Chronik eines angekündigten Mordes
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Chronik eines angekündigten Mordes
Chronik eines angekündigten Mordes: Urteil gegen einen 17-Jährigen, der in den USA e... Seite 1 von 2 NZZ.CH – 6. März 2013, 14:14 – PANORAMA Chronik eines angekündigten Mordes Urteil gegen einen 17-Jährigen, der in den USA einen homosexuellen Mitschüler erschossen hat Panorama 25. November 2011 Nach einem Geständnis ist ein Teenager, der einen homosexuellen Klassenkameraden erschossen hat, zu 21 Jahren Haft verurteilt worden. Der Konflikt war durch gegenseitige Provokationen publik geworden, doch die Schulleitung blieb untätig. Susanne Janssen, Los Angeles Der Fall erschütterte im Februar 2008 die Vereinigten Staaten. Der damals erst 14 Jahre alte Schüler Brandon M. aus dem kalifornischen Oxnard tötete während der Computerstunde seinen 15-jährigen Klassenkameraden Larry King – mit zwei Schüssen in den Hinterkopf. Nun, mehr als drei Jahre nach der Tat, ist der mittlerweile 17-jährige Täter verurteilt worden, im zweiten Anlauf: Ein erster Prozess scheiterte, weil der Staatsanwalt Brandon M. als Erwachsenen behandeln wollte und wegen Mordes eine lebenslange Strafe beantragte. Im zweiten Prozess trafen die Beteiligten eine Absprache: Brandon M. gestand den Mord an seinem Klassenkameraden und bekam dafür «nur» 21 Jahre Haft. Wenn alles gut läuft, kommt er mit 38 Jahren auf freien Fuss, «er hat jetzt ein Datum, das er in seinem Kalender einkreisen kann», sagte sein Anwalt. Die Tat war das traurige Ende des monatelangen Mobbings unter den Jugendlichen, die beide aus gewaltbelasteten Familien kommen: Im Haus des Täters waren Schläge des drogenabhängigen Vaters an der Tagesordnung, der 14 -Jährige bekam am meisten davon ab. Larry King, das Opfer, lebte in einem Heim für vernachlässigte und missbrauchte Kinder. Als Zehnjähriger outete er sich als homosexuell, und nicht nur das, er schminkte sich, trug Frauenkleider und Stöckelschuhe. Das machte ihn zur Zielscheibe der Ausgrenzung. Die Jugendlichen im Heim verliessen den Raum, wenn Larry sich zu ihnen setzen wollte, auch in der Schule wurde er angegriffen – besonders von Brandon M., der seine Kameraden dazu bringen wollte, gemeinsam Larry zu verprügeln. Der gab nicht klein bei, sondern provozierte: «Ich liebe dich», soll er am Tag vor der Tat vor Publikum im Flur zum Täter gesagt haben. Danach soll der 14Jährige mehreren Klassenkameraden gegenüber angekündigt haben, dass er King umbringen wolle. So war es für die Verteidiger des Angeklagten schwierig, zu argumentieren, dass die Tat spontan war – auch, weil Brandon M. extra die Waffe in die Schule geschmuggelt hatte. Gegenüber der Polizei hatte er auch sofort eingeräumt, dass die Homosexualität des Opfers der Grund für den Mord gewesen war. Im Zimmer des damals 14-Jährigen fanden die Ermittler Material der «White Supremacists», einer rechtsradikalen Gruppe, die Homosexuelle verabscheut. Doch die Verteidiger des Burschen machten deutlich, dass Brandon M. mit den sexuell motivierten Provokationen seines Klassenkameraden einfach nicht umgehen konnte – die Tat geschah nicht aus reinem Hass, sondern aus einer Gemengelage an Gefühlen. Kritiken gab es von mehreren Lehrern während der Verhandlung am Verhalten der Rektorin. Eine Lehrerin erklärte, sie habe der Rektorin immer wieder gesagt, dass sie etwas tun müssten, sonst werde Larry King hinter der Schule http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/chronik-eines-angekuendigten-mordes-1.13410890 06.03.2013 Chronik eines angekündigten Mordes: Urteil gegen einen 17-Jährigen, der in den USA e... Seite 2 von 2 totgeschlagen. Doch die Rektorin habe nur betont, Larry dürfe er selbst sein, sie unternahm nichts gegen Frauenkleider und Make-up. Die Eltern des Opfers sind deshalb der Meinung, dass die Schule mitverantwortlich ist. Sie haben die Leitung verklagt und behaupten, der Mord sei vorhersehbar gewesen. Die Mutter hatte die Verantwortlichen vier Tage vor Larrys Tod gebeten, ihr zu helfen, das Benehmen ihres Sohnes zu ändern: «Sie sagten mir nur, dass es das Recht meines Kindes sei, seine sexuelle Identität zu finden.» Auch eine Anwältin des Täters ist der gleichen Meinung: «Eltern und Schulpersonal müssen sich darum kümmern, was unter den Schülern passiert. In diesem Fall haben sie versagt.» Anzeige KOMMENTARE 0 Kommentare ★ 0 Hinterlassen Sie eine Nachricht ... Diskussion Gemeinschaft Teilen # Was ist das? AUCH AUF NZZ EU-Kommission: Microsoft muss Busse von 560 Millionen Euro Fleischkonsum: Müssen wir bald weniger Fleisch essen? - Schweiz 2 Kommentare • vor einer Stunde 4 Kommentare • vor 2 Stunden Philippe Hammond — Konsequent sollte also auch Apple bestraft werden, da auf iOS und MacOS nur × Muster Hans — Der Durchschnittsschweizer isst sowieso zu viel Fleisch. Mit weniger Verkehrswidriges Verhalten: Designierter Kommandant der Gastkommentar zur Europadebatte: Wir sitzen nicht im gleichen Boot - 5 Kommentare • vor 3 Stunden 24 Kommentare • vor 17 Stunden Thomas Fehlmann — Komische Polizisten haben wir! und nach wie vor als Kommandant Stadtpolizei Markus Fischer — Geehrter Herr Blocher, einverstanden, und wie konkret können wir das alles http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/chronik-eines-angekuendigten-mordes-1.13410890 06.03.2013