eine insel namens udo
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eine insel namens udo
Juni 2011 www EINE INSEL NAMENS UDO EIN FILM VON MARKUS SEHR www.eineinselnamensudo.x-verleih.de www.trailer-ruhr.de JAZZ AN DER RUHR 20. Internationales Jazz-Festival 17. – 19. Juni Schloß Broich, Mülheim an der Ruhr Fr., 17. Juni, 19 Uhr · Night of Jazz „Hammond Inferno“ Barbara Dennerlein & Bebap, Andi Kissenbeck’s Club Boogaloo, Know What I Mean? Sa., 18. Juni, 17 Uhr · Riverboat-Shuffle ab Wasserbahnhof MS Mülheim an der Ruhr: Super Jazz · MS Friedrich Freye: Milchkännchen Sa., 18. Juni, 19 Uhr · Jazz-Nacht Allotria Jazzband feat. Beverly Daley, The Joy of Swing feat. Engelbert Wrobel, Red Wing Jazzband, Super Jazz, Claudio Krott Trio, Ulbricht & Schlömer Boogie Duo, Schampus All Stars, Max & Max, Papa Joes Blues Dogs, Vera Wilm Quartett, The Pursuit www So., 19. Juni, 11 Uhr · Jazz-Frühschoppen CDC-Cologne Dixieland Company, Students of Jazz, Big Band Luisenschule, Aaror Albrecht Quartett, Grashof Big Band www.muelheim-ruhr.de Premiumsponsoren Unterstützer Kooperationspartner Veranstalter www.muelheim-partner.de TICKETS: Touristinfo im MedienHaus, Tel.: 02 08 / 960 960 und an allen CTS-Vorverkaufsstellen 5 Fahrenheit 451. Das Papier geht, das Netz bleibt?, Foto: Stefan Lindauer trailer-Thema. www.trailer-ruhr.de I Juni 2011 5 Netz(re)publik Facebook, Twitter und co. haben das Monopol von Print, TV und Radio durchbrochen – global und lokal Bühne. 10 Theater Ruhr Andrij Zholdak bringt in Oberhausen Dostojewskis „Der Idiot“ auf die Bühne 11 Aalto Theater/Open Air in Dinslaken 12 Premiere Impulse 2011 - Interview mit Tom Stromberg 13 NRW Theatertreffen / Schauspiel Essen 14 Theater Ruhr „Iphigenie auf Tauris“ in Mülheim, „Bluthochzeit“ im Theater Dortmund, „Der eingebildete Kranke“ in Bochum 15 Theater Duisburg 16 Theater Ruhr „Angstmän“ in Essen, „Haus am See“ in Bochum, „Face-Book“ in Oberhausen 18 Consol Theater Gelsenkirchen Theater Ruhr Kafkas „Amerika“ am Bochumer Schauspielhaus 19 culture club: „westwärts“ NRW Theaterfreffen Theater im Depot 20 Opernzeit – unsere Zeit Alban Bergs „Wozzeck“ 21 Musiktheater im Revier Gelsenkirchen 22 Thetaer Rottstr5/Das kleine Theater Essen Theater demnächst Festivals für die Urlaubssaison 23 Theater Fletch Bizzel/Theater Oberhausen 24 BB Promotion: Rocky Horror Show 25 culture club: Head Spin Critical Mess 26 Bucardo/Komikzentrum Ruhr Kabarett- und Comedytipp für den Juni 27 Rü-Bühne/Kulturzentrum Wichern Bahnhof Langendreer/Flottmann Hallen Ebertbad 28 RuhrHOCHdeutsch 30 Theater-Kalender Ruhr 51 Grugahalle 63 Wuppertaler Bühnen KÖLN-THEMA THEMA Wahltag ist Zahltag BÜHNE Netz(re)publik Foto: Gerd Altmann_pixelio.de 5 Foto: Axel J. Scherer Kino. 34 culture clubs Premiere im Endstation: „Noise and Resistance“ Kino Café im UCI Bochum und Duisburg: „Almanya“ 35 Film-ABC/Vorspann 36 Film des Monats: „Die Frau die singt“ Eine menschliche Tragödie 37 Kritikerspiegel Ruhr/ Kino-Kalender Ruhr Previews, Filmreihen und mehr 38 weitere Filmbesprechungen 40 Roter Teppich Fritzi Haberlandt über „Eine Insel namens Udo“ 43 Kino.Ruhr Das Bochumer Casablanca Literatur. 46 Literatur Portrait Die Bochumer Autorin Edda Minck 47 Poetry Sebastian23: Sick of it all Die Videokolumne: www.trailer-ruhr.de/literatur Textwelten Stadtportraits des Hamburger CORSO-Verlags 48 ComicKultur/ Wortwahl Buch- und Comic-Tipps im Juni 51 Literatur-Kalender Ruhr Literatur-Termine der Region Medienforum Essen www Kunst. 50 RuhrKunst Ausstellungen in Bottrop und Hamm 52 Sammlung Rik Reinking über die Ausstellung „Street Art“ in der Von der Heydt Kunsthalle Wuppertal 53 Museum Morsbroich Leverkusen Osthaus Museum Hagen 54 Kunstwandel „Street Art“ in Wuppertal Kunst-Kalender Ausstellungstipps der Online-Redaktion unter: www.trailer-ruhr.de/kunst Ruhr Bühne 10 Foto: Bernd Uhlig Opernzeit KINO 20 Musik. 2 Jazz an der Ruhr 53 culture club: Jazz an der Ruhr 57 Dirk Becker Entertainment CD-Neuerscheinungen und Konzerte www.trailer-ruhr.de/musik Kultur in NRW. 19 Theater in NRW Das Festival „africologne“ in Köln 20 Oper in NRW „Madama Butterfly“ am Aalto-Musiktheater 24 Musical in NRW Cole Porters „Anything Goes“ in Bielefeld 51 Kunst in NRW Zwei Ausstellungen in Aachen 55 Popkultur in NRW Festivaltipps für den Sommer Improvisierte Musik in NRW Zwei Jazzfeste in NRW feiern Geburtstag Lesen Sie auch Tanz in NRW unter: www.trailer-ruhr.de/tanz-nrw trailer spezial. 4 Intro 8 Über Tage Fred Handwerker über das Revier als Konzerthaus und Eventmeile 9 Innovation Bürger werden zu Energie-Produzenten 56 Auswahl 61 Kolschewsky 62 Impressum /Magenbitter Mehr Kultur-Tipps und Verlosungen www.trailer-ruhr.de/auswahl www.trailer-ruhr.de/verlosungen Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Film des Monats KULTUR IN NRW 36 Foto: Christian Werthschulte Pop 55 Intro Intro -ruhr.de Juni 2011 Auch diese(r) alte Herr (Dame?) braucht ein Facebook-Profil, Foto: Andreas Helmig trailer + trailer-ruhr.de Digital Buße tun Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema Umbruchphase Matthias Urbach, Online-Chef der taz über die Zukunft der Printmedien: „Die Entwicklung kann so verlaufen wie beim Technologiebruch nach Erfindung des Autos. Heute fährt man mit der Pferdekutsche nur noch in die Lüneburger Heide.“ 6 Matthias Urbach Thema Standortbestimmung vom Platzhirsch Rüdiger Oppers, Chefredakteur der NRZ über die mögliche Koexistenz von Print und Online bei der WAZ-Mediengruppe. 6 Rüdiger Oppers Premiere Arm aber sexy Das Theaterfestival „Impulse NRW“ präsentiert ab dem 29. Juni die besten Produktionen der Off-Szene. trailer sprach mit Tom Stromberg, einem der künstlerischen Leiter, über Geldnot und Geniestreiche des Freien Theaters. 12 Seltenes Talent Fritzi Haberlandt hat schon früh in New York gespielt und Theater- wie Filmpreise gewonnen. trailer sprach mit ihr über den Dreh zu ihrem neuen Film „Eine Insel Namens Udo“. 40 Im Kino wird es in diesem Monat tragisch. DIE FRAU DIE SINGT erzählt eine bizarre Familiengeschichte. Warum will eine alte Frau nackt, ohne Sarg und auf dem Bauch liegend, begraben werden? Warum schickt sie ihre Kinder in ihre alte Heimat Libanon? Wen finden diese dort? Antworten auf diese Fragen gibt es nur im Kino. Dies gilt auch für einen sommerlichen Juni. Amen. LUTZ DEBUS Fritzi Haberlandt Sammlung Seltene Schmierereien Der Kurator der Wuppertaler Street ArtAustellung Rik Reinking über die Spannung von urbanen und musealen Resonanzräumen und dem Erbe der Graffitikultur. Vielleicht muss Overbeck aber gar nicht weg. In Zeiten des Internets könnte er ja die Online-Beichte etablieren. Die Sünden werden im Beichtstuhl mittels Tastatur eingegeben und Overbeck muss nur noch auf „Gefällt mir“ oder „Gefällt mir nicht“ klicken. Die Vorteile liegen auf der Hand: weniger Reisekosten, weniger Gefahr für den Geistlichen. In allen anderen gesellschaftlichen Bereichen regiert doch inzwischen auch die digitale Informationsübermittlung. So hat trailer sich das Thema NETZ(RE)PUBLIK für den Juni vorgenommen. Wie geht es den klassischen Massenmedien in Zeiten der sogenannten sozialen Netzwerke? Auch Musiker leiden an der schönen neuen digitalen Welt. Darum gibt es immer mehr Live-Konzerte, die einfach unkopierbar sind, erklärt der Konzertveranstalter FRED HANDWERKER im ÜBERTAGE-Interview. Unkopierbar ist bekanntlich alles, was auf der Bühne stattfindet. Das NRW-Theaterfestival IMPULSE zeigt unter anderem Punk, Bollywood und Westernstiefel. Warum? Das erklärt Festivalleiter TOM STROMBERG. Musikalisch wird endgültig die Freiluftsaison eröffnet. TRAUMZEIT findet wie jedes Jahr in Deutschlands größter Rostlaube, dem Landschaftspark Duisburg Nord statt. Zudem wird ORANGE BLOSSOM in Beverungen, JUICY BEATS in Dortmund und OPEN SOURCE in der Landeshauptstadt gepriesen. Wie Tiere im Zoo werden Künstler in der VON DER HEYDT-KUNSTHALLE WUPPERTAL-BARMEN ausgestellt. Street-Artisten dürfen dort statt S-Bahn-Waggons Leinwände besprühen. trailer traf den Kurator der Ausstellung RIK REINKING. www Tom Stromberg Roter Teppich Franz-Josef Overbeck ist nun Bischof geworden. War er zwar schon, und zwar unser Ruhrbischof. Aber im vergangenen Monat ist er nun auch in das Amt des Militärbischofs eingeführt worden. Was immer das unter katholischen Bischöfen heißen mag. Nun wird also Overbeck unsere olivgrünen Jungs auch im fernen Afghanistan glaubenstechnisch betreuen. Wird er dabei zornig auf die Soldaten reagieren, wenn sie sich mal versehentlich wegen eines Tötungsdeliktes im Kampfeinsatz freuen? Unsere Kanzlerin wurde ja wegen ihres spontanen Beifalls nach Bekanntwerden des Todes von Bin Laden von ihm gescholten. Und wird Overbeck nun gar nach Kundus reisen und seinen Schäfchen das fünfte Gebot lehren? Dann könnte er ihnen, so wie es dort zurzeit zugeht, gleich beim Kofferpacken helfen. Nicht töten zu dürfen ist in dem von 30 Jahren Krieg gezeichneten Land ein schwer einzuhaltender Vorsatz. Vielleicht aber hatte Moses damals einfach alles falsch verstanden. Im hohen Alter ist man schon mal schwerhörig. Richtig muss es natürlich heißen: „Du sollst nicht immer töten“. 52 Rik Reinking 4 Thema Mit dem iPod auf dem Pott? Das wäre doch niveaulos!, Foto: Stefan Lindauer Elektropapier Fluch und Segen der digitalen Revolution in der Medienwelt Bei einer Umfrage wird eine Passantin gefragt, ren. Aber auch hierzulande findet eine - wenn ob sie digitale oder analoge Massenmedien be- auch schleichende - Revolution statt. Die Medien hoffen, mit Hilfe vorzuge. Ihre spontane trailer-Thema im Juni: der technischen ReAntwort fällt knapp volution, die digitale aus: „Ich mag Dialoge!“ Verbreitungswege in Tatsächlich trifft der Wie entsteht heute und in Zukunft die öffentliche Meinung? vielleicht unabsichtden Lebensmittelpunkt Wie sieht der kommende Journalismus aus? Zweifellos spieliche Versprecher das vieler Menschen stellt, len die digitalen Medien dabei eine entscheidende Rolle. Problem der heutigen ihre Inhalte besser verFacebook, Twitter und co. haben das Monopol der EinwegMedienlandschaft auf breiten zu können. Ein medien Print, TV und Radio durchbrochen – sowohl global als auch lokal. den Kopf. Die MenArtikel kann, trifft er schen verlangen inden Nerv des Augenzwischen aktive Gestaltungsmöglichkeiten. Und blicks, millionenfach verbreitet werden, statt in das ist tatsächlich der entscheidende Vorteil der einer auflagenschwachen Gazette sein tristes dialogisch-digitalen Medienwelt. Das Problem kurzes Dasein zu fristen. der Zeitung war seit jeher, dass eine elitäre Minderheit die öffentliche Meinung formen konnte. Facebook: Als würden in einer überfüllten Leserbriefspalten versuchten, die Einbahnstraße Kathedrale alle Menschen gleichzeitig laut der Print-Medien in beide Richtungen etwas reden durchlässiger zu machen. Heutzutage ist die Bleibt natürlich die Fragen: „Wer soll das beBeteiligung der Medienkonsumenten bei allen zahlen?“ und „Wer hat das bestellt?“ Dieses Sparten angekommen. Dilemma in der digitalen Welt ist nicht so leicht Besonders das weltweite Netz zeichnet sich zu lösen. Ähnlich wie andere Kreative, vor allem durch flache Hierarchien aus und dort vor allem Schriftsteller, Filmemacher und Musiker, leiden durch die sogenannten „sozialen Plattformen“. auch Journalisten und Verlage an der KopierJeder kann zu allem und jedem etwas schrei- barkeit ihrer Arbeit. Qualitätsjournalismus, so ben. Wenn man die maximal 5.000 Facebook- unken die Skeptiker, hat ihren Preis und wenn Freunde, die man haben darf, gleichberechtigt dieser nicht bezahlt wird, stirbt er aus. Es zirzu Wort kommen lassen würde, entstünde eine kulieren mittlerweile verschiedene Modelle, wie digitale Kakophonie. „Als würden in einer über- Urheberrechte in Zeiten des Internets gewahrt füllten Kathedrale alle Menschen gleichzeitig werden können. Die New York Times experilaut reden“, beschreibt diesen Albtraum ein mentiert mit einer Pay-Wall. Der Nutzer muss Facebook-Abstinenzler. Auch die Qualität der ab einer gewissen Textmenge bezahlen. HierzuBeiträge lässt manchmal zu wünschen übrig. lande schrecken viele Verlage vor solchen RenOb ein grüner Bundestagsabgeordneter gerade ditemodellen zurück, um die Verbreitung der seinen Zug verpasst hat, muss den gesamten Produkte nicht zu behindern. Allerdings zeigt Planeten nicht zwingend interessieren. Trotz- sich auch, dass mit Werbung allein ein attrakdem bergen die Netzwerke riesige Chancen. tives Internetangebot nicht zu finanzieren ist. Für die Demokratiebewegungen im arabischen Müssen also erst alle Zeitungen sterben, bis die Raum waren und sind die neuen Medien eine Leser begreifen, dass Kreativität nicht aus der vortreffliche Möglichkeit, Gegenöffentlichkeit Telefonsteckdose kommt, sondern mühsam proherzustellen und den Protest zu koordinie- duziert werden muss? 5 Netz(re)publik www Müssen erst alle Zeitungen sterben, bis wir begreifen, dass Kreativität nicht aus der Telefonsteckdose kommt? Gerade der Lokaljournalismus bekommt aus dem Netz viel Konkurrenz. Viele Informationen, die die Lokalseiten der Zeitung früher vermittelten, sind inzwischen auf jedem modernen Handy abrufbar. Egal, ob es um die Wasserqualität der Badeseen, die Ratsbeschlüsse der vergangenen Woche oder die Gastro-Kritik der benachbarten Pommes-Bude geht, das smarte Mobiltelefon gibt stets Auskunft. Nur beim investigativen Journalismus stößt das Googeln an seine Grenzen. Ob und welcher Lokalpolitiker gerade wieder eine Dienstreise von einem Energiemulti bezahlt bekommen hat, ist nicht durch einfache Internet-Recherche zu erfahren. Um diese Lücke zu schließen, etablieren sich zunehmend Blogs, die sich um die lokalpolitischen Unebenheiten kümmern. „Die Ruhrbarone“, ein von Journalisten gemachter Blog, hat vor Kurzem ein antisemitisches Flugblatt auf der Internet-Präsenz der LINKEN aus Duisburg entdeckt. Diese Meldung schaffte es sogar ins Fernsehen und in die großen überregionalen Tageszeitungen. Aber auch dem Internet-Angebot der WAZ-Mediengruppe DER WESTEN gelingt eine engagierte Berichterstattung. Inzwischen erweitern viele Angebote für Internetfernsehen die lokale Berichterstattung der klassischen Medien. 2010lab in Dortmund setzt täglich Kurzfilme ins Netz. Kommerzielle Anbieter wie center.tv machen den Regionalredaktionen vom WDR Konkurrenz. Trotzdem wird in Zukunft niemand auf das gute alte Papier verzichten können. Warum? Weil man mit dem digitalen Tablett nicht in der Badewanne liegen sollte! LUTZ DEBUS Thema „Online keine goldenen Zahlen“ „Solange es einen Frühstückstisch gibt, wird es auch eine Tageszeitung geben.“, Foto: Stefan Lindauer Matthias Urbach über die Finanzierung der Internetangebote von Zeitungen trailer: Herr Urbach, taz.de wird noch vom Journalismus zu unterstützen. Vielen ist übrigens gar nicht klar, dass sich Onlineangebote nicht Verlag bezuschusst? Matthias Urbach: Ja, aber da sind wir in guter selbst tragen. Die sehen nur die Anzeigen. Wer heute ein Newsportal betreibt, Gesellschaft. Es gibt einige Aus„Es braucht nicht so viele muss aber immer auf mehrere nahmen wie Spiegel Online. Aber Zeitungen und Verlage, wie wir Erlösmodelle setzen. auch die haben sich nicht immer heute haben.“ selbst getragen und produzieren auch jetzt keine goldenen Zahlen. Die meisten Hat Papier überhaupt noch eine Zukunft? anderen Onlineangebote sind Zuschussunterneh- Das ist schwer abzuschätzen. Die Entwicklung men. Es gibt zwar eine Debatte über Bezahlmodel- kann so verlaufen wie bei dem Technologiebruch le im Netz. Aber richtig anfangen wird da keiner, nach Erfindung des Autos: Heute fährt man mit denn so etwas gefährdet die Reichweite. der Pferdekutsche nur noch durch die Lüneburger Heide. Diese Entwicklung, nur noch ein exklusives Sie haben jetzt das Modell „taz-zahl-ich“ ge- Produkt für Wenige zu werden, droht auch der Zeistartet, bei dem der Leser für Ihr Angebot oder tung. Vielleicht verläuft die Entwicklung aber auch auch einzelne Artikel freiwillig bezahlt. Funk- wie die bei Einführung des Fernsehens: Das Kino hat seine ganz große Zeit zwar hinter sich, seine tioniert das? Wir hoffen, dass dieses Projekt einen substanti- Nische aber gefunden. ellen Beitrag leisten kann. Die taz-Leser waren schon immer bereit, etwas mehr in die taz zu in- Ist mit Ende der Printmedien nicht auch der vestieren als zum Lesen nötig, um unabhängigen Qualitätsjournalismus am Ende? „Papier wird es noch lange geben“ Die Debatte über die Zukunft der Zeitung wird dominiert von Verlagen und Journalisten, die in Verlagen arbeiten. Aber man muss das auch von der Position des Lesers aus betrachten. Der Leser hat ein natürliches Informationsbedürfnis. Dazu gehört auch ein Bedürfnis nach gut recherchierten Texten. Doch dafür braucht es nicht so viele Zeitungen und Verlage, wie wir heute haben. Und oft versteht der Leser unter Qualität etwas anderes als die Medienmacher: Eine Online-Community wie Qype informiert zum Beispiel besser über gute Gastronomie und Locations als jede Zeitung. ZUR PERSON Matthias Urbach (44) ist Online-Chef der tageszeitung (taz) aus Berlin. Foto: privat www Rüdiger Oppers über die Zukunft der WAZ-Mediengruppe aus Moers, Emmerich, Kleve oder Mülheim. trailer: Herr Oppers, wie geht es der NRZ? Rüdiger Oppers: Nicht schlecht. Wir haben mit unserem Geschäftsmodell Zeitung in NRW noch immer Hat das Papier ausgedient? Erfolg, auch wenn wir die wirtNein, die Tageszeitung aus Papier „Im Web können wir nicht die schaftliche Krise natürlich zu spüwird es noch lange geben. Die Anzeigenpreise aufrufen, die wir ren bekamen. Mit allen vier TagesNew York Times prägte hierzu auf Papier erreichen“ zeitungen der WAZ Mediengruppe den passenden Spruch: Solange sind wir im lokalen Marktplatz so präsent wie sonst es einen Frühstückstisch, eine S-Bahn und einen kein anderes publizistisches Unternehmen in NRW. Bus gibt, wird es auch eine Tageszeitung geben. Die WAZ Mediengruppe hat in der Vergangenheit aber Lokalredaktionen geschlossen. Von über hundert Standorten mussten wir im Zuge dieser dringenden wirtschaftlichen Anpassung drei verlassen. Wenn wir Journalisten davon berichten, dass Thyssen-Krupp Standorte schließt, dass Banken Filialen schließen, dann können wir nicht davon ausgehen, dass wir von der wirtschaftlichen Entwicklung ausgenommen sind, nur weil wir darüber berichten. Lokalberichterstattung ist und bleibt aber unser Kerngeschäft. Ich verkaufe die NRZ ja nicht wegen meines lichtvollen Leitartikels, sondern wegen der Berichterstattung Aber die Entwicklung in Ihrem Verlagshaus geht doch in Richtung digitale Medien. Digitale Medien ergänzen unser Angebot. Sie sind aber noch nicht das alleinige Geschäftsmodell der Zukunft. Im Web können wir nicht die Anzeigenpreise aufrufen, die wir auf Papier erreichen. Natürlich entwickeln wir unser digitales Angebot weiter. Ihr Internetangebot „Der Westen“ schreibt also nicht nur rote Buchstaben? Bezüglich der Abrufraten schreibt „Der Westen“ tiefschwarze Zahlen und ist eines der erfolgreichsten regionalen Informationsportale 6 46 Deutschlands. Wir versuchen, unsere Inhalte möglichst vielen Lesern zugänglich zu machen. Was wünschen Sie sich von der Medienpolitik? Mehr Wertschätzung. Unser größter Konkurrent im Bereich Internet sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die machen wie wir inhaltlich sehr gute Internetangebote, müssen die Kosten dafür aber nicht am Markt erwirtschaften. INTERVIEWS: LUTZ DEBUS ZUR PERSON Rüdiger Oppers (50) ist TV-Beauftragter der WAZ-Mediengruppe und Chefredakteur der NRZ Neue Ruhr Zeitung/Neue Rhein Zeitung Foto: privat Lesen Sie die Langfassung der Interviews unter: www.trailer-ruhr.de/thema Thema „Printmedien sind noch immer das wichtigste Organ“, Foto Stefan Lindauer „Im Ruhrgebiet fehlt noch ein vernetzendes Organ“ trailer fragt nach, welchen Mehrwert die neuen Medien wirklich haben Was denken Kulturschaffende, Veranstalter und andere Menschen des öffentlichen Lebens im Ruhrgebiet über die Veränderungen in der Medienwelt und die Chancen und Risiken des Netzes. Wir dokumentieren einige Antworten. „Die Facebook-Community der ‚Tanztage Duisburg‘ ist auf 2090 Fans gewachsen. Die Resonanz ist einfach unglaublich. Auf ein Post – und sei es lediglich „Hey, in einer Stunde geht es los mit den Tanztagen“ – erfolgt sofort Feedback, und sei es „nur“ ein Klick auf den Gefällt-mir-Button. Dennoch – Printmedien haben keinesfalls ausgedient. Es ist schon alleine die Haptik, die sich wohl immer wieder bewähren wird. Ein Programm-Flyer, mal eben in die Hosentasche gesteckt, hat immer noch viele Anhänger. Es ist die Zweigleisigkeit und gegenseitige Ergänzung und Unterstützung beider Wege – online und offline – die sich auch in Zukunft bewähren wird.“ Sarah Könecke, Duisburger Tanztage „Also nein, die Printmedien haben nicht ausgedient. Information über das Internet ist schneller, manchmal zielgerichteter, aber auch vergänglicher – selbst wenn alles dauerhaft gespeichert bleibt. Theoretisch ist alles archiviert, aber wer durchsucht die Archive denn noch, wenn er nicht etwas Bestimmtes sucht? Papier im Regal hingegen fasst man immer wieder mal an. Trotzdem ist das Internet für Kulturschaffende brauchbar, weil jeder auf die Inhalte zugreifen kann und ein Klick eben doch sehr viel näher liegt als die nächste Buchhandlung. Von den social-nets nutzen wir nur Facebook, aber zu kurz, um schon Erfahrungsberichte geben zu können. Twitter nutzen wir gar nicht.“ Regina Lindemann, Schreiblust-Verlag Dortmund „Die ständige Aktualisierung unserer Homepage und unseres Facebook-Accounts ist uns ein großes Anliegen, gerade was die Veröffentlichung aktuellen Bildmaterials betrifft. Die Kostengünstigkeit und Spontanität dieser Medien stellt dabei einen großen Vorteil gegenüber herkömmlichen Formaten dar. Gerade für Menschen mit einem traditionellen Zugang zu Information, sind Printmedien aber immer noch das wichtigste Organ. Im Ruhrgebiet fehlt noch immer ein vernetzendes Organ, das es ermöglicht, sich einen umfangreichen Überblick auf das Geschehen in der Region zu verschaffen. Ein überragendes Beispiel findet man in Wien. www.esel.at ist genau das, was hier noch fehlt.“ Sandra Dichtl, Dortmunder Kunstverein „Wir erreichen immer noch mehr Menschen über die klassischen Printmedien. Unsere Hompepage ist der zweithäufigste Zugang, dann erst folgen Facebook und Co.. Wir sind aber auch sicher nicht repräsentativ. Ich betrachte Facebook aber als hervorragende Ergänzung.“ Sandra Schürmann, Kinderschutzzentrum Dortmund „Es ist schon frappierend zu erleben, wenn durch unvorsichtige Baggerei im Cabaret Queue die Leitungen platzen und somit auch der Internetzugang. Man fragt sich unwillkürlich, wie haben wir das früher ohne geschafft? Das gesamte „ticketing“ –übrigens ein klasse Wort – wird digital geführt, ein Ausfall hat immer hochgradige organisatorische und personelle Auswirkungen. Auf der anderen Seite pflegen wir die lokalen Printmedien absolut. Ein fehlender Hinweis in der Lokalzeitung auf unsere Wochenendveranstaltung macht immer noch wütend.Vollkommen eingestellt hat unsere kleine Kabarettbühne die Plakatwerbung.“ Fred Ape, Musiker und Konzertveranstalter www „Was das Internet ermöglicht? Diskussionskultur hat sich gerade im Kulturbereich nirgends richtig entwickelt. Diskutiert wird meistens nur, ob Digitales dazu taugt, die eigene Hütte voll zu kriegen. So sehen die Websites dann auch aus, sie bieten „Service“ & „Shop“, aber keine Kommentarfunktion. Alle dürfen Kartenwünsche äußern, keiner seine Meinung. Hier und da findet sich ein „Gästebuch“, das macht die Sache vollends schief: Wer soll denn „Gast“ sein und wer der „Geber“ von Kultur?“ Thomas Wessel, Christuskirche Bochum 7 „Print wird es weiter geben, eine Zeitlang zumindest. Aber die journalistische Zukunft wird sich so entwickeln, dass immer mehr Freie ihre eigenen Redaktionsbüros gründen und ihre Themen veröffentlichen werden. Das Angebot wird noch breiter werden.“ Uwe Schmid, Niederrhein Foto „Internet nutze ich, um der Zeit ihren hektischen, durchgeknallten Puls zu fühlen ... will ich aber wissen, wie es dem Patienten wirklich geht, komme ich um eine gründliche Herz- und Nierenuntersuchung nicht herum: dann also unbedingt Print!“ Lioba Albus, Kabarettistin „Wir verstehen digitale Medien als wichtige, aber auch nur als ergänzende Medien zu den herkömmlichen Kommunikationswegen. Eine gedruckte Information oder der Artikel in der Zeitung hat damit nicht ausgedient. Ich persönlich habe als Journalist die analoge Epoche eigentlich vor vier Jahren schon hinter mir geglaubt. Aber im für uns ja erfolgreichen Kommunalwahlkampf 2009 fiel im Ruhrgebiet auf, dass analoge Strategien immer noch unverzichtbar sind. Die „von mir tot geglaubte Wahlkampfzeitung“ war der absolute Renner – trotz professionell produzierter Filme zu kommunalen Themen auf YouTube.“ Thomas Nückel, FDP-Fraktion beim Regionalverband Ruhr (RVR) trailer im Netz Auch trailer setzt seit Anfang des Jahres auf einen stark erweiterten Internetauftritt und eine Präsenz bei Facebook. So können wir auf unseren Seiten Inhalte vertiefen, Zusammenhänge zu anderen Themen herstellen, endlich interdisziplinär denken. Das Internet erlaubt es uns, Geschichte und Geschichten hinter aktuellen Trends aufzuzeigen. Während das monatliche Printheft Themen schnell und übersichtlich auf den Punkt bringen muss, lassen sich im Internet Querverbindungen zur Vergangenheit und auch zu unseren Schwestermagazinen choices aus Köln und engels aus Wuppertal aufzeigen. www.trailer-ruhr.de/news www.facebook.de/trailerRuhr www.twitter.com/trailerRuhr Über Tage – Ruhr Ray Manzarek und Robby Krieger, im Gegensatz zu Jim Morrison noch immer absolutly live!, Foto (Ausschnitt): Promo „Der größte Musikmarkt in Deutschland“ Fred Handwerker über das Revier als Konzerthaus und Eventmeile trailer: Herr Handwerker, das Ruhrgebiet ist ein Kulturgebiet? Fred Handwerker: Natürlich. Das Ruhrgebiet ist ein Schmelztiegel der Nationen und somit ein Schmelztiegel der Kulturen. Das liegt doch nah beieinander. bin in die Hallen und Theater gegangen. Anfang der 90er Jahre war ich für Jürgen von der Lippe der bundesweite Tourneeveranstalter. Daraus sind verschiedene andere Kontakte entstanden, unter anderem zu Tom Gerhardt, den ich seit über 20 Jahren manage. Inzwischen arbeitet handwerker promotion bundesweit mit einem Netzwerk von Veranstaltern zusammen. Und musikalisch? Nordrhein-Westfalen ist stark geprägt von der englischen Musikszene. Nach dem Krieg wurden Und jetzt? durch die britische Besetzung und die Gründung Wir machen wirklich fast alles. Wir begleiten der Rundfunkanstalten die Weichen in diese Rich- neue Acts, die ihr erstes Album vorstellen möchten in kleinen Locations wie tung gestellt. Durch Migration „Jim Morrison auszugraben dem Stadtgarten in Köln. Wir sind viele weitere Einflüsse hinwürde meine Kompetenzen organisieren Konzerte sowohl zugekommen. Die Weltmusik ist überschreiten.“ indoor wie outdoor, brachten im Ruhrgebiet sehr verbreitet. schon Prince, Justin Timberlake, Usher, Beyoncé, Harry Belafonte, Leonard Cohen. Von Hip-Hop bis Gibt es im Pott auch Publikum? Publikum gibt es hier für alles, für Flamenco, zur Volksmusik haben wir schon alles veranstaltet. Blues, Speed-Metal. Alle Nischen sind im RuhrgeTut das nicht in der Seele weh, wenn man biet gefüllt. Volksmusik auf die Bühne stellt? Gar nicht. Die Künstler, die dort tätig sind, sind Und damit kann man Geld verdienen? In den Nischen kann man Geld verdienen, natür- unheimlich spannende Menschen. Um dort erlich weniger als in den Bereichen, wo man ein folgreich zu sein, braucht es enorme Energie, gute großes Publikum anspricht. Dort wiederum kann Ideen und Konzepte. Die Flippers haben mit 30 man auch viel Geld verlieren. Zu großen Konzerten Millionen Alben in Deutschland mehr verkauft als müssen nicht immer viele Leute kommen. Bei den die Rolling Stones. Ich habe immer Hochachtung großen Events gibt es viele Kosten, also einen ho- vor Professionalität. Dann ist es für mich relahen Einsatz. Große Einsätze ermöglichen große tiv unerheblich, aus welcher Sparte der Künstler kommt. Wir haben zum Bespiel 1997 in NRW Gewinne, aber auch hohe Verluste. „River Dance“ gestartet. Daraus wurde eine zehnDie großen Acts kommen eher ins Ruhrgebiet jährige Erfolgsgeschichte. Ich habe die Schürzenjäger gemanagt. Wenn ich zu den Schürzenjägern als nach Diepholz? NRW ist bezüglich der potenziellen Besucher der ins Zillertal fahre, dann sitze ich in einer kleinen größte Musikmarkt in Deutschland. Das Ruhrge- Holzhütte und bespreche mit denen unsere Pläbiet ist quasi das Kernland von NRW und deshalb ne. Die Schürzenjäger sind musikalisch einerseits stark mit den Alpen verbunden, andererseits auch wichtige Station von vielen Künstlern. rockig und poppig. Sie sind also eigentlich die euWie ist handwerker promotion eigentlich groß ropäische Version der Eagles. geworden? Als Musiker war ich eher Spätstarter und habe Gibt es etwas, was Sie nicht machen? bald erkannt, dass meine Möglichkeiten, mit Mu- Wenn es blutig wird, gibt es bei mir eine Grensik Geld zu verdienen, begrenzt sind. Der Vorteil ze. Ich habe zwar auch Wrestling gemacht, war war, dass ich das Geschäft auf der Bühne ken- mit Tom Gerhardt deswegen auch einmal für 24 nengelernt habe. Ich bin dann hinter die Bühne Stunden in Washington D.C.. Aber UFC, also die gewechselt, habe für Clubs das Booking gemacht. Ultimate Fighting Championship, würde ich nicht Das war sehr erfolgreich. Ich wurde weiterempfoh- machen. Auch politisch habe ich Grenzen. Braune len. So wurde ich zunächst örtlicher Veranstalter, Kultur unterstütze ich nicht. www 8 Aber Ihre Heimat ist die sogenannte U-Musik? Keineswegs. Wir präsentierten Ballett und Klassik. Ich habe ein Konzert von Lang Lang auf der Domplatte in Köln veranstaltet. Wir präsentieren als Deutschland-Premiere ein gemeinsames Konzert der Sopranistin Anna Netrebko mit dem Bassbariton Erwin Schrott. Was hören Sie am liebsten? Ich kann mich für viele Arten von Musik begeistern. Mein Schwerpunkt ist die schwarze Musik, R&B, Blues… Ich habe jetzt Henrik Freischlader im Piano in Dortmund gehört. Ein solches Konzert, R&B, Blues, verbunden mit modernen Elementen, zelebriert in drei Stunden, habe ich lang nicht mehr gesehen. Sie graben sogar die Doors aus? Fast alle. Ray Manzarek und Robby Krieger spielen im Juli im Kölner E-Werk. Jim Morrison auszugraben würde meine Kompetenzen überschreiten. Video killed the Radiostar. Wie erleben Sie die Krise der Musikindustrie verursacht durch das Internet? Der Markt hat sich verändert. Tonträger lassen sich viel schlechter verkaufen. Konzerte aber sind nicht kopierbar. Entweder bin ich dabei oder ich bin nicht dabei. Deshalb gehen Künstler länger und öfter auf Tour. Für uns Veranstalter wird es dadurch aber nicht leichter, denn der zu verteilende Kuchen wird nicht zwingend größer. Wir müssen noch sorgfältiger gucken, was funktioniert und was nicht. INTERVIEW: LUTZ DEBUS Interviewserie „Über Tage“ „Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailerruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet. ZUR PERSON Fred Handwerker ist Geschäftsführer von handwerker promotion aus Unna Foto: handwerker promotion e ün Gr Innovation en it Se 11 20 Auf jeden Fall nah dran: A. Kamrath (M.) und der Aufsichtsrat inspizieren regelmäßig die Solar-Baustellen ihrer Genossenschaft, Foto: Solargenossenschaft Essen Grüner Strom: In der Hand der kleinen Leute Immer mehr Bürger packen es selbst an und werden zu Energie-Produzenten Wer der Motor der Energiewende ist? Ende 2009 hielten Stromkonzerne und Regionalversorger zusammen 15 Prozent an der bundesweit installierten Grünstrom-Leistung. Viel weiter sind ihre Bürger-Kunden: Denen gehörten zu diesem Zeitpunkt 42 Prozent der Erzeugungskapazitäten, neun weitere Prozent wurden von Landwirten gehalten. Eine „bürgerliche Mehrheit“ – die wächst. Für den Bochumer Alexander Momotov war die Sache sonnenklar: Das Familienheim sollte von der Wärme vom Himmel profitieren. Zunächst schraubte man Solarthermie-Kollektoren aufs Süd-Dach, zur Duschwasser-Bereitung und Heizungsunterstützung: „2007 kam eine 7-kW-Fotovoltaik hinzu.“ Die liefert jedes Jahr mehr als 6000 Kilowattstunden Ökostrom und sorgt via Einspeisevergütung für eine nette finanzielle Rendite. Ende 2010 zählten die Stadtwerke 10.000 kW installierter Solar-Leistung auf Bochums Dächern, der größte Teil in Bürgerhand. Geschätzter Output: 9 Millionen Kilowattstunden. Die Momotovs sind in doppelter Hinsicht Prototypen einer starken Bewegung: Nach Jahren schwieriger Diskussionen, zäher Fortschritte und schließlich verlängerter AtomkraftwerksLaufzeiten (aber auch ermutigender Beispiele wie dem der Schönauer „Strom-Rebellen“) nehmen Bürger die Energie aus erneuerbaren Quellen in eigene Hände. Und sie tun es meist in ihrem Haus-Revier. Solaranlagen lohnen sich, wenn man den Strom im Haus selbst verbraucht, Foto: Borowski „Ein deutliches Bekenntnis zur Region“ legt die junge Solargenossenschaft Essen ab: Der Zusammenschluss von nunmehr 60 Bürgern hat seit 2008 vier Fotovoltaik-Anlagen mit 111 kW Leistung auf Essener Dächern errichtet. „Natürlich weiß man“, sagt Vorstandsfrau Andrea Kamrath, „dass man woanders vielleicht günstigere Verhältnisse vorfindet. Aber wir wollten in unserer Stadt tätig werden. Und, dass die Schüler die Anzeigetafeln sehen und mitbekommen, was sich über ihren Köpfen abspielt.“ Mittlerweile ist das fünfte Solarkraftwerk auf dem Gymnasium Überruhr in Planung, Gespräche laufen mit Duisburg und Mülheim. Und für neue Mitglieder gibt es eine Warteliste. Die nicht ganz einfach zu gründende Bürgergenossenschaft ist „eine sehr demokratische Rechtsform“. Zudem erlaubt sie die Teilnahme mit kleinen Beträgen: Unter den Genossen sind zahlreiche, die sich mit gerade einmal 250 Euro Anteil einbringen konnten. Ihre Stimme zählt aber genau so viel wie die jener Mitglieder, die bis zu 30.000 Euro beisteuerten. Dass man „die Bürger mitnehme“, brachte Kamraths Mitstreitern die Sympathie der Stadt Essen, dem Eigner der Dächer. Darauf tummeln sich weitere Bürgergruppen, etwa ein Solar-Unternehmen, das Mitarbeiter und Nachbarn beteiligte. www Eine ähnliche Erfolgsgeschichte schrieb Dortmund, das diverse kommunale Dächer zur sonnigen Nutzung ausschrieb. Der Solarbauer „Solarplus“ bebaute allein 31 Schuldächer mit einer Anlagengröße von 948 kW Leistung. Diese erzeugen jährlich fast 900.000 Kilowattstunden Ökostrom und sparen nebenbei 559 Tonnen CO2 ein. „Solarplus prüft die Dächer auf Verwendbarkeit, Bauzustand und Statik“, erklärt Co-Geschäftsführer Ansgar Bek. „Dann konzipieren und errichten wir die Anlagen in bürgerfreundlichen Größen von meist 6 kW.“ Bisher sind 43 Privatpersonen, die daheim womöglich über kein eigenes oder taugliches Dach verfügen, so zu Solarkraftwerks-Eignern geworden, viele mehrfach. Weitere 42 beteiligten sich mit Genussscheinen, die von „Solarplus“ mit bis zu fünf Prozent verzinst werden. Anlagekapital ist wohl vorhanden. Die Volksbank Ruhr-Mitte, überwiegend im eher armen Gelsen9 kirchen und Herten verortet, präsentierte jüngst per Bilanz auch die Finanzpotenz ihrer Mitglieder: 1,42 Milliarden Euro. Fast dreimal so viel horten Kunden der Sparkasse Bochum. Angesichts der Erfahrungen mit Börsencrash und windigen Finanzprodukten wundert es kaum, wenn – auch noch umweltbekömmliche – Sachanlagen Aufwind spüren. Die Rendite für eine 4- bis 5-kWSolaranlage (Kosten: 10.000 bis 15.000 Euro) funkelt zwar nicht mehr wie Mitte 2010. Aber „vier bis sieben Prozent“ sind nach Überzeugung des Solarbauers Markus Borowski erzielbar. Das Zauberwort heißt: Eigenverbrauch. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz wird jede Kilowattstunde, die man selbst nutzt, mit 12,36 Cent vergütet. Mit den aktuell gesparten 22 Cent, die sonst beim Energieversorger fällig wären, kommt man auf eine hübsche Rendite. „Es hat auch einen psychologischen Effekt“, sagt der Oberhausener Energieberater Bert Bleckmann, „seine Spül- oder Waschmaschine anzuwerfen, wenn gerade die Sonne scheint.“ Ein Eigenverbrauch von 30 Prozent der Jahresleistung und mehr sei sehr realistisch. „Auf dem eigenen Dach empfehle ich das grundsätzlich.“ Das Bürgerinvest mit Dächern zu fördern, hapert in einigen Städten. Bochum baut allenfalls selbst Solaranlagen auf frisch sanierte Kommunaldächer. Auch in Gelsenkirchen „läuft sehr wenig“, hat die Grünen-Fachfrau Irene Mihalic beobachtet – „erstaunlich, weil sich Gelsenkirchen doch Solarstadt nennt.“ Und über eine Potenzialstudie verfügt, nach der es möglich wäre, die Stadt zu mehr als 100 Prozent mit den „Erneuerbaren“ zu versorgen. Eine Steilvorlage für kleine Leute, die Großes bewirken wollen. Für Alexander Momotov hat sich das Engagement übrigens noch einmal gelohnt. Die Bochumer Stadtwerke nahmen das Familienhaus in den neuen „Energiepfad Süd“ auf – eine Rad-Tour zu Orten umweltfreundlicher Energieerzeugung. Da kann besichtigt werden und auch gefragt: „Watt kost’? Und lohnt sich datt?“ Welch Frage … TOM JOST www.solargenossenschaft-essen.de www.solarplus-dortmund.de Theater Ruhr Was für ein Haufen Idioten. Normal ist hier nur der mit dem irren Blick. Foto: Axel J. Scherer Hinter den Spiegeln liegt das Glück Wenn Wahnsinn auf Idiotie trifft. Der Ukrainer Andrij Zholdak inszeniert am Oberhausener Theater Dostojewskis Roman „Der Idiot“ In Oberhausen werden die Zuschauer zu Agenten des Theaters. Sie sollen die unerhörten Vorgänge um einen gewissen Fürst Myschkin belauschen, doch die Luft im Raum ist voller Musik. Nur mühsam funktioniert die Abhöranlage Ohr, die rauschende Handlung ist verzerrt, das Bühnenbild undurchsichtig, auch die Protagonisten werden dort nicht müde durch Löcher und in Ecken die Szenerie zu bespitzeln. Wie schrecklich es ist, wenn man einem spannenden Gespräch mitlauschen will, durch Geräusche aber stark beeinträchtigt wird, das zeigt das ukrainische Theater-Enfant terrible Andrij Zholdak am Oberhausener Theater. Das wunderbare Bühnenbild (Tatyana Dimova und Andrij Zholdak) besteht aus zwei Räumen und gewährt durch die Terrassenfenster einen Blick in den Garten mit Birken dahinter. Hier werden die Liebesgeschichten in der gehobenen russischen Gesellschaft verhandelt, hier finden die Intrigen um sexuelle Macht, Politik und Soziales statt. Seit Jahren beschäftigt sich Zholdak mit dem Dostojewski-Stoff. Er hat den Weltroman „Der Idiot“ (1867/68) bereits in russischer und rumänischer Sprache adaptiert, feilt an Interaktionen und Personenführung, misstraut der Intention Fjodor Dostojewskis von der Darstellung des im positiven Sinne schönen Menschen“. Ihm sei das Territorium der Träume interessanter als die Wirklichkeit, sagte der ehemalige Intendant des Schewtschenko-Theaters im ukrainischen Charkiw bereits vor Jahren im Interview. Nur drei Jahre hielt er trotz genialer Inszenierungen in Charkiw durch, dann begann seine unfreiwillige Odyssee durch Europas Theater. In Oberhausen spielt ein großartiger Michael Witte seinen Fürsten Myschkin, der nach einem Aufenthalt in einem Schweizer Sanatorium nach Petersburg zurückkehrt. Im Zug lernt er den Millionär Rogoschin kennen. Man ist sich sympathisch. Rogoschin erzählt von der schönen Nastassja Filippowna, die er leidenschaftlich liebt, die aber noch als Kurtisane ausgehalten wird. Bereits hier verläßt Zholdaks Regie die Realität, als Prolog tritt ein Clown mit Pauke auf, mischt sich in die Gespräche im Kleiderschrank, der für das Zugabteil herhalten muss. Auch die gehobene Gesellschaft lebt eher in einer Spiegelwelt, die Spiegel stehen in beiden Zimmern immer bereit. Sie werden als Durchgänge in andere Welten, aber auch zur nonverbalen Kommunikation zwischen Myschkin und Nastassja Filippowna genutzt. Eigentlich ist die ganze Inszenierung mehr artifizielle Performance als Theater, da werden Handlungen seriell überhöht, die Frauen widmen sich zwischendurch dem Ballettbalken, da wird Saft elektrisch gepresst, niemand scheint alle Tassen im Schrank zu haben. Ellen Günther als Verwandte Myschkins läßt sich endlos leere Tassen mit Silberlöffel geben, sie läßt sie mit zittriger Hand wie ein kleines Kind klingeln, erstarrt, wenn man ihr das Instrument wegnimmt. Doch der Traum vom Glücklichsein findet wohl nur hinter den Spiegeln statt. Nur der Idiot ist im Innern seiner Seele normal. Und ständig dröhnt die Musikspur, es ist selbst als Zuschauer zum Irre werden, trotz der surrealen Bilder auf der Bühne. Und so kommt es wie es kommen muss: Nora Buzalka als abgebrühte Nastassja Filippowna kann sich nicht zwischen Mammon und Glück entscheiden. Der Fürst kann mit seiner aufrichtigen Ehrlichkeit nicht den Reigen der Geier durchbrechen. Trotz aller Exzesse zwischen Geld verbrennen, Fäkaldramen und Pinkelattacken, am Ende wird Rogoschin die Kurtisane erstechen, mit Fürst Myschkin die Kreuzanhänger tauschen und dann in einem Erdloch die Totenwache halten. Allein diese Szene dehnt sich bis zur Erschöpfung aller im großen Oberhausener Haus, die 240-Minuten-Struktur der Bilder löst sich auf, von Dostojewskis schönen Menschenmonstern ist nichts mehr übrig. Die Agenten des Theaters dürfen nach Hause. Myschkin ist wieder reif fürs Sanatotium. Andrij Zholdaks Version sollte man auf keinen Fall verpassen. PETERORTMANN www „Der Idiot“ nach einem Roman von Fjodor Dostojewski R: Andrij Zholdak Theater Oberhausen I Fr 10.6., Fr 17.6., 18.6. je 19.30 Uhr 0208 857 81 84 10 10 46 K U LT U R I N E S S E N . T U P www A A LTO B A L L E T T T H E AT E R E S S E N PTAH I I Die jungen Choreogaphen im Grillo-Theater Choreographien Deniz Çakir, Jessica De Fanti-Teoli, Eva Dewaele, Armen Hakobyan, Simon Schilgen, Oleksandr Shyryayev, Denis Untila und Michelle Yamamoto Musik Franz Schubert, Ludovico Einaudi, Tord Gustavsen, Linkin Park, DJ Fresh, Mum, Max Richter, Thomas Newman, Luigi Boccherini u.a Premiere 16. Juni 2011, Grillo-Theater Weitere Vorstellungen 17., 30. Juni; 10. Juli 2011, Grillo-Theater Karten T 02 01 81 22-200 [email protected] www.theater-essen.de Premiere Mensch gegen Natur. Der amerikanische Choreograf A. Zins-Browne lässt in „Host“ im klassischen Cowboy-Outfit kämpfen, Foto: Raymond Mallentjer „Die freie Szene hat sich lange genug um sich selber gedreht“ Impulse 2011. NRW wird wieder zum internationalen Zentrum des Freien Theaters Seit zwei Jahrzehnten zeigt das Theater Fe- bedingungen. In der freien Szene werden Abendgastival Impulse des NRW Kultursekretariats ben zwischen 30 und 100 Euro gezahlt, manchmal die wichtigsten Theaterproduktionen aus dem sogar noch weniger. Das heißt also, dass da finandeutschsprachigen Raum, die ziell ganz wenig ist. Man muss „Ich habe zwar nichts außerhalb der Stadttheater aber auch andersherum sagen, gegen Spektakel, aber das ist produziert wurden. Zum ersten das macht auch irgendwie nichts, für mich kein Kriterium, um Mal im Sommer, präsentiert scheinbar gibt es immer wieder etwas auszusuchen.“ das Festival 2011 in Bochum, junge Leute, ausgebildet an irDüsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr gendwelchen Theaterwissenschafts-Instituten oder neun herausragende Theaterproduktionen aus an Regieschulen, die sagen, wir wollen gar nicht ins Deutschland, Österreich und der Schweiz in Stadttheater. Wir haben Lust eine eigene Gruppe einem Wettbewerb. Die Jury hat aus über 300 zu gründen, wir wollen unabhängig sein, wir wolBewerbungen sowie fünf Special Guests aus- len im Kollektiv arbeiten, was man am Stadttheater gewählt. Insgesamt sind das über 50 Auffüh- fast nicht kann. Alles ist schon finanziell trocken rungen auf 25 Bühnen. trailer sprach mit Tom und scheint trotzdem zu funktionieren. Stromberg (der sich die künstlerische Leitung mit Matthias von Hartz teilt) über die Zukunft Kommen wir mal zum diesjährigen Festival. Es des Freien Theaters. geht um Punk, Bollywood und Westernstiefel. Hat freies Theater immer was mit interdisziplitrailer: Herr Stromberg, was ist im Laufe von 20 närem Spektakel zu tun? Jahren bei den Impulsen besser oder schlech- Also gegen den Begriff Spektakel würde ich mich ter geworden? Die Stücke, die Inszenierungen? verwehren. Ich habe zwar nichts gegen Spektakel, Oder die Auswahl? aber das ist für mich kein Kriterium, um etwas Tom Stromberg: Die künstlerische Leitung na- auszusuchen. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass türlich. (lacht) Damals haben sich der inzwischen die Jury, insbesondere dann, wenn dort Künstler verstorbene Dietmar N. Schmidt und Udo Balzer vertreten sind, sich für Dinge entscheidet, die, von den Mülheimer Stücken so gelangweilt im so blöd das jetzt klingt, einen Impuls geben. Sie Stadttheater, dass sie gedacht haben, wir müs- hat sich auch Arbeiten angekuckt wie zum Beisen jetzt mal irgendwas machen – und haben die spiel „Verrücktes Blut“ von Nurkan Erpulat. Das Impulse, das Festival für freies Theater gegründet. ist eine tolle Produktion, aber wenn man genau Das hatte vor 20 Jahren noch einen alternativen, und kritisch hinschaut, dann ist das eine Arbeit, provinziellen Touch, war in erster Linie regional die durchaus auch in einem funktionierenden verankert. Inzwischen hat sich das radikal verän- Stadttheater mit sehr guten jungen Schauspielern dert. Das freie Theater ist längst in den Stadtthea- so hätte entstehen können. Deswegen ist die beitern angekommen, die Dramaturgen kommen zum spielsweise von der Jury nicht eingeladen worden. Teil aus der freien Szene, Karin Beier hat gerade Ich persönlich hätte sie eingeladen. Das heißt, ihren neuen Spielplan vorgestellt mit fünf freien hier werden insbesondere Produktionen gesucht, Gruppen, die aktuell bei ihr arbeiten, mit Rimini die einen Anstoß geben, die vielleicht durch ihre Protokoll, Gob Squad und Gintersdorfer und wie Ästhetik, durch ihre Arbeit etwas in der Theatersie alle heißen. Hier hat eine Veränderung der Sze- landschaft bewegen können. Als wir damals Rimini ne stattgefunden und dieser Veränderung müssen Protokoll zu den Impulsen eingeladen haben, die auch die Impulse Rechnung tragen. dann auch gewannen, hat auch niemand gewusst, dass die zehn Jahre später eine der international Die Stadttheater schlafen also nicht, wann ist bedeutendsten Theatergruppen sein würden. dann die Off-Szene finanziell ausgetrocknet? Die ist schon finanziell ausgetrocknet. Bis auf die Auch Tanz schleicht sich langsam ins Impulseabsolute Spitze, also Gob Squad, She She Pop und Festival? ein paar andere Gruppen. 90 Prozent können nicht Ach, das hat er eigentlich immer. 1997 war zum davon leben, die arbeiten unter prekären Arbeits- Beispiel Helena Waldmann zu Gast, beim vor12 46 www letzten Mal hat Ivana Müller gewonnen, eigentlich eine reine Choreografin, die allerdings ein Sprechtheater-Stück gemacht hat. In diesem Jahr gibt es die Produktion von Andros Zins-Browne. Auch das ist sehr theatral, da kämpfen Darsteller extrem mit dem Bühnenbild und das ist für mich eher ein theatraler Vorgang. Und René Pollesch? René Pollesch ist für uns das, was in den letzten Jahren Philippe Quesne oder Jérôme Bel waren: International oder national hochklassige Produktionen mit internationaler Bedeutung. Man muss der freien Szene immer auch wieder zeigen, wo die besten Arbeiten sind. In diesem Fall zum Beispiel Gob Squad oder Pollesch, aber auch Peaches. Dort hängt der Hammer, damit man auch sieht, wohin man als Gruppe kommen muss. Die freie Szene hat sich lange genug um sich selber gedreht. Theater und iPhone? Was kann diese App zum Festival? Wenn Sie kein iPhone haben gar nichts. Ansonsten ist es aber ein neues Service-Angebot, immer alle Informationen griffbereit zu haben. Aber auch für alle anderen Androiden gibt es zahlreiche Möglichkeiten für aktuelle Informationen. Man kann alles im Internet wunderbar verfolgen, schauen Sie sich unsere Homepage mal an oder unsere Facebookseite. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Theater Festival Impulse 2011“ I 29.6.-10.7. An diversen Orten in Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim I 0221 992 25 51 11 ZUR PERSON Tom Stromberg (geboren 1960 in Wilhelmshaven) studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Köln. 1984 wurde er Dramaturg am Staatstheater Darmstadt, wechselte 1986 ans Frankfurter Theater am Turm, wo er zum Chefdramaturgen, dann zum Intendanten wurde. Von 2000 bis 2005 war Stromberg Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, das in der Spielzeit 2004/05 zum Theater des Jahres gewählt wurde. Seit Januar 2006 leitet er gemeinsam mit Matthias von Hartz das NRW-Theaterfestival Impulse. Foto: privat DIE BESTEN STÜCKE DES LANDES AN DEN WUPPERTALER BÜHNEN NRW THEATERTREFFEN 2011 20 20. BIS B I S 26. 26 JUNI ! Lic.ehxttraascn ic h ht.de 9. Juli 2011 www 47 Spielorte | 200 Events | EINE Nacht Projektpartner: Förderer: Medienpartner: Premiumpartner: www.n nrw-theatertreff ffeen.de ff WSW Top op pTic ick ke et (0202 02 2) 5 56 69 44 4 44 Gefördert vom Ministerium für Familie, e, Kin inde der, r Jugend, Kultur und Sport des Landes Nord ordrh hein in-W -We West stfa tfale ale en K U LT U R I N E S S E N . Uraufführung Balls Fußball ist unser Leben! T U P www re: Premie i, 18. Jun r Uh 19:00 Ein Abend über das, was uns verbindet Ein Projekt von Marc-Oliver Krampe Gefördert durch die DFB-Kulturstiftung Spielort: Casa, Theaterplatz 7, 45127 Essen Weitere Vorstellungen: 22.6.2011, 19:00 Uhr 28.6.2011, 19:00 Uhr 11.7.2011, 19:00 Uhr Karten: T 0201 81 22-200 [email protected] www.schauspiel-essen.de In Kooperation mit Rot-Weiss Essen und dem AWO Fan-Projekt Essen sowie mit freundlicher Unterstützung der Privatbrauerei Jacob Stauder Bier Fußball ohne ist wie Tennis Theater Ruhr Mal eine andere Iphigenie in Mülheim, Foto: A. Köhring Ein Korb für Thoas Der Gabelstapler als Liebeskutsche, Foto: Birgit Hupfeld Triebe, stärker als Besitz Argan (W. Boelzle, m.) wird „behandelt“, Foto: Ursula Kaufmann Ein lustiger Einlauf Eine „Iphigenie auf Tauris“ in Mülheim Lorcas „Bluthochzeit“ am Theater Dortmund Still, ganz still ist es auf Tauris, wohin es die Königstochter Iphigenie verschlagen hat, nur das Rauschen des Meeres ist zu hören und zu sehen. Per Video auf Stoffbahnen stürzt sich ab und zu glühende Lava ins Meer, erkaltet unhörbar zischend. Die Tore in den Garten des Raffelbergparks sind geöffnet, wind weht über die Bühne des Theaters an der Ruhr in Mülheim. Hinein tasten sich zwei Masken, suchen hier und da, zucken zusammen, Jammerlappen die gefangen wurden, die bei jedem dritten Wort über Götter zusammenzucken. Pylades und Orest auf Tauris. Dort wo eben noch König Thoas im Designer-Sportdress ein paar Körbe mit dem Basketball versucht hat. Iphigenie auf Tauris. Diana sei dank. So beginnt Goethes heroischer Versuch, die Humanität in die Köpfe seiner Landsleute zu verankern, der alte Geheimrat konnte sich das während seiner Italienreise auch leisten, der Rest hungerte so vor sich hin. Iphigenie will nach Hause, nach Griechenland, kein Bock auf Barbaren auf der Krim, selbst wenn der König sie heiraten will und schon mal ein adidas-T-Shirt schick verpackt hat. Die beiden Masken habe sich als Bruder und Freund erwiesen, die das Standbild hinterm Sperrband stehlen wollen und nun auf Gedeih und Verderb dem adeligen Basketballer ausgeliefert sind, der gerade durch den Park hechelt und „Blut, Blut, Opfer, Opfer“ brüllt. Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht. Albrecht Hirche nutzt das Zentralabitur, um vielleicht einmal mit dem Mythos des zeitgenössischen Humanismus aufzuräumen, unter dessen Fahne endlose Kriege geführt und Besitzstände gesichert werden. Der hehre Mensch kann sich dieses Märchen einfach nicht mehr leisten. Denn siehe da, kaum sehen Pylades und Orest auf Tauris das kleine Licht am Ende des Tunnels, da wechseln sie auch die Farbe. Irgendwie sind die Griechen doch besser als die Hinterwäldler im Trainingsanzug. Und dem stolzen Thoas, der sich von Iphi einwickeln ließ, ergeht es wie zahlreichen Völkern auch, er wird am Ende von den Herrschaften mit süffisantem Grinsen ausgeplündert. Ob diese außergewöhnliche Deutung zensurenkompatibel ist? PETER ORTMANN Ein Gabelstapler galoppiert durch die Nacht. Es ist der arme Leonardo, der seine Geliebte verloren hat, der nicht mithalten konnte im Hochzeitsreigen der Großgrundbesitzer, der als Ersatz die Cousine heiratet, am Ende sein Leben lässt und dennoch die grausamen Rituale von Unterdrückung und Zwangsverheiratung nicht aufhalten kann. Im Dortmunder Schauspielhaus inszeniert Paolo Magelli Frederico García Lorcas „Bluthochzeit“ als eine nackte Tragödie um Schuld und Ehre, als eine Schlacht zwischen Eros und Macht. Zu Beginn liegen die Mutter und der Bräutigam unterm niedrigen Aludeckendach, trotz Weingut ist ihre Welt durch wechselnde Blutschulden sehr klein geworden. Durch eine Heirat mit der Tochter eines reichen Nachbarn soll dieser Zustand wieder verbessert werden. Der letzte Sohn muss als Pfand für eine Zukunft herhalten, die durch Messer zerstört wurde. Die Mutter gibt dieser Waffe die Schuld, aber eigentlich ist es ein frei gewählter Ehrenkodex, der die Männerreihen lichtet und Frauen zu Witwen macht. Liebe hat in dieser Welt wenig zu suchen, die Braut hat dies widerwillig akzeptiert, war sehr jung und wohl heimlich drei Jahre mit dem armen Leonardo verlobt, doch der kann sich bei Magelli nicht einmal ein Pferd leisten und muss mit dem Stapelgerät durch die Gegend rollen. Der Italiener reduziert Lorcas „Bluthochzeit“ auf Kernbilder, die die wahren Ursachen der Tragödie aufzeigen, den Stoff in eine surreale Nichtwelt verlegen, die aber manchmal auch weit von der tödlichen Magie dieser Blutfehden entfernt sind. Leonardos Frau muss schon die Röcke heben, um ihren Mann kurzzeitig bei Stange zu halten, der Vater der Braut vernascht die Magd, doch heiraten würde er sie nie. Das endet alles in einer großen Orgie bei der Hochzeit, wo die Schauspieler nackt über die Bühne kopulieren, um dann erschöpft mit dem Wasserschlauch abgespritzt werden. Dieses erotische Element ist sehr dominant in der schrillen Choreografie Magellis, das wunderbare Bild der beiden Liebenden kopfüber auf dem Gabelstapler, die noch versuchen mit Sprache die Zeit zu dehnen kann dem leider nicht standhalten. PETER ORTMANN Was macht ein kleines Theater, wenn es keine Drehbühne hat. Es lässt die Schauspieler ackern. Wie zu Zeiten eines Jean-Baptiste Poquelin (1622-1673), der als junger Schauspieler sein Ensemble auf Karren durch französische Landschaften trieb und dabei sicher auch dem einen oder anderen Quacksalber begegnete. Irgendwann nannte er sich der Sohn reicher Eltern Molière, schrieb Stücke. Sein letztes, „Der eingebildete Kranke“ ist im Bochumer Prinz Regent Theater zu sehen und deckt dort auch den Bereich des gehobenen Boulevards ab. Das soll kein Manko sein, die Schauspieltruppe dreht bähend den Krankenvorhang immer rund herum, wechselt so von Hypochonder Argans Sessellager, dem einzigen Möbelstück auf der großartig kargen Bühne, an die anderen Schauplätze der Komödie. Der reiche Kranke ist von Schmarotzern umgeben, die seine Furcht vor Siechtum ausnutzen, darunter Ärzte, Apotheker, selbst die zweite Gattin. Doch ihn interessieren nur Klistiere und Rezepte. Wolfram Boelzle als Argan fuhrwerkt herum, schwenkt Tücher und eklige Schale, kann sich zwischen Boshaftigkeit und Jammerei kaum entscheiden. Aber er hat den Bezug zum Mammon nicht verloren, will seine Tochter Angélique zwingen, den tumben Sohn des Scharlatans, der vorgibt Arzt zu sein, zu heiraten, um Behandlungskosten zu sparen. Das alles plätschert so zwischen etwas Klamauk, etwas Sozialkritik gemischt mit Klamotte und Slapstick dahin. Irgendwie kann man sich dafür auch nicht entscheiden, wenn man feststellt, wie wenig sich Ärztebild und ihre Geschäftspraktiken bis heute nicht geändert haben. „Der eingebildete Kranke“ müsste da eigentlich ein Trauerspiel sein. Aber es gibt ja noch die Liebesgeschichte zwischen Angélique und Cléante. Ein wahrscheinlich zeitloses Stück, dem die Regie vorsätzlich einen Subtext versagt, das dadurch zwar leicht verdaulich, aber nicht unansehnlich wurde, auch wegen seiner mitziehenden Schauspieler, die in kein Korsett gezwängt wurden. Theater muss ja nicht immer nur die Symptome deklamieren, kann ja auch mal als Gehirnklistier wirken. PETER ORTMANN „Bluthochzeit“ von Federico García Lorca R: Paolo Magelli Theater Dortmund So 5.6., 18 Uhr, Fr 17.6. 19.30 Uhr 0231 502 72 22 14 46 „Der eingebildete Kranke“ von Molière R: Sibylle Broll-Pape Prinz Regent Theater Bochum Fr 10.6., Sa 11.6. je 20 Uhr, So 12.6. 19 Uhr 0234 77 11 17 „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang v. Goethe R: Albrecht Hirche Theater an der Ruhr, Mülheim Mo 20.6., Di 21.6. je 18 Uhr 0208 599 01 88 www Molières „Der eingebildete Kranke“ www 15 Theater Ruhr „Angstmän“ braucht Hilfe, Foto: Matthias Stutte Vera (F. Brecht) nutzt ihren Sexappeal, Foto: Thomas Aurin Chor der User, Foto: Axel J. Scherer Sozio-Comic-Helden Hitchcock-Flair Bankraub online „Angstmän“ in der Essener Box Anselm Weber inszeniert „Haus am See“ Das Musikstück „Face-Book“ in Oberhausen Bei der Premiere war das Haus voll – voller Erwachsener. Das „panische Kammerspiel für alle ab 8 Jahre“ von Hartmut El Kurdi handelt von Jennifer, die von ihrer arbeitenden und anscheinend auch alleinerziehenden Mutter (zu) oft alleine gelassen wird, weshalb sie sich mit sich selbst beschäftigen muss, was Fernsehen und haufenweise ungesundes Zeug mampfen heißt. Allerdings überkommt das Mädchen, so ganz alleine, auch die Angst und sie wünscht sich, dass Mama jetzt doch bitte kommen soll. Ihre Liste der zehn Dinge, die sie immer schon tun wollte, etwa mit Schuhen auf dem Sofa springen, muten da auch eher wie der Racheakt eines emotional vernachlässigten Kindes an. Dieser latente Vorwurf muss so mancher berufstätigen Mutter im Publikum übel aufgestoßen sein und so einige neue Männer dürften sich gefragt haben, warum ein Vater in diesem Universum nicht auftaucht, nicht einmal zum Vermissen. Da hilft es auch nicht viel, dass die Protagonistin später darauf besteht, Jennifer-WOmän zu sein, schließlich dient das nur als Gaglieferant und macht das berechtigte Anliegen damit lächerlich. Schade, denn Laura Kiehne als Jennifer ist ein toughes Mädchen jenseits von Lillifeeprinzesschen, die es auch mit Superhelden bzw. -schurken aufnehmen kann. Diese Comicwelt poltert zunächst in Gestalt von Angstmän, nach eigenen Aussagen „der größte Schisser im ganzen Universum“, herein. Der (Anti-)Held in Strumpfhose ist auf der Flucht vor Pöbelmän, der es seit der Superheldenschule auf ihn abgesehen hat. Stefan Diekmann als fieser Fettsack irgendwo zwischen Ruhrpottasi und Helge Schneider ist äußerst sehenswert. Nach einigen Verfolgungsjagden in bester Slapstickmanier ist die intergalaktische Auflösung: der Bully wurde früher selbst gehänselt und ist eigentlich doch „ein Lieber“. Was das mit Jennifers Angst vor dem Alleinsein zu tun hat steht in den Sternen. Die schauspielerische Leistung, das kreative Bühnenbild und die einfallsreichen Anti-Superheldenkostüme entschädigen aber für Ungereimtheiten und lassen „Angstmän“ zu einem vergnüglichen Abend eben ab acht Jahren werden. ALEXANDRA BRUNDIERS Vom Gärtnern versteht Robert nicht das Geringste. Er ist immer Chef gewesen, hat die Drecksarbeit an Andere delegiert. Nun will er plötzlich alles selber machen im Garten seines Elternhauses, das er gerade zurückgekauft hat. Der überraschende Eifer hat in Wirklichkeit andere Gründe. Denn die Löcher, die Robert aushebt, sehen verdächtig nach Gräbern aus, nur seine Familie scheint das nicht zu bemerken. Anselm Weber setzt in seiner neuesten Regiearbeit in bester Hitchcockscher Manier auf die Wirkung von Suspense. Das Publikum hat bereits eine bestimmte Ahnung, dass der Abend im „Haus am See“ einen tragischen Ausgang nehmen wird. Überraschend ist der Stoff also nicht, den Reto Finger, der Schweizer Dramatiker und derzeitige Hausautor des Bochumer Schauspielhauses geliefert hat. Vielmehr hat der Bühnenkrimi eine vielfach bewährte Grundkonstellation: Die gutsituierte, aber nicht gerade einträchtige Familie – drei Brüder plus Frauen – kommt nach vielen Jahren wieder im Elternhaus zusammen und natürlich kommen auf die reich gedeckte Abendtafel neben erlesenen Speisen und Weinen auch jede Menge alte Geschichten und Konflikte. Den Katalysator für das Wiederaufbrechen der brüderlichen Rivalitäten und Eifersüchteleien gibt die junge Vera, die eigentlich niemand kennt, die dieses Manko aber mit einem berechnenden Wechselspiel aus Kleinmädchencharme und Sexappeal zu überspielen weiß. Reto Finger nimmt für die psychologisch reizvolle Konstellation logische Schwächen in Kauf. Sprachlich sind seine Dialoge aber ausgefeilt. Die Figuren entschleiern ihr wahres Ich in interessanten Entwicklungen. Matthias Redlhammer spielt die zentrale Rolle hervorragend mit feinem schwarzem Humor. Der Siegertyp kann sich einfach nicht eingestehen, dass sein Gebäude aus Lebenslügen über ihm zusammenbricht. Bis zum bitteren Ende versucht er alle Anderen vom Gegenteil zu überzeugen – und das hat wirklich Witz. Es sind die durchweg guten Darsteller und die handwerklich solide Regie, die „Haus am See“ zu einer sehenswerten Produktion machen. KARSTEN MARK „Face-Book“ ist ein Musikstück vom Regisseur Otto Beatus, das es in sich hat. Die vier Frauen auf der Bühne geben alles – egal ob sie einen Song der Beatles oder Lady Gagas interpretieren. In all ihren Liedern steckt Einsamkeit, Melancholie und misslingender Alltag. Was sie suchen sind Identität und Individualität, I wish I was special. Doch wie stellt man das an, in einer Welt, in der Kommunikation fast nur über das Internet stattfindet, in der man unter vielen Freunden doch keinen hat, der einen gern hat, wie man nun einmal ist. Die Beziehungen bleiben notwendigerweise oberflächlich. Der Gesang der Frauen wird von einer LiveBand unterstützt. Nebenbei werden Botschaften an die Wand projiziert, wie man sie wohl auch auf jeder beliebigen Internet-Plattform finden kann. Selbstmordgedanken, Partnergesuche, oder einfach der pure Blödsinn. Aber auch ernstzunehmende und wohl das ganze Stück treffende Sätze wie: „Ich sein ist echt schwierig“ oder „Sein heißt in der Klemme sein“ sind dort zu lesen. Die Kostüme der Darstellerinnen wechseln dabei ständig, sind sie gerade noch im Abendkleid zusehen gewesen, haben sie jetzt schon einen Schlafanzug an. Ihr gesamter Körper ist auf beeindruckende Weise ins Spiel einbezogen, so sind sie alle beschriftet mit den Worten: „You know too much“. Immer wieder tauchen Barbiepuppen auf, ob im Kinderspiel singend: „I don’t want to grow up“ oder als Bankräuberfantasie auf der Leinwand. Am Ende des Stückes vermischen sich darüber Realität und Fiktion: Der erbeutete Mini-Geldkoffer fällt als realer, gewöhnlich großer Koffer von der Bühnendecke. Das Stück ist aus. Bei allem Unterhaltungswert des Abends ist eine Intention nicht deutlich erkennbar. Sicher, die Welt des Internets ist anonym, sie kann einsam machen, melancholisch. Sie kann den Eindruck vermitteln, man sei nicht allein, man hätte viele Freunde; dies alles zeigt das Stück sehr wohl, aber die Kritik daran bleibt auf der Strecke. Darüber hinaus ist die Inszenierung mit zwei Stunden eindeutig zu lang – einige Kürzungen hätten dem Ganzen gut getan. ANNA SCHIFF „Angstmän“ von Hartmut El Kurdi R: Karsten Dahlem I Theater Essen (Box) Di 7.6., Mi 8.6., Fr 17.6., So 19.6., Di 21.6., Mo 27.6., Di 28.6. je 9.30 Uhr, Fr 17.6. 17 Uhr, So 19.6. 15 Uhr 0201 812 22 00 „Haus am See“ von Reto Finger R: Anselm Weber Schauspielhaus Bochum (Kammerspiele) Sa 4.6., 19.30 Uhr, Fr 10.6. 19.30 Uhr, So 19.6. 19 Uhr 0234 33 33 55 55 16 „Face-Book“ von Otto Beatus R: Otto Beatus Theater Oberhausen (Malersaal) So 5.6. 18 Uhr 0208 857 81 84 www lufthansa.com Europa hin Direkt ab und zurück Düsseldorf zu über * € 55 Zielen ab 99 www Günstig weg Ein Produkt von Lufthansa. Europa erleben kann so günstig sein – mit einem Preis, den Sie lieben werden. Jetzt buchen unter lufthansa.com oder in Ihrem Reisebüro. *Für Direktflüge zu über 100 Zielen in Europa bei Buchung unter lufthansa.com. Inklusive 8 € Luftverkehrsteuer. Begrenztes Sitzplatzangebot. Theater Ruhr Di, 31.05. um 10.30 und 19.00 Uhr, Mi, 01.06. um 10.30 Uhr Gegen den Fortschritt Die amerikanische Hotelmaschine als altägyptisches Themenhotel, Foto: Thomas Aurin Land der unbegrenzten Klischees von Esteve Soler für Zuschauer ab 15 Jahren Kafkas „Amerika“-Roman am Bochumer Schauspielhaus Sa, 11. und So, 12.06. ab 14.00 Uhr DRACHENFEST auf dem kultur.gebiet CONSOL Sa, 11.06. um 15.00, 16.00 und 17.00 Uhr Drachen und Riesengeschichten Im Erzählzelt „Jetzt erst begriff Karl Rossmann die Größe Amerikas“ - der Held in Kafkas Roman-fragment „Amerika“ hat nach einer langen Odyssee durch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten Zuflucht beim Naturtheater Oklahoma gefunden. Im Bochumer Schauspielhaus öffnet sich die Bühne in ihrer ganzen Tiefe und Dimitrij Schad als Rossmann steht staunend vor einer riesigen sich drehenden Scheibe mit Andeutungen von Kontinenten. Die Welt ist eine Scheibe, deren wahre Dimensionen erst in einem Theaterraum erkennbar werden. Amerika, das ist in Bochum kein Raum der Erfahrung, sondern zu allererst ein zwei-dimensionaler Imaginationsraum, der mit allen möglichen ideologiegetränkten Artefakten zugestellt ist. Seite für Seite klappen gemalte Szenenbilder herunter, in denen Möbel als Pappen aufgestellt werden. Ein knallbuntes Bilderbuch voller Klischees und Kitsch und voller Figuren, die einem Comic entsprungen sein könnten. Schon als Rossmann auf dem Schiff nach Amerika den splitternackten Heizer verteidigt, muss er sich mit einer Riege behelmter Footballspieler an der Reling auseinandersetzen. Bei seinem Onkel, der die Sportmontur gar nicht erst ablegt, nutzt man das Kontor für Schießübungen und macht den Fortschritt zum Mantra. So unbegrenzt die Möglichkeiten des Landes sein mögen, bei Regisseur Jan Klata lässt dieses Amerika nur einen begrenzten Vorrat an Fantasie zu. Alles ist hier bereits Zitat. Die Körper laufen auf Hochtouren, bewegen sich synchron oder kippen einfach weg. Mechanik und Geschwindigkeit, die durch noch treibende Popsongs unterstützt werden, erzählen zwar von Zwängen einer kapitalistischen Biopolitik; im Vordergrund steht jedoch die Lust am Slapstick, wenn in bester Stummfilmmanier Szenenbilder wie Hausfronten über Dimitrij Schad herunterklappen. Slapstick, Football, Schusswaffen, Kapitalismus – Rossmanns Amerika ist ein „Best of all“ der medialen Bilder, die sich im kollektiven Gedächtnis abgelagert haben. Völlig grotesk und in seiner Monotonie langweilig gerät dann der Aufenthalt im Hotel Oriental. Rossmann hat eine Anstellung als Liftboy gefunden und gerät in eine dieser bedrohlichen bürokratischen Mechanismen, weswegen Gilles Deleuze und Félix Guattari einmal von der „Hotelmaschine“ sprachen. In Bochum wird daraus ein altägyptisches Themenhotel, in dem die Bediensteten Lendenschurz tragen, sich in Reliefmanier bewegen und hitzige Dialoge führen. Doch die Überhöhung ins Absurde klingt plötzlich mehr nach kulturkonservativer Mäkelei als nach den von Kafka beschriebenen hierarchischen Zwängen. Die beiden Loser Robinson und Delamarche, denen sich Rossmann zeitweise anschließt, entpuppen sich dann als white trash vor gemaltem Wohnwagen samt DragQueen Brunelda, die röchelnde Madonnas „Like a virgin“ daherschluchzt. Kafka, der nie in Amerika war, mag sich dieses Land zusammenimaginiert haben, seinem Roman kommt die Billigversion dieser Strategie allerdings nicht bei. www Sa, 18.06. um 15.00 Uhr und Mo, 20.06. um 11.00 Uhr Dunkle Zeiten im Zauberwald Abschlusspräsentation der Consol Kids maximal I PREMIERE!So, 19.06. um 15.00 Uhr, Di, 21., Mi, 22., Di, 28. und Mi, 29.06. um 10.30 Uhr Ká síra díya Großeltern erzählen die Geschichte einer Reise frei nach Mike Kennys „Der Junge mit dem Koffer“ für Kinder ab 8 Jahren So, 26.06. um 19.00 Uhr und Mo, 27.06. um 10.00 Uhr HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Amerika“ nach einem Romanfragment von Franz Kafka I R: Jan Klata Schauspielhaus Bochum I Mi 1.6., Mi 18.6., Mi. 25.6. je 19.30 Uhr 0234 33 33 55 55 Medea ist Rache (AT) Abschlusspräsentation des Jugendclubs Mi, 29.06. um 19.00 Uhr Dr. Jekyll and Mrs Hyde Lesen Sie weitere Theaterkritiken unter: www.trailer-ruhr.de/theater-ruhr Ein Vorstellung des Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasiums Bismarckstraße 240 45889 Gelsenkirchen Tel.: 0209 9 88 22 82 E-Mail: [email protected] www.consoltheater.de 18 Theater in NRW culture club Foto J.Dette Theater Künstlerischer Austausch In Köln findet erstmals das Festival „africologne“ statt Von Hans-Christoph Zimmermann Im Mai hat die Stadt Köln in einer Studie die interkulturellen und internationalen Veranstaltungen der Kommune untersuchen lassen. Nicht weiter überraschend kam dabei heraus, dass die Herkunftsländer der in der Stadt lebenden Migranten, aber auch die asiatische und afrikanische Kultur unterrepräsentiert sind. Das Theater im Bauturm macht nun mit dem interkulturellen Austausch Ernst. Im Juni startet das Festival „Africologne“, das in enger Zusammenarbeit mit dem Partnerfestival „Récréâtrales“ in Burkina Faso eine Woche lang westafrikanisches Theater in Köln zeigen wird. Dessen Leiter Etienne Minoungou kam nun für einen Besuch in die Domstadt und stellte gemeinsam mit Gerhardt Haag vom Theater im Bauturm das Programm vor. Die Idee sei „Einblick in die seit Jahren gereift, sagt Gerhardt Haag. ästhetische Vielfalt des Doch erst als der Kontakt zu Etienne afrikanischen Theaters“ Minoungou und „Récréâtrales“ zustande kam, wurde es konkret. So begleitete die Dramaturgin Kerstin Ortmeier im vergangenen Jahr beratend eine Produktion im Rahmen des Festivals. „Récréâtrales“ ist ein produzierendes Festival, das Truppen aus ganz Afrika, so Etienne Minoungou, in die burkinische Hauptstadt Ouagadougou einlädt, um dort zu recherchieren, zu produzieren, künstlerischen Austausch zu pflegen und schließlich ihre Inszenierungen auf einer Plattform zu zeigen, bei der auch zahlreiche deutsche Festivalmacher eingeladen sind. Aus dem Programm des biennalen Festivals haben Gerhardt Haag und Kerstin Ortmeier sieben Inszenierungen aus Burkina Faso, Haiti, dem Senegal und Kongo ausgewählt. Zusammen mit szenischen Lesungen und Podiumsdiskussionen sollen sie einen Einblick die divergierenden ästhetischen Formen und die Themen des afrikanischen Theaters ermöglichen, sagt Gerhardt Haag. Er hofft darüber hinaus auf einen Künstleraustausch zwischen beiden Kontinenten. Nach Etienne Minoungou, der sich auch als Regisseur, Schauspieler und Autor einen Namen gemacht hat, öffnet sich mit dem Austausch für das afrikanische Theater eine neue Tür neben dem französischsprachigen Markt. Außerdem sichern die Gastspiele vielen Theatergruppen das Überleben und sollen als Aushängeschild für mögliche Geldgeber von Koproduktionen dienen. Der afrikanische Festivalleiter kennt allerdings auch die Gefahren des internationalen Marktes, so wenn afrikanische Autoren allzu willig Themenstücke nach dem Ge-schmack der europäischen Geldgeber liefern. Außerdem bedauert er, dass kaum europäische Gastspiele in Afrika zu sehen seien.Die Kooperation der beiden biennalen Festivals „Africologne“ und „Récréâtrales“ ist zwar auf Dauer angelegt, aber zunächst über die Bundeskulturstiftung, die Stadt Köln und die Deutsche Entwicklungsgesellschaft nur für zwei Jahre finanziert. So sollen 2011 die genannten Gastspiele Hans-Christoph Zimmermann ist nach Köln, für 2012 plant man eine Koproduktion, die Theaterkritiker im Rahmen der Récréâtrales ihre Uraufführung erleben für Printmedien und Hörfunk. und im Jahr darauf als Gastspiel nach Köln kommen soll. „africologne“ – Festival des afrikanischen Theaters in Köln Theater im Bauturm, Rautenstrauch-Joest-Museum, Millowitsch Theater 22.-28.6. I 0221 52 42 42 19 «westwärts« Das NRW Theatertreffen 2011 in Wuppertal! Das heißt nicht nur eine Woche die besten Inszenierungen aus dem ganzen Land, sondern auch eine Woche lang ein Theaterfestival mit Diskussionen, Konzerten, Partys, Preisen und einem Theaterparcours durch die ganze Stadt unter dem Motto: «westworld – Stadt der Zukunft«. Die Wuppertaler Bühnen sind Gastgeber für die vielfältige und einzigartige Theaterlandschaft in NRW mit Vorstellungen aus Bielefeld, Bochum, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln, Neuss, Oberhausen und Wuppertal. Kurt-Drees-Str. 4, Wuppertal Karten: 0202 569 44 44 I www.nrw-theatertreffen.de trailer verlost 3x2 Karten für die Inszenierung „Der Kirschgarten“. E-Mail bis 19.6. an [email protected], Kennwort: Theatertreffen Sa, 25. Juni , 19.30 Uhr www PROGR AMM 06–011 Szenenfoto aus „L’echo du pas de l’homme“ (Das Echo des Schritts des Menschen), Foto: Nicholas Meisel Opernzeit - unsere Zeit Klassischer Underdog und moderner Antiheld, Wozzeck (Florian Boesch), Foto: Bernd Uhlig Oper in NRW Amer. Albtraum in Asien: H. Trinsinger als Sharpless, R. Röhr als Goro & A. Kremer als Cio-Cio-San, Foto: J. Landsberg Gesellschaft ohne Gnade Verfettet unterm Sternenbanner „Brutale Bluttat in Leipzig! Asozialer ersticht Frau. Kind bleibt allein zurück.“ – So würde die Boulevardpresse heute den Mord (vor-)verurteilen, den Johann Christian Woyzeck vor fast 200 Jahren beging. Aus Eifersucht erstach er am 21. Juni 1821 die 46-jährige Witwe Johanna Christiane Woost. Der Prozess ging in die Kriminalgeschichte ein, da „Der Mord ist die bittere Konseer zum ersten Mal die Zurechnungsfäquenz der persönlichen Deformahigkeit eines Angeklagten untersuchte, tion Wozzecks, die er durch die selbst der sächsische Thronfolger setzte Gesellschaft erlitten hat.” sich mit einem Gutachten für ihn ein. Der vom Gericht mit der Untersuchung beauftrage Arzt hielt den Täter jedoch für zurechnungsfähig, so dass Woyzeck am 27. August zum Tode verurteilt und öffentlich hingerichtet wurde. Die erhaltenen Krankenakten lassen heute darauf schließen, dass der Angeklagte unter Depressionen und Schizophrenie litt. Büchner ergreift in seinem unvollendet gebliebenen Drama von 1836 Partei für Woyzeck, der erst durch die sozialen Umstände zum Täter wird. Er ist der klassische Underdog, ein Antiheld. Zunächst ordnet er sich unter und gehorcht. Doch als der Tambourmajor ihn mit seiner geliebten Marie betrügt, weiß er keinen Ausweg mehr: Er tötet Marie, dann nimmt er sich das Leben. Ihr Kind bleibt als Waise zurück. Berg gelingt es, die unvollendet gebliebenen 31 Szenen Büchners zu einem in sich geschlossenen Musikdrama umzugestalten. Der Komponist sah das Schauspiel „Wozzeck“ (!) 1914 in einer Bearbeitung des österreichischen Schriftstellers Franzos in Wien. Berg war tief beeindruckt und nutzte diese Version als Vorlage für sein Libretto. Sein einstiger Lehrer Arnold Schönberg riet ihm dringend von dem Stoff ab – eine Oper solle sich lieber mit Engeln, als mit Offiziersdienern beschäftigen. Doch Berg wagt es, neue Wege zu gehen und verschafft in seinem Musikdrama dem leidenden Menschen Gehör, der an dem Räderwerk einer mitleidlosen Gesellschaft zerbricht. Die soziale Wirklichkeit hält Einzug in die Oper. Das hat eine Vielfalt der musikalischen Ausdrucksmittel und Stilebenen zur Folge, eine Musiksprache, die neben satirischen Tönen, wie etwa in der derben Wirtshausszene, auch verstörende Töne für das zunehmend psychotische Erleben der Hauptfigur findet. Wozzeck ist zuerst Opfer, bevor er zum Täter wird: Der Mord ist die bittere Konsequenz der persönlichen Deformation Wozzecks, die er durch die Gesellschaft erlitten hat. Und die Misere nimmt kein Ende: Der Gesamtaufbau der Oper ist von der Idee des ausweglosen Kreisens geprägt: Alle drei Akte schließen mit dem gleichen Akkord und die Schlußszene könnte musikalisch direkt wieder in den Anfang der Oper übergehen. Bergs expressive Musiksprache ist nicht allein der strengen Atonalität verpflichtet, sondern bedient sich oft einer freien Polytonalität, in der tonale Relikte verfremdet und mit Dissonanzen angereichert werden. Verzerrte Stilzitate, wie etwa der groteske Walzer bei der Untersuchung des Doktors oder das grell verfremdete Jägerlied in der Wirtshausszene spiegeln den Zynismus und die Aggressivität aller Beteiligten wider. Jeder kämpft hier gegen jeden, der Stärkere siegt, der Schwächere verliert. Wie sieht die Zukunft des Kindes von Marie und Wozzeck aus? Hat das Kind aus „schwierigen Verhältnissen“ überhaupt eine Chance? Mehr als achtzig Jahre nach der Uraufführung von 1925, ist die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und Solidarität in unserer Gesellschaft nicht gelöst. Von Karsten Mark Cio-Cio-San hat sich herausgeputzt. Sie will sich unterscheiden von den billigen, Kaugummi kauenden Huren in kurzem Rock und langen Plateau-Stiefeln, die in Wahrheit ihre Kolleginnen sind. Doch der edle Kimono wirkt deplatziert. Ihr Bräutigam F.B. Pinkerton ist zwar Offizier, aber kein Gentleman. Für die Hochzeit mit seiner gekauften Braut Cio- „Kremer klingt nicht wie ein hilfCio-San, der „Madame Butterfly“, hat er loses Opfer. Sie hofft und kämpft.“ keinen Aufwand getrieben. Er kommt in alten Jeans und Baseballcap, lässt den Bierbauch aus der geöffneten Lederjacke hängen. Pinkerton will nicht mehr als billigen Sex, Alkohol und Zigaretten. Und er weiß, dass er als Amerikaner nicht groß darum bitten muss. Seine Dollars machen ihn zum uneingeschränkten Herren über die gleichermaßen armen wie korrupten Asiaten. Für das hochentwickelte Japan will die Situation heute nicht mehr so recht passen. Doch ein paar tausend Kilometer weiter gen Südwesten, irgendwo zwischen Bangkok und Phnom Penh, könnte die Geschichte der „Madame Butterfly“ auch heute noch spielen. Die Hochzeit mit einem Weißen verheißt Wohlstand und einen Ausweg aus der Armut. Doch der pragmatische Ansatz schließt keineswegs die romantische Überhöhung aus. Und so glaubt Cio-CioSan fest an ihre Ehe, während sie für Pinkerton nur eine Farce und Episode darstellt. Tilmann Knabe gelingt an der Essener Aalto-Oper eine Neuinszenierung des Puccini-Dauerbrenners, die den Kern der Oper trifft und ohne große Verrenkungen auskommt. Knabe haftet das Image des Provokateurs an – auch weil er gern reichlich Bühnenblut vergießt. Bei Puccinis Butterfly sind die Gelegenheiten für solche Gemetzel ziemlich rar. Immerhin kann es sich Knabe nicht verkneifen, noch vor Beginn der Musik einen Trupp Putzmänner und Anstreicher in Schutzanzügen durch Pinkertons neues, schneeweißes Haus wuseln zu lassen. Der Eindruck: Hier wird gerade ein blutiger Tatort beseitigt. Ansonsten konzentriert sich die Regie auf die gründliche Demontage allen schmucken Asien- und MarineDekors. Selbst die anfänglich hübsche Fassade der jungen (Schein-) Ehe ist extrem fadenscheinig. Das strahlende Weiß der Wände ist nikotinvergilbt, die Zimmer sind zugemüllt. Das Sternenbanner und ein Obama-Poster an der Wand sollen der Behausung einen letzten Rest Würde verleihen und zeigen: Cio-Cio-Sans Treue und ihr Sohn sind alles, was ihr geblieben ist. Pinkerton wird ihr auch das noch nehmen. Auf den ersten Blick mag die unverblümt widerliche Welt der Butterfly aus Armut und Ausbeutung als Kontrast zur spätromantischen Partitur Puccinis erscheinen. Doch Stefan Soltesz beweist mit den Essener Philharmonikern das Gegenteil. Das liebliche japanische Kolorit, das bei „Madama Butterfly“ einen großen authentischen Kern besitzt, stellt nur eine Seite der Medaille dar. Die andere und wichtigere ist eine tiefe Traurigkeit, die Annemarie Kremer als Cio-Cio-San vortrefflich in ihrer Stimme transportiert. Kremer klingt nicht wie ein hilfloses Opfer. Sie hofft und Karsten Mark ist freier kämpft – um ihren Sohn, um den vermeintlichen Ehemann Journalist und lebt im Ruhrgebiet. Kultur und – und zieht am Ende die einzig verbleibende blutige Konsebesonders das Muquenz. So klingt auch ihr Gesang: nicht auf romantischen siktheater gehören zu seinen Schwerpunkten. Hochglanz poliert, aber kraftvoll nuanciert. „Wozzeck“ von Alban Berg I R: Ingo Kerkhof I Oper Köln (Palladium) Mi 1.6., Do 9.6., Sa 11.6., Do 16.6., Sa 18.6., Do 23.6., Sa 25.6. je 19.30 Uhr, So 5.6. 16 Uhr, Mo 13.6. 17 Uhr I 0221 22 12 84 00 „Madame Butterfly“ von Giacomo Puccini R: Tilman Knabe I Aalto-Musiktheater Essen Mi 1.6. 19.30 Uhr, Do 9.6. 19.30 Uhr, So 19.6. 19.00 Uhr I 0201 812 22 00 20 46 Das Unrecht der Stärkeren in Alban Bergs Oper „Wozzeck“ KERSTIN MARIA PÖHLER „Madama Butterfly“ am Essener Aalto-Musiktheater www MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE KARTENTELEFON 0209. 4097-200 www LA VILLE – DIE STADT Ballett von Bernd Schindowski auf die gleichnamige Komposition von Pierre Henry TERMINE 4., 11., 17. Juni 2011 WAR REQUIEM Op. 66 von Benjamin Britten Szenische Aufführung TERMINE 3., 13. Juni 2011 3., 7., 9. Juli 2011 Theater demnächst Bei „westwärts“ zu sehen: die Kölner Produktion „Oblomow“, Foto: Hermann u. Clärchen Baus Der natürliche Feind des Hinterns Ein Festival nach dem anderen. Was war noch mal Kulturhauptstadt? Das Leben ist eine Einbahnstraße verpasster Chancen. Niemand sollte darüber jammern, denn keiner schafft es nichts zu verpassen, nicht einmal Gott. Haben Sie schon Ihren Sommerurlaub gebucht? Wenn Sie Theatergänger sind, dann ist das in diesem Jahr auch gar nicht so einfach, es ist die Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten und damit der verpassten Chancen. Wenn Sie das hier lesen, buhlen in Mülheim an der Ruhr noch immer sieben Stücke um den heiß begehrten, mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Theaterpreis. Wird es Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek (bereits zum 14. Mal ausgewählt) wieder schaffen? Ob die „Winterreise“ mit Bezug auf Franz Schuberts Liederzyklus es wert war, wissen wir am Ende der ersten Woche im Juni. Die Ruhrfestspiele laufen eine Woche länger. Dann ist auch diese Mega-Event-Schau vorbei. Zeit für einen Kurzurlaub. Hauptsache immer nach Westen, ob mit motorisiertem Wohnklo oder im Planwagen. „westwärts“ ist auch das Motto des Theatertreffens der 19 Stadt- und Landestheater in NRW. In Wuppertal geht es um Pokale für die Vitrine, für die beste Inszenierung, den besten Schauspieler und den besten Nachwuchsschauspieler. Darüber hinaus wird ein Publikumspreis vergeben. „westwärts“ ist auch das größte regionale Theatertreffen Deutschlands – kein Wunder, alle zehn renommierten Theater des größten Bundeslandes nehmen teil. Auch hier ist Elfriede Jelinek vertreten. Sie sucht in den Feldern des kleinen Ortes „Rechnitz“ nach den Spuren unserer Vergangenheit in Deutschland und Österreich. Die Inszenierung stammt vom Düsseldorfer Schauspiel. Aus Köln kommt ein gewichtiger Herr „Oblomow“. Dem gleitet das Leben unter den Fingern durch. Er würde ja was dagegen tun, wenn er es nur schaffen würde, einmal von seinem so bequemen Sofa im fernen Russland aufzustehen. Begleitet wird das Theaterprogramm durch ein umfangreiches Rahmenprogramm. So wird die Eröffnung des NRW Theatertreffens auf dem Vorplatz des Wuppertaler Schauspielhauses stattfinden. Die umfangreiche Jugendarbeit der Theater in NRW soll hier gewürdigt werden und ein Forum bekommen. Am 26. Juni beendet das Theater Oberhausen mit seiner sehr expressiven und (gern auch noch einmal) sehenswerten Inszenierung von „Nora oder ein Puppenhaus“ den munteren Theaterreigen. Erschöpft lehnen Sie sich zurück. Ende Juni und immer noch nix mit Urlaub. Denn schon drei Tage später geht es weiter. Und beim nächsten Festival können sogar Theatermarathons gebucht werden, für die nicht nur Ausdauer beim Sehen, sondern auch schmerzresistente Hinterteile benötigt werden. Das Theater Festival „Impulse“ des NRW Kultursekretariats zeigt seit 20 Jahren die wichtigsten Off-Theaterproduktionen aus dem deutschsprachigen Raum. Erstmals im Sommer präsentiert Impulse in Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr neun herausragende Theaterproduktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Wettbewerb, die eine Jury aus über 300 Bewerbungen ausgewählt hat. Dass im zwei Jahresturnus ausgetragene Festival zeigt über 50 Aufführungen auf 25 Bühnen. Und von ferne winkt schon die Ruhrtriennale. Klar soweit? www Zum letzen Mal Zum letzen Mal Freitag, 03.06.2011 / 20 Uhr Freitag, 17.06.2011 / 20 Uhr Samstag, 25.06.2011 / 20 Uhr UND DANN GAB´S KEINES MEHR Kriminalstück von Agatha Christie Samstag, 04.06.2011 / 20 Uhr Samstag, 11.06.2011 / 20 Uhr ZURÜCK ZUM HAPPY END Komödie von Frank Pinkus Freitag, 10.06.2011 / 20.00 Uhr EIN SCHÖNER SCHLAWINER Komödie von Pierre Chesnot Samstag, 18.06.2011 / 20 Uhr ALLES IM GARTEN Schwarze Komödie von Edward Albee Freitag, 24.06.2011 / 20 Uhr EIN JOGHURT FÜR ZWEI Ein (Wellness) Lustspiel von Stanley Price PETER ORTMANN Aktuelle Eintrittspreise: Reihe 1 bis 4 Reihe 5 bis 7 Kinder bis 13 Jahre 15,- € / erm. 13,- € 13,- € / erm. 11,- € 8,- € pro Platz Gänsemarkt 42 · 45127 Essen · Tel. 02 01/ 52 098 52 www.kleines-theater-essen.de · [email protected] „Stücke“ Mühlheimer Theatertage I Bis 7.6. I Mülheim I 0208 96 09 60 „Ruhrfestspiele Recklinghausen“ I Bis 12.6. I Recklinghausen I 0261 921 80 „westwärts“ Theatertreffen NRW I 20.6.-26.6. I Wuppertal I 0202 569 44 44 „Impulse“ I 29.6.-10.7. I Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim 0221 992 25 51 11 22 THEATER FLETCH BIZZEL Humboldtstr. 45 44137 Dortmund Tel. 02 31 / 14 25 25 www.fletch-bizzel.de Juni 11 01.06. MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW Mi. € 15,-/10,- mit Emscherblut 03.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL 04.06. „Monsieur Ibrahim und Fr. Sa. € 15,-/10,- die Blumen des Koran“ 10.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL 11.06. „Mit brennender Geduld“ oder Fr. Sa. € 15,-/10,- „Nerudas Postmann“ 17.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL Fr. Bianka Lammert „Das kunstseidene Mädchen“ € 15,-/10,- 23.06. BJÖRN JUNG Do. „War das jetzt schon Sex? oder Mann in Not“ € 15,-/10,- 24.06. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL 25.06. „Mit brennender Geduld“ oder Fr. Sa. € 15,-/10,- „Nerudas Postmann“ Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr TURBO PROP THEATER „Die Schmuddels - wie alles begann“ So. 05.06. -11 Uhr · Mi. 08.06. -10 Uhr · So. 12.06. -11 Uhr· KINDER MUSIK & THEATER GEIERABEND OPEN AIR BEI TANTE AMANDA Do. 16.06. - MARTIN HÖRSTER „Das kleine Ich-Bin-Ich“ Fr. 1. Juli – So. 3. Juli 2011 www Musical in NRW Peter Weck präsentiert eine Produktion von BB Promotion GmbH und Mehr! Entertainment GmbH Der dauersingende Dampfer mit illustrer Besatzung: Die S.S. Amerika, Foto: Matthias Stutte „You´re the Top, Karin !“ Cole Porters „Anything Goes“ in Bielefeld L! DAS ORIGINAEN IN OBERHAUS CATS-Theaterzelt 10. Dez. 2011 - 22. Jan. 2012 Am Centro, Brammenring www.cats.de Originally produced by Cameron Mackintosh and The Really Useful Group Ltd. | Poster design by Dewynters. TM © 1981 RUG Ltd. *QYCTF2CPVGTHQT4QEM[*QTTQT%QORCP[.KOKVGFCPF/KEJCGN$TGPPGTHQT$$2TQOQVKQP)OD*RTGUGPV $#&$+<#44'#0&$.11&;$4+..+#06 Von Rolf-Ruediger Hamacher Es dauert keine fünf Minuten, da trällern die beiden Hauptdarsteller schon den Hit des Abends: „I get a kick out of you“. Cole Porter hatte sich 1934 zur Uraufführung seines „Anything Goes“ diese ungewöhnliche MusicalDramaturgie einfallen lassen, um das snobistische New Yorker Publikum zur Pünktlichkeit zu erziehen. Das nahm nämlich gerne verspätet die Plätze ein, um seine teuren Roben zur Geltung zu bringen. In Bielefeld galt die ungeteilte Aufmerksamkeit von Beginn an den beiden (Gast-)Stars Karin Seyfried und Jens Janke, die das Publikum in der letzten Spielzeit in George Gershwins „Crazy for you“ mit ihrem Allround-Talent begeistert hatten. Da konnte eigentlich nichts mehr schief gehen, zumal man Cole Porters bissig-ironische Texte im Original belassen hatte. Dennoch sollte sich das Versprechen – dass der Titel des Stücks vorgibt – uneingeschränkt nur im dreifachen Happy-end niederschlagen. Auf dem Weg dahin gerät die „S.S. Amerika“ – auf der, nach dem Prolog, die gesamte Handlung spielt – während ihrer Fahrt von New York nach London allerdings in einige inszenatorische Turbulenzen. Eigentlich sollte Billy Crocker (Jens Janke) seinem Börsen-Makler-Chef nur einige Geschäftsunterlagen an Bord bringen und dann an der Wall Street gewinnbringend Aktien abstoßen. Aber als er seine große Liebe Hope beim Einschiffen entdeckt, schleicht er sich als blinder Passagier mit an Deck. Dort muss er sich nicht nur vor der Besatzung und seinem Chef verstecken, sondern auch vor Hopes Mutter, die ihre Tochter des Geldes wegen einem englischen Lord versprochen hat. Außerdem an Bord: Billys frühere, noch immer auf seine Rückkehr hoffende, Geliebte Reno (Karin Seyfried), die mit ihren „Engeln“ als singende „Predigerin“ angeheuert hat. Und Amerikas, als Priester verkleideter, Staatsfeind Nr. 13, Moonface Martin mit dem nymphomanischen Gangsterliebchen Emra im Schlepptau. Kein Wunder, dass es in dieser illustren Gesellschaft zu einigen amüsanten Verwicklungen kommt ... Die Inszenierung von Roland Hüve lässt leider jenes Timing vermissen, das eine turbulente Boulevardkomödie benötigt. Und auch die „Eindampfung“ auf die finanziellen Möglichkeiten einer städtischen Bühne haben dem Stück nicht gut getan: So dürfen gegenüber den zwölf Original-„Engeln“ hier nur vier mit an Bord und auch die Matrosen-Crew besteht lediglich aus einem Quartett. Das nimmt den groß angelegten Tanz- und Steppszenen dann doch etwas von ihrer ursprünglichen Dynamik, die auch durch die weder genügend breit noch tief ausgelegte Bühne eingeengt wird. Die fordert nicht nur von Choreograph Jochen Schmidtke Tribut, sondern hat auch Christof Cremer zu einem wenig aufregenden Bühnenbild „gezwungen“. Dafür hält sich Cremer bei den Kostümen schadlos: Wenn Karin Seyfried im stilvollen Abendkleid mit ihrem kongenialen Partner Jens Janke tanzt oder im aufregenden Glitter-Kostüm in Rolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, den (Bühnen-)Himmel entschwebt, dann zelebriert er sie Journalist und im Vorals jenen Musical-Star, der den Vergleich mit der „Ur“stand des FilmkritikerVerbandes Reno Ethel Merman nicht scheuen muss. www %1.155'7/6*'#6'4'55'0 COLOSSEUM THEATER E S S E N YYYTQEM[JQTTQTUJQYFG 6+%-'65∙YYYMCTVGPMCWHGPFG YYYDDRTQOQVKQPEQO a/KPCWUFGO(GUVPGV\/QDKNHWPMOCZa/KP „Anything goes“ von Cole Porter R: Roland Hüve I Theater Bielefeld Sa 18.6. 19.30 Uhr I 0521 51 54 54 24 culture club Theater Headspin Critical Mess Längst ist Hip Hop in der Mitte der Gesellschaft angekommen und wird kommerziell vermarktet. Was früher Ausdruck von subversivem Protest war, kann man heute im Street-Shop jeder größeren Stadt kaufen. Was also bedeutet heute noch Subkultur? In “Headspin – Critical Mess” begegnen sich auf der Bühne Schauspieler des GrilloTheaters, Tänzer, Lebenskünstler und Musiker des Künstlerkollektivs Unusual Symptoms. Die persönlichen Geschichten der Mitwirkenden stehen im Mittelpunkt dieses Projekts 11.11.11 ESSEN Colosseum Grillo-Theater Theaterplatz 11, Essen Karten: 0201 812 22 00 21.11.11 DÜSSELDORF Philipshalle trailer verlost 5x2 Karten. E-Mail bis 5.6. an [email protected], Kennwort: Headspin www.dtpd www.dtpdesign.de p esigg n.de Do, 9. Juni, um 19.30 Uhr www INE HO2T7L 7 499 02131 Mit freund Mit ffreundlicher reundliche lichh r Unt Unterstützung: Unterstü erstützung tzung: ung: D`e`jk\i`ld]i=Xd`c`\#B`e[\i Al^\e[#Blcklile[Jgfik [\jCXe[\j Efi[i_\`e$N\jk]Xc\e THEATER AM SCHLAC SCHLACHTHOF CHTHOF NEUSS Th t am SSchlachthof Theater hl hth f NNeuss Blücherstraße 31-33, 4146O Neuss www.tas-neuss.de d Komikzentrum Ruhr Hat mit „Pilz inne Buxe“ einen heiteren medizinischen Comic verfasst: Doktor Stratmann, Foto: Privat Über Liebe, Kunstfehler und Giftzähne Welterforscher unter sich „Jupp, du bis mich einen!“ sagt Omma gerne. Doktor Stratmann hat die Sprechblasen geschrieben, die in einem von Christina Groth-Lindenberg liebevoll und gekonnt illustriertem Buch zu bewundern sind. „Pilz inne Buxe“ heißt der „heitere medizinische Comic“ (Klartext Verlag), der mehr über die spezifische Ruhrgebiets-Mentalität verrät als manche kluge Abhandlung. Dr. med. Ludger Stratmann alias Jupp spielt in den vier Geschichten für Hypochonder denn auch die Hauptrolle, ein Mann, der komplizierte Sachverhalte auf den Punkt bringt, einer, der den Umgang mit Fremdwörtern zu einer eigenen, jedermann verständlichen Ausdrucksweise gemacht hat: ein neurophysiologisches Wunderwerk. Eben dieser Jupp ist auch persönlich zu begutachten: und zwar im Essener Stratmanns-Theater, wo er auf seiner eigenen Bühne steht und erklärt, was es mit einem „Kunstfehler“ auf sich hat (am 17.-19., 24.-26.6.). Apropos Fehler: Frank Fischers Programm „Deutsh als Fremdsprache“ ist absichtlich falsch geschrieben. Wieso, verrät er am 17. Juni auf der Rü-Bühne in Essen, wo der frisch gekürte Publikumspreisträger des Prix Pantheon auftritt. Dabei kann der sympathische Stand-Upper noch mehr einiges mehr erklären. Zum Beispiel, wieso man Hinweisschilder in Supermärkten nicht allzu wörtlich nehmen sollte und warum es weltwirtschaftlich gesehen keine gute Idee ist, Handytarife mit 40 Inklusiv-Tagen im Monat anzubieten. Barbara Kuster ist zum ersten Mal in der Duisburger „Säule“ (10.6.) zu Gast. Die in Babelsberg bei Berlin beheimatete Kabarettistin sollte ein Pflichtprogramm für all jene werden, die behaupten, es gäbe keine politischen Kabarettistinnen. Hier steht nämlich der lebende Beweis dafür, dass Frauen durchaus dazu in der Lage sind, die Berliner Regierungsriege genüsslich auseinander zu pflücken. „Giftzahn der Zeit“ heißt ihr Programm, in dem sie einmal mehr zeigt, was für eine blendende Rock-Sängerin sie überdies ist und dass man sie weder mit Tina Turner noch mit der Rockband Rammstein verwechseln sollte. Auch nicht verwechseln darf man die „Liebe“ von Hagen Rether, ein Programmtitel, mit dem er seit gefühlten hundert Jahren die Szene aufmischt. Im Sinne einer kontinuierlichen Aktualisierung setzt er sich darin mit allem Möglichen auseinander – nur nicht mit Emotionen, es sei denn, man unterstellt Angela Merkel, ihr plötzliches Eintreten für erneuerbare Energien sei mit Gefühlsaufwallungen verbunden. Rether sitzt am Flügel und sagt einfach nur, was und warum in dieser Welt schief läuft. Er ist zweifelsohne nicht nur der am besten aussehende politische Kabarettist weit und breit, er gehört auch zu jenen, denen man stundenlang zuhören kann, wenn er – untermalt von Klavierakkorden – die so schwer verdaulichen wie katastrophalen Zusammenhänge von Politik und Wirtschaft seziert – sarkastisch, provozierend und immer in sich stimmig. Am 6. Juni tritt er als Gig zwischen „Anatevka“ und „Zar und Zimmermann“ im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier auf, am 18. in der Rheinhausenhalle in Duisburg. Weit weniger populär, aber von ganz besonderem Charme ist das Programm des aktuellen Tegtmeier-Jurypreisträgers Marco Tschirpke, der am 8. Juni in den Flottmann-Hallen in Herne seine „Flügelstürmer“ ausfährt. Was auch immer sich hinter dem Titel verbirgt: Tschirpke besitzt ein besonderes Talent für sprachliche Entdeckungen, er ist ein musikalisch-poetischer Welterforscher, der den Geist seiner Zuhörer mühelos in die unbekannten Weiten des Universums entführt. Dafür verbürgt sich Ihre stets über Tage lebende. www ANNE NÜME 26 Girardetstraße 2 - 38 45131 Essen www.ruebuehne.de 17. Juni Ä'HXWVKDOV )UHPGVSUDFKH³ &RPHG\)UDQN)LVFKHU 18. Juni 7KH9LROHW7ULEH Ä*DQG+RWHO³ 7DQ]XQG/LYHPXVLN 0DULDP$OD5DVKL 01. Juli ³$XFK-QJHU ZHUGHQlOWHU &RPHG\-RKDQQHV)O|FN 9259(5.$8) Café Cult im Girardet Haus Telefon 0201-384 67 66 [email protected] 05.06. / SO / 20 Uhr Teatro de Telón "Contrabando" 06.06. / MO / 19.30 Uhr Teatro de Telón "Telón de Arena" 08.06. / MI / 20 Uhr Las Kumbia Queers "La Gran Estafa Del Tropipunk" 09.06. / DO / 19.30 Uhr Mauricio Meza "Wenn das Land knapp wird…" 16.06. / DO / 19.30 Uhr Perspektiven des Schulstreiks 22.06. / MI / 19.30 Uhr Open Flair Festival Bochumer Kleinkunstpreis 2011 27.06. / MO / 19.30 Uhr Modaira Rubio Marcano "Ciao Linda!" 28.06. / DI / 19.30 Uhr Ilka Eickhof "Und keiner will's gewesen sein" 30.06. / DO / 19.30 Uhr Wilfried N'Sonde WortWelten aus dem Kongo 01.07. / FR / 19 Uhr Christoph Butterwegge "Armut in einem reichen Land" Vorverkauf im Endstation.Kino Café tägl. von 19.00 – 22.30 Uhr www VVK: KulturInfoShop: 0231/ 50 27710 [email protected] s Sting Kai Magnu li 3. Ju Bender Hennes . Juli 9 .+ 8 Lioba Alb us Thomas Freitag 15.+16. Juli Jürgen Becker 6. Juli Mi. 13. Juli Mi. 3. Aug immer mit . Mi. 10. Aug twochs . Lioba Alb Mi. 24. Aug . us - HerzD ame stich t Mi. 31. Aug . Dr. Stratmann 23.+24. Sept. Frank Goosen 1.+2. Juli Die Stachelschweine 19.+20. Aug. Mi. 7. Sep t. Mi. 14. Sep t. Fritz Eckenga 30. Juli Mi. 21. Sep t. Mi. 17. Aug . Sparkasse Dortmund präsentiert: RuhrHOCHdeutsch Musik, Kabarett & Comedy Juli bis Oktober 2011 Koch / Sträter 20. Juli Im Spiegelzelt am U ehalten!! ! Frank Goosen, Hennes Bender, Jürgen Becker, Bruno Knust, Bullemänner, Thomas Freitag, Jochen Malmsheimer, Lioba Albus, Dr. Stratmann, Kay Ray, Fritz Eckenga, Lydie Auvray, Uta Rotermund, Münchner Lach + Schieß, Stachelschweine, Kom(m)ödchen, Pfeffermühle u.v.m. gen vorb NightWash 26. Aug. „Im weißen Rüssl ...“ 15.-18.9. / 2.-6.10. Leipziger Pfefferm ühle 5.+6. Aug. tribüne nne Süd Die 2 vo 12.-14. Aug. 7./ Tina Teubner 11. Sept. Jochen Malm 22.+23. Juli / 2.sheimer -4. Sept. www „Der Bauch lacht. ..“ Carrington & Brown 10. Sept. U Gastronomie: Theater Fletch Bizzel Humboldtstraße 45 44137 Dortmund FON 0231/14 25 25 [email protected] www.fletch-bizzel.de Irrtümer und Änderungen vorbehalten. „Der Bauch lacht mit“ immer dienstags as“ artz Veg nust „H s Bruno K er donnerstag imm Veranstalter: Infoline l Theater Fletch Bizze 25 25 14 0231 / r Die Bullemänne 30. Sept. Änderun www.ruhrhochdeutsch.de chen m(m)öd orfer Ko uli J Düsseld . 0 1 Die Bräute 25. Sept. vray“ Lydie Auuli 29. J Münchner Lach- & Schieß 7.+ 8. Okt. Uta Rot m und 24. Juli /er 21. Aug. Mo. 4. Juli Mo. 11. Juli Mo. 18. Juli Mo. 25. Juli Mo. 1. Aug. Mo. 8. Aug. Mo. 12. Sept. Mo. 19. Sept. Mo. 26. Sept. immer montags inkl. Pommes, Curryw urst, Bier ... Reiner Kröhnert 27. Juli Kay Ray 27.+28. Aug. Björn Jung 31. Juli Mo. 15. Aug. Mo. 22. Aug. Mo. 29. Aug. Mo. 5. Sept. Programm-Übersicht Juli 2011 Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Frank Goosen: „Radio Heimat“ Frank Goosen: „Radio Heimat“ Kai Magnus Sting „Die hohe Kunst der Weltrettung“ ...immer montags: Matthias Rauch DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Jürgen Becker: „Ja, was glauben Sie denn?“ Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Hennes Bender: „Erregt“ Hennes Bender: „Erregt“ Düsseldorfer Kom(m)ödchen: „Sushi. Ein Requiem“ ...immer montags: Jens Neutag DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Lioba Albus: „HerzDame sticht “ : Bruno „Günna“ Knust Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Thomas Freitag: „Nur das Beste“ Thomas Freitag: „Nur das Beste“ 14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band 20:00 Uhr Frauen Fussball WM 2011 Endspiel ...immer montags: Ludger K. DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Thomas Koch und Thorsten Sträter Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Jochen Malmsheimer: „Wenn Worte reden könnten...“ Jochen Malmsheimer: "Wenn Worte reden könnten..." Uta Rotermund: „50 plus! Seniorenteller?“ ...immer montags: Stephan Rodefeld DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Reiner Kröhnert: „Das Jesus Comeback oder ...“ Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Lydie Auvray: „Soirée“ Fritz Eckenga: „Fremdenverkehr mit Einheimischen” Björn Jung: „War das jetzt schon Sex? oder...“ 19,00 € 19,00 € 17,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 12,00 € Frei 15,00 € 39,00 € 17,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 17,00 € 15,00 € 39,00 € 17,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € August 2011 Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. ...immer montags: Philipp Simon DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Martin Herrmann Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Leipziger Pfeffermühle: „Hurra, wir bleiben inkompetent“ Leipziger Pfeffermühle: „Hurra, wir bleiben inkompetent“ Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo - Premiere! ...immer montags: Ruth Schiffer DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Arno Margraf Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo Die zwei vonne Südtribüne mit Immi & Lollo ...immer montags: Ape & Feuerstein DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Nessi Tausendschön Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Berliner Stachelschweine: „Nichts als die Wahrheit“ Berliner Stachelschweine: „Nichts als die Wahrheit“ 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. So. Mo. Di. Mi. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 28. 29. 30. 31. Uta Rotermund: „Können Männer denken?“ ...immer montags: Thomas Philpzen DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Anka Zink Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Nightwash - Comedy Show Spezial Kay Ray: „Haarscharf“ 14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band 20:00 Uhr Kay Ray: „Haarscharf“ ...immer montags: Robert Griess DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Lioba Albus „HerzDame sticht“: Norbert Alich September 2011 Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. So. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 25. 26. 27. 28. 29. 30. Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Jochen Malmsheimer: „Wenn Worte reden könnten“ Jochen Malmsheimer: „Wenn Worte reden könnten“ Jochen Malmsheimer: „Wenn Worte reden könnten“ …immer montags: Helmut Sanftenschneider DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Käthe Lachmann Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” 8.Dortmunder DEW21 Kriminacht Carrington & Brown: „Mit Schirm, Charme und Cellone“ Tina Teubner „Aus dem Tagebuch meines Mannes“ …immer montags: Henning Schmidtke DER BAUCH LACHT MIT Franziska Mense-Moritz Lioba Albus: „HerzDame sticht“: Simone Fleck Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ ...immer montags: Horst Fyrguth DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Fatih Cevikkollu Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Dr. Stratmann: „Kunstfehler“ Dr. Stratmann: „Kunstfehler“ 14:00 Uhr Tanzpalast – mit Jazz Fazz Big Band 20:00 Uhr Die Bräute: „Aus Kindern werden Leute,...” ...immer montags: Martin Herrmann DER BAUCH LACHT MIT Siegfried & Roy Lioba Albus: „HerzDame sticht “: Überraschungsgäste! Bruno "Günna" Knust: „Hartz Vegas” Die Bullemänner: „iKuh“ www 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 12,00 € 19,00 € 17,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 12,00 € 17,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € Oktober 2011 Sa. So. Mo. Di. Mi. Do. Fr. Sa. 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 11. Dortmunder DEW21 Museumsnacht Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Bruno Knust: „Im weißen Rüssl am PHOENIXSEE“ Münchner Lach & Schiess: „OHNE LIMIT“ Münchner Lach & Schiess: „OHNE LIMIT“ Kartenverkauf KulturInfoShop in der Sparkasse Katharinenstraße 1 · 44137 Dortmund Mo - Sa: 10.00 - 18.00 Uhr Tel: 0231 - 50 27710 · Fax: 0231 - 50 27740 E-Mail: [email protected] 17,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 12,00 € 19,00 € 15,00 € 39,00 € 19,00 € 15,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € 19,00 € Online Verkauf RUHR.VISITORCENTER Dortmund Brinkhoffstraße 4 · 44137 Dortmund Tel: +49 231 50 294 50 · Fax: +49 231 50 294 55 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag / Feiertage: 10.00 - 18.00 Uhr Ostermontag + Pfingstmontag: 10.00 - 18.00 Uhr www.ruhrhochdeutsch.de Veranstalter: Theater Fletch Bizzel Horst Hanke-Lindemann Telefon: 02 31-14 25 25 E-Mail: [email protected] Spiegelzelt am Dortmunder U Rheinische Straße 1 · 44137 Dortmund www.RuhrHOCHdeutsch.de Programmänderungen vorbehalten. Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region STADTTHEATER SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 + Amerika Mi. 1.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30 Candide oder der Optimismus Do. 2.6. 19.00 Cyrano de Bergerac Fr. 3.6. 19.30, Mo. 13.6. 19.00, Do. 23.6. 19.30, Do. 30.6. 19.30 Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui Sa. 4.6. 19.30, So. 12.6. 19.00, So. 19.6. 19.00, So. 26.6. 19.00 Kasimir und Karoline So. 5.6. 19.00 Woyzeck Mi. 8.6. 19.30, Do. 16.6. 19.00 Faust Sa. 11.6. 19.30 A Tribute to Johnny Cash Mi. 15.6. 19.30 Peer Gynt Fr. 17.6. 19.30 Der Sturm Mi. 29.6. 19.30 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Waisen Do. 2.6. 20.00, So. 5.6. 20.00, Do. 9.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, Do. 16.6. 20.00, Fr. 17.6. 20.00 Heimat unter Erde Fr. 3.6. 19.30 Die Dreigroschenoper Sa. 4.6. 19.30, So. 12.6. 18.00 + Die Bluthochzeit So. 5.6. 18.00, Fr. 17.6. 19.30 Embedded – Ein Jahr Afghanistan Mi. 8.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30 Geilezeit Fr. 10.6. 19.30 Macbeth Sa. 18.6. 19.30, So. 26.6. 18.00 Die 39 Stufen Mi. 22.6. 19.30 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Der kleine Schornsteinfeger Mi. 1.6. 18.00 Hamlet, Prinz von Dänemark Fr. 10.6. 20.00, Mo. 13.6. 20.00, Mi. 15.6. 20.00, Do. 16.6. 20.00, Mi. 22.6. 20.00, Do. 28.6. 20.00 Ristorante Immortale So. 12.6. 19.30 Klasse Klasse So. 19.6. 20.00, Mo. 20.6. 11.00 und 20.00, Di. 21.6. 11.00 Das letzte Band Mi. 29.6. 20.00, Do. 30.6. 20.00 THEATER ESSEN (GRILLO) 0201 812 22 00 25 Sad Songs Do. 2.6. 19.00, Mi. 8.6. 19.30 Headspin Critical Mess Do. 9.6. 19.30, Mi. 29.6. 19.30 Prinz Friedrich von Homburg Fr. 10.6. 19.30 Das Bergwerk Sa. 11.6. 19.30, So. 19.6. 16.00, Sa. 25.6. 19.30 Jede Menge Kohle So. 12.6. 19.00, Fr. 24.6. 19.30 Ptah II – Junge Choreographen im Grillo – Theater Do. 16.6. 19.30, Fr. 17.6. 19.30, Do. 30.6. 19.30 Shockheaded Peter Mi. 22.6. 19.30 Buddenbrooks So. 26.6. 19.00 THEATER HAGEN 02331 207 32 18 Dance in Motion Fr. 3.6. 19.30, Fr. 10.6. 19.30, So. 19.6. 15.00, Mi. 22.6. 19.30, So. 26.6. 15.00, Mi. 29.9. 19.30 Turandot Sa. 4.6. 19.30, Mi. 8.6. 19.30, Mi. 15.6. 19.30, Di. 28.6. 19.30 Der Barbier von Sevilla Di. 7.6. 19.30, So. 12.6. 18.00, Fr. 24.6. 19.30 Gegen die Wand Sa. 11.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30 Jekyll & Hyde Mo. 13.6. 18.00 Viel Lärm um nichts Do. 16.6. 19.30 Dominique Horwitz Sa. 25.6. 19.30 THEATER KREFELD 02151 80 51 25 König Ödipus Do. 2.6. 20.00, Sa. 4.6. 20.00, So. 12.6. 20.00, Di. 21.6. 20.00, So. 26.6. 20.00, Di. 28.6. 20.00 Le Villi / Suor Angelica So. 5.6. 19.30, Sa. 11.6. 20.00, Fr. 17.6. 20.00 Treppauf Treppab Mi. 8.6. 20.00, Sa. 18.6. 18.00, Do. 30.6. 20.00 The Rocky Horror Show Fr. 10.6. 20.00, So. 19.6. 19.30 Hedda Gabler Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 19.30, Di. 28.6. 20.00 Othello / Ein Sommernachtstraum Mi. 29.6. 20.00 SCHLOSSTHEATER MOERS 02841 20 17 31 Der Knacks Mi. 1.6. 19.30, Mi. 8.6. 18.30, So. 19.6. 18.00, Fr. 24.6. 19.30 Der Geizige Fr. 3.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30 Die unsichtbare Hand Sa. 4.6. 19.30, Do. 16.6. 19.30 Der Kirschgarten So. 5.6. 18.00 Der Drang So. 26.6. 18.00 THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 Dossier: Ronald Akkermann Fr. 3.6. 18.00, Sa. 4.6. 19.30, Fr. 10.6. 19.30, Sa. 11.6. 19.30, Fr. 17.6. 20.00 Der goldene Drache Sa. 4.6. 19.30, So. 5.6. 19.30 Warteraum Zukunft Mo. 6.6. 19.30, Di. 7.6. 19.30 k.o. Mi. 15.6. 18.00 Ass Karta Mi. 15.6. 20.00 Ich will einfach nur Mensch sein Do. 16.6. 18.00 Hautnah Do. 16.6. 20.00 Die süße Naivität: Fjodor Dostojewskis Klassiker der Weltliteratur „Der Idiot“, in dem der junge Fürst Myschkin (Michael Witte, l.) gutmütig und –gläubig durch ein moralisch verwahrlostes Russland wandelt, hat sich der Ukrainer Andriy Zholdak für das Theater Oberhausen angenommen. Die Figur Myschkins trägt selbst viele Züge des großen russischen Schriftstellers, Foto: Axel J. Scherer = Premiere = trailer Empfehlung + = trailer Theaterkritik Augen in der Gross-Stadt Sa. 18.6. 18.00 + Iphigenie auf Tauris Mo. 20.6. 18.00, Di. 21.6. 18.00 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Prinz Friedrich von Homburg Mi. 1.6. 19.30 Waisen So. 5.6. 18.00 Drei Schwestern Mi. 8.6. 19.30 Carmen Do. 9.6. 19.30, Mi. 29.6. 19.30 + Der Idiot Fr. 10.6. 19.30, Fr. 17.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30 Nora oder Ein Puppenhaus Sa. 11.6. 19.30 Ein Sommernachtstraum So. 19.6. 18.00 WESTFÄLISCHES LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL 02305 97 80 20 Andorra Mo. 6.6. 9.00 und 12.00, Di. 7.6. 9.00 und 12.00, Mi. 8.6. 9.00 und 12.00, Do. 9.6. 9.00 und 12.00, Do. 16.6. 11.00, Fr. 17.6. 11.00, So. 19.6. 18.00 MUSIKTHEATER AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 + Madame Butterfly Mi. 1.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, So. 19.6. 19.00 Nabucco Do. 2.6. 18.00, Fr. 10.6. 19.30 Aida Sa. 4.6. 19.00, So. 12.6. 18.00 Don Giovanni Sa. 11.6. 19.00, So. 18.6. 19.00 Das Rheingold Mi. 22.6. 19.30 Die Walküre Do. 23.6. 18.00 Siegfried Sa. 25.6. 17.00 Götterdämmerung So. 26.6. 17.00 www DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG 01805 44 70 Festliche Konzerte des Opernchors Do. 2.6. 19.30 Martin Schläpfer / Hans von Manen / Regina van Berkel Fr. 3.6. 19.30, So. 5.6. 15.00, Sa. 11.6. 19.30 Manon Sa. 4.6. 19.00, Fr. 17.6. 19.00 Der kleine Schornsteinfeger Mo. 13.6. 15.00 Così fan tutte Sa. 18.6. 19.30 MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 Zar und Zimmermann Do. 2.6. 18.00, So. 12.6. 18.00 War Requiem Fr. 3.6. 19.30, Mo. 13.6. 18.00 Das Rheingold Sa. 4.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, Sa. 11.6. 19.30, Do. 23.6. 18.00 Anatevka So. 5.6. 18.00, Fr. 10.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30 Hagen Rether Mo. 6.6. 20.00 Der Operettenolymp So. 26.6. 18.00 OPER DORTMUND 0231 502 72 22 Peter Pan – Fliege deinen Traum Mi. 1.6. 18.00 Hamlet Fr. 3.6. 19.30, So. 12.6. 18.00 Lucia di Lammermoor So. 5.6. 18.00, Fr. 10.6. 19.30 30 36 Wagner-Woche in Essen: Das Aalto Musiktheater zeigt in fünf Tagen die vier Teile des Ringen der Nibelungen. Hier ein Szenenbild aus „Die Walküre“ mit Sieglinde (D. Halbwachs) und Siegmund (J. Downd), Foto: Thilo Beu Da Capo Do. 16.6. 19.30 Sekretärinnen So. 19.6. 15.00 VARIETÉ + BOULEVARD CABARET QUEUE DORTMUND 01803 77 68 42, Beginn 20.00 Der Frauenflüsterer Sa. 4.6. Stephan Bauer Sa. 18.6. GOP VARIETÉ ESSEN 0201 247 93 93 Base Ab dem 5.5.: Mi. und Do. je 20.00, Fr. und Sa. 18.00 und 21.00, So. 15.00 und 19.00 DAS KLEINES THEATER ESSEN 0201 520 98 52 Und dann gab’s keines mehr Fr. 3.6., Fr. 17.6., Sa. 25.6. Zurück zum Happy End Sa. 4.6., Sa. 11.6 Ein schöner Schlawiner Fr. 10.6. Alles im Garten Sa. 18.6. 20.00 Ein Joghurt für zwei Fr. 24.6. 20.00 MONDPALAST WANNE-EICKEL 02325 58 89 99 Die Indianer vom Revier Fr. 3.6. 19.00, Sa. 4.6. 19.00, So. 5.6. 17.00 Ronaldo und Julia Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, Mo. 13.6. 17.00 Flurwoche Fr. 17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 17.00, Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 17.00 THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 Der Ferienkönig Mi. 1.6. 19.30, Do. 2.6. 19.30 Weiblich, 45 plus – Na und!?! Fr. 3.6. 19.30, Sa. 4.6. 19.30, So. 5.6. 19.00, Mi. 8.6. 19.30, Do. 9.6. 19.30, Fr. 10.6. 19.30, Sa. 11.6. 19.30, So. 12.6. 19.00, Mo. 13.6. 19.30, Mi. 15.6. 19.30, Do. 16.6. 19.30, Fr. 17.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30, So. 19.6. 19.00, Mi. 22.6. 19.30, Do. 23.6. 19.30, Fr. 24.6. 19.30, Sa. 25.6. 16.00, So. 26.6. 19.00, Mi. 29.6. 19.30, Do. 30.6. 19.30 VARIETE ET CETERA BOCHUM 0234 130 03 Der Spaß am Spaß Bis 19.6.: Jeden Do., Fr. und Sa. 20.00, jeden So. 19.00 Theater-Kalender Ruhr Theater-Kalender Ruhr FREIE SZENE BAHNHOF LANGENDREER BOCHUM 0234 687 16 12 , Beginn 20.00 Teatro de Telón: Contrabando – Voces de Santa Rosa So. 5.6. 20.00 Wilfried N’Sonde Do. 30.6. 19.30 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Gegen den Fortschritt Mi. 1.6. 10.30 Drachenfest Sa. 11.6. 14.00, So. 12.6. 14.00 Dunkle Zeiten im Zauberwald Sa. 18.6. 15.00, Mo. 20.6. 11.00 Ká síra díra So. 19.6. 15.00, Di. 21.6. 10.30, Mi. 22.6. 10.30, Di. 28.6. 10.30, Mi. 29.6. 10.30 Medea ist Rache So. 26.6. 19.00, Mo. 27.6. 10.00 Dr. Jekyll and Mr. Hyde Mi. 29.6. 19.00 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24, Beginn 20.00 Ganz oder gar nicht Fr. 3.6. 20.00, Sa. 4.6. 20.00, So. 5.6. 19.00, Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, So. 12.6. 19.00, Fr. 17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00, Do. 23.6. 20.00, Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 19.00 Frank Goosen Mi. 8.6. 20.00 Herbert Knebel Sa. 18.6. 20.00 (Luise-Albertz-Halle Oberhausen) Hagen Rether Sa. 18.6. 20.00 (Rheinhausenhalle Duisburg) FLOTTMANN - HALLEN HERNE 02323 16 29 51 Er / Die Anderen Mi. 1.6. 20.00 Spiellust Sa. 4.6. 14.00 Marco Tschirpke Mi. 8.6. 20.00 Sprechreiz geht fremd Sa. 18.6. 20.00 (Revierpark Gysenberg Herne) 3. Herner Kulturfestival Sa. 18.6. 11.00, So. 19.6. 11.00 Nordkvark Di. 21.6. 20.00 HILPERT THEATER LÜNEN 02306 104 22 99 Jerry ist tot Di. 7.6. Die Physiker Mi. 8.6. Alice im Wunderland Do. 9.6. KATAKOMBEN THEATER ESSEN 0201 430 46 72 La comédie des masques Fr. 3.6. 20.00 Choreographische Miniaturen Sa. 11.6. 19.30 Der Heinz Erhardt Abend Sa. 11.6. 19.30 Gefährliches Wochenende Fr. 17.6. 19.30 Die Geierwally Fr. 24.6. 19.30 Der große Ringelnatz Abend Sa. 25.6. 19.30 Der große Erich Kästner Abend So. 26.6. 18.00 Central Park West Sa. 18.6. 20.00 Einmal nicht aufgepasst So. 19.6. 20.00 KULTURZENTRUM HERNE 02323 16 27 79 Margot Käßmann – Multikulturelle Gesellschaft Di. 28.6. 20.00 KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND 0231 863 09 83 Geschüttelt und gerührt Fr. 17.6. 20.00 PACT ZOLLVEREIN ESSEN 0201 289 47 00 Jonathan Burrows & Matteo Fargion Mi. 1.6. 20.00, Do. 2.6. 20.00 Atelier Do. 9.6. 19.00 Andros Zins-Browne Fr. 17.6. 20.00 Forced Entertainment Sa. 18.6. 20.00 Oblivia So. 19.6. 17.00 PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Mein lieber Schwan Mi. 1.6. 20.00, Fr. 3.6. 20.00, Mi. 22.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 20.00 Die Grönholm-Methode So. 5.6. 19.00 Das Interview Mi. 8.6. 20.00, Mi. 29.6. 20.00 + Der eingebildete Kranke Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, So. 12.6. 19.00 Iphigenie auf Tauris Mi. 15.6. 20.00, Do. 16.6. 20.00 Verbrennungen Sa. 18.6. 19.30, So. 19.6. 19.00 RINGLOKSCHUPPEN MÜLHEIM AN DER RUHR 0208 99 31 60 Eppinghofen Love Stories Sa. 4.6. 19.30 In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit Sa. 11.6. 19.30 Der Knacks Fr. 17.6. 19.30, Sa. 18.6. 19.30 Stadtrandfluss III Do. 23.6. 10.00, So. 26.6. 18.00 Schrottplatz Fr. 24.6. 19.30, Sa. 25.6. 19.30 RÜ-BÜHNE ESSEN 0201 384 67 66, Beginn 20.00 Deutsch als Fremdsprache Fr. 17.6. The Violet Tribe „Grand Hotel“ Sa. 18.6. STRATMANNS THEATER ESSEN 0201 820 40 60 Cavewoman Do. 2.6. 20.00, Fr. 3.6. 20.00 Die 39 Stufen Sa. 4.6. 20.00, So. 5.6. 19.00 Mädelsabend Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00, So. 12.6. 19.00 Jochen Malmsheimer Do. 16.6. 20.00 Doktor Stratmann Fr. 17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00, Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 19.00 Caveman Mi. 22.6. 20.00, Do. 23.6. 20.00 THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND 0231 14 25 25 Emscherblut Impro-Show Mi. 1.6. 20.30 Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran Fr. 3.6. 20.30, Sa. 4.6. 19.00, Fr. 24.6. 20.30, Sa. 25.6. 20.30 Mit brennender Geduld oder Nerudas Postmann Fr. 10.6. 20.30, Sa. 11.6. 20.30 Das kunstseidene Mädchen Fr. 17.6. 20.30 Björn Jung Do. 23.6. 20.30 THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN 0201 851 32 30 Freunde der italienischen Oper Fr. 3.6. 20.00, Sa. 4.6. 20.00, So. 5.6. 19.00 Danke, Bitte, Tach und Tüss ... Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00 Pott sei dank! Fr. 17.6. 20.00, Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00 Suche Freund So. 19.6. 15.00 Zwei Witwen sehen rot Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00, So. 26.6. 19.00 www ROTO THEATER DORTMUND 0231 42 27 79 Der große Tucholsky Abend Fr. 3.6. 19.30, So. 19.6. 18.00 Annette von Droste-Hülshoff Sa. 4.6. 19.30 Der Loriot Abend So. 5.6. 18.00, Sa. 18.6. 19.30 Goethe in Italien Fr. 10.6. 19.30 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 Terrains DéCouverts Mi. 1.6. 20.00 Classic meets Modern III Sa. 4.6. 18.00 Drei Worte nur Fr. 10.6. 20.00, Sa. 11.6. 20.00 FischBAR Do. 16.6. 20.00 Under Pressure Sa. 18.6. 20.00, So. 19.6. 19.00, Mo. 20.6. 20.00, Di. 21.6. 20.00 Verehrt und Angespien – Das Testament des Francois Villon Mi. 22.6. 20.00 Bratkartoffeln mit Speck Fr. 24.6. 20.00, Sa. 25.6. 20.00 THEATER NARRENSCHIFF UNNA 02303 77 05 05 Theater-Workshop: Viele Gesichter So. 5.6. 14.00 Ein Sommernachtstraum Sa. 25.5. 20.00 Am Kleinen Schauspielhaus und im Opernhaus Wuppertals kommen vom 20.-26.6. die besten Theaterproduktionen NRWs zusammen. Darunter auch die Inszenierung des Peter Handke-Stückes „Kaspar“ von Alexander Riemenschneider für das Theater Bonn, Foto: „westwärts“ NRW Theatertreffen 31 THEATER ROTTSTR5 BOCHUM 0163 761 50 71, Beginn 19.30 Angry Young Men: Wodka in Dublin Do. 2.6. The Waste Land Fr. 3.6., Do. 9.6. Nibelungen #4: Brunhild Sa. 4.6. Nibelungen #2: Siegfrieds Tod Mo. 5.6. „Da iss‘ er“: Herbert Knebel, diesmal ohne Affentheater, gastiert in der Oberhausener Luise-Albertz-Halle und hat „ widder einiget zu mekkern, kehr…meine Fresse, du… S. – Requiem für Sylvia Plath Fr. 10.6. Fight Club Sa. 11.6. Sobaki v Kosmosi So. 12.6. Hands Up Excitement Mi. 15.6. Gefährliche Liebschaften Do. 16.6. Die versunkenen Welt Fr. 17.6. Nibelungen #3: Isenstein So. 19.6. Nibelungen #6: Kriemhild Mi. 22.6. Fräulein Julie Do. 23.6. Die versunkene Welt Fr. 24.6. Metal de Chanson Sa. 25.6. Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen So. 26.6. Werther Do. 30.6. WERK°STADT WITTEN 02302 171 31 65 Gehacktes Sa. 4.6. 19.00 ArtORT So. 12.6. 19.00 WUPPTALER BÜHNEN 0202 569 44 44 Westwärts Theatertreffen NRW Die Orestie Mo. 20.6. 20.00 (Kleines Schauspielhaus) Visitor Q Di. 21.6. 20.00 (Kleines Schauspielhaus) Der Geizige Mi. 22.6. 18.00 Die Labdakiden Mi. 22.6. 20.00 (Opernhaus) Kaspar Do. 23.6. 18.00 (Kleines Schauspielhaus) Rechnitz (Der Würgeengel) Do. 23.6. 20.00 (Opernhaus) Oblomow Fr. 24.6. 19.30 (Opernhaus) Pounding Nails in the floor with my forehead Fr. 24.6. 20.00 (Kleines Schauspielhaus) Der Kirschgarten Sa. 25.6. 19.30 (Opernhaus) Nora oder ein Puppenhaus So. 26.6. 18.00 (Opernhaus) Mehr Freiraum. Auch dank der Leasingrate. Clevere Lösungen, attraktive Konditionen. Die neue Generation C-Klasse T-Modell¹. . Komplettpaket aus Leasing, Versicherung und Kaufoption . Konstante Prämie für Haftpflicht- und Vollkaskoschutz, sogar im Schadenfall . 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AG, vermittelt durch die Mercedes-Benz Bank AG. Es gelten die allgemeinen Versicherungsbedingungen. www.facebook.com/trailerruhr www.trailer-ruhr.de www SOURCE CODE EIN FILM VON DUNCAN JONES www.sourcecode.kinowelt.de ab 2.6. im Kino culture club ÚUYNK+_^Y >/=>/8 =3/ ?8=/</ >/=>=>+<= Kino Café X KL 4O^d^ ]MRY \Y ! /_ Almanya Willkommen in Deutschland Der sechsjährige Cenk ist ganz verwirrt. Ist er nun Deutscher oder Türke? Seine Cousine Canan erzählt ihm daraufhin, wie sein Großvater nach Deutschland kam. Drei Generationen umspannender tragikomischer Film über türkische Migranten in Deutschland. Abbildung zeigt Sonderausstattung ÚUYNK+_^Y .SO 3WZY\^WK\UO WS^ NOX WOS]^OX >O]^]SOQOX zLO\dO_Q^ NSO 0KMRZ\O]]O _XN SR\O 6O]O\ 6K]]OX TO^d^ K_MR =SO ]SMR LOQOS]^O\X >O]^OX =SO d, NOX 0KLSK =:/-3+6 WS^ 5VSWK KXVKQO /=: 0KR\O\ _XN KL]MRKV^LK\OW ,OSPKR\O\KS\LKQ =OS^OXKS\LKQ] _XN `SOVOX aOS^O\OX 2SQRVSQR^] 4O^d^ LOS _X] KL ! /_\Y UCI KINOWELT Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum I Karten: 0234 23 90 23 4 UCI KINOWELT Duisburg Neudorfer Straße 36-40 I Karten: 0203 30 19 19 1 +?>9 D/3>?81 @O\QVOSMR]^O]^ NO\ +?>9 D/3>?81 ]OS^ # # 5\KP^]^YPP`O\L\K_MR Pz\ NOX 0KLSK 33 6SWY_]SXO =:/-3+6 V UA := SX V UW XKMR 1\_XN\SMR^VSXSO " "/A1$ UYWLSXSO\^ ! SXXO\Y\^] ! K_O\Y\^] ! -9/WS]]SYXOX UYWLSXSO\^ SX QUW$ +_^YWYLSVO 0\SONOX]OSMRO 1WL2 -K]^\YZO\ 2OVVaOQ # " ,YMR_W trailer verlost 3x2 Freikarten. E-Mail bis 20.6., Kennwort: „Almanya Bochum“ oder „Almanya Duisburg“ >OV$ # 0Kb$ # " P\SONOX]OSMROQP* ZK\^XO\]UYNKK_^YNO Mi, 6. Juli, um 14.30 Uhr aaaK_^YWYLSVOP\SONOX]OSMRONO culture club Highlights in Dortmund 18.06.2011 18. + 19.06.2011 09. + 10.07.2011 26.07.2011 27.07.2011 29.07.2011 31.07.2011 01.08.2011 01.10.2011 22.10.2011 04.11.2011 04.11.2011 10.11.2011 PETER MAFFAY & BAND JÜRGEN VON DER LIPPE HANDBALLBUNDESLIGA VFL GUMMERSBACH VS. THW KIEL URBANATIX STREET CLASH DORTMUNDER ANTIKUND SAMMLERMARKT ADAC SUPERMOTO SIMPLE MINDS HURTS RONAN KEATING ERYKAH BADU BRYAN FERRY SYNDICATE SCHLAGER TOTAL – DER GRÖSSTE PARTY-MARATHON DEUTSCHLANDS JEAN MICHEL JARRE SUNRISE AVENUE KAYA YANAR Bereits über 12.000 Besucher erhalten den E-Mail Newsletter des Veranstaltungszentrums Westfalenhallen - nutzen auch Sie die Möglichkeit, als Erster über neue Veranstaltungen in den Westfalenhallen informiert zu werden. Anmelden können Sie sich ganz einfach unter: www.newsletter.westfalenhallen.de TICKETING WESTFALENHALLEN · Telefon 01805 16 05 16 (14 ct/Minute, Mobilfunkpreise max. 42 ct/Minute) · www.westfalenhallen.de Besuchen Sie uns auch auf facebook. www Filmpremiere Änderungen vorbehalten 25.05.2011 27.05.2011 01.06.2011 Noise and Resistance Wütend und mitreißend: Francesca Araiza Andrade und Julia Ostertag dokumentieren die DIY-Punk-Bewegung. Ob Hausbesetzer aus Barcelona, Antifaschisten in Moskau, niederländische Gewerkschaftskämpfer – Punk und dessen Losung „Do it yourself!“ ist zur lautstarken Internationale des 21. Jahrhundert geworden. „Noise and Resistance“ reist an die subkulturellen Sehnsuchtsorte, wo aus Unabhängigkeit Gemeinschaft entsteht – und der beste PunkSound, den man seit Jahren gehört hat! Regisseurin Anrade ist zur Premiere anwesend. Kino Endstation Wallbaumweg 108, Bochum Karten: 0234 687 16 20 trailer Ruhr verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 13.6. an [email protected], Kennwort: Noise Sa, 18. Juni, um 19 Uhr Film-ABC Vorspann Colter (Jake Gyllenhaal) braucht Christinas (Michelle Monaghan) Hilfe, Kritik „Source Code“, S. 41 KULTUR.KINO.RUHR. Juni 2011 FILMKRITIK-ÜBERSICHT FILMSTART-TERMINE 25.5. 2.6. 9.6. 16.6. 23.6. 43 AUF BRENNENDER ERDE X 45 BAD TEACHER 41 BEGINNERS 45 BIBLIOTHEQUE PASCAL 38 DAS BLAUE VOM HIMMEL 42 COUNTRY STRONG 36 DIE FRAU DIE SINGT 45 FREMD FISCHEN 42 GREGS TAGEBUCH 39 HANA, DUL, SEL 42 HANGOVER 2 43 HONEY 2 38 I PHONE YOU 44 EINE INSEL NAMENS UDO 44 KLITSCHKO X 42 KUNG FU PANDA 2 X 45 KUSSWECHSEL X 44 LIFE IN A DAY X 39 DER MANDANT 43 DER MANN, DER ÜBER AUTOS SPRANG 42 MILO UND MARS 45 DIE NORDSEE VON OBEN 45 MR. POPPERS PINGUINE 44 NOISE AND RESISTANCE 42 DIE RELATIVITÄTSTHEORIE DER LIEBE 41 SCHLAFKRANKHEIT 41 SOURCE CODE 38 THE TREE OF LIFE 39 UNTER KONTROLLE X 41 WASTE LAND X 38 WER IST HANNA? X 42 WIR SCHAFFEN DAS SCHON 45 WERNER EISKALT 45 X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG X X X X X X X X Gut gemachte Dokumentarfilme gehören für ihn ins Kino: Frank Brenner Leinwandrealität Dokumentarfilme sind ganz nah dran an unserem Alltag Lange Jahre führten Dokumentarfilme im Kino ein Schattendasein. Das gemeinsame Kinoerlebnis in einem abgedunkelten Raum war fast ausnahmslos den fiktionalen Geschichten vorbehalten, von bombastischen Eventfilmen bis hin zu liebenswert unspektakulären Schilderungen aus dem Alltag. Doch fiktiv beziehungsweise nachgespielt sollte es schon sein. Mit Michael Moores frech-investigativen Dokumentationen über „Ein besseres Timing wäre die Missstände in der US-Gesellschaft wie kaum möglich gewesen.“ „Bowling für Columbine“ oder „Fahrenheit 9/11“ brach im 21. Jahrhundert auch für Dokumentarisches eine neue Epoche an. Auch solche Filme konnten nun ein breites Publikum begeistern, auf Filmfestivals Preise gewinnen und den Verleihern Geld in die Kassen spülen. In der vergangenen Dekade hat das dokumentarische Genre mit Filmen wie „Unsere Ozeane“, „Die Bucht“ oder „Pina“ eine Renaissance sondergleichen erlebt, was sich auch im aktuellen Kinomonat wieder exemplarisch festmachen lässt. X X X X X X X X X X X X X X X X X X Denn im Juni laufen in den Kinos der Region gleich drei Dokumentarfilme an, die nicht nur einen Besuch lohnen, sondern darüber hinaus zu den Highlights des Kinomonats zählen. „Unter Kontrolle“ hat eine mehrmonatige Produktionsphase durchlaufen, wie es bei den meisten Dokumentarfilmen der Fall ist. Es geht in Volker Sattels Werk um die Kernkraftwerke in Deutschland, wie in ihnen gearbeitet wird und wie man sich dort auf diverse Störfälle vorbereitet. Dass der Kinostart ungefähr zum 25. Jahrestag der TschernobylKatastrophe stattfinden sollte, wäre noch eine nette PR-Idee gewesen. Dass die Thematik nun durch Fukushima und die danach losgetretene Atomenergiedebatte einen aktuellen Bezug bekommen hat, konnte Volker Sattel nicht vorausahnen. Ein besseres Timing wäre also kaum möglich gewesen. Ebenfalls am Puls der Zeit bewegt sich der Kompilationsfilm „Life in a Day“, der auf eine YouTube-Aktion aus dem vergangenen Jahr zurückgeht. Die Internetplattform hatte weltweit dazu aufgerufen, besondere Momente eines bestimmten Tages, des 24. Juli 2010, filmisch festzuhalten. Mehr als 80.000 Videos wurden aus über 190 Ländern eingereicht. Aus ihnen hat Regisseur Kevin Macdonald ein facettenreiches Kaleidoskop des Lebens auf unserem Planeten zusammengestellt. Dass sich an jenem Tag das Unglück auf der Duisburger Loveparade ereignete, konnte niemand vorausahnen. Szenen der tödlichen Massenpanik sind nun auch ein Teil von „Life in a Day“. www „Klitschko“ von Sebastian Dehnhardt bedient einen anderen Aspekt des Dokumentarischen, das Porträt. Der Filmemacher hat sich darin dem ereignisreichen Leben der beiden Ausnahmeboxer Vitali und Wladimir Klitschko angenommen. Die ukrainischen Sportler waren Ende April bei der Weltpremiere des Films in New York zugegen, nun werden sie am 14. Juni persönlich dabei sein, wenn „Klitschko“ seine Europapremiere in der Essener Lichtburg feiert. Den beiden Sportidolen mal Angesicht in Angesicht gegenüber zu stehen, hievt den Inhalt des Dokumentarfilms auf eine noch persönlichere Ebene. Dann kreuzt sich das im Kino Gesehene tatsächlich mit einem Augenblick in unserem Leben. Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Frank Brenner Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / kino 35 Film des Monats Nawal (Lubna Azabal) in den Wirren des libanesischen Bürgerkriegs Eins werden „Die Frau die singt“ von Denis Villeneuve Als Nawal, die Mutter der erwachsenen Zwillinge Jeanne und Simon stirbt, hinterlässt sie ihnen ein Rätsel. Sie sollen nach ihrem tot geglaubten Vater suchen und einen ihnen unbekannten Bruder finden. C Eine menschliche Tragödie Ihr Verhältnis war wohl angespannt: Bei der Testamentsverkündung ist Sohn Simon nur wenig berührt. Er ist im Gegenteil deutlich genervt, dass die Skurrilitäten seiner Mutter auch nach ihrem Tod eine Fortsetzung haben. Seine Zwillingsschwester Jeanne hingegen ist vor allem irritiert. Denn ihre Mutter wünscht sich nackt, ohne Sarg und mit dem Gesicht nach unten begraben zu werden. Das ist ihre Art, einer verrückten Welt den Rücken zu kehren. Denn Nawal blickte auf eine traumatische Vergangenheit im libanesischen Bürgerkrieg hinter sich, als sie mit ihren gerade geborenen Kindern nach Kanada auswanderte. Mit ihrem letzten Willen wünscht sich Nawal jetzt, dass die nun erwachsenen Kinder dieser Vergangenheit nachspüren, um ihren Seelenzustand zu verstehen und dabei vielleicht auch etwas zu lernen – über ihr Leben, über das Leben. Sie sollen sich auf die Suche nach ihrem Vater und ihrem Bruder machen. Das wiederum verwirrt nicht nur Jeanne, sondern auch Simon zutiefst. Denn ihren Vater hielten sie für tot, von einem Bruder wussten sie nichts. Während sich Simon dem Wunsch der Mutter zunächst verweigert, macht sich Jeanne auf, im Heimatland ihrer Mutter die Verwandtschaft zu suchen. Mantel des Schweigens Die Kamera begleitet Jeanne, die sich auf den Spuren ihrer Mutter durch das Land bewegt. Parallel dazu erzählt der Film aus dem Leben der Mutter. Der filmische Rückblick auf ihre Erlebnisse greift zum Teil vor, teils ist er die nachträgliche Visualisierung von Jeannes Detektivarbeit. Und mitunter weicht die in Rückblenden eingestreute Vergangenheit auch von den Erinnerungen und Berichten, die Jeanne sammelt, ab. Erinnerung – es gibt immer verschiedene Versionen davon. Bei einer solchen Spurensuche muss man unwillkürlich an Ari Folmans dokumentarischen Zeichentrickfilm „Waltz with Bashir“ von 2008 denken, in dem der Regisseur ebenfalls in der traumatischen Vergangenheit des Libanons stochert – dem Massaker der Phalang-Milizen in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila, das er als israelischer Soldat miterlebte. Sieben Jahre zuvor hatte der Bürgerkrieg zwischen den christlichen Phalange-Milizen und den libanesisch-muslimischen Milizen das westlich orientierte Land, das man ob seiner Liberalität auch die „Schweiz des Orients“ nannte, in einen 15-jährigen Bürgerkrieg gestürzt, der bis heute seine Spuren hinterlässt. Geredet wird nicht gerne darüber – weder in „Waltz with Bashir“ noch in „Die Frau die singt“. Und wenn doch einzelne Augenzeugen erzählen, was in diesen Jahren gesche- hen ist, dann erzählen sie durchaus unterschiedliche Geschichten. Die Parallelmontage von Nawals Vergangenheit mit den von Jeanne aufgespürten Bruchstücken von Erinnerung an diese Vergangenheit erzählt viel von dieser Differenz. Das Leid aber bleibt offensichtlich – ob in den drastischen Bildern der Rückblenden oder im Hinblick auf Jeannes Gesprächspartner, die oft verstummen und sich abwenden, manchmal aber auch aufbrausend werden, sobald sie an der Vergangenheit rührt. Auch in dem autobiografischem Film des Israelis Folman ist das Erinnern ein schwieriger und widersprüchlicher Akt. Wo „Waltz with Bashir“ notwendigerweise sehr auf die Rolle Israels in dem Konflikt abzielt, kommt der Konflikt mit Israel in „Die Frau die singt“ nicht vor. Für einen Film, der zu großen Teilen im libanesischen Bürgerkrieg angesiedelt ist, ist das eine sehr ungewöhnliche Aussparung, die dem Film gut tut und letztlich dazu führt, dass er eine allgemeingültigere Ebene erlangt und die Diskussionen sich nicht sogleich in den üblichen Grabenkämpfen des Nahostkonflikts verlieren. www Die Gewaltspirale durchbrechen Denis Villeneuve verfilmt mit seinem für den Auslands-Oscar 2011 nominierten Spielfilm ein Theaterstück von Wajdi Mouawad. Der gebürtige Libanese und Landsmann von Villeneuve ist ein hochgelobter Dramaturg, dessen Stücke und Romane schon in viele Sprachen übersetzt wurden. „Incendies“ (dt. Verbrennungen) – so der Originaltitel von „Die Frau die singt“ – ist der zweite Teil einer Tetralogie, dessen ersten Teil, „Littoral“, Mouawad bereits im Jahr 2004 selbst verfilmt hat. Die Ausgangslage ist ähnlich: Ein Vater stirbt, und sein Tod führt den Sohn in dessen Heimatland – den Libanon. Die Dramaturgie von „Incendies“ ist jedoch um einiges wuchtiger. Dadurch nimmt „Die Frau die singt“ zunehmend das Ausmaß einer griechischen Tragödie an. Das monströse Ende, das zunehmend die Ausmaße einer griechischen Tragödie annimmt, mag dem ein oder anderen Kinozuschauer zu dick aufgetragen, zu überkonstruiert sein. Verabschiedet man sich jedoch von der Position des Realismus, die der Film lange vorgibt einzunehmen, dann kann man in diesem Ende aber einen so schockierenden wie ergreifenden Gedanken lesen, der es in seiner Abstraktheit und Universalität vielleicht vermag, die ewige Gewaltspirale emotional zu durchbrechen. CHRISTIAN MEYER DIE FRAU DIE SINGT Oscar 2011: Nominiert für den besten ausländischen Film CDN 2010 - Drama - Regie: Denis Villeneuve - Kamera: André Turpin mit: Maxim Gaudette, Lubna Azabal, Rémy Girard - Verleih: Arsenal BO: Casablanca/Metropolis, DO: Roxy, DU: Filmforum 36 Start: 23.6. Kritikerspiegel Ruhr JUNI 2011 Die häufigsten Nennungen Arnold Hohmann Ingrid Bartsch WAZ WDR ARD Morgen- 1 LIFE magazin Die Frau die singt Herausragend von D. Villeneuve Die Frau die singt Bemerkenswert Source Code von D. Jones Bibliothèque Pascal von S. Hajdu Best of Comedy Die Relativitätstheorie der Liebe von O. Alexander Best of Drama Wer ist Hanna? von J. Wright Besondere Erwähnung Unter Kontrolle von V. Sattel Sebastian Ko von D. Villeneuve Source Code von D. Jones R.-Ruediger Hamacher Sascha Westphal Marieke Steinhoff Christian Meyer Verena Lueken Michael Kohler Christina Nord Katja Nicodemus Frank Brenner film-Dienst EPD-Film Schnitt choices Kultur.Kino.Köln FAZ Frankfurter Rundschau taz Die Zeit trailer Kultur.Kino.Ruhr The Tree of Life von T. Malick Unter Kontrolle von V. Sattel Die Frau die singt von D. Villeneuve Die Frau die singt von D. Villeneuve Die Frau die singt von D. Villeneuve Unter Kontrolle von V. Sattel Die Frau die singt von D. Villeneuve Die Frau die singt von D. Villeneuve Kung Fu Panda 2 von J. Yuh Beginners von M. Mills Auf brennender Erde von G. Arriaga The Tree of Life von T. Malick Unter Kontrolle von V. Sattel Kusswechsel von F. Brizzi Waste Land von Lucy Walker Unter Kontrolle von V. Sattel Schlafkrankheit von U. Köhler Kung Fu Panda 2 von J. Yuh Beginners von M. Mills Auf brennender Erde von G. Arriaga Country Strong von S. Feste Auf brennender Erde von G. Arriaga Source Code von D. Jones The Tree of Life von T. Malick Unter Kontrolle von V. Sattel Bibliothèque Pascal von S. Hajdu Source Code von D. Jones Unter Kontrolle von V. Sattel Unter Kontrolle von V. Sattel Unter Kontrolle von V. Sattel Eine Insel namens Udo von M. Sehr Die Frau die singt von D. Villeneuve Life in a Day von K. Macdonald Beginners von M. Mills Auf brennender Erde von G. Arriaga Source Code von D. Jones Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 30.5., 19 Uhr, KRAFTWERK AND THE ELECTRONIC REVOLUTION, Black Box Düsseldorf. Eine 180minütige Reise mit den Pionieren des Synthie-Pop und zahlreichen anderen elektronischen Musikgenres 15.6., 14.30 Uhr, ICH SEHE DEN MANN MEINER TRÄUME, Filmwelt Herne. Auch für diesen Woody Allen-Film kam wieder eine Unzahl von Stars zusammen 1.6., 20 Uhr, HANGOVER 2, UCI Bochum Preview der Junggesellen-Chaos-Komödie 16.6., 18.30 Uhr, DER DIEB DES LICHTS, Filmforum Duisburg Regisseur und Hauptdarsteller Aktan Arym Kubat blickt kritisch auf die Globalisierungseffekte in einem kirgisischen Dorf 4.6., 20 Uhr, IN EINER BESSEREN WELT, Kino Babylon Hagen Der Gewinnerfilm des Oscars für den besten ausländischen Film 2011 www 17.6., 22.30 Uhr, HERZENSBRECHER, Metropolis Bochum Der neue Film von Xavier Dolan in der homochrom-Reihe 6.-10.6., CINÉFÊTE, Casablanca Bochum Zum elften Male zieht das Französische Jugendfilmfestival durchs Land 7.6., 11.15 Uhr, QUAND TU DESCENDRAS DU CIEL, Casablanca Bochum Gesellschaftskritische Filmpoesie von Eric Guirado zur Morgenstunde 17.6., 22.45 Uhr, ALICE IN DEN STÄDTEN, Sabu in der Lichtburg Essen Wim Wenders‘ Frühwerk läuft im Rahmen des Essener Kulturpfades La Haine – Der Hass 18.6., 19 Uhr, NOISE AND RESISTANCE, Endstation Kino Bochum Die Punk-Doku läuft in Anwesenheit der Regisseurin F.A. Andrade, präsentiert von trailer 8.6., 18.30 & 20.45 Uhr, ONDINE – DAS MÄDCHEN AUS DEM MEER, Filmcenter Unna. Neil Jordans poetisches Drama mit Colin Farrell und Alicja Bachleda 8.6., 20 Uhr, X-MEN: ERSTE ENTSCHEIDUNG, Cinestar Dortmund Die Preview für das Prequel der Superheldensaga um Professor X und Magneto 21.6., 19 Uhr, FAHRENHEIT 451, Studienkreis Filmclub Ruhr-Uni-Bochum. Nach einem Vortrag darf man wieder Truffauts schriftloser Menschheit zuschauen 8.6., 20 Uhr, LA HAINE – DER HASS, Druckluft Oberhausen Der Club Filmonic präsentiert das schonungslose Sozialdrama um drei Jugendliche in den Banlieus von Paris 23./24./26./27./28.6., 20 Uhr, TROUBLED WATER, Walzenlagerkino Oberhausen, Norwegisches Drama um ein Jugendverbrechen, von Erik Poppe 9.6., 11.15 Uhr, AU BOUT DE SOUFFLE (OmU), Casablanca Bochum Jean-Luc Godards Nouvelle Vague-Klassiker in OmU beim Cinéfête-Festival 24.6., 20 Uhr, ALLES, WAS WIR GEBEN MUSSTEN, Kino Babylon Hagen. Mark Romaneks Roman-Adaption über die Problematik geklonten Lebens 9.6., 20 Uhr, EINE INSEL NAMENS UDO, Lichtburg Essen Deutschlandpremiere des Filmes mit Kurt Krömer. In Anwesenheit der Filmcrew Der Name der Leute 24.6., 23 Uhr, GOTHIC & LOLITA PSYCHO, Apollo Gelsenkirchen Splatter-Sexy-Latex-Horrorvergnügen aus Japan 10.6., 21 Uhr, DER NAME DER LEUTE, Filmforum Duisburg Die zauberhafte französische Komödie von Michel Leclerc zum Wochenausklang Kino aus Norwegen: Troubled Water 26.6., 17.45 Uhr, ARNAS CHILDREN (OmU), Enstation Kino Bochum In Gedenken an den ermordeten palästinensischen Regisseur Juliano Mer-Khamis 10./12./13./14.6., 20 Uhr, ANOTHER YEAR, Walzenlagerkino Oberhausen Mike Leigh fühlt seinen sozialen Helden auf die Haut 26.6., 20.15 Uhr, FIGHT CLUB, Filmwelt Herne Tyler Durden war Liebling beim Herner Filmclub und darf noch mal ran 12.6., 14 Uhr, KUNG FU PANDA 2, Cinemaxx Essen Kinderpreview zur Fortsetzung des haarigen Bruce Lee Erben Po 28./29.6., 18.15 Uhr FURIA OMICIDA DE SATANICA/OBSCURITA, Studienkreis Filmclub Ruhr-Uni-Bochum Blutige Sache: Double-Feature der italienischen Gallo-Thriller-Stücke 12.6., 20 Uhr, LORD OF THE DANCE, Cinestar Oberhausen Michael Flatleys Tanzaphrodisiakum nach irischer Art live und in 3D 14.6., 18 & 20.30 Uhr, EINE FAMILIE, Schauburg Gelsenkirchen Die Dogma-Produktion aus Dänemark läuft unter dem Label „Familiengeschichten“ Schriftlose Diktatur: Fahrenheit 451 Kirgisische Dörfer: Der Dieb des Lichts 37 30.6., 19 Uhr, ROCKABILLY RUHRPOTT, sweetSixteen Dortmund Rockabilly Kultur im Ruhrgebiet: Eine Subkultur für sich! Alles, was wir geben mussten Neue Filme Marga (Hannelore Elsner) taucht in ihre Vergangenheit ein Von der Jägerin zur Gejagten: Hanna (Saoirse Ronan) auf der Flucht Zurück ins Baltikum Hanna in Wonderland „Das Blaue vom Himmel“ von Hans Steinbichler „Wer ist Hanna?“ von Joe Wright Sofia nähert sich zaghaft ihrer Mutter Marga an, als diese in die Psychiatrie eingewiesen wird. C Opulentes Selbstfindungsdrama Hanna ist bei ihrem Vater in der Ödnis Finnlands aufgewachsen. Sie hat ungewöhnliche Fähigkeiten und schon bald soll sie diese gezielt einsetzen. C Märchenhafer Thriller Der Klinikaufenthalt setzt einen Schwall der Erinnerungen frei, wenn Marga (Hannelore Elsner) wieder in ihre Jugend in Lettland vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eintaucht. Der Zuschauer befindet sich bei der Schilderung der Ereignisse in einem Boot mit Juliane Köhlers Sofia, die erst nach und nach von den bislang verschwiegenen Ereignissen in der Vergangenheit erfährt. Auf diese Weise hält Regisseur Steinbichler die Spannung gekonnt am Köcheln. Das Drama bleibt sowohl in der Rekonstruktion einer vergangenen Epoche als auch in der komplexen Schilderung des unterkühlten Verhältnisses zwischen Mutter und Tochter glaubwürdig. Wem „Poll“ gefallen hat, dem wird auch diese Reise ins Baltikum zusagen. Joe Wright inszeniert die zwischen Thriller und Märchen schwankende Story auch ästhetisch zwischen diesen Polen. Einige Momente sind actiongeladen, andere erinnern an Science-Fiction, während zunehmend visuelle Topoi aus dem Märchenland Eingang finden. Die mysteriöse Hauptfigur ist zugleich kampferprobter Rächer und naiv staunendes Mädchen. Wie eine Alice in Wonderland reist sie durchs Land, muss sich aber tatkräftig gegen eine Horde Widersacher behaupten, die nach ihrem Leben trachten, denn dieses birgt ein Geheimnis. Mit einigen großartigen Ideen wie dem deutschen Psychokiller im 70er Jahre Tennisdress oder einem imposanten Soundtrack kann der Film begeistern, daneben ist er vor allem ein spannendes Genreexperiment. CHRISTIAN MEYER FRANK BRENNER DAS BLAUE VOM HIMMEL WER IST HANNA? D 2011 - Drama - Regie: Hans Steinbichler - Kamera: Bella Halben mit: Hannelore Elsner, Niklas Kohrt, Juliane Köhler - Verleih: NFP Start: 2.6. BO: Casablanca/Metropolis, DO: Roxy, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg USA/D/GB 2011 - Abenteuer / Thriller - Regie: Joe Wright - Kamera: Alwin H. Kuchler mit: Vicky Kreips, Saoirse Ronan, Cate Blanchett - Verleih: Sony Start: 26.5. BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar www Sean Penn als Erwachsener Sohn in der weiten Welt Marco (Florian Lucas) soll sich um Ling (Jiang Yiyan) kümmern Das Kleine im Großen Alice in der Hauptstadt „The Tree of Life“ von Terrence Malick „I phone you“ von Dan Tang Während in den 50er Jahren die Mutter (Jessica Chastain) dreier Kinder mit Liebe erzieht, glaubt der Vater (Brad Pitt) an die Notwendigkeit von Strenge. C Betrachtung des Lebens von kosmologischem Ausmaß Eine junge Chinesin verläuft sich auf der Suche nach ihrem Lover in Berlin. C Komödiantisches Roadmovie Terrence Malicks fünfter Film in 40 Jahren ist ein Film über eine Kindheit in den 50er Jahren und es ist eine Geschichte über die ganze Welt. Die perforierte Narration der Familiengeschichte gelingt Malick auf wundervolle Weise, mit Bildern und Klängen, die an fragiler Grazie kaum zu überbieten sind. Der kosmologische Part des Films – das kann man wörtlich nehmen – arbeitet sich an den Wundern der Welt ab und will sie eindrucksvoll einfangen. Was jedoch von dieser Raum- und Zeitcollage bleibt, ist Hochglanz-Pathos, der daran scheitert, eine Space-Odyssee sein zu wollen. Und so torpediert der Wille zum großen Ganzen den großartigen Blick auf das Kleine. Selten war ein Film so zerrissen wie dieser. Daher doppelte Wertung. CHRISTIAN MEYER Die junge Ling lebt und arbeitet in Chongquing. Als sie eine Affäre mit dem Geschäftsmann Yu hat und dieser nach Berlin abreist, folgt sie ihm in die deutsche Hauptstadt. Am Flughafen wird sie von Yus Bodyguard abgeholt: Marco (Florian Lukas), der sich um das Mädchen kümmern und dafür sorgen soll, dass sie so bald wie möglich wieder abreist. Doch Ling hat ihren eigenen Kopf und auf der Suche nach dem Lover hat sie allerlei Begegnungen: Türkische Taxifahrer, polnische Maler, Vietnamesen, Prostituierte, Musiker – Berlin, wie es leibt und lebt. „I phone you“ ist ein hier und dort etwas verklärt erzähltes Roadmovie, in dem eine süße Hauptdarstellerin wie Alice im Wunderland durch die Großstadt stolpert. HARTMUT ERNST THE TREE OF LIFE I PHONE YOU / Cannes 2011: Goldene Palme USA 2011 - Drama - Regie: Terrence Malick - Kamera: Emmanuel Lubezk mit: Sean Penn, Brad Pitt, Laramie Eppler - Verleih: Concorde Start: 16.6. BO: Casablanca/Metropolis, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Lichtburg, MÜL: Cinemotion D/CHN 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Dan Tang - Kamera: Andreas Höfer - mit: Florian Lukas, David Wu, Jiang Yiyan - Verleih: Reverse Angle Start: 26.5. BO: Casablanca/Metropolis, DO: sweetSixteen 38 Neue Filme Ganz nah dran: Die Kamera von Volker Sattel Die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt zunehmend Kritische Bildermasse Schweigepflicht „Unter Kontrolle” von Volker Sattel „Der Mandant” von Brad Furman Ein faszinierender Blick hinter die Kulissen deutscher Kernkraftwerke – zugleich entmystifizierend und erschreckend. C Beeindruckende Atomkraft-Doku Mick Haller hat die Verteidigung des gut betuchten Louis Roulet übernommen, dem schwere Körperverletzung vorgeworfen wird. C Klassischer Gerichtsthriller Inzwischen wäre es wohl nicht mehr möglich, diesen Film zu machen. Aber als Sattel mit naiver Sachlichkeit sein Anliegen vorstellte, müssen sich die Betreiber der AKWs ziemlich sicher gefühlt haben. Dass gerade die scheinbar neutrale, sachliche Inszenierung eine kritische Masse erreicht, die irgendwann jedes einzelne Bild zur Kritik werden lässt, konnten sie sich wohl nicht vorstellen. Wir sehen Anlagen mit dem Charme der 60er Jahre und hören Angestellte derweil von neuester Technologie reden. Und wir erleben tatsächlich einen Störfall live. Wer sich in Sicherheit wiegt, der macht Fehler. Das gilt für die Kernkraft und das gilt für die Verantwortlichen, die Sattler die Drehgenehmigungen erteilt haben. CHRISTIAN MEYER Im Titel lehnt sich die Michael-Connelly-Verfilmung (aus dessen Feder auch die Vorlage für Clint Eastwoods „Blood Work“ stammte) an die Bestseller John Grishams an. In der Tat gibt es hier auch einige Parallelen zu den Gerichtsthrillern des Erfolgsautors („Die Jury“). Brad Furmans Filmadaption ist formal zwar nicht besonders einfallsreich, sondern eher in Old-School-Manier erzählt. Wer sich aber für das Genre begeistern kann, der wird zweifellos auch hier auf seine Kosten kommen. Dafür sorgt nicht zuletzt eine hervorragende Starbesetzung, die sich bis in die Nebenrollen erstreckt. Auch das Anprangern von Ungerechtigkeiten in einem US-Justizsystem mit Korruption und Gewissenlosigkeit ist diskussionswürdig. FRANK BRENNER UNTER KONTROLLE DER MANDANT D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Michael Pfeifenberger - Kamera: Volker Sattel Verleih: Farbfilm Start: 26.5. BO: Casablanca/Metropolis USA 2011 - Drama - Regie: Brad Furman - Kamera: Lukas Ettlin - mit: Ryan Phillippe, Matthew McConaughey, Marisa Tomei - Verleih: Universum Start: 23.6. DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion www Kitschiger Propagandafußball aus Nordkorea Elf Genossinnen „Hana, Dul, Sed“ von Brigitte Weich Frauenfußball ist auch in Nordkorea im Kommen. Der Film blickt auch über das Fußballfeld hinaus. C Doku über den Alltag in Nordkorea Es ist beeindruckend, welche Einblicke dieser Dokumentarfilm von Nordkorea liefert, einem Land, das mit Drehgenehmigungen nicht eben um sich wirft. Zugleich ist die Zensur nicht Fokus des Films: Brigitte Weich interessiert sich für vier Nationalfußballerinnen, die sie im Alltag begleitet und die von ihrer Leidenschaft zum Fußball ebenso erzählen wie von ihrem Leben nach der Karriere, von der Liebe und von ihrer verklärten Verehrung für den „Großen Führer“ Kim Jong-il. Dabei besucht die Regisseurin nicht nur das Stadion, sondern auch die neuen Arbeitsstätten der Ex-Kickerinnen und die Kinderkrippen ihrer Töchter. Ein wertvoller, ambivalenter Einblick in den Alltag des kommunistischen Landes, gelungen montiert und unterhaltsam aufgelockert durch Archivmaterial und kitschiges Propagandawerk HARTMUT ERNST HANA, DUL, SED A 2009 - Dokumentarfilm - Regie: Brigitte Weich - Kamera: Judith Benedikt Verleih: RealFiction Start: 9.6. BO: Endstation 39 Roter Teppich Landet durch ihre Freundschaft mit dem Exzentriker Udo auch mal in der Tiefkühltruhe: Fritzi Haberlandt in „Eine Insel namens Udo“ „Komödie ist nicht nur lustig“ Fritzi Haberlandt über „Eine Insel namens Udo“, Theaterengagements in New York und eine abgedrehte Familienproduktion Die 1975 in Ost-Berlin geborene Fritzi Haberlandt konnte nach ihrem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ direkt mit ihrer ersten Kinohauptrolle in „Kalt ist der Abendhauch“ einen großen Erfolg verbuchen. Seitdem hat man sie in so unterschiedlichen Filmen wie „Liegen lernen“, „Hände weg von Mississippi“ oder „Freischwimmer“ gesehen. In „Eine Insel namens Udo“ spielt sie nun an der Seite von Kurt Krömer eine Frau, die Udo als Einzige wahrzunehmen scheint und sich nach und nach in ihn zu verliebt. Ihre Filmfigur Jasmin ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Wie ist es denn um Ihre Geschäftsinstinkte hinsichtlich Ihrer Karriereüberlegungen bestellt? Ich bin niemand, der sich von außen etwas ausdenkt, was man machen müsste, um beruflich weiterzukommen. Ich entscheide da eher intuitiv. Das klappt bei mir eigentlich ganz gut. Es gibt zwar manchmal Angebote, die ganz verlockend sind, bei denen ich dann aber weiß, dass sie nicht richtig sind für mich. Ich glaube, da habe ich ein ganz gutes Gespür, was mir Spaß macht, was eine wirkliche Herausforderung für mich ist und deswegen nicht nur äußeren, sondern auch inneren Erfolg mit sich bringt. Dass ich danach das Gefühl habe, wirklich etwas geleistet zu haben. Aber ich habe keinen Karriereplan oder so. trailer: Frau Haberlandt, „Eine Insel namens Udo“ war Ihre erste handfeste Komödie. Haben Sie nun Blut geleckt? Fritzi Haberlandt: Ich würde sagen „Liegen lernen“ ging auch ein wenig in diese Rich„Das ist wie ein Rausch, tung, da hatte ich schon eine schöIm Theater haben Sie ja schon wenn man in New York vor ne Rolle, die durchaus komische allerhand erreicht, haben auf 2000 Leuten spielt.“ Momente hatte. Aber komische den Bühnen des Wiener BurgRollen machen mir auf jeden Fall viel Spaß, das theaters, des Thalia Theaters oder des Berliner konnte ich auf der Bühne, glaube ich, auch schon Ensembles gestanden. Haben Sie im Theatereinige Male zeigen. Ich habe ein Faible dafür und bereich noch bestimmte Ziele, die Sie erreiwürde mich wahnsinnig freuen, wenn das weitergin- chen möchten? ge. Mir macht es Freude, denn es ist noch mal eine Nein, äußere Ziele würde ich jetzt keine sehen könandere Herausforderung. Komödie ist beim Drehen nen. Ich habe momentan gerade Theaterpause, habe nicht nur lustig. Es ist interessant herauszufinden, schon lange kein neues Stück mehr gemacht, sonwo der Witz liegt, wie spielt man ihn und was ist dern spiele derzeit nur noch Repertoire. Ich würde eigentlich überhaupt das Komische an einer Szene. mir vielleicht einfach wünschen, dass ich wieder mehr Lust auf die Bühne habe, jedenfalls mehr als Ist es nicht besonders schwierig, neben einem zurzeit. Meine große Theaterleidenschaft ist so ein Vollblutkomödianten wie Kurt Krömer bestehen bisschen abgeklungen, das tut mir leid, denn das fehlt mir. zu können? Gott sei Dank hat er eine Rolle gespielt. Wenn wir beispielsweise zusammen ein Bühnenprogramm Mit einer Inszenierung von Robert Wilson sind meistern müssten, dann würde ich doch zögern, Sie ja sogar in New York am Theater aufgetreten. weil ich glaube, dass ich da nicht würde mithal- Was war das für eine Erfahrung? ten können. Aber in der Rolle des Udo hat er sein Ich habe bislang schon zweimal in New York gebekanntes Bühnenimage gar nicht ausgelebt, son- spielt, einmal mit Wilson, da war ich, glaube ich, dern war sehr zurückhaltend. Er war da wie ein sogar noch Studentin, das müsste am Ende meiner ernsthafter Schauspieler, der das Ganze irgendwie Studienzeit gewesen sein. Das war natürlich ganz sogar tragisch gespielt hat. Er hat dabei gar nichts toll, einfach großartig, das kann ich gar nicht bePolterndes, Lautes, sondern ist stark nach innen ge- schreiben. Das ist wie ein Rausch, wenn man dort wandt und introvertiert. Das war für mich auch eine vor 2000 Leuten spielt. Und dann war ich vor ein Überraschung, ihn so zu sehen, aber insofern war paar Jahren mit „Lulu“ noch mal in New York, in der Inszenierung von Michael Thalheimer vom Thadas ganz gut für das Zusammenspiel. www 40 lia Theater. Das war aber noch mal anders, weil ich da die Lulu spielte, und danach habe ich dann erst einmal eine Pause gemacht, weil ich mich fragte, was danach noch Besseres kommen kann. Das war eigentlich das Tollste, was ich je erlebt habe. Können Sie sich vorstellen, internationale Engagements im Theater oder Film weiter voranzutreiben? Das finde ich schon schwierig, denn ich würde nur ungern meine Sprache verlassen. Dazu kann ich auch nicht gut genug Englisch, und ich fände es ganz schwierig, in einer anderen Sprache zu spielen. Deswegen kann ich mir das eher weniger vorstellen. Mit Robert Wilson würde ich sehr gerne wieder zusammenarbeiten, da gab es auch schon konkrete Ideen, das klappte dann aber meist terminlich nicht. Wilson macht ja ein extremes Bildertheater, bei dem es nicht so auf Dialog ankommt. Ansonsten würde es mir Schwierigkeiten bereiten, in einer fremden Sprache zu spielen. Mit Ihrem „Liegen lernen“-Regisseur Hendrik Handloegten haben Sie nun den Film „Das Fenster zum Sommer“ abgedreht. Was erwartet uns da? Da konnte ich mit einer meiner engsten Freundinnen, Nina Hoss, zusammen drehen, die spielt dort die Hauptrolle. Es ist eine Zeitsprunggeschichte, in der Nina eine Frau spielt, die man zu Beginn schwer verliebt mit einem Mann in Finnland sieht. Dann schläft sie ein, wacht wieder auf, und es ist ein Dreivierteljahr früher, und sie ist wieder in Deutschland mit ihrem anderen Freund zusammen, den sie damals noch hatte. Den neuen Freund gibt es dann noch gar nicht und sie muss das alles noch einmal durchlaufen. Und ich spiele dabei ihre Freundin. Hendrik Handloegten ist ja mein Lebensgefährte, dann waren da Nina und noch zwei weitere Kommilitonen aus meinem Schauspielstudienjahr, die in dem Film mitgespielt haben, nämlich Lars Eidinger und Mark Waschke. Insofern war das für mich eine Familienproduktion, die ich sehr genossen habe. Das ist auf jeden Fall ganz anders als „Eine Insel namens Udo“, aber ich finde beide Filme auf ihre Art ganz toll. INTERVIEW: FRANK BRENNER Neue Filme Surreal anmutende Afrikabilder Oliver (Ewan McGregor) muss akzeptieren: Daddy (Christopher Plummer) ist schwul Verloren gegangen Gefühlsballast „Schlafkrankheit“ von Ulrich Köhler „Beginners“ von Mike Mills Zwei Protagonisten, zwei Perspektiven, zwei Identitätskrisen in Afrika. C Elliptisch erzähltes Drama um Entfremdung und Zerrissenheit Oliver (Ewan McGregor) hat gerade den Verlust seines Vaters (Christopher Plummer) zu bewältigen, da verliebt er sich in Anna (Mélanie Laurent). C Tief berührende Familiengeschichte Für Ebbo, einen deutschen Entwicklungshelfer, der jahrelang in Afrika gearbeitet hat, wird die Rückkehr in die alte Heimat zunehmend schwierig. Alex, ein französischer Arzt kongolesischer Herkunft, kommt in ein für ihn unbekanntes Land und bewegt sich hilflos durch die für ihn fremde Kultur, wird aber ob seiner Hautfarbe als Einheimischer betrachtet. Jeweils ein Drittel seines Films wendet sich Ulrich Köhler gezielt nur einem der Protagonisten zu, bevor er die zunächst isolierten Erzählstränge im letzten Drittel verknüpft. Über das kluge Infragestellen von simplifizierenden Einordnungen hinaus entwirft Köhler dabei ein komplexes Portrait zweier Gestrandeter, deren Verlorensein er durch Auslassungen, Perspektivenwechsel sowie eine surreal anmutende Endsequenz auch stilistisch zu übersetzen weiß. MARIEKE STEINHOFF Ein amerikanischer Kollege bemängelte bezüglich „Beginners“, Filme sollten auf Drehbüchern und nicht auf Skizzenbüchern basieren. Damit meint er wohl Mike Mills Hang, die schwere Emotionalität seiner Figuren mit ironisch kommentierten Collagen abzufangen. Doch die Geschichte über einen 75jährigen, der sich erst mit seinem Coming- out emotional befreit und seinem Sohn, der noch heute unter der familiären Gefühlskälte leidet, ist nicht nur verspielt erzählt, sondern vor allem tief berührend. Mit seinem zärtlichen Tonfall, orientierungslosen Thirtysomethings, die immer noch den Weg ins selbstbestimmte Leben suchen und sprechenden Tieren, gibt es erstaunlich viele Parallelen zu „The Future“, dem neusten Film von Mills Ehefrau Miranda July. CHRISTIAN MEYER SCHLAFKRANKHEIT BEGINNERS D/F/NL 2011 - Drama - Regie: Ulrich Köhler - Kamera: Patrick Orth - mit: Jenny Schily, Pierre Bokma, Sava Lolov - Verleih: Farbfilm Start: 23.6. BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater USA 2010 - Drama - Regie: Mike Mills - Kamera: Kasper Tuxen - mit: Mélanie Laurent, Ewan McGregor, Jodi Long - Verleih: Universal Start: 9.6. BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion www „Der Tod des Marat“ im Müll Als Stevens im Zug erwacht, muss er plötzlich die halbe Welt retten Zurück auf Start Soziale Recycling-Kunst „Source Code“ von Duncan Jones „Waste Land“ von Lucy Walker Ein GI erwacht wiederholt in der gleichen Situation und muss zwei Millionen Menschen retten. C Spannender, temporeicher Thriller Der brasilianisch-stämmige Künstler Vik Muniz begibt sich für sein Kunstprojekt nach Rio de Janeiro, zu der größten Müllhalde der Welt. C Berührende Doku über Müll, Kunst und Armut Regisseur Duncan Jones legt nach seinem Sci-Fi-Arthouse-Drama „Moon“ einen smarten Genre-Thriller nach: Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) sitzt in einem Zug. Als der explodiert, erwacht Stevens wieder im Abteil. Und wieder, und wieder. Schon bald erfährt der Soldat, dass Militär-Experimente ihn befähigt haben, wiederholt in der gleichen Situation zu erwachen und Geschehenes ungeschehen zu machen. Oder? Duncan Jones liefert einen Twist-reichen Thriller, in dem der arglose Held – wie bereits in „Moon“ – allein und isoliert in einem Umfeld operiert, in dem nichts so ist wie es scheint. „Source Code“ scheint weniger philosophisch zu sein als der gefeierte Vorgänger, spannend und gewitzt ist das aber schon auf den ersten Blick. HARTMUT ERNST Zu seinen Arbeitsmaterialien zählen schon mal Diamanten, aber auch Erdnussbutter, Staub oder Erde – Werkstoffe, mit denen Vik Muniz seine Bilder gestaltet. 2008 wollte er seinen Kunstwerken Müll zugrunde legen und reiste zur „Jardim Gramacho“ in Brasilien, einer gigantischen Müllhalde, auf der täglich 2500 Menschen, genannt „Picker“, Müll trennen und zum Recyceln vorbereiten. Der Film begleitet den sozial engagierten Künstler und eine Handvoll Picker, die über die Kunst nicht zuletzt Mut zur Veränderung finden. Der Film bezeugt die glaubwürdigen Ambitionen des Künstlers ebenso wie er den Alltag auf den Müllbergen portraitiert – und das ist ebenso interessant wie berührend. Moby unterlegt die Doku mit wabernden Synthies. HARTMUT ERNST SOURCE CODE WASTE LAND USA 2011 - Thriller / Science Fiction - Regie: Duncan Jones - Kamera: Don Burgess mit: Jake Gyllenhaal, Jeff Wright, M. Monaghan - Verleih: Kinowelt Start: 2.6. BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar GB/BRA 2009 - Dokumentarfilm - Regie: Lucy Walker - Kamera: Dudu Miranda mit: Vik Muniz - Verleih: RealFiction Start: 26.5. 41 DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater Neue Filme Hangover 2 Die Relativitätstheorie der Liebe USA 2011 - Komödie - Regie: Todd Phillips - Verleih: Warner - Start: 2.6. D 2011 - Komödie / Drama - Regie: Otto Alex. Jahrreiss - Verleih: Universal - Start: 26.5. Nach dem Erfolg des ersten Teils war es ja abzusehen: Die Jungs sind wieder unterwegs. Leaving Las Vegas – One Night in Bangkok. In der thailändischen Metropole wollen Phil (Bradley Cooper), Alan (Zach Galifianakis) und Doug (Justin Bartha) Stus‘ (Ed Helms) Hochzeit feiern. Das artet erwartungsgemäß ordentlich aus. Infantiler Männer-Klamauk zwischen Irrsinn und Lebenslust. HE Die Idee, Olli Dietrich und Katja Riemann in Spielfilmlänge auf zehn Rollen zu verteilen, ist gar nicht mal verkehrt: Riemann als verklemmte Beamtin oder verstrahlte Esoterikerin, Dietrich als schrulliger Libanese oder verhärmter Fahrlehrer – trefflich performte Männlein und Weiblein, die in Sachen Liebe kollidieren. Was dem Film abgeht, ist ein überzeugendes dramaturgisches Gerüst. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, Postkutsche, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar, Lichtburg BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar Milo und Mars Gregs Tagebuch 2: Gibt's Probleme USA 2011 - Trickfilm / Abenteuer - Regie: Simon Wells - Verleih: Disney - Start: 2.6. USA 2011 - Komödie - Regie: David Bowers - Verleih: Fox - Start: 2.6. Milo ist neun Jahre alt und mächtig genervt von den Erziehungsmethoden seiner Mutter. Trotzdem ist er über die Maßen empört, als Marsianer seine Mami (Joan Cusack) entführen, um ihre didaktischen Fähigkeiten für den eigenen Nachwuchs einzusetzen. Milo hüpft ins Raumschiff und erlebt eine abenteuerliche Pixel-Weltraumreise. Regie führte Robert Zemeckis HE Der Bruderzwist, der sich im ersten Teil bereits andeutete, wird in dieser Fortsetzung nunmehr tonangebend: Der zwölfjährige Greg (Zachary Gordon) ist weiterhin den Demütigungen seines Bruders Rodrick (Devon Bostick) ausgesetzt. Gemeinsam mit Kumpel Rowley (Robert Capron) heckt er einen Plan aus, Rodrick zu zähmen. Unterhaltsames Sequel einer erfolgreichen Adaption. HE BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar Country Strong Kung Fu Panda 2 USA 2010 - Drama - Regie: Shana Feste - Verleih: Sony Pictures - Start: 9.6. USA 2011 - Trickfilm / Komödie - Regie: J. Nelson - Verleih: Paramount - Start: 16.6. Nach Jeff Bridges („Crazy Heart”) performt nun Gwyneth Paltrow den weiblichen Gegenpart zum abgehalfterten Country-Star. Kelly Canter (Paltrow) verliebt sich in einer Entzugsklinik in den Sänger Beau (Garrett Hedlund), der mit ihr gemeinsam an ihrem Comeback arbeitet. Kellys Gatte und Beaus Ex sorgen schon bald für Komplikationen. Drama aus der Country-Szene. HE Eigentlich könnte der pummelige Panda Po in Ruhe seine Nudelsuppen auslöffeln, die er sich im ersten Teil wahrlich verdient hat. Doch da wartet schon das nächste Abenteuer auf den Drachenkrieger und seine fünf Freunde: Ein mächtiger Gegner will ganz China erobern. Hape Kerkeling leiht in diesem flott-frechen 3D-Abenteuer dem tapsigen, nimmer satten Helden seine Stimme. HE DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Cinestar, Lichtburg www Wir schaffen das schon I 2008 - Komödie - Regie: Giulio Manfredonia - Verleih: Kairos - Start: 16.6. Ende der 1970er begann Italien damit, seine Nervenheilanstalten aufzulösen. Dieses Drama greift den Fall und die Konsequenzen tragikomisch auf: Ein rebellischer Gewerkschaftler (Claudio Bisio) bekommt die Verantwortung für eine Gruppe entlassener Patienten auferlegt. Mit Engagement und Witz versucht er, den hoffnungslos Gestrandeten ein würdiges Leben zu ebnen. HE DO: sweetSixteen 42 Kino.Ruhr Honey 2 USA 2011 - Musikfilm - Regie: Bille Woodruff - Verleih: Universal - Start: 23.6. Nein, das ist keine Fortsetzung von „Puh, der Bär“, sondern das Sequel zum Streetdance-Film von 2003, durch den sich Jessica Alba einen Namen machte. Maria (Katerina Graham) kehrt aus dem Knast zurück in die Bronx und darf sich als Tanzlehrerin bewähren. Neben undisziplinierten Kids warten auch noch der ExFreund und dessen Dance-Crew auf sie. Heiße Beats, sexy Steps. Yeah! HE Betreibt je zwei Kinos in Bochum und Gelsenkirchen, Michael Meyer Direkter Draht zum Publikum Im Bochumer Casablanca reißt der Chef selbst die Karten ab DO: Cinestar, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Cinestar Seit den 50er Jahren gibt es das Bochumer Innenstadtkino am Engelbertbrunnen. Das ehemalige „Intime Theater“ wurde Ende der 80er Jahre in „Casablanca“ umbenannt. Nachdem es ein Jahr leer stand, übernahm es Michael Meyer im Jahr 2000 und stattete es komplett neu aus. Der erfahrene Kinoleiter zeichnete lange Jahre auch für das mittlerweile geschlossene „Cinema“ im Bochumer Unicenter verantwortlich und leitet neben zwei Gelsenkirchener Kinos und dem „Casablanca“ auch noch das am Bochumer Hauptbahnhof gelegene „Metropolis“. Auf brennender Erde USA 2008 - Drama - Regie: Guillermo Arriaga Jordan - Verleih: Capelight - Start: 26.5. Bisher hat Guillermo Arriaga die Drehbücher zu den poetischen Epen Alejandro González Iñárritus („Amores Perros“, „21 Gramm“, „Babel“) verfasst. Mit „Auf brennender Erde“ übernimmt er jetzt erstmals selbst die Regie. In dem Thriller-Drama beginnt Sylvia (Charlize Theron) damit, den geheimnisvollen Tod eines Pärchens zu entschlüsseln. Eine unbequeme, emotional aufreibende Reise. HE BO: Union, E: Filmkunsttheater trailer: Herr Meyer, inwiefern grenzen Sie das Programm des Casablanca von dem des Metropolis ab? Michael Meyer: Eigentlich kann man das nicht voneinander abgrenzen. Wir verlängern schon mal die Spielzeit eines Films im Metropolis, der zuvor im Casablanca lief oder umgekehrt. Man kann den Erfolg oder Misserfolg eines Films nicht immer so genau prognostizieren. Insofern orientiert sich die Programmplanung an unseren persönlichen Vorlieben. Ich habe doch festgestellt, dass es einigen schwer fällt, aus der Innenstadt die fünf Minuten zu Fuß bis zum Metropolis zu laufen. Deswegen setzen wir im Metropolis gerne Filme ein, die wir dann dort exklusiv in der Stadt spielen. Aber wenn es darum geht, wo Filme zum Bundesstart anlaufen, dann bestehen einige Verleiher mittlerweile auf das Casablanca, weil es eben die noch bessere Innenstadtlage hat. Im Juni findet im Casablanca wieder die Cinéfête statt … Ja, das französische Jugendfilmfestival haben wir hier bereits zum siebten oder achten Mal. Wir machen das nach wie vor noch gern und sehr konsequent, obwohl es in Bochum bislang noch nicht so sehr von Erfolg gekrönt ist. Man muss schauen, dass man hier das richtige Publikum erreicht, deswegen haben wir nun die Werbetrommel an Schulen gerührt, bei denen der Schwerpunkt auf Französisch liegt. www Julian und seine Gefolgschaft Alltägliche Wunder „Der Mann, der über Autos sprang“ von Nick Baker Monteys Ein junger Mann bricht aus einer Berliner Nervenheilanstalt aus und pilgert quer durch Deutschland. C Tragikomische Parabel von der Kraft des Gehens Werner Herzog wanderte einst nach Paris, um die sterbenskranke Filmhistorikerin Lotte Eisner zu besuchen. Wie der Schriftsteller Bruce Chatwin glaubte er an die Heilkraft des Gehens, die Nick Baker Monteys nun zum Thema seines Spielfilmdebüts macht. Sein Wanderheiliger Julian sammelt unterwegs zwei Seelenverwandte auf, die ebenfalls versuchen, der Realität zu trotzen: Eine Ärztin und eine Hausfrau und Mutter. Allesamt Job- und Beziehungsgeschädigt. In jenen Momenten, in denen sich die Regie auf die surreale Atmosphäre des Plots und die schön komponierten Bilder von Eeva Fleig verlässt, entwickelt das skurril-phantastische Road-Movie Kino-Qualität. Leider zerredet das problemüberfrachtete Drehbuch bisweilen den nachdenklich stimmenden, spirituellen Ansatz dieses tragikomischen „Jacobswegs“. ROLF-RUEDIGER HAMACHER Was bieten Sie noch für Sonderveranstaltungen an? Sehr erfolgreich ist bei uns das Kinocafé für Senioren und ältere Zuschauer. Die Vorstellungen sind eigentlich immer ausverkauft. Einmal im Monat kommen die im Kino zusammen und erhalten zum Kinoeintritt dann noch einen Kaffee dazu. Sektmatinéen gibt es bei uns auch, und immer mal wieder Regisseure, die ihre Filme persönlich vorstellen. Seit Jahren arbeiten wir auch mit der Ruhrtriennale zusammen. Sie scheinen die Wünsche Ihres Publikums sehr gut zu kennen … Uns ist der direkte Kontakt zu den Zuschauern sehr wichtig, denn das ist etwas, was die großen Kinozentren ja gar nicht leisten können. Ich stehe auch gerne mal selbst an der Kasse oder reiße die Tickets ab und habe gemerkt, dass unserem Publikum dieser direkte Kontakt ebenfalls sehr wichtig ist. INTERVIEW/FOTO: FRANK BRENNER DER MANN, DER ÜBER AUTOS SPRANG D 2010 - Komödie - Regie: Nick Baker-Monteys - Kamera: Eeva Fleig - mit: Jessica Schwarz, Peter Becker, Robert Stadlober - Verleih: Arsenal Start: 9.6. BO: Casablanca, Metropolis, E: Filmkunsttheater 43 News, Festivals und mehr Stimmen aus der Kinoszene im Ruhrgebiet unter: www.trailer-ruhr.de/kino Neue Filme Musik als Sprachrohr: Punks in Zeiten der Globalisierung 24. Juli 2010: Irgendwo auf dieser Welt Punk is my family Alltags-Schnipsel „Noise and Resistance“ von Julia Ostertag und F. Araiza Andrade „Life in a Day – Ein Tag auf unserer Erde“ von Kevin Macdonald Wie tickt der Punk von heute? Der Film geht der Frage länderübergreifend nach. C Doku über die internationale Punkszene Eine Montage von 24 Stunden auf unserem Planeten aus der Sicht von YouTubeNutzern. C Beispiellose Doku „Do it yourself!“, lautet das Motto der Punk-Bewegung. Sie wollen Alternativen suchen, ihre Wut und Meinung äußern, eigene Räume, Freiheit und Unabhängigkeit finden, protestieren, Impulse geben, gesellschaftliche Ungerechtigkeit bekämpfen. Sie sind Punks, ihr Sprachrohr ist die Musik. Heute sind sie weltweit vernetzt. Julia Ostertag und Francesca Araiza Andrade haben sie für ihren Film in verschiedenen Ländern besucht und einen Status-Quo-Bericht geschaffen über die Gegner des Status Quo. Ein erfrischender Überblick, der zwar keine Kritiker zu Wort kommen lässt, wohl aber mit Vorurteilen aufräumt: Punks sind keine radikalen Chaoten, die sich pogend den Verstand wegsaufen, sondern Chaoten mit Ideen, die auf ihren Traum von einer besseren Welt hinarbeiten. HARTMUT ERNST Auf YouTube landen bekanntlich nicht nur verkannte Randexistenzen, sondern vornehmlich irrelevanter Alltagsschrott. Am 24. Juli 2010, dem Tag der letzten Loveparade, wurde dazu aufgerufen, besondere Momente mit der Kamera festzuhalten. 80.000 Videos wurden eingereicht. Von Sonnenauf- bis untergang wurden, musikalisch gerahmt, thematisch grob gegliedert und auch mal frech auf Rhythmus geschnitten, ausgesuchte Beiträge aneinander montiert. Wer sich darauf nicht einlassen mag, darf das belanglos nennen. Wer aber darin eintaucht, darf sich über kurzweilige, alltägliche bis exotische Eindrücke freuen, über das neuartige Format philosophieren oder sich wünschen, dass es jeden Tag einen Mix wie „Life in a day“ gibt. HARTMUT ERNST NOISE AND RESISTANCE D 2011 - Dokumentarfilm - Regie und Kamera: Julia Ostertag, Francesca Araiza Andrad - Verleih: Neue Visionen Start: 16.6. LIFE IN A DAY – EIN TAG AUF UNSERER ERDE BO: Endstation BO: Endstation GB 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Kevin Macdonald - mit: Caryn Waechter, Cindy Baer, Matthew T. Irving - Verleih: Rapid Eye Movies Start: 9.6. www Begrenzter Udo (Kurt Krömer) mit umwerfender Jasmin (Fritzi Haberlandt) Ruhe vor dem Sturm: Die Klitschkos vor einem Kampf Blindgänger Alles geben „Eine Insel namens Udo“ von Markus Sehr „Klitschko“ von Sebastian Dehnhardt Udo ist „schwersichtbar“ – niemand sieht ihn. Bis er seiner Wunschprinzessin begegnet. Der Preis: Plötzlich wird Udo von jedem erkannt. C Märchenhafte Komödie Eine Reise ins Leben der Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir, beide amtierende Schwergewichtsweltmeister. C Kurzweiliges Doppelporträt Udo (Kurt Krömer) ist einer jener unscheinbaren Menschen, die von seinesgleichen nicht wahr genommen werden. Eines Tages begegnet ihm die Hotelmanagerin Jasmin (Fritzi Haberlandt) – und spricht ihn an. Udos Leben ändert sich schlagartig. Improvisationstalent Kurt Krömer ist die Schauspielerei sicherlich nicht in die Wiege gelegt, die Rolle wurde aber gelungen auf seine begrenzten mimischen Fertigkeiten (verschüchterter Silberblick, schelmisches Mundwinkelzucken) zugeschnitten. Schlicht umwerfend aber ist Fritzi Haberlandt, die hier mit authentischschusseliger Art nicht nur Krömer an die Wand spielt. Ansonsten reichen sich Klamauk, menschliche Karikaturen und Loriot-artige Dialoge die Hand und bieten unterhaltsam freche Kurzweil. HARTMUT ERNST Aus unzähligen Stunden Archivmaterial und neuen Interviewpassagen mit den Klitschkos und wichtigen Menschen aus ihrem Leben hat Sebastian Dehnhardt einen kurzweiligen und informativen Dokumentarfilm gezimmert. Dabei erstaunt insbesondere, wie scheinbar lückenlos auch die frühen Jahre in der Ukraine dokumentiert sind. Vitalis Anfänge als Kickboxer oder dessen erster Ausflug nach Florida, als die kommunistische Propaganda in der Familie noch sehr präsent war, gehören dazu. Chronologisch widmet sich der Film auch der Kindheit in Kiew, die von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl überschattet wurde sowie Vitalis Gehversuchen in der ukrainischen Politik oder Wladimirs glorreichem Comeback. Die zahlreichen Klitschko-Fans werden jedenfalls nicht enttäuscht werden. FRANK BRENNER EINE INSEL NAMENS UDO KLITSCHKO D 2011 - Komödie - Regie: Markus Sehr - Kamera: Daniela Knapp - mit: Kurt Krömer, Maja Beckmann, Fritzi Haberlandt - Verleih: X Verleih Start: 16.6. BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Lichtburg, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Sebastian Dehnhardt - Kamera: Johannes Imdahl - mit: Wladimir Klitschko, Vitali Klitschko, Don King - Verleih: Majestic Start: 16.6. BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Lichtburg, MÜL: Cinemaxx, 44 X-Men – Erste Entscheidung Fremd Fischen USA 2011 - Action/Science Fiction - Regie: Matthew Vaughn - Verleih: Fox - Start: 9.6. USA 2011 - Komödie - Regie: Luke Greenfield - Verleih: Tobis - Start: 16.6. Beide sind sie Mutanten und heute sind sie sich Spinnefeind: Professor X und Magneto. Doch das war nicht immer so: Als Jugendliche kämpften Charles Xavier und Erik Lehnsherr noch Seite an Seite gegen den Weltuntergang. „KickAss“-Regisseur Matthew Vaughn erzählt mit diesem „X-Men“-Prequel von den einstmals Verbündeten – und ihrer Entzweiung. HE Heimchen Rachel (Ginnifer Goodwin) liebt den Zukünftigen ihrer besten Freundin Darcy, eine exaltierte Tusse (man kann nur hoffen, sie spielt da nicht sich selbst: Kate Hudson). Dex, der Mann zwischen den Frauen, weiß nicht was er will. Und während sich der Zuschauer fragt, was Rachel von den beiden eigentlich will, läuft vor ihm auf der Leinwand eine vorhersehbare Teenie- Soap ab. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, Postkutsche, DU: UCI, E: Lichtburg, Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion Bad Teacher Werner – Eiskalt USA 2011 - Komödie - Regie: Jake Kasdan - Verleih: Sony Pictures - Start: 23.6. D 2010 - Zeichentrick / Komödie - Regie: Gernot Roll - Verleih: Constantin - Start: 23.6. Elizabeth hat ein ziemlich loses Mundwerk, zwitschert gerne und sieht sich in ihrer Zukunft an der Seite eines reichen Gatten. Das Problem: Die Göre (Cameron Diaz) ist keine unreife Schülerin, sondern Lehrerin. Als ihre Lügen aufzufliegen drohen, ihr Job in Gefahr ist und eine Nebenbuhlerin um den Angebeteten (Justin Timberlake) auftaucht, ist es Zeit zur Besinnung. Schrille Komödie. HE Das fünfte Kinoabenteuer der berühmtesten norddeutschen Suffbirne blickt zurück und erzählt von Werners früher Rivalität zu Holgi, dem „betuchten Lümmel“ aus der Nachbarschaft. Doch der Fan weiß: Wer zuletzt ploppt, lacht am besten. Erfinder Rötger Feldmann darf zum 30-jährigen Jubiläum in den Realszenen natürlich nicht fehlen. Ebenso nicht viel Sonne und kühles Bier. Plopp! HE BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, OB: Cinestar Mr. Poppers Pinguine Die Nordsee von oben USA 2011 - Komödie - Regie: Mark S. Waters - Verleih: Fox - Start: 23.6. D 2011 - Doku - Regie: Silke Schranz, Chr. Wüstenberg - Verleih: comfilm - Start: 9.6. Geschäftsmann Tom Popper (Jim Carrey) ist jobtechnisch ein wenig übereifrig und vernachlässigt dafür Freunde und Familie. Als ihm sein Vater einen Pinguin vermacht, wendet sich das Blatt. Plötzlich dominiert allerlei Geflügel Toms Leben und führt ihn – natürlich – zurück auf den rechten Weg. Familientaugliche bzw. –fördernde Komödie von Mark Waters („Der Womanizer“). HE Während der gemeine Zuschauer das Meer aus der Vogelperspektive nur von den Nachrichten kennt – wenn der Mensch mal wieder seine Ölteppiche über das salzige Nass ausbreitet – werfen Silke Schranz und Christian Wüstenberg mal einen versöhnlicheren Blick aufs Meer: Filmische Postkartenidyllen bilden hübsche bis abstrakte Eindrücke vom Ebbe und Flut geprägten Gewässer der Nordsee. HE www BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion BO: Casablanca/Metropolis Kusswechsel – Kein Vorspiel ohne Nachspiel Bibliothèque Pascal I 2011 - Komödie - Regie: Fausto Brizzi - Verleih: Senator - Start: 9.6. H/D 2010 - Drama - Regie: Szabolcs Hajdú - Verleih: Camino - Start: 9.6. Das Ausland dürfte über so manche erfolgreiche deutsche Komödie fassungslos den Kopf schütteln. Jetzt sind wir dran: Nimmermüde Speed-Dialoge (Italien!), Slapstick-Klamauk, selbstverliebte Comedians, vor allem aber unzählige, angestaubte Geschlechter-Klischees füllen diese schwungvolle Komödie, die zwischen Sitcom und Telenovela zappelt. In Italien war der Spaß ein riesen Kinohit! HE In einer eigenwilligen Mixtur aus Melodram, Torture-Thriller und Fantasy-Poesie erzählt „Bibliothèque Pascal“ von Mona (Orsolya Török-Illyés), die nach allerlei skurrilen Begegnungen Mutter wird, um schließlich ihrer Tochter entrissen in einem ungastlichen Bordell zu landen. Skurril phantasievolles, tragikomisches Drama, das sich dramaturgisch auch mal etwas verläuft. HE E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx BO: Casablanca/Metropolis, DO: sweetSixteen 45 Literatur Portrait Über Comedy-Sendungen wie „Switch” oder „Samstag Nacht” zum Schreiben von Krimiromanen mit Biss gekommen, Edda Minck Vom Mord zum Mops Die Bochumer Autorin Edda Minck ist auf den Hund gekommen Als Maggie Abendroth in Bochum 2007 erstmals die Bühne der Krimiszene betrat, schloss eine große Fangemeinde die neugierige Enddreißigerin schnell in ihr Herz. Als Aushilfssekretärin in einem Bestattungsinstitut hatte sie plötzlich mit mehr Leichen zu tun, als es ihr lieb war und mit einem skurrilen Häuflein Helfern und viel Humor löste sie den Mordfall. Auf „totgepflegt“ folgten Jahr für Jahr weitere Fortsetzungen. Ob Maggie Taxi fährt, an einer Ochsenbraterei auf einem Mittelaltermarkt aushilft oder sich eine Kur gönnt – Leichen pflastern ihren Weg. Ausgedacht hat sich diese schwarzhumorige Krimireihe mit Bochumer Lokalkolorit das Autorinnenduo Minck & Minck. Nach vier Fällen ist nun allerdings Schluss mit der gemeinsamen Textarbeit, ähnlich wie Tresenlesen oder die Missfits gehen die Autorinnen nun getrennte Wege. Während die hinter dem Pseudonym Lotte Minck stehende Brenda Stumpf nun mit dem Duo Auerbach & Keller eine „Cosy Krimi“-Reihe etablieren will und unter ihrem Klarnamen in diesem Juli ein Buch über ihre Erlebnisse als Backstage-Köchin in der Bochumer „Zeche“ auf den Markt bringt, behält Gabriele Brinkmann auch als Solistin ihr Pseudonym Edda Minck bei – und als solche verspricht sie auch weitere Maggie Abendroth-Krimis zu schreiben. Lediglich den Ehrenmord-Roman, der 2009 die Trennung vom übervorsichtigen DrosteVerlag mit sich brachte, veröffentlichte sie unter dem Namen W.W. Domsky. Von Richelieu zu Herrn Schröder Humor, gerne schwarz und auch mal ruppig, begleitet den beruflichen Werdegang der 1958 in Bochum geborenen Autorin seit vielen Jahren – hinter den Kulissen so mancher Comedy-Sendung. Doch zunächst zog es sie nach dem Foto- und Filmdesignstudium an der FH Dortmund nach Köln, wo sie bei den „Tanzprojekten“ Köln unter James Saunders eine Musical-Ausbildung absolviert und bei Margarete Bittner Sprach- und Gesangstraining nimmt. Neben Auftritten als Tänzerin und Schauspielerin arbeitet sie auch als Choreographin und nach und nach zieht es sie von der Bühne hinter die Kulissen. Ihre Aufgaben bei diversen Fernsehformaten streifen Redaktion und Produktion ebenso wie Casting. Anfangs sind es Shows wie „Der Preis ist heiß“ oder „Die Miniplaybackshow“, die sie betreut. Das Vorcasting für die ersten beiden „Popstars“-Staffeln dürfte heute noch in ihren Ohren klingeln, doch bald ist sie als Autorin tätig für Comedy-Formate wie „Samstag Nacht“, „Switch“, „Mit einem Bein im Grab“ und viele andere. Nach und neben zahlreichen Kurz- geschichten in diversen Anthologien kommt 2009 – also noch parallel zu Minck & Minck, ihr Roman „Für kein Geld der Welt“ auf den Markt. Sie greift hierin das Sujet einer an Bedingungen geknüpften Erbschaft auf und kann es tatsächlich mit neuem turbulentem Leben füllen. Schon hier begegnet der Leser einem tierischen Helden, dem verfressenen Mops Richelieu. Nun lässt die Hundenärrin einen Mops selbst seine Erlebnisse erzählen. Die „MopsTagebücher“ von El-Rei Dom Joao, der in Portugal stolz ein kleines Rudel angeführt hat und nun plötzlich als Herr Schröder mit den Tücken deutschen Großstadthundelebens klarkommen muss, ist von seiner „Guck mal, wer da spricht“-Grundidee her ebenfalls nicht neu, doch dass Edda Minck neben Humor auch ein großes Herz für Hunde hat, kann sie nicht verleugnen. Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos Allerdings hat sie ihre Leidenschaft für diese Tiere nicht mit ihrer kriminalistischen Ader verknüpft. Auch wenn im Schatten des Schafes Maud aus Glennkill nun auch Schweine, Gänse, Hunde und sogar Wanzen ermitteln und der Katzenkrimi nie so ganz aus der Mode gekommen ist, hatte Edda Minck nie in Erwägung gezogen, den Mops zum Detektiv zu machen: „Darüber habe ich bis heute, muss ich gestehen, noch gar nicht nachgedacht. Sollte mir irgendwann ein knalliger Plot für einen Krimi mit tierischem Ermittler einfallen, werde ich den Krimi dann auch schreiben, aber ich denke nicht aktiv darüber nach. ‚Idioten auf zwei Pfoten – Die Mops-Tagebücher‘ ist ein Roman über Integration und Freundschaft – und da hat mir mein eigener Hund, den ich aus einem Tierheim habe, die beste Steilvorlage geliefert. Da war die literarische Umsetzung kein Problem. In ‚Für kein Geld der Welt‘ gibt es auch einen Mops, der zwar laut denkt, aber nicht zwingend aktiv in die Handlung eingreift – das wäre mir zu vermenschlichend gewesen. Die Figur des vierbeinigen Richelieu ist ein schönes Dekor in der Story. Detektive aus dem Tierreich sind meines Erachtens eine Modewelle, die immer mal wieder schwappt. Pirincci und Rita Mae Brown waren vor einigen Jahren sehr erfolgreich damit, und jetzt ist es eben ein Schaf oder irgendeine andere Katze. Der Leser entscheidet, ob er lieber einem Vampir, einem menschlichen Kommissar oder einer ermittelnden Boa Constrictor folgen möchte.“ www Tiere aus der Region Ebenso wie das Genre Tierkrimi schwimmt auch 46 46 der Regionalkrimi gerade auf einer hohen Welle. Sehr glücklich ist die Autorin mit dieser Bezeichnung allerdings nicht, die ihrer Meinung nach den Wahrnehmungsradius eines Buches stark einschränkt: „Ich wünschte, die Buchlandschaft würde von dem Trip Regionalkrimi herunterkommen. Jede Handlung in einem Buch muss schließlich irgendwo spielen. Das Etikett Regionalkrimi, so meine Erfahrung, führt eher dazu, ein Werk zu hemmen, als es zu verbreiten. Egal, wo ein Krimi spielt – gut muss er sein. Wenn aber ein Münchener Buchhändler einen Krimi nicht bestellt, weil ‚Regionalkrimi Ruhrgebiet‘ draufsteht, kann das nicht im Sinne des Erfinders sein.“ Ihre Verbundenheit mit dem Revier liegt allerdings nicht nur in ihrer Herkunft begründet, sondern ist auch stark an das literarische und kulturelle Leben hier sowie an das hiesige Idiom verknüpft: „Das Ruhrgebiet hat eine sehr lebendige ‚Lesekultur‘, wie man an den vielen Veranstaltungen und Leseabenden sehen kann. Leider habe ich grad keine Zahlen parat, aber das Mord am Hellweg Festival, um nur eine erfolgreiche Veranstaltung zu nennen, ist das beste Beispiel für den Lesehunger und den qualitativ hochwertigen Output der Ruhrgebietsautoren. Außerdem ist das Ruhrgebiet, auch nach dem Kulturhauptstadtjahr, die quirligste und kreativste Region. Nirgendwo sonst, außer vielleicht in New York, hat das Zusammenleben der Kulturen eine so lange Historie. Hier liegen die Themen tatsächlich auf der Straße. Die Menschen sind zäh, direkt, haben Witz und eine eigene Sprache, die ich sehr gerne für meine Kolumne ‚Fragen Sie Oma Berti‘ und für einzelne Figuren in meinen Krimis verwende.“ Edda Mincks Engagement für Tierheime und Tiertafeln oder soziale Einrichtungen erschöpft sich nicht in Benefiz-Lesungen, sondern sie legt auch ganz unliterarisch Hand an, steht – nachdem sie sich in Krisenzeiten immer mal wieder mit Küchenjobs durchschlagen konnte – selbst in der Bochumer Suppenküche am Herd: „Ich mache das schon seit Jahren und es ist einfach spannend und eine sehr bereichernde Aufgabe. Ich kann eines meiner Talente, das Kochen, auf ganz andere Art und Weise ausleben, denn ich weiß vorher nicht, was im Kühlschrank ist und was ich daraus machen kann. FRANK SCHORNECK Edda Minck: „Idioten auf zwei Pfoten – Die Mops-Tagebücher“ Goldmann Verlag, 12,99 € www.eddaminck.de Poetry Textwelten Bastian Sicks Grammatikfetisch macht krank, Foto: Liza Litsch/pixelio.de Ein wenig Savoir-Vivre-Atmosphäre am Pariser Café, Foto: Rainer Groothuis Sick of it all Seele auf den Spitzen der Brüste tragen Es ist eine kunstvolle Wendung, dass der längste Tag im Juni liegt Von Thomas Linden Das muss ihm gefallen haben, noch einmal Gastgeber in der Stadt der Liebe, des Luxus und der Mode zu sein. Niemand hat das Bild der Deutschen von Paris seit dem großen Krieg so nachhaltig geprägt wie Georg Stefan Troller. Sein „Pariser Journal“ flimmerte während der sechziger Jahre über die Bildschirme östlich des Rheins und gab eine Ahnung vom Geschmack jener Freiheit, die man sich in Deutschland noch nicht so ohne weiteres zu nehmen getraute. Wie eine Fortsetzung seines prickelnd inspirierenden „Journals“ in Buchform nimmt sich die Reihe CORSOfolio aus, in der Troller nun den Paris-Band als Gastgeber präsentiert. Ein interessantes Projekt und ein neuer Verlag aus Hamburg, der dem Angebot der digitalen Literatur demonstrativ trotzen möchte. Mit jedem Band führt uns ein Autor in die intimen Gärten seiner Lieblingsstadt. In Rom ist das Martin Mosebach, in London Matthias Politycki, in Wien Eva Menasse. Verleger Rainer Groothuis, der das Büchermachen bei Wagenbach erlernte und spätestens seit seiner Erfindung der feuerroten Salto-Reihe bewiesen hat, wie man Leser süchtig nach schönen Büchern macht, glaubt, dass nur ein wirklich geschmackvoll und handwerklich perfekt gemachtes Buch eine Chance gegen das digitale Literaturangebot besitzt. Eine rührend romantische Vorstellung, die wir ihm auf keinen Fall ausreden möchten. Denn neben solch herrlichen Kleinoden, wie Pier Paolo Pasolinis „Reisen in 1001 Nacht“ oder Walter Benjamins ausgesuchte Aphorismen „Passagen, Kristalle“ gibt es nun eben auch die Reihe mit den Stadtbüchern. Die kommt nicht alleine im Format eines Tafelbuchs (22 x 30 cm) mit großartigen Fotografien daher – im Paris-Band sind es die sinnlich-stimmungsvollen Arbeiten von Fritz Henle – sondern die Texte der eingeladenen Autoren lesen sich gleichfalls so appetitlich, dass man alle hintereinander schmökern möchte. Und wer würde nicht wissen wollen, warum die Pariserinnen ihre Seele auf den Spitzen ihrer Brüste tragen? Paul Nizon erklärt uns, warum im stinkbürgerlichen Frankreich die Kinder keineswegs immer dem Ehebett entspringen. Mit Anne Weber gehen wir in der Rue Saint-Denis ein paar Handschellen kaufen. Louis Begley erzählt sehr konkret und zugleich mit ironischer Eleganz von einer Affäre, in der sich pointiert der Zeitgeist spiegelt. Dany Leder spaziert durch den jüdischen Kosmos von Paris. Wir begegnen Michel de Montaigne, Marie Antoinette oder den „Hurensöhnen“, die auf dem Fußballfeld einst als Götter verehrt wurden. Nach diesen und etlichen anderen Exkursen zum „intelligentesten Quadratkilometer der Welt“, zur Seele und in den Bauch von Paris, führt der Weg wieder zu Georg Stefan Troller, der mit seiner trocken-pointierten Diktion verrät, wie Paris hinter den Kulissen tickt. Im Stil einer Zeitschrift ist dieses Magazin gestaltet, die Texte sind eigenwillig geschrieben, bleiben ihrem Sujet aber immer verpflichtet. Die Bilder geleiten das Auge von einem Thema zum nächsten, jeder Seite wird ein stilsicheres Layout zugestanden. Eine Zeitschrift ohne Werbung, ein Buch, das im Bild eine Fortsetzung des Textes praktiziert, ein schöner Gegenstand, der aber nicht für Bibliophile, sondern für Leute gedacht ist, die mit dem Buch ein Stück Inspiration erwerben möchten. Damit lässt sich leben. Sebastian23 zählt an: neun – Die Video Kolumne Der neue Verlag CORSO setzt auf das Buch-Erlebnis Da hat man noch ein bisschen Zeit, an seiner Bikini-Figur herum zu fermentieren, während der Tauchsieder Sonne noch im Baggersee hängt wie der Blick eines Jungspunds im Ausschnitt einer Jungspündin. Bald schon fallen eh die Hüllen und geschälte Schönheiten wandeln unweit von Binnengewässern auf wolkenweichem Sandgetrete, während greinende Bastian-SickJünger mir einen Duden statt Fanpost zumailen – von wegen sprachlicher Vergehen! Ich habe aber keine Zeit, mich mit den Regeln der Sprache auseinanderzusetzen, weil ich mit den Füßen im See und dem Kopf in der Sonne liege. Obwohl, wo es doch so heiß ist, vielleicht kühlt mich ein bisschen Schimpfen ab. Tiraden statt Baden, vielleicht hilft‘s. 180 Grad im Halbkreis oder Umluftofen Bastian Sick gegen den Hitzschlag. Ich kann nicht nachvollziehen, warum dem schlimmsten Streber der Nation seit geraumer Zeit die Herzen zufliegen. Da steht einer und posaunt uns die ganze Zeit ins Ohr, dass wir das „dass“ gefälligst mit der richtigen Anzahl von Buchstaben zu schreiben haben. Und alle so: „Yeah!“ Wenn es schon einen Superstreber gibt, wo bleibt dann der Supermobber, der ihn im Schulflur an seiner Unterhose an den Kleiderhaken hängt? Wieso macht dem Mann niemand eine elektronische Fußfessel um, die ihm jedes Mal einen Stromschlag verpasst, wenn er Sätze sagt wie: „Die Verwendung dieses Ausdrucks hat eine interessante und wechselhafte Geschichte“. Meinetwegen kann die Fußfessel auch an der Bikini-Zone befestigt werden. Es ist schließlich Sommer. Wer liest, was solche Rechthabe-Horsts aufs Papier verdauen, während draußen die Jungspündinnen ihren sommerlichen Veitstanz zelebrieren. Genau so wie sie fühlt sich die Sprache ohne Zwangsjacke besser und nackt am wohlsten! Tauchsieden für den Weltfrieden Klar fühlen wir uns gerne überlegen. Aber ist das nicht ein niederes Motiv, sich daran aufzugeilen, wenn wir andere auf ihre Fehler hinweisen können? Hier, ein falsch geschriebener Satz für euch: Ir seit Vollidyoten. Na, gefällt euch das? Rührt sich euer Tauchsieder? Sorry, aber diese menschgewordenen Overheadprojektoren regen mich auf. Drei Wochen Spanienurlaub und die schönste Erinnerung ist, wie heiter die Rechtschreibfehler in der Hotelbroschüre waren. Das ist weder lustig, noch schön. Dinkelobfer und Jungspündin Wisst ihr, was lustig und schön ist? Bastian Sick, der in einem Schalke-Trikot an einer Schule für schwererziehbare Kraftpakete im Herzen Dortmunds Deutsch unterrichtet – das ist lustig und schön. „Aber Pascal, ‚Isch hau tich kabutt, du Dinkelobfer!‘ schreibt man ganz anders. Und was willst du denn jetzt mit dem Baseballschläger?“ Mmh, ja. Jetzt ist mir zwar nicht kühler geworden, aber ich fühl mich trotzdem besser. Statt Grammatik im Kopf und Rechtschreibung am Hals hab ich die Jungspündin im Auge und das Wassereis in der Hand. Das kühlt auch. www THOMAS LINDEN TEXT: SEBASTIAN23 „Paris, Liebe, Moden, Tête-à-Têtes“ CORSOfolio 2, 160 Seiten, zahlr. Abb. I Hardcover Verlag CORSO I 24,95 € Sebastian23 - Die Video Kolumne: Auf youtube und auf trailer-ruhr.de 47 Wortwahl ComicKultur Wenn der Vorhang fällt Wirklichkeit und Wahn Abpfiff: Schluss, Ende, Aus. Vorbei und vorüber. Das war‘s mit der Show. Die über 34 Spieltage unter Blut, Schweiß und Tränen aufrecht erhaltene Spannung bricht unvermittelt in sich zusammen. Gähnende Leere. Gut, man fällt nicht ins Bodenlose wie die Fans der Frankfurter Eintracht. Doch auch als leidenschaftlicher Anhänger (im besten Falle) fußballerischen Mittelmaßes mit tiefer Verwurzelung im Bodensatz der Liga, sieht man sich mit schlagartig einsetzenden Entzugserscheinungen konfrontiert, die allein – und das auch nur mangelhaft – durch blindwütigen Gerstensaftkonsum sowie lauthals konzertierte Vergegenwärtigung längst vergangener Ruhmesmomente kompensiert werden können. Oder: Man versetzt sich anhand André Bawars Roadcomedy „Poeler Pokale“ (emons) in die Lage der Provinzkicker vom SC Ankerwinde Wismar, denen mitten im Sommerloch nicht nur der Platzwart, sondern auch ihre leidliche Trophäensammlung abhanden gekommen ist. Ohne viel Federlesen machen sich die drei Jensen-Brüder als zentrale Achse des Verbandsligisten auf den Weg, die gravierende soziopsychopathische Schieflage der Vereinsseele mit der Dingfestmachung des Raubmörders wieder gerade zu rücken. Ein auf Die Edition Moderne fährt drei dicke Wälzer auf, zwei davon sind autobiografisch, einer biografisch. Mit „Jetzt kommt später“ erzählt die Schweizerin Kati Rickenbach von zwei Hamburg-Aufenthalten, während der sie mit der dortigen Comicszene in Kontakt kommt. Klingt nicht sehr spannend, ist es aber. Denn Rickenbach kann erzählen. Sie vermag ihren Alltag so detailliert und persönlich zu schildern, dass man sich beinahe als Voyeur fühlt. Mit ihrem weichen, leicht krakeligen Stil ist ihr ein sympathischer Entwicklungsroman einer Comickünstlerin gelungen, der auch noch ganz unbeschwert mit Zeit- und Metaebenen experimentiert. Für „Die Bekehrung“ schiebt Matthias Gnehm sein Leib- und Magenthema Urbanismus an den Rand der Geschichte, die von einer Jugend in einer zersiedelten Landschaft erzählt. Kern der Handlung ist eine Liebe und die Problematik religiöser Missionierung. In luftigen Kohlezeichnungen macht Gnehm den Muff der Provinz ebenso spürbar wie die verworrene Gefühlswelt der Pubertät. Erzählerisch weiß er mit außergewöhnlichen Mitteln zu begeistern, wenn auch er die Zeitebenen wechselt. so tumber wie eruptiver Einfalt basierendes Amusement, das a) sich auch mit ausgewachsenem Kater goutieren lässt, b) in seinen guten Momenten an die karg gesäten Höhepunkte der abgelaufenen Saison erinnert und c) in den weniger geistreichen Passagen – im besten Falle – für den eigenen Fanatismus und die darauf fußenden Beschränktheiten sensibilisert. Aber: Wer will schon wissen, was sich im Schatten des emotionalisierenden Rampenlichts für biedere Alltagsdramen abspielt? Und doch sind es gerade die vielschichtigen Biografien glamouröser Gestalten, die sich in ihrer scheinbar widersinnigen Ambivalenz zu einem in jeglicher Hinsicht nebenwirkungslastigen Cocktail „aus Nektar und Wermut, Ambrosia und dem Gift eines Nachtschattengewächses“ verdichten. Kein Wunder, dass Michaela Karl ihre hingebungsvolle Schilderung des Lebens von Dorothy Parker, jener Gesellschafts- und Modekolumnistin aus den Roaring Twenties, deren scharfzüngige Ächtungen und Verfechtungen eine handzahme Papiertigerin à la Carrie Bradshaw („Sex and the City“) in die Arme der Bundesagentur für Arbeit treiben müssten, mit „Noch ein Martini und ich lieg unter dem Gastgeber“ (Residenz) überschrieben hat. Immerhin: Soweit lässt es auch die beschwipste April nicht kommen; und das trotz all der dicken Scheine, die ihr der junge Araber Bassam – obgleich aus anderen Beweggründen – zuhauf vor die Füße wirft. Was die verführerische Stripperin allerdings nicht verhindern kann: dass während der lukrativen VIP-Nummer ihre dreijährige Tochter in die Hände des soeben aus dem Nachtclub hinauskolportierten Losers AJ gerät, was wiederum die kurzzeitigen Unpässlichkeiten ihrer sonstigen Babysitterin und Vermieterin Jean sowie des Security Guards Lonnie in ein neues Licht rückt. Verliefen all ihrer Leben eben noch parallel, so verheddern sie sich nun unter Andre Dubus‘ III Regie im „Garten der letzten Dinge“ (dtv) zu einem anrührenden, regelrecht ethnografischen Episodenroman, um doch unausweichlich ihrem Einzelschicksal entgegen zu steuern – mit einer Zwangsläufigkeit, die in den Bann zieht. Fürderhin: Ein scheinbar alles miteißender Sog, der mit dem Tod des weiblichen Oberhaupts der Bigtrees auch den Alligatorenpark „Swamplandia“ (Kein & Aber) auf einer entrückten Floridainsel erfasst. Der „Häuptling“ leidet unter massiver Realitätsverklärung, der Sohn heuert bei der Konkurrenz auf dem „zivilisierten“ Festland an, während sich die pubertierende Schwester in einen 80 Jahre zuvor verstorbenen Geist verliebt. Allein die 13jährige Göre Ava stemmt sich in Karen Russells so fantasievollem wie packendem Comig-of-age-Roman mit dem aus letzter kindlicher Naivität geborenem Mut einer ArchosaurierWrestlerin gegen den familiären Untergang. Ein Schelm, wer hierbei an seinen ach-so-traditionsreichen Fußballverein denkt. LARS ALBAT In „Coney Island Baby“ erzählt Nine Antico von zwei Pin-Up-Legenden: Bettie Page und Linda Lovelace. Sie stellt den unschuldigen 50er die abgebrühten 70er Jahre gegenüber und Pages natürlichen, aber diskreten Umgang mit der Erotik Lovelaces widersprüchlichen Medienkampagnen. Mitunter etwas sprunghaft erzählt, weiß Antico dennoch ihr Thema vielschichtig zu umkreisen (alle Edition Moderne). Mit „Der König der Fliegen“ positioniert sich das französische Duo Mezzo und Pirus zwischen Daniel Clowes, Charles Burnes und den Hernandez Bros. Ihr Sujet ist die Tristesse der Vorstadt, ihr zugleich düsterer wie farbiger Stil macht aus dem Teenagersein einen Teufelsritt, unterfüttert mit Drogen und wildem Sex. Wirklichkeit und Wahn verschwimmen in diesem meisterlichen Alptraum. Die ersten beiden Bände der Trilogie – „Hallorave“ und „Der Ursprung der Welt“ – sind bereits erschienen. „Trommelfels“ von Marijpol ist nicht minder verstörend. Ein altes Archäologenpaar wird an eine harmlose Ausgrabungsstätte versetzt. Doch was sie dort finden, weckt ihren ermüdeten Forschergeist. Die mit Tusche nachgezogenen Bleistiftzeichnungen wirken ebenso destabilisierend wie die hier aufeinanderprallenden Lebenswelten. Ein mystisches Werk voller Fantastik (beide avant-verlag). Ebensoviel Magie verströmt die Bilderwelt der Hamburgerin Moki. Mit „Wandering Ghost“ erzählt sie wortlos von fantastischen Tiergestalten in surrealen Landschaften und entfaltet auf dieser entrückten Ebene eine zarte Gefühlspalette. Dem Band liegt ein Bonusheftchen bei (Reprodukt). www „Grenzfall“ von Thomas Henseler und Susanne Budenberg ist ein Sachcomic über Peter Grimm, der schon als Schüler mit dem System der DDR aneckt und bald exponierter Staatsfeind wird, als er sich an der Publikation der illegalen Zeitschrift „Grenzfall“ beteiligt, deren Wirken Mitte der 80er Jahre ein Vorbeben der Ereignisse von 1989 war. So interessant der historische Hintergrund, so sehr ist klar, dass der Comic nur als Grundlage für einen bebilderten Geschichtsunterricht dienen soll (avant-verlag). Für „Die Tote im Pelzmantel“ treffen zum zweiten Mal die bekannte Krimiautorin Fred Vargas und der Comiczeichner Edmond Baudoin zusammen und erzählen einen philosophischen Krimi, in dem es kaum um den Fall geht, dafür um so mehr um Lebenseinstellungen. Vargas erzählt lakonisch, Baudoin zeichnet mit grobem Strich eine düstere Welt – aber nicht ohne Hoffnungsschimmer am Horizont (Aufbau Verlag). CHRISTIAN MEYER 48 46 Literatur-Kalender Ruhr 22.03.2011 Hat die Unschuld kotzen sehen und erzählt davon in Essen, Dirk Bernemann, Foto: Dirk Bernemann DIE LITERATUR-TERMINE DER REGION Bochum – Ruhr Uni (Musisches Zentrum) 0234 322 01 Beyond the Dark – Biographische Begegnungen in Ruhrnächten Do 9.6. 18 Uhr Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt, wenn Studierende der Fakultät Sozialwissenschaft „Ergebnisse und Erkenntnisse aus ihren empirischen, biographieanalytischen Forschungsarbeiten in einer Theaterlesung“ vorstellen – aber es macht neugierig. Bochum - Rotunde – Alter Kath.-Bahnhof 0234 961 66 20 Macondo – Die Lust am Hören: LEG DAS AB. Lesekonzert Mi 29.6. 20 Uhr Dortmund – FZW 0231 17 78 20 LAUSCHER 17 mit Tino Hanekamp und Gregor McEwan Mi 15.6. 20 Uhr Essen – Museum Folkwang 0201 884 54 44 Jochen Gerz über ‚2-3 Strassen‘ Mi 8.6. 20 Uhr Eines der spannendsten Kulturhauptstadtprojekte, das nicht bloß schöne Bilder produziert hat, sondern tatsächlich mit den hier lebenden Bürgern in Berührung gekommen ist, hat in einem imposanten Buch Niederschlag gefunden. Essen – Zeche Carl 0201 834 44 10 LitCarl mit Dirk Bernemann Mi 1.6. 20 Uhr Empfehlungen von Frank Schorneck Der Titel „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ scheint Dirk Bernemann so gut zu gefallen, dass mittlerweile drei Erzählungsbände hierunter erschienen sind – und dem Publikum gefällt es auch. Hattingen – Stadtbibliothek 02324 204 35 60 Ben Redelings: Potpourri der guten Laune Di 21.6. 19.30 Uhr Ein Buch über eine Lesereise zu einem anderen Buch zu schreiben, ist eine nette (wenn auch nicht exklusive) Idee – und Fußballgeschichten gibt es sicherlich ebenfalls zuhauf. Mülheim – Ringlokschuppen 0208 99 31 60 Premiere Richtungsding III Fr 3.6. 19.30 Uhr Du sollst dich nicht gewöhnen. Version 2.0 Mi 15.6. 19.30 Uhr In der Reihe „Textrevolte“ nähern sich Gerd Herholz und Maria Neumann Leben, Werk und Wirken Erich Frieds. Recklinghausen – Ruhrfestspielhaus 02361 91 80 Martin Brambach und Christine Sommer: Love Letters So 5.6. 11 Uhr Albert Ramsdell Gurney ist ein amerikanischer Autor und Dramatiker. Sein Stück Love Letters wurde 1988 uraufgeführt und nun lesen es Schauspieler bei den Ruhrfestspielen. Katja Riemann & Arne Jansen: Friedensreich. Ein Doitschlandabend So 12.6. 11 Uhr Eine literarisch-musikalische Revue mit Texten von Sibylle Berg, angerichtet auf einem Bett aus rollenden Rrrrrrammstein-Songs. Eine Gaumenfreude der besonderen Art … = trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten Der Kalender wird präsentiert von: Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de Für immer anders – Wenn Familien Zeiten der Trauer erleben Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben viele Fragen und Gedanken, wennSchatten lebensbegrenzende Krankheit, 06.06.2011 Der von Auschwitz der Tod und das, was danach kommt, Über das Verschwinden der Katastaktuell wird. Gespräch und Vortrag rophe christlichen anhandaus von der Beispielen aus derTheologie. Vortrag mitTrauerpraxis. Dr. Christoph Münz alltäglichen Eintritt: frei ¼- -19.30 Eintritt: 8,00 19.30 Uhr Uhr 24.03.2011 Gott sei Dank in der Welt! - 16.06.2011 „Das Beste, was wir Ein Konzil verändert diehatten“ Kirche Lesung und Gespräch mit dem Autor Auf der Grundlage der Publikation Jochen Schimmang “Die Kirche der Weltgesellschaft. Das II. Vatikanische die Eintritt: 10,00 € - Konzil 19.30und Uhr Globalisierung des Katholizismus“ von Dr. Stefan Nacke sollen nach 20.06.2011 Michael Royen: Bilder – Kalkül einem Impulsreferat des Autors aus und unterschiedlichen Perspektiven die Abstraktion Herausforderungen, die heute mitim GeDer Künstler Michael Royen dem Zweiten Vatikanischen Konzilund spräch mit dem Journalisten für die Menschen verknüpft sind, Theologen Christoph Fleischmann diskutiert werden. über seine im Medienforum ausgeEintritt: frei - 19.30 Uhr www 30.03.2011 stellten Bilder Eintritt: / Voranmeldung Die hohefrei Kunst der Weltrettung erwünscht - 19.30 Uhrwirklich Das Komischste aus dem wahren Leben mit dem Kabarettisten Kai Magnus Sting 29.06.2011 „Orangen und Engel – Italienische Als Rastelli der gesprochenen und Skizzen“ geschliffenen Rede, als gnadenloser Lesung und Gespräch dem Autor Menschenbeobachter undmit Menschenkenner, als Parodist des Lebens, Ingo Schulze Terrorist 12,00 des Wortes Meister Eintritt: € - und 19.30 Uhr des Zwischenmenschlichen hat Sting seine Lieblingsnummern im Gepäck und die ein oder andere neue Geschichte. Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 [email protected] 49 RuhrKunst Die Kunst in der Mitte des Jahrhunderts Ausstellungen in Bottrop und Hamm Manchmal teilen die kleinen, beiläufigen Werke auf Papier am meisten mit. Zwar ist Josef Albers (1888 in Bottrop - 1976 in New Haven) im Museum Quadrat Bottrop, das nach seinem Ehrenbürger benannt ist, allgegenwärtig; seine konstruktive Farbfeldmalerei, die den Geist des Bauhauses trägt, schwingt noch bei der Konzeption der zeitgenössischen Wechselausstellungen mit. Und was seine eigene Kunst betrifft, so ist er dort mit seinen berühmten Gemälden, der „Hommage to the Square“ sowie Beispielen präkolumbischer Kunst aus seinen vielen Reisen nach Mexiko und Lateinamerika, ständig präsent. Aber die aktuelle Ausstellung der kleinformatigen Papierarbeiten ist doch – als Leihgabe der Josef and Anni Albers Foundation in Bethany/Connecticut – eine Erweiterung unseres Wissens. Sie umfasst wesentliche Stationen von Albers‘ Werk seit seiner Übersiedlung nach Amerika 1933. Zu sehen sind – schon in den Rahmungen nobilitiert – ebenso Studien, Farbproben wie auch fertige Malereien auf Papier und auf Karton. Aber wo endet die Skizze und wo beginnt das Bild? Albers braucht kein Lineal, um zwei Farben aneinander grenzen zu lassen und das Bildfeld zu ordnen. Die Partien verdeutlichen sich im Kontrast, wobei der Auftrag bei diesen Blättern oft faktisch und flockig ist: Farbe ist als Farbe empfunden. Hier nun, in der Ausstellung, ist jedes Blatt ein Ereignis und Erlebnis, auch weil die Ölfarbe die unterschiedlichen Papiersorten sozusagen streichelt und das Sinnliche und Intensive der Malerei sichtbar wird. Mitunter hat Albers auf das Blatt geschrieben oder in die Farbe gekratzt und damit die analytische Planung und den Bezug zu der Organisation der Gemälde weiter zum Ausdruck gebracht. Die Gemälde selbst sind konsequenterweise in die Bottroper Ausstellung integriert. Auch wenn Albers‘ Sache das Quadrat und deren feldartige Umgebung ist, er damit Farbklänge und den Bildraum auslotet und damit weltberühmt wurde: Er hat darüber hinaus weitere Systeme und Organisationsformen erkundet und durchexerziert. Das zu entdecken ist sehr anregend, kurz: Auch ein kleines Format kann ein Feuerwerk entfachen und eine ganze Welt enthalten. Farbe als Ausdrucksmittel Ein anderer Kolorist in dieser Zeit ist Emil Nolde (1867-1956), der – im Gegensatz zu Albers, der seine Arbeit am Bauhaus ab 1933 als Direktor am Black Mountain College in North Carolina fortgesetzt hat – immer in Deutschland geblieben ist. Auch bei ihm passieren die wichtigen Dinge, wenn eine Farbe Emil Nolde, Sonnenuntergang, 1948, Ölfarben auf Leinwand, 67 x 88 cm, © Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde / Gustav-Lübcke-Museum, Hamm sich über die Fläche ausbreitet und die Töne aufeinander stoßen und sich gegenseitig aktivieren. Aber während Albers in der Hauptsache ein durch und durch gegenstandsfreier Maler ist, widmet sich Nolde immer dem Gegenständlichen: dem, was er in der unmittelbaren Anschauung sieht. Dabei erweist sich die Landschaft als das große Thema dieses Vertreters der expressionistischen Malerei in Deutschland. Es macht also Sinn, seine Kunst anhand seiner Reisen zu untersuchen. Im wesentlichen aus dem Bestand der Nolde Stiftung in Seebüll ist dazu eine Ausstellung im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm zu sehen, die mit ihrem guten Publikumsbesuch noch unterstreicht, wie populär Nolde auch heute ist. Und die Besucher kommen auf ihre Kosten: Das gesamte Werk Noldes wird aufgefächert mit Arbeiten, überwiegend auf Papier, die zwischen 1907 und 1946 entstanden sind, ebenso mit Porträts – u.a. die Zigeunerbilder – und Landschaften, die auf seinen Reisen in Deutschland, Spanien und der Schweiz entstanden sind; schon die Umstände der Malerei unterwegs erklären den Umgang mit dem Aquarell auf Papier. Das Transparente, leichthin Fließende bringt zugleich eine Intensivierung mit sich. Eindrucksvoll ist natürlich, wie Nolde Atmosphäre erzeugt, vor allem bei den Gebirgs- und den Seestücken. Das Gegenständliche (das Schiff auf der Meeresfläche; die Bäume) ist dabei weitgehend abstrahiert, löst sich als Farbe auf und ist doch eindeutig vermittelt. Sozusagen als Kür werden noch Werke von Christian Rohlffs gezeigt, dem aus Hagen stammenden Zeitgenossen von Nolde, der ebenfalls zu den wichtigen, fortschrittlichen Malern im Bereich der Gegenständlichkeit gehörte. 1905/06 hielt sich Emil Nolde in Soest auf, wo er mit Rohlffs Kontakt hielt. Mit diesem Konzept aber schließt die Ausstellung an diejenige mit Paul Klee und Lyonel Feininger an, die am gleichen Ort vor zwei Jahren stattfand. www THOMAS HIRSCH „Josef Albers in Amerika – Malerei auf Papier“ I Bis 19.6. Josef Albers Museum Quadrat Bottrop I 02041 297 16 „Emil Nolde – Reiselust“ I Bis 19.6. I Gustav-Lübcke-Museum Hamm 02381 17 57 01 Lesen Sie eine Langfassung der RuhrKunst mit weiteren Ausstellungen unter: www.trailer-ruhr.de/kunst Josef Albers, Studie zu Variant/Adobe (I), um 1947, Öl, Bleistift auf Löschpapier, 24,1 x 30,6 cm, © The Josef and Anni Albers Foundation, VG Bild-Kunst, Bonn 2011 / Museum Quadrat Bottrop 50 46 Kunst in NRW Cool. Unsere Grugahalle Ausstellungsansicht Hyper Real, Ludwig Forum Aachen©/Foto: Carl Brunn/Ludwig Forum Aachen Die Wirklichkeit in gewissen Zeiten Zwei Ausstellungen in Aachen Von Thomas Hirsch Der Realismus der Renaissance-Malerei nördlich der Alpen ist sensationell. Das betrifft nicht nur die erste Malergeneration, sondern etwa auch den etwas später geborenen Joos van Cleve (1485-1540). Ihm widmet derzeit das Suermondt-Ludwig-Museum eine Ausstellung, die eine Schule des aufmerksamen Sehens ist. Die Malerei von Joos van Cleve brilliert in der Genauigkeit der Darstellung, in der Farbigkeit und in der Intensität des Ausdrucks. Dabei hat Joos van Cleve seine Kenntnisse der italienischen Kunst einfließen lassen, im Besonderen von Leonardo da Vinci, dem er die weichen Konturen und die Lichtwirkung „abschaute“. Das zeigt sich „Hauptwerke unseres besonders bei den Porträts, neben den Alkulturellen Gedächtnisses“ tarbildern sein zweites wichtiges Arbeitsfeld. Seine Auftragsbildnisse verbinden die Klarheit mit Eleganz und bringen den jeweiligen Charakter zum Ausdruck; zumal mit einem innigen Inkarnat wird jedes Porträt zu einem Ereignis. Dass sich Joos van Cleve der herausragenden Stellung seiner Porträtkunst sicher war, erkennen wir daran, wie er sich selbst gemalt hat: überaus wach aus dem Bild schauend, selbstbewusst und würdevoll. Diese Ausstellung ist Irene Ludwig gewidmet, der Aachener Kunstsammlerin und Mäzenin, die, im vergangen Jahr verstorben, zusammen mit ihrem Mann Peter Ludwig die Aktivitäten zur älteren Kunst gefördert hat und so auch Joos van Cleve für die Stiftung Ludwig angekauft hat. Indes ist uns die Sammlung Ludwig vor allem mit ihren Beständen zur internationalen Kunst des 20. Jahrhunderts vertraut, die sich heute in verschiedenen Ludwig-Museen weltweit befinden. Und dann gibt es noch – quasi als Stammhaus – das Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen, das nun sein 20jähriges Bestehen feiert. Die Jubiläumsausstellung widmet sich dem (überwiegend) amerikanischen Realismus im Übergang von den 1960er Jahren zu den 1970er Jahren, in den Bereichen Malerei, Skulptur und Fotografie. In der Ausstellung „Hyper Real“ geht es um Identität und Wahrheit: um die möglichst genaue, dabei kritische Wiedergabe der Wirklichkeit. In der Kunstrichtung des Hyperrealismus scheinen die Malereien Fotografien zu sein. Die Jahre um 1970 nehmen eine Schlüsselstellung in der zeitgenössischen künstlerischen Rezeption von Politik und Gesellschaft ein. Dies betrifft in den Vereinigten Staaten besonders den Vietnamkrieg und die Nixon-Ära. Bei beiden stellte sich die Frage nach der Rolle der Informationsmedien in besonderer Weise. Hier wirkte die Kunst als Korrektiv. Einbezogen ist in die Ausstellung auch die amerikanische Pop Art, die wiederum Aspekte der Werbung und des Star-Kultes thematisierte. Zudem wird die Kunst bis in die 1980er Jahre weitergeführt, was für die Ausstellung zwar nicht zwingend, aber bereichernd ist. Im Grunde ist dies ein Querschnitt durch die Sammlung Ludwig mit etlichen Hauptwerken unseres kulturellen Gedächtnisses. Und vielleicht sollte man bei dieser großartigen Gelegenheit auch in Gedanken Thomas Hirsch ist die Porträts von Chuck Close und Joos van Cleve einander Kunsthistoriker, Kugegenüber stellen. rator und Journalist. auf verlegt .2012 6 .0 den 25 24 | 06 | 2011 Blink-182 Die Punk-Rocker live auf Tour 26 | 06 | 2011 Bundesposaunenfest mit „genesis brass“ und Nieri Weth 19 | 08 | 2011– 28 | 08 | 2011 Sommerfest an der Grugahalle 01 | 10 | 2011 Cindy aus Marzahn „Nicht jeder Prinz kommt uff’m Pferd“ 02 | 10 | 2011 Helge Schneider „Buxe voll!“ 08 | 10 | 2011 Musical Allstars Präsentiert von KODi 15 | 10 | 2011 Koncert Gwiazd Stars aus Polen 19 | 10 | 2011 Crosby & Nash Einziges Konzert in NRW 22 | 10 | 2011 Musikschau Schottland Keltenzauber und schottische Lebensfreude 23 | 10 | 2011 www CD- & Schallplattenbörse im Foyer 16 | 11 | 2011 Paul Panzer „Hart Backbord – Noch ist die Welt zu retten!“ 03 | 12 | 2011 21. Oldie Night u.a. mit Racey, T. Rex, Dozy, Beaky, Mick & Tich 17 | 12 | 2011 Wise Guys Wunsch-Tour 2011 29 | 12 | 2011– 02 | 01 | 2012 Holiday on Ice mit neuer Show „Speed“ 08 | 01 | 2012 Mother Africa Circus der Sinne 19 | 01 | 2012 Martin Rütter Hund – Deutsch / Deutsch – Hund 03 | 02 | 2012 The Musical Box Lamb Tour 2012 Terminstand: Mai 2011 . Änderungen vorbehalten Joos van Cleve – „Leonardo des Nordens“ I Bis 26.6. Suermondt-Ludwig-Museum Aachen I 0241 47 98 00 „Hyper Real – Kunst und Amerika um 1970“ I Bis 19.6. Ludwig Forum Aachen I 0241 180 71 04 51 MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr [email protected] . www.grugahalle.de Sammlung Mirko Reisser (DAIM) beschäftigt sich ausschließlich mit seinem Namen, mit der Wiederholung und dem Neuerfinden seiner Selbst, Foto (Ausschnitt): Peter Ortmann „Das ist, als ob ich Künstler im Zoo zeigen würde“ In den letzten Jahren erlebte die Street Art einen regelrechten Hype. Jetzt zeigt die Kunsthalle in Wuppertal-Barmen eine Ausstellung Street Art ist allgegenwärtig. Ungefragt hinter- Wo bleibt die Kunst? lässt sie ihre Spuren und Zeichen. Ihre Galerie Das ist heute eine ganz andere Entwicklung als in sind die Straßen der Welt. Was mit Graffiti in den 1980er Jahren. Heute haben wir viele Werbeden amerikanischen Großstädten der Ostküste Agenturen, die selber Künstler werden. Die benutzen vor nunmehr 40 Jahren begann, hat sich mitt- dann halt ein Synonym und auf einmal höre ich eine lerweile entscheidend weiterentwickelt. Urban Reihe von Künstlernamen, die einfach niemand in Art sind temporäre Aktionen, ungewöhnliche der Szene kennt. Die wissen aber, wie man einen Objekte und Skulpturen, Schriftzüge und Cha- Kunstmarkt bedient oder sie wissen, wie man das racters. Die Möglichkeit, dass viele Passanten Internet bedient, um schnell sichtbar zu sein. Für diese Eingriffe gar nicht wahrnehmen, ist dabei mich ist dann umso wichtiger, in einer Ausstellung bewusst einkalkuliert. Aber was ist das für eine zu zeigen, wo die Wurzeln, wo die „Originale“ sind Kunst, die ihr angestammtes Terrain verlässt? und die internationalen Leute, die das ganze seit Erfordern die Werke nicht die Stadt als Reso- Jahrzehnten leben. Da gehören dann Brasilianer nanzraum, als unmittelbaren Widerpart? Die oder Südafrikaner dazu, genau wie Europäer. Kunsthalle Barmen widmet sich den Fragen in einer groß angelegten AusstelIch würde unter Street Art lung, kuratiert von Rik Reinking. „Ich habe noch nie eine Street auch Tänzer, Breakdancer, Art-Ausstellung gemacht (...). Rollschuhfahrer, Skateboardtrailer: Herr Reinking, was ist Im besten Fall ist es Urban Art, fahrer fassen. Warum ist der Begriff Graffiti weg? also Kunst, die im urbanen wichtiger: Ein Wholetrain auf Also ich sehe unter dem Raum ihre Wurzeln hat.“ den Gleisen oder eine besprühte Begriff Street Art auch Leinwand im Museum? Rik Reinking: (lacht) Beides gleich. Beides gehört Allan Kaprow, James Lee Byars, Joseph Beuys, David dazu und es ist völlig legitim auch auf einer Leinwand Hammons, nur um mal mit dem Begriff aufzuräuzu arbeiten, weil es in erster Linie um die Bildsprache men. Ich habe ein großes Problem damit. Ich habe geht. Ein Künstler entwickelt über lange Zeit mit viel auch noch nie eine Street Art-Ausstellung gemacht Energie, Leidenschaft und Können seine eigene Bild- und mache auch heute keine. Im besten Fall ist es sprache, an der man ihn auch wiedererkennt. Damit Urban Art, also Kunst, die im urbanen Raum ihre arbeitet er im öffentlichen Raum, aber eben auch im Wurzeln hat. Innenraum. Ich finde es überhaupt nicht verräterisch, wenn ein Künstler auch auf Leinwand arbeitet, um im Wie schwer wiegt in so einer musealen AusstelEndeffekt einmal davon leben zu können, seine Miete lung das Fehlen der Stadt als Resonanzraum? und seine Krankenversicherung zu bezahlen oder ein- Der fehlt gar nicht. Die Künstler in der Ausstellung fach um weitermachen zu können. sind im urbanen Raum groß geworden, sie bringen ihre Erfahrungen jetzt ins Museum. Das ist auch ein Und was bedeutet dieser Weg in die Legalität bisschen so wie in den Tierpark gehen. Alles ist irgendwie gesichert, da ist eine Museumsstruktur, da künstlerisch? Bei einem guten Künstler macht das keinen Un- ist ein Wärter, da gibt es Aufpasser. Das ist, als ob ich terschied. Auch nicht für eine Ausstellung. Es geht Künstler im Zoo zeigen würde. Das ist völlig legitim, darum, dass wir heute bei der Street Art viele Men- ich gehe da rein und was ich sehe, das ist mit Sicherschen haben, die sofort was mit dem Begriff anfan- heit keine Street Art, denn sie findet einfach nicht gen können, ohne zu wissen, worüber sie reden. Er ist auf der Straße statt, sondern es ist eine Referenz. eine Trademark geworden. In den 1980er Jahren war Sie steht für einen Künstler, oder eine Bildsprache. Graffiti was Neues, da gab es eine Gruppe Künstler, So wie ich ein monochromes blaues Bild zeigen kann die hat das auch gelebt. Schnell hat die Werbung und weiß, das ist Yves Klein, oder eine genagelte gemerkt, dass es funktioniert und hat den Stil adap- Leinwand, dann ist es Uecker, kann ich hier reingetiert, bis hin zu Jacken im Graffiti-Look. Ich denke, hen und wenn ich einen gelben Kopf sehe, weiß ich, dass wir heute einen Schritt weiter sind, an einem das sind die brasilianischen Zwillinge Os Gêmeos. Punkt, wo viele aus Fehlern auch gelernt haben, nichtsdestotrotz sehe ich immer noch jedes dritte In- Wird Zeit gefroren, weil die Arbeiten am Ende terview mit einem Musiker, der an eine Wand lehnt, doch überstrichen werden? auf der zufälligerweise Street Art ist. Die Zeit wird eigentlich verlängert. Draußen kann www 52 46 eine Arbeit eine Nacht überdauern oder unendlich viele Jahre, je nachdem wie sich Hauseigentümer oder die Stadtverwaltung kümmern. Im Ausstellungskontext läuft sie jetzt bis September, dann ist sie weg, danach wird überstrichen. Aber man hat mit Sicherheit auch den Fokus geschärft, weil alles konzentriert ist. Endlich ein Wort zum Begriff Street Art statt Graffiti. Lustigerweise ist der Begriff Graffiti untergegangen. Ich glaube, dass das stark vom Kunstmarkt gesteuert ist und seinen ganz eigenen Interessen. Graffiti hat ja nachweislich keinen Erfolg gehabt. Das stimmt nicht, aber ich höre es immer wieder. Und Graffiti ist illegal und böse (lacht) und hat es auf den Markt nicht geschafft. Diese Haltung kommt aus einer klaren Richtung – vom Kunstmarkt. Sothebys und die anderen machen ja alle heute Street Art-Aktionen und da sehe ich ganz viel Graffiti drin. Es ist ja nicht so, dass das weg ist. Aber es ist ein Begriff, der sich nicht gut verkaufen lässt. Urbane Kunst hat ihre Wurzeln im urbanen Raum, das kann Graffiti sein, das kann Street Art sein. Aber es ist wichtig, dass es nicht nur die Sprühdose ist, sondern auch ein Mark Jenkins mit Skulpturen, oder Brad Downy mit Videoarbeiten. Keine Angst, dass die Kunsthalle nachher komplett getaggt ist? Aus politischen Gründen darf ich diese Frage eigentlich nicht beantworten. Ich denke, das verselbständigt sich, klar. Das geht mich ja auch gar nichts an. Ich weiß auch nicht, ob es Nachahmer gibt, die dann aus Respekt so was machen. INTERVIEW: PETER ORTMANN „Street Art – meanwhile in deepest east anglia, thunderbirds were got“ I 28.5.-25.9. I Von der Heydt Kunsthalle Wuppertal–Barmen I 0202 563 62 31 ZUR PERSON Rik Reinking, geboren 1976 in Hamburg, ist Kunstsammler, Kunsthändler und Kurator. Er studierte Rechtswissenschaft und Kunstgeschichte in Hamburg. Im April 2007 gründet Reinking die Artfonds 21 AG, einer Aktiengesellschaft die Gewinnorientierung beim Aufbau einer Kunstsammlung zum erklärten Ziel hat. In der Kunsthalle Barmen zeigt er Street-Art Künstler bereits zum zweiten Mal. Foto: Peter Ortmann culture club Konzert 19. Juni – 21. August 2011 Museum Morsbroich Leverkusen Jazz an der Ruhr Vom 17. bis 19. Juni 2011 wird Mülheim wieder zum Anlaufpunkt für Jazzliebhaber. „Jazz an der Ruhr“ findet in diesem Jahr zum 20. Mal statt. Am Freitagabend wird eins der „Schwergewichte“ des Jazzinstrumentariums auf seine Alltagstauglichkeit geprüft: die Hammondorgel, als symbolhafte Verkörperung eines bluesig-souligen Groove-Jazz, steht auf der Bühne im Broicher Schloßhof im Fokus. Der Samstag ist geprägt von traditionellen Stilrichtungen. Nach der Riverboat-Shuffle auf der Ruhr ziehen Passagiere und Bands in einer gemeinsamen Jazz-Parade zum Schloß Broich, in dessen historischen Gemäuern die traditionelle Jazz-Nacht startet. Schloß Broich, Mülheim Karten: 02 08 960 960 trailer verlost je 5x2 Karten für „Night of Jazz – Hammond Inferno” (Fr) und „Jazz-Nacht“ (Sa). E-Mail bis 13.6. an verlosung@ trailer-ruhr.de, Kennwort: Jazz Fr, 17. Juni I Sa, 18. Juni, 19 Uhr Ermöglicht durch ÊÊÊÊ,ÊÊ£äÊÊ£ÇÊ1,Ê "ÊÊ£ÎÊÊÓäÊ1, -ÊÊ-"Ê££ÊÊ£nÊ1, /°Ê³Ê{ÊÓÎΣÊÓäÇÊΣÎn ÓÓ°ÊÊÊ-ÊÊΰÊ1ÊÓ䣣 1-1-*/<Ê£ xnäxÊ 777°"-/1-1-1° / "Ê/Ê Ê +1/ www Kunstwandel Kunst-Kalender Das Kunstwerk direkt an die Wand gemalt, der Londoner BOXI, Foto: Peter Ortmann Die Vision des Klebestreifens „Street Art“ in der Wuppertaler Kunsthalle Barmen Auch bei der Ausstellungseröffnung riecht es in der Kunsthalle Wuppertal noch nach Farbe. Bis in die Nacht hinein haben die Künstler hier gearbeitet und so einen sichtlich übermüdeten Kurator auf die Redebühne geschickt, gleich nachdem der Von der Heydt-Förderpreisträger Christoph Iacono ein Piano malträtiert hat. Der Wuppertaler Pianist, Komponist, Theater- und Bühnenmusiker richtet seine Aufmerksamkeit vor allem auf zeitgenössische Kompositionen und Formen avantgardistischer Kunst. Das konnte der Vernissage-Besucher sehr gut nachvollziehen, ob es dem Instrument gefallen hat, ist schwer zu beurteilen. Aber die Vorstellung passt ins Bild. In der Ausstellung geht es nicht um klassische Moderne, sondern um Street Art. Schon zum zweiten Mal nach 2007 hat der Sammler und Kurator Rik Reinking eine Auswahl renommierter Künstler ins Bergische Land gelockt. Die kommen aus Kapstadt, Berlin, London und Paris angereist und arbeiten vor Ort, dann ziehen sie weiter, quer durch die Welt. Eine Kunst-Community, die wie eine Familie funktioniert und für die sich der Kunstmarkt längst brennend interessiert, obwohl der Begriff „Schmiererei“ kaum aus dem Vokabular der Kritiker zu verbannen ist. „Hausbesitzer mögen selten Graffiti auf ihren Wänden“, sagt Reinking. Aber der respektlose Begriff wurde im Laufe der Jahrhunderte schon für ganz andere Kunstgrößen verwendet und so ist die Hoffnung der jungen Urban Art-Artisten nicht ganz unberechtigt, auch einmal auf dem Gipfel des Kunstolymps zu stehen. Das erste, was man beim Hineingehen in die Räume feststellt: Viele Arbeiten wurden direkt auf die Wände gemalt. Darunter auch ein Werk von BOXI zur Katastrophe in Fukushima. Für die Person im Vordergrund, die auf eine graue Landschaft schaut, produzierte der Engländer vielschichtige Schablonen in Lebensgröße, die er von Hand ausschneidet. Die Arbeit wird von einer Tür durchschnitten über der eine amerikanische Kampf-Drohne ihre Bahn zieht. Auch Mirko Reisser (DAIM) arbeitet flächendeckend. Was auf den ersten Blick wie ein gesprühtes Graffiti aussieht, entpuppt sich aus der Nähe als Struktur aus Klebestreifen. Der Lüneburger DAIM beschäftigt sich ausschließlich mit dem Namen, mit der Wiederholung und dem Neuerfinden seines Selbst. Die vier Buchstaben im formal komplexen 3-D-Style, unterliegen dabei einem ständigen Wandel, sie okkupieren die Wand, den Raum, den Betrachter, der als nächstes vor einer sitzenden Figur in der Ecke steht, die leblos und doch lebendig scheint. Was beispielsweise ein US-amerikanischer Künstler wie Duane Hanson durch filigrane Oberflächen erreicht, macht sein Landsmann Mark Jenkins nur mit Kleidung und das so perfekt, dass viele Besucher erst stupsen müssen, um die Leblosigkeit zu glauben. Und ein paar Meter weiter ist gleich São Paulo. Der Brasilianer Zezao hat eine Bretterwand aufgeschraubt und mit deutschen Hinweisschildern versehen, darauf seine typischen organischen Graffitilinien in blau. Sie sind 10.000 Kilometer entfernt auch im öffentlichen Raum oder auf verfallenen Gebäuden zu sehen. Eigentlich werden die temporären Aktionen, ungewöhnliche Objekte und Skulpturen, Schriftzüge und Stencils als Sehstörung in die werbegetränkten visuellen Flüsse der Städte installiert, hier sind sie dem urbanen Umfeld entzogen. Die Arbeiten halten dem gelassen stand. PETER ORTMANN Heinz Mack, Chromstangenwald mit Elektrobirnen, 1970/2007, Mixed Media, 128 x 164 x 164 cm. (c) VG BildKunst, Bonn / Atelierr Heinz Mack / Ausstellung Bundeskunsthalle Bonn Die Kunst-Termine NRW AACHEN – Suermondt-Ludwig-Museum www.suermondt-ludwig-museum.de DUISBURG – Museum Küppersmühle www.museum-kueppersmuehle.de Joos van Cleve, bis 26.6. Der als „Leonardo des Nordens“ gepriesene Antwerpener Maler des 16. Jahrhunderts mit seinen Porträts und Altarbildern BEDBURG-HAU – Schloss Moyland www.moyland.de Anthony Cragg, bis 13.6. Plastiken mit einer Affinität zu Figur und Kopf des berühmten britischen Bildhauers Joseph Beuys und die Fotografie, bis 3.10. (Porträt-) Fotografien zu Joseph Beuys BILLERBECK – Kolvenburg www.kolvenburg.de Sammlung Lauscher, bis 24.7. Grafische Werke und Originale u.a. von Sigmar Polke, Imi Knoebel, Michael von Biel BOCHUM – Kunstmuseum www.bochum.de/kunstmuseum Bildvertrauen/Studio Jaeschke, bis 7.8. Gegenständliche Kunst aus Deutschland BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de KLEVE – Museum Kurhaus www.museumkurhaus.de Carl Andre. bis 28.8. Zentrale plastische Arbeiten des Hauptvertreters des US-amerikanischen Minimalismus KÖLN – Museum für Angewandte Kunst www.makk.de The Art of Pop Video, bis 3.7. Das Pop-Video an der Grenze zur Kunst KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de John Miller, bis 31.10. Der Wolfgang-Hahn-Preisträger mit seinem multimedialen, gesellschaftskritischen Werk KREFELD – Haus Lange und Haus Esters www.kunstmuseenkrefeld.de Rosemarie Trockel, 9.6.-4.9. Zeichnungen, Collagen und Entwürfe für Bücher der bedeutenden Kölner Künstlerin BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de Mike Kelley: Kandors, bis 19.6. Der amerikanische Konzeptkünstler mit dem imaginären Entwurf einer Stadt Heinz Mack, bis 10.7. Ein Überblick über das Gesamtwerk des 80jährigen ZERO-Künstlers unter den Begriffen Licht, Raum und Farbe BOTTROP – Josef Albers Museum www.quadrat-bottrop.de Gotthard Graubner, bis 6.11. Das zeichnerische Werk des 80jährigen, für seine Farbraumkörper bekannten Malers Josef Albers in Amerika, bis 19.6. Studien und skizzenhafte Farbproben des aus Bottrop stammenden Farbfeldmalers Von Ensor bis Matisse, bis 14.8. Die Sammlung Irmgard Feldhaus (1920-2010) DÜREN – Leopold-Hoesch-Museum www.leopoldhoeschmuseum.de NEUSS – Langen Foundation www.langenfoundation.de www Ulrich Rückriem, bis 19.6. Zeichnungen des deutschen Bildhauers zwischen Minimalismus, Konzept und Skulptur DÜSSELDORF – Kunsthalle www.kunsthalle-duesseldorf.de LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de NEUSS – Clemens Sels Museum www.clemens-sels-museum.de Systemanalyse, bis 26.6. Eine Künstlergruppe aus New York OBERHAUSEN – Ludwig Galerie www.ludwiggalerie.de The Group 1965, bis 3.7. Sechs Positionen junger japanischer Kunst Elliot Erwitt, bis 11.9. Der 1928 geborene Magnum-Fotograf mit seinen freien und den Reportage-Fotografien DÜSSELDORF – K20 www.kunstsammlung.de REMAGEN – Arp Museum www.arpmuseum.org Thomas Struth, bis 19.6. Werkübersicht des Hauptvertreters der Düsseldorfer Fotografenschule DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast www.smkp.de Sammlung Rau, bis 18.9. Die Landschaft in der Geschichte der Kunst Johan Thorn Prikker, bis 7.8. Werkschau des angewandten und freien Künstlers aus der Tradition des Jugendstils DUISBURG – Lehmbruck Museum www.lehmbruckmuseum.de Erika Hock – Shifters, bis auf weiteres Schau der jungen Düsseldorfer Bildhauerin aus Anlass des Lehmbruck-Stipendiums „Street Art – meanwhile in deepest east anglia, thunderbird were go“ 28.5.-25.9. I Von der Heydt Kunsthalle Wuppertal-Barmen I 0202 563 65 71 SOLINGEN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-solingen.de Georg Meistermann, bis 16.6. Der deutsche Maler und Glaskünstler im Übergang von gegenständlicher zu abstrakter, dabei farbbezogener Kunst WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum www.von-der-heydt-museum.de Zettels Traum, bis 19.6. Herausragende Zeichnungen seit dem 16. Jahrhundert und v.a. aus dem 20. Jahrhundert Empfehlungen von Thomas Hirsch 54 46 Popkultur in nrw Improvisierte Musik in nrw Volksfest mit einem Maximum an Musik, Juicy Beats in Dortmund, Foto: Christian Werthschulte Alles wird gut, betet Abdullah Ibrahim, Foto: Moers Festival Konzertgenuss mit Wetterfahne Jubilate, Jubilate! Von Christian Werthschulte Wir Musikschreiber hassen den Festivalsommer. Der Sound auf den Open-AirBühnen ist in der Regel breiig, man muss für jede Kleinigkeit anstehen und zusätzlich leidet unsere vornehme Konzertraum-Blässe. Dazu kommt noch, dass wir auf Festivals eigentlich überflüssig sind. Wer will sich schon ein schönes Wochenende mit Freunden von einem überkritischen Musiknerd miesmachen lassen? „You don‘t need a weatherman to know which way the wind blows“, hat Bob Dylan mal gesungen und jedes Jahr nehmen ihn Festivalbesucher auf der ganzen Welt beim Wort. Ab Pfingsten, dem ersten Wochenende des Festivalsommers, ist aber auch der Musikfan in uns im Dilemma. Denn die interessanten Clubkonzerte, sie werden dann auf die Nachmittagsbühnen der Festivals verlegt. Nur Indie- und Rockfans haben es da leicht. Sie brauchen bloß nach Ostwestfalen fahren. Hier findet in einem Obstgarten in der Kleinstadt Beverungen das Orange Blossom Special statt. Das Orange Blossom ist der grüne Hügel für Liebhaber des Songwritings: erlesene Gäste und die Neuinszenierung „Jedes Jahr nehmen Festivalbeeines altbekannten Leitmotivs. Und an Tisucher auf der ganzen Welt ckets zu gelangen, ist ähnlich schwierig. Bob Dylans ‚You don‘t need a Vorher buchen ist dringend angeraten. weatherman to know which way Reichlich Tickets gab es zumindest bei Rethe wind blows‘ beim Wort“ daktionsschluss noch für das Duisburger Traumzeit-Festival. Das Programm von Traumzeit orientiert sich an den BestOf-Charts des Indiegeschmacksbürgertums: Als Klassiker treten die Schotten Mogwai auf, deren epischer Breitwand-Rock stilsicher in die Stahl-Kulisse passt. Elektronikfans freuen sich über den Wall of Sound von Caribou und wer Punkrock mit Geschichten mag, sollte bei den Kanadiern von The Weakerthans vorbeischauen, die genauso eloquent über Herzschmerz wie über Michel Foucault singen können. Und weil das Traumzeit eher eine Konzertreihe ist, halten sich die unangenehmen Nebeneffekte von Überfüllung und Partytourismus in Grenzen. Das Dortmunder Juicy Beats ist dagegen zu Recht ein Volksfest. Auch dieses Jahr gibt es wieder ein Maximum an Musik für einen minimalen Unkostenbeitrag. Da lohnt es sich bis zum Ende zu bleiben. Ansonsten ist das Programm gewohnt vielseitig, pendelt zwischen Berliner Hipstertum und Dortmunder House-Legenden. Ein wenig vermisst man aber diesmal das Gespür für die feinen Verästelungen elektronischer Musik, die das Juicy Beats seit Beginn gekennzeichnet haben. Für diese muss man dieses Jahr auf die Rennbahn nach Düsseldorf-Lörick fahren. Querfinanziert durch den Headliner Editors treten dort auf dem Open SourceFestival sowohl Mount Kimbie als auch Jamie XX auf. Erstere haben mit ihrem Debüt im letzten Jahr die Subbässe britischer Dubstep-Provenienz mit einer gehörigen Portion Elektronika-Abstraktion kombiniert, die den Dancefloor in Richtung Kunsthochschule verließ. Jamie XX, hauptberuflich Bassist der Neo-Shoegazer The XX, ist gerade im UK der Mann, wenn es darum geht, die im Nostalgiemodus gefangene Popmusik qua Remix in die Gegenwart zu befördern. Und weil das Festival inmitten der Christian Werthschulte Düsseldorfer Clublandschaft endet, ist man als Festivalhaslebt in Köln und mag Pop ser gleich doppelt versöhnt. Von Olaf Weiden Moers und Mülheim liegen sowohl geographisch wie im Alphabet relativ nah beieinander. Das ändert sich diesmal gravierend im Juni, wenn beide Kulturstädte sich dem Thema Jazz zuwenden: Moers punktet hier mit dem 40. Jubiläumsfestival, Mülheim folgt abgeschlagen mit dem 20. Geburtstag ihres Jazzwochenendes – zwei runde Wiegenfeste also. Ein Abgrund, tiefer als der Marianengraben, liegt allerdings zwischen „Ronald Shannon Jackson den Inhalten dieser Festlichkeiten. Der klaszählt zu den erbarmungslosessische Moerser Festivalgast mit Eintrittsten Raubtieren“ karte und der beschwingte Jazzliebhaber der Mülheimer Riverboat-Shuffle ab dem Wasserbahnhof haben nicht viel gemeinsam. Während in Mülheim zum Frühschoppen blitzsaubere Fingernägel die Biertischplatte massieren, verrichtet der Moerser Camper, verkatert mit kleinen Augen, im Moersbach seine Notdurft. Die Liebe zum Jazz verbindet diese Menschen ähnlich der Liebe zum Essen – auch da spreizt sich das Korn vom Weizen. Es ist auch die alte Geschichte vom Sucher und vom Bewahrer. Während Moers neue Trends aufspüren will und die Ohren aufstellt, wo was gerade entsteht oder angesagt ist, setzt Mülheim nach einem möglichen Begrüßungsdrink „Kir Ruhrtal“ – ein Brüller, da bleibt auch das Auge nicht trocken – auf gediegene musikalische Kost: Barbara Dennerlein steppt auf dem Vollpedal ihrer Hammondorgel, die Allotria Jazzband begleitet die Swingdiva Beverly Daley auf den Spuren Ellas, und Engelbert Wrobel stimmt die Ode an „The Joy of Swing“ an. Die Damen und Herren beackern ihre Felder fraglos ordentlich. In Moers, ein Festival, das schon vielen Stürmen trotzen musste, wurde in der letzten harten Schlacht um die Finanzen ein Bein ausgerissen. Das traditionsreiche Pfingstfest verzichtet in seinem internationalen Programm erstmals auf den Montag, der in diesem Jahr von dem Jazzklamauker Helge Schneider zu „Helges Heimatabend“ umgestaltet wird. Das passt als Show in ein sicherlich gerammelt volles Zirkuszelt im Stadtpark. Reiner Michalke, der aktuelle Zirkusdirektor der exotischen Jungen und alten Wilden, lud zum runden Fest Heroen der Moersgeschichte neben aktuelle Projektkünstler verschiedener Stilistik. „New Liberation“ verspüren die Isländer nach dem Zusammenbruch der Banken, da gerät der Jazz, also die Kultur, in den Aufwind mit der Gründung eines Orchesters. Das wird den Star Abdullah Ibrahim nicht aus der Ruhe bringen, er meditiert mit seinem Volk über Eingebungen, die er in einem kleinen Buch notiert hat. Nils Petter Molvaer bläst elektronisch verfremdeten Nordwind durchs Horn. Jon Irabagon sorgt in den Staaten für Aufsehen als Preisgewinner und Saxophonist mit eigener Vorstellung, er besucht Moers mit dem Altvorderen Barry Altschul an den Trommeln. Vor dem Duo „Orthrelm“ warnt schon das Programmheft, da könnten Ohrstopfen benötigt werden. Auch Ronald Shannon Jackson zählt hinter dem Schlagzeug zu den erbarmungslosesten Raubtieren seiner Art. Verlaufen hat sich dagegen die Saxophonistin Tia Fuller mit ihrem Quartet, denn sie möchte keine Traditionen killen – sie spielt Jazz mit Akkorden und Melodien. Und wenn am Schluss zur Musik des Fela KutiSohnes Seun das Tanzbein geschwungen wird, dann haben Olaf Weiden arbeitet die Fans in Moers im Schnelldurchgang von drei Tagen doch als Musiker und wieder alles Wichtige gehört – beim 40. Moers Festival. Musikkritiker in NRW. Festivaltipps für den Sommer – von einem Festivalhasser Zwei Jazzfeste in NRW feiern Geburtstag Orange Blossom I Beverungen I 10.-12.6. I 05273 36 36 36 Traumzeit I Duisburg I 1.-3.7. I 0203 283 27 16 Juicy Beats I Dortmund I 30.7. I 0231 138 42 59 Open Source I Düsseldorf I 23.7. I 0180 330 33 30 (9ct./min.) www 40. Moers Festival I 10.-12.06., am 13.06. folgt Helges Abend I 02841 367 36 75 20. Internationales Jazzfestival „Jazz an der Ruhr“ Schloss Broich, Mülheim a. d. Ruhr I 17.-19.06. I 0208 96 09 60 55 Auswahl Das Besondere im Juni Eine Chance Zwei Möglichkeiten Alle Möglichkeiten auf einmal Foto: Hugo Glendinning Ptah, das ist in der ägyptischen Mythologie der Gott der Schöpfung. „Ptah“, das ist beim Aalto Ballett Theater Essen das Projekt, in dem junge Choreographen mit Solisten und Corps de ballet ihre ersten Kreationen vorstellen. Vor zwei Jahren begann die Reihe im Rahmen eines dreiteiligen Ballettabends im Aalto-Theater. Für „Ptah II“ ziehen die jungen Choreographen nun auf die Bühne des GrilloTheaters um, weil sich dieser intimere Raum ganz einfach besser eignet für solche in einem kleineren Format disponierten Stücke. Es soll ein aufregend junger, unkonventioneller und zukunftsträchtiger Abend werden. Warum? Ballettdirektor Ben Van Cauwenbergh: „Wir empfinden es als eine künstlerische und moralische Verpflichtung unserer Compagnie, den jungen Choreographen, die nicht aus den Reihen des Aalto Ballett Theater kommen müssen, diese Voraussetzung zur Entwicklung ihrer Werke zu bieten. Überdies stellt sich für jeden Tänzer die Frage, welchem Beruf er nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn nachgehen kann. Wenn er das Talent zum Choreographen hat, wäre es unverzeihlich, ihm nicht diese Gelegenheit zur Vergewisserung zu bieten.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Die Macher: Choreographien von Deniz Çakir, Jessica De Fanti-Teoli, Eva Dewaele, Armen Hakobyan, Oleksandr Shyryayev, Denis Untila und Michelle Yamamoto Wie wir alle wissen: Die Blumen auf dem Grab des Königs von Dänemark sind noch frisch, da heiratet seine Witwe, Königin Gertrud, erneut. Ausgerechnet Claudius, den Bruder des verstorbenen Königs. Kein Wunder, dass ihr Sohn Hamlet an den Hochzeitsfeierlichkeiten eher widerwillig teilnimmt. Als er dann auf mysteriöse Art und Weise erfährt, der verhasste Onkel habe seinen Vater ermordet, sinnt Hamlet auf Rache. Sein Stiefvater soll sterben. Um seine Absichten besser verfolgen zu können, spielt der junge Prinz den Wahnsinnigen. Doch Claudius ist nicht so einfach zu täuschen. Er lässt Hamlet bespitzeln und verwickelt sogar Ophelia, Hamlets Geliebte, in eine Intrige gegen den Prinzen. Der ganze Hof scheint sich gegen den Prinzen verschworen zu haben. Rasend vor Wut und auf der Schwelle zum tatsächlichen Wahnsinn tötet Hamlet versehentlich Ophelias Vater. Der Rächer wird nun selber zum Gejagten. Der Jugendclub im Theater Duisburg spielt seine Hamletversion in 120 Minuten, kein Grund zur Panik also. Vielleicht bleibt das Gespenst erspart. Hamlet, Prinz von Dänemark Fr 10.6. 20 Uhr (Premiere) Theater Duisburg, FOYER III Weitere Termine: Mo. 13.6., Mi. 15.6., Do. 16.6., Mi. 22.6., Di. 28.6. je 20 Uhr Infos: 0203 300 91 00 PTAH II - DIE jungen Choreographen Do 16.6. 19.30 Uhr (Premiere) Grillo Theater Essen Infos: 0201 812 22 00 Für eine Vorstellung kehren Forced Entertainment mit ihrer Performance Spectacular in die ehemalige Waschkaue auf Zollverein zurück. Die weltweit tourende Produktion wirft einen etwas anderen Blick auf die schillernde Welt des Showbusiness: Ein einsamer Performer erklärt die Versäumnisse der heutigen Show – das Timing ist nicht genau, Requisiten fehlen, und die anderen Darsteller werden vermisst. Nur eine weitere Performerin tritt auf und stirbt einen Bühnentod nach dem anderen, doch auch dies scheint dem in ein SkelettKostüm gekleideten Conférencier verbesserungswürdig. In der feinen Balance zwischen den Ausführungen des Performers und dem tatsächlichen Bühnengeschehen beleuchtet Spectacular den augenblicklich noch unausgesprochenen performativen Moment, der alle Möglichkeiten gleichermaßen beinhaltet: lachen und weinen, sterben und so-tun-als-ob. Forced Entertainmentist eine international renommierte britische Künstlergruppe unter der Leitung von Tim Etchells. Sie wurde 1984 in Sheffield gegründet und realisiert Arbeiten Genre-übergreifend in den Bereichen Theater, Installation, Performance, digitale Medien und Film. www Spectacular Sa 18.6. 20 Uhr PACT Zollverein Essen Infos: 0201 289 47 00 Die UN-Möglichkeiten MDT Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / auswahl Mehr Service an der Ruhr Das Ruhrgebiet, eine polyzentristische Region, sucht sich selbst. Wir wollen, dass Sie in unserem Magazin besondere Ereignisse und Veranstaltungen finden. Klassische Stadtmagazine präsentieren fürs Finden eher Kleinstgedrucktes im Stile von Telefonbüchern als Mini-Hinweise. Was erfahren Sie dabei? Bei über 90 Prozent der benannten Ereignisse wenig. Wir halten diese Art der Darstellung für überholt und wählen bewusst andere Formen auf den Auswahl-Seiten. Genießen Sie deshalb unsere Empfehlungen des Monats, beginnend mit einer ruhrgebietsweiten Besonderheiten-Schau, danach die Tipps nach Städten sortiert und wie immer persönlich ausgewählt. Das polyzentristische Ruhrgebiet braucht weniger Telefonbücher, dafür mehr Service. Wir legen schon mal vor. (die Redaktion) Durch die kleine Silbe UN werden die Begriffe auf den Kopf gestellt. Aus Ordnung wird Chaos, das Angenehme wird zu etwas, was sich nicht mehr gut anfühlt, aus etwas Passendem wird etwas nicht mehr Geeignetes. Zum zehnten Mal findet das Festival Unruh® der Jugendclubs an den Bühnen 56 46 des Ruhrgebiets statt. In diesem Jahr feiert es an dem Ort seiner Premiere sein Jubiläum: Im Raffelbergpark im Theater an der Ruhr. Als Gastgeber heißt das Theater an der Ruhr die Jugend-Theater aus Bochum, CastropRauxel, Dortmund, Duisburg, Essen und Oberhausen herzlich willkommen, um ein Festival des Ruhrgebiets zu feiern. Ein Festival im Sinne der Theaterschaffenden der Theater des Ruhrgebiets. Im inhaltlichen Ansatz wurde Unruh® weiter entwickelt, ohne seine Grundsätze zu verlassen: Keine Auswahljury, kein Preis, kein Wettbewerb, sondern der Austausch der Theaterspielenden steht im Mittelpunkt. In diesem Jahr stehen Eigenproduktionen auf der Basis von selbst geschriebenen Texten und persönlich erlebten Geschichten deutlich im Vordergrund. 10. Festival Unruh(R) 2011 Und das Unmögliche ist nur das, was schon morgen möglich sein kann. 15. - 18. Juni 2011 Theater an der Ruhr, Mülheim Infos: 0208 599 01 88 150 Kompositionen Einen wirklich ungewöhnlichen Weg geht das NRW-Kultursekretariat, um Jugendlichen Neue Musik nahe zu bringen. Mehr als 150 Schüler aus 12 Schulen in ganz NRW nehmen am Projekt »Haste Töne? – So klingt Schule!« teil. Über das gesamte Schuljahr hinweg erstreckte sich ein Vermittlungsprojekt, bei dem Schüler und Lehrer selbst komponieren, begleitet von namhaften Komponisten, die Ihnen als Mentoren mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gemeinsam wurden Grundlagen verschiedener Techniken zwischen Improvisation und Kammermusik, zwischen Elektronik und Vokalmusik erarbeitet. Das Ziel dabei ist es, dass Schüler musikalische Ausdrucksformen entwickeln und als Komponierende eigene, neue Musik erschaffen. Die wird dann von einem professionellen Ensemble erarbeitet und im Rahmen eines öffentlichen Konzertes im Konzerthaus Dortmund uraufgeführt. Mit Carola Bauckholt, Michael Beil, David Graham, Lucia Ronchetti, Gerhard Stäbler und Mike Svoboda wurden Komponisten gewonnen, die in ihrem eigenen Schaffen immer wieder neue und ungewohnte Wege eingeschlagen haben, also eine ideale Voraussetzung, um vollkommen unvoreingenommen an die Ideen der Schüler heranzugehen. Haste Töne? Fr. 24.6. 18 Uhr (Eintritt frei) Konzerthaus Dortmund Infos:0231 22 9 62 00 Auswahl Bochum SCHAUSPIELHAUS BOCHUM Di 21.6. 19.30 Uhr (Kneipe) ROTTSTR5 Do. 9.6. 19.30 Uhr, Kammerspiele Bandista Fr 17.6. 19.30 Uhr (Premiere) Die Jungfrau von Orleans (Premiere) Sie fragt sich nicht, woran sie glauben soll. Sie glaubt. Eine göttliche Stimme hat ihr befohlen, Frankreich von den englischen Invasoren zu befreien. Dabei ist Johanna ein einfaches Mädchen vom Land, und doch bringt sie die entscheidende Wendung in einem hundertjährigen Krieg. Ist sie Heilige oder Verrückte, Märtyrerin oder Hexe, Vaterlandsretterin oder kaltblütige Amazone, Hochstaplerin oder Lichtgestalt, furchtlose Gotteskriegerin oder naive Schafhirtin? Oder einfach nur eine standhafte junge Frau, die an ihre Sache glaubt? In jedem Fall ist sie eine Ikone, ein Mythos, all das, wozu die Mächtigen ihrer Welt sie machen: Sie wird als Heilige gefeiert, als Hexe verbrannt, um schließlich als Märtyrerin verehrt zu werden. Regisseur Roger Vontobel zeichnet das Psychogramm dieser Ikone. Er zieht die historischen Prozessprotokolle hinzu und deckt die politische Dimension Schillers po „romantischer Tragödie“ auf. Weitere Termine: Do. 9.6. und So. 12.6. je 19.30 Uhr Infos: 0234 33 33 55 55 Die versunkene Welt Bandista ist ein 2006 gegründetes Musik-Kollektiv aus Istanbul. Die siebenköpfige Band sieht ihre Wurzeln in der kulturellen Vielfalt Anatoliens, betonen aber dennoch ihre internationalistische Haltung. Das lässt sich auch hören: Zum einen in ihren Texten, in denen sie u.a. gegen Nationalismus und für eine gerechtere Welt ansingen und zum anderen an ihrem Sound. Der variiert nämlich von Balkan bis Reggae, über Klezmer bis Ska, Dub und Sirtaki und ist immer wieder unterlegt von traditiopo nellen anatolischen Klängen. Infos: 0234 687 16 10 PRINZ REGENT THEATER Mi 29.6. 20 Uhr Mi 22.6. 20 Uhr Macondo – Die Lust am Hören: LEG DAS AB. Von Istanbul nach Bochum So 5.6., 20 Uhr (Halle) Contrabando Das Theater der Grenzen aus Ciudad Juárez zeigt ein Stück von Víctor Hugo Rascón Banda über den Drogenkrieg in Mexiko. Erzählt wird die leidvolle Geschichte dreier Frauen, die unterschiedlich in den Drogenkrieg verwickelt sind. Begleitet von „Norteño“-Musik, treffen die drei Frauen aufeinander, sie sind Opfer der Gewalt des Drogenhandels geworden, ausgelöst durch den Schmuggel im Chihuahua-Gebirge. (In spanisch mit po deutscher Übertitelung) 27.06.11 Oberhausen Arena ROTUNDE – ALTER KATHOLIKENTAGSBHF. SCHAUSPIELHAUS BAHNHOF LANGENDREER 27.06.11 Köln Tanzbrunnen Mi 15.6. 20 Uhr Iphigenie auf Tauris Eine Reise vom Orient bis in das industrieschwangere, okzidentale Bochum machen die Orientschule e.V. und die Bochumer Symphoniker. Dabei hat das Experimentieren mit orientalischer Musik in der Klassik eine lange Tradition, die bis über Mozarts „Türkischen Marsch“ hinausreicht. Mit dabei wird auch das Ensemble Sarband sein. Letzteres bedient sich in seinem neuesten Projekt der kirchlichen Barokmusik von J.S. Bach und zeigt, dass auch Kantorenmusik jenseits von kirchlichen dk Zwecken harmonieren kann. Das Stück ist eine parabelartige Warnutopie, die an vier Figuren aus drei Perspektiven die Folgen ideologischer Verblendung schildert. Die Protagonisten schweben dabei stets zwischen Hoffnung und Verzweiflung in einem Stück, das auf unkonventionelle Weise in teils referierten, teils gespielten Abschnitten Stationen wie Bedrohung, Verfolgung, Flucht, Kollaboration oder Solidarisierung, Erpressung und Tod aufgreift und mit eindrucksvollen Bildern zu belegen vermag: Wir befinden uns in einer vielleicht sehr nahen Zukunft. Es gibt zwei „Klassen“ von Bewohnern: die Bürger, die die Macht haben, und Nichtbürger, die von den Machthabern ausgerottet werden. Dabei sind die Bürger deutlich unterlegen, was Aussehen, Verhalten und Kultur angeht. Sich ihrer Unterlegenheit bewusst, belegen sie sich selbst mit Worten wie unförmig, schmutzig, minderbemittelt und feige. Eine Produktion des Young‘n‘Rotten Jugendpo clubs, Regie: Clara Nielebock Infos: 0163 761 50 71 NeEma 20.06.11 Köln Blue Shell 28.06.11 Düsseldorf ESPRIT-Arena www Foto: Birgit Hupfeld Wenn Iphi mit der Göttin telefoniert: Dass durch Vertrauen errungene Friedfertigkeit möglich sei, ist die Utopie Goethes und der gesamten Aufklärung. Nicht mehr List und kriegsbereite Wehrkraft sollen den Frieden erhalten, sondern die Überzeugungskraft der Wahrheit. Goethes Schauspiel handelt von Verantwortung, Schuld und Vergebung, Pflicht und Neigung, Schicksalsergebenheit und selbstbestimmtem Handeln und entwirft dabei ein Idealbild vom Menschen als einem vernünftigen und verantwortungsbewussten Wesen. Klasse flippige Inszenierung fürs po Zentral-Abi. Weiterer Termin: Do. 16.6. 20Uhr Infos: 0234 477 20 57 Der kookbooks-Verlag hat sich im Laufe der letzten Jahre einen exquisiten Ruf in der Lyrikszene erarbeitet. Zahlreiche der dort veröffentlichten Autoren und Bücher wurden mit Preisen ausgezeichnet. Zur Vorstellung der aktuellen Neuerscheinungen gibt es ein exquisites Lesekonzert, das die Macondo-Macher nach der Berliner Premiere nun auch im Ruhrgebiet präsentieren. Die Lyriker Alexander Gumz, Daniela Seel, Mathias Traxler und Rick Reuther erhalten die musikalische Unterstützung der Musiker Kat Frankie und Jan Böttcher. Geboten wird keine bloße Lesung mit Musik, sondern ein lesekonzertantes Gesamtkunstwerk. Diese Band für eine Nacht wird in absehbarer Zeit im Ruhrgebiet nicht fs wieder zu sehen sein. Infos: www.facebook.com/Rotunde 21.07.11 Köln Tanzbrunnen 19.10.11 Oberhausen König-Pilsener-Arena 07.11.11 Köln E-Werk Karten an den bekannten CTS VVK-Stellen. CTS Ticket Hotline 01805-570000 14 Cent / Min · Mobilfunkpreise max. 42 Cent / Min. Im Internet: www.eventim.de Auswahl Dortmund THEATER DORTMUND FLETCH BIZZEL WICHERN KONZERTHAUS DORTMUND Mi 8.6. 19.30 Uhr (Unterbühne) Do 23.6. 20.30 Uhr Fr 17.6. 20 Uhr Di 14.6. 20 Uhr Embedded War das jetzt schon Sex? Luna und Latüchte Wiener Klassik & Co. II Nach Berichten aus dem KorengalTal: Jeder Mensch hat seinen Zerreißpunkt: Als Frontberichterstatter begleitet ein Journalist das Leben von US-Soldaten in den Berglandschaften Arghanistans. Was zehrt mehr: die Feuergefechte selbst oder die quälende Zeit des Wartens? Ein Abend über den Krieg der Soldaten und den Krieg der Medien – auf der Unterbühne des Schauspielhauses. Achtung: Nur für 20 Zuschauer! po Weiterer Termin: Sa. 25.6. 19.30 Uhr Nach dem Erfolg mit Ladies Night nun das Solo mit Björn Jung. „Niemand ist so leicht zu entmutigen wie ein Mann in der schönen, aber flüchtigen Zeit zwischen Akne und Arthrose.“ Und so hat er eine „cellulitäre Ehefehde“, denn seine Frau ist abgehauen, nachdem er sie auf einen gewissen Strukturwandel im geheirateten Oberschenkel aufmerksam po gemacht hat. Infos: 0231 14 25 25 Passen lila Socken zu rotem Wein? Ein Abend mit Luna und Latüchte sind Chansons jenseits des Verstandes, zwischen Träumen und Spinnen, Feinsinn und Irrsinn, Lächeln und Grinsen, hellem Schein und Funzel, inmitten von malerischen und maunzenden Melodien, rührenden und rückenden Rhythmen, sanften Soli und süffisanten Satzgesängen, inmitten von trauten und taumelnden Texten, aber auch Chanson-Theater, ein Cocktail aus Gesang und Schauspiel mit einer feipo nen Prise Zauberei. Infos: 0231 863 09 83 Wenngleich viele heute bei der Wiener Klassik an eine Musik denken, die ausschließlich den Adeligen und Königlichen unter der Bevölkerung galt, so war sie es doch, die dem Gestus der Sensibilität in den Kompositionen überhaupt den Weg ebnete. Die Dortmunder Philharmoniker bewegen sich diesmal an der Schwelle von der Wiener Klassik zur Romantik: Zunächst wird mit Mozarts 23. Konzert für Klavier und Orchester die Hochphase der Klassik eingeläutet, bevor mit Beethovens vierter Sinfonie die aufkommende, emotionale Dichte einer bereits romantischen Kompositionsdk form aufgaloppiert. Infos: 0231 22 69 62 00 CABARET QUEUE Sa 4.6. 20 Uhr Do 9.6. 20 Uhr (ehem. Museum Ostwall) Der Frauenflüsterer Waisen DEPOT Fr 10.6. 20 Uhr (Premiere) Drei Worte nur... Von Dennis Kelly: Eine gemütliche Wohnung in einer Welt voll diffuser Gefahren. Helen und Danny sind gerade beim Abendessen, als blutüberströmt Liam hereinplatzt, Helens jüngerer Bruder. Auf der Straße sei ein Junge niedergestochen worden. Was jetzt tun, verblutet irgendwo da draußen gerade ein Mensch? Danny will die Polizei rufen. Helen ist dagegen – ihr Bruder ist vorbestraft. Dann beginnt Liam, sich in Widersprüche zu verstricken. Doch Helen bleibt dabei: Ihr Bruder muss geschützt werden. Schnell wird klar, dass dies mit reinem Abwarten kaum gelingen po kann. Regie: Kay Voges Weitere Termine: Sa. 11.6., Do. 16.6., Fr. 17.6. je 20 Uhr Infos: 0231 502 72 22 Die neue Benimm-Studie für Neoromantiker des amtlichen Landfrauenflüsterers. Martin Herrmann weiß: auf den Acker stehen heute immer weniger, aber viele stehen auf den Akademiker! In den Städten liegt die Scheidungsquote bei 50%. Nur auf dem Land herrscht Stabilität. Viele Städter hoffen darum, eine Frau zu finden, wenn sie sich als Bauer verkleiden. Ich bin Bauer – holt mich po hier raus. Sa 18.6. 20 Uhr Auf der Suche nach dem verlorenen Mann Als Don Juan hat „man“ ausgedient, aber Weichei, Abspüler und Frauenversteher zu sein, ist auch nur mäßig sexy. Sehr persönlich, selbstironisch, schonungslos ehrlich: Ein Abend von Stephan Bauer über Männer, die vor ihren starken Frauen längst kapituliert haben und am Tresen jammern:„Ich wäre so gerne ein Macho, po aber Steffi lässt mich nicht“ Infos: 0231 41 31 46 MDT Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / auswahl Trotz beginnender Weltwirtschafskrise laufen die Vorbereitungen für die Silvestergala im Ritz auf Hochtouren. Für das Künstlerpaar Lilly und Willy wird es der krönende Abschluss ihrer Tournee, bevor sich ihre Wege trennen. Während sie in der Garderobe sitzen, mit Lampenfieber und Kostümen kämpfen, lassen sie ihre gemeinsame Geschichte von Liebe, Glück, Eifersucht, Zank und Musik Revue passieren. Mit Schlagern von Marika Rökk, Marlene Dietrich, Zarah po Leander u.a. Infos: 0231 982 23 36 www KUNSTVEREIN 10.6.-7.8. Di-Fr 15-18, Sa/So 11-16 h Dong-Yeon Kim: Beautiful fear Geboren 1960 in Korea und studiert an den Akademien in Seoul und Düsseldorf, lebt Dong-Yeon Kim im Wechsel in diesen beiden Städten. In seiner Arbeit reflektiert er den rasanten Wandel der Kulturen und Gesellschaften anhand von Zivilisation und Ritus. Zentrale Motive der feingliedrigen, fragilen und teils vernutzt wirkenden Plastiken sind Behausungen, Straßensysteme und seit einigen Jahren figürliche Gestaltungen. Damit ist Dong-Yeon Kims anschaulich und metaphysisch, unth mittelbar und distanziert. Infos: 0231 57 87 36 58 46 KONZERTHAUS Fr 17.6. 20 Uhr William Fitzsimmons Der Songwriter mit Brille und dem langen Rauschebart ist mittlerweile in der Champions League des Folk angekommen. Kein Wunder, schließlich wirkt sein Bühnenauftritt genauso sehnsüchtig und anrührend wie die Stimme und die zurückhaltenden Arrangements. cs Infos: 0231 22 69 62 00 BAKUDA-CLUB Fr 10.6. 21 Uhr Kakkmaddafakka Diese Band mit dem schmuddeligen Namen besteht aus einer Horde junger, wilder Norweger, die trotz des ihnen innewohnenden Chaos dieses Jahr endlich ihr zweites Album geschafft haben. Es heißt „Hest“ und zeigt, warum Kakkmaddafakka so ausdauernd von Landsmann und The Whitest Boy Alive-Sänger Erlend Oye protegiert wurden: Sie sind dessen unwiderstehlich treibendem Funk nämlich gar nicht unähnlich und schaffen auch auf der Bühne eine Euphorie, die Tanzzwang entfacht. cs Infos: 0179 870 45 30 Auswahl Duisburg Essen FZW THEATER PACT ZOLLVEREIN THEATER ESSEN Fr 10.6. 19 Uhr Sa 4.5. 20 Uhr So 19.6. 17 Uhr Sa 18.6. 19.30 Uhr (Casa) Battles + PTTRNS Ristorante Immortale Entertainment Island 1-3 (Performance) Balls (Uraufführung) Mit ihren ersten EPs und dem Debütalbum „Mirrored“ hat die amerikanische Allstar-Band Battles um den ehemaligen Helmet-Schlagzeuger John Stanier die Sphäre von rhythmusorientiertem Post-Hardcore mal eben auf den Kopf gestellt. Dementsprechend ist dieses, das am 30.7. stattfindende Juicy Beats-Festival einleitende Konzert ein echtes Highlight, zumal Battles sicher ihr neues Album „Gloss Drop“ vorstellen wercs den. Infos: 0231 17 78 20 FZW Mi 15.6. 20 Uhr LAUSCHER 17 mit Tino Hanekamp und Gregor McEwan Irgendwo zwischen Himmel und Hölle. Mitten im Universum und doch am Ende der Welt. Dort steht es, das „Ristorante Immortale“. Täglich trifft die unermüdliche Belegschaft alle Vorbereitungen, täglich öffnet dieser Mikrokosmos seine Türen – und doch bleibt das marode Lokal ein seltsamer Ort ohne Sinn. FAMILIE FLÖZ ist inzwischen fester Bestandteil des Schauspielprogramms im Theater Duisburg. Mit ihrem sprachlosen Maskentheater haben sie ein ganz po eigenes Genre kreiert. Weiterer Termin: So. 12.6. 19.30 Uhr Infos: 0203 300 91 00 STEINBRUCH Fr 24.6. 20 Uhr This Will Destroy You In der Mai-Ausgabe des trailer haben wir Tino Hanekamp portraitiert. Wer seine Lesung in der Bochumer Rotunde verpasst hat, hat nun im Juni in der Nachbarstadt eine weitere Gelegenheit, in den Genuss seines rasanten Debütromans „So was von da“ zu kommen. Bei seinem Auftritt in der beliebten Lauscher-Reihe steht ihm der Berliner Singer/Songwriter Gregor McEwan zur Seite, der melancholischen Folkpop verspricht und den die Veranstalter in der Nähe von fs Damien Rice ansiedeln. Infos: 0231 17 78 20 Unter den vielen Postrock und Postcore-Bands, die regelmäßig das Ruhrgebiet auf ihren Touren ansteuern, sind die Texaner This Will Destroy You eine derjenigen, die beständig gewachsen sind. Nicht ohne Grund: Ihre Platten sind so überzeugend, dass sie aus dem Gewusel dieses weit verzweigten Genres herausstechen. Dementsprechend ist es gut möglich, dass man sie heute zum letzten Mal in einem solch kleinen Rahmen wie dem des Steinbruchs sehen kann. cs Infos: 0203 363 28 82 Während des PACT-Sommerfestes bringt die finnische Gruppe OBLIVIA ihre „Entertainment Island“-Trilogie erstmals in Deutschland auf die Bühne. Die Performance entblößt auf kompromisslose Art und Weise die Strukturen der Unterhaltungsindustrie. „Entertainment Island 2“ thematisiert mediale Sensationsgier und hohle Soap Operas, während ›Entertainment Island 3‹ die Abgründe höchst privaten Erwachsenenentertainments auslotet. Die Performance-Trilogie ist Teil eines dreijährigen Projekts zum Thema Entertainment, das auch ein Ausstellungskonzept po und Seminare beinhaltet. Infos: 0201 289 47 00 MUSEUM FOLKWANG Bis 26.6. Di-So 10-18, Fr 10-22.30 h Dabeisein Während der 1934 geborene Heinemann s/w fotografiert und an sozialen Brennpunkten Aspekte des Miteinander und der Menschlichkeit aus Abstand aufnimmt, wendet sich der 1973 geborene Zielony in seinen Farbfotografien bestimmten sozialen Gruppen in nächtlichen Szenarien aus großer Nähe zu. Aber beide Fotografen zeigen Riten des Überlebens in existenzieller Verdichtung – und beide th sind wichtige Chronisten. Infos: 0201 884 50 00 www In Zeiten nahezu grenzenloser Flexibilität und Mobilität können immer weniger Menschen sagen, wo eigentlich ihre Heimat ist. Heimatgefühl entsteht heute wohl hauptsächlich durch Gemeinschaft, durch Rituale. Und was bietet – gerade im Ruhrgebiet – ein größeres Gemeinschaftserlebnis als der Fußball? Auf der anderen Seite kommt in diese Fußball-Gemeinschaft nicht jeder hinein: Ursprünglich eine rein heterosexuellmännliche Veranstaltung, öffnet sich dieser Sport zunehmend auch anderen Bevölkerungsgruppen. Mädchenfußballschulen und die Frauenfußball-WM 2011 sind ruhmreiche Beispiele dafür. Und auch der weibliche Fan beschränkt sich längst nicht mehr darauf, zur Live-Übertragung die Schnittchen im heimischen Wohnzimmer zu servieren. Aber wie steht es z. B. mit Fußball und Homosexualität? „Balls“ ist ein Projekt über das so häufig beschworene Gemeinschaftserlebnis, die Integrationskraft, den organisierten Zusammenhalt und die identitätsstiftende Bedeutung, aber auch das Ausschließende des Fußballs. Gemeinsam mit Spielern und Fans aus dem Ruhrgebiet entdeckt das Schauspiel Essen den Fußball als nicht ganz unkomplizierte Heimat und stellt die Frage, wie dieses faszinierende Spiel, das zugleich verbindet und ausgrenzt, uns allen im Ruhrgebiet ein Heimatpo gefühl geben kann. Infos: 0201 812 22 00 > Alle Jahrgänge ab der 1. Klasse > Von Beginn an zwei Fremdsprachen > Ganzheitliches Konzept mit kognitiven Fächern sowie handwerklich-künstlerischem und bewegungsförderndem Bereich > Attraktive Nachmittagsbetreuung für die 1. bis 7. Klasse > Angebot aller Abschlüsse bis zum Abitur Widar Schule Widar 3CHULEs(ÚNTROPER3TRs"OCHUMsq^sWIDARSCHULEDE Die Waldorfschule in Ihrer Nähe >> Info-Abend für Eltern von SchulanfängerInnen zum Schuljahr 2012/13 am 06.06.2011 um 20 00 Uhr 59 Auswahl Essen Herne Krefeld Mülheim THEATER FREUDENHAUS FLOTTMANN-HALLEN THEATER KREFELD So 19.6. 15 Uhr Mi 8.6. 20 Uhr Sa 25.6. 20 Uhr THEATER AN DER RUHR, MÜLHEIM Suche Freund Flügelstürmer Hedda Gabler (Premiere) Bär geht es nicht gut. Sein bester Freund ist weggezogen. Vor drei Tagen ist Bär drei Stunden durch die Gegend gelaufen, bevor er gemerkt hat, dass ihn keiner fängt. Vorgestern saß er vier Stunden unter einem Busch, bevor ihm einfiel: Sein bester Freund ist ja weggezogen. Gestern beim Aufwachen fiel Bär dann sofort ein, dass sein bester Freund weggezogen ist. Da hat er sein Zimmer aufgeräumt, inklusive Staub wischen und Staub saugen, und nach dem Mittagessen hat Bär dann sogar beim Abwasch geholfen. Und da ... als er grade seinen Lieblingsteller abtrocknete ... hatte Bär eine SuperIdee ... Ein Gastspiel vom Theater po Petersilie, ab 3 Jahre. Infos: 0201 851 32 30 GREND Do 9.6. 20 Uhr Bevor es im November in die Finalrunde des nächsten Tegtmeier-Wettbewerbs geht, präsentiert Flottmann das brandneue Programm des letzten Jury-Preisträgers Marco Tschirpke. Der langweilt die Dummen und erheitert jene, die dem frischen Wind seiner ruhigen Präsenz zu lauschen verstehen. Sein mal furioses, mal filigranes Klavierspiel ist ganz dem Moment verpflichtet. Er weiß, wie man die komischsten Gedichte macht und wie aus Liedern pointierte kleine po Kunstwerke werden. Madison Violet Seit neun Jahren bereisen Brenley und Lisa die Welt. Entstanden ist ein großer Teil der neuen Songs bei einem Aufenthalt auf der Insel Grenada. Für die Aufnahmen in Toronto verpflichteten sie den kanadischen Produzenten Les Cooper, eine Koryphäe der dortigen Folkszene. Für die auf das Wesentliche reduzierte Umsetzung der Songs, die besonders die exzellenten Gesangsharmonien in den Vordergrund stellt, wurden insgesamt mehr als ein Dutzend Musiker engagiert, darunter viele Lokalmatadore aus Toronto. Die Songs bestechen jedoch durch jene wohldosierte Unplugged-Atmosphäre, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte po zieht. Infos: 0201 851 32 16 RUHR MUSEUM Bis 4.9., Mo-So 10-20 Uhr Schwarzes Revier – Fotografien v. Heinrich Hauser Im Auftrag des S.Fischer-Verlages hat der Fotojournalist und Schriftsteller Heinrich Hauser 1928 das Ruhrgebiet mit dem Auto befahren und dabei fotografisch dokumentiert. Auf subtile Weise schildert er die Industrialisierung und den Alltag der Kohlearbeiter und ihrer Familien in den Ruhrgebietsorten. Mitunter abstrahiert er technische Anlagen zu konstruktiven Bildern. Die Essener Ausstellung dieser Fotografien ist erheblich verlängert worden. Aber es lohnt sich, sie ein zweith tes Mal zu besuchen. Infos: 0202 24 68 14 44 Gelangweilt und ernüchtert kehrt Hedda aus ihren Flitterwochen zurück, die ihr ungeliebter Ehemann, der Historiker Tesman, sehr zu Heddas Missfallen auch als wissenschaftliche Forschungsreise genutzt hat. Ibsens Drama um das prototypische Desperate Housewife Hedda wurde 1891 in München im Königlichen Residenztheater uraufgeführt. Noch immer fasziniert der rätselhafte Charakter der Titelheldin, die lächelnd mit dem Fürchterlichsten spielt, sich nach Lebensgenuss verzehrt und doch davor zurückschreckt, sich dem Leben, den Menschen und den Umpo ständen zu stellen. Weitere Termine: So. 26.6. 19.30 Uhr und Di. 28.6. 20 Uhr Infos: 02151 80 51 25 Moers MOERS FESTIVAL Di 21.6. 20 Uhr Sa 11.6. 20 Uhr / Mo. 13.6. Samen san hefftika storma Igmar Thomas & The Cypher / Helge Schneider Sa 4.6. 19.30 Uhr Der goldene Drache (Stücke) Bereits zum sechsten Mal laden die „Stücke“ eine fremdsprachige Inszenierung eines Wettbewerbs-Stückes nach Mülheim ein. In diesem Jahr wird eine Produktion aus Havanna gezeigt: Der kubanische Regisseur Raúl Martín Ríos hat die spanischsprachige Erstaufführung des Mülheimer Preisträgerstückes von 2010 inszeniert: El Dragón de oro von po Roland Schimmelpfennig. Infos: 0208 599 01 88 RINGLOKSCHUPPEN Fr 3.6. 19.30 Uhr Premiere Richtungsding III Das „Richtungsding“ entwickelt sich zu einer Fundgrube für junge, bislang unvervöffentlichte Literatur. Auch die dritte Ausgabe wird wieder mit einer Lesung und einer Party im Ringlokschuppen gefeiert. Das Publikum kürt den überzeugendsten Text mit dem „Dichtungsring“, auf die Ohren gibt es vom Singer/Songwriter HONIG, ehemals Sänger der Indiefs Band Benevolent. JAZZ AN DER RUHR Sa 18.6. 19 Uhr Jazz-Nacht Ein Lappen-Musical von Nordkvark: Liebeskranke Lappländer singen am längsten Tag des Jahres wunderbar traurig von den Weiten der Tundra, dem finnischen Mond und eiskalten Fischstäbchen. Eigentlich schön, um dort ein Leben mit Fischen und Bären zu verbringen. Gäbe es nicht das ewige Problem der Fortpflanzung. Denn Frauen sind im Norden rar wer wüsste das besser als Aki, Mika und Makki. Neben Erlebnisberichten von stoischen Anglern und wortkargen Holzfällern wird das Trio vor allem das Liedgut liebeskranker Lappländer mitbringen. Und da das Mittsommerfest im hohen Norden immer auch ein Fruchtbarkeitsfest ist, werden die drei Musiker am diesem Abend erst recht in erotischsexuelle Ekstase geraten. Ausgezeichnet mit dem Publikumspreis beim po „Prix Pantheon 2010’“ Infos: 02323 16 29 61 www Jazz und Hip-Hop liegen bekanntlich nur in der Entstehungszeit weit auseinander. Ingmar Thomas und seine Band The Cypher werden diese These beim Moerser Jazz-Festival wieder mal bestätigen. Denn die Be-Bop artige, ins Ohr sägende Spielweise von Thomas ergänzt sich wunderbar mit der groovenden Rhythmik geschmeidig antrabender Beatgerüste. Die Stücke sind alles andere als klar durchstrukturiert und leben auch live von viel Freiraum, der sowohl für den Jazzmusiker wie für den Rapper essentiell ist. Eine musikalische Mélange, die in Zukunft noch mehr Raum im Jazz gewinnen wird. Zusatzbonbons in diesem Jahr: Der gesamte Pfingsmontag gebührt der Moerser Nonsensegröße Helge Schneider. Bei Jazz kennt der aber dk viel mehr als bloßen Klamauk. Infos: 028 41 367 36 75dk MDT Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de/auswahl 60 46 Ganze zwölf Bands umspielen an diesem Samstag die historischen Mauern des Schloß Broich. Bei der JazzNacht im Rahmen des Mülheimer Jazz an der Ruhr Festivals muss man keine experimentellen Umgangsweisen mit der Musik fürchten. Tradition Jazz mit zahlreichen Evergreens spielen u.a. die Allotria Jazzband und ihre Sängerin Beverly Daley sowie The Joy of Swing. Wer also wieder mal Ellas oder Louis’ Klassiker live hören will, ist hier „all night dk long“ richtig. Infos: 0208 96 09 60 Auswahl Oberhausen THEATER OBERHAUSEN DRUCKLUFT Sa 25.6. 19.30 Uhr (Gasometer) Sa 18. 6., 20 Uhr Mi 8.6. 21 Uhr Traumzauberbaum (Premiere) Liebe Sir Simon Irgendwo hinter der Stadt wächst im Traumzauberwald der Traumzauberbaum, an dem Blätter in allen denkbaren Farben wachsen. In jedem Blatt ist ein Traum versteckt. Im Baum wohnen die beiden Waldgeister „Moosmutzel“ und „Waldwuffel“, deren Aufgabe es ist, mit einer goldenen Stimmgabel die Traumblätter zum Klingen zu bringen, die dann zu den Kindern fliegen. Im Gasometer inszeniert Christian Quitschke dieses po Hörspiel. Infos: 0208 857 81 84 Er gilt als einer, der das Kabarett geradezu neu erfunden hat. Hagen Rether bringt etwas auf die Bühne, das keineswegs selbstverständlich ist: einen eigenen Stil gepaart mit Können, Souveränität und Ausstrahlung. Drei Stunden lang nimmt er planvoll und ohne Hast, voller Sarkasmus, Ironie und Angriffslust das Weltgetriebe auseinander - die personifizierte Rache des Intellektuellen an den Machern dieser Welt. Beiläufig plaudernd macht er gleichzeitig knallhartes politisches Kabarett. Die uralte kritische Botschaft, die Verlogenheit der Konsumgesellschaft und des Establishments zu geißeln, erfüllt er subversiv, nonchalant und po hundsgemein. Infos: 0208 205 40 24 Ein talentiertes Kerlchen, dieser Sir Simon: Solo hat er, der wegen der Befindlichkeiten eines berühmten Maestros den ursprünglichen Nachnamen „Battle“ ablegen musste, sich schon längst einen guten Ruf als sinnlich-lakonischer Songwriter erspielt. Er war außerdem Teil der grandiosen Berliner I Might Be Wrong, ist EBERTBAD Mi 8.6. 20 Uhr Radio Heimat festes Mitglied von Tomte und musikalisches Rückgrat von Thees Uhlmanns Backing-Band. Schön, dass er angesichts dieser vielen Verpflichtungen noch Zeit für eine eigene cs Tour hat! Infos: 0208 85 24 54 Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien KÖNIG-PILSENER ARENA Mi 27.6. 20 Uhr In Radio Heimat kehrt Frank Goosen wieder dort, wo es am meisten Spaß macht: vor der eigenen Haustür. Geschichten von zu Hause, von Helden und Laberfürsten, von Pommesbuden und Kneipen. Zu Hause, das ist das Land der Autobahnen, der frechen Blagen und der alten Frauen, die nicht auf den Mund gefallen sind. Goosens Omma taucht hier ebenso wieder auf wie die Kumpels Mücke und Scotty, wenn der Autor und Kabarettist unterwegs ist in Stadien und Partykellern, in Parks und in Brachen. Drängende Fragen werden beantwortet: Wieso sagte Vattern früher: Mach die Augen zu und iss? po Nun ja, Crossover war 90er, sagen viele. Die beste Zeit von Limp Bizkit lag in einem nachgezogenen Hype um die Jahrtausendwende, der allgemein auch als Nu-Metal bezeichnet wird. Der mit massivem Gitarrenlärm, Metal-tauglichen Refrains und smarten Raps versetzte Sound der Band aus Jacksonville, Florida, eignet sich wunderbar, um schlechte Sommerstimmung rauszupogen. Ob die Reunion, die mit dem lang erwarteten Album „Gold Cobra“ auch neuen Output liefert, halten wird, muss man wieder an Fred und Wes festmadk chen. 61 n k! n d 1 5 . M a i 2 0 1 1 a D i e s t t Po märchen. 13., 14. u www r ie Ein Rev Foto: Markus Beutner-Schirp Limp Bizkit im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30 Karten sind auch an allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich www.theater-freudenhaus.de Magenbitter Ausblick Traumzeit – Festival am Hochofen LANDSCHAFTSPARK NORD DUISBURG 1.7.-3.7. Foto: Gabi Schoenemann/pixelio.de Die Rache der Zwerge Foto: Alexandra H./pixelio.de Die „Haldensaga“ mit 12.000 Menschen “And in the left hand corner perhaps a small white dwarf, Ready to explode I really can‘t recall.” (A-ha) Eine bessere Location als die stillgelegte Hütte Meiderich im Landschaftspark Nord kann man wohl kaum wählen, um verschiedenste musikalische Rohstoffe miteinander zu verschmelzen. Auch in diesem Jahr fahren die Veranstalter der Traumzeit alles andere als einen stilistischen Sparkurs. Vor der bizarren Kulisse aus Industrieruinen, Schornsteinen und Stahlrohren, durch Lichtinszenierungen eindrucksvoll in Szene gesetzt und inmitten eines idyllischen Parks, geben sich Künstler unterschiedlichster Couleur die Klinke in die Hand: Ob Jazz, Weltmusik, Rock, Elektronik oder Klassik, hier kommen kulturhungrige Gemüter definitiv auf ihre Kosten. Neben den gewaltigen Soundwänden von Mogwai, Amiina‘s sphärisch zerbrechlichen Hymnen, dem morbiden Slowmotion-Jazz von Bohren und der Club of Gore oder den fragil-epischen Klängen Ólafur Arnalds erwarten den Besucher zahlreiche spannende musikalische Erlebnisse. Ein besonderes Highlight dürfte sicherlich das Aufeinandertreffen des Techno-Ausnahmekünstlers Alec Empire (Atari Teenage Riot) und des Multiinstrumentalisten Patrick Wolf sein. Das Traumzeit-Spezial Myanmar öffnet in diesem Jahr nicht nur burmesischen Musikern die Türen nach Europa. Neben traditionellen Klängen wird das Augenmerk auf Workshops, Filme und Vorträge zum kulturellen Erbe des asiatischen Staates gelenkt. Viel Stoff, der allerdings nicht für Verwirrung sorgt, sondern in Europa so nirgends anzutreffen ist: Anything at goes. Infos: 0203 283 26 14 IMPRESSUM Herausgeber: trailer Verlag Joachim Berndt Redaktion: Dawid Kasprowicz (v.i.S.d.P.) Thomas Müller Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Frank Brenner, Alexandra Brundiers, Lutz Debus, Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom Jost, Dawid Kasprowicz, Thomas Linden, Karsten Mark, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Anna Schiff, Christine Schilha, Frank Schorneck, Sebastian23, Marieke Steinhoff, Annette Thun, Olaf Weiden, Christian Werthschulte, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Ralf Schiessl Grafik: Michael Hennemann, Mathias Mortag, Thomas Müller Gestaltung: PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf Anzeigenverwaltung: Berndt Media, Joachim Berndt www.berndt-media.de Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Telefon 0234-941910 Fax 0234-9419191 E-Mail: [email protected] Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Verbreitete Auflage: 34.888 Exemplare, IVW I/2011 Nicht gesondert gekennzeichnete Bilder sind Pressefotos. Von Peter Ortmann Und es begab sich zu der Zeit, als noch die Zwerge im Innern der Erde lebten. Sie waren ein fröhliches Völkchen gewesen, doch über ihnen begannen die Menschen irgendwann mit riesigen Eisenwerkzeugen ihren Lebensraum zu zerstören. Auch im Ruhrgebiet gab es noch mehrere Familien, die sich darum mühten, die Menschen mit reichen Schätzen zu belohnen, anderseits Raffgier zu bestrafen. Das führte dann dazu, dass der Lohn der Zwerge beim Übergang von der unterirdischen in die diesseitige Welt zu Staub wurde. Irgendwann haben die Menschen die Gesetze der Zwerge außer Kraft gesetzt. Das war eigentlich ganz einfach. Man holte soviel schwarzes Gold aus den Tiefen, dass die Zwerge nicht mehr nachkamen, dieses zu Staub zu verwandeln. Die letzten Schlachten wurden geschlagen, ihre Auswirkungen sind im Revier überall zu sehen, riesige Halden, Überbleibsel der letzen Transformationen der Zwerge. Ihre Kultur, mit Stab und Laterne die natürlichen Stollen zu durchwandern und dabei gar grauselige Lieder zu singen, scheint zerstört. Über allen Ausgängen in die Oberwelt türmen sich nun die staubigen Berge. Wie zum Hohn tragen sie Markierungen der Sieger, stählerne Stäbe oder angehäufte Steinhügel, zu denen die Menschen pilgern, um dort Müll zu vernichten oder sinnlose Rituale zu feiern. Ein Jahr lang stampften sie im ausgerufenen Kulturjahr die Hügel fester und fester, denn sollte es tatsächlich noch Zwerge da unten geben, nie dürften diese die Oberfläche wieder erreichen, um die allgemeine Raffgier zu bestrafen. Auch in diesem Jahr wird das nicht anders sein. Im Juli, dem Monat, der nach dem großen Cäsar benannt ist, ist ein neues Massen-Kulturereignis geplant. Gleich acht Halden der Region sollen unter dem Motto „Haldensaga“ von 12.000 Menschen gleichzeitig eine ganze Nacht lang frisch gestampft werden. Den Zwergenlaternen zum Hohn werden Lichtkanonen den Himmel erleuchten, Essensreste die Berge düngen und alle wollen dabei dem schnöden Mammon huldigen. Identität für die Region soll das stiften. Fast fünf Millionen Euro haben Land und Kommunen für die Fortsetzung der Kulturvernichtung zugesagt. Kein Geld für Kultur, sondern Wirtschaftförderung und Tourismus. Doch Kultur ist nichts für Stadtmarketing und kein „Ersatz für verfehlte Sozialpolitik“. Das Zitat stammt diesmal nicht von mir, sondern aus der Brandrede von Lars Henrik Gass bei der Eröffnung der 57. Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen, mit der er seinem Bürgermeister und unserer Kulturministerin vehement widersprach. Bewirken wird das nichts. Doch eines Nachts in der Nähe des Grullbadschachts bei Recklinghausen, der mitten in dunkler Zeit geteuft und betrieben wurde, gehen merkwürdige Dinge vor. Gelbe Punkte, Irrlichtern gleich, wandern langsam durch die Hohenhorster Heide. Ein Erdhügel leuchtet schauerlich, hier sind die Zwerge nach Jahrhunderten wieder durchgebrochen. Es ist das Kommando „Modsognir“, das sich auf den Weg zur Metropole Essen macht, um wie in alten Zeiten die Raffgier zu bestrafen. Gleichzeitig plant die Gruppe rituelle Aktionen im Juli auf den Halden. Sie haben dafür einen merkwürdigen Knochen aus dem hohen Norden dabei. www 62 46 WUPPERTAL SPIELT IM JUNI WUPPERTALER BÜHNEN Oper //// Schauspiel IM OPERNHAUS IM KLEINEN SCHAU SPIEL HAUS Barmen, Kurt-Drees-Str. 4 Elberfeld, Bundesallee 260 SCHAUSPIEL NRW THEATERTREFFEN 2011 20. BIS 26. JUNI FOTO: DETTE LULU «westwärts« Eine Monstretragödie von Frank Wedekind Die schöne Lulu, die ihre Männer reihenweise in den Untergang treibt, ist die sinnliche Verkörperung männlicher Begierden. Dabei bleibt ihr eigener Wunsch nach Liebe unerfüllt; Lulu wird monströs in ihrer Suche nach Zärtlichkeit, tödlich für diejenigen, die ihr verfallen. AM Mi 8., Fr 10., Sa 11., Mi 15. (je 19:30 Uhr) OPER Gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen Die besten Stücke des Landes an den Wuppertaler Bühnen: DIE ORESTIE //// »VISITOR Q« //// DER GEIZIGE //// DIE LABDAKIDEN //// KASPAR //// RECHNITZ (DER WÜRGEENGEL) //// OBLOMOW //// POUNDING NAILS IN THE FLOOR WITH MY FOREHEAD //// DER KIRSCHGARTEN //// NORA ODER EIN PUPPENHAUS Ein dichter Spielplan, ein umfassendes Rahmenprogramm und die Fortführung der »Wuppertaler Debatte« (am Di 21. + So 26.) verwandeln Wuppertal für eine Woche in die Theaterhauptstadt des Landes: www.nrw-theatertreffen.de ARABELLA FOTO: STRATMANN PREMIERE Lyrische Komödie von Richard Strauss //// Dichtung von Hugo von Hofmannsthal Nur eine reiche Heirat der schönen Tochter Arabella kann die hochverschuldete Familie Waldner retten. Sie jedoch wartet auf den Richtigen und ein mysteriöser Fremder, der reiche Erbe Mandryka, weckt ihre Neugier. Beim Kutscherball feiert sie Abschied von ihrer Jugend, während sich wegen eines heimlichen Rendezvous die Ereignisse überschlagen. AM Do 9. (19:30 Uhr) UND ZUM LETZTEN MAL So 19. (15:00 Uhr, mit Kinderbetreuung) DIE SEELE DER MASCHINE Szenische Collage Jederzeit und überall kommen Computern heute die wesentlichen Steuerungsfunktion zu: Wir haben uns seit 60 Jahren immer unhintergehbarer von kybernetischen Systemen und Maschinen abhängig gemacht. Es ist Zeit, um Fragen nach den letzten Differenzen zwischen virtueller Welt und Realität, zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz zu stellen. AM Sa 18. (20:00 Uhr) www MUSIKTHEATER SCHAUSPIEL DER KIRSCHGARTEN FOTO: DETTE İNSAN. İNŞAAT. İSTANBUL. Komödie von Anton Tschechow Tschechows Komödie zeigt die Unvereinbarkeit von Kräften der alten und neuen Zeit. Mit Lopachin triumphiert am Ende ein Macher und Rechner. Für zögernde Empfindsamkeit ist kein Platz – Tschechow schlägt mühelos die Brücke ins Heute! AM Fr 17. und Sa 25. (je 19:30 Uhr) (MENSCH. BAUSTELLE. ISTANBUL.) //// URAUFFÜHRUNG Musiktheaterstück von Ali N. Askin Ali N. Askin, türkischstämmiger Komponist aus Berlin, spürt den Klängen »seiner Stadt« Istanbul nach: in ihrer Musik, in den Erzählungen, der Geschichte, die sie erlebte, den Bewohnern ihren Eroberern und Verteidigern, dem Leid und der Lust, in ihr zu leben. Die ungemein aktuell wirkenden Gedichte aus dem 12. Jahrhundert sind von Dschalal ad-Din ar-Rumi. AM Sa 4. (20:00 Uhr), So 5. (18:00 Uhr) und Sa 11. (20:00 Uhr) Druckfrisch: Holen Sie sich jetzt das neue Spielzeitbuch Noch viel mehr: www.wuppertaler-buehnen.de »stürmisch //// bewegt« 2011/2012 TICKETS (0202) 569 44 44 DIE AUSRICHTERSTÄDTE IN NRW JETZT WM- TICKETS FÜR BOCHUMwwwSICHERN! www.fifa.com/deutschland2011 FIFA FRAUEN-WELTMEISTERSCHAFT DEUTSCHLAND 2011 TM 26. Juni–17. Juli 2011