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Alltag und Klimawandel – Welche Rolle spielen
Sie als KonsumentInnen?
Dr. Oliver Stengel
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wuppertal Institut
Melle, 21.11.2013
Quelle: NasaSommer 2003 (70.000 Tote), Quelle: NASA
GLIEDERUNG
1. Klimawandel: Was sich beobachten lässt
2. Halbierung: Klimaschutz durch Verhaltensänderungen
3. Energiefallen: Bumerang-Effekte
Atmosphärischer Anstieg der CO2-KOnzentration
Okt 2013: 394 ppm
Quelle: Earth System
Research Laboratory
CO2-Emissionen, global 1990 (Kyoto) bis 2010: +40%
statt -5,2% (bis 2012 im Vgl. zu 1990)
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394 ppm? CO2 in der Erdgeschichte
Karbon (299-252 Mio. Jahre):
ca. 800 ppm, hohe
Bioproduktivität
(Kohlewälder)
Kreide (145-66 Mio. Jahre):
ca. 1.700 ppm, eisfreie Pole,
hoher Meeresspiegel, Dinos
Quelle: http://cpgeosystems.com/mollglobe.html
Der CO2-Gehalt ist nicht das Problem, sondern die Geschwindigkeit des Anstiegs!
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Die Geschwindigkeit
(bei +3° bis 2100)
Grafik: Jos Hagellar
Quelle: Marcott et al. 2013
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durchschnittl. globale Temperaturveränderung
1960–1969
Quelle: NASA
2000–2009
ggw. Effekte: Grönland 2011, Schmelzregionen
Besonders schnell schmelzen
Grönlands Eis- und
Gletscherflächen (Faezeh et al.
2009). In den letzten 4 Jahren
wurde Grönland jedes Jahr um ca.
150 Mrd t leichter (Witze 2008).
Dadurch steigt die Insel jedes Jahr
einige mm aus dem Meer auf.
Quelle: NASA
Video (Youtube)
Folgen der Erderwärmung: Die große Wanderung
• Eine Studie (2011) zum Verhalten von rd. 2.000 Tier- und
Pflanzenarten (Vögel, Schmetterlinge, Grashüpfern, Spinnen,
Bergpflanzen und Algen) aus Europa und Nordamerika zeigte:
• Die meisten dieser Arten wandern in höhere Regionen oder in
Richtung der Pole. Innerhalb eines Jahrzehnts entfernten sich
die Arten um durchschnittlich ca. 17 km vom Äquator oder
um rund 11 Höhenmeter bergauf - jeweils auf der Suche nach
kühleren Temperaturen.
Quelle: Chen et al. (2011). Rapid Range Shifts of Species Associated with High Levels of Climate Warming.
In: Science 19. Aug.: Vol. 333 no. 6045, pp. 1024-1026
Trend
Energieverbrauch: Business as usual
Quelle: World Energy Outlook 2011
2035 wird der globale Energiebedarf noch zu 75% durch fossile Energieträger gedeckt.
2010 waren es 81%.
Quelle: World Energy Outlook 2011
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Klimawandel und Meeresspeigel vor 25.000 Jahren
(5)
Was
nicht
passiert:
mittlere Temperatur: -5°C
Meeresspiegel: -120m
Die Natur geht nicht unter!
Quelle: geologieinfo.de
vor 24 Jahren
GLIEDERUNG
1. Klimawandel: Was sich beobachten lässt
2. Halbierung: Klimaschutz durch Verhaltensänderungen
3. Energiefallen: Bumerang-Effekte
To Bend the Trend
Die UNEP (2010) hat bzgl. der CO2-Emissionen folgende Rechnung aufgestellt:
•Die Wahrscheinlichkeit, das 2-Grad-Ziel einzuhalten, liegt bei über 50%, wenn:
bis 2050 die globalen Emissionen um 48% bis 72% im Vergleich zum Jahr 2000 sinken.
•Im Jahr 2000 lag der globale CO2-Ausstoß bei rd. 25 Mrd t (2010: 36 Mrd. t)
•60% (Mittelwert) weniger sind 15 Mrd t.
•2050 leben ca. 9,5 Mrd Menschen auf der Erde.
•Das ergibt ca. 1,6 t pro Kopf und Jahr.
•Soll das 2 Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von über 70% erreicht werden, dann sinkt diese
Grenze noch weiter.
•Durchschnittlicher pro Kopf-Ausstoß an CO2 in Deutschland: 11 t im Jahr.
Quelle: UNEP (2010): How Close Are We to the Two Degree Limit? (www.unep.org)
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Wie kommen die 11 t zustande?
Konsumbereich
THGs (in t
CO2e)
Anteil
Heizung
2,08
18,1%
Strom
0,79
6,9%
PkW
1,65
14,3%
Flugzeug
0,9
7,8%
ÖPV
0,12
1,0%
Ernährung
1,74
15,2%
darunter
Milchprodukte
Fleisch
39%
26%
Sonstiger
Konsum
2,19
25,3%*
Infrastruktur
1,31
11,4%
Gesamt
11,5
100,0%
Quelle: Öko-Institut 2010: 5
Merke:
1. Größte Klimaeinwirkungen
gehen von wenigen Konsum/Handlungsfeldern aus.
2. Klimaschutz ist mehr als
Energie sparen.
3. „graue“ bzw. versteckte
Energie:
graue Energie eines
Mitteklassewagens liegt bei rd.
20.000 kWh = ca. 1.850 Liter
Heizöl
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Quelle: Wuppertal Institut
Ernährung: Fleisch und CO2
globaler Anteil am Klimawandel: rd. 20%
Quelle: Nationale Verzehrstudie 2008
Erklärung der hohen Werte für Lammfleiasch: Lämmer werden
meist aus AUS u. NZ importiert.
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Der Mengeneffekt
Quelle: Fleischatlas 2013
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Mobilität
Globaler Anteil am Klimawandel: rd. 20%
Am gesamten CO2-Ausstoß der EU 27-Staaten trägt
der MIV 24% bei (Eurostat 2009).
20–30% der Gesamtenergie, die ein Auto in seinem
kompletten Lebenszyklus verbraucht, entfallen auf
seine Herstellung (Sand et al. 2007).
Fahrzeuge sind eigentlich Stehzeuge, da sie in D
durchschnittl. 1 h/Tag genutzt werden.
50% der Autofahrtenfahrten in der EU für Distanzen
bis zu 5Km.
Luftqualität/Gesundheit, Lärm, Flächenverbauch
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Energie sparen beim Wohnen:
ungef. -20% Energieverbrauch
• Neukauf effizienterer Geräte ist oft nicht der Königsweg (graue Energie +
Bumerang-Effekt). Stattdessen Verhaltensveränderungen:
• Bei 10°C geringerer Hitze backen und Ofen 5 Min vor Backende abstellen
(Restwärme backt weiter).
• Heizung entlüften, wenn sie gluckert, denn Luft in der Heizung verringert
ihre Effizienz. ggf. Wärmeschutz zw. Außenwand und Heizung anbringen.
• Kühlschrank (ca. 10% des Gesamtenergieverbrauchs in HH). Einstellung
beachten: auch bei ca. 7°C bleiben die Lebensmittel haltbar;
Kühlschrankgröße beachten (je 100 l Vol. 10% mehr Energie); Kühlschrank
nicht neben Herd, Trockner, Geschirrspüler, Heizung stellen.
• 1°C weniger Raumtemperatur: Kühlschrank verbraucht 6°C weniger
Kühlenergie (bei 3°C weniger = 18%). Aber: Kühlschrank im Winter nicht
auf Balkon stellen.
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Energie sparen beim Wohnen II
• Duschen statt baden, 2-3 Min. warm duschen
• Waschmaschine: waschen bei 30-40°C, statt bei 60°C. Maschine füllen.
Lufttrocknen vor Trockner
• Standby ausschalten: auch beim Router
• Warum sind die (meisten) Folien dieser Präsentation schwarz? mehr
Bildschirmhelligkeit = mehr Energie
• Saisonale Lebensmittel bevorzugen, Tiefkühlkost reduzieren.
• Energiesparbirnen? Beleuchtung verbraucht nur 1-2% der Energie im HH.
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ca. 6t-Maßnahmenmix (für 2-Personen-HH)
Maßnahmen (Effizienz +
Suffizienz)
Reduktion
Kosten/Nutzen
von THGs in (monetär)
kg CO2e/Jahr
Wärmedämmung
Haus/Wohnung (E)
2.000 – 3.000 langfristig
und mehr
kostenneutral
Ersatz alter Heizungsanlage
durch neue (E)
ca. 1.500
langfristig
kostenneutral
Raumtemperatur im Winter
18°C statt 23°C (S)
3.000 und
mehr
Einsparung
Halbierung des
Fleischkonsums (S)
ca. 1.500
Einsparung
Verzicht auf 3.000 km-Flug (S)
ca. 1.000
Einsparung
Verlagerung PkW-Fahrten auf
Fahrrad/Fuß (2.000 km/a) (S)
440
Einsparung
Einsparung Standby-Strom
(400 kWh/a) (S)
265
Einsparung
Einspareffekt: ca. 4°C
weniger Wärmeverlust
pro -1°C = Energieersparnis
von 6%.
Bei -3°C= -18% bzw. ca. 250
EUR/Jahr (je nach E-Preis).
Quelle: nach Öko-Institut 2011
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GLIEDERUNG
1. Klimawandel: Was sich beobachten lässt
2. Halbierung: Klimaschutz durch Verhaltensänderungen
3. Energiefallen: Bumerang-Effekte
Energieeffizienz: Beetle (2005) vs. Käfer (1955)
Gewicht:
PS:
Geschwindigkeit:
Beetle – 1.200 kg
Beetle – 75
Beetle – 160 km/h
Käfer – 730 kg
Käfer – 30
Käfer – 110 km/h
Verbrauch:
Beetle – 7,1l/100km
Käfer – 7,5l/100km
Energieeffizienz: Kühlschrankevolution
Kühlschrank 1980
Kühlschrank 2010
Energieeffizienz: Fernseher
Panasonic KIT-TH-65PX600E (2007)
Plasma-TV
65 Zoll
720 Watt
bei 4 h Betrieb/Tag/Jahr: 612kg CO2
Grundig P 40-440 (1990)
Röhren-TV
20 Zoll
55 Watt
Bei 4 h Betrieb/Tag/Jahr: 47 kg CO2
LED: Energieeffizienz?
LED-Duschkopf
LED-Schuhe
LED-Lichtschwert
LED-Teddy
LED-Fassaden
LED-Wand- und Deckenbilder
Zsf. Bumerang-Effekte
• Effizienzgewinne werden durch gesteigerte Bedürfnisse kompensiert
oder geschmälert (Bumerang-Effekt).
• Beispiele:
– Steigende Wohnfläche pro Bewohner (Single-Haushalte)
– Größere und schwerere Autos, steigende Automobilität bei
effizienterem Motor
– Elektroauto als Zweitwagen kaufen
– Größere Kühlschränke
– Häufigeres Waschen (bei Eco-Funktion)
– Häufigerer Verzehr von Fleisch (bei Bio-Label)
– Größere Bildschirmdiagonalen bei Fernsehgeräten
– Steigende Ausstattung der Haushalte mit IKT und
Konsumelektronik
– Vermehrte Integration von LED- und Solartechnik in Produkte
– Vernachlässigung anderer Klimaschutzmaßnahmen bei Umstellung
auf Energiesparbirnen
Lektüretipp: Umweltbundesamt: Klimaneutral leben.
(Download auf: www.uba.de)
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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