aktuell Nr. 16 vom 28.04.2014 ( PDF , 2,3 MB)

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D 8512
NACHRICHTEN
EINSATZ
Den Ernstfall üben
Deutsche und österreichische
Soldaten bereiten sich auf einen
möglichen Einsatz im ORFBataillon vor.
Seite 5
BUNDESWEHR
„Kalte Antwort“
Schnee, Eis und Regen. Das alles
hielt die multinationale Übung in
Nord-Norwegen für Soldaten aus
16 Nationen bereit.
Seite 6/7
MILITÄRGESCHICHTE
Wende in Ungarn
Vor 25 Jahren leitet Ungarn
durch die Öffnung der Grenze
den Fall des Eisernen Vorhangs
ein.
Seite 9
VERMISCHTES
Sieg im Kanu
Die deutschen Slalom-Kanuten
entscheiden beim ICF-Weltranglistenrennen in Markleeberg alle
Rennen für sich.
Seite 10
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Nr. 16
Montag, 28. April 2014
Marine sorgt für Stabilität
Besuch bei „Atalanta“ und UNIFIL – Verteidigungsministerin zollt Soldaten auf See Respekt.
von Ulrike Jenssen
Dschibuti/Beirut. Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen hat in der vergangenen
Woche die Einsatzkontingente
„Atalanta“ und UNIFIL besucht.
Am Mittwoch wurde sie zunächst
in Dschibuti vom Commander Task Force, Flottillenadmiral Jürgen zur Mühlen, und
dem deutschen Botschafter
Wolfgang Piecha empfangen.
Bei einem Rundgang auf der
Fregatte „Brandenburg“ besichtigte die Ministerin unter anderem die Operationszentrale sowie
das Lazarett des 140 Meter langen Kriegsschiffs. Dabei suchte
von der Leyen immer wieder
das Gespräch mit den Soldaten.
Beeindruckt zeigte sie sich von
der Vielseitigkeit der Aufgaben
der Besatzung: „Heute konnte
ich eindrucksvoll erleben, welche Vielfalt an Fähigkeiten und
Berufen sich hier an Bord finden
lässt. Das geht vom Arzt über
den IT-Spezialisten bis hin zum
Schiffsmechaniker.“
Besondere Aufmerksamkeit
widmete von der Leyen den
Arbeitsbedingungen im Einsatz
und den Wünschen der Frauen
und Männer: „Ich habe an Bord
eine hochprofessionelle Truppe
erlebt und mit Soldaten gesprochen, die zu Recht stolz sind auf
das, was sie hier leisten“, lobte
die Ministerin das Engagement
des deutschen Einsatzkontingents
am Horn von Afrika. „Aber wir
„Atalanta“
Der Deutsche Bundestag
beschloss 2008 die Beteiligung Deutschlands an
der Anti-Piraterie-Mission
­
der Europäischen Union – EU NAVFOR Operation „Atalanta“. Die EU
verfolgt damit das Ziel,
vorrangig Schiffe für das Welternährungsprogramm zu
schützen sowie Piraten am
Horn von Afrika und im Seegebiet bis zu 500 Seemeilen
vor der Küste Somalias abzuschrecken. Das derzeitige
Bundestagsmandat endet am
31. Mai.
(eb)
Foto (2): Wilke/ZRedBw
50. Jahrgang
Auf dem Mittelmeer: Verteidigungsministerin von der Leyen an Bord des Schnellbootes „Wiesel“.
haben auch darüber gesprochen,
wo der Schuh drückt. Die Soldaten wünschen sich mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit ihrer Einsatzzeiten und das müssen wir
angehen.“ Mit diesen Worten
bekräftige die Ministerin ihr
Vorhaben, die Bundeswehr nachhaltig als attraktiven Arbeitsgeber zu positionieren.
Flottillenadmiral zur Mühlen
berichtete der Ministerin über
ein sehr angenehmes und produktives Arbeitsklima innerhalb
der multinationalen Task Force
„Atalanta“. „Es ist binnen kürzester Zeit gelungen, zusammen
mit den Kommandeuren anderer
Nationen einen konstruktiven
Austausch herbeizuführen“,
betonte zur Mühlen.
Am Mittwoch reiste die Ministerin dann weiter in den Libanon.
Im Hafen von Beirut besuchte
sie die Besatzungen der beiden
Schnellbote „Frettchen“ und
„Wiesel“. Zuvor war die Ministerin mit ihrem libanesischen
Amtskollegen Samir Moqbel zu
bilateralen Gesprächen zusammengetroffen. Dabei betonte
von der Leyen die lange Tradition vertrauensvoller und guter
Beziehungen mit dem Libanon.
Die Ministerin sprach dem
Libanon aber auch Anerkennung
und Respekt für den Umgang mit
den rund eine Million syrischen
Flüchtlingen aus. Deutschland
unterstütze den Libanon nach
Kräften, auch mit finanziellen
Mitteln. „Der Libanon ist ein
In der Operationszentrale: von der Leyen (2.v.r.) am Radar.
Anker der Stabilität in der Region
bei der Frage, wie es gelingen
kann, eine inklusive Regierung zu bilden, betonte von der
Leyen.
Im Fortgang der Reise führte
die Ministerin weitere politische Gespräche, unter anderem mit dem libanesischen
Staatspräsidenten Michel
Sleiman sowie Premierminister Tammam Salam.
Der Beitrag „Minsterin bei
­UNIFIL und Atalanta“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
UNIFIL
Die Blauhelm-Mission vor
der Küste des Libanons
zielt darauf ab, den Waffenschmuggel zu unterbinden
und die Seewege im östlichen
Mittelmeer zu kontrollieren.
Derzeit beteiligt sich die Bundeswehr mit rund 160 Marinesoldaten und zwei Schnellbooten an der Mission unter
dem UNO-Mandat. Neben
der Überwachung des Seeverkehrs im östlichen Mittelmeer liegt der Schwerpunkt
der Deutschen Marine auf der
Ausbildung der libanesischen
Streitkräfte.
(eb)
2
aktuell IMPRESSUM
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INTERN
28. April 2014
ZITAT
EDITORIAL
„Als ich 1999 aufgehört habe, in Stadien zu
spielen, konnte ich meinen eigenen Namen nicht
mehr hören. Ich war richtig angeekelt.“
Durch die anhaltende KrimKrise geht es in diesen Tagen
fast unter: Vor 25 Jahren
beginnt das damalige sozialistische Ungarn mit dem Abbau
seiner Grenzsperren zu Österreich. Und löst spätestens damit
die Vorwehen der so genannten Friedlichen Revolution aus.
Viele ostdeutsche Bürger nutzen
den Urlaub an den Balaton und
kehren der Deutschen Demokratischen Republik den Rücken.
Gut ein halbes Jahr später fällt
die Mauer und im Jahr darauf
ist Deutschland wiedervereinigt.
Auch für die Bundeswehr markiert die Einheit eine Zäsur – mit
der Übernahme und Auflösung
der Nationalen Volksarmee und
dem anschließenden Weg zur
Armee im Einsatz. Grund genug,
noch einmal zurückzublicken auf
den Mai 1989 (S. 9).
Heute dienen ost- wie westdeutsche Soldaten einem
Deutschland, so auch am Horn
von Afrika im „Atalanta“- Einsatz oder im Mittelmeer bei UNIFIL. Beide Gebiete hat Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen in der vergangenen Woche
besucht (S. 1). Nach Afghanistan
und Mali weitere Missionen, wo
sich die Ministerin ein Bild von
der Arbeit der Soldaten macht.
Denn kein Einsatz ist wie der
Marius Müller Westernhagen über seine musikalische Vergangenheit.
KALENDERBLATT
Vor 10 Jahren: Am 29. April 2004 verlässt der letzte Wagen der
Marke „Oldsmobile“, ein „Oldsmobile Alero Final 500“ das Fließband in Lansing, Michigan, und wird direkt ins R.E. Olds Transportation Museum gebracht.
Vor 40 Jahren: Am 1. Mai 1974 wird weltweit erstmals ein Punktesystem im Fahrerlaubnisrecht eingeführt, mit dem Einträge im
Verkehrszentralregister des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg
bewertet werden.
Vor 65 Jahren: Am 28. April 1949 schließen Großbritannien, Frankreich, die Vereinigten Staaten und die Beneluxstaaten das Ruhrstatut,
ein Abkommen zur Errichtung einer internationalen Ruhrbehörde.
Damit wollen sie die Kohle-, Koks- und Stahlproduktion im Nachkriegsdeutschland kontrollieren.
Vor 80 Jahren: Am 3. Mai 1934 stellt die französische Marine die
„Surcouf“, das weltweit größte U-Boot seiner Zeit, in Dienst.
Vor 110 Jahren: Am 30. Arpil 1904 meldet der deutsche Erfinder
Christian Hülsmeyer ein Patent auf sein Telemobiloskop, einen Vorläufer des Radars, an.
Vor 225 Jahren: Am 30. April 1798 wird George Washington in
New York als erster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
vereidigt.
(eb)
andere, das
gilt insbesondere für
diese beiden
Marineeinsätze.
Es klingt
leicht abgedroschen,
wenn man rückblickend Einsätze
als Erfolgsgeschichte beschwört.
Es trifft den Nagel auch selten auf
den Kopf. Denn oft gehen Fortschritte mit kleinen Rückschritten
einher. Und doch ist gerade am
Horn von Afrika und im Grenzgebiet zum Libanon viel Gutes
erreicht worden. So können mittlerweile die Schiffe des Welternährungsprogrammes nahezu
unbeschadet den Golf von Aden
passieren und ihre Zielhäfen
erreichen. Oder bewachen libanesische Streitkräfte durch intensives Ausbilden und Mentoring
nahezu selbst ihre eigene Küste
– alles Dinge, auf die unsere Soldaten zurecht stolz sein können.
Gesamtdeutsche Streitkräfte
leisten heute weltweit ihren Beitrag zum Frieden, auch weil vor
25 Jahren der Kalte Krieg beendet wurde. Und beendet sollte er
auch bleiben.
Torsten Sandfuchs-Hartwig
Leitender Redakteur
Foto:PIZ LW
BILD DER WOCHE
Zehn Jahre für die Luftwaffe im Dienst: Am 30. April 2004 trat der Eurofighter seine Verwendung an – auf dem Foto Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74.
28. April 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND Ein wichtiger NATO-Partner
Foto: Bienert/ZRedBw
von Florian Manthey
Vertrauensvolle Zusammenarbeit: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen begrüßt ihre
­norwegische Amtskollegin Ine Marie Eriksen Soreide (r.) in Berlin.
Weg zu einer Lösung des Konflikts gewesen sind. Im Zuge
der anstehenden Wahlen in der
Ukraine komme der OSZE nun
eine hohe Bedeutung zu. Die
OSZE-Mission müsse in der Lage
sein, „sich zu entfalten“. Insofern appellierte von der Leyen
an alle Beteiligten, einen Beitrag zur Deeskalation zu leisten.
Sowohl von der Leyen als auch
Eriksen Soreide mahnten, dass
trotz der kritischen Lage in der
Ukraine, die Situation in Syrien
nicht vergessen werden dürfe:
„Das Augenmerk auf Syrien
muss erhalten bleiben“, betonte
von der Leyen.
Deutschland und Norwegen
leisten bei der Entsorgung
syrischer Chemiewaffen einen
wichtigen Beitrag: Auf dem
US-Schiff „Cape Ray“ werden
im Mittelmeer die gefährlichen
Kampfstoffe neutralisiert. Die
deutsche Fregatte „Augsburg“
begleitet und schützt diese
Mission. Vor der Neutralisierung auf der „Cape Ray“ werden
die Kampfstoffe auf einem norwegischen Frachter von Syrien
nach Italien transportiert. Am
Begleitschutz dieser Frachter ist
die norwegische Marine beteiligt.
Weiter legten die beiden
Ministerinnen am Ehrenmal der Bundeswehr einen
Kranz nieder. Darüber hinaus tauschten sie ihre Positionen im Blick auf das NATOVerteidigungsministertreffen
sowie den NATO-Gipfel
im September in Wales aus.
Ministerin Eriksen Soreide
begrüßt das „sehr gute“ von
Deutschland in der NATO einge-
3
Frauen führen die
Streitkräfte
Norwegens Verteidigungsministerin zu Gast in Berlin - Syrien nicht aus den Augen verlieren
Berlin. Verteidigungsministerin
­
Ursula von der Leyen hat vergangene Woche ihre norwegische
Amtskollegin Ine Marie Eriksen
Soreide in Berlin getroffen.
Die beiden Ministerinnen erörterten die aktuelle Situation in
der Ukraine sowie den Konflikt
in Syrien und stimmten ihre
Positionen zum anstehenden
NATO-Gipfel ab.
Eriksen Soreide wurde im
Berliner Bendlerblock mit militärischen Ehren empfangen. Sie
ist seit Oktober vergangenes Jahr
norwegische Verteidigungsministerin. Eriksen Soreide und
von der Leyen hatten sich bereits
Anfang dieses Jahres auf der
Münchner Sicherheitskonferenz
kennengelernt.
Zwischen Deutschland und
Norwegen besteht traditionell
eine vertrauensvolle Beziehung.
Die Streitkräfte arbeiten nicht
nur im Rahmen der Ausbildung
eng zusammen: Norwegen ist
auch Truppensteller für den
NATO-Einsatz in Afghanistan
– vor allem im Verantwortungsbereich der Bundeswehr
im ISAF-Regionalkommando
Nord.„Norwegen ist für uns
ein wichtiger NATO-Partner“,
sagte Ministerin von der Leyen
in ihrem Statement und hob dabei
– mit Blick auf die Lage in der
Ukraine – auch die enge Kooperation innerhalb der OSZE hervor.
Beide Ministerinnen seien
sich einig darin, dass die Genfer
Gespräche zur Ukraine ein „erster, wichtiger Schritt“ auf dem
aktuell brachte Rahmennationenkonzept
­­
(Framework Nations Concept).
Die Initiative sieht vor, dass sich
Gruppen von Staaten freiwillig
zusammenschließen, um gemeinsam ­Dispositionsmöglichkeiten
für Kräfte und Fähigkeiten zu
entwickeln sowie gemeinsam
auszubilden – und dies alles auch
zu üben.
Weiter stellt Norwegen mit
dem ehemaligen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg den
Nachfolger von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen.
Am 6. Oktober soll Stoltenberg
das Amt übernehmen. Ministerin
von der Leyen gratulierte ihrer
Amtskollegin zur Benennung
des designierten NATO-Chefs
Stoltenberg. Mit ihm erwarte sie
ebenfalls eine konstruktive und
gute Zusammenarbeit.
Die Finnin Elisabeth Rehn war
die erste Verteidigungsministerin der Welt. Von 1990 bis
1995 hatte sie das Amt inne.
Kurz nach ihr wurde die Konservative Anneli Taina finnische Verteidigungsministerin und blieb es bis zum Jahr
1999. In Schweden stand von
2002 die Sozialdemokratin
Leni Björklund für vier Jahre
an der Spitze des Ressorts.
Die erste Verteidigungsministerin Deutschlands ist
Ursula von der Leyen. Wie
ihre norwegische Amtskollegin Ine Marie Eriksen Soreide
trifft von der Leyen mittlerweile in einigen Ländern auf
Frauen in den Verteidigungsressorts. So in den Niederlanden auf Jeanine Hennis-Plasschaert. In Schweden leitet
Karin Enström das Ressort.
Weiter leiten in Albanien mit
Mimi Kodheli und Italien mit
Roberta Pinotti aktuell Frauen
das Verteidigungsressort.
Weitere Frauen an der Spitze
der Verteidigungsministerien
gab es in Dänemark, Slowenien
und Tschechien. In Kopenhagen übernahm die Liberale Gitte
Lillelund Bech im Jahr 2010
für anderthalb Jahre das Ressort. In Ljubljana agierte von
2008 bis 2012 Ljubica Jelusic
an der Stelle, in Prag in den Jahren 2007 bis 2009 die Konservative Vlasta Parkanova.Weiter
übten in Tschechien (Karolina
Peake), Madagaskar (Cécile
Manorohanta) und Argentinien
(Nilda Garré) bereits weibliche
Verteidigungsminister ihr Amt
aus.
(eb)
„Um gute Leute wird verstärkt konkurriert“
Staatssekretär Brauksiepe betont bei Behördenbesuchen in NRW die Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr
Bonn. „Es ist bereits Beeindruckendes geleistet worden.“
Zu diesem Ergebnis ist der Parlamentarische Staatssekretär bei
der Bundesministerin der Verteidigung, Ralf Brauksiepe, bei
seinem Besuch im Bundesamt
für Infrastruktur, Umweltschutz
und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) am vergangenen Mittwoch in Bonn
gekommen. Der Präsident des
Amtes, Matthias Leckel, und
sein Leitungsteam informierten
den Staatssekretär ausführlich
über die Aufgaben der Institution.
Weiter standen für Brauksiepe
Besuche beim Kommando
Streitkräftebasis in Bonn
sowie beim Kommando Strategische Aufklärung in Graf-
Foto: Rott/BAIUDBw
von Carsten Koslowski
Freundlicher Empfang: Der Präsident des Bundesamts für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr,
Matthias Leckel (r.), begrüßt Staatssekretär Ralf Brauksiepe.
schaft (Rheinland-Pfalz) auf der
Agenda.
Die Bundesoberbehörde des
Organisationsbereichs IUD ist
für Steuerung und Durchführung in den Sparten Infrastruktur, Gesetzliche Schutzaufgaben
und Dienstleistungen zuständig.
Nach einer Gesprächsrunde
ließ es sich Brauksiepe nicht
nehmen, spontan an einer besonderen Ehrung teilzunehmen: Der
Erste Direktor im Bundesamt
für Infrastruktur, Umweltschutz
und Dienstleistungen der Bundeswehr, Erwin Bernhard, Abteilungsleiter für Gesetzliche Schutzaufgaben, erhielt die Urkunde
anlässlich seines 40-jährigen
Dienstjubiläums.
Der Staatssekretär zeigte
sich beeindruckt von der Bandbreite der Aufgaben und von
der Aufbau- und Umstrukturierungsarbeit des Amtes, das zum
30. Juli 2012 in Dienst gestellt
worden war. Auf die Steigerung
der Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr legt der Staatssekretär besonderen Wert: „Um
gute Leute wird verstärkt konkur-
riert, und wir wollen gute Leute
haben.“
Der Organisationsbereich IUD
spiele hier eine große Rolle.
„Hier werden die Dienstleistungen bereitgestellt, die im Grunde
einen attraktiven Arbeitgeber
auch ausmachen.“
Der Staatssekretär steht zu einem
gemeinsamen Selbstverständnis
der Truppe, wie es im BAIUDBw
sowie im gesamten Organisationsbereich IUD bereits durch eine
gemischt zivil-militärische Aufgabenverteilung umgesetzt wird.
Zum Abschluss besuchte
Brauksiepe das Kommando Streitkräftebasis. Hier informierte ihn
die Führungsriege über die Fähigkeiten und Aufgaben des zweitgrößten Organisationsbereiches.
Thema hier: die Rückverlegung
aus Afghanistan.
aktuell C-Waffen-Transport
kommt voran
Den Haag. Der Abtransport
syrischer Chemiewaffen zur
Vernichtung außer Landes ist
auf der Zielgeraden: Bis zum
vergangenen Dienstag waren
rund 85 Prozent der Bestände
aus Syrien geschafft, wie die
Organisation für das Verbot
von Chemiewaffen (OPCW) in
Den Haag mitteilte. Damaskus
will bis Ende dieses Monats all
seine C-Waffen-Bestände außer
Landes haben, damit die Komponenten bis zum 30. Juni auf
dem Meer zerstört werden können. Der Termin war in einem
Abkommen vom Herbst zur Frist
gesetzt worden. Um das zu schaffen, seien „zwei bis drei letzte
Transporte notwendig“, sagte
OPCW-Generaldirektor
­
Ahmet
Uzumcu. Er sprach von einer
„ermutigenden Beschleunigung“
auf der syrischen Seite. (ts/ju)
Israels Armee sucht
mehr Freiwillige
Jerusalem. Die israelische
Armee will künftig auch arabische Israelis christlichen Glaubens einberufen und erhofft sich
so mehr Freiwillige beim Militär.
Derzeit dienten jährlich rund einhundert christliche Araber bei
der Armee, diese Zahl könne
aber „schon bald bei tausend liegen“, berichtete das Militärradio.
Der Wehrdienst ist für die rund
130 000 arabischen Israelis
christlichen Glaubens ebenso wie
für die arabischen Israelis muslimischen Glaubens freiwillig.
Mit der Initiative will die Armee
attraktiver werden.
(hcy/ju)
Oettinger warnt
vor Gaskrise
Brüssel. EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat
vor den möglichen Folgen der
Ukraine-Krise für die Gasversorgung in Europa gewarnt. Es
gehe jetzt darum, „eine Gaskrise
zu vermeiden und Versorgungssicherheit für den nächsten Winter
zu gewährleisten“, sagte Oettinger. „Wenn wir Kiew nicht in
die Lage versetzen, offene Gasrechnungen von mehr als zwei
Milliarden Dollar zu bezahlen,
besteht die Gefahr, dass Russland die Ukraine nicht mehr versorgt.“ Und weil die Ukraine
das wichtigste Transitland nach
Europa sei, könne es „zu einem
schwer kontrollierbaren Prozess
kommen, der auch Deutschland
betrifft“. Oettinger forderte die
EU-Staats- und Regierungschefs
auf, eine Energiestrategie für die
nächsten Jahrzehnte zu entwerfen.
Der EU-Kommissar sprach sich
dagegen aus, die Beziehungen zu
Russland zurückzufahren. (bfi)
POLITIK/HINTERGRUND
28. April 2014
Moldau fürchtet Expansion
Ängste nach Krim-Annexion und Ukraine-Krise – Moskau hegt auch Interesse an Transnistrien
von Isabelle Wesselingh
Chisinau. Die Krim-Annexion
und die Unruhen im Osten der
Ukraine schüren auch in Moldau
Ängste vor russischem Expansionismus. Russland hegt schon
lange Interesse an der Region
Transnistrien. Das von Moldau
abtrünnige Gebiet wird von
Moskau wirtschaftlich und politisch unterstützt.
Am vergangenen Mittwoch besuchte Außenminister
Frank-Walter Steinmeier mit
seinem französischen Kollegen
Laurent Fabius Moldaus Hauptstadt Chisinau.
Nach dem Ende der Sowjetunion entwickelte sich das
schmale und mehrheitlich russischsprachige Transnistrien am
Ostufer des Dnjestr-Flusses zu
einer russischen Exklave im Vorhof Europas. Anfang der 90er
Jahre sagte sich die Region mit
einer halben Million Einwohner
von Moldau los, doch die Unabhängigkeit wird international
nicht anerkannt.
In der Folge kam es zu Kämpfen zwischen moldauischen
Streitkräften und von russischen
Soldaten unterstützten transnistrischen Milizen. Nachdem schon
hunderte Menschen getötet worden waren, setzte die russische
Armee 1992 einen Waffenstillstand durch.
Seither überwacht eine trinationale Friedenstruppe mit Soldaten aus Russland, Moldau
Foto: dpa/pa
4
Argwohn gegen Moskaus Expansionsgelüste: In Moldaus Hauptstadt Chisinau demonstrieren proeuropäisch eingestellte Jugendliche gegen die Annexion der Krim und gegen die Krise in der Ukraine.
und Transnistrien das einst
umkämpfte Gebiet. Entgegen
einer 1999 getroffenen Rückzugsvereinbarung hält Moskau
dort gegen den Willen Chisinaus
noch immer eigene Soldaten
und Waffenvorräte zurück. Im
Jahr 2006 stimmte die Bevölkerung von Transnistrien mit
einer überwältigenden Mehrheit
von 97 Prozent für die Angliederung an Russland. 60 Prozent
der Bewohner des Gebiets sind
russischsprachig, sie sind etwa
zur Hälfte Russen und zur anderen Hälfte Ukrainer.
Verhandlungen zwischen
Moldau, Russland, Transnistrien,
der Ukraine und der Organisation
für Sicherheit und Zusammenar-
beit in Europa (OSZE) über einen
Kompromiss laufen seit Jahren.
Angestrebt wird ein moldauischer Einheitsstaat, innerhalb
dessen Transnistrien umfassende
Autonomierechte genießen soll.
Bei den sogenannten 5+2-Verhandlungen haben die Europäische Union und die USA Beobachterstatus. Bereits im Mai ist
eine neue Runde geplant.
Neue Ängste schürten russische Militärmanöver in Transnistrien im März und eine vom
Regionalparlament Mitte April
verabschiedete Resolution,
in der Russland und die Vereinten Nationen zur Anerkennung der Unabhängigkeit und
Souveränität der Region auf-
Ruf nach Entspannung
Petersburger Dialog fordert Entwaffnung illegaler Gruppen in Ukraine
Leipzig. Der deutsche Lenkungsausschuss des Petersburger
Dialogs hat sich für eine
„Deeskalation“ in der UkraineKrise ausgesprochen. Es sei
erforderlich, dass „in der Ukraine
alle illegalen und bewaffneten
Gruppen entwaffnet und alle
illegal besetzten Gebäude und
Plätze freigegeben werden“, forderte der Lenkungsausschuss am
Mittwoch in Leipzig. Eine „tragfähige Lösung“ zur Überwindung
des Konflikts werde „nur erreichbar sein“, wenn „beide Seiten zur
Deeskalation“ beitrügen.
In Leipzig kamen knapp 200
deutsche und russische Vertreter
aus Zivilgesellschaft und Politik
zusammen. Das deutsch-russische Gesprächsforum Petersburger Dialog wurde als offenes
Diskussionsforum im Jahr 2001
ins Leben gerufen und soll die
Verständigung zwischen den
Zivilgesellschaften beider Län-
der fördern. Er steht unter der
Schirmherrschaft des jeweiligen
deutschen Bundeskanzlers und
des russischen Präsidenten und
findet in der Regel einmal jährlich abwechselnd in Deutschland
und in Russland statt.
Der Russlandbeauftragte der
Bundesregierung, Gernot Erler
(SPD), äußerte in Leipzig Unverständnis über die mangelnde
Kompromissbereitschaft der
Konfliktparteien. Nach seiner
Einschätzung sei eine Situation
erreicht, in der unter Umständen
„etwas zerstört wird, was wir in
den letzten Jahrzehnten gemeinsam aufgebaut haben“. Er verstehe
nicht, warum in der gegenwärtigen Lage Chancen „nicht wahrgenommen“ würden. Statt sich an
das zu halten, was sie vereinbart
hatten, machten sich „beide Seiten gegenseitig Vorwürfe“.
Die Ukraine und Russland
hatten in der Woche davor
am Donnerstag bei einem
Krisentreffen in Genf auf ein
Abkommen zur Entschärfung des
Konflikts geeinigt. Beschlossen
wurden die „Entwaffnung illegaler bewaffneter Gruppen“, die
Räumung besetzter Gebäude und
eine Amnestie. An dem Treffen
in Genf hatten auch der russische
Außenminister Sergej Lawrow,
sein US-Kollege John Kerry
und die EU-Außenbeauftrage
Catherine Ashton teilgenommen.
Nach Einschätzung der Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa
(OSZE) ist die Lage in der
Ukraine weiter äußerst angespannt. Auch mehrere Tage
nach dem Abkommen von
Genf gebe es keine Entspannung, sagte der deutsche OSZEBeobachter Mirco Günther.
Weiter befänden sich Protestierende in administrativen
Gebäuden.
(dlc/ao/bt)
gerufen werden. Der stellvertretende Parlamentspräsident
Sergej Scheban verwies dabei
auf das international geltende
Selbstbestimmungsrecht der
Völker. Moldaus Regierung
strebt dagegen eine engere
Anbindung an die Europäische
Union an. Ein Partnerschaftsabkommen wurde im November im
litauischen Vilnius paraphiert.
Angesichts der Ukraine-Krise
drückt Moldau aufs Tempo bei der
europäischen Integration. Im Juni
steht wie mit Georgien die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommen an – nach den Worten
des schwedischen Außenministers
Carl Bildt dürfte Moskau dies mit
„Donner“ quittieren.
Wahl-O-Mat geht
an den Start
25 Parteien, 38 Thesen und
über 13 Millionen Nutzungen
bei der vergangenen Bundestagswahl: Das interaktive
Online-Tool „Wahl-O-Mat“
vermittelt Politik auf lockere Weise und zeigt, welche
der zur Wahl zum Europäischen Parlament 2014 zugelassenen Parteien der eigenen politischen Position am
nächsten stehen. Ab Montag
steht das Informationsportal
der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb zur Europawahl 2014 zur Verfügung.
Im Rahmen einer Pressekonferenz testen Politiker der großen Parteien mit Vertretern
der Jugendredaktion der bpb
den Wahl-O-Mat zur offiziellen Freischaltung.
(eb)
Der Wahl-O-Mat
ist zu finden unter
www.bpb.de.
28. April 2014 EINSATZ / BUNDESWEHR Durchbrechen verhindern
Deutsche und österreichische Soldaten Bereiten sich auf ihren Einsatz im ORF-Bataillon vor.
von Rene Hinz (Text & Fotos)
Letzlingen. Sonne und Regen
wechseln fast stündlich. Zwischen niederprasselnden Wassertropfen und tiefstehender Sonne
ist es schwierig, das Gelände
zu beobachten. Sich stetig verändernde Schatten der Bäume
und Sträucher sowie Wasser im
Gesicht erschweren den Blick in
das Gelände. Die Gegend wirkt
befremdlich. ­Marodierende
Banden treiben ihr Unwesen,
Waffen und Drogenschmuggel
sind an der Tagesordnung.
Die verlassenen Gebäude auf
dem südlichen Teil des Übungsplatzes Letzlinger Heide bieten
eine authentische Kulisse für Einsatzgebiete. Derzeit bereiten sich
Soldaten des deutschen Jägerbataillons 291 sowie des österreichischen Jägerbataillons 26 im
Gefechtsübungszentrum des
Heeres auf einen eventuellen
Einsatz als Reservekräfte (ORF)
vor.
Szenenwechsel. Aus dem Schutz
der friedlich demonstrierenden
Bevölkerung heraus heizen rund
30 Personen die Stimmung an.
Plötzlich greifen sie die Soldaten
an. Mit Stock und Stein gehen sie
auf die Absperrung zu, um in das
Verwaltungsgebäude einzudringen. Der Aufbau staatlicher Verwaltung soll behindert, staatliche
­Sicherheitsstrukturen geschwächt
und die Bevölkerung eingeschüchtert werden. Die Lage
spitzt sich zu, es fliegen Molotow-Coktails und Steine. Den
Attacken müssen die Soldaten
standhalten, mit Wurfankern versuchen die Demonstranten den
Stacheldraht von den Absperrgittern fortzureißen.
Dicht an dicht gestellt und mit
gehobenen Schildern wehren die
Soldaten die Angriffe ab. „Wir
müssen den Überblick behalten,
die Verbindung zu den anderen Trupps muss funktionieren,
die Demonstranten dürfen nicht
durchbrechen“, hält Hauptfeldwebel Michael Z. seine Soldaten
zusammen. Lautstark befehligt
er seine Soldaten. Tränengas
liegt in der Luft. Die Soldaten
haben ihre Schutzmasken aufgesetzt. Das erschwert den Sprech-
Die Lage eskaliert: Mit Stock, Schild und Reizgas gehen die Soldaten gegen die Menge vor.
funk und verkleinert das Sichtfeld.
Das Gefechtsübungszentrum
bietet die Möglichkeit, Szenarien aus Einsatzländern realitätsgetreu nachzustellen. Verbände,
die kurz vor einem Einsatz stehen
bekommen hier die Möglichkeit
zu üben. Mit großem Aufwand
werden einsatzübliche Kleidung,
Fahrzeuge, Verhaltensmuster
der Bevölkerung sogar religiöse
Besonderheiten nachempfunden.
„Man könnte fast meinen, wir
wären bereits im Einsatzland“,
sagt Hauptgefreiter Max K.,
Kraftfahrer im Transportpanzer
„Fuchs“.
Hauptmann Joachim P., Kompaniechef der 2. Kompanie des
Jägerbataillons 291, wirkt ruhig
und gefasst. Übungsbeginn. „Wir
haben den Auftrag, mit dem hiesigen Bürgermeister in Verbindung zu treten und bei der Sicherung des Gebäudes zu unterstützen.
Das Gebäude ist die Hauptverwaltung“, erklärt P. Aus ihm heraus
werde die öffentliche Ordnung
sichergestellt. Der Bürgermeister
befürchte zudem weitere Übergriffe, ergänzt der Hauptmann.
„Wir errichten Sicherheitszonen.
Mit Hilfe der sogenannten ‚Red‘
und ‚Blue-Box‘ haben wir eine
gute Möglichkeit das Gelände
zu überwachen.“ Die „Red-Box“
wird direkt um das Gebäude eingerichtet und mit Posten verstärkt.
Die „Blue-Box“ ist ein weitrei-
Kameradenhilfe: Ein verletzter Soldat wird abtransportiert.
chender Geländeabschnitt außen
herum, aus dem Scharfschützen
überwachen.
„Wir stellen Absperrgitter auf
und verstärken sie mit Stacheldraht. Damit sind wir gut auf
feindliche Demonstranten vorbereitet“, sagt Hauptfeldwebel
Jochen T., Zugführer des BravoZuges. An der Sperre entlang
postieren sich die Soldaten des
Zuges. Ihr Auftrag: Crowd and
Riot Control – das Überwachen
von Menschenmengen und Eindämmen von Krawallen. „Zu
unserer Ausrüstung gehört ein
spezieller Anzug mit Körperprotektoren, dazu kommt der
Schutzhelm mit Schild und
Schlagstock“, erklärt Stabsgefreiter Max O. Weiter stehen den
Soldaten Reizgas und Gummigeschosse zur Verfügung, falls der
Druck der Störer zu groß wird.
Dann geht es auch schon los. Von
Norden werden in den nächsten
Stunden Demonstranten erwartet. Aus ihnen heraus soll sich der
so genannte „Schwarze Block“
– gewaltbereite Störer – bilden.
Vor den Sicherungsposten ziehen Menschen auf, sie demonstrieren noch friedlich. „Wir
wollen deeskalieren – friedlich
wirken“, sagt Hauptgefreiter
Maik P. Er steht in der Postenkette, das Visier des Helmes ist
aufgeklappt, das Schild hat er
vor sich auf dem Boden abgestellt, der Schlagstock steckt in
der Halterung auf der Innenseite
des Schutzschildes. Die Demonstranten werden per Lautsprecherdurchsagen informiert: „Hier ist
KFOR, wir akzeptieren eine
friedliche Demonstration – treten Sie von den Absperrungen
zurück, Gewalt ist keine Lösung
– Legen Sie Ihre Steine nieder!“
Scharfschützen beobachten
die Demonstrierenden und gleichen Fotos ab, um Rädelsführer
zu identifizieren. Hauptfeldwebel
Christoph H. steht mit seinem
Greiftrupp bereit. „Schwerpunkt
ist, die Rädelsführer der Demonstration separat zu greifen und sie
in Gewahrsam zu nehmen. Wir
holen aber auch unsere eigenen
Leute zurück, falls sie aus der
Postenkette gerissen werden.“
Mittlerweile fliegen Steine
gegen die Soldaten, Stockhiebe
der Demonstranten knallen auf
die Schutzhelme und Schilde.
Die Schutzmaske der Soldaten
ist bereits am Helm angeklickt,
um so die Maske schneller aufzusetzen. Die Lage schaukelt sich
hoch, der Einsatz von Reizgas
steht kurz bevor. Die Anspannung der Soldaten ist deutlich zu
spüren, sie handeln schnell und
intuitiv. Trainierte Abläufe helfen, richtig zu reagieren. Mittlerweile haben auch Sanitäter alle
Hände voll zu tun. Brandopfer
und Platzwunden müssen versorgt werden, intensive Handgreiflichkeiten haben auf beiden Seiten Spuren hinterlassen.
Die Demonstranten konnten die
Stacheldrahtsperren inzwischen
beschädigen, Teile des Drahtes
sind bereits von der Sperre gelöst.
Die Lage spitzt sich zu.
Der Druck, der von den
Demonstranten ausgeht, muss
verringert werden. Aus der
Flanke greifen nun in Bereitschaft
stehende österreichische Soldaten
in das Geschehen ein. Schulter an
Schulter gehen sie gemeinsam
vor. Wie eine Mauer schieben
sie sich langsam, Meter für Meter
voran. Den Demonstranten bleibt
nur noch ein Zurückweichen.
Der Einsatz zeigt Erfolg. Sofort
sind Greiftrupps unterwegs und
nehmen Störer fest. Das Überwachen von Menschenmengen
und Eindämmen von Krawallen
haben die Soldaten des DeutschÖsterreichischen ORF-Bataillons
verinnerlicht, so das Fazit der
Übung.
aktuell 5
EULEX-Mission
wird fortgesetzt
Berlin.Vergangene Woche hat
das Parlament im Kosovo einer
Fortsetzung der EU-Rechtsstaatsmission EULEX zugestimmt. Die
seit 2008 bestehende Mission soll
den Aufbau von Polizei, Justiz und
Verwaltung unterstützen. Daneben
soll ein internationales Sondergericht eingesetzt werden, das Anklagen im Zusammenhang mit Vorwürfen aus dem so genannten
„Marty-Bericht“ ermöglichen soll.
Demzufolge soll es im Kosovo zu
illegalem Organhandel gekommen
sein. Die Organe seien zum Ende
des Kosovo-Krieges auf Befehl
von UCK-Führern Kriegsgefangenen entnommen worden. Die Entscheidung für eine justizielle Aufarbeitung dieser Fälle sei ein klares
Zeichen für die Fortführung der
engen Zusammenarbeit und Heranführung an die EU, ließ das Auswärtige Amt verlautbaren. (tss)
Neue Stellungen für
„Patriot“-Staffeln
Kahramanmaras. Die in der
Türkei stationierten „Patriot“Staffeln haben vor Kurzem fusioniert und bilden nun die neue Einsatzstaffel Active Fence Turkey
(AF TUR). Die Entscheidung
für die Zusammenlegung der
Alpha- und Bravo-Staffeln war
im März dieses Jahres gefallen.
Effizienter und effektiver wolle
man werden, sagt Kontingentführer Oberst Stefan Drexler. Die
Anzahl der Start- und Radargeräte wurde jedoch nicht verändert.
Neben der technischen Herausforderung der Umstrukturierung
steht nun die menschliche bevor:
Die Teams müssen sich neu formieren und zusammenwachsen.
Die Stimmung sei jedoch gut, so
Oberstabsfeldwebel Ralf H. Allein
das gemeinsame Aufbauen hätte
zu einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl beigetragen. (tss)
Saubere Luft zum
Atmen
Dschibuti. Antriebsdiesel und
Gasturbine der Fregatte „Brandenburg“ können „durchatmen“.
Vergangene Woche erhielten die
beiden Maschinen von Technikern
der Besatzung neue Sandfilter. Sie
sorgen dafür, dass die Kühl- und
Verbrennungsluft sauber bleibt
und keine Fremdkörper in die
Turbinen gelangen. Sand, aber
auch andere Kleinteile können die
Lebensdauer und Zuverlässigkeit
nachhaltig beeinträchtigen. Ehe die
beiden neuen Sandfilter montiert
werden konnten, mussten zunächst
die verschmutzten Filter ausgebaut werden. Parallel bereiteten
Schiffstechniker die neuen Teile
vor und schlossen letzte Anpassungsarbeiten ab.
(tss)
6
aktuell BUNDESWEHR
aktuell 7
Zwischen Schnee und Eis
Mehr als 16 000 Soldaten aus 16 Nationen, darunter auch deutsche Spezial- und spezialisierte Kräfte, trainieren bei „Cold Response“ den Winterkampf in Norwegen.
Widerstand. An der Küste kommen auf roter Seite französische
Gebirgsjäger zum Einsatz.
Im Morgengrauen waten niederländische Marines durch das
eiskalte Fjordwasser an Land
und beziehen rasch Stellungen
zur Sicherung der Landezone.
Landungsboote bringen im ersten Tageslicht schnell weitere
Kräfte an Land. Gischt spritzt
auf, während die Boote durch das
vom Wind aufgepeitschte Wasser
des Fjords pflügen.
Innerhalb von 72 Stunden
gelingt es „Blau“, die roten Kräfte
bis auf eine Linie der von Nord
nach Süd verlaufenden Landstraße 854 zurückzudrängen.
Allerdings gelingt es nicht, die
für ein weiteres Angreifen wichtigen Brücken über den Malselve
bei Olsborg und Rundhaug zu
nehmen.
Gegenangriff
Stellungswechsel in tiefem Schnee: Ein schwedischer Flugabwehrkanonenpanzer vom Typ „Luftvärnskanonvagn“ fährt in eine andere Schussposition.
von Carl Schulze (Text & Bilder)
Bordø. Klirrende Kälte und
meterhohen Schnee hatten die
Soldaten bei „Cold Response“ in
Norwegen erwartet. Doch schnell
ging der Begriff „wet response“
um. Denn der Regen in der ersten
Übungswoche ließ die Winterkampfübung schnell zu einem
Manöver besonderer Art werden.
Truppenteile aus insgesamt 16
Nationen haben Ende vergangenen Monats in einem nördlich des
Polarkreises liegenden Übungsge-
biet zwischen Bordø und Tromsø
geübt. Mit etwa 16 000 Teilnehmern war die diesjährige Übung
die bis dato größte ihrer Art.
Dazu gehörten Land-, Luft- und
Seestreitkräfte sowie ein 1300
Soldaten starkes Kontingent
aus spezialisierten Kräften und
Spezialkräften. Auch rund 330
deutsche Soldaten waren dabei.
Darunter Piloten des Transporthubschrauberregiments
30 aus Niederstetten und Flieger des Lufttransportgeschwaders (LTG) 63 aus Hohn. „Als
Furchteinflößend: ein schwedischer Panzergrenadier.
wir die ‚Bells‘ aus der ‚Antonov‘ rausgeholt haben, war es
unglaublich. Solche Windstärken, Regen und Schnee hat keiner von uns je mitgemacht. Das
war Wahnsinn“, sagt Stabsunteroffizier David Meer*, der als
Triebwerksmechaniker für die
Wartung der Maschinen zuständig ist. Doch er freue sich auf
die Übung.
Angriff und
Verteidigung
„Während einige der vergangenen ‚Cold Response‘-Übungen auf die Durchführung von
Stabilisierungsoperationen ausgerichtet waren, drehte sich das
Szenario diesmal um Operationen mit hoher Intensität“, erklärt
Oberstleutnant Terje Bruøygard,
einer der während der Übung für
die Pressearbeit verantwortlichen
norwegischen Offiziere. Er fügt
hinzu: „Dabei wurde das Manöver als freilaufende Zweiparteienübung durchgeführt, wobei
man den Führern der Übungsparteien Blau und Rot auf allen
Ebenen möglichst großen Entscheidungsfreiraum gewährte.“
Die Gefechtsphase der Übung
gliederte sich im Wesentlichen in
zwei Hälften, in der ersten griff
Blau an und Rot führte zunächst
ein Verzögerungsgefecht, um
danach zur Verteidigung überzugehen. Dann folgte der Gegenangriff von Rot. Und im Gegenzug
verzögerte und verteidigte Blau.
Die roten Landstreitkräfte wur-
den vor allem von der Brigade
Nord gestellt, der einzigen
Kampftruppenbrigade des norwegischen Heeres. Bei früheren
„Cold Response“-Übungen hatte
die Brigade immer die multinationalen Kräfte geführt, nun erhielt
der Kommandeur der Brigade
erstmals die Gelegenheit, fast
alle seine Truppenteile zu führen. Dazu gehören unter anderem zwei gepanzerte Bataillonsgefechtsverbände, ein leichtes
Infanteriebataillon, ein Artillerieund ein Sanitätsbataillon sowie
eine Militärpolizeikomponente.
Für die Übung wurde der Brigade
ein französischer Gefechtsverband in Bataillonsstärke aus
Gebirgsjägern unterstellt.
Die Landstreitkräfte von
Blau bestanden aus der Multinational Brigade, die auch eine
starke amphibische Komponente
umfasste. Bei den amphibischen
Kräften handelte es sich um je
ein Bataillon Marineinfanterie
aus den Niederlanden und aus
Großbritannien sowie um eine
durch Aufklärungskräfte verstärke Infanteriekompanie des
United States Marine Corps.
Sowohl Blau als auch Rot verfügten über eigene Luft- und Seestreitkräfte, außerdem wurden
beide Seiten durch Spezialkräfte
unterstützt.
Begleitet von einem lauten
Knirschen krallen sich die Eisgreifer der Ketten von Kampfund Schützenpanzern tief in die
Eisschicht auf der Fernstraße
E6. Langsam setzen sich die
Stahlkolosse in Bewegung, der
starke Regen hat das Eis noch
schlüpfriger gemacht. Angriff der
blauen Kräfte. Auf zwei Achsen
stoßen sie in das von Rot besetzte
Gebiet vor. Entlang der Fernstraße operiert der schwedische
Gefechtsverband des Norbottens
Regemente. Von Fossbacken aus
stoßen Kampfpanzer „Stridsvagn
122“, die schwedische Variante
des „Leopard 2“, und Schützenpanzer CV9040B entlang der
Hauptverkehrsachse in Richtung
Setermoen und Bardufoss vor.
Zur selben Zeit beginnt auch
der Angriff auf der zweiten
Achse weiter westlich an der
Küste. Verstärkt durch eine
gemischte norwegisch-schwedische Panzergrenadierkompanie
­
greifen Kanadier an. Soldaten der
Royal Marines kommen durch
das Gebirge.
Rot führt auf beiden Achsen das
Verzögerungsgefecht. Minenfelder bringen den Angriff von Blau
immer wieder zum Stocken. „Wir
warten darauf, dass sich unsere
letzten Verzögerungskräfte durch
die Gasse im Minenfeld abgesetzt haben,“ erklärt hierzu ein
Soldat einer Pioniereinheit der
französischen Fremdenlegion.
„Dann schließen wir die Gasse
mit weiteren Minen, das Räumen
des Minenfeldes wird die Blauen
wichtige Zeit kosten.“ Bei Blau
heißt es jetzt Pioniere vor, im
vom Regenwasser getränkten Tiefschnee suchen sie nach
Minen, räumen eine Gasse damit
der Angriff weiter rollen kann.
Entlang der E6 leistet das Panzerbataillon der Brigade Nord
Während der ersten Hälfte
der Übung mussten die Truppen aber nicht nur gegen ihre
jeweiligen Gegner bestehen,
sondern auch gegen die Witterung. Auf die ersten Tage mit
starkem Regen und Temperaturen um die null Grad folgten zwei Tage heftigen Schneefalls, in der 40 Zentimeter in
einer Nacht fielen. Die nächsten
Tage waren geprägt durch klares Wetter und klirrende Kälte.
Nachts fiel das Thermometer
häufig auf unter minus zwanzig
Grad.
Am späten Nachmittag des
vierten Tages beginnt der
Gegenangriff. In der folgenden Nacht kommt es zwischen
Rundhaug und Bardufoss zu
heftigen Gefechten zwischen
Teilen des angreifenden Panserbataljon und Royal Marines der
K-Company. Rot, Grün, Gelb,
immer wieder erhellen Leuchtkugeln den Nachthimmel, symbolisieren den Abschuss von
Panzerabwehrlenkflugkörperm.
Die mit dem Panzerabwehrlenkflugkörpersystem LFATGWS
„Javelin“ ausgestatteten Marines bereiten dem Gegner große
Probleme. Denn gegen die Fireand-Forget-Waffe haben die
Schützenpanzer der norwegischen Panzergrenadiere keine
Chance. In vielen Fällen müssen daher erst abgesessene
Teile die Panzerabwehrstellungen ausschalten, bevor der
Angriff weiter fortgeführt werden kann. Auf Schneeschuhen
gehen die Norweger in der tief
verschneiten Landschaft vor,
ihre Schneetarnanzüge lassen
ihre Silhouetten mit der Umgebung verschmelzen. „Die Briten haben uns große Probleme
mit ihren Panzerabwehrwaffen
bereitet, sie bieten uns kaum
ein Ziel und wir konnten unsere
Schützenpanzer nicht nutzen,
um unsere abgesessenen Teile
zu unterstützen“, fasst Sergeant
Thore Sognli, Kommandant
eines norwegischen Schützenpanzers, die gemachten Erfahrungen zusammen.
Am gleichen Tag führte Rot zur
Unterstützung seines Angriffs
hinter den blauen Linien eine
Luftlandeoperation durch. Hierbei
wurden die französischen Gebirgsjäger der 27e BIM mit acht „Bell“
412 der norwegischen Streitkräfte
in mehreren Wellen eingeflogen.
Nach schweren Kämpfen endet
das Gefecht. Übungsende.
* Namen von der Redaktion geändert
Der Beitrag „Streitkräfte im
Winterkampf“ finden Sie unter
Panzergrenadiere und Schützenpanzer eines norwegischen Infanterie-Bataillons im Gefecht.
Nachgefragt
Bordø. Hauptmann
Marco Grossmann* 32
Jahre, Luftfahrzeugführer im Transporthubschraubergeschwader 30 Niederstetten hat
während „Cold Response“ unterschiedliche
­
Einsätze geflogen. Im
Interview erklärt er die
Besonderheiten des
Manövers.
Wie verlief „Cold Response“ für Sie?
Die Übung lief gut. Wir sind von der norwegischen Military Base in Evenes vorrangig Einsätze
für die Spezialkräfte und Spezialisierten Kräfte
vieler beteiligter Nationen geflogen. Von der großen Brigadeübung (siehe Haupttext) haben wir
wenig mitbekommen, aber wir absolvierten sehr
viele Trainingsflüge für den Gebirgsflug in dem
einzigartigen Gelände.
Wen haben Sie geflogen?
Wir haben beispielsweise die deutschen Fernspähkräfte der Fernspählehrkompanie 200 aus
Pfullendorf nördlich des norwegischen Ortes
Bardufoss im Zentrum der Brigadeübung in der
Nacht abgesetzt, die dann mehr als eine Woche
draußen lagen. Wir hatten zwar auch den Auftrag,
die Jungs wieder reinzuholen, aber das Wetter
ließ es nicht zu. Den Flug mussten wir abbrechen.
Zudem sind wir auch Missionen der Infiltrationsund Exfiltrationsphase für die Norweger und Belgier geflogen. Auch haben uns die Spezialkräfte
für das schnelle Anlanden am Boden und das
Abholen genutzt.
Was war bei den Missionen ein heikler Moment
für Sie?
Gleich bei der ersten Nacht-Mission ist unser
Schwarm bei einem Fjord rechts abgebogen
und stand plötzlich in einem dichten Schneeschauer. Ich bekam das gar nicht sofort mit, es
war ja Nacht. Die Sicht wurde immer schlechter.
Am gegenüberliegenden Fjordufer konnten wir
dann Lichter erkennen. Anhand unserer Karte
identifizierten wir die kleinen norwegischer
Ortschaften und orientierten uns daran. Wir
wussten, dass es dort in den nächsten Fjord
geht und hielten auf die Lichter zu, um aus dem
Schneeschauer herauszukommen. Die eigenen
Hubschrauber konnten wir anhand der Positionslichter erkennen, so hielten wir auch die
Formation aufrecht. Wir nutzen unsere Instrumente, um möglichst genau die Höhe und Fahrt
zu halten, da uns im Schneeschauer die visuellen
Referenzen fehlten. Das war schon ein spezieller
Moment, den man in Deutschland so sicher nicht
erleben wird.
Die Fragen stellte Björn Jüttner
www.youtube.com/bundeswehr.
Ein norwegisches Flugkörperschnellboot der „Skold“-Klasse sichert das amphibische Landungsschiff „HNLMS Rotterdam“ bei der Einfahrt in einen Fjord.
8
aktuell BUNDESWEHR
28. April 2014
Nachbarschaftshilfe
Marine zeigt ihr
Können
„Eurofighter“ fliegen
in großer Formation
Leeuwarden. Für das Taktische Luftwaffengeschwader 31
„Boelcke“ aus Nörvenich ist auf
der niederländischen Leeurwarden Air Base vorvergangene
Woche eine zweiwöchige Luftwaffenübung zu Ende gegangen. Insgesamt haben an „Frisian Flag“ zehn „Eurofighter“
sowie 150 Soldaten teilgenommen. Schwerpunkte waren die
gemeinsame Planung der Einsätze sowie das Fliegen in großer Formation. In täglichen
Lagen wurden den Besatzungen immer neue Herausforderungen gestellt. Die Szenarien
orientierten sich dabei an Erfahrungswerten aus den Konflikten im Irak, Afghanistan und
Libyen. Teilnehmende Soldaten sahen vor allen Dingen das
ausgiebige Debriefing als Garant
für den Lernerfolg. Die Royal
Netherlands Air Force habe
einen exzellenten Service geboten, sagte Kai Ohlemacher, der
das deutsche Kontingent bei der
Übung führte.
(tss)
Ausstellung
Die Sonderausstellung „Nur
Fliegen ist schöner. Die Marine
entdeckt die dritte Dimension.
Marineflieger 1913-1919“
findet vom 25.4. bis 19.9. im
Militärhistorischen Museum
der Bundeswehr (MHM) statt.
Mehr Informationen unter
www.mhm-gatow.de
Zürich. Rund 160 Soldaten
übten in einem hochmodernen
Übungsgelände Retten, Bergen
und medizinische Versorgung
im Katastrophenfall. Es galt,
Verletzte aus Trümmern eingestürzter Häuser oder brennenden
Gebäuden zu bergen. Mit schwerem Gerät, Spezialbohrern oder
mit bloßen Händen arbeiteten
sich die Soldaten zu den Opfern
vor. Anschließend wurden die
Verletzten an Sanitätskräfte der
­Rettungskompanie übergeben
und dort zur weiteren Behandlung stabilisiert und versorgt.
Den meisten Soldaten kam
dabei ihr ziviles Know-how
zugute. „Alle hier gehen ihren
zivilen Berufen nach. Darunter
sind auch Ingenieure, Bauarbeiter und Handwerker“, erklärt
Oberleutnant Ismael Usta. Der
24 Jahre alte angehende Jurist
ist für vier Wochen Chef der
Rettungskompanie 23.
Die Übung war Teil des
Besuchs von Generalmajor
Hans-Werner Wiermann. Der
Kommandeur des Kommandos
Territoriale Aufgaben der Bundeswehr hat seine bilateralen
Gespräche zur grenzüberschreitenden Hilfe bei Katastrophenlagen mit einer Stippvisite in der
Schweiz fortgesetzt. Bei Gesprächen in Zürich und Kriens traf er
die Kommandeure der Territorialregionen 2 und 4. Divisionär
Hans-Peter Kellerhals und Divisionär Andreas Bölsterli stellten
Struktur und Risikoschwerpunkte
ihrer Bereiche vor. Beide Territorialregionen grenzen über eine
Foto: KdoTA/Lopez
Kiel. Teilnehmer des Lehrgangs
„General-/Admiralstabsdienst
International“ (LGAI) haben vorvergangene Woche den Marinestützpunkt Kiel besucht. Dabei
wurde den internationalen
­Gästen das Leistungsspektrum
sowie die Aufgaben der Marine
präsentiert. Auf der Ostsee zeigten die Schnellboote „Puma“ und
„Ozelot“ zusammen mit den zwei
Minenjagdbooten „Drilling“ und
„Herten“ unterschiedliche Manöver. Höhepunkte des Tages jedoch
waren das Sprengen einer Mine
und eine Winchübung mit dem
„Sea King“ MK 41, bei dem ein
Lehrgangsteilnehmer vom Schnellboot in den Hubschrauber gezogen
wurde.
(tss)
von Susanne Lopez
Bergen, Retten Versorgen: Schweizer Milizkräfte zeigen Deutschen bei einer Übung, was sie können.
Länge von rund 350 Kilometern
an Deutschland, größtenteils entlang von Rhein und Bodensee.
Ein Besuch der beiden Schweizer Generale im vergangenen
Dezember im Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin bildeten den Auftakt für den aktuellen
Informationsaustausch. Es ging
insbesondere darum, die neue
territoriale Struktur der Bundeswehr vorzustellen, aber auch die
Verfahren und Fähigkeiten der
Schweizer kennenzulernen.
„In Krisen Köpfe kennen“,
lautet ein Grundsatz in der Krisenprävention. Das heißt: Absprachen
und Vereinbarungen für eine
Zusammenarbeit in der Krise
müssen vor dieser stattfinden.
„Man darf nicht glauben, dass
man im Ernstfall auf Befehl eine
grenzüberschreitende Zusammenarbeit herstellen kann“,
erklärte Wiermann. Die Beziehungen zwischen den Schweizer
Verbindungsstellen der Territorialregionen und den Landesbeziehungsweise Kreisverbindungskommandos auf deutscher
Seite seien fest verankert. „Aber
auch die Gespräche auf der übergeordneten Ebene sind wichtig.
Es ist gut, dass wir uns persönlich kennenlernen“, sagte Bölsterli und dankte der deutschen
Delegation für ihren Besuch.
Strukturen und Aufgaben der
zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) sind auf beiden
Seiten sehr ähnlich. Deshalb
sei die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit wichtig und
sinnvoll, erklärte Kellerhals.
„Insbesondere, da sich meine
Territorialregion im Dreiländereck Deutschland, Österreich,
Schweiz befindet.“
Eindrucksvoll wurde den Gästen aus Deutschland die Ausbildung von Milizkräften der
Schweizer Armee vorgeführt.
Bei einem Truppenbesuch beim
Katastrophenhilfebataillon 23 in
Wangen an der Aare konnten sie
sich von der Effizienz der sogenannten Wiederholungskurse
überzeugen.
Wiermann bekundete großes
Interesse an einem weitergehenden Erfahrungsaustausch,
besonders im Übungsbereich.
Sowohl die Sicherheits-Verbund-Übung 2014 der Schweizer als auch die anstehende
Übung „Standhafter Bär“ des
Kommandos Territoriale Aufgaben seien gute Gelegenheiten
für eine aktive oder beobachtende gegenseitige Teilnahme.
Bölsterli und Kellermann
begrüßten diese Initiative.
Sturmwinde über dem Kap
Das Taktische Luftwaffengeschwader 33 fliegt zum Übungsschießen an Südafrikas Küste.
Arniston. Acht Mal am Tag
donnert es über der sonst ruhigen
Provinz Western Cape in Südafrika. Im Tiefflug rasen immer
wieder vier „Tornado“-Kampfjets der deutschen Luftwaffe vorbei, die vor Kurzem hierher verlegt hatten. Die Piloten trainieren
Luftkampf in den unterschiedlichsten Facetten, aber den Höhepunkt bildet das Schießen mit
dem ferngelenkten Luft-BodenFlugkörper „Taurus“.
Vergleichbare Übungen sind
im dicht besiedelten Europa kaum
denkbar. Dank der Meeresnähe
können hier auch kombinierte
See/Luft-Übungen durchgeführt
werden. „Overberg bietet uns optimale Bedingungen. Infrastruktur,
Ausstattung und Unterbringung
sind ausgezeichnet, das Stütz-
Foto: Wilms/Bundeswehr
Foto: Letzin/Bundeswehr
Das Kommando Territoriale Aufgaben und die Schweizer Armee wollen enger zusammenarbeiten.
Bereit zum Aufstieg: Die „Tornados“ warten auf den nächsten Flug.
punktpersonal arbeitet professionell und ist hilfsbereit“, lobt
Oberstleutnant Thomas Schneider, Kommandeur der Fliegenden
Gruppe. Das deutsche Geschwader war schon drei Mal zu multinationalen Übungen vor Ort.
Das Gros der fast 120 Soldaten,
Reservisten und Zivilangestellten
flog im Bundeswehr-Airbus ein.
Die mehr als 50 Tonnen Material
kamen per Charter-„Antonov“
oder auf dem Seeweg.
Doch die Soldaten sind sich
auch der Kontraste in der südafrikanischen Gesellschaft
bewusst und engagieren sich:
Der Erlös einer Sammelaktion
in der Heimat des Geschwaders
wird einer Schule in der Umgebung Overbergs für den Kauf von
Schuluniformen zur Verfügung
gestellt. Von der Marinekameradschaft in Deutschland wurden Musikinstrumente für ein
Jugend-Musikprojekt in Kapstadt mit ins Land gebracht.
Der Aufenthalt in Südafrika
war für alle Beteiligten fachlich
und menschlich lehrreich. Die
abgefeuerten „Taurus“ trafen
punktgenau, zudem hatten die
meisten Teilnehmer Südafrika
zum ersten Mal besucht und zeigten sich von Land und Leuten
begeistert. Ob dienstlich oder privat, einige der Soldaten werden
gewiss wiederkommen. (msc)
28. April 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9
„Fenster und Türen öffnen“
Vor 25 Jahren wagt Ungarn den ersten Schritt zum Fall des Eisernen Vorhangs und leitet damit die Wende ein.
Bratislava. Im kleinen Grenzort Hegyeshalom wurde am
2. Mai 1989 Weltgeschichte
geschrieben. Der ungarische
General Balas Novacki trat dort
vor die internationale Presse und
erklärte etwas umständlich, was
bald danach ganz Europa verstand: „Wir haben dieses Treffen
heute hier am 2. Mai organisiert,
da heute an diesem Tag die elektrischen Alarmanlagen zwischen
Ost- und Westeuropa abgebaut
werden.“ Der Eiserne Vorhang,
über vierzig Jahre die Trennlinie
zwischen West und Ost, wurde
geöffnet.
Bereits Ende Februar 1989
hatte die ungarische Führung
über den Abbau der in die Jahre
gekommenen Grenzanlagen beraten. Staatsminister Imre Pozsgay
brachte es auf den Punkt: „Die
elektrischen ­Sicherungsanlagen
sind moralisch, technisch und
politisch veraltet.“ Ungarn
hatte die Reisefreiheit für seine
Bürger bereits 1988 eingeführt.
Im März 1989 erklärte der ungarische Ministerpräsident Miklós
Németh in Moskau: „Wir müssen
zur äußeren Welt nicht nur die
Fenster, sondern auch die Türen
öffnen!“
In einer streng geheimen Übung
der ungarischen Grenzwache
wurde im April der Abbau bei
Bratislava geprobt. Dann folgte
am 2. Mai die denkwürdige
Öffnung der Grenze nach Westen. DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler vertraute auf
ein Abkommen zwischen Ungarn
und der DDR, das die Ausstellung
schwunden, der illegale Grenzübertritt wurde jedoch immer
noch von den Grenzern Ungarns
verhindert.
Legendär ist das „Paneuropäische Picknick“ vom 19. August,
wo sich an einem improvisierten
Grenzübergang bei Fertörakos/
St. Margathen Politiker und Bürger aus Österreich und Ungarn
zu einem Tag der friedlichen
Grenzöffnung trafen. Ein Programmpunkt hieß „Baue ab und
nimm mit!“ Weiter wurden die
Bürger zur Mithilfe beim „Zerschneiden des Eisernen Vorhangs“ aufgefordert.
Spontan nutzten etwa 700
DDR-Bürger diese Gelegenheit
zur Massenflucht. Ein Grenzoffizier, Oberstleutnant Árpád Bella,
wirkte in dieser heiklen Situation
Symbolischer Akt: Ungarns Außenminister Gyula Horn (l.) und sein österreichischer Amtskollege
deeskalierend, was ihm zunächst
­Alois Mock (r.) durchtrennen bei Sopron/Klingenbach den Eisernen Vorhang.
ein Disziplinarverfahren einbrachte, später Ehrungen in seivon Ausreisevisa für DDR-BürDie Bilder vom Abbau der Proteste der Bevölkerung nie- nem Heimatland und schließlich
ger verbot. Und noch bis zum Grenzanlagen gelangten über das dergeschlagen. Egon Krenz, 2011 sogar das Bundesverdienst12. Juli wurden festgenommene West-Fernsehen in die DDR. Die der „Kronprinz“ Honeckers, kreuz. Immer wieder verhin„Grenzverletzer“ aus der DDR Stimmung dort war im Zuge der begrüßte das Durchgreifen der derten Grenzsoldaten in diesen
auch wieder nach Ost-Berlin Wahlen vom 7. Mai angespannt. chinesischen Genossen auf dem Tagen die Flucht. Der DDR-Bürüberführt.
Ein mutiger Teil der Bevölke- Tiananmen-Platz. Es sei „etwas ger Kurt Werner Schulz starb so
Stückweise verschwand nun rung protestierte gegen den offen- getan worden, um die Ordnung am 21. August 1989 um 22.40
Tag für Tag der Stacheldraht. sichtlichen Wahlbetrug der SED- wiederherzustellen“. Diese War- Uhr in Lutzmannsburg durch eine
Als am 27. Juni 1989 der öster- Führung. Generalsekretär Erich nung an die eigene Protestbewe- Kugel der ungarischen Grenzwareichische Außenminister Alois Honecker verweigerte sich jedoch gung kam an.
che. Er sollte der letzte GrenzMock und sein ungarischer Amts- konsequent einer Reform, wie sie
Und so wurden die Bilder tote sein.
kollege Gyula Horn bei Sopron/ Gorbatschow mit der Perestroika in aus Ungarn und der Beginn
Schon am 11. September wurKlingenbach in einem symbo- der Sowjetunion angestoßen hatte. der Sommerferien zum Start- den die Tore an der Westgrenze
lischen Akt den Eisernen Vor- Der Unterdrückungsapparat von signal einer Massenflucht aus endgültig geöffnet. Innerhalb
hang öffentlichkeitswirksam zer- „Stasi“ und Volkspolizei sowie der DDR. Im August waren weniger Wochen flohen mehr
teilen wollten, musste man sich die desolate wirtschaftliche Lage bereits zehntausende DDR-­ als 25 000 DDR-Bürger. Ostzuvor etwas einfallen lassen. Der verstärkten den Eindruck der Per- Bürger „auf Urlaub“ in Ungarn Berlin verbot schließlich Reisen
Abbau war nämlich so schnell spektivlosigkeit für die Menschen und warteten auf die Gelegen- nach Ungarn. Aber die Friedliche
vonstatten gegangen, dass man in der DDR.
heit zur Flucht über die „grüne Revolution nahm nun Fahrt auf.
für den Pressetermin ein Stück
Anfang Juni 1989 hatte zudem Grenze“. Ungefährlich war das Bald sollte auch die Berliner
der Grenze rekonstruieren das chinesische Militär im nicht, denn die Sperranlagen Mauer, das Symbol der Teilung
musste.
Zentrum Pekings gewaltsam waren zwar größtenteils ver- der Welt, fallen.
Foto: dpa/pa
von Heiner Bröckermann,
Unteroffizierschule des Heeres
Ein stiller Minister der Armee der Einheit
von Klaus Storkmann, Zentrum
für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Bonn. An den Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg (CDU)
werden sich noch viele Bürger
erinnern. Aber an den Verteidigungsminister Stoltenberg
wohl nur wenige. Zu Unrecht.
Denn in seine Amtszeit auf der
Hardthöhe fielen die Deutsche
Einheit und die ersten Auslandseinsätze. Kurzum: Unter Stoltenberg begann der einschneidende
Wandel der Bundeswehr zu jener
Armee, die sie heute ist.
Seit 1971 war Stoltenberg
Ministerpräsident von SchleswigHolstein. Helmut Kohl holte ihn
1982 in seine neue Regierung
nach Bonn, als Finanzminister.
Stoltenberg personifizierte das
Amt des Finanzministers wie
sonst nur Theo Waigel oder
Wolfgang Schäuble. Umso
überraschender war 1989 sein
Wechsel auf den Schleudersitz
Hardthöhe.
Nur knapp drei Jahre blieb
Stoltenberg im Amt, dies war
jedoch eine rasante Zeit. Anfang
1990 war die Bundeswehr noch
eine 500 000-Mann-Streitmacht,
unterstützt von 170 000 zivilen
Mitarbeitern. Mit dem 3. Oktober
wurden zunächst 90 000 Soldaten
und knapp 50 000 Zivilbeschäftigte der Nationalen Volksarmee
übernommen.
Aber die große Mehrheit
des ehemaligen Personals der
Foto: Bundeswehr
Im geschichtsträchtigen Jahr 1989 wird Gerhard Stoltenberg der zehnte Bundesminister der Verteidigung.
Verteidigungsminister der E
­ inheit:
Gerhard Stoltenberg.
­
die Streitkräfte erst wirklich zur
„Armee der Einheit“.
Während in Ostdeutschland
die neue Bundeswehr Gestalt
annahm und im Westen der notwendige Umbau zu einer kleineren Armee begann, warteten
schon neue, ungewohnte Aufgaben auf die Soldaten.
Im Vorfeld des ersten Irakkrieges 1991, der „Operation Desert
Storm“, wurden Luftwaffeneinheiten in die Türkei entsandt.
Die Bundeswehr leistete dem
NATO-Partner auch logistische
Unterstützung.
Was heute fast aus dem Gedächtnis verschwunden ist: Minenabwehrkräfte der Marine waren
1990/91 auch im Mittelmeer und
im Persischen Golf im Einsatz.
Ab 1991 kamen Journalisten
mehreren Skandalen rund um die
Bundeswehr auf die Spur, fast
alle drehten sich um unerlaubte
Waffenlieferungen an diverse
Staaten. So wurde ein Transport
alter NVA-Panzer an Israel entdeckt und gestoppt. Ans Licht
gelangte auch die Lieferung von
15 Panzern der Bundeswehr an
die Türkei – gegen das Verbot des
Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages. Im Zuge
dieses Vorgangs trat Stoltenberg
am 31. März 1992 zurück.
Gerhard Stoltenberg starb im
November 2001 in Bonn. Sein
Name wird in den Geschichtsbüchern für immer mit der
Armee der Einheit verbunden
sein.
10 aktuell SPORT
Vorbereitung auf
Volleyball-WM
Sieg in allen Kategorien
Die deutschen Slalom-Kanuten entscheiden in Markkleeberg alle Rennen für sich.
Foto: Deutscher Kanu-Verband
Köln. Mit 26 Spielerinnen beginnt Volleyball-Bundestrainer
Giovanni Guidetti die Vorbereitung
auf die WM in Italien (23. September bis 12. Oktober). Dazu lädt
der Italiener die Spielerinnen am
20. Mai zu einem ersten Lehrgang
ein. Am 25. Mai reist dann ein
Teil der Mannschaft zum internationalen Turnier nach Montreux/
Schweiz (27. Mai bis 1. Juni). Mit
dabei sind Hauptgefreiter Carina
Aulenbrock und Obergefreiter
Lena Stigrot.
(eb)
28. April 2014
Solidaritätsläufe an
Bundeswehr-Unis
Hamburg/München. Am
22. Mai findet zum vierten Mal an der Hamburger
­Helmut-Schmidt-Universität
der Solidaritätslauf statt. Mitmachen können nicht nur Soldaten, sondern jeder, der Lust am
Laufen hat und dabei Gutes tun
will. Der Erlös geht an die Soldaten und Veteranen Stiftung sowie an die Oberst Schöttler Versehrten-Stiftung. Weiterhin wird
das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr am Spendenerlös der
Abendveranstaltung beteiligt.
Der Laufanzug ist frei wählbar,
getreu dem Motto: Je kreativer
desto besser.
Wem der Weg in die Hansestadt zu weit ist, kann am 24. Mai
beim Solidaritätslauf der Bundeswehruniversität in München
mitlaufen. Der Erlös geht an die
Oberst Schöttler-Versehrten-Stiftung und die Aktion Christkind
Neubiberg.
(pfr)
Solidaritätsläufe
22. Mai 2014 in Hamburg
Strecken:
3km, 12km,
21km,
12km Marsch,
Beginn:
12 Uhr
Start:
ab 13 Uhr
Startgebühr: 15 Euro
Anmeldung:
www.solidaritätslauf.de
24. Mai 2014 München
Strecken:
3km, 6km, 10km,
6km Marsch
Beginn:
12 Uhr
Start:
ab 15:00 Uhr
Startgebühr: 10 Euro
Anmeldung:
www.solidaritätslaufmünchen.de.
von Jochen A. Meyer
Markkleeberg. Die SlalomKanuten des Deutschen KanuVerbandes (DKV) haben beim
ICF-Weltranglistenrennen im
Kanupark Markkleeberg am
Ostersonntag alle Rennen für
sich entschieden. Zwei Wochen
vor Beginn der nationalen Qualifikationen für die Nationalteams der Saison 2014 zeigte
sich der Großteil der Favoriten
schon in ansprechender Form.
Der Olympia-Dritte Stabsunteroffizier Hannes Aigner gewann
die Entscheidung der Herren im
Kajak-Einer. In 97,79 Sekunden
und mit einem fehlerfreien Lauf
distanzierte er seine Teamkollegen und Trainingspartner Unteroffizier Sebastian Schubert
und Unteroffizier Paul Böckelmann. „Vor der Quali ging es
mir vor allem darum, die Form
zu prüfen. Das war mein erster
Wettkampf in diesem Jahr, der
erste seit langem. Ich bin sehr zufrieden und froh, dass ich vorne
mit dabei bin und zeigen konnte, dass ich auch noch da bin“,
sagte Aigner, der anders als viele
andere DKV-Athleten die Weltranglistenrennen in Penrith und
Solkan ausgelassen hatte.
Das Rennen im CanadierEiner gewann Oberfeldwebel Jan
Benzien vor seinem Vereinskollegen und Zweierpartner Franz
Anton sowie dem Neu-Leipziger
Nico Bettge. „An einer Stelle bin
ich noch auf Sicherheit gefahren,
aber ansonsten war der Finallauf schon fast makellos. Ich
wusste noch nicht so richtig,
wo ich stehe. Da nimmt man
jetzt schon ein gutes Gefühl in
Richtung Quali mit, wenn man
sieht, dass man auch unter Druck
schon gut paddeln kann“, freute
sich der 31-Jährige Europameister, der anschließend auch
im Zweier den Sprung auf das
Podest schaffte.
Den Sieg im Canadier-Zweier
sicherten sich die Merseburger
Robert Behling und Thomas
Becker, die in der vergangenen
Saison wegen Krankheit pausieren mussten. In 113,79 Sekunden
und ohne Torstabberührungen
distanzierten sie ihre Konkurrenz deutlich und verwiesen das
Duo Anton/Benzien sowie die
tschechischen Team-Weltmeister
Ondrej Karlovsky und Jakub Jane
auf die Plätze. „Ich wüsste nicht,
wo wir hier noch Zeit liegen
gelassen hätten, mit dem Finallauf sind wir super zufrieden.
Für uns war besonders wichtig, nicht zu berühren“, sagte
Behling. „Das große Ziel ist es
jetzt, sich nach dem schwierigen
letzten Jahr wieder für das Team
zu qualifizieren und sich nach
und nach wieder in die Weltspitze vorzuarbeiten“, ergänzte
Becker.
Die WM-Dritte des Vorjahres, Ex-Weltmeisterin Jasmin
Schornberg siegte im Rennen der
Damen im Kajak-Einer fehlerfrei mit gut zwei Sekunden vor
ihrer Teamkollegin Hauptgefreiter Ricarda Funk und der Tschechin Katerina Kudejova. „Ich
wollte probieren, überall möglichst eng und sauber zu fahren
und das hat super geklappt.
Ich bin gut reingekommen ins
Rennen und körperlich ganz fit,
am Wochenende jetzt zwar ein
bisschen am kränkeln, aber bis
zur Quali bin ich dann bombenfit“, freute sich Schornberg.
Im Canadier-Einer der Damen
holte sich Lena Stöcklin den Sieg
vor Rebekka Jüttner und Maybrit
Gießler. „Endlich hat es mal wieder im Finale geklappt, das war
schon lange nicht mehr so“, freute
sich die WM-Team-Dritte, „aber es
war noch nicht optimal, das geht
schon noch besser. Die Physis ist
ganz in Ordnung, an der Psyche
muss bis zur Qualifikation noch
ein bisschen gearbeitet werden.“
Uniform statt Trainingsanzug
Spitzenathleten der Sportfördergruppe Frankenberg trainieren militärische Grundfertigkeiten.
Frankenberg. Eine Woche
ruht das reguläre Training für
14 Spitzenathleten der Sportfördergruppe Frankenberg, denn sie
haben den Trainingsanzug gegen die Uniform getauscht. Für
sie standen unter anderem Schießen, eine Sanitätsausbildung,
Grundlagen des ABC-Schutzes
und ein Orientierungsmarsch auf
dem Dienstplan. All dies ist Teil
der individuellen militärischen
Grundfertigkeiten (IGF).
Zu den teilnehmenden Athleten
gehörten auch die Olympiateilnehmer von Sotschi, Hauptfeldwebel Anke Wischnewski und
Hauptgefreiter Richard Freitag.
Die Sportsoldaten waren für die
Übung in die Wettiner Kaserne in
Frankenberg und auf das Gelände
Foto: Riedel/LKdo SN
Foto: privat
In Topform: Stabsunteroffizier Hannes Aigner gewinnt die Entscheidung im Kajak-Einer und präsentiert einen fehlerfreien Lauf.
„Blutige Sache“: Tom Reichelt und Hannes Kröger als Ersthelfer.
des Olympiastützpunkts in Oberwiesenthal gekommen.
Das erste Mal bei der IGF-Woche waren die Rennrodlerinnen Obergefreiter Julia Taubitz
und Obergefreiter Angelique
Fleischer dabei. Sie gehören zu
den fünf besten Rennrodlerinnen Deutschlands im Juniorenbereich. Nach der achtwöchigen
Grundausbildung im vergangenen Sommer ist es das zweite
Mal, dass die Sportlerinnen ihre
neue Uniform tragen. „Für mich
sind das ganz neue Erfahrungen,
die ich hier bei der Bundeswehr
sammeln kann. Die Schießausbildung und der etwas andere
Tagesablauf, das hat mir bisher
gut gefallen“, erzählt Fleischer.
Hauptfeldwebel Sascha Klein,
2013 Weltmeister im SynchronTurmspringen, hatte im vergangenen Herbst in Frankenberg an
der Ausbildung teilgenommen:
„Für uns Leistungssportler bietet
die IGF-Woche eine gelungene
Abwechslung zum gewohnten
Trainingsalltag.“ Wesentlicher
aber sei, „dass man dadurch
in den militärischen Grundfertigkeiten auf dem Laufenden
bleibt.“
(cr)
28. April 2014 VERMISCHTES Berlin. Die Freiheit der Meinungsäußerung und -verbreitung in
Wort und Bild sowie von
­Wissenschaft, Kunst, Forschung
und Lehre sind in Deutschland
an vorderer Stelle im Grundgesetz verankert (Art. 5, Abs. 1
bis 3). Vielleicht ist es gerade
dieses deutliche Bekenntnis zu
den Freiheiten der persönlichen
Entfaltung, das den chinesischen
Künstler Ai Weiwei dazu bewog,
seine weltweit größte Einzelausstellung im Martin-Gropius-Bau
in der deutschen Hauptstadt zu
zeigen. Denn in seiner Heimat
kann er seine Werke derzeit nicht
ausstellen.
Nun stehen ihm in Berlin 3000
Quadratmeter zur Verfügung. Er
nutzt diesen Raum, um Werke
und Installationen zu zeigen,
die er noch nie in Deutschland
gezeigt hat oder sogar eigens für
diesen Museumsbau in seinem
Studio am Stadtrand von Peking
entwarf. Er kann sich in China
zwar wieder frei bewegen, allerdings darf er das Land nicht verlassen. So konnte er bei der Eröffnung nicht anwesend sein.
Doch Ai wäre nicht Ai, wenn
auch diese Ausstellung nicht von
Vielseitigkeit und vor allem politisch-gesellschaftlichen Aussagen geprägt wäre. „Evidence“
(„Beweis“) lautet daher auch
der Titel der Ausstellung in Berlin. Geschickt spielt der Künstler auf binnenchinesische Verhältnisse und Beziehungen
Chinas zum Westen an. Dabei
greift er sowohl auf die chinesische Kunsttradition als auch auf
moderne Konzeptkunst zurück.
Er sperrt sich bewusst gegen
die Vorgabe bestimmter Stilund Formensprachen, um einen
Kontrapunkt zum politischen
Einparteiensystem in China zu
setzen. Diese Verbindung von
Tradition und Moderne sowie
damit verbundene Botschaften
und Systemkritik machen ihn
zum zweifelsfrei bekanntesten
Foto: Eric Gregory Powell
von Alexander Linden
Kunst im Exil
Chinas bekanntester Künstler der Gegenwart zeigt in Berlin
seine bislang größte Einzelausstellung.
als auch umstrittensten Künstler
des „Reichs der Mitte“.
Ein Beispiel hierfür sind die
antiken Vasen aus der Han Dynastie, die er mit Autolack überzog.
Der Lack steht für die aufstre-
bende Mittelschicht in China,
die vor allem westliche Autos
fährt. Darunter ist die Form und
Oberfläche der antiken, chinesischen Kunst zu sehen. Ai stellt
damit die Frage nach der Ent-
Getaway
BluRay. Ein Unbekannter (Jon
Voight) hat die Frau des ehemaligen Rennfahrers Brent Magna
(Ethan Hawke) entführt und
stellt per Telefon Forderungen.
Zunächst muss er ein spezielles
Auto klauen. Mit diesem soll er
anschließend in Sofia „Aufgaben“ erledigen. Verfolgungsjagden mit der Polizei gehören fortan zu
den harmloseren Hürden. Bei seinem Versuch, den Anweisungen Folge zu leisten,
trifft Brent auf eine junge Frau (Selena
Gomez), die er nur als „The Kid“ kennenlernt. Durch widrige Umstände wird sie
in Brents Misere hineingezogen und muss
ihm unter Lebensgefahr dabei helfen, die
Forderungen zu erfüllen.
wicklung von Zivilisation. Chinesische Tradition greift er auch
in seinem Werk „Stools“ (Foto)
auf. 6000 schlichte Schemel, wie
sie seit der Ming Dynastie des
14. Jahrhunderts zum Inventar
aktuell 11
der ländlichen Haushalte gehören, vereint er zu einem Mosaik.
Alte und neue Stücke verbinden
sich so zu einem Gesamtbild, das
eine Formensprache zeigt, die über
Epochen hinweg Bestand hat.
Politisch wird Ai Weiwei mit
seiner Kunst, wenn er auf sein
eigenes und das Schicksal von
Landsleuten blickt. Die Skulptur „Souvenir from Shanghai“ ist
eine Wand, die aus dem Schutt
seines Ateliers gebildet wurde,
das ihn die Stadtverwaltung von
Shanghai 2008 errichten ließ.
2011 hingegen riss sie es wegen
seiner Kritik an der Regierung
wieder ab. Ebenfalls rein politisch ist die Installation „Very
Yao“. 150 gewöhnliche Fahrräder hängen in einer Art Helix
in einem Lichthof von der Decke.
Damit erinnert Ai an den Prozess eines Mannes, der zunächst
wegen eines angeblichen Fahrraddiebstahls verhaftet und letztlich wegen angeblichen Mordes
an sechs Polizisten zum Tode
verurteilt wurde. Dieser Prozess war auch in China äußerst
umstritten und hatte für großes
Aufsehen gesorgt.
Seit der Eröffnung Anfang
April haben mehr als 55 000
Besucher die Schau gesehen.
Somit ist die Ausstellung schon
jetzt eine der erfolgreichsten,
die jemals in einem der Berliner
Museen gezeigt wurden. Wer
nicht persönlich kommen kann,
hat jedoch die Möglichkeit, sich
die Ausstellung im begleitenden
Katalog nach Hause zu holen:
Gereon Sievernich (Hrsg.): „Ai
Weiwei – Evidence; Mit Beiträgen von Ai Weiwei, Thomas
Eller, Wulf Herzogenrath, Uta
Rahman-Steinert und Klaas
Ruitenbeek“; Prestel Verlag;
München 2014; 240 Seiten; 200
Farbabbildungen; 39,95 Euro;
ISBN 978-3-7913-5344-9.
Alle weiteren Informationen sind
unter www.berlinerfestspiele.de
zu finden.
Der einzige Zeuge
Regisseur Courtney Solomon
hat es gewagt dem Filmklassiker „Getaway“ nachzueifern und
mit superschnellen Schnitten auf
die moderne Internet-Generation
gezielt. Dieses Stakkato bei der
Nonstop-Verfolgungsjagd führt
schon mal zu leichten Ermüdungserscheinungen. Doch wer
sich davon nicht demoralisieren lässt,
kann in diesem Film aus dem Jahr 2013
die derzeit rasantesten Autoverfolgungsjagden überhaupt bestaunen: Solomon
hat für seinen Actionfilm bewusst auf
CGI-Aufnahmen verzichtet und fährt im
Kontrast zu der „Fast And Furious“-Reihe
handgemachtes Crashkino auf und ist ein
echter Geheimtipp.
BluRay. Die junge Witwe Rachel Lapp (Kelly McGillis) reist
mit ihrem achtjährigen Sohn Samuel (Lukas Haas) nach Philadelphia. Unterwegs wird der
Junge unbemerkt Zeuge eines
Mordes. Captain John Book
(Harrison Ford) und Sergeant
Eldon Carter (Brent Jennings)
müssen dem scheuen Samuel nun Informationen über die Mörder entlocken. Als
der Junge einen hoch dekorierten Polizisten identifiziert und Book von diesem angeschossen wird, flüchtet er mit Mutter
und Sohn in deren Amish-Gemeinde, wo
er widerwillig aufgenommen wird. Unterdessen soll Carter die Korruption in den
eigenen Reihen untersuchen.
Der unorthodoxe Thriller
beginnt als routinierter Großstadt-Krimi, verwandelt sich in
eine sensible Milieustudie, um
schließlich mit einem klassischen Showdown zu enden. Im
Nachhinein erwies sich „Der
einzige Zeuge“ nicht nur als ein
Überraschungserfolg bei Kritikern und Publikum, sondern brachte
Ford auch seine erste und bislang einzige Oscar-Nominierung ein. Heute, fast
30 Jahre später, beeindruckt das in der
streng religiösen Amish-Gemeinschaft
angesiedelte Kriminaldrama vor allem
durch die feinfühlige Inszenierung. Der
zeitlose Klassiker liegt nun endlich auch
auf BluRay vor.
(eb)
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
29. April, 20:15 Uhr, arte:
„Schwerpunkt: 14 – Tagebücher
des Ersten Weltkriegs“
Im August 2014 jährt sich der
Beginn des Ersten Weltkriegs
zum 100. Mal. Auf der Basis von
14 Tagebüchern von 14 Menschen aus acht Nationen zeigt
die Serie in acht Teilen persönliche Schicksale. Vor dem
Hintergrund der politischen
und militärischen Entwicklung
entsteht so eine Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs.
Die Serie konzentriert sich auf
das Drama der Hauptfiguren,
das mit historischem Archivmaterial verwoben wird.
Youtube-Video der Woche:
Die Piloten des Hubschraubergeschwaders 64 haben in den
Schweizer Alpen einzigartige
Trainingsmöglichkeiten. Jeder
Anflug auf die hoch gelegenen
Landeplätze ist eine Herausforderung, denn die schweren Hubschrauber „CH-53“ bewegen sich
in der dünnen Luft häufig an der
Leistungsgrenze. Vor allem vor
dem Hintergrund der Einsätze
in Afghanistan ist die Gebirgsflugausbildung von großer
Bedeutung, getreu dem Motto:
„Wer im Gebirge fliegen kann,
kann überall fliegen“.
(eb)
Der Beitrag „Ausbildung in den
Alpen auf dem ‚CH 53‘“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
VERMISCHTES
28. April 2014
Rock an der Reling
Obermaat Janek Wahsner macht mit der Bordband die Fregatte „Hamburg“ zur Bühne.
Was ist Ihr wertvollstes Gut?
Die gute Beziehung zu meinen Eltern. Sie stehen immer hinter mir.
Wie können Sie am besten entspannen?
Wenn ich mit meiner Freundin zusammen bin.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?
„Quasi!“
Foto: Stefan Meyer
12 Wilhelmshaven. Es begann
2013 beim Carrier-Strike-Deployment, während dessen sich fünf
Unteroffiziere zusammen taten,
um ein Live-Programm zu erarbeiten. Einige haben sich das
Spielen von Instrumenten selbst
beigebracht, aber eines hatten sie
alle gemeinsam: „Die Leidenschaft
zur Musik“. Und so entstand
die Bord-Band der Fregatte
„Hamburg“. Zum Kern zählen
Obermaat Janek Wahsner (Foto),
zusammen mit den vier anderen
Gründungsmitgliedern.
Das Repertoire reicht von
AC/DC bis Volbeat. Allerdings
müssen die Musiker viel Engagement einbringen, denn einen
Probenabend zu organisieren, ist
äußerst schwierig. Zudem kommen immer wieder Gast-Musiker
hinzu, die nur für gewisse Zeit
oder neu an Bord kommen. „Wir
haben alle Dienstgrade dabei,
vom Freiwillig Wehrdienstleistenden bis zum altgefahrenen
Berufssoldaten“, sagt Wahsner.
Durch die Gäste erweitert sich
das Repertoire der Band. „Wenn
jemand sein Interesse bekundet,
schicken wir ihm Texte, Noten
und Liedlisten. Sobald sie sich
bei einer Probe einbringen können, nehmen sie daran teil.“ So
bleibt es nicht aus, dass oft in der
Freizeit während der Hafenaufenthalte geprobt wird.
Dank der Größe des Schiffes ist
es ein Leichtes, das Equipment,
wie zwei Schlagzeuge, Verstärker und zahlreiche Gitarren unterzubringen. Das Motto der Band
lautet zudem nicht umsonst:
„Seefahrt ist unsere Berufung –
Musik unsere Passion.“
(eb)
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Meine Band „Severity Code“. Sie sorgt für eine Menge Spaß neben
dem Alltag.
Was treibt Sie an?
Die Gedanken an den nächsten Urlaub.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Forstwirt.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Schokolade.
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?
Stefan Everts, einer der besten Motorcrosser.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Heuchelei.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
In den Alpen.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wenn mir ein Unfall mit bleibenden Körperschäden oder das Auftreten einer chronischen Krankheit passierte.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Menschen, die sich aktiv für die Armen auf der Welt einsetzen.