Kurz vor der längsten Nacht des Jahres erinnert sich CHRISTOPH
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Kurz vor der längsten Nacht des Jahres erinnert sich CHRISTOPH
SONNABEND / SONNTAG, 19. / 20. DEZEMBER 2009 51 2009 Unterwegs: In den Gassen von Lübeck › Stadtgespräch: Lautsprecher Alex Christensen › Titel-Thema: Hamburgs lange Party-Nächte Lokal-Termin: Indisches Abendmahl im „Shalimar“ › Gestern & Heute: Zurück in die Zukunft bei Desy › Handgemacht: Schreibgeräte Die Macht der Nacht Kurz vor der längsten Nacht des Jahres erinnert sich CHRISTOPH TWICKEL an unvergessliche Erlebnisse im nächtlichen Hamburg. N eulich, in einer lauen Sommernacht, nachts um halb zwölf, war ich auf dem Schulterblatt unterwegs. Das mache ich eher selten, aber jene Nacht war eben keine gewöhnliche. Das beliebte Ausgeh- und Shoppingviertel rund um die Piazza war mal wieder Schauplatz des Schanzenfestes, das die umliegenden Straßen tagsüber in einen großen, unangemeldeten Anwohnerflohmarkt verwandelt – und nachts in einen Freiluft-Rave, der schließlich am frühen Morgen per Wasserwerfer, Räumpanzer und vollverschalten Ordnungshütern aufgelöst wird. Dieses Ritual wiederholt sich Jahr um Jahr. Es gehört mittlerweile zum Schanzenviertel wie der Michel zu Hamburg. Auch in dieser Nacht warteten wieder Dutzende von Reportern und Fotografen darauf, dass es losgeht. Doch es wollte nicht losgehen. Weder die Polizei noch die so genannten „gewaltbereiten Autonomen“ ließen sich blicken. Stattdessen: Friede, Freude, Eierkuchen. Ein fröhlicher Flashmob zettelte vor der Roten Flora eine Kissenschlacht an. Ein paar albern kostümierte Twentysomethings liefen mit Schildern durch die Menge, auf denen Sprüche wie „Ich eskalier’ gleich!“ stand. In der Rosenhofstraße, im Volksmund heute auch „Kotzkurve“ genannt, tanzten Jung und Alt zu saftigen Elektrobeats. Die Straßenstände verkauften Döner und Bier im Akkord. „Was für eine schöne Nacht!“ dachte ich, als ich bemerkte, dass ein paar Jugendliche auf dem Schulterblatt Pappkartons zusammenschoben – wohl in der Erwartung, dass gleich ein echter Autonomer um die Ecke käme, den Haufen in Brand stecke und damit die offensichtlich sehnsüchtig erwartete Randale provozierte. Als das nicht geschah, torkelte eine blonde Frau mit rosa Beinkleid herbei, zückte ihr Feuerzeug und begann herumzukokeln. Ich trat hinzu und fragte sie: „Was machst du denn da?“ – „Ich zünd das an!“ sagte die Blondine und blickte trübe zu mir auf. „Und was soll das?“ – „Nur so.“ – „Komm, hör auf mit dem Scheiß! Geh Bier trinken oder tanzen, oder so!“– „Wieso, ist doch geil!“ Von den Umstehenden hatten einige ihr Handy gezückt und machten eifrig Fotos von dem glimmenden Pappkarton. Ich sah mich um: Vom schwarzen Block weit und breit nichts zu sehen. Stattdessen überall Partyvolk, das sich zum Straßenkampf rüstete, oder besser: so tat, als ob. Siebzehnjährige mit Sonnenbrillen auf der pickligen Stirn, die versuchten, ihre Halstüchlein als Vermummung zu benutzen. „Wo sind denn die Bullen?“, rief einer, „Ey, dahinten brennt’s!“, ein anderer. Alle waren ganz zappelig, liefen durcheinander, schauten grimmig und bemühten sich um möglichst aufgeheizte Stimmung. Heute Nacht, da war man sich einig, sollte das Schanzenviertel eine wilde Gefahrenzone sein. Leider musste ich den Ort des Geschehens zu diesem Zeitpunkt verlassen, da ein Freund von mir in dieser Nacht fünfzig wurde und ich nicht zu spät zur Gratulation kommen wollte. Auf dem Weg zu dem Eimsbütteler Gemeindesaal, in dem die Feier stattfand, fühlte ich mich ein bisschen alt und gab mir alle Mühe, die Jugend von heute zu verstehen. Straßen- Ausdauernd wird im angesagten Kiez-Klub „Moondoo“ gefeiert. FOTO: BERTOLD FABRICIUS / PRESSEBILD.DE schlachten als Nightlife-Event? Was war hier passiert? Ich erinnerte mich an die späten Achtzigerjahre, als ich nach Hamburg kam. Das war die Zeit, in der der Kiez langsam zur Ausgehmeile wurde. Aids hatte die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen rapide sinken lassen, der Betrieb von Peepshows war seit 1982 verboten und wegen des Booms von Videotheken mit Sexfilm-Abteilungen waren auch die Pornokinos um die Reeperbahn dem Untergang geweiht. In den ehemaligen Rotlichtbars und Puffs eröffneten kleine Klubs, die die billig-plüschige Inneneinrichtung einfach übernahmen, weil sie so schön verrucht war. Man tanzte auf einem Vulkan, umgeben von Sexshops, Prostituierten, Luden und Freiern, Tür an Tür mit harten Kiezkneipen wie dem Goldenen Handschuh, wo sich Nacht für Nacht die Besoffskis was auf die Löffel gaben. Oder noch etwas früher: Wäre das „Pickenpack“ am Schulterblatt in den Siebzigern interessant gewesen, wenn dort nicht ab und zu mal ein paar Hell’s Angels mit ihren Maschinen an den Tresen gefahren wären, um ein Bier zu bestellen? Musste nicht Onkel Pö-Betreiber Peter Marxen mit seinen Verbindungen zum Kiez und zu den Sinti nach Wilhelmsburg drohen, um die Rockergangs aus seinem Laden zu vertreiben? Der geschichtsträchtige Punkerklub „Krawall 2000“ in der Nähe des Fischmarkts hieß nicht umsonst so, und die ersten Abende des „Golden Pudel Club“ fanden in einem schimmligen Keller in der Lincolnstraße statt, den die Polizei jederzeit hätte dichtmachen können. Offensichtlich haben die meisten der Klubs und Bars, die heute als legendär gelten, zumindest ein bisschen als Gefahrenzone angefangen. Gerade wollte ich anfangen, noch von den unzumutbaren sanitären Verhältnissen im „Heinz Karmer’s Tanzcafé“ erzählen – eine abbruchreife ehemalige Dompinte, die 1994–97 das Wohnzimmer der Hamburger Schule war. Da flattert mir eine Pressemitteilung auf den Schreibtisch. Dort verkünden zwei Hamburger Kulturpolitiker, ganz ohne falsche Bescheidenheit: „Wir bereiten den Weg für die Beatles von morgen!“ und stellen ihr „Förderprogramm für Hamburger Independent-Labels“. Ganz gewiss ein ehrenwertes Programm und bestimmt eine feine Sache für Hamburgs kleine Plattenfirmen. Aber die neuen Beatles, gefördert und gepampert von GAL, CDU oder SPD? Wird dann der neue Star-Club womöglich ein rauchfreier Saal in einem öffentlich geförderten Musikerzentrum in Barmbek Süd, natürlich in Passivhaus-Bauweise? Gott bewahre! In jener Nacht fuhr ich gegen halb drei von der Geburtstagsfeier nach Hause und machte noch einen kleinen Schlenker in Richtung Schanze. Schon von weitem sah ich, dass die Nacht den üblichen Verlauf genommen hatte. Über dem Viertel kreisten Hubschrauber, an der Ecke Altonaer Straße verriegelten Hunderte von Polizisten den Zugang zum Schulterblatt. Blecherne Lautsprecherdurchsagen und das Dröhnen der Wasserwerfer erfüllte die Luft. Die verbliebene Amüsier-Meute war happy, johlte herum, schwenkte Bierflaschen und posierte mit Victory-Zeichen für Fotos. Ich hatte meinen Presseausweis dabei und konnte so durch die Polizeikette aufs Schulterblatt schlüpfen. Die Straße war menschenleer, das Pflaster glänzte vom Nass der Wasserwerfer. Ab und zu fuhr der Suchscheinwerfer eines Helikopters über die Szenerie. Die Kneipen waren geschlossen, nur aus einer Bar kurz vor der Ecke Susannenstraße drang noch Musik. Als ich hineinblickte, erklomm der DJ gerade den Tresen und schwenkte sein T-Shirt über dem Kopf. Der kleine, schlauchartige Raum war dicht bepackt mit Menschen. Offensichtlich hatten sie sich rechtzeitig vor den Wasserwerfern hier hinein gerettet. Jetzt tanzten sie wie irre, gröhlten und quiekten. Schließlich hatten sie als einzige Party im Sperrgebiet durchgehalten. Sie feierten sich – als Sieger der Nacht. S. 4/5 – Feiern im „Moondoo“ und auf einer Ü30-Party. Plus: Hamburgs Klub-ABC II › WOCHENENDE Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009 Ab nach Lübeck Mein perfekter Sonntag da! Wir schauen uns fragend an, und ich beruhige: Die Leute kommen schon noch. Genauso ist es. Kurz vor 11 Uhr füllt sich die Kirche und dann geht’s los: Der Höhepunkt meines „perfekten“ Sonntags beginnt mit Orgelmusik und endet mit dem Segen. Der Gottesdienst ist für mich der Ort, an dem ich Kraft schöpfe für eine ganze Woche: Ich besinne mich auf das, was wirklich wichtig ist im Leben, komme zur Ruhe, höre wunderschöne Musik, Bibeltexte voller Weisheit und Zuspruch und erlebe eine Gemeinschaft, die in der Gesellschaft einmalig ist: alte und junge, fromme und zweifelnde, gebildete und einfache, distanzierte und engagierte Menschen bilden einen großen Kreis um den Altar und feiern Abendmahl. Das gibt es nur sonntags! 13 Uhr Nach Gottesdienst und Kirchenkaffee fahre ich erschöpft, aber auch erfüllt nach Hause. Dort treffe ich den ein oder anderen noch frühstückend an (auch Pastorenkinder schlafen gerne lang …). Wir klönen am Esstisch und planen unseren Nachmittag: Die eine besucht den Großvater, die andere muss lernen, der nächste macht Sport oder genießt, dass er endlich mal nichts tun muss. Die „Feuerzangenbowle“ als Zeitreise-Event im Hamburger Schulmuseum. E inmal etwas Irrsinniges zu tun, das habe ich mir immer schon gewünscht. Ein Junge zu sein, der albern ist und ohne Sorgen. Der seine Schulaufgaben macht und mit Papierkügelchen schießt ...“ Wenn Heinz Rühmann alias Dr. Johann Pfeiffer („mit drei f!“) im Schinken von 1944 rührselig vor den Flammen des schwer alkoholträchtigen Gebräus beschließt, zurück in die Schulzeit zu reisen, bleibt kein Auge trocken. Alle Jahre wieder wird die „Feuerzangenbowle“ zur Vorweihnachtszeit aus den Privatarchiven gekramt. Auch Holger Kraus, 41, tut dies in schöner Regelmäßigkeit. Bereits zum dritten Mal lädt er zum Schul-NostalgieTrip, um – wie er sagt – zur Ruhe zu kommen und Geschenke einmal Geschenke sein zu lassen. Ort der Vorführung ist jedoch kein Wohnzimmer oder stinknormles Kino (von denen es ja ohnehin immer weniger in Hamburg gibt), sondern das Schulmuseum auf St. Pauli. Kraus’ rollendes Kino mit dem schönen Namen „Flexibles Flimmern“ versetzt die Zuschauer an besondere, authentische, mitunter skurrile Orte. So gab er den Piraten-Film „Fluch der Karibik“ auf einem Abenteuerspielplatz zum Besten, verlegte „Ocean’s Eleven“ (im Original mit Frank Sinatra) kurzerhand ins Hamburger Casino Esplanade oder ließ „Der Pate“ in einer verlassenen Lagerhalle am Hafen spielen (traditioneller Umschlagsplatz für Prohibitionswaren der Mafia). „Auf diese Weise wird das Filmerlebnis verstärkt“, sagt der Chef-Flimmerer, der schon während der Studienzeit seiner Hausgemeinschaft in Göttingen Kultfilme auf dem Treppenabsatz präsentierte und sich in dreijähriger Cineasten-Fleißarbeit eine treue Fangemeinde angeschafft hat. „Aber man lernt dadurch auch immer wieder neue Orte kennen oder ent- FOTO: REINER OHMS deckt bekannte Plätze neu.“ Praktisch auch: Hinterher müssen sich die Gäste nicht fragen, „und wohin gehen wir jetzt was trinken?“ Nach dem Film dürfen sie gern bleiben und über Plot und die Welt fachsimpeln – oder einfach nur schlemmen. Denn für Verpflegung ist ebenfalls gesorgt. Bei Kerzenschein und weihnachtlicher Deko werden Feuerzangenbowle und gepimpte Schulbrote gereicht, etwa mit Hobelkäse, Feigensenf und Radieschensprossen. Und einen besonderen Service gibt es bei jeder Vorführung obendrauf. Eingestimmt werden die Besucher dieses Abends mit einer privaten Schulstunde wie im Kaiserreich. „Die Zeitreise im Schulmuseum lohnt sich sehr“, sagt Holger Kraus. Museumspädagogen lassen einen spüren, wie es damals im Klassenzimmer zuging mit Rohrstock-Androhungen und Gedichtaufsagen. Alle „Schüler“ bekommen altdeutsche Namen, damit auch alles schön echt ist. Hinterher ist man dann fast froh, wieder in den Vierzigern gelandet zu sein, wenn auch nur filmisch. In einer „richtigen Penne, mit richtigen Paukern und Lausejungen“ – und ordentlich viel Feuerzangenbowle. Service » Hamburger Schulmuseum, Seilerstraße 42 (parallel zur Reeperbahn), Sonnabend 19.12, Einlass ins Museum: 19.30 Uhr, Unterrichtsstunde: 19.45 – 20.15 Uhr, danach Einlass zum Film mit Feuerzangenbowle in der Aula. Filmstart: 21 Uhr, Eintritt: 10 Euro. Um Reservierung für den Kinoabend wird gebeten unter: [email protected] 20 Uhr Als großer Krimifan Rohrnetz der Hamburger Wasserwerke – wie die Entfernung von Islamabad (Pakistan) nach Hamburg. Der Wasserverbrauch pro Einwohner liegt bei rund 107 Litern am Tag. TEXT: VERENA FISCHER-ZERNIN n diesen Wochen steht in gefühlten 95 Prozent aller Hamburger Kirchen Bachs Weihnachtsoratorium auf dem Programm. Aber es muss ja vielleicht nicht immer der große Johann Sebastian sein. Was den Deutschen ihr Weihnachtsoratorium samt Zimtstern und Nelkenduft, ist den Engländern ihr „Messiah“. Mehr noch: Der „Halleluja“-Chor, das wohl berühmteste Stück aus diesem berühmtesten Werk Georg Friedrich Händels, ist in England eine Art inoffizieller Nationalhymne; bis heute erhebt man sich, wann immer das „Halleluja“ angestimmt wird. Am Sonnabend findet in der Hauptkirche St. Petri eine ganz besondere Aufführung des „Messiah“ statt: Petri-Kantor Thomas Dahl dirigiert nicht nur seinen Hamburger Bachchor St. Petri, Orchester und Sängersolisten, sondern auch das Publikum. Das soll nämlich mitsingen. AV E straße raße König 6 „Einige Chöre im Messiah sind richtig auf Massenwirkung angelegt“, sagt Dahl. Schon bei der Trauerfeier für den Schöpfer des „Messiah“ 1759 sangen in der Londoner Monumentalkirche Westminster Abbey rund 400 Chorsänger das „Halleluja“, und oft singt das Publikum mit. Längst ist diese Tradition des „Sing along“ auf den Kontinent hinübergeschwappt. Von basisdemokratischem Mitschmettern nach Gusto, wie es bei solchen Veranstaltungen bisweilen anzutreffen ist, hält Dahl aber weniger: „Wir musizieren schließlich in einem öffentlichen Raum.“ Deshalb singt die übrigen Chorstücke mit ihren zum Teil akrobatischen Koloraturen der Bachchor; die Solopartien übernehmen Sabine Schneider (Sopran), Saskia Klumpp (Alt), Sven-Olaf Gerdes (Tenor) und Tom Schmidt (Bass). „Das Publikum soll sich als Teil eines großen Ganzen spüren“, sagt Dahl, „ob die Leute gerade bei einer Nummer dabei sind oder nicht. Mein Hauptwunsch ist, dass sie nachher sagen: Wir haben zusammen den Messias aufgeführt.“ Damit es in der halligen Akustik des Kirchenraums auch klappt mit der musikalischen Einheit, holt Dahl die Mitsänger möglichst nah an den Altarraum, nach Stimmgruppen sortiert. Kerzenschein gibt’s dazu, wie immer in St. Petri – ergänzt durch dezente Lesebeleuchtung, wegen der Noten. Wer keine hat – macht nichts: Kurzentschlossene können sich am Büchertisch in der Turmhalle einen Klavierauszug kaufen, um an dem klingenden Gemeinschaftserlebnis teilzuhaben. Vor dem Konzert bietet Dahl eine Probe der Publikumschöre an – aber keine strenge. „Die Leute sollen mich lieben dabei!“, sagt er und lacht. Und wer einfach nur hörend genießen will, darf das natürlich auch. Ohne Probe. Das weihnachtlich beleuchtete Lübeck ist das perfekte Ziel für einen Ausflug, eine kulturelle Zeitreise. In den malerischen und verwinkelten Gängen und Gassen der Hansestadt an der Ostsee wird Geschichte lebendig. Gleich drei Mal wurde Lübeck gegründet: Zunächst von den Slawen im 8. Jahrhundert, als Liubice, „die Liebliche“. Im Jahr 1143 verlieh Graf Adolf II. von Schauenburg der Siedlung das Stadtrecht – das war die offizielle Gründung von Lübeck. Herzog Heinrich der Löwe merkte schnell, wie günstig die Lage der neuen Stadt war. Der Handel in seinen Marktplätzen Lüneburg und Bardowik ging zurück, die Kaufleute wanderten nach Lübeck ab. Nach einem großen Brand 1157 trat der Graf die Stadt an den Herzog ab, dieser gründete sie erneut. Als Lübeck 1226 zur freien Reichsstadt wurde, entwickelten Rat und Bürgerschaft eine starke Handelspolitik und das „Lübische Recht“, das zum Exportschlager in 120 Ostsee-Städte wurde. Rund 100 Jahre später sicherte sich Lübeck durch den Kauf von Travemünde den ungehinderten Zugang zur Ostsee und wurde zur „Königin der Hanse“. Ende des 14. Jahrhunderts hatte die imposante Wirtschaftsmacht fast 25 000 Einwohner und war damit die zweitgrößte Stadt in Deutschland. Auch nach dem Niedergang der Hanse blieb Lübeck Kaufmannsstadt, nicht mehr unermesslich reich, aber wohlhabend. Zwei Drittel der wasserumflossenen Altstadt waren auch nach einem Bombenangriff im 2. Weltkrieg noch erhalten. Die historische Stadtanlage mit rund 1800 denkmalgeschützten Gebäuden wurde von der Unesco 1987 zum „Weltkulturerbe“ ernannt. Drei Nobelpreisträger sind mit Lübeck verbunden: Thomas Mann, dessen Roman „Die Buddenbrooks“ wie kein Zweiter für das Deutschland bis zum Ersten Weltkrieg steht – und oft als eine Art Lübeck-Reiseführer begriffen wird. Günter Grass, der mit der „Blechtrommel“ vor 50 Jahren ästhetisch, moralisch und thematisch einen Sturm auslöste. Und Willy Brandt, der 1971 für seine Ostpolitik den Friedensnobelpreis bekam. Allen dreien sind Museen gewidmet – Lübeck ist ohnehin Museumsstadt! Zum Aufwärmen nach einem Bummel durch die „Stadt der sieben Türme“ – fünf Kirchen mit sieben Kirchtürmen prägen die Silhouette – kann man sich einer Lübecker Spezialität hingeben: dem Marzipan. In den Lübecker Zunftrollen wird die Köstlichkeit aus dem Vorderen Orient erstmals im Jahr 1530 erwähnt. „Lübecker Marzipan“ erfüllt besonders hohe Anforderungen, die sich die dortigen Hersteller selbst auferlegt haben. Darin sind die Mandelqualität und die Begrenzung des Zuckerzusatzes, der in Lübeck seit alters her besonders gering gehalten wurde, festgelegt. Dazu passt perfekt ein Glas Rotspon, ein in Lübeck allein durch Lagerung „veredelter“ Bordeaux. TIPPS & TERMINE 1 HOLSTENTOR Die mächtige Doppelturmanlage wurde in den Jahren 1464 bis 1478 vom Stadtbaumeister Hinrich Helmstede nach niederländischen Vorbildern errichtet. Die Türme stehen als Pfahlbauten auf morastigem Boden, der Südturm ist seit dem Mittelalter abgesackt. Hinter bis zu 3,50 Meter dicken Mauern befindet sich die Ausstellung „Die Macht des Handels“. 2 BUDDENBROOKHAUS In der Beletage, die einst Familie Mann bewohnte, ist die Dauerausstellung „Die Buddenbrooks, ein Jahrhundertroman“ aufwendig inszeniert. » Buddenbrookhaus, Mengstr. 4, Öffnungszeiten: Januar – März: täglich 11 – 17 Uhr, April – Dezember: täglich 10 – 18 Uhr, Literarische Spaziergänge an den Adventssonntagen um 11 Uhr, 8 Euro (inkl. Eintritt ins Literaturmuseum). 3 CAFÉ NIEDEREGGER Seit über 200 Jahren werden in dem heimlichen Wahrzeichen Lübecks Köstlichkeiten wie die Niederegger Nusstorte serviert. die Rezepte werden in 7. Generation überliefert. Tipp: im 2. OG den Marzipan-Salon besuchen. » Café Niederegger, Breite Str. 89, gegenüber der Rathaustreppe. Öffnungszeiten bis 23.12.: Mo – Sa 9 – 20, So 10 – 18 Uhr. 4 MARIEN-KIRCHE Die Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik wurde von 1250 bis 1350 erbaut und war Stil-Vorbild für rund 70 Kirchen im Ostseeraum. 17 Uhr Um den Advents- beim Lieblingsitaliener sind nur Pasta mit Pesto, die wir in der Küche gemeinsam kochen. raße Von der „Königin der Hanse“ zum Weltkulturerbe: Lübeck ist ein besonderes Schätzchen. Die wasserumflossene „Stadt der sieben Türme“ zwischen Trave und Wakenitz bezaubert mit Museen, Marzipan und einer einzigartigen Altstadt. Musikalisches Aktiv-Erlebnis im Advent: Die Hauptkirche St. Petri lädt das Publikum zum „Messiah Sing Along“. 18 Uhr Besser als das Essen H ü xs t Museen, Marzipan und Meer Händel zum Selbersingen kranz sitzen, das Weihnachtsoratorium hören, Marzipan essen, Nüsse knacken, lesen. Schön, wenn sich die Kinder mit Freunden dazugesellen. 3 STADTBESUCH KULTUR ERLEBEN St. Petri – grandiose Kulisse mit großartiger Akustik. I Holstenstraße 7 DER GRÜNE PUNKT Baum aussuchen und los geht’s: Bis zum 24.12. können Sie auf dem Gut Schönau in Reinbek Weihnachtsbäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft selber schlagen. Eine Säge kann man leihen, an den Adventswochenenden gibt es Punsch, Suppe und Würstchen. www.gutschoenau.de auch dem Körper Gutes tun: also joggen oder Fitnessstudio. 5416 Kilometer misst das 5 TEXT: VER ALTROCK 15 Uhr Nicht nur der Seele, verpasse ich nur selten einen Tatort nach der Tagesschau. Der oder das Böse wird meist gebändigt – wie beruhigend. TR 1 e 10 Uhr 45 Kaum jemand 2 4 traß begegne ich denen, die den Gottesdienst mit mir vorbereiten: Der Küster entzündet die Kerzen am Adventskranz, der Organist probt mit unserem Chor, ehrenamtliche Mitarbeiter kochen Kaffee, das Kinderkirchenteam bereitet Bastelmaterialien vor, Kirchenvorsteher kümmern sich um Liederbücher und begrüßen die ersten Gäste. 8 lens 10 Uhr In meiner Kirche, FOTO: KINOWELT Müh 8 Uhr Die Ruhe des frühen Sonntagmorgens genieße ich mit einem Gebet, einer Kerze, einer Tasse Kaffee und der Einstimmung auf meinen Gottesdienst. Die Predigt ist geschrieben, die Gebete formuliere ich jetzt. Gibt es einen Menschen, ein politisches Geschehen, das ich im Fürbittgebet nennen möchte? Zurück in die Schule Breite St Die Theologin und Hauptpastorin an St. Katharinen freut sich auf Orgelmusik, Pasta und TV-Krimis. Kultiviert und kultig: Heinz Rühmann in der „Feuerzangenbowle“. KARTE: GRAFIKANSTALT Ulrike Murmann FOTO: EV. LUTH. KIRCHE STADTLEBEN 5 HISTORISCHER WEIHNACHTSMARKT Auf dem Kirchhof St. Marien unterhalten Gaukler und Musiker in historischen Gewändern, während Holzschnitzer, Kürschner und Kunsthandwerker ihre Waren feilbieten. Auf dem Kirchplatz können Kinder 20 liebevoll gestaltete Märchenhäuser bewundern und Nostalgiekarussell fahren. 6 ST.-ANNEN-MUSEUM Das ehemalige Augustinerinnen-Kloster beherbergt u. a. Deutschlands bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Schnitzaltäre und zeigt im neuen Anbau, der Lübecker Kunsthalle, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst. » St.-Annen-Museum, St. Annen-Str. 15. Öffnungszeiten bis 31.12.: Di–So 10–Uhr. 7 THEATERFIGURENMUSEUM Fritz Frey jr. bestückte das aus fünf Altstadthäusern bestehende Museum mit über 1000 Reliquien aus der Welt des Puppentheaters.. » TheaterFigurenMuseum, Kolk 14, Di – So 11 – 17 Uhr (bis 31.3.). 8 GÜNTER-GRASS-HAUS Das Schaffen des Literaturnobelpreisträgers, Grafikers und Bildhauers Günter Grass in seiner Vielseitigkeit. Bis zum 28. Februar 2010 läuft die Ausstellung „Ein Buch schreibt Geschichte: 50 Jahre ‚Die Blechtrommel‘“ » Günter-Grass-Haus, Glockengießerstr. 21, Mo – So 10 – 17 Uhr (bis 31.12.). INFOS: Welcome Center (Touristbüro), Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, Holstentorplatz 1, 23552 Lübeck, Tel. 0451/8899700, www.luebeck-tourismus.de Blick von der Trave auf den historischen Kern Lübecks. FOTOS: UWE FREITAG, PR Service » Messiah Sing Along am 19.12. in St. Petri, Speersort 10, Probe um 17.15, Aufführung um 19 Uhr, Karten zu 10 – 25 Euro an der Abendkasse. Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009 › STADTGESPRÄCH III Kirsten Rick trifft Alex Christensen Der Lautsprecher Seine simplen Songs verkaufen sich millionenfach, sein Urteil entscheidet Casting-Karrieren. Alex Christensen über Provokationen, Pädagogik und unfähige Popstars. L FOTO: THOMAS LEIDIG etzter Tag des Hamburger Winterdoms. Alex Christensen kommt zum verabredeten Treffpunkt neben der Wasserrutsche. Aufgeregt fragen junge Mädchen nach Autogrammen. Gut 20 Unterschriften sind es nach zehn Minuten. Mit dieser Bekanntheit lebt er seit 1991, als er mit der Techno-Hymne „Das Boot“ unter dem Pseudonym U 96 in 23 Ländern den Zenit der Charts erreichte. Zuvor hatte er bereits mit der damals noch unbekannten Verona Feldbusch („Ritmo de la Noche“) seinen ersten veritablen Hit gelandet. Seither gehört der „Autodidakt“ zu den Großen der Produzenten-Branche. Sogar US-Legenden wie Paul Anka und Michael Bolton vertrauen ihm und haben ihn für aufwendige Produktionen von SwingAlben engagiert. Dabei ist „Alex“, wie ihn auch Dom-Personal als einen alten Bekannten grüßt, das Wichtigste, „geerdet“ zu bleiben. Morgens trifft man den 42-jährigen Familienvater beim Discounter an der Kasse, mittags holt er den Sohn von der Schule ab, und am Klingelschild in Hohenfelde steht sogar sein FamilienName. „Ich halte einfach nichts davon, mich zu verstecken, das würde mich kauzig machen.“ Angstfrei zu sein, das hat er auch seiner Wilhelmsburger Herkunft zu verdanken: „Das hat mich geschult, abgehärteter durchs Leben zu gehen.“ Der 20. Platz beim Eurovision Song Contest im Mai in Moskau ist abgehakt. „Natürlich war für mich alles unter gewinnen enttäuschend, aber ich würde es jederzeit wieder so machen. Denn unser Auftritt war geil.“ So tituliert der gelernte Speditionskaufmann auch die Idee des Fotografen, ihn auf der Mini-Harley-Davidson eines Kinder-Karussells abzulichten. MAGAZIN: Wenn Sie sich selbst bei einer Castingshow gegenüberstehen würden, was hätte der Juror dem Kandidaten Alex Christensen gesagt? CHRISTENSEN: Erstens: Du bist zu alt, um aufzutreten. Zweitens: Du kannst nicht singen. Drittens: Es ist ganz schön mutig, dass du hier vorsingst. MAGAZIN: Obwohl Sie seit 20 Jahren sichtbar in den Top5-Charts präsent sind … CHRISTENSEN: … bin ich DJ, ein Entertainer. Und ein Entertainer hat nicht zu singen – finde ich. MAGAZIN: Sind Sie nicht eher Unternehmer? Sie planen strategisch Hits und Acts. Ferner sind Sie Mitbesitzer einer Plattenfirma und eines Musikverlages. Insofern kontrollieren Sie die ganze Verwertungskette mit. CHRISTENSEN: Musik ist eine emotionale Sache, die kann man nicht komplett kalkulieren. Man muss beides machen. Einerseits Hits planen können, und das Paket maßgeschneidert für einen Künstler abliefern. Und dann gibt es eben Herzensangelegenheiten, wie meine Dance-Projekte. Und natürlich freue ich mich, wenn mir Sachen gelingen, die etwas schockieren, auffallen und erfolgreich zugleich sind. MAGAZIN: Dabei propagieren Sie ein recht eigenwilliges Frauenbild. Allein durch Titel Ihrer Hits von „Doktorspiele“ bis „Liebe zu dritt“. Wie passt das zu den neunjährigen Mädchen, die Ihnen auf dem Dom gegenüberstehen und ein Autogramm haben wollen … CHRISTENSEN: Ja, ich bin nicht so einfach zu erklären. Es gibt natürlich die eine Seite, die vielleicht mit vier Songs ein Frauenbild geschaffen hat, das sehr provokant ist. Nur, da singt eine emanzipierte Frau über Dinge, die man eher von einem Mann erwarten würde. MAGAZIN: Aber Sie haben als Mann und Textautor einer Frau diese Worte in den Mund gelegt. CHRISTENSEN: Es ist doch weitaus charmanter, wenn eine Frau sagt: „Du hast den schönsten Arsch der Welt.“ Von einem Mann gesungen, hätte das so eine Macho-Attitüde gehabt, und wäre lange nicht so erfolgreich gewesen. MAGAZIN: Wobei gerade Sie mit dem Macho-Image in Ihren Videoclips spielen. Die perfekte Mischung zwischen Jungmänner-Phantasien und Go-go-Girl-Projektionen. CHRISTENSEN: Das ist ja auch Absicht. Ich mag nun mal mehr das Mädchen von nebenan, die Schönheit aus der Vorstadt, als den Heroin-Look irgendwelcher durchgeknallter Models, die traurige AchtzigerjahreFrisuren tragen. Das ist nicht so meine Welt. MAGAZIN: Auch Ihre CD-Verpackungen sind schon recht hautlastig, die Damen tragen wenig außer Dessous. CHRISTENSEN: Ich bin da wirklich sehr zahm, wenn ich mich mit Rihanna, Beyoncé oder Lady Gaga vergleiche, die in Strapsen auftreten, was überhaupt kein Skandal mehr ist. Der eigentliche Skandal ist, dass man ihren englischen Texten nicht mehr zuhört. Es Immer Vollgas geben. Alex Christensen, 42, kann am besten „auf dem Dom abschalten“. fällt doch gar nicht mehr auf, wie sexistisch Popmusik insgesamt geworden ist – und mit meinen Sachen bin ich im Vergleich mitnichten jugendgefährdend. tel wohnten, hier nicht herkamen. Da gab es schon Spannungen. Aber es hat mich auch geschult, etwas abgehärteter durchs Leben zu gehen. MAGAZIN: Als Vater eines Sechsjährigen muss man auch auf Elternabende. Gibt es da ambivalente Reaktionen? CHRISTENSEN: Lieber als Kind meine Texte seinen Eltern vorsingen, als Hardcore-Lyrik von Berliner Rappern, die wirklich böse Sachen in den Mund nehmen. MAGAZIN: Sind Sie nicht ein zu groß geratenes Kind? Jemand, der mit Anfang vierzig noch genauso gern auf den Dom geht wie damals mit seinen Eltern. Oder liegt hier Ihr Geheimnis, dass Sie für diese Zielgruppe auch immer noch glaubwürdig Hits produzieren können? CHRISTENSEN: Sie haben Recht. Unsere Generation will einfach nicht älter werden. Wir wollen jung bleiben. Man kriegt ja heute auch seine Kinder nicht mehr mit zwanzig, sondern als Mann eher mit vierzig. MAGAZIN: Also kein Problem, wenn im Kindergarten plötzlich Songs wie „Doktorspiele“ geträllert werden, weil sie sich von ihrer Grundmelodie einfach so verführerisch wie so ein Kinderlied anhören? CHRISTENSEN: Ich finde das eher lustig. Natürlich versucht man, sein Kind davon abzuhalten, dass es „Arsch“ sagt. Aber spätestens mit acht, neun sagen sie es eh. Und wenn mein Sohn „geil“, „scheiße“ oder „Arsch“ sagt, stört mich das nicht mehr so. MAGAZIN: Auch Ihre Frau nicht? CHRISTENSEN: Doch, schon. Nur ist das einfach unsere Umgangssprache. Mein Sohn kennt auf einmal auch „Zombies“. Er weiß, es sind tote Menschen, die durch die Gegend laufen. Und das hat er nicht von mir ... Ich finde, so lange sie nicht diskriminierend oder bösartig verletzend sind, dürfen Song-Texte schon auffallen. MAGAZIN: Wenn man Sie auf dem Dom beobachtet, fallen Sie auch auf. Pferdeschwanz, Kapuzenshirt, dicke Stiefel; dann ist Ihre Wilhelmsburger Herkunft spürbar. CHRISTENSEN: So lange ich denken kann, bin ich schon immer auf den Dom gegangen. Auch heute noch mindestens drei Mal pro Saison. Dom ist für mich Entspannung pur. Außerdem kann ich da immer checken, welche Lieder gerade am Autoscooter angesagt sind, und freue mich, wenn da mal ein Song von mir läuft. MAGAZIN: Gehörten Sie als pubertierender Teenager auch zu den harten Cliquen, die dort immer stehen. CHRISTENSEN: Ganz kurz vielleicht, aber ich fing ja bereits mit 16 als DJ zu arbeiten an. Somit habe ich es glücklicherweise ausgelassen, am Autoscooter zu stehen und Vorstadtbräute aufzureißen. MAGAZIN: Apropos Vorstadt. Ist denn das Wilhelmsburg von morgen, wie es Investoren und Bürgerschaft planen, noch Ihre Welt – Stichwort IBA 2013? CHRISTENSEN: Ach, das riecht für mich nach einem MiniDubai, denn das kann auch ganz schnell auf Sand gebaut sein. Wilhelmsburg ist so geerdet, dass es weiterhin ein Arbeiterviertel bleiben wird. Wenn nun Spekulanten denken, sie können sich mit einer kleinen Brücke an die Hafencity anschließen und dann ist alles Friede, Freude, Eierkuchen, glaube ich nicht, dass dies funktioniert. Wilhelmsburg hat einen ganz besonderen Charme. Und dass es dort etwas rougher ist, muss ja nicht immer etwas Negatives sein. Solange man da irgendwie heil durchkommt. MAGAZIN: Wie muss man sich das vorstellen – die Kunst des Überlebens in Wilhelmsburg? CHRISTENSEN: Ich habe als kleiner Junge gelernt, dass es Straßen gibt, in denen ich mich nicht aufhalten kann. Das waren eben von anderen Mit-Wilhelmsburgern bewohnte Ecken, wo man nicht gern gesehen war. Genauso war das in unserer Ecke. Da haben wir auch darauf bestanden, dass die, die nicht in unserem Vier- MAGAZIN: Wird Ihr Sohn also schneller erwachsen als Sie? CHRISTENSEN: Ja. Aber ich lege meine Interessen doch nicht ab, nur weil jemand meint, man dürfe mit 40 nicht mehr auf dem Dom Spaß haben. Wenn ich mir heute die Endfünfziger anschaue, ob das Grönemeyer Es fällt nicht mehr auf, wie sexistisch Popmusik geworden ist – und mit meinen Sachen bin ich im Vergleich mitnichten jugendgefährdend. oder sonst wer ist – es wäre in den 70er-Jahren nicht möglich gewesen, solchen Leuten zuzujubeln. Da galt man als Fünfzigjähriger schon kurz vor der Einlieferung ins Hospiz. Heute regiert diese Generation der Fünfzigjährigen den Rock ’n’ Roll. MMAGAZIN: Es ist bei Ihnen also Altersmilde, dass Sie mit unfähigen Kandidaten als „Popstar“-Juror so einfühlsam umgehen. Sie geben dort ja eher den Anti-Bohlen. CHRISTENSEN: Ich bin einfach niemand, der Leuten was Böses antun will. Mit der richtigen Wortwahl kann ich jemandem auch erklären, dass er nicht singen kann, ohne ihn zu beleidigen. MAGAZIN: Aber gibt es seitens der TV-Macher nicht das dramaturgische Korsett: Nun sei mal böser Produzent? CHRISTENSEN: Mit mir ist das nicht machbar. Ich bin finanziell unabhängig und muss mich in kein künstliches Korsett zwingen lassen oder mir verrückte Frisuren verschreiben lassen, nur damit ich auffalle. MAGAZIN: Wobei der Außeneindruck ja schon so ist, dass Castingshow-Kandidaten eher schlechter werden. Live kann man sich schiefe Töne nicht mehr schön reden. CHRISTENSEN: Schon richtig. Jetzt kommen nicht mehr Menschen, die singen können, sondern es bewerben sich die Zuschauer. Die sind alle so konditioniert, dass sie denken, man könne mit 16 nach etwas Gesangsunterricht schnell eine zweite Beyoncé oder Justin Timberlake werden. Das hat natürlich kein Fundament. MAGAZIN: Das heißt, die Karaoke-Playstation-SingstarGeneration entdeckt das Fernsehen … CHRISTENSEN: … als ihr Medium, um schnell mal ein Star zu werden. Die finden es auch nicht so schlimm, wenn sie ganz schnell wieder da sind, wo sie herkommen. Kurz-Biografie » Alex Christensen (* 7. April 1967 in Hamburg-Wilhelmsburg) arbeitete in den 80er-Jahren zunächst als DJ in Hamburger Clubs (Voilà, Trinity), bevor er seine Karriere als Künstler (U 96, Alex C.) sowie als Produzent und Komponist internationaler Stars wie Right Said Fred, Tom Jones, N’Sync, Sarah Brightman, Paul Anka und Michael Bolton startete. Beim Eurovision Song Contest 2009 landete er für Deutschland mit seinem Projekt Alex Swings Oscar Sings! nur auf dem 20. Platz. Als JuryMitglied begleitete er die gerade beendete 8. Staffel von „Popstars“. Soeben erschienen ist seine Single „Dancing Is Like Heaven“. Alex Christensen lebt mit Ehefrau Nicci, Sohn Tiger und zwei Hunden in einer Hamburger Stadtvilla. IV › THEMA DER WOCHE Freundliche Türsteher selektieren vor dem „Moondoo“ das feierhungrige Publikum. Die Auserwählten dürfen später bei Electric Soul den Rausch der Nacht erleben. Kübelweise Champagner D Hamburg Astra-Stube Subkultureller Mikroklub unter der Stern brücke mit einem einzigartigen, avantga distischen Konzert- und DJ-Angebot. » Max-Brauer-Allee 200, www.astra-stube.de Barkasse Hedi Der Klub schlechthin – auf einer quer du den Hafen tuckernden Barkasse! » Innenkante Landungsbrücke 10, www.frauhedi.de Eine Nacht in Hamburgs angesagtestem Kiez-Klub „Moondoo“: Abendblatt-Redakteur Thomas Andre musste viele Stunden anstehen, um dabei zu sein. Aber dafür lohnte es sich richtig! FOTOS: BERTOLD FABRICIUS er Mann will irgendetwas von dem Polizisten, er trägt einen Schnäuzer, eine Allwetterjacke und einen Kreis auf seinem Kopf, dort wächst kein Haar mehr. Er gestikuliert wild, an ihm vorbei strömt Jungvolk. Der Herr mittleren Alters und der Beamte stehen dort, wo das Trottoir fast schon Straße ist, die Autos rauschen vorbei. Es gibt nichts, was die Menschen in der Schlange vor dem Moondoo weniger interessieren könnte. Wir befinden uns auf der Reeperbahn, der verruchten Spaßmeile der Stadt. Die, die in den zur Zeit hipsten Klub Hamburgs Einlass begehren, die da stehen in ihrenMänteln,mitihrensüßenHandtäschchenoderder breitbeinigen Pose, bekommen gar nicht mit, wie da jemand gestikuliert und schreit und schimpft. Es geht bestimmt um nichts weniger als sein Leben, der Polizistnicktergebenundbleibtstumm.Esist2Uhrnachts, die Zeit, in der das eigentliche Leben in vollem Gange ist. Das, in dem das Mit-dabei-Sein alles ist und Zurückhaltung nichts. Wir stehen jetzt seit einer Stunde an, die Schlange pulst und rüttelt, sie wird immer dicker. Wir werden gesehen. „Ey, was’n hier los“, lallt ein junger Mann und schwingt seine Bierflasche. Der „Moondoo“-Schriftzug leuchtet lila, die Türsteher blicken streng. Links neben dem Klub ist ein FastfoodRestaurant, rechts eine ehemalige Spielbank, deren Scheiben stumpf sind. In ihrem Eingang liegen leere Sie sind aufgekratzt, die jungen Leute. Sie hakt sich bei ihm ein und tschilpt ihm ins Ohr, 23 wird sie sein oder 24. Bildhübsch ist sie, aber das sind alle Frauen unter 30. Sie wird jetzt ungeduldig, weil die Drängler Blöd, wenn die Frau das Heft des selbstgewissen Handelns in seine Hand legen will, er aber nichts tun kann. Außer mit dem Kumpel zu telefonieren: „Seid ihr schon drin?“ Es ist überhaupt ein einziges Telefonieren und SMS-Tippen in dieser Gruppe junger Leute und das ewiggültige Drama der Samstagnacht, das sich hier abspielt. Wer nicht reinkommt, verliert, mindestens die Achtung seiner Freundin. Ein Kulturwissenschaftler hat das ständige Labern der Jugend in ihre Handys ihr „präsentisches Dasein“ genannt. Immer in Kontakt mit den anderen sein, auf der steten Suche nach augenblicklicher Bestätigung, jetzt und hier genau das Richtige zu tun. Und wer Joachim Lottmanns Roman „Die Jugend von heute“ gelesen hat, der weiß, dass es beim Ausgehen immer darum geht, etwas zu erleben, das es wert ist, erzählt zu werden. Etwas, das so wichtig ist und sensationell, so ätzend, verrückt und aufregend, dass es entweder sofort ins Handy geplärrt oder als aufgepimpte Version mit Spannungsbogen für den Montag vorbereitet wird. Den ersten Abend brechen wir ab, um halb drei. Wenn die Schlange über das Angesagtsein eines Klubs entscheidet, dann hat das Moondoo schon gewonnen. Das nächste Mal sind wir früher da und schnell drin. Ein langer Gang mit rotem Teppich – schön, willkommen zu sein. Dem prüfenden und freundlichen Blick der Türsteher haben wir lässig standgehalten, wir fühlen uns als Zugehörige. Die Nacht gehört jetzt uns, wir haben das Ticket fürs absolute Amüsement. Am Tresen bestellen wir Holsten alkoholfrei. In einem kleinen Behältnis liegen Erdnüsse. Ein Stilbruch – oder doch Kalkül? Das Moondoo ist nach eigener Aussage ein „eleganter Nachtclub mit rebellischer Seele“, und wenn die Einrichtung für von Band kommende Tanzmusik jetzt so entspannt und kühl vor einem liegt, kann man einfach mal so sagen: nett hier. Drei Bars, eine DJ-Butze, Sitzecken. Und an der Wand Fenster ohne Ausblick, in die man sich setzen und das Treiben auf dem Dancefloor betrachten kann. Die Fläche vor den Turntables ist von matt leuchtenden Erhebungen eingefasst. Die sehen ein bisschen aus wie die KnopfKnöpfe. Ihre Oberfläche ist glatt, und ehe wir uns versehen, tanzen sie auf diesen gebogenen Accessoires. An der Wand, auf großen Bildschirmen, blubbert es in eher gedämpften Farben, wie überhaupt die Anmutung des Moondoo nicht grell sein will. Es ist halb eins, und mit einem Male ist es voll geworden, sehr voll. Wo vorher die schlanke und sehr blonde Bardame kokett Bestellungen entgegennahm, bei der noch Zeit war für das kurze Gespräch, hantiert sie jetzt schnell und geschickt im Akkord. Wenn ihre Jeans verrutscht, zieht sie sie behände nach oben. Esist vielHaut zu sehen. Die Damen tragen zumeist schicke Abendgarderobe, aber es gibt keinen Dresscode. Die meisten sind unter 25, der DJ 60 Jahre alt, eine Legende und aus London. „Independent funky Soul“ legt er auf. Electric Soul, keine Hits, und das ist gut so. Musikalisch ist es nur zum Besten bestellt im Moondoo,dieMacherlegenWertdarauf.Derenglische DJ-Veteran bringt den Laden zum Tanzen. Heute wird die Party bis um 6 gehen, dann der kleine Tempel seine Pilger ausspucken. Aber jetzt existiert das Draußen gar nicht. Die Discothek ist eine Parallelwelt, in der die Regeln der Attraktivität gelten und der Jahrmarkt der in den Bahnen bewegt, den ein Ort der Hipness verträgt. Das Moondoo ist so ein Ort zur Zeit, keine Frage. Fluidum durchspült. Man kann eine Nacht nicht lenken, und man kann nicht voraussehen, welche Rolle ein Klub in der nächtlichen Topografie einer Großstadt spielt. „Bei uns“, erklärt Alexander Kulick aus dem Moondoo-Team, „hat es über ein halbes Jahr gedauert, bis das Publikum uns verstanden hat.“ EsmussVibesgeben,diestimmen,einestillschweigende Übereinkunft von Gastgebern und Gästen, um aus einem Klub eine Stätte der flirrenden ImaginatiKeiner tanzt hier selbstvergessen, was zählt, ist Coolonen und kurzweiligen Versprechen zu machen. ness. Die Menschen halten ihre Longdrinks in den „Man kann nicht planen, wie man der angesagte Club Händen und checken die Lage. Die ist gut, wenn der wird“, sagt Kulick. Flow gut ist und die beste Freundin in der Nähe. So Ob geplant oder nicht: Sie haben viel richtig geeng es mittlerweile im Moondoo zugeht, so bestimmt macht hier, das beweist der riesige Publikumserfolg. halten die jungen Leute sozial Abstand. Da mag die Früher haben hier, wo mal das mythenumrankte „Top attraktive Brünette eng neben ihm tanzen, kaum je Ten“ war, die Beatles gespielt. Genau 98 Mal. Vielrichtet er den Blick auf sie. Die leicht wissen das noch die wemeisten haben Immatrikulanigen über 40-Jährigen, die tionshintergrund; um so seltheute Abend hier sind. Wer mit samer, dass in der tatsächlich der Mode geht, der zitiert. SERVICE sehr sauberen Disco wie als BeAuch, weil es nichts Flüchtige» Das Moondoogibt es seit Februar weis regierender Reinlichkeit res gibt als die Mode, das wuss2009 in der Reeperbahn 136. Ziel der den gesamten Abend über zwei te schon Simmel. Die Decke des Macher war es, aus einer „Rock-Diva junge Männer mit MigrationsRaums, hoch ist sie, ruht auf einen kosmopolitischen Nachtclub zu hintergrund – der eine Araber fünf Säulen, deren Kapitell eine machen“. In den 50er-Jahren war hier oder Türke, der andere Afrikadas legendäre Hippodrom zu Hause, wo ner – sich zwischen die Gäste nackte Schönheiten auf Pferden durch bolisiert. Der Klub, in dessen quetschen müssen, jeweils bedie Manege galoppierten. 1960 eröffne- Kellergeschoss es einen weitewehrt mit einem Besen. te dann das Top Ten, in dem die Beatles, ren Dancefloor gibt, obendrein Es wandern Champagnereine Bar im Retro-Look, hat die Kinks, Tony Sheridan, die Pretty Kübel in Richtung der abgeThings und Les Humphries ihre ersten das Zeug zum Klassiker. Bis der Auftritte hatten. Die Beatles spielten sperrten Separees. Wem die ins nächste Place-to-be irgendwo hier vom 27. März bis 2. Juli 1961 und Blut übergegangene Noblesse wohnten in einer Dachwohnung über qua Geburt oder Neigung den Wir gehen dann, die Nacht dem Klub. Nachdem das Top Ten 1995 ist noch längst nicht vorbei. Der adäquaten Umgang mit dem schließen musste, versuchten viele ihr Kiez empfängt uns, er wankt, Glück hier vergeblich. Jetzt sind mit die Schaumwein-Sause im lärmt und stinkt. Nebenan ist Paul Heinen, Claus Hock (Gründer der Freundeskreis stilvoll hinter China Lounge), Stephan Kolba, Thomas die „Ritze“, im Hinterhof. Das sich. Alle anderen injizieren Licht der Boxer-Spelunke fällt Leh und Alexander Wieck (Taiga Bar, dem Moondoo einen kleinen Opaque) fünf etablierte Klubmacher am warm nach draußen. Es wumSchuss großsprecherisches Werk. Das Gebäude an der Reeperbahn mert durch die Wände des Proll-Gehabe. Was in Maßen wurde ein Jahr umgebaut, der Komplex Moondoos, wir riechen Urin absolut okay ist und sich genau und schnaufen durch. komplett entkernt und neu angelegt. Café Schöne Aussichten Malerisch am Rande von Planten un Blomen gelegen, beherbergt man seit 10 Ja ren den „After Work Club“. Do ab 18 Uhr. » Gorch-Fock-Wall 4, www.schoeneaussichten.com Café Seeterrassen Schlager-Sahne, Mallorca Beach Party, Ü30-Partys: Hier ist man den Balearen auch im Winter ganz nah. » St. Petersburger Straße 22, www.seeterrassen.de China Lounge „Anything goes“ – im einstigen Hot-Spot des Kiezes gibt es immer noch Sounds fü tanzende Körper. Upper Mainstream. » Nobistor 14, www.china-lounge.de Docks Abi-Partys, „Trance/Bass“ und „R&B Deluxe“ saugen das U20-Partyvolk aus dem Umland auf wie ein schwarzes Loch. » Spielbudenplatz 19, www.docks.de Fundbureau Minimal-Elektro- oder Reggae-Party? Lokale Newcomer und internationaler Underground? Hier wird man fündig. » Stresemannstr. 114, www.fundbureau. Funky Pussy Club House, Danceclassics und R&B locken hier so manchen frisch 18 gewordenen Teenager auf seiner ersten Kieztour here » Große Freiheit 34, www.funkypussyclub.de Golden Pudel Club Der mutigste Klub der Satdt, denn mitten im Touristentrubel am Hafen werden hie akustische Kontrapunkte gesetzt. » Fischmarkt 27, www.pudel.com Große Freiheit 36 & Kaiserkeller „Studentenfutterparty“ etc. – die Freiheit huldigt dem Mainstream. Im Kaiserkeller geht es lauter zu: von Rock bis Dark Wave » Große Freiheit 36, www.grossefreiheit36.de Sonnabend/Sonntag, 19./20. Dezember 2009 V Julia (27) und Denny (32) gs Klub-ABC Grüner Jäger n- Indie-Bands und -DJs von Rock und Pop ar- über Rap bis Bad Taste – ein Bindeglied zwischen Kiez und Karoviertel. » Neuer Pferdemarkt 36, www.gruener-jaeger-stpauli.de Bianca (31) und Nicole (32) A Grünspan urchEin Klassiker seit 1968, hier regieren neben Konzerten harte Rock-Partys und BalkanBeats von Shantels Bucovina-Club. » Große Freiheit 58, www.gruenspan.de H1 Club & Lounge - Das Ex-Voilà ist sich unter neuem Namen ah- treu geblieben, gibt Freunden von Trance, . Kontor-Techno und Elektro eine Heimat. » Conventstraße 8 – 10, www.h1club.com Hafenklang Punk, Soul, Reggae, Ska, Live und vom Turntable – das Hafenklang ist ein echter Kumpel: laut, alternativ und sympatisch. » Große Elbstr. 84, www.hafenklang.com Halo House, Elektro und Black Music – mal oberflächliche Sounds für die Laufkundot schaft und mal namhafte Bookings. ür » Große Freiheit 6, www.haloclubbing.de Hasenschaukel Wenn Musiker und DJs Kleinkunst sind, dann in dieser niedlichen Bar! » Silbersackstraße 17, m www.hasenschaukel.de Molotow International bekannte Pflichtlocation für kommende Rock-Hypes, am Wochenende Punk ’n’ Roll-Rock-Partys plus Live-Bands. » Spielbudenplatz 5, www.molo towclub.com u.de Neidklub & Baalsaal Ein schönes Klubdoppel. Hier trifft sich am Wochenende sowohl die Elektro-Szene als auch Freunde von dicken Grooves. ein. » Reeperbahn 25, www.neidklub.de, www.baalsaal.com Uebel & Gefährlich Ambitioniertes Konzert- und Partyprogramm en im 4. Stock des Feldstraßen-Bunkers er zwischen Indie-Rock und Elektro-Clash. » Feldstraße 66, www.uebelundgefaehrlich.com Waagenbau it Klub-Hauptquartier des Schanzenviertels. r Vielseitig: von Subkultur bis Mainstream, ve. von Elektro bis Michael-Jackson-Nacht. » Max-Brauer-Allee 204, www.waagenbau.com Auf der Ü30-Party im Reinbeker Sachsenwald Forum ist immer Stimmung. Um vier geht die Puste aus Petry, Pur und Eurodance: Hamburg-Live-Autor Tino Lange überlebte seine erste Ü30-Party vor den Toren der Stadt und war erstaunt, wie zufrieden er zurück nach Hamburg fuhr. FOTOS: STEFAN MALZKORN uf der noch ziemlich langen Liste der Dinge, die im Leben noch erledigt werden müssen, stand „Ü30-Party im Sachsenwald Forum Reinbek“ nurimoberen Mittelfeld, gleich hinter den Plänen für den kommenden Jahreswechsel („Angrillen auf dem Horner Kreisel“), aber noch vor „Grimme-Preis gewinnen“. Und da das Grimme-Vorhaben eher illusorisch erscheint, wurde es nun doch Zeit, die Angst vor dem düster dräuenden Sachsenwald zu überwinden. „Ü30-Party“. In früheren Zeiten, in denen man auf dem Kiez in Klubs wie Rubin, Betty Ford Klinik, GUM oder Click seinen letzten Rest an Coolness oder WürSenioren-Plattenteller und erinnerte an den Zivildienst bei der Arbeiterwohlfahrt in Ahrensburg: Rüstige herzensgute Rentnerinnen galoppierten seinerzeit während der Squaredance-Stunde durch den Festsaal, während die einzigen drei Männer lieber nebenan Skat kloppten. Wahrscheinlich hatten die sich zuletzt 1940 zu Musik (Badenweiler-Marsch) bewegt. Aber jetzt, im Jahr 2009, sind Rubin, Click und all die anderen Klubs längst geschlossen, die Zeiten, in denen die Hamburger Tagespresse am Montag ihre Vielleicht war jemandem aufgefallen, dass die in den Partykolumnen gefetteten Prominenten sich irgendwann nur noch auf Dieter Bohlen, Michael Ammer und H.P. Baxxter beschränkten. Die treiben sich jetzt auch woanders herum, vielleicht in Berlin, vielleicht auf Ü30-Partys. Denn davon gibt es mittlerweile diverse in der Hansestadt. Café Seeterrassen, Hühnerposten, Kampnagel, Landhaus Walter, Fabrik oder Mozartsäle sind die Alamo-Stellung der großen, aber gealterten Feiergeneration der 90er-Jahre – und seit sechs Jahren monatlich das Sachsenwaldforum. Irgendwie trieb es uns dorthin, um all den im Freundeskreis kursierenden Schauergeschichten von Besuchern auf den Grund zu gehen. „Angeschnallte Melkschemel“, „Zombietanz wie im Thriller-Video“ und „Abdeckerei mit Musikbetreuung“ waren noch Recherchieren entgegengeschleudert wurden. Dabei klingt der Text auf der Homepage der Veranstalter recht harmlos: „Unsere Zielgruppe sind Menschen ab 25 Jahren aufwärts, die noch lange nicht zum alten Eisen gehören und mal wieder ordentlich das Tanzbein schwingen wollen.“ So schlimm kann es demnach nicht sein, und so brechen wir am 12. Dezember auf. Ein Ehepaar, dazu ein Freund und eine Freundin, alle über 30. Da mit 2000 Gästen gerechnet wird, sichern sie sich vier Karten für je 6,50 Euro im Vorverkauf (Vorverkaufsstellen: ein Friseur, ein Telefonladen, ein Fitnessstudio), ein anderer Kunde besorgt sich gleich zwei Dutzend. Die Eheringe bleiben am Finger, man kappt ja nicht vor einer Leeküste die letzte Ankertrosse. Noch ein Mut machender Gin-Tonic im Reinbeker Irish Pub und weiter zum Geldautomaten. Dort hat die Freundin gleich Ankratz bei einer Männergruppe: „Hallo-hou!“, „Bis gla-haich!“ Uns schaudert, und am Eingang zum Sachsenwaldforum zucken die ersten Fluchtreflexe. Aus dem Saal schallt Wolfgang Petrys „Verlieben, verloren, vergessen, verzeih’n“, im Anschluss folgt ein PUR-Megamix. Erste Absetzbewegungen der Begleiter werden mit gutem Zureden verhindert, und wir kommen an den Ordnern trotz ihrer „Wir mögen hier keine Fremden, Fremder“-Blicke vorbei. Denn wir fallen auf: gut 400 Männer sind um 22 Uhr schon anwesend, und wir zwei sind die nahezu einzigen im grauenhaft altmodischen, wallnussgetäfelten Saal, die kein Polo-Shirt mit Kragen oder Anzughemd tragen, sondern schlichte T-Shirts. Die Damenwelt gibt sich betont „sexy“ im Sinne von Andrea Berg mit hohen Stiefeln, kurzen Röcken und schwarzen BHs unter weißen Oberteilen respektive weißen BHs unter schwarzen Oberteilen. „Das ist die Nacht der Nächte, präsentiert von NDR 2!“ – hier machen zwei DJs noch Ansagen wie in der Pionierzeit des Prinzips „Diskothek“ und greifen anschließend zu „Rhythm Is A Dancer“ von Snap, „Saturday Night“ von Whigfield und „Sing Hallelujah“ von Dr. Alban. 90er-Jahre-Eurodance, für den man sogar in den Bierschwemmen am Hans-AlbersPlatz verdroschen werden würde, hier aber gelten andere Gesetze, hier folgt auf Whams „Last Christ- mas“ ABBA mit „Dancing Queen“. Für Jan Delay Berliner Peter Fox mit „Alles neu“. Zu urban? Zu muss man vorerst im zweiten Saal die Boxübertraneu? Die DJs retten schnell die Situation und drücken gung auf der Großbildleinwand anschauen (wo Delay wieder auf die Eurodance-Taste. Die Zeit vergeht vor dem Kampf auftritt), aber ausgerechnet nach wie im Geier Sturzflug, erste Gäste haben Ausfall„Thriller“ sind auch unsere Hirne auf Stand-by geerscheinungen oder eine Neigung zur handfesten schaltet und wollen nur noch: Par-ty! Auseinandersetzung. Sinnbildlich setzt ein Besucher Warum? Weil das Forum wirkt und Gegenwehr (mit einem Tequila-Sombrero auf dem Kopf und eizwecklos ist. Es ist 23 Uhr. In Hamburg wird jetzt so nem auf dem Rücken) beim Tanzen nur noch mühlangsam am Klubeingang gefragt, ob „schon was los sam einen Fuß vor den anderen, aber wir geben alles. ist“, in Reinbek hingegen ist die Tanzfläche längst breUns sieht ja kein Bekannter aus Hamburg, obwohl chend voll. Nebelschwaden, Kunstschnee und rote die Vorstellung höchst amüsant wäre angesichts des Tequila-Sombreros regnen auf den brodelnden, tanMitleids (und des Hohns), der uns von Kollegen und zenden und baggernden Mob. 2000 Menschen zwiFreunden aus der Innenstadt mit auf den Weg nach schen 25 und 55 schieben sich um Bars, Snackstände Reinbek gegeben wurde. und Betriebsweihnachtsfeiern.10 Minuten Rock rei„Wenn das so weitergeht, können wir das noch mal chen hier am Abend mit AC/DC („Thunderstruck“), machen“, lautet das gemeinsame Urteil, beeindruckt KISS („I Was Made For Loving You“) und Mando Diao von der Hemmungslosigkeit und der Selbstverständ(„Dance With Somebody“), lichkeit, mit der im beschaudann noch Jan Delays „Oh lichen, wohlhabenden Reinbe k Jonny“ und schon übernehder Exzess gepflegt wird. Hier men Rednex und Hermes kullert als passende Metapher SERVICE House Band wieder das Ruder. kein Whiskeyglas über den BoWir grölen, befeuert von eiden, sondern gleich die ganze » Das Sachsenwald Forum– vom nigen Drinks und von der horFlasche. Gehaltsgrenzen, HerHamburger Architekten Horst Appelbaum entworfen – in der Hamburger monhaltigen Atmosphäre kunft und Geschmack spielen Straße in Reinbek wurde im November keine Rolle mehr, wenn man „Country Roads“ und haben 1982 nach langem öffentlichen Gezerre sich zu Michael Jacksons „Bileine Idee: „So, jetzt gehen wir als multifunktionales Kulturzentrum für lie Jean“ am Moonwalk oder Männer für zwei Songs auf die Theateraufführungen, Vorträge, Lesun- sogar am Discofox versucht. Tanzfläche, dann ihr Mädels, gen, Konzerte, Musicals und Operetten Da kann einem im hohen Alund wer schneller angeflirtet eingeweiht, nachdem das alte Sachsenter gegen vier Uhr schon mal wird, der bekommt einen kleiwald-Theater an gleicher Stelle 1970 die Puste ausgehen. Wir verlasnen Sachpreis.“ Die Männer einem Brand zum Opfer gefallen war. stürmen den Daaanceflooor Der Zweckbau im Stil der frühen 80er- sen das immer noch überkochende Forum und nehmen ein und haben keine 30 Sekunden Jahre mit roter Backstein-Fassade, sexy getanzt (die lebende LavaLadenzeilen und einem großen, holzge- Taxi zum Bergedorfer Bahntäfelten Festsaal ist bis heute Heimat hof, um von dort aus nach lampe und der wippende für Veranstaltungen wie der Operette Hamburg zurückzukehren. Schachtelhalm), da müssen sie „Wien bleibt Wien“ und Abo-Theater„Vielleicht kommen wir im Jakapitulieren, weil die am Ranstücken geblieben. Der Veranstaltungs- nuar wieder, vielleicht auch de wartenden Ladys heftigst technik-Spezialist „ALV Professional“ nicht, aber das mit Sicherheit.“ angegraben werden. Was für veranstaltet seit sechs Jahren monatAus der aus Hamburg komeine bittere Niederlage. lich die „Ü30-Party“ im Sachsenwald menden S-Bahn fallen gut 60 Deichkind wird aufgelegt: Forum sowie im Hamburger Klub „Remmidemmi“. „Oh, jetzt „Hühnerposten“ (Hühnerposten 1a) am Nachtschwärmer, die auf dem werden sie den Laden zerleHauptbahnhof. Die nächsten Termine: Kiez oder in der Schanze gefeiert haben. In der Gegenrichgen“ – von wegen. Hamburgs 19. Dezember (Hühnerposten) und tung steigen vier Menschen größter Partyhit geht in Rein16. Januar (Sachsenwald Forum). ein. Sie sehen glücklicher aus. bek ebenso unter wie der Infos im Internet: www.ue-30.com VI › BROT & SPIELE Sonnabend/Sonntag, 19./20. Dezember 2009 Samurai-Sudoku 4 1 3 9 3 8 8 9 3 1 5 4 8 7 2 5 4 7 2 3 2 6 8 6 7 6 2 6 3 6 4 9 4 1 5 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je 9 6 3 5 1 8 1 Kurz-Biografie Mike Washington, 61, ist ein Katholik aus Indien und auch sonst eine bunte Person. Der Gastronom mag den großen Auftritt in Samtschuhen und EdelDiscos. Früher konnte der inzwischen vierfache Vater sein Leben als Koch weniger genießen: Fünf Jahre arbeitete er im Hotel Interconti in Delhi ohne einen freien Tag. Nach einem Job als Barkeeper in Hannover zog er nach Hamburg und eröffnete dort 1982 das erste indische Restaurant. » Shalimar, ABC-Straße 46 – 47, Tel. 44 24 84, Mo – Fr 1 2 5 3 4 6 9 1 8 7 2 1 7 2 2 8 4 5 3 3 6 5 7 8 5 FOTO: GRAFIKANSTALT 4 1 4 3 5 3 5 9 6 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … Ein strömender Fluss von Linien, die sich durchdringen, sich dynamisch verbreitern und verengen und wieder sanft ausklingen, die zu vollem dunklen Ton in die Tiefe gehen – wie die Musik des Komponisten, Pianisten und Dirigenten der Romantik, dem diese Bronzeplastik gewidmet ist. Die von der Hamburger Künstlerin Maria Pirwitz 1981 geschaffene Skulptur steht dicht am eilig fließenden Verkehr am Rande eines oktogonalen Platzes und ist ein Wahrzeichen für die symphonische Musik, die in dem Haus dahinter aufgeführt wird. 5 6 7 8 9 10 11 16 12 13 14 15 17 18 19 20 21 22 24 23 25 31 32 33 26 34 35 36 27 37 42 28 29 38 39 40 30 41 43 44 45 47 46 48 49 Irgendwo in Hamburg: „Hommage an Brahms“, JohannesBrahms-Platz. 5 6 3 9 2 8 4 1 7 9 1 2 4 5 7 8 6 3 7 8 4 2 9 5 1 3 6 5 9 3 6 1 4 8 2 7 7 4 8 3 1 6 2 5 9 2 1 6 8 7 3 5 4 9 8 2 1 7 9 5 6 3 4 4 5 8 3 6 1 9 7 2 4 9 5 2 6 3 7 8 1 1 6 9 7 2 8 3 5 4 3 7 6 8 4 1 9 2 5 3 2 7 4 5 9 6 8 1 8 7 2 1 3 6 4 9 5 2 3 6 1 8 7 6 3 4 5 9 2 6 3 5 9 4 7 2 1 8 5 7 4 6 3 9 5 7 2 1 4 8 9 4 1 5 8 2 7 6 3 8 1 9 2 5 4 1 8 9 3 7 6 5 4 9 1 8 2 7 6 3 3 2 7 6 4 5 9 1 8 1 8 6 7 9 3 4 2 5 6 4 7 2 8 3 9 5 1 3 6 7 8 4 2 3 6 9 1 5 7 5 8 2 1 7 9 6 3 4 9 2 8 5 7 1 4 2 8 9 6 3 9 1 3 4 6 5 8 7 2 4 5 1 3 9 6 1 5 7 4 2 8 9 1 8 6 7 3 2 4 5 4 9 8 7 2 1 5 6 3 6 3 5 2 8 4 7 1 9 3 2 1 8 5 6 7 4 9 4 2 7 9 1 5 3 8 6 7 6 5 9 3 4 2 1 8 2 8 3 5 9 1 6 7 4 1 5 6 3 9 8 4 2 7 S K E E T A S T I 1 5 4 7 3 6 8 9 2 8 7 4 5 1 2 3 9 6 F E N N K A T A R 7 6 9 8 4 2 5 3 1 2 3 9 6 4 7 1 8 5 » LANDHAUS SCHERRER, Elbchaussee 130, Tel. 880 13 25, www.landhaus scherrer.de/gans-tranchieren-video.html W U E R M R I O M » PARLAMENT, Rathausmarkt 1, Tel. 70 38 33 99, Gans mit Rotkohl, Knödel, Maronen für 4 Personen, 95 Euro. E L V I S N E N E Heinz Wehmann ist stadtbekannt für seine Vierländer Ente im „Landhaus Scherrer“. Und auch Gänsen verhilft er posthum zu Höhenflügen – auf dem Teller. Wie man Gänse füllt und tranchiert zeigt er denen, die sich selbst zu Hause an die Zubereitung wagen, per Video. Das lässt sich anhalten und zurückspulen, und ist somit tatsächlich eine gute Hilfe. Auch wenn dann vielleicht der Schreibtisch zur Arbeitsplatte wird. E N Z Y M E H R E Gans leicht Legenden ranken sich um die Weihnachtsgans. Etwa die, dass Elizabeth I. Heiligabend 1588 Gans aß, als ihr die Nachricht vom Sieg über die Armada gebracht wurde. Seitdem ist sie Festtagsbraten, nicht nur in Großbritannien. Wer sicher gehen möchte, dass das Federvieh auch perfekt gelingt, bestellt es zum Beispiel im Parlament. Dann muss der Braten nebst Beilagen an den Festtagen bloß rechtzeitig abgeholt werden. L E I B U S T E R Gans to go K R E B S S A G A RESTAURANT Auflösungen: N E R O N E N N I RESTAURANT Waagerecht 1 Indikator magerer Böden, Botanikern als Hippocrepis comosa bekannt. 13 Das führen Weißenfelser Kfz-Besitzer im Schilde. 16 Wo das passiert, wird seziert. 17 Ein Hamburger, der durch sie fällt, landet womöglich am Ende noch kurz in der Universitätsklinik. 18 Dieser Papst wirkt besonders städtisch. 19 Charme einer gekürzten Artikelnummer. 20 H. van ... vertonte manchen Liedtext von Cees Nooteboom. 21 Ente, die vermutlich am Schnabel scharfe Zacken hat. 22 Das Liebhabervergnügen. 23 Sie bewohnen die „Grüne Insel“. 24 Mantel, gekürzt; allerdings nicht vom Schneider. 25 Schwimmvögel, kommen in Meldungen vor. 27 Wir machen nicht viel Aufhebens um die Lösung, aber schreiben Sie es bitte trotzdem hin! 29 Knautschzonenverzierung der MainTaunus-Kreis-Kfz-Besitzer. 31 Wer es sich tut, tritt bei. 40 Schwenkbares Element auf Segelschiffen. 42 Unangenehm luftige Ecke in Südamerika (2 Wörter). 43 Er leugnet die Existenz Gottes. 44 In der Lombardei liegt dieser See. 45 Öffentlicher Informationsstand, als es noch kein Fernsehen gab. 46 Die bringt noch keinen Konkurs. 47 Hin und zurück; eine skandinavische Fluggesellschaft. 48 Heutige Bezeichnung für den einstigen Hauptort der Sabiner. 49 Misst schweizerische Flächen. 50 Er ist da, wo in arabischen Staaten oben ist. E I N H E I R A T (Um Reservierung wird gebeten) Albert-Einstein-Ring 8 · 22761 HH · Tel. 040-80 03 03 08 · gegenüb. Bahrenf. Trabrennbahn Mo-Sa 11:30-15 Uhr und 17-23 Uhr • An Sonn- u. Feiertagen 11:30-23 Uhr Buffet-Zeiten: Mo-Sa 11:30-14:30 u. 18-21:30 Uhr • So 12-21:30 Uhr • Parkplätze vorh. 3 S M A R T L O R E 24. + 25. + 26. Dezember: Weihnachts-Buffet 31. Dezember: Silvester-Gala-Buffet mit Feuerwerk 27 € p.P. 2 I O N E N H O P I Abendbuffet/Mongolisches Grill-Buffet 9,50 € Mittagsbuffet 6,– € (außer 24. + 25. + 26. 12.09) 1 E T A G E C H O R 1 TL Salz, 1 TL Pfeffer 1 EL Currypuder (Madras) 1 EL Kurkuma 1 Stk. Ingwer 6 Knoblauchzehen 1 rote Chili Im Mörser zerstoßen: je 3 Stk. Nelken, Grüner Kardamom, Lorbeerblätter 1 Zimtrinde 2 Stk. Sternanis 1 Huhn zerlegen, von der Haut lösen. Mit Salz und Pfeffer würzen, mit Zitronensaft beträufeln. Dann in Currypulver, Koriander- und Cuminpuder wenden. 2 Die Hühnerstücke in einer Pfanne in sehr heißem Fett von beiden Seiten kurz anbraten. 3 Sauce: Klein geschnittene Zwiebeln in einem großen Topf mit „Mörser-Mix“ im heißen Öl anbraten bis sie braun sind. Ingwer, Knoblauch und Chili klein schneiden, dazugeben. Alles zusammen braten. 4 Tomaten zugeben. Mit Cumin-, Koriander, Curryund Chilipuder, Kurkuma, Salz und Pfeffer vermengen. Alles fein pürieren, 5 Min. schmoren lassen, bis Gewürz-Mix goldfarben ist. Tipp: Immer rühren! 5 Finale: Hähnchenstücke zur Sauce in den Topf legen, die Brühe dazugeben. Zugedeckt 20 Min. garen lassen. Anrichten – dazu passt Basmati-Reis. YUANDING GmbH 8 1 Für scharfe Denker F A B E L S P E S Für 4 Personen: 1 Biohuhn, ca. 1 ½ kg, 1 Zitrone (ausgepresst) 200 g Zwiebeln 150 g pürierte Tomaten 10 EL Pflanzenöl 1 Glas Hühnerbrühe Curry: 1 EL Jeena-Puder (Cumin) 1 EL Korianderpuder 1 EL Rotes Chilipuder (milde Alternative: Rosenpaprika) Unser Neueröffnungs-Angebot für Sie, bis 30.12.09! 3 Irgendwo in Hamburg. Nur wo? U N R A T N A S A Chicken Punjabi-Bhuna ANZEIGE 5 6 8 5 6 5 3 9 50 ab 12 Uhr, Sa – So ab 17 Uhr, www.shalimar-hamburg.de REZEPT VON MIKE WASHINGTON Essen und ausgehen 8 3 9 4 einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen H A U S M A K I S S chade, dass es dieses Restaurant noch nicht im 18. Jahrhundert gab. Gotthold Ephraim Lessing wäre Stammgast gewesen. Als Verfechter der Toleranzidee hätte er hier wortwörtlich die Fleischwerdung der Aufklärung bei einem Teller Chicken Bhuna genießen können. Im Shalimar versammeln sich verschiedene Religionen – harmonischer als an jedem Weltjugendtag. Weihnachtsbäume und Christsterne glitzern genau wie die Götterstatuen von Vishnu, Shiva und Krishna während St. Paulianer neben Pelz tragenden Vegetarierinnen Platz nehmen. Und über allem thront ein drei Meter hoher Buddha. Bollywood wäre stolz auf diese Szenerie, die vielen Gästen ein Foto wert ist. Wer die Digitalkamera vergessen hat, versucht den 180 Quadratmeter großen Saal ohne technische Hilfsmittel zu erfassen. Eine echte Herausforderung, da das Lokal bei seinem Umzug 2006 vom Uni-Viertel in das ABC-Forum in einen Farbtopf gefallen ist: Knallige lilafarbene Ledermöbel, rote Samtvorhänge, Säulen mit Blattgold und eine türkise Elefantenhorde auf dem Tresen fordern vollen Blick-Kontakt. Das Auge isst mit. Fehlen nur noch bonbonfarbene Saris und indische Tänzerinnen, die so scharf sind wie das Curry Vindaloo. Den Red Hot Chili Peppers hat dieses stark gewürzte Gericht hier vor ein paar Jahren hervorragend geschmeckt (nomen est omen). Auch andere Prominente wie Joe Cocker, Aerosmith und Boris Becker sind schon mal bei diesem Inder aufgeschlagen. Roberto Blanco feierte seinen 70. Geburtstag im Shalimar, von dessen Stim- mung er an einem gut besuchten Abend ein Liedchen singen kann: Ein bisschen Spaß muss sein. Die Vorspeise (Kichererbsenteig mit Spinatfüllung) lacht die Autorin genauso an wie die Bestellung der Begleitung: Mulligatawny Soup, eine Currysuppe mit Hähnchenfleisch. Gut, dass in diesem toleranten Tempel alles eins ist und somit ganz Lessing bzw. lässig geteilt werden muss. Kleiner Tipp: Beim salzigen Lassi sollten Sie diese Philosophie nicht bis auf den letzten Strohhalm verteidigen: zu würzig. Die Hauptspeisen Chicken Tikka Masala und Scampi Bhuna besänftigen den Geschmack jedoch sofort. „Very Hare Krishna!“, sagt die Begleitung und will diese Wortwahl als den Örtlichkeiten angepasstes Lob verstanden wissen. Nur die rote Currysoße könnte Weight-WatchersAnhänger durch ihre ölige Konsistenz abschrecken. „Zu Unrecht, dann wären ja alle Inder dick. Die Soße ist Heilmittel und Aphrodisiakum gleichzeitig. Die vielen Gewürze reinigen den Magen und regen die Abwehrkräfte an, ein echter Killer“, sagt Mike Washington, Besitzer des Shalimar, Experte der ayurvedischen Küche und regelmäßiger Yoga-Turner. Am liebsten würde man sich im Lotussitz mit ihm in die Lounge des Shalimar lümmeln, um seine auffälligen Samtschuhe (seine Sammlung umfasst fast 100 Paar) besser zu bewundern, doch da wird schon der Nachtisch serviert. Zugegeben: Am Ende fällt es wirklich schwer, Toleranz zu üben und das Mangoeis zu teilen – aber irgendwann muss jeder den Löffel abgeben. 2 1 3 9 7 Shalimar bedeutet „gesegnetes Haus“ – und göttliche Currys bei himmlischer Deko bestätigen das. TEXT: YVONNE WEISS • FOTOS: THOMAS LEIDIG 1 8 4 4 9 3 Das schönste Abendmahl 6 8 4 5 8 9 5 LOKAL-TERMIN 1 7 7 6 Filmkulisse: Im Shalimar können sich Gäste wie die Darsteller eines BollywoodStreifens fühlen. 7 2 8 7 4 3 7 Senkrecht 1 Setzen Sie es in München hinein, wird ein Prahlhans zu finden sein. 2 „Professor“ bei Heinrich Mann. 3 Was fällt Ihnen bei Aesop ein? 4 Auf dem Weg zu ihr ignoriert „Klettermaxe“ Parterre. 5 Die sind elektrisch und ganz schön geladen. 6 Wenig schmeichelhaftes Attribut, flottes Aussehen, durchtriebener Charakter. 7 „So kann man auch reich werden“, meinte grinsend der Standesbeamte – aber erst hinterher! 8 Ein zu feuriger Kaiser. 9 Ein Tierkreiszeichen und Krustentier, das suchen wir nun hier. 10 Den Körper oder Bauch nennt man so auch. 11 Ferment mit anderem Namen. 12 Für alle Fans des Rock ’n’ Roll ist dieser Vorname ein Idol. 13 Sie füllt die Nagold auf. 14 Sportart, bei der man versucht, Ton vom Himmel zu holen. 15 Nachts schreien die Frösche dumpf – in diesem niederdeutschen Sumpf. 24 Sie benehmen sich auf Madagaskar affig. 26 Als stellvertretender Ministerpräsident und als Außenminister vertrat er Italiens Politik. 28 Kopflose Perlenproduzentin. 30 Beim Muskataroma sollte Ihnen dieses Emirat am persischen Golf auf der Zunge liegen. 32 Die Raumfahrtbehörde der USA? Sie haben’s schon? Wusst’ ich ja! (Abk.). 33 Diese römische Göttin macht Hoffnung. 34 Als Mitglied von ihm singt man. 35 Puebloindianer in NO-Arizona, für Töpferwaren und Schmuck bekannt. 36 Ausschüttungen vorzunehmen gehört zu ihrem Arbeitsalltag. 37 Reality TV kannten die Isländer schon im Mittelalter. 38 „Die Treue ist das Mark der ... .“ (Wahlspruch Hindenburgs). 39 Sandwichgans auf Hawaii. 40 Französische Stadt in der Region Limagne. 41 Berühmt durch Schaumgeborenen. IMPRESSUM Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Vera Altrock, Thomas Andre, Albrecht Barke, Jörg Block, Verena Fischer-Zernin, Hellmuth Karasek, Isabel Kleine, Tino Lange, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten, Ulrike Murmann, Norman Raap, Kirsten Rick, Claudia Sewig, Charly Streb, Christoph Twickel, Albrecht Wagner, Yvonne Weiß Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg VII Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009 › GESTERN & HEUTE Arbeiten am Hermes-Detektor, einem von vier Nachweisgeräten am Elektron-Proton-Speicherring Hera. n 2006: Luftaufnahme vo in Bahrenfeld mit Skizzen de än el -G Das Desy uniger n Ring-Beschle der unterirdische FOTO: MANFRED SCHULZE-ALEX / DESY DESY-AUSSTELLUNG „Wunderkammer Wissenschaft“ ist Name und Programm der spannenden Ausstellung, die von der Helmholtz-Gemeinschaft – Deutschlands größter Forschungsorganisation – konzipiert worden ist. 500 bewegte Bilder führen akustisch untermalt in die faszinierenden Welten der Wissenschaften ein. Die Bilderschau zeigt, wie Forscher sich das Universum ins Labor holen, um Antimaterie zu erforschen oder das Rätsel um die dunkle Materie zu lösen. Sie überrascht mit Einblicken in die Anatomie eines 260 Millionen Jahre alten Paräosauriers oder verdeutlicht, dass KohlenstoffNanoröhren 20 Mal fester als Stahl, aber so leicht wie Aluminium sind … 50 JAHRE DESY Die Teilchen- D FOTO: RÜDIGER NEHMZOW / DESY N ur wer Neues tut, wird Neues sehen, sagte der Philosoph Georg Christoph Lichtenberg. Der Satz könnte als Leitmotiv über den Pforten von Desy, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron, stehen, das am 18. Dezember seinen 50. Geburtstag feierte. Mir begegnete Desy erstmals 1963 während meines Studiums, als ein Plakat einen Schnupperkurs am Desy anbot. Mich hatte schon als Schüler die damals junge Physik der Elementarteilchen angezogen, wo man nach dem suchte, was die Welt im Innersten zusammenhält: den Grundbausteinen der Materie. In Europa gab es nur wenige Orte, wo man auf diesem Gebiet forschen konnte, Hamburg mit dem noch jungen Desy und seinem großen Beschleuniger war ein solcher. Die Gründung von Desy stand in der langen Tradition der Physik in der Hansestadt, als Geburtsstadt von Heinrich Hertz – an ihn und seine bahnbrechenden Experimente zu den elektromagnetischen Wellen erinnert heute der Fernsehturm – und James Franck (Nobelpreis 1925) sowie als Wirkungsstätte von weiteren Nobelpreisträgern wie Otto Stern und Wolfgang Pauli. Desy-Gründungsdirektor Willibald Jentschke handelte Ende der 50er-Jahre mit dem Hamburger Senat die Finanzierung eines Teilchenbeschleunigers aus, damit man hier an vorderster Front der Teilchenphysik arbeiten könne. In geschickten Verhandlungen setzte er seine ehrgeizigen Pläne durch, nicht zuletzt weil der Bund einen wesentlichen Teil der Kosten übernahm – und damit Forschern aller interessierten deutschen Universitäten die Mitarbeit eröffnete. Bereits kurze Zeit nach Inbetriebnahme 1964 gelangen Experimente, die in Wissenschaft und Medien große Aufmerksamkeit fanden. Die „Süddeutsche Zeitung“ zeigte 1965 auf dem Titel ein Foto der Arbeitsgrup- Entdeckung“, die uns damit gelang, gar nicht vorgesehen: ein Teilchen, das eine der vier fundamentalen Kräfte der Natur überträgt, das Gluon. Gluonen sind der „Klebstoff“, der Protonen und Neutronen im Atomkern zusammenhält, und damit für die Existenz aller Materie entscheidend – eines der wichtigsten Ergebnisse in der Desy-Geschichte. Mit Petra wurde aus Desy ein internationales Labor mit großen WissenschaftlerGruppen aus vielen Ländern. Diese internationale Atmosphäre war neu und anregend und führte zum nächsten großen Projekt, Hera, der „Hadron-Elektron-Ring-Anlage“, bestehend aus zwei unabhängigen Speipe, der es gelungen war, aus Licht Antimatecherringen, einem für Elektronen und eirie zu erzeugen. Die „Bild“-Zeitung titelte: nem für Protonen. Um die nötigen Teilchen„Sensation in Hamburg: Anti-Teilchen aus energien zu erreichen, waren die Physiker Licht“. Antiteilchen und Antimaterie spiegezwungen, einen Umfang von 6,3 km zu len in der Entstehung des Universums und wählen – weit größer als das Desy-Gelände. in der Teilchenphysik eine wichtige Rolle. In 15 – 30 m Tiefe wurde somit nicht nur Bereits ein Jahr später berichtete die „Zeit“: der Volkspark untertunnelt, sondern auch „Desy rettete eine Theorie: Auf der Suche eine Reihe von Privathäusern. Bis auf die nach den Grundgesetzen der Physik“. Vibrationen, als die Tunnelbohrmaschine sich unter den Häusern durchgrub, merkten die Anwohner in den folgenden 15 Jahren iese frühen, weltweit sichtbaren Erallerdings nie etwas von Hera. folge ebneten den Weg für ein ganz Im Juni 1991, kurz vor Inbetriebnahme besonderes Projekt: Doris. Der Navon Hera, wurde ich als Forschungsdirektor me – die Abkürzungen sollten auch später ans Desy berufen – und habe den Schritt nie stets Mädchennamen ergeben – steht für bereut. Hera wurde zum internationalen „Doppelring-Speicher“, in dem Elektronen Großereignis: Insgesamt 11 Länder trugen auf ihre Anti-Teilchen, die Positronen, mit ihren Teil dazu bei. Institute aus Frankhoher Energie geschossen werden. Beim reich, Italien, Israel, KaAufprall wird die Bewenada, den Niederlanden gungsenergie in Masse, und den USA lieferten zum Beispiel neue Teilwesentliche Teile der chen, umgewandelt. Anlage oder führten Speicherringe haben wichtige Tests durch. sich als die wirksamsten Großbritannien, Polen, Werkzeuge für die Teildie Schweiz, die Volksrechenphysik erwiesen. publik China und deutDoris war für mich sche Institute aus der dann auch der Grund, DDR und Bundesrepub1974 tatsächlich zum lik entsandten FachkräfDesy zu kommen, nach„Photonen-Forschung te. Es hat funktioniert. dem ich bis dahin in den Wobei ich nicht verUSA und in Genf am liefert die Basis für eine schweigen will, dass Desy Cern tätig war. Mich leuchtende Zukunft.“ trotz seiner Erfolge auch lockte die Erforschung Albrecht Wagner, bis Februar 2009 mit Kritik zu kämpfen von Neuland, die die Vorsitzender des Direktoriums bei Desy hatte. Im Rückblick erinneue Anlage ermöglichnere ich mich, dass der te – und zum Sprung„Spiegel“ 1999 einen Arbrett für das nächste tikel mit der Überschrift „Sperrt Desy zu“ Desy-Projekt machte, den Speicherring Peveröffentlichte, mit dem Hinweis, die Ergebtra, der mit 2,3 km Umfang so eben auf das nisse seien irrelevant. Nun ja: Ein NobelGelände passte, das in seiner früheren Gepreis, der auf den Resultaten von Hera baschichte bereits als preußischer Exerziersierte, und Tausende von Zitaten in Veröfplatz gedient hatte. fentlichungen bezeugen heute das Gegenteil. Petra, deutlich leistungsfähiger als Doris, Um 1990 begannen die Studien zu Tesla, wurde 1976 genehmigt und in Rekordzeit einem neuen Typ von Beschleuniger, dem gebaut. Interessanterweise war die „große sogenannten „Linear Collider“. Desy konzentrierte sich auf die Entwicklung einer möglichst leistungsstarken Beschleunigung mithilfe supraleitender Elemente. Das Ergebnis wurde 2001 vorgestellt: ein Linear Collider mit integriertem Röntgenlaser, der von Desy ausgehend bis weit nach Schleswig-Holstein hineinragen sollte. Mit den Arbeiten an Tesla stellte Desy die entscheidenden Weichen für seine Zukunft. Das Labor ist heute weltweit führend in der supraleitenden Beschleunigertechnologie, die nicht nur für die Teilchenphysik, sondern auch für die Forschung mit Röntgenstrahlung eine Schlüsselrolle spielt. D ie Forschung mit Röntgenstrahlung ist das dritte wissenschaftliche Standbein am Desy. Denn Elektronenbeschleuniger sind die besten Quellen für diese Strahlung. Röntgenstrahlung ist für nahezu alle Untersuchungen von Materialien, ihrer inneren Struktur und ihrer chemischen Eigenschaften das ideale Instrument. Anwendungen reichen heute von den Materialwissenschaften über Chemie, Biologie, Geologie bis hin zur Untersuchung von Kunstwerken. Vor kurzem wurde so bei Doris unter einem Gemälde einer Sommerwiese von Vincent van Gogh eines seiner früheren Werke, das Porträt einer Bäuerin, sichtbar gemacht, ohne dass die Übermalung beseitigt werden musste. Im November 2009 wurde der schon 30 Jahre alte Speicherring Petra einer neuen Funktion als weltbeste Quelle für harte Röntgenstrahlung zugeführt, zudem wurde kurz darauf das völkerrechtliche Abkommen zur Gründung der Europäischen Röntgenlaser GmbH unterzeichnet, die bei Desy der Untersuchung von Materie ungeahnte neue Möglichkeiten eröffnen wird. Der Übergang zu einem Labor für Forschung mit Photonen ist eine Folge der Globalisierung der Teilchenphysik und der wachsenden Größe der Projekte und liefert die Basis für eine leuchtende Zukunft. Nach dem Tod des damaligen Desy-Direktors Bjørn Wiik wurde ich 1999 als sein Nachfolger berufen. Ich habe dieses Amt bis zum Februar 2009 ausgeübt. Wenn ich heute auf diese Jahre an der Spitze von Desy zurückblicke, so tue ich das mit Freude und Stolz auf das, was wir alle gemeinsam erreicht haben. Desy hat durch seine Pionierleistungen in der Entwicklung von Beschleunigern und die damit ermöglichte Forschung weltweite Anerkennung gefunden. Dies verdanken wir der Begeisterung aller, die hier arbeiten oder als Gäste zu uns kommen, weil sie in Hamburg Experimente machen können, wie sonst nirgendwo. Ich freue mich, dass das Labor auch im Alter von 50 Jahren jung, flexibel, ehrgeizig und im weltweiten Vergleich sehr erfolgreich geblieben ist. Mit Blick auf die neuen Ziele bin ich sicher, dass man das Gleiche in 50 Jahren wieder sagen kann. Denn wer Neues tut, wird Neues sehen. Katharina Fritsch: Oktopus, 2006/2009, 140 x 120 x 120 cm © VG BILD KUNST, Bonn; Foto: Ivo Faber Im Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Bahrenfeld werden seit 1959 Materie und die Grundbausteine unserer Welt erforscht. Professor ALBRECHT WAGNER wirft einen optimistischen Blick „zurück in die Zukunft“. FOTOS: DESY 06.11.2009 BIS 07.02.2010 KATHARINA FRITSCH Die Hamburger Schau » (...) bietet eine atmosphärisch dichte, durchweg spannungsreiche Zusammenstellung sehr bekannter und jüngster Werke von Katharina Fritsch. « Die Welt, 6.11.09 deichtorhallen hamburg haus der photographie aktuelle kunst Deichtorstraße 1-2 20095 Hamburg Tel. 040 - 32 10 3 - 0 [email protected] www.deichtorhallen.de Lillian Bassman: A Report to Skeptics, Suzy Parker, 1952. Silbergelatine © Lillian Bassman Jäger » Wunderkammer Wissenschaft bis 31. Januar 2010, Di–So, 11–17, Mi 11 – 19 Uhr, Mo geschlossen, Eintritt frei, Deutsches Elektronen-Synchrotron (Desy), Notkestraße 85, www.desy.de www.wunderkammerwissenschaft.de Forschung ohne Grenzen: Blick in den 6,3 Kilometer langen Ringbeschleuniger Hera (Mitte). Desy-Direktor Volker Soergel (vorn l.) und Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber beim Hera-Bau, 1986 (r.). Öfffnungszeiten: Di – So 11 – 18 Uhr Weihnachtsfeiertage 11 – 18 Uhr Neujahr 13 – 18 Uhr Montags, Heiligabend und Silvester geschlossen » Lillian Bassman – eine der bedeutensten Modefotografinnen des 20. Jahrunderts « The New York Times, 17.7.09 LILLIAN BASSMAN & PAUL HIMMEL DIE ERSTE RETROSPEKTIVE 27.11.2009 - 21.02.2010 VIII › STIL & LEBEN Sonnabend / Sonntag, 19. / 20. Dezember 2009 HANDGEMACHT In der Werkstatt im Haus für Kunst und Handwerk in St. Georg sind mehr als 100 verschiedene Werkzeuge im Einsatz. FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT Zeit zum Schreiben Am Anfang ist das Holz. Stefan Fink vereint althergebrachtes Handwerk und höchste Kunstfertigkeit zu besonderen Schreibgeräten. D CHARLY STREB, 16, ist für ein Jahr als Austauschschülerin in San Cristóbal in der Dominikanischen Republik bei einer Gastfamilie, die es „schick“ findet, eine Tochter aus Deutschland zu beherbergen … TEXT: CLAUDIA SEWIG • FOTOS: THOMAS LEIDIG ie alte Frau ist in dicke Kleidung gehüllt. 500 Kilometer hat sie zurückgelegt, um ihn zu sehen. Um seine Hände zu nehmen, sie sorgfältig zu betrachten, langsam über seine Finger und Handflächen zu streichen, ihn anzulächeln – und sich dann auf den Rückweg zu machen. 500 Kilometer. Die Erinnerung an diese Begegnung in Tokio lässt Stefan Fink noch heute innehalten. „Die alte Japanerin hatte zwei meiner Füller gekauft und wollte sehen, wer der Mann ist, der sie gefertigt hat“, sagt der 51-Jährige. Vielleicht ist Stefan Fink im Geiste Japaner. Die Art und Weise, wie er seinen Werkstoff Holz verehrt, wie er alle Geduld der Welt für die Verarbeitung aufbringt und dabei seinen grünen Tee trinkt, legt die Vermutung nah. Dabei ist der gelernte Drechsler und Tischler ein echter Hamburger Jung. Im Alter von 15 Jahren begann er seine Lehre, lernte die Arbeit mit dem Werkstoff Holz von der Pike an. „Als Lehrling habe ich unter anderem mit meinem Meister auf Sylt Säulen für das Haus von Axel Springer gedrechselt“, erinnert sich Fink. Nach einem anschließenden Studium des Industriedesigns war er unter anderem für Rosenthal und Rotring tätig. Bis er sich 1987 selbstständig machte. Da steht er nun, in der ehemaligen Schraubenfabrik im Haus für Kunst und Handwerk in St. Georg, Koppel 66. Und wiegt gedankenverloren eine Scheibe Grenadill-Holz in seiner Hand. Sie umgeben ihn überall in dem hohen Raum, in dem schwere Maschinen genauso ihren Platz haben wie die filigransten Werkzeuge: Instrumentenhölzer mit den klangvollen Namen Amaranth, Palisander, Bubinga, Rosenholz oder Wildolive. „Wichtig ist mir, woher das Holz kommt – ich verwende zum Beispiel kein Ebenholz“, sagt Fink. Gerade hat er einen Restposten 3500 Jahre alter Mooreiche aufgekauft. In Blöcke geschnitten, von schwarz-grauer Farbe und recht spröde wirkend wartet sie auf ihre Weiterverarbeitung. Wie so viele andere Holzstücke: „Ich habe so viel Holz vorgelagert, das reicht für zwei Leben“, sagt Fink und lacht. Nur rund 200 Schreibgeräte verlassen im Jahr seine Werkstatt. Jedes ein Unikat – mit einem langen Weg hinter Ich war heute den ganzen Tag am Strand. Meine Gastfamilie allerdings fährt nicht einfach mal so mit Picknickkorb an den nächsten Strand, nein! Da muss man sich herausputzen, und es wird zu einem „Touri“-Strand etwas weiter weg gefahren, wo man in ein Hotel eincheckt und den ganzen Tag bei Begleitmusik Austern, Pommes, Fisch, Hühnchen, Kuchen und Cocktails zu sich nimmt. Fünf Jahre vergehen, bis Stefan Fink, 51, letzte Hand an seine Schreibgeräte legt. Hier poliert er einen Füllfederhalter „Albatros“ aus Königsholz. sich. Zwei Jahre trocknen die in Quader geschnittenen Stämme, bevor Stefan Fink sie zu Rohlingen vordrechselt. „Schnelles Trocknen rächt sich immer“, sagt er. Da er jedoch alles von Hand macht, auch die Rohlinge ohne Schablone und nur mithilfe seines guten Augenmaßes drechselt, spürt er den Reifeprozess des Holzes. Und dieser geht als Rohling mit weiteren drei Jahren Trockenzeit in die zweite Phase. Füllfederhalter, Skizzierstifte, Drehbleistifte und Rollerballstifte entstehen nach fünf Jahren so aus den verschiedenen Holzarten. „Wie genau die Farbigkeit am Ende bei einem Stück ist, kann ich vorher nicht wissen.“ Nur die Maserung läuft vom Stift zur Kappe stets durch – wie er das macht, bleibt Finks Geheimnis. Keiner der Stifte wird lackiert. Sie werden mit Hartöl geölt und nach einer Woche Trockenzeit mit Wachs poliert. Ob ein Stift dann reif zum Verkauf ist, entscheidet Fink von Fall zu Fall: „Ich lasse ein Stück erst dann los, wenn ich das Gefühl habe, es zu können.“ Schwarzes Grenadill, aus dem Stefan Fink einen Skizzierstift stets in der Hosentasche hat, helles Olivenholz oder li- lafarben schimmerndes Amaranth? Geschwungene Form, konisch oder lieber gerade? Jeder Kunde schätzt etwas anderes. Vom Taxifahrer, der auf einen Stift für seine Frau gespart hat, über den griechischer Reeder, der ein Mal im Jahr europäische Länder bereist, auf der Suche nach gutem Handwerk, bis hin zu Vertretern des thailändischen Königshauses – sie alle zählen zu Finks Kunden. Für 280 Euro aufwärts für einen Druckbleistift oder ab 900 Euro für einen Füller (die Modelle heißen Albatros, Nachtigall und Star) nehmen sie Schreibgeräte von Stefan Fink mit. Der den Weggang seiner Arbeit ganz besonders betrachtet: „Es ist ein schönes Gefühl, dass meine Energie auf dem Planeten bleibt, in den Schreibgeräten, wenn ich nicht mehr bin.“ Und auf allem prangt ein winziger Buchfink – das Markenzeichen des Zehntausend-Jahre-Pinselmachers, wie Stefan Fink liebevoll in Japan genannt wird. ZehntausendJahre-Pinsel ist das japanische Wort für Füllfederhalter. Das hat er rechtszeitig gelernt: Im Mai 2010 wird Fink das nächste Mal nach Japan reisen. Für eine eigene Ausstellung. Kontakt » Stefan Fink, Schreibgeräte & Möbel, Koppel 66, 20099 Hamburg, Tel. 24 71 51; Mo – Sa 11 – 19 Uhr; www.stefanfink.de KARASEKS STADTGEFLÜSTER Weniger ist mehr! Gans gut geraten Fotomodel Marie Amière verrät, was sie drunter trägt, was das Fliegen schöner macht und worauf sie nicht verzichten möchte. Sie machen viel Werbung für Dessous. Werden Sie auf der Straße darauf angesprochen? Ja, ich werde tatsächlich oft darauf angesprochen. Ich traf z.B. einmal einen Taxifahrer in Berlin, der mir erzählte, dass er ein WäscheSet für seine Frau gekauft hatte, was ich auf einem Foto im Otto-Katalog getragen habe. MacBook Pro (15 Zoll) von Apple, um 1500 Euro, gesehen bei Hamburg 4 GmbH, Johnsallee 65 – 67. Dessous: Bügel-BH um 25, Panty um 18 Euro, von Lascana, gesehen im LascanaShop im AEZ (Poppenbüttel). FOTOS: PR FOTO: PR Was haben Sie durch Ihren Job in Sachen Mode gelernt? Less is more. Die Wochenvorschau MONTAG LESUNG: „Rocko Schamoni liest irgendwas“ im Schauspielhaus. Und genau das macht er auch: Der ungekrönte König der Alleinunterhalter und selbsternannte „Muschikatzenmann“ wählt spontan Texte aus seinen drei Romanen und liest diese vor, dazu gibt es Kostproben aus seinem im Herbst 2011 erscheinenden Werk. 20.30 Uhr, Eintritt 13 Euro. DIENSTAG KONZERT: Freizeitcowboys freuen sich, wenn Truck Stop beim Weihnachtskonzert den großen Saal der Laeiszhalle in einen stimmungsvollen Country-Saloon verwandeln. 20 Uhr. ARTISTIK: Die eiligen 3 Könige sorgen in den Fliegenden Bauten (Glacischaussee 4) für gute Laune mit Comedy, Kunststücken und Musik. 20 Uhr, Eintritt ab 22 Euro. Ich bin noch gar nicht in Weihnachtsstimmung, obwohl ich das Gefühl habe, dass es hier viel mehr Weihnachtsschmuck für Häuser und Bäume und viel mehr Lieder und Festessen gibt als in Deutschland. Trotzdem ist es hier einfach zu heiß für Weihnachten. Ich bin gespannt, wie es sein wird, das Fest unter Palmen zu feiern. Andererseits ist es schön, einmal in wärmeren Gefilden zu überwintern, denn nach Hause fahre ich erst wieder im Juli 2010. eihnachten ist das Fest der Familie, und so erinnert man sich an Weihnachten mit dem Gaumen an das Festessen, an die Jahre, an denen die Gans gut geraten und gebraten war, zu fett, zu trocken, saftig genug. Na und so weiter. Als ich ein Kind war, gab es an Heiligabend Karpfen, und zwar Karpfen blau. Tagsüber schwammen die Karpfen stumm in der Badewanne, ahnten noch nichts, bis sie am Abend der Vater aus der Wanne nahm und mit dem Hammer totschlug. Während er das tat und man ihm mit wohligem Entsetzen zusah, sagte die Mutter, dass Papa „sonst“ keiner Fliege etwas zuleide tun könne. „Hinter den Kiemen“, sagte der Vater, „schmeckt der Karpfen am zartesten!“ Karpfen gab es deshalb, weil der 24. Dezember bis Mitternacht, also vor der Christmesse, eher ein trauriger Tag, also ein katholischer Fastentag war, das Fest der unschuldigen (ermordeten) Kindlein. Damals hieß für mich das Brötchen noch „Kaisersemmel“, denn ich lebte in den Überresten von Kakanien, das damals vorübergehend „Ostmark“ hieß und zu „Großdeutschland“ gehörte. Und von Österreich und Deutschland gilt der Satz, es seien zwei Länder, „getrennt durch die gleiche Sprache“. Ostmark hieß später wiederum das Geld in ILLUSTRATION: JÖRG BLOCK W Handtasche „Caroline“ von Chopard, um 1610 Euro, gesehen bei Chopard Boutique, Jungfernstieg 34. der Zone, auch „DDR“ genannt, als Deutschland geteilt war. Es sollte für mich noch bis in die Sechzigerjahre dauern, als ich in Hamburg lernte, dass der Kaisersemmel in Hamburg das „Rundstück“ entsprach, missingsch „R-R-R-und-S-tück“ ausgesprochen. Ich habe viele geografische Wege von der „Semmel“ bis zum Rundstück, vom „Kipfel“ bis zum „Hörnchen“ durchwandert: die „Schrippe“ in Berlin gegessen, den „Wecken“ in Stuttgart und überall mehr oder weniger größere oder kleinere Brötchen gebacken. In Köln hieß das Ding sogar, wenn es mit Käse belegt war, „halwe Hahn“. Nur die Weihnachtsgans war überall gleich, die gleiche, wenn auch nicht dieselbe. Und schmeckte sie „gelungen“, war das Fest gerettet. MADE IN HAMBURG Kolumne » An dieser Stelle schreiben im wöchentlichen Wechsel Abendblatt-Autor Hellmuth Karasek und AbendblattRedakteurin Maike Schiller. 21.–27. DEZEMBER MITTWOCH BALLETT: Fest für die Sinne! Auf die Kantaten des „Weihnachtsoratoriums“ antwortet John Neumeier mit barocker Opulenz. Hamburgische Staatsoper, 19.30 Uhr. TV: Was gehört zu Weihnachten wie Lametta? Die Kostümromanze „Sissi“ – und zwar das Original mit Romy Schneider, 20.15 Uhr, Sat 1. Meine Gasteltern – ein Autohändler und eine Innenarchitektin – saßen die ganze Zeit in den samtbezogenen Madeira-Sesseln auf einer Plattform am Meer. Ich aber war zum Schwimmen am eingezäunten Privatstrand mit meinen drei „Geschwistern“, das war wirklich ein Erlebnis! Das Meer, die Sonne, die Palmen sind ja immer schön – egal, wo man ist. Und es war natürlich auch einmal ganz angenehm, nicht die einzige käsig-weiße Blondine zu sein, also von Sprüchen und Blicken dominikanischer „Tigres“ verschont zu bleiben. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber so ähnlich fühlt sich das für mich als Deutsche, die auf Zeit in der Karibik lebt, eben an. Dazu kommt: Wegen der großen Kriminalität darf ich mich nicht allein außerhalb der eingezäunten Privatgelände bewegen. Schade nur, dass ein sonniger Tag am Strand so müde macht und ich morgens schon um 6 Uhr aufstehen muss – der Schule wegen. Im Unterricht darf ich – anders als in Deutschland – keine Piercings tragen. Das hat die Schuldirektorin allen Schülern ausdrücklich verboten. Außerhalb der privaten Schule trage ich meinen Nasenring aber weiter. MEIN STYLE-TRIO Durch Ihren Model-Job sind Sie viel untwegs. Was sind Ihre drei Must-Haves auf Reisen? Ich habe immer mein MacBook Pro dabei. Super praktisch und mit der Musik meines Lieblingssängers Maxwell sowie Hörbüchern. Das erinnert mich immer an meine Kindheit, als mir zum Einschlafen vorgelesen wurde, und da darf meine Schlafbrille natürlich nicht fehlen. Ich habe auch immer ein schönes Buch dabei. Ich liebe es, zu lesen und dabei in die Geschichten einzutauchen. Dann vergesse ich alles um mich herum und merke gar nicht, wie lang die Flugreisen sind! Im Moment lese ich „The Four Agreements“ von Don Miguel Ruiz. Aber worauf ich am wenigsten verzichten kann: eine geniale Handtasche. San Cristóbal DONNERSTAG COMEDY: Heute Kinder wird’s was geben! Im Schmidt Theater wird der Heilige Abend zur „Schrillen Nacht“ und alles andere als besinnlich. Entertainer Kay Ray führt durch die Weihnachtsshow, die vom nörgeligen Comedian Wolfgang Trepper über spektakuläre Rollschuhakrobatik bis zu Viktoria Lapidus und ihren Hula-HoopReifen mehr Abwechslung bietet als jeder bunte Teller. 23 Uhr. FREITAG KINDER: „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner, die wahre Geschichte über Freundschaft, wird im Schauspielhaus zum zauberhaft inszenierten Theaterstück für Kinder ab 6 Jahren. 18 Uhr, ab 6 Euro. KINO: Fatih Akins „Soulkitchen“ über Leben, Lust und Liebe um eine kulinarische Kneipe in Wilhelmsburg u. a. mit Moritz Bleibtreu. Film-Musik von Jan Delay. SONNABEND MUSEUM: Woher kommt der Pfeffer für die Pfefferkuchen? „Hamburger handeln mit fernen Ländern“ ist das Thema der Familienführung „Was? Wie? Wo? Ach so!“ im hamburgmuseum (Holstenwall 24). Für Kinder ab 5, 13 Uhr. EISHOCKEY: Die Freezers gehen gegen die DEG Metro Stars aufs Eis. Color Line Arena, 14.30 Uhr. Filigran gefertigt und liebevoll gestaltet: Anhänger-Set ein Set ab 9,50 Euro bei & Kunst“ von fünf in„Spiel der Spielzeuggeschnitz- gasse, Weihnachtsmarkt ten Christ- (Rathausmarkt). baumanhängern mit unterschiedlichen Motiven wie Hummel-Mann, Stadtwappen oder Michel – im roten Stoffsäckchen verpackt. SONNTAG OPERETTEN-GALA: „Dein ist mein ganzes Herz“. Eine bunte Melange der leichten Muse: Das Ensemble des Hamburger Engelsaals interpretiert die beliebtesten Lieder aus UFA-Tonfilmen, goldenen Schlagern und Stücken von Lehár bis Strauß. Durch den Abend führt Karl-Heinz Wellerdiek. Laeiszhalle, Großer Saal, 19 Uhr.