American University, Graduate Gateway Program, 2011-12

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American University, Graduate Gateway Program, 2011-12
Erfahrungsbericht
Austauschjahr: 2011/2012
Gastuniversität: American University
Stadt: Washington, D.C.
Land: USA
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Mein Auslandssemester an der American University in Washington DC hatte eine lange Vorlaufszeit mit einigen administrativen und finanziellen Hürden. Seit der Bewerbung im November 2010 galt es eine recht lange To-Do-Liste abzuarbeiten (vom TOEFL-Test über Empfehlungsschreiben bis hin zum Termin im amerikanischen Konsulat in München, um das USVisum zu bekommen). Als Nachweis über Englischkenntnisse wird ausschließlich der
TOEFL-Test akzeptiert. Für ein Semester im Masterbereich verlangt die American University
ein Ergebnis von 100 von insgesamt 120 Punkten (dies gilt für den internetbasierten Test).
Vor Ort gibt es keinen zusätzlichen Sprachkurs. Darüber hinaus sollte man sich frühzeitig
über Finanzierungsmöglichkeiten informieren, denn die Studiengebühren von etwa 7500
USD, die Flüge und Unterkunft in Washington sind nicht leicht zu schultern. Meiner Meinung
nach war das Semester an der American University aber definitiv die Mühen wert.
Das „Washington Semester Graduate Gateway Program“ ist ein sehr spannendes Angebot für
Masterstudierende oder solche, die kurz vor Bachelorende stehen. Es ist ein einsemestriges
Programm, das zwei Seminare mit einem Teilzeitpraktikum in Washington, DC kombiniert –
so bekommt man einen sehr guten Einblick in das amerikanische Studentenleben einerseits,
und die Berufswelt in der US-amerikanischen Hauptstadt andererseits. Das „Graduate Gateway Program“ selbst existiert in verschiedenen Fachrichtungen. Ich war im „International
Affairs Program“ eingeschrieben, das aus dem Hauptseminar International Relations, einem
Begleitkurs zum Praktikum und einem Wahlkurs an der School of International Service (ver-
gleichbar einer Fakultät) der American University bestand. Zwei inhaltliche Seminare mögen
nicht viel klingen, aber Vorsicht: der Workload eines Masterseminars in den USA ist deutlich
höher, als etwa an der Uni Augsburg! Der Lesestoff jede Woche ist enorm und ich hatte mehrere Hausarbeiten und Tests zu schreiben. Zusammen mit dem Teilzeitpraktikum von 20
Stunden pro Woche ist das Auslandssemester an der American University schon eine Herausforderung. Allerdings nimmt man so auch umso mehr aus dem Semester mit. Das Washington
Semester Program ist auf dem Tenley Campus, etwa 10 Minuten vom Hauptcampus entfernt
angesiedelt. Dort wird das Hauptseminar in jedem Graduate Gateway Program (in meinem
Fall International Relations) abgehalten. Der Wahlkurs findet auf dem Hauptcampus im Rahmen des „normalen“ Unterrichtsgeschehens statt. Dort sind auch die sehr gut ausgestatte Bibliothek, Essensmöglichkeiten und die Gym angesiedelt.
Für die Praktikumssuche kann man eine umfangreiche Kontaktliste der American University
benutzen, zu der man Zugang erhält, sobald man offiziell angenommen wurde. Es lohnt sich
schon von Deutschland aus Bewerbungen zu schicken, wenn man eine bestimmte Praktikumsstelle im Blick hat. Ansonsten gibt es nach Ankunft einen sogenannten „Internship Fair“,
bei dem sich verschiedene Organisationen und Firmen in der Uni vorstellen. Der Andrang auf
die angebotenen Praktikumsstellen ist dort natürlich besonders groß. Ich musste feststellen,
dass man sehr viel Energie in die Praktikumssuche, Bewerbungen und Vorstellungsgespräche
stecken muss. Viele Stellen verlangen ein „Writing Sample“ für die Bewerbung. Ich hatte erst
nach einigen Wochen und ca. 20 Bewerbungen Glück und bekam einen Praktikumsplatz bei
einem Forschungsinstitut für Umwelt, Klima und Energie. Das war dann aber auch das beste
Praktikum, das ich bisher hatte. Ich habe nicht nur inhaltlich viel dazugelernt, sondern auch
die Arbeitsabläufe und den Büroalltag in einer US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation kennengelernt. Meine Hauptaufgabe bestand darin Artikel für einen Online-Newsletter zu
schreiben, der sich mit Energie- und Klimapolitik in Amerika und Europa beschäftigt. Als
Deutsch-Muttersprachlerin wurde ich u.a. zu Veranstaltungen mit dem Chef der Bundesnetzagentur geschickt, um über deutsche Energiepolitik zu berichten. Darüber hinaus war ich eingebunden in die Vorbereitung und Durchführung einer Informationsveranstaltung zu erneuerbaren Energien im Kapitol. Überhaupt gibt es für Politikinteressierte fast immer interessante
Veranstaltungen von den verschiedensten Organisationen oder Behörden der Stadt.
Auch außerhalb von Studium und Praktikum hat Washington einen hohen Unterhaltungswert.
Rund um Dupont Circle (Diplomatenviertel), in Georgetown oder in Adam’s Morgan gibt es
viele Kneipen und Clubs und freitags abends gibt es kostenlose Konzerte im John F. Kennedy
Center. Darüber hinaus kommt man umsonst in sämtliche Smithsonian Museen, inklusive
dem National Zoo in Washington. Der öffentliche Nahverkehr ist ziemlich gut ausgebaut und
man kommt gut ohne Auto zurecht. Es lohnt sich auch mit dem Fahrrad zu fahren, wenn man
ein günstiges findet (z.B. im Internet auf craigslist.com). Washington hat gute Reiseverbindungen zu anderen Städten an der US-Ostküste und man kann mit Zug oder Bus sehr günstig
nach Philadelphia, New York oder sogar Boston kommen. Mit dem Auto kommt man innerhalb von nur zwei Stunden in die Appalachen in Virginia. Vor allem im Herbst ist es wunderschön durch den bunt gefärbten Shenandandoah National Park zu fahren.
Bei der Suche nach einer Unterkunft in DC gibt es zwei Optionen: Zum einen bietet die Uni
die Unterbringung in einem Studentenheim an. Zum anderen kann man privat nach einer Unterkunft suchen. Ich habe mich für letzteres entschieden. Da ich zusammen mit einer Kommilitonin ins Auslandssemester nach Washington gegangen bin, haben wir gemeinsam nach einer Wohngelegenheit gesucht. Wir haben letztlich zwei Zimmer bei einer Washingtonerin
gefunden, die meist drei Zimmer ihres Hauses an Praktikantinnen oder Studentinnen untervermietet. Die Miete betrug $600 pro Monat zuzüglich Essensgeld (im Endeffekt also ca.
$800-900 pro Monat). Das klingt nach sehr viel, aber für eine Stadt wie Washington ist es fast
schon ein Schnäppchen. Die Vermieterin hatte die Regel aufgestellt, dass sich alle Bewohnerinnen des Hauses das Essen teilen und hat meist Bioprodukte gekauft. Lebensmittel sind in
Washington generell eher teuer – und Bioprodukte natürlich noch teurer. Trotzdem haben wir
in unserer privaten Unterkunft unterm Strich deutlich weniger gezahlt als im Studentenwohnheim und hatten darüber hinaus auch den „Luxus“ eines eigenen Zimmers. Man bekommt
außerdem einen Eindruck vom „echten“ Leben der Einheimischen in der Stadt. Mit einer privaten Unterkunft ist allerdings auch der Kontakt zu den KommilitonInnen im Studentenwohnheim nicht ganz so eng. Das muss jede/r für sich selbst abwägen.
Das Wintersemester ist eine sehr schöne Jahreszeit für ein Semester in Washington DC. Am
Anfang, im August, war es zwar noch sehr schwül-warm, aber im Herbst ist DC wirklich
wunderbar. Viel Sonne, milde Temperaturen und kaum Niederschlag. Wir hatten bis kurz vor
Weihnachten noch Temperaturen an die 20°C. Eher selten dagegen sind Erdbeben und Hurricanes – beide passierten innerhalb der ersten 10 Tage in Washington. Was für ein Einstand!

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