Kurz vor der längsten Nacht des Jahres erinnert sich CHRISTOPH

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Kurz vor der längsten Nacht des Jahres erinnert sich CHRISTOPH
SONNABEND / SONNTAG, 19. / 20. DEZEMBER 2009
51
2009
Unterwegs: In den Gassen von Lübeck › Stadtgespräch: Lautsprecher Alex Christensen › Titel-Thema: Hamburgs lange Party-Nächte
Lokal-Termin: Indisches Abendmahl im „Shalimar“ › Gestern & Heute: Zurück in die Zukunft bei Desy › Handgemacht: Schreibgeräte
Die Macht
der Nacht
Kurz vor der längsten Nacht
des Jahres erinnert sich
CHRISTOPH TWICKEL an
unvergessliche Erlebnisse im
nächtlichen Hamburg.
N
eulich, in einer lauen Sommernacht, nachts
um halb zwölf, war ich auf dem Schulterblatt
unterwegs. Das mache ich eher selten, aber
jene Nacht war eben keine gewöhnliche. Das
beliebte Ausgeh- und Shoppingviertel rund
um die Piazza war mal wieder Schauplatz des
Schanzenfestes, das die umliegenden Straßen tagsüber in einen großen, unangemeldeten Anwohnerflohmarkt verwandelt – und
nachts in einen Freiluft-Rave, der schließlich am frühen Morgen per
Wasserwerfer, Räumpanzer und vollverschalten Ordnungshütern aufgelöst wird. Dieses Ritual wiederholt sich Jahr um Jahr. Es gehört mittlerweile zum Schanzenviertel wie der Michel zu Hamburg.
Auch in dieser Nacht warteten wieder Dutzende von Reportern und
Fotografen darauf, dass es losgeht. Doch es wollte nicht losgehen. Weder
die Polizei noch die so genannten „gewaltbereiten Autonomen“ ließen
sich blicken. Stattdessen: Friede, Freude, Eierkuchen. Ein fröhlicher
Flashmob zettelte vor der Roten Flora eine Kissenschlacht an. Ein paar
albern kostümierte Twentysomethings liefen mit Schildern durch die
Menge, auf denen Sprüche wie „Ich eskalier’ gleich!“ stand. In der Rosenhofstraße, im Volksmund heute auch „Kotzkurve“ genannt, tanzten Jung
und Alt zu saftigen Elektrobeats. Die Straßenstände verkauften Döner
und Bier im Akkord. „Was für eine schöne Nacht!“ dachte ich, als ich bemerkte, dass ein paar Jugendliche auf dem Schulterblatt Pappkartons
zusammenschoben – wohl in der Erwartung, dass gleich ein echter Autonomer um die Ecke käme, den Haufen in Brand stecke und damit die offensichtlich sehnsüchtig erwartete Randale provozierte. Als das nicht
geschah, torkelte eine blonde Frau mit rosa Beinkleid herbei, zückte ihr
Feuerzeug und begann herumzukokeln. Ich trat hinzu und fragte sie: „Was
machst du denn da?“ – „Ich zünd das an!“ sagte die Blondine und blickte
trübe zu mir auf. „Und was soll das?“ – „Nur so.“ – „Komm, hör auf mit dem
Scheiß! Geh Bier trinken oder tanzen, oder so!“– „Wieso, ist doch geil!“
Von den Umstehenden hatten einige ihr Handy gezückt und machten
eifrig Fotos von dem glimmenden Pappkarton. Ich sah mich um: Vom
schwarzen Block weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen überall
Partyvolk, das sich zum Straßenkampf rüstete, oder besser: so tat, als ob.
Siebzehnjährige mit Sonnenbrillen auf der pickligen Stirn, die versuchten, ihre Halstüchlein als Vermummung zu benutzen. „Wo sind denn die
Bullen?“, rief einer, „Ey, dahinten brennt’s!“, ein anderer. Alle waren ganz
zappelig, liefen durcheinander, schauten grimmig und bemühten sich
um möglichst aufgeheizte Stimmung. Heute Nacht, da war man sich
einig, sollte das Schanzenviertel eine wilde Gefahrenzone sein.
Leider musste ich den Ort des Geschehens zu diesem Zeitpunkt verlassen, da ein Freund von mir in dieser Nacht fünfzig wurde und ich nicht
zu spät zur Gratulation kommen wollte. Auf dem Weg zu dem Eimsbütteler Gemeindesaal, in dem die Feier stattfand, fühlte ich mich ein bisschen
alt und gab mir alle Mühe, die Jugend von heute zu verstehen. Straßen-
Ausdauernd wird im
angesagten Kiez-Klub
„Moondoo“ gefeiert.
FOTO: BERTOLD FABRICIUS / PRESSEBILD.DE
schlachten als Nightlife-Event? Was war hier passiert? Ich erinnerte mich
an die späten Achtzigerjahre, als ich nach Hamburg kam. Das war die
Zeit, in der der Kiez langsam zur Ausgehmeile wurde. Aids hatte die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen rapide sinken lassen, der Betrieb
von Peepshows war seit 1982 verboten und wegen des Booms von Videotheken mit Sexfilm-Abteilungen waren auch die Pornokinos um die Reeperbahn dem Untergang geweiht. In den ehemaligen Rotlichtbars und
Puffs eröffneten kleine Klubs, die die billig-plüschige Inneneinrichtung
einfach übernahmen, weil sie so schön verrucht war. Man tanzte auf einem Vulkan, umgeben von Sexshops, Prostituierten, Luden und Freiern,
Tür an Tür mit harten Kiezkneipen wie dem Goldenen Handschuh, wo
sich Nacht für Nacht die Besoffskis was auf die Löffel gaben.
Oder noch etwas früher: Wäre das „Pickenpack“ am Schulterblatt in
den Siebzigern interessant gewesen, wenn dort nicht ab und zu mal ein
paar Hell’s Angels mit ihren Maschinen an den Tresen gefahren wären,
um ein Bier zu bestellen? Musste nicht Onkel Pö-Betreiber Peter Marxen
mit seinen Verbindungen zum Kiez und zu den Sinti nach Wilhelmsburg
drohen, um die Rockergangs aus seinem Laden zu vertreiben? Der geschichtsträchtige Punkerklub „Krawall 2000“ in der Nähe des Fischmarkts hieß nicht umsonst so, und die ersten Abende des „Golden Pudel
Club“ fanden in einem schimmligen Keller in der Lincolnstraße statt,
den die Polizei jederzeit hätte dichtmachen können. Offensichtlich haben die meisten der Klubs und Bars, die heute als legendär gelten, zumindest ein bisschen als Gefahrenzone angefangen.
Gerade wollte ich anfangen, noch von den unzumutbaren sanitären
Verhältnissen im „Heinz Karmer’s Tanzcafé“ erzählen – eine abbruchreife ehemalige Dompinte, die 1994–97 das Wohnzimmer der Hamburger
Schule war. Da flattert mir eine Pressemitteilung auf den Schreibtisch.
Dort verkünden zwei Hamburger Kulturpolitiker, ganz ohne falsche Bescheidenheit: „Wir bereiten den Weg für die Beatles von morgen!“ und
stellen ihr „Förderprogramm für Hamburger Independent-Labels“. Ganz
gewiss ein ehrenwertes Programm und bestimmt eine feine Sache für
Hamburgs kleine Plattenfirmen. Aber die neuen Beatles, gefördert und
gepampert von GAL, CDU oder SPD? Wird dann der neue Star-Club womöglich ein rauchfreier Saal in einem öffentlich geförderten Musikerzentrum in Barmbek Süd, natürlich in Passivhaus-Bauweise? Gott bewahre!
In jener Nacht fuhr ich gegen halb drei von der Geburtstagsfeier nach
Hause und machte noch einen kleinen Schlenker in Richtung Schanze.
Schon von weitem sah ich, dass die Nacht den üblichen Verlauf genommen hatte. Über dem Viertel kreisten Hubschrauber, an der Ecke Altonaer Straße verriegelten Hunderte von Polizisten den Zugang zum Schulterblatt. Blecherne Lautsprecherdurchsagen und das Dröhnen der Wasserwerfer erfüllte die Luft. Die verbliebene Amüsier-Meute war happy,
johlte herum, schwenkte Bierflaschen und posierte mit Victory-Zeichen
für Fotos. Ich hatte meinen Presseausweis dabei und konnte so durch die
Polizeikette aufs Schulterblatt schlüpfen. Die Straße war menschenleer,
das Pflaster glänzte vom Nass der Wasserwerfer. Ab und zu fuhr der Suchscheinwerfer eines Helikopters über die Szenerie. Die Kneipen waren
geschlossen, nur aus einer Bar kurz vor der Ecke Susannenstraße drang
noch Musik. Als ich hineinblickte, erklomm der DJ gerade den Tresen
und schwenkte sein T-Shirt über dem Kopf. Der kleine, schlauchartige
Raum war dicht bepackt mit Menschen. Offensichtlich hatten sie sich
rechtzeitig vor den Wasserwerfern hier hinein gerettet. Jetzt tanzten sie
wie irre, gröhlten und quiekten. Schließlich hatten sie als einzige Party
im Sperrgebiet durchgehalten. Sie feierten sich – als Sieger der Nacht.
S. 4/5 – Feiern im „Moondoo“
und auf einer Ü30-Party.
Plus: Hamburgs Klub-ABC
II
› WOCHENENDE
Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009
Ab nach Lübeck
Mein perfekter
Sonntag
da! Wir schauen uns fragend
an, und ich beruhige: Die Leute kommen schon noch. Genauso ist es. Kurz vor 11 Uhr
füllt sich die Kirche und dann
geht’s los: Der Höhepunkt
meines „perfekten“ Sonntags
beginnt mit Orgelmusik und
endet mit dem Segen. Der
Gottesdienst ist für mich der
Ort, an dem ich Kraft schöpfe
für eine ganze Woche: Ich besinne mich auf das, was wirklich wichtig ist im Leben,
komme zur Ruhe, höre wunderschöne Musik, Bibeltexte
voller Weisheit und Zuspruch
und erlebe eine Gemeinschaft,
die in der Gesellschaft einmalig ist: alte und junge, fromme
und zweifelnde, gebildete und
einfache, distanzierte und
engagierte Menschen bilden
einen großen Kreis um den
Altar und feiern Abendmahl.
Das gibt es nur sonntags!
13 Uhr Nach Gottesdienst
und Kirchenkaffee fahre ich
erschöpft, aber auch erfüllt
nach Hause. Dort treffe ich
den ein oder anderen noch
frühstückend an (auch Pastorenkinder schlafen gerne lang
…). Wir klönen am Esstisch
und planen unseren Nachmittag: Die eine besucht den
Großvater, die andere muss
lernen, der nächste macht
Sport oder genießt, dass er
endlich mal nichts tun muss.
Die „Feuerzangenbowle“
als Zeitreise-Event im
Hamburger Schulmuseum.
E
inmal etwas Irrsinniges zu
tun, das habe ich mir immer schon gewünscht. Ein
Junge zu sein, der albern ist und
ohne Sorgen. Der seine Schulaufgaben macht und mit Papierkügelchen schießt ...“ Wenn Heinz Rühmann alias Dr. Johann Pfeiffer
(„mit drei f!“) im Schinken von
1944 rührselig vor den Flammen
des schwer alkoholträchtigen Gebräus beschließt, zurück in die
Schulzeit zu reisen, bleibt kein
Auge trocken. Alle Jahre wieder
wird die „Feuerzangenbowle“ zur
Vorweihnachtszeit aus den Privatarchiven gekramt. Auch Holger
Kraus, 41, tut dies in schöner Regelmäßigkeit. Bereits zum dritten
Mal lädt er zum Schul-NostalgieTrip, um – wie er sagt – zur Ruhe zu kommen und
Geschenke einmal Geschenke sein zu lassen.
Ort der Vorführung ist jedoch kein Wohnzimmer
oder stinknormles Kino (von denen es ja ohnehin
immer weniger in Hamburg gibt), sondern das Schulmuseum auf St. Pauli. Kraus’ rollendes Kino mit dem
schönen Namen „Flexibles Flimmern“ versetzt die
Zuschauer an besondere, authentische, mitunter
skurrile Orte. So gab er den Piraten-Film „Fluch der
Karibik“ auf einem Abenteuerspielplatz zum Besten,
verlegte „Ocean’s Eleven“ (im Original mit Frank Sinatra) kurzerhand ins Hamburger Casino Esplanade
oder ließ „Der Pate“ in einer verlassenen Lagerhalle
am Hafen spielen (traditioneller Umschlagsplatz für
Prohibitionswaren der Mafia).
„Auf diese Weise wird das Filmerlebnis verstärkt“,
sagt der Chef-Flimmerer, der schon während der
Studienzeit seiner Hausgemeinschaft in Göttingen
Kultfilme auf dem Treppenabsatz präsentierte und
sich in dreijähriger Cineasten-Fleißarbeit eine treue
Fangemeinde angeschafft hat. „Aber man lernt dadurch auch immer wieder neue Orte kennen oder ent-
FOTO: REINER OHMS
deckt bekannte Plätze neu.“ Praktisch auch: Hinterher müssen sich die Gäste nicht fragen, „und wohin
gehen wir jetzt was trinken?“ Nach dem Film dürfen
sie gern bleiben und über Plot und die Welt fachsimpeln – oder einfach nur schlemmen. Denn für Verpflegung ist ebenfalls gesorgt. Bei Kerzenschein und
weihnachtlicher Deko werden Feuerzangenbowle
und gepimpte Schulbrote gereicht, etwa mit Hobelkäse, Feigensenf und Radieschensprossen.
Und einen besonderen Service gibt es bei jeder
Vorführung obendrauf. Eingestimmt werden die Besucher dieses Abends mit einer privaten Schulstunde
wie im Kaiserreich. „Die Zeitreise im Schulmuseum
lohnt sich sehr“, sagt Holger Kraus. Museumspädagogen lassen einen spüren, wie es damals im Klassenzimmer zuging mit Rohrstock-Androhungen und Gedichtaufsagen. Alle „Schüler“ bekommen altdeutsche
Namen, damit auch alles schön echt ist. Hinterher ist
man dann fast froh, wieder in den Vierzigern gelandet
zu sein, wenn auch nur filmisch. In einer „richtigen
Penne, mit richtigen Paukern und Lausejungen“ –
und ordentlich viel Feuerzangenbowle.
Service
» Hamburger Schulmuseum,
Seilerstraße 42 (parallel zur Reeperbahn), Sonnabend 19.12,
Einlass ins Museum: 19.30 Uhr,
Unterrichtsstunde: 19.45 – 20.15
Uhr, danach Einlass zum Film mit
Feuerzangenbowle in der Aula.
Filmstart: 21 Uhr, Eintritt: 10 Euro.
Um Reservierung für den Kinoabend wird gebeten unter:
[email protected]
20 Uhr Als großer Krimifan
Rohrnetz der Hamburger Wasserwerke
– wie die Entfernung
von Islamabad (Pakistan) nach Hamburg.
Der Wasserverbrauch pro Einwohner liegt bei rund
107 Litern am Tag.
TEXT: VERENA FISCHER-ZERNIN
n diesen Wochen steht in gefühlten 95 Prozent aller
Hamburger Kirchen Bachs Weihnachtsoratorium
auf dem Programm. Aber es muss ja vielleicht nicht
immer der große Johann Sebastian sein. Was den
Deutschen ihr Weihnachtsoratorium samt Zimtstern
und Nelkenduft, ist den Engländern ihr „Messiah“.
Mehr noch: Der „Halleluja“-Chor, das wohl berühmteste Stück aus diesem berühmtesten Werk Georg
Friedrich Händels, ist in England eine Art inoffizieller
Nationalhymne; bis heute erhebt man sich, wann immer das „Halleluja“ angestimmt wird.
Am Sonnabend findet in der Hauptkirche St. Petri
eine ganz besondere Aufführung des „Messiah“ statt:
Petri-Kantor Thomas Dahl dirigiert nicht nur seinen
Hamburger Bachchor St. Petri, Orchester und Sängersolisten, sondern auch das Publikum. Das soll
nämlich mitsingen.
AV
E
straße
raße
König
6
„Einige Chöre im Messiah sind richtig auf Massenwirkung angelegt“, sagt Dahl. Schon bei der Trauerfeier für den Schöpfer des „Messiah“ 1759 sangen in
der Londoner Monumentalkirche Westminster Abbey rund 400 Chorsänger das „Halleluja“, und oft
singt das Publikum mit.
Längst ist diese Tradition des „Sing along“ auf den
Kontinent hinübergeschwappt. Von basisdemokratischem Mitschmettern nach Gusto, wie es bei solchen
Veranstaltungen bisweilen anzutreffen ist, hält Dahl
aber weniger: „Wir musizieren schließlich in einem
öffentlichen Raum.“ Deshalb singt die übrigen Chorstücke mit ihren zum Teil akrobatischen Koloraturen
der Bachchor; die Solopartien übernehmen Sabine
Schneider (Sopran), Saskia Klumpp (Alt), Sven-Olaf
Gerdes (Tenor) und Tom Schmidt (Bass).
„Das Publikum soll sich als Teil eines großen Ganzen spüren“, sagt Dahl, „ob die Leute gerade bei einer
Nummer dabei sind oder nicht. Mein Hauptwunsch
ist, dass sie nachher sagen: Wir haben zusammen den
Messias aufgeführt.“
Damit es in der halligen Akustik des Kirchenraums
auch klappt mit der musikalischen Einheit, holt Dahl
die Mitsänger möglichst nah an den Altarraum, nach
Stimmgruppen sortiert. Kerzenschein gibt’s dazu, wie
immer in St. Petri – ergänzt durch dezente Lesebeleuchtung, wegen der Noten.
Wer keine hat – macht nichts: Kurzentschlossene
können sich am Büchertisch in der Turmhalle einen
Klavierauszug kaufen, um an dem klingenden Gemeinschaftserlebnis teilzuhaben.
Vor dem Konzert bietet Dahl eine Probe der Publikumschöre an – aber keine strenge. „Die Leute sollen
mich lieben dabei!“, sagt er und lacht. Und wer einfach nur hörend genießen will, darf das natürlich
auch. Ohne Probe.
Das weihnachtlich beleuchtete Lübeck ist das perfekte Ziel für einen Ausflug, eine
kulturelle Zeitreise. In den malerischen und verwinkelten Gängen und Gassen der
Hansestadt an der Ostsee wird Geschichte lebendig.
Gleich drei Mal wurde Lübeck gegründet: Zunächst von den Slawen im 8. Jahrhundert, als Liubice, „die Liebliche“. Im Jahr 1143 verlieh Graf Adolf II. von Schauenburg
der Siedlung das Stadtrecht – das war die offizielle Gründung von Lübeck. Herzog
Heinrich der Löwe merkte schnell, wie günstig die Lage der neuen Stadt war. Der Handel in seinen Marktplätzen Lüneburg und Bardowik ging zurück, die Kaufleute wanderten nach Lübeck ab. Nach einem großen Brand 1157 trat der Graf die Stadt an den
Herzog ab, dieser gründete sie erneut. Als Lübeck 1226 zur freien Reichsstadt wurde,
entwickelten Rat und Bürgerschaft eine starke Handelspolitik und das „Lübische
Recht“, das zum Exportschlager in 120 Ostsee-Städte wurde. Rund 100 Jahre später
sicherte sich Lübeck durch den Kauf von Travemünde den ungehinderten Zugang zur
Ostsee und wurde zur „Königin der Hanse“. Ende des 14. Jahrhunderts hatte die
imposante Wirtschaftsmacht fast 25 000 Einwohner und war damit die zweitgrößte
Stadt in Deutschland. Auch nach dem Niedergang der Hanse blieb Lübeck Kaufmannsstadt, nicht mehr unermesslich reich, aber wohlhabend.
Zwei Drittel der wasserumflossenen Altstadt waren auch nach einem Bombenangriff
im 2. Weltkrieg noch erhalten. Die historische Stadtanlage mit rund 1800 denkmalgeschützten Gebäuden wurde von der Unesco 1987 zum „Weltkulturerbe“ ernannt.
Drei Nobelpreisträger sind mit Lübeck verbunden: Thomas Mann, dessen Roman
„Die Buddenbrooks“ wie kein Zweiter für das Deutschland bis zum Ersten Weltkrieg
steht – und oft als eine Art Lübeck-Reiseführer begriffen wird. Günter Grass, der mit
der „Blechtrommel“ vor 50 Jahren ästhetisch, moralisch und thematisch einen Sturm
auslöste. Und Willy Brandt, der 1971 für seine Ostpolitik den Friedensnobelpreis
bekam. Allen dreien sind Museen gewidmet – Lübeck ist ohnehin Museumsstadt!
Zum Aufwärmen nach einem Bummel durch die „Stadt der sieben Türme“ – fünf
Kirchen mit sieben Kirchtürmen prägen die Silhouette – kann man sich einer Lübecker
Spezialität hingeben: dem Marzipan. In den Lübecker Zunftrollen wird die Köstlichkeit aus dem Vorderen Orient erstmals im Jahr 1530 erwähnt. „Lübecker Marzipan“
erfüllt besonders hohe Anforderungen, die sich die dortigen Hersteller selbst auferlegt
haben. Darin sind die Mandelqualität und die Begrenzung des Zuckerzusatzes, der in
Lübeck seit alters her besonders gering gehalten wurde, festgelegt. Dazu passt perfekt ein Glas Rotspon, ein in Lübeck allein durch Lagerung „veredelter“ Bordeaux.
TIPPS & TERMINE
1 HOLSTENTOR Die mächtige Doppelturmanlage wurde in
den Jahren 1464 bis 1478 vom Stadtbaumeister Hinrich
Helmstede nach niederländischen Vorbildern errichtet. Die
Türme stehen als Pfahlbauten auf morastigem Boden, der
Südturm ist seit dem Mittelalter abgesackt. Hinter bis zu
3,50 Meter dicken Mauern befindet sich die Ausstellung „Die Macht des Handels“.
2 BUDDENBROOKHAUS In der Beletage, die einst Familie Mann bewohnte, ist die
Dauerausstellung „Die Buddenbrooks, ein Jahrhundertroman“ aufwendig inszeniert.
» Buddenbrookhaus, Mengstr. 4, Öffnungszeiten: Januar – März: täglich 11 – 17
Uhr, April – Dezember: täglich 10 – 18 Uhr, Literarische Spaziergänge an den
Adventssonntagen um 11 Uhr, 8 Euro (inkl. Eintritt ins Literaturmuseum).
3 CAFÉ NIEDEREGGER Seit über 200 Jahren werden in dem heimlichen Wahrzeichen Lübecks Köstlichkeiten wie die Niederegger Nusstorte serviert. die Rezepte
werden in 7. Generation überliefert. Tipp: im 2. OG den Marzipan-Salon besuchen.
» Café Niederegger, Breite Str. 89, gegenüber der Rathaustreppe. Öffnungszeiten
bis 23.12.: Mo – Sa 9 – 20, So 10 – 18 Uhr.
4 MARIEN-KIRCHE Die Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik wurde von
1250 bis 1350 erbaut und war Stil-Vorbild für rund 70 Kirchen im Ostseeraum.
17 Uhr Um den Advents-
beim Lieblingsitaliener sind
nur Pasta mit Pesto, die wir in
der Küche gemeinsam kochen.
raße
Von der „Königin der Hanse“ zum Weltkulturerbe: Lübeck ist ein besonderes
Schätzchen. Die wasserumflossene „Stadt der sieben Türme“ zwischen Trave
und Wakenitz bezaubert mit Museen, Marzipan und einer einzigartigen Altstadt.
Musikalisches Aktiv-Erlebnis im Advent:
Die Hauptkirche St. Petri lädt das
Publikum zum „Messiah Sing Along“.
18 Uhr Besser als das Essen
H ü xs t
Museen, Marzipan und Meer
Händel zum
Selbersingen
kranz sitzen, das Weihnachtsoratorium hören, Marzipan
essen, Nüsse knacken, lesen.
Schön, wenn sich die Kinder
mit Freunden dazugesellen.
3
STADTBESUCH
KULTUR ERLEBEN
St. Petri – grandiose Kulisse
mit großartiger
Akustik.
I
Holstenstraße
7
DER GRÜNE PUNKT Baum aussuchen und los geht’s: Bis zum 24.12. können Sie auf dem Gut Schönau
in Reinbek Weihnachtsbäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft selber schlagen. Eine Säge kann man
leihen, an den Adventswochenenden gibt es Punsch, Suppe und Würstchen. www.gutschoenau.de
auch dem Körper Gutes tun:
also joggen oder Fitnessstudio.
5416
Kilometer misst das
5
TEXT: VER ALTROCK
15 Uhr Nicht nur der Seele,
verpasse ich nur selten einen
Tatort nach der Tagesschau.
Der oder das Böse wird meist
gebändigt – wie beruhigend.
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1
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10 Uhr 45 Kaum jemand
2
4
traß
begegne ich denen, die den
Gottesdienst mit mir vorbereiten: Der Küster entzündet
die Kerzen am Adventskranz,
der Organist probt mit unserem Chor, ehrenamtliche
Mitarbeiter kochen Kaffee,
das Kinderkirchenteam bereitet Bastelmaterialien vor,
Kirchenvorsteher kümmern
sich um Liederbücher und
begrüßen die ersten Gäste.
8
lens
10 Uhr In meiner Kirche,
FOTO: KINOWELT
Müh
8 Uhr Die Ruhe des frühen
Sonntagmorgens genieße ich
mit einem Gebet, einer Kerze,
einer Tasse Kaffee und der
Einstimmung auf meinen
Gottesdienst. Die Predigt ist
geschrieben, die Gebete
formuliere ich jetzt. Gibt es
einen Menschen, ein politisches Geschehen, das ich im
Fürbittgebet nennen möchte?
Zurück
in die
Schule
Breite St
Die Theologin und Hauptpastorin
an St. Katharinen freut sich auf
Orgelmusik, Pasta und TV-Krimis.
Kultiviert und kultig:
Heinz Rühmann in der
„Feuerzangenbowle“.
KARTE: GRAFIKANSTALT
Ulrike
Murmann
FOTO: EV. LUTH. KIRCHE
STADTLEBEN
5 HISTORISCHER WEIHNACHTSMARKT Auf dem Kirchhof St. Marien unterhalten
Gaukler und Musiker in historischen Gewändern, während Holzschnitzer, Kürschner
und Kunsthandwerker ihre Waren feilbieten. Auf dem Kirchplatz können Kinder 20
liebevoll gestaltete Märchenhäuser bewundern und Nostalgiekarussell fahren.
6 ST.-ANNEN-MUSEUM Das ehemalige Augustinerinnen-Kloster beherbergt u. a.
Deutschlands bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Schnitzaltäre und zeigt im
neuen Anbau, der Lübecker Kunsthalle, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst.
» St.-Annen-Museum, St. Annen-Str. 15. Öffnungszeiten bis 31.12.: Di–So 10–Uhr.
7 THEATERFIGURENMUSEUM Fritz Frey jr. bestückte das aus fünf Altstadthäusern
bestehende Museum mit über 1000 Reliquien aus der Welt des Puppentheaters..
» TheaterFigurenMuseum, Kolk 14, Di – So 11 – 17 Uhr (bis 31.3.).
8 GÜNTER-GRASS-HAUS Das Schaffen des Literaturnobelpreisträgers, Grafikers
und Bildhauers Günter Grass in seiner Vielseitigkeit. Bis zum 28. Februar 2010
läuft die Ausstellung „Ein Buch schreibt Geschichte: 50 Jahre ‚Die Blechtrommel‘“
» Günter-Grass-Haus, Glockengießerstr. 21, Mo – So 10 – 17 Uhr (bis 31.12.).
INFOS: Welcome Center (Touristbüro), Lübeck und Travemünde Marketing GmbH,
Holstentorplatz 1, 23552 Lübeck, Tel. 0451/8899700, www.luebeck-tourismus.de
Blick von der Trave auf den historischen Kern Lübecks.
FOTOS: UWE FREITAG, PR
Service
» Messiah Sing Along
am 19.12. in St. Petri, Speersort 10,
Probe um 17.15, Aufführung um
19 Uhr, Karten zu 10 – 25 Euro
an der Abendkasse.
Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009
› STADTGESPRÄCH
III
Kirsten Rick trifft Alex Christensen
Der
Lautsprecher
Seine simplen Songs verkaufen sich millionenfach, sein
Urteil entscheidet Casting-Karrieren. Alex Christensen
über Provokationen, Pädagogik und unfähige Popstars.
L
FOTO: THOMAS LEIDIG
etzter Tag des Hamburger
Winterdoms. Alex Christensen kommt zum verabredeten Treffpunkt neben der
Wasserrutsche. Aufgeregt
fragen junge Mädchen nach
Autogrammen. Gut 20 Unterschriften
sind es nach zehn Minuten. Mit dieser
Bekanntheit lebt er seit 1991, als er mit
der Techno-Hymne „Das Boot“ unter
dem Pseudonym U 96 in 23 Ländern den
Zenit der Charts erreichte. Zuvor hatte er
bereits mit der damals noch unbekannten
Verona Feldbusch („Ritmo de la Noche“)
seinen ersten veritablen Hit gelandet.
Seither gehört der „Autodidakt“ zu den
Großen der Produzenten-Branche. Sogar
US-Legenden wie Paul Anka und Michael
Bolton vertrauen ihm und haben ihn für
aufwendige Produktionen von SwingAlben engagiert. Dabei ist „Alex“, wie ihn
auch Dom-Personal als einen alten Bekannten grüßt, das Wichtigste, „geerdet“
zu bleiben. Morgens trifft man den
42-jährigen Familienvater beim Discounter an der Kasse, mittags holt er den Sohn
von der Schule ab, und am Klingelschild
in Hohenfelde steht sogar sein FamilienName. „Ich halte einfach nichts davon,
mich zu verstecken, das würde mich kauzig machen.“ Angstfrei zu sein, das hat
er auch seiner Wilhelmsburger Herkunft
zu verdanken: „Das hat mich geschult, abgehärteter durchs Leben zu gehen.“ Der
20. Platz beim Eurovision Song Contest
im Mai in Moskau ist abgehakt. „Natürlich war für mich alles unter gewinnen
enttäuschend, aber ich würde es jederzeit
wieder so machen. Denn unser Auftritt
war geil.“ So tituliert der gelernte Speditionskaufmann auch die Idee des Fotografen, ihn auf der Mini-Harley-Davidson
eines Kinder-Karussells abzulichten.
MAGAZIN: Wenn Sie sich selbst bei einer Castingshow gegenüberstehen würden, was hätte der Juror dem Kandidaten Alex Christensen gesagt?
CHRISTENSEN: Erstens: Du bist zu alt, um aufzutreten.
Zweitens: Du kannst nicht singen. Drittens: Es ist
ganz schön mutig, dass du hier vorsingst.
MAGAZIN: Obwohl Sie seit 20 Jahren sichtbar in den Top5-Charts präsent sind …
CHRISTENSEN: … bin ich DJ, ein Entertainer. Und ein Entertainer hat nicht zu singen – finde ich.
MAGAZIN: Sind Sie nicht eher Unternehmer? Sie planen
strategisch Hits und Acts. Ferner sind Sie Mitbesitzer
einer Plattenfirma und eines Musikverlages. Insofern
kontrollieren Sie die ganze Verwertungskette mit.
CHRISTENSEN: Musik ist eine emotionale Sache, die kann
man nicht komplett kalkulieren. Man muss beides
machen. Einerseits Hits planen können, und das Paket maßgeschneidert für einen Künstler abliefern.
Und dann gibt es eben Herzensangelegenheiten, wie
meine Dance-Projekte. Und natürlich freue ich mich,
wenn mir Sachen gelingen, die etwas schockieren,
auffallen und erfolgreich zugleich sind.
MAGAZIN: Dabei propagieren Sie ein recht eigenwilliges
Frauenbild. Allein durch Titel Ihrer Hits von „Doktorspiele“ bis „Liebe zu dritt“. Wie passt das zu den neunjährigen Mädchen, die Ihnen auf dem Dom gegenüberstehen und ein Autogramm haben wollen …
CHRISTENSEN: Ja, ich bin nicht so einfach zu erklären. Es
gibt natürlich die eine Seite, die vielleicht mit vier
Songs ein Frauenbild geschaffen hat, das sehr provokant ist. Nur, da singt eine emanzipierte Frau über
Dinge, die man eher von einem Mann erwarten würde.
MAGAZIN: Aber Sie haben als Mann und Textautor einer
Frau diese Worte in den Mund gelegt.
CHRISTENSEN: Es ist doch weitaus charmanter, wenn
eine Frau sagt: „Du hast den schönsten Arsch der
Welt.“ Von einem Mann gesungen, hätte das so eine
Macho-Attitüde gehabt, und wäre lange nicht so erfolgreich gewesen.
MAGAZIN: Wobei gerade Sie mit dem Macho-Image in Ihren Videoclips spielen. Die perfekte Mischung zwischen
Jungmänner-Phantasien und Go-go-Girl-Projektionen.
CHRISTENSEN: Das ist ja auch Absicht. Ich mag nun mal
mehr das Mädchen von nebenan, die Schönheit aus
der Vorstadt, als den Heroin-Look irgendwelcher
durchgeknallter Models, die traurige AchtzigerjahreFrisuren tragen. Das ist nicht so meine Welt.
MAGAZIN: Auch Ihre CD-Verpackungen sind schon recht
hautlastig, die Damen tragen wenig außer Dessous.
CHRISTENSEN: Ich bin da wirklich sehr zahm, wenn ich
mich mit Rihanna, Beyoncé oder Lady Gaga vergleiche, die in Strapsen auftreten, was überhaupt kein
Skandal mehr ist. Der eigentliche Skandal ist, dass
man ihren englischen Texten nicht mehr zuhört. Es
Immer Vollgas geben.
Alex Christensen, 42, kann am
besten „auf dem Dom abschalten“.
fällt doch gar nicht mehr auf, wie sexistisch Popmusik
insgesamt geworden ist – und mit meinen Sachen bin
ich im Vergleich mitnichten jugendgefährdend.
tel wohnten, hier nicht herkamen. Da gab es schon
Spannungen. Aber es hat mich auch geschult, etwas
abgehärteter durchs Leben zu gehen.
MAGAZIN: Als Vater eines Sechsjährigen muss man auch
auf Elternabende. Gibt es da ambivalente Reaktionen?
CHRISTENSEN: Lieber als Kind meine Texte seinen Eltern
vorsingen, als Hardcore-Lyrik von Berliner Rappern,
die wirklich böse Sachen in den Mund nehmen.
MAGAZIN: Sind Sie nicht ein zu groß geratenes Kind? Jemand, der mit Anfang vierzig noch genauso gern auf
den Dom geht wie damals mit seinen Eltern. Oder liegt
hier Ihr Geheimnis, dass Sie für diese Zielgruppe auch
immer noch glaubwürdig Hits produzieren können?
CHRISTENSEN: Sie haben Recht. Unsere Generation will
einfach nicht älter werden. Wir wollen jung bleiben.
Man kriegt ja heute auch seine Kinder nicht mehr mit
zwanzig, sondern als Mann eher mit vierzig.
MAGAZIN: Also kein Problem, wenn im Kindergarten
plötzlich Songs wie „Doktorspiele“ geträllert werden,
weil sie sich von ihrer Grundmelodie einfach so verführerisch wie so ein Kinderlied anhören?
CHRISTENSEN: Ich finde das eher lustig. Natürlich versucht man, sein Kind davon abzuhalten, dass es
„Arsch“ sagt. Aber spätestens mit acht, neun sagen sie
es eh. Und wenn mein Sohn „geil“, „scheiße“ oder
„Arsch“ sagt, stört mich das nicht mehr so.
MAGAZIN: Auch Ihre Frau nicht?
CHRISTENSEN: Doch, schon. Nur ist das einfach unsere
Umgangssprache. Mein Sohn kennt auf einmal auch
„Zombies“. Er weiß, es sind tote Menschen, die durch
die Gegend laufen. Und das hat er nicht von mir ... Ich
finde, so lange sie nicht diskriminierend oder bösartig
verletzend sind, dürfen Song-Texte schon auffallen.
MAGAZIN: Wenn man Sie auf dem Dom beobachtet, fallen
Sie auch auf. Pferdeschwanz, Kapuzenshirt, dicke Stiefel; dann ist Ihre Wilhelmsburger Herkunft spürbar.
CHRISTENSEN: So lange ich denken kann, bin ich schon
immer auf den Dom gegangen. Auch heute noch mindestens drei Mal pro Saison. Dom ist für mich Entspannung pur. Außerdem kann ich da immer checken,
welche Lieder gerade am Autoscooter angesagt sind,
und freue mich, wenn da mal ein Song von mir läuft.
MAGAZIN: Gehörten Sie als pubertierender Teenager auch
zu den harten Cliquen, die dort immer stehen.
CHRISTENSEN: Ganz kurz vielleicht, aber ich fing ja bereits mit 16 als DJ zu arbeiten an. Somit habe ich es
glücklicherweise ausgelassen, am Autoscooter zu stehen und Vorstadtbräute aufzureißen.
MAGAZIN: Apropos Vorstadt. Ist denn das Wilhelmsburg
von morgen, wie es Investoren und Bürgerschaft planen, noch Ihre Welt – Stichwort IBA 2013?
CHRISTENSEN: Ach, das riecht für mich nach einem MiniDubai, denn das kann auch ganz schnell auf Sand gebaut sein. Wilhelmsburg ist so geerdet, dass es weiterhin ein Arbeiterviertel bleiben wird. Wenn nun Spekulanten denken, sie können sich mit einer kleinen
Brücke an die Hafencity anschließen und dann ist alles Friede, Freude, Eierkuchen, glaube ich nicht, dass
dies funktioniert. Wilhelmsburg hat einen ganz besonderen Charme. Und dass es dort etwas rougher ist,
muss ja nicht immer etwas Negatives sein. Solange
man da irgendwie heil durchkommt.
MAGAZIN: Wie muss man sich das vorstellen – die Kunst
des Überlebens in Wilhelmsburg?
CHRISTENSEN: Ich habe als kleiner Junge gelernt, dass es
Straßen gibt, in denen ich mich nicht aufhalten kann.
Das waren eben von anderen Mit-Wilhelmsburgern
bewohnte Ecken, wo man nicht gern gesehen war. Genauso war das in unserer Ecke. Da haben wir auch
darauf bestanden, dass die, die nicht in unserem Vier-
MAGAZIN: Wird Ihr Sohn also schneller erwachsen als Sie?
CHRISTENSEN: Ja. Aber ich lege meine Interessen doch
nicht ab, nur weil jemand meint, man dürfe mit 40
nicht mehr auf dem Dom Spaß haben. Wenn ich mir
heute die Endfünfziger anschaue, ob das Grönemeyer
Es fällt nicht mehr auf, wie sexistisch Popmusik
geworden ist – und mit meinen Sachen bin ich
im Vergleich mitnichten jugendgefährdend.
oder sonst wer ist – es wäre in den 70er-Jahren nicht
möglich gewesen, solchen Leuten zuzujubeln. Da galt
man als Fünfzigjähriger schon kurz vor der Einlieferung ins Hospiz. Heute regiert diese Generation der
Fünfzigjährigen den Rock ’n’ Roll.
MMAGAZIN: Es ist bei Ihnen also Altersmilde, dass Sie mit
unfähigen Kandidaten als „Popstar“-Juror so einfühlsam umgehen. Sie geben dort ja eher den Anti-Bohlen.
CHRISTENSEN: Ich bin einfach niemand, der Leuten was
Böses antun will. Mit der richtigen Wortwahl kann ich
jemandem auch erklären, dass er nicht singen kann,
ohne ihn zu beleidigen.
MAGAZIN: Aber gibt es seitens der TV-Macher nicht das
dramaturgische Korsett: Nun sei mal böser Produzent?
CHRISTENSEN: Mit mir ist das nicht machbar. Ich bin finanziell unabhängig und muss mich in kein künstliches Korsett zwingen lassen oder mir verrückte Frisuren verschreiben lassen, nur damit ich auffalle.
MAGAZIN: Wobei der Außeneindruck ja schon so ist, dass
Castingshow-Kandidaten eher schlechter werden. Live
kann man sich schiefe Töne nicht mehr schön reden.
CHRISTENSEN: Schon richtig. Jetzt kommen nicht mehr
Menschen, die singen können, sondern es bewerben
sich die Zuschauer. Die sind alle so konditioniert, dass
sie denken, man könne mit 16 nach etwas Gesangsunterricht schnell eine zweite Beyoncé oder Justin Timberlake werden. Das hat natürlich kein Fundament.
MAGAZIN: Das heißt, die Karaoke-Playstation-SingstarGeneration entdeckt das Fernsehen …
CHRISTENSEN: … als ihr Medium, um schnell mal ein Star
zu werden. Die finden es auch nicht so schlimm, wenn
sie ganz schnell wieder da sind, wo sie herkommen.
Kurz-Biografie
» Alex Christensen (* 7. April 1967
in Hamburg-Wilhelmsburg) arbeitete in
den 80er-Jahren zunächst als DJ in
Hamburger Clubs (Voilà, Trinity), bevor
er seine Karriere als Künstler (U 96, Alex
C.) sowie als Produzent und Komponist
internationaler Stars wie Right Said
Fred, Tom Jones, N’Sync, Sarah Brightman, Paul Anka und Michael Bolton
startete. Beim Eurovision Song Contest
2009 landete er für Deutschland mit
seinem Projekt Alex Swings Oscar
Sings! nur auf dem 20. Platz. Als JuryMitglied begleitete er die gerade beendete 8. Staffel von „Popstars“. Soeben
erschienen ist seine Single „Dancing Is
Like Heaven“. Alex Christensen lebt mit
Ehefrau Nicci, Sohn Tiger und zwei
Hunden in einer Hamburger Stadtvilla.
IV
› THEMA DER WOCHE
Freundliche Türsteher
selektieren vor dem „Moondoo“
das feierhungrige Publikum.
Die Auserwählten dürfen
später bei Electric Soul den
Rausch der Nacht erleben.
Kübelweise
Champagner
D
Hamburg
Astra-Stube
Subkultureller Mikroklub unter der Stern
brücke mit einem einzigartigen, avantga
distischen Konzert- und DJ-Angebot.
» Max-Brauer-Allee 200,
www.astra-stube.de
Barkasse Hedi
Der Klub schlechthin – auf einer quer du
den Hafen tuckernden Barkasse!
» Innenkante Landungsbrücke 10,
www.frauhedi.de
Eine Nacht in Hamburgs angesagtestem Kiez-Klub „Moondoo“:
Abendblatt-Redakteur Thomas Andre musste viele Stunden
anstehen, um dabei zu sein. Aber dafür lohnte es sich richtig!
FOTOS:
BERTOLD FABRICIUS
er Mann will irgendetwas von
dem Polizisten,
er trägt einen
Schnäuzer, eine
Allwetterjacke
und einen Kreis
auf seinem Kopf,
dort wächst kein
Haar mehr. Er gestikuliert wild, an ihm vorbei strömt Jungvolk. Der
Herr mittleren Alters und der Beamte stehen dort, wo
das Trottoir fast schon Straße ist, die Autos rauschen
vorbei. Es gibt nichts, was die Menschen in der Schlange vor dem Moondoo weniger interessieren könnte.
Wir befinden uns auf der Reeperbahn, der verruchten
Spaßmeile der Stadt. Die, die in den zur Zeit hipsten
Klub Hamburgs Einlass begehren, die da stehen in ihrenMänteln,mitihrensüßenHandtäschchenoderder
breitbeinigen Pose, bekommen gar nicht mit, wie da
jemand gestikuliert und schreit und schimpft. Es geht
bestimmt um nichts weniger als sein Leben, der Polizistnicktergebenundbleibtstumm.Esist2Uhrnachts,
die Zeit, in der das eigentliche Leben in vollem Gange
ist. Das, in dem das Mit-dabei-Sein alles ist und Zurückhaltung nichts. Wir stehen jetzt seit einer Stunde
an, die Schlange pulst und rüttelt, sie wird immer dicker. Wir werden gesehen. „Ey, was’n hier los“, lallt ein
junger Mann und schwingt seine Bierflasche. Der
„Moondoo“-Schriftzug leuchtet lila, die Türsteher
blicken streng. Links neben dem Klub ist ein FastfoodRestaurant, rechts eine ehemalige Spielbank, deren
Scheiben stumpf sind. In ihrem Eingang liegen leere
Sie sind aufgekratzt, die jungen Leute. Sie hakt sich
bei ihm ein und tschilpt ihm ins Ohr, 23 wird sie sein
oder 24. Bildhübsch ist sie, aber das sind alle Frauen
unter 30. Sie wird jetzt ungeduldig, weil die Drängler
Blöd, wenn die Frau das Heft des selbstgewissen Handelns in seine Hand legen will, er aber nichts tun kann.
Außer mit dem Kumpel zu telefonieren: „Seid ihr
schon drin?“ Es ist überhaupt ein einziges Telefonieren und SMS-Tippen in dieser Gruppe junger Leute
und das ewiggültige Drama der Samstagnacht, das sich
hier abspielt. Wer nicht reinkommt, verliert, mindestens die Achtung seiner Freundin. Ein Kulturwissenschaftler hat das ständige Labern der Jugend in ihre
Handys ihr „präsentisches Dasein“ genannt. Immer in
Kontakt mit den anderen sein, auf der steten Suche
nach augenblicklicher Bestätigung, jetzt und hier genau das Richtige zu tun. Und wer Joachim Lottmanns
Roman „Die Jugend von heute“ gelesen hat, der weiß,
dass es beim Ausgehen immer darum geht, etwas zu
erleben, das es wert ist, erzählt zu werden. Etwas, das
so wichtig ist und sensationell, so ätzend, verrückt und
aufregend, dass es entweder sofort ins Handy geplärrt
oder als aufgepimpte Version mit Spannungsbogen
für den Montag vorbereitet wird.
Den ersten Abend brechen wir ab, um halb drei.
Wenn die Schlange über das Angesagtsein eines Klubs
entscheidet, dann hat das Moondoo schon gewonnen.
Das nächste Mal sind wir früher da und schnell drin.
Ein langer Gang mit rotem Teppich – schön, willkommen zu sein. Dem prüfenden und freundlichen Blick
der Türsteher haben wir lässig standgehalten, wir fühlen uns als Zugehörige. Die Nacht gehört jetzt uns, wir
haben das Ticket fürs absolute Amüsement. Am Tresen bestellen wir Holsten alkoholfrei. In einem kleinen Behältnis liegen Erdnüsse. Ein Stilbruch – oder
doch Kalkül? Das Moondoo ist nach eigener Aussage
ein „eleganter Nachtclub mit rebellischer Seele“, und
wenn die Einrichtung für von Band kommende Tanzmusik jetzt so entspannt und kühl vor einem liegt,
kann man einfach mal so sagen: nett hier. Drei Bars,
eine DJ-Butze, Sitzecken. Und an der Wand Fenster
ohne Ausblick, in die man sich setzen und das Treiben
auf dem Dancefloor betrachten kann. Die Fläche vor
den Turntables ist von matt leuchtenden Erhebungen
eingefasst. Die sehen ein bisschen aus wie die KnopfKnöpfe. Ihre Oberfläche ist glatt, und ehe wir uns versehen, tanzen sie auf diesen gebogenen Accessoires.
An der Wand, auf großen Bildschirmen, blubbert es in
eher gedämpften Farben, wie überhaupt die Anmutung des Moondoo nicht grell sein will. Es ist halb eins,
und mit einem Male ist es voll geworden, sehr voll. Wo
vorher die schlanke und sehr blonde Bardame kokett
Bestellungen entgegennahm, bei der noch Zeit war
für das kurze Gespräch, hantiert sie jetzt schnell und
geschickt im Akkord. Wenn ihre Jeans verrutscht,
zieht sie sie behände nach oben.
Esist vielHaut zu sehen. Die Damen tragen zumeist
schicke Abendgarderobe, aber es gibt keinen Dresscode. Die meisten sind unter 25, der DJ 60 Jahre alt,
eine Legende und aus London. „Independent funky
Soul“ legt er auf. Electric Soul, keine Hits, und das ist
gut so. Musikalisch ist es nur zum Besten bestellt im
Moondoo,dieMacherlegenWertdarauf.Derenglische
DJ-Veteran bringt den Laden zum Tanzen. Heute wird
die Party bis um 6 gehen, dann der kleine Tempel seine
Pilger ausspucken. Aber jetzt existiert das Draußen
gar nicht. Die Discothek ist eine Parallelwelt, in der die
Regeln der Attraktivität gelten und der Jahrmarkt der
in den Bahnen bewegt, den ein Ort der Hipness verträgt. Das Moondoo ist so ein Ort zur Zeit, keine Frage.
Fluidum durchspült. Man kann eine Nacht nicht lenken, und man kann nicht voraussehen, welche Rolle
ein Klub in der nächtlichen Topografie einer Großstadt spielt. „Bei uns“, erklärt Alexander Kulick aus
dem Moondoo-Team, „hat es über ein halbes Jahr gedauert, bis das Publikum uns verstanden hat.“
EsmussVibesgeben,diestimmen,einestillschweigende Übereinkunft von Gastgebern und Gästen, um
aus einem Klub eine Stätte der flirrenden ImaginatiKeiner tanzt hier selbstvergessen, was zählt, ist Coolonen und kurzweiligen Versprechen zu machen.
ness. Die Menschen halten ihre Longdrinks in den
„Man kann nicht planen, wie man der angesagte Club
Händen und checken die Lage. Die ist gut, wenn der
wird“, sagt Kulick.
Flow gut ist und die beste Freundin in der Nähe. So
Ob geplant oder nicht: Sie haben viel richtig geeng es mittlerweile im Moondoo zugeht, so bestimmt
macht hier, das beweist der riesige Publikumserfolg.
halten die jungen Leute sozial Abstand. Da mag die
Früher haben hier, wo mal das mythenumrankte „Top
attraktive Brünette eng neben ihm tanzen, kaum je
Ten“ war, die Beatles gespielt. Genau 98 Mal. Vielrichtet er den Blick auf sie. Die
leicht wissen das noch die wemeisten haben Immatrikulanigen über 40-Jährigen, die
tionshintergrund; um so seltheute Abend hier sind. Wer mit
samer, dass in der tatsächlich
der Mode geht, der zitiert.
SERVICE
sehr sauberen Disco wie als BeAuch, weil es nichts Flüchtige» Das Moondoogibt es seit Februar
weis regierender Reinlichkeit
res gibt als die Mode, das wuss2009 in der Reeperbahn 136. Ziel der
den gesamten Abend über zwei
te schon Simmel. Die Decke des
Macher war es, aus einer „Rock-Diva
junge Männer mit MigrationsRaums, hoch ist sie, ruht auf
einen kosmopolitischen Nachtclub zu
hintergrund – der eine Araber
fünf Säulen, deren Kapitell eine
machen“. In den 50er-Jahren war hier
oder Türke, der andere Afrikadas legendäre Hippodrom zu Hause, wo
ner – sich zwischen die Gäste
nackte Schönheiten auf Pferden durch bolisiert. Der Klub, in dessen
quetschen müssen, jeweils bedie Manege galoppierten. 1960 eröffne- Kellergeschoss es einen weitewehrt mit einem Besen.
te dann das Top Ten, in dem die Beatles, ren Dancefloor gibt, obendrein
Es wandern Champagnereine Bar im Retro-Look, hat
die Kinks, Tony Sheridan, die Pretty
Kübel in Richtung der abgeThings und Les Humphries ihre ersten das Zeug zum Klassiker. Bis der
Auftritte hatten. Die Beatles spielten
sperrten Separees. Wem die ins
nächste Place-to-be irgendwo
hier vom 27. März bis 2. Juli 1961 und
Blut übergegangene Noblesse
wohnten in einer Dachwohnung über
qua Geburt oder Neigung den
Wir gehen dann, die Nacht
dem Klub. Nachdem das Top Ten 1995 ist noch längst nicht vorbei. Der
adäquaten Umgang mit dem
schließen musste, versuchten viele ihr Kiez empfängt uns, er wankt,
Glück hier vergeblich. Jetzt sind mit
die Schaumwein-Sause im
lärmt und stinkt. Nebenan ist
Paul Heinen, Claus Hock (Gründer der
Freundeskreis stilvoll hinter
China Lounge), Stephan Kolba, Thomas die „Ritze“, im Hinterhof. Das
sich. Alle anderen injizieren
Licht der Boxer-Spelunke fällt
Leh und Alexander Wieck (Taiga Bar,
dem Moondoo einen kleinen
Opaque) fünf etablierte Klubmacher am warm nach draußen. Es wumSchuss großsprecherisches
Werk. Das Gebäude an der Reeperbahn mert durch die Wände des
Proll-Gehabe. Was in Maßen
wurde ein Jahr umgebaut, der Komplex Moondoos, wir riechen Urin
absolut okay ist und sich genau
und schnaufen durch.
komplett entkernt und neu angelegt.
Café Schöne Aussichten
Malerisch am Rande von Planten un Blomen gelegen, beherbergt man seit 10 Ja
ren den „After Work Club“. Do ab 18 Uhr.
» Gorch-Fock-Wall 4,
www.schoeneaussichten.com
Café Seeterrassen
Schlager-Sahne, Mallorca Beach Party,
Ü30-Partys: Hier ist man den Balearen
auch im Winter ganz nah.
» St. Petersburger Straße 22,
www.seeterrassen.de
China Lounge
„Anything goes“ – im einstigen Hot-Spot
des Kiezes gibt es immer noch Sounds fü
tanzende Körper. Upper Mainstream.
» Nobistor 14, www.china-lounge.de
Docks
Abi-Partys, „Trance/Bass“ und „R&B Deluxe“ saugen das U20-Partyvolk aus dem
Umland auf wie ein schwarzes Loch.
» Spielbudenplatz 19, www.docks.de
Fundbureau
Minimal-Elektro- oder Reggae-Party?
Lokale Newcomer und internationaler
Underground? Hier wird man fündig.
» Stresemannstr. 114, www.fundbureau.
Funky Pussy Club
House, Danceclassics und R&B locken
hier so manchen frisch 18 gewordenen
Teenager auf seiner ersten Kieztour here
» Große Freiheit 34,
www.funkypussyclub.de
Golden Pudel Club
Der mutigste Klub der Satdt, denn mitten
im Touristentrubel am Hafen werden hie
akustische Kontrapunkte gesetzt.
» Fischmarkt 27, www.pudel.com
Große Freiheit 36 & Kaiserkeller
„Studentenfutterparty“ etc. – die Freiheit
huldigt dem Mainstream. Im Kaiserkeller
geht es lauter zu: von Rock bis Dark Wave
» Große Freiheit 36,
www.grossefreiheit36.de
Sonnabend/Sonntag, 19./20. Dezember 2009 V
Julia (27) und Denny (32)
gs Klub-ABC
Grüner Jäger
n- Indie-Bands und -DJs von Rock und Pop
ar- über Rap bis Bad Taste – ein Bindeglied
zwischen Kiez und Karoviertel.
» Neuer Pferdemarkt 36,
www.gruener-jaeger-stpauli.de
Bianca (31) und Nicole (32)
A
Grünspan
urchEin Klassiker seit 1968, hier regieren neben
Konzerten harte Rock-Partys und BalkanBeats von Shantels Bucovina-Club.
» Große Freiheit 58, www.gruenspan.de
H1 Club & Lounge
- Das Ex-Voilà ist sich unter neuem Namen
ah- treu geblieben, gibt Freunden von Trance,
. Kontor-Techno und Elektro eine Heimat.
» Conventstraße 8 – 10, www.h1club.com
Hafenklang
Punk, Soul, Reggae, Ska, Live und vom
Turntable – das Hafenklang ist ein echter
Kumpel: laut, alternativ und sympatisch.
» Große Elbstr. 84, www.hafenklang.com
Halo
House, Elektro und Black Music – mal
oberflächliche Sounds für die Laufkundot schaft und mal namhafte Bookings.
ür » Große Freiheit 6, www.haloclubbing.de
Hasenschaukel
Wenn Musiker und DJs Kleinkunst sind,
dann in dieser niedlichen Bar!
» Silbersackstraße 17,
m www.hasenschaukel.de
Molotow
International bekannte Pflichtlocation für
kommende Rock-Hypes, am Wochenende
Punk ’n’ Roll-Rock-Partys plus Live-Bands.
» Spielbudenplatz 5,
www.molo
towclub.com
u.de
Neidklub & Baalsaal
Ein schönes Klubdoppel. Hier trifft sich am
Wochenende sowohl die Elektro-Szene als
auch Freunde von dicken Grooves.
ein. » Reeperbahn 25, www.neidklub.de,
www.baalsaal.com
Uebel & Gefährlich
Ambitioniertes Konzert- und Partyprogramm
en im 4. Stock des Feldstraßen-Bunkers
er zwischen Indie-Rock und Elektro-Clash.
» Feldstraße 66,
www.uebelundgefaehrlich.com
Waagenbau
it Klub-Hauptquartier des Schanzenviertels.
r Vielseitig: von Subkultur bis Mainstream,
ve. von Elektro bis Michael-Jackson-Nacht.
» Max-Brauer-Allee 204,
www.waagenbau.com
Auf der Ü30-Party im Reinbeker
Sachsenwald Forum ist immer Stimmung.
Um vier geht
die Puste aus
Petry, Pur und Eurodance: Hamburg-Live-Autor Tino Lange
überlebte seine erste Ü30-Party vor den Toren der Stadt und war
erstaunt, wie zufrieden er zurück nach Hamburg fuhr.
FOTOS:
STEFAN MALZKORN
uf der noch ziemlich langen Liste
der Dinge, die im
Leben noch erledigt werden
müssen, stand
„Ü30-Party
im Sachsenwald Forum
Reinbek“
nurimoberen Mittelfeld, gleich hinter den Plänen für den kommenden
Jahreswechsel („Angrillen auf dem Horner Kreisel“),
aber noch vor „Grimme-Preis gewinnen“. Und da das
Grimme-Vorhaben eher illusorisch erscheint, wurde
es nun doch Zeit, die Angst vor dem düster dräuenden
Sachsenwald zu überwinden.
„Ü30-Party“. In früheren Zeiten, in denen man auf
dem Kiez in Klubs wie Rubin, Betty Ford Klinik, GUM
oder Click seinen letzten Rest an Coolness oder WürSenioren-Plattenteller und erinnerte an den Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt in Ahrensburg: Rüstige herzensgute Rentnerinnen galoppierten seinerzeit während der Squaredance-Stunde durch den
Festsaal, während die einzigen drei Männer lieber nebenan Skat kloppten. Wahrscheinlich hatten die sich
zuletzt 1940 zu Musik (Badenweiler-Marsch) bewegt.
Aber jetzt, im Jahr 2009, sind Rubin, Click und all
die anderen Klubs längst geschlossen, die Zeiten, in
denen die Hamburger Tagespresse am Montag ihre
Vielleicht war jemandem aufgefallen, dass die in den
Partykolumnen gefetteten Prominenten sich irgendwann nur noch auf Dieter Bohlen, Michael Ammer
und H.P. Baxxter beschränkten. Die treiben sich jetzt
auch woanders herum, vielleicht in Berlin, vielleicht
auf Ü30-Partys. Denn davon gibt es mittlerweile diverse in der Hansestadt. Café Seeterrassen, Hühnerposten, Kampnagel, Landhaus Walter, Fabrik oder
Mozartsäle sind die Alamo-Stellung der großen, aber
gealterten Feiergeneration der 90er-Jahre – und seit
sechs Jahren monatlich das Sachsenwaldforum.
Irgendwie trieb es uns dorthin, um all den im
Freundeskreis kursierenden Schauergeschichten von
Besuchern auf den Grund zu gehen. „Angeschnallte
Melkschemel“, „Zombietanz wie im Thriller-Video“
und „Abdeckerei mit Musikbetreuung“ waren noch
Recherchieren entgegengeschleudert wurden. Dabei
klingt der Text auf der Homepage der Veranstalter
recht harmlos: „Unsere Zielgruppe sind Menschen
ab 25 Jahren aufwärts, die noch lange nicht zum
alten Eisen gehören und mal wieder ordentlich das
Tanzbein schwingen wollen.“ So schlimm kann es
demnach nicht sein, und so brechen wir am 12. Dezember auf. Ein Ehepaar, dazu ein Freund und eine
Freundin, alle über 30. Da mit 2000 Gästen gerechnet wird, sichern sie sich vier Karten für je 6,50 Euro
im Vorverkauf (Vorverkaufsstellen: ein Friseur, ein
Telefonladen, ein Fitnessstudio), ein anderer Kunde
besorgt sich gleich zwei Dutzend. Die Eheringe bleiben am Finger, man kappt ja nicht vor einer Leeküste
die letzte Ankertrosse.
Noch ein Mut machender Gin-Tonic im Reinbeker
Irish Pub und weiter zum Geldautomaten. Dort hat
die Freundin gleich Ankratz bei einer Männergruppe:
„Hallo-hou!“, „Bis gla-haich!“ Uns schaudert, und am
Eingang zum Sachsenwaldforum zucken die ersten
Fluchtreflexe. Aus dem Saal schallt Wolfgang Petrys
„Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“, im Anschluss folgt ein PUR-Megamix. Erste Absetzbewegungen der Begleiter werden mit gutem Zureden verhindert, und wir kommen an den Ordnern trotz ihrer
„Wir mögen hier keine Fremden, Fremder“-Blicke
vorbei. Denn wir fallen auf: gut 400 Männer sind um
22 Uhr schon anwesend, und wir zwei sind die nahezu
einzigen im grauenhaft altmodischen, wallnussgetäfelten Saal, die kein Polo-Shirt mit Kragen oder Anzughemd tragen, sondern schlichte T-Shirts. Die Damenwelt gibt sich betont „sexy“ im Sinne von Andrea
Berg mit hohen Stiefeln, kurzen Röcken und schwarzen BHs unter weißen Oberteilen respektive weißen
BHs unter schwarzen Oberteilen.
„Das ist die Nacht der Nächte, präsentiert von
NDR 2!“ – hier machen zwei DJs noch Ansagen wie
in der Pionierzeit des Prinzips „Diskothek“ und greifen anschließend zu „Rhythm Is A Dancer“ von Snap,
„Saturday Night“ von Whigfield und „Sing Hallelujah“ von Dr. Alban. 90er-Jahre-Eurodance, für den
man sogar in den Bierschwemmen am Hans-AlbersPlatz verdroschen werden würde, hier aber gelten
andere Gesetze, hier folgt auf Whams „Last Christ-
mas“ ABBA mit „Dancing Queen“. Für Jan Delay
Berliner Peter Fox mit „Alles neu“. Zu urban? Zu
muss man vorerst im zweiten Saal die Boxübertraneu? Die DJs retten schnell die Situation und drücken
gung auf der Großbildleinwand anschauen (wo Delay
wieder auf die Eurodance-Taste. Die Zeit vergeht
vor dem Kampf auftritt), aber ausgerechnet nach
wie im Geier Sturzflug, erste Gäste haben Ausfall„Thriller“ sind auch unsere Hirne auf Stand-by geerscheinungen oder eine Neigung zur handfesten
schaltet und wollen nur noch: Par-ty!
Auseinandersetzung. Sinnbildlich setzt ein Besucher
Warum? Weil das Forum wirkt und Gegenwehr
(mit einem Tequila-Sombrero auf dem Kopf und eizwecklos ist. Es ist 23 Uhr. In Hamburg wird jetzt so
nem auf dem Rücken) beim Tanzen nur noch mühlangsam am Klubeingang gefragt, ob „schon was los
sam einen Fuß vor den anderen, aber wir geben alles.
ist“, in Reinbek hingegen ist die Tanzfläche längst breUns sieht ja kein Bekannter aus Hamburg, obwohl
chend voll. Nebelschwaden, Kunstschnee und rote
die Vorstellung höchst amüsant wäre angesichts des
Tequila-Sombreros regnen auf den brodelnden, tanMitleids (und des Hohns), der uns von Kollegen und
zenden und baggernden Mob. 2000 Menschen zwiFreunden aus der Innenstadt mit auf den Weg nach
schen 25 und 55 schieben sich um Bars, Snackstände
Reinbek gegeben wurde.
und Betriebsweihnachtsfeiern.10 Minuten Rock rei„Wenn das so weitergeht, können wir das noch mal
chen hier am Abend mit AC/DC („Thunderstruck“),
machen“, lautet das gemeinsame Urteil, beeindruckt
KISS („I Was Made For Loving You“) und Mando Diao
von der Hemmungslosigkeit und der Selbstverständ(„Dance With Somebody“),
lichkeit, mit der im beschaudann noch Jan Delays „Oh
lichen, wohlhabenden Reinbe k
Jonny“ und schon übernehder Exzess gepflegt wird. Hier
men Rednex und Hermes
kullert als passende Metapher
SERVICE
House Band wieder das Ruder.
kein Whiskeyglas über den BoWir grölen, befeuert von eiden, sondern gleich die ganze
» Das Sachsenwald Forum– vom
nigen Drinks und von der horFlasche. Gehaltsgrenzen, HerHamburger Architekten Horst Appelbaum entworfen – in der Hamburger
monhaltigen
Atmosphäre
kunft und Geschmack spielen
Straße in Reinbek wurde im November keine Rolle mehr, wenn man
„Country Roads“ und haben
1982 nach langem öffentlichen Gezerre sich zu Michael Jacksons „Bileine Idee: „So, jetzt gehen wir
als multifunktionales Kulturzentrum für lie Jean“ am Moonwalk oder
Männer für zwei Songs auf die
Theateraufführungen, Vorträge, Lesun- sogar am Discofox versucht.
Tanzfläche, dann ihr Mädels,
gen, Konzerte, Musicals und Operetten
Da kann einem im hohen Alund wer schneller angeflirtet
eingeweiht, nachdem das alte Sachsenter
gegen vier Uhr schon mal
wird, der bekommt einen kleiwald-Theater an gleicher Stelle 1970
die Puste ausgehen. Wir verlasnen Sachpreis.“ Die Männer
einem Brand zum Opfer gefallen war.
stürmen den Daaanceflooor
Der Zweckbau im Stil der frühen 80er- sen das immer noch überkochende Forum und nehmen ein
und haben keine 30 Sekunden
Jahre mit roter Backstein-Fassade,
sexy getanzt (die lebende LavaLadenzeilen und einem großen, holzge- Taxi zum Bergedorfer Bahntäfelten Festsaal ist bis heute Heimat
hof, um von dort aus nach
lampe und der wippende
für Veranstaltungen wie der Operette
Hamburg zurückzukehren.
Schachtelhalm), da müssen sie
„Wien bleibt Wien“ und Abo-Theater„Vielleicht kommen wir im Jakapitulieren, weil die am Ranstücken geblieben. Der Veranstaltungs- nuar wieder, vielleicht auch
de wartenden Ladys heftigst
technik-Spezialist „ALV Professional“
nicht, aber das mit Sicherheit.“
angegraben werden. Was für
veranstaltet seit sechs Jahren monatAus der aus Hamburg komeine bittere Niederlage.
lich die „Ü30-Party“ im Sachsenwald
menden S-Bahn fallen gut 60
Deichkind wird aufgelegt:
Forum sowie im Hamburger Klub
„Remmidemmi“. „Oh, jetzt
„Hühnerposten“ (Hühnerposten 1a) am Nachtschwärmer, die auf dem
werden sie den Laden zerleHauptbahnhof. Die nächsten Termine: Kiez oder in der Schanze gefeiert haben. In der Gegenrichgen“ – von wegen. Hamburgs
19. Dezember (Hühnerposten) und
tung steigen vier Menschen
größter Partyhit geht in Rein16. Januar (Sachsenwald Forum).
ein. Sie sehen glücklicher aus.
bek ebenso unter wie der
Infos im Internet: www.ue-30.com
VI
› BROT & SPIELE
Sonnabend/Sonntag, 19./20. Dezember 2009
Samurai-Sudoku
4 1 3
9
3
8
8
9
3
1
5
4
8
7 2
5
4
7
2
3
2
6
8
6
7
6
2
6
3
6
4
9
4 1 5
Lösungsweg:
Beim Samurai-Sudoku sind vier
Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes
der vier Eck-Sudokus sich je
9
6
3
5 1
8
1
Kurz-Biografie
Mike Washington, 61,
ist ein Katholik aus Indien
und auch sonst eine bunte
Person. Der Gastronom
mag den großen Auftritt in
Samtschuhen und EdelDiscos. Früher konnte der
inzwischen vierfache Vater
sein Leben als Koch weniger
genießen: Fünf Jahre arbeitete er im Hotel Interconti
in Delhi ohne einen freien
Tag. Nach einem Job als
Barkeeper in Hannover zog
er nach Hamburg und
eröffnete dort 1982 das
erste indische Restaurant.
» Shalimar, ABC-Straße 46 – 47, Tel. 44 24 84, Mo – Fr
1
2
5
3 4
6
9
1
8
7
2
1 7
2
2
8
4
5
3
3
6 5
7 8
5
FOTO: GRAFIKANSTALT
4
1
4
3
5
3
5 9 6
1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf
jede Zahl in jeder Zeile und jeder
Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen.
Lösung: siehe unten …
Ein strömender Fluss von Linien, die sich durchdringen, sich dynamisch verbreitern und verengen
und wieder sanft ausklingen, die zu vollem dunklen Ton in die Tiefe gehen – wie die Musik des
Komponisten, Pianisten und Dirigenten der Romantik, dem diese Bronzeplastik gewidmet ist. Die
von der Hamburger Künstlerin Maria Pirwitz 1981
geschaffene Skulptur steht dicht am eilig fließenden Verkehr am Rande eines oktogonalen Platzes
und ist ein Wahrzeichen für die symphonische
Musik, die in dem Haus dahinter aufgeführt wird.
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Irgendwo in
Hamburg:
„Hommage
an Brahms“,
JohannesBrahms-Platz.
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» LANDHAUS SCHERRER, Elbchaussee
130, Tel. 880 13 25, www.landhaus
scherrer.de/gans-tranchieren-video.html
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» PARLAMENT, Rathausmarkt 1,
Tel. 70 38 33 99, Gans mit Rotkohl,
Knödel, Maronen für 4 Personen, 95 Euro.
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Heinz Wehmann ist stadtbekannt für
seine Vierländer Ente im „Landhaus
Scherrer“. Und auch Gänsen verhilft er
posthum zu Höhenflügen – auf dem
Teller. Wie man Gänse füllt und tranchiert zeigt er denen, die sich selbst zu
Hause an die Zubereitung wagen, per
Video. Das lässt sich anhalten und zurückspulen, und ist somit tatsächlich eine gute Hilfe. Auch wenn dann vielleicht
der Schreibtisch zur Arbeitsplatte wird.
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Gans leicht
Legenden ranken sich um die Weihnachtsgans. Etwa die, dass Elizabeth I.
Heiligabend 1588 Gans aß, als ihr die
Nachricht vom Sieg über die Armada
gebracht wurde. Seitdem ist sie Festtagsbraten, nicht nur in Großbritannien.
Wer sicher gehen möchte, dass das Federvieh auch perfekt gelingt, bestellt es
zum Beispiel im Parlament. Dann muss
der Braten nebst Beilagen an den Festtagen bloß rechtzeitig abgeholt werden.
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Gans to go
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RESTAURANT
Auflösungen:
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RESTAURANT
Waagerecht
1 Indikator magerer Böden, Botanikern als Hippocrepis comosa bekannt. 13 Das führen Weißenfelser Kfz-Besitzer im Schilde. 16 Wo das passiert, wird seziert. 17 Ein Hamburger, der durch sie
fällt, landet womöglich am Ende noch kurz in der
Universitätsklinik. 18 Dieser Papst wirkt besonders städtisch. 19 Charme einer gekürzten Artikelnummer. 20 H. van ... vertonte manchen Liedtext von Cees Nooteboom. 21 Ente, die vermutlich
am Schnabel scharfe Zacken hat. 22 Das Liebhabervergnügen. 23 Sie bewohnen die „Grüne
Insel“. 24 Mantel, gekürzt; allerdings nicht vom
Schneider. 25 Schwimmvögel, kommen in Meldungen vor. 27 Wir machen nicht viel Aufhebens
um die Lösung, aber schreiben Sie es bitte trotzdem hin! 29 Knautschzonenverzierung der MainTaunus-Kreis-Kfz-Besitzer. 31 Wer es sich tut,
tritt bei. 40 Schwenkbares Element auf Segelschiffen. 42 Unangenehm luftige Ecke in Südamerika (2 Wörter). 43 Er leugnet die Existenz
Gottes. 44 In der Lombardei liegt dieser See.
45 Öffentlicher Informationsstand, als es noch
kein Fernsehen gab. 46 Die bringt noch keinen
Konkurs. 47 Hin und zurück; eine skandinavische
Fluggesellschaft. 48 Heutige Bezeichnung für
den einstigen Hauptort der Sabiner. 49 Misst
schweizerische Flächen. 50 Er ist da, wo in
arabischen Staaten oben ist.
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(Um Reservierung wird gebeten)
Albert-Einstein-Ring 8 · 22761 HH · Tel. 040-80 03 03 08 · gegenüb. Bahrenf. Trabrennbahn
Mo-Sa 11:30-15 Uhr und 17-23 Uhr • An Sonn- u. Feiertagen 11:30-23 Uhr
Buffet-Zeiten: Mo-Sa 11:30-14:30 u. 18-21:30 Uhr • So 12-21:30 Uhr • Parkplätze vorh.
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24. + 25. + 26. Dezember: Weihnachts-Buffet
31. Dezember: Silvester-Gala-Buffet mit Feuerwerk 27 € p.P.
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Abendbuffet/Mongolisches Grill-Buffet 9,50 €
Mittagsbuffet 6,– € (außer 24. + 25. + 26. 12.09)
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1 TL Salz, 1 TL Pfeffer
1 EL Currypuder (Madras)
1 EL Kurkuma
1 Stk. Ingwer
6 Knoblauchzehen
1 rote Chili
Im Mörser zerstoßen:
je 3 Stk. Nelken, Grüner
Kardamom, Lorbeerblätter
1 Zimtrinde
2 Stk. Sternanis
1 Huhn zerlegen, von der Haut lösen. Mit Salz und
Pfeffer würzen, mit Zitronensaft beträufeln. Dann in
Currypulver, Koriander- und Cuminpuder wenden.
2 Die Hühnerstücke in einer Pfanne in sehr heißem
Fett von beiden Seiten kurz anbraten.
3 Sauce: Klein geschnittene Zwiebeln in einem großen
Topf mit „Mörser-Mix“ im heißen Öl anbraten bis
sie braun sind. Ingwer, Knoblauch und Chili klein
schneiden, dazugeben. Alles zusammen braten.
4 Tomaten zugeben. Mit Cumin-, Koriander, Curryund Chilipuder, Kurkuma, Salz und Pfeffer vermengen. Alles fein pürieren, 5 Min. schmoren lassen, bis
Gewürz-Mix goldfarben ist. Tipp: Immer rühren!
5 Finale: Hähnchenstücke zur Sauce in den Topf
legen, die Brühe dazugeben. Zugedeckt 20 Min.
garen lassen. Anrichten – dazu passt Basmati-Reis.
YUANDING GmbH
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Für scharfe Denker
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Für 4 Personen:
1 Biohuhn, ca. 1 ½ kg,
1 Zitrone (ausgepresst)
200 g Zwiebeln
150 g pürierte Tomaten
10 EL Pflanzenöl
1 Glas Hühnerbrühe
Curry:
1 EL Jeena-Puder (Cumin)
1 EL Korianderpuder
1 EL Rotes Chilipuder (milde
Alternative: Rosenpaprika)
Unser Neueröffnungs-Angebot
für Sie, bis 30.12.09!
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Irgendwo in Hamburg. Nur wo?
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Chicken Punjabi-Bhuna
ANZEIGE
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ab 12 Uhr, Sa – So ab 17 Uhr, www.shalimar-hamburg.de
REZEPT VON MIKE WASHINGTON
Essen und ausgehen
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einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für
jedes der 5 Sudoku-Diagramme
die klassischen Spielregeln: Alle
Diagramme sind mit den Zahlen
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chade, dass es dieses Restaurant noch nicht
im 18. Jahrhundert gab. Gotthold Ephraim
Lessing wäre Stammgast gewesen. Als Verfechter der Toleranzidee hätte er hier wortwörtlich
die Fleischwerdung der Aufklärung bei einem Teller
Chicken Bhuna genießen können. Im Shalimar versammeln sich verschiedene Religionen – harmonischer als an jedem Weltjugendtag. Weihnachtsbäume
und Christsterne glitzern genau wie die Götterstatuen
von Vishnu, Shiva und Krishna während St. Paulianer
neben Pelz tragenden Vegetarierinnen Platz nehmen.
Und über allem thront ein drei Meter hoher Buddha.
Bollywood wäre stolz auf diese Szenerie, die vielen
Gästen ein Foto wert ist. Wer die Digitalkamera vergessen hat, versucht den 180 Quadratmeter großen
Saal ohne technische Hilfsmittel zu erfassen. Eine
echte Herausforderung, da das Lokal bei seinem Umzug 2006 vom Uni-Viertel in das ABC-Forum in einen
Farbtopf gefallen ist: Knallige lilafarbene Ledermöbel, rote Samtvorhänge, Säulen mit Blattgold und eine
türkise Elefantenhorde auf dem Tresen fordern vollen Blick-Kontakt. Das Auge isst mit. Fehlen nur noch
bonbonfarbene Saris und indische Tänzerinnen, die
so scharf sind wie das Curry Vindaloo. Den Red Hot
Chili Peppers hat dieses stark gewürzte Gericht hier
vor ein paar Jahren hervorragend geschmeckt (nomen est omen). Auch andere Prominente wie Joe Cocker, Aerosmith und Boris Becker sind schon mal bei
diesem Inder aufgeschlagen. Roberto Blanco feierte
seinen 70. Geburtstag im Shalimar, von dessen Stim-
mung er an einem gut besuchten Abend ein Liedchen
singen kann: Ein bisschen Spaß muss sein.
Die Vorspeise (Kichererbsenteig mit Spinatfüllung) lacht die Autorin genauso an wie die Bestellung
der Begleitung: Mulligatawny Soup, eine Currysuppe
mit Hähnchenfleisch. Gut, dass in diesem toleranten
Tempel alles eins ist und somit ganz Lessing bzw. lässig
geteilt werden muss. Kleiner Tipp: Beim salzigen Lassi sollten Sie diese Philosophie nicht bis auf den letzten Strohhalm verteidigen: zu würzig. Die Hauptspeisen Chicken Tikka Masala und Scampi Bhuna besänftigen den Geschmack jedoch sofort. „Very Hare Krishna!“, sagt die Begleitung und will diese Wortwahl als
den Örtlichkeiten angepasstes Lob verstanden wissen. Nur die rote Currysoße könnte Weight-WatchersAnhänger durch ihre ölige Konsistenz abschrecken.
„Zu Unrecht, dann wären ja alle Inder dick. Die Soße
ist Heilmittel und Aphrodisiakum gleichzeitig. Die
vielen Gewürze reinigen den Magen und regen die Abwehrkräfte an, ein echter Killer“, sagt Mike Washington, Besitzer des Shalimar, Experte der ayurvedischen
Küche und regelmäßiger Yoga-Turner. Am liebsten
würde man sich im Lotussitz mit ihm in die Lounge
des Shalimar lümmeln, um seine auffälligen Samtschuhe (seine Sammlung umfasst fast 100 Paar) besser zu bewundern, doch da wird schon der Nachtisch
serviert. Zugegeben: Am Ende fällt es wirklich schwer,
Toleranz zu üben und das Mangoeis zu teilen – aber
irgendwann muss jeder den Löffel abgeben.
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Shalimar bedeutet „gesegnetes Haus“ – und göttliche Currys bei himmlischer Deko bestätigen das.
TEXT: YVONNE WEISS • FOTOS: THOMAS LEIDIG
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Das schönste Abendmahl
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LOKAL-TERMIN
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Filmkulisse:
Im Shalimar können sich Gäste
wie die Darsteller
eines BollywoodStreifens fühlen.
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Senkrecht
1 Setzen Sie es in München hinein, wird ein Prahlhans zu finden sein. 2 „Professor“ bei Heinrich
Mann. 3 Was fällt Ihnen bei Aesop ein? 4 Auf dem
Weg zu ihr ignoriert „Klettermaxe“ Parterre. 5 Die
sind elektrisch und ganz schön geladen. 6 Wenig
schmeichelhaftes Attribut, flottes Aussehen,
durchtriebener Charakter. 7 „So kann man auch
reich werden“, meinte grinsend der Standesbeamte – aber erst hinterher! 8 Ein zu feuriger Kaiser. 9
Ein Tierkreiszeichen und Krustentier, das suchen
wir nun hier. 10 Den Körper oder Bauch nennt man
so auch. 11 Ferment mit anderem Namen. 12 Für
alle Fans des Rock ’n’ Roll ist dieser Vorname ein
Idol. 13 Sie füllt die Nagold auf. 14 Sportart, bei
der man versucht, Ton vom Himmel zu holen. 15
Nachts schreien die Frösche dumpf – in diesem
niederdeutschen Sumpf. 24 Sie benehmen sich
auf Madagaskar affig. 26 Als stellvertretender
Ministerpräsident und als Außenminister vertrat
er Italiens Politik. 28 Kopflose Perlenproduzentin.
30 Beim Muskataroma sollte Ihnen dieses Emirat
am persischen Golf auf der Zunge liegen. 32 Die
Raumfahrtbehörde der USA? Sie haben’s schon?
Wusst’ ich ja! (Abk.). 33 Diese römische Göttin
macht Hoffnung. 34 Als Mitglied von ihm singt
man. 35 Puebloindianer in NO-Arizona, für Töpferwaren und Schmuck bekannt. 36 Ausschüttungen vorzunehmen gehört zu ihrem Arbeitsalltag. 37 Reality TV kannten die Isländer schon im
Mittelalter. 38 „Die Treue ist das Mark der ... .“
(Wahlspruch Hindenburgs). 39 Sandwichgans
auf Hawaii. 40 Französische Stadt in der Region
Limagne. 41 Berühmt durch Schaumgeborenen.
IMPRESSUM
Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.)
Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich)
Art Direction: Julia Wagner
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Vera Altrock,
Thomas Andre, Albrecht Barke, Jörg Block, Verena
Fischer-Zernin, Hellmuth Karasek, Isabel Kleine, Tino
Lange, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Peter Maus,
Julia Marten, Ulrike Murmann, Norman Raap, Kirsten
Rick, Claudia Sewig, Charly Streb, Christoph Twickel,
Albrecht Wagner, Yvonne Weiß
Konzeption & Realisation:
mar10 media GmbH
Geschäftsführer: Nikolas Marten
Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel,
Tel. 040/34 72 25 56
Verlag & Druck: Axel Springer AG,
Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg
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Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009
› GESTERN & HEUTE
Arbeiten am Hermes-Detektor,
einem von vier Nachweisgeräten am
Elektron-Proton-Speicherring Hera.
n 2006:
Luftaufnahme vo in Bahrenfeld mit Skizzen
de
än
el
-G
Das Desy
uniger
n Ring-Beschle
der unterirdische
FOTO: MANFRED SCHULZE-ALEX / DESY
DESY-AUSSTELLUNG
„Wunderkammer Wissenschaft“ ist
Name und Programm der spannenden Ausstellung, die von der Helmholtz-Gemeinschaft – Deutschlands größter Forschungsorganisation – konzipiert worden ist. 500
bewegte Bilder führen akustisch
untermalt in die faszinierenden Welten der Wissenschaften ein. Die
Bilderschau zeigt, wie Forscher sich
das Universum ins Labor holen, um
Antimaterie zu erforschen oder das
Rätsel um die dunkle Materie zu
lösen. Sie überrascht mit Einblicken
in die Anatomie eines 260 Millionen
Jahre alten Paräosauriers oder
verdeutlicht, dass KohlenstoffNanoröhren 20 Mal fester als Stahl,
aber so leicht wie Aluminium sind …
50 JAHRE DESY
Die Teilchen-
D
FOTO: RÜDIGER NEHMZOW / DESY
N
ur wer Neues tut, wird
Neues sehen, sagte
der Philosoph Georg
Christoph Lichtenberg. Der Satz könnte
als Leitmotiv über den
Pforten von Desy, dem
Deutschen Elektronen-Synchrotron, stehen, das am 18. Dezember seinen 50. Geburtstag feierte.
Mir begegnete Desy erstmals 1963 während meines Studiums, als ein Plakat einen
Schnupperkurs am Desy anbot. Mich hatte
schon als Schüler die damals junge Physik
der Elementarteilchen angezogen, wo man
nach dem suchte, was die Welt im Innersten
zusammenhält: den Grundbausteinen der
Materie. In Europa gab es nur wenige Orte,
wo man auf diesem Gebiet forschen konnte,
Hamburg mit dem noch jungen Desy und seinem großen Beschleuniger war ein solcher.
Die Gründung von Desy stand in der langen Tradition der Physik in der Hansestadt,
als Geburtsstadt von Heinrich Hertz – an
ihn und seine bahnbrechenden Experimente zu den elektromagnetischen Wellen erinnert heute der Fernsehturm – und James
Franck (Nobelpreis 1925) sowie als Wirkungsstätte von weiteren Nobelpreisträgern wie Otto Stern und Wolfgang Pauli.
Desy-Gründungsdirektor
Willibald
Jentschke handelte Ende der 50er-Jahre mit
dem Hamburger Senat die Finanzierung eines Teilchenbeschleunigers aus, damit man
hier an vorderster Front der Teilchenphysik
arbeiten könne. In geschickten Verhandlungen setzte er seine ehrgeizigen Pläne
durch, nicht zuletzt weil der Bund einen wesentlichen Teil der Kosten übernahm – und
damit Forschern aller interessierten deutschen Universitäten die Mitarbeit eröffnete.
Bereits kurze Zeit nach Inbetriebnahme
1964 gelangen Experimente, die in Wissenschaft und Medien große Aufmerksamkeit
fanden. Die „Süddeutsche Zeitung“ zeigte
1965 auf dem Titel ein Foto der Arbeitsgrup-
Entdeckung“, die uns damit gelang, gar nicht
vorgesehen: ein Teilchen, das eine der vier
fundamentalen Kräfte der Natur überträgt,
das Gluon. Gluonen sind der „Klebstoff“,
der Protonen und Neutronen im Atomkern
zusammenhält, und damit für die Existenz
aller Materie entscheidend – eines der wichtigsten Ergebnisse in der Desy-Geschichte.
Mit Petra wurde aus Desy ein internationales Labor mit großen WissenschaftlerGruppen aus vielen Ländern. Diese internationale Atmosphäre war neu und anregend
und führte zum nächsten großen Projekt,
Hera, der „Hadron-Elektron-Ring-Anlage“,
bestehend aus zwei unabhängigen Speipe, der es gelungen war, aus Licht Antimatecherringen, einem für Elektronen und eirie zu erzeugen. Die „Bild“-Zeitung titelte:
nem für Protonen. Um die nötigen Teilchen„Sensation in Hamburg: Anti-Teilchen aus
energien zu erreichen, waren die Physiker
Licht“. Antiteilchen und Antimaterie spiegezwungen, einen Umfang von 6,3 km zu
len in der Entstehung des Universums und
wählen – weit größer als das Desy-Gelände.
in der Teilchenphysik eine wichtige Rolle.
In 15 – 30 m Tiefe wurde somit nicht nur
Bereits ein Jahr später berichtete die „Zeit“:
der Volkspark untertunnelt, sondern auch
„Desy rettete eine Theorie: Auf der Suche
eine Reihe von Privathäusern. Bis auf die
nach den Grundgesetzen der Physik“.
Vibrationen, als die Tunnelbohrmaschine
sich unter den Häusern durchgrub, merkten
die Anwohner in den folgenden 15 Jahren
iese frühen, weltweit sichtbaren Erallerdings nie etwas von Hera.
folge ebneten den Weg für ein ganz
Im Juni 1991, kurz vor Inbetriebnahme
besonderes Projekt: Doris. Der Navon Hera, wurde ich als Forschungsdirektor
me – die Abkürzungen sollten auch später
ans Desy berufen – und habe den Schritt nie
stets Mädchennamen ergeben – steht für
bereut. Hera wurde zum internationalen
„Doppelring-Speicher“, in dem Elektronen
Großereignis: Insgesamt 11 Länder trugen
auf ihre Anti-Teilchen, die Positronen, mit
ihren Teil dazu bei. Institute aus Frankhoher Energie geschossen werden. Beim
reich, Italien, Israel, KaAufprall wird die Bewenada, den Niederlanden
gungsenergie in Masse,
und den USA lieferten
zum Beispiel neue Teilwesentliche Teile der
chen,
umgewandelt.
Anlage oder führten
Speicherringe haben
wichtige Tests durch.
sich als die wirksamsten
Großbritannien, Polen,
Werkzeuge für die Teildie Schweiz, die Volksrechenphysik erwiesen.
publik China und deutDoris war für mich
sche Institute aus der
dann auch der Grund,
DDR und Bundesrepub1974 tatsächlich zum
lik entsandten FachkräfDesy zu kommen, nach„Photonen-Forschung
te. Es hat funktioniert.
dem ich bis dahin in den
Wobei ich nicht verUSA und in Genf am
liefert die Basis für eine
schweigen
will, dass Desy
Cern tätig war. Mich
leuchtende Zukunft.“
trotz seiner Erfolge auch
lockte die Erforschung
Albrecht Wagner, bis Februar 2009
mit Kritik zu kämpfen
von Neuland, die die
Vorsitzender des Direktoriums bei Desy
hatte. Im Rückblick erinneue Anlage ermöglichnere ich mich, dass der
te – und zum Sprung„Spiegel“ 1999 einen Arbrett für das nächste
tikel mit der Überschrift „Sperrt Desy zu“
Desy-Projekt machte, den Speicherring Peveröffentlichte, mit dem Hinweis, die Ergebtra, der mit 2,3 km Umfang so eben auf das
nisse seien irrelevant. Nun ja: Ein NobelGelände passte, das in seiner früheren Gepreis, der auf den Resultaten von Hera baschichte bereits als preußischer Exerziersierte, und Tausende von Zitaten in Veröfplatz gedient hatte.
fentlichungen bezeugen heute das Gegenteil.
Petra, deutlich leistungsfähiger als Doris,
Um 1990 begannen die Studien zu Tesla,
wurde 1976 genehmigt und in Rekordzeit
einem neuen Typ von Beschleuniger, dem
gebaut. Interessanterweise war die „große
sogenannten „Linear Collider“. Desy konzentrierte sich auf die Entwicklung einer
möglichst leistungsstarken Beschleunigung
mithilfe supraleitender Elemente. Das Ergebnis wurde 2001 vorgestellt: ein Linear
Collider mit integriertem Röntgenlaser, der
von Desy ausgehend bis weit nach Schleswig-Holstein hineinragen sollte. Mit den
Arbeiten an Tesla stellte Desy die entscheidenden Weichen für seine Zukunft. Das Labor ist heute weltweit führend in der supraleitenden Beschleunigertechnologie, die
nicht nur für die Teilchenphysik, sondern
auch für die Forschung mit Röntgenstrahlung eine Schlüsselrolle spielt.
D
ie Forschung mit Röntgenstrahlung
ist das dritte wissenschaftliche
Standbein am Desy. Denn Elektronenbeschleuniger sind die besten Quellen
für diese Strahlung. Röntgenstrahlung ist
für nahezu alle Untersuchungen von Materialien, ihrer inneren Struktur und ihrer
chemischen Eigenschaften das ideale Instrument. Anwendungen reichen heute von
den Materialwissenschaften über Chemie,
Biologie, Geologie bis hin zur Untersuchung
von Kunstwerken. Vor kurzem wurde so bei
Doris unter einem Gemälde einer Sommerwiese von Vincent van Gogh eines seiner
früheren Werke, das Porträt einer Bäuerin,
sichtbar gemacht, ohne dass die Übermalung beseitigt werden musste.
Im November 2009 wurde der schon 30
Jahre alte Speicherring Petra einer neuen
Funktion als weltbeste Quelle für harte
Röntgenstrahlung zugeführt, zudem wurde
kurz darauf das völkerrechtliche Abkommen zur Gründung der Europäischen Röntgenlaser GmbH unterzeichnet, die bei Desy
der Untersuchung von Materie ungeahnte
neue Möglichkeiten eröffnen wird. Der
Übergang zu einem Labor für Forschung
mit Photonen ist eine Folge der Globalisierung der Teilchenphysik und der wachsenden Größe der Projekte und liefert die Basis
für eine leuchtende Zukunft.
Nach dem Tod des damaligen Desy-Direktors Bjørn Wiik wurde ich 1999 als sein Nachfolger berufen. Ich habe dieses Amt bis zum
Februar 2009 ausgeübt. Wenn ich heute auf
diese Jahre an der Spitze von Desy zurückblicke, so tue ich das mit Freude und Stolz auf
das, was wir alle gemeinsam erreicht haben.
Desy hat durch seine Pionierleistungen
in der Entwicklung von Beschleunigern und
die damit ermöglichte Forschung weltweite
Anerkennung gefunden. Dies verdanken
wir der Begeisterung aller, die hier arbeiten
oder als Gäste zu uns kommen, weil sie in
Hamburg Experimente machen können,
wie sonst nirgendwo.
Ich freue mich, dass das Labor auch im
Alter von 50 Jahren jung, flexibel, ehrgeizig
und im weltweiten Vergleich sehr erfolgreich geblieben ist. Mit Blick auf die neuen
Ziele bin ich sicher, dass man das Gleiche in
50 Jahren wieder sagen kann. Denn wer
Neues tut, wird Neues sehen.
Katharina Fritsch: Oktopus, 2006/2009, 140 x 120 x 120 cm © VG BILD KUNST, Bonn; Foto: Ivo Faber
Im Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy)
in Bahrenfeld werden seit 1959 Materie und
die Grundbausteine unserer Welt erforscht.
Professor ALBRECHT WAGNER wirft einen
optimistischen Blick „zurück in die Zukunft“.
FOTOS: DESY
06.11.2009
BIS 07.02.2010
KATHARINA
FRITSCH
Die Hamburger Schau
» (...)
bietet eine atmosphärisch dichte, durchweg spannungsreiche
Zusammenstellung sehr
bekannter und jüngster
Werke von Katharina
Fritsch.
«
Die Welt, 6.11.09
deichtorhallen hamburg
haus der photographie
aktuelle kunst
Deichtorstraße 1-2
20095 Hamburg
Tel. 040 - 32 10 3 - 0
[email protected]
www.deichtorhallen.de
Lillian Bassman: A Report to Skeptics, Suzy Parker, 1952. Silbergelatine © Lillian Bassman
Jäger
» Wunderkammer Wissenschaft
bis 31. Januar 2010, Di–So, 11–17,
Mi 11 – 19 Uhr, Mo geschlossen,
Eintritt frei,
Deutsches Elektronen-Synchrotron
(Desy), Notkestraße 85,
www.desy.de
www.wunderkammerwissenschaft.de
Forschung ohne Grenzen:
Blick in den 6,3 Kilometer langen
Ringbeschleuniger Hera (Mitte).
Desy-Direktor Volker Soergel (vorn l.)
und Bundesforschungsminister Heinz
Riesenhuber beim Hera-Bau, 1986 (r.).
Öfffnungszeiten:
Di – So
11 – 18 Uhr
Weihnachtsfeiertage
11 – 18 Uhr
Neujahr
13 – 18 Uhr
Montags, Heiligabend
und Silvester geschlossen
»
Lillian Bassman –
eine der bedeutensten
Modefotografinnen
des 20. Jahrunderts
«
The New York Times, 17.7.09
LILLIAN BASSMAN
& PAUL HIMMEL
DIE ERSTE RETROSPEKTIVE 27.11.2009 - 21.02.2010
VIII
› STIL & LEBEN
Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009
HANDGEMACHT
In der Werkstatt im Haus für Kunst und
Handwerk in St. Georg sind mehr als 100
verschiedene Werkzeuge im Einsatz.
FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT
Zeit zum
Schreiben
Am Anfang ist das Holz. Stefan Fink vereint
althergebrachtes Handwerk und höchste
Kunstfertigkeit zu besonderen Schreibgeräten.
D
CHARLY STREB, 16, ist für ein Jahr
als Austauschschülerin in San
Cristóbal in der Dominikanischen
Republik bei einer Gastfamilie, die es
„schick“ findet, eine Tochter aus
Deutschland zu beherbergen …
TEXT: CLAUDIA SEWIG • FOTOS: THOMAS LEIDIG
ie alte Frau ist in dicke Kleidung gehüllt. 500 Kilometer hat sie zurückgelegt, um ihn zu sehen. Um
seine Hände zu nehmen, sie sorgfältig zu betrachten, langsam über seine Finger und Handflächen zu streichen, ihn anzulächeln – und sich dann auf den Rückweg zu
machen. 500 Kilometer. Die Erinnerung an diese Begegnung
in Tokio lässt Stefan Fink noch heute innehalten. „Die alte
Japanerin hatte zwei meiner Füller gekauft und wollte sehen,
wer der Mann ist, der sie gefertigt hat“, sagt der 51-Jährige.
Vielleicht ist Stefan Fink im Geiste Japaner. Die Art und
Weise, wie er seinen Werkstoff Holz verehrt, wie er alle Geduld der Welt für die Verarbeitung aufbringt und dabei seinen grünen Tee trinkt, legt die Vermutung nah. Dabei ist der
gelernte Drechsler und Tischler ein echter Hamburger
Jung. Im Alter von 15 Jahren begann er seine Lehre, lernte
die Arbeit mit dem Werkstoff Holz von der Pike an. „Als
Lehrling habe ich unter anderem mit meinem Meister auf
Sylt Säulen für das Haus von Axel Springer gedrechselt“, erinnert sich Fink. Nach einem anschließenden Studium des
Industriedesigns war er unter anderem für Rosenthal und
Rotring tätig. Bis er sich 1987 selbstständig machte.
Da steht er nun, in der ehemaligen Schraubenfabrik im
Haus für Kunst und Handwerk in St. Georg, Koppel 66. Und
wiegt gedankenverloren eine Scheibe Grenadill-Holz in seiner Hand. Sie umgeben ihn überall in dem hohen Raum, in
dem schwere Maschinen genauso ihren Platz haben wie die
filigransten Werkzeuge: Instrumentenhölzer mit den klangvollen Namen Amaranth, Palisander, Bubinga, Rosenholz
oder Wildolive. „Wichtig ist mir, woher das Holz kommt – ich
verwende zum Beispiel kein Ebenholz“, sagt Fink. Gerade
hat er einen Restposten 3500 Jahre alter Mooreiche aufgekauft. In Blöcke geschnitten, von schwarz-grauer Farbe und
recht spröde wirkend wartet sie auf ihre Weiterverarbeitung. Wie so viele andere Holzstücke: „Ich habe so viel Holz
vorgelagert, das reicht für zwei Leben“, sagt Fink und lacht.
Nur rund 200 Schreibgeräte verlassen im Jahr seine
Werkstatt. Jedes ein Unikat – mit einem langen Weg hinter
Ich war heute den ganzen Tag am
Strand. Meine Gastfamilie allerdings fährt nicht einfach mal so
mit Picknickkorb an den nächsten Strand, nein! Da muss man
sich herausputzen, und es wird zu
einem „Touri“-Strand etwas weiter weg gefahren, wo man in ein
Hotel eincheckt und den ganzen
Tag bei Begleitmusik Austern,
Pommes, Fisch, Hühnchen, Kuchen und Cocktails zu sich nimmt.
Fünf Jahre vergehen, bis Stefan Fink,
51, letzte Hand an seine Schreibgeräte legt. Hier poliert er einen Füllfederhalter „Albatros“ aus Königsholz.
sich. Zwei Jahre trocknen die in Quader geschnittenen
Stämme, bevor Stefan Fink sie zu Rohlingen vordrechselt.
„Schnelles Trocknen rächt sich immer“, sagt er. Da er jedoch
alles von Hand macht, auch die Rohlinge ohne Schablone
und nur mithilfe seines guten Augenmaßes drechselt, spürt
er den Reifeprozess des Holzes. Und dieser geht als Rohling
mit weiteren drei Jahren Trockenzeit in die zweite Phase.
Füllfederhalter, Skizzierstifte, Drehbleistifte und Rollerballstifte entstehen nach fünf Jahren so aus den verschiedenen Holzarten. „Wie genau die Farbigkeit am Ende bei einem
Stück ist, kann ich vorher nicht wissen.“ Nur die Maserung
läuft vom Stift zur Kappe stets durch – wie er das macht,
bleibt Finks Geheimnis. Keiner der Stifte wird lackiert. Sie
werden mit Hartöl geölt und nach einer Woche Trockenzeit
mit Wachs poliert. Ob ein Stift dann reif zum Verkauf ist,
entscheidet Fink von Fall zu Fall: „Ich lasse ein Stück erst
dann los, wenn ich das Gefühl habe, es zu können.“
Schwarzes Grenadill, aus dem Stefan Fink einen Skizzierstift stets in der Hosentasche hat, helles Olivenholz oder li-
lafarben schimmerndes Amaranth? Geschwungene Form,
konisch oder lieber gerade? Jeder Kunde schätzt etwas anderes. Vom Taxifahrer, der auf einen Stift für seine Frau gespart hat, über den griechischer Reeder, der ein Mal im Jahr
europäische Länder bereist, auf der Suche nach gutem
Handwerk, bis hin zu Vertretern des thailändischen Königshauses – sie alle zählen zu Finks Kunden. Für 280 Euro aufwärts für einen Druckbleistift oder ab 900 Euro für einen
Füller (die Modelle heißen Albatros, Nachtigall und Star)
nehmen sie Schreibgeräte von Stefan Fink mit. Der den Weggang seiner Arbeit ganz besonders betrachtet: „Es ist ein
schönes Gefühl, dass meine Energie auf dem Planeten bleibt,
in den Schreibgeräten, wenn ich nicht mehr bin.“
Und auf allem prangt ein winziger Buchfink – das Markenzeichen des Zehntausend-Jahre-Pinselmachers, wie
Stefan Fink liebevoll in Japan genannt wird. ZehntausendJahre-Pinsel ist das japanische Wort für Füllfederhalter. Das
hat er rechtszeitig gelernt: Im Mai 2010 wird Fink das nächste Mal nach Japan reisen. Für eine eigene Ausstellung.
Kontakt
» Stefan Fink, Schreibgeräte
& Möbel, Koppel 66, 20099
Hamburg, Tel. 24 71 51; Mo – Sa
11 – 19 Uhr; www.stefanfink.de
KARASEKS
STADTGEFLÜSTER
Weniger ist mehr!
Gans gut
geraten
Fotomodel Marie Amière verrät, was sie
drunter trägt, was das Fliegen schöner macht
und worauf sie nicht verzichten möchte.
Sie machen viel Werbung für Dessous.
Werden Sie auf
der Straße darauf
angesprochen?
Ja, ich werde tatsächlich oft darauf angesprochen. Ich traf
z.B. einmal einen
Taxifahrer in Berlin,
der mir erzählte,
dass er ein WäscheSet für seine Frau
gekauft hatte, was
ich auf einem Foto
im Otto-Katalog
getragen habe.
MacBook Pro (15 Zoll) von
Apple, um 1500 Euro,
gesehen bei Hamburg 4
GmbH, Johnsallee 65 – 67.
Dessous: Bügel-BH um 25,
Panty um 18 Euro, von Lascana, gesehen im LascanaShop im AEZ (Poppenbüttel).
FOTOS: PR
FOTO: PR
Was haben Sie durch Ihren Job in Sachen Mode gelernt?
Less is more.
Die Wochenvorschau
MONTAG
LESUNG: „Rocko Schamoni liest
irgendwas“ im Schauspielhaus.
Und genau das macht er auch: Der
ungekrönte König der Alleinunterhalter und selbsternannte „Muschikatzenmann“ wählt spontan Texte
aus seinen drei Romanen und liest
diese vor, dazu gibt es Kostproben
aus seinem im Herbst 2011 erscheinenden Werk. 20.30 Uhr,
Eintritt 13 Euro.
DIENSTAG
KONZERT: Freizeitcowboys
freuen sich, wenn Truck Stop
beim Weihnachtskonzert den großen Saal der Laeiszhalle in einen
stimmungsvollen Country-Saloon
verwandeln. 20 Uhr.
ARTISTIK: Die eiligen 3 Könige
sorgen in den Fliegenden Bauten
(Glacischaussee 4) für gute Laune
mit Comedy, Kunststücken und
Musik. 20 Uhr, Eintritt ab 22 Euro.
Ich bin noch gar nicht in Weihnachtsstimmung, obwohl ich das
Gefühl habe, dass es hier viel
mehr Weihnachtsschmuck für
Häuser und Bäume und viel mehr
Lieder und Festessen gibt als in
Deutschland. Trotzdem ist es hier
einfach zu heiß für Weihnachten.
Ich bin gespannt, wie es sein
wird, das Fest unter Palmen zu
feiern. Andererseits ist es schön,
einmal in wärmeren Gefilden zu
überwintern, denn nach Hause
fahre ich erst wieder im Juli 2010.
eihnachten ist das Fest der
Familie, und so erinnert man
sich an Weihnachten mit dem
Gaumen an das Festessen, an die Jahre,
an denen die Gans gut geraten und gebraten war, zu fett, zu trocken, saftig
genug. Na und so weiter. Als ich ein
Kind war, gab es an Heiligabend Karpfen, und zwar Karpfen blau. Tagsüber
schwammen die Karpfen stumm in der
Badewanne, ahnten noch nichts, bis sie
am Abend der Vater aus der Wanne
nahm und mit dem Hammer totschlug.
Während er das tat und man ihm mit
wohligem Entsetzen zusah, sagte die
Mutter, dass Papa „sonst“ keiner Fliege
etwas zuleide tun könne. „Hinter den
Kiemen“, sagte der Vater, „schmeckt
der Karpfen am zartesten!“ Karpfen gab
es deshalb, weil der 24. Dezember bis
Mitternacht, also vor der Christmesse,
eher ein trauriger Tag, also ein katholischer Fastentag war, das Fest der unschuldigen (ermordeten) Kindlein.
Damals hieß für mich das Brötchen
noch „Kaisersemmel“, denn ich lebte in
den Überresten von Kakanien, das damals vorübergehend „Ostmark“ hieß
und zu „Großdeutschland“ gehörte.
Und von Österreich und Deutschland
gilt der Satz, es seien zwei Länder, „getrennt durch die gleiche Sprache“. Ostmark hieß später wiederum das Geld in
ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK
W
Handtasche „Caroline“
von Chopard, um 1610 Euro,
gesehen bei Chopard Boutique, Jungfernstieg 34.
der Zone, auch „DDR“ genannt, als
Deutschland geteilt war.
Es sollte für mich noch bis in die
Sechzigerjahre dauern, als ich in Hamburg lernte, dass der Kaisersemmel in
Hamburg das „Rundstück“ entsprach,
missingsch „R-R-R-und-S-tück“ ausgesprochen. Ich habe viele geografische
Wege von der „Semmel“ bis zum Rundstück, vom „Kipfel“ bis zum „Hörnchen“ durchwandert: die „Schrippe“ in
Berlin gegessen, den „Wecken“ in Stuttgart und überall mehr oder weniger
größere oder kleinere Brötchen gebacken. In Köln hieß das Ding sogar, wenn
es mit Käse belegt war, „halwe Hahn“.
Nur die Weihnachtsgans war überall
gleich, die gleiche, wenn auch nicht dieselbe. Und schmeckte sie „gelungen“,
war das Fest gerettet.
MADE IN
HAMBURG
Kolumne
» An dieser Stelle schreiben
im wöchentlichen Wechsel
Abendblatt-Autor Hellmuth
Karasek und AbendblattRedakteurin Maike Schiller.
21.–27. DEZEMBER
MITTWOCH
BALLETT: Fest für die Sinne! Auf
die Kantaten des „Weihnachtsoratoriums“ antwortet John Neumeier
mit barocker Opulenz. Hamburgische Staatsoper, 19.30 Uhr.
TV: Was gehört zu Weihnachten
wie Lametta? Die Kostümromanze
„Sissi“ – und zwar das Original mit
Romy Schneider, 20.15 Uhr, Sat 1.
Meine Gasteltern – ein Autohändler und eine Innenarchitektin – saßen die ganze Zeit in
den samtbezogenen Madeira-Sesseln auf einer
Plattform am Meer. Ich
aber war zum Schwimmen am eingezäunten
Privatstrand mit meinen drei „Geschwistern“,
das war wirklich ein Erlebnis! Das Meer, die Sonne, die Palmen sind ja immer schön – egal,
wo man ist. Und es war natürlich
auch einmal ganz angenehm,
nicht die einzige käsig-weiße
Blondine zu sein, also von Sprüchen und Blicken dominikanischer „Tigres“ verschont zu bleiben. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber so ähnlich fühlt sich
das für mich als Deutsche, die auf
Zeit in der Karibik lebt, eben an.
Dazu kommt: Wegen der großen
Kriminalität darf ich mich nicht
allein außerhalb der eingezäunten Privatgelände bewegen.
Schade nur, dass ein sonniger Tag
am Strand so müde macht und ich
morgens schon um 6 Uhr aufstehen muss – der Schule wegen. Im
Unterricht darf ich – anders als in
Deutschland – keine Piercings
tragen. Das hat die Schuldirektorin allen Schülern ausdrücklich
verboten. Außerhalb der privaten
Schule trage ich meinen Nasenring aber weiter.
MEIN STYLE-TRIO
Durch Ihren Model-Job sind Sie viel untwegs. Was sind
Ihre drei Must-Haves auf Reisen?
Ich habe immer mein MacBook Pro dabei. Super praktisch
und mit der Musik meines Lieblingssängers Maxwell sowie
Hörbüchern. Das erinnert mich immer an meine Kindheit,
als mir zum Einschlafen vorgelesen wurde, und da darf
meine Schlafbrille natürlich nicht fehlen. Ich habe auch
immer ein schönes Buch dabei. Ich liebe es, zu lesen und
dabei in die Geschichten einzutauchen. Dann vergesse ich
alles um mich herum und merke gar nicht, wie lang die
Flugreisen sind! Im Moment lese ich „The Four Agreements“ von Don Miguel Ruiz. Aber worauf ich am wenigsten verzichten kann: eine geniale Handtasche.
San
Cristóbal
DONNERSTAG
COMEDY: Heute Kinder wird’s
was geben! Im Schmidt Theater
wird der Heilige Abend zur
„Schrillen Nacht“ und alles andere
als besinnlich. Entertainer Kay Ray
führt durch die Weihnachtsshow,
die vom nörgeligen Comedian
Wolfgang Trepper über spektakuläre
Rollschuhakrobatik bis zu Viktoria
Lapidus und ihren Hula-HoopReifen mehr Abwechslung bietet
als jeder bunte Teller. 23 Uhr.
FREITAG
KINDER: „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner, die wahre
Geschichte über Freundschaft, wird
im Schauspielhaus zum zauberhaft
inszenierten Theaterstück für Kinder ab 6 Jahren. 18 Uhr, ab 6 Euro.
KINO: Fatih Akins „Soulkitchen“
über Leben, Lust und Liebe um eine
kulinarische Kneipe in Wilhelmsburg u. a. mit Moritz Bleibtreu.
Film-Musik von Jan Delay.
SONNABEND
MUSEUM: Woher kommt der
Pfeffer für die Pfefferkuchen?
„Hamburger handeln mit fernen
Ländern“ ist das Thema der Familienführung „Was? Wie? Wo? Ach
so!“ im hamburgmuseum (Holstenwall 24). Für Kinder ab 5, 13 Uhr.
EISHOCKEY: Die Freezers gehen
gegen die DEG Metro Stars aufs
Eis. Color Line Arena, 14.30 Uhr.
Filigran
gefertigt
und
liebevoll
gestaltet: Anhänger-Set
ein Set
ab 9,50 Euro bei
& Kunst“
von fünf in„Spiel
der Spielzeuggeschnitz- gasse, Weihnachtsmarkt
ten Christ- (Rathausmarkt).
baumanhängern mit unterschiedlichen Motiven
wie Hummel-Mann,
Stadtwappen oder
Michel – im roten Stoffsäckchen verpackt.
SONNTAG
OPERETTEN-GALA: „Dein ist
mein ganzes Herz“. Eine bunte
Melange der leichten Muse: Das
Ensemble des Hamburger Engelsaals interpretiert die beliebtesten
Lieder aus UFA-Tonfilmen, goldenen Schlagern und Stücken von
Lehár bis Strauß. Durch den Abend
führt Karl-Heinz Wellerdiek.
Laeiszhalle, Großer Saal, 19 Uhr.

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