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m:convisions Ausgabe 04/März 2007 Schutzgebühr 2,- 7 Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche Wissen: Bildungsrendite von Kongressen Marketing-Professor Hans H. Bauer: Die Kernleistung rückt in den Vordergrund. MAGAZIN: Wissenschaftsstandort Tübingen Exzellente Forschung, aber keine Tagungskapazitäten: Die Universität fordert ein Kongresszentrum – der neue OB ist dafür. MARKT: Empfang der Landesregierung Die Besonderheiten eines Politik-Events. METROPOLREGION: Europameisterschaft der Springreiter Macher versuchen Doppel-Weltrekord. Live-Kommunikation – Deutschlands führende Köpfe und ihre ausgezeichnete Kreativität Controller auf dem Rückzug: Kreative mit mehr Spielraum count down 2007 22.000 qm Freiraum über dem Mehr Der Ausbau und die Erweiterung des Rosengartens schaffen Platz, bieten neue Möglichkeiten und sind eine strategische Öffnung für neue Formen im Kongress- und Veranstaltungsmanagement. In der Begegnung von Menschen, im Austausch von Meinungen, mit Erlebniswelten und attraktiven Möglichkeiten. Eine neue Dimension von Full-Service – die Zukunft hat bereits begonnen. Jetzt informieren unter 0621-4106 -123/-125 oder www.mcon-mannheim.de count down 2007 Standpunkt m:convisions 04/März 2007 Fordern Sie uns heraus! Branchen-Know-how, neuester Stand Liebe Leserinnen und Leser, m:con hat sich immer zum Ziel gesetzt, im Dialog mit dem Kunden, in der Unterstützung des Kunden, jedes Event zu optimieren. Unsere Internationale Event & Congress- Akademie (IECA) ist ein gutes Beispiel hierfür. Mehr als 250 Seminarteilnehmer hat die IECA im vergangenen Jahr bei ihren Kursen verzeichnet. Wissen weitergeben in Form der m:con visions oder der IECA: Das ist unser Anspruch als m:con. Wir würden uns freuen Sie in unserem Fan-Kreis begrüßen zu dürfen. Michel Maugé Geschäftsführer m:con Mannheim Das ist der Grund, weshalb wir die m:con visions inhaltlich so breit anlegen. Das ist der Grund, warum wir den Rat von Marketing-Fachleuten einholen. Das ist der Grund, warum wir Ihnen zeigen, was andere, aber auch wir, die m:con, können. Unser wissenschaftlicher Redaktionsrat besteht aus hervorragenden Wissenschaftlern, wir werden diesen mit der Zeit aber auch noch um ebenso hoch qualifizierte Praktiker erweitern. Unser Ausgewiesene Fachleute der KongressAnspruch ist eine Fachzeitschrift zu machen, die Branche wirken im Redaktionsbeirat der sich mit den aktuellen Themen unserer Branche auseinandersetzt und nicht Rücksicht nehmen „m:con visions“ mit. Das Gremium bilden derzeit (von links): Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer, muss auf den Anzeigenkunden. Wir würden uns Dekan, Universität Mannheim; Prof. Dr. Hans freuen, wenn Sie sich herausgefordert fühlten und mit uns – auch mit Beiträgen von Ihnen Rück, FH Worms; Prof. Helmut Schwägermann, – helfen, dieses Ziel zu erreichen. FH Osnabrück; Lutz P. Vogt, GCB. Mit der m:con visions wollen wir keine Kundenzeitschrift im üblichen Sinne herausgeben. Sie kennen mich als Impulsgeber, Vor- und Querdenker. Und genau so soll unsere m:con visions sein. Sie halten heute die vierte Ausgabe in Ihren Händen. Wir wollen Ihnen Trends aufzeigen, die Branche und das, was sich da tut, konstruktiv und positiv vorstellen. Benchmarking ist ein Schlagwort, das viele als Messlatte deuten, um ihr eigenes Produkt beziehungsweise ihre Dienstleistung zu verbessern. Nur wir, die Macher, sitzen mit Ihnen, unseren Kunden, in einem Boot. Wir werden von Ihnen gemessen, aber wir wollen Ihnen auch helfen selbst besser zu werden, um uns dann wieder herauszufordern, damit wir uns noch mehr steigern. Michel Maugé seite 0 m:convisions 02/Juni 2006 Seite 16 Transparente Baufinanzierung in Erlebniskommunikation umgesetzt: Eine Kölner Agentur hat in sechs deutschen Großstädten ein Eishaus gebaut – samt „eingefrorenem“ Inventar, wie hier im Bild zu sehen – ein spektakulärer Blickfang. seite m:convisions Inhalt m:convisions 04/März 2007 Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche m:convisions Standpunkt m:con-Geschäftsführer Michel Maugé über die Ziele der m:con visions: Fordern Sie uns heraus! – Branchen-Know-how, neuester Stand, 03 WISSEN Die Rentabilität von Kongressen als Kommunikationsveranstaltungen Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer und Dipl.-Kffr. Dr. Katharina Spraul schreiben darüber, wie die Kernleistung bei der Bewertung der Rentabilität von Kongressen zunehmend in den Vordergrund rückt, während bislang vor allem die so genannte Umwegrentabilität berücksichtigt wurde, um die positiven Effekte der Branche auf das regionale Hotel- und Gastronomiegewerbe zu betonen. 08 PowerPoint und die Macht der bunten Bilder Prof. Helmut Schwägermann über „bunte Schaubilder mit grob vereinfachenden Torten“, wie man sich in den Neunzigern als Kongressreferent mit Beamer und Laptop noch als technischer Pionier profilieren konnte und die Kritik an PowerPoint-Präsentationen. 13 MArkt Live Kommunikation – Deutschlands führende Köpfe und ihre ausgezeichnete Kreativität Deutschlands Event-Kreative räumen Auszeichnungen ab, stehen international so hoch im Kurs wie vielleicht nie zuvor. „m:con visions“ hat sich mit den Machern aus vier der bedeutendsten deutschen Agenturen für Live-Kommunikation über die Lage der Branche und ausgezeichnete Projekte unterhalten: Michael Leroudier (circ corporate experience), Stefan Weil (Atelier Markgraph), Hubert Diehl (max.sense) und Jörg Krauthäuser (facts+fiction). 16 Neujahrsempfang der Landesregierung Er ist die öffentliche Ouvertüre für das politische Jahr der Landesregierung Baden-Württemberg: der Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten. In diesem Jahr ist der Empfang ein Höhepunkt auf dem Veranstaltungskalender des Mannheimer m:con Congress Center Rosengarten. Aus Anlass des 400-JahrStadtjubiläums fand der diesjährige Empfang in Mannheim statt. 24 IMEX 2007 Neue Angebote erwarten die Besucher, die so zahlreich wie nie zuvor strömen sollen – die IMEX in Frankfurt boomt auch im Jahr 2007. Und IMEX-Chef Ray Bloom steht wie immer im Zentrum. 28 GCB-Mitglieder im Fokus: Dresden Frauenkirche, Brühlsche Terrasse und der Landtag in direkter Nachbarschaft: Das Umfeld stimmt für das Internationale Congress Center Dresden (ICD) – eindrucksvoll ist jedoch auch sein Raumkonzept. 31 M:CON m:con Congress Center Rosengarten 2007 Der Countdown: Noch 270 Tage bis zur Eröffnung des „neuen“ Kongresszentrums. Doch schon vorher wird ein „Blick hinter den Bauzaun“ gestattet. 33 seite 0 Inhalt m:convisions 04/März 2007 M:CON Partner-Portrait Wie m:con ist auch die Basler Agentur AKM ein PCO – und damit quasi Konkurrent. Doch im technischen Bereich arbeiten die beiden Agenturen gut zusammen, erleben gemeinsam aber auch Momente, bei denen man ins Schwitzen gerät. Kongress-Ticker News 36 38 38 MAGAZIN Wissenschaftsstandort Tübingen Exzellente Forschung und medizinische Sensationen, aber keine Tagungskapazitäten: Wissenschaftler wünschen sich ein eigenes Kongresszentrum. 40 „Wissen hilft nur, wenn es genutzt wird“ Professor Iftner geht mit Impfung gegen Krebs in die Offensive. 43 „Jede ärztliche Handlung hat ethische Aspekte“ Der Tübinger Mediziner und Philosoph Professor Wiesing ist Ethikkommissions-Vorsitzender bei der Bundesärztekammer. 44 Historic Conference Centres of Europe (HCCE) Das neueste Mitglied im exklusiven Klub der historischen europäischen Kongresshäuser HCCE ist das Palais Ferstel in Wien – wo einst Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, zum Kaffee verweilte. 46 METROPOLREGION FEI Europameisterschaft der Springreiter Doppel-Weltrekord im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar: 96 Hengste zur EM und 400 Kutschen zum Geburtstag. 47 Event-Ticker 49 Perspektiven Die Zukunft der Kongressbranche 50 Impressum 48 seite 0 04/März 2007 m:convisions 02/Juni 2006 Seite 49 Kraftvoll, sexy und athletisch: „Tao“ heißt die Show mit Trommel-Künstlern aus Südjapan, die auch das m:con Congress Center Rosengarten und Mannheim zum Beben bringt. seite Wissen m:convisions Die Bildungsrendite von Kongressen Kernleistung rückt in den Vordergrund Von Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer und Dipl.-Kffr. Dr. Katharina Spraul Für die Branche des Messe- und Kongresswesens ist die Rentabilität der von ihr ausgerichteten Veranstaltungen eine zentrale Größe. Bislang wird zwar vorrangig die so genannte Umwegrentabilität genannt, um die positiven Effekte der Branche auf das regionale Hotel- und Gastronomiegewerbe zu betonen. Doch zunehmend rückt die Rentabilität der Kernleistung in den Vordergrund, insbesondere bei den Kongressen. Die Rentabilität von Kongressen als Kommunikations veranstaltungen Ein Kongress ist definiert als jede wissenschaftlich oder politisch ausgerichtete Konferenz, Symposium, Kolloquium mit mehr als 50 Teilnehmern. Kongresse ermöglichen persönliche Kommunikation und Interaktion bei zeitlicher, örtlicher und organisatorischer Fixiertheit. Dem abcn austrian business and convention network folgend, sind Firmen- oder Verbandsveranstaltungen davon abzugrenzen. Der Träger oder Veranstalter eines Kongresses ist ein Fach- oder Wissenschaftsverband oder ein Weiterbildungsanbieter. Von ihm zu unterscheiden ist der Ausrichter, das Kongresszentrum oder die organisierende Kongressagentur. Veranstalter und Ausrichter haben die Rentabilität eines Kongresses im Blick, sie möchten die gesteckten Kommunikationsziele erreichen, das heißt Wissen und Emotionen vermitteln und gleichzeitig wirtschaftliche Ziele erfüllen. Doch wie sehen die Kriterien der Kongressteilnehmer aus? Was muss gegeben sein, damit es sich „lohnt“ eine solche Veranstaltung zu besuchen? Hier soll eine teilnehmerorientierte Perspektive eingenommen werden, die es sowohl den Kongresszentren als auch den Veranstaltern ermöglichen soll, ein zielgruppenadäquates Angebot bereitzustellen. Wissen und Emotionen vermitteln – doch gleichzeitig wirtschaftliche Ziele erfüllen: Es gilt die Balance zu halten bei der Kongressplanung. seite 0 Wissen 04/März 2007 Von der allgemeinen zur Kongress-Bildungsrendite I. Bildungsrendite aus Sicht der Bildungsökonomie Das Berichtssystem Weiterbildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fasst den berufsbezogenen Besuch von Fachmessen und Kongressen unter dem Oberbegriff der informellen (oder weichen) beruflichen Weiterbildung zusammen. 17 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland haben im Jahr 2003 eine solche Weiterbildungsmaßnahme absolviert, wobei der Anteil der männlichen Erwerbstätigen leicht über dem der Frauen liegt. Auf Akademiker bezogen ist es sogar jeder Zweite. Andere Untersuchungen grenzen den Begriff Weiterbildung auf langfristige Angebote, die zu einem Abschluss führen, ein. Aus Sicht der Teilnehmer dagegen wird die Qualität von Weiterbildungsangeboten wie Kongressen von zwei Seiten betrachtet, aus einer prognostischen und einer evaluativen. Es geht also um die Erwartungen an die Weiterbildung und nach deren Durchführung um die Evaluierung der Ergebnisse. Eine Schwierigkeit entsteht im Bereich der Weiterbildung dadurch, dass die Erträge von Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterschiedlich bewertet werden. Dieser Besonderheit trägt Donald L. Kirkpatricks bereits 1959 entwickeltes VierEbenen-Modell zur Evaluierung von Weiterbildungsmaßnahmen Rechnung. Es evaluiert die Zufriedenheit des Teilnehmers mit der Bildungsmaßnahme (Reaction), den Lernerfolg mit Blick auf Wissen und Fertigkeiten (Learning), die Verhaltensänderung im Sinne eines Theorie-Praxis-Transfers (Behavior), sowie die Ergebnisse für das Unternehmen (Results). Hiermit werden beide Perspektiven, die des Mitarbeiters und die des Unternehmens, betrachtet. Eine Schwäche liegt jedoch darin, dass die Ebene der Results nur unternehmensbezogene Größen wie Produktivitätserhöhung, Umsatz- oder Gewinnsteigerung oder Kostensenkungen einbezieht. Die Bildungsrendite einer solchen beruflichen Weiterbildung ist demnach das wichtigste (nachträglich überprüfbare) Erfolgskriterium. Doch welcher Motivation folgen die Teilnehmer an Weiterbildungsmaßnahmen? Die Weiterbildung von Akademikern folgt unterschiedlichen Zielen, wobei die Erweiterung der Fachkompetenz eindeutig dominiert. Ein höheres Einkommen oder ein geplanter Arbeitgeberwechsel sind von weitaus geringerer Bedeutung. Die empirischen Daten unterscheiden jedoch nicht nach den Zielen der informellen Weiterbildung über Kongresse. Aus diesem Grund soll hier die mögliche Motivation zur Teilnahme an einem Kongress unter bildungsökonomischem Blickwinkel untersucht werden. Die Bildungsökonomie analysiert Erträge und Kosten von Bildungsmaßnahmen. Bildungskosten entstehen durch Ressourcenverbrauch und Ressourcennutzung durch Lernende. Sie umfassen zum einen die direkten Kosten, die beispielsweise beim Bildungsempfänger anfallen. Zum anderen gehören indirekte Bildungskosten dazu, welche sich als Opportunitätskosten identifizieren lassen. Die bedeutendste Kategorie der Opportunitätskosten betrifft die für die Bildungsmaßnahme aufgebrachte Zeit. Eine Möglichkeit, um Kosten und Nutzen einer Bildungsmaßnahme gegenüberzustellen ist der Bildungsrenditen-Ansatz. Dieser vergleicht den abgezinsten Wert des Lebenseinkommens aus einer Bildungsinvestition mit dem abgezinsten Wert der Opportunitätskosten und kann somit den Gegenwartswert der individuellen Bildungserträge einer bestimmten Bildungsmaßnahme bestimmen. Hierzu kann der interne Zinsfuß berechnet werden, wozu zunächst die Kosten inklusive Opportunitätskosten erhoben und die auftretenden Nutzenstiftungen in monetärer Form spezifiziert werden müssen. Der Bildungsrenditen-Ansatz ist demzufolge in der Lage, Kosten und Erträge in einer langfristigen Betrachtung gegenüberzustellen und auch nicht-monetäre Größen „greifbar“ zu machen. Je nachdem, ob Kosten und Erträge des (Weiter-)Bildungsempfängers oder seines Arbeitgebers in die Berechnung einbezogen werden, ergibt sich eine private oder institutionelle Bildungsrendite. Bildungsrendite ist demzufolge geeignet, beide Perspektiven zu integrieren. Darüber hinaus kann sie Information und Emotion miteinander verbinden, was der folgende Abschnitt darstellen wird. II. Bildungsrendite im Management von Kongressen Die nachstehende Formel gibt einen Überblick über Erträge (linke Seite der Formel) und Kosten (rechte Seite der Formel) eines Kongresses als Weiterbildungsmaßnahme. Um die Perspektive während der Akquisitionsphase vor Kongressbeginn abzubilden, sind die Größen hier als Erwartungswerte definiert. n (Ŷb – Ŷa)t + t t=m+1 (1 + ri) S n N̂b + t t=m+1 (1 + ri) S 1 1 K̂ b S (1 + r ) = S (Ŷ + Ĉ + F̂ ) · (1 + r ) t=1 t i a t b b t i t=1 Yb erwartetes (Netto-) Einkommen nach Besuch des Kongresses Ya erwartetes (Netto-) Einkommen ohne den Besuch des Kongresses ri individueller erwarteter interner Zinsfuß Nb erwartete nicht-monetäre Erträge des Kongresses Kb erwarteter Konsumwert des Kongresses Cb erwartete direkte Kosten des Kongresses Fb erwartete private Opportunitätskosten des Kongresses (Freizeitverlust) t Zeitindex m Zeitpunkt des Endes des Kongresses n geschätzter Zeitpunkt des Endes der Erwerbstätigkeit Die Ertragsseite kann in drei Aspekte aufgegliedert werden: monetäre Erträge, nicht-monetäre Erträge und Konsumwert. Die monetären Erträge können wiederum als private oder institutionelle Erträge aufgefasst werden. Bei Selbständigen und Freiberuflern sind private und institutionelle Erträge identisch, bei Angestellten muss zwischen beiden Perspektiven unterschieden werden. Bei Kongressen und Tagungen dominieren kognitive Wirkungen, also das Vermitteln von Informationen. Die monetären Erträge für den Kongressteilnehmer resultieren beispielsweise daraus, dass der Kongress eine Steigerung des Einkommens ermöglicht durch die Vermittlung von Informationen oder neuer Fertigkeiten wie Verkaufstechniken. Der Netzwerk-Charakter eines Kongresses ermöglicht indirekte monetäre Erträge: Die bei der Veranstaltung seite 0 Wissen geknüpften Kontakte können als Basis für eine Geschäftsbeziehung dienen oder weitere Karriereschritte ermöglichen. Falls mit dem Kongress-Besuch ein Zertifikat erworben wird, kann der PrestigeGewinn ebenfalls als Bestandteil der monetären Erträge angesehen werden. Dies gilt auch für eingeladene Redner, wenn die Einladung ihre Reputation erhöht. Die monetären Erträge können für den Arbeitgeber daraus resultieren, dass Kosten gesenkt, die Qualität verbessert und Umsatz, Wachstum oder Produktivität gesteigert werden können. Dass die eigenen Mitarbeiter Unternehmensberater ersetzen, führt demnach zu einem Return on Management Education. Unter die monetären Erträge sind in beiden Fällen Steigerungen der persönlichen oder institutionellen Leistungsfähigkeit zu fassen, die auch erst eine spätere Verdienst- oder Umsatzsteigerung ermöglichen. Somit fällt auch das empirisch belegte dominierende Ziel der Weiterbildung, die Erhöhung der Fachkompetenz, unter den Bereich der monetären Erträge, ebenso die verpflichtende Weiterbildung von Ärzten. Die nicht-monetären Erträge entstehen dann, wenn der Kongress eine nicht-monetäre persönliche Weiterentwicklung ermöglicht. Beispielsweise kann ein Gesprächsführungsseminar oder eine Veranstaltung zum Zeitmanagement auch das Privatleben positiv beeinflussen, ohne sich im Einkommen niederzuschlagen. Der dritte Aspekt betrifft den Konsumwert. Im engsten Sinne meint Konsumwert eine angenehme und produktive (Arbeits-) Atmosphäre des Kongresses. Außerdem kann hierunter der Aspekt gefasst werden, dass Kongresse über die Kernleistung hinaus eine Erlebnisleistung bieten. In einem weiteren Sinn fällt auch der Konsumwert des Rahmenprogramms unter diesen Ertragsaspekt: Das Rahmenprogramm ermöglicht es beispielsweise, eine fremde Stadt kennen zu lernen, Wellness-Angebote im Hotel zu nutzen, kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen zu besuchen. Kernleistung und Konsumwert können jedoch auch in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen: Je attraktiver das Rahmenprogramm, umso eher droht die Kernleistung in den Hintergrund zu geraten. Die Kostenseite der Rendite-Formel wird zunächst von direkten Kosten geprägt. Diese resultieren aus Teilnahmegebühren für den Kongress und die Tagungsunterlagen und werden entweder vom Teilnehmer oder dem entsendenden Arbeitgeber getragen. Die privat getragenen Kosten können jedoch zumindest teilweise durch die steuerliche Geltendmachung als Werbungskosten oder Sonderausgaben abgesetzt werden. Daneben entstehen weitere (indirekte) Kosten, die auf den Kongress zurückzuführen sind: Anfahrt, Übernachtung, Rahmenprogramm, Verpflegung, gegebenenfalls Kinderbetreuung, außerdem jeweils Transaktionskosten, die für die Informationssuche anfallen. Eine bedeutende Kostenkategorie sind darüber hinaus die (privaten und institutionellen) Opportunitätskosten. Bei Veranstaltungen innerhalb der Arbeitszeit (das heißt in der Regel zwischen Montag und Freitag) bestehen diese aus dem Verdienstausfall von Selbständigen und Freiberuflern (wie niedergelassenen Ärzten) beziehungsweise aus dem Produktivitätsverlust für den Arbeitgeber bei Angestellten (beispielsweise Krankenhausärzte). Verzichtet der seite 10 m:convisions Angestellte auf bezahlte Überstunden oder nimmt er unbezahlten Urlaub für den Kongress, entstehen ebenfalls Opportunitätskosten. Wird für die Informationssuche vor dem Kongress Freizeit aufgewendet, fallen ebenfalls Opportunitätskosten an. Wird der Kongress jedoch unter dem Aspekt der Freizeitgestaltung angesehen, entstehen hierbei keine Kosten. Bei Veranstaltungen außerhalb der Arbeitszeit (beispielsweise am Wochenende) entstehen dagegen nur private Opportunitätskosten. Beispielsweise bedeutet der Freizeitverlust einen Verzicht auf Erholung. Auch psychische oder qualitative Kosten entstehen, falls beispielsweise das Familienleben des Teilnehmers darunter leidet. Es zeigt sich also, dass auch die Weiterbildungsmotivation der Teilnehmer von Aspekten der Bildungsrendite geprägt sein kann, nicht nur die der Ausrichter und Veranstalter. III. Gestaltungsempfehlungen für Veranstalter und Ausrichter von Kongressen Welche Schlussfolgerungen können Veranstalter und Ausrichter aus der theoretischen Betrachtung der Bildungsrendite von Kongressen ziehen? Das Anliegen von Kongressveranstaltern ist es zunächst, einen möglichst großen Fit zwischen der angestrebten Bildungsrendite und der Erwartung der Teilnehmer zu erreichen. Für ein optimales Zusammenspiel und ein effektives Kongressmanagement ist es unerlässlich, dass die angestrebte Bildungsrendite des Kongresses vom Veranstalter definiert und dem Ausrichter gegenüber kommuniziert wird. Je nachdem, auf welche Aspekte der Bildungsrendite die Zielgruppe besonderen Wert legt, sollte auch der Kongress diesen Punkten besondere Beachtung widmen. Dieser Aspekt führt zur ersten Handlungsempfehlung. Handlungsempfehlung 1: Analysieren Sie die Erwartungen Ihrer Kongressteilnehmer. Die Bildungsrendite-Betrachtung zeigt, dass die Erwartungen der Kongressteilnehmer sich auf höchst unterschiedliche Aspekte eines Kongresses beziehen können. Darüber hinaus unterscheidet sich auch die Gewichtung der verschiedenen Ertrags- oder Kostenkomponenten. Beispielsweise gelten für Kongressteilnehmer mit Familie höhere soziale Opportunitätskosten als für Alleinstehende, denen wiederum die monetären Erträge wichtiger sind. Die systematische Erhebung dieser Erwartungen sollte im Idealfall vor der Planung des Kongresses erfolgen, wobei insbesondere bei traditionsreichen Veranstaltungen auf Erfahrungswerte gebaut werden kann. Handlungsempfehlung 2: Betonen Sie die monetären Erträge eines Kongresses. Die weitaus dominierende Zielsetzung für den Besuch von Kongressen sind die monetären Erträge in Form von Fachkompetenz, Kontakten oder Reputation. Diese Aspekte zu betonen ist deshalb keineswegs trivial und sollte gerade bei zunehmendem Event-Charakter von Kongressen nicht vernachlässigt werden. 04/März 2007 Wissen Die angestrebte Bildungs rendite eines Kongresses muss vorab vom Veranstalter definiert werden. Die sinnvolle Gewichtung verschiedener Ertrags- oder Kosten komponenten ist ein wichtiger Aspekt bei der Planung. Kongresse sollen über die Kernleistung hinaus Erlebnisleistung bieten. Für emotionale Momente stehen das Rahmenprogramm oder auch ein betont festliches Get Together. seite 11 Wissen Bei besonders großen Kongressen kann sogar eine interne Differenzierung über „Sub-Kongresse“ oder Foren erfolgen, um die individuellen Erwartungen bestimmter Teilzielgruppen wie Berufseinsteigern besser erfüllen zu können. Bei einem kleineren Besucherkreis dagegen könnte es sinnvoll sein, den Teilnehmern vorab eine Einflussnahme auf die zu behandelnden Themen zu ermöglichen. Während des Kongresses erfolgte eine zielgruppenspezifische Anpassung der Erträge beispielsweise bei Ärztekongressen über Barcode-Karten, die individuell gestaltete Teilnahmebestätigungen mit den jeweils erworbenen Weiterbildungspunkten erlauben. Bei der konkreten Ausgestaltung kann es sich auch empfehlen, die Open Space-Methode einzusetzen. Das bewusste Ausnutzen der Diskussionen, die ansonsten nur in Kaffeepausen zustande kommen, wird hier zum prägenden Element. Die dadurch entstehende Interaktivität von Kongressen beeinflusst die Bildungsrendite positiv, da sie in der Lage ist, eine möglichst große Übereinstimmung zwischen der individuell erwarteten Bildungsrendite des Kongresses und der tatsächlichen zu erreichen. Die Vorstufe zu dieser Form ist die Schaffung räumlich abgetrennter „Kommunikations-Inseln“ mit Lounge-Charakter. Das Knüpfen von Kontakten kann über webbasierte Foren institutionalisiert werden und den Netzwerk-Charakter des Kongresses erhöhen. Handlungsempfehlung 3: Koppeln Sie nicht-monetäre Erträge und Konsumwert. Eine bewusste Kopplung von monetären Erträgen und Konsumwert erfolgt in den als Confertainment bezeichneten Angeboten von beispielsweise Freizeitparks, was jedoch vom Veranstalter mit der Zielsetzung des Kongresses abgeglichen werden muss. Für ihn besteht hierbei die Chance, die Motivation der Kongressteilnehmer zu erhöhen und bewusst den Konsumwert zu steigern. Für den Ausrichter ergeben sich gleichzeitig zusätzliche Herausforderungen an die Organisation und auch die Anpassung an die Zielgruppe. Hier ist die Schnittstelle vom Kongress- zum Event-Management offensichtlich. Um nicht-monetäre Erträge und Konsumwert zu koppeln, sind Rahmenprogramme mit Bildungsinhalten denkbar, vom Weinseminar bis zur Führung durch Kunstausstellungen. Diese Aspekte der Bildungsrendite verlangen besondere Aufmerksamkeit, da über sie die Emotionen transportiert werden und wichtige Teilzielsetzungen des Veranstalters wie Commitment der Teilnehmer erreicht werden können. m:convisions Handlungsempfehlung 5: Senken Sie direkte Kosten und Opportunitätskosten. Selbst wenn die Ertragskomponenten kommuniziert und über Branding unterstützt werden, können einzelne Personen je nach individuellem Bildungsrendite-Verständnis durch die Kostenseite an der Kongressteilnahme gehindert werden. Bei preissensiblen Zielgruppen sollten Veranstalter und Ausrichter den direkten Kosten besondere Aufmerksamkeit widmen und Preisdifferenzierungen und -bündelungen erwägen. Die direkten Kosten in Form von Tagungsgebühren sollten in engem Zusammenhang mit den monetären Erträgen stehen, denn hier ist die Bildungsrendite-Überlegung am offensichtlichsten: „Was kostet die Kongress-Teilnahme und was bringt sie mir?“ Um die Transaktionskosten zu minimieren, empfiehlt es sich, Komplett-Pakete aus Kongressgebühren, Verpflegung und Übernachtung anzubieten. Auch bei den Opportunitätskosten ist die enge Kopplung zwischen Kosten und Erträgen offensichtlich: Bei hohen Opportunitätskosten sind die Kongressteilnehmer für eine hohe Dichte des Kongresses dankbar, sie möchten in kurzer Zeit möglichst viele Informationen, Kontakte oder Weiterbildungspunkte, also monetäre Erträge, erlangen. Um die privaten Opportunitätskosten zu senken, bietet der Kongressausrichter insbesondere bei mehrtägigen Kongressen Kinderbetreuung an. Handlungsempfehlung 6: Evaluieren Sie die Bildungsrendite des Kongresses. Schließlich erfordert eine Orientierung an der Bildungsrendite eine systematische Evaluation der Ertrags- und Kostenkomponenten im Anschluss an den Kongress. Aus hierbei identifizierten Schwachstellen können Veranstalter und Ausrichter wichtige Impulse für zukünftige Veranstaltungen gewinnen. ■ Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer ist Direktor des Instituts für Marktorientierte Unternehmens führung, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine BWL und Marketing II und Dekan der BWL-Fakultät der Universität Mannheim. Handlungsempfehlung 4: Senken Sie Nachfragerunsicherheit durch Branding. Die genannten Erträge monetärer und nicht-monetärer Natur sind wie der Konsumwert des Kongresses von großer Nachfragerunsicherheit geprägt, da ein Kongress wie alle Weiterbildungsmaßnahmen ein Erfahrungsgut ist. Weitreichende Informationen vorab sind hierbei ebenso zentral wie das Branding. Eine starke Marke des Veranstalters und auch des Ausrichters sind wertvolle Instrumente, um die Unsicherheit der Nachfrager zu verringern. Qualitätssiegel oder Zertifizierungen tragen zur Markenbildung bei. seite 12 Dipl.-Kffr. Dr. Katharina Spraul ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebs wirtschaftslehre, Public & Nonprofit Management an der Universität Mannheim bei Professor Dr. Dr. h.c. mult. Peter Eichhorn. Wissen 04/März 2007 PowerPoint und die Macht der bunten Bilder Gedanken zur Kongress-Kommunikation Von Prof. Helmut Schwägermann „Erfolgreiche Kongressveranstalter werden neben den traditionell wichtigen logistisch-organisatorischen Aufgaben auch verstärkt Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaften und der Erwachsenenbildung einbeziehen.“ „Das Ritual ist immer das gleiche: Der Vorhang wird vorgezogen, das Licht gelöscht, ein Computer an einen Beamer gestöpselt. Dann flackern bunte Schaubilder mit grob vereinfachenden Torten über die Leinwand, dekoriert mit unzitierbaren Satzfetzen ohne Punkt und Komma, die der Referent im schlimmsten Fall nur noch abliest.“ (Der Spiegel) PowerPoint (übersetzt etwa: „starkes Argument“) erschien im Jahr 1990 bei Microsoft als Bestandteil von Office. Weltweit entstehen heute täglich mehr als 30 Millionen PowerPoint-Vorträge, das Programm hat einen Marktanteil von 95 Prozent. Während man sich in den Neunzigern als Kongressreferent mit Beamer und Laptop noch als technischer Pionier profilieren konnte, ist diese Kommunikationstechnik nunmehr Standard bei Tagungen und Kongressen, heute selbst bei Grundschülern. Nur die Politik glaubt noch, selbst bei Debatten zu kompliziertesten Vorgängen ohne jegliche Visualisierung auskommen zu können. Noch im Jahr 2003 erregte eine PowerPoint-Präsentation der damaligen Ministerpräsidenten Koch und Steinbrück zur Föderalismus-Debatte ebenso viel Aufsehen wie ihr Inhalt. Indes wächst die Kritik an PowerPoint-Präsentationen: Beschrieben als der große Gleichmacher, der exzellente Redner auf ein Minimum einschränke, gewährt es schlechten Rednern einen Minimum-Standard, schreibt der Spiegel. PowerPoint werde nicht zur Verbesserung der Kommunikation eingesetzt, sondern um der Angst des Redners vor dem öffentlichen Sprechen zu begegnen! Diese Referenten verwechselten PowerPoint mit einer Art „Teleprompter“ (Der Spiegel). Fertige PowerPoint-Folien, so eine weitere Kritik, unterschlagen die Entstehungsgeschichte und den Denkprozess durch eine Darstellung von zumeist unangreifbaren Lösungen. Teilnehmer werden mit komplexen Schaubildern überschüttet und die Interaktion als Besonderheit der Live-Kommunikation auf Kongressen unterbleibt. Fragen und Diskussionen kommen nicht auf. Im Jahr 2000 wiesen amerikanische Suggestionsforscher nach, wie mittels PowerPoint-Darstellung Ergebnisse manipuliert werden können: Identische Werte wurden bei der Präsentation durch PowerPoint um 20 Prozent als besser eingeschätzt. Vereinzelt raten Eventagenturen ihren Kunden daher generell vom Gebrauch von PowerPoint-Folien ab, man solle lieber versuchen, durch eigene Persönlichkeit zu überzeugen. Das Unternehmen bietet konsequenterweise Coaching für Referenten an. (Carson) Empirische Forschung: Was Teilnehmer bei PowerPoint stört In einer Studie zu Präsentationen mit PowerPoint hatte ein Drittel (40 Prozent) der 159 Befragten Probleme, vorwiegend mit dem Text einer Präsentation. Die „nervigsten“ Aspekte von schlechten Präsentationen waren: n Redner liest uns die Folien vor n Text war zu klein, konnte ihn nicht lesen n Ganze Sätze anstelle von Stichpunkten n Wegen der Farbwahl schlecht zu erkennen n Bewegte / hineinfliegende Texte und Grafiken n Ärgerliche Nutzung von Geräuschen n Zu komplexe Diagramme und Charts (Dave Paradi, 2003) 60Prozent 51 Prozent 48 Prozent 37 Prozent 25 Prozent 22 Prozent 22 Prozent Textlastige Folien abzulesen ist eine offensichtlich geistige und emotionale Unterforderung des Auditoriums. Kongress- oder Seminarteilnehmer erwarten eine adäquate Ansprache verschiedener Sinne, seite 13 Wissen gut aufbereitete Informationen und schlüssige Problemlösungen als nachhaltigen Nutzen einer Tagung. Vom Zuhörer zum Teilnehmer: Lerntheorie und Erwachsenenbildung für die Kongresswirtschaft Ist PowerPoint nun aber der Verursacher schlechter Vorträge? Ich meine, nein! Multimediale Programme bieten viele Vorteile im Vergleich zu Overhead-Folien oder Dias. Jedoch täte die Kongresswirtschaft gut daran, sich intensiver mit Lerntheorie und Erwachsenenbildung auseinanderzusetzen und diese in ihre praktische Arbeit einfließen zu lassen. So belegen empirische Untersuchungen aus der Lerntheorie eine durchschnittliche Erinnerungsleistung n beim Lesen von etwa 10 Prozent n beim Hören von etwa 20 Prozent m:convisions Rein theoretisch bieten also PowerPoint-gestützte Präsentationen bei Kongressen, Tagungen und Seminaren exzellente Möglichkeiten des Lernens und der Förderung des Verständnisses. Jedoch bedarf das Erreichen einer 50-prozentigen Lernleistung schon einiger Unterstützung durch den Referenten. Auch kann man durch InteraktionsAngebote dafür sorgen, dass Zuhörer zu Teilnehmern werden, um dem Ziel des 90-prozentigen Verstehens näher zu kommen. Konsequenzen für die Kongresswirtschaft Die Aufgabe der Kongresswirtschaft ist es schon lange nicht mehr, auf einem Kongress Informationen zu verteilen. Vielmehr ist es von eminenter Bedeutung, bei den Teilnehmern ein hohes Maß an Verständnis- und Erinnerungsleistung zu erreichen. Daher ist es Aufgabe von Referenten und Kongressveranstaltern, noch systematischer die Erkenntnisse der Lerntheorie und Erwachsenenbildung im Kongress einzusetzen. n beim Sehen (ohne zu hören) von etwa 30 Prozent n beim mediengestützen Hören von etwa 50 Prozent Referenten: Kommunikationschancen erkennen und nutzen n bei der eigenen praktischen Anwendung von etwa 90 Prozent (Buddrick, G.) Bilder: „Schnelle Schüsse ins Gehirn“ Bilder sind, so der Konsumentenforscher Kroeber-Riel „schnelle Schüsse ins Gehirn“. Sie nutzen andere Wege und Gehirnbereiche (rechte Gehirnhälfte) als Text beziehungsweise das gesprochene Wort, welches in der linken Gehirnhälfte verarbeitet wird. Bilder dienen sowohl zur Vermittlung von Informationen (Bildinhalt, kognitive Ebene) als auch der Vermittlung von Werten und Vorstellungen (Bildaussage, affektive Ebene). Insbesondere Emotionen lassen sich sehr viel leichter durch Bilder transportieren. Visualisierung als bildhafte Unterstützung von Inhalten kann n Zusammenhänge auf einen Blick erkennbar machen n die Überzeugungskraft von Argumenten verstärken n den Kommunikationsaufwand verkürzen n Gedächtnis- und Erinnerungsleistung bei den Teilnehmern erhöhen n Interesse und Aufmerksamkeit der Teilnehmer halten seite 14 Ein Referent muss sich der Chancen bewusst sein, die eine persönliche, direkte Kommunikation auf Kongressen bietet und sie auch nutzen: Dafür reicht die reine Fachkompetenz allein nicht aus. Sozial- und Methodenkompetenz sind gefragt, um die eigenen Ziele und die Erwartungen der Teilnehmer zu treffen. Dazu gehört auch eine systematische Vorbereitung der Präsentation mit einer Teilnehmeranalyse: Wer wird an der Präsentation teilnehmen, was wollen diese Teilnehmer wahrscheinlich wissen oder lernen? Welche Vorkenntnisse lassen sich voraussetzen? Was könnten sie aus eigener Erfahrung beitragen? Wie ist die emotionale Befindlichkeit? Und auch: Kann ich ihnen etwas Neues vermitteln und sie zur Diskussion anregen? Der Kommunikationspsychologe Schulz von Thun identifiziert in seinem Quadratmodell vier Ebenen für jede Botschaft: Die Sach ebene, die Zielebene / Appellaspekt, die Selbstoffenbarung / -aussage, die Beziehungs- oder Partneraussage. Dieses Modell ist auch bei der Vorbereitung von Präsentationen äußerst tauglich: Wissen 04/März 2007 Ziel des Vortrages / der Präsentation: Was soll bei den Teilnehmern erreicht werden? Welche Kernbotschaften sollen vermittelt werden? Was sind die gewünschten Einstellungs- oder Verhaltensänderungen bei den Teilnehmern? Inhalt / Sachaussage: Welche Inhalte, Bilder, Grafiken sollen gezeigt werden? Mit welcher inhaltlichen Struktur? Welche Fragen können eine Diskussion einleiten? Selbstaussage: Sich vorzustellen und die Beziehung zum Thema zu erläutern, ist mehr als eine höfliche Geste. Es zeigt im Sinne des „Storytelling“ auch die Vorgeschichte sowie die Bedeutung des Themas für den Referenten. Die adäquate Vorbereitung auf inhaltlicher, didaktischer und technischer Ebene ist darüber hinaus ein wesentlicher Indikator für die Wertschätzung gegenüber dem Auditorium. Partneraussage / Zielgruppeninvolvement: Ein guter Referent zeigt, dass er sein Publikum ernst nimmt. Er nutzt die Chancen der Face-to-Face-Kommunikation durch ständigen Blickkontakt, durch Reaktion auf Körpersprache, Aufforderung zu Kommentaren und Diskussion. Und er respektiert durch Einhalten des Zeitrahmens die individuelle Zeitplanung der Teilnehmer. Die Beherrschung der eingesetzten Präsentationstechniken inklusive des Behebens der häufigsten technischen Probleme versteht sich von selbst: Die Kenntnis des räumlichen, zeitlichen und thematischen Umfeldes der Präsentation hilft Referenten, ihre Präsentation auf die Bedürfnisse der Teilnehmer abzustimmen. Fähigkeit zur Kommunikation und Interaktion die Teilnehmerzufriedenheit und somit den Erfolg des Kongresses steigert. Eine rechtzeitige Information der Referenten durch den Veranstalter, über deren Zielgruppe und Teilnehmerzahl, Kenntnisse und Erwartungen sowie eine Beschreibung der geplanten Raumgröße, Bestuhlung und technischen Einrichtungen hilft dem Referenten. Gleichermaßen sollte der Veranstalter mit dem Referenten im Vorfeld seine Anforderungen und Erwartungen zum Beispiel in Form einer Checkliste abklären: Welche Visualisierungsmethoden werden eingesetzt? Was sind die Lehrziele und die Thesen? Wie wird die Einbindung der Teilnehmer (Interaktion) erfolgen? Fazit: „Kraft der Kongresse“ konsequent nutzen! Der flächendeckende Einsatz von PowerPoint ist kein Gütesiegel für einen erfolgreichen Kongress. Veranstalter und Referenten sehen sich in der gemeinsamen Aufgabe und Verantwortung, die spezifischen Möglichkeiten einer direkten und interaktiven LiveKommunikation weit mehr als bisher zu nutzen. Erfolgreiche Kongressveranstalter werden neben den traditionell wichtigen logistisch-organisatorischen Aufgaben auch verstärkt Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaften und der Erwachsenenbildung einbeziehen. Sie führen und unterstützen Referenten als Content Provider und als Träger der spezifischen Live-Kommunikation und nutzen so konsequent die besondere Kraft der Kongresse. ■ Veranstalter: Referenten führen und unterstützen Erfolgreiche Veranstalter und Kongress-Dienstleister kennen die Möglichkeiten und Grenzen der Live-Kommunikation. Verantwortlich nicht nur für den äußeren Rahmen der Veranstaltung, für ein topaktuelles Programm und ein hohes fachliches Niveau der Referenten, überlassen sie die Präsentationen von Moderatoren und Referenten nicht dem Zufall! Sie wissen, dass Moderatoren und Referenten quasi „Co-Produzenten“ des Kongresses und die eigentlichen Inhaltsträger (Content Provider) sind und für die Kernleistung des Kongresses sorgen. Veranstalter müssen daher Moderatoren und Referenten gleichermaßen führen und unterstützen, da deren Prof. Helmut Schwägermann ist an der FH Osnabrück Professor für Allgemeine BWL und Veranstaltungsmanagement und Studiengangsleiter für das BachelorProgramm International Event Management Shanghai. seite 15 Markt m:convisions Live-Kommunikation: Deutschlands führende Köpfe und ihre ausgezeichnete Kreativität Controller auf dem Rückzug, Kreative mit mehr Spielraum Von Frank Wewoda Deutschlands Event-Kreative räumen Auszeichnungen ab, stehen international so hoch im Kurs wie vielleicht nie zuvor. Die Konzepte und Ideen ihrer Köpfe sorgen in der Fachwelt für Aufsehen. „m:con visions“ hat sich mit den Machern aus vier der bedeutendsten deutschen Agenturen für Live-Kommunikation über die Lage der Branche und ausgezeichnete Projekte unterhalten: Michael Leroudier (circ corporate experience) schickt Energie-Manager baden, Stefan Weil (Atelier Markgraph) lässt die „Klinsmänner“ auf Wolkenkratzern erscheinen, Hubert Diehl (max.sense Marketing) mietet für einen Autohersteller ein ganzes Alpendorf und Jörg Krauthäuser (facts+fiction) baut ein Bankhaus aus Eis. seite 16 MARKT 04/März 2007 Ein Spektakel ohnegleichen: Live-Kommunikation sucht die große Bühne, wie hier in Frankfurt bei der „SkyArena“. seite 17 Markt m:convisions Manager stürzten sich bei der E.ON Energie Konzerntagung im bulgarischen Varna ins Schwarze Meer oder meditierten in klösterlicher Stille. Der Markt zieht an, bestätigten alle Interviewpartner übereinstimmend. Doch teilweise hat die Wirtschaftsmisere auch bleibende Spuren hinterlassen: Die Controller halten mittlerweile das Ruder bei den Entscheidungen über Corporate Events in der Hand, bei Budgets zählt häufig immer noch mehr der Preis als das Konzept, hat Armin Schlamp festgestellt. Dass sich das bald wieder ändern muss, findet nicht nur Schlamp, Geschäftsführer der Münchner Agentur KMS Team GmbH, die als eine der führenden deutschen Agenturen für Corporate- und Messe-Design gilt. In den für die Agenturen schwierigen Jahren konnte man ihm zufolge fast das Gefühl haben, dass „noch für jeden Flyer ein Pitch veranstaltet wurde“. Michael Leroudier, Geschäftsführer der Wiesbadener Eventagentur circ corporate experience, können Controller dagegen nur bedingt schrecken. Dass die Herren über die Zahlen die Kreativen ausgebremst hätten, ist ihm noch nie untergekommen. Der Controller eines größeren Unternehmens erwartet den Erfahrungen von Michael Leroudier zufolge vor allem, dass sehr transparent dargestellt sei, zu welchen Konditionen die Agentur arbeitet. Genauso wichtig ist es laut dem Geschäftsführer, für alle Fremdleistungen, die vergeben werden, seriöse Vergleichsangebote einzuholen und zu dokumentieren. Damit sei der Revisionssicherheit Genüge getan. Nächtliches Winterschwimmen und Meditieren im Höhlenkloster Beim jüngsten, mit dem EVA-Award der Veranstaltungsbranche ausgezeichneten Projekt für E.ON Energie, hatte circ nicht nur die Prüfer auf seiner Seite. Die Stadt Varna in Bulgarien: die Wellen rauschen gleichförmig am Strand, es ist stockfinster, das Schwarze Meer eiskalt. Plötzlich tauchen 170 Manager in Badesachen auf, nehmen Anlauf, stürzen sich in die Fluten – ein Märchen, Fieberseite 18 traum einer überarbeiteten Führungskraft? Falsch – Realität. Es handelte sich um die E.ON Energie Konzerntagung. Bei der ließ circ ihren Kunden, den Energieversorger E.ON Energie und dessen Führungspersonal, „mit Energie Grenzen überwinden“. So lautete das Motto der Veranstaltung. Das nächtliche Winterschwimmen ergänzte Angebote wie Meditieren im Höhlenkloster. Mut und generalstabsmäßige Organisation Ein Konzept wie dieses preisgekrönte verlangt in der Umsetzung neben generalstabsmäßiger Organisation vor allem erst einmal eines: Mut. Nicht jede Agentur hätte die Courage, überhaupt in einem wirtschaftlich vergleichsweise eher gering entwickelten Land wie Bulgarien ein großes Event zu veranstalten. circ ging allerdings noch einen Schritt weiter. „Wir haben nahezu das gesamte Personal – rund 650 Mitarbeiter – in Bulgarien rekrutiert. Einzig zehn Mitarbeiter von uns waren zur Koordination und Leitung vor Ort.“ Die größte Überraschung war für Michael Leroudier „das ausnahmslos hohe Maß an Professionalität und die Identifikation der bulgarischen Mitarbeiter mit diesem Projekt“. Alles im Dienste der Botschaft, die das Event vermitteln sollte: 04/März 2007 MARKT Horizonte erweitert: die Konzerntagung von E.ON Energie versammelte über 1.000 Führungskräfte. seite 19 Markt m:convisions Rechte Seite: Ein österreichisches Alpendorf wurde für 650 Vertragshändler des Herstellers KIA zu KIA Village. Motive warben für die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft auf der Frankfurter Skyline mit ihren Bankhochhäusern – die „SkyArena“ zog die Massen in ihren Bann. „Varna bedeutet für E.ON Energie die äußerste östliche Grenze des Versorgungsgebietes. Um Grenzen zu überwinden, muss man natürlich erst einmal an der Grenze stehen. So erklärt sich die Wahl des Veranstaltungsortes.“ Insgesamt 1.000 Führungskräfte aus den 24 europäischen Konzerngesellschaften der E.ON Energie waren am Ende mit von der Partie. Mit dem Projekt schrieb circ corporate experience seine größte aktuelle Erfolgsgeschichte: Das Konzept wurde ausgezeichnet mit dem nationalen Eventpreis EVAAward in Gold und international mit dem Gala-Award, verliehen in Los Angeles. 40 Industriekletterer bespannen Wolkenkratzer Auch Stefan Weil kam jüngst international zu Ehren: unter anderem erhielt das Atelier Markgraph, dessen Geschäftsführer und Kreativdirektor Stefan Weil ist, den „ITVA Award“-Sonderpreis in der Kategorie „Urbane Bühnen“, verliehen vom Internationalen Fachverband für audiovisuelle Kommunikation (ITVA). Stefan Weil konzipierte sozusagen die Ouvertüre für das deutsche Fußball-Sommermärchen 2006, aber auch das Fanfest in Frankfurt am Main: Er ist der Macher der „SkyArena“, der mehrtägigen Lichtinszenierung der Frankfurter Banken-Hochhäuser. Markgraph wollte ursprünglich die markante Skyline der Bankenhochhäuser bereits zur Einführung des Euro an Silvester 2001 als Bühne für Projektionen nutzen. „SkyArena“-Projektleiterin Isa Rekkab: „Nach den Ereignissen am 11. September 2001 war das allerdings nicht mehr möglich. Mit der Fußball-WM im eigenen Land und Frankfurt als Austragungsort haben wir einen Anlass gesehen, das Vorhaben wieder aufleben zu lassen.“ Der Auftraggeber, die Tourismus + Congress GmbH Frankfurt am Main, sei sofort begeistert gewesen, als die Agentur das Konzept präsentiert habe. seite 20 Zu sehen war die Projektion schließlich mehrere Kilometer weit: Insgesamt 10.000 Quadratmeter Bildfläche nahm die „SkyArena“ auf den Hochhäusern ein: Das entspricht zwei Fußballfeldern. Für die Umsetzung und Koordination vor Ort waren zeitweise bis zu 120 Personen im Einsatz, darunter 40 Industriekletterer, die neun Tage lang die Fassaden mit Spezialfolie in riesige Projektionsflächen verwandelten. „Ein Projekt dieser Größenordnung ist technisch wie organisatorisch ein Kraftakt und benötigt eine lange Vorlaufzeit – zumal, wenn es sich wie bei der SkyArena um eine Premiere handelt“, so Isa Rekkab. Markgraph nutzte die Frankfurter Skyline als weithin sichtbare Bühne für den Fußball. An drei Nächten hintereinander eine knappe Woche vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM projizierte Markgraph auf den Hochhäusern der Stadt „ein monumentales Album großer Fußballmomente“, so Stefan Weil. Die Inszenierung wird als Ouvertüre zum deutschen Fußball-Sommermärchen 2006 nachhaltig im Gedächtnis bleiben. 04/März 2007 MARKT seite 21 Markt m:convisions In sechs deutschen Großstädten ließ die Kölner Agentur facts+fiction ein Wohnhaus mit 100 Quadratmeter Grundfläche samt Einrichtung vollständig aus Eis errichten – und löste ein gigantisches Medien-Echo aus. Für eine ähnliche positive Grundstimmung unter den Vertragshändlern der KIA MOTORS Deutschland zu sorgen war der Auftrag für die Groß-Gerauer Agentur max.sense Marketing: Auf dem Wiedersbergerhorn – dem höchsten Berg weit und breit – liegt Schnee, die Luft ist klar, die Sonne strahlt, kurzum: die Alpen-Idylle im Ski- und Snowboardparadies im österreichischen Alpbach zwischen Innsbruck und Kufstein ist perfekt. Und doch ist etwas ganz anders als sonst. Anstelle der Straßenschilder wie „Hauptstraße“ oder „Mittlerer Höhenweg“ prangen dort exotische Namen wie „Sorento“-Allee und „Picanto“Straße. Dazu säumen rote Luftballons die Straßen, auf ihnen steht rot auf weiß der Hinweis auf den Urheber der Straßen-Neutaufe nach den Markennamen der eigenen Modelle: KIA, der koreanische Autohersteller, hat ganz Alpbach drei Tage lang in Beschlag genommen. Hintergrund war das Kick-Off Meeting 2007 der deutschen KIA-Vertragshändler vom 28. bis 30. Januar, organisiert von der LiveMarketing-Agentur max.sense Marketing aus Groß-Gerau. Das Dorf auf einem sonnigen Plateau des Alpbachtales wurde Führungsriege von KIA MOTORS Deutschland wintergerecht mit kurzerhand in KIA Village umbenannt. 650 Vertragshändler mit dicken Jacken ein. Per Shuttle, in KIA-Autos versteht sich, wurden Begleitung kamen in einer etwas anderen Umgebung als sonst zum die Gäste zu ihrer Unterkunft gefahren. Jahrestreffen zusammen – kein öder Konferenzraum langweilte, Erstes Gemeinschaftserlebnis war eine Skiakrobatik-Vorführung kein uninspiriertes Abhaken von Tagesordnungspunkten stand in der Skischule, zu der Glühwein und Maronen gereicht wurden. auf dem Programm, sondern ein Treffen mit Erlebnischarakter, Erst anschließend betraten die Händler erstmals das benachbardas zugleich informieren und motivieren sollte. Harte Fakten wie te Alpbacher Congress Centrum in der Ortsmitte. „Dort haben wir Jahresziele in entspannter Atmosphäre besprechen – so die Idee. typische österreichische Gerichte serviert – mit Sachertorte, Tiroler Hubert Diehl, max.sense-Prokurist und für das KIA Kick-Off-Meeting Speck und Salzburger Nockerln nahe am Klischee, doch das gehörte zuständiger Projektleiter, erzählt: „Wir hatten eine Dorfrezeption zum Konzept.“ Ein Programm mit Künstlern rundete die Sache ab eingerichtet als zentralen Anlaufpunkt. Dort erwartete die ankom- – abends heizte unter anderem DJ Ötzi bei einer „Openhouse Party“ menden Händler eine Schlüsseltombola, das heißt, keiner bekam ein. Zu den so fast beiläufig, auf jeden Fall aber zwanglos vermitein Hotelzimmer zugeteilt, sondern die Schlüssel als Ergebnis einer telten Informationen für die Händler zählten etwa die Strategie vergnüglichen Verlosung.“ Dann teilten Service-Mitarbeiter auch für 2007, Sponsoring-Engagements oder besondere Werbeaktionen die Unterlagen aus, kleideten die KIA-Händler und die komplette zu neuen Sondermodellen. seite 22 MARKT 04/März 2007 In einer Vorbereitungszeit von nur drei Monaten stemmte max.sense Marketing das Projekt, bei dem das Team aus Agentur, Helfern vor Ort und Künstlern auf 120 Personen kam. Besondere Herausforderung: Der Umbau des Alpbacher Congress Centrum. Unterschiedliche Räume standen für verschiedene österreichische Regionen: „Wir hatten etwa eine komplette Heurigenwirtschaft gebaut.“ Am nächsten Tag wollten KIA MOTORS Deutschland und max.sense Marketing noch höher hinaus: Zwei Tonnen Material schleppten die Macher auf den Berg, Equipment für Ton, Dekoration und Licht packten sie in die Seilbahn und Schneeraupen. Alles eben, was man so braucht für eine zünftige Hüttengaudi auf 2.000 Meter Höhe. Hubert Diehl: „Insgesamt eine sehr motivierende Veranstaltung, in der Darstellungsform überraschend anders – voriges Jahr lief das Ganze zum Beispiel im Europark Rust ab. In Alpbach ist ein Kick-Off-Meeting gelungen , das Emotionalität und Intelligenz verband.“ Und auch die Controller hatten nichts zu mäkeln. Transparente Baufinanzierung: Eishaus für ING-DiBa Trotzdem: Live-Kommunikation ist und bleibt eine eng abgegrenzte Nische im Kommunikationsmix aus Werbung, Promotion, Public Relations, Sponsoring, Messen und Events, auch wenn zu Zeiten des Dot-Com-Hypes manche in der Branche meinten, die Spezialisten für Live-Kommunikation könnten gleich die ganze Markenführung mit übernehmen. Mittlerweile aber besinnen sich Event-Agenturen wieder auf ihre Kernkompetenz. „Die Branche wird mehr und mehr ernst genommen und von den Unternehmen bewusst da eingesetzt, wo Live-Kommunikationsmaßnahmen zur Zielerreichung am effektivsten sind“, sagt Jörg Krauthäuser, Agenturgründer und Geschäftsführer der Kölner Agentur facts+fiction. Er und seine Agentur bauten für die Direktbank ING-DiBa ein Eishaus, unter anderem in Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Nürnberg und Oberhausen. Das Ziel: Die ING-DiBa als größte deutsche Direktbank und Marktführer für private Baufinanzierung erlebbar zu machen. Das Eishaus sollte Transparenz symbolisieren – eingefrorene Dekorations- und Gebrauchsgegenstände wie Küchengeräte, ein Fernseher und ein Laptop waren der besondere Blickfang im Haus. Bundesweit stieß die Roadshow auf riesige Resonanz und sorgte für ein außergewöhnlich breites Medienecho. Je 85 Tonnen Trüb- und Klar-Eis, in England produziert, wurden per Schiff und Kühlschwertransporter zu den verschiedenen Veranstaltungsorten geliefert. Aus 1.000 Eisblöcken, jeder einen Meter lang, entstand so in jeweils vier Tagen und vier Nächten Aufbauzeit mit 80 Helfern das Eishaus. 142.000 Menschen besichtigten in 36 Tagen die sechs Eishäuser. Nach dem Besuch der „unterkühlten Wohnung“ gab es einen Punsch zum Aufwärmen und natürlich Informationen zur Baufinanzierung der Bank. Das Branding im Haus selbst war eher zurückhaltend, lediglich der eingefrorene Laptop und der gefrostete Fernseher zeigten die Homepage und den ING-DiBa-Fernsehspot. Ein Urlaub in einem Eishaus nahe des schwedischen Kiruna hatte Jörg Krauthäuser inspiriert. „Als dann eine Anfrage unseres Kunden Technik in der Eventbranche: Vom Kulissenbauer zum Lichtregisseur Gefragt nach den wichtigsten technischen Neuerungen im Eventbereich der letzten zehn Jahre, muss der Architekt und Bühnenbildner Peter Nowack nicht lange nachdenken. „Die Multimediatechnik bedeutete sicher ebenso einen bahnbrechenden Fortschritt wie der Siegeszug der LED.“ LED-Technik habe die ganze Lichtgestaltung im Event- und Fernsehbereich revolutioniert. Die meisten Events wären ohne Licht- und Videoprojektionen nicht mehr denkbar. „Wenn Sie früher etwa einen barocken Ballsaal haben wollten, mussten Sie das Ganze tatsächlich von Kulissenbauern mit Holz, Pinsel und Farbeimer gestalten lassen – das war handwerklich selbstverständlich sehr schwierig und entsprechend teuer.“ Meistens sei es günstiger gewesen, die Veranstaltung gleich in ein echtes Schloss zu verlegen. Anders heute: „Das Gebäude würden Sie heute ganz selbstverständlich mittels Licht- und Videoprojektionen erzeugen. Allenfalls würden Sie noch echte Möbel hineinstellen.“ Im Eventbereich hat längst ein virtuelles Zeitalter begonnen. Zudem sei heute bei Events viel mehr Dynamik im Spiel. „Heute ist alles in Bewegung, rotiert, wird in Film- und Videosequenzen eingespielt, bewegte Bilder dominieren das Geschehen, werden auf multifunktionale Kulissen projiziert.“ Für ein 2005 neu gebautes Schulungszentrum von Daimler Chrysler in StuttgartVaihingen hat Peter Nowack solche multifunktionalen Kulissen im Auftragsvolumen von rund 250.000 Euro konzipiert. Die Kulisse kann farblich verändert werden, die Farbstimmung wird durch indirekte Beleuchtung geprägt. Es handelt sich dabei um eine Art fahrbare, multifunktionale Dekoration, in der das Stuttgarter Weltunternehmen sowohl Schulungsfilme drehen lässt wie auch Betriebsjubiläen oder andere Events veranstaltet. „Diese Kulisse hat eine Art Werkstattcharakter, weil auch große Lkw darin Platz finden müssen, die zu Schulungszwecken hereingefahren werden“, so Peter Nowack. kam, das Thema transparente Baufinanzierung erlebbar zu machen, hatte ich genau vor Augen, wie wir das visualisieren.“ Der internationale Erfolg: Das als Roadshow konzipierte Eishaus kam bei den diesjährigen Cannes Lions auf die Shortlist in der Kategorie „Promo Lions“. „Es war – obwohl imposant – eine sympathische, unaufdringliche Idee, keine brachiale Promotionidee“, so Jörg Krauthäuser. Und nicht einmal die Controller hatten am Ende etwas auszusetzen, zu positiv war die messbare Wirkung. ■ seite 23 Markt m:convisions Über die Schulter geschaut: Neujahrsempfang der Landesregierung Baden-Württemberg Ein gutes Stück Baden-Württemberg – kein ganz normaler Arbeitstag Er ist die öffentliche Ouvertüre für das politische Jahr der Landesregierung Baden-Württemberg, der Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten. In diesem Jahr ist der Empfang ein Höhepunkt auf dem Veranstaltungskalender des Mannheimer m:con Congress Center Rosengarten. Aus Anlass der Feiern zum 400-Jahr-Stadtjubiläum fand der diesjährige Empfang in Mannheim statt. 2.500 geladene Gäste wurden erwartet – die gesamte Landesregierung, weitere Amts- und Würdenträger aus Politik und Verwaltung, Größen aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft sowie last but not least viele engagierte Bürgerinnen und Bürger des Landes. Und Mannheim will sich und die Region unter dem Titel „Mannheimer Schulen“ als traditionsreicher wie dynamischer Innovationsraum vorstellen; mit der Hilfe etlicher kultureller Institutionen (beispielsweise dem Nationaltheater, der Musikhochschule sowie der Popakademie Baden-Württemberg), Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Sport, die in kurzen Talkshows Exzellenzen der Metropolregion vorstellten sowie diversen medialen und Ausstellungspräsentationen besonderer Projekte der Entwicklung der Metropolregion. Ein weiteres Thema waren die sportlichen Höhepunkte, die das Land 2007 erwarten, für deren Vorstellung viele hochengagierte Kinder und Jugendliche aus den jeweiligen Verbänden und Vereinen sorgten. Das erste Konzept für den Empfang erarbeitete m:con-Abteilungsleiter Projekt-Entwicklung und -Management Joachim Grafen bereits im September 2006. 2.500 Gäste, rund 230 Künstler, Talkshowgäste und Akteure auf acht Bühnen und Aktionsflächen, zehn Aussteller und Präsentationen, 18 Buffets und Bars – was für die Besucher des Empfangs schließlich einfach ein fröhlich-informativer Abend ist, bedeutet für Joachim Grafen, Projektleiterin Jana Bernhard und die Auszubildende Verena Baust Dauerkonzentration und Anspannung. Am Tag des Neujahrsempfangs schaute „m:con-visions“-Redakteurin Maren Weber Joachim Grafen einen Tag lang bei der Arbeit über die Schulter. 19. Januar 2007, 08:30 Uhr: Der Arbeitstag von Joachim Grafen beginnt. 18 Stunden liegen vor ihm, in denen auch die Arbeit der vergangenen Monate auf dem Prüfstand steht. Schon am Vortag hat der Aufbau begonnen. Er besichtigt die Räume, überprüft die Einrichtungen. 11:00 Uhr: Joachim Grafen, Jana Bernhard und Verena Baust begutachten gemeinsam mit m:con-Geschäftsführer Michel Maugé das Foyer im Erdgeschoss des Rosengarten. An diesem Ort wird später das Defilee des baden-württembergischen Ministerpräsidenten seite 24 Günther Oettinger stattfinden. Peinlich genau – nicht zuletzt für die Fernsehbilder – wird das Szenario ausgerichtet; Blickfang soll das historische Benz-Dreirad sein, die wohl bedeutendste Erfindung in der Geschichte Mannheims. 11:20 Uhr: Nach kurzer Absprache kümmern sich Jana Bernhard und Verena Baust um die Verteilung der Pflanzen. Ein Meer von Benjaminis und großen Bambus-Büschen steht am Haupteingang des Rosengarten und soll später in den drei bespielten großen Foyers für grüne Strukturen – Schmuck und Abgrenzung – sorgen. 11:26 Uhr: Es geht weiter zum rechten Seitenfoyer des m:con Congress Center Rosengarten. Während des Neujahrsempfangs werden hier die jungen Spieler der SG Leutershausen den Besuchern zeigen, was sie können. Joachim Grafen inspiziert die Stahlsäulen, vor die später das Tor gestellt und das aus Sicherheitsgründen notwendige Fangnetz, eine freundliche Leihgabe einer am Rosengartenausbau beteiligten Baufirma, gespannt werden soll. 11:30 Uhr: Von Stress ist bei Joachim Grafen, Jana Bernhard und Verena Baust keine Spur zu bemerken. Das Team geht die nächsten Schritte durch: Sind die VIP-Garderoben fertig? Hat die Musikhochschule den einzigartigen digitalen Flügel für die Bühne im Obergeschoss angeliefert? Wann ist der Klavierstimmer fertig, wann kommt die Security? 12:46 Uhr: Joachim Grafen geht zum letzten Mal an diesem Tag in sein wegen des Rosengartenausbaus in die Mannheimer Quadrate verlegte Büro. „Das ist die Ruhe vor dem Sturm“, sagt er. „Erst gegen 17.00 Uhr geht die Hektik los.“ Letzte Dokumente werden ausgedruckt: Viele Hinweisschilder aber vor allem der zum werweiß-wievielten Mal aktualisierte Ablaufplan. 13:06 Uhr: Joachim Grafen schaut sich die Bühne im Foyer an, auf der am Abend zwei junge Bands der Popakademie Mannheim spielen werden. „Diese ganz besonderen Boxen hier sind bestens geeignet das Foyer flächig zu beschallen, ohne vordergründig nur laut zu sein“, erklärt er. 13:27 Uhr: Die Counter am Eingang des m:con Congress Center Rosengarten sind für die Veranstaltung am Abend fertig. Drei für die Presse, drei weitere als Gäste-Information – die entsprechenden Charts auf großen Flachbildschirmen strahlen bereits im von m:con gestalteten Corporate Design des Empfangs, später wird Jana MARKT 04/März 2007 18:15 18:30 18:35 18:45 19:35 19:55 20:00 20:20 seite 25 Markt m:convisions Bernhard noch alle Gäste-, VIP- und Presselisten auf die integrierten Abend auftreten werden, checkt die Cateringstationen und Bars. PC einspielen. Grafen macht sich derweil auf den Weg zurück in den 17:30 Uhr: Grafen, Jana Bernhard und Verena Baust treffen sich Mozartsaal. Neben der Ansprache des Ministerpräsidenten, dem zum letzten Mal im Besprechungsraum zum Meeting. Die FunkgeRecital von Orchester und Solisten des Nationaltheaters werden hier räte werden ausgeteilt – während der Veranstaltung werden sich später noch – nach einer rasanten Komplettentstuhlung des Saales so alle m:con-Mitarbeiter drahtlos verständigen können. – junge Tänzer und Turner des Landes ihr Können zeigen. 18:25 Uhr: 2.500 Gäste, angereist aus allen Ecken des Landes, 13:46 Uhr: Die m:con-Techniker montieren die letzten der beginnen ins Haus zu strömen. Zum ersten Mal nun ein wenig unzähligen Strahler und Lampen an die Deckenzüge. Unterdes- Unruhe. Ministerpräsident Oettinger trifft nicht direkt im m:con sen rückt Grafen das Rednerpult an die richtige Stelle. Um dessen Congress Center Rosengarten ein, sondern wollte den Weg über Position zu überprüfen, werden die unterschiedlichen Blickwinkel das benachbarte Dorint-Kongresshotel nehmen – für das geplante per Selbsttest aus diversen Stuhlreihen überprüft. Gleichermaßen Entree gesäumt von einer Reiterstaffel der Polizei und untermalt Position und Einstellung der Kameras für die Liveübertragung auf von einer 60köpfigen Blaskapelle eine kleine Katastrophe. Doch nach drei Leinwände im Saal. kurzer Verständigung kann der Ministerpräsident auf den richtigen 14:25 Uhr: Nun sind die Dekorationen an der Reihe. Die Büh- Weg gebracht werden – der VIP-Vorempfang mit Mannheims OB nenbeflaggung – Fahnen für Baden-Württemberg, Deutschland, Gerhard Widder beginnt. Europa und Mannheim – erscheint ein wenig instabil und wird 19:30 Uhr: Der Funkverkehr nimmt zu, vor allem um sekunnochmals extra fixiert, der gelieferte Blumenfries für die Bühnen- dengenau den Weg des Ministerpräsidenten vom Vorempfang zum kante muss – so wird im Team spontan beschlossen – noch durch Plenum abzustimmen. Ein Draisinenfahrer „entführt“ ihn aus dem nachzuliefernde Blüten verschönert werden, was Jana Bernhard kleinen Saal, ein Spalier junger Sportler begleitet ihn auf dem Weg mit einem Telefonat schnell und ruhig organisiert. und schlussendlich soll das Orchester mit dem „Badner Lied“ genau 15:00 Uhr: Während Jana Bernhard sich um die nun massiert dann beginnen, wenn Oettinger den großen Saal betritt. Ein paar erscheinenden Aussteller kümmert, die Plätze zuweist, den nötigen Schweißtropfen später ist dies geschafft und stimmgewaltig singen Support organisiert, macht sich Grafen auf den Weg zur Regie – für die zweieinhalbtausend die Hymne als Willkommen für den Landen heutigen Abend ein Video-/TV-, ein Licht- und ein Tonraum desvater. Wo noch vor wenigen Stunden zentimetergenau Lichtakhoch oben unter der Decke des großen Saals. Mit Roland Keilbach, zente gesetzt wurden, werden nun die landespolitischen Akzente für zuständig für Kamera- und Videobild, Jens Freyer, der für das Licht 2007 verkündet und Mannheim ausgiebig zum Geburtstag gratuliert, verantwortlich zeichnet und Karsten Pötzsch, der den Ton steuern umrahmt von einem mitreißenden Rossini-Programm des Nationalwird, bespricht er nun den aktuell geplanten Ablauf des Abends. theaterorchesters. Grafen ist derweil in einem der Regieräume des 15:50 Uhr: Einer der kleineren Konferenzräume wird als Orga- Mozartsaals, von hier oben aus hat er das Geschehen im Saal am nisationsbüro für m:con genutzt. Joachim Grafen gönnt sich eine besten im Blick. Jana Bernhard hat im Saal das Stagemanagement, kurze Pause und trinkt einen Kaffee. Austrinken kann er nicht. Er an den Bühnen im Unter- und Obergeschoss koordiniert Verena wirft einen letzten Blick in das von m:con gestaltete Programmheft, Baust derweil mit den letzten der inzwischen vollständig eingetrofhält auf der letzten Seite inne. „Drum grüß ich dich mein Badner fenen Künstler die späteren Auftritte. Land, du edle Perl’ im ganzen Land!“, murmelt er leise vor sich hin 20:08 Uhr: Die Rede war wie so oft ein wenig länger als geplant, und nimmt diese erhabenen Zeilen zum Anlass sich wieder zu erhe- und so starten Buffeteröffnung und das Programm mit etwas Verben: „Ich geh noch mal in den Mozartsaal und schau, ob alles fertig spätung. Auf der Bühne im Obergeschoss spielt eine Pianistin Liszts ist und wie weit der 400-Jahre-Mannheim-Trailer ist.“ Keine Minute „Rhapsodie Espagnole“, wenig später erklingt im Untergeschoss des später ist er schon wieder auf dem Weg durch das Congress Center. m:con Congress Center Rosengarten Musik eines Jazztrios der MusikDer 400-Jahre-Clip wird zur Einstimmung vor Veranstaltungsbeginn hochschule Mannheim. Zum Defilee bildet sich vor dem Ehepaar im Mozartsaal und später zusammen mit weiteren Filmen in der Oettinger eine kaum enden wollende Schlange. Videolounge im linken Foyer des Rosengarten laufen. 20:20 Uhr: Die Hoheitsgebiete sind nun klar festgelegt, Grafen 16:04 Uhr: Ein Tänzer des „Churfürstlichen Hofstaates Schwet- kümmert sich um die Talkshows im Obergeschoss, Jana Bernhard zingen“ trifft ein. Joachim Grafen informiert Verena Baust, die den betreut die Bühne im Erdgeschoss und Verena Baust ist für das Künstler seinen Kollegen in der Garderobe bringt, Jana Bernhard Untergeschoss zuständig. Die m:con-Projektleiter haben trotz der betreut derweil die Soundchecks der diversen Ensembles, die am Verteilung die gesamte Veranstaltung im Blick – die Bühnen sind seite 26 04/März 2007 20:25 21:50 22:30 23:05 MARKT akustisch nicht ganz voneinander zu trennen, der Ablauf ist somit kaum veränderbar. 21:20 Uhr: Die Rokoko-Tänzer des „Churfürstlichen Hofstaat Schwetzingen“ beginnen mit ihrer Darbietung im Erdgeschoss, parallel dazu diskutieren ein Stockwerk darüber unter anderem Finanzminister Gerhard Stratthaus, BASF-Vorstand Dr. Eggert Voscherau, Dr. Gerhard Vogel, Präsident der IHK Rhein-Neckar sowie die Vorstände der Heidelberger Druckmaschinen AG und der SAP AG Bernhard Schreier und Prof. Dr. Claus E. Heinrich die wirtschaftliche Strategie der Region. Im Untergeschoss führt die Opernklasse der Musikhochschule Auszüge aus Jules Massenets „Cendrillion“ auf, parallel dazu soll wiederum im Erdgeschoss die Band „Ben*Jammin“ der Popakademie rocken. Dies freilich gerät in Verzug, da das Fernsehen später als geplant seine „Live-Schalte“ mit dem Ministerpräsidenten startet. Mit knappen Absprachen und etwas Diplomatie wird der Zeitplan gleichsam auf offener Bühne freilich wieder ins Lot gebracht. Die zuvor aufgeholte Zeit ist zwar wieder dahin, aber die inzwischen zu Buche stehenden 20 Minuten Verspätung liegen noch im grünen Bereich, die Gäste bemerken davon nichts. 22:20 Uhr: Während nach erfolgreichem Umbau und vor erfreulich großem Publikum im Mozartsaal die Darbietungen der jungen Turner und Tänzer beginnen, startet die Gesprächsrunde zum Thema Wissenschaft. Teresa Henkel vom SWR moderiert die Runde mit Wirtschaftsminister Frankenberg, Prof. Wolfgang Franz, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Prof. Hans-Wolfgang Arndt und Prof. Peter Hommelhoff, Rektoren der Universitäten Mannheim und Heidelberg. 23:50 Uhr: Nach einer weiteren Talkshow, den großen Turn- und Tanzshows, während nun die letzten Künstler in den Foyers auftreten, sitzen die drei m:con-Mitarbeiter Grafen, Bernhard und Baust im Besprechungszimmer zu einer kurzen Verschnaufpause und einem ersten Resümee. „Ich habe vorhin ein Tor gegen einen professionellen Handballer geworfen“, sagt Joachim Grafen stolz und fügt schmunzelnd hinzu: „Er war allerdings erst elf Jahre alt.“ 01:30 Uhr: Der Neujahrsempfang neigt sich dem Ende zu. Die Gäste fahren heim und auch die Arbeit des m:con-Teams für diese Veranstaltung ist bald vorbei. Zum Ausklang ein erleichtert-fröhliches Abschluss-Bier mit den Verantwortlichen des Staatsministeriums Baden-Württemberg. 02:30 Uhr: Joachim Grafen verlässt das m:con Congress Center Rosengarten – eine kurze Nacht: Um halb zehn am folgenden Samstag sitzt er bereits wieder mit Geschäftsführer Michel Maugé zusammen, um die nächste Großveranstaltung zu besprechen. ■ seite 27 Markt m:convisions IMEX 2007: Neue Angebote, neuer Besucher-Rekord erwartet – und Ray Bloom ist mittendrin Trotz neuer Konkurrenz aus Osteuropa: Deutschland weiterhin führend Von Frank Wewoda „Diese Messe hat ein Gesicht – und zwar das von Ray Bloom“, sagt Lutz P. Vogt, Chef des German Convention Bureau (GCB). Ray Bloom ist die Persönlichkeit, um die sich alles bei der IMEX zu drehen scheint. Vogt: „Es gibt keinen Branchenverband der MICE-Branche weltweit, den Ray Bloom nicht besucht hat, bei dem er nicht persönlich bekannt ist.“ Die intensive Kontaktpflege zeigt Wirkung: Die von Ray Bloom und dem GCB aufgebaute Messe ist eine absolute Institution. seite 28 04/März 2007 2007 findet die IMEX bereits zum fünften Mal statt. Das GCB ist strategischer Partner der IMEX, Organisator des Deutschland-Standes mit 140 Ausstellern und Ansprechpartner für deutsche Besucher, Aussteller und Presse. Die Entwicklung imponiert. Vogt: „Wir hatten in diesen fünf Jahren ständig steigende Besucher- und Ausstellerzahlen.“ Im vorigen Jahr lockte die IMEX – wie jedes Jahr ein neuer Rekord – exakt 7.603 Fachbesucher aus 97 Ländern, davon 3.412 so genannte „Hosted Buyer“. Diese sind als Gäste der IMEX-Organisatoren eingeladen und genießen Privilegien wie kostenlose Anreise und Unterbringung. Dieses Jahr sollen die Besucherzahlen noch einmal steigen, wenn es nach den Organisatoren geht. „Wir organisieren den größten Stand auf der Messe“, betont GCB-Chef Vogt: „Mit unserem DeutschlandStand sind wir ein ganz zentraler Anlaufpunkt dieser Messe.“ Die IMEX zeichnet sich durch viele Vorzüge und Besonderheiten aus, die sie zur Leitmesse machen. Der für die Event-, Incentive-, Kongress- und Veranstaltungswirtschaft bedeutendste Branchentreff in Deutschland findet vom 17. bis zum 19. April in Halle 8 der Messe Frankfurt statt. Neu dabei sind diesmal die Gewinner der so genannten „Wild Card“, der begehrten Tickets für eine kostenlose Teilnahme an der diesjährigen IMEX: Das äthiopische Addis Abeba, die Kapverdischen Inseln und der Bezirk Mures in Transsilvanien-Siebenbürgen sorgen als Exoten für inhaltliche Farbtupfer und können sich und ihre Angebote erstmals vorstellen. Auch das GCB vergibt Wild Cards: Einer der Gewinner ist das Portland Forum am Herrenberg im Süden von Heidelberg. Im August 2004 hat die pro event live-communication GmbH im Auftrag der HeidelbergCement AG das Management für den Jugendstilbau übernommen. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung und Partner der anderen Locations in Heidelberg und im Rhein-Neckar Kreis“, sagt Jörn Huber, der Geschäftsführer von pro event. Das Portland Forum, früher die Festhalle der HeidelbergCement AG, steht jetzt Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen als Event-Location zur Verfügung. In dem Bau, der modernste Technik in historischer Architektur bietet, sind beispielsweise Kongresse und Feiern für bis zu 650 Personen möglich. Ein neues Angebot zeigen auch die Gewinner einer weiteren Wild Card des GCB: Mit „historischen Events & Locations“ – entwickelt von der Firma Cruise MARKT Events – vermarktet die Düsseldorfer Agentur Orangepro Event & Touristik historisch und kulturell bedeutsame Veranstaltungsorte in Deutschland. Dazu zählen mehr als hundert Schlösser und historische Gebäude, Museen und Parks. Eine weitere Neuerung: In diesem Jahr bietet das GCB 15 kostenfreie Seminare an – neun mehr als im Vorjahr. An den drei Messetagen finden jeweils zwei Seminare am Vormittag und jeweils drei am Nachmittag statt. Jede Veranstaltung richtet sich an eine spezifische Zielgruppe innerhalb des deutschen Meeting- und Incentive-Marktes. Neu ist zudem eine Unterscheidung von Seminaren seite 29 Markt für Einsteiger und für erfahrene Veranstaltungsplaner. „Das macht unser Angebot einfach noch attraktiver: Die Seminare bieten einen Mehrwert und führen dazu, dass hoffentlich noch mehr Besucher die Messe kennen lernen wollen.“ Schließlich sei das ein Markenzeichen der IMEX und des vom GCB verantworteten DeutschlandStandes: „Die IMEX ist keine reine Messe, die Besucher kommen hier nicht nur in eine Halle mit Ständen, in der sie auf Aussteller und deren Produkte treffen. Sie geht in einigen Punkten weit über dieses herkömmliche Angebot hinaus.“ Mehr als 30 Aussteller aus der Tourismus, Kongress- und Tagungsbranche, die bereits in den vergangenen Jahren hier präsent waren, vergrößern 2007 ihre Stände. Deutlich mehr Fläche haben zum m:convisions Beispiel Australien, Costa Rica, Deutschland, Peru und Sri Lanka gebucht. Mit größeren Ständen werden auch London und Paris sowie die Veranstalter Carat Tours und Cox and Kings vertreten sein. Unter den Hotelketten, die ihren Auftritt auf der IMEX verstärken, sind Marriott Hotels & Resorts und Fairmont Hotels. Gemäß aktueller Trends in der Branche entwickeln sich zudem die Ausstellungsflächen der osteuropäischen Destinationen: Größere Stände haben Estland, Kroatien, Rumänien, Serbien, Slowenien und Tschechien sowie die Städte Moskau und St. Petersburg gebucht. „Wegen der osteuropäischen Mitbewerber wird Luft für deutsche Anbieter von Kongressen und Tagungen noch nicht dünn. In Osteuropa sind die Preise etwas niedriger, in Infrastruktur, Organisation, Der Rahmen für Fachgespräche stimmt: Dieses Jahr sollen die Besucherzahlen auf der IMEX erneut steigen. seite 30 04/März 2007 MARKT GCB-Mitglieder im Fokus: Dresden „Elbflorenz“ lockt Kongressbesucher Von Rüdiger Chwalkowski In loser Folge wird „m:con visions“ einige wichtige Mitglieder des German Convention Bureau (GCB) vorstellen. In dieser Ausgabe: Dresden. Liebhaber der sächsischen Hauptstadt bezeichnen Dresden auch gerne als Elbflorenz. Wer die wieder aufgebaute Frauenkirche bestaunt hat, den Semperbau des Zwingers oder die Brühlsche Terrasse kennt, weiß warum. Direkt am Elbufer zwischen Marienbrücke und Sächsischem Landtag liegt auch das neue Internationale Congress Center Dresden (ICD), das direkt verbunden ist mit dem Maritim Hotel Dresden im denkmalgeschützten Erlweinspeicher. Das Internationale Congress Center Dresden (ICD) wurde 2004 fertig gestellt, Projektvolumen: rund 75 Millionen Euro. Das Hotel verfügt über 328 Zimmer, davon 40 Suiten. Gerhard Riegger, Direktor des Internationalen Congress Center Dresden (ICD) wie auch des angeschlossenen Maritim Hotels, nennt die Vorzüge seines Hauses: „Da wäre zuerst die einmalige Lage direkt an der Elbe zu nennen, im Herzen der historischen Stadt und der einzigartige Blick aus den unüblich großen Gästezimmern auf die historische, barocke Altstadt. Dort hat das Architekturbüro Storch, Ehlers und Partner ein Erlebnisgebäude geschaffen, ein perfektes Kleinod, das einmalige Bedingungen schafft für Kongresse, Tagungen sowie begleitende Messen und Ausstellungen, aber auch für Events, Incentives, Firmen- und Motivationsveranstaltungen mit Feuerwerk, Dampferparaden und vieles mehr.“ Eine besondere Herausforderung für die Planer war der Hochwasserschutz. Riegger: „Es handelt sich um das erste schwimmende Gebäude an Land, verankert im Naturfels.“ Die stadtbildprägende Lage stellte zudem höchste Ansprüche: „Der Architekt Hinrich Storch hat das in westlicher Richtung historisch nie abgeschlossene Stadtbild mit seinem Gebäude in Form einer 56 Meter breiten Terrassen-Treppe abgerundet“, erklärt Riegger. Der Landtag befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft, durfte architektonisch durch das Kongresszentrum nicht erdrückt werden. „So hat Hinrich Storch die Traufhöhe des Landtages mit in sein neu geschaffenes Bauwerk aufgenommen.“ Das ICD verfügt über 33 Räume, der größte Saal bietet Kapazitäten für bis zu 4.150 Teilnehmer. Das Besondere ist das flexible Raumangebot mit sechs Trennwänden pro Ebene. Das Besondere in wirtschaftlicher Hinsicht: Die Maritim Hotelgesellschaft ist Pächter und Betreiber des Kongresszentrums auf eigene Rechnung – die Stadt trägt nicht die Risiken der Betriebsführung. Attraktive Lage an der Elbe, die Stadtkulisse mit Frauenkirche im Hinter grund: Das Internationale Congress Center Dresden (ICD) und das im historischen Erlweinspeicher untergebrachte Hotel Maritim nebenan. Der architektonische Charakter ist ebenfalls außergewöhnlich: „Das hypermoderne Glas-Gebäude erstreckt sich auf vier Ebenen, die terrassiert sind und im Innern des Gebäudes vierstufig zum Stadtbild hin aufsteigen, in Treppenform aufwärts führen. Eine Doppelglaswand führt als geschwungene Doppelwelle durchs ganze Gebäude.“ Für Feste durchs ganze Haus kann man die Säle über das Atrium miteinander verbinden, was einer Maximalkapazität von dann 6.000 Gästen entspricht. „Auf jeder Veranstaltungsebene können gleichzeitig und durch modernsten Schallschutz völlig ungestört voneinander Gruppen von zwei Teilnehmern bis zu ein paar Tausend tagen“, so Gerhard Riegger. Im Jahr 2006 verzeichnete das ICD 617 Tagungen und Kongresse in seinen Räumen mit insgesamt 216.600 Besuchern. Erfreulich ist für Riegger die steigende Anzahl der mehrtägigen Veranstaltungen – kein Wunder bei der Attraktivität Dresdens. Der Geschäftsführer des Mannheimer m:con Congress Center Rosengarten war nach der Wende in den frühen 90er-Jahren maßgeblich beratend tätig, als das Konzept des Hauses entstanden ist. „Michel Maugé ist der geistige Vater und Mitbegründer des Raumkonzepts und der Philosophie des Hauses“, so Gerhard Riegger. Durch den über vier Ebenen angelegten Bau können bis zu vier verschiedene Nutzergruppen gleichzeitig im ICD tagen. „Das ist ein Selling Point, ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem wir uns gegenüber Konferenzhotels klar abgrenzen“, sagt Gerhard Riegger. Das Kongresszentrum und das Maritim Hotel sind unterirdisch verbunden. Für kongressbegleitende Messen und Ausstellungen stehen bis zu 8.000 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Zwischen Landtag, ICD und Erlweinspeicher schuf Architekt Storch einen parkähnlichen Platz, der sich Richtung Elbtal öffnet. „Dieser erinnert in seinem Charakter an eine südländische Piazza“, gerät Gerhard Riegger ins Schwärmen. seite 31 Markt m:convisions Das „Gesicht der IMEX“, Ray Bloom (Mitte), pflegt einen äußerst persönlichen Geschäftsstil – die Aussteller und Besucher danken es ihm. m:con mit märchenhaften Models vor Ort Perfektion, Professionalität gibt es aber in der Regel noch Nachholbedarf.“ Es werde noch eine ganze Zeit dauern, bis Anbieter aus diesen Ländern einen Standard erreichten, der mit dem deutschen vergleichbar sein wird, ist Lutz P. Vogt überzeugt. Anders sieht es da mit den näheren europäischen Nachbarn aus: Gerade US-Amerikaner gehen gerne in Länder, in denen Englisch gesprochen wird, also ist Großbritannien schlechthin ein sehr starker Markt und damit für deutsche Player eine große Konkurrenz. „Zwar sind die von uns vertretenen deutschen Anbieter nicht konkurrenzlos, aber wir sind immer noch führend im Bereich Tagungen und Kongresse. Der Markt beschränkt sich nicht einfach auf ein Zentrum wie das nun einmal in Großbritannien mit London, in Frankreich mit Paris und in Italien mit Rom der Fall ist. Der Effekt ist klar. Die Angebote in den genannten Hauptstädten kranken vor allem an einem: Die Preise sind hoch, das Angebot ist limitiert, die Qualität lässt oft zu wünschen übrig. „Dagegen haben Sie bei uns Kongress- und Tagungsmöglichkeiten im Norden, im Zentrum, im Süden, im Osten, im Westen, in den verschiedensten Landschaften und Regionen und dies überall zu angemessenen Preisen bei hervorragender Qualität.“ Am Deutschland-Stand werden sich die Besucher aus aller Welt davon überzeugen können. Ray Bloom wird auch hier selbstverständlich vorbeischauen – und dies nicht nur einmal: „Für mich ist das der erste Messeorganisator, der am Schluss da steht und allen, wirklich allen, die Hand schüttelt und sich persönlich bedankt – phänomenal“, sagt Lutz P. Vogt. ■ seite 32 Bei der IMEX, die vom 17. bis zum 19. April 2007 erneut in Halle 8 der Messe Frankfurt stattfindet, regt der Mannheimer Professional Congress Organiser (PCO) die Sinnesfreude der Besucher ganz besonders an: Zwei Models werden am m:con-Stand (IMEX-Standnummer F160) in einer Body-Painting-Performance so kunstvoll bemalt, als wären sie direkt den märchenhaften Motiven der m:con-Anzeigenkampagne entsprungen. Während der Messe werden sie in der ganzen Halle für den m:con-Stand werben und Gutscheine für einen Cocktail verteilen. Den bekommen die Gäste dann vom m:con-Barmixer am Stand frisch zubereitet. Die edle Optik des m:con-Standes mit Parkett, Designerstühlen und Chromoptik im Barbereich komplettiert eine neue Lounge-Ecke mit Ledercouch und Sesseln, die zum Verweilen und zu Fachgesprächen mit m:con-Spezialisten einlädt. Für aktuelle und potenzielle Kunden bietet sich die Gelegenheit im direkten Gespräch zu erfahren, welche Möglichkeiten ihnen das m:con Congress Center Rosengarten nach dem Ausbau bis Ende dieses Jahres offeriert und wie Veranstaltungen dann konkret ablaufen könnten. „Die Lernatmosphäre und damit die Qualität der neuen Räume für das Tagungsgeschäft wird überragend sein“, sagt Michel Maugé, Geschäftsführer von m:con. m:con wird den Besuchern diese Perspektiven seines um 8.000 Quadratmeter wachsenden Hauses auf der IMEX vor Augen führen. 04/März 2007 M:CON Baustellenführungen: m:con gewährt Ein- und Ausblicke in die Zukunft Darauf sind alle gespannt: Wie das Gebäude wirklich einmal aussieht Von Frank Wewoda Mannheim und das m:con Congress Center Rosengarten – seit 1903 spiegelt sich das Leben der Stadt in dem prächtigen Jugendstilgebäude. „Praktisch alle Mannheimer und viele Besucher der Stadt können eine Geschichte erzählen, die sie mit dem m:con Congress Center Rosengarten verbindet“, sagt Bastian Fiedler, Marketingleiter bei m:con im Congress Center Rosengarten. count down 2007 seite 33 M:CON m:convisions Es geht aufwärts: Die Rolltreppen – noch mit Schutzhülle – im „neuen“ m:con CC Rosengarten. Es wurde Licht: Die Staubschutzwände sind entfernt, jetzt kann tagsüber die Sonne durch die neue Hightech-Glasfassade blinzeln. Entsprechend groß ist die Neugier vieler Menschen, was sich am zu Beginn des Jahres 2006 sichtbar begonnenen Bau tut, wie das ausgebaute Gebäude, in dem sich der Mozartsaal befindet, künftig wirklich aussehen wird, was in seinem Innern künftig neu und anders sein wird. m:con will allen Interessierten so ausgiebig wie möglich Einblick bieten – soweit es die unter Hochdruck laufenden Bauarbeiten eben zulassen. m:con-Geschäftsführer Michel Maugé: „Wir werden 70 Baustellenführungen anbieten, bei denen sich alle ein Bild davon machen können, was künftig hier möglich sein wird.“ Wenn es sein Terminkalender erlaubt, lässt es sich Michel Maugé nicht nehmen, die Besuchergruppen persönlich über den Ausbau zu informieren. „Die Bauarbeiten sind für sich genommen ja schon faszinierend genug. Wenn ich nur ein paar Tage nicht auf der Baustelle war, hat sich bereits wieder so viel getan, dass ein Besuch immer wieder aufs Neue lohnt.“ Als Beispiel nennt Maugé die gerade entstehenden Seminarräume auf der Gustav-MahlerEbene, dem künftigen Obergeschoss direkt über dem Mozartsaal. „Die Lernatmosphäre und damit die Qualität dieser Räume für das Tagungsgeschäft wird überragend sein, das merkt man im ersten Moment, wenn man den Ausblick rundherum sieht und nachempfinden kann, wie großzügig und hell die Räume sein werden.“ Davon können sich Unternehmen und Organisationen, die im m:con Congress Center Rosengarten tagen oder es für Veranstaltungen nutzen, ebenso ein Bild machen wie Vereine und verschiedenste Institutionen aus der gesamten Metropolregion. Das große öffentliche Interesse kommt nicht von ungefähr, denn die Bekanntheit des m:con CC Rosengarten ist selbst für die Mitarbeiter der Betreibergesellschaft immer wieder beeindruckend. Ob es für „echte“ – also hier aufgewachsene – Mannheimer um den Tanzstunden-Abschlussball geht, für Mediziner um den letzten GroßKongress oder für Musikliebhaber um ein unvergessliches Konzert der traditionsreichen Musikalischen Akademie: „Der Rosengarten“, wie ihn Einheimische kurz nennen, ist jedem ein Begriff. Und der hat einen guten Klang – ob das Kongresszentrum nun wahrgenommen wird als Ort der Begegnung, an dem Wissen und Informationen vermittelt werden, die den Lauf vieler Dinge entscheidend verändern oder auch einfach als Treffpunkt, um anregende Tage und Abende zu verbringen. Wer seit über einem Jahrhundert stets Stadtgespräch ist, muss im Mittelpunkt stehen – das m:con Congress Center liegt als wichtige Sehenswürdigkeit mitten in der Innenstadt an der Friedrichsanlage, gegenüber dem Mannheimer Wahrzeichen, dem Wasserturm. Besucher, die in Zukunft auf den Rolltreppen ins zweite Obergeschoss fahren, werden durch die Glasfassade geradewegs auf ihn zugleiten – ein Detail, von dem der Architekt des Ausbaus, Andreas Schmucker, immer wieder begeistert berichtet. m:con-Chef Michel Maugé hört es gern, um zu ergänzen: „Mit dem Ausbau setzen wir für die Besucher im m:con Congress Center Rosengarten in allem neue Qualitäts-Maßstäbe.“ Nicht nur durch den schicken, transparent gestalteten Kubus mit seiner HightechGlasfassade – auch in der gesamten Ausstattung des Kongresszentrums spiegeln sich die enormen Investitionen. „Zehn der insgesamt investierten 50 Millionen Euro entfallen allein auf die Technik, die ein Querschnitt aus dem Besten sein wird, was der Markt heute hergibt.“■ seite 34 04/März 2007 M:CON seite 35 M:CON m:convisions Zwei PCO – eine Zusammenarbeit im technischen Bereich: m:con und AKM Momente, bei denen man ins Schwitzen gerät Die Lage beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vor fünf Jahren im Mannheimer m:con Congress Center Rosengarten war ernst. Die AKM Congress Service GmbH aus Weil am Rhein mit Hauptsitz in Basel trug als Organisator die Gesamtverantwortung für den Kongress. Stefanie Laubscher, Projektleiterin und Leiterin der Kongressabteilung bei AKM, erinnert sich. Noch heute kommt sie bei dem Gedanken ins Schwitzen: „Die Software am Counter war abgestürzt.“ Die Schlange bei der Teilnehmerregistrierung wurde lang und länger, Unruhe kam auf. Schnelle Hilfe musste her. Naheliegend, bei der Technikabteilung von m:con um Hilfe zu bitten, die direkt im m:con Congress Center Rosengarten ihren Sitz hat. Rainer Buzengeiger, bei m:con Leiter der Informationstechnologie, nahm sich der Sache an – und brachte das Programm wieder zum Laufen. Es war der ungewöhnliche Beginn einer Kooperation, die bis heute andauert. „Unsere Zusammenarbeit ist vorbildlich. AKM ist unser Kunde. Wir von m:con stellen als Dienstleister unser technisches Know-how bei Projekten zur Verfügung, die AKM verantseite 36 wortet“, erklärt Rainer Buzengeiger. Gegenüber dem Veranstalter tritt direkt nur AKM in Erscheinung – m:con liefert zu, ordnet sich also der Gesamt-Regie von AKM unter. „Das Verhältnis ist sehr kollegial – als würden wir in derselben Firma arbeiten“, schildert Buzengeiger. Beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie 2003 04/März 2007 M:CON arbeiteten die Teams von m:con und AKM wieder zusammen – diesmal in Hamburg. Zuletzt organisierten die beiden Professional Congress Organiser (PCO) unter Federführung von AKM die Neurowoche 2006 in Mannheim und die Arbeitstagung für neurologische Intensiv- und Notfallmedizin kürzlich in Chemnitz. Zu den Leistungen, die die AKM bei m:con beauftragt, gehört etwa ein eigenes Medienmanagement-Programm, das den Referenten eines wissenschaftlichen Kongresses das Einreichen ihrer digitalen Präsentationen ermöglicht. Selbstredend führt m:con auch die technische Regie bei der Medienannahme vor Ort, übernimmt die technische Leitung des Kongresses und koordiniert die Zusammenarbeit im technischen Bereich mit den jeweiligen Kongresszentren. Stefanie Laubscher fasziniert, wie sich die Technik in den letzten Jahren entwickelt hat und die Arbeit beim Kongress für alle Beteiligten erleichtert. „Dass der Referent am Rednerpult heute alle Inhalte auf dem Touchscreen sieht, seine Präsentation darüber steuert und nicht mehr auf die Leinwand schauen muss, ist nur ein wichtiger Fortschritt.“ Dank der heutzutage üblichen Beamer-Doppelprojektion entfallen auch die Referentenschilder. „Die Referentennamen werden digital eingeblendet“, so Laubscher. Je größer die Möglichkeiten werden, desto aufwändiger auch Logistik, Auf- und Abbau. Das wiederum bekommt ein sehr gutes, vertrauensvolles und partnerschaftliches Teamwork die m:con- Technikcrew deutlich zu spüren. „Der Aufwand ist sicher über Firmengrenzen hinweg ermöglicht.“ groß, wenn wir etwa – wie beim Kongress der Deutschen Gesellschaft Trotz perfektem Zusammenspiel sind die Mitarbeiter in der für Neurologie 2004 – nach Düsseldorf oder 2005 nach Wiesbaden Kongressbranche vor Überraschungen natürlich nie sicher: „Derreisen. Da kommen leicht 20 bis 25 Mitarbeiter zusammen, die wir zeit habe ich mit einer Doppelbelegung in Tagungsräumen der vor Ort für die technische Umsetzung brauchen“, so Mario Helbing, Universität in München zu kämpfen – ausgerechnet in einer Zeit, stellvertretender Technischer Leiter bei m:con. Das Schöne daran: in der sowieso alle Welt dort tagt“, schildert Stefanie Laubscher: Die Teams von AKM und m:con wachsen immer weiter zusammen. „Innerhalb von vier Tagen haben wir in München eine neue Location Rainer Buzengeiger: „Ein fünftägiges gemeinsames Projekt außer ausfindig gemacht – in einem absoluten Kongressmonat wie dem Haus führt natürlich zu einem Miteinander, das über ein klassisches März!“ Erinnert sie sich künftig daran, könnte sie doch wieder ins Auftragnehmer- und Auftraggeber-Verhältnis hinausgeht und damit Schwitzen kommen. ■ seite 37 M:CON KongressTicker m:convisions News ■ 14. bis 18. März 8. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und 4 Beatmungsmedizin, mit 400 Beiträgen einer der größten Kongresse der Lungenheilkunde ■ 21. und 22. März VDI-K Jahrestagung „Kunststoffe im Automobilbau 2007“ ■ 23. und 24. März S GK Fachkonferenz „Zukunft der kommunalen Daseinsvorsorge“, Fachtreffen der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik ■ 28. März SAG-Frühjahrsmeeting des Arbeitskreises Banking, D Treffen der unabhängigen Interessenvertretung aller SAP-Anwender in Deutschland, Österreich und der Schweiz. ■ 12. bis 14. April 73. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung, größter deutscher Kardiologenkongress mit mehr als 6.500 aktiven Teilnehmern ■ 14. bis 18. April 113. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Großkongress für Internisten (in Wiesbaden, organisiert von m:con) ■ 18. bis 20. April 19. Finanzsymposium 2007 von Schwabe Ley & Greiner, Leitmesse für das Corporate Treasury-Management und Firmenkundengeschäft ■ 26. April BASF, Hauptversammlung ■ 02. Mai Fuchs Petrolub, Hauptversammlung ■ 07. bis 09. Mai VDI – 23. Deutscher Ingenieurtag, Fachtreffen des größten Ingenieurverbands in Europa ■ 10. Mai SAP, Hauptversammlung ■ 11. bis 13. Mai Musikschulkongress 2007, „Musik zeigt Wirkung! Musikschule für Morgen“, Fortbildung des Verbandes Deutscher Musikschulen ■ 17. bis 19. Mai 58. Deutscher Anwaltstag 2007, „Deutschlands Anwaltschaft in Europa“, Fachtreffen des Deutschen Anwaltvereins ■ 23. Mai Bilfinger Berger, Hauptversammlung ■ 31. Mai MLP, Hauptversammlung seite 38 n Die acht Rolltreppen für das neue m:con Congress Center Rosengarten sind so in die Glasfoyers einbezogen, dass sie ein Gefühl vermitteln, als würde man in den Himmel fahren. auf eine Gesamtfläche von 22.000 Quadratmetern wächst. Die Rolltreppen stehen für ein neues Zeitalter: Die Besucher verfügen künftig über neue Freiräume, die fast mühelos erreichbar sind. 17,5 und 22 Meter lang sind sie, jeweils rund 100.000 Euro wert: Die Montage der acht Rolltreppen Ende Januar war ein nach außen sichtbarer Meilenstein des Ausbaus am Mannheimer m:con Congress Center Rosengarten. Die Rolltreppen dienen dazu, die vielen Menschen, die künftig gleichzeitig im m:con CC Rosengarten tagen können – bis zu 9.000 Teilnehmer – bequem in ihre Meeting- und Work-ShopRäume zu bringen. Hergestellt wurden die Rolltreppen in China, ein Containerschiff hat sie um die halbe Welt bis nach Hamburg transportiert. Dort sind sie – noch in Einzelteilen – per Tieflader nach Paderborn gekommen. Dann erst wurden sie zusammengebaut und nach Mannheim transportiert. Die Montage ist ein Meilenstein des Ausbaus, mit dem das m:con Congress Center Rosengarten um rund 8.000 Quadratmeter n Mit einem Kunden-Award wird sich m:con ab 2008 auf ganz besondere Weise bei Professoren bedanken. In der Kongressbranche geht der Trend immer mehr zu Großkongressen. Das m:con Congress Center Rosengarten Mannheim trägt dem Rechnung und schafft mit dem Ausbau Platz für Veranstaltungen mit mehreren Tausend Teilnehmern. Bei diesen Kongressen handelt es sich häufig um nationale und internationale Medizin- sowie Informationstechnologie (IT)-Kongresse. Die Verbindung zwischen medizinischen Verbänden und Kongresshäusern sind oftmals Professoren. Ab 2008 ehrt m:con diese Schlüsselpersonen, die sich besonders für einen Kongress eingesetzt haben oder zur Gewinnung eines neuen Kunden beigetragen haben, mit einem speziellen „m:con Award“. M:CON 03/Oktober 2006 News Big-Band-Swing nimmt die Gäste für eine Sommernacht mit auf eine Zeitreise ins New Orleans der Zwanziger-Jahre: Der Ball „Rund um den Wasserturm“ am Freitag, 17. August, ist der gesellschaftliche Höhepunkt der Springreiter-Europameisterschaften. Das spektakuläre Konzept des Balls ist komplett von m:con – offizieller Mitveranstalter der EM – ausgearbeitet worden. News „The Great Gatsby“ wäre nicht nur ein Roman oder ein Film, sondern für einen Sommerabend in Mannheim Realität geworden – denn unter diesem Motto steht der Ball. Die zauberhaft inszenierte Gartenlandschaft und bunt illuminierten Wasserspiele der Friedrichsanlage schaffen dazu eine einmalige Atmosphäre. Das Wahrzeichen der Stadt, der Wasserturm, ist der Mittelpunkt der größten geschlossenen Jugendstilanlage Europas. Zum In der prächtig illumi- ersten Mal in der 100-jährigen nierten Jugendstilanlage am Geschichte des Wasserturms Friedrichsplatz in der Mann- kommen die Ballgäste in einen heimer Innenstadt genießt das solchen Genuss. Weitere InforPublikum ein Diner im Stil eines mationen: www.em2007.de Sommer-Picknicks, um im gegenKarten für dieses einmalige über liegenden m:con Congress Erlebnis unter Telefon (0621) 101011 Center Rosengarten in der Late oder per E-Mail unter kartenzenLounge die Nacht zum Tag zu [email protected] machen: Während der Europameisterschaft der Springreiter n Zwei besondere Highlights vom 14. bis zum 19. August 2007 erwartet die Klassik-Fans in in Mannheim kommen Glamour diesem Jahr im m:con Conund Feststimmung nicht zu kurz gress Center Rosengarten: (siehe auch Seite 47–49). Der Ball Anna Netrebko und das New zur Springreiter-Europameister- York Philharmonic Orchestra. schaft ist der Höhepunkt der Meisterschaften. 1.000 Gäste werden am 17. August am m:con Congress Center Rosengarten Mannheim aus diesem Anlass erwartet. In der dortigen „Late Lounge“ finden die Feiern ab Mitternacht ihren rauschenden Abschluss – bei schlechtem Wetter wird der Ball sogar ganz hierher verlegt. Oldtimer werden am m:con Als Studentin im MariinskyCongress Center Rosengarten Theater putzte sie den Boden, vorfahren, die aussehen, als wür- nur um möglichst nah bei den de ihnen im nächsten Moment Schauspielern zu sein. Auf StaRobert Redford entsteigen, und tisten-Einsätze folgten kleine News n Thema „Mobilität“: Europas größter Ingenieur-Verband tagt unter dem Motto „Welt in Bewegung“ im m:con CC Rosengarten. n Rollen. Der große Schritt auf die Bühne kam 1995: Sie wurde von Valery Gergiev entdeckt und für die Titelrolle von Glinkas „Ruslan und Ludmilla“ verpflichtet. Gastspiele an der San Francisco Opera machten sie über Nacht in der Opern-Szene bekannt. Zusammen mit Rolando Villazón steht die Russin am 18. Juli 2007 in Mannheim auf der Bühne. Die Star-Diva mit Gesangspartner hat ihren Preis: Für 483,50 Euro gibt es VIP-Karten – inklusive eines Essens mit den beiden. Das „New York Philharmonic Orchestra“ gastiert seit vielen Jahren in Europa fast nur in Hauptstädten wie London, Paris oder Madrid. Für eine mittlere Großstadt wie Mannheim war es bislang aussichtslos, diese renommierte Größe in der Klassik-Welt für einen Auftritt zu gewinnen. Das Stadt-Jubiläum macht jetzt den entscheidenden Unterschied: Das älteste Orchester Amerikas spielt unter der Leitung von Star-Dirigent Lorin Maazel am 12. Mai 2007. Vor 163 Jahren gegründet, gilt es als eines der Orchester, die weltweit am meisten Zuhörer anlocken – insgesamt 14.000 Konzerte soll es schon gegeben haben. Der Verein Deutscher Ingenieure VDI ist der größte Zusammenschluss von Ingenieuren in Europa. Sein wichtigstes Treffen ist der Deutsche Ingenieurtag, der jedes zweite Jahr stattfindet. Das m:con Congress Center Rosengarten in Mannheim ist 2007 der Tagungsort. Innovationen mit bedeutendem Zukunftspotenzial genauso wie Chancen und Risiken von Technologien werden die Themen in Mannheim sein. Der 23. Deutsche Ingenieurtag steht unter dem Motto „Welt in Bewegung – Mobilität verbindet“. Führende Experten der Branche geben vom 07. bis 09. Mai mit Vorträgen und Präsentationen einen Überblick der technischen Entwicklungen im Bereich der Mobilität. Vorgestellt wird den 1.300 Teilnehmern außerdem die 2006 gegründete Initiative „Sachen machen!“, die den Technikstandort Deutschland stärken soll. Außerdem treten der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee und der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Günther H. Oettinger, als Redner in der Plenarversammlung des Deutschen Ingenieurtags auf. seite 39 Magazin m:convisions Wissenschaftsstandorte (1): „Tübingen ist eine Universität“ – Herausragende Forschung und medizinische Spitzenleistungen, aber keine Tagungskapazitäten Wissenschaftler wünschen sich ein eigenes Kongresszentrum Von Stefan Kern und Jörg Herzog „Tübingen hat keine Universität, Tübingen ist eine Universität“, lautet ein zeitloses Bonmot über die schwäbische Stadt am Neckar. „m:con visions“ wird ab dieser Ausgabe herausragende Wissenschaftsstandorte in Deutschland vorstellen. Tübingen bildet den Auftakt. Hier wurde die „Impfung gegen Krebs“ bekannt, der Wissenstransfer von der Forschung in die Industrie klappt vorbildlich. In vielen Bereichen ist Tübingen führend. Aber ein eigenes Kongresszentrum hat die Stadt nicht. Noch… Der neue Oberbürgermeister, dessen Wahl eine kleine Revolution war, will das nun ändern. Er ist erst der zweite „grüne“ OB im Ländle neben Dieter Salomon in Freiburg. „m:con visions“ hat sich mit dem neuen Oberbürgermeister Boris Palmer und führenden Köpfen der Universität unterhalten. waren sich danach ausnahmsweise einmal einig: Die Stimmen der CDU-Wähler hätten Palmer den überraschenden Sieg gesichert. Laut dem Nachrichtenmagazin „Focus“ ist Tübingen die „lebenswerteste Stadt Deutschlands“. Zuletzt geriet die Kreisstadt mit ihren 83.500 Einwohnern einzig und allein durch die Oberbürgermeisterwahl bundesweit in die Schlagzeilen, die mit einem Paukenschlag endete: Überraschend fegte der 34-jährige Boris Palmer die Amtsinhaberin der SPD im ersten Wahlgang aus dem Rathaus. Besonders bemerkenswert: Boris Palmer, Parteimitglied und Landtagsabgeordneter von Bündnis 90 / Die Grünen, suchte im Wahlkampf die Nähe zum christlich-bürgerlichen Lager, spannte prominente CDU-Mitglieder wie den Stuttgarter Alt-OB Manfred Rommel in seinen Wahlkampf ein. Die Kommentatoren des ortsansässigen Schwäbischen Tagblatts und der eher landesweit orientierten Stuttgarter Zeitung gab es doch bis vor hundert Jahren eine strenge Trennung. „In der Oberstadt lebten ausschließlich die Professoren und in der Unterstadt siedelten die Weinbauern.“ Tübingen selbst wurde im Jahr 1078 im Zusammenhang mit der Belagerung der Zwingburg durch Heinrich IV zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die kleine Gemeinde 40 Kilometer südlich von Stuttgart entwickelte sich schnell. Wichtige Schritte waren die Universitätsgründung, die Verleihung der Stadtrechte und die Ernennung zur Kreisstadt und zum Sitz des Regierungspräsidiums, das sich bis an den Bodensee erstreckt. Heute scheint es in Tübingen eine stille Übereinkunft zu geben, dass das, was gut für die Universität ist, zum überwiegenden Teil seite 40 Für den frisch gebackenen OB Boris Palmer ist es Ehrensache, das Erbe seiner Vorgänger zu bewahren: Auch für ihn ist und bleibt die Universität Dreh- und Angelpunkt der Stadt. Im Gespräch mit „m:con visions“ erklärt Palmer, dass dies nicht immer so war, Magazin 04/März 2007 auch gut für die Stadt ist und umgekehrt. „Für die Qualität des Wissenschaftsstandorts ist auf alle Fälle beides entscheidend: die Universität und die räumliche Umgebung.“ Und so sieht sich der Oberbürgermeister auch in der Pflicht, die Rahmenbedingungen für die Universität weiter zu verbessern. Ganz oben auf der Liste steht das von der Universität gewünschte Kongresszentrum, oder wenigstens eine klare Strategie für mehr Räumlichkeiten. „In kaum einem anderen Forum kann mehr gelernt und an die Öffentlichkeit getragen werden als im Rahmen von Kongressen.“ Die Universität mit ihren 14 Fakultäten selbst gehört für den OB ganz ohne Frage zu den Spitzenuniversitäten in Deutschland. Davon zeigt sich auch der renommierte Molekularbiologe und Virologe Professor Dr. Thomas Iftner überzeugt, auch wenn die Universität leider ihm zufolge „oft unter Wert“ gehandelt wird. Seine Arbeit steht für die Qualität des Wissenschaftsstandorts Tübingen. Seit Jahren befasst sich der engagierte Wissenschaftler mit innovativen Krebsbehandlungsmethoden. Die neueste Errungenschaft aus der Welt der Wissenschaft ist die Impfmöglichkeit bei Gebärmutterhalskrebs, in den deutschen Medien als „Impfung gegen Krebs“ gefeiert. „Eine medizinische Sensation“, so Iftner. Doch dem Tübinger Forscher genügt es nicht, sich ausschließlich an der Front der Forschung zu bewegen. Denn genauso wichtig ist für ihn die Öffentlichkeitsarbeit. „Wissen nützt nichts, wenn nur wenige es wissen.“ Von großer Bedeutung sind da die jährlichen Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Virologen, die auch schon in Tübingen über die Bühne gegangen sind. Diese Verzahnung von Wissenschaft und Gesellschaft könnte man in Tübingen fast als eine kleine altehrwürdige Tradition beschreiben. Mehr als 30 tragfähige Netzwerke verzahnen die Wissenschaft mit der Wirtschaft, der Kultur und den Menschen der Stadt. Dabei kommt der Qualität als Wissenschaftsstandort vor allem das breite Fächerspektrum zugute. Theologie, Jurisprudenz und Philosophie über Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Sprach- und Kulturwissenschaften bis hin zu Medizin, Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften ermöglichen in Tübingen eine intensive Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Disziplinen. Damit der Transfer aus dem „Elfenbeinturm“ in die Gesellschaft reibungslos verläuft, wurde eigens eine Universitätsab- Zahlen und Fakten n 83.500 Einwohner n 1078 erstmals urkundlich erwähnt n Die Eberhard-Karls-Universität wurde 1477 gegründet. Sie hat 24.000 Studenten, 15.000 von ihnen wohnen in Tübingen. n Die Universität sorgt für jährlich 65 Kongresse. 30 davon werden organisatorisch durch den Verkehrsverein betreut. n Größter Kongress der vergangenen zwölf Monate war der Internationale Kriminologen-Kongress (6. Jahreskonferenz der Europäischen Gesellschaft für Kriminologie) mit über 1.000 Teilnehmern. n Schwerpunkt der Kongresstätigkeit ist der medizinische Bereich. teilung „Forschungsförderung und Technologietransfer“ gegründet, mit der sichergestellt werden soll, dass gerade in Sachen Technologietransfer kein Auswandern stattfindet und Erfindungen zumindest die Chance bekommen in Deutschland auch verwirklicht zu werden. Die Universität selbst ist mit 120 Partneruniversitäten in 35 Ländern verbunden und pflegt einen intensiven internationalen Austausch von Studenten und Professoren. Darüber hinaus ist die universitäre Forschung eng mit dem Max-Planck-Institut, dem Institut für Immunologie des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit und zwölf weiteren Stiftungen oder Instituten verknüpft und sichert der Universität bisher auch ohne offiziellen Titel einen ersten Rang in der Forschungswelt Deutschlands. seite 41 Magazin m:convisions neruniversitäten nach Meinung des Rektors bereits jetzt zu den absolut besten. „Tübingen dürfte mit gewissem Abstand die intensivsten Auslandsbeziehungen haben.“ Und damit vereint Tübingen zwei beinahe gegensätzliche Trends. Einerseits ist die Tübinger Universität eine „überschaubare“ Lehrinstitution mit andererseits Kontakten in die ganze Welt. Damit wird auch gewährleistet, dass die Ausbildung der Studenten intensiv und persönlich zugleich verläuft, neben der Forschung der zweite entscheidende Maßstab für die ausgezeichnete Qualität des Wissenschaftsstandorts Tübingen. „Tübingen ist Weltklasse in den Neurowissenschaften“, sagt Professor Eberhart Zrenner, Direktor der Augenklinik der Universität, zu „m:con visions“. Für den renommierten Wissenschaftler waren die Spitzenleistungen in diesem Bereich ausschlaggebend, 1989 von München nach Tübingen zu wechseln. Wenn im eigenen Fach das Umfeld und die Forschungslandschaft stimmen, ist für Zrenner auch ein solcher Wechsel aus einer Weltstadt in die schwäbische Provinz nichts Außergewöhnliches. „Die Neurowissenschaften waren für mich das entscheidende Argument.“ Spitzenforschung und eine ländliche Gegend schließen sich für Zrenner auch heute nicht aus. „Oxford und Cambridge liegen ja auch Ohne Zweifel gilt dies auch für die Geisteswissenschaften. Der Kampf in einer ländlichen Gegend. Doch gerade in der Augenforschung zwischen den naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen kann Tübingen mit Standorten wie London und Paris konkurrieren.“ und den Geisteswissenschaften wird in Tübingen nicht ausgefochten. Mit seiner Forschungsleistung sorgte Professor Zrenner zuletzt weit Ergebnisse aus der Geisteswissenschaft haben Geschichte und Kultur über die Fachwelt hinaus für größte Aufmerksamkeit: „Wir sind die der Menschen schon immer ganz grundsätzlich beeinflusst und sind Ersten in Europa, die einen unter die Netzhaut implantierbaren auch für Entscheidungen der Zukunft von elementarer Bedeutung. Chip entwickelt haben, der durch erbliche Netzhautdegeneration Bestes Beispiel ist hier der Weltethos-Denker Hans Küng. Von 1960 erblindeten Patienten gewisse Sehleistungen ermöglicht. Die Patibis 1996 war Küng ordentlicher Professor für Fundamentaltheologie enten können senkrechte und waagrechte Balken sehen und Objekte und ökumenische Theologie an der Universität Tübingen. Und es lokalisieren – doch wir sind ja noch am Anfang.“ Allerdings wird ist keine Übertreibung, wenn Küngs Einfluss auf die katholische die Entwicklung laut Professor Zrenner auch an bestimmte Grenzen Theologie und weit darüber hinaus als elementar bezeichnet wird. stoßen: „Die Natur hat das Auge in Jahrmillionen schon sehr viel Gerade mit seinem Stiftungsprojekt „Weltethos“ sprengt der Tübin- besser entwickelt, als uns das mit der Technik je gelingen wird.“ Ziel ger Theologe alle bisherigen Religionsgrenzen und versucht einen ist aber, dass Blinde sich selbständig bewegen, Gegenstände finden, Ausgleich zu finden. sich an Umrissen orientieren können und so beispielsweise nicht Kein Wunder, dass die Universität es sich zur Aufgabe gemacht mehr über am Boden liegende Gegenstände stolpern. hat im Fachbereich die Kompetenz weiter aus- und einen so Die Tübinger sind stolz auf solche herausragenden Forschungsleigenannten Leuchtturm aufzubauen. Der Rektor der Universität stungen und ganz allgemein ihre Universität, in der seit 530 Jahren Tübingen, Professor Dr. Bernd Engler, betont ausdrücklich die auf Weltniveau gedacht und geforscht wird. Und tatsächlich hat Bedeutung der Universität in Sachen Geisteswissenschaften. die im Jahre 1477 durch den Herzog Eberhard von Bart gegründete „Bis in die USA ist der exzellente Ruf dieses traditionsreichen „Eberhard-Karls-Universität“ erstaunlich viele Denker von Weltrang Wissenschaftsbereichs vorgedrungen“, so der Rektor gegenüber hervorgebracht, Kapazitäten wie den Entdecker der Planetenbewe„m:con visions“. Ganz klar stellt Engler jedoch fest, dass Tübingen gung, Johannes Kepler, den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich „eine weit ausdifferenzierte Volluniversität mit einem enormen Hegel, den Lyriker Friedrich Hölderlin oder Alois Alzheimer, der Fächerspektrum in allen drei wissenschaftlichen Großbereichen“ 1906 als Erster die eigentümliche Altersdemenz beschrieben hat. ist. Besonders stolz zeigt sich der Rektor, dass Tübingen in den Auch in jüngster Vergangenheit hat die heute 24.000 Studenten Rankings in allen Bereichen unter den Top Ten stehe. Auch im zählende Universität am Neckar mit Denkern wie Ernst Bloch für Drittmittelranking, mit dem die Deutsche Forschungsgesellschaft einiges Aufsehen gesorgt. „Die Stadt braucht die Universität und die (DFG) alle drei Jahre berechnet, welche Universität die meisten Universität braucht die Stadt“, so die Maxime des frisch gewählten Forschungsgelder erhalten hat, findet sich die Universität aus Oberbürgermeisters Palmer. Oder anders, nach einhelliger Meinung Tübingen ebenfalls unter den ersten zehn. aller Tübinger, formuliert:„Tübingen hat keine Universität. TübinIm internationalen Bereich gehört die Universität mit 160 Part- gen ist eine Universität.“■ Der Rektor der Universität Tübingen, Professor Dr. Bernd Engler, ist stolz auf ein weit ausdifferenziertes Fächerspektrum seite 42 Magazin 04/März 2007 Professor Iftner geht für Impfung gegen Krebs in die Offensive „Wissen hilft nur, wenn es genutzt wird“ Von Stefan Kern Im Kampf gegen den Krebs haben Forscher einen bedeutenden Erfolg errungen, einen ganz besonderen Impfstoff entwickelt. Für den renommierten Tübinger Virologen Professor Dr. Thomas Iftner ist diese neue Waffe gegen Tumore ganz klar „eine medizinische Sensation“. Erstmals können sich Frauen gegen Gebärmutterhalskrebs impfen lassen. In „m:con visions“ erläutert er, warum diese Entwicklung so sensationell ist, aber die Vorsorgeuntersuchung weiterhin wichtig bleibt. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland rund 6.500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs – für über 1.700 von ihnen endet die Krankheit tödlich. „Ein Schicksal, das keineswegs unausweichlich ist“, sagt Iftner, auch weil dieser spezifische Krebs „nicht erblich bedingt ist“. Angesichts der Schwere dieser Erkrankung und der jetzt möglich gewordenen Behandlungsmethoden kann durchaus von einer medizinischen Revolution gesprochen werden. Denn erstmals überhaupt kann durch eine Impfung ein bedeutender Risikofaktor für den Krebs ausgeschaltet werden. Als Hauptauslöser für den Gebärmutterhalskrebs gelten 13 Typen humaner Papillomaviren. Dabei sind die sexuell übertragbaren Erreger meist harmlos und bleiben in der Regel unbemerkt. Gefahr bedeutet das Virus, wenn es ihm gelingt, sich dauerhaft einzunisten und eine über Jahrzehnte anhaltende – für die Patientin meist symptomlose und daher schwer erkennbare Infektion – auszulösen, mit der der natürliche Ablauf der Zellteilung gestört wird. Konsequenz: Eine schwere Krebserkrankung. Gegen vier Typen der Papillomaviren existiert nun ein Impfstoff, wobei zwei davon als Hauptauslöser für Gebärmutterhalskrebs gelten. Mit dem Know-how des Tübingers verbindet sich auch die Gründung der Projektgruppe „Zervitta“, die sich zur Aufgabe gemacht hat, das Wissen in der Bevölkerung über Ursache und Behandlungsmöglichkeiten bei Gebärmutterhalskrebs zu vergrößern. Öffentlichkeitsarbeit kann in diesem Zusammenhang Leben retten: „Nur Wissen, das genutzt wird, hat für den Menschen in der Gesellschaft Konsequenzen und kann ihm helfen.“■ Allerdings erkennt der Wissenschaftler in diesem Fortschritt zugleich eine Gefahr: Thomas Iftner mahnt, dass dieser „Meilenstein der Medizin“ nicht dazu führen darf, dass die jährliche Vorsorgeuntersuchung als überflüssig empfunden wird. „Die Impfung hilft nur gegen 70 Prozent der Infektionen.“ Verschärfend kommt hinzu, dass die Impfung nur bei nicht infizierten Frauen sinnvoll ist. Schon nach dem ersten Sexualkontakt ist das Risiko sich infiziert zu haben, relativ hoch. „Statistisch gesehen liegt das Infektionsrisiko nach dem fünften Partner bei 70 Prozent“, so der Virologe. seite 43 Magazin m:convisions Tübinger Mediziner und Philosoph ist Ethikkommissions-Vorsitzender bei der Bundesärztekammer Professor Wiesing: „Jede ärztliche Handlung hat ethische Aspekte“ Fächer- und bereichsübergreifendes Forschen wird in Tübingen groß geschrieben. Für den Austausch und die enge Verknüpfung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften steht wie kein anderer Professor Dr. Dr. Urban Wiesing, der Tübingen im Gespräch mit „m:con visions“-Redakteur Frank Wewoda als „Zentrum für Ethik in den Wissenschaften in Deutschland“ bezeichnet. Der Mediziner und Philosoph, 48 Jahre alt, ist Vorsitzender der zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer. m:con visions: Sie haben in Münster, Berlin und Tübingen studiert und gearbeitet. Wo sind die Bedingungen für Ihre Arbeit am besten? Professor Wiesing: „Tübingen ist das Zentrum für Ethik in den Wissenschaften in Deutschland. Unter anderem gibt es hier ein Interfakultäres Zentrum an der Universität für Ethik in den Wissenschaften, ein Graduiertenkolleg und vieles mehr. Insofern sind die Umgebung und das weitere Umfeld in Tübingen sehr gut. Allerdings müssen wir uns auch hier mit Sparvorgaben auseinandersetzen und versuchen, mit noch weniger Mitteln noch mehr Leistung zu erbringen.“ m:con visions: Was heißt das konkret? Professor Wiesing: „Durch die Änderung in der Approbationsordnung der Ärzte im Jahre 2004 hat sich unsere Lehrbelastung fast verdoppelt. Wir haben jedoch keinerlei Personal hinzubekommen. Insofern ist die Situation schon schwieriger als zuvor.“ seite 44 m:con visions: Sie sind Vorsitzender der zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer in Berlin. Auch in Tübingen wirken Sie maßgeblich in Gremien, die ethische Fragen in der täglichen Praxis medizinischer Arbeit am Krankenbett und bei der Forschung im Labor ganz konkret beurteilen. Welche Aufgaben hat die Forschungs-Ethikkommission in Tübingen? Professor Wiesing: „Der Forschungsethik-Kommission müssen alle Vorhaben für die Forschung am Menschen vorgelegt werden, die am Klinikum der Universität oder den akademischen Lehrkrankenhäusern in Tübingen durchgeführt werden. Die Kommission ist rechtlich verankert gemäß der Berufsordnung der Ärzte, dem Arzneimittelgesetz und dem Medizinproduktegesetz. Die Kommission hat elf Mitglieder, darunter Kliniker, Theoretiker und ein Jurist. Den Vorsitz hat Professor Luft inne, ein Internist. Die Kommission trifft sich durchschnittlich einmal im Monat und bearbeitet ungefähr 420 Anträge pro Jahr. Die häufigsten Kritikpunkte der Kommission beziehen sich auf die Aufklärung der Patienten.“ Magazin 04/März 2007 „Es ist immer eine Herausforderung, den Studierenden klar zu machen, dass ethische Aspekte in ihrer späteren Tätigkeit nicht nur in skandalträchtigen Themen wie Genforschung oder lebensverlängernden Maßnahmen eine Rolle spielen.“ Professor Dr. Dr. Urban Wiesing m:con visions: Daneben gibt es noch das klinische Ethikkomitee. Welche Aufgaben hat es? Professor Wiesing: „Das klinische Ethikkomitee beschäftigt sich mit schwierigen Einzelfällen, insbesondere Therapieentscheidungen im Klinikum der Universität Tübingen und den damit zusammenhängenden grundsätzlichen ethischen Problemen. Es trifft sich mindestens zweimal im Semester, wird von mir geleitet und ist mit den verschiedenen Berufsgruppen besetzt: Pflegende, Ärzte, Pfarrer, Mitarbeiter der Verwaltung und anderen. Eine Beratungsgruppe dieses Komitees berät direkt am Krankenbett auf den Stationen. Es werden etwa 30 Anfragen pro Jahr bearbeitet.“ m:con visions: Was sind die häufigsten Fälle, die Sie dabei zu beraten haben? Professor Wiesing: „Das sind meistens Fälle, die sich mit der Frage des Therapieabbruchs auf der Intensivstation auseinandersetzen.“ m:con visions: Das sind in der Regel Fälle, die den Arzt in Entscheidungsnöte bringen? Professor Wiesing: „Richtig, diese Art von Entscheidungen stellt die behandelnden Ärzte oft vor ein Dilemma. Das sind zuweilen sehr tragische Fälle. Wenn Sie einen jugendlichen Patienten behandeln und sich dort die Frage stellen müssen, ob man eine Therapie in einer lebensbedrohlichen und hoffnungslosen Situation noch weiter fortführen soll oder nicht, auch wenn diese medizinisch nach allen Erfahrungswerten in nur noch sehr begrenztem Ausmaß als sinnvoll erachtet werden kann – das sind Situationen, die man keinem Arzt wünscht. Der Wille des Patienten ist eigentlich maßgeblich, meist kennt man diesen gar nicht oder aber nur den mutmaßlichen Willen.“ m:con visions: Welche Konsequenzen haben die Entscheidungen der Forschungs-Ethikkommission und des klinischen Ethikkomitees – wann sind Sie bindend, wann nicht – oder stellen sie nur eine Empfehlung dar? Professor Wiesing: „Das ist ziemlich kompliziert in Deutschland: Sofern eine Forschungs-Ethikkommission nach dem Arzneimittelgesetz oder dem Medizinproduktegesetz arbeitet, ist ihr Votum ein verbindlicher Bescheid, gegen den auch Rechtsmittel eingelegt werden können. Ansonsten sind die Voten einer Forschungsethik- kommission oder eines klinischen Ethikkomitees Empfehlungen und damit nicht bindend. In allen Fällen bleibt die Verantwortung beim Forscher beziehungsweise beim behandelnden Arzt.“ m:con visions: Professor Wiesing, Sie sind ein vielbeschäftigter Mann mit bundes- und europaweitem Einfluss. Wie oft sind Sie auf Reisen? Professor Wiesing: „Ich bin fast wöchentlich unterwegs, das gehört zu meinem Job dazu. Meine Tätigkeit für die Bundesärztekammer führt mich oft nach Berlin. Im Rahmen von EU-Forschungsprojekten bin ich am häufigsten in Großbritannien, weil dort die meisten Partner ihren Sitz haben.“ m:con visions: Was sind für Sie die größten Herausforderungen in der Lehre, bei der Arbeit mit den Studenten? Professor Wiesing: „Es ist immer eine Herausforderung, den Studierenden klar zu machen, dass ethische Aspekte in ihrer späteren Tätigkeit nicht nur in skandalträchtigen Themen wie Genforschung oder lebensverlängernden Maßnahmen eine Rolle spielen. Jede ärztliche Handlung hat ethische Aspekte. Das versuchen wir immer wieder zu vermitteln. Wir behandeln Themen und Fragestellungen, die nicht unbedingt zum Kern des medizinischen Fächerspektrums gehören. Eine Minderheit von Studierenden geht mit der Einstellung in die Vorlesungen, das wäre ein etwas geschwätziges Fach, das sie nachlässig behandeln könnten. Dem versuchen wir immer wieder entgegenzuwirken. Man muss aber betonen: Die Mehrheit der Studierenden ist unserm Fach sehr wohlgesonnen.“ m:con visions: Warum hat Ihnen das Medizinstudium nicht gereicht – wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Studien-Kombination aus Philosophie und Medizin? Professor Wiesing: „Meine Hinwendung zur Ethik und Geschichte der Medizin resultierte aus einer Mischung aus Zufall und Neigung. Ich hatte eine Halbtagesstelle im Klinikum als Assistenzarzt in der Inneren Medizin. Nachmittags habe ich Philosophie studiert. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir die Nachmittage besser gefallen als die Arbeit am Morgen im Klinikum oder während der Nachtdienste. Dann bekam ich ein Angebot für ein Forschungs projekt namens ,Ethikbedingungen in der Reproduktionsmedizin‘ am Institut für Theorie und Geschichte der Medizin in Münster. Das habe ich wahrgenommen – und ich habe es nicht bereut.“■ seite 45 Magazin m:convisions HCCE-Mitglied: Palais Ferstel in Wien Wo einst Sigmund Freud zum Kaffee verweilte Das Café Central im Palais Ferstel war einst Treffpunkt der geistigen Elite in Wien. Sigmund Freud trank hier ebenso seinen Kaffee wie Schriftsteller und Architekten der Stadt. Das einzigartige Ambiente des Palais Ferstel schafft heute eine exklusive Atmosphäre für Events und Veranstaltungen. Das Palais ist neuestes Mitglied der HCCE, der Historic Conference Centres of Europe. In einem der ältesten Teile Wiens ließ sich der junge Architekt Heinrich von Ferstel bei der Planung seines Palais Ferstel von einer langen Italienreise inspirieren und schuf in den Jahren 1856 bis 1860 mit seiner architektonischen Kombination des Werksteinbaus und der venezianisch-florentinischen Trecento-Architektur eines der reizvollsten Bauwerke der Gründerzeit in Wien. Vier Tagungs- und Konferenzräume sind für Gruppen von 80 bis 420 Teilnehmern vorhanden, gleichzeitig können maximal 690 Teilnehmer im Palais Ferstel tagen. Für Bankette sind alle sechs Räume des Palais nutzbar mit Kapazitäten für je 100 bis 500 Gäste. So entstehen beeindruckende Dinner in Räumlichkeiten mit verspielten Details, repräsentative Cocktails in hervorragend ausgestatteten Sälen und exklusive Feste mit seite 46 kulinarischen Spezialitäten. Im Großen Ferstelsaal finden die Gäste in geschichtlich ansprechendem Rahmen viel Raum – eine in der Wiener Innenstadt einmalige Gelegenheit für Begegnungen an einem herrlichen Ort. In nur wenigen Gehminuten sind Hofburg, Stephansdom, Oper, die schönsten Wiener Einkaufsstraßen sowie eine erlesene Auswahl der führenden Wiener Hotels erreichbar. Das Palais bietet dabei höchsten Service mit optimaler Infrastruktur. Alle Räume verfügen über Tageslicht, sind auf Wunsch aber auch vollkommen zu verdunkeln. Die ausgezeichnete Akustik der Räumlichkeiten, unterstützt durch modernste Technik und flexible Bühnenaufbauten, lässt keinen Wunsch offen. Edles Holz, bemalter Marmor und elegante Akzente in Gold machen das Palais Ferstel zu einem stilvollen Veranstaltungsort, der durch seine liebevollen Details immer ein persönliches Ambiente ausstrahlt. Der Große Ferstelsaal, im Stil des romantischen Historis- mus konzipiert, ist mit seinen prunkvollen Lüstern, schlichten Parkettböden und der künstlerischen Kassettendecke sicherlich einer der interessantesten Säle Wiens. Erinnert das Palais selbst an einen venezianischen Palazzo, so ist im Großen Ferstelsaal vor allem die an einen Schiffsbug erinnernde Raumform auffallend. Der einzigartige Saal, in dem warme Beigetöne dominieren, bildet einen ansprechenden Rahmen für alle Festlichkeiten. Die Exklusivität kleiner wie großer Veranstaltungen ist das Alleinstellungsmerkmal des Palais – der Große Ferstelsaal wird stets gemeinsam mit allen seinen Nebensälen vergeben. Bereits bei der Eröffnung im Jahr 1860 war das Palais Ferstel das „modernste Haus Wiens”. Heute verbinden sich Geschichte mit modernster Technik und Service zu einem einzigartigen Veranstaltungsort. Jetzt ist das Palais Ferstel jüngstes Mitglied der HCCE geworden. „Wir sind der HCCE aus mehreren Gründen beigetreten“, erläutert Zeljko Posavec, Managing Director des Palais Ferstel: „Mit dem weitreichenden HCCE-Netzwerk möchten wir uns als Wiener Location international positionieren. Vor allem sehen wir die Vereinigung als einen perfekten Partner, der zu unserer Einzigartigkeit, zu unseren besonderen Services und Geschäftsangeboten passt.“ ■ 04/März 2007 Metropolregion Vom 14. bis 19. August: FEI Europameisterschaft der Springreiter im Herzen der Metropolregion Doppel-Weltrekord: 96 Hengste zur EM und 400 Kutschen zum Geburtstag Von Stefan Kern „Wir wollen Maßstäbe für alle zukünftigen Europameisterschaften im Springreiten setzen“, sagt Peter Hofmann, Leiter des EM-Organisationskomitees ganz unbescheiden. Es ist zwar noch eine Weile hin bis zur FEI Europameisterschaft der Springreiter vom 14. bis 19. August 2007. Trotzdem laufen die Planungen für das Reitspektakel längst auf Hochtouren. m:con ist als offizieller Mitveranstalter gefordert bei Kartenvorkauf, Konzeption und Tribünenbau. „Die Kooperation ist für uns als m:con eine Ehrensache. Wir wollen im Jubiläumsjahr gemeinsam aller Welt oder zumindest ganz Europa zeigen, wie sich kurpfälzische Lebensfreude mit unserer ausgeprägten Kompetenz in Organisation und perfekter Planung zu unvergesslichen Festtagen des europäischen Springreitsports verbinden“, sagt Michel Maugé, der m:conGeschäftsführer. Peter Hofmann, der Präsident des Organisati- onskomitees, spielt den Ball gerne zurück: „Spitzensport braucht Spitzenorganisation. Wir freuen uns, in m:con und der m:con Tourist Information, Partner an unserer Seite zu haben, die für dieses einmalige Ereignis bekanntermaßen hervorragende Arbeit leisten.“ Die m:con Tourist Information ist für den Kartenvorverkauf zuständig. Ingeborg Drabold, die Leiterin der Institution am Mannheimer Hauptbahnhof: „Für uns ist die Veranstaltung Herausforderung und Freude zugleich. Wir sind stolz, die Karten für die FEI seite 47 Impressum Impressum m:con visions Das m:con-Magazin für die Kongress-Branche Herausgeber m:con – Mannheimer Kongress und Touristik GmbH Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim, Telefon +49.621.4106-0, Telefax +49.621.4106-200 www.mcon-mannheim.de Redaktion tower media GmbH Ketscher Landstraße 2, 68723 Schwetzingen Telefon +49.6202.2797-0, Telefax +49.6202.2797-81 www.tower-media.de Rüdiger Chwalkowski, Jörg Herzog, Stefan Kern, Jonathan Leibl, Christian Leistritz, Maren Weber, Frank Wewoda Gastautoren Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer, Universität Mannheim; Prof. Helmut Schwägermann, FH Osnabrück; Joachim Grafen, m:con Redaktionsbeirat Univ.-Prof. Dr. Hans H. Bauer, Dekan, Universität Mannheim; Prof. Dr. Hans Rück, FH Worms; Prof. Helmut Schwägermann, FH Osnabrück; Lutz P. Vogt, GCB Konzeption & Gestaltung M. A. D. Kommunikation GmbH Frankfurter Straße 121, 63067 Offenbach / Main Telefon +49.69.82998-0, Telefax +49.69.82998-11 www.mad-kommunikation.de Artdirektion Michael Hoffmeyer Fotos Atelier Markgraph GmbH; Atelier Peter Nowack; ATRIUM living pictures GmbH, Frank Seifert; BB Promotion GmbH; Hartmut Binder & Michael Wild, Gesellschaft für Marketing und Presseservice; Jadranka Celik; circ corporate experience gmbh & co kg; Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung; Sylvio Dittrich (DWT); Eberhard-Karls-Universität Tübingen; facts + fiction GmbH; KMS Team GmbH; MARITIM Hotelgesellschaft mbH; max.sense Marketing GmbH; m:con – Mannheimer Kongress- und Touristik GmbH/Kay Sommer; Christoph Münch; Photocase.de; pixelquelle.de; privat (diverse); Pro Arte; Regent Exhibitions Ltd.; Stadtverwaltung Tübingen; Staatsministerium Baden-Württemberg; Südwestrundfunk; tower media GmbH. Druck abcdruck GmbH Waldhofer Straße 19, 69123 Heidelberg Telefon + 49.6221.8446-0, Telefax + 49.6221.840600 www.abcdruck.de Vertrieb LANG Industrie Dienst GmbH Lübecker Straße 4-6, 69181 Leimen Telefon +49.6224.9718-0, Telefax +49.6224.9718-50 www.langindustriedienst.de Verantwortlich: Michel Maugé (m:con) Ausgabe 04/März 2007. Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten. seite 48 m:convisions Europameisterschaft der Springreiter in der m:con Tourist Information als offizieller Partner anbieten zu können.“ Einen Vorgeschmack auf kommende Reiterfesttage wird die Quadratestadt schon am 1. Juli bekommen, wenn zur Feier des 400-Jahr-Jubiläums der Stadt genau 400 Kutschen aus ganz Deutschland und den Nachbarländern in Mannheim auffahren. Sie sollen der Stadt einen Eintrag ins Guinness-Buch der Weltrekorde bescheren. Neben der Stadt Mannheim hat zugleich auch die FEI (Fédération Equéstre International) allen Grund zum Feiern: vor genau 50 Jahren fand die erste FEI Springreiter Europameisterschaft statt. Und so beschlossen die Organisatoren, nicht nur zum 1. Juli den Mannheimer Geburtstag aufzugreifen, sondern auch während der EM im Sommer mit der Stadt zusammen zu feiern und die vier Themen des Stadtjubiläums – Mobilität, Musik, Toleranz und Wasser – aufzunehmen und gestalterisch in den Ablauf der EM einzuarbeiten. Beim Thema Mobilität ist der Bezug zum Pferd offensichtlich. Die Erfindung des Automobils in Mannheim hat das Pferd auf lange Sicht als wichtigste Hilfe des Menschen, von A nach B zu kommen, verdrängt. Hierzu veranstaltet das Reiss-Engelhorn-Museum vom 21. April bis zum 19. August eine Ausstellung unter dem Namen „Pferdestärken – Das Pferd bewegt die Menschheit“. Ausgehend von der Tatsache, dass wohl kaum eine andere Beziehung zwischen Mensch und Tier die Geschichte so tief greifend beeinflusst hat, machen die Aussteller sämtliche Aspekte dieser wechselvollen Historie zum Thema, die vor knapp 50 Millionen Jahre mit dem Urpferdchen begann. Für den musikalischen Rahmen werden Studenten der Popakademie fünf Vorschläge für eine EM-Hymne machen und darüber hinaus den Eröffnungsabend mitgestalten. Ein Höhepunkt dieser Eröffnungsveranstaltung wird der Auftritt von 96 Hengsten sein, die eine beeindruckende Quadrille aufführen. Ursprünglich stammt die Idee von den Weltreiterspielen aus Aachen, erklärt Hofmann. „Doch wir werden diese Aachener Aktion mit unserer Hengstquadrille toppen und damit einen Weltrekord aufstellen.“ In Sachen multikulturelles Zusammenleben hofft Hofmann, dass es gelingt, möglichst viele der 170 in Mannheim lebenden Nationen in ihrer typischen Landestracht auftreten zu lassen um damit zu zeigen, „dass wir alle hier in einer vorbildlichen Gemeinschaft zusammen leben, auch wenn es mal Reibereien gibt“. Für einen Blickfang werden auch die durch Studenten der Fachhochschule für Gestaltung eigens geschaffenen Parcours-Hindernisse sorgen. Spannende Aufgabe ist es, die vier Themen des Stadtjubiläums aufzugreifen und passend ins Bild zu setzen – so werden Mannheimer Motive auf den Hindernissen und per TV-Übertragung in ganz Europa zu sehen sein. Hofmann ist angesichts dieser Programmpunkte überzeugt, dass es mit dieser EM auch gelingt, in vielen Punkten die erste EM in Mannheim im Jahr 1997 zu übertreffen. Starten werden 20 Mannschaften und eine Vielzahl von Einzelreitern aus rund 25 Nationen, von Portugal bis zur Ukraine, von Finnland bis Italien. Insgesamt ist der Wettbewerb mit 650.000 Euro dotiert. Die drei Erstplazier- Metropolregion 04/März 2007 EventTicker ■ 03. und 04. März Tao – Die Kunst des Trommelns: Nach ausverkauften Gastspielen in Hamburg, Zürich und Berlin präsentiert die junge Generation fernöstlicher Wadaiko-Kunst erstmals ihr umjubeltes Konzert auf einer ausgedehnten Deutschlandtour ■ 06. März Nigel Kennedy: Der weltbekannte Geiger und Trash-KlamottenLiebhaber zu Gast in Mannheim ■ 11. März Eine hohe Hürde wollen die Organisatoren in vielerlei Hinsicht nehmen: Die FEI Springreiter Europameisterschaft 2007 in Mannheim soll ein unvergessliches Großereignis werden. Joan Baez: Die Ikone der politischen Folksongs ■ 19. März Die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz spielt Haydn, Bartók und Schubert ■ 23. März ten erhalten zusätzlich zu ihren Medaillen noch 100.000 Euro. Das Minimalziel der Organisatoren: 42.000 Zuschauer. So viele kamen 1997 zur EM in Mannheim. Allein schon wegen des Stadtjubiläums und einem zusätzlichen EM-Tag werden aber weit mehr Zuschauer als 1997 erwartet. Im Reitstadion selbst stehen den Zuschauern insgesamt 13.000 Plätze mit bestem Blick auf das spannende Geschehen zur Verfügung. Der Höhepunkt des Rahmenprogramms wird am Freitag, 17. August, mit dem Gala-Ball über die Bühne gehen (siehe auch Seite 39). Was nicht zu übersehen sein wird: Rund um den Wasserturm werden elegante Damen und charmante Herren in edlen Kutschen flanieren und das Areal am m:con Congress Center Rosengarten in einen englischen Park verwandeln. Nicht zu übersehen sein wird die EM auch wegen der vielen bunt bemalten Kunstpferde, die während der Reiterspiele in Mannheim die gesamte Augustaanlage säumen werden. Im Rahmen eines Wettbewerbs forderte Hofmann Jugendliche dazu auf, Kunstpferde zu gestalten. Die Kunstobjekte werden im Anschluss an die EM versteigert und verkauft, ein Teil des Erlöses geht dabei an die Hannelore-Kohl-Stiftung für Verletzte mit Schäden des Zentralen Nervensystems (ZNS). Nur eine einzige Unwägbarkeit macht etwas Sorge: „Wirklich grausam wäre ein verregnetes Wochenende“, so Hofmann. Ansonsten stehen alle Zeichen auf Erfolg. „Ich freue mich darauf, dass es eine schöne Veranstaltung wird, die Besucher zufrieden nach Hause gehen werden und Mannheim sich gut nach außen darstellen kann.“■ Die Moskauer Philharmoniker und Kirill Gerstein spielen Rimsky-Korsakoff, Tschaikowsky und Rachmaninow ■ 25. März Konzert der Mannheimer Bläserphilharmonie mit Werken von Sparke, Mahlers, Reed, Schönberg, Toch und Adler ■ 26. und 27. März Konzert der Musikalischen Akademie Mannheim mit Werken von Stamitz, Mozart, Wagner, Strauss und Corigliano ■ 28. März Joja Wendt: Der Pianist mit seinem neuen Programm „Mit 88 Tasten um die Welt“ ■ 28. März Konzert des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg mit Werken von Bartholdy, Riehm, Hindemith und Mozart ■ 31. März Stamitz-Orchester Mannheim spielt Debussy, Saint-Saens und Brahms ■ 02. April „Dance Fever“ – Das Tanzmusical: 40 mitreißende Songs und „Dirty Dances“ entführen die Zuschauer in die Liebesgeschichte aus Musik, Liebe und Herzblut und jeder Menge Probleme ■ 27. April Karten bei der m:con Tourist Information unter Telefon (0621) 101011 oder per E-Mail unter [email protected] Weitere Informationen im Internet unter www.em2007.de Konzert des SWR Vokalensemble Stuttgart mit Werken von Rheinberger, Veress, Bartholdy und Holliger seite 49 Spezial m:convisions Zukunft der Kongressbranche Perspektiven „Die MICE-Branche wächst, wenn sich auch die Zielgruppen in Zukunft dramatisch verändern werden. Nicht nur der viel diskutierte demografische Faktor – böse Zungen sprechen schon vom demagogischen Faktor – wird die Art und Weise der Live- Kommunikation in Zukunft beeinflussen. Wenn heute noch PowerPoint-Slides mit 6-Punkt-Schrift zähneknirschend akzeptiert werden, gibt es in Zukunft vielleicht 18 Punkt als akzeptierte Minimalgröße bei wissenschaftlichen Präsentationen? Augenärzte an die Front! Im Ernst: Was ist mit den Jungen, der YouTube-Generation, die sich direkt vom Sandmännchen in Second Life abgesetzt haben (www. secondlife.com) und dort wie in diversen anderen virtuellen Communitys ihre Freunde treffen? Zwischen diesen beiden Extremen gibt es diverse andere spezifizierte Zielgruppen, die gerne zu unseren MICE-Veranstaltungen kommen, wenn sie sich in Zukunft verstanden und angesprochen fühlen. Die Zukunft der Live-Kommunikation wird sein, das Globale (die totale Information) zu optimieren und dabei das Lokale (den menschlichen Faktor) zu bewahren. Der Trend bei Großkongressen wird sicherlich die weiterführende Fragmentierung der Inhalte sein. Immer kleinere parallele Workshops sind die Folge. Ein weiterer Trend ist das kostenpflichtige Online-Streaming der Workshops. Die PCO als Dienstleister und Mittler werden in Zukunft ihre Kompetenz als Kommunikationsberater ausbauen müssen, Registrierung und Inkasso wird bald schon online über Callcenter in Bangalore abgewickelt.“ Gerrit Jessen, Geschäftsführender Gesellschafter der p’concept Berlin, international congress & event management seite 50 „Kongresse werden zunehmend Teil strategischer Konzepte, gerade bei Verbänden. Sie müssen sich einer globalen Konkurrenz stellen. Events sind Teil dieses strategischen Konzepts und müssen ihre Investition rechtfertigen können. Gerade Pharmaunternehmen setzen hier ihr Produktplacement ein. Für Großkongresse und kleine Fortbildungsveranstaltungen sehe ich eine Zukunft. Mittlere Kongresse werden unter immer größeren Druck geraten. PCO müssen sich vom Dienstleister zum strategischen Partner ihrer Kunden entwickeln. Das schließt sowohl die effiziente Budgetplanung, die Konzeption als auch die IT-Investitionen ein, die sich gerade in der Kongressbranche rasant verändern. MCI ist in der Vergangenheit kontinuierlich ihren Kunden in neue Märkte gefolgt und ist heute international vertreten. In diesem Jahr findet ein Wechsel zu einer aktiven Strategie statt, durch die wir uns als Global Player definieren wollen.“ Gunda Stickan, Geschäftsführerin MCI Berlin Office „Ich glaube nicht an ein generelles Wachstum der Veranstaltungs- und Kongressbranche. Ich glaube an ihr steigendes Niveau. Die Konkurrenz für einen PCO wird immer größer, national wie auch international. Um konkurrenzfähig zu sein, müssen Kongresshäuser und PCO einen ähnlichen Weg gehen. Gerade bei Kongresshäusern sind die Kunden immer auf der Suche nach einem guten Gesamtpaket. Das Kongresshaus muss geeignet und gut erreichbar sein, und eine gute Hotelanbindung spielt auch eine wesentliche Rolle. Am wichtigsten ist ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, sowohl beim Kongresshaus als auch bei jedem Professional Congress Organiser. Kongresse mit einer großen Teilnehmerzahl sind jetzt schon Trend, sie werden in Zukunft noch wachsen. Speziell in Deutschland ist dieser Trend unter anderem auch auf die Auswirkungen des Pharmakodexes zurückzuführen. Dies stärkt in Zukunft besonders die großen Fullservice-PCO in unserem Land. Der Regionalkongressmarkt hingegen hat –zumindest in der Medizin – weniger Zukunft. Mit solch einer Veränderung muss man rechnen.“ Bruno Lichtinger, Vorstand der Interplan Congress, Meeting & Event Management AG Frame your visions Austria Grazer Congress – Convention Center Graz Hofburg Congress Center & Redoutensaele Vienna Palais Ferstel, Vienna Palais Niederoesterreich, Vienna Belgium Flanders Congress & Concert Centre, Antwerp Croatia Theatre of Marin Drzic, Dubrovnik Finland Helsinki Congress Paasitorni France Le Palais Beaumont, Pau Germany Hannover Congress Centrum Kongress Palais Kassel Gürzenich Köln Kurfuerstliches Schloss, Mainz m:con Congress Center Rosengarten, Mannheim Das Kurhaus Wiesbaden Historische Stadthalle Wuppertal Greece Athinais Conference Centre, Athens Conference and Exhibition Centre, Athens Ireland Dublin Castle Italy Complesso Monumentale S. Spirito in Sassia, Rome Malta Mediterranean Conference Centre, Valletta The Netherlands Beurs van Berlage Concert & Conference Halls, Amsterdam Pieterskerk Leiden Switzerland Casino Kursaal Interlaken United Kingdom Central Hall Westminster, London HCCE office in Amsterdam: +31 (0) 20 618 95 40 Imagine you were here! www.hcce.com Leistung für Visionen: Willkommen in der Zukunft IMEX Frankfurt 2007 17.-19.04.07 Halle 8.0, Stand F160 m:congress center Rosengarten Mannheim Jetzt informieren unter 0621-4106 -123/-125 oder www.mcon-mannheim.de count down 2007