aktuell Nr. 16 vom 28.04.2014 ( PDF , 2,3 MB)
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D 8512 NACHRICHTEN EINSATZ Den Ernstfall üben Deutsche und österreichische Soldaten bereiten sich auf einen möglichen Einsatz im ORFBataillon vor. Seite 5 BUNDESWEHR „Kalte Antwort“ Schnee, Eis und Regen. Das alles hielt die multinationale Übung in Nord-Norwegen für Soldaten aus 16 Nationen bereit. Seite 6/7 MILITÄRGESCHICHTE Wende in Ungarn Vor 25 Jahren leitet Ungarn durch die Öffnung der Grenze den Fall des Eisernen Vorhangs ein. Seite 9 VERMISCHTES Sieg im Kanu Die deutschen Slalom-Kanuten entscheiden beim ICF-Weltranglistenrennen in Markleeberg alle Rennen für sich. Seite 10 DIE BUNDESWEHR IM INTERNET www.bundeswehr.de www.bmvg.de www.youtube.com/bundeswehr www.facebook.com/bundeswehr www.twitter.com/bundeswehrInfo www.flickr.com/photos/ augustinfotos www.wirdienendeutschland.de Nr. 16 Montag, 28. April 2014 Marine sorgt für Stabilität Besuch bei „Atalanta“ und UNIFIL – Verteidigungsministerin zollt Soldaten auf See Respekt. von Ulrike Jenssen Dschibuti/Beirut. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat in der vergangenen Woche die Einsatzkontingente „Atalanta“ und UNIFIL besucht. Am Mittwoch wurde sie zunächst in Dschibuti vom Commander Task Force, Flottillenadmiral Jürgen zur Mühlen, und dem deutschen Botschafter Wolfgang Piecha empfangen. Bei einem Rundgang auf der Fregatte „Brandenburg“ besichtigte die Ministerin unter anderem die Operationszentrale sowie das Lazarett des 140 Meter langen Kriegsschiffs. Dabei suchte von der Leyen immer wieder das Gespräch mit den Soldaten. Beeindruckt zeigte sie sich von der Vielseitigkeit der Aufgaben der Besatzung: „Heute konnte ich eindrucksvoll erleben, welche Vielfalt an Fähigkeiten und Berufen sich hier an Bord finden lässt. Das geht vom Arzt über den IT-Spezialisten bis hin zum Schiffsmechaniker.“ Besondere Aufmerksamkeit widmete von der Leyen den Arbeitsbedingungen im Einsatz und den Wünschen der Frauen und Männer: „Ich habe an Bord eine hochprofessionelle Truppe erlebt und mit Soldaten gesprochen, die zu Recht stolz sind auf das, was sie hier leisten“, lobte die Ministerin das Engagement des deutschen Einsatzkontingents am Horn von Afrika. „Aber wir „Atalanta“ Der Deutsche Bundestag beschloss 2008 die Beteiligung Deutschlands an der Anti-Piraterie-Mission der Europäischen Union – EU NAVFOR Operation „Atalanta“. Die EU verfolgt damit das Ziel, vorrangig Schiffe für das Welternährungsprogramm zu schützen sowie Piraten am Horn von Afrika und im Seegebiet bis zu 500 Seemeilen vor der Küste Somalias abzuschrecken. Das derzeitige Bundestagsmandat endet am 31. Mai. (eb) Foto (2): Wilke/ZRedBw 50. Jahrgang Auf dem Mittelmeer: Verteidigungsministerin von der Leyen an Bord des Schnellbootes „Wiesel“. haben auch darüber gesprochen, wo der Schuh drückt. Die Soldaten wünschen sich mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit ihrer Einsatzzeiten und das müssen wir angehen.“ Mit diesen Worten bekräftige die Ministerin ihr Vorhaben, die Bundeswehr nachhaltig als attraktiven Arbeitsgeber zu positionieren. Flottillenadmiral zur Mühlen berichtete der Ministerin über ein sehr angenehmes und produktives Arbeitsklima innerhalb der multinationalen Task Force „Atalanta“. „Es ist binnen kürzester Zeit gelungen, zusammen mit den Kommandeuren anderer Nationen einen konstruktiven Austausch herbeizuführen“, betonte zur Mühlen. Am Mittwoch reiste die Ministerin dann weiter in den Libanon. Im Hafen von Beirut besuchte sie die Besatzungen der beiden Schnellbote „Frettchen“ und „Wiesel“. Zuvor war die Ministerin mit ihrem libanesischen Amtskollegen Samir Moqbel zu bilateralen Gesprächen zusammengetroffen. Dabei betonte von der Leyen die lange Tradition vertrauensvoller und guter Beziehungen mit dem Libanon. Die Ministerin sprach dem Libanon aber auch Anerkennung und Respekt für den Umgang mit den rund eine Million syrischen Flüchtlingen aus. Deutschland unterstütze den Libanon nach Kräften, auch mit finanziellen Mitteln. „Der Libanon ist ein In der Operationszentrale: von der Leyen (2.v.r.) am Radar. Anker der Stabilität in der Region bei der Frage, wie es gelingen kann, eine inklusive Regierung zu bilden, betonte von der Leyen. Im Fortgang der Reise führte die Ministerin weitere politische Gespräche, unter anderem mit dem libanesischen Staatspräsidenten Michel Sleiman sowie Premierminister Tammam Salam. Der Beitrag „Minsterin bei UNIFIL und Atalanta“ unter www.youtube.com/bundeswehr. UNIFIL Die Blauhelm-Mission vor der Küste des Libanons zielt darauf ab, den Waffenschmuggel zu unterbinden und die Seewege im östlichen Mittelmeer zu kontrollieren. Derzeit beteiligt sich die Bundeswehr mit rund 160 Marinesoldaten und zwei Schnellbooten an der Mission unter dem UNO-Mandat. Neben der Überwachung des Seeverkehrs im östlichen Mittelmeer liegt der Schwerpunkt der Deutschen Marine auf der Ausbildung der libanesischen Streitkräfte. (eb) 2 aktuell IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Zentralredaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin Telefon: (0 30) 67 94 - App Fax: (0 30) 67 94 - 20 65, BwFw 82 00 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, App: 20 39) Redakteur Politik: Markus Tiedke (mat, App: 20 55) Jörg Fleischer (jf, App: 20 55) Redakteur Streitkräfte: Oberleutnant Tim Schmidt (tss, App: 20 38) Redakteur Sport/Vermischtes: Oberleutnant Patricia Franke (pfr, App: 20 40) Obergefreiter Alexander Linden (afl, App: 20 40) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, App: 20 37) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4 - 6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Streitkräfteamt, Abt. I – Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr – Info-Service Alte Heerstraße 90, 53757 Sankt Augustin Telefon: (0 22 41) 15-1 (Vermittlung) E-Mail: [email protected] ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. INTERN 28. April 2014 ZITAT EDITORIAL „Als ich 1999 aufgehört habe, in Stadien zu spielen, konnte ich meinen eigenen Namen nicht mehr hören. Ich war richtig angeekelt.“ Durch die anhaltende KrimKrise geht es in diesen Tagen fast unter: Vor 25 Jahren beginnt das damalige sozialistische Ungarn mit dem Abbau seiner Grenzsperren zu Österreich. Und löst spätestens damit die Vorwehen der so genannten Friedlichen Revolution aus. Viele ostdeutsche Bürger nutzen den Urlaub an den Balaton und kehren der Deutschen Demokratischen Republik den Rücken. Gut ein halbes Jahr später fällt die Mauer und im Jahr darauf ist Deutschland wiedervereinigt. Auch für die Bundeswehr markiert die Einheit eine Zäsur – mit der Übernahme und Auflösung der Nationalen Volksarmee und dem anschließenden Weg zur Armee im Einsatz. Grund genug, noch einmal zurückzublicken auf den Mai 1989 (S. 9). Heute dienen ost- wie westdeutsche Soldaten einem Deutschland, so auch am Horn von Afrika im „Atalanta“- Einsatz oder im Mittelmeer bei UNIFIL. Beide Gebiete hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der vergangenen Woche besucht (S. 1). Nach Afghanistan und Mali weitere Missionen, wo sich die Ministerin ein Bild von der Arbeit der Soldaten macht. Denn kein Einsatz ist wie der Marius Müller Westernhagen über seine musikalische Vergangenheit. KALENDERBLATT Vor 10 Jahren: Am 29. April 2004 verlässt der letzte Wagen der Marke „Oldsmobile“, ein „Oldsmobile Alero Final 500“ das Fließband in Lansing, Michigan, und wird direkt ins R.E. Olds Transportation Museum gebracht. Vor 40 Jahren: Am 1. Mai 1974 wird weltweit erstmals ein Punktesystem im Fahrerlaubnisrecht eingeführt, mit dem Einträge im Verkehrszentralregister des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg bewertet werden. Vor 65 Jahren: Am 28. April 1949 schließen Großbritannien, Frankreich, die Vereinigten Staaten und die Beneluxstaaten das Ruhrstatut, ein Abkommen zur Errichtung einer internationalen Ruhrbehörde. Damit wollen sie die Kohle-, Koks- und Stahlproduktion im Nachkriegsdeutschland kontrollieren. Vor 80 Jahren: Am 3. Mai 1934 stellt die französische Marine die „Surcouf“, das weltweit größte U-Boot seiner Zeit, in Dienst. Vor 110 Jahren: Am 30. Arpil 1904 meldet der deutsche Erfinder Christian Hülsmeyer ein Patent auf sein Telemobiloskop, einen Vorläufer des Radars, an. Vor 225 Jahren: Am 30. April 1798 wird George Washington in New York als erster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. (eb) andere, das gilt insbesondere für diese beiden Marineeinsätze. Es klingt leicht abgedroschen, wenn man rückblickend Einsätze als Erfolgsgeschichte beschwört. Es trifft den Nagel auch selten auf den Kopf. Denn oft gehen Fortschritte mit kleinen Rückschritten einher. Und doch ist gerade am Horn von Afrika und im Grenzgebiet zum Libanon viel Gutes erreicht worden. So können mittlerweile die Schiffe des Welternährungsprogrammes nahezu unbeschadet den Golf von Aden passieren und ihre Zielhäfen erreichen. Oder bewachen libanesische Streitkräfte durch intensives Ausbilden und Mentoring nahezu selbst ihre eigene Küste – alles Dinge, auf die unsere Soldaten zurecht stolz sein können. Gesamtdeutsche Streitkräfte leisten heute weltweit ihren Beitrag zum Frieden, auch weil vor 25 Jahren der Kalte Krieg beendet wurde. Und beendet sollte er auch bleiben. Torsten Sandfuchs-Hartwig Leitender Redakteur Foto:PIZ LW BILD DER WOCHE Zehn Jahre für die Luftwaffe im Dienst: Am 30. April 2004 trat der Eurofighter seine Verwendung an – auf dem Foto Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74. 28. April 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND Ein wichtiger NATO-Partner Foto: Bienert/ZRedBw von Florian Manthey Vertrauensvolle Zusammenarbeit: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen begrüßt ihre norwegische Amtskollegin Ine Marie Eriksen Soreide (r.) in Berlin. Weg zu einer Lösung des Konflikts gewesen sind. Im Zuge der anstehenden Wahlen in der Ukraine komme der OSZE nun eine hohe Bedeutung zu. Die OSZE-Mission müsse in der Lage sein, „sich zu entfalten“. Insofern appellierte von der Leyen an alle Beteiligten, einen Beitrag zur Deeskalation zu leisten. Sowohl von der Leyen als auch Eriksen Soreide mahnten, dass trotz der kritischen Lage in der Ukraine, die Situation in Syrien nicht vergessen werden dürfe: „Das Augenmerk auf Syrien muss erhalten bleiben“, betonte von der Leyen. Deutschland und Norwegen leisten bei der Entsorgung syrischer Chemiewaffen einen wichtigen Beitrag: Auf dem US-Schiff „Cape Ray“ werden im Mittelmeer die gefährlichen Kampfstoffe neutralisiert. Die deutsche Fregatte „Augsburg“ begleitet und schützt diese Mission. Vor der Neutralisierung auf der „Cape Ray“ werden die Kampfstoffe auf einem norwegischen Frachter von Syrien nach Italien transportiert. Am Begleitschutz dieser Frachter ist die norwegische Marine beteiligt. Weiter legten die beiden Ministerinnen am Ehrenmal der Bundeswehr einen Kranz nieder. Darüber hinaus tauschten sie ihre Positionen im Blick auf das NATOVerteidigungsministertreffen sowie den NATO-Gipfel im September in Wales aus. Ministerin Eriksen Soreide begrüßt das „sehr gute“ von Deutschland in der NATO einge- 3 Frauen führen die Streitkräfte Norwegens Verteidigungsministerin zu Gast in Berlin - Syrien nicht aus den Augen verlieren Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat vergangene Woche ihre norwegische Amtskollegin Ine Marie Eriksen Soreide in Berlin getroffen. Die beiden Ministerinnen erörterten die aktuelle Situation in der Ukraine sowie den Konflikt in Syrien und stimmten ihre Positionen zum anstehenden NATO-Gipfel ab. Eriksen Soreide wurde im Berliner Bendlerblock mit militärischen Ehren empfangen. Sie ist seit Oktober vergangenes Jahr norwegische Verteidigungsministerin. Eriksen Soreide und von der Leyen hatten sich bereits Anfang dieses Jahres auf der Münchner Sicherheitskonferenz kennengelernt. Zwischen Deutschland und Norwegen besteht traditionell eine vertrauensvolle Beziehung. Die Streitkräfte arbeiten nicht nur im Rahmen der Ausbildung eng zusammen: Norwegen ist auch Truppensteller für den NATO-Einsatz in Afghanistan – vor allem im Verantwortungsbereich der Bundeswehr im ISAF-Regionalkommando Nord.„Norwegen ist für uns ein wichtiger NATO-Partner“, sagte Ministerin von der Leyen in ihrem Statement und hob dabei – mit Blick auf die Lage in der Ukraine – auch die enge Kooperation innerhalb der OSZE hervor. Beide Ministerinnen seien sich einig darin, dass die Genfer Gespräche zur Ukraine ein „erster, wichtiger Schritt“ auf dem aktuell brachte Rahmennationenkonzept (Framework Nations Concept). Die Initiative sieht vor, dass sich Gruppen von Staaten freiwillig zusammenschließen, um gemeinsam Dispositionsmöglichkeiten für Kräfte und Fähigkeiten zu entwickeln sowie gemeinsam auszubilden – und dies alles auch zu üben. Weiter stellt Norwegen mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg den Nachfolger von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Am 6. Oktober soll Stoltenberg das Amt übernehmen. Ministerin von der Leyen gratulierte ihrer Amtskollegin zur Benennung des designierten NATO-Chefs Stoltenberg. Mit ihm erwarte sie ebenfalls eine konstruktive und gute Zusammenarbeit. Die Finnin Elisabeth Rehn war die erste Verteidigungsministerin der Welt. Von 1990 bis 1995 hatte sie das Amt inne. Kurz nach ihr wurde die Konservative Anneli Taina finnische Verteidigungsministerin und blieb es bis zum Jahr 1999. In Schweden stand von 2002 die Sozialdemokratin Leni Björklund für vier Jahre an der Spitze des Ressorts. Die erste Verteidigungsministerin Deutschlands ist Ursula von der Leyen. Wie ihre norwegische Amtskollegin Ine Marie Eriksen Soreide trifft von der Leyen mittlerweile in einigen Ländern auf Frauen in den Verteidigungsressorts. So in den Niederlanden auf Jeanine Hennis-Plasschaert. In Schweden leitet Karin Enström das Ressort. Weiter leiten in Albanien mit Mimi Kodheli und Italien mit Roberta Pinotti aktuell Frauen das Verteidigungsressort. Weitere Frauen an der Spitze der Verteidigungsministerien gab es in Dänemark, Slowenien und Tschechien. In Kopenhagen übernahm die Liberale Gitte Lillelund Bech im Jahr 2010 für anderthalb Jahre das Ressort. In Ljubljana agierte von 2008 bis 2012 Ljubica Jelusic an der Stelle, in Prag in den Jahren 2007 bis 2009 die Konservative Vlasta Parkanova.Weiter übten in Tschechien (Karolina Peake), Madagaskar (Cécile Manorohanta) und Argentinien (Nilda Garré) bereits weibliche Verteidigungsminister ihr Amt aus. (eb) „Um gute Leute wird verstärkt konkurriert“ Staatssekretär Brauksiepe betont bei Behördenbesuchen in NRW die Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr Bonn. „Es ist bereits Beeindruckendes geleistet worden.“ Zu diesem Ergebnis ist der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Ralf Brauksiepe, bei seinem Besuch im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) am vergangenen Mittwoch in Bonn gekommen. Der Präsident des Amtes, Matthias Leckel, und sein Leitungsteam informierten den Staatssekretär ausführlich über die Aufgaben der Institution. Weiter standen für Brauksiepe Besuche beim Kommando Streitkräftebasis in Bonn sowie beim Kommando Strategische Aufklärung in Graf- Foto: Rott/BAIUDBw von Carsten Koslowski Freundlicher Empfang: Der Präsident des Bundesamts für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, Matthias Leckel (r.), begrüßt Staatssekretär Ralf Brauksiepe. schaft (Rheinland-Pfalz) auf der Agenda. Die Bundesoberbehörde des Organisationsbereichs IUD ist für Steuerung und Durchführung in den Sparten Infrastruktur, Gesetzliche Schutzaufgaben und Dienstleistungen zuständig. Nach einer Gesprächsrunde ließ es sich Brauksiepe nicht nehmen, spontan an einer besonderen Ehrung teilzunehmen: Der Erste Direktor im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, Erwin Bernhard, Abteilungsleiter für Gesetzliche Schutzaufgaben, erhielt die Urkunde anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums. Der Staatssekretär zeigte sich beeindruckt von der Bandbreite der Aufgaben und von der Aufbau- und Umstrukturierungsarbeit des Amtes, das zum 30. Juli 2012 in Dienst gestellt worden war. Auf die Steigerung der Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr legt der Staatssekretär besonderen Wert: „Um gute Leute wird verstärkt konkur- riert, und wir wollen gute Leute haben.“ Der Organisationsbereich IUD spiele hier eine große Rolle. „Hier werden die Dienstleistungen bereitgestellt, die im Grunde einen attraktiven Arbeitgeber auch ausmachen.“ Der Staatssekretär steht zu einem gemeinsamen Selbstverständnis der Truppe, wie es im BAIUDBw sowie im gesamten Organisationsbereich IUD bereits durch eine gemischt zivil-militärische Aufgabenverteilung umgesetzt wird. Zum Abschluss besuchte Brauksiepe das Kommando Streitkräftebasis. Hier informierte ihn die Führungsriege über die Fähigkeiten und Aufgaben des zweitgrößten Organisationsbereiches. Thema hier: die Rückverlegung aus Afghanistan. aktuell C-Waffen-Transport kommt voran Den Haag. Der Abtransport syrischer Chemiewaffen zur Vernichtung außer Landes ist auf der Zielgeraden: Bis zum vergangenen Dienstag waren rund 85 Prozent der Bestände aus Syrien geschafft, wie die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag mitteilte. Damaskus will bis Ende dieses Monats all seine C-Waffen-Bestände außer Landes haben, damit die Komponenten bis zum 30. Juni auf dem Meer zerstört werden können. Der Termin war in einem Abkommen vom Herbst zur Frist gesetzt worden. Um das zu schaffen, seien „zwei bis drei letzte Transporte notwendig“, sagte OPCW-Generaldirektor Ahmet Uzumcu. Er sprach von einer „ermutigenden Beschleunigung“ auf der syrischen Seite. (ts/ju) Israels Armee sucht mehr Freiwillige Jerusalem. Die israelische Armee will künftig auch arabische Israelis christlichen Glaubens einberufen und erhofft sich so mehr Freiwillige beim Militär. Derzeit dienten jährlich rund einhundert christliche Araber bei der Armee, diese Zahl könne aber „schon bald bei tausend liegen“, berichtete das Militärradio. Der Wehrdienst ist für die rund 130 000 arabischen Israelis christlichen Glaubens ebenso wie für die arabischen Israelis muslimischen Glaubens freiwillig. Mit der Initiative will die Armee attraktiver werden. (hcy/ju) Oettinger warnt vor Gaskrise Brüssel. EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat vor den möglichen Folgen der Ukraine-Krise für die Gasversorgung in Europa gewarnt. Es gehe jetzt darum, „eine Gaskrise zu vermeiden und Versorgungssicherheit für den nächsten Winter zu gewährleisten“, sagte Oettinger. „Wenn wir Kiew nicht in die Lage versetzen, offene Gasrechnungen von mehr als zwei Milliarden Dollar zu bezahlen, besteht die Gefahr, dass Russland die Ukraine nicht mehr versorgt.“ Und weil die Ukraine das wichtigste Transitland nach Europa sei, könne es „zu einem schwer kontrollierbaren Prozess kommen, der auch Deutschland betrifft“. Oettinger forderte die EU-Staats- und Regierungschefs auf, eine Energiestrategie für die nächsten Jahrzehnte zu entwerfen. Der EU-Kommissar sprach sich dagegen aus, die Beziehungen zu Russland zurückzufahren. (bfi) POLITIK/HINTERGRUND 28. April 2014 Moldau fürchtet Expansion Ängste nach Krim-Annexion und Ukraine-Krise – Moskau hegt auch Interesse an Transnistrien von Isabelle Wesselingh Chisinau. Die Krim-Annexion und die Unruhen im Osten der Ukraine schüren auch in Moldau Ängste vor russischem Expansionismus. Russland hegt schon lange Interesse an der Region Transnistrien. Das von Moldau abtrünnige Gebiet wird von Moskau wirtschaftlich und politisch unterstützt. Am vergangenen Mittwoch besuchte Außenminister Frank-Walter Steinmeier mit seinem französischen Kollegen Laurent Fabius Moldaus Hauptstadt Chisinau. Nach dem Ende der Sowjetunion entwickelte sich das schmale und mehrheitlich russischsprachige Transnistrien am Ostufer des Dnjestr-Flusses zu einer russischen Exklave im Vorhof Europas. Anfang der 90er Jahre sagte sich die Region mit einer halben Million Einwohner von Moldau los, doch die Unabhängigkeit wird international nicht anerkannt. In der Folge kam es zu Kämpfen zwischen moldauischen Streitkräften und von russischen Soldaten unterstützten transnistrischen Milizen. Nachdem schon hunderte Menschen getötet worden waren, setzte die russische Armee 1992 einen Waffenstillstand durch. Seither überwacht eine trinationale Friedenstruppe mit Soldaten aus Russland, Moldau Foto: dpa/pa 4 Argwohn gegen Moskaus Expansionsgelüste: In Moldaus Hauptstadt Chisinau demonstrieren proeuropäisch eingestellte Jugendliche gegen die Annexion der Krim und gegen die Krise in der Ukraine. und Transnistrien das einst umkämpfte Gebiet. Entgegen einer 1999 getroffenen Rückzugsvereinbarung hält Moskau dort gegen den Willen Chisinaus noch immer eigene Soldaten und Waffenvorräte zurück. Im Jahr 2006 stimmte die Bevölkerung von Transnistrien mit einer überwältigenden Mehrheit von 97 Prozent für die Angliederung an Russland. 60 Prozent der Bewohner des Gebiets sind russischsprachig, sie sind etwa zur Hälfte Russen und zur anderen Hälfte Ukrainer. Verhandlungen zwischen Moldau, Russland, Transnistrien, der Ukraine und der Organisation für Sicherheit und Zusammenar- beit in Europa (OSZE) über einen Kompromiss laufen seit Jahren. Angestrebt wird ein moldauischer Einheitsstaat, innerhalb dessen Transnistrien umfassende Autonomierechte genießen soll. Bei den sogenannten 5+2-Verhandlungen haben die Europäische Union und die USA Beobachterstatus. Bereits im Mai ist eine neue Runde geplant. Neue Ängste schürten russische Militärmanöver in Transnistrien im März und eine vom Regionalparlament Mitte April verabschiedete Resolution, in der Russland und die Vereinten Nationen zur Anerkennung der Unabhängigkeit und Souveränität der Region auf- Ruf nach Entspannung Petersburger Dialog fordert Entwaffnung illegaler Gruppen in Ukraine Leipzig. Der deutsche Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs hat sich für eine „Deeskalation“ in der UkraineKrise ausgesprochen. Es sei erforderlich, dass „in der Ukraine alle illegalen und bewaffneten Gruppen entwaffnet und alle illegal besetzten Gebäude und Plätze freigegeben werden“, forderte der Lenkungsausschuss am Mittwoch in Leipzig. Eine „tragfähige Lösung“ zur Überwindung des Konflikts werde „nur erreichbar sein“, wenn „beide Seiten zur Deeskalation“ beitrügen. In Leipzig kamen knapp 200 deutsche und russische Vertreter aus Zivilgesellschaft und Politik zusammen. Das deutsch-russische Gesprächsforum Petersburger Dialog wurde als offenes Diskussionsforum im Jahr 2001 ins Leben gerufen und soll die Verständigung zwischen den Zivilgesellschaften beider Län- der fördern. Er steht unter der Schirmherrschaft des jeweiligen deutschen Bundeskanzlers und des russischen Präsidenten und findet in der Regel einmal jährlich abwechselnd in Deutschland und in Russland statt. Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), äußerte in Leipzig Unverständnis über die mangelnde Kompromissbereitschaft der Konfliktparteien. Nach seiner Einschätzung sei eine Situation erreicht, in der unter Umständen „etwas zerstört wird, was wir in den letzten Jahrzehnten gemeinsam aufgebaut haben“. Er verstehe nicht, warum in der gegenwärtigen Lage Chancen „nicht wahrgenommen“ würden. Statt sich an das zu halten, was sie vereinbart hatten, machten sich „beide Seiten gegenseitig Vorwürfe“. Die Ukraine und Russland hatten in der Woche davor am Donnerstag bei einem Krisentreffen in Genf auf ein Abkommen zur Entschärfung des Konflikts geeinigt. Beschlossen wurden die „Entwaffnung illegaler bewaffneter Gruppen“, die Räumung besetzter Gebäude und eine Amnestie. An dem Treffen in Genf hatten auch der russische Außenminister Sergej Lawrow, sein US-Kollege John Kerry und die EU-Außenbeauftrage Catherine Ashton teilgenommen. Nach Einschätzung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist die Lage in der Ukraine weiter äußerst angespannt. Auch mehrere Tage nach dem Abkommen von Genf gebe es keine Entspannung, sagte der deutsche OSZEBeobachter Mirco Günther. Weiter befänden sich Protestierende in administrativen Gebäuden. (dlc/ao/bt) gerufen werden. Der stellvertretende Parlamentspräsident Sergej Scheban verwies dabei auf das international geltende Selbstbestimmungsrecht der Völker. Moldaus Regierung strebt dagegen eine engere Anbindung an die Europäische Union an. Ein Partnerschaftsabkommen wurde im November im litauischen Vilnius paraphiert. Angesichts der Ukraine-Krise drückt Moldau aufs Tempo bei der europäischen Integration. Im Juni steht wie mit Georgien die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommen an – nach den Worten des schwedischen Außenministers Carl Bildt dürfte Moskau dies mit „Donner“ quittieren. Wahl-O-Mat geht an den Start 25 Parteien, 38 Thesen und über 13 Millionen Nutzungen bei der vergangenen Bundestagswahl: Das interaktive Online-Tool „Wahl-O-Mat“ vermittelt Politik auf lockere Weise und zeigt, welche der zur Wahl zum Europäischen Parlament 2014 zugelassenen Parteien der eigenen politischen Position am nächsten stehen. Ab Montag steht das Informationsportal der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb zur Europawahl 2014 zur Verfügung. Im Rahmen einer Pressekonferenz testen Politiker der großen Parteien mit Vertretern der Jugendredaktion der bpb den Wahl-O-Mat zur offiziellen Freischaltung. (eb) Der Wahl-O-Mat ist zu finden unter www.bpb.de. 28. April 2014 EINSATZ / BUNDESWEHR Durchbrechen verhindern Deutsche und österreichische Soldaten Bereiten sich auf ihren Einsatz im ORF-Bataillon vor. von Rene Hinz (Text & Fotos) Letzlingen. Sonne und Regen wechseln fast stündlich. Zwischen niederprasselnden Wassertropfen und tiefstehender Sonne ist es schwierig, das Gelände zu beobachten. Sich stetig verändernde Schatten der Bäume und Sträucher sowie Wasser im Gesicht erschweren den Blick in das Gelände. Die Gegend wirkt befremdlich. Marodierende Banden treiben ihr Unwesen, Waffen und Drogenschmuggel sind an der Tagesordnung. Die verlassenen Gebäude auf dem südlichen Teil des Übungsplatzes Letzlinger Heide bieten eine authentische Kulisse für Einsatzgebiete. Derzeit bereiten sich Soldaten des deutschen Jägerbataillons 291 sowie des österreichischen Jägerbataillons 26 im Gefechtsübungszentrum des Heeres auf einen eventuellen Einsatz als Reservekräfte (ORF) vor. Szenenwechsel. Aus dem Schutz der friedlich demonstrierenden Bevölkerung heraus heizen rund 30 Personen die Stimmung an. Plötzlich greifen sie die Soldaten an. Mit Stock und Stein gehen sie auf die Absperrung zu, um in das Verwaltungsgebäude einzudringen. Der Aufbau staatlicher Verwaltung soll behindert, staatliche Sicherheitsstrukturen geschwächt und die Bevölkerung eingeschüchtert werden. Die Lage spitzt sich zu, es fliegen Molotow-Coktails und Steine. Den Attacken müssen die Soldaten standhalten, mit Wurfankern versuchen die Demonstranten den Stacheldraht von den Absperrgittern fortzureißen. Dicht an dicht gestellt und mit gehobenen Schildern wehren die Soldaten die Angriffe ab. „Wir müssen den Überblick behalten, die Verbindung zu den anderen Trupps muss funktionieren, die Demonstranten dürfen nicht durchbrechen“, hält Hauptfeldwebel Michael Z. seine Soldaten zusammen. Lautstark befehligt er seine Soldaten. Tränengas liegt in der Luft. Die Soldaten haben ihre Schutzmasken aufgesetzt. Das erschwert den Sprech- Die Lage eskaliert: Mit Stock, Schild und Reizgas gehen die Soldaten gegen die Menge vor. funk und verkleinert das Sichtfeld. Das Gefechtsübungszentrum bietet die Möglichkeit, Szenarien aus Einsatzländern realitätsgetreu nachzustellen. Verbände, die kurz vor einem Einsatz stehen bekommen hier die Möglichkeit zu üben. Mit großem Aufwand werden einsatzübliche Kleidung, Fahrzeuge, Verhaltensmuster der Bevölkerung sogar religiöse Besonderheiten nachempfunden. „Man könnte fast meinen, wir wären bereits im Einsatzland“, sagt Hauptgefreiter Max K., Kraftfahrer im Transportpanzer „Fuchs“. Hauptmann Joachim P., Kompaniechef der 2. Kompanie des Jägerbataillons 291, wirkt ruhig und gefasst. Übungsbeginn. „Wir haben den Auftrag, mit dem hiesigen Bürgermeister in Verbindung zu treten und bei der Sicherung des Gebäudes zu unterstützen. Das Gebäude ist die Hauptverwaltung“, erklärt P. Aus ihm heraus werde die öffentliche Ordnung sichergestellt. Der Bürgermeister befürchte zudem weitere Übergriffe, ergänzt der Hauptmann. „Wir errichten Sicherheitszonen. Mit Hilfe der sogenannten ‚Red‘ und ‚Blue-Box‘ haben wir eine gute Möglichkeit das Gelände zu überwachen.“ Die „Red-Box“ wird direkt um das Gebäude eingerichtet und mit Posten verstärkt. Die „Blue-Box“ ist ein weitrei- Kameradenhilfe: Ein verletzter Soldat wird abtransportiert. chender Geländeabschnitt außen herum, aus dem Scharfschützen überwachen. „Wir stellen Absperrgitter auf und verstärken sie mit Stacheldraht. Damit sind wir gut auf feindliche Demonstranten vorbereitet“, sagt Hauptfeldwebel Jochen T., Zugführer des BravoZuges. An der Sperre entlang postieren sich die Soldaten des Zuges. Ihr Auftrag: Crowd and Riot Control – das Überwachen von Menschenmengen und Eindämmen von Krawallen. „Zu unserer Ausrüstung gehört ein spezieller Anzug mit Körperprotektoren, dazu kommt der Schutzhelm mit Schild und Schlagstock“, erklärt Stabsgefreiter Max O. Weiter stehen den Soldaten Reizgas und Gummigeschosse zur Verfügung, falls der Druck der Störer zu groß wird. Dann geht es auch schon los. Von Norden werden in den nächsten Stunden Demonstranten erwartet. Aus ihnen heraus soll sich der so genannte „Schwarze Block“ – gewaltbereite Störer – bilden. Vor den Sicherungsposten ziehen Menschen auf, sie demonstrieren noch friedlich. „Wir wollen deeskalieren – friedlich wirken“, sagt Hauptgefreiter Maik P. Er steht in der Postenkette, das Visier des Helmes ist aufgeklappt, das Schild hat er vor sich auf dem Boden abgestellt, der Schlagstock steckt in der Halterung auf der Innenseite des Schutzschildes. Die Demonstranten werden per Lautsprecherdurchsagen informiert: „Hier ist KFOR, wir akzeptieren eine friedliche Demonstration – treten Sie von den Absperrungen zurück, Gewalt ist keine Lösung – Legen Sie Ihre Steine nieder!“ Scharfschützen beobachten die Demonstrierenden und gleichen Fotos ab, um Rädelsführer zu identifizieren. Hauptfeldwebel Christoph H. steht mit seinem Greiftrupp bereit. „Schwerpunkt ist, die Rädelsführer der Demonstration separat zu greifen und sie in Gewahrsam zu nehmen. Wir holen aber auch unsere eigenen Leute zurück, falls sie aus der Postenkette gerissen werden.“ Mittlerweile fliegen Steine gegen die Soldaten, Stockhiebe der Demonstranten knallen auf die Schutzhelme und Schilde. Die Schutzmaske der Soldaten ist bereits am Helm angeklickt, um so die Maske schneller aufzusetzen. Die Lage schaukelt sich hoch, der Einsatz von Reizgas steht kurz bevor. Die Anspannung der Soldaten ist deutlich zu spüren, sie handeln schnell und intuitiv. Trainierte Abläufe helfen, richtig zu reagieren. Mittlerweile haben auch Sanitäter alle Hände voll zu tun. Brandopfer und Platzwunden müssen versorgt werden, intensive Handgreiflichkeiten haben auf beiden Seiten Spuren hinterlassen. Die Demonstranten konnten die Stacheldrahtsperren inzwischen beschädigen, Teile des Drahtes sind bereits von der Sperre gelöst. Die Lage spitzt sich zu. Der Druck, der von den Demonstranten ausgeht, muss verringert werden. Aus der Flanke greifen nun in Bereitschaft stehende österreichische Soldaten in das Geschehen ein. Schulter an Schulter gehen sie gemeinsam vor. Wie eine Mauer schieben sie sich langsam, Meter für Meter voran. Den Demonstranten bleibt nur noch ein Zurückweichen. Der Einsatz zeigt Erfolg. Sofort sind Greiftrupps unterwegs und nehmen Störer fest. Das Überwachen von Menschenmengen und Eindämmen von Krawallen haben die Soldaten des DeutschÖsterreichischen ORF-Bataillons verinnerlicht, so das Fazit der Übung. aktuell 5 EULEX-Mission wird fortgesetzt Berlin.Vergangene Woche hat das Parlament im Kosovo einer Fortsetzung der EU-Rechtsstaatsmission EULEX zugestimmt. Die seit 2008 bestehende Mission soll den Aufbau von Polizei, Justiz und Verwaltung unterstützen. Daneben soll ein internationales Sondergericht eingesetzt werden, das Anklagen im Zusammenhang mit Vorwürfen aus dem so genannten „Marty-Bericht“ ermöglichen soll. Demzufolge soll es im Kosovo zu illegalem Organhandel gekommen sein. Die Organe seien zum Ende des Kosovo-Krieges auf Befehl von UCK-Führern Kriegsgefangenen entnommen worden. Die Entscheidung für eine justizielle Aufarbeitung dieser Fälle sei ein klares Zeichen für die Fortführung der engen Zusammenarbeit und Heranführung an die EU, ließ das Auswärtige Amt verlautbaren. (tss) Neue Stellungen für „Patriot“-Staffeln Kahramanmaras. Die in der Türkei stationierten „Patriot“Staffeln haben vor Kurzem fusioniert und bilden nun die neue Einsatzstaffel Active Fence Turkey (AF TUR). Die Entscheidung für die Zusammenlegung der Alpha- und Bravo-Staffeln war im März dieses Jahres gefallen. Effizienter und effektiver wolle man werden, sagt Kontingentführer Oberst Stefan Drexler. Die Anzahl der Start- und Radargeräte wurde jedoch nicht verändert. Neben der technischen Herausforderung der Umstrukturierung steht nun die menschliche bevor: Die Teams müssen sich neu formieren und zusammenwachsen. Die Stimmung sei jedoch gut, so Oberstabsfeldwebel Ralf H. Allein das gemeinsame Aufbauen hätte zu einem neuen Zusammengehörigkeitsgefühl beigetragen. (tss) Saubere Luft zum Atmen Dschibuti. Antriebsdiesel und Gasturbine der Fregatte „Brandenburg“ können „durchatmen“. Vergangene Woche erhielten die beiden Maschinen von Technikern der Besatzung neue Sandfilter. Sie sorgen dafür, dass die Kühl- und Verbrennungsluft sauber bleibt und keine Fremdkörper in die Turbinen gelangen. Sand, aber auch andere Kleinteile können die Lebensdauer und Zuverlässigkeit nachhaltig beeinträchtigen. Ehe die beiden neuen Sandfilter montiert werden konnten, mussten zunächst die verschmutzten Filter ausgebaut werden. Parallel bereiteten Schiffstechniker die neuen Teile vor und schlossen letzte Anpassungsarbeiten ab. (tss) 6 aktuell BUNDESWEHR aktuell 7 Zwischen Schnee und Eis Mehr als 16 000 Soldaten aus 16 Nationen, darunter auch deutsche Spezial- und spezialisierte Kräfte, trainieren bei „Cold Response“ den Winterkampf in Norwegen. Widerstand. An der Küste kommen auf roter Seite französische Gebirgsjäger zum Einsatz. Im Morgengrauen waten niederländische Marines durch das eiskalte Fjordwasser an Land und beziehen rasch Stellungen zur Sicherung der Landezone. Landungsboote bringen im ersten Tageslicht schnell weitere Kräfte an Land. Gischt spritzt auf, während die Boote durch das vom Wind aufgepeitschte Wasser des Fjords pflügen. Innerhalb von 72 Stunden gelingt es „Blau“, die roten Kräfte bis auf eine Linie der von Nord nach Süd verlaufenden Landstraße 854 zurückzudrängen. Allerdings gelingt es nicht, die für ein weiteres Angreifen wichtigen Brücken über den Malselve bei Olsborg und Rundhaug zu nehmen. Gegenangriff Stellungswechsel in tiefem Schnee: Ein schwedischer Flugabwehrkanonenpanzer vom Typ „Luftvärnskanonvagn“ fährt in eine andere Schussposition. von Carl Schulze (Text & Bilder) Bordø. Klirrende Kälte und meterhohen Schnee hatten die Soldaten bei „Cold Response“ in Norwegen erwartet. Doch schnell ging der Begriff „wet response“ um. Denn der Regen in der ersten Übungswoche ließ die Winterkampfübung schnell zu einem Manöver besonderer Art werden. Truppenteile aus insgesamt 16 Nationen haben Ende vergangenen Monats in einem nördlich des Polarkreises liegenden Übungsge- biet zwischen Bordø und Tromsø geübt. Mit etwa 16 000 Teilnehmern war die diesjährige Übung die bis dato größte ihrer Art. Dazu gehörten Land-, Luft- und Seestreitkräfte sowie ein 1300 Soldaten starkes Kontingent aus spezialisierten Kräften und Spezialkräften. Auch rund 330 deutsche Soldaten waren dabei. Darunter Piloten des Transporthubschrauberregiments 30 aus Niederstetten und Flieger des Lufttransportgeschwaders (LTG) 63 aus Hohn. „Als Furchteinflößend: ein schwedischer Panzergrenadier. wir die ‚Bells‘ aus der ‚Antonov‘ rausgeholt haben, war es unglaublich. Solche Windstärken, Regen und Schnee hat keiner von uns je mitgemacht. Das war Wahnsinn“, sagt Stabsunteroffizier David Meer*, der als Triebwerksmechaniker für die Wartung der Maschinen zuständig ist. Doch er freue sich auf die Übung. Angriff und Verteidigung „Während einige der vergangenen ‚Cold Response‘-Übungen auf die Durchführung von Stabilisierungsoperationen ausgerichtet waren, drehte sich das Szenario diesmal um Operationen mit hoher Intensität“, erklärt Oberstleutnant Terje Bruøygard, einer der während der Übung für die Pressearbeit verantwortlichen norwegischen Offiziere. Er fügt hinzu: „Dabei wurde das Manöver als freilaufende Zweiparteienübung durchgeführt, wobei man den Führern der Übungsparteien Blau und Rot auf allen Ebenen möglichst großen Entscheidungsfreiraum gewährte.“ Die Gefechtsphase der Übung gliederte sich im Wesentlichen in zwei Hälften, in der ersten griff Blau an und Rot führte zunächst ein Verzögerungsgefecht, um danach zur Verteidigung überzugehen. Dann folgte der Gegenangriff von Rot. Und im Gegenzug verzögerte und verteidigte Blau. Die roten Landstreitkräfte wur- den vor allem von der Brigade Nord gestellt, der einzigen Kampftruppenbrigade des norwegischen Heeres. Bei früheren „Cold Response“-Übungen hatte die Brigade immer die multinationalen Kräfte geführt, nun erhielt der Kommandeur der Brigade erstmals die Gelegenheit, fast alle seine Truppenteile zu führen. Dazu gehören unter anderem zwei gepanzerte Bataillonsgefechtsverbände, ein leichtes Infanteriebataillon, ein Artillerieund ein Sanitätsbataillon sowie eine Militärpolizeikomponente. Für die Übung wurde der Brigade ein französischer Gefechtsverband in Bataillonsstärke aus Gebirgsjägern unterstellt. Die Landstreitkräfte von Blau bestanden aus der Multinational Brigade, die auch eine starke amphibische Komponente umfasste. Bei den amphibischen Kräften handelte es sich um je ein Bataillon Marineinfanterie aus den Niederlanden und aus Großbritannien sowie um eine durch Aufklärungskräfte verstärke Infanteriekompanie des United States Marine Corps. Sowohl Blau als auch Rot verfügten über eigene Luft- und Seestreitkräfte, außerdem wurden beide Seiten durch Spezialkräfte unterstützt. Begleitet von einem lauten Knirschen krallen sich die Eisgreifer der Ketten von Kampfund Schützenpanzern tief in die Eisschicht auf der Fernstraße E6. Langsam setzen sich die Stahlkolosse in Bewegung, der starke Regen hat das Eis noch schlüpfriger gemacht. Angriff der blauen Kräfte. Auf zwei Achsen stoßen sie in das von Rot besetzte Gebiet vor. Entlang der Fernstraße operiert der schwedische Gefechtsverband des Norbottens Regemente. Von Fossbacken aus stoßen Kampfpanzer „Stridsvagn 122“, die schwedische Variante des „Leopard 2“, und Schützenpanzer CV9040B entlang der Hauptverkehrsachse in Richtung Setermoen und Bardufoss vor. Zur selben Zeit beginnt auch der Angriff auf der zweiten Achse weiter westlich an der Küste. Verstärkt durch eine gemischte norwegisch-schwedische Panzergrenadierkompanie greifen Kanadier an. Soldaten der Royal Marines kommen durch das Gebirge. Rot führt auf beiden Achsen das Verzögerungsgefecht. Minenfelder bringen den Angriff von Blau immer wieder zum Stocken. „Wir warten darauf, dass sich unsere letzten Verzögerungskräfte durch die Gasse im Minenfeld abgesetzt haben,“ erklärt hierzu ein Soldat einer Pioniereinheit der französischen Fremdenlegion. „Dann schließen wir die Gasse mit weiteren Minen, das Räumen des Minenfeldes wird die Blauen wichtige Zeit kosten.“ Bei Blau heißt es jetzt Pioniere vor, im vom Regenwasser getränkten Tiefschnee suchen sie nach Minen, räumen eine Gasse damit der Angriff weiter rollen kann. Entlang der E6 leistet das Panzerbataillon der Brigade Nord Während der ersten Hälfte der Übung mussten die Truppen aber nicht nur gegen ihre jeweiligen Gegner bestehen, sondern auch gegen die Witterung. Auf die ersten Tage mit starkem Regen und Temperaturen um die null Grad folgten zwei Tage heftigen Schneefalls, in der 40 Zentimeter in einer Nacht fielen. Die nächsten Tage waren geprägt durch klares Wetter und klirrende Kälte. Nachts fiel das Thermometer häufig auf unter minus zwanzig Grad. Am späten Nachmittag des vierten Tages beginnt der Gegenangriff. In der folgenden Nacht kommt es zwischen Rundhaug und Bardufoss zu heftigen Gefechten zwischen Teilen des angreifenden Panserbataljon und Royal Marines der K-Company. Rot, Grün, Gelb, immer wieder erhellen Leuchtkugeln den Nachthimmel, symbolisieren den Abschuss von Panzerabwehrlenkflugkörperm. Die mit dem Panzerabwehrlenkflugkörpersystem LFATGWS „Javelin“ ausgestatteten Marines bereiten dem Gegner große Probleme. Denn gegen die Fireand-Forget-Waffe haben die Schützenpanzer der norwegischen Panzergrenadiere keine Chance. In vielen Fällen müssen daher erst abgesessene Teile die Panzerabwehrstellungen ausschalten, bevor der Angriff weiter fortgeführt werden kann. Auf Schneeschuhen gehen die Norweger in der tief verschneiten Landschaft vor, ihre Schneetarnanzüge lassen ihre Silhouetten mit der Umgebung verschmelzen. „Die Briten haben uns große Probleme mit ihren Panzerabwehrwaffen bereitet, sie bieten uns kaum ein Ziel und wir konnten unsere Schützenpanzer nicht nutzen, um unsere abgesessenen Teile zu unterstützen“, fasst Sergeant Thore Sognli, Kommandant eines norwegischen Schützenpanzers, die gemachten Erfahrungen zusammen. Am gleichen Tag führte Rot zur Unterstützung seines Angriffs hinter den blauen Linien eine Luftlandeoperation durch. Hierbei wurden die französischen Gebirgsjäger der 27e BIM mit acht „Bell“ 412 der norwegischen Streitkräfte in mehreren Wellen eingeflogen. Nach schweren Kämpfen endet das Gefecht. Übungsende. * Namen von der Redaktion geändert Der Beitrag „Streitkräfte im Winterkampf“ finden Sie unter Panzergrenadiere und Schützenpanzer eines norwegischen Infanterie-Bataillons im Gefecht. Nachgefragt Bordø. Hauptmann Marco Grossmann* 32 Jahre, Luftfahrzeugführer im Transporthubschraubergeschwader 30 Niederstetten hat während „Cold Response“ unterschiedliche Einsätze geflogen. Im Interview erklärt er die Besonderheiten des Manövers. Wie verlief „Cold Response“ für Sie? Die Übung lief gut. Wir sind von der norwegischen Military Base in Evenes vorrangig Einsätze für die Spezialkräfte und Spezialisierten Kräfte vieler beteiligter Nationen geflogen. Von der großen Brigadeübung (siehe Haupttext) haben wir wenig mitbekommen, aber wir absolvierten sehr viele Trainingsflüge für den Gebirgsflug in dem einzigartigen Gelände. Wen haben Sie geflogen? Wir haben beispielsweise die deutschen Fernspähkräfte der Fernspählehrkompanie 200 aus Pfullendorf nördlich des norwegischen Ortes Bardufoss im Zentrum der Brigadeübung in der Nacht abgesetzt, die dann mehr als eine Woche draußen lagen. Wir hatten zwar auch den Auftrag, die Jungs wieder reinzuholen, aber das Wetter ließ es nicht zu. Den Flug mussten wir abbrechen. Zudem sind wir auch Missionen der Infiltrationsund Exfiltrationsphase für die Norweger und Belgier geflogen. Auch haben uns die Spezialkräfte für das schnelle Anlanden am Boden und das Abholen genutzt. Was war bei den Missionen ein heikler Moment für Sie? Gleich bei der ersten Nacht-Mission ist unser Schwarm bei einem Fjord rechts abgebogen und stand plötzlich in einem dichten Schneeschauer. Ich bekam das gar nicht sofort mit, es war ja Nacht. Die Sicht wurde immer schlechter. Am gegenüberliegenden Fjordufer konnten wir dann Lichter erkennen. Anhand unserer Karte identifizierten wir die kleinen norwegischer Ortschaften und orientierten uns daran. Wir wussten, dass es dort in den nächsten Fjord geht und hielten auf die Lichter zu, um aus dem Schneeschauer herauszukommen. Die eigenen Hubschrauber konnten wir anhand der Positionslichter erkennen, so hielten wir auch die Formation aufrecht. Wir nutzen unsere Instrumente, um möglichst genau die Höhe und Fahrt zu halten, da uns im Schneeschauer die visuellen Referenzen fehlten. Das war schon ein spezieller Moment, den man in Deutschland so sicher nicht erleben wird. Die Fragen stellte Björn Jüttner www.youtube.com/bundeswehr. Ein norwegisches Flugkörperschnellboot der „Skold“-Klasse sichert das amphibische Landungsschiff „HNLMS Rotterdam“ bei der Einfahrt in einen Fjord. 8 aktuell BUNDESWEHR 28. April 2014 Nachbarschaftshilfe Marine zeigt ihr Können „Eurofighter“ fliegen in großer Formation Leeuwarden. Für das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ aus Nörvenich ist auf der niederländischen Leeurwarden Air Base vorvergangene Woche eine zweiwöchige Luftwaffenübung zu Ende gegangen. Insgesamt haben an „Frisian Flag“ zehn „Eurofighter“ sowie 150 Soldaten teilgenommen. Schwerpunkte waren die gemeinsame Planung der Einsätze sowie das Fliegen in großer Formation. In täglichen Lagen wurden den Besatzungen immer neue Herausforderungen gestellt. Die Szenarien orientierten sich dabei an Erfahrungswerten aus den Konflikten im Irak, Afghanistan und Libyen. Teilnehmende Soldaten sahen vor allen Dingen das ausgiebige Debriefing als Garant für den Lernerfolg. Die Royal Netherlands Air Force habe einen exzellenten Service geboten, sagte Kai Ohlemacher, der das deutsche Kontingent bei der Übung führte. (tss) Ausstellung Die Sonderausstellung „Nur Fliegen ist schöner. Die Marine entdeckt die dritte Dimension. Marineflieger 1913-1919“ findet vom 25.4. bis 19.9. im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr (MHM) statt. Mehr Informationen unter www.mhm-gatow.de Zürich. Rund 160 Soldaten übten in einem hochmodernen Übungsgelände Retten, Bergen und medizinische Versorgung im Katastrophenfall. Es galt, Verletzte aus Trümmern eingestürzter Häuser oder brennenden Gebäuden zu bergen. Mit schwerem Gerät, Spezialbohrern oder mit bloßen Händen arbeiteten sich die Soldaten zu den Opfern vor. Anschließend wurden die Verletzten an Sanitätskräfte der Rettungskompanie übergeben und dort zur weiteren Behandlung stabilisiert und versorgt. Den meisten Soldaten kam dabei ihr ziviles Know-how zugute. „Alle hier gehen ihren zivilen Berufen nach. Darunter sind auch Ingenieure, Bauarbeiter und Handwerker“, erklärt Oberleutnant Ismael Usta. Der 24 Jahre alte angehende Jurist ist für vier Wochen Chef der Rettungskompanie 23. Die Übung war Teil des Besuchs von Generalmajor Hans-Werner Wiermann. Der Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr hat seine bilateralen Gespräche zur grenzüberschreitenden Hilfe bei Katastrophenlagen mit einer Stippvisite in der Schweiz fortgesetzt. Bei Gesprächen in Zürich und Kriens traf er die Kommandeure der Territorialregionen 2 und 4. Divisionär Hans-Peter Kellerhals und Divisionär Andreas Bölsterli stellten Struktur und Risikoschwerpunkte ihrer Bereiche vor. Beide Territorialregionen grenzen über eine Foto: KdoTA/Lopez Kiel. Teilnehmer des Lehrgangs „General-/Admiralstabsdienst International“ (LGAI) haben vorvergangene Woche den Marinestützpunkt Kiel besucht. Dabei wurde den internationalen Gästen das Leistungsspektrum sowie die Aufgaben der Marine präsentiert. Auf der Ostsee zeigten die Schnellboote „Puma“ und „Ozelot“ zusammen mit den zwei Minenjagdbooten „Drilling“ und „Herten“ unterschiedliche Manöver. Höhepunkte des Tages jedoch waren das Sprengen einer Mine und eine Winchübung mit dem „Sea King“ MK 41, bei dem ein Lehrgangsteilnehmer vom Schnellboot in den Hubschrauber gezogen wurde. (tss) von Susanne Lopez Bergen, Retten Versorgen: Schweizer Milizkräfte zeigen Deutschen bei einer Übung, was sie können. Länge von rund 350 Kilometern an Deutschland, größtenteils entlang von Rhein und Bodensee. Ein Besuch der beiden Schweizer Generale im vergangenen Dezember im Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin bildeten den Auftakt für den aktuellen Informationsaustausch. Es ging insbesondere darum, die neue territoriale Struktur der Bundeswehr vorzustellen, aber auch die Verfahren und Fähigkeiten der Schweizer kennenzulernen. „In Krisen Köpfe kennen“, lautet ein Grundsatz in der Krisenprävention. Das heißt: Absprachen und Vereinbarungen für eine Zusammenarbeit in der Krise müssen vor dieser stattfinden. „Man darf nicht glauben, dass man im Ernstfall auf Befehl eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit herstellen kann“, erklärte Wiermann. Die Beziehungen zwischen den Schweizer Verbindungsstellen der Territorialregionen und den Landesbeziehungsweise Kreisverbindungskommandos auf deutscher Seite seien fest verankert. „Aber auch die Gespräche auf der übergeordneten Ebene sind wichtig. Es ist gut, dass wir uns persönlich kennenlernen“, sagte Bölsterli und dankte der deutschen Delegation für ihren Besuch. Strukturen und Aufgaben der zivil-militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) sind auf beiden Seiten sehr ähnlich. Deshalb sei die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wichtig und sinnvoll, erklärte Kellerhals. „Insbesondere, da sich meine Territorialregion im Dreiländereck Deutschland, Österreich, Schweiz befindet.“ Eindrucksvoll wurde den Gästen aus Deutschland die Ausbildung von Milizkräften der Schweizer Armee vorgeführt. Bei einem Truppenbesuch beim Katastrophenhilfebataillon 23 in Wangen an der Aare konnten sie sich von der Effizienz der sogenannten Wiederholungskurse überzeugen. Wiermann bekundete großes Interesse an einem weitergehenden Erfahrungsaustausch, besonders im Übungsbereich. Sowohl die Sicherheits-Verbund-Übung 2014 der Schweizer als auch die anstehende Übung „Standhafter Bär“ des Kommandos Territoriale Aufgaben seien gute Gelegenheiten für eine aktive oder beobachtende gegenseitige Teilnahme. Bölsterli und Kellermann begrüßten diese Initiative. Sturmwinde über dem Kap Das Taktische Luftwaffengeschwader 33 fliegt zum Übungsschießen an Südafrikas Küste. Arniston. Acht Mal am Tag donnert es über der sonst ruhigen Provinz Western Cape in Südafrika. Im Tiefflug rasen immer wieder vier „Tornado“-Kampfjets der deutschen Luftwaffe vorbei, die vor Kurzem hierher verlegt hatten. Die Piloten trainieren Luftkampf in den unterschiedlichsten Facetten, aber den Höhepunkt bildet das Schießen mit dem ferngelenkten Luft-BodenFlugkörper „Taurus“. Vergleichbare Übungen sind im dicht besiedelten Europa kaum denkbar. Dank der Meeresnähe können hier auch kombinierte See/Luft-Übungen durchgeführt werden. „Overberg bietet uns optimale Bedingungen. Infrastruktur, Ausstattung und Unterbringung sind ausgezeichnet, das Stütz- Foto: Wilms/Bundeswehr Foto: Letzin/Bundeswehr Das Kommando Territoriale Aufgaben und die Schweizer Armee wollen enger zusammenarbeiten. Bereit zum Aufstieg: Die „Tornados“ warten auf den nächsten Flug. punktpersonal arbeitet professionell und ist hilfsbereit“, lobt Oberstleutnant Thomas Schneider, Kommandeur der Fliegenden Gruppe. Das deutsche Geschwader war schon drei Mal zu multinationalen Übungen vor Ort. Das Gros der fast 120 Soldaten, Reservisten und Zivilangestellten flog im Bundeswehr-Airbus ein. Die mehr als 50 Tonnen Material kamen per Charter-„Antonov“ oder auf dem Seeweg. Doch die Soldaten sind sich auch der Kontraste in der südafrikanischen Gesellschaft bewusst und engagieren sich: Der Erlös einer Sammelaktion in der Heimat des Geschwaders wird einer Schule in der Umgebung Overbergs für den Kauf von Schuluniformen zur Verfügung gestellt. Von der Marinekameradschaft in Deutschland wurden Musikinstrumente für ein Jugend-Musikprojekt in Kapstadt mit ins Land gebracht. Der Aufenthalt in Südafrika war für alle Beteiligten fachlich und menschlich lehrreich. Die abgefeuerten „Taurus“ trafen punktgenau, zudem hatten die meisten Teilnehmer Südafrika zum ersten Mal besucht und zeigten sich von Land und Leuten begeistert. Ob dienstlich oder privat, einige der Soldaten werden gewiss wiederkommen. (msc) 28. April 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9 „Fenster und Türen öffnen“ Vor 25 Jahren wagt Ungarn den ersten Schritt zum Fall des Eisernen Vorhangs und leitet damit die Wende ein. Bratislava. Im kleinen Grenzort Hegyeshalom wurde am 2. Mai 1989 Weltgeschichte geschrieben. Der ungarische General Balas Novacki trat dort vor die internationale Presse und erklärte etwas umständlich, was bald danach ganz Europa verstand: „Wir haben dieses Treffen heute hier am 2. Mai organisiert, da heute an diesem Tag die elektrischen Alarmanlagen zwischen Ost- und Westeuropa abgebaut werden.“ Der Eiserne Vorhang, über vierzig Jahre die Trennlinie zwischen West und Ost, wurde geöffnet. Bereits Ende Februar 1989 hatte die ungarische Führung über den Abbau der in die Jahre gekommenen Grenzanlagen beraten. Staatsminister Imre Pozsgay brachte es auf den Punkt: „Die elektrischen Sicherungsanlagen sind moralisch, technisch und politisch veraltet.“ Ungarn hatte die Reisefreiheit für seine Bürger bereits 1988 eingeführt. Im März 1989 erklärte der ungarische Ministerpräsident Miklós Németh in Moskau: „Wir müssen zur äußeren Welt nicht nur die Fenster, sondern auch die Türen öffnen!“ In einer streng geheimen Übung der ungarischen Grenzwache wurde im April der Abbau bei Bratislava geprobt. Dann folgte am 2. Mai die denkwürdige Öffnung der Grenze nach Westen. DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler vertraute auf ein Abkommen zwischen Ungarn und der DDR, das die Ausstellung schwunden, der illegale Grenzübertritt wurde jedoch immer noch von den Grenzern Ungarns verhindert. Legendär ist das „Paneuropäische Picknick“ vom 19. August, wo sich an einem improvisierten Grenzübergang bei Fertörakos/ St. Margathen Politiker und Bürger aus Österreich und Ungarn zu einem Tag der friedlichen Grenzöffnung trafen. Ein Programmpunkt hieß „Baue ab und nimm mit!“ Weiter wurden die Bürger zur Mithilfe beim „Zerschneiden des Eisernen Vorhangs“ aufgefordert. Spontan nutzten etwa 700 DDR-Bürger diese Gelegenheit zur Massenflucht. Ein Grenzoffizier, Oberstleutnant Árpád Bella, wirkte in dieser heiklen Situation Symbolischer Akt: Ungarns Außenminister Gyula Horn (l.) und sein österreichischer Amtskollege deeskalierend, was ihm zunächst Alois Mock (r.) durchtrennen bei Sopron/Klingenbach den Eisernen Vorhang. ein Disziplinarverfahren einbrachte, später Ehrungen in seivon Ausreisevisa für DDR-BürDie Bilder vom Abbau der Proteste der Bevölkerung nie- nem Heimatland und schließlich ger verbot. Und noch bis zum Grenzanlagen gelangten über das dergeschlagen. Egon Krenz, 2011 sogar das Bundesverdienst12. Juli wurden festgenommene West-Fernsehen in die DDR. Die der „Kronprinz“ Honeckers, kreuz. Immer wieder verhin„Grenzverletzer“ aus der DDR Stimmung dort war im Zuge der begrüßte das Durchgreifen der derten Grenzsoldaten in diesen auch wieder nach Ost-Berlin Wahlen vom 7. Mai angespannt. chinesischen Genossen auf dem Tagen die Flucht. Der DDR-Bürüberführt. Ein mutiger Teil der Bevölke- Tiananmen-Platz. Es sei „etwas ger Kurt Werner Schulz starb so Stückweise verschwand nun rung protestierte gegen den offen- getan worden, um die Ordnung am 21. August 1989 um 22.40 Tag für Tag der Stacheldraht. sichtlichen Wahlbetrug der SED- wiederherzustellen“. Diese War- Uhr in Lutzmannsburg durch eine Als am 27. Juni 1989 der öster- Führung. Generalsekretär Erich nung an die eigene Protestbewe- Kugel der ungarischen Grenzwareichische Außenminister Alois Honecker verweigerte sich jedoch gung kam an. che. Er sollte der letzte GrenzMock und sein ungarischer Amts- konsequent einer Reform, wie sie Und so wurden die Bilder tote sein. kollege Gyula Horn bei Sopron/ Gorbatschow mit der Perestroika in aus Ungarn und der Beginn Schon am 11. September wurKlingenbach in einem symbo- der Sowjetunion angestoßen hatte. der Sommerferien zum Start- den die Tore an der Westgrenze lischen Akt den Eisernen Vor- Der Unterdrückungsapparat von signal einer Massenflucht aus endgültig geöffnet. Innerhalb hang öffentlichkeitswirksam zer- „Stasi“ und Volkspolizei sowie der DDR. Im August waren weniger Wochen flohen mehr teilen wollten, musste man sich die desolate wirtschaftliche Lage bereits zehntausende DDR- als 25 000 DDR-Bürger. Ostzuvor etwas einfallen lassen. Der verstärkten den Eindruck der Per- Bürger „auf Urlaub“ in Ungarn Berlin verbot schließlich Reisen Abbau war nämlich so schnell spektivlosigkeit für die Menschen und warteten auf die Gelegen- nach Ungarn. Aber die Friedliche vonstatten gegangen, dass man in der DDR. heit zur Flucht über die „grüne Revolution nahm nun Fahrt auf. für den Pressetermin ein Stück Anfang Juni 1989 hatte zudem Grenze“. Ungefährlich war das Bald sollte auch die Berliner der Grenze rekonstruieren das chinesische Militär im nicht, denn die Sperranlagen Mauer, das Symbol der Teilung musste. Zentrum Pekings gewaltsam waren zwar größtenteils ver- der Welt, fallen. Foto: dpa/pa von Heiner Bröckermann, Unteroffizierschule des Heeres Ein stiller Minister der Armee der Einheit von Klaus Storkmann, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Bonn. An den Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg (CDU) werden sich noch viele Bürger erinnern. Aber an den Verteidigungsminister Stoltenberg wohl nur wenige. Zu Unrecht. Denn in seine Amtszeit auf der Hardthöhe fielen die Deutsche Einheit und die ersten Auslandseinsätze. Kurzum: Unter Stoltenberg begann der einschneidende Wandel der Bundeswehr zu jener Armee, die sie heute ist. Seit 1971 war Stoltenberg Ministerpräsident von SchleswigHolstein. Helmut Kohl holte ihn 1982 in seine neue Regierung nach Bonn, als Finanzminister. Stoltenberg personifizierte das Amt des Finanzministers wie sonst nur Theo Waigel oder Wolfgang Schäuble. Umso überraschender war 1989 sein Wechsel auf den Schleudersitz Hardthöhe. Nur knapp drei Jahre blieb Stoltenberg im Amt, dies war jedoch eine rasante Zeit. Anfang 1990 war die Bundeswehr noch eine 500 000-Mann-Streitmacht, unterstützt von 170 000 zivilen Mitarbeitern. Mit dem 3. Oktober wurden zunächst 90 000 Soldaten und knapp 50 000 Zivilbeschäftigte der Nationalen Volksarmee übernommen. Aber die große Mehrheit des ehemaligen Personals der Foto: Bundeswehr Im geschichtsträchtigen Jahr 1989 wird Gerhard Stoltenberg der zehnte Bundesminister der Verteidigung. Verteidigungsminister der E inheit: Gerhard Stoltenberg. die Streitkräfte erst wirklich zur „Armee der Einheit“. Während in Ostdeutschland die neue Bundeswehr Gestalt annahm und im Westen der notwendige Umbau zu einer kleineren Armee begann, warteten schon neue, ungewohnte Aufgaben auf die Soldaten. Im Vorfeld des ersten Irakkrieges 1991, der „Operation Desert Storm“, wurden Luftwaffeneinheiten in die Türkei entsandt. Die Bundeswehr leistete dem NATO-Partner auch logistische Unterstützung. Was heute fast aus dem Gedächtnis verschwunden ist: Minenabwehrkräfte der Marine waren 1990/91 auch im Mittelmeer und im Persischen Golf im Einsatz. Ab 1991 kamen Journalisten mehreren Skandalen rund um die Bundeswehr auf die Spur, fast alle drehten sich um unerlaubte Waffenlieferungen an diverse Staaten. So wurde ein Transport alter NVA-Panzer an Israel entdeckt und gestoppt. Ans Licht gelangte auch die Lieferung von 15 Panzern der Bundeswehr an die Türkei – gegen das Verbot des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages. Im Zuge dieses Vorgangs trat Stoltenberg am 31. März 1992 zurück. Gerhard Stoltenberg starb im November 2001 in Bonn. Sein Name wird in den Geschichtsbüchern für immer mit der Armee der Einheit verbunden sein. 10 aktuell SPORT Vorbereitung auf Volleyball-WM Sieg in allen Kategorien Die deutschen Slalom-Kanuten entscheiden in Markkleeberg alle Rennen für sich. Foto: Deutscher Kanu-Verband Köln. Mit 26 Spielerinnen beginnt Volleyball-Bundestrainer Giovanni Guidetti die Vorbereitung auf die WM in Italien (23. September bis 12. Oktober). Dazu lädt der Italiener die Spielerinnen am 20. Mai zu einem ersten Lehrgang ein. Am 25. Mai reist dann ein Teil der Mannschaft zum internationalen Turnier nach Montreux/ Schweiz (27. Mai bis 1. Juni). Mit dabei sind Hauptgefreiter Carina Aulenbrock und Obergefreiter Lena Stigrot. (eb) 28. April 2014 Solidaritätsläufe an Bundeswehr-Unis Hamburg/München. Am 22. Mai findet zum vierten Mal an der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität der Solidaritätslauf statt. Mitmachen können nicht nur Soldaten, sondern jeder, der Lust am Laufen hat und dabei Gutes tun will. Der Erlös geht an die Soldaten und Veteranen Stiftung sowie an die Oberst Schöttler Versehrten-Stiftung. Weiterhin wird das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr am Spendenerlös der Abendveranstaltung beteiligt. Der Laufanzug ist frei wählbar, getreu dem Motto: Je kreativer desto besser. Wem der Weg in die Hansestadt zu weit ist, kann am 24. Mai beim Solidaritätslauf der Bundeswehruniversität in München mitlaufen. Der Erlös geht an die Oberst Schöttler-Versehrten-Stiftung und die Aktion Christkind Neubiberg. (pfr) Solidaritätsläufe 22. Mai 2014 in Hamburg Strecken: 3km, 12km, 21km, 12km Marsch, Beginn: 12 Uhr Start: ab 13 Uhr Startgebühr: 15 Euro Anmeldung: www.solidaritätslauf.de 24. Mai 2014 München Strecken: 3km, 6km, 10km, 6km Marsch Beginn: 12 Uhr Start: ab 15:00 Uhr Startgebühr: 10 Euro Anmeldung: www.solidaritätslaufmünchen.de. von Jochen A. Meyer Markkleeberg. Die SlalomKanuten des Deutschen KanuVerbandes (DKV) haben beim ICF-Weltranglistenrennen im Kanupark Markkleeberg am Ostersonntag alle Rennen für sich entschieden. Zwei Wochen vor Beginn der nationalen Qualifikationen für die Nationalteams der Saison 2014 zeigte sich der Großteil der Favoriten schon in ansprechender Form. Der Olympia-Dritte Stabsunteroffizier Hannes Aigner gewann die Entscheidung der Herren im Kajak-Einer. In 97,79 Sekunden und mit einem fehlerfreien Lauf distanzierte er seine Teamkollegen und Trainingspartner Unteroffizier Sebastian Schubert und Unteroffizier Paul Böckelmann. „Vor der Quali ging es mir vor allem darum, die Form zu prüfen. Das war mein erster Wettkampf in diesem Jahr, der erste seit langem. Ich bin sehr zufrieden und froh, dass ich vorne mit dabei bin und zeigen konnte, dass ich auch noch da bin“, sagte Aigner, der anders als viele andere DKV-Athleten die Weltranglistenrennen in Penrith und Solkan ausgelassen hatte. Das Rennen im CanadierEiner gewann Oberfeldwebel Jan Benzien vor seinem Vereinskollegen und Zweierpartner Franz Anton sowie dem Neu-Leipziger Nico Bettge. „An einer Stelle bin ich noch auf Sicherheit gefahren, aber ansonsten war der Finallauf schon fast makellos. Ich wusste noch nicht so richtig, wo ich stehe. Da nimmt man jetzt schon ein gutes Gefühl in Richtung Quali mit, wenn man sieht, dass man auch unter Druck schon gut paddeln kann“, freute sich der 31-Jährige Europameister, der anschließend auch im Zweier den Sprung auf das Podest schaffte. Den Sieg im Canadier-Zweier sicherten sich die Merseburger Robert Behling und Thomas Becker, die in der vergangenen Saison wegen Krankheit pausieren mussten. In 113,79 Sekunden und ohne Torstabberührungen distanzierten sie ihre Konkurrenz deutlich und verwiesen das Duo Anton/Benzien sowie die tschechischen Team-Weltmeister Ondrej Karlovsky und Jakub Jane auf die Plätze. „Ich wüsste nicht, wo wir hier noch Zeit liegen gelassen hätten, mit dem Finallauf sind wir super zufrieden. Für uns war besonders wichtig, nicht zu berühren“, sagte Behling. „Das große Ziel ist es jetzt, sich nach dem schwierigen letzten Jahr wieder für das Team zu qualifizieren und sich nach und nach wieder in die Weltspitze vorzuarbeiten“, ergänzte Becker. Die WM-Dritte des Vorjahres, Ex-Weltmeisterin Jasmin Schornberg siegte im Rennen der Damen im Kajak-Einer fehlerfrei mit gut zwei Sekunden vor ihrer Teamkollegin Hauptgefreiter Ricarda Funk und der Tschechin Katerina Kudejova. „Ich wollte probieren, überall möglichst eng und sauber zu fahren und das hat super geklappt. Ich bin gut reingekommen ins Rennen und körperlich ganz fit, am Wochenende jetzt zwar ein bisschen am kränkeln, aber bis zur Quali bin ich dann bombenfit“, freute sich Schornberg. Im Canadier-Einer der Damen holte sich Lena Stöcklin den Sieg vor Rebekka Jüttner und Maybrit Gießler. „Endlich hat es mal wieder im Finale geklappt, das war schon lange nicht mehr so“, freute sich die WM-Team-Dritte, „aber es war noch nicht optimal, das geht schon noch besser. Die Physis ist ganz in Ordnung, an der Psyche muss bis zur Qualifikation noch ein bisschen gearbeitet werden.“ Uniform statt Trainingsanzug Spitzenathleten der Sportfördergruppe Frankenberg trainieren militärische Grundfertigkeiten. Frankenberg. Eine Woche ruht das reguläre Training für 14 Spitzenathleten der Sportfördergruppe Frankenberg, denn sie haben den Trainingsanzug gegen die Uniform getauscht. Für sie standen unter anderem Schießen, eine Sanitätsausbildung, Grundlagen des ABC-Schutzes und ein Orientierungsmarsch auf dem Dienstplan. All dies ist Teil der individuellen militärischen Grundfertigkeiten (IGF). Zu den teilnehmenden Athleten gehörten auch die Olympiateilnehmer von Sotschi, Hauptfeldwebel Anke Wischnewski und Hauptgefreiter Richard Freitag. Die Sportsoldaten waren für die Übung in die Wettiner Kaserne in Frankenberg und auf das Gelände Foto: Riedel/LKdo SN Foto: privat In Topform: Stabsunteroffizier Hannes Aigner gewinnt die Entscheidung im Kajak-Einer und präsentiert einen fehlerfreien Lauf. „Blutige Sache“: Tom Reichelt und Hannes Kröger als Ersthelfer. des Olympiastützpunkts in Oberwiesenthal gekommen. Das erste Mal bei der IGF-Woche waren die Rennrodlerinnen Obergefreiter Julia Taubitz und Obergefreiter Angelique Fleischer dabei. Sie gehören zu den fünf besten Rennrodlerinnen Deutschlands im Juniorenbereich. Nach der achtwöchigen Grundausbildung im vergangenen Sommer ist es das zweite Mal, dass die Sportlerinnen ihre neue Uniform tragen. „Für mich sind das ganz neue Erfahrungen, die ich hier bei der Bundeswehr sammeln kann. Die Schießausbildung und der etwas andere Tagesablauf, das hat mir bisher gut gefallen“, erzählt Fleischer. Hauptfeldwebel Sascha Klein, 2013 Weltmeister im SynchronTurmspringen, hatte im vergangenen Herbst in Frankenberg an der Ausbildung teilgenommen: „Für uns Leistungssportler bietet die IGF-Woche eine gelungene Abwechslung zum gewohnten Trainingsalltag.“ Wesentlicher aber sei, „dass man dadurch in den militärischen Grundfertigkeiten auf dem Laufenden bleibt.“ (cr) 28. April 2014 VERMISCHTES Berlin. Die Freiheit der Meinungsäußerung und -verbreitung in Wort und Bild sowie von Wissenschaft, Kunst, Forschung und Lehre sind in Deutschland an vorderer Stelle im Grundgesetz verankert (Art. 5, Abs. 1 bis 3). Vielleicht ist es gerade dieses deutliche Bekenntnis zu den Freiheiten der persönlichen Entfaltung, das den chinesischen Künstler Ai Weiwei dazu bewog, seine weltweit größte Einzelausstellung im Martin-Gropius-Bau in der deutschen Hauptstadt zu zeigen. Denn in seiner Heimat kann er seine Werke derzeit nicht ausstellen. Nun stehen ihm in Berlin 3000 Quadratmeter zur Verfügung. Er nutzt diesen Raum, um Werke und Installationen zu zeigen, die er noch nie in Deutschland gezeigt hat oder sogar eigens für diesen Museumsbau in seinem Studio am Stadtrand von Peking entwarf. Er kann sich in China zwar wieder frei bewegen, allerdings darf er das Land nicht verlassen. So konnte er bei der Eröffnung nicht anwesend sein. Doch Ai wäre nicht Ai, wenn auch diese Ausstellung nicht von Vielseitigkeit und vor allem politisch-gesellschaftlichen Aussagen geprägt wäre. „Evidence“ („Beweis“) lautet daher auch der Titel der Ausstellung in Berlin. Geschickt spielt der Künstler auf binnenchinesische Verhältnisse und Beziehungen Chinas zum Westen an. Dabei greift er sowohl auf die chinesische Kunsttradition als auch auf moderne Konzeptkunst zurück. Er sperrt sich bewusst gegen die Vorgabe bestimmter Stilund Formensprachen, um einen Kontrapunkt zum politischen Einparteiensystem in China zu setzen. Diese Verbindung von Tradition und Moderne sowie damit verbundene Botschaften und Systemkritik machen ihn zum zweifelsfrei bekanntesten Foto: Eric Gregory Powell von Alexander Linden Kunst im Exil Chinas bekanntester Künstler der Gegenwart zeigt in Berlin seine bislang größte Einzelausstellung. als auch umstrittensten Künstler des „Reichs der Mitte“. Ein Beispiel hierfür sind die antiken Vasen aus der Han Dynastie, die er mit Autolack überzog. Der Lack steht für die aufstre- bende Mittelschicht in China, die vor allem westliche Autos fährt. Darunter ist die Form und Oberfläche der antiken, chinesischen Kunst zu sehen. Ai stellt damit die Frage nach der Ent- Getaway BluRay. Ein Unbekannter (Jon Voight) hat die Frau des ehemaligen Rennfahrers Brent Magna (Ethan Hawke) entführt und stellt per Telefon Forderungen. Zunächst muss er ein spezielles Auto klauen. Mit diesem soll er anschließend in Sofia „Aufgaben“ erledigen. Verfolgungsjagden mit der Polizei gehören fortan zu den harmloseren Hürden. Bei seinem Versuch, den Anweisungen Folge zu leisten, trifft Brent auf eine junge Frau (Selena Gomez), die er nur als „The Kid“ kennenlernt. Durch widrige Umstände wird sie in Brents Misere hineingezogen und muss ihm unter Lebensgefahr dabei helfen, die Forderungen zu erfüllen. wicklung von Zivilisation. Chinesische Tradition greift er auch in seinem Werk „Stools“ (Foto) auf. 6000 schlichte Schemel, wie sie seit der Ming Dynastie des 14. Jahrhunderts zum Inventar aktuell 11 der ländlichen Haushalte gehören, vereint er zu einem Mosaik. Alte und neue Stücke verbinden sich so zu einem Gesamtbild, das eine Formensprache zeigt, die über Epochen hinweg Bestand hat. Politisch wird Ai Weiwei mit seiner Kunst, wenn er auf sein eigenes und das Schicksal von Landsleuten blickt. Die Skulptur „Souvenir from Shanghai“ ist eine Wand, die aus dem Schutt seines Ateliers gebildet wurde, das ihn die Stadtverwaltung von Shanghai 2008 errichten ließ. 2011 hingegen riss sie es wegen seiner Kritik an der Regierung wieder ab. Ebenfalls rein politisch ist die Installation „Very Yao“. 150 gewöhnliche Fahrräder hängen in einer Art Helix in einem Lichthof von der Decke. Damit erinnert Ai an den Prozess eines Mannes, der zunächst wegen eines angeblichen Fahrraddiebstahls verhaftet und letztlich wegen angeblichen Mordes an sechs Polizisten zum Tode verurteilt wurde. Dieser Prozess war auch in China äußerst umstritten und hatte für großes Aufsehen gesorgt. Seit der Eröffnung Anfang April haben mehr als 55 000 Besucher die Schau gesehen. Somit ist die Ausstellung schon jetzt eine der erfolgreichsten, die jemals in einem der Berliner Museen gezeigt wurden. Wer nicht persönlich kommen kann, hat jedoch die Möglichkeit, sich die Ausstellung im begleitenden Katalog nach Hause zu holen: Gereon Sievernich (Hrsg.): „Ai Weiwei – Evidence; Mit Beiträgen von Ai Weiwei, Thomas Eller, Wulf Herzogenrath, Uta Rahman-Steinert und Klaas Ruitenbeek“; Prestel Verlag; München 2014; 240 Seiten; 200 Farbabbildungen; 39,95 Euro; ISBN 978-3-7913-5344-9. Alle weiteren Informationen sind unter www.berlinerfestspiele.de zu finden. Der einzige Zeuge Regisseur Courtney Solomon hat es gewagt dem Filmklassiker „Getaway“ nachzueifern und mit superschnellen Schnitten auf die moderne Internet-Generation gezielt. Dieses Stakkato bei der Nonstop-Verfolgungsjagd führt schon mal zu leichten Ermüdungserscheinungen. Doch wer sich davon nicht demoralisieren lässt, kann in diesem Film aus dem Jahr 2013 die derzeit rasantesten Autoverfolgungsjagden überhaupt bestaunen: Solomon hat für seinen Actionfilm bewusst auf CGI-Aufnahmen verzichtet und fährt im Kontrast zu der „Fast And Furious“-Reihe handgemachtes Crashkino auf und ist ein echter Geheimtipp. BluRay. Die junge Witwe Rachel Lapp (Kelly McGillis) reist mit ihrem achtjährigen Sohn Samuel (Lukas Haas) nach Philadelphia. Unterwegs wird der Junge unbemerkt Zeuge eines Mordes. Captain John Book (Harrison Ford) und Sergeant Eldon Carter (Brent Jennings) müssen dem scheuen Samuel nun Informationen über die Mörder entlocken. Als der Junge einen hoch dekorierten Polizisten identifiziert und Book von diesem angeschossen wird, flüchtet er mit Mutter und Sohn in deren Amish-Gemeinde, wo er widerwillig aufgenommen wird. Unterdessen soll Carter die Korruption in den eigenen Reihen untersuchen. Der unorthodoxe Thriller beginnt als routinierter Großstadt-Krimi, verwandelt sich in eine sensible Milieustudie, um schließlich mit einem klassischen Showdown zu enden. Im Nachhinein erwies sich „Der einzige Zeuge“ nicht nur als ein Überraschungserfolg bei Kritikern und Publikum, sondern brachte Ford auch seine erste und bislang einzige Oscar-Nominierung ein. Heute, fast 30 Jahre später, beeindruckt das in der streng religiösen Amish-Gemeinschaft angesiedelte Kriminaldrama vor allem durch die feinfühlige Inszenierung. Der zeitlose Klassiker liegt nun endlich auch auf BluRay vor. (eb) aktuell Ausgewählte Medienbeiträge 29. April, 20:15 Uhr, arte: „Schwerpunkt: 14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ Im August 2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Auf der Basis von 14 Tagebüchern von 14 Menschen aus acht Nationen zeigt die Serie in acht Teilen persönliche Schicksale. Vor dem Hintergrund der politischen und militärischen Entwicklung entsteht so eine Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs. Die Serie konzentriert sich auf das Drama der Hauptfiguren, das mit historischem Archivmaterial verwoben wird. Youtube-Video der Woche: Die Piloten des Hubschraubergeschwaders 64 haben in den Schweizer Alpen einzigartige Trainingsmöglichkeiten. Jeder Anflug auf die hoch gelegenen Landeplätze ist eine Herausforderung, denn die schweren Hubschrauber „CH-53“ bewegen sich in der dünnen Luft häufig an der Leistungsgrenze. Vor allem vor dem Hintergrund der Einsätze in Afghanistan ist die Gebirgsflugausbildung von großer Bedeutung, getreu dem Motto: „Wer im Gebirge fliegen kann, kann überall fliegen“. (eb) Der Beitrag „Ausbildung in den Alpen auf dem ‚CH 53‘“ unter www.youtube.com/bundeswehr. VERMISCHTES 28. April 2014 Rock an der Reling Obermaat Janek Wahsner macht mit der Bordband die Fregatte „Hamburg“ zur Bühne. Was ist Ihr wertvollstes Gut? Die gute Beziehung zu meinen Eltern. Sie stehen immer hinter mir. Wie können Sie am besten entspannen? Wenn ich mit meiner Freundin zusammen bin. Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig? „Quasi!“ Foto: Stefan Meyer 12 Wilhelmshaven. Es begann 2013 beim Carrier-Strike-Deployment, während dessen sich fünf Unteroffiziere zusammen taten, um ein Live-Programm zu erarbeiten. Einige haben sich das Spielen von Instrumenten selbst beigebracht, aber eines hatten sie alle gemeinsam: „Die Leidenschaft zur Musik“. Und so entstand die Bord-Band der Fregatte „Hamburg“. Zum Kern zählen Obermaat Janek Wahsner (Foto), zusammen mit den vier anderen Gründungsmitgliedern. Das Repertoire reicht von AC/DC bis Volbeat. Allerdings müssen die Musiker viel Engagement einbringen, denn einen Probenabend zu organisieren, ist äußerst schwierig. Zudem kommen immer wieder Gast-Musiker hinzu, die nur für gewisse Zeit oder neu an Bord kommen. „Wir haben alle Dienstgrade dabei, vom Freiwillig Wehrdienstleistenden bis zum altgefahrenen Berufssoldaten“, sagt Wahsner. Durch die Gäste erweitert sich das Repertoire der Band. „Wenn jemand sein Interesse bekundet, schicken wir ihm Texte, Noten und Liedlisten. Sobald sie sich bei einer Probe einbringen können, nehmen sie daran teil.“ So bleibt es nicht aus, dass oft in der Freizeit während der Hafenaufenthalte geprobt wird. Dank der Größe des Schiffes ist es ein Leichtes, das Equipment, wie zwei Schlagzeuge, Verstärker und zahlreiche Gitarren unterzubringen. Das Motto der Band lautet zudem nicht umsonst: „Seefahrt ist unsere Berufung – Musik unsere Passion.“ (eb) Was ist Ihre größte Errungenschaft? Meine Band „Severity Code“. Sie sorgt für eine Menge Spaß neben dem Alltag. Was treibt Sie an? Die Gedanken an den nächsten Urlaub. Was wäre Ihre berufliche Alternative? Forstwirt. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Schokolade. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Stefan Everts, einer der besten Motorcrosser. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Heuchelei. Wo möchten Sie am liebsten leben? In den Alpen. Was wäre für Sie das größte Unglück? Wenn mir ein Unfall mit bleibenden Körperschäden oder das Auftreten einer chronischen Krankheit passierte. Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit? Menschen, die sich aktiv für die Armen auf der Welt einsetzen.