Investitionen sind Strategieentscheidungen
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Investitionen sind Strategieentscheidungen
Schwerpunkt Mari Pascual Oktober 2002 zeitungstechnik Die Zeitungsbranche in Spanien Investitionen sind Strategieentscheidungen Mit dem Wirtschaftsaufschwung begann in der spanischen Presse ein langer Umstrukturierungsprozess, der sich vor allem bei den Zeitungsdruckereien manifestiert. Die Erweiterung der Farbdruckkapazitäten, die Ausschöpfung der Möglichkeiten des Versandraums als Marketing-Instrument und die Annahme von Lohndruckaufträgen erwiesen sich als goldrichtig. Druckqualität und das Bemühen um ansprechendere Produkte. Fast alle Verlagshäuser investierten in neue Druckmaschinen und nutzten diese Gelegenheit für ein Redesign ihrer Titel. So begann in den 80er-Jahren eine Phase der technischen Modernisierung, die erst durch die derzeitige Wirtschafts- und Werbekrise gebremst wurde. Es sind drei Gründe erkennbar, die für die technischen Investitionen bei spanischen Zeitungen – ob es sich nur die Anschaffung von Drucktürmen für den Farbdruck oder die Errichtung moderner Druckzentren handelte – ausschlaggebend waren: > die Notwendigkeit, Farbe sowohl auf Anzeigenseiten wie auch im redaktionellen Teil zu offerieren; > die Ambition, neue Marktnischen zu erschließen und Strategien zu definieren, die auf dem Einstecken von Werbeprospekten basieren (zusätzlich zum Einstecken von Themenbeilagen und Zeitungssektionen, das schon seit Jahren praktiziert wurde) und nicht zuletzt > der Wunsch der Verlage, nicht nur den Bedarf der eigenen Zeitung oder Gruppe zu decken, sondern auch anderen Verlagen Dienstleistungen anbieten zu können. Über die hohe Qualität der Ausrüstungen und die hochmodernen Arbeitsmittel der spanischen Zeitungen und ihrer Druckereien können ausländische Verleger oft nur staunen. Die Fortschrittlichkeit der spanischen Zeitungsbranche hat ihre Ursachen in der historischen und sozialen Entwicklung des Landes. Im Zuge des politischen Übergangs von der Franco-Diktatur zur Demokratie (1975 bis 1978) wurden in Spanien eine Reihe von Tageszeitungen gegründet, die sich innerhalb kurzer Zeit einen festen Platz bei den Lesern erobern konnten. Ihr frischer, moderner Stil, ihre zeitgemäßen Ausrüstungen, die Popularität des Fernsehens, das bereits Farbbilder ausstrahlte, der Wirtschaftsboom und der damit einhergehende Optimismus begünstigten eine fortlaufende Verbesserung der Verlagsunabhängige Druckereien Angesichts der „Einflüsse des aktuellen Trends zur Farbigkeit“, wie José Ramón Das Druckzentrum des Konzerns Correo-Pesa in Zamudio verfügt über drei Wifag- und zwei KBA-Rotationen, auf denen neben El Correo Español Zeitungen wie El Mundo und Marca sowie Semicommercials gedruckt werden. 16 Rojas, Geschäftsführer von Bilbao Editorial Producciones es bezeichnet, infolge dessen ein Großteil der Installationen als veraltet gelten musste, boten sich zwei Lösungen an: die Erweiterung der bestehenden Rotationsmaschinen um zusätzliche Drucktürme für den Farbdruck oder die Auftragsvergabe an eine Fremddruckerei. In dieser Hinsicht können das Geschäftskonzept und die Strategie der Druckereien in Parets del Vallès (Barcelona) und Zamudio (Biskaya), die den Medienkonzernen Zeta bzw. Correo-Pesa gehören, als beispielhaft gelten. Beide Betriebe wurden von den Zeitungsverlagen (El Periódico de Catalunya und El Correo Español) unabhängig und beide verfügen über beeindruckende technische Ausrüstungen, die es ihnen erlauben, nicht nur für die Zeitungen ihres Konzerns, sondern darüber hinaus auch für Konkurrenzzeitungen zu arbeiten. Mit dem Druckzentrum in Parets del Vallès, das Ende 2000 eingeweiht wurde, setzte das Unternehmen voll und ganz auf Farbdruck. Zeta investierte 80 Millionen Euro auf einer Fläche von 42 000 m² und installierte dort zwei Commander- und eine Colora-Rotation von KBA. Neben einem riesigen, vollautomatisierten Lager verfügt Gráficas de Prensa Diaria (Druckerei in Parets) über fünf Ferag-Versandlinien. Der Einsatz von finanziellen Mitteln und Ausrüstungen dieser Größenordnung ist nach den Worten von Joan Montraveta, dem Direktor der Druckerei, Ausdruck einer Unternehmenspolitik, die darauf ausgerichtet ist, Dienstleistungen für Fremdzeitungen anzubieten, ohne dass dies zu Lasten des Haupttitels geht. Dank seiner Investitionen konnte der Zeta-Konzern Aufträge für die Produktion der Zeitungen ABC, As und Cinco Días abschließen. Diese Strategie konnte Zeta auf seine Druckereien in Biar, Plasencia und Córdoba übertragen. Neben eigenen Titeln und Gratiszeitungen wird auch eine ganze Reihe von Fremdtiteln (in Plasencia sind es sogar bis zu 30 portugiesische Zeitungen) produziert. zeitungstechnik Oktober 2002 Correo verfügt über eine Druckerei in Zamudio, einer baskischen Kleinstadt. In dieser Druckerei, die mehrmals erweitert wurde (zuletzt um 8000 m²), sind heute fünf Rotationsmaschinen im Einsatz. Drei dieser (Wifag-) Maschinen (zwei von 1993, eine von 1999) wurden Ende 1999 um neue Drucktürme erweitert, um „dem Bedarf an Farbdruckkapazitäten für Anzeigen und Einsteckprodukte zu entsprechen“, erläutert José Ramón Rojas. Bei den anderen Maschinen, die im August die Produktion aufnahmen, handelt es sich um zwei Comet-Drucklinien von KBA. Auf den beiden erstgenannten Wifag-Rotationen wird El Correo gedruckt, die drei anderen dienen zur Produktion von weiteren Zeitungen der Verlagsgruppe (der Gratiszeitung El Nervión und La Nueva Rioja), Fremdzeitungen (El Mundo del País Vasco, El Mundo Deportivo, Marca und Expansión) sowie Semicommercials. Obwohl José Ramón Rojas weiß, dass Einsteckprodukte eine bedeutende Einnahmequelle darstellen können, wurde diese Druckerei nicht speziell dafür ausgerüstet. Die Produkte, die dort künftig gedruckt werden sollen – seien es Sportzeitungen, Gratisblätter oder andere Publikationen – erfordern keine großen Einsteckkapazitäten. Außerdem haben andere Zeitungen der Verlagsgruppe wie El Sur de Málaga, El Norte de Castilla und El Diario Vasco ihre Anlagen entsprechend erweitert. Auf diese Strategie hat auch die Tageszeitung Heraldo de Aragón gesetzt. Wie José Manuel Lozano, Stellvertretender Geschäftsführer von Heraldo, berichtet, wurden „alle Prepress-, Druck- und Versandaktivitäten für die eigenen Produkte und für Lohndruckarbeiten“ komplett in einen Neubau außerhalb von Saragossa verlagert. Notwendig wurde der Umzug auch durch die geplante Formatänderung von Broadsheet auf Tabloid. Die neue Druckerei im avantgardistischen Design erforderte eine Investition von knapp 30 Millionen Euro. In einer ersten Phase wurden im vergangenen Monat zwei Agfa-CTP-Systeme, ein Nela-Abkantgerät, eine KBA-Comet-Rotation und ein Müller Martini-Versandraumsystem mit einer Newsliner A in Betrieb genommen. In einer zweiten Phase, die für Januar 2003 projektiert ist, sind die Integration einer zweiten Comet-Rotation und einer weiteren Versandlinie mit zwei Sitma-Verpackungsstationen vorgesehen. Mari Pascual Ein Gigant für El País Die neue Druckerei von El País bietet zwar keine Dienstleistungen für externe Kunden an, erforderte aber ebenso wie die oben beschriebenen Betriebe Investitionen in immenser Höhe, nämlich rund 80 Millionen Euro. Das moderne Druck- und Versandzentrum entstand in Madrid, neben dem Gebäude, in dem die Zeitung einst gegründet wurde. Eine KBA-Commander 80 und ein automatisiertes Papierlager mit einer Kapazität von 3200 Rollen wurden bereits installiert. Darüber hinaus sollen dort die Druckvorstufe und die beiden Commander 70 untergebracht werden, auf denen El País derzeit gedruckt wird. Ein weiterer großer Teil der Investitionen floss in das Versandraumsystem von Müller Martini, das sich als weltweit erstes dieser Art auf drei Stockwerke erstreckt: zwei Etagen für die Offline-Lagerung von Vorprodukten und eine für die Einsteckverarbeitung von bis zu neun Produkten täglich. Clemente Humaran, Produktionsleiter von El País, ist überzeugt, dass die eigentliche Herstellung des Produktes erst in der Druckweiterverarbeitung erfolgt, „denn dort werden die Beilagen, Prospekte und Werbeartikel eingesteckt, die für die Zeitung einen echten Mehrwert darstellen“. Davon abgesehen sind die enormen Investitionsausgaben für die Zeitung kein Grund zur Sorge. Sie vertraut auf ihr Markenimage, darauf, dass sich die Investition im Laufe der Zeit amortisieren wird und auf die Vorteile, die sich durch die erweiterten technischen Kapazitäten in puncto Qualität, Werbeaufträge usw. ergeben. Mehr Farbe und fortschrittliche Druckweiterverarbeitung Der Konzern Grupo Godo hat Investitionen von mehr als elf Millionen Euro getätigt, um seinen Tageszeitungen mehr Farbseiten bieten zu können. Zu diesem Zweck wurde die Uniman-Rotation, auf der die Sportzeitung El Mundo Deportivo gedruckt wird, um drei Y-Druckeinheiten erweitert und die beiden Wifag-OF7-Rotationen, auf denen La Vanguardia produziert wird, wurden jeweils mit einem Farbturm, einer Satelliten-Druckeinheit mit zusätzlichem Farbdeck, einer Monodruckeinheit und einer Gummituch-Waschanlage ausgerüstet. Oficina Técnica, ein Serviceunternehmen, das die Produktion von Unidad Edito17 Investieren Sie sinnvoll! Ifra Training Ihre Mitarbeiter sind Ihr Kapital Gut geschulte Mitarbeiter – Ihr wertvollstes Kapital Eine Investition, die sich rechnet: IfraTraining bietet als einziges Schulungszentrum Kurse an, die speziell auf die Bedürfnisse von Zeitungen, Zeitschriften und Unternehmen der Publishing-Branche zugeschnitten sind. 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Rechts: In der neuen Druckerei von Heraldo de Aragón wurde eine KBA-Comet-Rotation installiert. zwei von Agfa – erforderten eine Investition von fast vier Millionen Euro – eine Summe, die sich durch Projekte zur internen Prozess- und Verwaltungsoptimierung weiter erhöhte. 2003 wird Recoprint 17 Millionen Euro in eine neue KBA-Comet-Rotation für ihre Druckerei in Pinto (Madrid) und in die Erweiterung der Mitsubishi-Euro-M-Rotationen in Sagunto und Lugo investieren, um seine Farbdruckkapazitäten zu erweitern. Außerdem fördert Recoletos kontinuierliche Verbesserungen, um die ISO 9000/ 2000-Zertifizierung für seine Betriebe zu erhalten. Im vergangenen Juli hat La Voz de Galicia, die führende Tageszeitung der Region, ihr neues Design vorgestellt, das junge Leser ansprechen und ihre gute Marktposition in Galizien konsolidieren soll. Die Zeitung nutzte den Modernisierungsbeschluss, um ein neues Redaktionssystem – DMP von SchlumbergerSema mit Adobe-InDesign – zu installieren und die KBA-Rotation aus dem Jahr 1992 mit zwei Comet-Drucktürmen zu modernisieren, die eine Verdoppelung der Farbkapazitäten ermöglichen. Am Produktionsstandort der Zeitung in Sabón wurde das erste Projekt des Beratungsunternehmens B.O.D. durchgeführt, das die Integration von Verbrauchsmaterialien, Produktion und Versand unter einem Dach erleichtern sollte. (B.O.D. hat seither ähnliche Projekte für rial und Recoletos koordiniert, hat bei den von ihm betreuten Druckereien mehrere Projekte in die Wege geleitet. In diesem Jahr ermöglichte es der Druckerei Fabripress, wo die Tageszeitung El Mundo und deren Sonderbeilagen gedruckt werden, durch die Investition von 14 Millionen Euro in eine Goss-HT-70 und eine FeragVersandlinie die Erweiterung der Farbdruckkapazitäten, die Produktion von Titeln mit kleinen und mittleren Auflagen und die Schaffung von Einsteckkapazitäten. Auf Mallorca wurde ein neues Druckzentrum gebaut, mit dem Ziel, dort den Qualitätsstandard auf den der anderen Druckstandorte anzuheben und das Lohndruckgeschäft auszubauen. Darüber hinaus mündete das „Joint Venture“ des Unternehmens mit dem Bermont-Konzern in der Anschaffung einer Goss-Universal, einer MAN Plamag-Rondoset Petit und eines Ferag-Versandraums inklusive Einstecktrommel. Recoprint: CTP und Qualität Mit dem Ziel, die Druckvorstufe für die Farb- und Qualitätsanforderungen seiner Printprodukte fit zu machen, hat Recoprint, ein Unternehmen der RecoletosGruppe, neun CTP-Systeme (zusätzlich zu dem einen, das es schon besaß) angeschafft und auf seine fünf Druckstandorte verteilt. Diese Systeme – acht von Fuji/ECRM und 18 Zeta, El País, Grupo Correo, La Nación und andere Verlage durchgeführt.) Die anderen Bereiche der Zeitung – Redaktion, Vertrieb usw. – wurden Ende 1999 in dieses Gebäude verlagert und in den vollständigen Workflow eingebunden. Severino Santirso, Technischer Direktor der Zeitung, ließ wissen, dass man mehr als eine halbe Million Euro in die Ausrüstung des Ferag-Versandraums mit neuen Maschinen investieren wird, um „das Angebot an Werbemöglichkeiten um Beilagen zu erweitern“. Die Zeitung Canarias 7 ist nicht untätig geblieben. Ihr Verlag, Informaciones Canarias, hat 18 Millionen Euro in einen Neubau investiert, in dem 2003 eine KBAComet-Rotation mit Pastoline-Rollenwechslern (ein Novum für Rotationen dieser Art in Spanien) und ein Müller Martini-Versandraum installiert sein sollen (siehe auch Seite 51 in dieser Ausgabe). Begünstigt wurden die Umstrukturierungen in den Druckereien häufig durch Verbesserungen im Prepress-Bereich (Die Anzahl der CTP-Systeme in Spanien belief sich im April 2002 auf 59, womit das Land in Europa an fünfter Stelle steht.) sowie durch Erneuerungen und Aufrüstungen von Redaktionssystemen. Die Dynamik der spanischen Presse, die in den Ergebnissen der enormen Investitionen Rückhalt findet, richtet sich derzeit auf die Rentabilität dieser Investitionen – in Erwartung „besserer Zeiten“. <