Tourismuspolitik in Transformation am Beispiel der Tschechischen

Transcrição

Tourismuspolitik in Transformation am Beispiel der Tschechischen
Tourismuspolitik in Transformation
am Beispiel der Tschechischen Republik
DISSERTATION
der Universität St. Gallen,
Hochschule für Wirtschafts-,
Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG)
zur Erlangung der Würde einer
Doktorin der Wirtschaftswissenschaften
vorgelegt von
Eva Nováková
aus der
Tschechischen Republik
Genehmigt auf Antrag der Herren
Prof. Dr. Dres. h. c. Claude Kaspar
und
Prof. Dr. Thomas Bieger
Dissertation Nr. 2824
Difo-Druck GmbH, Bamberg 2003
Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften
(HSG) gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den
darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen.
St. Gallen, den 26. Juni 2003
Der Rektor:
Prof. Dr. Peter Gomez
für Bobi
Vorwort
„Am Beginn jeder Dissertation steht Faszination. Begeisterung für eine bestimmte Problemstellung ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass man die Kraft entwickelt, sich über Jahre mit einem Thema auseinanderzusetzen.“
Sonja Ullmann
Den Anstoss zu dieser Dissertation bildete mein Interesse an den tief greifenden Veränderungen in Osteuropa, die durch den Zusammenbruch des sozialistischen Systems ausgelöst worden waren. Mit diesen Ereignissen ging Anfang der 90er Jahre eine vierzigjährige Epoche zu
Ende, eine Epoche, die von der Herrschaft des sowjetischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems gekennzeichnet war.
Die angestrebte Rückkehr zu einer marktorientierten Wirtschaft erweist sich als ein langwieriger Weg, der erhebliche Belastungen für die Gesellschaft mit sich bringt und die Wirtschaftspolitik einer schwierigen Probe unterzieht. Entgegen den anfänglich zu optimistischen
Erwartungen befinden sich die Transformationsländer nach zwölf Jahren immer noch in einer
Phase des Umbruchs. Vielfältige politische Umschichtungen, gesellschaftlicher Wandel, wirtschaftliche Höhen und Tiefen kennzeichnen die Reformjahre. Der erhebliche Strukturwandel,
der durch die Einführung der Marktwirtschaft erfolgte, machte auch vor der Tourismusbranche nicht Halt. Die Bedeutung des tertiären Sektors, zu dem auch der Tourismus gezählt wird,
nahm stark zu. Im Fremdenverkehr wurde ein grosses Entwicklungspotential gesehen, das
viele Hoffnungen weckte. Nach dem anfänglich kontinuierlichen Wachstum sind aber die extensiven Wachstumsfaktoren erschöpft, und eine neue Ausrichtung der Tourismuspolitik
scheint unabdingbar zu sein.
Die schwerwiegenden Veränderungen in der Tourismusbranche und die Notwendigkeit einer
Neuausrichtung der Tourismuspolitik in einem sich transformierenden Land sollen am Beispiel der Tschechischen Republik aufgezeigt werden. Die Wahl ist nicht zufällig. Die ehemalige Tschechoslowakei gehörte zu den Ländern, deren Tourismusentwicklung sich nach der
zentralen Planung richtete. Nach der Ablösung dieses Systems entstand ein gewisses Vakuum,
begleitet durch die Unsicherheit, wie sich der Fremdenverkehr unter den neuen Bedingungen
weiterhin entwickeln soll. Im Vergleich zu den meisten Ländern des ehemaligen sozialistischen Blocks konnte Tschechien auf seine erfolgreiche Wirtschaftsgeschichte vor dem zweiten Weltkrieg zurückblicken – die Einführung der Marktwirtschaft war nicht so eine grosse
Unbekannte wie beispielsweise in Russland. Die Tschechische Republik war im Hinblick auf
diese Tatsachen den anderen Ländern überlegen und erfüllte die Voraussetzungen für die Rolle eines Vorreiters. Ausser diesen objektiven Fakten spielte bei der Wahl des Landes meine
Abstammung und damit ein verstärktes Interesse an der Entwicklung Tschechiens ebenfalls
eine grosse Rolle.
Ohne die Unterstützung von Herrn Prof. Kaspar und besonders ohne sein Interesse am touristischen Geschehen in Osteuropa wäre das Entstehen der vorliegenden Dissertation nicht möglich gewesen. Ihm gilt mein besonderer Dank. Für die Übernahme des Korreferates sowie für
jegliche Hilfe möchte ich mich bei Herrn Prof. Bieger bedanken. Ein herzlicher Dank geht an
meine Mutter sowie an meine Freunde Martin und Marcel, die meine Arbeit immer unterstützt
und viel Verständnis und Geduld aufgebracht haben.
Juni 2003
Eva Nováková
I
INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS.......................................................................................................I
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ......................................................................................... VII
TABELLENVERZEICHNIS .............................................................................................VIII
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS..........................................................................................IX
TEIL I: THEORETISCHE GRUNDLAGEN DER TOURISMUSPOLITIK................... 1
1
EINLEITUNG ........................................................................................................... 3
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
ÜBERBLICK ................................................................................................................. 3
AUSGANGSLAGE .......................................................................................................... 3
ZIELSETZUNG.............................................................................................................. 4
AUFBAU DER ARBEIT .................................................................................................. 6
WISSENSCHAFTLICHE POSITIONIERUNG UND METHODISCHE
VORGEHENSWEISE...................................................................................................... 8
1.5.1
1.5.2
1.5.3
TOURISMUS ALS WISSENSCHAFT ............................................................................................ 8
STAND DER TOURISMUSFORSCHUNG .................................................................................... 10
FORSCHUNGSKONZEPT DER ARBEIT ..................................................................................... 12
1.6
FAZIT ......................................................................................................................... 15
2
BEGRIFFSDEFINITIONEN ................................................................................. 17
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
2.6
ÜBERBLICK ............................................................................................................... 17
TOURISMUS ............................................................................................................... 18
TOURIST .................................................................................................................... 23
TOURISMUSPOLITIK.................................................................................................. 24
TRANSFORMATION ................................................................................................... 26
FAZIT ......................................................................................................................... 28
3
WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DES TOURISMUS .............................. 31
3.1
3.2
3.3
3.4
ÜBERBLICK ............................................................................................................... 31
TOURISMUS ALS WIRTSCHAFTSZWEIG .................................................................... 31
TOURISMUS ALS TEIL DES DIENSTLEISTUNGSSEKTORS .......................................... 34
WIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN DES TOURISMUS .......................................... 34
3.4.1
3.4.2
3.4.3
POSITIVE WIRTSCHAFTLICHE EFFEKTE ................................................................................. 35
BEITRAG DES TOURISMUS ZUR ENTWICKLUNG EINES STANDORTES .................................... 38
NEGATIVE WIRTSCHAFTLICHE EFFEKTE ............................................................................... 40
3.5
3.6
TOURISMUSPOLITIK ALS TEIL DER WIRTSCHAFTSPOLITIK.................................... 41
FAZIT ......................................................................................................................... 43
4
KONZEPTIONEN EINER TOURISMUSPOLITIK .......................................... 45
4.1
4.2
4.3
ÜBERBLICK ............................................................................................................... 45
ALLGEMEINE TOURISMUSPOLITIK .......................................................................... 45
DIE ROLLE DES STAATES ......................................................................................... 49
II
4.3.1
MARKTUNZULÄNGLICHKEITEN ALS GRUNDLAGE FÜR DIE TOURISMUSPOLITIK .................. 52
4.4
ZIELE DER TOURISMUSPOLITIK ............................................................................... 54
4.4.1
4.4.1.1
4.4.1.2
4.4.1.3
KONKRETISIERUNG DER ZIELSETZUNG ................................................................................. 55
Ökonomische Ziele ............................................................................................................... 56
Ökologische Ziele ................................................................................................................. 57
Soziale Ziele.......................................................................................................................... 57
4.5
DIE AUSGESTALTUNG DER TOURISMUSPOLITIK ..................................................... 58
4.5.1
4.5.2
4.5.3
4.5.4
4.5.5
4.5.6
TOURISMUSPOLITIK ALS ORDNUNGSPOLITIK ........................................................................ 58
TOURISMUSPOLITIK ALS STRUKTURPOLITIK ......................................................................... 59
PRAGMATISCHE TOURISMUSPOLITIK .................................................................................... 61
KONZEPTIONELLE TOURISMUSPOLITIK ................................................................................. 62
TOURISMUSPOLITIK ALS NORMATIVER TEIL DES DESTINATIONSMANAGEMENTS ................ 63
TOURISMUSPOLITIK ALS UNIVERSELLE PLANUNGSAUFGABE ............................................... 64
4.6
4.7
4.8
TRÄGER DER TOURISMUSPOLITIK ........................................................................... 65
INSTRUMENTE DER TOURISMUSPOLITIK ................................................................. 67
GRENZEN DER TOURISMUSPOLITIK ......................................................................... 69
4.8.1
4.8.2
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG ...................................................................................... 69
MENSCHLICHER FAKTOR....................................................................................................... 71
4.9
4.10
FÖRDERUNG DER NACHHALTIGEN TOURISMUSPOLITIK ......................................... 74
FAZIT ......................................................................................................................... 77
TEIL II: TSCHECHISCHE TOURISMUSBRANCHE IN TRANSFORMATION ....... 79
5
GRUNDWISSEN ÜBER DIE TSCHECHISCHE REPUBLIK ......................... 81
5.1
5.2
5.3
ÜBERBLICK ............................................................................................................... 81
GEOGRAPHISCHE VERHÄLTNISSE UND VERKEHRSINFRASTRUKTUR ..................... 81
REGIONALE AUFTEILUNG ........................................................................................ 84
5.3.1
5.3.2
5.3.3
BEZIRKE................................................................................................................................. 85
NUTS II................................................................................................................................. 86
TOURISMUSREGIONEN ........................................................................................................... 86
5.4
5.5
5.6
BEVÖLKERUNG ......................................................................................................... 87
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE ..................................................................................... 88
POLITISCHES SYSTEM............................................................................................... 91
5.6.1
5.6.2
5.6.3
PARLAMENT .......................................................................................................................... 92
REGIERUNG UND MINISTERIEN ............................................................................................. 92
POLITISCHE PARTEIEN ........................................................................................................... 93
5.7
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG ........................................................................ 95
5.7.1
5.7.2
5.7.3
5.7.4
5.7.4.1
5.7.4.2
5.7.4.3
5.7.4.4
5.7.4.5
EINFÜHRUNG DER PLANWIRTSCHAFT UND INDUSTRIALISIERUNG........................................ 95
REFORMVERSUCHE (1968) .................................................................................................... 97
RÜCKKEHR ZUR PLANWIRTSCHAFT (1969-1989).................................................................. 98
WIRTSCHAFTLICHE TRANSFORMATION ................................................................................ 99
Rezession (1990-1992).......................................................................................................... 99
Reformprogramm ................................................................................................................ 100
Konjunktur (1993-1995) ..................................................................................................... 102
Krise (1996-2001) ............................................................................................................... 103
Konjunktur (2002)............................................................................................................... 105
5.8
5.9
TSCHECHIEN UND DIE EU....................................................................................... 106
FAZIT ....................................................................................................................... 109
6
TOURISMUSMARKT – ANGEBOT UND NACHFRAGE............................. 111
6.1
6.2
ÜBERBLICK ............................................................................................................. 111
TOURISTISCHES ANGEBOT ..................................................................................... 111
III
6.2.1
6.2.1.1
6.2.2
6.2.2.1
6.2.3
URSPRÜNGLICHES ANGEBOT............................................................................................... 112
Kurorte und Heilbäder......................................................................................................... 115
ABGELEITETES ANGEBOT.................................................................................................... 117
Unterkunfts- und Verpflegungseinrichtungen..................................................................... 117
GEWERBLICHE STRUKTUR DES ANGEBOTES ....................................................................... 119
6.3
6.4
6.5
ANALYSE DES VORHANDENEN TOURISMUSPOTENTIALS ....................................... 122
REISEBÜROS ALS VERMITTLER ZWISCHEN ANGEBOT UND NACHFRAGE ............. 125
TOURISTISCHE NACHFRAGE .................................................................................. 127
6.5.1
6.5.2
6.5.2.1
6.5.2.2
6.5.3
STRUKTUR DER NACHFRAGE VOR DER WENDE .................................................................. 128
STRUKTUR DER NACHFRAGE NACH DER WENDE ................................................................ 128
Nationaler Tourismus .......................................................................................................... 129
Incoming-Tourismus ........................................................................................................... 130
ANALYSE DER NACHFRAGETRENDS .................................................................................... 130
6.6
FAZIT ....................................................................................................................... 132
7
ENTWICKLUNG DER TOURISMUSBRANCHE........................................... 135
7.1
7.2
ÜBERBLICK ............................................................................................................. 135
TOURISMUSENTWICKLUNG VOR DER WENDE ....................................................... 136
7.2.1
GRENZÜBERSCHREITENDER TOURISMUS ............................................................................ 138
7.3
TOURISMUSENTWICKLUNG NACH DER WENDE ..................................................... 140
7.3.1
7.3.2
TOURISMUSBOOM BIS 1996 ................................................................................................. 140
STAGNATION SEIT 1997....................................................................................................... 142
7.4
7.5
7.6
DER TSCHECHISCHE TOURISMUS IM INTERNATIONALEN VERGLEICH ................. 144
TOURISMUS ALS STRATEGISCHER WIRTSCHAFTSZWEIG ...................................... 147
FAZIT ....................................................................................................................... 152
8
TOURISMUSPOLITIK VOR DER WENDE .................................................... 155
8.1
8.2
8.3
8.4
8.5
8.6
ÜBERBLICK ............................................................................................................. 155
TOURISMUSPOLITIK ALS UNIVERSELLE PLANUNGSAUFGABE ............................... 155
TRÄGER DER TOURISMUSPOLITIK ......................................................................... 158
ZIELE DER TOURISMUSPOLITIK ............................................................................. 160
INSTRUMENTE DER TOURISMUSPOLITIK ............................................................... 161
FAZIT ....................................................................................................................... 163
9
TOURISMUSPOLITIK NACH DER WENDE ................................................. 165
9.1
9.2
ÜBERBLICK ............................................................................................................. 165
AUSGESTALTUNG DER TOURISMUSPOLITIK .......................................................... 165
9.2.1
9.2.2
TOURISMUSPOLITIK IN DER ZENTRALPLAN- UND MARKTWIRTSCHAFT ............................. 166
TOURISMUSPOLITIK IN DER ÜBERGANGSPHASE.................................................................. 166
9.3
TRÄGER DER TOURISMUSPOLITIK ......................................................................... 168
9.3.1
9.3.2
9.3.3
ÖFFENTLICH-RECHTLICHE TRÄGER .................................................................................... 169
PRIVATRECHTLICHE TRÄGER .............................................................................................. 173
GEMISCHTE TRÄGER ........................................................................................................... 176
9.4
ZIELE DER TOURISMUSPOLITIK ............................................................................. 176
9.4.1
9.4.2
9.4.2.1
9.4.2.2
9.4.2.3
9.4.2.4
ALLGEMEINE ZIELSETZUNG ................................................................................................ 177
KONKRETISIERUNG DER ZIELSETZUNG ............................................................................... 177
Konzept der staatlichen Tourismuspolitik........................................................................... 178
Operatives Sektorprogramm für den Tourismus ................................................................. 178
Strategie der Regionalentwicklung ..................................................................................... 179
Bewertung der konzeptionellen Zielsetzung ....................................................................... 179
IV
9.5
STRATEGIEN DER TOURISMUSPOLITIK .................................................................. 180
9.5.1
9.5.2
9.5.3
9.5.4
9.5.5
9.5.5.1
9.5.5.2
9.5.5.3
9.5.6
FÖRDERUNG DER TOURISTISCHEN NACHFRAGE IM AUSLAND ............................................ 181
AUFBAU EINES INTEGRIERTEN TOURISTISCHEN INFORMATIONSSYSTEMS .......................... 184
VERBESSERUNG DER TOURISMUSSTATISTIK ....................................................................... 185
OPTIMIERUNG DER AUS- UND WEITERBILDUNG ................................................................. 186
VERBESSERUNG DER DIENSTLEISTUNGSQUALITÄT ............................................................ 188
Bekämpfung der illegalen Unternehmenstätigkeit .............................................................. 189
Einführung von Standards für die Unterkunftseinrichtungen ............................................. 189
Verschärfung der Zulassungsvoraussetzungen für die Reisebüros ..................................... 190
FÖRDERUNG DER REGIONALEN TOURISMUSENTWICKLUNG ............................................... 191
9.6
INSTRUMENTE DER TOURISMUSPOLITIK ............................................................... 193
9.6.1
9.6.1.1
9.6.1.2
9.6.1.3
9.6.1.4
9.6.1.5
9.6.2
9.6.3
9.6.4
ORDNUNGSRECHTLICHE INSTRUMENTE .............................................................................. 193
Tourismusgesetz.................................................................................................................. 194
Gewerbegesetz .................................................................................................................... 194
Gesetz über den Aufenthalt von Ausländern....................................................................... 195
Vorentwurf des Gesetzes über die Unterstützung des Tourismus....................................... 196
Entwurf des Gesetzes über die Unterstützung der nachhaltigen Tourismusentwicklung.... 197
FISKALISCHE INSTRUMENTE ............................................................................................... 197
FINANZIELLE FÖRDERUNGSINSTRUMENTE ......................................................................... 199
ÜBRIGE INSTRUMENTE ........................................................................................................ 202
9.7
TSCHECHIEN UND DIE EU-TOURISMUSPOLITIK .................................................... 204
9.7.1
9.7.2
9.7.3
PRINZIPIEN UND AKTIVITÄTEN DER EU-TOURISMUSPOLITIK ............................................. 204
AUSWIRKUNGEN DES EU-BEITRITTES AUF DIE TSCHECHISCHE TOURISMUSBRANCHE ...... 208
FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG DER TOURISMUSVORHABEN DURCH DIE EU.................... 211
9.8
FAZIT ....................................................................................................................... 213
10
ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG DER TOURISMUSBRANCHE............... 217
10.1
10.2
ÜBERBLICK ............................................................................................................. 217
LEBENSZYKLUS DER TOURISMUSBRANCHE ........................................................... 217
10.2.1
URSACHEN DER ANDAUERNDEN STAGNATION ................................................................... 218
10.3
STÄRKUNG DER WETTBEWERBSFÄHIGKEIT (DIAMANT-MODELL) ...................... 220
10.3.1
10.3.2
10.3.3
10.3.4
FAKTORBEDINGUNGEN ........................................................................................................ 221
PRÄSENZ VON ANDEREN BRANCHEN .................................................................................. 223
FIRMENSTRATEGIEN, STRUKTUR UND WETTBEWERB ........................................................ 225
NACHFRAGEBEDINGUNGEN ................................................................................................. 226
10.4
WETTBEWERBSSTRATEGIEN .................................................................................. 228
10.4.1
KONZEPT DES DESTINATIONSMANAGEMENTS .................................................................... 229
10.5
FAZIT ....................................................................................................................... 230
TEIL III: TOURISMUSWIRTSCHAFT IN TRANSFORMATION ............................. 233
11
EMPFEHLUNGEN FÜR EINE TOURISMUSPOLITIK IN
TRANSFORMATION.......................................................................................... 235
11.1
11.2
11.3
ÜBERBLICK ............................................................................................................. 235
TRANSFORMATION DER TOURISMUSBRANCHE ...................................................... 236
EMPFEHLUNGEN FÜR DIE TOURISMUSPOLITIK ..................................................... 237
11.3.1
11.3.1.1
11.3.1.2
11.3.1.3
11.3.2
11.3.3
AUSGESTALTUNG DER TOURISMUSPOLITIK ........................................................................ 237
Ordnungspolitik................................................................................................................... 237
Strukturpolitik ..................................................................................................................... 238
Pragmatische und konzeptionelle Tourismuspolitik ........................................................... 239
TRÄGER DER TOURISMUSPOLITIK ....................................................................................... 240
ZIELE DER TOURISMUSPOLITIK ........................................................................................... 241
V
11.3.4
11.3.5
11.3.6
11.3.7
11.3.8
11.3.8.1
11.3.8.2
STRATEGIEN DER TOURISMUSPOLITIK ................................................................................ 242
INSTRUMENTE DER TOURISMUSPOLITIK ............................................................................. 244
ROLLE DES STAATES ........................................................................................................... 245
NUTZUNG DER AUSLÄNDISCHEN ERFAHRUNGEN UND UNTERSTÜTZUNG .......................... 246
GRENZEN DER TOURISMUSPOLITIK ..................................................................................... 248
Wirtschaftliche Entwicklung............................................................................................... 248
Menschlicher Faktor............................................................................................................ 249
11.4
11.5
ALLGEMEINGÜLTIGKEIT UND ÜBERTRAGBARKEIT DER EMPFEHLUNGEN .......... 250
FAZIT ....................................................................................................................... 252
12
AUSBLICK............................................................................................................ 255
LITERATURVERZEICHNIS .................................................................................................I
RECHTSQUELLENVERZEICHNIS..............................................................................XLV
INTERNETQUELLENVERZEICHNIS ......................................................................XLVII
GESPRÄCHSPARTNERVERZEICHNIS .................................................................... XLIX
VII
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit.............................................................................................................. 8
Abbildung 2: Tourismuswissenschaften als Teil verschiedener Mutterwissenschaften.......................... 9
Abbildung 3: Struktur des Systems Tourismus ..................................................................................... 19
Abbildung 4: Nationaler und internationaler Tourismus ....................................................................... 20
Abbildung 5: Differenzierung des Begriffs „Tourismus“...................................................................... 21
Abbildung 6: Hierarchie der Begriffe „Besucher, Tourist und Tagesbesucher“ ................................... 23
Abbildung 7: Tourismus im Schnittpunkt verschiedener Wirtschaftsbereiche ..................................... 32
Abbildung 8: Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes........................................................................... 39
Abbildung 9: Rolle des Staates im Tourismus....................................................................................... 50
Abbildung 10: Magisches Dreieck und ideale Zielhierarchie der Tourismuspolitik ............................. 56
Abbildung 11: Aufteilung der Tschechischen Republik in Landesbezirke ........................................... 85
Abbildung 12: NUTS II ......................................................................................................................... 86
Abbildung 13: Tourismusregionen ........................................................................................................ 87
Abbildung 14: Kurortdreieck............................................................................................................... 115
Abbildung 15: Veränderungen in der touristischen Nachfrage ........................................................... 131
Abbildung 16: Typische Merkmale des Tourismus............................................................................. 137
Abbildung 17: Tourismuspolitik als universelle Planungsaufgabe ..................................................... 156
Abbildung 18: Träger der Tourismuspolitik........................................................................................ 159
Abbildung 19: Ziele der zentralplanwirtschaftlich orientierten Tourismuspolitik .............................. 160
Abbildung 20: Ausgestaltung der Tourismuspolitik in der Transformationsphase ............................. 168
Abbildung 21: Organisatorische Struktur des Ministeriums für Regionalentwicklung....................... 171
Abbildung 22: Ziele der Tourismuspolitik in Abhängigkeit vom Gesellschafts- und
Wirtschaftssystem ........................................................................................................ 177
Abbildung 23: Tourismuspolitische Strategien auf einen Blick .......................................................... 181
Abbildung 24: Tourismuslogo ............................................................................................................. 184
Abbildung 25: Werbematerial des Kurorts Bochoř ............................................................................. 188
Abbildung 26: Lebenszyklus der tschechischen Tourismusbranche ................................................... 218
Abbildung 27: Stagnation der Tourismusbranche ............................................................................... 220
VIII
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Weltweite wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus (1995-2005)...................................... 37
Tabelle 2: Einfluss gesellschaftspolitischer Veränderungen auf die Tourismuspolitik......................... 48
Tabelle 3: Ankünfte der ausländischen Besucher nach Transportart (1993-2001)................................ 83
Tabelle 4: Ausländische Touristen nach Monaten (2001) ..................................................................... 84
Tabelle 5: Übersicht der Geschichte...................................................................................................... 91
Tabelle 6: Wahlergebnisse (1996-2002)................................................................................................ 94
Tabelle 7: Ordnungspolitische Elemente des Reformprogramms ....................................................... 100
Tabelle 8: Wirtschaft in Zahlen (1996-1999) ...................................................................................... 104
Tabelle 9: Ausländische Gäste nach Bezirken (1998-1999)................................................................ 114
Tabelle 10: Gäste in Kurorteinrichtungen (1985-1999)....................................................................... 116
Tabelle 11: Unterkunftseinrichtungen und Betten (1989-1999) .......................................................... 118
Tabelle 12: Unterkunftseinrichtungen in verschiedenen Kategorien und Preis/Nacht (1999) ............ 118
Tabelle 13: Unternehmensgrösse nach Angestellten (1999) ............................................................... 120
Tabelle 14: Profil des touristischen Angebotes ................................................................................... 124
Tabelle 15: Reisebüros nach Tätigkeiten (1995-1999)........................................................................ 127
Tabelle 16: Incoming- und Outgoing-Tourismus (1965-1985) ........................................................... 139
Tabelle 17: Nationaler Tourismus (1948-1989) .................................................................................. 140
Tabelle 18: Outgoing-Tourismus (1989-1996).................................................................................... 141
Tabelle 19: Incoming-Tourismus (1989-1996).................................................................................... 141
Tabelle 20: Outgoing-Tourismus (1997-2001).................................................................................... 143
Tabelle 21: Incoming-Tourismus (1997-2001).................................................................................... 143
Tabelle 22: Tschechien auf dem internationalen Tourismusmarkt (1990-1999) ................................. 145
Tabelle 23: Touristische Einnahmen pro Einwohner (1999)............................................................... 145
Tabelle 24: Durchschnittliche Ausgaben der ausländischen Besucher (1992-2000)........................... 146
Tabelle 25: Prognose der internationalen Ankünfte und Weltmarktanteile (2020) ............................. 146
Tabelle 26: Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP und an der Beschäftigung (1990-1999) ............. 148
Tabelle 27: Anteil der Tourismusbranche an BIP, Export und Beschäftigung (1996-2000)............... 149
Tabelle 28: Deviseneinnahmen und -ausgaben (1989-2001)............................................................... 150
Tabelle 29: Anteil der Deviseneinnahmen vom Tourismus am BIP (1993-2001) .............................. 151
Tabelle 30: Beiträge für die Tourismuszentralen und ihr Personalbestand (1998).............................. 182
Tabelle 31: Staatliche Beiträge für die Tschechische Tourismuszentrale (1993-2001) ...................... 183
Tabelle 32: Mehrwertsteuer auf Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen (1998) .................. 198
Tabelle 33: Finanzmittel für das Unterstützungsprogramm für den Tourismus (2001) ...................... 201
Tabelle 34: Förderung der regionalen Tourismusentwicklung (1995-1999) ....................................... 202
Tabelle 35: Finanzielle Hilfe von der EU (2004-2006) ....................................................................... 212
IX
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abb.
AČCKA
ACK
AIEST
ALP
Art.
a.s.
ATIC
ATS
Bc.
BIGA
Bio.
BIP
bzw.
°C
ca.
ČCCR
CEBRE
CECTA
CEN
CKM
C.O.T.
ČOI
ČR
ČSFR
ČSL
ČSR
ČSSD
ČSSR
ČSÚ
DDR
DEU
d.h.
DM
Doc.
DPH
DRS
EFRE
EG
et al.
etc.
ETC
ev.
Abbildung
Asociace českých cestovních kanceláří a agentur (Assoziation von tschechischen Reiseveranstaltern und Reisebüros)
Asociace cestovních kanceláří (Assoziation von Reisebüros)
Association Internationale d’Experts Scientifique du Tourisme
Asociace leteckých provozovatelů (Assoziation von Flugbetreibern)
Artikel
Akciová společnost (Aktiengesellschaft)
Asociace turistických informačních center (Assoziation von touristischen
Informationszentren)
Österreichischer Schilling
Bachelor
Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit
Billion
Bruttoinlandprodukt
beziehungsweise
Grad Celsius
circa
Česká centrála cestovního ruchu (Tschechische Tourismuszentrale)
Czech Business Representation
Central European Countries Travel Association
Comité européen de Normalisation
Cestovní kancelář mládeže (Reisebüro für Jugendliche)
Communication Online Travel
Česká obchodní inspekce (Tschechische Handelsinspektion)
Česká republika (Tschechische Republik)
Česká a Slovenská federativní republika (Tschechische und Slowakische
Föderative Republik)
Česká strana lidová (Tschechische Volkspartei)
Česká socialistická republika (Tschechische Sozialistische Republik)
Česká strana sociálně demokratická (Tschechische sozialdemokratische
Partei)
Československá socialistická republika (Tschechoslowakische Sozialistische Republik)
Český statistický úřad (Tschechisches Statistisches Amt)
Deutsche Demokratische Republik
Demokratická unie (Demokratische Union)
das heisst
Deutsche Mark
Dozent
Daň z přidané hodnoty (Mehrwertsteuer)
Deutscher Reisepreissicherungsverein
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung
Europäische Gemeinschaft
et alii (und andere)
et cetera (und so weiter)
European Travel Commission
eventuell
X
EU
EUR
EWG
f.
ff.
GUS
ha
HOTREC
Hrsg.
i.d.R.
IATA
IH&RA
IMF
Ing.
ISO
Ispa
IT
ITM
Jg.
Kap.
Kč
KDU
km
km/h
KMU
KSČM
lit.
m
max.
min.
Mio.
MMR
Mrd.
MWSt
NATO
NFHR
NIRES
NITS
NFP
Nr.
NZZ
ODA
ODS
OECD
Europäische Union
Euro
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
folgende
fortfolgende
Gemeinschaft Unabhängiger Staaten
Hektar
The Confederation of National Associations of Hotels, Restaurants, Cafés
and Similar Establishments in the European Union and European Economic Area
Herausgeber
in der Regel
International Air Transport Association
International Hotel & Restaurant Association
International Monetary Fund
Ingenieur
International Organization for Standardization
Instrument for Structural Policies for Pre-Accession
Informationstechnologie
Institut for Tourism and Management
Jahrgang
Kapitel
Koruna česká (Tschechische Krone)
Křesťanská a demokratická unie (Christdemokratische Union)
Kilometer
Kilometer pro Stunde
Klein- und Mittelunternehmen
Komunistická strana Čech a Moravy (Kommunistische Partei von Böhmen
und Mähren)
litera (Buchstabe)
Meter
maximal
minimal
Million
Ministerstvo pro místní rozvoj (Ministerium für Regionalentwicklung)
Milliarde
Mehrwertsteuer
North Atlantic Treaty Organisation
Národní federace hotelů a restaurací (Nationale Föderation von Hotels und
Restaurants)
Národní informační rezervační systém (Nationales Informations- und Reservationssystem)
Národní informační turistický systém (Nationales Touristisches Informationssystem)
Nationales Forschungsprogramm
Nummer
Neue Zürcher Zeitung
Občanská demokratická aliance (Demokratische Bürgerallianz)
Občanská demokratická strana (Demokratische Bürgerpartei)
Organization for Economic Cooperation und Development
XI
OKEČ
o.O.
o.S.
o.V.
Phare
PhareCBC
Phare Credo
PhDr.
RaJ
RDP
RIS
RNDr.
ROP
RGW
ROH
S.
Sapard
Sb.
SED
SFr.
SICTA
SME
SMS
sog.
SOP-CRL
SPPCR
SPR-RSČ
SR
SSR
SWOT
Tsd.
u.a.
UFTAA
UNESCO
UNO
US
USA
USD
usw.
ü.M.
vgl.
VHJ
VŠE
VÚSC
WS
WISt
Odvětvová klasifikace ekonomických činností (Branchenklassifikation der
ökonomischen Tätigkeiten)
ohne Ortsangabe
ohne Seitenangabe
ohne Verfasserangabe
Poland Hungary Action for the Reconstruction of Economies
Phare Cross Border Cooperation
Phare Cross Border Cooperation between Central European Countries
Philosophia Doctor
Restaurace a jídelny (Restaurants und Kantinen)
Regional Development Plan
Rezervační a informační systém (Reservations- und Informationssystem)
Res Naturalis Doctor
Regionální operační program (Operatives Regionalprogramm)
Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe
Revoluční odborové hnutí (Revolutionäre Gewerkschaftsbewegung)
Seite(n)
Special Accession Programme for Agriculture and Rural Development
Sbírka zákonů (Systematische Gesetzessammlung)
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
Schweizer Franken
Standard International Classification of Tourism Activities
Small and Medium Enterprises
Short Message System
sogenannt
Sektorový operační program – Cestovní ruch a lázeňství (Sektorielles Operatives Programm – Tourismus und Kurortwesen)
Sdružení podnikatelů v pohostinství a cestovním ruchu (Vereinigung von
Unternehmern im Gastgewerbe und Tourismus)
Sdružení pro republiku – Republikánská strana Československa (Vereinigung für die Republik – Tschechoslowakische Republikanische Partei)
Slovenská Republika (Slowakische Republik)
Slovenská socialistická republika (Slowakische Sozialistische Republik)
Strengths – Weaknesses – Opportunities – Threats
Tausend
und andere, unter anderem
Universal Federation of Travel Agents Association
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
United Nations Organization
Unie svobody (Freiheitsunion)
United States of America
Amerikanischer Dollar
und so weiter
über Meer
vergleiche
Výrobní hospodářská jednotka (Wirtschaftliche Produktionseinheit)
Vysoká škola ekonomická (Hochschule für Ökonomie)
Vyšší územní samosprávný celek (Höheres Selbstverwaltungsgebiet)
Wintersemester
Wirtschaftswissenschaftliches Studium
XII
WTO
WTTC
z.B.
zugl.
Word Tourism Organization, World Trade Organization
World Travel and Tourism Council
zum Beispiel
zugleich
XIII
In der vorliegenden Dissertation werden der leichteren Lesbarkeit wegen im Zweifelsfall die
männlichen Sprachformen verwendet. Sie stehen selbstverständlich im Sinne des „pars pro toto“ auch für die nicht verwendeten weiblichen Bezeichnungen.
Es werden verschiedentlich Beträge in ausländischen Währungen (Kč, EUR, USD) aufgeführt, da die zitierten Quellen diese verwenden. Um dem Leser die Umrechnung in die anderen Währungen zu erleichtern, wird an dieser Stelle eine Übersicht über die Jahresmittelkurse
der letzten Jahre gegeben.
Devisenkurs der tschechischen Krone (Jahresdurchschnitt)
Jahr/Währung
ATS
DM
EUR
SFR
USD
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2.53
2.58
2.51
2.52
2.63
2.57
2.60
2.61
2.68
2.59
2.48
--
17.79
18.14
17.64
17.75
18.52
18.06
18.28
18.33
18.86
18.21
17.43
--
--------36.88
35.61
34.08
30.81
20.60
20.17
19.74
21.06
22.45
22.02
21.85
22.26
23.05
22.85
22.56
21.00
29.49
28.25
29.16
28.78
26.55
27.14
31.71
32.27
34.60
38.59
38.04
32.74
Quelle: Tschechische Nationalbank (http://www.cnb.cz/, Stand am 6.1.2003).
„Solange es Menschen gibt, solange gibt es auch das Phänomen des Reisens.“
Susanne Iwersen-Sioltsidis/Albrecht Iwersen
TEIL I:
THEORETISCHE GRUNDLAGEN DER
TOURISMUSPOLITIK
3
1 Einleitung
1.1
Überblick
„The rise and fall of centrally planned economies probably constitute not only one of the greatest events of the
twentieth century but also one of the most important failed economic experiments in human history.“
Gérard Roland
Den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Dissertation bildet die Tourismuspolitik in
der Übergangsphase von der zentralen Planung zur Marktwirtschaft. Die schwerwiegenden
Veränderungen in der Fremdenverkehrsbranche in einem sich transformierenden Land werden
im Rahmen einer Fallstudie am Beispiel der Tschechischen Republik aufgezeigt. Der Versuch, politische und wirtschaftliche Problemfelder des Systemwandels zu untersuchen, ist
nicht neu und steht im Mittelpunkt einer Vielzahl von Partialanalysen und Fallstudien. Eine
wissenschaftliche Studie, welche sich aber ausdrücklich mit der Tourismuspolitik während
der Transformation beschäftigt, besteht bis jetzt noch nicht.
Wissenschaftlich wird die Arbeit dem Bereich der angewandten interdisziplinären Sozialwissenschaften zugeordnet. Es wird angestrebt, dass die gewonnenen Kenntnisse nicht nur von
einer theoretischen, sondern auch von einer praktischen Relevanz sind und ihren Eingang in
die praktizierte Tourismuspolitik der sich transformierenden Länder finden. Die Arbeit besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil wird die theoretische Ausgangslage für die im zweiten
Teil folgende Fallstudie geschaffen und schlussendlich werden im dritten Teil aus einer Gegenüberstellung der theoretischen Überlegungen und der Erkenntnisse aus der Fallstudie
Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation abgeleitet.
In den unmittelbar folgenden Abschnitten wird die Ausgangslage der in Transformation stehenden Länder beschrieben und es wird detaillierter auf die Zielsetzung sowie auf den Aufbau
der Arbeit eingegangen. Anschliessend werden die Stellung des Fremdenverkehrs in den Wissenschaften und der Stand der Forschung auf dem Gebiet der Tourismuspolitik diskutiert. Zuletzt wird die methodische Vorgehensweise für die vorliegende Dissertation festgelegt.
1.2
Ausgangslage
Mit dem politischen Umbruch im Jahre 1989 begann für die osteuropäischen Länder eine
neue Geschichte. Der angestrebte Übergang zur Demokratie und der radikale Umbau der
Wirtschaft stellen für die ehemaligen sozialistischen Länder eine völlig neue Herausforderung
dar. Mit den Transformationsbemühungen eröffnete sich zum ersten Mal die Chance, die
Spaltung Europas in einen politisch und wirtschaftlich fortgeschrittenen Westen und einen
von Diktaturen regierten und ökonomisch zurückgebliebenen Osten zu überwinden. Damit
tauchten grundsätzliche Fragestellungen auf: Wird diese Chance genutzt? Ist sie überhaupt realisierbar? Die Antworten auf diese und andere Fragen scheint bis heute niemand zu kennen,
da die Transformationsprozesse noch nicht abgeschlossen sind und auch in den Wissenschaften findet man aufgrund der Inexistenz einer allgemeinen Transformationstheorie keine Lösung. Nach Habuda/Jennenwein/Oppenländer kann die Umwandlung der Planwirtschaften in
marktwirtschaftliche Strukturen mit einem präzedenzlosen, gesellschaftlich angelegten Experiment verglichen werden, das vielfältige Fragestellungen aufwirft, deren kohärente, theoreti-
4
sche Antwort zunächst unmöglich erscheint.1 Ähnliches kann auch über die Entwicklung der
Tourismusbranche gesagt werden, welche ebenfalls mit Unsicherheit und Unvorhergesehenheit verbunden ist und für die bis jetzt auch die Tourismuswissenschaft keine konkreten
Handlungsempfehlungen und Lösungswege aufzeigen konnte.
In der Tschechischen Republik, welche als Beispielland für die Zwecke der Fallstudie dient,
wurden die Ausgangsbedingungen für die Transformation im Vergleich zu anderen osteuropäischen Staaten als überdurchschnittlich günstig eingeschätzt. Die Inflation, der Geldüberhang
als auch die Auslandsverschuldung waren vernachlässigbar klein und das Staatsbudget war
ausgeglichen. Ende 1995 wurde Tschechien als erster osteuropäischer Staat in die OECD aufgenommen und als Kandidat für einen möglichen EU-Beitritt am besten bewertet. In den Medien wurde über ein „Wirtschaftswunder“ berichtet. Nach den Jahren der konjunkturellen Belebung erhielt aber das strahlende Bild einer raschen Wirtschaftsreform grosse Risse – Ende
der 90er Jahre wurden die wirtschaftspolitischen Schlagzeilen dominiert von Meldungen über
Rezession und steigende Arbeitslosigkeit und zu einer Wirtschaftskrise kam noch eine politische hinzu. Erst gegen Ende 2000 begann sich allmählich eine gewisse Verbesserung abzuzeichnen. Der sozialdemokratischen Regierung gelang es, das Wachstum wieder zu beschleunigen und das Land in konjunktureller Verfassung an die Wahlen vom Juni 2002 zu führen.
Im Oktober 2002 empfahl die EU-Kommission ihren Mitgliedstaaten, die Tschechische Republik im Jahr 2004 in die EU aufzunehmen.
In einer ähnlichen Situation befindet sich auch die tschechische Tourismusbranche. Nach den
ersten Jahren des postrevolutionären Booms hatten die Reiseaktivitäten der einheimischen
Bevölkerung Einbussen in Kauf nehmen müssen und auch das anfängliche Interesse der ausländischen Besucher an einem postkommunistischen Land ging zurück – Tschechien ist nunmehr eine unter vielen Destinationen. Ausser den auswärtigen Einflüssen sind für diese Entwicklung vor allem die hausgemachten Probleme verantwortlich. Auf der makroökonomischen Ebene handelt es sich besonders um den unsystematischen Zugang zur Branche, die allzu lang andauernde unklare Kompetenzaufteilung und fehlende Rechtssicherheit. Auf der
mikroökonomischen Ebene stehen die fehlende Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sowie
die kurzfristige Gewinnoptik von KMU im Vordergrund. Die Tourismusbranche, die von den
gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen des Landes stark abhängig
ist, leidet unter der heutigen Situation. Ohne Veränderungen ist eine Fortsetzung des anfänglichen Erfolgskurses nicht möglich.
1.3
Zielsetzung
In der vorliegenden Dissertation wird die Tourismuspolitik in Transformation untersucht. Es
handelt sich um ein sehr komplexes Thema, zu dem – obwohl von beachtlicher Praxisrelevanz
– bisher nur wenige Publikationen erschienen sind. In der deutschen und englischen Literatur
wird die Ausgestaltung der Tourismuspolitik von Transformationsländern nur ausnahmsweise
erwähnt. Die vereinzelten Beiträge befassen sich vor allem mit der Problematik der Hotellerie
und der Schaffung neuer touristischer Institutionen.2 Eine integrierte Sicht der Transformation
unter besonderer Berücksichtigung der Tourismuspolitik besteht aber noch nicht. In den ost1
2
Vgl. Habuda/Jennenwein/Oppenländer (1996), S. 2 ff.
Vgl. z.B. Henschel (1992), Mihalic (1992), Kaspar/Würzel (1994), Fischer (1994).
5
europäischen Literaturquellen sieht die Lage nicht viel besser aus, denn in den Ländern, die
stetigen Veränderungen unterworfen sind, wird dem Verfassen von wissenschaftlichen Publikationen im Bereich des Tourismus keine Priorität eingeräumt. In der Tschechischen Republik befassen sich die meisten Publikationen nicht mit der Tourismusbranche während der
Transformation, sondern mit den terminologischen und systematischen Abgrenzungen sowie
mit wirtschaftlichen Aspekten des Fremdenverkehrs. Die aktuellen Probleme werden nur vereinzelt in Fachzeitschriften und auf Webseiten von verschiedenen Institutionen erwähnt und
geben somit kein einheitliches Bild über die Entwicklung der Tourismusbranche. Zu den
Kenntnissen über den zentral geplanten Fremdenverkehr gelangt man am besten mit Hilfe von
universitären Lehrbüchern aus der sozialistischen Ära.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht im Versuch, die existierenden Forschungsdefizite
auf dem Gebiet des Tourismus der sich transformierenden Länder durch die Ausarbeitung eines anwendungsorientierten Ansatzes abzubauen. Es soll ein Beitrag zur Analyse der Fremdenverkehrspolitik in der Übergangsphase von der Plan- zur Marktwirtschaft geliefert werden. Zu diesem Zweck wird im Rahmen einer Fallstudie die tschechische Tourismusbranche
untersucht. Die Tschechische Republik verfügte am Anfang der Transformation im Vergleich
zu anderen Ländern über eine günstigere Ausgangslage – dies bewirkte, dass ihr die Rolle eines Vorreiters nicht nur bei der Transformation der Wirtschaft, sondern auch im Tourismus
zugeschrieben wurde und in der Fallstudie die Wahl auf sie gefallen ist.3 Daraus resultiert folgendes Forschungsziel:
Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, eine Analyse der Tourismuspolitik in der Übergangsphase von der Plan- zur Marktwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung ihrer wirtschaftlichen Aspekte zu liefern und dadurch die Forschungsdefizite auf diesem Gebiet abzubauen. Dazu soll die Ausarbeitung einer Fallstudie über die systemwechselbedingten Veränderungen in der tschechischen Tourismusbranche dienen. Die aus einer Gegenüberstellung
der theoretischen Überlegungen zur Tourismuspolitik und der Erkenntnisse aus der Fallstudie
abgeleiteten Empfehlungen sollen ausserdem den sich transformierenden Ländern neue Impulse verleihen und ihnen helfen, möglichst viele Fehlentscheidungen in der Tourismuspolitik
zu vermeiden.
Das Ziel ergibt sich aus dem bisherigen ungenügenden Interesse der Forschung an besonderen
Aspekten der im Systemwandel stehenden Tourismuswirtschaft. Die vorliegende Dissertation
bezweckt, die bestehenden Lücken auf dem genannten Gebiet bestmöglich zu schliessen und
damit eine Basis für zukünftige Untersuchungen zu schaffen. Der Ansatz soll das Interesse an
diesen einmaligen Veränderungen wecken und somit die Ausarbeitung von weiteren Forschungsarbeiten mit verwandter Thematik unterstützen. Die Arbeit kann aber nur dann als erfolgreich bewertet werden, wenn die darin vorgestellten Ausführungen und aufgedeckten
Missstände nicht nur in der Wissenschaft, sondern zugleich auch in der Praxis akzeptiert und
berücksichtigt werden. Es ist erstrebenswert, dass die gewonnenen Kenntnisse in der Tourismuspolitik der sich transformierenden Länder eine praktische Relevanz erlangen und dass sie
auch für die noch als zentrale Planwirtschaften organisierten Entwicklungsländer von Nutzen
werden.
3
Vgl. Kap. 1.2 und 5.7.1.
6
1.4
Aufbau der Arbeit
Im ersten Teil der vorliegenden Dissertation werden die theoretischen Grundlagen der Tourismuspolitik erklärt.
•
Im ersten Kapitel werden die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit konkretisiert, der Tourismus als eine wissenschaftliche Disziplin positioniert und zu der
benutzten Forschungsmethodik Stellung genommen.
•
Im zweiten Kapitel werden terminologische und systematische Abgrenzungen vorgenommen.
•
Das dritte Kapitel ist der wirtschaftlichen Bedeutung der Tourismusbranche gewidmet. Es befasst sich mit der Stellung des Tourismus im Rahmen der Wirtschaft sowie mit Effekten, die von ihm ausgehen. Detaillierter wird der Beitrag der Tourismusbranche zur Entwicklung eines Standortes diskutiert. Zuletzt wird auf das Verhältnis der Tourismuspolitik zur Wirtschaftspolitik eingegangen.
•
Im vierten Kapitel werden die Rolle des Staates im Tourismus und die mögliche
Ausgestaltung der Tourismuspolitik, insbesondere in Bezug auf die herrschenden
gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse in einem Land, diskutiert. Es
werden Ziele, Träger und Instrumente der Fremdenverkehrspolitik dargestellt. Erörtert werden die Grenzen, an welche die Machbarkeit der Tourismuspolitik stösst und
die Forderung nach einer nachhaltigen Tourismuspolitik.
Der zweite Teil der Arbeit umfasst eine Fallstudie, in deren Rahmen eine Analyse der tschechischen Tourismusbranche vorgenommen wird.
•
Für ein besseres Verständnis des touristischen Geschehens vermittelt das fünfte Kapitel einiges Grundwissen über die Tschechische Republik. Es werden die geographischen und demographischen Verhältnisse, die regionale Aufteilung, die Entstehungsgeschichte und das herrschende politische System skizziert und in Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr gebracht. Besondere Aufmerksamkeit wird der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und dem Stand der Verhandlungen über den
Beitritt zur EU gewidmet, da diese für die weitere Entwicklung der Tourismusbranche von massgebender Bedeutung sind.
•
Im sechsten Kapitel wird die vor- und nachrevolutionäre Entwicklung auf dem
tschechischen Tourismusmarkt analysiert. Beim ursprünglichen Angebot wird auf
die natürlichen Gegebenheiten und die soziokulturellen Verhältnisse eingegangen;
beim abgeleiteten Angebot wird die touristische Suprastruktur näher betrachtet. Darauf folgend werden die Veränderungen des Dienstleistungssektors mit dem Schwerpunkt auf die Herausbildung von touristischen KMU skizziert. Es wird eine Analyse
des vorhandenen Tourismuspotentials vorgenommen und in einem Stärken/Schwächen- und Chancen-/Gefahrenprofil zusammengefasst. Zuletzt werden die
Veränderungen in der Reisebürobranche diskutiert und eine Analyse der Trends in
der touristischen Nachfrage durchgeführt.
7
•
Das siebte Kapitel ist der Entwicklung der Tourismusbranche vor und nach dem
Systemwechsel gewidmet. Es wird auf die speziellen Merkmale des zentral geplanten Tourismus eingegangen und um den Einfluss der kommunistischen Ideologie zu
demonstrieren, wird der grenzüberschreitende Fremdenverkehr unter die Lupe genommen. Anschliessend wird die postrevolutionäre Entwicklung analysiert und die
Tschechische Republik auf dem internationalen Tourismusmarkt positioniert. Zuletzt
wird die Aufmerksamkeit auf die ökonomische Bedeutung der Tourismusbranche
für die tschechische Volkswirtschaft gerichtet. Es wird vor allem auf die Entwicklung des Dienstleistungssektors, auf den Anteil der Tourismusbranche am BIP, am
Export und an der Beschäftigung sowie auf den Beitrag des grenzüberschreitenden
Tourismus zum Ausgleich der Zahlungsbilanz eingegangen.
•
Das achte Kapitel befasst sich mit der Tourismuspolitik, die in der Tschechoslowakei bis zur Wende praktiziert wurde. Zuerst wird auf ihre Zielsetzung und Ausgestaltung als eine universelle Planungsaufgabe eingegangen. Anschliessend werden die
Rolle und der Einfluss des Staates auf das touristische Geschehen analysiert, die
Träger der Tourismuspolitik aufgezählt und ihr Aufgabenfeld beschrieben. Zuletzt
wird der Einsatz von verschiedenen direkten und indirekten tourismuspolitischen Instrumenten diskutiert.
•
Im neunten Kapitel wird die Tourismuspolitik während der Transformation analysiert. Es wird auf die Veränderungen in ihrer Ausgestaltung eingegangen, die wichtigsten Träger aufgezählt und ihr Aufgabenfeld skizziert. Darauf folgend wird der
Wandel in der touristischen Zielsetzung während der Transformation diskutiert und
die gegenwärtigen Ziele der Tourismuspolitik konkretisiert. Detailliert geschildert
werden die Strategien, die der Erreichung der festgelegten Ziele dienen sollen. Zuletzt wird auf Tschechiens Vorbereitungen auf den EU-Beitritt im Tourismusbereich
und dessen möglichen Auswirkungen auf die Branche eingegangen.
•
Das zehnte Kapitel befasst sich mit der Zukunft der tschechischen Tourismusbranche. Es werden die Ursachen der seit 1997 andauernden Stagnation im Zusammenhang mit dem Lebenszyklus einer touristischen Destination näher betrachtet. Darauf
folgend werden aufgrund des Diamanten-Modells von Porter die Faktoren, welche
für die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit massgebend sind, identifiziert. Es wird
ihre Ausprägung in der tschechischen Tourismusbranche skizziert und denkbare
staatliche Massnahmen zu ihrer Beeinflussung vorgeschlagen. Zuletzt wird auf die
möglichen Wettbewerbsstrategien und auf das in den Industrieländern zunehmend
eingesetzte Konzept des Destinationsmanagements eingegangen.
Der dritte Teil der Dissertation ist den Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation gewidmet. Diese werden aus einer Gegenüberstellung von den theoretischen
Überlegungen des ersten Teiles und den Erkenntnissen aus der Fallstudie abgeleitet. Der
kurze Ausblick fasst die wichtigsten Gedanken der vorliegenden Arbeit zusammen.
8
TEIL I
TEIL II
Theoretische Grundlagen der Tourismuspolitik
1.
2.
3.
4.
Tschechische Tourismusbranche in Transformation
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Einleitung
Begriffsdefinitionen
Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus
Konzeptionen einer Tourismuspolitik
Grundwissen über die Tschechische Republik
Tourismusmarkt – Angebot und Nachfrage
Entwicklung der Tourismusbranche
Tourismuspolitik vor der Wende
Tourismuspolitik nach der Wende
Zukünftige Entwicklung der Tourismusbranche
TEIL III
Tourismuswirtschaft in Transformation
11.
Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation
12.
Ausblick
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit
1.5
Wissenschaftliche Positionierung und methodische Vorgehensweise
Am Anfang jeder wissenschaftlichen Tätigkeit steht die „ ... Verwunderung über etwas, das
an sich etwas Alltägliches sein kann, aber für den wissenschaftlichen Denker ... zum Anlass
für einen tiefen Denkprozess wird.“4 Jede Wissenschaft bemüht sich darum, die vielfältigen
Ereignisse in einem gewissen Bereich zu sammeln, zu ordnen und Aussagen über ihre innere
Verbundenheit zu machen.5 Die Aussagen müssen den hohen Anforderungen der Validität,
Reliabilität und Objektivität genügen. Die Validität ist gewährleistet, wenn die Erhebung das
erfasst, was sie gemäss dem vorliegenden Forschungsproblem erfassen soll. Als reliabel gilt
die Messung dann, wenn sie auch bei wiederholten Messvorgängen die gleichen Ergebnisse
hervorbringt. Die Objektivität ist gegeben, wenn die Ergebnisse frei von subjektiven Einflüssen des Messenden oder anderer externer Faktoren zustande gekommen sind.6
1.5.1
Tourismus als Wissenschaft
Die Tourismuswissenschaft bezeichnet das systematisch geordnete, über Forschung gewonnene, durch Begriffe und Theorien aufbereitete Gesamtwissen über Tourismus.7 Sie zählt zu
den jungen Wissenschaftsdisziplinen und bedient sich hauptsächlich bestehender Theorien
und Modelle aus verschiedenen Wissensgebieten. Der Entwicklung einer einheitlichen Tourismuswissenschaft steht die isolierte Auseinandersetzung der einzelnen Disziplinen mit Tou4
5
6
7
Popper in Ullmann (2000), S. 17.
Vgl. Schnell/Hill/Esser (1993), S. 37.
Vgl. Stenger (1998), S. 63 ff.; Van den Brincken (1998), S. 174. Nach Mayring ist das Zulassen eigener subjektiver Erfahrungen mit dem Forschungsgegenstand (Introspektion) aber möglich und stellt sogar ein legitimes Erkenntnismittel dar. (Vgl. Mayring [1996], S. 13).
Vgl. Nahrstedt (1995), S. 33.
9
rismus gegenüber. Verschiedene Wissenschaften, die sich aus ihrer Sicht mit dem Fremdenverkehr beschäftigen, bestehen nebeneinander. Ein allgemein akzeptiertes touristisches Modell, in dem das durch Einzelforschung bereitgestellte Wissen in einen theoretischen Zusammenhang gebracht werden würde, gibt es noch nicht und die bestehenden Modelle sind vor allem additiv. Die Beschäftigung mit dem Fremdenverkehr ist aus diesem Grund immer eine
Perspektivenwissenschaft – beispielsweise gibt die Politologie die Erklärungen über die politischen Aktivitäten im Tourismus und mit den wirtschaftlichen Aspekten des Fremdenverkehrs befassen sich die Wirtschaftswissenschaften (vgl. Abbildung 2).8
Wirtschaftswissenschaften
Soziologie
Ökologie
Sonstige
Wissenschaften
Psychologie
Tourismuswirtschaft
Tourismussoziologie
Tourismuspsychologie
Geographie
Politologie
Tourismusökologie
Sonstige
Tourismuswissenschaften
Tourismusgeographie
Tourismuspolitologie
Tourismus
mit all seinen Erscheinungen
Abbildung 2: Tourismuswissenschaften als Teil verschiedener Mutterwissenschaften9
Die Tourismuswissenschaft befasst sich im Sinne einer angewandten interdisziplinären Sozialwissenschaft sehr stark mit praxisbezogenen Themen – nicht der Aufstellung von Theorien
und Hypothesen wird die höchste Priorität zugemessen, sondern der Untersuchung von Anwendungszusammenhängen. Da die Probleme der angewandten Wissenschaften im Unterschied zu den Grundlagenwissenschaften in der Praxis entstehen, sich auf diese beziehen und
die Problemlösungen in der Praxis verwirklicht werden sollen, ist der Praxiszusammenhang
für die Tourismuswissenschaft konstitutiv.10 Buckley sagt dazu: „A key feature of tourism research is its close relation to practice. This is both a strength and a weakness.“11 Der Fremdenverkehrspolitik dient die Tourismuswissenschaft als Orientierungshilfe für ihre Entscheidungen. Diese braucht Grundlagen, welche möglichst wertneutral, unverfälscht und gleichzeitig aussagekräftig sind.12
Die vorliegende Arbeit ist im Rahmen der Tourismuswissenschaft dem Bereich der angewandten interdisziplinären Sozialwissenschaften zuzuordnen. Sie befasst sich mit der Analyse
der Tourismuspolitik in Transformation und mündet in die Aufarbeitung des Falles Tsche8
9
10
11
12
Vgl. Freyer (1996a), S. 53 f.; (1995), S. 106 ff. und (1998a), S. 31.
In Anlehnung an Freyer (1997), S. 223.
Vgl. Ulrich (1999), S. 6.
Buckley (1994), S. 131 f.
Vgl. Nahrstedt (1995), S. 48.
10
chien. Aufgrund der Gegenüberstellung von theoretischen Grundlagen der Tourismuspolitik
und den gewonnen Kenntnissen aus der Fallstudie werden Empfehlungen für die Tourismuspolitik in einem sich transformierenden Land abgeleitet. Dadurch ist der Praxiszusammenhang, der für die angewandten Wissenschaften von grundlegender Bedeutung ist, gewährleistet. Die Interdisziplinarität ergibt sich aus der hohen Komplexität und Vernetzung des Tourismus mit anderen Bereichen.13 Sie erhöht sich noch zusätzlich durch die Eingliederung und
Berücksichtigung des Verlaufes der Transformation. Da eine vollständige Beschreibung und
Beherrschbarkeit von solch einem System nicht möglich ist und auch nicht angestrebt wird –
entscheidend ist nicht eine Wissenskumulation, sondern die Relevanz und Qualität der gewonnenen Erkenntnisse – ist eine saubere und sinnvolle Systemabgrenzung umso wichtiger.
In der vorliegenden Dissertation ist die Untersuchung des Forschungsobjektes aus der wirtschaftlichen Perspektive massgebend. Die Erkenntnisse der anderen Bereiche werden, wenn
sinnvoll und notwendig, ebenfalls berücksichtigt, sie sind aber für die Zwecke der Arbeit
nicht von erstrangiger Bedeutung.
1.5.2
Stand der Tourismusforschung
Von Forschung wird dann gesprochen, wenn die Erkenntnistätigkeit den Kriterien und Normen des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses (Validität, Reliabilität und Objektivität) genügt, eine empirische Analyse einschliesst und auf die Gewinnung neuer Erkenntnisse gerichtet ist.14 Ziel der Forschung muss es sein, zur Lösung von wichtigen und vorrangigen Problemstellungen der ökonomischen, sozialen und ökologischen Praxis beizutragen. Bei der Forschung in angewandten Wissenschaften, zu denen auch der Fremdenverkehr gehört, spielen
die Praxis- und Zukunftsbezogenheit eine besondere Rolle.15
Die Tourismusforschung steht heutzutage häufig vor dem Problem, dass die untersuchten Inhalte zu wenig konkret sind. Als Ergebnis erhält der Forscher nicht selten Willensäusserungen, die lediglich ein Stimmungsbild liefern und für unterschiedliche Interpretationen offen
bleiben.16 Die Untersuchungen werden zusätzlich durch die grosse Komplexität und Vernetztheit der Tourismusbranche erschwert. Allzu oft werden einzelne Elemente im vernetzten
System isoliert betrachtet und ihre Wechselwirkungen vernachlässigt. Dies ist, wie bereits im
letzten Kapitel festgehalten, darauf zurückzuführen, dass der Fremdenverkehr zwar als Forschungsobjekt dient, aber keine eigene Wissenschaft darstellt und die einzelnen Disziplinen
nur bestimmte Teilaspekte beleuchten. Obwohl in der Literatur den qualitativen Faktoren zunehmend Bedeutung beigemessen wird, bleiben auch diese häufig unberücksichtigt.17 Ausserdem weisen die Marktforschungsdaten den Charakter eines öffentlichen Gutes auf, was dazu
führt, dass Investitionen in die Tourismusforschung oft unterbleiben.18
Die wirtschaftswissenschaftliche Beschäftigung mit dem Fremdenverkehr verzeichnete bis
heute mehrere Phasen. In der ersten Etappe ging es vor allem um die Definitionen und Abgrenzung von Phänomenen. In einer zweiten Phase lag der Schwerpunkt auf der Betrachtung
13
14
15
16
17
18
Vgl. Kap. 2.2.
Vgl. Kromrey (1986), S. 27.
Vgl. Tomczak (1992), S. 77; Kap. 1.5.1.
Vgl. Nahrstedt (1995), S. 48; Asper (1997), S. 191.
Vgl. Belz (1999), S. 1; Mayring (1996), S. 1 ff.; Vester (1999), S. 20 f.
Vgl. Bieger/Weibel (1998), S. 180.
11
des Tourismus als System; man versuchte ebenfalls Wachstumskonzepte zu entwickeln und
umzusetzen. Heutzutage wird grosse Aufmerksamkeit der Erforschung von Dienstleistungsprozessen, der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Destinationen sowie den Netzwerkeffekten und Kooperationsstrategien beigemessen.19
Die politische Dimension des Tourismus wurde bis jetzt in der Forschung nur wenig berücksichtigt, obwohl viele Gründe für ihre Untersuchung sprechen würden. Hall ist der Auffassung, dass „the mainstream of tourism research has either ignored or neglected the political
dimension of the allocation of tourism resources, the generation of tourism policy, and the politics of tourism development“.20 Als Stolpersteine erweisen sich vor allem die stark mit
Werturteilen verbundene Analyse der Politik, der Mangel an einer geeigneten Forschungsmethodik sowie die ungenügende Qualität der vorhandenen Ausgangsdaten. Probleme beginnen
schon bei der Abgrenzung der Grundbegriffe, die durch grosse Interdisziplinarität gekennzeichnet sind. Dazu Hall/Jenkins: „ ... analysis of tourism policies is often constrained by the
lack of consensus concerning definitions of such fundamental concepts as ‘tourism’, ‘tourist’,
and the ‘tourist industry’ …”.21 Die Forschung kann für die Tourismuspolitik ein wichtiger
Frühindikator sein, indem sie auf Trendverschiebungen und Wertewandel aufmerksam macht.
Die Tourismuspolitik ist auf die Ergebnisse der Forschung angewiesen und erwartet von ihr
umfassende Informationen, die ihr als Entscheidungsgrundlage dienen. Ohne fundierte
Grundlagen ist eine wirksame Fremdenverkehrspolitik heutzutage nicht mehr möglich.22
Damit das oberste Ziel jeglicher Forschung – ein Beitrag zur Lösung von wichtigen Problemstellungen der Praxis – erfüllt wird, muss die vorliegende Dissertation den Ländern in Transformation einen anwendungsorientierten und praxisbezogenen Ansatz für ihre Tourismuspolitik liefern. Diesem Erfordernis wird durch die Ausarbeitung des Falles Tschechien und durch
die darauf folgende Ableitung von Empfehlungen für die Tourismuspolitik in Transformation
Rechnung getragen. Der Beitrag für die Wissenschaft besteht in der bestmöglichen Schliessung von Forschungslücken und der Verbesserung des Wissensstandes über die Tourismuswirtschaft während der Transformation. Ausserdem wird mit der vorliegenden Dissertation
versucht, eine Basis für zukünftige Untersuchungen auf diesem Gebiet zu schaffen. Um die
oben erwähnten Unzulänglichkeiten der Tourismusforschung zu umgehen, werden am Anfang
der Arbeit systemische und terminologische Abgrenzungen vorgenommen, um einerseits eine
isolierte Betrachtung der einzelnen Elemente zu vermeiden und andererseits die Untersuchungsperspektive zu offenbaren und zu konkretisieren. Um den Erfordernissen an die wissenschaftliche Forschung zu genügen, stützt sich die Arbeit im Sinne der Triangulation auf
mehrere Datenquellen, Theorien sowie Forschungsmethoden.23 Sie bedient sich einer Fallstudie, welche eine empirische Analyse des Forschungsobjektes einschliesst und auf die Gewinnung neuer Erkenntnisse gerichtet ist. Damit wird die Dissertation den Anforderungen an die
Forschung gerecht.
19
20
21
22
23
Vgl. Bieger (1998b), S. 29.
Hall (1994), S. 2.
Hall/Jenkins (1995), S. 5.
Vgl. Nahrstedt (1995), S. 48.
Vgl. Kap. 1.5.3.
12
1.5.3
Forschungskonzept der Arbeit
Das Forschungskonzept besagt ganz allgemein, welche Forschungsrichtung und -strategien
zur Klärung einer bestimmten Problemstellung verwendet und welche Ziele dabei erreicht
werden sollen. Bei der Wahl der Strategie stellt sich die Frage, welche Methodik der Sozialwissenschaften zur Erreichung des postulierten Ziels am besten geeignet ist. Grundsätzlich
gibt es zwei Wege wie man zu wissenschaftlichen Erkenntnissen kommt: Induktion (schliesst
vom Einzelfall auf die Allgemeinheit) und Deduktion (schliesst vom Allgemeinen auf Einzelphänomene).24 Die klassischen deduktiven Methoden des kritischen Rationalismus scheinen
aufgrund ihres mangelnden Praxisbezuges für die angewandten Wissenschaften nicht zweckmässig zu sein.25 Die Überbetonung der empirischen Hypothesenprüfung führt zu einer emsigen, aber teilweise konzeptionslosen Datensammlung und zieht in vielen Bereichen keinen
eigentlichen Erkenntnisfortschritt nach sich. Die meisten Wissenschaftler gehen deshalb den
induktiven Weg der Verallgemeinerung singulärer empirischer Beobachtungen. Die induktive
Vorgehensweise ist eher qualitativ orientiert und ermöglicht ein genaueres Verständnis der
Zusammenhänge als die rein quantitative Forschung. Sie zeichnet sich durch eine stärkere
Orientierung am Subjekt, die Betonung der sorgfältigen Deskription sowie Interpretation und
schrittweise Verallgemeinerung der Ergebnisse aus.26
Die vorliegende Dissertation ist bezüglich des grundlegenden Vorgehens wissenschaftstheoretisch dem Induktivismus, der durch Fallbeispiele, Expertengespräche, Analogien und
Kombinationen von Quellen geprägt ist, zuzuordnen. Das Ziel der Arbeit ist es, eine Analyse
der Tourismuspolitik in der Übergangsphase von der Plan- zur Marktwirtschaft zu liefern und
Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation auszuarbeiten. Im Sinne des Positivismus richtet sich die Untersuchung auf das Tatsächliche in der Realität aus und der Massstab für die Beurteilung der dabei gewonnenen Erkenntnisse ist die Praxisrelevanz. Im Rahmen der Fallstudie werden die Veränderungen in der tschechischen Tourismusbranche während Transformation untersucht (Einzelfall), um auf mögliche Gesetzmässigkeiten bei der
Entwicklung des Fremdenverkehrs in der Übergangsphase und auf geeignete tourismuspolitische Massnahmen schliessen zu können (teilweise Verallgemeinerung). Die Untersuchung
geht von der praktizierten Tourismuspolitik aus (Realität) und die Gewinnung der Erkenntnisse, die den Ländern in Transformation nützlich sein können, ist von Wichtigkeit (Praxisrelevanz). Um einen relevanten und praxistauglichen Erkenntnisfortschritt zu erzielen, ist angesichts der hohen Komplexität und Vernetztheit des Fremdenverkehrs mit anderen Bereichen
ein Pluralismus von Untersuchungsstrategien notwendig. Ihr Mix, resp. die Triangulation der
Forschungsstrategien (methodological Triangulation),27 trägt zur Erhöhung der Validität, Reliabilität und Objektivität der Untersuchung bei. Bei der Ausarbeitung der vorliegenden Arbeit kamen folgende Strategien zum Zug:
24
25
26
27
Vgl. Dörig (1987), S. 12; Mayring (1996), S. 23 f.; Müller-Böling/Klandt (1996), S. 6; Seiffert (1991),
S. 133.
Nach der Vorstellung des kritischen Rationalismus vollzieht sich der Forschungsprozess in ständiger Wechselbeziehung zwischen Theorie/Hypothese und Empirie: Eine Hypothese über die Realität wird formuliert,
in der Realität überprüft, aufgrund der gewonnenen Kenntnisse modifiziert, dann wieder überprüft usw.
(Vgl. Kromrey [1986], S. 27).
Vgl. Mayring (1993), S. 13 f. Nach Popper existiert jedoch keine entsprechende allgemeine Induktionsregel
und die Angemessenheit eines Induktionsschlusses kann nicht begründet werden. (Vgl. Popper [1994],
S. 14).
Zum Begriff „Triangulation“ vgl. Yin (1994), S. 91 f.
13
Im ersten Teil wurde eine explorative Strategie gewählt. Bei der Exploration werden relevante
Theorien und Methoden ausgewählt, adaptiert und interpretiert. Dieses theoriegeleitete Vorgehen bedeutet aber nicht die Formulierung von präzisen Hypothesen zu Beginn des Forschungsprozesses und darf mit einem deduktiven Ansatz nicht gleichgesetzt werden. Es geht
darum, ein besseres Verständnis für die beobachtbaren Phänomene zu entwickeln. Die Aufmerksamkeit des Forschers konzentriert sich auf das Erkennen, Verstehen und Beschreiben
des untersuchten Problems. Von Wichtigkeit ist eine Operationalisierung und Systematisierung der Begriffe, da die benützte Terminologie oft nicht einheitlich ist. Der Einsatz dieser
Strategie ist besonders empfehlenswert, wenn der untersuchte Bereich relativ unbekannt ist
oder wenn es sich um ein Phänomen handelt, das nicht genügend verstanden oder beherrscht
wird.28
Dies trifft beim Forschungsobjekt der vorliegenden Dissertation, der Tourismuspolitik in
Transformation, zu, da es sich um einen bis jetzt noch nicht genügend erforschten Bereich
handelt. Die Untersuchung stützt sich auf eine Interpretation des vorhandenen theoretischen
und breit akzeptierten Wissens über die Funktionsweise der Tourismusbranche unter marktwirtschaftlichen Bedingungen sowie des Wissens über den Verlauf der Transformation der
Tourismuswirtschaft in der Tschechischen Republik. Es wurde eine grosse Anzahl deutschund englischsprachiger wissenschaftlicher Publikationen über die Phänomene Tourismus und
Tourismuspolitik einbezogen. Zudem wurden die wenigen verfügbaren Quellen mitberücksichtigt, die sich speziell mit der Tourismusbranche in der Übergangsphase befassen. Bezüglich der Transformation der Wirtschaft wurde auf die vorhandene Literatur in englischer,
deutscher und tschechischer Sprache zurückgegriffen. Diese Vorgehensweise trägt unvermeidlich subjektive Züge und ist vom Vorverständnis des Forschers geprägt. Zusätzlich gehört die Tourismuspolitik zu den Gebieten, die durch Werte und Ideologien stark geprägt sind
und in denen auf Werturteile nicht verzichtet werden kann. Eine vorurteilsfreie Forschung ist
aber nie ganz möglich und nach einigen Wissenschaftlern ist das Zulassen eigener subjektiver
Erfahrungen mit dem Forschungsgegenstand (Introspektion) sogar ein legitimes Erkenntnismittel.29 Wichtig ist, dass das Vorverständnis sowie die angewendeten Werturteile expliziert
und transparent gemacht werden,30 wie dies auch in der vorliegenden Arbeit angestrebt wird.
An die Exploration schliesst sich im zweiten Teil der Arbeit die Deskription an. Zu dieser Methode der qualitativen Sozialforschung gehören die Klassifikation und Erhebung von Daten,
Fallstudien sowie Beschreibungen des Wirtschaftsgeschehens. Sie eignet sich besonders dann,
wenn neuartige Probleme auftreten. Zur Untersuchung der tschechischen Tourismuspolitik in
ihrer Übergangsphase (neuartiges Problem) ist diese Methode durchaus geeignet und es wird
bei ihrem Einsatz auf das Konzept der Fallstudie zurückgegriffen.
Unter einer Fallstudie wird eine empirische Untersuchung verstanden, die ein zeitgemässes
Phänomen in seinem normalen Umfeld untersucht und eine relativ detaillierte Beschäftigung
mit ihm ermöglicht. Sie bietet sich insbesondere dann an, wenn die Grenze zwischen dem interessierenden Phänomen und seinem Umfeld nicht klar ist und wenn die Situation zu komplex ist für die Verwendung anderer forschungsmethodischer Ansätze, wie dies Stake treffend
ausdrückt: „Case study ist the study of the particularity and complexity of a single case … (it)
28
29
30
Vgl. Greuter (2000), S. 21 f; Scholz/Tietje (2002), S. 11.
Vgl. Mayring (1993), S. 13.
Vgl. Kelle/Kluge (1999), S. 28 f.
14
is expected to catch the complexity of a single case.”31 Die Fallstudie eignet sich zur Untersuchung politischer Phänomene, da es die politischen Abläufe realitätsnah und umfassend erfasst und ausserdem auch die Motive der verschiedenen Akteure einbeziehen kann.32 Aus diesen Gründen ist das Konzept der Fallstudie für die Zwecke der vorliegenden Dissertation besonders gut geeignet. Es ist eine instrumentelle Fallstudie, da der Fall Tschechien als Instrument für die Ableitung von Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation
dient.33 Die Tourismuswirtschaft in der Übergangsphase stellt ein aktuelles Phänomen dar,
welches in seinem realen Kontext, in einem sich transformierenden Land, untersucht wird. Da
der Fremdenverkehr einen hohen Grad an Komplexität und Vernetzung mit anderen Bereichen ausweist, sind die Grenzen zwischen ihm und seinem Umfeld nicht eindeutig und deshalb schwierig zu fassen. Dies wird noch zusätzlich durch die Eingliederung der Aspekte der
Transformation erschwert.
Das Vorgehen bei der Erforschung von Zusammenhängen mittels Fallstudie zeichnet sich dadurch aus, dass im Rahmen einer Triangulation unterschiedliche Datenquellen herangezogen
und mehrere Erhebungsmethoden angewendet werden. Dies trägt zur Erhöhung des wissenschaftlichen Wertes der Erkenntnisse und Resultate der Fallstudie bei. Zur Gewinnung der
Daten stehen unter anderem die folgenden Methoden zur Verfügung: Dokumentenanalyse, Interviews, direkte oder teilnehmende Beobachtungen sowie Auswertung von physischen Produkten, Artefakten oder der räumlichen Umgebung.34 Für die vorliegende Fallstudie erfolgte
eine umfassende und detaillierte Analyse von verschiedenen Dokumenten wie Hand- und
Lehrbüchern, Dissertationen, Diplomarbeiten, Fachzeitschriften, Presseberichten, Marktforschungsstudien, Jahresberichten, Statistiken, Präsentationsunterlagen, internen Publikationen
und Webseiten. Daneben kamen Expertengespräche in Form von teilstrukturierten Einzelinterviews mit einem Leitfaden zum Einsatz. Zusätzlich wurde noch die Methode der direkten
Beobachtung, die aber eher eine untergeordnete Rolle spielte, eingesetzt. Durch die Verwendung von mehreren Erhebungsmethoden wurde die Betrachtung der Problematik aus verschiedenen Perspektiven gewährleistet und somit den Anforderungen an eine wissenschaftliche Forschung gerecht. Die Auswertung der gesammelten Unterlagen fand unstrukturiert statt,
weil einheitliche Untersuchungs- und Bewertungskriterien angesichts der unterschiedlichen
Qualität, Vielfältigkeit und Ausgiebigkeit des vorhandenen Materials als wenig praktikabel
und zweckmässig erschienen.
Ziel jeglicher Forschung ist die Erweiterung und Verallgemeinerung von Erkenntnissen. Am
Ende des induktiven Forschungsprozesses werden deshalb aus einzelnen Beobachtungen die
Zusammenhangsvermutungen gebildet, welche man durch weitere Untersuchungen zu erhärten versucht. Dies ist bei den Fallstudien jedoch nicht unproblematisch. Trotz ihres hohen Informationsgehalts ist die Allgemeingültigkeit zumindest zweifelhaft, da sich die Aussagen nur
auf einen Fall beziehen und unklar ist, ob sie auch für andere Fälle gelten. Auch kollektive
Fallstudien mit einem grossen Untersuchungsumfang können keinen Anspruch auf statistische
Repräsentativität erheben. Stake schlägt deshalb den Einsatz von „naturalistic generalization“
31
32
33
34
Stake (1995), S. XI.
Vgl. Yin (1994), S. 1 ff.; Scholz/Tietje (2002), S. 9; Greuter (2000), S. 22.
Die intristischen Fallstudien beruhen dagegen auf einem besonderen Interesse an einem spezifischen Fall,
der vorgegeben ist. Zum Begriff „instrumentelle“ und „intristische“ Fallstudie vgl. Stake (1995), S. 3;
Scholz/Tietje (2002), S. 11.
Vgl. Yin (1994), S. 78 ff.
15
vor, der auf „taking the findings from one study and apply them to understanding another similar situation”35 beruht. Yin/Heald befürworten „Case Survey Method“, dank welcher die Informationen der einzelnen Fallstudien zusammengefasst und aggregiert werden können.36
Viele Forscher verzichten aber auf die Verallgemeinerung der Ergebnisse ihrer Fallstudien, da
sie in ihr ein ungeeignetes Ziel erblicken.37
In der vorliegenden Arbeit wird aus den oben angeführten Gründen keine statistische Generalisierung angestrebt. Dies steht auch im Einklang mit der Feststellung, dass es keine universelle Tourismuspolitik geben kann.38 Stattdessen wird im letzten Teil der Dissertation im
Rahmen der Explikation eine argumentative Verallgemeinerung angestrebt. Aufgrund der
Gegenüberstellung der gewonnenen Kenntnisse aus dem Fall Tschechien und dem Wissen
über die Funktionsweise der Tourismusbranche in einer Marktwirtschaft, werden Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation abgeleitet und den Transformationsländern
somit ein anwendungsorientierter Ansatz für die Ausgestaltung ihrer Tourismuspolitik vermittelt (naturalistic generalization). Zur Sicherung der Reliabilität der Ergebnisse beruhen diese
empirisch-normativ abgestützten Empfehlungen auf einer nachvollziehbaren, vergleichenden,
chronologischen und analytischen Auseinandersetzung. Die Zuverlässigkeit der Untersuchung
wird noch zusätzlich durch eine umfassende Dokumentation der Vorgehensweise erhöht.
Sollten in Zukunft Fallstudien über die Tourismuspolitik von anderen sich transformierenden
Ländern ausgearbeitet werden, könnte der Wert der vorliegenden Untersuchungsergebnisse
durch ihre Agreggation mit den neuen Kenntnissen noch zusätzlich erhöht werden (Case Survey Method).
1.6
Fazit
Die vorliegende Dissertation, welche dem Bereich der angewandten interdisziplinären Sozialwissenschaften zuzuordnen ist, setzt sich zum Ziel, die Erkenntnisgewinnung im Bereich
der Tourismuspolitik in Transformation mit qualitativer induktiver Forschung voranzutreiben.
Zu diesem Zweck werden im Rahmen einer Fallstudie die Veränderungen in der tschechischen Tourismusbranche während des Systemwandels untersucht. Das Ziel ergibt sich aus der
bisherigen Inexistenz einer integrierten wissenschaftlichen Studie über diese Problematik.
Zur Erfüllung der Anforderungen an eine wissenschaftliche Forschung und zur Erzielung eines praxistauglichen Erkenntnisforschrittes werden angesichts der Komplexität und Vernetztheit des Fremdenverkehrs mehrere Untersuchungsstrategien eingesetzt. Im ersten Teil der Arbeit kommt die explorative Strategie zum Zug, mittels welcher ein besseres Verständnis für
die gewählte Problematik entwickelt werden soll. An die Exploration schliesst sich im zweiten Teil die Deskription an, in deren Rahmen auf das Konzept der Fallstudie zur Untersuchung der tschechischen Tourismusbranche in der Übergangsphase zurückgegriffen wird. Im
letzten Teil, in der Phase der Explikation, werden aufgrund der Gegenüberstellung von den
theoretischen Überlegungen des ersten Teiles und den Erkenntnissen aus der Fallstudie Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation ausgearbeitet. Statt der statistischen
35
36
37
38
Stake (1978) o.S., zitiert nach Schofield (2000), S. 75.
Vgl. Yin/Heald (1975), S. 371.
Vgl. Gomm/Hammersley/Foster (2000), S. 103.
Vgl. Kap. 4.2.
16
Verallgemeinerung, die bei den Fallstudien problematisch erscheint, wird eine argumentative,
empirisch-normativ abgestützte Verallgemeinerung angestrebt.
Die Ergebnisse der vorliegenden Publikation sollen nicht nur der Schliessung der Lücken in
der wissenschaftlichen Forschung dienen, sondern auch in der Praxis berücksichtigt werden.
Die abgeleiteten Empfehlungen sollen der Tourismuswirtschaft in sich transformierenden
Ländern neue Impulse verleihen und helfen, möglichst viele Fehlentscheidungen in der Tourismuspolitik zu vermeiden. Erst unter diesen Voraussetzungen kann die Arbeit als erfolgreich
bewertet werden und der Praxiszusammenhang, der für die angewandten Wissenschaften von
grundlegender Bedeutung ist, gewährleistet werden.
17
2 Begriffsdefinitionen
2.1
Überblick
Es ist unumgänglich, dass „der ‚gemeinte Sinn’ der verwendeten Begriffe von allen erfasst und geteilt werden
kann: Man muss wissen, worüber geredet wird. Die am Kommunikationsprozess Beteiligten sollen den verwendeten Begriffen weitestgehend die gleichen Bedeutungen, die gleichen Vorstellungsinhalte zuschreiben.“
Rainer Schnell/Paul B. Hill/Elke Esser
Obwohl die Definitionen „nur Denkwerkzeuge und Hilfsmittel einer klaren, unmissverständlichen Sprache sind“,39 bildet eine genaue und umfassende Beschreibung des untersuchten
Gegendstandes einen der ersten Schritte bei der Verfassung von wissenschaftlichen Arbeiten,
da die Wissenschaften nie mit konkreten Ereignissen an sich arbeiten, sondern immer mit der
in Sprache gefassten Realität. Schon in dieser Phase stossen die Forscher aber an Schwierigkeiten, weil die Diskussionen über die Fassung von touristischen Begriffen keineswegs durch
eine einheitliche definitorische Abgrenzung gekennzeichnet sind. Die Definitionsversuche
stehen oft im Spannungsfeld zwischen dem Anspruch auf Operationalisierbarkeit der Begriffe, d.h. ihrer konkreten Anwendungsmöglichkeit und dem Anspruch, die historischgesellschaftlichen Tendenzen einzufangen, die im Untersuchungsgegenstand enthalten sind.
Je nach Interessenlage der Autoren und je nach Stellung des Tourismus in den Wissenschaften zum Zeitpunkt der Untersuchung sind die benützten Definitionen sehr unterschiedlich.
Schon 1955 stellte Bernecker fest: „Man kann tatsächlich sagen, dass es fast ebenso viele
Fremdenverkehrsdefinitionen gibt als [!] Autoren.“40
In den nächsten Kapiteln wird auf die in der deutsch- und englischsprachigen Literatur meist
benützten Definitionen von „Tourismus, Tourist und Tourismuspolitik“ eingegangen. Es wird
versucht, eine Systematik in ihre Vielfalt zu bringen und einige Vergleiche unter ihnen zu erarbeiten. Um eine richtige Interpretation von statistischen und anderen Publikationen aus der
sozialistischen Ära der Tschechoslowakei zu gewährleisten, wird auch die Terminologie erklärt, welche dort benützt wurde. Da sich die Dissertation mit der Tourismuspolitik in der
Transformation befasst, wird eine Erörterung des in den Tourismuswissenschaften noch nicht
genügend etablierten Begriffes „Transformation“ vorgenommen. Anschliessend wird auf den
Gebrauch der Ausdrücke für die Zwecke der vorliegenden Arbeit eingegangen und wenn nötig und sinnvoll, werden die ursprünglichen Begriffe angepasst oder eigene Begriffe abgeleitet.
Die Begriffe „Tourismus“ und „Fremdenverkehr“ werden synonym verwendet. In der Praxis
wird „Fremdenverkehr“ jedoch weitgehend durch „Tourismus“ ersetzt, da mit „fremd“ eine
negative Assoziation verbunden ist. Die Verwendung des Ausdruckes „Tourismus“ hat
gleichzeitig den Vorteil, dass er in den meisten Sprachen ebenfalls benützt wird und ins Englische ohnedies beide Ausdrücke als „Tourism“ übersetzt werden.41 Für die westlichen Länder
werden die Ausdrücke „Industrieländer, entwickelte Länder, Marktwirtschaften und marktwirtschaftlich orientierte Länder“ synonym verwendet, da es bei der Untersuchung der Tou39
40
41
Greuter (2000), S. 127.
Bernecker (1955), S. 105, zitiert nach Eisenstein (1995), S. 13.
Zur Problematik der Gleichsetzung von beiden Begriffen vgl. auch Freyer (1998), S. 399 ff. und Mundt
(1998), S. 1 ff.
18
rismuswirtschaft nicht nötig und zweckmässig erscheint, eine strikte Unterscheidung zwischen dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen System vorzunehmen. Die gleiche Überlegung gilt für die osteuropäischen Länder, für welche die Begriffe „sozialistische Länder,
Zentralplanwirtschaften und zentralplanwirtschaftlich orientierte Länder“ für die vorrevolutionäre Zeit und die Ausdrücke „Transformationsländer, sich transformierende Länder und die
Länder in Transformation/Systemwandel“ synonym benützt werden.
2.2
Tourismus
Das Wort „Tourismus“ stammt aus dem griechischen „τoρυoζ“ (zirkelähnliches Werkzeug)
und gelangte über das lateinische „tornare“ (runden) und das französische „tour“ (Rundreise)
ins Deutsche. Eine Tour ist demnach ein „Hin-und-Zurück“, eine Reise weg vom normalen
Wohnort.42
Seit Jahrzehnten wird versucht, für den „Tourismus“ eine bindende Definition zu finden. Der
Durchbruch zu seiner gesonderten wissenschaftlichen Erfassung erfolgte 1905. Damals erkannte Stradner die ökonomische Bedeutung des Fremdenverkehrs als Absatzmarkt. Der
Tourismus im engeren Sinne beinhaltete das private Reisen (welches damals zu den Luxusgütern gehörte) und zum Tourismus im weiteren Sinne wurden noch die Geschäftsreisen gezählt. Trotz der Annerkennung der ökonomischen Auswirkungen stand in seiner Begriffsabgrenzung aber die Motivation des Reisens im Vordergrund: „Während der Geschäftsreisende
Antrieben des Erwerbes folgt, entspringt der Verkehr der Luxusreisenden ... Antrieben, die
mit den Bedürfnissen der Kultur, des geistigen Lebens, des Gemütes, der Gesundheit, des
Wohllebens, kurz mit subjektiven Neigungen idealer Natur im Zusammenhang stehen.“43 Bei
späteren Definitionen sind die wirtschaftlichen Auswirkungen mehr in den Mittelpunkt gerückt. So umschrieb 1911 von Schullern zu Schrattenhofen den Fremdenverkehr als „Inbegriff
aller jener und in erster Reihe aller wirtschaftlicher Vorgänge, die sich im Zuströmen, Verweilen und Abströmen Fremder nach, in und aus einer bestimmten Gemeinde, einem Lande,
einem Staate betätigen und damit unmittelbar verbunden sind.“44
Mitte des letzten Jahrhunderts fand im deutschsprachigen Raum die aus dem Jahre 1942
stammende Begriffsdefinition von Hunziker/Krapf starke Verbreitung. Sie erlaubt aufgrund
ihrer Universalität, dass sich jeder nicht beruflich bedingte Reiseanlass unter „Tourismus“
fassen lässt: „Fremdenverkehr ist der Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen, die sich
aus dem Aufenthalt Ortsfremder ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassung
zur Ausübung einer dauernden oder zeitweilig hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet
wird.“ 45 Die Definition streicht durch das Fehlen jeglicher Erwerbsabsicht die reine Konsumorientierung als Charakteristikum des Tourismus heraus und unterscheidet sich somit deutlich
von den vorherigen Definitionsversuchen. Mit der Ausklammerung des Geschäftsreise- und
Kongresstourimus war sie aber nur bis zu den 70er Jahren haltbar, da sie dann der Komplexität des Tourismus sowie seinen Strukturwandlungen nicht mehr entsprach.
42
43
44
45
Vgl. Mundt (1998), S. 1.
Stradner (1905), S. 25, zitiert nach Meyer-Schwickerath (1990), S. 19.
Von Schullern zu Schrattenhofen (1911), S. 437.
Hunziker/Krapf (1942), S. 21.
19
Der steigenden Multidisziplinarität und Vielfältigkeit des Fremdenverkehrs wurde erst die
Universaldefinition von Kaspar gerecht, wo der Tourismus als „die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben,
für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist,“46
verstanden wird. Der Ortwechsel ist zur Erscheinung Tourismus konstitutiv, was bedeutet,
dass neben dem eigentlichen Aufenthalt am anderen Ort die Reise als raumüberwindendes
Element in den touristischen Prozess zu treten hat. Die Aufenthaltsdauer ist vorerst von untergeordneter Bedeutung, entscheidend ist, dass die Destination weder dem hauptsächlichen und
dauernden Wohn- noch Arbeitsort des Reisenden entspricht. Berufspendler scheiden aus,
während Geschäftsreisende und Aufenthalter in ihren Zweitwohnungen eingeschlossen sind.47
Zur Verdeutlichung der Komplexität des Tourismus strukturierte Kaspar den Fremdenverkehr
zusätzlich noch mit Hilfe der Systemtheorie:48 Der Tourismus besteht aus den Teilnehmern
(Tourismussubjekte), die ihre Bedürfnisse durch den Konsum von Leistungen befriedigen,
welche von den Tourismusorten, -unternehmungen und -organisationen (Tourismusobjekte)
angeboten werden. Als offenes, komplexes und dynamisches System ist er von der umgebenden ökonomischen, sozialen, technologischen, ökologischen, rechtlichen und politischen
Umwelt nicht nur beeinflusst, sondern prägt diese ebenfalls mit (vgl. Abbildung 3).49
Ökonomische
Umwelt
Soziale
Umwelt
Tourismusorte
Tourismussubjekt
Ökologische
Umwelt
Tourismusorganisationen
Tourismusbetriebe
Technologische
Umwelt
Politische
Umwelt
Rechtliche
Umwelt
Abbildung 3: Struktur des Systems Tourismus50
46
47
48
49
50
Kaspar (1996), S. 16.
Vgl. Kaspar (1996), S. 15.
Ulrich bezeichnet die allgemeine Systemtheorie als „die formale Wissenschaft von der Struktur, den Verknüpfungen und dem Verhalten irgendwelcher Systeme”, wobei er unter einem System „eine geordnete Gesamtheit von Elementen, zwischen denen irgendwelche Beziehungen bestehen oder hergestellt werden können“, versteht. (Vgl. Ulrich [1970], S. 105).
Vgl. Kaspar (1996), S. 11 ff. und (1995), S. 14 ff. Dieser Auffassung entspricht auch die modulare Abgrenzung von Freyer. Er versuchte ein ganzheitliches Tourismusmodell zu entwickeln, in dem sich das Umfeld
vom Tourismus aus mehreren Modulen zusammensetzt und diese mit ihm ein komplexes Gesamtsystem bilden. (Vgl. Freyer [1998], S. 31 f.).
In Anlehnung an Kaspar (1996), S. 12.
20
All diesen Begriffsabgrenzungen von Kaspar ist gemeinsam, dass sie versuchen den Tourismus so allgemein zu beschreiben und zu strukturieren, dass alle seine Arten, Erscheinungsformen und Merkmale vollständig und widerspruchsfrei erfasst werden und der Fremdenverkehr somit als ein komplexes Gebilde erscheint.
Mit dem Tourismusbegriff beschäftigte sich mehrmals auch die WTO. Das Ziel ihrer Bemühungen war es, die Statistiken der verschiedenen Länder zu vereinheitlichen. Gemäss der
WTO-Definition vom Jahr 1993 umfasst der Tourismus „die Aktivitäten von Personen, die an
Orte ausserhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit-, Geschäfts- oder
bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten“.51 Die
Definition unterscheidet sich ausser der Erfassung der zeitlichen Dimension nicht wesentlich
von derjenigen von Kaspar, da sie die Komplexität vom Fremdenverkehr ebenfalls zum Ausdruck bringt und somit seinem Querschnittscharakter gerecht wird. Im Weiteren wurde von
der WTO eine Abgrenzung des nationalen und internationalen Tourismus sowie der Begriffe
Inlands-, Auslands- und Ausländertourismus vorgenommen (Abbildung 4).
Inlandstourismus
(Domestic Tourism)
Nationaler Tourismus
In andere Länder
Auslandstourismus
(Outgoing Tourism)
Internationaler Tourimus
Aus anderen Ländern
Ausländertourismus
(Incoming Tourism)
Abbildung 4: Nationaler und internationaler Tourismus52
In der ehemaligen Tschechoslowakei erfüllte der Tourismus andere Aufgaben und besass andere Merkmale als der Fremdenverkehr in westlichen Ländern. Die Hauptaufgabe des Tourismus wurde in der Reproduktion der Arbeitskraft gesehen und so hiess es in einer Definition: „Tourismus im gesellschaftlichen Gesamtsystem unseres sozialistischen Staates ist die
Summe aller ... Ortsveränderungen der Menschen und deren Aufenthalte ausserhalb des
Wohn- und Arbeitsortes ... die der erweiterten sozialistischen Reproduktion der gesellschaftlichen und individuellen Arbeitskraft dienen.“53 Die Differenzierung des Begriffes erfolgte
nach der finanziellen Beteiligung des Einzelnen, nach dem geographischen Standort und nach
der Form der Teilnahme (vgl. Abbildung 5).54
51
52
53
54
United Nations/World Tourism Organization (1994), S. 5, zitiert nach Hostettler-Annen (1998), S. 9.
Mundt (1998), S. 5.
Scheumann (1970), S. 829, zitiert nach Ropers (1986), S. 70.
Vgl. Poláček/Gúčik/Bušniaková (1990), S. 14 ff.
21
Finanzielle Beteiligung
Tourismus
Freier Tourismus
Gebundener Tourismus
Tourismus ausserhalb der
kommerziellen Einrichtungen
Geographischer Standort
Inlandstourismus
Auslandstourismus
Aktiver
Tourismus
Passiver
Tourismus
Mit
sozialistischen
Staaten
Mit anderen
Staaten
Teilnahmeart
Organisierter Tourismus
Nicht organisierter
(individueller) Tourismus
Abbildung 5: Differenzierung des Begriffs „Tourismus“55
•
55
Je nach Art der finanziellen Beteiligung unterschied man den freien Tourismus, den
gebundenen Tourismus und den Tourismus ausserhalb von kommerziellen Einrichtungen. Der freie Tourismus zeichnete sich einerseits dadurch aus, dass Reisende in
kommerziellen Einrichtungen übernachteten; andererseits mussten sie für die in Anspruch genommenen Dienstleistungen gänzlich mit eigenen Mitteln aufkommen. Der
gebundene Tourismus hingegen kam in erster Linie dem gesetzlichen Anspruch der
Bevölkerung auf Erholung nach. Zahlreiche Unternehmen, gesellschaftspolitische Organisationen und staatliche Institutionen hatten ihre eigenen touristischen Einrichtungen, die für ihre Mitglieder oder Mitarbeiter bestimmt waren. Diese hatten nur einen
kleinen oder gar keinen Teil der Kosten zu tragen; das meiste wurde durch verschiedene Fonds und sonstige staatliche Mittel finanziert. Für den Tourismus ausserhalb
von kommerziellen Einrichtungen stand der Bevölkerung ein dichtes Netz eigener Ferienhäuser zur Verfügung. Zu dieser Art von Tourismus zählten auch die Besuche bei
Verwandten und Bekannten, das Reisen mit dem eigenen Wohnmobil und das Zelten
in der freien Natur.
Eigene Darstellung.
22
•
Unter der Differenzierung nach dem geographischen Standort verstand man die Aufteilung in Inlands- und Auslandstourismus. Der Inlandstourismus umfasste Reisen der
einheimischen Bevölkerung im eigenen Land. Beim grenzüberschreitenden Tourismus
unterschied man zum einen zwischen aktivem und passivem Tourismus, zum anderen
zwischen Reisen in sozialistische und in nicht sozialistische Staaten. Der aktive Tourismus umfasste zeitlich begrenzte Besuche von Ausländern; die grenzüberschreitenden Aktivitäten eigener Bürger zählten zum passiven Tourismus.
•
Bei der Teilnahmeart wurde zwischen organisiertem und nicht organisiertem Tourismus unterschieden. Beim organisierten Tourismus war die Entscheidungsfreiheit des
Einzelnen eingeschränkt, da das Reiseprogramm für die ganze Gruppe schon im Voraus festgelegt war. Der nicht organisierte Tourismus zeichnete sich hingegen durch die
individuelle Gestaltung der Reise aus.
Der grösste terminologische Unterschied im Vergleich zu den aus den englisch- und deutschsprachigen Räumen stammenden Begriffsabgrenzungen bestand vor allem in der Differenzierung des Fremdenverkehrs nach der finanziellen Beteiligung der Teilnehmer. Der gebundene
Tourismus mit einer starken finanziellen Beteiligung des Staates wurde in den westlichen
Ländern in dieser Form nicht praktiziert und deshalb bestand auch kein Bedürfnis an seiner
genauen definitorischen Abgrenzung. Ähnliches galt für den Tourismus ausserhalb von den
kommerziellen Einrichtungen, der kein besonders grosses Ausmass annahm. Am ehesten entsprach dem westlichen Verständnis von Tourismus der freie Fremdenverkehr, welcher auf
kommerzieller Basis ablief. In der Differenzierung nach dem geographischen Standort stimmten die Begriffe „aktiver Tourismus“ mit dem in der WTO-Terminologie benützten „Incoming-Tourismus“ und „passiver Tourismus“ mit dem „Outgoing-Tourismus“ überein. Die
Differenzierung nach der Teilnahmeart ähnelte jener der westlichen Länder, wo zwischen
dem Gruppen- und dem Individualtourismus unterschieden wird.
Die Grundlage für die vorliegende Arbeit bildet die oben angeführte Begriffsabgrenzung von
Kaspar. Dies aus folgenden Gründen: Es ist eine Universaldefinition, die der Multidisziplinarität des Tourismus gerecht wird und gleichzeitig von langfristiger Gültigkeit ist, da sie die
Strukturwandlungen des Fremdenverkehrs in sich einschliesst. Die Orientierung an der systemorientierten Denkweise bietet Gewähr dafür, dass das Forschungsthema der Dissertation
ganzheitlich, zukunftsgerichtet und trägerbezogen dargestellt werden kann. Die Begriffsabgrenzung der WTO, die der Komplexität des Tourismus auch Rechnung trägt, kommt ebenfalls zum Zug, da sie eine Unterscheidung zwischen dem nationalen und internationalen Tourismus (Domestic, Outgoing und Incoming Tourism) vornimmt. Dies ist bei der Interpretation
der statistischen Angaben von Bedeutung, da dadurch ermöglich wird, sich über den Verlauf
von touristischen Strömen ein konkretes Bild zu machen. Die anderen aufgeführten Definitionen sind heutzutage als überwunden zu betrachten, da sie nicht mehr der Realität entsprechen
und somit auch ihr weiterer Gebrauch in dieser Dissertation ausscheidet. Die sozialistische
Terminologie (vor allem die Begriffe, welche die finanzielle Beteiligung betreffen) wird bei
der Analyse der vorrevolutionären Tourismusentwicklung verwendet, da sich für sie in der
westlichen Terminologie keine passenden Äquivalente finden lassen.
23
2.3
Tourist
Das Wort „Tourist“ wurde erstmals Ende des 18. Jahrhunderts in der englischen Sprache belegt, 1816 tauchte es im Französischen auf und in der deutschen Sprache wurde es nach 1830
unmittelbar aus dem Englischen übernommen. Im Deutschen Wörterbuch von Grimm wurde
unter „Tourist“ ein Reisender verstanden, „der zu seinem Vergnügen, ohne festes Ziel, zu
längerem Aufenthalt sich in fremde Länder begibt, meist mit dem Nebensinn des reichen,
vornehmen, unabhängigen Mannes“.56 Die erste internationale Konferenz, die sich mit der
Definition von „Tourist“ auseinandersetzte, fand im Jahr 1937 statt. Die heute verwendeten
Begriffe „Besucher, Tourist und Ausflügler“ wurden nach der Konferenz in Ottawa im Jahr
1991 von der Statistischen Kommission der Vereinten Nationen und der WTO unter dem Titel „Recommendations on Tourism Statistics“ 1994 veröffentlicht. Die Hierarchie der oben
genannten Begriffe verdeutlicht die Abbildung 6.
Reisende
Besucher
national
Tagesbesucher
Ausflügler
Übrige Reisende
international
Tourist
Tagesbesucher
Ausflügler
Tourist
Abbildung 6: Hierarchie der Begriffe „Besucher, Tourist und Tagesbesucher“57
„Besucher“ sind danach übergreifend alle Reisenden, die sich zeitweilig an einem anderen Ort
als dem ihres ständigen Wohnsitzes aufhalten. Für die Abgrenzung der Besucher von den übrigen Reisenden sind drei Kriterien massgebend: Die entsprechende Aktivität muss ausserhalb
der gewohnten Umgebung stattfinden. Somit sind Personen, die täglich zu Arbeits- oder Ausbildungszwecken pendeln, nicht dem Tourismus zuzuordnen. Ebenfalls nicht unter den Begriff Besucher fällt z.B. ein Theaterbesuch in der Nähe des Wohnortes. Im Weiteren muss der
hauptsächliche Reisezweck ein anderer sein, als die Ausübung einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort aus entgolten wird. Die Reisen müssen entweder geschäftlichen Zwecken, dem
Besuch von Tagungen und Kongressen, der Freizeitgestaltung oder dem Besuch von Freunden und Verwandten dienen. Zuletzt darf der Aufenthalt im besuchten Gebiet höchstens zwölf
aufeinander folgende Monate dauern.58
56
57
58
Vgl. Prahl/Steinecke (1995), S. 12.
In Anlehnung an Mundt (1998), S. 4.
Vgl. United Nations/World Tourism Organization (1994), o.S., zitiert nach Hostettler-Annen (1998), S. 9 f.;
Mundt (1998), S. 4 f.
24
Unter dem Begriff „Tourist“ werden dagegen nur jene zeitweiligen Besucher zusammengefasst, die sich für mindestens 24 Stunden an einem anderen als ihrem Wohnort aufhalten.
Dementsprechend handelt es sich in der Regel um Besucher, die mindestens eine Nacht an einem anderen Ort verbringen. „Ausflügler“ sind jene Besucher, die sich an einem anderen Ort
nur kurzfristig aufhalten, ohne dort zu übernachten.59
Trotz aller Bestrebungen ist man aber von einer einheitlichen Verwendung der Terminologie
noch weit entfernt, da in verschiedenen Ländern nach wie vor unterschiedliche Definitionen
benützt werden. Noch unübersichtlicher wird das Bild, wenn man die offiziellen Definitionen
mit dem Alltagsbegriff von „Tourist“ vergleicht. In der Regel bezieht sich dieser nur auf den
privaten Reiseverkehr und erweist sich somit als eine nicht taugliche Verengung des Begriffes.
Für die vorliegende Dissertation scheint es zweckmässig zu sein, sich an die empfohlene internationale Terminologie der WTO zu halten, dies jedoch mit folgenden Anpassungen: Es
wird der Begriff „Gast“ eingeführt, da dieser in den tschechischen Unterkunftsstatistiken laufend für die Bezeichnung der sich in den Beherbergungseinrichtungen temporär aufhaltenden
Personen benützt wird. Die Begriffe „Besucher“ und „Reisender“ werden synonym verwendet; die übrigen Reisenden werden abweichend von der WTO-Definition ausgeklammert, da
diese Personen für die Untersuchungszwecke der Arbeit von keinerlei Bedeutung sind. Die
Vornahme von weiteren Anpassungen ist nicht sinnvoll, da damit die Vergleichbarkeit der
Ergebnisse der Dissertation mit anderen Studien erschwert wäre und ausserdem würde so ein
Vorgehen den Bestrebungen um die Vereinheitlichung der touristischen Terminologie zuwiderlaufen.
2.4
Tourismuspolitik
Der Ausdruck „Tourismuspolitik“ setzt sich aus „Tourismus“ und „Politik“ zusammen. Der
Begriff „Politik“ hat seine Wurzeln in der griechischen Sprache (Polis) und bezieht sich dort
auf den Stadtstaat und dessen bürgerliche Angelegenheiten. Ähnlich wie beim „Tourismus“
besteht für die „Politik“ keine allgemein anerkannte Definition. Welchen Begriff und welches
Verständnis Menschen von Politik haben, hängt von ihren Erfahrungen, Erwartungen, Interessen und Bedürfnissen ab. Es bestehen jedoch keine Zweifel, dass im Mittelpunkt der Politik
das menschliche Zusammenleben und die Gestaltung des gesamten öffentlichen Lebens stehen. Die Aufgabe der allgemeinen Politik ist es, die unterschiedlichen Interessen auszugleichen und die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen und Institutionen zu schaffen.60 Die
Analyse von Tourismuspolitik muss sich dementsprechend nicht nur mit allen Aspekten und
Facetten des touristischen Geschehens, sondern auch mit denjenigen der Politik auseinandersetzen. Die hohe Komplexität beider Systeme und die Uneinigkeit bei ihrer begrifflichen Abgrenzung führen dazu, dass es heutzutage für die Tourismuspolitik eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen gibt und kein Konsens über eine verbindliche Festlegung des Begriffes besteht.
59
60
Vgl. United Nations/World Tourism Organization (1994), o.S., zitiert nach Hostettler-Annen (1998), S. 9 f.;
Mundt (1998), S. 4 f.
Vgl. Koch/Czogalla (1999), S. 20 f.; Graute (1996), S. 288; Pöschl (1962), S. 227.
25
So wird mit Kaspar die Tourismuspolitik als „bewusste Förderung und Gestaltung des Tourismus durch Einflussnahme auf die touristisch relevanten Gegebenheiten seitens von Gemeinschaften“61 verstanden, wobei als Gemeinschaften öffentlich-rechtliche Körperschaften,
privatrechtliche Institutionen und nur lose verbundene Interessengruppen gemeint sind. Diese
Definition ist, wie auch die kasparsche Definition vom Tourismus, relativ weit zu fassen, da
sie viele Formen der Einflussnahme, seien sie fördernd, lenkend, ordnend oder hemmend,
enthält und sich nicht nur auf die wirtschaftliche Betrachtungsweise des Tourismus beschränkt. Die Tourismuspolitik wird in diesem Sinne nicht nur als Teil der Wirtschaftspolitik,
sondern ebenso als Bestandteil von anderen Politikbereichen verstanden.
Eine an die allgemeine Führungslehre, besonders an die Unternehmenspolitik angelehnte Definition verwendet Freyer. Dies mit der Begründung, dass die tourismuspolitischen Überlegungen für Regionen und Staaten zumeist nach allgemeinen Grundsätzen, die gewisse Parallelitäten zur betrieblichen Marketingpolitik aufweisen, erfolgen. Er bezeichnet die Tourismuspolitik als „zielgerichtete Planung und Beeinflussung/Gestaltung der touristischen Realität und Zukunft durch verschiedene Träger“.62 Die Träger sind vor allem staatliche, überstaatliche und halbstaatliche Institutionen, die als Ziele zumeist nicht die Gewinnerwirtschaftung,
sondern die Kosten- und Bedarfsdeckung verfolgen. Damit man der Komplexität der Tourismuspolitik gerecht wird, schlägt Freyer im Weiteren vor, sich bei ihrer Untersuchung an die
Unterscheidung der drei Politikebenen nach Böhret/Kronenwett/Werner zu halten. Geht man
davon aus und bringt man diese in einen Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr, so ergeben sich folgende drei Ebenen der Tourismuspolitik: Tourism Polity (Rahmenbedingungen
wie Rechtsnormen, Verfassung und Institutionen, in denen Tourismuspolitik gemacht wird),
Tourism Policy (Inhalt, der durch Aufgaben, Ziele, Problemlösungen und Massnahmen gekennzeichnet ist) und Tourism Politics (Prozess der tourismuspolitischen Gestaltung, der zur
Durchsetzung, Ablehnung oder zu Kompromissen bei den inhaltlichen Konzepten führt).63
Diese Teile sind eng miteinander verknüpft und nur wenn alle drei angesprochen werden,
wird man der Komplexität der Tourismuspolitik gerecht. Mit diesen definitorischen Abgrenzungen liefert Freyer, ähnlich wie Kaspar, eine relativ umfassende Definition der Tourismuspolitik.
Nach Auffassung von Hall/Jenkins beinhaltet die Tourismuspolitik aber nicht nur die bewusste Beeinflussung des Fremdenverkehrs, sondern ist „whatever governments choose to do or
not do“.64 Diese Definition knüpft an die Tatsache an, dass so wenig wie es NichtEntscheidungen gibt, es auch keine Nicht-Politik geben kann. Das Verharren im Stillstand
wird somit als eine Variante der Politik betrachtet. Dies gilt natürlich auch dann, wenn der
jeweilige Entscheidungsträger die Probleme noch nicht einmal erkannte, da er damit auch eine
Entscheidung trifft.65 Keller stellt sich die Frage, ob ein so komplexes gesellschaftliches und
wirtschaftliches Phänomen wie der Fremdenverkehr überhaupt Gegenstand der Politik sein
kann. Er kommt, ähnlich wie Hall/Jenkins, zum Schluss, dass es im Bereich des Tourismus
keinen staatsfreien Raum gibt, da nur schon seine grundsätzlichen Rahmenbedingungen von
staatlichen Institutionen geschaffen worden sind. Somit beeinflusst der Staat die touristische
61
62
63
64
65
Kaspar (1996), S. 145.
Freyer (1998), S. 269.
Vgl. Böhret/Werner/Kronenwett (1988), S. 7.
Hall/Jenkins (1995), S. 7.
Vgl. Mundt (1998), S. 424; Greuter (2000), S. 131.
26
Entwicklung auch ohne Vorhandensein einer expliziten Tourismuspolitik.66 Dadurch unterscheiden sich diese zwei Begriffsabgrenzungen von den Definitionen von Kaspar und Freyer,
da sie zusätzlich die unbewusste Gestaltung des touristischen Geschehens beibehalten und
somit noch nach einer breiteren Analyseperspektive der Tourismuspolitik verlangen.
All den oben angeführten Definitionen ist gemeinsam, dass sie die Fremdenverkehrspolitik
weit fassen und damit ihrer Komplexität und Vernetztheit mit anderen Bereichen der Politik
sowie der Verknüpfung des Tourismus mit anderen Branchen Rechnung tragen. Die Tourismuspolitik ist in diesem Sinne als eine Querschnittsdisziplin zu verstehen, die praktisch alle
Ressorts betrifft und zu ihnen in einem wechselseitigen Verhältnis steht. Aufgrund dieser
Vielfalt unterscheidet Krippendorf zusätzlich zwischen direkter und indirekter Tourismuspolitik. Direkte Tourismuspolitik (im engeren Sinne) umfasst alle Massnahmen, die „hauptsächlich oder ausschliesslich aus dem Tourismus heraus begründet werden“. Indirekte Tourismuspolitik (im weiteren Sinne) bezieht sich auf diejenigen Massnahmen, die „nicht in der ersten
Linie den Tourismus zum Gegenstand haben, diesen aber ... als Wirtschaftszweig massgeblich
tangieren“.67 Demnach können beispielsweise Teilbereiche von Konjunktur-, Geld-, Steuer-,
Struktur-, Verkehrs-, Umwelt-, Raumordnungs- oder Kulturpolitik zur indirekten Tourismuspolitik gerechnet werden.
Die Grundlage für die vorliegende Dissertation bilden die Definitionen von Kaspar und Freyer, mit welchen der Bezugsrahmen für eine Tourismuspolitik festgelegt wird, die neben den
wirtschaftlichen auch die sozialen und ökologischen Interessen vertreten soll. Gleichzeitig rücken diese Begriffsabgrenzungen die direkte Tourismuspolitik in den Vordergrund. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass die Massnahmen und Entscheidungen, welche den Fremdenverkehr nur indirekt betreffen, unberücksichtigt bleiben. Sie spielen für die weitere Entwicklung
des Tourismus (und insbesondere während der Transformation) eine wichtige Rolle und dürfen nicht ganz ausser Acht gelassen werden. Als zweckmässig für die Untersuchung erscheint
im Weiteren die Berücksichtigung der drei politischen Ebenen nach Böhret/Kronenwett/Werner, da somit der Komplexität der Tourismuspolitik und ihrem Querschnittscharakter besser
Rechnung getragen wird. Eine Anlehnung an die Begriffsabgrenzungen von Hall/Jenkins und
Keller würde zu einer grenzenlosen Ausweitung der Arbeit führen, da alle bewussten sowie
unbewussten politischen Handlungen und jede Untätigkeit der Politikträger auf ihre möglichen Auswirkungen auf den Fremdenverkehr überprüft werden müssten. Deshalb wird auf sie
verzichtet und auf die Auswirkungen der Nicht-Tätigkeit von staatlichen Organen auf die
Tourismusbranche nur dann eingegangen, wenn dies für die Zwecke der Arbeit sinnvoll erscheint.
2.5
Transformation
Der Fall der zentral geplanten Wirtschaftsordnung hat zur Entstehung eines neuen, interdisziplinären wissenschaftlichen Zweiges – der Transformationsforschung – und somit notwendigerweise zur definitorischen Abgrenzung des Ausdruckes „Transformation“ geführt. Das
Wort „Transformation“ wird in diesem Zusammenhang für die Beschreibung komplexer Umbruch- und Wandlungsprozesse in den mittel- und osteuropäischen Staaten verwendet. Eine
verbindliche Abgrenzung des Begriffes gibt es jedoch nicht, diese variiert je nach der benütz66
67
Vgl. Keller (1999), S. 39 ff.
Krippendorf (1976), S. 443.
27
ten Methode und den zu analysierenden Problemdimensionen. Eine geschlossene Theorie der
Transformationsproblematik existiert bisher ebenfalls nicht – nicht zuletzt deshalb, weil die
Transformationsprozesse noch in keinem Land abgeschlossen sind und somit ihr Ausgang unsicher erscheint. Dazu kommt die Tatsache, dass die Wandelprozesse aufgrund von ihrer
Komplexität, Dynamik und ihrem simultanen Verlauf nur begrenzt theoriefähig und methodologisch bearbeitbar sind.
Die meisten Definitionen zeichnen sich durch einen universellen Charakter aus, da sie versuchen, die Transformation vollständig und lückenlos mit allen Facetten zu erfassen. Kloten
sieht in ihr einen Übergangsprozess, „der durch eine Substitution gegebener ordnungskonstituierender Merkmale durch andere einen qualitativen Sprung derart bewirkt, dass es zu einer
Ablösung des alten Systems durch ein neues kommt“.68 Während dieses Prozesses bestehen
für eine gewisse Zeit Elemente der alten wie auch der neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung nebeneinander. Es handelt sich somit um eine nur kurzfristig überlebende Mischform, die eigenen Regeln folgt und welche gelegentlich mit einem präzedenzlosen, gesellschaftlich angelegten Experiment verglichen wird. Ähnlich beschreiben die Transformation
Biermann/Einig/Hesse. Sie verstehen unter ihr eine „Umgestaltung von Gesellschaften in politischer, kulturell-mentaler, sozialer und ökonomischer Hinsicht“.69 Es handelt sich um einen
dynamischen Prozess, während dessen die bestehende Ordnung sukzessiv in eine neue überführt wird. Die Richtung, das Tempo, die Folge und die Reichweite der Reformaktivitäten
werden in den einzelnen Ländern je nach den Ausgangsvoraussetzungen, verfolgten Zielen
und sozialer Akzeptanz nach individuellen Mustern gestaltet.
In der englischsprachigen Literatur hat sich neben dem Begriff „Transformation“ der Ausdruck „Transition“ eingelebt. Die meisten Definitionen haben ebenfalls einen universellen
Charakter und unterscheiden sich nicht stark von denjenigen in der deutschen Sprache. So
wird die Transformation zum Beispiel als „a process of structural changes ... in each of the(se)
subsystems and also concerning the interrelationships between them”70 verstanden oder als
“changes (which) need to take place without creating too many economic disturbances, as the
economy must continue to function and the various needs of the population must continue to
be fulfilled”,71 definiert. Der Ausgang dieser Prozesse wird ähnlich wie in der deutschsprachigen Literatur als ungewiss bezeichnet: “Nobody can tell for sure how transitional the transition is or whether the countries engaged in this process will end up transformed into successful capitalist economies.”72
Allen diesen Definitionsversuchen ist gemeinsam, dass sie die Transformation in ihrer Komplexität erfassen, sie als einen dynamischen Prozess anschauen und sich nicht nur auf die
Umgestaltung der Wirtschaft beschränken. Es handelt sich um Universaldefinitionen, welche
dem Anspruch der vollständigen Erfassung aller Veränderungen gerecht werden. Es existiert
aber auch eine Reihe von Definitionen, die sich überwiegend auf die Umwandlung des Wirtschaftssystems von plan- in marktwirtschaftliche Strukturen konzentrieren. So werden unter
der Transformation die „eigendynamisch im Wirtschaftsgeschehen ablaufende Veränderungen, die ab einer transformationskritischen Masse ein neues Wirtschaftssystem entstehen las68
69
70
71
72
Kloten (1991), S. 8 f.
Biermann/Einig/Hesse (1996), S. 74.
Fleissner (1994), S. 4.
Roland (2000), S. 2.
Roland (2000), S. XIX.
28
sen“,73 verstanden. Zu den ordnungspolitischen Aufgaben, die eine Transformationspolitik in
diesem Zusammenhang zu lösen hat, gehören vor allem die Privatisierung der Produktionsmittel, die Schaffung einer funktionsfähigen Währung, die Stabilisierung des Geldwertes, die
Freigabe der Preise, die Schaffung offener Märkte und das Aufstellen einer Wettbewerbsordnung.74
Für die Zwecke der vorliegenden Dissertation scheint es sinnvoll zu sein, von der engeren
Begriffsabgrenzung auszugehen und die Transformation als einen Übergang von einer Zentralplan- zu einer Marktwirtschaft zu betrachten. Dies insbesondere wegen der Komplexität
der laufenden Umwandlungsprozesse, die in ihrer ganzen Vielfalt im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht vollständig erfasst werden können. Trotz dieser Einschränkung stellt die
Transformation in Verbindung mit der Tourismuspolitik, welche ebenfalls durch eine Komplexität und Vernetztheit mit anderen Bereichen gekennzeichnet ist,75 immer noch eine hoch
komplexe Materie dar; dies nicht zuletzt auch wegen der gegenseitigen Rückkoppelung zwischen der Tourismusentwicklung und dem Verlauf der wirtschaftlichen Transformation.
2.6
Fazit
Obwohl der Ausdruck „Tourismus“ allgemein bekannt ist, bereitet seine exakte Definition
immer noch Schwierigkeiten. Seit dem Anfang des letzten Jahrhunderts wird versucht, für den
Tourismus und die ihm verwandten Begriffe eine bindende Definition zu finden. Die raschen
Strukturwandlungen in der Tourismusbranche, die Verfolgung von verschiedenen politischen
Zielen, die unklare Einordnung des Fremdenverkehrs in die Wissenschaften und das Fehlen
einer geeigneten Forschungsmethodik führten zu einer Fülle von Begriffsfestlegungen. Probleme ergaben sich ebenfalls aufgrund der Unterschiede bei der theoretischen Umschreibung
und der praktischen Verwendung des Begriffes. So entzündeten sich Diskussionen vor allem
daran, dass in der Praxis jene Tourismusarten (wie Geschäfts- oder Kongresstourismus)
wachsende Bedeutung erlangten, die gemäss der im deutschen Sprachraum verbreiteten Definition von Hunziker/Krapf gar nicht dem Fremdenverkehr zuzurechnen waren. Dazu waren
die Definitionsversuche oft eindimensional ausgerichtet, sodass viele Aspekte vernachlässigt
wurden.
In den letzten Jahrzehnten setzte sich deshalb die Erkenntnis durch, dass der Begriff möglichst weit zu fassen sei. Diesem Erfordernis wird die wohl gegenwärtig am meisten anerkannte und in der vorliegenden Arbeit benützte Begriffsabgrenzung von Kaspar gerecht, welche den Fremdenverkehr vollständig erfasst und seine Komplexität berücksichtigt. Ähnliches
gilt für den Ausdruck „Tourismuspolitik“, wo eine Abgrenzung von den anderen Politikbereichen wegen ihrer Vielfalt noch schwieriger erscheint. Auch hier wird häufig auf die definitorische Festlegung von Kaspar zurückgegriffen und die Tourismuspolitik als eine Querschnittsdisziplin verstanden. Für die Zwecke der vorliegenden Dissertation rückt ihr engeres
Verständnis als eine direkte Tourismuspolitik in den Vordergrund, da eine andere Abgrenzung zu einer grenzenlosen Ausweitung der Arbeit führen würde. Da sich die Dissertation mit
der Tourismuspolitik in der Transformation befasst, wurde auch der in der Tourismuswissenschaft noch nicht genügend etablierte Ausdruck „Transformation“ erörtert. Obwohl der Beg73
74
75
Peters (1993), S. 45.
Vgl. Němcová/Žák (1997), S. 220 ff.; Peters (1993), S. 47; Kap. 5.7.4.
Vgl. Kap. 2.4.
29
riff in den meisten Definitionen breit gefasst wird, scheint es für die Zwecke der vorliegenden
Arbeit sinnvoll zu sein, von einer engeren Begriffsabgrenzung auszugehen und die Umwandlungsprozesse vor allem aus der wirtschaftlichen Perspektive zu betrachten.
Aus den vorherigen Ausführungen wird ersichtlich, dass der Tourismus ein sehr komplexer
Bereich ist, was seine definitorische Abgrenzung schwierig macht. Die Eingliederung der politischen Belange und der Aspekte von Transformation erhöhen seine Komplexität und die
Schwierigkeiten bei der Begriffsfestlegung noch zusätzlich. Es ist aber trotzdem nötig zu versuchen, am Anfang jeder Forschung die sprachlichen Abgrenzungen des untersuchten Gegenstandes zu treffen, da sonst eine angemessene Validität, Reliabilität sowie Objektivität nicht
gewährleistet wäre und die Untersuchung nicht den wissenschaftlichen Erfordernissen genügen würde.
31
3 Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus
3.1
Überblick
„Wirtschaftlich ist der Tourismus ein Riese, wissenschaftlich ein Liliputaner und politisch ein Zwerg.“
Walter Freyer
Schon seit Jahrzehnten wird eine Diskussion darüber geführt, ob die Tourismuspolitik ausschliesslich als ein Teil der Wirtschaftspolitik zu verstehen sei und ob es einen Wirtschaftszweig Tourismus gebe. Da die Eingliederung und Abgrenzung eines so komplexen Phänomens nicht einfach ist, existieren dazu in der Lehre und in der Praxis viele verschiedene Meinungen. Die eine Strömung betrachtet den Tourismus als einen Wirtschaftssektor und die
Tourismuspolitik als einen Teil der Wirtschaftspolitik; die andere bestreitet dagegen die Existenz des Tourismus als Wirtschaftszweig und kritisiert das Verständnis der Fremdenverkehrspolitik ausschliesslich als Wirtschaftspolitik. Daran, dass der Fremdenverkehr viele positive
sowie negative wirtschaftliche Auswirkungen hat und dass auch umgekehrt die wirtschaftspolitischen Entscheidungen die Tourismusbranche massgeblich beeinflussen, wird aber nicht
gezweifelt. Die Zuordnung des Fremdenverkehrs zum Dienstleistungssektor aufgrund der
eindeutigen Dominanz seiner Dienstleistungskomponente wird ebenfalls nicht in Frage gestellt.
Um in die oben erwähnte Problematik Licht zu bringen, wird in den folgenden Kapiteln zuerst
auf die Stellung der Tourismusbranche in der Wirtschaft eingegangen. Danach wird die Zuteilung des Fremdenverkehrs zum Dienstleistungssektor vorgenommen und es werden die ökonomischen Auswirkungen der Erbringung von touristischen Dienstleistungen erläutert. Näher
eingegangen wird auf den Beitrag des Fremdenverkehrs zur strategischen Weiterentwicklung
eines Standortes, da es sich um einen Ansatz handelt, der für die praktizierte Tourismuspolitik
der Industrieländer von grosser Relevanz ist, und in der gegenwärtigen Forschung eine wichtige Stellung einnimmt. Darauf folgt eine Aufzeigung des Standes der Diskussion um die Eingliederung der Tourismuspolitik in die Wirtschaftspolitik. Die Klärung der Stellung des
Fremdenverkehrs in der Wirtschaft sowie das Eingehen auf seine wirtschaftlichen Auswirkungen ist für die Zwecke der vorliegenden Dissertation, in der die Tourismusbranche aus einer ökonomischen Perspektive untersucht wird, von grundlegender Bedeutung.
3.2
Tourismus als Wirtschaftszweig
Eine verbindliche volkswirtschaftliche Abgrenzung des Tourismussektors fehlt bis heute. Die
Frage, welche Branchen in welchem Umfang überhaupt dem Tourismus zuzuordnen sind,
wird in der Literatur unterschiedlich beantwortet. Nach Zegg und Keller/Koch gibt es den
Wirtschaftszweig Tourismus im eigentlichen Sinne nicht. Sie betrachten es als äusserst
schwierig, eine Liste von tourismusabhängigen Zweigen zu erstellen und diese als Tourismusindustrie zu bezeichnen. Fremdenverkehr wird deshalb als eine spezifische Form des Konsums angesehen, bei dem die Ausgaben der Touristen verschiedenen Branchen zugute kom-
32
men. Es handelt sich um „ein Konglomerat von Branchen, welche ein breites Spektrum touristischer Leistungen anbieten“76 (vgl. Abbildung 7).
Andere Wirtschaftsbereiche
Beherbergung
und Gastronomie
TOURISMUS
Verkehrswirtschaft
Andere Wirtschaftsbereiche
Touristik
(Reiseveranstalter,
Reisebüros etc.)
Abbildung 7: Tourismus im Schnittpunkt verschiedener Wirtschaftsbereiche77
Im Gegensatz dazu hält Freyer die Ausgliederung von tourismusabhängigen Betrieben für
möglich und nimmt eine Abgrenzung aufgrund der Kriterien der Leistungserstellung, der Art
der Nachfrage und der Intensität des Absatzes vor. Die grundsätzliche Abgrenzung erfolgt
nach dem Kriterium der Leistungserstellung – demnach zählen zum Tourismussektor alle Betriebe, die Leistungen erbringen, die mit dem Reiseverkehr zusammenhängen. Aufgrund der
Abgrenzung nach der Art der Nachfrage zählen alle Bereiche, in denen Tourismusteilnehmer
etwas nachfragen, zum Tourismussektor. Grenzt man die Tourismuswirtschaft nach der Intensität des Absatzes ab, so gehören zu ihr jene Betriebe, in denen der Absatz an ortsfremde Personen deutliche betriebsstrukturelle Wirkungen zeigt. Als Ergebnis Freyers Versuche gehen
drei grosse Bereiche der Tourismuswirtschaft hervor:78
76
77
78
•
Typische Tourismuswirtschaft: Die Leistung dieser Betriebe wird fast ausschliesslich
für den Fremdenverkehr erbracht, nur in Ausnahmefällen profitieren auch NichtReisende davon. Es handelt sich vor allem um Reiseveranstalter, Reisevermittler, Tourismusämter, Tourismusverbände und Tourismusorganisationen sowie um Aktivitäten
in Bezug auf Beherbergung, Bäder-, Kongress-, Messen- und Tagungswesen.
•
Ergänzende Tourismuswirtschaft: Es sind Unternehmen, die nicht dem Tourismusbereich, sondern verschiedenen anderen Wirtschaftsbereichen zugerechnet werden. Einige deutlich abgrenzbare Bereiche dieser Betriebe haben sich jedoch auf Tourismusleistungen spezialisiert. Dazu gehören vor allem die Souvenirindustrie, Reiseausrüster,
Buch- und Zeitschriftenverlage, Kreditinstitute, Versicherungsunternehmen, Verleihfirmen, Automobilclubs, Ausbildungsstätten für Tourismus und Marktforschungsinstitute.
•
Touristische Randindustrie: Diese Unternehmen stellen keine typischen Tourismusprodukte her, ihr Absatz ist an alle Nachfrager gerichtet. Da aber der Konsum dieser
Produkte in hohem Ausmass durch die Touristen erfolgt, sind sie vom Fremdenverkehr abhängig. Es handelt sich beispielsweise um Sportartikel, Bekleidung, Lebens-
Zegg (1996), S. 123.
In Anlehnung an Mundt (1998), S. 358.
Vgl. Freyer (1998), S. 106 ff.
33
mittel, Fotoartikel, Gastronomie, Tankstellen, Bergbahnen, Spielbanken und Tätigkeiten von Kulturanbietern, Masseuren und Ärzten.
Den Feststellungen von Zegg, Keller/Koch und Freyer ist die Ansicht gemeinsam, dass es
sich beim Fremdenverkehr um ein Konglomerat von Branchen handelt, die Leistungen anbieten, von denen die Tourismusteilnehmer Gebrauch machen. Die Bezeichnung als Tourismuswirtschaft kommt aber nur bei Freyer vor, der mit Hilfe von den oben angeführten Kriterien
die Fremdenverkehrsbetriebe von anderen Unternehmen abgrenzt. Eine volkswirtschaftlich
verbindliche und scharfe Abgrenzung des Wirtschaftssektors Tourismus hält er aber ebenfalls
für problematisch.79 Eine ähnliche Meinung vertritt der schweizerische Bundesrat, der in seinem Bericht über die Tourismuspolitik erklärt: „Der Tourismus ist in der Praxis weder eine
Branche noch eine Industrie noch ein zusammenhängender Wirtschaftszweig.“80 Zum gleichen Schluss kommt auch Mundt und fügt bei, dass der Tourismus kein Wirtschaftszweig ist,
sondern „ein Verhalten, das zu einer Nachfrage von Dienstleistungen und Gütern in verschiedenen Wirtschaftszweigen führt“.81 Alle diese Aussagen weisen auf methodische Probleme
bei der volkswirtschaftlichen Abgrenzung des Tourismus hin und die daraus resultierende Zurückhaltung bei der Anerkennung der selbständigen Stellung der Tourismusbranche in der
Wirtschaft.
Eine Reihe von Fachleuten und Gruppierungen der Tourismusbranche vertritt eine gegenteilige Meinung und zweifelt nicht an der Existenz des Wirtschaftssektors Tourismus. Bütow sieht
im Fremdenverkehr einen „echten Wirtschaftszweig“82 und als „den weltweit grössten Wirtschaftszweig“83 bezeichnet ihn Kirstges. Ebenfalls wird der Tourismus in den Prognosen der
WTO als „die vermutlich weltweit grösste Wirtschaftsbranche“84 betrachtet. Ausserdem haben die Welttourismusorganisation und das Tourismuskomitee der OECD 1991 das erste Mal
den Versuch unternommen, den Tourismussektor zu definieren. In der provisorischen Klassifikation (SICTA) fassten sie alle Wirtschaftsbereiche zusammen, die ganz oder teilweise zum
Tourismus gehören. In den letzten Jahren begannen sie, den Fremdenverkehr als Nachfrage
dieser Wirtschaftszweige statistisch erfassbar zu machen und durch die Einführung von nationalen Satellitenkonten seinen volkswirtschaftlichen Beitrag zu belegen.85
In der vorliegenden Dissertation wird die Tourismuspolitik während der Transformation untersucht. Aus den definitorischen Festlegungen im Kapitel 2 geht hervor, dass die Untersuchung vorwiegend aus einer wirtschaftlichen Perspektive erfolgt. Aus diesem Grund ist es
sinnvoll, den Tourismus als einen Wirtschaftszweig, der zwar mit anderen Bereichen stark
vernetzt aber doch einigermassen abgrenzbar ist, anzusehen. In den Vordergrund dieser Betrachtung tritt die Tourismuswirtschaft im engeren Sinne. Die ergänzende Tourismuswirtschaft und die touristische Randindustrie werden, mit der Ausnahme vom Gastronomiebereich, der im Tourismusangebot eine wichtige Rolle spielt,86 in der Untersuchung eher am
Rande berücksichtigt. Der Anteil dieser zwei Bereiche an der Wertschöpfung der Tourismus79
80
81
82
83
84
85
86
Vgl. Freyer (1998), S. 106.
Schweizerischer Bundesrat (1996), S. 7.
Vgl. Mundt (1998), S. 355.
Bütow (1995), S. 12.
Kirstges (1995), S. 4.
Schimany (1999), S. 9.
Vgl. Kap. 3.4.1.
Vgl. Kap. 6.2.
34
branche ist zwar nicht unbedeutend, ist aber statistisch kaum belegt und eine Eingliederung
von all den aufgeführten Unternehmungen zur Tourismusbranche würde die Komplexität des
Forschungsobjektes stark erhöhen und folglich zur grenzenlosen Ausweitung der Arbeit führen. Bei der vorgenommenen Abgrenzung muss somit in Kauf genommen werden, dass es
sich zu einem guten Stück um „ein künstliches Gebilde mit unscharfen Grenzen“ handelt und
dass bei so einem vernetzten Bereich, den der Fremdenverkehr darstellt, beim heutigen Stand
der Wissenschaft eine scharfe Abgrenzung gar nicht möglich ist.
3.3
Tourismus als Teil des Dienstleistungssektors
Bei der Zuteilung des Tourismus zu einem übergeordneten Wirtschaftssektor stellen sich keine grossen Schwierigkeiten. In der Volkswirtschaftslehre sowie in amtlichen Statistiken gilt er
als klassischer Dienstleistungssektor, denn die Dienstleistungskomponente dominiert im
Fremdenverkehr eindeutig.87 Für die Zwecke der vorliegenden Dissertation wird die Tourismusbranche deshalb auch dem tertiären Sektor zugeordnet. Der Dienstleistungscharakter manifestiert sich durch einige typische Eigenschaften: Das Tourismusprodukt ist nicht lagerbar –
wenn eine Leistung (z.B. eine Übernachtung) nicht verkauft werden kann, ist sie verfallen. Es
ist leicht imitierbar und deshalb spielen die fortlaufenden Innovationen des Angebotes eine
wichtige Rolle. Die touristischen Dienstleistungen können nur durch einen direkten Kontakt
von Mensch zu Mensch erbracht werden und ihr Konsum, der mit vielen emotionalen Erwartungen verbunden ist, fällt zeitlich sowie räumlich zusammen. Der Kunde differenziert oft
nicht nach den verschiedenen Erbringern, sondern nimmt das Leistungsbündel als eine Einheit
wahr und misst die Stärke der ganzen Dienstleistungskette nach ihrem schwächsten Glied.88
Schwieriger als die Zuteilung des Tourismus zum Dienstleistungssektor ist jedoch die Abgrenzung des Dienstleistungssektors selbst – es existiert weder eine allgemein anerkannte Definition des Begriffes „Dienstleistung“, noch scheint Konsens darüber zu herrschen, welche
wirtschaftlichen Bereiche darunter subsumiert werden sollen. In der Forschung wurden
Dienstleistungen zunächst als Residualgrösse definiert, was auch der gängigen Praxis entspricht. Der Dienstleistungssektor beinhaltet somit alles, „was weder zum primären noch zum
sekundären Sektor gehört“.89 In diesem Sinne werden Dienstleistungen vor allem dadurch
charakterisiert, dass sie immateriell, nicht lager- und nur eingeschränkt transportfähig sind
und ihre Produktion mit ihrer Verwendung räumlich und zeitlich zusammenfällt.90
3.4
Wirtschaftliche Auswirkungen des Tourismus
Der Tourismus erzeugt positive sowie negative wirtschaftliche Effekte. Seine positive ökonomische Bedeutung ergibt sich in erster Linie daraus, dass in einem bestimmten Gebiet
durch den vorübergehenden Aufenthalt ortsfremder Personen eine zusätzliche Nachfrage nach
Gütern und Dienstleistungen entsteht. Diese Nachfrage bringt vermehrte Beschäftigung und
Einkommen mit sich und bewirkt schliesslich eine entsprechende Mehrproduktion an Gütern.
87
88
89
90
Vgl. Thomas (1995), S. 75; Dettmer (1999), S. 3; Leber (1990), S. 5.
Vgl. Bieger (2002), S. 58; Foret/Foretová (2001), S. 21.
Eick (1964), S. 551, zitiert nach Kiel (1996), S. 32.
Vgl. Stille (1988), S. 16; Eick (1964), S. 550, zitiert nach Kiel (1996), S. 31. Zu anderen Definitionen von
Dienstleistung vgl. z.B. Klodt/Maurer/Schimmelpfennig (1996), S. 5; Hipp (2000), S. 11 ff.
35
Werden diese von Ausländern in Anspruch genommen, so ergeben sich darüber hinaus noch
positive Effekte auf die Zahlungsbilanz. Der Fremdenverkehr trägt mit all diesen Wirkungen
zur Weiterentwicklung eines Standortes bei und unter gewissen Voraussetzungen kann er sogar zu seinem strategischen Entwicklungsfaktor werden. Den positiven wirtschaftlichen Effekten stehen negative Effekte gegenüber, welche bei der Beurteilung der Beiträge der Tourismusbranche zur wirtschaftlichen Entwicklung eines Ortes auch ins Auge gefasst werden
müssen. Sie bestehen z.B. in der Gefahr der finanziellen Fremdbestimmung, des Preisanstieges oder in der Entstehung der touristischen Monostruktur. Neben den ökonomischen Auswirkungen, auf welche in den folgenden Kapiteln näher eingegangen wird, besteht eine Reihe
von ökologischen und sozialen Effekten, die dem Tourismus zuzuschreiben sind und sich positiv oder beeinträchtigend auf seine Umwelt auswirken.91
3.4.1
Positive wirtschaftliche Effekte
Im Einzelnen zeitigt der Tourismus positive wirtschaftliche Auswirkungen vor allem auf folgende Phänomene:
91
92
93
94
95
•
Zahlungsbilanz: Die Verbesserung der Zahlungsbilanz ist ein wichtiges wirtschaftspolitisches Anliegen vieler Länder. Zu den Instrumenten, die zwecks Zahlungsbilanzausgleichs eingesetzt werden können, gehört die Beeinflussung der ausländischen Tourismusnachfrage. Die Einnahmen aus dem grenzüberschreitenden Tourismus werden
mit den Exporten, die Ausgaben mit den Importen der Handelsbilanz gleichgesetzt.
Der Fremdenverkehr wird in diesem Zusammenhang als unsichtbarer, stiller Export
bezeichnet. Seine wirtschaftlichen Auswirkungen sind aber sehr unterschiedlich, je
nachdem, ob ein Land überwiegend ein Empfangs- oder Abgabe-Land ist. In den
Empfangsländern erfüllt der Tourismus die Funktion des Devisenbringers.92
•
Regionaler Ausgleich: Der Tourismus findet nicht überall und nicht in gleichem Ausmass statt. Oft besteht ein Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Unterentwicklung und touristischer Attraktivität eines bestimmten Ortes. Touristische Einrichtungen treffen genau dort häufig günstige Bedingungen an, wo eine andere Produktion
keine nutzbaren Ressourcen vorfindet. Der Fremdenverkehr rückt damit als potentiell
wirtschaftsbelebender Faktor von Problemgebieten und als Instrument zum Abbau regionaler Disparitäten ins Interesse der Regionalpolitik. Die Randgebiete können damit
besser integriert und die Abwanderung kann gebremst oder gar gestoppt werden.93
Nach Schawinski soll der Tourismus „trotz und wegen dem Fehlen des sekundären
Sektors zu einer regionalen Nivellierung führen“.94 Gleichzeitig ist aber davon abzuraten, den Tourismus als Allheilmittel zu betrachten. Dort, wo es keine Chancen mehr
für Landwirtschaft, Industrie oder Bergbau gibt, muss nicht automatisch eine Chance
für ihn bestehen. Gewarnt wird auch vor der Entstehung einer touristischen Monostruktur, mit der lange nicht alle Entwicklungsrückstände aufgeholt werden können
und die negative Effekte mit sich bringen kann.95
Ausführlich dazu vgl. Becker/Job/Witzel (1996), S. 20 ff.
Vgl. Kaspar (1996), S. 126 ff.
Vgl. Eisenstein (1995), S. 97 ff.; Krippendorf/Zimmer/Glauber (1988), S. 19.
Schawinski (1973), S. 166.
Vgl. Kap. 3.4.3.
36
96
97
98
99
100
•
Beschäftigung: Das WTTC bezeichnet den Tourismus als Wirtschaftszweig mit der
weltweit grössten Beschäftigungswirkung und fügt bei, dass alle 2.5 Sekunden ein tourismusabhängiger Arbeitsplatz geschaffen wird.96 Nach Wirth wirkt sich die touristische Nachfrage auf dreifache Weise positiv auf die Beschäftigungssituation aus: „Erstens finden im touristischen Sektor relativ viele Personen eine Beschäftigung, resultierend aus der hohen Arbeitsintensität. Zweitens entstehen durch verstärkte Zulieferungen von anderen Sektoren Rückkopplungseffekte. Drittens erhöht sich die effektive
Nachfrage, verstärkt durch den Multiplikatoreffekt, wodurch die Investitionsbereitschaft der Unternehmer gefördert und somit zusätzlich Arbeitsplätze in anderen Wirtschaftssektoren bereitgestellt werden.“97 Durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt
wird die regionale Entwicklung stark beeinflusst; ein Mangel an Arbeitsplätzen kann
zu Abwanderungen führen und umgekehrt kann sich ein gutes Angebot an Arbeitsmöglichkeiten anziehend auswirken.98
•
Einkommen: Der Beitrag des Tourismus zur Steigerung des volkswirtschaftlichen Einkommens wird als Einkommenseffekt bezeichnet. Zu den direkten, in der ersten Stufe
gebildeten Einkommenseffekten gehören die Arbeitslöhne in den touristischen Betrieben, die Einnahmen vom Verkauf von touristischen Produkten und die Steuereinnahmen von Fremdenverkehrsleistungen. Die Einkommenseffekte bilden sich aber auch
auf den weiteren Umsatzstufen, denn die anfänglichen Einnahmen werden von den
Empfängern wieder ausgegeben, was erneut zu einer Einkommensbildung führt. Damit wird in Betracht gezogen, wie viele Stadien eine für den Tourismus ausgegebene
Geldeinheit durchläuft, ehe sie den lokalen Wirtschaftskreislauf verlässt, indem sie gespart wird oder nach aussen abfliesst. Der ganze Prozess der Einkommensvermehrung
wird in der Literatur als Multiplikatoreffekt bezeichnet. Die Höhe des Multiplikators
ist von der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der touristischen Region und von der
Konsumneigung abhängig. Je kleiner die Importquote und je grösser die Konsumneigung sind, desto höher wird der Multiplikator.99
•
Wertschöpfung: Unter Wertschöpfung einer Volkswirtschaft wird der durch die Produktionstätigkeit aller Wirtschaftssubjekte geschaffene Mehrwert verstanden. Die touristische Wertschöpfung entspricht der Bedeutung des Fremdenverkehrs als Erzeugungsfaktor. Sie ergibt sich daraus, dass der Tourismus als Arbeitgeber auftritt, Kapitaleinkommen bildet und eine Bodenrente ermöglicht. Dies zeigt sich kurzfristig gesehen in seinem Beitrag an die Bildung des Volkseinkommens, langfristig in seinem
Beitrag an die Vermehrung des Volksvermögens.100 Die Bestimmung der touristischen
Wertschöpfung, welche für die Messung der wirtschaftlichen Bedeutung des Fremdenverkehrs wichtig ist, ist aber mit methodischen Abgrenzungs-, Definitions- und
Datenproblemen behaftet. Während die Anteile und Beiträge der verschiedenen Wirtschaftszweige normalerweise detailliert vorliegen, existieren nur wenige Zahlen über
den Beitrag des Fremdenverkehrs zur nationalen Leistungserstellung. Dies sollte sich
aber mit der Einführung des Satellitenkontos ändern.
Vgl. Keller (1996), S. 63.
Wirth (1976), S. 107, zitiert nach Eisenstein (1995), S. 42 f.
Zur Problematik der direkten, indirekten und induzierten Beschäftigungseffekte vgl. Eisenstein (1995),
S. 43; Iwersen-Sioltsidis/Iwersen (1997), S. 175.
Vgl. Kaspar (1996), S. 133; Velissariou (1991), S. 20; Mundt (1998), S. 372 ff.
Vgl. Kaspar (1996), S. 133 f.; Rütter-Fischbacher (1991), S. 39.
37
Auf internationaler Ebene kam der Anstoss zu den Arbeiten am Satellitenkonto schon in den
80er Jahren. Nach einem langen Entstehungsprozess wurden im März 2000 die internationalen Standards zur Messung des ökonomischen Beitrages der Tourismusbranche, die in diesem
Konto enthalten sind, von der Statistischen Kommission der UNO angenommen. Das Satellitenkonto ermöglicht eine Gesamtübersicht über den Beitrag der Branche für die Volkswirtschaft, da es ihren Anteil am Bruttoinlandprodukt, an der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, den Steuereinnahmen, den Investitionen und der Zahlungsbilanz zeigt. Es gestattet einen
Vergleich des Beitrages vom Tourismus mit anderen Branchen. Die Tourismusnachfrage wird
mit der Produktion von Gütern in anderen Sektoren in Zusammenhang gebracht und daraus
wird die tourismusbedingte Wertschöpfung in anderen Bereichen der Volkswirtschaft abgeleitet.101
Ausserdem setzte sich das WTTC im Jahr 1995 zum Ziel, die weltweiten wirtschaftlichen
Auswirkungen des Tourismus in einer Studie herauszuarbeiten, um dessen Bedeutung zu betonen. Die Ergebnisse der Studie sowie die Prognose für das Jahr 2005 sind in der Tabelle 1
dokumentiert. Bei der Interpretation der Werte ergibt sich, dass die Tourismusbranche in der
Weltwirtschaft eine wichtige Stellung einnimmt und auch in den nächsten Jahren mit beachtlichem Wachstum rechnen kann.
Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus
Jahr
Zahl der Beschäftigten
(in % aller Beschäftigten)
Wirtschaftsleistung
(in % des BIP)
Konsum
(in % des Gesamtkonsums)
Investitionen
(in % aller Investitionen)
Steuern
(in % des globalen Steueraufkommens)
Exporte
(in % aller Exporte)
1995
2005
212 Mio.
11.1
3.4 Bio. USD
10.9
1.9 Bio. USD
11.4
701 Mrd. USD
11.4
655 Mrd. USD
11.1
646 Mrd. USD
12.6
338 Mio.
12.5
7.2 Bio. USD
11.4
3.9 Bio. USD
11.7
1.6 Bio. USD
11.8
1.4 Bio. USD
11.6
1.4 Bio. USD
11.9
Tabelle 1: Weltweite wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus (1995-2005)102
Nicht alle Länder können jedoch am Fremdenverkehr im gleichen Masse teilnehmen und von
ihm wirtschaftlich profitieren. Die touristischen Destinationen stehen in der heutigen Zeit der
Globalisierung in einem weltweiten Konkurrenzkampf und die neuen Forschungsergebnisse
zeigen, dass nur diejenigen eine Chance haben, die einen möglichst hohen Integrationsgrad
erreichen und wie ein Unternehmen funktionieren.103 Der Staat ist gefordert, eine Politik zu
formulieren, welche die wichtigsten Wirtschaftsbereiche des Landes wettbewerbsfähig er-
101
102
103
Vgl. Beránek (2000), S. 10 f.
In Anlehnung an World Travel and Tourism Council (1995), S. 3, dargestellt bei Mundt (1998), S. 412.
Vgl. Keller (1996a), S. 39.
38
hält.104 Da ein Standort nicht für alle Tätigkeiten attraktiv sein kann, stellt sich die Frage, welche Wirtschaftszweige die besten Entwicklungsvoraussetzungen haben und ob der Tourismus
zu ihnen zu zählen ist. In welchem Mass der Tourismus zur Entwicklung eines Standortes beitragen kann und ob er als ein strategischer Sektor einer Volkswirtschaft betrachtet werden
soll, wird im folgenden Kapitel untersucht.
3.4.2
Beitrag des Tourismus zur Entwicklung eines Standortes
Will sich heutzutage ein Standort in der internationalen Konkurrenz behaupten, muss sein
Ziel in der Erhöhung seiner Wettbewerbsfähigkeit bestehen, wobei unter dieser die Fähigkeit
„längerfristig ausreichend Wertschöpfung erzielen zu können, um ausreichend attraktive mobile Faktoren wie Kapital und gut ausgebildete Arbeitskraft an sich binden zu können“105 verstanden wird. Der Beitrag des Tourismus zur Entwicklung eines Standortes muss deshalb
auch auf der Steigerung seiner Wettbewerbsfähigkeit beruhen.
Bei der touristischen Gesamtnachfrage ist davon auszugehen, dass sie einer Vielzahl von Unternehmungen und Branchen zu Gute kommt. Aus diesem Grund ist die Ausschöpfung vom
touristischen Wachstumspotential in jeder Volkswirtschaft von strategischer Bedeutung.106
Trotz den zahlreichen Vernetzungseffekten ist aber zu beachten, dass der Tourismus nicht als
Entwicklungsfaktor für jeden Standort geeignet ist.107 In den letzten Jahren spielte sich der
touristische Markt mehr und mehr in den Städten und den touristischen Zentren ab. Als Entwicklungsfaktor für ein naturnahes, peripheres oder zu revitalisierendes Gebiet eignet sich der
Tourismus nur, wenn diese Standorte attraktive Nischen anzubieten haben. Ausserdem spielen
klassische Standortvorteile wie eine schöne Landschaft oder die kulturelle Vielfalt eine immer
geringere Rolle. Die Bestrebungen, in den Standorten optimale Voraussetzungen bezüglich
statischer Produktionsfaktoren zu schaffen, resp. die Standortnachteile mit dem Zufluss von
Investitionskapital in die touristische Infrastruktur auszugleichen, sollten der Vergangenheit
angehören. Heutzutage müssen immer mehr Faktoren in den Vordergrund rücken, welche die
dynamische Entwicklung der Unternehmen begünstigen. Danach ist eine Branche, abgesehen
von Zufällen, wettbewerbsfähig, wenn die Unternehmen durch Innovationen und Kooperationen ihre Produktivität steigern oder wenn allenfalls subsidiär staatliche Massnahmen für
günstige wirtschaftliche, gesellschaftliche oder politische Rahmenbedingungen sorgen.108
Gemäss Porter lässt sich die dynamische Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes als sog. Diamant darstellen (vgl. Abbildung 8). Das Modell geht davon aus, dass für die Wettbewerbsfähigkeit vier Faktoren verantwortlich sind: die Ausstattung mit Produktionsfaktoren, die Nachfragebedingungen, die Präsenz und der Entwicklungsstand von anderen Branchen sowie die
Firmenstrategien, -strukturen und der Wettbewerb.109 Der Staat kann mit seiner Politik jeden
der aufgeführten Faktoren positiv oder negativ beeinflussen und somit die Chancen eines
Standortes, einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen, beschleunigen oder vermindern. Die staatli104
105
106
107
108
109
Unter einem Standort wird “eine räumliche Einheit” verstanden, die “von einer verantwortlichen Institution
… im Wettbewerb zu alternativen räumlichen Einheiten gesteuert wird”. (Vgl. AIEST [1999], S. 322).
Bieger (1999), S. 5.
Vgl. Keller (1999), S. 49.
Vgl. Kap. 3.4.1.
Vgl. Bieger (1999), S. 2 ff.; Greuter (2000), S. 101; Keller (1999), S. 49 f.
Vgl. Porter (1993), S. 151.
39
chen Organe können beispielsweise die Produktionsbedingungen durch direkte Subventionen,
Interventionen in die Faktormärkte oder Investitionen in die Infrastruktur verändern und die
Nachfragebedingungen über das öffentliche Beschaffungswesen oder staatliche Produktstandards regulieren. Mit der praktizierten Steuer-, Wettbewerbs-, Regional-, Umwelt-, Sozial-,
Ausbildungs-, Aussenwirtschaftspolitik etc. kann der Staat auf die vier Faktoren ebenfalls einen beachtlichen Einfluss ausüben. Zusätzlich werden die Diamant-Determinanten in der
Form von Zufällen durch exogene Veränderungen wie unerwartete Erfindungen, Kriege und
terroristische Anschläge geprägt.110 Übertragen auf den Fremdenverkehr wird das DiamantModell noch durch die Besonderheiten der Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit einer touristischen Destination im Lebenszyklus sowie durch die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Kreisläufe erweitert.
Zufall
Staat
Unternehmen
Strategie, Struktur
und Wettbewerb
Faktorbedingungen
Nachfragebedingungen
Verwandte und
zuliefernde Branchen
Wirtschaft
Gesellschaft
Umwelt
Abbildung 8: Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes111
Weil der Diamant ein vernetztes System darstellt, werden Standorte in jenen Branchen die
grössten Erfolgschancen aufweisen, in denen der Diamant einerseits möglichst vollständig ist
und die einzelnen Faktoren zugleich viel versprechend ausgeprägt sind. Die Voranstellung in
allen Determinanten ist aber nicht notwendig, da die wechselseitigen Verstärkungen einzelne
Schwachstellen relativieren können.112 Um im Standortwettbewerb bestehen zu können, müssen folglich Strategien entwickelt werden, die idealerweise von Unternehmensclustern ausgehen und auch integriert, d.h. unter Nutzung der Synergien und Kooperationspotenziale, erfolgen.113 Die Zusammenarbeit auf Destinationsebene entscheidet auch immer mehr über die
Wettbewerbschancen der einzelnen touristischen KMU.114
110
111
112
113
114
Vgl. Greuter (2000), S. 105 f.; Smeral (1996a), S. 406.
In Anlehnung an Greuter (2000), S. 102.
Vgl. Greuter (2000), S. 102.
Vgl. Bieger (1999), S. 1; Fischer (1996), S. 37.
Vgl. Keller (1997), S. 126.
40
Nach Bieger ist der Tourismus für die gesamte Standortpolitik „aufgrund von seiner imagemässigen Bedeutung, seines Beitrages zur Positionierung eines Standortes in Verkehrs- und
Kommunikationsnetzwerken sowie seinem Potential für die Schaffung von Lebensqualität für
die einheimische Bevölkerung“115 ein entscheidender Faktor. Die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes gehört deshalb nicht nur zu den Zielen der Standortpolitik, sondern
ebenfalls zu den zentralen langfristigen Aufgaben der zukunftsorientierten Tourismuspolitik.
Diese hat sich langfristig am Aufbau strategischer Potentiale für Standorte zu orientieren, in
der mittelfristigen Perspektive für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Netzwerke
zu sorgen und aus der kurzfristigen Sicht operative Voraussetzungen für Kooperationen zu
schaffen.116
Aus den obigen Ausführungen ergibt sich, dass der Beitrag des Fremdenverkehrs für die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes beachtlich sein kann. Die touristische
Nachfrage wirkt sich nicht nur auf die eigene Branche belebend aus, sondern beeinflusst die
Entwicklung in den verclusterten Unternehmen und vernetzten Branchen, und ist somit für die
gesamthafte wirtschaftliche Weiterentwicklung eines Standortes von strategischer Bedeutung.
Ob das vorhandene touristische Potential effektiv ausgeschöpft wird, hängt vor allem von der
Ausgestaltung der standortlichen Strategien und von der Nutzung der möglichen Synergien
und Kooperationen ab.
3.4.3
Negative wirtschaftliche Effekte
Den positiven wirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus stehen negative ökonomische
Folgen gegenüber:
115
116
117
118
119
•
Opportunitätskosten: Bei den Entscheidungen, ob am Fremdenverkehr partizipiert
werden soll, bleiben häufig die Opportunitätskosten unberücksichtigt. Der Verzicht
auf andere Investitionen kann sehr aber bedeutend sein.117
•
Finanzielle Fremdbestimmung: Die Saisonalität des Tourismus führt dazu, dass die
touristischen Anlagen im Vergleich zu anderen Industrien zu wenig attraktiven Investitionen werden. Es besteht die Gefahr einer finanziellen Fremdbestimmung, die mit
dem Abfluss der erwirtschafteten Mittel verbunden ist. Fehl- und Überdimensionierung der Einrichtungen kann ebenfalls zu ernsthaften Problemen führen.118
•
Touristische Monostruktur: Eine einseitige Ausrichtung auf den Fremdenverkehr
bringt viele Risiken mit sich, da die Abhängigkeit von der Konjunktur und den Trends
in den Herkunftsländern besonders ausgeprägt ist. Die politischen Instabilitäten im
Zielland können ebenfalls schnell zum Rückgang der touristischen Nachfrage führen.
Es sollte deshalb nur eine begrenzte touristische Intensität angestrebt werden und der
Tourismus sollte sich zu einem integrierten Teil der Wirtschaft entwickeln.119
Bieger (2001), S. 17.
Vgl. Laesser (2002), S. 95 f.
Vgl. Becker/Job/Witzel (1996), S. 37.
Vgl. Becker/Job/Witzel (1996), S. 37 f.
Vgl. Krippendorf (1996), S. 160; Scharpf (1998), S. 98.
41
•
Geringe Entlöhnung: In den entwickelten Ländern leiden viele Beschäftigte im Tourismus unter geringer Entlöhnung.120 Die durch den Fremdenverkehr geschaffenen saisonalen Arbeitsplätze verfügen über ein sehr niedriges Sozialprestige und die Angelernten haben oft nur geringe Chancen, später in anderen Wirtschaftsbereichen eine
Beschäftigung zu finden.121
•
Preisanstieg: Steigende Preise für Boden, Liegenschaften und alltägliche Güter gehören zu weiteren negativen ökonomischen Effekten der Tourismusentwicklung. Die
Bodenspekulationen können in Extremfällen dazu führen, dass die Einheimischen ohne Grundeigentum nicht mehr die Möglichkeit haben, eine Wohnung in der eigenen
Gemeinde zu besitzen. Produkte, die sowohl von Touristen als auch von den Einwohnern nachgefragt werden, unterliegen einer höheren Preissteigerung und verschlechtern infolgedessen die Kaufkraft der Ortsansässigen.122
Im Unterschied zu den zahlreichen Publikationen über die weltweiten positiven wirtschaftlichen Effekte existiert keine umfassende Studie, welche die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Tourismusbranche in Zahlen belegen würde. Die Erfassung von negativen
Folgen ist mit vielen untersuchungstechnischen Problemen behaftet und wird deshalb in der
Forschung oft übersehen, obwohl sie für die weitere touristische Entwicklung von beachtlicher Relevanz sein kann.
3.5
Tourismuspolitik als Teil der Wirtschaftspolitik
Bei der Tourismuspolitik stellt sich im Zusammenhang mit wirtschaftspolitischen Überlegungen die Frage, ob sie in die Wirtschaftspolitik einzugliedern und ausschliesslich als Teil von
ihr zu verstehen ist. Diese Fragestellung knüpft an die im Kapitel 3.2 diskutierte Stellung des
Tourismus im Rahmen der Wirtschaft und seine Betrachtung als ein Wirtschaftszweig an –
durch die Berücksichtigung der politischen Dimension wird die Diskussion aber viel komplexer. Da sich die Wertvorstellungen über eine politisch erwünschte Lage im Laufe der Zeit und
vor allem in Abhängigkeit von herrschenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen verändern, gibt es keine allgemeine Zielsetzung der Wirtschaftspolitik. In den meisten
Industrieländern wird heutzutage die Steigerung der gesellschaftlichen Wohlfahrt als Oberziel
bezeichnet und die Maximierung des ökonomischen Wohlstandes durch die Sicherung der
konjunkturellen Stabilität, allokativen Effizienz und Verteilungsgerechtigkeit wird als Konkretisierung dieses Zieles im Wirtschaftsbereich aufgefasst.123
Ob die Tourismuspolitik ausschliesslich als ein Teil der Wirtschaftspolitik im oben beschriebenen Sinne zu verstehen ist, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. In der Praxis
scheint die wirtschaftliche Schwerpunktsetzung von grundlegender Bedeutung zu sein; in der
Lehre wird aber das Verständnis der Tourismuspolitik nur als Wirtschaftspolitik zunehmend
abgelehnt.
120
121
122
123
In den Entwicklungsländern ist die Situation umgekehrt. (Vgl. Eisenstein [1995], S. 67).
Vgl. Eisenstein (1995), S. 66 f.; Buchwald (1998), S. 4.
Vgl. Freyer (1998), S. 346; Becker/Job/Witzel (1996), S. 38 f.
Vgl. Klump (1992), S. 147 ff.
42
Den Standpunkt der Praxis vertritt und für eine eindeutige Eingliederung der Tourismuspolitik in die Wirtschaftspolitik plädiert beispielsweise Schulgen: „Seit es die Tourismuspolitik
gibt, ist sie ein Teil der allgemeinen Wirtschaftspolitik. Die Träger der Wirtschaftspolitik versuchen den Tourismus so zu beeinflussen, dass er einen möglichst grossen Beitrag zu den
übergeordneten Zielen der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik einbringt.“124
Im Gegensatz dazu Linde/Roth: „Fremdenverkehrspolitik darf nicht ausschliesslich als Wirtschaftspolitik verstanden werden. Sie steht in einem Zusammenhang humaner, sozialer, gesellschaftlicher und letztlich auch wirtschaftlicher Zielsetzungen.“125 Auch Tobler und Morgenroth betonen, dass es verfehlt wäre, die Tourismuspolitik lediglich als Teil der Wirtschaftspolitik zu begreifen oder gar eine massgebliche Stellung des Fremdenverkehrs innerhalb der Volkswirtschaft zu ihrer Voraussetzung zu machen. Tourismuspolitik ist ihrer Meinung nach ebenso als Bestandteil der Gesellschafts- oder der Umweltpolitik aufzufassen.126
Laesser stellt in seiner neuen Untersuchung fest, dass in einigen Ländern dem Tourismus die
Legitimation für eine sektorale Wirtschaftspolitik abgesprochen wird und eine Abkehr von
solch einer Ausgestaltung der Fremdenverkehrspolitik hin zu einer integrierten Standortförderungspolitik begrüsst wird.127
Keller behauptet einerseits: „Le tourisme est donc une branche économique d’un genre particulier. C’est pourquoi la politique du tourisme n’est pas simplement une politique économique.“128 Andererseits betrachtet er aber die Ausgestaltung einer aktiven Tourismuspolitik als
eigenständige sektorale Wirtschaftspolitik für notwendig, wenn die touristische Entwicklung
zur Erreichung wichtiger wirtschaftspolitischer Ziele beitragen soll. Nicht zuletzt deshalb,
weil der Umfang und die Intensität der staatlichen Förderungsmassnahmen oft davon abhängig sind, ob der Fremdenverkehr von der Wirtschaftspolitik als strategischer Zweig betrachtet
wird oder nicht.129 Ähnlicher Meinung ist auch Freyer. Er betrachtet die Tourismuspolitik in
weitestem Sinne als eine Querschnittsdisziplin, die sich aus verschiedenen Teilbereichen zusammensetzt. Trotz ihrer Universalität ist jedoch bei den konkreten Tourismusplänen das
Primat Ökonomie festzustellen. Die ökonomischen Überlegungen stehen stets im Vordergrund, egal, in welchem Bereich die Tourismusprobleme diskutiert werden. In diesem engeren Verständnis hält es Freyer für sinnvoll, die Tourismuspolitik als einen Teil der Wirtschaftspolitik zu verstehen und in diese einzubetten.130
In der vorliegenden Dissertation wird die Ansicht von Freyer vertreten und die Tourismuspolitik in einem engen Verständnis als sektoraler Teil der Wirtschaftspolitik betrachtet. Diese
Sicht scheint besonders aus folgenden Gründen sinnvoll zu sein: Erstens wird die Tourismusbranche während der Transformation aus der wirtschaftlichen Perspektive untersucht und die
Einbettung der Tourismuspolitik in die Wirtschaftspolitik trägt diesem Fakt am besten Rechnung. Zweitens entspricht diese Eingliederung der gängigen Praxis in vielen Ländern, wo der
Fremdenverkehr unter der Obhut des Wirtschaftsministeriums steht und die Tourismuspolitik
als Teil der Wirtschaftspolitik betrachtet wird. Drittens würde das weite Verständnis der Tou124
125
126
127
128
129
130
Schulgen (1988), S. 256.
Linde/Roth (1983), S. 60.
Vgl. Tobler (1981), S. 12; Morgenroth (1965), S. 25.
Vgl. Laesser (2002), S. 94 ff.; Kap. 3.4.1.
Keller (1994), S. 146.
Vgl. Keller (1999), S. 44 ff. und (2002), S. 23; Kap. 4.5.2.
Vgl. Freyer (1998), S. 273 ff. und (1996), S. 259.
43
rismuspolitik die Komplexität der Untersuchung so stark erhöhen, dass sie im Rahmen der
vorliegenden Arbeit nicht realisierbar wäre. Diese Einschränkung heisst aber nicht, dass die
Geschehnisse in den anderen Politikbereichen für die Tourismusbranche keine Bedeutung hätten. Sie gilt mit dem Vorbehalt, dass der Tourismus auf längere Sicht nur dann gedeihen kann,
wenn bei seiner Entwicklung neben ökonomischen auch ökologische, soziale und andere Aspekte mitbedacht und berücksichtigt werden.
3.6
Fazit
Die Frage, ob es einen Wirtschaftszweig Tourismus gebe und ob die Tourismuspolitik ausschliesslich als ein Teil der Wirtschaftspolitik auszugestalten sei, beschäftigt die Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten. Eine allgemein anerkannte volkswirtschaftliche Abgrenzung
des Tourismussektors existiert trotz vielen Versuchen aber bis heute noch nicht. Es besteht
besonders Uneinigkeit darüber, welche Branchen in welchem Umfang dem Fremdenverkehr
zuzuordnen sind und ob man diese als Tourismuswirtschaft bezeichnen kann. Die Bemühungen der Welttourismusorganisation und des Tourismuskomitees der OECD sowie die schrittweise Einführung von nationalen Satellitenkonten sollten in Zukunft zur Anerkennung der
Tourismusbranche als einer der weltweit grössten Wirtschaftsbranchen beitragen. Die Zuteilung des Tourismus zum Dienstleistungssektor bereitet keine grossen Schwierigkeiten, denn
die Dominanz seiner Dienstleistungskomponente ist unbestritten. In der vorliegenden Dissertation, welche die Tourismuspolitik während der Transformation aus einer wirtschaftlichen
Perspektive untersucht, ist es sinnvoll, den Fremdenverkehr als einen mit anderen Bereichen
stark vernetzten Wirtschaftszweig des Tertiärssektors zu betrachten.
An die Diskussion über die Stellung des Fremdenverkehrs in der Wirtschaft knüpft sich die
Frage an, wie die Tourismuspolitik im Rahmen der Volkswirtschaft einzuordnen sei. Obwohl
die ökonomischen Zielsetzungen in der praktizierten Tourismuspolitik stets im Vordergrund
stehen, wird das Verständnis der Fremdenverkehrspolitik ausschliesslich als Wirtschaftspolitik von der Lehre zunehmend kritisiert und auf ihr Charakter einer Querschnittdisziplin verwiesen. In den neuen Forschungsansätzen macht sich ausserdem eine Abkehr von ihrer Ausgestaltung als sektorale Wirtschaftspolitik hin zu einer integrierten Standortförderungspolitik
bemerkbar. Für die Zwecke der vorliegenden Dissertation ist es aber trotzdem zweckmässig,
die Tourismuspolitik vor allem als einen Teil der Wirtschaftspolitik zu betrachten, da sich
sonst die Komplexität der untersuchten Materie stark erhöhen und den Rahmen der Arbeit
sprengen würde.
Im Gegensatz zu den unterschiedlichen Ansichten betreffend die Stellung des Fremdenverkehrs in der Wirtschaft, besteht Einigkeit darüber, dass vom Tourismus viele wirtschaftliche
Effekte ausgehen. Die positiven Effekte zeitigen ihre Auswirkungen besonders auf die Zahlungsbilanz, die Beschäftigung, das Einkommen, die Wertschöpfung und den regionalen Ausgleich. Diesen stehen die negativen ökonomischen Folgen wie Opportunitätskosten, finanzielle Fremdbestimmung, geringe Entlöhnung, steigende Preise und touristische Monostruktur
gegenüber. Die negativen Aspekte werden oft übersehen; dies obwohl sie für die Bestimmung
des Beitrages der Tourismusbranche zur Entwicklung eines Ortes eine wichtige Rolle spielen
können.
44
Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für eine Volkswirtschaft sollte in Zukunft durch
die Einführung von Satellitenkonten noch transparenter und zahlenmässig erfassbar gemacht
werden. Eine wichtige Stellung in der gegenwärtigen Forschung nimmt der Ansatz über den
Beitrag des Tourismus zur strategischen Weiterentwicklung eines Standortes ein, wo der Tourismus als ein möglicher strategischer Faktor der standortlichen Entwicklung betrachtet wird.
Die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes gehört deshalb nicht nur zu den Zielen der Standortpolitik, sondern ebenfalls zu den zentralen Aufgaben einer zukunftsorientierten Tourismuspolitik.
45
4 Konzeptionen einer Tourismuspolitik
4.1
Überblick
„Wir müssen keine neuen Massnahmen erfinden, sondern die bestehenden Instrumente verwenden und sie phantasievoll kombinieren. Theoretische Erkenntnisse sind genügend vorhanden, Steuerinstrumente auch – das Problem ist wirklich die politische Umsetzung.“
Jost Krippendorf
Wird die Wissenschaft so verstanden, dass sie zuerst ein System von Begriffen und Problemen zum eigentlichen Untersuchungsobjekt darstellt und zunächst einen logischen Überbau
gedanklicher Zusammenhänge vornimmt, aus dem schliesslich neue Gesichtspunkte und Erkenntnisse resultieren,131 dann wird mit den folgenden Kapiteln das Tor zur Analyse der Tourismuspolitik während der Transformation aufgestossen. Die in den nächsten Kapiteln folgenden theoretischen Überlegungen zur Tourismuspolitik basieren überwiegend auf den wissenschaftlichen Publikationen im deutsch- und englischsprachigen Raum. In den Industrieländern
besteht ein breites Wissen über die Funktionsweise der Tourismuswirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen, welches während der Transformation nutzbringend eingesetzt
werden könnte. Um einen fliessenden Übergang zur Untersuchung der tschechischen Tourismusbranche während der Transformation, die im zweiten Teil der vorliegenden Dissertation
vorgenommen wird, zu gewährleisten, wird in den folgenden Ausführungen wo möglich auf
die Besonderheiten der Tourismuspolitik in den zentralplanorientierten Ländern verwiesen.
Im ersten Kapitel werden die Grundlagen der Tourismuspolitik skizziert. Es wird gezeigt,
dass es keine allgemeine Tourismuspolitik geben kann, wie auch keine universellen Zielsetzungen, da diese stark von herrschenden politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in einem bestimmten Landes abhängig sind. Trotz dieser Feststellung wird aber auf eine kurze
Darstellung der üblichen Ziele der Tourismuspolitik in den Industrieländern nicht verzichtet.
Darauf folgend wird die Rolle des Staates in der Tourismuspolitik diskutiert. Speziell wird auf
seine Legitimation zur Beseitigung von Marktversagen und -ablehnung eingegangen. Es werden die verschiedenen Formen der Ausgestaltung der Tourismuspolitik erläutert, wobei nach
der Ordnungspolitik, Strukturpolitik, pragmatischen, konzeptionellen und universellen planmässigen Tourismuspolitik differenziert wird. Ausserdem wird der Ansatz über die Gestaltung der Tourismuspolitik als ein normativer Teil des Destinationsmanagements diskutiert. Im
Weiteren werden die Träger und Instrumente der Tourismuspolitik skizziert und die Grenzen
der Fremdenverkehrspolitik im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und mit
dem zunehmend widersprüchlichen menschlichen Verhalten untersucht. Das letzte Kapitel ist
der Forderung einer nachhaltigen Tourismuspolitik gewidmet.
4.2
Allgemeine Tourismuspolitik
Die Tourismuspolitik unterscheidet sich von Staat zu Staat. Eine universelle Tourismuspolitik, die man in jedem Land betreiben könnte, gibt es nicht. Dazu Keller/Smeral: „ ... there is
no point in looking for miraculous tourism policy solutions. It is in the interest of individual
tourism countries to find solutions tailor-made to their own needs.”132 Nach Keller hängt die
131
132
Vgl. Greuter (2000), S. 127.
Keller/Smeral (1997), S. 3.
46
Fremdenverkehrspolitik grundsätzlich in erster Linie vom Entwicklungsstand eines Landes
ab. In den Ländern der gleichen Entwicklungsstufe ist sie jeweils relativ ähnlich:133
•
Die Entwicklungsländer kämpfen noch immer mit dem Markteintritt. Sie haben Mühe, Einrichtungen und Dienstleistungen von internationalem Standard aus eigener
Kraft anzubieten. Der Multiplikatoreffekt der touristischen Einnahmen und die Deviseneffekte sind wegen der hohen Abflüsse ins Ausland gering. Probleme wie Reisehindernisse an der Grenze, staatswirtschaftliche Planungs- und Entwicklungsfehler
stehen im Vordergrund. Problematisch ist auch die Marktmacht von internationalen
Luftverkehrsgesellschaften, Reiseveranstaltern und Hotelketten. Die Rolle der staatlichen Planung ist viel höher als in entwickelten Gebieten und ohne beachtliche
staatliche Unterstützung wäre es kaum möglich, touristische Leistungen in Gang zu
bringen.
•
Die Schwellenländer weisen die höchsten touristischen Wachstumsraten auf. Sie
werden oft mit negativen Externalitäten wie Verknappung der Produktionsfaktoren
und Preissteigerungen sowie mit Marktproblemen konfrontiert, da das Wachstum oft
zu schnell und in einem grossen Ausmass verläuft. Im Vordergrund der Tourismuspolitik steht die Verkleinerung der infrastrukturellen Engpässe. Gleichzeitig wird
viel Wert auf ein qualitatives Wachstum und die Nachhaltigkeit der Tourismusentwicklung gelegt.
•
In den Industrieländern hat die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
oberste Priorität. Diese Zielsetzung, die durch eine Abkehr von der sektoral orientierten hin zur standortorientierten Tourismuspolitik begleitet ist, wird in den wissenschaftlichen Ansätzen als „neues Paradigma der Tourismuspolitik“134 bezeichnet.
Der Staat hat tourismuspolitische Aufgaben im Zusammenhang mit der Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit von Standorten zu erfüllen, wobei der Unterstützung von
überbetrieblichen Kooperationen und der Bildung von Unternehmensclustern eine
entscheidende Bedeutung zukommt.135
Die Transformationsländer werden in der obigen Aufteilung nicht separat berücksichtigt. Hall
bezeichnet die osteuropäischen Staaten als „developing“,136 woraus ihre Zuteilung zur Kategorie der Entwicklungsländer resultieren würde. Dem muss jedoch teilweise widersprochen
und nach ihrem Entwicklungsstand vor und nach dem Systemwechsel differenziert werden.
Für die kommunistische Ära ist die Zuordnung zu den Entwicklungsländern aufgrund des erreichten Entwicklungsstands zutreffend. Der BIP der zentralplanwirtschaftlich orientierten
Länder, die dauerhaft mit einem negativen Wirtschaftswachstum und fundamentalen Wirtschaftsproblemen konfrontiert waren, lag deutlich unter dem Bruttoinlandprodukt von Industrieländern und näherte sich eher demjenigen von Entwicklungsländern. Trotz diesem Fakt besass aber ihre Tourismuspolitik, bis auf ihre Ausgestaltung als universelle Planungsaufgabe,
nur wenig Ähnlichkeit mit den tourismuspolitischen Zielsetzungen von Entwicklungsländern.
Aufgrund der engen Zusammenarbeit unter sich im Rahmen des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und der Abschottung von der restlichen Welt hatten die osteuropäischen
133
134
135
136
Vgl. Keller (1999a), S. 67 ff.
Vgl. Greuter (2000), S. 150.
Vgl. Kap. 3.4.1.
Hall (1994), S. 120.
47
Länder mit dem Abfluss von Einnahmen ins Ausland oder mit der Macht von internationalen
Gesellschaften nicht zu kämpfen. In den ersten Jahren nach der Wende müssten die Transformationsländer aufgrund der hohen Wachstumsraten im Tourismus am ehesten zu den
Schwellenländern gezählt werden. Seit dem Ende der 90er Jahre können einige Transformationsländer bei den entwickelten Ländern positioniert werden. Nach vielen wirtschaftlichen
Höhen und Tiefen in den Reformjahren nähert sich ihr Entwicklungsstand demjenigen von
Industrieländern. Die Jahre des grossen Tourismuswachstums sind vorbei, und die Länder
müssen sich auf dem internationalen Markt neu behaupten. Die Stärkung der internationalen
Wettbewerbsfähigkeit gewinnt, wie in den entwickelten Ländern, deshalb immer mehr an Bedeutung.
Aus den obigen Ausführungen ergibt sich, dass die Tourismuspolitik der Transformationsländer Parallelen zur Tourismuspolitik aller drei oben aufgeführten Landeskategorien besitzt. Die
Zuteilung zu einer Gruppe ändert sich im zeitlichen Ablauf und macht deshalb eine feste Positionierung der ehemaligen Zentralplanwirtschaften während des Systemwechsels nicht möglich.
Obwohl die Tourismuspolitik der Länder mit der gleichen Entwicklungsstufe viele Ähnlichkeiten aufweist, gibt es eine Reihe von Faktoren, welche sich innerhalb von ihr differenzierend auswirken. Es handelt sich vor allem um folgende:137
137
138
139
140
141
•
Territoriale Grösse: Bei den kleinen Ländern ist die touristische Koordination viel
einfacher als bei den Grossen: „A small nation, such as an island nation for example,
can be managed almost like a corporation.“138 Für die grossen Länder scheint sich
eine gewisse Dezentralisation bewährt zu haben, da auf diese Weise Konkurrenz
zwischen den einzelnen Regionen gefördert werden kann: „Tourism promotion organized on a regional basis seems to be a better way to exploit value-added potential, than through centralized solutions.“139
•
Politische Organisation: Im Hinblick auf die politische Organisation des Landes ist
das generelle Verhältnis von Plan und Markt von grosser Wichtigkeit. In zentralistischen Planwirtschaften war die staatliche Funktion für den Tourismus viel stärker
ausgeprägt als in markwirtschaftlichen Systemen. Aufgrund der Innexistenz von
marktwirtschaftlichen Strukturen wurde der Verlauf der Tourismusentwicklung von
den zentralen Stellen vollständig geplant. In der Marktwirtschaft hat die traditionell
ausgestaltete Tourismuspolitik prinzipiell nur dort einzugreifen, wo Marktkräfte aus
sozialen, politischen, ökonomischen oder ökologischen Gründen zu unerwünschten
Ergebnissen führen.140 Neulich wird ihr Einsatz bei der Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit von Standorten verlangt.141
Aufzählung nach Keller (1999a), S. 67.
Keller/Smeral (1997), S. 3.
Keller/Smeral (1997), S. 3.
Vgl. Kap. 4.3.1.
Vgl. Kap. 3.4.1.
48
•
Touristischer Entwicklungsstand: Je nach dem touristischen Entwicklungstand und
der Lebenszyklusphase der Tourismusbranche kommen dem Staat verschiedene
Aufgaben zu. Beim touristischen Aufbau wird von ihm mehr Aktivität verlangt als
in späteren Wachstumsphasen des bereits institutionalisierten Fremdenverkehrs. Bei
allfälliger Stagnation oder Krise der Tourismuswirtschaft ist ein verstärkter staatlicher Einsatz gefragt. Dementsprechend ändert sich im Zeitablauf auch die Rolle, die
Zielsetzung und Ausformulierung der Tourismuspolitik.142
Obwohl die aufgeführten Faktoren nach einer Differenzierung in der Ausgestaltung der Tourismuspolitik verlangen, wurde beispielsweise in den zentralplanwirtschaftlich orientierten
Ländern ungeachtet ihrer territorialen Grösse eine Zentralisation bevorzugt, da diese die staatliche Planung massgeblich vereinfachte und eine einheitliche Steuerung der Tourismusentwicklung vom Zentrum aus ermöglichte. Auch die Frage nach der richtigen Dosis der staatlichen Interventionen stellte sich in diesen Ländern nicht, da der Staat als Eigentümer der touristischen Infra- und Suprastruktur zu jedem Zeitpunkt für die Tourismusentwicklung allein
verantwortlich war.
Im Weiteren ist die nationale Tourismuspolitik der einzelnen Länder durch zahlreiche internationale Geschehnisse, welche die Entwicklung des Fremdenverkehrs mitprägen, beeinflusst.
So verursachten z.B. die Terroranschläge in den USA am 11. September 2001 eine weltweite
Verlangsamung des touristischen Wachstums. Den Einfluss von ausgewählten Ereignissen
des letzten Jahrhunderts auf die Fremdenverkehrspolitik der entwickelten Länder zeigt die
folgende Tabelle.
Einfluss gesellschaftspolitischer Veränderungen auf die Tourismuspolitik
Zeitraum
Ereignis
Perspektive
1945
Wiederaufbau
Unterentwickelte Strukturen
in Wirtschaft und Tourismus
Hochkonjunktur
Massentourismus und seine
Selbstzerstörungskraft
Landschafts- und Umweltschutz
Streben der Entwicklungsländer
nach Eingliederung
Abhängigkeit der
Gläubigerstaaten
Migrationsbewegung
Beherrschung der
sozioökonomischen Effekte
Kulturrevolution
Kritik am Verhalten
der Touristen
Verantwortungsethik im Tourismus
1960
1973
Energiekrise
1992
Treibhauseffekt
Heute
Globalisierung
Politische Schwerpunkte
Öffnung der Grenzen für
Handel und Reisen
Förderung und Strukturierung des
Tourismuswachstums
Verschwendung der natürlichen Ressourcen
Nachhaltige Entwicklung
Verschmutzung und überbordende Mobilität
Zunehmender KonkurrenzStärkung der Wettbewerbsfähigkeit
druck auf die touristischen
von Destinationen
Anbieter
Tabelle 2: Einfluss gesellschaftspolitischer Veränderungen auf die Tourismuspolitik143
142
143
Vgl. Freyer (1998), S. 272; Weiermair (2002), S. 67 ff.
In Anlehnung an Keller (1994), S. 160; Greuter (2000), S. 144.
49
Aus den obigen Ausführungen ergibt sich zusammenfassend folgendes: Die Ausgestaltung
der Tourismuspolitik ist davon abhängig, wie gross das Land ist, welcher Abschnitt des ökonomischen Entwicklungspfades soeben durchschritten wird, wie der gegenwärtige touristische
Entwicklungspfad verläuft, wie gross das Vertrauen in private und staatliche Organe ist und
wie die weltweite Entwicklung der Wirtschaft und vor allem der Tourismusbranche vorangeht.144 Dem Staat kommt in der Fremdenverkehrspolitik vor allem in Bezug auf die herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsverhältnisse in einem bestimmten Land eine eher
passive Rolle als Schiedsrichter, eine eher aktive Rolle als Mitspieler oder eine äusserst aktive
Rolle als Hauptdarsteller zu, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird.
4.3
Die Rolle des Staates
„Soviel Markt wie möglich, soviel Plan wie nötig.“
Karl Schiller
Ähnlich wie in den anderen Bereichen der Wirtschaft übernimmt auch im Tourismus der Staat
gewisse Aufgaben. Diese werden von den staatlichen Stellen in unterschiedlichem Umfang,
vor allem in Abhängigkeit von dem bestehenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, wahrgenommen. In den Zentralplanwirtschaften werden fast alle tourismuspolitischen Aufgaben
vom Staat übernommen und für die privatwirtschaftlichen Aktivitäten kein Freiraum gelassen.
In den Industrieländern werden als ein Extrem zahlreiche Aufgaben durch ein eigenes Tourismusministerium mit weit reichenden Kompetenzen erledigt. Als anderes Extrem werden
die Aufgaben überwiegend bei den Privaten belassen und die staatlichen Organe kümmern
sich lediglich um die entsprechenden Rahmenbedingungen. Auch in liberalsten Ländern gewinnt der Staat jedoch durch die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die touristische Entwicklung.
Aus der wirtschaftlichen Perspektive, aufgrund dessen gestaltenden, produzierenden, ordnenden, initiierenden und ausgleichenden Funktionen, beschreibt Keller die Rolle des Staates im
Fremdenverkehr. Mit fördernden und gestaltenden Eingriffen in Infrastruktur, Verkehr, Ausbildung, Arbeitsmarkt etc. beeinflusst der Staat die grundlegenden touristischen Rahmenbedingungen. Als Koproduzent stellt er die tourismusrelevanten Güter und Dienstleistungen wie
Verkehrssystem und Gewährleistung von Sicherheit zur Verfügung. Mit der Raumordnung
trägt er zur Sicherung des touristischen Entwicklungsoptimums und der langfristigen Ertragskraft des Fremdenverkehrs bei. Schliesslich hat der Staat auch initiierende und ausgleichende
Funktionen, wenn er zur Ausschöpfung touristischer Wachstums- und Wettbewerbspotentiale
beiträgt (vgl. Abbildung 9).145
144
145
Vgl. dazu auch Greuter (2000), S. 145; Freyer (1998), S. 272.
Vgl. Keller (1999), S. 42 f.
50
itik
Po l
W
Infrastruktur
Ausbildung
irts
ch
a
ft
Verkehr
Arbeitsmarkt
Koordinator
Wettbewerb
Verkehrssystem
Katalysator
Staat
Produzent
Wachstum
Sicherheit
Planer
Ge
sel
lsc
h
aft
Raumordnung
lt
we
m
U
Abbildung 9: Rolle des Staates im Tourismus146
Freyer betrachtet die Rolle des Staates im Tourismus nicht nur aus der wirtschaftlichen Perspektive und begründet die Notwendigkeit der staatlichen Eingriffe folgendermassen:147
•
Tourismus ist eine politische Aufgabe, weil nur wenn der Staat den Bürgern die
Möglichkeit des Reisens, der Mobilität und der Freizügigkeit gibt, ist eine volle Entfaltung des Tourismus möglich. Zu Beschränkungen führen oft Sicherheitsprobleme,
Terrorismus, ideologische Wertvorstellungen und Befürchtungen um die Gesundheit.
•
Reisen ist ein wirtschaftliches Phänomen, da der Tourismus bedeutende wirtschaftliche Auswirkungen zeitigt, wobei zu den positiven vor allem Einkommens-, Beschäftigungs-, Wertschöpfungs-, Zahlungsbilanz- und regionale Ausgleichseffekte zu zählen sind.148
•
Tourismus ist ein Umweltproblem, da durch die Ausweitung des touristischen Marktes Umweltprobleme aufgetreten sind, die einer staatlichen Lenkung bedürfen. Der
Staat muss zunehmend der Umweltzerstörung entgegenwirken, um die Grundlagen
des Fremdenverkehrs aufrechtzuerhalten.149
•
Tourismus ist ein soziales Problem, da ohne staatliche Hilfe zahlreiche Bevölkerungsgruppen vom Tourismus ausgeschlossen würden. Zudem sollte auch eine Unterstützung jener Kreise erfolgen, die von den negativen Folgen des Fremdenverkehrs betroffen sind.150
Es wird deutlich, wie breit das Spektrum der tourismuspolitischen Aufgaben des Staates sein
kann, wenn der Querschnittscharakter des Fremdenverkehrs berücksichtigt wird. Wie im Ka146
147
148
149
150
Eigene Darstellung in Anlehnung an Keller (1999), S. 43.
Vgl. Freyer (1998), S. 271.
Vgl. Kap. 3.4.1 und 4.4.1.1.
Vgl. Kap. 4.9 und 4.4.1.2.
Vgl. Kap. 4.4.1.3.
51
pitel 4.4 gezeigt wird, können die Schwerpunkte der staatlichen Eingriffe je nach den verfolgten Zielen der Tourismuspolitik im wirtschaftlichen, ökologischen, ideologischen oder sozialen Bereich liegen. In der Tourismuspolitik der marktwirtschaftlich orientierten Länder dominieren, trotz der steigenden Popularität der ökologischen Zielsetzungen, immer noch die wirtschaftlichen Ziele. In den Zentralplanwirtschaften spielten die ideologischen Werte eine entscheidende Rolle; erst während der Transformation wurde der ökonomischen Zielsetzung Priorität zugemessen.
Als ein weiterer Grund für staatliche Eingriffe wird in der Lehre die Orientierung der Privatwirtschaft auf kurzfristige statt langfristige Ziele gesehen. Die Tourismuspolitik muss deshalb
versuchen, für die Unternehmen Rahmenbedingungen zu schaffen, die ihnen bei der Planung
eine Orientierung ermöglichen und das Verfolgen einer langfristigen Strategie unterstützen.151
Damit hängt die häufig diskutierte Problematik der KMU und die Fokussierung der staatlichen Tourismuspolitik auf den Strukturwandel eng zusammen. Der Staat soll für die Förderung von Innovationen und überbetrieblichen Kooperationen sorgen und dies soll helfen, die
Schwächen der kleingewerblichen Unternehmensstruktur im Tourismus zu beseitigen. In den
neuen Forschungsansätzen wird aber diese Einsicht durch das Argument einer Strukturverzerrung in Frage gestellt. So ist offen, ob zum Beispiel nicht durch eine Förderungspolitik zugunsten der KMU eine überholte Struktur künstlich am Leben gehalten wird und ob die
Schwerpunkte der staatlichen Tourismuspolitik nicht anderswo liegen sollten.152
Je stärker ein Land auf den Fremdenverkehr angewiesen ist, desto mehr spielt die Gestaltung
möglichst tourismusfreundlicher Rahmenbedingungen für alle Beteiligten eine wichtige Rolle. In den marktorientierten Systemen muss der Staat vor allem die entsprechenden Rahmenbedingungen für die räumliche Freizügigkeit und für die Unternehmenstätigkeit schaffen. Er
wird zur Beseitigung von Marktunzulänglichkeiten gerufen und in neueren Ansätzen wird
seine Aufgabe bei der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Standorte hervorgehoben.153
In den Zentralplanwirtschaften wurden die tourismuspolitischen Aufgaben aufgrund der fehlenden Privatwirtschaft dem Staat übertragen und dieser betrieb im Rahmen der Strukturpolitik eine äusserst aktive Tourismuspolitik. In den ersten Jahren nach der Wende neigten die
Transformationsländer unter anderem deshalb zu einer gewissen Abneigung gegenüber einem
zu starken Engagement des Staates und nahmen viele Deregulierungsmassnahmen vor. Bei
der gegenwärtigen Stagnation der Tourismuswirtschaft werden aber, wie in den Industrieländern, wieder vermehrte staatliche Interventionen und Unterstützung von touristischen Vorhaben verlangt.
Zusammenfassend ergibt sich, dass unabhängig von den herrschenden politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen heutzutage das Vorhandensein von staatlichen Aktivitäten im Tourismus kaum mehr kritisch hinterfragt wird. Es wird sogar häufig implizit angenommen, dass
der Staat als conditio sine qua non für einen funktionierenden Tourismus gilt: „Soll die touristische Entwicklung wirklich zur Erreichung wichtiger wirtschaftspolitischer Zielsetzungen
wie Wachstum und Vollbeschäftigung beitragen, ist eine aktive Tourismuspolitik ... notwendig.“154
151
152
153
154
Vgl. Seiler (1989), S. 47; Haimayer (1993), S. 71.
Vgl. Bieger (2001), S. 14.
Vgl. Kap. 4.3.1 und 3.4.1.
Keller (1999), S. 45.
52
4.3.1
Marktunzulänglichkeiten als Grundlage für die Tourismuspolitik
„Dass die Märkte nicht ideal funktionieren, bedeutet noch nicht, dass staatliche Interventionen die Situation
verbessern können.“
Michael C. Burda/Charles Wyplosz
Das Marktversagen und die Marktablehnung werden in den meisten Ländern heutzutage als
eine legitime Grundlage für eine Tourismuspolitik betrachtet.155 Die staatliche Tourismuspolitik hat in den Wirtschaftsablauf nur dann einzugreifen, wenn der Markt zu ineffizienten Ergebnissen gelangt. In den anderen Fällen sollte die Verantwortung den Privaten überlassen
werden. Marktunzulänglichkeiten treten vor allem bei der Produktion von öffentlichen Gütern, der Existenz von externen Effekten, Beschränkungen durch Marktmacht und bei unvollkommener Information auf. Bei den Interventionen muss beachtet werden, dass sie nicht bloss
in ein Staatsversagen umgewandelt werden – ein Zyklus mit den Phasen „Feststellung unerwünschter Ergebnisse wegen Marktversagens, Regulierung, Feststellung unerwünschter Ergebnisse aufgrund der Regulierung, Deregulierung“ macht nicht viel Sinn.156
Das Argument natürlicher Monopole und der unvollkommenen Information für die Kunden
findet seine Anwendung beispielsweise in der Legitimation von Konzessionen für touristische
Transportanlagen, Gastronomiebetriebe oder Taxiunternehmen, bei Hygienevorschriften im
Gastgewerbe und bei der Bewilligungspraxis für die Zulassung als Reiseführer. Es gibt wohl
kaum eine touristische Teilbranche, die nicht von Regulierungen betroffen wäre. Der Grund
dafür dürfte in der Intransparenz der Dienstleistungskette und in der besonderen Abhängigkeit
des Reisenden vom Anbieter begründet liegen.157
Bei den öffentlichen Gütern, wie z.B. der Sicherheit, der Verkehrsinfrastruktur und der Ausbildung, handelt es sich um Güter und Dienstleistungen, die von privater Seite her entweder
gar nicht oder nur in ungenügendem Umfang hergestellt werden. Die Ursache dafür liegt in
ihrer geringen einzelwirtschaftlichen Rentabilität. Da die öffentlichen Güter aber gesellschafts- und wirtschaftspolitisch wichtig sind, muss sie der Staat zur Verfügung stellen. Im
Tourismus weisen viele notwendige Investitionen in den Ausbau der touristischen Infrastruktur, in die Markenpflege, in das Image des Landes und in die Marktforschung den Charakter
von öffentlichen Gütern auf. Viele profitieren von den Effekten und können von der Nutzung
nicht ausgeschlossen werden. Sie haben deshalb kein Interesse, sich an solchen Projekten finanziell zu beteiligen und es ergibt sich das Problem des Trittbrettfahrers. Ohne staatliche Unterstützung gäbe es beispielsweise kein gemeinsames touristisches Destinationsmarketing.
Seine Förderung gehört deshalb zu den wichtigsten Aufgaben der gegenwärtigen Tourismuspolitik der Industrieländer.158 Mit der Theorie der öffentlichen Güter wird auch die mangelnde
Kooperation in der Tourismusbranche erklärt. Eine Zusammenarbeit kommt nur zustande,
wenn jeder weiss, dass das Gesamte ohne sein Mittun gefährdet ist und für jeden, der sich engagiert, ein individualisierter Nebennutzen erzielt werden kann. In anderen Fällen lohnt sich
die Kooperation für den Einzelnen nicht und das erreichte Resultat ist suboptimal.159
155
156
157
158
159
Vgl. Meyer-Schwickerath (1990), S. 63; Smeral (1998), S. 22; Greuter (2000), S. 132.
Vgl. Koch/Czogalla (1999), S. 77; Vallender (1995), S. 184.
Vgl. Bieger (2001), S. 13.
Vgl. Keller (1998), S. 50 f.
Vgl. Bieger/Weibel (1998), S. 194 f.
53
Zu den weiteren Marktunzulänglichkeiten zählt die Existenz von externen Effekten, die von
der Tourismusbranche ausgehen. Zu den positiven Effekten gehören z.B. die Schaffung von
Arbeitsplätzen, die Erhöhung der Umsätze und die Sicherstellung der Flächenbewirtschaftung; zu den negativen Auswirkungen zählen der Ressourcenverbrauch, die vermehrte Abfallproduktion sowie die Luft- und Lärmbelastungen. Bei den negativen Effekten werden die
Verursacher selbst kaum entsprechend finanziell belastet und die Kosten werden von der Gesellschaft getragen. Dies ergibt sich, weil der Umweltkonsum in vielen Fällen zum Nulltarif
möglich ist und der Preis als regulierender Knappheitsindikator nicht mehr seine Funktion erfüllt. Oft ist es auch gesellschaftspolitisch unerwünscht, für das Gut „Natur“ einen Preis zu
erheben und es somit zu vermarkten.160 Die Internalisierung von diesen Kosten, durch welche
die Übernutzung der Umwelt verhindert werden sollte, gehört zu den Aufgaben der nachhaltigen Tourismuspolitik, wie im Kapitel 4.9 gezeigt wird. Für eine optimale Nutzung der positiven Effekte ist der Einsatz des Staates ebenfalls gefragt. Der Staat kann beispielsweise die
Kooperation unter den Unternehmen an einem Standort fördern und somit sicherstellen, dass
die Marketingmassnahmen einzelner Unternehmungen auch anderen Unternehmen verschiedener Branchen zugute kommen.
Nach Greuter ist die Legitimation der Tourismuspolitik jedoch weniger abhängig von den
Bedingungen des Marktversagens als von der Einstellung zur Marktablehnung. Das Problem
der Marktablehnung entsteht aufgrund der Verteilungssituation, die sich aus dem Wirken der
Marktkräfte ergibt. Was nicht gut vermarktet werden kann, wird von der privaten Seite her
nicht angeboten und der Einsatz des Staates ist gefragt. Die Notwendigkeit der staatlichen
Tourismuspolitik wird vor allem dadurch begründet, dass die Teilnahme am Fremdenverkehr
auch den sozial schwachen Gruppen zu ermöglichen ist, da niemand vom Tourismus-Konsum
ausgeschlossen werden sollte. Aus Gründen der gesundheitlichen Vorsorge können Freizeitaktivitäten wie Sport und vorbeugende Kuren unterstützt werden und zur Förderung der Persönlichkeitsentfaltung kann der Staat seinen Bürgern über die Tourismuspolitik Zugang zu
kulturellen Leistungen verschaffen. Ausserdem werden durch den Tourismus auch die soziale
Integration und die Völkerverständigung gefördert.161
Die oben geschilderten Marktunzulänglichkeiten bilden die Grundlage für die traditionelle
Legitimation der Tourismuspolitik der marktwirtschaftlich orientierten Länder. Mit der Dynamisierung und Globalisierung der Märkte stellt sich aber die Frage nach der Rechtfertigung
der staatlichen Eingriffe neu. In Bezug auf die Existenz von externen Effekten geht man beispielsweise davon aus, dass die unter sich kooperierenden Betriebe an einem Standort mehr
Imageeffekte erzeugen können als das staatliche Tourismusmarketing.162 Damit fragt man
sich, ob und in welchem Umfang der Staat überhaupt aktiv werden soll, damit als Ergebnis
der regulierenden Massnahmen nicht ein Staatsversagen zustande kommt. Aufgrund dieser
Gefahr müssen die tourismuspolitischen Eingriffe immer kritisch beurteilt werden. In der letzten Zeit machte sich in den Industrieländern ein gewisser Rückzug des Staates von der Kompensation der Marktunzulänglichkeiten auf dem Tourismusmarkt hin zur Entwicklung und
160
161
162
Vgl. Tschurtschenthaler (1986), S. 165 f. Die Realität sieht aber trotzdem oft anders aus. Menzel und Müller
gehen sogar so weit und behaupten, dass das eigentliche Geschäft des Tourismus zu einem grossen Teil in
der Kommerzialisierung an und für sich freier Güter liegt: „Verkauft wird, zu oft happigen Preisen, was der
Verkäufer gratis bekommt, weil er es fertig an Ort und Stelle vorgefunden hat.“ (Vgl. Menzel [1975],
S. 18 f., zitiert nach Müller [1994], S. 165).
Vgl. Greuter (2000), S. 132 f.
Vgl. Bieger (2001), S. 14.
54
Durchsetzung von einer differenzierten und kombinierten Standort- und Branchenpolitik bemerkbar.163 Somit besteht nach wie vor keine Einigkeit darüber, wie stark das Engagement
des Staates im Fremdenverkehr und besonders bei der Beseitigung von Marktversagen
und -ablehnung sein sollte. Unbestritten bleibt aber, dass heutzutage ohne staatliche Massnahmen eine Destination kaum noch ein stabiles Entwicklungsgleichgewicht erreichen würde.
In den zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern stellte sich aufgrund der fehlenden
marktwirtschaftlichen Strukturen das Problem der Marktunzulänglichkeiten im oben beschriebenen Sinne nicht. Die ineffizienten Ergebnisse der Tourismusbranche waren nicht der
Funktionsweise des Marktes zuzuschreiben, sondern der fehlerhaften staatlichen Planung. Die
Beschränkungen im Angebot an touristischen Dienstleistungen, die fixen Preise und die vertuschen Informationen über die Tourismusprodukte wurden als Teil des Systems betrachtet
und gaben keinen Anlass zu Verbesserungen. Nach der Einführung der Marktwirtschaft haben
die Transformationsländer dagegen mit unzähligen Marktunzulänglichkeiten zu kämpfen. Die
meisten Schwierigkeiten wurden durch den Systemwechsel selber verursacht, da in kürzester
Zeit die nötigsten Voraussetzungen für das Funktionieren der marktwirtschaftlichen Strukturen, wie z.B. Preisliberalisierung und Privatisierung, geschaffen und in der Praxis eingeführt
werden mussten. Dass dies keine einfache Aufgabe ist, beweist der Fakt, dass die Transformationsvorhaben nach zwölf Jahren noch in keinem Land abgeschlossen sind.
4.4
Ziele der Tourismuspolitik
Der Zielfestlegung kommt in der Tourismuspolitik eine bedeutende Rolle zu. Nur wenn Klarheit darüber besteht, was erreicht werden soll, können die richtigen Massnahmen gewählt und
der Erfolg oder Misserfolg der Tourismuspolitik beurteilt werden. Es besteht kein allgemein
akzeptierter Zielkatalog. Die Ziele der Tourismuspolitik sind politische Entscheide, die sich
an den Wertvorstellungen der jeweiligen Gesellschaft orientieren und einem ständigen Wandel unterworfen sind. In den planwirtschaftlich orientierten Ländern nahmen die ideologischen Zielsetzungen, welche von den übergeordneten politischen Gremien vorgegeben wurden, eine wichtige Stellung ein. In den marktwirtschaftlich orientierten Ländern stehen meistens die wirtschaftlichen Ziele, die durch Rechtserlasse und privatrechtliche Vereinbarungen
zustande kommen, im Vordergrund. Von grosser Bedeutung sind auch tourismuspolitische
Konzepte, welche die Zielrichtung der Einflussnahme auf die touristisch relevanten Gegebenheiten umschreiben.164
Trotz der Inexistenz von allgemein akzeptierten Zielsetzungen ist die Festlegung des Oberzieles ähnlich. Der Tourismus sollte innerhalb des durch die bestehende Wirtschafts-, Gesellschafts- und Staatsordnung gesetzten Rahmens so gestaltet werden, dass er einen möglichst
optimalen Beitrag zur Wohlfahrt und zur Lebensqualität zu leisten vermag.165 Nach Kaspar
soll der Mensch mit seinen körperlich-seelischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnissen
im Zentrum der tourismuspolitischen Überlegungen stehen (menschliche Tourismuspolitik).
Ausserdem soll die Tourismuspolitik auf die Verwirklichung übergeordneter Werte und Ziele
ausgerichtet werden (ganzheitliche Tourismuspolitik).166 Eine ähnliche Zielsetzung findet
163
164
165
166
Vgl. Kap. 3.4.1.
Vgl. Kaspar (1996), S. 145; Tobler (1981), S. 13; Freyer (1998), S. 287.
Vgl. Tobler (1981), S. 13 f.
Vgl. Kaspar (1983), S. 395.
55
man auch in der englischsprachigen Literatur bei Edgell: „The highest purpose of tourism policy is to integrate the economic, political, cultural, intellectual and economic benefits of tourism cohesively with people, destinations, and countries in order to improve the global quality
of life and provide a foundation for peace and prosperity.“167
4.4.1
Konkretisierung der Zielsetzung
Nach der Festlegung des Oberzieles ist es in der Tourismuspolitik üblich, dieses entweder
nach den Planungsebenen (national, regional und lokal) oder gemäss der beteiligten Politikbereiche in Teilziele (ökonomisch, sozial, ökologisch etc.) aufzuteilen. Konkrete Formulierungen sind aber erst dann möglich, wenn es darum geht, das Ziel für ein bestimmtes Gebiet festzulegen.
In den marktwirtschaftlich orientierten Ländern bewegten sich zu Beginn der 90er Jahre die
meisten Zielvorstellungen innerhalb des Spannungsfeldes ökonomischer, ökologischer und
sozialer Ziele, wobei die wirtschaftlichen Überlegungen oft eine dominante Rolle spielten. In
der Fachliteratur wurde dieses Spannungsverhältnis als „magisches Dreieck“168 bezeichnet
(vgl. Abbildung 10). Nach den heutigen Wertvorstellungen sollte dem Teilziel Umwelt eine
höhere Priorität zukommen. Thierstein/Walser stellten deshalb die drei Zielsetzungen nicht
als die Eckpunkte von einem Dreieck dar, sondern als zwiebelförmige Ringe, damit die Wichtigkeit der ökologischen Ziele besser zur Geltung kommt (vgl. Abbildung 10).169 In der Realität bleiben diese Idealvorstellungen aber noch oft unberücksichtigt, da man auf die wirtschaftlichen Beiträge nicht verzichten mag. Ausserdem ist eine Aufstellung einer eigentlichen Hierarchie für die drei Teilziele nur bedingt möglich, da diese untereinander in Konflikt stehen.
Aus diesem Grund ist die Tourismuspolitik immer auch eine Kompromisspolitik, die zwischen den verschiedenen Teilzielen abwägen muss.170
In den zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern wurden bei der Zielsetzung die Prioritäten anders gesetzt als in den Industrieländern. Im englischsprachigen Raum befasste sich mit
ihnen Hall und sah die Aufgabe der Tourismuspolitik unter anderem in der Unterstützung des
Inlandstourismus, der Förderung der Regionalentwicklung, der Abschirmung der einheimischen Bevölkerung vom westlichen Einfluss, der Stärkung des internationalen Friedens und in
der Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Landes.171 In den meisten osteuropäischen Ländern standen die ideologischen Ziele im Vordergrund, die vor allem der Abschirmung vom Westen dienten. Die sozialen Zielsetzungen mit dem Zweck, allen Sozialschichten die Teilnahme am Tourismus zu ermöglichen, waren häufig sogar in der Verfassung
verankert. Die Verfolgung von ökonomischen Zielen spielte nur im Tourismusverkehr mit
den westlichen Ländern eine Rolle und den ökologischen Anliegen wurde nur sehr wenig
Aufmerksamkeit geschenkt. Zu massgebenden Veränderungen kam es erst nach der Wende,
als vor allem die Weiterverfolgung der ideologischen Ziele, die sich nach den Beschlüssen der
167
168
169
170
171
Edgell (1990), S. 1.
Krippendorf/Zimmer/Glauber (1998), S. 26.
Es handelt sich ursprünglich um eine Hierarchie von Zielsetzungen im Rahmen einer nachhaltigen regionalen Entwicklungsstrategie, deren Übertragbarkeit auf die Tourismuspolitik jedoch grundsätzlich nichts im
Wege steht.
Vgl. Freyer (1996), S. 270; Kaspar (1991), S. 136 f.
Vgl. Hall (1994), S. 36 und S. 79.
56
Kommunistischen Partei richteten, unhaltbar wurde. Die gegenwärtige Tourismusentwicklung
in den Transformationsländern ist, ähnlich wie in den Industrieländern, durch die Dominanz
von ökonomischen Zielsetzungen geprägt. Allmählich finden aber auch die ökologischen und
sozialen Anliegen ihren Eingang in die Tourismuspolitik.
Soziale
Ziele
Tourismuspolitik
Ökonomische
Ziele
Ökonomische
Ziele
Ökologische Ziele
Soziale Ziele
Ökologische Ziele
Abbildung 10: Magisches Dreieck und ideale Zielhierarchie der Tourismuspolitik172
Unabhängig von der Zielhierarchie müssen die festgelegten Zielsetzungen realisierbar, konsistent und kompatibel sein – d.h. sie dürfen nicht allzu idealistisch sein, die Ziele und die Mittel sollten keine Widersprüche aufweisen und zwischen den verschiedenen Zielen sollten keine Konflikte entstehen. Besonders die Kompatibilität ist aber problematisch, da die verschiedenen Zielsetzungen oft nicht nur unter sich in Konflikt geraten, sondern auch mit den Zielen
der Wirtschaftspolitik (beschränkte Förderung der anderen Wirtschaftsbereiche), der Gesellschaftspolitik (Entgegenlaufen der kulturellen und sozialen Entwicklung, Beeinträchtigung
der Einheimischen) und der Umweltpolitik (Landschaftsveränderung und -zerstörung). Die
Zielsetzung der Tourismuspolitik kann sich aber in diesen Bereichen auch als konform erweisen. Tourismus kann wirtschaftspolitisch zur Senkung der Arbeitslosigkeit beitragen, gesellschaftspolitisch erwünschte Veränderungen begünstigen (Freizügigkeit, touristische Teilnahme von sozialschwachen Gruppen), zur Umwelterhaltung führen (Bau von Kläranlagen) und
die individuelle Entfaltung fördern (Kontakt zu neuen Kulturkreisen).173 Die Abstimmung der
touristischen Ziele mit den genannten Bereichen sowie mit den allgemeinen politischen Zielsetzungen ist für eine erfolgreiche Tourismuspolitik notwendig. Wenn dies nicht geschieht
und die bestehenden Synergien unberücksichtigt bleiben oder sich die gesetzten Ziele entgegenlaufen, wird ihre Wirksamkeit in Frage gestellt.
4.4.1.1
Ökonomische Ziele
Im Wirtschaftsbereich soll die Tourismuspolitik dazu beitragen, dass der Tourismus einen optimalen Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wohlstand liefert und dass die Ziele der Wirtschaftspolitik erfüllt werden. Der Fremdenverkehr sollte zudem für die Bewohner der Tourismusorte ökonomisch erträglich sein. Aus dem Kapitel 3.4 geht hervor, dass zu den positiven wirtschaftlichen Effekten, die von ihm ausgehen, hohe Wertschöpfung, Steigerung des
172
173
Magisches Dreieck in Anlehnung an Krippendorf/Zimmer/Glauber (1988), S. 26. Ideale Zielhierarchie in
Anlehnung an Thierstein/Walser (2000), S. 31.
Vgl. Freyer (1998), S. 293 f.
57
Pro-Kopf-Einkommens, höhere Deviseneinnahmen, regionaler Ausgleich, Erhöhung der
Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes und Schaffung von Arbeitsplätzen gehören. Ausserdem sind bei der Ausformulierung der Ziele vor allem die Förderung von KMU, qualitatives
Wachstum, ganzjährige Auslastung der Einrichtungen und Ausweitung der internationalen
Wirtschaftsbeziehungen zu beachten. Nicht auf Tourismus speziell zugeschnitten, jedoch auch
für ihn geltend, sind die allgemeinen Ziele der Wirtschaftspolitik wie angemessenes Wirtschaftswachstum, hoher Beschäftigungsstand, stabiles Preisniveau, aussenwirtschaftliches
Gleichgewicht und gerechte Verteilung.174 Obwohl die Diskussion im Sinne der nachhaltigen
touristischen Entwicklung immer lauter wird und die ökologischen und sozialen Zielsetzungen immer mehr in den Vordergrund rutschen, spielen die wirtschaftspolitischen Überlegungen in der Ausformulierung der Ziele oft eine dominante Rolle. Nach Kramer beginnt die
wirkliche Tourismuspolitik aber erst dort, „wo andere Faktoren nicht nur zwecks des ökonomischen Zieles berücksichtigt werden“.175
4.4.1.2
Ökologische Ziele
Das höchste Gut im Tourismus stellt zweifellos eine intakte und attraktive Umwelt dar. Die
ungesteuerte Tourismusentwicklung gefährdet aber die Landschaft und somit sich selbst. Das
Ziel der Tourismuspolitik muss es deshalb sein, den Fremdenverkehr dort zu fördern, wo er
die Umwelt nicht beeinträchtigt – die langfristige Stabilität des ökologischen Gleichgewichtes
muss im Vordergrund stehen. Zur ökologischen Zielsetzung gehören besonders Umweltverträglichkeit, Schonung der vorhandenen Ressourcen und Infrastruktur, Gestaltungsverträglichkeit und Abfallvermeidung.176 Die Verfolgung dieser Ziele wird heutzutage oft in einen
Zusammenhang mit der nachhaltigen Tourismuspolitik gebracht, die sich um eine stärkere Integration der Umweltverträglichkeit in die tourismuspolitischen Vorhaben bemüht, wie im
Kapitel 4.9 gezeigt wird. Die Tourismuspolitik darf aber nicht als Umweltschutzpolitik missverstanden oder dazu umfunktioniert werden. Sie unterstützt zwar deren Anliegen, muss jedoch auch einen Spielraum für eine massvolle weitere Entwicklung des Fremdenverkehrs
schaffen, der nicht zu stark durch staatliche Eingriffe und bürokratische Hürden behindert
wird.177
4.4.1.3
Soziale Ziele
Im Sozialbereich sollten die tourismuspolitischen Massnahmen die Lebensqualität sowie den
Freizeitnutzen der involvierten Menschen erhöhen. Die sozialen Ziele werden in der heutigen
Tourismuspolitik aber nur unzureichend berücksichtigt, da die Politiker oft dazu neigen, die
Tourismuspolitik mit Tourismusmarketing zu verwechseln, in dem die Einheimischen keinen
Platz haben.178 Der Fremdenverkehr kann für die einheimische Bevölkerung Einschränkungen
in ihrer Selbstbestimmung bedeuten, Störungen des familiären und gesellschaftlichen Zusammenlebens bewirken sowie kulturelle Verflechtung und Verlust von ihrer Identität hervorrufen. Um dies zu verhindern, müssen die geplanten Massnahmen auf ihre Verträglichkeit mit
Moral, Tradition und Sozialkultur geprüft werden. Im Weiteren sollte bei der Festlegung der
174
175
176
177
178
Vgl. Freyer (1996), S. 270 f.
Kramer (1990), S. 12.
Vgl. Freyer (1996), S. 271.
Vgl. Metzler (1990), S. 35.
Vgl. Kramer (1997), S. 23; Smeral (1999), S. 139.
58
sozialen Ziele auf eine gerechte Verteilung innerhalb der Gesellschaft geachtet werden, damit
auch den einkommensschwachen Schichten die Teilnahme am Fremdenverkehr ermöglicht
wird. Denkbare Massnahmen wären beispielsweise der Bau von Erholungseinrichtungen für
Familien oder eine Förderung des Jugendaustausches.179
Neben den oben erwähnten Zielen verfolgt die Tourismuspolitik auch andere Zielsetzungen.
Diese treten aber entweder in den Hintergrund oder werden als Unterkategorien der drei genannten Zielbereiche behandelt. Als solche sind z.B. medizinische, raumplanerische, juristische und pädagogische Vorhaben zu nennen. Die Tourismuspolitik muss ebenfalls dort aktiv
werden, wo ideelle Strategien nötig sind und dadurch das Tourismusbewusstsein der Bevölkerung gefördert wird – eine positive mentale Einstellung zum Tourismus übt auf ihren Erfolg
einen grossen Einfluss aus.180 Daraus ergibt sich, dass die Zielsetzungen der Tourismuspolitik
aufgrund ihres Querschnittscharakters viele andere Bereiche tangieren. Soll die Wirksamkeit
der Fremdenverkehrspolitik nicht in Frage gestellt werden, muss mindestens ein gewisser
Grad an Kompatibilität unter den verfolgten Zielen gewährleistet werden. Im Optimalfall sind
die Zielsetzungen so zu gestalten, dass dabei Synergien entstehen und genutzt werden. Von
dieser idealen Vorstellung ist man in der Praxis aber noch entfernt – vor allem die Dominanz
von wirtschaftlichen Zielen und die Durchsetzung von eigennützigen politischen Interessen
machen ein koordiniertes Vorgehen nicht möglich.181
4.5
Die Ausgestaltung der Tourismuspolitik
Die Aufgaben der Tourismuspolitik können unterschiedlich ausgestaltet werden. Ihre Ausgestaltung ist, ähnlich wie ihre Zielsetzung, in erster Linie von der herrschenden Gesellschaftsund Wirtschaftsordnung jedes einzelnen Landes abhängig. In der Marktwirtschaft werden beispielsweise rein strukturpolitische Eingriffe zunehmend abgelehnt, da man davon ausgeht,
dass die Tourismuspolitik eher einen ordnungspolitischen Charakter haben soll und sich an
der Schaffung von gut funktionierenden Rahmenbedingungen für die Privatwirtschaft zu orientieren hat. In den Planwirtschaften wurde im Unterschied dazu eine äusserst aktive Strukturpolitik betrieben und den Privaten für ihre Aktivitäten fast kein Freiraum belassen.
In der deutschsprachigen Literatur bürgte sich folgende Differenzierung der Fremdenverkehrspolitik nach ihrer Ausgestaltung ein: Ordnungspolitik, Strukturpolitik, universelle Planungsaufgabe, pragmatische Tourismuspolitik und konzeptionelle Tourismuspolitik. In den
neuen Ansätzen kommt noch ihre Ausgestaltung als ein normativer Teil des Destinationsmanagements dazu.
4.5.1
Tourismuspolitik als Ordnungspolitik
Im Rahmen der Ordnungspolitik erlässt der Staat die rechtlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für eine privatwirtschaftliche Ausgestaltung des Tourismus.
Diese Art Politik ist stark durch den Liberalismus geprägt. Der Staat sollte dem Einzelnen
möglichst grosse Freiheit gewährleisten, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern; wo179
180
181
Vgl. Freyer (1996), S. 271.
Vgl. Asper (1997), S. 166 f.
Vgl. Kap. 4.4.1.1 und 4.8.2.
59
bei heutzutage die Politik eines vollständigen „Laisser-faire“ aber gesellschaftlich sowie ökologisch nicht vertretbar ist. Die Existenz von Marktversagen und Marktablehnung verlangen
nach einer staatlichen Regulierung – ohne diese würden die mächtigen Unternehmen in manchen Regionen keinen Raum für weitere Aktivitäten lassen und die Umweltzerstörung sowie
soziale Spannungen wären mit grosser Wahrscheinlichkeit eine weitere Folge der Lenkung allein durch Marktkräfte.182 Eine gewisse staatliche Regulierung ist somit eine conditio sine qua
non zum Schutz anderer Staatsziele. Zu den ordnungsrechtlichen Massnahmen gehören vor
allem:183
•
Regulierung des touristischen Angebotes durch Konzessionierung, Beaufsichtigung
und Kontrolle (besonders in Gastgewerbe, Reisevermittlung und Transport),
•
Beeinflussung der Nachfrage durch Pass- und Visumszwang, Ein- und Ausreisebeschränkungen und die Regelung der Betriebs- und Schulferien,
•
Konsumentenschutz durch ein besonderes Reiserecht,
•
Koordinierung der Preise touristischer Leistungen durch kartellrechtliche Bestimmungen,
•
Harmonisierung der Kosten durch die Steuer-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie durch die sozialen Einrichtungen der Berufsverbände,
•
Gewährleistung des freien Wettbewerbes und Schaffung von Markttransparenz
durch geeignete Werbemassnahmen.
In den entwickelten Ländern geht es vor allem um die Gewährleistung von Rahmenbedingungen für eine privatwirtschaftlich organisierte Tourismusbranche; in den ärmeren Ländern wird
mittels der Ordnungspolitik auch der Zugang zum Markt erleichtert. In den meisten Zentralplanwirtschaften existierte die Ordnungspolitik in dem oben beschriebenen Sinne aufgrund
der Absenz von privatwirtschaftlichen Aktivitäten nicht. Während der Transformation wird
der Ordnungspolitik dagegen eine grosse Bedeutung zugemessen, da eine möglichst schnelle
Ausgestaltung der passenden Rahmenbedingungen für die Tourismusentwicklung eine entscheidende Rolle spielt. Je mehr ein Land vom Fremdenverkehr abhängig ist, desto freundlicher sollten die Rahmbedingungen ausgestaltet werden.
4.5.2
Tourismuspolitik als Strukturpolitik
Bei einer zunehmenden strukturellen Gefährdung einer Branche oder einer Region werden
rasch staatliche Massnahmen gefordert. Dies gilt auch für die Tourismusbranche. Ausserdem
kann kaum bestritten werden, dass man heute ohne beträchtliche Leistungen der öffentlichen
Hand die touristische Entwicklung in vielen Ländern überhaupt noch in Gang bringen würde.184 Das staatliche Engagement wird durch das öffentliche Interesse am Fremdenverkehr als
eine wirtschaftliche Schlüsselbranche und durch die besonderen Markt- und Produktionsbedingungen, die häufig die Merkmale eines Marktversagens oder einer Marktablehnung tragen,
begründet.185
182
183
184
185
Vgl. Iwersen-Sioltsidis/Iwersen (1997), S. 155; Krippendorf (1996), S. 154.
Vgl. Kaspar (1996), S. 157 ff.
Vgl. Handels- und Industrieverein (1999), S. 24.
Vgl. Kap. 4.3.1.
60
Wenn der Tourismus zur Erreichung wichtiger wirtschaftspolitischer Zielsetzungen beitragen
soll, ist eine aktive Tourismuspolitik im Rahmen der Strukturpolitik nach Keller notwendig.
Sie ist nicht mehr nur Domäne der Entwicklungs-, Schwellen- und der zentralplanwirtschaftlich orientieren Länder, sondern sollte auch von den entwickelten Ländern betrieben werden.
Die staatlich geförderten Investitionen führten in vielen Ländern zur Aufwertung und zum
Ausbau der touristischen Infra- und Suprastruktur sowie zum Gewinn neuer Marktanteile. Die
staatliche Tourismuspolitik sollte vor allem auf den Strukturwandel fokussiert werden. Wenn
die Förderungsmassnahmen auf Subventionierung ausgerichtet sind und die Tourismuspolitik
somit zu einer Schutzpolitik umfunktioniert wird, wird ihre Wirksamkeit besonders aus der
langfristigen Perspektive in Frage gestellt.186 Zu den strukturpolitischen Massnahmen gehören
beispielsweise:187
•
Finanzielle Hilfe zur Verstärkung der touristischen Infra- und Suprastruktur,
•
Beiträge an die Tourismuswerbung,
•
Unterstützung der Tourismusforschung,
•
Ausbildungsförderung,
•
Massnahmen zugunsten finanziell erleichterter Ferien,
•
Beiträge an Orts- und Regionalplanung,
•
Förderung der Betriebsberatung.
Ein starker Einfluss auf die Tourismusbranche geht auch von den Massnahmen aus, die in Bereichen wie Konjunktur-, Geld-, Währungs-, Wettbewerbs-, Steuer-, Sozial- und Aussenpolitik die allgemeinen Rahmenbedingungen für das Funktionieren der Wirtschaft festlegen. Obwohl die in diesen Bereichen getroffenen Massnahmen den Fremdenverkehr lediglich beiläufig und unbeabsichtigt beeinflussen, haben sie eine nicht zu unterschätzende Auswirkung auf
ihn.188
In den Industrieländern wird das Betreiben einer reinen Strukturpolitik immer mehr durch das
Argument einer Strukturverzehrung durch staatliche Massnahmen in Frage gestellt. So ist
nach Bieger offen, „ob beispielsweise nicht durch eine Innovationsförderungspolitik zugunsten der KMU eine überholte Struktur künstlich am Leben gehalten wird.“189 Daran, dass eine
Tourismuspolitik als strategische Handelspolitik im Sinne des „managed trade“ betrieben
werden muss, wenn die Tourismusbranche zu den strategischen Wirtschaftsbereichen eines
Landes gehören soll, wird aber nicht gezweifelt. Somit bleibt die Frage nach der richtigen Dosis von staatlichen Eingriffen in die Tourismuswirtschaft weiterhin unbeantwortet.
In den zentralplanwirtschaftlich organisierten Ländern wurde eine äusserst aktive Strukturpolitik praktiziert, da dies die staatliche Planung massgeblich vereinfachte. Ausserdem gab es
neben dem Staat zumeist keine anderen Subjekte, welche die tourismuspolitischen Aktivitäten
mitfinanzierten. Nach der Wende wurden viele strukturpolitische Massnahmen gestrichen und
von einer reinen Strukturpolitik abgesehen. Während des anfänglichen touristischen Booms
186
187
188
189
Gelegentlich wird in diesem Zusammenhang von einer „Agrarisierung“ des Tourismus gesprochen. (Vgl.
Handels- und Industrieverein [1999], S. 24; Keller [1998a], S. 97 und [1999], S. 45).
Vgl. Kaspar (1996), S. 160.
Vgl. Kaspar (1996), S. 160 f.
Bieger (2001), S. 14.
61
zog sich der Staat aus der aktiven Tourismuspolitik stark zurück und überliess das Funktionieren der Tourismuswirtschaft zum grossen Teil den Privaten. In der heutigen Phase der Stagnation wird aber ein verstärktes staatliches Engagement wieder verlangt, da die Privatsubjekte
unter den veränderten Bedingungen nicht mehr fähig sind, das Tempo der Tourismusentwicklung aus eigener Kraft beizubehalten. Der Staat wird vor allem als Verstärkung zur Unterstützung der KMU, der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche und zur vermehrten Bereitstellung öffentlicher Güter gerufen.
4.5.3
Pragmatische Tourismuspolitik
Im Rahmen der pragmatischen Tourismuspolitik erfolgen die staatlichen Eingriffe vor allem
fallweise, aufgrund aktueller Entwicklung und Erfordernisse. Es herrscht eine gewisse Konzeptionslosigkeit und die Anpassung an die herrschenden Verhältnisse ist sehr elastisch. Die
pragmatische Fremdenverkehrspolitik hat den Vorteil hoher Flexibilität, da sie sehr schnell
auf die Veränderungen reagieren kann. Dem steht aber der Nachteil der ungenügenden Koordination gegenüber, da sich die getroffenen Lösungen oft auf kurzfristige, aufeinander nicht
abgestimmte Ziele beziehen. Eine pragmatisch ausgerichtete Tourismuspolitik wirkt sich folgendermassen aus:190
•
Unrealistische Hoffnung auf Selbstregulierung der touristischen Entwicklung,
•
Ungenügende Anerkennung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus,
•
Verlust von Synergieeffekten als Folge der mangelnden Koordination,
•
Häufige Konfrontationen, weil gemeinsame Orientierungspunkte fehlen,
•
Kurzfristig orientierte Denk- und Handlungsweise vieler Entscheidungsträger.
Das pragmatische Handeln basiert auf der Privatinitiative einerseits und auf der dezentralisierten Aufgabenteilung andererseits. Das doppelte Subsidiaritätsprinzip sieht staatliche Eingriffe
nur dann vor, wenn die Möglichkeiten von Privaten bzw. Regionen und Gemeinden nicht ausreichen. In den Transformationsländern wurde in den ersten Jahren nach dem Systemwechsel
eine pragmatische Fremdenverkehrspolitik praktiziert. In der Zeit des boomenden Tourismus
legte der Staat nur die nötigsten Rahmenbedingungen fest und überliess die restlichen tourismuspolitischen Aktivitäten den Privaten. Zu staatlichen Interventionen kam es nur bei
schwerwiegenden Fehlentwicklungen oder wenn sich gewisse Probleme zuspitzten. Da die
Tourismusentwicklung in dieser Zeit aber „von selber“ verlief und die Besucherzahlen und
Deviseneinnahmen im Steigen begriffen waren, machten sich die Tourismusverantwortlichen
keine Gedanken über eine andere Ausgestaltung der Tourismuspolitik.
Obwohl die pragmatische Tourismuspolitik am ehesten der Konzeption einer liberalen
Marktwirtschaft entspricht, neigt die weltweite Tourismusentwicklung zu konzeptioneller
Ausgestaltung, welche von einer Konzeption getragen wird. Beim Rückgang der touristischen
Nachfrage wird zum Konzept des Destinationsmanagements gegriffen, dessen Einsatz die
Wiedererlangung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sichern soll.191 Eine querschnittsorientierte Tourismuspolitik, die ihrer Funktion im Rahmen der Gesamtpolitik gerecht werden
soll, verlangt immer mehr nach einer umfassenden Betrachtungsweise und damit nach einem
190
191
Vgl. Fischer (1985), S. 61.
Vgl. Kap. 4.5.4.
62
konzeptionellen Vorgehen. Die pragmatische Handlungsweise sollte deshalb nur ausnahmsweise oder wenn ein rasches Handeln angesagt ist, zum Zug kommen; in anderen Fällen ist
dem Beschluss und der Verfolgung einer im Voraus festgelegten tourismuspolitischen Strategie der Vorzug zu geben.
4.5.4
Konzeptionelle Tourismuspolitik
Die konzeptionelle Tourismuspolitik wird im Gegensatz zur pragmatischen Fremdenverkehrspolitik von einer Konzeption mit mehr oder weniger zwingendem Charakter getragen.
Der Tourismuspolitik wird ein bestimmtes Konzept zugrunde gelegt, an dem sie sich zu orientieren hat. Im Konzept werden die Ziele festgelegt und die Massnahmen zu ihrer Erreichung
vorgeschlagen – es ist dann als ein Führungsinstrument für eine gezielte, marktgerichtete und
koordinierte Tourismuspolitik zu verstehen.
Mit Recht kann die Frage gestellt werden, ob in der freien Marktwirtschaft eine überbetriebliche Planung überhaupt notwendig, zweckmässig und erlaubt ist. Nach Kaspar/Würzl scheint
aufgrund der Komplexität des Tourismus auch in marktwirtschaftlich orientierten Ländern eine gewisse Koordination unabdingbar. Ein Konzept soll jedoch überwiegend nur eine Handlungsanweisung für alle Beteiligten darstellen. An die Stelle der Zwangsdurchführung treten
die Überzeugung und das Wissen, dass die Verwirklichung des Konzeptes Vorteile für jeden
mit sich bringt.192 In den zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern bildete das Konzept
der Tourismusentwicklung einen Teil der staatlichen Planung, war für alle Beteiligten verbindlich und konnte mit Zwangsmassnahmen durchgesetzt werden. In der Anfangsphase der
Transformation wurde eine pragmatische Tourismuspolitik betrieben. Die Vorteile einer konzeptionellen Ausgestaltung wurden erst später erkannt.
In der Praxis stösst jedoch auch die konzeptionelle Tourismuspolitik an ihre Grenzen. Das
Hauptproblem liegt in der Umsetzung der Ziele und im Vollzug von Massnahmen, welche oft
nur einen unverbindlichen Charakter besitzen. Bekannt sind Sprüche wie „der Konzepte gab
es viel, doch dann verlor sich schnell das Ziel“ oder „das Konzept war klar, nur vergass man
schnell, was war“.193 Man kann viele Projekte finden, die zwar konzeptionell optimal waren,
aber in dieser Form nie umgesetzt wurden. Umgekehrt findet man auch Konzepte, die aufgrund ihres politischen Charakters zu idealistisch und somit wirtschaftlich nicht durchsetzbar
waren. Dies zeigt, dass die Probleme der Tourismusbranche im Wesentlichen bekannt sind
und dass die Defizite eher im politischen Bereich liegen.194 Für das Scheitern von Tourismuskonzepten werden in den deutschsprachigen Publikationen vor allem folgende Gründe genannt:195
192
193
194
195
•
Abhängigkeit der Ziele von den politischen Entscheiden, deren Verwirklichung auf
Dauer nicht gewährleistet ist,
•
Unzureichende Konkretisierung der Ziele im Sinne einer eigentlichen Unternehmensstrategie,
Vgl. Kaspar/Würzl (1994), S. 12 f.
Iwersen-Sioltsidis/Iwersen (1997), S. 165 f.
Vgl. Kap. 4.8.2.
Vgl. Linde/Roth (1983), S. 58 f.; Kaspar (1993), S. 57; Bieger (1996), S. 6; Fischer (1985), S. 185 f.; Krippendorf/Krammer/Müller (1989), S. 126; Becker/Job/Witzel (1996), S. 82 f; Chatzakis (1998), S. 43 f.
63
•
Ausarbeitung des Konzeptes aufgrund einer lückenhaften statistischen Grundlage,
•
Zu starre Formulierung ohne Anpassung an laufende Veränderungen,
•
Ablehnung des Konzeptes durch unzureichend berücksichtigte Gruppen,
•
Zersplitterung der Kompetenzen und die daraus folgenden Koordinationsprobleme,
•
Ungenügende Prüfung der möglichen Auswirkungen der getroffenen Massnahmen,
•
Voranstellung der kurzfristigen Gewinnoptik.
Die Gründe lassen erkennen, dass das ganzheitliche Denken und Handeln auch bei der konzeptionellen Ausgestaltung der Tourismuspolitik immer noch zu kurz kommt. Dieses ist im
Tourismus jedoch dringend geboten, da die meisten Investitionen sehr kostspielig sind und
überwiegend irreversible Prozesse auslösen. Trotz der oben erwähnten Probleme bei der Ausarbeitung und Realisierung der Konzepte wird in vielen Ländern eine konzeptionelle Tourismuspolitik den anderen möglichen Formen bevorzugt. In der neuen Forschung werden die
Tourismuskonzepte jedoch in Frage gestellt und die Ausgestaltung der Tourismuspolitik in
den Zusammenhang mit dem Lebenszyklus der Branche gebracht. So ist nach Bieger die Zeit
der klassischen Tourismuskonzepte vorbei, da deren Zweck – die Entwicklung des Tourismus
in geordnete quantitative und qualitative Bahnen zu lenken – in vielen Ländern nicht mehr der
Realität entspricht. Gelangt die touristische Entwicklung in ihre Reifephase, plädiert er für die
marktorientierte Tourismusplattform als das richtige Planungsinstrument. Beim Rückgang der
touristischen Nachfrage sollten die auf den Kernkompetenzen basierenden Destinationsstrategien zum Zug kommen.196
4.5.5
Tourismuspolitik als normativer Teil des Destinationsmanagements
Die Ausgestaltung der Tourismuspolitik als ein normativer Teil des Destinationsmanagements197 geht auf die Tatsache zurück, dass viele Industrieländer heutzutage mit der Stagnation ihrer Tourismusbranche und mit dem Rückgang der touristischen Nachfrage zu kämpfen
haben. Das Destinationsmanagement bietet einen konzeptionellen Ansatz, wie diese Schwächen der Tourismuswirtschaft überwunden werden können. Den Hintergrund der Ausrichtung
seiner zentralen Aufgaben bildet die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von Destinationen.
Unter Destination wird ein geographischer Raum mit sämtlichen für den Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung und Unterhalt, den der jeweilige Gast als
Reiseziel auswählt, verstanden.198 Die Abgrenzung von Destinationen ist von besonderer
Wichtigkeit – solange darüber kein Verständnis existiert, fehlt der Tourismuspolitik ein festes
Fundament, auf dem sie aufbauen kann.
Das Destinationsmanagement geht davon aus, dass Destinationen als Unternehmen, die sich
in einem Konkurrenzumfeld befinden, geführt werden müssen. Da der potentielle Kunde die
für ihn geschaffenen Werte untereinander vergleicht, sind die Destinationen auch als Produkte
der eigentlichen touristischen Wettbewerbseinheiten zu verstehen.199 Für die Erhöhung ihrer
Wettbewerbsfähigkeit ist die Identifizierung und Entwicklung von Kernkompetenzen von
vorrangiger Wichtigkeit. Die Kernkompetenzen können beispielsweise in der Art der Gestal196
197
198
199
Vgl. Bieger (1996), S. 5 ff. und (1998), S. 4 f.
Vgl. Haedrich (2001), S. 8.
Vgl. Bieger (1996), S. 2.
Vgl. Keller (1998), S. 41; Bieger/Beritelli (1996), S. 430; Bieger (1996), S. 1.
64
tung von Tourismusprodukten, in ihrer Vermarktung, in der Kultur und Gastfreundlichkeit der
Einwohner oder im Umgang mit externen Effekten bestehen. Sie ermöglichen Erschliessungen neuer Märkte oder Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in bestehenden Märkten durch
neue Leistungen sowie Produkt- und Prozessinnovationen. Für die Umsetzung solcher Destinationsstrategien sind insbesondere eine prozessorientierte ganzheitliche Sichtweise, Kundenorientierung, zielorientiertes Wissensmanagement, überbetriebliche Kooperationen und gute
Koordination unabdingbar.200
Das Destinationskonzept ist in den 90er Jahren in den entwickelten Ländern zu einem
Schlagwort geworden. Von seiner Realisierung erhofft man sich die Überwindung der tourismuswirtschaftlichen Stagnation und insbesondere die Wiedererlangung von internationaler
Wettbewerbsfähigkeit. In einigen Transformationsländern wird sein möglicher Einsatz geprüft. Die Frage, ob das Destinationsmanagement wirklich ein taugliches Konzept für die
Förderung der touristischen Nachfrage darstelle oder nur als eine Übergangsform für eigene
Unternehmenslösungen zu betrachten sei, bleibt aber auch in den entwickelten Ländern noch
unbeantwortet. Zweifellos ist jedoch eine Tourismuspolitik, verstanden als potentiell erfolgreiche Destinationspolitik, eine komplexe Aufgabe und stellt sowohl die staatlichen als auch
die privaten Institutionen vor grosse und neue Herausforderungen.
4.5.6
Tourismuspolitik als universelle Planungsaufgabe
In manchen Regionen und Staaten wird die Tourismuspolitik als allgemeine Planungsaufgabe
verstanden. Die Aufgabe der öffentlichen Stellen ist es, eine universelle und ausgewogene
touristische Entwicklung zu gewährleisten und damit zur Erfüllung der übergeordneten Ziele
beizutragen. Der Ausbau des Tourismus mit umfassender staatlicher Planung und Finanzierung wird heutzutage vor allem in Entwicklungsländern erwartet, da die privaten Unternehmungen die Tourismusentwicklung ohne eine umfangreiche staatliche Unterstützung und Planung kaum noch in Gang bringen könnten.
Die Ausgestaltung der Tourismuspolitik als staatliche Planungsaufgabe war auch für die osteuropäischen Länder typisch. Der Fremdenverkehr war in die zentralen Wirtschaftsstrukturen
eingegliedert, die wichtigen Entscheidungen wurden zentral gefällt und anstelle der Koordination trat die Subordination der Organe unter einen Willen. Die Entscheidungen orientierten
sich nicht an den Bedürfnissen und der Nachfrage auf dem Markt, sondern an den in der zentralen Planung für touristische Zwecke zur Verfügung stehenden materiellen, finanziellen und
personellen Kapazitäten. Die für die Tourismuspolitik verantwortlichen Organe hatten sich
besonders an die ideologischen Zielsetzungen der Kommunistischen Partei zu halten und die
wirtschaftlichen Überlegungen spielten eine untergeordnete Rolle. Für private Aktivitäten
blieb in den meisten Ländern aufgrund der fehlenden marktwirtschaftlichen Strukturen und
der Verdrängung jeglicher Unternehmenstätigkeit kein Platz. Zu anderen Ausgestaltungsformen der Tourismuspolitik wurde erst während der Transformation übergegangen.
200
Vgl. Bieger (1996), S. 8 ff.
65
4.6
Träger der Tourismuspolitik
Die verschiedenartigen Interessen am Tourismus führen zu einer Vielzahl von Gruppen, die
auf die Fremdenverkehrspolitik Einfluss nehmen wollen. Aus diesem Grund gibt es zahlreiche
Träger der Tourismuspolitik,201 die mit entsprechenden Aufgaben beschäftigt sind. Sie unterscheiden sich grundsätzlich hinsichtlich der Planungs- und Politikebene, ihrer rechtlichökonomischen Organisationsform sowie der damit zusammenhängenden Kompetenzen. Aufgrund von der Organisationsform werden sie üblicherweise in öffentliche, private und gemischte eingeteilt. In vielen Bereichen der Politik werden die Ziele und Massnahmen vor allem durch öffentliche Organe bestimmt. In den marktwirtschaftlich orientierten Ländern sind
jedoch auch zahlreiche private und gemischte Akteure in einem beachtlichen Umfang an der
Mitgestaltung der Tourismuspolitik beteiligt. Die Gliederung der Träger erfolgt vorwiegend
nach Eigentumsformen, Zielsetzungen sowie Einnahmequellen:202
•
Staatliche Träger umfassen die öffentlichen Organe auf verschiedenen Ebenen. Diese sind mit hoheitlichen Befugnissen ausgestattet. Es sind Ministerien, deren Referate, Ämter und Verwaltungen. Verschiedene Gebietskörperschaften wie Gemeinden,
Städte und Regionen oder deren Vereinigungen, die sich tourismuspolitisch betätigen, gehören ebenfalls dazu.
•
Private Träger befinden sich in privatwirtschaftlichem Eigentum und erzielen ihre
Erlöse über den Markt. Dabei handelt es sich um verschiedene Tourismusbetriebe,
Einzelpersonen und Vereinigungen.
•
Zu den Mischformen gehören Organisationen, die ein gemeinwirtschaftliches Interesse verfolgen sowie jene, die teils private und teils öffentliche Mitglieder haben.
Die zahlreichen Tourismusvereine handeln einerseits im Auftrag ihrer Mitglieder
und vertreten damit privatwirtschaftliche Interessen, andererseits verfolgen sie aber
auch gemeinwirtschaftliche Ziele.
Nach den gesellschaftlichen Ebenen werden die Träger der Tourismuspolitik in internationale,
nationale, regionale und lokale eingeteilt. Die Institutionen auf der nationalen, regionalen und
lokalen Ebene unterscheiden sich von Land zu Land. Es gibt Länder, wie beispielsweise Spanien und Italien, die ein eigenes Ministerium für Tourismus haben, das über ein breites Spektrum von Kompetenzen verfügt. In anderen Ländern sind die touristischen Kompetenzen auf
mehrere Organe auf verschiedenen Hierarchiestufen verstreut und die Koordination ihrer Aktivitäten lässt oft zu Wünschen übrig. Auf der internationalen Ebene beschäftigt sich eine
Vielzahl von Organisationen mit Fragen des Tourismus. Innerhalb der Pluralität staatlicher
und zwischenstaatlicher Institutionen, Verbände und einzelner wirtschaftlicher Akteure sind
diverse Formen der Kooperation zwischen öffentlicher Hand und Privaten zu finden. Zu den
wichtigsten überstaatlichen Trägern der Tourismuspolitik zählen folgende Gemeinschaften
und Organisationen:203
201
202
203
Als Synonym werden auch die Begriffe „Akteure, Instanzen, Institutionen, Organe und Organisationen“
verwendet. (Vgl. Greuter [2000], S. 84).
Vgl. Freyer (1996), S. 264 f. und (1998), S. 279 f.
Eine gute Übersicht der überstaatlichen Organisationen findet man in Kaspar (1996), S. 184 und Freyer
(1998a), S. 98.
66
•
UNO: Im Rahmen der Vereinten Nationen sind mehrere Unterorganisationen mit
touristischen Fragen beschäftigt. Durch den Rio-Gipfel im Juni 1997 ist der Tourismus zu einem Schwerpunktthema der UNO geworden.
•
WTO: Die wohl wichtigste übernationale Organisation ist die Weltorganisation für
Tourismus. Sie proklamiert als oberste Ziele die Freizügigkeit, offene Grenzen und
die Möglichkeit aller Menschen auf der Welt am Tourismus teilnehmen zu können.
Fremdenverkehr wird als wichtiger Schritt zum internationalen Frieden angesehen.
Die UNO hat die WTO als zentrale fachliche Koordinationsinstanz im Bereich des
Tourismus bestätigt. Zurzeit sind 138 Staaten Mitglieder, daneben gibt es mehr als
350 nicht-ordentliche Mitglieder, darunter zahlreiche Firmen.
•
OECD: Die Aufgabe der OECD ist es, die 29 Mitgliedstaaten bei der Entwicklung
von Regierungsprogrammen zu beraten und für die notwendige Abstimmung zwischen den nationalen Politiken zu sorgen. Mit den tourismuspolitischen Fragestellungen beschäftigt sich das Tourismuskomitee. Im Vordergrund der heutigen Tätigkeit stehen die Analyse der wirtschaftlichen Bedeutung des Fremdenverkehrs und
der Einsatz für eine nachhaltige Tourismusentwicklung.
•
EU: Die EU verfügt über keine vertraglich festgelegten tourismuspolitischen Kompetenzen. Sie soll aufgrund des Subsidiaritätsprinzips nur dann aktiv werden, wenn
die Mitgliedstaaten selbst nicht in der Lage sind, Lösungen in einem bestimmten Bereich zu finden. Gestützt auf die Generalermächtigung in Art. 308 des EG-Vertrages
übt die EU dennoch zunehmend Einfluss auf den Tourismus aus – der Streit über ihre Kompetenzen auf diesem Gebiet ist deshalb voll im Gange.204
Nicht-staatliche Organisationen, die sich mit Tourismus befassen, gibt es viele. Sie versuchen,
die Interessen ihrer Mitglieder auf übernationaler Ebene zu verwirklichen. Zu den Bekanntesten gehören:205
204
205
•
AIEST: Die internationale Vereinigung wissenschaftlicher Tourismusexperten vereinigt Personen, die wissenschaftlich im Bereich Tourismus tätig sind oder die wissenschaftliche Tätigkeit besonders fördern.
•
IATA: Der wohl bekannteste Zusammenschluss in der Flugbranche ist die International Air Traffic Association, in der über 100 Fluggesellschaften versuchen, den internationalen Flugverkehr nach ihren Interessen zu regeln.
•
WTTC: World Travel and Tourism Council ist eine 1990 gegründete Organisation
mit internationaler Mitgliedschaft von meist Vorstandsvorsitzenden grosser Tourismusunternehmen. Ihr Ziel ist die Förderung des Fremdenverkehrs auf der höchsten
Ebene der Politik – die Regierungen sollen von der strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus überzeugt werden.
•
CECTA: Die 1999 gegründete Central European Countries Travel Association verband ursprünglich die nationalen Tourismuszentralen von Tschechien, Ungarn,
Deutschland, Polen und Österreich. Heutzutage gehören zu ihren Mitgliedern aber
Vgl. Kap. 9.7.1.
Eine gute Übersicht der privaten Organisationen findet man in Petermann/Wennrich (1999), S. 176 ff.
67
auch viele private Organisationen. Das Ziel der Assoziation ist es vor allem, eine
gemeinsame Tourismuswerbung zu betreiben.
Die Aufteilung der tourismuspolitischen Kompetenzen und Aufgaben auf verschiedene Träger ist vor allem von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen in einem bestimmten Land abhängig. In den marktwirtschaftlich orientierten Ländern sind die privaten
und gemischten Träger an der Mitgestaltung der Tourismuspolitik in einem beachtlichen Umfang beteiligt. In den Zentralplanwirtschaften war dagegen die Einflussnahme anderer als
staatlicher Organe unerwünscht und deshalb häufig nicht zugelassen. Die Tourismusentwicklung wurde vom Staat mittels der staatlichen Planung in die gewünschte Richtung gesteuert.
Typisch war eine Konzentration der tourismuspolitischen Kompetenzen auf nationaler Ebene,
was die Planung massgeblich vereinfachte. In den Industrieländern besteht dagegen eher eine
Tendenz zur Dezentralisierung und Verteilung der Kompetenzen an verschiedene Träger auf
mehreren Ebenen. Davon erhofft man sich das Entstehen einer Konkurrenz unter touristischen
Regionen und darauf folgend eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt.
4.7
Instrumente der Tourismuspolitik
Zur Steuerung der touristischen Entwicklung stehen den Trägern der Tourismuspolitik verschiedene Instrumente zur Verfügung.206 Diese stammen aus der Vielzahl der staatlichen und
privaten Massnahmen der verschiedenen Politikbereiche eines Landes. Ihr Bestand ist nicht
unveränderlich, je nach der aktuellen Situation sowie herrschenden gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Verhältnissen kann der Gebrauch von bestimmten Mitteln ausgeschlossen,
beschränkt oder gefördert werden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht können die einzelnen Instrumente auf die Beeinflussung sowohl des Angebots als auch der Nachfrage ausgerichtet
sein. Sie können jedoch auch auf den touristischen Markt als Ganzes einwirken, wobei ihre
Einflussnahme auf direkte oder indirekte Weise erfolgen kann. Die direkten Instrumente lassen sich gewöhnlich unterscheiden in:207
206
207
•
Konstitutive Instrumente: Es handelt sich dabei um Massnahmen, die auf die institutionelle Umorganisation in einem politischen Umfeld gerichtet sind. Neue Organisationsformen bieten die Möglichkeit, alte Strukturen abzulösen und, was besonders
im Tourismus notwendig erscheint, Koordination und Kooperation innerhalb der
Branche sowie mit anderen Bereichen zu gewährleisten.
•
Ordnungsrechtliche Instrumente: Mit ordnungsrechtlichen Regelungen schaffen öffentliche Träger den gesetzlichen Rahmen, der für die touristische Entwicklung
massgebend ist. Mit Hilfe von Geboten, Verboten oder anderen Massnahmen wird in
die Handlungsfreiheit der Betroffenen eingegriffen. Je nach dem herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem wird für die Aktivitäten der Privaten ein Freiraum unterschiedlichen Umfanges geschaffen. Der Gefahr der möglichen Überregulierung steht der Vorteil der konsequenten Umsetzung gegenüber.
Die Begriffe „Instrument, Instrumentvariable, Aktionsparameter, Mittel, Massnahme, Werkzeug, Eingriff
und Intervention“ werden in der Literatur meist gleichbedeutend verwendet. (Vgl. Tuchtfeldt [1993], S. 14;
Koch/Czogalla [1999], S. 48).
Zur Aufzählung der direkten Instrumente vgl. Kahlenborn/Kraack/Carius (1999), S. 82 ff.; Petermann/Hutter/Wennrich (1998), S. 161 ff.
68
•
Fiskalische Instrumente: Über die Erhebung oder Entlastung von Steuern und Abgaben kann der Staat in tourismuspolitische Bereiche eingreifen und dabei Einfluss auf
Angebot und Nachfrage nehmen. Er kann z.B. durch einen ermässigten Satz für die
Mehrwertsteuer die nachhaltigen Tourismusprodukte vergünstigen und die Nachfrage nach ihnen stimulieren.
•
Förderungsmittel: Mit der Hilfe von Förderungsmitteln kann der Staat beispielsweise steuernd auf die Entwicklung der touristischen Infra- und Suprastruktur eines
Standortes einwirken oder die Tourismus-Teilnahme von sozial schwachen Gruppen
unterstützen. Wichtig ist, dass der Einsatz gezielt und koordiniert erfolgt und die
Tourismuspolitik nicht zu einer Politik mit Subventionscharakter umfunktioniert
wird.
•
Gütesiegel und Umweltwettbewerbe: Es handelt sich um Massnahmen, welche die
umweltfreundliche und nachhaltige Gestaltung von touristischen Dienstleistungen
unterstützen sollen. Sie sind marktwirtschaftlich orientiert und werden ebenfalls als
weiche Steuerungsinstrumente bezeichnet.
•
Informatorische und partizipatorische Instrumente: Aufklärungskampagnen oder
Beratungsmöglichkeiten zielen auf einen Verhaltenswandel bei Kunden sowie bei
Anbietern in die gewünschte Richtung. Partizipatorische Instrumente werden zumeist auf der lokalen Ebene eingesetzt mit dem Ziel, alle Betroffenen an den touristischen Projekten zu beteiligen und sie für die touristischen Angelegenheiten zu sensibilisieren.
•
Bildungspolitische Instrumente: Die Integration von bestimmten Themen in touristische Aus- und Weiterbildung soll zu einer zukünftig langfristig orientierten Verhaltensänderung auf der Nachfrage- sowie Angebotsseite beitragen.
•
Forschungsförderung: Mit der Unterstützung der Forschung wird ein Beitrag zur
Überwindung bestehender Probleme im Tourismus geleistet. Durch die entsprechende Themenstellung können ebenfalls die bisher noch nicht erkannten Probleme publik gemacht werden und nach entsprechenden Lösungen gesucht werden.
Ausser den oben erwähnten direkten Instrumenten, die hauptsächlich oder ausschliesslich aus
dem Fremdenverkehr heraus begründet werden, gibt es eine ganze Reihe von indirekten
Massnahmen. Diese haben in erster Linie nicht den Tourismus zum Gegenstand, tangieren ihn
aber massgeblich, da er mit vielen anderen Bereichen eng vernetzt ist. Indirekte tourismuspolitische Massnahmen findet man zum Beispiel in der Umwelt-, Verkehrs-, Raumplanungsund Ausländerpolitik. Einen starken Einfluss auf den Fremdenverkehr üben auch diejenigen
Massnahmen aus, welche die allgemeinen Rahmenbedingungen für alle Wirtschaftssubjekte
festlegen, wie die Konjunktur-, Arbeits-, Geld-, Währungs-, Wettbewerbs-, Sozial-, Aussenund Steuerpolitik.208
Die dargestellten Instrumente kommen oft in sehr unterschiedlicher Weise zum Einsatz – vor
allem in Abhängigkeit von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen eines
bestimmten Landes. In den Zentralplanwirtschaften war der Einsatz von marktwirtschaftlich
orientierten Mitteln aufgrund der Inexistenz eines Tourismusmarktes von vorn herein ausgeschlossen. Viel wurde mit den administrativ-rechtlichen Instrumenten gearbeitet, vor allem
208
Vgl. Tobler (1981), S. 33.
69
mit dem Ziel, den grenzüberschreitenden Tourismus in die gewünschte Richtung zu steuern.
Mit der Mitfinanzierung von betrieblichen Ferienaufenthalten und ihrer zeitlichen Festlegung
nahmen die staatlichen Organe einen beachtlichen Einfluss auf die Freizeitgestaltung. Mit der
Zuteilung von Förderungsmitteln beeinflusste der Staat den Ausbau der Infra- und Suprastruktur. In den Marktwirtschaften werden üblicherweise empfehlende Massnahmen denjenigen mit Zwangscharakter vorgezogen und den Privaten damit eine relativ grosse Entscheidungsfreiheit überlassen. Eine wichtige Rolle spielen deshalb die ordnungsrechtlichen Instrumente, mit deren Hilfe die notwendigen Rahmenbedingungen für das Funktionieren der
Tourismuswirtschaft geschaffen werden und damit auch der Einsatz von anderen Instrumenten ermöglicht wird. Bei allen Instrumenten ist wichtig, dass sie aufeinander abgestimmt sind,
sich nicht gegenseitig ausschliessen oder in ihrer Wirkung überschneiden und ihr Einsatz vor
allem aus der langfristigen Perspektive zweckmässig und sinnvoll erscheint.
4.8
Grenzen der Tourismuspolitik
Der Machbarkeit der Tourismuspolitik sind Grenzen gesetzt. Wie kaum ein anderer Bereich
ist der Fremdenverkehr vielen nur bedingt beeinflussbaren exogenen Einflüssen wie konjunkturellen Schwankungen, Wechselkursveränderungen, neuen Kommunikationstechnologien,
Friedens- und Kriegserklärungen, Terroranschlägen, Naturereignissen und Wetterveränderungen ausgesetzt. Eine starke Einschränkung bei der Ausgestaltung der Fremdenverkehrspolitik
erfahren die entsprechenden Institutionen durch das herrschende politische und wirtschaftliche System. Stark wirken sich auch die gesellschaftlichen Trends, die Modewellen im Reiseverhalten und das widersprüchliche Verhalten von Menschen aus. Die eigennützigen Interessen der Politiker spielen bei der Festlegung und Durchsetzung der tourismuspolitischen Ziele
ebenfalls eine derart grosse Rolle, dass sie berücksichtig werden müssen. Mit ihrer Analyse
befasst sich die Neue Politische Ökonomie.
Im nächsten Kapitel wird die Abhängigkeit der Tourismusbranche von der wirtschaftlichen
Entwicklung näher untersucht, da dies für die Zwecke der vorliegenden Dissertation, welche
die Tourismuspolitik während der Transformation aus einer wirtschaftlichen Perspektive erforscht, von besonderem Interesse ist. Darauf folgend wird auf den Einfluss des menschlichen
Faktors eingegangen. Auf die Einschränkungen der Tourismuspolitik im Zusammenhang mit
dem herrschenden politischen System wird in der Arbeit ständig verwiesen und deshalb wird
an dieser Stelle auf ihre separate Untersuchung verzichtet. Eine Analyse der Auswirkungen
von einmaligen Geschehnissen wie Naturereignisse und Terroranschläge steht nicht im Mittelpunkt des Interesses und wird deshalb nicht durchgeführt.
4.8.1
Wirtschaftliche Entwicklung
Die Entwicklung der touristischen Nachfrage und des Angebotes ist aus der ökonomischen
Perspektive vor allem von der wirtschaftlichen Lage im eigenen Land, in den Nachbarländern
und in den Quellenländern des Incoming-Tourismus abhängig. Trotz einer Fülle von Reaktionsmöglichkeiten der Tourismusverantwortlichen setzt die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung der Machbarkeit und Wirksamkeit der Tourismuspolitik gewisse Grenzen.
70
Auf der Nachfrageseite widerspiegelt sich der Einfluss der wirtschaftlichen Entwicklung vor
allem in der persönlichen Einkommenssituation der Haushalte. Bei wachsendem Einkommen
geben die Haushalte überproportional viel für den tertiären Bereich, zu welchem die Tourismusbranche gehört, aus. Im Vergleich zum Einkommenswachstum wird die touristische
Nachfrage überdurchschnittlich stimuliert und zusätzlich findet im Zuge der Wohlstandsvermehrung auch ein Strukturwandel zugunsten qualitativ hochwertiger Reiseformen statt. Droht
dagegen bei der Entwicklung des Volkseinkommens ein Rückgang, wird darauf nach einer
kurzen Verzögerung mit einer geringeren Reisenachfrage oder einem Ausweichen auf kostengünstigere Alternativen reagiert. Wird eine Zunahme der Arbeitslosigkeit mit entsprechenden
Einkommenseinbussen wahrscheinlicher, so nimmt die Reiseaktivität ebenfalls ab. Die im
Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum stehende steigende oder fallende Bedeutung
der Dienst- und Geschäftsreisen wirkt sich ebenfalls auf die Tourismusentwicklung aus. Im
Weiteren spielt das Niveau der relativen Preise zwischen den touristischen Dienstleistungen
und den sonstigen Konsumgütern eine Rolle. Werden beispielsweise die Bus- und Flugpauschalreisen verbilligt, ist mit ihrem Anstieg zu rechnen. Ebenso wird die Nachfrage von der
Entwicklung der relativen Preise zwischen Herkunfts- und Zielländern beeinflusst – bei der
Aufwertung der eigenen Währung ist mit dem Ansteigen der Nachfrage nach Auslandsreisen
zu rechnen, bei einer Abwertung ist ihr Rückgang zu erwarten.209
Auf der Angebotsseite macht sich der Einfluss der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Tourismusbranche in mehrfacher Weise bemerkbar. In den Wachstumsphasen wird in der Privatwirtschaft aufgrund von guten Gewinnerwartungen vermehrt in die touristische Entwicklung
investiert. Bei einer sich abzeichnenden Stagnation kommt es, im Unterschied zur touristischen Nachfrage, zu einem eher langsamen Rückgang des Angebots, da von den Investitionsvorhaben mit langfristigem Charakter nicht sofort abgesehen wird. Erst während einer Krise
wird die Investitionstätigkeit abgeschwächt und der Einsatz von staatlichen Förderungsmitteln
vermehrt verlangt. Von weiterer Bedeutung ist die Entwicklung des Wechselkurses – die
Aufwertung der eigenen Währung verteuert die einheimischen Tourismusdienstleistungen und
wirkt sich auch auf alle andere Exportbereiche hemmend aus. Die Abschwächung des Kurses
macht dagegen das touristische Angebot auch für die ausländischen Gruppen mit niedrigerem
Einkommen zugänglich.210
Aus den obigen Ausführungen wird ersichtlich, dass der Einfluss der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Tourismusbranche von beachtlicher Bedeutung sein kann. Für eine erfolgreiche Tourismuspolitik ist die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Trends, die zur Eliminierung von Fehlentwicklungen und Zielkonflikten beiträgt, deshalb von grosser Wichtigkeit.
Dies gilt trotz der Feststellung, dass der Fremdenverkehr im Vergleich zu anderen Branchen
eher als konjunkturstabil bezeichnet wird.211 Seine relative Resistenz gegenüber den wirtschaftlichen Einbrüchen ergibt sich daraus, dass in den entwickelten Ländern die Befriedigung von touristischen Bedürfnissen heutzutage überwiegend als ein Gut des Existenzbedarfes angesehen wird.212 Wie bekannt, wird bei der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage
zuerst der Konsum von Gütern des Luxusbedarfes und des gehobenen Bedarfes eingeschränkt
209
210
211
212
Vgl. Smeral (1994a), S. 126 ff.; Keller (1996), S. 65; Iwersen-Sioltsidis/Iwersen (1997), S. 143.
Vgl. Freyer (1998), S. 103 f.
Vgl. Beratende Kommission für Fremdenverkehr des Bundesrates (1979), S. 23.
Anders dazu Freyer: „Fremdenverkehr ist ... kein menschliches Grundbedürfnis“. (Vgl. Freyer [1998],
S. 54 ff.).
71
und erst danach werden Einschneidungen bei den Gütern des Existenzbedarfes vorgenommen
und auch das Reiseverhalten angepasst.213
In den zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern war der Einfluss der wirtschaftlichen
Entwicklung auf die Tourismusbranche nicht so gross wie in den entwickelten Ländern. Dies
lässt sich mehreren Ursachen zuschreiben. Die sozialistischen Länder pflegten geschäftliche
Beziehungen zum grossen Teil nur unter sich und die wirtschaftliche Entwicklung im Rest der
Welt wirkte sich auf sie deshalb nur wenig aus. Die Staatspläne liessen für Anpassungen an
aktuelle Verhältnisse nur wenig Raum und wurden auch bei einer Veränderung der wirtschaftlichen Lage selten abgeändert. Die fehlende Konvertibilität der eigenen Währung führte dazu,
dass auch die Wechselkursveränderungen auf den internationalen Märkten oft ohne Einfluss
auf die einheimische Tourismusbranche blieben. Die Veränderungen in der persönlichen Einkommenssituation manifestierten sich in einem kleineren Ausmass, als in den entwickelten
Ländern – dies war vor allem der Existenz von betriebseigenen Erholungseinrichtungen und
den grosszügigen staatlichen Beiträgen für die Ferienaufenthalte zu verdanken.
4.8.2
Menschlicher Faktor
Das zunehmend widersprüchliche Verhalten der Reisenden macht die Ausgestaltung und
Zielsetzung der heutigen Tourismuspolitik nicht einfach. Die Tourismusbranche muss sich
auf einen hybriden Verbraucher einstellen, dessen Verhalten immer schwieriger kalkulierbar
wird. Bescheidenheit und Üppigkeit, Sekt und Selters, Gourmetlokal und McDonald’s, ruhige
Erholungsstunden und Nervenkitzel sind Mischungen, die den multioptionalen Touristen auszeichnen. Dieser reagiert situationsbezogen – einmal handelt er rational und einmal emotional
und er entscheidet sich nicht immer aufgrund von ökonomischen Kriterien. Er pendelt zwischen unterschiedlichen Lebensräumen und -stilen und koppelt im Urlaub verschiedene Verhaltensweisen.214 Der heutige Besucher will auch nicht mehr nur einfache Produkte. Er sucht
komplexe Dienstleistungsbündel, die ihm viele Erlebnisse versprechen: „Skifahren genügt
nicht mehr. Nach dem Skifahren muss es ein Erlebnisbad sein; dann will man rechtzeitig am
Kulturanlass teilnehmen, nachdem man vor dem Nachtessen noch kurz etwas Squash gespielt
hat.“215 Die Ausrichtung der Tourismuspolitik auf die Förderung der Ferienlandschaften, die
sich durch ein breites, komplexes Angebot an Dienstleistungen in einem relativ kleinen Raum
auszeichnen, sowie das Erforschen und Verfolgen von gesellschaftlichen Trends und Reisemodewellen, stellen mögliche Massnahmen zur Befriedigung der Ansprüche des multioptionalen Touristen dar.
Eine weitere Schwäche der Tourismuspolitik im Zusammenhang mit dem menschlichen Faktor liegt im Verhalten von Politikern. So wird beispielsweise das vorhandene Wissen nicht
umgesetzt, da seine Anwendung auf konkrete Anliegen nicht mehr im Aufgabenbereich der
Wissenschaft liegt, sondern zu den Kompetenzen der Politiker gehört, die andere Interessen
verfolgen als die forschenden und beratenden Gremien. Für die beratenden Institutionen ist es
213
214
215
Die Auswirkungen der verschlechterten wirtschaftlichen Lage auf die Veränderungen im Reiseverhalten
sind je nach der Zugehörigkeit zu einer gewissen Sozialschicht unterschiedlich. So reagiert die höchste soziale Schicht zuerst kaum – am stärksten und am schnellsten ändert sich das Konsumverhalten der sozial
Schwachen. (Vgl. Kaspar [1996], S. 48 f.).
Vgl. Klein (1998), S. 40; Hartmann (1995), S. 158; Zegg (1996a), S. 12; Petermann/Wennrich (1999), S. 57.
Bernet/Bieger (1999), S. 17.
72
deshalb wichtig, die Verhaltensweise der politischen Entscheidungsträger zu kennen und diese in ihren Vorschlägen zu berücksichtigen. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass sich die
Politiker oft auf jene Ziele konzentrieren, bei denen Fehlentwicklungen am stärksten spürbar
sind. Durch den zusätzlichen Einfluss von politischen Parteien und Interessenverbänden vergrössert sich das Risiko, dass politischer Opportunismus gegenüber rationaler Politik dominiert. Eine wirkungsvolle Tourismuspolitik muss aber auf sachlichen Kriterien fussen, da die
Lösungen, welche durch ideologische Standpunkte beeinträchtigt werden, schnell zum Staatsversagen führen könnten.216
Das widersprüchliche Verhalten der Politiker und dessen Einfluss auf die Ausgestaltung der
Politik bilden das Forschungsobjekt der Neuen Politischen Ökonomie.217 Wieweit die Tourismuspolitik konkret das Ergebnis von politischem Druck und eigennützigem Verhalten ist,
untersuchten mit Ausnahme von amerikanischen Autoren aber nur wenige Wissenschaftler.
Mit den Ansätzen der Neuen Politischen Ökonomie können jedoch Hinweise auf das Staatsversagen gefördert und die Grenzen der Machbarkeit der Politik gezeigt werden:218
216
217
218
•
Als erster Faktor wurde das Verhalten der Wähler untersucht. Abgesehen von wenigen
Ausnahmen haben die Probleme der Tourismuspolitik bei ihnen keinen grossen Stellenwert. Lediglich bei den Entscheidungen über die Festlegung von Zeitpunkt und
Dauer der Ferien sind sie sowohl finanziell wie emotional betroffen. Ausserdem sind
die Fragen der Tourismuspolitik von grosser Bedeutung in Orten und Regionen, deren
Entwicklung in starkem Masse vom Fremdenverkehr abhängig ist. Je grösser der Anteil des Tourismus ist, desto grösser ist die Ablehnung durch jene Kreise, die nicht
unmittelbar von ihm profitieren.
•
Bei den Politikern besteht ihre Zielsetzung darin, ihr Amt zu behalten. Sie verhalten
sich deshalb im Sinne der Stimmenmaximierung und bevorzugen alles, was ihnen
mehr Bekanntheit, Rückhalt bei wichtigen Gruppen oder Informationen für die Ausübung ihres Amtes verspricht. In der Tourismuspolitik findet man Politiker mit Leadership relativ selten. Abgesehen davon treten Politiker mit tourismuspolitischen Visionen nur spärlich auf, da der Aufbau einer Lobby zu aufwendig und wegen der geringen Priorität des Fremdenverkehrs auf der politischen Agenda zu wenig erfolgsversprechend ist.
•
Auch die Massnahmen, welche die Regierung trifft, sollen ihre Wiederwahl nicht gefährden. Aus diesem Grund bedient sie sich der Instrumente, die ebenso schnell wie
erfolgreich wirken, den Nutzen möglichst eindeutig dem Kabinett zurechnen lassen
und viele Wähler ansprechen. Obwohl sich die meisten Regierungen der Bedeutung
des Tourismus bewusst sind, werden dessen Anliegen meistens nur am Rande berücksichtigt. Zum einen lassen sich die tourismuspolitischen Kompetenzen häufig nicht
genau zuordnen, da sie in verschiedenen Bereichen liegen und damit nur indirekt beeinflussbar sind. Zum anderen muss die Regierung bei der Förderung eines Wirtschaftszweiges mit gleichen Ansprüchen von anderen Branchen rechnen. Im Normal-
Vgl. Keller (1999), S. 52; Asper (1997), S. 168; Klump (1992), S. 166 f.
Als Synonym wird der Begriff „Ökonomische Theorie der Politik“ verwendet. Im angelsächsischen Raum
setzte sich die Bezeichnung „Public Choice Theory“ durch. (Vgl. Greuter [2000], S. 63; Behrens [2000],
S. 418 f.).
Vgl. Socher (1996), S. 166 ff.; Greuter (2000), S. 135 ff.; Mundt (1998), S. 439.
73
fall kommt sie den besser organisierten Interessen leichter entgegen als den nicht so
gut abgestimmten, zu denen auch der Tourismus gehört.
•
Was die Interessengruppen betrifft, unterscheidet man zwischen Produzenten-, Nichtproduzenten- und Einthemengruppen. Die Anliegen der Produzentengruppen wie
staatliche Finanzierung von Forschungsprojekten, Beiträge für das Tourismusmarketing, steuerliche Entlastung oder Deregulierung werden im politischen Prozess meistens mit Vorrang behandelt. Je lauter und breiter abgestützt die Interessengruppen
wirken, desto mehr drängt sich auf, sie als politische Kraft anzuerkennen und zur Aushandlung von Kompromissen zuzulassen. Ausserdem geben die Regierung und die Politiker oft dem Druck von mächtigen und zahlenmässig stark organisierten Verbänden
nach, um die eigenen Wahlchancen zu verbessern. Da die Zahl der Gruppierungen im
Tourismus häufig gross ist und ihre Interessen breit gefächert und uneinheitlich sind,
verhallt ihre Stimme im politischen Kampf mit anderen, besser organisierten Branchen
oft ungehört. Die Tourismusbranche sollte deshalb intensiv am Aufbau einer starken
Lobby arbeiten, welche die notwendigen Forderungen an die Politik definiert und Lösungsvorschläge als Mittler zwischen der Tourismuswirtschaft und der Politik ausarbeitet.219
In den zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern stellte sich die Problematik im oben beschriebenen Sinne nicht. Die Regierung sowie die für den Tourismus verantwortlichen Gremien hatten sich in ihren Entscheidungen nach den Beschlüssen des Kommunistischen Kongresses zu richten – für Abweichungen vom festgelegten politischen Kurs und für die Verfolgung von eigenen Interessen bestand kein Raum. Auch auf den untergeordneten Ebenen verfügten die Politiker über wenige Entscheidungskompetenzen, da die Zielsetzungen sowie die
Wege zu deren Erreichung schon im Voraus in den übergeordneten staatlichen Plänen verbindlich festgelegt waren. Erst mit der Ablösung des alten politischen Systems kam es zu einigen Veränderungen. Viele Korruptionsskandale deuten darauf hin, dass das eigennützige
Verhalten von Politikern während der Transformation ein grosses Problem darstellt. In der
Zeit des Überganges, in der es an den gesetzlichen und anderen Rahmenbedingungen für das
Funktionieren der Marktwirtschaft fehlt und eine Unsicherheit über die Richtigkeit der verfolgten Transformationsstrategie herrscht, besteht für das Durchsetzen der eigenen Interessen
ein idealer Raum. Bis jetzt ist aber dieses Forschungsfeld zu wenig untersucht worden, um an
dieser Stelle Schlüsse über den Einfluss vom Verhalten der Politiker auf die Tourismuspolitik
in Transformation ziehen zu können.
Auch diese Feststellungen zeigen, dass die Möglichkeiten der Fremdenverkehrspolitik nicht
unbegrenzt sind und dass ihre sonst richtigen und begründeten Vorhaben am politischen Opportunismus scheitern könnten. Um dies zu verhindern, muss das eigennützige Verhalten der
Politiker in Betracht gezogen werden und ihm im möglichst grossen Umfang entgegen gewirkt werden.
219
Vgl. Ullmann (2000), S. 153.
74
4.9
Förderung der nachhaltigen Tourismuspolitik
Seit der Veröffentlichung des Brundtland-Berichtes im Jahr 1987 hat der Begriff der Nachhaltigkeit (Sustainable Development) grosse Schlagzeilen gemacht. An der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde die Strategie der
nachhaltigen Entwicklung als eine wesentliche politische Leitlinie für das 21. Jahrhundert bezeichnet. Dazu wurde eine Reihe von internationalen Vereinbarungen verabschiedet – den
Tourismus betreffen direkt z.B. die Charta für einen nachhaltigen Tourismus (1995), Agenda 21 (1996) und Malé-Erklärung über nachhaltige Tourismusentwicklung (1997).220 Als
nachhaltig wird eine Entwicklung dann bezeichnet, wenn sie „den Bedürfnissen der heutigen
Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“221 Vereinfacht kann sie
definiert werden als eine Entwicklung, die vom Zins und nicht von der Substanz der natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Umwelt lebt.222
Nachhaltiger Tourismus ist in diesem Sinne ein Tourismus, der seine Basis nicht zerstört und
der keine irreversiblen Schäden anrichtet.223 Die Ressourcen werden nicht verbraucht, sondern nur genutzt und bleiben somit für künftige Generationen erhalten. Da die nachhaltige
Tourismusentwicklung den Charakter eines öffentlichen Gutes hat und nicht von selbst abläuft, bedarf es zu ihrer Durchsetzung der Politik, die nicht mehr allein nach wirtschaftlichen
Zweckmässigkeiten handelt, sondern auch die Forderungen nach einer intakten Umwelt, der
Beachtung der Bedürfnisse der beteiligten Menschen und der nachfolgenden Generationen berücksichtigt. Darüber hinaus muss sich die Tourismuspolitik um den Ausgleich der Interessenkonflikte und um das Finden von Kompromissen bemühen. Das bedeutet insbesondere eine stärkere Integration der Umweltverträglichkeit, der Sozialverantwortlichkeit und der langfristigen Denkweise. Eine ganzheitliche und vernetzte Sichtweise ist unabdingbar, wenn
Nachhaltigkeit erreicht werden soll.224 Nach Kramer beginnt die wirkliche Tourismuspolitik
dort, „wo andere Faktoren nicht nur zwecks Optimierung des ökonomischen Ziels berücksichtigt werden, sondern konkurrierend selbständig und mit gleichem Gewicht neben ökonomischen Zielen Geltung beanspruchen“.225
Der Realisierung der nachhaltigen Tourismuspolitik stehen jedoch noch mehrere Hürden im
Weg. Im Vordergrund steht die unzureichende Operationalisierung ihrer Ziele. Diese unterliegt Problemen, die im Spannungsfeld zwischen Zuverlässigkeit, Aussagekraft sowie Anwendbarkeit liegen. Es fehlt an einem Rezept, wie die qualitativen Zielvorhaben konkretisiert
und kontrolliert werden sollen. Mit einem Indikatorsystem versuchte Seiler Licht in diese
Problematik zu bringen. Durch klassische Kennzahlensysteme, die auf die absolute Reduktion
der Flussgrössen und die Festlegung eines akzeptablen Niveaus der Bestandesgrössen ausgerichtet sind, vermittelte er den Grad der Nachhaltigkeit.226
220
221
222
223
224
225
226
Eine ausführliche Übersicht der Vereinbarungen befindet sich in Petermann/Wennrich (1999), S. 215 ff.
Vgl. Hauff (1987), S. 9, zitiert nach Oikos-Konferenz (1995), S. 1.
Vgl. Bieger (2002), S. 46.
Die Begriffe „qualitativer und sanfter” Tourismus können ebenfalls als Metaphern einer nachhaltigen Ausrichtung gesehen werden. (Vgl. Greuter [2000], S. 148).
Vgl. Kern (1995), S. 125 f.; Kramer (1990), S. 133; Becker/Job/Witzel (1996), S. 9.
Kramer (1990), S. 12.
Vgl. Seiler (1989), S. 13 ff.; Kreisel (1997), S. 15 f.
75
Die Praktikabilität dieser Indikatoren wird in der wissenschaftlichen Literatur jedoch in Frage
gestellt. Kritisiert werden vor allem ihre Auswahl sowie die Feststellung ihres Grenzwertes.
Ebenfalls wird betont, dass sich aufgrund des Wertewandels die Vorstellungen davon, was
nachhaltig ist und was nicht, im Laufe der Zeit stark verändern.227 Das zweite ernsthafte Problem bei der Förderung der nachhaltigen Tourismuspolitik stellt die kurzfristige Perspektive
bei den touristischen Zielsetzungen dar – die Ziele, die kurzfristig optimal sind, werden auf
Kosten der langfristigen, zukunftsorientierten Strategien realisiert.228 Auf der politischen
Ebene wird oft den wirtschaftlichen Zielen der Vorzug gegeben, da ihre Erreichung schneller
sichtbar ist und als Erfolg der verantwortlichen Gremien verbucht werden kann. Auf der betrieblichen Ebene werden die anderen Unternehmen häufig nur als Konkurrenten betrachtet,
was zum Verlust ihrer möglichen Kooperationen und Synergieeffekte führt. Nicht zuletzt
stellt die Finanzierung der nachhaltigen Massnahmen ein Problem dar. Da es sich bei der
Nachhaltigkeit um ein öffentliches Gut handelt, wird es von der Privatwirtschaft nicht im gewünschten Umfang angeboten. Vom Staat wird deshalb erwartet, dass er notwendige finanzielle Anreize zur Förderung der nachhaltigen Tourismusentwicklung schafft.
Will sich die Tourismuspolitik an der Nachhaltigkeit ausrichten, so sind Änderungen in ihrer
gegenwärtigen Ausgestaltung unausweichlich. Auf der staatlichen Ebene könnten mögliche
Umgestaltungen aus der Verwirklichung von Ressourcenzielen und der Ausrichtung an der
Tragekapazität (z.B. raumplanerische Vorgaben), der Verteuerung der nicht erneuerbaren
Ressourcen, der fiskalischen Bevorzugung ökologisch bewusster Angebote, der Förderung einer Vernetzung des Expertenwissens oder der Festlegung von Standards für eine nachhaltige
touristische Entwicklung bestehen.229 Soll die Wirksamkeit der nachhaltigen Tourismuspolitik
nicht in Frage gestellt werden, ist es nötig, dass diese Massnahmen ebenfalls in anderen mit
dem Fremdenverkehr vernetzten Bereichen wie Verkehr, Landwirtschaft oder Natur- und
Landschaftsschutz lanciert werden. Wenn die nachhaltige Tourismuspolitik auch im kleinräumigen oder regionalen Massstab durchgesetzt werden soll, dürfen die geplanten Massnahmen nicht im Widerspruch zum globalen Konzept stehen. Heutzutage werden solche Regelungen meistens in tourismuspolitischen Konzepten mit mehr oder weniger verbindlichem
Charakter festgehalten. Die einzelnen Schritte, die zu einer nachhaltigen Entwicklung führen
sollen, müssen sorgfältig aufeinander abgestimmt und in ihrer zeitlichen Abfolge gegliedert
sein. Es ist eine Zahl von Modellprojekten durchzuführen und zu fördern, um praktische Beispiele für die Realisierbarkeit präsentieren zu können. Und zuletzt muss bei den Tourismusteilnehmern permanent und zunehmend auf die Auswirkungen ihres Reisens hingewiesen
werden.230 Zu den möglichen Massnahmen auf der regionalen Ebene gehören vor allem:231
227
228
229
230
231
Neben dem Indikatorensystem existieren aber auch andere Bewertungsmethoden, welche die Zahlungsbereitschaft für die Nachhaltigkeit direkt oder indirekt über die Opportunitätskosten ermitteln. Zu dieser Problematik vgl. Mohr/Schmidt (1997), S. 5 ff.
Vgl. Becker/Job/Witzel (1996), S. 77 f.
Vgl. Alpenforschungsinstitut (1995), S. 17, zitiert nach Greuter (2000), S. 149.
Vgl. Becker/Job/Witzel (1996), S. 161 f.
Vgl. Greuter (2000), S. 149 f.; Kaspar (1993), S. 55 ff.; Alpenforschungsinstitut (1995), S. 18.
76
•
Ressourcenschonung durch die Verwendung einheimischer Materialien, rezyklierbarer Stoffe oder regenerativer Energien,
•
Dimensionierung touristischer Projekte gemäss der durchschnittlichen Auslastung und
Durchführung vom Besuchermanagement bei deren Betrieb,
•
Unterstützung der Benützung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln und die Errichtung der Infrastruktur, die keinen Zwang zu vermehrter Mobilität schafft,
•
Förderung regionaler Stoffkreisläufe durch Unterstützung heimischer Unternehmen,
•
Restriktive Umsetzung von Projekten, die vorwiegend Unternehmen ausserhalb der
Region verpflichten,
•
Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen,
•
Festlegung touristischer Endausbauziele,
•
Schaffung eines Raumplanungskonzepts in ökologisch sensiblen Landschaften, das
touristische Nutz- und Ruhezonen ausscheidet,
•
Erhöhung der Partizipation der einheimischen Bevölkerung an tourismuspolitischen
Entscheidungen,
•
Sicherung der Koordination und Kooperation mit angrenzenden Gemeinden.
Bei der Verfolgung der nachhaltigen Tourismuspolitik muss auf jeder Ebene beachtet werden,
dass die Durchführung aller theoretisch möglichen Massnahmen nicht auf einmal erfolgen
kann. Soll der nachhaltige Tourismus zum Zukunftsfeld der touristischen Entwicklung werden, und nicht nur zu einer Art Nischenpolitik, muss seine Umsetzung kontinuierlich in kleinen Schritten erfolgen.232
Obwohl in der Forschung nicht an der nachhaltigen Tourismuspolitik gezweifelt wird, stösst
die Realisierung ihrer Vorhaben in der Praxis immer noch auf Widerstand, da der Verfolgung
von den besser sichtbaren wirtschaftlichen Zielen oft der Vorrang eingeräumt wird und negative Auswirkungen der touristischen Aktivitäten auf die Umgebung unberücksichtigt bleiben.
In welchem Umfang die Zielsetzungen der nachhaltigen Tourismuspolitik realisiert werden,
hängt nicht zuletzt auch vom Durchsetzungswillen der einzelnen Politiker und von der Tätigkeit der verschiedenen Interessengruppierungen ab. Die Industrieländer sind in der Verfolgung der nachhaltigen Tourismuspolitik ein Schritt weiter als die Transformationsländer, wo
der Lösung anderer Probleme eine höhere Wichtigkeit eingeräumt wird. Im Vergleich zu der
vorrevolutionären Zeit, in welcher in den meisten Ländern unter anderem das Ausmass der
Umweltverschmutzung vor der Öffentlichkeit vertuscht wurde, sind aber gewisse Forschritte
erkennbar.
232
Vgl. Kern (1995), S. 127.
77
4.10 Fazit
Die Tourismuspolitik unterscheidet sich von Land zu Land – eine universelle Tourismuspolitik gibt es nicht. Ähnlichkeiten in ihrer Ausgestaltung und Zielsetzung sind insbesondere bei
den Ländern der gleichen Entwicklungsstufe zu finden. So wird in den entwickelten Ländern
gegenwärtig der Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Standorten die oberste Priorität zugemessen und mit dem Destinationsmanagement versucht, sich auf dem Markt
wieder zu behaupten. In den Entwicklungsländern stehen Probleme, die mit dem Markteintritt
verbunden sind, im Vordergrund. In den Transformationsländern war in der Anfangsphase
vor allem die Einführung der funktionierenden marktwirtschaftlichen Strukturen von Wichtigkeit. Heutzutage kämpfen die meisten Transformationsländer, ähnlich wie die Industrieländer, um die Verstärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Tourismusmarkt.
Weiter ist die Ausgestaltung der Tourismuspolitik davon abhängig, in welcher Phase ihres
Lebenszyklus sich eine bestimmte Destination befindet, wie gross sie flächenmässig ist und
wie die wirtschaftliche Entwicklung vorangeht. Wie jede andere Politik, stösst auch die Tourismuspolitik bei ihrer Realisierung an Grenzen. Die Fremdenverkehrsbranche ist kaum wie
eine andere Branche vielen nur bedingt beeinflussbaren exogenen Einflüssen ausgesetzt.
Durch das herrschende politische und wirtschaftliche System wird die Tourismuspolitik ebenfalls massgebend eingeschränkt. In den Zentralplanwirtschaften hatten sich die eingesetzten
Massnahmen ausschliesslich nach den Beschlüssen des kommunistischen Kongresses zu richten und für die Erfüllung von den in den staatlichen Plänen vorgegebenen Zielen zu sorgen. In
den marktwirtschaftlich orientierten Ländern wird dagegen den Privaten relativ viel Entscheidungsspielraum überlassen.
Die verschiedenartigen Interessen am Tourismus führen zu einer Vielzahl von Gruppen, die
auf die Tourismuspolitik Einfluss nehmen wollen. Ausser den staatlichen Organen bestehen
noch zahlreiche private und gemischte Institutionen. Der Staat nimmt die tourismuspolitischen Aufgaben vor allem in Abhängigkeit vom herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem in verschiedenem Umfang wahr, wobei ein gewisses Mass an staatlichen Interventionen heutzutage kaum mehr kritisch hinterfragt wird. In den Industrieländern ist der Staat vor
allem für die Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen verantwortlich und wird
zur Beseitigung von Marktunzulänglichkeiten sowie zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
der touristischen Standorte verlangt. Die Fokussierung der staatlichen Tourismuspolitik auf
den Strukturwandel und die privilegierte Förderung der KMU wird wegen der möglichen
Strukturverzehrung in den neuen Forschungsansätzen zunehmend in Frage gestellt. In den
zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern wurden die tourismuspolitischen Aufgaben
meistens vollständig vom Staat übernommen und für die privatwirtschaftlichen Aktivitäten
blieb kein Raum. Die Tourismuspolitik wurde als reine Strukturpolitik praktiziert und in die
zentrale staatliche Planung eingebettet. Erst während der Transformation zog sich der Staat
zurück und überliess das Funktionieren der Tourismuswirtschaft den Privaten. Das anfänglich
pragmatische Vorgehen bewährte sich aber nur in der Zeit des touristischen Booms; später erkannte man die Vorteile einer konzeptionell ausgestalteten Tourismuspolitik.
Bei der Zielfestlegung sollte vor allem darauf geachtet werden, dass die touristischen Vorhaben auf die Verwirklichung übergeordneter Werte ausgerichtet sind (ganzheitliche Tourismuspolitik) und dass in ihren Überlegungen immer der Mensch im Vordergrund steht
78
(menschliche Tourismuspolitik). Soll die Wirksamkeit der Tourismuspolitik nicht in Frage
gestellt werden, müssen ihre Ziele gleichzeitig realisierbar, konsistent und mit den Vorhaben
von anderen Politikbereichen kompatibel sein. Obwohl nach den heutigen Wertvorstellungen
die ökologischen Zielsetzungen einen gewissen Vorrang geniessen sollten, wird ihnen in der
Praxis selten die Priorität eingeräumt und auch die Berücksichtigung der Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung lässt noch zu wünschen übrig. In den marktwirtschaftlich orientierten
und sich transformierenden Ländern dominieren die wirtschaftlichen Zielsetzungen, in den
Zentralplanwirtschaften spielten die ideologischen Ziele eine wichtigere Rolle. Zur Erreichung der Ziele stehen den zuständigen Organen verschiedene direkte und indirekte Instrumente zur Verfügung. Sie kommen in unterschiedlicher Weise zum Einsatz – ihr Gebrauch
kann ausgeschlossen, eingeschränkt oder gefördert werden. In den Zentralplanwirtschaften
kamen beispielsweise nur planmässige und gesetzlich festgelegte Instrumente zum Zug. In
den Industrieländern werden dagegen oft nur die notwendigen Rahmenbedingungen für das
Funktionieren der Tourismuswirtschaft geschaffen und in die Handlungsfreiheit von Privaten
nicht stark eingegriffen.
Als Folge der sich fortsetzenden Stagnation der Tourismuswirtschaft in den entwickelten
Ländern wird nach neuen, wirksamen tourismuspolitischen Strategien gesucht. Viel Hoffnung
wird in das Destinationsmanagement gesetzt. Das prozess- und kundenorientierte Konzept basiert auf der Entwicklung von destinationseigenen Kernkompetenzen, die zur Schaffung von
dauerhaften Wettbewerbsvorteilen auf dem Tourismusmarkt führen sollen. Die Frage, ob es
sich wirklich um ein taugliches Konzept zur Förderung der touristischen Nachfrage handelt,
ist zurzeit noch schwierig zu beantworten. Ebenfalls offen bleibt die Frage nach seiner Übertragbarkeit auf die Tourismuspolitik der Transformationsländer, die nach dem anfänglichen
touristischen Boom nun auch die Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Tourismusbranche fördern müssen. Die Verfolgung einer erfolgreichen Destinationspolitik ist aber zweifellos eine schwierige und komplexe Aufgabe, welche die tourismuspolitischen Träger vor
neue Herausforderungen stellt.
TEIL II:
TSCHECHISCHE TOURISMUSBRANCHE IN
TRANSFORMATION
81
5 Grundwissen über die Tschechische Republik
5.1
Überblick
„I have oft promised you, a land not offered to anyone before, a land of game and fowl, overflowing with the
sweetness of honey and milk, and being of a pleasant clime.”
Praotec Čech
Tschechien ist ein relativ kleines Land im Herzen Europas. Offizieller Name des Staates ist
die Tschechische Republik. Das vor allem in Deutschland häufig gebrauchte Wort Tschechei
wird nur sehr ungern gehört, da es aus der Zeit des Protektorates Böhmen und Mähren
stammt. Als Alternative dazu hat sich in letzter Zeit Tschechien als zweite korrekte Bezeichnung des Staates durchgesetzt. Um einen Hintergrund für die Eingliederung der touristischen
Geschehnisse in verschiedene Epochen vor und während der Transformation liefern zu können, ist ein kurzer Blick in Tschechiens Entstehungsgeschichte, die Landesaufteilung und die
geographischen, demographischen, politischen sowie wirtschaftlichen Verhältnisse notwendig.
Die Schilderung der grossen Ereignisse – wie Entstehung des Landes (1918), Subordination
unter der kommunistischen Herrschaft (1948), Reformbemühungen während des Prager Frühlings (1968), Samtene Revolution (1989), Transformation (seit 1990), Spaltung der Tschechoslowakei (1993) und Beitrittsgesuch zur EU (1996) – schafft einen geeigneten Rahmen zum
Aufzeigen der Zusammenhänge zwischen der allgemeinen und der touristischen Entwicklung.
Besondere Aufmerksamkeit wird den Veränderungen in der tschechischen Wirtschaft gewidmet. Zwischen der Tourismusbranche und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, wie bereits
in den Kapiteln 3.4 und 4.8.1 festgehalten, bestehen viele Vernetzungen und ausserdem wird
die Analyse der Tourismusbranche vor allem aus der ökonomischen Perspektive durchgeführt. Die Erklärung der herrschenden politischen Verhältnisse ist für die Untersuchung der
tschechischen Tourismuspolitik von grundlegender Bedeutung. Die Schilderung der geographischen Verhältnisse und der vorhandenen touristischen Infrastruktur schafft einen Hintergrund für eine Aufteilung des Staatsgebietes in verschiedene Tourismuszonen. Die neue Aufteilung des Landes in vierzehn Bezirke, acht NUTS II und vierzehn touristische Regionen beeinflusst die Tourismusentwicklung ebenfalls, da dadurch Kompetenzaufteilung und räumliche Koordination von touristischen Aktivitäten betroffen sind. Zuletzt bilden auch die demographischen Kenntnisse eine wichtige Entscheidungsgrundlage der Tourismuspolitik.
5.2
Geographische Verhältnisse und Verkehrsinfrastruktur
Die Tschechische Republik liegt im Mittelpunkt Europas und erstreckt sich zwischen 48° 33’
und 51° 03’ nördlicher Breite sowie 12° 05’ und 18° 51’ östlicher Länge über eine Gesamtfläche von 78’866 km². Flächenmässig liegt sie verglichen mit den europäischen Ländern an der
21. Stelle. Die maximale Ausdehnung des Landes von Westen nach Osten beträgt 493 km,
von Norden nach Süden 278 km. Gemeinsame Grenzen, deren Länge 2’290.2 km beträgt, verlaufen im Norden mit Polen, im Norden und im Westen mit der Bundesrepublik Deutschland,
im Süden mit Österreich und im Osten mit der Slowakischen Republik. Die grössten Städte
82
sind die Hauptstadt Prag (Praha) mit 1.2 Mio. Einwohner, Brünn (Brno) mit 382’000 Einwohner und Ostrau (Ostrava) mit 320’000 Einwohner.233
Die geographische Positionierung eines Landes und seine Erreichbarkeit mit verschiedenen
Transportmitteln spielen in den Entscheidungen der Tourismusteilnehmer, trotz erheblicher
Senkung der Transportkosten und Verkürzung der Reisezeiten, eine wichtige Rolle. Die Lage
der Tschechischen Republik mitten in Europa an einer der wichtigsten Verkehrsachsen nach
Osten (Tor zu Osteuropa) schafft aus geographischer Sicht für den Tourismus sehr gute Voraussetzungen. Der einzige Nachteil besteht darin, dass Tschechien über keinen Meeranschluss
verfügt und deshalb eher kurzfristigere Aufenthalte dominieren. Was die Verkehrsinfrastruktur anbelangt, sind zwar genügend Kapazität und Dichte vorhanden, aber es fehlt das entsprechende Qualitätsniveau. Somit genügt die bestehende Verkehrsinfrastruktur den gegenwärtigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen nicht.234
•
In Tschechien stehen derzeit 486 km Autobahnen, 353 km Schnellstrassen und
54’566 km andere Strassen zur Verfügung. Im Vergleich zu den Industrieländern ist
besonders der Stand des Autobahnnetzes unbefriedigend. Die Autobahnen sind nicht
zusammenhängend, was zu einer Überlastung der anderen Strassentypen führt. So ist
beispielsweise die Hauptverkehrsstrecke E 50 Waidhaus/Rozvadov-Pilsen-Prag stark
durch den Lastwagenverkehr belastet. Im Zeitraum von 1990 bis 1997 hat sich der
Verkehr auf den Strassen verdreifacht und die Zahl der Personenwagen ist etwa um
50% angestiegen. Bis zum Jahr 2005 ist eine Erweiterung des Autobahnnetzes um
574 km geplant. Insgesamt soll in Zukunft eine Länge des Autobahn- und Schnellstrassennetzes von 2’100 km erreicht werden.
•
Das Eisenbahnnetz umfasst 9’430 km, wovon rund ein Drittel elektrifiziert ist. Dem
Schienenverkehr kommt eine grössere Bedeutung zu als in den westlichen Ländern.
Allerdings wurde das Bahnnetz in den letzten Jahrzehnten zu wenig modernisiert,
weswegen vergleichsweise geringere Geschwindigkeiten erreicht werden können. Nur
etwa 1% des Netzes erlaubt eine Geschwindigkeit von 160 km/h, 5% eignen sich für
120 km/h und 17% für 100 km/h. Ein weiterer Ausbau sowie der Anschluss an das Euro- und Intercitynetz sind dringend erforderlich.
•
Der Flugverkehr stellt zurzeit den sich am schnellsten entwickelnden Verkehrszweig
dar. Die internationalen Flughäfen befinden sich in Prag, Brünn, Ostrau und Karlsbad.
Eine dominante Stellung hat der Flughafen Prag-Ruzyně, wo 94% aller Leistungen im
Personenverkehr erbracht werden. Nach Abschluss der ersten Ausbauphase 1997 betrug seine Jahresabfertigungskapazität 4.8 Mio. Passagiere, im Jahr 2001 waren es bereits 6.5 Mio. Personen und nach dem Ausbau des dritten Terminals sollte sich die
Kapazität im Jahr 2004 um weitere 3 Mio. erhöhen.
Die Bedeutung der einzelnen Transportarten für den grenzüberschreitenden Tourismus in den
letzten Jahren verdeutlicht folgende Tabelle. Aus dieser wird ersichtlich, dass über 90% der
ausländischen Besucher die Strasse benützten. Aus diesem Grund ist der unbefriedigende
Stand des Strassennetzes besorgniserregend. Mit der Erweiterung des Prager Flughafens in
233
234
Vgl. Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 48 ff.
Vgl. Verkehrsministerium (2000), S. 1 f. und (2000a), S. 21 ff.; Vohwinkel/Busch (1994), S. 18 ff.; Attl
(2000), S. 125 ff.
83
den nächsten Jahren erhofft man sich eine Entlastung im Strassenverkehr. Soll die Tourismusbranche in Zukunft zu einem strategischen Wirtschaftszweig des Landes werden, ist die
Entwicklung eines integrierten und wettbewerbsfähigen Verkehrssystems unabdingbar.
Ankünfte der ausländischen Besucher nach Transportart (in Mio. Personen)
Transportart/Jahr
Strasse
Schiene
Luft
Total
1993 1994 1995 1996
1997
1998
1999 2000 2001
69.2 98.3 93.9 103.3 101.9
1.8
1.9
2.8
4.6
4.5
0.8
0.9
1.3
1.5
1.5
71.7 101.1 98.1 109.4 107.9
96.5
4.9
1.5
102.8
95.3 94.3 94.1
4.1
3.8
3.8
1.4
1.8
2.1
100.8 99.9 100.0
Tabelle 3: Ankünfte der ausländischen Besucher nach Transportart (1993-2001)235
Nicht nur die geographische Lage und die Erreichbarkeit, sondern und vor allem die Naturverhältnisse spielen für die Tourismusentwicklung eines Standortes eine wichtige Rolle. Die
tschechische Landschaft ist reich an Kontrasten – obwohl die Fläche verhältnismässig klein
ist, kommen in Tschechien fast alle Landschaftstypen vor. Wälder und Berggebiete bilden einen Drittel des Staatsgebietes, während sich im restlichen Teil über 22’000 Seen und Teiche
sowie 40 Stauseen befinden. 24 Naturschutzgebiete und 4 Nationalparks erstrecken sich zusammen über ca. 10% des Gebietes. Die Flusstäler der Elbe (Labe), Moldau (Vltava) und
March (Morava) gehen in hügeliges Gebiet über, das von den Gebirgsketten Böhmerwald
(Šumava), Erzgebirge (Krušné hory), Riesengebirge (Krkonoše) und Adlergebirge (Orlické
hory) durchzogen ist. Der Böhmerwald (Šumava) im Südwesten bezaubert mit seinen Torfmooren und den durch eiszeitliche Gletscher gebildeten Seen. Im Böhmischen Paradies
(Český ráj) kann man eine grosse Anzahl interessanter Sandsteinformationen bewundern und
im Mährischen Karst (Moravský kras) befinden sich Kalksteingebiete mit vielen Höhlen, die
einen Blick in das unterirdische Reich bieten. 67% des Gebietes liegen bis 500 m ü.M., 32%
von 500 bis 1’000 m ü.M. und nur ca. 1% liegt höher als 1’000 m ü.M. Der höchste Punkt des
Landes ist die Schneekoppe (Sněžka) im Riesengebirge mit 1’602 m, der tiefste Punkt mit
115 m liegt an der tschechisch-deutschen Grenze in Hřensko.236
Die obigen Ausführungen lassen erkennen, dass die Tschechische Republik über eine grosse
Vielfalt von Landschaften verfügt, deren Nutzungspotenzial für den Tourismus sehr unterschiedlich ist. Bereits 1962 wurde das Land im Rahmen der sog. Rayonisierung in die für den
Tourismus geeigneten und ungeeigneten Gebiete aufgeteilt. Für die geeigneten Territorien
wurde eine funktionelle Bestimmung vorgenommen und nach Gebieten, die überwiegend heilenden Zwecken (Kurorte), der Winter- und Sommererholung, der Kultur, der sportlichen Betätigung, dem Aufbau von Ferienhäusern und der Jagd oder dem Fischfang dienten, unterschieden. Da diese Gliederung aber selbst in ihrer aktualisierten Form von 1981 nicht mehr
den Bedürfnissen der Tourismuswirtschaft entsprach, wird zurzeit an einer neuen Einteilung
in touristische Zonen, welche auf der Bezirksstruktur basiert,237 gearbeitet. Je nach Umfang
235
236
237
Die Zahlen für die Jahre 1993-1999 in Anlehnung an Mag Consulting (2000d), S. 48. Die Zahlen für die
Jahre 2000-2001 in Anlehnung an Tschechische Tourismuszentrale (2001a), S. 5. Die Angaben der Tourismuszentrale entsprechen jedoch nicht den ermittelten Zahlen der ausländischen Besucher. (Vgl. Tabelle 21).
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (1999), S. 9; Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 48; Mag
Consulting (2000d), S. 22.
Vgl. Kap. 5.3.1.
84
der touristischen Aktivitäten wird nach Zonen ohne Tourismuspotential und nach solchen mit
niedrigem, erhöhtem, hohem, sehr hohem und aussergewöhnlichem Potential differenziert.
Innerhalb dieser Zonen werden je nach überwiegender Tourismusart die Kurort-, Natur-,
Land-, Stadt- und Kultur-, Wintersport-, Wasser-, Religions-, Grenz- und Vergnügungszonen
sowie historische Zonen ausgegrenzt.238
Die klimatischen Verhältnisse in Tschechien werden einerseits durch den ozeanischen Einfluss und andererseits durch die Einwirkung der stabilen Hochdruckgebiete Osteuropas bestimmt. Der Januar ist mit einer durchschnittlichen Temperatur von -2°C der kälteste und der
Juli mit +20°C der wärmste Monat des Jahres. Die Dauer der Schneebedeckung beträgt in den
Tälern ca. 30-40 Tage im Jahr, in den Hochgebirgen fast 200 Tage.239 Der Zusammenhang
zwischen den klimatischen Verhältnissen und der Reiseaktivitäten ist aus der Tabelle 4 ersichtlich, welche die Zahl der ausländischen Touristen in den einzelnen Monaten zeigt – es
wird deutlich, dass die Sommermonate für die Reiseaktivitäten stark bevorzugt werden. Zu
gleichen Ergebnissen kommt auch eine Studie über das Reiseverhalten der einheimischen Bevölkerung.240
Zahl der ausländischen Touristen nach Monaten (2001)
Monat
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Anzahl (in Tsd.)
in %
239.8
275.6
367.4
487.3
525.2
508.9
633.1
641.7
509.1
428.7
277.3
309.5
4.6
5.3
7.1
9.4
10.1
9.8
12.2
12.3
9.8
8.2
5.3
5.9
Tabelle 4: Ausländische Touristen nach Monaten (2001)241
5.3
Regionale Aufteilung
Das tschechische Staatsgebiet wird nach verschiedenen Kriterien in kleinere Einheiten eingeteilt. Seit 2000 bestehen vierzehn Bezirke, die über eine eigene Rechtspersönlichkeit verfügen. Wegen dem Beitritt zur EU wurde das Territorium in acht Regionen, die NUTS II, unterteilt. Zusätzlich wurden im Jahr 1998 noch vierzehn Tourismusregionen geschaffen. Der unterschiedlich festgelegte Verlauf der Grenzen dieser Einheiten macht die Koordination von
touristischen Aktivitäten zu einer schwierigen Aufgabe.
238
239
240
241
Vgl. Pásková/Matoušková/Hájek (2001), S. I.; Mag Consulting (2000d), S. 182; Institut für Regionalentwicklung (2002), S. 19.
Vgl. Střída (1996), S. 105; Sedlmeyer (1977), S. 36.
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 59.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2001a), S. 26.
85
5.3.1
Bezirke
Im Rahmen der administrativen Aufteilung war die Tschechische Republik bis zur Jahrtausendwende in fünf böhmische und zwei mährische Verwaltungsbezirke unterteilt, die weiter
in 65 kleinere Kreise gegliedert waren. Die achte Verwaltungseinheit bildete die Hauptstadt
Prag. Die Bezirke hatten vor allem die ihnen delegierten Aufgaben zu erfüllen und verfügten
nur über wenige selbständige Kompetenzen. 1997 stimmte das Parlament einer neuen Aufteilung der bestehenden Regionen zu und seit Anfang 2000 ist das Land in vierzehn Bezirke
aufgeteilt (vgl. Abbildung 11).242 Die ersten Wahlen in die Bezirksbehörden fanden im November 2000 statt. Die regierenden Sozialdemokraten mussten eine Niederlage einstecken, da
sie in keinem einzigen Landesbezirk die Position der stärksten Partei zu erringen vermochten.
Als Gewinner gingen die Demokratische Bürgerpartei und die Viererkoalition243 hervor.
Abbildung 11: Aufteilung der Tschechischen Republik in Landesbezirke244
Die neu gebildeten Bezirke verfügen aufgrund des Gesetzes über die Bezirke über ein viel
umfangreicheres Spektrum an eigenen und übertragenen Kompetenzen als die ehemaligen
Kreise. Da die tourismuspolitischen Anliegen zu den eigenen Kompetenzen gehören, liegt die
Unterstützung und Steuerung der regionalen Tourismusentwicklung hauptsächlich in der
Hand der Bezirksbehörden.245 Die verbleibenden Aufgaben der bis zum Ende 2002 parallel
existierenden Kreisbehörden waren spätestens bis zu diesem Zeitpunkt an die Bezirksbehörden zu übertragen. Dass dieser Prozess nicht immer reibungslos verlief, illustriert das folgende Beispiel. Anfang 2001 wurden die Kreisbehörden in die staatliche Organisationsstruktur
eingegliedert, was unter anderem den Verlust ihrer rechtlichen Befugnisse, die tourismuspolitischen Aktivitäten finanziell zu unterstützen, nach sich zog. Dies führte zu einer PattSituation, da die neu entstandenen Bezirksbehörden zu diesem Zeitpunkt noch nicht imstande
waren, die Förderung des Fremdenverkehrs zu gewährleisten und die alten Kreisbehörden
aufgrund der geltenden Regelung dies nicht mehr durften. Der Vorschlag des Ministeriums
für Regionalentwicklung, eine Ausnahme zu bewilligen und die Kreisbehörden die Tourismusaktivitäten weiter finanzieren zu lassen, wurde von der Regierung abgelehnt. Ebenfalls
242
243
244
245
Vgl. Art. 1 des Gesetzes über die Schaffung von höheren Selbstverwaltungsgebieten.
Die Mitglieder der Vierkoalition sind: Christlichdemokratische Partei, Demokratische Bürgerallianz, Freiheitsunion und Demokratische Union.
Http://www.mvcr.cz/reforma/n_kraje.gif (Stand am 13.1.2001).
Vgl. Art. 14 ff. des Gesetzes über die Bezirke.
86
wurde untersagt, die Beteiligung der Kreisbehörden aufgrund der extensiven Auslegung von
Art. 12 des Gesetzes über die Unterstützung der Regionalentwicklung zu erlauben. Die
schwierige Zeit wurde schlussendlich dank der finanziellen Hilfe des Ministeriums für Regionalentwicklung und der Tourismuszentrale überbrückt.246
Zur Stabilisierung der Lage kam es erst später, nachdem in den meisten Bezirken Tourismusabteilungen gebildet wurden und die Kompetenzen der Kreisbehörden Anfang 2003 voll auf
die Bezirke übergingen. Somit wurde eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine strategisch geplante regionale Tourismusentwicklung geschaffen.
5.3.2
NUTS II
Im Zusammenhang mit dem Beitritt zur EU wurde Tschechien in acht Regionen, NUTS II,
eingeteilt, die für ihre Entwicklung eine finanzielle Vorbeitrittshilfe der EU beanspruchen
können. Dass die Grenzen von NUTS II mit denjenigen der Landesbezirke nicht übereinstimmen, ist aus der Abbildung 12 ersichtlich. Die Vornahme dieser Gliederung war aber nötig, da nach den Vorstellungen der EU eine Region eine bis zwei Millionen Einwohner haben
sollte und aus dieser Sicht waren die Bezirke zu klein.247 Für die Tourismuswirtschaft ist diese Aufteilung vor allem wegen der Mitfinanzierung der touristischen Projekte seitens der EU,
die den NUTS II unter bestimmten Voraussetzungen gewährt wird, von Bedeutung.248
Abbildung 12: NUTS II249
5.3.3
Tourismusregionen
Für die Bedürfnisse der Tourismusbranche wurde die Tschechoslowakei 1962 im Rahmen der
Rayonisierung in die für den Tourismus ungeeigneten und geeigneten Gebiete aufgeteilt. Bewertet wurden natürliche Gegebenheiten, soziokulturelle Verhältnisse, touristische Supra- und
Infrastruktur, Verkehrsverbindungen und Faktoren, welche die Tourismusentwicklung negativ
beeinflussen. Aufgrund dieser Auswertung wurden die Tourismusgebiete in vier Kategorien
246
247
248
249
Vgl. Jalůvka/Křížová in Koksová (2001), S. 32 f.; Mertlík (2001), S. 30.
Vgl. Neumann/Novotná (1999), S. 1.
Vgl. Kap. 5.8.
Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 726.
87
eingeteilt. In die erste Kategorie fielen Gegenden, die für den Incoming-Tourismus geeignet
waren. Die zweite Kategorie umfasste Gebiete, die vor allem dem Inlandstourismus gute Voraussetzungen boten. Regionen, wo sich der Tourismus nur begrenzt entfalten konnte, wurden
der dritten Kategorie zugeteilt und solche, in denen höchstens ein lokales Fremdenverkehrsaufkommen zu erwarten war, der vierten Kategorie.250 Im Jahr 1981 wurde die Rayonisierung überarbeitet und die territorialen Grenzen neu gezogen. Da aber nach der Wende auch
diese aktualisierte Gliederung den Bedürfnissen der Tourismuswirtschaft nicht mehr entsprach, wurden von der Tschechischen Tourismuszentrale künstlich vierzehn neue Tourismusregionen gebildet (vgl. Abbildung 13). Das Ziel war es, homogene touristische Einheiten,
die sich auf dem Markt eindeutig positionieren liessen, zu schaffen. Da sich diese Aufteilung
in der Praxis jedoch bereits nach einer kurzen Zeit nicht bewährte, wird gegenwärtig an einer
neuen Gliederung in touristische Zonen, die sich vor allem auf den Grenzverlauf von Bezirken stützt, gearbeitet.251
Abbildung 13: Tourismusregionen252
5.4
Bevölkerung
Ende 2000 zählte die Tschechische Republik 10.27 Mio. Einwohner und lag damit verglichen
mit den europäischen Staaten an der 12. Stelle. Die Bevölkerung besteht zu 94.4% aus Tschechen. Relativ starke Minderheiten bilden die Slowaken, Vietnamesen und Roma. Die Bevölkerungswachstumsrate fiel im Vergleich zu 1999 mit -0.01% leicht negativ aus. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte, die 131 Einwohner pro km² beträgt, ist regional sehr unterschiedlich – die höchste Dichte besteht in Prag und in Südmähren, die geringste in Südböhmen. 71% der Bevölkerung leben in den städtischen Agglomerationen und 29% auf dem Lande.253 Diese Angaben und die Kenntnis, dass die Grösse des Wohnortes die touristische Nachfrage beeinflusst und dass die Reiseintensität254 mit der Stadtgrösse normalerweise zunimmt,
liefern der Tourismuspolitik wichtige Entscheidungsgrundlagen. Im Jahr 1999 erreichte die
250
251
252
253
254
Vgl. Ježek (1999), S. 130; Hesková (1999), S. 31.
Vgl. Kap. 5.2.
Http://www.cccr-info.cz/ (Stand am 12.10.2000).
Vgl. http://www.czso.cz/cz/cisla/4/40/400901/data/anmesta.xls (Stand am 12.10.2002).
Unter Reiseintensität wird der % Anteil der Personen verstanden, welche in dem untersuchten Zeitraum
mindestens eine Reise mit vier oder mehr Übernachtungen unternahmen. (Vgl. Mag Consulting [2000d],
S. 52).
88
Reiseintensität der städtischen Bevölkerung fast 62%, bei der ländlichen Bevölkerung lag sie
dagegen nur bei 40%. In den Städten mit mehr als 100’000 Einwohner betrug sie 78% und in
der Hauptstadt Prag sogar 84%. Ausserdem stammten 80% aller Tourismusteilnehmer aus den
städtischen Agglomerationen.255
Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt bei den Frauen 77.88 Jahre, bei den Männern
71.01 Jahre.256 Die Altersstruktur der Bevölkerung ist folgende: 0-14 Jahre 17%, 15-24 Jahre
16%, 25-44 Jahre 28%, 45-54 Jahre 15%, 55-64 Jahre 10% und über 65 Jahre 14%.257 Bei der
Teilnahme an touristischen Aktivitäten wächst mit dem Alter der Anteil derjenigen, die auf
das Reisen verzichten, überproportional schnell. Besonders deutlich ist der Verzicht bei der
älteren Landesbevölkerung – begründet wird dies zumeist mit dem Mangel an Finanzmitteln
und gesundheitlichen Problemen. 1999 betrug der Anteil der Reisenden zwischen 15-24 Jahre
18%, 25-44 Jahre 41%, 45-54 Jahre 19%, 55-64 Jahre 11%, 65-74 Jahre 7% und über 75 Jahre nur 4%.258 Im Zusammenhang mit der Grösse der Haushalte wurde festgestellt, dass im
Jahr 1999 die Ein-Personen-Haushalte mit 42% die geringste Reiseintensität, die VierPersonen-Haushalte mit 66% dagegen die grösste Reiseintensität aufwiesen.259 Ausserdem
nahmen die Befragten mit höherer Ausbildung häufiger an touristischen Aktivitäten teil als
diejenigen mit niedrigerer Ausbildung.260
5.5
Entstehungsgeschichte
Die heutige Tschechische Republik war früher ein Teil der Tschechoslowakei, deren Entstehung auf das Auseinanderbrechen Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg zurückgeht. Die unabhängige Tschechoslowakische Republik wurde durch ihren ersten Präsidenten
T. G. Masaryk am 28. Oktober 1918 ins Leben gerufen. In der Zwischenkriegszeit gehörte sie
zu den am weitesten entwickelten kapitalistischen Ländern Europas. In den 20er Jahren erzielte sie sogar als einziges osteuropäisches Land ein im internationalen Vergleich beachtliches
Wirtschaftswachstum, das von der expandierenden Industrie und dem nach Westen gerichteten Aussenhandel getragen wurde. Die industrielle Entwicklung ermöglichte Investitionen
auch in andere Bereiche – in der Tourismusbranche wurde vor allem die Entwicklung des
Kur- und Heilbadewesens gefördert. Das grösste Tourismusaufkommen wurde in der Zeit der
Hochkonjunktur im Jahr 1937 verzeichnet.261
Der Zweite Weltkrieg brachte in der Tschechoslowakei entscheidende Veränderungen. Bereits im Münchner Abkommen vom Oktober 1938 hatte die junge Republik den Verlust von
rund einem Drittel des Staatsgebietes hinzunehmen. 1939 musste die Slowakei ihre Selbständigkeit aufgeben und sich unter den Schutz des Deutschen Reiches stellen. Schliesslich proklamierte Hitler im März 1939 die Errichtung des Protektorates Böhmen und Mähren. Erst
nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung durch die sowjetische Armee
255
256
257
258
259
260
261
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 53.
Vgl. http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/ez.html (Stand am 26.7.2000).
Eigene Berechnungen gestützt auf Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 99 ff.
Eigene Berechnungen gestützt auf Mag Consulting (2000d), S. 58.
Ab einem Fünf-Personen-Haushalt fängt jedoch die Reiseintensität an, überdurchschnittlich schnell zu sinken. (Vgl. Mag Consulting [2000d], S. 58).
Vgl. Mag Consulting (2002), S. 84.
Vgl. Kap. 7.2.
89
wurde die Tschechoslowakei 1945 wieder hergestellt.262 Dies erweckte in weiten Kreisen der
Bevölkerung grosse Dankbarkeit und förderte das Vertrauen gegenüber der Sowjetunion, was
sich später im Wahlsieg der Kommunisten und in der Übernahme des sowjetischen Modells
der zentralen Planung zeigte.263
Die Kommunistische Partei erhielt in den ersten Nachkriegswahlen 1946 fast 40% der Stimmen und wurde zur stärksten Partei im Parlament. Während der Regierungskrise im Februar
1948 eroberten die Kommunisten durch Zwangs- und Einschüchterungsmassnahmen die ganze Macht. Nach erneuten Wahlen, bei denen nur die Kommunistische Partei kandidierte, erhielt das Land den Status einer einheitsstaatlichen volksdemokratischen Republik. 1960 wurde die führende Rolle der Kommunistischen Partei in der Verfassung verankert und die
Tschechoslowakei zu einem sozialistischen Staat erklärt, der „auf dem festen Bündnis der Arbeiter, der Bauern und der Intelligenz, mit der Arbeiterklasse an der Spitze“ beruht.264 Die
Lage des Landes, in dem zu diesem Zeitpunkt in Wirklichkeit die erste Wirtschaftskrise eingetreten war, wurde in der Präambel mit grosser Begeisterung geschildert: „ Der Sozialismus
hat in unserem Vaterland gesiegt! ... Wir sind in eine neue Epoche unserer Geschichte eingetreten ... Unsere Volkswirtschaft entwickelt sich wie nie zuvor ... Beide Nationen, die die
Tschechoslowakische Republik geschaffen haben, die Tschechen und die Slowaken, leben in
brüderlicher Eintracht ... Die befreite Arbeit ist jetzt nicht nur Pflicht, sondern auch Ehrensache für jeden Bürger“265 Die geschilderten Geschehnisse blieben nicht ohne Auswirkungen
auf die Tourismusentwicklung. Infolge des Sieges der Kommunisten, der Übernahme des
Models der Zentralplanung und des Ausbruches des Kalten Krieges entwickelte sich der
Fremdenverkehr in der Tschechoslowakei anders als in den marktwirtschaftlich orientierten
Ländern. Gefördert wurde die Teilnahme am inländischen Fremdenverkehr. Der grenzüberschreitende Tourismus wurde stark eingeschränkt und die Reisen in den Westen verboten.266
Die Stalinisierung des Landes und die damit verbundene sich immer stärker abzeichnende
wirtschaftliche Krise führten bald zu parteiinternen Auseinandersetzungen. 1968 wurde Alexander Dubček zum Parteichef ernannt. Er gewann das Vertrauen der Bevölkerung mit seinem ehrlichen Bemühen, den politischen Rahmen zur Schaffung besserer Lebensverhältnisse
für den „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ herbeizuführen. Zu den geplanten Massnahmen gehörten die Wirtschaftsreform, die Garantie der Bürgerrechte, die Schaffung von
Minderheitsrechten und die Föderalisierung der Republik. Das Volk erwartete in enthusiastischer Reformfreudigkeit einen „Prager Frühling“. Es wurden auch die Grenzen nach Westen
geöffnet und nach Erfüllung der Visumpflicht eine Ausreise in die kapitalistischen Staaten
ermöglicht.
Die Hoffnungen auf eine bessere Zukunft wurden jedoch mit dem Einmarsch der Truppen des
Warschauer Paktes am 21. August 1968 zerstört. Die Sowjetunion verlangte die unverzügliche Rückgängigmachung der eingeleiteten Reformen, da sie entschlossen war, diese „Gefahr“
für die Einheit des Ostblocks auszuschalten. Dubček wurde seines Amtes enthoben, eine Parteisäuberung eingeleitet, die Pressezensur verschärft, die Grenzen nach Westen wieder ge262
263
264
265
266
Ausgenommen die Karpato-Ukraine, die im Juni 1945 an die Sowjetunion abgetreten wurde. (Vgl. Kaplan
[1990], S. 40 f.; Bayer [1999], S. 108).
Vgl. Teichová (1988), S. 7 und S. 71 ff.; Juchler (1994), S. 316.
Art. 1 der Verfassung Nr. 100/1960 Sb., zitiert nach Vodička (1996), S. 14.
Präambel der Verfassung Nr. 100/1960 Sb., zitiert nach Vodička (1996), S. 13 f.
Vgl. Kap. 7.2.
90
schlossen und die Reisefreiheit der Bürger eingeengt.267 Für den Tourismus bedeutete dies vor
allem die Rückkehr zu einer starken Förderung des Inlandstourismus und eine ausschliessliche Orientierung an sozialistische Länder.268 Als einzig voll erfüllte Forderung der Reform
ging die Föderalisierung der Republik in die Geschichte ein. Am 1. Januar 1969 wurden in
der ČSSR zwei autonome Einheiten gebildet: die Tschechische Sozialistische Republik (ČSR)
und die Slowakische Sozialistische Republik (SSR). Durch die Koexistenz von drei eingeständigen Staatsgebilden sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass die beiden souveränen
Nationalstaaten einen Teil ihrer Gewalt dem Bund abgetreten hätten. In der politischen Wirklichkeit wurde jedoch der Föderalismus kraft der unitären und zentralistischen Kommunistischen Partei auf eine propagandistische Leerformel reduziert und die Tschechoslowakei blieb
ihrem Wesen nach ein Einheitsstaat.269
Nach diesen Erfahrungen reagierte das Land 1988 nur zögernd auf die von Gorbatschow eingeleiteten Reformen und auf die Abkehr von der Breschnew-Doktrin. Erst der Niedergang der
kommunistischen Herrschaft in Polen und Ungarn sowie der Fall der Berliner Mauer liessen
die ČSSR ihren Nachbarn folgen. Die politische Veränderung des Landes vollzog sich in der
„Samtenen Revolution“, deren Ausgangspunkt eine Protestkundgebung der Studenten in Prag
am 17. November 1989 war. Die gewalttätige Auflösung dieser Veranstaltung führte zu einer
Welle von Protesten und Demonstrationen, aufgrund derer sich die kommunistische Regierung Ende November zum Rücktritt gezwungen sah. Im Dezember wurde die Regierung der
nationalen Verständigung gebildet, Alexander Dubček zum Parlamentspräsidenten gewählt
und Václav Havel zum Staatsoberhaupt ernannt. Der Übergang zu einer Demokratie erhielt
die volle Unterstützung der Bevölkerung.270 Ende 1989 wurden die Grenzen gegenüber den
westlichen Staaten geöffnet und die Reiseformalitäten deutlich vereinfacht. Während kurzer
Zeit kam es zu einem regelrechten Boom von gegenseitigen Tourismusströmen, denn die
Neugier nach der Besichtigung eines postkommunistischen oder eines kapitalistischen Landes
war auf beiden Seiten enorm gross.271
In den zwei darauf folgenden Jahren eskalierten die tschechisch-slowakischen Beziehungen
zu einer Krise, die erst mit der Teilung des Landes zum Jahreswechsel 1992/93 beendet werden konnte. Der Auflösungsprozess begann schon im Januar 1990 im Zusammenhang mit der
Änderung der Staatsbezeichnung272 und beschleunigte sich mit der Verwirklichung der ersten
Transformationsschritte. Als sich in Prag die Konzeption einer radikalen Reform durchgesetzt
hatte,273 sah die slowakische Führung, die sich eine gradualistische Konzeption gewünscht
hätte, in der Wirtschaftspolitik des Bundes tschechische Dominanz und Arroganz. Der slowakische Politiker Vladimír Mečiar setzte die Spaltung der Republik zum 1. Januar 1993 durch,
obwohl dies nicht dem Willen der breiten Bevölkerung entsprach. Der Verlauf der Tourismusentwicklung wurde durch diese Ereignisse nur wenig beeinflusst. Die Träger der in dieser
267
268
269
270
271
272
273
Vgl. Teichová (1988), S. 127 f.; Hollmann (1996), S. 7 f.
Vgl. Kap. 7.2.
Vgl. Vodička (1996), S. 17 ff.; Teichová (1988), S. 129.
Vgl. Müller-Eschenbach (1995), S. 50 f.; Juchler (1994), S. 325; Kahl (1994), S. 51 ff.
Vgl. Kap. 7.3.
Trennung im Landesnamen auf „Tschechische und Slowakische Föderative Republik“ (ČSFR).
Vgl. Kap. 5.7.4.
91
Zeit praktizierten pragmatischen Tourismuspolitik reagierten, ausser mit den notwendigen
Anpassungen der Organisationsstruktur, auf diese Veränderungen ebenfalls kaum.274
Jahr
Geschichte der Tschechischen Republik
Zusammenbruch der österreichischen Monarchie, Gründung der Tschechoslowakei,
T. G. Masaryk wird erster Präsident des Landes.
1918
1918
bis
1938
1938
Die Tschechoslowakei ist einer der wenigen demokratisch organisierten Staaten in
Mittel- und Osteuropa, hohes industrielles Niveau.
Münchner Abkommen führt zur Auflösung der Tschechoslowakei.
1939
bis
1945
Im März 1939 Gründung eines von Deutschland abhängigen slowakischen Staates,
Besetzung des tschechischen Territoriums durch deutsche Truppen, Reichsprotektorat
Böhmen und Mähren.
1945
bis
1948
Nach der Befreiung des Landes kurze Zeit demokratische Verhältnisse, im Februar
1948 Machtübernahme durch die Kommunisten.
1948
bis
1968
Stalinisierung von Wirtschaft und Politik, Reformversuche seit 1965 führen
schliesslich zum „Prager Frühling“.
August 1968
1969
bis
1989
Ende 1989
1990
bis
1992
01.01.1993
„Prager Frühling“ wird gewaltsam beendet, Reformkommunisten werden entmachtet.
Phase wirtschaftlicher und politischer Stagnation, vereinzelt aufkommende Reformideen werden konsequent unterdrückt.
„Samtene Revolution“ beendet kommunistische Alleinherrschaft, Bildung einer Regierung der nationalen Verständigung.
Nach den Wahlen im Juni 1990 Entwicklung zu einer funktionierenden, föderalen Demokratie, die Wahlen vom Juni 1992 führen zu Verhandlungen über die Teilung der
ČSFR.
Aus der ČSFR gehen nach der Spaltung die Tschechische Republik und die Slowakische Republik hervor.
Tabelle 5: Übersicht der Geschichte275
5.6
Politisches System
Wie aus dem vorherigen Kapitel hervorgeht, wurde die tschechische Politik bis Ende 1989
durch die Herrschaft der Kommunistischen Partei gekennzeichnet. Die Existenz von anderen
Parteien wurde zwar zugelassen, aber durch strenge Beobachtung und Verfolgung der Mitglieder wurden ihre Tätigkeiten faktisch verunmöglicht. Alle Entscheidungen der politischen
Gremien hatten sich nach den Beschlüssen des Kommunistischen Kongresses zu richten. Dies
galt auch für die Tourismusbranche, die planmässig vom Zentrum geleitet wurde. Nach der
Wende wurde der Demokratisierungsprozess der politischen Strukturen unverzüglich in Angriff genommen. Die führende Rolle der Kommunistischen Partei wurde in der Verfassung
gestrichen und der Weg zu einer pluralistischen Demokratie eingeleitet. Heutzutage stellt die
tschechische Staatsordnung ein parlamentarisches Regierungssystem mit relativ weit reichenden Befugnissen des Staatspräsidenten dar. Die Verfassung legt fest, dass alle Staatsgewalt,
die durch Organe der Legislative, Exekutive und Judikative ausgeübt wird, vom Volke ausgeht.276 Eine wichtige Rolle bei der Willensbildung spielen die zahlreichen politischen Parteien.
274
275
276
Vgl. Kap. 9.3.
In Anlehnung an Weber (1994), S. 160.
Vgl. Art. 2 ff. der Verfassung Nr. 1/1993 Sb.
92
In den folgenden Ausführungen werden die Aufgaben und Kompetenzen des tschechischen
Parlamentes, der Regierung und der politischen Parteien näher betrachtet, da diese Institutionen als öffentliche Träger der Tourismuspolitik einen beachtlichen Einfluss auf ihre Ausgestaltung haben.
5.6.1
Parlament
Das tschechische Parlament besteht aus zwei Kammern – dem Abgeordnetenhaus mit 200
Mitgliedern und dem Senat mit 81 Mitgliedern. Das Abgeordnetenhaus besitzt weiter reichende Befugnisse als der Senat. Es kann den Senat im Gesetzgebungsverfahren überstimmen
und die Regierung ist nur dem Abgeordnetenhaus Rechenschaft schuldig. Der Präsident kann
das Abgeordnetenhaus auflösen, falls es der Regierung sein Vertrauen nicht ausspricht oder
nicht mehr in der Lage ist ordnungsgemäss zu funktionieren. Kommt es zur Auflösung, so hat
der Senat die Möglichkeit, in Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden, Gesetzesmassnahmen zu erlassen.277 Allein das Parlament verfügt über die gesetzgebende Gewalt. Die Gesetzesinitiative liegt bei den Abgeordneten, den Senatoren, der Regierung und der Repräsentanz der Bezirke. Eine Volksabstimmung kennt die tschechische Verfassung nicht. Erst im
Zusammenhang mit dem Beitritt zur EU wurde 2002 ein Gesetz über eine Volksabstimmung
zu diesem Thema verabschiedet. Eine zentrale Parlamentsfunktion bildet ausser der Gesetzgebung die Regierungskontrolle. Das Parlament muss der Regierung nach ihrer Ernennung
das Vertrauen aussprechen. Wenn dies nicht geschieht, bildet der Präsident eine neue Regierung, die erneut um das Vertrauen zu ersuchen hat. In der laufenden Legislaturperiode kann
ausserdem die Abgeordnetenkammer das Kabinett durch ein Misstrauensvotum stürzen.278
Tourismuspolitische Anliegen stehen im Vergleich zu anderen Branchen eher selten auf dem
Verhandlungsprogramm des Parlaments. Mit dem Ziel, Prestige und Gewicht der Tourismusbranche zu erhöhen, wurde im September 1996 ein zehnköpfiger parlamentarischer Unterausschuss für Handel und Tourismus gegründet. Trotz diesen Bemühungen wurde aber bis jetzt
nur ein einziges auf den Fremdenverkehr zugeschnittenes Gesetz (Tourismusgesetz) verabschiedet.279 Kein Verständnis für die Bedürfnisse der Tourismusbranche zeigte das Parlament
1999, als es die vorgeschlagene Reduktion des Mehrwertsteuersatzes auf Unterkunfts- und
Verpflegungsdienstleistungen von 22% auf 5% verwarf.280
5.6.2
Regierung und Ministerien
Die Regierung besteht aus dem Ministerpräsidenten, dessen Stellvertretern und den Ministern,
welche die ihnen zugeteilten Ministerien leiten. Zu den Aufgaben des Kabinetts gehört es, die
Arbeit der einzelnen Ministerien und weiterer Zentralbehörden zu koordinieren und ihr Zusammenwirken zu sichern. Die Regierung entscheidet über die Grundfragen der Innen- sowie
Aussenpolitik und spielt eine wichtige Rolle im Prozess der Legislative. Die für ein bestimmtes Gebiet verantwortlichen Ministerien bereiten Gesetzesentwürfe vor und die Regierung hat
das Recht, sich zu allen Entwürfen zu äussern und zur Durchführung der Gesetze Verordnun277
278
279
280
Vgl. Art. 33 ff. der Verfassung Nr. 1/1993 Sb.
Vgl. Art. 54 ff. der Verfassung Nr. 1/1993 Sb.
Vgl. Kap. 9.6.1.
Vgl. Kap. 9.6.2.
93
gen zu erlassen. Sie entscheidet als Kollektiv, wobei zur Annahme eines Regierungsbeschlusses die Zustimmung der absoluten Mehrheit ihrer Mitglieder erforderlich ist. Das Kabinett,
wie auch jeder einzelne Minister, ist dem Abgeordnetenhaus Rechenschaft schuldig.281
Die Tourismuspolitik gehört seit 1996 in den Kompetenzbereich des Ministeriums für Regionalentwicklung. Zur Verbesserung der Kooperation unter den Ministerien, deren Tätigkeit den
Fremdenverkehr tangiert, wurde im Jahr 2000 eine Kommission für Zusammenarbeit gegründet. Weiter wurde der Tourismusrat gegründet, dessen Aufgabe darin besteht, die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen den staatlichen und den privaten Organisationen zu fördern. Zur Sicherstellung der Werbung im Ausland wurde 1993 die Tschechische
Tourismuszentrale gegründet.282 Obwohl die touristischen Anliegen bei der tschechischen
Regierung keine prioritäre Stellung geniessen, wurden in den letzten Jahren einige Fortschritte erzielt. Zu den wichtigsten gehören unbestritten die Ausarbeitung des Tourismusgesetzes
und des Konzeptes der staatlichen Tourismuspolitik sowie die Eingliederung des Fremdenverkehrs in den Nationalen Entwicklungsplan (RDP) und in die Strategie der Regionalentwicklung.283
5.6.3
Politische Parteien
Die tschechische Politik war während Jahrzehnten durch das kommunistische Einparteisystem
gekennzeichnet. Erst nach 1989 stieg die Zahl der politischen Parteien und ihre Möglichkeiten, auf wichtige Entscheidungen Einfluss zu nehmen, gewaltig an. Im Jahre 1998 existierten
insgesamt 53 Parteien und 28 Bewegungen. Die ersten freien Parlamentswahlen, an denen
97% der Wahlberechtigen teilnahmen, fanden 1990 statt. Das kurz nach der Wende entstandene „Bürgerforum“ gewann mit fast 50% der Stimmen.284 Im Jahre 1992 triumphierte in der
ČR mit 30% der Stimmen die aus der Demokratischen Bürgerpartei und der Christlichdemokratischen Partei gebildete liberal-konservative Koalition. Die Kommunisten konnten 14%
der Stimmen auf sich vereinigen und die Sozialdemokraten schnitten mit 7% schlechter ab,
als erwartet.285 Die Parlamentswahlen von 1996 waren die ersten Wahlen in der Geschichte
der jungen Tschechischen Republik. Die Demokratische Bürgerpartei (ODS) mit Ministerpräsident Klaus an der Spitze wurde mit 29% der Stimmen die stärkste Partei. Ihr Sieg war jedoch mit 3% Vorsprung auf die zweitklassierte Sozialdemokratische Partei (ČSSD) relativ
knapp. Die Sozialdemokraten erhielten mit 26% rund dreimal so viel Stimmen wie bei den
Wahlen von 1992. Die Kommunisten eroberten mit 10% der Stimmen den dritten Platz. Die
vorgezogenen Wahlen von 1998 gewann die Sozialdemokratische Partei (vgl. Tabelle 6).
281
282
283
284
285
Vgl. Art. 44 ff. der Verfassung Nr. 1/1993 Sb.; Vodička (1996), S. 375 ff.
Vgl. Kap. 9.3.1.
Vgl. Kap. 9.4.2.
Vgl. Fiala/Mareš/Pšeja (1998), S. 271 f.
Vgl. Vodička (1996), S. 261 ff.
94
Wahlergebnisse
Stimmen (in %)
Politische Parteien
Demokratische Bürgerpartei (ODS)
Sozialdemokratische Partei (ČSSD)
Kommunistische Partei (KSČM)
Christdemokratische Union – Volkspartei
(KDU-ČSL)
Republikanische Partei (SPR-RSČ)
Demokratische Bürgerallianz (ODA)
Freiheitsunion (US)
Zentrumskoalition (KDU-US)
1996
1998
2002
30
26
10
28
32
11
24
30
18
8
9
--
8
6
---
4
-9
--
---14
Tabelle 6: Wahlergebnisse (1996-2002)286
Die finanziell schwächeren sozialen Gruppen wie Arbeiter, Rentner und staatliche Beamte
waren nicht mehr bereit, die Politik von Klaus zu unterstützen und weitere Wohlstandseinbussen in Kauf zu nehmen. Im Sommer 1998 wurde zwischen den regierenden Sozialdemokraten
und der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei ein Oppositionsvertrag geschlossen.
Dieser besagte, dass die Sozialdemokraten als Sieger der Wahlen alleine regieren können,
obwohl sie mit 74 Mandaten im Abgeordnetenhaus weit von einer Mehrheit entfernt waren.
Die ODS garantierte, während der ganzen Legislaturperiode von Misstrauensvoten gegen die
Regierung abzusehen; im Gegenzug erhielt sie wichtige Funktionen in den staatlichen Organen. Diese Abmachung führte somit zur faktischen Unabsetzbarkeit des Kabinetts. Zur Unterstützung von Regierungsvorlagen war die Bürgerpartei jedoch nicht verpflichtet und die Regierung von Zeman war so nur sehr beschränkt handlungsfähig.287
Im ersten Moment schien es, dass in dieser unstabilen politischen Situation das Tempo der
Reformen, die Tschechien dringend weiterführen müsste, gefährlich verlangsamt werden
könnte. Die Sozialdemokratische Partei verstand es aber, insbesondere im Vorfeld der Parlamentswahlen 2002, das wirtschaftliche Wachstum zu beschleunigen und ihren Wahlsieg von
1998 zu wiederholen.288 Sie erzielte mit rund 30% fast das gleiche Ergebnis wie vor vier Jahren. Auf dem zweiten Platz landete die ODS, die gegenüber 1998 ebenfalls leicht verlor und
noch auf gut 24% kam. Im Lichte der Ambitionen der ODS auf einen Wahlsieg stellte das Resultat aber eine Enttäuschung dar. Noch schlechter als die Bürgerlichen schnitt die Zentrumskoalition ab. Diese Formation brandmarkte den Oppositionsvertrag als Betrug an den Wählern
und versprach Transparenz in die Politik zurückzubringen. Noch im Jahre 2001 schien sie einem sicheren Wahlsieg entgegenzusteuern und nun musste sie sich mit nur 14% der Stimmen
begnügen. Die Kommunisten konnten dagegen ihren Stimmenanteil gegenüber 1998 von 11%
auf 18% steigern und den dritten Platz belegen (vgl. Tabelle 6). Von den anderen Parteien
286
287
288
In Anlehnung an Fiala/Mareš/Pšeja (1998), S. 285 ff.; Hermann (2002a), S. 1.
Vgl. Hermann (1999a), S. 5, (1999b) S. 3; (1999c), S. 5 und (1999e), S. 1.
Vgl. Kap. 5.7.4.
95
wurde dieser Erfolg auf eine geringe Wahlbeteiligung von 58% und auf eine disziplinierte
Stammwählerschaft der KSČM zurückgeführt.289
Die touristischen Anliegen haben bei den Wählern in Tschechien keinen grossen Stellenwert
und stehen deshalb auf der Agenda der politischen Parteien oft im Hintergrund. Die Sozialdemokraten setzten sich aber im Vergleich zu ihrem Vorgänger für die Bedürfnisse der Tourismusbranche deutlich stärker ein. Kurz nach dem Wahlsieg im Jahre 1998 sprachen sie sich
für eine Abkehr von der pragmatischen hin zur konzeptionellen Tourismuspolitik aus und erklärten sich in ihrem Programm bereit, einen gesetzlichen Rahmen für die Tourismusbranche
zu schaffen sowie strategische Konzepte für die Tourismusentwicklung auszuarbeiten.290
5.7
Wirtschaftliche Entwicklung
Die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ist durch das Zusammenwirken von vielen Faktoren bestimmt. Der Fremdenverkehr nimmt an der wirtschaftlichen Entwicklung ebenfalls
Teil. In den Ländern und Orten mit touristischer Monostruktur ist das touristische Wachstum
für das Funktionieren der restlichen Wirtschaftsbereiche sogar von entscheidender Bedeutung.
Umgekehrt wird aber die Tourismusbranche auch durch die wirtschaftlichen Lebenszyklen
beachtlich beeinflusst, wie bereits im Kapitel 4.8.1 aufgezeigt wurde. Wie sich die Wirtschaft
in Tschechien vor und nach dem Systemwechsel entwickelte und wie sich diese Veränderungen auf die Tourismusbranche auswirkten, wird in den folgenden Kapiteln skizziert.
5.7.1
Einführung der Planwirtschaft und Industrialisierung
Mit der Verabschiedung des ersten Zweijahresplanes nach den Wahlen von 1946 beschritt die
Tschechoslowakei nach der Sowjetunion als zweites Land den Weg der Planwirtschaft. Sie
war damit die erste hoch industrialisierte Volkswirtschaft in der Geschichte überhaupt, die eine zentrale Wirtschaftslenkung unter Berücksichtigung von Marktbedingungen in einem demokratischen politischen System einführte.291 Das Jahr 1948 bedeutete aber infolge der kommunistischen Machtübernahme einen Bruch in der bestehenden Planungskonzeption. Die
kommunistische Regierung übernahm das sowjetische Wirtschaftsmodell ungeachtet der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen vollständig und bezeichnete jedes Abweichen davon
als unerwünscht. Der Marktmechanismus wurde im Laufe des ersten Fünfjahresplanes völlig
ausgeschaltet und durch eine zentrale Planung ersetzt. Mit verschiedenen Gesetzen wurde der
Weg zur endgültigen Verstaatlichung sämtlicher Produktionsmittel geschaffen, was dazu
führte, dass der private Unternehmenssektor im Laufe der 50er Jahre fast verschwand. Da die
Existenz von vielen Unternehmen die sozialistische Planung enorm überfordert hätte, wurde
das Entstehen grosser wirtschaftlicher Einheiten (VHJ) so stark gefördert, dass in zahlreichen
Wirtschaftszweigen eine Monostruktur der Grossbetriebe entstanden war.292
289
290
291
292
Vgl. Hermann (2002), S. 3 und (2002a), S. 1.
Vgl. Kap. 9.2.2.
Vgl. Tänzler (1999), S. 8.
Vgl. Müller-Eschenbach (1995), S. 16; Altmann (1977), S. 155 f.; Hanke (1999), S. 110 f.
96
Die entscheidenden Kennziffern für die Wirtschaftsentwicklung wurden vom Zentralkomitee
der Kommunistischen Partei in Fünfjahresplänen vorgegeben. Diese wurden dann vom staatlichen Planungsamt an die einzelnen Ministerien weitergegeben. Sodann kamen die Unternehmensvereinigungen, und am Schluss der Hierarchie erhielten die Betriebe für sie verbindliche Kennziffern über die Input- und Outputzahlen. Die Entscheidungsautonomie der einzelnen Betriebe wurde mit diesem System beseitigt.293 Dies galt auch für die Tourismusbranche,
die vom Zentrum planmässig geleitet wurde. Das grundlegende Konzept der Tourismusentwicklung, das einen Teil des übergeordneten langfristigen Planes bildete, wurde in Fünfjahresplänen konkretisiert. Einen Tourismusmarkt im eigentlichen Sinne gab es nicht, da sich die
Entscheidungen nicht an bestehenden Bedürfnissen orientierten, sondern an den übergeordneten Plänen.294
Wirtschaftspolitisch wurde die Strategie der extensiven Industrialisierung mit der einseitigen
Förderung der Schwerindustrie verfolgt. Der tertiäre Sektor, zu dem auch der Tourismus gehört, blieb planmässig zurück und Dienstleistungen wurden nur dort ausgebaut, wo sie der
Schwerindustrie nutzten. Mit der Verlegung der Aussenhandelsströme von Westen nach Osten wurde die Tschechoslowakei zur „Schmiede Osteuropas“ mit der Aufgabe, die sozialistischen Länder mit schweren Maschinen zu beliefern.295 Die Industrialisierung hinterliess in der
Tourismusbranche ihre Spuren. Der Mangel an Arbeitskräften, die fehlende touristische Infraund Suprastruktur und die sich daraus ergebende mangelhafte Qualität von Dienstleistungen
waren die Folgen davon. Die Zielsetzung, mittels Industrialisierung um jeden Preis hohe Zuwachsraten zu erwirtschaften, hatte auch sonst für das Land schwere Einbussen zur Folge.
Das Grundproblem der niedrigen wirtschaftlichen Effizienz lag darin, dass es zwischen der
Planungszentrale und den einzelnen Betrieben permanent Interessensgegensätze gab, die man
nicht überwinden konnte. Die Planungszentrale war bei der Erstellung der Pläne auf Informationen von ihr untergeordneten Stellen angewiesen, deren Richtigkeit sie nicht überprüfen
konnte. Bei der Lieferung richtiger Daten hätten die Unternehmen höhere Planaufgaben erhalten, wobei durch die Weitergabe von falschen Daten niedrigere Planauflagen und Aussicht auf
Prämien bei der Erfüllung dieses Planes die Folgen waren. Der verschwenderische Umgang
mit Ressourcen wurde auf diese Art eigentlich belohnt und das Innovationsstreben sowie die
technologische Entwicklung wurden nicht gefördert.296
Trotz der negativen Entwicklung war Kritik an dem übernommenen Wirtschaftssystem im
Grunde nicht möglich, da diese wegen der engen Verknüpfung des wirtschaftlichen mit dem
politischen System einem Angriff gegen den Sozialismus gleichgesetzt wurde. Erst während
der Wirtschaftskrise Anfang der 60er Jahre wurde eine Diskussion über alternative Plankonzepte ermöglicht.
293
294
295
296
Vgl. Schmucker (1995), S. 7.
Vgl. Kap. 8.2.
Vgl. Kosta (1988), S. 136; Teichová (1988), S. 115.
Vgl. Bolz (1990), S. 13; Pesendorfer (1998), S. 46 f.
97
5.7.2
Reformversuche (1968)
In den 60er Jahren erkannte man den Bedarf einer fundamentalen Veränderung der sozialistischen Wirtschaft. Die Kommunistische Partei hatte jedoch trotz Einsicht in die Notwendigkeit
von Wirtschaftsreformen stets versucht, ein Reformmodell zu verwirklichen, das die gegebenen parteilichen und politischen Machtstrukturen möglichst wenig beeinträchtigte. So begrüsste der Regierungschef Novotný aufgrund der wirtschaftlichen Situation grundsätzlich eine Reform, gleichzeitig lehnte er aber sowohl eine Synthese von Plan und Markt als auch einen repräsentativ-demokratischen Pluralismus ab.297
Als im Januar 1968 Novotný durch Dubček abgelöst wurde, bekannten sich alle politischen
Kräfte und Gruppierungen einschliesslich der Kommunistischen Partei zur Wirtschaftsreform,
deren Ziel die Einführung der „regulierten Marktwirtschaft“ beinhaltete. Der neue Regierungschef schaffte es, dass die Veränderungen auch von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wurden. Das Reformprogramm ging unter der Bezeichnung „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ in die Geschichte ein.298 Die regulierte Marktwirtschaft oder
der sog. „Dritte Weg“ zeichnete sich besonders durch Dezentralisierungsbestrebungen und eine Konsumorientierung der Wachstumspolitik aus. Die Staatspläne sollten nur als Informationen für die Betriebe dienen, während Arbeiterräte eine neue Form der Mitbestimmung und
Kontrolle in den Unternehmen ausübten. Es war wichtig, den Betrieben zu gestatten, auf
Marktsignale reagieren zu können. Unter den Unternehmen sollte ein Wettbewerb entstehen,
und etwa 30% aller Einzelhandelspreise sollten in die Kategorie der freien Preise fallen.299
Obwohl die Veränderungen insbesondere die Industriebranche betrafen, waren ebenfalls in
der Tourismusbranche gewisse Lockerungen geplant. Den Unternehmen sollte ermöglicht
werden, auf Veränderungen der touristischen Nachfrage zu reagieren und auf die Bedürfnisse
der Tourismusteilnehmer eingehen zu können. Zur Realisierung dieser Vorhaben sollte auch
die Vereinfachung der Aus- und Einreiseformalitäten beitragen.
Im krassen Gegensatz zu der Reformfreudigkeit und Begeisterung in der Tschechoslowakei
standen jedoch die Meinungen der übrigen sozialistischen Länder und besonders die der Sowjetunion. Die Kommunisten fühlten sich durch die Entwicklung in der ČSSR bedroht und
fürchteten Machteinbussen. So auch z.B. der ehemalige Erste Sekretär der Sozialistischen
Einheitspartei (SED) der DDR, Ulbricht: „Geht die Entwicklung in der Tschechoslowakei so
weiter, dann sind wir alle bald selbst gefährdet, wenn nicht weggefegt.“300 Der Einmarsch von
400’000 Soldaten der Truppen des Warschauer Paktes in der Nacht vom 20. zum 21. August
1968 machte die immer lauter werdenden Drohungen der anderen sozialistischen Länder
wahr. Jegliche Demokratisierungsprozesse wurden gestoppt und rückgängig gemacht. Die
Grenzen nach Westen wurden wieder geschlossen und die Aus- und Einreiseformalitäten
stark verschärft.
297
298
299
300
Vgl. Tamm (1993), S. 18.
Die Ausarbeitung des Konzeptes der Wirtschaftsreform wurde dem Direktor des ökonomischen Institutes
der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften Ota Šik anvertraut. In den Jahren 1970-1989 war
Šik als Professor an der Hochschule St. Gallen tätig.
Vgl. Teichová (1988), S. 127 f.; Němcová/Žák (1997), S. 215; Tamm (1993), S. 18 ff.; Osers (1990), S. 110;
Juchler (1994), S. 318.
Ubricht in Dobias (1986), S. 190, zitiert nach Tamm (1993), S. 23.
98
5.7.3
Rückkehr zur Planwirtschaft (1969-1989)
Durch die Besetzung des Landes wurden die Reformbemühungen abrupt beendet. Schon Ende
März 1969 wurden Alexander Dubček und Ota Šik ihres Amtes enthoben und Gustav Husák
zum ersten Parteisekretär und später zum Staatspräsidenten ernannt. Im Mai wurden die
Neuwahlen von Betriebsräten verboten und kurze Zeit später die Auflösung der bereits existierenden Räte angeordnet. Es wurden wieder Preiskontrollen eingeführt und in der zweiten
Hälfte 1969 mit der schrittweisen Rückkehr zum administrativ-direktiven Lenkungssystem
mit imperativer Planung begonnen. Diese Veränderungen machten auch vor der Tourismusbranche nicht Halt. Die Bevölkerung war passiv und desillusioniert. Das Wort Reform wurde
ersatzlos aus den Wörterbüchern gestrichen und alle Gedanken über ein radikales Reformprogramm für die nächsten achtzehn Jahre tabuisiert.301
Die Rückkehr zum alten Planungskonzept mit Bevorzugung der Schwerindustrie führte in den
folgenden Jahren zu zunehmenden Schwierigkeiten in der Wirtschaft. Diese wurden durch die
internationale Ölkrise 1974 und durch die Verschlechterung der Terms of Trades noch verstärkt. Im Jahre 1981 musste die Regierung zum ersten Mal seit 1963 ein negatives Wirtschaftswachstum eingestehen.302 Die ständigen Versorgungsengpässe, das Schlangestehen vor
den Geschäften mit leeren Regalen, das Absinken der Qualität, das Horten von Gütern, die
Korruption und die Existenz von Schwarzmärkten waren charakteristisch für all diese Jahre.
Dies beeinflusste auch die Tourismusentwicklung. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre
wurden vermehrt Einkaufsreisen in die sozialistischen Nachbarländer unternommen, um sich
dort die fehlenden Artikel zu besorgen. Das Missverhältnis zwischen den finanziellen Mitteln
und dem Güterangebot zeigte sich zudem in der unterdrückten Inflation. Gründe für diese
schwere Wirtschaftskrise waren vor allem folgende: Vergeudung knapper Ressourcen, lange
Modernisierungszyklen, geringe Angebotsflexibilität, Verzicht auf marktmässig ermittelte
Preise, Löhne und Zinsen, Produktion ohne Bedarfsorientierung, Vernachlässigung der Infrastruktur, Zerstörung der Umwelt, Beschränkung der Eigeninitiative, Subventionierung der hohen Produktionskosten und eingeschränkte Leistungsfähigkeit der zentralen Wirtschaftsplanung.303
Angesichts dieser fundamentalen Probleme wäre eine radikale Wirtschaftsreform notwendig
gewesen. Das zentrale Planungskomitee der Kommunistischen Partei sah sich aber erst im
Dezember 1987 gezwungen, ein neues Reformkonzept, das vermehrt Marktkräfte spielen lassen sollte, auszuarbeiten. Angestrebt wurde die Zerschlagung von Grossunternehmen in kleinere Einheiten, um die Autonomie der einzelnen Betriebe zu fördern. Die mittlere Planungshierarchie hätte ausgeschaltet werden sollen. Gleichzeitig wurde vermehrt eine leistungsorientierte Honorierung, die sich an der Befriedigung der Nachfrage ausrichtete, angestrebt.304 Im
Rahmen der geplanten Reform wurde auch eine Verbesserung und Vertiefung der Tourismusplanung in Angriff genommen. Um die ausländischen Investoren anzulocken, wurde das Joint
Venture Gesetz verabschiedet. Die ganzen Massnahmen hätten auf den 1. Januar 1990 eingeführt werden sollen; dazu kam es jedoch wegen den politischen Ereignissen von 1989 nicht
mehr.
301
302
303
304
Vgl. Teichová (1988), S. 129 f.; Tamm (1993), S. 24; Bayer (1999), S. 117.
Vgl. Müller-Eschenbach (1995), S. 24; Teichová (1988), S. 131.
Vgl. Pesendorfer (1998), S. 46; Tamm (1993), S. 26 f.
Vgl. Hollmann (1996), S. 9 f.; Frensch (1989), S. 270 ff.
99
5.7.4
Wirtschaftliche Transformation
Nach dem Zusammenbruch des alten politischen Systems im Jahr 1989 trat die wirtschaftlich
zurückgebliebene Tschechoslowakei, deren BIP pro Kopf im Jahr 1948 mit Österreich vergleichbar war und im Jahr 1990 nur noch etwa 1/5 von diesem betrug,305 in eine Periode politischer und wirtschaftlicher Instabilität ein.
5.7.4.1
Rezession (1990-1992)
Die ersten zwei Jahre nach der Wende waren durch eine Rezession gekennzeichnet. Das Bruttoinlandprodukt sank kumulativ um 15%.306 Die Tourismuswirtschaft blieb von dieser negativen Entwicklung als eine der wenigen Branchen nicht nur verschont, sondern erlebte sogar
einen grossen Aufschwung und half die rezessive Transformationsphase der tschechischen
Wirtschaft zu überbrücken. Dies wird nicht nur durch eine relative Konjunkturstabilität des
Fremdenverkehrs erklärt,307 sondern vor allem durch die ausserökonomischen Wachstumsimpulse, welche die neue politische Situation dem Tourismus verlieh. Nach zwanzig Jahren
wurden die Grenzen zum Westen geöffnet und die neu erlangte Freiheit löste unter der Bevölkerung eine regelrechte Euphorie aus. Auch umgekehrt war das Interesse der westlichen Bürger am Besuch eines postkommunistischen Landes gross.308
Um eine tiefere und andauernde Rezession der Wirtschaft zu verhindern, wurde unmittelbar
nach der Wende nach geeigneten marktwirtschaftlich orientierten Transformationstheorien
gesucht, wobei zwei Fragen im Vordergrund standen: Zum einen ging es um die richtige Reihenfolge der Reformschritte und zum anderen stand ihre angemessene Geschwindigkeit zur
Debatte. Die Beantwortung dieser Fragen erwies sich aber als eine schwierige Aufgabe, da die
Wissenschaft aufgrund der Inexistenz einer allgemeinen Transformationstheorie der Wirtschaftspolitik keine konkreten Handlungsanweisungen geben konnte. Trotz dieser Schwierigkeiten beschloss die Regierung im August 1990 das Szenarium der Wirtschaftsreform und
stellte ein geschlossenes Konzept des Übergangs zur Marktwirtschaft vor. Das Ziel war es,
die Marktwirtschaft in möglichst kurzer Zeit einzuführen, um durch hohes wirtschaftliches
Wachstum das Wohlstandsniveau der westlichen Länder rasch zu erreichen. Von Regierungschef Klaus wurde eine „Marktwirtschaft ohne Adjektive“ angestrebt und ein radikaler Übergang eingeleitet.309 In der Slowakei zog man das gradualistische Konzept sowie einen staatlich reglementierten Markt vor, was zur Verlangsamung der ganzen Transformation und letztendlich auch zur Spaltung der Tschechoslowakei führte. Nach der Trennung des Landes wurde das Reformprogramm in seiner Ausgestaltung als Schocktherapie nur in der ČR durchgeführt.
305
306
307
308
309
Vgl. Dyba/Švejar (1997), S. 27 f.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999a), S. 14.
Vgl. Kap. 4.8.1.
Vgl. Kap. 7.3.1.
Das Konzept des dritten Weges von Šik aus den 60er Jahren wurde strikte abgelehnt. (Vgl. Pesendorfer
[1998], S. 98).
100
5.7.4.2
Reformprogramm
Den Kern des Reformprogramms, das sich am Konzept einer neoliberalen Wirtschafspolitik
orientierte, bildeten drei ordnungspolitische Elemente: Liberalisierung, Privatisierung und eine restriktive Geld- und Fiskalpolitik (vgl. Tabelle 7).
Tschechisches Reformprogramm
Privatisierung
Liberalisierung
Restriktive Fiskal- und Geldpolitik
Konsequente Privatisierung der
grossen Staatsbetriebe
Freigabe der Preise von Gütern
und Dienstleistungen
Umfassende Reform des Systems der
Staatseinnahmen und -ausgaben
Förderung privater Kleinbetriebe
Liberalisierung des Aussenhandels
Fester Wechselkurs gegenüber einem
Währungskorb
Befriedigung von Restitutionsansprüchen
Interne Konvertibilität der Krone
Richtlinien für Minimallöhne und
Nominallohnsteigerungen
Tabelle 7: Ordnungspolitische Elemente des Reformprogramms310
a) Liberalisierung
Gleich zu Beginn der Reformen wurden im Januar 1991 die Preise für Güter und Dienstleistungen, die zusammen ca. 85% des Bruttoinlandproduktes ausmachten, freigegeben und viele
Subventionen, welche 1989 noch 16% des BIP ausmachten, gestrichen. In der Folge stiegen
die Preise um mehr als 50% an, stabilisierten sich jedoch schon nach fünf Monaten aufgrund
der restriktiven Geldpolitik. Dank der konsequenten Fortsetzung der Liberalisierungspolitik
standen Anfang 1992 nur noch ca. 6% des BIP unter staatlicher Preiskontrolle und die Subventionen sanken auf 4.6%.311 Die Liberalisierung der Preise als solche brachte aber keine
unmittelbare Verbesserung der Wirtschaftslage mit sich. Sie bereinigte jedoch die Verzerrungen in den Preisrelationen und schuf damit eine der wichtigen Voraussetzungen für einen
funktionierenden Wettbewerb sowie eine Basis für rationelle Entscheidungen der Wirtschaft.
Für den Tourismus bedeutete dies, dass die Preise nach mehreren Jahrzehnten nicht durch den
Staat, sondern durch die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Tourismusmarkt
bestimmt wurden. In den ersten Jahren nach der Wende herrschte in der Tourismusbranche
ein Verkäufermarkt, da die Nachfrage das Angebot mehrfach überstieg und dementsprechend
lagen die verlangten Preise über dem Gleichgewichtspunkt.
Neben der Preisfreigabe sorgte man für eine weitgehende Liberalisierung der Aussenwirtschaft. Das nach sowjetischem Muster konzipierte Aussenwirtschaftssystem, geprägt durch
eine starke Integration in den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und die Abschottung gegenüber dem Westen, war nicht mehr lebensfähig. Das Konzept der Umgestaltung der
Aussenwirtschaft sah neben einer radikalen Abwertung der Krone eine möglichst rasche Einführung der inneren Konvertibilität sowie eine volle Liberalisierung des Aussenhandels vor.
Die innere Konvertibilität wurde mit dem Inkrafttreten des Devisengesetzes im Januar 1991
eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt wurden ebenfalls die bis dahin verwendeten drei Wechsel310
311
In Anlehnung an Hollmann (1996), S. 13; Weber (1994), S. 97.
Vgl. Koromzay (1992), S. 35, zitiert nach Weber (1994), S. 97; Aslund (1992), S. 41; Bayer (1999), S. 199.
101
kursarten (der kommerzielle, der touristische und der Auktionskurs) vereinheitlicht und ein
nomineller Wechselkurs fixiert. Dies vereinfachte auch viele Transaktionen in der Tourismusbranche. Die Unternehmenssubjekte waren nicht mehr verpflichtet Einkünfte aus dem
Ausland der Bank anzubieten und es wurde ihnen ermöglicht, die Vertragsverbindlichkeiten
im Ausland in fremder Währung zu begleichen. Die Abwertung der tschechischen Währung
brachte für die ausländischen Besucher eine Verbilligung der touristischen Dienstleistungen,
was teilweise steigende Zahlen im Incoming-Tourismus zur Folge hatte. Die Auslandsreisen,
die durch die Abwertung teurer wurden, verminderten sich in der Zeit der andauernden „GoWest-Euphorie“ nicht; es wurde aber auf billigere Reiseformen ausgewichen.312
b) Privatisierung
Die Privatisierung der Staatsbetriebe bildete eine unabdingbare Voraussetzung für den Übergang zur Marktwirtschaft. Die Regierung erkannte dies sehr früh und machte die Privatisierung zum eigentlichen Kern ihres Reformprogramms und ordnete ihr höchste Priorität zu. Die
mit der Privatisierung gekoppelte Wiedereinführung des Privateigentums an Produktionsmitteln stellte nach Premierminister Klaus die prinzipielle Voraussetzung für die Schaffung einer
rational funktionierenden Wirtschaft dar. Tausende von Unternehmen sollten in wenigen Monaten bis Jahren entstaatlicht werden. Besonderen Vorrang vor der Privatisierung hatte die
Restitution. Die Regierung beschloss, dass die ehemaligen Eigentümer von Grundstücken und
Immobilien, die nach dem 25. Februar 1948 enteignet worden waren, einen Anspruch auf
Rückübertragung haben. Die der Restitution unterliegenden Objekte wurden somit aus der
Privatisierung ausgeklammert.
Im Rahmen der im Jahr 1991 durchgeführten kleinen Privatisierung wurden mittels öffentlichen Versteigerungen und im direkten Verkauf vor allem kleinere Gewerbebetriebe, Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleistungsbetriebe und Gaststätten angeboten. Im Juni 1992 waren
schon 1.5 Mio. selbständige Unternehmen registriert. Tschechien zählte im Januar 1993 ca.
0.95 Mio. Unternehmen.313 Der grossen Privatisierung unterlagen vor allem grössere staatliche Unternehmen und Organisationen ohne Erwerbscharakter. Von den verschiedenen Privatisierungsmethoden rückte die Couponprivatisierung in den Vordergrund: Jeder erwachsene
Bürger erhielt die Möglichkeit, 1’000 Kronen zu investieren und dafür ein Couponbuch mit
tausend Punkten zu erhalten. Diese durften in verschiedene Investitionsfonds oder einzelne
Unternehmen investiert werden. In zwei Wellen der grossen Privatisierung wurden bis Ende
1994 etwa 4’000 grosse Unternehmen privatisiert und Tschechien hatte sechs Millionen Aktionäre.314 Für die Entwicklung der Tourismusbranche war vor allem die kleine Privatisierung
von Bedeutung. Da man die meisten Einrichtungen bereits am Anfang der Transformation an
Private verkaufte, wurde den Unternehmern ein guter Start ermöglicht. Die grossen Hoteleinrichtungen und Reisebüros wurden in der grossen Privatisierung entstaatlicht.315
312
313
314
315
Vgl. Kap. 7.3.1.
Vgl. Heumann (1992), S. 27; Němec (1993), S. 4.
Nicht privatisiert wurden Institutionen wie die Post, die Eisenbahn und gewisse Versorgungsunternehmen.
(Vgl. Dyba/Švejnar [1997], S. 33).
Vgl. Kap. 6.2.3.
102
c) Fiskal- und Geldpolitik
Im Bereich der Fiskalpolitik wurden zwei Hauptziele verfolgt. Zum einen sollte der Anteil der
öffentlichen Haushalte an der Wirtschaft stark reduziert werden, indem man Steuern senkte
und Subventionen kürzte. Zum anderen sollte die Volkswirtschaft nachhaltig stabilisiert werden. Sie litt deutlich unter der radikalen Liberalisierungspolitik und den aussenwirtschaftlichen Turbulenzen, die durch den Zusammenbruch des RGW und der sich abzeichnenden
weltweiten Rezession verursacht wurden. Durch eine disziplinierte Finanzpolitik verfolgte die
Regierung das Ziel, den Nachfrageüberhang unter Kontrolle zu halten und damit eine Inflation zu verhindern. Schon 1991 senkte man daher den Anteil der Staatsausgaben am BIP um
ca. 11%, strich viele Subventionen und nahm gewisse Einschnitte ins Sozialnetz vor.316
Die Massnahmen der Fiskalpolitik wurden zusätzlich durch eine restriktive Geldpolitik unterstützt. Ziel der Geldpolitik war in erster Linie, Wechselkurse und Preise möglichst stabil zu
halten. Vor allem der sprunghafte Anstieg der Verbraucherpreise nach ihrer Liberalisierung
und die Abwertung der Krone sollten so schnell unter Kontrolle gebracht werden. Man entschied sich für einen durch einen Währungskorb der wichtigsten Aussenhandelspartner fixierten Wechselkurs, um so das Preisniveau durch direkte Stabilisierung der Importpreise zu beeinflussen. Gleichzeitig erreichte man damit eine Verringerung der Preissetzungsspielräume
für den Exportsektor. Die Tourismusbranche wurde von diesen Massnahmen nicht stark betroffen, da Anfang der 90er Jahre für den Tourismus andere Gründe als die Preise der angebotenen Dienstleistungen ausschlaggebend waren.317
Um die Kreditvergabe der Banken zu beschränken, wurden den einzelnen Institutionen
Höchstgrenzen vorgegeben und eine Hochzinspolitik betrieben. Unter diesen Massnahmen litten jedoch weniger die staatlichen Grossunternehmen als vielmehr die kleinen, neu gegründeten Unternehmen. Die Entwicklung der Tourismuswirtschaft, die sich überwiegend aus KMU
zusammensetzt, wurde durch die hohen Zinssätze beeinträchtigt. Dies widerspiegelte sich vor
allem in den ungenügenden Investitionen in die Infra- und Suprastruktur, in mangelnden Innovationen sowie in fehlenden Verbesserungen der Tourismusprodukte.318
5.7.4.3
Konjunktur (1993-1995)
Nach der anfänglichen Rezession stagnierte 1993 die tschechische Wirtschaft. Ein Jahr später
kam es zu einer wirtschaftlichen Konjunktur, die sich auch 1994 fortsetzte. 1995 erreichte das
Wachstum des Bruttoinlandproduktes 6.4%. Das schnelle Wachstum wurde vor allem durch
den Anstieg der inländischen Nachfrage, die auf den starken Verfall der Produktion reagierte,
verursacht.319 In der Tourismusbranche setzte sich der Boom weiter fort und 1996 wurden bei
den Ein- und Ausreisen sowie bei den Deviseneinnahmen und -ausgaben die höchsten Zahlen
in der Geschichte des Landes erzielt.320 Im Jahr 1995 wurde die Tschechische Republik unter
den 25 Transformationsländern als am weitaus positivsten bezüglich wirtschaftlicher und politischer Stabilität, Wirtschaftswachstum, Infrastruktur und Produktivität bewertet. Bis zum
Frühjahr 1997 war sie das einzige Land Mittelosteuropas, das von einer einschneidenden
316
317
318
319
320
Vgl. Bayer (1999), S. 151; Weber (1994), S. 99.
Vgl. Kap. 6.5.2.
Vgl. z.B. die Zahl der Unterkunftseinrichtungen nach verschieden Kategorien in der Tabelle 12.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999a), S. 14.
Vgl. Kap. 7.3.1 und 7.5.
103
Transformationskrise verschont geblieben war. Aufgrund hoher Wachstumsraten (3.9%–
1996), niedriger Arbeitslosigkeit (3.5%–1996) und einer im Vergleich zu anderen Transformationsländern relativ niedrigen Inflationsrate (8.8%–1996) wurde von einem tschechischen
Wirtschaftswunder gesprochen.321
5.7.4.4
Krise (1996-2001)
Nach Jahren der konjunkturellen Belebung erhielt das strahlende Bild einer raschen, radikalen
und zugleich populären Wirtschaftsreform grosse Risse. Die ersten Krisenzeichen machten
sich bereits im Frühling 1996 bemerkbar. Alles begann mit einer Serie von Bankkonkursen
und mehreren Börsenbetrugsfällen, was zum Rückzug vieler ausländischen Anleger führte.
Die Handels- und Zahlungsbilanzen wurden geschwächt, das Zahlungsbilanzdefizit erreichte
1996 mit 5 Mrd. USD einen neuen Rekord. Nach dem vergeblichen Versuch einer Kursstützung der Krone, die unter massiven Abwertungsdruck geraten war, kam es Ende Mai 1997 zu
einer Kursfreigabe. Statt des erwarteten Wachstums von 5% wurde 1997 nur 1% erreicht.322
Die bis zu diesem Zeitpunkt expandierende Tourismuswirtschaft fiel ebenfalls in eine Stagnation. 1997 kam es zu einem Rückgang des grenzüberschreitenden Tourismus, was folglich zu
einer deutlichen Abnahme der Deviseneinnahmen und -ausgaben führte.323
Die allgemeinen Ursachen dieser zu spät erkannten Entwicklung lagen nach Ansicht der Experten vor allem auf der mikroökonomischen Ebene – insbesondere bei der Couponprivatisierung, die sehr problematische Eigentumsstrukturen hinterliess. Das Eigentum wurde unter eine Vielzahl von Kleinaktionären zerstreut, womit die Entwicklung der Wirtschaft stark beeinträchtigt wurde. Die meisten führenden Investitionsfonds wurden vom Staat oder von anderen
Fonds kontrolliert, was einen missbrauchsanfälligen Filz schuf und zur Dominanz von
Fremdkapital beitrug. Der ungenügend regulierte Kapitalmarkt, der eher als Spekulations- und
nicht als Beschaffungsort für Eigenkapital diente, sowie die verzögerte Bankenprivatisierung
leisteten ebenfalls ihren Beitrag zur Verschlechterung der Lage.324 Die Stagnation der Tourismusbranche wurde ausserdem noch durch die gesättigte Nachfrage im grenzüberschreitenden Tourismus verstärkt. Auch die Umstrukturierungen der Ausgaben der einheimischen Bevölkerung zuungunsten des Tourismus trugen zur Vertiefung der Stagnation der Tourismuswirtschaft bei. Nicht zuletzt waren für den Rückgang auch die Fehlentwicklungen auf der Seite des Angebotes und die nicht angemessene staatliche Tourismuspolitik verantwortlich.325
Als weitere Ursache für die wirtschaftliche Krise wurde die schlechte Ordnungspolitik genannt. Die Regierung unterordnete in ihrer Schocktherapie das Ordnungsproblem der Stabilisierungsaufgabe, was in der Folge zu einer gesamtwirtschaftlichen Verfehlung der Ziele führte. Die Kräfte des Marktes funktionierten nicht richtig, da die notwendigen ordnungspolitischen Voraussetzungen nicht gegeben waren.326 Wegen der fehlenden Rechtssicherheit wurde
Tschechien in der ausländischen Presse sogar als Land „wo Schuldner über ihre Gläubiger lachen“327 bezeichnet. Die fehlenden Rahmenbedingungen und ungenügende Rechtssicherheit
321
322
323
324
325
326
327
Vgl. Höltschi (1999c), S. 23; Kreyenbühl (1999), S. 27 und (2000a), S. 21; o.V. (1997a), S. 10.
Vgl. Rothacher (1999), S. 13 f.; Höltschi (1997), S. 21 und (1997a), S. 23; Hermann (1997), S. 23.
Vgl. Kap. 7.3.2 und 7.5.
Vgl. Höltschi (1997a), S. 23; Kreyenbühl (2000), S. 19; Keilhofer (1999), S. 198; Rothacher (1999), S. 14.
Vgl. Kap. 7.3.2 und 10.2.1.
Vgl. Keilhofer (1999), S. 202 f.
Kreyenbühl (1999a), S. 15.
104
wirkten sich auch auf die Tourismusbranche aus. 1997 kam es zu einer Konkurswelle von
Reisebüros, deren Ursache zum Teil in einer zu liberalen Tourismuspolitik lag. Die Absenz
einer Regelung über die staatliche Unterstützung der Tourismusentwicklung führte dazu, dass
ihre Förderung oft ausblieb oder sehr niedrig war.328
Die zu lange abwartende und tatenlos zusehende Regierung wurde im April 1997 gezwungen,
ein erstes und Ende Mai 1997 ein zweites Stabilisierungsprogramm zu verabschieden. Diese
Programme sahen eine Währungsabwertung, Verkürzungen der Staatsausgaben, Steuererhöhungen, Importbeschränkungen, das Einfrieren der Löhne im Staatsdienst und Verhandlungen
mit den Tarifpartnern über Begrenzungen der Lohnzuwächse vor. Trotz dieser Massnahmen
rutschte die Wirtschaft aber in eine Rezession, da sich die angeschlagene Regierung nicht
mehr zu echten Strukturreformen aufraffen konnte.329 Das Ausmass der wirtschaftlichen Rezession, in welche das Land gefallen war, übertraf sämtliche Vorhersagen bei Weitem. Das
Bruttoinlandprodukt fiel 1998 im Vergleich zum Vorjahr um 2.2%, die Inflation stieg auf
10.7% und die Arbeitslosigkeit erreichte 7.5% (vgl. Tabelle 8).330 Die wirtschaftliche Kluft
zwischen Tschechien und den EU-Ländern erhöhte sich ebenfalls und beeinträchtigte den Beitritt. Die hartnäckige Rezession liess sich nach Ansicht von Experten auf die Nachwirkungen
der Sparpakete von 1997, die Russlandkrise, die Wachstumsabschwächung auf dem EUMarkt und die Strukturschwächen der Wirtschaft zurückführen.331 In der Tourismusbranche
setzte sich die sinkende Tendenz in den Jahren 1998-2000 fort. Dies wurde noch zusätzlich
vor allem durch die weitere Abwertung der tschechischen Krone, die abnehmende Kaufkraft
der einheimischen Bevölkerung und die ungenügende staatliche Förderung verstärkt.
Die Wirtschaft in Zahlen (in %)
Grösse/Jahr
BIP Wachstum
Inflationsrate
Arbeitslosigkeit
Leistungsbilanzdefizit (in % des BIP)
1996
1997
1998
1999
3.9
8.8
3.5
7.6
1
8.5
5.2
6.2
-2.2
10.7
7.5
2.4
-0.2
2.1
9.4
2
Tabelle 8: Wirtschaft in Zahlen (1996-1999)332
Zu der wirtschaftlichen Krise kam 1997 noch die politische hinzu, in deren Folge das Kabinett Klaus gestürzt wurde. Die Bevölkerung war aber auch sonst nicht mehr bereit, weiterhin
Wohlstandseinbussen in Kauf zu nehmen. Schon 1996 ging aus Umfrageergebnissen hervor,
dass zwei von drei Tschechen mit der Wirtschaftspolitik unzufrieden waren. Anfang 1998 haben nur 5% die Transformation als positiv beurteilt, 61% haben sie als eindeutig negativ bezeichnet. Der Sieg der Sozialdemokraten in den vorgezogenen Parlamentswahlen von 1998
328
329
330
331
332
Vgl. Kap. 6.4 und 7.3.2.
Vgl. Rothacher (1999), S. 15; Höltschi (1997b), S. 23; o.V. (1997a), S. 10.
Noch im Jahr 1996 betrug die Arbeitslosigkeit ca. 3.5% und Tschechien erhielt dafür Bewunderung und Anerkennung anderer Länder. (Vgl. Kreyenbühl [2000a], S. 21; Keilhofer [1999], S. 207).
Vgl. Höltschi (1999), S. 21; (1999c), S. 23 und (1999b), S. 25.
In Anlehnung an Höltschi (1999c), S. 23; Kreyenbühl (1999), S. 27 und (2000a), S. 21.
105
zeigte ebenfalls, dass sich ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung nicht zu den Gewinnern der
Transformation zählte.333
5.7.4.5
Konjunktur (2002)
Mitte 2002 präsentierte sich das Land in deutlich besserer Verfassung als in den letzten Jahren. Der sozialdemokratischen Regierung unter Zeman gelang es, nach langer Rezession das
Wachstum zu beschleunigen (2.9%–2000, 3.6%–2001) und die Tschechische Republik in robuster konjunktureller Verfassung an die Wahlen vom Juni 2002 zu führen.334 Wie viel von
dieser Trendwende auf zyklische Gesetzmässigkeiten und wie viel davon auf sozialdemokratische Wirtschaftsstrategie zurückzuführen ist, darüber streiten sich die Ökonomen. Ausser
der starken Binnennachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern profitierte Tschechien von
der starken Nachfrage aus dem europäischen Raum. Angesichts der EU-Beitritts-Perspektiven
wurde das Land wieder vermehrt von ausländischen Investoren ausgesucht, da es nun als sicherer und aussichtsreicher Produktionsstandort gilt. Nicht zuletzt trug die Ausweitung der
Nachfrage der öffentlichen Hand zur Beschleunigung des Wachstums bei. Die Sozialdemokraten verstanden es auch, relativ breite Kreise der Bevölkerung am Wachstum teilhaben zu
lassen. Die Realeinkommen verbesserten sich, und gemessen am Bruttoinlandprodukt pro
Kopf übertraf das Land mit 13’300 USD (2001) die anderen osteuropäischen Staaten und näherte sich den südlichen EU-Ländern.335 Auf die Tourismusentwicklung wirkte sich die Verbesserung der Einkommenssituation nicht so positiv aus wie erwartet. Dies ist mit grosser
Wahrscheinlichkeit den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001 und den grossen Überflutungen Tschechiens im Sommer 2002 zuzuschreiben.336
Weiter gelang es der Regierung Zeman, die von Finanzskandalen aufgewühlte tschechische
Gesellschaft wieder zu beruhigen. Der Bankensektor wurde mit grossem Aufwand saniert,
privatisiert und von den neuen ausländischen Muttergesellschaften zu respektabler Leistungskraft zurückgeführt. Die tschechische Krone wertete sich während der letzten zwei Jahre stark
auf und vorläufig führte diese Aufwertung nicht zu grossen Exporteinbussen. Im IncomingTourismus kam es zwar zu einem Rückgang, für diesen waren aber auch andere Faktoren
mitverantwortlich.337 Trotz dem breiteren und stärkeren Wachstum wurde das Problem der
steigenden Arbeitslosigkeit nicht entschärft. Die Arbeitslosenquote befand sich mit 8.5% Ende 2001 im zentraleuropäischen Vergleich zwar auf tiefem Niveau, was aber auch damit zu
tun hatte, dass in Tschechien viele obsolete Industriearbeitsplätze auf politischen Druck hin
konserviert wurden und die durchschnittliche Arbeitsproduktivität sich nur wenig verbesserte.
Besonders prekär war die Lage in den nördlichen Regionen mit Spitzenwerten von mehr als
20%.338 Dies widerspiegelte sich auch in der verminderten touristischen Aktivität der ortansässigen Bevölkerung, die im Vergleich zu anderen Regionen, erwartungsgemäss kleiner war.
Die grössten tourismusbedingten Ausgaben wurden 2001 im beschäftigungsstarken Prager
Raum getätigt, die kleinsten in den Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit.339
333
334
335
336
337
338
339
Vgl. Pesendorfer (1999), S. 203; Kreidl (1998), S. 317; Keilhofer (1999), S. 195.
Vgl. Kreyenbühl (2002), S. 29.
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 30; Europäische Kommission (2002), S. 36.
Vgl. Kap. 7.3.2.
Vgl. Kap. 7.3.2.
Vgl. Kreyenbühl (2001), S. 21; (2001b), S. 25 und (2002), S. 29.
Vgl. Beránek (2002a), S. 94.
106
Den wohl schwersten Fehler machte die Regierung in der ungenügenden Bekämpfung von
Korruption und Wirtschaftskriminalität, die sich bereits unter der Regierung Klaus ausbreiteten und nun auch für die EU-Kommission besorgniserregende Ausmasse annahmen.340 Die
OECD kritisierte die Ausgabefreudigkeit der Sozialdemokraten. Im Rahmen des Programms
zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums, bekannt unter dem Namen „Big Bang“, flossen
insgesamt rund 165 Mrd. Kronen in die Wirtschaft. Dies stand im krassen Widerspruch zu
früheren Empfehlungen der OECD, die lieber Massnahmen zur Reduktion des wachsenden
Ungleichgewichts der öffentlichen Finanzen gesehen hätte.341 Die neue Regierung unter Špidla sieht in ihrem Programm trotzdem weitere, vor allem grosse soziale Ausgaben vor, die eine
Defizitfinanzierung erfordern. Dies obwohl auch die EU auf einer beträchtlichen Austerität
beharrt. Als Folge dieser Entscheidung wurde von der Regierung konsequenterweise die
Übernahme des Euro vorläufig zurückgestellt, da das für einen Beitritt zur Währungsunion
benötigte Budgetdefizit von max. 3% in den nächsten Jahren nicht erreicht werden kann.342
5.8
Tschechien und die EU
Das Interesse an der Zusammenarbeit mit den EG-Ländern kündigte die Tschechoslowakei
schon kurz nach der Wende an. Den Politikern wurde bald klar, dass die Kooperation mit den
westeuropäischen Ländern die beste Garantie für die eigene Sicherheit, die politische Stabilität und die ökonomische Prosperität ist und dass ein kleines, zentral gelegenes, exportabhängiges Land auf die Hilfe und die Zusammenarbeit mit den Industrieländern angewiesen ist.
Die ersten Schritte zu gemeinsamen Verhandlungen wurden im Jahr 1990 eingeleitet und Ende 1991 wurde das Assoziierungsabkommen (Europaabkommen) zwischen der ČSFR und der
EG unterschrieben. Wegen der Trennung des gemeinsamen Staates zur Jahreswende 1992/93
wurde das Abkommen aber nicht ratifiziert. Es fanden erneute Verhandlungen statt und im
Oktober 1993 wurde das neue Abkommen mit der Tschechischen Republik unterschrieben,
das im Februar 1995 in Kraft trat. Es regelt die grundlegenden Beziehungen zwischen Tschechien und der Europäischen Gemeinschaft; den Anspruch auf eine zukünftige Mitgliedschaft
beinhaltet es aber nicht. Ausser dem Ziel der Realisierung einer Freihandelszone umfasst das
Abkommen noch andere Abmachungen über die zukünftige Zusammenarbeit. Es soll Tschechien vor allem zur gesunden makroökonomischen Entwicklung, zur Förderung von ausländischen Investitionen, zur Entwicklung des Privatsektors und zur Eingliederung in den internationalen Handel verhelfen und somit einen geeigneten Rahmen für die allmähliche Integration
in die Gemeinschaft schaffen.343
Die Kriterien, welche die EU-Kandidaten bei ihrem Beitritt zu erfüllen haben, wurden an der
Sitzung des Europarates in Kopenhagen in 1993 festgelegt und beinhalten folgendes:344
340
341
342
343
344
Vgl. Kap. 5.8.
Vgl. Hermann (2001), S. 20.
Vgl. Schmid (2002), S. 2.
Vgl. Had/Jakš/Konečný (1997), S. 35; http://www.euroskop.cz/cr_evropdohoda.html (Stand am 2.5.2000).
Vgl. Europäische Kommission (1997), S. 9.
107
•
Institutionelle Stabilität als Garantie für eine demokratische und rechtsstaatliche
Ordnung, für die Wahrung der Menschenrechte sowie die Achtung und den Schutz
von Minderheiten,
•
Eine funktionsfähige Marktwirtschaft sowie die Fähigkeit, dem Wettbewerbsdruck
und den Marktkräften innerhalb der Union standzuhalten,
•
Übernahme der aus der Mitgliedschaft erwachsenden Verpflichtungen und die Unterstützung der Ziele der politischen Union sowie jener der Wirtschafts- und Währungsunion.
Im darauf folgenden Jahr wurde in Essen die Strategie für die Vorbereitung der assoziierten
Länder auf die Mitgliedschaft vorgestellt. Die Vorbeitrittsstrategie stellt eine komplexe Politik dar, die verschiedene Formen der gegenseitigen Zusammenarbeit und der Hilfe zur Verfolgung des Zieles der regulären Mitgliedschaft umfasst. Sie basiert auf dem Europaabkommen, auf dem Programm Phare und auf dem strukturierten Dialog im Politikbereich. Phare ist
auf die Unterstützung der Privatisierung, der kleinen und mittleren Unternehmenstätigkeit,
des Umweltschutzes, der Verbesserung von Finanzdienstleistungen sowie auf die Förderung
von weiteren Transformationsvorhaben ausgerichtet.345
Der Abschluss des Europaabkommens und die Vorbereitungen auf den EU-Beitritt brachten
für Tschechien mehrere Verpflichtungen mit sich, die auch die Tourismusbranche betreffen.
Da die EU aber im Fremdenverkehr über keine vertraglich festgelegten Kompetenzen verfügt,
ist ihr Einfluss auf einzelne Staaten nicht so gross wie in anderen Politikbereichen. Die nötigen Anpassungen im Tourismus tangieren vor allem die Annäherung der tschechischen
Rechtsordnung an jene der EU, die Förderung der gegenseitigen Zusammenarbeit, die Zertifizierung der Betriebe aufgrund der Norm ISO 9000 und die Einführung der einheitlichen Terminologie. Tschechien kann von einer Vorbeitrittshilfe profitieren, die auch für die touristischen Projekte beansprucht werden kann. Durch die Berücksichtigung der Tourismusbranche
im RDP-Plan346 kann eine direkte Unterstützung beantragt werden. Indirekt kommen dem
Fremdenverkehr vor allem auch noch die finanziellen Mittel des Programms Phare und den
Fonds Sapard und Ispa zugute.347
Im Jahr 1995 wurde Tschechien von der EU-Kommission als Kandidat für einen möglichen
EU-Beitritt von allen Ländern am besten bewertet. Für diese Bewertung gab es in den Jahren
der wirtschaftlichen Belebung gute Gründe. Ein relativ hohes BIP pro Kopf und schnelles
Wachstum, eine tiefe Auslandsverschuldung und eine relativ stabile politische Situation deuteten darauf hin, dass sich Tschechien langsam dem Lebensstandard der südlichen Mitgliedsländern nähert.348 Im Januar 1996 wurde das offizielle Beitrittsgesuch zur Europäischen Union gestellt – dies war eine der wichtigsten politischen Entscheidungen in der jungen Geschichte der Tschechischen Republik. Ein Jahr später wurde sie aufgrund des Gutachtens von
der Europäischen Kommission in die erste Gruppe der Kandidaten eingegliedert, mit denen
Verhandlungen über einen Beitritt geführt werden sollten. Nachdem aber die tschechische
Wirtschaft in eine Stagnationsphase geriet, veränderte sich die Situation drastisch. Die Vorbe345
346
347
348
Ursprünglich war das Programm nur für Ungarn und Polen bestimmt, später wurde aber auch Tschechien
aufgenommen. (Vgl. Keřkovský/Keřkovská [1999], S. 126).
Vgl. nachfolgende Ausführungen in diesem Kapitel.
Vgl. Kap. 9.7.3.
Vgl. Kap. 5.7.4.3.
108
reitungen auf den Beitritt wurden von der EU zunehmend kritisiert. Einen Grund zur Unzufriedenheit gaben insbesondere die unbefriedigende Tätigkeit der öffentlichen Verwaltung,
Verzögerungen bei der Verwaltungsreform, die Untätigkeit der Gerichte, der Anstieg der Korruption, Unzulänglichkeiten im Finanzsektor, ein schwaches Versicherungssystem, ein ungenügender Verbraucherschutz sowie eine mangelhafte Anpassung an die Rechtsordnung der
EU und die daraus resultierende fehlende Fähigkeit zur Erfüllung der Verpflichtungen aus der
Mitgliedschaft.349
Obwohl die Situation auch nach der Regierungsübernahme durch die Sozialdemokraten nicht
umgehend besser geworden ist, wurde im März 1998 der offizielle Beitrittsprozess eingeleitet.
Für die Jahre 2000-2006 wurde der Nationale Entwicklungsplan (RDP) ausgearbeitet, dessen
Vorhandensein eine Voraussetzung für die finanzielle Vorbeitrittshilfe an die neu gebildeten
regionalen Einheiten NUTS II350 ist. Zu den strategischen Zielsetzungen des RDP-Planes gehören vor allem die Erhöhung des BIP pro Kopf auf das Niveau von etwa 75% des
EU-Durchschnitts, die Verhinderung von grossen regionalen Disparitäten und die deutliche
Verbesserung des Umweltschutzes.351 Eine der sechs Prioritäten, für welche je ein operatives
Sektorprogramm ausgearbeitet werden sollte, bildet die Tourismusbranche. Damit wurde von
der tschechischen Regierung ein deutliches Signal gesetzt, dass es an der Zeit ist, von einer
pragmatischen zu einer konzeptionellen Tourismuspolitik überzugehen.352
Grössere Fortschritte auf dem Weg in die EU brachte die konjunkturelle Belebung der Wirtschaft nach der Jahrtausendwende. Im Oktober 2002 empfahl die EU-Kommission ihren Mitgliedstaaten, die Erweiterungsverhandlungen mit Tschechien und weiteren neun Kandidaten
bis Ende Jahr abzuschliessen und diese 2004 in die EU aufzunehmen. Der Tschechischen Republik wurde im Kommissionsbericht eine funktionierende Marktwirtschaft sowie die Fähigkeit, alle Kopenhagener Beitrittskriterien bis 2004 zu erfüllen, attestiert. Kritisiert wurden dagegen vor allem die Probleme der Wirtschaftskriminalität, die Korruption und die Verwaltungs- und Rechtsstrukturen.353
Die Sicherstellung eines reibungslosen Beitrittes zur EU gehört auch zu den Zielen der neuen
sozialdemokratischen Regierung. Das Gesetz über eine Volksabstimmung, das für die Durchführung eines Referendums nötig ist, wurde bereits verabschiedet. Da die EU-Mitgliedschaft
einerseits viele Möglichkeiten und Vorteile eröffnet, andererseits aber grosse, nicht unproblematische Veränderungen hervorrufen wird, muss die tschechische Regierung nun die noch
zum Teil skeptische Bevölkerung dazu bringen, dem geplanten Beitritt in der Volksabstimmung im Sommer 2003 zuzustimmen. Problematisch scheinen vor allem die Verschärfung der
Konkurrenz für die tschechische Wirtschaft, die Beschränkung der staatlichen Souveränität
und der Freiheitsverlust bei der Formulierung der Wirtschaftspolitik.354 Diesen Nachteilen
stehen die Garantie der friedlichen Entwicklung und Prosperität, welche die EU jedem Mitglied gewährt, und natürlich die wirtschaftlichen Vorteile, die mit der Mitgliedschaft verbunden sind, gegenüber.
349
350
351
352
353
354
Vgl. Europäische Kommission (2000a), S. 4 ff.; Kap. 5.7.4.4.
Vgl. Kap. 5.3.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999a), S. 4 ff.
Vgl. Kap. 9.2.2.
Vgl. Höltschi (2002), S. 5 und (2002a), S. 1; Hermann (2001b), S. 9.
Vgl. Had/Jakš/Konečný (1997), S. 17 ff.
109
5.9
Fazit
Die Tschechische Republik wurde im Jahr 1918 gegründet und bildete bis 1993 mit der Slowakei einen gemeinsamen Staat – die Tschechoslowakei. Bis zum zweiten Weltkrieg gehörte
das Land zu den am weitest entwickelten Ländern Europas. In der Tourismusbranche florierte
vor allem das Kur- und Badewesen. Nachdem die Kommunisten 1948 die Macht eroberten
und das sowjetische Modell der Zentralplanung übernommen wurde, geriet das Land bald in
eine wirtschaftliche und politische Krise. Die ausschliessliche Ausrichtung auf die Schwerindustrie und die Vernachlässigung des Dienstleistungssektors widerspiegelte sich auch in der
Tourismusentwicklung; eine ungenügende und veraltete touristische Infra- und Suprastruktur
war eine Folge davon. Aus ideologischen Gründen wurde ausserdem der grenzüberschreitende Fremdenverkehr mit den westlichen Ländern stark eingeschränkt.
Erst zwanzig Jahre später bekannten sich die politischen Kräfte zu einer Reform, welche die
Verbesserung der wirtschaftlichen Lage aufgrund der Einführung der regulierten Marktwirtschaft beabsichtigte. Die Grenzen nach Westen wurden geöffnet und die Ein- und Ausreisebedingungen gelockert. Der „Prager Frühling“ und die Hoffnungen auf eine bessere Zukunft
wurden aber mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 zerstört. Im Fremdenverkehr widerspiegelte sich dies in einer ausschliesslichen Orientierung an
sozialistische Länder und in einer starken Subventionierung des inländischen Tourismus.
Obwohl die Rückkehr zum Planungskonzept in folgenden Jahren zu zunehmenden Schwierigkeiten führte, brachte erst die Samtene Revolution Ende 1989 entscheidende Veränderungen. Unverzüglich nach dem Fall des kommunistischen Regimes wurde der Weg zu einer pluralistischen Demokratie eingeleitet. Die ersten freien Parlamentswahlen, in denen mehrere
Parteien kandidierten, fanden 1990 statt. Die tourismuspolitischen Anliegen standen auf ihrer
Agenda im Hintergrund, da in einem sich transformierenden Land anderen Problemen der
Vorzug zu geben war. Erst die sozialdemokratische Regierung im Jahr 1998 erklärte sich in
ihrem Programm bereit, einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen und strategische Konzepte
für die Tourismusentwicklung auszuarbeiten. Dies war auch ein klares Signal für die Abkehr
von der bis dahin praktizierten pragmatischen Tourismuspolitik zu einer konzeptionellen Tourismuspolitik.
Mit der Transformation der Wirtschaft, deren Ziel es war, in möglichst kurzer Zeit die
Marktwirtschaft einzuführen und das Wohlstandsniveau der westlichen Länder zu erreichen,
wurde 1990 angefangen. Den Kern des Reformprogramms von Klaus bildeten die Liberalisierung, die Privatisierung und eine restriktive Geld- und Fiskalpolitik. Die Tourismusbranche
war massgeblichen Veränderungen unterworfen. Nach der West-Grenzöffnung kam es zu einem regelrechten Boom von gegenseitigen Tourismusströmen und zum Aufbau des Tourismussektors. Die Branche gehörte bald zu den sich am schnellsten entwickelnden Bereichen
der tschechischen Volkswirtschaft und half, die anfänglich rezessive Phase der Transformation zu überbrücken. Während der nächsten wirtschaftlichen Krise geriet aber auch die bis dahin resistente Tourismusbranche 1997 in eine Stagnation. In besserer Lage präsentierte sich
das Land erst nach der Jahrtausendwende. Anlässlich der Wahlen im Juni 2002 befand es sich
sogar in robuster konjunktureller Verfassung. Diese Entwicklung brachte Tschechien seinem
Ziel der EU-Mitgliedschaft einen Schritt näher – die Europäische Kommission empfahl den
Mitgliedstaaten, das Land in 2004 in die EU aufzunehmen. Die Vorbereitungen auf den Beitritt wiegen in der Tourismusbranche nicht so schwer, da der Einfluss der EU auf die Touris-
110
muspolitik der einzelnen Staaten aufgrund des Fehlens von Kompetenzbefugnissen nicht so
gross ist wie in anderen Bereichen.
Aus geographischer Sicht ist Tschechien ein relativ kleines Land im Mittelpunkt Europas. Es
befindet sich an einer der wichtigsten Verkehrsachsen nach Osten und wird deshalb oft „Tor
zu Osteuropa“ genannt. Diese zentrale Lage eröffnet dem tschechischen Tourismus in Zukunft viele Möglichkeiten. Dazu ist aber der Ausbau eines integrierten und qualitativ guten
Verkehrssystems notwendig. Für die Bedürfnisse der Tourismusbranche wurde das Land aufgrund der Vielfalt ihrer Landschaftstypen in verschiedene touristische Zonen aufgeteilt. Die
Steuerung der regionalen Tourismusentwicklung gehört zu den gesetzlich verankerten Kompetenzen der im Jahr 2000 gebildeten Bezirke. Im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt wurde
Tschechien in acht grössere Regionen, NUTS II, die eine finanzielle Unterstützung der EU für
ihre Tourismusprojekte beantragen können, eingeteilt. Ausserdem bestehen noch vierzehn
künstlich geschaffene Tourismusregionen, die sich jedoch in der Praxis nicht bewährten. Die
Dezentralisierung der Kompetenzen macht eine Koordination der touristischen Aktivitäten zu
einer wichtigen Aufgabe der Tourismuspolitik.
Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben in den städtischen Agglomerationen, wo die Reiseintensität im Schnitt viel grösser ist als bei der ländlichen Bevölkerung. Zu dieser Entwicklung tragen vor allem die besseren Arbeitsmöglichkeiten in den Grossstädten bei. Die Stadteinwohner reisen öfters und geben für das Reisen mehr Geld aus als die Bevölkerung von Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigem Einkommen. Die Altersstruktur der tschechischen Bevölkerung ist durch Überalterung und steigende Rentnerzahl gekennzeichnet. Ein
beachtlicher Teil der älteren Bevölkerung verzichtet auf das Reisen – im Jahr 1999 betrug der
Anteil der 75-jährigen und älteren Reisenden nur noch 4%.
111
6 Tourismusmarkt – Angebot und Nachfrage
6.1
Überblick
„Reisen braucht Freizügigkeit, die Reise lebt von der Durchlässigkeit politischer Grenzen.“
Albrecht Feibel
Der Tourismusmarkt kann als Ort des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage nach
touristischen Dienstleistungen definiert werden. In kaum einer anderen Branche kommt dem
Zwischenhandel eine so grosse Bedeutung zu wie im Tourismus. Dies lässt sich durch die
grosse räumliche Distanz zwischen dem Anbieter und dem Kunden, die oft fehlende Transparenz auf dem Markt sowie die Notwendigkeit der Vorausbuchung bei begrenzten Kapazitäten
erklären.355 Eine wichtige Vermittlerrolle spielen die Reisebüros. Zu ihren Basisdienstleistungen gehören Transport, Unterkunft und Verpflegung. Zu den zusätzlichen Diensten zählen
beispielsweise Geldwechsel, Reservationen, Verkauf von Tickets, Karten und Souvenirs, Versicherungen sowie Dolmetscher- und Reiseführerdienstleistungen. Der Ausgestaltung des
Angebotes sollte eine Analyse des vorhandenen Tourismuspotentials und der Nachfragetrends
vorangehen. Das Erkennen der sich aus dem Stärken- und Schwächenprofil ergebenden
Chancen und Gefahren ist für eine erfolgsversprechende Tourismuspolitik massgebend. Wie
bereits im Kapitel 4.8.2 dargestellt wurde, gibt sich der heutige multioptionale Tourist nicht
mehr mit dem traditionellen Angebot an natürlichen und kulturellen Gegebenheiten zufrieden,
sondern verlangt mit dem passenden abgeleiteten Angebot auch noch mehr Abwechslung,
Spass, Erlebnis und Unterhaltung.
In den folgenden Kapiteln wird zuerst auf das ursprüngliche Angebot des Reiselandes Tschechien eingegangen. Detaillierter wird das traditionelle Kur- und Badewesen skizziert, das über
ein grosses Potential verfügt. Beim abgeleiteten Angebot werden die Unterkunfts- und Verpflegungseinrichtungen näher betrachtet. Ihre besondere Hervorhebung geht von der Tatsache
aus, dass neben dem ursprünglichen Angebot die Beherbergungs- und Verpflegungsmöglichkeiten für die Tourismusteilnehmer bei der Wahl des Reisezieles oft von ausschlaggebender
Bedeutung sind. Die postrevolutionären Veränderungen des Dienstleistungssektors, zu welchem auch der Tourismus gehört, und insbesondere die Herausbildung von klein- und mittelgewerblichen Strukturen bilden den Inhalt des nächsten Kapitels. Weiter wird eine Analyse
des vorhandenen Tourismuspotentials vorgenommen und in einem Stärken-/Schwächen- und
Chancen-/Gefahrenprofil zusammengefasst. Zuletzt wird die Entwicklung der Reisebürobranche aufgezeigt sowie die Veränderungen und Trends in der Nachfrage analysiert.
6.2
Touristisches Angebot
Das Angebot an touristischen Dienstleistungen wird üblicherweise in ursprüngliches und abgeleitetes unterteilt. Die Bestandteile des ursprünglichen Angebotes bilden die natürlichen
Faktoren, die soziokulturellen Verhältnisse und die allgemeine Basisinfrastruktur. Es umfasst
somit „alle jene Faktoren, die keinen direkten Bezug zum Fremdenverkehr haben, aber durch
355
Vgl. Bieger (2002), S. 23.
112
ihre Anziehungskraft dem Tourismus Richtung und Gestalt geben“.356 Das abgeleitete Angebot umfasst demgegenüber alle Objekte und Leistungen, die im Hinblick auf eine touristische
Verwendung bereitgestellt werden. Dazu gehören beispielsweise Sport- und Unterhaltungseinrichtungen, Kongress- und Tagungszentren sowie Betreuungs- und Informationsdienste.
Die Unterkunfts- und Verpflegungseinrichtungen werden oft unter dem Begriff der Suprastruktur zusammengefasst.357 Der Stellenwert der Faktoren des ursprünglichen und des abgeleiteten Angebotes ist nicht immer klar erkennbar. Früher ging man von einer Vorrangstellung
des ursprünglichen Angebotes, insbesondere der Landschaft, aus. Heutzutage wird dies aber
relativiert, da je nach Besucherstruktur und Länge des Aufenthaltes eine höhere Gewichtung
des abgeleiteten Angebotes festzustellen ist.358
6.2.1
Ursprüngliches Angebot
Die Tschechische Republik verfügt über einen Reichtum an kulturellen und historischen
Denkmälern sowie Naturschönheiten, die ein grosses Nutzungspotential für den Fremdenverkehr darstellen. Die vorhandene Infra- und Suprastruktur wird dagegen oft bemängelt und als
qualitativ ungenügend bezeichnet.359 Daraus lässt sich unter anderem ableiten, dass bei der
Wahl Tschechiens als Reiseziel vor allem das ursprüngliche Angebot eine entscheidende Rolle spielt. Zu den erwähnenswertesten touristischen Attraktionen gehören die folgenden:
356
357
358
359
•
Prag: Tschechiens Hauptstadt ist besonders dank der Architektur und den verschiedenen Baustilen einzigartig und wird als eine der schönsten Städte Europas bezeichnet.
Zu den am meist besuchten Orten gehört die Prager Burg Hradschin mit dem St.Veits-Dom, der Prags Panorama dominiert. Unter der Burg befindet sich die Kleinseite, ein Viertel mit wundervollen barocken Palästen, Kirchen und Gärten. Einmalig
sind die steinerne Karlsbrücke mit ihrer Galerie von dreissig Statuen und der Altstädter Ring mit der astronomischen Uhr am Turm des Altstädter Rathauses. Der alte jüdische Friedhof und die Altneu-Synagoge gehören zu den bemerkenswertesten jüdischen
Denkmälern Europas. Im Jahr 1993 wurde das historische Zentrum von Prag in das
Verzeichnis der Weltkulturdenkmäler der UNESCO aufgenommen. Ausser den historischen und architektonischen Schätzen verfügt Prag über ein grosses kulturelles Angebot sowie über eine bunte Palette an Festivals und Messen. Im Jahr 2000 erhielt die
Stadt den Titel „Prag – Europäische Stadt der Kultur 2000“.
•
Naturschönheiten: Tschechiens Landschaft ist von Gegensätzen geprägt. Wälder und
Berggebiete überziehen einen Drittel des Landes, während man im verbleibenden Teil
über 22’000 Seen und Teiche sowie 40 Stauseen findet, welche sich ideal für touristische Zwecke eignen. 24 Naturschutzgebiete und 4 Nationalparks bedecken zusammen
über 10% des Gebietes. Der Böhmerwald (Šumava) im Südwesten bezaubert mit seinen Torfmooren und den vor Urzeiten gebildeten Seen. Das Böhmische Paradies
(Český ráj) lockt mit einer grossen Anzahl interessanter Sandsteinformationen und im
Kaspar (1996), S. 66.
Vgl. Kaspar (1996), S. 66 ff.
Vgl. Frösch (1993), S. 22.
Vgl. Kap. 6.2.2.
113
Mährischen Karst (Moravský kras) bieten atemberaubende Tropfsteinhöhlen einen
Blick in das unterirdische Reich.360
360
361
362
363
364
•
Kurorte und Heilbäder: Das Kur- und Badewesen bildet einen nicht wegzudenkenden
Bestandteil des tschechischen Kulturgutes. Es hat eine lange Tradition – die heilenden
Quellen in Marienbad (Mariánské Lázně) sind schon seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Die grössten Kapazitäten befinden sich in Westböhmen, wo die bekanntesten
Bäder Karlsbad (Karlovy Vary), Marienbad (Mariánské Lázně) und Franzensbad
(Františkovy Lázně) das bekannte „Kurortdreieck“ bilden.361
•
Historische Sehenswürdigkeiten: Tschechien bietet auf seiner kleinen Fläche eine
grosse Anzahl kunsthistorischer Sehenswürdigkeiten. Das Land zählt ca. 2’000
Schlösser und Burgen, wovon ca. 200 für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Etwa
40’000 weitere Objekte stehen unter Denkmalschutz.362 Elf Sehenswürdigkeiten sind
im Verzeichnis der Weltkulturdenkmäler der UNESCO eingetragen. Es handelt sich
um die Städte Prag (Praha), Kuttenberg (Kutná Hora), Krumau (Český Krumlov) und
Telč, die südböhmische Gemeinde Holašovice, die St.-Johannes-Nepomuk-Kirche auf
dem Grünen Berg (Zelená Hora) bei Žďár nad Sázavou, das Schlossareal in Eisgrube
(Lednice) und in Feldsberg (Valtice), die Schlösser in Kroměříž und Litoměřice und
die Villa Tugendhat in Brünn (Brno).363
•
Kulturveranstaltungen: Musik- und Theaterliebhaber kommen in Tschechien auf vielfältige Weise auf ihre Rechnung. In Prag werden jeden Tag Dutzende von Theatervorstellungen angeboten. Hohes Ansehen geniessen das Nationaltheater, die Staatsoper,
das Schwarze Theater und die Laterna Magica. Das tschechische Musikleben besitzt
ebenfalls ein hohes Niveau und widerspiegelt den Einfluss von grossen Komponisten
wie Antonín Dvořák und Bedřich Smetana. Der Prager Frühling, ein Festival für klassische Musik, ist weltbekannt. Weitere wichtige Musikereignisse sind das ChopinFestival in Marienbad (Mariánské Lázně) und der Mährische Herbst in Brünn (Brno).
Auf den Folklore-Festivals und Festen, die vorwiegend in Mähren und Schlesien
durchgeführt werden, lernen die Besucher die alten Traditionen und Volksbräuche
kennen. Neben der Volksmusik können dabei auch traditionelle Trachten und die Geschicklichkeit der einheimischen Handwerker bewundert werden.
•
Kunst: Kunstliebhaber finden in mehr als 500 Museen und Galerien eine reichhaltige
Auswahl. Dort werden unzählige Kunstschätze gezeigt, von denen viele ein internationales Renommee geniessen. Obwohl sich der grösste Reichtum auf Prag konzentriert,
finden sich auch an anderen Orten des Landes viele wertvolle Kunstsammlungen.
Vom Niveau der tschechischen Museen zeugen nicht nur jährliche Besucherzahlen
von über 7 Mio. Personen,364 sondern auch besondere Auszeichnungen, die der Europarat im Wettbewerb „European Museum of the Year Award“ den Ausstellungen im
Náprstek Museum (1992) und im Nationalmuseum in Prag (1995) sowie im Museum
der Region Prácheňsko in Písek (1996) verlieh.
Vgl. Kap. 5.2.
Vgl. Kap. 6.2.1.1.
Vgl. Syrůček/Richterová (2000), S. 10; Ruzicka (1994), S. 50.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2000d), S. 1; http://www.cccr-info.cz (Stand am 4.11.2002).
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (1997), S. 1.
114
•
Die tschechische Küche: Die typische tschechische Küche ist bei Besuchern sehr beliebt. Das traditionelle Nationalgericht ist seit jeher Schweinsbraten mit Semmelknödeln und Sauerkraut. Ess- und Trinkliebhaber besuchen immer häufiger Restaurants in
historischen Gebäuden, insbesondere in Burgen, Schlössern und alten Stadthäusern.
Der kulinarische Genuss wird hier noch durch die spezielle Atmosphäre unterstrichen.
Den Gästen werden z.B. Speisen aus dem Mittelalter serviert, wobei das Personal in
mittelalterliche Kostüme gekleidet ist. Das bekannte tschechische Bier (Pilsner Urquell und Budweiser) kann direkt in vielen Brauereien gekostet werden. Als Region
des Weines wird Südmähren bezeichnet – die herbstliche Weinlese ist eine Gelegenheit zu ausgelassenen Festen und der Besuch eines Weinkellers führt zu unvergesslichen Erlebnissen.
Obwohl fast 75% der Fläche von Tschechien für den Fremdenverkehr geeignet ist und sich
auf dem ganzen Territorium viele kulturelle, technische und historische Sehenswürdigkeiten
sowie unzählige natürliche Schönheiten befinden, konzentriert sich das Interesse von ca. 70%
der ausländischen Besucher ausschliesslich auf Prag.365 Dies belegt unter anderem auch die
Zahl der ausländischen Gäste in Unterkunftseinrichtungen in verschiedenen Bezirken (vgl.
Tabelle 9).
Ausländische Touristen nach Bezirken
1998
Bezirk
Prag
Mittelböhmen
Südböhmen
Westböhmen
Nordböhmen
Ostböhmen
Südmähren
Nordmähren
Total
1999
Anzahl
Anzahl
in %
in %
(in Mio.)
(in Mio.)
2.08
37.9
2.08
37.1
0.33
6.0
0.36
6.4
0.34
6.2
0.42
7.6
0.54
9.8
0.57
10.2
0.48
8.8
0.48
8.5
0.69
12.7
0.71
12.7
0.55
10.1
0.57
10.1
0.47
8.7
0.42
7.5
5.48
100.0
5.61
100.0
Tabelle 9: Ausländische Gäste nach Bezirken (1998-1999)366
Die Ursache dieses ungünstigen Verhältnisses ist insbesondere in der Absenz von regionalen
Konzepten der Tourismusentwicklung und Wettbewerbsstrategien zu sehen, die wiederum auf
die mehrfache Abgrenzung von tourismusrelevanten Einheiten, die bis 2002 unklare Kompetenzaufteilung sowie die fehlende Koordination unter der Trägern der Tourismuspolitik zuzuführen ist.367
365
366
367
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 12.
In Anlehnung an Mag Consulting (2000d), S. 131 f.
Vgl. Kap. 9.5.6.
115
6.2.1.1
Kurorte und Heilbäder
Das traditionelle Kur- und Badewesen bildet einen hoffnungsvollen Zweig der tschechischen
Tourismusbranche. Den grössten Aufschwung erlebte es zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als
man von der goldenen Ära des Kurortwesens sprach. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die meisten Kurorteinrichtungen für Militärzwecke verwendet; im Jahr 1948 wurden sie
nationalisiert und in das staatliche Eigentum überführt. Im Laufe der Zeit erfüllten sie immer
mehr die Aufgabe von Gesundheitseinrichtungen mit dem Ziel, einen möglichst grossen Beitrag an die Reproduktion der Arbeitskräfte zu liefern. Die Qualität von Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen verschlechterte sich, das Niveau der Heilprozeduren blieb aber
konstant hoch. Es fehlte an nötigen Investitionen in die übernutzten Anlagen, da die zentrale
Planung nicht imstande war, für eine angemessene Effizienz zu sorgen. Trotz diesen Unzulänglichkeiten übertraf in den 70-80er Jahren die Nachfrage das Angebot um 30%. Dies erklärt sich insbesondere dadurch, dass die Aufenthalte der einheimischen Bevölkerung zum
grössten Teil durch öffentliche Mittel finanziert wurden. Das Reisebüro, das sich auf die
Vermittlung von Aufenthalten in Kurorten spezialisierte, war Balnea.368
Nach 1989 wurden die meisten Kurortanlagen privatisiert. Die Heilquellen blieben staatliches
Eigentum und wurden an die neuen Betreiber verpachtet. Die Veränderung der Eigentumsstrukturen weckte auch das Interesse der ausländischen Investoren. Im Jahr 2000 gab es in
Tschechien 96 Kurorteinrichtungen mit 20’462 Betten in 10’696 Zimmern und 9’337 Mitarbeiter kümmerten sich um deren Betrieb.369 Die meisten Kurorte befinden sich in Westböhmen; wo Karlsbad (Karlovy Vary), Marienbad (Mariánské Lázně) und Franzensbad (Františkovy Lázně) das bekannte „Kurortdreieck“ bilden (vgl. Abbildung 14).
Abbildung 14: Kurortdreieck370
368
369
370
Vgl. Knop (1999), S. 11 ff.; Attl (2000a), S. 187.
Vgl. Beránek (2001a), S. 9 ff.
Tschechische Tourismuszentrale (1999), S. 12.
116
Die Entwicklung der Gästezahlen in den Kurorteinrichtungen während der letzten 15 Jahre
zeigt die Tabelle 10. Aus dieser ist ersichtlich, dass die Gesamtzahl in den ersten Jahren nach
dem Systemwechsel deutlich sank. Dies war insbesondere der abnehmenden Zahl der einheimischen Gäste zuzurechnen, die sich aber seit 1994 wieder langsam erholt. Als Ursachen dieser Entwicklung werden vor allem die Preiserhöhungen und die verminderte Finanzierung des
Aufenthaltes durch die tschechischen Krankenkassen bezeichnet. Die Zahl der ausländischen
Gäste zeigt dagegen einen deutlich erfreulicheren Trend. Sie ist seit 1991 im Steigen begriffen
und 1999 wurde der Stand vom Jahr 1985 fast 2.5-mal übertroffen.371 Nach dem EU-Beitritt
dürfte sich die Zahl der ausländischen Kunden noch deutlich erhöhen, da ab dann auch die
ausländischen Krankenkassen die Aufenthalte mitfinanzieren können.372
Gäste in Kurorteinrichtungen
Einheimische
Jahr
Anzahl
(in Tsd.)
1985
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
276.87
256.98
212.97
207.85
154.67
167.75
171.77
169.63
168.50
165.27
167.25
Ausländer
in %
Anzahl
(in Tsd.)
in %
Total
(in Tsd.)
90.6
90.5
92.9
90.4
83.8
81.6
79.9
77.7
74.9
70.7
70.1
28.77
27.01
16.36
21.95
29.93
37.79
43.29
48.61
56.58
68.59
71.27
9.4
9.5
7.1
9.6
16.2
18.4
20.1
22.3
25.1
29.3
29.9
305.64
283.99
229.33
229.80
184.60
205.54
215.06
218.23
225.08
233.86
238.52
Tabelle 10: Gäste in Kurorteinrichtungen (1985-1999)373
Die Kurorte haben an einem erhöhten Anteil der ausländischen Gäste ein beachtliches Interesse, da dieses Kundensegment für sie eine wichtige Devisenquelle darstellt. Ein Tag Aufenthalt
mit Behandlung und Vollpension bringt in Karlsbad einer Kurorteinrichtung im Durchschnitt
ca. 100 USD, während sie für einen einheimischen Klienten von seiner Krankenkasse nur 1217 USD erhält. In Marienbad bildet der Anteil der Tschechen an der Gesamtzahl der Gäste ca.
50%, am Gewinn der Kurhäuser aber nur 17%. Zudem sind die Aufenthalte von Ausländern
mit weniger ökonomischen Risiken verbunden als diejenigen der Inländer, bei denen wegen
der zahlreichen Veränderungen im tschechischen Gesundheitssystem und der daraus resultierenden unsicheren Finanzierung durch die Krankenkassen häufig Probleme bestehen.374 Ausserdem sind die Kurortbesuche von ausländischen Gästen gesamtwirtschaftlich sehr lukrativ,
da die durchschnittliche Aufenthaltsdauer mit 11.7 Tagen (1999) relativ lang ist und die gesamt getätigten Ausgaben mit 122 USD pro Tag (1999) im Vergleich zu anderen Tourismusarten ebenfalls relativ hoch ausfallen.375
371
372
373
374
375
Vgl. Beránek (2001a), S. 10.
Vgl. Kap. 9.7.2.
In Anlehnung an Beránek (2001), S. 10.
Vgl. Psyma (2000), S. 7 f.; Beránek (2001a), S. 10 f.
Vgl. Mourek (2000), S. 11.
117
Auch die staatlichen Organe sind sich bewusst, dass das Kurortwesen in sich ein grosses Potential birgt – der Minister für Regionalentwicklung bezeichnete es als eine der bedeutendsten Stützen der tschechischen Tourismusbranche. Die Chancen für das regionale Aufkommen
werden in vielen Regionen gerade in Entwicklung des Kurorttourismus gesehen.376 Das gegenwärtige staatliche Unterstützungsprogramm für den Fremdenverkehr ist auf die Förderung
der Kurorte und Heilbäder ausgerichtet. Es soll vor allem einen Beitrag zur Modernisierung
der Einrichtungen, zum Ausbau der Kurortinfrastruktur, zur Erhöhung der Qualität von
Dienstleistungen sowie zur Erweiterung des Angebots an kurzfristigen Wellnessaufenthalten
und an kulturellen Anlässen leisten. Ausserdem bildet das Kurortwesen einen der sechs Bereiche, welche die Tschechische Tourismuszentrale in Zukunft mit ihren Marketingaktivitäten fördern will.377
6.2.2
Abgeleitetes Angebot
Wie bereits erwähnt, umfasst das abgeleitete Angebot alle Objekte und Leistungen, die im
Hinblick auf eine touristische Verwendung bereitgehalten werden. Im folgenden Abschnitt
wird auf die Unterkunfts- und Verpflegungseinrichtungen vor und nach der Wende näher eingegangen. Ihre Hervorhebung geht von der Tatsache aus, dass die Suprastruktur neben dem
ursprünglichen Angebot für die Besucher oft von ausschlaggebender Bedeutung ist und ohne
ihr Vorhandensein wäre die Teilnahme an touristischen Aktivitäten nicht möglich.
6.2.2.1
Unterkunfts- und Verpflegungseinrichtungen
Vor dem Jahr 1989 wurden die Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen von den staatlichen Restaurants (RaJ) und Interhotels angeboten. Ihre private Gewährleistung war gesetzlich nicht gestattet, da dies den kommunistischen Prinzipien nicht entsprach. Die Unternehmungen hatten sich, ohne Rücksicht auf die vorhandene Nachfrage und die Bedürfnisse der
Tourismusteilnehmer, an die vorgegebenen Kennzahlen des staatlichen Planes zu halten und
so kam es oft zu Engpässen. Zu den bedeutsamen Anbietern gehörte noch die Revolutionäre
Gewerkschaftsbewegung (ROH). Diese Organisation verfügte über mehrere Erholungsstätten,
in denen ihre Mitglieder den Urlaub als Belohnung für ausserordentliche Verdienste verbringen durften oder den Aufenthalt dort zu günstigen Preisen buchen konnten. Eine wichtige
Rolle spielten ebenfalls die betriebseigenen Einrichtungen, die für die Bedürfnisse der angehörigen Mitarbeiter bestimmt waren und ihnen Aufenthalte zu sehr guten Konditionen ermöglichten.
Nach der Wende veränderte sich vieles. Der Tourismusboom der ersten Jahre löste eine grosse Steigerung der Nachfrage nach den Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen aus. Da
schon kurz nach dem Systemwechsel private Unternehmenstätigkeit erlaubt war und mit der
Privatisierung der Beherbergungseinrichtungen angefangen wurde, stieg ihre Zahl in den
nächsten Jahren schnell an (vgl. Tabelle 11). Eine ähnliche Entwicklung war bei den Verpflegungseinrichtungen zu beobachten – während zehn Jahre erhöhte sich ihre Zahl von 16’368
(1989) auf 27’978 (1999).378 Die meisten Gaststätten und Unterkunftseinrichtungen wurden
mittels öffentlichen Versteigerungen und im direkten Verkauf im Rahmen der kleinen Privati376
377
378
Vgl. o.V. (2001), S. 113.
Vgl. Kap. 9.6.3 und 9.5.1.
Vgl. Mag Consulting (2000f), S. 16.
118
sierung den neuen Eigentümern übereignet. Die grösseren Einrichtungen wurden später in der
grossen Privatisierung entstaatlicht.379 Die ROH wurde in das neue Subjekt „Orea“ umgewandelt, das über eine eigene, zur Zeit Tschechiens grösste Hotelkette mit über 20 Hotels verfügt.
Zahl der Unterkunftseinrichtungen und Betten (1989-1999)
Jahr
Einrichtungen
Betten
1989
2’863
196’637
1995
3’030
237’350
1996
10’018
399’672
1997
12’723
474’373
1998
13’268
503’915
1999
13’124
509’264
Tabelle 11: Unterkunftseinrichtungen und Betten (1989-1999)380
Die Zahl der Unterkunftseinrichtungen und Betten in verschiedenen Kategorien sowie der
durchschnittliche Preis pro Nacht werden aus der Tabelle 12 ersichtlich. Es wird deutlich,
dass in Tschechien preisgünstige Unterkünfte mit niedrigerem Standard überwiegen. Ende
1999 befanden sich beispielsweise 42% aller Hotelbetten in Ein- und Zweisternhotels.
Zahl der Unterkunftseinrichtungen in verschiedenen Kategorien und Preis/Nacht (1999)
Kategorie
Unterkunftseinrichtungen
Betten
Preis/Nacht (in Kč)
Hotel/Motel/Botel *****
Hotel/Motel/Botel ****
Hotel/Motel/Botel ***
Hotel/Motel/Botel **
Hotel/Motel/Botel *
Hotel Garni
Pension
Jugendherberge
Ferienhauskolonie
Campingplatz
Privatunterkunft
Andere
9
124
701
490
396
88
1’806
774
383
452
5’637
2’264
4’701
22’719
68’856
45’932
23’694
6’107
56’897
34’412
24’885
23’782
47’138
150’141
5’028
1’783
675
310
210
609
300
111
99
80
186
135
Tabelle 12: Unterkunftseinrichtungen in verschiedenen Kategorien und Preis/Nacht (1999)381
Aus den obigen Erwähnungen ergibt sich, dass in Tschechien zwar ein Netz von Verpflegungs- und Unterkunftseinrichtungen in einer genügenden Quantität, nicht aber Qualität vorhanden ist. Der mangelhafte Komfort und die unzureichende Qualität der gewährten Dienstleistungen werden zunehmend kritisiert, insbesondere seitens der ausländischen Besucher. Eine Studie ergab, dass in den ersten Jahren nach der Wende die Neugier ein postkommunistisches Land zu besuchen so gross war, dass dies nur eine untergeordnete Rolle spielte. Heutzutage sind die ausländischen Gäste aber nicht mehr bereit, gewisse Unzulänglichkeiten zu ak379
380
381
Vgl. Kap. 5.7.4.
In Anlehnung an Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 546; Mag Consulting (2000f), S. 16. Die noch
existierenden betriebseigenen Einrichtungen und jene von ROH wurden statistisch nicht erfasst.
In Anlehnung an Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 546; Mag Consulting (2000d), S. 183. Zu den
privaten Unterkünften gehören einzelne vermietete Zimmer oder ganze Privatwohnungen, Ferienhäuser,
Landhäuser und Unterkünfte auf Bauernhöfen. (Vgl. Tschechisches Statistisches Amt [2000], S. 532).
119
zeptieren; vor allem wenn der verlangte Preis der Dienstleistungsqualität nicht entspricht und
sich einzig auf die Ausnützung ihrer Kaufkraft richtet.382 Dazu vermerkte Burgstein: „Ausserhalb der Hotels, in denen Tschechen weniger als die Hälfte des angegebenen Preises bezahlen,
richtet sich der Wert der angebotenen Güter nach der Muttersprache des Käufers, gegebenenfalls nach dessen Autokennzeichen.“383 In einer Untersuchung nach den Ursachen der mangelhaften Dienstleistungsqualität wurde festgestellt, dass diese insbesondere auf ungenügende
Investitionstätigkeit, unqualifiziertes Personal sowie auf fehlende verbindliche Standards für
die Unterkunftseinrichtungen zurückzuführen ist.384
6.2.3
Gewerbliche Struktur des Angebotes
Wie sich aus dem Kapitel 5.7.1 ergibt, wurde in der Tschechoslowakei nach der Übernahme
des sowjetischen Modells der Zentralplanwirtschaft und nach der erfolgten Verstaatlichung
Anfang der 50er Jahre das Entstehen grosser wirtschaftlicher Einheiten (VHJ) gefördert, da
dies die staatliche Planung massgeblich vereinfachte. Die Existenz von hunderttausenden
KMU hätte den sozialistischen Planer schlichtweg überfordert. Der eingeschlagene Weg traf
insbesondere den Dienstleistungssektor hart, der sich überwiegend aus privaten kleinen und
mittleren Unternehmungen zusammensetzte. Der tertiäre Sektor, zu welchem auch der Tourismus gehört, 385 führte unter der kommunistischen Herrschaft nur ein Schattendasein, da das
Erbringen von Dienstleistungen der marxistischen ökonomischen Lehre widersprach. Nach
dieser Auffassung wurde zwischen produktiven und nicht produktiven Bereichen unterschieden,386 wobei nur die produktiven Bereiche fähig waren, den Gang und die Leistungsfähigkeit
der Wirtschaft zu gewährleisten. Dienstleistungen, die der nicht produktiven Sphäre zuzuordnen waren, wurden aus diesem Grund nur dort ausgebaut, wo sie der Schwerindustrie und der
Landwirtschaft zugute kamen. Die einseitige Förderung der grossen industriellen Betriebe
hatte zur Folge, dass die ganze Dienstleistungsbranche sowie die klein- und mittelständischen
Strukturen stark vernachlässigt wurden und unterentwickelt waren. Ende der 80er Jahre fehlte
dort ca. eine Million Arbeitskräfte.387
Zu entscheidenden Veränderungen kam es erst nach dem Systemwechsel. Der Dienstleistungssektor verzeichnete im Vergleich mit dem Primär- und Sekundärsektor den grössten
Aufschwung, wozu vor allem die Entwicklung im Handel und Tourismus beitrug. Der frühere
Rückstand des Dienstleistungssektors erwies sich in einer gewissen Hinsicht sogar als vorteilhaft, da die freigesetzten Arbeitskräfte aus anderen stagnierenden Wirtschaftsbereichen in ihm
aufgenommen wurden und die Arbeitslosenzahlen auf einem niedrigen Niveau gehalten werden konnten. Vor der Wende betrug der Anteil des Dienstleistungssektors am BIP nur 31%
und an der Beschäftigung 43%. Im Jahr 1999 erreichten beide Werte schon knapp 54%.388
Auch die KMU, aus denen sich der grösste Teil der dienstleistungserbringenden Unternehmen
382
383
384
385
386
387
388
Vgl. Němčanský (1999a), S. 480.
Burgstein (1998), S. 164.
Vgl. Mag Consulting (2001), S. 2 f. und (2000j), S. 2; Kap. 9.5.5.
Vgl. Kap. 3.3.
Zu den produktiven Bereichen gehören Industrie, Land- und Forstwirtschaft, Bauwesen, Gütertransport,
Binnen- und Aussenhandel sowie materiell-technische Versorgung. Zu den nicht produktiven Bereichen gehören insbesondere Dienstleistungen, Wissenschaft und Forschung. (Vgl. Altmann [1987], S. 6; MüllerEschenbach [1995], S. 18; Schmucker [1995], S. 14; Würzl [1996], S. 202).
Vgl. Hrala (1996), S. 157.
Vgl. Tabelle 26.
120
etabliert, erlebten einen regelrechten Boom. Wegen der früheren Bevorzugung von Grossunternehmen musste dieser Zweig innert kurzer Zeit fast aus dem Nichts auf West-Niveau ausgebaut werden. Ende 1999 waren in Tschechien schon 736’034 KMU registriert, was zahlenmässig 99.8% von allen Unternehmungen entsprach.389 Sie beschäftigten 59.1% der aktiven
Bevölkerung und ihr Anteil betrug 53.5% am Bruttoinlandprodukt, 51.4% am Export und
37.1% am Import.390
In der Tourismusbranche dominieren eindeutig kleine und mittlere Unternehmungen. Im Jahr
2000 betrug beispielsweise die Durchschnittszahl der Betten in einer Beherbergungseinrichtung 33, was nicht mal der Platzkapazität eines Reisecars entspricht.391 Unternehmen mit 100
und mehr Mitarbeitern, die ungefähr mit 20% zum Umsatz der Branche beitragen, bildeten im
Jahr 1999 nur 0.14% der Gesamtzahl (vgl. Tabelle 13).392
Unternehmensgrösse nach Angestellten (1999)
Zahl der Angestellten
100 und mehr
20-99
19 und weniger
Total
Unternehmen
Zahl
Anteil (in %)
Anteil am Umsatz
(in %)
56
559
40’487
41’102
0.14
1.36
98.5
100.0
20.0
17.4
62.6
100.0
Tabelle 13: Unternehmensgrösse nach Angestellten (1999)393
Die KMU tragen in Tschechien einerseits zur Schaffung eines gesunden Unternehmensklimas, zur Verbesserung der Marktdynamik, zur Belebung in ökonomisch schwachen Regionen
und zur Erhöhung der Beschäftigung bei. Andererseits sind aber mit ihrer Existenz auch einige Probleme verbunden. Die KMU verfügen nur über eine beschränkte wirtschaftliche Macht,
was folglich zu einem schwierigen Zugang zum Kapital und der daraus resultierenden fehlenden Innovationsfähigkeit führt. Im Jahr 1999 wurden im Beherbergungs- und Gastgewerbe
Investitionen von ca. 3.5 Mrd. Kronen vorgenommen, was nur 1% der Investitionen des ganzen nicht finanziellen Dienstleistungssektors entsprach.394 Auch der Anteil dieser Gewerbe an
ausländischen Investitionen bildete mit 2.8 Mrd. Kč nur 0.8% am gesamten Investitionsvolumen.395 Die fehlenden Investitionen verunmöglichten die Innovationen und führten im Endergebnis zu einem ungenügend differenzierten und qualitativ unbefriedigenden Angebot an touristischen Dienstleistungen. Aus der Untersuchung „Horeca Monitor“ geht beispielsweise
hervor, dass im Gastgewerbe im Jahr 2001 nur 33% der Betriebe über ein Faxgerät verfügten,
63% über einen Computer und 22% der Unternehmungen stand ein Internet-Anschluss zur
389
390
391
392
393
394
395
Im Gesetz über die Förderung von kleinen und mittleren Unternehmungen werden in Art. 1 lit. a als KMU
Unternehmungen bis 500 Mitarbeiter bezeichnet. Mit der schrittweisen Anpassung der tschechischen Statistik an EU-Standards, nach welchen als KMU Unternehmen bis nur 250 Mitarbeiter zu betrachten sind, wurde bereits angefangen. (Vgl. Freitag [1997], S. 6 ff.).
Vgl. Mag Consulting (2000c), S. 26.
Vgl. Mag Consulting (2002a), S. 51 f.
Definitionsgemäss gehören aber sogar diese Unternehmen zu KMU. (Vgl. Fussnote 389).
In Anlehnung an Mag Consulting (2000f), S. 15 ff.
Vgl. Mag Consulting (2001), S. 2 f. und (2000j), S. 2.
Vgl. Mag Consulting (2000f), S. 21.
121
Verfügung. Die Bezahlung mit einer Kredit- oder Debitkarte war nur in 18% aller Unternehmen möglich.396
Das Fehlen an finanziellen Mitteln zeigt sich auch in der Höhe der Mitarbeiterentlöhnung und
in Investitionen in ihre Weiterbildung. Im Unterkunfts- und Gastgewerbe war Ende 1999 das
Lohnniveau bei Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern doppelt so hoch wie dasjenige
bei Unternehmen mit 1-19 Mitarbeitern. So erreichte der Durchschnittslohn bei diesen kleineren Unternehmen im Jahr 1999 nur 5’336 Kronen, was 42.2% des gesamtstaatlichen Durchschnittes entsprach.397 Die Weiterbildungsmöglichkeiten für die Angestellten der Kleinunternehmen sind im Vergleich zu denen in Grossunternehmen auch gering. Defizite bestehen vor
allem im Umgang mit den Informationstechnologien. Deshalb sind entsprechende Arbeitsplätze, die noch zusätzlich grossen Saisonschwankungen unterliegen, zu wenig attraktiv, um
im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte mithalten zu können.
Eine weitere Ursache der zunehmenden Schwierigkeiten der KMU ist in ihren kurzfristigen
Zielsetzungen zu sehen. Das Problem der kurzfristigen Denkweise stellt sich vor allem bei
Unternehmern mit gepachteten Objekten, die oft auf Kosten der Qualität einen schnellen Gewinn anstreben. Unter solchen Umständen kommen auch keine Kooperationen und keine
Clusterbildung unter den Unternehmen zustande, obwohl dies gerade in der Tourismusbranche, wie sich bereits aus dem Kapitel 3.4.2 ergibt, sehr vorteilhaft wäre.398
Viele der kleinen und mittleren Unternehmungen sind heutzutage aus den oben erwähnten
Gründen nicht mehr fähig, aus eigener Kraft in harter Konkurrenz mit Grossunternehmen und
internationalen Hotel- und Verpflegungsketten zu bestehen. Wie schon im Kapitel 4.5.2 festgehalten, wird ihre staatliche Unterstützung in den marktwirtschaftlich orientierten Ländern
aber kontrovers diskutiert. Einerseits fragt man sich, ob durch die Förderung der KMU nicht
wettbewerbsunfähige Strukturen künstlich am Leben erhalten werden und ob es damit nicht
zu Strukturverzehrungen kommt. Andererseits wird aber häufig die Meinung vertreten, der
Klein- und Mittelstand brauche besondere staatliche Unterstützung, um im Wettbewerb bestehen zu können.399 Auch herrscht die Ansicht, dass die KMU aufgrund ihrer Grösse nicht
wettbewerbsfähig seien und damit per se staatlicher Hilfe bedürften.400
In Tschechien wird weiterhin eine privilegierende Förderung von KMU befürwortet. Zu den
langfristigen Zielen der Klein- und Mittelstandespolitik gehört der Ausbau von funktions- und
leistungsfähigen Strukturen. Dies soll insbesondere durch den erleichterten Zugang der KMU
zu den Kapital-, Informationstechnologie- und Arbeitskraftmärkten, durch die Erweiterung
der fachlichen Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und durch die Verbesserung der Beratungsdienstleistungen für die Unternehmer ermöglicht werden.401 Die Unterstützung basiert vor allem auf dem Gesetz über die Förderung von kleinen und mittleren Unternehmungen, auf dem
staatlichen Konzept der Unterstützung von KMU und auf verschiedenen Förderungspro-
396
397
398
399
400
401
Vgl. http://www.vsh.cz/vsh/verejnost14.htm (Stand am 23.7.2002).
Vgl. Mag Consulting (2001), S. 2 f. und (2000j), S. 2.
Vgl. auch Kap. 10.3.2.
Ein interessanter Ansatz über die Überlebenschancen touristischer KMU während der fortlaufenden Internationalisierung findet sich in Peters (2001), S. 164 ff.
Vgl. Freitag (1997), S. 81.
Ministerium für Handel und Industrie (2000), S. 3 ff.
122
grammen des Ministeriums für Handel und Industrie.402 Im Jahr 2001 wurde in die Entwicklung von KMU seitens des Staates im Rahmen von verschiedenen Programmen 400 Mio. Kč
investiert.403 Ausserdem besteht noch ein branchenspezifisches Programm des Ministeriums
für Regionalentwicklung zur Unterstützung des Kurortwesens.404 Im Rahmen der EU liegen
auch bereits verschiedene, auf die KMU ausgerichtete Programme (z.B. Interreg, Leader I und
Leader II) vor, an welchen Tschechien nach dem Beitritt teilnehmen kann. Vor dem Beitritt
steht dem Land unter anderem die Teilnahme an einem Mehrjahresprogramm für KMU offen.405
6.3
Analyse des vorhandenen Tourismuspotentials
Die Analyse des vorhandenen Tourismuspotentials eines Landes oder Ortes kann in einem
klassischen Stärken-/Schwächen- und Chance-/Gefahrenprofil zusammengefasst werden. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass nicht die statischen Konstellationen von verschiedenen Faktoren, sondern ihr dynamisches Zusammenspiel und ihre Kooperation die eigentlichen Vorteile einer touristischen Destination schaffen.406 Eine Charakterisierung der verschiedenen Trümpfe und Mankos der tschechischen Tourismusbranche kann der Tabelle 14
entnommen werden. Die Übersicht erfasst auch ein Profil des Landes aus der Sicht der Nachfrager, da die Feriengäste in verschiedenen Marktuntersuchungen immer wieder zu ihren Bedürfnissen und ihrer Zufriedenheit befragt werden und somit die Ausgestaltung des Angebotes auch mitbeeinflussen.
Aus der Analyse ergibt sich, dass die Stärken des tschechischen Tourismus eindeutig im ursprünglichen Angebot liegen, insbesondere in der Vielfältigkeit der natürlichen und kulturellen Gegebenheiten. Eine günstige geographische Lage in der Mitte Europas an einer der wichtigsten Verkehrsachsen nach Osten gibt der Tschechischen Republik eine Chance, das vorhandene Tourismuspotential optimal zu nützen. Über gute Zukunftsaussichten verfügt das
traditionelle Kur- und Badewesen, das einen wichtigen Bestandteil des tschechischen Kulturgutes bildet und in dessen Entwicklung vermehrt auch von der staatlichen Seite investiert
wird.407 Die auf 40’000 Plätze geschätzte vorhandene Infrastruktur für den Kongresstourismus birgt ein weiteres viel versprechendes Potential in sich. Positiv zu beurteilen sind ebenfalls die ausreichend vorhandene Kapazität an Verpflegungs- und Unterkunftseinrichtungen,
das abwechslungsreiche gastronomische Angebot und die Dichte des vorhandenen Verkehrssowie Wanderwegenetzes. Niedriges Preisniveau, Offenheit der Bevölkerung, gutes Niveau
der Gesundheitspflege und eine relativ hohe internationale Landessicherheit bilden weitere
Stärken, auf denen die Tourismusbranche aufbauen kann.
402
403
404
405
406
407
Es handelt sich um folgende Programme: „Garantie, Kredit, Markt, Start, Spezial, Kooperation, Marketing,
Beratung, Kleine Ausleihen, Design“. Für die KMU von ausgewählten Regionen kommen zusätzlich noch
„Region, Dorf, Regeneration, Präferenz, Betrieb, Grenze und Regiogarantie“ dazu. (Vgl. http://www.mpo.cz
/reader [Stand am 6.11.2002]).
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2002c), S. 34.
Vgl. Kap. 9.6.3.
Vgl. Kap. 9.7.
Vgl. Bieger/Beritelli (1996), S. 434; Kap. 3.4.2 und 10.3.
Vgl. Kap. 6.2.1.1.
123
Profil des touristischen Angebotes
Stärke/Chance
Schwäche/Gefahr
1. Preiswürdigkeit
• Niedriges Preisniveau (im Vergleich zum EU-Durchschnitt)
• Unangemessenes Preis-/Leistungsverhältnis (Incoming-Tourismus)
• Existenz der dualen Preise
• Ausbeuterische Preise im Taxigewerbe
x
x
x
x
2. Marke/Imagewert/Werbung
• Keine klare Positionierung des Landes auf dem Tourismusmarkt
• Heterogene Auftritte der einzelnen Regionen
• Fehlen einer starken touristischen Marke
• Bekanntheit des Landes ausserhalb von Europa
• Image eines Landes mit niedriger Dienstleistungsqualität
• Ungenügendes Informations- und Reservationssystem
x
x
x
x
x
x
3. Tourismusprodukte/Tourismusdienstleistungen
• Wenig international buchbare Produkte
• Praktisch keine Innovationen
• Fehlendes Investitionskapital
• Fehlende Segmentierung des Marktes
• Unzureichende Differenzierung des Angebotes
• Konzentration des Tourismus auf Prag
• Ungenügende Qualität der angebotenen Dienstleistungen
• Mangelhafte Kooperation der Tourismusakteure
• Konsumentenschutz und Vertrauenswürdigkeit der Reisebüros
• Kleingewerbliche Struktur des Angebotes
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
4. Menschliches Faktor
• Mangelhafte Gastfreundlichkeit
• Fehlende Sprachkenntnisse
• Unzureichende fachliche Qualifikation
• Unehrlichkeit (insbesondere im Taxigewerbe)
• Tiefes Lohnniveau in der Tourismusbranche
• Kurzfristige Denkweise und fehlendes Qualitätsdenken
• Wenig entwickeltes Tourismusbewusstsein
x
x
x
x
x
x
x
5. Beherbergung/Gastronomie
• Genügende Kapazität an Unterkunftseinrichtungen
• Ausreichende Kapazität an Verpflegungseinrichtungen
• Veraltete und unmoderne Infrastruktur
• Ungenügende Komfortstandards und Hygiene
• Übergewicht an Unterkünften in niedrigen Kategorien
• Fehlende verbindliche Standards für Unterkunftseinrichtungen
• Abwechslungsreiche Gastronomie
• Weltbekannte tschechische Küche und Bier
x
x
x
x
x
x
x
x
124
Profil des touristischen Angebotes
Stärke/Chance
Schwäche/Gefahr
6. Allgemeine Infrastruktur
• Unzureichende Verkehrsinfrastrukturqualität
• Genügende Dichte der Verkehrsinfrastruktur
• Breites öffentliches Transportnetz in Prag
• Ungenügendes öffentliches Transportnetz auf dem Lande
• Gut ausgebautes Wanderwegenetz
• Vorhandene Infrastruktur für den Kongresstourismus
• Hohes Niveau des Gesundheitswesens
x
x
x
x
x
x
x
7. Soziale Faktoren/Gesellschaft
• Sicheres Land (keine Kriegs- und Gewaltgefahr)
• Relativ stabile politische Verhältnisse
• Kriminalität (Bestehlen von Touristen)
• Prostitution
• Korruption
• Offenheit der tschechischen Bevölkerung
x
x
x
x
x
x
8. Natürliche Gegebenheiten
• Günstige geographische Lage in der Mitte Europas
• Fehlen einer Meeresküste
• Vielfältige Landschaft mit Bergen und Seen
• Milde klimatische Verhältnisse
• Eignung von 75% der Fläche für den Tourismus
• Umweltbelastung (vergleichsweise mit Europa)
• Attraktive Kleinstädte und Dörfer
• Mehrere Naturschutzgebiete und Nationalparks
x
x
x
x
x
x
x
x
9. Erholungs- und Unterhaltungsangebote
• Lange Tradition und gute Qualität des Kur- und Badewesens
• Breites Unterhaltungsangebot in Prag
• Beschränktes Unterhaltungsangebot ausserhalb von Prag
• Wenig betreute Sport- und Erlebnisangebote
x
x
x
x
10. Kulturelles Angebot
• Grosse kulturelle Vielfalt auf engem Raum
• Folklore Tradition (insbesondere auf dem Lande)
• Reiches Angebot an kulturellen Veranstaltungen
• Attraktivität der Hauptstadt Prag
• Unzählige Museen und Galerien
• 11 Denkmäler im Verzeichnis der UNESCO
• Ungenügende Investitionen in die Pflege des Kulturgutes
x
x
x
x
x
x
Tabelle 14: Profil des touristischen Angebotes408
408
Eigene Darstellung.
x
125
Zu den Schwachpunkten gehören vor allem ungenügende Dienstleistungsqualität, fehlendes
Angebot an regionalen Tourismusprodukten, mangelnde Gastfreundlichkeit, fehlende Sprachkenntnisse und Qualifikation der Angestellten, unangemessenes Preis-/Leistungsverhältnis,
duale Preise und kriminelle Gangs, die sich auf das Bestehlen von Touristen spezialisieren.
Auf der betrieblichen Ebene sind insbesondere niedrige Kooperationsbereitschaft, fehlendes
Innovationsverhalten, ungenügende Ausstattung mit Investitionskapital, kurzfristige Gewinnoptik und tiefes Lohnniveau in der Branche als Störfaktoren zu nennen.409 Seitens des Staates
sind grosse Mankos in der Werbung für den tschechischen Tourismus im Ausland, der
Imagepflege, der Positionierung des Landes auf dem Tourismusmarkt, der Förderung einer
nachhaltigen Tourismusentwicklung, im Fehlen eines integrierten Informations- und Reservationssystems sowie in der ungenügenden öffentlichen Infrastruktur zu verzeichnen.410
Aus dem dargestellten Profil und aus den obigen Ausführungen geht hervor, dass im touristischen Angebot heutzutage die Schwächen mengenmässig die Stärken überwiegen. Will die
Tschechische Republik die sich ihr bietenden Chancen für die Weiterentwicklung der Tourismusbranche nützen, darf sie die bestehenden Gefahren nicht übersehen, sondern muss an
ihrer Beseitigung gezielt arbeiten. Vor allem ohne eine gut funktionierende touristische Infraund Suprastruktur, gute Verkehrsverbindungen und eine wirksame Marketingstrategie bleibt
das reich vorhandene Tourismuspotential an Natur- und Kulturschätzen unbenützt. Die Jahre
des postrevolutionären touristischen Booms sind endgültig vorbei und Tschechien ist nun eine
unter vielen Destinationen, die um ihre Kunden kämpfen muss. Das Erkennen von Stärken
und Schwächen und der sich daraus ergebenden Chancen und Gefahren ermöglicht den zuständigen Instanzen erfolgsversprechende Massnahmen in die Wege zu leiten. Dabei wird
klar, dass die eigentlichen überbetrieblichen und überörtlichen Schlüsselbereiche auch über
angebotsseitige Impulse des Staates beeinflusst und gefördert werden können.411
6.4
Reisebüros als Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage
Auch die Reisebürobranche machte eine ähnliche Entwicklung durch, wie die anderen Bereiche des Dienstleistungssektors. Das älteste Reisebüro Čedok entstand 1920 – schon zwei Jahre nach der Gründung der Tschechoslowakei. Neben diesem wurde der Tourismusmarkt von
vielen anderen kleineren Reisebüros bedient, die vor allem Mitte der 30er Jahre eine regelrechte Konjunktur erlebten. Nachdem 1948 die private Unternehmenstätigkeit verboten wurde, beendeten die meisten Reisebüros ihre Tätigkeit. Die verbliebenen, wie auch Čedok, wurden verstaatlicht und zu Grosskonzernen umstrukturiert. So verfügte Čedok Ende der 80er
Jahre über 166 Filialen im Inland, 20 Filialen im Ausland und über eine eigene Hotelkette mit
200 Hotels und 23’000 Betten,412 was ihm eine Monopolstellung in der Branche sicherte.
Ausser ihm waren insgesamt noch neun Reisebüros mit ihren Filialen tätig – in Tschechien
waren CKM auf Jugendliche, Autoturist auf Auto- und Motorradfahrer, Rekrea auf Genossenschaftler, Balnea auf Kurortaufenthalte und Sportturist auf Sportler spezialisiert. Eine wichtige Stellung hatte die Reisepflege ROH, die sich mit dem gebundenen Tourismus auf nicht
409
410
411
412
Vgl. Kap. 10.3.2 und 10.3.3.
Vgl. Kap. 9.4, 9.5 und 10.3.1.
Vgl. Kap. 9.5.
Vgl. Sysel (2000), S. 296.
126
kommerzieller Basis befasste.413 Als Folge der Dominanz des Inlandstourismus und eines
dichten Netzes von Privatferienwohnungen, in welchen 92% der inländischen Aufenthalte realisiert wurden,414 liess der erwirtschaftete Umsatz der Reisebürobranche aber zu wünschen
übrig.
Nach der Wende setzte eine stürmische Entwicklung des organisierten, vor allem grenzüberschreitenden Fremdenverkehrs ein. Für das Betreiben eines Reisebüros war anfänglich nur eine Registrierung beim Handelsministerium nötig. Diese zu liberale Bewilligungspraxis führte
dazu, dass im Jahr 1990 in Tschechien etwa 4’000 und in der Slowakei etwa 2’000 Reisebüros tätig waren. Nachdem ein Jahr später die Voraussetzungen der Unternehmenstätigkeit in
der Reisebürobranche verschärft wurden und auch der Markt teilweise gesättigt war, reduzierte sich ihre Gesamtzahl auf etwa 2’000-2’500.415 Čedok wurde in der grossen Privatisierung
zuerst in eine Aktiengesellschaft mit dem Staat als Hauptaktionär umgewandelt. Nach seiner
Spaltung in den tschechischen Čedok und den slowakischen Saturn ging der tschechische Teil
im Jahr 1994 in Privateigentum über. Auch die anderen neun Reisebüros wurden privatisiert –
die ROH wurde in das Reisebüro Orea mit einer eigenen Hotelkette umgestaltet. 1996 wurden
die Voraussetzungen für das Betreiben eines Reisebüros erheblich gelockert, was später dazu
beitrug, dass zahlreiche Reisebüros in Konkurs fielen. Da mehrere hundert Kunden die vorbezahlten Leistungen nicht erhielten und dies stark medialisiert wurde, wuchs das Misstrauen
der Bevölkerung gegenüber den Reiseveranstaltern. Erst mit der Verstärkung des Konsumentenschutzes durch das Inkrafttreten des Tourismusgesetzes beruhigte sich die angespannte Lage.416
Im Jahr 1999 waren 1’350 Reisebüros aktiv tätig, wobei eine dominante Rolle Čedok und Fischer spielten. 59.9% aller Reisebüros konzentrierten sich auf den Outgoing-Tourismus,
28.9% auf den Incoming-Tourismus. Die sinkende Tendenz bei der Orientierung auf den Outgoing-Tourismus entsprach der Sättigung der Nachfrage nach Auslandsreisen.417 Auch die
Entwicklung im Incoming-Tourismus deutete auf einen Rückgang hin. Der Grund könnte der
gleiche sein wie im Outgoing-Tourismus – die Sättigung der anfänglichen Neugier, eine postkommunistische Destination zu besuchen. Mit dem Inlandstourismus beschäftigte sich Ende
1999 nur 40.1% der Reisebüros und ihre Zahl scheint sich weiter zu verkleinern. Dies erklärt
sich durch die kleineren Gewinne in dieser Sparte und durch den hohen Anteil der Bürger, die
im Besitz von Ferienwohnungen sind oder sich die Ferienaufenthalte selbst organisierten.
Deutlich war in den letzten Jahren dagegen der Anstieg der Zahl von Reisebüros, die sich auf
zwei zukunftsversprechende Segmente, den Kurort- und Kongresstourismus, spezialisierten.
Allgemein lässt sich aus den Angaben auf einen beginnenden Rückgang der Universalität und
auf eine Spezialisierung auf gewisse Produkte schliessen (vgl. Tabelle 15).
413
414
415
416
417
Vgl. Kap. 7.2.
Vgl. Hesková (1999), S. 9; Petrů/Holubová (1994), S. 14.
Es handelt sich nur um eine Schätzung des Handelsministeriums, da zu dieser Zeit keine gesetzliche Pflicht
zur Erteilung von statistischen Angaben bestand.
Vgl. Kap. 9.6.1.
Vgl. Kap. 6.5.2.
127
Reisebüros nach Tätigkeiten (in %)
Tätigkeit
Incoming-Tourismus
Outgoing-Tourismus
Inlandstourismus
Kongresstourismus
Kurorttourismus
1995
1996
1997
1998
1999
36.7
70.1
46.2
8.7
15.8
34.5
69.4
45.3
9.5
15.7
27.8
63.4
42.9
10.1
15.8
25.5
61.5
39.9
12.4
17.1
28.9
59.9
40.1
13.9
17.2
Tabelle 15: Reisebüros nach Tätigkeiten (1995-1999)418
Der Umsatz des Reisebürosektors erreichte im Jahr 1999 16.8 Mrd. Kronen, was einen Anstieg von 13% im Vergleich zum Vorjahr bedeutete. Davon fielen 71% auf den OutgoingTourismus, 25% auf den Incoming-Tourismus und nur 4% auf den Inlandstourismus. Ende
1999 beschäftigten nur 0.04% aller Reisebüros mehr als 100 Mitarbeiter und nur 0.5% mehr
als 20 Mitarbeiter von den 5’974 in der Branche tätigen Personen – dies zeigt, dass auch in
der Reisebürobranche die KMU dominieren.419 Im Jahr 2000 machte nur ein Drittel der tschechischen Bevölkerung von den Dienstleistungen eines Reisebüros Gebrauch, die restlichen
zwei Drittel organisierten ihre Reise selbst, was darauf deutet, dass das Potential der Reisebürobranche bei Weitem noch nicht erschöpft ist.420 Die Ursachen dieser Entwicklung sind vor
allem in einem beträchtlichen Anteil der Tschechen, welche auf längere Reisen verzichten
(40%–2000)421 und in einer hohen Zahl der Bürger, die im Besitz einer Ferienwohnung sind
(13.2%–1999),422 zu sehen. Eine mangelhafte Dienstleistungsqualität, ein unzureichend differenziertes Angebot und bis vor kurzem eine ungenügende Rechtssicherheit beim Kauf einer
Pauschalreise423 verstärken noch zusätzlich das Misstrauen gegenüber den Reisebüros.
6.5
Touristische Nachfrage
Die Tourismusnachfrage stellt die Bereitschaft dar, verschiedene Mengen touristischer Güter
gegen bestimmte Geldmengen einzutauschen.424 Anders als in den herkömmlichen ökonomischen Nachfrageanalysen muss der Einfluss des Preises auf die Kaufentscheidung aber nicht
ausschlaggebend sein, da bei der touristischen Nachfrage noch zahlreiche andere Faktoren die
Entscheidung mitbestimmen. Die Nachfrage wird zusätzlich noch durch objektive Gegebenheiten wie demographische, geographische, soziale, gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und ökologische Faktoren beeinflusst. Wie bereits im Kapitel 5.4 festgestellt wurde, ist in
Tschechien beispielsweise die Reiseintensität der Stadtbewohner viel höher als bei der ländlichen Bevölkerung und der Anteil derjenigen, die auf das Reisen verzichten, wächst mit dem
Alter überproportional schnell. Die Population mit der höheren Ausbildung verreist öfters als
diejenigen, die sich aus den Gruppen mit niedriger Ausbildung zusammensetzen. Auch die
subjektiven nicht rationalen Faktoren spielen für die Reiseentscheidung heutzutage eine wich418
419
420
421
422
423
424
In Anlehnung an Mag Consulting (2000d), S. 75.
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 72 ff.
Vgl. Mag Consulting (2002a), S. 6.
Vgl. Mag Consulting (2002), S. 84.
Vgl. Mag Consulting (2001), S. 3.
Vgl. Kap. 9.6.1.1.
Vgl. Kaspar (1996), S. 121.
128
tige Rolle. Der multioptionale Tourist verhält sich oft widersprüchlich und damit unberechenbar, indem er einmal als hedonistischer Geniesser im Oldtimer auftritt, kurz darauf indes als
Vertreter eines alternativen Lebensstils in Wanderschuhen nach möglichst günstigen Angeboten sucht.425
6.5.1
Struktur der Nachfrage vor der Wende
Bis zum Zweiten Weltkrieg erlebte der tschechische Tourismus einen Aufschwung. Dies war
vor allem dem konjunkturellen Wachstum in der Industrie zu verdanken, was Investitionen in
die Tourismusbranche und insbesondere in das Kur- und Badewesen ermöglichte.426 Die Zunahme von kaufkräftigen Einkommensschichten, die Abnahme der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit und die Einführung des gesetzlichen Urlaubes trugen zum Anstieg der Nachfrage
ebenfalls bei. Der Zweite Weltkrieg verunmöglichte das weitere Aufkommen des Fremdenverkehrs. Erst nachdem sich die Lage nach Kriegsende und der kommunistischen Machtübernahme Ende der 40er Jahre einigermassen konsolidierte, kam es erneut zu einem schnellen
Wachstum der Tourismusströme. Möglich wurde dies besonders durch das Einkommenswachstum, die steigende Mobilität, die fortschreitende Urbanisation, den verbreiteten Besitz
von Ferienwohnungen, die Einführung einer 5-Arbeitstage-Woche und durch die staatliche
Subventionierung der Ferienaufenthalte.
Einen massgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Nachfrage hatten die politischen Faktoren. Die Kommunistische Partei war bemüht, den grenzüberschreitenden Tourismus mit
westlichen Ländern systematisch zu unterdrücken, um jeglichen Kontakt der eigenen Bevölkerung mit der westlichen Kultur zu verhindern. So führten beispielsweise in den 70-80er Jahren mehr als 90% aller Auslandsreisen in andere sozialistische Länder und auch umgekehrt
stammten etwa 90% der Besucher aus anderen sozialistischen Staaten.427 Es überwogen kurzfristige Einkaufsreisen in Nachbarstaaten, bei den langfristigen Aufenthalten dominierten Badeferien am Schwarzen Meer. Massiv gefördert und subventioniert wurde der Inlandstourismus, dessen Anteil am gesamten Fremdenverkehr in der Nachkriegsperiode etwa 95% bildete.
Ausser den langfristigeren Aufenthalten in den staatlichen, betriebseigenen oder in den der
ROH gehörenden Erholungsstätten, waren die kurzfristigen Wochenendurlaube in den eigenen Ferienhäusern sehr verbreitet – ihr Anteil am gesamten Inlandstourismus bildete ca.
92%.428
6.5.2
Struktur der Nachfrage nach der Wende
Nach vierzig Jahren kommunistischer Herrschaft wurden Ende 1989 die Grenzen nach Westen geöffnet. Dies löste unter der tschechischen und auch der westlich benachbarten Bevölkerung eine regelrechte Euphorie aus und die touristischen Aktivitäten nahmen während einer
kurzen Zeit massiv zu.
425
426
427
428
Vgl. Greuter (2000), S. 174 f; Kap. 4.8.2.
Vgl. Kap. 5.7.1 und 6.2.1.1.
Vgl. Poláček/Gúčik/Bušniaková (1990), S. 29.
Vgl. Malá (1986), S. 45; Hesková (1999), S. 9.
129
6.5.2.1
Nationaler Tourismus
In den ersten Jahren nach der Wende überwog im Outgoing-Tourismus eine Nachfrage nach
kurzfristigen Reisen in die westlichen Nachbarstaaten. Besonders gross war das Interesse an
billigen Reisen mit minimalen Ansprüchen an Dienstleistungen. Um die Reise möglichst kostengünstig zu gestalten, wurde oft in Reisebussen und Autos übernachtet und Nahrungsmittel
wurden von zu Hause mitgenommen. Das Hauptmotiv für das Reisen war an erster Stelle die
Neugier und an zweiter Stelle lagen Einkäufe von Konsumgütern, die in Tschechien gar nicht
oder zu höheren Preisen erhältlich waren.429 Erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre löste die
Nachfrage nach Badeferien am Meer zum Teil jene nach kurzfristigen Einkaufsreisen ab.
Ausserdem etablierte sich aus den Reihen der Unternehmer ein Segment, welches vermehrt an
komfortablen Reisen in höheren Preiskategorien interessiert war. Die Nachfrage nach inländischen Aufenthalten stagnierte, da die tschechische Bevölkerung in dieser Zeit einen bescheidenen Urlaub im Ausland einem gehobeneren im eigenen Land bevorzugte. Auch die in den
Ferienwohnungen verbrachten Wochenenden wurden durch kurzfristige Reisen abgelöst.
Im Jahr 1997, nachdem die tschechische Wirtschaft in eine tiefe Rezession gefallen war, liess
die Nachfrage nach Auslandsreisen nach. Ausser der schlechten wirtschaftlichen Lage, der
schwachen Krone und der sich daraus ergebenden abnehmenden Kaufkraft der tschechischen
Bevölkerung war die Nachfrage schon teilweise gesättigt und zahlreiche Konkurse von Reisebüros trugen noch zusätzlich zum Verzicht auf Auslandsreisen bei.430 Bei den realisierten
Reisen überwogen Badeferien am Meer – im Jahr 2000 bildete ihr Anteil 62% mit Kroatien
an erster, Slowenien an zweiter und Italien an dritter Stelle. Auf die Kosten des OutgoingTourismus stieg in der zweiten Hälfte der 90er Jahre das Interesse an inländischen Aufenthalten an. Nachgefragt wurden vor allem billigere Unterkünfte. Im Jahr 1997 entschieden sich
20% für Dreistern-, 13% für Zweisternhotels, 11% für Campingplätze, 10% für Pensionen
und 20% nächtigten in Studentenheimen und Betriebseinrichtungen.431 2000 erreichte der Anteil des Binnentourismus am gesamten Fremdenverkehr 68%, wobei die meisten Reisen in
den Sommermonaten realisiert wurden und etwa 30% auf den Badetourismus, 22% auf die
Aufenthalte in Ferienwohnungen, 15% auf den Bergtourismus, 15% auf die Besuche von
Verwandten und Bekannten, 7% auf Skiaufenthalte, 4% auf den Kulturtourismus und 4% auf
den Kurorttourismus fielen. Ohne eine Reise mit mindestens vier Übernachtungen blieben
40% der Tschechen.432
Die sinkende Tendenz in der Nachfrage nach ausländischen Aufenthalten setzte sich auch in
den nächsten Jahren fort, wobei dies vor allem der weiteren Abnahme der Kaufkraft der Bevölkerung und der Abwertung der eigenen Währung zuzuschreiben war. Im Jahr 2001 litt die
touristische Nachfrage unter den terroristischen Anschlägen in den USA. 2002 kam es, trotz
der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage und der mehrfachen Aufwertung der Krone, zu
ihrem weiteren Rückgang. Dies verursachten vor allem die Überflutungen, die im Sommer
zwei Drittel des Landes heimsuchten.
429
430
431
432
Vgl. Kučerová (1997), S. 142.
Vgl. Kap. 7.3.2.
Vgl. Pírek (1998b), S. 11.
Vgl. Mag Consulting (2002a), S. 84.
130
6.5.2.2
Incoming-Tourismus
Im Incoming-Tourismus kam es nach dem Systemwechsel ebenfalls zu massgebenden Umschichtungen. Das Bedürfnis der westlichen Bürger ein postkommunistisches Land zu besuchen war gross und bis zum Jahr 1996 liess sich ein kontinuierliches Wachstum der Tourismusströme feststellen. Tschechien war vor allem für kurzfristige Städtereisen interessant, wobei Prag den Hauptanziehungspunkt bildete. Ausser dem Kultur- und Bildungstourismus
blühte der Einkaufstourismus in grenznahen Regionen. Anfänglich wurden keine grossen Ansprüche an Dienstleistungen gestellt, da der Hauptgrund für die Reise nicht luxuriöse Ferien
waren, sondern die Entdeckung eines unbekannten postkommunistischen Landes.
Im Jahr 1997 mussten im Incoming-Tourismus zum ersten Mal Verluste hingenommen werden. Die Ursache auf der Nachfrageseite sah man vor allem im Umstand, dass nach einer
Zeitspanne von 5-7 Jahren die Neugier auf eine neue Destination befriedigt war. Wie sich aus
einer Untersuchung ergab, waren die ausländischen Besucher zudem nicht mehr bereit, bestimmte Unzulänglichkeiten wie unangemessenes Preis-/Leistungsverhältnis, duale Preise,
ausbeuterische Preise des Taxigewerbes, steigende Kriminalität, unzureichende Komfort- und
Hygienestandards und Unfreundlichkeit sowie fehlende Sprachkenntnisse des Personals zu
akzeptieren.433 Die deutschen Besucher, welche den grössten Anteil der ausländischen Reisenden bilden, empfanden zusätzlich störend vor allem die ungenügende Sauberkeit in den
Städten und die schlecht funktionierende Kommunikation mit den Incoming-Agenturen.434
Zu einer gewissen Belebung des Incoming-Tourismus, zu welcher die Konjunktur in den
westlichen Staaten beitrug, kam es erst im Jahr 2000. Die Motive eines Besuches im Jahr
2001 bildeten an erster Stelle mit 56% Erholung und kulturelle Motivation, gefolgt von Geschäftsreisen mit 20%, Besuchen von Verwandten und Bekannten mit 12%, Teilnahme an einem Kongress mit 6%, Einkaufstourismus mit 5% und Kurorttourismus mit 4%.435 Die meisten Reisen fielen in die Sommermonate436 und waren nur kurzfristig. Weniger als fünf Tage
verbrachte in Tschechien mehr als die Hälfte der Befragten, woraus sich ableiten lässt, dass
Tschechien im Ausland eher das Image eines Landes des zweiten Urlaubes hat. Die ausländischen Gäste bevorzugten, im Unterschied zur einheimischen Bevölkerung, Unterkünfte in den
höheren Kategorien. 23% logierten in Fünf- und Viersternhotels, 26% in Dreistern- und 8.5%
in Zweisternhotels, 13% in Pensionen, 12.5% bei Verwandten und Bekannten und 7% auf
Campingplätzen. 30% der Touristen waren deutscher Nationalität, 7% kamen aus Polen, 6%
aus Italien, 5% aus Grossbritannien und Holland und 4% aus den USA und der Slowakei.437
6.5.3
Analyse der Nachfragetrends
Vor der Wende richtete sich die touristische Nachfrage auf einfache, undifferenzierte, monokulturelle Basisleistungen. Während der ganzen sozialistischen Ära kam es kaum zu Innovationsimpulsen, da von der Nachfrageseite keine neuen touristischen Produkte verlangt wurden.
Der grosse Anteil der kurzfristigen Urlaube in eigenen Ferienwohnungen verstärkte diesen
433
434
435
436
437
Vgl. Němčanský (1999a), S. 480; Pírek (1998a), S. 2; Hrala (1996), S. 101.
Vgl. Strádalová (2000), S. 27.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2001a), S. 28.
Vgl. Tabelle 4.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2001a), S. 7 und (2001b), S. 7.
131
Trend noch und verhinderte zusätzlich mögliche Veränderungen. Die staatliche Planung wäre
aber auch sonst mit jeglichen Anpassungen überfordert gewesen und hätte auf die Bedürfnisse
der Tourismusteilnehmer kaum reagiert. Der sozialistische, auf Massentourismus ausgerichtete Markt kann deshalb durchaus als statisch und in qualitativer Hinsicht als stagnierend bezeichnet werden. Zu Umstrukturierungen der Nachfrage kam es erst nach der Wende, als die
veränderte politische Situation dem Tourismus neue Wachstumsimpulse verlieh.
In der ersten Hälfte der 90er Jahre trug die Nachfrage in Bezug auf die Dienstleistungsqualität
noch ähnliche Züge wie vor dem Systemwandel. Im Binnen- sowie im grenzüberschreitenden
Tourismus wurden meistens undifferenzierte Grunddienstleistungen nachgefragt und deshalb
kam es lange zu keiner qualitativen Verbesserung der angebotenen Produkte. Der Nachfrageüberhang führte dazu, dass sich der Tourismusmarkt während einer kurzen Zeit zum Verkäufermarkt entwickelte, da sich die Dienstleistungen quasi von selbst vermarkteten. Erst Ende
der 90er Jahre kam es im Nachfrageverhalten zu grösseren Veränderungen. Wie bereits im
vorangegangen Kapitel skizziert, wurden an das Reisen höhere Ansprüche gestellt und die
Bereitschaft, gewisse Unzulänglichkeiten zu akzeptieren, sank. Verlangt wurde nicht nur eine
bessere Qualität, sondern auch eine breitere Auswahl an Produkten, die vor allem Abwechslung, mehr Spass, Abenteuer und Unterhaltung bieten. Die wichtigsten Veränderungen fasst
die Abbildung 15 zusammen.
Steigende Kriminalität
Schlechte Kommunikation mit
Incoming-Agenturen
Duale Preise
Ungenügende
Dienstleistungsqualität
Unzureichende Komfortund Hygienestandards
Einfache
monokulturelle
Wachsende
touristische
Unzufriedenheit
Unangemessenes Preis/Leistungsverhältnis
Dienstleistungen
Bis 1996
Unfreundlichkeit des
Personals
Seit 1997
Ungenügende Sauberkeit in den
Städten
Höhere Ansprüche an
touristische
Dienstleistungen
Notwendigkeit der
Anpassung des
touristischen Angebotes
Fehlende
Sprachkenntnisse des
Personals
Seit 1997
Abbildung 15: Veränderungen in der touristischen Nachfrage438
Will die Tschechische Republik an die erfolgreichen Jahre des touristischen Booms anknüpfen, sind unter anderem Veränderungen im touristischen Angebot, die dem neuen Nachfrageverhalten der einheimischen Bevölkerung und den sich wandelnden Gästebedürfnissen in
Quellen-Ländern entsprechen und auf die Bedürfnisse des multioptionalen Touristen eingehen, unabdingbar.
438
Eigene Darstellung.
132
6.6
Fazit
Der tschechische Tourismusmarkt machte nach der politischen Wende 1989 wesentliche Veränderungen durch, da der erhebliche Strukturwandel, der durch die Einführung der Marktwirtschaft erfolgte, auch vor der Tourismusbranche nicht Halt machte. Die Bedeutung des tertiären Sektors nahm stark zu. Sein Anteil am Bruttoinlandprodukt konnte innerhalb von zehn
Jahren um 23% gesteigert werden und viele freigesetzte Arbeitskräfte aus anderen stagnierenden Wirtschaftsbereichen fanden in ihm eine neue Arbeitsstelle. Die KMU, aus welchen sich
der grösste Teil der dienstleistungserbringenden Unternehmen etabliert, erlebten nach der
Wende einen regelrechten Boom. Wegen der früheren Förderung von grossen Unternehmenseinheiten mussten die klein- und mittelgewerblichen Strukturen innert kurzer Zeit fast aus
dem Nichts auf West-Niveau ausgebaut werden.
In der Tourismusbranche dominieren heutzutage eindeutig kleine und mittlere Unternehmungen. Sie tragen einerseits zur Schaffung eines gesunden Unternehmensklimas, zur Verbesserung der Marktdynamik, zur Belebung in ökonomisch schwachen Regionen und zur Erhöhung
der Beschäftigung bei. Andererseits sind aber mit ihrer Existenz einige typische Probleme der
kleingewerblichen Strukturen wie ungenügendes Investitionsvermögen, fehlende Innovationsfähigkeit, kurzfristige Denkweise und mangelhafte Weiterbildung der Mitarbeiter verbunden.
Unter solchen Umständen kommen auch keine überbetrieblichen Kooperationen und Clusterbildung zustande, obwohl dies gerade in der Tourismusbranche vorteilhaft wäre. Da viele der
KMU nicht fähig sind, in der harten Konkurrenz mit Grossunternehmen zu bestehen, wird ihre Unterstützung seitens des Staates in den Industrieländern vermehrt diskutiert. In der Tschechischen Republik wird trotz der Fülle von kontroversen Ansichten eine privilegierte Förderung der KMU befürwortet.
Aufgrund der vorgenommenen Stärken- und Schwächen Analyse des touristischen Angebotes
kann in Tschechien davon ausgegangen werden, dass das ursprüngliche Angebot an zahlreichen natürlichen und kulturellen Gegebenheiten bei seiner Wahl als Reiseland eine entscheidende Rolle spielt. Den Hauptanziehungspunkt für 70% der ausländischen Besucher bildet die
Hauptstadt Prag – dies obwohl fast drei Viertel der Landesfläche für den Fremdenverkehr geeignet sind. Der grösste Teil der einheimischen Bevölkerung verbringt ihre Ferien in der Nähe
von Wasserflächen. Einer der Gründe, warum das ursprüngliche Angebot eine viel höhere
Gewichtung geniesst, liegt wohl daran, dass das abgeleitete Angebot in vielen Bereichen noch
nicht das erwartete Niveau erreicht. Nimmt man beispielsweise die Unterkunfts- und Verpflegungseinrichtungen unter die Lupe, stellt man fest, dass ein Netz in einer genügenden Quantität, nicht aber Qualität vorhanden ist, und dass die Unterkünfte in niedrigen Kategorien überwiegen.
Bei der Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen kam es auch zu vielen Veränderungen.
Bis Ende 1989 machte der Inlandstourismus etwa 95% des gesamten Fremdenverkehrs aus
und vor allem die kurzfristigen Wochenendurlaube in den eigenen Ferienwohnungen waren
sehr verbreitet. Die Nachfrage nach westlichen Auslandsreisen wurde systematisch unterdrückt und so spielte sich der internationale Tourismus zu fast 90% mit anderen sozialistischen Ländern ab. An die Dienstleistungen wurden keine grossen Ansprüche gestellt; verlangt
wurden einfache, undifferenzierte Produkte. Zu massgeblichen Umstrukturierungen kam es
erst nach dem Systemwechsel. In den ersten Jahren überwog eine Nachfrage nach billigen,
kurzfristigen Reisen in die westlichen Länder, die später durch eine Nachfrage nach Badefe-
133
rien am Meer abgelöst wurde. Der Stagnation des Inlandstourismus wurde erst während der
Rezession in der zweiten Hälfte der 90er Jahre ein Ende gesetzt, als die Bevölkerung auf billigere Reisearten auswich. Im Incoming-Tourismus liess sich unmittelbar nach der Wende zuerst ein kontinuierliches Wachstum der Tourismusströme feststellen. Ausser der Nachfrage
nach kurzfristigen Aufenthalten in Prag blühte vor allem der Einkaufstourismus in Grenzregionen. 1997 mussten aber auch im Incoming-Tourismus das erste Mal Verluste hingenommen
werden, wobei die wachsende Unzufriedenheit mehreren Faktoren zuzurechnen war. Die Ursachen waren vor allem in Unzulänglichkeiten im Angebot, in der sinkenden Bereitschaft diese zu akzeptieren sowie in der teilweisen Sättigung der Nachfrage nach postkommunistischen
Destinationen zu sehen. Seitens des Staates trug vor allem die Verfolgung einer konzeptlosen
Tourismuspolitik zu dieser Entwicklung bei.
Will die Tschechische Republik an die erfolgreichen Jahre des touristischen Booms anknüpfen, sind einige Anpassungen und Innovationen des Angebotes, die der veränderten Nachfrage auf dem Markt entsprechen, unabdingbar. Dies ergibt sich unter anderem aus dem Stärken/Schwächen- und Chancen-/Gefahrenprofil. Mehrere von den mengenmässig überwiegenden
Mankos gehören zu Bereichen, die auch über staatliche Impulse günstig beeinflusst und mit
einer geeigneten Tourismuspolitik gezielt gefördert werden können.
135
7 Entwicklung der Tourismusbranche
7.1
Überblick
„In the past ten years tourism in the Czech Republic has become an important economical and social phenomenon with a significant international impact.“
Petr Lachnit (1999)
Die Ausgestaltung des Fremdenverkehrswesens unter der Zentralplanwirtschaft vollzog sich
in vielen Belangen anders als nach der Wende. Der Ausbau des Dienstleistungssektors war
aus ideologischen Gründen nicht erwünscht und die Tourismusentwicklung wurde vom Zentrum in die von der Kommunistischen Partei vorgegebene Richtung gesteuert. Erst nach dem
Systemwechsel kam es in Tschechien zu radikalen Veränderungen, die sich auch stark auf die
Tourismusbranche auswirkten. Wie sich bereits aus den Kapiteln 6.2 und 6.4 ergibt, wurde
der Tourismussektor durch die Entstehung von tausenden privaten KMU gestärkt. Die Monopolstellung der bestehenden Grossunternehmen wurde abgebaut und die meisten touristischen
Einrichtungen bereits im Jahr 1990 privatisiert. Die Branche erfuhr in der ersten Hälfte der
90er Jahre einen regelrechten Boom – vor allem nahm der grenzüberschreitende Fremdenverkehr massiv zu. Dies hatte auch volkswirtschaftliche Auswirkungen, da das touristische Aufkommen steigende Anteile der Branche am Bruttoinlandprodukt, am Export und an der Beschäftigung sowie eine gute Positionierung auf dem internationalen Tourismusmarkt mit sich
brachte. Nachdem aber die tschechische Wirtschaft in eine Krise geraten war, kam es im Jahr
1997 auch in der Tourismusbranche zu einer Stagnation, für welche aber auch andere Faktoren auf der mikro- und makroökonomischen Ebene verantwortlich waren.439 Als sich die wirtschaftliche Lage nach der Jahrtausendwende verbesserte, kam es im Fremdenverkehr zu einer
leichten Belebung.
Auf die Tourismusentwicklung vor der Wende und auf seine typischen Merkmale wird im
ersten Kapitel eingegangen. Um den Einfluss der kommunistischen Ideologie näher zu demonstrieren, wird der grenzüberschreitende Fremdenverkehr unter die Lupe genommen. Bei
der Analyse der Tourismusentwicklung nach der Wende wird zwischen dem touristischen
Boom der ersten Jahre und der darauf folgenden Stagnation unterschieden. Zunächst wird die
Stellung der Tschechischen Republik auf dem internationalen Tourismusmarkt analysiert. Das
letzte Kapitel ist der wirtschaftlichen Bedeutung der Tourismusbranche gewidmet. Es wird
insbesondere auf die Entwicklung des Dienstleistungssektors, auf den Anteil des Tourismus
am BIP, am Export und an der Beschäftigung sowie am Ausgleich der Zahlungsbilanz eingegangen.
439
Vgl. Kap. 10.2.1.
136
7.2
Tourismusentwicklung vor der Wende
Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Tschechoslowakei zu den europäischen Ländern mit
dem höchsten Lebensstandard.440 Die industrielle Entwicklung führte zu einem starken
Wachstum, das Investitionen in den Tourismus und vor allem in die Entwicklung des Kurund Badewesens ermöglichte. Im Jahr 1920 entstanden das erste Reisebüro Čedok und ein gesamtstaatlicher Tourismusklub.441 Ausser dem organisierten Reisen und dem Kurorttourismus
begann sich in den 30er Jahren unter der jungen Generation das Trampen weit zu verbreiten.
Es handelte sich dabei um eine günstige Möglichkeit, Ferien in Tramplagern, im Zelt oder unter freiem Himmel zu machen. Das grösste Tourismusaufkommen wurde 1937 in der Zeit der
Hochkonjunktur verzeichnet. In diesem Jahr nahmen 3.75 Mio. Bürger mit einer durchschnittlichen Dauer von fünf Tagen am Inlandstourismus teil. Die Zahl ausländischer Besucher mit
einer durchschnittlichen Dauer von acht Tagen betrug 0.55 Mio.442 Längere Reisen blieben in
der ganzen Zwischenkriegszeit aber häufig den vermögenderen Schichten vorbehalten. Das
Reisen von jenen mit niedrigerem Einkommen beschränkte sich oft auf Besuche von Verwandten und Bekannten sowie auf eintägige Ausflüge.
Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Voraussetzungen für die
Entwicklung des Tourismus nicht optimal. Die schwierige wirtschaftliche Lage, Inflation,
zerstörte Verkehrswege und Unterkunftseinrichtungen erschwerten sein Aufkommen. Dazu
kam Ende der 40er Jahre noch die kommunistische Machtübernahme, die nicht nur die Veränderung des politischen Kurses, sondern auch einen umfangreichen Umbau der Wirtschaft
und der Tourismusbranche hervorrief.443 Nachdem sich die Situation einigermassen konsolidierte, kam es erneut zu einem schnellen touristischen Wachstum. Infolge der Nichtannahme
des Marshallplans und des Ausbruchs des Kalten Krieges entwickelte sich der Fremdenverkehr in den sozialistischen Ländern aber anders als im Rest der Welt. Die sowjetische Führung bemühte sich um eine einheitliche Gestaltung der unter ihrem Einfluss stehenden Regime. Die Staaten sollten ihre bis zum Krieg vorherrschende Westorientierung aufgeben, das
Modell der Zentralplanung übernehmen und sich voll in die sozialistische Staatengemeinschaft integrieren. Dies galt auch für die Tourismusbranche. In der Tschechoslowakei wurden
die touristische Supra- und Infrastruktur daraufhin verstaatlicht und die Reorganisation des
ganzen Tourismuswesens in Angriff genommen.444 Nach dem sowjetischen Vorbild von „Intourist“445 wurden zentrale Organisationen eingerichtet und der Tourismussektor in die zentrale Wirtschaftsplanung einbezogen.446 Es kam zur Herausbildung von typischen Merkmalen,
die man in der nach marktwirtschaftlichen Prinzipien funktionierenden Tourismusbranche
nicht vorfand (vgl. Abbildung 16). In der Tschechoslowakei hatten diese Merkmale folgende
inhaltliche Ausgestaltungen:
440
441
442
443
444
445
446
Vgl. Kap. 5.7.1.
Vgl. Kap. 6.4.
Vgl. Poláček/Gúčik/Bušniaková (1990), S. 21 f. Die Zahlen für den Outcoming-Tourismus wurden statistisch nicht erfasst.
Vgl. Kap. 5.7.1.
Vgl. Kap. 6.2.2.
Intourist ist eine im Jahr 1929 gegründete sowjetische Organisation für den Incoming-Tourismus. Bis vor
wenigen Jahren verfügte sie über das Monopol für Empfang und Versorgung ausländischer Touristen und
über ein eigenes Hotelnetz. (Vgl. Henningsen [1993], S. 47).
Vgl. Kap. 8.2.
137
Dominanz des
Innlandstourismus
Übergewicht der
kurzfristigen Reisen
Datscha-Kultur
Typische Merkmale
des sozialistischen
Tourismus
Finanzielle Beteiligung des
Staates - „Gratis-Ferien“
Internationaler Tourismus
mit sozialistischen
Ländern
Fehlende touristische
Einrichtungen
Abbildung 16: Typische Merkmale des Tourismus447
447
448
449
450
451
•
Dominanz des Inlandstourismus: Die Basis der touristischen Entwicklung bildete
der Inlandstourismus, dessen Aufkommen vom Staat finanziell unterstützt wurde.
Sein Anteil am gesamten Fremdenverkehr betrug ca. 95%, in bestimmten Jahren
auch mehr.448
•
Datscha-Kultur: Das dichte Netz von eigenen Ferienwohnungen führte dazu, dass
ihre Nutzung etwa 92% des Inlandstourismus ausmachte.449 Burgstein beschrieb
die Datscha-Kultur folgendermassen: „Die Woche über verbringt die Nation zu
Hause. Am Freitagnachmittag verschwindet sie auf die Datscha. Hier entfaltet der
Tscheche sein wahres Selbst, pflegt das Häuschen und manikürt den Garten ... Insbesondere an Wochenenden und Feiertagen wird gehämmert, gezimmert und gesägt. Die Überlegung, der Nachbar könnte sich über die Ruhestörung beschweren
... wird mit eindeutigem Klopfen auf die Stirn kommentiert.“450
•
Fehlende touristische Infra- und Suprastruktur: Der Mangel an kommerziellen
touristischen Einrichtungen trug dazu bei, dass sich der freie Tourismus am langsamsten entwickelte, da die bestehende Nachfrage in der Winter- und Sommersaison nicht befriedigt werden konnte.
•
Internationaler Tourismus mit sozialistischen Ländern: Die Entwicklung des
grenzüberschreitenden Tourismus wurde durch die kommunistische Führung stark
gehemmt. In den 70-80er Jahren führten mehr als 90% aller Auslandsreisen in andere sozialistische Länder und auch umgekehrt stammten etwa 90% der Besucher
aus anderen sozialistischen Ländern, mit denen bilaterale Abkommen abgeschlossen waren.451
Eigene Darstellung.
Vgl. Tabelle 17.
Vgl. Petrů/Holubová (1994), S. 14.
Burgstein (1998), S. 44.
Vgl. Kap. 7.2.1; Tabelle 16.
138
7.2.1
•
Kurzfristige Reisen: Im gesamten Zeitraum dominierte der Kurzzeittourismus –
vor allem in Form von Wochenendurlauben in eigenen Ferienwohnungen.
•
Finanzielle Beteiligung des Staates: Durch die staatliche Mitfinanzierung des gebundenen Inlandstourismus wurde die Teilnahme am Fremdenverkehr allen Sozialschichten ermöglicht. Am schnellsten entwickelte sich die Gewerkschaftsbewegung ROH, welche über mehrere Erholungsstätten verfügte.452 Die Ferienaufenthalte in betriebseigenen Einrichtungen erfuhren ebenfalls einen grossen Zuwachs
wie auch die meist dreiwöchigen Pionier-Zeltlager, die für die Kinder der Angestellten organisiert wurden.
Grenzüberschreitender Tourismus
Der grenzüberschreitende Verkehr wurde aus Furcht vor der Unterminierung der Souveränität
des sozialistischen Staates kurz nach der kommunistischen Machtübernahme drastisch eingeschränkt. Vor allem Kontakte mit westlichen Bürgern waren entweder ausdrücklich verboten
oder streng reglementiert. Bereits beim Ausbau des Verkehrsnetzes achtete man darauf, dass
die Hauptachsen nicht nach Westen führten. Die wenigen privaten Besucher aus dem Westen
waren in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt und private Reisen der eigenen Bevölkerung in
den Westen waren so gut wie unmöglich. Die Bürger sollten nicht die Möglichkeit haben,
durch Auslandsreisen Kontakte zur kapitalistischen Welt zu knüpfen und einen eigenen Einblick in die dort bestehenden Lebensverhältnisse zu gewinnen, da dies nach Meinung der
Kommunistischen Partei zu politisch unerwünschten Reaktionen führen könnte.
1955 wurde auf der Konferenz der RGW-Mitgliedstaaten in Varna beschlossen, zumindest
den grenzüberschreitenden Verkehr unter ihnen zu liberalisieren und zu vereinheitlichen. Ein
wichtiger Punkt war der Entscheid über die Einbeziehung der Meeresküsten Bulgariens und
Rumäniens in den Ferntourismus der Mitgliedstaaten. Anfang der 60er Jahre kam es zu weiteren Erleichterungen. Auf bilateraler Basis wurde 1964 die Pass- und Visumspflicht zwischen
der ČSSR, Ungarn, Polen, Bulgarien, der DDR sowie Jugoslawien abgeschafft. Um die Grenzen zu diesen Ländern überschreiten zu können, reichte seitdem ein Einlageblatt zum Personalausweis, das von der Polizeibehörde am Wohnort ausgestellt wurde.453 In den Jahren 19671968 kam es in der Tschechoslowakei im Zusammenhang mit den geplanten Reformen zu
weiteren Lockerungen.454 Die Grenzen wurden auch gegenüber den westlichen Staaten geöffnet und die Bürger durften nach Erfüllung der Visumspflicht in kapitalistische Staaten ausreisen. Gleichzeitig kam es zu einem regelrechten Boom von Einreisen aus dem Westen, wobei
es sich vor allem um politisch interessierte junge Leute handelte. Nach der gewaltsamen Beendigung des Prager Frühlings wurden die Grenzen jedoch wieder geschlossen und die Ausreiseformalitäten stark verschärft, was zu einer drastischen Drosselung der Westreisen führte.
In der ersten Hälfte der 70er Jahre kam es zu einer gewissen Entspannung, da zwischen der
Tschechoslowakei, der DDR, Ungarn und Polen die Pass- und Visumspflicht aufgehoben
wurde. Dies führte schnell zu einem Anstieg der Touristenströme, wobei für dieses Wachstum
besonders ökonomische Überlegungen der Bevölkerung eine Rolle spielten. Es lohnte sich,
452
453
454
Vgl. Kap. 6.4.
Vgl. Ropers (1986), S. 22; Socher (1996), S. 162.
Vgl. Kap. 5.7.2.
139
Einkaufsreisen in jene sozialistischen Nachbarstaaten zu unternehmen, in denen begehrte
Konsumartikel eher oder billiger erhältlich waren. Dieser Anreiz führte aber zu vielen Engpässen in der Versorgung der Einreiseländer, und deshalb wurden daraufhin die Zoll- und Devisenbestimmungen, die ursprünglich zusammen mit den Passbestimmungen liberalisiert
worden waren, wieder verschärft. Eine Ausreise in die westlichen Staaten war weiterhin mit
erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Trotz verschiedener Möglichkeiten, eine Reise zu
beantragen, erhielten die Gesuchsteller oft ohne Begründung einen negativen Bescheid. Lag
eine schriftliche Einladung von Bekannten oder Verwandten vor, musste der Antragsteller bei
seinem Arbeitgeber eine Ausreiseerlaubnis beantragen. Nach seiner Zusage war ein Devisenantrag bei der Nationalbank zu stellen und mit all den positiven Bescheiden war der offizielle
Antrag bei der örtlichen Polizei einzureichen. Diese entschied endgültig darüber, ob die Ausreise genehmigt wurde oder nicht. Eine andere Möglichkeit für eine Ausreise bestand über das
Reisebüro Čedok, wobei auch hier das Visum von staatlicher Seite her verweigert werden
konnte. Zudem durfte der Aufenthalt nicht weniger als 15 Tage dauern, was das Reisen in das
westliche Ausland unverhältnismässig verteuerte und somit eine kleine Nachfrage garantierte.
In allen Fällen galt das ungeschriebene Gesetz, dass die nahen Familienangehörigen des Gesuchstellers die Heimat in dieser Zeit nicht verlassen durften.455
Aus den oben erwähnten Gründen führten in den 70-80er Jahren mehr als 90% aller Auslandsreisen in andere sozialistische Länder und auch umgekehrt, etwa 90% der Besucher
stammten aus anderen sozialistischen Ländern, mit denen die Tschechoslowakei bilaterale
Abkommen abgeschlossen hatte (vgl. Tabelle 16).
Incoming-Tourismus
Jahr
1965
1975
1985
Besucherzahl (in Mio.)
mit sozialistischen Staaten (%)
mit kapitalistischen Staaten (%)
2.9
13.9
16.5
79.0
93.5
92.1
21.0
6.5
7.9
Outgoing-Tourismus
Jahr
1965
1975
1985
Reisendenzahl (in Mio.)
mit sozialistischen Staaten (%)
mit kapitalistischen Staaten (%)
1.7
7.4
8.4
90.3
96.0
94.4
9.7
4.0
5.6
Tabelle 16: Incoming- und Outgoing-Tourismus (1965-1985)456
In den 80er Jahren verlangsamte sich das touristische Wachstum innerhalb der sozialistischen
Länder und einige von ihnen versuchten wegen ihren wirtschaftlichen Schwierigkeiten, grössere Anteile ihrer touristischen Kapazitäten gegen Devisen und zu höheren Verrechnungspreisen zu vermarkten. Der ganze Reiseverkehr wurde aber weiterhin stark geregelt und reglementiert – unter gewissen Umständen auch gegenüber den anderen RGW-Mitgliedern. Als es
beispielsweise 1980 in Polen zu Arbeiterunruhen und der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc kam, wurde die Zahl der Ausreisen zum nordöstlichen Nachbarn beschränkt, da die
kommunistische Führung die Verbreitung ähnlicher Tendenzen im eigenen Land befürchtete.
455
456
Vgl. Ropers (1986), S. 31 ff.; Ruzicka (1994), S. 11.
In Anlehnung an Poláček/Gúčik/Bušniaková (1990), S. 29; Mladová (1997), S. 16.
140
Zur Einführung der Reisefreiheit und zu einer grundsätzlichen Veränderung der ganzen Tourismuspolitik kam es erst nach der Wende Ende 1989.457
Trotz der vielen Einschränkungen war der Fremdenverkehr während der ganzen sozialistischen Ära, vor allem wegen der starken staatlichen Subventionierung des Inlandstourismus,
stets im Wachstum begriffen. Die Zahl der Tourismusteilnehmer stieg in den Jahren 1948 bis
1989 von 10.6 Mio. auf 183.6 Mio., was dem Faktor 18 entspricht (vgl. Tabelle 17).
1948
Nationaler Tourismus – Reisendenzahl (in Mio.)
Total
Inlandstourismus
Outgoing-Tourismus
10.6
---
1955
16.6
--
--
1965
66.5
64.8
1.7
1970
119.3
117.2
2.1
1980
168.3
157.9
10.4
1985
172.4
164.0
8.4
1989
183.6
173.6
10.0
Jahr
Tabelle 17: Nationaler Tourismus (1948-1989)458
7.3
Tourismusentwicklung nach der Wende
Wie bereits aus den Kapiteln 5.5 bis 5.7 hervorgeht, kam es nach der Wende in Tschechien zu
radikalen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die dem Tourismus neue Wachstumsimpulse verliehen. Die Tourismusbranche wurde mit zuvor nie dagewesenen Gegebenheiten konfrontiert. Nach vierzig Jahren kommunistischer Herrschaft kam es zur Öffnung der
Grenzen und es entstand ein nach marktwirtschaftlichen Prinzipien funktionierender Tourismusmarkt.459 Nach anfänglich kontinuierlichem Wachstum der Tourismusströme kam es 1997
zu einer Stagnation, die trotz der konjunkturellen Ankurbelung der Wirtschaft nach der Jahrtausendwende noch nicht überwunden zu sein scheint.
7.3.1
Tourismusboom bis 1996
Die Tourismusentwicklung bis zum Jahre 1996 kann als explosiv bezeichnet werden. Die Beseitigung der Grenzstacheldrähte und die erlangte Freiheit lösten unter der tschechischen Bevölkerung eine regelrechte „Go-West-Euphorie“ aus. Unmittelbar nach der Grenzöffnung
überwogen im Outgoing-Tourismus kurzfristige Reisen in die westlichen Nachbarstaaten. Zu
ihrer leichten Verminderung, die sich durch das fallende Interesse am kurzfristigen Einkaufstourismus erklären liess, kam es 1993. Ein Jahr später kurbelte die konjunkturelle Belebung
der Wirtschaft die Reisefreudigkeit aber wieder an und im Jahr 1996 wurde ein neuer Rekord
457
458
459
Vgl. Kap. 7.3.
In Anlehnung an Mladová (1997), S. 15.
Vgl. Kap. 6.
141
erreicht (vgl. Tabelle 18). Die Nachfrage nach Badeferien am Meer löste nun teilweise jene
nach kurzfristigen Reisen in Nachbarstaaten ab.460
Jahr
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
Outgoing-Tourismus
Reisendenzahl (in Mio.)
13.4
30.7
32.7
31.0
45.8
44.9
48.6
Tabelle 18: Outgoing-Tourismus (1989-1996)461
Beim Incoming-Tourismus liess sich in den ersten Jahren nach dem Systemwechsel auch ein
kontinuierliches Ansteigen feststellen (vgl. Tabelle 19). Tschechien war insbesondere für
kurzfristige Städtereisen interessant, wobei Prag den Hauptanziehungspunkt bildete. Das
überwiegende Interesse der Besucher war die Entdeckung eines unbekannten postkommunistischen Landes. An zweiter Stelle lag der Einkaufstourismus in den grenznahen Regionen.462
Die höchste Zahl der Einreisen wurde im Jahr 1996 registriert. Ihr leichter Rückgang 1995
wurde wohl durch die Einführung des Nachweises über die Zahlungsfähigkeit verursacht. Die
ausländischen Besucher mussten sich neu auf Verlangen der Grenzpolizei über eine Mindestsumme von 7’000 Kronen ausweisen können.463
Jahr
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
Incoming-Tourismus
Besucherzahl (in Mio.) Touristenzahl (in Mio.)
29.6
-36.6
7.3
50.9
8.1
69.4
10.9
71.7
11.5
101.1
17.0
98.1
16.5
109.4
17.2
Tabelle 19: Incoming-Tourismus (1989-1996)464
460
461
462
463
464
Vgl. Kap. 6.5.2.
In Anlehnung an das Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 3. Die Zahlen für die Jahre 1989-1993
gelten nicht für die ganze Tschechoslowakei, sondern nur für die Tschechische Republik.
Vgl. Kap. 6.5.2.
Vgl. Němčanský (1999a), S. 480; Statistisches Bundesamt (1996), S. 101 f.
Die Besucherzahlen in Anlehnung an Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 3. Die Touristenzahlen in Anlehnung an Tvarůžková (1999), S. 10. Die Zahlen für die Jahre 1989-1993 gelten nicht für die ganze Tschechoslowakei, sondern nur für die Tschechische Republik. Bei der Touristenzahl handelt es sich um
Schätzungen von den jeweils für den Tourismus zuständigen Ministerien.
142
Im Unterschied zum massiven Aufkommen des grenzüberschreitenden Fremdenverkehrs
stagnierte der Inlandstourismus. Die in den Ferienhäusern verbrachten Wochenenden wurden
durch kurzfristige Reisen in westliche Länder abgelöst. Der gebundene Inlandstourismus
wurde fast vollständig verdrängt. Innerhalb der ersten drei Jahre nach der Wende wurde die
staatliche Subventionierung abgebaut und die meisten betriebseigenen Tourismuseinrichtungen an Private verkauft. Die ROH wurde 1992 in Orea umgewandelt, das weiterhin Ferienaufenthalte anbietet, jedoch unter ganz anderen, der Marktentwicklung entsprechenden Bedingungen.465 Auch die Aufenthalte in den Kurorten setzten neu eine finanzielle Beteiligung
der Gäste voraus, was zu einem Rückgang führte.466
7.3.2
Stagnation seit 1997
Wie sich bereits aus dem Kapitel 5.7.4.4 ergibt, fiel die tschechische Wirtschaft, die sich bis
dahin gut entwickelt hatte, im Jahr 1996 in eine tiefe Rezession. Die ungünstige Lage wirkte
sich auch auf den touristischen Konsum, der von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig
ist, aus.467 Die abnehmende Kaufkraft der einheimischen Bevölkerung und die Abwertung der
tschechischen Krone führten dazu, dass vermehrt auf den Einkaufstourismus (besonders nach
Polen) verzichtet wurde und dass von den ausländischen Aufenthalten auf den billigeren Inlandstourismus ausgewichen wurde. Eine Renaissance erlebten die kurzfristigen Wochenendaufenthalte in eigenen Ferienwohnungen, die vor der Wende zu der dominierenden Tourismusart gehörten.468
Die sinkende Tendenz im Outgoing-Tourismus setzte sich in den Jahren 1998-2001 weiter
fort (vgl. Tabelle 20). Für den Rückgang waren neben der Verschlechterung der Wirtschaftslage, mehrfacher Abwertung der Krone und der daraus resultierenden abnehmenden Kaufkraft
der Bevölkerung auch viele andere Umstände auf der makro- und mikroökonomischen Ebene
verantwortlich.469 Nicht zuletzt spielten auch die grossen Überflutungen, die einen Drittel der
Tschechischen Republik im Juni 1997 heimsuchten, eine bedeutende Rolle. Trotz der konjunkturellen Belebung der tschechischen Wirtschaft Ende 2001 und der Verbesserung der
Einkommenssituation470 kam es in Folge der Terroranschläge in den USA nicht zum erwarteten Anstieg der Reiseaktivitäten und Ausgaben für den Tourismus.471 Stattdessen trug das
Jahrhundert-Hochwasser vom Sommer 2002 zum weiteren Rückgang der Auslandsreisen bei,
noch bevor sich die starke Aufwertung der Krone auf den Outgoing-Tourismus positiv auswirken konnte.
465
466
467
468
469
470
471
Vgl. Kap. 6.4.
Vgl. Kap. 6.2.1.1.
Vgl. Kap. 4.8.1.
Vgl. Kap. 7.2.
Die Ursachen der Stagnation werden ausführlich im Kap. 10.2.1 diskutiert.
Vgl. Kap. 5.7.4.
Theoretisch hätte ein Einkommensanstieg von 1% eine Erhöhung der Ausgaben für den Tourismus um
2-2.5% hervorrufen müssen. (Vgl. Beránek in Ulrych [2002], S. 31).
143
Outgoing-Tourismus
Jahr
Reisendenzahl (in Mio.)
1997
1998
1999
2000
2001
46.1
43.6
40.0
38.2
36.2
Tabelle 20: Outgoing-Tourismus (1997-2001)472
Im Incoming-Tourismus mussten nach sechs erfolgreichen Jahren ebenfalls Verluste hingenommen werden. Die direkte Ursache dieser negativen Entwicklung sah man vor allem darin,
dass das Bedürfnis eine postkommunistische Destination zu besuchen, im Allgemeinen befriedigt war.473 Nicht ohne Auswirkung blieben die grossen Überschwemmungen im östlichen
Teil des Landes im Jahr 1997. Die tschechischen Reisebüros waren zu einem grossen Teil
nicht fähig, ihre ausländischen Klienten über das Ausmass und die Lokalisierung der Überflutungen zu informieren, so dass die Kunden in der Vorstellung, dass das ganze Land überschwemmt sei, ihre Reisen annullierten. Das Jahr 1998 brachte einen noch deutlicheren
Rückgang, der auch 1999 andauerte.474 Zu einer gewissen Belebung, zu welcher die Konjunktur in den westlichen Staaten beitrug, kam es erst nach der Jahrtausendwende (vgl. Tabelle
21). Im Jahr 2001 kam es aber erneut zu einer Verminderung, die vor allem den terroristischen Anschlägen in den USA zuzuschreiben war. Wegen den grossen Überschwemmungen
und der mehrfachen Aufwertung der Krone sank der Incoming-Tourismus im Jahr 2002 weiter. Aus einer Untersuchung ergab sich, dass ca. 10 Mio. ausländische Staatsbürger als direkte
Folge der Überflutungen auf eine Reise nach Tschechien verzichteten.475
Jahr
1997
1998
1999
2000
2001
Incoming-Tourismus
Besucherzahl (in Mio.)
Touristenzahl (in Mio.)
107.9
102.8
100.8
104.2
103.1
17.4
16.3
16.0
---
Tabelle 21: Incoming-Tourismus (1997-2001)476
472
473
474
475
476
In Anlehnung an Tschechische Tourismuszentrale (2001a), S. 2.
Vgl. Kap. 6.2.2.
Zu weiteren Ursachen vgl. Kap. 6.5.2.2 und 10.2.1.
Vgl. Beránek (2002b), S. 9.
Die Besucherzahlen in Anlehnung an Tschechische Tourismuszentrale (2001a), S. 5. Die Touristenzahlen in
Anlehnung an Schätzungen des Ministeriums für Regionalentwicklung (1999), S. 3.
144
7.4
Der tschechische Tourismus im internationalen Vergleich
Der Tourismus ist weltweit eine ausgeprägte Wachstumsbranche. Von 1950 bis 1999 stieg die
Zahl der internationalen Ankünfte von 25 Mio. auf 664 Mio. an, was einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 7% entspricht. Im Jahr 1950 teilten sich die Ankünfte unter ca. 15
Länder auf. Im Jahr 1999 gab es schon mehr als 70 Länder und Regionen, in welchen die Zahl
der Ankünfte mindestens eine Million erreichte. Die wichtigsten Empfangsgebiete waren
1999 Europa mit 59% und Amerika mit 19%. Ihre Anteile verkleinern sich aber allmählich
zugunsten von Ostasien und dem Pazifik. Die Einnahmen aus dem Tourismus haben sich im
letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt und erreichten im Jahr 1999 454.6 Mrd. USD. Davon
flossen rund 52% nach Europa, weitere 27% nach Amerika und 15% nach Ostasien sowie in
den pazifischen Raum.477 Trotz dieser Entwicklung können aber nur etwa 3.5% der reisefähigen Bevölkerung als regelmässige grenzüberschreitende Reisende betrachtet werden; im Jahre
2020 sollen es 7% sein. Nach einer Prognose der WTO werden sich die Tourismusströme in
den nächsten Jahren weltweit stark vergrössern – die internationalen Ankünfte sollen bis zum
Jahr 2020 auf 1.55 Mrd. wachsen und die Einnahmen 2’000 Mrd. USD erreichen.478 Die
wichtigste touristische Region wird Europa mit 717 Mio. Ankünften bleiben, obwohl sich ihr
Marktanteil auf ca. 47% reduzieren wird. Ostasien und der Pazifik werden Amerika überholen
und zusammen die zweite Position einnehmen.479
Die Stellung der Tschechischen Republik auf dem internationalen Tourismusmarkt nach der
Zahl der Touristenankünfte von 1990 bis 1999 verdeutlicht die Tabelle 22. Für die Zeit vor
der Wende bestehen keine statistischen Angaben, da der grenzüberschreitende Tourismus zu
90% nur mit den anderen sozialistischen Ländern praktiziert wurde,480 und sein Anteil auf
dem internationalen Tourismusaufkommen aus diesem Grund unbedeutend klein war. Nachdem es in den 90er Jahren zu einem grossen Anstieg der Tourismusströme kam,481 näherte
sich Tschechiens Weltmarkanteil am Fremdenverkehr schon nach kurzer Zeit demjenigen von
Deutschland und Österreich an. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre kam es aber zu seiner
Verkleinerung.482 Die Tschechische Republik klassierte sich weltweit mit ihren 16.03 Mio.
Touristenankünften aber immerhin auf dem 13. Rang und in Europa auf dem 9. Rang.483
477
478
479
480
481
482
483
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 234 ff.
Vgl. Keller (1999a), S. 59 f.
Vgl. Mag Consulting (2000f), S. 5.
Vgl. Kap. 7.2.1.
Vgl. Kap. 7.3.1.
Zu den Ursachen der Stagnation der Tourismusbranche vgl. Kap. 10.2.1.
Von zahlreichen Fachleuten werden die genannten Ergebnisse jedoch in Frage gestellt. Das Tschechische
Statistische Amt kam z.B. für das Jahr 1996 zum Schluss, dass das Land von 6.78 Mio. Touristen besucht
wurde, was weltweit eine Platzierung auf dem 22.-23. Rang bedeuten würde. In die WTO-Statistik wurde
aber die Schätzung des Ministeriums für Regionalentwicklung übernommen, die sich auf 17.2 Mio. belief
und Tschechien auf die 11. Position brachte. (Vgl. Beránek [1999a], S. 7 f.; Simonian [1998], S. 23).
145
Tschechien auf dem internationalen Markt nach Touristenzahl
Rangfolge
1990 1995 1998 1999
1
1
1
1
3
3
2
2
2
2
3
3
4
4
4
4
12
8
6
5
7
5
5
6
10
11
9
7
8
7
7
8
17
18
13
9
27
9
8
10
6
10
10
11
9
13
11
12
16
12
12
13
5
6
14
14
13
16
16
15
Land
Touristenzahl 1999
(in Mio.)
Weltmarktanteil 1999
(in %)
Frankreich
Spanien
USA
Italien
China
Grossbritannien
Kanada
Mexiko
Russland
Polen
Österreich
Deutschland
Tschechien
Ungarn
Griechenland
73.0
51.8
48.5
36.1
27.0
25.7
19.6
19.2
18.5
18.0
17.5
17.1
16.0
12.9
12.0
11.0
7.8
7.3
5.4
4.1
3.9
2.9
2.9
2.8
2.7
2.6
2.6
2.4
1.9
1.8
Tabelle 22: Tschechien auf dem internationalen Tourismusmarkt (1990-1999)484
Die wertmässigen Statistiken entwickelten sich für Tschechien im weltweiten Vergleich ungünstig.485 Bei den Einnahmen aus dem internationalen Tourismus betrug sein Anteil am europäischen Markt im Jahr 1997 nur 1.6%, was den 16. Rang bedeutete und weltweit war das
Land sogar erst auf der 30. Position aufgeführt. In den folgenden Jahren schrumpfte der Anteil auf dem europäischen Markt weiter bis auf 1.3% und auf dem weltweiten Markt auf
0.66% zusammen.486 Vergleicht man die Deviseneinnahmen beispielsweise mit Österreich,
das bei der Touristenzahl fast die gleiche Position wie Tschechien einnimmt, wird das Bild
noch düsterer – im Jahr 2000 erreichten die Einnahmen vom Tourismus in der Tschechischen
Republik knapp 3 Mrd. USD, in Österreich waren es 11.5 Mrd. USD.487 Ein ähnliches Bild
ergibt sich beim Vergleich der touristischen Einnahmen pro Einwohner, wo Tschechien stark
hinter dem europäischen Durchschnittsniveau hinkt (vgl. Tabelle 23).
Touristische Einnahmen pro Einwohner im Jahr 1999 (in USD)
Land
Tschechien
Frankreich
Österreich
Schweiz
Spanien
Europa
Einnahmen
295
534
1’546
1’032
825
321
Tabelle 23: Touristische Einnahmen pro Einwohner (1999)488
484
485
486
487
488
In Anlehnung an Mag Consulting (2000d), S. 241.
Vgl. Kap. 7.5.
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 239; Beránek (1999a), S. 8.
Vgl. Nejdl (2000), S. 23.
In Anlehnung an Nejdl (2000), S. 24.
146
Diese Entwicklung steht in einem engen Zusammenhang mit den niedrigen durchschnittlichen
Ausgaben der ausländischen Besucher. Sie bewegten sich in den Jahren 1992-2000 zwischen
21 und 51 USD pro Tag, wie dies die folgende Tabelle verdeutlicht. Am wenigsten gaben die
slowakischen (21.5 USD) und polnischen Besucher (23 USD) aus, am meisten die Gäste aus
Japan (135.5 USD). Obwohl die Ausgaben eine steigende Tendenz aufweisen, sind sie im
Vergleich zu anderen Ländern niedrig. In Österreich erreichten sie beispielsweise im Jahr
2000 fast 150 USD und auch in anderen westlichen Ländern übersteigen sie regelmässig
100 USD.489 In Tschechien werden dagegen Ausgaben über 100 USD nur im Kurorttourismus
mit 122 USD und im Kongresstourismus mit 246 USD getätigt.490 Die Anhebung der Durchschnittsausgaben auf das Niveau der westlichen Länder würde für Tschechien nicht nur eine
Verbesserung seines Anteiles an internationalen Einnahmen bedeuten, sondern es würde vor
allem seiner Tourismusbranche Wachstumsimpulse bringen.
Durchschnittliche Ausgaben der ausländischen Besucher/Tag (in USD)
Jahr
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
Ausgaben/Tag
21
30
30
30
35
38
42
44
51
Tabelle 24: Durchschnittliche Ausgaben der ausländischen Besucher (1992-2000)491
Was die Zukunft der tschechischen Tourismusbranche im internationalen Vergleich betrifft,
rechnet die aus dem Jahr 1996 stammende WTO-Prognose mit einer steigenden Bedeutung
osteuropäischer Länder als Zielgebiete. So soll der Marktanteil Tschechiens weltweit im Jahr
2020 auf 2.7% ansteigen, so dass sich das Land mit 44 Mio. Touristenankünften unter den
„Top Ten“ der beliebtesten Reisedestinationen platzieren könnte (vgl. Tabelle 25).492
Prognose der internationalen Ankünfte und Weltmarktanteile für das Jahr 2020
Land
China
USA
Frankreich
Spanien
Hongkong
Italien
Grossbritannien
Mexiko
Russland
Tschechien
Touristenzahl (in Mio.)
137.1
102.4
93.3
71.0
59.3
52.9
52.8
48.9
47.1
44.0
Anteil am Weltmarkt (in %)
8.6
5.8
6.4
4.4
3.7
3.3
3.3
3.1
2.9
2.7
Tabelle 25: Prognose der internationalen Ankünfte und Weltmarktanteile (2020)493
489
490
491
492
493
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2001c), S. 13.
Vgl. Mourek (2000), S. 11.
In Anlehnung an Mourek (2000), S. 9; Tschechische Tourismuszentrale (2001c), S. 13.
Vgl. Petermann (1999), S. 50 f.
In Anlehnung an World Tourism Organization (1997), o.S., dargestellt in Petermann/Wennrich (1999),
S. 50 f.
147
Aufgrund der Entwicklung der letzten zwei Jahre, in denen trotz der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in der tschechischen Tourismusbranche weitere Einbussen in Kauf genommen werden mussten, scheint diese Prognose eher unrealistisch zu sein. Zwar ist die Tschechische Republik immer noch eine ansehnliche postkommunistische Destination, aber ihre
Position verschlechtert sich kontinuierlich und das Ende der seit 1997 andauernden Stagnation ist noch nicht absehbar.494 Gleichwohl zählt aber die Tourismusbranche in Tschechien zu
den bedeutenden Wirtschaftszweigen, wie auch aus dem nächsten Kapitel ersichtlich wird.
7.5
Tourismus als strategischer Wirtschaftszweig
Im Weltmassstab betrachtet ist die Tschechische Republik als kleine offene Volkswirtschaft
ein Zwerg, dessen wirtschaftliche Kraft für die weltweite Entwicklung und Prosperität kaum
ins Gewicht fällt. Immerhin hat sie aber in Europa eine wichtige Stellung und bei der Betrachtung der Transformationsfortschritte nimmt Tschechien in der Gruppe der Transformationsländer einen Spitzenplatz ein. Gemessen am Bruttoinlandprodukt pro Kopf übertraf das Land
mit 13’300 USD (2001) die anderen osteuropäischen Staaten und näherte sich den südlichen
EU-Ländern.495 Ähnliche Aussagen können über das Inflationsniveau (4.7%–2001), über das
wirtschaftliche Wachstum (3.6%–2001) und über die Entwicklung der Leistungsbilanz gemacht werden. Die Arbeitslosigkeitsquote befand sich 2001 mit 8.5% im zentraleuropäischen
Vergleich ebenfalls auf einem tiefen Niveau; einzig die Verschuldung der öffentlichen Hand
stieg in den letzten Jahren wesentlich an.496 Zu diesem durchaus positiven Ergebnis trug zu
einem beachtlichen Teil die Entwicklung des Dienstleistungssektors, zu dem auch die Tourismusbranche gehört, bei.
Wie sich bereits aus den Kapiteln 6.2.3 und 8.4 ergibt, wurde während der sozialistischen Ära
dem Dienstleistungssektor keine grosse Bedeutung beigemessen. Die einseitige Förderung der
industriellen Produktion hatte zur Folge, dass er stark unterentwickelt war und einen grossen
Nachholbedarf hatte. Der wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus wurde ebenfalls keine
genügende Aufmerksamkeit geschenkt, da die kommunistische Führung vor allem ideologische und nicht ökonomische Zielsetzungen verfolgte. Vor der Wende betrug der Anteil des
Dienstleistungssektors am Bruttoinlandprodukt nur 31%, was im Vergleich zu den westlichen
Ländern (z.B. Österreich mit 66% und die Schweiz mit 55%) sehr gering war.497 Im Laufe der
Transformation wurde der tertiäre Sektor aber immer wichtiger und sein Anteil am BIP grösser – im Jahr 1999 betrug er fast 54%. Die steigende Bedeutung des Tertiärsektors widerspiegelte sich auch in der wachsenden Zahl der darin Beschäftigten. Im Jahr 1999 fanden dort
54% der aktiven Bevölkerung eine Arbeitstelle, wobei es sich zum Teil um Arbeitskräfte handelte, die von anderen stagnierenden Wirtschaftsbereichen freigesetzt wurden (vgl. Tabelle
26). Im Vergleich zu den entwickelten Ländern (z.B. Österreich mit 63% und die Schweiz mit
69%) ist im Dienstleistungssektor aber immer noch ein grosses Beschäftigungspotential vorhanden.498 Für den grossen Aufschwung des Dienstleistungssektors war insbesondere die
Entwicklung im Tourismus und im Handel massgebend, die einen beachtlichen Beitrag zur
494
495
496
497
498
Vgl. Kap. 7.3.2.
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 30; Europäische Kommission (2002), S. 36.
Vgl. Kap. 5.7.4; http://www.czso.cz/cz/novinky/inflace/inflace2.htm (Stand am 17.1.2003).
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999a), S. 18; Tamm (1993), S. 43; van Orsouw (1990), S. 90.
Vgl. Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 692.
148
Überbrückung der anfänglich rezessiven Transformationsphase der tschechischen Wirtschaft
leistete.
Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP und an der Beschäftigung (in %)
Jahr
1990
1995
1996
1997
1998
1999
Landwirtschaft
Industrie
Dienstleistungen
BIP
Beschäftigung
BIP
Beschäftigung
BIP
Beschäftigung
8.2
4.7
4.5
4.9
4.9
5.3
15.3
8.1
7.7
7.3
7.1
6.6
47.5
41.9
42.2
43.6
43.4
41.1
41.9
39.6
39.2
39.6
39.7
39.4
44.3
53.4
53.3
51.5
51.7
53.6
42.8
52.3
53.1
53.1
53.2
54.0
Tabelle 26: Anteil der Wirtschaftssektoren am BIP und an der Beschäftigung (1990-1999)499
Der touristische Boom in den ersten Jahren nach der Wende widerspiegelte sich ökonomisch
betrachtet vor allem im ansteigenden Anteil der Tourismusbranche am Bruttoinlandprodukt,
am Export und an der Beschäftigung. Zu seinem Rückgang kam es erst in der zweiten Hälfte
der 90er Jahre, als die ganze tschechische Wirtschaft in eine Krise fiel und auch die Tourismusbranche stagnierte.500 Der Anteil des Fremdenverkehrs an den oben erwähnten Grössen ist
aus der Tabelle 27 ersichtlich, wobei nach der typischen und mittelbaren Tourismuswirtschaft
differenziert wird.501
Im Jahr 2000 war der Tourismus indirekt mit 13.4% am BIP beteiligt. Damit wurde der
Durchschnitt von anderen Transformationsländern überschritten, das Niveau von den meisten
westlichen europäischen Ländern wurde aber noch nicht erreicht.502 Ähnliches ergab sich bei
der Beteiligung der Tourismusbranche am Exportvolumen, die 12.8% betrug. Auch die tourismusbedingte Beschäftigung, welche sich in der Tschechischen Republik auf 11.3% belief,
war höher als in den anderen Transformationsländern, aber niedriger als in Westeuropa. Geht
man von einer Zahl der aktiven Bevölkerung in der Höhe von 5.2 Mio. aus, entsprachen dem
Anteil der Tourismusbranche ca. 587’600 Arbeitsplätze. Davon arbeiteten im Jahr 1999 ca.
161’000 Personen im Gast- und Unterkunftsgewerbe und ca. 6’000 in der Reisebürobranche.503 Die besseren Ergebnisse im Vergleich mit den restlichen Transformationsländern sind
dem relativ erfolgreichen Verlauf der tschechischen Transformation zuzuschreiben. Vor allem
die schnelle Entwicklung des Dienstleistungssektors, die massenhafte Gründung der KMU
(die z.B. in Polen zum Teil schon vorhanden waren), das grosse Stellenangebot im Tourismussektors und das gute Exportklima trugen zu dieser Entwicklung bei.
499
500
501
502
503
Eigene Berechnungen gestützt auf Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 288;
http://www.czso.cz/cz/cisla/5/50/5001004q/data/tab2b.pdf (Stand am 20.2.2001).
Vgl. Kap. 5.7.4. und 7.3.2.
Vgl. Kap. 3.2.
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 243 ff.
Vgl. Mag Consulting (2000d), S. 75 und S. 209; Tschechisches Statistisches Amt (2000), S. 288.
504
505
4.36
5.65
5.74
2.04
3.07
Frankreich
Österreich
Schweiz
Slowakei
Slowenien
1997
1998
1999
2000 1996
2.34
1.48
5.89
5.19
4.43
2.71
1.93
1.34
5.76
5
4.43
2.73
1.93
1.29
5.64
5.01
4.3
2.68
In Anlehnung an Mag Consulting (2000d), S. 243 ff.
Zur statistischen Erfassung der Deviseneinnahmen und -ausgaben vgl. Kap. 9.5.3.
16.79 16.64 16.34 16.42 16.77 17.23 17.17 16.86 16.94 17.26
9.31
11.51 11.05
Slowakei
Slowenien
9.84
9.91
8.07
9.93
8.01
9.49
8.01
9.18
7.6
8.38
7.49
8.43
7.15
8.44
7.1
16.55 17.01 16.86 16.74 16.32 15.99 16.39 16.26
8.56
1999
2000
9.96
15.1
19.8
8.19
7.38
6.91
6.87
14.45 14.24 13.34 13.57
18.99 18.36 18.35 17.31
-------
-------
-------
-------
-------
1.92 14.92 13.29 10.69 10.72 10.64
1.29
5.74
4.94
Schweiz
8.72
1998
4.25 16.33 16.84 17.06 15.93 15.46
17.33
16.9
1997
Export
2.73 16.91 14.36 13.46 12.64 12.75
Mittelbare Tourismuswirtschaft
2.53
1.76
5.89
5.45
4.35
2.99
Typische Tourismuswirtschaft
1996
Österreich
2.26
1.46
5.57
5.13
4.26
3.23
2000
11.66 11.94 11.88 11.82 11.74 11.61 11.91 11.84 11.79 11.72
2.27
1.45
5.46
5.2
4.31
3.16
1999
Frankreich
2.26
1.53
5.58
5.17
4.44
3.23
1998
Beschäftigung
13.63 12.69 13.13 13.07 13.36 11.45 10.82 11.12 11.08 11.27
2.82
1.69
5.71
5.38
4.44
3.17
1997
BIP
Tschechien
Land
3.55
1996
Tschechien
Land
Grösse / Jahr
Anteil der Tourismusbranche am BIP, am Export und an der Beschäftigung (in%)
149
Tabelle 27: Anteil der Tourismusbranche an BIP, Export und Beschäftigung (1996-2000)504
Als unsichtbarer Exportzweig trägt die tschechische Tourismuswirtschaft mit ihrem Überschuss regelmässig zum Ausgleich des Zahlungsbilanzdefizits bei. Der Vergleich der Deviseneinnahmen und -ausgaben zeigt, dass sich der Saldo seit 1991 im positiven Bereich bewegt
(vgl. Tabelle 28). Bis zum Jahr 1994 konnten die Deviseneinnahmen den Saldo der Zahlungsbilanz ganz ausgleichen, danach deckten sie mindestens teilweise ihr Defizit.505 Zum gleichen
Ergebnis kommt man auch, wenn man die ganze Gruppe der Transformationsländer unter die
Lupe nimmt. Im Unterschied zu entwickelten Ländern, wo die Ausgaben für den OutcomingTourismus die Einnahmen aus dem Incoming-Tourismus oft überschritten, war ihr Saldo in
150
den letzten zehn Jahren positiv.506 Dies erklärte sich unter anderem durch die vergleichsweise
niedrigere Kaufkraft der Bevölkerung in den Transformationsländern, die mehrfache Abwertung der östlichen Währungen und die allgemeine inflationäre Entwicklung.
Deviseneinnahmen und -ausgaben (in Mrd. USD)
Jahr
Einnahmen
Ausgaben
Saldo
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
0.5
0.5
0.7
1.1
1.6
2.2
2.9
4.1
3.6
3.9
3.2
3.0
3.1
0.3
0.5
0.3
0.4
0.5
1.6
1.6
3.0
2.4
1.9
1.5
1.3
1.4
0.2
0.0
0.4
0.7
1.1
0.8
1.3
1.1
1.2
2.0
1.7
1.7
1.8
Tabelle 28: Deviseneinnahmen und -ausgaben (1989-2001)507
Wie aus der Tabelle 28 ersichtlich ist, wiesen die Deviseneinnahmen bis zum Jahr 1997 eine
steigende Tendenz auf. Als direkte Ursachen für die Rekordeinnahmen im Jahr 1996 wurden
die grosse Besucherzahl und die allgemeine Inflationsentwicklung genannt. Der Rückgang
der Einnahmen ein Jahr später wurde der Verringerung der Besucherzahl und der Abwertung
der tschechischen Krone zugeschrieben.508 Nach dem leichten Wachstum im Jahr 1998 kam
es wieder zu einem Rückgang, dessen direkte Ursache vor allem in der weiteren Abwertung
der Krone lag. Erst nach der Jahrtausendwende stabilisierte sich die Lage einigermassen. Bei
den Devisenausgaben wurden die höchsten Zahlen ebenfalls im Jahr 1996 erreicht. Zu einer
deutlichen Abnahme kam es in der zweiten Hälfte der 90er Jahre, als sich die wirtschaftliche
Krise auf die Ausgabenstruktur zuungunsten des grenzüberschreitenden Tourismus auswirkte.
Bis Ende 2000 setzte sich die sinkende Tendenz als Folge der andauernden Rezession weiter
fort, zu einem leichten Anstieg kam es erst nach der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage
im Jahr 2001. Die ökonomische Bedeutung des Tourismus unterstreicht auch der Anteil seines Saldos an der Dienstleistungsbilanz – dieser erhöhte sich von 67.4% im Jahr 1995 auf
98.3% im Jahr 1998.509 Den Anteil der Deviseneinnahmen der Tourismusbranche am Bruttoinlandprodukt belegt Tabelle 29.
506
507
508
509
Vgl. Mag Consulting (2000f), S. 4.
In Anlehnung an Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 4 ff.; Tschechische Tourismuszentrale
(2001a), S. 3. Der hohe Anstieg der Devisenausgaben im Jahr 1994 ist zum grossen Teil der Verwendung
einer neuen Erhebungsmethode zuzuschreiben.
Vgl. Chvojková (1999), S. 52 ff.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 7.
151
Anteil der Deviseneinnahmen am BIP
Jahr
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
BIP (in %)
5.0
5.6
5.7
7.3
7.0
6.7
5.7
5.9
5.5
Tabelle 29: Anteil der Deviseneinnahmen vom Tourismus am BIP (1993-2001)510
Der Beitrag der Tourismusbranche an das Staatsbudget wurde vom Ministerium für Regionalentwicklung für das Jahr 1997 auf 4% geschätzt, was ca. 7 Mrd. Kč entsprach. Ihr Anteil an
den Einnahmen der lokalen Budgets, vor allem in Form von Kur-, Unterkunftstaxen und
Parkgebühren, wurde auf 3% geschätzt, was ca. 3-3.5 Mrd. Kč ausmachte.511
Das touristische Geschehen prägt aber das wirtschaftliche Wachstum nicht nur mit, sondern
wird auch selbst durch die allgemeine Entwicklung beeinflusst. Dies obwohl der Fremdenverkehr im Vergleich zu anderen Branchen als relativ konjunkturstabil bezeichnet wird.512 Vor
der Wende war der Einfluss der wirtschaftlichen Lage auf die Tourismusbranche nicht so
gross, da die unflexible staatliche Planung fast keine Anpassungen an aktuelle Verhältnisse
zuliess und wegen der fehlenden Konvertibilität der tschechischen Währung und einer ausschliesslichen Orientierung an sozialistische Länder auch keine grossen Impulse von der restlichen Welt zu erwarten waren. Auch die Veränderungen in der persönlichen Einkommenssituation manifestierten sich in einem kleineren Ausmass – dies war vor allem der staatlichen
Subventionierung der inländischen Ferienaufenthalte zu verdanken.513 Nach dem Systemwechsel waren dafür die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Tourismusbranche beachtlich. Wie sich aus den vorherigen Kapiteln ergibt, korrelierte die Tourismusentwicklung mit Ausnahme der ersten Jahre während der ganzen Periode mehr oder weniger
mit der allgemeinen Wirtschaftslage.514
Obwohl die obigen Ausführungen die strategische Bedeutung der Tourismusbranche für die
Wirtschaft belegen, wird der Fremdenverkehr von den tschechischen Politikern immer noch
oft unterschätzt. Unter der Zentralplanwirtschaft wurde er als ein produktiver Wirtschaftszweig nicht erkannt und nach dem Systemwechsel kümmerten sich die politischen Gremien
kaum um ihn, da er auch ohne staatliche Massnahmen florierte und zur Überbrückung der anfänglichen rezessiven Transformationsphase massgeblich beitrug. Erst nach der sozialdemokratischen Machtübernahme wurde der Tourismus von der Regierung in ihrem Programm
510
511
512
513
514
In Anlehnung an Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 8; Tschechische Tourismuszentrale
(2001), S. 3.
Vgl. Vitáková (2000a), S. 42. Aktuellere Angaben waren Anfang 2003 noch nicht vorhanden.
Vgl. Kap. 4.8.1.
Vgl. Kap. 7.2 und 8.2.
Vgl. Kap. 5.7.4 und 7.3.
152
vom Jahr 1998 als strategischer und förderungswürdiger Wirtschaftszweig des Landes bezeichnet und der Übergang zu einer konzeptionellen Tourismuspolitik in die Wege geleitet.515
7.6
Fazit
Bis zum Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der tschechische Tourismus ähnlich wie in andern entwickelten Ländern. Das grösste Tourismusaufkommen wurde 1937 in der Zeit der
Hochkonjunktur verzeichnet. Zu umfangreichen Umstrukturierungen und einer Neuausrichtung der Tourismusbranche kam es nach der kommunistischen Machtübernahme Ende der
40er Jahre. Seitdem verlief die Tourismusentwicklung in den sozialistischen Ländern anders
als im Rest der Welt. Es bildeten sich spezielle Merkmale, die man in den marktwirtschaftlich
orientierten Ländern nicht vorfand. Der Dienstleistungssektor wurde allgemein nicht gefördert, da es sich der marxistischen Lehre nach um einen nicht produktiven Wirtschaftszweig
handelte. Diese Einstellung führte auch zur Vernachlässigung und Unterentwicklung der Tourismusbranche. In der Tschechoslowakei wurde der Fremdenverkehr durch die Dominanz des
kurzfristigen Inlandstourismus, das grosse Netz von eigenen Ferienwohnungen, die Engpässe
in der touristischen Infra- und Suprastruktur, die starke staatliche Subventionierung des gebundenen Binnentourismus und die Orientierung des internationalen Tourismus auf sozialistische Länder geprägt. Die vorrangige Stellung der ideologischen Zielsetzungen kam vor allem
in der Ausgestaltung des grenzüberschreitenden Fremdenverkehrs zum Vorschein. Mehr als
90% der Reisen wurden mit anderen sozialistischen Ländern abgewickelt und der Reiseaustausch mit den westlichen Staaten wurde so weit wie möglich eingeschränkt.
Zu radikalen Veränderungen kam es erst nach der Wende, als die neue politische und wirtschaftliche Situation dem Tourismus Wachstumsimpulse verlieh. Im grenzüberschreitenden
Tourismus herrschte ein regelrechter Boom. Der Wunsch der tschechischen Bürger, ein westliches Land zu besuchen und umgekehrt das Interesse im Ausland am Besuch einer postkommunistischen Destination war gross. Nachdem die tschechische Wirtschaft jedoch Ende 1996
in eine tiefe Rezession geraten war, kam es auch in der Tourismusbranche zu einer Stagnation. Die tschechische Bevölkerung sah sich wegen ihrer abnehmenden Kaufkraft gezwungen,
gewisse Umstrukturierungen zuungunsten des Tourismus vorzunehmen. Die ausländischen
Besucher vor allem waren nicht mehr bereit, die mangelnde Dienstleistungsqualität und das
unangemessene Preis-/Leistungsverhältnis zu akzeptieren. Die Nachfrage war auf beiden Seiten zum grossen Teil gesättigt und im Angebot kam es zu keinen innovativen Veränderungen.
Auf der makroökonomischen Ebene trugen insbesondere der unsystematische Zugang zur
Branche, die fehlende Rechtssicherheit und die unzureichende Werbung für den tschechischen
Tourismus zu dieser ungünstigen Entwicklung bei.516
Auf dem internationalen Markt belegte 1995 das vorher unbekannte Reiseland Tschechien
nach der Zahl der Touristenankünfte den 12. Platz und überholte damit Länder wie Österreich
und die Schweiz. Ende der 90er Jahre konnte die stagnierende tschechische Tourismusbranche ihre Position nicht verbessern, besetzte aber immerhin den 13. Rang. Viel ungünstiger
entwickelten sich im weltweiten Vergleich die Deviseneinnahmen, die Tschechien aus dem
515
516
Vgl. Kap. 9.2.2.
Vgl. Kap. 10.2.1.
153
internationalen Tourismus erhielt. Dies steht im Zusammenhang mit den niedrigen Ausgaben
der Besucher, die tief unter dem europäischen Durchschnitt liegen.
Die ökonomische Bedeutung des Fremdenverkehrs für die tschechische Volkswirtschaft manifestiert sich vor allem in seinem Anteil am Bruttoinlandprodukt, am Export und an der Beschäftigung. In den ersten Jahren nach der Wende absorbierte die Tourismusbranche viele von
anderen Wirtschaftssektoren überflüssig gewordene Arbeitskräfte und trug damit zu einem
tiefen Arbeitslosigkeitsniveau bei. Im Jahr 1999 arbeitete jeder zehnte Tscheche für die Tourismusbranche. Während die anderen Bereiche stagnierten, verzeichnete die Tourismusbranche in der ersten Hälfte der 90er Jahre ein grosses Wachstum und leistete damit einen beachtlichen Beitrag zur Überbrückung der rezessiven Transformationsphase der tschechischen
Wirtschaft. Im Jahr 2000 war der Tourismus mit 13.4% am BIP beteiligt und am Exportvolumen mit 12.8%, was trotz der sinkenden Tendenz der letzten Jahre im Vergleich mit anderen
Transformationsländern ein gutes Resultat darstellte. Der Saldo der Deviseneinnahmen und
-ausgaben aus dem grenzüberschreitenden Tourismus trägt seit 1991 regelmässig zum Ausgleich der Zahlungsbilanz bei. Trotz der offensichtlichen strategischen Bedeutung des Tourismus für die Wirtschaft wird die Branche von den Politikern oft unterschätzt. Vor dem Systemwechsel führte der Tourismus als unproduktiver Zweig nur ein Schattendasein und auch
nach der Wende kümmerten sich die politischen Gremien zuerst kaum um ihn. Erst nach der
sozialdemokratischen Machtübernahme im Jahr 1997 wurde der Tourismus allmählich als
strategischer und förderungswürdiger Wirtschaftszweig des Landes anerkannt.
155
8 Tourismuspolitik vor der Wende
8.1
Überblick
„Die sozialistischen Länder proklamieren … das Prinzip der ,Einheit von Staat und Gesellschaft’, wonach alle
Aussenbeziehungen einer übergreifenden und gemeinsamen Gestaltung unterworfen werden sollten.“
Norbert Ropers
In der Zwischenkriegsperiode wurde in der Tschechoslowakei eine tourismusfreundliche Politik betrieben und immer bessere Voraussetzungen für den Fremdenverkehr geschaffen. Bis
1936 wurden mit 26 Staaten Vereinbarungen über einen visumsfreien Verkehr abgeschlossen.
Das grösste touristische Aufkommen wurde während der Hochkonjunktur im Jahr 1937 verzeichnet. Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Voraussetzungen
für die Entwicklung des Tourismus nicht optimal. Dazu kam Ende der 40er Jahre noch die
kommunistische Machtübernahme, die umfangreiche Umstrukturierungen in allen Wirtschaftssektoren hervorrief. Nach sowjetischem Vorbild wurde auch die Reorganisation der
Tourismusbranche in Angriff genommen. Die Infra- und Suprastruktur wurde verstaatlicht,
zentrale Träger der Tourismuspolitik eingerichtet und der Tourismussektor in die staatliche
Wirtschaftsplanung einbezogen. Die Tourismuspolitik hatte mit derjenigen in der Vorkriegszeit nicht viele Gemeinsamkeiten. Es handelte sich um einen Komplex von Grundsätzen und
Massnahmen, die den staatlichen Organen zur Lenkung der Tourismusentwicklung in die von
der Kommunistischen Partei vorgegebene Richtung dienten. Im Mittelpunkt stand nicht der
Mensch, sondern die Interessen der führenden Partei.
Im ersten Kapiteln wird auf die Ausgestaltung der Tourismuspolitik als eine universelle Planungsaufgabe eingegangen und der Einfluss des Staates auf das touristische Geschehen während der sozialistischen Ära analysiert. Danach werden die Träger der Tourismuspolitik aufgezählt und ihr Aufgabenfeld beschrieben. Da private und gemischte tourismuspolitische Institutionen unter dem kommunistischen Regime nicht existierten, liegt das Augenmerk bei
den staatlichen Organen. Zuletzt wird die Zielsetzung der Tourismuspolitik skizziert und verschiedene direkte und indirekte Instrumente, welcher sich der Staat bediente, diskutiert.
8.2
Tourismuspolitik als universelle Planungsaufgabe
In den zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern wurde die Tourismuspolitik als allgemeine Planungsaufgabe ausgestaltet. Der Fremdenverkehr war in die zentralen Wirtschaftsstrukturen eingegliedert, die wichtigen Entscheidungen wurden zentral gefällt und anstelle der
Koordination trat die Subordination der Organe unter einen Willen. In der Tschechoslowakei
wurde nach der erfolgten Verstaatlichung 1948 das Entstehen grosser wirtschaftlicher Einheiten (VHJ) gefördert, da dies die staatliche Planung massgeblich vereinfachte.517 Die Basis der
ganzen Tourismuspolitik bildeten die Beschlüsse des Kommunistischen Parteikongresses und
die Hauptaufgabe der Tourismusverantwortlichen bestand vor allem darin, die Interessen der
Kommunistischen Partei auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs durchzusetzen.518 Freizeit und
517
518
Vgl. Kap. 6.2.3.
Zu den einzelnen Beschlüssen des Kommunistischen Parteikongresses vgl. Čech (1985), S. 10 ff.
156
Ferienreisen waren im Prinzip keine Privatsache, sondern Bestandteil des kontrollierten öffentlichen Lebens.
Im Rahmen der volkswirtschaftlichen Planung wurden in der Tschechoslowakei die Zielsetzungen in Tourismuspläne mit unterschiedlichem Zeithorizont eingebaut (vgl. Abbildung 17).
•
Im langfristigen Plan (10-20 Jahre) wurde das grundlegende Konzept der Tourismusentwicklung ausgearbeitet. Einen wichtigen Teil dieses Planes bildeten die verschiedenen Prognosen über die zukünftige Entwicklung, wobei in allen Fällen von der sich
vertiefenden sozialistischen Integration im Rahmen des RGW auszugehen war.519
•
Die langfristigen Zielsetzungen wurden in mittelfristigen Plänen konkretisiert. Der
Fünfjahresplan setzte sich aus dem Devisenplan und aus dem Plan der touristischen
Einrichtungen zusammen. Im Devisenplan wurden die aus dem Incoming-Tourismus
zu erwirtschaftenden Einnahmen für einzelne Reisebüros und andere Organisationen
und die zu leistenden Ausgaben für den Outgoing-Tourismus festgelegt. Der Plan der
touristischen Einrichtungen beinhaltete die durchzuführenden Ausbauten und die Modernisierung der Infra- und Suprastruktur.520
•
In den Jahresplänen wurden die Ziele der Fünfjahrespläne weiter präzisiert. Wegen der
Verknüpfung des Fremdenverkehrs mit anderen Bereichen der Wirtschaft gelang es in
der Regel aber nicht, einen ganzheitlichen Plan auszuarbeiten. Die touristischen Ziele
fand man in einzelnen Plänen mehrerer Ministerien, die nicht aufeinander abgestimmt
waren. Aus diesem Grund wurde in der beabsichtigen Reform des Wirtschaftsmechanismus in den 80er Jahren auch eine Verbesserung der Tourismusplanung in Angriff
genommen.521
Kommunistischer Kongress
Zuständige Ministerien
Unternehmungen
Mittelfristige Planung
Langfristige
Planung
Devisenplan
Plan der
touristischen
Einrichtungen
10-20 Jahre
Kurzfristige
Planung
1 Jahr
5 Jahre
Abbildung 17: Tourismuspolitik als universelle Planungsaufgabe522
519
520
521
522
Eine gemeinsame Tourismuspolitik wurde bereits im Jahr 1955 auf einer Konferenz in Varna beschlossen.
(Vgl. Kap. 7.2.1).
Vgl. Poláček/Gúčik/Bušniaková (1990), S. 121 f.
Vgl. Kap. 5.7.3.
Eigene Darstellung.
157
Das grösste Problem dieses Systems bestand in der Tatsache, dass die zentralen Organe verpflichtet waren, sich ungeachtet der aktuellen Lage an den Beschlüssen des Kommunistischen
Kongresses zu orientierten. Die untergeordneten Institutionen hatten sich an die gemäss übergeordneten Plänen für touristische Zwecke zur Verfügung stehenden materiellen, finanziellen
und personellen Kapazitäten zu halten, statt auf die aktuelle Nachfrage und die Bedürfnisse
der Tourismusteilnehmer zu reagieren. Für die einzelnen Unternehmungen, welche sich am
Ende der Planungskette befanden, bestand somit fast kein Entscheidungsspielraum mehr. Dies
führte zu ineffizienten Ergebnissen, die im Grunde aber nicht negativ interpretiert wurden,
sondern als Teil des Systems, in welchem die ideologischen Zielsetzungen den ökonomischen
überlegen waren, betrachtet wurden.
Aus den obigen Ausführungen wird ersichtlich, dass in den zentralistischen Planwirtschaften
die Rolle des Staates viel stärker ausgeprägt war als in marktwirtschaftlichen Systemen. In der
Marktwirtschaft haben die staatlichen Organe prinzipiell nur dann einzugreifen, wenn es zu
Marktversagen oder -ablehnung kommt. Neuerdings wird nach einem verstärkten Einsatz des
Staates bei der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Standorten verlangt.523 In den Zentralplanwirtschaften wurde der Verlauf der Tourismusentwicklung von den staatlichen Stellen
vollständig geplant und tourismuspolitische Aufgaben vom Staat, dem die touristischen Infraund Suprastruktur gehörte, übernommen. Es wurde eine äusserst aktive Strukturpolitik betrieben und die Teilnahme am Binnentourismus stark subventioniert. Durch ideologische Propaganda und Abschirmung vom Westen sollte das sozialistische Bewusstsein der Bürger gefördert werden.524 Erst nach dem Systemwechsel wurde die Ausgestaltung der Tourismuspolitik
als eine universelle Planungsaufgabe nicht weiter verfolgt und zu anderen Ausgestaltungsformen übergegangen.525
Der Einfluss anderer Bereiche auf die Tourismusentwicklung und auch umgekehrt die Auswirkung der touristischen Aktivitäten auf ihr Umfeld wurden bei der Konzipierung der
volkswirtschaftlichen Pläne nur wenig berücksichtigt. Eine Ausnahme bildete die Aussenpolitik, deren verfolgter politischer Kurs für den grenzüberschreitenden Tourismus verbindlich
war. Sonst gehörte die Tourismusbranche nach der marxistischen Ideologie zu den nicht produktiven Wirtschaftszweigen, welchen der sozialistische Planer keine grosse Aufmerksamkeit
schenkte.526 So wurde beispielsweise im Rahmen der Raumordnungspolitik einerseits eine
Rayonisierung der touristischen Gebiete ausgearbeitet,527 andererseits wurde aber beim Ausbau der Ferienwohnungen auf die Erhaltung eines intakten Landschaftsbildes und auf die sich
aus einer Überbauung ergebenden Belastungen keine Rücksicht genommen. In der Wirtschaftspolitik trug die jahrzehntelang verfolgte Förderung der Schwerindustrie528 zwar zu einer Nivelisierung des erreichten Wohlstandes und zum Abbau der Disparitäten unter den Regionen bei, hinterliess aber beträchtliche Umweltschäden, welche die spätere Entwicklung des
Tourismus beeinträchtigten, wenn nicht sogar verunmöglichten.
523
524
525
526
527
528
Vgl. Kap. 3.4.2 und 4.2.
Vgl. Kap. 8.5.
Vgl. Kap. 9.2.
Vgl. Kap. 6.2.3.
Vgl. Kap. 5.3.
Vgl. Kap. 5.7.
158
8.3
Träger der Tourismuspolitik
In den Zentralplanwirtschaften war im Unterschied zu den marktwirtschaftlich orientierten
Ländern, wo eine Vielzahl von gemischten und privaten Organisationen auf die Tourismuspolitik Einfluss nimmt, die Tätigkeit anderer als staatlicher Akteure stark eingeschränkt. Die
kommunistische Führung fürchtete dadurch die Unterminierung ihrer Macht.529 Nachdem in
der Tschechoslowakei die touristischen Einrichtungen im Jahr 1948 verstaatlicht wurden und
der Fremdenverkehr in die Zentralplanung eingegliedert wurde, waren in der Branche nur
noch staatliche Institutionen tätig.
a) Ministerium für Innenhandel und ihm untergeordnete Organe
Die Lenkung der Tourismusbranche fiel Ende der 40er Jahre in die Obhut des Ministeriums
für Innenhandel. Zu seinen Aufgaben gehörten unter anderem die Gesetzesvorbereitung und
die Festlegung der Preise für die touristischen Dienstleistungen. 1948 wurde das Institut für
Tourismus gegründet, welches dem Ministerium wichtige Entscheidungsgrundlagen lieferte.
Die Untersuchungen befassten sich vor allem mit Motiven der Teilnahme am Tourismus und
mit der Tourismusentwicklung in den Kurorten. Im Jahr 1958 bildete die Regierung den Koordinationsausschuss für Fragen des Tourismus. Es handelte sich um ein ressortübergreifendes Organ, dessen Aufgabe es war, eine zweckmässige Organisation der Branche aufzubauen
und die Tätigkeiten verschiedener Ministerien und anderer staatlicher Organe zu koordinieren.
Die Ressortkommissionen arbeiteten mit dem Ausschuss eng zusammen. Auf lokaler Ebene
wurden in einzelnen Kreisen Kommissionen für Tourismusentwicklung gegründet. Der Koordinationsausschuss sowie die Kommissionen hatten aber nur einen beratenden Charakter und
keine Entscheidungskompetenzen, was sie in ihrer Tätigkeit hemmte.530
b) Regierungsausschuss für Tourismus
Zu einer entscheidenden Veränderung in der Organisationsstruktur kam es im Jahr 1963, als
der Regierungsausschuss für Tourismus als leitendes Organ für die Tourismusbranche gegründet wurde. Der Regierungsauschuss wurde im Unterschied zu seinem Vorgänger mit weit
reichenden Kompetenzen ausgestattet. Er wurde z.B. zur legislativen Tätigkeit berechtigt und
durfte allen Ministerien verbindliche Weisungen, die den Tourismus betrafen, erteilen. Auf
Bezirksebene setzten Kommissionen für Tourismusentwicklung ihre Tätigkeit fort, indem sie
vor allem die von den übergeordneten Organen delegierten Aufgaben erfüllten und für den
Ausbau der touristischen Supra- und Infrastruktur und Koordination der Aktivitäten auf ihrem
Gebiet sorgten.531
c) Handelsministerien und Regierungsausschüsse für Tourismus
Als Folge der neuen föderativen Landesordnung von 1968532 wurde die Tätigkeit des Regierungsausschusses eingestellt. Mit der Leitung der Branche und der Ausarbeitung der langfristigen Konzepte der Tourismusentwicklung wurden neu die Handelsministerien der beiden
Republiken betraut. Da die Handelsministerien aber nicht allein die ganze Koordination auf
dem Gebiet des Fremdenverkehrs sicherstellen konnten, wurden Anfang der 70er Jahre die
529
530
531
532
Vgl. Kap. 4.6.
Vgl. Petrů/Holubová (1994), S. 45; Baxa (1985), S. 227.
Vgl. Němčanský (1999a), S. 351; Poláček/Gúčik/Bušniaková (1990), S. 38.
Vgl. Kap. 5.5.
159
nationalen Regierungsausschüsse für Tourismus gegründet. Der tschechische Ausschuss beriet und beurteilte touristische Konzepte, genehmigte die Verwendung der Mittel vom Tourismusfonds und äusserte sich zur geplanten Werbung im Ausland. Die vier ihm unterstellten
Ausschüsse befassten sich mit spezifischen Fragen: Der erste Unterausschuss hatte die Aufgabe, die Reiseführer ideologisch zu „aktiven Propagandisten der sozialistischen Tschechoslowakei“ zu erziehen. Ähnlich lautete der Auftrag des zweiten Ausschusses, der die Werbemassnahmen auf ihre ideologische Verträglichkeit überprüfte. Die beiden anderen Ausschüsse
waren für die Seilbahnen, Skilifte und Campingplätze zuständig.533
d) Ministerium für Aussenhandel
Für die Leitung des grenzüberschreitenden Tourismus war der föderale Regierungsausschuss
für den internationalen Tourismus verantwortlich. Er setzte seine Tätigkeit bis zum Jahr 1982
fort, als seine Aufgaben vollumfänglich dem Ministerium für Aussenhandel übertragen wurden. Dieses war vor allem für die Ausarbeitung des Konzeptes für die Entwicklung des internationalen Tourismus, den Abschluss von Vereinbarungen und Verträgen mit anderen Ländern, die Werbung im Ausland, die Erteilung von Bewilligungen für grenzüberschreitende
Geschäftstätigkeit und für die Devisenplanung verantwortlich.534
Föderale Regierung
Föderales Ministerium
für Aussenhandel
Regierungen der
beiden Republiken
Regierungsausschüsse
für Tourismus der
beiden Republiken
Handelsministerium
der beiden
Republiken
Bezirks- und
Kreisausschüsse
Komission für
Tourismus des
Beziksausschusses
Sektion für
Tourismus und
Handel
Arbeitskommissionen
Abbildung 18: Träger der Tourismuspolitik535
533
534
535
Vgl. Čech (1985), S. 22 ff.
Vgl. Poláček/Gúčik/Bušniaková (1990), S. 38.
In Anlehnung an Baxa (1985), S. 231.
160
Die zuletzt geschilderte Organisationsgestaltung sowie die Kompetenzen der genannten Organe wurden bis zum Systemwechsel beibehalten (vgl. Abbildung 18). Die Konzentration der
tourismuspolitischen Kompetenzen auf der nationalen Ebene und nur eine beschränkte Delegation von Aufgaben auf die untergeordneten Bezirks- und Kreisausschüsse waren für die
zentralplanwirtschaftlich organisierten Länder typisch, da diese Aufteilung die staatliche Planung massgeblich vereinfachte. In den marktwirtschaftlich orientierten Ländern werden dagegen die Kompetenzen auf verschiedene staatliche, private und gemischte Institutionen auf
mehreren Ebenen verteilt. In Tschechien wurde im Jahr 2000 ebenfalls ein Weg zur dezentralisierten Tourismuspolitik eingeschlagen.536
8.4
Ziele der Tourismuspolitik
Wie bereits im Kapitel 4.2 festgehalten wurde, sind die Ziele der Tourismuspolitik politische
Entscheide, die sich an den Wertvorstellungen der jeweiligen Gesellschaft und/oder des herrschenden Regimes orientieren. Aus diesem Grund besteht kein allgemein akzeptierter Zielkatalog, da sich die Tourismuspolitik von Staat zu Staat unterscheidet. Viele Ähnlichkeiten in
der Zielsetzung findet man jedoch in den Ländern mit dem identischen Gesellschafts- und
Wirtschaftssystem, die sich auf der gleichen Entwicklungsstufe befinden. In der Tschechoslowakei wurden bei den Zielsetzungen die Prioritäten anders gesetzt als in den marktwirtschaftlich orientierten Ländern – im Vordergrund standen nicht ökonomische, sondern ideologische und soziale Zielsetzungen. Ausserdem unterschied sich die inhaltliche Ausgestaltung
der Ziele von jener der westlichen Länder (vgl. Abbildung 19).
Ökologische Ziele
Ökonomische
Ziele
Soziale Ziele
Ideologische Ziele
Abbildung 19: Ziele der zentralplanwirtschaftlich orientierten Tourismuspolitik537
•
536
537
538
Am wichtigsten war die ideologische Zielsetzung. Es wurde betont, dass der Tourismus „Propagandist und Realisator sozialistischer Innen- und Aussenpolitik (vor allem
der Friedenspolitik) sowie der sozialistischen Lebensweise des Volkes gegenüber den
eigenen Bürgern und den ausländischen Gästen“538 sein muss. Im Vordergrund stand
Vgl. Kap. 5.3 und 9.5.6.
Eigene Darstellung.
Godau (1989), S. 20.
161
die Abschirmung der Bevölkerung vor Einflüssen vom Westen, da die kommunistische Führung dadurch die Unterminierung ihrer Macht fürchtete.539
•
Den sozialen Zielsetzungen, deren Zweck es war, allen Bürgern die Teilnahme am
Tourismus zu ermöglichen, wurde ebenfalls viel Aufmerksamkeit geschenkt. Das
Recht auf Erholung, welche die allseitige geistig-kulturelle und körperliche Entwicklung unterstützen sollte, war sogar in der Verfassung verankert. Einen massgeblichen
Beitrag zur Erreichung dieser Zielsetzung leistete die staatliche Subventionierung des
gebundenen Inlandstourismus.540
•
Die wirtschaftliche Aufgabe des Tourismus wurde an erster Stelle in seinem Beitrag
zur Reproduktion der Arbeitskraft gesehen. Sonst wurde dem Fremdenverkehr als einem unproduktiven Sektor keine grosse Bedeutung für die Entwicklung der Volkswirtschaft beigemessen.541 Die Erwirtschaftung von Devisen spielte nur eine Rolle im
Verkehr mit den westlichen Ländern. Im Tourismusaustausch mit den sozialistischen
Ländern wurden vorwiegend nicht ökonomische Ziele verfolgt.
•
Die ökologischen Anliegen wurden bei der Konzipierung der Ziele der Tourismuspolitik häufig ausser Acht gelassen. Die ökologischen Ziele bestanden, wenn überhaupt,
meistens nur auf dem Papier, während sie in der Realität kaum verfolgt wurden. Die
negativen Auswirkungen der touristischen Aktivitäten auf die Umwelt wurden nicht
beachtet und das Ausmass der tatsächlichen Verschmutzung wurde vor der Bevölkerung vertuscht.
Zu massgebenden Umgestaltungen in der Hierarchie der Zielsetzungen und in ihrer inhaltlichen Ausgestaltung kam es erst nach dem Systemwandel, als insbesondere die wirtschaftlichen Effekte des Tourismus in den Vordergrund rückten.542
8.5
Instrumente der Tourismuspolitik
Zur Steuerung der Tourismusentwicklung standen den staatlichen Organen in der Tschechoslowakei verschiedene Instrumente zur Verfügung. Diese waren so einzusetzen, dass die Ziele
des übergeordneten Planes erreicht werden konnten. Die wichtigsten Mittel, die zur Beeinflussung der touristischen Nachfrage und des Angebotes dienten, waren folgende:
•
539
540
541
542
543
Festlegung der Preise: Der Staat bestimmte alle Preise für die touristischen Dienstleistungen, womit er die Nachfrage in die gewünschte Richtung steuerte. Für die
wenigen Aufenthalte in den westlichen Ländern, welche die Reisebüros anboten,
wurden die Preise absichtlich so hoch gesetzt, dass die Nachfrage nach ihnen automatisch sehr klein war. Für die inländischen Aufenthalte in nicht kommerziellen
Einrichtungen wurden dagegen die Preise so niedrig gesetzt, dass sie eine grosse
Nachfrage garantierten.543
Vgl. Kap. 7.2.1.
Vgl. Kap. 7.2.
Vgl. Kap. 7.5.
Vgl. Kap. 9.4.
Vgl. Kap. 2.2 und 7.2.
162
544
•
Bestimmung des Wechselkurses: Aufgrund der fehlenden Konvertibilität der tschechischen Krone legte der Staat den touristischen Kurs für den Umtausch von
Fremdwährungen fest und beeinflusste somit den grenzüberschreitenden Fremdenverkehr. Durch einen ungünstigen Kurs für die westlichen Währungen und durch die
Bestimmung des minimalen Devisenbetrages, der pro Aufenthaltstag umgetauscht
werden musste, wurde das Interesse der westlichen Bürger am Besuch des Landes
gedämpft.
•
Pass- und Visumspflicht: Den grenzüberschreitenden Tourismus beeinflusste der
Staat vor allem mit einem Komplex von Ein- und Ausreisebestimmungen. Besonders überwacht wurde der Verkehr mit westlichen Ländern, wo sehr strenge administrative Hürden zu überwinden waren, um eine Ausreisebewilligung zu bekommen.544
•
Subventionierung des gebundenen Tourismus: Eines der Ziele der Tourismuspolitik
war es, allen sozialen Schichten die Teilnahme am Tourismus zu ermöglichen. Einen
Beitrag zur Erfüllung dieser Zielsetzung leistete die staatliche Subventionierung des
gebundenen Tourismus, die als Instrument zur Förderung der Nachfrage nach inländischen Aufenthalten eingesetzt wurde.
•
Ausbau der touristischen Infra- und Suprastruktur: Der Staat als Eigentümer jeglicher touristischer Einrichtungen entschied über die Zuteilung und den Einsatz finanzieller Mittel zu ihrem Ausbau und Modernisierung. Mit der Gewährung von Subventionen aus dem Tourismusfonds lenkte er die Entwicklung in die gewünschte
Richtung. Bei der Erweiterung der Verkehrswege wurde beispielsweise streng darauf geachtet, dass die neu gebauten Hauptstrassen nicht zu den westlichen Nachbarn
führten.
•
Festlegung der Arbeits- und Freizeit: Um die Planung und Koordination der touristischen Aktivitäten zu vereinfachen und die Freizeitgestaltung der Bürger besser kontrollieren zu können, führte der Staat in den meisten Unternehmen Betriebsferien
ein. Dies bedeutete, dass die Arbeitnehmer ihre Ferienzeit nicht mehr selbst bestimmen durften.
•
Unvollkommene oder vertuschte Informationen: Mit Informationskampagnen wurde
versucht, das sozialistische Bewusstsein der Bürger zu stärken. Die Teilnahme an inländischen Reisen wurde unterstützt und im grenzüberschreitenden Fremdenverkehr
wurde der Austausch mit anderen sozialistischen Ländern gefördert. Über die Ausreisemöglichkeiten in kapitalistische Länder wurde entweder gar nicht informiert
oder die Informationen dermassen stark verfälscht, dass der Eindruck entstand, es
handle sich um risikoreiche und gefährliche Reisen, von denen ganz allgemein abzuraten sei.
•
Forschungsförderung: Bereits im Jahr 1948 wurde in Prag das Institut für Tourismus
gegründet, das sich mit den Fragen des Fremdenverkehrs beschäftigte und dem jeweils zuständigen Ministerium Entscheidungsgrundlagen lieferte.
Vgl. Kap. 7.2.1.
163
•
Politisches Engagement als Berufsvoraussetzung: An die leitenden Angestellten der
Branche und an die Reiseführer, die in Kontakt mit ausländischen Besuchern kamen,
wurden spezielle politische Anforderungen gestellt. Eine der wichtigsten Voraussetzungen war die Zugehörigkeit zur Kommunistischen Partei oder mindestens Sympathisierung mit ihrer Ideologie. Spezielle Kenntnisse der Tourismusproblematik wurden nur selten verlangt – viel wichtiger waren die Kenntnisse der marxistischen
Ideologie. Zu den Aufgaben des Reiseführers gehörte unter anderem, die ausländischen Gäste von der Überlegenheit und den Vorteilen des sozialistischen Systems zu
überzeugen.
Die dargestellten Instrumente kamen oft in sehr unterschiedlicher Weise zum Einsatz. Ihre
Anwendung war vor allem durch die allgemeine politische und wirtschaftliche Lage des Landes bestimmt. Nach Beendigung des Prager Frühlings wurde beispielsweise von den Instrumenten der Pass- und Visumspolitik Gebrauch gemacht, um die Ein- und Ausreisebestimmungen zu verschärfen. Als es 1980 in Polen zu Arbeiterunruhen kam, wurde die Zahl von
Ausreisen zum nordöstlichen Nachbarn ebenfalls beschränkt, da die kommunistische Führung
die Verbreitung ähnlicher Tendenzen im eigenen Land befürchtete. In den 80er Jahren versuchte man, mittels der Einführung eines Zwangsdevisenumtausches für die westlichen Währungen die Deviseneinnahmen zu verbessern.
Es handelte sich überwiegend um Massnahmen mit Zwangscharakter, die den Beteiligten nur
eine kleine Entscheidungsfreiheit überliessen. Wie bereits bei der Festlegung der tourismuspolitischen Zielsetzungen wird auch anhand der Auswahl der Instrumente ersichtlich, dass in
den Zentralplanwirtschaften die Rolle des Staates viel stärker ausgeprägt war als in marktwirtschaftlich organisierten Systemen, wo die meisten Massnahmen nur empfehlenden Charakter haben.
8.6
Fazit
Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde in der Tschechoslowakei eine tourismusfreundliche Politik
betrieben und vor allem die Entwicklung des Kur- und Badewesens gefördert. Nach der
Machtübernahme durch die Kommunisten Ende der 40er Jahre veränderte sich aber vieles. Es
wurde eine Reorganisation der ganzen Branche nach dem sowjetischen Muster in Angriff genommen, was vor allem bedeutete, dass die touristische Infra- und Suprastruktur verstaatlicht
wurde und der Fremdenverkehr in die zentrale Wirtschaftsplanung einbezogen wurde. Die
Tourismuspolitik wurde als eine allgemeine Planungsaufgabe verstanden. Die Freizeit war im
Prinzip keine Privatsache, sondern ein Bestandteil des kontrollierten öffentlichen Lebens. Die
Basis der Tourismuspolitik bildeten die Beschlüsse des Kommunistischen Parteikongresses
und alle wichtigen Entscheidungen wurden zentral gefällt. Am Ende der Planungshierarchie
standen die operativen Jahrespläne, in welchen die von den Unternehmen zu erfüllenden
Kennziffern vorgegeben wurden. Das grösste Problem dieses Systems bestand in der Tatsache, dass sich die ganze Planung nicht nach der bestehenden touristischen Nachfrage und den
Bedürfnissen der Tourismusteilnehmer richtete, sondern nach den Vorstellungen der Kommunistischen Partei. Dies führte zu ineffizienten Ergebnissen, die aber nicht negativ, sondern
als Teil eines Systems, in welchem die ideologischen Zielsetzungen den ökonomischen überlegen waren, interpretiert wurden.
164
Die Verfolgung der ideologischen Ziele hatte in der Tourismuspolitik eine dominante Stellung. Sie diente der Abschirmung der einheimischen Bevölkerung vor Einflüssen aus dem
Westen, durch welche die kommunistische Führung die Unterminierung ihrer Macht fürchtete. Aus diesem Grund wurde der grenzüberschreitende Tourismus mit den westlichen Ländern
vor allem mittels administrativ-rechtlicher Instrumente eingeschränkt. Gefördert wurde der
gebundene Inlandstourismus, welchen man stark subventionierte und dadurch allen Sozialschichten die Teilnahme an ihm ermöglichte. Die wirtschaftlichen Ziele spielten nur im Verkehr mit kapitalistischen Ländern eine Rolle. Im Tourismusaustausch mit den sozialistischen
Ländern wurden vorwiegend nicht ökonomische Ziele verfolgt. Den ökologischen Anliegen
wurde nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Leitung der Tourismusbranche lag im Laufe der Zeit in der Kompetenz von verschiedenen Organen. Die Einflussnahme anderer als staatlicher Akteure war nicht zugelassen, da dies
der marxistischen Philosophie nicht entsprach. Ende der 80er Jahre waren mit der Leitung des
Fremdenverkehrs die Handelsministerien der beiden Republiken betraut und für den internationalen Tourismus war der föderale Regierungsausschuss verantwortlich. Vereinzelte Aufgaben wurden an die untergeordneten Bezirks- und Kreisausschüsse delegiert. Zur Steuerung
der Tourismusentwicklung standen dem Staat verschiedene Instrumente zur Verfügung, die so
einzusetzen waren, dass die volkswirtschaftlichen Ziele erreicht werden konnten. Der Einfluss
anderer Politikbereiche auf die Tourismusbranche und auch umgekehrt die Auswirkung der
touristischen Aktivitäten auf ihr Umfeld wurde bis auf wenige Ausnahmen nur wenig berücksichtigt.
Es wird ersichtlich, dass in einer Zentralplanwirtschaft die Rolle des Staates viel stärker ausgeprägt ist als in marktwirtschaftlich orientierten Systemen. In der Tschechoslowakei betrieb
man eine äusserst aktive Strukturpolitik und der Verlauf der Tourismusentwicklung war von
den staatlichen Stellen vollständig geplant. Eine Kompetenzzuteilung an andere Institutionen
kam nicht in Betracht und die eingesetzten Instrumente hatten überwiegend Zwangscharakter.
In den Industrieländern besitzen dagegen die meisten Massnahmen nur empfehlenden Charakter und den touristischen Akteuren wird eine relativ grosse Entscheidungsfreiheit überlassen.
Die zentrale Planung wurde durch die Konzentration der Kompetenzen auf nationaler Ebene
und die Existenz von grossen Unternehmen, deren Eigentümer ausschliesslich der Staat war,
wesentlich vereinfacht. Die dezentrale Verteilung von Kompetenzen auf verschiedene Träger
und das Bestehen von tausenden KMU, wie dies in der Tourismusbranche der marktwirtschaftlich orientierten Länder üblich ist, hätten den sozialistischen Planer überfördert. Auch
die Ziele unterschieden sich in ihrer Ausgestaltung stark von jenen der westlichen Länder, da
im Vordergrund nicht die wirtschaftlichen, sondern die ideologischen Überlegungen der
Kommunistischen Partei standen. Zu massgebenden Umgestaltungen kam es erst nach der
Wende, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird.
165
9 Tourismuspolitik nach der Wende
9.1
Überblick
„Der Staat kann höchstens das Fussballfeld abstecken, aber spielen müssen die Betriebe selbst. Die Rolle des
Staates besteht darin, die Seitenlinien des Fussbalfeldes abzustecken, auf dem die Spieler, also die Unternehmer,
gerne spielen und deshalb gute Resultate erzielen können.“
Peter Keller
Die politischen Veränderungen von 1989 riefen eine vollumfängliche Neuausrichtung der
tschechischen Tourismuspolitik hervor. Eine ganze Reihe von Problemen, mit denen die
Branche zu kämpfen hat, zeigt, dass es sich keinesfalls um eine einfache Aufgabe handelt. Die
Ausgestaltung der Fremdenverkehrspolitik als eine universelle Planungsaufgabe wurde bereits
kurz nach dem Systemwechsel abgelehnt und die Suche nach einer neuen passenden Ausgestaltungsform in die Wege geleitet. Die ideologisch ausgerichteten Ziele, die sich ausschliesslich nach den Beschlüssen der Kommunistischen Partei richteten, waren nach dem Systemwechsel nicht mehr haltbar. In den Vordergrund rutschten die ökonomischen Zielsetzungen,
welche auch in den meisten marktwirtschaftlich orientierten Ländern den obersten Rang belegen. Die verfolgten tourismuspolitischen Strategien haben mit denjenigen aus der sozialistischen Ära nur wenige Gemeinsamkeiten und die eingesetzten Instrumente, die den Privaten
einen relativ grossen Entscheidungsspielraum überlassen, unterscheiden sich massgeblich von
dem vorrevolutionären Instrumentarium. Zu Veränderungen kam es auch bei den Trägern der
Tourismuspolitik. Die letzten Jahre wurden durch einen mehrfachen Wechsel von Ministerien
gekennzeichnet, unter deren Obhut der Fremdenverkehr stand, und es erschienen viele private
Institutionen, die vermehrt versuchen, auf die Tourismuspolitik Einfluss zu nehmen. Gewisse
weitere Anpassungen in der Tourismuspolitik werden im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt
nötig.
In den folgenden Kapiteln wird zuerst auf die Veränderungen in der Ausgestaltung der Tourismuspolitik während der Transformation eingegangen. Darauf folgend werden die wichtigsten staatlichen, privaten sowie gemischten Träger der Fremdenverkehrspolitik aufgezählt und
ihr Aufgabenfeld skizziert. Es wird der Wandel in der touristischen Zielsetzung während der
Transformation diskutiert und die Ziele der gegenwärtigen Tourismuspolitik näher beschrieben. Detailliert analysiert werden die tourismuspolitischen Strategien, die der Erreichung der
festgelegten Ziele dienen sollen. Zuletzt wird auf die laufenden Vorbereitungen der Tourismuswirtschaft hinsichtlich des EU-Beitritts und auf die Auswirkungen der EU-Erweiterung
auf die Tourismusbranche eingegangen.
9.2
Ausgestaltung der Tourismuspolitik
Wie bereits aus dem Kapitel 4.5 hervorgeht, können die Aufgaben der Tourismuspolitik unterschiedlich ausgestaltet werden. Ihre Ausgestaltung ist in erster Linie von der herrschenden
Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung jedes einzelnen Landes abhängig.
166
9.2.1
Tourismuspolitik in der Zentralplan- und Marktwirtschaft
In den meisten zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern, wie auch in der Tschechoslowakei, wurde eine äusserst aktive Tourismuspolitik betrieben, die in die zentrale Staatsplanung eingegliedert wurde. Ihre Basis bildeten die Beschlüsse des Kommunistischen Parteikongresses und die Aufgabe der Tourismusverantwortlichen bestand vor allem in der Durchsetzung der ideologischen Interessen der Kommunistischen Partei. Die Rolle des Staates war
viel stärker ausgeprägt als in den marktwirtschaftlich orientierten Ländern, da Freizeit und
Reisen im Prinzip keine Privatsache, sondern Bestandteil des kontrollierten öffentlichen Lebens waren. Der Verlauf der Tourismusentwicklung wurde vom Staat, dem die touristische
Infra- und Suprastruktur gehörte, vollständig geplant. Das unflexible System, das auf die bestehenden Bedürfnisse der Tourismusteilnehmer kaum reagierte, führte zu ineffizienten Resultaten, die aber als Teil einer Ordnung, wo die ideologischen Zielsetzungen den ökonomischen überlegen waren, interpretiert wurden.
In den Marktwirtschaften werden im Unterschied zu den planwirtschaftlichen Systemen rein
strukturpolitische Eingriffe zunehmend abgelehnt, da eine Strukturverzehrung befürchtet
wird. Aus dem Kapitel 4.5 ergibt sich, dass die staatlichen Organe nur im Falle einer Marktablehnung oder eines Marktversagens eingreifen sollen. Neulich wird ihr Einsatz auch bei der
Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Standorten verlangt. Der Tourismuspolitik wird
meistens ein Konzept zugrunde gelegt. Man geht davon aus, dass sie eher einen ordnungspolitischen Charakter haben soll und sich an der Schaffung von gut funktionierenden Rahmenbedingungen zu orientieren hat und die restlichen Aufgaben den Privaten überlassen soll.
Dass der Übergang von der Zentralplan- zur Marktwirtschaft keine einfache Aufgabe ist, beweist unter anderem der Fakt, dass die Transformationsvorhaben nach zwölf Jahren noch in
keinem Land beendet sind. Die Transformation ist durch viele wirtschaftliche sowie politische
Höhen und Tiefen gekennzeichnet und gleicht somit einem Experiment, dessen Ausgang ungewiss ist.545 Dies gilt auch für die Tourismusbranche, die nach der Wende plötzlich mit vorher nie dagewesenen Tatsachen und Problemen konfrontiert wurde. Die Veränderungen riefen
eine vollumfängliche Neuausrichtung der Tourismuspolitik hervor. Dazu Jandala: „The role
of the state in a market economy remains important, although very different from that in a
command economy. Instead of directing output and resources, the role of the state is to set,
supervise and enforce ‘the rules of the game’.”546 Die Umstrukturierungen der Tourismuswirtschaft sind aber, wie die Transformation selbst, noch nicht abgeschlossen.
9.2.2
Tourismuspolitik in der Übergangsphase
In der Tschechoslowakei wurde nach der Wende die Ausgestaltung der Tourismuspolitik als
eine universelle Planungsaufgabe abgelehnt und die Suche nach einer anderen geeigneten
Ausgestaltungsform in die Wege geleitet. Dies erwies sich in einem Transformationsland,
dessen Wirtschaft vierzig Jahre auf die Schwerindustrie ausgerichtet war und dem Fremdenverkehr keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, als eine schwierige Aufgabe. Da
die Tourismusbranche in der ersten Hälfte der 90er Jahre zu den wenigen Wirtschaftszweigen
gehörte, die nicht in eine tiefe Rezession geraten waren, sondern sogar ein grosses Wachstum
545
546
Vgl. Kap. 2.5 und 5.7.4.
Jandala (1996), S. 328.
167
verzeichneten,547 kümmerten sich die staatlichen Organe kaum um sie. Nach der Festlegung
der grundlegenden Rahmenbedingungen richteten die Politiker ihre Aufmerksamkeit ausschliesslich auf die stagnierenden Wirtschaftsbereiche und betrachteten das touristische Aufkommen als etwas Selbstverständliches. Diese Einstellung führte dazu, dass in den ersten acht
Jahren nach dem Systemwechsel eine pragmatische Tourismuspolitik betrieben wurde.
Die Rahmenbedingungen für eine privatwirtschaftliche Ausgestaltung der Tourismusbranche
wurden im Jahr 1990 erlassen. Es wurde die Privatisierung der staatlichen Einrichtungen in
Angriff genommen und innerhalb von kurzer Zeit entstanden tausende KMU. Die Subventionierung des gebundenen Inlandstourismus wurde abgebaut und auf dem Tourismusmarkt eine
freie Preisbildung eingeführt. Zur Aufnahme der Geschäftsbeziehungen mit dem Ausland benötigte man nur eine formelle Bewilligung des damaligen Aussenministeriums. Mit Inkrafttreten des Devisengesetzes wurde die innere Konvertibilität der tschechischen Krone eingeführt und ein nomineller Wechselkurs fixiert, was viele Transaktionen mit dem Ausland vereinfachte.548
Nachdem die nötigsten Voraussetzungen für eine private Unternehmenstätigkeit geschaffen
wurden, erfolgten die staatlichen Eingriffe nur fallweise, und zwar erst nachdem sich gewisse
Probleme zugespitzt hatten oder wenn es zu schwerwiegenden, sichtbaren Fehlentwicklungen
gekommen war. Von einer regen Strukturpolitik, welche für die ganze sozialistische Periode
charakteristisch war, wurde abgesehen. Bei den eingeleiteten Massnahmen handelte sich
meistens um Entscheidungen, die sich an kurzfristigen Zielen orientierten und somit keinen
echten Beitrag für die zukünftige Entwicklung des Fremdenverkehrs leisten konnten. Die
pragmatische Ausgestaltung der Tourismuspolitik war unter anderem der Tatsache zuzuschreiben, dass man sich nach der jahrelangen staatlichen Planung keinen starken Einfluss des
Staates wünschte, seine Interventionen negativ auffasste und sie auf ein Minimum reduzieren
wollte. Die Regierung befasste sich bis zum Jahr 1996 nur zweimal mit der Tourismusbranche
– im Jahr 1990 ging es um die Privatisierung von touristischen Einrichtungen und drei Jahre
später um die Gründung der Tourismuszentrale. Bis 2000 bestand keine rechtliche Grundlage,
die ausschliesslich den Tourismus zum Gegenstand hatte und zumindest den Konsumentenschutz regelte.
Bis zum Jahr 1996 machten sich die fehlende langfristige Zielsetzung sowie die Konzeptionslosigkeit der Fremdenverkehrspolitik auf die Tourismusentwicklung nicht stark bemerkbar.
Wie bereits aus dem Kapitel 7.5 hervorgeht, leistete die Branche einen bedeutenden Beitrag
zum Wachstum der Wirtschaft und zur Verbesserung der Beschäftigungslage. Erst nachdem
sie im Jahr 1997 selber in eine Stagnation geraten war,549 wurden die Stimmen, die ein konzeptionelles Vorgehen und mehrere staatliche Interventionen verlangten, immer lauter. Man
erkannte allmählich die Vorteile einer konzeptionellen Tourismuspolitik, die im Gegensatz
zur pragmatischen Politik von einer bestimmten Konzeption mit mehr oder weniger zwingendem Charakter getragen wird und in den marktwirtschaftlich orientierten Ländern zumeist
praktiziert wird. Auf höchster Ebene wurden mehrere organisatorische Veränderungen durchgeführt und das Ministerium für Regionalentwicklung zur obersten Verwaltungsbehörde auf
547
548
549
Vgl. Kap. 7.3.1.
Vgl. Kap. 5.7.4.
Vgl. Kap. 7.3.2.
168
dem Gebiet des Tourismus ernannt.550 Die Regierung beschäftigte sich in ihren Sitzungen
vermehrt mit der Branche. Die Verhandlungen betrafen vor allem die staatliche Förderung des
touristischen Aufkommens und die Verbesserung des Konsumentenschutzes. Trotz diesen
Fortschritten kam es in der Tourismuswirtschaft aber nicht zu grundsätzlichen Veränderungen
– der tschechische Staat hatte in dieser Zeit mit einer tiefen wirtschaftlichen und politischen
Krise zu kämpfen551 und der Tourismus stand nicht zuoberst auf seiner Agenda.
Erst im August 1998 erklärte sich die neue sozialdemokratische Regierung in ihrem Programm bereit, einen gesetzlichen Rahmen und die notwendigen Instrumente für die Verfolgung einer konzeptionell ausgestalteten Tourismuspolitik zu schaffen. Sie verpflichtete sich
zur Ausarbeitung des Konzeptes der staatlichen Tourismuspolitik und zur Integration der touristischen Vorhaben in den Nationalen Entwicklungsplan (RDP) als ein Operatives Sektorprogramm.552 Ihre ersten Versionen wurden bereits im Jahr 1999 präsentiert. Das steigende
Interesse an einer konzeptionellen Tourismuspolitik widerspiegelte sich auch in der Eingliederung der Tourismuswirtschaft in die Strategie der Regionalentwicklung, die ein Jahr später
vorgelegt wurde.553 2000 trat das Tourismusgesetz, das einen besseren Konsumentenschutz
garantiert, in Kraft und 2002 wurde der Vorentwurf des Gesetzes über die Unterstützung des
Tourismus vorgestellt, das die Grundzüge der staatlichen Tourismuspolitik gesetzlich verankern soll. Mit diesen Massnahmen wurde der lange angestrebte Übergang von einer pragmatischen zu einer konzeptionellen Fremdenverkehrspolitik in die Wege geleitet.
Die geschilderten Veränderungen in der Ausgestaltung der tschechischen Tourismuspolitik
während der Transformation und ihre mögliche Ausgestaltung in Zukunft als ein Teil des
Destinationsmanagements nach dem Beispiel der westlichen Länder554 verdeutlicht die
Abbildung 20.
Universelle
Planungsaufgabe
Pragmatische
Tourismuspolitik
Konzeptionelle
Tourismuspolitik
Destinationsmanagement
1948-1990
1990-1998
1998-?
?
Abbildung 20: Ausgestaltung der Tourismuspolitik in der Transformationsphase555
9.3
Träger der Tourismuspolitik
Wie bereits aus dem Kapitel 4.6 hervorgeht, führen die verschiedenen Interessen am Fremdenverkehr in marktwirtschaftlich orientierten Ländern zu einer Vielzahl von staatlichen, gemischten und privaten Akteuren, die auf das touristische Geschehen Einfluss nehmen wollen.
Ebenso wie bei der Wirtschafts- sind auch bei der Tourismuspolitik auf staatlicher Ebene
550
551
552
553
554
555
Vgl. Kap. 9.3.1.
Vgl. Kap. 5.7.4.4.
Vgl. Regierung der Tschechischen Republik (1998), S. 11.
Vgl. Kap. 9.4.2.
Vgl. Kap. 4.5.5 und 10.4.1.
Eigene Darstellung.
169
Verwaltung, Regierung und Parlament die wesentlichen Entscheidungsträger, welche die tourismuspolitischen Aufgaben in den Bereichen Legislative und Exekutive erfüllen.
In der Tschechoslowakei lagen vor dem Systemwechsel die Zielsetzung und die Ausgestaltung der Tourismuspolitik voll in den Händen der zentralen staatlichen Organe.556 Die privaten und gemischten Verbände entstanden erst nach der Wende, nachdem die private Unternehmenstätigkeit in der Branche wieder ermöglicht wurde. Nach der neuen regionalen Aufteilung des Landes im Jahr 2000 sind die tourismuspolitischen Kompetenzen, ähnlich wie in den
anderen europäischen Ländern, dezentralisiert auf mehrere Ebenen verteilt.557 Nachstehend
werden die bedeutendsten, zumeist gesamtstaatlichen Träger der Fremdenverkehrspolitik genannt und ihre Absichten, Forderungen und ihr Stellenwert erläutert.
9.3.1
Öffentlich-rechtliche Träger
Nach dem Systemwechsel waren bei den staatlichen Trägern der Tourismuspolitik gewisse
Umgestaltungen unabdingbar. Dass dieser Prozess nicht immer reibungslos verlief, zeigt beispielsweise der wiederholte Wechsel der Ministerien, in deren Zuständigkeitsbereich der Tourismus jeweils fiel, die ständigen Umstrukturierungen der Tourismuszentrale oder der bereits
im Kapitel 5.3 geschilderte, mit vielen Schwierigkeiten behaftete Übergang tourismuspolitischer Kompetenzen von den Kreisbehörden auf die Bezirksbehörden.
a) Handelsministerien und Ministerium für Aussenhandel
Bis zur Trennung der Tschechoslowakei beschäftigten sich mit dem Tourismus die Handelsministerien der beiden Republiken, unter deren Obhut die Branche seit 1968 stand. Nach der
Wende wurden beide Ministerien mit neuen Aufgaben betraut. Im Jahr 1990 wurden sie beispielsweise für die Privatisierung der touristischen Einrichtungen und für die Durchsetzung
der marktwirtschaftlichen Prinzipien im Tourismussektor zuständig. Bis Inkrafttreten des
Gewerbegesetzes erteilten sie Bewilligungen zum Betrieb von Reisebüros und bestimmten die
Voraussetzungen für die Tätigkeit der Reiseführer. Mit der Leitung des grenzüberschreitenden
Tourismus war das föderale Ministerium für Aussenhandel beauftragt. Sein Aufgabenbereich
unterschied sich nicht gross von demjenigen vor der Wende. Es war für die Erteilung der Bewilligungen zur auswärtigen Tätigkeit von Reisebüros, für die Errichtung von Vertretungen
im In- und Ausland und für die Bestimmung von Ein- und Ausfuhrvorschriften verantwortlich. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten war es am Abschluss internationaler Verträge beteiligt und für die Mitgliedschaft in internationalen Tourismusorganisationen zuständig.558
b) Wirtschaftsministerium
Mit der Spaltung des Landes zur Jahreswende 1992/93 kam es auch in der Organisation und
Leitung des Tourismuswesens zu Veränderungen. Das Handelsministerium wurde aufgelöst
und seine Aufgaben im Tourismusbereich wurden vom Wirtschaftsministerium übernommen.
Die Abteilung für Tourismus war u.a. mit der Ausarbeitung der Gesetzgebung für die Unternehmenstätigkeit in der Tourismusbranche, mit der Bildung eines neuen Informations- und
556
557
558
Vgl. Kap. 8.3.
Vgl. Kap. 5.3 und 9.5.6.
Vgl. Kap. 8.3.
170
Reservationssystems, mit der Vorbereitung eines Konzeptes der Tourismusentwicklung und
mit der Unterstützung der KMU betraut. Als ein beratendes Organ des Wirtschaftsministers
wurde der Tourismusrat gegründet. Er setzte sich aus Vertretern von verschiedenen staatlichen Organen, Unternehmer- und Berufsverbänden, Gemeinden und Ministerien sowie aus
Tourismusexperten zusammen. Der Rat beschäftigte sich mit den grundlegenden Fragen der
Tourismusentwicklung und arbeitete Verbesserungsvorschläge aus, war aber selbst mit keinen
Entscheidungskompetenzen ausgestattet. Im Bereich des grenzüberschreitenden Tourismus
arbeitete das Wirtschaftsministerium eng mit dem Aussenhandelsministerium zusammen und
war vor allem für die Vertretung Tschechiens in internationalen Organisationen, die Zusammenarbeit mit anderen Ländern, die Verwendung ausländischer Hilfe sowie die Teilnahme an
internationalen Konferenzen und Messen zuständig.559
c) Tschechische Tourismuszentrale
Zur Sicherstellung der Werbung für den Tourismus im Ausland gründete das Wirtschaftsministerium im April 1993 die Tschechische Tourismuszentrale – eine öffentlich-rechtliche
Körperschaft mit Sitz in Prag. Die Zentrale war berechtigt, offizielle Vertretungen im In- und
Ausland zu gründen, ausserdem nahm sie an internationalen Ausstellungen teil, arbeitete mit
ausländischen Medien zusammen und gab verschiedene Informationsmaterialien heraus. Im
Laufe der Zeit wurde ihr Tätigkeitsbereich ausgeweitet, und so begann sich die Tourismuszentrale auch mit Marktforschung, Publikation statistischer Daten, Vermittlung ausländischer
Geschäftskontakte, Aufzeigen von Investitionsmöglichkeiten, Unterstützung der Regionalentwicklung, Aufbau eines integrierten Informationssystems und Bildung neuer Tourismusprodukte zu beschäftigen.560 1994 wurde sie Mitglied der Europäischen Kommission für Tourismus (ETC) und 1999 Mitglied der Central European Countries Travel Association
(CECTA). Seit dem Jahr 2001 erfüllt sie die Funktion des Vermittlers zwischen der EU und
den tschechischen Regionen, indem sie unter anderem die finanzielle Hilfe der EU zur Unterstützung der Tourismusentwicklung sicherstellt.561
In den letzten Jahren wurde die Tourismuszentrale mehrmals organisatorisch umstrukturiert.
Seit 2001 bestehen in ihrem Rahmen Abteilungen für Marketing und für Informationssysteme
und ein Wirtschafts- sowie ein Personalausschuss. Eine dominante Stellung hat die Marketingabteilung, die vor allem für die Werbung und die Tätigkeit der Vertretungen im Ausland,
für die Schaffung von neuen Tourismusprodukten und für die Unterstützung der regionalen
Tourismusentwicklung zuständig ist. In der Kompetenz der Abteilung für Informationssysteme liegt der Aufbau eines integrierten touristischen Informationssystems.562 Der Wirtschaftsausschuss ist für die Verwaltung der erhaltenen Mittel sowie für die Aufsicht über die
finanzielle Situation der Zentrale verantwortlich und der Personalausschuss ist für den Personalbestand zuständig. Für das Jahr 2002 erhielt die Zentrale einen staatlichen Betrag in der
Höhe von 162 Mio. Kronen.563 Obwohl die finanzielle Unterstützung damit im Vergleich zum
Jahr 1994 mehr als verdreifacht564 und der Personalbestand von 7 auf 54 Mitarbeiter fast ve559
560
561
562
563
564
Vgl. Wirtschaftsministerium (1994), S. 1 ff.; Jakubíková (1999), S. 246 f.
Vgl. Art. 1 f. der Statuten der Tschechischen Tourismuszentrale (1998).
Vgl. Rambousková (2001), S. 32; Kap. 9.7.3.
Vgl. Kap. 9.5.2.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2002), S. 7 ff.; http://www.cccr-info.cz/index.php (Stand am 19.3.
2003).
Vgl. Tabelle 31.
171
rachtfacht wurde,565 sind diese Zahlen im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern
sehr klein.566
d) Ministerium für Regionalentwicklung
Ende 1996 wurde das Ministerium für Regionalentwicklung gegründet und zur obersten Verwaltungsbehörde auf dem Gebiet des Tourismus ernannt. Gleichzeitig wurden ihm die Aufgaben des Wirtschaftsministeriums in diesem Bereich übertragen.567 In den aufgelisteten Kompetenzen des Ministeriums befand sich der Tourismus aber an letzter Stelle und in der Organisationsstruktur wurde er in keine Abteilung eingegliedert, sondern als überflüssiger Bereich
direkt dem Minister unterstellt. Dies deutete auf den niedrigen Stellenwert hin, der dem Tourismus in dieser Zeit zugeschrieben wurde. Erst im Jahr 2000 wurde das Gewicht der Tourismusbranche in der Exekutive verstärkt, indem für sie eine eigene Abteilung „Tourismus und
europäische Integration“ geschaffen wurde (vgl. Abbildung 21).
Ministerium für
Regionalentwicklung
Abteilung für
Regionalpolitik
Abteilung für
Tourismus und
europäische Integration
Abteilung für
Wohnungspolitik,
Raumplanung und
Bauordnung
Abteilung für
Wirtschaftspolitik und
finanzielle Lenkung
Abteilung für
Legislative und
Kompatibilität mit dem
EU-Rechtssystem
Abteilung für
Kontrolle und
Koordination
Sekretariat
Ausschuss für
Konzeption
Ausschuss für
Realisierung und
Entwicklung des
Tourismus
Ausschuss für
Internationale
Zusammenarbeit im
Tourimus
Ausschuss für
Integration und
Strukturfonds
Abbildung 21: Organisatorische Struktur des Ministeriums für Regionalentwicklung568
Innerhalb der Abteilung befassen sich mit dem Fremdenverkehr zurzeit drei Ausschüsse mit
etwa 30 Mitarbeitern. Der Ausschuss für Konzeption ist vor allem für die Ausarbeitung der
Konzepte der Tourismusentwicklung und Förderungsprogramme, die Vorbereitung der Gesetzgebung sowie für Stellungnahmen zu tourismusrelevanten Erlassen verantwortlich. Im
Weiteren unterstützt er die Kooperation unter den touristischen Institutionen und wacht über
die Tätigkeit der Tourismuszentrale. Der Ausschuss für Realisierung und Entwicklung befasst
sich mit der Einführung der Konzepte, Förderungsprogramme sowie Gesetze in die Praxis
und mit der Unterstützung der regionalen Tourismusentwicklung. Der Ausschuss für internationale Zusammenarbeit ist für die Kooperation mit anderen Ländern und für den Abschluss
von Verträgen im Tourismusbereich verantwortlich. Er ist auch für das operative Sektorprogramm für den Tourismus zuständig, bietet methodische Hilfe bei den Gesuchen für die Ge-
565
566
567
568
Vgl. Čermáková (2003), e-mail vom 19.3.2003.
Vgl. Tabelle 30.
Vgl. Art. 14 Abs. 2 des Gesetzes Nr. 272/1996 Sb.
In Anlehnung an http://www.mmr.cz/index.html (Stand am 18.1.2001).
172
währung der EU-Finanzhilfe an und arbeitet an der Angleichung der touristischen Terminologie sowie der Dienstleistungsqualität an die EU-Standards.569
e) Tourismusrat und Kommission für Zusammenarbeit
Im Rahmen des Ministeriums für Regionalentwicklung wurde, wie schon bei seinem Vorgänger, ein Tourismusrat gegründet. Unter den 19 Mitgliedern befinden sich Vertreter des Parlamentes, der Agrarkammer, der Tschechischen Tourismuszentrale, der Unternehmer- und Berufsverbände und des Verbandes von Städten und Gemeinden. Der Tourismusrat befasst sich
mit aktuellen tourismusrelevanten Fragen und schlägt mögliche Massnahmen vor. Zur Verbesserung der Kooperation unter allen Ministerien, deren Tätigkeit den Fremdenverkehr tangiert, wurde im Januar 2000 eine Kommission für Zusammenarbeit gegründet, in welcher die
Vertreter der betroffenen Ministerien tätig waren. Ähnlich wie der Tourismusrat verfügte aber
auch die Kommission über keine Kompetenzen und besass nur beratenden Charakter.570 Da
sie sich in der Praxis nicht bewährte, wurde sie bereits ein Jahr später aufgelöst und durch bilaterale Zusammenarbeit des Ministeriums für Regionalentwicklung mit dem jeweils zuständigen Ministerium ersetzt.571
f) Parlamentarische Kommissionen und Ausschüsse
Mit dem Ziel, das Prestige und das Gewicht der Tourismusbranche zu erhöhen, wurde 1996
durch die parlamentarische Wirtschaftskommission ein zehnköpfiger Unterausschuss für
Handel und Tourismus gegründet. Es handelt sich dabei um ein Beratungs- und Konsultationsorgan ohne eigene Kompetenzen, das insbesondere in Fragen der Gesetzgebung mit dem
Ministerium für Regionalentwicklung zusammenarbeitet. Auf parlamentarischer Ebene befasst sich mit dem Fremdenverkehr noch der Unterausschuss für Werbung im Ausland, der
aber auch über keine eigenen Kompetenzen verfügt.572
g) Staatliche Akteure auf regionaler und lokaler Ebene
Auf regionaler Ebene befassten sich mit dem Fremdenverkehr die Ausschüsse der Kreisbehörden, die im Jahr 1990 gegründet wurden. Da ihre Kompetenzen im Tourismus gesetzlich
nicht geregelt wurden, hing es meistens von ihrer personellen Besetzung ab, in welchem Mass
die touristischen Aktivitäten unterstützt wurden.573 Wie bereits im Kapitel 5.3 festgehalten,
waren die Kreisbehörden bis Ende 2002 verpflichtet, ihre verbliebenen Aufgaben auf die Bezirksbehörden zu übertragen. Im Gesetz über die Bezirke wurde festgelegt, dass die Förderung und Steuerung der regionalen Tourismusentwicklung in der Kompetenz der neu entstandenen Bezirke steht. Im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt wurden mit vereinzelten tourismuspolitischen Kompetenzen zusätzlich auch noch die regionalen Räte der NUTS II ausgestattet.
Auf der lokalen Ebene wird die Tourismusentwicklung von den Gemeinden gesteuert. Ihre
tourismuspolitischen Kompetenzen ergeben sich aus dem Gesetz über die Gemeinden, wo
festgehalten wird, dass die Gemeinden für die allgemeine Entwicklung auf ihrem Territorium
569
570
571
572
573
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2001a), S. 19 f.; Kap. 9.7.2.
Vgl. Císař in Frindtová (1999), S. 14.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2002), S. 16.
Vgl. Hesková (1999), S. 83; Vitáková (2000), S. 34.
Vgl. Dohnalová (2000), S. 28.
173
verantwortlich sind574 und somit den Tourismus in ihre Entwicklungspläne eingliedern können. Zurzeit kümmern sich die meisten Gemeinden vor allem um die Markierung von Wander- und Velowegen, unterstützen die Tätigkeit der touristischen Informationszentren und
sorgen für die Herstellung von Werbeprospekten. Die Förderung von Investitionen in die touristische Infra- und Suprastruktur, die Unterstützung der überbetrieblichen Kooperationen sowie die Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor lassen aber noch zu wünschen übrig.575
9.3.2
Privatrechtliche Träger
Die Anzahl der privaten Vereinigungen der tschechischen Tourismusbranche, von welchen
die wichtigsten nachstehend aufgeführt werden, ist relativ gross. Die Mitgliederzahlen der
einzelnen Verbände sind aber eher gering, da ihnen nicht die Mehrheiten der entsprechenden
Gruppen angeschlossen sind. Dies erweckt den Eindruck einer gewissen Zersplitterung, was
bei Verhandlungen mit anderen Institutionen eher kontraproduktiv wirkt und auch im Ausland
nicht in dem Mass Akzeptanz findet, wie dies bei einer starken Vereinigung der Fall wäre.
Wenn die privaten Gruppierungen in Zukunft vermehrt an der Gestaltung der Tourismuspolitik partizipieren wollen, ist ihre Kooperation und Konzentration unabdingbar. Obwohl dies
theoretisch bekannt ist und auch durch die ausländischen Erfahrungen bestätigt zu sein
scheint, führten die vereinzelten Bemühungen um ein koordiniertes Vorgehen in den letzten
Jahren zu keinen sichtbaren Erfolgen. So kam beispielsweise eine Fusion der zwei grössten
Assoziationen der Reisebürobranche, der ACK und der AČCKA, nach langen Verhandlungen
nicht zustande.
a) Assoziation von Reisebüros (ACK)
Bei der ACK handelt es sich um eine Vereinigung, die 1991 durch 20 überwiegend grössere
Reisebüros gegründet wurde. Im Jahr 2000 gehörten ihr 143 Reisebüros an. Die Assoziation
bezeichnet sich als eine Auswahlorganisation und stellt die Ansprüche an die Mitgliedschaft
relativ hoch. Organisatorisch ist sie in fünf Sektionen unterteilt, wobei jedes Mitglied je nach
seiner Orientierung in einer beliebigen Sektion tätig sein kann. Zu den Zielen der Assoziation
gehören vor allem die Vertretung der Interessen ihrer Mitglieder im Tourismusrat, im Unterausschuss für Handel und Tourismus, in der Kommission für Tourismus der Hauptstadt Prag
und in anderen Organisationen sowie die Zusammenarbeit mit den Fachschulen und ausländischen Assoziationen mit ähnlicher Ausrichtung. Die ACK stellt ihren Mitgliedern verschiedene Statistiken zur Verfügung, verleiht ihnen ein gemeinsames Logo, informiert sie regelmässig über Neuigkeiten aus der Tourismusbranche, organisiert für sie monatliche Sitzungen und
Diskussionsforen, nimmt an Messen und Pressekonferenzen teil und arbeitet Musterverträge
sowie andere Dokumente aus.576
b) Assoziation tschechischer Reiseveranstalter und Reisebüros (AČCKA)
Die AČCKA entstand als Gegenpol zur ACK zum Schutz der Interessen von kleineren Reisebüros. Im Jahr 2000 hatte die Assoziation 255 Mitglieder und war in acht Abteilungen unterteilt. Ähnlich wie die ACK ist die AČCKA eine Auswahlorganisation, die unter anderem darauf achtet, dass bei ihren Mitgliedern keine Verstösse gegen die Unternehmensethik vorkom574
575
576
Vgl. Art. 35 lit. b des Gesetzes über die Gemeinden.
Vgl. Kap. 9.6.3.
Vgl. Mag Consulting (2000), S. 9 ff.; http://www.ackcr.cz/ (Stand am 15.12.2000).
174
men. Ziel der Assoziation ist die Vertretung und der Schutz der Interessen ihrer Mitglieder,
die Erhöhung ihres Informationsstandes sowie ihres Berufsprestiges. Die AČCKA arbeitet mit
ähnlichen Organisationen im In- und Ausland, mit den Tourismuszentralen und mit Fachschulen zusammen. Seit 1999 ist sie ein Mitglied der Internationalen Organisation der europäischen touristischen Assoziationen UFTAA.577
c) Vereinigung von Unternehmern im Gastgewerbe und Tourismus (SPPCR)
Die SPPCR zählte Anfang des Jahres 2000 624 Mitglieder. Das Ziel der Vereinigung ist der
Schutz der gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder, welches vor allem durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und staatlichen Organen erreicht werden soll.
Den Mitgliedern stehen aktuelle Informationen über die Entwicklung in der Branche, Beratungs- und Konsultationsdienste sowie die Teilnahme an branchenspezifischen Weiterbildungskursen zur Verfügung. Die SPPCR wirkte bei der Durchsetzung der Mehrwertsteuersenkung bei Unterkunfts- und Gastgewerbedienstleistungen in die Kategorie von 5% mit und
war an der Ausarbeitung der Standards für Unterkunftseinrichtungen beteiligt, deren Zertifizierung sie zusammen mit der NFHR durchführt.578 Die Vereinigung ist Mitglied der Internationalen Organisation von Hotels und Restaurants IH&RA.579
d) Nationale Föderation der Hotels und Restaurants (NFHR)
Die NFHR entstand aus einer Initiative der zehn bedeutendsten tschechischen Hotels Anfang
der 90er Jahre. Heute zählt die Föderation 197 Mitglieder, die zusammen über 16’249 Hotelzimmer verfügen und 12’500 Mitarbeiter beschäftigen. Das vorrangige Ziel der Föderation ist
es, zur Verbesserung der Qualität von Hotel- und Restaurantdienstleistungen und zum guten
Ruf der Branche beizutragen. Die NFHR legt grossen Wert auf die Weiterbildung der Hotelund Restaurantbetreiber – sie arbeitet mit mehreren Fachschulen zusammen und gehört zu den
Mitbegründern des Institutes für Tourismus und Management (ITM) in Prag. Im Jahr 2000
gründete sie eine private Hochschule für Tourismus, Hotellerie und Kurortwesen. Die NFHR
ist ein Mitglied der internationalen Organisation IH&RA und ein nicht-ordentliches Mitglied
der Konföderation der nationalen Hotel- und Restaurantassoziationen HOTREC.580
e) Assoziation von Flugbetreibern (ALP)
Die Assoziation von Flugbetreibern wurde im Jahr 1991 gegründet. Es ist eine gesamtstaatliche Vereinigung von Unternehmen, die sich mit der Flugtätigkeit beschäftigen, Flughäfen
betreiben sowie im Bereich des Flugwesens unterrichten. Ende des Jahres 2000 zählten 18
Organisationen zu ihren Mitliedern. Die Assoziation gibt sich die Aufgabe, die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten, sie zu beraten und sie bei ihren Aktivitäten zu unterstützen. Viel
Wert wird auf die Beteiligung an der Ausarbeitung der Gesetzgebung und Konzepte, die den
Flugverkehr betreffen, gelegt.581
577
578
579
580
581
Vgl. Assoziation tschechischer Reiseveranstalter und Reisebüros (2000), S. 1 f. und (2000a), S. 17;
http://www. accka.cz/ (Stand am 15.12.2000).
Vgl. Kap. 9.6.2 und 9.5.5.
Vgl. Vereinigung von Unternehmern im Gastgewerbe und Tourismus (2000), S. 1 ff. und (2000b), S. 1 f.;
Frindtová (2000), S. 52.
Vgl. Nationale Föderation der Hotels und Restaurants (2000), S. 1 und (2000a), S. 1 ff.; Hlinka (2001), S. 8;
http://www.nfhr.cz/ (Stand am 20.11.2000).
Vgl. http://www.mujweb.cz/www/alp.cr/ (Stand am 15.11.2000).
175
f) Assoziation touristischer Informationszentren (ATIC)
Die ATIC ist eine im Jahr 1994 von 42 Zentren gegründete Organisation, welche die touristischen Informationszentren vertritt. Anfang des Jahres 2001 vereinigte sie 77 Mitglieder und
19 weitere Kandidaten standen in der Probezeit. Die Informationszentren sind in vier Kategorien A, B, C und D eingeteilt, wobei die höchsten Ansprüche an die Kategorie A gestellt werden. Ein solches Zentrum muss das ganze Jahr über sieben Tage in der Woche geöffnet sein,
Informationen über das gesamte Land in mindestens drei Weltsprachen gewähren, Unterkünfte vermitteln und Reiseführerdienste anbieten. Die Eingliederung in eine Kategorie, die jährlich neu zu beurteilen ist, wird in einem Zertifikat bestätigt und die Mitglieder können das
gemeinsame Logo zur Bezeichnung ihres Zentrums benützen. In den 90er Jahren gehörte der
Ausbau eines einheitlichen Informationsnetzes zu den Hauptzielen der Assoziation. Es wurde
das System RIS (Reservations- und Informationssystem) und später seine neuere Version
WinRIS eingeführt. Nach kurzer Zeit zeigte sich jedoch, dass das System vielen Ansprüchen
der Tourismuszentren nicht genügte und diese begannen, ihre eigenen Systeme und Programme zu entwickeln. Nach diesem Misserfolg stellte die ATIC die Arbeit an einer Vereinheitlichung der bestehenden Informationssysteme ein582 und widmete sich vor allem der Verbesserung der Dienstleistungsqualität, der methodischen Hilfe für die Zentren sowie der Vertiefung der Zusammenarbeit unter ihnen und anderen Institutionen.583
g) Gewerbsmässige Vereinigung der Campingplätze und Ferienhäuserkolonien
Die gewerbsmässige Vereinigung der Campingplätze und Ferienhäuserkolonien ist eine Organisation, welche die Betreiber dieser Unterkunftseinrichtungen und andere interessierte Institutionen vereinigt. Sie wurde im Jahr 1990 gegründet und hatte Ende 2000 60 Mitglieder.
Zu den Zielen der Vereinigung gehören vor allem die gemeinsame Werbung, Beratung der
Mitglieder, Verbesserung ihrer fachlichen Qualifikation und Mitwirkung an der Gesetzgebung, welche die Branche tangiert.584
h) Andere privatrechtliche Träger
Zu den weiteren Interessen- und Berufsverbänden gehören beispielsweise die Vereinigung der
Unternehmer in der ländlichen Touristik und Agrotouristik, die Assoziation der Köche und
Kellner, die Vereinigung der Reiseführer, der Verband der Heilkurorte, die Vereinigung der
Kurortstädte, der Autoclub, der Verband der Betreiber von Seilbahnen und Skiliften, die Genossenschaft der Betreiber von Gastwirtschaften, die Assoziation der führenden Touroperatoren, die Assoziation der akkreditierten IATA-Agenturen, das Syndikat von mährischschlesischen Reisebüros, die Vereinigung der Reiseführer, der Verband der Prager Reiseführer, die Prager Assoziation der Kongresstouristik, die Kommission für Tourismus des Verbandes der Städte und Gemeinden und der Klub der tschechischen Touristen.
582
583
584
Im Jahr 1999 wurde vom Ministerium für Regionalentwicklung die Tschechische Tourismuszentrale mit
dem Aufbau eines integrierten Informationssystems beauftragt. (Vgl. Kap. 9.5.2).
Vgl. Assoziation touristischer Informationszentren (2000), S. 2 ff. und (2000a), S. 1; Jahodová (1999), S. 5
und (1999a), S. 2 f.
Vgl. Gewerbsmässige Vereinigung der Campingplätze und Ferienhäuserkolonien (2000), S. 2; Art. 1 ff. der
Statuten der Vereinigung (1990).
176
9.3.3
Gemischte Träger
Ausser den staatlichen und privaten Trägern der Tourismuspolitik sind in Tschechien auch
mehrere gemischte Institutionen aktiv, in denen die Städte, Gemeinden und Unternehmen sowie andere Organisationen vertreten sind. Zu solchen Vereinigungen gehören beispielsweise
Bohemia Centralis und die Vereinigung der historischen Siedlungen von Böhmen, Mähren
und Schlesien. Der Einfluss der gemischten Vereine auf die Tourismuspolitik hält sich aber in
Schranken und hat meistens nur eine regionale Reichweite.
a) Bohemia Centralis
Bohemia Centralis wurde im Jahr 1997 gegründet. Im Jahr 2000 hatte sie 22 Mitglieder. Sie
ist die grösste gemischte Vereinigung, die sich in Mittelböhmen ausschliesslich mit dem
Fremdenverkehr beschäftigt. Zu ihren Zielen gehören vor allem die Werbung für die regionalen Tourismusprodukte, die Mitarbeit bei der Vorbereitung des regionalen Konzeptes der
Tourismusentwicklung und die Pflege des kulturellen und natürlichen Reichtums.585
b) Die Vereinigung historischer Siedlungen von Böhmen, Mähren und Schlesien
Die Vereinigung historischer Siedlungen von Böhmen, Mähren und Schlesien, welche 1990
von 91 Mitgliedern ins Leben gerufen wurde, besass zur Jahrtausendwende 176 Mitglieder.
Ihr Ziel bildet ein ganzheitliches und konzeptionelles Vorgehen bei der Pflege und Werbung
für die historischen Siedlungen. Seit 1991 beteiligt sich die Vereinigung an der Durchführung
der „European Heritage Days“ und seit 1998 trägt sie für diesen Anlass die Hauptverantwortung.586 Sie ist ein Mitglied der internationalen Assoziation der Europäischen historischen
Siedlungen Europa Nostra.587
9.4
Ziele der Tourismuspolitik
Wie schon im Kapitel 4.2 dargelegt wurde, sind die Ziele der Tourismuspolitik sowie die
Strategien zu ihrer Erreichung politische Entscheide, die sich an Wertvorstellungen der jeweiligen Gesellschaft orientieren. In der Zielsetzung der Länder mit einem identischen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem findet man deshalb viele Ähnlichkeiten. Die Tourismuspolitik
der Transformationsländer besitzt je nach der Transformationsphase Parallelen zur Tourismuspolitik der Entwicklungs-, Schwellen- sowie der Industrieländer. Ihre Ausgestaltung, die
Gewichtung von Zielsetzungen sowie die Auswahl der eingesetzten Massnahmen ändern sich
im zeitlichen Ablauf der Transformation und machen deshalb eine feste Zuteilung der Transformationsländer zu einer Ländergruppe während des Überganges nicht möglich.
585
586
587
Vgl. Art. 1 ff. der Statuten Bohemia Centralis (1997); Kažmierski (2001), S. 1.
„The European Heritage Days“ ist eine gesamteuropäische kulturelle Veranstaltung, die seit 1991 unter der
Ägide des Europarates durchgeführt wird und an der 47 Länder teilnehmen. An einem Wochenende werden
der Öffentlichkeit viele sonst geschlossene Denkmäler zugänglich gemacht sowie spezielle Veranstaltungen
durchgeführt. Bei den meisten Objekten ist der Eintritt kostenlos. (Vgl. Vereinigung historischer Siedlungen
von Böhmen, Mähren und Schlesien [2000], S. 3 f.).
Vgl. Vereinigung historischer Siedlungen von Böhmen, Mähren und Schlesien (2000), S. 3 ff.
177
9.4.1
Allgemeine Zielsetzung
Wie sich aus dem Kapitel 8.4 ergibt, genossen in der Tschechoslowakei vor der Wende die
ideologischen und sozialen Zielsetzungen die höchsten Prioritäten. Den ökonomischen und
ökologischen Zielen wurde dagegen in der Tourismuspolitik nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Nach dem Systemwechsel rutschten die wirtschaftlichen Ziele in den Vordergrund.
Die ideologischen Ziele verschwanden aus der politischen Agenda und auch die sozialen Zielsetzungen gerieten vor allem durch den Abbau der Subventionierung des gebundenen Inlandstourismus auf die hinteren Plätze. Obwohl die hohen Wachstumsraten des Tourismus viele
infrastrukturelle Engpässe und Belastungen für die Umwelt verursachten, wurde den ökologischen Anliegen keine Wichtigkeit zugemessen. Erst seit Ende der 90er Jahre finden die ökologischen Ziele in der Tourismuspolitik langsam auch ihren Platz. Als Beispiel für die Integration der ökologischen Anliegen dient die Vorbereitung des Gesetzes über die Unterstützung
der nachhaltigen Tourismusentwicklung sowie die Berücksichtigung der Umweltaspekte in
der überarbeiteten Version des Konzeptes der staatlichen Tourismuspolitik und des Operativen Sektorprogramms für den Tourismus.588 Die Veränderungen in der Zielsetzung der Tourismuspolitik in Abhängigkeit vom herrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftssystem verdeutlicht die Abbildung 22.
Zentralplanwirtschaft
Transformation - Marktwirtschaft
Marktwirtschaft (Idealvorstellung)
Ökonomische
Ziele
iele
Ök
olo
gisc
he Z
i
le Z
Soziale Ziele
zia
So
Ökonomische
Ziele
ele
Ökologische Ziele
Soziale Ziele
Ideologische Ziele
Ökonomische Ziele
Ökologische Ziele
Abbildung 22: Ziele der Tourismuspolitik in Abhängigkeit vom Gesellschafts- und Wirtschaftssystem589
9.4.2
Konkretisierung der Zielsetzung
Wie bereits im Kapitel 4.4.1 erwähnt, erfolgt die konkrete Zielsetzung der Tourismuspolitik
in den marktwirtschaftlich orientierten Ländern entweder durch Erlasse öffentlich-rechtlicher
Körperschaften oder durch privatrechtliche Vereinbarungen. Von grosser Bedeutung sind tourismuspolitische Konzepte mit mehr oder weniger zwingendem Charakter, welche die Zielrichtung der Einflussnahme auf die touristisch relevanten Gegebenheiten umschreiben. Die
grundlegenden Ziele der gesamtstaatlichen tschechischen Tourismuspolitik waren Mitte 2002
in drei Dokumenten formuliert, auf welche nachstehend eingegangen wird. Das wichtigste
strategische Papier bildete das Konzept der staatlichen Tourismuspolitik, gefolgt vom Operativen Sektorprogramm für den Tourismus und von der Strategie der Regionalentwicklung.
588
589
Vgl. Kap. 9.4.2.1, 9.4.2.2 und 9.6.1.5.
Eigene Darstellung.
178
9.4.2.1
Konzept der staatlichen Tourismuspolitik
Das Konzept der staatlichen Tourismuspolitik, das vom Ministerium für Regionalentwicklung
im Jahr 1999 ausgearbeitet wurde, enthielt die ersten Grundzüge einer eigenständigen, konzeptionell orientierten Fremdenverkehrspolitik. In einer 26-seitigen Ausführung wurde zunächst auf die wirtschaftliche Bedeutung der Branche eingegangen und die Tourismusentwicklung der letzten Jahre beschrieben. Aus den Ergebnissen der darauf folgenden SWOTAnalyse wurden die zukünftigen Ziele der Tourismuspolitik abgeleitet, wobei man davon
ausging, dass der Fremdenverkehr ein strategischer Wirtschaftszweig der Volkswirtschaft
werden soll.590
Es wurden vor allem eine bessere Stellung Tschechiens auf dem internationalen Tourismusmarkt, Erhöhung der Teilnahme am Binnentourismus, Aufkommen der regionalen Tourismusentwicklung, Verbesserung der Dienstleistungsqualität und des Konsumentenschutzes,
Schaffung günstiger Bedingungen für die KMU sowie bessere Ausbildungsmöglichkeiten für
die Mitarbeiter der Branche angestrebt. Den Schlüssel zum Erfolg sahen die Tourismusverantwortlichen in der Identifizierung der bestehenden Probleme, deren Beseitigung zum eigentlichen Ziel des Konzeptes erklärt wurde. Es handelte sich um Intensivierung der Werbemassnahmen im Ausland, Ausarbeitung der regionalen Entwicklungsstrategien, Klärung der
Kompetenzaufteilung, Aufbau eines integrierten Informationssystems, Errichtung des Satellitenkontos, Optimierung der Zusammenarbeit auf der Ministeriumsebene, Senkung der Mehrwertsteuer bei Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen, Bekämpfung der illegalen Unternehmenstätigkeit, Verbesserung der Reiseführertätigkeit, Regelung der Verpflegungsmöglichkeiten in privaten Unterkünften, Intensivierung der Ausbildung, Erhöhung des Konsumentenschutzes, Einführung von verbindlichen Standards für Unterkunftseinrichtungen und Klärung der staatlichen Unterstützung der Tourismusbranche.591
Im Jahr 2002 wurde das Konzept aktualisiert und um die Integration der ökologischen Aspekte der touristischen Aktivitäten erweitert. Die Zielsetzungen, die noch nicht erfüllt wurden,
blieben mehr oder weniger gleich. Neu dazu kamen die Förderung der nachhaltigen Tourismusentwicklung und der sanften Tourismusarten, Schaffung eines legislativen Rahmens für
die staatliche Unterstützung der Tourismusbranche und Massnahmen im Zusammenhang mit
dem Beitritt zur EU.592
9.4.2.2
Operatives Sektorprogramm für den Tourismus
Die Zielsetzungen der Tourismuspolitik wurden auch in den Nationalen Entwicklungsplan
(RDP) eingearbeitet, wo der Fremdenverkehr eine der sechs Prioritäten bildet. Die Eingliederung der tourismuspolitischen Vorhaben in den RDP-Plan ist von grosser Bedeutung, da der
Tourismusbranche dadurch ermöglicht wurde, für diese Zwecke finanzielle Unterstützung der
EU zu beantragen.593
590
591
592
593
Vgl. Císař in Frindtová (1999), S. 14.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 1 ff.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2002), S. 10 f.
Vgl. Kap. 5.8 und 9.7.3.
179
Die erste Version des Operativen Sektorprogramms für den Tourismus wurde im Jahr 1999
präsentiert. Das strategische Papier enthielt für die Jahre 2000-2006 folgende vier Zielsetzungen: Schaffung von neuen Arbeitsplätzen, Unterstützung der KMU, Steigerung des Beitrages
an das öffentliche Budget und Erhöhung der Deviseneinnahmen. Zur Erreichung dieser Ziele
wurden vor allem Massnahmen zur Verbesserung der touristischen Infra- und Suprastruktur,
Schaffung neuer Tourismusprodukte, Vergrösserung des regionalen Angebotes, Verbesserung
der Aus- und Weiterbildung, Veränderungen in der Organisationsstruktur der Branche, Intensivierung der Marketingaktivitäten, Unterstützung des Denkmal- und Naturschutzes und Ausbau eines integrierten Informationssystems vorgeschlagen.594 Zwei Jahre später wurde das
Operative Sektorprogramm überarbeitet und an aktuelle Verhältnisse in der Branche angepasst. Als seine langfristigen Oberziele wurden die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und
die Stärkung der ökonomischen Ertragskraft der Tourismuswirtschaft festgelegt. Handlungsbedarf besteht weiterhin vor allem im Ausbau eines integrierten Informationssystems, in der
Intensivierung der Marketingaktivitäten, der Verbesserung der Dienstleistungsqualität, der
Modernisierung der touristischen Infra- und Suprastruktur, der Förderung von Investitionstätigkeit sowie in der Intensivierung des Schutzes des Natur- und Kulturreichtums. Wie beim
Konzept der staatlichen Tourismuspolitik wurden auch im Operativen Sektorprogramm neuerdings die Auswirkungen der touristischen Aktivitäten auf die Umwelt berücksichtigt.595
9.4.2.3
Strategie der Regionalentwicklung
Die touristischen Zielsetzungen wurden ebenfalls in die Strategie der Regionalentwicklung,
die das grundlegende Dokument der tschechischen Regionalpolitik für den Zeitraum bis 2010
darstellt, integriert.596 Der Tourismus wird als ein Faktor der regionalen Entwicklung betrachtet und durch die Ausschöpfung seines Potentials soll ein Beitrag zum regionalen Wachstum
und Prosperität geleistet werden. Die Massnahmen, welche zur Erreichung dieses Ziels führen
sollen, umfassen vor allem die Verbesserung des legislativen Rahmens für die Branche, Unterstützung der KMU, Intensivierung der regionalen Marketingaktivitäten, Verbesserung der
Ausbildung, Entwicklung eines integrierten Informationssystems, Optimierung der touristischen Infra- und Suprastruktur, Entwicklung von neuen Tourismusprodukten, Segmentierung
des Marktes, Unterstützung des ländlichen Tourismus und Förderung der Kooperation unter
den Tourismusakteuren. Die Chancen für das regionale Aufkommen des Tourismus werden
insbesondere im traditionellen Kurortwesen gesehen. Viele Hoffnungen werden in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der grenznahen Regionen gelegt.597
9.4.2.4
Bewertung der konzeptionellen Zielsetzung
Aus den obigen Ausführungen ist ersichtlich, dass eine wesentliche Aufgabe der tourismuspolitischen Konzepte darin liegt, die Ziele festzulegen und Massnahmen zu ihrer Erreichung
vorzuschlagen. Dabei sollte es sich um langfristige Zielsetzungen handeln, die keinen Raum
für beliebige Interpretationen offen lassen und nicht Gefahr laufen, dass sie mit jedem Regierungswechsel verändert werden können. Ausserdem sollten die Ziele im Sinne einer ganzheit594
595
596
597
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2001b), S. 9 ff.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2002a), S. 29 ff.
Es handelt sich um die erste Vorlage dieses Typs. Noch im Jahr 1998 hatte die Europäische Kommission
Tschechien wegen der Nichtexistenz einer Regionalpolitik stark kritisiert. (Vgl. Neumann/Novotná [1999],
S. 1).
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2000a), S. 43 ff.; Kap. 6.2.1.1 und 9.7.2.
180
lichen und menschenorientierten Tourismuspolitik nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch und sozial ausgerichtet sein und auf ihre Verträglichkeit mit den Zielen von anderen
Politikbereichen überprüft werden.598
Die bestehenden strategischen Dokumente der tschechischen Tourismuspolitik erfüllen viele
dieser Anforderungen nicht. Allen drei Konzepten ist gemeinsam, dass sie die Verfolgung von
wirtschaftlichen Zielen zu ihrer höchsten Priorität machten und die anderen Ziele in den Hintergrund stellten. Die sozialen Zielsetzungen, wie beispielsweise die Unterstützung der Tourismus-Teilnahme von sozial schwachen Gruppen oder die Verbesserung der Lebensqualität
der einheimischen Bevölkerung, fanden in keinem Dokument ihren Platz. Auch die ökologischen Anliegen geniessen trotz ihrer neuerlichen Integration in alle drei Dokumente keinen
hohen Stellenwert. Die Zielsetzungen in anderen Bereichen, welche die Tourismusentwicklung ebenfalls prägen, wurden bis auf jene der Regionalpolitik nirgends berücksichtigt. Des
Weiteren sind viele Ziele (vor allem diejenigen im Konzept der staatlichen Tourismuspolitik)
kurzfristig und einige von ihnen konnten bereits nach einem Jahr erreicht werden. Dies ist ein
Anzeichen dafür, dass der frühere Pragmatismus noch nicht ganz überwunden wurde, da eine
konzeptionelle Tourismuspolitik von einem längeren Zeithorizont als dem eines Jahres ausgehen muss und ihr Ziel muss es sein, den Tourismus dort zu fördern, wo er umwelt- und auch
sozialverträglich ist.
Bei den meisten Zielsetzungen und vorgeschlagenen Massnahmen zu ihrer Erreichung ist
nicht klar, wie sie ermittelt wurden, da jegliche Analysen zu ihrer Festlegung fehlen. Die Dokumente enthalten einzig die Ergebnisse einer SWOT-Analyse, die sich jedoch auf keine klare
Grundlage abstützt und eher den Eindruck einer unfundierten und unvermittelten Aufzählung
von allgemeinen Stärken und Schwächen der Tourismusbranche weckt. Ausserdem wird
meistens nur eine Massnahme vorgeschlagen, ohne auf andere Möglichkeiten hinzuweisen
oder diese zu berücksichtigen. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Gründen der seit
1997 andauernden Stagnation der Tourismuswirtschaft, aus welcher sich die Ziele der Tourismuspolitik sowie Massnahmen zur Behebung der Ursachen der Stagnation ableiten liessen,
fehlt ebenfalls.599
9.5
Strategien der Tourismuspolitik
Während im vorangegangenen Kapitel vor allem die Oberziele bzw. die grossen Leitlinien der
tschechischen Tourismuspolitik skizziert wurden, folgt nun eine detaillierte Beschreibung der
Zwischenziele oder Strategien, mit denen die angestrebten Ziele erreicht werden sollen. Dabei
muss aber in Betracht gezogen werden, dass in den ersten Jahren nach dem Systemwechsel
noch lange nicht von einer strategischen Tourismuspolitik gesprochen werden konnte. Wie
aus dem Kapitel 9.2.2 hervorgeht, war diese pragmatische Epoche dadurch gekennzeichnet,
dass sich der Staat nach Schaffung der grundlegenden Rahmenbedingungen aus der Tourismuspolitik stark zurückzog und sich kaum mehr um die Branche kümmerte. Zu einer Trendwende im tourismuspolitischen Denken kam es mit dem Regierungswechsel, als sich die neue
sozialdemokratische Regierung 1998 in ihrem Programm bereit erklärte, ein Konzept der
staatlichen Tourismuspolitik auszuarbeiten und zu einer konzeptionellen Fremdenverkehrspo598
599
Vgl. Kap. 4.4.
Die Ursachen der Stagnation werden im Kap. 10.2.1 analysiert.
181
litik überzugehen. Erst dann fingen die Tourismuspolitiker an, über umfassende Strategien
nachzudenken.
In den folgenden Abschnitten werden die Strategien skizziert, die im Konzept von 1999 festgelegt wurden. Es wird nicht auf die Massnahmen eingegangen, welche sich in der Erfüllung
einer kurzfristigen Zielsetzung erschöpften und nicht mehr auf der tourismuspolitischen
Agenda der nächsten Jahre standen wie z.B. die Regelung der Verpflegungsmöglichkeiten in
den privaten Unterkünften oder die Senkung der Mehrwertsteuer. Ebenfalls werden nicht näher die Strategien diskutiert, welche für die Erreichung der tourismuspolitischen Zielsetzung
nur von untergeordneter Bedeutung sind oder nur eine kleine Sparte der Tourismusbranche
betreffen wie z.B. die Verbesserung der Reiseführertätigkeit. Viele von den aufgeführten Strategien decken sich mit den Massnahmen des Operativen Sektorprogramms und der Strategie
der Regionalentwicklung. Es handelt sich um die ersten gesamtstaatlichen tourismuspolitischen Strategien in der Geschichte der postrevolutionären Tschechischen Republik. Sie entsprechen nicht immer den Vorstellungen der westlichen Tourismuswissenschaft über die strategische Tourismuspolitik und beinhalten deshalb auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Ihre kurze Übersicht befindet sich in der Abbildung 23.
Tourismuspolitische Strategien
Ziele der Tourismuspolitik
• Förderung der touristischen Nachfrage im Ausland
• Aufbau eines integrierten touristischen Informationssystems
• Verbesserung der Tourismusstatistik
• Konzept der staatlichen Tourismuspolitik
• Optimierung der touristischen Aus-und Weiterbildung
• Operatives Sektorprogramm für den Tourismus
• Verbesserung der Dienstleistungsqualität
• Strategie der Regionalentwicklung
a) Bekämpfung der illegalen Unternehmenstätigkeit
b) Einführung von Standards für die Unterkunftseinrichtungen
c) Verschärfung der Zulassungsvoraussetzungen für die Reisebüros
• Förderung der regionalen Tourismusentwicklung
Abbildung 23: Tourismuspolitische Strategien auf einen Blick600
9.5.1
Förderung der touristischen Nachfrage im Ausland
Wie sich bereits aus dem Kapitel 5.2 ergibt, ist die Tschechische Republik aus globaler Sicht
eine ziemlich kleine Destination. Schon allein aus den Gründen ihrer Wahrnehmung lohnt es
sich deshalb, im Ausland die Werbung für das ganze Land als eine Einheit durchzuführen. Da
es sich bei solchen Werbemassnahmen vornehmlich um ein öffentliches Gut handelt, das von
der privaten Seite her nur in einem ungenügenden Umfang angeboten wird, gründete das
Wirtschaftsministerium zur Durchführung eines komplementären Tourismus-Marketing im
Jahr 1993 eine öffentlich-rechtliche Körperschaft – die Tschechische Tourismuszentrale.601
Trotz der Gründung dieser Institution ist die bestehende Förderung der touristischen Nachfrage im Ausland unzureichend. Zu bemängeln ist vor allem das Fehlen einer systematischen
Marketingstrategie und die damit zusammenhängende unklare Positionierung des Landes auf
600
601
Eigene Darstellung.
Vgl. Kap. 9.3.1.
182
dem Markt. Die Marktsegmentierung wird nur in ungenügendem Umfang betrieben, was dazu
führt, dass es nur wenige Spezial- und Individualangebote für potentielle ausländische Besucher gibt. Mit den 14 bestehenden Vertretungen der Tourismuszentrale (Toronto, New York,
London, Paris, Amsterdam, Brüssel, Berlin, Mailand, Wien, Moskau, Fumoto, München,
Madrid und Prag) sind Gebiete, aus denen weitere Kundschaft kommen könnte (wie Nordeuropa, Nordamerika und Asien), nicht genügend abgedeckt.602 Das Image des Landes leidet unter den negativen Zeilen in der ausländischen Presse. Auf die überrissenen Preise für die Ausländer wird sogar schon in den Reiseführern aufmerksam gemacht. Die Ergebnisse einer
Marktstudie, die in den Jahren 1999-2000 in Deutschland durchgeführt wurde, zeigten, dass
Tschechien für viele Deutsche (die den grössten Teil der ausländischen Besucher ausmachen),
immer noch ein unterentwickelter Staat aus dem ehemaligen Ostblock ist, welcher mit Dienstleistungen auf einem niedrigen Niveau, qualitativ schlechter Infrastruktur, hoher Kriminalität
und ungenügender Sicherheit in Verbindung gebracht wird.603
Die Ursache dieser unbefriedigenden Situation liegt vor allem am Mangel finanzieller Mittel.
Im Vergleich zu anderen Ländern wird die Tschechische Tourismuszentrale von der Privatwirtschaft gar nicht und von staatlicher Seite nur ungenügend unterstützt. Dies erlaubt ihr
nicht, ihre Tätigkeiten in der gewünschten Qualität und im erforderlichen Mass auszuüben.
Vergleicht man die finanziellen Mittel, welche der Zentrale zur Verfügung stehen, mit den
Budgets von anderen Ländern, sind diese sehr klein. Ähnliches gilt auch für den Personalbestand, wie aus der Tabelle 30 ersichtlich ist. Nicht nur die westlichen Länder, sondern beispielsweise auch das ungarische Tourismusbüro disponiert über das fünffache an finanziellen
Mitteln wie die Tschechische Tourismuszentrale.
Beiträge für die Tourismuszentralen und ihr Personalbestand in ausgewählten Ländern (1998)
Land
Griechenland
Spanien
Grossbritannien
Frankreich
Österreich
Italien
Schweiz
Deutschland
Ungarn
Dänemark
Tschechien
Öffentliche Mittel
in Mio. EUR
9.6
87.0
53.2
32.3
36.6
26.1
22.7
18.6
7.9
18.4
3.0
in %
9.2
87.6
66.9
65.3
80.0
73.7
72.0
74.8
48.8
71.6
100.0
Private Mittel
in Mio. EUR
94.1
12.3
26.3
17.2
9.1
9.3
8.8
6.3
8.4
7.3
0.0
in %
90.8
12.4
33.1
34.7
20.0
26.3
28.0
25.2
51.3
28.4
0.0
Total
(in Mio. EUR)
Personalbestand
103.6
99.3
79.5
49.5
45.7
35.4
31.5
24.9
16.3
25.7
3.0
754
477
405
260
245
149
147
124
121
117
64
Tabelle 30: Beiträge für die Tourismuszentralen und ihr Personalbestand (1998)604
Das Budget der Zentrale müsste mindestens dreimal so hoch sein, damit das weltweite Durchschnittsniveau erreicht werden würde. Für das Jahr 2002 stellte das Ministerium für Regionalentwicklung der Zentrale aber weiterhin nur 162 Mio. Kronen zur Verfügung. Unter Berücksichtigung der Inflationsentwicklung konnte dieser Betrag lediglich eine Tätigkeit im selben
602
603
604
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 11 f.
Vgl. Strádalová (2000), S. 27.
In Anlehnung an Havlová (2000), S. 1.
183
Umfang wie im Vorjahr decken, für eine Intensivierung der Werbemassnahmen genügte er
keinesfalls. Die Höhe der Beiträge der öffentlichen Hand für die Tätigkeit der Tourismuszentrale in den letzten neun Jahren ist aus der Tabelle 31 ersichtlich. Die meisten finanziellen Mittel wurden in die Tätigkeit der ausländischen Vertretungen und in die Teilnahme an internationalen Messen und Ausstellungen investiert.
Staatliche Beiträge für die Tourismuszentrale (in Mio. Kč)
Jahr
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
Beitrag
25
53
77
92
83
110
110
129
140
162
Tabelle 31: Staatliche Beiträge für die Tschechische Tourismuszentrale (1993-2001)605
Ein weiteres Problem bei der Durchführung einer qualitativ hoch stehenden Werbung besteht
im recht breiten Aufgabenfeld der Tourismuszentrale. Als diese Institution im Jahr 1993 gegründet wurde, konzentrierte sich ihre Tätigkeit fast ausschliesslich auf Werbemassnahmen.
Dies veränderte sich aber im Laufe der Zeit. Wie bereits im Kapitel 9.3.1 dargestellt wurde,
ist die Zentrale nun auch für die Unterstützung der regionalen Tourismusentwicklung, die
Marktforschung, den Ausbau eines integrierten Informationssystems und andere Aufgaben
verantwortlich. Seit dem Jahr 2001 ist sie sogar als Vermittler zwischen der EU und der
tschechischen Regionen auf dem Fremdenverkehrsgebiet tätig. Durch solch eine Erweiterung
ihres Aufgabenfeldes kann sie sich aber nicht auf die Verfolgung ihres Hauptzweckes, auf die
Werbung und Schaffung eines guten Landesimages, konzentrieren – zumindest nicht ohne dafür weitere Mittel und Personal zu erhalten.
Aus all diesen Gründen wurden keine grossen Fortschritte bei der Ausarbeitung einer Marketingstrategie, die sich eine bessere Marktsegmentierung mit der Ausgestaltung von spezifischen Angeboten für bestimmte Segmente zum Ziel setzen würde, gemacht. Jahrelang wurden
die finanziellen Mittel zersplittert und unvermittelt für die Werbung von allen möglichen Produkten eingesetzt, wodurch eine feste Positionierung des Landes auf dem internationalen Tourismusmarkt nicht erreicht werden konnte. Erst im Jahr 2000 wurden zumindest die zu propagierenden Themen für die nächsten fünf Jahre festgelegt, ohne dabei aber eine Marktsegmentierung vorgenommen zu haben. Es handelte sich um die Architektur (2001), tschechische
Küche (2002), Sportaktivitäten (2003), Musik (2004) und Landtourismus (2005).606 Zur Verdeutlichung des Reiselandes Tschechien auf dem internationalen Markt wurde ein neues Logo
geschaffen (vgl. Abbildung 24).
605
606
In Anlehnung an Tschechische Tourismuszentrale (2000), S. 22; Nejdl in Frindtová (2000j), S. 19;
http://www.cccr-info.cz/index.php (Stand am 19.3.2003).
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2001), S. 15.
184
Abbildung 24: Tourismuslogo607
Nach einem Personalwechsel in der Führung der Tourismuszentrale im Jahr 2002 wird nun
eine neue Marketingstrategie ausgearbeitet. In Zukunft sollen sich die Werbeaktivitäten ausschliesslich auf folgende sechs Produkte konzentrieren: Burgen/Schlösser, Gesunde und aktive Ferien, Goldenes Prag, Kurortwesen, Kongresse und Religiöser Tourismus. Für jeden Bereich werden für das Jahr 2003 aus dem Budget der Zentrale 13-16 Mio. Kronen ausgesondert. Dies im Unterschied zu den letzten Jahren, während denen wegen der grossen Zahl der
unterstützten Projekte nur mit etwa 3 Mio. Kronen pro Tourismusprodukt gerechnet werden
konnte. Durch die Konzentration auf die aufgezählten Bereiche erhofft man sich den Aufbau
einer stabilen Positionierung des Landes auf dem internationalen Markt, die sich nach Berechnungen der Zentrale etwa in drei Jahren in der ansteigenden Zahl der ausländischen Besucher widerspiegeln sollte.608
9.5.2
Aufbau eines integrierten touristischen Informationssystems
Mit den Massnahmen zur Verstärkung des komplementären Tourismus-Marketing im Ausland, die im vorherigen Kapitel diskutiert wurden, hängt das Vorhandensein von einem integrierten leistungsfähigen Informations- und Reservationssystem eng zusammen. In Tschechien
gab es an der Jahrtausendwende kein solches System, welches das ganzheitliche Angebot an
Tourismusprodukten enthielt und an die internationalen Informationsnetze angeschlossen war.
Bei den bestehenden 265 Informationszentren (1999), von welchen ein Teil in der Assoziation
der touristischen Informationszentren vereinigt ist, handelte es sich nicht um ein homogenes
Netz, sondern um organisatorisch und technologisch sehr unterschiedlich ausgestattete Subjekte.609 Nachdem im Jahr 1993 das Projekt für ein nationales Informations- und Reservationssystem (NIRES) des Wirtschaftsministeriums scheiterte, wurde an einer neuen, kleineren
Variante (NITS) gearbeitet. Aber auch dieser Versuch sowie das Reservations- und Informationssystem (RIS), das durch die Assoziation eingeführt wurde, missglückten. Viele Institutionen fingen an, ihre eigenen Systeme und Programme zu entwickeln, was zu einer noch grösseren Heterogenität auf diesem Feld führte.
Um diese Bemühungen zu vereinheitlichen, wurde vom Ministerium für Regionalentwicklung
Ende 1999 die Tschechische Tourismuszentrale mit dem Aufbau eines neuen integrierten Informationssystems betraut. Sie schrieb einen öffentlichen Wettbewerb aus und suchte von
607
608
609
Tschechische Tourismuszentrale (2000c), S. 15.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2002a), S. 1 f.; Gladiš in Ulrych (2002), S. 89; Frindtová (2002),
S. 72.
Vgl. Kap. 9.3.2.
185
vierzig Teilnehmern das auf die Informationsprojekte der Tourismusbranche spezialisierte
Unternehmen BEDY aus. Dieses wurde beauftragt, eine Pilotversion des Systems „Czechtourservice“, das die bestehenden regionalen Systeme in einem möglichst grossen Umfang
nützt, auszuarbeiten. Das System soll allgemeine Angaben über die Tschechische Republik
und ihre Regionen sowie Informationen über verschiedene Veranstaltungen, Angebote von
Reisebüros, Hotels etc. mit der Möglichkeit der direkten Reservation beinhalten. Ausserdem
soll es eine geeignete Plattform für die Zusammenarbeit der staatlichen und privaten Tourismusakteuren unter sich und miteinander schaffen,610 sowie eine wichtige Aufgabe bei der
technischen Absicherung der Erfassung der statistischen Daten erfüllen611 und damit einen
Beitrag zur Verbesserung der touristischen Dienstleistungen leisten.
9.5.3
Verbesserung der Tourismusstatistik
Anders als die meisten Wirtschaftssektoren ist der Tourismus ein Zweig, dessen Produktionseinheiten sich auf eine Vielzahl von Branchen verteilen und die Erfassung seiner Leistungen
zu einer anspruchsvollen Aufgabe machen. Die Beschaffung statistischer Daten über die Tourismusbranche stellt ein öffentliches Gut dar, das im genügenden Umfang nur mit staatlicher
Hilfe hergestellt werden kann.612
In der Tschechoslowakei verfügte bis zum Jahr 1989 das Föderale Statistische Amt dank der
strengen Visumspolitik, harter Grenzkontrollen und der Nichtexistenz des privaten Sektors
über relativ gute statistische Daten. Nach der Wende kam es aber im Zusammenhang mit der
Lockerung der Reisebestimmungen, dem Entstehen von tausenden privaten KMU und der
Spaltung des Staates zum Zusammenbruch dieses Systems. Die Devisen- und Zollerklärungen
wurden wegen der Beschränkung der persönlichen Freiheit abgeschafft und das Föderale Statistische Amt Ende 1992 aufgelöst.613 Obwohl im Jahr 1995 das Gesetz über den statistischen
Dienst verabschiedet wurde, bietet die tschechische Statistik mittlerweile keine genügenden
Grundlagen für die tourismuspolitischen Entscheidungen. Ausserdem ist sie mit den Statistiken der OECD-Länder nicht vollumfänglich vergleichbar, entspricht nicht den Anforderungen
der WTO und auch die Richtlinie der EU über die Erhebung statistischer Daten im Bereich
des Tourismus (95/57/EG) wurde nicht vollständig umgesetzt.614
Seit 1997 führt das Tschechische Statistische Amt (ČSÚ) einmal pro Jahr eine Untersuchung
über die Ausgabestruktur der tschechischen Haushalte durch; in deren Rahmen werden auch
die Angaben über die Reiseaktivitäten gemacht. Ausser diesen Ergebnissen gibt es über den
Binnentourismus nur wenige Angaben. Die Daten über den In- und Outgoing-Tourismus basieren auf der Grenzstatistik, welche die Zahl der grenzüberschreitenden Personen ermittelt.
Seit 2001 werden mit Hilfe der Standortsmethode auch die Logiernächte erfasst. In der Fremdenverkehrsbilanz wird der monetäre Bereich der Tourismusnachfrage abgedeckt – die Deviseneinnahmen und -ausgaben werden von der Tschechischen Nationalbank aufgrund der
Transaktionen bei den Wechselstuben und Reisebüros erfasst. Die Geldbeträge, die man sich
610
611
612
613
614
Vgl. Šetena in Frindtová (2000i), S. 28; Ticháček (2001), S. 1 f.; o.V. (2000), S. 52.
Vgl. Art. 9 des Vorentwurfes des Gesetzes über die Unterstützung des Tourismus.
Vgl. Kap. 4.3.1.
In der Tschechischen Republik wurden die Tätigkeiten des Föderalen Statistischen Amtes vom Tschechischen Statistischen Amt übernommen.
Vgl. Hesková (1999), S. 87; Ministerium für Regionalentwicklung (1999b), S. 13; Němčanský (1999), S. 85.
186
auf einem anderen Weg beschaffte, werden aber bei der Benützung dieser Methode ausgeklammert und umgekehrt werden Beträge, die nicht für touristische Aktivitäten ausgegeben
werden, mitberechnet.615 Von den staatlichen Organisationen befasst sich mit den statistischen
Untersuchungen ausser dem ČSÚ noch die Tourismuszentrale. Statistische Daten werden
ebenfalls von einigen privaten Forschungsinstituten, die zum Teil im Auftrag des Ministeriums für Regionalentwicklung arbeiten, gesammelt. Der häufige Wechsel dieser Institutionen
führt aber zu einer Heterogenität der Untersuchungen, wodurch vor allem die Vergleichbarkeit und Kontinuität der Ergebnisse nicht gewährleistet sind.
Aus den obigen Ausführungen ist ersichtlich, dass die bestehenden Statistiken den Tourismus
nur ungenügend erfassen und der Tourismuspolitik vor allem in Bezug auf ökonomische Belange keine zuverlässige Entscheidungsgrundlage liefern können. Aus diesem Grund wird ein
Satellitenkonto errichtet, das eine Gesamtübersicht über den Beitrag der Branche für die
Volkswirtschaft ermöglicht und damit ihre wirtschaftliche Bedeutung transparent macht.616
Im Unterschied zum alten Statistiksystem, das lediglich die Einkommens- und Verwendungsseite in die makroökonomische Analyse einbezog, spielt beim Satellitenkonto die Produktion
die Hauptrolle. Für die Schaffung dieser neuen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die
spätestens im Jahr 2005 in die Praxis umgesetzt werden soll, ist das Tschechische Statistische
Amt verantwortlich. Da die verwendete Branchenklassifikation der ökonomischen Tätigkeiten
(OKEČ) den internationalen Standards nicht entspricht, wird auch hier eine neue Klassifikation nötig. Weitere Anpassungen werden im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt, vor allem
bei der Erfassung des Inlandstourismus, vorgenommen werden müssen.
9.5.4
Optimierung der Aus- und Weiterbildung
Generell dürften Bildung und Wissen zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren der Industrieländer des 21. Jahrhundert gehören. Je höher der Bestand einer Volkswirtschaft an Humankapital ist, desto häufiger sind auch Innovationen in den Unternehmen zu erwarten. Vor allem in
den Dienstleistungsbranchen, zu welchen auch der Tourismus gehört, wird eine höhere Wertschöpfung durch ein geeignetes Management von Know-how erzeugt.617
In Tschechien kann die Ausbildung für verschiedene Tätigkeiten in der Tourismusbranche auf
mehreren Wegen erworben werden: durch den Abschluss einer Lehre, einer Mittelschule, einer Fachschule oder einer Hochschule sowie durch die Absolvierung von Requalifikationskursen. Vor 1989 existierten z.B. nur sieben Mittelschulen für Hotellerie und Tourismus,
die eine entsprechende Ausbildung anboten. Nach dem Systemwechsel kam es zu einer Expansion von Mittelschulen, welche die Tourismusproblematik in ihre Lehrprogramme eingliederten. Im Jahr 2001 wurden ca. 120 solche Institutionen registriert. Die Fremdenverkehrskunde wird ausserdem an acht staatlichen Hochschulen auf der Grundstufe unterrichtet
und an zweien davon ist es möglich, den Tourismus als Vertiefung auf der Lizenziatsstufe zu
wählen. Ausserdem existieren noch zwei private Hochschulen – eine für Hotellerie und eine
für Hotellerie, Tourismus und Kurortwesen.
615
616
617
Vgl. Šesták (1998), S. 33.
Vgl. Kap. 3.4.1.
Vgl. Greuter (2000), S. 200 f.
187
Trotz der Vielfalt an Schulen mit touristischer Ausrichtung entspricht ihr Angebot oft nicht
den Bedürfnissen der Branche. Der Graben zwischen der Theorie und der Praxis scheint sich
eher weiter zu vergrössern. Vor allem ist das Absolventenprofil nicht klar festgelegt, was dazu beiträgt, dass das Niveau der Ausbildungsinstitutionen sehr unterschiedlich ist. Das Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport verabschiedete deshalb 1998 einen Standard der
fachlichen Ausbildung im Tourismus und Hotellerie an Mittelschulen, in welchem die minimalen inhaltlichen Anforderungen an das Absolventenprofil aufgeführt sind. Ein ähnlicher
Standard für Hochschulen wird vorbereitet.618 Ausserdem wurde eine Reform des Mittelschulsystems in die Wege geleitet, die durch eine Eingliederung der potentiellen Arbeitgeber
in den Ausbildungsprozess ein Gleichgewicht zwischen der Qualifikation der Absolventen
und den Marktbedürfnissen erreichen will.619 Eine neue Chance öffnet sich mit dem EUBeitritt – bereits jetzt kann Tschechien an verschiedenen Ausbildungsprogrammen für Fachleute aus der Tourismusbranche teilnehmen.620
Im Jahr 1999 wurde im Auftrag des Ministeriums für Regionalentwicklung eine Studie über
die Qualität der Ausbildung in der Tourismusbranche ausgearbeitet. Die Schwachstellen wurden insbesondere in der Kooperation zwischen den Schulen selbst und mit der Praxis, in Informationen über das Ausbildungsangebot, im Umgang mit Informationstechnologien und in
fehlenden Möglichkeiten an Praktika aufgedeckt.621 Mit der fachlichen Kompetenz und den
Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte für die Tourismuskunde befasste sich in ihrer Studie
Indrová. Sie stellte unter anderem fest, dass ihre Entlöhnung im Vergleich zu anderen Berufen sehr niedrig ist, weshalb viele in die Privatwirtschaft wechseln, dass das System der lebenslänglichen Weiterbildung für Lehrkräfte fehlt und dass die Dozenten zumeist keine Habilitation über Tourismus verfassten.622 An einer renommierten Hochschule ist es beispielsweise keine Seltenheit, dass die Diplomarbeiten von Personen betreut werden, die sonst mit diesem Fach nichts zu tun haben. Den meisten Lehrkräften fehlt auch der entsprechende Praxisbezug und viele von ihnen verfügen zwar über sehr gute Kenntnisse in dem Gebiet, auf welches sie spezialisiert sind, haben aber nur eine begrenzte Übersicht über die Geschehnisse, die
in anderen Tourismusbereichen ablaufen.623 Da aber der Fremdenverkehr eine sehr komplexe
Problematik darstellt, ist es zweifelhaft, ob den Studierenden auf solch eine isolierte Art und
Weise die Zusammenhänge in der Branche und die Fähigkeit zur Lösung von Problemen in
der Praxis vermittelt werden können.
Wie aus Untersuchungen über die Zufriedenheit der ausländischen Besucher hervorgeht, müssen auch die Sprachenkenntnisse der Angestellten im Tourismus verbessert werden. Die Verständigungsprobleme mit dem Service- und Agenturenpersonal stehen auf der Tagesordnung.
Als ein weiteres besorgniserregendes Beispiel kann das Vorhandensein der an der Grenze
auszufüllenden Begleitkarten ausschliesslich in tschechischer Sprache und die Einstellung der
dafür verantwortlichen Organe genannt werden:624 „Der Text ist deshalb nur in Tschechisch,
618
619
620
621
622
623
624
Ausführlich zu den Standards vgl. Zelenka (1999a), S. 9 ff.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 18.
Vgl. Kap. 9.7.2.
Vgl. Zelenka (1999), S. 173 f.
Vgl. Indrová (2000a), S. 223 f.
Eigene Beobachtungen.
Vgl. Kap. 9.6.1.3.
188
weil es sich um die Amtsprache unseres Landes handelt.“625 Dass auch die Übersetzungen der
Werbematerialien in die Fremdsprachen nur qualifizierten Personen in Auftrag gegeben werden sollten, beweist der folgende Ausschnitt aus dem Werbeprospekt des Kurortes Bochoř.
Abbildung 25: Werbematerial des Kurorts Bochoř
Solange die Beschäftigungsstruktur durch ein tiefes Qualifikationsniveau gekennzeichnet
bleibt, wird es schwierig die Dienstleistungsqualität, die als ein mehrfach belegter Schwachpunkt des tschechischen Tourismus gilt, zu verbessern. Allerdings erfordern nicht alle touristischen Dienstleistungen hoch qualifizierte Fachkräfte. Entscheidender ist vielmehr, dass die
Führungskräfte die nötige Sensibilität und das Know-how für ihre Verbesserung entwickeln
und dass eine fehlerhafte Unternehmensführung vermieden wird.626
9.5.5
Verbesserung der Dienstleistungsqualität
Wie bereits vor allem aus dem Kapitel 6.5.2 hervorgeht, wurden unmittelbar nach dem Systemwechsel einfache, undifferenzierte, monokulturelle touristische Basisdienstleistungen
nachgefragt. Der Wunsch eine unbekannte westliche oder postkommunistische Destination zu
besuchen war so gross, dass der Reisekomfort und die Qualität der angebotenen Dienstleistungen nur eine untergeordnete Rolle spielten. Der Nachfrageüberhang führte dazu, dass sich
der tschechische Tourismusmarkt während einer kurzen Zeit zum Verkäufermarkt entwickelte, da sich die Dienstleistungen quasi von selbst vermarkteten. Es kam kaum zu Innovationsimpulsen, da keine neuen und qualitativ besseren touristischen Produkte verlangt wurden. Zu
625
626
Masaříková in Hodíková (2000), S. 11 f. (Übersetzung der Verfasserin).
Vgl. Greuter (2000), S. 201.
189
einer Veränderung kam es erst Ende der 90er Jahre, als an das Reisen höhere Ansprüche gestellt wurden und die Bereitschaft, gewisse Unzulänglichkeiten zu akzeptieren, sank. Vor allem die ausländischen Besucher waren nicht mehr bereit, unangemessenes Preis/Leistungsverhältnis, duale Preise, steigende Kriminalität, unzureichende Komfort- und Hygienestandards, Unfreundlichkeit und mangelhafte Sprachkenntnisse des Personals in Kauf zu
nehmen.627 Verlangt wurde nicht nur eine bessere Qualität, sondern auch eine breitere Auswahl an Dienstleistungen, die insbesondere mehr Abwechslung, Spass, Abenteuer und Unterhaltung bieten.
Im Konzept der staatlichen Tourismuspolitik wurden mehrere Massnahmen zur Verbesserung
der Dienstleistungen vorgeschlagen, auf welche nachstehend kurz eingegangen wird. Ausserdem befassten sich die Tourismuspolitiker mehrmals mit der Situation im Prager Taxigewerbe, auf dessen überrissene Preise für die ausländischen Besucher bereits in den Reiseführern
aufmerksam gemacht wird. Zurzeit wird ein neues System getestet, wo der Klient auf Anfrage
ein SMS mit der Angabe des maximal möglich verlangbaren Preises erhält.628 Im Weiteren
wird seit 2000 die Zertifizierung der Tourismusunternehmen nach dem europäischen Beispiel
aufgrund der Norm ISO 9000 in die Praxis eingeführt, welche die Qualität der angebotenen
Dienstleistungen ebenfalls anheben soll.629
9.5.5.1
Bekämpfung der illegalen Unternehmenstätigkeit
Die illegale Unternehmenstätigkeit betrifft insbesondere die Aktivitäten von ausländischen
Reiseführern, die Vermietung von privaten Wohnungen und die Geschäftstätigkeiten der ausländischen Busgesellschaften, die den Abholdienst am Flughafen und verschiedene Rundreisen betreiben. Eine Untersuchung zeigte, dass die Zahl ausländischer Dienstleistungsanbieter,
die in der Branche ohne jegliche Bewilligung tätig sind, sehr hoch ist und dass es sich dabei
nicht nur um Aktivitäten von Einzelpersonen, sondern um ein gut organisiertes und funktionierendes System handelt. Um das Ausmass der illegalen Reiseführertätigkeit konkret zu belegen, wurden die Tourismusgruppen, die in der Sommersaison 2000 die Prager Burg besuchten, unter die Lupe genommen. Dabei wurde festgestellt, dass etwa die Hälfte über einen Reiseführer ohne eine entsprechende Bewilligung verfügte.630
Um den illegalen Aktivitäten einen klareren Stopp zu setzen und damit auch einen Beitrag zur
Verbesserung der Dienstleistungsqualität zu leisten, muss vor allem die staatliche Kontrolle
seitens der Gewerbe- und Finanzbehörden, der Handelsinspektion und der Polizei verstärkt
werden. Zur Kooperation sind ebenfalls die privaten Gruppierungen angehalten, von denen
erwartet wird, dass sie in diesem Prozess eine gewisse Initiative übernehmen.631
9.5.5.2
Einführung von Standards für die Unterkunftseinrichtungen
Ein grosser Teil der Unterkunftseinrichtungen bietet nur einen niedrigen Standard an Dienstleistungen an. Wie sich bereits aus der Tabelle 12 ergibt, befanden sich Ende 1999 42% aller
Hotelbetten in Ein- und Zweisternhotels. Dies ist nicht nur dem fehlenden Innovationsvermö627
628
629
630
631
Vgl. Němčanský (1999a), S. 480; Pírek (1998a), S. 2; Hrala (1996), S. 101.
Vgl. Valášek (2002), S. 59.
Vgl. Kap. 9.7.2.
Vgl. Mecnerová in Gulbiš (2000), S. 67.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2000a), S. 5.
190
gen der KMU zuzuschreiben,632 sondern auch dem Umstand, dass es in Tschechien keine verbindliche Norm für die Eingliederung der Unterkünfte in eine bestimmte Kategorie gibt.
Bis zum Jahr 1996 teilte man die Beherbergungseinrichtungen aufgrund der Norm über die
Kategorisierung von Unterkunftseinrichtungen in verschiedene Kategorien und Klassen ein.
Bis 1988 wurde die Einteilung von den Kreisbehörden vorgenommen, in der Zeitperiode von
1988 bis 1993 war dafür jeder Betreiber selbst verantwortlich. Ende 1993 verlor die Norm als
solche zwar ihre Gültigkeit – im Gewerbegesetz wurde aber bei der Erteilung von Bewilligungen weiter auf sie hingewiesen und ihre Einhaltung verlangt. Von 1996 bis 2000 wurde
von Gesetzes wegen keine Zuteilung zu einer Kategorie verlangt. Das Wirtschaftsministerium
arbeitete zwar eine Empfehlung für die Kategorisierung aus, diese stellte aber nur eine unverbindliche Orientierungshilfe dar. Die Unternehmer nahmen die Zuordnung in eine bestimmte
Kategorie weiterhin selbst vor, was häufig dazu führte, dass die Qualität der Dienstleistungen
und der verlangte Preis nicht der gewählten Kategorie entsprachen.633
In der Revision des Gewerbegesetzes im März 2000 wurde die Pflicht der Zuordnung zwar
wieder eingeführt,634 aber im Gesetz selbst fand sich kein Anhaltspunkt darüber, aufgrund
welcher Kriterien sie erfolgen sollte. Zur Erhöhung der Markttransparenz wurde deshalb vom
Ministerium für Regionalentwicklung, der Tourismuszentrale und verschiedenen Berufsverbänden eine Empfehlung für die Einteilung der Unterkunftseinrichtungen in verschiedene
Klassen und Kategorien ausgearbeitet. Sie werden einer der fünf Klassen zugeteilt und im
Einklang mit den internationalen Standards mit der entsprechenden Zahl der Sterne bezeichnet: Tourist *, Standard **, Komfort ***, First Class ****, Luxus *****. Ausser den Klassen
werden vier Kategorien unterschieden: Hotel, Hotel Garni, Motel und Pension, wobei die drei
letzt genannten maximal vier Sterne erhalten können.635 Auch dies hat aber nur empfehlenden
Charakter. Die Entscheidung über die Wahl der entsprechenden Klasse und Kategorie liegt
weiterhin bei den Unternehmen. Die Irreführung von Kunden kann aufgrund des Verbraucherschutzgesetzes bestraft werden. Die Zertifizierung wird von der NFHR und der SPPCR
vorgenommen und kann aufgrund von Beschwerden oder bei offensichtlichen Veränderungen
aberkannt werden.
Obwohl die Einführung der Zuteilungspflicht der Unterkunftseinrichtungen sowie die Ausarbeitung der entsprechenden Empfehlung unbestrittenermassen einen Fortschritt darstellen, ersetzen diese Schritte nicht eine verbindliche Kategorisierung/Klassifizierung aufgrund von
objektiv gegebenen, gesetzlich verankerten Kriterien, die in den meisten europäischen Ländern üblich ist und auch als eine Qualitätsgarantie seitens des Staates für die gewährleisteten
Dienstleistungen gilt.
9.5.5.3
Verschärfung der Zulassungsvoraussetzungen für die Reisebüros
Wie bereits im Kapitel 6.4 dargestellt, gehörte das Betreiben eines Reisebüros von 1991 bis
1996 zu den konzessionierten Gewerben. Während einer erheblichen Liberalisierung des Gewerbegesetzes im Jahr 1996 wurde es in freie Gewerbe eingegliedert, was u.a. hiess, dass kein
Nachweis mehr über die fachliche Eignung des Unternehmers erbracht werden musste. Nach632
633
634
635
Vgl. Kap. 6.2.3.
Vgl. Wirtschaftsministerium (1994a), S. 5; Indrová (2000), S. 152; Vitáková (2000b), S. 96.
Vgl. Art. 17 Abs. 8 lit. c des Gewerbegesetzes.
Vgl. Vitáková (2000b), S. 92 f.
191
dem es 1997 zu einer Welle von Reisebürokonkursen kam, die zum Teil auf ungenügende
Qualifikation und/oder Erfahrung zurückzuführen waren, und hunderte Klienten die vorausbezahlten Dienstleistungen nicht erhielten, wurden die Voraussetzungen für eine selbständige
Tätigkeit in der Reisebürobranche deutlich verschärft und erneut eine Konzessionierung eingeführt. Seitdem müssen die Unternehmer bei der Beantragung der Konzession, die das Ministerium für Regionalentwicklung erteilt, unter anderem einen Businessplan und einen Versicherungsvertrag vorlegen. Der Versicherungsvertrag muss mit einer dazu autorisierten Anstalt im Umfang von mindestens 30% der geplanten oder letztjährigen (falls niedrigere Einkünfte erwartet werden) Einnahmen aus dem Reisenverkauf abgeschlossen werden. Der Kunde wird gegen das Ausbleiben der Gewährleistung der Rückreise aus dem Ausland und der
Rückerstattung der Preisdifferenz bei einer Reise, die nicht zu den vereinbarten Bedingungen
realisiert wurde oder gar nicht durchgeführt wurde, geschützt.636
Das Tourismusgesetz, in welchem die oben genannten Voraussetzungen geregelt sind, trat im
Oktober 2000 in Kraft. Von den Reisebüros wird insbesondere die Pflicht der Vorlage eines
ausführlichen Businessplans als problematisch bezeichnet, da diese vertraulichen Informationen in einem Land mit hoher Korruption leicht in die Hände der Konkurrenz geraten könnten.
Ein weiterer Punkt, der kritisiert wird, betrifft die Regelung der Versicherungspflicht. Die
Wettbewerbsschutzbehörde bewilligte eine Ausnahme vom Antimonopolgesetz und ermöglichte neun Gesellschaften, die Vereinigung „Pool“ zur Versicherung der Produkte von Reisebüros zu bilden.637 Die Reisebüros befürchten, dass die Versicherungsgesellschaften Macht
über sie gewinnen und ihnen die Preispolitik diktieren würden.638 Kurz nach der Einführung
des Gesetzes wurde aber seitens der Unternehmer bereits eine Möglichkeit gefunden, wie man
diese Bestimmungen umgehen kann. Ein Reisebüro kann zukünftig anstatt einer Reise,639 die
versichert werden muss, dem Klienten zu einem ermässigten Preis zwei Verträge anbieten –
einen für den Transport und einen anderen für die Unterkunft. Dass dies dem Ziel des Gesetzgebers zuwider läuft und auf keinen Fall zum Konsumentenschutz und zur Verbesserung der
Dienstleistungsqualität beiträgt, ist offensichtlich. Erst die Praxis wird aber zeigen, ob eine
Gesetzrevision notwendig sein wird oder ob sich die Reisebüros mit qualitativ besseren und
versicherten Produkten um ihre Klienten bemühen werden.
9.5.6
Förderung der regionalen Tourismusentwicklung
Wie bereits in den Kapiteln 5.2 und 6.2.1 festgehalten wurde, ist fast 75% der Fläche von
Tschechien für den Fremdenverkehr geeignet. Auf dem ganzen Territorium befinden sich viele kulturelle, technische und historische Sehenswürdigkeiten sowie unzählige natürliche
Schönheiten. Elf Denkmäler sind im Verzeichnis des Weltnatur- und Kulturerbes der
UNESCO enthalten und das Kur- und Badewesen verfügt über eine lange Tradition. Trotz
dieser Tatsachen konzentriert sich das Interesse von ca. 70% der ausländischen Besucher aber
636
637
638
639
Vgl. Art. 6 ff. des Tourismusgesetzes.
In Deutschland wird das Problem ähnlich gelöst. Die meisten Reisebüros schliessen ihre Versicherung mit
dem Deutschen Reisepreissicherungsverein (DRS) ab.
Vgl. Navara (2000), S. 5; Nezvalová (2001), S. 99 und (2000), S. 13.
Eine Reise wird als Kombination von mindestens zwei Dienstleistungen (Transport, Unterkunft oder andere
Dienstleistungen, die einen wichtigen Teil der Reise bilden oder deren Preis mehr als 20% des Gesamtpreises beträgt) definiert, wenn sie zu einem Gesamtpreis verkauft wird und wenn die Dienstleistungen in einem
Zeitraum von insgesamt mehr als 24 Stunden erbracht werden oder die Reise eine Übernachtung beinhaltet.
(Vgl. Art. 1 Abs. 1 des Tourismusgesetzes).
192
ausschliesslich auf die Hauptstadt Prag und die anderen Regionen profitieren vom Tourismus
nur unterdurchschnittlich.640 Die Ursache dieses ungünstigen Verhältnisses ist unter anderem
in der mehrfachen Abgrenzung von tourismusrelevanten Einheiten, in der daraus resultierenden bis vor kurzem unklaren Kompetenzaufteilung und der darauf folgenden Absenz von regionalen Strategien der Tourismusentwicklung zu sehen.
Die Verantwortung für die Förderung der regionalen Tourismusentwicklung tragen seit 2000
die Bezirke. Dies ergibt sich aus den Art. 14 ff. des Gesetzes über die Bezirke und wurde bereits ausführlich im Kapitel 5.3 diskutiert. Mit diesem Gesetz wurde die seit Jahrzehnten herrschende zentralisierte Leitung der Tourismusbranche aufgegeben und einer dezentralisierten
Kompetenzaufteilung, die in den meisten Industrieländern üblich ist, der Vorzug gegeben. Im
Zusammenhang mit dem Beitritt zur EU wurden auch die NUTS II mit gewissen Kompetenzen ausgestattet, wobei es sich vor allem um die Realisierung touristischer Projekte handelt,
für welche eine finanzielle Hilfe der EU beantragt werden kann. Ausserdem wurden 1998 von
der Tourismuszentrale vierzehn Tourismusregionen gebildet. Das Ziel bestand darin, die tourismusrelevanten Gebiete so abzugrenzen, dass sie sich auch im Ausland als selbständige
Einheiten präsentieren liessen. Diese Regionen verfügen gegenwärtig aber über keine beachtlichen tourismuspolitischen Kompetenzen. Nachdem sich sogar die Zentrale Anfang 2002
entschied, auf regionaler Ebene als ihre Partner statt ihnen die Bezirksbehörden zu bevorzugen, wird der Sinn ihrer weiteren Existenz in Frage gestellt.
Da der Grenzverlauf der genannten Einheiten unterschiedlich ist, ist ein koordiniertes Vorgehen bei der Förderung der regionalen Tourismusentwicklung von Wichtigkeit. Eine gewisse
Systematik in den ganzen Prozess wollte das Ministerium für Regionalentwicklung bringen,
indem es eine Methodik für die Ausarbeitung der Strategien der Tourismusentwicklung erstellte. Die meisten bis zum Jahr 2002 vorgestellten Strategien gingen von der administrativen
Aufteilung in Bezirke aus. Ausserdem wurden für die einzelnen NUTS II im Rahmen des
RDP-Planes regionale operative Programme (ROP), die in den meisten Fällen auch die Unterstützung der Tourismusentwicklung beibehalten, ausgearbeitet.
Bei der Realisierung der touristischen Strategien sind den Regionen das Ministerium für Regionalentwicklung und die Tschechische Tourismuszentrale behilflich. Das Ministerium lancierte ein Unterstützungsprogramm, das 2001 auf das Kurortwesen und 2002 auf das Kurortwesen und den Sporttourismus ausgerichtet war.641 Die Tourismuszentrale bereitet mit den
Regionen die Präsentationen auf Messen und Ausstellungen vor, informiert über ihre Aktivitäten im Internet, stellt sie in einem Vortragszyklus „Regionale Tage“ vor und erfüllt die Rolle des Vermittlers zwischen den Regionen und der EU. Ausserdem ist sie an der Schaffung
von neuen regionalen Tourismusprodukten beteiligt, indem sie seit 1999 unter bestimmten
Voraussetzungen642 Hilfe zu ihrer Herstellung und Präsentation gewährt.
Die Förderung der regionalen Tourismusentwicklung sowie die Kooperation zwischen den
beteiligten Subjekten sind trotz dieser Massnahmen immer noch ungenügend. Dies zeigt sich
640
641
642
Dies belegen auch die in der Tabelle 9 aufgeführten Zahlen der ausländischen Gäste in Unterkunftseinrichtungen in verschiedenen Bezirken.
Vgl. Kap. 9.6.3.
Maximalle Unterstützung pro Projekt beträgt 350’000 Kč. Ausserdem wird eine eigene finanzielle Beteiligung von mindestens 40% vorausgesetzt. Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 20; Tschechische Tourismuszentrale (2000a), S. 1.
193
beispielsweise bei den regionalen Präsentationen an Messen und Ausstellungen. Das Bild einer Region erscheint nur selten als Einheit, da sich die verschiedenen Unternehmen und Verbände zumeist allein vorstellen und kein koordiniertes Vorgehen anstreben. Somit bleibt die
Unterstützung des regionalen touristischen Aufkommens für die Tourismusverantwortlichen
in den nächsten Jahren weiterhin eine Herausforderung.
9.6
Instrumente der Tourismuspolitik
Wie bereits im Kapitel 4.7 dargestellt, stehen den staatlichen Organen verschiedene Instrumente zur Verfügung, mit denen sie Einfluss auf die Ausgestaltung und das Funktionieren des
Tourismusmarktes ausüben. Die Mittel und Steuerungsmechanismen verändern sich mit der
Zeit, da ihr Einsatz von den herrschenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen eines bestimmten Landes sowie von den angestrebten Zielen der Tourismuspolitik abhängig ist.
Im Unterschied zu den in der Tschechoslowakei vor dem Systemwechsel praktizierten Massnahmen, die überwiegend Zwangscharakter hatten, wird heutzutage Privaten ein relativ grosser Entscheidungsspielraum überlassen. Viele der damaligen Massnahmen wie staatliche
Preisbildung, Bestimmung des touristischen Wechselkurses oder politisches Engagement als
Berufsvoraussetzung wurden ersatzlos gestrichen. Andere Instrumente wie Bestimmungen für
Ein- und Ausreise oder Förderung der touristischen Infra- und Suprastruktur kommen immer
noch zum Einsatz – ihre inhaltliche Ausgestaltung veränderte sich aber grundsätzlich.643 An
Gewicht gewannen vor allem die marktwirtschaftlich orientierten Instrumente. In der Anfangsphase der Transformation waren die ordnungsrechtlichen Massnahmen, mit deren Hilfe
die Rahmenbedingungen für die private Unternehmenstätigkeit geschaffen wurden, von
grundsätzlicher Bedeutung. Bei der folgenden Analyse des Instrumentariums der tschechischen Tourismuspolitik wird von der Gliederung im Kapitel 4.7 ausgegangen.
9.6.1
Ordnungsrechtliche Instrumente
Das Schaffen eines legislativen Rahmens gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für das
Funktionieren der Tourismusbranche. Nur wenn eine bestimmte rechtliche Sicherheit besteht,
sind die einheimischen sowie ausländischen Unternehmer bereit, in die touristische Entwicklung zu investieren, und nur falls es einen gewissen Schutz für Tourismusteilnehmer gibt, sind
diese bereit, von den angebotenen Dienstleistungen im entsprechenden Mass Gebrauch zu
machen. Durch die Ausgestaltung der Reisebestimmungen wie der Visum-, Pass- und Zollformalitäten schafft der Staat einen Raum für die Freizügigkeit seiner Bürger und beeinflusst
damit den grenzüberschreitenden Tourismus. Mit der gesetzlichen Verankerung der Prinzipien der Unterstützung der Tourismusbranche wird ein Rahmen gebildet, an dem sich die
Subjekte der Privatwirtschaft bei ihren Entscheidungen langfristig orientieren können.
Mit dem Ziel, den privaten Unternehmern einen guten Start zu ermöglichen und ihnen einen
relativ grossen Raum für ihre Aktivitäten zu lassen, wurden in Tschechien bereits am Anfang
der Transformation die legislativen Bedingungen für die Ausübung der touristischen Gewerbe
weitgehend liberalisiert. In der Branche, die sich nach vielen Jahren staatlicher Planung frei
643
Vgl. Kap. 8.5.
194
entfalten konnte, führte dies einerseits zum gewünschten Aufschwung, andererseits bestand
aber kein Schutz vor den negativen Auswirkungen einer zu liberalen Ordnung. Nachdem im
Jahr 1997 während der Konkurswelle von Reisebüros mehrere hundert Klienten einen Schaden erlitten, wurde der Handlungsbedarf, die zu legere Ordnung zu verschärfen und an die
EU-Vorschriften anzupassen, immer grösser. Anfang 2002 tangierten den Tourismus mehrere
rechtliche Erlasse – das einzige Gesetz, das sich aber ausschliesslich mit ihm befasste, war
das Tourismusgesetz. Im April 2002 wurde vom Ministerium für Regionalentwicklung der
Vorentwurf des Gesetzes über die Unterstützung des Tourismus vorgestellt, das die Grundzüge der staatlichen Tourismuspolitik festlegen soll. Ausserdem wurde in Zusammenarbeit mit
dem Umweltministerium der Entwurf des Gesetzes über die Unterstützung der nachhaltigen
Tourismusentwicklung vorbereitet.
Auf die wichtigsten rechtlichen Erlasse, die tourismusrelevante Regelungen beinhalten, wird
nachstehend eingegangen. Zu den weiteren Gesetzen, die für die Tourismusbranche von Bedeutung sind, gehören vor allem noch das Bürger-, Handels-, Steuer-, Mehrwertsteuer-, Zollund Versicherungsgesetz sowie das Gesetz über die Unterstützung von KMU.
9.6.1.1
Tourismusgesetz
Das im Oktober 2000 in Kraft getretene Gesetz über bestimmte Bedingungen der Unternehmenstätigkeit in der Tourismusbranche wird oft als Tourismusgesetz bezeichnet. Obwohl dies
nicht ganz seinem Inhalt entspricht, da es nur einen Teil der Tourismusproblematik regelt,
bürgerte sich diese Bezeichnung wegen dem langen Titel in der Praxis ein. Die ersten Arbeiten am Gesetz begannen bereits im Jahr 1995. Durch das fehlende Interesse der staatlichen
Organe am Schicksal der Tourismusbranche und durch den Wechsel des für den Fremdenverkehr verantwortlichen Ministeriums, verzögerte sich jedoch seine Vorbereitung.644 Erst 1997
nach den zahlreichen Konkursen von Reisebüros und mit dem daraufhin verlangten besseren
Konsumentenschutz wurde der Prozess beschleunigt.
Ursprünglich war vorgesehen, die touristischen Anliegen ganzheitlich zu regeln. Dafür gab es
unter den veränderten Umständen aber keine Zeit mehr und deshalb wurde z.B. von einer Regelung der Reiseführertätigkeit und der verbindlichen Standards für die Unterkunftseinrichtungen abgesehen. Das Gesetz legt vor allem die Bedingungen für die Erteilung der Konzessionen für Reisebüros und die obligatorische Versicherung von den Reisen fest. Gleichzeitig
wurden auch das Bürger- und Gewerbegesetz abgeändert – die Veränderungen betrafen die
Bestimmungen über den Reisevertrag und die fachlichen Anforderungen für das Betreiben
von Reisebüros und Reiseagenturen. Die Ausarbeitung des Tourismusgesetzes erfolgte im
Einklang mit der Richtlinie der EU über Pauschalreisen (90/314/EWG), womit auch ein
Schritt zur Annäherung des tschechischen Rechts an das Rechtssystem der EU getan wurde.645
9.6.1.2
Gewerbegesetz
Das Gewerbegesetz regelt mit allgemeinen Vorschriften die Ausübung eines Gewerbes. Es
betrifft auch die Tourismusbranche, da die Unternehmenstätigkeit im Tourismus im Sinne des
Gesetzes ein Gewerbe ist. Als solches wird eine systematische Tätigkeit verstanden, die selb644
645
Vgl. Kap. 9.3.1.
Vgl. Kommentar zum Tourismusgesetz, S. 1.
195
ständig, im eigenen Namen, auf eigene Verantwortung, zwecks Gewinnerzielung und unter
den gesetzlich festgelegten Bedingungen betrieben wird. Bei der Ausübung jeder Art von
Gewerbe müssen drei allgemeine Bedingungen – die Volljährigkeit, die Rechtsfähigkeit und
die Unbescholtenheit – erfüllt werden. Die Gewerbe werden in melde- und konzessionspflichtige eingeteilt, wobei für die Ausübung von den erst genannten eine Anmeldung nach der Erfüllung gewisser Voraussetzungen genügt. Für Konzessionsgewerbe ist hingegen eine staatliche Konzession nötig. Zu den meldepflichtigen Gewerben gehören handwerkliche Gewerbe
(Voraussetzung: erlernter Beruf), bedingte Gewerbe (Voraussetzung: fachliche Eignung) und
freie Gewerbe (keine Fachkenntnisse vorausgesetzt).646
Die Gewerbe in der Tourismusbranche sind nach dem Kriterium der Unternehmenstätigkeit
den Dienstleistungsgewerben zuzuteilen.647 Das Betreiben von einem Reisebüro gehörte von
1991 bis 1996 zum konzessionspflichtigen und von 1996 bis 2000 zum freien Gewerbe. Seit
dem Inkrafttreten des Tourismusgesetzes ist es wieder in die Konzessionsgewerbe eingeteilt.648 Die Verpflegungsdienstleistungen gehören zu den handwerklichen Gewerben, die Unterkunftsdienstleistungen zu den freien Gewerben und die Reiseführertätigkeit sowie das
Betreiben einer Reiseagentur fallen unter die bedingten Gewerbe.649
9.6.1.3
Gesetz über den Aufenthalt von Ausländern
Im Januar 2000 trat das Gesetz über den Aufenthalt von Ausländern in Kraft, das u.a. die
Voraussetzungen für die Einreise nach Tschechien regelt und damit auch den IncomingTourismus tangiert. Die Dokumente, mit welchen sich ein Ausländer an der Grenze vorweisen
muss, werden in obligatorische und nicht-obligatorische eingeteilt. Zu den obligatorischen
gehören der Reisepass und im Falle der Visumspflicht das Visum. Neu kann die Grenz- und
Fremdenpolizei das Vorweisen von nicht-obligatorischen Dokumenten verlangen, die folgende Tatsachen belegen: das Vorhandensein finanzieller Mittel für die Aufenthaltsdauer (oder
eine beglaubigte Einladung) sowie für die Rückreise (wenn eine begründete Befürchtung besteht, dass diese Kosten sonst Tschechien übernehmen müsste), den Abschluss einer Krankenund Unfallversicherung, das Vorhandensein einer Unterkunft und das Visum des Staates in
den der Ausländer von Tschechien aus einreisen will (falls Visumspflicht besteht). Ausserdem
kann das Ausfüllen einer mit der Fotografie versehenen Grenzbegleitkarte sowie weitere Angaben im Umfang eines Visumsgesuches verlangt werden.650
Die Verschärfung der Einreisebestimmungen löste in der Tourismusbranche eine Welle von
Kritik aus, da vor allem am Anfang nicht klar war, von wem die Polizei die nichtobligatorischen Dokumente verlangen wird und von wem nicht. Die Regelungen wurden seitens der Unternehmer, die eine angemessene transparente Visumspolitik bevorzugt hätten, als
unkonzeptionell, unberechenbar und konfus bezeichnet.651 Dazu beispielsweise Šeba: „Meine
Pflicht ist es, dem ausländischen Partner zu sagen: Deine Kunden müssen zwei Fotos, die
Bestätigung über eine Versicherung, den Nachweis über finanzielle Mittel etc. mit sich füh646
647
648
649
650
651
Vgl. Art. 2 ff. des Gewerbegesetzes.
Vgl. Art. 33 ff. des Gewerbegesetzes.
Die Voraussetzungen für das Erhalten einer Konzession wurden im Kap. 9.5.5.3 ausführlich diskutiert.
Vgl. Beilage zum Gewerbegesetz. Die inhaltliche Festlegung der Tätigkeiten bei den einzelnen Gewerben
regelt die Regierungsverordnung Nr. 469/2000 Sb.
Vgl. Art. 5 des Gesetzes über den Aufenthalt von Ausländern.
Vgl. Valášek (2000), S. 23 ff.
196
ren. Sie werden es wahrscheinlich nicht brauchen, aber ... Und er sagt mir darauf, dass er den
Kongress oder das Symposium lieber anderswo organisieren wird.“652 Ebenfalls ist die Bestimmung, dass die nicht-obligatorischen Dokumente grundsätzlich „alle Ausländer, wenn
nichts anderes festgelegt ist“653 vorzuweisen haben, problematisch. Der Grund dafür ist vor
allem die weitgehende Auslegung des Gesetzes seitens des Innenministeriums, das in einem
unveröffentlichten, mehrmals überarbeiteten Dokument die Länder nach einem nicht klaren
Kriterium in Problem- und Nichtproblemstaaten einteilte, wobei auf Bürger aus problemlosen
Ländern das Gesetz keine Wirkung haben sollte. Nach dem Prinzip „für jemanden wird es
gelten und für jemanden nicht, wir sagen ihnen aber nicht für wen“ bestanden somit keine
richtigen Anhaltspunkte, an denen sich die Reiseveranstalter und die ausländischen Besucher
orientieren konnten.654 Pavlík befürchtet ausserdem auch einen internationalen Imageschaden:
“Die ganze Welt ist offen und überall sind die Touristen willkommen. Nur wir sagen: Kommen sie nicht oder bereiten sie einen Haufen Dokumente vor.“655
Die Kritik der neuen Regelung wurde so laut, dass das Gesetz bis Mitte 2002 schon zwei Revisionen unterzogen wurde. 2001 wurde die Pflicht die Grenzbegleitkarte mit einem Foto zu
versehen abgeschafft und die Visumsformalitäten vereinfacht.656 Dies war vor allem für die
vielen Kurorteinrichtungen, die sich auf das Kundensegment aus der ehemaligen Sowjetunion
spezialisierten, von Bedeutung. Ein Jahr später wurde bei der Angleichung an die EURechtsvorschriften festgelegt, dass die Bürger aus den EU-Ländern die Pflicht zum Vorweisen der nicht-obligatorischen Dokumente nicht betrifft.657
9.6.1.4
Vorentwurf des Gesetzes über die Unterstützung des Tourismus
Die Ausarbeitung des Gesetzes, das die Grundzüge der staatlichen Tourismuspolitik regelt,
wurde als eines der Ziele des überarbeiteten Konzeptes der staatlichen Tourismuspolitik festgelegt. Im Jahr 2002 wurde vom Ministerium für Regionalentwicklung der Vorentwurf des
Gesetzes präsentiert.
Im ersten Teil wird der Fremdenverkehr als ein strategischer Wirtschafszweig definiert, der in
der Volkswirtschaft eine wichtige Position einnimmt. Mit dieser definitorischen Abgrenzung
wollte man nicht nur die Förderungswürdigkeit des Tourismus legitimieren, sondern auch die
Debatte, ob er ein Wirtschaftszweig ist oder nicht, beenden. Im zweiten Teil wird die Aufteilung der tourismuspolitischen Kompetenzen unter den staatlichen Organen auf verschiedenen
Ebenen vorgenommen und die Grundzüge ihrer Zusammenarbeit mit den privaten Organisationen festgelegt. Der dritte Teil handelt von der strategischen Planung der Tourismusentwicklung und der Ausarbeitung der Tourismuskonzepte für das gesamte Staatsgebiet sowie für
einzelne Bezirke, NUTS II und Gemeinden. Diese Regelung statuiert somit eine klare Verantwortung für die Förderung des regionalen Tourismusaufkommens. Im vierten Teil folgen
die Bestimmungen über die Erfassung und Benützung der statistischen Daten. Es werden insbesondere die Pflichten der privaten Subjekte zur Ablieferung von relevanten Unterlagen, die
Bildung des Satellitenkontos und die Verantwortung für den ganzen Prozess festgelegt. Im
652
653
654
655
656
657
Šeba in Borovička (2000), S. 19 (Übersetzung der Verfasserin).
Art. 5 des Gesetzes über den Aufenthalt von Ausländern (Übersetzung der Verfasserin).
Vgl. Hodíková (2000), S. 11 f.
Pavlík in Janík (2000), S. 2 (Übersetzung der Verfasserin).
Vgl. Art. 1 ff. der revidierten Fassung des Gesetzes über den Aufenthalt von Ausländern von 2001.
Vgl. Art. 8 der revidierten Fassung des Gesetzes über den Aufenthalt von Ausländern von 2002.
197
letzten Teil werden die Prinzipien der staatlichen Unterstützung der Tourismusbranche und
der Methodik zur Berechnung des entsprechenden Beitrages festgelegt.658
Es handelt sich um die erste gesetzliche Grundlage, welche die Förderungswürdigkeit der
Tourismusbranche nicht in Frage stellt und sie rechtlich verankert. Die Bestimmungen verdeutlichen, dass die tschechische Tourismusbranche in eine Phase der konzeptionell ausgestalteten Tourismuspolitik eingetreten ist.
9.6.1.5
Entwurf des Gesetzes über die Unterstützung der nachhaltigen Tourismusentwicklung
Das Ziel des Gesetzes über die Unterstützung der nachhaltigen Tourismusentwicklung ist es,
einen Beitrag zu einem ausgeglichenen nachhaltigen Wachstum zu leisten. Seine Bestimmungen betreffen vor allem die lokale Ebene. Damit eine Gemeinde staatliche Subventionen zur
Finanzierung der touristischen Aktivitäten erhält, muss sie ein Programm ausarbeiten, in welchem sie die Kapazitätsgrenzen für das zukünftige Aufkommen des Tourismus festlegt. Ausserdem muss sie regelmässig statistische Daten erheben, diese mit den festgelegten Kennzahlen vergleichen und bei Überschreitungen ihrer Grenzwerte die nötigen Massnahmen in die
Wege leiten. Aufgrund der erzielten Ergebnisse werden die Gemeinden von den Bezirksbehörden in touristische Klassen eingeteilt. Diese Eingliederung gilt als Ausgangspunkt für die
Bestimmung der Höhe des staatlichen Beitrages. Zusätzlich können die Gemeinden beim Ministerium für Regionalentwicklung ein Zertifikat beantragen, das die Nachhaltigkeit der Tourismusentwicklung auf ihrem Gebiet bestätigt.659
Das Gesetz stellt durch die Integration der ökologischen Aspekte in die Planung der Gemeinden einen wichtigen Schritt dar. Bis zu seinem Entwurf gab es in Tschechien keine gesetzliche Grundlage, die sich mit den negativen Auswirkungen des Fremdenverkehrs auf die Umwelt befasste. Bei der Vorbereitung des Gesetzes wurden vor allem die Erfahrungen aus dem
Oberösterreich berücksichtigt und es wurde darauf geachtet, dass das neue Gesetz mit den
EU-Vorschriften rechtskonform ist.
9.6.2
Fiskalische Instrumente
Über die Erhebung von Steuern und Abgaben auf touristische Dienstleistungen sowie durch
die Ausgestaltung des ganzen Steuersystems können die staatlichen Organe die Entwicklung
auf dem Tourismusmarkt ebenfalls beeinflussen. Der Staat kann beispielsweise durch die
Festlegung eines niedrigeren Steuersatzes die Investitionstätigkeit in der Branche fördern, die
Schaffung von nachhaltigen Produkten begünstigen oder das Aufkommen von bestimmten
Tourismusarten unterstützen.
Im Jahr 1997 betrug der Beitrag der tschechischen Tourismusbranche an das staatliche Budget
etwa 4%, was 7 Mrd. Kč entsprach. Die grössten Einnahmen in Höhe von 117.6 Mrd. Kč
(67%) wurden durch die seit 1993 erhobene Mehrwertsteuer erzielt.660 Die Tourismuswirtschaft wurde im Vergleich zu anderen Branchen von der hoch angesetzten Mehrwertsteuer
stark betroffen. Von dem 22% Satz auf die Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen
658
659
660
Vgl. Vorentwurf des Gesetzes über die Unterstützung des Tourismus.
Vgl. Art. 3 ff. des Entwurfes des Gesetzes über die Unterstützung der nachhaltigen Tourismusentwicklung.
Vgl. Vitáková (2000a), S. 42. Aktuellere Angaben waren Anfang 2003 noch nicht vorhanden.
198
wurde nur das Kurortwesen befreit und für die Kinderaufenthalte wurden 5% erhoben.661 Das
Gastgewerbe lieferte in die Staatskasse mit Abstand den höchsten Nettosteuerbetrag – die Unternehmer bezahlten dem Staat 17% ihres Umsatzes, da die eingekauften Esswaren mit 5%,
die verkauften Gerichte aber mit 22% besteuert wurden. Im Jahr 1998 gehörte Tschechien zu
den europäischen Ländern mit der höchsten Mehrwertsteuer auf Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen überhaupt (vgl. Tabelle 32). Dies verzehrte nicht nur die Konkurrenz
zwischen den Zahlern und Nichtzahlern der Mehrwertsteuer, sondern erschwerte ebenfalls die
Investitionen in die Modernisierung der Suprastruktur.662
Land
Dänemark
Tschechien
Grossbritannien
Deutschland
Ungarn
Italien
Österreich
Griechenland
Spanien
Frankreich
Schweiz
Mehrwertsteuer 1998 (in %)
Unterkunft
25.0
22.0
17.5
16.0
12.0
10.0
10.0
8.0
7.0
5.5
3.0
Verpflegung
25.0
22.0
17.5
16.0
12.0
10.0
10.0
8.0
7.0
20.6
6.5
Tabelle 32: Mehrwertsteuer auf Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen (1998)663
Der erste Schritt, der die Senkung der Mehrwertsteuer von 22% auf 5% in die Wege leitete,
war die Einarbeitung dieses Anliegen in das Konzept der staatlichen Tourismuspolitik. Obwohl die Regierung diesen Vorschlag unterstützte, stimmte ihm das Parlament 1999 nicht zu,
womit die Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen weiterhin mit 22% besteuert wurden. Erst in der nächsten Revision des Mehrwertsteuergesetzes im Jahr 2000 gelang es, den
Steuersatz (mit Ausnahme des Verkaufs der Alkohol- und Tabakerzeugnisse) zu reduzieren.
Ausserdem können die ausländischen Besucher seitdem die Mehrwertsteuer für die gekauften
Waren an der Grenze zurückverlangen, wie dies auch in anderen EU-Ländern üblich ist.664
Die Freude der Tourismusbranche über diese Veränderung währte aber nicht lange. Sollte
nichts anderes vertraglich festgehalten werden, wird nach Tschechiens Beitritt zur EU im Jahr
2004 der Steuersatz für die Verpflegungsdienstleistungen wieder angehoben. Die Verhandlungen der tschechischen Delegation, die „wohl vergessen hatte“ den reduzierten Satz des Art.
28 der 6. EU-Richtlinie, in dessen Genuss acht EU-Länder und fünf Kandidaten-Länder
kommen,665 zu beantragen, führte zu einer Reihe von Protesten. Befürchtet werden vor allem
die Verminderung von Investitionen, die Verschlechterung der Konkurrenzfähigkeit, das Ver-
661
662
663
664
665
Vgl. Beilage zum Mehrwertsteuergesetz.
Vgl. Mlejnková (2000), S. 130; Psyma (2000), S. 24.
In Anlehnung an McMahon (1999), S. 23.
Vgl. Art. 45 lit. d des Mehrwertsteuergesetzes; Beilage zum Mehrwertsteuergesetz.
Es handelt sich um folgende Länder: Österreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxembourg, Niederlande,
Portugal, Spanien, Polen, Ungarn, Zypern, Slovenien und die Slowakei. (Vgl. Luprichová [2002], S. 46).
199
schwinden von preisgünstigen Gaststätten und der Verlust von Arbeitsplätzen.666 Die Belassung der Verpflegung in der Kategorie mit dem reduzierten Mehrwertsteuersatz steht deshalb
auf der Aufgabenliste des tschechischen Gastgewerbes momentan an erster Stelle.
Ein weiteres Anliegen, das die Tourismusbranche beachtlich tangiert, stellt die allgemeine
Steuerumverteilung dar. Bis 2001 galt in der Tschechischen Republik der Grundsatz, dass die
Steuern am Sitz des Unternehmens und nicht am Ort der tatsächlichen Unternehmenstätigkeit
geschuldet werden. Dies führte (vor allem wegen der geringeren Häufigkeit der staatlichen
Finanzkontrollen) zur Konzentration der Unternehmenssitze in die grösseren Agglomerationen und folglich dazu, dass die kleineren Gemeinden nur über wenige finanzielle Mittel aus
dem Fremdenverkehr verfügten und keine Anreize zu seiner Förderung hatten. Im Jahr 1997
ereichten die tourismusbedingten Einnahmen der lokalen Budgets 3-3.5 Mrd. Kč; reinvestiert
in die Tourismusentwicklung wurden aber nur 76.9 Mio. Kč, was ca. 4% der Einnahmen entsprach.667 Im Konzept der staatlichen Tourismuspolitik wurde nach dem österreichischen
Muster vorgeschlagen, dass die Steuereinnahmen aus dem Tourismus in die Budgets der Gemeinden, wo sie generiert wurden, fliessen sollten. Stattdessen beschloss die tschechische Regierung im Jahr 2000 jedoch ein anderes Umverteilungssystem, aufgrund dessen zurzeit die
Steuereinnahmen auf die Gemeinden nach der Einwohnerzahl verteilt werden. Das System
benachteiligt weiterhin vor allem kleinere Tourismusorte, in denen nur wenige Einwohner einen dauerhaften Wohnort haben.668 Eine zukunftsträchtige Lösung wird erst im Zusammenhang mit der Klärung der Finanzierung der Tätigkeiten von den Bezirksbehörden, in deren
Kompetenzen auch die Unterstützung des regionalen Tourismusaufkommens liegt, erwartet.
9.6.3
Finanzielle Förderungsinstrumente
Durch den Einsatz von Förderungsmitteln greift der Staat ebenfalls in die Tourismusentwicklung ein. Wie bereits im Kapitel 4.2 dargestellt, kommen ihm bei der Unterstützung der touristischen Aktivitäten je nach herrschendem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und der Lebenszyklusphase der Tourismusbranche eines bestimmten Landes verschiedene Aufgaben zu.
In der Tschechoslowakei war der Staat vor dem Systemwechsel als Eigentümer der touristischen Infra- und Suprastruktur für die Steuerung und Förderung der Tourismusentwicklung
allein verantwortlich.669 Nach der Wende zog er sich aus der aktiven Tourismuspolitik stark
zurück und baute die finanzielle Unterstützung im grossen Mass ab. Auf der Nachfrageseite
betraf dies vor allem den gebundenen Tourismus und den Kurorttourismus, auf der Angebotsseite widerspiegelte sich die Absenz des Staates insbesondere in der mangelnden Förderung
der KMU, den fehlenden Investitionen in die öffentliche Infrastruktur und in den unzureichenden Werbemassnahmen im Ausland.670 Wie wenig die Tourismusbranche von der öffentlichen Hand unterstützt wurde, beweisen die in der Tabelle 31 aufgeführten Beiträge für die
Tätigkeit der Tourismuszentrale sowie die Absenz eines Tourismusfonds. Im Jahr 1998 wurde
der Tourismus vom staatlichen Budget nur mit 183.7 Mio. Kč, 1999 mit 188.8 Mio. Kč und
666
667
668
669
670
Vgl. Dort (2002), S. 64; Luprichová (2002), S. 46 f.
Vgl. Vitáková (2000a), S. 42; Mag Consulting (2000d), S. 42.
Vgl. Vítek (2001), S. 71 ff.
Vgl. Kap. 8.5.
Vgl. Kap. 9.2.2.
200
2000 mit 170.4 Mio. Kč unterstützt.671 Ein anderes Transformationsland wie Ungarn förderte
beispielsweise im Jahr 2000 seine Tourismusbranche mit 38 Mio. USD,672 was ca. 1’267 Mio.
Kč entspricht und die tschechische Hilfe um mehr als das siebenfache übersteigt. Ausserdem
wurde in Ungarn bereits 1995 ein Gesetz über die Finanzierung der Tourismusentwicklung
angenommen und ein Tourismusfonds gegründet. Aufgrund dieser Regelung sind die Unternehmen der Tourismusbranche verpflichtet, 1% ihres Jahresumsatzes zur Finanzierung der
Aktivitäten der Tourismuszentrale beizusteuern.673 Ähnlich wurde die Situation im Nachbarstaat Österreich gelöst, wo aufgrund der einzelnen Landesgesetze die Unternehmer aufgrund
der Höhe des ökonomischen Nutzens vom Tourismus ebenfalls verpflichtet sind, zur Unterstützung des Fremdenverkehrs beizutragen.674
Nachdem die tschechische Tourismuswirtschaft 1997 in eine Stagnation geraten war, wurde
ein verstärkter staatlicher Einsatz verlangt, da die Privatsubjekte unter den veränderten Bedingungen nicht mehr fähig waren, das Tempo der Tourismusentwicklung aus eigener Kraft
beizubehalten. Die Erhöhung der staatlichen Hilfe gab Anlass zu vielen politischen Diskussionen. 1999 beauftragte die Regierung das Ministerium für Regionalentwicklung und das Finanzministerium mit der Ausarbeitung der gesetzlichen Vorlage zur Schaffung eines Fonds
zur Unterstützung der Tourismusentwicklung. Es war vorgesehen, dass sein Funktionieren
von etwa drei Mitarbeitern des Ministeriums für Regionalentwicklung sichergestellt wird. Als
Einnahmequellen hätten vor allem die staatlichen Beiträge von Deviseneinnahmen aus dem
grenzüberschreitenden Tourismus, Übernachtungstaxen, Beiträge aus der Herstellung von
Ansichtskarten und Souvenirs sowie Gebühren aus Geldwechsel dienen sollen. Im ersten Jahr
wurde mit ca. 242 Mio. Kronen gerechnet.675 Die Mittel wollte man für zinslose Darlehen und
Subventionen an KMU, touristische Verbände und Gemeinden zur Finanzierung von Tourismusprojekten einsetzen. Die Vorteile eines staatlichen Fonds wurden in der Transparenz der
Kredit- und Subventionspolitik sowie in erhöhter Akzeptanz und grösserem Vertrauen seitens
der Privatwirtschaft gesehen. Nach langen Verhandlungen stimmte die Regierung jedoch
2000 der Errichtung des Tourismusfonds nicht zu. Begründet wurde dies mit der gleichzeitigen Bildung von Wohn- und Verkehrsfonds, die als wichtiger eingestuft wurden, und dem
daraus resultierenden Mangel an finanziellen Mitteln für die Startphase des Tourismusfonds.676
Nachdem die Gründung des Tourismusfonds nicht gelungen war, lancierte das Ministerium
für Regionalentwicklung ein einjähriges Programm zur Unterstützung des Tourismus. Im Jahr
2001 war es auf das Kurortwesen ausgerichtet. Das erste Unterprogramm wurde für die 34
Gemeinden mit dem Status eines Kurortes bestimmt. Gefördert wurden mit bis zu 50% der
Gesamtkosten der Ausbau und die Pflege der öffentlichen Infrastruktur. Das zweite Unterprogramm verfolgte das gleiche Ziel, es beschränkte sich aber nicht nur auf öffentliche Einrichtungen. Das dritte Unterprogramm unterstützte die Erweiterung der Privatunterkünfte – für
ein neues Bett konnten bis zu 20’000 Kronen beansprucht werden. Das vierte Unterprogramm
wurde für die Schaffung von neuen Tourismusprodukten bestimmt, wofür finanzielle Mittel
671
672
673
674
675
676
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2002d), S. VII.
Vgl. Dohnalová (2000), S. 67.
Vgl. Vitáková (2000), S. 23.
Vgl. Mag Consulting (1998), S. 23 ff.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 25.
Vgl. Syrůček (2000), S. 14.
201
von bis zu 50% der geplanten Kosten beantragt werden konnten.677 Alle Projekte mussten einen Beitrag zur Verbesserung der Tourismusdienstleistungen, zur Schaffung neuer Arbeitsplätze oder zur Beratungs-, Informations- und Bildungstätigkeit leisten und ausserdem waren
die regionale Entwicklung und die Umweltverträglichkeit zu berücksichtigen.678
Insgesamt wurden 178 Subventionen in der Höhe von 269.6 Mio. Kronen erteilt, die weitere
Investitionen in die Tourismusentwicklung seitens der Gemeinden und der Privatwirtschaft
hervorriefen (vgl. Tabelle 33). Es wird erwartet, dass in Folge der durchgeführten Massnahmen etwa 360 neue Arbeitsplätze geschaffen, die Kurorte jährlich von 1’000 Besuchern mehr
aufgesucht und die Deviseneinnahmen um 2 Mio. USD ansteigen werden.679 Im Jahr 2002
wurde das Unterstützungsprogramm weiterhin auf das Kurortwesen und neuerdings auf den
Aufbau und die Modernisierung der Infrastruktur für den Sporttourismus ausgerichtet. Bis
Mitte des Jahres wurden für die 136 Subventionen aus dem staatlichen Budget 200 Mio. Kronen gewährt.680
Finanzmittel für das Unterstützungsprogramm für den Tourismus (2001)
Finanzmittel (in Mio. Kč)
Programm
Zahl der
Projekte
Staat
Gemeinden
Private
Total
1
2
3
4
Total
106
30
33
9
178
147.7
107.3
4.9
9.7
269.6
182.7
--
----
212
10.6
9.8
232.4
330.4
319.3
15.5
19.5
684.7
182.7
Tabelle 33: Finanzmittel für das Unterstützungsprogramm für den Tourismus (2001)681
Mit Hilfe von staatlichen Mitteln wurden ausser den oben erwähnten Unterstützungsprogrammen auch andere Aktivitäten in der Branche gefördert, deren Realisierung sonst nicht
möglich wäre. Wie sich bereits aus den vorangegangenen Kapiteln ergibt, werden gesamtstaatlich z.B. die Tätigkeit der Tschechischen Tourismuszentrale, der Aufbau eines integrierten touristischen Informationssystems und die Erstellung eines Satellitenkontos vom Staat finanziert.682 Ausserdem kann die tschechische Tourismuswirtschaft aufgrund der EU-Beitrittskandidatur von einer überstaatlichen Vorbeitrittshilfe im Rahmen von verschiedenen Programmen der EU profitieren.683
Über die Förderung der regionalen Tourismusentwicklung durch die Kreisbehörden in den
Jahren 1995-1999 gibt die Tabelle 34 Auskunft. Obwohl die Unterstützung der Tourismusentwicklung in dieser Periode gesetzlich nicht verankert wurde, konnte man eine steigende
Tendenz beobachten. Dies war ausser der allgemeinen inflationären Entwicklung wohl den
Bemühungen der einzelnen Bezirke, die fallenden Touristenzahlen wieder anzuheben, zuzu-
677
678
679
680
681
682
683
Ausführlich zu den einzelnen Voraussetzungen vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2001), S. 1 f.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2001d), S. 1 ff.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2002b), S. 6.
Vgl. http://www.mmr.cz/index.html (Stand am 5.10.2002).
In Anlehnung an o.V. (2002), S. 30.
Vgl. Kap. 9.5.1, 9.5.2 und 9.5.3.
Vgl. Kap. 9.7.3.
202
rechnen. Über die Finanzierung der touristischen Aktivitäten durch die im Jahr 2000 neu entstandenen Bezirksbehörden gab es Ende 2002 noch keine statistisch fundierten Angaben.
Förderung der regionalen Tourismusentwicklung (in Mio. Kč)
Jahr/Region
Prag
Mittelböhmen
Südböhmen
Westböhmen
Nordböhmen
Ostböhmen
Südmähren
Nordmähren
Total
1995
17.0
4.0
3.8
20.2
5.4
4.8
21.8
4.5
81.5
1996
24.0
3.6
4.6
7.2
5.4
4.9
23.5
5.8
79.0
1997
22
4.0
4.6
5.3
4.2
6.0
25.2
5.6
76.9
1998
24.9
4.4
5.3
6.5
6.8
6.0
28.3
6.1
88.3
1999
20.4
4.5
6.7
19.0
7.6
10.6
28.8
24.9
122.5
Tabelle 34: Förderung der regionalen Tourismusentwicklung (1995-1999)684
Trotz den erwähnten Massnahmen ist die staatliche Förderung der Tourismusbranche in der
Tschechischen Republik, wie gezeigt, im Vergleich zu anderen Industrie- und auch Transformationsländern gering. Die Unterstützung der KMU ist ungenügend und die Tourismuszentrale ist nicht im Stande, eine wirksame Werbung durchzuführen. Der Forschung und der Ausbildung wird ebenfalls nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet. Es besteht kein Tourismusfonds
und das einjährige Unterstützungsprogramm stellt mit sehr beschränkten Mitteln keine zukunftsträchtige Lösung dar. Ein staatliches Finanzierungssystem muss auf klaren, objektiven
und stabilen Regelungen basieren, an denen sich alle Subjekte der Branche orientieren und sie
in ihren langfristigen Strategien berücksichtigen können. Was der Staat in den Fremdenverkehr investiert, ist nach Ansicht von Vertretern der verschiedenen Berufsverbände „wie ein
Tropfen auf den heissen Stein“685. Dies trotz dem Wissen, dass sich die staatlichen Mittel, die
für die Unterstützung des Fremdenverkehrs benützt werden, viel schneller auszahlen als in
anderen Wirtschaftsbereichen. Im Jahr 1997 brachte nach Berechnungen des Ministeriums für
Regionalentwicklung eine Krone, die der Staat in die Tourismusentwicklung investierte, 180
Kronen in Form von Deviseneinnahmen zurück.686
9.6.4
Übrige Instrumente
Die staatlichen Organe können ausser den soeben detailliert erörterten Instrumenten auf eine
Reihe von weiteren Massnahmen zugreifen, mit deren Hilfe sie die Tourismusentwicklung in
die gewünschte Richtung lenken. Die an dieser Stelle kurz skizzierten Massnahmen gehören
nicht zu den tragenden Säulen der tschechischen Tourismuspolitik und sind für sie deshalb
eher von untergeordneter Bedeutung. Auf die bereits diskutierten bildungspolitischen und
konstitutiven Instrumente wird nicht mehr näher eingegangen.687
684
685
686
687
In Anlehnung an Mag Consulting (2000d), S. 42.
Interviews an der Ferienmesse in Prag (2000).
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (1999), S. 19.
Vgl. Kap. 9.3.1 und 9.5.4.
203
•
Umweltinstrumente: Die umweltfreundliche und nachhaltige Gestaltung von Tourismusprodukten kann der Staat mit Hilfe von verschiedenen Mitteln unterstützen. In
Tschechien sollten die Anreize neuerdings vor allem vom Gesetz über die Unterstützung der nachhaltigen Tourismusentwicklung ausgehen. Wie aus dem Kapitel 9.6.1.5
hervorgeht, können die staatlichen Beiträge für die Finanzierung der touristischen Projekte nur diejenigen Gemeinden erhalten, welche dabei die Prinzipien der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Das gleiche gilt für die Erteilung eines Zertifikates, welches die
Nachhaltigkeit auf ihrem Gebiet belegt.
•
Informatorische Instrumente: Auf den Verhaltenswandel bei Konsumenten und Anbietern von touristischen Dienstleistungen zielen informatorische Instrumente. Als Beispiel für die Anhebung des Interesses am regionalen Tourismus kann der im Jahr 2002
gestartete Vortragszyklus „Regionale Tage“ der Tschechischen Tourismuszentrale genant werden. In seinem Rahmen werden dem interessierten Publikum die einzelnen
Regionen mit ihrem Angebot vorgestellt.
•
Partizipatorische Instrumente: Mit dem Einsatz von partizipatorischen Instrumenten
versuchen die staatlichen Organe vor allem auf der lokalen Ebene alle vom Fremdenverkehr Betroffenen an den touristischen Projekten zu beteiligen und sie für die touristischen Angelegenheiten zu sensibilisieren. Im Zusammenhang mit der neuen regionalen Aufteilung des Landes und der Stärkung der tourismuspolitischen Kompetenzen
auf der dezentralen Ebene688 ist anzunehmen, dass diese Massnahmen in Zukunft an
Wichtigkeit gewinnen werden.
•
Forschung: Mit der Unterstützung der Forschung kann ein bedeutender Beitrag zur
Überwindung bestehender Probleme der Tourismusbranche geleistet werden. In
Tschechien gibt es gegenwärtig keine staatliche Stelle, die sich mit der Forschung auf
dem Tourismusgebiet beschäftigt. Vereinzelte Daten werden vom Tschechischen Statistischen Amt, von der Tourismuszentrale sowie von verschiedenen privaten Marketingunternehmen gesammelt und ausgewertet. Zur Sicherung einer kontinuierlichen
Forschung, die der Tourismuspolitik unverfälschte und aussagefähige Grundlagen für
ihre Entscheidungen liefert, genügt dies keinesfalls.689 Deshalb wäre es sinnvoll, die
Gründung einer staatlichen Forschungsstelle in Betracht zu ziehen.
Im Weiteren kann der Staat die Tourismusströme durch eine gestaffelte Ferienregelung oder
die Durchsetzung von Devisen-, Grenz- und Gesundheitsvorschriften lenken. Wegen der internationalen Verflechtung des Fremdenverkehrs beschäftigen diese Fragen vermehrt auch die
internationalen Staatsgemeinschaften.690 Dabei steht gegenwärtig vor allem wegen der Gefahr
der Terroranschläge die Gewährleistung der Sicherheit der Besucher an oberster Stelle in der
Agenda der internationalen Zusammenarbeit. Beachtliche Aufmerksamkeit wird auch der
Förderung der nachhaltigen Tourismusentwicklung geschenkt.
Wie aus dem Kapitel 4.7 hervorgeht, gibt es ausser den erwähnten direkten Instrumenten, die
hauptsächlich aus dem Fremdenverkehr heraus begründet werden, auch eine ganze Reihe von
indirekten Massnahmen, die den Tourismus massgeblich tangieren. Dies ergibt sich aufgrund
688
689
690
Vgl. Kap. 5.3.
Vgl. Kap. 9.5.3.
Vgl. Greuter (2000), S. 210.
204
seiner engen Vernetzung mit anderen Branchen. Indirekte Massnahmen findet man zum Beispiel in der Verkehrs-, Raumplanungs-, Ausländer-, Regional- und Umweltpolitik.691 Die
Tourismusbranche wird auch von jenen Massnahmen betroffen, welche die allgemeinen Bedingungen für alle Wirtschaftssubjekte festlegen, wie etwa die Konjunktur-, Währungs-,
Geld-, Wettbewerbs-, Steuer-, Sozial-, Arbeits- und Landwirtschaftspolitik. Ihr Einfluss auf
den Fremdenverkehr bleibt in Tschechien aber nach wie vor meistens unberücksichtigt. Dies
wird unter anderem aus dem Konzept der staatlichen Tourismuspolitik und aus dem operativen Sektorprogramm für den Tourismus, die fast nur direkte Massnahmen beinhalten, ersichtlich. Eine Ausnahme bildet die Umweltpolitik, deren Aspekte in die revidierten Fassungen der
beiden Dokumente im Jahr 2001 integriert wurden. Andere indirekte Instrumente wurden weiterhin nicht berücksichtigt. Dies obwohl es bei den eingesetzten Mitteln besonderes wichtig
ist, dass sie aufeinander abgestimmt sind, sich nicht gegenseitig ausschliessen oder in ihrer
Wirkung überschneiden. Auch die Zusammenarbeit der Ministerien in den Fragen des Tourismus ist schwach entwickelt und deshalb finden die touristischen Anliegen in anderen Bereichen der Politik ebenfalls nur wenig Beachtung. Der Versuch, dies durch die Gründung einer Kommission für Zusammenarbeit zu ändern, ist nach einem Jahr gescheitert.692
Eine detaillierte Untersuchung der beschriebenen indirekten Instrumente der Tourismuspolitik
würde den Rahmen der vorliegenden Dissertation um ein mehrfaches sprengen. Aus diesem
Grund kann sie an dieser Stelle nicht vorangetrieben werden und muss Gegenstand weiterer
Forschungsarbeiten bleiben.
9.7
Tschechien und die EU-Tourismuspolitik
Der im Kapitel 5.8 erörterte Abschluss des Europaabkommens und der kommende EU-Beitritt
brachten für die Tschechische Republik mehrere Verpflichtungen mit sich, die auch den Tourismus betreffen. Da die EU aber im Fremdenverkehr über keine vertraglich festgelegten
Kompetenzen verfügt, ist ihr Einfluss auf einzelne Staaten nicht so gross wie bei anderen Politikbereichen. Auf die wichtigsten Prinzipien der EU-Tourismuspolitik sowie auf einige Aktivitäten der Gemeinschaft im Tourismusbereich wird nachstehend eingegangen. Anschliessend werden die in Tschechien eingeleiteten Massnahmen und die Auswirkungen des EUBeitrittes auf die Tourismusbranche diskutiert sowie die Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung der touristischen Projekte durch die EU skizziert.
9.7.1
Prinzipien und Aktivitäten der EU-Tourismuspolitik
Wie bereits erwähnt, verfügt die EU über keine vertraglich festgelegten tourismuspolitischen
Kompetenzen. Im Vertrag von Maastricht wurde der Tourismus einerseits zwar als Tätigkeitsbereich der Gemeinschaft genannt, andererseits wurde ihm aber kein eigener Titel und
damit keine eigene Rechtsgrundlage, aufgrund welcher die Gemeinschaft aktiv werden könnte, zugewiesen.693 So stützen sich die touristischen Aktivitäten der EU auf die Rechtsgrundlagen aus anderen Bereichen wie der Umweltpolitik oder auf den Lückenschliessungsartikel
308 des EG-Vertrages. Danach kann der Ministerrat einstimmig eine entsprechende Vor691
692
693
Vgl. Kap. 5.2, 9.4.2, 9.6.1.3 und 9.6.1.5.
Vgl. Kap. 9.3.1.
Vgl. Art. 3 lit. u des EG-Vertrages.
205
schrift erlassen, wenn die Union in einem Bereich tätig werden müsste, für den sie sonst keine
Befugnis hätte.694 Auf der Basis dieser Generalermächtigung wurde z.B. der Aktionsplan zur
Förderung des Tourismus für die Jahre 1993-1995 erlassen.
Ohne eigentliche Kompetenz übt die EU dennoch zunehmend Einfluss auf den internationalen
Tourismus und die nationalen Tourismuspolitiken aus – zum Teil durch gezielte Massnahmen
wie dem Erlass der Pauschalreiserichtlinie und zum Teil durch tourismuspolitisch folgenreiche Massnahmen wie dem Erlass von Umweltrichtlinien, der Liberalisierung des Flugverkehrs und der Gestaltung von diversen Förderprogrammen. Während der laufenden Diskussion zeichnet sich jedoch ab, dass solch eine Kompetenzausweitung unter den Mitgliedstaaten
durchaus umstritten ist. Die klassischen Ferienländer Südeuropas würden weitergehende Aktivitäten begrüssen, die anderen Staaten nehmen aber mit dem Hinweis auf das Subsidiaritätsprinzip eine eher ablehnende Haltung ein. Nach diesem Prinzip soll die EU in Bereichen, die
nicht in ihre ausschliessliche Zuständigkeit fallen, nur dann aktiv werden, wenn die Mitgliedstaaten selbst nicht in der Lage sind, Lösungen zu finden und wenn diese besser auf Unionsebene gefunden werden können.695 Aus diesem Grund sind auch die meisten Tourismusregelungen in Form von Richtlinien gekleidet, die nicht unmittelbar in den Mitgliedstaaten gelten,
sondern diese verpflichten, bestimmte Regelungen binnen festgelegter Frist in nationales
Recht umzusetzen.696 Der Erlass zahlreicher Richtlinien, die sich mit dem Fremdenverkehr
befassen, beweist, dass die EU auf legislativer Ebene sehr aktiv ist. Zu ihren anderen bedeutenden Aktivitäten gehörten beispielsweise folgende:
694
695
696
697
698
699
•
Europäisches Jahr des Tourismus: Mit der Erklärung des Jahres 1990 zum Europäischen Jahr des Tourismus bot sich der EU die Gelegenheit, die wirtschaftliche und soziale Funktion des Tourismus deutlich zu machen und die Kooperation zwischen dem
öffentlichen und privaten Sektor zu fördern. Als Hauptziel wurde die Verstärkung der
Integrationsrolle des Fremdenverkehrs für die zukünftige europäische Entwicklung
verfolgt.697 Ob das Ziel erreicht wurde, wird unterschiedlich bewertet. Nach Aussage
von Mundt „blieb dieses Jahr den meisten Menschen Europas eher verborgen, weil es
von der Kommission weder vernünftig vorbereitet, noch auch von entsprechenden Ereignissen begleitet war.“698 Nach Malá war das Jahr aber erfolgreich: „Es hat nicht nur
das gesamteuropäische Interesse am Tourismus geweckt, sondern auch die Zusammenarbeit und Kontakte zwischen den staatlichen Organen und zwischen den Unternehmen der Branche vertieft.“699
•
Aktionsplan zur Förderung des Tourismus: Der Aktionsplan zur Förderung des Tourismus in den Jahren 1993-1995 verstärkte und erweiterte die bisherigen Aktivitäten
der Gemeinschaft. Er enthielt die ersten Lösungsansätze für kurz- und mittelfristige
Probleme des europäischen Tourismus und gab den Rahmen für direkte Massnahmen
der Gemeinschaft zur Förderung des Fremdenverkehrs vor. Konkret handelte es sich
um Entflechtung der Ferientermine, Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, Verbesserung des Verbraucherschutzes, Unterstützung des Kultur-, Sozial-, Ju-
Vgl. Art 308 des EG-Vertrages; Petermann (1998), S. 151.
Vgl. Art. 5 des EG-Vertrages; Kahleborn/Kraack/Carius (1999), S. 50; Petermann (1998), S. 151.
Vgl. Mundt (1998), S. 440; Kres (1997), S. 54.
Vgl. Malá (2000), S. 15.
Mundt (1998), S. 440.
Malá (2000), S. 15 (Übersetzung der Verfasserin).
206
gend- und Agrotourismus sowie umweltfreundlicher Tourismusentwicklung, Koordination der Tourismuspolitik und gemeinsamer Werbemassnahmen, Optimierung der
Ausbildung, Verbesserung des Informationstandes über die Branche und Vereinheitlichung der Statistik.700 Die Evaluation des Aktionsplans durch PriceWaterhouseCoopers förderte aber gravierende Mängel zu Tage. Der erstellte Bericht bewertete den
Aktionsplan als Flickwerk verschiedener Initiativen, die insgesamt keinen Zusammenhang aufweisen.701 Die Europäische Kommission beurteilte den Plan trotz seines experimentellen Charakters und bestimmter Schwächen aber insgesamt als positiv, vor allem da es mit ihm gelang, Beziehungen zwischen Kommissionsdienststellen, Mitgliedstaaten und anderen Beteiligten auf regionaler und sektoraler Ebene zu knüpfen
und den Weg für Partnerschaften mit der Tourismuswirtschaft zu ebnen. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, welche Art von Massnahmen für die zukünftige Förderung des Fremdenverkehrs geeignet ist.702
700
701
702
703
•
Grünbuch zum Tourismus: Die Veröffentlichung des Grünbuches über die Rolle der
Union im Bereich des Fremdenverkehrs im Jahr 1995 bildete eine weitere bedeutende
Aktion der EU. Das Dokument sollte eine Debatte über die Aufgabe der EU bei der
Förderung des Tourismus anregen und den Weg zu einer umfassenden Beratung über
dieses Thema bereiten. Es wurden vier Möglichkeiten skizziert: Einschränkung oder
Einstellung spezifischer Aktionen, Beibehaltung des gegenwärtigen Rahmens und Aktionsniveaus, Intensivierung der Gemeinschaftsaktionen auf der Grundlage des geltenden Vertrages oder Entwurf einer gemeinsamen Tourismuspolitik. Die Ausführungen
zu den einzelnen Optionen machten deutlich, dass die EU nicht abgeneigt wäre, eine
gemeinschaftliche Tourismuspolitik zu betreiben. Als konkrete Betätigungsfelder
wurden vor allem Konsumentenschutz, Aufbau der Verkehrsnetze, Verbesserung der
Dienstleistungsqualität, Förderung der Informationsgesellschaft, Ausbildung, Regionalpolitik, Umweltschutz, Forschungs- und Entwicklungspolitik, kulturelle Aktionen
sowie Unterstützung der KMU genannt.703
•
Programm Philoxenia I&II: Das mehrjährige Programm für die Förderung des Tourismus wurde 1996 ausgearbeitet. Es war langfristig auf die Verbesserung der Qualität
und Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Fremdenverkehrs sowie auf die Steigerung seines Beitrags zu Wachstum und Beschäftigung ausgerichtet. Als mittelfristige
Ziele wurden vor allem die Verbesserung der Kenntnisse und Statistiken über den
Tourismus, Schaffung eines entsprechenden legislativen Rahmens, Optimierung der
finanziellen Förderung der Tourismusprojekte, Steigerung der Besucherzahlen aus
Drittländern, Intensivierung der Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten, qualitative Verbesserung des Angebotes und Förderung des sanften Tourismus angestrebt. Zur Realisierung dieses Projektes, an welchem sich auch die assoziierten Länder Mittel- und
Osteuropas hätten beteiligen können, kam es aber nicht, da das Programm vom Ministerrat nicht genehmigt wurde. Als mögliche Gründe für die Ablehnung wurden die
harte Kritik an den Ergebnissen des Aktionsplans und dessen starke Konzentration auf
Vgl. Europäische Kommission (1997a), S. 8 ff.; Assam/Raffling (1994), S. 12 ff.
Vgl. Europäische Kommission (1996), S. 29.
Vgl. Europäische Kommission (1996), S. 1 ff. und (1997a), S. 8 ff.
Vgl. Europäische Kommission (1997a), S. 34 f.; o.V. (1996), S. 135.
207
die Mittelmeerländer genannt.704 Nach dem Scheitern von Philoxenia wurde von der
High Level Group, bestehend aus europäischen Tourismusexperten, ein neues Förderungsprogramm erarbeitet. Gegenwärtig wird abgewartet, ob mindestens dieses Programm beim Rat seine Zustimmung findet.
Die oben aufgelisteten Projekte stellen nur einen Teil der Aktivitäten der EU dar. Von den
bedeutenden Tätigkeiten der letzten zwei Jahre sind vor allem noch die Resolution zum
Fremdenverkehr des Europäischen Parlamentes und die Veranstaltung des ersten Europäischen Forums für Tourismus im Jahr 2002 zu nennen. In der Resolution wird die wirtschaftliche Bedeutung der Tourismusbranche hervorgehoben und Vorschläge zur Stärkung ihrer
Entwicklungsfähigkeit unterbreitet. Es wird deutlich gemacht, dass sich Massnahmen in anderen Bereichen auf den Fremdenverkehr massgeblich auswirken – deshalb wird eine strengere
Überwachung der Folgen der neuen Gesetzgebung sowie sämtlichen Aktionen, die den Tourismus indirekt beeinflussen könnten, gefordert. Auch wird das Ziel genannt, einen konstruktiven Dialog in der Branche zu unterstützen. Dazu soll das jährlich stattfindende Forum beitragen, das die Kooperation und Koordination in der Branche verbessern und für die Tourismusverantwortlichen eine Diskussionsplattform schaffen soll.705
Ausserdem bestehen zahlreiche Initiativen und Programme, die zwar nicht direkt auf den
Fremdenverkehr ausgerichtet sind, aber trotzdem einen wichtigen Beitrag zu seiner Entwicklung leisten können. Es handelt sich beispielsweise um Unterstützungsprogramme zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von KMU und der regionalen Entwicklung, Verbesserung der
Ausbildung und Forschung, Unterstützung des Einsatzes von Informationstechnologien, Ausbau der Verkehrsnetze und Intensivierung des Umweltschutzes.706 Die Tourismusbranche
kann indirekt auch von den europäischen Strukturfonds profitieren – Ende der 90er Jahre flossen nahezu 6% aller Darlehen in den Fremdenverkehr. Die Hauptquelle für die Finanzierung
der touristischen Entwicklung stellt der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)
dar. Ausgewählte Länder können eine Hilfe aus dem Kohäsionsfonds für die Finanzierung der
Projekte in den Bereichen Umwelt und Verkehr beantragen. In Verbindung mit den Strukturfonds stellt auch die Europäische Investitionsbank Mittel für eine ausgewogene nachhaltige
Entwicklung bereit und der Europäische Investitionsfonds erleichtert die Finanzierung von
transeuropäischen Netzen und KMU.707 Den Beitrittskandidaten steht eine Vorbeitrittshilfe in
Form von verschiedenen Unterstützungsprogrammen und Fonds zur Verfügung, die auch für
die Tourismusbranche beansprucht werden kann.708
704
705
706
707
708
Vgl. Europäische Kommission (1996a), S. 7 und (1996b), S. 8.
Vgl. Baldvinsdottir (2002), o.S.
Ein umfassender Überblick über die Unterstützungsprogramme ist im Internet-Wegweiser für die Tourismusbranche der Europäischen Kommission (2000) zu finden.
Vgl. Europäische Kommission (1997a), S. 69 ff. und (2000), S. 98 ff.
Vgl. Kap. 9.7.2.
208
9.7.2
Auswirkungen des EU-Beitrittes auf die tschechische Tourismusbranche
Ein Beitritt zur EU hat für die Kandidatenländer zur Folge, dass sie massgebende Vorbereitungen und Anpassungen in vielen Bereichen vornehmen müssen. Auch die Tourismusbranche bildet keine Ausnahme. In der Tschechischen Republik wurden die tourismuspolitischen
Ziele bereits im Jahr 1999 in den RDP-Plan eingearbeitet. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs bildet eine seiner sechs Prioritäten, für welche je ein separates operatives Sektorprogramm besteht.709 Die weiteren Anpassungen, auf die nachstehend eingegangen wird, betreffen die Annäherung der Rechtsordnung, die Intensivierung und Förderung der gegenseitigen
Zusammenarbeit und die Einführung einer einheitlichen Terminologie.
709
710
711
712
•
Annäherung der Rechtsordnung: Da ab dem Beitritt das EU-Recht über nationalem
Recht stehen wird, ist es unumgänglich, dass das tschechische Rechtssystem mit demjenigen der EU kompatibel ist. In der Tourismusbranche soll das Ziel durch die allmähliche Annäherung der tschechischen Rechtsvorschrifte an die von der EU erlassenen Richtlinien, Verordnungen und Empfehlungen erreicht werden. Bis zum Erlass
des Tourismusgesetzes im Jahr 2000 gab es in Tschechien keine Rechtsvorschrift, die
direkt den Tourismus zum Gegenstand hatte.710 Die Ausarbeitung dieses mit dem europäischen Recht voll kompatiblen Erlasses erfolgte im Einklang mit der Richtlinie
über Pauschalreisen (90/314/EWG). An der Annäherung an weitere EU-Normen wird
gearbeitet.711 Die Verantwortung dafür trägt das Ministerium für Regionalentwicklung, das mit Institutionen von anderen Bereichen, deren gesetzliche Bestimmungen
den Tourismus indirekt tangieren, zusammenarbeitet. Ausserdem ist das Ministerium
angehalten, alle seine Entscheidungen mit Rücksicht auf die EU-Tourismuspolitik und
im Einklang mit dem Weissbuch712 zu treffen.
•
Förderung der Zusammenarbeit: Bei der Unterstützung der Zusammenarbeit geht es
vor allem um den Informationsaustausch und die Beratung. Mehrere tschechische Berufsverbände pflegen Kontakte mit ähnlichen Vereinigungen in den EU-Staaten und
sind Mitglieder verschiedener europäischer Tourismusverbände. Viel Gewicht wird
auf die Unterstützung der Zusammenarbeit der grenznahen Regionen gelegt. Anfang
Vgl. Kap. 5.8 und 9.4.2.2.
Vgl. Kap. 9.6.1.
Für die Tourismusbranche sind vor allem folgende Normen von Bedeutung: Empfehlung über einheitliche
Informationen in Hotels (86/665/EWG), Entschliessung zu einer besseren zeitlichen und räumlichen Verteilung des Fremdenverkehrs (86/C340/01), Richtlinie über Massnahmen zur Förderung der tatsächlichen Ausübung der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für die selbständigen Tätigkeiten
bestimmter Hilfsgewerbetreibender des Verkehrs und der Reisevermittler sowie der Lagerhalter
(82/470/EWG), Richtlinie über die Erhebung statistischer Daten im Bereich Tourismus (95/57/EG), Richtlinie über die Verwirklichung der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für die selbständigen Tätigkeiten der persönlichen Dienste: 1. Restaurations- und Schankgewerbe, 2. Beherbergungsgewerbe und Zeltplatzbereiche (68/367/EWG), Richtlinie zur insbesondere auf die touristische Beistandsleistung bezügliche Änderung der ersten Richtlinie 73/239/EWG zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend die Aufnahme und Ausübung der Direktversicherung (mit Ausnahme der
Lebensversicherung) (84/641/EWG), Verordnung zur Einführung gemeinsamer Regeln für den grenzüberschreitenden Personenverkehr mit Kraftomnibussen (684/92/EWG) und die Verordnung über eine gemeinsame Regelung für ein System von Ausgleichsleistungen bei Nichtbeförderung im Linienflugverkehr
(295/91/EWG).
Vgl. Kap. 5.8.
209
der 90er Jahre wurden mehrere Euroregionen gebildet, welche die Regionen der
Nachbarländer vereinigen und sich häufig auch die Tourismusentwicklung zum Ziel
setzen. Diese Vorhaben werden von der EU durch Programme wie Phare CBC, Phare
Credo und Interreg finanziell unterstützt. Über einen umfangreichen Plan zur Förderung des Tourismus verfügt die Euroregion Nisa, wo unter anderem der Ausbau eines
Informations- und Navigationssystems in mehreren Sprachen und die Erweiterung von
Wanderwegen geplant werden.713
•
Vereinheitlichung der Terminologie: In allen EU-Ländern setzte man sich als Ziel die
Vereinheitlichung der Terminologie bei den Unterkunftseinrichtungen sowie bei anderen Anbietern von touristischen Dienstleistungen (CEN/TC/329). Bei der Beherbergung werden die einzelnen Einrichtungen und die von ihnen angebotenen Dienstleistungen definiert. Bei anderen Dienstleistungen werden die Begriffe wie Anbieter, Reise, Reiseführer und Reisevertrag bestimmt. Die Terminologie wird vom Normalisierungskomitee (CEN) festgelegt, dessen Mitglied seit 1997 auch Tschechien ist und
sich somit an ihrer Ausarbeitung aktiv beteiligen kann. Die einheitliche Terminologie
sollte in Zukunft die Transparenz auf dem Markt erhöhen und zum besseren Konsumentenschutz beitragen.714
Ausser den oben erwähnten Vorbereitungen gibt es noch eine Reihe von anderen Massnahmen, die der Tschechischen Republik auf dem Gebiet des Tourismus einen möglichst unproblematischen EU-Beitritt ermöglichen sollten. Zu nennen ist beispielsweise die Einführung der
Norm ISO 9000. Es handelt sich um ein europäisches Qualitätssicherungssystem, welches,
basierend auf einer Standardisierung einzelner Teilprozesse in den touristischen Unternehmen, eine Berechenbarkeit der Leistung für den Gast und klare Verhältnisse für den Mitarbeiter schaffen soll. Für den Erfolg ist ausschlaggebend, dass sowohl die Durchführung des Projektes selbst wie die Verankerung der einzelnen Qualitätsanforderungen durch intensive
Kommunikation mit den Mitarbeitern begleitet werden.715 Neben den Massnahmen, die sich
direkt auf den Fremdenverkehr beziehen, gibt es in verschieden Bereichen noch andere unzählige Aktionen, die ihn ebenfalls tangieren. Von allen ist das Projekt CEBRE zu nennen, das
auf die Untersuchung der Chancen der tschechischen Unternehmen auf dem europäischen
Markt, auf ihre Beratung und regelmässige Informationen über die Neuentwicklungen ausgerichtet ist.716
Was die Auswirkungen der EU-Erweiterung anbelangt, ist man sich in einer von der Europäischen Kommission ausgearbeiteten Studie einig, dass der Beitritt den mittel- und osteuropäischen Ländern ein erhebliches zusätzliches Wirtschaftswachstum bescheren könnte. Die
prognostizierten jährlichen Wachstumsraten von 4.6% bis 6.1% sind vor allem darauf zurückzuführen, dass die EU-Transferzahlungen und vermehrte ausländische Direktinvestitionen die
Investitionsquote massgeblich erhöhen werden. Zum anderen werden dank den Verschiebungen in der sektoralen Zusammensetzung der Produktion, welche der Wettbewerb im Binnenmarkt erzwingt, die Produktionsfaktoren effizienter eingesetzt und das Wachstumspotential
713
714
715
716
Die Euroregion Nisa wurde als erste Euroregion im Jahr 1991 gegründet. Sie vereinigt die Grenzregionen
von Deutschland, Polen und Tschechien, bedeckt eine Fläche von 11’366 km2 und umfasst 89 Städte und
742 Gemeinden. (Vgl. Vaško [2000], S. 71 ff.).
Vgl. Petrů (2000), S. 171 f.; Vitáková (2000b), S. 97; Houška (2001), S. 5.
Vgl. Bieger (2002), S. 268.
Vgl. http://www.cebre.cz/profil.asp (Stand am 29.1.2003).
210
gesteigert. Die Auswirkungen auf die bisherigen Mitglieder werden dagegen als gering, aber
auch insgesamt als positiv eingeschätzt.717 In der Tourismusbranche ist der Beitritt von den
Kandidatenländern mit vielen Hoffnungen aber auch Besorgnissen verbunden. Die EUMitglieder befürchten insbesondere die Verschärfung der Konkurrenz aufgrund der niedrigen
Preise der neuen Anbieter, gleichzeitig begrüssen sie aber die Möglichkeit der eigenen Expansion auf die angeschlossenen Märkte sowie die Erweiterung des potentiellen Kundenkreises. Die Unternehmer im Gast- und Beherbergungsgewerbe erwarten einen Zufluss von Arbeitskräften vom Osten, mit denen sie sich erhoffen, die offenen Arbeitsstellen zu besetzen.
Zugleich wachsen aber Sorgen, dass dadurch die Arbeitsbedingungen in der Tourismusbranche verschlechtert werden und die Angestellten vermehrt ausgenutzt werden könnten.718
In der Tschechischen Republik wird eine grössere Konkurrenz befürchtet, vor allem von der
Seite der internationalen Hotel- und Reisebüroketten mit genügender Investitionskraft und gut
funktionierendem Know-how System. Mit einem erhöhten Druck auf die Dienstleistungsqualität werden sich wahrscheinlich insbesondere die mit dem Kapital und der IT-Technologie
unzureichend ausgestatten einheimischen KMU schwer tun. Aus einer Untersuchung im
Gastgewerbe geht hervor, dass nur 15% der befragten Unternehmer mit keinen Veränderungen nach dem EU-Beitritt rechnen. Einen negativen Einfluss nach der Einführung von anspruchsvolleren hygienischen und qualitativen Standards erwarten die Befragten in den niedrigen Preisklassen. Die Unternehmer in den höheren Preisklassen sind dagegen optimistisch
veranlagt und versprechen sich von der Mitgliedschaft weitere Wachstumsimpulse. Etwa ein
Drittel von ihnen plant in den nächsten Jahren Investitionen, welche die Qualität der Dienstleistungen auf das europäische Niveau anheben sollten.719 Wegen den deutlich höheren Verdienstmöglichkeiten in den anderen EU-Ländern wird ein Abfluss von Arbeitskräften aus der
Branche befürchtet. Dies sollte sich aber vor allem bei dem niedrig qualifizierten Personal mit
mangelnden Sprachkenntnissen in Grenzen halten. Nicht zuletzt könnten auch vermehrte
Fehlentscheidungen aufgrund der ungenügenden Kenntnisse des neuen Marktes und des europäischen Rechtssystems zur Verschlechterung der Position der tschechischen Unternehmenssubjekte führen.720
Andererseits werden in Tschechien die Expansionsmöglichkeiten auf die neuen Märkte und
die Erweiterung des Kreises der potentiellen Kundschaft begrüsst. Grosse Wachstumsimpulse
werden z.B. im Kurorttourismus erwartet, da nach dem EU-Beitritt die ausländischen Krankenkassen die bereits beliebten Aufenthalte in tschechischen Kurorten mitfinanzieren können
werden.721 Gerechnet wird mit einer wachsenden Zahl von Dienst- und Geschäftsreisen sowie
mit dem Anstieg des Kongresstourismus.722 Der Weiterbildung der Angestellten wird in Zukunft mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden müssen und die Nachfrage nach qualifizierten
Managern wird steigen. Dies sollte langfristig zur Verbesserung der Dienstleistungsqualität
beitragen. Nach dem Beitritt werden der Tschechischen Republik viele neue Finanzierungsmöglichkeiten der Tourismusprojekte seitens der EU offen stehen, die in der Branche ver-
717
718
719
720
721
722
Vgl. Höltschi (2001), S. 15.
Vgl. Kupsová (2002), S. 18; Filip (2002), S. 74.
Vgl. http://www.vsh.cz/vsh/verejnost14.htm (Stand am 23.7.2002).
Vgl. Švarc (2002), o.S.
Vgl. Houdek (2002), o.S.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2003), S. 20 f.
211
mehrt Investitionen hervorrufen sollten.723 Allgemein ist man in der Tourismuswirtschaft der
Ansicht, dass die Vorteile einer EU-Mitgliedschaft die Nachteile überwiegen werden und dass
der Beitritt in der Anfangsphase nicht einen ähnlichen Schock wie bei der Einführung der
Marktwirtschaft verursachen wird. Aus einer Schätzung der Tschechischen Tourismuszentrale
geht hervor, dass im ersten Jahr nach dem EU-Beitritt die Anzahl der Besucher bis um 30%
ansteigen könnte – dies vor allem dank der vermehrten Dienst- und Geschäftsreisen. Für die
folgenden drei Jahre wird ein Wachstum zwischen 2-5% prognostiziert.724
9.7.3
Finanzielle Unterstützung der Tourismusvorhaben durch die EU
Als EU-Beitrittskandidat kann Tschechien von einer Vorbeitrittshilfe profitieren, die auch für
die Tourismusbranche beansprucht werden kann. Im Programm Phare725 ist der Fremdenverkehr als solcher zwar nicht als eine der unterstützungsbedürftigen Gebiete aufgeführt. Da in
seinem Rahmen aber die regionale Entwicklung unterstützt wird, können die Regionen auch
für die touristischen Projekte gewisse finanzielle Mittel erhalten. Bis jetzt wurden beispielsweise verschiedene Velorouten, regionale Informationssysteme, mehrsprachige Navigationsschilder und Renovationen von mehreren Schlössern von Phare mitfinanziert.726 Im Jahr 1998
war das Programm auf die Unterstützung der Mikroregionen Haná und Jeseníky ausgerichtet.
Im Laufe der nächsten drei Jahre wurden mit Hilfe von 3 Mio. EUR 187 Projekte realisiert,
die vor allem den Ausbau der touristischen Infrastruktur förderten. Im Jahr 2000 erhielten die
NUTS II Moravskoslezsko und Severozápad über 24 Mio. EUR für die Unterstützung der
KMU, die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und die Verbesserung der touristischen Infrastruktur.727 Seit 2000 werden von Phare aber nur Vorhaben unterstützt, an denen sich auch die
tschechische Seite finanziell mit mindestens 25% beteiligt – dadurch soll das Investitionsvolumen noch zusätzlich erhöht werden. Für die Förderung der Entwicklung in den grenznahen
Regionen sind vor allem die Unterprogramme Phare CBC und Phare Credo bestimmt.728
Indirekt kann die Tourismusbranche von den Fonds Sapard und Ispa profitieren. Sapard bezweckt die finanzielle Hilfe für die Landwirtschaft und die Förderung der Entwicklung auf
dem Lande. Die Mittel können unter anderem für die Bildung und die Tätigkeit von Mikroregionen benützt werden, die sich für die Unterstützung des Fremdenverkehrs einsetzen. Ausserdem kommt der Ausbau der ländlichen Infrastruktur auch dem Tourismus zugute. Die Tourismusregion Český ráj erhofft sich z.B. von dieser Hilfe die Förderung von Agrotourismus,
den Aufbau von traditionellen Handwerkbetrieben und die Erweiterung von Dienstleistungen
von Informationszentren. Gegenwärtig kann Tschechien von Sapard jährlich bis zu 22 Mio.
EUR erhalten. Die Mittel des Ispa Fonds sind für den Umweltschutz und den Ausbau sowie
die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur bestimmt. Daraus können die standortgebundenen Tourismusunternehmen, deren Existenz von den Verkehrsverbindungen und vom Zustand
der Umwelt abhängig ist, einen beachtlichen Nutzen ziehen. Bis 2002 wurden im Rahmen
von Ispa in Tschechien 10 Projekte genehmigt und insgesamt 170 Mio. EUR für ihre Realisa-
723
724
725
726
727
728
Vgl. Kap. 9.7.3.
Vgl. Tschechische Tourismuszentrale (2003), S. 21.
Vgl. Kap. 5.8.
Vgl. Ječná (2000), S. 54.
Vgl. Ministerium für Regionalentwicklung (2002c), S. 14 f.
Vgl. Kap. 9.7.2.
212
tion gewährt. Für die folgenden Jahre wurde dem Land Hilfe in der Höhe von ca. 70 Mio.
EUR pro Jahr zugesprochen.729
Ausser den oben genannten Unterstützungsmassnahmen stehen der Tschechischen Republik
zur Finanzierung der Tourismusentwicklung seitens der EU noch weitere Möglichkeiten offen. Zu nennen ist beispielsweise das Mehrjahresprogramm für die KMU mit dem Ziel der
Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit durch einen erleichterten Zugang zum Investitionskapital, zur Forschung und zur Ausbildung. Ein Beispiel für ein kofinanziertes Tourismusprojekt im Rahmen dieses Programms ist Net-Quality, das die Verbreitung bewährter Managementpraktiken und der dafür geeigneten IT-Produkte unterstützt und dadurch den Einsatz
neuer Organisations- und Vermarktungsmethoden durch kleine Fremdenverkehrsbetriebe fördert. Weiter kann Tschechien von der Teilnahme an verschiedenen Programmen und Veranstaltungen profitieren. Von vielen werden an dieser Stelle die Ausbildungsprogramme Sokrates, Leonardo da Vinci, Tempus und Jugend und die Veranstaltung Europäischer Kulturmonat
genannt. Im Rahmen von Leonardo da Vinci wird zurzeit ein Weiterbildungszyklus für Fachleute in Gastronomie und Hotellerie vorbereitet. Die Teilnehmer müssen fünf verschiedene
Fächer absolvieren, von denen jedes in einem anderen EU-Land belegt werden kann.730
Wie bereits in den Kapiteln 5.8 und 9.4.2.2 dargestellt, wurden die Ziele der tschechischen
Tourismuspolitik in den RDP-Plan integriert. Ohne dies wäre die EU nicht bereit gewesen,
die Tourismusprojekte mitzufinanzieren. Die erhoffte Finanzierung der touristischen Vorhaben seitens der EU für die Jahre 2004-2006 wurde im Sektorprogramm für den Tourismus
präzisiert. Die zweckgebundenen Beiträge, die Tschechien nach seinem Beitritt vom Fonds
für Regionalentwicklung (EFRE) beziehen möchte, zeigt die Tabelle 35.
Finanzielle Mittel der EU für die Tourismusprojekte in Mio. EUR (2004-2006)
2004
Jahr
2005
2006
Verbesserung der Dienstleistungsqualität und Entwicklung der touristischen
Informations- und Reservationssysteme
2.58
2.58
2.58
Unterstützung von Marketingaktivitäten, Schaffung von neuen Tourismusprodukten, Förderung von Investitionen und Verbesserung des Schutzes des
Natur- und Kulturreichtums
8.76
13.29
17.67
Mittel für die administrative Durchführung des Sektorprogramms und seine
Kontrolle
0.17
0.24
0.31
Total
11.51
16.11
20.56
Zweck
Tabelle 35: Finanzielle Hilfe von der EU (2004-2006)731
729
730
731
Vgl. Patřičný/Váša (1998), S. 14 ff.; Ministerium für Regionalentwicklung (2002c), S. 15 ff.
Europäische Kommission (2000), S. 39; Parmová (2002), S. 52. Ein umfassender Überblick über die Unterstützungsprogramme für die Beitrittsländer ist im Internet-Wegweiser für die Tourismusbranche der Europäischen Kommission (2000) zu finden.
In Anlehnung an Ministerium für Regionalentwicklung (2002a), S. 45 f.
213
Zudem werden zurzeit für die NUTS II operative Regionalprogramme ausgearbeitet, in welche die touristischen Vorhaben des Sektorprogramms integriert werden sollen.732 So wird es
dann auch den NUTS II frei zustehen, finanzielle Mittel der EU zur Unterstützung ihrer Aktivitäten im Fremdenverkehr zu beantragen. Dies geschieht über vierzehn Entwicklungsagenturen, die für die Koordination und Unterstützung der regionalen Entwicklung im Einklang mit
der gesamtstaatlichen Politik verantwortlich sind.733
Aus den obigen Ausführungen wird ersichtlich, dass den Beitrittsländern relativ viele finanzielle Hilfen für die Förderung des Tourismus offen stehen. Wie in den tschechischen tourismuspolitischen Kreisen aber bereits mehrmals erwähnt wurde, kommt es häufig darauf an, ob
sich das bestimmte Kandidatenland über alle Möglichkeiten umfänglich informiert und ob es
die Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und zum richtigen Zweck anfordern kann: „Es gibt genug finanzielle Mitteln von der EU, wir wissen aber nicht, wie sie beantragen, da wir die Prozesse der europäischen Bürokratie nicht beherrschen.“734 Seit 2001 erfüllt die Tschechische Tourismuszentrale die Funktion des Vermittlers zwischen der EU und
den tschechischen Regionen. Mit ihrem Einsatz erhofft man sich die Sicherstellung der Mittel
zur Förderung der regionalen Tourismusentwicklung in einem grösst möglichen Umfang. Da
die Gewährung der finanziellen Hilfe der EU meistens eine eigene Teilfinanzierung voraussetzt, sollten dadurch auch die Investitionen der einheimischen Unternehmer angekurbelt
werden. Dies sollte zu einer Erhöhung des gesamten Investitionsvolumen führen und folglich
zur Verjüngung des Angebotes und zur Verbesserung der Qualität von touristischen Dienstleistungen beitragen.
9.8
Fazit
Die politische Wende im Jahr 1989 brachte in der Tschechischen Republik viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen mit sich. Dass vor allem der Übergang von der Zentralplan- zur Marktwirtschaft keine einfache Aufgabe ist, beweist unter anderem die Tatsache,
dass die Transformation nach zwölf Jahren noch nicht abgeschlossen ist. Der erhebliche
Strukturwandel rief auch eine vollumfänglich neue Ausrichtung der Tourismuspolitik hervor.
Die Umstrukturierungen in der Branche und die Suche nach einem erfolgsversprechenden
Konzept sind aber, wie die Transformation selbst, noch nicht beendet.
Die Ausgestaltung der Tourismuspolitik als eine universelle Planungsaufgabe wurde kurz
nach der Wende abgelehnt. Die ideologisch ausgerichteten Ziele, die in der sozialistischen
Ära an erster Stelle verfolgt wurden, verschwanden aus der tourismuspolitischen Agenda.
Nachdem die grundlegenden Rahmenbedingungen für die private Unternehmenstätigkeit 1990
erlassen wurden, zog sich der Staat aus der aktiven Tourismuspolitik stark zurück und intervenierte nur fallweise. Da die tschechische Tourismusbranche vom Fall des Eisernen Vorhanges auch ohne staatliche Massnahmen in hohem Mass profitierte, führte die pragmatische
Tourismuspolitik zuerst zu keinen spürbaren Beeinträchtigungen. Der Fremdenverkehr gehörte bis zum Jahr 1996 zu den wenigen Branchen, die ein Wachstum verzeichneten und zur
732
733
734
Mit der Implementierung der Tourismusvorhaben in die Regionalpläne befasst sich ausführlich die Studie
„Lösung der im operativen Sektorprogramm beinhalteten Tourismusproblematik und ihre Implementierung
in die regionalen Pläne“, die im Auftrag des Ministeriums für Regionalentwicklung ausgearbeitet wurde.
Vgl. Mag Consulting (2000b), S. 3.
Valášek (2001c), S. 89 (Übersetzung der Verfasserin).
214
Verbesserung der gesamten Wirtschafts- und Beschäftigungslage beitrugen. Die fehlende
langfristige Zielsetzung sowie die Konzeptionslosigkeit der praktizierten Politik machten sich
erst 1997 sichtlich bemerkbar, als auch die Tourismuswirtschaft in eine Stagnation fiel. Es
wurde zunehmend konzeptionelles Vorgehen verlangt. Man erkannte allmählich die Vorteile
einer konzeptionellen Fremdenverkehrspolitik und gab ihr den Vorzug vor der pragmatischen
Ausgestaltung. 1998 erklärte sich die neue sozialdemokratische Regierung bereit, einen rechtlichen Rahmen für die Branche zu schaffen, ein Konzept der staatlichen Tourismuspolitik
auszuarbeiten und den Tourismus in den RDP-Plan in Form eines Sektorprogramms zu integrieren. Mit diesen Massnahmen leitete sie den Übergang von der pragmatischen zur konzeptionellen Tourismuspolitik ein.
Das Konzept der staatlichen Tourismuspolitik und das Operative Sektorprogramm für den
Tourismus, welche die tourismuspolitischen Ziele und Strategien zu ihrer Erreichung festlegen, wurden 1999 präsentiert. Ein Jahr später kam noch die Strategie der Regionalentwicklung, welche die Tourismusentwicklung ebenfalls beinhaltet, dazu. Obwohl diese strategischen Papiere unbestrittenermassen einen grossen Fortschritt auf dem Weg zu einer konzeptionellen Fremdenverkehrspolitik darstellen, erfüllen sie viele Anforderungen an moderne Tourismuskonzepte nicht. Die höchste Priorität wurde in allen drei Dokumenten den ökonomischen Zielsetzungen eingeräumt. Soziale Ziele berücksichtigte man nicht und die ökologischen Anliegen wurden erst in den revidierten Versionen einbezogen. Die Zielsetzungen in
anderen Wirtschaftsbereichen wurden, bis auf jene der Regionalpolitik, nicht beachtet. Ausserdem sind viele Ziele nur kurzfristig und es ist nicht immer klar, wie sie ermittelt wurden,
da jegliche Analysen zu ihrer Festlegung fehlen. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit den
Ursachen der andauernden Stagnation der Branche, aus der sich Massnahmen zu ihrer Behebung ableiten liessen, fehlt ebenfalls. Diese Tatsachen deuten darauf hin, dass der Pragmatismus auch nach der Jahrtausendwende noch nicht vollständig überwunden wurde.
Zu den tourismuspolitischen Strategien, die zurzeit verfolgt werden, gehören vor allem die
Förderung der Nachfrage im Ausland, der Aufbau eines integrierten touristischen Informationssystems, die Verbesserung der Tourismusstatistik, die Optimierung der Aus- und Weiterbildung, die Verbesserung der Dienstleistungsqualität und die Förderung der regionalen Tourismusentwicklung. Für die Durchführung der Werbung im Ausland ist die Tschechische Tourismuszentrale zuständig. Wegen ihrem sehr kleinen Budget kann sie aber ihren Aktivitäten
nicht in erforderlichem Mass und entsprechender Qualität nachgehen. Eine neue Plattform für
die Verstärkung der Marketingaktivitäten und der Kooperation der Tourismusakteure soll das
Informationssystem „Czechtourservice“ bieten, von dem man sich unter anderem auch ein
Aufkommen des regionalen Tourismus erhofft. Nach den Verbesserungen in der Tourismusstatistik soll diese den Trägern der Tourismuspolitik qualitativ hochwertigere Entscheidungsgrundlagen liefern. Das geplante Satellitenkonto wird eine Gesamtübersicht über den Beitrag
der Tourismusbranche für die Volkswirtschaft ermöglichen und somit ihre wirtschaftliche
Bedeutung transparent machen. Der Bildung will der Staat in Zukunft ebenfalls mehr Aufmerksamkeit schenken und einige Reformen im Schulsystem durchführen. Das jetzige Angebot an Aus- und Weiterbildung entspricht häufig nicht den Bedürfnissen der Tourismuswirtschaft und der Graben zwischen der Theorie und der Praxis scheint sich damit weiter zu vergrössern. Die ungenügenden Sprachkenntnisse und die Unfreundlichkeit der Angestellten bilden ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Verbesserung der Dienstleistungsqualität, die
bereits jahrelang als ein mehrfach belegter Schwachpunkt des tschechischen Tourismus gilt.
215
Die Bekämpfung der illegalen Unternehmenstätigkeit, die Einführung von Standards für die
Unterkunftseinrichtungen, die Zertifizierung der touristischen Betriebe und die Verschärfung
der Zulassungsvoraussetzungen für die Reisebüros stellen weitere Massnahmen dar, von denen man sich die Anhebung der Dienstleistungsqualität erhofft.
Seit 1996 ist für die Festlegung und die Realisierung der gesamtstaatlichen Tourismuspolitik
das Ministerium für Regionalentwicklung zuständig. Auf regionaler Ebene gehört der Fremdenverkehr seit 2000 zu den selbständigen Kompetenzen der Bezirksbehörden, die für die
Tourismusentwicklung in ihrer Region die Hauptverantwortung tragen. Auf lokaler Ebene
sind es die einzelnen Gemeinden, welche die Tourismusentwicklung auf ihrem Gebiet steuern. Diese neue Kompetenzaufteilung macht eine Abkehr von einer zentralisierten zu einer
dezentralisierten Leitung der Tourismusbranche deutlich. Neben den staatlichen Organen
existieren noch viele private und gemischte Verbände, die versuchen, auf die Fremdenverkehrspolitik zunehmend Einfluss zu nehmen. Wegen ihrer Zersplitterung, die sich vor allem
in ihrer grossen Zahl mit jeweils einer kleinen Mitgliederbasis und in der fehlenden Zusammenarbeit unter ihnen manifestiert, finden sie jedoch bei den staatlichen Organen keine beachtliche Akzeptanz.
Die Instrumente, derer sich die Träger der Tourismuspolitik bedienen, überlassen den Privaten relativ viel Entscheidungsspielraum. Am Anfang der Transformation waren insbesondere
die ordnungsrechtlichen Massnahmen, mit denen die Rahmenbedingungen für die private Unternehmenstätigkeit geschaffen wurden, von Bedeutung. Im Jahr 2002 tangierten den Tourismus bereits mehrere rechtliche Erlasse. Das einzige Gesetz, das sich aber ausschliesslich mit
ihm befasste, war das Tourismusgesetz. Die finanziellen Förderungsinstrumente wurden nach
der Wende massiv abgebaut. Im Vergleich zu anderen Transformations- und Industrieländern
sind die staatlichen Investitionen in die Tourismusbranche in Tschechien sehr gering. Es fehlt
ein Tourismusfonds – die jährlichen Unterstützungsprogramme stellen keine zukunftsträchtige Lösung dar. Ungenügend ist vor allem die Förderung der KMU, die nicht mehr aus eigener
Kraft fähig sind, das frühere Tempo der Tourismusentwicklung beizubehalten. Das bestehende System der allgemeinen Steuerumverteilung beeinträchtigt die kleineren Tourismusorte,
die über die Steuereinnahmen nur wenige finanzielle Mittel aus dem Fremdenverkehr auf ihrem Gebiet erhalten und somit keine Anreize zu seiner Förderung haben.
Im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt sind in Tschechien viele Vorbereitungen am Laufen,
die auch die Tourismusbranche betreffen. Da die EU aber im Fremdenverkehr über keine vertraglich festgelegten Kompetenzen verfügt, ist ihr Einfluss auf die einzelnen Staaten nicht so
gross wie bei anderen Bereichen. Über die Auswirkungen des Beitrittes auf die Tourismuswirtschaft ist man sich nicht einig. Einerseits wird insbesondere eine grössere Konkurrenz befürchtet, andererseits wird aber die Erweiterung der Märkte und des potentiellen Kundenkreises begrüsst. Seitens der EU werden die touristischen Vorhaben in Tschechien vom Programm Phare sowie der Fonds Sapard und Ispa unterstützt. Nach dem Beitritt werden der
Tschechischen Republik viele neue Finanzierungsmöglichkeiten offen stehen, die der Tourismusbranche neue Wachstumsimpulse bringen sollten. Es kommt dann nur darauf an, ob die
Tourismusverantwortlichen im Stande sein werden, die Hindernisse der europäischen Bürokratie zu überwinden, um die potentielle Hilfe zu erhalten.
217
10 Zukünftige Entwicklung der Tourismusbranche
10.1 Überblick
„Was die Zukunft bringt, wissen wir nicht, aber dass wir handeln müssen, wissen wir.“
Friedrich Dürrenmatt
Die Tourismusbranche befindet sich derzeit weltweit in einem umfassenden Wandel, der vor
allem durch die Globalisierung und die sich daraus ergebende Neugestaltung der Wettbewerbsbedingungen ausgelöst wurde. Die veränderten Marktbedingungen machen eine Anpassung der relevanten touristischen Strukturen und Strategien notwendig. Dies gilt auch für die
Tourismusbranche in Tschechien. Wie bereits im Kapitel 7.3 dargelegt wurde, befindet sich
die tschechische Tourismuswirtschaft nach mehreren Jahren des Wachstums nun in einer
Stagnation. Will das Land wieder an die erfolgreichen Jahre anknüpfen, sind einige Veränderungen in seiner Tourismuspolitik unabdingbar. Auf der mikroökonomischen Ebene kommt
es vor allem darauf an, wie schnell die einzelnen Unternehmen lernen, mit den veränderten
Bedingungen in der Branche umzugehen und sich der neuen Situation anzupassen. Auf der
makroökonomischen Ebene spielen die Ausgestaltung von tourismusfreundlichen Rahmenbedingungen und die Schaffung von Voraussetzungen, die eine kreative Nutzung von unternehmerischen Handlungsspielräumen ermöglichen, eine entscheidende Rolle.
In den folgenden Kapiteln wird der Vollständigkeit halber zuerst nochmals kurz auf den Lebenszyklus der tschechischen Tourismusbranche nach der Wende eingegangen. Näher skizziert werden die Ursachen der seit 1997 andauernden Stagnation, deren Behebung zu den wesentlichen Aufgaben der heutigen Tourismuspolitik gehören muss. Darauf folgend werden
anhand des adaptierten Diamant-Modells von Porter mögliche staatliche Massnahmen zur
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche dargestellt und mit dem heutigen
Stand verglichen.
10.2 Lebenszyklus der Tourismusbranche
Das Lebenszyklus-Modell kann auf einzelne Produkte, Märkte und Branchen implementiert
werden. Bei seiner Anwendung auf die Tourismusbranche wird meistens von der Betrachtung
einer Destination als ein Unternehmen ausgegangen, deren Lebenszyklus in die Organisationslebenszyklen eingebettet wird.735 In der Entwicklung einer Destination können somit
grundsätzlich vier Phasen unterschieden werden: Einführung, Wachstum, Reife und Degeneration oder Abschwung.736 Am Ende der Abschwungsphase kann das Unternehmen aus dem
Markt entweder endgültig ausscheiden oder eine Neuausrichtung in seiner Entwicklung in die
Wege leiten, indem es vor allem sein Angebot verjüngt und dem veränderten Nachfrageverhalten anpasst.
735
736
Ausführlich zu dieser Problematik vgl. Beritelli (1997), S. 27 ff.
Vgl. Bieger (2002), S. 104 f.
218
Wie bereits aus den Kapiteln 6.5 und 7.3 hervorgeht, befand sich die tschechische Tourismusbranche nach einer kurzen Einführungsphase Ende 1989 anschliessend sechs Jahre in einem
rasanten Wachstum. Die besten Ergebnisse, gemessen an der Zahl der ausländischen Besucher und an den realisierten Deviseneinnahmen, wurden im Jahr 1996 erreicht. Nach diesem
Rekordjahr fing das Marktvolumen der Branche an zu schrumpfen. Da die Zeichen, dass die
Tourismuswirtschaft in die Reifephase eintrat, übersehen oder nicht erkannt wurden, verstärkten sie sich im Laufe der Zeit. Dies führte folglich dazu, dass der Fremdenverkehr in Tschechien in eine Stagnation geriet und gegenwärtig an der Schwelle zur letzten Phase seines Lebenszyklus steht (vgl. Abbildung 26).
Deviseneinnahmen
Besucherzahlen
Tschechische
Tourismusbranche
?
?
?
Wachstum
Einführung
1990
Abschwung
Reife
1996
2002
Zeit
Abbildung 26: Lebenszyklus der tschechischen Tourismusbranche737
Um den Eintritt in die Abschwungsphase zu verhindern, müssen neben den Massnahmen auf
Einzelbetriebsebene auch die tourismuspolitischen Rahmenbedingungen der veränderten Situation angepasst werden und eine neue Ausrichtung in der Tourismuspolitik eingeschlagen
werden. Wird dies nicht gemacht und werden weiterhin Aktivitäten und Massnahmen eines
Wachstumsmarktes verfolgt, lässt sich die Degenerationsphase der Tourismusbranche kaum
noch verhindern. Der vor kurzem gestartete, im Kapitel 9.2.2 ausführlich diskutierte Übergang von einer pragmatischen zu einer konzeptionellen Tourismuspolitik stellt eine der wichtigsten bisherigen Aktivitäten des Staates bei der Neuausrichtung seiner Politik dar.
10.2.1 Ursachen der andauernden Stagnation
Die Gründe der seit 1997 bestehenden Stagnation der tschechischen Tourismuswirtschaft
wurden bereits in mehreren Kapiteln der vorliegenden Dissertation implizit oder explizit erwähnt. Die folgenden Abschnitte stellen eine Zusammenfassung der Ursachen dar, die den
Eintritt der Stagnationsphase begünstigten.
737
Eigene Darstellung in Anlehnung an Kotler/Bliemel (2001), S. 574.
219
Die angebotsorientierten Gründe lassen sich aus dem im Kapitel 6.3 ausgearbeiteten Profil
des touristischen Angebotes ableiten. Aus diesem ergibt sich, dass zu den sinkenden Leistungen der Branche insbesondere ungenügende Dienstleistungsqualität, Fehlen an regionalen
Tourismusprodukten, ungenügende Segmentierung des Marktes und Differenzierung des Angebotes, mangelnde Freundlichkeit, Sprachkenntnisse und Qualifikation der Angestellten,
unangemessenes Preis-/Leistungsverhältnis und Existenz der dualen Preise beitrugen. Auskunft über die nachfrageorientierten Ursachen geben die in den Kapiteln 6.5.2 und 6.5.3
durchgeführten Analysen der Nachfragestruktur und der Nachfragetrends. Die Gründe für die
sinkenden Besucherzahlen und Deviseneinnahmen im Incoming-Tourismus können vor allem
darin gesehen werden, dass nach sieben Jahren die Neugier nach einer früher unbekannten
Destination befriedigt war und Tschechien kein neues interessantes Angebot präsentierte.
Auch die Nachfrage der einheimischen Bevölkerung nach kurzfristigen Reisen in die westlichen Länder war gesättigt und die Auslandsreisen wurden vermehrt durch Aufenthalte in eigenen Ferienwohnungen ersetzt. Zu dieser Entwicklung trug zusätzlich die Wirtschaftskrise
bei, die Umstrukturierungen in den Ausgaben zuungunsten des Fremdenverkehrs hervorrief.
Die auftretenden Fehlentwicklungen auf der mikroökonomischen Ebene wurden im Kapitel
6.2.3 skizziert. Die in der Tourismusbranche dominierenden Klein- und Mittelunternehmen
verfügen nur über eine beschränkte wirtschaftliche Macht, was sich in einem schwierigen Zugang der KMU zum Investitionskapital und in ihrer fehlenden Innovationsfähigkeit manifestiert. Die ungenügende Ausbildung der Angestellten und ihre niedrige Entlöhnung tragen
ebenfalls zur abnehmenden Konkurrenzkraft der kleinen Unternehmen bei. Die herrschende
kurzfristige Denkweise der Unternehmer verunmöglicht überbetriebliche Kooperationen und
ein gemeinsames Vorgehen bei der Vermarktung der touristischen Dienstleistungen.
Auf die Verfehlungen der staatlichen Organe wurde im Kapitel 9 verwiesen. Die allzu lange
praktizierte pragmatische Tourismuspolitik begünstigte den Eintritt der Branche in die Stagnationsphase. Die Schwächen der pragmatischen Handlungsweise waren vor allem in der ungenügenden Förderung der Tourismusentwicklung, in der mangelnden Rechtssicherheit und
im unsystematischen Zugang zur Branche zu verzeichnen. Ein grundlegendes Problem bei der
Behebung der Stagnation stellen die geringen finanziellen Mittel dar, die der obersten Verwaltungsbehörde auf dem Gebiet des Tourismus, dem Ministerium für Regionalentwicklung,
zur Verfügung stehen. Wie bereits in den Kapiteln 9.5.6 und 9.5.1 festgehalten, sind die vom
Staat in die Tourismusentwicklung investierten Mittel im Vergleich zu anderen Industrieaber auch Transformationsländern sehr niedrig. Dies kann unter anderem darauf zurückgeführt werden, dass in Tschechien der Tourismusbranche in der Realität immer noch nicht die
Anerkennung als ein strategischer Wirtschaftszweig zukommt und die konzeptionelle Ausgestaltung der Tourismuspolitik erst an ihrem Anfang steht. Die touristischen KMU sind heutzutage aber nicht mehr aus eigener Kraft fähig, in einem globalen Wettbewerb zu bestehen und
bedürfen angemessener staatlicher Hilfe. Den wissenschaftlichen Erkenntnissen nach kann
gegenwärtig auch eine ganze Destination kaum mehr ein stabiles Entwicklungsgleichgewicht
ohne Engagement seitens des Staates erreichen.738 Die folgende Abbildung verdeutlicht den
Teufelkreis, in welchem sich die tschechische Tourismusbranche seit der zweiten Hälfte der
90er Jahre befindet.
738
Vgl. Kap. 4.3.1.
220
Mangel an finanziellen Mitteln
• Ungenügende Anerkennung
des Tourismus als ein
strategischer Wirtschaftszweig
• Unzureichende Werbung
• Fehlendes integriertes Informationsund Reservationssystem
• Veraltete Infrastruktur
• Fehlendes Angebot an regionalen
Tourismusprodukten
• Qualitativ ungenügende Statistiken
• Fehlende fundierte Tourismusforschung
• Mangelnde Ausbildung
• Ungenügende Unterstützung der KMU
• Unzureichende politische
Unterstützung der Branche
• Zersplitterung der Kräfte
• Kein gemeinsames Vorgehen
• Fehlendes politisches Lobbying
• Kurzfristiges Denken
• Ausgeprägtes Konkurrenzverhalten
• Ungenügende Dienstleistungsqualität
• Fehlen eines innovativen Angebotes
• Wachsendes Misstrauen der
Unternehmer
• Zweifel an der Zukunft der
Tourismusbranche
• Wachsende Unzufriedenheit der
Tourismusteilnehmer
• Fallende touristische Nachfrage
• Sinkende Wettbewerbsfähigkeit
der Branche
Abbildung 27: Stagnation der Tourismusbranche739
Nur aufgrund einer fundierten Analyse der Ursachen der Stagnation und Berücksichtigung der
Erfahrungen der anderen Länder, die sich in der gleichen Phase ihres touristischen Lebenszyklus befinden, können erfolgsversprechende Massnahmen zur Verbesserung der bestehenden Lage ermittelt werden. Die im Konzept der staatlichen Tourismuspolitik durchgeführte
SWOT-Analyse740 ist sehr oberflächlich und bietet den Tourismusakteuren keine genügende
Entscheidungsgrundlage. Je schneller wirksame Massnahmen zur Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche getroffen werden, desto geringer werden ihre weiteren
Verluste sein.
10.3 Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit (Diamant-Modell)
Wie im Kapitel 4.2 dargestellt, hat die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit in der Fremdenverkehrspolitik der entwickelten Länder, die sich an der Schwelle zur letzten Phase ihres touristischen Lebenszyklus befinden, gegenwärtig die oberste Priorität. Aus dem vorherigen Abschnitt geht hervor, dass die tschechische Tourismusbranche zurzeit auch in einer Stagnationsphase steht. Dies bedeutet, dass das Land mit den gleichen tourismuspolitischen Problemen wie die Industrieländer zu kämpfen hat. Will sich die Tschechische Republik auf dem in739
740
Eigene Darstellung.
Vgl. Kap. 9.4.2.
221
ternationalen Markt wieder behaupten, muss die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit deshalb
zu den zentralen langfristigen Aufgaben ihrer Tourismuspolitik gehören.
Das Zusammenspiel nationaler Rahmenbedingungen mit unternehmensspezifischen Wettbewerbsvorteilen lässt sich nach Porter als ein Diamant darstellen. Das im Kapitel 3.4.2 beschriebene Modell geht davon aus, dass für die Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes vier
Faktoren verantwortlich sind: die Ausstattung mit Produktionsfaktoren, die Präsenz und der
Entwicklungsstand von anderen Branchen, die Firmenstrategien, -strukturen und Wettbewerb
und die Nachfragebedingungen. Die staatlichen Organe können diese Faktoren mit verschiedenen Instrumenten beeinflussen. Die Massnahmen sollten aber nicht einen Subventionierungscharakter haben, sondern den Unternehmen innovative Impulse geben und somit zur
Erweiterung der Diamant-Determinanten und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit einer
bestimmten Branche oder Standortes einen Beitrag leisten.
10.3.1 Faktorbedingungen
Die Ausstattung der Tourismusbranche mit Produktionsfaktoren kann vereinfachend in natürliche Schönheiten, kulturelle Ressourcen, Arbeitskräfte, Infrastruktur und Kapital unterteilt
werden. Die Fähigkeit, kontinuierlich diese Faktoren zu verbessern, ist für die Entstehung von
Wettbewerbsvorteilen von grundlegender Wichtigkeit: „ … the stock of existing factors is less
important than the rate at which they are created, upgraded and specialized.“741 Deshalb besteht eine der Aufgaben des Staates in der Faktorbildung und -aufwertung, seien es nun qualifizierte Arbeitskräfte, wissenschaftliche Grundkenntnisse, Ausbau der touristischen Infrastruktur, Umweltschutz, Pflege des kulturellen Reichtums oder Zugang zum Kapital.742
Tschechien verfügt über ein breites Spektrum an natürlichen und kulturellen Ressourcen.743
Obwohl die klassischen Standortvorteile für die Tourismusentwicklung zwar immer eine geringere Rolle spielen,744 gehören die natürlichen und kulturellen Gegebenheiten gegenwärtig
unbestritten zum Hauptgrund für die Wahl Tschechiens als Reiseziel. Dies ergibt sich aus der
im Kapitel 6.3 durchgeführten Analyse des vorhandenen touristischen Potentials. Da es sich
bei diesen Ressourcen meistens um öffentliche Güter handelt, ist die staatliche Hilfe im Bereich des Umweltschutzes oder bei der Pflege des Kulturgutes für die Bewahrung dieses
Wettbewerbsvorteils von entscheidender Bedeutung. Das Engagement des tschechischen
Staates ist trotz dieser Kenntnisse aber ungenügend und erreicht nicht das Niveau von anderen
Industrie- und auch Transformationsländern.
Die Ausbildung der Arbeitskräfte und die Forschung, die auch Merkmale öffentlicher Güter
tragen, spielen für die Bildung der Wettbewerbsvorteile ebenfalls eine wichtige Rolle. Generell dürften Bildung und Wissen sogar zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren der Industrieländer des 21. Jahrhunderts gehören – je besser die Ausbildung der Mitarbeiter einer Branche
ist, desto häufiger sind Innovationen zu erwarten.745 Die Aktivitäten des Staates in der Tourismusforschung übersteigen meistens die Forschungsbereitschaft der einzelnen Unternehmen
741
742
743
744
745
Smeral (1996), S. 401.
Vgl. Greuter (2000), S. 110 ff.
Vgl. Kap. 5.2 und 6.2.1.
Vgl. Kap. 3.4.2.
Vgl. Greuter (2000), S. 200 f.
222
und kommen somit der ganzen Branche zugute. Das tschechische Ausbildungssystem hat
heutzutage mit vielen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Besorgniserregend ist vor allem der
sich vertiefende Graben zwischen der Theorie und der Praxis.746 Das Fehlen einer staatlichen
Forschungsstelle, die den Tourismusverantwortlichen für ihre Entscheidungen fundierte Unterlagen liefern würde, bildet ein weiteres Manko in der Ausstattung der tschechischen Tourismusbranche mit den Faktorbedingungen.747
Die Infra- und Suprastruktur bildet die nächste Determinante bei der Wettbewerbsfähigkeit
der Tourismusbranche. Ihr Stellenwert im Vergleich zu natürlichen Faktoren ist heutzutage
nicht klar erkennbar, da das Vorhandensein der gewünschten Anlagen je nach Besucherstruktur und Länge des Aufenthaltes immer öfters höher gewichtet wird.748 In Tschechien wird die
Qualität der touristischen Infra- und Suprastruktur heftig bemängelt, da sie das Niveau der
EU-Länder bei Weitem nicht erreicht. Ein entsprechendes Angebot an Sport- und Erlebnisattraktionen, die heutzutage vermehrt nachgefragt werden, ist nicht vorhanden.749 Aus diesen
Gründen sollte der tschechische Staat als Unterstützer der touristischen KMU und als Anbieter einer modernen öffentlichen Infrastruktur auftreten und damit zur Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Für die Aufwertung der Tourismuswirtschaft fällt weiter ins Gewicht, dass genügend Kapital
zu geringen Realkosten verfügbar ist, welches Investitionen in die Tourismusentwicklung und
Innovationen im Angebot ermöglicht. Wie im Kapitel 6.2.3 dargestellt, hält sich die Investitionstätigkeit in Tschechien in Grenzen, da der Zugang der KMU zum Kapital beschränkt ist.
Auch hier wäre deshalb eine Intervention der staatlichen Organe, mit dem Ziel der Vergrösserung des Angebots an Investitionskapital für die touristischen Betriebe, wünschenswert.
Aus den obigen Ausführungen ergibt sich, dass die tschechische Tourismusbranche ausser
den natürlichen und kulturellen Ressourcen gegenwärtig eher nur über qualitativ mässige Faktorbedingungen verfügt. Die Arbeitskräfte und die touristische Infra- und Suprastruktur sind
zwar in genügender Menge vorhanden, müssten aber qualitativ aufgewertet werden. Der Pflege und Erhaltung der natürlichen und kulturellen Gegebenheiten wäre ebenfalls mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Der Staat kann zur Verbesserung der Faktorbedingungen beitragen, indem er zum Beispiel ein hochwertiges Aus- und Weiterbildungsangebot bereitstellt, die
Forschung fördert, die nachhaltigen Tourismusprodukte steuerlich begünstigt oder die Einführung von Informationstechnologien und verbindlichen Qualitätsstandards unterstützt. Generell
können die staatlichen Organe die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche verstärken,
indem sie die Aufwertung der Produktionsfaktoren zu einem der Ziele ihrer Tourismuspolitik
machen.
746
747
748
749
Vgl. Kap. 9.5.4.
Vgl. Kap. 9.5.3.
Vgl. Smeral (1996), S. 408; Kap. 6.2.
Vgl. Kap. 5.2, 6.2 und 6.3.
223
10.3.2 Präsenz von anderen Branchen
Die Wettbewerbsfähigkeit einer Destination ist nicht nur durch die herrschenden Verhältnisse
in der Tourismusbranche, sondern auch durch die Qualität, die Vielfältigkeit und den Spezialisierungsgrad von anderen Branchen sowie durch ihre gegenseitige Kooperation bestimmt.
Da sich die in einer Branche vorhandenen Wettbewerbsvorteile in andere Branchen transferieren lassen, dürfte sich beispielsweise ein Innovationsprozess auf die ganze Wertschöpfungskette auswirken. Die Präsenz von erfolgreichen verwandten Branchen erlaubt vor allem einen
Informations- und Technologieaustausch, durch welchen häufig externe Skalenerträge entstehen, die von den einzelnen Branchen sonst nicht alleine direkt internalisiert werden könnten.
Bildungsinstitutionen und Forschungsinstitute können im engen Austausch mit der Wirtschaft
innovative Anwendungen neuer Erkenntnisse ebenfalls erleichtern.750
Wie aus dem Kapitel 3.3 hervorgeht, werden von den Konsumenten meistens nicht einzelne
touristische Dienstleistungen nachgefragt, sondern ein ganzes Leistungsbündel, welches als
eine Einheit wahrgenommen wird. Der Kunde differenziert oft nicht nach den verschiedenen
Erbringern und misst die Stärke der ganzen Dienstleistungskette nach ihrem schwächsten
Glied. Aus diesem Grund sind die überbetrieblichen sowie branchenübergreifenden Kooperationen und die Qualität von angebotenen Produkten jedes beteiligten Betriebes von grosser
Wichtigkeit. So kann beispielsweise die Hotellerie durch eine vertikale Verclusterung gemeinsam mit der Lebensmittelindustrie spezifische Kompetenzen, die Wettbewerbsvorteile
verschaffen, erarbeiten. Durch laterale Verflechtungen ist z.B. bei der Automatisierung von
Dienstleistungen eine Verbindung mit dem Bankensektor denkbar. Im Sinne einer horizontalen Verflechtung mit anderen Beherbergungsformen können weitere Kompetenzen in der
Marktbearbeitung entwickelt werden.751
Trotz dieser Erkenntnisse ist die Kooperation in der Tourismusbranche selber und mit den anderen Branchen ungenügend. Allgemein erklärt sich dies mit der Theorie der öffentlichen Güter. Wenn nicht ein individualisierter, schnell sichtbarer Nutzen erzielt werden kann, kommt
keine Zusammenarbeit zustande.752 Unter optimalen Voraussetzungen kann dagegen die Existenz von Kunden, Zulieferern und verwandten Branchen in einem bestimmten geographischen
Raum einen sich selbst verstärkenden Aufwertungsprozess auslösen und damit ein Branchencluster bilden.753 Die Notwendigkeit von Kooperationen wird umso eher erkannt, je weniger Wahrnehmungsverzerrrungen bestehen, je kleiner die Transaktionskosten sind, je mehr
kontrollier- und steuerbar die Kooperation ist, je klarer die Besitzverhältnisse am Nutzen sind
und je mehr Kernkompetenzen durch die Kooperation weiterentwickelt werden können. Da
die Cluster aber oft nicht von selbst entstehen, sind die staatlichen Organe angehalten, ihre
Bildung zu fördern. Auf der Ebene der Tourismuspolitik müssen Voraussetzungen geschaffen
werden, die vor allem eine selbstkritischere Wahrnehmung der Situation (Schulung, öffentlich
zugängliche Analysen), Senkung der Transaktionskosten (rechtlich stabiles Umfeld, Subvention der Entwicklungskosten von Kooperationen) und klarere Abgrenzung der Nutzung der
positiven externen Effekte (Schutz von Markenrechten an Destinationen, Mitfinanzierung des
Tourismusmarketing) ermöglichen. Die schon vorhandenen Cluster könnten folglich durch
750
751
752
753
Vgl. Bieger (1999), S. 6; Smeral (1996), S. 403; Greuter (2000), S. 104.
Vgl. Bieger (1999), S. 7 und (2001a), S. 6.
Vgl. Kap. 4.3.1.
Vgl. Greuter (2000), S. 114.
224
den Staat am ehesten gestärkt werden, indem Institute an Universitäten, Schulungs- und Forschungszentren, Datenbanken geschaffen und spezielle Innovationsprogramme lanciert werden.754
In der Tschechischen Republik sind die bestehenden Kooperationen auf einem niedrigen Niveau. Es fehlt an notwendiger Zusammenarbeit zwischen der privaten Tourismuswirtschaft
und den staatlichen Organen. Dies manifestiert sich beispielsweise im ungenügenden Dialog
im Prozess der Gesetzgebung, während dem die interessierten Exponenten der Tourismusbranche häufig nicht konsultiert werden. Wäre beispielsweise der erste Entwurf des Tourismusgesetzes755 angenommen worden, hätte bei seiner strengen Auslegung sehr wahrscheinlich kein Reisebüro mehr seine Tätigkeit ausüben dürfen. Auch weitere Beispiele wie die unüberlegte Bildung der künstlichen Tourismusregionen durch die Tourismuszentrale,756 die
sich in der Praxis bereits nach kurzer Zeit nicht bewährten, deuten darauf hin, dass die Kommunikation der staatlichen Organe mit der Tourismuswirtschaft ungenügend ist.
Die Kooperation unter den touristischen Betrieben selber lässt ebenfalls zu wünschen übrig.
Das kurzfristige Konkurrenzdenken und die Vision eines schnellen Gewinns statt einer Kooperation, die in einem langfristigeren Horizont für alle Beteiligten Nutzen bringend wäre,
dominieren in Tschechien eindeutig. Die meisten Unternehmer betrachten die anderen statt als
potentielle Partner in einer Dienstleistungskette ausschliesslich als Konkurrenten.757 Dies wird
z.B. bei den Präsentationen der Tourismusgebiete an verschiedenen Messen und Ausstellungen ersichtlich. Das Bild einer Region erscheint nur selten einheitlich, da sich die verschiedenen Unternehmen, Verbände, Städte, Gemeinden sowie andere Institutionen meistens einzeln
vorstellen und kein gemeinsames Angebot an touristischen Dienstleistungen bieten.758 Dieses
Vorgehen steht im krassen Widerspruch zu dem im Kapitel 4.5.5 diskutierten Konzept des
Destinationsmanagements, das seit den 90er Jahren in den Industrieländern vermehrt eingesetzt wird und unter anderem koordiniertes Vorgehen und Zusammenarbeit anstelle von Konkurrenzverhalten verlangt.
Auch bei näherer Betrachtung der privaten Träger der tschechischen Tourismuspolitik macht
sich eine Zersplitterung der Kräfte bemerkbar. Die grosse Anzahl der relativ kleinen Verbände, die teilweise gleiche oder sehr ähnliche Zielsetzungen verfolgen, wirkt sich nicht nur bei
Verhandlungen mit staatlichen Organen kontraproduktiv aus, sondern findet auch im Ausland
nicht in dem Mass Akzeptanz, wie dies bei einer starken Vereinigung der Fall wäre.759 Wenn
die privaten Institutionen in Zukunft vermehrt an der Gestaltung der Tourismuspolitik partizipieren wollen, ist aber ihre Kooperation, Koordination und Konzentration unabdingbar, da sie
nur so ihre Interessen durchsetzen können.
Die Vernetzung zwischen der Tourismusbranche und der Forschung ist ebenfalls unbefriedigend. In Tschechien gibt es zurzeit keine staatliche Stelle, die sich mit der Forschung auf dem
Gebiet des Tourismus beschäftigt. Obwohl das Tschechische Statistische Amt tourismusrelevante Daten sammelt sowie auswertet und die Tourismuszentrale einige Forschungen durch754
755
756
757
758
759
Vgl. Bieger/Weibel (1998), S. 196 ff.
Vgl. Kap. 9.6.1.1.
Vgl. Kap. 5.3.3 und 9.6.1.1.
Vgl. Kap. 6.2.3.
Vgl. Kap. 9.5.6.
Vgl. Kap. 9.3.2.
225
führt, erfüllen diese zwei Institutionen keineswegs die Funktion eines spezialisierten Institutes, das den Politikern qualitativ hochwertige Entscheidungsgrundlagen liefern und innovative
Anwendungen von neuen Erkenntnissen erleichtern würde.760 Um dies zu gewährleisten sollte
in Tschechien die Gründung einer staatlichen Forschungsstelle, wie dies in den meisten westlichen Ländern der Fall ist, in Betracht gezogen werden.
10.3.3 Firmenstrategien, Struktur und Wettbewerb
Die dritte Determinante des Diamanten beschreibt den Wettbewerb unter Unternehmen sowie
die Bedingungen, unter denen sie gegründet, organisiert und geführt werden. Die Firmenstrategien und -strukturen werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die vor allem
durch die Unternehmensgrösse bestimmt werden.761 Ein intensiver inländischer Wettbewerb
erlangt insbesondere für die Entstehung international erfolgreicher Branchen eine eminente
Bedeutung, da er neben dem Aspekt der Effizienz auch eine psychologische und politische
Disziplinierung fordert. Erzielen die ausländischen Unternehmen bessere Ergebnisse als die
inländischen Konkurrenten, wird häufig argumentiert, dass die ausländischen Betriebe in den
Genuss von vorteilhafteren nationalen Rahmenbedingungen kommen. Beim Binnenwettbewerb zählen diese Argumente dagegen nicht. Unterliegt ein heimisches Unternehmen gegen
einen inländischen Konkurrenten, dann liegt die Ursache für das Scheitern einzig bei ihm.762
Was die Firmengrösse anbelangt, dominieren in der tschechischen Tourismusbranche eindeutig kleine Unternehmungen. Die Firmen mit 100 und mehr Mitarbeitern, welche mit ungefähr
20% zum Umsatz der Branche beitragen, bildeten im Jahr 1999 nur 0.14% der Gesamtzahl.763
Die beschränkte wirtschaftliche Macht der einzelnen KMU, die relativ hohen Produktionskosten, der erschwerte Zugang zum Investitionskapital und die daraus resultierende fehlende Innovationsfähigkeit führen dazu, dass viele von ihnen heutzutage nicht mehr fähig sind, aus eigener Kraft in Konkurrenz mit Grossunternehmen und internationalen Unternehmensketten zu
bestehen. Ausserdem verfolgen die meisten KMU nur kurzfristige Zielsetzungen, was bewirkt, dass keine Kooperationen unter ihnen zustande kommen.764 Unter solchen Umständen
ist es auch nicht möglich, eine Destination auf dem Tourismusmarkt als eine Einheit anzubieten und ihre Wettbewerbsfähigkeit damit zu erhöhen. Die staatliche Unterstützung der touristischen KMU ist in Tschechien ungenügend und hat eher Subventionierungscharakter, wodurch für die Branche keine langfristigen Wettbewerbsvorteile geschaffen werden.765
Die geschilderte KMU-Problematik ist in der europäischen Tourismusbranche nicht neu. Mit
dem gleichen Thema beschäftigen sich Länder wie Frankreich, die Schweiz, Deutschland und
Österreich: „The many small and medium enterprises … have difficulties forming a unique
destination with related experiences for global competition and to distribute their products
worldwide … Currently it is by far easier to market an island with a few hotels, an airport and
a well defined destination-related experience than to market a sophisticated highly developed
760
761
762
763
764
765
Vgl. Kap. 9.5.3.
Vgl. Smeral (1996), S. 404.
Vgl. Greuter (2000), S. 105.
Vgl. Tabelle 13. Definitionsgemäss gehören aber sogar diese Unternehmen zu KMU. (Vgl. Fussnote 389).
Vgl. Kap. 6.2.3.
Vgl. Kap. 9.6.3.
226
river valley in Austria or a mountain valley in Switzerland or Bavaria.”766 Wie bereits erwähnt wurde, handelt es sich bei den Kooperationen um ein öffentliches Gut, das von der privaten Tourismuswirtschaft nicht in einem genügenden Umfang hergestellt wird.767 Deshalb
muss hier der Staat intervenieren und günstige Bedingungen für die überbetriebliche Zusammenarbeit schaffen: „The challenge of tourism policy … will be to convince the SME [small
and medium enterprises] owners that they have to be open to cooperation and give up some
firm autonomy in order to survive economically in tourism.“768
Was die Wettbewerbsbedingungen auf dem tschechischen Tourismusmarkt anbelangt, wurde
bereits im letzten Kapitel dargelegt, dass der inländische Wettbewerb durch ein Konkurrenzverhalten geprägt ist, dass sich auf die Erreichung von kurzfristigen Zielen ausrichtet. Durch
die bestehenden Schutzregulierungen sind die einheimischen Unternehmen noch nicht vollkommen der internationalen Konkurrenz ausgesetzt, was sich unter anderem in einer vergleichsweise niedrigeren Qualität der angebotenen Dienstleistungen widerspiegelt. Dies sollte
sich nach dem EU-Beitritt im Jahr 2004 ändern. Mit der EU-Mitgliedschaft werden für die
Tourismusbranche einerseits Wachstumsimpulse erwartet, welche die Investitionen erhöhen
und die Dienstleistungsqualität verbessern; andererseits wird aber seitens der KMU (vor allem
diejenigen aus den niedrigen Preisklassen) eine wesentliche Verschlechterung ihrer Konkurrenzfähigkeit befürchtet.769 Die Schaffung der Voraussetzungen für das Bestehen der einheimischen Unternehmen auf dem europäischen Markt sollte zu den prioritären Aufgaben der
gegenwärtigen Tourismuspolitik gehören.
Zusammenfassend ergibt sich, dass die tschechische Tourismuswirtschaft über eine sehr ähnliche Unternehmensstruktur wie die westlichen europäischen Länder verfügt. Die Kooperationen in der Branche selber und mit anderen Branchen erreichen das europäische Niveau aber
bei Weitem nicht. Bei der unveränderten Verfolgung des bisherigen tourismuspolitischen
Kurses, und vor allem ohne vermehrte staatliche Unterstützung der KMU sowie ihrer gegenseitigen Zusammenarbeit muss die tschechische Tourismusbranche in Zukunft mit weiteren
Einbussen rechnen.
10.3.4 Nachfragebedingungen
Der inländische Markt ist oft dafür massgebend, dass die Präferenzänderungen und neue
Trends auf der Nachfrageseite von den Unternehmen wahrgenommen und nötige Innovationen vorgenommen werden. Dies lässt sich damit erklären, dass das Verständnis der Unternehmer gegenüber Bedürfnissen von einheimischen Kunden normalerweise viel mehr ausgeprägt ist als bei der geographisch und kulturell weit gelegenen Kundschaft. Wenn die lokalen
Nachfrager anspruchsvoll sind, dann können bestimmte Branchen besonders wettbewerbsfähig werden. Zum einen werden dadurch die Hersteller angehalten, immer qualitativ bessere
Produkte anzubieten und zum anderen können wählerische Konsumenten Trends kreieren, die
der Branche einen Vorteil verschaffen, wenn sie von den Unternehmen frühzeitig beachtet
werden. Ausserdem werden die Wettbewerbsvorteile einer Branche zusätzlich verstärkt, wenn
die Inlandnachfrage schnell wächst. Sie ist für die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit am
766
767
768
769
Smeral (1996), S. 404.
Vgl. Kap. 4.3.1.
Smeral (1996), S. 404.
Vgl. Kap. 9.7.2.
227
wirksamsten, wenn sie einen frühen und andauernden Antrieb für Investitionen und Innovationen ermöglicht.770
In Tschechien sind die einheimischen Nachfrager nach touristischen Dienstleistungen nicht
allzu anspruchsvoll. In der ersten Hälfte der 90er Jahre richtete sich ihre Nachfrage auf einfache, undifferenzierte, monokulturelle Basisleistungen mit minimalem Komfort – ein bescheidener Urlaub im Ausland wurde oft einem gehobeneren im eigenen Land vorgezogen. Auch
die ausländischen Besucher stellten an die Dienstleistungen keine grossen Ansprüche, da die
Neugier, eine unbekannte postkommunistische Destination zu bereisen so gross war, dass
nicht nach dem üblichen Komfort verlangt wurde. Als Resultat kam es zu keinen qualitativen
Verbesserungen und Innovationen der angebotenen Produkte. Der Nachfrageüberhang und die
Entwicklung des Tourismusmarktes zu einem Verkäufermarkt verstärkten diese Tendenz
noch zusätzlich. Erst Ende der 90er Jahre kam es zu grösseren Veränderungen. Aus den Reihen der tschechischen Unternehmer etablierte sich ein Segment, das vermehrt an komfortablen Reisen in höheren Preiskategorien interessiert war und ein innovatives Angebot forderte.
Die ausländischen Besucher waren zunehmend nicht mehr bereit, gewisse Missstände zu tolerieren und stellten an das Reisen in die postkommunistischen Länder immer höhere Ansprüche.771 Da man in der Tourismusbranche diese Signale aber nicht richtig wahrnahm und das
Angebot nicht entsprechend anpasste, wurden durch diese Impulse keine Wettbewerbsvorteile
geschaffen. Im Gegenteil, die Position des Reiselandes Tschechien auf dem internationalen
Markt fing an, wie bereits im Kapitel 7.4 skizziert wurde, sich kontinuierlich zu verschlechtern.
Neben den Konsumenten kann die touristische Nachfrage auch der Staat beeinflussen. Als
Abnehmer vieler Güter und Dienstleistungen hat er einen direkten Einfluss auf die Nachfragebedingungen. Wenn die staatliche Nachfrage die inländischen Branchen aufwerten und Innovationen schaffen soll, muss sie strenge Anforderungen an die Produkte formulieren und
durchsetzen sowie ein starkes Wettbewerbselement erhalten. Der Staat kann verschiedene Regulierungen schaffen. Strenge Normen führen in der Regel dazu, dass die Unternehmen die
Qualität verbessern, die verwendeten Technologien aufwerten, ihr Umweltbewusstsein stärken und auf das soziale Wohlergehen mehr achten. Solche Normen wirken wie ein anspruchsvoller Konsument, weil sie die Entwicklung von qualitativ besseren Gütern anregen.
Damit die staatlichen Anreize effizient werden, muss auf dem einheimischen Markt aber ein
wirkungsvoller Wettbewerb spielen – dann ist eine solche Anreizstrategie viel vorteilhafter
als eine blosse Subventionierung.772 Im Weiteren kann der Staat durch die Förderung von
Marketing- und Werbemassnahmen oder durch informatorische Kampagnen in den Medien
direkt die Nachfrager beeinflussen, indem er sie zum Beispiel für bestimmte Arten des Fremdenverkehrs sensibilisiert. Mit der Unterstützung eines Destinationsmarketings kann er mithelfen, potentielle Kunden für den Besuch der Destination zu gewinnen.
In der tschechischen Tourismusbranche ist die Beeinflussung von Nachfragebedingungen seitens des Staates eher schwach ausgeprägt. Die Nachfrage der staatlichen Institutionen setzt für
die Unternehmer meistens keine innovativen Impulse, da die Ansprüche an die Qualität der
verlangten Dienstleistungen nicht allzu hoch sind. Dies ist vor allem auf die noch eher quanti770
771
772
Vgl. Greuter (2000), S. 103 f.
Vgl. Kap. 6.5.3.
Vgl. Greuter (2000), S. 112 ff.
228
tativ orientierte Denkweise, die noch nicht abgeschlossene Transformation der Wirtschaft und
den Mangel an finanziellen Mitteln zurückzuführen. Verbindliche Standards für die Unterkunftseinrichtungen, die in vielen Ländern als eine Art staatliche Garantie für die Qualität von
angebotenen Dienstleistungen dienen, gibt es in Tschechien nicht.773 Für die Förderung der
touristischen Nachfrage im Ausland ist die Tourismuszentrale zuständig. Ihre Marketingaktivitäten sind im Vergleich zu anderen Ländern aber ungenügend und können die Veränderungen in der Nachfrage nicht im gewünschten Mass bewirken.774 Aus den obigen Ausführungen
ergibt sich, dass die Diamanten-Determinante „Nachfragebedingungen“ in der tschechischen
Tourismusbranche nicht stark ausgeprägt ist und der Branche momentan keine Wettbewerbsvorteile verschafft.
10.4 Wettbewerbsstrategien
In den vorangehenden Kapiteln wurden die vier Faktoren, welche für die Wettbewerbsfähigkeit eines Ortes oder Branche verantwortlich sind, identifiziert und analysiert sowie einzelne
Massnahmen zu ihrer Verbesserung vorgeschlagen. Es ergab sich, dass die tschechische Tourismusbranche in keiner Diamant-Determinante über wesentliche Wettbewerbsvorteile verfügt. Soll ihre Position auf dem internationalen Markt wieder gestärkt werden, muss der Vervollständigung des Diamanten in der zukünftigen Tourismuspolitik mehr Aufmerksamkeit
gewidmet werden und eine erfolgsversprechende Wettbewerbsstrategie festgelegt werden.
Aus den drei Grundtypen von Wettbewerbsstrategien bieten sich, da eine Destination wegen
des möglichen direkten Vergleichs durch die Kunden am Ort des Konsums nicht auf verschiedenen Märkten mit unterschiedlichen Qualitäten und Preisen präsent sein kann, die Kostenführer- und Differenzierungsstrategie an.775
Das Ziel der Kostenführerstrategie ist es, günstige und qualitativ standardisierte Produkte in
grossen Mengen bei gleichzeitiger Optimierung der Skalenerträge zu produzieren und damit
möglichst viele ausländische Besucher anzulocken.776 In der tschechischen Tourismusbranche
kam diese Strategie, obwohl sie eher unbewusst verfolgt wurde, in den ersten Jahren nach der
Wende zum Zug. Es wurden zwar meistens keine qualitativ zufrieden stellenden Dienstleistungen angeboten, aber dafür lag ihr Preis im europäischen Vergleich auf einem tiefen Niveau.777 Tschechien verfügte in Europa über den Ruf einer billigen Destination, was dazu beitrug, dass es vermehrt auch von der jungen Generation und von Gruppen mit niedrigerem
Einkommen als Reiseziel ausgesucht wurde. Zurzeit werden die Preise und vor allem jene für
die ausländischen Besucher778 allmählich an das Niveau der westlichen Länder angepasst,
wobei bei der Qualität der angebotenen Produkte aber meistens keine entsprechenden Veränderungen vorgenommen werden. Das Image eines billigen Landes verlor die Tschechische
Republik dadurch nicht, da die zu bezahlenden Preise immer noch unter dem EUDurchschnitt liegen. Sie gewann dagegen aber die Reputation einer touristischen Destination,
wo die angebotene Qualität der Dienstleistungen ungenügend und dem verlangten Preis nicht
angemessen ist.
773
774
775
776
777
778
Vgl. Kap. 9.5.5.2.
Vgl. Kap. 9.3.1 und 9.5.1.
Vgl. Bieger/Beritelli (1996), S. 431 f.
Vgl. Bieger/Beritelli (1996), S. 432.
Vgl. Kap. 7.4.
Zur Problematik der dualen Preise vgl. Kap. 6.3.
229
Tschechien gehört mit seiner stagnierenden Tourismusbranche nun zu den vielen anderen
Destinationen, die um ihre Kunden kämpfen müssen. Aufgrund der Erfahrungen der anderen
Länder, die sich in der gleichen Phase ihres touristischen Lebenszyklus befinden und sich
auch durch eine kleingewerbliche Struktur der Tourismusbranche auszeichnen, ist die Kostenführerschaft für die nahe Zukunft keine empfehlenswerte Wettbewerbsstrategie. Viel mehr
sollte im Rahmen des Destinationsmanagements auf eine Differenzierungsstrategie gesetzt
werden, die auf den unimitierbaren Kompetenzen aufbaut und ermöglicht, durch optimale
Kooperationen einmalige Tourismusprodukte zu generieren.
10.4.1 Konzept des Destinationsmanagements
Das Destinationsmanagement bildet einen konzeptionellen Ansatz, der mit den Ausprägungen
der Determinanten des Diamanten-Modells übereinstimmt und aufgrund der Identifizierung
und der Entwicklung von Kernkompetenzen einen Beitrag zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit einer touristischen Destination leisten soll. Wie sich bereits aus dem Kapitel 4.5.5 ergibt, ermöglicht die Schaffung von nicht leicht imitierbaren Kompetenzen die Erschliessung
neuer Märkte oder die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in bestehenden Märkten. Die neuen
Marktleistungen entstehen vor allem dank den überbetrieblichen und branchenübergreifenden
Kooperationen sowie durch Produkt- und Prozessinnovationen. In den wissenschaftlichen
Kreisen gilt das Destinationsmanagement als eine erfolgsversprechende Strategie beim Rückgang der touristischen Nachfrage: „As the globalisation of tourism markets and the rapid
changes in the conditions for the international competition challenge tourism policy, there is a
growing need to implement successful destination management.“779
In den westlichen europäischen Ländern wird das Destinationsmanagement zunehmend praktiziert. In Tschechien wird sein möglicher Einsatz zurzeit in vereinzelten Regionen geprüft.
Über ein ausgearbeitetes Pionierkonzept des Destinationsmanagements verfügen beispielsweise die Stadt Krumau (Český Krumlov) und die Region Böhmisches Paradies (Český ráj).
Auf der gesamtstaatlichen Ebene fand das Destinationsmanagement noch keinen Eingang in
die Tourismuspolitik. Dies hängt damit zusammen, dass in Tschechien nach mehreren Jahren
eines fast vollständigen „Laisser-faire“ auf dem Tourismusmarkt erst vor kurzem der Weg einer konzeptionellen Tourismuspolitik eingeschlagen wurde. Es ist deshalb anzunehmen, dass
die ungenügend anpassungsfähigen staatlichen Organe780 in einem angemessenen Zeithorizont kaum fähig sein werden, die neue Herausforderung wahrzunehmen und eine schnelle
Einführung des Destinationsmanagements zu lancieren.
779
780
Smeral (1996), S. 406.
Vgl. Kap. 11.3.7 und 11.3.8.2.
230
10.5 Fazit
Die tschechische Tourismusbranche befindet sich nach mehreren Jahren eines beachtlichen
Wachstums seit 1997 in einer Stagnationsphase. Die Gründe der Stagnation lassen sich auf
mehrere angebots- und nachfrageorientierte Ursachen sowie auf einige Fehlentwicklungen auf
der mikro- und makroökonomischen Ebene zurückführen. Auf der mikroökonomischen Ebene
war es vor allem der Mangel an Kapital, was den KMU die dringlich gebotenen Investitionen
zur Verbesserung ihrer Dienstleistungen nicht ermöglichte und folglich zu einer wachsenden
Unzufriedenheit der Gäste führte. Zudem war im Ausland die Neugier nach der Besichtigung
einer postkommunistischen Destination nach einigen Jahren zum grossen Teil befriedigt und
da Tschechien kein neues kreatives Angebot präsentierte, verstärkte sich die sinkende Tendenz in der Nachfrage noch zusätzlich. Die Nachfrage der einheimischen Bevölkerung nach
Auslandsreisen wurde ebenfalls allmählich gesättigt und durch die schlechte wirtschaftliche
Lage noch weiter abgeschwächt. Seitens des Staates waren es vor allem die pragmatische
Ausgestaltung seiner Tourismuspolitik und die Ignorierung der Zeichen, dass sich die Branche bereits in ihrer Reifephase befindet, die das Kommen der Stagnation beschleunigten.
Um den Eintritt der tschechischen Tourismusbranche in die letzte Etappe ihres Lebenszyklus,
in die Abschwungsphase, zu verhindern, müssen sowohl entsprechende Massnahmen auf der
betrieblichen Ebene als auch eine Neuausrichtung in der Tourismuspolitik eingeschlagen
werden. Wichtig ist vor allem, dass die tourismuspolitischen Rahmenbedingungen der veränderten Lage angepasst werden und dass Voraussetzungen geschaffen werden, die eine innovative Nutzung von unternehmerischen Handlungsspielräumen ermöglichen. Bei den einzelnen
Unternehmen kommt es insbesondere darauf an, wie schnell sie lernen, mit den neuen Bedingungen umzugehen. Werden keine Anpassungen vorgenommen und weiterhin Aktivitäten
und Massnahmen eines Wachstumsmarktes verfolgt, lässt sich die Degenerationsphase der
Branche kaum noch abwenden. Die Behebung der Ursachen der Stagnation muss zu den wesentlichen Aufgaben der gegenwärtigen staatlichen Tourismuspolitik gehören. Je schneller
wirksame Massnahmen zur Verstärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche getroffen werden, desto geringer werden ihre weiteren Verluste sein.
Die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit hat heutzutage in der Tourismuspolitik der Industrieländer, die sich in der gleichen Phase ihres touristischen Lebenszyklus wie Tschechien befinden, oberste Priorität. Will sich die Tschechische Republik auf dem internationalen Markt
wieder behaupten, muss die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit zu den zentralen langfristigen Aufgaben ihrer Tourismuspolitik gehören. Die Wettbewerbsfähigkeit einer Destination
lässt sich als ein Diamant mit vier Determinanten darstellen. Aufgrund ihrer Ausprägung kann
auf die Wettbewerbsvorteile oder -nachteile geschlossen und Massnahmen zu ihrer Verbesserung vorgeschlagen werden. Dem Staat stehen mehrere Instrumente zu ihrer Beeinflussung
zur Verfügung. Wichtig ist, dass die eingeleiteten Massnahmen nicht überwiegend einen Subventionierungscharakter haben, sondern den Unternehmen innovative Impulse geben und dadurch die Erweiterung der Diamant-Determinanten und die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Branche fördern.
Die Ausstattung der tschechischen Tourismusbranche mit den Faktorbedingungen ist bis auf
die natürlichen und kulturellen Gegebenheiten auf einem niedrigen Niveau. Die Arbeitskräfte
und die touristische Infra- und Suprastruktur sind zwar in einer genügenden Menge vorhanden, müssten aber qualitativ aufgewertet werden. Es fehlt an der nötigen Zusammenarbeit un-
231
ter den Tourismusakteuren sowie zwischen der Praxis und der Forschung. In der tschechischen Tourismusbranche dominieren eindeutig die KMU, die heutzutage aber aus eigener
Kraft nicht mehr fähig sind, in Konkurrenz mit Grossunternehmen und internationalen Unternehmensketten zu bestehen. Nach dem EU-Beitritt befürchten vor allem die Betriebe in den
niedrigen Preisklassen noch eine zusätzliche Verschlechterung ihrer Konkurrenzfähigkeit, da
sie nicht im Stande sein werden, bei der Qualität der Dienstleistungen Schritt zu halten. Die
bestehende staatliche Hilfe für die KMU ist ungenügend und hat eher Subventionierungscharakter. Für die direkte Förderung der touristischen KMU steht nur ein jährliches Unterstützungsprogramm mit sehr beschränkten Mitteln zur Verfügung. Zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche können auch anspruchsvolle Kunden beitragen, welche
die Anbieter dazu anhalten, immer qualitativ bessere Produkte auf den Markt zu bringen. In
Tschechien sind die einheimischen Nachfrager aber nicht sehr anspruchsvoll, was sich folglich in einer ungenügenden Qualität der Dienstleistungen manifestiert. Auch die Nachfrage
des Staates setzt für die Unternehmer meistens keine innovativen Impulse, da seine qualitativen Ansprüche ebenfalls eher niedrig sind. Für die direkte Förderung der Nachfrage im Ausland ist die Tschechische Tourismuszentrale zuständig. Ihre Marketingaktivitäten können jedoch wegen des Mangels an finanziellen Mitteln nicht im gewünschten Mass durchgeführt
werden und somit bleiben die ersehnten Veränderungen im Nachfrageverhalten der potentiellen Kunden aus.
Zusammenfassend ergibt sich, dass die tschechische Tourismusbranche in keiner DiamantDeterminante über wesentliche Wettbewerbsvorteile verfügt. Soll ihre Position auf dem internationalen Markt gestärkt werden, muss der Erweiterung der Determinanten und der Vervollständigung des Diamanten in der Tourismuspolitik mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Dazu steht den Tourismusverantwortlichen der Einsatz von mehreren Wettbewerbsstrategien
offen. Nach dem Systemwechsel lockte Tschechien die ausländischen Besucher mit seinem
Ruf als billige Destination an. Mit den steigenden Ansprüchen der Tourismusteilnehmer und
mit der allmählichen Angleichung des Preisniveaus an andere europäische Länder stellt die
Kostenführerschaft für die Zukunft jedoch keine empfehlenswerte Strategie dar. Vielmehr
sollte im Rahmen des Destinationsmanagements auf eine Differenzierungsstrategie gesetzt
werden, die auf unimitierbaren Kompetenzen aufbaut und es erlaubt, durch optimale Kooperationen einmalige Tourismusprodukte zu schaffen. In naher Zukunft ist aber in Tschechien, wo
erst vor kurzem der Weg einer konzeptionellen Tourismuspolitik eingeschlagen wurde, mit
einer gesamtstaatlichen Lancierung des Destinationsmanagements eher nicht zu rechnen. Die
staatlichen Organe werden kaum fähig sein, diese neue Herausforderung unmittelbar wahrzunehmen und die nötigen Massnahmen in die Wege zu leiten.
TEIL III:
TOURISMUSWIRTSCHAFT IN TRANSFORMATION
235
11 Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation
11.1 Überblick
„Wer sich heute nicht verändert und innovativ dem Wandel stellt, der verharrt nicht auf dem gleichen Niveau,
sondern fällt zurück.“
Georges Fischer
Nachdem in den vorangegangenen Teilen die theoretischen Grundlagen der Tourismuspolitik
und die Praxis der tschechischen Tourismuspolitik in der Übergangsphase erläutet wurden,
steht dieser Teil im Zeichen der Explikation. Aufgrund der Gegenüberstellung der theoretischen Überlegungen des ersten Teiles und der Erkenntnisse aus der Fallstudie über die tschechische Tourismusbranche werden Gestaltungsempfehlungen für eine Tourismuspolitik in
Transformation abgeleitet. Die gemachten Aussagen sind mit Wertungen verbunden, die sich
bei einem Gebiet wie demjenigen der Tourismuspolitik, das stark durch Werte und Ideologien
geprägt ist, nicht vermeiden lassen. Sie werden zusätzlich durch die subjektiven Erfahrungen
des Forschers beeinflusst. Um eine möglichst breite Perspektive zu wahren, werden die in der
Realität bisher angetroffenen und von der Gesellschaft allgemein akzeptierten Wert- und
Zielvorstellungen übernommen. Zur Sicherung der Reliabilität der Ergebnisse beruhen die
empirisch-normativ abgestützten Empfehlungen, welche im Rahmen einer argumentativen
Verallgemeinerung hergeleitet werden, auf einer nachvollziehbaren, analytischen, vergleichenden und chronologischen Auseinandersetzung.
Die gewonnenen Empfehlungen können als ein Raster zur Beurteilung der Tourismuspolitik
der einzelnen Transformationsländer verwendet werden. Ausserdem sollen sie den Politikern
neue Denkanstösse für die Ausrichtung ihrer Fremdenverkehrspolitik geben sowie ihnen den
Zusammenhang zwischen der Tourismusentwicklung und der praktizierten Tourismuspolitik
aufzeigen. Den zentralplanwirtschaftlich organisierten Ländern und den Entwicklungsländern
mit der Ausgestaltung der Fremdenverkehrspolitik als eine universelle Planungsaufgabe können die Empfehlungen als eine Anleitung für den Übergang zu einer marktwirtschaftlich orientierten Tourismuswirtschaft dienen indem sie ihnen eine integrierte Sicht der Transformation der Tourismusbranche vermitteln. Die Fehlentscheidungen, die den Tourismusverantwortlichen in Tschechien während der Transformation unterliefen, sowie ihre weit reichenden
Folgen können auf diesem Weg vermieden werden.
Bei der Implementierung der politischen Massnahmen in anderen Ländern muss die externe
Validität der Untersuchung beachtet werden. Es ist immer im Auge zu behalten, dass die Verallgemeinerung der Ergebnisse einer Fallstudie nicht unproblematisch ist, und dass die abgeleiteten Empfehlungen den jeweils bestehenden wirtschaftlichen und politischen Bedingungen
eines bestimmten Transformationslandes, dem Lebenszyklus seiner Tourismusbranche und
der aktuellen Entwicklung auf dem internationalen Tourismusmarkt anzupassen sind.
236
11.2 Transformation der Tourismusbranche
Wie aus den Kapiteln 1.2 und 2.5 hervorgeht, erweist sich die angestrebte Rückkehr der
Transformationsländer zu einer marktorientierten Wirtschaft als ein langwieriger Weg, der
auch die Tourismuswirtschaft einer schwierigen Probe unterzieht. Der erhebliche Strukturwandel, der durch die Einführung der Marktwirtschaft erfolgte, machte eine neue Ausrichtung
der Tourismuspolitik und Umstrukturierungen in der Tourismusbranche unabdingbar. Es ist
eine völlig neue Herausforderung und da alle vorgenommenen Handlungen mit Unsicherheit
und Unvorhersehbarkeit verbunden sind, wird die Transformation in den wissenschaftlichen
Kreisen oft mit einem präzedenzlosen Experiment verglichen. Von den osteuropäischen Staaten, die nach dem Umbruch im Jahre 1989 den Übergang zur Demokratie in die Wege leiteten
und mit einem radikalen Umbau ihrer wirtschaftlichen Strukturen anfingen, hat noch keiner
die Transformationsprozesse abgeschlossen. Die Tschechische Republik wird als eines der
Länder mit den besten Resultaten bewertet,781 dessen Erfahrungen deshalb für die anderen
Transformationsländer sowie für die Länder, die von einer planwirtschaftlich geleiteten Tourismuswirtschaft zu einem nach marktwirtschaftlichen Prinzipien funktionierenden Tourismusmarkt übergehen wollen, in mehrerer Hinsicht nützlich sein können. Die Erkenntnisse aus
der Transformation der Tourismuswirtschaft sollen den Verantwortlichen die durchzuführenden Veränderungen aufzeigen und damit einen möglichst reibungslosen Übergang der Branche zur Marktwirtschaft fördern.
Ausser diesen unmittelbaren Erfahrungen besteht in den westlichen Ländern ein breites Wissen über die Funktionsweise der Tourismuswirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen, welches den Transformationsländern ebenfalls als Richtschnur für ihre Tourismuspolitik
dienen kann. Dies umso mehr, weil sich die meisten sich transformierenden Länder heutzutage in der gleichen Phase ihres touristischen Lebenszyklus wie die meisten europäischen Industrieländer befinden und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.782 Die tschechische
Tourismusbranche geriet nach einem anfänglich kontinuierlichen Wachstum 1997 in eine
Stagnation und steht nun an der Schwelle zur Abschwungsphase.783 Um den Eintritt in diese
Phase zu verhindern und die verlorenen Anteile auf dem internationalen Tourismusmarkt
wieder zu gewinnen, muss zu den wichtigsten Aufgaben ihrer Tourismuspolitik die Stärkung
der Wettbewerbsfähigkeit der touristischen Standorte gehören.784 Dies wird durch eine langfristig ausreichende Wertschöpfung, welche attraktive mobile Faktoren wie Kapital und gut
qualifizierte Arbeitskräfte an sich bindet, erreicht. Diese Zielsetzung wird in den entwickelten
Ländern als „neues Paradigma der Tourismuspolitik“785 bezeichnet und seine Erfüllung wird
vor allem mit Hilfe des Destinationsmanagements angestrebt. Dieses Konzept geht davon aus,
dass die Destinationen als Unternehmen, die sich in einem Konkurrenzumfeld befinden, geführt werden müssen.786 Die staatlichen Organe können die Faktoren, welche für die Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes verantwortlich sind, mit verschiedenen Instrumenten beeinflussen. Die Massnahmen sollten nicht Subventionierungscharakter haben, sondern vor allem
781
782
783
784
785
786
Vgl. Kap. 5.7.4.3 und 5.8.
Vgl. Kap. 4.2.
Vgl. Kap. 7.3.
Vgl. Kap. 7.3, 10.2 und 10.3.
Vgl. Greuter (2000), S. 150.
Vgl. Kap. 4.5.5.
237
marktnahe Anreize für gemeinsame Marketingmassnahmen, Innovationen und überbetriebliche Kooperationen schaffen.787
11.3 Empfehlungen für die Tourismuspolitik
Aufgrund der Gegenüberstellung der Kenntnisse über die tschechische Tourismuswirtschaft
in der Übergangsphase und des Wissens über die Funktionsweise der Tourismusbranche in
der Marktwirtschaft werden in den nächsten Kapiteln Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation hergeleitet. Bei ihrer Gliederung wird von der im Kapitel 4 vorgenommenen Einteilung der verschiedenen Aspekte der Tourismuspolitik ausgegangen. Es ist zu beachten, dass die gewonnenen Empfehlungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit beinhalten
und nicht ohne weiteres auf die Tourismuspolitik der Transformationsländer übertragen werden können.788
11.3.1 Ausgestaltung der Tourismuspolitik
11.3.1.1 Ordnungspolitik
Wie im Kapitel 4.5 festgehalten, wird in den marktwirtschaftlich orientierten Systemen gegenwärtig davon ausgegangen, dass die Tourismuspolitik eher einen ordnungsrechtlichen
Charakter haben soll und statt reine strukturpolitische Eingriffe vorzunehmen, sich an der
Schaffung von gut funktionierenden Rahmenbedingungen für die Privatwirtschaft zu orientieren hat. Ihre Aufgabe muss es vor allem sein, die notwendigen Voraussetzungen für Unternehmen zu schaffen, damit diese den Strukturwandel selbst bewältigen können.
In Tschechien wurden die grundlegenden Rahmenbedingungen für die private Unternehmenstätigkeit in der Tourismusbranche bereits kurz nach der Wende geschaffen und die Voraussetzungen für die Ausübung der touristischen Gewerbe weitgehend liberalisiert. Dies ist einerseits positiv zu bewerten, da es den Unternehmern einen schnellen Start ermöglichte und zu
einem gewünschten Aufschwung der Branche führte. Andererseits bestand aber kein Schutz
vor den negativen Auswirkungen einer zu liberalen Ordnung und auf dem Markt herrschte
fast ein vollständiger „Laisser-faire“.789 Das Tourismusgesetz, das den Konsumentenschutz
beinhaltet, trat z.B. erst im Jahr 2000 in Kraft, nachdem mehrere Reisebüro-Kunden einen erheblichen Schaden erlitten.790 Diese Tatsachen sowie die allgemeine Unterordnung der ordnungspolitischen Herausforderungen der Stabilisierungsfrage und die Missachtung der Probleme auf der mikroökonomischen Ebene beschleunigten Mitte der 90er Jahre den Eintritt der
Tourismusbranche in die Stagnation und verstärkten noch zusätzlich die negativen Trends in
der Tourismusentwicklung.
Wie die tschechischen Erfahrungen zeigen, spielt eine möglichst schnelle Ausgestaltung angemessener Rahmenbedingungen, die für eine Unternehmenstätigkeit ein gutes Klima schaffen und gleichzeitig auch eine bestimmte Ordnung und einen Schutz aller Beteiligten garantieren, bei der Transformation der Tourismuswirtschaft eine entscheidende Rolle. Als Beispiel
787
788
789
790
Vgl. Kap. 3.4.2 und 10.3.
Vgl. Kap. 11.4.
Vgl. Kap. 9.2.2.
Vgl. Kap. 9.6.1.1.
238
dafür kann ein anderes Transformationsland wie Ungarn dienen, wo bereits im Jahr 1995 ein
Tourismusgesetz verabschiedet wurde und der Konsumentenschutz im europäischen Vergleich stark ausgebaut ist. Wichtig ist, dass der Staat den Privaten eine relativ grosse Freiheit
gewährleistet, sich aus der aktiven Tourismuspolitik aber nicht ganz zurückzieht, sondern die
Funktion eines Koordinators und Supervisors erfüllt: “The role of the state in a market economy remains important, although very different from that in a command economy. Instead
of directing output and resources, the role of the state is to set, supervise and enforce ‘the rules of the game’.”791
Aus den obigen Ausführungen resultiert für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende
Empfehlung:
•
Möglichst schnell freundliche ordnungspolitische Rahmenbedingungen gestalten, die
einerseits das Aufkommen des Tourismus unterstützen, andererseits aber auch gewisse
Spielregeln auf dem Markt festlegen und den Schutz aller Teilnehmer vor negativen
Auswirkungen einer zu liberalen Ordnung garantieren.
11.3.1.2 Strukturpolitik
In den marktwirtschaftlich orientierten Ländern wird mehrheitlich die Meinung vertreten,
dass die strukturpolitischen Massnahmen in der Tourismusbranche auf den Strukturwandel
fokussiert werden müssen und nicht der Erhaltung der alten Strukturen dienen sollen. Der
Staat muss vor allem die notwenigen Freiräume und Anreize schaffen, damit die Unternehmen den Strukturwandel selbst bewältigen können. Wenn die Massnahmen vor allem auf
Subventionierung zu konsumtiven Zwecken ausgerichtet sind und die Tourismuspolitik somit
zu einer Schutzpolitik umfunktionieren, wird ihre Wirksamkeit aus der langfristigen Perspektive in Frage gestellt. Das Betreiben einer reinen Strukturpolitik erscheint vor allem durch das
Argument der Strukturverzehrung zunehmend fraglich.792
In der Tschechoslowakei wurde vor 1989 eine äusserst aktive staatliche Strukturpolitik betrieben, welche den nicht existenten Wettbewerb auf dem Tourismusmarkt ersetzte. Nach der
Wende zog sich der Staat aus der Tourismuspolitik stark zurück – viele Subventionen wurden
radikal gestrichen und von einer reinen Strukturpolitik abgesehen. Dies führte allmählich dazu, dass die anfänglich gut prosperierenden touristischen KMU nicht mehr fähig waren, das
Tempo der Tourismusentwicklung beizubehalten. Der schwierige Zugang zum Kapital verunmöglichte die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur und in die Personalressourcen
und verhinderte folglich die Verbesserung der Qualität der angebotenen Dienstleistungen.793
Die geringen staatlichen Beiträge an die Tourismuswerbung und -forschung, die ungenügende
Bereitstellung der öffentlichen Infrastruktur sowie die Vernachlässigung der Aufwertung des
Humankapitals verursachten weitere Fehlentwicklungen. Der massenhafte Abbau der finanziell erleichterten Ferien und der Finanzierung der Aufenthalte in Kurorteinrichtungen führten
zum Ausschluss der älteren und einkommensschwachen Gruppen von der Teilnahme am Tourismus.794
791
792
793
794
Jandala (1996), S. 328.
Vgl. Kap. 4.5.2.
Vgl. Kap. 6.2.3.
Vgl. Kap. 9.4 und 9.5.
239
Obwohl in den Transformationsländern nach dem politischen Wechsel oft eine Abneigung
gegenüber staatlichen Interventionen spürbar ist, sollten diese nicht sofort und vollkommen
abgebaut werden. Wie die Erfahrungen von Tschechien zeigen, werden dadurch aus der langfristigen Sicht keine Wettbewerbsvorteile für die Branche geschaffen. In erster Linie müssen
diejenigen Subventionen gestrichen werden, welche auf die Deckung der konsumtiven Zwecke ausgerichtet sind. Beibehalten werden sollten dagegen vor allem Massnahmen, die der
Stärkung der kleinen und mittleren Unternehmensstrukturen sowie ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf dem Tourismusmarkt dienen.
Daraus ergibt sich für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende Empfehlung:
•
Die Subventionierung der Tourismusbranche nicht überstürzt abbauen, sondern die
Massnahmen schrittweise auf den Strukturwandel fokussieren und vor allem für eine
genügende Unterstützung der KMU sorgen.
11.3.1.3 Pragmatische und konzeptionelle Tourismuspolitik
Obwohl die pragmatische Ausgestaltung der Tourismuspolitik am ehesten der Konzeption einer liberalen Marktwirtschaft entspricht, neigt die weltweite Entwicklung in den Industrieländern zu einer konzeptionellen Ausgestaltung, die von einer mehr oder weniger verbindlichen
Konzeption getragen wird. Beim Rückgang der touristischen Nachfrage wird zum Konzept
des Destinationsmanagements gegriffen, dessen Einsatz die Wiedererlangung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sichern soll.795 Die pragmatische Handlungsweise sollte nur ausnahmsweise, vor allem wenn ein rasches Handeln angesagt ist, zum Zug kommen.796
In Tschechien wurde in den ersten Jahren nach der Wende eine pragmatische Tourismuspolitik praktiziert. Zu staatlichen Interventionen kam es nur bei schwerwiegenden Fehlentwicklungen oder wenn sich gewisse Probleme zuspitzten. Die Vorteile einer konzeptionellen Tourismuspolitik wurden nicht erkannt, und da die Branche in der ersten Hälfte der 90er Jahre
auch ohne staatliche Massnahmen und ohne eine koordinierte Politik in hohem Mass florierte,
kam es zuerst zu keinen spürbaren Beeinträchtigungen. Erst nachdem die Branche 1997 in eine Stagnation geriet, wurden die Stimmen nach einem konzeptionellen Vorgehen immer lauter. Der Übergang von der pragmatischen zur konzeptionellen Ausgestaltung der Tourismuspolitik wurde mit der Programmerklärung der sozialdemokratischen Regierung im Jahr 1998
in die Wege geleitet.797
Aus den obigen Schilderungen ist ersichtlich, dass unabhängig davon, in welcher Phase des
Lebenszyklus sich die Tourismusbranche befindet, und unabhängig davon, ob das untersuchte
Land in Transformation steht oder bereits über eine funktionierende Marktwirtschaft verfügt,
einer anderen Form als der pragmatischen Ausgestaltung der Tourismuspolitik der Vorzug zu
geben ist. Eine Korrelation zwischen der Ausgestaltung der Tourismuspolitik und der Tourismusentwicklung konnte in verschiedenen Ländern bereits mehrmals empirisch nachgewiesen werden. Sollen die Fehlentscheidungen, die in Tschechien gemacht wurden, und die Fehlentwicklungen, welche dadurch begünstigt wurden, vermieden werden, muss während der
Transformation schon in der Anfangsphase wenn möglich eine konzeptionelle Tourismuspoli795
796
797
Vgl. Kap. 4.5.5.
Vgl. Kap. 4.5.3.
Vgl. Kap. 9.2.2.
240
tik betrieben werden. So kann die Tourismusentwicklung gezielt in die gewünschte Richtung
gesteuert werden und bis zu einem gewissen Grad koordiniert verlaufen. Befindet sich die
Tourismusbranche in einer Stagnation, sollte die Anwendung des Konzeptes des Destinationsmanagements, das in den entwickelten Ländern gegenwärtig vermehrt eingesetzt wird, geprüft werden.
Für eine Tourismuspolitik in Transformation resultieren daraus folgende Empfehlungen:
•
Die Hoffnung auf eine Selbstregulierung der Tourismusentwicklung aufgeben und von
Anfang an anstatt einer pragmatischen eine konzeptionelle Tourismuspolitik betreiben.
Zur pragmatischen Handlungsweise nur ausnahmsweise greifen.
•
Beim Rückgang der touristischen Nachfrage die ausländischen Erfahrungen berücksichtigen und den Einsatz des Konzeptes des Destinationsmanagements prüfen.
11.3.2 Träger der Tourismuspolitik
Wie im Kapitel 4.6 dargestellt, führen die verschiedenartigen Interessen am Fremdenverkehr
zu einer Vielzahl von Gruppen, die auf die Tourismuspolitik Einfluss nehmen wollen. Die
Aufteilung der tourismuspolitischen Kompetenzen ist insbesondere von den wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Verhältnissen in einem Land abhängig. In den bundesstaatlich organisierten Ländern wie z.B. der Schweiz, Österreich und Deutschland sind für die Tourismusentwicklung aufgrund des doppelten Subsidiaritätsprinzips an erster Stelle die Privaten verantwortlich. Wenn diese die touristischen Anliegen nicht selbst bewältigen können, kommen
die einzelnen Bundesländer zum Einsatz. Diese legen unter anderem die Oberziele der Tourismuspolitik auf ihrem Gebiet fest. Erst wenn auch auf der Länderebene keine Lösungen gefunden werden können, wird der Bund tätig. Von der Dezentralisierung der Kompetenzen erhofft man sich das Entstehen einer Konkurrenz unter touristischen Regionen und darauf folgend eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.
In der Tschechoslowakei waren vor der Wende ausschliesslich die staatlichen Organe für die
Tourismuspolitik zuständig und wegen der Vereinfachung der Planung wurden die Entscheidungskompetenzen auf die nationale Ebene konzentriert.798 Die vielzähligen privaten und
gemischten Verbände entstanden erst nach dem Systemwechsel, nachdem die private Unternehmenstätigkeit ermöglicht wurde.799 Die Zentralisierung der tourismuspolitischen Kompetenzen wurde bis zum Jahr 2000 fortgesetzt – erst nachdem eine neue regionale Aufteilung
des Landes eingeführt wurde, setzte sich eine dezentralisierte Verteilung der Kompetenzen im
Fremdenverkehr durch. Die bis dahin unklare Kompetenzaufteilung und die daraus resultierende Absenz von regionalen Entwicklungsstrategien verhinderten ein breiteres Aufkommen
des regionalen Tourismus.800 Der ständige Wechsel von Ministerien, unter deren Obhut der
Fremdenverkehr jeweils stand, die fehlende Zusammenarbeit unter den Tourismusakteuren
sowie die Zersplitterung der privaten Träger der Tourismuspolitik wirkten sich auf das weitere Schicksal der Branche ebenfalls kontraproduktiv aus.801
798
799
800
801
Vgl. Kap. 8.3.
Vgl. Kap. 9.3.2 und 9.3.3.
Vgl. Kap. 5.3.1 und 9.5.6.
Vgl. Kap. 9.3.1 und 10.3.2.
241
Aus den vorangegangenen Ausführungen lassen sich für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende Empfehlungen ableiten:
•
Frühzeitig eine standhafte und gesetzlich verankerte dezentralisierte Aufteilung von
tourismuspolitischen Kompetenzen unter Berücksichtigung der territorialen Landesgrösse schaffen und damit eine klare Verantwortung für die Tourismusentwicklung
statuieren.
•
Die gegenseitige Zusammenarbeit zwischen den Tourismusakteuren fördern und damit
einen Beitrag zum besseren Dialog in der Branche und zum Entstehen von Synergien
leisten.
11.3.3 Ziele der Tourismuspolitik
Wie bereits im Kapitel 4.4 festgehalten, sind die Ziele der Tourismuspolitik politische Entscheide, die sich an den Wertvorstellungen der jeweiligen Gesellschaft orientieren und einem
ständigen Wechsel unterworfen sind. In den marktwirtschaftlich orientierten Ländern stehen
in der Praxis meistens die wirtschaftlichen Ziele im Vordergrund. Dies obwohl den ökologischen Anliegen in der Theorie immer mehr Bedeutung zukommt. In den Zentralplanwirtschaften nahmen dagegen die ideologischen Zielsetzungen, die vor allem der Abschirmung
der einheimischen Bevölkerung vom Westen dienten, gefolgt von den sozialen Zielen die
oberste Stellung ein.
In Tschechien kam es nach der Wende in der Zielsetzung der Tourismuspolitik zu massgebenden Veränderungen, da vor allem die Weiterverfolgung der ideologischen Ziele mit dem
Fall des kommunistischen Regimes unhaltbar wurde.802 Die gegenwärtige Tourismusentwicklung ist, ähnlich wie in den Industrieländern, durch die Dominanz von ökonomischen Zielsetzungen geprägt. Dies wird unter anderem aus dem Konzept der staatlichen Tourismuspolitik
und aus dem operativen Sektorprogramm für den Tourismus ersichtlich. Die ökologischen
und sozialen Ziele fanden in die praktizierte Fremdenverkehrspolitik lange keinen Eingang –
erst an der Jahrtausendwende fing man an, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die
meisten Zielsetzungen sind mit denjenigen der anderen Bereiche nicht abgestimmt und bei ihrer Festlegung wurden auch die bestehende wirtschaftliche Lage und die touristische Lebenszyklusphase des Landes nur wenig beachtet. Ausserdem basieren viele von ihnen auf keinen
genügenden analytischen und statistischen Grundlagen und gehen von einem kurzfristigen
Zeithorizont aus.803
Aus diesen Ausführungen ergeben sich für eine Tourismuspolitik in Transformation vor allem
folgende Empfehlungen:
•
802
803
Trotz der herrschenden Dominanz der ökonomischen Interessen auch die ökologischen und die sozialen Anliegen bei der Zielsetzung der Tourismuspolitik beachten
und auf ihre Kompatibilität mit den verfolgten Zielen in anderen Bereichen prüfen.
Vgl. Kap. 8.4
Vgl. Kap. 9.4.
242
•
Die Ziele, wenn möglich, aufgrund von fundierten Entscheidungsgrundlagen festlegen
und bei ihrer Formulierung aus einer langfristigen und ganzheitlichen Perspektive
ausgehen.
11.3.4 Strategien der Tourismuspolitik
Mit den tourismuspolitischen Strategien sollen die Ziele der Fremdenverkehrspolitik erreicht
werden. Die Strategien, welche heutzutage in den Industrieländern eingesetzt werden, richten
sich somit vorwiegend auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes auf dem internationalen Tourismusmarkt. Es ist wichtig, dass die Strategien auf einer fundierten ZielMittel-Wirkung Analyse basieren und den bestmöglichen Weg zur Erreichung der vorgegebenen Ziele darstellen. Mit ihrem Einsatz sollten die bestehenden Schwächen der Tourismusbranche möglichst beseitigt werden und die Stärken im grösstmöglichen Umfang genützt
werden. Im Unterschied zu den Industrieländern, wo die vorgeschlagenen Strategien vorwiegend einen empfehlenden Charakter haben, wurden in den zentralplanwirtschaftlich orientierten Ländern die Ziele und die genaue Vorgehensweise zu ihrer Erreichung von den obersten
Organen in den staatlichen Plänen im Voraus bestimmt und durften kaum abgeändert oder der
aktuellen Lage angepasst werden.
In den ersten Jahren nach der Wende wurde in Tschechien weiterhin keine strategische Tourismuspolitik betrieben. Die 90er Jahre waren durch ihre pragmatische Ausgestaltung geprägt.
Der Staat überliess die Tourismusentwicklung fast vollständig den Privaten und intervenierte
nur bei schweren Fehlentwicklungen oder wenn sich gewisse Probleme zuspitzten.804 Die
Gründung der Tschechischen Tourismuszentrale wurde zum Beispiel erst im Jahr 1993
durchgesetzt.805 Erst nachdem der Tourismus 1997 in eine Stagnation geriet, fingen die Politiker gezwungenermassen an, über umfassende Strategien nachzudenken. Die ersten gesamtstaatlichen tourismuspolitischen Strategien, deren kurze Zusammenfassung nachstehend folgt,
wurden im Konzept der staatlichen Tourismuspolitik vom Jahr 1999 verankert.806
Zur Verbesserung der Position des Reiselandes Tschechien auf dem internationalen Markt
wurde eine Verstärkung der Marketingaktivitäten der Tourismuszentrale vorgeschlagen. Die
Werbemassnahmen, welche diese Institution betreibt, sind zum grossen Teil unsystematisch
und zersplittert. Im Unterschied zu anderen Ländern wird die Tschechische Tourismuszentrale
von der Privatwirtschaft überhaupt nicht und von der staatlichen Seite her nur ungenügend finanziell unterstützt. In einem anderen Transformationsland, in Ungarn, sind die touristischen
Unternehmen seit 1995 gesetzlich verpflichtet, 1% ihres Jahresumsatzes zur Finanzierung der
Aktivitäten der Tourismuszentrale beizusteuern.807 Um das vorhandene touristische Potential
bestmöglich auszuschöpfen, müssen mehr Massnahmen zugunsten der regionalen Tourismusentwicklung eingesetzt werden. Dies aber mit dem Bewusstsein, dass der Tourismus nicht für
alle Regionen den geeigneten wirtschaftsbelebenden Faktor darstellen kann und dass man sein
Aufkommen nur dort anstreben sollte, wo für ihn wirklich eine reale Chance besteht. Ausserdem sollte man sich dabei nur auf gewisse, zukunftsversprechende Segmente konzentrieren
804
805
806
807
Vgl. Kap. 9.2.2.
Vgl. Kap. 9.3.1.
Vgl. Kap. 9.4.2.1.
Vgl. Kap. 9.5.1.
243
und diese dann gezielt fördern. In der Tschechischen Republik stellt so ein Segment zum Beispiel das Kur- und Badewesen dar.808
Im Weiteren wird im Konzept dem Aufbau eines integrierten Informations- und Reservationssystems Aufmerksamkeit gewidmet, mit dessen Hilfe eine neue Plattform für die Verstärkung
der touristischen Marketingaktivitäten geschaffen werden soll. In der heutigen Zeit der Globalisierung ist es enorm wichtig, dass die Tourismusbranche den Anschluss an die weltweiten
Computernetze nicht verpasst.809 Die Verbesserung der Qualität von statistischen Daten und
die Einführung eines Satellitenkontos stellen weitere strategische Massnahmen dar. In den
letzten Jahren fehlte es vor allem an der Vergleichbarkeit und Kontinuität der Untersuchungen
sowie an der statistischen Belegbarkeit des wirtschaftlichen Beitrags der Branche für die
Volkswirtschaft.810 Das tschechische Ausbildungssystem weist viele Lücken auf, die beseitigt
werden müssen. Das Absolventenprofil ist nicht klar festgelegt und somit scheint sich der
Graben zwischen der Theorie und der Praxis zu vergrössern. Den meisten Lehrkräften von
Tourismus-Fächern fehlt der entsprechende Praxisbezug und viele Mitarbeiter der Branche
beherrschen keine Fremdsprachen. Die fehlende Aufwertung des Humankapitals widerspiegelt sich folglich in einem tiefen Innovationsniveau und in der schlechten Qualität von
Dienstleistungen.811 Die ungenügende Dienstleistungsqualität gilt auch sonst als ein mehrfach
belegter Schwachpunkt der tschechischen Tourismusbranche und nimmt deshalb auf ihrer politischen Agenda einen der oberen Plätze ein.812
Aus den obigen Ausführungen lassen sich für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende Empfehlungen ableiten:
808
809
810
811
812
•
Die entsprechenden Institutionen für die Durchführung der Werbemassnahmen in der
Anfangsphase der Transformation gründen und die touristische Nachfrage mit komplementären staatlichen Marketingmassnahmen fördern.
•
Der weltweiten Entwicklung der IT-Technologien genügend Aufmerksamkeit widmen
und den Anschluss an die internationalen Computernetze und touristischen Systeme
nicht verpassen.
•
Eine staatlich unterstützte Tourismusforschung betreiben, um qualitativ hochwertige
statistische Daten, die den Tourismusverantwortlichen fundierte Entscheidungen ermöglichen, sicherzustellen.
•
Die Aufwertung des Humankapitals kontinuierlich fördern und damit einen Beitrag zu
Innovationen und Verbesserungen der Dienstleistungsqualität leisten. Besonderes Augenmerk auf die Erweiterung der Sprachkenntnisse der Angestellten werfen.
•
Mit dem Einsatz von verschiedensten Mitteln dauernd Impulse für die Verbesserung
der Qualität von touristischen Dienstleistungen schaffen und diese allmählich an das
Niveau der westlichen Länder angleichen.
Vgl. Kap. 6.2.1.1 und 9.5.6.
Vgl. Kap. 9.5.2.
Vgl. Kap. 9.5.3.
Vgl. Kap. 9.5.4.
Vgl. Kap. 9.5.5.
244
•
In den Gebieten, wo es sinnvoll erscheint, die regionale Tourismusentwicklung unterstützen, um das vorhandene touristische Potential möglichst effizient auszuschöpfen.
Die Aufmerksamkeit dabei auf die zukunftsversprechenden Segmente richten.
•
Die zur Verfolgung der festgelegten tourismuspolitischen Strategien benötigten finanziellen Mittel im genügenden Umfang sicherstellen. Wo möglich, auch die private
Tourismuswirtschaft an der Finanzierung beteiligen.
11.3.5 Instrumente der Tourismuspolitik
Zur Steuerung der Tourismusentwicklung stehen den Trägern der Tourismuspolitik verschiedene direkte und indirekte Instrumente zur Verfügung. Wie aus dem Kapitel 4.7 hervorgeht,
ist ihr Bestand nicht unveränderlich, da je nach der aktuellen wirtschaftlichen und politischen
Lage der Gebrauch von bestimmten Mitteln ausgeschlossen, beschränkt oder gefördert werden kann. In den Marktwirtschaften werden üblicherweise empfehlende Massnahmen denjenigen mit Zwangscharakter vorgezogen und der Privatwirtschaft damit ein relativ grosser Entscheidungsspielraum überlassen. Eine wichtige Rolle spielen die ordnungsrechtlichen Instrumente, mit deren Hilfe die grundlegenden Rahmenbedingungen geschaffen werden und damit
auch der Einsatz von anderen Instrumenten ermöglicht wird.
In der Tschechoslowakei waren vor dem Systemwechsel die Instrumente so einzusetzen, dass
die Ziele des übergeordneten Planes der Tourismusentwicklung erfüllt wurden. Es handelte
sich fast ausschliesslich um staatlich erzwingbare Massnahmen, deren nicht Verfolgung sanktioniert wurde. Wichtig war vor allem der Einsatz von administrativ-rechtlichen Instrumenten,
die der Einschränkung des grenzüberschreitenden Fremdenverkehrs mit dem Westen dienten.813 Nach der Wende veränderten sich die benützten Instrumente grundsätzlich. Den Privaten wurde eine grosse Entscheidungsfreiheit eingeräumt. Mit den Massnahmen der Visumspolitik wurde bereits Ende 1989 für die Reisenden eine erhebliche räumliche Freizügigkeit geschaffen. Von massgeblicher Bedeutung waren die ordnungsrechtlichen Instrumente, mit denen der grundlegende legislative Rahmen für die private Unternehmenstätigkeit gebildet wurde. In den übrigen Belangen war die rechtliche Sicherheit auf dem Tourismusmarkt aber nicht
zufriedenstellend. Das Tourismusgesetz, welches die Bestimmungen über den Konsumentenschutz enthält, trat erst im Jahr 2000 in Kraft. Die Ausarbeitung einer gesetzlichen Regelung
der staatlichen Förderung des Fremdenverkehrs und der Unterstützung der nachhaltigen Tourismusentwicklung wurde erst im Jahr 2001 in Angriff genommen.814
Mit Hilfe von fiskalischen Instrumenten greift der Staat ebenfalls in das touristische Geschehen ein, indem er die Endpreise der angebotenen Produkte beeinflusst. Die bis zum Jahr 2000
mit 22% zu hoch angesetzte Mehrwertsteuer für die Unterkunfts- und Verpflegungsdienstleistungen verzehrte nicht nur die Konkurrenz auf dem Markt, sondern erschwerte vor allem die
Investitionen in die Modernisierung der Einrichtungen. Die allgemeine Steuerumverteilung
benachteiligt die kleineren Tourismusorte, denen nur wenige Einnahmen aus dem Fremdenverkehr auf ihrem Gebiet zufliessen und ermöglicht ihnen die Förderung der touristischen Aktivitäten nicht im gewünschten Umfang.815 Die finanziellen Instrumente, mit denen der tsche813
814
815
Vgl. Kap. 8.5.
Vgl. Kap. 9.6.1.
Vgl. Kap. 9.6.2.
245
chische Staat die Tourismusentwicklung fördert, sind im Vergleich zu den westlichen Ländern und auch zu manchen Transformationsländern wie beispielsweise Ungarn und Polen gering. Ungenügend ist vor allem die Unterstützung der KMU und auch die Tourismuszentrale
ist mit den ihr zugeteilten finanziellen Mitteln nicht im Stande, eine wirksame Werbung
durchzuführen. Es besteht kein Tourismusfonds und das einjährige Unterstützungsprogramm
stellt mit sehr beschränkten Mitteln keine zukunftsträchtige Lösung dar. Ein staatliches Finanzierungssystem muss auf klaren, objektiven und stabilen Regelungen basieren, an denen
sich alle Subjekte der Branche orientieren und die sie in ihren langfristigen Strategien berücksichtigen können.816
Aus den obigen Erwähnungen gehen für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende
Empfehlungen hervor:
•
Mit einem unverzüglichen Abbau von strikten Ein- und Ausreisebestimmungen Voraussetzungen für das Aufkommen von grenzüberschreitendem Tourismus bilden.
•
Mit Hilfe von ordnungsrechtlichen Instrumenten bereits in der Anfangsphase der
Transformation eine entsprechende Rechtssicherheit auf dem Tourismusmarkt schaffen.
•
Frühzeitig eine angemessene, auf Dauer gerichtete staatliche Förderung der Tourismusbranche sicherstellen, zum Beispiel durch die Schaffung eines Tourismusfonds
oder durch eine gesetzliche Verankerung. Wo möglich, auch die private Tourismuswirtschaft an der Finanzierung beteiligen.
•
Eine Besteuerung der touristischen Dienstleistungen durchsetzen, welche die Investitionen der Unternehmer und der Gemeinden nicht unnötig erschwert. Bei der allgemeinen Steuerumverteilung dafür sorgen, dass die Steuereinnahmen aus dem Tourismus den Ortschaften zufliessen, wo sie generiert wurden und damit ein Aufkommen
des regionalen Fremdenverkehrs begünstigen.
11.3.6 Rolle des Staates
Ähnlich wie in den anderen Bereichen der Wirtschaft übernimmt der Staat auch im Tourismus
gewisse Aufgaben. Wie im Kapitel 4.3 festgelegt, werden diese von den staatlichen Stellen in
unterschiedlichem Umfang, vor allem in Abhängigkeit vom herrschenden Gesellschafts- und
Wirtschaftssystem, wahrgenommen. In den meisten Zentralplanwirtschaften wurden die touristischen Angelegenheiten vollständig vom Staat erledigt und für private Aktivitäten kein
Freiraum gelassen. In den Industrieländern kümmern sich die staatlichen Organe vor allem
um die entsprechenden Rahmenbedingungen und belassen die anderen Aufgaben bei den Privaten. Die staatlichen Interventionen werden insbesondere bei der Beseitigung von Marktunzulänglichkeiten und bei der Unterstützung der KMU verlangt; neuerdings auch bei der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von Standorten.817 Die Frage nach der richtigen Dosierung
von staatlichen Eingriffen bleibt weiterhin offen. Unbestritten ist aber, dass ohne sie eine touristische Destination heutzutage kaum noch ein stabiles Entwicklungsgewicht erreichen würde. Ausserdem gewinnt der Staat auch in liberalsten Ländern durch die Ausgestaltung der
816
817
Vgl. Kap. 9.6.3.
Vgl. Kap. 3.4.2.
246
Rahmenbedingungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die touristische Entwicklung.
In der Tschechoslowakei betrieb der Staat vor 1989 zwar eine äusserst aktive, jedoch ineffiziente Tourismuspolitik. Die ineffizienten Ergebnisse, welche der fehlerhaften staatlichen
Planung zuzuschreiben waren, wurden jedoch nicht negativ interpretiert, sondern als Teil des
Systems betrachtet und gaben keinen Anlass zu Verbesserungen.818 In der Anfangsphase der
Transformation neigten die Politiker deshalb zu einer Abneigung gegenüber einem zu starken
staatlichen Engagement und nahmen viele Deregulierungsmassnahmen vor. Gerade aber in
dieser Etappe, die durch vermehrtes Marktversagen gekennzeichnet war, wären angemessene
Interventionen aus der langfristigen Sicht von Vorteil gewesen. Da die Branche in dieser Zeit
aber vom Fall des Eisernen Vorhangs auch ohne staatliche Massnahmen profitierte, machte
sich eine Fehlentwicklung lange nicht bemerkbar. Erst nachdem der Tourismus 1997 in eine
Stagnation geriet, forderte man wieder vermehrt ein staatliches Engagement.819 Verlangt wurden vor allem die Erhöhung des Konsumentenschutzes und der Transparenz auf dem Markt,
Bekämpfung der Kriminalität gegenüber ausländischen Besuchern, vermehrte Bereitstellung
von öffentlichen Gütern wie Verkehrsinfrastruktur, Sicherheit, Ausbildung, Forschung und
Umweltschutz, Intensivierung von Marketingaktivitäten sowie eine verstärkte Förderung der
KMU.820
Aus den obigen Ausführungen lassen sich für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende Empfehlungen ableiten:
•
Nach dem Systemwechsel auf die staatlichen Interventionen nicht vollkommen verzichten, sondern mit deren Hilfe versuchen, die entstandenen Marktunzulänglichkeiten
in möglichst grossem Umfang zu beseitigen. Die negativen Externalitäten, die von der
Branche ausgehen, wenn möglich vermeiden und eine nachhaltige Tourismusentwicklung anstreben.
•
Die Transparenz auf dem Tourismusmarkt durch geeignete Massnahmen erhöhen und
öffentliche Güter, die für die weitere Tourismusentwicklung unentbehrlich sind, in genügendem Umfang und Qualität bereitstellen. Innovationen und Kooperationen in der
Tourismuswirtschaft unterstützen.
•
Für eine genügende Sicherheit der Touristen sorgen, die Kriminalität gegenüber ausländischen Besuchern bekämpfen und das Image eines sicheren Reiselandes schaffen.
11.3.7 Nutzung der ausländischen Erfahrungen und Unterstützung
Wie bereits mehrmals erwähnt, verfügen die westlichen Länder über ein breites Wissen über
die Funktionsweise der Tourismuswirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen, welches während der Transformation nützlich eingesetzt werden könnte. Ausserdem sind die
meisten Industrieländer bereit, die touristischen Vorhaben der ost- und mitteleuropäischen
Staaten auch finanziell zu unterstützen.
818
819
820
Vgl. Kap. 8.2 und 8.4.
Vgl. Kap. 7.3.2.
Vgl. 9.4.2 und 9.5.
247
In der Tschechischen Republik wurde während der Transformation den ausländischen Erfahrungen auf dem Gebiet des Tourismus nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Dies ist einerseits der pragmatischen Ausgestaltung der Tourismuspolitik zuzuschreiben.821 Andererseits
sind dafür wohl auch die Überschätzung der eigenen Kräfte der Politiker auf der obersten
Ebene und ihre nicht selbstkritische Haltung sowie Unflexibilität verantwortlich.822 Als Beispiel dafür kann ihr Desinteresse am Schweizer Tourismusprogramm für osteuropäische Länder genannt werden. Dieses bot ausgewählten Ländern Hilfe an beim Aufbau der territorialen
Organisationsstruktur, bei der Aus- und Weiterbildung sowie bei der Vermittlung von Knowhow. Eine intensive Kooperation konnte mit Ungarn, Polen und der Slowakei erreicht werden,
jedoch nicht mit Tschechien, wo das Programm folglich nicht realisiert wurde.823 Es ist unbestritten, dass es auch von Vorteil gewesen wäre, wenn sich die tschechischen Politiker näher mit der gesetzlichen Regelung des Tourismuswesens, der Kompetenzaufteilung und der
staatlichen Unterstützung der touristischen Vorhaben in anderen Industrie- sowie Transformationsländern befasst und die Kenntnisse dementsprechend verwertet hätten. Wäre beispielsweise der Bildung von den Tourismusregionen eine gründliche Analyse vorangegangen und
hätte man dabei die internationalen Erfahrungen berücksichtigt, wären diese in der Praxis
kaum bereits nach kurzer Zeit gescheitert.824 Ähnliches gilt auch für den Schaden, der mehreren hundert Reisebüro-Kunden während der Konkurswelle von Reisebüros im Jahre 1997 entstanden ist und der durch eine frühzeitige Lancierung der Bestimmungen des Konsumentenschutzes, wie beispielsweise in Ungarn, mit grösster Wahrscheinlichkeit hätte verhindert werden können.825
Was die Anforderung ausländischer Hilfe zur Unterstützung von Tourismusprojekten anbelangt, stehen der Tschechischen Republik im Zusammenhang mit dem geplanten EU-Beitritt
bereits viele Möglichkeiten offen. Sie kann an mehreren Programmen partizipieren sowie finanzielle Unterstützung von verschiedenen Fonds beantragen. Wichtig ist vor allem, dass sich
die zuständigen Gremien über die bestehenden Möglichkeiten umfassend informieren und die
Hürden der europäischen Bürokratie überwinden. Es darf nicht wieder „vergessen“ werden,
den Fremdenverkehr in die Hilfsprogramme zu integrieren, wie dies bei Phare passiert ist,
oder für die Branche gewisse Erleichterungen auszuhandeln, wie dies bei der Mehrwertsteuer
für die Verpflegungsdienstleistungen der Fall war.826
Aus den obigen Erwähnungen ergeben sich für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende Empfehlungen:
821
822
823
824
825
826
•
Das Wissen der Industrieländer über die Funktionsweise der Tourismuswirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen und die Erfahrungen anderer Transformationsländer beachten und Nutzen bringend einsetzen.
•
Die ausländische Hilfe zur Unterstützung von Tourismusprojekten in möglichst grossem Mass ausnützen und damit der Branche neue Wachstumsimpulse verleihen.
Vgl. Kap. 9.2.2.
Eigene Beobachtungen. Die Behauptung, dass es „in der staatlichen Tourismuspolitik keine Mängel gäbe
und dass ihre Kritik unbegründet sei” entspricht nicht der Realität. (Strukturiertes Interview beim Ministerium für Regionalentwicklung [2000]).
Vgl. Würzl (1996), S. 202 ff.
Vgl. Kap. 5.3.3.
Vgl. Kap. 9.6.1.1.
Vgl. Kap. 9.6.2 und 9.7.3.
248
•
Die tourismuspolitischen Ämter mit fachlich ausgebildeten, teamfähigen und innovationsfreudigen Mitarbeitern besetzen, die den neuen Herausforderungen auf dem Feld
der Tourismuspolitik gewachsen sind.
11.3.8 Grenzen der Tourismuspolitik
Wie aus dem Kapitel 4.8 hervorgeht, sind der Tourismuspolitik gewisse Grenzen gesetzt.
Ausser den nur bedingt beeinflussbaren exogenen Einflüssen wie Naturereignisse, Wetterveränderungen, Terroranschläge etc. werden die entsprechenden Institutionen in ihren Handlungen vor allem durch das herrschende politische System und die aktuelle wirtschaftliche Lage
eingeschränkt. Stark wirken sich die gesellschaftlichen Trends, die Modewellen im Reiseverhalten und das widersprüchliche Verhalten von Menschen aus. Die eigennützigen Interessen
der Politiker spielen bei der Festlegung und Durchsetzung der tourismuspolitischen Ziele
auch eine derart grosse Rolle, dass sie in Betracht gezogen werden müssen.
11.3.8.1 Wirtschaftliche Entwicklung
Wie bereits im Kapitel 4.8.1 dargestellt, ist für eine erfolgreiche Tourismuspolitik die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Trends, die zur Eliminierung von Fehlentwicklungen und
Zielkonflikten beiträgt, von grosser Wichtigkeit. Die Entwicklung der touristischen Nachfrage
und des Angebotes ist vor allem von der wirtschaftlichen Lage im eigenen Land, in den
Nachbarländern und in den Quellenländern des Incoming-Tourismus abhängig. Der Fremdenverkehr beeinflusst im Gegenzug aber auch das volkswirtschaftliche Wachstum. In den Ländern mit hohem Anteil der Tourismusbranche am BIP, Export und/oder an der Beschäftigung
und insbesondere in den Ländern mit touristischer Monostruktur ist er für die wirtschaftliche
Entwicklung sogar massgebend.
In der Tschechoslowakei war vor 1989 der Einfluss der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung auf die Tourismusbranche nicht so gross wie in den Industrieländern. Dies war vor
allem der Abschottung der sozialistischen Länder von der restlichen Welt, der fehlenden
Konvertibilität der eigenen Währung, der starken Subventionierung der Ferienaufenthalte und
der unflexiblen staatlichen Planung, die keine Anpassungen an die aktuelle ökonomische Lage zuliess, zuzuschreiben.827 Nach der Wende wurden die wirtschaftlichen Konjunkturzyklen
in der Tourismuspolitik weiterhin nur wenig berücksichtigt. Die Tourismusbranche blieb aber
trotzdem zuerst vor der negativen wirtschaftlichen Entwicklung nicht nur verschont, sondern
erlebte sogar einen grossen Aufschwung. Dies war dem enormen Wachstum der Tourismusströme und dem daraus resultierenden schnellen Aufbau des Dienstleistungssektors sowie der
kleinen und mittleren Unternehmensstrukturen zu verdanken. Die Tourismusbranche half die
anfänglich rezessive Transformationsphase der tschechischen Wirtschaft zu überbrücken, vor
allem indem sie viele Arbeitskräfte aufnahm und damit die Arbeitslosigkeit auf einem niedrigen Niveau hielt.828 Nachdem die tschechische Wirtschaft jedoch 1996 in eine tiefe Krise gefallen war,829 geriet ein Jahr später auch die Tourismusbranche in eine Stagnation, deren Ende
immer noch nicht absehbar ist.830 Der Eintritt in die Stagnationsphase wurde auch dadurch be827
828
829
830
Vgl. Kap. 7.2 und 8.2.
Vgl. Kap. 7.3.1 und 7.5.
Vgl. Kap. 5.7.4.4.
Vgl. Kap. 7.3.2.
249
schleunigt, dass die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage und die daraus resultierende
abnehmende Kaufkraft der Bevölkerung in den touristischen Vorhaben nicht genügend berücksichtigt wurden und weiterhin eine Strategie eines Wachstumsmarktes verfolgt wurde.
Auch die Warnsignale, dass sich die Branche allmählich in ihrer Reifephase befindet, wurden
nicht richtig wahrgenommen.831
Aufgrund von diesen Erkenntnissen ergeben sich für eine Tourismuspolitik in Transformation
folgende Empfehlungen:
•
Die wirtschaftliche Entwicklung bei der Festlegung der tourismuspolitischen Zielsetzungen berücksichtigen und auch umgekehrt den Beitrag der Tourismusbranche zum
volkswirtschaftlichen Wachstum beachten.
•
Die Bedeutung des Tourismus als einen strategischen Wirtschaftszweig, der zur Überbrückung der rezessiven Transformationsphasen massgebend beitragen kann, frühzeitig anerkennen und mit einer geeigneten Tourismuspolitik für eine langfristige Ausschöpfung seines Potentials sorgen.
•
Die Warnsignale in der Branche frühzeitig wahrnehmen und die tourismuspolitischen
Massnahmen der Phase ihres Lebenszyklus anpassen.
11.3.8.2 Menschlicher Faktor
Wie bereits im Kapitel 4.8.2 dargestellt, macht auch das zunehmend widersprüchliche
menschliche Verhalten die Formulierung der Tourismuspolitik zu einer schwierigen Aufgabe.
Die Tourismuswirtschaft muss sich einerseits auf einen hybriden Verbraucher einstellen, dessen Verhalten immer weniger kalkulierbar wird, und andererseits muss sie mit einem eigennützigen Verhalten von Politikern, das schnell zu einem staatlichen Versagen führen kann,
rechnen.
Unter der Zentralplanwirtschaft bestand in der Tschechoslowakei für Abweichungen vom
festgelegten tourismuspolitischen Kurs und für die Verfolgung von anderen Interessen als
denjenigen von der Kommunistischen Partei kein Raum. Die für den Tourismus verantwortlichen Gremien hatten sich in ihren Entscheidungen ausnahmslos nach den Beschlüssen des
Kommunistischen Kongresses zu richten.832 Erst mit der Ablösung des alten politischen Systems kam es zu beachtlichen Veränderungen. Viele Korruptionsskandale deuten darauf hin,
dass das eigennützige Verhalten von Politikern ein grosses Problem darstellt. In der Zeit des
Überganges, in der es an den gesetzlichen und anderen Rahmenbedingungen fehlt und Unsicherheit über die Richtigkeit der verfolgten Transformationsstrategie herrscht, besteht für das
Durchsetzen der eigenen Interessen ein idealer Raum. Da sich die Politiker auch häufig auf
jene Ziele konzentrieren, bei denen Fehlentwicklungen am stärksten spürbar sind und sich der
Instrumente bedienen, die schnell und erfolgreich wirken und ihnen die erreichten Fortschritte
zurechnen lassen, steht die Tourismusbranche meistens erst am Ende ihrer Agenda. Politiker
mit tourismuspolitischen Visionen treten nur spärlich auf, da der Aufbau einer Lobby zu aufwendig und zu wenig erfolgsversprechend erscheint. Die tschechische Regierung befasste
sich zum Beispiel in den ersten sechs Jahren nach der Wende nur zweimal mit dem Tourismus. Eine Verbesserung zeichnete sich erst 1998 nach der sozialdemokratischen Machtüber831
832
Vgl. Kap. 10.2.
Vgl. Kap. 8.2, 8.4 und 8.5.
250
nahme ab. Eine angemessene Unterstützung der touristischen Vorhaben im Parlament sowie
bei den politischen Parteien fehlt weiterhin.833
Die Orientierung auf die Bedürfnisse eines multioptionalen Touristen ist in der Tschechischen
Republik nicht so ausgeprägt wie in den westlichen Ländern. Dies ist vor allem dem Fakt zuzuschreiben, dass die Mehrheit der einheimischen Bevölkerung keine hohen Ansprüche an die
Qualität und an das Spektrum der Tourismusdienstleistungen stellt und dadurch keine innovative Verjüngung des Angebotes unterstützt.834 Will sich die tschechische Tourismusbranche
auf dem internationalen Markt behaupten, müssen in Zukunft die steigenden Ansprüche der
vom Ausland kommenden Besucher mehr berücksichtigt werden und für sie ein breites, komplexes Angebot an touristischen Produkten bereit gehalten werden.
Aus den obigen Ausführungen lassen sich für eine Tourismuspolitik in Transformation folgende Empfehlungen ableiten:
•
Die Trends in der touristischen Nachfrage laufend beachten und entsprechende Anpassungen im Angebot und in den verfolgten tourismuspolitischen Strategien vornehmen.
•
Grössere Transparenz in den politischen Entscheidungsprozessen schaffen und damit
dem eigennützigen Verhalten von Politikern Schranken setzen.
•
Eine Lobby in der Tourismusbranche aufbauen, die für die Durchsetzung der tourismuspolitischen Anliegen auf der obersten Ebene einen geeigneten Raum schafft.
11.4 Allgemeingültigkeit und Übertragbarkeit der Empfehlungen
Wie bereits im Kapitel 11.3 erwähnt, können die soeben hergeleiteten Empfehlungen für eine
Tourismuspolitik in Transformation nicht ohne weiteres auf die Tourismuspolitik anderer sich
transformierende Länder übertragen werden. Die Problematik der Implementierung der Massnahmen auf andere Länder steht in einem engen Zusammenhang mit der Frage nach der Allgemeingültigkeit der aus den Fallstudien gewonnenen Erkenntnisse. Die gemachten Aussagen
beziehen sich meistens nur auf einen Fall und es ist nicht klar, in welchem Umfang sie auch
für andere Fälle gelten. Bassey spricht in diesem Zusammenhang von einer„fuzzy generalization“, welche auf “the idea of possibility but no certainty” beruht und besagt, dass „something
may happen, but without any measure of its probability”.835 In einer statistischen Verallgemeinerung der Ergebnisse wird aus dem gleichen Grund von vielen Wissenschaftlern ein ungeeignetes Forschungsziel erblickt und es wird eine argumentative Verallgemeinerung angestrebt, welche auf einer nachvollziehbaren, analytischen, vergleichenden und chronologischen
Auseinandersetzung beruht.836 Stake hält die Übertragung der Erkenntnisse aus den einzelnen
Fallstudien auf andere ähnliche Fälle im Rahmen der sog. „naturalistic generalization“ für gut
möglich. Der Erfolg des ganzen Prozesses ist insbesondere von einem fundierten Vergleich
des untersuchten Phänomens mit demjenigen von der Fallstudie und der darauffolgenden
Feststellung der vorhandenen Ähnlichkeiten abhängig.837 In der vorliegenden Dissertation ist
833
834
835
836
837
Vgl. Kap. 5.6.
Vgl. Kap. 6.5.3 und 10.3.4.
Bassey (1999), S. 46.
Vgl. Kap. 1.5.3.
Vgl. Stake (1978) o.S., zitiert nach Schofield (2000), S. 75; Kap. 1.5.3.
251
das Mass der Übertragbarkeit der Erkenntnisse über die Transformation der Tourismuswirtschaft auf andere Länder vor allem durch den Vergleich der jeweils herrschenden wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, der Lebenszyklusphase der Tourismusbranche eines bestimmten Landes und der Lage auf dem internationalen Tourismusmarkt bestimmt. Ungeachtet davon kann jedoch zusammenfassend behauptet werden, dass die Tourismuspolitik während der Transformation vor allem einen ordnungsrechtlichen Charakter mit Fokus auf den
Strukturwandel bei gleichzeitiger Berücksichtigung der wirtschaftlichen Konjunkturzyklen
haben soll und sich auf ein langfristigeres Konzept, welches vor allem auch ökologische und
soziale Aspekte der Tourismusentwicklung einbezieht, stützen muss.
Die externe Validität dieser empirisch-normativ abgestützten Empfehlungen, welche einerseits auf einer Momentaufnahme der Situation des Tourismus in der Tschechischen Republik
und andererseits auf den Kenntnissen über die Funktionsweise einer marktwirtschaftlich orientierten Tourismuswirtschaft beruhen, kann in Zukunft zusätzlich noch mit Hilfe der „Case
Survey Method“ erhöht werden. In ihrem Rahmen werden Informationen aus einzelnen Fallstudien zu einem bestimmten Forschungsthema zusammengefasst und aggregiert.838 Als eine
nötige Voraussetzung für den Einsatz dieser Methode müssen mehrere Fallstudien über die
Transformation der Tourismusbranche oder mindestens ihrer Teilbereiche in verschiedenen
Ländern vorhanden sein. Im deutsch- und englischsprachigen Raum wurde dieses Thema bis
jetzt aber nur ausnahmsweise erwähnt. Die vereinzelten Beiträge befassen sich vor allem mit
der Problematik der Hotellerie und der Schaffung neuer touristischer Institutionen. In den osteuropäischen Ländern sieht die Lage nicht besser aus, denn dem Verfassen von wissenschaftlichen Publikationen im Bereich des Tourismus wird während der umfassenden Transformation der Wirtschaft keine Priorität eingeräumt. Eine integrierte Sicht der Transformation unter
besonderer Berücksichtigung der indirekten Tourismuspolitik besteht ebenfalls noch nicht.
Die Einführung des Konzeptes des Destinationsmanagements sowie der integralen Standortsstrategien wurde bis zum jetzigen Zeitpunkt auch nur ungenügend untersucht. Die Erforschung des eigennützigen Verhaltens von den Politikern während der Transformation und
dessen Einfluss auf die Tourismusentwicklung stellt ein weiteres interessantes Thema dar.
Somit ist auch weiterer Forschungsbedarf angedeutet. Bis dann bleibt die argumentative Verallgemeinerung der Ergebnisse im Rahmen der vorliegenden Dissertation ein lohnender Versuch, „sich schrittweise situativ anwendbaren Regeln zu nähern“.839
838
839
Vgl. Kap. 1.5.3.
Greuter (2000), S. 256.
252
11.5 Fazit
Der Übergang zur Demokratie und der radikale Umbau der Wirtschaft stellen für die Transformationsländer eine völlig neue Herausforderung dar. Die Rückkehr zur Marktwirtschaft
erweist sich als ein langwieriger Weg, der oft mit einem präzedenzlosen Experiment verglichen wird. Der erhebliche Strukturwandel, der durch die Einführung der Marktwirtschaft erfolgte, machte auch vor der Tourismusbranche nicht Halt und rief eine Neuausrichtung der
Tourismuspolitik sowie weitgehende Veränderungen in der Tourismuswirtschaft hervor. Die
Wissenschaft konnte den Politikern zwar die Kenntnisse über die Funktionsweise der Tourismusbranche unter marktwirtschaftlichen Bedingungen vermitteln; aufgrund der Inexistenz einer integrierten Sicht der Transformation unter besonderer Berücksichtigung der Tourismuspolitik konnte sie ihnen aber keine konkreten Handlungsempfehlungen und Lösungswege
aufzeigen.
Der eingeschlagene Weg der Umstrukturierung der Tourismusbranche ist somit mit Unsicherheit und Unvorhergesehenheit verbunden. Aus der Gegenüberstellung der theoretischen Überlegungen zu einer Tourismuspolitik in der Marktwirtschaft und der Erkenntnisse aus der Fallstudie über die tschechische Tourismuswirtschaft in der Übergangsphase wurde eine Reihe
von Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation abgeleitet. Aus den Fehlentscheidungen, die den tschechischen Politikern während der Umgestaltung der Tourismuswirtschaft unterliefen, können die anderen Länder lernen und sie vermeiden. Bei der Implementierung der tourismuspolitischen Massnahmen ist immer zu beachten, dass diese nicht ohne weiteres übertragen werden können, sondern dass sie vor allem den jeweils bestehenden wirtschaftlichen und politischen Bedingungen eines bestimmten Landes, der Lebenszyklusphase
seiner Tourismusbranche sowie der aktuellen Entwicklung auf dem internationalen Markt angepasst werden müssen. Die externe Validität dieser empirisch-normativ abgestützten Empfehlungen kann in Zukunft zusätzlich noch mit Hilfe der „Case Survey Method“ erhöht werden, in deren Rahmen Informationen aus einzelnen Fallstudien zu einem bestimmten Forschungsthema aggregiert werden.
Zu den ermittelten Gestaltungsempfehlungen gehören, ohne dabei Anspruch auf ihre Vollständigkeit zu erheben, folgende Massnahmen:
•
Möglichst schnell freundliche ordnungspolitische Rahmenbedingungen gestalten, die
einerseits das Aufkommen des Tourismus unterstützen, andererseits aber auch gewisse
Spielregeln auf dem Tourismusmarkt festlegen und den Schutz aller Teilnehmer vor
negativen Auswirkungen einer zu liberalen Ordnung garantieren.
•
Nach dem Systemwechsel auf die staatlichen Interventionen nicht vollkommen verzichten, sondern mit deren Hilfe versuchen, die entstandenen Marktunzulänglichkeiten
in möglichst grossem Umfang zu beseitigen. Die Subventionierung der Tourismusbranche nicht überstürzt abbauen, dagegen die Massnahmen schrittweise auf den
Strukturwandel fokussieren, Innovationen unterstützen und vor allem für eine genügende Unterstützung der KMU sorgen.
253
•
Die Hoffnung auf eine Selbstregulierung der Tourismusentwicklung aufgeben und von
Anfang an anstatt einer pragmatischen eine konzeptionelle Tourismuspolitik betreiben.
Zur pragmatischen Handlungsweise nur ausnahmsweise greifen. Beim Rückgang der
touristischen Nachfrage die ausländischen Erfahrungen beachten und den Einsatz des
Konzeptes des Destinationsmanagements prüfen.
•
Die Warnsignale in der Branche frühzeitig wahrnehmen und die tourismuspolitischen
Massnahmen der Phase ihres Lebenszyklus anpassen. Die Trends in der touristischen
Nachfrage laufend beachten und entsprechende Veränderungen im Angebot und in
den verfolgten Strategien vornehmen.
•
Die Transparenz auf dem Tourismusmarkt durch geeignete Massnahmen erhöhen und
öffentliche Güter, die für die weitere Tourismusentwicklung unentbehrlich sind, in genügendem Umfang und Qualität bereitstellen. Die negativen Externalitäten, die von
den touristischen Aktivitäten ausgehen, wenn möglich vermeiden und eine nachhaltige
Tourismusentwicklung anstreben.
•
Die gegenseitige Zusammenarbeit zwischen den Tourismusakteuren fördern und damit
einen Beitrag zum besseren Dialog in der Branche und zum Entstehen von Synergien
leisten. Frühzeitig für eine standhafte und gesetzlich verankerte dezentralisierte Kompetenzaufteilung sorgen und eine klare Verantwortung für die Tourismusentwicklung
statuieren.
•
Grössere Transparenz in den politischen Entscheidungsprozessen schaffen und damit
dem eigennützigen Verhalten von Politikern Schranken setzen. Eine Lobby in der
Tourismusbranche aufbauen, die für die Durchsetzung der tourismuspolitischen Anliegen auf der obersten Ebene einen geeigneten Raum schafft.
•
Trotz der herrschenden Dominanz der ökonomischen Interessen auch die ökologischen und sozialen Anliegen bei der Zielsetzung der Tourismuspolitik beachten und
sie auf ihre Kompatibilität mit den verfolgten Zielen in anderen Bereichen prüfen. Die
Ziele aufgrund von fundierten Grundlagen ermitteln und bei ihrer Festlegung aus einer
langfristigen und ganzheitlichen Perspektive ausgehen.
•
Die wirtschaftliche Entwicklung bei der Festlegung der touristischen Zielsetzungen
einbeziehen und auch umgekehrt den Beitrag der Branche zum volkswirtschaftlichen
Wachstum beachten. Den Tourismus als einen strategischen Wirtschaftszweig, der zur
Überbrückung der rezessiven Transformationsphasen massgebend beitragen kann, anerkennen und mit einer geeigneten Politik für eine langfristige Ausschöpfung seines
Potentials sorgen.
•
Die entsprechenden Institutionen für die Durchführung der Werbemassnahmen gründen und die touristische Nachfrage mit komplementären staatlichen Marketingmassnahmen fördern. Mit dem Einsatz von verschiedensten Mitteln dauernd Impulse für
die Verbesserung der Qualität von touristischen Dienstleistungen schaffen und diese
allmählich an das Niveau der westlichen Länder heranführen. Für eine genügende Sicherheit der Touristen sorgen und das Image eines sicheren Reiselandes schaffen.
254
•
Der weltweiten Entwicklung der IT-Technologien genügend Aufmerksamkeit widmen
und den Anschluss an die internationalen Computernetze und touristischen Systeme
nicht verpassen. Eine staatlich unterstützte Tourismusforschung betreiben und qualitativ hochwertige statistische Daten, die den Politikern fundierte Entscheidungen ermöglichen, sicherstellen.
•
Die Aufwertung des Humankapitals kontinuierlich fördern und damit einen Beitrag zu
Innovationen und Verbesserungen der Dienstleistungsqualität leisten. Besonderes Augenmerk auf die Erweiterung der Sprachkenntnisse der Angestellten werfen. Die tourismuspolitischen Ämter mit fachlich ausgebildeten, teamfähigen und innovationsfreudigen Mitarbeitern besetzen, die den neuen Herausforderungen auf dem Feld der
Tourismuspolitik gewachsen sind.
•
In den Gebieten, wo es sinnvoll erscheint, die regionale Tourismusentwicklung unterstützen, um das vorhandene touristische Potential möglichst effizient auszuschöpfen.
Die Aufmerksamkeit dabei auf die zukunftsversprechenden Segmente richten.
•
Die zur Verfolgung der festgelegten tourismuspolitischen Strategien benötigten finanziellen Mittel sicherstellen. Eine auf Dauer gerichtete staatliche Förderung der Tourismusbranche gewährleisten, z.B. durch die Schaffung eines Tourismusfonds oder
durch eine gesetzliche Verankerung. Wo möglich, auch die private Tourismuswirtschaft an der Finanzierung beteiligen. Bei der Steuerumverteilung dafür sorgen, dass
die Steuereinnahmen aus dem Tourismus den Ortschaften zufliessen, wo sie generiert
wurden und damit ein Aufkommen des regionalen Fremdenverkehrs begünstigen.
•
Das Wissen der Industrieländer über die Funktionsweise der Tourismuswirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen und die Erfahrungen anderer Transformationsländer Nutzen bringend einsetzen. Die ausländische Hilfe zur Unterstützung von Tourismusprojekten in möglichst grossem Mass ausnützen und damit der Branche neue
Wachstumsimpulse verleihen.
Von den osteuropäischen Ländern, die nach 1989 mit dem Umbau ihrer wirtschaftlichen
Strukturen anfingen, hat noch keines die Transformationsprozesse abgeschlossen. Ihre Tourismusbranchen befinden sich nach den ersten Jahren eines beachtlichen Wachstums in einer
Reife- oder Stagnationsphase und stehen vor ähnlichen Problemen wie die westlichen Länder.
Um den Eintritt in die Abschwungsphase ihres Lebenszyklus zu vermeiden, muss zu den
wichtigsten Aufgaben ihrer gegenwärtigen Tourismuspolitik die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gehören. Diese Zielsetzung wird in den Industrieländern als „neues Paradigma der
Tourismuspolitik“ bezeichnet und ihre Erreichung wird vor allem mit Hilfe des Konzeptes des
Destinationsmanagements angestrebt.
255
12 Ausblick
„There is a way to do it better. Find it!”
Thomas A. Edison
Mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems in Osteuropa ging Anfang der 90er Jahre eine vierzigjährige Epoche zu Ende, die von der Herrschaft des sowjetischen Wirtschaftsund Gesellschaftssystems gekennzeichnet war. Der Übergang zur Demokratie und der radikale Umbau der Wirtschaft stellen für die Transformationsländer eine völlig neue Herausforderung dar. Die angestrebte Rückkehr zu einer marktorientierten Wirtschaft erweist sich als ein
langwieriger Weg, der erhebliche Belastungen für die Gesellschaft mit sich bringt und die
Wirtschaft einer schwierigen Probe unterzieht. Der erhebliche Strukturwandel, der durch die
Einführung der Marktwirtschaft erfolgte, machte auch vor der Tourismusbranche nicht Halt
und rief eine Neuausrichtung der Tourismuspolitik sowie weitgehende Veränderungen in der
Tourismuswirtschaft hervor. Im Fremdenverkehr wurde ein grosses Wachstumspotential gesehen, das viele Hoffnungen weckte. Die Wissenschaft konnte den Politikern in den Transformationsländern zwar die Kenntnisse über die Funktionsweise der Tourismuswirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen vermitteln; sie konnte ihnen aufgrund der Inexistenz
einer integrierten Sicht der Transformation unter besonderer Berücksichtigung der Tourismuspolitik aber keine konkreten Handlungsempfehlungen und Lösungswege aufzeigen.
Das Ziel der vorliegenden Dissertation bestand deshalb einerseits darin, die vorhandenen Forschungsdefizite auf diesem Gebiet bestmöglich zu schliessen und eine Basis für zukünftige
Untersuchungen zu schaffen. Andererseits wurde angestrebt, durch die Ausarbeitung von
Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation den Ländern im Übergang einen
anwendungsorientierten praxisnahen Ansatz zu liefern. Zu diesem Zweck wurde im ersten
Teil der Arbeit auf die theoretischen Grundlagen einer marktwirtschaftlich orientierten Tourismuspolitik eingegangen und im zweiten Teil wurde im Rahmen einer Fallstudie die tschechische Tourismusbranche während der Transformation untersucht. Aus der Gegenüberstellung der theoretischen Überlegungen und der Erkenntnisse aus der Fallstudie wurde im dritten
Teil eine Reihe von Gestaltungsempfehlungen für eine Tourismuspolitik in der Übergangsphase von der Zentralplan- zur Marktwirtschaft abgeleitet. Durch diese Vorgehensweise wurde das festgelegte Forschungsziel erreicht.
Die tschechische Tourismusbranche, die nach dem Systemwechsel einen Aufschwung erlebte,
half die anfängliche rezessive Transformationsphase der Wirtschaft zu überbrücken. Tschechien profitierte vom Ruf einer unbekannten posttotalitären Destination und seine Tourismuswirtschaft florierte auch ohne staatliche Massnahmen. Die Warnsignale, dass die extensiven Wachstumsfaktoren allmählich erschöpft waren und dass seitens des Staates interveniert
und eine konzeptionelle Tourismuspolitik betrieben werden sollte, wurden lange nicht beachtet. Dies führte dazu, dass sich die tschechische Tourismusbranche nach mehreren Jahren eines kontinuierlichen Wachstums nun in einer Stagnationsphase befindet und vor ähnlichen
Problemen wie jene der westlichen Länder steht. Um den Eintritt in die Abschwungsphase ihres Lebenszyklus zu vermeiden, muss zu den wichtigsten Aufgaben der Tourismuspolitik die
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit gehören. Vom Staat wird erwartet, dass er die Branche
mit geeigneten Massnahmen fördert. Er sollte vor allem marktnahe Anreize für gemeinsame
Marketingmassnahmen, Innovationen auf der Angebotsseite und überbetriebliche Kooperati-
256
onen schaffen. Zudem hat er die Aufgabe, für die laufende Aufwertung der Produktionsfaktoren, zu denen insbesondere auch das Humankapital gehört, zu sorgen.
Die hergeleiteten Empfehlungen für eine Tourismuspolitik in Transformation, welche einerseits auf einer Momentaufnahme der Situation des Tourismus in der Tschechischen Republik
und andererseits auf den Kenntnissen über die Funktionsweise einer marktwirtschaftlich orientierten Tourismuswirtschaft beruhen, können nicht ohne weiteres auf die Tourismuspolitik
anderer sich transformierende Länder übertragen werden. Das Mass ihrer Übertragbarkeit ergibt sich vor allem aus dem Vergleich der jeweils herrschenden wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, der Lebenszyklusphase der Tourismusbranche eines bestimmten Landes
und der Lage auf dem internationalen Tourismusmarkt. Ungeachtet davon kann jedoch zusammenfassend behauptet werden, dass die Tourismuspolitik während der Transformation vor
allem einen ordnungsrechtlichen Charakter mit Fokus auf den Strukturwandel bei gleichzeitiger Berücksichtigung der wirtschaftlichen Konjunkturzyklen haben soll und sich auf ein langfristigeres Konzept, welches vor allem auch ökologische und soziale Aspekte der Tourismusentwicklung einbezieht, stützen muss. Die externe Validität dieser empirisch-normativ abgestützten Empfehlungen kann in Zukunft zusätzlich noch mit Hilfe der „Case Survey Method“
erhöht werden, in deren Rahmen Informationen aus einzelnen Fallstudien zu einem bestimmten Forschungsthema aggregiert werden.
Nach zwölf Jahren sind die Transformationsprozesse noch in keinem Land abgeschlossen. Sie
werden in wissenschaftlichen Kreisen oft mit einem präzedenzlosen Experiment mit einem
unsicheren Ausgang verglichen. Es handelt sich um eine schwierige Aufgabe, zu deren besseren Bewältigung auf dem Gebiet des Tourismus auch die vorliegende Dissertation ihren Beitrag leisten soll.
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XLV
RECHTSQUELLENVERZEICHNIS
INTERNATIONALE QUELLEN
EG-Vertrag: Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft vom 25. März 1957,
konsolidierte Fassung mit Änderungen durch den Vertrag von Amsterdam vom
2. Oktober 1997
TSCHECHISCHE QUELLEN
Gesetz Nr. 50/1976 Sb.: Zákon o územním plánování a stavebním řádu – Stavební zákon
(Gesetz über die Raumplanung und Bauordnung – Baugesetz) in der revidierten Fassung vom
Jahr 2001
Gesetz Nr. 455/1991 Sb.: Zákon o živnostenském podnikání – Živnostenský zákon (Gesetz
über die Ausübung von Gewerben – Gewerbegesetz) in der revidierten Fassung vom
Jahr 2001
Gesetz Nr. 299/1992 Sb.: Zákon o státní podpoře malého a středního podnikání (Gesetz über
die Förderung von kleinen und mittleren Unternehmungen)
Gesetz Nr. 634/1992 Sb.: Zákon o ochraně spotřebitele (Verbraucherschutzgesetz)
Gesetz Nr. 588/1992 Sb.: Zákon o dani z přidané hodnoty (Mehrwertsteuergesetz) in der revidierten Fassung vom Jahr 2000
Gesetz Nr. 272/1996 Sb.: Zákon, kterým se provádějí některá opatření v soustavě ústředních
orgánů státní správy České republiky a kterým se mění a doplňuje Zákon České národní rady
č. 2/1969 Sb. o zřízení ministertev a jiných ústředních orgánů státní správy České republiky
ve znění pozdějších předpisů a mění a doplňuje zákon č. 97/1993 Sb. o působnosti správy
státních hmotných rezerv (Gesetz, durch welches bestimmte Massnahmen bei der Staatsverwaltung der Tschechischen Republik durchgeführt werden und durch welches das Gesetz
Nr. 2/1969 Sb. des Tschechischen Nationalrates über die Errichtung von Ministerien und anderen staatlichen Verwaltungsorganen der Tschechischen Republik verändert und vervollständigt wird und durch welches das Gesetz Nr. 97/1993 Sb. über den Wirkungsbereich der
Vewaltung von staatlichen materiellen Reserven verändert und vervolständigt wird)
Gesetz Nr. 347/1997 Sb.: Ústavní zákon o vytvoření vyšších územních samosprávných celků
a o změně ústavního zákona České národní rady (Gesetz über die Schaffung von höheren
Selbstverwaltungsgebieten und über die Veränderung des Verfassungsgesetzes des Tschechischen Nationalrates)
Gesetz Nr. 159/1999 Sb.: Zákon o některých podmínkách podnikání v oblasti cestovního ruchu a o změně zákona č. 40/1964 Sb., občanský zákoník, ve znění pozdějších předpisů,
a zákona č. 455/1991 Sb., o živnostenském podnikání – živnostenský zákon, ve znění pozdějších předpisů (Gesetz über bestimmte Bedingungen der Unternehmenstätigkeit in der Tourismusbranche und über die Veränderung des Bürgergesetzes Nr. 40/1964 Sb. und des Gewerbegesetzes Nr. 455/1991 Sb.)
XLVI
Kommentar zum Gesetz Nr. 159/1999 Sb.: Komentář k zákonu č. 159/1999 Sb.
Gesetz Nr. 326/1999 Sb.: Zákon o pobytu cizinců na území České republiky a o změně některých zákonů (Gesetz über den Aufenthalt von Ausländern auf dem Gebiet der Tschechischen Republik und über die Veränderungen einiger anderer Gesetze)
Gesetz Nr. 128/2000 Sb.: Zákon o obcích (Gesetz über die Gemeinden)
Gesetz Nr. 218/2000 Sb.: Zákon o rozpočtových pravidlech a o změně některých souvisejících zákonů (Gesetz über die Budgetregelungen und über die Veränderungen einiger zusammenhängender Gesetze)
Gesetz Nr. 249/2000 Sb.: Zákon o podpoře regionálního rozvoje (Gesetz über die Unterstützung der Regionalentwicklung)
Gesetz Nr. 140/2001 Sb.: Zákon kterým se mění zákon č. 326/1999 Sb. o pobytu cizinců na
území České republiky a o změně některých zákonů (Gesetz, durch welches das Gesetz
Nr. 326/1999 Sb. über den Aufenthalt von Ausländern auf dem Gebiet der Tschechischen Republik verändert wird)
Gesetz Nr. 217/2002 Sb.: Zákon kterým se mění zákon č. 326/1999 Sb. o pobytu cizinců na
území České republiky a o změně některých zákonů (Gesetz, durch welches das Gesetz
Nr. 326/1999 Sb. über den Aufenthalt von Ausländern auf dem Gebiet der Tschechischen Republik verändert wird)
Verfassung Nr. 100/1960 Sb.: Ústava Československé socialistické republiky (Verfassung
der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik)
Verfassung Nr. 1/1993 Sb.: Ústava České republiky (Verfassung der Tschechischen Republik)
Regierungsverordnung Nr. 469/2000 Sb.: Nařízení vlády, kterým se stanoví obsahové
náplně jednotlivých živností (Regierungsverordnung, welche den Umfang der einzelnen Gewerbe festlegt)
STATUTEN
Bohemia Centralis (1997): Stanovy (Statuten), Beroun 1997
Gewerbsmässige Vereinigung der Campingplätze und Ferienhäuserkolonien (1990):
Stanovy (Statuten), Prag 1990
Ministerium für Regionalentwicklung (1998): Statut České centrály cestovního ruchu (Statuten der Tschechischen Tourismuszentrale), Prag 1998
Wirtschaftsministerium (1993): Statut České centrály cestovního ruchu (Statuten der Tschechischen Tourismuszentrale), Prag 1993
XLVII
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http://www.mmr.cz/cz/tourism/statistics/1999/ (Stand am 19.8.2000)
http://www.mmr.cz/cz/tourism/statistics/2000/ (Stand am 22.2.2001)
http://www.mmr.cz/cz/tourism/statistics/2001/ (Stand am 10.11.2002)
http://www.mmr.cz/cz/tourism/statistics/2002/ (Stand am 10.11.2002)
http://www.mmr.cz/index.html (Stand am 18.1.2001 und 5.10.2002)
http://www.mpo.cz/reader/ (Stand am 6.11.2002)
http://www.mujweb.cz/www/alp.cr/ (Stand am 15.11.2000)
http://www.mvcr.cz/cizinci/z_140_01.html (Stand am 1.12.2002)
http://www.mvcr.cz/reforma/n_kraje.gif (Stand am 13.1.2001)
http://www.mvcr.cz/sbirka/2002/sb083-02.pdf (Stand am 1.12.2002)
http://www.nato.cz/clenove/cr.html (Stand am 4.11.2002)
XLVIII
http://www.nfhr.cz/ (Stand am 20.11.2000)
http://www.odci.gov/cia/publications/factbook/ez.html (Stand am 26.7.2000)
http://www.restaurace2000.cz/horeka/_data/klasifikace.htm (Stand am 2.12.2000)
http://www.un.org/Overview/unmember.html (Stand am 14.3.2001)
http://www.visitczech.cz/cccr/stranky.asp?stranka_id=02020100 (Stand am 26.7.2000)
http://www.vsh.cz/vsh/verejnost14.htm (Stand am 23.7.2002)
http://www.wdb.cnb.cz/kurzy.k_prum (Stand am 15.4.2001)
http://www.world-tourism.org/ (Stand am 28.7.2000)
XLIX
GESPRÄCHSPARTNERVERZEICHNIS
Die Expertengespräche wurden im Zeitraum vom 27. Dezember 2000 bis 19. März 2003
durchgeführt.
H. Benešová
Gewerbsmässige Vereinigung der Campingplätze und Ferienhäuschenkolonien, Vorsteherin
des Zentralsekretariates
Ing. J. Beránek
Mag Consulting, Direktor, zudem gleichzeitig Berater des parlamentarischen Unterausschusses für Handel und Tourismus
M. Burianová
Vereinigung der Unternehmer in der ländlichen Touristik und Agrotouristik, Vorsteherin des
Zentralsekretariates
H. Čermáková
Tschechische Tourismuszentrale, Assistentin des Direktors
PhDr. M. Frančová
Tschechische Tourismuszentrale, Realisationsabteilung, Mitarbeiterin des Ausschusses für
verlegerische Tätigkeit
Ing. O. Freidinger
Assoziation von Reisebüros, Vorsteher des Zentralsekretariates
Bc. L. Haupt
Tschechische Tourismuszentrale, Leiter der Regionalabteilung
Ing. H. Havlová
Tschechische Tourismuszentrale, Leiterin der Marketingabteilung
Doc. Ing. J. Indrová
Hochschule für Ökonomie in Prag, Leiterin des Lehrstuhles für Tourismus
N. Jahodová
Assoziation touristischer Informationszentren, Vorsteherin des Zentralsekretariates
Ing. M. Kotek
Reisebüro B.T.I. International, Direktor
PhDr. B. Křížová
Ministerium für Regionalentwicklung, Abteilung für Tourismus und europäische Integration,
Direktorin des Ausschusses für Realisierung und Entwicklung
Ing. J. Lajka
Assoziation von Flugbetreibern, Vorsitzender
Ing. M. Lambojová
Nationale Föderation von Hotels und Restaurants, Mitarbeiterin des Zentralsekretariates
Doc. Ing. V. Malá
Hochschule für Ökonomie in Prag, Dozentin am Lehrstuhl für Tourismus
L
Ing. E. Mráčková
Assoziation von Reisebüros, Mitarbeiterin des Zentralsekretariates
M. Nemrava
Vereinigung von Unternehmern im Gastgewerbe und Tourismus, Mitarbeiter des Zentralsekretariates
M. Nevrklo
Orea Hotels, Mitarbeiter der Marketingabteilung
Ing. Z. Petrů
Hochschule für Ökonomie in Prag, Assistentin am Lehrstuhl für Tourismus
Ing. A. Ríšová
Tschechische Tourismuszentrale, Realisationsabteilung, Leiterin des Ausschusses für verlegerische Tätigkeit
J. Smičková
Assoziation tschechischer Reiseveranstalter und Reisebüros, Vorsteherin des Zentralsekretariates
Ing. J. Šnajdr
Tschechische Tourismuszentrale, Mitarbeiter des Ausschusses für ausländische Vertretungen
Ing. M. Šourková
Ministerium für Regionalentwicklung, Mitarbeiterin der Abteilung für Tourismus und europäische Integration, Ausschuss für Konzeption
RNDr. J. Srb
Tschechische Tourismuszentrale, Abteilung für Regionalpolitik, Leiter des Ausschusses für
Regionen und Subventionen
Ing. M. Stříbrná
Ministerium für Regionalentwicklung, Mitarbeiterin der Abteilung für Tourismus und europäische Integration, Ausschuss für internationale Zusammenarbeit im Tourismus
Ing. Z. Ticháček
Tschechische Tourismuszentrale, Abteilung für Regionalpolitik, Leiter des Ausschusses für
Informatikdienstleistungen
Ing. M. Vitáková
Ministerium für Regionalentwicklung, Abteilung für Tourismus und europäische Integration,
Direktorin des Ausschusses für Konzeption
Ing. D. Zachystalová
Ministerium für Regionalentwicklung, Mitarbeiterin der Abteilung für Tourismus und europäische Integration, Ausschuss für Konzeption
Lebenslauf
Eva Nováková
geboren am 25. August 1971 in Jilemnice, Tschechien
Schulbildung:
1977 – 1985
1985 – 1989
1989 – 1994
1994 – 1995
1995 – 2003
1997 – 2000
Grundschule in Brno und Velké Opatovice
Gymnasium in Brno und Jaroměř, Abschluss mit Matura
Hochschule für Ökonomie in Prag (VŠE), Vertiefung Internationaler
Handel
Universität St. Gallen (HSG), Austauschprogramm Mapow
Universität St. Gallen (HSG), Doktorandenstudium, Vertiefung Tourismuswirtschaft
Universität St. Gallen (HSG), Vertiefung Jura, Grundstudium
Berufliche Tätigkeit:
1995
1995 – 2000
1998
1998 – 2003
St. Gallen Consulting Group (SCG), Junior Consultant
Institut für Marketing und Handel an der Universität St. Gallen (HSG),
wissenschaftliche Mitarbeiterin
Visura BDO International Zürich, Wirtschaftsprüferin
Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität St. Gallen (HSG),
wissenschaftliche Mitarbeiterin

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