Das etwas andere Hundeleben
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Das etwas andere Hundeleben
Das etwas andere Hundeleben 29.02.2016 20:17 Uhr London (DK) Futter aus der Dose in einem Fressnapf aus Plastik? Mitnichten. Wenn die Corgis, die Lieblingshunde der britischen Königin, ihre Mahlzeiten einnehmen, dann aber auch standesgemäß: Da gibt es frisches Rinderfilet oder Hähnchenbrust, auf Porzellan und in Silberschüsseln gereicht. Wie opulent die Lieblingshunde von Elizabeth II. leben, enthüllte jetzt Roger Mugford gegenüber dem Magazin "Town & Country". Mugford ist Tierpsychologe und Verhaltenstherapeut, der der Queen beistand, wenn ihre Corgis mal wieder über die Stränge schlugen. Er hat Elizabeth aus nächster Nähe erlebt, wenn sich die Hundenärrin um ihre Lieblinge kümmert. So füttert die Queen, wann immer möglich, ihre Corgis selbst. Die sitzen dann, so Mugford, im Halbkreis um sie herum und werden der Reihe nach standesgemäß "nach dem Senioritätsprinzip bedient, die Ältesten zuerst. Die anderen sitzen geduldig da und warten, bis sie dran sind". Zusätzlich gibt es zum Fleisch noch einen Cocktail von homöopathischen und pflanzlichen Heilmitteln. Die Queen schwört auf Homöopathie und setzt die Mittelchen ein, wenn ihre Tiere zum Beispiel schuppige Haut haben. Wer es zum Corgi bei Hof gebracht hat, darf sich über ein Leben im Luxus freuen. "Meine Corgis", erklärte die Queen einmal, "sind Familie." Und es ist unbestreitbar: Sie haben einen speziellen Platz im Herzen der Monarchin. Für sie gelten strikte Vorschriften, die schon Elizabeths Mutter eingeführt hatte. Die Corgis schlafen in ihrem eigenen Corgi-Zimmer. Jeder Hund bekommt seinen eigenen Weidenkorb, der einige Zentimeter über dem Boden angebracht ist, damit sie sich nicht verkühlen. Mahlzeiten werden von einem Koch zubereitet. Leckerbissen von der königlichen Tafel sind nicht erlaubt. Wehe, wenn sich jemand an ihren Lieblingen vergreift! 1999 machte sich ein Kammerdiener einen Spaß daraus, den Corgis Alkohol ins Futter zu mischen, um sich dann darüber zu amüsieren, wie sie besoffen herumtorkelten. Er bekam eine Gehaltskürzung und wurde zum einfachen Lakaien degradiert. "Die Queen", meint Mugford, "toleriert Lieblosigkeit nicht. Ich erinnere mich, wie sie es scharf missbilligte, als US-Präsident Lyndon B. Johnson seine Hunde an den Ohren vom Boden aufhob." Früher tobten bis zu dreizehn Corgis gleichzeitig im königlichen Haushalt herum, und insgesamt waren es mehr als 30 im Laufe der vergangenen 72 Jahre, ganze vierzehn Generationen. Sie stammen sämtlich von ihrer allerersten Corgi-Hündin Susan ab, die Elizabeth 1944 zu ihrem 18. Geburtstag geschenkt bekam. Nun sind nur noch zwei von ihnen übrig: Willow und Holly. Daneben leben auch noch Candy und Volcan bei der Königin, doch die beiden sind sogenannte Dorgis - eine Kreuzung aus Dackel und Corgi, die vom Züchterverband mit etwas Naserümpfen betrachtet wird. "Dackel wurden gezüchtet, um Dachse in deren Bauten zu jagen", kommentierte ein Sprecher des "Kennel Club" die neue Mischung trocken, "und der Corgi, um Rinder zusammenzutreiben. Falls jemand also eine Rinderherde in einem Dachsbau verloren hat, wären das die Hunde, um sie wieder herauszuholen." Die vier Corgis und Dorgis sollen die letzten Hunde der Queen sein. Elizabeth hat entschieden, sich keine neuen Tiere mehr anzuschaffen, weil sie eine Stolpergefahr darstellen könnten, wie ein Höfling der Zeitung "Daily Express" verriet: "Ein junger Hund ist sehr lebhaft und aktiv. Die größte Angst der Queen ist es, über sie zu stürzen und sich einen Arm oder ein Bein zu brechen. Wenn sie ihren Pflichten über Monate hinweg nicht nachkommen könnte, wäre sie außerordentlich niedergeschlagen." Die Queen steht kurz vor ihrem 90. Geburtstag und kann sich einen Sturz gewiss nicht leisten. Das Ende der mehr als siebzigjährigen Liebesbeziehung zwischen Monarchin und Corgis ist also abzusehen. Aber vielleicht überlegt sie es sich noch mal. Immerhin bieten ihr die Corgis etwas, was sie sonst nicht bekommt: "Hunde © 2017 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten. Seite 1 von 2 wissen nichts vom sozialen Status ihrer Eigentümer", meint Mugford. "Das muss eine große Erleichterung für die Königin sein. Kein Wunder, dass sie die Corgis so gerne um sich hat." Von Jochen Wittmann © 2017 donaukurier.de | Alle rechte vorbehalten. Seite 2 von 2