Musikvideo Workshop Teil 2 - C-Tube

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Musikvideo Workshop Teil 2 - C-Tube
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C-Tu
Inkl.
Videoschnittsoftware
auf CD
MUSIKVIDEO-PRODUKTION
OHNE BUDGET ZUM PROFESSIONELLEN VIDEO
EQUIPMENT, INHALT, GESTALTUNG, DREH
UND POST-PRODUKTION
THOMAS SANDMANN
Willkommen
beim C-Tube
Workshop
Musikvideo-Produktion
Die Inhalte des Workshops stammen aus dem gleichnamigen Buch, welches bei
PPVMEDIEN erschienen ist. Es handelt sich um Ausschnitte, die exklusiv und nur in zeitlich
begrenztem Umfang bei C-Tube zur Verfügung stehen. Wir wünschen euch viel Spaß!
Wem die Ausschnitte nicht ausreichen, der kann das komplette Buch für 24,90 Euro bei
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Für ambitionierte Musiker ist ein Video heute Pflicht. Thomas Sandmann zeigt, wie man
ohne Vorkenntnisse mit kleinem Budget die eigene Musik professionell in Szene setzt.
Das Buch enthält eine Vollversion der Videoschnittsoftware Magix Video deluxe Silver auf
CD-ROM. Musikvideo-Produktion ist der unverzichtbare Ratgeber für jeden, der ein
Musikvideo drehen möchte.
224 Seiten, CD-ROM mit Videoschnittsoftware, 24,90 x
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Bestellhotline: 08131 565568 (Mo–Fr 08:00–18:00)
PPVMEDIEN GmbH • Postfach 57 • D-85230 Bergkirchen • www.ppvmedien.de
Musikvideo Produktion
men Steadicam von Kameramann Garrett Brown entwickelt wurde. Ein an
einem Körpergurt befestigtes Gelenk trägt zwei parallele Federarme, die ähnlich dem Mechanismus einer Schreibtischlampe arbeiten. An ihnen wird die
Kamera gehalten, die durch ein Zusatzgewicht stabilisiert und mittels der Federn auf halber Höhe der Armauslenkung gehalten wird. Bewegt sich nun
der Kameramann, folgt die Kamera nur sehr träge und langsam, wodurch die
Verwackelungsfreiheit erreicht wird.
Königsklasse des Kamerazubehörs für ein Musikvideo ist der Hubschrauber.
Egal ob Britney Spears oder Jeanette Biedermann: Alle standen schon auf
einem Felsen mit Kameraüberflug im Hubschrauber. Neben der Möglichkeit,
den Kameramann in den Hubschrauber zu setzen, gibt es auch speziell ausgerüstete Helikopter mit Kuppelkamera am Boden und Joysticksteuerung am
eingebauten Bedienplatz. Wer so etwas wirklich will und nur einmal braucht,
ist bei geeigneter Vorbereitung und Location ab 1.000 Euro dabei. Wer so
etwas sogar öfter einmal braucht, aber das viele Geld nicht hat, kommt auch
hier mit Ideen weiter: Existiert im örtlichen Modellflugverein ein größeres
Hubschraubermodell, kann das durchaus eine kleine Überwachungskamera
tragen, die man mit zwei Servos sogar per Kreuzknüppel an einer Fernsteuerung bewegen kann.
3.2 Licht
3.2.1 Aktive Lichttechnik
Bei Aufnahmen in geschlossenen Räumen hat man selten genug Licht. Zwar
können moderne Camcorder schon bei sehr wenig Licht aufzeichnen, wenn
wir jedoch Bildrauschen vermeiden und die Gain-Funktion nicht benutzen
wollen, sollte es im Zweifel lieber zu hell als zu dunkel sein. Profis leuchten
ihre Indoor-Szenen daher gern mit 10 Kilowatt und mehr aus, was dem Amateur schon seitens der Stromversorgung meist verwehrt bleibt. Um auf der
sicheren Seite zu sein, sollten wir mit 3.000 Watt auskommen, denn diese
Leistung lässt sich aus jedem mit 16 Ampère abgesicherten Haushaltsstromkreis entnehmen und beinhaltet noch einen geringen Sicherheitsspielraum
für eventuelle weitere Kleinverbraucher.
Häufig werden Baustellenscheinwerfer eingesetzt, die für wenig Geld fertig mit Stativ und Kabel in jedem Heimwerkermarkt zu erwerben sind. Diese
Beleuchtung ist jedoch nicht zu empfehlen, denn die Scheinwerfer strahlen
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3. Das Equipment
sehr punktförmig, leuchten auch innerhalb des Lichtkegels ungleichmäßig
aus und haben mit ihren 500 Watt pro Leuchte eine sehr hohe Leistungsaufnahme bei geringer Lichtleistung. Diesen Nachteil durch mehr Scheinwerfer zu kompensieren, scheitert schon allein an der 3.000-Watt-Grenze, denn
bei sechs dieser Leuchten ist Schluss. Zudem werden diese Scheinwerfer so
heiß, dass der gesamte Raum unangenehm erwärmt wird – ganz abgesehen
von der Brandgefahr.
Dennoch enthält die am häufigsten eingesetzte Videoleuchte eine Halogenlampe. Deren filmtaugliche Variante hat zwar auch keinen wesentlich besseren Wirkungsgrad, stellt aber wenigstens eine gleichmäßige Ausleuchtung
sicher. Um den Lichtaustritt der Leuchte sind vier Klappen angeordnet, die
aufgrund ihres Aussehens einen Scheinwerfer für viele Betrachter erst zum
Filmscheinwerfer machen und „Tore” genannt werden. Mit ihnen lässt sich
der Winkel des Lichtaustritts begrenzen. Da solche Scheinwerfer nicht ganz
billig sind und wir für die meisten Beleuchtungssituationen drei von ihnen benötigen, kostet bereits ein solch kleines Lichtbesteck mehr als ein aktueller
Consumer-Camcorder mit 3CCD- und HDV-Technik.
Stufenlinser 2 kW mit Tor.
Gehen wir davon aus, dass sich in unserem Musikvideo auch jemand bewegt, kommt ein weiterer Aspekt dazu. Um eine gleichbleibende Beleuchtung zu gewährleisten, müssen die Scheinwerfer deutlich weiter entfernt aufgestellt werden. Entsprechend leistungsfähiger müssen sie sein. In der professionellen Lichttechnik haben sich hier so genannte Stufenlinser bewährt,
in die Leuchtmittel mit 2 kW Leistung eingesetzt werden können und die den
Lichtstrahl für eine höhere Ausbeute in Leuchtrichtung mit einer speziellen
Linse bündeln. Für Spitzlichter kommen auch gern Plankonvex- oder sogar
Profilscheinwerfer zum Einsatz, die einem Verfolger aus der Bühnentechnik
sehr ähnlich sind. Eine solche Lichtausrüstung sprengt den Rahmen des
Amateurbudgets recht schnell, so dass wir uns im Low-Budget-Bereich nach
einer anderen Alternative umschauen sollten.
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Musikvideo Produktion
Beleuchtungsstärke
Die Lichtmenge, die eine Leuchte in eine bestimmte Richtung abgibt, wird in Candela (cd) angegeben. Wenn eine Fläche in einem Meter
Entfernung mit 1 cd beleuchtet wird, so ergibt sich dort eine Beleuchtungsstärke von einem Lux (1 lx). Entfernt man die Leuchte weiter von
der zu beleuchtenden Fläche, so nimmt die Beleuchtungsstärke quadratisch mit der Entfernung ab. In zwei Metern Entfernung ist also nur noch
1/4 lx, in drei Metern 1/9 lx zu messen.
Bewegt sich eine Person im Video auf eine Lichtquelle zu, so verdoppelt
sich die Lichtstärke, wenn sie sich von 3 Metern auf 2 Meter nähert. Geht
sie sogar bis auf 1 Meter an die Lichtquelle heran, verachtfacht sich die
Lichtstärke. Aus diesem Grund müssen Scheinwerfer bei Szenen mit viel
Bewegung in ausreichender Entfernung aufgestellt werden. Dies wiederum stellt höhere Anforderungen an die benötigte Lichtmenge und damit
die Leistung des Scheinwerfers, die sich bei einer Aufstellung in 4 statt 2
Metern Abstand bereits vervierfacht.
Vorbild für unsere Beleuchtungsalternative sind die professionellen Flächenleuchten, die ein sehr schön gleichmäßiges Licht abgeben. In letzter Zeit
sieht man dabei immer mehr Ausführungen mit Leuchtstoffröhren. Das können Sie auch selbst machen: Im Baumarkt für jede zu bauende Leuchte
sechs Leuchtstoffröhren gleich mit Halterung kaufen, auf ein zuvor mit Alufolie beklebtes Brett schrauben, daran eine Stativaufnahme und fertig. Einzig die Kabel müssen noch verdrahtet werden, um die sechs Leuchten mit
einem gemeinsamen Netzkabel zu versorgen. Für beste Flächenausleuchtung und Lichtausbeute wählen wir die 1,50 Meter langen 58-Watt-Röhren,
die auf einer Breite von ca. 1 Meter parallel angeordnet werden. Eine solche
Leuchte mit sechs Röhren verbraucht bei einer vorbildlichen Lichtausbeute
gerade einmal 350 Watt und bleibt erfreulich kühl. Wer es perfekt machen
will, schraubt an die Seiten des Brettes Scharniere und bringt dort Tore aus
Pappe oder dünnem Sperrholz an, die innen mit Alufolie beklebt werden.
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3. Das Equipment
So sieht die fertige Flächenleuchte aus.
Um die Beleuchtungsstärke nicht nur durch die Aufstellung der Leuchten einstellen zu können, bieten sich Dimmer an. Bei Halogenleuchten geht ein Dimmen jedoch mit einer Veränderung der Lichtfarbe einher, was nur in den seltensten Fällen erwünscht ist. Da wir unsere Leuchtstoffröhrenleuchten aber
ohnehin mit elektronischen Vorschaltgeräten ausrüsten, sind diese ebenfalls
dimmbar, jedoch ohne Veränderung der Lichtfarbe. Hier ist unsere Selbstbauleuchte also ebenfalls im Vorteil.
Montage der Netzkabel
Bei den Selbstbauleuchten müssen Netzkabel angeschlossen werden,
die auf alle sechs Halterungen der Leuchte zu verteilen sind. Diese Arbeit
muss von einem autorisierten Fachbetrieb ausgeführt werden, kostet
dort aber nur wenige Euro. Vergessen Sie bitte nicht, sich die Quittung
geben zu lassen, um die Ausführung der Arbeiten durch einen Fachbetrieb im Bedarfsfall nachweisen zu können. Sollte am Set einmal ein Unfall passieren und Ihnen fehlt diese Quittung, hätten Sie die Leitungen
auch ebenso gut selbst anschließen können.
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Musikvideo Produktion
Blindleistung und Flimmern
Jede Leuchtstofflampe benötigt ein Vorschaltgerät, das beim Kauf
der Halterung meist schon dabei ist. Herkömmliche Vorschaltgeräte arbeiten induktiv, das heißt, sie verursachen eine so genannte Blindleistung. Diese belastet die Kraftwerke, bringt an der Leuchte aber nichts. Deshalb ist
jede zweite Leuchte mit einem Kondensator auszurüsten, um im dadurch
entstehenden kapazitiven Betrieb die Induktivität zu kompensieren.
Leuchtstofflampen sind nicht so träge wie Glühlampen, sie flimmern. Dies
kann im Video zu Interferenzproblemen führen. Daher ist es ratsam, elektronische Vorschaltgeräte zu verwenden, die nicht nur sparsamer sind,
sondern die Leuchtmittel flimmerfrei ansteuern. Als positiver Nebeneffekt
ergibt sich zudem eine Dimmbarkeit der Leuchten.
Spektrum des Lichts
Ähnlich wie den hörbaren Schall im Frequenzbereich von 20 Hz
bis 20 kHz können wir auch das sichtbare Licht im Bereich zwischen
4 x 1014 und 7,5 x 1014 Hz als Spektrum darstellen. Gebräuchlicher als
die Angabe der Frequenzen ist die ihres Kehrwerts, der Wellenlänge. Diese reicht von 380 nm (violett) bis 750 nm (rot), das Spektrum ist bei weißem Licht gleich verteilt und bei Tageslicht kontinuierlich.
Glühlampen besitzen ebenfalls ein kontinuierliches Spektrum, jedoch
mit höherem Rotanteil. Durch ein Filter, das blaue Spektralkomponenten
durchlässt, kann es daher ans Tageslicht angepasst werden, allerdings
unter Einbußen in der Lichtmenge. In Leuchtstoffröhren wird zunächst ein
Linienspektrum erzeugt, das dann vom Leuchtstoff absorbiert wird. Dieser
gibt dann ein breiteres Spektrum ab, in dem in den meisten Fällen noch
immer einzelne Spektrallinien vorherrschen. Daher eignen sich nur wenige
der erhältlichen Lichtfarben für den Videoeinsatz. Neben speziellen Videound Fotoausführungen ist auch das Biolux-Licht empfehlenswert.
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3. Das Equipment
Tages- und Kunstlicht sollten nie gemischt werden. In geschlossenen Räumen ergeben sich hier aber höchstens Probleme bei Lichteinfall durch ein
Fenster. Um dies zu vermeiden, kann das Fenster abgedunkelt werden. Wer
den Lichteinfall sichtbar haben möchte, kann auch nachts drehen und draußen ebenfalls einen Scheinwerfer aufstellen. Wer hingegen das Tageslicht
miteinbeziehen oder gar im Freien aufhellen möchte, braucht Tageslichtscheinwerfer. Hier ergibt sich ein weiterer Vorteil unserer Selbstbaulösung,
denn im Angebot der Hersteller finden sich auch Röhren mit Tageslichtspektrum. Dennoch kann dies eine Gratwanderung werden, denn je nach Wetter
ist auch die Farbtemperatur des Tageslichts nicht immer gleich.
Für weitestgehend schattenfreie Ausleuchtung aus Kamerarichtung werden
gern Ringlichter verwendet, ähnlich dem Ringblitz in der Makrofotografie.
Auch ein solches Ringlicht können wir uns für wenig Geld selbst bauen, indem wir ein rundes Brett mit einem Loch in der Mitte wählen. Wer das Transportproblem bewältigen kann, erhält mit zwölf sternförmig angeordneten,
1,20 Meter langen 36-Watt-Röhren ein Licht, das auch professionellen Ansprüchen genügt und gemessen an der Lichtausbeute bescheidene 432 Watt
Leistung aufnimmt. Allerdings misst die Holzscheibe dann über 2,50 Meter
im Durchmesser, sollte also möglichst in der Mitte klapp- oder teilbar ausgeführt werden.
Wird beim Drehen auch die Kamera bewegt oder kommt kein Ringlicht zum
Einsatz, empfiehlt es sich, zusätzlich zur statischen Beleuchtung mit einem
kleinen Augenlicht auf der Kamera zu arbeiten, wie es im Kameraabschnitt
schon beschrieben wurde. Passend zu den Leuchtstofflampen ist auch das
Kameralicht in dieser Technik zu haben.
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Musikvideo Produktion
Farbtemperatur
Weiß ist nicht gleich Weiß. Wer einmal bei strahlendem Sonnenschein das
Raumlicht einschaltet, bemerkt, dass es gelb erscheint, während es am
Abend als weiß wahrgenommen wird. Das Auge stellt sich auf die unterschiedlichen Färbungen ein, die Videokamera nicht. Ein Maß für die Färbung weißen Lichts ist die Farbtemperatur. Sie wird in Kelvin (K) angegeben
und entspricht der Temperatur, die ein schwarzer Körper haben müsste,
um denselben Farbeindruck zu erwecken. Als Normwerte im Videobereich
gelten 3.200 K für Kunstlicht und 5.600 K für Tageslicht.
Lichtquelle
Farbtemperatur
Kerze
Glühlampe 40-200 W
Leuchtstofflampe, warmweiß
Halogenlampe
Leuchtstofflampe, kaltweiß
Tageslicht
Direktes Sonnenlicht
Tageslichtlampe
Nebel, stark bedeckter Himmel
Gebirge bei Schnee
1.500 K
2.600-2.900 K
3.000 K
3.000-3.400 K
4.000 K
5.000-5.600 K
5.800 K
5.600-7.000 K
7.000 K
15.000 K
3.2.2 Passive Lichttechnik
Wer im Freien bei Tageslicht dreht, hat meist Probleme mit zu starken Lichtund Schatten-Kontrasten. Zwar kann man die Schatten mit Tageslichtscheinwerfern aufhellen, in der Praxis scheitert das aber oft an zwei Dingen: Zum
einen reicht selten die Leistung des verfügbaren Lichtequipments, zum anderen gibt es meistens Probleme mit der Lichtfarbe. Daher arbeitet man lieber
mit Reflektoren, Absorbern und Diffusoren, die übrigens auch bei der Ausleuchtung mit Kunstlicht sehr hilfreich sind.
Im Fachhandel gibt es faltbare Reflektoren mit silber- und goldfarbener Beschichtung. Letztere gestaltet Schatten auf Hautpartien wärmer. Allerdings
gibt es solche Reflektoren auch zum Nulltarif: Einfach einige stabile Kartons
aus dem Supermarkt mitnehmen, zuhause aufschneiden und mit Alufolie be-
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3. Das Equipment
kleben, fertig ist der Reflektor. Wird etwas weicheres Licht benötigt, eignen
sich weiße Styropor-Platten, die es im Baumarkt zum Verkleben an Zimmerdecken gibt. Klebt man zwei oder vier von ihnen auf eine dünne Sperrholzplatte, ergibt sich ein großer, weißer Reflektor.
Die Rückseite der Platten kann dann gleich mattschwarz gestrichen werden.
In manchen Fällen sollen nämlich umgekehrt Reflexionen vermieden werden,
was mit Licht schluckenden, mattschwarzen Absorbern realisiert wird. Politisch unkorrekt nennt man das im Fachjargon auch „abnegern”. Reichen die
Platten nicht aus, kann man auch schwarzen Stoff spannen. Diese Abdeckfahnen werden auch Flags genannt. Sie eignen sich nicht nur zur Vermeidung
von Reflexionen, sondern auch zum partiellen Abschatten von Scheinwerfern. Reicht das zusammen mit der Wirkung der Scheinwerfertore noch nicht
aus, nimmt man Black-Wrap. Das ist schwarze Alufolie, die hitzebeständig
ist, nah am Scheinwerfer positioniert und frei geformt werden kann.
Wer innerhalb eines Raumes mit Kunstlicht arbeitet, kann noch weitere Reflektoren einsetzen. Eine Grundhelligkeit zur Schattenaufhellung bekommt
ein Raum ganz einfach durch Beleuchten einer weißen Wand oder der
Zimmerdecke. Und vom Fotografen um die Ecke kann man sich den Trick
mit dem Schirm abschauen: Ein ins Innere eines weißen Regenschirms
strahlender Scheinwerfer macht ein sehr weiches, indirektes Licht, das
trotzdem eine gewisse Richtwirkung hat. Spezielle Foto- oder Videoschirme sind innen reflektierend und außen schwarz. Das ist sehr komfortabel,
aber nicht unbedingt nötig. Die Werbeschirme der „sauberen Branchen”
wie Waschmittel, Kosmetik oder Friseurbedarf sind auch oft weiß und erfüllen ihren Zweck dann ebenso.
Wenn die Schatten aufgehellt und Reflexionen beseitigt sind, ist der Lichteindruck des direkten Lichts häufig noch zu hart. Die professionelle Beleuchtungstechnik sieht dafür spezielle Weichstrahler vor, bei denen die Leuchte in
eine mit Gaze bespannte Wanne strahlt. Alternativ gibt es so genannte Softboxen, die als Vorsatz für Standardleuchten fungieren und diese dann zum
Weichstrahler machen.
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Musikvideo Produktion
Weichstrahler im Studio.
Für unsere Selbstbauleuchten lässt sich auch die Softbox sehr einfach selbst
herstellen. Hierzu wird ein ungefähr zehn Zentimeter breiter Rand um das
Grundbrett gebaut, der dann mit Gardinenstoff bezogen wird: Einfach außen
umfalten und mit einem Tacker befestigen. Der Wahl des Stoffes kommt eine wichtige Bedeutung zu. Ist er zu grobmaschig, wird das Licht nicht weich
genug. Ist er zu dicht, schluckt er zu viel Licht. Und ist er nicht reinweiß, beeinflusst er die Lichtfarbe. Wenn diese Aspekte beachtet werden, findet sich
in der Gardinenabteilung des nächsten Kaufhauses aber auf jeden Fall etwas
Passendes. Davon nimmt man dann gleich etwas mehr mit, um für spätere
Erweiterungen der Lichtanlage Vorräte zu haben. Es muss nämlich vor jeder
Leuchte der gleiche Stoff hängen, um nicht gewissermaßen durch die Hintertür doch noch Farbabweichungen ins Licht zu bringen.
Doch zurück zum Videodreh im Freien. Wenn wir dort keine Scheinwerfer
benutzen, können wir auch keine Softboxen davorsetzen. Und doch: Nichts
anderes als eine große Softbox ist der Butterfly. Das ist ein großer Rahmen,
der mit dem Gardinenstoff bespannt und im Lichtweg positioniert wird, also
über oder schräg vor dem Bereich, der im Bild zu sehen ist. Wer eine Person isoliert aufnehmen und später vor einen separat aufgenommenen Hintergrund setzen möchte, braucht einen Green Screen. Es handelt sich dabei
um eine große Plane aus einfarbig grünem Kunststoff, eine breite Rolle Fotokarton ist aber ebenso verwendbar. Beim so genannten Stanzen wird später
alles Grüne durch das Hintergrundbild ersetzt. Daher sollte der Hintergrund
möglichst gleichmäßig ausgeleuchtet werden, um nicht durch Schatten hellere und dunklere Grüntöne ins Bild zu bringen. Wer ein paar Farbfolien mit
in den Lichtkoffer packt, ist beim Umgang mit Kunstlicht wesentlich flexibler.
Gerade Orangetöne und manchmal auch Violett schmeicheln der Haut und
sind auch in dezenter Dichte, also als sehr helle Folien, zu haben. Mit diesen
Folien bestückte Scheinwerfer werden ähnlich wie goldfarbene Reflektoren
eingesetzt. Auch die größeren Musikhäuser haben solche Folien im Angebot,
da sie auch für Bühnenlicht benötigt werden.
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3. Das Equipment
3.2.3 Licht im Bild
Bei Live- und Parallelhandlungsvideos mit Live-Anteil benötigen wir noch
weitere Lichttechnik – und zwar die, die im Bild zu sehen ist. Tritt die Band
regelmäßig auf kleinen bis mittleren Bühnen live auf, ist das kein Problem,
denn dann führt man die Dreharbeiten für den Live-Teil des Videos einfach
im Rahmen des Auftritts durch. Ist die Band schon bekannter und tritt auf
großen Bühnen auf, wird ein separates Drehen des Videos im engen Zeitplan
zwischen Soundchecks und Gigs nicht mehr möglich sein. Zwar könnte man
einfach während des Gigs drehen, aber dazu ist selten genug Licht vorhanden. Es sei denn, die Band ist noch bekannter und der Gig wird im Fernsehen
übertragen, da in diesem Fall das Bühnenlicht entsprechend ausgelegt wird.
Ist das nicht der Fall, sollte besser ein separater Scheingig nur für das Video
angesetzt werden. Damit das aber auch wirklich nach Konzert aussieht,
braucht man vor allem Bühnenlicht, denn erst ein paar Traversen, Lichtkannen und bunte Effekte machen den Live-Eindruck aus.
Für das kleine Besteck reichen zwei Stative mit je einem T-Bar, an dem je
sechs PAR64-Scheinwerfer hängen. Da es um den Eindruck im Bild geht,
wählt man die lange Bauform. Beide Sechserpakete werden von einem gemeinsamen Sechskanaldimmer gespeist, der wiederum durch ein kleines
Lichtpult mit Lauflichtprogramm und stufenlos zumischbarem Dauerlicht gesteuert wird. Das reicht schon, denn wenn die zwölf Leuchten geschickt im
Bild positioniert werden, braucht man nicht unbedingt mehr.
Zwölf PAR64-Kannen
an T-Bars, Stative und
einige Flightcases mit
Steuerpult, Dimmern
und Ton am Set können durchaus einen
Kleinlaster füllen.
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Musikvideo Produktion
Soll es hingegen richtig zur Sache gehen und ein Großkonzert vortäuschen,
dann braucht man alles, was heute so üblich ist: Scanner, Moving Heads und
deren Steuerung sind obligatorisch, aber auch Blinder und Pyroeffekte dürfen es dann sein. Und weil es in normalen Live-Situationen meist zu dunkel
ist, darf für das Video ruhig viel mehr aufgehängt werden, als man normalerweise einsetzen würde.
Das kann unmöglich gekauft und gelagert werden, nur, um ab und zu einmal
ein Musikvideo zu produzieren. Der Gang zum Verleiher ist hier zu empfehlen, wenngleich die Leihgebühr wahrscheinlich auch noch zu teuer ist. Wer
im regionalen Bereich einen Verleiher kennt, kann ihn aber fragen, wann ein
größeres Stadtfest ansteht und was es kostet, wenn eine Stunde früher aufgebaut würde. Meist kann man dann für einen Obolus in die Kaffeekasse sein
Video auf einer professionellen Bühne drehen und hat am Nachmittag sogar
noch Tageslicht.
3.3 Ton
3.3.1 Ton für die Aufnahme
Zunächst könnte man denken, dass eine Tonaufnahme am Set gar nicht nötig ist, denn der Ton eines Musikvideos ist ja die CD-Produktion. Einige Ereignisse im Bild müssen aber dennoch auch als Ton hörbar sein, um echt
zu wirken. Das Starten eines Autos oder das Zuschlagen einer Tür wirken
lautlos nur halb so gut. Soll als Add-on noch ein Interview mit der Band auf
die spätere DVD, benötigen wir plötzlich sogar eine recht gute Mikrofonaufnahme, und das Aufzeichnen der Musik am Set als Referenz erleichtert den
späteren Schnitt ungemein.
Mindestausstattung ist das Kameramikrofon, das bei den meisten Consumer-Kameras bereits eingebaut ist. Viele professionellere Kameras haben
stattdessen nur einen Halter am Gehäuse oder am Sucher, in dem ein Mikrofon befestigt werden kann. Bevorzugt werden sollten Kondensatormikrofone,
meist mangels Phantomspeisung in Elektret-Ausführung und mit batteriebetriebenem Vorverstärker. Absolute Profikameras bieten auch eine schaltbare Phantomspannung an, so dass echte Kondensatormikrofone zum Einsatz
kommen können.
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