Interview mit Frau Ilse Freerksen

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Interview mit Frau Ilse Freerksen
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Serie: Die VDH-Zuchtrichter
„Zu beurteilen
ist nur der Hund!“
Wer war der beste Hund, den Sie je gerichtet
haben, und warum?
Diese Frage kann ich leider nicht beantworten,
da es verschiedene Hunde gibt, die mich begeistert haben. Besonders gerne erinnere ich
mich aber an die Weltsieger-Ausstellung 2003
in Dortmund, auf der ich die Scottish-TerrierRüden und das BOB richten durfte. Ein Rüde
war von beeindruckender Qualität: „Raglan
Roslin Williams“, perfekt herausgebracht und
vorgeführt, gewann souverän die Jugendklasse
und den Titel und entschied auch die BOBKonkurrenz für sich. Zu meiner Freude belegte
er später noch den 2. Platz beim Gruppenwettbewerb der FCI-Gruppe 3.
Fotos: privat
Wenn Sie nur einmal im Jahr richten könnten,
welche Rasse und in welchem Land würden
Sie dann richten wollen und warum?
Eigentlich würde ich dann lieber gar nicht mehr
richten wollen ...! Ich richte viele Rassen sehr
gerne – aber natürlich richte ich besonders gerne Welsh- und Scottish-Terrier. Das Richten im
Mutterland dieser Rassen wäre dann am interessantesten und informativsten für mich.
wobei ich hoffe, dass die positiven Erlebnisse
wie bisher bei Weitem überwiegen und ich die
entstandenen Freundschaften noch lange pflegen kann.
Was macht Ihrer Meinung nach einen guten
Richter aus? Nennen Sie bitte drei Merkmale!
1. Selbstredend sichere Kenntnisse des jeweiligen Rasse-Standards. Dazu gehört unbedingt
die Fähigkeit, diesen auch interpretieren zu
können, verbunden mit einem sicheren Blick
für den „ganzen“ Hund! Selbstständige Weiterbildung ist unerlässlich.
2. Für einen Richter sind Unbestechlichkeit,
Objektivität und Gerechtigkeit unerlässlich!
Zu beurteilen ist nur der Hund!
3. Das Auftreten im Ring muss korrekt und
sicher, der Umgang mit dem Hund muss ruhig
und freundlich sein.
Zur Person
Name: Ilse Freerksen
Gruppenrichter der FCI-Gruppe 3 +
Schwarze Terrier, Spezial-Richter für
33 Terrier-Rassen
Beruf: selbstständige Kauffrau
Wohnort: 26725 Emden
Hunderassen: (gezüchtet) bis 1985
Welsh-Terrier in Zwingergemeinschaft
mit meiner Mutter, Frau Lore Eggerking
– „aus der Bauernhöhle“. Von 1975 bis
2005 Scottish-Terrier unter meinem
Zwingernamen „vom Ossiland“ – seit
1997 bis dato Welsh-Terrier nur noch
unter diesem Zwingernamen.
(gehalten) drei Hundeleben lang einen
Dobermann – mein Mann immer JackRussell-Terrier.
Hobbys: an erster Stelle Hunde – ein
Leben ohne Hunde ist für mich unvorstellbar – dann unsere Pferde. Wenn
noch Zeit bleibt, lese ich sehr gerne –
vorzugsweise Biografien und Geschichtliches.
Welches war Ihr größtes Erlebnis als Zucht­
richter, an das Sie sich heute noch erinnern?
Ich hatte in den fast 30 Jahren meiner Richtertätigkeit viele beeindruckende und unvergessene Erlebnisse, positive und auch negative,
Welchen der Richter, die Sie über die Jahre im
In­ und Ausland getroffen haben, halten Sie
für ein besonderes Vorbild und warum?
Auf eine Person möchte ich mich nicht festlegen. Während meiner Ausbildung im Klub für
Terrier lernte ich Frau Wiebke Steen als strenge, aber äußerst kompetente Richterin kennen,
die mich aufgrund ihres kynologischen Wissens beeindruckte. Sie richtete zügig und souverän, konnte ihre Urteile immer begründen,
sodass man wirklich von ihr lernen konnte.
Später unterstützte die leider bereits verstorbene Dr. Christa von Bardeleben mich sehr bei
der Ausbildung innerhalb der FCI-Gruppe 3.
In dieser Zeit lernte ich auch Herrn Kurt Gendrung, seinerzeit Richter-Obmann im VDH,
kennen. Sein Auftreten, seine Geradlinigkeit
und Korrektheit sowie auch seine Kompetenz
sind für mich vorbildlich!
Eine Institution in der Terrier­Welt: 30 Jahre
lang hat Frau Freerksen Scottish­Terrier ge­
züchtet.
Als Richterin der Gruppe 3 international im
Einsatz: hier in Luxemburg mit dem Grup­
penzweiten, dem Yorkshire­Terrier „TAZ“
Neben dem Scottish­Terrier gilt ihre Leiden­
schaft den Welsh­Terriern, die Ilse Freerksen
bis heute züchtet.
Unser Rassehund 5/2009