HDZ-Besuch in Vietnam

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HDZ-Besuch in Vietnam
HDZ-Besuch in Vietnam
© Fotos: HDZ; Stephen Finn/iStockphoto.com
LEPRADORF VAN MON UND DON BOSCO SHELTER IN
THAI BINH CI TY V O M 2 4 . – 2 9. 0 5 . 2 012
V
an Mon ist ein Dorf, das für Leprakranke
Patienten reserviert ist und von katholischen
Missionaren im Jahr 1900 errichtet wurde. Das Dorf liegt in
einer isolierten Gegend des Vu Thu Districts in der Provinz
Thai Binh, 130 km von Hanoi entfernt.
Es beherbergt momentan ca. 700 Leprapatienten und gilt
angeblich als eines der besten Leprazentren im Norden
Vietnams. Die lokale Regierung bemüht sich derzeit, die
Patienten aus allen anderen kleineren Leprazentren in
Van Mon zu integrieren, damit wird in naher Zukunft sich
die Zahl der Patienten auf 1500 erhöhen, womit vermehrte
Probleme und Schwierigkeiten vorhersehbar sind, die
nicht nur mehr finanzielle Hilfen, sondern auch größere
personelle Ressourcen erfordern.
In der Regel müssen die Leprakranken in der letzten
Krankheitsphase vor dem Sterben schwere physische und
psychische Schmerzen ertragen und leben hier als Ausgestoßene, von allen Menschen verlassen: Keine Eltern,
keine Kinder, keine Verwandten, keine Geschwister –
niemand, der sich in der Todesstunde um sie kümmert.
Besonders wenn sie schwer von ihrer Krankheit gezeichnet
und ohne Medikamente auskommen müssen, sind ihre
Finger, Hände und Beine steif und vom Körper abgespreizt.
Sie können nichts ohne die Hilfe anderer tun, selbst beim
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Essen und Trinken oder beim Toilettengang. Die Hilfe durch
Freiwillige für dieses Leprazentrum ist deshalb sehr wichtig.
Da allerwärts Angst vor dieser Erkrankung und Ansteckung
vorherrscht, kommen nur sehr wenige Helfer dorthin,
selbst Priester und Schwestern scheuen den Einsatz.
Gott sei Dank gibt es unter den Freiwilligen immer noch
junge Schwestern des Rosary Konvents, die bereit sind, ihr
eigenes Leben zu opfern, um diesen Ärmsten der Armen
zu dienen. Bei unserem Besuch im Juni 2012 trafen wir
vier von ihnen dort an. Sie arbeiten, essen, schlafen und
erholen sich mitten unter den Leprösen, da sie noch kein
eigenes Wohnhaus haben. Vor Ort habe ich mich entschlossen, ein kleines Gemeinschaftshaus (Lazarus Haus) für ca.
zwölf Schwestern zu bauen, um ihren aufopferungsvollen
Einsatz zu unterstützen.
Unser Ansprechpartner, Herr Francis Nguyen van Hoi, der
uns auf der Reise begleitete, wird dieses Vorhaben planen
und während der Bauphase das Projekt betreuen. Als
Bootsflüchtling über das offene Meer kam er nach dem
Fall Saigons 1975 als 20järiger nach Deutschland. Studierte
hier und baute sich eine Existenz auf. Seit 5 Jahren ist er
nach Vietnam zurückgekehrt, um an der Seite des Salesianerpaters und Bischofs Peter Nguyen Van De, der Diözese
Thai Binh, Hilfsmaßnahmen zu koordinieren, seinen Lands-
Das neue HDZ-Haus ist für 50 Kinder und Jugendliche ab
dem Alter von ca. zwölf ausgelegt. Die verschiedenen
Kurzausbildungen, die hier angeboten werden, dauern
maximal sechs Monate, so dass alle 6-8 Monate Neuaufnahmen möglich sind. Die berufliche Ausbildung orientiert
sich an den Markterfordernissen und den Möglichkeiten,
die die jungen Menschen je nach Grad ihrer Behinderung
haben. Kurse in Büroorganisation, Buchhaltung, Fotobearbeitung, PC- und Handy-Reparaturen, Nähen und Schneidern,
Friseurhandwerk, Nagelpflege.... werden angeboten.
Das vierstöckige Mehrzweckgebäude mit insgesamt 980
qm Nutzfläche beherbergt das Wohnheim, die Schule und
berufliche Ausbildungsstätte.
Der Bischof van De und sein Team, die wir während unseres
mehrtägigen Aufenthaltes kennen lernten, haben uns
überzeugt, dass die betroffenen Jugendlichen mit dieser
Einrichtung eine verlässliche Zukunftsperspektive haben. Dr. Klaus Winter, Vorsteher vom
—
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ), Bad Lauterberg
INTERESSANTES
leuten etwas an seinem Erfolg teilhaben zu lassen.
Dass er diese Fähigkeiten besitzt, zeigte er uns bei der
Übergabe mit dem aus HDZ-Mitteln entstandenen Behindertenzentrums in Thai Binh City, der Hauptstadt dieser
gleichnamigen Provinz und einer der ärmsten Provinzen
des Landes.
Die Folgen der dioxinhaltigen Chemiewaffe der USA sind
noch heute sichtbar. Jährlich kommen Tausende Neugeborene mit Missbildungen auf die Welt: Kinder mit deformierten oder fehlenden Gliedmaßen, blind und neurologischen
Störungen.
Nach Angaben des Ministeriums für soziale Angelegenheiten
leben in Vietnam 5,1 Millionen Menschen mit geistigen und
körperlichen Behinderungen (7 % der Gesamtbevölkerung).
Davon sind 35 % körperlich behindert. Auch hier müssen
diese Menschen mit einem Stigma leben: Aus Scham
verstecken und isolieren die Familien ihre behinderten
Angehörigen. Sie haben kaum Kontakt zu ihren Mitmenschen
und keine soziale Orientierung. Viele sind unterernährt und
leiden unter Schmerzen auf Grund unzureichender medizinischer Versorgung.
Betelkauerin.
Dr. K. Winter in Van Mon.
Zahnpflege in Van Mon.
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HDZ-Hilfsmaßnahmen 2012
Januar 2012
Mai 2012
1. Earthquake/Tsunami „Rainbow House” for children/Japan
22. Dental Unit f. Hospital Rubaga, Uganda
2. Structural evaluation of existing water tank tower
St. Monica Orphange, Juja Farm, Kenia
23. Erweiterung Sozialzentrum Carei, Rumänien
Februar 2012
Juni 2012
3. Werkstätten f. Kids+Jugendl. Minas Gerais, Brasilien
24. Zahnprophylaxe Programm,
Philippinen, Budget 2012
4. Zahnmedizin. Ausrüstung + Transportk., Mosambik
25. Edulife Travel Education Project, China
5. Zahnmobile Hannover, Spenden-Weiterleitung Dr. Leonhard
26. Sozialprogramm f. arme Kinder, Iasi, Rumänien
6. Sozial karitative Arbeit Diözese Satu Mare, Rumänien
7. Medikamente, Laborbedarf, Transport, Bugko, Philippinen
27. Fertigstellung Sozialzentrum Ernei,
Mures, Rumänien
8. Cumputer f. Luzea Academ, Carrefour, Haiti
28. Schule in Kelmbet, letzte Rate, Indien
März 2012
9. Kauf KFZ-Zahnmobil
Juli 2012
29. Kinderbuchprojekt, Acupari, Cusco, Peru
10. 1. Abschlag Ausbau Zahnmobil
30. Leprahospital Bhubaneswar, Indien
11. Zahnmedizin. Instrumente/Materialien,
Zahnstation Bisidimo Äthiopien
31. Fertigstellung Mädchenhostel, Jorhat Assam, Indien
12. Zahnärztl. Geräte f. Zahnstation Bugko, Philippinen
32. Zahnhygiene, Zahnversorgung f. Kids+Ju, Villa Zagala,
Argentinien
13. OP-EINSATZ f. CLEFT-KINDER, Bolivien
33. Sozialarbeit Beltiug, Rumänien
April 2012
August 2012
14. Dental-Instruments and Materials, Mampula, Mocambique
34. AsA e.V. Ausbildung statt Abschiebung, Bonn
15. Dental-Instruments and Materials, Mampula, Mocambique
35. Betten f. Integrationszentrum Carei, RO
16. Therapeutisches Schwimmbecken, Mabuhay-Klinik,
Bugko, Philippinen
36. Waisenhaus „Dr. H. Sebastian Village“, Lamay, Peru
17. Rechaud u. Spültisch, Lucea Academa, Carrefour, Haiti
September 2012
18. Needs of Hair Dressing School, Ruiru, Kenya
19. Schullehrbücher f. Internat f. Behinderte Congaz, Moldawien
38. Erweiterung Sozialzentrum Carei,
Rumänien, 2. Rate
20. Dental Equipment, Talamban, Cebu, Philippinen
39. Wohnhaus Lepradorf Van Mon, Vietnam
21. Zahnmobil Hannover f. Obdachlose (Ausbau)
40. Ausbildung zum Sozialpfleger Beltiug, Rumänien
37. Bombay Leprosy Project, Mumbai, India
– Anzeige –
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F E STA K T IN H A N N O V E R
Fotos: NZB-Archiv
Mit Befriedigung und Stolz kann das Hilfswerk Deutscher
Zahnärzte auf die Leistungen der vergangenen 25 Jahre
zurückblicken, die Hilfsbedürftigen in über 60 Ländern dieser
Erde bisher zugutekamen – alleine oder in Kooperation
mit vielen anderen Hilfswerken wie dem „Lazarus-Orden“
oder den „Salesianern Don Boscos“. Bei seiner Arbeit
konnte das HDZ bisher über 30 Mio. € für Hilfsaktionen
einsetzen – oft unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Dabei reicht die Projektarbeit von umfangreichen Soforthilfemaßnahmen für Katastrophengebiete über den Bau von
Schulen, Waisenhäusern, Sozialstationen und medizinischen Einrichtungen und deren Betrieb bis zum Bau von
Wasseraufbereitungsanlagen in der Dritten Welt.
Die „Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und
Notgebiete, Göttingen“ wurde 1987 von dem 2001 verstorbenen Göttinger Zahnarzt Carl-Heinz Bartels ins Leben
gerufen, der für seine Lebensleistung mit höchsten Orden
der Bundesrepublik ausgezeichnet wurde.
Die Nachfolge im Amt des Vorstehers des Werkes trat
bereits 1996 der Bad Lauterberger Zahnarzt Dr. Klaus Winter
an. Unterstützung erfährt er bei seiner Arbeit, bei der
anfänglich das Sammeln von Altgold im Vordergrund
stand, von seiner Frau Helga, Dr. Klaus-Achim Sürmann
und Dr. Volker Langheim, um nur die zahnärztlich tätigen
ehrenamtlichen Unterstützer zu nennen.
Dr. Winter dankte in seiner Rückschau allen Zahnärzten,
Firmen, Banken, Patienten, den Projektträgern vor Ort und
all denjenigen, die „das Hilfswerk weltweit zu einem
kurativen, anerkannten Netzwerk geformt“ haben. Und er
dankte der berufsständischen Presse für ihre Begleitung
durch Berichterstattung.
Dr. Klaus-Achim Sürmann
(Kuratoriumsmitglied HDZ)
führte durch die
Festveranstaltung.
Carl-Heinz Bartels, Gründer der
„Stiftung Hilfswerk Deutscher
Zahnärzte für Lepra- und
Notgebiete“.
v.l.n.r.: Clemens Stroetmann (Kuratoriumsmitglied HDZ),
Dr. Michael Sereny (Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen),
Dr. Peter Engel (Präsident der Bundeszahnärztekammer),
Dr. Klaus Winter (Vorsteher des HDZ) mit Ehefrau Helga,
Pater Georg Demming (Salesianer Don Bosco), Dr. Wolfgang
Schmiedel (Präsident der Zahnärztekammer Berlin, Vorsitzender
des Berliner Zahnärztlichen Hilfswerkes).
Dr. Winter und Dr. Sürmann freuen sich über die Spenden der
ZKN (li) und der „Zahnärztlichen Aktionsgemeinschaft Landkreis
Lüneburg“, überreicht durch Dres. Schult.
In seinem Grußwort erinnerte Winter an die Ziele des
Hilfswerkes:
„Menschen, die uns brauchen, neue Hoffnung und neue
Würde schenken, ein Gefühl der Verbundenheit zeigen,
Hilfe zur Selbsthilfe bringen und besonders denen Hilfe
bringen, die verlassen sind und/oder in ihrer Existenznot
um Hilfe rufen“.
Seit 1987 hat die Zahnärztekammer Niedersachsen das
Patronat für das HDZ übernommen, und seit 2010 ist die
Bundeszahnärztekammer Schirmherrin der Stiftung. Daher
brachten sowohl der Präsident der Bundeszahnärztekammer e. V., Dr. Peter Engel, als auch der Präsident der
Zahnärztekammer Niedersachsen, Dr. Michael Sereny, die
Glückwünsche der Kollegenschaft in ihren Grußworten zum
Ausdruck. Letzterer überreichte zudem einen symbolischen
Scheck als Spende der niedersächsischen Zahnärztinnen
und Zahnärzte über 5.000 €. Bemerkenswert war ein
weiterer Spendenscheck über 4.000 € von der „Zahnärztlichen Aktionsgemeinschaft Landkreis Lüneburg“ – einem
Verein, der sein Vermögen nach seiner Auflösung beim
HDZ in guten Händen weiß.
Ein herzlicher Glückwunsch kommt auch von den Vorstandsmitgliedern der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Dr. Jobst-W. Carl, Dr. Thomas Nels und Christian
Neubarth, dem sich das Redaktionsteam des Niedersächsischen Zahnärzteblattes gerne anschließt – natürlich nicht
ohne auf die Homepage des Hilfswerkes und dessen
Spendenkonto hinzuweisen; denn jeder Euro, jede Zustiftung
hilft, die Not auf dieser Welt durch professionelle und
selbstlose Hilfe ein kleinwenig zu verringern. —loe
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INTERESSANTES
25 Jahre
Hilfswerk Deutscher
Zahnärzte – HDZ

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