff der Integrität wird oft als normatives Konzept behandelt und daher immer wieder mit Begriffen wie Moral und Ethik in Verbindung gebracht. Jeder dieser Begriffe stellt zwar 20 Vgl. http://www.welt.de/wall-street-journal/article106298215/wie-es-zum-Milliardendebakel-bei-JPMorgankam.html. 21 Vgl. http://www.welt.de/finanzen/article106294577/Fitch-stuft-JPMorgan-nach-Milliardenverlist-herab.html. 6 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 eine Art des korrekten Verhaltens dar, dennoch werden sie fälschlicherweise synonym verwendet. Einer der Pioniere in der Literatur über Integrität ist Michael C. Jensen. Doch auch andere Forscher haben nach einer geeigneten Definition für den Begriff der Integrität gesucht. So definierte Simons (1999) die Integrität als den wahrgenommenen Grad darüber, inwiefern die Werte, die durch Worte ausgedrückt werden, mit denen, die durch Handlungen ausgedrückt werden, übereinstimmen. Dieser Definition zufolge ist Integrität also das Ausmaß, mit dem ein Rezipient glaubt, dass eine Organisation sich selbst und ihre Werte repräsentiert und ihren Angestellten gegenüber kommuniziert.22 Jensen (2009) verdeutlicht in seiner Arbeit, dass Integrität ein rein positives Phänomen ist. Demnach gibt es keine „gute“ oder „schlechte“ Integrität. Deutlich gemacht wird dies am Beispiel der Schwerkraft. Es lässt sich keine Aussage darüber treffen, ob es sich um eine „gute“ oder eine „schlechte“ Schwerkraft handelt. Genauso verhält es sich mit dem Wort der Integrität.23 Erhard et al. (2010) führen eine Definition auf, die auch dieser Arbeit zu Grunde gelegt wird: „Integrität ist ein Zustand oder eine Beschaffenheit, in dem etwas ganz, vollständig, lückenlos, unbeeinträchtigt, intakt und in perfektem Zustand ist.“24 Aber nicht nur Personen können integer sein, sondern auch Objekte und Systeme. Werden zum Beispiel die Speichen eines Rades entfernt, ist es nicht mehr länger ganz und vollständig und somit wird seine Integrität verringert. Einen deutlichen Zusammenhang gibt es laut Erhard et al. (2010) zwischen der Integrität, der Funktionsfähigkeit und der Performance. Wenn die Integrität sinkt, dann sinkt auch die Funktionsfähigkeit und folglich sinkt auch die Möglichkeit für eine gute Performance. Das bedeutet nicht, dass Performance durch Integrität ausgelöst wird. Vielmehr ist Integrität eine notwendige (aber nicht ausreichende) Voraussetzung für Performance.25 Laut Erhard et al. (2010) bedeutet Integrität: „[…] honoring one’s word […]“.26 Es geht somit darum sein Wort zu ehren, wenn man seine Integrität wahren möchte.27 Das bedeutet, sobald man sich darüber im Klaren ist, dass man sein Wort nicht oder nicht rechtzeitig halten kann, alle Beteiligten darüber zu informieren hat, um ihnen zu erklären, wann und wie man mit den Konsequenzen umgehen wird.28 22 Vgl. Simons (1999), S. 90. Vgl. Jensen (2009), S. 16. 24 Vgl. Erhard et al. (2010), S. 3. 25 Vgl. Erhard et al. (2010), S. 4 ff. 26 Erhard et al. (2010), S. 10. 27 Vgl. Erhard et al. (2010), S. 10. 28 Vgl. Erhard et al. (2010), S. 16. 23 7 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Um deutlich zu machen, wo der Unterschied in den anfänglich erwähnten Begriffen liegt ist es wichtig, diese erst einmal zu definieren. Moral und Ethik sind normative Konzepte, bei denen es durchaus eine Abgrenzung in „gut“ oder „schlecht“ beziehungsweise „richtig“ oder „falsch“ gibt.29 In einer Gesellschaft ist die Moral der allgemein akzeptierte Standard von dem, was wünschenswert oder unerwünscht ist. Es wird festgelegt, was als gutes Benehmen oder schlechtes Verhalten einer Person, Gruppe oder Organisation innerhalb der Gesellschaft angesehen wird.30 Die Ethik hingegen bezieht sich auf die Zusammenstellung der Werte, die für alle Mitglieder einer Gruppe oder Organisation gelten. Auch hierbei handelt es sich um ein wünschenswertes oder unerwünschtes Verhalten.31 Ein aktuelleres Werk von Jensen und Erhard (2012) schafft die Verbindung von Integrität und Finanzwelt. Sie kommen zu der Überzeugung, dass neben den Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital, Wissen und Technologie, die Integrität ein gleichwertiger Produktionsfaktor ist. Somit wird deutlich welche Auswirkung Integrität auf die Performance eines Unternehmens haben kann.32 2.2 Historischer Forschungshintergrund Integrität ist eine besonders wichtige Eigenschaft von Managern.33 Das behauptet eine Studie von IBM aus dem Jahr 2010. Es wurden CEOs aus 60 verschiedenen Ländern befragt, was sie für die wichtigste Managereigenschaft für die nächsten 5 Jahre halten. Nach der Eigenschaft der Kreativität wurde die Integrität zu der zweit wichtigsten Managereigenschaft gewählt.34 Die wichtigsten Managereigenschaften für die nächsten 5 Jahre Kreativität Integrität globales Denken Einfluss Offenheit Engagement Fokus auf Nachhaltigkeit Bescheidenheit Fairness in % 0 20 40 60 80 Abbildung 2: Die wichtigsten Managereigenschaften für die nächsten fünf Jahre (Quelle: http://www.fastcompany.com/1648943/most-important-leadership-quality-ceos-creativity) 29 Vgl. Erhard et al. (2010), S. 3. Vgl. Jensen (2009), S. 16. 31 Vgl. Jensen (2009), S. 16. 32 Vgl. Erhard/Jensen (2012), S. 36. 33 Vgl. Dikolli et al. (2012), S. 1. 34 Vgl. http://www.fastcompany.com/1648943/most-important-leadership-quality-ceos-creativity. 30 8 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Wie wichtig ein integeres Verhalten für einen CEO ist, überprüfen Dikolli et al. (2012). Sie überprüfen inwieweit die Integrität der CEOs Einfluss auf die Qualität der Rückstellungen nimmt. Es werden öffentlich verfügbare Texte von CEOs auf bestimmte Wörter untersucht, die ihrer Meinung nach einen Hinweis darauf geben, ob ein CEO integer handelt oder nicht. Es handelt sich um 108 Kausalitätswörter, wie zum Beispiel „daher“, „zwar“ oder „der Grund dafür“.35 Wer versucht negative Aspekte zu verheimlichen oder sie zu entschuldigen handelt nicht integer. Je weniger dieser Wörter also in einem Lagebericht, einer Stellungnahme et cetera verwendet werden, desto integerer scheint ein CEO zu sein und desto besser ist die Abbildung der Rückstellungen auf die Cash Flows.36 Um politischen und unternehmerischen Fortschritt zu erreichen, wird die Integrität heutzutage als essentiell angesehen. Daher steigt das Interesse an Konzepten zur Einhaltung von Ethik und Integrität in der Unternehmensführung.37 Dass ein ethisch handelndes Management von großer Bedeutung ist, stellt Paine (1994) schon vor einigen Jahren fest. Manager, die ethisches Verhalten vernachlässigen oder gar ignorieren, riskieren persönlich oder unternehmerisch dafür haftbar gemacht zu werden. Ethikprogramme, bei denen es lediglich darum geht, Rechtsverletzungen zu verhindern oder zu bestrafen hält Paine nicht für sinnvoll. Diese Art von „Regelbuch“ setze nicht bei den tiefliegenden Problemen an, die zu einem Regelverstoß führen. Ein auf Integrität bezogener Ansatz für ethische Verhaltensregeln kombiniert die Beachtung von Regeln und Gesetzen und setzt zudem einen Schwerpunkt auf die Verantwortung des Managements. Unternehmen streben danach Richtlinien und Leitwerte zu definieren, auch wenn die Art und der Umfang der Strategien variieren.38 Es scheint, als verfolgen Manager oft den Leitsatz: „Es ist legal, also ist es ethisch“. Diese Einstellung ist mit Vorsicht zu betrachten und kann weitreichende Konsequenzen mit sich führen.39 Verfolgen Unternehmen einen integeren Ansatz, kann dies einige positive Folgen mit sich bringen wie etwa eine steigende Wettbewerbsfähigkeit, eine positiven Arbeitsmoral und eine nachhaltig solide Beziehung mit den Stammkunden des Unternehmens.40 Der Begriff der Integrität ist also schon seit geraumer Zeit ein wichtiger Faktor in der Bestimmung der Unternehmensethik. Fehlende Integrität kann zu Fehlern und Einbußen führen.41 Eine integere Person muss einige Eigenschaften mit sich bringen. So schließen Audi und Murphy (2006), dass Personen nicht integer sein können, wenn sie es aufgrund eines zu 35 Vgl. Dikolli et al. (2012), S. 8 f. Vgl. Dikolli et al. (2012), S. 20. 37 Vgl. Lasthuizen et al. (2011), S. 384. 38 Vgl. Paine (1994), S. 106 f. 39 Vgl. Paine (1994), S. 109 f. 40 Vgl. Paine (1994), S. 117. 41 Vgl. Audi/Murphy (2006), S. 3. 36 9 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 schwachen Willens nicht schaffen, ihrem Gewissen zu folgen. Ein hohes Maß an Integrität wird von Menschen mit einem guten Charakter erwartet.42 Ein integeres Verhalten ist laut Lennick und Kiel (2008) unerlässlich für anhaltenden persönlichen und unternehmerischen Erfolg und zudem ein Kennzeichen einer moralischen und intelligenten Person.43 Wenn der Charakterzug der Integrität geschickt eingesetzt wird, kann dies nicht nur zu einer Erhöhung des Unternehmenswertes führen, sondern es kann auch zu einer steigenden Gewinnquote.44 Rund 85% der Unternehmen, die in Standard & Poor gelistet sind, führen auf ihrer Homepage einen eigenen Bereich, der den ethischen Unternehmenswerten gilt. Die Werte, die angesprochen werden reichen von Integrität, hin zu Teamwork und von Innovation zu Respekt. Guiso et al. (2013) stellten sich hier nun die Frage, ob es sich bei diesen Werten nur um eine simple Form des Marketings handelt, oder, ob diese Werte tatsächlich eine entscheidende Rolle in der Unternehmensführung und im Hinblick auf die Performance spielen.45 Auch sie bauen ihre Arbeit auf der Definition für Integrität von Erhard et al. (2010) auf. Sie untersuchten, wie der Wert der Integrität mit verschiedenen Arten von Eigentumsverhältnissen und der Unternehmensstrukturen interagiert. Allgemein wird festgestellt, dass Integrität positiv mit finanzieller Performance und negativ mit dem Grad der gewerkschaftlichen Organisation korreliert. Betrachtet man weiterhin die Struktur der Eigentumsverhältnisse, so ist ihren Ergebnissen nach der Vorteil von integerem Verhalten wesentlich höher in denjenigen Unternehmen, die eine gewisse Kontinuität auf Geschäftsführungsebene vorweisen können. Besonders in dem Fall, dass der Gründer des Unternehmens selbst noch an der Spitze der Geschäftsführung steht. Daher sei es schwieriger Integrität in börsennotierten Unternehmen zu bewahren, wo die Kontrolle variabler ist und Manager eher dem Druck der Wall Street unterliegen.46 Jensen und Murphy (2004) beschäftigten sich mit der Höhe der Managervergütung und diskutierten, ob diese Vergütung, aufgrund von skandalösen Fehltritten seitens der CEOs, gerechtfertigt ist.47 Um korrupte Einflüsse im Unternehmen zu reduzieren, beziehungsweise auszuschalten, ist es von großer Bedeutung, die Integrität innerhalb des Unternehmens zu stärken.48 Es scheint, als nähmen Manager und Führungskräfte an dem ewigen „Spiel“ um die beste Vergütung und die besten Bonuszahlungen teil. Doch dadurch verwerfen sie 42 Vgl. Audi/Murphy (2006), S. 4. Vgl. Lennick/Kiel (2008), S. 7. 44 Vgl. Simons (2008), S. 20. 45 Vgl. Guiso et al. (2013), S. 2. 46 Vgl. Guiso et al. (2013), S. 2 f. 47 Vgl. Jensen/Murphy (2004), S. 1 f. 48 Vgl. Jensen/Murphy (2004), S. 14. 43 10 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 systematisch ihre Integrität. Dass Manager beabsichtigen, um jeden Preis ihre Gehälter zu maximieren, ist nicht mit der Maximierung des Shareholder Values vereinbar. Um also die persönlichen Ziele der Manager zu erreichen, werden die Investoren belogen und hintergangen.49 Daraus schließen Chen et al. (2011), dass Corporate Governance Systeme nur mit einem hohen Maß an Integrität funktionieren.50 Aber auch menschliche Entscheidungen spielen eine große Rolle. Um eigene Interessen zu verfolgen, neigen Personen mit einem niedrigen Level an Integrität dazu, Richtlinien und Handlungsanweisungen zu ignorieren, auch auf die Gefahr hin, dass dies auf Kosten anderer Investoren geschieht.51 Wie auch bereits schon in Kapitel 2.1 erwähnt, kreierten Erhard et al. (2010) die Definition „Honoring one’s word“. Die Begriffe der Moral und Ethik werden dabei deutlich von dem der Integrität abgegrenzt. Ein integeres Verhalten gehört also nicht zu den normativen Konzepten, sondern wird als ein rein positives Phänomen betrachtet.52 In ihrem aktuellsten Werk schaffen Jensen und Erhard (2012) eine Brücke von dem psychologischen und sozialen Aspekt der Integrität, hin zu der Bedeutung in der Finanzwelt. Die Finanzwelt unterliegt einem endlos anhaltenden Strom an Skandalen, die zumeist aus einem wertezerstörenden Verhalten durch Individuen oder Organisationen bestehen. Obwohl es viele Maßnahmen gibt, die dieses Verhalten zu verhindern versuchen, ist keine Besserung in Aussicht.53 Wie in Kapitel 2.1 schon festgestellt, führt ein nicht integeres Verhalten von Führungskräften (original: „[…] out-of-integrity […]“)54 zu einer reduzierten Funktionsfähigkeit und damit zu einer reduzierten Möglichkeit für Performance. Wenn Führungskräfte sich dazu entscheiden Unwahrheiten preiszugeben, oder, beispielsweise Gewinne falsch ausweisen, befinden sie sich nicht in einem Zustand der Integrität. Zudem senken sie die Möglichkeit ihren Unternehmenswert zu maximieren.55 Auch im Bankensektor ist ein „out-of-integrity“Verhalten zu beobachten. Investmentbanken haben Kunden mit betrügerischen und falschen Empfehlungen getäuscht.56 Im Jahr 2010 sorgte die Großbank Goldman Sachs für Aufsehen, als sie angeklagt wurde, ihre Kunden in einem Projekt, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, mit Absicht falsch beraten zu haben. Die Bank zahlte eine Summe von 550 49 Vgl. Chen et al. (2011), S. 3. Vgl. Chen et al. (2011), S. 4. 51 Vgl. Fuller/Jensen (2002), S. 4. 52 Vgl. Erhard et al. (2010), S. 3. 53 Vgl. Erhard/Jensen (2012), S. 1. 54 Erhard/Jensen (2012), S. 4. 55 Vgl. Erhard/Jensen (2012), S. 18. 56 Vgl. Erhard/Jensen (2012), S. 19. 50 11 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Millionen Dollar, um eine Anklage außergerichtlich zu umgehen. Diese Summe war für solch einen Anlass bis dato die höchste, die je gezahlt wurde.57 Um kurzfristige Ziele einhalten zu können, sind laut einer Umfrage von Graham et al. (2005) 78% von 401 befragten CFOs dazu bereit, wissentlich Gewinne zu glätten, beziehungsweise falsch auszuweisen.58 Im Endeffekt kommen Erhard und Jensen (2012) zu dem Schluss, dass Integrität ebenfalls ein Produktionsfaktor ist, genauso wie Arbeit, Kapital, Wissen und Technologie.59 Welche Bedeutung Integrität tatsächlich hat, wurde in der Finanzkrise 2008 deutlich. Als einen der Hauptgründe für die Krise nennt Jensen in einem Interview im Jahr 2010 das niedrige Niveau an Integrität bei Führungskräften. So wurden Mitarbeiter beispielsweise dafür bezahlt, alle Hypotheken zu bewilligen, anstatt nur dafür diejenigen zu bewilligen, die sich auch rentieren.60 Auch für die Ende 2011 gestartete Kampagne „Occupy Wall Street“ ist mangelnde Integrität ein Auslöser. Vor allem ging es um die unersättliche Gier der TopFührungskräfte. Der Protest richtete sich sowohl gegen Industrie- als auch gegen Finanzunternehmen.61 2.3 Die Maßstäbe für Integrität Im Folgenden werden alle Maße zur Untersuchung des Einflusses der Integrität von Banken vorgestellt und aus dem Überblick der bestehenden Literatur heraus motiviert. 2.3.1 Finanzielle Korrekturen der Jahresergebnisse Einer der Maßstäbe für Integrität ist die Ankündigung einer finanziellen Berichtigung der Jahresergebnisse. Im englischen Sprachgebrauch wird dafür der Begriff des „Restatement“ verwendet. Um den Effekt eines Restatements als Maß für Integrität zu verstehen, ist zuerst die Bedeutung der Veröffentlichung der Jahresergebnisse darzustellen. Schon 1968 heben Ball und Brown den Nutzen der Bilanzierung finanzieller Ergebnisse für den Finanzmarkt hervor. Potentielle Investoren nutzen die Informationen aus den Jahresabschlüssen als möglichen Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens.62 Nach Beaver (1968) liefern Finanzkennzahlen ebenfalls frühzeitig Hinweise auf die mögliche Insolvenz eines Unternehmens. Dabei dienen sie als Entscheidungshilfe für potentielle Investoren, da sie über die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens Auskunft 57 Vgl. http://dealbook.nytimes.com/2010/07/15/goldman-to-settle-with-s-e-c-for-550million/?scp=1&sq=&st=nyt. 58 Vgl. Graham et al. (2005), S. 24 59 Vgl. Erhard/Jensen (2012), S. 36. 60 Vgl. Jensen/Walking (2010), S. 3 f. 61 Vgl. Chen et al. (2011), S. 2. 62 Vgl. Ball/Brown (1968), S. 176. 12 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 geben können.63 Zusätzlich dazu belegen Lee et al. (1993), dass Informationsasymmetrien zwischen Unternehmen und Börse reduziert werden.64 Auf die Richtigkeit des Jahresberichts, bzw. anders ausgedrückt, das Wort des Unternehmens, verlassen sich folglich die anderen Börsenteilnehmer, wenn es um die Prognose der Unternehmenszukunft geht. Wird die Ankündigung der Korrektur eines Jahresberichtes jedoch rückwirkend korrigiert, ist davon auszugehen, dass Unternehmen ihr gegebenes Wort gebrochen und fälschliche Informationen veröffentlich haben. Jegliche Prognosen, die auf Basis dieser Zahlen getroffen wurden, sind nun als falsch anzusehen. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass eine große Anzahl an Berichtigungen die Zahlen nach unten korrigieren muss. Ebenso hat die Anpassung der Zahlen oftmals negative Folgen für die Reputation des Unternehmens.65 Im Laufe der Zeit haben Forscher die Nebenwirkungen einer finanziellen Korrektur auf den Finanzmarkt gemessen. So zeigen Palmrose et al. (2004), dass die Bekanntgabe einer Korrektur der Ergebnisse zu Rückgängen im Aktienwert führt. Diese belaufen sich auf bis zu -9,2% der abnormalen Rendite des Aktienwertes um den Tag der Ankündigung einer finanziellen Berichtigung.66 Im selben Jahr weisen Hribar und Jenkins (2004) nach, dass, je nach verwendetem Modell, die relative prozentuale Erhöhung des Eigenkapitalkostensatzes durchschnittlich zwischen 10,5 % und 19,5 % im folgenden Monat nach der Korrektur beträgt.67 Welche Auswirkungen eine finanzielle Berichtigung für die Entwicklung der Kreditkosten eines Unternehmens hat, untersuchen Graham et al. im Jahr 2008. Die Forscher können nachweisen, dass Bankkredite nach einer Korrektur deutlich höhere Kostenzuschläge haben, als zuvor. Zusätzlich finden Graham et al. Beweise dafür, dass die Kreditlaufzeit geringer ist und mehr Sicherheiten hinterlegt werden müssen.68 Wang et al. (2011) beschäftigen sich mit der Frage, welche Auswirkung die Korrektur finanzieller Unternehmensberichte auf die Gestaltung der Verträge am Kapitalmarkt hat.69 Sie weisen nach, dass Unternehmen, die eine Korrektur ihrer Berichte vornehmen, deutlich höhere Kostenzuschläge an den Underwriter auf ihre Aktienemission zahlen, als Unternehmen ohne Anpassung der Jahresberichte.70 Ebenfalls belegen Wang et al. (2011), dass dieses 63 Vgl. Beaver (1968), S. 179, 191. Vgl. Lee et al. (1993), S. 369. 65 Vgl. Graham et al. (2008), S. 6 f. 66 Vgl. Palmrose (2004), S. 60. 67 Vgl. Hribar/Jenkins (2004), S. 348. 68 Vgl. Graham et al. (2008), S. 59 f. 69 Vgl. Wang et al. (2011), S. 3. 70 Vgl. Wang et al. (2011), S. 4. 64 13 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Phänomen stärker in den ersten Jahren nach der Berichtigung auftaucht. Im Laufe der Zeit verringert sich die Sorge, aber nur unter der Voraussetzung, dass keine weiteren finanziellen Anpassungen mehr angekündigt werden.71 Sie schlussfolgern, dass sich die Ankündigung einer finanziellen Berichtigung negativ auf die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens für deren zukünftige Berichterstattungen auswirkt. Dies erfordert seitens der Bank eine aufwendigere Due Diligence und erhöhte Marketing- und Vermittlungsbemühungen durch den Underwriter. Als Kompensation für die zusätzliche Arbeit und das höhere Risiko verlangt der Underwriter seinerseits eine höhere Gebühr.72 Die genannten Studien zeigen, dass finanzielle Berichtigungen der Jahresergebnisse Folgen für den Finanzmarkt haben. Wang et al. erwähnen in ihrer Studie auch potentielle Einflüsse auf die Integrität, doch untersuchen sie in ihrer Arbeit primär den Effekt einer Korrektur auf die Kostenaufschläge der Underwriter. 2.3.2 Außergerichtliche Vergleichszahlungen Als zweites empirisches Maß werden in dieser Arbeit die sogenannten „settlement payments“ untersucht. Der englische Begriff steht für Vergleichszahlungen, die Unternehmen beziehungsweise Banken leisten, um beispielsweise eine Klage außergerichtlich zu umgehen. Vergleichszahlungen sind ein sehr realistischer Tatbestand und sind in der Bankenbranche nicht selten vorzufinden. So musste sich die HSBC Bank im Juli 2012 zu den Vorwürfen, zwischen 2004 und 2010 Geldwäsche betrieben zu haben, äußern. Der US-Senat wirft der größten Bank Europas vor, durch mangelhafte Kontrollen neben Geldwäsche und Drogenhandel auch Terrorsysteme mit Verbindungen zu al-Qaida unterstützt zu haben. Laut Mitteilung des Senatsausschusses sind fragwürdige Zahlungsströme aus Mexiko, dem Iran, Syrien oder Saudi Arabien transferiert worden. In den Jahren 2007 und 2008 seien alleine von der HSBC-Niederlassung in Mexiko sieben Milliarden Dollar zur amerikanischen Zweigstelle überwiesen worden, trotz Warnung der Behörden, dass solche Summen nur durch Hilfe des Drogenhandels zu Stande kämen.73 25.000 Transaktionen in einer Höhe von insgesamt 19,4 Milliarden Dollar sollen zwischen 2001 und 2007 an iranische Banken verschleiert worden sein. Besonders schwerwiegend ist der Vorwurf gegen HSBC-Manager, die iranische Mitarbeiter der HSBC bei dem Umgehen der US-Kontrolleure unterstützt haben sollen.74 71 Vgl. Wang et al. (2011), S. 5. Vgl. Wang et al. (2011), S. 27 f. 73 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vorwurf-der-geldwaesche-us-senat-rueffelt-hsbc-fuerlaxe-kontrollen-a-844958.html. 74 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/grossbank-hsbc-soll-geldwaesche-betrieben-haben-a-845158.html. 72 14 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Als Konsequenz droht der HSBC neben einer Milliardenstrafe der Entzug der Zulassung in den USA, da die HSBC laut Meinung des US-Senats bei der Kontrolle ihrer Geschäfte versagt hat und eine Anzahl von Regelungen missachtet wurden.75 Auf die Vorwürfe reagiert die HSBC Bank mit Einsicht. In einem internen Schreiben an die Mitarbeiter gibt der CEO der HSBC Gruppe an, dass die Verantwortung für das übernommen werden muss, was schief lief.76 Im Dezember des Jahres 2012 zahlte die HSBC Bank schließlich 1,90 Milliarden Dollar, um sich von den Vorwürfen der Geldwäsche freizukaufen. Neben der eigentlichen Sanktion muss die HSBC im Rahmen der nächsten fünf Jahre für die Verbesserung der internen Überwachung sorgen, was mit ca. 700 Millionen Dollar zu Buche schlägt. 1,90 Milliarden Dollar ist die höchste außergerichtliche Vergleichszahlung, die je eine Bank leisten musste. Nach Meinung der Analysten handelt es sich für die HSBC aber um eine geringfügige Strafe, da sie nicht mal ein Zehntel von dem Marktwert ausmacht, den die Bank seit Veröffentlichung der Vorwürfe dazugewonnen hat.77 Laut Angaben der New York Times haben sich die Behörden gegen höhere Strafen entschieden, aus Angst neben einer der weltgrößten Banken auch das globale Finanzsystem zu schwächen und ultimativ die Anleger selber zu gefährden.78 Auch der Kurs der HSBC Bank gab am Tag der Bekanntgabe der Geldstrafe nur gering nach und der Spiegel geht im Artikel vom 11.12.12 davon aus, dass die Vorfälle den Ruf der Bank nicht geschadet haben, da die Aktie der HSBC seit Bekanntgabe der Vorwürfe im Juli 2012 um 14% gestiegen ist.79 Eine andere Form der Vergleichszahlungen leistete die Citigroup im März 2013. Als Folge der Hypothekenkrise fühlten sich viele Investoren von der Großbank hintergangen und getäuscht. Die Investoren, die sich in einer Gemeinschaftsklage gegen die Citigroup vereinten, gaben dem Management des Instituts eine Mitschuld an den Verlusten, die sie während der Finanzkrise einstecken mussten. Als Entschädigung zahlte die Citigroup im Rahmen eines Vergleiches eine beachtliche Summe von 730 Milliarden Dollar an ihre Investoren. Die Bank wies außerdem darauf hin, dass mit dieser Zahlung lediglich Unsicherheiten geklärt werden sollen und ausdrücklich keine Schuld eingeräumt werde.80 75 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vorwurf-der-geldwaesche-us-senat-rueffelt-hsbc-fuerlaxe-kontrollen-a-844958.html. 76 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/neuer-bankenskandal-hsbc-unter-geldwaescheverdacht/6870274.html. 77 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/hsbc-kauft-sich-vom-vorwurf-der-geldwaesche-undterrorfinanzierung-frei-a-872300.html. 78 Vgl. http://www.dealbook.nytimes.com/2012/12/10/hsbc-said-to-near-1-9-billion-settlement-over-moneylaundering/. 79 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/hsbc-kauft-sich-vom-vorwurf-der-geldwaesche-undterrorfinanzierung-frei-a-872300.html. 80 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/folge-der-hypothekenkrise-citigroup-schliesstvergleich-mit-investoren/7948894.html. 15 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Leistet ein Finanzinstitut also eine Vergleichszahlung, tut es dies, um einer gerichtlichen Anklage aus dem Weg zu gehen. Wären die Banken jedoch unschuldig, müssten sie nicht befürchten verurteilt zu werden. Daher ist davon auszugehen, dass eine außergerichtliche Vergleichszahlung ein Schuldeingeständnis seitens der Bank ist und es sich somit um einen Integritätsverlust handelt. 2.3.3 Geldwäsche Als drittes empirisches Maß zur Untersuchung der Auswirkungen von Integrität fungiert die Geldwäsche. Aufgrund der verschiedenen und vor allem vielseitigen Formen von Geldwäsche ist es generell schwierig eine allgemeingültige Definition festzusetzen. Daher wird hier zunächst nach der Financial Action Task Force (FATF) der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development), einem internationalen Gremium speziell zur Bekämpfung von Geldwäsche, definiert. Die Funktion der Geldwäsche ist laut der FATF, durch Kriminalität erwirtschaftete Erträge in den Wirtschaftskreislauf einzuschleusen und zwar mit dem Ziel, jegliche illegale Herkunft zu verschleiern und so die unrechtmäßig erworbenen Gelder zu legitimieren. Unter den Haupteinnahmequellen der Kriminalität sind dabei Waffen-, Drogen-, und Menschenhandel sowie Schmuggel und Prostitution zu fassen, aber auch jede Art von Betrug, Diebstahl und Korruption.81 Um das Ausmaß der Geldwäsche kalkulieren zu können, führte die UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) im Jahre 2009 eine statistische Untersuchung durch. Laut der UNODC beträgt die Summe an gewaschenem Geld „[…] around $ 1,6 trillion […].”82 Diese enorme Zahl rückt die Bedeutung einer adäquaten Geldwäschepolitik umso mehr in den Vordergrund. Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht von 2001 begründet in seiner sogenannten „Sorgfaltspflicht der Banken bei der Feststellung der Kundenidentität“ die Notwendigkeit der Sanierung des weltweiten Bankensystems in Hinblick auf die Feststellung und Kontrolle von Kundenidentitäten, um gerade den Missbrauch der Finanzsysteme für Kriminalität und Terrorismus zu verhindern.83 Diese Bestimmungen sind als adäquates Risikomanagement der Banken anzusehen. Dabei geht der Basler Ausschuss sogar auf die Risiken des Reputationsverlustes ein. Er stellt heraus, dass der Anleger, Gläubiger und auch der Markt ein hohes Maß an Vertrauen in die Banken setzt - dies ist schließlich die Natur des Bankengeschäftes. Ferner wird an dieser Stelle das Reputationsrisiko als Folge einer jeglichen Negativpublizität, basierend auf wahren oder falschen Tatsachen, definiert, die „[…] das 81 Vgl. http://www.fatf-gafi.org/pages/faq/moneylaundering/. http://www.unodc.org/unodc/en/frontpage/2011/October/illicit-money_-how-much-is-out-there.html. 83 Vgl. Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (2001), S. 1. 82 16 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Vertrauen in die Integrität des Institutes beeinträchtigt.“84 So heißt es ebenfalls wörtlich auf der Homepage der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht): „Es gehört zur ordnungsgemäßen Geschäftspolitik aller Unternehmen im Finanzsektor, Transaktionen mit kriminellem Hintergrund zu verhindern […]. Dies betrifft insbesondere Vorgänge, die der Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung dienen, sowie sonstige strafbare Handlungen, die zu einer Gefährdung des Vermögens eines Instituts führen können. Solche kriminellen Aktivitäten können nicht nur die Reputation und Solidität eines hierzu missbrauchten Unternehmens bedrohen, sondern auch die Integrität und Stabilität des gesamten Finanzplatzes gefährden.“85 Diese beiden Zitate zeigen, dass das Bewusstsein um immaterielle Vermögenswerte wie Integrität und Reputation präsent ist und vor allem zunehmend in Verbindung mit dem Unternehmenswert gebracht wird. Gerade die Tatsache der Geldwäsche ist dabei ein hoher Risikofaktor, da das Bankenwesen systematisch zu illegalen Zwecken und Tätigkeiten missbraucht würde. So sei es von elementarer Bedeutung die Banken mit einem entsprechenden Kundenidentifikationsverfahren auszustatten und so die Wachsamkeit zu steigern.86 Doch was sind eigentlich die Konsequenzen der Geldwäsche für immaterielle Vermögenswerte - insbesondere bei Banken? Verhage (2009) geht auf die aus Geldwäsche resultierenden Reputationsschäden ein, die vor allem Banken spüren, da sie zumeist der Kriminalität als Medium zur Geldwäscherei dienen. Es entsteht ergo nicht nur ein monetärer Schaden, sondern auch ein Vertrauensverlust in die Bank selbst. Deshalb liegt es explizit im Interesse der Banken die Gesetzesstandards einzuhalten und sich ihnen entsprechend zu verhalten. Der Reputationsverlust einer Bank dient sogar als Druckmittel zur strikten Einhaltung der Geldwäscheregulierung, es ist als Signal für den Markt zu sehen und fungiert als „Marketingtool“.87 Nach Verhage trägt insbesondere die Compliance-Industrie dafür Sorge, denn in den letzten Jahren hat diese zunehmend an Bedeutung gewonnen und deutliche Investitionen seitens der Unternehmen eingefordert. Eine adäquate Compliance-Politik implementiert nach Verhage, dass wenn ein Unternehmen ein „[…] image of integrity and compliance […]“ besitzt, dieses umso vertrauenswürdiger ist und somit sich selbst einen Unternehmenswert schafft.88 Nach Bartlett (2002) sind besonders die Finanzsysteme von Entwicklungsländern von den Effekten der Geldwäsche betroffen. Die Geldwäsche untergräbt 84 Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (2001), S. 3. http://www.bafin.de/DE/Aufsicht/Geldwaeschebekaempfung/geldwaeschebekaempfung_node.html. 86 Vgl. Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (2001), S. 3. 87 Vgl. Verhage (2009), S. 12. 88 Verhage (2009), S. 16. 85 17 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 die Finanzsysteme auf drei Weisen. Als erstes erhöht die Geldwäsche die Möglichkeit, dass individuelle Kunden von korrupten Bankangestellten betrogen werden. An zweiter Stelle, dass die Bank selbst so in kriminelle Machenschaften verstrickt wird, sie selbst von ihnen kontrolliert wird. Die Folge wäre wieder Punkt 1. Als dritte Konsequenz führt er an, dass ein Finanzinstitut selbst aufgrund der Geldwäsche enormen, finanziellen Schaden erleidet.89 Darauf aufbauend geht er auf das operationelle Risiko, aber auch auf das Reputationsrisiko ein. So ist der Verlust an den Glauben an die Integrität des Institutes ausschlaggebend.90 Harvey (2004) untersucht die Kosten und Nutzen der Geldwäsche-Compliance in Großbritannien. Sie stellt in ihrer Arbeit die Bedeutung der Compliance-Kosten heraus, denn diese wirken präventiv und im Falle eines Vorkommnisses höhere Kosten vermeiden. Die Reputation als intangibles Gut ist dabei im Bankensektor und auf den Märkten abhängig von der Integrität, durch die die Reputation entsteht. Sie thematisiert den Effekt der ComplianceInvestitionen im Reputationsrisiko.91 Rahmen der Sharman Geldwäschekontrolle, (2008) untersucht denn diese mindern die Auswirkungen das der Antigeldwäschegesetze in Bezug auf die Entwicklungsländer. Er stellt dabei heraus, dass die Geldwäschestandards eher unfreiwillig und auf Druck der internationalen Hand umgesetzt werden.92 Er geht auch auf die Reputationsschädigung durch die Blacklist der FATF ein, denn die Länder auf dieser Liste würden von anderen stark gemieden,93 dies führe zum Rückfluss der Investments in diese Länder.94 Harvey und Lau (2009) betrachten die ComplianceAktivitäten einer Bank, die zur Geldwäschebekämpfung getätigt werden, im Zusammenhang mit ihren jährlich veröffentlichten Reports.95 Sie finden heraus, dass die Banken wenig Einblicke in ihre Antigeldwäsche-Compliance geben und somit sich selbst schaden, da sie nicht bedenken, dass sie so nicht nur große Folgezahlungen vermeiden, sondern auch ihre Reputation steigern können.96 Es ist an dieser Stelle festzuhalten, dass bereits einige Studien in Verbindung mit Geldwäschevorfällen und dem Finanzsystem existent sind. Dennoch gibt es keine Studien, die explizit die Auswirkungen immaterieller Vermögenswerte wie Integrität auf den Unternehmenswert prüfen. 89 Vgl. Bartlett (2002), S. 5. Vgl. Bartlett (2002), S. 8. 91 Vgl. Harvey (2004), S. 335 f. 92 Vgl. Sharman (2008), S. 635. 93 Vgl. Sharman (2008), S. 644. 94 Vgl. Sharman (2008), S. 653. 95 Vgl. Harvey/Lau (2009), S. 57. 96 Vgl. Harvey/Lau (2009), S. 69. 90 18 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 2.3.4 Korruption und Bestechung Neben finanziellen Korrekturen, außergerichtlichen Vergleichszahlungen und Geldwäsche, werden Verstöße gegen das Gesetz, Richtlinien und Verhaltensregeln als weiteres Maß für Integrität untersucht. Der Begriff Compliance als wesentlicher Bestandteil des Kapitalmarktrechts leitet sich aus der anglo-amerikanischen Bankensprache ab und deutet auf das Verhalten in Übereinstimmung mit dem geltenden Recht hin.97 Die Gewährleistung regelkonformen Verhaltens ist dabei aber nicht nur im bankenrechtlichen Bereich von wesentlicher Bedeutung. Aufgrund zahlreicher, bekannt gewordener Rechtsverstöße, wie z. B. der Schmiergeldskandal von Siemens, ist der Begriff Compliance für alle Unternehmen von immer größerer Bedeutung geworden.98 Ziel eines Unternehmens ist es, durch Compliance-Richtlinien zum einen das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Unternehmen zu stärken und einen Reputationsverlust vorzubeugen, zum anderen Haftungsrisiken und mögliche Schadensersatzzahlungen zu verhindern.99 Compliance-Richtlinien stellen dabei Verpflichtungen an den Mitarbeiter dar, die auf Grundlage externer, gesetzlicher Vorgaben und unternehmensinterner Regelungen verfasst werden.100 Als wichtigstes Gesetz im Bezug auf Compliance ist der Sarbanes-Oxley-Act zu nennen. Die USA reagierte auf eine Reihe von Bankskandalen im Jahre 2002 mit der Verabschiedung des Gesetztes, um das Vertrauen der Investoren wieder zu stärken und gibt somit Compliance-Verpflichtungen und direkte Maßnahmen für börsennotierte Unternehmen gesetzlich vor. Seit Juni 2007 greift auch der Deutsche Corporate Governance Kodex den Begriff Compliance auf. Obwohl es sich bei dem Deutschen Corporate Governance Kodex um kein Gesetz handelt, sondern lediglich um eine Empfehlung, wird deutlich, dass Compliance zu einer wichtigen Aufgabe der Unternehmensleitung geworden ist, um das Vertrauen der Kunden und des Finanzmarktes in die Integrität des Unternehmen herzustellen und zu vertiefen.101 Auslöser für die Einführung von Compliance-Richtlinien sind bekanntgewordene Unternehmensskandale der Telekom, Volkswagen, Daimler, Eon, Heidelberg Cement oder 97 Vgl. Wieland (2004), S. 203. Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/compliance-die-groessten-skandale-indeutschen-konzernen/6641352.html?slp=false&p=9&a=false#image. 99 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/compliance-kontrolle-schafftvertrauen/6640652.html. 100 Vgl. Berndt (2010), S. 80. 101 Vgl. Wieland (2004), S. 203. 98 19 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Infineon,102 aber auch Bilanzskandale von Worldcom, Parmalat oder Enron, die zu einem Vertrauensverlust der Öffentlichkeit führten und die Notwendigkeit einer Einführung der Compliance-Struktur im Unternehmen verdeutlichen. Neben Verstößen, wie z.B. Untreue, Betrug, Missachtung des Kartell- und Bundesdatenschutzgesetz sowie illegale Aktivitäten, spiegeln sich schwerwiegende Verstöße insbesondere in Korruptions- oder Bestechungsfälle des Unternehmens wider, die langfristig zu einem schwer kalkulierbaren Risiko und Schaden führen können.103 Einen der wohl bekanntesten Korruptionsfälle verursachte Enron im Jahr 2001. Die Folge der Korruption war ein Zusammenbruch des Unternehmens und somit der Verlust von tausenden Arbeitsplätzen. Zudem kostete der Kollaps die Anleger mehrere Milliarden Dollar. Enron ist somit zum Symbol unternehmerischer Gier und Korruption geworden.104 Aber auch das deutsche Unternehmen MAN bewies im Jahre 2009, dass eine Compliance-Struktur im Unternehmen fehlte. Aufgrund Bestechung und Korruptionszahlungen an internationale Kunden musste das Unternehmen ein Bußgeld von 150 Millionen Euro zahlen und geriet negativ in die Kritik der Öffentlichkeit.105 Untersuchungen zeigen, dass Korruption negative Folgen auf die Stabilität der Volkswirtschaft hat. Neben negativen Auswirkungen auf die Investitions-, Beschäftigungsund Wachstumsrate eines Landes sowie die Verringerung der Produktivität und des Bruttoinlandsprodukts, kann Korruption insbesondere die Stabilität des Finanzsystems gefährden.106 Trotzdem wird Korruption als notwendiges Übel zur Geschäftsanbahnung angesehen. Nach Schätzung der Weltbank wird jedes Jahr ca. 1 Billion USD an Schmiergeldern gezahlt. Insbesondere dem Bankensektor wird vorgeworfen, nicht genügend gegen Korruption zu tun.107 Für Unternehmen ergeben sich neben schwer kalkulierbaren Risiken vor allem schwerwiegende Reputationsschäden.108 So wiegt der Schaden für den Ruf des betroffenen Unternehmens mittlerweile schwerer als der messbare finanzielle Verlust.109 Die Glaubwürdigkeit des Unternehmens geht verloren und damit auch das Vertrauen der 102 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/compliance-die-groessten-skandale-indeutschen-konzernen/6641352.html?slp=false&p=9&a=false#image. 103 Vgl. Lambsdorff/ Nell (2005), S. 784. 104 Vgl. http://www.zeit.de/2006/06/Enron. 105 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/compliance-die-groessten-skandale-indeutschen-konzernen/6641352.html?slp=false&p=9&a=false#image. 106 Vgl. hierzu Kaufmann (2004). 107 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/korruption-pro-jahr-fliesst-weltweit-eine-billion-dollar-schmiergeld-a475320.html. 108 Vgl. Lambsdorff/Nell (2005), S. 784. 109 Vgl. http://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2009/schaden-durch-wirtschaftskriminalitat-steigen-drastischimageverluste-wiegen-schwer.jhtml. 20 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Öffentlichkeit. Die Studie „Wirtschaftskriminalität“ von PriceWaterhouseCoopers aus dem Jahr 2009 zeigt, dass 44 % aller Unternehmen einen erheblichen Reputationsverlust in Folge einer Straftat aufweisen.110 Zu den Straftaten zählt PwC neben Betrug und Spionage insbesondere Fälle der Korruption. Neben den negativen Folgen für den immateriellen Wert eines Unternehmens zeigen sich auch Auswirkungen auf dem Finanzmarkt. Im Jahr 1983 zeigen die Forscher Smith et al. die Auswirkungen der Bekanntgabe von Bestechungszahlungen auf den Finanzmarkt. Die Untersuchung stellt eine negative Reaktion des Aktienkurses fest. Zudem wird eine Abhängigkeit von der Höhe der Zahlungen und der Änderung des Aktienwertes sichtbar. Die Untersuchung unterstützt die Theorie, dass mit Bekanntgabe von korruptem Verhalten Aktienkurse negativ reagieren, da eine schlechte Zukunft für das Unternehmen erwartet wird.111 Ebenfalls zeigen Karpoff et al. (2009), dass Bestechungszahlungen zu einer negativen Reaktion des Aktienwertes und zudem zu signifikanten Kosten des Unternehmens führen. Sie belegen, dass am Tag der Bekanntgabe des korrupten Verhaltens der Aktienwert durchschnittlich um 4,99% abnimmt. Bei Betrachtung des gesamten Zeitraumes, d.h. von Bekanntgabe der Bestechung bis zum Eintritt regulierender Maßnahmen, messen die Forscher sogar eine Abnahme des Aktienwertes um 13%. Zudem wird gezeigt, dass sich die durchschnittlichen Eigenkapitalkosten eines korrupten Unternehmens, im Vergleich zu einem nicht korrupten Unternehmen, um 2,5% erhöhen.112 Welche Auswirkungen Korruption auf die Kapitalstruktur eines Unternehmens hat, untersuchen Fan et al. im Jahr 2008.113 Das Verhältnis von Fremdkapital zum Eigenkapital ist für das Rating international tätiger Unternehmen von besonderer Bedeutung. Somit kann die Zahlung von Schmiergeldern zu einer fehlerhaften Einstufung des Unternehmens führen. Sie weisen nach, dass der Verschuldungsgrad korrupter Unternehmen im Vergleich zu regelkonformen Unternehmen abnimmt, wobei insbesondere ein Rückgang der langfristigen Schulden zu erkennen ist. Die Untersuchung lässt einen finanziellen Vorteil erkennen, solange die korrupte Verbindung zweier Parteien besteht. Dieser Vorteil schwindet jedoch, sobald die Korruption aufgedeckt wird. Ferner wurde daher untersucht, ob dieser schwindende Vorteil 110 Vgl. http://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2009/schaden-durch-wirtschaftskriminalitat-steigen-drastischimageverluste-wiegen-schwer.jhtml. 111 Vgl. Smith et al. (1984), S. 154. 112 Vgl. Karpoff et al. (2009), S. 24. 113 Vgl. Fan et al. (2008), S. 360. 21 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Einfluss auf den Aktienwert nimmt. Die Studie deutet darauf hin, dass der Aktienmarkt den Unternehmenswert während der Korruption verringert.114 Wie bereits durch Lasthuizen et al. (2011) untersucht, deuten Korruption und Bestechung auf fehlende Integrität hin.115 Außerdem zeigen die Studien, dass nicht konformes Verhalten zum einen Wirkung auf den Finanzmarkt hat und zum anderen zu einem Reputationsverlust des Unternehmens führt. Die schwindende Glaubwürdigkeit des Unternehmens hat einen Vertrauensverlust der Anleger zur Folge. Insgesamt gilt, dass Verstöße gegen ComplianceRichtlinien auf nicht-integeres Verhalten hindeuten. Die vorliegende Untersuchung verwendet Compliance-Fälle daher als Integritätsmaß(e). 2.3.5 Betrachtung des Code of Conducts Mit dem letzten Maß wird geprüft, ob ein sogenannter „Code of Conduct“ respektive „Code of ethics“ für eine Bank existent ist. Daher soll hier zunächst definiert werden, was unter einem solchen Code of Conduct zu verstehen ist. Im Anschluss daran wird die empirische Relevanz dieser Thematik herausgearbeitet. Unter einem „Code of Conduct“ oder auch „Code of Ethics“ ist nach Schwartz (2001) ein schriftlich, eindeutig formuliertes, formales Dokument zu verstehen, welches jene moralischen Standards und unternehmensbezogenen Verhaltensvorgaben enthält, die der Unternehmenskultur entsprechen und von Beschäftigten eines Unternehmens eingehalten werden müssen.116 Die zahlreichen Skandale um Unternehmen erforderten laut Raiborn und Payne (1990) eine komplette Erneuerung des Unternehmensmanagements. Unternehmen versuchten nunmehr in Seminaren, durch Befragungen und Schulungen verbesserte Verhaltensstandards bezüglich der Unternehmenskultur festzulegen. Dies geschehe in erster Linie durch die Implementierung von sogenannten „Code of Conducts“.117 Manche solcher Neustrukturierungen sind auf Basis unternehmensexternen Druckes entstanden, einige aber auch auf der Tatsache, dass Unternehmer zunehmend ihre sozialen Verantwortungsbereiche wahrnehmen.118 Daher sind diese Standards durch Betrachtung als Gesellschafts- und nicht als Unternehmensmitglied festzusetzen, denn die Anforderungen an solch einen „Code of Conduct“ sind höchster moralischer Art.119 Paine (1994) appelliert an die Manager, die Organisationsethik entsprechend zu gestalten, denn diese tragen dafür Sorge, dass die Geschäftsbeziehungen und die Reputation des 114 Vgl. Fan et al. (2008), S. 360. Vgl. Lasthuizen et al. (2011), S. 389. 116 Vgl. Schwartz (2001), S. 248. 117 Vgl. Raiborn/Payne (1990), S. 879. 118 Vgl. Raiborn/Payne (1990), S. 881. 119 Vgl. Raiborn/Payne (1990), S. 880. 115 22 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Unternehmens den Unternehmenserfolg generieren.120 Ferner arbeitet sie heraus, dass täglich verwendete Integritätsstrategien Verletzungen des Ethikempfindens anderer Individuen verhindern und so den Arbeitsverlauf vereinfachen und verbessern.121 An dieser Stelle grenzt sie Compliance und Integrität voneinander ab. So sei Compliance die Konformität mit den durch einen Staat normierten Gesetzen, Integrität hingegen die Selbstkontrolle in Bezug auf das Verhalten eines Individuums, somit viel effektiver. Integrität garantiert auf diese Weise, dass ein adäquates Arbeitsklima geschaffen werden kann. Des Weiteren unterstütze sie die Ethikkonformität und vermittle zwischen den Beschäftigten das Gefühl von geteilter Verantwortung füreinander und ebenso für das Unternehmen.122 Verschoor (1998) inspiziert für 500 US-Unternehmen den Code of Conduct in Verbindung mit der erbrachten Unternehmensperformance. Von diesen 500 Unternehmen bekennen sich 26,8% zu einem ethisch korrekten und compliance-konformen Verhalten. In seiner Studie stellt er den signifikanten Einfluss der Einhaltung des „Code of Conduct“ auf die Unternehmensperformance heraus, denn aus dieser Tatsache folgt eine höhere finanzielle Performance.123 Somers (2001) betrachtet bei 613 Managements den Zusammenhang zwischen einem Code of Conduct, dem Verhalten der Beschäftigten und dem Unternehmenswert.124 Er findet heraus, dass Unternehmen, die einen Code of Conduct eingeführt haben, einen Mehrwert schaffen, da weniger Fehlverhalten auftaucht und mehr Einsatz seitens der Beschäftigten herrscht. Das ethische Verhalten entwicklt sich zur täglichen Lebenseinstellung.125 Donker, Poff und Zahir (2008) analysieren mittels Regression126 auf Basis eines sogenannten CV-Indexes, einem Index mit Unternehmenswerten - darunter auch Integrität - die Bedeutung von ethischen Werten auf die Performance. Dabei stellen sie einen positiven, signifikanten Einfluss zwischen diesen beiden Variablen fest und arbeiten heraus, dass Unternehmen aus diesem Grund diese Werte besser in den praktischen Geschäftsablauf etablieren müssen.127 Auch bei diesem Maß geht keine der bisherigen empirischen Studien auf die Bedeutung der Integrität per se auf den Unternehmenswert ein, obwohl bereits im Jahre 1994 durch Paine der Einfluss der Integrität herausgearbeitet wurde. An dieser Stelle setzt die vorliegende Arbeit 120 Vgl. Paine (1994), S. 106. Vgl. Paine (1994), S. 107. 122 Vgl. Paine (1994), S. 111. 123 Vgl. Verschoor (1998), S. 1509. 124 Vgl. Somers (2001), S. 185. 125 Vgl. Somers (2001), S. 194. 126 Vgl. Donker et al. (2008), S. 532. 127 Vgl. Donker et al. (2008), S. 536. 121 23 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 an, denn das Maß „Code of Conduct“ untersucht die empirische Bedeutung der Integrität als Begrifflichkeit in einem solchen „Code of Conduct“ auf die Kosten eines Unternehmens. 2.4 Hypothesen und Operationalisierung Das Ziel dieser empirischen Arbeit ist es, zu eruieren, wie sich die Integrität von Banken zum einen auf Unternehmen, zum anderen auf Investoren (im Anleihemarkt) auswirkt. Das Vertrauen in die (Emissions-)Banken ist nicht nur für Unternehmen von Bedeutung, da sie ihre Anleihen über diese platzieren, sondern auch für die Investoren, die als Käufer jener Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) auftreten und im selben Zuge das Risiko eines finanziellen Schadens eingehen. So wird in der vorliegenden Analyse diese beidseitige Betrachtung beibehalten und auf die Evidenz von Integrität überprüft. Zunächst wird bei der Analyse die Performance der Unternehmensanleihen untersucht. Sobald mehr als eine Emissionsbank (Lead Underwriter) auftritt, wird in Anlehnung an Andres et al. (2013) die Gesamtzahl als sogenanntes Syndikat bezeichnet.128 In der vorliegenden Datensammlung beträgt die Anzahl der Underwriter, respektive Banken, in einem solchen Syndikat maximal fünf. Nach Andres et al. (2013) (und der Literatur darin) komme den Banken in ihrer Rolle als Lead Underwriter einer Unternehmensanleihe die elementare Aufgabe des Screenings (d.h. der Auswahl des zu betreuenden Anleiheemittenten) zu. So seien sie für die Auswahl der Emittenten und die Analyse der herauszugebenden Anleihen zuständig.129 In diesem Prozess sind die Underwriting-Standards, die sich die einzelnen Banken (selbst) setzen von großer Bedeutung: Banken, die sich hohe Underwriting-Standards setzen, sollten beim ScreeningProzess besonders akkurat vorgehen und auf die „Qualität“ der betreuten Emittenten und deren Anleihen achten. Da mit den Marktteilnehmern auf Käuferseite (d.h. mit den Investoren) interagiert wird, sollten sich hohe Screening-Standards in der Performance der betreuten Anleihen widerspiegeln. Bouvard und Levy (2011) argumentieren, dass Banken mit einer höheren Reputation dazu beitragen, dass die Qualität der Informationsbereitstellung im Kapitalmarkt steige. Dies bedeutet, dass die Reputation der Bank dafür sorgt, dass die Unternehmen, die Anleihen herausgeben, für den Markt als attraktiver für eine Investition erscheinen.130 128 Vgl. Andres et al. (2013), S. 10. Vgl. Andres et al. (2013), S. 32. 130 Vgl. Bouvard/Levy (2011), S. 1. 129 24 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Wie bei Andres et al. (2013) wird auch hier der Einfluss der Bank als Underwriter bei der Bewertung einer Anleihe betrachtet.131 In diesem Zusammenhang hat die vorliegende empirische Arbeit den Fokus auf Integrität, anstatt der Reputation, einer Bank und die sich ergebende Performance von Unternehmensanleihen, die von integeren Banken betreut werden. Konkret soll untersucht werden, ob sich die Integrität der Emissionsbank bzw. des Syndikats in der Performance der betreuten Anleihe widerspiegelt. Anders formuliert: es wird getestet, ob Banken mit höherer Integrität bessere Underwriting-Standards anwenden.132 Die entsprechende zu prüfende Haupthypothese lautet daher: H : Je höher die Integrität der Emissionsbank oder des Emissionssyndikats ist, desto besser 1 ist die Performance der betreuten Anleihe. Zur Überprüfung dieser Hypothese werden letztlich drei Variablen verwendet. Die erste Variable, angelehnt an Andres et al. (2013), ist das „First Rating Action Downgrade“.133 Diese Variable ist ein Maß, welches die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Herabstufung (Downgrade) der Anleihe als erste Ratingaktion (entgegen eines Upgrades als Gegengruppe) misst.134 Dies geschieht mittels einer Dummy-Variablen; dabei heißt eine 1, dass ein Downgrade als erste Ratingaktion erfolgte. Auch nach Lando und Skødeberg (2002) sei die Wahl dieser Variable sinnvoll, da diese eine adäquate Gleichverteilung erzeuge. Wählte man einen Default für die Messung, so würde aufgrund der Tatsache, dass ein Ausfall der Anleihe ein selten eintreffendes Ereignis sei, die Verteilung durch das asymmetrische Auftreten des Ereignisses, verfälscht.135 Andres et al. (2013) gehen auf den signifikant negativen Einfluss eines Downgrades auf den Anleihepreis ein. Downgrades hätten demnach negative Preiseffekte und könnten so zu mehr Eigenkapitalunterlegung führen und die Liquidität reduzieren (Wansley et al. (1992), Hand et al. (1992), Hite/Warga (1997)).136 Ein Downgrade sei, im Gegensatz zum Upgrade, aus diesem Grund bedeutender für die empirische Betrachtung.137 131 Vgl. Andres et al. (2013), S. 3. Bei dieser Analyse wird weiterhin für die Reputation der Bank kontrolliert. 133 Vgl. Andres et al. (2013), S. 8. 134 Vgl. Andres et al. (2013), S. 8. 135 Vgl. Lando/Skødeberg (2002), S. 424. 136 Vgl. Andres et al. (2013), S. 9. Jorion et al. (2005) können zudem zeigen, dass Ratingagenturen in dem hier untersuchten Beobachtungszeitraum (2002-2010) aufgrund ihres Ausschlusses von RegFD (regulation fair disclosure) mehr private Informationen besessen haben als andere Investoren. Das spricht zusätzlich für die Verwendung von Rating-Variablen. 137 Vgl. Andres et al. (2013), S. 8. 132 25 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Sollte eine Auswirkung in der Performance festzustellen sein, könnte sich diese Tatsache folglich auch für das Pricing bemerkbar machen (sofern dem Markt die Bedeutung von BankIntegrität bewusst ist).138 Aus diesem Grund erfolgt eine zusätzliche Analyse auf Markteffizienz bzw. auf das Pricing der Anleihen. Das Pricing wird anhand des Yield Spreads, der zweiten Variablen, gemessen. Der Yield Spread stellt die risiko-adjustierten Finanzierungskosten eines Anleiheemittenten dar. Nach Andres et al. (2013) ist der Yield Spread gleich der Offering Rendite der Anleihe abzüglich der Rendite einer U.S. Treasury mit vergleichbarer Laufzeit bei.139 Die dritte Variable ist der Gross Spread, welcher als Maß für die Underwriting Fees (also die Gebühren der betreuenden Emissionsbanken) zu verstehen ist.140 Nach Livingston und Miller (2000) sowie Fang (2005) fielen diese bei dem Underwriting einer Unternehmensanleihe an und würden entsprechend an die Emissionsbanken für ihre Tätigkeit bei der Anleiheausgabe bezahlt. Wenn integere Banken mit besseren Underwriting-Standards assoziiert werden, so könnte sich das auch in den von den Banken verlangten Underwriting Fees widerspiegeln, da Anleiheemittenten dann bereit sein könnten, für Banken mit besseren Standards mehr zu zahlen. Die erhöhte Zahlungsbereitschaft könnte auch grundsätzlich mit einem niedrigeren Risiko beim Bank-Emittenten-Verhältnis begründet werden, da man integereren Banken potentiell bessere „best practices“ und Kundenorientierung zusprechen kann.141 Dies führt zu der zweiten Hypothese, der Nebenhypothese: H : Je höher die Integrität eines Emissionssyndikates ist, desto höher ist der Gross Spread. 2 In der vorliegenden Arbeit wird somit analysiert, ob die Integrität von Emissionsbanken einen Einfluss auf die Performance von Corporate Bonds und infolgedessen auf das Pricing und auf die Underwriter Fees hat. 138 Vgl. Andres et al. (2013), S. 9. Vgl. Andres et al. (2013), S. 9. 140 Vgl. Andres et al. (2013), S. 4. 141 Es wird davon ausgegangen, dass ein weniger integeres Syndikat auch weniger Fees verlangen kann, da die Emittenten eine geringere Zahlungsbereitschaftbereitschaft für diese haben. Dies ist auch in dem Vertrauensproblem in diese Banken begründet. 139 26 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 3 Empirie 3.1 Datensatz und methodisches Vorgehen Im Folgenden wird der Datensatz beschrieben, der dieser Arbeit zugrunde liegt. Dieser soll die Rolle der Integrität von Emissionsbanken (Lead Underwriter)142 bei der Emission von Unternehmensanleihen und möglichen Konsequenzen von mangelnder Integrität untersuchen. Für den Datensatz der Unternehmensanleihen wurden alle erforderlichen Daten über die Datenbank Capital IQ von Standard & Poor´s (S&P) gesammelt. Es wurden alle verfügbaren Informationen zu Emissionen im U.S.-Markt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) aus der Datenbank abgerufen und es mussten alle Anleihen, für die keine Informationen bezüglich der betreuenden Emissionsbanken oder des bei Emission vergebenen S&P Credit Ratings verfügbar waren, aus dem Datensatz entfernt werden. Für den Zeitraum von 2002 bis 2010 (für den Daten über Compliance-Fälle vorliegen) resultiert somit ein Datensatz von über 6.000 Unternehmensanleihen, die in den USA mit Hilfe von Emissionsbanken herausgegeben wurden. Für die Ausgabe eines Corporate Bonds wurden ein bis fünf Lead Underwriter hinzugezogen. Das Augenmerk bei der Datensammlung für die einzelnen Integritäts-Maße der Emissionsbanken lag dabei auf insgesamt 84 Mutterunternehmen und insgesamt 174 Tochterbanken. Die Gesamtanzahl belief sich also auf 258 internationale Banken, die zwischen 2002 und 2010 als Emissionsbanken im US-Markt für Unternehmensanleihen aktiv waren. Der verwendete Datensatz wird in der folgenden Tabelle 1: Deskriptive Statistik der Untersuchungsstichprobe beschrieben. Ausprägung NObs Mittelwert Standardabweichung Yield Spread (in Basispunkten) 5987 384,74 275,89 Gross Spread 2044 7,28 6,31 (First rating action) Downgrade 6383 0,32 0,47 Top 8 Lead Underwriter 6383 0,83 0,37 Syndicate Size 6383 3,38 1,34 Rating A class 6034 0,41 0,49 Rating B class 6034 0,5 0,50 Rating C class 6034 0,09 0,28 First-Time Issuer 3yrs 6383 0,32 0,47 Public Firm 6383 0,47 0,50 Maturity 6383 4,53 0,32 Volume 6381 5,57 0,72 Senior Unsecured 6383 0,71 0,45 142 Im Folgenden werden die Begriffe Emissionsbank und Lead Underwriter simultan verwendet. Um den Arbeitsaufwand zu reduzieren und da Lead Underwriter die wichtigste Rolle bei Emissionen von Wertpapieren haben, werden Non-lead Underwriter nicht berücksichtigt. Der deutsche Begriff Emissionsbank steht also stets nur für Lead Underwriter. 27 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Zero or Step-up 6383 0,01 0,12 SEC144A 6383 0,33 0,47 Callable 6383 0,82 0,39 High-Yield Index Spread (in bps) 6383 571,31 299,29 # Covenants 6383 6,48 6,85 Tabelle 1: Deskriptive Statistik der Untersuchungsstichprobe 3.2 Aufbau der Datenbeschaffung für die Integritätsmaße Zur Bestimmung der Integritäts-Maße werden die folgenden Compliance-Fälle verwendet: „Finanzielle Korrekturen der Jahresergebnisse“ (Restatements), „außergerichtliche Vergleichszahlungen“ (Settlement Payment), „Geldwäsche“ (Laundering) und „Korruption und Bestechung“ (Bribery and Corruption). Die Informationen zu diesen Fällen stammen ebenfalls aus der Datenbank S&P Capital IQ für den Zeitraum 2002 bis 2010. Die einzige Ausnahme stellt das Maß „Integrität auf Websites“ dar, bei der alle erforderlichen Informationen händisch durch Untersuchung der jeweiligen Homepages der Mutterunternehmen gesammelt wurden; auf das genaue Prozedere wird jedoch im Unterpunkt 3.2.5 Code of Conducteingegangen. Über Capital IQ erfolgten zu den genannten Compliance-Fällen Stichwortsuchen, daraufhin wurden alle benötigten Informationen extrahiert. Anschließend wurden die Datensätze individuell für die Maße untersucht, denn es stellte sich das Problem heraus, dass ein Stichwort keine Garantie dafür war, dass ein tatsächliches Ereignis vorlag. Beispielsweise führte das Stichwort „Compliance“ nicht nur zu tatsächlichen Compliance-Vorfällen, sondern auch z.B. zu aktuellen Meldungen bezüglich Änderungen der Compliance-Struktur. Alle einzelnen Compliance-Fälle wurden daher händisch nachrecherchiert und mussten bestätigt werden. Diese mehrfach gefilterten Informationen wurden letztlich mittels Dummy-Variablen auf den Datensatz der Unternehmensanleihen und deren Emissionsbanken gematcht. Dabei stand zur Beantwortung der individuellen Fragestellungen jedes einzelnen Maßes die Zahl „1“ für „ja“ (d.h. Auftreten eines Compliance-Falls) und die Zahl „0“ für „nein“ für jede Emissionsbank, die einen Bond betreut hat. Die Zahlen wurden dann auf Anleihe-Level aggregiert und es wurden mehrere Variablen für die spätere Analyse konstruiert. Es wurden Indikatorvariablen gebildet, die gleich 1 sind, wenn keine der betreuenden Emissionsbanken einer Anleihe einen Compliance-Fall hatte (bezeichnet mit „Syndicate w/o ’bribery/corruption’ case). Die entsprechenden Compliance-Fälle werden im Folgenden beschrieben. Zudem wurde (auch auf Anleihe-Level) der Anteil an Emissionsbanken (als Prozentanteil des Emissionskonsortiums oder im Englischen „underwriter syndicate“) mit einem Compliance-Fall berechnet. Zur 28 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Überprüfung der Robustheit der Ergebnisse wurde zudem bei den Variablen eine weitere Komponente berechnet: das Auftreten eines Compliance-Falls lediglich in den letzten drei Kalenderjahren vor Anleiheemission. Zuletzt wurde ein Integritätsindex berechnet, um das Auftreten aller möglichen Compliance-Fälle in Summe zu berücksichtigen. Alle in den Untersuchungen verwendeten Variablen werden in Tabelle 3: Beschreibung der verwendeten Variablen genau definiert. Tabelle 2: Deskriptive Statistik der identifizierten ComplianceFälle gibt einen Überblick über die deskriptive Statistik der identifizierten Compliance-Fälle auf Anleihe-Level. Ausprägung NObs Mittelwert Syndicate w/o ’bribery/corruption’ case 6413 0,84 Standardabweichung 0,37 Fraction of LU with ’bribery/corruption’ case 6413 0,09 0,23 Syndicate w/o ’restatement’ case 6413 0,47 0,50 Fraction of LU with ’restatement’ case 6413 0,33 0,37 Syndicate w/o ’settlement’ case 6413 0,47 0,50 Fraction of LU with ’settlement’ case 6413 0,33 0,36 Syndicate w/o ’laundering’ case 6413 0,76 0,43 Fraction of LU with ’laundering’ case 6413 0,11 0,24 Tabelle 2: Deskriptive Statistik der identifizierten Compliance-Fälle 3.2.1 Finanzielle Korrekturen der Jahresergebnisse Die zuvor gefilterte Datei der Ankündigungen finanzieller Berichtigungen (Capital IQSuchbegriff „restatements of operating results“) wird für alle Anleihen der Stichprobe und jeweils alle Emissionsbanken einer Anleihe für die folgenden zwei Fragen überprüft. Im ersten Schritt wird zunächst die Frage überprüft, ob die Bank jemals eine Ankündigung einer finanziellen Berichtigung in den Jahren vor dem Ausgabezeitpunkt hatte. Dabei erfolgt die Betrachtung zeitversetzt. Wurde z. B. eine Anleihe im Jahr 2010 herausgegeben, wird für die Beantwortung der Zeitraum 2002 bis 2009 betrachtet. Das Jahr 2010 findet somit keine Berücksichtigung. Gleiches gilt für die Untersuchung der übrigen Fragen und der übrigen Compliance-Fälle.143 Als nächstes wird der Untersuchungszeitraum eingeschränkt. Die zweite Betrachtung fragt daher, ob die Banken in den letzten drei Kalenderjahren vor dem Ausgabezeitpunkt die Ankündigung einer finanziellen Korrektur hatten. Der Zeitraum von drei Jahren ist dabei 143 Das Kalenderjahr der eigentlichen Anleiheemission wird nicht berücksichtigt, da dies die Anleihen vergleichbarer macht und Verzerrungen durch verschiedene Ausgabezeiträume innerhalb eines Jahres (z.B. Februar vs. November des Jahres t) sowie mögliches Wechseln eines Lead Underwriters kurz vor Emission (verursacht durch das Auftreten eines Compliance-Falles) verhindert. Durch dieses Vorgehen werden die Ergebnisse, wenn überhaupt lediglich „nach unten“ verzerrt, d.h. das beschriebene Vorgehen würde lediglich zu weniger signifikanten Ergebnissen führen. 29 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 willkürlich gewählt und hinterfragt, ob der Finanzmarkt das Auftreten von Compliance-Fällen nach einem gewissen Zeitraum eventuell vergisst. 3.2.2 Außergerichtliche Vergleichszahlungen Die Datei mit den Vergleichszahlungen (Capital IQ-Suchbegriff „settlement payments“) wurde mit der Anleihe-Datei gematcht und die folgenden Fragen (erneut für jede Emissionsbank jedes Bonds) untersucht. Die erste Frage überprüft, ob es generell für die Bank eine Vergleichszahlung in den Jahren vor dem Jahr der Emission gab. Die zweite Frage untersucht, ob es in den letzten drei Jahren vor der Ausgabe der Anleihe eine Vergleichszahlung gab. Die letzte Frage summiert die Anzahl aller Fälle von Vergleichszahlungen auf, die in den kompletten Jahren vor dem Emissionsjahr getätigt worden sind. 3.2.3 Geldwäsche Als drittes Maß wurden Fälle von Geldwäsche (Capital IQ-Suchbegriff „laundering“) in den Anleihe-Datensatz eingearbeitet. Es sei an dieser Stelle anzumerken, dass für die Tochterbanken herausgearbeitete Geldwäschefälle auch für die Mutterunternehmen angenommen wurden. Es wurden hier alle führenden Emissionsbanken einzeln auf zwei Fragen untersucht. Die erste Frage war, ob ein Lead Underwriter generell vor der Anleiheausgabe einen Geldwäschefall vorzuweisen hatte. Daraufhin wurde weiter gefragt, ob in den letzten drei Jahren vor Ausgabe der Anleihe ein Fall zu verzeichnen war. 3.2.4 Korruption und Bestechung Zuletzt werden für alle Anleihen und alle Emissionsbanken in der Untersuchungsstichprobe die gefilterten Daten der Korruptions- und Bestechungsfälle (Capital IQ-Suchbegriffe „bribery“ und „corruption“) untersucht. Auch hier wird zunächst die Frage beantwortet, ob die Bank einen Korruptions- oder Bestechungsfall in den Jahren vor dem Ausgabezeitpunkt der Anleihe hatte. Abermals findet das Jahr, in der die Emission stattfand, keine Berücksichtigung, lediglich die Kalenderjahre zuvor werden untersucht. Die zweite Frage schränkt den Zeitraum der Untersuchung wieder auf drei Jahre ein. Zu prüfen ist, ob die Banken einen Korruptions- oder Bestechungsfall in den letzten drei Kalenderjahren vor der Emission hatten 30 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 3.2.5 Code of Conduct Die notwendigen Informationen für das Maß „Code of Conduct“ stammen nicht von der Datenbank Capital IQ, sondern wurden direkt händisch durch Untersuchen der websites/homepages der jeweiligen Banken gesammelt. Bei den Untersuchungen fielen zwei entscheidende Fragen an. Zum einen wurde geprüft, ob es generell einen „Code of Conduct“ auf der Homepage eines Institutes gab oder nicht. Zum anderen wurde nach dem Stichwort „Integrität“ bzw. „integrity“ gesucht. Die Untersuchung ergab, dass von den 84 Mutterbanken lediglich 58 Banken einen „Code of Conduct“ besitzen. Von diesen 84 Mutterbanken haben 45 der websites/homepages das Stichwort „Integrität“ („integrity“) enthalten und 39 nicht. Es ergaben sich somit folgende Anteile für Integrität (Abbildung 3) und Anteile für Code of Conducts (Abbildung 4): Anteile für Integrität Keine Integrität: 46,43% Integrität: 53,57% Abbildung 3: Anteile für Integrität (Quelle: Eigendarstellung) Anteile für Code of Conducts Kein Code of Conduct: 30,95% Code of Conduct: 69,05% Abbildung 4: Anteile für Code of Conducts (Quelle: Eigendarstellung) In Kombination haben 45 Banken, also 53,57%, sowohl einen Code of Conduct als auch das Wort „Integrität“ und umgekehrt 26 Banken, also 30,95%, weder einen Code of Conduct noch das Wort „Integrität“ auf ihrer Internetpräsenz. Es sei anzumerken, dass nur die Bonds mit 31 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 dem Offering Date im Jahre 2010 betrachtet wurden, da die händische Prüfung nicht rückwirkend für die Jahre vor 2010 erfolgen konnte. In den empirischen Untersuchungen wird für alle Anleihen, die im Jahr 2010 begeben wurden, untersucht, ob das Nicht-Vorkommen des Begriffs Integrität auf der Internetpräsenz der Emissionsbank, bzw. ihrer Mutter, einen Einfluss auf die Performance der Anleihe hat. 3.3 Ergebnisse Die Untersuchung erfolgte in Anlehnung an die Analyse von Andres et al. (2013). Hierbei wird für industriefixe Effekte und Jahreseffekte durch Verwendung der Fama-French-12Industrieklassifikationen und Jahres-Dummies kontrolliert. Es wird zunächst der Einfluss der Integrität der Emissionsbanken auf die Performance der Unternehmensanleihen (gemessen durch die Variable first rating action downgrade) in LogitRegressionen untersucht. Danach wird der Einfluss der Bank-Integrität auf die Finanzierungskosten der Anleiheemittenten (Yield Spread) und die Underwriter-Gebühren (Gross Spread) mittels OLS-Regressionen untersucht. Ziel ist es, herauszufinden, ob hohe Integrität auch mit hochwertigen Underwriting-Standards - also die Auswahl guter Kunden, deren Anleiheemissionen betreut werden - einhergeht. Ist dies der Fall, so kann potentiell auch ein Preiseffekt bei den Yield und Gross Spreads gefunden werden, da Emissionsbanken mit höherer Integrität mit Emittenten höherer Qualität verbunden werden können bzw. weil Banken mit hoher Integrität eventuell speziell Unternehmen mit höherer Qualität bei deren Anleiheemission betreuen. Dieser Selektionsprozess gibt ergo Auskunft darüber, ob sich die Integrität von Banken auch in der Qualität ihrer Service-Leistungen widerspiegelt. Zunächst wurde die Auswirkung der vorgestellten Integritätsmaße auf die Performance der Anleihen - gemessen durch die Wahrscheinlichkeit, dass die erste Ratingänderung ein Downgrade (und nicht ein Upgrade) ist - durch die Logit-Regression untersucht. Dieselbe Variable wird in Andres et al. (2013) verwendet. Klein und Zur (2011) gebrauchen eine ähnliche Rating-basierte Variable. Dabei zeigt sich, dass die verwendeten Compliance-Maße Bribery/Corruption und Restatements einen signifikanten Zusammenhang auf dem 1%Signifikanzlevel (siehe Tabelle 5: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption Case), Regression 1) und 10%-Signifikanzlevel (siehe Tabelle 6: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Restatements), Regression 2) zur Anleihe-Performance (d.h. zur Downgrade-Wahrscheinlichkeit) aufweisen. Anleihen begeben von integeren Emissionsbanken bzw. –syndikaten weisen eine signifikant 32 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 niedrigere Wahrscheinlichkeit eines Rating-Downgrades auf.144 Diese Ergebnisse bestätigen sich auch bei Reduktion der Stichprobe auf den Zeitraum 2002-2008. Mit der Einschränkung des Zeitraums sollen zum einen die Effekte der Finanzkrise, die zu einer höheren Anzahl an Downgrades (aber auch Integritätsverstößen) geführt hat, ausgeschlossen werden. Zum anderen soll sichergestellt sein, dass die Laufzeit der Unternehmensanleihe lang genug ist, um ein erstes Rating zu erfahren. Insbesondere die Untersuchung der Restatements passt zu den Ergebnissen von Chen et al. und zeigt als somit erprobtes Maß eine hohe Signifikanz auf (siehe Tabelle 6: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Restatements), Regression 3). Ferner bestätigt sich die Robustheit der Daten für die Maße Compliance und Restatement auch bei Betrachtung der Emissionen ab dem Jahr 2005. So bleiben die Werte auch bei geringerer Beobachtung signifikant (siehe Tabelle 8: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 1 und 5), sogar hoch signifikant bei dem Maß der finanziellen Korrekturen (siehe Tabelle 8: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 4). Das Auslassen der Jahre 2002 bis 2004 erlaubt mehr Banken zunächst einen Compliance-Fall zu erleben und trägt der zunehmenden Wahrnehmung von Governance und Compliance nach dem SarbanesOxley-Act von 2002 Rechnung. Ebenso zeigt die Messung des marginalen Effektes, durch Änderung der Dummy-Variable, für das Maß Bribery/Corruption eine Reduzierung der Wahrscheinlichkeit um 12,41 %, dass das erste Rating eine Herabstufung ist (siehe Tabelle 5: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption Case), Regression 4). Das Ergebnis ist signifikant. Zur Interpretation: Wechselt also die Integrität des Emissions-Syndikats (hypothetisch) von „nicht integer“ (d.h. eine Bank im Syndikat hatte einen Compliance-Fall vor Anleiheemission) zu „integer“, so reduziert das die Wahrscheinlichkeit eines Downgrades (als erste Ratingmaßnahme durch S&P) um mehr als zwölf Prozent. Neben den Maßen Bribery/Corruption und Restatements veranschaulichen auch die Settlement Payments tendenziell die erwartete Wirkungsweise (siehe Tabelle 7: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Settlement Payments/Laundering/No Integrity Website), Regression 4), wobei nicht immer ein signifikanter Zusammenhang zu bestätigen ist (siehe Tabelle 7: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Settlement 144 Es sei hier erneut darauf verwiesen, dass unter anderem Andres et al. (2013) und Güttler und Wahrenburg (2007) zeigen können, dass Anleihen mit einem Downgrade eine Tendenz zu weiteren Downgrades und somit ein höheres Ausfallrisiko aufweisen. 33 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Payments/Laundering/No Integrity Website), Regression 5). Die Vorzeichen der Regressionskoeffizienten sind jedoch stets entsprechend den Erwartungen. In diesem Zusammenhang muss aber berücksichtigt werden, dass Settlement Payments als Maß auch potentiell kritisch zu betrachten sind. So stellen außergerichtliche Vergleichszahlungen offiziell kein Schuldeingeständnis dar, vielmehr wird auf eine Klage verzichtet und daher kann dies auch als Maß für „Schutz der Integrität“ verstanden werden. Allerdings wird durch die Zahlung indirekt die Schuld eingestanden und weist daher auf mangelnde Integrität hin. Aus diesem Grund müssen die Ergebnisse nicht unbedingt eindeutig ausfallen. Die Maße Laundering und No Integrity Website zeigen keine statistische Signifikanz. Jedoch auch hier entsprechen die Vorzeichen der Regressionskoeffizienten den Erwartungen. Dies kann mit der geringen Anzahl an Beobachtungen begründet sein. So wurden für No Integrity Website lediglich 822 Beobachtungen vollzogen, sodass bisher keine Signifikanz nachgewiesen werden kann. Demgegenüber ist jedoch der Koeffizient der Indikatorvariablen Integritäts-Index negativ und statistisch signifikant im 5%-Level (siehe Tabelle 11: Robustheit - Integritätsindex, Regression 1 und 2). Insgesamt zeigen die Regressionen der Performance, dass die Unternehmensanleihen, die von integeren Banken begeben wurden, eine bessere Performance aufweisen, gemessen durch die Variable First Rating Action Downgrade. Die Hypothese 1 kann somit bestätigt werden, wobei die Qualität der Gesamtuntersuchung gut ist, wie die p-Werte der Wald-Chi-Statistiken der einzelnen Logit-Regressionen zeigen. Folglich sollte sich nun auch die Markteffizienz im Pricing der Unternehmensanleihe widerspiegeln. Die Untersuchung erfolgt unter Anwendung einer OLS-Regression. Der Koeffizient der Indikatorvariable „Syndicate w/o ’restatement’ case“ ist negativ und weist die richtige Wirkungsweise auf, zeigt jedoch keine Signifikanz (siehe Tabelle 9: Yield Spread und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 3). In Anlehnung an Andres et al. (2013) erweist sich jedoch die Beobachtung im High-Yield-BondMarkt als signifikant (10% Level) (siehe Tabelle 9: Yield Spread und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 4). So stellen insbesondere High-Yield-Bonds, d.h. Anleihen mit einem S&P-Rating unterhalb von BBB, einen wichtigen Indikator zur Überprüfung dar, da aufgrund weniger Informationen im HighYield-Markt die Funktion der Banken als Underwriter und ihre Integrität bedeutender ist als im Übrigen Unternehmensanleihenmarkt, in dem Anleihen oft primär über ihr Credit Rating verkauft werden (siehe hierzu Andres et al. (2013) und die Literatur darin). Das Maß 34 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Bribery/Corruption erbringt hier jedoch keinen Nachweis. Ferner bestätigen sich die Ergebnisse auch nicht für den High-Yield-Markt. Vergleichbare Resultate ergibt das Maß settlement payments (siehe Tabelle 9: Yield Spread und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 1, 2 und 8). Aufgrund dessen bestätigt sich eine gewisse Kausalität nur in dem Maß Restatements. Diese kann aber wegen seiner Verwendung in der existierenden Literatur (speziell Chen et al.) auch als primäres Maß für Integrität verstanden und verwendet werden. Die Untersuchung der Hypothese 2 erfolgt unter Verwendung der OLS-Regression (siehe Ergebnisse in Tabelle 10: Underwriter Fees (Gross Spread) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments)). Die Überprüfung des Maßes Restatements bestätigt auch hier den schon aufgezeigten Zusammenhang und weist ein positives Vorzeichen des Koeffizienten auf, bei einer statistischen Signifikanz im 5%-Level (siehe Tabelle 10: Underwriter Fees (Gross Spread) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 3). Zudem zeigt auch die Überprüfung des High-Yield-Marktes, bei einer geringeren Anzahl an Beobachtungen, dass die Werte signifikant und robust bleiben (siehe Tabelle 10: Underwriter Fees (Gross Spread) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 4). Syndikate von Emissionsbanken, die als integer klassifiziert werden, verlangen eine höhere Kompensation in Form des Gross Spreads oder können diese (im Markt-Gleichgewicht) verlangen. Das deutet darauf hin, dass Emittenten im Anleihemarkt tendenziell bereit sind, für integere Emissionsbanken einen Aufschlag (an Underwriter Fees) zu zahlen. Auch in Tabelle 10: Underwriter Fees (Gross Spread) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments) wird deutlich, dass die finanziellen Korrekturen (Restatements) ein erprobtes Maß für Integrität darstellen. Abweichungen zeigen jedoch die Beobachtungen der Fälle Bribery/Corruption und Settlement Payments auf. Hier weicht die Wirkungsweise ab, zudem sind die Resultate nicht signifikant (siehe Tabelle 10: Underwriter Fees (Gross Spread) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments), Regression 1 und 5). In diesem Zusammenhang muss jedoch wieder berücksichtigt werden, dass Settlement Payments kritisch zu betrachten sind. Aus diesem Grund müssen die Ergebnisse auch hier nicht eindeutig ausfallen. Das Ergebnis für das Maß Laundering ist hingegen wieder positiv, weist jedoch keine Signifikanz auf. Der Grund hierfür kann in der nur geringen Anzahl an Beobachtungen liegen. 35 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Abschließend zeigt sich, dass eine gewisse Kausalität zwischen der Integrität der Emissionsbanken und höheren Gebühren vorhanden ist, jedoch nur teilweise Signifikanzen nachzuweisen sind. Bei der Beurteilung der Resultate muss grundsätzlich berücksichtigt werden, dass das Thema Compliance und Governance erst in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Thema geworden ist und der Beobachtungszeitraum für ein aussagefähiges Ergebnis daher relativ kurz sein könnte. So zeigen Bebchuk et al. (2010), dass die Aufmerksamkeit für Corporate Governance in der Presse und im Bereich der Forschung erst Anfang des 21. Jahrhunderts rasant ansteigt. Sie sehen insbesondere die Medien als Mittel der Informationenverteilung und Beeinflussung der Marktteilnehmer.145 Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass durch die vorgestellten Integritätsmaße eine Wirkung zwischen integerem Handeln (in der Vergangenheit) und der Performance, dem Pricing und den Gebühren der Unternehmensanleihe festgestellt werden kann. Insbesondere die Ergebnisse der finanziellen Korrekturen (restatements) zeigen durchgehend signifikante Ergebnisse und belegen, dass es sich, wie nach Chen et al., um ein geeignetes Integritätsmaß handelt. 4 Schlussfolgerungen und Empfehlungen für Banken und deren Regulierung Im Rahmen dieser Arbeit wurde konkret untersucht, worin Vertrauenskrisen, bzw. wie die öffentliche Wahrnehmung von Banken, begründet sein können. Fälle von Korruption, Bestechung, Geldwäsche, korrigierte (oder verzögerte) Bereitstellung von finanziellen Tatsachen sowie außergerichtliche Vergleichszahlungen weisen auf unzureichende Corporate Governance und Compliance-Standards hin, die sich auch in anderen Praktiken, wie zum Beispiel der Qualität des Underwriting, widerspiegeln können. Zu dieser Thematik wurde der U.S.-Markt für Unternehmensanleihen untersucht. Im Zuge dessen wurde versucht, die Rolle der Banken als Intermediäre herauszustellen. In dieser Rolle werden die Banken von Kunden wahrgenommen und indirekt „bewertet“. Diese Kunden sind sowohl Unternehmen, die Bonds emittieren wollen, als auch Investoren im Corporate-BondMarkt. Gegenüber diesen Investoren treten die Banken als Zertifizierungsmechanismen und „Verkäufer“ auf. Indem die Anleihe-Performance betrachtet wird, kann getestet werden, ob Anleihen, die von integeren Banken begeben werden, eine bessere Performance aufweisen, beziehungsweise, ob 145 Vgl. Bebchuk et al. (2010), S. 3. 36 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 die durch die Compliance-Fälle observierbare Integrität auch in den Underwriting-Standards zu sehen ist. Hierbei sind Änderungen im Rating ein sehr gutes Maß, da sie den Investoren also denjenigen, die den Banken „vertrauen müssen“ - zum Nachteil werden, wenn es sich um eine Abstufung im Ratingsystem handelt. In dem untersuchten Zeitraum sind Ratingagenturen von der RegFD befreit und daher haben Analysten mehr relevante, private Informationen (siehe Jorion et al. 2005). Eine logische Frage nach Betrachtung der Ergebnisse der Bond-Performance ist die Frage nach dem Yield Spread (also den Finanzierungskosten von Anleiheemittenten) und den Gross Spreads (also den Gebühren, die Emissionsbanken verlangen). Wenn nicht-integere Banken mit schlechterer Bond-Performance assoziiert werden können, dann sollte die Integrität der Underwriter im Grunde preisrelevant sein, zumindest, wenn dem Markt dieser Mechanismus bekannt ist (was für den Zeitraum 2002-2010 nicht der Fall sein muss). Das vorliegende Ergebnis, dass nicht alle Compliance-Fälle auf den Yield oder Gross Spread wirken, kann zum Teil damit in Verbindung gebracht werden, dass Integrität erst in den letzten Jahren zu einem bedeutsamen Thema geworden ist. Bezüglich des Gross Spreads macht die Fragestellung Sinn: Verlangen Banken mit weniger Integrität auch weniger Gebühren? Diese Fragestellung lässt sich zumindest für das Maß der finanziellen Korrekturen mit Ja beantworten. Daraus lässt sich tendenziell ableiten, dass der Marktmechanismus funktioniert und Banken, die weniger Vertrauen genießen, weniger Gebühren verlangen können, bzw. sollten. Das Risiko der Anleihe hat hier eher keinen Einfluss auf die Gebühren, da eine risikohafte Anleihe den Gross Spread eher erhöhen sollte; daher sprechen die Ergebnisse für die vorgenommene Interpretation. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen also dafür, dass der Markt sich zu einem gewissen Teil selbst reguliert. Das ist nicht nur ein wichtiges, sondern auch ein wünschenswertes Ergebnis im Hinblick auf zusätzliche Regulierungen. Diese sollten nur dann stattfinden, wenn sie tatsächlich notwendig sind und nicht pauschal reguliert werden, sondern grundsätzlich die Selbstregulierung des Marktes (durch Angebot und Nachfrage sowie Preise für Qualität) durch mehr Transparenz und hilfreiche Leitlinien verbessert, bzw. gefördert werden. Eine eindeutige Empfehlung kann jedoch für ein besseres Risikomanagement seitens der Banken ausgesprochen werden, das insbesondere Reputations- und Compliance-Risiken managen und verhindern kann. Eine Möglichkeit für die Zukunft wäre eine (Online-) Kartei, in der alle ComplianceVergehen aller Banken gespeichert und kategorisiert werden und eine separate (Online-) Kartei für alle Vergleichszahlungen, die Banken geleistet haben. Hierdurch würde sich die 37 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Markttransparenz erhöhen und Investoren sowie Emittenten die Möglichkeit geben, mehr Informationen über die (Emissions-) Banken zu bekommen. Dies wäre nicht nur für BondInvestoren, sondern grundsätzlich für alle Investoren relevant und für die Finanzregulierer der Europäischen Union oder der SEC nicht mit erheblichen Kosten verbunden (und somit implementierbar). Wie können die Banken nun auf das schwindende Vertrauen ihrer (privaten) Kunden reagieren? Auch hier gilt es, ein besseres Risikomanagement zu implementieren. Wenn möglich, sollte dies auch schon auf Mitarbeiter-Ebene geschehen, da nicht zuletzt viele der Skandale durch einzelne Mitarbeiter ausgelöst wurden. Es müssen außerdem klare Regeln an Investoren und Privatkunden kommuniziert werden und das Wort der Integrität und ein Code of Conduct dürfen nicht als „billiges Gerede (cheap talk)“ abgestempelt werden. Es bedarf der Umsetzung der aufgestellten Regeln. Hierbei denkt man eventuell zunächst an ein Whistleblower-System, was aber zur Folge haben kann, dass sich Mitarbeiter gegenseitig beschuldigen und zu sehr überwachen. Dieses System ist mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden und es gibt bislang keine Evidenz, dass Whistleblowing tatsächlich wertschaffend ist. Spezielle finanzielle Entlohnungssysteme für einzelne Mitarbeiter-Gruppen könnten eher in Frage kommen. Auch sollten Compliance-Fälle in Ergänzung zu offiziellen Ermittlungen intern von Juristen der betroffenen Banken geprüft und unter Umständen sogar gelöst werden können. Als weiterer Punkt gilt es, die bisherige Praxis der außergerichtlichen Vergleichszahlungen grundlegend zu überdenken, da Banken bei diesen Zahlungen keine Schuld eingestehen müssen. Außerdem fallen die Vergleichszahlungen (wie in Kapitel 2.3.2 Außergerichtliche Vergleichszahlungenu.a. dargestellt) häufig deutlich geringer aus - verglichen mit den tatsächlichen Kosten und den damit verbundenen Reputationsschäden im Falle einer Verurteilung. Dieses System liefert potentiell falsche Anreize für Banken, wodurch nicht zuletzt große Banken zu „Wiederholungstätern“ werden, was sich in den häufigen Skandalen niederschlägt. Wie sieht nun die künftige Rolle der Banken im Wirtschaftssystem aus? Da Banken auch in Deutschland bzw. Europa zunehmend als Intermediäre agieren, sind die vorliegenden Ergebnisse von entscheidender Bedeutung, um die zukünftige Rolle von Banken in dieser Funktion zu verstehen. Finanzinstitute müssen mehr auf ihre Qualität und Integrität achten, da sie zunehmend mehr als Berater agieren und wahrgenommen werden (sowohl vom Privat- als auch vom Firmenkunden), was sich auch deutlich in der Finanzkrise gezeigt hat, als 38 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 zahlreiche Kunden (Privatkunden, Unternehmen, aber auch Gemeinden) ihre Bank wegen falscher Beratung verklagt haben. Es wäre daher eine wünschenswerte Vorstellung, den Erfolg bzw. die Qualität einer Bank größtenteils über den Erfolg ihrer Kunden messen zu können. Entsprechende Evaluationsmaßstäbe sollten entwickelt werden. Abschließend kann noch spekuliert werden, ob die „Occupy“-Bewegung die deutschen Finanzinstitute beeinflussen kann. Hier scheinen die Folgen jedoch nicht maßgeblich zu sein. Die Bevölkerung braucht nun einmal Banken und auch der Kleinanleger kommt nicht komplett ohne jene aus und kann sie somit nicht pauschal abstrafen. Das aktuelle Beispiel Zyperns veranschaulicht dies. Auch in diesem Fall sollte jedoch der Marktmechanismus wirken, wenn Kleinanleger, die sich schlecht beraten fühlen, die Bank wechseln, bzw. verklagen. Eine per Gesetz hohe Sorgfalts- und Beratungspflicht für Banken kann daher sinnvoll sein, um diesen Marktmechanismus zu begünstigen und Kleinanleger noch besser zu schützen. Für den Kleinanleger wäre es zudem wichtig, eine rechtliche Instanz zu haben, in der man Klagen bündeln kann und somit in der Summe vieler Kleinanleger als ein ebenbürtiger Marktteilnehmer gegenüber den Banken aufzutreten. Zukünftige Occupy-Bewegungen wären also vermeidbar, wenn ein hohes Maß an Integrität auch als vertrauensbildende Maßnahme - eines der obersten Ziele der Banken werden würde und Banken somit wieder als Institutionen von hoher Integrität verstanden würden. 39 Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Quellenverzeichnis Anderson, A.R. (2012): Success Will Come and Go, But Integrity is Forever. In: Forbes Magazine, 28.11.2012. 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(letzter Abruf: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/barclays-chef-bob-diamond-tritt-zurueck-a842241.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.welt.de/wall-street-journal/article106298215/wie-es-zum-Milliardendebakel-beiJPMorgan-kam.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.welt.de/finanzen/article106294577/Fitch-stuft-JPMorgan-nach-Milliardenverlistherab.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.welt.de/finanzen/article108285022/Skandal-reisst-Milliardenloch-in-JPMorganBilanz.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.fastcompany.com/1648943/most-important-leadership-quality-ceos-creativity (letzter Abruf: 27.03.2013). http://dealbook.nytimes.com/2010/07/15/goldman-to-settle-with-s-e-c-for-550million/?scp=1&sq=&st=nyt (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/vorwurf-der-geldwaesche-us-senat-rueffelthsbc-fuer-laxe-kontrollen-a-844958.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.spiegel.de/wirtschaft/grossbank-hsbc-soll-geldwaesche-betrieben-haben-a845158.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/neuer-bankenskandal-hsbc-untergeldwaesche-verdacht/6870274.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/hsbc-kauft-sich-vom-vorwurf-dergeldwaesche-und-terrorfinanzierung-frei-a-872300.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://dealbook.nytimes.com/2012/12/10/hsbc-said-to-near-1-9-billion-settlement-overmoney-laundering/ (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/folge-der-hypothekenkrise-citigroupschliesst-vergleich-mit-investoren/7948894.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.fatf-gafi.org/pages/faq/moneylaundering/ (letzter Abruf: 27.03.2013). X Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 http://www.unodc.org/unodc/en/frontpage/2011/October/illicit-money_-how-much-is-outthere.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/compliance-die-groessten-skandalein-deutschen-konzernen/6641352.html?slp=false&p=9&a=false#image (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.handelsblatt.com/unternehmen/buero-special/compliance-kontrolle-schafftvertrauen/6640652.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.zeit.de/2006/06/Enron (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.spiegel.de/wirtschaft/korruption-pro-jahr-fliesst-weltweit-eine-billion-dollarschmiergeld-a-475320.html (letzter Abruf: 27.03.2013). http://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2009/schaden-durch-wirtschaftskriminalitatsteigen-drastisch-imageverluste-wiegen-schwer.jhtml (letzter Abruf: 27.03.2013). XI Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 3: Beschreibung der verwendeten Variablen Variablen Definition Literatur Callable Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Bond callable ist, ansonsten ist der Wert gleich 0. Livingston/Miller (2000), Fang (2005) Clawback Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Bond eine Goyal et al. (1998), Daniels equity clawback provision hat, ansonsten ist der Wert gleich 0. et al. (2009) Credit Rating Das emissionsspezifische credit rating (auf notch level, d.h. ordinal) von S&P bei Emission des Bonds. Downgrade Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn die erste Andres et al. (2013) Rating-Aktion des Bonds ein downgrade (im Vergleich zu einem upgrade) ist, ansonsten ist der Wert gleich 0. Es werden emissionsspezifische credit ratings von Standard & Poor’s (S&P) verwendet. First-Time Issuer 3yrs Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Bondemittent in den drei Jahren vor der Bondemission keinen anderen Bond emittiert hat, ansonsten ist der Wert gleich 0. Fraction of LU with ’bribery/corruption’ case Teilt die Anzahl an lead underwriters (LU), die einen Bond (in einem Syndikat von Emissionsbanken) betreuen und einen Compliance-Fall hatten durch die Anzahl an lead underwriters (LU), die einen Bond (in einem Syndikat von Emissionsbanken) betreuen. Compliance-Fälle umfassen die folgenden separat untersuchten Kategorien: Korruption und Bestechung (bribery and corruption); Geldwäsche (laundering); Korrektur des operativen Ergebnisses (restatements of operating results); Vergleichszahlungen (settlement payments). Es werden somit vier verschiedene Variablen verwendet und wie im folgenden Beispiel kenntlich gemacht: Variable für Fälle von Geldwäsche wird bezeichnet als Fraction of LU with laundering case. Fraction of LU with ’bribery/corruption’ case 3yrs Entspricht der Variable Fraction of LU with ’bribery/corruption’ case mit der Ausnahme, das für diese variable nur das Auftreten von ’Bribery/Corruption’-Fällen in den drei Kalenderjahren vor der Bondemission berücksichtigt werden. Gross Spread Misst die von den Emissionsbanken (underwriters) verlangte Fang (2005) finanzielle Kompensation (fee). Der Gross Spread berechnet sich als das Verhältnis der fee (in US-Dollar) relativ zum Emissionsvolumen des Bonds. High-Yield Index Spread Misst die Rendite des BofA/Merrill Lynch High-Yield Master Index (für zehnjährige High-Yield Bonds) über risikofreie U.S. Treasuries. Fridson/Garman (1998), Andres et al. (2013) Industriekontrollen Zur Kontrolle von industriespezifischen Effekten werden Indikatorvariablen für jede Industrie (nach Fama-French 12 Industrieklassifikation), der die Bondemittenten angehören verwendet. In Anlehnung an Gande et al. (1997), die 1-digit SIC codes verwenden Fenn (2000), Andres et al. (2013) In Anlehnung an Andres et al. (2013) XII Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Integritäts-Index Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn das gesamte Syndikat weder einen Korruptions- oder Bestechungsfall, keine finanzielle Korrektur, keinen Geldwäschefall noch eine außergerichtliche Vergleichszahlung hatte. Integritäts-Index linear Indikatorvariable, die die Dummies für die vier ComplianceFälle aufsummiert und somit Werte zwischen 0 und 4 annimmt. Der Wert 4 steht hierbei für die höchste Integrität des betreuenden Bankkonsortiums (Underwriter syndicate). Jahreskontrollen Zur Kontrolle von makroökonomischen Effekten und Zeittrends Fang (2005), Andres et al. werden Indikatorvariablen für jedes Jahr des (2013) Beobachtungszeitraums (jeweils das Kalenderjahr der Bondemission) verwendet. Make Whole Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Bond eine Powers/Tsyplakov (2008) make whole provision hat, ansonsten ist der Wert gleich 0. Maturity Der Logarithmus der Laufzeit (maturity) in Monaten des Bonds. Fenn (2000), Fang (2005) Public Firm Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Fenn (2000), Andres et al. Bondemittent ein börsennotiertes Unternehmen ist, ansonsten ist (2013) der Wert gleich 0. SEC 144A Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Bond unter Fenn (2000), Andres et al. der SEC-Regel 144A (für beschleunigte Bondemissionen) (2013) begeben wird, ansonsten ist der Wert gleich 0. Senior Unsecured Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Bond senior unsecured (d.h. unbesichert, aber hohe Seniorität in der Kapitalstruktur) ist, ansonsten ist der Wert gleich 0. In Anlehnung an John et al. (2010), Andres et al. (2013) Syndicate Size Anzahl der lead underwriter, die eine Bondemission betreuen. Shivdasani/Song (2011) Syndicate w/o ’bribery/corruption’ case Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn das Syndikat der betreuenden Emissionsbanken (lead underwriter) in der Zeit vor der Bondemission keinen Compliance-Fall hatte. Compliance-Fälle umfassen die folgenden separat untersuchten Kategorien: Korruption und Bestechung (bribery and corruption); Geldwäsche (laundering); Korrektur des operativen Ergebnisses (restatements of operating results); Existenz des Wortes Integrität (no integrity on webside); Vergleichszahlungen (settlement payments). Es werden somit vier verschiedene Indikatorvariablen verwendet und wie im folgenden Beispiel kenntlich gemacht: Indikatorvariable für Fälle von Geldwäsche wird bezeichnet als Syndicate w/o ’laundering’ case. Top 8 Lead Underwriter Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der lead Fang (2005) underwriter eines Bonds unter den Top 8 lead underwriter im jährlichen league table (von Bloomberg) ist. Wenn ein Bond von mehreren führenden Emissionsbanken betreut wird, wird Fang (2005) folgend die Emissionsbank mit der höchsten Platzierung im league table (d.h. das Maximum der Reputation der Emissionsbanken) verwendet. XIII Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Volume Der Logarithmus des Emissionsvolumens des Bonds. Puri (1996), Andres et al. (2013) Yield Spread Der offering yield eines Bonds abzüglich des yields eines U.S. Treasury Bonds mit vergleichbarer Laufzeit zum Emissionszeitpunkt (in Basispunkten (bps)). Livingston/Miller (2000), Andres et al. (2013) Zero or Step-up Indikatorvariable, die den Wert 1 annimmt, wenn der Bond den Fenn (2000), Andres et al. Coupontyp „step-up“ oder „zero coupon“ hat, ansonsten ist der (2013) Wert gleich 0. # Covenants Misst die Anzahl an Covenants, die ein Bond hat. In Anlehnung an Powers/Tsyplakov (2008) XIV Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 4: Korrelationsmatrix (2002-2010) Tabelle 1 zeigt die Korrelationsmatrix. Aus Platzgründen werden die Variablen vorab genannt und sind entsprechend der Nummerierung zuzuweisen: 1) Yield Spread 2) Gross Spread 3) Downgrade 4) Syndicate ’restatement’ case 5) Syndicate ’laundering’ case 6) Syndicate ’bribery/corruption’ case 7) Syndicate ’settlement’ case 8) Fraction of LU with ’restatement’ case 9) Fraction LU with ’laundering’ case 10) Fraction of LU with ’bribery/corruption’ case 11) Fraction of LU with ’settlement’ case 12) Top 8 Lead Underwriter 13) Credit Rating 14) First-Time Issuer 3 yrs 15) Public Firm 16) Maturity 17) lnofferingamount 18) Senior Unsecured 19) Zero or Step-up 20) SEC144A 21) Callable 22) High-Yield Index Spread 23) # Covenants 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 1 1,0000 0,3782 -0,0014 -0,0385 -0,0627 -0,1344 -0,0270 0,0630 0,0296 0,1339 0,0522 0,0063 -0,6371 0,1465 -0,1790 -0,1753 -0,1529 -0,2695 0,1554 0,2355 0,0940 0,1720 0,0639 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 1,0000 -0,0022 0,0450 0,0063 -0,0530 -0,0007 -0,0119 0,0247 0,1109 0,0550 0,0079 -0,4834 0,0861 -0,0129 0,1871 -0,1006 -0,1324 , 0,7000 0,0870 -0,0337 0,3923 1,0000 0,0961 0,1022 0,1478 0,0948 -0,0967 -0,0897 -0,1501 -0,0910 0,0716 0,0145 0,0185 -0,0523 0,0461 -0,0145 -0,0045 0,0290 0,0157 0,0090 -0,0682 -0,0005 1,0000 0,3514 0,3310 0,4518 -0,8557 -0,2417 -0,2627 -0,3720 -0,2408 -0,0644 0,0074 -0,0923 0,0120 -0,1782 -0,1412 0,0665 -0,0070 -0,0169 -0,0607 0,0304 1,0000 0,2560 0,1412 -0,3252 -0,8528 -0,2190 0,0320 -0,0442 -0,0440 -0,0313 -0,1226 0,0099 -0,1109 -0,0922 0,0514 -0,0166 -0,0341 -0,1095 0,0148 1,0000 0,3264 -0,3091 -0,1387 -0,8845 -0,2988 -0,1343 0,0274 -0,0259 -0,0427 0,0464 -0,1558 -0,0421 0,0420 -0,0283 -0,0354 -0,0247 0,0182 1,0000 -0,3611 0,0374 -0,2599 -0,8537 -0,2972 -0,0663 -0,0007 -0,0708 0,0224 -0,1676 -0,1246 0,0622 0,0118 -0,0235 -0,0577 0,0182 1,0000 0,2932 0,2713 0,3925 0,1902 0,0496 -0,0085 0,1166 -0,0330 0,1300 0,1342 -0,0588 -0,0183 0,0219 0,0760 0,0050 1,0000 0,1656 -0,1297 -0,0579 0,0532 0,0406 0,1296 -0,0149 0,0496 0,0817 -0,0469 -0,0199 0,0319 0,0833 0,0214 1,0000 0,2684 0,1198 -0,0328 0,0419 0,0522 -0,0471 0,1071 0,0327 -0,0294 0,0156 0,0423 -0,0082 -0,0055 1,0000 0,2469 0,0562 0,0058 0,0770 -0,0360 0,1326 0,1154 -0,0460 -0,0409 0,0160 0,0815 0,0218 1,0000 0,0376 -0,0271 0,0480 0,0542 0,1657 0,0358 0,0027 0,0001 0,0507 0,0750 -0,0166 1,0000 -0,1005 0,2655 -0,0326 0,2822 0,3707 -0,1376 -0,3001 -0,1242 0,2852 -0,1451 1,0000 -0,0438 0,0296 -0,0916 -0,0341 0,0359 0,3826 0,0307 -0,0087 -0,3637 1,0000 -0,0004 0,1406 0,2603 -0,0676 -0,1632 -0,0433 0,1016 0,0634 1,0000 0,0237 -0,0442 0,0224 0,0505 0,0946 -0,0757 -0,0225 1,0000 0,2307 -0,0454 -0,0956 -0,0707 0,1716 -0,0137 1,0000 0,0282 -0,1324 -0,0895 0,0800 -0,0374 1,0000 0,0554 0,0220 -0,0597 0,0034 1,0000 0,0067 -0,0845 -0,6416 1,0000 0,0141 0,0602 1,0000 -0,0350 1,0000 XV Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 5: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption Case) Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse der Logit-Regression der Unternehmensanleihen-Performance (gemessen als Herabstufung im ersten Rating.) die von unterschiedlichen Emissionsbanken zwischen 2002 und 2010 herausgegeben wurden. Alle Variablen sind in Tabelle 1 definiert und erklärt. Z-Statistiken basieren auf Standardfehlern, die als “White” und “issuer-clustered” bezeichnet werden. Dabei gilt für „issuer-clustered“ die issuer-cluster standard errors nach Petersen (2009). Alle Regressionen berücksichtigen Jahres-und Industriekontrollen. Statistische Signifikanzen liegen im 0.01(***), 0.05(**) 0.10(*)- Level. Variablen Syndicate w/o ’bribery/corruption’ case Marginaler Effekt (1) (2) (3) (4) -0,313 (-2,43)** -0.313 (-1,79)* -0,502 (-2,91)*** -0,502 (-2,10)** -7,02% (5) (6) (7) -12,42% Fraction of LU with ’bribery/corruption’ case 1,031 (2,24)** Fraction of LU with ’bribery/corruption’ case 3yrs 0,527 (2,27)** Number ’bribery/corruption’ cases per bond 0,517 (2,22)** Top 8 Lead Underwriter -0,020 (-0,23) -0,020 (-0,17) -0,020 (-0,22) -0,020 (-0,16) -0,018 (-0,14) -0,021 (-0,17) -0,021 (-0,17) Credit Rating 0,050 (4,33)*** 0,050 (2,71)*** 0,043 (3,29)*** 0,043 (2,07)** 0,042 (2,02)** 0,043 (2,07)** 0,043 (2,08)** First-Time Issuer 3 yrs 0,138 (1,99)** 0,138 (1,65)* 0,082 (1,05) 0,082 (0,86) 0,080 (0,84) 0,082 (0,86) 0,082 (0,86) -0,205 (-3,27)*** -0,205 (-1,82)* -0,224 (-3,25)*** -0,224 (-1,80)* -0,224 (-1,80)* -0,225 (-1,81)* -0,225 (-1,80)* Maturity 0,138 (1,51) 0,138 (1,29) 0,208 (2,03)** 0,208 (1,69)* 0,211 (1,71)* 0,209 (1,70)* 0,208 (1,69)* Volume -0,008 (-0,18) -0,008 (-0,12) -0,019 (-0,38) -0,019 (-0,25) -0,013 (-0,16) -0,019 (-0,24) -0,019 (-0,25) Zero or Step-up 0,238 (1,08) 0,238 (0,82) 0,276 (1,22) 0,276 (0,92) 0,267 (0,88) 0,276 (0,92) 0,276 (0,92) Clawback -0,080 (-0,92) -0,080 (-0,63) -0,282 (-2,89)*** -0,282 (-1,97)** -0,279 (-1,96)* -0,282 (-1,97)** -0,281 (-1,97)** SEC144A 0,108 (1,08) 0,108 (0,96) 0,045 (0,40) 0,045 (0,36) 0,043 (0,35) 0,044 (0,36) 0,044 (0,36) # Covenants 0,007 (0,95) 0,007 (0,89) 0,007 (0,85) 0,007 (0,80) 0,006 (0,76) 0,007 (0,81) 0,007 (0,79) 2002-2010 2002-2010 2002-2008 2002-2008 2002-2008 2002-2008 2002-2008 6057 6057 4470 4470 4470 4469 4470 Pseudo R2 0.0906 0.0906 0.0439 0.0439 0,0438 0,0441 0,0440 p-Wert (Wald χ2) 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja White Issuerclustered White Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered Public Firm Jahre Beobachtungen Jahres- und Industriekontrollen Standardfehler XVI Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 6: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Restatements) Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse der Logit-Regression der Unternehmensanleihen-Performance (gemessen als Herabstufung im ersten Rating), die von unterschiedlichen Emissionsbanken zwischen 2002 und 2010 herausgegeben wurden. Alle Variablen sind in Tabelle 1 definiert und erklärt. Z-Statistiken basieren auf Standardfehlern, die als “White” und “issuer-clustered” bezeichnet werden. Alle Regressionen berücksichtigen Jahres-und Industriekontrollen. Statistische Signifikanzen liegen im 0.01(***), 0.05(**), 0.10(*)- Level. Variablen (1) (2) (3) (4) Syndicate w/o ’Restatement’ case -0,240 (-3,29)*** -0,240 (-2,36)** -0,292 (-3,79)*** -0,292 (-2,67)*** Marginaler Effekt -5,2 % Fraction of LU with ’Restatement ’ Case (5) (6) 0,229 (1,68)* 0,313 (2,04)** Fraction of LU with ’restatement’ case 3yrs (7) 0,261 (1,78)* Anzahl restatement per bond 0,220 (2,89)*** Syndicate Size Top 8 Lead Underwriter (8) -0,043 (-1,11) -0,076 (-0,83) -0,076 (-0,63) -0,094 (-0,99) -0,094 (-0,73) -0,041 (-0,34) -0,057 (-0,45) -0,040 (-0,32) -0,064 (-0,49) Credit Rating- 0,049 (4,26)*** 0,049 (2,65)*** 0,041 (3,18)*** 0,041 (2,00)** 0,049 (2,66)*** 0.041 (2,0)** 0,041 (1,99)** 0,045 (2,18)** First-Time Issuer 3yrs 0,147 (2,12)** 0,147 (1,77)* 0,093 (1,20) 0,093 (0,98) 0,143 (1,72)* 0,090 (0,95) 0,089 (0,93) 0,100 (1,05) -0,208 (-3,31)*** -0,208 (-1,85)* -0,227 (-3,28)*** -0,227 (-1,82)* -0,215 (-1,91)* -0,236 (-1,89)* -0,231 (-1,86)* -0,218 (-1,74) Maturity 0,129 (1,41) 0,129 (1,20) 0,194 (1,89)* 0,194 (1,56) 0,135 (1,26) 0,199 (1,61) 0,203 (1,65)* 0,202 (1,64) Volume -0,015 (-0,34) -0,015 (-0,22) -0,029 (-0,56) -0,029 (-0,36) -0,004 (-0,06) -0,014 (-0,18) -0,009 (-0,12) -0,021 (-0,27) Zero or Step-up 0,266 (1,21) 0,266 (0,92) 0,305 (1,36) 0,305 (1,02) 0,250 (0,86) 0,287 (0,96) 0,285 (0,95) 0,279 (0,93) Clawback -0,063 (-0,37) -0,063 (-0,50) -0,257 (-2,64)*** -0,257 (-1,80)* -0,066 (-0,51) -0,260 (-1,81)* -0,264 (-1,85)* -0,260 (-1,82)* SEC144A 0,101 (1,02) 0,101 (0,91) 0,038 (0,34) 0,038 (0,31) 0,106 (0,95) 0,045 (0,37) 0,045 (0,37) 0,023 (0,19) # Covenants 0,007 (0,97) 0,007 (0,91) 0,007 (0,88) 0,007 (0,82) 0,007 (0,87) 0,007 (0,81) 0,007 (0,80) 0,006 (0,76) 2002-2010 2002-2010 2002-2008 2002-2008 2002-2010 2002-2008 2002-2008 2002-2008 6057 6057 4470 4470 6057 4470 4470 4470 Pseudo R2 0.0913 0.0913 0.0448 0.0448 0,0906 0,0438 0,0434 0,0454 p-Wert (Wald χ2) 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 Jahres- und Industriekonrollen Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja White Issuerclustered White Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered Public Firm Jahre Beobachtungen Standardfehler XVII Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 7: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Settlement Payments/Laundering/No Integrity Website) Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse der Logit-Regression der Unternehmensanleihen-Performance (gemessen als Herabstufung im ersten Rating), die von unterschiedlichen Emissionsbanken zwischen 2002 und 2010 herausgegeben wurden. Alle Variablen sind in Tabelle 1 definiert und erklärt. Z-Statistiken basieren auf Standardfehlern, die als “White” und “issuer-clustered” bezeichnet werden. Alle Regressionen berücksichtigen Jahres-und Industriekontrollen. Statistische Signifikanzen liegen im 0.01(***), 0.05(**) 0.10(*)- Level. Variablen (1) (2) (3) Syndicate w/o ’settlement’ case MarginalerEffekt (4) (5) -0,137 (1,29)* -0,137 (-1,39) (6) (7) (8) 0,224 (2,08)** 0,183 (1,91)* 0,183 (1,39) -3,0% Fraction of LU with ’settlement’ case Syndicate w/o ’laundering’ case 0,039 (0,47) MarginalerEffekt 1,71% 0,071 (0,72) Syndicate’no integrity on website 0,027 (0,11) Top 8 Lead Underwriter -0,002 (-0,02) -0,124 (-0,13) 0,376 (0,74) -0,060 (-0,64) -0,060 (-0,48) -0,064 (-0,67) -0,048 (-0,52) -0,048 (-0,39) Credit Rating 0,048 (4,18)*** 0,040 (3,06)*** 0,063 (1,15) 0,048 (4,15)*** 0,048 (2,59)*** 0,040 (3,05)*** 0,048 (4,18)*** 0,048 (2,61)*** First-Time Issuer 3yrs 0,136 (1,97)** 0,079 (1,02) 0,576 (2,35)** 0,137 (1,97)** 0,137 (1,64) 0,075 (0,96) 0,134 (1,93)* 0,134 (1,60) -0,209 (-3,32)*** -0,228 (-3,31)*** -0,235 (-0,90) -0,207 (-3,30)*** -0,207 (-1,84)* -0,229 (-3,33)*** -0,208 (-3,32)*** -0,208 (-1,85)* Maturity 0,140 (1,52) 0,211 (2,06)** 0,299 (0,76) 0,137 (1,49) 0,137 (1,27) 0,208 (2,03) 0,138 (1,50) 0,138 (1,28) Volume 0,003 (0,07) -0,002 (-0,04) -0,037 (-0,19) -0,004 (-0,09) -0,004 (-0,06) -0,007 (-0,15) -0,000 (-0,01) -0,000 (-0,00) Zero or Step-up 0,230 (1,04) 0,263 (1,17) 0,248 (1,12) 0,248 (0,85) 0,275 (1,21) 0,238 (1,07) 0,238 (0,81) Clawback -0,077 (-0,89) -0,279 (-2,86)*** 1,197 (3,36)*** -0,073 (-0,84) -0,073 (-0,57) -0,270 (-2,77)*** -0,069 (-0,79) -0,069 (-0,54) SEC144A 0,112 (1,12) 0,051 (0,46) 0,629 (1,49) 0,109 (1,09) 0,109 (0,97) 0,051 (0,46) 0,111 (1,12) 0,111 (0,99) # Covenants 0,007 (0,96) 0,007 (0,89) 0,038 (1,29) 0,007 (0,95) 0,007 (0,88) 0,007 (0,82) 0,006 (0,90) 0,006 (0,84) 2002-2010 Public-Firm Jahre 2002-2010 2002-2008 2010 2002-2010 2002-2010 2002-2008 2002-2010 6057 4470 822 6057 6057 4470 6057 6057 Pseudo R2 0.0899 0.0425 0.0893 0.0904 0,0904 0,0432 0,0903 0,0903 p-Wert (Wald χ2) 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 0.0000 Jahres- und Industriekonrollen Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja White White White Issuerclustered White White Issuerclustered Beobachtungen Standardfehler White XVIII Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 8: Bond Performance (First Rating Action Downgrade) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments) Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse der Logit-Regression der Unternehmensanleihen-Performance (gemessen als Herabstufung im ersten Rating.) die von unterschiedlichen Emissionsbanken zwischen 2005 und 2010 herausgegeben wurden. Die Ergebnisse dienen der Robustheit der Analyse. Das Auslassen der Jahre 2002-2004 ermöglicht mehr Zeit, damit Compliance-Fälle zunächst auftreten können. Alle Variablen sind in Tabelle 1 definiert und erklärt. Z-Statistiken basieren auf Standardfehlern, die als “White” und “issuer-clustered” bezeichnet werden. Alle Regressionen berücksichtigen Jahres-und Industriekontrollen. Statistische Signifikanzen liegen im 0.01(***), 0.05(**) 0.10(*)- Level. Variablen Syndicate w/o ’bribery/corruption’ case (1) (2) (3) -0,293 (-2,26)** -0,503 (-2,91)*** -0,503 (-2,09)** Syndicate w/o ’restatement’ case (4) (5) (6) -0,303 (-2,91)*** -0,303 (-2,22)** -0,184 (-1,93)* Syndicate w/o ’settlement payment’ case (7) (8) -0,086 (-0,90) 0,229 (1,65)* Top 8 Lead Underwriter 0,033 (0,26) 0,058 (0,41) 0,058 (0,32) -0,037 (-0,25) -0,037 (-0,20) -0,008 (-0,06) 0,020 (0,15) -0,002 (-0,01) Credit Rating 0,039 (2,66)*** 0,019 (1,10) 0,019 (0,75) 0,016 (0,94) 0,016 (0,64) 0,037 (2,55)** 0,036 (2,48)** 0,014 (0,83) First-Time Issuer 3yrs 0,333 (3,75)*** 0,305 (2,80)*** 0,305 (2,29)** 0,316 (2,90)*** 0,316 (2,37)** 0,339 (3,82)*** 0,334 (3,76)*** 0,299 (2,75)*** Public Firm -0,125 (-1,48) -0,134 (-1,33) -0,134 (-0,83) -0,145 (-1,44) -0,145 (-0,90) -0,133 (-1,59) -0,133 (-1,58) -0,148 (1,47) Maturity -0,127 (-1,05) -0,112 (-0,76) -0,112 (-0,70) -0,127 (-0,86) -0,127 (-0,78) -0,133 (-1,10) -0,130 (-1,07) -0,116 (-0,78) Volume -0,050 (-0,84) -0,091 (-1,28) -0,091 (-0,89) -0,092 (-1,29) -0,092 (-0,89) -0,048 (-0,81) -0,040 (-0,67) -0,071 (-1,00) Zero or Step-up -0,162 (-0,39) -0,192 (-0,44) -0,192 (-0,36) -0,173 (-0,40) -0,173 (-0,33) -0,145 (-0,35) -0,152 (-0,36) -0,187 (-0,42) Clawback 0,136 (1,21) -0,202 (-1,43) -0,202 (-1,13) -0,191 (-1,36) -0,191 (-1,08) 0,142 (1,26) 0,145694 (1,29) -0,174 (-1,24) SEC144A 0,084 (0,63) -0,051 (-0,31) -0,051 (-0,28) -0,068 (-0,41) -0,068 (-0,37) 0,074 (0,56) 0,085 (0,64) -0,042 (-0,26) # Covenants 0,003 (0,29) 0,003 (0,26) 0,003 (0,25) 0,003 (0,29) 0,003 (0,28) 0,003 (0,32) 0,003 (0,28) 0,002 (0,21) 2005-2010 2005-2008 2005-2008 2005-2008 2005-2008 2005-2010 2005-2010 2005-2008 3769 2182 2182 2182 2182 3769 3769 2182 Pseudo R2 0.0915 0.0444 0.0444 0,0443 0,0434 0,0912 0.0905 0,0425 p-Wert (Wald χ2) 0.0000 0.0000 0.0001 0.0000 0.0002 0.0000 0.0000 0.0000 Jahres- und Industriekonrollen Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja White White Issuerclustered White Issuerclustered White White White Jahre Beobachtungen Standardfehler XIX Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 9: Yield Spread und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments) Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse der OLS-Regression, die die Auswirkung auf das Pricing veranschaulicht (gemessen am Yield Spread, außer in Regressionen 6 und 7, in denen der Ausgabepreis der Anleihe verwendet wird). Das Sample umfasst alle USUnternehmensanleihen, die von unterschiedlichen Emissionsbanken zwischen 2002 und 2010 herausgegeben wurden. In den Regressionen mit 2, 4, 5 und 6 wurde nur High-Yield Bonds betrachtet, daher sinkt die Anzahl der Beobachtungen. Alle Variablen sind in Tabelle 1 definiert und erklärt. Z-Statistiken basieren auf Standardfehlern, die als “White” und “issuer-clustered” bezeichnet werden. Alle Regressionen berücksichtigen Jahres-und Industriekontrollen. Statistische Signifikanzen liegen im 0.01(***), 0.05(**) 0.10(*)- Level. Variablen Syndicate w/o ’bribery/corruption’ case (1) 8,411 (0,87) (2) nur highyield bonds (3) (4) nur highyield Bonds (5) nur highyield bonds (6) nur highyield bonds y=offering prices (7) y=offering prices 0,356 (2,11)** 0,379 (3,15)*** (8) 2,598 (0,19) Syndicate w/o ’restatement’ case -1,966 (-0,30) -11,109 (-1,74)* Fraction of LU with ’restatement’ case 19,210 (1,85)* Syndicate w/o ’settlement payment’ case 12,870 (1,16) Top 8 Lead Underwriter -14,624 (-1,96)** -5,740 (-0,60) -16,295 (-2,49)** -9,879 (-1,24) -10,046 (-1,07) -0,106 (-0,43) 0,023 (0,12) -9,988 (-1,03) Credit Rating -45,688 (-39,12)*** -41,618 (-19,62)*** -45,634 (-52,76)*** -41,563 (-25,87)*** -41,479 (-19,50)*** 0,151 (3,42)*** 0,066 (3,05)*** -45,665 (-39,08)*** First-Time Issuer 3yrs 24,660 (5,34)*** 32,015 (5,17)*** 24,764 (5,02)*** 32,489 (5,52)*** 32,391 (5,24)*** 0,124 (0,74) 0,196 (1,55) 24,550 (5,31)*** Public Firm -29,7555 (-4,50)*** -28,047 (-3,64)*** -29,606 (-6,51)*** -27,840 (-5,17)*** -28,329 (-3,71)*** -0,068 (-0,42) 0,074 (0,62) -29,976 (-4,58)*** Maturity -113,590 (-11,64)*** -306,945 (-17,03)*** -113,597 (-15,21)*** -307,602 (-22,30)*** -307,303 (-17,01)*** 0,280 (0,84) -0,066 (-0,44) -113,491 (-11,64)*** Volume -6,10 (-1,38) -11,929 (-2,19)** -6,519 (-1,91)* -12,819 (-2,87)*** -12,449 (-2,28)** 0,249 (1,94)* 0,411 (4,58)*** -5,846 (-1,37) Senior Unsecured -24,388 (-3,45)*** -25,682 (-3,47)*** -24,505 (-4,83)*** -26,088 (-4,71)*** -26,369 (-3,57)*** -0,137 (-0,83) -0,204 (-1,44) -24,096 (-3,41)*** Zero or Step-up 192,473 (9,85)*** 210,414 (10,79)*** 192,941 (12,59)*** 212,005 (13,62)*** 212,157 (11,02)*** -30,481 (-30,06)*** 119,026 (9,72)*** Clawback 27,654 (3,03)*** 4,073 (0,54) 27,609 (3,96)*** 4,328 (0,70) 4,504 (0,60) -0,008 (-0,05) -30,428 (30,70)*** -0,059 (-0,38) Make Whole -6,790 (-1,00) -11,062 (-1,60) -6,843 (-1,24) -11,55 (-2,01)** -11,553 (-1,68)* -0,073 (-0,42) -0,125 (-0,87) -6,338 (-0,92) SEC144A 7,268 (0,86) -2,882 (-0,31) 7,123 (0,80) -3,205 (-0,35) -3,388 (-0,37) 0,214 (0,89) -0,051 (-0,28) 7,437 (0,88) Callable -0,931 (-0,17) 0,930 (0,13) -0,889 (-0,17) 1,152 (0,17) 0,921 (0,13) -0,032 (-0,15) -0,031 (-0,21) -0,931 (-0,17) 0,263 (20,42)*** 0,323 (12,43)*** 0,264 (21,13)*** 0,323 (12,19)*** 0,322 (12,47)*** 0,005 (8,06)*** 0,008 (26,48)*** 0,263 (20,4)*** -0,214 (-0,40) 0,072 (0,12) -0,209 (-0,37) 0,100 (0,17) 0,064 (0,11) 0,003 (0,18) 0,003 (0,23) -0,215 (-0,40) 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 5718 3278 5718 3278 3278 3467 5977 5718 0.6227 0.6373 0.6226 0,6376 0,6379 0,8789 0,8922 0,6229 Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Issuerclustered Issuerclustered White White Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered High-Yield Index Spread # Covenants Jahre Beobachtungen R2 Jahres- und Industriekonrollen Standardfehler 27,077 (2,91)*** XX Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 10: Underwriter Fees (Gross Spread) und Integrität (Bribery/Corruption, Restatement, Settlement Payments) Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse der OLS-Regression, die die Auswirkung auf die Underwriter Fees veranschaulicht (gemessen am Gross Spread). Das Sample umfasst alle US-Unternehmensanleihen, die von unterschiedlichen Emissionsbanken zwischen 2002 und 2010 herausgegeben wurden. Alle Variablen sind in Tabelle 1 definiert und erklärt. Die t-Statistiken basieren auf Standardfehlern, die als “White” und “issuer-clustered” bezeichnet werden. Alle Regressionen berücksichtigen Jahres-und Industriekontrollen. Statistische Signifikanzen liegen im 0.01(***), 0.05(**) 0.10(*)- Level. Variablen Syndicate w/o ’bribery/corruption’ case (1) (2) (3) (4) nur high yield bonds 0,490 (2,82)*** 0,490 (2,29)** 1,247 (1,70)* (5) (6) (7) (8) 0,502 (2,51)** 0,502 (2,01)** -0,085 (-0,31) Syndicate w/o ’restatement’ case Syndicate w/o ’settlement’ case -0,247 (-1,52) Syndicate w/o ’laundering’ case 0,026 (0,15) Top 8 Lead Underwriter -0,323 (-1,39) -0,114 (-0,48) -0,114 (-0,46) 0,063 (0,07) -0,421 (-1,74)* -0,314 (-1,36) 0,073 (0,25) 0,073 (0,24) Credit Rating -1,092 (-25,18)*** -1,091 (-25,19)*** -1,091 (-18,26)*** -1,179 (-5,98)*** -1,093 (-25,20)*** -1,092 (-25,15)*** -1,107 (-23,86)*** -1,107 (-16,86)*** First-Time Issuer 3yrs 0,601 (3,41)*** 0,579 (3,28)*** 0,579 (2,78)*** 1,863 (2,84)*** 0,602 (3,42)*** 0,602 (3,41)*** 0,381 (1,97)** 0,381 (1,65)* Public Firm -0,489 (-2,54)** -0,479 (-2,47)** -0,479 (-1,63) -1,321 (-1,64) -0,494 (-2,56)*** -0,488 (-2,53)** -0,366 (-1,52) -0,366 (-0,98) Maturity 1,905 (11,71)*** 1,911 (11,76)*** 1,911 (11,33)*** 2,764 (2,46)** 1,902 (11,72)*** 1,905 (11,73)*** 1,649 (8,33)*** 1,649 (8,33)*** Volume -.2546 (-1,89)* -0,238 (-1,81)* -0,238 (-1,29)* -0,807 (-1,31) -0,259 (-1,94)* -0,251 (-1,88)* -0,300 (-2,01)** -0,300 (-1,39) SEC144A 201,977 (605,75)*** 201,921 (604,16)*** 201,921 (444,45)*** 201,989 (605,22)*** 201,975 (605,48)*** Jahre 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2005-2010 2005-2010 1937 1937 1937 303 1937 1937 1393 1393 0,7769 0,7778 0,7778 0,3944 0,7771 0,7769 0,5870 0,5870 Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja White White Issuerclustered White White White White Issuerclustered Beobachtungen R2 Jahres- und Industriekonrollen Standardfehler XXI Beitrag zum Postbank Finance Award 2013 Tabelle 11: Robustheit - Integritätsindex Die Tabelle beinhaltet die Ergebnisse der Logit- und OLS-Regression, unter Anwendung des Integritäts-Indexes und beinhaltet die Ergebnisse der Auswirkungen auf die Unternehmensanleihen-Performance (first rating action downgrade), das Pricing und die Fees. Das Sample umfasst alle US-Unternehmensanleihen, die von unterschiedlichen Emissionsbanken zwischen 2002 und 2010 herausgegeben wurden. Regressionen 1-5 zeigen die Ergebnisse für den Fall, dass das Syndikat der Emissionsbanken weder Fälle von Restatements, noch Bribery/Corruption, noch Laundering noch Settlement Payments hatte und stellt den Fall der höchsten Integrität dar. Der lineare Integritätsindex summiert das Nicht-Auftreten der vier Arten von Compliance-Fällen (LU w/o ‚Compliance‘ case) auf Syndikats-Level auf und liegt zwischen 4 (höchste Integrität) und 0. Alle Variablen sind in Tabelle 1 definiert und erklärt. Die Z- bzw. t-Statistiken basieren auf Standardfehlern, die als “White” und “issuer-clustered” bezeichnet werden. Alle Regressionen berücksichtigen Jahres-und Industriekontrollen. Statistische Signifikanzen liegen im 0.01(***), 0.05(**) 0.10(*)- Level. Variablen Regression Integritäts-Index (1) Logit y=downgra de -0,166 (-2,09)** (2) Logit y=downgra de -0,178 (-2,19)** (3) OLS y=yield spread -1,665 (-0,18) (4) OLS y=yield spread -14,636 (-2,11)** (5) OLS y=gross spread -0,291 (-1,46) Integritäts-Index linear (6) Logit y=downgra de (7) Logit y=downgra de (8) Logit y=downgra de -0,141 (-2,29)** -0,124 (-1,77)* -0,122 (-2,29)** Top 8 Lead Underwriter -0,053 (-0,58) -0,061 (-0,64) -16,176 (-2,29)** -10,981 (-1,37) -0,401 (-1,71)* -0,101 (-0,78) -0,036 (-0,19) -0,094 (-0,76) Credit Rating 0,049 (4,20)*** 0,040 (3,11)*** -45,644 (-52,60)*** -41,607 (-25,91)*** -1,093 (-25,19)*** 0,042 (2,02)** 0,017 (0,68) 0,050 (2,68)*** First-Time Issuer 3yrs 0,138 (1,99)** 0,081 (1,04) 24,696 (4,93)*** 32,093 (5,45)*** 0,603 (3,43)*** 0,086 (0,90) 0,3101 (2,33)** 0,143 (1,72)* -0,211 (-3,36)*** -0,231 (-3,36)*** -29,627 (-6,49)*** -28,149 (-5,23)*** -0,495 (-2,57)*** -0,229 (-1,84)* -0,150 (-0,93) -0,210 (-1,87)* Maturity 0,131 (1,43) 0,110 (1,95)* -113,601 (-15,17)*** -307,709 (-22,33)*** 1,897 (11,68)*** 0,195 (1,58) -0,129 (-0,80) 0,128 (1,19) Volume -0,007 (-0,16) -0,017 (-0,33) -6,465 (-1,92)* -12,850 (-2,85)*** -0,256 (-1,92)* -0,033 (-0,42) -0,101 (-0,98) -0,021 (-0,30) -24,452 (-4,82)*** -26,019 (-4,69)*** Public Firm Senoir Unsecured Zero or Step-up 0,267 (1,22) 0,306 (1,36) 192,986 (12,54)*** 213,380 (13,72)*** 0,314 (1,05) -0,158 (-0,29) 0,273 (0,94) Clawback -0,067 (-0,76) -0,264 (-2,70)*** 27,608 (3,93)*** 4,763 (0,77) -0,262 (-1,82)* -0,186 (-1,05) -0,066 (-0,52) -6,788 (-1,23) -11,342 (-1,97)** 7,167 (0,80) -2,993 (-0,33) 0,036 (0,29) -0,067 (-0,37) 0,098 (0,88) -0,937 (-0,18) 0,815 (0,12) 0,264 (21,13)*** 0,323 (12,15)*** 0,007 (0,78) 0,003 (0,24) 0,007 (0,88) 2002-2010 Make Whole SEC144A 0,107 (1,08) 0,045 (0,41) Callable High-Yield Index Spread # Covenants 201,997 (605,40)*** 0,007 (0,93) 0,007 (0,85) -0,216 (-0,38) 0,073 (0,12) 2002-2010 2002-2008 2002-2010 2002-2010 2002-2010 2002-2008 2002-2008 6057 4470 5718 3278 1937 4470 2182 6057 (Pseudo)R2 0,0904 0,0432 0,6226 0,6378 0,7771 0,0442 0,0434 0,0912 p-Wert (Wald χ2) 0.0000 0.0000 0.0000 0.0003 0.0000 Jahres- und Industriekonrollen Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja Ja White White White White White Issuerclustered Issuerclustered Issuerclustered Jahre Beobachtungen Standardfehler XXII Beitrag zum Postbank Finance Award 2013