eine insel namens udo

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eine insel namens udo
Juni 2011
www
EINE INSEL
NAMENS UDO
EIN FILM VON MARKUS SEHR
www.eineinselnamensudo.x-verleih.de
www.trailer-ruhr.de
JAZZ
AN DER RUHR
20. Internationales Jazz-Festival
17. – 19. Juni
Schloß Broich, Mülheim an der Ruhr
Fr., 17. Juni, 19 Uhr · Night of Jazz „Hammond Inferno“
Barbara Dennerlein & Bebap, Andi Kissenbeck’s Club Boogaloo, Know What I Mean?
Sa., 18. Juni, 17 Uhr · Riverboat-Shuffle ab Wasserbahnhof
MS Mülheim an der Ruhr: Super Jazz · MS Friedrich Freye: Milchkännchen
Sa., 18. Juni, 19 Uhr · Jazz-Nacht
Allotria Jazzband feat. Beverly Daley, The Joy of Swing feat. Engelbert Wrobel, Red Wing Jazzband,
Super Jazz, Claudio Krott Trio, Ulbricht & Schlömer Boogie Duo, Schampus All Stars, Max & Max,
Papa Joes Blues Dogs, Vera Wilm Quartett, The Pursuit
www
So., 19. Juni, 11 Uhr · Jazz-Frühschoppen
CDC-Cologne Dixieland Company, Students of Jazz,
Big Band Luisenschule, Aaror Albrecht Quartett,
Grashof Big Band
www.muelheim-ruhr.de
Premiumsponsoren
Unterstützer
Kooperationspartner
Veranstalter
www.muelheim-partner.de
TICKETS: Touristinfo im MedienHaus, Tel.: 02 08 / 960 960 und an allen CTS-Vorverkaufsstellen
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Fahrenheit 451. Das Papier geht, das Netz bleibt?, Foto: Stefan Lindauer
trailer-Thema.
www.trailer-ruhr.de I Juni 2011
5 Netz(re)publik
Facebook, Twitter und co. haben das Monopol von
Print, TV und Radio durchbrochen – global und lokal
Bühne.
10 Theater Ruhr
Andrij Zholdak bringt in Oberhausen Dostojewskis
„Der Idiot“ auf die Bühne
11 Aalto Theater/Open Air in Dinslaken
12 Premiere
Impulse 2011 - Interview mit Tom Stromberg
13 NRW Theatertreffen / Schauspiel Essen
14 Theater Ruhr
„Iphigenie auf Tauris“ in Mülheim, „Bluthochzeit“
im Theater Dortmund, „Der eingebildete Kranke“
in Bochum
15 Theater Duisburg
16 Theater Ruhr
„Angstmän“ in Essen, „Haus am See“ in
Bochum, „Face-Book“ in Oberhausen
18 Consol Theater Gelsenkirchen
Theater Ruhr
Kafkas „Amerika“ am Bochumer Schauspielhaus
19 culture club: „westwärts“ NRW Theaterfreffen
Theater im Depot
20 Opernzeit – unsere Zeit
Alban Bergs „Wozzeck“
21 Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
22 Thetaer Rottstr5/Das kleine Theater Essen
Theater demnächst
Festivals für die Urlaubssaison
23 Theater Fletch Bizzel/Theater Oberhausen
24 BB Promotion: Rocky Horror Show
25 culture club:
Head Spin Critical Mess
26 Bucardo/Komikzentrum Ruhr
Kabarett- und Comedytipp für den Juni
27 Rü-Bühne/Kulturzentrum Wichern
Bahnhof Langendreer/Flottmann Hallen
Ebertbad
28 RuhrHOCHdeutsch
30 Theater-Kalender Ruhr
51 Grugahalle
63 Wuppertaler Bühnen
KÖLN-THEMA
THEMA
Wahltag
ist Zahltag BÜHNE
Netz(re)publik
Foto: Gerd Altmann_pixelio.de
5
Foto: Axel J. Scherer
Kino.
34 culture clubs
Premiere im Endstation: „Noise and Resistance“
Kino Café im UCI Bochum und Duisburg: „Almanya“
35 Film-ABC/Vorspann
36 Film des Monats: „Die Frau die singt“
Eine menschliche Tragödie
37 Kritikerspiegel Ruhr/ Kino-Kalender Ruhr
Previews, Filmreihen und mehr
38 weitere Filmbesprechungen
40 Roter Teppich
Fritzi Haberlandt über „Eine Insel namens Udo“
43 Kino.Ruhr
Das Bochumer Casablanca
Literatur.
46 Literatur Portrait
Die Bochumer Autorin Edda Minck
47 Poetry
Sebastian23: Sick of it all
Die Videokolumne: www.trailer-ruhr.de/literatur
Textwelten
Stadtportraits des Hamburger CORSO-Verlags
48 ComicKultur/ Wortwahl
Buch- und Comic-Tipps im Juni
51 Literatur-Kalender Ruhr
Literatur-Termine der Region
Medienforum Essen
www
Kunst.
50 RuhrKunst
Ausstellungen in Bottrop und Hamm
52 Sammlung
Rik Reinking über die Ausstellung „Street Art“
in der Von der Heydt Kunsthalle Wuppertal
53 Museum Morsbroich Leverkusen
Osthaus Museum Hagen
54 Kunstwandel
„Street Art“ in Wuppertal
Kunst-Kalender
Ausstellungstipps der Online-Redaktion
unter: www.trailer-ruhr.de/kunst
Ruhr Bühne
10
Foto: Bernd Uhlig
Opernzeit KINO
20
Musik.
2 Jazz an der Ruhr
53 culture club: Jazz an der Ruhr
57 Dirk Becker Entertainment
CD-Neuerscheinungen und Konzerte
www.trailer-ruhr.de/musik
Kultur in NRW.
19 Theater in NRW
Das Festival „africologne“ in Köln
20 Oper in NRW
„Madama Butterfly“ am Aalto-Musiktheater
24 Musical in NRW
Cole Porters „Anything Goes“ in Bielefeld
51 Kunst in NRW
Zwei Ausstellungen in Aachen
55 Popkultur in NRW
Festivaltipps für den Sommer
Improvisierte Musik in NRW
Zwei Jazzfeste in NRW feiern Geburtstag
Lesen Sie auch Tanz in NRW unter:
www.trailer-ruhr.de/tanz-nrw
trailer spezial.
4 Intro
8 Über Tage
Fred Handwerker über das Revier als Konzerthaus
und Eventmeile
9 Innovation
Bürger werden zu Energie-Produzenten
56 Auswahl
61 Kolschewsky
62 Impressum /Magenbitter
Mehr Kultur-Tipps und Verlosungen
www.trailer-ruhr.de/auswahl
www.trailer-ruhr.de/verlosungen
Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de!
Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Film des Monats KULTUR IN NRW
36
Foto: Christian Werthschulte
Pop
55
Intro
Intro
-ruhr.de
Juni 2011
Auch diese(r) alte Herr (Dame?) braucht ein Facebook-Profil, Foto: Andreas Helmig
trailer + trailer-ruhr.de
Digital Buße tun
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
Umbruchphase
Matthias Urbach, Online-Chef der taz über die
Zukunft der Printmedien: „Die Entwicklung kann
so verlaufen wie beim Technologiebruch nach
Erfindung des Autos. Heute fährt man mit der
Pferdekutsche nur noch in die Lüneburger Heide.“
6
Matthias Urbach
Thema
Standortbestimmung vom Platzhirsch
Rüdiger Oppers, Chefredakteur der NRZ über
die mögliche Koexistenz von Print und Online
bei der WAZ-Mediengruppe.
6
Rüdiger Oppers
Premiere
Arm aber sexy
Das Theaterfestival „Impulse NRW“ präsentiert
ab dem 29. Juni die besten Produktionen der
Off-Szene. trailer sprach mit Tom Stromberg,
einem der künstlerischen Leiter, über Geldnot
und Geniestreiche des Freien Theaters.
12
Seltenes Talent
Fritzi Haberlandt hat schon früh in New York
gespielt und Theater- wie Filmpreise gewonnen.
trailer sprach mit ihr über den Dreh zu ihrem
neuen Film „Eine Insel Namens Udo“.
40
Im Kino wird es in diesem Monat tragisch. DIE FRAU DIE SINGT erzählt eine
bizarre Familiengeschichte. Warum will eine alte Frau nackt, ohne Sarg und
auf dem Bauch liegend, begraben werden? Warum schickt sie ihre Kinder
in ihre alte Heimat Libanon? Wen finden diese dort? Antworten auf diese
Fragen gibt es nur im Kino. Dies gilt auch für einen sommerlichen Juni.
Amen.
LUTZ DEBUS
Fritzi Haberlandt
Sammlung
Seltene Schmierereien
Der Kurator der Wuppertaler Street ArtAustellung Rik Reinking über die Spannung
von urbanen und musealen Resonanzräumen
und dem Erbe der Graffitikultur.
Vielleicht muss Overbeck aber gar nicht weg. In Zeiten des Internets könnte er ja die Online-Beichte etablieren. Die Sünden werden im Beichtstuhl
mittels Tastatur eingegeben und Overbeck muss nur noch auf „Gefällt mir“
oder „Gefällt mir nicht“ klicken. Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger
Reisekosten, weniger Gefahr für den Geistlichen. In allen anderen gesellschaftlichen Bereichen regiert doch inzwischen auch die digitale Informationsübermittlung. So hat trailer sich das Thema NETZ(RE)PUBLIK für den
Juni vorgenommen. Wie geht es den klassischen Massenmedien in Zeiten
der sogenannten sozialen Netzwerke? Auch Musiker leiden an der schönen
neuen digitalen Welt. Darum gibt es immer mehr Live-Konzerte, die einfach
unkopierbar sind, erklärt der Konzertveranstalter FRED HANDWERKER im
ÜBERTAGE-Interview. Unkopierbar ist bekanntlich alles, was auf der Bühne
stattfindet. Das NRW-Theaterfestival IMPULSE zeigt unter anderem Punk,
Bollywood und Westernstiefel. Warum? Das erklärt Festivalleiter TOM
STROMBERG. Musikalisch wird endgültig die Freiluftsaison eröffnet.
TRAUMZEIT findet wie jedes Jahr in Deutschlands größter Rostlaube, dem
Landschaftspark Duisburg Nord statt. Zudem wird ORANGE BLOSSOM in
Beverungen, JUICY BEATS in Dortmund und OPEN SOURCE in der Landeshauptstadt gepriesen. Wie Tiere im Zoo werden Künstler in der VON DER
HEYDT-KUNSTHALLE WUPPERTAL-BARMEN ausgestellt. Street-Artisten
dürfen dort statt S-Bahn-Waggons Leinwände besprühen. trailer traf den
Kurator der Ausstellung RIK REINKING.
www
Tom Stromberg
Roter Teppich
Franz-Josef Overbeck ist nun Bischof geworden. War er zwar schon, und
zwar unser Ruhrbischof. Aber im vergangenen Monat ist er nun auch in das
Amt des Militärbischofs eingeführt worden. Was immer das unter katholischen Bischöfen heißen mag. Nun wird also Overbeck unsere olivgrünen
Jungs auch im fernen Afghanistan glaubenstechnisch betreuen. Wird er
dabei zornig auf die Soldaten reagieren, wenn sie sich mal versehentlich
wegen eines Tötungsdeliktes im Kampfeinsatz freuen? Unsere Kanzlerin
wurde ja wegen ihres spontanen Beifalls nach Bekanntwerden des Todes
von Bin Laden von ihm gescholten. Und wird Overbeck nun gar nach Kundus reisen und seinen Schäfchen das fünfte Gebot lehren? Dann könnte er
ihnen, so wie es dort zurzeit zugeht, gleich beim Kofferpacken helfen. Nicht
töten zu dürfen ist in dem von 30 Jahren Krieg gezeichneten Land ein
schwer einzuhaltender Vorsatz. Vielleicht aber hatte Moses damals einfach
alles falsch verstanden. Im hohen Alter ist man schon mal schwerhörig.
Richtig muss es natürlich heißen: „Du sollst nicht immer töten“.
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Rik Reinking
4
Thema
Mit dem iPod auf dem Pott? Das wäre doch niveaulos!, Foto: Stefan Lindauer
Elektropapier
Fluch und Segen der digitalen Revolution in der Medienwelt
Bei einer Umfrage wird eine Passantin gefragt, ren. Aber auch hierzulande findet eine - wenn
ob sie digitale oder analoge Massenmedien be- auch schleichende - Revolution statt. Die Medien hoffen, mit Hilfe
vorzuge. Ihre spontane
trailer-Thema im Juni:
der technischen ReAntwort fällt knapp
volution, die digitale
aus: „Ich mag Dialoge!“
Verbreitungswege in
Tatsächlich trifft der
Wie entsteht heute und in Zukunft die öffentliche Meinung?
vielleicht unabsichtden Lebensmittelpunkt
Wie sieht der kommende Journalismus aus? Zweifellos spieliche Versprecher das
vieler Menschen stellt,
len die digitalen Medien dabei eine entscheidende Rolle.
Problem der heutigen
ihre Inhalte besser verFacebook, Twitter und co. haben das Monopol der EinwegMedienlandschaft auf
breiten zu können. Ein
medien Print, TV und Radio durchbrochen – sowohl global
als auch lokal.
den Kopf. Die MenArtikel kann, trifft er
schen verlangen inden Nerv des Augenzwischen aktive Gestaltungsmöglichkeiten. Und blicks, millionenfach verbreitet werden, statt in
das ist tatsächlich der entscheidende Vorteil der einer auflagenschwachen Gazette sein tristes
dialogisch-digitalen Medienwelt. Das Problem kurzes Dasein zu fristen.
der Zeitung war seit jeher, dass eine elitäre Minderheit die öffentliche Meinung formen konnte. Facebook: Als würden in einer überfüllten
Leserbriefspalten versuchten, die Einbahnstraße Kathedrale alle Menschen gleichzeitig laut
der Print-Medien in beide Richtungen etwas reden
durchlässiger zu machen. Heutzutage ist die Bleibt natürlich die Fragen: „Wer soll das beBeteiligung der Medienkonsumenten bei allen zahlen?“ und „Wer hat das bestellt?“ Dieses
Sparten angekommen.
Dilemma in der digitalen Welt ist nicht so leicht
Besonders das weltweite Netz zeichnet sich zu lösen. Ähnlich wie andere Kreative, vor allem
durch flache Hierarchien aus und dort vor allem Schriftsteller, Filmemacher und Musiker, leiden
durch die sogenannten „sozialen Plattformen“. auch Journalisten und Verlage an der KopierJeder kann zu allem und jedem etwas schrei- barkeit ihrer Arbeit. Qualitätsjournalismus, so
ben. Wenn man die maximal 5.000 Facebook- unken die Skeptiker, hat ihren Preis und wenn
Freunde, die man haben darf, gleichberechtigt dieser nicht bezahlt wird, stirbt er aus. Es zirzu Wort kommen lassen würde, entstünde eine kulieren mittlerweile verschiedene Modelle, wie
digitale Kakophonie. „Als würden in einer über- Urheberrechte in Zeiten des Internets gewahrt
füllten Kathedrale alle Menschen gleichzeitig werden können. Die New York Times experilaut reden“, beschreibt diesen Albtraum ein mentiert mit einer Pay-Wall. Der Nutzer muss
Facebook-Abstinenzler. Auch die Qualität der ab einer gewissen Textmenge bezahlen. HierzuBeiträge lässt manchmal zu wünschen übrig. lande schrecken viele Verlage vor solchen RenOb ein grüner Bundestagsabgeordneter gerade ditemodellen zurück, um die Verbreitung der
seinen Zug verpasst hat, muss den gesamten Produkte nicht zu behindern. Allerdings zeigt
Planeten nicht zwingend interessieren. Trotz- sich auch, dass mit Werbung allein ein attrakdem bergen die Netzwerke riesige Chancen. tives Internetangebot nicht zu finanzieren ist.
Für die Demokratiebewegungen im arabischen Müssen also erst alle Zeitungen sterben, bis die
Raum waren und sind die neuen Medien eine Leser begreifen, dass Kreativität nicht aus der
vortreffliche Möglichkeit, Gegenöffentlichkeit Telefonsteckdose kommt, sondern mühsam proherzustellen und den Protest zu koordinie- duziert werden muss?
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Netz(re)publik
www
Müssen erst alle Zeitungen sterben, bis wir
begreifen, dass Kreativität nicht aus der
Telefonsteckdose kommt?
Gerade der Lokaljournalismus bekommt aus dem
Netz viel Konkurrenz. Viele Informationen, die
die Lokalseiten der Zeitung früher vermittelten,
sind inzwischen auf jedem modernen Handy
abrufbar. Egal, ob es um die Wasserqualität der
Badeseen, die Ratsbeschlüsse der vergangenen
Woche oder die Gastro-Kritik der benachbarten Pommes-Bude geht, das smarte Mobiltelefon gibt stets Auskunft. Nur beim investigativen Journalismus stößt das Googeln an seine
Grenzen. Ob und welcher Lokalpolitiker gerade
wieder eine Dienstreise von einem Energiemulti
bezahlt bekommen hat, ist nicht durch einfache
Internet-Recherche zu erfahren. Um diese Lücke
zu schließen, etablieren sich zunehmend Blogs,
die sich um die lokalpolitischen Unebenheiten
kümmern. „Die Ruhrbarone“, ein von Journalisten gemachter Blog, hat vor Kurzem ein antisemitisches Flugblatt auf der Internet-Präsenz
der LINKEN aus Duisburg entdeckt. Diese Meldung schaffte es sogar ins Fernsehen und in die
großen überregionalen Tageszeitungen. Aber
auch dem Internet-Angebot der WAZ-Mediengruppe DER WESTEN gelingt eine engagierte
Berichterstattung. Inzwischen erweitern viele
Angebote für Internetfernsehen die lokale Berichterstattung der klassischen Medien. 2010lab
in Dortmund setzt täglich Kurzfilme ins Netz.
Kommerzielle Anbieter wie center.tv machen
den Regionalredaktionen vom WDR Konkurrenz.
Trotzdem wird in Zukunft niemand auf das gute
alte Papier verzichten können. Warum? Weil
man mit dem digitalen Tablett nicht in der Badewanne liegen sollte!
LUTZ DEBUS
Thema
„Online keine goldenen Zahlen“
„Solange es einen Frühstückstisch gibt, wird es auch eine Tageszeitung geben.“, Foto: Stefan Lindauer
Matthias Urbach über die Finanzierung der Internetangebote von Zeitungen
trailer: Herr Urbach, taz.de wird noch vom Journalismus zu unterstützen. Vielen ist übrigens
gar nicht klar, dass sich Onlineangebote nicht
Verlag bezuschusst?
Matthias Urbach: Ja, aber da sind wir in guter selbst tragen. Die sehen nur die Anzeigen. Wer
heute ein Newsportal betreibt,
Gesellschaft. Es gibt einige Aus„Es braucht nicht so viele
muss aber immer auf mehrere
nahmen wie Spiegel Online. Aber
Zeitungen und Verlage, wie wir
Erlösmodelle setzen.
auch die haben sich nicht immer
heute haben.“
selbst getragen und produzieren
auch jetzt keine goldenen Zahlen. Die meisten Hat Papier überhaupt noch eine Zukunft?
anderen Onlineangebote sind Zuschussunterneh- Das ist schwer abzuschätzen. Die Entwicklung
men. Es gibt zwar eine Debatte über Bezahlmodel- kann so verlaufen wie bei dem Technologiebruch
le im Netz. Aber richtig anfangen wird da keiner, nach Erfindung des Autos: Heute fährt man mit
denn so etwas gefährdet die Reichweite.
der Pferdekutsche nur noch durch die Lüneburger
Heide. Diese Entwicklung, nur noch ein exklusives
Sie haben jetzt das Modell „taz-zahl-ich“ ge- Produkt für Wenige zu werden, droht auch der Zeistartet, bei dem der Leser für Ihr Angebot oder tung. Vielleicht verläuft die Entwicklung aber auch
auch einzelne Artikel freiwillig bezahlt. Funk- wie die bei Einführung des Fernsehens: Das Kino
hat seine ganz große Zeit zwar hinter sich, seine
tioniert das?
Wir hoffen, dass dieses Projekt einen substanti- Nische aber gefunden.
ellen Beitrag leisten kann. Die taz-Leser waren
schon immer bereit, etwas mehr in die taz zu in- Ist mit Ende der Printmedien nicht auch der
vestieren als zum Lesen nötig, um unabhängigen Qualitätsjournalismus am Ende?
„Papier wird es noch lange geben“
Die Debatte über die Zukunft der Zeitung wird
dominiert von Verlagen und Journalisten, die in
Verlagen arbeiten. Aber man muss das auch von
der Position des Lesers aus betrachten. Der Leser
hat ein natürliches Informationsbedürfnis. Dazu
gehört auch ein Bedürfnis nach gut recherchierten
Texten. Doch dafür braucht es nicht so viele Zeitungen und Verlage, wie wir heute haben. Und oft
versteht der Leser unter Qualität etwas anderes
als die Medienmacher: Eine Online-Community
wie Qype informiert zum Beispiel besser über gute
Gastronomie und Locations als jede Zeitung.
ZUR PERSON
Matthias Urbach (44) ist Online-Chef der tageszeitung (taz)
aus Berlin.
Foto: privat
www
Rüdiger Oppers über die Zukunft der WAZ-Mediengruppe
aus Moers, Emmerich, Kleve oder Mülheim.
trailer: Herr Oppers, wie geht es der NRZ?
Rüdiger Oppers: Nicht schlecht. Wir haben mit unserem Geschäftsmodell Zeitung in NRW noch immer Hat das Papier ausgedient?
Erfolg, auch wenn wir die wirtNein, die Tageszeitung aus Papier
„Im Web können wir nicht die
schaftliche Krise natürlich zu spüwird es noch lange geben. Die
Anzeigenpreise aufrufen, die wir
ren bekamen. Mit allen vier TagesNew York Times prägte hierzu
auf Papier erreichen“
zeitungen der WAZ Mediengruppe
den passenden Spruch: Solange
sind wir im lokalen Marktplatz so präsent wie sonst es einen Frühstückstisch, eine S-Bahn und einen
kein anderes publizistisches Unternehmen in NRW.
Bus gibt, wird es auch eine Tageszeitung geben.
Die WAZ Mediengruppe hat in der Vergangenheit aber Lokalredaktionen geschlossen.
Von über hundert Standorten mussten wir im
Zuge dieser dringenden wirtschaftlichen Anpassung drei verlassen. Wenn wir Journalisten davon
berichten, dass Thyssen-Krupp Standorte schließt,
dass Banken Filialen schließen, dann können wir
nicht davon ausgehen, dass wir von der wirtschaftlichen Entwicklung ausgenommen sind, nur
weil wir darüber berichten. Lokalberichterstattung
ist und bleibt aber unser Kerngeschäft. Ich verkaufe die NRZ ja nicht wegen meines lichtvollen
Leitartikels, sondern wegen der Berichterstattung
Aber die Entwicklung in Ihrem Verlagshaus
geht doch in Richtung digitale Medien.
Digitale Medien ergänzen unser Angebot. Sie sind
aber noch nicht das alleinige Geschäftsmodell der
Zukunft. Im Web können wir nicht die Anzeigenpreise aufrufen, die wir auf Papier erreichen. Natürlich entwickeln wir unser digitales Angebot weiter.
Ihr Internetangebot „Der Westen“ schreibt
also nicht nur rote Buchstaben?
Bezüglich der Abrufraten schreibt „Der Westen“ tiefschwarze Zahlen und ist eines der erfolgreichsten regionalen Informationsportale
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46
Deutschlands. Wir versuchen, unsere Inhalte
möglichst vielen Lesern zugänglich zu machen.
Was wünschen Sie sich von der Medienpolitik?
Mehr Wertschätzung. Unser größter Konkurrent
im Bereich Internet sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die machen wie wir inhaltlich sehr gute Internetangebote, müssen die
Kosten dafür aber nicht am Markt erwirtschaften.
INTERVIEWS: LUTZ DEBUS
ZUR PERSON
Rüdiger Oppers (50) ist TV-Beauftragter der WAZ-Mediengruppe und Chefredakteur der
NRZ Neue Ruhr Zeitung/Neue
Rhein Zeitung
Foto: privat
Lesen Sie die Langfassung der
Interviews unter: www.trailer-ruhr.de/thema
Thema
„Printmedien sind noch immer das wichtigste Organ“, Foto Stefan Lindauer
„Im Ruhrgebiet fehlt noch ein vernetzendes Organ“
trailer fragt nach, welchen Mehrwert die neuen Medien wirklich haben
Was denken Kulturschaffende, Veranstalter
und andere Menschen des öffentlichen Lebens
im Ruhrgebiet über die Veränderungen in der
Medienwelt und die Chancen und Risiken des
Netzes. Wir dokumentieren einige Antworten.
„Die Facebook-Community der ‚Tanztage Duisburg‘ ist auf 2090 Fans gewachsen. Die Resonanz
ist einfach unglaublich. Auf ein Post – und sei es
lediglich „Hey, in einer Stunde geht es los mit den
Tanztagen“ – erfolgt sofort Feedback, und sei es
„nur“ ein Klick auf den Gefällt-mir-Button. Dennoch – Printmedien haben keinesfalls ausgedient.
Es ist schon alleine die Haptik, die sich wohl immer wieder bewähren wird. Ein Programm-Flyer,
mal eben in die Hosentasche gesteckt, hat immer
noch viele Anhänger. Es ist die Zweigleisigkeit
und gegenseitige Ergänzung und Unterstützung
beider Wege – online und offline – die sich auch
in Zukunft bewähren wird.“
Sarah Könecke,
Duisburger Tanztage
„Also nein, die Printmedien haben nicht ausgedient. Information über das Internet ist schneller,
manchmal zielgerichteter, aber auch vergänglicher
– selbst wenn alles dauerhaft gespeichert bleibt.
Theoretisch ist alles archiviert, aber wer durchsucht die Archive denn noch, wenn er nicht etwas
Bestimmtes sucht? Papier im Regal hingegen fasst
man immer wieder mal an. Trotzdem ist das Internet für Kulturschaffende brauchbar, weil jeder auf
die Inhalte zugreifen kann und ein Klick eben doch
sehr viel näher liegt als die nächste Buchhandlung.
Von den social-nets nutzen wir nur Facebook, aber
zu kurz, um schon Erfahrungsberichte geben zu
können. Twitter nutzen wir gar nicht.“
Regina Lindemann,
Schreiblust-Verlag Dortmund
„Die ständige Aktualisierung unserer Homepage
und unseres Facebook-Accounts ist uns ein großes
Anliegen, gerade was die Veröffentlichung aktuellen Bildmaterials betrifft. Die Kostengünstigkeit
und Spontanität dieser Medien stellt dabei einen
großen Vorteil gegenüber herkömmlichen Formaten dar. Gerade für Menschen mit einem traditionellen Zugang zu Information, sind Printmedien
aber immer noch das wichtigste Organ. Im Ruhrgebiet fehlt noch immer ein vernetzendes Organ, das
es ermöglicht, sich einen umfangreichen Überblick
auf das Geschehen in der Region zu verschaffen.
Ein überragendes Beispiel findet man in Wien.
www.esel.at ist genau das, was hier noch fehlt.“
Sandra Dichtl,
Dortmunder Kunstverein
„Wir erreichen immer noch mehr Menschen über
die klassischen Printmedien. Unsere Hompepage
ist der zweithäufigste Zugang, dann erst folgen
Facebook und Co.. Wir sind aber auch sicher
nicht repräsentativ. Ich betrachte Facebook aber
als hervorragende Ergänzung.“
Sandra Schürmann,
Kinderschutzzentrum Dortmund
„Es ist schon frappierend zu erleben, wenn durch
unvorsichtige Baggerei im Cabaret Queue die
Leitungen platzen und somit auch der Internetzugang. Man fragt sich unwillkürlich, wie haben wir das früher ohne geschafft? Das gesamte
„ticketing“ –übrigens ein klasse Wort – wird digital geführt, ein Ausfall hat immer hochgradige
organisatorische und personelle Auswirkungen.
Auf der anderen Seite pflegen wir die lokalen
Printmedien absolut. Ein fehlender Hinweis in
der Lokalzeitung auf unsere Wochenendveranstaltung macht immer noch wütend.Vollkommen
eingestellt hat unsere kleine Kabarettbühne die
Plakatwerbung.“
Fred Ape,
Musiker und Konzertveranstalter
www
„Was das Internet ermöglicht? Diskussionskultur
hat sich gerade im Kulturbereich nirgends richtig
entwickelt. Diskutiert wird meistens nur, ob Digitales dazu taugt, die eigene Hütte voll zu kriegen.
So sehen die Websites dann auch aus, sie bieten
„Service“ & „Shop“, aber keine Kommentarfunktion. Alle dürfen Kartenwünsche äußern, keiner seine
Meinung. Hier und da findet sich ein „Gästebuch“,
das macht die Sache vollends schief: Wer soll denn
„Gast“ sein und wer der „Geber“ von Kultur?“
Thomas Wessel,
Christuskirche Bochum
7
„Print wird es weiter geben, eine Zeitlang zumindest.
Aber die journalistische Zukunft wird sich so entwickeln, dass immer mehr Freie ihre eigenen Redaktionsbüros gründen und ihre Themen veröffentlichen
werden. Das Angebot wird noch breiter werden.“
Uwe Schmid,
Niederrhein Foto
„Internet nutze ich, um der Zeit ihren hektischen,
durchgeknallten Puls zu fühlen ... will ich aber wissen, wie es dem Patienten wirklich geht, komme
ich um eine gründliche Herz- und Nierenuntersuchung nicht herum: dann also unbedingt Print!“
Lioba Albus,
Kabarettistin
„Wir verstehen digitale Medien als wichtige, aber
auch nur als ergänzende Medien zu den herkömmlichen Kommunikationswegen. Eine gedruckte Information oder der Artikel in der Zeitung hat damit
nicht ausgedient. Ich persönlich habe als Journalist
die analoge Epoche eigentlich vor vier Jahren schon
hinter mir geglaubt. Aber im für uns ja erfolgreichen
Kommunalwahlkampf 2009 fiel im Ruhrgebiet auf,
dass analoge Strategien immer noch unverzichtbar
sind. Die „von mir tot geglaubte Wahlkampfzeitung“
war der absolute Renner – trotz professionell produzierter Filme zu kommunalen Themen auf YouTube.“
Thomas Nückel,
FDP-Fraktion beim Regionalverband Ruhr (RVR)
trailer im Netz
Auch trailer setzt seit Anfang des Jahres auf einen stark
erweiterten Internetauftritt und eine Präsenz bei Facebook. So können wir auf unseren Seiten Inhalte vertiefen, Zusammenhänge zu anderen Themen herstellen,
endlich interdisziplinär denken. Das Internet erlaubt es
uns, Geschichte und Geschichten hinter aktuellen Trends
aufzuzeigen. Während das monatliche Printheft Themen
schnell und übersichtlich auf den Punkt bringen muss,
lassen sich im Internet Querverbindungen zur Vergangenheit und auch zu unseren Schwestermagazinen
choices aus Köln und engels aus Wuppertal aufzeigen.
www.trailer-ruhr.de/news
www.facebook.de/trailerRuhr
www.twitter.com/trailerRuhr
Über Tage – Ruhr
Ray Manzarek und Robby Krieger, im Gegensatz zu Jim Morrison noch immer absolutly live!, Foto (Ausschnitt): Promo
„Der größte Musikmarkt in Deutschland“
Fred Handwerker über das Revier als Konzerthaus und Eventmeile
trailer: Herr Handwerker, das Ruhrgebiet ist ein
Kulturgebiet?
Fred Handwerker: Natürlich. Das Ruhrgebiet ist
ein Schmelztiegel der Nationen und somit ein
Schmelztiegel der Kulturen. Das liegt doch nah
beieinander.
bin in die Hallen und Theater gegangen. Anfang
der 90er Jahre war ich für Jürgen von der Lippe
der bundesweite Tourneeveranstalter. Daraus sind
verschiedene andere Kontakte entstanden, unter
anderem zu Tom Gerhardt, den ich seit über 20
Jahren manage. Inzwischen arbeitet handwerker
promotion bundesweit mit einem Netzwerk von
Veranstaltern zusammen.
Und musikalisch?
Nordrhein-Westfalen ist stark geprägt von der
englischen Musikszene. Nach dem Krieg wurden Und jetzt?
durch die britische Besetzung und die Gründung Wir machen wirklich fast alles. Wir begleiten
der Rundfunkanstalten die Weichen in diese Rich- neue Acts, die ihr erstes Album vorstellen möchten in kleinen Locations wie
tung gestellt. Durch Migration
„Jim Morrison auszugraben
dem Stadtgarten in Köln. Wir
sind viele weitere Einflüsse hinwürde meine Kompetenzen
organisieren Konzerte sowohl
zugekommen. Die Weltmusik ist
überschreiten.“
indoor wie outdoor, brachten
im Ruhrgebiet sehr verbreitet.
schon Prince, Justin Timberlake, Usher, Beyoncé,
Harry Belafonte, Leonard Cohen. Von Hip-Hop bis
Gibt es im Pott auch Publikum?
Publikum gibt es hier für alles, für Flamenco, zur Volksmusik haben wir schon alles veranstaltet.
Blues, Speed-Metal. Alle Nischen sind im RuhrgeTut das nicht in der Seele weh, wenn man
biet gefüllt.
Volksmusik auf die Bühne stellt?
Gar nicht. Die Künstler, die dort tätig sind, sind
Und damit kann man Geld verdienen?
In den Nischen kann man Geld verdienen, natür- unheimlich spannende Menschen. Um dort erlich weniger als in den Bereichen, wo man ein folgreich zu sein, braucht es enorme Energie, gute
großes Publikum anspricht. Dort wiederum kann Ideen und Konzepte. Die Flippers haben mit 30
man auch viel Geld verlieren. Zu großen Konzerten Millionen Alben in Deutschland mehr verkauft als
müssen nicht immer viele Leute kommen. Bei den die Rolling Stones. Ich habe immer Hochachtung
großen Events gibt es viele Kosten, also einen ho- vor Professionalität. Dann ist es für mich relahen Einsatz. Große Einsätze ermöglichen große tiv unerheblich, aus welcher Sparte der Künstler
kommt. Wir haben zum Bespiel 1997 in NRW
Gewinne, aber auch hohe Verluste.
„River Dance“ gestartet. Daraus wurde eine zehnDie großen Acts kommen eher ins Ruhrgebiet jährige Erfolgsgeschichte. Ich habe die Schürzenjäger gemanagt. Wenn ich zu den Schürzenjägern
als nach Diepholz?
NRW ist bezüglich der potenziellen Besucher der ins Zillertal fahre, dann sitze ich in einer kleinen
größte Musikmarkt in Deutschland. Das Ruhrge- Holzhütte und bespreche mit denen unsere Pläbiet ist quasi das Kernland von NRW und deshalb ne. Die Schürzenjäger sind musikalisch einerseits
stark mit den Alpen verbunden, andererseits auch
wichtige Station von vielen Künstlern.
rockig und poppig. Sie sind also eigentlich die euWie ist handwerker promotion eigentlich groß ropäische Version der Eagles.
geworden?
Als Musiker war ich eher Spätstarter und habe Gibt es etwas, was Sie nicht machen?
bald erkannt, dass meine Möglichkeiten, mit Mu- Wenn es blutig wird, gibt es bei mir eine Grensik Geld zu verdienen, begrenzt sind. Der Vorteil ze. Ich habe zwar auch Wrestling gemacht, war
war, dass ich das Geschäft auf der Bühne ken- mit Tom Gerhardt deswegen auch einmal für 24
nengelernt habe. Ich bin dann hinter die Bühne Stunden in Washington D.C.. Aber UFC, also die
gewechselt, habe für Clubs das Booking gemacht. Ultimate Fighting Championship, würde ich nicht
Das war sehr erfolgreich. Ich wurde weiterempfoh- machen. Auch politisch habe ich Grenzen. Braune
len. So wurde ich zunächst örtlicher Veranstalter, Kultur unterstütze ich nicht.
www
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Aber Ihre Heimat ist die sogenannte U-Musik?
Keineswegs. Wir präsentierten Ballett und Klassik.
Ich habe ein Konzert von Lang Lang auf der Domplatte in Köln veranstaltet. Wir präsentieren als
Deutschland-Premiere ein gemeinsames Konzert
der Sopranistin Anna Netrebko mit dem Bassbariton Erwin Schrott.
Was hören Sie am liebsten?
Ich kann mich für viele Arten von Musik begeistern. Mein Schwerpunkt ist die schwarze Musik,
R&B, Blues… Ich habe jetzt Henrik Freischlader im
Piano in Dortmund gehört. Ein solches Konzert,
R&B, Blues, verbunden mit modernen Elementen,
zelebriert in drei Stunden, habe ich lang nicht
mehr gesehen.
Sie graben sogar die Doors aus?
Fast alle. Ray Manzarek und Robby Krieger spielen
im Juli im Kölner E-Werk. Jim Morrison auszugraben würde meine Kompetenzen überschreiten.
Video killed the Radiostar. Wie erleben Sie die
Krise der Musikindustrie verursacht durch das
Internet?
Der Markt hat sich verändert. Tonträger lassen
sich viel schlechter verkaufen. Konzerte aber sind
nicht kopierbar. Entweder bin ich dabei oder ich
bin nicht dabei. Deshalb gehen Künstler länger
und öfter auf Tour. Für uns Veranstalter wird es
dadurch aber nicht leichter, denn der zu verteilende Kuchen wird nicht zwingend größer. Wir
müssen noch sorgfältiger gucken, was funktioniert
und was nicht.
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Interviewserie „Über Tage“
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailerruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet.
ZUR PERSON
Fred Handwerker ist Geschäftsführer von
handwerker promotion aus Unna
Foto: handwerker promotion
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Innovation
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Auf jeden Fall nah dran: A. Kamrath (M.) und der Aufsichtsrat inspizieren regelmäßig die Solar-Baustellen ihrer Genossenschaft, Foto: Solargenossenschaft Essen
Grüner Strom: In der Hand der kleinen Leute
Immer mehr Bürger packen es selbst an und werden zu Energie-Produzenten
Wer der Motor der Energiewende ist? Ende 2009
hielten Stromkonzerne und Regionalversorger
zusammen 15 Prozent an der bundesweit installierten Grünstrom-Leistung. Viel weiter sind
ihre Bürger-Kunden: Denen gehörten zu diesem
Zeitpunkt 42 Prozent der Erzeugungskapazitäten,
neun weitere Prozent wurden von Landwirten gehalten. Eine „bürgerliche Mehrheit“ – die wächst.
Für den Bochumer Alexander Momotov war die
Sache sonnenklar: Das Familienheim sollte von
der Wärme vom Himmel profitieren. Zunächst
schraubte man Solarthermie-Kollektoren aufs
Süd-Dach, zur Duschwasser-Bereitung und Heizungsunterstützung: „2007 kam eine 7-kW-Fotovoltaik hinzu.“ Die liefert jedes Jahr mehr als 6000
Kilowattstunden Ökostrom und sorgt via Einspeisevergütung für eine nette finanzielle Rendite.
Ende 2010 zählten die Stadtwerke 10.000 kW
installierter Solar-Leistung auf Bochums Dächern,
der größte Teil in Bürgerhand. Geschätzter Output: 9 Millionen Kilowattstunden.
Die Momotovs sind in doppelter Hinsicht Prototypen einer starken Bewegung: Nach Jahren
schwieriger Diskussionen, zäher Fortschritte
und schließlich verlängerter AtomkraftwerksLaufzeiten (aber auch ermutigender Beispiele wie
dem der Schönauer „Strom-Rebellen“) nehmen
Bürger die Energie aus erneuerbaren Quellen
in eigene Hände. Und sie tun es meist in ihrem
Haus-Revier.
Solaranlagen lohnen sich, wenn man den Strom im Haus selbst verbraucht, Foto: Borowski
„Ein deutliches Bekenntnis zur Region“ legt die
junge Solargenossenschaft Essen ab: Der Zusammenschluss von nunmehr 60 Bürgern hat seit
2008 vier Fotovoltaik-Anlagen mit 111 kW Leistung auf Essener Dächern errichtet. „Natürlich
weiß man“, sagt Vorstandsfrau Andrea Kamrath,
„dass man woanders vielleicht günstigere Verhältnisse vorfindet. Aber wir wollten in unserer
Stadt tätig werden. Und, dass die Schüler die Anzeigetafeln sehen und mitbekommen, was sich
über ihren Köpfen abspielt.“ Mittlerweile ist das
fünfte Solarkraftwerk auf dem Gymnasium Überruhr in Planung, Gespräche laufen mit Duisburg
und Mülheim. Und für neue Mitglieder gibt es
eine Warteliste.
Die nicht ganz einfach zu gründende Bürgergenossenschaft ist „eine sehr demokratische Rechtsform“. Zudem erlaubt sie die Teilnahme mit kleinen
Beträgen: Unter den Genossen sind zahlreiche, die
sich mit gerade einmal 250 Euro Anteil einbringen
konnten. Ihre Stimme zählt aber genau so viel wie
die jener Mitglieder, die bis zu 30.000 Euro beisteuerten. Dass man „die Bürger mitnehme“, brachte Kamraths Mitstreitern die Sympathie der Stadt
Essen, dem Eigner der Dächer. Darauf tummeln sich
weitere Bürgergruppen, etwa ein Solar-Unternehmen, das Mitarbeiter und Nachbarn beteiligte.
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Eine ähnliche Erfolgsgeschichte schrieb Dortmund, das diverse kommunale Dächer zur sonnigen Nutzung ausschrieb. Der Solarbauer „Solarplus“ bebaute allein 31 Schuldächer mit einer
Anlagengröße von 948 kW Leistung. Diese erzeugen jährlich fast 900.000 Kilowattstunden Ökostrom und sparen nebenbei 559 Tonnen CO2 ein.
„Solarplus prüft die Dächer auf Verwendbarkeit,
Bauzustand und Statik“, erklärt
Co-Geschäftsführer Ansgar Bek. „Dann konzipieren und errichten wir die Anlagen in bürgerfreundlichen Größen von meist 6 kW.“ Bisher
sind 43 Privatpersonen, die daheim womöglich
über kein eigenes oder taugliches Dach verfügen,
so zu Solarkraftwerks-Eignern geworden, viele
mehrfach. Weitere 42 beteiligten sich mit Genussscheinen, die von „Solarplus“ mit bis zu fünf
Prozent verzinst werden.
Anlagekapital ist wohl vorhanden. Die Volksbank
Ruhr-Mitte, überwiegend im eher armen Gelsen9
kirchen und Herten verortet, präsentierte jüngst
per Bilanz auch die Finanzpotenz ihrer Mitglieder:
1,42 Milliarden Euro. Fast dreimal so viel horten
Kunden der Sparkasse Bochum. Angesichts der
Erfahrungen mit Börsencrash und windigen Finanzprodukten wundert es kaum, wenn – auch
noch umweltbekömmliche – Sachanlagen Aufwind spüren. Die Rendite für eine 4- bis 5-kWSolaranlage (Kosten: 10.000 bis 15.000 Euro)
funkelt zwar nicht mehr wie Mitte 2010. Aber
„vier bis sieben Prozent“ sind nach Überzeugung
des Solarbauers Markus Borowski erzielbar. Das
Zauberwort heißt: Eigenverbrauch.
Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz wird
jede Kilowattstunde, die man selbst nutzt, mit
12,36 Cent vergütet. Mit den aktuell gesparten
22 Cent, die sonst beim Energieversorger fällig
wären, kommt man auf eine hübsche Rendite. „Es
hat auch einen psychologischen Effekt“, sagt der
Oberhausener Energieberater Bert Bleckmann,
„seine Spül- oder Waschmaschine anzuwerfen,
wenn gerade die Sonne scheint.“ Ein Eigenverbrauch von 30 Prozent der Jahresleistung und
mehr sei sehr realistisch. „Auf dem eigenen Dach
empfehle ich das grundsätzlich.“
Das Bürgerinvest mit Dächern zu fördern, hapert
in einigen Städten. Bochum baut allenfalls selbst
Solaranlagen auf frisch sanierte Kommunaldächer. Auch in Gelsenkirchen „läuft sehr wenig“,
hat die Grünen-Fachfrau Irene Mihalic beobachtet – „erstaunlich, weil sich Gelsenkirchen doch
Solarstadt nennt.“ Und über eine Potenzialstudie
verfügt, nach der es möglich wäre, die Stadt zu
mehr als 100 Prozent mit den „Erneuerbaren“ zu
versorgen. Eine Steilvorlage für kleine Leute, die
Großes bewirken wollen.
Für Alexander Momotov hat sich das Engagement übrigens noch einmal gelohnt. Die Bochumer Stadtwerke nahmen das Familienhaus in den
neuen „Energiepfad Süd“ auf – eine Rad-Tour zu
Orten umweltfreundlicher Energieerzeugung. Da
kann besichtigt werden und auch gefragt: „Watt
kost’? Und lohnt sich datt?“ Welch Frage …
TOM JOST
www.solargenossenschaft-essen.de
www.solarplus-dortmund.de
Theater Ruhr
Was für ein Haufen Idioten. Normal ist hier nur der mit dem irren Blick. Foto: Axel J. Scherer
Hinter den Spiegeln liegt das Glück
Wenn Wahnsinn auf Idiotie trifft. Der Ukrainer Andrij Zholdak inszeniert am Oberhausener Theater Dostojewskis Roman „Der Idiot“
In Oberhausen werden die Zuschauer zu Agenten des Theaters. Sie sollen
die unerhörten Vorgänge um einen gewissen Fürst Myschkin belauschen,
doch die Luft im Raum ist voller Musik. Nur mühsam funktioniert die
Abhöranlage Ohr, die rauschende Handlung ist verzerrt, das Bühnenbild
undurchsichtig, auch die Protagonisten werden dort nicht müde durch
Löcher und in Ecken die Szenerie zu bespitzeln. Wie schrecklich es ist, wenn
man einem spannenden Gespräch mitlauschen will, durch Geräusche aber
stark beeinträchtigt wird, das zeigt das ukrainische Theater-Enfant terrible
Andrij Zholdak am Oberhausener Theater.
Das wunderbare Bühnenbild (Tatyana Dimova und Andrij Zholdak) besteht
aus zwei Räumen und gewährt durch die Terrassenfenster einen Blick in
den Garten mit Birken dahinter. Hier werden die Liebesgeschichten in der
gehobenen russischen Gesellschaft verhandelt, hier finden die Intrigen um
sexuelle Macht, Politik und Soziales statt. Seit Jahren beschäftigt sich
Zholdak mit dem Dostojewski-Stoff. Er hat den Weltroman „Der Idiot“
(1867/68) bereits in russischer und rumänischer Sprache adaptiert, feilt an
Interaktionen und Personenführung, misstraut der Intention Fjodor Dostojewskis von der Darstellung des im positiven Sinne schönen Menschen“. Ihm
sei das Territorium der Träume interessanter als die Wirklichkeit, sagte der
ehemalige Intendant des Schewtschenko-Theaters im ukrainischen Charkiw
bereits vor Jahren im Interview. Nur drei Jahre hielt er trotz genialer
Inszenierungen in Charkiw durch, dann begann seine unfreiwillige Odyssee
durch Europas Theater.
In Oberhausen spielt ein großartiger Michael Witte seinen Fürsten Myschkin, der nach einem Aufenthalt in einem Schweizer Sanatorium nach
Petersburg zurückkehrt. Im Zug lernt er den Millionär Rogoschin kennen.
Man ist sich sympathisch. Rogoschin erzählt von der schönen Nastassja
Filippowna, die er leidenschaftlich liebt, die aber noch als Kurtisane ausgehalten wird. Bereits hier verläßt Zholdaks Regie die Realität, als Prolog tritt
ein Clown mit Pauke auf, mischt sich in die Gespräche im Kleiderschrank,
der für das Zugabteil herhalten muss. Auch die gehobene Gesellschaft lebt
eher in einer Spiegelwelt, die Spiegel stehen in beiden Zimmern immer
bereit. Sie werden als Durchgänge in andere Welten, aber auch zur nonverbalen Kommunikation zwischen Myschkin und Nastassja Filippowna
genutzt. Eigentlich ist die ganze Inszenierung mehr artifizielle Performance
als Theater, da werden Handlungen seriell überhöht, die Frauen widmen
sich zwischendurch dem Ballettbalken, da wird Saft elektrisch gepresst,
niemand scheint alle Tassen im Schrank zu haben. Ellen Günther als Verwandte Myschkins läßt sich endlos leere Tassen mit Silberlöffel geben, sie
läßt sie mit zittriger Hand wie ein kleines Kind klingeln, erstarrt, wenn man
ihr das Instrument wegnimmt. Doch der Traum vom Glücklichsein findet
wohl nur hinter den Spiegeln statt. Nur der Idiot ist im Innern seiner Seele
normal. Und ständig dröhnt die Musikspur, es ist selbst als Zuschauer zum
Irre werden, trotz der surrealen Bilder auf der Bühne.
Und so kommt es wie es kommen muss: Nora Buzalka als abgebrühte Nastassja Filippowna kann sich nicht zwischen Mammon und Glück entscheiden. Der
Fürst kann mit seiner aufrichtigen Ehrlichkeit nicht den Reigen der Geier
durchbrechen. Trotz aller Exzesse zwischen Geld verbrennen, Fäkaldramen und
Pinkelattacken, am Ende wird Rogoschin die Kurtisane erstechen, mit Fürst
Myschkin die Kreuzanhänger tauschen und dann in einem Erdloch die Totenwache halten. Allein diese Szene dehnt sich bis zur Erschöpfung aller im
großen Oberhausener Haus, die 240-Minuten-Struktur der Bilder löst sich auf,
von Dostojewskis schönen Menschenmonstern ist nichts mehr übrig. Die Agenten des Theaters dürfen nach Hause. Myschkin ist wieder reif fürs Sanatotium.
Andrij Zholdaks Version sollte man auf keinen Fall verpassen. PETERORTMANN
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„Der Idiot“ nach einem Roman von Fjodor Dostojewski
R: Andrij Zholdak
Theater Oberhausen I Fr 10.6., Fr 17.6., 18.6. je 19.30 Uhr
0208 857 81 84
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A A LTO B A L L E T T T H E AT E R E S S E N
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Die jungen Choreogaphen im Grillo-Theater
Choreographien Deniz Çakir, Jessica De Fanti-Teoli, Eva Dewaele,
Armen Hakobyan, Simon Schilgen, Oleksandr Shyryayev,
Denis Untila und Michelle Yamamoto
Musik Franz Schubert, Ludovico Einaudi, Tord Gustavsen, Linkin Park,
DJ Fresh, Mum, Max Richter, Thomas Newman, Luigi Boccherini u.a
Premiere 16. Juni 2011, Grillo-Theater
Weitere Vorstellungen 17., 30. Juni; 10. Juli 2011, Grillo-Theater
Karten T 02 01 81 22-200
[email protected] www.theater-essen.de
Premiere
Mensch gegen Natur. Der amerikanische Choreograf A. Zins-Browne lässt in „Host“ im klassischen Cowboy-Outfit kämpfen, Foto: Raymond Mallentjer
„Die freie Szene hat sich lange genug um sich selber gedreht“
Impulse 2011. NRW wird wieder zum internationalen Zentrum des Freien Theaters
Seit zwei Jahrzehnten zeigt das Theater Fe- bedingungen. In der freien Szene werden Abendgastival Impulse des NRW Kultursekretariats ben zwischen 30 und 100 Euro gezahlt, manchmal
die wichtigsten Theaterproduktionen aus dem sogar noch weniger. Das heißt also, dass da finandeutschsprachigen Raum, die
ziell ganz wenig ist. Man muss
„Ich habe zwar nichts
außerhalb der Stadttheater
aber auch andersherum sagen,
gegen Spektakel, aber das ist
produziert wurden. Zum ersten
das macht auch irgendwie nichts,
für mich kein Kriterium, um
Mal im Sommer, präsentiert
scheinbar gibt es immer wieder
etwas auszusuchen.“
das Festival 2011 in Bochum,
junge Leute, ausgebildet an irDüsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr gendwelchen Theaterwissenschafts-Instituten oder
neun herausragende Theaterproduktionen aus an Regieschulen, die sagen, wir wollen gar nicht ins
Deutschland, Österreich und der Schweiz in Stadttheater. Wir haben Lust eine eigene Gruppe
einem Wettbewerb. Die Jury hat aus über 300 zu gründen, wir wollen unabhängig sein, wir wolBewerbungen sowie fünf Special Guests aus- len im Kollektiv arbeiten, was man am Stadttheater
gewählt. Insgesamt sind das über 50 Auffüh- fast nicht kann. Alles ist schon finanziell trocken
rungen auf 25 Bühnen. trailer sprach mit Tom und scheint trotzdem zu funktionieren.
Stromberg (der sich die künstlerische Leitung
mit Matthias von Hartz teilt) über die Zukunft Kommen wir mal zum diesjährigen Festival. Es
des Freien Theaters.
geht um Punk, Bollywood und Westernstiefel.
Hat freies Theater immer was mit interdisziplitrailer: Herr Stromberg, was ist im Laufe von 20 närem Spektakel zu tun?
Jahren bei den Impulsen besser oder schlech- Also gegen den Begriff Spektakel würde ich mich
ter geworden? Die Stücke, die Inszenierungen? verwehren. Ich habe zwar nichts gegen Spektakel,
Oder die Auswahl?
aber das ist für mich kein Kriterium, um etwas
Tom Stromberg: Die künstlerische Leitung na- auszusuchen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass
türlich. (lacht) Damals haben sich der inzwischen die Jury, insbesondere dann, wenn dort Künstler
verstorbene Dietmar N. Schmidt und Udo Balzer vertreten sind, sich für Dinge entscheidet, die,
von den Mülheimer Stücken so gelangweilt im so blöd das jetzt klingt, einen Impuls geben. Sie
Stadttheater, dass sie gedacht haben, wir müs- hat sich auch Arbeiten angekuckt wie zum Beisen jetzt mal irgendwas machen – und haben die spiel „Verrücktes Blut“ von Nurkan Erpulat. Das
Impulse, das Festival für freies Theater gegründet. ist eine tolle Produktion, aber wenn man genau
Das hatte vor 20 Jahren noch einen alternativen, und kritisch hinschaut, dann ist das eine Arbeit,
provinziellen Touch, war in erster Linie regional die durchaus auch in einem funktionierenden
verankert. Inzwischen hat sich das radikal verän- Stadttheater mit sehr guten jungen Schauspielern
dert. Das freie Theater ist längst in den Stadtthea- so hätte entstehen können. Deswegen ist die beitern angekommen, die Dramaturgen kommen zum spielsweise von der Jury nicht eingeladen worden.
Teil aus der freien Szene, Karin Beier hat gerade Ich persönlich hätte sie eingeladen. Das heißt,
ihren neuen Spielplan vorgestellt mit fünf freien hier werden insbesondere Produktionen gesucht,
Gruppen, die aktuell bei ihr arbeiten, mit Rimini die einen Anstoß geben, die vielleicht durch ihre
Protokoll, Gob Squad und Gintersdorfer und wie Ästhetik, durch ihre Arbeit etwas in der Theatersie alle heißen. Hier hat eine Veränderung der Sze- landschaft bewegen können. Als wir damals Rimini
ne stattgefunden und dieser Veränderung müssen Protokoll zu den Impulsen eingeladen haben, die
auch die Impulse Rechnung tragen.
dann auch gewannen, hat auch niemand gewusst,
dass die zehn Jahre später eine der international
Die Stadttheater schlafen also nicht, wann ist bedeutendsten Theatergruppen sein würden.
dann die Off-Szene finanziell ausgetrocknet?
Die ist schon finanziell ausgetrocknet. Bis auf die Auch Tanz schleicht sich langsam ins Impulseabsolute Spitze, also Gob Squad, She She Pop und Festival?
ein paar andere Gruppen. 90 Prozent können nicht Ach, das hat er eigentlich immer. 1997 war zum
davon leben, die arbeiten unter prekären Arbeits- Beispiel Helena Waldmann zu Gast, beim vor12
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letzten Mal hat Ivana Müller gewonnen, eigentlich eine reine Choreografin, die allerdings ein
Sprechtheater-Stück gemacht hat. In diesem Jahr
gibt es die Produktion von Andros Zins-Browne.
Auch das ist sehr theatral, da kämpfen Darsteller
extrem mit dem Bühnenbild und das ist für mich
eher ein theatraler Vorgang.
Und René Pollesch?
René Pollesch ist für uns das, was in den letzten
Jahren Philippe Quesne oder Jérôme Bel waren:
International oder national hochklassige Produktionen mit internationaler Bedeutung. Man muss
der freien Szene immer auch wieder zeigen, wo die
besten Arbeiten sind. In diesem Fall zum Beispiel
Gob Squad oder Pollesch, aber auch Peaches. Dort
hängt der Hammer, damit man auch sieht, wohin
man als Gruppe kommen muss. Die freie Szene hat
sich lange genug um sich selber gedreht.
Theater und iPhone? Was kann diese App zum
Festival?
Wenn Sie kein iPhone haben gar nichts. Ansonsten
ist es aber ein neues Service-Angebot, immer alle
Informationen griffbereit zu haben. Aber auch für
alle anderen Androiden gibt es zahlreiche Möglichkeiten für aktuelle Informationen. Man kann
alles im Internet wunderbar verfolgen, schauen
Sie sich unsere Homepage mal an oder unsere Facebookseite.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Theater Festival Impulse 2011“ I 29.6.-10.7.
An diversen Orten in Bochum, Düsseldorf, Köln und
Mülheim I 0221 992 25 51 11
ZUR PERSON
Tom Stromberg (geboren 1960 in Wilhelmshaven) studierte Germanistik
und Theaterwissenschaft in Köln. 1984
wurde er Dramaturg am Staatstheater
Darmstadt, wechselte 1986 ans Frankfurter Theater am Turm, wo er zum
Chefdramaturgen, dann zum Intendanten wurde. Von 2000 bis 2005 war Stromberg Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, das in der
Spielzeit 2004/05 zum Theater des Jahres gewählt wurde.
Seit Januar 2006 leitet er gemeinsam mit Matthias von
Hartz das NRW-Theaterfestival Impulse.
Foto: privat
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AN DEN WUPPERTALER BÜHNEN
NRW THEATERTREFFEN
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Gefördert vom Ministerium für Familie,
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Jugend, Kultur und Sport des Landes Nord
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Ein Abend über das, was uns verbindet
Ein Projekt von Marc-Oliver Krampe
Gefördert durch die DFB-Kulturstiftung
Spielort: Casa, Theaterplatz 7, 45127 Essen
Weitere Vorstellungen:
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Karten: T 0201 81 22-200
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In Kooperation mit Rot-Weiss Essen
und dem AWO Fan-Projekt Essen
sowie mit freundlicher Unterstützung
der Privatbrauerei Jacob Stauder
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Fußball ohne
ist wie Tennis
Theater Ruhr
Mal eine andere Iphigenie in Mülheim, Foto: A. Köhring
Ein Korb für Thoas
Der Gabelstapler als Liebeskutsche, Foto: Birgit Hupfeld
Triebe, stärker als Besitz
Argan (W. Boelzle, m.) wird „behandelt“, Foto: Ursula Kaufmann
Ein lustiger Einlauf
Eine „Iphigenie auf Tauris“ in Mülheim
Lorcas „Bluthochzeit“ am Theater Dortmund
Still, ganz still ist es auf Tauris, wohin es die
Königstochter Iphigenie verschlagen hat, nur
das Rauschen des Meeres ist zu hören und zu
sehen. Per Video auf Stoffbahnen stürzt sich ab
und zu glühende Lava ins Meer, erkaltet unhörbar zischend. Die Tore in den Garten des
Raffelbergparks sind geöffnet, wind weht über
die Bühne des Theaters an der Ruhr in Mülheim. Hinein tasten sich zwei Masken, suchen
hier und da, zucken zusammen, Jammerlappen
die gefangen wurden, die bei jedem dritten
Wort über Götter zusammenzucken. Pylades
und Orest auf Tauris. Dort wo eben noch König
Thoas im Designer-Sportdress ein paar Körbe
mit dem Basketball versucht hat.
Iphigenie auf Tauris. Diana sei dank. So beginnt
Goethes heroischer Versuch, die Humanität in
die Köpfe seiner Landsleute zu verankern, der
alte Geheimrat konnte sich das während seiner
Italienreise auch leisten, der Rest hungerte so
vor sich hin. Iphigenie will nach Hause, nach
Griechenland, kein Bock auf Barbaren auf der
Krim, selbst wenn der König sie heiraten will
und schon mal ein adidas-T-Shirt schick verpackt hat. Die beiden Masken habe sich als
Bruder und Freund erwiesen, die das Standbild
hinterm Sperrband stehlen wollen und nun auf
Gedeih und Verderb dem adeligen Basketballer
ausgeliefert sind, der gerade durch den Park
hechelt und „Blut, Blut, Opfer, Opfer“ brüllt. Es
fürchte die Götter das Menschengeschlecht.
Albrecht Hirche nutzt das Zentralabitur, um
vielleicht einmal mit dem Mythos des zeitgenössischen Humanismus aufzuräumen, unter
dessen Fahne endlose Kriege geführt und
Besitzstände gesichert werden. Der hehre
Mensch kann sich dieses Märchen einfach
nicht mehr leisten. Denn siehe da, kaum sehen
Pylades und Orest auf Tauris das kleine Licht
am Ende des Tunnels, da wechseln sie auch die
Farbe. Irgendwie sind die Griechen doch besser
als die Hinterwäldler im Trainingsanzug. Und
dem stolzen Thoas, der sich von Iphi einwickeln
ließ, ergeht es wie zahlreichen Völkern auch, er
wird am Ende von den Herrschaften mit süffisantem Grinsen ausgeplündert. Ob diese außergewöhnliche Deutung zensurenkompatibel ist?
PETER ORTMANN
Ein Gabelstapler galoppiert durch die Nacht. Es
ist der arme Leonardo, der seine Geliebte verloren hat, der nicht mithalten konnte im
Hochzeitsreigen der Großgrundbesitzer, der als
Ersatz die Cousine heiratet, am Ende sein
Leben lässt und dennoch die grausamen
Rituale von Unterdrückung und Zwangsverheiratung nicht aufhalten kann. Im Dortmunder
Schauspielhaus inszeniert Paolo Magelli Frederico García Lorcas „Bluthochzeit“ als eine
nackte Tragödie um Schuld und Ehre, als eine
Schlacht zwischen Eros und Macht.
Zu Beginn liegen die Mutter und der Bräutigam unterm niedrigen Aludeckendach, trotz
Weingut ist ihre Welt durch wechselnde Blutschulden sehr klein geworden. Durch eine
Heirat mit der Tochter eines reichen Nachbarn
soll dieser Zustand wieder verbessert werden.
Der letzte Sohn muss als Pfand für eine Zukunft herhalten, die durch Messer zerstört
wurde. Die Mutter gibt dieser Waffe die
Schuld, aber eigentlich ist es ein frei gewählter
Ehrenkodex, der die Männerreihen lichtet und
Frauen zu Witwen macht. Liebe hat in dieser
Welt wenig zu suchen, die Braut hat dies widerwillig akzeptiert, war sehr jung und wohl
heimlich drei Jahre mit dem armen Leonardo
verlobt, doch der kann sich bei Magelli nicht
einmal ein Pferd leisten und muss mit dem
Stapelgerät durch die Gegend rollen. Der
Italiener reduziert Lorcas „Bluthochzeit“ auf
Kernbilder, die die wahren Ursachen der Tragödie aufzeigen, den Stoff in eine surreale
Nichtwelt verlegen, die aber manchmal auch
weit von der tödlichen Magie dieser Blutfehden entfernt sind. Leonardos Frau muss schon
die Röcke heben, um ihren Mann kurzzeitig bei
Stange zu halten, der Vater der Braut vernascht die Magd, doch heiraten würde er sie
nie. Das endet alles in einer großen Orgie bei
der Hochzeit, wo die Schauspieler nackt über
die Bühne kopulieren, um dann erschöpft mit
dem Wasserschlauch abgespritzt werden.
Dieses erotische Element ist sehr dominant in
der schrillen Choreografie Magellis, das wunderbare Bild der beiden Liebenden kopfüber
auf dem Gabelstapler, die noch versuchen mit
Sprache die Zeit zu dehnen kann dem leider
nicht standhalten.
PETER ORTMANN
Was macht ein kleines Theater, wenn es keine
Drehbühne hat. Es lässt die Schauspieler
ackern. Wie zu Zeiten eines Jean-Baptiste
Poquelin (1622-1673), der als junger Schauspieler sein Ensemble auf Karren durch französische Landschaften trieb und dabei sicher
auch dem einen oder anderen Quacksalber
begegnete. Irgendwann nannte er sich der
Sohn reicher Eltern Molière, schrieb Stücke.
Sein letztes, „Der eingebildete Kranke“ ist im
Bochumer Prinz Regent Theater zu sehen und
deckt dort auch den Bereich des gehobenen
Boulevards ab. Das soll kein Manko sein, die
Schauspieltruppe dreht bähend den Krankenvorhang immer rund herum, wechselt so von
Hypochonder Argans Sessellager, dem einzigen
Möbelstück auf der großartig kargen Bühne, an
die anderen Schauplätze der Komödie. Der reiche Kranke ist von Schmarotzern umgeben, die
seine Furcht vor Siechtum ausnutzen, darunter
Ärzte, Apotheker, selbst die zweite Gattin. Doch
ihn interessieren nur Klistiere und Rezepte.
Wolfram Boelzle als Argan fuhrwerkt herum,
schwenkt Tücher und eklige Schale, kann sich
zwischen Boshaftigkeit und Jammerei kaum
entscheiden. Aber er hat den Bezug zum Mammon nicht verloren, will seine Tochter Angélique zwingen, den tumben Sohn des Scharlatans, der vorgibt Arzt zu sein, zu heiraten, um
Behandlungskosten zu sparen. Das alles plätschert so zwischen etwas Klamauk, etwas
Sozialkritik gemischt mit Klamotte und
Slapstick dahin. Irgendwie kann man sich dafür
auch nicht entscheiden, wenn man feststellt,
wie wenig sich Ärztebild und ihre Geschäftspraktiken bis heute nicht geändert haben. „Der
eingebildete Kranke“ müsste da eigentlich ein
Trauerspiel sein. Aber es gibt ja noch die
Liebesgeschichte zwischen Angélique und
Cléante.
Ein wahrscheinlich zeitloses Stück, dem die
Regie vorsätzlich einen Subtext versagt, das
dadurch zwar leicht verdaulich, aber nicht
unansehnlich wurde, auch wegen seiner mitziehenden Schauspieler, die in kein Korsett
gezwängt wurden. Theater muss ja nicht
immer nur die Symptome deklamieren, kann
ja auch mal als Gehirnklistier wirken.
PETER ORTMANN
„Bluthochzeit“ von Federico García Lorca
R: Paolo Magelli
Theater Dortmund
So 5.6., 18 Uhr, Fr 17.6. 19.30 Uhr
0231 502 72 22
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„Der eingebildete Kranke“ von Molière
R: Sibylle Broll-Pape
Prinz Regent Theater Bochum
Fr 10.6., Sa 11.6. je 20 Uhr, So 12.6. 19 Uhr
0234 77 11 17
„Iphigenie auf Tauris“
von Johann Wolfgang v. Goethe
R: Albrecht Hirche
Theater an der Ruhr, Mülheim
Mo 20.6., Di 21.6. je 18 Uhr
0208 599 01 88
www
Molières „Der eingebildete Kranke“
www
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Theater Ruhr
„Angstmän“ braucht Hilfe, Foto: Matthias Stutte
Vera (F. Brecht) nutzt ihren Sexappeal, Foto: Thomas Aurin
Chor der User, Foto: Axel J. Scherer
Sozio-Comic-Helden
Hitchcock-Flair
Bankraub online
„Angstmän“ in der Essener Box
Anselm Weber inszeniert „Haus am See“
Das Musikstück „Face-Book“ in Oberhausen
Bei der Premiere war das Haus voll – voller
Erwachsener. Das „panische Kammerspiel für
alle ab 8 Jahre“ von Hartmut El Kurdi handelt
von Jennifer, die von ihrer arbeitenden und
anscheinend auch alleinerziehenden Mutter
(zu) oft alleine gelassen wird, weshalb sie sich
mit sich selbst beschäftigen muss, was Fernsehen und haufenweise ungesundes Zeug
mampfen heißt. Allerdings überkommt das
Mädchen, so ganz alleine, auch die Angst und
sie wünscht sich, dass Mama jetzt doch bitte
kommen soll. Ihre Liste der zehn Dinge, die sie
immer schon tun wollte, etwa mit Schuhen auf
dem Sofa springen, muten da auch eher wie
der Racheakt eines emotional vernachlässigten
Kindes an. Dieser latente Vorwurf muss so
mancher berufstätigen Mutter im Publikum
übel aufgestoßen sein und so einige neue
Männer dürften sich gefragt haben, warum ein
Vater in diesem Universum nicht auftaucht,
nicht einmal zum Vermissen.
Da hilft es auch nicht viel, dass die Protagonistin später darauf besteht, Jennifer-WOmän zu
sein, schließlich dient das nur als Gaglieferant
und macht das berechtigte Anliegen damit
lächerlich. Schade, denn Laura Kiehne als
Jennifer ist ein toughes Mädchen jenseits von
Lillifeeprinzesschen, die es auch mit Superhelden bzw. -schurken aufnehmen kann. Diese
Comicwelt poltert zunächst in Gestalt von
Angstmän, nach eigenen Aussagen „der größte
Schisser im ganzen Universum“, herein. Der
(Anti-)Held in Strumpfhose ist auf der Flucht
vor Pöbelmän, der es seit der Superheldenschule auf ihn abgesehen hat. Stefan Diekmann als fieser Fettsack irgendwo zwischen
Ruhrpottasi und Helge Schneider ist äußerst
sehenswert. Nach einigen Verfolgungsjagden
in bester Slapstickmanier ist die intergalaktische Auflösung: der Bully wurde früher selbst
gehänselt und ist eigentlich doch „ein Lieber“.
Was das mit Jennifers Angst vor dem Alleinsein zu
tun hat steht in den Sternen. Die schauspielerische Leistung, das kreative Bühnenbild und die
einfallsreichen Anti-Superheldenkostüme entschädigen aber für Ungereimtheiten und lassen
„Angstmän“ zu einem vergnüglichen Abend eben
ab acht Jahren werden. ALEXANDRA BRUNDIERS
Vom Gärtnern versteht Robert nicht das
Geringste. Er ist immer Chef gewesen, hat die
Drecksarbeit an Andere delegiert. Nun will er
plötzlich alles selber machen im Garten seines
Elternhauses, das er gerade zurückgekauft hat.
Der überraschende Eifer hat in Wirklichkeit
andere Gründe. Denn die Löcher, die Robert
aushebt, sehen verdächtig nach Gräbern aus,
nur seine Familie scheint das nicht zu bemerken. Anselm Weber setzt in seiner neuesten
Regiearbeit in bester Hitchcockscher Manier
auf die Wirkung von Suspense. Das Publikum
hat bereits eine bestimmte Ahnung, dass der
Abend im „Haus am See“ einen tragischen
Ausgang nehmen wird.
Überraschend ist der Stoff also nicht, den Reto
Finger, der Schweizer Dramatiker und derzeitige Hausautor des Bochumer Schauspielhauses
geliefert hat. Vielmehr hat der Bühnenkrimi
eine vielfach bewährte Grundkonstellation: Die
gutsituierte, aber nicht gerade einträchtige
Familie – drei Brüder plus Frauen – kommt
nach vielen Jahren wieder im Elternhaus zusammen und natürlich kommen auf die reich
gedeckte Abendtafel neben erlesenen Speisen
und Weinen auch jede Menge alte Geschichten
und Konflikte. Den Katalysator für das Wiederaufbrechen der brüderlichen Rivalitäten und
Eifersüchteleien gibt die junge Vera, die
eigentlich niemand kennt, die dieses Manko
aber mit einem berechnenden Wechselspiel
aus Kleinmädchencharme und Sexappeal zu
überspielen weiß. Reto Finger nimmt für die
psychologisch reizvolle Konstellation logische
Schwächen in Kauf. Sprachlich sind seine Dialoge aber ausgefeilt. Die Figuren entschleiern
ihr wahres Ich in interessanten Entwicklungen.
Matthias Redlhammer spielt die zentrale Rolle
hervorragend mit feinem schwarzem Humor.
Der Siegertyp kann sich einfach nicht eingestehen, dass sein Gebäude aus Lebenslügen
über ihm zusammenbricht. Bis zum bitteren
Ende versucht er alle Anderen vom Gegenteil
zu überzeugen – und das hat wirklich Witz. Es
sind die durchweg guten Darsteller und die
handwerklich solide Regie, die „Haus am See“
zu einer sehenswerten Produktion machen.
KARSTEN MARK
„Face-Book“ ist ein Musikstück vom Regisseur
Otto Beatus, das es in sich hat. Die vier Frauen
auf der Bühne geben alles – egal ob sie einen
Song der Beatles oder Lady Gagas interpretieren. In all ihren Liedern steckt Einsamkeit,
Melancholie und misslingender Alltag. Was sie
suchen sind Identität und Individualität, I wish
I was special. Doch wie stellt man das an, in
einer Welt, in der Kommunikation fast nur über
das Internet stattfindet, in der man unter vielen Freunden doch keinen hat, der einen gern
hat, wie man nun einmal ist. Die Beziehungen
bleiben notwendigerweise oberflächlich.
Der Gesang der Frauen wird von einer LiveBand unterstützt. Nebenbei werden Botschaften an die Wand projiziert, wie man sie wohl
auch auf jeder beliebigen Internet-Plattform
finden kann. Selbstmordgedanken, Partnergesuche, oder einfach der pure Blödsinn. Aber
auch ernstzunehmende und wohl das ganze
Stück treffende Sätze wie: „Ich sein ist echt
schwierig“ oder „Sein heißt in der Klemme sein“
sind dort zu lesen.
Die Kostüme der Darstellerinnen wechseln dabei ständig, sind sie gerade noch im Abendkleid
zusehen gewesen, haben sie jetzt schon einen
Schlafanzug an. Ihr gesamter Körper ist auf
beeindruckende Weise ins Spiel einbezogen, so
sind sie alle beschriftet mit den Worten: „You
know too much“. Immer wieder tauchen
Barbiepuppen auf, ob im Kinderspiel singend: „I
don’t want to grow up“ oder als Bankräuberfantasie auf der Leinwand.
Am Ende des Stückes vermischen sich darüber
Realität und Fiktion: Der erbeutete Mini-Geldkoffer fällt als realer, gewöhnlich großer Koffer
von der Bühnendecke. Das Stück ist aus.
Bei allem Unterhaltungswert des Abends ist
eine Intention nicht deutlich erkennbar. Sicher,
die Welt des Internets ist anonym, sie kann einsam machen, melancholisch. Sie kann den Eindruck vermitteln, man sei nicht allein, man
hätte viele Freunde; dies alles zeigt das Stück
sehr wohl, aber die Kritik daran bleibt auf der
Strecke. Darüber hinaus ist die Inszenierung
mit zwei Stunden eindeutig zu lang – einige
Kürzungen hätten dem Ganzen gut getan.
ANNA SCHIFF
„Angstmän“ von Hartmut El Kurdi
R: Karsten Dahlem I Theater Essen (Box)
Di 7.6., Mi 8.6., Fr 17.6., So 19.6., Di 21.6.,
Mo 27.6., Di 28.6. je 9.30 Uhr, Fr 17.6. 17 Uhr,
So 19.6. 15 Uhr
0201 812 22 00
„Haus am See“ von Reto Finger
R: Anselm Weber
Schauspielhaus Bochum (Kammerspiele)
Sa 4.6., 19.30 Uhr, Fr 10.6. 19.30 Uhr,
So 19.6. 19 Uhr
0234 33 33 55 55
16
„Face-Book“ von Otto Beatus
R: Otto Beatus
Theater Oberhausen (Malersaal)
So 5.6. 18 Uhr
0208 857 81 84
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Theater Ruhr
Di, 31.05. um 10.30 und 19.00 Uhr, Mi, 01.06. um 10.30 Uhr
Gegen den Fortschritt
Die amerikanische Hotelmaschine als altägyptisches Themenhotel, Foto: Thomas Aurin
Land der unbegrenzten Klischees
von Esteve Soler für Zuschauer ab 15 Jahren
Kafkas „Amerika“-Roman am Bochumer Schauspielhaus
Sa, 11. und So, 12.06. ab 14.00 Uhr
DRACHENFEST
auf dem kultur.gebiet CONSOL
Sa, 11.06. um 15.00, 16.00 und 17.00 Uhr
Drachen und Riesengeschichten
Im Erzählzelt
„Jetzt erst begriff Karl Rossmann die Größe Amerikas“ - der Held in
Kafkas Roman-fragment „Amerika“ hat nach einer langen Odyssee durch
das Land der unbegrenzten Möglichkeiten Zuflucht beim Naturtheater
Oklahoma gefunden.
Im Bochumer Schauspielhaus öffnet sich die Bühne in ihrer ganzen Tiefe
und Dimitrij Schad als Rossmann steht staunend vor einer riesigen sich
drehenden Scheibe mit Andeutungen von Kontinenten. Die Welt ist eine
Scheibe, deren wahre Dimensionen erst in einem Theaterraum erkennbar
werden. Amerika, das ist in Bochum kein Raum der Erfahrung, sondern zu
allererst ein zwei-dimensionaler Imaginationsraum, der mit allen möglichen ideologiegetränkten Artefakten zugestellt ist. Seite für Seite klappen gemalte Szenenbilder herunter, in denen Möbel als Pappen aufgestellt
werden. Ein knallbuntes Bilderbuch voller Klischees und Kitsch und voller
Figuren, die einem Comic entsprungen sein könnten. Schon als Rossmann auf
dem Schiff nach Amerika den splitternackten Heizer verteidigt, muss er sich
mit einer Riege behelmter Footballspieler an der Reling auseinandersetzen.
Bei seinem Onkel, der die Sportmontur gar nicht erst ablegt, nutzt man das
Kontor für Schießübungen und macht den Fortschritt zum Mantra. So unbegrenzt die Möglichkeiten des Landes sein mögen, bei Regisseur Jan Klata
lässt dieses Amerika nur einen begrenzten Vorrat an Fantasie zu. Alles ist
hier bereits Zitat. Die Körper laufen auf Hochtouren, bewegen sich synchron
oder kippen einfach weg. Mechanik und Geschwindigkeit, die durch noch
treibende Popsongs unterstützt werden, erzählen zwar von Zwängen einer
kapitalistischen Biopolitik; im Vordergrund steht jedoch die Lust am Slapstick, wenn in bester Stummfilmmanier Szenenbilder wie Hausfronten über
Dimitrij Schad herunterklappen. Slapstick, Football, Schusswaffen, Kapitalismus – Rossmanns Amerika ist ein „Best of all“ der medialen Bilder, die sich
im kollektiven Gedächtnis abgelagert haben. Völlig grotesk und in seiner Monotonie langweilig gerät dann der Aufenthalt im Hotel Oriental. Rossmann
hat eine Anstellung als Liftboy gefunden und gerät in eine dieser bedrohlichen bürokratischen Mechanismen, weswegen Gilles Deleuze und Félix Guattari einmal von der „Hotelmaschine“ sprachen. In Bochum wird daraus ein
altägyptisches Themenhotel, in dem die Bediensteten Lendenschurz tragen,
sich in Reliefmanier bewegen und hitzige Dialoge führen. Doch die Überhöhung ins Absurde klingt plötzlich mehr nach kulturkonservativer Mäkelei als
nach den von Kafka beschriebenen hierarchischen Zwängen. Die beiden Loser
Robinson und Delamarche, denen sich Rossmann zeitweise anschließt, entpuppen sich dann als white trash vor gemaltem Wohnwagen samt DragQueen Brunelda, die röchelnde Madonnas „Like a virgin“ daherschluchzt.
Kafka, der nie in Amerika war, mag sich dieses Land zusammenimaginiert
haben, seinem Roman kommt die Billigversion dieser Strategie allerdings
nicht bei.
www
Sa, 18.06. um 15.00 Uhr und Mo, 20.06. um 11.00 Uhr
Dunkle Zeiten im Zauberwald
Abschlusspräsentation der Consol Kids maximal I
PREMIERE!So, 19.06. um 15.00 Uhr, Di, 21., Mi, 22., Di, 28. und Mi, 29.06. um 10.30 Uhr
Ká síra díya
Großeltern erzählen die Geschichte einer Reise frei nach Mike Kennys
„Der Junge mit dem Koffer“ für Kinder ab 8 Jahren
So, 26.06. um 19.00 Uhr und Mo, 27.06. um 10.00 Uhr
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Amerika“ nach einem Romanfragment von Franz Kafka I R: Jan Klata
Schauspielhaus Bochum I Mi 1.6., Mi 18.6., Mi. 25.6. je 19.30 Uhr
0234 33 33 55 55
Medea ist Rache (AT)
Abschlusspräsentation des Jugendclubs
Mi, 29.06. um 19.00 Uhr
Dr. Jekyll and Mrs Hyde
Lesen Sie weitere Theaterkritiken unter:
www.trailer-ruhr.de/theater-ruhr
Ein Vorstellung des Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasiums
Bismarckstraße 240
45889 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 9 88 22 82
E-Mail: [email protected]
www.consoltheater.de
18
Theater in NRW
culture club
Foto J.Dette
Theater
Künstlerischer Austausch
In Köln findet erstmals das Festival „africologne“ statt
Von Hans-Christoph Zimmermann
Im Mai hat die Stadt Köln in einer Studie die interkulturellen und internationalen Veranstaltungen der Kommune untersuchen lassen. Nicht weiter
überraschend kam dabei heraus, dass die Herkunftsländer der in der Stadt
lebenden Migranten, aber auch die asiatische und afrikanische Kultur
unterrepräsentiert sind. Das Theater im Bauturm macht nun mit dem interkulturellen Austausch Ernst. Im Juni startet das Festival „Africologne“,
das in enger Zusammenarbeit mit dem Partnerfestival „Récréâtrales“ in
Burkina Faso eine Woche lang westafrikanisches Theater in Köln zeigen
wird. Dessen Leiter Etienne Minoungou kam nun für einen Besuch in die
Domstadt und stellte gemeinsam mit Gerhardt Haag vom Theater im Bauturm das Programm vor. Die Idee sei
„Einblick in die
seit Jahren gereift, sagt Gerhardt Haag.
ästhetische Vielfalt des
Doch erst als der Kontakt zu Etienne
afrikanischen Theaters“
Minoungou und „Récréâtrales“ zustande
kam, wurde es konkret. So begleitete die
Dramaturgin Kerstin Ortmeier im vergangenen Jahr beratend eine Produktion im Rahmen des Festivals. „Récréâtrales“ ist ein produzierendes Festival, das Truppen aus ganz Afrika, so Etienne Minoungou, in die burkinische
Hauptstadt Ouagadougou einlädt, um dort zu recherchieren, zu produzieren, künstlerischen Austausch zu pflegen und schließlich ihre Inszenierungen auf einer Plattform zu zeigen, bei der auch zahlreiche deutsche
Festivalmacher eingeladen sind. Aus dem Programm des biennalen Festivals haben Gerhardt Haag und Kerstin Ortmeier sieben Inszenierungen aus
Burkina Faso, Haiti, dem Senegal und Kongo ausgewählt. Zusammen mit
szenischen Lesungen und Podiumsdiskussionen sollen sie einen Einblick
die divergierenden ästhetischen Formen und die Themen des afrikanischen
Theaters ermöglichen, sagt Gerhardt Haag. Er hofft darüber hinaus auf
einen Künstleraustausch zwischen beiden Kontinenten.
Nach Etienne Minoungou, der sich auch als Regisseur, Schauspieler und
Autor einen Namen gemacht hat, öffnet sich mit dem Austausch für das
afrikanische Theater eine neue Tür neben dem französischsprachigen
Markt. Außerdem sichern die Gastspiele vielen Theatergruppen das Überleben und sollen als Aushängeschild für mögliche Geldgeber von Koproduktionen dienen. Der afrikanische Festivalleiter kennt allerdings auch
die Gefahren des internationalen Marktes, so wenn afrikanische Autoren
allzu willig Themenstücke nach dem Ge-schmack der europäischen Geldgeber liefern. Außerdem bedauert er, dass kaum europäische Gastspiele in Afrika zu sehen seien.Die Kooperation der beiden biennalen Festivals „Africologne“ und
„Récréâtrales“ ist zwar auf Dauer angelegt, aber zunächst über die Bundeskulturstiftung, die Stadt Köln und
die Deutsche Entwicklungsgesellschaft nur für zwei Jahre finanziert. So sollen 2011 die genannten Gastspiele
Hans-Christoph
Zimmermann ist
nach Köln, für 2012 plant man eine Koproduktion, die
Theaterkritiker
im Rahmen der Récréâtrales ihre Uraufführung erleben
für Printmedien
und Hörfunk.
und im Jahr darauf als Gastspiel nach Köln kommen soll.
„africologne“ – Festival des afrikanischen Theaters in Köln
Theater im Bauturm, Rautenstrauch-Joest-Museum, Millowitsch Theater
22.-28.6. I 0221 52 42 42
19
«westwärts«
Das NRW Theatertreffen 2011 in Wuppertal! Das heißt nicht nur eine
Woche die besten Inszenierungen aus dem ganzen Land, sondern auch
eine Woche lang ein Theaterfestival mit Diskussionen, Konzerten, Partys, Preisen und einem Theaterparcours durch die ganze Stadt unter dem Motto: «westworld – Stadt der Zukunft«. Die Wuppertaler
Bühnen sind Gastgeber für die vielfältige und einzigartige Theaterlandschaft in NRW mit Vorstellungen aus Bielefeld, Bochum, Bonn,
Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln, Neuss, Oberhausen und Wuppertal.
Kurt-Drees-Str. 4, Wuppertal
Karten: 0202 569 44 44 I www.nrw-theatertreffen.de
trailer verlost 3x2 Karten für die Inszenierung „Der Kirschgarten“.
E-Mail bis 19.6. an [email protected], Kennwort: Theatertreffen
Sa, 25. Juni , 19.30 Uhr
www
PROGR AMM 06–011
Szenenfoto aus „L’echo du pas de l’homme“ (Das Echo des Schritts des Menschen), Foto: Nicholas Meisel
Opernzeit - unsere Zeit
Klassischer Underdog und moderner Antiheld, Wozzeck (Florian Boesch), Foto: Bernd Uhlig
Oper in NRW
Amer. Albtraum in Asien: H. Trinsinger als Sharpless, R. Röhr als Goro & A. Kremer als Cio-Cio-San, Foto: J. Landsberg
Gesellschaft ohne Gnade
Verfettet unterm Sternenbanner
„Brutale Bluttat in Leipzig! Asozialer ersticht Frau. Kind bleibt allein zurück.“
– So würde die Boulevardpresse heute den Mord (vor-)verurteilen, den Johann
Christian Woyzeck vor fast 200 Jahren beging. Aus Eifersucht erstach er am
21. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost. Der Prozess
ging in die Kriminalgeschichte ein, da
„Der Mord ist die bittere Konseer zum ersten Mal die Zurechnungsfäquenz der persönlichen Deformahigkeit eines Angeklagten untersuchte,
tion Wozzecks, die er durch die
selbst der sächsische Thronfolger setzte
Gesellschaft erlitten hat.”
sich mit einem Gutachten für ihn ein. Der
vom Gericht mit der Untersuchung beauftrage Arzt hielt den Täter jedoch für
zurechnungsfähig, so dass Woyzeck am 27. August zum Tode verurteilt und
öffentlich hingerichtet wurde. Die erhaltenen Krankenakten lassen heute darauf schließen, dass der Angeklagte unter Depressionen und Schizophrenie litt.
Büchner ergreift in seinem unvollendet gebliebenen Drama von 1836 Partei
für Woyzeck, der erst durch die sozialen Umstände zum Täter wird. Er ist der
klassische Underdog, ein Antiheld. Zunächst ordnet er sich unter und gehorcht.
Doch als der Tambourmajor ihn mit seiner geliebten Marie betrügt, weiß er
keinen Ausweg mehr: Er tötet Marie, dann nimmt er sich das Leben. Ihr Kind
bleibt als Waise zurück. Berg gelingt es, die unvollendet gebliebenen 31 Szenen Büchners zu einem in sich geschlossenen Musikdrama umzugestalten. Der
Komponist sah das Schauspiel „Wozzeck“ (!) 1914 in einer Bearbeitung des
österreichischen Schriftstellers Franzos in Wien. Berg war tief beeindruckt und
nutzte diese Version als Vorlage für sein Libretto. Sein einstiger Lehrer Arnold
Schönberg riet ihm dringend von dem Stoff ab – eine Oper solle sich lieber mit
Engeln, als mit Offiziersdienern beschäftigen. Doch Berg wagt es, neue Wege
zu gehen und verschafft in seinem Musikdrama dem leidenden Menschen Gehör, der an dem Räderwerk einer mitleidlosen Gesellschaft zerbricht.
Die soziale Wirklichkeit hält Einzug in die Oper. Das hat eine Vielfalt der musikalischen Ausdrucksmittel und Stilebenen zur Folge, eine Musiksprache, die
neben satirischen Tönen, wie etwa in der derben Wirtshausszene, auch verstörende Töne für das zunehmend psychotische Erleben der Hauptfigur findet.
Wozzeck ist zuerst Opfer, bevor er zum Täter wird: Der Mord ist die bittere
Konsequenz der persönlichen Deformation Wozzecks, die er durch die Gesellschaft erlitten hat. Und die Misere nimmt kein Ende: Der Gesamtaufbau der
Oper ist von der Idee des ausweglosen Kreisens geprägt: Alle drei Akte schließen mit dem gleichen Akkord und die Schlußszene könnte musikalisch direkt
wieder in den Anfang der Oper übergehen. Bergs expressive Musiksprache ist
nicht allein der strengen Atonalität verpflichtet, sondern bedient sich oft einer
freien Polytonalität, in der tonale Relikte verfremdet und mit Dissonanzen angereichert werden. Verzerrte Stilzitate, wie etwa der groteske Walzer bei der
Untersuchung des Doktors oder das grell verfremdete Jägerlied in der Wirtshausszene spiegeln den Zynismus und die Aggressivität aller Beteiligten wider.
Jeder kämpft hier gegen jeden, der Stärkere siegt, der Schwächere verliert.
Wie sieht die Zukunft des Kindes von Marie und Wozzeck aus? Hat das Kind
aus „schwierigen Verhältnissen“ überhaupt eine Chance? Mehr als achtzig
Jahre nach der Uraufführung von 1925, ist die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und Solidarität in unserer Gesellschaft nicht gelöst.
Von Karsten Mark
Cio-Cio-San hat sich herausgeputzt. Sie will sich unterscheiden von den billigen, Kaugummi kauenden Huren in kurzem Rock und langen Plateau-Stiefeln,
die in Wahrheit ihre Kolleginnen sind. Doch der edle Kimono wirkt deplatziert.
Ihr Bräutigam F.B. Pinkerton ist zwar Offizier, aber kein Gentleman. Für die
Hochzeit mit seiner gekauften Braut Cio- „Kremer klingt nicht wie ein hilfCio-San, der „Madame Butterfly“, hat er loses Opfer. Sie hofft und kämpft.“
keinen Aufwand getrieben. Er kommt in
alten Jeans und Baseballcap, lässt den Bierbauch aus der geöffneten Lederjacke hängen. Pinkerton will nicht mehr als billigen Sex, Alkohol und Zigaretten. Und er weiß, dass er als Amerikaner nicht groß darum bitten muss. Seine
Dollars machen ihn zum uneingeschränkten Herren über die gleichermaßen
armen wie korrupten Asiaten.
Für das hochentwickelte Japan will die Situation heute nicht mehr so recht
passen. Doch ein paar tausend Kilometer weiter gen Südwesten, irgendwo
zwischen Bangkok und Phnom Penh, könnte die Geschichte der „Madame
Butterfly“ auch heute noch spielen. Die Hochzeit mit einem Weißen verheißt
Wohlstand und einen Ausweg aus der Armut. Doch der pragmatische Ansatz
schließt keineswegs die romantische Überhöhung aus. Und so glaubt Cio-CioSan fest an ihre Ehe, während sie für Pinkerton nur eine Farce und Episode
darstellt. Tilmann Knabe gelingt an der Essener Aalto-Oper eine Neuinszenierung des Puccini-Dauerbrenners, die den Kern der Oper trifft und ohne große
Verrenkungen auskommt.
Knabe haftet das Image des Provokateurs an – auch weil er gern reichlich
Bühnenblut vergießt. Bei Puccinis Butterfly sind die Gelegenheiten für solche
Gemetzel ziemlich rar. Immerhin kann es sich Knabe nicht verkneifen, noch vor
Beginn der Musik einen Trupp Putzmänner und Anstreicher in Schutzanzügen
durch Pinkertons neues, schneeweißes Haus wuseln zu lassen. Der Eindruck:
Hier wird gerade ein blutiger Tatort beseitigt. Ansonsten konzentriert sich die
Regie auf die gründliche Demontage allen schmucken Asien- und MarineDekors. Selbst die anfänglich hübsche Fassade der jungen (Schein-) Ehe ist
extrem fadenscheinig. Das strahlende Weiß der Wände ist nikotinvergilbt,
die Zimmer sind zugemüllt. Das Sternenbanner und ein Obama-Poster an der
Wand sollen der Behausung einen letzten Rest Würde verleihen und zeigen:
Cio-Cio-Sans Treue und ihr Sohn sind alles, was ihr geblieben ist. Pinkerton
wird ihr auch das noch nehmen.
Auf den ersten Blick mag die unverblümt widerliche Welt der Butterfly aus Armut
und Ausbeutung als Kontrast zur spätromantischen Partitur Puccinis erscheinen.
Doch Stefan Soltesz beweist mit den Essener Philharmonikern das Gegenteil. Das liebliche japanische Kolorit, das bei
„Madama Butterfly“ einen großen authentischen Kern besitzt, stellt nur eine Seite der Medaille dar. Die andere und
wichtigere ist eine tiefe Traurigkeit, die Annemarie Kremer
als Cio-Cio-San vortrefflich in ihrer Stimme transportiert.
Kremer klingt nicht wie ein hilfloses Opfer. Sie hofft und
Karsten Mark ist freier
kämpft – um ihren Sohn, um den vermeintlichen Ehemann
Journalist und lebt im
Ruhrgebiet. Kultur und – und zieht am Ende die einzig verbleibende blutige Konsebesonders das Muquenz. So klingt auch ihr Gesang: nicht auf romantischen
siktheater gehören zu
seinen Schwerpunkten. Hochglanz poliert, aber kraftvoll nuanciert.
„Wozzeck“ von Alban Berg I R: Ingo Kerkhof I Oper Köln (Palladium)
Mi 1.6., Do 9.6., Sa 11.6., Do 16.6., Sa 18.6., Do 23.6., Sa 25.6. je 19.30 Uhr,
So 5.6. 16 Uhr, Mo 13.6. 17 Uhr I 0221 22 12 84 00
„Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini
R: Tilman Knabe I Aalto-Musiktheater Essen
Mi 1.6. 19.30 Uhr, Do 9.6. 19.30 Uhr, So 19.6. 19.00 Uhr I 0201 812 22 00
20
46
Das Unrecht der Stärkeren in Alban Bergs Oper „Wozzeck“
KERSTIN MARIA PÖHLER
„Madama Butterfly“ am Essener Aalto-Musiktheater
www
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
KARTENTELEFON 0209. 4097-200
www
LA VILLE – DIE STADT
Ballett von Bernd Schindowski
auf die gleichnamige Komposition
von Pierre Henry
TERMINE
4., 11., 17. Juni 2011
WAR REQUIEM
Op. 66 von Benjamin Britten
Szenische Aufführung
TERMINE 3., 13. Juni 2011
3., 7., 9. Juli 2011
Theater demnächst
Bei „westwärts“ zu sehen: die Kölner Produktion „Oblomow“, Foto: Hermann u. Clärchen Baus
Der natürliche Feind des Hinterns
Ein Festival nach dem anderen. Was war noch mal Kulturhauptstadt?
Das Leben ist eine Einbahnstraße verpasster Chancen. Niemand sollte darüber jammern, denn keiner schafft es nichts zu verpassen, nicht einmal Gott.
Haben Sie schon Ihren Sommerurlaub gebucht? Wenn Sie Theatergänger
sind, dann ist das in diesem Jahr auch gar nicht so einfach, es ist die Zeit der
unbegrenzten Möglichkeiten und damit der verpassten Chancen. Wenn Sie
das hier lesen, buhlen in Mülheim an der Ruhr noch immer sieben Stücke
um den heiß begehrten, mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Theaterpreis.
Wird es Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (bereits zum 14. Mal
ausgewählt) wieder schaffen? Ob die „Winterreise“ mit Bezug auf Franz
Schuberts Liederzyklus es wert war, wissen wir am Ende der ersten Woche
im Juni. Die Ruhrfestspiele laufen eine Woche länger. Dann ist auch diese
Mega-Event-Schau vorbei. Zeit für einen Kurzurlaub. Hauptsache immer
nach Westen, ob mit motorisiertem Wohnklo oder im Planwagen.
„westwärts“ ist auch das Motto des Theatertreffens der 19 Stadt- und Landestheater in NRW. In Wuppertal geht es um Pokale für die Vitrine, für die
beste Inszenierung, den besten Schauspieler und den besten Nachwuchsschauspieler. Darüber hinaus wird ein Publikumspreis vergeben. „westwärts“
ist auch das größte regionale Theatertreffen Deutschlands – kein Wunder,
alle zehn renommierten Theater des größten Bundeslandes nehmen teil.
Auch hier ist Elfriede Jelinek vertreten. Sie sucht in den Feldern des kleinen
Ortes „Rechnitz“ nach den Spuren unserer Vergangenheit in Deutschland
und Österreich. Die Inszenierung stammt vom Düsseldorfer Schauspiel. Aus
Köln kommt ein gewichtiger Herr „Oblomow“. Dem gleitet das Leben unter
den Fingern durch. Er würde ja was dagegen tun, wenn er es nur schaffen
würde, einmal von seinem so bequemen Sofa im fernen Russland aufzustehen. Begleitet wird das Theaterprogramm durch ein umfangreiches Rahmenprogramm. So wird die Eröffnung des NRW Theatertreffens auf dem
Vorplatz des Wuppertaler Schauspielhauses stattfinden. Die umfangreiche
Jugendarbeit der Theater in NRW soll hier gewürdigt werden und ein Forum
bekommen. Am 26. Juni beendet das Theater Oberhausen mit seiner sehr
expressiven und (gern auch noch einmal) sehenswerten Inszenierung von
„Nora oder ein Puppenhaus“ den munteren Theaterreigen.
Erschöpft lehnen Sie sich zurück. Ende Juni und immer noch nix mit Urlaub.
Denn schon drei Tage später geht es weiter. Und beim nächsten Festival
können sogar Theatermarathons gebucht werden, für die nicht nur Ausdauer
beim Sehen, sondern auch schmerzresistente Hinterteile benötigt werden.
Das Theater Festival „Impulse“ des NRW Kultursekretariats zeigt seit 20 Jahren die wichtigsten Off-Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen
Raum. Erstmals im Sommer präsentiert Impulse in Bochum, Düsseldorf, Köln
und Mülheim an der Ruhr neun herausragende Theaterproduktionen aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz im Wettbewerb, die eine Jury aus
über 300 Bewerbungen ausgewählt hat. Dass im zwei Jahresturnus ausgetragene Festival zeigt über 50 Aufführungen auf 25 Bühnen. Und von ferne
winkt schon die Ruhrtriennale. Klar soweit?
www
Zum letzen Mal
Zum letzen Mal
Freitag, 03.06.2011 / 20 Uhr
Freitag, 17.06.2011 / 20 Uhr
Samstag, 25.06.2011 / 20 Uhr
UND DANN GAB´S KEINES MEHR
Kriminalstück von Agatha Christie
Samstag, 04.06.2011 / 20 Uhr
Samstag, 11.06.2011 / 20 Uhr
ZURÜCK ZUM HAPPY END
Komödie von Frank Pinkus
Freitag, 10.06.2011 / 20.00 Uhr
EIN SCHÖNER SCHLAWINER
Komödie von Pierre Chesnot
Samstag, 18.06.2011 / 20 Uhr
ALLES IM GARTEN
Schwarze Komödie von Edward Albee
Freitag, 24.06.2011 / 20 Uhr
EIN JOGHURT FÜR ZWEI
Ein (Wellness) Lustspiel von Stanley Price
PETER ORTMANN
Aktuelle Eintrittspreise:
Reihe 1 bis 4
Reihe 5 bis 7
Kinder bis 13 Jahre
15,- € / erm. 13,- €
13,- € / erm. 11,- €
8,- € pro Platz
Gänsemarkt 42 · 45127 Essen · Tel. 02 01/ 52 098 52
www.kleines-theater-essen.de · [email protected]
„Stücke“ Mühlheimer Theatertage I Bis 7.6. I Mülheim I 0208 96 09 60
„Ruhrfestspiele Recklinghausen“ I Bis 12.6. I Recklinghausen I 0261 921 80
„westwärts“ Theatertreffen NRW I 20.6.-26.6. I Wuppertal I 0202 569 44 44
„Impulse“ I 29.6.-10.7. I Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim
0221 992 25 51 11
22
THEATER FLETCH BIZZEL
Humboldtstr. 45
44137 Dortmund
Tel. 02 31 / 14 25 25
www.fletch-bizzel.de
Juni 11
01.06. MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW
Mi.
€ 15,-/10,-
mit Emscherblut
03.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
04.06. „Monsieur Ibrahim und
Fr.
Sa.
€ 15,-/10,-
die Blumen des Koran“
10.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
11.06. „Mit brennender Geduld“ oder
Fr.
Sa.
€ 15,-/10,-
„Nerudas Postmann“
17.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
Fr.
Bianka Lammert
„Das kunstseidene Mädchen“
€ 15,-/10,-
23.06. BJÖRN JUNG
Do.
„War das jetzt schon Sex?
oder Mann in Not“
€ 15,-/10,-
24.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL
25.06. „Mit brennender Geduld“ oder
Fr.
Sa.
€ 15,-/10,-
„Nerudas Postmann“
Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr
TURBO PROP THEATER
„Die Schmuddels - wie alles begann“
So. 05.06. -11 Uhr · Mi. 08.06. -10 Uhr · So. 12.06. -11 Uhr·
KINDER MUSIK & THEATER
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Do. 16.06. - MARTIN HÖRSTER „Das kleine Ich-Bin-Ich“
Fr. 1. Juli – So. 3. Juli 2011
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Musical in NRW
Peter Weck präsentiert eine Produktion von BB Promotion GmbH und Mehr! Entertainment GmbH
Der dauersingende Dampfer mit illustrer Besatzung: Die S.S. Amerika, Foto: Matthias Stutte
„You´re the Top, Karin !“
Cole Porters „Anything Goes“ in Bielefeld
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10. Dez. 2011 - 22. Jan. 2012
Am Centro, Brammenring
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Originally produced by Cameron Mackintosh and The Really Useful Group Ltd. | Poster design by Dewynters. TM © 1981 RUG Ltd.
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Von Rolf-Ruediger Hamacher
Es dauert keine fünf Minuten, da trällern die beiden Hauptdarsteller schon
den Hit des Abends: „I get a kick out of you“. Cole Porter hatte sich 1934
zur Uraufführung seines „Anything Goes“ diese ungewöhnliche MusicalDramaturgie einfallen lassen, um das snobistische New Yorker Publikum zur
Pünktlichkeit zu erziehen. Das nahm nämlich gerne verspätet die Plätze ein,
um seine teuren Roben zur Geltung zu bringen.
In Bielefeld galt die ungeteilte Aufmerksamkeit von Beginn an den beiden
(Gast-)Stars Karin Seyfried und Jens Janke, die das Publikum in der letzten
Spielzeit in George Gershwins „Crazy for you“ mit ihrem Allround-Talent
begeistert hatten. Da konnte eigentlich nichts mehr schief gehen, zumal
man Cole Porters bissig-ironische Texte im Original belassen hatte. Dennoch sollte sich das Versprechen – dass der Titel des Stücks vorgibt – uneingeschränkt nur im dreifachen Happy-end niederschlagen. Auf dem Weg
dahin gerät die „S.S. Amerika“ – auf der, nach dem Prolog, die gesamte
Handlung spielt – während ihrer Fahrt von New York nach London allerdings in einige inszenatorische Turbulenzen.
Eigentlich sollte Billy Crocker (Jens Janke) seinem Börsen-Makler-Chef
nur einige Geschäftsunterlagen an Bord bringen und dann an der Wall
Street gewinnbringend Aktien abstoßen. Aber als er seine große Liebe
Hope beim Einschiffen entdeckt, schleicht er sich als blinder Passagier mit
an Deck. Dort muss er sich nicht nur vor der Besatzung und seinem Chef
verstecken, sondern auch vor Hopes Mutter, die ihre Tochter des Geldes
wegen einem englischen Lord versprochen hat. Außerdem an Bord: Billys
frühere, noch immer auf seine Rückkehr hoffende, Geliebte Reno (Karin
Seyfried), die mit ihren „Engeln“ als singende „Predigerin“ angeheuert
hat. Und Amerikas, als Priester verkleideter, Staatsfeind Nr. 13, Moonface
Martin mit dem nymphomanischen Gangsterliebchen Emra im Schlepptau. Kein Wunder, dass es in dieser illustren Gesellschaft zu einigen amüsanten Verwicklungen kommt ...
Die Inszenierung von Roland Hüve lässt leider jenes Timing vermissen, das
eine turbulente Boulevardkomödie benötigt. Und auch die „Eindampfung“
auf die finanziellen Möglichkeiten einer städtischen Bühne haben dem Stück
nicht gut getan: So dürfen gegenüber den zwölf Original-„Engeln“ hier nur
vier mit an Bord und auch die Matrosen-Crew besteht lediglich aus einem
Quartett. Das nimmt den groß angelegten Tanz- und Steppszenen dann
doch etwas von ihrer ursprünglichen Dynamik, die auch durch die weder genügend breit noch tief ausgelegte Bühne eingeengt wird.
Die fordert nicht nur von Choreograph Jochen Schmidtke
Tribut, sondern hat auch Christof Cremer zu einem wenig
aufregenden Bühnenbild „gezwungen“. Dafür hält sich
Cremer bei den Kostümen schadlos: Wenn Karin Seyfried
im stilvollen Abendkleid mit ihrem kongenialen Partner
Jens Janke tanzt oder im aufregenden Glitter-Kostüm in
Rolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, den (Bühnen-)Himmel entschwebt, dann zelebriert er sie
Journalist und im Vorals jenen Musical-Star, der den Vergleich mit der „Ur“stand des FilmkritikerVerbandes
Reno Ethel Merman nicht scheuen muss.
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„Anything goes“ von Cole Porter
R: Roland Hüve I Theater Bielefeld
Sa 18.6. 19.30 Uhr I 0521 51 54 54
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Längst ist Hip Hop in der Mitte der Gesellschaft angekommen und
wird kommerziell vermarktet. Was früher Ausdruck von subversivem
Protest war, kann man heute im Street-Shop jeder größeren Stadt
kaufen. Was also bedeutet heute noch Subkultur? In “Headspin –
Critical Mess” begegnen sich auf der Bühne Schauspieler des GrilloTheaters, Tänzer, Lebenskünstler und Musiker des Künstlerkollektivs
Unusual Symptoms. Die persönlichen Geschichten der Mitwirkenden
stehen im Mittelpunkt dieses Projekts
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Hat mit „Pilz inne Buxe“ einen heiteren medizinischen Comic verfasst: Doktor Stratmann, Foto: Privat
Über Liebe, Kunstfehler und Giftzähne
Welterforscher unter sich
„Jupp, du bis mich einen!“ sagt Omma gerne. Doktor Stratmann hat die
Sprechblasen geschrieben, die in einem von Christina Groth-Lindenberg liebevoll und gekonnt illustriertem Buch zu bewundern sind. „Pilz inne Buxe“
heißt der „heitere medizinische Comic“ (Klartext Verlag), der mehr über die
spezifische Ruhrgebiets-Mentalität verrät als manche kluge Abhandlung.
Dr. med. Ludger Stratmann alias Jupp spielt in den vier Geschichten für
Hypochonder denn auch die Hauptrolle, ein Mann, der komplizierte Sachverhalte auf den Punkt bringt, einer, der den Umgang mit Fremdwörtern zu
einer eigenen, jedermann verständlichen Ausdrucksweise gemacht hat: ein
neurophysiologisches Wunderwerk. Eben dieser Jupp ist auch persönlich zu
begutachten: und zwar im Essener Stratmanns-Theater, wo er auf seiner
eigenen Bühne steht und erklärt, was es mit einem „Kunstfehler“ auf sich
hat (am 17.-19., 24.-26.6.).
Apropos Fehler: Frank Fischers Programm „Deutsh als Fremdsprache“
ist absichtlich falsch geschrieben. Wieso, verrät er am 17. Juni auf der
Rü-Bühne in Essen, wo der frisch gekürte Publikumspreisträger des Prix
Pantheon auftritt. Dabei kann der sympathische Stand-Upper noch mehr
einiges mehr erklären. Zum Beispiel, wieso man Hinweisschilder in Supermärkten nicht allzu wörtlich nehmen sollte und warum es weltwirtschaftlich gesehen keine gute Idee ist, Handytarife mit 40 Inklusiv-Tagen im Monat anzubieten.
Barbara Kuster ist zum ersten Mal in der Duisburger „Säule“ (10.6.) zu
Gast. Die in Babelsberg bei Berlin beheimatete Kabarettistin sollte ein
Pflichtprogramm für all jene werden, die behaupten, es gäbe keine politischen Kabarettistinnen. Hier steht nämlich der lebende Beweis dafür, dass
Frauen durchaus dazu in der Lage sind, die Berliner Regierungsriege genüsslich auseinander zu pflücken. „Giftzahn der Zeit“ heißt ihr Programm,
in dem sie einmal mehr zeigt, was für eine blendende Rock-Sängerin sie
überdies ist und dass man sie weder mit Tina Turner noch mit der Rockband
Rammstein verwechseln sollte.
Auch nicht verwechseln darf man die „Liebe“ von Hagen Rether, ein
Programmtitel, mit dem er seit gefühlten hundert Jahren die Szene aufmischt. Im Sinne einer kontinuierlichen Aktualisierung setzt er sich darin
mit allem Möglichen auseinander – nur nicht mit Emotionen, es sei denn,
man unterstellt Angela Merkel, ihr plötzliches Eintreten für erneuerbare Energien sei mit Gefühlsaufwallungen verbunden. Rether sitzt am Flügel und
sagt einfach nur, was und warum in dieser Welt schief läuft. Er ist zweifelsohne nicht nur der am besten aussehende politische Kabarettist weit
und breit, er gehört auch zu jenen, denen man stundenlang zuhören kann,
wenn er – untermalt von Klavierakkorden – die so schwer verdaulichen
wie katastrophalen Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft seziert –
sarkastisch, provozierend und immer in sich stimmig. Am 6. Juni tritt er als
Gig zwischen „Anatevka“ und „Zar und Zimmermann“ im Gelsenkirchener
Musiktheater im Revier auf, am 18. in der Rheinhausenhalle in Duisburg.
Weit weniger populär, aber von ganz besonderem Charme ist das Programm
des aktuellen Tegtmeier-Jurypreisträgers Marco Tschirpke, der am 8. Juni
in den Flottmann-Hallen in Herne seine „Flügelstürmer“ ausfährt. Was auch
immer sich hinter dem Titel verbirgt: Tschirpke besitzt ein besonderes Talent
für sprachliche Entdeckungen, er ist ein musikalisch-poetischer Welterforscher, der den Geist seiner Zuhörer mühelos in die unbekannten Weiten
des Universums entführt. Dafür verbürgt sich Ihre stets über Tage lebende.
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16.06. / DO / 19.30 Uhr
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22.06. / MI / 19.30 Uhr
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27.06. / MO / 19.30 Uhr
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Programm-Übersicht
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Frank Goosen: „Radio Heimat“
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...immer montags: Matthias Rauch
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Jürgen Becker: „Ja, was glauben Sie denn?“
Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas”
Hennes Bender: „Erregt“
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...immer montags: Jens Neutag
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Lioba Albus: „HerzDame sticht “ : Bruno „Günna“ Knust
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Thomas Freitag: „Nur das Beste“
Thomas Freitag: „Nur das Beste“
14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band
20:00 Uhr Frauen Fussball WM 2011 Endspiel
...immer montags: Ludger K.
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Thomas Koch und Thorsten Sträter
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Jochen Malmsheimer: „Wenn Worte reden könnten...“
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Uta Rotermund: „50 plus! Seniorenteller?“
...immer montags: Stephan Rodefeld
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Reiner Kröhnert: „Das Jesus Comeback oder ...“
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August 2011
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...immer montags: Philipp Simon
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Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Martin Herrmann
Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas”
Leipziger Pfeffermühle: „Hurra, wir bleiben inkompetent“
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Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo - Premiere!
...immer montags: Ruth Schiffer
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Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Arno Margraf
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Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo
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...immer montags: Ape & Feuerstein
DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz
Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Nessi Tausendschön
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Berliner Stachelschweine: „Nichts als die Wahrheit“
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Uta Rotermund: „Können Männer denken?“
...immer montags: Thomas Philpzen
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Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Anka Zink
Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas”
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14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band
20:00 Uhr Kay Ray: „Haarscharf“
...immer montags: Robert Griess
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September 2011
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Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas”
Jochen Malmsheimer: „Wenn Worte reden könnten“
Jochen Malmsheimer: „Wenn Worte reden könnten“
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…immer montags: Helmut Sanftenschneider
DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz
Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Käthe Lachmann
Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas”
8.Dortmunder DEW21 Kriminacht
Carrington & Brown: „Mit Schirm, Charme und Cellone“
Tina Teubner „Aus dem Tagebuch meines Mannes“
…immer montags: Henning Schmidtke
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Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Simone Fleck
Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“
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...immer montags: Horst Fyrguth
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Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Fatih Cevikkollu
Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas”
Dr. Stratmann: „Kunstfehler“
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14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band
20:00 Uhr Die Bräute: „Aus Kindern werden Leute,...”
...immer montags: Martin Herrmann
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Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Überraschungsgäste!
Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas”
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Oktober 2011
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11. Dortmunder DEW21 Museumsnacht
Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“
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Münchner Lach & Schiess: „OHNE LIMIT“
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Veranstalter:
Theater Fletch Bizzel
Horst Hanke-Lindemann
Telefon: 02 31-14 25 25
E-Mail: [email protected]
Spiegelzelt am Dortmunder U
Rheinische Straße 1 · 44137 Dortmund
www.RuhrHOCHdeutsch.de
Programmänderungen vorbehalten.
Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
STADTTHEATER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
+
Amerika
Mi. 1.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30
Candide oder der Optimismus
Do. 2.6. 19.00
Cyrano de Bergerac
Fr. 3.6. 19.30, Mo. 13.6. 19.00, Do. 23.6. 19.30,
Do. 30.6. 19.30
Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
Sa. 4.6. 19.30, So. 12.6. 19.00, So. 19.6. 19.00,
So. 26.6. 19.00
Kasimir und Karoline
So. 5.6. 19.00
Woyzeck
Mi. 8.6. 19.30, Do. 16.6. 19.00
Faust
Sa. 11.6. 19.30
A Tribute to Johnny Cash
Mi. 15.6. 19.30
Peer Gynt
Fr. 17.6. 19.30
Der Sturm
Mi. 29.6. 19.30
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Waisen
Do. 2.6. 20.00, So. 5.6. 20.00, Do. 9.6. 20.00,
Sa. 11.6. 20.00, Do. 16.6. 20.00, Fr. 17.6. 20.00
Heimat unter Erde
Fr. 3.6. 19.30
Die Dreigroschenoper
Sa. 4.6. 19.30, So. 12.6. 18.00
+
Die Bluthochzeit
So. 5.6. 18.00, Fr. 17.6. 19.30
Embedded – Ein Jahr Afghanistan
Mi. 8.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30
Geilezeit
Fr. 10.6. 19.30
Macbeth
Sa. 18.6. 19.30, So. 26.6. 18.00
Die 39 Stufen
Mi. 22.6. 19.30
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Der kleine Schornsteinfeger
Mi. 1.6. 18.00
Hamlet, Prinz von Dänemark
Fr. 10.6. 20.00, Mo. 13.6. 20.00, Mi. 15.6. 20.00,
Do. 16.6. 20.00, Mi. 22.6. 20.00, Do. 28.6. 20.00
Ristorante Immortale
So. 12.6. 19.30
Klasse Klasse
So. 19.6. 20.00, Mo. 20.6. 11.00 und 20.00,
Di. 21.6. 11.00
Das letzte Band
Mi. 29.6. 20.00, Do. 30.6. 20.00
THEATER ESSEN (GRILLO)
0201 812 22 00
25 Sad Songs
Do. 2.6. 19.00, Mi. 8.6. 19.30
Headspin Critical Mess
Do. 9.6. 19.30, Mi. 29.6. 19.30
Prinz Friedrich von Homburg
Fr. 10.6. 19.30
Das Bergwerk
Sa. 11.6. 19.30, So. 19.6. 16.00, Sa. 25.6. 19.30
Jede Menge Kohle
So. 12.6. 19.00, Fr. 24.6. 19.30
Ptah II –
Junge Choreographen im Grillo – Theater
Do. 16.6. 19.30, Fr. 17.6. 19.30, Do. 30.6. 19.30
Shockheaded Peter
Mi. 22.6. 19.30
Buddenbrooks
So. 26.6. 19.00
THEATER HAGEN
02331 207 32 18
Dance in Motion
Fr. 3.6. 19.30, Fr. 10.6. 19.30, So. 19.6. 15.00,
Mi. 22.6. 19.30, So. 26.6. 15.00, Mi. 29.9. 19.30
Turandot
Sa. 4.6. 19.30, Mi. 8.6. 19.30, Mi. 15.6. 19.30,
Di. 28.6. 19.30
Der Barbier von Sevilla
Di. 7.6. 19.30, So. 12.6. 18.00, Fr. 24.6. 19.30
Gegen die Wand
Sa. 11.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30
Jekyll & Hyde
Mo. 13.6. 18.00
Viel Lärm um nichts
Do. 16.6. 19.30
Dominique Horwitz
Sa. 25.6. 19.30
THEATER KREFELD
02151 80 51 25
König Ödipus
Do. 2.6. 20.00, Sa. 4.6. 20.00, So. 12.6. 20.00,
Di. 21.6. 20.00, So. 26.6. 20.00, Di. 28.6. 20.00
Le Villi / Suor Angelica
So. 5.6. 19.30, Sa. 11.6. 20.00, Fr. 17.6. 20.00
Treppauf Treppab
Mi. 8.6. 20.00, Sa. 18.6. 18.00, Do. 30.6. 20.00
The Rocky Horror Show
Fr. 10.6. 20.00, So. 19.6. 19.30
Hedda Gabler
Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 19.30, Di. 28.6. 20.00
Othello / Ein Sommernachtstraum
Mi. 29.6. 20.00
SCHLOSSTHEATER MOERS
02841 20 17 31
Der Knacks
Mi. 1.6. 19.30, Mi. 8.6. 18.30, So. 19.6. 18.00,
Fr. 24.6. 19.30
Der Geizige
Fr. 3.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30
Die unsichtbare Hand
Sa. 4.6. 19.30, Do. 16.6. 19.30
Der Kirschgarten
So. 5.6. 18.00
Der Drang
So. 26.6. 18.00
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Dossier: Ronald Akkermann
Fr. 3.6. 18.00, Sa. 4.6. 19.30, Fr. 10.6. 19.30,
Sa. 11.6. 19.30, Fr. 17.6. 20.00
Der goldene Drache
Sa. 4.6. 19.30, So. 5.6. 19.30
Warteraum Zukunft
Mo. 6.6. 19.30, Di. 7.6. 19.30
k.o.
Mi. 15.6. 18.00
Ass Karta
Mi. 15.6. 20.00
Ich will einfach nur Mensch sein
Do. 16.6. 18.00
Hautnah
Do. 16.6. 20.00
Die süße Naivität: Fjodor Dostojewskis Klassiker der Weltliteratur „Der Idiot“, in dem
der junge Fürst Myschkin (Michael Witte, l.) gutmütig und –gläubig durch ein moralisch
verwahrlostes Russland wandelt, hat sich der Ukrainer Andriy Zholdak für das Theater
Oberhausen angenommen. Die Figur Myschkins trägt selbst viele Züge des großen russischen
Schriftstellers, Foto: Axel J. Scherer
= Premiere
= trailer Empfehlung
+ = trailer Theaterkritik
Augen in der Gross-Stadt
Sa. 18.6. 18.00
+
Iphigenie auf Tauris
Mo. 20.6. 18.00, Di. 21.6. 18.00
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Prinz Friedrich von Homburg
Mi. 1.6. 19.30
Waisen
So. 5.6. 18.00
Drei Schwestern
Mi. 8.6. 19.30
Carmen
Do. 9.6. 19.30, Mi. 29.6. 19.30
+
Der Idiot
Fr. 10.6. 19.30, Fr. 17.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30
Nora oder Ein Puppenhaus
Sa. 11.6. 19.30
Ein Sommernachtstraum
So. 19.6. 18.00
WESTFÄLISCHES LANDESTHEATER
CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
Andorra
Mo. 6.6. 9.00 und 12.00, Di. 7.6. 9.00 und
12.00, Mi. 8.6. 9.00 und 12.00, Do. 9.6. 9.00
und 12.00, Do. 16.6. 11.00, Fr. 17.6. 11.00, So.
19.6. 18.00
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
+
Madame Butterfly
Mi. 1.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, So. 19.6. 19.00
Nabucco
Do. 2.6. 18.00, Fr. 10.6. 19.30
Aida
Sa. 4.6. 19.00, So. 12.6. 18.00
Don Giovanni
Sa. 11.6. 19.00, So. 18.6. 19.00
Das Rheingold
Mi. 22.6. 19.30
Die Walküre
Do. 23.6. 18.00
Siegfried
Sa. 25.6. 17.00
Götterdämmerung
So. 26.6. 17.00
www
DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG
01805 44 70
Festliche Konzerte des Opernchors
Do. 2.6. 19.30
Martin Schläpfer / Hans von Manen / Regina
van Berkel
Fr. 3.6. 19.30, So. 5.6. 15.00, Sa. 11.6. 19.30
Manon
Sa. 4.6. 19.00, Fr. 17.6. 19.00
Der kleine Schornsteinfeger
Mo. 13.6. 15.00
Così fan tutte
Sa. 18.6. 19.30
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Zar und Zimmermann
Do. 2.6. 18.00, So. 12.6. 18.00
War Requiem
Fr. 3.6. 19.30, Mo. 13.6. 18.00
Das Rheingold
Sa. 4.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, Sa. 11.6. 19.30,
Do. 23.6. 18.00
Anatevka
So. 5.6. 18.00, Fr. 10.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30
Hagen Rether
Mo. 6.6. 20.00
Der Operettenolymp
So. 26.6. 18.00
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
Peter Pan – Fliege deinen Traum
Mi. 1.6. 18.00
Hamlet
Fr. 3.6. 19.30, So. 12.6. 18.00
Lucia di Lammermoor
So. 5.6. 18.00, Fr. 10.6. 19.30
30
36
Wagner-Woche in Essen: Das Aalto Musiktheater zeigt in fünf Tagen die vier Teile des Ringen der Nibelungen. Hier ein Szenenbild aus
„Die Walküre“ mit Sieglinde (D. Halbwachs)
und Siegmund (J. Downd),
Foto: Thilo Beu
Da Capo
Do. 16.6. 19.30
Sekretärinnen
So. 19.6. 15.00
VARIETÉ + BOULEVARD
CABARET QUEUE DORTMUND
01803 77 68 42, Beginn 20.00
Der Frauenflüsterer
Sa. 4.6.
Stephan Bauer
Sa. 18.6.
GOP VARIETÉ ESSEN
0201 247 93 93
Base
Ab dem 5.5.: Mi. und Do. je 20.00, Fr. und Sa.
18.00 und 21.00, So. 15.00 und 19.00
DAS KLEINES THEATER ESSEN
0201 520 98 52
Und dann gab’s keines mehr
Fr. 3.6., Fr. 17.6., Sa. 25.6.
Zurück zum Happy End
Sa. 4.6., Sa. 11.6
Ein schöner Schlawiner
Fr. 10.6.
Alles im Garten
Sa. 18.6. 20.00
Ein Joghurt für zwei
Fr. 24.6. 20.00
MONDPALAST WANNE-EICKEL
02325 58 89 99
Die Indianer vom Revier
Fr. 3.6. 19.00, Sa. 4.6. 19.00, So. 5.6. 17.00
Ronaldo und Julia
Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, Mo. 13.6. 17.00
Flurwoche
Fr. 17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 17.00,
Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 17.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Der Ferienkönig
Mi. 1.6. 19.30, Do. 2.6. 19.30
Weiblich, 45 plus – Na und!?!
Fr. 3.6. 19.30, Sa. 4.6. 19.30, So. 5.6. 19.00, Mi.
8.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, Fr. 10.6. 19.30, Sa.
11.6. 19.30, So. 12.6. 19.00, Mo. 13.6. 19.30,
Mi. 15.6. 19.30, Do. 16.6. 19.30, Fr. 17.6. 19.30,
Sa. 18.6. 19.30, So. 19.6. 19.00, Mi. 22.6. 19.30,
Do. 23.6. 19.30, Fr. 24.6. 19.30, Sa. 25.6. 16.00,
So. 26.6. 19.00, Mi. 29.6. 19.30, Do. 30.6. 19.30
VARIETE ET CETERA BOCHUM
0234 130 03
Der Spaß am Spaß
Bis 19.6.: Jeden Do., Fr. und Sa. 20.00,
jeden So. 19.00
Theater-Kalender Ruhr
Theater-Kalender Ruhr
FREIE SZENE
BAHNHOF LANGENDREER BOCHUM
0234 687 16 12 , Beginn 20.00
Teatro de Telón:
Contrabando – Voces de Santa Rosa
So. 5.6. 20.00
Wilfried N’Sonde
Do. 30.6. 19.30
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Gegen den Fortschritt
Mi. 1.6. 10.30
Drachenfest
Sa. 11.6. 14.00, So. 12.6. 14.00
Dunkle Zeiten im Zauberwald
Sa. 18.6. 15.00, Mo. 20.6. 11.00
Ká síra díra
So. 19.6. 15.00, Di. 21.6. 10.30, Mi. 22.6. 10.30,
Di. 28.6. 10.30, Mi. 29.6. 10.30
Medea ist Rache
So. 26.6. 19.00, Mo. 27.6. 10.00
Dr. Jekyll and Mr. Hyde
Mi. 29.6. 19.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24, Beginn 20.00
Ganz oder gar nicht
Fr. 3.6. 20.00, Sa. 4.6. 20.00, So. 5.6. 19.00, Fr.
10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, So. 12.6. 19.00, Fr.
17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00, Do.
23.6. 20.00, Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So.
26.6. 19.00
Frank Goosen
Mi. 8.6. 20.00
Herbert Knebel
Sa. 18.6. 20.00 (Luise-Albertz-Halle
Oberhausen)
Hagen Rether
Sa. 18.6. 20.00 (Rheinhausenhalle Duisburg)
FLOTTMANN - HALLEN HERNE
02323 16 29 51
Er / Die Anderen
Mi. 1.6. 20.00
Spiellust
Sa. 4.6. 14.00
Marco Tschirpke
Mi. 8.6. 20.00
Sprechreiz geht fremd
Sa. 18.6. 20.00 (Revierpark Gysenberg Herne)
3. Herner Kulturfestival
Sa. 18.6. 11.00, So. 19.6. 11.00
Nordkvark
Di. 21.6. 20.00
HILPERT THEATER LÜNEN
02306 104 22 99
Jerry ist tot
Di. 7.6.
Die Physiker
Mi. 8.6.
Alice im Wunderland
Do. 9.6.
KATAKOMBEN THEATER ESSEN
0201 430 46 72
La comédie des masques
Fr. 3.6. 20.00
Choreographische Miniaturen
Sa. 11.6. 19.30
Der Heinz Erhardt Abend
Sa. 11.6. 19.30
Gefährliches Wochenende
Fr. 17.6. 19.30
Die Geierwally
Fr. 24.6. 19.30
Der große Ringelnatz Abend
Sa. 25.6. 19.30
Der große Erich Kästner Abend
So. 26.6. 18.00
Central Park West
Sa. 18.6. 20.00
Einmal nicht aufgepasst
So. 19.6. 20.00
KULTURZENTRUM HERNE
02323 16 27 79
Margot Käßmann –
Multikulturelle Gesellschaft
Di. 28.6. 20.00
KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND
0231 863 09 83
Geschüttelt und gerührt
Fr. 17.6. 20.00
PACT ZOLLVEREIN ESSEN
0201 289 47 00
Jonathan Burrows & Matteo Fargion
Mi. 1.6. 20.00, Do. 2.6. 20.00
Atelier
Do. 9.6. 19.00
Andros Zins-Browne
Fr. 17.6. 20.00
Forced Entertainment
Sa. 18.6. 20.00
Oblivia
So. 19.6. 17.00
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Mein lieber Schwan
Mi. 1.6. 20.00, Fr. 3.6. 20.00, Mi. 22.6. 20.00,
Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 20.00
Die Grönholm-Methode
So. 5.6. 19.00
Das Interview
Mi. 8.6. 20.00, Mi. 29.6. 20.00
+
Der eingebildete Kranke
Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, So. 12.6. 19.00
Iphigenie auf Tauris
Mi. 15.6. 20.00, Do. 16.6. 20.00
Verbrennungen
Sa. 18.6. 19.30, So. 19.6. 19.00
RINGLOKSCHUPPEN
MÜLHEIM AN DER RUHR
0208 99 31 60
Eppinghofen Love Stories
Sa. 4.6. 19.30
In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit
Sa. 11.6. 19.30
Der Knacks
Fr. 17.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30
Stadtrandfluss III
Do. 23.6. 10.00, So. 26.6. 18.00
Schrottplatz
Fr. 24.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30
RÜ-BÜHNE ESSEN
0201 384 67 66, Beginn 20.00
Deutsch als Fremdsprache
Fr. 17.6.
The Violet Tribe „Grand Hotel“
Sa. 18.6.
STRATMANNS THEATER ESSEN
0201 820 40 60
Cavewoman
Do. 2.6. 20.00, Fr. 3.6. 20.00
Die 39 Stufen
Sa. 4.6. 20.00, So. 5.6. 19.00
Mädelsabend
Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, So. 12.6. 19.00
Jochen Malmsheimer
Do. 16.6. 20.00
Doktor Stratmann
Fr. 17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00,
Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 19.00
Caveman
Mi. 22.6. 20.00, Do. 23.6. 20.00
THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND
0231 14 25 25
Emscherblut Impro-Show
Mi. 1.6. 20.30
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Fr. 3.6. 20.30, Sa. 4.6. 19.00, Fr. 24.6. 20.30,
Sa. 25.6. 20.30
Mit brennender Geduld oder
Nerudas Postmann
Fr. 10.6. 20.30, Sa. 11.6. 20.30
Das kunstseidene Mädchen
Fr. 17.6. 20.30
Björn Jung
Do. 23.6. 20.30
THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN
0201 851 32 30
Freunde der italienischen Oper
Fr. 3.6. 20.00, Sa. 4.6. 20.00, So. 5.6. 19.00
Danke, Bitte, Tach und Tüss ...
Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00
Pott sei dank!
Fr. 17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00
Suche Freund
So. 19.6. 15.00
Zwei Witwen sehen rot
Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 19.00
www
ROTO THEATER DORTMUND
0231 42 27 79
Der große Tucholsky Abend
Fr. 3.6. 19.30, So. 19.6. 18.00
Annette von Droste-Hülshoff
Sa. 4.6. 19.30
Der Loriot Abend
So. 5.6. 18.00, Sa. 18.6. 19.30
Goethe in Italien
Fr. 10.6. 19.30
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Terrains DéCouverts
Mi. 1.6. 20.00
Classic meets Modern III
Sa. 4.6. 18.00
Drei Worte nur
Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00
FischBAR
Do. 16.6. 20.00
Under Pressure
Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00, Mo. 20.6.
20.00, Di. 21.6. 20.00
Verehrt und Angespien –
Das Testament des Francois Villon
Mi. 22.6. 20.00
Bratkartoffeln mit Speck
Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00
THEATER NARRENSCHIFF UNNA
02303 77 05 05
Theater-Workshop: Viele Gesichter
So. 5.6. 14.00
Ein Sommernachtstraum
Sa. 25.5. 20.00
Am Kleinen Schauspielhaus und im Opernhaus Wuppertals kommen vom 20.-26.6. die besten Theaterproduktionen NRWs zusammen. Darunter auch die Inszenierung des Peter Handke-Stückes „Kaspar“
von Alexander Riemenschneider für das Theater Bonn, Foto: „westwärts“ NRW Theatertreffen
31
THEATER ROTTSTR5 BOCHUM
0163 761 50 71, Beginn 19.30
Angry Young Men: Wodka in Dublin
Do. 2.6.
The Waste Land
Fr. 3.6., Do. 9.6.
Nibelungen #4: Brunhild
Sa. 4.6.
Nibelungen #2: Siegfrieds Tod
Mo. 5.6.
„Da iss‘ er“: Herbert Knebel, diesmal ohne
Affentheater, gastiert in der Oberhausener
Luise-Albertz-Halle und hat „ widder einiget
zu mekkern, kehr…meine Fresse, du…
S. – Requiem für Sylvia Plath
Fr. 10.6.
Fight Club
Sa. 11.6.
Sobaki v Kosmosi
So. 12.6.
Hands Up Excitement
Mi. 15.6.
Gefährliche Liebschaften
Do. 16.6.
Die versunkenen Welt
Fr. 17.6.
Nibelungen #3: Isenstein
So. 19.6.
Nibelungen #6: Kriemhild
Mi. 22.6.
Fräulein Julie
Do. 23.6.
Die versunkene Welt
Fr. 24.6.
Metal de Chanson
Sa. 25.6.
Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen
So. 26.6.
Werther
Do. 30.6.
WERK°STADT WITTEN
02302 171 31 65
Gehacktes
Sa. 4.6. 19.00
ArtORT
So. 12.6. 19.00
WUPPTALER BÜHNEN
0202 569 44 44
Westwärts Theatertreffen NRW
Die Orestie
Mo. 20.6. 20.00 (Kleines Schauspielhaus)
Visitor Q
Di. 21.6. 20.00 (Kleines Schauspielhaus)
Der Geizige
Mi. 22.6. 18.00
Die Labdakiden
Mi. 22.6. 20.00 (Opernhaus)
Kaspar
Do. 23.6. 18.00 (Kleines Schauspielhaus)
Rechnitz (Der Würgeengel)
Do. 23.6. 20.00 (Opernhaus)
Oblomow
Fr. 24.6. 19.30 (Opernhaus)
Pounding Nails in the floor with my forehead
Fr. 24.6. 20.00 (Kleines Schauspielhaus)
Der Kirschgarten
Sa. 25.6. 19.30 (Opernhaus)
Nora oder ein Puppenhaus
So. 26.6. 18.00 (Opernhaus)
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Highlights in Dortmund
18.06.2011
18. + 19.06.2011
09. + 10.07.2011
26.07.2011
27.07.2011
29.07.2011
31.07.2011
01.08.2011
01.10.2011
22.10.2011
04.11.2011
04.11.2011
10.11.2011
PETER MAFFAY & BAND
JÜRGEN VON DER LIPPE
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VFL GUMMERSBACH VS. THW KIEL
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Filmpremiere
Änderungen vorbehalten
25.05.2011
27.05.2011
01.06.2011
Noise and Resistance
Wütend und mitreißend: Francesca Araiza Andrade und Julia Ostertag dokumentieren die DIY-Punk-Bewegung. Ob Hausbesetzer
aus Barcelona, Antifaschisten in Moskau, niederländische Gewerkschaftskämpfer – Punk und dessen Losung „Do it yourself!“ ist zur
lautstarken Internationale des 21. Jahrhundert geworden. „Noise
and Resistance“ reist an die subkulturellen Sehnsuchtsorte, wo
aus Unabhängigkeit Gemeinschaft entsteht – und der beste PunkSound, den man seit Jahren gehört hat! Regisseurin Anrade ist zur
Premiere anwesend.
Kino Endstation
Wallbaumweg 108, Bochum
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E-Mail bis 13.6. an [email protected], Kennwort: Noise
Sa, 18. Juni, um 19 Uhr
Film-ABC
Vorspann
Colter (Jake Gyllenhaal) braucht Christinas (Michelle Monaghan) Hilfe, Kritik „Source Code“, S. 41
KULTUR.KINO.RUHR.
Juni 2011
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
25.5. 2.6.
9.6. 16.6. 23.6.
43
AUF BRENNENDER ERDE
X
45
BAD TEACHER
41
BEGINNERS
45
BIBLIOTHEQUE PASCAL
38
DAS BLAUE VOM HIMMEL
42
COUNTRY STRONG
36
DIE FRAU DIE SINGT
45
FREMD FISCHEN
42
GREGS TAGEBUCH
39
HANA, DUL, SEL
42
HANGOVER 2
43
HONEY 2
38
I PHONE YOU
44
EINE INSEL NAMENS UDO
44
KLITSCHKO
X
42
KUNG FU PANDA 2
X
45
KUSSWECHSEL
X
44
LIFE IN A DAY
X
39
DER MANDANT
43
DER MANN, DER ÜBER AUTOS SPRANG
42
MILO UND MARS
45
DIE NORDSEE VON OBEN
45
MR. POPPERS PINGUINE
44
NOISE AND RESISTANCE
42
DIE RELATIVITÄTSTHEORIE DER LIEBE
41
SCHLAFKRANKHEIT
41
SOURCE CODE
38
THE TREE OF LIFE
39
UNTER KONTROLLE
X
41
WASTE LAND
X
38
WER IST HANNA?
X
42
WIR SCHAFFEN DAS SCHON
45
WERNER EISKALT
45
X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG
X
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X
X
X
Gut gemachte Dokumentarfilme gehören für ihn ins Kino: Frank Brenner
Leinwandrealität
Dokumentarfilme sind ganz nah dran an unserem Alltag
Lange Jahre führten Dokumentarfilme im Kino ein Schattendasein. Das gemeinsame Kinoerlebnis in einem abgedunkelten Raum war fast ausnahmslos
den fiktionalen Geschichten vorbehalten, von bombastischen Eventfilmen bis
hin zu liebenswert unspektakulären Schilderungen aus dem Alltag. Doch fiktiv beziehungsweise nachgespielt sollte es schon sein. Mit Michael Moores
frech-investigativen Dokumentationen über
„Ein besseres Timing wäre
die Missstände in der US-Gesellschaft wie
kaum möglich gewesen.“
„Bowling für Columbine“ oder „Fahrenheit
9/11“ brach im 21. Jahrhundert auch für Dokumentarisches eine neue Epoche
an. Auch solche Filme konnten nun ein breites Publikum begeistern, auf Filmfestivals Preise gewinnen und den Verleihern Geld in die Kassen spülen. In der
vergangenen Dekade hat das dokumentarische Genre mit Filmen wie „Unsere
Ozeane“, „Die Bucht“ oder „Pina“ eine Renaissance sondergleichen erlebt, was
sich auch im aktuellen Kinomonat wieder exemplarisch festmachen lässt.
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Denn im Juni laufen in den Kinos der Region gleich drei Dokumentarfilme an,
die nicht nur einen Besuch lohnen, sondern darüber hinaus zu den Highlights
des Kinomonats zählen. „Unter Kontrolle“ hat eine mehrmonatige Produktionsphase durchlaufen, wie es bei den meisten Dokumentarfilmen der Fall
ist. Es geht in Volker Sattels Werk um die Kernkraftwerke in Deutschland,
wie in ihnen gearbeitet wird und wie man sich dort auf diverse Störfälle
vorbereitet. Dass der Kinostart ungefähr zum 25. Jahrestag der TschernobylKatastrophe stattfinden sollte, wäre noch eine nette PR-Idee gewesen. Dass
die Thematik nun durch Fukushima und die danach losgetretene Atomenergiedebatte einen aktuellen Bezug bekommen hat, konnte Volker Sattel
nicht vorausahnen. Ein besseres Timing wäre also kaum möglich gewesen.
Ebenfalls am Puls der Zeit bewegt sich der Kompilationsfilm „Life in a Day“,
der auf eine YouTube-Aktion aus dem vergangenen Jahr zurückgeht. Die Internetplattform hatte weltweit dazu aufgerufen, besondere Momente eines
bestimmten Tages, des 24. Juli 2010, filmisch festzuhalten. Mehr als 80.000
Videos wurden aus über 190 Ländern eingereicht. Aus ihnen hat Regisseur
Kevin Macdonald ein facettenreiches Kaleidoskop des Lebens auf unserem
Planeten zusammengestellt. Dass sich an jenem Tag das Unglück auf der
Duisburger Loveparade ereignete, konnte niemand vorausahnen. Szenen der
tödlichen Massenpanik sind nun auch ein Teil von „Life in a Day“.
www
„Klitschko“ von Sebastian Dehnhardt bedient einen anderen Aspekt des Dokumentarischen, das Porträt. Der Filmemacher hat sich darin dem ereignisreichen
Leben der beiden Ausnahmeboxer Vitali und Wladimir Klitschko angenommen.
Die ukrainischen Sportler waren Ende April bei der Weltpremiere des Films in
New York zugegen, nun werden sie am 14. Juni persönlich dabei sein, wenn
„Klitschko“ seine Europapremiere in der Essener Lichtburg feiert. Den beiden
Sportidolen mal Angesicht in Angesicht gegenüber zu stehen, hievt den Inhalt
des Dokumentarfilms auf eine noch persönlichere Ebene. Dann kreuzt sich das
im Kino Gesehene tatsächlich mit einem Augenblick in unserem Leben.
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Frank Brenner
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35
Film des Monats
Nawal (Lubna Azabal) in den Wirren des libanesischen Bürgerkriegs
Eins werden
„Die Frau die singt“ von Denis Villeneuve
Als Nawal, die Mutter der erwachsenen Zwillinge Jeanne und Simon stirbt, hinterlässt
sie ihnen ein Rätsel. Sie sollen nach ihrem tot geglaubten Vater suchen und einen ihnen
unbekannten Bruder finden.
C Eine menschliche Tragödie
Ihr Verhältnis war wohl angespannt: Bei der Testamentsverkündung ist
Sohn Simon nur wenig berührt. Er ist im Gegenteil deutlich genervt, dass
die Skurrilitäten seiner Mutter auch nach ihrem Tod eine Fortsetzung
haben. Seine Zwillingsschwester Jeanne hingegen ist vor allem irritiert.
Denn ihre Mutter wünscht sich nackt, ohne Sarg und mit dem Gesicht
nach unten begraben zu werden. Das ist ihre Art, einer verrückten Welt den
Rücken zu kehren. Denn Nawal blickte auf eine traumatische Vergangenheit im libanesischen Bürgerkrieg hinter sich, als sie mit ihren gerade
geborenen Kindern nach Kanada auswanderte. Mit ihrem letzten Willen
wünscht sich Nawal jetzt, dass die nun erwachsenen Kinder dieser Vergangenheit nachspüren, um ihren Seelenzustand zu verstehen und dabei vielleicht auch etwas zu lernen – über ihr Leben, über das Leben. Sie sollen
sich auf die Suche nach ihrem Vater und ihrem Bruder machen. Das wiederum verwirrt nicht nur Jeanne, sondern auch Simon zutiefst. Denn ihren
Vater hielten sie für tot, von einem Bruder wussten sie nichts. Während
sich Simon dem Wunsch der Mutter zunächst verweigert, macht sich
Jeanne auf, im Heimatland ihrer Mutter die Verwandtschaft zu suchen.
Mantel des Schweigens
Die Kamera begleitet Jeanne, die sich auf den Spuren ihrer Mutter durch
das Land bewegt. Parallel dazu erzählt der Film aus dem Leben der Mutter.
Der filmische Rückblick auf ihre Erlebnisse greift zum Teil vor, teils ist er
die nachträgliche Visualisierung von Jeannes Detektivarbeit. Und mitunter
weicht die in Rückblenden eingestreute Vergangenheit auch von den Erinnerungen und Berichten, die Jeanne sammelt, ab. Erinnerung – es gibt
immer verschiedene Versionen davon. Bei einer solchen Spurensuche muss
man unwillkürlich an Ari Folmans dokumentarischen Zeichentrickfilm
„Waltz with Bashir“ von 2008 denken, in dem der Regisseur ebenfalls in
der traumatischen Vergangenheit des Libanons stochert – dem Massaker
der Phalang-Milizen in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila, das er als
israelischer Soldat miterlebte. Sieben Jahre zuvor hatte der Bürgerkrieg
zwischen den christlichen Phalange-Milizen und den libanesisch-muslimischen Milizen das westlich orientierte Land, das man ob seiner Liberalität
auch die „Schweiz des Orients“ nannte, in einen 15-jährigen Bürgerkrieg
gestürzt, der bis heute seine Spuren hinterlässt. Geredet wird nicht gerne
darüber – weder in „Waltz with Bashir“ noch in „Die Frau die singt“. Und
wenn doch einzelne Augenzeugen erzählen, was in diesen Jahren gesche-
hen ist, dann erzählen sie durchaus unterschiedliche Geschichten. Die
Parallelmontage von Nawals Vergangenheit mit den von Jeanne aufgespürten Bruchstücken von Erinnerung an diese Vergangenheit erzählt viel
von dieser Differenz. Das Leid aber bleibt offensichtlich – ob in den drastischen Bildern der Rückblenden oder im Hinblick auf Jeannes Gesprächspartner, die oft verstummen und sich abwenden, manchmal aber auch aufbrausend werden, sobald sie an der Vergangenheit rührt. Auch in dem
autobiografischem Film des Israelis Folman ist das Erinnern ein schwieriger und widersprüchlicher Akt. Wo „Waltz with Bashir“ notwendigerweise
sehr auf die Rolle Israels in dem Konflikt abzielt, kommt der Konflikt mit
Israel in „Die Frau die singt“ nicht vor. Für einen Film, der zu großen Teilen
im libanesischen Bürgerkrieg angesiedelt ist, ist das eine sehr ungewöhnliche Aussparung, die dem Film gut tut und letztlich dazu führt, dass er
eine allgemeingültigere Ebene erlangt und die Diskussionen sich nicht
sogleich in den üblichen Grabenkämpfen des Nahostkonflikts verlieren.
www
Die Gewaltspirale durchbrechen
Denis Villeneuve verfilmt mit seinem für den Auslands-Oscar 2011 nominierten Spielfilm ein Theaterstück von Wajdi Mouawad. Der gebürtige Libanese
und Landsmann von Villeneuve ist ein hochgelobter Dramaturg, dessen
Stücke und Romane schon in viele Sprachen übersetzt wurden.
„Incendies“ (dt. Verbrennungen) – so der Originaltitel von „Die Frau die singt“
– ist der zweite Teil einer Tetralogie, dessen ersten Teil, „Littoral“, Mouawad
bereits im Jahr 2004 selbst verfilmt hat. Die Ausgangslage ist ähnlich: Ein
Vater stirbt, und sein Tod führt den Sohn in dessen Heimatland – den Libanon.
Die Dramaturgie von „Incendies“ ist jedoch um einiges wuchtiger. Dadurch
nimmt „Die Frau die singt“ zunehmend das Ausmaß einer griechischen Tragödie an.
Das monströse Ende, das zunehmend die Ausmaße einer griechischen
Tragödie annimmt, mag dem ein oder anderen Kinozuschauer zu dick aufgetragen, zu überkonstruiert sein. Verabschiedet man sich jedoch von der
Position des Realismus, die der Film lange vorgibt einzunehmen, dann kann
man in diesem Ende aber einen so schockierenden wie ergreifenden Gedanken lesen, der es in seiner Abstraktheit und Universalität vielleicht vermag, die ewige Gewaltspirale emotional zu durchbrechen.
CHRISTIAN MEYER
DIE FRAU DIE SINGT
Oscar 2011: Nominiert für den besten ausländischen Film
CDN 2010 - Drama - Regie: Denis Villeneuve - Kamera: André Turpin mit: Maxim Gaudette, Lubna Azabal, Rémy Girard - Verleih: Arsenal
BO: Casablanca/Metropolis, DO: Roxy, DU: Filmforum
36
Start: 23.6.
Kritikerspiegel Ruhr
JUNI 2011
Die häufigsten Nennungen
Arnold
Hohmann
Ingrid
Bartsch
WAZ
WDR
ARD Morgen- 1 LIFE
magazin
Die Frau
die singt
Herausragend von
D. Villeneuve
Die Frau die
singt
Bemerkenswert
Source Code
von
D. Jones
Bibliothèque
Pascal
von
S. Hajdu
Best of
Comedy
Die Relativitätstheorie
der Liebe
von
O. Alexander
Best of
Drama
Wer ist
Hanna?
von
J. Wright
Besondere
Erwähnung
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Sebastian
Ko
von
D. Villeneuve
Source Code
von
D. Jones
R.-Ruediger
Hamacher
Sascha
Westphal
Marieke
Steinhoff
Christian
Meyer
Verena
Lueken
Michael
Kohler
Christina
Nord
Katja
Nicodemus
Frank
Brenner
film-Dienst
EPD-Film
Schnitt
choices
Kultur.Kino.Köln
FAZ
Frankfurter
Rundschau
taz
Die Zeit
trailer
Kultur.Kino.Ruhr
The Tree
of Life
von
T. Malick
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Die Frau
die singt
von
D. Villeneuve
Die Frau
die singt
von
D. Villeneuve
Die Frau
die singt
von
D. Villeneuve
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Die Frau
die singt
von
D. Villeneuve
Die Frau
die singt
von
D. Villeneuve
Kung Fu
Panda 2
von
J. Yuh
Beginners
von
M. Mills
Auf brennender Erde
von
G. Arriaga
The Tree
of Life
von
T. Malick
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Kusswechsel
von
F. Brizzi
Waste Land
von
Lucy Walker
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Schlafkrankheit
von
U. Köhler
Kung Fu
Panda 2
von
J. Yuh
Beginners
von
M. Mills
Auf brennender Erde
von
G. Arriaga
Country
Strong
von
S. Feste
Auf brennender Erde
von
G. Arriaga
Source Code
von
D. Jones
The Tree
of Life
von
T. Malick
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Bibliothèque
Pascal
von
S. Hajdu
Source Code
von
D. Jones
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Unter
Kontrolle
von
V. Sattel
Eine Insel
namens Udo
von
M. Sehr
Die Frau
die singt
von
D. Villeneuve
Life in a Day
von
K. Macdonald
Beginners
von
M. Mills
Auf brennender Erde
von
G. Arriaga
Source Code
von
D. Jones
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
30.5., 19 Uhr, KRAFTWERK AND THE ELECTRONIC REVOLUTION,
Black Box Düsseldorf. Eine 180minütige Reise mit den Pionieren des
Synthie-Pop und zahlreichen anderen elektronischen Musikgenres
15.6., 14.30 Uhr, ICH SEHE DEN MANN MEINER TRÄUME,
Filmwelt Herne. Auch für diesen Woody Allen-Film kam wieder eine
Unzahl von Stars zusammen
1.6., 20 Uhr, HANGOVER 2, UCI Bochum
Preview der Junggesellen-Chaos-Komödie
16.6., 18.30 Uhr, DER DIEB DES LICHTS, Filmforum Duisburg
Regisseur und Hauptdarsteller Aktan Arym Kubat blickt kritisch auf
die Globalisierungseffekte in einem kirgisischen Dorf
4.6., 20 Uhr, IN EINER BESSEREN WELT, Kino Babylon Hagen
Der Gewinnerfilm des Oscars für den besten ausländischen Film 2011
www
17.6., 22.30 Uhr, HERZENSBRECHER, Metropolis Bochum
Der neue Film von Xavier Dolan in der homochrom-Reihe
6.-10.6., CINÉFÊTE, Casablanca Bochum
Zum elften Male zieht das Französische Jugendfilmfestival durchs Land
7.6., 11.15 Uhr, QUAND TU DESCENDRAS DU CIEL, Casablanca Bochum
Gesellschaftskritische Filmpoesie von Eric Guirado zur Morgenstunde
17.6., 22.45 Uhr, ALICE IN DEN STÄDTEN, Sabu in der Lichtburg Essen
Wim Wenders‘ Frühwerk läuft im Rahmen des Essener Kulturpfades
La Haine – Der Hass
18.6., 19 Uhr, NOISE AND RESISTANCE, Endstation Kino Bochum
Die Punk-Doku läuft in Anwesenheit der Regisseurin F.A. Andrade,
präsentiert von trailer
8.6., 18.30 & 20.45 Uhr, ONDINE – DAS MÄDCHEN AUS DEM MEER,
Filmcenter Unna. Neil Jordans poetisches Drama mit Colin Farrell und
Alicja Bachleda
8.6., 20 Uhr, X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG, Cinestar Dortmund
Die Preview für das Prequel der Superheldensaga um Professor X
und Magneto
21.6., 19 Uhr, FAHRENHEIT 451, Studienkreis Filmclub
Ruhr-Uni-Bochum. Nach einem Vortrag darf man wieder Truffauts
schriftloser Menschheit zuschauen
8.6., 20 Uhr, LA HAINE – DER HASS, Druckluft Oberhausen
Der Club Filmonic präsentiert das schonungslose Sozialdrama um drei
Jugendliche in den Banlieus von Paris
23./24./26./27./28.6., 20 Uhr, TROUBLED WATER, Walzenlagerkino
Oberhausen, Norwegisches Drama um ein Jugendverbrechen,
von Erik Poppe
9.6., 11.15 Uhr, AU BOUT DE SOUFFLE (OmU), Casablanca Bochum
Jean-Luc Godards Nouvelle Vague-Klassiker in OmU beim Cinéfête-Festival
24.6., 20 Uhr, ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN,
Kino Babylon Hagen. Mark Romaneks Roman-Adaption über die
Problematik geklonten Lebens
9.6., 20 Uhr, EINE INSEL NAMENS UDO, Lichtburg Essen
Deutschlandpremiere des Filmes mit Kurt Krömer.
In Anwesenheit der Filmcrew
Der Name der Leute
24.6., 23 Uhr, GOTHIC & LOLITA PSYCHO, Apollo Gelsenkirchen
Splatter-Sexy-Latex-Horrorvergnügen aus Japan
10.6., 21 Uhr, DER NAME DER LEUTE, Filmforum Duisburg
Die zauberhafte französische Komödie von Michel Leclerc zum
Wochenausklang
Kino aus Norwegen:
Troubled Water
26.6., 17.45 Uhr, ARNAS CHILDREN (OmU), Enstation Kino Bochum
In Gedenken an den ermordeten palästinensischen Regisseur Juliano
Mer-Khamis
10./12./13./14.6., 20 Uhr, ANOTHER YEAR, Walzenlagerkino Oberhausen
Mike Leigh fühlt seinen sozialen Helden auf die Haut
26.6., 20.15 Uhr, FIGHT CLUB, Filmwelt Herne
Tyler Durden war Liebling beim Herner Filmclub und
darf noch mal ran
12.6., 14 Uhr, KUNG FU PANDA 2, Cinemaxx Essen
Kinderpreview zur Fortsetzung des haarigen Bruce Lee Erben Po
28./29.6., 18.15 Uhr FURIA OMICIDA DE SATANICA/OBSCURITA,
Studienkreis Filmclub Ruhr-Uni-Bochum
Blutige Sache: Double-Feature der italienischen Gallo-Thriller-Stücke
12.6., 20 Uhr, LORD OF THE DANCE, Cinestar Oberhausen
Michael Flatleys Tanzaphrodisiakum nach irischer Art live und in 3D
14.6., 18 & 20.30 Uhr, EINE FAMILIE, Schauburg Gelsenkirchen
Die Dogma-Produktion aus Dänemark läuft unter dem Label
„Familiengeschichten“
Schriftlose Diktatur:
Fahrenheit 451
Kirgisische Dörfer:
Der Dieb des Lichts
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30.6., 19 Uhr, ROCKABILLY RUHRPOTT, sweetSixteen Dortmund
Rockabilly Kultur im Ruhrgebiet: Eine Subkultur für sich!
Alles, was wir geben mussten
Neue Filme
Marga (Hannelore Elsner) taucht in ihre Vergangenheit ein
Von der Jägerin zur Gejagten: Hanna (Saoirse Ronan) auf der Flucht
Zurück ins Baltikum
Hanna in Wonderland
„Das Blaue vom Himmel“ von Hans Steinbichler
„Wer ist Hanna?“ von Joe Wright
Sofia nähert sich zaghaft ihrer Mutter Marga an, als diese in die Psychiatrie eingewiesen wird.
C Opulentes Selbstfindungsdrama
Hanna ist bei ihrem Vater in der Ödnis Finnlands aufgewachsen. Sie hat ungewöhnliche Fähigkeiten und schon bald soll sie diese gezielt einsetzen.
C Märchenhafer Thriller
Der Klinikaufenthalt setzt einen Schwall der Erinnerungen frei, wenn
Marga (Hannelore Elsner) wieder in ihre Jugend in Lettland vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eintaucht. Der Zuschauer befindet sich bei
der Schilderung der Ereignisse in einem Boot mit Juliane Köhlers Sofia, die
erst nach und nach von den bislang verschwiegenen Ereignissen in der
Vergangenheit erfährt. Auf diese Weise hält Regisseur Steinbichler die
Spannung gekonnt am Köcheln. Das Drama bleibt sowohl in der Rekonstruktion einer vergangenen Epoche als auch in der komplexen Schilderung
des unterkühlten Verhältnisses zwischen Mutter und Tochter glaubwürdig.
Wem „Poll“ gefallen hat, dem wird auch diese Reise ins Baltikum zusagen.
Joe Wright inszeniert die zwischen Thriller und Märchen schwankende Story
auch ästhetisch zwischen diesen Polen. Einige Momente sind actiongeladen,
andere erinnern an Science-Fiction, während zunehmend visuelle Topoi aus
dem Märchenland Eingang finden. Die mysteriöse Hauptfigur ist zugleich kampferprobter Rächer und naiv staunendes Mädchen. Wie eine Alice in Wonderland
reist sie durchs Land, muss sich aber tatkräftig gegen eine Horde Widersacher
behaupten, die nach ihrem Leben trachten, denn dieses birgt ein Geheimnis.
Mit einigen großartigen Ideen wie dem deutschen Psychokiller im 70er Jahre
Tennisdress oder einem imposanten Soundtrack kann der Film begeistern, daneben ist er vor allem ein spannendes Genreexperiment. CHRISTIAN MEYER
FRANK BRENNER
DAS BLAUE VOM HIMMEL
WER IST HANNA?
D 2011 - Drama - Regie: Hans Steinbichler - Kamera: Bella Halben mit: Hannelore Elsner, Niklas Kohrt, Juliane Köhler - Verleih: NFP
Start: 2.6.
BO: Casablanca/Metropolis, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater,
OB: Lichtburg
USA/D/GB 2011 - Abenteuer / Thriller - Regie: Joe Wright - Kamera: Alwin H. Kuchler
mit: Vicky Kreips, Saoirse Ronan, Cate Blanchett - Verleih: Sony
Start: 26.5.
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
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Sean Penn als Erwachsener Sohn in der weiten Welt
Marco (Florian Lucas) soll sich um Ling (Jiang Yiyan) kümmern
Das Kleine im Großen
Alice in der Hauptstadt
„The Tree of Life“ von Terrence Malick
„I phone you“ von Dan Tang
Während in den 50er Jahren die Mutter (Jessica Chastain) dreier Kinder mit Liebe
erzieht, glaubt der Vater (Brad Pitt) an die Notwendigkeit von Strenge.
C Betrachtung des Lebens von kosmologischem Ausmaß
Eine junge Chinesin verläuft sich auf der Suche nach ihrem Lover in Berlin.
C Komödiantisches Roadmovie
Terrence Malicks fünfter Film in 40 Jahren ist ein Film über eine Kindheit in den
50er Jahren und es ist eine Geschichte über die ganze Welt. Die perforierte
Narration der Familiengeschichte gelingt Malick auf wundervolle Weise, mit
Bildern und Klängen, die an fragiler Grazie kaum zu überbieten sind. Der kosmologische Part des Films – das kann man wörtlich nehmen – arbeitet sich
an den Wundern der Welt ab und will sie eindrucksvoll einfangen. Was jedoch
von dieser Raum- und Zeitcollage bleibt, ist Hochglanz-Pathos, der daran
scheitert, eine Space-Odyssee sein zu wollen. Und so torpediert der Wille zum
großen Ganzen den großartigen Blick auf das Kleine. Selten war ein Film so
zerrissen wie dieser. Daher doppelte Wertung.
CHRISTIAN MEYER
Die junge Ling lebt und arbeitet in Chongquing. Als sie eine Affäre mit dem
Geschäftsmann Yu hat und dieser nach Berlin abreist, folgt sie ihm in die deutsche Hauptstadt. Am Flughafen wird sie von Yus Bodyguard abgeholt: Marco
(Florian Lukas), der sich um das Mädchen kümmern und dafür sorgen soll, dass
sie so bald wie möglich wieder abreist. Doch Ling hat ihren eigenen Kopf und
auf der Suche nach dem Lover hat sie allerlei Begegnungen: Türkische Taxifahrer, polnische Maler, Vietnamesen, Prostituierte, Musiker – Berlin, wie es
leibt und lebt. „I phone you“ ist ein hier und dort etwas verklärt erzähltes
Roadmovie, in dem eine süße Hauptdarstellerin wie Alice im Wunderland
durch die Großstadt stolpert.
HARTMUT ERNST
THE TREE OF LIFE
I PHONE YOU
/
Cannes 2011: Goldene Palme
USA 2011 - Drama - Regie: Terrence Malick - Kamera: Emmanuel Lubezk mit: Sean Penn, Brad Pitt, Laramie Eppler - Verleih: Concorde
Start: 16.6.
BO: Casablanca/Metropolis, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Lichtburg, MÜL: Cinemotion
D/CHN 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Dan Tang - Kamera: Andreas Höfer - mit:
Florian Lukas, David Wu, Jiang Yiyan - Verleih: Reverse Angle
Start: 26.5.
BO: Casablanca/Metropolis, DO: sweetSixteen
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Neue Filme
Ganz nah dran: Die Kamera von Volker Sattel
Die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt zunehmend
Kritische Bildermasse
Schweigepflicht
„Unter Kontrolle” von Volker Sattel
„Der Mandant” von Brad Furman
Ein faszinierender Blick hinter die Kulissen deutscher Kernkraftwerke – zugleich entmystifizierend und erschreckend.
C Beeindruckende Atomkraft-Doku
Mick Haller hat die Verteidigung des gut betuchten Louis Roulet übernommen, dem
schwere Körperverletzung vorgeworfen wird.
C Klassischer Gerichtsthriller
Inzwischen wäre es wohl nicht mehr möglich, diesen Film zu machen. Aber
als Sattel mit naiver Sachlichkeit sein Anliegen vorstellte, müssen sich die
Betreiber der AKWs ziemlich sicher gefühlt haben. Dass gerade die scheinbar
neutrale, sachliche Inszenierung eine kritische Masse erreicht, die irgendwann
jedes einzelne Bild zur Kritik werden lässt, konnten sie sich wohl nicht vorstellen. Wir sehen Anlagen mit dem Charme der 60er Jahre und hören
Angestellte derweil von neuester Technologie reden. Und wir erleben tatsächlich einen Störfall live. Wer sich in Sicherheit wiegt, der macht Fehler. Das gilt
für die Kernkraft und das gilt für die Verantwortlichen, die Sattler die
Drehgenehmigungen erteilt haben.
CHRISTIAN MEYER
Im Titel lehnt sich die Michael-Connelly-Verfilmung (aus dessen Feder auch
die Vorlage für Clint Eastwoods „Blood Work“ stammte) an die Bestseller John
Grishams an. In der Tat gibt es hier auch einige Parallelen zu den Gerichtsthrillern des Erfolgsautors („Die Jury“). Brad Furmans Filmadaption ist formal
zwar nicht besonders einfallsreich, sondern eher in Old-School-Manier erzählt.
Wer sich aber für das Genre begeistern kann, der wird zweifellos auch hier auf
seine Kosten kommen. Dafür sorgt nicht zuletzt eine hervorragende Starbesetzung, die sich bis in die Nebenrollen erstreckt. Auch das Anprangern von
Ungerechtigkeiten in einem US-Justizsystem mit Korruption und Gewissenlosigkeit ist diskussionswürdig.
FRANK BRENNER
UNTER KONTROLLE
DER MANDANT
D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Michael Pfeifenberger - Kamera: Volker Sattel Verleih: Farbfilm
Start: 26.5.
BO: Casablanca/Metropolis
USA 2011 - Drama - Regie: Brad Furman - Kamera: Lukas Ettlin - mit: Ryan Phillippe,
Matthew McConaughey, Marisa Tomei - Verleih: Universum
Start: 23.6.
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion
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Kitschiger Propagandafußball aus Nordkorea
Elf Genossinnen
„Hana, Dul, Sed“ von Brigitte Weich
Frauenfußball ist auch in Nordkorea im Kommen. Der Film blickt auch über das
Fußballfeld hinaus.
C Doku über den Alltag in Nordkorea
Es ist beeindruckend, welche Einblicke dieser Dokumentarfilm von Nordkorea
liefert, einem Land, das mit Drehgenehmigungen nicht eben um sich wirft.
Zugleich ist die Zensur nicht Fokus des Films: Brigitte Weich interessiert sich
für vier Nationalfußballerinnen, die sie im Alltag begleitet und die von ihrer
Leidenschaft zum Fußball ebenso erzählen wie von ihrem Leben nach der
Karriere, von der Liebe und von ihrer verklärten Verehrung für den „Großen
Führer“ Kim Jong-il. Dabei besucht die Regisseurin nicht nur das Stadion, sondern auch die neuen Arbeitsstätten der Ex-Kickerinnen und die Kinderkrippen
ihrer Töchter. Ein wertvoller, ambivalenter Einblick in den Alltag des kommunistischen Landes, gelungen montiert und unterhaltsam aufgelockert durch
Archivmaterial und kitschiges Propagandawerk
HARTMUT ERNST
HANA, DUL, SED
A 2009 - Dokumentarfilm - Regie: Brigitte Weich - Kamera: Judith Benedikt Verleih: RealFiction
Start: 9.6.
BO: Endstation
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Roter Teppich
Landet durch ihre Freundschaft mit dem Exzentriker Udo auch mal in der Tiefkühltruhe: Fritzi Haberlandt in „Eine Insel namens Udo“
„Komödie ist nicht nur lustig“
Fritzi Haberlandt über „Eine Insel namens Udo“, Theaterengagements in New York und eine abgedrehte Familienproduktion
Die 1975 in Ost-Berlin geborene Fritzi Haberlandt konnte nach ihrem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ direkt
mit ihrer ersten Kinohauptrolle in „Kalt ist der
Abendhauch“ einen großen Erfolg verbuchen.
Seitdem hat man sie in so unterschiedlichen Filmen wie „Liegen lernen“, „Hände weg von Mississippi“ oder „Freischwimmer“ gesehen. In „Eine
Insel namens Udo“ spielt sie nun an der Seite von
Kurt Krömer eine Frau, die Udo als Einzige wahrzunehmen scheint und sich nach und nach in ihn
zu verliebt.
Ihre Filmfigur Jasmin ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Wie ist es denn um Ihre Geschäftsinstinkte hinsichtlich Ihrer Karriereüberlegungen bestellt?
Ich bin niemand, der sich von außen etwas ausdenkt, was man machen müsste, um beruflich weiterzukommen. Ich entscheide da eher intuitiv. Das
klappt bei mir eigentlich ganz gut. Es gibt zwar
manchmal Angebote, die ganz verlockend sind, bei
denen ich dann aber weiß, dass sie nicht richtig sind
für mich. Ich glaube, da habe ich ein ganz gutes
Gespür, was mir Spaß macht, was eine wirkliche
Herausforderung für mich ist und deswegen nicht
nur äußeren, sondern auch inneren Erfolg mit sich
bringt. Dass ich danach das Gefühl habe, wirklich
etwas geleistet zu haben. Aber ich habe keinen Karriereplan oder so.
trailer: Frau Haberlandt, „Eine Insel namens Udo“
war Ihre erste handfeste Komödie. Haben Sie nun
Blut geleckt?
Fritzi Haberlandt: Ich würde sagen „Liegen lernen“
ging auch ein wenig in diese Rich„Das ist wie ein Rausch,
tung, da hatte ich schon eine schöIm Theater haben Sie ja schon
wenn man in New York vor
ne Rolle, die durchaus komische
allerhand erreicht, haben auf
2000 Leuten spielt.“
Momente hatte. Aber komische
den Bühnen des Wiener BurgRollen machen mir auf jeden Fall viel Spaß, das theaters, des Thalia Theaters oder des Berliner
konnte ich auf der Bühne, glaube ich, auch schon Ensembles gestanden. Haben Sie im Theatereinige Male zeigen. Ich habe ein Faible dafür und bereich noch bestimmte Ziele, die Sie erreiwürde mich wahnsinnig freuen, wenn das weitergin- chen möchten?
ge. Mir macht es Freude, denn es ist noch mal eine Nein, äußere Ziele würde ich jetzt keine sehen könandere Herausforderung. Komödie ist beim Drehen nen. Ich habe momentan gerade Theaterpause, habe
nicht nur lustig. Es ist interessant herauszufinden, schon lange kein neues Stück mehr gemacht, sonwo der Witz liegt, wie spielt man ihn und was ist dern spiele derzeit nur noch Repertoire. Ich würde
eigentlich überhaupt das Komische an einer Szene.
mir vielleicht einfach wünschen, dass ich wieder
mehr Lust auf die Bühne habe, jedenfalls mehr als
Ist es nicht besonders schwierig, neben einem zurzeit. Meine große Theaterleidenschaft ist so ein
Vollblutkomödianten wie Kurt Krömer bestehen bisschen abgeklungen, das tut mir leid, denn das
fehlt mir.
zu können?
Gott sei Dank hat er eine Rolle gespielt. Wenn wir
beispielsweise zusammen ein Bühnenprogramm Mit einer Inszenierung von Robert Wilson sind
meistern müssten, dann würde ich doch zögern, Sie ja sogar in New York am Theater aufgetreten.
weil ich glaube, dass ich da nicht würde mithal- Was war das für eine Erfahrung?
ten können. Aber in der Rolle des Udo hat er sein Ich habe bislang schon zweimal in New York gebekanntes Bühnenimage gar nicht ausgelebt, son- spielt, einmal mit Wilson, da war ich, glaube ich,
dern war sehr zurückhaltend. Er war da wie ein sogar noch Studentin, das müsste am Ende meiner
ernsthafter Schauspieler, der das Ganze irgendwie Studienzeit gewesen sein. Das war natürlich ganz
sogar tragisch gespielt hat. Er hat dabei gar nichts toll, einfach großartig, das kann ich gar nicht bePolterndes, Lautes, sondern ist stark nach innen ge- schreiben. Das ist wie ein Rausch, wenn man dort
wandt und introvertiert. Das war für mich auch eine vor 2000 Leuten spielt. Und dann war ich vor ein
Überraschung, ihn so zu sehen, aber insofern war paar Jahren mit „Lulu“ noch mal in New York, in
der Inszenierung von Michael Thalheimer vom Thadas ganz gut für das Zusammenspiel.
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lia Theater. Das war aber noch mal anders, weil ich
da die Lulu spielte, und danach habe ich dann erst
einmal eine Pause gemacht, weil ich mich fragte,
was danach noch Besseres kommen kann. Das war
eigentlich das Tollste, was ich je erlebt habe.
Können Sie sich vorstellen, internationale Engagements im Theater oder Film weiter voranzutreiben?
Das finde ich schon schwierig, denn ich würde nur
ungern meine Sprache verlassen. Dazu kann ich
auch nicht gut genug Englisch, und ich fände es
ganz schwierig, in einer anderen Sprache zu spielen.
Deswegen kann ich mir das eher weniger vorstellen. Mit Robert Wilson würde ich sehr gerne wieder
zusammenarbeiten, da gab es auch schon konkrete
Ideen, das klappte dann aber meist terminlich nicht.
Wilson macht ja ein extremes Bildertheater, bei dem
es nicht so auf Dialog ankommt. Ansonsten würde
es mir Schwierigkeiten bereiten, in einer fremden
Sprache zu spielen.
Mit Ihrem „Liegen lernen“-Regisseur Hendrik
Handloegten haben Sie nun den Film „Das Fenster
zum Sommer“ abgedreht. Was erwartet uns da?
Da konnte ich mit einer meiner engsten Freundinnen, Nina Hoss, zusammen drehen, die spielt
dort die Hauptrolle. Es ist eine Zeitsprunggeschichte, in der Nina eine Frau spielt, die man zu
Beginn schwer verliebt mit einem Mann in Finnland sieht. Dann schläft sie ein, wacht wieder auf,
und es ist ein Dreivierteljahr früher, und sie ist
wieder in Deutschland mit ihrem anderen Freund
zusammen, den sie damals noch hatte. Den neuen Freund gibt es dann noch gar nicht und sie
muss das alles noch einmal durchlaufen. Und
ich spiele dabei ihre Freundin. Hendrik Handloegten ist ja mein Lebensgefährte, dann waren da
Nina und noch zwei weitere Kommilitonen aus
meinem Schauspielstudienjahr, die in dem Film
mitgespielt haben, nämlich Lars Eidinger und
Mark Waschke. Insofern war das für mich eine
Familienproduktion, die ich sehr genossen habe.
Das ist auf jeden Fall ganz anders als „Eine Insel
namens Udo“, aber ich finde beide Filme auf ihre
Art ganz toll.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Neue Filme
Surreal anmutende Afrikabilder
Oliver (Ewan McGregor) muss akzeptieren: Daddy (Christopher Plummer) ist schwul
Verloren gegangen
Gefühlsballast
„Schlafkrankheit“ von Ulrich Köhler
„Beginners“ von Mike Mills
Zwei Protagonisten, zwei Perspektiven, zwei Identitätskrisen in Afrika.
C Elliptisch erzähltes Drama um Entfremdung und Zerrissenheit
Oliver (Ewan McGregor) hat gerade den Verlust seines Vaters (Christopher Plummer) zu
bewältigen, da verliebt er sich in Anna (Mélanie Laurent).
C Tief berührende Familiengeschichte
Für Ebbo, einen deutschen Entwicklungshelfer, der jahrelang in Afrika gearbeitet hat, wird die Rückkehr in die alte Heimat zunehmend schwierig. Alex,
ein französischer Arzt kongolesischer Herkunft, kommt in ein für ihn unbekanntes Land und bewegt sich hilflos durch die für ihn fremde Kultur, wird
aber ob seiner Hautfarbe als Einheimischer betrachtet. Jeweils ein Drittel seines Films wendet sich Ulrich Köhler gezielt nur einem der Protagonisten zu,
bevor er die zunächst isolierten Erzählstränge im letzten Drittel verknüpft.
Über das kluge Infragestellen von simplifizierenden Einordnungen hinaus entwirft Köhler dabei ein komplexes Portrait zweier Gestrandeter, deren Verlorensein er durch Auslassungen, Perspektivenwechsel sowie eine surreal anmutende Endsequenz auch stilistisch zu übersetzen weiß. MARIEKE STEINHOFF
Ein amerikanischer Kollege bemängelte bezüglich „Beginners“, Filme sollten
auf Drehbüchern und nicht auf Skizzenbüchern basieren. Damit meint er wohl
Mike Mills Hang, die schwere Emotionalität seiner Figuren mit ironisch kommentierten Collagen abzufangen. Doch die Geschichte über einen 75jährigen,
der sich erst mit seinem Coming- out emotional befreit und seinem Sohn, der
noch heute unter der familiären Gefühlskälte leidet, ist nicht nur verspielt
erzählt, sondern vor allem tief berührend. Mit seinem zärtlichen Tonfall, orientierungslosen Thirtysomethings, die immer noch den Weg ins selbstbestimmte Leben suchen und sprechenden Tieren, gibt es erstaunlich viele
Parallelen zu „The Future“, dem neusten Film von Mills Ehefrau Miranda July.
CHRISTIAN MEYER
SCHLAFKRANKHEIT
BEGINNERS
D/F/NL 2011 - Drama - Regie: Ulrich Köhler - Kamera: Patrick Orth - mit: Jenny Schily,
Pierre Bokma, Sava Lolov - Verleih: Farbfilm
Start: 23.6.
BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater
USA 2010 - Drama - Regie: Mike Mills - Kamera: Kasper Tuxen - mit: Mélanie Laurent,
Ewan McGregor, Jodi Long - Verleih: Universal
Start: 9.6.
BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion
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„Der Tod des Marat“ im Müll
Als Stevens im Zug erwacht, muss er plötzlich die halbe Welt retten
Zurück auf Start
Soziale Recycling-Kunst
„Source Code“ von Duncan Jones
„Waste Land“ von Lucy Walker
Ein GI erwacht wiederholt in der gleichen Situation und muss zwei Millionen Menschen
retten.
C Spannender, temporeicher Thriller
Der brasilianisch-stämmige Künstler Vik Muniz begibt sich für sein Kunstprojekt
nach Rio de Janeiro, zu der größten Müllhalde der Welt.
C Berührende Doku über Müll, Kunst und Armut
Regisseur Duncan Jones legt nach seinem Sci-Fi-Arthouse-Drama „Moon“ einen
smarten Genre-Thriller nach: Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) sitzt in einem Zug.
Als der explodiert, erwacht Stevens wieder im Abteil. Und wieder, und wieder.
Schon bald erfährt der Soldat, dass Militär-Experimente ihn befähigt haben,
wiederholt in der gleichen Situation zu erwachen und Geschehenes ungeschehen zu machen. Oder? Duncan Jones liefert einen Twist-reichen Thriller, in dem
der arglose Held – wie bereits in „Moon“ – allein und isoliert in einem Umfeld
operiert, in dem nichts so ist wie es scheint. „Source Code“ scheint weniger philosophisch zu sein als der gefeierte Vorgänger, spannend und gewitzt ist das aber
schon auf den ersten Blick.
HARTMUT ERNST
Zu seinen Arbeitsmaterialien zählen schon mal Diamanten, aber auch
Erdnussbutter, Staub oder Erde – Werkstoffe, mit denen Vik Muniz seine Bilder
gestaltet. 2008 wollte er seinen Kunstwerken Müll zugrunde legen und reiste
zur „Jardim Gramacho“ in Brasilien, einer gigantischen Müllhalde, auf der täglich 2500 Menschen, genannt „Picker“, Müll trennen und zum Recyceln vorbereiten. Der Film begleitet den sozial engagierten Künstler und eine Handvoll
Picker, die über die Kunst nicht zuletzt Mut zur Veränderung finden. Der Film
bezeugt die glaubwürdigen Ambitionen des Künstlers ebenso wie er den Alltag
auf den Müllbergen portraitiert – und das ist ebenso interessant wie berührend.
Moby unterlegt die Doku mit wabernden Synthies.
HARTMUT ERNST
SOURCE CODE
WASTE LAND
USA 2011 - Thriller / Science Fiction - Regie: Duncan Jones - Kamera: Don Burgess mit: Jake Gyllenhaal, Jeff Wright, M. Monaghan - Verleih: Kinowelt
Start: 2.6.
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
GB/BRA 2009 - Dokumentarfilm - Regie: Lucy Walker - Kamera: Dudu Miranda mit: Vik Muniz - Verleih: RealFiction
Start: 26.5.
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DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
Neue Filme
Hangover 2
Die Relativitätstheorie der Liebe
USA 2011 - Komödie - Regie: Todd Phillips - Verleih: Warner - Start: 2.6.
D 2011 - Komödie / Drama - Regie: Otto Alex. Jahrreiss - Verleih: Universal - Start: 26.5.
Nach dem Erfolg des ersten Teils war es ja abzusehen: Die Jungs sind wieder
unterwegs. Leaving Las Vegas – One Night in Bangkok. In der thailändischen
Metropole wollen Phil (Bradley Cooper), Alan (Zach Galifianakis) und Doug
(Justin Bartha) Stus‘ (Ed Helms) Hochzeit feiern. Das artet erwartungsgemäß
ordentlich aus. Infantiler Männer-Klamauk zwischen Irrsinn und Lebenslust. HE
Die Idee, Olli Dietrich und Katja Riemann in Spielfilmlänge auf zehn Rollen zu
verteilen, ist gar nicht mal verkehrt: Riemann als verklemmte Beamtin oder verstrahlte Esoterikerin, Dietrich als schrulliger Libanese oder verhärmter Fahrlehrer
– trefflich performte Männlein und Weiblein, die in Sachen Liebe kollidieren. Was
dem Film abgeht, ist ein überzeugendes dramaturgisches Gerüst.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, Postkutsche, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE:
Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo,
Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
Milo und Mars
Gregs Tagebuch 2: Gibt's Probleme
USA 2011 - Trickfilm / Abenteuer - Regie: Simon Wells - Verleih: Disney - Start: 2.6.
USA 2011 - Komödie - Regie: David Bowers - Verleih: Fox - Start: 2.6.
Milo ist neun Jahre alt und mächtig genervt von den Erziehungsmethoden
seiner Mutter. Trotzdem ist er über die Maßen empört, als Marsianer seine
Mami (Joan Cusack) entführen, um ihre didaktischen Fähigkeiten für den
eigenen Nachwuchs einzusetzen. Milo hüpft ins Raumschiff und erlebt eine
abenteuerliche Pixel-Weltraumreise. Regie führte Robert Zemeckis
HE
Der Bruderzwist, der sich im ersten Teil bereits andeutete, wird in dieser Fortsetzung nunmehr tonangebend: Der zwölfjährige Greg (Zachary Gordon) ist
weiterhin den Demütigungen seines Bruders Rodrick (Devon Bostick) ausgesetzt. Gemeinsam mit Kumpel Rowley (Robert Capron) heckt er einen Plan aus,
Rodrick zu zähmen. Unterhaltsames Sequel einer erfolgreichen Adaption. HE
BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
Country Strong
Kung Fu Panda 2
USA 2010 - Drama - Regie: Shana Feste - Verleih: Sony Pictures - Start: 9.6.
USA 2011 - Trickfilm / Komödie - Regie: J. Nelson - Verleih: Paramount - Start: 16.6.
Nach Jeff Bridges („Crazy Heart”) performt nun Gwyneth Paltrow den weiblichen Gegenpart zum abgehalfterten Country-Star. Kelly Canter (Paltrow)
verliebt sich in einer Entzugsklinik in den Sänger Beau (Garrett Hedlund), der
mit ihr gemeinsam an ihrem Comeback arbeitet. Kellys Gatte und Beaus Ex
sorgen schon bald für Komplikationen. Drama aus der Country-Szene. HE
Eigentlich könnte der pummelige Panda Po in Ruhe seine Nudelsuppen auslöffeln, die er sich im ersten Teil wahrlich verdient hat. Doch da wartet schon das
nächste Abenteuer auf den Drachenkrieger und seine fünf Freunde: Ein mächtiger Gegner will ganz China erobern. Hape Kerkeling leiht in diesem flott-frechen 3D-Abenteuer dem tapsigen, nimmer satten Helden seine Stimme. HE
DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, OB: Cinestar, Lichtburg
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Wir schaffen das schon
I 2008 - Komödie - Regie: Giulio Manfredonia - Verleih: Kairos - Start: 16.6.
Ende der 1970er begann Italien damit, seine Nervenheilanstalten aufzulösen.
Dieses Drama greift den Fall und die Konsequenzen tragikomisch auf: Ein rebellischer Gewerkschaftler (Claudio Bisio) bekommt die Verantwortung für eine
Gruppe entlassener Patienten auferlegt. Mit Engagement und Witz versucht er,
den hoffnungslos Gestrandeten ein würdiges Leben zu ebnen.
HE
DO: sweetSixteen
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Kino.Ruhr
Honey 2
USA 2011 - Musikfilm - Regie: Bille Woodruff - Verleih: Universal - Start: 23.6.
Nein, das ist keine Fortsetzung von „Puh, der Bär“, sondern das Sequel zum Streetdance-Film von 2003, durch den sich Jessica Alba einen Namen machte. Maria
(Katerina Graham) kehrt aus dem Knast zurück in die Bronx und darf sich als
Tanzlehrerin bewähren. Neben undisziplinierten Kids warten auch noch der ExFreund und dessen Dance-Crew auf sie. Heiße Beats, sexy Steps. Yeah!
HE
Betreibt je zwei Kinos in Bochum und Gelsenkirchen, Michael Meyer
Direkter Draht zum Publikum
Im Bochumer Casablanca reißt der Chef selbst die Karten ab
DO: Cinestar, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar
Seit den 50er Jahren gibt es das Bochumer Innenstadtkino am Engelbertbrunnen. Das ehemalige „Intime Theater“ wurde Ende der
80er Jahre in „Casablanca“ umbenannt. Nachdem es ein Jahr leer
stand, übernahm es Michael Meyer im Jahr 2000 und stattete es
komplett neu aus. Der erfahrene Kinoleiter zeichnete lange Jahre
auch für das mittlerweile geschlossene „Cinema“ im Bochumer Unicenter verantwortlich und leitet neben zwei Gelsenkirchener Kinos
und dem „Casablanca“ auch noch das am Bochumer Hauptbahnhof
gelegene „Metropolis“.
Auf brennender Erde
USA 2008 - Drama - Regie: Guillermo Arriaga Jordan - Verleih: Capelight - Start: 26.5.
Bisher hat Guillermo Arriaga die Drehbücher zu den poetischen Epen Alejandro González Iñárritus („Amores Perros“, „21 Gramm“, „Babel“) verfasst. Mit
„Auf brennender Erde“ übernimmt er jetzt erstmals selbst die Regie. In dem
Thriller-Drama beginnt Sylvia (Charlize Theron) damit, den geheimnisvollen
Tod eines Pärchens zu entschlüsseln. Eine unbequeme, emotional aufreibende Reise.
HE
BO: Union, E: Filmkunsttheater
trailer: Herr Meyer, inwiefern grenzen Sie das Programm des Casablanca
von dem des Metropolis ab?
Michael Meyer: Eigentlich kann man das nicht voneinander abgrenzen.
Wir verlängern schon mal die Spielzeit eines Films im Metropolis, der zuvor
im Casablanca lief oder umgekehrt. Man kann den Erfolg oder Misserfolg
eines Films nicht immer so genau prognostizieren. Insofern orientiert sich
die Programmplanung an unseren persönlichen Vorlieben. Ich habe doch
festgestellt, dass es einigen schwer fällt, aus der Innenstadt die fünf Minuten zu Fuß bis zum Metropolis zu laufen. Deswegen setzen wir im Metropolis gerne Filme ein, die wir dann dort exklusiv in der Stadt spielen. Aber
wenn es darum geht, wo Filme zum Bundesstart anlaufen, dann bestehen
einige Verleiher mittlerweile auf das Casablanca, weil es eben die noch
bessere Innenstadtlage hat.
Im Juni findet im Casablanca wieder die Cinéfête statt …
Ja, das französische Jugendfilmfestival haben wir hier bereits zum siebten
oder achten Mal. Wir machen das nach wie vor noch gern und sehr konsequent, obwohl es in Bochum bislang noch nicht so sehr von Erfolg gekrönt
ist. Man muss schauen, dass man hier das richtige Publikum erreicht, deswegen haben wir nun die Werbetrommel an Schulen gerührt, bei denen der
Schwerpunkt auf Französisch liegt.
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Julian und seine Gefolgschaft
Alltägliche Wunder
„Der Mann, der über Autos sprang“ von Nick Baker Monteys
Ein junger Mann bricht aus einer Berliner Nervenheilanstalt aus und pilgert quer durch
Deutschland.
C Tragikomische Parabel von der Kraft des Gehens
Werner Herzog wanderte einst nach Paris, um die sterbenskranke Filmhistorikerin Lotte Eisner zu besuchen. Wie der Schriftsteller Bruce Chatwin glaubte er
an die Heilkraft des Gehens, die Nick Baker Monteys nun zum Thema seines
Spielfilmdebüts macht. Sein Wanderheiliger Julian sammelt unterwegs zwei
Seelenverwandte auf, die ebenfalls versuchen, der Realität zu trotzen: Eine Ärztin und eine Hausfrau und Mutter. Allesamt Job- und Beziehungsgeschädigt. In
jenen Momenten, in denen sich die Regie auf die surreale Atmosphäre des Plots
und die schön komponierten Bilder von Eeva Fleig verlässt, entwickelt das skurril-phantastische Road-Movie Kino-Qualität. Leider zerredet das problemüberfrachtete Drehbuch bisweilen den nachdenklich stimmenden, spirituellen Ansatz dieses tragikomischen „Jacobswegs“.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
Was bieten Sie noch für Sonderveranstaltungen an?
Sehr erfolgreich ist bei uns das Kinocafé für Senioren und ältere Zuschauer. Die Vorstellungen sind eigentlich immer ausverkauft. Einmal im Monat
kommen die im Kino zusammen und erhalten zum Kinoeintritt dann noch
einen Kaffee dazu. Sektmatinéen gibt es bei uns auch, und immer mal wieder Regisseure, die ihre Filme persönlich vorstellen. Seit Jahren arbeiten wir
auch mit der Ruhrtriennale zusammen.
Sie scheinen die Wünsche Ihres Publikums sehr gut zu kennen …
Uns ist der direkte Kontakt zu den Zuschauern sehr wichtig, denn das ist etwas, was die großen Kinozentren ja gar nicht leisten können. Ich stehe auch
gerne mal selbst an der Kasse oder reiße die Tickets ab und habe gemerkt,
dass unserem Publikum dieser direkte Kontakt ebenfalls sehr wichtig ist.
INTERVIEW/FOTO: FRANK BRENNER
DER MANN, DER ÜBER AUTOS SPRANG
D 2010 - Komödie - Regie: Nick Baker-Monteys - Kamera: Eeva Fleig - mit: Jessica
Schwarz, Peter Becker, Robert Stadlober - Verleih: Arsenal
Start: 9.6.
BO: Casablanca, Metropolis, E: Filmkunsttheater
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News, Festivals und mehr Stimmen aus der Kinoszene im Ruhrgebiet
unter: www.trailer-ruhr.de/kino
Neue Filme
Musik als Sprachrohr: Punks in Zeiten der Globalisierung
24. Juli 2010: Irgendwo auf dieser Welt
Punk is my family
Alltags-Schnipsel
„Noise and Resistance“ von Julia Ostertag und F. Araiza Andrade
„Life in a Day – Ein Tag auf unserer Erde“ von Kevin Macdonald
Wie tickt der Punk von heute? Der Film geht der Frage länderübergreifend nach.
C Doku über die internationale Punkszene
Eine Montage von 24 Stunden auf unserem Planeten aus der Sicht von YouTubeNutzern.
C Beispiellose Doku
„Do it yourself!“, lautet das Motto der Punk-Bewegung. Sie wollen Alternativen
suchen, ihre Wut und Meinung äußern, eigene Räume, Freiheit und Unabhängigkeit finden, protestieren, Impulse geben, gesellschaftliche Ungerechtigkeit bekämpfen. Sie sind Punks, ihr Sprachrohr ist die Musik. Heute sind sie weltweit vernetzt. Julia Ostertag und Francesca Araiza Andrade haben sie für ihren Film in verschiedenen Ländern besucht und einen Status-Quo-Bericht geschaffen über die
Gegner des Status Quo. Ein erfrischender Überblick, der zwar keine Kritiker zu Wort
kommen lässt, wohl aber mit Vorurteilen aufräumt: Punks sind keine radikalen
Chaoten, die sich pogend den Verstand wegsaufen, sondern Chaoten mit Ideen, die
auf ihren Traum von einer besseren Welt hinarbeiten.
HARTMUT ERNST
Auf YouTube landen bekanntlich nicht nur verkannte Randexistenzen, sondern vornehmlich irrelevanter Alltagsschrott. Am 24. Juli 2010, dem Tag der
letzten Loveparade, wurde dazu aufgerufen, besondere Momente mit der
Kamera festzuhalten. 80.000 Videos wurden eingereicht. Von Sonnenauf- bis
untergang wurden, musikalisch gerahmt, thematisch grob gegliedert und
auch mal frech auf Rhythmus geschnitten, ausgesuchte Beiträge aneinander
montiert. Wer sich darauf nicht einlassen mag, darf das belanglos nennen.
Wer aber darin eintaucht, darf sich über kurzweilige, alltägliche bis exotische
Eindrücke freuen, über das neuartige Format philosophieren oder sich wünschen,
dass es jeden Tag einen Mix wie „Life in a day“ gibt.
HARTMUT ERNST
NOISE AND RESISTANCE
D 2011 - Dokumentarfilm - Regie und Kamera: Julia Ostertag, Francesca Araiza
Andrad - Verleih: Neue Visionen
Start: 16.6.
LIFE IN A DAY – EIN TAG AUF UNSERER ERDE
BO: Endstation
BO: Endstation
GB 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Kevin Macdonald - mit: Caryn Waechter,
Cindy Baer, Matthew T. Irving - Verleih: Rapid Eye Movies
Start: 9.6.
www
Begrenzter Udo (Kurt Krömer) mit umwerfender Jasmin (Fritzi Haberlandt)
Ruhe vor dem Sturm: Die Klitschkos vor einem Kampf
Blindgänger
Alles geben
„Eine Insel namens Udo“ von Markus Sehr
„Klitschko“ von Sebastian Dehnhardt
Udo ist „schwersichtbar“ – niemand sieht ihn. Bis er seiner Wunschprinzessin begegnet.
Der Preis: Plötzlich wird Udo von jedem erkannt.
C Märchenhafte Komödie
Eine Reise ins Leben der Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir, beide amtierende
Schwergewichtsweltmeister.
C Kurzweiliges Doppelporträt
Udo (Kurt Krömer) ist einer jener unscheinbaren Menschen, die von seinesgleichen
nicht wahr genommen werden. Eines Tages begegnet ihm die Hotelmanagerin
Jasmin (Fritzi Haberlandt) – und spricht ihn an. Udos Leben ändert sich schlagartig. Improvisationstalent Kurt Krömer ist die Schauspielerei sicherlich nicht in die
Wiege gelegt, die Rolle wurde aber gelungen auf seine begrenzten mimischen Fertigkeiten (verschüchterter Silberblick, schelmisches Mundwinkelzucken) zugeschnitten. Schlicht umwerfend aber ist Fritzi Haberlandt, die hier mit authentischschusseliger Art nicht nur Krömer an die Wand spielt. Ansonsten reichen sich Klamauk, menschliche Karikaturen und Loriot-artige Dialoge die Hand und bieten
unterhaltsam freche Kurzweil.
HARTMUT ERNST
Aus unzähligen Stunden Archivmaterial und neuen Interviewpassagen mit den
Klitschkos und wichtigen Menschen aus ihrem Leben hat Sebastian Dehnhardt
einen kurzweiligen und informativen Dokumentarfilm gezimmert. Dabei erstaunt insbesondere, wie scheinbar lückenlos auch die frühen Jahre in der
Ukraine dokumentiert sind. Vitalis Anfänge als Kickboxer oder dessen erster
Ausflug nach Florida, als die kommunistische Propaganda in der Familie noch
sehr präsent war, gehören dazu. Chronologisch widmet sich der Film auch der
Kindheit in Kiew, die von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl überschattet
wurde sowie Vitalis Gehversuchen in der ukrainischen Politik oder Wladimirs
glorreichem Comeback. Die zahlreichen Klitschko-Fans werden jedenfalls nicht
enttäuscht werden.
FRANK BRENNER
EINE INSEL NAMENS UDO
KLITSCHKO
D 2011 - Komödie - Regie: Markus Sehr - Kamera: Daniela Knapp - mit: Kurt Krömer,
Maja Beckmann, Fritzi Haberlandt - Verleih: X Verleih
Start: 16.6.
BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion
D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Sebastian Dehnhardt - Kamera: Johannes Imdahl - mit:
Wladimir Klitschko, Vitali Klitschko, Don King - Verleih: Majestic
Start: 16.6.
BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Lichtburg, MÜL: Cinemaxx,
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X-Men – Erste Entscheidung
Fremd Fischen
USA 2011 - Action/Science Fiction - Regie: Matthew Vaughn - Verleih: Fox - Start: 9.6.
USA 2011 - Komödie - Regie: Luke Greenfield - Verleih: Tobis - Start: 16.6.
Beide sind sie Mutanten und heute sind sie sich Spinnefeind: Professor X und
Magneto. Doch das war nicht immer so: Als Jugendliche kämpften Charles
Xavier und Erik Lehnsherr noch Seite an Seite gegen den Weltuntergang. „KickAss“-Regisseur Matthew Vaughn erzählt mit diesem „X-Men“-Prequel von den
einstmals Verbündeten – und ihrer Entzweiung.
HE
Heimchen Rachel (Ginnifer Goodwin) liebt den Zukünftigen ihrer besten Freundin Darcy, eine exaltierte Tusse (man kann nur hoffen, sie spielt da nicht sich
selbst: Kate Hudson). Dex, der Mann zwischen den Frauen, weiß nicht was er will.
Und während sich der Zuschauer fragt, was Rachel von den beiden eigentlich will,
läuft vor ihm auf der Leinwand eine vorhersehbare Teenie- Soap ab.
HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, Postkutsche, DU: UCI, E: Lichtburg, Cinemaxx,
GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx,
Cinemotion
Bad Teacher
Werner – Eiskalt
USA 2011 - Komödie - Regie: Jake Kasdan - Verleih: Sony Pictures - Start: 23.6.
D 2010 - Zeichentrick / Komödie - Regie: Gernot Roll - Verleih: Constantin - Start: 23.6.
Elizabeth hat ein ziemlich loses Mundwerk, zwitschert gerne und sieht sich in
ihrer Zukunft an der Seite eines reichen Gatten. Das Problem: Die Göre (Cameron
Diaz) ist keine unreife Schülerin, sondern Lehrerin. Als ihre Lügen aufzufliegen
drohen, ihr Job in Gefahr ist und eine Nebenbuhlerin um den Angebeteten (Justin
Timberlake) auftaucht, ist es Zeit zur Besinnung. Schrille Komödie.
HE
Das fünfte Kinoabenteuer der berühmtesten norddeutschen Suffbirne blickt zurück und erzählt von Werners früher Rivalität zu Holgi, dem „betuchten Lümmel“
aus der Nachbarschaft. Doch der Fan weiß: Wer zuletzt ploppt, lacht am besten.
Erfinder Rötger Feldmann darf zum 30-jährigen Jubiläum in den Realszenen
natürlich nicht fehlen. Ebenso nicht viel Sonne und kühles Bier. Plopp!
HE
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar
Mr. Poppers Pinguine
Die Nordsee von oben
USA 2011 - Komödie - Regie: Mark S. Waters - Verleih: Fox - Start: 23.6.
D 2011 - Doku - Regie: Silke Schranz, Chr. Wüstenberg - Verleih: comfilm - Start: 9.6.
Geschäftsmann Tom Popper (Jim Carrey) ist jobtechnisch ein wenig übereifrig
und vernachlässigt dafür Freunde und Familie. Als ihm sein Vater einen Pinguin
vermacht, wendet sich das Blatt. Plötzlich dominiert allerlei Geflügel Toms
Leben und führt ihn – natürlich – zurück auf den rechten Weg. Familientaugliche bzw. –fördernde Komödie von Mark Waters („Der Womanizer“).
HE
Während der gemeine Zuschauer das Meer aus der Vogelperspektive nur von
den Nachrichten kennt – wenn der Mensch mal wieder seine Ölteppiche über
das salzige Nass ausbreitet – werfen Silke Schranz und Christian Wüstenberg
mal einen versöhnlicheren Blick aufs Meer: Filmische Postkartenidyllen bilden
hübsche bis abstrakte Eindrücke vom Ebbe und Flut geprägten Gewässer der
Nordsee.
HE
www
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx,
Cinemotion
BO: Casablanca/Metropolis
Kusswechsel – Kein Vorspiel ohne Nachspiel
Bibliothèque Pascal
I 2011 - Komödie - Regie: Fausto Brizzi - Verleih: Senator - Start: 9.6.
H/D 2010 - Drama - Regie: Szabolcs Hajdú - Verleih: Camino - Start: 9.6.
Das Ausland dürfte über so manche erfolgreiche deutsche Komödie fassungslos
den Kopf schütteln. Jetzt sind wir dran: Nimmermüde Speed-Dialoge (Italien!),
Slapstick-Klamauk, selbstverliebte Comedians, vor allem aber unzählige, angestaubte Geschlechter-Klischees füllen diese schwungvolle Komödie, die zwischen
Sitcom und Telenovela zappelt. In Italien war der Spaß ein riesen Kinohit!
HE
In einer eigenwilligen Mixtur aus Melodram, Torture-Thriller und Fantasy-Poesie
erzählt „Bibliothèque Pascal“ von Mona (Orsolya Török-Illyés), die nach allerlei
skurrilen Begegnungen Mutter wird, um schließlich ihrer Tochter entrissen in
einem ungastlichen Bordell zu landen. Skurril phantasievolles, tragikomisches
Drama, das sich dramaturgisch auch mal etwas verläuft.
HE
E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx
BO: Casablanca/Metropolis, DO: sweetSixteen
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Literatur Portrait
Über Comedy-Sendungen wie „Switch” oder „Samstag Nacht” zum Schreiben von Krimiromanen mit Biss gekommen, Edda Minck
Vom Mord zum Mops
Die Bochumer Autorin Edda Minck ist auf den Hund gekommen
Als Maggie Abendroth in Bochum 2007 erstmals
die Bühne der Krimiszene betrat, schloss eine
große Fangemeinde die neugierige Enddreißigerin
schnell in ihr Herz. Als Aushilfssekretärin in einem
Bestattungsinstitut hatte sie plötzlich mit mehr
Leichen zu tun, als es ihr lieb war und mit einem
skurrilen Häuflein Helfern und viel Humor löste sie
den Mordfall. Auf „totgepflegt“ folgten Jahr für
Jahr weitere Fortsetzungen. Ob Maggie Taxi fährt,
an einer Ochsenbraterei auf einem Mittelaltermarkt aushilft oder sich eine Kur gönnt – Leichen
pflastern ihren Weg. Ausgedacht hat sich diese
schwarzhumorige Krimireihe mit Bochumer Lokalkolorit das Autorinnenduo Minck & Minck. Nach
vier Fällen ist nun allerdings Schluss mit der gemeinsamen Textarbeit, ähnlich wie Tresenlesen oder
die Missfits gehen die Autorinnen nun getrennte
Wege. Während die hinter dem Pseudonym Lotte
Minck stehende Brenda Stumpf nun mit dem Duo
Auerbach & Keller eine „Cosy Krimi“-Reihe etablieren will und unter ihrem Klarnamen in diesem Juli
ein Buch über ihre Erlebnisse als Backstage-Köchin
in der Bochumer „Zeche“ auf den Markt bringt,
behält Gabriele Brinkmann auch als Solistin ihr
Pseudonym Edda Minck bei – und als solche verspricht sie auch weitere Maggie Abendroth-Krimis
zu schreiben. Lediglich den Ehrenmord-Roman, der
2009 die Trennung vom übervorsichtigen DrosteVerlag mit sich brachte, veröffentlichte sie unter
dem Namen W.W. Domsky.
Von Richelieu zu Herrn Schröder
Humor, gerne schwarz und auch mal ruppig, begleitet den beruflichen Werdegang der 1958 in Bochum
geborenen Autorin seit vielen Jahren – hinter den
Kulissen so mancher Comedy-Sendung. Doch zunächst zog es sie nach dem Foto- und Filmdesignstudium an der FH Dortmund nach Köln, wo sie bei
den „Tanzprojekten“ Köln unter James Saunders eine
Musical-Ausbildung absolviert und bei Margarete
Bittner Sprach- und Gesangstraining nimmt. Neben
Auftritten als Tänzerin und Schauspielerin arbeitet
sie auch als Choreographin und nach und nach zieht
es sie von der Bühne hinter die Kulissen. Ihre Aufgaben bei diversen Fernsehformaten streifen Redaktion und Produktion ebenso wie Casting. Anfangs sind
es Shows wie „Der Preis ist heiß“ oder „Die Miniplaybackshow“, die sie betreut. Das Vorcasting für
die ersten beiden „Popstars“-Staffeln dürfte heute
noch in ihren Ohren klingeln, doch bald ist sie als
Autorin tätig für Comedy-Formate wie „Samstag
Nacht“, „Switch“, „Mit einem Bein im Grab“ und
viele andere. Nach und neben zahlreichen Kurz-
geschichten in diversen Anthologien kommt 2009
– also noch parallel zu Minck & Minck, ihr Roman
„Für kein Geld der Welt“ auf den Markt. Sie greift
hierin das Sujet einer an Bedingungen geknüpften
Erbschaft auf und kann es tatsächlich mit neuem
turbulentem Leben füllen. Schon hier begegnet der
Leser einem tierischen Helden, dem verfressenen
Mops Richelieu. Nun lässt die Hundenärrin einen
Mops selbst seine Erlebnisse erzählen. Die „MopsTagebücher“ von El-Rei Dom Joao, der in Portugal
stolz ein kleines Rudel angeführt hat und nun plötzlich als Herr Schröder mit den Tücken deutschen
Großstadthundelebens klarkommen muss, ist von
seiner „Guck mal, wer da spricht“-Grundidee her
ebenfalls nicht neu, doch dass Edda Minck neben
Humor auch ein großes Herz für Hunde hat, kann
sie nicht verleugnen.
Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos
Allerdings hat sie ihre Leidenschaft für diese Tiere
nicht mit ihrer kriminalistischen Ader verknüpft.
Auch wenn im Schatten des Schafes Maud aus
Glennkill nun auch Schweine, Gänse, Hunde und
sogar Wanzen ermitteln und der Katzenkrimi nie
so ganz aus der Mode gekommen ist, hatte Edda
Minck nie in Erwägung gezogen, den Mops zum
Detektiv zu machen: „Darüber habe ich bis heute,
muss ich gestehen, noch gar nicht nachgedacht.
Sollte mir irgendwann ein knalliger Plot für einen
Krimi mit tierischem Ermittler einfallen, werde ich
den Krimi dann auch schreiben, aber ich denke
nicht aktiv darüber nach. ‚Idioten auf zwei Pfoten – Die Mops-Tagebücher‘ ist ein Roman über
Integration und Freundschaft – und da hat mir
mein eigener Hund, den ich aus einem Tierheim
habe, die beste Steilvorlage geliefert. Da war die
literarische Umsetzung kein Problem. In ‚Für kein
Geld der Welt‘ gibt es auch einen Mops, der zwar
laut denkt, aber nicht zwingend aktiv in die Handlung eingreift – das wäre mir zu vermenschlichend
gewesen. Die Figur des vierbeinigen Richelieu ist
ein schönes Dekor in der Story. Detektive aus dem
Tierreich sind meines Erachtens eine Modewelle,
die immer mal wieder schwappt. Pirincci und Rita
Mae Brown waren vor einigen Jahren sehr erfolgreich damit, und jetzt ist es eben ein Schaf oder
irgendeine andere Katze. Der Leser entscheidet, ob
er lieber einem Vampir, einem menschlichen Kommissar oder einer ermittelnden Boa Constrictor
folgen möchte.“
www
Tiere aus der Region
Ebenso wie das Genre Tierkrimi schwimmt auch
46
46
der Regionalkrimi gerade auf einer hohen Welle.
Sehr glücklich ist die Autorin mit dieser Bezeichnung allerdings nicht, die ihrer Meinung nach
den Wahrnehmungsradius eines Buches stark
einschränkt: „Ich wünschte, die Buchlandschaft
würde von dem Trip Regionalkrimi herunterkommen. Jede Handlung in einem Buch muss schließlich irgendwo spielen. Das Etikett Regionalkrimi,
so meine Erfahrung, führt eher dazu, ein Werk zu
hemmen, als es zu verbreiten. Egal, wo ein Krimi
spielt – gut muss er sein. Wenn aber ein Münchener
Buchhändler einen Krimi nicht bestellt, weil ‚Regionalkrimi Ruhrgebiet‘ draufsteht, kann das nicht
im Sinne des Erfinders sein.“ Ihre Verbundenheit
mit dem Revier liegt allerdings nicht nur in ihrer
Herkunft begründet, sondern ist auch stark an das
literarische und kulturelle Leben hier sowie an das
hiesige Idiom verknüpft: „Das Ruhrgebiet hat eine
sehr lebendige ‚Lesekultur‘, wie man an den vielen
Veranstaltungen und Leseabenden sehen kann.
Leider habe ich grad keine Zahlen parat, aber das
Mord am Hellweg Festival, um nur eine erfolgreiche
Veranstaltung zu nennen, ist das beste Beispiel für
den Lesehunger und den qualitativ hochwertigen
Output der Ruhrgebietsautoren. Außerdem ist das
Ruhrgebiet, auch nach dem Kulturhauptstadtjahr,
die quirligste und kreativste Region. Nirgendwo
sonst, außer vielleicht in New York, hat das Zusammenleben der Kulturen eine so lange Historie. Hier
liegen die Themen tatsächlich auf der Straße. Die
Menschen sind zäh, direkt, haben Witz und eine eigene Sprache, die ich sehr gerne für meine Kolumne ‚Fragen Sie Oma Berti‘ und für einzelne Figuren
in meinen Krimis verwende.“
Edda Mincks Engagement für Tierheime und Tiertafeln oder soziale Einrichtungen erschöpft sich
nicht in Benefiz-Lesungen, sondern sie legt auch
ganz unliterarisch Hand an, steht – nachdem sie
sich in Krisenzeiten immer mal wieder mit Küchenjobs durchschlagen konnte – selbst in der Bochumer Suppenküche am Herd: „Ich mache das schon
seit Jahren und es ist einfach spannend und eine
sehr bereichernde Aufgabe. Ich kann eines meiner
Talente, das Kochen, auf ganz andere Art und Weise
ausleben, denn ich weiß vorher nicht, was im Kühlschrank ist und was ich daraus machen kann.
FRANK SCHORNECK
Edda Minck:
„Idioten auf zwei Pfoten –
Die Mops-Tagebücher“
Goldmann Verlag, 12,99 €
www.eddaminck.de
Poetry
Textwelten
Bastian Sicks Grammatikfetisch macht krank, Foto: Liza Litsch/pixelio.de
Ein wenig Savoir-Vivre-Atmosphäre am Pariser Café, Foto: Rainer Groothuis
Sick of it all
Seele auf den Spitzen der Brüste tragen
Es ist eine kunstvolle Wendung, dass der längste Tag im Juni liegt
Von Thomas Linden
Das muss ihm gefallen haben, noch einmal Gastgeber in der Stadt der Liebe, des Luxus und der Mode zu sein. Niemand hat das Bild der Deutschen
von Paris seit dem großen Krieg so nachhaltig geprägt wie Georg Stefan
Troller. Sein „Pariser Journal“ flimmerte während der sechziger Jahre über
die Bildschirme östlich des Rheins und gab eine Ahnung vom Geschmack
jener Freiheit, die man sich in Deutschland noch nicht so ohne weiteres
zu nehmen getraute. Wie eine Fortsetzung seines prickelnd inspirierenden
„Journals“ in Buchform nimmt sich die Reihe CORSOfolio aus, in der Troller
nun den Paris-Band als Gastgeber präsentiert.
Ein interessantes Projekt und ein neuer Verlag aus Hamburg, der dem Angebot der digitalen Literatur demonstrativ trotzen möchte. Mit jedem Band
führt uns ein Autor in die intimen Gärten seiner Lieblingsstadt. In Rom ist
das Martin Mosebach, in London Matthias Politycki, in Wien Eva Menasse.
Verleger Rainer Groothuis, der das Büchermachen bei Wagenbach erlernte
und spätestens seit seiner Erfindung der feuerroten Salto-Reihe bewiesen
hat, wie man Leser süchtig nach schönen Büchern macht, glaubt, dass nur
ein wirklich geschmackvoll und handwerklich perfekt gemachtes Buch eine
Chance gegen das digitale Literaturangebot besitzt. Eine rührend romantische Vorstellung, die wir ihm auf keinen Fall ausreden möchten.
Denn neben solch herrlichen Kleinoden, wie Pier Paolo Pasolinis „Reisen in
1001 Nacht“ oder Walter Benjamins ausgesuchte Aphorismen „Passagen,
Kristalle“ gibt es nun eben auch die Reihe mit den Stadtbüchern. Die kommt
nicht alleine im Format eines Tafelbuchs (22 x 30 cm) mit großartigen Fotografien daher – im Paris-Band sind es die sinnlich-stimmungsvollen Arbeiten von Fritz Henle – sondern die Texte der eingeladenen Autoren lesen
sich gleichfalls so appetitlich, dass man alle hintereinander schmökern
möchte. Und wer würde nicht wissen wollen, warum die Pariserinnen ihre
Seele auf den Spitzen ihrer Brüste tragen? Paul Nizon erklärt uns, warum
im stinkbürgerlichen Frankreich die Kinder keineswegs immer dem Ehebett entspringen. Mit Anne Weber gehen wir in der Rue Saint-Denis ein
paar Handschellen kaufen. Louis Begley erzählt sehr konkret und zugleich
mit ironischer Eleganz von einer Affäre, in der sich pointiert der Zeitgeist
spiegelt. Dany Leder spaziert durch den jüdischen Kosmos von Paris. Wir
begegnen Michel de Montaigne, Marie Antoinette oder den „Hurensöhnen“, die auf dem Fußballfeld einst als Götter verehrt wurden. Nach diesen
und etlichen anderen Exkursen zum „intelligentesten Quadratkilometer der
Welt“, zur Seele und in den Bauch von Paris, führt der Weg wieder zu Georg
Stefan Troller, der mit seiner trocken-pointierten Diktion verrät, wie Paris
hinter den Kulissen tickt.
Im Stil einer Zeitschrift ist dieses Magazin gestaltet, die Texte sind eigenwillig geschrieben, bleiben ihrem Sujet aber immer verpflichtet. Die Bilder
geleiten das Auge von einem Thema zum nächsten, jeder Seite wird ein stilsicheres Layout zugestanden. Eine Zeitschrift ohne Werbung, ein Buch, das
im Bild eine Fortsetzung des Textes praktiziert, ein schöner Gegenstand, der
aber nicht für Bibliophile, sondern für Leute gedacht ist, die mit dem Buch
ein Stück Inspiration erwerben möchten. Damit lässt sich leben.
Sebastian23 zählt an: neun – Die Video Kolumne
Der neue Verlag CORSO setzt auf das Buch-Erlebnis
Da hat man noch ein bisschen Zeit, an seiner Bikini-Figur herum zu fermentieren, während der Tauchsieder Sonne noch im Baggersee hängt wie der
Blick eines Jungspunds im Ausschnitt einer Jungspündin.
Bald schon fallen eh die Hüllen und geschälte Schönheiten wandeln unweit von Binnengewässern auf wolkenweichem Sandgetrete, während greinende Bastian-SickJünger mir einen Duden statt Fanpost zumailen – von wegen sprachlicher Vergehen!
Ich habe aber keine Zeit, mich mit den Regeln der Sprache auseinanderzusetzen, weil ich mit den Füßen im See und dem Kopf in der Sonne liege.
Obwohl, wo es doch so heiß ist, vielleicht kühlt mich ein bisschen Schimpfen
ab. Tiraden statt Baden, vielleicht hilft‘s.
180 Grad im Halbkreis oder Umluftofen
Bastian Sick gegen den Hitzschlag.
Ich kann nicht nachvollziehen, warum dem schlimmsten Streber der Nation
seit geraumer Zeit die Herzen zufliegen. Da steht einer und posaunt uns die
ganze Zeit ins Ohr, dass wir das „dass“ gefälligst mit der richtigen Anzahl
von Buchstaben zu schreiben haben. Und alle so: „Yeah!“
Wenn es schon einen Superstreber gibt, wo bleibt dann der Supermobber, der
ihn im Schulflur an seiner Unterhose an den Kleiderhaken hängt?
Wieso macht dem Mann niemand eine elektronische Fußfessel um, die ihm
jedes Mal einen Stromschlag verpasst, wenn er Sätze sagt wie: „Die Verwendung dieses Ausdrucks hat eine interessante und wechselhafte Geschichte“.
Meinetwegen kann die Fußfessel auch an der Bikini-Zone befestigt werden. Es
ist schließlich Sommer.
Wer liest, was solche Rechthabe-Horsts aufs Papier verdauen, während draußen die Jungspündinnen ihren sommerlichen Veitstanz zelebrieren. Genau so
wie sie fühlt sich die Sprache ohne Zwangsjacke besser und nackt am wohlsten!
Tauchsieden für den Weltfrieden
Klar fühlen wir uns gerne überlegen. Aber ist das nicht ein niederes Motiv, sich
daran aufzugeilen, wenn wir andere auf ihre Fehler hinweisen können?
Hier, ein falsch geschriebener Satz für euch: Ir seit Vollidyoten.
Na, gefällt euch das? Rührt sich euer Tauchsieder?
Sorry, aber diese menschgewordenen Overheadprojektoren regen mich auf. Drei
Wochen Spanienurlaub und die schönste Erinnerung ist, wie heiter die Rechtschreibfehler in der Hotelbroschüre waren. Das ist weder lustig, noch schön.
Dinkelobfer und Jungspündin
Wisst ihr, was lustig und schön ist?
Bastian Sick, der in einem Schalke-Trikot an einer Schule für schwererziehbare
Kraftpakete im Herzen Dortmunds Deutsch unterrichtet – das ist lustig und schön.
„Aber Pascal, ‚Isch hau tich kabutt, du Dinkelobfer!‘ schreibt man ganz anders.
Und was willst du denn jetzt mit dem Baseballschläger?“
Mmh, ja.
Jetzt ist mir zwar nicht kühler geworden, aber ich fühl mich trotzdem besser.
Statt Grammatik im Kopf und Rechtschreibung am Hals hab ich die Jungspündin im Auge und das Wassereis in der Hand.
Das kühlt auch.
www
THOMAS LINDEN
TEXT: SEBASTIAN23
„Paris, Liebe, Moden, Tête-à-Têtes“
CORSOfolio 2, 160 Seiten, zahlr. Abb. I Hardcover
Verlag CORSO I 24,95 €
Sebastian23 - Die Video Kolumne:
Auf youtube und auf trailer-ruhr.de
47
Wortwahl
ComicKultur
Wenn der Vorhang fällt
Wirklichkeit und Wahn
Abpfiff: Schluss, Ende, Aus. Vorbei und vorüber. Das war‘s mit der Show.
Die über 34 Spieltage unter Blut, Schweiß und Tränen aufrecht erhaltene
Spannung bricht unvermittelt in sich zusammen. Gähnende Leere. Gut, man
fällt nicht ins Bodenlose wie die Fans der Frankfurter Eintracht. Doch auch
als leidenschaftlicher Anhänger (im besten Falle) fußballerischen Mittelmaßes
mit tiefer Verwurzelung im Bodensatz der Liga, sieht man sich mit schlagartig
einsetzenden Entzugserscheinungen konfrontiert, die allein – und das auch nur
mangelhaft – durch blindwütigen Gerstensaftkonsum sowie lauthals konzertierte
Vergegenwärtigung längst vergangener Ruhmesmomente kompensiert werden
können. Oder: Man versetzt sich anhand André Bawars Roadcomedy „Poeler
Pokale“ (emons) in die Lage der Provinzkicker vom SC Ankerwinde Wismar,
denen mitten im Sommerloch nicht nur der Platzwart, sondern auch ihre
leidliche Trophäensammlung abhanden gekommen ist. Ohne viel Federlesen
machen sich die drei Jensen-Brüder als zentrale Achse des Verbandsligisten
auf den Weg, die gravierende soziopsychopathische Schieflage der Vereinsseele
mit der Dingfestmachung des Raubmörders wieder gerade zu rücken. Ein auf
Die Edition Moderne fährt drei dicke Wälzer auf, zwei davon sind
autobiografisch, einer biografisch. Mit „Jetzt kommt später“ erzählt die
Schweizerin Kati Rickenbach von zwei Hamburg-Aufenthalten, während
der sie mit der dortigen Comicszene in Kontakt kommt. Klingt nicht sehr
spannend, ist es aber. Denn Rickenbach kann erzählen. Sie vermag ihren
Alltag so detailliert und persönlich zu schildern, dass man sich beinahe
als Voyeur fühlt. Mit ihrem weichen, leicht krakeligen Stil ist ihr ein
sympathischer Entwicklungsroman einer Comickünstlerin gelungen, der
auch noch ganz unbeschwert mit Zeit- und Metaebenen experimentiert.
Für „Die Bekehrung“ schiebt Matthias Gnehm sein Leib- und Magenthema
Urbanismus an den Rand der Geschichte, die von einer Jugend in einer
zersiedelten Landschaft erzählt. Kern der Handlung ist eine Liebe und die
Problematik religiöser Missionierung. In luftigen Kohlezeichnungen macht
Gnehm den Muff der Provinz ebenso spürbar wie die verworrene Gefühlswelt
der Pubertät. Erzählerisch weiß er mit außergewöhnlichen Mitteln zu
begeistern, wenn auch er die Zeitebenen wechselt.
so tumber wie eruptiver Einfalt basierendes Amusement, das a) sich auch mit
ausgewachsenem Kater goutieren lässt, b) in seinen guten Momenten an die
karg gesäten Höhepunkte der abgelaufenen Saison erinnert und c) in den
weniger geistreichen Passagen – im besten Falle – für den eigenen Fanatismus
und die darauf fußenden Beschränktheiten sensibilisert. Aber: Wer will schon
wissen, was sich im Schatten des emotionalisierenden Rampenlichts für biedere
Alltagsdramen abspielt? Und doch sind es gerade die vielschichtigen Biografien
glamouröser Gestalten, die sich in ihrer scheinbar widersinnigen Ambivalenz
zu einem in jeglicher Hinsicht nebenwirkungslastigen Cocktail „aus Nektar und
Wermut, Ambrosia und dem Gift eines Nachtschattengewächses“ verdichten.
Kein Wunder, dass Michaela Karl ihre hingebungsvolle Schilderung des Lebens
von Dorothy Parker, jener Gesellschafts- und Modekolumnistin aus den Roaring
Twenties, deren scharfzüngige Ächtungen und Verfechtungen eine handzahme
Papiertigerin à la Carrie Bradshaw („Sex and the City“) in die Arme der
Bundesagentur für Arbeit treiben müssten, mit „Noch ein Martini und ich lieg
unter dem Gastgeber“ (Residenz) überschrieben hat. Immerhin: Soweit lässt es
auch die beschwipste April nicht kommen; und das trotz all der dicken Scheine,
die ihr der junge Araber Bassam – obgleich aus anderen Beweggründen – zuhauf
vor die Füße wirft. Was die verführerische Stripperin allerdings nicht verhindern
kann: dass während der lukrativen VIP-Nummer ihre dreijährige Tochter in die
Hände des soeben aus dem Nachtclub hinauskolportierten Losers AJ gerät, was
wiederum die kurzzeitigen Unpässlichkeiten ihrer sonstigen Babysitterin und
Vermieterin Jean sowie des Security Guards Lonnie in ein neues Licht rückt.
Verliefen all ihrer Leben eben noch parallel, so verheddern sie sich nun unter Andre
Dubus‘ III Regie im „Garten der letzten Dinge“ (dtv) zu einem anrührenden,
regelrecht ethnografischen Episodenroman, um doch unausweichlich ihrem
Einzelschicksal entgegen zu steuern – mit einer Zwangsläufigkeit, die in den
Bann zieht. Fürderhin: Ein scheinbar alles miteißender Sog, der mit dem Tod des
weiblichen Oberhaupts der Bigtrees auch den Alligatorenpark „Swamplandia“
(Kein & Aber) auf einer entrückten Floridainsel erfasst. Der „Häuptling“ leidet
unter massiver Realitätsverklärung, der Sohn heuert bei der Konkurrenz auf dem
„zivilisierten“ Festland an, während sich die pubertierende Schwester in einen 80
Jahre zuvor verstorbenen Geist verliebt. Allein die 13jährige Göre Ava stemmt
sich in Karen Russells so fantasievollem wie packendem Comig-of-age-Roman
mit dem aus letzter kindlicher Naivität geborenem Mut einer ArchosaurierWrestlerin gegen den familiären Untergang. Ein Schelm, wer hierbei an seinen
ach-so-traditionsreichen Fußballverein denkt.
LARS ALBAT
In „Coney Island Baby“ erzählt Nine Antico von zwei Pin-Up-Legenden: Bettie
Page und Linda Lovelace. Sie stellt den unschuldigen 50er die abgebrühten
70er Jahre gegenüber und Pages natürlichen, aber diskreten Umgang mit
der Erotik Lovelaces widersprüchlichen Medienkampagnen. Mitunter etwas
sprunghaft erzählt, weiß Antico dennoch ihr Thema vielschichtig zu umkreisen
(alle Edition Moderne).
Mit „Der König der Fliegen“ positioniert sich das französische Duo Mezzo
und Pirus zwischen Daniel Clowes, Charles Burnes und den Hernandez Bros.
Ihr Sujet ist die Tristesse der Vorstadt, ihr zugleich düsterer wie farbiger Stil
macht aus dem Teenagersein einen Teufelsritt, unterfüttert mit Drogen und
wildem Sex. Wirklichkeit und Wahn verschwimmen in diesem meisterlichen
Alptraum. Die ersten beiden Bände der Trilogie – „Hallorave“ und „Der
Ursprung der Welt“ – sind bereits erschienen. „Trommelfels“ von Marijpol
ist nicht minder verstörend. Ein altes Archäologenpaar wird an eine harmlose
Ausgrabungsstätte versetzt. Doch was sie dort finden, weckt ihren ermüdeten
Forschergeist. Die mit Tusche nachgezogenen Bleistiftzeichnungen wirken
ebenso destabilisierend wie die hier aufeinanderprallenden Lebenswelten.
Ein mystisches Werk voller Fantastik (beide avant-verlag). Ebensoviel Magie
verströmt die Bilderwelt der Hamburgerin Moki. Mit „Wandering Ghost“
erzählt sie wortlos von fantastischen Tiergestalten in surrealen Landschaften
und entfaltet auf dieser entrückten Ebene eine zarte Gefühlspalette. Dem Band
liegt ein Bonusheftchen bei (Reprodukt).
www
„Grenzfall“ von Thomas Henseler und Susanne Budenberg ist ein Sachcomic
über Peter Grimm, der schon als Schüler mit dem System der DDR aneckt
und bald exponierter Staatsfeind wird, als er sich an der Publikation der
illegalen Zeitschrift „Grenzfall“ beteiligt, deren Wirken Mitte der 80er Jahre
ein Vorbeben der Ereignisse von 1989 war. So interessant der historische
Hintergrund, so sehr ist klar, dass der Comic nur als Grundlage für einen
bebilderten Geschichtsunterricht dienen soll (avant-verlag). Für „Die Tote im
Pelzmantel“ treffen zum zweiten Mal die bekannte Krimiautorin Fred Vargas
und der Comiczeichner Edmond Baudoin zusammen und erzählen einen
philosophischen Krimi, in dem es kaum um den Fall geht, dafür um so mehr um
Lebenseinstellungen. Vargas erzählt lakonisch, Baudoin zeichnet mit grobem
Strich eine düstere Welt – aber nicht ohne Hoffnungsschimmer am Horizont
(Aufbau Verlag).
CHRISTIAN MEYER
48
46
Literatur-Kalender Ruhr
22.03.2011
Hat die Unschuld kotzen sehen und erzählt davon in Essen, Dirk Bernemann, Foto: Dirk Bernemann
DIE LITERATUR-TERMINE DER REGION
Bochum – Ruhr Uni (Musisches Zentrum)
0234 322 01
Beyond the Dark –
Biographische Begegnungen in Ruhrnächten
Do 9.6. 18 Uhr
Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung, was
sich dahinter verbirgt, wenn Studierende der
Fakultät Sozialwissenschaft „Ergebnisse und
Erkenntnisse aus ihren empirischen, biographieanalytischen Forschungsarbeiten in einer
Theaterlesung“ vorstellen – aber es macht
neugierig.
Bochum - Rotunde – Alter Kath.-Bahnhof
0234 961 66 20
Macondo – Die Lust am Hören:
LEG DAS AB. Lesekonzert
Mi 29.6. 20 Uhr
Dortmund – FZW
0231 17 78 20
LAUSCHER 17 mit Tino Hanekamp
und Gregor McEwan
Mi 15.6. 20 Uhr
Essen – Museum Folkwang
0201 884 54 44
Jochen Gerz über ‚2-3 Strassen‘
Mi 8.6. 20 Uhr
Eines der spannendsten Kulturhauptstadtprojekte, das nicht bloß schöne Bilder produziert
hat, sondern tatsächlich mit den hier lebenden Bürgern in Berührung gekommen ist,
hat in einem imposanten Buch Niederschlag
gefunden.
Essen – Zeche Carl
0201 834 44 10
LitCarl mit Dirk Bernemann
Mi 1.6. 20 Uhr
Empfehlungen von Frank Schorneck
Der Titel „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“
scheint Dirk Bernemann so gut zu gefallen,
dass mittlerweile drei Erzählungsbände hierunter erschienen sind – und dem Publikum
gefällt es auch.
Hattingen – Stadtbibliothek
02324 204 35 60
Ben Redelings: Potpourri der guten Laune
Di 21.6. 19.30 Uhr
Ein Buch über eine Lesereise zu einem anderen
Buch zu schreiben, ist eine nette (wenn auch
nicht exklusive) Idee – und Fußballgeschichten
gibt es sicherlich ebenfalls zuhauf.
Mülheim – Ringlokschuppen
0208 99 31 60
Premiere Richtungsding III
Fr 3.6. 19.30 Uhr
Du sollst dich nicht gewöhnen. Version 2.0
Mi 15.6. 19.30 Uhr
In der Reihe „Textrevolte“ nähern sich Gerd
Herholz und Maria Neumann Leben, Werk und
Wirken Erich Frieds.
Recklinghausen – Ruhrfestspielhaus
02361 91 80
Martin Brambach und Christine Sommer:
Love Letters
So 5.6. 11 Uhr
Albert Ramsdell Gurney ist ein amerikanischer
Autor und Dramatiker. Sein Stück Love Letters
wurde 1988 uraufgeführt und nun lesen es
Schauspieler bei den Ruhrfestspielen.
Katja Riemann & Arne Jansen:
Friedensreich. Ein Doitschlandabend
So 12.6. 11 Uhr
Eine literarisch-musikalische Revue mit Texten von Sibylle Berg, angerichtet auf einem
Bett aus rollenden Rrrrrrammstein-Songs. Eine
Gaumenfreude der besonderen Art …
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
Der Kalender wird präsentiert von:
Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de
Für immer anders – Wenn Familien
Zeiten der Trauer erleben
Kinder, Jugendliche und Erwachsene
haben viele Fragen und Gedanken,
wennSchatten
lebensbegrenzende
Krankheit,
06.06.2011 Der
von Auschwitz
der Tod und das, was danach kommt,
Über
das Verschwinden der Katastaktuell wird. Gespräch und Vortrag
rophe
christlichen
anhandaus
von der
Beispielen
aus derTheologie.
Vortrag
mitTrauerpraxis.
Dr. Christoph Münz
alltäglichen
Eintritt:
frei ¼- -19.30
Eintritt: 8,00
19.30 Uhr
Uhr
24.03.2011
Gott sei Dank in der Welt! -
16.06.2011 „Das
Beste,
was wir
Ein Konzil
verändert
diehatten“
Kirche
Lesung
und
Gespräch
mit
dem Autor
Auf der Grundlage der Publikation
Jochen
Schimmang
“Die Kirche
der Weltgesellschaft.
Das
II.
Vatikanische
die
Eintritt: 10,00 € - Konzil
19.30und
Uhr
Globalisierung des Katholizismus“
von Dr. Stefan Nacke sollen nach
20.06.2011 Michael
Royen: Bilder
– Kalkül
einem Impulsreferat
des Autors
aus und
unterschiedlichen Perspektiven die
Abstraktion
Herausforderungen,
die heute
mitim GeDer
Künstler Michael
Royen
dem Zweiten
Vatikanischen
Konzilund
spräch
mit dem
Journalisten
für die Menschen verknüpft sind,
Theologen
Christoph Fleischmann
diskutiert werden.
über
seine im Medienforum ausgeEintritt: frei - 19.30 Uhr
www
30.03.2011
stellten Bilder
Eintritt:
/ Voranmeldung
Die hohefrei
Kunst
der Weltrettung
erwünscht
- 19.30
Uhrwirklich
Das Komischste
aus dem
wahren Leben mit dem Kabarettisten
Kai Magnus Sting
29.06.2011 „Orangen
und
Engel – Italienische
Als Rastelli der
gesprochenen
und
Skizzen“
geschliffenen Rede, als gnadenloser
Lesung
und Gespräch
dem Autor
Menschenbeobachter
undmit
Menschenkenner,
als Parodist des Lebens,
Ingo
Schulze
Terrorist 12,00
des Wortes
Meister
Eintritt:
€ - und
19.30
Uhr des
Zwischenmenschlichen hat Sting seine
Lieblingsnummern im Gepäck und die
ein oder andere neue Geschichte.
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
49
RuhrKunst
Die Kunst in der Mitte des Jahrhunderts
Ausstellungen in Bottrop und Hamm
Manchmal teilen die kleinen, beiläufigen Werke auf Papier am meisten mit.
Zwar ist Josef Albers (1888 in Bottrop - 1976 in New Haven) im Museum
Quadrat Bottrop, das nach seinem Ehrenbürger benannt ist, allgegenwärtig; seine konstruktive Farbfeldmalerei, die den Geist des Bauhauses trägt,
schwingt noch bei der Konzeption der zeitgenössischen Wechselausstellungen mit. Und was seine eigene Kunst betrifft, so ist er dort mit seinen
berühmten Gemälden, der „Hommage to the Square“ sowie Beispielen präkolumbischer Kunst aus seinen vielen Reisen nach Mexiko und Lateinamerika, ständig präsent.
Aber die aktuelle Ausstellung der kleinformatigen Papierarbeiten ist doch
– als Leihgabe der Josef and Anni Albers Foundation in Bethany/Connecticut – eine Erweiterung unseres Wissens. Sie umfasst wesentliche Stationen
von Albers‘ Werk seit seiner Übersiedlung nach Amerika 1933. Zu sehen
sind – schon in den Rahmungen nobilitiert – ebenso Studien, Farbproben
wie auch fertige Malereien auf Papier und auf Karton. Aber wo endet die
Skizze und wo beginnt das Bild? Albers braucht kein Lineal, um zwei Farben aneinander grenzen zu lassen und das Bildfeld zu ordnen. Die Partien
verdeutlichen sich im Kontrast, wobei der Auftrag bei diesen Blättern oft
faktisch und flockig ist: Farbe ist als Farbe empfunden. Hier nun, in der
Ausstellung, ist jedes Blatt ein Ereignis und Erlebnis, auch weil die Ölfarbe
die unterschiedlichen Papiersorten sozusagen streichelt und das Sinnliche
und Intensive der Malerei sichtbar wird. Mitunter hat Albers auf das Blatt
geschrieben oder in die Farbe gekratzt und damit die analytische Planung
und den Bezug zu der Organisation der Gemälde weiter zum Ausdruck gebracht. Die Gemälde selbst sind konsequenterweise in die Bottroper Ausstellung integriert. Auch wenn Albers‘ Sache das Quadrat und deren feldartige Umgebung ist, er damit Farbklänge und den Bildraum auslotet und
damit weltberühmt wurde: Er hat darüber hinaus weitere Systeme und Organisationsformen erkundet und durchexerziert. Das zu entdecken ist sehr
anregend, kurz: Auch ein kleines Format kann ein Feuerwerk entfachen und
eine ganze Welt enthalten.
Farbe als Ausdrucksmittel
Ein anderer Kolorist in dieser Zeit ist Emil Nolde (1867-1956), der – im Gegensatz zu Albers, der seine Arbeit am Bauhaus ab 1933 als Direktor am Black
Mountain College in North Carolina fortgesetzt hat – immer in Deutschland
geblieben ist. Auch bei ihm passieren die wichtigen Dinge, wenn eine Farbe
Emil Nolde, Sonnenuntergang, 1948, Ölfarben auf Leinwand, 67 x 88 cm, © Stiftung Seebüll
Ada und Emil Nolde / Gustav-Lübcke-Museum, Hamm
sich über die Fläche ausbreitet und die Töne aufeinander stoßen und sich
gegenseitig aktivieren. Aber während Albers in der Hauptsache ein durch
und durch gegenstandsfreier Maler ist, widmet sich Nolde immer dem Gegenständlichen: dem, was er in der unmittelbaren Anschauung sieht. Dabei
erweist sich die Landschaft als das große Thema dieses Vertreters der expressionistischen Malerei in Deutschland. Es macht also Sinn, seine Kunst anhand
seiner Reisen zu untersuchen. Im wesentlichen aus dem Bestand der Nolde
Stiftung in Seebüll ist dazu eine Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum in
Hamm zu sehen, die mit ihrem guten Publikumsbesuch noch unterstreicht,
wie populär Nolde auch heute ist. Und die Besucher kommen auf ihre Kosten: Das gesamte Werk Noldes wird aufgefächert mit Arbeiten, überwiegend
auf Papier, die zwischen 1907 und 1946 entstanden sind, ebenso mit Porträts – u.a. die Zigeunerbilder – und Landschaften, die auf seinen Reisen in
Deutschland, Spanien und der Schweiz entstanden sind; schon die Umstände
der Malerei unterwegs erklären den Umgang mit dem Aquarell auf Papier.
Das Transparente, leichthin Fließende bringt zugleich eine Intensivierung mit
sich. Eindrucksvoll ist natürlich, wie Nolde Atmosphäre erzeugt, vor allem
bei den Gebirgs- und den Seestücken. Das Gegenständliche (das Schiff auf
der Meeresfläche; die Bäume) ist dabei weitgehend abstrahiert, löst sich als
Farbe auf und ist doch eindeutig vermittelt.
Sozusagen als Kür werden noch Werke von Christian Rohlffs gezeigt, dem
aus Hagen stammenden Zeitgenossen von Nolde, der ebenfalls zu den wichtigen, fortschrittlichen Malern im Bereich der Gegenständlichkeit gehörte.
1905/06 hielt sich Emil Nolde in Soest auf, wo er mit Rohlffs Kontakt hielt.
Mit diesem Konzept aber schließt die Ausstellung an diejenige mit Paul Klee
und Lyonel Feininger an, die am gleichen Ort vor zwei Jahren stattfand.
www
THOMAS HIRSCH
„Josef Albers in Amerika – Malerei auf Papier“ I Bis 19.6.
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop I 02041 297 16
„Emil Nolde – Reiselust“ I Bis 19.6. I Gustav-Lübcke-Museum Hamm
02381 17 57 01
Lesen Sie eine Langfassung der RuhrKunst mit weiteren
Ausstellungen unter: www.trailer-ruhr.de/kunst
Josef Albers, Studie zu Variant/Adobe (I), um 1947, Öl, Bleistift auf Löschpapier, 24,1 x 30,6 cm,
© The Josef and Anni Albers Foundation, VG Bild-Kunst, Bonn 2011 / Museum Quadrat Bottrop
50
46
Kunst in NRW
Cool. Unsere Grugahalle
Ausstellungsansicht Hyper Real, Ludwig Forum Aachen©/Foto: Carl Brunn/Ludwig Forum Aachen
Die Wirklichkeit in gewissen Zeiten
Zwei Ausstellungen in Aachen
Von Thomas Hirsch
Der Realismus der Renaissance-Malerei nördlich der Alpen ist sensationell.
Das betrifft nicht nur die erste Malergeneration, sondern etwa auch den etwas später geborenen Joos van Cleve (1485-1540). Ihm widmet derzeit das
Suermondt-Ludwig-Museum eine Ausstellung, die eine Schule des aufmerksamen Sehens ist. Die Malerei von Joos van Cleve brilliert in der Genauigkeit
der Darstellung, in der Farbigkeit und in der Intensität des Ausdrucks. Dabei
hat Joos van Cleve seine Kenntnisse der italienischen Kunst einfließen lassen,
im Besonderen von Leonardo da Vinci, dem er die weichen Konturen und die
Lichtwirkung „abschaute“. Das zeigt sich
„Hauptwerke unseres
besonders bei den Porträts, neben den Alkulturellen Gedächtnisses“
tarbildern sein zweites wichtiges Arbeitsfeld. Seine Auftragsbildnisse verbinden die Klarheit mit Eleganz und bringen
den jeweiligen Charakter zum Ausdruck; zumal mit einem innigen Inkarnat
wird jedes Porträt zu einem Ereignis. Dass sich Joos van Cleve der herausragenden Stellung seiner Porträtkunst sicher war, erkennen wir daran, wie er
sich selbst gemalt hat: überaus wach aus dem Bild schauend, selbstbewusst
und würdevoll.
Diese Ausstellung ist Irene Ludwig gewidmet, der Aachener Kunstsammlerin
und Mäzenin, die, im vergangen Jahr verstorben, zusammen mit ihrem Mann
Peter Ludwig die Aktivitäten zur älteren Kunst gefördert hat und so auch Joos
van Cleve für die Stiftung Ludwig angekauft hat. Indes ist uns die Sammlung
Ludwig vor allem mit ihren Beständen zur internationalen Kunst des 20. Jahrhunderts vertraut, die sich heute in verschiedenen Ludwig-Museen weltweit
befinden. Und dann gibt es noch – quasi als Stammhaus – das Ludwig Forum
für Internationale Kunst in Aachen, das nun sein 20jähriges Bestehen feiert.
Die Jubiläumsausstellung widmet sich dem (überwiegend) amerikanischen
Realismus im Übergang von den 1960er Jahren zu den 1970er Jahren, in
den Bereichen Malerei, Skulptur und Fotografie. In der Ausstellung „Hyper
Real“ geht es um Identität und Wahrheit: um die möglichst genaue, dabei
kritische Wiedergabe der Wirklichkeit. In der Kunstrichtung des Hyperrealismus scheinen die Malereien Fotografien zu sein. Die Jahre um 1970 nehmen
eine Schlüsselstellung in der zeitgenössischen künstlerischen Rezeption von
Politik und Gesellschaft ein. Dies betrifft in den Vereinigten Staaten besonders den Vietnamkrieg und die Nixon-Ära. Bei beiden stellte sich die Frage
nach der Rolle der Informationsmedien in besonderer Weise. Hier wirkte die
Kunst als Korrektiv.
Einbezogen ist in die Ausstellung auch die amerikanische Pop Art, die wiederum Aspekte der Werbung und des Star-Kultes thematisierte. Zudem wird die Kunst bis in die 1980er Jahre weitergeführt, was für die Ausstellung zwar nicht zwingend,
aber bereichernd ist. Im Grunde ist dies ein Querschnitt
durch die Sammlung Ludwig mit etlichen Hauptwerken
unseres kulturellen Gedächtnisses. Und vielleicht sollte
man bei dieser großartigen Gelegenheit auch in Gedanken
Thomas Hirsch ist
die Porträts von Chuck Close und Joos van Cleve einander
Kunsthistoriker, Kugegenüber stellen.
rator und Journalist.
auf
verlegt
.2012
6
.0
den 25
24 | 06 | 2011
Blink-182
Die Punk-Rocker live auf Tour
26 | 06 | 2011
Bundesposaunenfest
mit „genesis brass“ und Nieri Weth
19 | 08 | 2011–
28 | 08 | 2011
Sommerfest
an der Grugahalle
01 | 10 | 2011
Cindy aus Marzahn
„Nicht jeder Prinz kommt uff’m Pferd“
02 | 10 | 2011
Helge Schneider
„Buxe voll!“
08 | 10 | 2011
Musical Allstars
Präsentiert von KODi
15 | 10 | 2011
Koncert Gwiazd
Stars aus Polen
19 | 10 | 2011
Crosby & Nash
Einziges Konzert in NRW
22 | 10 | 2011
Musikschau Schottland
Keltenzauber und schottische Lebensfreude
23 | 10 | 2011
www
CD- & Schallplattenbörse
im Foyer
16 | 11 | 2011
Paul Panzer
„Hart Backbord –
Noch ist die Welt zu retten!“
03 | 12 | 2011
21. Oldie Night
u.a. mit Racey, T. Rex,
Dozy, Beaky, Mick & Tich
17 | 12 | 2011
Wise Guys
Wunsch-Tour 2011
29 | 12 | 2011–
02 | 01 | 2012
Holiday on Ice
mit neuer Show „Speed“
08 | 01 | 2012
Mother Africa
Circus der Sinne
19 | 01 | 2012
Martin Rütter
Hund – Deutsch / Deutsch – Hund
03 | 02 | 2012
The Musical Box
Lamb Tour 2012
Terminstand: Mai 2011 . Änderungen vorbehalten
Joos van Cleve – „Leonardo des Nordens“ I Bis 26.6.
Suermondt-Ludwig-Museum Aachen I 0241 47 98 00
„Hyper Real – Kunst und Amerika um 1970“ I Bis 19.6.
Ludwig Forum Aachen I 0241 180 71 04
51
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Ticket-Hotline:
02 01.72 44 290
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
[email protected] . www.grugahalle.de
Sammlung
Mirko Reisser (DAIM) beschäftigt sich ausschließlich mit seinem Namen, mit der Wiederholung und dem Neuerfinden seiner Selbst, Foto (Ausschnitt): Peter Ortmann
„Das ist, als ob ich Künstler im Zoo zeigen würde“
In den letzten Jahren erlebte die Street Art einen regelrechten Hype. Jetzt zeigt die Kunsthalle in Wuppertal-Barmen eine Ausstellung
Street Art ist allgegenwärtig. Ungefragt hinter- Wo bleibt die Kunst?
lässt sie ihre Spuren und Zeichen. Ihre Galerie Das ist heute eine ganz andere Entwicklung als in
sind die Straßen der Welt. Was mit Graffiti in den 1980er Jahren. Heute haben wir viele Werbeden amerikanischen Großstädten der Ostküste Agenturen, die selber Künstler werden. Die benutzen
vor nunmehr 40 Jahren begann, hat sich mitt- dann halt ein Synonym und auf einmal höre ich eine
lerweile entscheidend weiterentwickelt. Urban Reihe von Künstlernamen, die einfach niemand in
Art sind temporäre Aktionen, ungewöhnliche der Szene kennt. Die wissen aber, wie man einen
Objekte und Skulpturen, Schriftzüge und Cha- Kunstmarkt bedient oder sie wissen, wie man das
racters. Die Möglichkeit, dass viele Passanten Internet bedient, um schnell sichtbar zu sein. Für
diese Eingriffe gar nicht wahrnehmen, ist dabei mich ist dann umso wichtiger, in einer Ausstellung
bewusst einkalkuliert. Aber was ist das für eine zu zeigen, wo die Wurzeln, wo die „Originale“ sind
Kunst, die ihr angestammtes Terrain verlässt? und die internationalen Leute, die das ganze seit
Erfordern die Werke nicht die Stadt als Reso- Jahrzehnten leben. Da gehören dann Brasilianer
nanzraum, als unmittelbaren Widerpart? Die oder Südafrikaner dazu, genau wie Europäer.
Kunsthalle Barmen widmet sich den Fragen in
einer groß angelegten AusstelIch würde unter Street Art
lung, kuratiert von Rik Reinking.
„Ich habe noch nie eine Street auch Tänzer, Breakdancer,
Art-Ausstellung gemacht (...). Rollschuhfahrer, Skateboardtrailer: Herr Reinking, was ist Im besten Fall ist es Urban Art, fahrer fassen. Warum ist der
Begriff Graffiti weg?
also Kunst, die im urbanen
wichtiger: Ein Wholetrain auf
Also ich sehe unter dem
Raum ihre Wurzeln hat.“
den Gleisen oder eine besprühte
Begriff Street Art auch
Leinwand im Museum?
Rik Reinking: (lacht) Beides gleich. Beides gehört Allan Kaprow, James Lee Byars, Joseph Beuys, David
dazu und es ist völlig legitim auch auf einer Leinwand Hammons, nur um mal mit dem Begriff aufzuräuzu arbeiten, weil es in erster Linie um die Bildsprache men. Ich habe ein großes Problem damit. Ich habe
geht. Ein Künstler entwickelt über lange Zeit mit viel auch noch nie eine Street Art-Ausstellung gemacht
Energie, Leidenschaft und Können seine eigene Bild- und mache auch heute keine. Im besten Fall ist es
sprache, an der man ihn auch wiedererkennt. Damit Urban Art, also Kunst, die im urbanen Raum ihre
arbeitet er im öffentlichen Raum, aber eben auch im Wurzeln hat.
Innenraum. Ich finde es überhaupt nicht verräterisch,
wenn ein Künstler auch auf Leinwand arbeitet, um im Wie schwer wiegt in so einer musealen AusstelEndeffekt einmal davon leben zu können, seine Miete lung das Fehlen der Stadt als Resonanzraum?
und seine Krankenversicherung zu bezahlen oder ein- Der fehlt gar nicht. Die Künstler in der Ausstellung
fach um weitermachen zu können.
sind im urbanen Raum groß geworden, sie bringen
ihre Erfahrungen jetzt ins Museum. Das ist auch ein
Und was bedeutet dieser Weg in die Legalität bisschen so wie in den Tierpark gehen. Alles ist irgendwie gesichert, da ist eine Museumsstruktur, da
künstlerisch?
Bei einem guten Künstler macht das keinen Un- ist ein Wärter, da gibt es Aufpasser. Das ist, als ob ich
terschied. Auch nicht für eine Ausstellung. Es geht Künstler im Zoo zeigen würde. Das ist völlig legitim,
darum, dass wir heute bei der Street Art viele Men- ich gehe da rein und was ich sehe, das ist mit Sicherschen haben, die sofort was mit dem Begriff anfan- heit keine Street Art, denn sie findet einfach nicht
gen können, ohne zu wissen, worüber sie reden. Er ist auf der Straße statt, sondern es ist eine Referenz.
eine Trademark geworden. In den 1980er Jahren war Sie steht für einen Künstler, oder eine Bildsprache.
Graffiti was Neues, da gab es eine Gruppe Künstler, So wie ich ein monochromes blaues Bild zeigen kann
die hat das auch gelebt. Schnell hat die Werbung und weiß, das ist Yves Klein, oder eine genagelte
gemerkt, dass es funktioniert und hat den Stil adap- Leinwand, dann ist es Uecker, kann ich hier reingetiert, bis hin zu Jacken im Graffiti-Look. Ich denke, hen und wenn ich einen gelben Kopf sehe, weiß ich,
dass wir heute einen Schritt weiter sind, an einem das sind die brasilianischen Zwillinge Os Gêmeos.
Punkt, wo viele aus Fehlern auch gelernt haben,
nichtsdestotrotz sehe ich immer noch jedes dritte In- Wird Zeit gefroren, weil die Arbeiten am Ende
terview mit einem Musiker, der an eine Wand lehnt, doch überstrichen werden?
auf der zufälligerweise Street Art ist.
Die Zeit wird eigentlich verlängert. Draußen kann
www
52
46
eine Arbeit eine Nacht überdauern oder unendlich
viele Jahre, je nachdem wie sich Hauseigentümer
oder die Stadtverwaltung kümmern. Im Ausstellungskontext läuft sie jetzt bis September, dann ist
sie weg, danach wird überstrichen. Aber man hat
mit Sicherheit auch den Fokus geschärft, weil alles
konzentriert ist.
Endlich ein Wort zum Begriff Street Art statt
Graffiti.
Lustigerweise ist der Begriff Graffiti untergegangen.
Ich glaube, dass das stark vom Kunstmarkt gesteuert
ist und seinen ganz eigenen Interessen. Graffiti hat
ja nachweislich keinen Erfolg gehabt. Das stimmt
nicht, aber ich höre es immer wieder. Und Graffiti
ist illegal und böse (lacht) und hat es auf den Markt
nicht geschafft. Diese Haltung kommt aus einer klaren Richtung – vom Kunstmarkt. Sothebys und die
anderen machen ja alle heute Street Art-Aktionen
und da sehe ich ganz viel Graffiti drin. Es ist ja nicht
so, dass das weg ist. Aber es ist ein Begriff, der sich
nicht gut verkaufen lässt. Urbane Kunst hat ihre
Wurzeln im urbanen Raum, das kann Graffiti sein,
das kann Street Art sein. Aber es ist wichtig, dass es
nicht nur die Sprühdose ist, sondern auch ein Mark
Jenkins mit Skulpturen, oder Brad Downy mit Videoarbeiten.
Keine Angst, dass die Kunsthalle nachher komplett getaggt ist?
Aus politischen Gründen darf ich diese Frage eigentlich nicht beantworten. Ich denke, das verselbständigt sich, klar. Das geht mich ja auch gar nichts an.
Ich weiß auch nicht, ob es Nachahmer gibt, die dann
aus Respekt so was machen.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Street Art – meanwhile in deepest east anglia,
thunderbirds were got“ I 28.5.-25.9. I Von der Heydt
Kunsthalle Wuppertal–Barmen I 0202 563 62 31
ZUR PERSON
Rik Reinking, geboren 1976 in Hamburg,
ist Kunstsammler, Kunsthändler und Kurator. Er studierte Rechtswissenschaft
und Kunstgeschichte in Hamburg. Im April
2007 gründet Reinking die Artfonds 21 AG,
einer Aktiengesellschaft die Gewinnorientierung beim Aufbau einer Kunstsammlung
zum erklärten Ziel hat. In der Kunsthalle
Barmen zeigt er Street-Art Künstler bereits zum zweiten Mal.
Foto: Peter Ortmann
culture club
Konzert
19. Juni – 21. August 2011
Museum Morsbroich
Leverkusen
Jazz an der Ruhr
Vom 17. bis 19. Juni 2011 wird Mülheim wieder zum Anlaufpunkt
für Jazzliebhaber. „Jazz an der Ruhr“ findet in diesem Jahr zum 20.
Mal statt. Am Freitagabend wird eins der „Schwergewichte“ des
Jazzinstrumentariums auf seine Alltagstauglichkeit geprüft: die
Hammondorgel, als symbolhafte Verkörperung eines bluesig-souligen Groove-Jazz, steht auf der Bühne im Broicher Schloßhof im
Fokus. Der Samstag ist geprägt von traditionellen Stilrichtungen.
Nach der Riverboat-Shuffle auf der Ruhr ziehen Passagiere und
Bands in einer gemeinsamen Jazz-Parade zum Schloß Broich, in
dessen historischen Gemäuern die traditionelle Jazz-Nacht startet.
Schloß Broich, Mülheim
Karten: 02 08 960 960
trailer verlost je 5x2 Karten für „Night of Jazz – Hammond Inferno” (Fr) und „Jazz-Nacht“ (Sa). E-Mail bis 13.6. an verlosung@
trailer-ruhr.de, Kennwort: Jazz
Fr, 17. Juni I Sa, 18. Juni, 19 Uhr
Ermöglicht durch
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Kunstwandel
Kunst-Kalender
Das Kunstwerk direkt an die Wand gemalt, der Londoner BOXI, Foto: Peter Ortmann
Die Vision des Klebestreifens
„Street Art“ in der Wuppertaler Kunsthalle Barmen
Auch bei der Ausstellungseröffnung riecht es in der Kunsthalle Wuppertal
noch nach Farbe. Bis in die Nacht hinein haben die Künstler hier gearbeitet
und so einen sichtlich übermüdeten Kurator auf die Redebühne geschickt,
gleich nachdem der Von der Heydt-Förderpreisträger Christoph Iacono ein
Piano malträtiert hat. Der Wuppertaler Pianist, Komponist, Theater- und
Bühnenmusiker richtet seine Aufmerksamkeit vor allem auf zeitgenössische Kompositionen und Formen avantgardistischer Kunst. Das konnte
der Vernissage-Besucher sehr gut nachvollziehen, ob es dem Instrument
gefallen hat, ist schwer zu beurteilen. Aber die Vorstellung passt ins Bild.
In der Ausstellung geht es nicht um klassische Moderne, sondern um Street
Art. Schon zum zweiten Mal nach 2007 hat der Sammler und Kurator Rik
Reinking eine Auswahl renommierter Künstler ins Bergische Land gelockt.
Die kommen aus Kapstadt, Berlin, London und Paris angereist und arbeiten
vor Ort, dann ziehen sie weiter, quer durch die Welt. Eine Kunst-Community, die wie eine Familie funktioniert und für die sich der Kunstmarkt
längst brennend interessiert, obwohl der Begriff „Schmiererei“ kaum aus
dem Vokabular der Kritiker zu verbannen ist. „Hausbesitzer mögen selten
Graffiti auf ihren Wänden“, sagt Reinking.
Aber der respektlose Begriff wurde im Laufe der Jahrhunderte schon für
ganz andere Kunstgrößen verwendet und so ist die Hoffnung der jungen
Urban Art-Artisten nicht ganz unberechtigt, auch einmal auf dem Gipfel des Kunstolymps zu stehen. Das erste, was man beim Hineingehen in
die Räume feststellt: Viele Arbeiten wurden direkt auf die Wände gemalt.
Darunter auch ein Werk von BOXI zur Katastrophe in Fukushima. Für die
Person im Vordergrund, die auf eine graue Landschaft schaut, produzierte
der Engländer vielschichtige Schablonen in Lebensgröße, die er von Hand
ausschneidet. Die Arbeit wird von einer Tür durchschnitten über der eine
amerikanische Kampf-Drohne ihre Bahn zieht. Auch Mirko Reisser (DAIM)
arbeitet flächendeckend. Was auf den ersten Blick wie ein gesprühtes
Graffiti aussieht, entpuppt sich aus der Nähe als Struktur aus Klebestreifen. Der Lüneburger DAIM beschäftigt sich ausschließlich mit dem Namen,
mit der Wiederholung und dem Neuerfinden seines Selbst. Die vier Buchstaben im formal komplexen 3-D-Style, unterliegen dabei einem ständigen
Wandel, sie okkupieren die Wand, den Raum, den Betrachter, der als nächstes vor einer sitzenden Figur in der Ecke steht, die leblos und doch lebendig scheint. Was beispielsweise ein US-amerikanischer Künstler wie Duane
Hanson durch filigrane Oberflächen erreicht, macht sein Landsmann Mark
Jenkins nur mit Kleidung und das so perfekt, dass viele Besucher erst stupsen müssen, um die Leblosigkeit zu glauben.
Und ein paar Meter weiter ist gleich São Paulo. Der Brasilianer Zezao
hat eine Bretterwand aufgeschraubt und mit deutschen Hinweisschildern versehen, darauf seine typischen organischen Graffitilinien in blau.
Sie sind 10.000 Kilometer entfernt auch im öffentlichen Raum oder auf
verfallenen Gebäuden zu sehen. Eigentlich werden die temporären Aktionen, ungewöhnliche Objekte und Skulpturen, Schriftzüge und Stencils
als Sehstörung in die werbegetränkten visuellen Flüsse der Städte installiert, hier sind sie dem urbanen Umfeld entzogen. Die Arbeiten halten
dem gelassen stand.
PETER ORTMANN
Heinz Mack, Chromstangenwald mit Elektrobirnen, 1970/2007, Mixed Media, 128 x 164 x 164 cm. (c) VG BildKunst, Bonn / Atelierr Heinz Mack / Ausstellung Bundeskunsthalle Bonn
Die Kunst-Termine NRW
AACHEN – Suermondt-Ludwig-Museum
www.suermondt-ludwig-museum.de
DUISBURG – Museum Küppersmühle
www.museum-kueppersmuehle.de
Joos van Cleve, bis 26.6.
Der als „Leonardo des Nordens“ gepriesene
Antwerpener Maler des 16. Jahrhunderts mit
seinen Porträts und Altarbildern
BEDBURG-HAU – Schloss Moyland
www.moyland.de
Anthony Cragg, bis 13.6.
Plastiken mit einer Affinität zu Figur und Kopf
des berühmten britischen Bildhauers
Joseph Beuys und die Fotografie, bis 3.10.
(Porträt-) Fotografien zu Joseph Beuys
BILLERBECK – Kolvenburg
www.kolvenburg.de
Sammlung Lauscher, bis 24.7.
Grafische Werke und Originale u.a. von Sigmar
Polke, Imi Knoebel, Michael von Biel
BOCHUM – Kunstmuseum
www.bochum.de/kunstmuseum
Bildvertrauen/Studio Jaeschke, bis 7.8.
Gegenständliche Kunst aus Deutschland
BONN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-bonn.de
KLEVE – Museum Kurhaus
www.museumkurhaus.de
Carl Andre. bis 28.8.
Zentrale plastische Arbeiten des
Hauptvertreters des US-amerikanischen
Minimalismus
KÖLN – Museum für Angewandte Kunst
www.makk.de
The Art of Pop Video, bis 3.7.
Das Pop-Video an der Grenze zur Kunst
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
John Miller, bis 31.10.
Der Wolfgang-Hahn-Preisträger mit seinem
multimedialen, gesellschaftskritischen Werk
KREFELD – Haus Lange und Haus Esters
www.kunstmuseenkrefeld.de
Rosemarie Trockel, 9.6.-4.9.
Zeichnungen, Collagen und Entwürfe für
Bücher der bedeutenden Kölner Künstlerin
BONN – Kunst- und Ausstellungshalle
www.kah-bonn.de
Mike Kelley: Kandors, bis 19.6.
Der amerikanische Konzeptkünstler mit dem
imaginären Entwurf einer Stadt
Heinz Mack, bis 10.7.
Ein Überblick über das Gesamtwerk des
80jährigen ZERO-Künstlers unter den
Begriffen Licht, Raum und Farbe
BOTTROP – Josef Albers Museum
www.quadrat-bottrop.de
Gotthard Graubner, bis 6.11.
Das zeichnerische Werk des 80jährigen, für
seine Farbraumkörper bekannten Malers
Josef Albers in Amerika, bis 19.6.
Studien und skizzenhafte Farbproben des aus
Bottrop stammenden Farbfeldmalers
Von Ensor bis Matisse, bis 14.8.
Die Sammlung Irmgard Feldhaus (1920-2010)
DÜREN – Leopold-Hoesch-Museum
www.leopoldhoeschmuseum.de
NEUSS – Langen Foundation
www.langenfoundation.de
www
Ulrich Rückriem, bis 19.6.
Zeichnungen des deutschen Bildhauers
zwischen Minimalismus, Konzept und Skulptur
DÜSSELDORF – Kunsthalle
www.kunsthalle-duesseldorf.de
LEVERKUSEN – Museum Morsbroich
www.museum-morsbroich.de
NEUSS – Clemens Sels Museum
www.clemens-sels-museum.de
Systemanalyse, bis 26.6.
Eine Künstlergruppe aus New York
OBERHAUSEN – Ludwig Galerie
www.ludwiggalerie.de
The Group 1965, bis 3.7.
Sechs Positionen junger japanischer Kunst
Elliot Erwitt, bis 11.9.
Der 1928 geborene Magnum-Fotograf mit
seinen freien und den Reportage-Fotografien
DÜSSELDORF – K20
www.kunstsammlung.de
REMAGEN – Arp Museum
www.arpmuseum.org
Thomas Struth, bis 19.6.
Werkübersicht des Hauptvertreters der
Düsseldorfer Fotografenschule
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
www.smkp.de
Sammlung Rau, bis 18.9.
Die Landschaft in der Geschichte der Kunst
Johan Thorn Prikker, bis 7.8.
Werkschau des angewandten und freien
Künstlers aus der Tradition des Jugendstils
DUISBURG – Lehmbruck Museum
www.lehmbruckmuseum.de
Erika Hock – Shifters, bis auf weiteres
Schau der jungen Düsseldorfer Bildhauerin aus
Anlass des Lehmbruck-Stipendiums
„Street Art – meanwhile in deepest east anglia, thunderbird were go“
28.5.-25.9. I Von der Heydt Kunsthalle Wuppertal-Barmen I 0202 563 65 71
SOLINGEN – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-solingen.de
Georg Meistermann, bis 16.6.
Der deutsche Maler und Glaskünstler im
Übergang von gegenständlicher zu abstrakter,
dabei farbbezogener Kunst
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Zettels Traum, bis 19.6.
Herausragende Zeichnungen seit dem 16.
Jahrhundert und v.a. aus dem 20. Jahrhundert
Empfehlungen von Thomas Hirsch
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Popkultur in nrw
Improvisierte Musik in nrw
Volksfest mit einem Maximum an Musik, Juicy Beats in Dortmund, Foto: Christian Werthschulte
Alles wird gut, betet Abdullah Ibrahim, Foto: Moers Festival
Konzertgenuss mit Wetterfahne
Jubilate, Jubilate!
Von Christian Werthschulte
Wir Musikschreiber hassen den Festivalsommer. Der Sound auf den Open-AirBühnen ist in der Regel breiig, man muss für jede Kleinigkeit anstehen und zusätzlich leidet unsere vornehme Konzertraum-Blässe. Dazu kommt noch, dass
wir auf Festivals eigentlich überflüssig sind. Wer will sich schon ein schönes
Wochenende mit Freunden von einem überkritischen Musiknerd miesmachen
lassen? „You don‘t need a weatherman to know which way the wind blows“, hat
Bob Dylan mal gesungen und jedes Jahr nehmen ihn Festivalbesucher auf der
ganzen Welt beim Wort.
Ab Pfingsten, dem ersten Wochenende des Festivalsommers, ist aber auch der
Musikfan in uns im Dilemma. Denn die interessanten Clubkonzerte, sie werden
dann auf die Nachmittagsbühnen der Festivals verlegt. Nur Indie- und Rockfans
haben es da leicht. Sie brauchen bloß nach Ostwestfalen fahren. Hier findet
in einem Obstgarten in der Kleinstadt Beverungen das Orange Blossom Special
statt. Das Orange Blossom ist der grüne Hügel für Liebhaber des Songwritings:
erlesene Gäste und die Neuinszenierung „Jedes Jahr nehmen Festivalbeeines altbekannten Leitmotivs. Und an Tisucher auf der ganzen Welt
ckets zu gelangen, ist ähnlich schwierig. Bob Dylans ‚You don‘t need a
Vorher buchen ist dringend angeraten.
weatherman to know which way
Reichlich Tickets gab es zumindest bei Rethe wind blows‘ beim Wort“
daktionsschluss noch für das Duisburger
Traumzeit-Festival. Das Programm von Traumzeit orientiert sich an den BestOf-Charts des Indiegeschmacksbürgertums: Als Klassiker treten die Schotten
Mogwai auf, deren epischer Breitwand-Rock stilsicher in die Stahl-Kulisse passt.
Elektronikfans freuen sich über den Wall of Sound von Caribou und wer Punkrock mit Geschichten mag, sollte bei den Kanadiern von The Weakerthans vorbeischauen, die genauso eloquent über Herzschmerz wie über Michel Foucault
singen können. Und weil das Traumzeit eher eine Konzertreihe ist, halten sich die
unangenehmen Nebeneffekte von Überfüllung und Partytourismus in Grenzen.
Das Dortmunder Juicy Beats ist dagegen zu Recht ein Volksfest. Auch dieses Jahr
gibt es wieder ein Maximum an Musik für einen minimalen Unkostenbeitrag. Da
lohnt es sich bis zum Ende zu bleiben. Ansonsten ist das Programm gewohnt vielseitig, pendelt zwischen Berliner Hipstertum und Dortmunder House-Legenden.
Ein wenig vermisst man aber diesmal das Gespür für die feinen Verästelungen
elektronischer Musik, die das Juicy Beats seit Beginn gekennzeichnet haben.
Für diese muss man dieses Jahr auf die Rennbahn nach Düsseldorf-Lörick fahren.
Querfinanziert durch den Headliner Editors treten dort auf dem Open SourceFestival sowohl Mount Kimbie als auch Jamie XX auf. Erstere haben mit ihrem
Debüt im letzten Jahr die Subbässe britischer Dubstep-Provenienz mit einer gehörigen Portion Elektronika-Abstraktion
kombiniert, die den Dancefloor in Richtung Kunsthochschule
verließ. Jamie XX, hauptberuflich Bassist der Neo-Shoegazer
The XX, ist gerade im UK der Mann, wenn es darum geht, die
im Nostalgiemodus gefangene Popmusik qua Remix in die
Gegenwart zu befördern. Und weil das Festival inmitten der
Christian Werthschulte
Düsseldorfer Clublandschaft endet, ist man als Festivalhaslebt in Köln und mag
Pop
ser gleich doppelt versöhnt.
Von Olaf Weiden
Moers und Mülheim liegen sowohl geographisch wie im Alphabet relativ nah
beieinander. Das ändert sich diesmal gravierend im Juni, wenn beide Kulturstädte sich dem Thema Jazz zuwenden: Moers punktet hier mit dem 40. Jubiläumsfestival, Mülheim folgt abgeschlagen mit dem 20. Geburtstag ihres
Jazzwochenendes – zwei runde Wiegenfeste also. Ein Abgrund, tiefer als der
Marianengraben, liegt allerdings zwischen
„Ronald Shannon Jackson
den Inhalten dieser Festlichkeiten. Der klaszählt
zu den erbarmungslosessische Moerser Festivalgast mit Eintrittsten Raubtieren“
karte und der beschwingte Jazzliebhaber
der Mülheimer Riverboat-Shuffle ab dem Wasserbahnhof haben nicht viel gemeinsam. Während in Mülheim zum Frühschoppen blitzsaubere Fingernägel die
Biertischplatte massieren, verrichtet der Moerser Camper, verkatert mit kleinen
Augen, im Moersbach seine Notdurft. Die Liebe zum Jazz verbindet diese Menschen ähnlich der Liebe zum Essen – auch da spreizt sich das Korn vom Weizen.
Es ist auch die alte Geschichte vom Sucher und vom Bewahrer. Während Moers
neue Trends aufspüren will und die Ohren aufstellt, wo was gerade entsteht oder
angesagt ist, setzt Mülheim nach einem möglichen Begrüßungsdrink „Kir Ruhrtal“ – ein Brüller, da bleibt auch das Auge nicht trocken – auf gediegene musikalische Kost: Barbara Dennerlein steppt auf dem Vollpedal ihrer Hammondorgel,
die Allotria Jazzband begleitet die Swingdiva Beverly Daley auf den Spuren Ellas,
und Engelbert Wrobel stimmt die Ode an „The Joy of Swing“ an. Die Damen und
Herren beackern ihre Felder fraglos ordentlich.
In Moers, ein Festival, das schon vielen Stürmen trotzen musste, wurde in der
letzten harten Schlacht um die Finanzen ein Bein ausgerissen. Das traditionsreiche Pfingstfest verzichtet in seinem internationalen Programm erstmals auf
den Montag, der in diesem Jahr von dem Jazzklamauker Helge Schneider zu
„Helges Heimatabend“ umgestaltet wird. Das passt als Show in ein sicherlich
gerammelt volles Zirkuszelt im Stadtpark. Reiner Michalke, der aktuelle Zirkusdirektor der exotischen Jungen und alten Wilden, lud zum runden Fest Heroen der
Moersgeschichte neben aktuelle Projektkünstler verschiedener Stilistik. „New Liberation“ verspüren die Isländer nach dem Zusammenbruch der Banken, da gerät der Jazz, also die Kultur, in den Aufwind mit der Gründung eines Orchesters.
Das wird den Star Abdullah Ibrahim nicht aus der Ruhe bringen, er meditiert
mit seinem Volk über Eingebungen, die er in einem kleinen Buch notiert hat.
Nils Petter Molvaer bläst elektronisch verfremdeten Nordwind durchs Horn. Jon
Irabagon sorgt in den Staaten für Aufsehen als Preisgewinner und Saxophonist
mit eigener Vorstellung, er besucht Moers mit dem Altvorderen Barry Altschul
an den Trommeln. Vor dem Duo „Orthrelm“ warnt schon das Programmheft, da
könnten Ohrstopfen benötigt werden. Auch Ronald Shannon
Jackson zählt hinter dem Schlagzeug zu den erbarmungslosesten Raubtieren seiner Art. Verlaufen hat sich dagegen die
Saxophonistin Tia Fuller mit ihrem Quartet, denn sie möchte
keine Traditionen killen – sie spielt Jazz mit Akkorden und
Melodien. Und wenn am Schluss zur Musik des Fela KutiSohnes Seun das Tanzbein geschwungen wird, dann haben
Olaf Weiden arbeitet
die Fans in Moers im Schnelldurchgang von drei Tagen doch
als Musiker und
wieder alles Wichtige gehört – beim 40. Moers Festival.
Musikkritiker in NRW.
Festivaltipps für den Sommer – von einem Festivalhasser
Zwei Jazzfeste in NRW feiern Geburtstag
Orange Blossom I Beverungen I 10.-12.6. I 05273 36 36 36
Traumzeit I Duisburg I 1.-3.7. I 0203 283 27 16
Juicy Beats I Dortmund I 30.7. I 0231 138 42 59
Open Source I Düsseldorf I 23.7. I 0180 330 33 30 (9ct./min.)
www
40. Moers Festival I 10.-12.06., am 13.06. folgt Helges Abend I 02841 367 36 75
20. Internationales Jazzfestival „Jazz an der Ruhr“
Schloss Broich, Mülheim a. d. Ruhr I 17.-19.06. I 0208 96 09 60
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Auswahl
Das Besondere im Juni
Eine Chance
Zwei Möglichkeiten
Alle Möglichkeiten auf einmal
Foto: Hugo Glendinning
Ptah, das ist in der ägyptischen
Mythologie der Gott der Schöpfung.
„Ptah“, das ist beim Aalto Ballett
Theater Essen das Projekt, in dem
junge Choreographen mit Solisten und
Corps de ballet ihre ersten Kreationen
vorstellen. Vor zwei Jahren begann die
Reihe im Rahmen eines dreiteiligen
Ballettabends im Aalto-Theater. Für
„Ptah II“ ziehen die jungen Choreographen nun auf die Bühne des GrilloTheaters um, weil sich dieser intimere
Raum ganz einfach besser eignet für
solche in einem kleineren Format
disponierten Stücke. Es soll ein aufregend junger, unkonventioneller und
zukunftsträchtiger Abend werden.
Warum? Ballettdirektor Ben Van
Cauwenbergh: „Wir empfinden es als
eine künstlerische und moralische Verpflichtung unserer Compagnie, den
jungen Choreographen, die nicht aus
den Reihen des Aalto Ballett Theater
kommen müssen, diese Voraussetzung
zur Entwicklung ihrer Werke zu bieten.
Überdies stellt sich für jeden Tänzer
die Frage, welchem Beruf er nach dem
Ende seiner aktiven Laufbahn nachgehen kann. Wenn er das Talent zum
Choreographen hat, wäre es unverzeihlich, ihm nicht diese Gelegenheit
zur Vergewisserung zu bieten.“ Dem ist
nichts hinzuzufügen. Die Macher:
Choreographien von Deniz Çakir,
Jessica De Fanti-Teoli, Eva Dewaele,
Armen Hakobyan, Oleksandr Shyryayev, Denis Untila und Michelle Yamamoto
Wie wir alle wissen: Die Blumen auf
dem Grab des Königs von Dänemark
sind noch frisch, da heiratet seine
Witwe, Königin Gertrud, erneut. Ausgerechnet Claudius, den Bruder des
verstorbenen Königs. Kein Wunder,
dass ihr Sohn Hamlet an den Hochzeitsfeierlichkeiten eher widerwillig
teilnimmt. Als er dann auf mysteriöse Art und Weise erfährt, der verhasste Onkel habe seinen Vater ermordet, sinnt Hamlet auf Rache. Sein
Stiefvater soll sterben. Um seine
Absichten besser verfolgen zu können, spielt der junge Prinz den
Wahnsinnigen. Doch Claudius ist
nicht so einfach zu täuschen. Er lässt
Hamlet bespitzeln und verwickelt
sogar Ophelia, Hamlets Geliebte, in
eine Intrige gegen den Prinzen. Der
ganze Hof scheint sich gegen den
Prinzen verschworen zu haben. Rasend vor Wut und auf der Schwelle
zum tatsächlichen Wahnsinn tötet
Hamlet versehentlich Ophelias Vater.
Der Rächer wird nun selber zum
Gejagten. Der Jugendclub im Theater
Duisburg spielt seine Hamletversion
in 120 Minuten, kein Grund zur Panik
also. Vielleicht bleibt das Gespenst
erspart.
Hamlet, Prinz von Dänemark
Fr 10.6. 20 Uhr (Premiere)
Theater Duisburg, FOYER III
Weitere Termine: Mo. 13.6., Mi. 15.6.,
Do. 16.6., Mi. 22.6., Di. 28.6. je 20 Uhr
Infos: 0203 300 91 00
PTAH II - DIE jungen Choreographen
Do 16.6. 19.30 Uhr (Premiere)
Grillo Theater Essen
Infos: 0201 812 22 00
Für eine Vorstellung kehren Forced
Entertainment mit ihrer Performance
Spectacular in die ehemalige Waschkaue auf Zollverein zurück. Die weltweit tourende Produktion wirft einen
etwas anderen Blick auf die schillernde Welt des Showbusiness: Ein einsamer Performer erklärt die Versäumnisse der heutigen Show – das Timing
ist nicht genau, Requisiten fehlen,
und die anderen Darsteller werden
vermisst. Nur eine weitere Performerin tritt auf und stirbt einen Bühnentod nach dem anderen, doch auch
dies scheint dem in ein SkelettKostüm gekleideten Conférencier
verbesserungswürdig. In der feinen
Balance zwischen den Ausführungen
des Performers und dem tatsächlichen Bühnengeschehen beleuchtet
Spectacular den augenblicklich noch
unausgesprochenen performativen
Moment, der alle Möglichkeiten gleichermaßen beinhaltet: lachen und
weinen, sterben und so-tun-als-ob.
Forced Entertainmentist eine international renommierte britische
Künstlergruppe unter der Leitung
von Tim Etchells. Sie wurde 1984 in
Sheffield gegründet und realisiert
Arbeiten Genre-übergreifend in den
Bereichen Theater, Installation, Performance, digitale Medien und Film.
www
Spectacular
Sa 18.6. 20 Uhr
PACT Zollverein Essen
Infos: 0201 289 47 00
Die UN-Möglichkeiten
MDT
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / auswahl
Mehr Service an der Ruhr
Das Ruhrgebiet, eine polyzentristische Region, sucht sich selbst. Wir wollen, dass
Sie in unserem Magazin besondere Ereignisse und Veranstaltungen finden.
Klassische Stadtmagazine präsentieren fürs Finden eher Kleinstgedrucktes im Stile
von Telefonbüchern als Mini-Hinweise. Was erfahren Sie dabei? Bei über 90 Prozent
der benannten Ereignisse wenig. Wir halten diese Art der Darstellung für überholt
und wählen bewusst andere Formen auf den Auswahl-Seiten.
Genießen Sie deshalb unsere Empfehlungen des Monats, beginnend mit einer ruhrgebietsweiten Besonderheiten-Schau, danach die Tipps nach Städten sortiert und
wie immer persönlich ausgewählt. Das polyzentristische Ruhrgebiet braucht weniger Telefonbücher, dafür mehr Service. Wir legen schon mal vor. (die Redaktion)
Durch die kleine Silbe UN werden die
Begriffe auf den Kopf gestellt. Aus
Ordnung wird Chaos, das Angenehme
wird zu etwas, was sich nicht mehr
gut anfühlt, aus etwas Passendem
wird etwas nicht mehr Geeignetes.
Zum zehnten Mal findet das Festival
Unruh® der Jugendclubs an den Bühnen
56
46
des Ruhrgebiets statt. In diesem Jahr
feiert es an dem Ort seiner Premiere
sein Jubiläum: Im Raffelbergpark im
Theater an der Ruhr. Als Gastgeber
heißt das Theater an der Ruhr die
Jugend-Theater aus Bochum, CastropRauxel, Dortmund, Duisburg, Essen
und Oberhausen herzlich willkommen, um ein Festival des Ruhrgebiets
zu feiern. Ein Festival im Sinne der
Theaterschaffenden der Theater des
Ruhrgebiets. Im inhaltlichen Ansatz
wurde Unruh® weiter entwickelt,
ohne seine Grundsätze zu verlassen:
Keine Auswahljury, kein Preis, kein
Wettbewerb, sondern der Austausch
der Theaterspielenden steht im
Mittelpunkt. In diesem Jahr stehen
Eigenproduktionen auf der Basis von
selbst geschriebenen Texten und persönlich erlebten Geschichten deutlich im Vordergrund.
10. Festival Unruh(R) 2011
Und das Unmögliche ist nur das, was
schon morgen möglich sein kann.
15. - 18. Juni 2011
Theater an der Ruhr, Mülheim
Infos: 0208 599 01 88
150 Kompositionen
Einen wirklich ungewöhnlichen Weg
geht das NRW-Kultursekretariat, um
Jugendlichen Neue Musik nahe zu
bringen. Mehr als 150 Schüler aus 12
Schulen in ganz NRW nehmen am
Projekt »Haste Töne? – So klingt
Schule!« teil. Über das gesamte
Schuljahr hinweg erstreckte sich ein
Vermittlungsprojekt, bei dem Schüler
und Lehrer selbst komponieren, begleitet von namhaften Komponisten,
die Ihnen als Mentoren mit Rat und
Tat zur Seite stehen. Gemeinsam
wurden Grundlagen verschiedener
Techniken zwischen Improvisation
und Kammermusik, zwischen Elektronik und Vokalmusik erarbeitet. Das
Ziel dabei ist es, dass Schüler musikalische Ausdrucksformen entwickeln
und als Komponierende eigene, neue
Musik erschaffen. Die wird dann von
einem professionellen Ensemble erarbeitet und im Rahmen eines öffentlichen Konzertes im Konzerthaus
Dortmund uraufgeführt. Mit Carola
Bauckholt, Michael Beil, David Graham, Lucia Ronchetti, Gerhard Stäbler und Mike Svoboda wurden Komponisten gewonnen, die in ihrem
eigenen Schaffen immer wieder neue
und ungewohnte Wege eingeschlagen haben, also eine ideale Voraussetzung, um vollkommen unvoreingenommen an die Ideen der Schüler
heranzugehen.
Haste Töne?
Fr. 24.6. 18 Uhr (Eintritt frei)
Konzerthaus Dortmund
Infos:0231 22 9 62 00
Auswahl
Bochum
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
Di 21.6. 19.30 Uhr (Kneipe)
ROTTSTR5
Do. 9.6. 19.30 Uhr, Kammerspiele
Bandista
Fr 17.6. 19.30 Uhr (Premiere)
Die Jungfrau von Orleans
(Premiere)
Sie fragt sich nicht, woran sie glauben soll. Sie glaubt. Eine göttliche
Stimme hat ihr befohlen, Frankreich
von den englischen Invasoren zu
befreien. Dabei ist Johanna ein einfaches Mädchen vom Land, und doch
bringt sie die entscheidende Wendung in einem hundertjährigen Krieg.
Ist sie Heilige oder Verrückte, Märtyrerin oder Hexe, Vaterlandsretterin
oder kaltblütige Amazone, Hochstaplerin oder Lichtgestalt, furchtlose
Gotteskriegerin oder naive Schafhirtin? Oder einfach nur eine standhafte junge Frau, die an ihre Sache
glaubt? In jedem Fall ist sie eine
Ikone, ein Mythos, all das, wozu die
Mächtigen ihrer Welt sie machen: Sie
wird als Heilige gefeiert, als Hexe
verbrannt, um schließlich als Märtyrerin verehrt zu werden. Regisseur
Roger Vontobel zeichnet das Psychogramm dieser Ikone. Er zieht die historischen Prozessprotokolle hinzu und
deckt die politische Dimension Schillers
po
„romantischer Tragödie“ auf.
Weitere Termine: Do. 9.6. und So. 12.6.
je 19.30 Uhr
Infos: 0234 33 33 55 55
Die versunkene Welt
Bandista ist ein 2006 gegründetes
Musik-Kollektiv aus Istanbul. Die siebenköpfige Band sieht ihre Wurzeln
in der kulturellen Vielfalt Anatoliens,
betonen aber dennoch ihre internationalistische Haltung. Das lässt sich
auch hören: Zum einen in ihren
Texten, in denen sie u.a. gegen
Nationalismus und für eine gerechtere Welt ansingen und zum anderen
an ihrem Sound. Der variiert nämlich
von Balkan bis Reggae, über Klezmer
bis Ska, Dub und Sirtaki und ist
immer wieder unterlegt von traditiopo
nellen anatolischen Klängen.
Infos: 0234 687 16 10
PRINZ REGENT THEATER
Mi 29.6. 20 Uhr
Mi 22.6. 20 Uhr
Macondo – Die Lust
am Hören: LEG DAS AB.
Von Istanbul nach Bochum
So 5.6., 20 Uhr (Halle)
Contrabando
Das Theater der Grenzen aus Ciudad
Juárez zeigt ein Stück von Víctor
Hugo Rascón Banda über den Drogenkrieg in Mexiko. Erzählt wird die
leidvolle Geschichte dreier Frauen,
die unterschiedlich in den Drogenkrieg
verwickelt sind. Begleitet von „Norteño“-Musik, treffen die drei Frauen
aufeinander, sie sind Opfer der Gewalt des Drogenhandels geworden,
ausgelöst durch den Schmuggel im
Chihuahua-Gebirge. (In spanisch mit
po
deutscher Übertitelung)
27.06.11 Oberhausen Arena
ROTUNDE –
ALTER KATHOLIKENTAGSBHF.
SCHAUSPIELHAUS
BAHNHOF LANGENDREER
27.06.11 Köln Tanzbrunnen
Mi 15.6. 20 Uhr
Iphigenie auf Tauris
Eine Reise vom Orient bis in das industrieschwangere, okzidentale Bochum
machen die Orientschule e.V. und die
Bochumer Symphoniker. Dabei hat das
Experimentieren mit orientalischer
Musik in der Klassik eine lange Tradition,
die bis über Mozarts „Türkischen
Marsch“ hinausreicht. Mit dabei wird
auch das Ensemble Sarband sein.
Letzteres bedient sich in seinem neuesten Projekt der kirchlichen Barokmusik
von J.S. Bach und zeigt, dass auch
Kantorenmusik jenseits von kirchlichen
dk
Zwecken harmonieren kann.
Das Stück ist eine parabelartige
Warnutopie, die an vier Figuren aus
drei Perspektiven die Folgen ideologischer Verblendung schildert. Die
Protagonisten schweben dabei stets
zwischen Hoffnung und Verzweiflung in einem Stück, das auf unkonventionelle Weise in teils referierten,
teils gespielten Abschnitten Stationen wie Bedrohung, Verfolgung,
Flucht, Kollaboration oder Solidarisierung, Erpressung und Tod aufgreift
und mit eindrucksvollen Bildern zu
belegen vermag: Wir befinden uns in
einer vielleicht sehr nahen Zukunft.
Es gibt zwei „Klassen“ von Bewohnern: die Bürger, die die Macht
haben, und Nichtbürger, die von den
Machthabern ausgerottet werden.
Dabei sind die Bürger deutlich unterlegen, was Aussehen, Verhalten und
Kultur angeht. Sich ihrer Unterlegenheit bewusst, belegen sie sich selbst
mit Worten wie unförmig, schmutzig,
minderbemittelt und feige. Eine Produktion des Young‘n‘Rotten Jugendpo
clubs, Regie: Clara Nielebock
Infos: 0163 761 50 71
NeEma
20.06.11 Köln Blue Shell
28.06.11 Düsseldorf ESPRIT-Arena
www
Foto: Birgit Hupfeld
Wenn Iphi mit der Göttin telefoniert:
Dass durch Vertrauen errungene
Friedfertigkeit möglich sei, ist die
Utopie Goethes und der gesamten
Aufklärung. Nicht mehr List und
kriegsbereite Wehrkraft sollen den
Frieden erhalten, sondern die Überzeugungskraft der Wahrheit. Goethes
Schauspiel handelt von Verantwortung, Schuld und Vergebung, Pflicht
und Neigung, Schicksalsergebenheit
und selbstbestimmtem Handeln und
entwirft dabei ein Idealbild vom
Menschen als einem vernünftigen
und verantwortungsbewussten Wesen. Klasse flippige Inszenierung fürs
po
Zentral-Abi.
Weiterer Termin: Do. 16.6. 20Uhr
Infos: 0234 477 20
57
Der kookbooks-Verlag hat sich im
Laufe der letzten Jahre einen exquisiten Ruf in der Lyrikszene erarbeitet.
Zahlreiche der dort veröffentlichten
Autoren und Bücher wurden mit
Preisen ausgezeichnet. Zur Vorstellung der aktuellen Neuerscheinungen
gibt es ein exquisites Lesekonzert,
das die Macondo-Macher nach der
Berliner Premiere nun auch im Ruhrgebiet präsentieren. Die Lyriker
Alexander Gumz, Daniela Seel,
Mathias Traxler und Rick Reuther
erhalten die musikalische Unterstützung der Musiker Kat Frankie und
Jan Böttcher. Geboten wird keine
bloße Lesung mit Musik, sondern ein
lesekonzertantes Gesamtkunstwerk.
Diese Band für eine Nacht wird in
absehbarer Zeit im Ruhrgebiet nicht
fs
wieder zu sehen sein.
Infos: www.facebook.com/Rotunde
21.07.11 Köln Tanzbrunnen
19.10.11 Oberhausen König-Pilsener-Arena
07.11.11 Köln E-Werk
Karten an den bekannten CTS VVK-Stellen.
CTS Ticket Hotline 01805-570000
14 Cent / Min · Mobilfunkpreise max. 42 Cent / Min.
Im Internet: www.eventim.de
Auswahl
Dortmund
THEATER DORTMUND
FLETCH BIZZEL
WICHERN
KONZERTHAUS DORTMUND
Mi 8.6. 19.30 Uhr (Unterbühne)
Do 23.6. 20.30 Uhr
Fr 17.6. 20 Uhr
Di 14.6. 20 Uhr
Embedded
War das jetzt schon Sex?
Luna und Latüchte
Wiener Klassik & Co. II
Nach Berichten aus dem KorengalTal: Jeder Mensch hat seinen Zerreißpunkt: Als Frontberichterstatter
begleitet ein Journalist das Leben
von US-Soldaten in den Berglandschaften Arghanistans. Was zehrt
mehr: die Feuergefechte selbst oder
die quälende Zeit des Wartens? Ein
Abend über den Krieg der Soldaten
und den Krieg der Medien – auf der
Unterbühne des Schauspielhauses.
Achtung: Nur für 20 Zuschauer! po
Weiterer Termin: Sa. 25.6. 19.30 Uhr
Nach dem Erfolg mit Ladies Night nun
das Solo mit Björn Jung. „Niemand ist so
leicht zu entmutigen wie ein Mann in
der schönen, aber flüchtigen Zeit zwischen Akne und Arthrose.“ Und so hat er
eine „cellulitäre Ehefehde“, denn seine
Frau ist abgehauen, nachdem er sie auf
einen gewissen Strukturwandel im geheirateten Oberschenkel aufmerksam
po
gemacht hat.
Infos: 0231 14 25 25
Passen lila Socken zu rotem Wein?
Ein Abend mit Luna und Latüchte
sind Chansons jenseits des Verstandes, zwischen Träumen und
Spinnen, Feinsinn und Irrsinn,
Lächeln und Grinsen, hellem Schein
und Funzel, inmitten von malerischen und maunzenden Melodien,
rührenden und rückenden Rhythmen, sanften Soli und süffisanten
Satzgesängen, inmitten von trauten
und taumelnden Texten, aber auch
Chanson-Theater, ein Cocktail aus
Gesang und Schauspiel mit einer feipo
nen Prise Zauberei.
Infos: 0231 863 09 83
Wenngleich viele heute bei der Wiener
Klassik an eine Musik denken, die ausschließlich den Adeligen und Königlichen unter der Bevölkerung galt, so
war sie es doch, die dem Gestus der
Sensibilität in den Kompositionen
überhaupt den Weg ebnete. Die Dortmunder Philharmoniker bewegen sich
diesmal an der Schwelle von der
Wiener Klassik zur Romantik: Zunächst
wird mit Mozarts 23. Konzert für
Klavier und Orchester die Hochphase
der Klassik eingeläutet, bevor mit
Beethovens vierter Sinfonie die aufkommende, emotionale Dichte einer
bereits romantischen Kompositionsdk
form aufgaloppiert.
Infos: 0231 22 69 62 00
CABARET QUEUE
Sa 4.6. 20 Uhr
Do 9.6. 20 Uhr
(ehem. Museum Ostwall)
Der Frauenflüsterer
Waisen
DEPOT
Fr 10.6. 20 Uhr (Premiere)
Drei Worte nur...
Von Dennis Kelly: Eine gemütliche
Wohnung in einer Welt voll diffuser
Gefahren. Helen und Danny sind
gerade beim Abendessen, als blutüberströmt Liam hereinplatzt, Helens
jüngerer Bruder. Auf der Straße sei
ein Junge niedergestochen worden.
Was jetzt tun, verblutet irgendwo da
draußen gerade ein Mensch? Danny
will die Polizei rufen. Helen ist dagegen – ihr Bruder ist vorbestraft. Dann
beginnt Liam, sich in Widersprüche
zu verstricken. Doch Helen bleibt
dabei: Ihr Bruder muss geschützt
werden. Schnell wird klar, dass dies
mit reinem Abwarten kaum gelingen
po
kann. Regie: Kay Voges
Weitere Termine: Sa. 11.6., Do. 16.6.,
Fr. 17.6. je 20 Uhr
Infos: 0231 502 72 22
Die neue Benimm-Studie für Neoromantiker des amtlichen Landfrauenflüsterers. Martin Herrmann
weiß: auf den Acker stehen heute
immer weniger, aber viele stehen auf
den Akademiker! In den Städten liegt
die Scheidungsquote bei 50%. Nur
auf dem Land herrscht Stabilität.
Viele Städter hoffen darum, eine Frau
zu finden, wenn sie sich als Bauer
verkleiden. Ich bin Bauer – holt mich
po
hier raus.
Sa 18.6. 20 Uhr
Auf der Suche nach dem
verlorenen Mann
Als Don Juan hat „man“ ausgedient,
aber Weichei, Abspüler und Frauenversteher zu sein, ist auch nur mäßig
sexy. Sehr persönlich, selbstironisch,
schonungslos ehrlich: Ein Abend von
Stephan Bauer über Männer, die vor
ihren starken Frauen längst kapituliert haben und am Tresen jammern:„Ich wäre so gerne ein Macho,
po
aber Steffi lässt mich nicht“
Infos: 0231 41 31 46
MDT
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / auswahl
Trotz beginnender Weltwirtschafskrise laufen die Vorbereitungen für
die Silvestergala im Ritz auf Hochtouren. Für das Künstlerpaar Lilly und
Willy wird es der krönende Abschluss
ihrer Tournee, bevor sich ihre Wege
trennen. Während sie in der Garderobe sitzen, mit Lampenfieber und
Kostümen kämpfen, lassen sie ihre
gemeinsame Geschichte von Liebe,
Glück, Eifersucht, Zank und Musik
Revue passieren. Mit Schlagern von
Marika Rökk, Marlene Dietrich, Zarah
po
Leander u.a.
Infos: 0231 982 23 36
www
KUNSTVEREIN
10.6.-7.8. Di-Fr 15-18, Sa/So 11-16 h
Dong-Yeon Kim: Beautiful fear
Geboren 1960 in Korea und studiert
an den Akademien in Seoul und
Düsseldorf, lebt Dong-Yeon Kim im
Wechsel in diesen beiden Städten. In
seiner Arbeit reflektiert er den rasanten Wandel der Kulturen und Gesellschaften anhand von Zivilisation
und Ritus. Zentrale Motive der feingliedrigen, fragilen und teils vernutzt
wirkenden Plastiken sind Behausungen, Straßensysteme und seit
einigen Jahren figürliche Gestaltungen. Damit ist Dong-Yeon Kims
anschaulich und metaphysisch, unth
mittelbar und distanziert.
Infos: 0231 57 87 36
58
46
KONZERTHAUS
Fr 17.6. 20 Uhr
William Fitzsimmons
Der Songwriter mit Brille und dem
langen Rauschebart ist mittlerweile
in der Champions League des Folk
angekommen. Kein Wunder, schließlich wirkt sein Bühnenauftritt genauso sehnsüchtig und anrührend wie
die Stimme und die zurückhaltenden
Arrangements.
cs
Infos: 0231 22 69 62 00
BAKUDA-CLUB
Fr 10.6. 21 Uhr
Kakkmaddafakka
Diese Band mit dem schmuddeligen
Namen besteht aus einer Horde junger, wilder Norweger, die trotz des
ihnen innewohnenden Chaos dieses
Jahr endlich ihr zweites Album geschafft haben. Es heißt „Hest“ und
zeigt, warum Kakkmaddafakka so ausdauernd von Landsmann und The
Whitest Boy Alive-Sänger Erlend Oye
protegiert wurden: Sie sind dessen
unwiderstehlich treibendem Funk
nämlich gar nicht unähnlich und
schaffen auch auf der Bühne eine
Euphorie, die Tanzzwang entfacht. cs
Infos: 0179 870 45 30
Auswahl
Duisburg
Essen
FZW
THEATER
PACT ZOLLVEREIN
THEATER ESSEN
Fr 10.6. 19 Uhr
Sa 4.5. 20 Uhr
So 19.6. 17 Uhr
Sa 18.6. 19.30 Uhr (Casa)
Battles + PTTRNS
Ristorante Immortale
Entertainment Island 1-3
(Performance)
Balls (Uraufführung)
Mit ihren ersten EPs und dem Debütalbum „Mirrored“ hat die amerikanische Allstar-Band Battles um den
ehemaligen Helmet-Schlagzeuger
John Stanier die Sphäre von rhythmusorientiertem Post-Hardcore mal
eben auf den Kopf gestellt. Dementsprechend ist dieses, das am 30.7.
stattfindende Juicy Beats-Festival
einleitende Konzert ein echtes Highlight, zumal Battles sicher ihr neues
Album „Gloss Drop“ vorstellen wercs
den.
Infos: 0231 17 78 20
FZW
Mi 15.6. 20 Uhr
LAUSCHER 17
mit Tino Hanekamp und
Gregor McEwan
Irgendwo zwischen Himmel und
Hölle. Mitten im Universum und doch
am Ende der Welt. Dort steht es, das
„Ristorante Immortale“. Täglich trifft
die unermüdliche Belegschaft alle
Vorbereitungen, täglich öffnet dieser
Mikrokosmos seine Türen – und doch
bleibt das marode Lokal ein seltsamer
Ort ohne Sinn. FAMILIE FLÖZ ist
inzwischen fester Bestandteil des
Schauspielprogramms im Theater
Duisburg. Mit ihrem sprachlosen
Maskentheater haben sie ein ganz
po
eigenes Genre kreiert.
Weiterer Termin: So. 12.6. 19.30 Uhr
Infos: 0203 300 91 00
STEINBRUCH
Fr 24.6. 20 Uhr
This Will Destroy You
In der Mai-Ausgabe des trailer haben
wir Tino Hanekamp portraitiert. Wer
seine Lesung in der Bochumer Rotunde verpasst hat, hat nun im Juni
in der Nachbarstadt eine weitere
Gelegenheit, in den Genuss seines
rasanten Debütromans „So was von
da“ zu kommen. Bei seinem Auftritt
in der beliebten Lauscher-Reihe steht
ihm der Berliner Singer/Songwriter
Gregor McEwan zur Seite, der melancholischen Folkpop verspricht und
den die Veranstalter in der Nähe von
fs
Damien Rice ansiedeln.
Infos: 0231 17 78 20
Unter den vielen Postrock und
Postcore-Bands, die regelmäßig das
Ruhrgebiet auf ihren Touren ansteuern, sind die Texaner This Will Destroy
You eine derjenigen, die beständig
gewachsen sind. Nicht ohne Grund:
Ihre Platten sind so überzeugend,
dass sie aus dem Gewusel dieses weit
verzweigten Genres herausstechen.
Dementsprechend ist es gut möglich,
dass man sie heute zum letzten Mal
in einem solch kleinen Rahmen wie
dem des Steinbruchs sehen kann. cs
Infos: 0203 363 28 82
Während des PACT-Sommerfestes
bringt die finnische Gruppe OBLIVIA
ihre „Entertainment Island“-Trilogie
erstmals in Deutschland auf die
Bühne. Die Performance entblößt auf
kompromisslose Art und Weise die
Strukturen der Unterhaltungsindustrie. „Entertainment Island 2“ thematisiert mediale Sensationsgier und
hohle Soap Operas, während ›Entertainment Island 3‹ die Abgründe
höchst privaten Erwachsenenentertainments auslotet. Die Performance-Trilogie ist Teil eines dreijährigen
Projekts zum Thema Entertainment,
das auch ein Ausstellungskonzept
po
und Seminare beinhaltet.
Infos: 0201 289 47 00
MUSEUM FOLKWANG
Bis 26.6. Di-So 10-18, Fr 10-22.30 h
Dabeisein
Während der 1934 geborene Heinemann s/w fotografiert und an sozialen
Brennpunkten Aspekte des Miteinander und der Menschlichkeit aus
Abstand aufnimmt, wendet sich der
1973 geborene Zielony in seinen Farbfotografien bestimmten sozialen Gruppen in nächtlichen Szenarien aus
großer Nähe zu. Aber beide Fotografen
zeigen Riten des Überlebens in existenzieller Verdichtung – und beide
th
sind wichtige Chronisten.
Infos: 0201 884 50 00
www
In Zeiten nahezu grenzenloser Flexibilität und Mobilität können immer
weniger Menschen sagen, wo eigentlich ihre Heimat ist. Heimatgefühl
entsteht heute wohl hauptsächlich
durch Gemeinschaft, durch Rituale.
Und was bietet – gerade im Ruhrgebiet – ein größeres Gemeinschaftserlebnis als der Fußball? Auf der
anderen Seite kommt in diese Fußball-Gemeinschaft nicht jeder hinein:
Ursprünglich eine rein heterosexuellmännliche Veranstaltung, öffnet sich
dieser Sport zunehmend auch anderen Bevölkerungsgruppen. Mädchenfußballschulen und die Frauenfußball-WM 2011 sind ruhmreiche Beispiele dafür. Und auch der weibliche
Fan beschränkt sich längst nicht
mehr darauf, zur Live-Übertragung
die Schnittchen im heimischen Wohnzimmer zu servieren. Aber wie steht
es z. B. mit Fußball und Homosexualität? „Balls“ ist ein Projekt über das
so häufig beschworene Gemeinschaftserlebnis, die Integrationskraft,
den organisierten Zusammenhalt und
die identitätsstiftende Bedeutung,
aber auch das Ausschließende des
Fußballs. Gemeinsam mit Spielern
und Fans aus dem Ruhrgebiet entdeckt das Schauspiel Essen den
Fußball als nicht ganz unkomplizierte Heimat und stellt die Frage, wie
dieses faszinierende Spiel, das zugleich verbindet und ausgrenzt, uns
allen im Ruhrgebiet ein Heimatpo
gefühl geben kann.
Infos: 0201 812 22 00
> Alle Jahrgänge ab der 1. Klasse > Von Beginn an zwei Fremdsprachen
> Ganzheitliches Konzept mit kognitiven Fächern sowie handwerklich-künstlerischem und bewegungsförderndem Bereich > Attraktive Nachmittagsbetreuung für die 1. bis 7. Klasse > Angebot aller Abschlüsse bis zum Abitur
Widar
Schule
Widar 3CHULEs(ÚNTROPER3TRs"OCHUMsq^sWIDARSCHULEDE
Die Waldorfschule in Ihrer Nähe
>> Info-Abend für Eltern von SchulanfängerInnen zum Schuljahr 2012/13 am 06.06.2011 um 20 00 Uhr
59
Auswahl
Essen
Herne
Krefeld
Mülheim
THEATER FREUDENHAUS
FLOTTMANN-HALLEN
THEATER KREFELD
So 19.6. 15 Uhr
Mi 8.6. 20 Uhr
Sa 25.6. 20 Uhr
THEATER AN DER RUHR,
MÜLHEIM
Suche Freund
Flügelstürmer
Hedda Gabler (Premiere)
Bär geht es nicht gut. Sein bester
Freund ist weggezogen. Vor drei
Tagen ist Bär drei Stunden durch die
Gegend gelaufen, bevor er gemerkt
hat, dass ihn keiner fängt. Vorgestern
saß er vier Stunden unter einem
Busch, bevor ihm einfiel: Sein bester
Freund ist ja weggezogen. Gestern
beim Aufwachen fiel Bär dann sofort
ein, dass sein bester Freund weggezogen ist. Da hat er sein Zimmer aufgeräumt, inklusive Staub wischen
und Staub saugen, und nach dem
Mittagessen hat Bär dann sogar
beim Abwasch geholfen. Und da ...
als er grade seinen Lieblingsteller
abtrocknete ... hatte Bär eine SuperIdee ... Ein Gastspiel vom Theater
po
Petersilie, ab 3 Jahre.
Infos: 0201 851 32 30
GREND
Do 9.6. 20 Uhr
Bevor es im November in die Finalrunde des nächsten Tegtmeier-Wettbewerbs geht, präsentiert Flottmann
das brandneue Programm des letzten
Jury-Preisträgers Marco Tschirpke.
Der langweilt die Dummen und erheitert jene, die dem frischen Wind
seiner ruhigen Präsenz zu lauschen
verstehen. Sein mal furioses, mal filigranes Klavierspiel ist ganz dem
Moment verpflichtet. Er weiß, wie
man die komischsten Gedichte macht
und wie aus Liedern pointierte kleine
po
Kunstwerke werden.
Madison Violet
Seit neun Jahren bereisen Brenley
und Lisa die Welt. Entstanden ist ein
großer Teil der neuen Songs bei
einem Aufenthalt auf der Insel Grenada. Für die Aufnahmen in Toronto
verpflichteten sie den kanadischen
Produzenten Les Cooper, eine Koryphäe der dortigen Folkszene. Für die
auf das Wesentliche reduzierte Umsetzung der Songs, die besonders die
exzellenten Gesangsharmonien in
den Vordergrund stellt, wurden insgesamt mehr als ein Dutzend Musiker
engagiert, darunter viele Lokalmatadore aus Toronto. Die Songs bestechen jedoch durch jene wohldosierte
Unplugged-Atmosphäre, die sich wie
ein roter Faden durch die Geschichte
po
zieht.
Infos: 0201 851 32 16
RUHR MUSEUM
Bis 4.9., Mo-So 10-20 Uhr
Schwarzes Revier –
Fotografien v. Heinrich Hauser
Im Auftrag des S.Fischer-Verlages hat
der Fotojournalist und Schriftsteller
Heinrich Hauser 1928 das Ruhrgebiet
mit dem Auto befahren und dabei
fotografisch dokumentiert. Auf subtile Weise schildert er die Industrialisierung und den Alltag der Kohlearbeiter und ihrer Familien in den
Ruhrgebietsorten. Mitunter abstrahiert
er technische Anlagen zu konstruktiven
Bildern. Die Essener Ausstellung dieser
Fotografien ist erheblich verlängert
worden. Aber es lohnt sich, sie ein zweith
tes Mal zu besuchen.
Infos: 0202 24 68 14 44
Gelangweilt und ernüchtert kehrt
Hedda aus ihren Flitterwochen zurück, die ihr ungeliebter Ehemann,
der Historiker Tesman, sehr zu Heddas Missfallen auch als wissenschaftliche Forschungsreise genutzt hat.
Ibsens Drama um das prototypische
Desperate Housewife Hedda wurde
1891 in München im Königlichen
Residenztheater uraufgeführt. Noch
immer fasziniert der rätselhafte Charakter der Titelheldin, die lächelnd
mit dem Fürchterlichsten spielt, sich
nach Lebensgenuss verzehrt und
doch davor zurückschreckt, sich dem
Leben, den Menschen und den Umpo
ständen zu stellen.
Weitere Termine: So. 26.6. 19.30 Uhr
und Di. 28.6. 20 Uhr
Infos: 02151 80 51 25
Moers
MOERS FESTIVAL
Di 21.6. 20 Uhr
Sa 11.6. 20 Uhr / Mo. 13.6.
Samen san hefftika storma
Igmar Thomas & The Cypher /
Helge Schneider
Sa 4.6. 19.30 Uhr
Der goldene Drache (Stücke)
Bereits zum sechsten Mal laden die
„Stücke“ eine fremdsprachige Inszenierung eines Wettbewerbs-Stückes
nach Mülheim ein. In diesem Jahr
wird eine Produktion aus Havanna
gezeigt: Der kubanische Regisseur
Raúl Martín Ríos hat die spanischsprachige Erstaufführung des Mülheimer Preisträgerstückes von 2010
inszeniert: El Dragón de oro von
po
Roland Schimmelpfennig.
Infos: 0208 599 01 88
RINGLOKSCHUPPEN
Fr 3.6. 19.30 Uhr
Premiere Richtungsding III
Das „Richtungsding“ entwickelt sich
zu einer Fundgrube für junge, bislang
unvervöffentlichte Literatur. Auch
die dritte Ausgabe wird wieder mit
einer Lesung und einer Party im
Ringlokschuppen gefeiert. Das Publikum kürt den überzeugendsten Text
mit dem „Dichtungsring“, auf die
Ohren gibt es vom Singer/Songwriter
HONIG, ehemals Sänger der Indiefs
Band Benevolent.
JAZZ AN DER RUHR
Sa 18.6. 19 Uhr
Jazz-Nacht
Ein Lappen-Musical von Nordkvark:
Liebeskranke Lappländer singen am
längsten Tag des Jahres wunderbar
traurig von den Weiten der Tundra,
dem finnischen Mond und eiskalten
Fischstäbchen. Eigentlich schön, um
dort ein Leben mit Fischen und Bären
zu verbringen. Gäbe es nicht das
ewige Problem der Fortpflanzung.
Denn Frauen sind im Norden rar wer wüsste das besser als Aki, Mika
und Makki. Neben Erlebnisberichten
von stoischen Anglern und wortkargen Holzfällern wird das Trio vor
allem das Liedgut liebeskranker
Lappländer mitbringen. Und da das
Mittsommerfest im hohen Norden
immer auch ein Fruchtbarkeitsfest
ist, werden die drei Musiker am diesem Abend erst recht in erotischsexuelle Ekstase geraten. Ausgezeichnet mit dem Publikumspreis beim
po
„Prix Pantheon 2010’“
Infos: 02323 16 29 61
www
Jazz und Hip-Hop liegen bekanntlich
nur in der Entstehungszeit weit auseinander. Ingmar Thomas und seine
Band The Cypher werden diese These
beim Moerser Jazz-Festival wieder
mal bestätigen. Denn die Be-Bop
artige, ins Ohr sägende Spielweise
von Thomas ergänzt sich wunderbar
mit der groovenden Rhythmik geschmeidig antrabender Beatgerüste.
Die Stücke sind alles andere als klar
durchstrukturiert und leben auch live
von viel Freiraum, der sowohl für den
Jazzmusiker wie für den Rapper
essentiell ist. Eine musikalische Mélange, die in Zukunft noch mehr
Raum im Jazz gewinnen wird. Zusatzbonbons in diesem Jahr: Der
gesamte Pfingsmontag gebührt der
Moerser Nonsensegröße Helge
Schneider. Bei Jazz kennt der aber
dk
viel mehr als bloßen Klamauk.
Infos: 028 41 367 36 75dk
MDT
Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/auswahl
60
46
Ganze zwölf Bands umspielen an diesem Samstag die historischen Mauern des Schloß Broich. Bei der JazzNacht im Rahmen des Mülheimer
Jazz an der Ruhr Festivals muss man
keine experimentellen Umgangsweisen mit der Musik fürchten.
Tradition Jazz mit zahlreichen Evergreens spielen u.a. die Allotria Jazzband und ihre Sängerin Beverly Daley
sowie The Joy of Swing. Wer also
wieder mal Ellas oder Louis’ Klassiker
live hören will, ist hier „all night
dk
long“ richtig.
Infos: 0208 96 09 60
Auswahl
Oberhausen
THEATER OBERHAUSEN
DRUCKLUFT
Sa 25.6. 19.30 Uhr (Gasometer)
Sa 18. 6., 20 Uhr
Mi 8.6. 21 Uhr
Traumzauberbaum (Premiere)
Liebe
Sir Simon
Irgendwo hinter der Stadt wächst im
Traumzauberwald der Traumzauberbaum, an dem Blätter in allen denkbaren Farben wachsen. In jedem Blatt
ist ein Traum versteckt. Im Baum
wohnen die beiden Waldgeister
„Moosmutzel“ und „Waldwuffel“,
deren Aufgabe es ist, mit einer goldenen Stimmgabel die Traumblätter
zum Klingen zu bringen, die dann zu
den Kindern fliegen. Im Gasometer
inszeniert Christian Quitschke dieses
po
Hörspiel.
Infos: 0208 857 81 84
Er gilt als einer, der das Kabarett
geradezu neu erfunden hat. Hagen
Rether bringt etwas auf die Bühne,
das keineswegs selbstverständlich ist:
einen eigenen Stil gepaart mit
Können, Souveränität und Ausstrahlung. Drei Stunden lang nimmt er
planvoll und ohne Hast, voller Sarkasmus, Ironie und Angriffslust das
Weltgetriebe auseinander - die personifizierte Rache des Intellektuellen
an den Machern dieser Welt. Beiläufig plaudernd macht er gleichzeitig knallhartes politisches Kabarett.
Die uralte kritische Botschaft, die
Verlogenheit der Konsumgesellschaft
und des Establishments zu geißeln,
erfüllt er subversiv, nonchalant und
po
hundsgemein.
Infos: 0208 205 40 24
Ein talentiertes Kerlchen, dieser Sir
Simon: Solo hat er, der wegen der
Befindlichkeiten eines berühmten
Maestros den ursprünglichen Nachnamen „Battle“ ablegen musste, sich
schon längst einen guten Ruf als
sinnlich-lakonischer Songwriter erspielt. Er war außerdem Teil der grandiosen Berliner I Might Be Wrong, ist
EBERTBAD
Mi 8.6. 20 Uhr
Radio Heimat
festes Mitglied von Tomte und musikalisches Rückgrat von Thees
Uhlmanns Backing-Band. Schön, dass
er angesichts dieser vielen Verpflichtungen noch Zeit für eine eigene
cs
Tour hat!
Infos: 0208 85 24 54
Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien
KÖNIG-PILSENER ARENA
Mi 27.6. 20 Uhr
In Radio Heimat kehrt Frank Goosen
wieder dort, wo es am meisten Spaß
macht: vor der eigenen Haustür.
Geschichten von zu Hause, von Helden und Laberfürsten, von Pommesbuden und Kneipen. Zu Hause, das ist
das Land der Autobahnen, der frechen Blagen und der alten Frauen,
die nicht auf den Mund gefallen sind.
Goosens Omma taucht hier ebenso
wieder auf wie die Kumpels Mücke
und Scotty, wenn der Autor und
Kabarettist unterwegs ist in Stadien
und Partykellern, in Parks und in
Brachen. Drängende Fragen werden
beantwortet: Wieso sagte Vattern früher: Mach die Augen zu und iss? po
Nun ja, Crossover war 90er, sagen viele.
Die beste Zeit von Limp Bizkit lag in
einem nachgezogenen Hype um die
Jahrtausendwende, der allgemein auch
als Nu-Metal bezeichnet wird. Der mit
massivem Gitarrenlärm, Metal-tauglichen Refrains und smarten Raps versetzte Sound der Band aus Jacksonville,
Florida, eignet sich wunderbar, um
schlechte Sommerstimmung rauszupogen. Ob die Reunion, die mit dem lang
erwarteten Album „Gold Cobra“ auch
neuen Output liefert, halten wird, muss
man wieder an Fred und Wes festmadk
chen.
61
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Po märchen. 13., 14. u
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Ein Rev
Foto: Markus Beutner-Schirp
Limp Bizkit
im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen
Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30
Karten sind auch an allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich
www.theater-freudenhaus.de
Magenbitter
Ausblick
Traumzeit – Festival am Hochofen
LANDSCHAFTSPARK NORD DUISBURG
1.7.-3.7.
Foto: Gabi Schoenemann/pixelio.de
Die Rache der Zwerge
Foto: Alexandra H./pixelio.de
Die „Haldensaga“ mit 12.000 Menschen
“And in the left hand corner
perhaps a small white dwarf,
Ready to explode
I really can‘t recall.” (A-ha)
Eine bessere Location als die stillgelegte Hütte Meiderich im Landschaftspark Nord kann man wohl
kaum wählen, um verschiedenste
musikalische Rohstoffe miteinander
zu verschmelzen. Auch in diesem
Jahr fahren die Veranstalter der
Traumzeit alles andere als einen stilistischen Sparkurs. Vor der bizarren
Kulisse aus Industrieruinen, Schornsteinen und Stahlrohren, durch
Lichtinszenierungen eindrucksvoll in
Szene gesetzt und inmitten eines
idyllischen Parks, geben sich Künstler
unterschiedlichster Couleur die Klinke in die Hand: Ob Jazz, Weltmusik,
Rock, Elektronik oder Klassik, hier
kommen kulturhungrige Gemüter
definitiv auf ihre Kosten. Neben den
gewaltigen Soundwänden von Mogwai, Amiina‘s sphärisch zerbrechlichen Hymnen, dem morbiden Slowmotion-Jazz von Bohren und der
Club of Gore oder den fragil-epischen Klängen Ólafur Arnalds erwarten den Besucher zahlreiche spannende musikalische Erlebnisse. Ein
besonderes Highlight dürfte sicherlich das Aufeinandertreffen des
Techno-Ausnahmekünstlers Alec Empire (Atari Teenage Riot) und des
Multiinstrumentalisten Patrick Wolf
sein. Das Traumzeit-Spezial Myanmar
öffnet in diesem Jahr nicht nur burmesischen Musikern die Türen nach
Europa. Neben traditionellen Klängen
wird das Augenmerk auf Workshops,
Filme und Vorträge zum kulturellen
Erbe des asiatischen Staates gelenkt.
Viel Stoff, der allerdings nicht für
Verwirrung sorgt, sondern in Europa
so nirgends anzutreffen ist: Anything
at
goes.
Infos: 0203 283 26 14
IMPRESSUM
Herausgeber:
trailer Verlag Joachim Berndt
Redaktion:
Dawid Kasprowicz (v.i.S.d.P.)
Thomas Müller
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Frank Brenner,
Alexandra Brundiers, Lutz Debus,
Hartmut Ernst,
Rolf-Ruediger Hamacher,
Thomas Hirsch, Tom Jost,
Dawid Kasprowicz,
Thomas Linden, Karsten Mark,
Christian Meyer, Anne Nüme,
Peter Ortmann, Anna Schiff,
Christine Schilha,
Frank Schorneck, Sebastian23,
Marieke Steinhoff, Annette Thun,
Olaf Weiden, Christian Werthschulte,
Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung:
Ralf Schiessl
Grafik:
Michael Hennemann, Mathias Mortag,
Thomas Müller
Gestaltung:
PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf
Anzeigenverwaltung:
Berndt Media,
Joachim Berndt
www.berndt-media.de
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Telefon 0234-941910
Fax 0234-9419191
E-Mail: [email protected]
Buchhaltung:
Karin Okniewski
Druck: Henke Druck
Verbreitete Auflage:
34.888 Exemplare, IVW I/2011
Nicht gesondert gekennzeichnete
Bilder sind Pressefotos.
Von Peter Ortmann
Und es begab sich zu der Zeit, als noch die Zwerge im Innern der Erde
lebten. Sie waren ein fröhliches Völkchen gewesen, doch über ihnen begannen die Menschen irgendwann mit riesigen Eisenwerkzeugen ihren
Lebensraum zu zerstören. Auch im Ruhrgebiet gab es noch mehrere Familien, die sich darum mühten, die Menschen mit reichen Schätzen zu
belohnen, anderseits Raffgier zu bestrafen. Das führte dann dazu, dass
der Lohn der Zwerge beim Übergang von der unterirdischen in die diesseitige Welt zu Staub wurde. Irgendwann haben die Menschen die Gesetze der Zwerge außer Kraft gesetzt. Das war eigentlich ganz einfach.
Man holte soviel schwarzes Gold aus den Tiefen, dass die Zwerge nicht
mehr nachkamen, dieses zu Staub zu verwandeln. Die letzten Schlachten
wurden geschlagen, ihre Auswirkungen sind im Revier überall zu sehen,
riesige Halden, Überbleibsel der letzen Transformationen der Zwerge.
Ihre Kultur, mit Stab und Laterne die natürlichen Stollen zu durchwandern und dabei gar grauselige Lieder zu singen, scheint zerstört. Über
allen Ausgängen in die Oberwelt türmen sich nun die staubigen Berge.
Wie zum Hohn tragen sie Markierungen der Sieger, stählerne Stäbe oder
angehäufte Steinhügel, zu denen die Menschen pilgern, um dort Müll zu
vernichten oder sinnlose Rituale zu feiern. Ein Jahr lang stampften sie im
ausgerufenen Kulturjahr die Hügel fester und fester, denn sollte es tatsächlich noch Zwerge da unten geben, nie dürften diese die Oberfläche
wieder erreichen, um die allgemeine Raffgier zu bestrafen.
Auch in diesem Jahr wird das nicht anders sein. Im Juli, dem Monat,
der nach dem großen Cäsar benannt ist, ist ein neues Massen-Kulturereignis geplant. Gleich acht Halden der Region sollen unter dem Motto
„Haldensaga“ von 12.000 Menschen gleichzeitig eine ganze Nacht lang
frisch gestampft werden. Den Zwergenlaternen zum Hohn werden Lichtkanonen den Himmel erleuchten, Essensreste die Berge düngen und alle
wollen dabei dem schnöden Mammon huldigen. Identität für die Region
soll das stiften. Fast fünf Millionen Euro haben Land und Kommunen für
die Fortsetzung der Kulturvernichtung zugesagt. Kein Geld für Kultur,
sondern Wirtschaftförderung und Tourismus. Doch Kultur ist nichts für
Stadtmarketing und kein „Ersatz für verfehlte Sozialpolitik“. Das Zitat
stammt diesmal nicht von mir, sondern aus der Brandrede von Lars Henrik Gass bei der Eröffnung der 57. Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen, mit der er seinem Bürgermeister und unserer Kulturministerin
vehement widersprach. Bewirken wird das nichts.
Doch eines Nachts in der Nähe des Grullbadschachts bei Recklinghausen,
der mitten in dunkler Zeit geteuft und betrieben wurde, gehen merkwürdige Dinge vor. Gelbe Punkte, Irrlichtern gleich, wandern langsam durch
die Hohenhorster Heide. Ein Erdhügel leuchtet schauerlich, hier sind die
Zwerge nach Jahrhunderten wieder durchgebrochen. Es ist das Kommando „Modsognir“, das sich auf den Weg zur Metropole Essen macht,
um wie in alten Zeiten die Raffgier zu bestrafen. Gleichzeitig plant die
Gruppe rituelle Aktionen im Juli auf den Halden. Sie haben dafür einen
merkwürdigen Knochen aus dem hohen Norden dabei.
www
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WUPPERTAL SPIELT
IM JUNI
WUPPERTALER BÜHNEN
Oper //// Schauspiel
IM OPERNHAUS
IM KLEINEN SCHAU SPIEL HAUS
Barmen, Kurt-Drees-Str. 4
Elberfeld, Bundesallee 260
SCHAUSPIEL
NRW THEATERTREFFEN
2011 20. BIS 26. JUNI
FOTO: DETTE
LULU
«westwärts«
Eine Monstretragödie von Frank Wedekind
Die schöne Lulu, die ihre Männer reihenweise in den Untergang
treibt, ist die sinnliche Verkörperung männlicher Begierden.
Dabei bleibt ihr eigener Wunsch nach Liebe unerfüllt; Lulu
wird monströs in ihrer Suche nach Zärtlichkeit, tödlich für
diejenigen, die ihr verfallen.
AM Mi 8., Fr 10., Sa 11., Mi 15. (je 19:30 Uhr)
OPER
Gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
Die besten Stücke des Landes an den Wuppertaler Bühnen:
DIE ORESTIE //// »VISITOR Q« //// DER GEIZIGE //// DIE LABDAKIDEN
//// KASPAR //// RECHNITZ (DER WÜRGEENGEL) //// OBLOMOW ////
POUNDING NAILS IN THE FLOOR WITH MY FOREHEAD ////
DER KIRSCHGARTEN //// NORA ODER EIN PUPPENHAUS
Ein dichter Spielplan, ein umfassendes Rahmenprogramm
und die Fortführung der »Wuppertaler Debatte« (am
Di 21. + So 26.) verwandeln Wuppertal für eine Woche in die
Theaterhauptstadt des Landes: www.nrw-theatertreffen.de
ARABELLA
FOTO: STRATMANN
PREMIERE
Lyrische Komödie von Richard Strauss ////
Dichtung von Hugo von Hofmannsthal
Nur eine reiche Heirat der schönen Tochter Arabella kann die
hochverschuldete Familie Waldner retten. Sie jedoch wartet
auf den Richtigen und ein mysteriöser Fremder, der reiche
Erbe Mandryka, weckt ihre Neugier. Beim Kutscherball feiert sie Abschied von ihrer Jugend, während sich wegen eines
heimlichen Rendezvous die Ereignisse überschlagen.
AM Do 9. (19:30 Uhr) UND ZUM LETZTEN MAL So 19. (15:00 Uhr,
mit Kinderbetreuung)
DIE SEELE DER MASCHINE
Szenische Collage
Jederzeit und überall kommen Computern heute die wesentlichen Steuerungsfunktion zu: Wir haben uns seit 60 Jahren
immer unhintergehbarer von kybernetischen Systemen und
Maschinen abhängig gemacht. Es ist Zeit, um Fragen nach
den letzten Differenzen zwischen virtueller Welt und Realität,
zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz zu stellen.
AM Sa 18. (20:00 Uhr)
www
MUSIKTHEATER
SCHAUSPIEL
DER KIRSCHGARTEN
FOTO: DETTE
İNSAN. İNŞAAT. İSTANBUL.
Komödie von Anton Tschechow
Tschechows Komödie zeigt die Unvereinbarkeit von Kräften
der alten und neuen Zeit. Mit Lopachin triumphiert am Ende
ein Macher und Rechner. Für zögernde Empfindsamkeit ist
kein Platz – Tschechow schlägt mühelos die Brücke ins Heute!
AM Fr 17. und Sa 25. (je 19:30 Uhr)
(MENSCH. BAUSTELLE. ISTANBUL.) //// URAUFFÜHRUNG
Musiktheaterstück von Ali N. Askin
Ali N. Askin, türkischstämmiger Komponist aus Berlin, spürt
den Klängen »seiner Stadt« Istanbul nach: in ihrer Musik, in
den Erzählungen, der Geschichte, die sie erlebte, den Bewohnern ihren Eroberern und Verteidigern, dem Leid und der Lust,
in ihr zu leben. Die ungemein aktuell wirkenden Gedichte
aus dem 12. Jahrhundert sind von Dschalal ad-Din ar-Rumi.
AM Sa 4. (20:00 Uhr), So 5. (18:00 Uhr) und Sa 11. (20:00 Uhr)
Druckfrisch: Holen Sie sich jetzt das neue Spielzeitbuch
Noch viel mehr: www.wuppertaler-buehnen.de
»stürmisch //// bewegt« 2011/2012
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FIFA FRAUEN-WELTMEISTERSCHAFT DEUTSCHLAND 2011
TM
26. Juni–17. Juli 2011

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