Erfahrungsbericht AAA - Akademisches Auslandsamt

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Erfahrungsbericht AAA - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: Christina Schönberger
Austauschjahr: 2011/2012
Universität: Leeds Metropolitan University
Stadt: Leeds
Land: Großbritannien
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
PAD - Fremdsprachenassistentin in Großbritannien
1. Vorbereitung
Das Programm des Pädagogischen Austauschdienstes bietet meiner Meinung nach eine optimale Möglichkeit für Studenten, Unterrichtserfahrung zu gewinnen und gleichzeitig ein Land
und dessen Kultur kennenzulernen. Zur Erleichterung der Vorbereitung gibt der PAD vor Beginn des Assistenzjahres einige hilfreiche Tipps in der Broschüre "Praktische Hinweise".
Nach der Schulzuweisung durch den PAD und der Kontaktaufnahme mit der Schule (in meinem Fall Uni) im Juni geht es dann an die Vorbereitung der nötigen Unterlagen (polizeiliches
Führungszeugnis, Geburtsurkunde, Arbeitsvertrag etc.) und des Auslandsaufenthaltes im Allgemeinen (Beurlaubung, Flug, Unterkunft).
2. Organisatorisches vor Ort
Unterbringung
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Mein Zimmer bekam ich damals über Kontakte an der Uni. Ich würde ein solches Angebot
auf jeden Fall wahrnehmen. Sollte das Zimmer nicht den gewünschten Vorstellungen entsprechen, sucht man einfach in den ersten Wochen vor Ort nach einer anderen Unterkunft.
Allgemein ist der Standard der Wohnungen sehr viel niedriger als in Deutschland und für die
schöneren Wohnungen zahlt man dementsprechend mehr. Je nach Anspruch beträgt die
Miete ungefähr 60 bis 90 Pfund pro Woche.
Zudem sollte man für sich selbst entscheiden, ob man mit anderen Fremdsprachenassistenten, internationalen/britischen Studenten oder in einer Familie leben möchte. Alle Möglichkei1
ten haben ihre Vor- und Nachteile. Ich persönlich wohnte mit einer Engländerin zusammen,
was sehr schön und sicherlich auch in sprachlicher Hinsicht sehr förderlich war.
Verkehrsmittel/Reisen
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Sehr gewöhnungsbedürftig ist in England das Verkehrssystem (und damit meine ich nicht
den Linksverkehr). Obwohl Leeds eine halbe Million Einwohner hat, gibt es nur Busse. Leider
ist das Bussystem nicht so ganz einleuchtend aufgebaut (Haltestellen werden im Bus nicht
angezeigt). Die Unpünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel ist manchmal ärgerlich, und
so lernt man doch recht schnell, einen Zeitpuffer einzuplanen. Studenten leisten sich auch
gerne einmal ein Taxi (was übrigens günstiger ist als in Deutschland).
Zum Reisen in Großbritannien ist die 16-25 Railcard (26 Pfund, gültig für ein Jahr) unbedingt
empfehlenswert, da man ein Drittel des Fahrpreises spart. Am besten bestellt man diese direkt zu Beginn des Assistenzjahres online, um sie gleich nutzen zu können.
3. Pädagogische Erfahrungen
Die
Arbeit als Fremdsprachenassistentin
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Ich hatte das Glück an einer Universität unterrichten zu dürfen, denn dadurch konnte ich äußerst selbständig arbeiten. 12 Stunden pro Woche war ich an der Uni beschäftigt, und es
blieb tatsächlich viel Freizeit. Die Stundenvorbereitung fiel bei mir möglicherweise etwas umfangreicher aus als für manch andere Assistenten, die an den Schulen hauptsächlich zur Unterstützung im Unterricht und für Kleingruppen eingesetzt wurden. An Materialien hatte ich
nichts mitgenommen, da man meiner Meinung nach vor Ort alles bekommt, was man für den
Unterricht braucht. Die Ausstattung der Uni (Bücher, Audiodateien) und das Internet reichten
für die Vorbereitung vollkommen aus. Unterrichtsmaterialien stellte ich außerdem erst in England zusammen, nachdem ich wusste, was von mir erwartet wurde.
Ich unterrichtete die Deutschstudenten der Leeds Met in Konversationsklassen, der Fokus
lag demnach auf der praktischen Sprachanwendung. Für den Unterricht entwarf ich eigene
Arbeitsblätter, Dialoge und Rollenspiele und versuchte so viel wie möglich zu experimentieren. Bei Bedarf wiederholte ich bestimmte Grammatikaspekte und besprach ansonsten
hauptsächlich landeskundliche Themen. Es war sehr schön zu sehen, wie die Studenten
durch authentische Sprechsituationen motiviert wurden und eigene Interessengebiete entwickelten. Die Arbeit mit den Studenten machte mir persönlich sehr viel Spaß. Die eigenen
Stunden forderten viel Eigeninitiative und Selbständigkeit, durch die ich vor allem Selbstvertrauen im Unterrichten und mehr Routine bei der Unterrichtsplanung gewann.
Zusätzlich zum planmäßigen Unterricht bot ich Stunden zur vertieften Examensvorbereitung
an, übernahm Vertretungsstunden und erstellte einen Grammatikkatalog mit niveauspezifischen Übungen für Unterricht und Selbststudium.
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Zu Beginn des ersten Semesters gründete ich für alle Deutschinteressierten an der Uni eine
German Society - mit monatlichem Stammtisch, Filmabenden, Bowling-Abenden und einem
Semester-Abschlussabend. An diesen Treffen nahmen vor allem englische Deutschstudenten und deutsche Austauschstudenten teil. Die German Society war unter den Studenten
sehr beliebt und bot meiner Meinung nach eine gute Möglichkeit, sich neben dem Unterricht
einzubringen, die Studenten kennenzulernen und zum Deutsch sprechen zu motivieren.
Die Betreuung an der Uni durch Fachlehrer und Fachbetreuer war wirklich ausgezeichnet.
Ich wusste immer, an wen ich mich bei Fragen wenden konnte und fühlte mich sofort im Kollegium integriert.
4. Persönliche Eindrücke: Leben in Leeds
Kulturelle
Eigenheiten
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Meiner Erfahrung nach sind die Engländer in Yorkshire extrem freundlich, offen und hilfsbereit (und manchmal etwas neugierig). Der Akzent in Leeds ist sehr angenehm, mit einigen
Eigenheiten wie der Anrede "luv", die vor allem von älteren Leuten verwendet wird. Als kurzes "Danke" sagt man hier "cheers" oder "ta". Kulturellen Eigenheiten wie der typischen Höflichkeit oder dem geduldigen Schlange-Stehen begegnet man hier sicherlich. Der Kulturschock blieb bei mir dennoch aus - das britische Alltagsleben gefiel mir auf Anhieb!
Soziale
Kontakte
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Zu Beginn des Assistenzjahres wurden alle Assistenten in West Yorkshire zum Foreign
Language Assistants Committee West Yorkshire eingeladen, das unter anderem Ausflüge in
der Umgebung, Englischkurse und einige interessante Vorlesungen organisierte. Durch das
Einführungstreffen und die Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen gewann ich viele
Freunde in Leeds und Umgebung. Und da Leeds eine große Studentenstadt ist, war es auch
nicht schwer, britische Studenten kennenzulernen. Man sollte auf jeden Fall die verschiedenen Angebote wahrnehmen, die Universitäten oder Vereine anbieten, denn dort findet man
sicherlich am besten Anschluss.
Freizeitangebote
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Die Freizeitangebote in Leeds sind sehr vielseitig. Einige interessante Sehenswürdigkeiten
wären zum Beispiel die Royal Armouries, die Leeds Art Gallery und die Kirkstall Abbey. Zur
kulturellen Unterhaltung gibt es außerdem schöne alte "Independent Cinemas" wie das Cottage Road Cinema oder das Hyde Park Picture House, das Grand Theatre und das West
Yorkshire Playhouse, die sehr gute Vorstellungen zu studentenfreundlichen Preisen zeigen.
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Die Einkaufsmöglichkeiten in Leeds sind sehr gut, vor allem die Einkaufsstraße "Briggate"
mit vielen Arkaden wie dem berühmten Victoria Quarter und auch sonst einer sehr guten
Auswahl an Geschäften. Die Öffnungszeiten in Großbritannien sind etwas anders als in
Deutschland. Die großen Supermärkte haben meist von 8 bis 22 Uhr geöffnet, kleinere Supermärkte oft sogar 24-7. Die Boutiquen in der Innenstadt schließen allerdings schon um 17
Uhr! Daran gewöhnt man sich aber, und zur Entschädigung haben die Geschäfte auch sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Die Preise sind allgemein etwas höher als in Deutschland, vor allem für Lebens- und Genussmittel.
Pubs, Bars und Restaurants gibt es en masse. Allgemein ist das Nachtleben in Leeds aufgrund der hohen Studentendichte natürlich sehr gut. Die Stadt hat zahlreiche Clubs, und da
Leeds sehr bekannt für Livemusik ist, spielen fast jeden Abend kleine Bands in Bars oder
Pubs - neben größeren Konzerten in der O2 Academy.
Die Umgebung von Leeds bietet einige fantastische Landschaften - wie zum Beispiel die
Yorkshire Dales. Wer sich also gerne in der Natur aufhält, wird sich freuen. Achtung: Das
Wetter in England ist allgemein sehr abwechslungsreich (four seasons in a day)!
In den Ferien und an den Wochenenden hat man als Fremdsprachenassistent definitiv genügend Zeit herumzureisen und sich das Land anzusehen (für günstiges Reisen würde ich
Megabus empfehlen, ansonsten bietet sich Zugfahren mit der Railcard an).
Fortbildungsmöglichkeiten
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Das oben genannte Committee organisierte wie gesagt auch Englischkurse für Fremdsprachenassistenten in Yorkshire. Zusätzlich konnte ich natürlich auch das Angebot der Leeds
Met nutzen, mit sämtlichen Gemeinschaften, Sprachkursen oder Fitnessangeboten. Ich persönlich lernte im Part Time Language Programme Schwedisch - ebenfalls eine gute Möglichkeit, neue Leute zu treffen. Wer an einer Schule arbeitet, sollte sich an den Unis im Umkreis
informieren - das Angebot an Aktivitäten und Veranstaltungen ist wirklich groß.
5. Persönliches Fazit
Ich habe meinen Aufenthalt in Leeds und meine Arbeit als Fremdsprachenassistentin vom
ersten Moment an genossen und mich sofort wohlgefühlt. Im Gespräch mit anderen Assistenten wurde mir bewusst, wie selbständig und eigenverantwortlich ich an der Leeds Met unterrichten durfte. Das ist als Fremdsprachenassistent nicht unbedingt selbstverständlich. Da
mir die Arbeit so viel Spaß machte, war auch das Privatleben und die Freizeit so entspannt,
dass ich die Zeit ohne Stress und Sorgen genießen konnte. Die Assistenzzeit ist wirklich eine
tolle Erfahrung, und die Kombination von Unterrichten und Kultur-Erleben ist meiner Meinung
nach ideal.
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