Nah-Todeserlebnisse (NTEs) und außerkörperliche Erfahrungen

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Nah-Todeserlebnisse (NTEs) und außerkörperliche Erfahrungen
Nah-Todeserlebnisse (NTEs) und außerkörperliche Erfahrungen
(AKEs)
Klinisch kurzzeitig tote, aber wiederbelebte Personen, beschreiben eigenartige paranormale
Erlebnisse, in denen sie während der Bewusstlosigkeit ihre irdische “Todesszene” beobachten
konnten und nun glauben, für kurze Zeit in eine jenseitige Welt geschaut zu haben. Dieses mit
der Abkürzung “NTE” bezeichnete Phänomen wurde Mitte der 70-er Jahre einer breiteren
Öffentlichkeit durch das Buch „Leben nach dem Tod“ von Raymond Moody (Moody 1977)
bekannt. Diese erste Veröffentlichung einer Feldstudie stützte sich auf 150 Fälle. Seit 1977
gibt es die „International Association for Near-Death Studies“ IANDS mit ihrem deutschen
Ableger “Netzwerk Nahtod-Erfahrung” und, ähnlich wie für Reinkarnationserinnerungen von
Kindern, eine Feldforschung zu Nah-Todeserlebnissen. Der Kardioonkologe Long gründete
1998 die “Near Death Experience Research Foundation” in USA mit Ableger in Deutschland
(http://www.nderf.org/German/index.htm), die sich um die Dokumentation und Erforschung
von NTEs bemüht.
In der allgemeinen Bevölkerung kommen NTEs in einer Häufigkeit von 4 bis 5 % vor. Unter
Patienten mit einer lebensbedrohlichen Symptomatik schwanken die Angaben je nach Studie
zwischen 14 und 80 %. In den 30 Jahren von 1975 bis 2005 sind in 42 Studien ca. 2500 Fälle
untersucht worden. Bei einer solchen Anzahl kann das Phänomen als gut gesichert (real
vorkommend) angesehen werden. Da in allen Studien viele Gemeinsamkeiten gefunden
wurden, kann man allgemeine Aussagen über NTEs treffen:
Die wichtigsten Elemente der Nah-Todeserlebnisse:
•
AKE: Betrachtung des bewusstlosen Körpers und des Geschehens in der
Wiederbelebungsszene meist aus einer Position über dem Körper.
Dies wird als außerkörperliche Erfahrung, abgekürzt als “AKE” oder „Out of the body
experience“, kurz “OBE” bezeichnet.
Lebende und tote Objekte, Gespräche und menschliche Gedanken der Anwesenden
werden vom Perzipienten trotz dessen Bewusstlosigkeit – manchmal auch bei nicht
mehr nachweisbarem EEG (Gehirnstromkurve) - wahrgenommen und von ihm darüber
nach dem Exkursionserlebnis bzw. der Wiederbelebung berichtet. In vielen Fällen war
eine Verifikation des Wahrgenommenen möglich.
Der amerikanische Kardiologe Sabom hat einen Extremfall recherchiert, der hier unter
“Beispielen” wiedergegeben wird, in dem die medizinische Überwachung perfekt war.
Ein anderes, hier auch beschriebenes Beispiel zeigt, dass auch unbedeutende Dinge
außerhalb der sensorischen Reichweite des Bewusstlosen wahrgenommen werden
können.
Es gibt sogar Fälle von AKE, in denen Gehörlose hören konnten und Blinde Dinge
gesehen haben, die sie nicht hätten erraten können (Literatur dazu).
AKEs (nicht NTEs !) treten auch bei Gesunden mit einer erstaunlichen Häufigkeit von
ca. 10% der Gesamtbevölkerung auf, z.B. im Schlaf oder in Stresssituationen.
Experimente zum künstlichen Hervorrufen dieser Erfahrung scheinen gelungen zu sein.
Der Erfolg wurde an der Reaktion einer Mikrowaage bzw. der von Tieren abgelesen.
•
AKEs hinterlassen einen so starken Eindruck, dass das Erlebte nicht mehr vergessen
wird.
•
Trotz des Gefühls, den Körper in einer AKE verlassen zu haben, haben die Betroffenen
das Gefühl, dennoch einen Körper, aber einen anderen, als den physischen Körper zu
besitzen.
•
Den Betroffenen ist bewusst, dass sie nun tot sind. Sie haben aber dennoch das Gefühl,
mit Bewusstsein weiter zu leben.
•
Der eigene Körper kann alleine durch Gedankenkraft zu beliebigen Orten auf der Erde
bewegt werden.
•
In diesem Zustand kann man sich auch durch Gegenstände (Wände, Decken etc.)
hindurch bewegen.
•
Im AKE gelingt es dem Betroffenen nicht, die anwesenden Lebenden auf sich selbst
aufmerksam zu machen. Seine Schreie werden von den Hinterbliebenen nicht
vernommen. Versucht der Bewusstlose, lebende Personen zu berühren, greift er durch
deren Körper hindurch.
Jenseitsbereich:
•
Der Betroffene erlebt einen rasend schnellen Flug (manche sprechen von
Lichtgeschwindigkeit) aus einer anfänglichen Dunkelheit durch eine dunkle Tunnelröhre
zu einem anfänglich kleinen, dann immer größer werdenden Licht.
•
Leiden, Schmerzen oder Angst sind vergangen.
•
Der Betroffene erlebt das Gefühl von Frieden, Gelassenheit und Glück. “Alles ist ok.” In
1 bis 2 % der Fälle macht er auch negative, Furcht einflößende Erfahrungen (nach
Holden bis 20%).
•
Einige berichten von einer extrem schnell ablaufenden Lebensrückschau als “Kurzfilm”,
der chronologisch ablaufen kann oder gleichzeitig viele Einzelheiten aus dem
vergangenen Leben aufzeigt. Dabei beurteilt man seine guten und schlechten Taten
selbst. Es gibt keinen strafenden Richter. In der Beurteilung wird deutlich, dass irdische
Errungenschaften, wie Ruhm, Macht oder Geld nichts zählen. Es kommt auf die Absicht
an, mit der man etwas unternommen oder unterlassen hat - ob sie eigennützig oder
altruistisch war.
Manchmal werden in der Lebensschau auch mehrere frühere Leben gesehen. Dazu
findet sich ein Fall in der Seite für “Beispiele”. Gelegentlich sieht der Klient auch das
noch vor ihm liegende Leben.
•
Im NTE kommt es vor, dass man eine wunderschöne Umgebung sieht (z. B. eine
Landschaft mit Blumen in ungekannter Farbschönheit oder eine Stadt aus Licht) oder
sich dort befindet und/oder Sphärenklängen hört. Mit unseren Gedanken erschaffen wir
diese Welt.
•
Manche berichte von einem 360-Grad Rundumblick, der eine auf der Erde unmögliche
Perspektive erlaubt.
•
Nach ihrer Wiederbelebung berichten die Perzipienten auch von der Begegnung mit
unbekannten Personen, mit denen man sich telepathisch unterhalten kann, auch wenn
diese eine andere Sprache sprechen. Sie berichten auch vom Wiedersehen und kurzer
Kommunikation mit bereits verstorbenen Angehörigen oder Freunden - manchmal sogar
ohne Kenntnis von deren kürzlich eingetretenem Tod.
Begegnungen mit noch Lebenden werden kaum berichtet. Von Kindern würde man
erwarten, dass sie ihre noch lebenden Eltern sehen. Dem ist aber nicht so.
Manche sehen Wesenheiten, die darauf warten, wiedergeboren zu werden, oder sie
begegnen diesen auf ihrem Weg ins Diesseits (auf die Erde), obwohl das den religiösen
Vorstellungen des Patienten zuwider läuft.
Andere wollen andere Lebensformen (als die irdischen) gesehen haben.
•
Es wird auch von der sich selbst einstellenden oder durch Fragen an ein Lichtwesen
gewonnenen Einsicht in die geheimen Zusammenhänge der Welt berichtet. Allerdings
werden die Inhalte dieser Einsichten mit der Wiederbelebung vergessen. Es bleibt die
Erkenntnis, dass das Leben mit dem leiblichen Tod nicht beendet ist und dass das
Wichtigste im Leben bedingungslose Liebe und das Lernen, das Gewinnen von
Einsichten ist. Manche Berichte sprechen von einer vollkommenen Ordnung im
Universum. Alles was geschieht, auch Kriege oder Hunger entsprechen einer Planung.
Die Perzipienten bekamen eine Ahnung von der “Einheit aller Dinge”.
•
Im NTE kann man den Wunsch verspüren, nicht mehr in den materiellen Leib
zurückkehren zu wollen. Aber man wird umgestimmt und kommt zurück.
•
Viele beschreiben eine Begegnung mit einem strahlend hellen, aber nicht blendenden
Licht, oder einem unbeschreibliche, übermenschliche Liebe ausstrahlenden
Licht(wesen), mit dem eine telepathische Unterhaltung geführt wird und in dessen
Lichtaura man eindringen kann und dabei Liebe und Energie “tankt”. Die Interpretation
darüber, wer sich in diesem Licht verbirgt, ist sehr unterschiedlich. Für einige ist es ein
Gott jedweder Religion, für andere eine spirituell hoch entwickelte Wesenheit oder
schlicht ein Unbekannter. Das Lichtwesen bezeichnet sich selbst nie als Jesus oder Gott.
Es scheint aber eine Hierarchie von Lichtwesen zu geben.
•
Die Betroffenen berichten, eine symbolische Grenze erreicht zu haben, z.B. ein
Gewässer, dessen Überschreitung ihren Tod bedeuten würde.
•
Sie erhalten die Mitteilung, dass die Zeit noch nicht reif ist und die Rückkehr in den
leiblichen Körper angetreten werden muss oder kann. Manchmal bleibt es freigestellt
zurückzukehren. Der Betroffene hat sich aber zur Rückkehr entschlossen.
•
Mit dem Zurückkommen in den Körper kehren Schmerzen wieder zurück und es bleiben
Gefühle der Enttäuschung.
•
Die Angst vor dem Tod ist nach dem Erlebnis stark vermindert, weil die subjektive
Gewissheit gewonnen wurde, dass der Tod nicht das absolute Ende bedeutet. Die
Spiritualität, der Glaube an Gott und an ein Leben nach dem Tod und die Wiedergeburt
sind nachhaltig gestärkt. Einige zeigen danach paranormale Fähigkeiten. Die
Persönlichkeitsveränderungen können so stark sein, dass Ehen daran zerbrechen.
•
Die Erfahrung wird als unbeschreiblich bezeichnet.
•
Die Erfahrungsträger beklagen das Unverständnis der Mitmenschen, die keine solche
Erfahrung gemacht haben.
Natürlich treten die genannten Elemente nicht gleichzeitig in einem einzigen Fall auf, sondern
pro Fall in unterschiedlicher Zusammenstellung.
Quellen:
Lommel, Pim van (2009) Endloses Bewusstsein/ Neue medizinische Fakten zur
Nahtoderfahrung, Patmos, Düsseldorf, ISBN: 978-3-491-36022-8
Moody, Raymond, A (1977) Leben nach dem Tod/ Die Erforschung einer unerklärten
Erfahrung, Rowohlt, Hamburg, ISBN: 3-498-04252-1
Ring, Keneth (1985) Den Tod erfahren - das Leben gewinnen / Erkenntnisse und Erfahrungen
von Menschen, die an der Schwelle zum Tod standen und überlebt haben, Scherz, München,
ISBN: 3-502-13619-X
Sabom, Michael, B. (1986) Erinnerung an den Tod/ Eine medizinische Untersuchung,
Goldmann, München, ISBN: 3-442-11741-0
Osis, Karlis; Haraldsson, Erlendur (1987) Der Tod - ein neuer Anfang / Visionen und
Erfahrungen an der Schwelle des Seins, Hermann Bauer, Esotera-Taschenbuch, Freiburg,
ISBN: 3-7626-0633-1
Greyson, Bruce (1984) The Near-Death Experience Scale / Construction, Reliability, and
Validity, The Journnal of Nervous and Mental Disease, Vol. 171, No. 6, S. 369-375
Holden, J. M., ed; Greyson, Bruce; James, Debbie (2009) The Handbook of Near-Death
Experiences/ Thirty Years of Investigation, Praeger Publ., ABC-Clio; Santa Barbara, Calif.,
Denver, Col., Oxford, England, ISBN: 978-0-313-35864-7