MA-Thesis «Design Think Your Wedding

Transcrição

MA-Thesis «Design Think Your Wedding
Des gn Think
Your Wedding!
Inwiefern die Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess zum Ziel einer
Hochzeit – der authentischen Inszenierung der Paaridentität – beitragen kann
und dabei der Einsatz von Service Design-Methoden die Komplexität der Hochzeit
herunterzubrechen vermag.
Master-Thesis an der Hochschule Luzern | Design & Kunst |
Major Product Design & Management | Track Service Design
Verfasserin: Patricia Schlienger
Betreuer Kolloquium: Prof. Dr. Axel Vogelsang & Dr. Andrew Polaine
HSLU Mentor: Dr. Andrew Polaine
Externe Mentorin: M Sc UZH Denise Ineichen
Einreichung Master-Thesis: 10. Oktober 2012
Einreichung Master-Thesis inkl. Reflexion: 11. Januar 2013
Abstract
Durch mehrjährige Auseinandersetzung mit den beiden Themenfeldern Hochzeit
und Design habe ich Ähnlichkeiten in deren Planungs- bzw. Konzeptionsabläufen festgestellt. In der vorliegenden schriftlichen Arbeit sollen diese nun mittels
disziplinübergreifender Vergleiche der beiden Prozesse wissenschaftlich überprüft werden. Diesbezüglich soll die Arbeit Aufschluss darüber geben, inwiefern die Behandlung der Hochzeitsplanung als Designprozess dem festgestellten
Bedürfnis nach authentischer Hochzeitsgestaltung entsprochen werden kann.
Aus den Ergebnissen soll ein Idealtypus einer designorientierten Hochzeitsplanung definiert werden, wobei der Ansatz dabei zudem auch aus psychologischer
Sicht hinterfragt wird.
Die schriftliche Abhandlung soll zudem veranschaulichen, inwiefern dabei Service Design-Methoden den Prozess der Hochzeitsplanung vereinfachen können,
womit der häufig auftretenden Überforderung vorgebeugt wird.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Ausgangslage der schriftlichen Abhandlung9
Thema und Eingrenzung der Arbeit9
Fragestellung und Zielsetzung9
Abgrenzung10
Vorgehen und Struktur der Arbeit10
Methodik & Quellen10
Aufbau der Arbeit11
Kulturgeschichtlicher Abriss der
Inszenierung der Hochzeit12
Veränderungen der Inszenierung Hochzeit12
Entwicklung des Hochzeitsmarkts13
1. Hochzeitsplanung im Gesamtkontext des Designs
1.1. Der Designprozess14
1.1.1 Relevanz der Prozessanalyse14
1.1.2 Definition des Begriffes «Designprozess»14
1.1.3 Struktur des Designprozesses15
1.1.4 Vergleich von Designprozessmodellen16
1.1.5 Konsensmodell Designprozess18
1.2 Die Hochzeitsplanung19
1.2.1 Definition des Begriffes «Hochzeitsplanung»19
1.2.2 Struktur und Dauer der Hochzeitsplanung19
1.2.3 Vergleich von Hochzeitsplanungsmodellen20
1.2.4 Konsensmodell Hochzeitsplanung22
1.3 Schnittstellen Designprozess & Hochzeitsplanung22
1.3.1 Vergleich der beiden Prozess-Strukturen22
1.3.2 Vergleich der beiden Prozesse im Umgang mit Iteration24
1.3.3 Zusammenfassung des Vergleichs der Konsensmodelle25
1.4. Erreichung des Ziels einer Hochzeit durch
designprozessorientierte Hochzeitsplanung26
1.4.1 Struktur des Modells26
1.4.2 Inhalt der einzelnen Schritte26
1.4.3 Vor- und Nachteile des entwickelten Idealtypus28
1.4.3.1 Vorteile einer breiteren Recherchephase28
1.4.3.2 Vorteile der Iteration im Prozess28
1.4.3.3 Vorteile einer Prozessdokumentation29
1.4.3.4 Weitere Vorteile aus psychologischer Sicht29
1.4.3.5 Nachteile der Betrachtung der
Hochzeitsplanung als Designprozess30
2. Hochzeitsplanung im Kontext des Spezialgebietes Service Design
2.1 Schnittstellen Hochzeitsplanung und Service Design31
2.2 Vereinfachung der Hochzeitsplanung durch
Service Design-Methodik33
2.2.1 Methodik Service Design allgemein33
2.2.2 Service Design-Methoden in der Hochzeitsplanung34
2.2.2.1 Methode Service Ecology Map:34
2.2.2.2 Methode Personas36
2.2.2.3 Methode Blueprinting38
2.2.3 Anwendung der vorgestellten Methoden
& weitere Methoden41
3. Schlussfolgerung
3.1. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse42
3.2. Kritische Würdigung und Ausblick45
3.2.1 Relevanz der Arbeit im grösseren Kontext45
3.2.2 Anmerkungen für weitere Untersuchungen45
Reflexion
Kontext der Arbeit und persönliche Ziele47
Erkenntnisverwertung in der gestalterischen Arbeit47
Persönliche Herausforderungen50
Zusammenfassung der Reflexion52
Danke52
Verzeichnisse
Quellennachweis53
Abbildungsnachweis56
Anhang
I. Eidesstattliche Erklärung57
II. Entwickelte Prozessmodelle58
«Idealtypus designorientierte Hochzeitsplanung» 58
«Konsensmodell Designprozess» 59
«Konsensmodell Hochzeitsplanung»60
III. Angesprochenes psychologisches Modell: «Lösungen finden» 61
IV. Zusammenfassung der Paar-Interviews 62
V. Experteninterview mit Denise Ineichen 64
VI. Quellennachweis Anhang72
Design Think Your Wedding!
Inwiefern die Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess zum Ziel
einer Hochzeit – der authentischen Inszenierung der Paaridentität – beitragen kann
und dabei der Einsatz von Service Design-Methoden die Komplexität der Hochzeit
herunterzubrechen vermag.
Master-Thesis von Patricia Schlienger | 10. Oktober 2012
Einleitung
Ausgangslage der schriftlichen Abhandlung
Die Masterarbeit von Patricia Schlienger beschäftigt sich mit dem zurzeit boomenden Schweizermarkt für Hochzeitsplanung. Nebst ausführlicher Marktanalyse und Feldforschung wurden qualitative Interviews mit fünf Verlobten bzw.
frisch verheirateten Paaren durchgeführt (vgl. Paar-Interviews, 18.02.201215.03.2012). Aus den Untersuchungen ging hervor, dass authentisch gestaltete
Hochzeiten stark gefragt sind, wobei die Komplexität von Hochzeiten eine der
Hauptschwierigkeiten bei der Planung darstellt.
Die vorliegende schriftliche Auseinandersetzung soll nun Erkenntnisse darüber
liefern, inwieweit diesbezüglich eine Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess hilfreich ist und inwiefern dabei Service Design-Methoden den Prozess vereinfachen können.
Die gewonnenen Erkenntnisse werden im gestalterischen Teil der Masterarbeit in
einem Dienstleistungsangebot zur Entwicklung von «charakterstarken» Hochzeiten umgesetzt.
Thema und Eingrenzung der Arbeit
Fragestellung und Zielsetzung
Da die Hochzeitsplanung bisher noch nicht im wissenschaftlichen Gesamtkontext von Design untersucht wurde1, wird der Analyse im spezifischen Kontext
des Service Designs eine allgemeine Fragestellung vorangestellt.
In der vorliegenden Arbeit sollen demnach folgende beiden Thesen überprüft
werden: «Die Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess kann zum
Ziel einer Hochzeit – der authentischen Inszenierung der Paaridentität – beitragen» und «Der Einsatz von Service Design-Methoden vermag die Komplexität
der Hochzeit herunterzubrechen».
Ziel der Arbeit ist es, eine praxistaugliche Definition zu erarbeiten, wie ein idealtypischer Ablauf einer Hochzeitsplanung als Designprozess auszusehen hätte
und anhand von Beispielen den Nutzen von Service Design-Methoden in der
Hochzeitsplanung darzulegen.
Angestrebt wird auf diese Weise die Überprüfung von designorientierter Vorgehensweise zur Erreichung des Ziels einer Hochzeit einerseits und die Minderung
der Hauptschwierigkeit bei der Hochzeitsplanung – der Komplexität – anderseits.
1
Es konnten keine Hinweise auf eine stattgefundene wissenschaftliche Auseinandersetzung diesbezüglich gefunden werden.
9
Abgrenzung
Diese Arbeit erhebt nicht den Anspruch, eine ganzheitlich umfassende Theorie
oder eine Anleitung mit garantiertem Erfolg zu sein. Sie versteht sich lediglich
als nachvollziehbar hergeleitete Empfehlung zur Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess. Die schriftliche Abhandlung bietet jedoch praxisorientierte Vorschläge, indem die verwendeten Literaturstudien von marktorientierten
Quellen wie Hochzeitsratgebern ergänzt werden, da leider bezüglich Hochzeitsplanung keine wissenschaftlich fundierten Quellen aufgefunden werden konnten.
Vorgehen und Struktur der Arbeit
Methodik & Quellen
Aus einschlägiger Literatur gesammelte unterschiedliche Prozessschemas der
Designtheorie werden vorgestellt und miteinander verglichen. Eine Aufspaltung
der Prozesse in eigens charakterisierte Teilschritte verhilft dabei zur Definition
eines Konsensmodells, welches die Untersuchung erweitert.
Ebenfalls aus Literaturstudien abgeleitet wird ein allgemein üblicher Ablauf
der Hochzeitsplanung, wobei sich die Darstellung an praxisorientierten Quellen
wie Hochzeitsratgebern orientiert.
Mittels Gegenüberstellung der beiden abgeleiteten Konsensmodelle werden deren Schnittstellen empirisch definiert und die Modelle kritisch beleuchtet.
In einem weiteren Schritt soll ein idealtypisches Prozessschema entwickelt werden, welches die Hochzeitsplanung im Sinne eines Designprozesses ausgestaltet.
Anschliessend werden Vor- und Nachteile einer Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess diskutiert.
Auf die Unteruchung im Gesamtkontext Design folgt in einem zweiten Teil der
Arbeit die Überprüfung der Analyse im Spezialgebiet Service Design. Hierbei
werden Service Design-Methoden zielgerichtet in Bezug auf Hochzeitsplanung
vorgestellt und angewendet. Visuelle Darstellungen und praxisorientierte, fiktive Kurzberichte sollen dabei eine mögliche Anwendung und deren Nutzen
beispielhaft darlegen.
Da es sich bei der Heirat oftmals um eine emotional stark geladene Veränderung
in der Beziehung eines Paares handelt, werden die Untersuchungsquellen durch
ein Experteninterview mit Psychologin und Paartherapeutin Denise Ineichen
ergänzt. Weitere Anmerkungen aus psychologischer Sicht werden dem Beziehungsratgeber «Was Paare stark macht» vom Schweizer Beobachter-Buchverlag
sowie Artikeln der Fachzeitschrift «Psychologie Heute compact» entnommen.
10
Auf zusätzliche intensive Auseinandersetzungen mit Fachpersonen aus dem Bereich der Hochzeitsplanung wird bewusst verzichtet, da die Hochzeitsplanung in dieser Untersuchung grundsätzlich als Designprozess behandelt und analysiert wird.
Auf ein von Bohlmann beschriebenes Hochzeitsplanungsmodell, wie es von
marktorientierten Hochzeitsplanern verwendet wird, wird dennoch Bezug genommen.
Aufbau der Arbeit
Im Vorspann wurde bereits auf Ausgangslage, Fragestellung und Abgrenzung
eingegangen. In der Einleitung folgt eine Einführung in die Thematik Hochzeit,
wobei Hintergrund und gesellschaftliche Veränderungen im Hochzeitsritus als
kulturgeschichtlicher Abriss kurz vorgestellt werden, womit auf die Relevanz der
Inszenierung Hochzeit aufmerksam gemacht werden soll.
Im ersten Kapitel wird die Hochzeitsplanung als Designprozess untersucht. Es
werden unterschiedliche Designprozesstheorien und Definitionen vorgestellt und
miteinander verglichen. Gleichfalls wird anschliessend die Hochzeitsplanung
portraitiert. Die beiden vorgestellten Bereiche Design und Hochzeitsplanung
werden in einem zweiten Schritt miteinander verglichen, wobei Schnittstellen in
den Prozessabläufen aufgezeigt und diskutiert werden.
Basierend auf den erhaltenen Erkenntnissen, wird die Hochzeitsplanung in einen Designprozess eingeordnet und so ein idealtypischer Prozess in Form einer
Empfehlung abgeleitet. Vor- und Nachteile werden diesbezüglich erläutert und
diskutiert.
Im zweiten Kapitel wird untersucht und beispielhaft dargelegt, inwiefern Service Design-Methoden den komplexen Prozess der Hochzeitsplanung unterstützen bzw. vereinfachen können. Ein Vergleich des Fachgebietes Service Design
und der Hochzeitsplanung zeigt dabei Schnittstellen der beiden Felder auf und
leitet in das Kapitel ein.
Kapitel drei fasst die Ergebnisse zusammen und bietet ein kurzes Resümee.
Weiterführende Themen und offene Fragen werden zum Abschluss diskutiert.
Danach folgen Literaturverzeichnis und Anhang samt Eidesstattlicher Erklärung, Zusammenstellung erwähnter Modelle, eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus den Paar-Interviews sowie das redigierte Experteninterview.
11
Kulturgeschichtlicher Abriss der
Inszenierung der Hochzeit
Veränderungen der Inszenierung Hochzeit2
Durch Veränderungen in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Lebensformen wurde aus der vormals ökonomischer Gründe wegen vollzogenen
Heirat eine Inszenierung zwecks symbolischer Festigung der Partnerschaft (vgl.
Peuckert 2008, S. 45, 326, 339, Remberg 1995, S. 94, in: Bohlmann, 2010, S. 15
/ Nave-Herz 1994, S. 7 f. in: Bohlmann, 2010, S. 134 / Trost 1989, in: Scheider/
Rüger, 2007, S. 133 f.).
Stand die Hochzeit im 16. Jahrhundert noch im Verantwortungsbereich der
Kirche, so wurden bis heute verschiedene Rituale aus der Kirche auf die zivile
Eheschliessung übertragen (vgl. Nave-Herz 1994, S. 7 f., in: Bohlmann, 2010,
S. 134 / Centlivres, 2011 / Schmidt, 1976, S. 5, Remberg 1995, S. 211, 128, in:
Bohlmann, 2010, S. 17)3. Diesbezüglich ist seit Anfang des 21. Jahrhunderts
ein Trend zur Re-Ritualisierung von Trauungen festzustellen (vgl. Reichertz
2009, S. 36 f. in: Bohlmann, 2010, S. 17), wobei Rituale die Demonstration der
Zusammengehörigkeit gegenüber der Öffentlichkeit bezwecken (vgl. Scheider/
Rüger, 2007, S. 136)4.
Dadurch, dass die Inszenierung der Hochzeit durch Symbole an Bedeutung gewonnen habe, würden Hochzeiten zunehmend aufwändiger, vielseitiger und öffentlicher gestaltet (vgl. Isemeyer 1998, S. 2, 5, Remberg 1995, S. 14, in: Bohlmann, 2010, S. 20). Individuelle Wertvorstellungen und Charakteristikas spielen
dabei eine leitende Rolle (vgl. Bohlmann, 2010, S. 17).
Welche Wichtigkeit der Inszenierung einer Hochzeit zukommt, zeigt Bohlmanns
Verweis auf die Entwicklung, Hochzeiten aufgrund ihres Inszenierungspotentials zu veranstalten (vgl. Bohlmann, 2010, S. 75).
Allgemein sei eine Theatralisierungstendenz der Gesellschaft festzustellen, wobei Hochzeitsinszenierungen Identitäten und Einstellungen ausdrückten, welche
durch Zeichen wie Kleidung, Handlungen etc. unterstützt würden (vgl. Reichertz
2009, S. 37 ff., in: Bohlmann, 2010, S. 17 f.). Darin würden Bedürfnisse wie Differenzierung und individuelle Darstellung befriedigt (vgl. Bohlmann, 2010, S. 78).
Eine Fokussierung auf Individualität und Exklusivität bestätigt auch Evelyne Schärer, Gründerin und Präsidentin des Verbandes Unabhängiger Schweizer Hochzeitsplaner. Laut Schärer sei es ein grosses Bedürfnis, dass die eigene
Hochzeitsgestaltung anders sei als alle anderen (vgl. Kohler, 2011).
Die aus den gesellschaftlichen Veränderungen resultierenden lückenhaften
12
2
Als Hochzeit wurden laut dem Historischen Lexikon der Schweiz ursprünglich alle hohen kirchlichen Feiern bezeichnet. Erst
seit dem 13. Jahrhundert verstehe man unter Hochzeit die Eheschliessung (vgl. Centilivres, 2011).
3
Laut dem Historischen Lexikon der Schweiz ist in unserer vom Individualismus dominierten Gesellschaft allgemein ein verstärktes Bedürfnis nach Ritualen ausserhalb des institutionellen Rahmens von Kirchen und politischen Körperschaften festzumachen
(vgl. Centilivres, 2011).
4
Gemäss Ineichen wird die Wichtigkeit von Ritualen oft unterschätzt. Auf den Wegfall von Ritualen würde häufig ein Verlorensein und eine Sinnlosigkeit wahrgenommen, weshalb Ineichen empfiehlt, Ritualen wieder mehr Platz zuzugestehen (vgl. Ineichen,
Interview, 07.08.2012). Nach Levend helfen Rituale gar, die eigene Identität zu wahren und sich gleichzeitig die Paaridentität zu
bestätigen (vgl. Levend, 2012).
Strukturierungsvorgaben und der Wegfall konstitutioneller Handlungsvorgaben
bzw. die Nicht-Existenz eines modernen Hochzeitsmodelles bringen laut unterschiedlicher Meinungen grosse Eigenverantwortung und dementsprechend auch
Unsicherheiten mit sich (vgl. Remberg 1995, S. 13, 210, in: Bohlmann, 2010, S.
21 / Reichertz 2009, S. 47 f., in: Bohlmann, 2010, S. 21 / Bohlmann, 2010, S. 77).
Trotz vielfältiger Individualisierungsmöglichkeiten stellt Keene eine Homogenisierung der modernen Hochzeit fest, was auf grossen kulturellen Druck zurückzuführen sei (vgl. Keene, 2012, S. 2, 5). Mögliche Gründe dafür sind Hochzeitsmagazine oder Etiketten-Ratgeber, welche sich auf vermeintliche Traditionen
und Regeln beziehen (vgl. Keene, 2012, S. 3) bzw. allgemein der Einfluss der
Medien auf Hochzeiten (vgl. Reichertz 2009, S. 39, 41, in: Bohlmann, 2010, S.
17 f.). Auch Ineichen sieht Hochzeitsmedien als mögliche Beeinflussungsquellen
(vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012).
Einen weiteren Grund könnten in der mobilen Gesellschaft von heute die teilweise langen Anreisewege der Gäste darstellen. Hieraus könne ein gewisser Druck
entstehen, die Hochzeit müsse dies mit erhöhter Qualität entschädigen (vgl. Wallace, zit. n. Keene, 2012, S. 61).
Entwicklung des Hochzeitsmarkts
Den erläuterten neuen Anforderungen entspricht die Wirtschaft bzw. der
Schweizer Markt für Hochzeitsplanung prompt. Mit unterschiedlichen Angeboten werden Brautleute5 bei der «Inszenierung ihres Lebens» unterstützt. Nebst
Hochzeitsmagazinen, -ratgebern und -blogs finden Ehewillige auch auf Hochzeitsmessen Inspiration und Kontaktmöglichkeiten mit Anbietern.
Bohlmann beschreibt den Hochzeitsmarkt6 als jungen und potentiellen Wachstumsmarkt mit einer grossen Branchenvielfalt (vgl. Bohlmann, 2010, S. 78).
Auch für die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) ist das Berufsfeld der Hochzeitsplanung ein aufsteigendes Geschäft. Von fünf Anbietern im Jahr 2004 sei die Zahl
auf achtzig Anbieter im Jahr 2011 gestiegen (vgl. Kohler, 2011). Die steigenden
Zahlen bekräftigen die Vermutung, dass sich Unsicherheit und Überforderung
im Hochzeitsmarkt ausbreitet.
5
Heiraten versteht sich als stets aktuelles und gesellschaftlich relevantes Thema. Jährlich heiraten gemäss dem Bundesamt für
Statistik Schweiz (BFS, 2012) rund 42 000 Paare.
6
Bohlmann bezieht sich auf den deutschen Hochzeitsmarkt.
13
1. Hochzeitsplanung im Gesamtkontext
des Designs
In diesem ersten Kapitel wird untersucht, inwiefern dem festgestellten Wunsch
nach authentisch gestalteten Hochzeiten durch die Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess Rechnung getragen werden kann.
Vorab wird eine Definition der beiden Begriffe «Hochzeitsplanung» und «Designprozess» entwickelt, welche im Anschluss mit verschiedenen Modellen diskutiert wird. Durch die Erarbeitung zweier Konsensmodelle werden Schnittstellen
der beiden thematisch fremden Prozesse unter verschiedenen Aspekten systematisch untersucht. Im Anschluss daran werden Erkenntnisse in einem idealtypischen Modell der Hochzeitsplanung als Designprozess verarbeitet und der
Nutzen einer solchen Anschauung kritisch diskutiert.
1.1. Der Designprozess
1.1.1 Relevanz der Prozessanalyse
Die Diskussion um die Definition des Designprozesses begann laut Dubberly
bereits nach dem zweiten Weltkrieg. Während neu entstandene Disziplinen basierend auf militärischen Errungenschaften die Gesellschaft faszinierten, annektierten akademische Designer Methoden aus der Militär-Forschung, der Kybernetik und dem Ingenieurswesen (vgl. Dubberly, 2004, S. 7)7.
Der Begriff «Designprozess» wurde von Forschern aus unterschiedlichen Bereichen bis heute nicht einheitlich definiert. Eine mögliche Erklärung dafür bietet Dubberly. Er geht davon aus, dass Entwicklungsprozesse nicht wiederholbar
seien und daher stets erneut erfunden werden müssten (vgl. Dubberly, 2004, S.
6). Auch Kathryn Best verweist auf eine permanente Neugestaltung und Abstimmung von Prozessen, wobei diese bei kundenorientierten bzw. dynamischen Prozessen als erstes und vor der Ausführung zu definieren sei (vgl. Best, 2010, S. 31).
Das Fokussieren auf Prozesse sei insofern hilfreich, als die Skalierung des Prozesses die Verständigung im Team bzw. in grösseren Organisationen vereinfache. Unterschiedliche Anschauungspunkte würden so möglicherweise weniger
übersehen. Zudem helfe es, den Designprozess mit Prozessen anderer Disziplinen zu vergleichen (vgl. Dubberly et al., 2008, S. 5).
1.1.2 Definition des Begriffes «Designprozess»
14
Beschrieben werden Designprozesse – simplifizierend ausgedrückt – u. a. als
das, was zwischen Input und Output passiere (vgl. Dubberly, 2004, S. 12). Nach
Best sind sie die personenzentrierte Problemlösung in Form von stufenweiser
Durchführung von Tätigkeiten mit dem Resultat eines bestimmten Endergebnisses (vgl. Best, 2010, S. 12, 31).
7
Design Methods Bewegung: 1962 bis 1972 (vgl. Dubberly, 2004, S. 7)
In der Fachliteratur zur Thematik des Designprozesses finden sich diverse Theorien und Schemas. Es werden sowohl lineare als auch zyklische Modelle vorgestellt, aber auch Doppelmatrixen oder Trichterschemas (vgl. Dubberly, 2004,
S. 22, 24, 84 ff., 114 ff. / Dubberly et al. 2008, 1 ff.). Ihnen allen gemeinsam ist
die Iteration bzw. die Non-Linearität, was somit als eindeutiges Merkmal von
Designprozessen beschrieben werden kann (vgl. Best, 2010, S. 46 / Stickdorn,
2010, S. 124 / Dubberly et al., 2008, S. 4 / Dubberly, 2004, S. 12).
Als weiteres Charakteristikum des Designprozesses lässt sich die Subjektivität
bezeichnen. So können laut Kolko gleiche Daten bei Bearbeitung und Synthese8 von zwei unterschiedlichen Designern zu völlig unterschiedlichen Resultaten
führen (vgl. Kolko, 2011, S. 60).
Ein weiterer wichtiger Bestandteil von Designprozessen ist laut Stickdorn das
Fällen von Entscheidungen (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 127) bzw. laut
Dubberly das Wechselspiel von Divergenz und Konvergenz (vgl. Dubberly et
al., 2008, S. 22).
Radikal zusammengefasst ist ein Designprozess somit die schrittweise Entwicklung und Optimierung einer Lösung auf der Basis von Erkenntnissen und
Entscheidungen, die aus einer analysierten Ausgangslage gewonnen und gefällt
werden. Das Vorgehen ist dabei subjektiv, iterativ und in sich ein sich ständiges
Abwechseln von Konvergenz und Divergenz, wobei der Prozess selbst nicht wiederholbar ist.
1.1.3 Struktur des Designprozesses
Um Prozessmodelle miteinander vergleichen zu können, müsse der Gemeinsame
Nenner gefunden werden, so zitiert Dubberly Koberg und Bagnall (vgl. Koberg/
Bagnall, 1990, in: Dubberly, 2004, S. 14). In der nachfolgenden Analyse sollen
daher verschiedene Prozesse miteinander verglichen werden, damit «Gemeinsame Nenner» in einem Konsensmodell definiert werden können.
Für die Problemlösung bzw. das Designen seien, so Koberg und Bagnall, mindestens zwei Schritte notwendig. Das archetypische Modell9 zerlegt die Ausgangslage in einzelne Stücke («Analyse») und baut sie mit dem jeweiligen Verständnis von Verbesserung anschliessend wieder zusammen («Synthese») (vgl.
Koberg/Bagnall, 1990, in: Dubberly, 2004, S. 14 ff.).
In diversen neueren Modellen wurde der Zwei-Schritt Prozess auf weitere Phasen heruntergebrochen. Am häufigsten sei, so Dubberly und Stickdorn, eine Unterteilung in drei bis sieben Schritte, sogenannte Hauptschritte (vgl. Dubberly,
2004, S. 82 / Stickdorn/Schneider, 2011, S. 126).
8
Synthese bezeichnet laut Kolko den Aspekt des Designs, bei welchem der Designer noch nicht das Problem löst, aber nach wie
vor etwas tun muss, um die Komplexität zu verstehen. Sie sei ein Sinnmachungs-Prozess, der Designern hilft, von Daten zu Information und weiter zu Wissen zu gelangen (vgl. Kolko, 2011, S. 40).
9
Das Modell wurde bis zu einem siebenstufigen, spiralförmigen Modell (accept, analyze, define, ideate, select, implement, evaluate)
weiterentwickelt (vgl. Koberg/Bagnall, 1990, in: Dubberly, 2004, S. 14 ff., 114).
15
1.1.4 Vergleich von Designprozessmodellen
«To use any theory or model of the design process, designers need to be critical,
rather than adopting it completely.» (vgl. Hegeman, 2008, S. 19).
In diesem Sinne werden im Folgenden unterschiedliche Prozessmodelle kritisch
miteinander verglichen. Die Darstellung orientiert sich dabei an Koberg und Bagnalls Beschreibung eines Designprozesses: Zuerst werden die unterschiedlichen
Prozessmodelle hinsichtlich der Abfolge einzelner Teilschritte gesichtet und mit
eigenen Stichwörtern charakterisiert (siehe Abb. 1). Danach werden die einzelnen Schritte tabellarisch aufgelistet. Schliesslich werden die einzelnen Steps mit
persönlichem «Verständnis von Verbesserung» in einem Konsensmodell wieder
zusammengeführt.
Untersucht werden vier Modelle aus den Bereichen Design, Service Design und
Design Thinking. Es handelt sich dabei um Modelle aus den Jahren 1972 bis
2010, die wegen ihrer unterschiedlichen Anzahl an Schritten oder Phasen (3-7)
herangezogen werden:
-----
Design Thinking Model nach Harris und Ambrose (2010) Universal Traveler Model nach Koberg und Bagnall (1972)
Service Designprozess nach Mager (2009) Universal Traveler Model nach Koberg und Bagnall (1972)
eigene
Charakterisierung
bzw. Teilschritte:
7 Schritte
5 Schritte
4 Schritte
3 Schritte
Harris & Ambrose
(2010)
Koberg & Bagnall
(1972)
4-Mager
(2009)
Koberg & Bagnall
(1972)
(Auftrag) →
1. Definition
-
-
-
Forschung →
2. Recherche
1. Exploration
1. Analyse
Auswertung →
Lösungssuche →
Bewertung, →
Auswahl
Entwicklung →
Reflexion, →
Testing
Umsetzung →
Kontrolle →
(Hintergrundinformationen,
Einstellung und
Verhalten der
Zielgruppe)
3. Ideenfindung
(Lösungen generieren)
4. Prototyping
(Modelle entwickeln)
1. Analyse
(Rund um das Problem)
2. Definition
(Fragen und Ziele
definieren)
3. Ideen
Generierung
(Mögl. Lösungen
entwickeln)
4. Selektion
2. Definition
2. Kreation
(Entwerfen, ordnen,
bewerten, ausarbeiten)
3. Synthese
(Mögl. Lösungen
auswählen)
3. Reflexion
5. Selektion
(Lösungen vergleichen
und bewerten
bzw. auswählen)
(Planung, Ausrüstung,
Exploration,
Erkenntnisverdichtung)
5. Implementierung
(Der Idee physikalische
Form geben)
(Service-Portfolios und
SWOT, konzeptionieren,
durchführen, prototypieren, testen)
6. Implementierung
(Lösung ausführen)
7. Lernen
(Rückmeldungen
einholen)
4. Implementierung
-
(Touchpoints
ausgestalten)
-
Abb. 1: Vergleichstabelle Designprozessmodelle
16
Vergleicht man die vier Prozessmodelle miteinander (siehe Abb. 1), so ist
augenfällig, dass sich die Modelle hauptsächlich in ihrer Detaillierung unterscheiden. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es sich bei allen Modellen um die
Bestimmung eines Problemes einerseits und um die Entwicklung einer
Lösung andererseits handelt.
Als erster Schritt eines Designprozesses ist die Bestandesaufnahme der aktuellen Situation bzw. eine Problemsuche zu nennen. Im Gegensatz zu Mager (vgl.
Mager/Gais, 2009, S. 66 ff.) und Harris und Ambrose (vgl. Harris/Ambrose,
2010, S. 11, 22, 29) gliedern Koberg und Bagnall (vgl. Koberg/Bagnall, 1990, in:
Dubberly, 2004, S. 16 / Koberg/Bagnall, 1981, in: Rapid Injection, 2001) diese
erste Phase in zwei Schritte. Der erste Schritt kann also in zwei Teilschritte unterteilt werden:
-- Bestandesaufnahme (Wo könnte das Problem zu finden sein? )
-- Problemdefinition (Was ist das Problem?)
Es wird angemerkt, dass davon ausgegangen wird, dass meist ein Grund für die
Auseinandersetzung mit einer Problematik (Auftrag, Idee, Gedanke) vorliegt.
Deshalb wird hier nicht auf die von Harris und Ambrose (vgl. Harris/Ambrose,
2010, S. 11) dem ersten Schritt vorangestellte Auftragsdefinition eingegangen, da
diese als implizite Voraussetzung gesehen wird.
Basierend auf den Ergebnissen der ersten Phase, wird in einer zweiten Phase eine
Lösung gesucht. Mager unterteilt diesen zweiten Hauptschritt in Kreation und
Reflexion. Es wird entworfen und anschliessend bewertet bzw. konzipiert und
getestet. Ebenfalls eine Unterteilung in zwei Schritte nimmt das Fünf-SchrittModell vor. Hier findet zunächst eine Ideengenerierung und sodann eine Selektion statt. Harris und Ambrose unterteilen hier gar in drei Schritte, wobei das
Erstellen von Prototypen separiert aufgezählt wird.
Koberg und Bagnalls Drei-Schritt-Modell fasst hier als einziges Modell im Vergleich sämtliche genannten Schritte nach Analyse und Problemdefinition als
Synthese zusammen und schliesst damit den Prozess bereits ab.
Zusammengefasst werden nach der Problemdefinition Ideen generiert bzw. anschliessend ausgewählte Ideen weiterentwickelt und erneut reflektiert. Daraus
können folgende vier Teilschritte abgeleitet werden:
-----
Ideengenerierung (Wie könnte man das Problem lösen?)
Ideenbewertung / Auswahl (Welche Ideen eignen sich am besten?)
Weiterentwicklung der Lösung (Wie sieht eine Lösung aus?)
Reflexion (Wo muss die Lösung verbessert werden?)
Die Modelle schliessen mit Ausnahme vom kompaktesten Modell mit der Implementierung bzw. Umsetzung. Hier werden der Idee Form gegeben und Konzepte
ausgeführt. Lediglich Harris & Ambrose schliessen den Prozessdurchlauf erst
mit dem zusätzlichen siebten Schritt «Lernen» ab, in welchem erneut eine Reflexion statt findet.
Es folgen somit die beiden letzten Teilschritte:
-- Umsetzung der Lösung (Die Lösung für das Problem wird umgesetzt.)
-- Evaluation (Kann die Umsetzung verbessert werden?)
17
1.1.5 Konsensmodell Designprozess
Im vorhergehenden Vergleich wurden acht Teilschritte festgestellt, wobei jeder
zweite davon ein Reflektieren oder Bewerten eines vorangegangenen Schrittes
bezeichnet. Demnach werden zuerst Daten, Informationen und Möglichkeiten
möglichst breit gesammelt. Anschliessend wird wie durch einen Trichter hindurch
auf Problemdefinition, Lösungen und Verbesserungsmerkmale fokussiert. Es ist
somit ein Schema von Divergenz und anschliessender Konvergenz zu erkennen.
Inkludiert man diese Bewertung bzw. Fokussierung nun in die vorangehenden
Schritte, so ergibt sich folgendes Konsensmodell:
-----
Schritt 1: Recherche & Auswertung
Schritt 2: Ideengenerierung & Fokussierung
Schritt 3: Lösungsentwicklung & Reflexion
Schritt 4: Umsetzung & Evaluation
Die Reduktion auf 4 Schritte ermöglicht für die weitere Arbeit in dieser Untersuchung eine Verdeutlichung und Vereinfachung des Prozesses und übersieht die
verästelnde Entwicklung der Designprozesstheorien keineswegs.
18
1.2 Die Hochzeitsplanung
Anhand des erarbeiteten generalisierenden Modells des Designprozesses soll
nun die Prozesshaftigkeit der Hochzeitsplanung überprüft werden.
1.2.1 Definition des Begriffes «Hochzeitsplanung»
Die Hochzeitsplanung wird in der Fachliteratur als aufregende, aufwändige und
entscheidungsgeladene Zeit (vgl. Dionisio, 2008, S. 9) oder als das Fällen von
einer Serie von Entscheidungen und Sicherstellen der Erledigung einiger Dinge
(vgl. Farrell, o. J. zit. n. Keene, 2012, S. 115) beschrieben.
Laut Bohlmann birgt die Hochzeitsplanung zudem funktionale, soziale und finanzielle Risiken (vgl. Bohlmann, 2010, S. 77). Auf Risiken bzw. Schwierigkeiten in der Hochzeitsplanung verweist auch Keene. Sie spricht von einem der
kompliziertesten und emotional geladensten Prozesse des Erwachsenseins10. Als
schwierigsten Punkt der Hochzeitsplanung bezeichnet sie die Erwartungen11:
Es gebe immer einen Konflikt zwischen dem Erhofften und dem, was machbar
sei (vgl. Keene, 2012, S. 2 ff., 145). Dazu komme die Herausforderung, dass die
meisten Paare noch nie zuvor einen vergleichbaren Event organisiert hätten (vgl.
Keene, 2012, S. 115 / Dionisio, 2008, S. 9).
Die Hochzeitsplanung ist zusammenfassend die Entwicklung und Organisation
einer Inszenierung auf der Basis von abgeglichenen Erwartungen und Entscheidungen. Der Prozess ist normalerweise linear, einmalig und emotional stark geladen.
1.2.2 Struktur und Dauer der Hochzeitsplanung
Uneinig ist sich die Fachliteratur, wie der Ablauf der Hochzeitsplanung zu gestalten ist. So finden sich kaum Strukturierungsmodelle des Prozesses Hochzeitsplanung. Auffällig ist jedoch, dass das Vorgehen nach Checklisten aufgrund des grossen Umfanges eines solchen Projektes in der Ratgeberliteratur
stark verbreitet ist. Laut Bohlmann arbeiten auch Experten mit standardisierten
Checklisten und Ablaufplänen. Gesprächsprotokolle, Planungsübersichten, Projektmanagementtools wie Netzplantechnik und Tabellenkalkulationsprogramme
ermöglichen Transparenz (vgl. Bohlmann, 2010, S. 56).
Betreffend Dauer der Planungpshase ist ein Konsens einfacher auszumachen:
Die meisten Checklisten beginnen sechs (vgl. Mahrenholtz/Parisi, 2007, herausnehmbar / Flüe, 2009, S. 34 f.) bis zwölf Monate vor dem Event (vgl. Dionisio,
2008, S. 9 / Bohlmann, 2010, S. 55), wobei dennoch meistens von einem Jahr
Planungsphase gesprochen wird (Mahrenholtz/Parisi, 2007, S. 34 / Bohlmann,
2010, S. 55)12.
10
Anforderungen wie Glauben, Geld, Familie und Tradition in Einklang zu bringen, sei auch unter besten Voraussetzungen schwierig, zumal das Ganze sehr öffentlich geschehe (vgl. Keene, 2012, S. 2 ff., 145).
11
Gemeint sind eigene Erwartungen und Erwartungen der Gesellschaft, der Familie und des Umfelds.
12
Laut Bohlmann benötigt ein professioneller Hochzeitsplaner für eine Hochzeitsplanung im Schnitt 40-150 Stunden (Bohlmann,
2010, S. 55). Bei Privatpersonen wird von 250 Stunden gesprochen (Silberschmidt-Muriset, 2011).
19
Sowohl der Fachliteratur als auch den vorausgegangenen empirischen Untersuchungen ist zu entnehmen, dass bei der Planung der Hochzeit grundsätzlich
mit dem Datum begonnen wird, dicht gefolgt von der Gästeliste (vgl. Paar-Interviews, 18.02.2012-15.03.2012). Hierbei wird deutlich, dass das Paar im Normalfall direkt mit der Gestaltung der Hochzeit beginnt und sich nicht zuerst bewusst
und im Sinne einer Recherche mit sich selbst auseinandersetzt, obwohl als Ziel
eine authentische Hochzeitsfeier genannt wird.
Grund dafür ist nicht zuletzt, dass die Hochzeitsplanung nicht als iterativer
Designprozess strukturiert wird, vor allem aber die unüberprüfte Annahme
des Paares, einander bereits in- und auswändig zu kennen13.
Es wird darauf hingewiesen, dass ein Paar, welches mit Designprozessen vertraut ist oder gar im Berufsfeld Design tätig ist, seine Hochzeit möglicherweise
intuitiv designprozessorientiert plant. Dass Paare sich aber mit ihrer Hochzeit
zielstrebig designprozessorientiert auseinandersetzen, ist unüblich und keineswegs der «Normalfall».
Die Interviews zeigten zudem auf, dass in vielen Fällen eine Hochzeitsplanung
aufgrund immenser Verästelung von Beteiligten und unzähliger Aufgaben14
und Entscheidungen zu einem Gefühl der Überforderung führt (vgl. Paar-Interviews, 18.02.2012-15.03.2012). Diesbezüglich wird später noch auf die nicht
stattfindende bewusste Iteration in der Hochzeitsplanung eingegangen.
1.2.3 Vergleich von Hochzeitsplanungsmodellen
Im Folgenden werden drei unterschiedliche Hochzeitsplanungsmodelle kritisch
miteinander verglichen und wie bereits im Vergleich der Designprozesse in eigene Teilschritte unterteilt. Untersucht werden folgende drei Modelle:
-- Allgemein verbreitetes Planungsmodell nach Dionisio (2008) -- Expertenmodell nach Bohlmann (2010)
-- Psychologisch orientiertes Modell nach Keene (2012)
13
14
20
2 Schritte
4 Schritte
5 Schritte
Es wird im Verlaufe der schriftlichen Abhandlung nochmals auf die erwähnte Annahme eingegangen.
Durch persönliche Gespräche mit Paaren und Literaturstudien (vgl. Paar-Interviews, 18.02.2012-15.03.2012 / Dionisio, 2008, S.
229 ff.) wurden folgende Planungsgebiete einer Hochzeit eruiert:
-Rahmenbedingungen & Ablauf
-Gäste
-Lokalitäten
-Verpflegung & Torte
-Dekoration
-Drucksachen & Web
-Bekleidung & Accessoires
-Musik & Unterhaltung
-Geschenke & Gastgeschenke
-Flitterwochen
eigene
Charakterisierung
bzw. Teilschritte:
Dionisio
(2008)
Vorbereitung, →
Austausch
-
Definition →
Vorstellungen
-
Inspiration, →
Brainstorming
-
Definition →
Eckpunkte
1. Eckpunktdefinition
(Zeit, Datum, Ort, Budget)
Reflexion →
Ausgestaltung →
Details
Organisation →
-
Keene
(2012)
1. Vorbereitung
(Vorstellungsaustausch,
Verlobtsein geniessen)
Expertenmodell
n. Bohlmann (2010)
1. Erstgespräch
(Briefing, Recherche)
2. Kreation
2. Konzeptentwurf
(Brainstorming, Inspiration,
Planung)
(Thema, Budget, Prüfung
Umsetzbarkeit)
3. Festlegung
Fix-Entscheidungen
3. Verhandlung
und Festlegung
(Einbringung Familien)
4. Reflexion
(Location, Dienstleister)
-
(Fokussierung auf das Wichtige)
4. Detailplanung
2. Detailausarbeitung
(nach Checklisten)
5. Organisation
(Accessoires, Dekoration)
(System für Planungsinfos
entwickeln)
Abb. 2: Vergleichstabelle Hochzeitsplanungsmodelle
Die Fachliteratur verweist als Empfehlung häufig darauf, vor der Abarbeitung
von Checklistenpunkten bzw. der Ausarbeitung der Details einige Anhaltspunkte
zu klären (vgl. Dionisio, 2008, S. 9 f.). Daraus abzuleiten ist ein stark vereinfachtes
Zwei-Schritt-Modell (siehe Abb. 2: Spalte Dionisio):
-- Eckpunktdefinition
-- Detailausarbeitung
Als wichtigste und zuerst zu klärende Anhalts- bzw. Eckpunkte nennt Dionisio
dabei Zeit, Datum, Ort und Budget (vgl. Dionisio, 2008, S. 9 f.)15. Es ist zu erkennen, dass diejenigen Eckdaten, welche die Gestaltung anderer Punkte massgebend beeinflussen16, als erstes definiert werden (Keene, 2012, S. 36).
Detaillierter unterteilen Hochzeitsplanungsexperten die Planung einer Hochzeit
laut Bohlmann (vgl. Bohlmann, 2010, S. 55). Im Vergleich zum erstgenannten
weit verbreiteten Privatmodell findet im Expertenmodell nach einer ersten Bedürfnisabklärung eine kreative Phase statt. Hierbei wird ein Thema definiert und
die Umsetzbarkeit geprüft. Anschliessend wird die Planung in «Verhandlungen
mit Dienstleistern» und «Detailplanung» aufgetrennt. Daraus kann abgeleitet
werden, dass Planung und Umsetzung separiert aufzuführen sind.
Es sind daraus folgende zusätzliche Teilschritte abzuleiten:
-- Bedürfnisabklärung, Definition Vorstellungen
-- Konzeption (kreative Phase)
-- Organisation, Umsetzung Konzept
Es wird darauf hingewiesen, dass die von Hochzeitsplanern für die Bedürfnisabklärung verwendeten Begriffe «Briefing17 und Recherche» (siehe Abb. 2: Spalte
Expertenmodell) dem Fachbereich Design entliehen sind.
15
Diese vier Eckpunkte werden in anderen Modellen auf drei Punkte reduziert bzw. durch Rahmenprogramm, Zeremoniegestaltung, Atmosphäre, Verpflegung oder Gästeliste ergänzt (vgl. Flüe, 2009, S. 34 / Kuprecht, 2008, in: Swiss Wedding, 3/2008, S.
160-162 / Mahrenholtz/Parisi, 2007, 35 ff. / Seutter, 2011, S. 225).
16
Einigen dieser Eckpunkte wird zudem grosser Einfluss auf den Stil einer Hochzeit zugeschrieben. Laut Keene sind das Jahresund Tageszeit, sowie die Verpflegungsart (vgl. Keene, 2012, S. 37, 48). Dionisio beschränkt sich hier in ihrer Aussage auf die
Tageszeit (vgl. Dionisio, 2008, S. 10).
17
Briefing bedeutet gem. Duden u. a. eine kurze Einweisung, Lagebesprechung, Informationsgespräch, Schriftstück (Duden, 2007, S. 153).
21
Dem Expertenmodell sehr ähnlich, jedoch noch detaillierter gliedert Keene den
Prozess (vgl. Keene, 2012, S. 7 ff., 116). So beinhaltet Keenes Modell als ersten
Schritt den gemeinsamen Austausch von Wünschen und Werten, wobei zu einem
späteren Zeitpunkt zusätzlich Bedürfnisse und Wünsche weiterer Familienmitglieder in die Planung miteingebracht werden sollen. Ebenfalls ergänzt sie den
Prozess bezüglich Detailplanung, in welcher eine Fokussierung auf das Wichtigste vorgenommen wird. Überforderung soll so durch Orientierung an Wünschen, Bedürfnissen und Werten vermieden werden18.
Daraus abgeleitet werden die beiden möglichen Zusatzschritte, welche vor dem
Schritt Detailplanung einzugliedern wären:
-- Vorbereitung, Austausch Wünsche, Ziele, Werte, Bedürfnisse
-- Einbringung Familien
-- Fokussierung
1.2.4 Konsensmodell Hochzeitsplanung
Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Hochzeitsplanung üblicherweise als
Vier-Schritt-Prozess vollzogen und definiert wird.
In einem ersten Schritt werden Vorstellungen und Wünsche eruiert. Daraus werden anschliessend bestimmende Eckpunkte definiert. An diesen orientiert sich
die darauf folgende Planungsphase, in welcher Details ausgearbeitet werden und
die Hochzeitsinszenierung entwickelt wird. Im letzten Schritt erfolgt die Organisation, die das Planungskonzept umsetzt, gegebenenfalls indem Anbieter für
eine Umsetzung gesucht und gebucht werden. Der Hochzeitsplanungsprozess ist
somit in folgendem Konsensmodell zu beschreiben:
-----
Schritt 1: Vorstellungsdefinition
Schritt 2: Eckpunktbestimmung
Schritt 3: Planung
Schritt 4: Organisation
1.3 Schnittstellen Designprozess & Hochzeitsplanung
Es folgt eine Gegenüberstellung der erarbeiteten Konsensmodelle zur Sichtung
möglicher Schnittstellen sowie Unterschiede.
1.3.1 Vergleich der beiden Prozess-Strukturen
Vordergründig fällt auf, dass es sich bei beiden Schemas um Abläufe bzw. Planungsprozesse handelt, welche stufenweise zu einem Endergebnis führen sollen
(vgl. Keene, 2012, S. 2 / Best, 2010, S. 12, 31).
Beide Prozesse weisen vier Hauptschritte auf, welche sich grösstenteils in jeweils
zwei Teilschritte19 unterteilen lassen. Die nachfolgend dargestellte Tabelle soll
ein Verständnis der Untersuchung erleichtern.
22
18
Auch Dionisio verweist in ihrem Ratgeber darauf, dass möglichst vor der Planungsphase Standpunkte und Werte bzw. für die
Zukunft wichtige Fragen ausgetauscht werden sollten, wobei dies nicht wie bei Keene als tatsächlicher Schritt in der Planung
aufgeführt wird. Dabei bezieht Keene – ungewöhnlich in der Fachliteratur und einer leistungsorientierten Gesellschaft – bereits
das «Geniessen» des Verlobtseins in den Prozess mit ein (vgl. Keene, 2012, S. 6 f., 13 / Dionisio, 2008, S. 210).
19
Es werden die selben Teilschritte wie beim Vergleich der Designprozesse verwendet.
eigene
Charakterisierung
bzw. Teilschritte:
(Auftrag)
Forschung →
Auswertung →
Lösungssuche →
Hochzeitsplanung
(gem. Konsensmodell)
Designprozess
(gem. Konsensmodell)
-
-
-
-
Bewertung, →
Auswahl
Schritt 2:
Eckpunktbestimmung
Entwicklung →
Schritt 3:
Planung
Reflexion, →
Testing
Auslieferung →
Kontrolle →
Schritt 1: Recherche & Auswertung
Schritt 1:
Vorstellungsdefinition
Schritt 2:
Ideengenerierung & Fokussierung
Schritt 3:
Lösungsentwicklung & Reflexion
Schritt 4:
Organisation
Schritt 4:
Umsetzung & Evaluation
Abb. 3: Vergleichstabelle Konsensmodelle
Sowohl der Designprozess als auch die Hochzeitsplanung beginnen mit einer
Bedürfnisabklärung bzw. Situationsanalyse. Beim Designprozess gehört zu
dieser ersten Phase eine breitgefächerte Recherche, welche die Basis für die weitere Projektentwicklung bildet. Es werden Situation, Umfeld, Motivation und
Bedürfnis des künftigen Nutzers (User) erkundet, um ihn und seine Handlungen
verstehen zu lernen, woraus sich eine Problemstellung oder Zielsetzung ableiten
lässt. Der Nutzer wird dabei ins Zentrum des Prozesses gerückt, was laut Stickdorn der einzig richtige Weg sei, ein nutzerorientertes Endergebnis zu erzielen
(vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 36 f.). Je besser der Nutzer verstanden würde,
desto besser sei auch das Ergebnis, so Steve Jobs in einem Interview mit dem
Online Magazin Wired 1996 (vgl. Jobs, 1996).
Beim Hochzeitsplanungsprozess hingegen ist diese erste Auseinandersetzung
deutlich weniger breit und auch weniger tief. Hier findet zwar eine Auswertung
bzw. Vorstellungsdefinition statt, jedoch ohne dass vorgängig in einer Recherche
oder Bedürfnisanalyse die Basis dazu gelegt worden wäre. Dementsprechend
wird bei der Hochzeitsplanung der erste Teilschritt «Forschung» (siehe Abb. 3)
ausgelassen und direkt bei «Auswertung» begonnen.
Im zweiten Hauptschritt der beiden Konsensmodelle werden Lösungsmöglichkeiten definiert. Im Designprozess werden hier aufgrund der vorangegangenen
Problemdefinition mögliche Lösungen generiert, die anschliessend bewertet werden. Es folgt eine Fokussierung auf eine oder mehrere weiterzuverfolgende Ideen.
Die Hochzeitsplanung startet auch bei diesem Schritt erneut gleich mit dem
zweiten Teilschritt «Bewertung, Auswahl». Die «Lösungssuche» wird dement-
23
sprechend übersprungen und sofort werden Eckpunkte bestimmt, ohne vorgängig unterschiedliche Ideen generiert zu haben, wie dies im Designprozess erwartet wird.
Phase drei startet bei beiden Prozessen mit dem selben Teilschritt, nämlich der
«Entwicklung». Hier werden zuvor ausgewählte Lösungen weiterentwickelt und
Konzepte erstellt.
Im Designprozess wird anschliessend reflektiert, um die zu entwickelnde Lösung hinsichtlich vorgängig bestimmter Absichten und Ziele zu überprüfen.
Das Konsensmodell der Hochzeitsplanung verzeichnet jedoch auch hier wiederum einen Teilschritt weniger: es findet keine Kontrolle oder Reflexion statt.
Den Abschluss der beiden Prozesse bildet die Organisation bzw. die Umsetzung.
In beiden Modellen wird das Konzept in diesem Schritt umgesetzt.
Der Designprozess sieht hier in der Umsetzung eine Kontrolle vor, die nachfolgende Evaluation, in der Feedbacks von Nutzern eingeholt werden und die Umsetzung nach Möglichkeiten nochmals optimiert wird.
Im Gegensatz dazu ist die Planung einer Hochzeit nach Erledigung der geplanten
ToDos abgeschlossen.
1.3.2 Vergleich der beiden Prozesse im Umgang mit Iteration
Iteration wurde im Kapitel A als eines der Hauptmerkmale von Designprozessen
beschrieben. Während diese in der Designtheorie ausnahmslos empfohlen wird,
finden sich in der Hochzeitsratgeber-Literatur keine vergleichbaren Hinweise.
Iteration als Wiederholung des gesamten Prozesses, als erneutes oder mehrmaliges Durchlaufen des Prozesses ist angesichts der erwarteten Einmaligkeit der
Hochzeit zumindest missverständlich. Untersucht man jedoch Iteration im Sinne
einer Wiederholung der einzelnen Phasen, so würde nichts dagegen sprechen,
den Hochzeitsplanungsprozess bewusst iterativ zu gestalten. So könnten auch
bei der Planung einer Hochzeit gewisse Prototypen (z. B. Testdrucke) gestaltet
werden oder in Probedurchläufen z. B. das Zeitmanagement überprüft werden.
Festzuhalten ist, dass im Kontext dieser Arbeit zwischen einer Iteration im Sinne
von Entscheidungen treffen und überdenken, Kompromisse eingehen und Erwartungen anpassen einerseits und einem bewussten Umgang mit Iteration wie
Entscheidungen reflektieren und Ziele überprüfen anderseits unterschieden wird.
24
Die erläuterte Nicht-Wiederholbarkeit der Hochzeitsplanung (vgl. Bohlmann,
2010, S. 77) kann jedoch auch als Schnittstelle zum Designprozess betrachtet
werden: Wie bereits im Kapitel A dargelegt, ist auch der Designprozess nicht
wiederholbar (vgl. Dubberly, 2004, S. 6 / Kolko, 2011, S. 60). So wiederholt sich
zwar der Planungsprozess einer Hochzeit bei professionellen Hochzeitsplanern
oder bei Personen, die sich wiederverheiraten, bei jedem Durchlauf jedoch verändern sich die Inhalte.
1.3.3 Zusammenfassung des Vergleichs der Konsensmodelle
Der bisherigen Untersuchung kann entnommen werden, dass die Hochzeitsplanung aufgrund ihrer Struktur grundsätzlich mit dem Designprozess übereinstimmt und somit als Designprozess bezeichnet werden kann.
Gegen eine Einordnung in den Designbereich spricht jedoch das Fehlen der Iteration in der Hochzeitsplanung. Die beiden Prozesse unterscheiden sich hier deutlich im Zusammenspiel von Kongruenz und Divergenz. So verzichtet der übliche
Hochzeitsplanungsprozess sowohl auf breite Informations- und Ideensuche als
auch auf die Reflektion einzelner Schritte oder Entscheidungen.
25
1.4. Erreichung des Ziels einer Hochzeit durch
designprozessorientierte Hochzeitsplanung
Aufgrund der geschilderten Erkenntnisse wird nachfolgend ein idealtypisches
Modell vorgestellt, welches die Hochzeitsplanung als Designprozess behandelt.
Hierbei werden die beiden erarbeiteten Konsensmodelle sinngemäss zusammenführt bzw. ergänzt und optimiert.
Der Nutzen einer solchen Anschauung wird im Anschluss kritisch diskutiert.
1.4.1 Struktur des Modells
Die entwickelte Struktur beinhaltet die folgenden vier Schritte, welche im Verlauf des Kapitels erläutert werden:
-----
Schritt 1: Recherche & Wunschdefinition
Schritt 2: Ideenfindung & Eckpunktdefinition
Schritt 3: Planung & Reflexion
Schritt 4: Organisation & Erinnerung
Es ist festzuhalten, dass der Planungsprozess als gemeinsame Projektarbeit eines
heiratswilligen Paares konzipiert ist und dass er somit beide Partner aktiv in den
Prozess involviert. Auf eine Konzeption durch eine Drittperson wird in der nachfolgenden Darstellung nicht eingegangen, obwohl eine Begleitung des Prozesses
durch eine Fachperson aus dem Bereich Design wünschenswert wäre.
1.4.2 Inhalt der einzelnen Schritte
Schritt 1 – Recherche als Basis und Grundstein der Hochzeitsplanung: Der idealtypische Prozess startet mit einer umfangreichen Recherche, wie dies auch im
Designprozess üblich ist. Hier sollen im Gegensatz zum herkömmlichen Hochzeitsplanungsprozess (vgl. Konsensmodell Hochzeitsplanung) jedoch nicht nur
vorschnell Wünsche und Vorstellungen definiert werden. So soll stattdessen ein
Austausch zwischen den Partnern erfolgen und eine intensive Auseinandersetzung jedes einzelnen Partners mit sich selbst angeregt werden. Es gilt, Bedürfnisse und Charaktere zu erkennen, Heiratsmotive, Standpunkte und Werte in Erfahrung zu bringen und die gemeinsame Beziehung und ihr Umfeld zu erforschen.
Das Paar nimmt hierbei sowohl die Position der zu entdeckenden Zielgruppe als
auch die des forschenden Designers ein.
Ziel der ersten Phase ist es, den Nutzer (Brautpaar20) zu verstehen, um dadurch
eine Basis zu bilden, auf welcher ein stimmiges Endergebnis entwickelt werden kann.
Diesbezüglich wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Paare für die gemeinsame Auseinandersetzung Offenheit und kommunikatives Rüstzeug benötigen
(vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012).
Schritt 2 – Ideengenerierung und Fokussierung: Im zweiten Schritt des neu entwickelten Prozessschemas werden möglichst viele unterschiedliche Ideen bezüg26
20
Es wird darauf hingewiesen, dass als weitere Nutzer einer Hochzeit auch geladene Gäste betrachtet werden könnten. Diesbezüglich wäre eine Ausweitung der Recherche denkbar (vgl. Kapitel 2).
lich Inszenierung der Hochzeit generiert. Hier können abstrakte Gestaltungsthemen, Sinnbilder, Analogien oder auch konkrete Ideen kreiert werden. Diese
werden gesammelt und visualisiert. Kolko sieht in der Visualisierung einen Akt
der Externalisierung. Dieser bilde die Möglichkeit, eine umfangreiche Anzahl an
Ideen miteinander zu vergleichen, zu konkretisieren, zu speichern, zu reflektieren und zu teilen (Kolko, 2011, S. 54 ff.).
Der Prozess sieht vor, dass zuerst Ideen des Partners an und für sich betrachtet
und anschliessend eigene Vorlieben diesen gegenübergestellt und dem Partner
mitgeteilt werden. Dabei muss laut Ineichen beachtet werden, dass dies nicht mit
einer Abwertung der Bedürfnisse des Partners gleichzusetzen ist. Gemeinsam
wird so auf mögliche Lösungen fokussiert, wodurch ein iterativer Prozess der
Konfiguration stattfindet (vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012).
Schritt 3 – Konzeption und Detailausarbeitung: Im dritten Schritt folgt die Weiterentwicklung einer oder mehrerer zuvor ausgewählter Ideen 21. Das visuelle
Erscheinungsbild der Hochzeit wird ausgearbeitet und ein stimmiger Ablauf geplant. Die Hochzeit wird auf ihre Einzelteile heruntergebrochen und im Detail
ausgestaltet.
Resultat des Schrittes ist ein ganzheitliches Hochzeitskonzept, welches während
und nach seiner Erstellung auf Übereinstimmung mit Bedürfnissen und Zielen
überprüft wird.
Schritt 4 – Konzeptumsetzung und Prozessverarbeitung: Zuletzt soll das erarbeitete Konzept umgesetzt bzw. bei entsprechenden Anbietern in Auftrag gegeben werden.
Ausserdem wird abschliessend eine Prozessdokumentation erstellt, was laut
Dubberly in jeglichen Prozessen wichtig sei (vgl. Dubberly, 2004, S. 13). In der
Dokumentation sollen entwickelte Ideen als Lösungsweg festgehalten und erarbeitetes Material zur Erinnerung gesammelt werden. Festzuhalten ist, dass die
Erstellung einer Dokumentation lediglich als optional gilt.
Im Gegensatz zum Designprozess findet nach der Durchführung der Hochzeit
keine Erfolgskontrolle im eigentlichen Sinne statt. Die Erinnerung an das gemeinsame Erlebnis kann jedoch mitunter als Reflexion und somit als Prozessverarbeitung gelten.
Es wird darauf hingewiesen, dass im Falle einer Betreuung des Prozesses durch
Drittpersonen eine Erfolgskontrolle zur Optimierung des Vorgehens bei Betreuung eines zukünftigen Paares sinnvoll wäre.
21
Die Entwicklung eines Grundkonsens bzw. einer Leitidee hilft laut Keene bei der späteren Fokussierung auf das Wichtigste. Der
Grundgedanke soll schriftlich festgehalten und während der Planungsphase gut sichtbar aufbewahrt werden (vgl. Keene, 2012, S.
20 f.). (z. B. «Eine ehrliche, helle, bescheidene Feier im Wald»)
27
1.4.3 Vor- und Nachteile des entwickelten Idealtypus
1.4.3.1 Vorteile einer breiteren Recherchephase
Psychologin und Paartherapeutin Denise Ineichen befürwortet eine solche entwicklungsorientierte Prozess-Struktur, wie sie im Idealtypus geschildert wurde. Ineichen sieht in der Betonung des «Wer bin ich? Wer sind wir? Was möchte
ich? Was möchten wir miteinander?» einen klaren Vorteil gegenüber der herkömmlichen Hochzeitsplanung. Nach Ineichen sind Auseinandersetzungen mit
sich selber und seinem eigenen Entwicklungsprozess zentral und unabdingbar
bei der Befriedigung seiner Bedürfnisse bzw. Erreichung seiner Wünsche22 (vgl.
Ineichen, Interview, 07.08.2012).
Laut Empfehlungen der Hochzeitsratgeberliteratur soll die Hochzeit das Leben
des Paares authentisch reflektieren (vgl. Keene, 2012, S. 65 ff. / Bohlmann, 2010,
S. 56). bzw. den Charakter und die Vorlieben des Paares widerspiegeln (vgl. Dionisio 2008, S. 36). Als allgemein angestrebtes Ziel der Hochzeitsplanung kann
somit eine authentische Inszenierung der Paaridentität23 bezeichnet werden.
Das Bedürfnis nach Differenzierung und individueller Darstellung bestätigen
auch Bohlmann (vgl. Bohlmann, 2010, S. 78) sowie die Ergebnisse aus vorangehenden empirischen Untersuchungen (vgl. Paar-Interviews, 18.02.201215.03.2012). Eine mögliche Erklärung dafür könnte bei Levend gefunden werden. Laut Levend zwingt die heutige Gesellschaft Paare dazu, individuelle
Bedürfnisse und eine Autonomie zu wahren und parallel dazu ein Wir-Gefühl24
zu entwickeln (vgl. Levend, 2012, S. 55 f.). Laut Bodenmann/Fux Brändli ist dieses Wir-Gefühl das Fundament jeder Beziehung und Basis für eine «Glückliche
Partnerschaft» (vgl. Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 32 f., 44).
Dem dargelegten Ziel einer authentischen Inszenierung der Paaridentität kann
mit einer breiten und ausführlichen Paar-Recherche entsprochen werden, da sie
als Basis für die Entwicklung eines nutzerfreundlichen und stimmigen Endergebnisses funktioniert (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 36).
1.4.3.2 Vorteile der Iteration im Prozess
Das angestrebte iterative Vorgehen in der Hochzeitsplanung sowie das Einbringen von Konvergenz und Divergenz hält Ineichen für sehr sinnvoll, weil damit
«eine Konfiguration zum Optimum der eigenen Wünsche» ermöglicht würde (vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012). Auf die Vorteile einer Reflexion verweist auch Keene: Sie rät, aus den Ideen Schlüsselelemente zu ziehen, welche die
wichtigsten Punkte oder Ziele der Wunsch-Hochzeit beschreiben. Darauf könne während des Prozesses laufend Bezug genommen werden, was dabei helfe,
28
22
Erlebnisorientierte und imaginative Techniken wie z. B. Analogien bilden, könnten bei der Entdeckung eigener Wünsche und
Vorstellungen helfen, empfiehlt Ineichen (vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012).
23
Mit Paaridentität bezeichnen Psychologen sowohl die empathische Bezogenheit als auch das Auftreten als Paar gegenüber Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis bzw. im Berufsalltag (vgl. Levend, 2012, S. 55 f.).
24
Ineichen versteht dieses Wir-Gefühl als eigene Identität bzw. als etwas, das neu entsteht und das mehr ist als die Summe seiner
Teile. Sie verweist diesbezüglich auf das therapeutische Konzept des Paarwesens, wobei durch Externalisierung der Beziehung
bzw. der Betrachtung der Beziehung in einem anderen Kontext Blockaden gelöst werden können. Ein Paarwesen erfordere Zeit,
Aufmerksamkeit und Bezogenheit (vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012).
Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, was vor Überforderung schütze
(vgl. Keene, 2012, S. 20 f.).
Dass die Gefahr einer Überforderung besteht, wurde im Übrigen in den Interviews bestätigt. Als Gründe dafür wurden das umfangreiche Marktangebot, aber
auch Unsicherheit bezüglich angemessener Entscheidungen genannt (vgl. PaarInterviews, 18.02.2012-15.03.2012).
1.4.3.3 Vorteile einer Prozessdokumentation
In der Gestaltung einer Prozessdokumentation sieht Ineichen einen weiteren
Vorteil der Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess. So könne die
Dokumentation zum einen als Andenken an die Hochzeit noch Jahre später hervorgenommen werden, und zum anderen würden bei der dokumentarischen Bearbeitung unterschiedliche Modalitäten eingeschaltet, mittels derer der Prozess
psychologisch gesehen auf unterschiedlichen Ebenen verarbeitet würde (vgl.
Ineichen, 2012).
1.4.3.4 Weitere Vorteile aus psychologischer Sicht
Allgemein kann behauptet werden, dass das gemeinsame Entwickeln des Projektes Hochzeit in der geschilderten Form zu einem positiven Beziehungsklima
beiträgt. So berücksichtigt der Prozess in seinem Ablauf die zentralen Begriffe
einer Beziehung, also laut Ineichen Zeit, Aufmerksamkeit und Bezogenheit (vgl.
Ineichen, Interview, 07.08.2012). Das Paar widmet einander durch die Konzentration auf die Beziehung Aufmerksamkeit, orientiert sich an gemeinsamen Verbindungen und verbringt, banal gesehen, gemeinsam Zeit, wodurch das WirGefühl gestärkt wird (vgl. Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 34).
Einen weiteren Vorteil in psychologischer Hinsicht bietet die Tatsache, dass der
Prozess das Verständnis für die Bedürfnisse des Partners fördert, was laut
Bodenmann/Fux Brändli neben Teamgeist für eine dauerhafte, glückliche Beziehung unabdingbar ist. Der regelmässige Austausch über Träume, Sorgen und
Wünsche sorge dafür, dass sich ein Paar trotz eigenständiger Entwicklung nahe
bleibe. Die Annahme, den Partner nach einigen Beziehungsjahren in und auswendig zu kennen, sei schlichtweg falsch. Begegnungen dieser Art sollten dazu
genutzt werden, sich immer wieder neu kennen zu lernen (vgl. Bodenmann/Fux
Brändli, 2010, S. 32, 35, 120 ff.).
Zudem ähnelt das entwickelte idealtypische Prozessmodell in seinem Aufbau
dem von Guy Bodenmann entwickelten Problemlösungsmodell (vlg. Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 52 f.). Aufgrund dieser Ähnlichkeit wird davon
ausgegangen, dass das Kennenlernen des Prozesses Paaren möglicherweise bei
zukünftigen Problemen zu einer gemeinsam entwickelten Lösung verhelfen
könne. Die Struktur des Prozesses kann so in zukünftigen Problemsituationen
übernommen werden und inhaltlich angepasst werden, wobei beispielsweise eine
Prozessdokumentation entfällt.
29
1.4.3.5 Nachteile der Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess
Als Nachteil lässt sich ein zeitlicher Mehraufwand in der Recherchephase feststellen. Die erarbeitete Basis kann aber in späteren Stadien der Hochzeitsplanung
als Orientierungs- bzw. Entscheidungshilfe genutzt werden und vermöchte somit
einen möglichen Zeitverlust aufzuholen.
Ein zweiter Nachteil könnte die Anforderung sein, welche ein Paar bei einer
solchen Auseinandersetzung erfüllen sollte, meint Ineichen. So sind eine Bereitschaft zum offenen Umgang mit Bedürfnissen und Wünschen und gewisse
kommunikative Fertigkeiten grundlegend. Zudem sollte die gemeinsame Auseinandersetzung als positiv wahrgenommen werden können (vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012).
Da im Falle einer Eheschliessung aber eine stimmige Partnerschaftsqualität vermutet wird, kann davon ausgegangen werden, dass die Rahmenbedingungen dafür in vielen Fällen gegeben sind.
Bezüglich Prozessdokumentation merkt Ineichen an, dass in einigen Fällen diese zusätzliche Aufgabe eine Überforderung hervorrufen könnte oder im Streitfall
die Planungsdokumentation gar als belastendes Beweisstück wahrgenommen
bzw. missbraucht werden könnte (vgl. Ineichen, Interview, 07.08.2012). In kritischen Fällen sollte gegebenenfalls von einer Fertigung einer Dokumentation
abgesehen werden, wobei diese allgemein als optional gesehen werden darf.
30
2. Hochzeitsplanung im Kontext des
Spezialgebietes Service Design
Wie bereits erläutert, wurde in den der Arbeit vorausgehenden Interviews nebst
dem Ziel einer authentischen Hochzeit auch die Problematik der Komplexität
einer Hochzeit und der damit einhergehenden Überforderung geschildert (vgl.
Paar-Interviews, 18.02.2012-15.03.2012). Es soll nun im zweiten Teil der schriftlichen Abhandlung herausgefunden werden, inwiefern Service Design-Methoden
(Tools)den Prozess der Hochzeitsplanung vereinfachen können.
Auf das Fachgebiet Service Design wird deshalb fokussiert, weil sich der Bereich
laut Mager mit der Gestaltung von komplexen Prozessen, Strukturen oder Verhaltensweisen beschäftigt (vgl. Mager/Gais, 2009, S. 38, 60 ff.), wozu auch die
Hochzeit gezählt werden darf. So handelt es sich auch bei der Hochzeit um einen
Prozess oder Ablauf unterschiedlicher Tätigkeiten, dessen Komplexität durch
diverse involvierte Personen, Interaktionen und Objekte geschaffen wird (vgl.
Stakeholders).
Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Themenbereich Service Design
rechtfertigt sich zudem durch die Spezialisierung der Autorin der vorliegenden
Arbeit in der Studienvertiefungsrichtung Service Design.
2.1 Schnittstellen Hochzeitsplanung und Service Design
Bevor im Folgenden die Service Design-Methodik genauer untersucht werden
soll, wird zunächst überprüft, ob die Hochzeitsplanung dem Fachgebiet Service
Design zugesprochen werden kann:
Nebst der einleitend genannten Ähnlichkeit der Aufgabenbeschreibung der
Hochzeitsplanung und des Service Designs kann die Hochzeit als Service bezeichnet werden, da sich die Charaktereigenschaften von Dienstleistungen – wie
sie Mager und Polaine beschreiben – auf den Event Hochzeit übertragen lassen.
So sind Services immaterielles, nicht lagerfähiges, ortsgebundenes und begrenzt
standardisierbares Gut, welches vor den Augen des Kunden im Laufe einer bestimmten Zeit entstehe, wobei verschiedene Touchpoints benutzt würden, welche
unter anderem auch zufällig entstanden sind (vgl. Mager/Gais, 2009, S. 36 ff./
Polaine, 2010, S. 10 ff.).
Services müssen durch Touchpoints sichtbar bzw. augenfällig gemacht werden,
da sie im Moment der Inanspruchnahme entstehen und durch diese Abstraktheit
ansonsten schwierig greifbar wären (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 42). Vergleichsweise ähnlich muss auch die Handlung des Heiratens sichtbar gemacht
werden, was sich bereits durch die Unterzeichnung der Hochzeitsdokumente ver-
31
deutlicht. Auch in Bezug auf die Feierlichkeiten wird der Prozess des Heiratens
üblicherweise visualisiert: Einladungen und Dankeskarten werden verschickt,
Platzkarten und Gastgeschenke bereitgestellt.
Nebenbei sei bemerkt, dass in gewissem Sinne auch Gästebücher und Erinnerungsfotos den genutzten Service «Hochzeit» protokollieren.
Eine weitere Schnittstelle besteht darin, dass laut Stickdorn/Schneider und Mager/Gais durch diese Touchpoints hindurch ein konsequentes, ganzheitliches Erlebnis geschaffen werden soll, wobei einzelne Touchpoints25 und Interaktionen
Service-Momente bilden (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 34 ff./ Mager/Gais,
2009, S. 38, 60 ff.). Diesen Ansatz bzw. diese Zieldefinition kann man bei Hochzeiten mit dem Anstreben eines einheitlichen und harmonischen Gesamtbildes
vergleichen, wobei einzelne Elemente auch hier mit Bedacht aufeinander abgestimmt werden sollen (vgl. Dionisio 2008, S. 36).
Weiter stehen sowohl bei Service Design-Projekten als auch bei Hochzeiten Menschen und ihre Beziehungen zueinander bzw. ihre Interaktionen im Mittelpunkt.
Nach Polaine werden Services durch Menschen kreiert und vervollständigt (vgl.
Polaine, 2010, S. 9). So sind in eine Hochzeit neben dem Brautpaar verschiedene andere Teilnehmer (Gäste, Familien) und Dienstleister (Florist, Fotograf,
Standesbeamte, Pfarrer, etc.) involviert, welche in der Service Design-Theorie als
Stakeholders bezeichnet werden (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 38).
Diesbezüglich müssen sowohl zur Gestaltung von Services als auch einer Hochzeit unterschiedliche Erwartungen miteinander abgeglichen werden. Es empfiehlt
sich daher, die im vorherigen Kapitel vorgestellte Nutzer-Recherche zu Beginn
der Hochzeitsplanung auf sämtliche Stakeholders auszudehnen (siehe «Methoden Service Design»), wobei natürlich ein angemessener Umfang anzusterben ist.
Die Service Design Theorie spricht zudem von Service-Anbieter und ServiceNutzer bzw. -Kunde (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 35). Die Begrifflichkeiten können auch bei der Beschreibung einer Hochzeit angewendet werden, wobei
die Zuteilung dieser auf unterschiedliche Weise erfolgen kann. So kann z. B. das
Brautpaar als Service-Anbieter, Gäste als Nutzer und involvierte Dienstleister als
weitere Stakeholders bezeichnet werden, wobei dem Brautpaar zusätzlich ebenfalls die Rolle des Nutzers zugesprochen werden kann.
Ausserdem ist eine strukturelle Ähnlichkeit zwischen dem im ersten Kapitel
erarbeiteten idealtypischen Designprozess der Hochzeitsplanung26 und dem von
Stickdorn/Schneider beschriebenen Service Designprozess auffällig:
Laut Stickdorn/Schneider bezeichnet der Service Designprozess folgende vier
Schritte: Exploration, Kreation, Reflektion und Implementierung. (Stickdorn/
Schneider, 2010, S. 124 ff).
25
32
Touchpoints: Jeder Kontaktpunkt zwischen Kunde und Service-Anbieter (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 35)
26 Struktur des erarbeiteten idealtypischen Designprozesses:
-Schritt 1: Recherche & Wunschdefinition
-Schritt 2: Ideenfindung & Eckpunktdefinition
-Schritt 3: Planung & Reflexion
-Schritt 4: Organisation & Erinnerung
Zu beachten ist, dass auch im Bereich Service Design Iteration als wichtiger Bestandteil des Designprozesses angesehen wird, wobei in diesem Kapitel jedoch
nicht weiter darauf eingegangen wird.
Den Vergleich abschliessend kann behauptet werden, dass die Kern-Prinzipien
des Service Design Thinkings nach Stickdorn/Schneider allesamt auf die Hochzeitsplanung übertragen werden können, wie bereits durch die vorangegangenen
Erläuterungen dargelegt wurde. So stellt Service Design Menschen ins Zentrum,
welche mit dem Service interagieren, wobei unterschiedliche Stakeholders berücksichtigt und in den Gestaltungsprozess involviert werden. Service Design
behandelt zudem auf ganzheitliche Weise Sequenziertes27 und macht mit Hilfe
von Touchpoints den Service sichtbar (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 34 ff.).
2.2 Vereinfachung der Hochzeitsplanung durch
Service Design-Methodik
Aufgrund der dargelegten Ähnlichkeiten wird die Hochzeitsplanung dem Fachgebiet Service Design zugesprochen, weshalb angenommen wird, dass sich Methoden des Service Designs auch auf die Hochzeitsplanung anwenden lassen.
Nachfolgend werden drei ausgewählte Service Design-Methoden vorgestellt, und
ihr Nutzen zur Ergänzung des bereits vorgestellten Idealtypus der Hochzeitsplanung als Designprozess untersucht. Im ersten Kapitel wurde bereits ausführlich auf den Nutzen einer Recherchephase bezüglich authentischer Inszenierung
eingegangen, weshalb im zweiten Kapitel bei der Auswahl der Methoden auf
die Vereinfachung des Prozesses fokussiert wird. Die Tools korrespondieren zudem auf anschauliche Weise mit den bereits vorgestellten Kern-Prinzipien des
Service Design Thinkings.
2.2.1 Methodik Service Design allgemein
Um Services kreieren zu können, deren Art, Nutzen und Benutzung klar verständlich sind, muss ein echtes Verständnis für den Nutzer, seine Bedürfnisse
und Wünsche erlangt werden (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 36 f. )28. Um
dies zu erreichen, nutzt Service Design observierende, analysierende, dokumentierende, experimentierende, entwerfende und kreierende Methoden (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 148 ff.)29. Als zentrales Element der Service DesignPhilosophie darf dabei das kollaborative Arbeiten bzw. das interdisziplinäre
Arbeiten als Prinzip betrachtet werden, wobei dieses in Verbindung mit verschiedensten Service Design Tools angewendet werden kann (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 198)30.
27
Gemeint sind z. B. Abfolgen von Handlungen oder Interaktionen.
28
Diesbezüglich wurde bereits im vorherigen Kapitel der Nutzen einer intensiven Nutzer-Recherche zu Beginn der Hochzeitsplanung ausführlich dargelegt.
29
Bekannte Service Design-Methoden sind u. a. Blueprints, Customer Journeys, Personas, Service Ecology Maps und das Experience Prototyping (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 148 ff.).
30
Stickdorn/Schneider verweisen auf die Wichtigkeit, mögliche Anfangsbarrieren der Teilnehmer zu überwinden (z. B. Angst etwas
33
2.2.2 Service Design-Methoden in der Hochzeitsplanung
2.2.2.1 Methode Service Ecology Map:
Das komplexe Netzwerk, welches sich durch die verschiedenen Stakeholder einer Hochzeit bildet, kann auf das Brautpaar sehr überfordernd wirken, zumal
eine Hochzeit emotional stark belastet ist (vgl. Paar-Interviews, 18.02.201215.03.2012). Verbindungen in diesem Netzwerk und daraus resultierende Aufgaben festzuhalten und so die Komplexität des Prozesses herunterzubrechen, kann
bei Überforderung helfen. Hier empfiehlt sich die Methode der Service Ecology:
Service Ecology Maps stellen in systematischer Weise alle von einem Service
Betroffenen und ihre Beziehungen zueinander in einem gewissen Kontext ausgehend von einem spezifischen Blickwinkel dar (vgl. Tassi, 2009b). Für die Anwendung in der Hochzeitsplanung eignen sich diesbezüglich sowohl skizzenhafte
Darstellungen als auch systematischere Techniken wie die Eingliederung sämtlicher Stakeholders und Beziehungen in einer Zielscheibe bis hin zu abstrakten
Mindmaps31. In allen Darstellungen wird die Hochzeit in einzelne Sequenzen
(z. B. Trauung, Apéro, Feier) unterteilt und dazugehörige Aktivitäten, Lokalitäten und Personen etc. mit einer Interaktion verbunden. So führt beispielsweise
ein Pfeil mit der Beschriftung «Einladung» von «Brautpaar» zu «Gäste» und
ein weiterer Pfeil mit «Zusage, Absage» in die entgegengesetzte Richtung (siehe
Abb. 4).
Vorteile der Anwendung der Methode im Kontext Hochzeitsplanung sind zum
einen der gewonnene Überblick über die einzelnen involvierten Personen und
Prozesse und zum anderen das Sichtbarmachen von Interaktionen zwischen
diesen, wodurch verschiedene zu erledigende Aufgaben in ihrem Kontext deutlich werden.
Als möglicher Nachteil kann die nicht sonderlich detailliert ausfallende Darstellung gesehen werden, da aufgrund starker Verästelung des Netzwerkes möglicherweise Platzprobleme entstehen.
Beispiel: Lea und Paul haben eine Service Ecology Map für ihre Hochzeit erstellt. Gemeinsam haben sie so in kürzester Zeit einen Überblick über diverse anstehende Arbeiten gewonnen. Zudem ist ihnen durch die Darstellung aufgefallen,
dass sie die Mitglieder der Band sowie den Fotografen bei der Menübestellung
versehentlich nicht mitgezählt haben (siehe Abb. 5). Ausserdem konnten die beiden aufgrund der aufgelisteten Involvierten mühelos eine Adressliste zusammenstellen, durch welche sämtliche Kontaktdaten stets griffbereit stehen.
34
falsches zu sagen). Zudem solle die Session von einer Leitperson moderiert werden, um so die gewünschte Art von Resultaten zu
erlangen (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 198).
31
Es eignet sich sowohl eine digitale als auch analoge Herstellung.
Abb. 4: Skizzenhafte Service Ecology Map einer Hochzeit (vereinfacht)
Abb. 5: Lea und Pauls Service Ecology Map ihrer Hochzeit als Zielscheibe
35
Abb. 6: Service Ecology Map einer Hochzeit als Mindmap (stark vereinfacht)
2.2.2.2 Methode Personas
Nach Stickdorn sollten – wenn möglich – Vertreter sämtlicher Stakeholders in
den Gestaltungsprozess miteinbezogen, wodurch Lösungen in einer Zusammenarbeit entstehen sollen (vgl. Stickdorn/Schneider, 2011, S. 124 ff).
Ein solcher empfohlener Miteinbezug findet in Hochzeiten üblicherweise bereits insofern statt, als dass für die Hochzeit engagierte Dienstleister durch ihre
Dienstleistung zwangsläufig zum Gesamtbild einer Hochzeit beitragen.
Beispiel: Tortenbäckerin Marta hat mit viel Liebe zum Detail eine dreistöckige,
lilafarbene Buttercreme-Torte kreiert. Die seidenmatte Kreation hat Marta mit
einem weissen Taubenpaar aus Marzipan geschmückt, welches optimal zum gewählten Thema der Leichtigkeit passt.
Hier kann von einer tatsächlichen Integrierung in den Gestaltungsprozess gesprochen werden, da die Torte zum Gesamtbild der Hochzeit massgeblich beiträgt.
Ein weiteres Beispiel: Roberto, stadtbekannter Pizzeria-Besitzer und langjähriger Freund des Brautpaares, und sein Catering Team wurden von Lea und Paul
für die grosse Feier im Schlosspark engagiert.
Auch hier trägt der Dienstleister (Roberto und sein Team) faktisch zur Gestaltung der Feier bei, da die Gäste mit dem «Service» Hochzeit durch Robertos
Bewirtung unausweichlich in Berührung kommen.
36
Nicht als Normalfall zu betrachten, jedoch häufig anzutreffen ist nebst dem Mitwirken der Dienstleister zudem der allfällige Miteinbezug von Gästen. Hierbei
gilt es zu beachten, dass es sich dabei meist um Familienmitglieder oder Trauzeugen handelt, welche direkten Einfluss auf die Gestaltung der Feierlichkeit
nehmen. Somit handelt es sich dabei um eine Unterkategorie der Gäste (Gäste
mit spezieller Beziehung zum Brautpaar), womit der Miteinbezug aller Stakeholders reduziert wird.
Es ist an dieser Stelle nochmals ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass der Miteinbezug von Familienmitgliedern und Trauzeugen in die Hochzeitsplanung nicht
als Normalfall, sondern als optional angesehen werden muss32. Ein gemeinsames
Planen der Feier als Familienerlebnis ist heute nicht mehr üblich, was sowohl Interviews als auch die ansteigenden Zahlen extern geplanter Hochzeiten verdeutlichen (vgl. Paar-Interviews, 18.02.2012-15.03.2012 / Kohler, 2011). Zudem ist
auch nicht allgemein anzunehmen, dass Familien zum Zeitpunkt einer Hochzeit
noch vollständig sind, gerade bei stets steigendem Heiratsalter der Brautpaare
(vgl. BFS, 2012).
Wird also eine Hochzeit beispielsweise vom Brautpaar alleine gestaltet und geplant, bietet sich die Methode Personas an, mit welcher auch ohne Mitwirken
von Gästen oder zusätzlichen Stakeholdern auf unterschiedliche Bedürfnisse
aufmerksam gemacht werden kann:
Personas sind fiktive Personen-Profile, welche eine bestimmte Gruppe mit geteilten Interessen repräsentieren sollen. In der Recherche gesammelte Erkenntnisse (aus Stakeholder Maps, Interviews, Shadowing etc.) werden in Personas
zu Charakteren entwickelt. Personas helfen, Bedürfnisse und Motivationen zu
verkörpern, wobei die Abstraktheit gebrochen wird. (vgl. Stickdorn/Schneider,
2010, S. 178).
Es wird hinzugefügt, dass die Methode durchaus auch in Kollaboration mit Stakeholdern bzw. als Ergebnis-Visualisierung einer vorausgehenden Recherche
entstehen kann und keinesfalls zwangsläufig den Miteinbezug von Stakeholdern
ausschliesst. Eine möglichst frühe Anwendung im Prozess wird in beiden Fällen
empfohlen.
Zu bedenken ist, dass nicht alle Besonderheiten aller Involvierten in einzelnen
wenigen Personas festgehalten werden können, weshalb darauf hingewiesen
wird, dass Personas kein Garant für eine vollständige Zufriedenheit aller Beteiligten sind.
Beispiel: Lea und Paul planen ihre Hochzeit ausschliesslich zusammen mit ihren
beiden Trauzeugen. Sie haben nun aufgrund ihrer Service Ecology Map sowohl
für unterschiedliche Gästegruppen als auch für Dienstleister Personas erstellt.
Entwickelt wurden dabei z. B. «Oskar» und «Lilly». Oskar ist 78 Jahre alt, hat
32
Es wird davon abgesehen, auf gesellschaftlich weitverbreitete Klischeedarstellungen wie z. B. das sich penetrant einmischende
«Schwiegermonster» einzugehen (siehe Einfluss Medien Einleitung).
37
Verdauungsprobleme und steht nicht gerne lange auf den Beinen. Lilly ist 6 Jahre
alt, mag keine Suppen, ist relativ schnell gelangweilt und kreischt überdurchschnittlich oft. Aus den Personas abgeleitet haben Lea und Paul benötigte Sitzgelegenheiten und diverse Digestifs für Senioren sowie Malstifte, Betreuung und
Kindermenüs für die kleinen Gäste (siehe Abb. 7).
Abb. 7: Lea und Pauls Personas «Lilly» und «Oskar»
2.2.2.3 Methode Blueprinting
Eine Integration aller beteiligten Stakeholders in den Gestaltungsprozess ist,
wie bereits erläutert, heute nicht immer grundsätzlich erwünscht und auch nicht
zwangsläufig machbar.
Ist jedoch die Mitarbeit von Gästen, Familienmitgliedern oder gar Dienstleistern wie Caterer, Transportunternehmen etc. möglich und gefragt, eignet sich ein
Miteinbezug dieser im Sinne einer Kollaboration zur Ergänzung der Hochzeitsplanung optimal. Diesbezüglich wird die Methode Blueprint vorgestellt:
38
Blueprinting wird laut Stickdorn/Schneider und Tassi als operatives Instrument
beschrieben, welches die Eigenschaften von Service-Interaktionen detailliert
aufzeigt. Normalerweise beinhalte es das schematische Visualisieren der Beziehungen zwischen Nutzer, Anbieter und anderen relevanten involvierten Parteien.
Hierbei würden aber auch im Hintergrund ablaufende Prozesse dargestellt, wodurch Überlappungen und Überschneidungen aufgezeigt werden könnten. Blueprints würden zudem helfen, Personen und Ressourcen zu koordinieren. Eine
periodische Überarbeitung und Erweiterung des Blueprints während des Prozesses wird von Stickdorn/Schneider empfohlen (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S.
204 f. / Tassi, 2009b).
Dargestellt werden Blueprints häufig in tabellenähnlicher Form. In einer obersten Zeile werden einzelne Service-Momente bildhaft symbolisiert. Jeweils darunter die Nutzertätigkeit, Berührungspunkte zwischen dem Nutzer und dem Service sowie Backstage-Prozesse und die dafür benötigten Infrastrukturen bzw.
Systeme vermerkt. Unterteilt werden die Zeilen durch Linien (siehe Abb. 7) (vgl.
Schneider/Stickdorn, 2010, S. 206 f.)33.
Für die Hochzeitsplanung heisst das, dass die oberste Zeile z. B. den Erhalt der
Einladungskarte zeigt, die Zusage bzw. Anmeldung des Gastes, sein Eintreffen,
seine Aktivitäten an der Feier sowie die Dankeskarte, welche er im Anschluss an
die besuchte Feier zugeschickt bekommt.
Es wird angemerkt, dass das geschilderte Beispiel aus der Sicht des Gastes konzipiert ist, wobei das Blueprint auch aus der Sicht eines anderen Stakeholders
entwickelt werden kann.
Blueprinting in der Hochzeitsplanung bietet den Vorteil, die Prozesshaftigkeit
der Hochzeit einfach und visuell darzustellen, wodurch gemeinsames Arbeiten
ermöglicht wird und die Optimierung des Ablaufs des Events unterstützt wird.
Durch Herunterbrechen der Komplexität auf einzelne Service-Momente verhilft
ein Blueprint zudem dazu, den Überblick zu wahren. Da dadurch der Blick fürs
Ganze nicht verloren geht, unterstützt Blueprinting die Gestaltung als ganzheitliches Erlebnis und kann zusätzlich einer Überforderung entgegenwirken.
Als Kollaboration bzw. als Teamwork kreiert, kann durch Blueprinting zudem
das Bewusstsein für unterschiedliche Verantwortungsbereiche gefördert
werden (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 204 f. / Tassi, 2009b).
Vergleicht man Blueprints mit Checklisten, welche wie bereits erläutert in der
Hochzeitsplanung häufig verwendet werden, so bietet das Blueprinting den Vorteil, Zusammenhänge und Kontext sichtbar zu machen, wodurch der Ablauf
mit mehreren Personen angeschaut und entwickelt werden kann.
Das Blueprinting in der vorgestellten Form eignet sich optimal zur Anwendung
in der Kreationsphase der Hochzeitsplanung (siehe Idealtypus), wobei Details
fortwährend ergänzt und ausgearbeitet werden können.
Nachteile konnten während der Untersuchung keine festgestellt werden.
Beispiel: Lea und Paul haben Gefallen an Service Design Tools gefunden und
nach Service Ecology Map und Personas auch ein Blueprint ihrer Hochzeit
erstellt. Durch das Blueprinting konnten sie den Ablauf direkt mit ihren Trauzeugen besprechen, wobei sie den sauber aufgelisteten Support Prozessen einen kompletten Überblick anstehender Arbeiten verdanken. Durch die einfache Aufspaltung der Hochzeit in einzelne Service-Momente wurden sie u. a.
darauf aufmerksam, dass sie bereits beim Standesamt für ausreichend Parkplätze
sorgen müssen.
39
33
Polaine empfiehlt zudem das Einbringen von Emotionen (vgl. Polaine, 2010, S. 40).
40
Abb. 8: Blueprint von Lea und Pauls Hochzeit
wedo!
(Backstage)
Touchpoints
(Frontstage)
Support
Prozess
Gästelistenmanager &
Tätschmeister, Dienstleister,
Parkplätze & Wegbeschilderung,
Programme, Namensschilder,
Dekoration, Kleidung & Accessoires,
Geschenketisch & Sitzgelegenheiten
Gästeliste aktualisieren,
Programme&Namensschilder verteilen, Parkplätze reservieren,
Band 1 richtet sich ein
Einladungen erstellen & versenden,
Dienstleister buchen, Webseite
aufschalten, Geschenkwünsche
definieren, Ablauf planen
Dienstleister,
Tätschmeister
Standesamt, Lokalität,Termin,
Zeit, Ablauf, Thema, Motto, Vis.
Gestaltungs-element, Webseite &
Einladungen, Antwortkarten,
Geschenkliste, Gästeliste,
aktuelle Kontaktdaten Gäste
Tätschmeister weist Gästen Parkplätze zu
Gäste finden Dienstleisterinfos
auf Homepage von DL und/oder
Brautpaar
Brautpaar
Drucksachen,
Web,
Dekoration
Gäste werden durch Brautpaar
begrüsst
Wegbeschilderung zeigt Gästen den
Weg, Programme liegen auf,
Namensschilder werden an
Gäste verteilt
Einladung enthält: Datum, Zeit, Ort,
Dresscode, Link zur Webseite, Antwortkarte,
Schleife fürs Auto,
Webseite enthält: Programm, Anfahrtsweg,Wunschliste
Kundenaktivität
Brautpaar empfängt Glückwünsche
u. a. per Telefon,
Brautpaar steht für Fragen bezüglich
Feier
zur Verfügung
Gäste verfolgen Trauung und
Programm, unterhalten sich u. a. mit
dem Brautpaar, stossen beim Apéro
vor dem Standesamt an
Gäste treffen am gegebenen Tag
vor Ort ein und begrüssen das
Brautpaar
Gegebenenfalls überreichen Gäste
dem Brautpaar Geschenke
Gäste erhalten die Einladung
(ev. vorab Save-the-date-Karten)
und melden sich an
Trauzeugen & Dokumente zur
Trauung, Rede & Unterhaltungsprogramm, Bedruckte Servietten
& Apérobuffet, Notfallset, Band 1,
Deko div. (Fahrzeug inkl. Schmuck
für Brautpaar)
Reden halten, Unterhaltung bieten,
Essen zubereiten, Apérobuffet
eröffnen
Standesbeamte vermählt das Paar,
Tätschmeister informiert über
Programm, Musik wird gespielt
Gäste verfolgen die Trauung und
stossen anschliessend mit dem
Brautpaar an,
Bräutigam hält kurze Rede
Bedruckte Servietten liegen beim
Apéro auf, Eingang Standesamt und
Buffet ist geschmückt
use
join
aware
Parkplätze & Wegbeschilderung,
4-Gang-Menü & Torte, Menükarte,
Tischordnung & Beschriftung, Band
2, Songs, Tanz oder Choreografie,
Feuerwerk, Deko div. Gästebuch&
Fotograf, Verpflegung Dienstleister,
Chauffeur
Links Dienstleister & Fotos auf
Webseite,
Gastgeschenk & Dankeskarte
Dienstleister bezahlen inkl. Trinkgeld
Dankeskarten versenden
Fotos zugänglich machen, Webseite
aktualisieren, Namensänderung
Gäste erinnern sich an Dienstleister
und empfehlen diese ev. weiter
(Rabatt?)
Caterer serviert Menü, Band 2
spielt Tanzmusik, Fotograf macht
Fotos, Tätschmeister kümmert sich
um Gästebuch, Dienstleister verpflegen sich
Gäste werden auf Gästebuch
hingewiesen, Menüs werden serviert,
Band 2 richtet sich ein und spielt
Brautpaar bedankt sich handschriftlich
Gäste erhalten Dankeskarte
Gäste nehmen Erinnerung an
Hochzeit und Gastgeschenk mit
nach hause
leave
Brautpaar wird in Limousine zu Lokalität gefahren, Brautpaar verpflegt
sich, Bräutigam hält Rede, Brautpaar
tanzt Hochzeitstanz und schneidet
Torte an
Gäste stehen für Fotos bereit und
füllen das Gästebuch, Menükarten
stehen auf Tischen bereit, Feuerwerk bildet Abschluss, Gäste nutzen
geschmückte Erfrischungsräume
Hochzeitsgesellschaft wechselt von
Standesamt zu Schlosspark, Gäste
feiern mit dem Brautpaar bei einem
4-Gang-Menü,
es wird getanzt
develop
internal interaction
visibility
interaction
2.2.3 Anwendung der vorgestellten Methoden & weitere Methoden
Eine Anwendung der vorgestellten Methoden ist sowohl vom Brautpaar bzw.
von der Hochzeitsgesellschaft selbst als auch von externen Planungshelfern wie
Hochzeitsplanern denkbar, wobei die Betreuung durch einen Service Designer
oder eine Service Designerin zu bevorzugen wäre, da vernetztes Denken geschult wurde.
Es wird angemerkt, dass die vorgestellten Methoden lediglich eine Auswahl
darstellen. Weitere Service Design-Methoden wären in diversen Prozessstadien denkbar, insbesondere in der Recherche-Phase. So könnte sich das Paar
beispielsweise über einen gewissen Zeitraum hinweg beobachten (Shadowing)
und ein Portrait des jeweiligen Partners erstellen. Dies könnte auch als Cultural
Probe von den Gästen übernommen werden (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S.
148 ff.)34. Der Nutzen von Prototypen wurde zudem bereits im letzten Kapitel
erläutert.
34 Beispiele
weiterer denkbaren Methoden (vgl. Stickdorn/Schneider, 2010, S. 148 ff.) :
-Shadowing
-Cultural Probes
-A Day in the Life
-Expectation Maps
41
3. Schlussfolgerung
Die vorliegende Untersuchung hat zwei kontextfremde Prozessabläufe miteinander verglichen sowie spezifische Design-Methoden auf ihren Nutzen in der
Hochzeitsplanung untersucht und daraus Empfehlungen abgeleitet. Es folgt ein
kurzes Resümee der Untersuchung und deren Ergebnisse.
Im Anschluss daran wird die Arbeit abschliessend im grösseren Kontext betrachtet und ein Ausblick auf offene Fragen und Erkenntnisverwertung in der Praxis
geboten.
3.1. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
In der Einleitung wurden kulturgeschichtliche Veränderungen bezüglich Heiratsmotivation und Inszenierung der Hochzeit aufgezeigt. So konnten individuelle Darstellung und Differenzierung als starke Bedürfnisse heutiger Brautpaare
festgestellt werden. Gleichzeitig wurde dargelegt, dass der Wegfall von konstitutionellen Vorgaben, der stetig wachsende Markt und die daraus resultierenden,
immer vielfältiger werdenden Gestaltungsmöglichkeiten zu Überforderung bei
der Hochzeitsplanung führen können.
42
Im ersten Kapitel wurden zunächst Begriff und Struktur des Designprozesses
untersucht, woraus sich die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit Entwicklungsprozessen ergab. Verstärkung der Team-Verständigung, disziplinübergreifende Mustererkennung und Einbezug unausgesprochener Ansichten konnten als
relevante Aspekte beschrieben werden.
Definiert wird der Designprozess als schrittweise Entwicklung und Optimierung
einer Lösung, welche auf Erkenntnissen und Entscheidungen basiert, die aus einer analysierten Ausgangslage gewonnen wurden. Subjektivität, Iteration und
die Wechselwirkung von Divergenz und Konvergenz wurden als Charakteristika
des Designprozesses genannt.
Mittels Vergleichs unterschiedlicher Designprozessmodelle wurden übereinstimmende Elemente ermittelt und als Konsensmodell weiterentwickelt. Das
entwickelte Vier-Schritt-Modell weist die Schritte Recherche & Auswertung,
Ideengenerierung & Fokussierung, Lösungsentwicklung & Reflexion sowie Umsetzung & Evaluation auf.
Sodann wurde die Hochzeitsplanung hinsichtlich ihrer Bestandteile untersucht.
Sie konnte als schrittweise Entwicklung und Organisation einer Inszenierung,
die ebenfalls nach Analyse der Ausgangslage auf Erwartungsabgleich und Entscheidungen basiert, definiert werden, wobei allerdings Einmaligkeit und Emotionalität ins Spiel kommen. Auch die Hochzeitsplanung wurde in Form eines
Konsensmodelles veranschaulicht, wobei die vier Schritte Vorstellungsdefinition, Eckpunktbestimmung, Planung sowie Organisation bezeichnet wurden.
Die beiden vierstufigen Konsensmodelle wurden anschliessend einander gegenübergestellt und kritisch verglichen. Die Untersuchung zeigte, dass die beiden
Schemas klare Schnittstellen in Bezug auf ihre Struktur aufweisen.
Festgestellt wurde jedoch auch eine Differenz der beiden Prozesse im Verhältnis von Konvergenz und Divergenz. Im Gegensatz zum Designprozess findet in
der Hochzeitsplanung wegen der fehlenden Breite der sogenannten Recherche,
bzw. Ideen- und Lösungsgenerierung, aber auch mangels Reflexions- und Bewertungsschritten kein eigentliches Expandieren mit anschliessendem Fokussieren statt. Auch bezüglich bewusster Iteration konnte keine wirkliche Übereinstimmung festgestellt werden. Die Hochzeitsplanung ist nicht zuletzt wegen des
erwähnten Fehlens von Reflexion als linear zu bezeichnen.
Abgeleitet aus den Ergebnissen der Untersuchung wurde ein Idealtypus der
designprozessorientierten Hochzeitsplanung entwickelt. In diesem wurden die
beiden definierten Konsensmodelle sinngemäss zusammengeführt und vormals
definierte Unterschiede überarbeitet bzw. aufgehoben. Das entwickelte Modell
enthält die vier Schritte Recherche & Wunschdefinition, Ideenfindung & Eckpunktdefinition, Planung & Reflexion sowie Organisation & Erinnerung. Als
wichtigste Neuerungen sind hier das Einbringen einer Recherchephase sowie die
bewusste Reflexion einzelner Schritte bzw. der bewussten Iteration zu vermerken.
Offensichtliche Vorteile sowie die mutmasslichen Nachteile dieser Betrachtung
der Hochzeitsplanung als Designprozess wurden herausgearbeitet oder aber
weitgehend entkräftet. Der entwicklungsorientierte Idealtypus einer designprozessorientierten Hochzeitsplanung berücksichtigt dabei sowohl designspezifische Aspekte wie z. B. Recherche und Reflektion zur Erlangung eines stimmigen Endergebnisses, als auch die inhaltlichen Anforderungen einer gelungenen
Hochzeit, nämlich eine authentische Inszenierung der Paaridentität. Da die neu
entwickelte Prozessform zudem eine starke Auseinandersetzung mit sich selbst
und seinen eigenen Bedürfnissen, aber auch denjenigen des Partners erfordert,
kann das Vorgehen zudem aus unterschiedlichen psychologischen Aspekten als
wertvoll bezeichnet werden. So trägt diese zur persönlichen Entwicklung, zur
Stärkung des Wir-Gefühls und zur Übung im Umgang mit Problemlösungen bei.
Als möglichen Nachteil musste der durch eine vertieftere Recherche bedingte
Mehraufwand aufgezeigt werden. Die daraus resultierende Entscheidungshilfe, welche einen möglichen Zeitverlust aufzuholen vermag, relativiert diesen
Nachteil jedoch.
Die für eine intensive persönliche Auseinandersetzung erforderliche Offenheit
und das nötige kommunikative Rüstzeug eines Paares wurden als zweite mögliche Einschränkung vermerkt. Es wird aber vermutet, dass auch dieser Nachteil
nicht generell gilt, weil von einer gewissen Offenheit in stimmigen Beziehungen,
welche in einer Heirat gefestigt werden, auszugehen ist.
Als dritter und letzter Nachteil wurde die Dokumentation bezeichnet, die mehrheitlich jedoch nur als optional gesehen werden soll. Sie könnte in einem ernst-
43
haften Streitfall während der Planungsphase als negatives Erinnerungsstück
missbraucht werden. Es wurde darauf hingewiesen, dass in einem solchen Fall
von einer Fertigung einer Dokumentation abgeraten wird.
Im zweiten Kapitel wurde die Hochzeitsplanung im Kontext des Fachbereichs
Service Design untersucht. Hier konnten Übereinstimmungen der beiden Gestaltungsfelder in Aufgabenbereich, Prozessstruktur und Zieldefinition sowie einzelner Bestandteile wie Touchpoints und Stakeholdern beschrieben werden. Zudem
konnte dargelegt werden, dass die Kernprinzipien des Service Design Thinkings
auf die Hochzeitsplanung übertragbar sind. Die Hochzeit konnte zudem als Service bezeichnet werden, weshalb die Hochzeitsplanung dem Fachgebiet Service
Design zugesprochen wurde.
Im Anschluss daran wurden drei ausgewählte Service Design-Methoden vorgestellt und im Kontext der Hochzeitsplanung beispielhaft angewendet. In der Untersuchung konnte schliesslich dargelegt werden, dass Service Design-Methoden
die Hochzeitsplanung vereinfachen. Diesbezüglich konnten die Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse sowie das Ermöglichen eines kollaborativen Arbeitens als Vorteile genannt werden. Ebenfalls für die Verwendung von
Service Design-Methoden in der Hochzeitsplanung sprechen der durch Herunterbrechen der Komplexität gewonnene Überblick, welcher die Gestaltung eines
ganzheitlichen Erlebnisses ermöglicht und zudem einer Überforderung entgegenwirken kann.
Zusammenfassend hat die vorliegende theoretische Arbeit dargelegt, dass die
Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess zum Ziel einer Hochzeit –
der authentischen Inszenierung der Paaridentität – beitragen kann.
Insbesondere wurde aufgezeigt, dass dabei der Einsatz von Service Design-Methoden die Komplexität der Hochzeit herunterzubrechen vermag.
Es wird aufgrund der dargelegten Ergebnisse bzw. der designspezifischen und
psychologischen Vorteile einer solchen Betrachtung abschliessend die Empfehlung abgegeben, die Hochzeitsplanung bewusst als Designprozess zu handhaben
und der Komplexität der Hochzeit mit Service Design-Methoden zu begegnen.
44
3.2. Kritische Würdigung und Ausblick
3.2.1 Relevanz der Arbeit im grösseren Kontext
Die in der Einleitung erläuterten gesamtkulturellen Verschiebungen gehen mit
erheblichen Verunsicherungen und unterschwelligen Zwängen einher.
Zudem steht die fehlende Konzentration auf das Paar in herkömmlichen Planungsmodellen klar im Widerspruch zum Wunsch nach einer besonders authentischen und individuellen Hochzeitsgestaltung.
Mit der abgegebenen Empfehlung zur Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess wird den genannten Unsicherheiten und dem Bedürfnis nach Inszenierung der Paaridentität sowie den beschriebenen Schwierigkeiten, ausgelöst
durch die Komplexität des Events, Rechnung getragen.
Die Bedürfnisbefriedigung einerseits und die erläuterten zusätzlichen positiven
Auswirkungen auf das Beziehungsklima heiratswilliger Paare anderseits lassen
die Entwicklung eines Leitsystems zur Unterstützung des Brautpaares bei der
Hochzeitsplanung als methodisch sinnvoll, subjektiv relevant und gesamtkulturell aktuell erscheinen.
Zudem bringt der disziplinübergreifende Prozessvergleich und die daraus resultierende Mustererkennung laut Dubberly die Designpraxis voran. (vgl. Dubberly
et al., 2008, S. 5). So gesehen ist anzunehmen, dass die vorliegende Untersuchung der These «Die Hochzeitsplanung ist ein Designprozess» mit der Entwicklung der Designpraxis korrespondiert. Diesbezüglich ist zu vermerken, dass aufgrund des momentan in unterschiedlichen Gebieten (Wirtschaft, Management,
etc.) stattfindenden Einzugs des Design Thinkings zudem der Aktualitätsbezug
der Arbeit gewährleistet wird.
Die durch den Prozess exemplifizierte Form der kreativen Problemlösung könnte
bestenfalls längerfristig zu einer Senkung der Scheidungsrate führen, wobei hier
eine zugegebenermassen optimistische Vision dargelegt wird.
3.2.2 Anmerkungen für weitere Untersuchungen
Anzumerken ist, dass die Untersuchung im Kontext Design auf unterschiedlichen Gebieten noch ausgebaut werden könnte.
So könnten z. B. die bereits erwähnte Rollenzuweisung (Service-Nutzer, Service-Anbieter) genauer untersucht werden. Bezüglich Verwendung von Service
Design-Methoden wäre zudem die Frage spannend, inwiefern diese im Beziehungsalltag integriert werden könnten bzw. im Bereich Paartherapie eingesetzt
werden könnten35.
Weiter könnte es sich lohnen, in anschliessenden empirischen Untersuchungen
die tatsächlichen Auswirkungen der Handhabung der Hochzeitsplanung als Designprozess anhand von Fallbeispielen zu überprüfen. Ausdrücklich darauf hin35
Gemäss Bodenmann erfordern Beziehungen immer wieder Anpassungen, da sich Menschen und ihre Bedürfnisse, Ansichten,
Einstellungen, Ziele und Ansprüche im Laufe der Zeit verändern (vgl. Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 21, 48). Davon kann
abgeleitet werden, dass eine Beziehung einen Prozess darstellt, womit der Bezug zum Service Design erneut gegeben wäre.
45
gewiesen wird, dass bei der Hochzeitsplanung als Designprozess die Einmaligkeit des Events und die Nichtvergleichbarkeit von Paaren zu beachten ist.
Interessieren dürfte auch eine weitere Untersuchung zu weiteren Design-Methoden und deren Nutzen im Kontext der Hochzeitsplanung. Aufschlussreich wäre
es wohl ebenfalls, andere Spezialgebiete im Fachbereich Design auf Schnittstellen zur Hochzeitsplanung zu überprüfen. Bezüglich dem dargelegten Ziel einer
Hochzeit böte sich hierbei z. B. die Überprüfung dieser im Kontext von Corporate
Identity oder Branding ausserdem an.
Ausserhalb des Design-Kontexts müssten speziell Untersuchungen bezüglich der
Verwendung von psychologisch-therapeutischen Methoden in der Hochzeitsplanung ergiebig sein. Spannend wäre auch die Frage, ob anhand der Inszenie-
rung einer Hochzeit Rückschlüsse36 auf eine Beziehung gezogen werden
könnten.
46
36
Zurzeit läuft an der Universität Zürich ein Forschungsprojekt, welches die Beziehungsanalyse durch die Sprache erforscht.
(Universität Zürich, 2012)
Reflexion
Kontext der Arbeit und persönliche Ziele
Nach ausführlicher persönlicher und beruflicher Auseinandersetzung mit meinen Interessen und Fähigkeiten, in der sich als Schwerpunkte Tradition, Konzeption, Ideenfindung sowie Analysefähigkeit abzeichneten, habe ich mich für
den Themenbereich Hochzeitsplanung entschieden. Einerseits hat die auffällig
hohe emotionale Gewichtung des Anlasses bei unübersehbarem Missverhältnis
zwischen Planungsdauer und der Dauer des eigentlichen Events mein spezielles
Interesse geweckt, andererseits aber auch das steigende Angebot an Dienstleistern im Schweizer Hochzeitsplanungsmarkt.
Durch eingehende Markt- und Feldrecherche konnte ich hier verschiedene Marktlücken aufdecken, weshalb ich mir als Ziel für meine Masterarbeit vornahm, eine
der zentralen Angebotslücken mit markttauglicher und psychologisch sinnvoller
Dienstleistung zu füllen. Der in der Recherche aufgedeckte Widerspruch zwischen dem weitverbreiteten Wunsch nach authentischer Hochzeit und der in herkömmlichen Hochzeitsplanungsmodellen weitgehend fehlenden Konzentration
auf das Paar reizte mich dabei besonders. Um dieses Missverhältnis konstruktiv lösen zu können, konzentrierte ich mich bei meinem Projekt «we do!» auf
die Konzeptentwicklung von Hochzeiten, wofür ich eine neue Form erarbeiten
musste. Dieses neue Angebot sollte es dem Paar ermöglichen, sich gemeinsam
und intensiv mit seinen Bedürfnissen und Ideen auseinanderzusetzen; aber zugleich sollte es der häufig angetroffenen Überforderung der Paare entgegenwirken, welche durch die Komplexität einer Hochzeit verursacht und durch den der
Hochzeitsplanung anhaftenden Arbeitscharakter verstärkt wird. Aufgrund einer
disziplinübergreifenden Mustererkennung in Prozessabläufen der beiden Bereiche Hochzeitsplanung und Designprozess gewann ich den Eindruck, dass sich
die Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess zum Ansatz für die
neue Form nehmen lasse. Dafür bot sich ein systematischer Vergleich der beiden
kontextfremden Themenfelder als wissenschaftliche Methodik an.
Bezüglich schriftlichem Teil der Thesis war mir wichtig, die Zeit konstruktiv
nutzen und daraus für die gestalterische Praxis umsetzbare Erkenntnisse generieren zu können. Insofern hat die gestalterische Praxis den schriftlichen Teil
thematisch durchaus mitbestimmt und gewissermassen auch eingeengt.
Erkenntnisverwertung in der gestalterischen Arbeit
Durch kritischen Umgang mit unterschiedlichen Theorien der beiden Prozesse
und daraus resultierender Entwicklung eigener Modelle konnte ich in der schriftlichen Auseinandersetzung fundierte Erkenntnisse erzielen. Insbesondere liess
47
sich dabei auch aufzeigen, inwiefern die Betrachtung der Hochzeitsplanung als
Designprozess zum Ziel einer Hochzeit – der authentischen Inszenierung der
Paaridentität – beitragen und wie dieser Prozess dabei durch den Einsatz von
Service Design-Methoden vereinfacht werden kann. Die subjektive wie auch die
gesellschaftliche Relevanz dieser Betrachtung wurde im Kapitel «Kritische Würdigung und Ausblick» bereits dargelegt. Zugleich wurden aus der Untersuchung
praxisnahe und umsetzbare Empfehlungen bezüglich Konzeption authentischer
Hochzeitskonzepte hergeleitet, wobei diese in einem non-linearen Leitsystem
zusammengefasst wurden. Basierend auf diesem in der Theorie definierten Prozessmodell wurde im gestalterischen Teil der Masterarbeit ein Workshop konzipiert, in welchem Paare mit Hilfe kreativer Methoden angeleitet werden, ihr
ganz persönliches authentisches Hochzeitskonzept zu entwickeln, weshalb der
Prozess von einer Fachperson aus dem Bereich Service Design zu begleiten ist.
Inhalt und Inszenierung dieses Workshops bilden den praktischen Teil der Master-Thesis.
Der Aufbau des entwickelten Workshops entspricht den vier in der theoretischen
Untersuchung definierten Schritten des Idealtypus einer Hochzeitsplanung,
wobei sich der letzte Schritt aber auf die Vorbereitung der Konzeptumsetzung
konzentriert und somit verkürzt wurde. Die in der schriftlichen Auseinandersetzung angesprochene optionale Dokumentation wird dabei insofern in der
Dienstleistung miteingebunden, als dass das Paar bei den diversen Übungen selber umfangreiches Material zusammenstellt und der Prozess ausserdem von der
Workshopleitung fotografisch dokumentiert wird. Auf zusätzliche weitergehende Dokumentationen wird zum einen aus Zeit- und zum anderen aus KostenGründen verzichtet.
Nebst der grundsätzlich theoriebasierten Einstellung, die Hochzeitsplanung als
Designprozess zu betrachten und meiner daraus abgeleiteten Weiterentwicklung
des neuartigen Prozessmodells konnte auch bezüglich Ausgestaltung des Workshops von Erkenntnissen der theoretischen Untersuchung profitiert werden. Wie
im Ausblick als mögliche Erweiterung vorgeschlagen, wurde eine Vielzahl an
unterschiedlichen Methoden auf ihre Anwendbarkeit im Kontext der Hochzeitsplanung überprüft, wobei diese sinngemäss angepasst, durch eigens entwickelte
Methoden ergänzt und in spezifische Übungen integriert wurden. So gesehen
darf man zu recht feststellen, dass die im schriftlichen Teil eingenommene Arbeitshaltung bzw. die kritische Betrachtung von Modellen und Methoden sowie
die disziplinübergreifende Arbeitsweise im gestalterischen Teil der Arbeit weitergeführt wurde. Hierbei inspirierten für die Gestaltung der erwähnten Übungen unter anderem Methoden aus Design, Marketing, Kreativitätstechnik und
Projektmanagement.
48
Um der in der These definierten Problematik der Komplexität einer Hochzeit und
der daraus resultierenden Überforderung entgegenzuwirken, soll sich das Paar
durch Fokussierung auf die eigene Authentizität als Paar im Dschungel der heu-
tigen Gestaltungsmöglichkeiten von Hochzeiten zurechtfinden. Schwerpunkt der
konzipierten Übungen liegt daher jeweils auf einer bewussten Auseinandersetzung mit Bedürfnissen sowie deren Hinterfragung zwecks Konkretisierung von
Wünschen. Ganz im Sinne von Designprozessen organisiert der Workshop somit
bewusst reflektierende und bewertende Schritte, womit auch der von Psychologin und Paartherapeutin Denise Ineichen empfohlene «entwicklungsorientierte
Ansatz» aufgenommen wird.
Dieser iterative Ansatz wird jedoch nicht nur in dem als Endprodukt angestrebten Workshop verfolgt, er wurde bereits auch bei dessen Entwicklung praktiziert.
So wurden beispielsweise in Testdurchläufen mehrfach Workshopaufbau und
Übungen überprüft und überarbeitet. Das angesprochene Prinzip der Iteration
soll zudem auch bei einer eventuellen Umsetzung des Projektes im Markt Anwendung finden, wo die fortlaufende Optimierung der Übungen unumgänglich
sein würde.
Ein weiterer Fokus der Übungen liegt auf dem Ausbrechen aus Erwartungshaltungen und brauchtümlich verankerten Hochzeitsmustern, wozu die in der These angesprochenen gesellschaftlichen und persönlichen Erwartungen behutsam
thematisiert werden sollen. So wird beispielsweise in einer Übung alles aufgelistet, «…was unbedingt zu einer Hochzeit gehört», um anschliessend sämtliche
Stichworte wieder durchzustreichen, welche nicht tatsächlich ein Muss sind, um
einander zu heiraten. Das Paar soll sich nicht mit blossem Entsprechen gängiger Erwartungen begnügen, sondern eigene Ideen entwickeln: in der genannten
Übung sammelt das Paar anschliessend weitere Aktivitäten, die es sich für seine
eigene Hochzeit wünscht.
Ebenfalls folgenreich sind die Auswirkungen der schriftlichen Auseinandersetzung auf die gestalterische Praxis dadurch, dass die Hochzeitsplanung dem
Fachbereich Service Design zugesprochen wurde. Der Einfluss dieser Betrachtungsweise hat sich bereits auf die Form des Workshops, also das kollaborative Arbeiten an sich ausgewirkt, insbesondere aber entstammen auch einzelne
Methoden und Ansätze dem Aufgabenbereich von Service Design. So wird im
Workshop auf Bedürfnisse sämtlicher Beteiligter eingegangen, wobei allerdings
auf den direkten Miteinbezug aller Stakeholders, wie ihn die Service Design
Theorie verlangt, aus organisatorischen Gründen verzichtet werden muss. Klar
dem Service Design Aspekt zugeordnet ist auch die starke Konzentration der
Übungen auf die Gestaltung eines ganzheitlichen Erlebnisses, wobei die Sequenzierung des Events und die darauf wiederholten Bezugnahmen darauf eine einheitliche Gestaltung vereinfachen.
Zudem wird der geschilderte Ansatz visuell in der Darstellungsform der Konzeptteile umgesetzt, welche sich an derjenigen eines vereinfachten Blueprints
orientieren. So wird im entwickelten Hochzeitsworkshop ein mehrseitiges Konzept erarbeitet, wobei dessen A2-Bögen, welche Storyboard, einzelne Touchpoints sowie Support-Prozesse beinhalten, übereinander gelegt werden können.
Dadurch wird dem Paar eine Kontrolle zwecks Stimmigkeit sowohl innerhalb
49
einzelner Touchpoints und Sequenzen als auch betreffend dem gesamten Konzept ermöglicht. Eine weitere Fokussierung auf den Bereich Service Design findet selbstverständlich in der Einbettung des Workshops in eine markttaugliche
Dienstleistung statt, worauf an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden
muss.
Persönliche Herausforderungen
Abgesehen von den für die Produktion genutzten Erkenntnissen hat die theoretische Arbeit die gestalterische Entwicklung des Projektes aber auch durch die
zeitaufwändige Ausarbeitung behindert. So war es mir nicht möglich, wie geplant zusätzlich am praktischen Teil der Umsetzung weiterzuarbeiten, womit ich
meine Erwartungen an mich selbst und an mein Masterstudium herunterschrauben musste.
50
In persönlichen Clinch versetzte mich zudem das Feedback auf die erste Fassung der These, wobei ich hier lediglich den einen Punkt hervorheben möchte:
Das ursprüngliche Konzept meiner theoretischen Arbeit konzentrierte sich auf
die grundlegende Disziplinübergreifung der beiden disziplinfremden Kontexte,
doch es stiess auf Unverständnis, weil die Hochzeitsplanung sowieso klar dem
Designprozess zugewandt sei und auch so behandelt werde. Diese Kritik widersprach jedoch zum einen ganz klar meinen Recherchen, die in Breite und Tiefe
ausführlich dokumentieren und darlegen, dass die Hochzeitsplanung in der Praxis von Brautpaaren nicht als Designprozess behandelt wird und zum anderen
dem grossen Interesse, auf welchen mein Ansatz in Gesprächen z. B. mit Brautpaaren und einer Hochzeitsplanerin stiess.
Im Feedback wurde aber eine Fokussierung auf die Methodik und insbesondere
auf die des Service Designs gefordert. Dadurch sah ich mich gezwungen, eine
grundsätzlich komplett neue These zu erarbeiten, was meiner ursprünglichen
Absicht – die Hochzeitsplanung aufgrund bisher fehlenden Anschauungen überhaupt erst einmal in den Kontext Design zu bringen und die beispielhafte Methodik erst in der Praxis vertieft zu behandeln – stark widersprochen hätte.
Nachdem ich die Situation zuerst analytisch betrachtet und anschliessend mögliche Lösungen aufskizziert habe, entschied ich mich, dem Konvergenz-Divergenz
Schema folgend, die These in zwei Teile aufzusplitten bzw. die These um eine
zweite These zu ergänzen. So wurde dem bereits verfassten ersten grundlegenden Vergleich der beiden Prozesse eine vertiefte und beispielhaftere Anschauung
im Methodik Bereich des Service Design angefügt. Trotz anfänglichen Schwierigkeiten konnte ich die beiden Teile so in ein sinnvolles Gleichgewicht bringen, wovon ich – auch das sei hervorgehoben – insofern profitieren konnte, als
dass ich in meinem Vorhaben, Service Design-Methoden in der neu entwickelten
Form einzubinden, durch die zusätzliche vorausgehende wissenschaftliche Untersuchung bestärkt wurde. Insofern konnte ich schlussendlich von beiden Teilen
der These etwas profitieren, wobei der Gewinn an Erkenntnissen für meine praktische Arbeit deutlich im ersten Teil der These liegt.
Profitieren konnte ich dabei vor allem von einer wegweisenden Situation zu Beginn der Auseinandersetzung: gestandene Designmodelle als Studentin zu hinterfragen und zu wagen, gar ein Konsensmodell daraus zu erarbeiten, kostete
mich anfänglich sehr viel Überwindung. Diese Entscheidung hat mich aber darin bestärkt, weiterhin mutig eigene Modelle und Methoden zu definieren, und
eigene Wege zu suchen, um zu gewünschten Ergebnissen zu gelangen. Die Untersuchung und Neuentwicklung von Modellen und Methoden hat mich nämlich derart zu interessieren begonnen, dass ich im Anschluss daran in der Praxis
eine Vielfalt an eigenen Techniken und Übungen entwickeln konnte, die in den
Testdurchläufen nicht nur freudig erprobt, sondern auch wegen ihrer Originalität
und Anwendbarkeit mehrfach gelobt wurden, die vor allem aber auch zu den
geplanten Ergebnissen führten. Besonders motiviert hat mich unter diesen positiven Rückmeldungen speziell die ermunternde Begeisterung für das Projekt von
meiner externen Mentorin Denise Ineichen.
Belastend für mich aber war über den gesamten Prozess hinweg die wiederkehrende Belächelung der Thematik Hochzeit, hauptsächlich durch im Designbereich tätige Personen. Das Thema scheint im Fachbereich Design zum einen noch
gänzlich unangetastet zu sein, zum anderen aber auch als irrelevant betrachtet zu
werden. Hier hatte ich zum ersten Mal in meinem Designstudium persönlich mit
den Gefühlen von Unverständnis und Ablehnung zu kämpfen. Ich vertrete die
Ansicht, dass Design erstens eine Dienstleistung ist und dass somit subjektive
Wertungen dem Kundenbedürfnis unterzuordnen sind; zweitens gehört es zur
Professionalität, sich der Relativität subjektiver Wahrnehmungen von Ästhetik
auch im alltäglichen Handeln bewusst zu sein, besonders wenn die gesellschaftliche Relevanz einer Thematik nicht zu übersehen ist und eine nachweislich stark
wachsende Industrie die Thematik aufgreift.
Die theoretische und gestalterische Arbeit hat mir jedenfalls geholfen, eine optimierte Praxis der Hochzeitsplanung zu schaffen und mit der vorgelegten Konzeptionsform ein Angebot für tatsächlich bestehende Bedürfnisse zu schaffen,
indem der im Markt zu eng gewichtete psychologische Aspekt einer Hochzeit ins
Zentrum gerückt wird. Ohne die wissenschaftliche Untersuchung, deretwegen
es zur elementaren Unterstützung meines Vorgehens durch Frau Ineichen kam,
hätte ich kaum den Mut aufgebracht, als Design-Studentin eine derart starke Gewichtung der psychologischen Aspekte in meinem Projekt anzustreben. Zudem
konnte ich durch diese Auseinandersetzung die wesentlichen Faktoren der zu
entwickelnden Dienstleistung erarbeiten, in welcher Orientierung und Fokussierung auf eigene Bedürfnisse, die Nutzung der Authentizität als Orientierungshilfe und die gemeinsame Zielsetzung von zentraler Bedeutung sind.
51
Zusammenfassung der Reflexion
Es darf zusammenfassend hervorgehoben werden, dass die wissenschaftliche
Untersuchung und die gestalterische Praxis sich in meiner Master-Thesis sinnvoll
ergänzt haben. Der schriftliche Teil meiner Masterarbeit trug als vertiefte Recherche massgebend zur Entwicklung des Projektkerns des gestalterischen Teils
der Master-Thesis bei. Insbesondere wurden dabei aus dem Angebot einschlägiger Fachtheorie neue Handlungsmöglichkeiten für die Praxis abgeleitet, wobei
die Struktur einer neuen Hochzeitsplanungsform geschaffen wurde, welche den
Angebotskern und die Basis für die gestalterische Umsetzung bildeten.
Insofern wurden sowohl Haltung der Betrachtung der Hochzeitsplanung als Designprozess, als auch das entwickelte Leitsystem samt Konzentration auf vereinfachende Service Design-Methoden übernommen. Abgeleitete Empfehlungen
konnten aufgrund der Praxisnähe der wissenschaftlichen Untersuchung ohne
Umwege in die gestalterische Arbeit umgesetzt, dort überprüft und weiterentwickelt werden. Zudem wurden sämtliche Empfehlungen des Experteninterviews
mit Psychologin und Paartherapeutin Denise Ineichen in der theoriegeleiteten
Praxis aufgenommen und umgesetzt.
Danke
Im Sinne des kollaborativen Arbeitens bedanke ich mich an dieser Stelle für die
Zusammenarbeit im Projekt «we do!» herzlich bei Frau Denise Ineichen, deren
positive Rückmeldung auf das Projekt mich sehr motivierte. Ebenso bedanke ich
mich für die spannenden Gespräche und Feedbacks bei den Brautpaaren Janine
und Mirco, Annina und Tobias, Veronika und Philip, Irina und Björn und der
lieben Maja. Im Speziellen geht ein grosses Dankeschön an Veronika und Philip, welche sich für Testdurchläufe und Feldrecherche zur Verfügung stellten.
Ein ganz spezieller Dank geht zudem an Christian, der unentwegt für sämtliche
weitere Testversuche kritisch und aufmerksam durchlaufen hat. Danke auch an
meine Mentoren Andrew Polaine und Axel Vogelsang, sowie meine Service Design Mitstudenten. Ein weiteres grosses Merci gilt Armin und Bernadette für die
hilfreiche und anspornende Unterstützung.
«we did».
52
Verzeichnisse
Quellennachweis
-- Best, 2010
Best, Kathryn (2010), Grundlagen des Designmanagements, Stiebner Verlag GmbH,
München.
-- Bodenmann/Fux Brändli, 2010
Bodenmann, Guy/Fux Brändli, Caroline (2010), Was Paare stark macht: Das Geheimnis glücklicher Beziehungen, 3. Auflage, Beobachter-Buchverlag, Zürich.
-- Bohlmann, 2010
Bohlmann, Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse Deutschland:
Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen Masterarbeit,
GRIN Verlag, München.
-- BFS, 2012
Bundesamt für Statistik Schweiz (2012), Heiraten, Bevölkerungsbewegung – Indikatoren [Internet], gesehen 09.08.12, http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/
themen/01/06/blank/key/05/01.html.
-- Centilivres, 2011
Centlivres, Pierre (2011), Historisches Lexikon der Schweiz: Übergangsriten, [Internet], gesehen 30.07.2012, http://www.hls-dhs-dss.ch/index.php.
-- Dionisio, 2008
Dionisio, Alexandra (2008), Handbuch für unsere perfekte Hochzeit, 4. Auflage,
Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München.
-- Drenger 2006, S. 32 f., in: Bohlmann, 2010
Drengner, J. (2006), Imagewirkungen von Eventmarketing, 2. Auflage, Wiesbaden,
2006, in: Bohlmann, Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse
Deutschland: Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen
Masterarbeit, GRIN Verlag, München, S. 32f.
-- Dubberly, 2004
Dubberly, Hugh (2004), How do you design?: A Compendium of Models, [Internet],
gesehen 25.07.2012, http://www.dubberly.com/articles/how-do-you-design.html.
-- Dubberly et al., 2008
Dubberly, Hugh/Evenson, Shelley/Robinson, Rick (2008), The Analysis-Synthesis
Bridge Model, [Internet], gesehen 27.07.2012, http://www.dubberly.com/wp-content/
uploads/2008/06/ddo_interactions_bridgemodel.pdf.
-- Duden, 2007
Dudenredaktion (2007), Duden: Das Fremdwörterbuch, 9. Auflage,Dudenverlag,
Mannheim.
-- Farrell, o. J. zit. n. Keene, 2012
Farrell, o. J. zit. n. Keene, Meg (2012), A Pracitcal Wedding: Creative Ideas for Planning a Beautiful, Affordable, and Meaningful Celebration, Da Capo Press, Boston, S. 115.
-- Flüe, 2009
Flüe, Karin von (2009), Trau dich! Das gilt in der Ehe: Finanzen, Kinder, Partnerschaft – was Eheleute wissen müssen, Beobachter-Buchverlag, Zürich.
-- Harris/Ambrose, 2010
Harris, Paul/Ambrose, Gavin (2010), Design Thinking: Fragestellung-RechercheIdeenfindung-Prototyping-Auswahl-Ausführung-Feedback, Stiebner Verlag GmbH,
München.
53
-- Hegeman, 2008
Hegeman, Jamin (2008), The Thinking Behind Design, [Internet], gesehen
14.08.2012, http://jamin.org/portfolio/thesis-paper/thinking-behind-design.pdf.
-- Ineichen, Interview, 07.08.2012
Ineichen, Denise (2012), Die Hochzeitsplanung als Designprozess: Vor- und Nachteile
einer solchen Anschauung, [Interview], Praxis Dr. Karli, Lenzburg, 07.08.2012.
-- Isemeyer, 1998, in: Bohlmann, 2010
Isemeyer, Manfred (1998), Über Hochzeiten: Auszug aus: Hochzeit auf Hawaii.
Zum Bedeutungswandel eines Festes, in: humanismus heute, Heft 2, Berlin 1998,
S. 54-61, in: Bohlmann, Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse
Deutschland: Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen
Masterarbeit, GRIN Verlag, München.
-- Jobs, 1996
Jobs, Steve (1996), The Next Insanely Great Thing, in: Wired, 4.02, S. 1, [Internet],
gesehen 15.08.12, http://www.wired.com/wired/archive/4.02/jobs_pr.html. -- Keene, 2012
Keene, Meg (2012), A Pracitcal Wedding: Creative Ideas for Planning a Beautiful,
Affordable, and Meaningful Celebration, Da Capo Press, Boston.
-- Koberg/Bagnall, 1981, in: Rapid Injection, 2001
Koberg, Don/Bagnall, Jim (1981), The All New Universal Traveler: A Soft-Systems
Guide To Creativity, in: Rapid Injection Molding Journal, Jg. 2001, 2. Ausgabe
[Internet], gesehen 14.08.2012, http://www.protomold.com/Documents/UnitedStates/2006_issue_2.pdf.
-- Koberg/Bagnall, 1990, in: Dubberly, 2004
Koberg, Don/Bagnall, Jim (1990), Universal Traveler, 2. Auflage, Crisp Publications,
1990, in: Dubberly, Hugh (2004), How do you design?: A Compendium of Models,
[Internet], gesehen 25.07.2012, http://www.dubberly.com/articles/how-do-you-design.html, S. 14 ff.
-- Kohler, 2011
Kohler, Alexandra, 2011, Der teure schönste Tag im Leben: Am 11.11.2011 wird
kräftig geheiratet – für ihre Hochzeit scheuen Paare keine Kosten, NZZ Online,
10.11.11, gesehen 12.05.2012, http://www.nzz.ch/magazin/mobil/die_teure_traumhochzeit_1.13262520.html.
-- Kolko, 2011
Kolko, Jon (2011), Exposing the Magic of Design: A Practitioner’s Guide to the
Methods & Theory of Synthesis, Oxford University Press, New York.
-- Kuprecht, 2008
Kuprecht, Rita (2008), Freund und Helfer im Hochzeitstrubel: Interview mit Michael
Höhle, in: Swiss Wedding, 3/2008, S. 160-162.
-- Levend, 2012
Levend, Helga (2012), Rituale: Der Kitt der Liebe, in: Psychologie Heute compact,
Heft Nr. 31, S.54-57.
-- Mager/Gais, 2009
Mager, Birgit/Gais, Michael (2009), Service Design: Design studieren, Wilhelm
Fink GmbH und Co. Verlags-KG, Paderborn.
-- MahrenholtzI/Parisi, 2007
Mahrenholtz, Katharina/Parisi, Dawn (2007), Hochzeit: Vom Antrag bis zu den
Flitterwochen, Sanssouci im Hanser Verlag, München.
54
-- Nave-Herz, 1994, in: Bohlmann, 2010
Nave-Herz, Rosemarie (1994), Anprachen, Aufsätze, Vorträge, Nr. 64 Rosemarie
Nave-Herz, Warum noch Heirat?, Busch F., Havejost H. Oldenburger Universitätsreden (Hrsg.), Oldenburg in: Bohlmann, Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse Deutschland: Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen Masterarbeit, GRIN Verlag, München.
-- Nave-Herz, 2004, in: Bohlmann, 2010
Nave-Herz, Rosemarie (2004), Ehe und Familiensoziologie, Eine Einführung in
Geschichte, theoretische Ansätze und empirische Befunde, 2. Auflage, München, in:
Bohlmann, Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse Deutschland:
Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen Masterarbeit,
GRIN Verlag, München.
-- Paar-Interviews, 18.02.2012-15.03.2012
Paar-Interviews (2012), Eure Hochzeitsplanung: Vorgehen und Schwierigkeiten,
[Interviews], jeweils beim Paar zuhause, 18.02.2012-15.03.2012.
-- Peuckert, 2008, in: Bohlmann, 2010
Peuckert, Rüdiger (2008), Familienformen im sozialen Wandel, 7. Auflage, Wiesbaden, in: Bohlmann, Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse
Deutschland: Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen
Masterarbeit, GRIN Verlag, München.
-- Polaine, 2010:
Polaine, Andrew (2010), DOTT Cornwall – Design In Our Time –26th March 2010:
Service Design Workshop [Internet], gesehen 04.10.2012, http://de.slideshare.net/
apolaine/dott-cornwall-introduction-to-service-design-and-methods.
-- Polaine, 2012:
Polaine, Andrew (2012), Service Design Insights, Blueprints, Experiences & Prototypes [Internet], gesehen 04.10.2012, http://www.polaine.com/playpen/media/webdagene2012/apolaine_webdagene_2012_workshop.pdf
-- Reichertz, 2009, in: Bohlmann, 2010
Reichertz, Jo (2009), Die Macht der Worte, 2. Auflage, Wiesbaden, in: Bohlmann,
Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse Deutschland: Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen Masterarbeit, GRIN
Verlag, München.
-- Remberg, 1995, in: Bohlmann, 2010
Remberg, Annette (1995), Wandel des Hochzeitsbrauchtums im 20. Jahrhundert,
Münster, in: Bohlmann, Nina (2010), Hochzeitsmarketing - Hochzeitsmarktanalyse
Deutschland: Strategieableitung für die Kommunikation von Hochzeitsagenturen
Masterarbeit, GRIN Verlag, München.
-- Scheider/Rüger, 2007
Scheider, Norbert/Rüger, Heiko (2007), Value of Marriage: Der subjektive Sinn der
Ehe und die Entscheidung zur Heirat, in: Zeitschrift für Soziologie, JG. 36, Heft 2
April, S. 131-152.
-- Seutter, 2011
Seutter, von Lötzen Claudia (2011), Das Hochzeitsbuch: Etikette für Brautpaare,
Eltern, Trauzeugen und Gäste, Collection Rolf Heyne GmbH & Co. KG, München.
-- Silberschmidt-Muriset, 2011
Silberschmidt-Muriset, Chantal (2011), Ihr Vorteil, Art of Wedding [Internet], gesehen 14.08.2012, http://www.artofwedding.ch/?page_id=17.
-- Stickdorn/Schneider, 2011
Stickdorn, Marc/Schneider Jakob (2011), This is Service Design Thinking.: Basic–
Tools–Cases, BIS Publishers, Amsterdam.
-- Tassi, 2009a:
Tassi, Roberta (2009) Actors Map, Tools [Internet], gesehen 04.10.2012, http://www.
servicedesigntools.org/tools/36.
55
-- Tassi, 2009b:
Tassi, Roberta (2009) Blueprint, Tools [Internet], gesehen 04.10.2012, http://www.
servicedesigntools.org/tools/35.
-- The Copenhagen Institute of Interaction Design, 2008 zit. n. Stickdorn in: Stickdorn/
Schneider, 2011
The Copenhagen Institute of Interaction Design (2008), What is Service Design?
[Internet], gesehen 10.08.2010, http://ciid.dk/symposium/sds/, zit. N.: Stickdorn,
Marc/Schneider Jakob (2010), This is Service Design Thinking.: Basic–Tools–Cases,
BIS Publishers, Amsterdam, S. 30.
-- Trost, 1989, in: Nave-Herz, o. J., in: Scheider/Rüger, 2007
Trost, J., (1989), Nichteheliche Lebensgemeinschaften. S. 363–373 in: Nave-Herz, R.
/ Markefka, M. (o.J.), Handbuch der Familien- und Jugendforschung. Band 1. Neuwied: Luchterhand, in: Scheider, Norbert/Rüger, Heiko (2007), Value of Marriage:
Der subjektive Sinn der Ehe und die Entscheidung zur Heirat, in: Zeitschrift für
Soziologie, JG. 36, Heft 2 April, S. 131-152.
-- Universität Zürich, 2012
Universität Zürich (2012), Aktuelle Themen für Master- und Lizentiatsarbeiten,
[Internet], gesehen 15.05.12, http://www.psychologie.uzh.ch/fachrichtun- gen/klipsa/
team/mluder/lizarbeiten-aktuell.html.
-- Wallace, 2004, zit.n.: Keene, 2012
Wallace, Carol (2004), All Dressed in White: The Irresistible Rise of the American
Wedding, o. S., Penguin Books, o.O., zit. n.: Keene, Meg (2012), A Pracitcal Wedding: Creative Ideas for Planning a Beautiful, Affordable, and Meaningful Celebration, Da Capo Press, Boston. S. 61.
Abbildungsnachweis
Sämtliche abgebildeten Tabellen und schematischen Darstellungen wurden von
der Autorin Patricia Schlienger erstellt.
---------
56
Abb. 1: Vergleichstabelle Designprozessmodelle, Seite 16
Abb. 2: Vergleichstabelle Hochzeitsplanungsmodelle, Seite 21
Abb. 3: Vergleichstabelle Konsensmodelle, Seite 23
Abb. 4: Skizzenhafte Service Ecology Map einer Hochzeit, Seite 35
Abb. 5: Service Ecology Map als Zielscheibe, Seite 35
Abb. 6: Service Ecology Map als Mindmap, Seite 36
Abb. 7: Personas «Lilly» und «Oskar», Seite 38
Abb. 8: Blueprint einer Hochzeit, Seite 40
Anhang
I. Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht.
Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch in ähnlicher Form einer anderen
Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht.
Datum: Unterschrift:
Luzern, den ......................................
....................................................................
57
II. Entwickelte Prozessmodelle
«Idealtypus designorientierte Hochzeitsplanung» (P. Schlienger, 2012)
1. Recherche & Wunschdefinition
-- Heiratsmotivation ergründen, Bedürfnisse klären
-- Werte & Standpunkte definieren, Charakter, Beziehung & Paaridentität erforschen,
Wir-Gefühl stärken
-- Wichtigstes Merkmal Paar und Hochzeit definieren, Leitsatz
-- Wünsche & Vorstellungen definieren und austauschen
2. Ideenfindung & Eckpunktdefinition
-- Inszenierungsthemen suchen, Ideen sammeln, visualisieren, austauschen
-- Realitätscheck, Reflexion: Leitsatz, Ideen einzeln reflektieren, Gedanken austauschen
-- Auf Idee fokussieren, Eckpunkte definieren
3. Planung & Reflexion
-----
Inszenierung entwickeln, Details ausarbeiten, Konzept entwickeln
Visualisierung, Moodboards, Ablauf kontrollieren und planen
Realitätscheck, Reflexion: Leitsatz, Gedanken austauschen
Anpassen, überarbeiten
4. Organisation & Erinnerung
-- Konzept umsetzen, organisieren, in Auftrag geben, reservieren
-- Konzept umsetzen, Prozessdokumentation
-- Zurückblicken, Erinnerung an Planungs-Prozess und Event
58
«Konsensmodell Designprozess» (P. Schlienger, 2012)
1. Recherche & Auswertung
-----
Auftrag erhalten, definieren
Forschen, Entdecken, Recherchieren
Auswerten
Problem & Ziel definieren
2. Ideengenerierung & Fokussierung -- Ideen kreieren
-- Ideen beurteilen und bewerten
-- Auf Idee fokussieren, Idee(n) auswählen
3. Lösungsentwicklung & Reflexion -----
Lösung weiterentwickeln
Lösung testen
Lösung reflektieren
Lösung verbessern
4. Umsetzung & Evaluation
-- Lösung ausführen, implementieren
-- Lösung präsentieren, dokumentieren
-- Umsetzung reflektieren, kontrollieren
59
«Konsensmodell Hochzeitsplanung» (P. Schlienger, 2012)
1. Vorstellungsdefinition
-- konkrete Wünsche austauschen
-- Vorstellungen erläutern
2. Eckpunktbestimmung
-----
Datum (inkl. Tageszeit)
Ort
Gäste / Grösse
Budget
3. Planung
-- Ablauf definieren
-- Dekoration & Details
4. Organisation
-- Reservationen
-- Buchungen
-- Umsetzung
60
III. Angesprochenes psychologisches Modell:
«Lösungen finden»
(Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 52f )
1. Bedürfnisse klären
-- Was?
-- Warum?
2. Lösungen vorschlagen
-- möglichst viele Vorschläge entwickeln
3. Lösungen bewerten
-- inkl. kurz- und langfristiger Konsequenz
-- Entscheidung treffen
4. Vorgehen planen
-- einzelne Schritte planen
5. Durchführen
-- Lösung ausprobieren
6. Bewerten des Erfolgs
-- überprüfen
-- Lösungsprozess erneut durchleben
61
62
• Themenfindung / Hochzeitskarte gestalten
• Zeitaufwand
• unerwartete Auslagen / Kommunikation
bezüglich Kostenbeteiligung
• Lokalität und Traulokal (inkl. Termin) finden
• Weddingplanner, Band und Fotograf finden
• Spiele-Ideen finden (Fremdplanung)
• Zurechtfinden in unübersichtlichem Markt
• Bedürfnisse erfragen & Entscheidungen fällen
• Gästeliste definieren
• Nicht eingehaltene von Abmachungen
Festgestellte Schwierigkeiten
Hilfsmittel zur Gestaltung fehlen
Hochzeit soll einzigartig und authentisch sein
Themenfindung macht Mühe
Planung will gemeinsam erlebt werden
Einladungskarte, wird gerne selbst gestaltet
Location hat grossen Stellenwert
Internet bietet keine perfekte Hilfe
Kein Hochzeitsplaner wegen Budget oder aus
Angst vor unpersönlicher Hochzeit
• Hochzeitsmarkt wird als überteuert wahrgenommen
• Anbieterübersicht fehlt
•
•
•
•
•
•
•
•
Erkenntnisse
Die Paare haben sehr gerne und ehrlich auf meine Fragen
geantwortet. Lücken im Angebot waren klar erkennbar. Vielfach wurde eine traditionelle Feier als langweilig bezeichnet
und hauptsächlich soll die Feier jeweils anders sein als bei andern.
Persönlicher Eindruck:
Janine & Mirco, Zofingen, 18.02.12
Annina & Tobias, Birsfelden, 28.02.2012
Maja (& Luca), Bern, 09.03.2012
Veronika & Philip, Aarau, 10.03.2012
Irina & Björn, Basel, 15.03.2012
Interviewpartner:
Interviewauswertung
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Gestaltungshilfen / Hilfe für Einladungskarte
Umsetzungs-Workshops
Unterstützung Themenfindung
Anbieterüberblick
Lokalitätenfinder
unabhängige Referenzseite
alternativen zu Ratgebern
Günstigere Angebote
Hinweise auf Kostenfallen
Inspirationsseite mit Konzepten
(flexible Module) / Styleguide /
CH-Inspirationsblog
interaktive Spiele-Übersichts-Platform
Männerangebote / Unterstützung für Männer
Checkliste für amtliche Änderungen
spez. Planerinnen (Budget, Land, Regional)
CH-Wedding-Guide mit Lokalitäten-Geheimtipps
Notizsammelbuch für alle Beteiligten
Masterarbeit-Ergebnisse als Magazin
(aufklärend, warnend)
Umeltfreundliche Angebote
Zum Verkauf frei stehende Häuser für 1-3 Tage
als Location Mieten
pers. Auseinandersetzung mit Paarcharakter
Planung als Teil des Heiratens
Kreativität ist bei Paaren vorhanden
sich Zeit nehmen
Konzeptinspiration
besuchte Hochzeiten als Inspiration
günstigere Angebote
Mithilfe von Bekannten
Übersicht in den Markt bringen
Erfahrung mit Anbietern
Bilder als Visualisierung
Schweiz als Hochzeitsstandort
Professionelle Beratung
Genannte Wünsche
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Festgestellte Chancen
Bloss nicht 0815 und Hauptsache
anders als bei allen andern!
IV. Zusammenfassung der Paar-Interviews
18. Februar 2012 bis 15. Mär z 2012 (vgl. Paar-Inter views, 18.02.2012-15.03.2012) Datum
Standesamt, Dokumente
Flitterwochen
Budget
Thema
Gästeliste
Location
Save The Date-Karten
Trauzeugen
Ablauf
Ringe
Coiffeur
Blumen
Kleidung
Einladung
Deko
Zeremonie
Tätschmeister
Vorberieitungsgespräch mit STandesamt
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Datum
Ringe
Gästeliste
Location
Ablauf
Einladung
Tätschmeister
Zeremonie
Thema
Deko
Blumen
-Budget
Kleidung
Standesamtstermin
Planungsablauf Janine & Mirco (ca. 9Mt.):
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Planungsablauf Annina & Tobias (ca. 12 Mt.):
63
--Datum
Einladung, Save The Date
Budget
Ringe
Name, ID & Pass
Standesamtstermin
Gästeliste, Trauzeugen
Location, Flitterwochen
Kleidung
Ablauf, Zeremonie, Tätschmeister
Thema, Deko
Coiffeur
Blumen
Datum, Standesamt
Trauzeugen
Einladung
Gästeliste
Ringe
Blumen
Deko
Coiffeur
Kleidung
Name
ID & Pass
(Budget immer die Frage)
• (eigentlich alles auf einmal und innert 2 Wochen)
• Datum
• Einladungskarte / Telefonanrufe / Gästeliste
• Location Trauung
• Feierlokalität
• Ringe
• Blumen
Planungsablauf Irina & Björn (2 Wochen):
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Planungsablauf Maja & Luca (12 Mt.):
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Planungsablauf Veronika & Philipp(erste Gespräche 2 Jahre im Voraus):
V. Experteninterview mit Denise Ineichen
07. August 2012, Lenzburg (vgl. Ineichen, 2012)
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Paartherapie ist ein Bereich meiner Arbeit, wobei dieser aber sicherlich nicht der
grösste Teil ist. Hauptsächlich sind die meisten Therapien bei mir aber Einzeltherapien oder dann Familientherapien. […]
Was ist Ihre Motivation im Arbeitsalltag? Was ist das Schönste an Ihrem Beruf?
Das ist, auf jeden Fall eine Entwicklung zu ermöglichen. Bei Blockaden, welche
innerhalb einer Person oder in Beziehungen von Personen stattfinden, wie einen
Prozess zu managen, zu begleiten, wobei aber die inhaltliche Verantwortung bei
den Patienten oder Klienten bleibt und dadurch auch Wachstum und Lösung ermöglicht. Das ist immer wieder sehr, sehr schön zu sehen, wenn dies gelingt. […]
Gibt es bei den Klienten ein Problemmuster, das sich abzeichnet? Ähneln sich
hier Fälle?
Ja und nein, um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas ausholen. Mein
eigener therapeutischer Hintergrund ist einerseits von der kognitiven Verhaltenstherapie geprägt, was eigentlich so das analoge, medizinische Modell ist. Man
hat ein Problem, ein Symptom, eine Erkrankung, und das behandelt man. Eigentlich wie in der klassischen Medizin. Diese ist sehr lösungsorientiert und fragt in
der Regel nicht, warum ein Problem da ist, um dies vereinfacht zu erklären.
Die andere Seite ist die systemische Therapie. Sie legt den Fokus hauptsächlich
auf das Beziehungsgeflecht, in welchem wir alle drin und aufgewachsen sind.
Dies darum, weil dies etwas vom Zentralsten ist bei der Entwicklung eines jeden
Einzelnen.
Wenn ich mich jetzt während der Arbeit mehr in diesem Bereich bewege, dann
geht es halt mehrheitlich darum, wie Menschen zueinander stehen und worum
gehts, und weniger um das «Wegtherapieren» eines Problemes.
Ein Muster gibt es in diesem Sinne nicht. Es kommt natürlich sehr darauf an, aus
welchen Gründen Klienten auch kommen. Patienten werden mir natürlich auch
zugewiesen, gerade weil ich diese Ausbildungen habe, dementsprechend habe
ich natürlich auch einen verzerrten Ausschnitt!
Im Bereich der psychischen Störungen, in welchem ich tätig bin, sind die zu behandelnden Fälle, welche über die Krankenkasse abgerechnet werden, natürlich
sehr unterschiedlich. Hier kann man wie keine spezielle Gemeinsamkeit ausmachen.
Im Bereich systemische Therapie jedoch gibt es ein solches Muster eher, da wäre
dann das Gemeinsame die Beziehungen und Konflikte und das Leid, welches
diese Konflikte verursachen können. […]
64
Laut Statistik sind die Heiratszahlen ganz leicht angestiegen, wohingegen weniger Konkubinate geschlossen wurden. Worin würden Sie Gründe suchen?
[…] Ich denke, dass die Zahlen noch zu wenig aussagen, um von einem Trend
sprechen zu können. Wenn man die Zahlen der Statistik auswerten würde, dann
wäre das innerhalb der Toleranz. […]
Man liest hingegen immer wieder vom Wertewandel und hier kann ich sicher
eine Tendenz bestätigen. Ich habe auch Jugendliche bei mir in Therapie, und da
ist es auch schön zu sehen, wie sich Ideen entwickeln. Wie sich ein Konzept einer
Beziehung entwickelt, wie das dann sein soll, was das Idealbild einer Beziehung
ist […] Hier nehmen sicher traditionellere Werte tendenziell wieder zu. Aber ich
denke, dass dies im Rahmen einer Pendelbewegung stattfindet. In den letzten
paar Jahren zeigte das Pendel eher in Richtung Freiheit und Unverbindlichkeit
und jetzt schwappt es leicht zurück, was dann halt eher Sicherheit garantiert.
Aber ob man da wirklich von einem Trend sprechen kann, da wäre ich vorsichtig.
Welche Rolle spielen da Lebensabschnittsrituale?
Meiner persönlichen Meinung nach ist es ein Problem, dass viele dieser Rituale,
welche sehr wichtig sind bzw. eine wichtige Funktion in unserem Leben übernahmen, eng mit Religion oder der Kirche als Institution verbunden sind. Hier
hat schon seit längerer Zeit eine Ablösung stattgefunden und der Kirche laufen
die Schäfchen davon. Ich beobachte da ein grosses Vakuum. Leute sind sich auch
der Wichtigkeit solcher Rituale nicht bewusst. Speziell in unserer westlichen Gesellschaft, welche sehr auf Ratio, auf Leistung ausgerichtet ist. Und mit rationalen Argumenten kann dies halt nur schwer erklärt werden. […]
Viele merken nicht, was fehlt, nur dass etwas fehlt. Es wird einfach ein Verlorensein und eine Sinnlosigkeit wahrgenommen. […] Es wäre meiner Meinung nach
wichtig, dem wieder Platz zu geben.
Wie verändert eine Ehe eine Beziehung?
Es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an und auch unter welchen Vorzeichen eine Heirat stattfindet und welches die Erwartungen sind. Ein Aspekt, der
sicher generell betrachtet werden kann, ist, dass es sich um einen Vertrag handelt
und dies andere Verbindlichkeiten nach sich zieht. Diese Verbindlichkeit und wie
diese wahrgenommen wird bzw. wie mit dieser umgegangen wird, dies ist wahrscheinlich die grösste Veränderung. Wenn man dies auf psychologischer Ebene
anschaut, kann dies natürlich ganz unterschiedliche Sachen auslösen. Ich denke
es lohnt sich, hier auch die unterschiedlichen Rollen von Männern und Frauen
trotz relativ emanzipierter Zeit anzuschauen. Bei vielen Paaren beobachte ich,
dass der Wunsch zu heiraten tendenziell eher von der Frau ausgeht. Männer tun
sich hier eher schwer, vor allem wenn sie eine höhere, akademische Ausbildung
haben, welche sehr lange dauert. Oft möchten sie danach nicht bereits wieder die
nächste Verpflichtung eingehen. Hier gibt es dann zwischen konkurrierenden
Bedürfnissen Spannungen. […]
Bei vielen Männern kommen hier auch Ängste auf. Was tun, wenn es nicht mehr
läuft? Viele Männer nehmen das Scheidungsrecht als zu ihren Ungunsten wahr.
Dies kann auf einer tieferen Ebene sehr viele Ängste auslösen.
Männer haben demnach bezüglich Heiraten mehr Ängste?
Meiner Erfahrung nach ja. Es geht halt viel auch um ökonomische und rechtliche
Aspekte.
Um einer Trennung entgegenzuwirken: was stärkt denn eine Beziehung ganz allgemein? Oder gibt es totale Killer?
[…] Zu dieser sehr wichtigen Frage gibt sehr viel Forschung. Eine Literaturempfehlung hierzu wäre John Gottmann. Er ist Amerikaner, ursprünglich Mathematiker, der sich später zum Psychologen weitergebildet hat. Er präsentierte in
den 90er Jahren und um die Jahrtausendwende wirklich phänomenale Resultate
diesbezüglich. Was er gemacht hat:
Er hat Mikroanalysen gemacht, indem er Paare zu sich ins Labor bat, eine Art
Wohnzimmer, und sie über Alltagsthemen miteinander sprechen liess. Er hat
dann die Kommunikation der Paare im Detail analysiert und phantastische Voraussagequoten präsentieren können über die Lebensdauer der Beziehung. Er
konnte danach sagen, ob die Beziehung die nächsten zwei Jahre überleben wird
oder nicht. Er hat damit herausgefunden, dass Entwertung, permanente Kritik
65
und ungelöste Probleme sehr belastend sind bzw. quasi Gift für eine Beziehung
sind (apokalyptische Reiter). Er hat darauf eine Formel aufgestellt: Für eine Entwertung benötigt es sieben wohlwollende Bemerkungen, Kommentare oder Interaktionen.
Für Paare lohnt es sich auf jeden Fall, ihr eigenes Interaktions- und Kommunikationsverhalten anzuschauen.
In einem Ratgeber vom Beobachter-Buchverlag bin ich auf das Wort Wir-Gefühl
gestossen: «Das Wir-Gefühl bedeutet, sich als eine Einheit zu definieren - und
nicht als zwei Ichs.» (Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 32). Können Sie mir dieses beschreiben bzw. erläutern?
Guy Bodenmann kommt aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Er ist hier einer
der bekanntesten Vertreter, welcher sich diese Themas annimmt, und er hat auch
seit zwei Jahren einen Lehrstuhl an der Universität Zürich, wo er das Thema
erforscht. […]
Er fokussiert auch sehr stark auf Kommunikation und Interaktion. Was John
Gottmann in seiner Forschug herausfand, wird bei Bodenmann in konkrete
Handlungsempfehlungen und vor allem auch Übungen umgesetzt. Wie kann
man mit Schwierigkeiten umgehen. […]
Ich fasse das Wir-Gefühl so auf: Etwas, das neu entsteht und mehr ist, als die
Summe der Teile. Es ist nicht nur, ich und du ergibt zwei und wir sind jetzt ein
Paar. Es ist wie wirklich eine eigene Identität. […]
Eine Supervisorin hat mal folgende Beschreibung eingeführt, welche im therapeutischen Kontext auch umgesetzt wird. Sie spricht von einem Paarwesen oder
-tier. Wie jedes Tier braucht dieses Nahrung, man muss es striegeln und ab und
zu mit ihm spazieren gehen. Man muss Zeit mit ihm verbringen und mit ihm Sachen unternehmen. […] Genau darum geht es eben in der Partnerschaft. […] Zeit,
Aufmerksamkeit und Bezogenheit sind ganz zentrale Begriffe in Beziehungen.
Sie wurden deshalb auch so wichtig, weil unsere Ansprüche an Beziehungen in
den letzten hundert Jahren exponentiell angestiegen sind. Von einer ökonomisch
bedingten Beziehung zu Seelenverwandtem, Freund, Tröster, feurigen Lover, […]
Diese Ansprüche sind häufig sehr unreflektiert und häufig einfach auch schlichtweg nicht zu erfüllen, vor allem dann nicht, wenn das Beziehungstierchen nicht
gefüttert wird. Es ist eine riesige Diskrepanz da.
Ein Grossteil der Arbeit besteht darin, dies einmal bewusst zu machen und dann
auch zu motivieren. […] Denn der Grundsatz, dass halt auch etwas dafür getan
werden muss, wird häufig nicht so gerne gehört.
Die Externalisierung ermöglicht es, eine andere Beziehung dazu aufzubauen.
[…] Gemeinsam den Blick auf etwas Äusseres zu werfen, kann Blockaden auflösen.
Lässt sich dieses Beziehungstier denn auch beschreiben?
Auf jeden Fall. Für mich von der therapeutischen Sicht her ist aber wichtig, dass
diese Beschreibung dem Paar überlassen wird. Ich stelle das Angebot der Externalisierung bereit, das eigentlich die Kanäle zu den eigenen Ressourcen öffnen
soll. […]
Fragen wie «Welches Tier würden Sie denn wählen? Ist es gross, klein, flauschig,
stark, schnell,…» lassen Analogieschlüsse zu, wodurch der Charakter des Paares
beschrieben werden kann. Es ist eine sehr indirekte und aber auch therapeutische
Methode, damit das festgehalten ist.
66
Zeichnet sich bei den Beziehungstieren ein Muster ab?
Beziehungen gründen auf unterschiedlichen verbindenden Merkmalen, wodurch
die Beziehungstierchen natürlich sehr unterschiedlich sind. Zwei Prototypen:
Eine Beziehung kann eher intellektuell betont sein, wobei der verbale Diskurs
sehr wichtig ist. Hier wird sowohl über eigene Erlebnisse als auch über Ideen und
Themen gesprochen. Ein solches Paar würde wahrscheinlich gut miteinander reden können als Gemeinsames angeben. Austausch kann aber auch auf einer anderen Ebene und ohne Worte stattfinden. Es kann z. B. sein, dass ein Paar stark
darin ist, gegenseitig Stimmungen zu erspüren und zu wissen, was der Partner
in welcher Situation gerade von einem braucht. Hier wird Zuwendung auf einer
anderen Art gegeben. Etwas Verbindendes ist etwas sehr Verlässliches, wo man
weiss, hier werden meine Bedürfnisse zuverlässig befriedigt, bzw. hier haben wir
einen Draht zueinander. […]
Das ist sehr heterogen, wobei ich es auch schön finde, dass man das nicht einfach
abschliessend beschreiben kann. […]
Es gibt in der Psychotherapie bzw. in der Paartherapie Charakterisierungen von
Paaren, jedoch sind diese häufig sehr defizitorientiert. […]
Wie helfen Sie Paaren dabei, Verbindungen wieder zu finden?
Das passiert in der therapeutischen Arbeit hauptsächlich mit Fragen. […] Jedoch
wird nicht danach gefragt, was das Paar einmal miteinander verbunden hat, da
sonst direkt Blockaden ausgelöst werden können. Sondern es wird direkt nach
konkreten Erlebnissen und Erinnerungen gefragt. Es wird also ein anderer Zugang gesucht, wobei auch andere Bereiche im Hirn aktiviert werden. Stark emotionsgeladene Erinnerungen brennen sich richtig gehend im Hirn ein. Dies ist
auch der Grund zur Entstehung von Traumatas.
Zum Beispiel wird nach dem Kennenlernen gefragt und da speziell auf Details
eingegangen. […]
Das sind dann sensorischen Eindrücke in unterschiedlichen Modalitäten. Gerade
der Geruchssinn ist für Erinnerungen sehr zentral. Das Riechzentrum im Hirn
ist vorne im Frontalkortex und ist eigentlich das einzige Hirngebiet, welches von
den Riechzellen aufgenommene Signale nicht zuerst durch ein Verschaltungszentrum führt, sondern diese direkt und ungefiltert aufnimmt. Dies ist auch der
Grund dafür, dass beim Wahrnehmen bestimmter Gerüche plötzlich ganze Szenen vor dem inneren Auge wieder auftauchen. Die Aktivierung dessen ist etwas
sehr Kraftvolles und benötigt natürlich die richtigen Fragen. […]
Wo sehen Sie im Projekt Relevanz, was finden Sie speziell gut?
Ich finde das Projekt spannend, weil es eine Lücke schliesst. Ein Paar, welches
heiraten möchte und nicht weiss, wie es seine Hochzeit planen soll, kommt nicht
zu mir in die Paartherapie. In die Paartherapie kommen Leute in der Regel erst,
wenn das Dach oder bereits die obersten Stockwerke brennen. Das ist leider nach
wie vor so.
Spannend finde ich, dass das Projekt in einem Grenzgebiet mit vielen Schnittstellen operiert. […] Für Sie ist es wichtig, Ihre Rolle zu definieren und genau zu definieren, was angeboten wird und was nicht, genau wegen diesen Schnittstellen. […]
Eine Unterstützung beim Herausfinden vom «Wer bin ich? Wer sind wir? Was
möchte ich? Was möchten wir miteinander?» aus einer entwicklungsorientierten
Perspektive finde ich sehr gut und vertrete ich ja auch. […] Als Psychotherapeutin muss ich natürlich auch fast für Auseinandersetzungen mit sich selber plädieren! (lacht) […] Diese Aspekte und auch das «Wie stehe ich in meinem Entwicklungsprozess?» sind ganz zentral. […] Es braucht Auseinandersetzungen mit sich
selber, sonst weiss man nicht, wer man ist und was man möchte. Und dann kann
man auch nicht dafür sorgen, dass es einem gut geht und man bekommt, was man
braucht. […] Erlebnisorientierte und vielleicht auch immaginative Techniken, z.
B. das Bilden von Analogien, könnten bei der Entdeckung eigener Wünsche und
Vorstellungen helfen. Häufig ist es nämlich so, dass uns das, was wir in den Ma-
67
gazinen etc. sehen, derart stark beeinflusst, dass ein Norm-Anspruch auftaucht.
Also total paradox eigentlich: Es wird eine individuelle Hochzeit gewünscht und
gleichzeitig soll sie dann doch so und so sein. Das kann mit externalisierenden
Techniken umgangen werden. […]
Habe ich etwas, das mir vorgelebt wurde, einfach wiederholt, weil ich dachte,
dass es so sein müsse? […] Zu heiraten soll eine Entscheidung sein und nicht eine
Wiederholung oder ein Getriebenwerden. Das ist der wichtige Punkt. […]
Dieses Fokussieren auf das Paar und seine Auseinandersetzung mit seinen Bedürfnissen ist im Falle dieses Projektes im Kontext Hochzeitsdienstleistungen
etwas Neues. Bezüglich dem Prozess des Lebensphasenübergangs von Paar zu
Ehepaar wäre der Workshop eine gute Möglichkeit, dem den Raum und den Platz
zu geben und das bewusst zu machen.
Aus der Forschung weiss man, dass die gelebte Lebenszeit, je nachdem wie die
Zeit verbracht wird, als bereichernd, als vorhanden, als identitätsstärkend erlebt
wird oder aber auch ein Gefühl von «Wo sind meine Jahre hin?» entstehen kann.
Dies kommt sehr häufig vor, wenn man bei der Arbeit sehr viel Stress hat (Hamster im Rad) und die kontemplative Zeit (hinsetzen und nichts machen / geistiges
Verdauen / Kuh mit mehreren Mägen) zu kurz kommt. Diese Zeit ist sehr, sehr
wichtig. Mit Ihrem Workshop würden Sie dem eine Plattform bieten und zusätzlich dazu noch eine Struktur, einen Rahmen und eine Anleitung. […]
Ich denke auch, dass von ökonomischer Seite her auch ein Markt dafür da ist. […]
Was halten Sie vom Lösungsmodell aus dem Ratgeber «Was Paare stark macht»
(Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 52f)?
Das ist jetzt ein Vorgehen, welches ganz stark in der kognitiven verhaltenstherapeutischen Tradition verwurzelt ist. Problemanalyse, Lösungsgenerierung und
Durchführung. […]
Nach meiner Erfahrung birgt bereits der erste Punkt einen Stolperstein. Denn die
Bedürfnisabklärung ist ungemein wichtig, aber wichtig ist auch, wie es gemacht
wird. Wenn man nämlich Leute direkt danach fragt, stehen diese an. Da kommt
es darauf an, wie man dies tut und welche Methoden man einsetzt. Ich finde das
Schema aber grundsätzlich sehr brauchbar und sehr sinnvoll. […]
Gerade für Sie als Gestalterin ist es sicher sehr sinnvoll, einen Leitfaden zu haben. Was die einzelnen Schritte dann aber beinhalten und mit welchen Methoden
sie durchgeführt werden, da lohnt es sich dann sicher, auch etwas zu öffnen und
kreative Methoden miteinzubeziehen. […]
Was halten Sie von einer Vorbereitungszeit?
Ich fände eine Vorbereitungszeit im Sinne einer Einstimmung oder eines Appetitanregers für sinnvoll, wo aber nicht das Pulver verschossen wird. Wo also nicht
alles schon vor dem Treffen eine Hausaufgabe aufgegeben wird und es dann vor
Ort heisst: «Jetzt wird gearbeitet!». […]
Eine Aufgabe, die in sich repräsenativ ist für den Workshop und wenn möglich
auch die unterschiedlichen Aspekte miteinbringt bzw. etwas Sinnliches beinhaltet und auf die Auseinandersetzung einstimmt. […] Eine sehr gute Idee.
68
Welche Gefahren sehen Sie bei Schritt 1, der Konzentration auf das Paar?
In der Therapie würde das unter Auftragsklärung laufen. Wofür sind Sie als Anbieter verantwortlich und was kann ich als potentieller Kunde erwarten und was
nicht. […]
Der Dreh und Angelpunkt ist eigentlich das Dafür-offen-sein und das haben Sie
in Ihrer Zielgruppenbestimmung ja beschrieben. […]
Das muss einfach von vornherein sehr klar definiert werden, dass zu diesem
Angebot eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst notwendig ist, und es
muss auch klar definiert werden, wo Ihre Verantwortung aufhört. Dann denke
ich, gibt es keine Gefahr bei der Konzentration auf das Paar, denn das braucht
es ja für eine authentische Hochzeit. […] Eine vorausgängige Information bzw.
Eingangsbedingungen, sei das bereits auf der Webseite oder einem vorgängigen
Telefongespräch, sollte Enttäuschungen und Verunsicherungen verhindern. […]
Ich würde Ihnen empfehlen, dem Paar in schwierigen Fällen zu raten, sich noch
einmal mit der Entscheidung auseinanderzusetzen und allenfalls auch an anderweitige, externe Angebote weiterverweisen.
Was mache ich, wenn totaler Streit ausbricht?`
Das ist der kritischste Punkt in Ihrem Projekt. Da müssen Sie vielleicht herausfinden, was Sie allenfalls bräuchten, um mit dieser Situation umgehen zu können, da Sie ja keinen psychologischen Hintergrund haben. Wenn Sie spüren, dass
es nicht mehr weiter geht, wäre es am sinnvollsten, wenn Sie das ansprechen und
mit dem Paar zusammensitzen und gemeinsam eine Entscheidung treffen. Das
würde ich dann aber sehr stark dem Paar überlassen, was Sie auch können, da das
am Anfang ja so abgemacht wurde. […]
Gefährlich wird es, wenn Sie beginnen sich verantwortlich zu fühlen und versuchen wollen, etwas zu kitten. Davon würde ich ganz stark abraten. […]
Diese Entscheidung abzubrechen kann einerseits von Ihnen kommen, indem Sie
sagen, dass Ihnen dabei unwohl ist bzw. Sie dies nicht mehr tragen können oder
aber auch vom Paar, weil es so nicht mehr weitermachen kann. […] Es sollten
auch Pflöcke eingeschlagen werden bzw. definiert werden, was benötigt wird,
um weitermachen zu können. […]
Passen Sie hier stark auf sich auf und schützen Sie sich durch Abgrenzung. Gerade wenn man vom Typ her jemand ist, der gerne Verantwortung übernimmt,
zuverlässig ist und auch zu etwas stehen möchte. […]
Vielleicht wäre es gut, wenn Sie sich überlegen werden, welches Kritierien
wären,um die Arbeit mit einem potentiellen Kundenpärchen auch auszuschlagen. Und wie würden Sie das kommunizieren? […]
Was ist bei der Bewertung der Schritte bei Schritt 2 wichtig?
Beim Bewerten fände ich wichtig, dass beide erstmal die Chance haben, das für
sich selbst zu machen bzw. ungestört. Auch auf einer allfälligen Anleitung sollte
darauf hingewiesen werden, dass das halt etwas ganz Individuelles ist und Menschen halt grundsätzlich auch unterschiedlich sind. Also die Gefahr einer «Wenn
dir das nicht gefällt, liebst du mich nicht»-Situation vorwegnehmen. Dass eine
Atmosphäre erzeugt wird, in welcher man seine eigenen Wünsche und Vorlieben
kundtun darf, und das ist nicht mit einer Abwertung anderer Bedürfnissse gleichzusetzen. Hier können Sie mit Ihrer Haltung sicherlich viel dazu beitragen. […]
Potenziell sind Stärken-Schwächen Themen heikel. Ein möglicher potentieller
Gewinn muss überdacht werden. […]
Es ist eine Auseinandersetzung mit sich selber, mit dem «Was will ich?» und
dann auch eine Priorisierung.[…] Was helfen kann herauszufinden, was man
wirklich möchte, ist die Unterschiedsbildung. Das haben Sie in Ihrem Workshop
eigentlich schon gemacht: Sie hatten Bilder und Wünsche und haben dazwischen
eine Diskrepanz entdeckt. Sich widersprechende Wünsche sind normal, sie gehören zum Menschen. Hier würde dann wieder ein iterativer Prozess folgen, um
immer näher an das zu kommen, was man möchte. Eine Konfiguration zum Optimum seiner Wünsche eigentlich. […]
69
Eine bunte Pallette von Bildern kann ein wichtiger Teil der Auseinandersetzung
sein und dabei helfen, seine eigene Position leichter zu finden. […] Plus minus 80
Prozent läuft über das Sehen, weshalb wir uns Bilder auch gewohnt sind. Eine
möglichst bunte Auswahl an Bildern sollte also helfen und nicht beeinflussen.
[…]
Die Motivation, das Warum wir heiraten, ist eigentlich auch ein bisschen das,
was uns ausmacht. Dies sind dann sicherlich auch wieder ähnliche Gründe, wieso Paare heiraten. Aber in der Konstellation dieser Gründe ist es dann eben doch
wieder einzigartig. Diese dann auch hervorbringen und etwas daraus zu machen,
finde ich sehr spannend. […]
Was soll ich tun, wenn das Paar sich in Details verliert?
Hier sind sicher Grenzen und Abbruchkriterien ein Thema. Je nach Typ besteht
die Gefahr, sich zu verlieren im Prozess, und wie damit umgegangen werden
soll, sollte bedacht werden. Die Rolle als Workshopleitung ist hier sehr wichtig,
um die Leute auch wieder zurückzuholen, was klar ein Vorteil vom Workshop
gegenüber Tools für zuhause ist. […]
Was halten Sie von der im Beispiel angewendeten Übungen? (Skizzen, Texte, etc.)
Ich finde das wunderschön, mir gefällt das sehr gut. Aber man muss halt wirklich
auch der Typ dafür sein. Man sollte sich vielleicht überlegen, ob es Alternativen
zu diesen kreativen Werkzeugen gibt. Dies könnte dann auch den Anwenderkreis
vergrössern. Ich denke diese Flexibilität bräuchte es. […]
Sehen Sie Vorteile in einer Prozessdokumentation?
Es gibt Dafür und Dawider.
Ein Dafür wäre zum Beispiel, dass man ein Andenken für später hat, das man
wieder hervorholen kann. Die Ver- und Bearbeitung ist ja auch wie ein Verdauungsprozess, es werden andere Modalitäten eingeschaltet. Beim Schreiben von
Hand werden andere Teile im Hirn aktiviert als bei der Arbeit am Computer,
wodurch das Ganze nochmals anders gesetzt und gespeichert wird.
Ein Nachteil ist wahrscheinlich, dass es für viele Leute überfordernd wäre, eine
solche Dokumentation während des Prozesses herzustellen. Eine mögliche Lösung wäre, dass Sie als Workshopleiterin ev. periodisch das Ganze aufnehmen
und wie ablegen und zusammenstellen, wobei dies aber auch vom Paar individuell übernommen werden könnte. Falls ein Paar das gerne selber machen möchte,
wäre es kontraproduktiv, wenn ihnen dieser Teil weggenommen würde. Auch
hier wäre eine Flexibilität sicher von Vorteil. […]
Grundsätzlich denke ich, dass höchstens im Fall einer Krise eine Dokumentation negativ angesehen werden könnte. Und zwar dann, wenn das wie als Korpus
Delicti im Raum liegen würde. Da müsste man sich dann überlegen, ob man
davon absehen sollte, die Dokumentation mitzugeben. […] Grundsätzlich denke
ich aber, dass eine Dokumentation ein Vorteil wäre.
70
Wieviel Zeit würden Sie für einen solchen Workshop einsetzen?
Rein aus dem Bauch heraus hätte ich drei Tage gesagt. Wenn ich mir das aber so
überlege, dann finde ich drei Tage sehr lang. Ein wichtger Aspekt hierbei wären
Pausen dazwischen, in welchen man nichts tut. Zeit, damit sich das setzen kann,
damit man nicht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
Es gibt beim Lösen von Problemstellungen einen Prozess, der Name ist mir entfallen, eine Inkubationszeit. […] Man hat bei psychologischen Forschungen he-
rausgefunden, dass durch Pausen Aufgaben signifikant häufiger gelöst werden
können. Dies hat zum Begriff der Inkubationszeit geführt, da die Aufgabe dann
doch im Hintergrund prozessiert und verarbeitet wird und dann zu mehr Kreativität in der Lösungssuche führt […] Möglich wäre zum Beispiel ein Tag mit ein
paar Tagen Pause dazwischen und dann nochmals ein Tag. […] Etwas zwischen
ein und drei Tagen. […] Auch vom Arbeitsalltag der meisten Leute her. […] Auch
optionale Verlängerung wären denkbar. […] Von den Grundlagenforschungsergebnissen aus psychologischer Sicht macht das durchaus Sinn.
Macht eine Reflektion des Prozesses nach der Heirat Sinn?
Das Überprüfen und das Bewerten macht in vielen Fällen Sinn. Da es jetzt ja aber
um Heiraten geht, kommt es stark darauf an, wie das geleitet wird. Grundsätzlich
kann das Revuepassierenlassen des Prozesses sehr wertvoll sein. Es kommt aber
darauf an, wie das bei den Leuten verarbeitet wird. Wenn das jetzt beispielsweise ein Paar ist, welches mit sich selbst sehr kritisch ist, gibt es Unzufriedenheit.
Wenn da eine Diskrepanz zwischen dem, was das Paar machen wollte und dem
was tatsächlich gemacht wurde festgestellt wird, dann hätte das einen sehr negativen Effekt, obwohl die Hochzeit vielleicht eigentlich ganz schön war. […]
Es sollte eher ein Rückblick auf die Planungszeit als Teil der Hochzeit stattfinden
als eine Bewertung. […] Bewertung ist hier ein heikler Begriff.
Spielt die Reihenfolge der Phasen eine Rolle?
Der Ablauf spielt zwar eine Rolle, aber die Position ist nicht determinierend für
eine Gewichtung. Gerade wenn eine Workshopleitung vorort ist, spielt massgeblich die Präsentation und Einführung eine Rolle. […]
Beim Primingeffekt geht es darum, dass Informationen, welche zuerst aufgenommen werden, besser abgespeichert werden als nachfolgende. Hier geht es
aber um z. B. einen Rahmen von zehn Wörtern. […]
Wie würden Sie meine Rolle definieren?
Sie sind nicht Konfliktlöserin eines Paares und übernehmen keine Verantwortung dafür, was bei einem Paar allenfalls aufbrechen kann. Das liegt in der eigenen Verantwortung eines Paares, wenn es sich auf diesen Prozess einlässt.
Sie bieten dem Paar aber, damit es diese Entscheidung treffen kann, einen guten
Überblick darüber, was hier etwa passieren wird. […] Dann sind Sie authentisch,
ehrlich und auch geschützt. […]
Sie müssen aber auch aushalten können, was emotional bei Ihnen passiert. Sie
kommen mit diesen Themen dann auch in Berührung. Das kann unglaublich
schön sein, wenn da etwas aufgeht, blüht und entsteht. Wenn es dann harzig geht,
ist dies natürlich schwieriger. […] Was bräuchten Sie, um das machen zu können
und in welchen Abständen? Das wäre sicher auch ein wichtiger Teil der Reflexion. […] Wenn man nicht therapeutisch damit arbeitet, kommt dieses Thema
selten auf den Radar, daher betone ich dieses so.
71
Literaturtipps? Weitere Tipps und Anregungen?
Spannend wäre sicher auch, wenn Sie sich etwas umschauen, was es so gibt an
kreativen Techniken. Sie haben selber schon viele entwickelt und getestet, das ist
super und sowieso das Beste, wenn man selber Erfahrungen damit macht. Schauen Sie aber auch, wer was schon umgesetzt hat und was Sie dazunehmen können
bzw. was auch womit erreicht wird. […] Welche Technik macht Sinn, um was zu
erreichen? Hier kann sicher auf Literatur zurückgegriffen werden. […] Das wäre
dann eher die Methodenkiste der systemischen Therapie, grob gesagt.[…]
-- Jürg Willi (bekannter schweizer Paartherapeut): Kollosionskonzept, pathologische
Konzepte von Paarkonstellationen, defizitorientierte Paartherapie
-- Helm Stierlin (deutscher Analytiker bzw. jetzt Systemiker): Konzept von bezogener
Individuation, spannend bezüglich Weiterentwicklung vom Individuum in einer
Beziehung
-- John Gottmann: populärwissenschaftlich und gut lesbar
VI. Quellennachweis Anhang
-- Bodenmann/Fux Brändli, 2010, S. 52 f.
Bodenmann, Guy/Fux Brändli, Caroline (2010), Was Paare stark macht: Das Geheimnis glücklicher Beziehungen, 3. Auflage, Beobachter-Buchverlag, Zürich
-- Ineichen, Interview, 07.08.2012
Ineichen, Denise (2012), Die Hochzeitsplanung als Designprozess: Vor- und Nachteile
einer solchen Anschauung, [Interview], Praxis Dr. Karli, Lenzburg, 07.08.2012.
-- Paar-Interviews, 18.02.2012-15.03.2012
Paar-Interviews (2012), Eure Hochzeitsplanung: Vorgehen und Schwierigkeiten,
[Interviews], jeweils beim Paar zuhause, 18.02.2012-15.03.2012.
72
Master-Thesis von Patricia Schlienger | Oktober 2012
Hochschule Luzern | Design & Kunst |
Major Product Design & Management | Track Service Design

Documentos relacionados