Integration von Differentialformen: Satz von Stokes
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Integration von Differentialformen: Satz von Stokes
Integration von Differentialformen: Satz von Stokes Sei ω eine k-Differentialform auf U ⊂ Rn . Def. Ein eingebettetes Polytop σ ist ein Tripel (P, V , φ), wobei ◮ V ein k-dimensionaler affiner Raum mit einer fest gewählten Orientierung, ◮ P ⊂ V ein Polytop (affine Hülle von endlich viel Punkten) und ◮ φ eine glatte Abbildung von P nach U ist. Wir werden stets annehmen, dass das Polytop eigentlich ist, also dass die affine Hülle von P gleich V ist. Bsp. V = R2 (mit Standardorientierung), P = {(x, y )|x ∈ [0, 2π], y ∈ [0, 1]}, φ(x, y ) = (y cos x, y sin x). Def. Zwei eingebettete Polytope σ = (P, V , φ) und σ ′ = (P ′ , V ′ , φ′ ) sind äquivalent, wenn es eine stetige Abbildung α : P → P ′ gibt, die die Menge der inneren Punkte von P auf der Menge der inneren Punkte von P ′ abbildet, und zwar in bijektiver, diffeomorpher und orientierungserhaltender Weise so, dass auf der Menge der inneren Punkte von P gilt: φ′ = φ ◦ α. Integral einer k-Differentialform über einem eingebetteten k-Polytop Sei ω eine k-Differentialform auf U ⊂ Rn und σ = (P, V , φ) ein eingebettetes k-Polytop. Wir betrachten φ∗ ω auf P. Das ist eine k-Differentialform. Da P auch k-dimensional ist, hat sie die Gestalt φ∗ ω = f (x)dx1 ∧ ... ∧ dxk . Wir nehmen an, dass in der Darstellung oben die Koordinaten x1 , ..., xk auf V so gewählt sind, dass die Standardbasis in diesen Koordinaten positiv orientiert ist. Nun definiere Z ω= σ Z ... Z f (x)dx1 dx2 ...dxk . P Bemerkung. Ändern wir die Orientierung von V , so ändert sich das Vorzeichen des Integrals. Bemerkung. Integrale über äquivalenten eing. Polytopen sind gleich. Bsp. Sei k = 1, n = 2. Dann ist σ im Wesentlichen eine Kurve φ : [0, 1] → R2 . Für eine 1-Differentialform ω = a(x, y )dx + b(x, y )dy ist dann φ∗ ω = (a ◦ φ(t)φ′1 (t) + b ◦ φ(t)φ′2 (t)) dt und deswegen Z ω= σ Z 1 (a ◦ φ(t)φ′1 (t) + b ◦ φ(t)φ′2 (t)) dt. 0 Das ist die aus Ana II bekannte Formel für das Kurvenintegral. Ketten und Differentiale von Ketten Def. Eine Kette ist eine formale (endliche) Linearkombination X K := λi σ i i von eingebetteten k-Polytopen σi . Die “+”-Operation ist kommutativ und assoziativ. Die Operationen + und · erfüllen die Distributionsgesetze. R R P Wir definieren K ω := i λi σi ω. Differential einer Kette Sei σ = (P, V , φ) ein eingebettetes k-Polytop. Seien P1 , ..., Pm die Seiten des Polytops. Wir betrachten die affinen Räume Vi := Aff (Pi ). Als Orientierung auf Vi wählen wir die induzierte Orientierung: Eine Basis b1 , ..., bk−1 in Vi ist g.d. positiv, wenn die Basis n, b1 , ..., bk−1 in V positiv ist, wobei n die äußere Normale zu Pi ist. Die Einschränkung φ|Pi nennen wir φi : Pi → U und setzen σi = (Pi , Vi , φi ) Def. Wir definieren dσ = X σi . i (Das ist eine Kette, die Koeffizienten λi sind alle = 1.) P P Def. Sei jetzt K = j λj σj eine Kette. Wir definieren dK = j λj dσj . Einfache Übung. ddK = 0. Erklärung: Wegen der Linearität genügt es, die Aussage für einen Simplex zu beweisen. Satz von Stokes Satz 20. (Satz von Stokes) Z dω = K Z ω. dK Beweis wird auf der Tafel erklärt. Schritte des Beweises. ◮ Wegen der Linearität genügt es, die Aussage für ein eingebettetes Polytop zu beweisen. ◮ Man kann oBdA annehmen, dass das Polytop ein Würfel ist. ◮ Da links und rechts im Satz von Stokes die Zahlen glatt von Funktionswerten und ersten Ableitungen abhängen, genügt es, die Aussage für eine (im C 1 -Sinne) dichte Menge von k − 1-Differentuialformen zu beweisen, z.B. für Differentialformen mit Polynomialkoefficienten. Für sie kann man das direkt nachrechnen. Standardanwendungen des Satzes von Stokes Rb f ′ (x)dx = f (b) − f (a). ◮ Satz von Newton: ◮ Divergenz und Rotation von Vektorfeldern im R3 . a Versprechen aus Vorlesung 5, Teil 1 (Bemerkung auf S. 7) Lemma. Seien A,B : R2 → R Funktionen mit ∂A ∂x = ∂B ∂y . Dann existiert eine Funktion f sodass ∂f ∂x = B und ∂f ∂y Beweis wird auf der Tafel besprochen. = A.