powderzeremonie in japan

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powderzeremonie in japan
HAUTNAH Japan
Freeride Hokkaido HAUTNAH
Hänge voller lichter Birkenwälder bilden
die natürlichen Funparks der Skigebiete
auf Hokkaido, Japans nördlichster Insel.
Freeriden auf Hokkaido
POWDERZEREMONIE IN JAPAN
Denkt man an Japan, dann seit März 2011 unweigerlich an Erdbeben, Tsunami und
Atomkatastrophe. Doch sowenig das Land der aufgehenden Sonne komplett zerstört und verstrahlt ist, sosehr darf man sich als Skifahrer auf Abfahrten freuen,
die man sein Leben nicht vergisst.
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«Oh, I like your name», sagt die Japanerin, die in Tokio
meinen Skisack entgegen nimmt und mich für den Weiterflug nach Sapporo eincheckt. «Is it a special name in
Germany?» Es ist nicht das letzte Mal, dass ich schmunzeln muss auf dieser Reise: Japan ist anders als alles,
was ich bisher erlebt habe, das spüre ich schon in der
ersten Stunde im Land.
Am Flughafen von Sapporo erwartet uns Flory Kern.
Er kommt aus dem Schwarzwald, ist früher sehr erfolgreich im Buckelpisten-Weltcup mitgefahren, hat viele
Jahre als Ski-Bum in Chamonix gelebt und veranstaltet heute Reisen an Orte, von denen die meisten Skifahrer träumen. Japan ist nur eines seiner exotischen
Ziele. Aber eines der schneesichersten. «In Furano, wo
wir jetzt hinfahren, fallen im Jahr acht Meter», erzählt
er. «Und in Niseko, da sind wir nächste Woche, sogar
16.» Zehn Augenpaare leuchten. Wer am Gepäckband
eine bunte Jacke trug, der steht nun hier. Schon vor der
offiziellen Begrüssung wusste man, wer zur Gruppe
gehört. Alle sind etwas unruhig, wir können es nicht
erwarten, wollen uns in den brusttiefen, über den Helm
spritzenden japanischen Pulverschnee stürzen, von
dem wir die letzten Wochen geträumt haben.
Doch zunächst müssen wir noch zweieinhalb Stunden nach Nordosten fahren, nach Furano, dem ersten
Stopp unseres Hokkaido-Roadtrips, der uns in zehn Tagen in eine handvoll Skigebiete führen wird. Wir stopfen
Reisetaschen und Skisäcke in einen Minivan, klettern
hinterher und fahren los. Durch die Nacht, durch die
Vororte von Sapporo und bald über einsame Landstras­
sen. In der letzten Reihe sitze ich mit Adrian Zürcher,
einem Banker aus Zürich und Michael Daiber, einem
Doktoranden, der ein Auslandjahr in Shanghai absolviert. Wir sind das erste Mal mit Flory unterwegs. Die
anderen sieben Männer vor uns sind allesamt Wiederholungstäter und waren mit ihm schon in Kamtschatka,
Indien oder Skandinavien. Es wird erzählt und gelacht,
über alte Reisen und das, was uns erwartet, und irgendwann reden wir alle durcheinander und sind aufgeregt
wie Schulkinder am Tag vor den Sommerferien. Es hat
angefangen zu schneien. Dicke Flocken verwirbeln im
Licht der Strassenlaternen, immer wieder wischen wir
die beschlagenen Seitenfenster frei, um einen Blick zu
erhaschen auf die Schneewälle am Strassenrand. «Morgen, das wird richtig gut, das sag ich dir», höre ich von
vorne irgendwo. Ich nicke im Dunkeln.
Furano erwartet uns
Um acht Uhr klingelt der Wecker. Wir haben vier Stunden geschlafen und doch fällt das Aufstehen nicht
schwer. Heute ist es soweit, der japanische Powder wird
unser sein. Das Frühstück besteht aus kalten Spiegeleiern, Kartoffelbrei, Würstchen, einer Erdbeere und
einem halben Apfel. «Nicht sehr japanisch, aber dann
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In Niseko, dem wohl bekanntesten Skigebiet Hokkaidos, fallen im Jahr
durchschnittlich bis zu 16 Meter Schnee. An sonnigen Tagen bietet sich
ausserdem der Ausblick auf den Bilderbuchberg Mount Yotei.
gibt’s halt zum Mittagessen Sushi», denke ich mir. Skifahren ist erstmal wichtiger. Wenig später stapfen wir
den halben Kilometer zur Liftstation von Furano. Einzelne Schneeflocken rieseln von Bäumen und Hausdächern und funkeln in der Sonne.
An der Talstation stehen 500 identisch gekleidete
Schulkinder mit Nummernlätzchen und warten auf ihren Skilehrer, wir stellen uns mit zwei Dutzend weiteren Skifahrern in die Schlange fürs Liftticket und
schaukeln wenig später in Richtung Gipfel. Das Skigebiet ist leer, selbst am heutigen Samstag. Für Hokkaido
ist das nicht ungewöhnlich. Mit Ausnahme von Niseko,
dem bekanntesten Pilgerziel der Freerider, ist es in den
meisten Skigebieten auf der Insel so. Seit einem kurzen
Skiboom in den 80ern und der folgenden Rezession ist
es stetig bergab gegangen mit den Besucherzahlen und
heute verlieren viele Resorts Tag für Tag Geld.
Flory, der schon mehrfach in Furano gefahren ist und
die besten Tiefschnee-Spots kennt, lotst uns vom höchsten Lift, einem alten Sessel ohne Fussstütze, nach links
in den Wald. Nach fünf Minuten stehen wir am oberen
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Ende einer Lichtung, über die der Berghang in die Tiefe fällt. Überall ist Schnee, satter Schnee, in Massen,
er klebt und hängt an den Birken ringsum wie in Uhu
getränkte Watte, widersteht der Schwerkraft auf sonderbare Weise. «Auf Hokkaido sind die Schneekristalle
grösser und elastischer», erklärt Flory.
Jauchzend in den ersten Hang
Wir wollen der Schwerkraft folgen und ich darf als
erster in den Hang, vielleicht weil mein Ski unter der
Bindung nur 90 Millimeter misst und ich damit ja oh-
nehin kaum Spuren hinterlasse? Mir ist es egal, ich bin
ja auch der leichteste und gebe mit einem nicht zu unterdrückenden Jauchzer Gas. Es ist ein bisschen wie
fliegen, in diesem tiefen Schnee, in dem man ohne Ski
wahrscheinlich bis zum Kinn versinken würde. So einen Powder bin ich noch nie gefahren, sobald ich etwas
Geschwindigkeit aufgenommen habe, kann ich mich in
die Schwünge legen, schiesse nach jedem Schwung ein
bisschen in die Höhe und tauche dann wieder tiefer ins
Weiss, so dass mir der Schnee bis an die Nasenspitze
stiebt und meinen vor Staunen geöffneten Mund füllt.
Unglaublich. Viel besser kann es nicht werden, da bin
ich mir sicher. Und dies ist erst Tag eins.
Der Wald am Ende der Lichtung ernüchtert ein wenig: Wie ein Hindernis-Parcours steht er zwischen uns
und jenem Lift, den wir brauchen, um noch einmal ins
Glück dieses Hangs zu gelangen. Dicht steht Birke um
Birke, zwar wunderschön anzusehen, aber zusammen
mit den kleinen Hügeln und Stufen wird es hier nichts
mit einer eleganten Abfahrt. Zumindest nicht mit meiner Technik, denke ich mir, als alle anderen bereits vorbeigezischt sind und weiter unten auf mich warten. «Ich
komme halt aus Hamburg», denke ich mir, «da kann
man so was nicht üben». Aber egal, diese Abfahrt ist
es wert. Wir werden sie noch drei, vier Mal erleben an
diesem Tag, bis die Dämmerung kommt.
Traumhafter Mount Asahidake
Am dritte Tag in Japan fahren wir zum Mount Asahidake, einem aktiven Vulkan, der mit 2290 Metern auch
den höchsten Gipfel der Insel stellt. Das Navigationsgerät im Auto konnte Flory mit der Telefonnummer des
Resorts füttern, den Ortsnamen mit japanischen Zeichen einzugeben hätte wahrscheinlich bis zum Sonnenuntergang gedauert. Wir bewegen uns als kleiner gelber
Vogel über die elektronische Landkarte – ein schönes
Pendant zu den Schneemännern im TV-Wetterbericht,
die baldigen Schneefall ankündigen. Gestern Abend
hatten wir sie nur in anderen Teilen Japans entdeckt
und prompt scheint heute die Sonne wieder von einem
blauen Himmel.
Mit einer Seilbahn schweben wir vom Fusse des Berges bis auf 1.640 m.ü.M. hinauf, Discomusik der 80erJahre tönt aus den Lautsprechern der Gondel. Im Sommer wird sie vor allem von Wanderern genutzt, jetzt
im Januar sind es Skifahrer und Snowboarder, viele
Einheimische, ein paar Dutzend Ausländer. Alle genies­
sen oben den Anblick des tief verschneiten Gipfels des
Asahidake mit dem Qualm, der aus zwei Öffnungen an
seinen Flanken presst. Danach wartet entweder die eine
gewalzte Abfahrt oder einer der vielen freien Hänge mit
jungfräulichem Pulver.
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HAUTNAH Freeride Hokkaido
Nie wieder schlechten Schnee fahren
Ich weiss nicht, wie es den anderen ergeht, ich erlebe heute einen der besten Skitage meines Lebens. Der
Schnee ist tief und unberührt, er ist leicht und staubt
und macht selbst enge Schwünge zwischen den Bäumen zum Kinderspiel. Als ich doch einmal das Gleichgewicht verliere und nach vorn falle, gelingt es mir
ganz ungewollt, eine Rolle zu vollführen und dann
halbwegs stilvoll weiterzufahren. «Nie, nie wieder will
ich schlechten Schnee fahren», meine ich später zu Adrian. Er stimmt mir zu: «Ich glaube, wir sind für den
Rest unseres Lebens verdorben.»
Die Abfahrt vom Asahidake ist nicht lang, doch so
schafft man es perfekt, sich dem Rhythmus der alle 30
Minuten fahrenden Gondel anzupassen. Wieder und
wieder reihen wir uns in der Talstation in die Schlange der vielleicht 80, 90 anderen Skifahrer ein, die mit
einem diebischen Grinsen im Gesicht alle noch einmal
wollen. Und danach noch einmal und noch einmal. Dieser Tag dürfte nie enden.
Und doch tut er es: Nach einer letzten Abfahrt durch
einen von der untergehenden Sonne orangerot erleuchteten Zauberwald, dessen Birken und Kiefern sich unter
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Winterwunderland am Mount Asahidake, dem mit
2290 Metern höchsten Gipfel der Insel.
Hauben und Hütchen von Schnee ächzend biegen. Ich
bin hin und hergerissen, will einerseits schnell fahren
und den Rausch der Geschwindigkeit geniessen, andererseits diese Landschaft betrachten, ganz in Ruhe, mir
jedes wunderbare Detail einprägen und müsste daher
eigentlich im Schneckentempo abwärts rutschen.
Eine halbe Stunde nachdem wir die Skistiefel ausgezogen haben, erleben wir ein ganz traditionelles Stück
Japan, das in alle Skigebiete der Welt exportiert werden sollte – einen Onsen. So heissen die von heissen
Quellen gespeisten öffentlichen Badehäuser, in denen
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© SCOTT SPORTS SA 2011 | PHOTOS: DOM DAHER
© SCOTT SPORTS SA 2011 | PHOTOS: DOM DAHER
Freeride Hokkaido HAUTNAH
Ob tagsüber bei Sonne oder
nachts bei Schneetreiben und
Flutlicht – der wunderbare
japanische Powder ist fast
immer da, und Nachschub lässt
selten lange auf sich warten.
sich Männer und Frauen seit Jahrhunderten zur Körperpflege, zum Entspannen und zum sozialen Austausch
treffen. Unser Onsen liegt nur ein paar Minuten von der
Talstation des Mt. Asahidake entfernt, noch am auslaufenden Hang des Vulkans. Nachdem wir uns allesamt
unserer verschwitzten Skibekleidung entledigt haben,
waschen wir uns, auf kleinen Schemeln in einer Reihe
sitzend, und verteilen uns dann auf die drei Becken,
deren Wassertemperatur bei 40, 41,5 und 43° Celsius
liegt. Ein erfüllter Skitag könnte nicht besser enden als
im heissen Wasser am Fusse eines Vulkans, das nicht
einmal künstlich erhitzt wurde.
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Zuviel der Sonne
Das Tomamu Alpha Resort liegt rund 70 Kilometer von
Furano entfernt und auf der Fahrt komme ich mir vor
wie ein Mitglied einer marodierenden Bande. Tag für
Tag erobern wir einen neuen Berg, stets auf der Suche
nach frischem Pulver. Und wenn wir abends verschwinden, bleibt kein jungfräulicher Hang zurück.
Und es ist komisch: Schon wieder scheint die Sonne.
Dabei hatte uns Flory erzählt, auf Hokkaido würde es
eigentlich jeden Tag schneien. «Doch, wirklich», meint
er, als wir ihm nochmals auf den Zahn fühlen, «da
kommen die Tiefs aus Sibirien ungebremst übers Meer
und prallen hier auf die Berge. Im letzten Jahr hat es
mal eine Woche nonstop geschneit. Da hättet ihr nichts
von der tollen Landschaft gesehen.» Wir glauben ihm,
denn wir kennen die Berichte, Fotos und Skivideos,
in denen es immer nur schneit. Schönes Wetter ist ja
schon ok, aber deshalb sind wir nicht hier. Die Kehrseite von blauem Himmel und Sonne ist der ausbleibende
Powder-Nachschub, das spüren wir langsam deutlich.
Wann immer wir können, checken wir den Wetterbericht. Denn was wir wollen, ist über Nacht einen halben
Meter Neuschnee und am nächsten Tag mit Schnorchel
durch die Birkenwälder gleiten.
Noch einmal kommen wir für einen Tag zurück nach
Furano, dann geht es weiter nach Niseko, ins vierte
Resort auf unserer Rundreise. Niseko ist das wohl bekannteste Gebiet für Tiefschneefreunde in Japan und
viel stärker von Ausländern frequentiert. Es gibt Cafés
und Massagestudios, Skigeschäfte und Imbissbuden
und just an diesem Tag auch eine Menge leicht beklei-
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Aufbrechen, um eins
mit der Natur zu sein.
HAUTNAH Freeride Hokkaido
deter, betrunkener und herumgröhlender Australier –
sie feiern ihren Australia Day. Zunächst einmal sehne
ich mich zurück nach Furano oder Tomamu, da hilft
auch der erhabene Anblick des Mount Yotei nichts, der
am Rande von Niseko wie eine kleinere Ausgabe des
Fujiyama in den blauen Himmel ragt. Aber der Schnee
hier soll noch besser sein und es soll noch mehr davon
geben als anderswo auf der Insel. Das allein zählt.
Auch im Faltblatt mit Informationen für Touristen
finden wir einen Hinweis, dass es hier tatsächlich viel
schneien muss. Da steht geschrieben, dass man alkoholisiert unter keinen Umständen allein aus einer Bar ins
Hotel torkeln soll. Schon wiederholt haben sich dabei
Schlachtenbummler mal kurz auf einem Schneewall
ausgeruht, sind eingeschlafen, über Nacht eingeschneit
worden und erfroren. Da findet man bis zum Frühjahr
niemanden wieder. Wobei einem das natürlich auch
egal sein kann, wenn man dann erstmal erfroren ist...
Wir schwören uns, gut aufzupassen auf dem Heimweg, wenn nur endlich mal der Schnee kommen würde.
Am ersten Tag in Niseko scheint die Sonne, und auch
Foto: Moritz Attenberger
Die Lifte auf Hokkaido sind immer etwas besonderes:
Dieser hier in Niseko besteht aus einem Holzbrett mit
einem zu drei Seiten umlaufenden Metallrohr, an dem
man sich nicht einmal anlehnen kann.
am zweiten, nachdem es in der Nacht immerhin ein paar
Zentimeter Neuschnee gegeben hat. Im Wetterbericht
verschiebt sich die angekündigte Front immer um einen
weiteren Tag. Es erscheinen einfach keine Schneemänner auf dem Fernseher im Aufenthaltsraum – und uns
rennt die Zeit davon. In drei Tagen geht der Rückflug.
«No friends on Powderdays»
Und dann, am vorletzten Nachmittag, geht es endlich
los: Es schneit und schneit und schneit. Bis zum Abend
und immer weiter. Dicke, fette, weisse Flocken. Unsere Aufregung steigt im gleichen Masse, wie die kleine
Schneeverwehung am Fenster über meinem Bett, das
ich mit einem Handtuch abdichten muss, um nicht verschüttet zu werden. In der Nacht wache ich immer wieder auf, schiebe die Gardine zur Seite, nur um mich
zu vergewissern, dass es auch nicht aufgehört hat zu
schneien. Doch unser Wunschwetter hält, und als wir
zum letzten Mal von unserem Hotel zur Liftstation lau-
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HAUTNAH Freeride Hokkaido
fen, können wir mit der Zunge immer noch wohlschmeckende japanische Schneeflocken einfangen. Wir sind
extrafrüh aufgestanden, um unter den ersten zu sein an
diesem Tag, doch am Lift warten bereits 200 Australier,
Amerikaner, Norweger und Franzosen. Sie wollen, was
wir wollen, und ich spüre, dass heute das Sprichwort
«No friends on Powderdays» ein besonderes Gewicht
bekommt.
Doch eines haben wir allen anderen voraus: Wir
sind mit Flory Kern unterwegs, und der kennt hier alle
Powderspots, findet sie zielstrebig selbst inmitten der
Wolken, bei Nebel und Sturm, auch wenn man schon
Mühe hat, nur den Vordermann nicht aus den Augen
zu verlieren. Und nicht nur Flory, auch die Birken sind
heute in besonderem Masse unsere Freunde. Sie helfen,
das Gelände zu lesen, die Bodenwellen zu erkennen,
all die wichtigen Dinge, die einem ansonsten verborgen bleiben in einem White Out. Und so gelingt es uns
Freeride Hokkaido HAUTNAH
den ganzen Tag lang wieder und wieder durch diesen
Schnee zu pflügen, den wir uns so gewünscht haben.
Es ist kein halber Meter geworden, aber immerhin 30
Zentimeter, und wir nutzen jeden einzelnen davon, bis
zum Anbruch der Dunkelheit.
Wir wollen nicht weg
Als an unserem Rückreisetag um vier Uhr der Wecker
klingelt, mag ich gar nicht aus dem Fenster schauen.
Und tatsächlich: es schneit noch immer. Bulldozer sind
unterwegs und versuchen Strassen und Parkplätze freizuräumen. Es gibt Tage auf Hokkaido, da kapitulieren
selbst die Japaner vor den Schneemassen, habe ich gehört. Heute scheint es noch ok zu sein. Auf unserem
Minivan liegt über ein halber Meter Neuschnee. Wir
wollen nicht weg.
Japan nach der Katastrophe
So schlimm das Erbeben und der nachfolgende
Tsunami den Nordosten von Japans Hauptinsel
Honshu verwüstet haben und so tragisch die nukleare
Katastrophe von Fukushima das Land getroffen hat,
so viel Glück hatte Hokkaido. Die Insel ist vom Tsunami grösstenteils verschont geblieben, die wenigen
Schäden an der Pazifikküste konnten schnell behoben
werden. Und was noch viel wichtiger ist: Durch die
Entfernung und günstige Luftströmungen ist Hokkaido vom atomaren Fallout verschont geblieben. Im Internet gibt es zahlreiche Seiten, die hierzu aufklären.
Auf folgender Webseite findet man täglich aktualisierte
Messdaten zu möglicher Radioaktivität auf Hokkaido:
www.pref.hokkaido.lg.jp/sm/gat/zenndoumonita_eng.htm
Weitere Informationen zum Erbeben und der
Nuklearkatastrophe in Japan gibt es auf der Seite
der WHO:
www.who.int/hac/crises/jpn/en/index.html
Als wir drei Tage später einen Eintrag auf der Facebook-Seite von Flory lesen, fangen wir fast an zu weinen: «In 24 Stunden sind 120 cm Neuschnee gefallen»,
lesen wir da. Spätestens jetzt steht fest: Wir kommen
wieder. Wir müssen zurück nach Hokkaido. Irgendwann. Möglichst bald.
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Tipps und Informationen
Beim OUTDOOR GUIDE kann ein ausführliches Infoblatt
zum Freeriden auf Hokkaido bezogen werden.
WWW outdoor-guide.ch
MAIL [email protected]
TEXT UND FOTOS
Lars Schneider
Wer zum ersten Mal nach Hokkaido kommt, staunt immer wieder über die gigantischen Schneemassen.
Die müssen mit LKWs abtransportiert werden und bedecken auch mal über Nacht einen Kleinbus. 66
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