Elternratgeber - Wie unterstütze ich mein Kind bei der
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Elternratgeber - Wie unterstütze ich mein Kind bei der
AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 1 Elternratgeber Wie unterstütze ich mein Kind bei der Berufswahl und der Lehrstellensuche? Auflage 2016 AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 2 Impressum Medieninhaber und Herausgeber Arbeitsmarktservice Österreich Treustraße 35–42, 1200 Wien www.ams.at Für den Inhalt verantwortlich AMS, Abteilung Service für Arbeitskräfte sowie AMS, Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation Grafische Gestaltung neuwirth+steinborn, www.nest.at Illustrationen Carla Müller Druck Druckerei Berger & Söhne, Horn Erschienen im Oktober 2016 Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH. AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 1 AMS Elternratgeber AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 2 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 3 Liebe Eltern, dem Erfolg, eine passende Lehrstelle für Ihr Kind gefunden zu haben, gehen oft viele Sorgen und Fragen voraus. Aus- und Weiterbildungen, eine sich ständig verändernde Arbeitswelt mit neuen Berufen und neuen Technologien, viele Möglichkeiten bei der Berufswahl, persönliche Stärken und Schwächen, die eigentliche Lehrstellensuche mit Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Bewerbungsgesprächen sind Themen, die Sie dabei sicher sehr beschäf tigen. Eine gelungene Berufswahl hängt vor allem von der Übereinstimmung zwischen den Vorstellungen und Voraussetzungen Ihres Kindes und den beruflichen Anforderungen, aber auch von anderen Rahmenbedingungen, wie etwa der Erreichbarkeit der verfügbaren Lehrstelle, ab. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss bei der Berufswahl haben Rollenklischees. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass in vielen Bereichen nach wie vor von „typischen Männerberufen“ bzw. „typischen Frauenberufen“ gesprochen wird, auch wenn die Tätigkeiten als solche diese Trennung heutzutage keineswegs mehr rechtfertigen. In einem ausführlichen Beratungsgespräch mit einer/einem BeraterIn des Arbeitsmarktservice (AMS) wird versucht, Ihre offenen Fragen zu beantworten. Das AMS wird Sie oder Ihr Kind bei der Suche nach einer passenden Lehrstelle bestmöglich unterstützen, um eine solche letztendlich auch zu finden. Die vorliegende Broschüre entstand aus Beiträgen unserer MitarbeiterInnen, die ihre täglichen Erfahrungen in der Beratung von Eltern und Jugendlichen eingebracht haben. Sie soll Ihnen helfen, Wissen zu vermitteln, offene Fragen zu klären und damit Sicherheit zu gewinnen. Bei aller Unterstützung, die Sie aus dieser Broschüre ziehen können, liegt es vor allem an Ihrem Kind, einen großen Schritt zu machen. Ihr Arbeitsmarktservice 3 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 4 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 5 Inhalt 6 Was kann das AMS für mein Kind tun? 6 Information und Beratung 6 Vormerkung beim AMS 9 9 9 10 10 10 11 11 Wo finde ich Informationen im Internet? AMS-Homepage www.ams.at eJob-Room www.ams.at/jobroom AMS-Lehrstellenbörse www.ams.at/lehrstellen AMS Jobroboter www.ams.at/jobroboter Karrierekompass des AMS www.ams.at/karrierekompass Arbeitszimmer des AMS www.arbeitszimmer.cc Interaktives Bewerbungsportal www.ams.at/bewerbung 13 Welche Möglichkeiten gibt es neben dem Internet? 13 AMS Selbstbedienungscomputer 13 BerufsInfoZentrum – BIZ 14 Wie kann ich mein Kind bestmöglich bei der Lehrstellensuche unterstützen? 14 Tipps zur Berufswahl 18 „Guter Rat ist teuer“, aber schlechter Rat kann teuer kommen – gerade fü r Töchter 20 Abklärung von Interessen und Stärken 23 Was ist noch zu beachten? 25 Wie findet mein Kind eine Lehrstelle? 29 Was ist der eJob-Room? 29 eJob-Room ohne Registrierung 29 eJob-Room mit Registrierung 31 31 35 38 Was ist bei einer Bewerbung zu beachten? Das Bewerbungsschreiben Der Lebenslauf Das Bewerbungsgespräch 40 Was ist die Ausbildungspflicht? AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 6 Was kann das AMS für mein Kind tun? Information und Beratung Besprechen Sie mit unseren BeraterInnen alle offenen Fragen zu den Themen Arbeitsmarkt und Arbeitssuche. Unsere BeraterInnen kennen den regionalen Arbeitsmarkt sehr gut, beraten bei beruflichen Zielsetzungen und Bewerbungsstrategien und informieren rund um Berufe, Kurse, Lehrgänge, Schulen und vieles mehr. Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat unter bestimmten Voraussetzungen auch die Möglichkeit, finanzielle Unterstützungen, wie z.B. eine Entfernungsbeihilfe, anzubieten. Beihilfen sind aber immer an ein Beratungsgespräch gebunden, welches vor der Gewährung der Beihilfe stattfinden muss – fragen Sie unsere BeraterInnen, die Ihnen dazu gerne Auskunft geben werden. Vormerkung beim AMS Ihr Kind kann sich beim AMS als lehrstellensuchend vormerken lassen und unsere Dienstleistungen kontinuierlich in Anspruch nehmen. Im Rahmen einer Vormerkung werden alle vermittlungsrelevanten Informationen in der EDV dokumentiert. Beachten Sie die gesetzliche Ausbildungspflicht. Informationen dazu finden Sie im Kapitel „Was ist die Ausbildungspflicht?“ (Seite 40). Hat Ihr Kind nach Beendigung der Schulpflicht keine Lehrstelle in Aussicht, sollte es rasch mit uns in Kontakt treten. Eine Vormerkung kann bereits während des Schulbesuchs erfolgen. Warten Sie nicht das Schulende ab, denn dann ist die Nachfrage nach offenen Lehrstellen am größten. Vergessen Sie nicht, dass eine erfolgreiche Lehrstellen suche bereits vor dem Schulschluss beginnt. 6 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 7 Wir gleichen das EDV-gespeicherte Suchprofil Ihrer Tochter/Ihres Sohnes täglich mit den gemeldeten offenen Lehrstellen ab. Unser Service für Unternehmen akquiriert laufend offene Lehrstellen. Wenn sich passende Lehrstellen in der automatischen Suche qualifizieren, werden Vermittlungsvorschläge erstellt. Diese Vermittlungsvorschläge werden Ihrem Kind entweder persönlich ausgehändigt oder per Post oder E-Mail zugeschickt. Wenn Ihr Kind ein eAMS-Konto hat, langen auch hier Vermittlungsvorschläge ein. Das (Zwischen)Ergebnis der Bewerbung soll Ihr Kind dann dem AMS rasch bekannt geben. Das eAMS-Konto ist der persönliche Zugang zum AMS im Internet. Hier kann Ihr Kind nicht nur Vermittlungsvorschläge empfangen, sondern auch seine persönlichen Daten aktuell halten, vereinbarte Termine beim AMS einsehen, Bewerbungen speichern oder die wichtigsten Online-Angebote nutzen. Wie Sie online die Zugangsdaten anfordern können erfahren Sie auf unserer Internetseite www.ams.at oder erkundigen Sie sich in Ihrer AMS-Geschäftsstelle. Auch wenn Ihr Kind keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, ist eine Vormerkung beim AMS problemlos möglich. Beachten Sie aber bitte, dass eine Vormerkung ohne Leistungsbezug keinen Versicherungsschutz beinhaltet. Es ist notwendig, dass Ihre Tochter/Ihr Sohn bei Ihnen mitversichert bleibt. Ideal wäre es, wenn Ihr Kind für das Erstgespräch die letzten zwei Schulzeugnisse und ein selbstverfasstes BewerberInneninserat, das kostenlos im Internet veröffentlicht werden kann, mitbringt. 7 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 8 8 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 9 Wo finde ich Informationen im Internet? Das Internet bietet viele Möglichkeiten und Informationen rund um die Lehrstellen- bzw. Jobsuche. Wenn Sie privat über keinen Internetanschluss verfügen, können Sie in jeder Regionalen Geschäftsstelle des AMS kostenlos das Online-Angebot nutzen. Jede Regionale Geschäftsstelle verfügt über Internet-PCs für unsere KundInnen. AMS-Homepage www.ams.at Auf der AMS-Homepage finden Sie umfangreiche Informationen über konkrete Lehrstellenangebote, die verschiedenen Leistungen und Förderungen des AMS sowie Berufsinformationen. eJob-Room www.ams.at/jobroom Der eJob-Room ist Österreichs größte Online-Jobbörse, nähere Infos finden Sie in dieser Broschüre im Kapitel „Was ist der eJobRoom“ (Seite 29). Falls sich Ihre Tochter/Ihr Sohn für eine Ausbildung im Ausland interessiert, bietet das Informationssystem EURES unter www.eures.europa.eu offene Lehrstellen in ganz Europa an. 9 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 10 AMS-Lehrstellenbörse www.ams.at/lehrstellen Auf dieser Seite finden Sie aktuelle Lehrstellenangebote und wichtige Link-Tipps zum Thema Lehre. AMS Jobroboter www.ams.at/jobroboter Mit dem AMS Jobroboter kann nach Stellenangeboten auf Unternehmensseiten im Internet gesucht werden. Karrierekompass des AMS www.ams.at/karrierekompass Im Karrierekompass des AMS finden Sie interessante Informationen über Berufe, Jobchancen, Arbeitsmarkttrends sowie über Aus- und Weiterbildungen. In über 300 Karrierevideos können Sie sich ein Bild der beruflichen Wirklichkeit machen. 10 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 11 Arbeitszimmer des AMS www.arbeitszimmer.cc Das Arbeitszimmer ist die Jugendplattform des AMS, die wert volle Tipps und Informationen rund um die Themen Schul-, Studienund Berufswahl anbietet. Interaktives Bewerbungsportal www.ams.at/ bewerbung Im interaktiven Bewerbungsportal bietet das AMS Anleitungen, Übungen und Tipps zu allen Schritten einer Bewerbung – vom ersten Gedanken an den neuen Job bis hin zur Gehaltsverhandlung und zu rechtlichen Unterschieden bei verschiedenen Arbeitsformen. Als praktische Hilfsmittel stehen Checklisten und viele Beispiele für Anschreiben und Lebensläufe aus verschiedenen Berufsbereichen zur Verfügung. 11 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 12 12 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 13 Welche Möglichkeiten gibt es neben dem Internet? AMS Selbstbedienungscomputer Der Samsomat mit Touch-Screen (Bedienung durch Antippen am Bildschirm) zeigt Ihnen alle offenen Stellen im In- und Ausland. Am Internet-PC finden Sie darüber hinaus Bewerbungstipps, Berufsinformationen und den direkten Zugang zum eAMS-Konto. Sie finden unsere SB-Computer in jeder Regionalen Geschäftsstelle und in allen BerufsInfoZentren des AMS. BerufsInfoZentrum – BIZ Für die Berufs- und Ausbildungswahl stellen unsere BerufsInfoZentren (BIZ) eine wertvolle Unterstützung dar. Unsere Broschüren und Info-Mappen sorgen für den Durchblick rund um die Themen Beruf, Ausbildungen und Beschäftigungsmöglichkeiten. Unsere Videos laden ein, in die Welt der Berufe einzutauchen und den Wunschberuf näher kennen zu lernen. Unsere MitarbeiterInnen geben Tipps für die weitere Vorgangsweise, stehen für die Nachbesprechung von Testergebnissen zur Verfügung und unterstützen bei der Informationssuche. Kommen Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter/Ihrem Sohn ins BIZ oder ermutigen Sie Ihr Kind zu einem BIZ-Besuch ent weder alleine oder mit FreundInnen. Ein BIZ-Besuch ist ein wichtiger Bestandteil im Zusammenhang mit der richtigen Berufswahl. Idealerweise findet ein BIZ-Besuch vor dem Beratungsgespräch statt. Das Beratungsgespräch ist umso wertvoller, je mehr Gedanken sich Ihre Tochter/Ihr Sohn bereits im Vorfeld über die Berufswahl gemacht und je mehr Informationen Ihr Kind vorab bereits eingeholt hat. 13 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 14 Wie kann ich mein Kind bestmöglich bei der Lehrstellensuche unterstützen? Ihre Aufgabe wird es sein, Ihrer Tochter/Ihrem Sohn behilflich zu sein. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Ihrem Kind jegliche Arbeit oder Verantwortung abnehmen sollen. Aktivieren und motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn zur und bei der Lehrstellensuche, stehen Sie ihr/ihm aber auch mit Rat und Tat zur Seite. Die Berufswahlbroschüre „Schule oder Lehre? Tipps!“ liefert Ihnen und Ihrer Tochter/Ihrem Sohn wertvolle Anregungen. Sie können sich diese und viele andere Berufsinfo-Broschüren auf unserer Homepage unter www.ams.at/karrierekompass ansehen und herunterladen. Tipps zur Lehrberufswahl Lehrberufe In Österreich gibt es derzeit rund 290 verschiedene Lehrberufe. Trotzdem entscheidet sich die Hälfte aller Mädchen für nur 3(!) Lehrberufe (Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau, Friseurin). Bei den Burschen handelt es sich dabei immerhin um 10 Lehrberufe. Diese Konzentration auf wenige Berufe führt unweigerlich zu einer starken Konkurrenz um die offenen Lehrstellen in diesen Lehrberufen. 14 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 15 Das soll nicht bedeuten, dass Ihr Kind bestimmte Lehrberufe meiden soll. Es soll aber bitte bedenken, dass es leichter ist, in jenen Berufen eine Lehrstelle zu finden, in denen die Konkurrenz nicht so groß ist. Ziehen Sie bei der Berufswahl auch Einkommensaspekte in Betracht. Im Berufslexikon unter www.ams.at/berufslexikon finden Sie im Menü Lehre wertvolle Informationen zu den verschiedenen Lehrberufen wie Anforderungen und Tätigkeitsbeschreibungen, Höhe der Lehrlingsentschädigung oder Berufsschulstandorte. 15 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:50 Seite 16 16 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 17 17 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 18 „Guter Rat ist teuer“, aber schlechter Rat kann teuer kommen – gerade für Töchter Mädchen sind im Durchschnitt besser in der Schule und haben viele Fähigkeiten und Potenziale, die im Beruf wichtig sind. Trotzdem verdienen Frauen noch immer um nahezu ein Drittel weniger als Männer. Bei der Ausbildungs- und Berufswahl werden dafür bereits die ersten Weichen gestellt. Berufe, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, sind im Durchschnitt schlechter entlohnt und bieten weniger gute Auf- und Umstiegsmöglichkeiten. Mit Hilfe des Gehaltsrechners www.ams.at/fit-gehalts rechner können Sie die Unterschiede zwischen den verschiedenen Berufen überprüfen – Sie werden staunen. AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 19 Ermutigen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn dazu, „untypische“ Berufe und Ausbildungen in die Berufs- und Ausbildungswahl miteinzubeziehen und sich damit näher zu befassen. Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Recherche von Interessen und Fähigkeiten abseits von oberflächlichen Zuschreibungen typisch weiblicher/männlicher Kompetenzen. Unterstützen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn dabei, die jeweiligen Berufsvorstellungen und -wünsche realistisch zu überprüfen. Die medial (über Film/Fernsehen/Zeitschriften) vermittelten Berufsbilder entsprechen oft nicht der Wirklichkeit. Wie soll eine junge Frau wissen, ob ihr z.B. die Arbeit als Mecha tronikerin Freude machen wird, wenn sie sich mit diesem Berufsbild vorher nicht ernsthaft und konkret auseinander gesetzt hat? Das Arbeitsmarktservice fördert die Berufswahl und die Ausbildung von Frauen in Handwerk und Technik. Die BeraterInnen in Ihrer Regionalen Geschäftsstelle informieren Sie über die konkreten Unterstützungsangebote. Auch im Internet finden Sie unter www.ams.at/fit Informationen über Unterstützungsangebote für „Frauen in Handwerk und Technik“. 19 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 20 Abklärung von Interessen und Stärken Damit Ihre Tochter/Ihr Sohn später nicht zu jenem Viertel aller Lehrlinge gehört, welches das Lehrverhältnis frühzeitig beendet, ist es von besonderer Bedeutung, die Interessen vor der Berufswahl abzuklären. Motivieren Sie Ihr Kind, eine Liste mit allen Interessen und Stärken, aber auch Schwächen anzufertigen. Neben Stärken, Schwächen und Interessen sollten die folgenden Fragen beantwortet werden: ? ? ? ? ? ? Welche Tätigkeiten kann ich mir grundsätzlich vorstellen? Welche Tätigkeiten würden mir Freude bereiten? Welche Tätigkeiten kann ich mir überhaupt nicht vorstellen? Was will ich beruflich machen? Was mache ich gerne? Arbeit im Freien? Arbeit mit KundInnen? Habe ich Interesse an manuellen oder handwerklichen Tätigkeiten? ? Wenn ja, mit welchen Materialien – Metall, Holz, …? ? Habe ich beruflich verwertbare Zusatzkenntnisse, wie EDV-Kenntnisse, Sprachen usw? ? Wie hoch ist meine Lernbereitschaft? Motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn dazu, diese Liste Ihnen oder ihren/seinen FreundInnen zu zeigen, um sich ein Feedback zu holen. Sehen andere Personen Ihr Kind so, wie es sich selbst sieht? 20 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 21 21 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 22 Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Liste immer wieder zur Hand nimmt und neue Überlegungen anstellt, eventuell die Liste ergänzt oder Interessen, die vielleicht doch nicht so ausgeprägt sind, streicht. Zusätzlich ist es auch möglich, im BIZ einen AIST (Allgemeiner Interessenstrukturtest) am PC durchzuführen. Der AIST zeigt, wo die beruflichen Interessenschwerpunkte liegen. Es müssen dabei rund 60 Fragen beantwortet werden, was ca. 10 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Anschließend wird das Testergebnis ausgedruckt und mit den BIZ-BeraterInnen besprochen. Ihre Tochter/Ihr Sohn soll den Ausdruck zum Beratungs gespräch mitnehmen. Unter www.ams.at/jugendkompass kann ein Fragebogen zur beruflichen Orientierung gleich online ausgefüllt werden. Als Ergebnis erhält Ihr Kind eine Liste mit Berufsvorschlägen für Ausbildungen im schulischen Bereich sowie für Lehrausbildungen, die seinen Interessen entsprechen. 22 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 23 Unter www.talentcheck.org können Jugendliche ihre Interessen entdecken. Durch das Ausfüllen des Interessencheck zeigt sich, welche Arbeitsfelder den eigenen Interessen am besten entsprechen und welche Berufe darin vorkommen. Im Bedarfsfall besteht die Möglichkeit, eine Eignungsuntersuchung durchführen zu lassen. Eine Terminvereinbarung erfolgt in Absprache mit der/dem zuständigen BeraterIn. Bei dieser Untersuchung werden die Eignungen und Neigungen Ihres Kindes von PsychologInnen getestet. In einem abschließenden Beratungsgespräch werden die Ergebnisse gemeinsam besprochen. Was ist noch zu beachten? So interessant ein Beruf auch sein mag, so müssen doch auch weitere Faktoren berücksichtigt werden. Es ist sinnlos, von einer Tätigkeit als ReisebüroassistentIn zu träumen, wenn der dafür notwendige Kundenkontakt Ihrer Tochter/Ihrem Sohn ein Gräuel ist. Lassen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn Informationen über die Anforderungen der Berufe, die sie/ihn interessieren, ein holen. Es geht um die Frage: Welche Kompetenzen braucht Ihr Kind für den gewünschten Beruf? Bei der Erstellung der Liste sind daher auch folgende Fragen zu beantworten: ? Wie hoch ist meine Bereitschaft, Ausbildung und/oder Beruf nicht im gewohnten Umfeld zu absolvieren? Würde ich für eine bestimmte Ausbildung und/oder einen Beruf auch in ein anderes Bundesland gehen? ? Mit welchen öffentlichen Verkehrsmitteln kann ich wann wohin fahren? 23 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 24 ? Gibt es Alternativen, um die Lehrstelle zu erreichen? Gibt es die Möglichkeit einer Fahrgemeinschaft, gibt es einen Shuttledienst der Firma oder mache ich einen Mopedführerschein? ? Bin ich ein Morgen-/Abendmensch? ? Weiß ich, wo die Berufsschule zum jeweiligen Lehrberuf ist? So gibt es z.B. für den Lehrberuf AugenoptikerIn nur zwei Berufsschulen – die eine befindet sich in Wien und die andere in Tirol. ? Ist in der betreffenden Berufsschule geblockter Unterricht vorgesehen oder wird der Unterricht tageweise abgehalten? Das geht ganz leicht mit den Broschüren, die im BIZ aufliegen oder unter www.ams.at/broschueren gratis heruntergeladen werden können. Wichtig ist: Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, für Alternativen offen zu bleiben. Es ist nicht klug, sich auf einen bestimmten Beruf zu versteifen, besser ist es, auch andere Berufe in Betracht zu ziehen. Lassen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn auch eine Liste der mit ihrem/seinem Wunschberuf verwandten Berufe erstellen. Die Fixierung auf einen einzigen Berufswunsch macht unflexibel und schränkt zu sehr ein. Bedenken Sie, dass es in Österreich derzeit rund 290 Lehrberufe gibt. 24 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 25 Wie findet mein Kind eine Lehrstelle? Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten eine Lehrstelle zu finden: 1. selbst die Initiative zu ergreifen, 2. auf die Vermittlungsvorschläge unserer BeraterInnen zu reagieren oder 3. beide Möglichkeiten miteinander zu kombinieren. Die dritte Variante, also ein Höchstmaß an Eigeninitiative zu entwickeln und zugleich Angebote des AMS gezielt zu nützen, hat sicherlich die besten Erfolgsaussichten. Warum Eigeninitiative so wichtig ist: weil dem AMS nicht alle offenen Lehrstellen von den Unter - nehmerInnen gemeldet werden. Es gibt in etwa dreimal so viele offene Lehrstellen wie beim AMS gemeldet sind, zu denen sich die Stellensuchenden selbst die Informationen beschaffen müssen, weil selbstständige Lehrstellensuche ein Zeichen für Eigeninitiative ist und damit einen guten Eindruck macht und weil eine Absage nur noch halb so schlimm ist, wenn man noch andere offene Bewerbungen hat, d.h. je mehr „Eisen“ Ihr Kind „im Feuer“ hat, umso gelassener wird sie/er mit Absagen oder nicht beantworteten Bewerbungen umgehen. Ganz wichtig ist, dass sich Ihre Tochter/Ihr Sohn zeitgerecht zu bewerben beginnt – idealerweise noch vor dem Halb jahreszeugnis. Bedenken Sie, dass die Konkurrenz groß ist – mitunter interessieren sich bis zu 25 Jugendliche für eine offene Lehrstelle. 25 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 26 26 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 27 Welche Arten von Eigeninitiative sind möglich Auf Stelleninserate in den Printmedien antworten: Welche Zeitungen bzw. Zeitschriften verwendet werden sollen, hängt oft vom Berufswunsch ab. Besonders wichtig ist es, v.a. bei Inseraten von Klein- und Mittelbetrieben sofort zu reagieren. Ist Ihre Tochter/Ihr Sohn nicht unter den ersten BewerberInnen, kann nur noch eine besonders hervorstechende Bewerbung zu einem Vorstellungstermin und damit möglicherweise zu einer Lehrstelle verhelfen. Eigenbewerbungen: Kontaktaufnahme mit Betrieben, die nicht inseriert haben (diese haben keinen konkreten Personalbedarf bekannt gegeben). Zu solchen Betrieben kommt man über Listen von Innungen und Fachgruppen der Wirtschaftskammer, Messekataloge und Branchenverzeichnisse (Gelbe Seiten). Ideal sind Messebesuche, hier findet Ihr Kind viele Unternehmen an einem Ort vor. Durchsuchen der Internetauftritte von Unternehmen: Viele Betriebe veröffentlichen ihre Lehrstellenangebote auf ihrer firmeneigenen Internetseite. Mit Hilfe des AMS Jobroboters www.ams.at/jobroboter können Sie Unternehmensseiten im Internet nach aktuellen Angeboten durchsuchen. Online-Jobbörsen und Apps nutzen: Es gibt eine große Anzahl von Jobbörsen und Apps, wo nach offenen Lehrstellen gesucht werden kann. Helfen Sie Ihrer Tochter/Ihrem Sohn sich diese Informationen zu beschaffen, nehmen Sie ihr/ihm diese Arbeit nicht ab. Nutzung von Kontakten zu Bekannten, Verwandten, Nachbarn, KollegInnen, Vereinsmitgliedern etc. 27 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 28 Fragen Sie bei Ihren Bekannten, Verwandten, NachbarInnen und KollegInnen nach. Seien Sie dabei mit Ihren Fragen so konkret wie möglich: „Ich suche für meine Tochter eine Lehrstelle als Tischlerin, die von Mödling aus öffentlich erreichbar ist.“ statt „Weißt Du, wo eine Lehrstelle frei ist?“. Nutzung von Aushängen in Geschäften und Betrieben „Lehrling gesucht“- und „Wir stellen ein“-Tafeln als Informationsquelle. Nutzung des eJob-Room www.ams.at/jobroom Der eJob-Room, die Job- und Personalbörse des AMS, ist mit rund 50.000 Stellenangeboten und über 200.000 BewerberInnen Österreichs größte und meistbesuchte Online-Jobbörse. Der eJob-Room ist tagesaktuell, treffsicher und kostenlos. Nutzung der AMS Job App Liefert kostenlos und ohne Registrierung alle freien Lehrund Arbeitsstellen aus dem eJob-Room auf das Smartphone oder Tablet. Nutzung der Lehrstellenbörse www.ams.at/lehrstellen Hier finden Sie zusätzlich zu offenen Lehrstellen viele weiter führende Informationen zum Thema Lehre. Mit dem Europäischen Job-Netzwerk EURES www.eures.europa.eu finden Sie Lehrstellenangebote in ganz Europa. 28 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 29 Was ist der eJob-Room? Der eJob-Room für BewerberInnen ist über www.ams.at/jobroom zu finden und ist Österreichs größte Online-Jobbörse. Motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn, gemeinsam mit Ihnen, mit FreundInnen oder alleine den eJob-Room auszuprobieren. Es gibt zwei Suchvarianten im eJob-Room eJob-Room ohne Registrierung Hier kann Ihr Kind nach Lehrstellen sowohl im AMS-Angebot als auch nach jenen offene Lehrstellen von Firmen, die diese selbst eingegeben haben, suchen. Ihr Kind kann entweder die „geführte Suche“ oder eine „freie Suche“ verwenden. Bei der geführten Suche erhalten Sie Unterstützung zu den Berufsbezeichnungen, Ausbildung und dem Arbeitsort. Bei der freien Suche bestimmen Sie selbst die Suchbegriffe. Diese Suche funktioniert ähnlich wie bei bekannten Suchmaschinen. Die Suchabfragen können nicht gespeichert und verwaltet werden. 29 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 30 eJob-Room mit Registrierung Hier durchsucht Ihre Tochter/Ihr Sohn mit einem selbsterstellten individuellen Benutzerkonto das Angebot im eJob-Room. Neben dem AMS-Angebot qualifizieren sich hier auch offene Lehrstellen von Firmen, die ohne Kontakt zum AMS, ihr Angebot eingegeben haben. Die Suchergebnisse können individuell verwaltet werden. Sie können die Trefferliste nach bestimmten Kriterien sortieren. Im eJob-Room ist es für Lehrstellensuchende auch möglich, einen Fragebogen zu berufsrelevanten Neigungen und Interessen auszufüllen. Die Auswertung ergibt dann ein individuelles Persönlichkeits- und Interessenprofil. Falls der oder die Lehrstellensuchende dieses Profil freigibt, wird es mit den Anforderungsprofilen der Unternehmen verglichen und der jeweilige Übereinstimmungsgrad ermittelt. Die Registrierung geht ganz einfach Für die Registrierung klickt Ihre Tochter/Ihr Sohn den Link „Registrierung für neue BenutzerInnen“ an. Nach dem Akzeptieren der Nutzungsbedingungen kann sofort das Benutzerkonto angelegt werden. Anschließend wird mit Hilfe des Assistenten schrittweise die Bewerbung erstellt. Innerhalb eines Benutzerkontos ist es möglich, 5 Bewerbungen zu erstellen. Das hat den Vorteil, dass Ihr Kind mit verschiedenen Bewerbungen parallel in unterschiedlichen Lehrberufen suchen kann. Hat Ihre Tochter/Ihr Sohn in unserer Datenbank kein passendes Jobangebot gefunden, dann können Sie mit dem AMS Jobroboter auf externen Firmenwebseiten suchen. Den Link dazu finden Sie im eJob-Room bzw. unter www.ams.at/jobroboter. 30 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 31 Was ist bei einer Bewerbung zu beachten? Das Bewerbungsschreiben Es ist auf Übersichtlichkeit, Bezugnahme (Lehrstelle und Firma), Prägnanz und auf einen positiven Schluss zu achten. Adresse, E-Mail-Adresse und/oder Telefonnummer Ihres Kindes ist jedenfalls anzugeben, damit die Firma mit Ihrem Kind Kontakt aufnehmen kann. Das Bewerbungsschreiben ist nicht mit der Hand zu schreiben, außer eine handschriftliche Bewerbung wird ausdrücklich verlangt. Wenn Ihr Kind keinen Zugang zu einem PC hat, kann es gratis einen KundInnen-PC in einer AMS-Geschäftsstelle nützen. Achten Sie darauf, dass Ihre Tochter/Ihr Sohn ein Bewerbungsschreiben verfasst und kein „Absageschreiben“. Unter „Absageschreiben“ sind solche Schreiben zu verstehen, die Serienbriefe sind, in denen jeweils nur die Firmenadresse geändert wird. Das Bewerbungsschreiben muss immer konkret auf das eine Stellenangebot dieser einen Firma eingehen. „Absageschreiben“ enthalten auch Formulierungen wie „Ich suche schon seit Monaten erfolglos eine Lehrstelle …“, „Meine Eltern sagten, dass ich mich bei Ihnen bewerben soll …“, „Zuerst möchte ich bis Ende August Urlaub machen, danach möchte ich bei Ihnen eine Lehre als XY beginnen …“, „Ich bewerbe mich für die Lehrstelle XY, obwohl die Tätigkeit XY nicht zu meinen Stärken zählt …“ oder die Killerphrase schlechthin „Im Falle einer Aufnahme verspreche ich, stets mein Bestes zu geben“. Ihre Tochter/Ihr Sohn schreibt nur eine Bewerbung an die jeweilige Firma, PersonalistInnen müssen aber oft 50 oder mehr Bewerbungen eine Stellenausschreibung betreffend lesen. Deswegen soll das Bewerbungsschreiben nicht mehr als zwei bis vier Absätze, der Lebenslauf nur eine, höchstens aber zwei Seiten umfassen. 31 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 32 In der Betreffzeile soll ohne vorangestelltes „Betreff “ stehen, für welchen Job sich Ihre Tochter/Ihr Sohn bewirbt. Also: „Bewerbung als XY“ oder „Ich möchte ein guter Koch werden“ oder „Frühaufsteherin sucht Lehrstelle als Bäckerin“ anstatt „Betreff: Bewerbung“. Es muss sofort erkennbar sein, für welche Lehrstelle die Bewerbung erfolgt. Die Anrede muss immer konkret sein – „Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren“ antworten selten auf ein Schreiben. Warum soll sich eine/ein UnternehmerIn auch mit einem Bewerbungsschreiben befassen, wenn sich Ihr Kind nicht einmal die Mühe gemacht hat, den Namen der Ansprechperson herauszufinden? In Inseraten ist die betreffende Ansprechperson ohnehin zumeist angeführt, ansonst ist das Internet (und hier besonders die Homepage des betreffenden Unternehmens) eine gute Informationsquelle. Wenn alle Recherchen erfolglos bleiben, kann Ihre Tochter/Ihr Sohn aber auch im Unternehmen anrufen und nach dem Namen der jeweiligen Ansprechperson fragen (z.B.: „Für meine schriftliche Bewerbung benötige ich bitte den Namen des Personalverantwortlichen der Abteilung Einkauf.“). Bei dieser Gelegenheit kann gleich nach einem möglichen Titel gefragt werden. Nehmen Sie Ihrer Tochter/Ihrem Sohn diesen Anruf nicht ab – diesen selber zu tätigen, ist eine gute Übung. Es wäre aber vorteilhaft, würden Sie ein solches Telefonat vorher üben. Wenn es sich bei der Bewerbung um eine Antwort auf ein Inserat handelt, ist eine kurze Einleitung, wie „Ich habe Ihre Anzeige betreffend ‚Lehrstelle als XY‘ in der Zeitung XY gesehen und möchte mich dafür bewerben“, ratsam. 32 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 33 Ihr Kind soll in der Bewerbung darauf hinweisen, was sie/ihn für dieses Unternehmen besonders interessant macht und wodurch es sich von anderen BewerberInnen unterscheidet. Ihr Kind sollte daher Argumente vorbereiten, warum sich der Betrieb gerade für sie/ihn entscheiden sollte. Beispiele für eine interessant klingende Bewerbung als TischlerIn: „Ich habe ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und echtes Interesse am Arbeiten mit Holz. Ich bin körperlich belastbar, freundlich und kann gut mit Zahlen umgehen.“ oder für eine Bewerbung als FloristIn: „Ich suche eine Lehrstelle als Floristin, damit ich meine Freude an Blumen und mein gutes Gespür für Farben und Formen einbringen kann“. Der Schlusssatz „Mit freundlichen Grüßen“ passt immer – keine salbungsvollen Sätze wie „In Erwartung einer positiven Antwort verbleibe ich hochachtungsvoll …“. Die letzten beiden Zeugnisse und Bestätigungen über Ferialpraktika oder berufspraktische Tage werden in Kopie beigelegt. Bewerbungsschreiben werden nicht eingeschrieben verschickt. Vergessen Sie nicht, dass auf rund 50% der Bewerbungen eine Absage oder gar keine Antwort erfolgt – damit müssen Sie rechnen. Motivieren Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn, am Ball zu bleiben und nach einer neuen Lehrstelle Ausschau zu halten. Bevor Ihre Tochter/Ihr Sohn das Bewerbungsschreiben verschickt, lesen Sie das Schreiben nochmals genau durch. Wurden alle wichtigen Punkte beachtet? Rechtschreib- und Grammatikfehler, unzusammenhängende Sätze und Tippfehler sind absolute K.o.-Kriterien bei einem Bewerbungsschreiben. 33 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 34 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 35 Der Lebenslauf Jeder gute Lebenslauf erfüllt drei wesentliche Kriterien: Er ist aussagekräftig und in ansprechender Form verfasst. Er ist prägnant formuliert und kurz (eine Seite). Er ist klar gegliedert (mit Zwischenüberschriften und in tabellarischer Form) und verwendet wenige Schriftarten. Als Hilfestellung zur Erstellung des Lebenslaufs bietet das AMS Ihrer Tochter/Ihrem Sohn im interaktiven Bewerbungsportal www. ams.at/bewerbung das Modul Bewerbungscoach an. Dieses Selbstbedienungsservice unterstützt Ihr Kind Schritt für Schritt bei der Abfassung des Lebenslaufes sowie eines Bewerbungsschreibens. Mit Hilfe von Phrasen und einer Vielzahl von Tipps und Tricks aus der Praxis kommt Ihr Kind damit zu maßgeschneiderten Unterlagen. Wichtiger Hinweis zu E-Mail-Adressen und Ansagetexten auf Mobiltelefonen: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind während der Zeit der Lehrstellensuche unbedingt eine seriöse E-MailAdresse und einen seriösen Ansagetext in der Mobilbox ihres/seines Mobiltelefons verwendet. E-Mail-Adressen wie [email protected] sind für Bewerbungen ungeeignet! Bei der Gestaltung des Lebenslaufes ist zu beachten Maximal zwei, besser nur eine Schriftart Keine Spielereien wie fett + kursiv + unterstrichen, diverse Grafiken (Cliparts) oder verschiedene Farben. Persönliche Daten: Name, Adresse, E-Mail-Adresse und/oder Telefonnummer, Geburtsdatum und Nationalität. Nicht österreichische StaatsbürgerInnen brauchen eventuell eine Bewilligung für die Aufnahme einer Lehrausbildung/ Beschäftigung. Im Zweifelsfall fragen Sie beim AMS nach. 35 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 36 Foto: entspricht den örtlichen Gepflogenheiten, d.h. es ist üblich, es ist aber kein Muss. Ein Lebenslauf ohne Foto kann aber unter Umständen sofort aussortiert werden. Grundsätzlich ist ein Foto immer ein Verstärker, sowohl positiv als auch negativ. Ideal ist ein Foto, welches von einem/r BerufsfotografIn angefertigt wurde, als Alternative ist auch die Verwendung eines Fotos aus einem Fotogeschäft möglich. Ihre Tochter/Ihr Sohn soll keinesfalls ein Urlaubs- oder Familienfoto verwenden. Fotos, auf denen Piercings zu sehen sind, passen nur, wenn es dem Berufsbild entspricht. Bei einer Bewerbung als Bankkauffrau müssen die Piercings vor der Aufnahme entfernt werden, da es in vielen Berufen Bekleidungsvorschriften gibt. Nicht anzuführen sind: Name und Beruf der Eltern (Ausnahme: Eltern sind oder waren bereits in der selben Branche tätig), Name und Alter von Geschwistern und das Religionsbekenntnis. Ausbildung: Aufzählung beginnend mit der letzten Ausbildung, d.h. das Aktuellste zuerst und die Volksschule zuletzt. Als Zeit angaben sind Monat und Jahr ausreichend. Wo es möglich ist, speziellen Schulzweig oder besondere Schwerpunkte anführen. Ferialpraktika und Schnuppertage: Wenn Ihre Tochter/Ihr Sohn bereits Praktika absolviert hat, dann sind auch diese anzuführen. Hier interessieren aber v.a. jene Tätigkeiten, die im Rahmen des Praktikums verrichtet wurden. Zusatzkenntnisse: alle erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse, die für die offene Stelle bedeutsam sind, z.B. Sprachkenntnisse mit Angabe des Sprachniveaus, Computerkenntnisse (Programmbezeichnung, Version), persönliche Stärken (rasche Auffassungsgabe, körperliche Fitness …), etc. 36 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 37 Hobbies, Interessen, Vereinstätigkeiten sollen dann angeführt werden, wenn sie zur Bewerbung auf die offene Stelle passen, z.B. Reiten als Hobby, wenn eine Lehrstelle als PferdewirtschaftsfacharbeiterIn gesucht wird. Am Ende des Lebenslaufes sind Ort und Datum anzuführen und – Unterschrift nicht vergessen! Lassen Sie sich den Lebenslauf vor dem Verschicken zeigen und überprüfen Sie, ob Ihr Kind alle wichtigen Punkte beachtet hat. Wenn nicht, geben Sie vorsichtig Änderungstipps. 37 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 38 Das Bewerbungsgespräch Wird Ihre Tochter/Ihr Sohn zu einem persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen, wurde bereits eine große Hürde gemeistert. Jetzt geht es darum, beim Bewerbungsgespräch zu punkten. Zwar ist ein Bewerbungsgespräch keine Prüfung, aber eine gewisse Nervosität vor dem Gespräch ist völlig normal. Raten Sie Ihrem Kind zu einer guten Vorbereitung, denn eine solche führt zu Ruhe und Gelassenheit. Tipps für die Vorbereitung Ihre Tochter/Ihr Sohn soll vor dem Gespräch unbedingt Informationen über das Unternehmen einholen: Was macht das Unternehmen? Wie lang besteht das Unternehmen schon? Was unterscheidet dieses Unternehmen von anderen Unternehmen dieser Branche? Informationen dazu findet man am einfachsten im Internet, aber auch in Fachzeitschriften oder bei Innungen. Ihre Tochter/Ihr Sohn beschäftigt sich schon vorab mit den häufig gestellten Fragen und überlegt sich dazu die passenden Ant worten. Häufig gestellte Fragen sind: „Warum bewerben Sie sich gerade bei uns?“, „Was wissen Sie über unser Unternehmen?“, „Was sind Ihre besonderen Stärken/Schwächen?“, „Warum wollen Sie ausgerechnet diesen Beruf erlernen?“, „Was machen Sie, wenn Sie bei uns keine Lehrstelle bekommen?“ und die Aufforderung „Erzählen Sie etwas über sich.“. Es ist wichtig, genug Zeit für die Anfahrt einzuplanen. Ein „Zeitpuffer“ von 15–30 Minuten ist ideal, da der Bus ausfallen oder es zu einem Stau kommen kann. WICHTIG: Zu einem Bewerbungsgespräch nicht zu spät kommen! 38 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 39 Perfektes Benehmen ist wichtig und das Vorstellungsgespräch beginnt bereits beim Firmeneingang, d.h. Ihre Tochter/Ihr Sohn grüßt freundlich und das Mobiltelefon ist bereits ausgeschaltet. Gepflegtes Äußeres, tadellose Kleidung und gute Umgangsformen sind verpflichtend. Die Kleidung sollte auf das Unter nehmen abgestimmt sein. Auch bei einem jungen, modernen Unternehmen gehören Minirock und nabelfreies T-Shirt mit witzigem Aufdruck nicht zu einem Bewerbungsgespräch – auch nicht im Hochsommer. Weiterführende Tipps finden sich unter www.ams.at/bewerbung Auf dem Infoblatt „Deine Bewerbung – der 1. Schritt zur erfolgreichen Arbeitsuche“ sind auf zwei Seiten die wichtigsten Tipps nochmals zusammengefasst. Sie finden es unter www.ams.at/bewerbungstipps. Begleiten Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn nicht zum Bewerbungsgespräch, denn das spricht nicht für ihre/seine Selbst ständigkeit. Ihr Kind schafft das auch alleine. Sollte der/die UnternehmerIn darauf bestehen, dass Sie mit kommen, dann lassen Sie beim Bewerbungsgespräch Ihre Tochter/Ihren Sohn sprechen. Beantworten nicht Sie Fragen, die an Ihr Kind gerichtet sind. Damit Ihr Kind den Überblick behält: Alle getätigten Bewerbungen werden am besten schriftlich festgehalten, z.B. bei welcher Firma habe ich mich wann und für welche Stelle beworben, gibt es schon ein Ergebnis oder muss ich nochmals nachfragen, etc. 39 AMS_Elternratgeber 2016_Kern_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:51 Seite 40 Was ist die Ausbildungspflicht? Das Ausbildungspflichtgesetz besagt, dass alle Jugendlichen unter 18 Jahren, welche die neunjährige Schulpflicht erfüllt haben, verpflichtend einer Bildung oder Ausbildung nachgehen müssen. Dies gilt erstmalig für Jugendliche, die im Schuljahr 2016/17 ihre Schulpflicht abschließen. Das Ziel ist, dass alle Jugendlichen in Österreich eine Ausbildung über dem Pflichtschulabschluss bekommen. Das ist wichtig, weil sich mit einer guten Ausbildung das Risiko, arbeitslos zu werden deutlich verringert. Ab dem Herbst 2017 müssen daher alle unter 18-Jährigen nach der Schulpflicht entweder eine weiterführende Schule, eine betriebliche bzw. überbetriebliche Lehrausbildung, Maßnahmen der Ausbildungsvorbereitung, wie Produktionsschulen und AMS-Qualifizierungen oder niederschwellige Maßnahmenangebote im Vorfeld von weiterführender Bildung und Ausbildung absolvieren. Als Eltern bzw. Erziehungsberechtigte haben Sie einen wesentlichen Einfluss auf die Bildungskarriere Ihres Kindes. Daher legt das Gesetz eine Meldepflicht vor: Eltern oder Erziehungsberechtigte müssen die in ihrem Bundesland eingerichtete Koordinierungsstelle verständigen, wenn ihr Kind nicht binnen vier Monaten nach einem Abgang oder Abbruch von Bildung (z.B. Schule) oder Ausbildung (z.B. Lehre) eine weitere Aus-/ Bildung aufnimmt. Das Sozialministerium hat die wichtigsten „Fragen und Antworten zur AusBildung bis 18“ zusammengestellt. Sie finden diese Broschüre im Bereich „Service/Medien“ unter Downloads auf www.sozialministerium.at. 40 AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 2 Impressum Medieninhaber und Herausgeber Arbeitsmarktservice Österreich Treustraße 35–42, 1200 Wien www.ams.at Für den Inhalt verantwortlich AMS, Abteilung Service für Arbeitskräfte sowie AMS, Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation Grafische Gestaltung neuwirth+steinborn, www.nest.at Illustrationen Carla Müller Druck Druckerei Berger & Söhne, Horn Erschienen im Oktober 2016 Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH. AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 1 Elternratgeber Wie unterstütze ich mein Kind bei der Berufswahl und der Lehrstellensuche? Auflage 2016 AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 2 Impressum Medieninhaber und Herausgeber Arbeitsmarktservice Österreich Treustraße 35–42, 1200 Wien www.ams.at Für den Inhalt verantwortlich AMS, Abteilung Service für Arbeitskräfte sowie AMS, Abteilung Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation Grafische Gestaltung neuwirth+steinborn, www.nest.at Illustrationen Carla Müller Druck Druckerei Berger & Söhne, Horn Erschienen im Oktober 2016 Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH. AMS_Elternratgeber 2016_Umschlag_AMS_Jobwegweiser 09.09.16 15:53 Seite 1 Elternratgeber Wie unterstütze ich mein Kind bei der Berufswahl und der Lehrstellensuche? Auflage 2016