Elternratgeber - Wie unterstütze ich mein Kind bei der

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Elternratgeber - Wie unterstütze ich mein Kind bei der
AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 1
Elternratgeber
Wie unterstütze ich mein
Kind bei der Berufswahl
und der Lehrstellensuche?
Auflage 2016
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Impressum
Medieninhaber und Herausgeber
Arbeitsmarktservice Österreich
Treustraße 35–42, 1200 Wien
www.ams.at
Für den Inhalt verantwortlich
AMS, Abteilung Service für Arbeitskräfte sowie
AMS, Abteilung Arbeitsmarktforschung und
Berufsinformation
Grafische Gestaltung
neuwirth+steinborn, www.nest.at
Illustrationen
Carla Müller
Druck
Druckerei Berger & Söhne, Horn
Erschienen im Oktober 2016
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686
Ferdinand Berger & Söhne GmbH.
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AMS Elternratgeber
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Liebe Eltern,
dem Erfolg, eine passende Lehrstelle für Ihr Kind gefunden zu
haben, gehen oft viele Sorgen und Fragen voraus. Aus- und Weiterbildungen, eine sich ständig verändernde Arbeitswelt mit neuen
Berufen und neuen Technologien, viele Möglichkeiten bei der
Berufswahl, persönliche Stärken und Schwächen, die eigentliche
Lehrstellensuche mit Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Bewerbungsgesprächen sind Themen, die Sie dabei sicher sehr beschäf tigen. Eine gelungene Berufswahl hängt vor allem von der Übereinstimmung zwischen den Vorstellungen und Voraussetzungen
Ihres Kindes und den beruflichen Anforderungen, aber auch von
anderen Rahmenbedingungen, wie etwa der Erreichbarkeit der verfügbaren Lehrstelle, ab.
Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss bei der Berufswahl
haben Rollenklischees. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass in vielen Bereichen nach wie vor von „typischen Männerberufen“ bzw.
„typischen Frauenberufen“ gesprochen wird, auch wenn die Tätigkeiten als solche diese Trennung heutzutage keineswegs mehr rechtfertigen.
In einem ausführlichen Beratungsgespräch mit einer/einem
BeraterIn des Arbeitsmarktservice (AMS) wird versucht, Ihre
offenen Fragen zu beantworten. Das AMS wird Sie oder Ihr Kind
bei der Suche nach einer passenden Lehrstelle bestmöglich unterstützen, um eine solche letztendlich auch zu finden.
Die vorliegende Broschüre entstand aus Beiträgen unserer
MitarbeiterInnen, die ihre täglichen Erfahrungen in der Beratung
von Eltern und Jugendlichen eingebracht haben. Sie soll Ihnen
helfen, Wissen zu vermitteln, offene Fragen zu klären und damit
Sicherheit zu gewinnen. Bei aller Unterstützung, die Sie aus dieser
Broschüre ziehen können, liegt es vor allem an Ihrem Kind, einen
großen Schritt zu machen.
Ihr Arbeitsmarktservice
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Inhalt
6 Was kann das AMS für mein Kind tun?
6 Information und Beratung
6 Vormerkung beim AMS
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Wo finde ich Informationen im Internet?
AMS-Homepage www.ams.at
eJob-Room www.ams.at/jobroom
AMS-Lehrstellenbörse www.ams.at/lehrstellen
AMS Jobroboter www.ams.at/jobroboter
Karrierekompass des AMS www.ams.at/karrierekompass
Arbeitszimmer des AMS www.arbeitszimmer.cc
Interaktives Bewerbungsportal www.ams.at/bewerbung
13 Welche Möglichkeiten gibt es neben dem Internet?
13 AMS Selbstbedienungscomputer
13 BerufsInfoZentrum – BIZ
14 Wie kann ich mein Kind bestmöglich
bei der Lehrstellensuche unterstützen?
14 Tipps zur Berufswahl
18 „Guter Rat ist teuer“, aber schlechter Rat
kann teuer kommen – gerade fü r Töchter
20 Abklärung von Interessen und Stärken
23 Was ist noch zu beachten?
25 Wie findet mein Kind eine Lehrstelle?
29 Was ist der eJob-Room?
29 eJob-Room ohne Registrierung
29 eJob-Room mit Registrierung
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Was ist bei einer Bewerbung zu beachten?
Das Bewerbungsschreiben
Der Lebenslauf
Das Bewerbungsgespräch
40 Was ist die Ausbildungspflicht?
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Was kann das AMS für mein Kind tun?
Information und Beratung
Besprechen Sie mit unseren BeraterInnen alle offenen Fragen zu den
Themen Arbeitsmarkt und Arbeitssuche. Unsere BeraterInnen kennen den regionalen Arbeitsmarkt sehr gut, beraten bei beruflichen
Zielsetzungen und Bewerbungsstrategien und informieren rund
um Berufe, Kurse, Lehrgänge, Schulen und vieles mehr.
Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat unter bestimmten Voraussetzungen auch die Möglichkeit, finanzielle Unterstützungen,
wie z.B. eine Entfernungsbeihilfe, anzubieten. Beihilfen sind aber
immer an ein Beratungsgespräch gebunden, welches vor der Gewährung der Beihilfe stattfinden muss – fragen Sie unsere BeraterInnen, die Ihnen dazu gerne Auskunft geben werden.
Vormerkung beim AMS
Ihr Kind kann sich beim AMS als lehrstellensuchend vormerken
lassen und unsere Dienstleistungen kontinuierlich in Anspruch nehmen. Im Rahmen einer Vormerkung werden alle vermittlungsrelevanten Informationen in der EDV dokumentiert.
Beachten Sie die gesetzliche Ausbildungspflicht. Informationen dazu finden Sie im Kapitel „Was ist die Ausbildungspflicht?“
(Seite 40). Hat Ihr Kind nach Beendigung der Schulpflicht keine
Lehrstelle in Aussicht, sollte es rasch mit uns in Kontakt treten.
Eine Vormerkung kann bereits während des Schulbesuchs
erfolgen. Warten Sie nicht das Schulende ab, denn dann
ist die Nachfrage nach offenen Lehrstellen am größten.
Vergessen Sie nicht, dass eine erfolgreiche Lehrstellen suche
bereits vor dem Schulschluss beginnt.
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Wir gleichen das EDV-gespeicherte Suchprofil Ihrer Tochter/Ihres
Sohnes täglich mit den gemeldeten offenen Lehrstellen ab. Unser
Service für Unternehmen akquiriert laufend offene Lehrstellen.
Wenn sich passende Lehrstellen in der automatischen Suche
qualifizieren, werden Vermittlungsvorschläge erstellt.
Diese Vermittlungsvorschläge werden Ihrem Kind entweder
persönlich ausgehändigt oder per Post oder E-Mail zugeschickt.
Wenn Ihr Kind ein eAMS-Konto hat, langen auch hier Vermittlungsvorschläge ein. Das (Zwischen)Ergebnis der Bewerbung soll
Ihr Kind dann dem AMS rasch bekannt geben.
Das eAMS-Konto ist der persönliche Zugang zum AMS im
Internet. Hier kann Ihr Kind nicht nur Vermittlungsvorschläge
empfangen, sondern auch seine persönlichen Daten aktuell halten,
vereinbarte Termine beim AMS einsehen, Bewerbungen speichern
oder die wichtigsten Online-Angebote nutzen. Wie Sie online die
Zugangsdaten anfordern können erfahren Sie auf unserer Internetseite www.ams.at oder erkundigen Sie sich in Ihrer AMS-Geschäftsstelle.
Auch wenn Ihr Kind keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld
hat, ist eine Vormerkung beim AMS problemlos möglich.
Beachten Sie aber bitte, dass eine Vormerkung ohne
Leistungsbezug keinen Versicherungsschutz beinhaltet.
Es ist notwendig, dass Ihre Tochter/Ihr Sohn bei Ihnen mitversichert bleibt.
Ideal wäre es, wenn Ihr Kind für das Erstgespräch die letzten zwei
Schulzeugnisse und ein selbstverfasstes BewerberInneninserat, das
kostenlos im Internet veröffentlicht werden kann, mitbringt.
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Wo finde ich Informationen im Internet?
Das Internet bietet viele Möglichkeiten und Informationen rund
um die Lehrstellen- bzw. Jobsuche. Wenn Sie privat über keinen
Internetanschluss verfügen, können Sie in jeder Regionalen
Geschäftsstelle des AMS kostenlos das Online-Angebot nutzen.
Jede Regionale Geschäftsstelle verfügt über Internet-PCs für unsere KundInnen.
AMS-Homepage www.ams.at
Auf der AMS-Homepage finden Sie umfangreiche Informationen
über konkrete Lehrstellenangebote, die verschiedenen Leistungen
und Förderungen des AMS sowie Berufsinformationen.
eJob-Room www.ams.at/jobroom
Der eJob-Room ist Österreichs größte Online-Jobbörse, nähere
Infos finden Sie in dieser Broschüre im Kapitel „Was ist der eJobRoom“ (Seite 29).
Falls sich Ihre Tochter/Ihr Sohn für eine Ausbildung im Ausland interessiert, bietet das Informationssystem EURES unter
www.eures.europa.eu offene Lehrstellen in ganz Europa an.
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AMS-Lehrstellenbörse www.ams.at/lehrstellen
Auf dieser Seite finden Sie aktuelle Lehrstellenangebote und wichtige Link-Tipps zum Thema Lehre.
AMS Jobroboter www.ams.at/jobroboter
Mit dem AMS Jobroboter kann nach Stellenangeboten auf Unternehmensseiten im Internet gesucht werden.
Karrierekompass des AMS www.ams.at/karrierekompass
Im Karrierekompass des AMS finden Sie interessante Informationen über Berufe, Jobchancen, Arbeitsmarkttrends sowie über
Aus- und Weiterbildungen. In über 300 Karrierevideos können Sie
sich ein Bild der beruflichen Wirklichkeit machen.
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Arbeitszimmer des AMS www.arbeitszimmer.cc
Das Arbeitszimmer ist die Jugendplattform des AMS, die wert volle
Tipps und Informationen rund um die Themen Schul-, Studienund Berufswahl anbietet.
Interaktives Bewerbungsportal www.ams.at/
bewerbung
Im interaktiven Bewerbungsportal bietet das AMS Anleitungen,
Übungen und Tipps zu allen Schritten einer Bewerbung – vom
ersten Gedanken an den neuen Job bis hin zur Gehaltsverhandlung
und zu rechtlichen Unterschieden bei verschiedenen Arbeitsformen. Als praktische Hilfsmittel stehen Checklisten und viele
Beispiele für Anschreiben und Lebensläufe aus verschiedenen
Berufsbereichen zur Verfügung.
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Welche Möglichkeiten gibt es
neben dem Internet?
AMS Selbstbedienungscomputer
Der Samsomat mit Touch-Screen (Bedienung durch Antippen am
Bildschirm) zeigt Ihnen alle offenen Stellen im In- und Ausland.
Am Internet-PC finden Sie darüber hinaus Bewerbungstipps,
Berufsinformationen und den direkten Zugang zum eAMS-Konto.
Sie finden unsere SB-Computer in jeder Regionalen Geschäftsstelle und in allen BerufsInfoZentren des AMS.
BerufsInfoZentrum – BIZ
Für die Berufs- und Ausbildungswahl stellen unsere BerufsInfoZentren (BIZ) eine wertvolle Unterstützung dar. Unsere Broschüren und Info-Mappen sorgen für den Durchblick rund um die
Themen Beruf, Ausbildungen und Beschäftigungsmöglichkeiten.
Unsere Videos laden ein, in die Welt der Berufe einzutauchen und
den Wunschberuf näher kennen zu lernen. Unsere MitarbeiterInnen geben Tipps für die weitere Vorgangsweise, stehen für die Nachbesprechung von Testergebnissen zur Verfügung und unterstützen
bei der Informationssuche.
Kommen Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter/Ihrem Sohn
ins BIZ oder ermutigen Sie Ihr Kind zu einem BIZ-Besuch
ent weder alleine oder mit FreundInnen. Ein BIZ-Besuch
ist ein wichtiger Bestandteil im Zusammenhang mit der
richtigen Berufswahl. Idealerweise findet ein BIZ-Besuch
vor dem Beratungsgespräch statt. Das Beratungsgespräch
ist umso wertvoller, je mehr Gedanken sich Ihre Tochter/Ihr
Sohn bereits im Vorfeld über die Berufswahl gemacht und
je mehr Informationen Ihr Kind vorab bereits eingeholt hat.
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Wie kann ich mein Kind bestmöglich
bei der Lehrstellensuche unterstützen?
Ihre Aufgabe wird es sein, Ihrer Tochter/Ihrem Sohn behilflich zu
sein. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Ihrem Kind jegliche Arbeit
oder Verantwortung abnehmen sollen.
Aktivieren und motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn
zur und bei der Lehrstellensuche, stehen Sie ihr/ihm
aber auch mit Rat und Tat zur Seite.
Die Berufswahlbroschüre „Schule oder Lehre? Tipps!“
liefert Ihnen und Ihrer Tochter/Ihrem Sohn wertvolle
Anregungen. Sie können sich diese und viele andere
Berufsinfo-Broschüren auf unserer Homepage unter
www.ams.at/karrierekompass ansehen und herunterladen.
Tipps zur Lehrberufswahl
Lehrberufe
In Österreich gibt es derzeit rund 290 verschiedene Lehrberufe.
Trotzdem entscheidet sich die Hälfte aller Mädchen für nur 3(!) Lehrberufe (Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau, Friseurin). Bei den
Burschen handelt es sich dabei immerhin um 10 Lehrberufe. Diese
Konzentration auf wenige Berufe führt unweigerlich zu einer starken Konkurrenz um die offenen Lehrstellen in diesen Lehrberufen.
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Das soll nicht bedeuten, dass Ihr Kind bestimmte Lehrberufe
meiden soll. Es soll aber bitte bedenken, dass es leichter ist,
in jenen Berufen eine Lehrstelle zu finden, in denen die
Konkurrenz nicht so groß ist.
Ziehen Sie bei der Berufswahl auch Einkommensaspekte in Betracht. Im Berufslexikon unter www.ams.at/berufslexikon finden
Sie im Menü Lehre wertvolle Informationen zu den verschiedenen
Lehrberufen wie Anforderungen und Tätigkeitsbeschreibungen,
Höhe der Lehrlingsentschädigung oder Berufsschulstandorte.
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„Guter Rat ist teuer“, aber schlechter Rat
kann teuer kommen – gerade für Töchter
Mädchen sind im Durchschnitt besser in der Schule und haben viele
Fähigkeiten und Potenziale, die im Beruf wichtig sind. Trotzdem
verdienen Frauen noch immer um nahezu ein Drittel weniger als
Männer. Bei der Ausbildungs- und Berufswahl werden dafür bereits
die ersten Weichen gestellt. Berufe, die überwiegend von Frauen
ausgeübt werden, sind im Durchschnitt schlechter entlohnt und
bieten weniger gute Auf- und Umstiegsmöglichkeiten.
Mit Hilfe des Gehaltsrechners www.ams.at/fit-gehalts rechner können Sie die Unterschiede zwischen den verschiedenen
Berufen überprüfen – Sie werden staunen.
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Ermutigen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn dazu, „untypische“
Berufe und Ausbildungen in die Berufs- und Ausbildungswahl
miteinzubeziehen und sich damit näher zu befassen. Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Recherche von Interessen und
Fähigkeiten abseits von oberflächlichen Zuschreibungen
typisch weiblicher/männlicher Kompetenzen.
Unterstützen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn dabei, die jeweiligen
Berufsvorstellungen und -wünsche realistisch zu überprüfen.
Die medial (über Film/Fernsehen/Zeitschriften) vermittelten
Berufsbilder entsprechen oft nicht der Wirklichkeit.
Wie soll eine junge Frau wissen, ob ihr z.B. die Arbeit als
Mecha tronikerin Freude machen wird, wenn sie sich mit
diesem Berufsbild vorher nicht ernsthaft und konkret
auseinander gesetzt hat?
Das Arbeitsmarktservice fördert die Berufswahl und die Ausbildung
von Frauen in Handwerk und Technik. Die BeraterInnen in Ihrer
Regionalen Geschäftsstelle informieren Sie über die konkreten
Unterstützungsangebote. Auch im Internet finden Sie unter
www.ams.at/fit Informationen über Unterstützungsangebote für
„Frauen in Handwerk und Technik“.
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Abklärung von Interessen und Stärken
Damit Ihre Tochter/Ihr Sohn später nicht zu jenem Viertel aller
Lehrlinge gehört, welches das Lehrverhältnis frühzeitig beendet, ist
es von besonderer Bedeutung, die Interessen vor der Berufswahl
abzuklären.
Motivieren Sie Ihr Kind, eine Liste mit allen Interessen
und Stärken, aber auch Schwächen anzufertigen.
Neben Stärken, Schwächen und Interessen sollten
die folgenden Fragen beantwortet werden:
?
?
?
?
?
?
Welche Tätigkeiten kann ich mir grundsätzlich vorstellen?
Welche Tätigkeiten würden mir Freude bereiten?
Welche Tätigkeiten kann ich mir überhaupt nicht vorstellen?
Was will ich beruflich machen?
Was mache ich gerne? Arbeit im Freien? Arbeit mit KundInnen?
Habe ich Interesse an manuellen oder handwerklichen
Tätigkeiten?
? Wenn ja, mit welchen Materialien – Metall, Holz, …?
? Habe ich beruflich verwertbare Zusatzkenntnisse,
wie EDV-Kenntnisse, Sprachen usw?
? Wie hoch ist meine Lernbereitschaft?
Motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn dazu, diese Liste
Ihnen oder ihren/seinen FreundInnen zu zeigen, um sich
ein Feedback zu holen. Sehen andere Personen Ihr Kind so,
wie es sich selbst sieht?
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Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Liste immer wieder zur
Hand nimmt und neue Überlegungen anstellt, eventuell die
Liste ergänzt oder Interessen, die vielleicht doch nicht so
ausgeprägt sind, streicht.
Zusätzlich ist es auch möglich, im BIZ einen AIST (Allgemeiner
Interessenstrukturtest) am PC durchzuführen. Der AIST zeigt, wo
die beruflichen Interessenschwerpunkte liegen. Es müssen dabei
rund 60 Fragen beantwortet werden, was ca. 10 Minuten Zeit in
Anspruch nimmt. Anschließend wird das Testergebnis ausgedruckt
und mit den BIZ-BeraterInnen besprochen.
Ihre Tochter/Ihr Sohn soll den Ausdruck zum Beratungs gespräch mitnehmen.
Unter www.ams.at/jugendkompass kann ein Fragebogen zur
beruflichen Orientierung gleich online ausgefüllt werden. Als Ergebnis erhält Ihr Kind eine Liste mit Berufsvorschlägen für Ausbildungen im schulischen Bereich sowie für Lehrausbildungen, die
seinen Interessen entsprechen.
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Unter www.talentcheck.org können Jugendliche ihre Interessen
entdecken. Durch das Ausfüllen des Interessencheck zeigt sich,
welche Arbeitsfelder den eigenen Interessen am besten entsprechen
und welche Berufe darin vorkommen.
Im Bedarfsfall besteht die Möglichkeit, eine Eignungsuntersuchung
durchführen zu lassen. Eine Terminvereinbarung erfolgt in Absprache mit der/dem zuständigen BeraterIn. Bei dieser Untersuchung
werden die Eignungen und Neigungen Ihres Kindes von PsychologInnen getestet. In einem abschließenden Beratungsgespräch
werden die Ergebnisse gemeinsam besprochen.
Was ist noch zu beachten?
So interessant ein Beruf auch sein mag, so müssen doch auch weitere Faktoren berücksichtigt werden. Es ist sinnlos, von einer Tätigkeit als ReisebüroassistentIn zu träumen, wenn der dafür notwendige Kundenkontakt Ihrer Tochter/Ihrem Sohn ein Gräuel ist.
Lassen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn Informationen über die
Anforderungen der Berufe, die sie/ihn interessieren, ein holen. Es geht um die Frage: Welche Kompetenzen braucht
Ihr Kind für den gewünschten Beruf?
Bei der Erstellung der Liste sind daher auch folgende Fragen
zu beantworten:
? Wie hoch ist meine Bereitschaft, Ausbildung und/oder Beruf
nicht im gewohnten Umfeld zu absolvieren? Würde ich
für eine bestimmte Ausbildung und/oder einen Beruf auch
in ein anderes Bundesland gehen?
? Mit welchen öffentlichen Verkehrsmitteln kann ich wann
wohin fahren?
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? Gibt es Alternativen, um die Lehrstelle zu erreichen? Gibt es die
Möglichkeit einer Fahrgemeinschaft, gibt es einen Shuttledienst
der Firma oder mache ich einen Mopedführerschein?
? Bin ich ein Morgen-/Abendmensch?
? Weiß ich, wo die Berufsschule zum jeweiligen Lehrberuf ist?
So gibt es z.B. für den Lehrberuf AugenoptikerIn nur zwei Berufsschulen – die eine befindet sich in Wien und die andere in Tirol.
? Ist in der betreffenden Berufsschule geblockter Unterricht
vorgesehen oder wird der Unterricht tageweise abgehalten?
Das geht ganz leicht mit den Broschüren, die im BIZ aufliegen oder
unter www.ams.at/broschueren gratis heruntergeladen werden
können.
Wichtig ist: Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, für Alternativen
offen zu bleiben. Es ist nicht klug, sich auf einen bestimmten
Beruf zu versteifen, besser ist es, auch andere Berufe in
Betracht zu ziehen. Lassen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn auch
eine Liste der mit ihrem/seinem Wunschberuf verwandten
Berufe erstellen.
Die Fixierung auf einen einzigen Berufswunsch macht unflexibel
und schränkt zu sehr ein. Bedenken Sie, dass es in Österreich derzeit rund 290 Lehrberufe gibt.
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Wie findet mein Kind eine Lehrstelle?
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten eine Lehrstelle
zu finden:
1. selbst die Initiative zu ergreifen,
2. auf die Vermittlungsvorschläge unserer BeraterInnen zu reagieren
oder
3. beide Möglichkeiten miteinander zu kombinieren.
Die dritte Variante, also ein Höchstmaß an Eigeninitiative
zu entwickeln und zugleich Angebote des AMS gezielt zu
nützen, hat sicherlich die besten Erfolgsaussichten.
Warum Eigeninitiative so wichtig ist:
weil dem AMS nicht alle offenen Lehrstellen von den Unter -
nehmerInnen gemeldet werden. Es gibt in etwa dreimal so viele
offene Lehrstellen wie beim AMS gemeldet sind, zu denen
sich die Stellensuchenden selbst die Informationen beschaffen
müssen,
weil selbstständige Lehrstellensuche ein Zeichen für Eigeninitiative ist und damit einen guten Eindruck macht und
weil eine Absage nur noch halb so schlimm ist, wenn man noch
andere offene Bewerbungen hat, d.h. je mehr „Eisen“ Ihr Kind
„im Feuer“ hat, umso gelassener wird sie/er mit Absagen oder
nicht beantworteten Bewerbungen umgehen.
Ganz wichtig ist, dass sich Ihre Tochter/Ihr Sohn zeitgerecht
zu bewerben beginnt – idealerweise noch vor dem Halb jahreszeugnis. Bedenken Sie, dass die Konkurrenz groß ist –
mitunter interessieren sich bis zu 25 Jugendliche für eine
offene Lehrstelle.
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Welche Arten von Eigeninitiative sind möglich
 Auf Stelleninserate in den Printmedien antworten: Welche
Zeitungen bzw. Zeitschriften verwendet werden sollen, hängt oft
vom Berufswunsch ab. Besonders wichtig ist es, v.a. bei Inseraten
von Klein- und Mittelbetrieben sofort zu reagieren. Ist Ihre
Tochter/Ihr Sohn nicht unter den ersten BewerberInnen, kann
nur noch eine besonders hervorstechende Bewerbung zu einem
Vorstellungstermin und damit möglicherweise zu einer Lehrstelle
verhelfen.
 Eigenbewerbungen: Kontaktaufnahme mit Betrieben, die nicht
inseriert haben (diese haben keinen konkreten Personalbedarf
bekannt gegeben). Zu solchen Betrieben kommt man über Listen
von Innungen und Fachgruppen der Wirtschaftskammer,
Messekataloge und Branchenverzeichnisse (Gelbe Seiten).
Ideal sind Messebesuche, hier findet Ihr Kind viele Unternehmen
an einem Ort vor.
 Durchsuchen der Internetauftritte von Unternehmen:
Viele Betriebe veröffentlichen ihre Lehrstellenangebote auf ihrer
firmeneigenen Internetseite. Mit Hilfe des AMS Jobroboters
www.ams.at/jobroboter können Sie Unternehmensseiten im
Internet nach aktuellen Angeboten durchsuchen.
 Online-Jobbörsen und Apps nutzen: Es gibt eine große Anzahl
von Jobbörsen und Apps, wo nach offenen Lehrstellen gesucht
werden kann.
Helfen Sie Ihrer Tochter/Ihrem Sohn sich diese Informationen
zu beschaffen, nehmen Sie ihr/ihm diese Arbeit nicht ab.
 Nutzung von Kontakten zu Bekannten, Verwandten, Nachbarn,
KollegInnen, Vereinsmitgliedern etc.
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Fragen Sie bei Ihren Bekannten, Verwandten, NachbarInnen
und KollegInnen nach. Seien Sie dabei mit Ihren Fragen so
konkret wie möglich: „Ich suche für meine Tochter eine
Lehrstelle als Tischlerin, die von Mödling aus öffentlich
erreichbar ist.“ statt „Weißt Du, wo eine Lehrstelle frei ist?“.
 Nutzung von Aushängen in Geschäften und Betrieben
„Lehrling gesucht“- und „Wir stellen ein“-Tafeln als
Informationsquelle.
 Nutzung des eJob-Room www.ams.at/jobroom
Der eJob-Room, die Job- und Personalbörse des AMS, ist mit
rund 50.000 Stellenangeboten und über 200.000 BewerberInnen
Österreichs größte und meistbesuchte Online-Jobbörse.
Der eJob-Room ist tagesaktuell, treffsicher und kostenlos.
 Nutzung der AMS Job App
Liefert kostenlos und ohne Registrierung alle freien Lehrund Arbeitsstellen aus dem eJob-Room auf das Smartphone
oder Tablet.
 Nutzung der Lehrstellenbörse www.ams.at/lehrstellen
Hier finden Sie zusätzlich zu offenen Lehrstellen viele weiter führende Informationen zum Thema Lehre.
 Mit dem Europäischen Job-Netzwerk EURES
www.eures.europa.eu finden Sie Lehrstellenangebote in ganz
Europa.
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Was ist der eJob-Room?
Der eJob-Room für BewerberInnen ist über www.ams.at/jobroom
zu finden und ist Österreichs größte Online-Jobbörse.
Motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn, gemeinsam
mit Ihnen, mit FreundInnen oder alleine den eJob-Room
auszuprobieren.
Es gibt zwei Suchvarianten im eJob-Room
eJob-Room ohne Registrierung
Hier kann Ihr Kind nach Lehrstellen sowohl im AMS-Angebot als
auch nach jenen offene Lehrstellen von Firmen, die diese selbst eingegeben haben, suchen. Ihr Kind kann entweder die „geführte
Suche“ oder eine „freie Suche“ verwenden. Bei der geführten Suche
erhalten Sie Unterstützung zu den Berufsbezeichnungen, Ausbildung und dem Arbeitsort. Bei der freien Suche bestimmen Sie selbst
die Suchbegriffe. Diese Suche funktioniert ähnlich wie bei bekannten Suchmaschinen. Die Suchabfragen können nicht gespeichert
und verwaltet werden.
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eJob-Room mit Registrierung
Hier durchsucht Ihre Tochter/Ihr Sohn mit einem selbsterstellten
individuellen Benutzerkonto das Angebot im eJob-Room. Neben
dem AMS-Angebot qualifizieren sich hier auch offene Lehrstellen
von Firmen, die ohne Kontakt zum AMS, ihr Angebot eingegeben
haben. Die Suchergebnisse können individuell verwaltet werden.
Sie können die Trefferliste nach bestimmten Kriterien sortieren.
Im eJob-Room ist es für Lehrstellensuchende auch möglich, einen
Fragebogen zu berufsrelevanten Neigungen und Interessen auszufüllen. Die Auswertung ergibt dann ein individuelles Persönlichkeits- und Interessenprofil. Falls der oder die Lehrstellensuchende
dieses Profil freigibt, wird es mit den Anforderungsprofilen der
Unternehmen verglichen und der jeweilige Übereinstimmungsgrad
ermittelt.
Die Registrierung geht ganz einfach
Für die Registrierung klickt Ihre Tochter/Ihr Sohn den Link „Registrierung für neue BenutzerInnen“ an. Nach dem Akzeptieren der
Nutzungsbedingungen kann sofort das Benutzerkonto angelegt
werden. Anschließend wird mit Hilfe des Assistenten schrittweise die Bewerbung erstellt. Innerhalb eines Benutzerkontos ist es
möglich, 5 Bewerbungen zu erstellen. Das hat den Vorteil, dass Ihr
Kind mit verschiedenen Bewerbungen parallel in unterschiedlichen
Lehrberufen suchen kann.
 Hat Ihre Tochter/Ihr Sohn in unserer Datenbank kein passendes
Jobangebot gefunden, dann können Sie mit dem AMS Jobroboter
auf externen Firmenwebseiten suchen. Den Link dazu finden
Sie im eJob-Room bzw. unter www.ams.at/jobroboter.
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Was ist bei einer Bewerbung zu beachten?
Das Bewerbungsschreiben
Es ist auf Übersichtlichkeit, Bezugnahme (Lehrstelle und Firma), Prägnanz und auf einen positiven Schluss zu achten. Adresse,
E-Mail-Adresse und/oder Telefonnummer Ihres Kindes ist jedenfalls anzugeben, damit die Firma mit Ihrem Kind Kontakt aufnehmen kann. Das Bewerbungsschreiben ist nicht mit der Hand
zu schreiben, außer eine handschriftliche Bewerbung wird ausdrücklich verlangt. Wenn Ihr Kind keinen Zugang zu einem PC hat, kann
es gratis einen KundInnen-PC in einer AMS-Geschäftsstelle nützen.
Achten Sie darauf, dass Ihre Tochter/Ihr Sohn ein
Bewerbungsschreiben verfasst und kein „Absageschreiben“.
Unter „Absageschreiben“ sind solche Schreiben zu
verstehen, die Serienbriefe sind, in denen jeweils nur die
Firmenadresse geändert wird. Das Bewerbungsschreiben
muss immer konkret auf das eine Stellenangebot dieser
einen Firma eingehen.
„Absageschreiben“ enthalten auch Formulierungen wie „Ich suche
schon seit Monaten erfolglos eine Lehrstelle …“, „Meine Eltern sagten, dass ich mich bei Ihnen bewerben soll …“, „Zuerst möchte ich
bis Ende August Urlaub machen, danach möchte ich bei Ihnen eine
Lehre als XY beginnen …“, „Ich bewerbe mich für die Lehrstelle XY,
obwohl die Tätigkeit XY nicht zu meinen Stärken zählt …“ oder die
Killerphrase schlechthin „Im Falle einer Aufnahme verspreche ich,
stets mein Bestes zu geben“.
 Ihre Tochter/Ihr Sohn schreibt nur eine Bewerbung an die
jeweilige Firma, PersonalistInnen müssen aber oft 50 oder mehr
Bewerbungen eine Stellenausschreibung betreffend lesen.
Deswegen soll das Bewerbungsschreiben nicht mehr als
zwei bis vier Absätze, der Lebenslauf nur eine, höchstens aber
zwei Seiten umfassen.
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 In der Betreffzeile soll ohne vorangestelltes „Betreff “ stehen,
für welchen Job sich Ihre Tochter/Ihr Sohn bewirbt. Also:
„Bewerbung als XY“ oder „Ich möchte ein guter Koch werden“
oder „Frühaufsteherin sucht Lehrstelle als Bäckerin“ anstatt
„Betreff: Bewerbung“. Es muss sofort erkennbar sein, für welche
Lehrstelle die Bewerbung erfolgt.
 Die Anrede muss immer konkret sein – „Sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren“ antworten selten auf ein Schreiben.
Warum soll sich eine/ein UnternehmerIn auch mit einem
Bewerbungsschreiben befassen, wenn sich Ihr Kind nicht
einmal die Mühe gemacht hat, den Namen der Ansprechperson
herauszufinden?
In Inseraten ist die betreffende Ansprechperson ohnehin zumeist
angeführt, ansonst ist das Internet (und hier besonders die
Homepage des betreffenden Unternehmens) eine gute
Informationsquelle. Wenn alle Recherchen erfolglos bleiben,
kann Ihre Tochter/Ihr Sohn aber auch im Unternehmen anrufen
und nach dem Namen der jeweiligen Ansprechperson fragen
(z.B.: „Für meine schriftliche Bewerbung benötige ich bitte
den Namen des Personalverantwortlichen der Abteilung
Einkauf.“). Bei dieser Gelegenheit kann gleich nach einem
möglichen Titel gefragt werden.
Nehmen Sie Ihrer Tochter/Ihrem Sohn diesen Anruf nicht ab –
diesen selber zu tätigen, ist eine gute Übung. Es wäre aber
vorteilhaft, würden Sie ein solches Telefonat vorher üben.
 Wenn es sich bei der Bewerbung um eine Antwort auf ein Inserat
handelt, ist eine kurze Einleitung, wie „Ich habe Ihre Anzeige
betreffend ‚Lehrstelle als XY‘ in der Zeitung XY gesehen und
möchte mich dafür bewerben“, ratsam.
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 Ihr Kind soll in der Bewerbung darauf hinweisen, was sie/ihn für
dieses Unternehmen besonders interessant macht und wodurch
es sich von anderen BewerberInnen unterscheidet. Ihr Kind
sollte daher Argumente vorbereiten, warum sich der Betrieb
gerade für sie/ihn entscheiden sollte. Beispiele für eine interessant klingende Bewerbung als TischlerIn: „Ich habe ein gutes
räumliches Vorstellungsvermögen und echtes Interesse am
Arbeiten mit Holz. Ich bin körperlich belastbar, freundlich und
kann gut mit Zahlen umgehen.“ oder für eine Bewerbung als
FloristIn: „Ich suche eine Lehrstelle als Floristin, damit ich meine
Freude an Blumen und mein gutes Gespür für Farben und Formen
einbringen kann“.
 Der Schlusssatz „Mit freundlichen Grüßen“ passt immer –
keine salbungsvollen Sätze wie „In Erwartung einer positiven
Antwort verbleibe ich hochachtungsvoll …“.
 Die letzten beiden Zeugnisse und Bestätigungen über Ferialpraktika oder berufspraktische Tage werden in Kopie beigelegt.
 Bewerbungsschreiben werden nicht eingeschrieben verschickt.
Vergessen Sie nicht, dass auf rund 50% der Bewerbungen
eine Absage oder gar keine Antwort erfolgt – damit müssen
Sie rechnen. Motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn,
am Ball zu bleiben und nach einer neuen Lehrstelle
Ausschau zu halten.
Bevor Ihre Tochter/Ihr Sohn das Bewerbungsschreiben
verschickt, lesen Sie das Schreiben nochmals genau durch.
Wurden alle wichtigen Punkte beachtet? Rechtschreib- und
Grammatikfehler, unzusammenhängende Sätze und Tippfehler sind absolute K.o.-Kriterien bei einem Bewerbungsschreiben.
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Der Lebenslauf
Jeder gute Lebenslauf erfüllt drei wesentliche Kriterien:
 Er ist aussagekräftig und in ansprechender Form verfasst.
 Er ist prägnant formuliert und kurz (eine Seite).
 Er ist klar gegliedert (mit Zwischenüberschriften und in
tabellarischer Form) und verwendet wenige Schriftarten.
Als Hilfestellung zur Erstellung des Lebenslaufs bietet das AMS Ihrer
Tochter/Ihrem Sohn im interaktiven Bewerbungsportal www.
ams.at/bewerbung das Modul Bewerbungscoach an. Dieses Selbstbedienungsservice unterstützt Ihr Kind Schritt für Schritt bei der
Abfassung des Lebenslaufes sowie eines Bewerbungsschreibens. Mit
Hilfe von Phrasen und einer Vielzahl von Tipps und Tricks aus der
Praxis kommt Ihr Kind damit zu maßgeschneiderten Unterlagen.
Wichtiger Hinweis zu E-Mail-Adressen und Ansagetexten
auf Mobiltelefonen: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind während
der Zeit der Lehrstellensuche unbedingt eine seriöse E-MailAdresse und einen seriösen Ansagetext in der Mobilbox
ihres/seines Mobiltelefons verwendet. E-Mail-Adressen wie
[email protected] sind für Bewerbungen ungeeignet!
Bei der Gestaltung des Lebenslaufes ist zu beachten
 Maximal zwei, besser nur eine Schriftart
 Keine Spielereien wie fett + kursiv + unterstrichen, diverse
Grafiken (Cliparts) oder verschiedene Farben.
 Persönliche Daten: Name, Adresse, E-Mail-Adresse und/oder
Telefonnummer, Geburtsdatum und Nationalität.
Nicht österreichische StaatsbürgerInnen brauchen eventuell
eine Bewilligung für die Aufnahme einer Lehrausbildung/
Beschäftigung. Im Zweifelsfall fragen Sie beim AMS nach.
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 Foto: entspricht den örtlichen Gepflogenheiten, d.h. es ist üblich,
es ist aber kein Muss. Ein Lebenslauf ohne Foto kann aber unter
Umständen sofort aussortiert werden. Grundsätzlich ist ein Foto
immer ein Verstärker, sowohl positiv als auch negativ. Ideal ist
ein Foto, welches von einem/r BerufsfotografIn angefertigt
wurde, als Alternative ist auch die Verwendung eines Fotos aus
einem Fotogeschäft möglich. Ihre Tochter/Ihr Sohn soll keinesfalls ein Urlaubs- oder Familienfoto verwenden. Fotos, auf denen
Piercings zu sehen sind, passen nur, wenn es dem Berufsbild
entspricht. Bei einer Bewerbung als Bankkauffrau müssen
die Piercings vor der Aufnahme entfernt werden, da es in vielen
Berufen Bekleidungsvorschriften gibt.
 Nicht anzuführen sind: Name und Beruf der Eltern (Ausnahme:
Eltern sind oder waren bereits in der selben Branche tätig),
Name und Alter von Geschwistern und das Religionsbekenntnis.
 Ausbildung: Aufzählung beginnend mit der letzten Ausbildung,
d.h. das Aktuellste zuerst und die Volksschule zuletzt. Als Zeit angaben sind Monat und Jahr ausreichend. Wo es möglich ist,
speziellen Schulzweig oder besondere Schwerpunkte anführen.
 Ferialpraktika und Schnuppertage: Wenn Ihre Tochter/Ihr Sohn
bereits Praktika absolviert hat, dann sind auch diese anzuführen.
Hier interessieren aber v.a. jene Tätigkeiten, die im Rahmen des
Praktikums verrichtet wurden.
 Zusatzkenntnisse: alle erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse,
die für die offene Stelle bedeutsam sind, z.B. Sprachkenntnisse
mit Angabe des Sprachniveaus, Computerkenntnisse (Programmbezeichnung, Version), persönliche Stärken (rasche Auffassungsgabe, körperliche Fitness …), etc.
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 Hobbies, Interessen, Vereinstätigkeiten sollen dann angeführt
werden, wenn sie zur Bewerbung auf die offene Stelle passen,
z.B. Reiten als Hobby, wenn eine Lehrstelle als PferdewirtschaftsfacharbeiterIn gesucht wird.
 Am Ende des Lebenslaufes sind Ort und Datum anzuführen
und – Unterschrift nicht vergessen!
Lassen Sie sich den Lebenslauf vor dem Verschicken zeigen
und überprüfen Sie, ob Ihr Kind alle wichtigen Punkte beachtet hat. Wenn nicht, geben Sie vorsichtig Änderungstipps.
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Das Bewerbungsgespräch
Wird Ihre Tochter/Ihr Sohn zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen, wurde bereits eine große Hürde gemeistert.
Jetzt geht es darum, beim Bewerbungsgespräch zu punkten.
Zwar ist ein Bewerbungsgespräch keine Prüfung, aber
eine gewisse Nervosität vor dem Gespräch ist völlig normal.
Raten Sie Ihrem Kind zu einer guten Vorbereitung, denn
eine solche führt zu Ruhe und Gelassenheit.
Tipps für die Vorbereitung
 Ihre Tochter/Ihr Sohn soll vor dem Gespräch unbedingt Informationen über das Unternehmen einholen: Was macht das Unternehmen? Wie lang besteht das Unternehmen schon? Was unterscheidet dieses Unternehmen von anderen Unternehmen dieser
Branche? Informationen dazu findet man am einfachsten im
Internet, aber auch in Fachzeitschriften oder bei Innungen.
 Ihre Tochter/Ihr Sohn beschäftigt sich schon vorab mit den
häufig gestellten Fragen und überlegt sich dazu die passenden
Ant worten. Häufig gestellte Fragen sind: „Warum bewerben Sie
sich gerade bei uns?“, „Was wissen Sie über unser Unternehmen?“, „Was sind Ihre besonderen Stärken/Schwächen?“,
„Warum wollen Sie ausgerechnet diesen Beruf erlernen?“,
„Was machen Sie, wenn Sie bei uns keine Lehrstelle bekommen?“
und die Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich.“.
 Es ist wichtig, genug Zeit für die Anfahrt einzuplanen. Ein
„Zeitpuffer“ von 15–30 Minuten ist ideal, da der Bus ausfallen
oder es zu einem Stau kommen kann. WICHTIG: Zu einem
Bewerbungsgespräch nicht zu spät kommen!
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AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 39
 Perfektes Benehmen ist wichtig und das Vorstellungsgespräch
beginnt bereits beim Firmeneingang, d.h. Ihre Tochter/Ihr Sohn
grüßt freundlich und das Mobiltelefon ist bereits ausgeschaltet.
Gepflegtes Äußeres, tadellose Kleidung und gute Umgangsformen sind verpflichtend. Die Kleidung sollte auf das Unter nehmen abgestimmt sein. Auch bei einem jungen, modernen
Unternehmen gehören Minirock und nabelfreies T-Shirt mit
witzigem Aufdruck nicht zu einem Bewerbungsgespräch –
auch nicht im Hochsommer.
 Weiterführende Tipps finden sich unter www.ams.at/bewerbung
 Auf dem Infoblatt „Deine Bewerbung – der 1. Schritt zur
erfolgreichen Arbeitsuche“ sind auf zwei Seiten die
wichtigsten Tipps nochmals zusammengefasst. Sie finden
es unter www.ams.at/bewerbungstipps.
Begleiten Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn nicht zum Bewerbungsgespräch, denn das spricht nicht für ihre/seine
Selbst ständigkeit. Ihr Kind schafft das auch alleine.
Sollte der/die UnternehmerIn darauf bestehen, dass Sie
mit kommen, dann lassen Sie beim Bewerbungsgespräch
Ihre Tochter/Ihren Sohn sprechen. Beantworten nicht
Sie Fragen, die an Ihr Kind gerichtet sind.
Damit Ihr Kind den Überblick behält: Alle getätigten
Bewerbungen werden am besten schriftlich festgehalten,
z.B. bei welcher Firma habe ich mich wann und für
welche Stelle beworben, gibt es schon ein Ergebnis oder
muss ich nochmals nachfragen, etc.
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AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 40
Was ist die Ausbildungspflicht?
Das Ausbildungspflichtgesetz besagt, dass alle Jugendlichen
unter 18 Jahren, welche die neunjährige Schulpflicht erfüllt
haben, verpflichtend einer Bildung oder Ausbildung nachgehen
müssen. Dies gilt erstmalig für Jugendliche, die im Schuljahr
2016/17 ihre Schulpflicht abschließen.
Das Ziel ist, dass alle Jugendlichen in Österreich eine Ausbildung über dem Pflichtschulabschluss bekommen. Das ist
wichtig, weil sich mit einer guten Ausbildung das Risiko, arbeitslos zu werden deutlich verringert. Ab dem Herbst 2017 müssen
daher alle unter 18-Jährigen nach der Schulpflicht entweder eine
weiterführende Schule, eine betriebliche bzw. überbetriebliche
Lehrausbildung, Maßnahmen der Ausbildungsvorbereitung, wie
Produktionsschulen und AMS-Qualifizierungen oder niederschwellige Maßnahmenangebote im Vorfeld von weiterführender
Bildung und Ausbildung absolvieren.
Als Eltern bzw. Erziehungsberechtigte haben Sie einen
wesentlichen Einfluss auf die Bildungskarriere Ihres Kindes.
Daher legt das Gesetz eine Meldepflicht vor: Eltern oder Erziehungsberechtigte müssen die in ihrem Bundesland eingerichtete
Koordinierungsstelle verständigen, wenn ihr Kind nicht binnen
vier Monaten nach einem Abgang oder Abbruch von Bildung
(z.B. Schule) oder Ausbildung (z.B. Lehre) eine weitere Aus-/
Bildung aufnimmt.
Das Sozialministerium hat die wichtigsten „Fragen und
Antworten zur AusBildung bis 18“ zusammengestellt.
Sie finden diese Broschüre im Bereich „Service/Medien“
unter Downloads auf www.sozialministerium.at.
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AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 2
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber
Arbeitsmarktservice Österreich
Treustraße 35–42, 1200 Wien
www.ams.at
Für den Inhalt verantwortlich
AMS, Abteilung Service für Arbeitskräfte sowie
AMS, Abteilung Arbeitsmarktforschung und
Berufsinformation
Grafische Gestaltung
neuwirth+steinborn, www.nest.at
Illustrationen
Carla Müller
Druck
Druckerei Berger & Söhne, Horn
Erschienen im Oktober 2016
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686
Ferdinand Berger & Söhne GmbH.
AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 1
Elternratgeber
Wie unterstütze ich mein
Kind bei der Berufswahl
und der Lehrstellensuche?
Auflage 2016
AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 2
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Erschienen im Oktober 2016
Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686
Ferdinand Berger & Söhne GmbH.
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Elternratgeber
Wie unterstütze ich mein
Kind bei der Berufswahl
und der Lehrstellensuche?
Auflage 2016

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