S/W aus Farbfoto erzeugen - Unsere Welt der Fotografie
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S/W aus Farbfoto erzeugen - Unsere Welt der Fotografie
Tipp: S/W-Foto aus Farbfoto erzeugen (c) 2005 Thomas Stölting, Stand: 5.5. 2006 S/W-Fotos können mit Adobe Photoshop aus vorhandenen Farbfotos hergestellt werden. Dieses nachträgliche Umsetzen in S/W ist auf jeden Fall der direkten Aufnahme im S/W-Modus der Kamera vorzuziehen, da sie nur so die volle Kontrolle über die Umwandlung behalten. Ein z.B. von der Digitalkamera oder vom Scanner stammendes Farbfoto setzt sich im RGB-Modus aus den 3 Kanälen (Grundfarben) Rot, Grün und Blau zusammen. RGB-Farbfoto = Rot-Kanal + Grün-Kanal + Blau-Kanal Deutlich sind die Unterschiede in den einzelnen Kanälen erkennbar. Je dunkler ein Bereich im Farbkanal ist, desto weniger kommt dessen Grundfarbe im Farbbild vor. So sieht man deutlich, daß Blau fast nur im Himmel vorkommt. Das Gelb (=Rot+Grün) des Rapsfeldes verschwindet im Blau-Kanal (Blau ist die Komplementärfarbe zu Gelb) komplett. An diesem Beispiel wird auch deutlich, daß es bei der S/W-Umsetzung eine Vielzahl von unterschiedlichen Möglichkeiten gibt. Das Ergebnis hängt entscheidend davon ab, welcher Farbkanal mehr oder weniger intensiv für die S/W-Umsetzung genutz wird. Ein vorheriger Blick in die einzelnen Kanäle (Kanäle-Palette) ergibt einen ersten Hinweis, welche Kanäle für eine S/W-Umsetzung geeignet sind. ACHTUNG: Manchmal kann es auch sinnvoll sein, ein Bild in verschiedene Bereiche aufzuteilen und z.B. den Himmel anders in Grauwerte umzusetzen (Simulation eines Rot-Filters) als die grüne Wiese im Vordergrund (Simulation eines Grün-Filters). Ebenen und Ebenenmasken sind für die Trennung der einzelnen Bereiche die geeigneten Werkzeuge. ACHTUNG: Ein häufig übersehenes Problem bei der S/W-Umsetzung ist das Hervortreten des Bildrauschens. Wir empfehlen deshalb, das Bildrauschens mit externen Plugins wie z.B. Neat Image oder auch mit PS-Bordmitteln wie folgt vor der S/W-Umsetzung zu entfernen: 1. "Ebene / Ebene duplizieren..." 2. In der Ebenenpalette: "Füllmethode: Farbe" einstellen" 3. Weichzeichnen der neuen Ebene mit "Filter / Weichzeichnungsfilter / Gaußscher Weichzeichner...": "Radius: 10" 4. "Ebene / Auf eine Ebene reduzieren (STRG+E) " ACHTUNG: Meist ist es auch sinnvoll, die S/W-Umsetzung nicht an einem aus mehreren Ebenen bestehenden Bearbeitungsergebnis durchzuführen, sondern für die S/W-Umsetzung das Bild zunächst zu duplizieren, es dann auf eine Ebenen zu reduzieren und erst diese reduzierte Kopie separat in S/W zu transferieren. Bei Bedarf kann das S/W-Ergebnis dann per Drag&Drop als separate Ebene wieder in das Original eingefügt werden. Dabei ist auf jeden Fall darauf zu achten, daß das S/W vor dem ZurückKopieren wieder im RGB-Modus vorliegt. Für die S/W-Umsetzung gibt es sehr viele verschiedene Techniken und auch unzählige externe Photoshop-Plugins. Und jede Technik hat ihre speziellen Vor- und Nachteile. Eine optimale S/W-Umsetzungstechnik ist für uns diejenige, die dem Benutzer eine sehr detaillierte und nachvollziehbare Einflußnahmemöglichkeit und ein Höchstmaß an Flexibilität bietet. I. S/W durch Verringerung der Sättigung Die einfachen und nahe liegenden Wege bei der Umsetzung zu einem S/W-Foto führen in Photoshop über die direkte Umsetzung aller Farbkanäle in Graustufen ("Bild / Modus / Graustufen" oder "Bild / Anpassen / Sättigung verringern SHIFT+STRG+U"). RGB-Farbfoto S/W durch Verringerung der Sättigung Diese Technik bietet überhaupt keine Einflußnahmemöglichkeit auf das Ergebnis. Außerdem führt sie in der Regel zu sehr flachen und langweiligen Ergebnissen. Diese Umsetzung in ein S/W-Foto entspricht einer bestimmten Mischung des Rot-, des Grün- und des Blaukanals (30% / 60% / 10%). Insofern ist diese Technik nur ein Spezialfall der im Folgenden beschriebenen Umsetzung mit Hilfe des Kanalmixers. II. S/W-Umsetzung mit Hilfe des Kanalmixers Bei der analogen S/W-Fotografie (S/W-Film) kommen bei der Aufnahme häufig Farbfilter (Rot, Gelb, Orange usw.) zum Einsatz. Über den Einsatz der Filter wird das Ergebnis der Graustufenumsetzung gesteuert. Farben in der jeweiligen Filterfarbe werden als hellere Graustufen und Farben der jeweilige Komplementärfarbe als dunklere Graustufen wiedergegeben. Diese Technik kann mit Photoshop nicht nur nachgestellt, sondern um ein Vielfaches verfeinert und differenzierter umgesetzt werden. Dazu dient der Kanalmixer, der über "Bild / Anpassen / Kanalmixer ..." aufgerufen werden kann und eine beliebige Mischung der 3 RGB-Kanäle ermöglicht. Durch Aktivierung der Option "Monochrom" wird das Farbbild in Graustufen umgesetzt. Die Summe der Anteile aus den einzelnen Quellkanälen (Rot / Grün / Blau) sollte in etwa wieder 100% ergeben. Kanalmixer in der Einstellung "Monochrom" Die Standard-Filter der analogen S/W-Fotografie können durch folgende Kanalmixer-Einstellungen nachgestellt werden: Filter Rot-Kanal Grün-Kanal Blau-Kanal Rot-Filter 90 % 10 % 0% Gelb-Filter 60 % 28 % 12 % Grün-Filter 10 % 70 % 20 % Orange-Filter 78 % 22 % 0% Infrarot-Filter 40 % 140 % -80 % Die Auswirkungen dieser Einstellungen können an den folgenden Beispielen nachvollzogen werden. Besonders dann, wenn man den Vergleich mit der einfachen Entsättigung (s.o.) zieht. Speziell beim Beispiel "Simulation eines Infrarot-Filters" wird auch das gestalterische Potenzial dieser Technik deutlich. Durch die starke Absenkung des Blau-Kanals wird der Himmel fast schwarz und die weißen Wolken treten extrem hervor. Gerade Lanschaftsaufnahmen mit viel Himmel bekommen so eine dramatische, ja fast schon bedrohliche Stimmung mit viel Tiefenwirkung. Simulation eines RotFilters Simulation eines GelbFilters Simulation eines InfrarotFilters ACHTUNG: Anstatt der direkten Nutzung über "Bild / Anpassen / Kanalmixer ..." empfehlen wir, den Kanalmixer über "Ebene / Neue Einstellungsebene / Kanalmixer..." als Einstellungsebene zu benutzen. Dadurch sind auch nachträgliche Feinabstimmungen möglich. ACHTUNG: Zusätzlich zur Umsetzung mit Hilfe des Kanalmixers kann das Ergebnis noch über "Ebene / Neue Einstellungsebene / Gradationskurven..." bzw. über "Ebene / Neue Einstellungsebene / Tonwertkorrektur..." optimiert werden. III. S/W-Umsetzung mit Hilfe von Gradationskurven 1. Erstellen einer Einstellungsebene "Ebene / Neue Einstellungsebene / Farbton/Sättigung" mit "Sättigung: -100" zur Reduzierung der Farben in Grautöne 2. Erstellen einer Einstellungsebene "Ebene / Neue Einstellungsebene / Gradationskurven ..." zum Mischen der verschiedenen Farbkanäle für die Graustufenumsetzung. Jeder RGB-Kanal kann jetzt tonwertabhängig - also nicht nur pauschal wie beim Kanalmixer- zugemischt werden. Durch Anheben oder Absenken von hellen bzw. dunklen Tonwertbereichen eines Kanals kann sehr fein und differenziert auf das Ergebnis Einfluß genommen werden. IV. S/W-Umsetzung im Lab-Modus 1. "Bild / Modus / Lab-Farbe" 2. In der Kanäle-Palette durch einen Klick den Kanal "Lab-Helligkeit" auswählen 3. "Bild / Modus / Graustufen" (andere Kanäle verwerfen) 4. Helligkeitsauswahl durch "STRG+Klick" auf Graustufen-Kanal 5. Auswahl durch "SHIFT+STRG+I" umkehren 6. In der Ebenen-Palette "Neue Füll- oder Einstellungsebene erstellen" ; Volltonfarbe; Farbe "Schwarz" 7. Deckkraft dieser neuen Ebene auf z.B. 10-60% reduzieren 8. In der Ebenen-Palette "Neue Füll- oder Einstellungsebene erstellen" ; "Gradationskurven"; Kurve nach Ansicht anpassen 9. Die nächsten 3 Schritte führen durch eine lokale Kontrasterhöhung zu einer Erhöhung des Schärfeeindrucks. ACHTUNG: Hier ist Vorsicht geboten, um das vorher ausgewogene Bild nicht wieder zu zerstören: 1. Hintergrundebene aktivieren und durch "Ebene / Ebene duplizieren" duplizieren 2. "Filter / Sonstige Filter / Hochpass" ; Radius = 10 3. Ebenen-Füllmethode = "Hartes Licht" 4. Deckkraft auf z.B. 30-50% reduzieren V. S/W-Umsetzung mit Hilfe von externen Plugins Für die Umsetzung in S/W gibt es auch zahlreiche externe und teilweise kostenpflichtige Plugins. Stellvertretend sei hier auf "Convert To B/W Pro" von theimagingfactory hingewiesen. Bei diesem Plugin kann man von der Auswahl eines Filters (s.o.) über die Auswahl der entsprechenden Farbkanäle bis hin zur Sepia-Colorierung alles in einem Dialogfenster einstellen und kontrollieren.