Gesundheitspolitik: Schwarz-roter Murks – nichts Halbes und nichts
Transcrição
Gesundheitspolitik: Schwarz-roter Murks – nichts Halbes und nichts
elde liberale depesche Das Magazin der Liberalen Gesundheitspolitik: Schwarz-roter Murks – nichts Halbes und nichts Ganzes Familienkongress: Kinder fördern und betreuen Fotos: Panthermedia, Picture-Alliance Gestaltung: Cicero Erfolgreiche Wahlen: Liberale Ideen sind wieder gefragt 5 l 2006 2 elde 5 | 2006 > Editorial/Inhalt Wir haben unseren eigenen Kompass Liebe Parteifreundinnen, liebe Parteifreunde, nach dem fantastischen WM-Sommer sieht Deutschland einem politisch grauen Herbst entgegen. Die schwarz-rote Bundesregierung stolpert von Krise zu Krise. Die dringend nötigen Reformen auf dem Arbeitsmarkt – vor allem beim Kündigungsschutz – sind abgesagt. Bei der Reform der Unternehmensbesteuerung und der Pflege-Versicherung bewegt sich nichts. Beim angeblichen Großprojekt Gesundheitsreform ist der Streit innerhalb der Koalition so offenkundig, dass zuerst eine Verschiebung und dann das Kippen der ersten Eckpunkte nötig wurden. Besser wäre das Absagen dieses planwirtschaftlichen Murks. Und das sture Festhalten an der schädlichen Steuererhöhungs-Politik, vor allem bei der Mehrwertsteuer, verdirbt die Chance auf einen wirklichen Wirtschaftsaufschwung. Immer mehr Bürger spüren: So bringt man Deutschland nicht nach vorne. Mit diesem Dauer-Stillstand fallen wir in Wahrheit weiter zurück. Wir Liberale werben konsequent für unsere klaren Gegenkonzepte. Wir sind im Bund auf die Oppositionsrolle bis 2009 vorbereitet, aber ein vorzeitiges Scheitern von Schwarz-Rot ist nicht ausgeschlossen. Sollte die Koalition zerbrechen, so bieten Neuwahlen einen sauberen Schnitt und die Chance für einen wirklichen Neuanfang, den Politikwechsel. Heute ist der Kurs von SPD und Union nicht voraussagbar. Unsere Position hängt nicht von der anderer Parteien ab. Wir haben unseren eigenen Kompass. Die Zugewinne bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen, das solide Abschneiden bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin und unser großartiger Erfolg in Mecklenburg-Vorpommern weisen den richtigen Weg. Erneut hat sich bestätigt: Die FDP ist die einzige gesamtdeutsche Oppositionspartei. Daher lautet unser Ziel: Wir wollen in allen 16 Landesparlamenten vertreten sein. Es fehlen noch vier: im Westen Bayern und Hamburg, im Osten unseres Landes Thüringen und Brandenburg. Im Bund wollen und werden wir wieder Regierungsverantwortung tragen – allerspätestens 2009. Damit bessere Politik gemacht wird. Herzlichst Ihr Dr. Guido Westerwelle Inhalt elde 5|2006 3 4 Mosaik Wir bilden aus Gewinnspiel: Liberale Geschichtszahlen Aktion des Monats: Blutdruck messen auf dem Gänsemarkt 5 Leserforum 6 Landtagswahlen Berlin: Erstklassige Opposition 7 8 9 10 Titelthema Risikofaktor Gesundheitspolitik: Kurpfuscherei bei Schwarz-Rot 14 Gesundheitskongress der FDP 16 Aktuell Politisches Kapital nutzen 17 Fraktionskongress: Familie neu denken 18 Reform-Reisen: Der Ire 19 Symposium der Friedrich-NaumannStiftung zum „gläsernen Bürger“ Liberale kommen sehr gut an in Mecklenburg-Vorpommern 20 Pro & Contra: Grünes Licht für Internetapotheken? Kampagnen Kultur ist Vielfalt 21 Liberales: Gedenken an Wolfgang Mischnick Kommunalwahl Niedersachsen: Bestes Ergebnis seit 30 Jahren 23 Fragebogen: Daniel Bahr 6/7 Landtagswahlen 10 Risiko Gesundheitspfusch 18 Neu: Reform-Reisen elde 5 | 2006 > Mosaik Hier wird ausgebildet „Man wendet seine Zeit immer gut auf eine Arbeit, die uns täglich einen Fortschritt in der Ausbildung abnötigt“, schrieb Goethe am 10. Februar 1798 an Schiller. Gut 208 Jahre später erinnerte sich elde dieses Briefleins und hakte nach – denn Ausbildung tut Not. Wir wollten wissen, was die Freien Demokraten ganz konkret gegen die Lehrstellenmisere tun. Fündig geworden sind wir beispielsweise im Thomas-Dehler-Haus, in der FDP-Bundestagsfraktion, bei den Liberalen im Düsseldorfer Landtag und bei der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. In der FDP-Landtagsfraktion von Nordrhein-Westfalen werden gleich drei Kauffrauen für Bürokommunikation ausgebildet: Annika Neumann (vorn), Jahrgang 1984, und Katharina Nennertheim (rechts), Jahrgang 1986, wurden beide durch die IHK vermittelt. Ihre Kollegin Janine Skorupski, Jahrgang 1985, kam durch die Arbeitsagentur zu den Liberalen. „Mit drei Auszubildenden bei 25 Beschäftigten liegen wir weit über allen gesellschaftlich diskutierten Ausbildungsquoten für Betriebe“, freut sich der Parlamentarische Geschäftsführer der NRW-Liberalen, Ralf Witzel (links). „Wir können bei Ausbildungsbetrieben nur glaubwürdig weitere Kapazitäten akquirieren und für den Nutzen zusätzlicher Stellen werben, wenn wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen.“ Konrad Albrecht (links), Jahrgang 1983, hatte die Ausschreibung der FDPBundesgeschäftsstelle an einem Aushang der Arbeitsagentur entdeckt. Seine Prüfungen zum Kaufmann für Bürokommunikation stehen im kommenden Winter an. Besonders interessiert er sich für das Fach Wirtschaftslehre, „weil man mit den Regeln des BGB und des HGB ja auch als Normalbürger praktisch täglich zu tun hat.“ David Feyer, Jahrgang 1985, ist seit August 2006 ein weiterer Auszubildender im Thomas-Dehler-Haus. Er hat ein Faible für Buchhaltung, arbeitet gerne mit Zahlen. Über „seine“ FDP-Bundesgeschäftsstelle sagt er: „Die Atmosphäre hat etwas von einem Familienbetrieb, da machen auch harte Tage noch genug Spaß.“ Laura Locker, Jahrgang 1985, und Daniel Mohr, Jahrgang 1988, werden seit dem 1. September für drei Jahre in der FDP-Bundestagsfraktion zur Kauffrau und zum Kaufmann für Bürokommunikation ausgebildet. „Man verläuft sich noch oft genug, aber so langsam kenne ich den Bundestag ganz gut“, bewertet Laura ihre ersten Wochen im Parlament. Ihre fünfjährige Cousine hat sich jüngst Lauras Bundestagsausweis umgehängt und fand spontan: „Ich bin jetzt Präsident.“ Daniel hatte im letzten Jahr den „Bundestags-Wahl-O-Mat“ im Internet durchgeklickt und entdeckte dabei viele Übereinstimmungen mit der FDP. „Ich habe dann gedacht, da schickst Du mal Deine Bewerbung hin“ – und prompt hat's geklappt. Rasha Hindi, Jahrgang 1984, macht ihre Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation in der FDP-Fraktionsgeschäftsstelle im Berliner Abgeordnetenhaus. Ihre Lieblingsfarbe ist – Rot! Auf die Frage, welche Eigenschaften sie bei einer Frau am meisten schätzt, sagt sie: „Frauen können viele Dinge auf einmal bewältigen.“ Da stimmt die liberale Weltsicht wieder. 3 4 elde 5 | 2006 > Mosaik Gewinnspiel: Liberale Geschichtszahlen In dieser Ausgabe wollen wir einen Blick in die liberale Geschichte werfen. Viele Dokumente und Ereignisse sind geläufig, doch wann wurden sie verabschiedet, wann fanden sie statt? Sie sind sich sicher? Ist doch alles selbstverständlich? Dann fällt es Ihnen nicht schwer, die notwendigen Jahreszahlen zu finden: 1. Beim Hambacher Fest bekennen sich 25.000 Menschen zu den Forderungen der Liberalen nach Freiheit und nationaler Einheit. In welchem Jahr? 5. In welchem Jahr wurden die „Wiesbadener Grundsätze – Für die liberale Bürgergesellschaft“ verabschiedet? 2. Liberale beschließen in Heppenheim ein Programm, das die Einigung Deutschlands und eine bessere Vertretung des Volkes fordert. Wann war das? Senden Sie die hoffentlich richtigen Antworten an die Redaktion elde, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin. Oder per Fax: 030/27572880. Oder per Mail an [email protected]. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir diesmal wieder Werbemittel und Bücher des liberal Verlages. Einsendeschluss ist der 30. Oktober 2006. 3. Wann beschließen die Liberalen die Freiburger Thesen für eine liberale Gesellschaftspolitik? 4. Wann fand der Vereinigungsparteitag der Liberalen in Hannover statt? FDP in der Kurve 15% Forsa 14% Emnid Aufwärtstrend bestätigt 13% Infratest-dimap Forschungsgruppe Wahlen 12% Die Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Berlin, zum Landtag in Mecklenburg- 11% Vorpommern und die Kommunalwahlen 10% in Niedersachsen sind erfolgreich absolviert. Weiterhin erkennen die Bürge- 9% rinnen und Bürger den klaren Reform- 8% willen und die Standhaftigkeit der FDP 7% an. In den Umfragen liegt die FDP stabil zwischen 6% 11 und 15 Prozent. Allensbach 1.7. 1.8. 1.9. 1.10. 2005 ktion des Monats: 1.11. 1.12. 1.1. 1.2. 1.3. 1.4 1.5 1.6. 1.7. 1.8. 1.9. 1.10 2006 Blutdruck messen auf dem Gänsemarkt Verwundert reiben sich die Bürger auf Marktplätzen und in Fußgängerzonen die Augen: Da werden vor ihren Augen Patienten untersucht, ein Gips angelegt und Blutdruck gemessen. Ein Infostand der FDP Tann auf dem Fuldaer Uni-Platz, eine Gesprächsreihe mit Experten der Minden-Lübbecker FDP, ein Praxisbesuch der Münchner Parteifreunde. Und alles im Zeichen der liberalen Gesundheitsreform. Die Botschaft überall: Das Gesundheitswesen ist krank, die FDP hat die richtige Medizin. Auch auf dem Hamburger Gänsemarkt stand kürzlich ein Krankenbett. Der FDPLandesvorsitzende Dr. Wieland Schinnenburg (2.v.l.) und die Gesundheitsexpertin Dr. Luzie Braun boten den Passanten an, den durch die schwarz-rote Politik gestiegenen Blutdruck zu messen. „Die Lage des Gesundheitswesens ist schon jetzt nicht rosig. Durch die geplante Gesundheitsreform wird es noch schlimmer“, berichtet Dr. Schinnenburg aus eigener Erfahrung. „Diese angebliche Reform ist ein Anschlag auf Patienten, Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen. Die FDP wird mit aller Kraft dagegen ankämpfen. Wir fordern alle Bürger auf, uns zu unterstützen und unsere Veranstaltungen zu besuchen.“ Wenn auch Sie sich an der Gesundheitskampagne beteiligt haben und besonders kreative Ideen für eine Aktion hatten, dann schikken Sie uns ein Foto mit einem kurzen Bildtext. Unter den besten Einsendungen verlosen wir Bücher aus dem liberal Verlag. elde 5 | 2006 elde edle L E S E R B R I E F E Zu: Mosaik Engagierte Freizeitler Nebentätigkeiten der Abgeordneten – endlich mal Informationen, die man nicht aus dem Kürschner-Handbuch oder diversen Nachschlagewerken erfahren kann. Liberale Abgeordnete als engagierte Freizeitler – das hat was. Sehr gut umgesetzt. Weiter so! Wir haben ja 61 Abgeordnete im Deutschen Bundestag und Tausende Parlamentarier in den Ländern, Kreisen und Kommunen. Ich bin überzeugt, das interessiert viele Leser. Marcel Hartmann, Berlin > Le s e r f o r u m 5 Zu: Pro & Contra Rauchverbot Schnell handeln! Natürlich kann man Ernst Burgbacher nicht widersprechen. Schon gar nicht als Liberaler. Aber nachdenken sollte man. Vor wenigen Wochen wurde eine Studie veröffentlicht, die erschreckend belegt, was das Personal in unseren Restaurants und Kneipen aushalten muss. Dabei geht es nicht um die kleine Rauchwolke des am Nebentisch genussvoll rauchenden Mittfünfzigers. Vielmehr geht es um die Gesundheit. Und da hört die Freiheit auf. Ich bitte nur darum, dass jetzt schnell gehandelt wird und wir uns nicht in fünf Jahren wieder in einem Pro & Contra über diese Frage streiten. Franz Mannfort, Müncheberge Zu: Gesundheitsreform Kostensenkung realisieren Zu: Obgleich es in den Regierungsparteien nicht an klugen Köpfen fehlt, vermisst der Wähler immer noch das Handeln, das die in Aussicht gestellte Kostensenkung im Gesundheitswesen umsetzt. Dabei fehlt nicht das Wissen für effektive Kostensenkungen. So steigt die Zahl der Verbraucher, die sich gesund ernähren. Und eine rasch steigende Zahl von Ärzten und heilkundigen Personen hat praktische Erfahrung, dass der in Jahrmillionen seiner Stammesentwicklung geformte Körper sich selbst heilen kann, wenn man ihm hilft, das tun zu können. Es sieht danach aus, dass das Fondsmodell dazu verführt, den Gedanken der Kostensenkung zu vergessen. Aber der Wähler muss an den Taten erkennen können, dass an Kostensenkung, nicht aber an Kostenbelastungen gearbeitet wird. Rolf von Pander, Wiesbaden Endlich kümmert sich die FDP mal um das seit Jahrzehnten brachliegende Thema Kultur. Herzlichen Glückwunsch. Wir können auf diesem Themenfeld nur gewinnen. Ich hoffe nur, dass das Thema nicht wieder zu schnell eingegrenzt wird. Kultur ist mehr als Kulturfrühstücke und „Brotplakate“. Jedenfalls freue ich mich auf eine Kulturkampagne, die ihren Namen wirklich verdient hat. Marcus Pauliczek, Frankfurt am Main Als Facharzt für Orthopädie habe ich seit 1964 mit großer Bewunderung die „Aktion Sorgenkind“ verfolgt. Lässt sich über eine vergleichbare „Aktion Glückskind“ ein ähnlich erfreuliches Ergebnis mit Blick auf die so Besorgnis erregende Kinderarmut in Deutschland erzielen? Bund und Länder sollten vorerst für drei Jahre 1,3 Milliarden Euro in einen Fonds einzahlen. Aus diesem Fonds könnten dann Eltern jeweils 5.000 Euro Elterngeld erhalten: Erstens beim ersten Kind vor dem 22. Geburtstag der Mutter, zweitens beim zweiten Kind vor dem 26. Geburtstag und drittens beim dritten und jedem weiteren Kind. Ziel: 150.000 Glückskinder pro Jahr, Erhöhung der Kinderzahl um ein Prozent pro Jahr und ein Prozent weniger Unterbrechungen (gerade bei jüngeren Frauen). Die große Koalition hat ein Elterngeld von 4 Milliarden Euro vorgesehen. Das Erziehungsgeld (3 Milliarden Euro) soll dafür entfallen. 1,5 Milliarden Euro dieser Summe sollten gezielt im vorgenannten Sinne eingesetzt werden. Dr. Hans Spiecker, Rückersdorf Zu: Titelthema Klare Haltung der FDP Ich freue mich, dass die FDP bei ihrer klaren Haltung zum Einsatz der Bundeswehr im Nahen Osten bleibt. Der Aussage von Werner Hoyer im Titelthema kann man kaum etwas hinzufügen. Auch wenn Schwarz-Rot mit seiner Mehrheit im Deutschen Bundestag die Bundeswehr in diesen gewagten Einsatz schickt – im Gedächtnis der Wähler wird die FDP als Partei der klaren Worte bleiben. Diese Haltung wird den Liberalen helfen, mit erhobenem Haupt in die kommenden Wahlkämpfe zu gehen. Die Wahlergebnisse in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern zeigen, dass sich der Wähler klare Aussagen wünscht, an denen sich auch nach der Wahl Parteien und Kandidaten messen lassen. Franziska Wenzel, Dresden Wir freuen uns auf Ihre Post! Ihre Briefe bitte an: Redaktion elde, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Telefon 030/27572879, Fax 030/27572880, e-Mail Roland.Kowalke @liberalverlag.de Re Re dakt 10 inha ion 117 rd el Be tstr de rli . 1 4 n Aktion Glückskind? Vorfreude auf Kulturkampagne elde 5 | 2006 > L a n d t a g s wa h l e n Erstklassige Opposition Berliner FDP mit schlagkräftiger Fraktion im Abgeordnetenhaus Nach ihrem Wiedereinzug ins Berliner Abgeordnetenhaus im Jahre 2001 ist die FDP jetzt erneut mit einer starken Fraktion im Landesparlament vertreten. Mit 13 Sitzen im Parlament hat die FDP wieder eine schlagkräftige Truppe, die auf die Arbeit der letzten Fraktion aufbauen kann. Die FDP-Fraktion hat sich in den letzten fünf Jahren mit ihrem konsequent liberalen Kurs, mit ihrer Verlässlichkeit, mit fundierter Sacharbeit und Professionalität Respekt in der Stadt verschafft. Die Liberalen sind wieder ein Faktor in der Hauptstadt. Der Fraktionsvorsitzende Lindner (Foto rechts oben) gilt in Berlin als Oppositionsführer. Er wird auch der neuen Fraktion vorsitzen. Künftig stehen ihm der 31-jährige Bankkaufmann und Rechtsreferendar Christoph Meyer, der 42-jährige Diplom-Ingenieur und Unternehmensberater Henner Schmidt sowie der 46-jährige Schriftsetzer Rainer-Michael Lehmann als Stellvertreter zur Seite. „Mit einer hervorragenden Mischung aus routinierten und jungen Abgeordneten, freuen wir uns auf die Herausforderungen der neuen Legislaturperiode“, so Martin Lindner. Der liberale Politiker kündigt zudem „erstklassige Oppositionspolitik“ an. „Bequem wird es für den nächsten Senat nicht“, so der neue Fraktionschef. Dr. Martin Lindner Sebastian Kluckert Kai Gersch Henner Schmidt Christoph Meyer Sebastian Czaja Björn Jotzo Sylvia von Stieglitz Albert Weingartner Rainer-Michael Lehmann Klaus-Peter von Lüdeke Mieke Senftleben Volker Thiel Joe S. Dreixler Zahlen und Fakten Fotos: Picture-Alliance 6 Das Zweitstimmenergebnis zur Abgeordnetenhauswahl von 7,6 Prozent in Berlin entspricht 104.595 Wählerstimmen für die Liberalen. Das beste Bezirksergebnis konnte Steglitz-Zehlendorf mit 12,7 % vor Charlottenburg-Wilmersdorf mit 10,4 % und Reinickendorf mit 9,6 % erreichen. Die FDP-Kandidaten konnten 7,1 % der Erststimmen auf sich vereinen. Bestes Einzelergebnis hatte Mieke Senftleben im Wahlkreis Reinickendorf 06 vor Dr. Martin Lindner im Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf 06. Bei der Wahl zu den Bezirksverordnetenversammlungen konnte ebenfalls Steglitz-Zehlendorf mit 10,5 % klar punkten. Auf den Folgeplätzen liegen Charlottenburg-Wilmersdorf mit 9,5 % und TempelhofSchöneberg mit 8,0 %. Den größten Zuwachs registrierte die FDP in der PDS-Hochburg Marzahn-Hellersdorf mit +0,6 %. elde 5 | 2006 > L a n d t a g s wa h l e n Zahlen und Fakten Michael Roolf Ralf Grabow Gino Leonhard Sebastian Ratjen Hans Kreher Sigrun Reese Toralf Schnur Die Liberalen in Mecklenburg-Vorpommern erreichten ihr bislang bestes Ergebnis mit 9,6 Prozent. Dies entspricht 78.414 Zweitstimmen. Damit ist die FDP nach 12 Jahren außerparlamentarischer Opposition mit 7 Abgeordneten im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern vertreten. Erstmals gab es mehr Zweit- als Erststimmen. Der Erststimmenanteil lag bei 8,6 Prozent, dies entspricht 70.415 Erststimmen. Im Vergleich zur letzten Landtagswahl konnten 32.736 Zweit- und 18.564 Erststimmen dazugewonnen werden. Das beste Wahlkreisergebnis konnte im Wahlkreis Bad Doberan II mit 11,9 Prozent der Zweitstimmen vor Wismar, Rostock IV und Nordwestmecklenburg II mit je 11,5 Prozent erreicht werden. Den höchsten Zugewinn im Vergleich zur Landtagswahl 2002 erzielte der Wahlkreis Wismar des Spitzenkandidaten Michael Roolf mit 7,3 Prozent. „Liberale kommen gut an im Land“ Mit großartigem Ergebnis erstmals seit 12 Jahren wieder im Parlament „Liberale kommen gut an im Land“, war das Fazit von Wahlkampfleiter Christian Ahrendt. Mecklenburg-Vorpommern konnte sein Ergebnis im Vergleich zu 2002 verdoppeln. Und: Bemerkenswert ist das flächendeckend starke Abschneiden der FDP in Mecklenburg-Vorpommern. In allen Teilen des Landes haben die Liberalen mindestens 8 Prozent der Wählerstimmen erreicht. In Kernregionen, wie beispielsweise in Rostock, haben die Liberalen sogar zweistellige Ergebnisse erzielt. „Am meisten beeindruckt haben mich die Begegnungen mit den Menschen im Straßenwahlkampf“, so der Spitzenkandidat der Liberalen Michael Roolf. „In kleinen Städten Vorpommerns, wo man Landtagsabgeordnete nur aus dem Fernsehen kennt, waren die Leute sehr interessiert an persönlichen Gesprächen. Einfach mal zuhören und keine leeren Versprechen, das erwarten die Menschen von Politikern.“ Besonders erfreulich sind auch die Ergebnisse bei den jungen Wählern. Mit 12 % bzw. 13 % kann die FDP besonders auf die Wähler zwischen 18- 24 Jahre, bzw. 25- 44 Jahren bauen. Und noch ein Trend war bemerkenswert: 39.000 Wähler haben sich von den beiden großen Volksparteien abgewandt und am 17. September für die Liberalen gestimmt. 1.000 Wähler, die von der Linkspartei.PDS zur FDP abgewandert sind, deuten ebenfalls auf eine Unzufriedenheit mit der rot-roten Landesregierung hin. Die Menschen im Land interessierten sich besonders für die Antworten der Liberalen zu den Themen Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Steuern. 40 % der FDP-Wähler haben aufgrund der Wirtschaftspolitik der Liberalen ihre Stimme der FDP gegeben. Für 21 % war die liberale Steuerpolitik entscheidend, für 36 % die Arbeitsmarktpolitik. „Die Politik darf nicht den Fehler machen und sich in Schwerin einigeln“, so Michael Roolf. „Unser Land hat viele Gesichter und die muss man sich täglich anschauen. Deswegen werden wir Liberale auch nach dem 17. September, nun als starke FDPFraktion, im Land unterwegs sein und den Dialog mit den Bürgern weiter pflegen.“ Carsten Reymann 7 > Ka m p a g n e n elde 5 | 2006 Fotos: ddp, Roland Kowalke 8 Politik trifft Kunst Kultur ist Vielfalt Ruth Grünbein – „Unbeschreiblich“ Ausstellung in der FDP-Bundesgeschäftstelle 27. September bis 24. November 2006 Geöffnet: Montag bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr FDP-Kampagne setzt auf Aktivitäten vor Ort Das Kulturkollegium „Zwischenrufe“ der FDP Bamberg gibt es nun mehr als zehn Jahre. „In dieser Zeit sind wir eine anerkannte Größe in der Kulturpolitik vor Ort geworden“, freut sich die Vorsitzende Judith Bajorat. Neue Initiativen für den Denkmalschutz, innovative Museumskonzepte, besseres Tourismusmarketing oder die Profilierung der örtlichen Universität – all das sind nur einige der vielen Projekte, deren sich das FDP-Kulturkollegium in dieser Zeit angenommen hat. „Ein gutes Beispiel, das zur Nachahmung anregt“, lobt FDP-Bundesgeschäftsführer Hans-Jürgen Beerfeltz. Er hat dabei vor allem die Kulturkampagne der FDP im Blick, die mit dem Dreikönigstreffen 2007 starten soll. „Kultur wird in Zukunft noch mehr zum Motor unseres Landes: der Gesellschaft, der Menschen, der Wirtschaft. Sie wird zum zentralen Garanten für unsere Zukunft.“ Diese Erkenntnis veranlasst die FDP als erste und bislang einzige Partei die Kultur zum Kampagnenthema zu machen. Getreu dem Motto „Kultur ist Leben“ setzt die Kampagne auf die aktive Teilnahme der Gliederungen der FDP. Vor Ort sind viele Aktivitäten denkbar: der Besuch privater Kulturinstitutionen, kulturpolitische Stadtrundgänge, Wettbewerbe, Kulturgespräche oder die Umwidmung von Geschäftsstellen zu Galerien. Im Thomas-Dehler-Haus heißt es schon lange: „Politik trifft Kunst.“ Seit 27. September sind dort die Bilder der Malerin Ruth Grünbein ausgestellt. „So kommt man über und mit Kultur ins Gespräch“, er- klärt Hans-Jürgen Beerfeltz. „Mit der Kampagne zielen wir aber nicht nur auf die Hochkultur. Für Liberale bedeutet Kultur vor allem Vielfalt. Da findet vieles Platz.“ Schon ganz auf dem „Kulturtrip“ ist FDP-Generalsekretär Dirk Niebel. In Berlin und Rostock stellte er bereits sein Werk „Freiheit für Einsteiger“ vor – wie es sich gehört in einer Autorenlesung. Die „Niebel-Fibel“ liegt denn auch schon in der zweiten Auflage vor. „Noch komme ich mit dem Signieren ganz gut hinterher“, berichtet Dirk Niebel augenzwinkernd. „Aber das Interesse an dieser für den politischem Betrieb ungewohnten Veranstaltungsform ist groß. Mit unserer Kulturkampagne liegen wir genau richtig.“ Helmut Metzner/ Thomas Hahn Wo FDP ist, da ist auch Kultur. Die FDP ist die Heimat vieler Kulturfreunde. Vor Ort finden zahlreiche kulturelle und kulturpolitische Aktivitäten statt. Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen mit! Wir möchten Ihre originellen Ideen in unseren Kampagnenleitfaden aufnehmen. E-Mails an [email protected]. elde 5 | 2006 > Vo r O r t Mehr Blau-Gelb in die Rathäuser Bestes Ergebnis seit 30 Jahren bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen Schon bei der Kommunalwahl 2001 konnte die FDP in Niedersachsen mit 6,2 Prozent ihr bestes Ergebnis seit über 20 Jahren einfahren. Bei der Kommunalwahl am 10. September diesen Jahres gelang es ihr, das damalige Ergebnis zu übertreffen, indem sie 6,7 Prozent errang. Dies ist das beste Kommunalwahlergebnis der FDP in Niedersachsen seit 30 Jahren. Besonders gefreut haben sich die niedersächsischen Liberalen darüber, dass sie mit Joachim Bordt den hauptamtlichen Landrat im Kreis Harburg stellen, und dass es dem Westersteder FDP-Bürgermeister Klaus Groß gelungen ist, sich mit 72 Prozent der Stimmen bereits im ersten Wahlgang durchzusetzen. In der Stichwahl am 24. September wurde zudem Dr. Harald Behrens in Syke (Kreis Diepholz) zum Bürgermeister gewählt. Insgesamt ist es den Niedersachsen gelungen, die Anzahl der Mandate bei Kreiswahlen um 14,8 und bei Gemeindewahlen um 43 Prozent zu steigern. „Das haben wir der kompetenten und bürgernahen Arbeit unserer Kommunalpolitiker in den vergangenen fünf Jahren zu verdanken, vor al- Lebendige FDP vor Ort Offene Programmdiskussion im Internet „Das Ziel der FDP ist es, die Parteiarbeit vor Ort interessanter und attraktiver zu machen“, erklärt Bundesgeschäftsführer Hans-Jürgen Beerfeltz. Abnehmende Wahlbeteiligung in Deutschland, zurückgehende Mitgliederzahlen bei den Parteien und generell sinkendes politisches Engagement sind seit vielen Jahren Gegenstand unzähliger Untersuchungen. Ein Ergebnis dieser Untersuchungen ist, dass es die lebenslangen Bindungen an Parteien – sei es als Mitglied oder als Wähler – nicht mehr gibt. Die logische Konsequenz daraus: Die deutsche Gesellschaft wird nie wieder parteinäher werden. „Die Attraktivität von Parteien geht auch deshalb immer weiter zurück“, so Beerfeltz, „weil die Menschen heutzutage die freie Wahl zwischen vielen interessanten und schönen Freizeitgestaltungen haben.“ Die Herausforderung besteht darin, den Menschen verstärkt alternative Anreize zu bieten, die wieder zu einer engeren Bindung an die Partei führen. Hierfür hat die FDP das Konzept „Lebendige FDP vor Ort“ entwickelt. Das Konzept dient den Gliederungen als Leitfaden, um die Parteiarbeit lem aber den vielen Wahlkämpfern, die sich im ganzen Land mit großem Engagement für die FDP eingesetzt haben“, so der Landes- und Fraktionsvorsitzende Dr. Philipp Rösler zu dem hervorragenden Ergebnis. Leider sei die Wahlbeteiligung auf nur 51,8 Prozent gesunken. „Wir sollten unsere Konsequenzen daraus ziehen und mehr Kompetenzen auf die kommunale Ebene verlagern –, so wie es in Niedersachsen im Rahmen der Verwaltungsreform und in einigen Modellkommunen schon geschehen ist. Wenn die Menschen das Gefühl haben, sie können bei der Wahl tatsächlich etwas entscheiden, ist der Anreiz, seine Stimme abzugeben, viel größer“, sagte Philipp Rösler. Robert Unkelhäusser attraktiver zu machen, um mehr Menschen für die Liberalen zu interessieren und somit die Bindung der Menschen an die FDP zu intensivieren. Aus diesem Grund hat die Bundespartei auch so genannte Musterveranstaltungen durchgeführt. Auf der Kreisvorsitzendenkonferenz in Mainz verloste die Bundespartei unter allen Gliederungen die Durchführung solcher neuen Veranstaltungsformen. Den Auftakt machte die „Liberale Beachparty“, die die Bundespartei gemeinsam mit dem Kreisverband Köln durchführte. Hierfür lud der Kreisverband Mitglieder und Interessenten in den Kölner Beachclub „km 698“ ein. Mit Blick auf den Kölner Dom feierten die Liberalen direkt am Rhein in entspannter Atmosphäre. Die zweite dieser Musterveranstaltungen fand am Abend vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus in Marzahn-Hellersdorf statt. In einem angesagten Club trafen sich 250 Jung- und Erstwähler, um mit dem Generalsekretär Dirk Niebel über Politik zu diskutieren. „Mit solch neuartigen Veranstaltungsformen wollen wir die herkömmlichen Strukturen der Parteiarbeit aufbrechen. Denn nur durch die Verbindung von Information und Unterhaltung kann es uns gelingen, wieder attraktiver für die Menschen zu werden“, so Hans-Jürgen Beerfeltz. Thomas Scheffler 9 10 > Ti t e l t h e m a elde 5 | 2006 Risikofaktor Gesundheitsmurks Kurpfuscherei bei Schwarz-Rot Der Streit um die Gesundheitsreform reißt nicht ab, und die Halbwertszeiten von Beschlüssen und Aussagen werden immer kürzer. Inzwischen droht das Thema alle paar Wochen sogar zur Bruchstelle der selbsternannten großen Koalition zu werden: So einigte sich Schwarz-Rot noch Anfang Juli auf Eckpunkte einer Reform, doch schon Anfang September war von Einigkeit keine Rede mehr. Stattdessen soll die Reform vom 1. Januar auf den 1. April 2007 verschoben werden. Keine zehn Tage später ein erneutes Krisentreffen mit dem mageren Ergebnis: Natürlich bestehe weiterhin der politische Wille, dass ein Gesetz entstehe, dem alle zustimmen können. Doch der Zeitplan wird erneut in Frage gestellt. Es komme nicht auf den Tag an, so Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sorgfalt gehe vor Schnelligkeit. Auch SPD-Chef Kurt Beck glaubt, dass die Reform besser werde als vieles, was darüber geschrieben und geredet werde. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDPFraktion Daniel Bahr sieht Merkel und Beck in einer Sackgasse stecken und beide nicht die Kraft haben, einen Ausweg zu finden. „Frau Merkel sagt, es kommt nicht auf den Tag an. Wir sagen: Deutschland hat keine Zeit zu verlieren.“ Für Daniel Bahr hat die G e s u n d h e i t s re f o r m dasselbe Problem wie viele Patienten: „Die Zeit im Wartezimmer wird immer länger.“ Generalsekretär Dirk Niebel fordert daher Daniel Bahr einen ganz neuen Anlauf zu einer Gesundheitsreform. „Die bisherigen Pläne gehören eingestampft, denn sie sind kein Neustart, sondern nur ein Aufschub durch Neuverhandeln“, so Niebel. Schwarz-Rot gehe es bei ihrem „Gemurkse“ nicht um eine tragfähige Reform, sondern darum, sich durchzusetzen. „Die sogenannte große Koalition krankt daran, dass ein Partner den anderen in die Knie zwingen will“, erklärt Niebel. Für die Bürgerinnen und Bürger seien diese öffentlichen elde 5 | 2006 > Ti t e l t h e m a 11 Was die FDP will: >> Freie Wahl des Krankenversicherungsschutzes (Versicherer und Tarif) >> Pflicht zur Versicherung von Basisleistungen >> Sozialtransfers für finanziell schwache Bürger >> Private Versicherungsunternehmen organisieren den Versicherungsschutz >> Altersrückstellungen zur Bewältigung des demografischen Wandels >> Altersrückstellungen können bei Wechsel mitgenommen werden >> Auszahlung des Arbeitgeberbeitrages >> Keine gesetzliche Budgetierung >> Kostenerstattung statt Sachleistung >> Niemand bleibt ohne Versicherungsschutz >> Altersrückstellungen sorgen dafür, dass die Beiträge bezahlbar bleiben >> Lohnkosten werden entlastet >> Krankenversicherer können flexibel auf die Wünsche der Versicherten reagieren >> Echter Wettbewerb birgt Effizienzgewinne >> Bürger haben hohes Maß an Wahlfreiheit Schaukämpfe der rot-schwarzen Koalition zur Gesundheitsreform unerträglich geworden, ergänzt der Parlamentarische Geschäftsführer Jürgen Koppelin und hat daher im Namen der Fraktion eine Aktuelle Stunde im Bundestag beantragt. Für ihn haben die gegenseitigen Vorwürfe und Beschimpfungen in der Koalition zu einem Zustand geführt, der Dirk Niebel mit Sachlichkeit nichts mehr zu tun hat. Der Austausch der Argumente müsse daher wieder versachlicht werden. „Die Diskussion über die Gesundheitspolitik muss in das Plenum des Bundestages, damit dort die Argumente ausgetauscht werden können. Die Koalition muss endlich im Bundestag erklären, ob die Aussagen der Bundeskanzlerin in ihrer Regierungserklärung zur Gesundheitsreform noch gültig sind“, so Koppelin. Es muss festgestellt werden: Die bisher bekannten Vorschläge für eine Gesundheitsreform lösen keine Probleme, sondern schaffen nur neue. Die Kanzlerin hat unter heftiger Kritik von allen Seiten die Notbremse gezogen, doch eine Lösung für die beiden wichtigsten Ziele der Reform – die sichere Finanzierung der Gesundheitskosten einer alternden Gesellschaft und die Entlastung des Arbeitsmarktes – sind nicht in Sicht. Im Gegenteil. Es erfolgt: > > > > > > > > > keine Entlastung weder der Lohnzusatzkosten noch der Versicherten; statt dessen steigen die Beiträge, keine Entkoppelung von Gesundheitsausgaben und Arbeitskosten; der Arbeitgeberbeitrag wird nicht festgeschrieben, keine Entbürokratisierung; stattdessen kommt mit dem so genannten Fonds ein weiteres bürokratisches Instrument hinzu, keine Vorsorge für die demografische Entwicklung; es bleibt bei Umlagefinanzierung zu Lasten der jungen Generation, keine Transparenz; weder bei den Beiträgen noch bei den Abrechnungen, bei denen am Sachleistungsprinzip festgehalten wird, keine Freiheit für die Versicherten, ihren Versicherungsschutz weitgehend selbst zu gestalten, keine Konzentration der über Zwangsbeiträge finanzierten Leistungen auf das medizinisch unbedingt Notwendige, keine verlässliche Finanzierung, da der Bundesfinanzminister schon die Finanzierung der 1,5 Mrd. Euro Steuergelder in 2008 mittlerweile wieder in Frage stellt, keine Nachhaltigkeit. Das ist keine Reform für die nächsten 10 bis 15 Jahre, wie die große Koalition es noch bei Vorlage des Koalitionsvertrages als Ziel verkündet hat. Die Eckpunkte ebnen stattdessen den Weg in eine staatliche Einheitsversicherung mit einer Einheitsmedizin. Die Koalition verliert sich im Klein-Klein des innerparteilichen Dschungels, anstatt an die Bevölkerung und deren medizinische Versorgung zu denken. Jürgen Koppelin Auch Dr. Konrad Schily, Arzt und Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, konstatiert, dass es bei den zahllosen Reformen bisher nur einen Gewinner gab: die ausufernde Bürokratie und die aus dem Misstrauen geborenen Kontrollinstrumente. Beide kosten Geld und verteuern das System. Seiner Meinung nach wird schon lange Fortsetzung auf Seite 12 Fotos: Picture-Alliance Das bedeutet: > Ti t e l t h e m a elde 5 | 2006 Fotos: Picture-Alliance, Petra Horstick, Roland Kowalke 12 Fortsetzung von Seite 11 nicht mehr über Patienten und über kranke Menschen gesprochen, es gener Kraft, gleich aus welchem Grund, nicht heißt ja auch inzwischen „Gesundheitskasse“ statt „Krankenkasse“. Im absichern konnten, auf 90 Prozent der Vordergrund der Debatte stehe immer nur das Geld, das nicht reiche. Dem Bevölkerung auszudehnen. „Und wir haben daBürger werde also immer mehr Geld aus allen Taschen gezobei im großen Maßstab nichts angen – und im Austausch dafür würden ihm auch noch die deres bewiesen, als dass der Staat Leistungen gekürzt. Konrad Schily attestiert: „Das System ist den Bürgern nicht mehr zurückgeso angelegt, dass die Einzelnen möglichst wenig mitmachen ben kann, als das, was er ihnen zukönnen und für dumm verkauft werden. Die Einzelnen können vor genommen hat – und dies abnicht erkennen, was für Kosten sie verursachen, was also ihre züglich der Kosten für die Büroärztliche Behandlung kostet und was sie für die hohe kratie. Und wir haben weiter beBürokratie an die Kasse zahlen müssen. Ein Kostenbewusstwiesen, dass unfreie, bürokratische sein für die Einzelnen kann sich so nicht herausbilden. Was Systeme weder sozial noch effektiv bei den Einzelnen bleibt, ist das ungute Gefühl, für relativ noch kostengünstig sind, dass sie Dr. Konrad Schily wenig Leistung, viel zu bezahlen.“ den Bürger zu entmündigen trachDer Mitbegründer der Universität Witten/Herdecke stellt die Diagnose, ten und seine freie Entscheidung durch staatdass es uns in Deutschland gelungen sei, ein System, das für 10 bis 15 liches Maßregeln ersetzen“, so seine weitere Prozent der Bevölkerung entworfen wurde, nämlich für die, die sich aus eiAnalyse. elde 5 | 2006 Konrad Schily ruft vor allem die Kollegen von der CDU/CSU auf, sich an die Väter der sozialen Marktwirtschaft zu erinnern und zu bedenken, dass Wohlstand und sozialer Zusammenhang in gegliederten und freien Systemen entstehe und nicht in staatlichen Großbürokratien. Im Gesundheitswesen stehen seiner Meinung nach folgende Richtungsentscheidungen an: > entweder freie Berufe im Gesundheitswesen oder staatliche Erfüllungsorgane, > entweder freie, eigenverantwortliche Bürger oder deren Gängelung unter dem Deckmantel der Fürsorglichkeit und Solidarität durch Gesetze, Verordnungen und Maßregeln, > entweder die Preisbildung zwischen überschaubaren Versichertengemeinschaften oder eine staatliche Versicherungsbürokratie, > entweder gezielte Hilfen für diejenigen, die sich aus eigener Kraft keine Gesundheitsversorgung leisten können oder eine Umverteilung nach dem Gießkannenprinzip mit den bekannten Ungerechtigkeiten. Für welche Richtung sich die FDP entscheidet, liegt auf der Hand. > Ti t e l t h e m a Die FDP will eine wahre Reform im Gesundheitswesen, die den Mut zur ehrlichen Diagnose aufbringt. Sie will sich nicht wie die sogenannte große Koalition als Kurpfuscher betätigen, der versucht, sich mit symptomatischer Behandlung über die Zeit zu retten. Was Schwarz-Rot bislang vorgelegt hat, schlägt dem ohnehin schon kaputten Fass komplett den Boden aus. Man füllt ein Fass ohne Boden eben nicht dadurch, dass man mehr Geld hineinschüttet, sondern das Gefäß muss komplett neu gezimmert werden. Der mühsame Koalitions-Kompromiss vom 5. Oktober zeigt: Es geht um Gesichtswahrung, nicht Problemlösung. Und der auf 2009 verschobene Gesundheitsfonds soll vor allem UnionsMinisterpräsidenten vor dem Ärger der Wahlbürger bewahren. Bettina Lauer Protest-E-Card Wer dies auch so sieht und seinem Ärger Luft machen möchte, hat bei der FDP dazu Gelegenheit: Unter www.gesundheit.fdp.de kann jeder der Bundesgesundheitsministerin eine Protest-E-Card schicken. Über 500 Menschen haben das bereits gemacht. Über 500mal heißt es nun im Postfach von Ulla Schmidt: „Stoppen Sie endlich Ihren Weg in die staatliche Einheitsmedizin mit sinkender Qualität! Über meinen Krankenversicherungsschutz will ich selbst entscheiden.“ Im Modell der FDP haben Sie diese Möglichkeit. 13 14 > Aktuell elde 5 | 2006 Schluss mit dem schwarz-roten Gesundheitsmurks FDP-Kongress debattiert wettbewerbliche Alternativ-Konzepte Die Koalition streitet weiter über die Eckpunkte ihrer Gesundheitsreform. Eine Einigung steht aus. Die geplante Gesundheitsreform der schwarz-roten Koalition stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung des FDPBürgerfonds im Berliner Thomas-Dehler-Haus, die aktueller nicht sein konnte. FDP-Parteichef Guido Westerwelle bekräftigte erneut die Kritik der FDP. Zugleich zeige die derzeitige Debatte, dass die Regierungskoalition jegliche Handlungsfähigkeit verloren habe. Der FDP-Bürgerfonds hatte zu einem Gesundheitskongress geladen, um mit prominenten Vertretern aus Politik und dem Fachgebiet über die Auswirkungen der schwarz-roten Reform zu diskutieren. Über 100 Menschen fanden den Weg in das Berliner Thomas-Dehler-Haus, um eine intensive Debatte zu verfolgen. Guido Westerwelle zeigte sich mit Blick auf die erneut gescheiterten Gespräche der Koalitionäre wenig überrascht. Die derzeitige „Hängepartie“ sei das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen, bei denen Schwarz-Rot alle kontroversen Projekte ausgespart habe. Nun befinde sich die Gesundheitsreform im „Wartezimmer der Koalition, während das Gesundheitswesen in der Notaufnahme ist“. Es zeige sich wiederum, dass die FDP die einzige Kraft sei, „Politik aus einem Guss zu gestalten.“ Denn: Bei der Regierung sei kein Kurs mehr erkennbar. Anzeige In der Bundesgeschäftsstelle der FDP ist ab 1.Oktober 2006 oder später eine Stelle als Kampagnenreferent der Abteilung Strategie und Kampagnen zu besetzen. Wir erwarten: Kampagnenerfahrung und Teamorientierung, Interesse an liberaler Politik und Erfahrung in der politischen Basisarbeit, Organisationstalent und Koordinationsstärke. Dazu gehören auch gewandtes, freundliches Auftreten, Belastbarkeit, Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten, Spaß an kollegialer Zusammenarbeit sowie Freude und Talent beim Umgang mit der deutschen Sprache in Wort und Schrift. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium sowie gute Kenntnis mindestens einer Fremdsprache. Geboten werden interessante Tätigkeiten in einem jungen Team, Bezahlung nach Haustarif, zusätzliche soziale Leistungen. Schriftliche Bewerbungen bitte an den Leiter der Abteilung Strategie und Kampagnen der FDP-Bundesgeschäftsstelle, Helmut Metzner, Postfach 040349, 10062 Berlin oder per Email an [email protected]. „Der schwarz-rote Gesundheitsmurks gehört nicht aufgeschoben, sondern eingestampft“, so Westerwelle. Er vermutet, die Regierung wolle in Wahrheit gar kein neues Gesundheitssystem, sondern „bloß mehr Geld für das alte“. Der so genannte Gesundheits-Fonds sei lediglich „eine neue Riesen-Bürokratie, die Beiträge einzieht und verwaltet“. Der FDP-Chef: „Die Gesundheit ist ein kostbares Gut. Alle Bürger erwarten zu Recht, dass sie bei Krankheit und Schicksalsschlägen geschützt sind.“ Mit diesen Worten reagierte der Liberale auf die „Verleumder eines freiheitlichen Gesundheitsystems“. Auch FDP-Gesundheitspolitiker Daniel Bahr kritisierte die Koalition scharf. Was die Koalition plane, sei ein „Wettbewerbsverhinderungsgesetz“ und der Weg in die Einheitskasse. Er unterstrich, dass die FDP mit dem Kongress ein Forum für alle Seiten bieten wolle, um neben den aktuellen Plänen der Koalition auch den freiheitlichen und wettbewerblichen Ansatz zu beleuchten. Bahr kritisierte insbesondere den Gesundheitsfonds. Dieser sei wie ein Kropf, der löst kein einziges der Probleme, die wir im Gesundheitswesen haben. Er ist überzeugt: „Für Patienten wird es im Gesundheitswesen immer teurer, aber bei Weitem nicht besser“. Er kündigte an: Die FDP wird sich mit aller Kraft gegen die Gesundheitsreform der Koaltion stellen. In drei Podiumsdiskussionen diskutierten Experten zu den Themen „Von der Kasse zum Versicherer“, „Krankenhäuser als moderne Dienstleistungs- und Hochtechnologieunternehmen“ und „Arzneimittel- und Medizinproduktemarkt zwischen Kostendämpfung und Standortfrage“. Der Kongress wurde unterstützt von Bayer AG, pro-patienten information.de, Braun Sharing Expertise und GE imagination at work. Petra Horstick 16 > Aktuell elde 5 | 2006 Unser politisches Kapital nicht aufs Spiel setzen FDP-Fraktion: Deutschland sollte auf militärische Beteiligung im Nahen Osten verzichten Dieser Tage erreichen die Schiffe der Bundesmarine, mit denen sich Deutschland an der UN-Mission zur Verhinderung von Waffenlieferungen an die Hisbollah-Miliz beteiligt, ihr Einsatzgebiet vor der Küste des Libanon. In der FDP-Bundestagsfraktion überwog bei der Abstimmung über diesen Einsatz bewaffneter deutscher Soldaten im Nahen Osten am 20. September eine skeptische Haltung. Aus der Koalition schlosBirgit Homburger sen sich 32 Abgeordnete der SPD und 12 aus den Reihen der Union der Mehrheitsmeinung bei der FDP an. Die Liberalen setzen stattdessen auf die politischen Einflussmöglichkeiten Deutschlands, wie sie in einem eigenen Entschließungsantrag deutlich machten: „Unser unbezweifelbares Bekenntnis zu Israels Existenzrecht und unser gleichzeitig vertrauensvolles Verhältnis zu vielen arabischen Staaten ist ein politisches Vertrauenskapital, das in der westlichen Welt vielleicht sogar einzigartig ist. „Wir haben die Argumente abgewogen“ Dr. Guido Westerwelle in der Bundestagsdebatte zum Einsatz der Bundeswehr im Rahmen von UNIFIL: „Wir haben in unserer Fraktion die Argumente abgewogen. Wir haben es uns gewiss nicht leichter gemacht als die Fraktionen des Hohen Hauses, die diesem Einsatz heute mehrheitlich zustimmen werden. Unsere besondere deutsche Verantwortung für Israel, die sich aus dem größten Verbrechen der deutschen Geschichte ergibt, ist in dieDr. Guido Westerwelle sem Hause unbestritten. Für mich ganz persönlich ist es eine Konsequenz aus der Geschichte, dass wir gegenüber Israel nicht neutral sind. (…) Wir sind und dürfen nicht neutral sein und wir wollen gegenüber Israel auch nicht neutral sein. Genau diese Neutralität, eben im Konfliktfalle nicht Partei zu ergreifen, wird von deutschen Soldaten verlangt, wenn sie als Teil der Vereinten Nationen an diesem Einsatz teilnehmen. Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff haben im August einen gemeinsamen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben, in dem sie ihre Ablehnung des Einsatzes begründen und aus dem ich hier zitieren möchte: ,Für uns’ – so schreiben die drei – ,ist das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und seiner Sicherheit konstitutiv für die deutsche Außenpolitik. Das entspricht der historischen und moralischen Verantwortung unseres Volkes. Dieser Verantwortung entspricht es aber auch, dass wir deutsche Soldaten vor Konfliktsituationen mit israelischen Soldaten oder auch Zivilpersonen bewahren.’“ Dieses politische Kapital muss gerade jetzt klug eingesetzt werden. Deshalb sollte Deutschland sich auf eine aktive politisch-diplomatische Rolle im Nahen Osten konzentrieren und auf eine militärische Beteiligung an UNIFIL verzichten.“ Der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Werner Hoyer, erklärte in der Bundestagsdebatte wörtlich: „Ich glaube, dass es nicht klug ist, dass wir das politische Kapital – auch das Vertrauenskapital –, das wir bei Konfliktparteien im Nahen Osten besitzen, aufs Spiel setzen, indem wir unnötigerweise einen militärischen Beitrag leisten. Wir brauchen dieses politische Kapital, wenn wir die Konfliktparteien für einen politischen Prozess – der zum Beispiel nach dem Vorbild des KSZE-Prozesses gestaltet werden könnte – gewinnen wollen.“ Nachdenklich zeigte sich die Werner Hoyer sicherheitspolitische Sprecherin der Liberalen im Deutschen Bundestag, Birgit Homburger: „Wenn man einen solchen Einsatz plant, muss man sich doch die Frage stellen, ob er überhaupt effektiv sein kann. Und hier sind zu viele Details der Gesamtmission, beispielsweise die Frage der landseitigen Grenzsicherung gegen Waffenschmuggel und der Entwaffnung der Hisbollah, ungeklärt.“ Die Liberalen mahnen vor allem eine stärkere politische Begleitung des Nahost-Konfliktes durch Deutschland an, wie ihr Außenexperte Wolfgang Gerhardt in seiner Bundestagsrede betonte: „Die Befürworter des Einsatzes leben bisher allein von dem Prinzip Hoffnung. Aber wenn ein militärischer Beitrag erforderlich ist, dann muss er von dem Primat der Politik begleitet werden, und zwar eindringlicher und klarer, als es bisher geschehen ist.“ Frank Schuster elde 5 | 2006 > Aktuell 17 Flexiblere Betreuung und Baby-BAföG Familienkongress der FDP-Bundestagsfraktion Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), einer der prominenten Referenten, kritisierte die Struktur der Familienleistungen. Das einjährige Elterngeld werde die Probleme berufstätiger Eltern nicht lösen, so lange die Anschlussbetreuung nicht sicher sei, war ein Fazit der Diskussion. „Das Kindeswohl ist der Schlüssel zu einer besseren Familienpolitik – und dies muss für alle Rechtsbereiche gelten“, erklärte Sibylle Laurischk. Auf die erheblichen handwerklichen Mängel bis hin zu verfassungsrechtlichen Bedenken beim Elterngeldgesetz wies das Mitglied des Familienausschusses des Deutschen Bundestages Sibylle Laurischk hin. Im übrigen dürfe die besondere Situation der Alleinerziehenden nicht aus dem Blick geraten. Die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Miriam Gruß, erhielt ungeteilte Unterstützung bei ihrer Forderung, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Darüber hinaus müsse der Fokus der Kinderpolitik vor allem auf die frühen Lebensjahre gerichtet werden. Bindungen, Gesundheitsprävention und frühkindliche Bildung seien elementar für einen guten Start in ein chancenreiches Leben, so Gruß. Dr. Christine Kreuzer Fotos: Picture-Alliance, Roland Kowalke Familienpolitik ist mehr als finanzielle Zuwendungen, mehr als nur ein Jahr Elterngeld. Dieses „mehr“ spiegelte sich beim Familienkongress der FDP-Bundestagsfraktion in engagierten Diskussionen von Experten aus Wissenschaft, Forschung und Politik wider. Vor über 250 Teilnehmern und Teilnehmerinnen forderte die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Sabine LeutheusserSchnarrenberger im Reichstagsgebäude weit reichende Reformen der Familienpolitik. „Würde sich eine gute Familienpolitik allein durch hohe finanzielle Mittel des Staates auszeichnen, müsste Deutschland international einen vorderen Platz einnehmen.“ Das Gegenteil sei der Fall. Vorrangiges Ziel müsse die Wahlfreiheit der Lebensgestaltung sein. Ein Baby-BAföG während des Studiums forderte die familienpolitische Sprecherin, Ina Lenke: Ohne den Bundeshaushalt zusätzlich zu belasten, könnten Eltern gezielt unterstützt werden, wenn sie Hilfe am meisten brauchen: Finanziert werden soll es aus dem Darlehens-Teilerlass, den der Staat Müttern nach dem Studium gewährt. Dieses Geld soll direkt nach der Geburt des Kindes ausgezahlt werden. R E F O R M - R E I S E N Der Ire Der Ire ist in Wahrheit gar kein Ire. Im „Blue Door“ im schmucken Dörfchen Adare ist der Ire eine Polin. Nun weiß man, dass in Irland das Rauchen in Kneipen verboten ist. Aber nicht draußen. Der Gast sitzt draußen und bestellt einen Aschenbecher. Die Polin fragt zweimal nach und sagt: „Das hab´ ich noch nicht gelernt: `Aschenbecher´“. Lächelnd bringt sie einen. Im „Quays“ in der Hauptstadt Dublin ist der Ire eine Chinesin. „Haben Sie Cidre?“ Sie weiß nicht, was Cidre ist. Das Firmenlogo auf dem Zapfhahn kennt sie. Aber nicht, dass da Cidre raus läuft. Jetzt weiß sie es. Lächelnd bringt sie einen. Endlich ein Ire! Der Concierge im Hotel ist 76. Er notiert mit zitternder Hand, was der Gast möchte. Auf dem Arbeitsmarkt ist Irland ein Paradies der Antidiskriminierung. Hier darf jeder Geld verdienen. Ob alt oder jung, ob weiß oder schwarz. Irland im Spätsommer ist manchmal heiß und stets sehr international. Mit den Gästen kommen fast nur Angestellte in Berührung, die aus Osteuropa oder Schwellenländern stammen. Wer hier zur Aushilfe jobbt, kriegt vielleicht 400 oder 500 Euro im Monat. Für Esten oder Uruguayer ist das in Ordnung. Sie tun es jedenfalls und teilen sich ein Mini-Zimmer. Irland ist, im Dienstleistungssektor, funktionierender Niedriglohnbereich. Irische junge Geschäftsmänner gibt es auch. Die meisten haben die Krawatten extrem kurz gebunden. Das – und die verstrubbelten Haare – haben sie sich wohl von Pete Doherty abgeschaut, dem Ex von Kate Moss. Der ist hier dauernd im britischen Fernsehen zu bewundern. Man trifft in Irland viel Stolz auf James Joyce und die anderen Groß-Schriftsteller und viele Menschen, die einem freundlich den Weg erklären, dabei aber in die falsche Richtung weisen. „Das ist Irland, hier hat niemand eine Ahnung“, erklärt dies ein freundlicher älterer Herr und lächelt. Man hört in Irland Taxifahrer, die über den eintägigen Taxifahrer-Streik lästern, und Geschäftsleute, die am Handy dauernd Dinge mit Familienbezug sagen. „Als einziger Ab sofort in jeder elde: unsere neue Kolumne über das, was Nachbarn erfolgreich macht. Sohn weiß ich genau…“ beispielsweise. Man sieht in Irland viele Raucher auf Trottoirs und viele Frauen, die schwanger sind. Die nationale Statistikbehörde hat gerade die aktuellsten Zahlen aus der jüngsten Volkszählung vom April diesen Jahres veröffentlicht. Gut 4,2 Millionen Einwohner hat Irland. Das ist Rekord – seit 1860. Seit Millionen das Land wegen Missernten, Kartoffelfäule und Hungersnöten verließen. Allein in den vergangenen vier Jahren wuchs die Bevölkerung um 8,1 Prozent. Dank osteuropäischer Neubürger. Dank Arbeitnehmer-Freizügigkeit. Das Land boomt seit langem. Europa sei Dank. 30 000 Bewohner sind Millionäre. Heute kosten 40 Quadratmeter in einem Dubliner Tiefparterre mehr als 110 Quadratmeter in einem Berliner Stuck-Altbau. Deshalb muss man vorsichtig mit Zahlen umgehen, die das Durchschnittsvermögen des Iren preisen: mit 148 000 Euro auf Platz 2 hinter den Japanern (205 000 Euro) und weit vor den Deutschen (Platz 7 mit 90 000 Euro Pro-Kopf-Vermögen). Nach dem aktuellen Immobilien-Marktwert mag das stimmen. Aber der, wer weiß das besser als der Ire, kann schwanken. International sind schließlich auch die Gäste. Im „Barge“ in Dublin redet ein Lette mit zwei Spaniern in gutem Englisch über Erlebnisse in Europa. Eine ganze Generation, die nach dem Mauerfall aufwuchs, kommt hier zusammen. Wer das junge Europa ohne Teilung sehen möchte, der muss nach Irland. Robert von Rimscha Was Irland nach vorn brachte: Atlantik > die große Steuerreform Irland von 1980 senkte die KörperGroßbritannien schaftssteuer für ausländische Investoren auf 10 %, nach Protesten der einheimischen Unternehmer wurden einheitlich 12 % festgesetzt > zwischen 1990 und 2005 betrug die durchschnittliche Wachstumsrate 5,5 % > seit 1973 hat Irland von der EU insgesamt 39,5 Mrd. Euro netto überwiesen bekommen. Zeitweise machten die Transfers über 5 % des BIP aus. Seit 1994 fallen die EU-Zahlungen, heute machen sie noch 0,5 % des BIP aus > F r i e d r i c h - N a u m a n n -S t i f t u n g Datenschutz in Zeiten von Informationsflut und Terrorgefahr Ein Symposium der Friedrich-Naumann-Stiftung zum „gläsernen Bürger“ Ein „gläserner Bürger“ zu sein – eine Horrorvorstellung für jeden liberalen Menschen, doch zugleich eine realistische Vision im Informationszeitalter. Nicht zuletzt angesichts der wachsenden Gefahr terroristischer Angriffe auch in Deutschland war die Veranstaltung „Der gläserne Bürger“ Anfang September brandaktuell. Die Friedrich-Naumann-Stiftung und die Vereinigung Liberaler Juristen Rheinland-Pfalz konnten im Kurfürstlichen Schloss in Mainz eine hochkarätige Expertenrunde versammeln. Die machte – mit teilweise erschreckenden Beispielen – deutlich, wie schnell persönliche Freiheitsrechte im Informationszeitalter verloren gehen können. Intelligente Technik ist in der Lage, den Einzelnen auf Schritt und Tritt zu verfolgen und zu durchleuchten. Der Landesbeauftragte für den Datenschutz Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Walter Rudolf, äußerte sich skeptisch über den im Hauptbahnhof Mainz laufenden Versuch zur Videoüberwachung. Er warnte vor Illusionen: Niemand könne sich darauf verlassen, dass so Bombenanschläge im öffentlichen Bereich hundertprozentig zu verhindern sind. Der Vorsitzende der Vereinigung Liberaler Juristen Rheinland-Pfalz, Dr. Volker Wissing (MdB), wies auf die massiven volkswirtschaftlichen Auswirkungen durch die gesetzliche Aushebelung wesentlicher Teile des Bankgeheimnisses hin. Begründet als Maßnahme zur Terrorabwehr, bestätige die heute gängige Praxis vor allem die Bedenken. So habe eine Kontrolle bei den Finanzbehörden in Nordrhein-Westfalen ergeben, dass bei 90 Prozent der Abfragen nicht dokumentiert worden sei, bei wem, warum und mit welchem Ergebnis Konten überprüft wurden – ein klarer Verstoß gegen die Vorschriften. Der FDP-Fraktionsvorsitzende im Mainzer Landtag, Herbert Mertin, beschäftigte sich mit der Weitergabe von Passagierdaten an die USA. „Schlechte Karten“ sieht Mertin für das Europäische Parlament, bei den anstehenden Neuverhandlungen des Abkommens bessere Regelungen im Sinne des Datenschutzes zu erreichen. Die Besucher der Veranstaltung bekamen neben Informationen aus erster Hand aber auch praktisches Rüstzeug für die Fahrt auf den Datenautobahnen: Axel Kossel von der Computerzeitschrift c`t versorgte sie mit nützlichen Tipps zur Datensicherung im Umgang mit dem Internet und E-MailProgrammen. Am Ende herrschte Einigkeit: Hundertprozentige Sicherheit ist nicht zu haben – auch nicht um den Preis der Freiheit. Marianne Wagner 19 Foto: Becker & Bredel elde 5 | 2006 20 > Pro & C o n t ra elde 5 | 2006 Grünes Licht für Internetapotheken? Der juristische Zwist um die Filiale von DocMorris im Saarland hat den Streit um die Pro Florian Rentsch, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag Internetapotheken zugespitzt. Wie sollen die Contra Karl Addicks, Arzt und Mitglied der FDP-Bundestagsfraktion Signale gestellt Medikamente per Mausklick werden? Auf Wettbewerb auf Augenhöhe Die Apotheke um die Ecke mit der individuellen Beratung, dem Geruch nach Medizin und der bunten Palette an Hustenbonbons und Kosmetikartikeln wird es immer geben. Dieses dichte und persönliche Versorgungsnetz ist die Basis des deutschen Gesundheitswesens. Darauf kann und möchte ich nicht verzichten. Aber deutsche Apotheken stehen vor immer neuen Herausforderungen: Sind die Internetapotheken deshalb eine Gefahr für die bestehende Struktur? Nein. Sie richten sich an eine Kundschaft, die häufig jünger ist, ein bestimmtes Medikament nicht sofort benötigt und die fachlichen Informationen im Internet recherchiert. Solch ein Online-Angebot ist ein wichtiger Baustein im System der Versorgung mit Arzneimitteln. Viele deutsche Apotheker haben diese Entwicklung erkannt und stellen sich dem Wettbewerb mit den unterschiedlichsten Angebotsformen. Angst ist deplaziert! Wir können diese Entwicklung nicht stoppen, aber unserer Apotheke um die Ecke die Chance auf faire Wettbewerbsbedingungen geben. Klar abzulehnen sind Internetapotheken wie DocMorris, die ihr Geschäft vom europäischen Ausland aus betreiben und so von den geringeren Mehrwertsteuersätzen (Großbritannien 0 %, Italien 4 %, Belgien 6 %) profitieren. Es ist dringlichste Aufgabe der Bundesregierung diesen unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen entgegenzutreten. Stattdessen wird das Problem durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 % erneut verschärft. (Ein Positionspapier der FDP Hessen unter www.fdp-hessen.de.) „Grün“ oder Natürlich stehe ich für mehr Wettbewerb bei den Apotheken! Denn ohne mehr Wettbewerb untereinander werden die Apotheker ihren Beitrag zur Kostensenkung kaum erbringen können. Natürlich muss europäisches Recht in Deutschland Anwendung finden. Aber, das sollte nicht in einer Überrumplungsaktion in der Art des saarländischen Gesundheitsministers Josef Hecken geschehen, sondern nach Recht und Gesetz. Es wäre besser gewesen, hier den Dienstweg einzuhalten, nämlich deutsches Recht anzupassen und nicht den Rechtsstaat vor vollendete Tatsachen zu stellen. Eine Bundesratsinitiative wäre zwar ein längerer, aber ein sicherer und besserer Weg gewesen. Die Zulassung von DocMorris führt aber auch zu einer Wettbewerbsverzerrung gegen die Apotheken. Denn man muss ehrlicherweise feststellen, dass die Ausgangsbedingungen zwischen DocMorris und den deutschen Apotheken ungleich sind. Internetapotheken, wie DocMorris, dürfen anders als deutsche Apotheken in der Regel Medikamente günstiger importieren. Ebenso kann DocMorris beim Kauf von Medikamenten Rabatt-Prozente aushandeln, wogegen deutschen Apotheken in dieser Hinsicht die Hände gebunden sind. Das ist Wettbewerbsverzerrung! Wettbewerb muss für mich auch auf gleicher Augenhöhe stattfinden. „Stopp“? elde 5 | 2006 > L i b e ra l e s 21 Ein heißer Draht nach Brüssel Gedenken an Wolfgang Mischnick „Ich wäre sehr froh darüber, wenn jeder, der überzeugter Liberaler ist, bei seinen eigenen Gedanken nicht nur das ‚Ich’, sondern auch das ‚Wir’ sieht.“ – mit diesem Zitat Wolfgang Mischnicks und der Bemerkung, dass Mischnick dies nicht nur gefordert, sondern immer auch praktiziert habe, würdigte der Vorsitzende der Friedrich-NaumannStiftung, Dr. Wolfgang Gerhardt, den langjährigen Fraktionsvorsitzender der FDP im Deutschen Bundestag. Mischnick hatte Jahrzehnte des Liberalismus in Deutschland geprägt, auch als stellvertretender FDP-Bundesvorsitzender, Bundesminister, hessischer Landtagsabgeordneter, Landesvorsitzender der hessischen FDP und nicht zuletzt an der Spitze der Friedrich-Naumann-Stiftung. Auf einer Gedenkveranstaltung der FriedrichNaumann-Stiftung, der Wilhelm-Külz-Stiftung sowie der FDP-Bundestagsfraktion zum 85. Geburtstag des vor vier Jahren verstorbenen Dresdeners waren viele Weggefährten, politische Mitstreiter und Freunde Ende September in seiner Geburtsstadt zusammen gekommen, um dieser herausragenden Persönlichkeit des deutschen Liberalismus zu gedenken. Und so hob Wolfgang Gerhardt das Credo des Sachsen hervor: „Unbequemes auszusprechen und einzufordern, darf nicht daran scheitern, dass es unpopulär ist.“ Wolfgang Mischnick habe Zeit seines Lebens so gehandelt. Mecklenburg-Vorpommern ist der Europäischen Union ein Stück „nähergerückt“: Mit der Eröffnung seines Europabüros in der „Vier-Tore-Stadt“ Neubrandenburg leistet der FDP-Europaabgeordnete Willem Schuth einen wichtigen Beitrag für die Vernetzung der Menschen vor Ort mit der Europäischen Union. „Wir müssen die Menschen für Europa gewinnen“, so das Credo von Willem Schuth. Neben FDP-Chef Guido Westerwelle, der das Büro offiziell eröffnete, konnte Willem Schuth den FDP-Bundestagsabgeordneten Christian Ahrendt, den FDP-Spitzenkandidaten in Mecklenburg-Vorpommern, Michael Roolf, sowie viele FDPKreisvorsitzende und FDP-Mitglieder der Region begrüßen. Ganz besonders „gerührt und erfreut“ zeigte sich Dr. Westerwelle über eine Grafik der von ihm geschätzten Neubrandenburger Künstlerin Susanne Feldt, die er als Geschenk von Willem Schuth erhielt. Ehrenbürger Walter Scheel In einer Feierstunde wurde dem Ehrenvorsitzenden der FDP, Bundespräsident a.D. Walter Scheel, in Kranichfeld die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen. In ihrer Laudatio erinnerte Thüringens Landtagspräsidentin Prof. Dr. Dagmar Schipanski daran, dass Walter Scheel sich seit dem großen Erfolg seiner Interpretation von „Hoch auf dem gelben Wagen“ 1973 mit dem Dichter Rudolf Baumbach, der die Textvorlage erstellt hatte, beschäftigt. Als nach der Wende das Baumbach-Geburtshaus in Kranichfeld wieder zugänglich war, hat Scheel in einer großen TV-Spendenaktion die nötigen Gelder für die Restaurierung gesammelt. Auf dem Foto ist Scheel gemeinsam mit der Vorsitzenden des Fördervereins Baumbachhaus, Helke Henkel (l.), und seiner Ehefrau Barbara vor dem Baumbachhaus. Anzeige Protest gegen Bremens Überschuldung Das Land Bremen und seine Städte Bremen und Bremerhaven sind mit mehr als 13 Mrd. Euro verschuldet. Dass die Liberalen diesen Zustand kritisieren, versteht sich. Sie haben dank der Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler den Schuldenstand am Bremer FDP-Haus täglich vor Augen. Am 15. September 2006, um 1:45 Uhr, erreichten die Schulden einen Stand von 20.000 Euro pro Einwohner. Aus diesem Anlass präsentierten der neue Landesvorsitzende der FDP Bremen Uwe Woltemath und sein Stellvertreter Dr. Magnus Buhlert einen 85 kg schweren Mühlstein, der das Gewicht von 10.000 2-Euro-Münzen symbolisiert, entsprechend den Schulden pro Kopf: „Die große Koalition hat Bremen und Bremerhaven die Zukunft geraubt.“ > L i b e ra l e s elde 5 | 2006 Ehrung für Wolfgang Gerhardt Paula soll leben Für seine besonderen Verdienste um die Einheit und seine Leistungen zur Gestaltung der inneren Freiheit Deutschlands erhielt der Vorstandsvorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung, Wolfgang Gerhardt, im Münchener Festsaal des Literaturhauses den Thomas-Dehler-Preis aus den Händen des Präsidenten der Thomas-Dehler-Stiftung, Hermann Rind, und der FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. In ihrer Laudatio schilderte die bayerische Liberale den FNSt-Vorstandsvorsitzenden als „geradlinig, affärenfrei und aufrecht“. Er habe in seiner politischen Laufbahn immer engagiert und entschieden für das Recht der Menschen auf ein Höchstmaß an Freiheit gekämpft. In einer Grundsatzrede „Freiheit darf kein vergessenes Ideal werden“ beschwor der Thomas-Dehler-Preisträger dann die Gleichwertigkeit aller Menschen und die Chancengerechtigkeit, die der Staat allen Bürgern eröffnen müsse. Sie ist schön, aufmerksam und hat einen Hang zum aufgeregten Schnattern: Paula heißt die Gans, die der niedersächsische FDP-Landes- und Fraktionsvorsitzende Philipp Rösler am 15. September zum Dank für seine amüsante Festrede zum Frühschoppen des 626. Diepholzer Großmarktes bekam. 350 Gäste hatten viel zu Lachen, als Rösler seine Witze über Stoiber, VW, das deutsche Bildungssystem und – nicht zuletzt – die Liberalen machte. Der Diepholzer Bürgermeister Thomas Schulze (FDP) überreichte Rösler im Anschluss im gelben Käfig die schneeweiße Gans Paula, die ihm vor Weihnachten bratfertig zugestellt werden sollte. Indes: Zuhause gab’s wenig Begeisterung über das geplante Festtagsmenü: Frau Wiebke Rösler fand die Gans lebendig viel schöner als bratfertig. Der FDP-Politiker sucht jetzt einen Hof in der Nähe von Hannover, wo die Gans das Gnadenbrot bekommen kann. Patenschaft im Zoo Leipzig Foto: Michael Schöne Stolz ist Sabine Leutheusser-Schnarrenberger auf eine Patenschaft, die sie jetzt im Leipziger Zoo über ein Straußen-Weibchen übernommen hat. Die bayerische Landeschefin hat das Angebot von Zoodirektor Dr. Jörg Junhold (links) über ihre Namensvetterin gern angenommen. Der dreijährige Straußenhahn Rezzo (Rezzo Schlauch hat für eine Patenschaft noch nicht zugesagt) aus dem Vogelpark Marlow und seine ein Jahr jüngere Dame Sabine aus dem Zoo in Basel leben seit 2004 in Leipzig und können mit der ersten erfolgreichen Aufzucht von Jungtieren aufwarten. Siegfried Stauche (rechts), Vorsitzender des Freundeskreises im Leipziger Zoo: Sabine ist seit den 50er Jahren die erste Straußenhenne mit Nachwuchs im Leipziger Zoo. Bürgerfonds verlost Bonner Parlamentssessel Die monatlichen Verlosungen gehen in die nächste Runde. Allen Spendern des Monats Oktober 2006 wird ein weiteres Highlight geboten: Der Bürgerfonds verlost einen originalen Stuhl aus dem alten Bonner Plenarsaal des Bundeshauses, wie er auch im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt ist. In diesem Zusammenhang danken wir besonders Uwe Lühr, der uns diesen geschichtsträchtigen Stuhl zur Verfügung gestellt hat! Unterstützen Sie uns auch! Jede Spende an den FDP Bürgerfonds wird im vollen Umfang für die Arbeit der Freien Demokraten eingesetzt. Mehr Informationen auch unter www.fdp-buergerfonds.de. elde Impressum Herausgeber: Dr. Guido Westerwelle und Dirk Niebel; Chefredakteur: Robert von Rimscha; Verantwortlich: Wulf Oehme; Redaktion: Roland Kowalke; Redaktionelle Mitarbeit: Kirstin Balke, Bettina Lauer, Helmut Metzner, Gabriele Renatus, Thomas Scheffler, Dr. Christoph Steegmans, Thomas Volkmann; Anschrift der Redaktion: Thomas-Dehler-Haus Berlin, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Postfach 04 03 49, 10062 Berlin, E-mail: [email protected], Telefon: (0 30) 27 57 28 79, Telefax: (0 30) 27 57 28 80; Verlag: liberal Verlag GmbH, E-mail: [email protected]; Anzeigen: liberal Verlag GmbH, Reinhardtstraße 16, 10117 Berlin, Telefon: (030) 27 57 28 73, Telefax: (030) 27 57 28 80; Gestaltung: Cicero Gesellschaft für Werbung und Kommunikation mbH, Wiesbaden; Gesamtherstellung: altmann-druck GmbH, Berlin; elde erscheint sechsmal im Jahr und wird für die FDP-Mitglieder im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung eines besonderen Bezugspreises geliefert. Jahresbezugspreis sonst 9,40 Euro. Fritz-Bauer-Preis für Burkhard Hirsch Anerkennung für Rechtsanwalt und Bundestagsvizepräsident a.D. Dr. Burkhard Hirsch: Die Humanistische Union ehrte den Liberalen vor wenigen Tagen mit dem Fritz-Bauer-Preis. Damit wird sein unermüdlicher Einsatz für den Schutz der Freiheitsrechte gewürdigt. Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zum Großen Lauschangriff (2004) und zum Luftsicherheitsgesetz (2006) sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. VLK tagte in Braunschweig Unter dem Motto „Public Private Partnership oder: Not macht erfinderisch“ trafen sich die liberalen Kommunalpolitiker in diesem Jahr zu ihrer 22. Delegiertenversammlung in Braunschweig. In zwei öffentlichen Workshops wurde über „Sinn und Unsinn kommunaler Beteiligungsveräußerung“ und „PPP im Hochbau“ diskutiert. Der Kommunalpolitikerpreis „Das liberale Rathaus“ ging in diesem Jahr an die FDP Koblenz. Der zweite Platz wurde in diesem Jahr zweimal vergeben: an den FDP-Kreisverband Wesermarsch sowie auf Vorschlag des FDP-Kreisverbandes Brandenburg an Lutz Scheidemann, Bürgermeister von Wittstock. Foto: nordphoto 22 elde_506_RZ 05.10.2006 12:10 Uhr Seite 23 elde 5 | 2006 > F ra g e b o g e n Ihr persönlicher elde-Fragebogen Diesmal: Daniel Bahr, Gesundheitsexperte der FDP-Bundestagsfraktion Viele kennen Daniel Bahr noch aus seiner kämpferischen Zeit als Chef der Jungen Liberalen. Hier hat er die Beharrlichkeit, Standhaftigkeit und seinen liberalen Kompass erhalten. Der 1976 geborene Bankkaufmann aus Nordrhein-Westfalen hat seit 2002 ein Mandat für den Deutschen Bundestag. Während Schwarz-Rot in der Gesundheitspolitik täglich neue Ideen produziert, analysiert Bahr die Debatte messerscharf und zeigt liberale Alternativen. Viel Spaß beim Lesen seiner Antworten. Was ist für Sie das größte Unglück? Welche Eigenschaften schätzen Verlust einer mir nahestehenden Person. Sie bei einer Frau am meisten? Dass sie gut einparken kann. Wo möchten Sie leben? Auf Wolke Nr. 7. Ihre Lieblingstugend? Aufrichtigkeit. Was ist für Sie das vollkommene Ihre Lieblingsbeschäftigung? irdische Glück? Wenn es mir jeden Tag besser als am Gemeinsam kochen. Vortag ginge. Wer oder was hätten Sie sein mögen? Welche Fehler entschuldigen Sie am Noah, als er die Arche baute. ehesten? Kommafehler. Ihr Hauptcharakterzug? Unruhe und Tatendrang. Ihre liebsten Romanhelden? Die drei Musketiere. Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Ihre Lieblingsgestalt in der Ihre Kritik. Geschichte? Günter Schabowski in der PresseIhr größter Fehler? Mein unaufgeräumter Schreibtisch. konferenz am 9. November 1989. Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit? Omas von Morgen. Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung? Momo. Ihre Lieblingsmaler? Meine dreijährige Nichte Helena. Ihr Lieblingskomponist? Verdi. Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten? Dass er gut zuhören kann. Ihr Traum vom Glück? Freiheit. Ihre Helden in der Wirklichkeit? In diesem Sommer: Klinsis Jungs. Ihre Heldinnen in der Geschichte? Anne Frank. Ihre Lieblingsnamen? Linus. Was verabscheuen Sie am meisten? Gewalt. Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten? Die üblichen Verdächtigen: Diktatoren und andere finstere Gestalten. Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten? Krieg zu verhindern. Welche Reform bewundern Sie am meisten? Den europäischen Einigungsprozess. Was möchten Sie sein? In 10 Jahren: Vater von drei Kindern. Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Singen können. Ihre Lieblingsfarbe? Alaskablau. Wie möchten Sie sterben? Im Bewusstsein gelebt zu haben. Ihre Lieblingsblume? Seit der Kindheit: Löwenzahn. Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Hellwach. Ihr Lieblingsvogel? Eisvogel. Ihr Motto? Der Eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der Andere packt sie an und handelt. (Dante Alighieri) Ihr Lieblingsschriftsteller? Max Frisch. Ihr Lieblingslyriker? Hermann Hesse. Ihr Abschlusskommentar? Einer muss es ja tun. 23 Anzeige