Lesen Sie hier das ganze Heft!
Transcrição
Lesen Sie hier das ganze Heft!
k 14402 3 /15 IM FOKUS: GAMING IM FOKUS Die wollen nur spielen? Zielorientierte Gamingkonzepte in Öffentlichen Bibliotheken IM FOKUS Warum Gaming in Bibliotheken noch nicht funktioniert IM FOKUS Gaming – Beispiele aus Krefeld, Münster, Neuss, Paderborn IM FOKUS „Biparcours“ – per App die Bibliothek erkunden IM FOKUS Gamified Teaching Library – spielerisch lernen in der Bibliothek VERBAND vbnw-Mitgliederversammlung 2015 ENTDECKUNGEN Besichtigungen und Terrorgefahr – die KBG in Paris KONZEPTE Qualifizierungsprogramm „Lernort Bibliothek“ – die Fünfte 3/15 EDITORIAL Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, dass die digitale Landschaft unserer Bibliotheken große Umbrüche erlebt und sich die bekannten Geschäftsmodelle und Verfahrensweisen mit oder ohne unser Zutun gleichsam unter der Hand oder hinter unserem Rücken verändern, ist mittlerweile ein Gemeinplatz. Nolens volens müssen sich die Bibliotheken neuen Medienkulturen öffnen und ein sich laufend änderndes Medienverhalten akzeptieren, verstehen und wertschätzen lernen. Gaming in Bibliotheken – »Noch so ein Flitz«?* Oder eine ernsthafte Sache? Dieser Frage gehen die Beiträge in diesem Heft nach. ANZEIGE Weniger spielerisch ist es um das Thema »bibliothekspolitische Handlungsfelder und bibliothekarische Dienstleistungen in NordrheinWestfalen« bestellt. Dazu finden Sie in diesem Heft auf Seite 128 einen kurzen Text. Er spiegelt das Ergebnis einer kollegial geführten Diskussion mit Vertreterinnen und Vertretern aus Hochschulbibliotheken und kommunalen Bibliotheken sowie des Landes, zu der der vbnwVorstand im Frühjahr 2014 in die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund eingeladen hatte. Was die Diskutierenden bewegte: Ist angesichts der digitalen Entwicklung, die einerseits Globalisierung der Anbieterstrukturen und andererseits Individualisierung der Abnehmerseite bedeutet, die Kategorie »Bundesland«, wie sie unsere Verfassung sanktioniert − z. B. neben der Nationalisierung von Datennachweisen, sprich Cloud-Lösung an Stelle von Verbünden − überhaupt noch eine relevante Kategorie und ein relevantes Aktionsfeld für Bibliotheken? HARALD PILZER Vorsitzender vbnw Ohne der Lektüre des Textes vorzugreifen, lautet die Antwort, wenn auch verhalten, ja. Einige der Themen betreffen die im Interesse der Bibliotheken liegende mittelbare und unmittelbare Einflussnahme auf nationale Prozesse, wie z. B. die Ausgestaltung des Urheberrechts, und auf den Umbau der Verbundstrukturen. Andere wiederum zielen ganz praktisch auf die Landespolitik, z. B. den Erhalt und Ausbau von Dienstleistungen des Hochschulbibliothekszentrums in Köln. Der spartenübergreifende Bedarf an zentraler Unterstützung, auf die vor allem auch die Öffentlichen Bibliotheken in Ermangelung eigener Strukturen im Bereich der sogenannten »kommunalen Familie« Nordrhein-Westfalens angewiesen sind, und die Co-Finanzierung der Bereitstellung relevanter Inhalte sind kein ganz neues Thema. Es gibt bereits erste Signale aus dem politischen Raum, sich (wieder) mit diesem Handlungsfeld beschäftigen zu wollen. Somit folgten die Teilnehmer des Workshops einer durchaus bekannten Idee, nämlich der eines gemeinsam von den Bibliotheken getragenen, qualitativ hochwertigen und urheberrechtlich geschützten Informations- und Bildungsangebots, an dem möglichst viele Bürger partizipieren können. Ein Thema ist in dieser Runde nicht behandelt worden: das eines allgemeinen Bibliotheksgesetzes für Nordrhein-Westfalen. Es hätte den gegebenen Rahmen gesprengt und muss der weiteren Diskussion vorbehalten bleiben. *Laut Duden: Flitz = Fimmel, Marotte, Masche UWE STADLER Vorsitzender vbnw 97 INHALTSVERZEICHNIS / 3/15 3/15 IMPRESSUM prolibris Mitteilungsblatt hrsg. vom Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. und der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Bezirksregierung Düsseldorf * V. i. S. d. P.: vbnw-Vorsitzende Harald Pilzer, Uwe Stadler. * issn 1430-7235 * Jahrgang 20, Heft 3-2015 herausgebergremium Petra Büning Dr. Alwin Müller-Jerina Uwe Stadler Andrea Stühn layout Nieschlag + Wentrup, Münster redaktion und anzeigen Susanne Larisch t 02102 /70 54 19 m [email protected] 102 108 120 135 DENKANSTÖSSE 107 Gaming in der Stadtbibliothek Paderborn – »Games on!« VERBAND KONZEPTE 120 vbnw-Mitgliederversammlung Kollegiales Treffen mit angeregten Gesprächen und spannender Bibliotheksführung 137 Qualifizierungsprogramm »Lernort Bibliothek« – die Fünfte Ende August trafen sich Bibliotheksleitungen zum Auftakt-Workshop des Qualifizierungsprogramms 2015 bis 2017, das die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW ausgeschrieben hat. Das Programm hat das Thema »Digitale Kommunikation für Öffentliche Bibliotheken«. PC einmal ganz anders druck und verlag Druckerei und Verlag Peter Pomp, Bottrop abonnementbestellungen, reklamationen, adressenänderungen Druckerei Peter Pomp, Jasmin Kikillis t 02041 /747120 * f 02041 /747160 * m [email protected] Für vbnw-Mitglieder ist ein Jahres-Abonnement kostenfrei; jedes weitere kostet 20 Euro/Jahr. Der Preis für ein Jahres-Abonnement (auch Ausland) für Nicht-Verbandsmitglieder beträgt 55 Euro (incl. MwSt. und Versandkosten). Das Abonnement ist zum 31. Oktober des laufenden Jahres kündbar. Bei namentlich gezeichneten Artikeln liegt die inhaltliche Verantwortung beim Verfasser bzw. der Verfasserin. © vbnw und Fachstelle Öffentliche Bibliotheken bei der Bezirksregierung. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Fotos wurden, wenn nicht anders angegeben, von der entsprechenden Bibliothek zur Verfügung gestellt. Links werden bei Erstellung des Heftes geprüft und sind ggf. gekürzt. autorenhinweise 1. ProLibris veröffentlicht in der Regel Originalbeiträge. Bis zum Erscheinungstermin sollten diese nicht anderweitig veröffentlicht werden. Jede ProLibris-Ausgabe wird zeitversetzt auf der vbnw-Homepage veröffentlicht. Mit dem Überlassen ihres Printbeitrags erklären sich Autorinnen und Autoren mit der digitalen Veröffentlichung einverstanden. 2. Formalia ››Texte werden in neuer deutscher Rechtschreibung abgefasst (Duden 25. Aufl. 2009) ››Bei der ersten Möglichkeit in einem Text wird die maskuline und feminine Personenbezeichnungen gewählt. Im Folgenden wird das generische Maskulinum verwendet, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten. Gemeint sind aber immer beide Geschlechter. ››Längere Beiträge sind mit Zwischenüberschriften zu versehen. ››Abkürzungen im Text sind zu vermeiden bzw. bei der ersten Nennung aufzulösen. ››Zitationsstellen sind im laufenden Text zu belegen. ››Inhaltliche Beiträge sollen 20.000 Zeichen incl. Leerzeichen in einer unformatierten Word-Datei nicht überschreiten (ohne Abbildungen). Jedem Beitrag sollte ein Abstract in deutscher Sprache mit max. 500 Zeichen beigefügt werden. ››Abbildungen sind sehr erwünscht und sollten mindestens 300 (besser 600) dpi-Auflösung haben (raw-, jpg-, gif-, tif-Format). Die Abbildungen sind durchzunummerieren und mit Bildunterschriften unter Angabe der abgebildeten Personen sowie der Rechteinhaberin bzw. des Rechteinhabers zu versehen, ggf. ist eine Abdruckgenehmigung beizufügen. Platzierungswünsche im Text sollten dort kenntlich gemacht werden. ››Die Autorin oder der Autor stellt sich mit vollem Namen, Titel sowie ggf. mit Position und Anschrift der Institution vor. Für längere Beiträge wird ein Foto erbeten. 3. Die Redaktion behält sich kleinere Korrekturen und Kürzungen vor, grundlegende Änderungen sind nur im Einverständnis mit der Autorin oder dem Autor möglich. 4. Nach Erscheinen erhalten Autorin oder Autor ein Belegexemplar. 5. Redaktionsschluss für die Hefte ist jeweils 6 Wochen vor dem Erscheinungstermin: der 15. 02. für Heft 1, der 15. 05. für Heft 2, der 15. 08. für Heft 3 und der 15. 11. für Heft 4. Mit Ihrer Hilfe kann ProLibris noch attraktiver werden! Senden Sie uns Ihre Artikel, Ihre Anregungen, Ihre Kritik. 100 Regionalkonferenzen nehmen das neue Kulturfördergesetz unter die Lupe Was kann das neue Gesetz für die Bibliotheken in NRW bewirken? Dieser Frage geht vbnw-Vorsitzender Harald Pilzer nach. IM FOKUS: GAMING 102 Die wollen nur spielen? Zielorientierte Gamingkonzepte in Öffentlichen Bibliotheken Gaming liegt im Trend. Doch wissen Bibliotheken wirklich schon, wohin die Reise geht? Robin Horn von der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW macht sich Gedanken über Ziele und strategische Ansätze. 106 Warum Gaming in Bibliotheken noch nicht funktioniert Falsche Zielgruppen? Fehlendes Wissen? Problematische Ansätze? Christoph Deeg, Berater für Social Media, Gamification und Digitale Strategien, sieht die Gefahr, dass das Thema zunehmend zum Missverständnis wird. Gaming funktioniert nicht nur digital. 108 »Play it!« – das Gaming-Angebot der Mediothek Krefeld Spannende Führung durch die O.A.S.E. Düsseldorf 110 Die »Spielunke« – Gaming in der Stadtbibliothek Neuss 121 Berichte der Vorsitzenden 112 Gaming in Münster – das soziale Lernen funktioniert! 124 Jahresabschluss 2014/ Kassenvoranschlag 2016 114 »Biparcours« – per App die Bibliothek erkunden Die Initiative Bildungspartner NRW ließ eine App entwickeln, die es ermöglicht, multimediale Bibliotheksrallyes für Smartphone und Tablet zu erstellen. 125 World-Café zur Info-Kompetenz bot Anlass zur Diskussion Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zu den Themen Bildungspartnerschaft mit Schulen, Qualifizierung und Berufsbild sowie DiscoverySysteme ins Gespräch. 116 Gamified Teaching Library – spielerisch lernen in der Bibliothek Passen Videospiel und Lernen zusammen? Die Hochschul- und Kreisbibliothek Bonn-Rhein-Sieg sammelte erste Erfahrungen zum Thema Gamification. 128 Positionspapier der Bibliotheken Nordrhein-Westfalen ENTDECKUNGEN Prachtvoll: die Bibliothèque nationale de France 138 Stadtbibliothek Bergheim – lokale Allianz für Menschen mit Demenz KURZ & KNAPP 140 Statistische Übersicht über das kommunale Bibliothekswesen in NRW 141 »Die Heilige Schrift des Christentums und ihre Bilder« 142 Meldungen 130 Kolumne: Neues vom Alten Buch 135 Besichtigungen und Terrorgefahr – die KBG in Paris AUSBLICK Heft 4-2015 IM FOKUS »Konzepte neuer Kinder- und Jugendbibliotheken in NRW« Titelfoto: Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW, CC-BY-2.0 de 98 99 DENKANSTÖSSE / 3/15 3/15 REGIONALKONFERENZEN NEHMEN DAS NEUE KULTURFÖRDERGESETZ UNTER DIE LUPE HARALD PILZER Vorsitzender vbnw Am 17. Dezember 2014 hat der Landtag in Düsseldorf das neue Kulturfördergesetz (KFG) der rot-grünen Regierungskoalition beschlossen. Aus der abschließenden Beratung nur ein kurzes Zitat aus den Ausführungen des Kulturpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion und Präsidenten unseres Bibliotheksverbandes: »Das Kulturfördergesetz schafft Fundamente für kulturpolitisches Handeln. Es schafft Begründung für dieses. Es benennt die Ziele, die Aufgaben, die Grundlagen der Förderung, und es schafft neue Instrumentarien, unter anderem den Förderplan. Ich verhehle auch an dieser Stelle nicht, dass ich mir ruhig den einen oder anderen ordnungspolitischen Hammer mehr hätte wünschen können. Aber hier geriet das Gesetz sehr schnell immer wieder in Konflikt mit dem kommunalen Selbstverwaltungsrecht und – machen wir uns nichts vor – in Konflikt mit dem Gedanken, dass weiterhin ein Korridor für die Konsolidierung der Haushalte offen stehen solle.«(1) Im Frühjahr dieses Jahres nun lud Ute Schäfer als Chefin des MFKJKS, des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, eben auch Kulturministerin dieses Landes, unter dem Motto »Das neue Kulturfördergesetz des Landes Nordrhein-Westfalen – Perspektiven und Chancen seiner Um- setzung« in den fünf Regierungsbezirken zu fünf Regionalkonferenzen ein, die der Vorstellung und Diskussion des Gesetzes und seiner Instrumente dienen sollten. Alle fünf Veranstaltungen folgten dem gleichen Schema aus Vorträgen, Workshops und gemeinsamer abschließender Diskussion. Man muss dem Ministerium viel Respekt dafür zollen, den gesamten Prozess um die Erarbeitung des Gesetzes und die Berücksichtigung unterschiedlichster Aspekte – siehe dazu die im März 2012 veranstalteten Regionalkonferenzen – nunmehr erneut mit diesem Instrument abzuschließen. Protokolle der Treffen liegen noch nicht vor, ihnen soll auch nicht vorgegriffen werden. Hier soll kurz beispielhaft von der Veranstaltung am 15. Juni 2015 in Detmold für den gleichnamigen Regierungsbezirk berichtet werden. Eine bekannt bunte Truppe aus rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus nahezu allen Sparten der beamteten Kultur bis hin zur freien Szene waren der Einladung in die Hallen der »Kulturfabrik Hangar 21« gefolgt. Dem entsprechend bunt war die Debatte, waren die Anliegen und Nachfragen. Doch zuvor ein kleiner Exkurs. EIN GESETZ? Als 1955 das Berliner Abgeordnetenhaus die später als »Berliner Bibliotheksgesetz« bekannt gewordene Rahmenregelung für die Volksbüchereien in Berlin (West) nebst einem Wiederaufbauplan beschloss, wurde die rechtssystematische Kritik laut, dass es sich bei der besagten Regelung mitnichten um ein Gesetz, sondern nur um eine Selbstverpflichtung des Gesetzgebers für 100 das Land Berlin, repräsentiert durch den Senat von Berlin, handele, nicht aber um eine über dessen unmittelbare Befugnisse hinausgehende Regelung. Die Stadtbezirke, die das kommunale Element in der Berliner Verfassung repräsentieren, würden nicht zu besonderen Regelungen und auf spezifische Leistungen verpflichtet. gesehen. Aber einiges, und darüber gibt die der Druckfassung beigegebene umfangreiche Kommentierung deutlich Auskunft, war aus verfassungsrechtlichen Gründen – Stichwort kommunale Selbstverwaltung – nicht umsetzbar, anderes vermutlich nicht, weil andere Ressorts »nicht mitspielten«.(3) WAS KANN DAS GESETZ BEWIRKEN? Zudem sei daran erinnert, dass sämtliche kulturellen Aufwendungen des Landes NRW bei rund 182 Millionen Euro liegen, die Kommunen jedoch ein Vielfaches hiervon aufwenden.(2) Insofern sei das Gesetz auch kein ernstzunehmendes Förderinstrument, weil es keinen Aufwuchs der Landeskulturförderung bedeute, ja diese nicht einmal absichere, sondern alles unter Finanzierungsvorbehalt stelle. So z. B. die Formulierungen im § 22 Abs. 2 KFG. So fokussierte sich die Veranstaltung schon von der Planung her auf die Frage nach den im Gesetz vorgesehenen Instrumenten wie dem »Kulturförderplan« (§ 22) und dem »Landeskulturbericht« (§ 25). Ein weiteres Instrument, die »Fördervereinbarungen« nach § 30 KFG, wurden in Detmold ebenfalls umfänglich thematisiert. Deshalb hier zunächst einige Sätze zu diesem Komplex. Wenn man nur den Formulierungen in § 30 »Fördervereinbarungen« folgt, dann könnte man vermuten, dass es den Kommunen frei stehe, Fördervereinbarungen für nahezu jede institutionalisierte Kulturform abzuschließen bis hin zur Erschöpfung der Landesmittel. In den Ausführungen hierzu, die namentlich von Peter Landmann, einem der Autoren des Gesetzes und vormaligem Leiter der Kulturabteilung im MFKJKS vorgetragen wurden, sei hier jedoch vor allem an den Substanzerhalt (»Zementierung von Strukturen«) von Theatern und Museen in Haushaltssicherungskommunen gedacht. Die Fördervereinbarungen bedeuteten ein sogenanntes, »vor die Klammer ziehen« von Ausgabepositionen, die dann nicht mehr in Kürzungsbetrachtungen einbezogen würden. Und ja, für diese Offenheit sei hier gedankt, es könne dieser besonderen Behandlung der unter dem Schutz einer Fördervereinbarung stehenden Institution, nennen wir es einmal »Landesgarantie«, geschuldet sein, dass andere Institutionen der kommunalen Kultur unter dieser »Landesgarantie« leiden könnten. Nun, die Autorinnen und Autoren des Gesetzes hätten sicherlich auch gerne mehr aus der skizzierten Kritik im Gesetz verwirklicht Der »Landeskulturbericht« ist ein durchaus sinniges und interessantes Instrument der Landeskulturpolitik. Im § 25 heißt es Eine ähnliche Kritik ließe sich gegenüber dem Kulturfördergesetz entfalten und wurde auch so geäußert. Ein Gesetz sei es nicht, weil der Landesgesetzgeber keine weitere Ebene als sich selbst und die Landesregierung zu Leistungen verpflichte, und keine Regelungen für die so wichtige, die Kultur tragende Ebene der Kommunen erlasse. Die von vielen erhoffte Funktion eines »Kulturschutzgesetzes«, das Kultur als gleichsam bedrohte Spezies zur »Pflichtaufgabe« erhebe oder zumindest einen »Kulturschutzkorridor« (Ute Schäfer) für kulturelle Belange in Haushaltssicherungskommunen vorschreibe, sei nicht erfüllt worden. hierzu, dass er einmal in jeder Legislaturperiode durch das zuständige Ministerium vorgelegt werde. Er nehme Stellung »zur Umsetzung des zu Beginn der Legislaturperiode aufgestellten Kulturförderplans, zur Angebots- und Nachfrageentwicklung und zur Lage der Kultur in Nordrhein-Westfalen insgesamt«. Das Besondere hieran ist, dass damit eine parlamentarische Befassung mit Fragen der Kultur angestoßen wird. Denn die Wahrnehmung trügt nicht – kulturelle Fragestellungen und Themen beschäftigen in der Regel die Kommunal- und Landespolitik in geringem Maße. Das für die unten in der kulturellen Praxis – da wo das Leben real ist – Tätigen wichtigste Instrument ist neben der tatsächlichen Förderung vermutlich der Kulturförderplan. Laut Gesetz (§§ 22, 23) bildet er die inhaltliche Grundlage der Kulturförderung und soll »ein hohes Maß an Transparenz und Planungssicherheit« schaffen. Er konkretisiert die Ziele der Landesförderung, benennt Entwicklungsperspektiven, Schwerpunkte und Handlungsfelder. In der Kommentierung wird ausgeführt: »Der Kulturförderplan stellt eine Selbstbindung des Regierungshandelns dar. Der vorgesehene Planungszeitraum von fünf Jahren entspricht der Dauer einer Legislaturperiode. Die ‚Förderperiode’ wird allerdings nicht identisch mit der Legislaturperiode, sondern jeweils um ein Jahr versetzt sein. Der Förderplan leitet die Förderpolitik des Landes für die jeweilige Förderperiode.«(4) gebe es bereits einen Fahrplan: Im Oktober und November sollen in sogenannten Großgruppenkonferenzen Ziele und Themenfelder definiert werden, gegen Ende 2015 soll der Entwurf eingebracht, diskutiert und ein Einvernehmen mit dem Landtag erzielt sein. Gelten solle er bis 2018 und damit das Ende der Legislaturperiode in NRW überdauern. Wie zu hören war, soll einer der Förderschwerpunkte die Öffentlichen Bibliotheken und die digitale Modernisierung betreffen. Dies wäre neben den in den §§ 8 und 10 des Gesetzes getroffenen Aussagen nach unserer, fachspezifisch voreingenommenen Position sicherlich angemessen, stehen doch gerade die Öffentlichen Bibliotheken in Fragen ihres Angebotes in scharfer Konkurrenz zu gewerblichen Anbietern und prinzipiell vor der Frage einer Neubestimmung ihres Selbstverständnisses, ihres Portfolios und ihrer Kompetenzen. Dem Landtag und der Landesregierung ist Anerkennung zu zollen für einen wichtigen Schritt bei der Systematisierung der Kulturförderung. Aus der erwähnt voreingenommenen, fachspezifisch gefärbten Sicht heraus ist aber neben diesem Fördergesetz durchaus noch Platz für ein eher ordnungspolitisch angelegtes allgemeines Bibliotheksgesetz für Nordrhein-Westfalen. ENDNOTEN 1. Landtag NRW. 16. Wahlperiode. Plenarprotokoll 16/75, 75. Sitzung, 17.12.2014. www.landtag.nrw.de/portal/WWW/ dokumentenarchiv/Dokument/MMP16-75.html Auch dieses Instrument will sensibel gehandhabt werden, denn der Förderplan »berücksichtigt wesentliche kulturelle Entwicklungen in den Gemeinden und Gemeindeverbänden«. Dementsprechend, so die dankenswert klaren Ausführungen im Gesetz wie in Detmold, kann ein Kulturförderplan nur in enger Abstimmung mit den kommunalen Spitzenverbänden, den Verbänden der Kultur und sogenannten »Anspruchsgruppen«, Vertreter unterschiedlichster kultureller Sparten, erstellt werden. Hierfür, so die Ausführungen in Detmold, 101 2. Der Kulturbericht 2010 der NRW-Staatskanzlei weist für 2009 Aufwendungen von rund 141 Mio. Euro aus (Kulturbericht NRW. Landeskulturförderung 2009. Düsseldorf: Staatskanzlei 2010, S. 65). Aggregierte Werte für die Kommunen liegen im Kulturfinanzbericht 2012 vor. Danach wendeten die NRW-Kommunen rund 1,12 Mill. Euro für kulturelle Zwecke auf (Kulturfinanzbericht 2012. Statistische Ämter des Bundes und der Länder. Dezember 2012, S. 39). 3. M FKJKS (Hrsg.): Kulturfördergesetz NRW. Gesetz zur Förderung und Entwicklung der Kultur, der Kunst und der kulturellen Entwicklung in NRW. Düsseldorf 2015, S. 22–99 4. Ebd. S. 78 IM FOKUS / 3/15 3/15 ›› IM FOKUS: GAMING ROBIN HORN Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW DIE WOLLEN NUR SPIELEN? ZIELORIENTIERTE GAMINGKONZEPTE IN ÖFFENTLICHEN BIBLIOTHEKEN Das konnte ich im letzten Jahr bei einem Besuch auf der Next Level Conference in Dortmund selbst feststellen. In der Tat wäre es bei einer über 50 Jahre langen Entwicklungsgeschichte vermessen, von Gaming als einer wirklichen Neuheit zu sprechen. Relativ neu ist allerdings, dass auch Bibliotheken beginnen, mit digitalen Spielen als Teil ihres Angebotes zu experimentieren; meiner Meinung nach eine richtige und wichtige, allerdings auch längst überfällige Entwicklung, denn für das Experimentieren haben wir eigentlich keine Zeit mehr. Gerade in dieser Situation ist es für uns als Fachstelle für die Öffentlichen Bibliotheken wichtig, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen, um eine kompetente Beratung für die Bibliotheken anbieten zu können. Digitale Spiele − oder Games − sind heute wichtiger Teil der Medienlandschaft. Mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland spielen regelmäßig an Computer, Konsole oder Smartphone. Die Spieleindustrie ist mit mehreren Milliarden Euro Jahresumsatz in Deutschland längst zu einem relevanten Wirtschaftszweig geworden. Daneben steigt auch die Relevanz von Games für Kunst und Kultur. Fotos: Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW, CC-BY-2.0 de ANGEBOTE EXTREM HETEROGEN Faszination Gaming 102 Die Angebote, die Öffentliche Bibliotheken in NRW heute im Bereich digitaler Spiele machen, zeigen eine extrem heterogene Landschaft von Konzepten, unterschiedlichen Zielsetzungen und diverser Qualitätsstufen. Kurz gesagt, wissen Bibliotheken eigentlich nicht so genau, wohin die Reise geht. In einigen – vorwiegend, aber nicht ausschließlich in Großstädten − gibt es zumindest für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen bereits relativ breite Maßnahmenkataloge. Diese umfassen unter anderem meist Konsolenspiele und Konsolen in der Bibliothek, Veranstaltungsreihen und Kooperationen mit Medienpädagogen und anderen Kultureinrichtungen. Viel häufiger findet man auch in kleineren Bibliotheken immerhin eine Übertragung des Datenträger-Ausleihgeschäftes aus dem Buchbereich auf PC- und Konsolenspiele. Dennoch gibt es auch heute noch Bibliotheken, die noch keine Berührungspunkte mit Gaming haben. Diese Qualitätsvielfalt resultiert meiner Meinung nach nicht aus der Tatsache, dass Bibliothekare mit digitalen Spielen persönlich nichts anzufangen wissen. Warum sollte es auch Gamer benötigen, um ein gutes Angebot mit bibliothekarischer Zielsetzung im Bereich digitaler Spiele zu realisieren? Bibliothekarinnen und Bibliothekare müssen ja auch nicht gerne Romane lesen, um eine gute Arbeit mit Literatur zu machen, auch wenn das gängige Klischee anderes vermuten lässt. Ursächlich für die derzeitige Situation ist vielmehr, dass Bibliotheken digitale Spiele − anders als die Literaturvermittlung − noch nicht als ihr Hauptaufgabenfeld sehen, und für »Nebenschauplätze« eigentlich keine Ressourcen erübrigt werden können. Das Problem liegt demnach in der historisch gewachsenen grundsätzlichen Konzeption von Öffentlichen Bibliotheken. verfügbar. Öffentliche Bibliotheken haben das Ziel, möglichst allen Bürgern Zugang zu relevanten Medien bzw. durch die Medien zu den Medieninhalten zu schaffen. Die Strategie musste also zwangsläufig lauten, eine möglichst umfangreiche Literaturversorgung orientiert am Bedarf der jeweiligen Nutzer zu realisieren und Leseförderung als Zugangsqualifikation zu Texten zu betreiben. So ist auch nachvollziehbar, wie sich in Öffentlichen Bibliotheken letztendlich jener Maßnahmenkatalog ausprägte, den wir bis heute in den meisten Einrichtungen kennen. Physischer Zugang durch Bestand und Verleih, inhaltlicher Zugang durch Erschließung und Vermittlung, kultureller Zugang durch Veranstaltungsformate. Wie aber passen digitale Spiele in dieses Modell? LOCKANGEBOT FÜRS BUCH In der Theorie beginnt eine Konzeption bei der Ausgangssituation bzw. den Rahmenbedingungen und der Formulierung von Zielen. Auf der Basis dieser Ziele können dann Strategien abgeleitet werden, die letztendlich in der Umsetzung bestimmter Maßnahmen münden. Was Bibliotheken heute mit ihren GamingAngeboten tun, ist, sie auf der Ebene der Maßnahmen einzusortieren und sich nur diejenigen Aspekte digitaler Spiele herauszunehmen, die geeignet sind, die bestehende Strategie der Literatur- bzw. Buchvermittlung zu unterstützen. Aus diesem Grund werden die bisherigen Gaming-Angebote vorzugsweise mit Leseförderung oder als Frequenzbringer für die vermeintlich wirklich wichtigen Angebote von Bibliotheken gerechtfertigt; quasi als eine Art Lockangebot fürs Buch. Traditionell ist die Strategie Öffentlicher Bibliotheken relativ eindeutig. Reduziert man die Ausgangssituation einmal auf die dominante Medienart, so waren alle relevanten, recherchierbaren Informationen in Printform, als Monographie oder Zeitschrift etc. In Wirklichkeit aber sind digitale Spiele nicht nur eine Maßnahme zur Leseförderung, sondern Teil einer neuen Ausgangslage, in der neben Printmedien und Games natürlich noch viele weitere Medien Relevanz haben können. Der Unterschied mag WAS SIND DIE ZIELE? 103 auf den ersten Blick klein erscheinen, doch sind die Konsequenzen für die Arbeit Öffentlicher Bibliotheken sehr groß. Diese können sich nun entscheiden, ihre Strategie um die »neuen« Medien zu erweitern, oder ihr Ziel zu ändern und fortan nicht mehr für alle Bürger Zugang zu allen relevanten Medien zu schaffen, sondern nur noch für literaturinteressierte Bürger Zugang zu Literatur. Meiner Meinung nach müssen Institutionen, die ihr Ziel derart drastisch ändern, Diskussionen über Notwendigkeiten zu Recht erdulden. Ausgangslage und Ziel sind relativ klar. Die Ausgangslage bezogen auf die Medienlandschaft, in der digitale Spiele für viele Menschen Relevanz besitzen, ist recherchierbar, und man kann sie Tag für Tag selbst erleben. Das Ziel Öffentlicher Bibliotheken − Zugang zu schaffen − hat sich nicht geändert und ist nach wie vor höchst relevant. Was uns fehlt, ist ein strategischer Ansatz für digitale Spiele und die Bereitschaft, unsere Ressourcen dementsprechend einzusetzen. Es reicht jedoch auch nicht, einfach alles beim Alten zu belassen und Bücher durch Spiele zu ersetzen. 3/15 DREI STRATEGISCHE ANSÄTZE Man muss sich die Frage stellen, welche Strategien und Maßnahmen geeignet sind, Zugang zu digitalen Spielen zu ermöglichen. Dabei sind die speziellen Eigenschaften des Mediums zu beachten, die es von anderen unterscheidet. Die Antwort auf diese Frage sollte auch nicht jede Bibliothek selbst finden müssen, sie sollte am besten bibliotheksübergreifend beantwortet werden. Dafür benötigen wir einen fachlichen Diskurs, der bisher aber leider eher zaghaft bis gar nicht stattfindet. Ich denke, es gibt im Wesentlichen drei relevante strategische Ansätze, die geeignet sein könnten, Zugang zu digitalen Spielen zu schaffen. ›› Physischer Zugang Der physische Ansatz ist wohl der Naheliegende und vermutlich auch der Grundgedanke beim Verleih von Konsolenspielen. Jedoch gilt es zu bedenken, dass mit dem Verleih eines Konsolenspiels nicht derselbe Grad an Zugang erreicht wird, wie mit dem Verleih eines Printmediums. Der große Vorteil von Büchern ist, dass sie kein weiteres Endgerät zur Nutzung benötigen. Bei digitalen Spielen ist das anders. Hier benötigt man immer auch ein Endgerät, also die entsprechende Cosplayer lieben es, sich in die Helden ihrer Spiele zu verwandeln. 104 3/15 zu einzelnen Titeln bis hin zu Informationen zu kontroversen Diskussionen über digitale Spiele als gesellschaftliches Phänomen. Konsole oder einen PC. Nur Konsolenspiele zu verleihen, ist in etwa so, als würde man von Büchern nur die Buchdeckel verleihen und hoffen, dass der Nutzer den Rest zu Hause hat. Bibliotheken sollten zumindest für die Spiele, die sie verleihen, immer auch das entsprechende Endgerät zur Nutzung in der Bibliothek zur Verfügung stellen. Im besten Falle beschränkt man dies auch nicht nur auf aktuelle Konsolen, sondern versucht, eine möglichst vollständige Sammlung von Konsoleninfrastruktur in der Bibliothek vorzuhalten. Zur inhaltlichen Beschäftigung mit Games gehört es auch, Verbindungen zu anderen Mediengattungen darzustellen und aufzuzeigen. Zu vielen Spielen gibt es Filme, Comics und Bücher. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass Bibliotheken auch in den ihnen vertrauten Mediengattungen nur selten Medien mit Spielebezug anschaffen. Physischer Zugang kann aber auch bedeuten, das Nutzungserlebnis digitaler Spiele durch Zubehör zu erweitern. Virtual und Augmented Reality, die computergestützte Wahrnehmung, bei der sich reale und virtuelle Welt vermischen, bieten als innovative Technologien Bibliotheken die Chance, auch für jene Nutzer relevante Angebote zu machen, die selbst eigene Spielekonsolen besitzen. ›› Inhaltlicher Zugang Der physische Zugang zu digitalen Spielen kann nicht in allen Fällen erfolgen. Die auf Lizenzen basierenden Geschäftsmodelle von Spieleverlegern lassen dies nicht immer zu, und nicht jeder Inhalt steht überhaupt zum Erwerb zur Verfügung. Vor einer ähnlichen Situation stehen Bibliotheken vor allem auch im E-Book-Bereich. Meiner Meinung nach ist der inhaltliche Zugang zu digitalen Spielen aber mindestens ebenso wichtig. Öffentliche Bibliotheken können zum Beispiel auf Bezugsquellen von digitalen Spielen hinweisen. Dies ist vor allem bei älteren Spielen interessant. Eine weitere Dimension ist die Information über Spiele, angefangen bei Informationsangeboten Neben einer Auseinandersetzung mit dem Medium und seinen Eigenschaften ist auch das Nachdenken über die Zielgruppe wichtig. Denn die besteht, anders als viele Bibliotheksmitarbeiter glauben, nicht vorwiegend aus Kindern und Jugendlichen. In der FAZIT Bibliotheken müssen ihre Strategie anpassen, um trotz geänderter Rahmenbedingungen ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und weiterhin eine relevante Funktion zu erfüllen. Das gilt nicht nur Zum inhaltlichen Zugang gehört außerdem die Bedienkompetenz für Spiel und Endgerät und parallel dazu die Leseförderung. Diese ist natürlich auch für den Zugang zu digitalen Spielen weiterhin sehr wichtig, da viele ohne die Fähigkeit, Texte zu lesen und zu verstehen, nicht spielbar sind. Fotos: Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW, CC-BY-2.0 de IM FOKUS / ›› Kultureller Zugang Ein kultureller Zugang zu digitalen Spielen ist zwar keine eigenständige bzw. eigenständig wirksame Strategie, aus angebotspolitischen Gründen aber derzeit für Bibliotheken obligatorisch. Heute sind viele Bibliotheken optisch so gestaltet, als wären sie für die Bücher und das Lesen gemacht. Sie laden nicht oder nur wenig dazu ein, sich mit anderen Medien oder gar Gaming zu beschäftigen. Kulturelle Angebote im Bereich digitaler Spiele können helfen, dieses Image aufzuweichen und moralische Barrieren abzubauen, die die Nutzer davon abhalten, Bibliotheken zum Spielen zu nutzen. Beispiele für kulturelle Angebote im Bereich Gaming kann jeder selbst erleben, der Veranstaltungen wie die Gamescom besucht. Als Schlagwörter möchte ich hier einmal E-Sports, Casemodding(1) und Cosplay(2) in den Raum werfen, die eigentlich schon reichlich Material für Angebotsformate für Bibliotheken liefern und mit denen sich zu beschäftigen ich sie an dieser Stelle ermutigen möchte. Auch die raumgestalterischen Konzepte Öffentlicher Bibliotheken müssen sich in punkto Mediennutzung deutlich liberaler zeigen. Beim Casemodding werden PCs verändert und in neuer, überraschender Art genutzt. Tat ist der durchschnittliche Gamer zwischen 32 und 34 Jahre alt. Für viele vielleicht überraschend: etwa die Hälfte davon ist weiblich. Dass sich dies nicht bei den Nutzern von Angeboten der Bibliotheken wiederspiegelt, ist logisch, denn die Zielgruppe »Gamer« ist so groß, dass sie in sich sehr heterogen ist. Auch innerhalb dieser Gruppe gibt es differenzierte Vorlieben bei der Nutzung des Mediums sowie der Wahrnehmung von Veranstaltungsangeboten. So sind z. B. einer Statistik zum E-Sport nach zu urteilen 81 % aller Besucher dieser Art von Veranstaltung männlich. Spielerinnen neigen eher zum alleinigen und kürzeren Spielen, sie bevorzugen aber nicht immer grundlegend andere Spiele. Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass es pauschale Veranstaltungen für den »Gamer« nicht geben kann, ebenso wenig wie für den »Leser« oder den »Filmegucker«. 105 im Hinblick auf digitale Spiele. Was Bibliotheken brauchen, sind medienunabhängige Ziele, medienübergreifende Strategien und medienspezifische Maßnahmen. Am dringendsten benötigen sie aber einen inhaltlichen Austausch über die Gestaltung zeitgemäßer Bibliotheksarbeit unter Einbezug eines veränderten Angebotsbedarfes bei den Menschen, die ihre Nutzer sind. ENDNOTEN 1. Als Casemodding bezeichnet man das Verändern der äußeren Erscheinungsform des PCs zur optischen Aufwertung. 2. Beim Cosplay stellt der Teilnehmer eine Figur aus Manga, Animé, Computerspiel oder Film durch Kostüm und Verhalten möglichst originalgetreu dar. IM FOKUS / 3/15 WARUM GAMING IN BIBLIOTHEKEN NOCH NICHT FUNKTIONIERT der klassischen Bestandsarbeit sind Spiele auf mobilen Devices wie Smartphones sowie Online-Games. Benötigt werden also völlig neue Bestandskonzepte, die Retro-Games, in der Bibliothek entstandene Games und reine digitale Games berücksichtigen. Noch wichtiger: Beim Thema Gaming geht es nicht um ein Medium, sondern um einen Inhalt, d.h. es geht auch um Filme, Bücher etc. die aus der Gaming-Kultur stammen. 3.Ein besonderes Problem stellt die Idee dar, Games wären nur ein weiteres Medium bzw. ein gutes Lockmittel, um junge Menschen in die Bibliothek zu holen, um sie dann an Bücher heranzuführen. Gaming in Bibliotheken kann aber nur funktionieren, wenn das Thema als gleichbedeutend zu Büchern betrachtet wird. Es gibt keinen Konkurrenzkampf zwischen Games und Büchern. Beide Kulturformen haben ihre eigenen Charakteristika und ihre eigene Relevanz. 4.Bibliotheken bieten heute eine Vielzahl an unterschiedlichen Aktivitäten und Services an. Aber sie sind Orte der Buch-Kultur. Das Buch ist quasi die Basis für die kulturelle Identität der Bibliotheken. Diese Identität sorgt dafür, dass Bibliotheken ein »Zuhause« für all diejenigen sind, die sich mit Büchern und Lesen beschäftigen. Um im Bereich Gaming erfolgreich zu sein, ist es notwendig, ebenso ein Ort der Gaming-Kultur zu werden. 5.In den meisten Bibliotheken gibt es kaum Wissen und Erfahrungen zu Game Design und Game Based Learning. Dies ist aber wichtig, um z. B. neue Formen der Bibliotheksführungen und der Leseförderung zu entwickeln und umzusetzen. Zudem kann dieses Wissen helfen, um neue Oberflächen für OPACs sowie neue Formen der Kulturvermittlung anzubieten. Besonders wichtig ist der Bereich Bildung. Hier können Themen wie Gaming und Gamification Bibliotheken zu einem Innovationsträger in Sachen Bildung machen. Auch mobile Angebote wie Actionbound oder Espoto, Apps für »interaktive Schnitzeljagden«, machen dann wirklich Sinn, wenn die darin vermittelten Inhalte ein grundständiges Game-Design beinhalten. CHRISTOPH DEEG Berater und Speaker für Social Media, Gamification und Digitale Strategien Bevor Sie jetzt wutentbrannt das Heft zerreißen, möchte ich eines vorweg klarstellen: Ich freue mich sehr, dass Gaming in Bibliotheken an Relevanz gewinnt. Und wenn es in diesem Artikel darum geht, warum das Thema nicht bzw. nicht richtig funktioniert, dann verschließe ich nicht die Augen vor den vielfältigen guten Projekten und Aktivitäten, die wir überall in Deutschland finden können. D. h., ich sehe die tollen Aktivitäten von Öffentlichen Bibliotheken wie z. B. in Borken, Geldern, Greifswald, Hamburg, Köln, Krefeld, Lüdinghausen, Minden, Neuss, Ochtrup, Raesfeld etc. Hier passiert so einiges – aber trotzdem besteht die Gefahr, dass das Thema zunehmend zu einem Missverständnis wird. In diesem Artikel geht es also um die Frage, was das Thema Gaming für Bibliotheken bedeuten könnte/sollte, und warum dies meiner Meinung nach bis jetzt nicht umgesetzt wird. Betrachtet man die aktuelle Situation im Detail, so kann man die folgenden Erkenntnisse ziehen: 1. In vielen Fällen werden die Zielgruppen falsch definiert. Viele Bibliotheken nutzen Gaming, um vermeintlich junge Zielgruppen anzusprechen. So wird das Thema sehr oft in der Kinder- und/oder Jugendarbeit verortet. Aber Gaming ist ebenso ein Thema für Erwachsene. Dies betrifft sowohl die Games an sich als auch die damit verbundenen Services inklusive der intergenerationellen Arbeit. Eine Anbindung des Themas an die Kinder- und Jugendarbeit macht deshalb zukünftig wenig Sinn. Gaming sollte vielmehr als Querschnittsfunktion der Bibliotheksarbeit verstanden werden. 2.Ebenso risikoreich ist die Konzentration auf den klassischen Bestand. In den nächsten fünf bis acht Jahren wird ein physischer Bestand in der Form, dass man aktuelle Titel anbieten kann, nur in geringem Ausmaß funktionieren. Die Digitalisierung der Medien ist in diesem Sektor besonders stark zu spüren. Schon heute ist es kaum noch möglich, PC-Games anzubieten, und auch Konsolenspiele werden zunehmend nur noch digital zum Download angeboten werden. Ebenso wenig nutzbar in Zusammengefasst lässt sich sagen, dass zwar immer mehr Bibliotheken sich des Themas Gaming annehmen und zudem spannende Kooperationen z. B. im Bereich Medienpädagogik entstehen, dass aber die Chancen und Möglichkeiten, welche sich durch das Thema ergeben, noch nicht ansatzweise genutzt werden. Auf dem Weg in die digital-analoge Bibliothekswelt sollte Gaming nicht nur eine größere, sondern vor allem eine umfassendere Rolle spielen. 106 3/15 GAMING IN DER STADTBIBLIOTHEK PADERBORN − „GAMES ON!“ se strömten dann zum Familientag auch zahlreich in die Kinderund Computerbibliothek. Doch auch das Selber-Ausprobieren hat beim »Games On!« einen hohen Stellenwert. Ob bei der interaktiven Rallye, an der Tablet-Station oder beim Ausprobieren einer Virtual-RealityBrille − die Kinder und auch Erwachsenen hatten viel Spaß. ANNA DRILLER Stadtbibliothek Paderborn Bereits seit 1990 hat die Stadtbibliothek Paderborn mit der Computerbibliothek eine Abteilung, die sich tagtäglich mit neuen Angeboten im Bereich Technik und Computer auseinandersetzt und diese stetig verbessert. PC-Spiele sind dort schon lange im Angebot. Seit 2008 werden auch Konsolenspiele angeboten. Die Medien Tatsächlich mögen nicht nur Kinder sind für zwei Wochen ausleih- daran schnell ihren Spaß. bar und gebührenpflichtig. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Aktuell gibt es Medien für die PSP, PS2, PS3, PS4, Xbox 360, XboxOne, Nintendo DS und 3Ds, Nintendo Wii und Wii U. Der Medienetat der Computerbibliothek beinhaltet immer ausreichend Geld für die Anschaffung der Spiele, so dass die Medien aktuell gehalten werden können. Besonderer Andrang herrscht bei den aktuellsten Angeboten, finanziert durch Landesdigitale Spiele. Auch Eltern haben mittel im Rahmen des Projekts »Lernort Bibliothek«. Das mobile Konsolenmöbel beinhaltet eine XboxOne, eine PS4 und eine Wii U. Zusätzlich zu den Gaming-Events gibt es jetzt täglich die Möglichkeit, an dem neuen Gaming-Möbel zu spielen. Und auch »alte« Projekte leben wieder auf. KOOPERATION MIT „SPIELERATGEBER NRW“ LET’S-PLAYER DANIEL FEITH ZU GAST Parallel zur Einführung der Konsolenspiele wurden auch Konsolen angeschafft. Da sich die Kinder- und Computerbibliothek als Vermittler im Bereich Medienkompetenz versteht, kam die Idee auf, dies auch bei den Konsolen zu ermöglichen. Der Fokus ist zunächst auf das Gaming für Eltern gelegt worden. Begonnen wurde mit Eltern-Kind-Nachmittagen, bei denen die Teilnehmer gemeinsam Konsolen und Spiele testen konnten. Die Kollegen der Computerbibliothek stehen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Dieser Spielenachmittag entwickelte sich zu einem Spielesamstag, bei dem in der Kinder- und Computerbibliothek alles im Zeichen von Gaming steht. Unter dem Motto »Games On!« haben Kinder und ihre Eltern die Möglichkeit, kostenlos die neuesten Konsolen und Spiele zu testen und selbst aktiv zu werden. Der Spieletag findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) statt. In diesem Jahr nahm als besonderes Highlight Let’sPlayer Daniel Feith daran teil, der Tipps und Tricks zum Spiel verriet und einen Einblick in die Welt eines YouTubers gab. Zielgruppe waren hier vor allem Jungen im Alter von 9 bis 15 Jahren, und die- Bereits 2010 bestand eine Kooperation mit dem »Spieleratgeber NRW«. Diese wurde im März 2015 erneut eingegangen. 2010 waren die »Paderspieletester« ins Leben gerufen worden.(1) In Zusammenarbeit mit dem Paderborner Jugendamt und zwei HOTs (Jugendtreff »Haus der offenen Tür«) traf sich die Gruppe regelmäßig, um Spiele zu testen und die Rezensionen auf einem Blog zu veröffentlichen. Mit Anschaffung des neuen Gaming-Möbels soll die Gruppe im Herbst 2015 wieder aktiviert werden. Es ist geplant, einen Kreis zu etablieren, der sich regelmäßig trifft, Spiele testet etc. Auch hier soll wieder mit dem »Spieleratgeber NRW« zusammengearbeitet werden, zusätzlich wird ein Medienpädagoge die Gruppe anleiten. Ab August 2015 wird in der Stadtbibliothek Paderborn ein Mitarbeiter im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes die neuen Angebote in diesem Bereich unterstützen. ENDNOTE 1. https://paderspieletester.wordpress.com/wer-kann-mitmachen 107 IM FOKUS / 3/15 3/15 „PLAY IT!“ − DAS GAMING-ANGEBOT DER MEDIOTHEK KREFELD BETTINA SCHÜREN Mediothek Krefeld Natürlich gibt es schon lange − wie in vielen anderen Bibliotheken auch − Spielangebote in der Mediothek Krefeld. Vornehmlich handelt es sich dabei bislang um Brettspiele, die zur Vor-Ort-Nutzung in der Kinderabteilung angeboten werden. Auch PC- und Konsolenspiele sind seit Jahren in Krefeld fester Teil des Ausleihbestandes. Der Trend des Gaming hin zur international anerkannten Kulturform und die Tatsache, dass digitales Spielen ein immer größer werdender, somit gesellschaftlich relevanter Teil der Medienlandschaft ist, legte nahe, sich in der Bibliotheksarbeit intensiver damit zu beschäftigen. Sehr schnell war klar, dass es in diesem Bereich nicht ausschließlich um Medienerwerb und Steigerung von Ausleihzahlen gehen würde. Deshalb sollte ein Projekt vor allem die Mediothek als Ort der Begegnung und des gemeinsamen, kreativen und auch lernenden Spielens in den Fokus nehmen. GEFÖRDERT VOM BUND 2014 konnte, gefördert durch Bundesmittel, ein zunächst auf zwei Jahre angelegtes Gamingprojekt gestartet werden. In der Mediothek formierte sich ein Team von sieben Mitarbeitern, das die Projektkonzeption entwickelte. Dabei waren die GamingErfahrungen der Handelnden durchaus heterogen. Als Zielgruppe wurden die in der bisherigen Bibliotheksarbeit schwer erreichbaren 13- bis 18-Jährigen formuliert, darunter vor allem finanziell und kulturell Benachteiligte. Es sollten auch Eltern und Pädagogen einbezogen werden. Verschiedene Eckpfeiler wurden generiert: ››Anschaffung von Hardware-Komponenten wie Spielekonsolen (Wii U, PS4, XboxOne) und Zubehör mit einem ausgebauten Ausleihbestand an Konsolenspielen und passendem Mobiliar für die Einrichtung einer flexiblen Gaming-Zone ››Veranstaltungen, die auch theoretisches Hintergrundwissen zum Thema vermitteln ››vielfältige Spielangebote, die sich durch eine pädagogische Begleitung vom häuslichen Spielumfeld der Zielgruppe abheben und somit ein Alleinstellungsmerkmal für die Mediothek als Spielort schaffen. Vor dem Projektstart gab es zwei Schulungen für die Mitarbeitenden der Mediothek zum Thema Computer- und Konsolenspiele durch Daniel Heinz vom »Spieleratgeber NRW«. Dabei wurde in die Theorie dieser Spiele eingeführt und anschließend praktische Spielerfahrung gesammelt. Es wurden die Faszinationskraft und die Möglichkeiten von digitalen Spielen erläutert, aber ebenso auf Gefahren und Bindungsfaktoren hingewiesen. Als Auftaktveranstaltung für die Öffentlichkeit diente der »Play-It!«-Tag. An einem Sonntag im September öffnete die Bibliothek außerplanmäßig und lud die Bevölkerung zum Spielen ein. Dank ehrenamtlich tätiger Kooperationspartner existierte ein großes Spielangebot: Neben Schachpartien gab es ein Badmintonfeld und eine Präsentation verschiedener Tabletop-Spiele. Eine Rollenspielvereinigung zeigte Einblicke in ihr Genre. Hinzu kam das Angebot an neu angeschafften Holz-, Brett- und Kartenspielen sowie die Spielekonsolen XboxOne, PS4 und Wii U, auf denen Fußball-, Autorennspiele und Mario Kart liefen. Vor dem 108 Rund 1.200 Besucherinnen und Besucher kamen zum »Play-It!«-Tag. Bei Fußballspielen und Autorennen wurden die Sieger digital ermittelt. Gebäude fanden Outdoor-Spiele statt. Mit knapp 1.200 Besuchern war der Tag ein erfolgreicher Projektstart. Für 2015 laufen derzeit die Vorbereitungen für einen weiteren »Play-It!«-Tag. Zum Thema »Risiken und Chancen von Computer- und Konsolenspielen« wurden bislang zwei Elternabende mit dem »Spieleratgeber NRW« angeboten. Eltern, aber auch Kinder und angehende Pädagogen erfuhren, welche Spiele sinnvoll sind und was ihre Faszination ausmacht. Es wurden pädagogische Aspekte wie Spieldauer und das Setzen von Grenzen erörtert. Neben dem Fachvortrag fand ein reger Austausch von Eltern und Jugendlichen statt – auch über das Know-how von Jugendlichen im Umgehen elterlicher Vorsorgestrategien. Eine Fortsetzung dieser Abende ist geplant. SPIELETESTER Die Einrichtung regelmäßiger, betreuter Gaming-Nachmittage als offenes Angebot sollte Menschen aller Altersstufen zum gemeinsamen Spielen an Konsolen, mit Tablets oder Laptops sowie mit Brett-, Kartenoder Holzspielen einladen. Neben einem freien Spielenachmittag an Konsolen wird einmal im Monat ein Thema vorgegeben, so dass möglichst viele Aspekte des Spielens und auch unterschiedliche Zielgruppen berücksichtigt werden. Auch hierbei wird nicht einfach das Material gestellt, sondern den Spielern ein Spieleleiter mit pädagogischer Erfahrung zur Seite gestellt. Gefunden wurde hierfür eine Honorarkraft durch Vermittlung des Krefelder Jugendamtes. Etabliert ist seit Herbst 2014 der erste und dritte Dienstagnachmittag des Monats als »Gamingday«. Es hat sich mittlerweile ein »harter Kern« von Nutzern gebildet − zu- Brett- und Kartenspiele wurden ausprobiert, und sogar ein Badmintonfeld war aufgebaut worden. meist männliche Jugendliche. Die Ansprache von Mädchen erweist sich trotz gezielter Angebote als schwierig. Um eine pädagogisch geleitete, fundierte Beschäftigung mit Spielen hinsichtlich ihrer gestalterischen Qualität, Spielbarkeit und Eignung für bestimmte Altersstufen geht es in der Gruppe der »Spieletester«. Seit Dezember 2014 werden von einer festen Gruppe von zehn Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren nach Vorgaben des »Spieleratgeber NRW« zweimal im Monat Konsolenspiele getestet und bewertet. Die von der Gruppe erstellte Rezension wird auf den Webseiten des »Spieleratgeber NRW« veröffentlicht. Die Plätze waren schnell belegt, so dass eine Warteliste mit weiteren Interessenten angelegt werden musste. Schwierig gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten, leitenden Pädagogen. Wünschenswert wäre eine deutlich größere Zahl an frei verfügbaren Medienpädagogen mit Kenntnissen im Bereich Gaming und Affinität zu Konsolenspielen. Nach lan- ger Suche konnte als Leiter der »Spieletester« ein Lehramtsstudent der Fächer Sport und Physik mit entsprechenden Skills gewonnen werden. gebot auch Mädchen. Zum Projekt gehörte auch die Ausrichtung einer Veranstaltung für Multiplikatoren (Bibliotheksmitarbeiter und Pädagogen) in der Mediothek, die sich im September 2015 anschloss. ELTERN-LAN-PARTY Auch wenn im kommenden Jahr für die Mediothek die Förderung des Projektes ausläuft, so ist die Fortführung einzelner Bausteine wünschenswert und umsetzbar. Der »Play It!«-Tag soll eine jährliche, feste Größe sein. Die begleiteten Spielangebote sollen möglichst fortbestehen oder sogar mit neuen Kooperationspartnern ausgebaut werden. Eine Verzahnung mit anderen Projekten aus dem Bereich MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) ist vorstellbar. In jedem Fall gilt, dass in Krefeld die Implementierung des Gaming in die Bibliotheksarbeit ein lohnendes Unternehmen ist, das neue Nutzerschichten eröffnet und den Blickwinkel auf unsere Bibliothek als einen vielfältig nutzbaren, medialen Ort erweitert. In Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem »Spieleratgeber NRW« bot die Mediothek eine ElternLAN-Party an, bei der Eltern praktische Erfahrungen mit den Spielwelten ihrer Kinder sammeln konnten. Nach kurzer theoretischer Einführung wurden ein Auto-Rennspiel und ein Ego-Shooter zum Spielen angeboten. Nach der Spielphase gab es einen Erfahrungsaustausch über das Erlebte. Als mehrtägiges Sommerferienangebot wurde 2015 mit dem ComputerProjekt Köln e. V. ein Medienprojekt im Bereich Gaming angeboten. Dabei wurden mittels des Spiels »Minecraft« die kreativen Ideen der teilnehmenden 12- bis 16-Jährigen umgesetzt. Erfreulicherweise nutzten dieses An- 109 IM FOKUS / 3/15 3/15 DIE „SPIELUNKE“ − GAMING IN DER STADTBIBLIOTHEK NEUSS Das Spielen ist eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Lange bevor die Menschen lesen und schreiben konnten, spielten sie. Durch den Titel des gleichnamigen Buches von Johan Huizinga ist der Begriff »Homo ludens« (1938/39) bekannt geworden.(1) Der »Homo ludens« ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine Fähigkeiten vor allem über das Spiel entwickelt: Er entdeckt im Spiel seine individuellen Eigenschaften und wird über die dabei gemachten Erfahrungen zu der in ihm angelegten Persönlichkeit. Das Modell besagt: Der Mensch braucht das Spiel als elementare Form der Sinn-Findung, er lernt dadurch Grundkategorien menschlichen Verhaltens (u. a. Regeln akzeptieren, Umgehen mit Sieg und Niederlage, Organisation, strategisches Denken, Geduld). WARUM SPIELEN IN DER BIBLIOTHEK? Die Bibliothek bietet die Möglichkeit, Menschen das Erlebnis »Spiel« nahezubringen. Nach Zahlen des »Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware« e.V. (BIU) spielen rund 30 Millionen Deutsche mehrmals pro Monat Computer- und Videospiele. Das Interesse ist also groß, das Potenzial ebenso – eine Chance für die Bibliothek, ihre Funktion als »Freizeitort« zu stärken. Die Neusser Bibliothek gab ihrem Gaming-Bereich den Namen »Spielunke«. WAS BIETET DIE STADTBIBLIOTHEK AN? ››Fest installierte Konsolen, um in der Bibliothek zu spielen: Die Playstation 4 und die XBoxOne sowie das entsprechende Zubehör wie Controller, Kopfhörer und Fernseher wurden gekauft. Konsolen und Zubehör sind in abschließbaren Schränken untergebracht. Wer spielen möchte, kommt zur Information, das gewünschte Spiel wird eingelegt, das Zubehör herausgegeben. Es wird auf den Bibliotheksausweis des Spielers verbucht und nach dem Spielen zurückgebucht. Seit Beginn im Februar 2015 wurden die Controller der beiden Konsolen rund 1.000 Mal ausgeliehen. Die tatsächliche Anzahl der Spieler dürfte weit höher liegen, da die Controller innerhalb einer Gruppe weitergegeben werden. Während der Öffnungszeiten dürfen nur Spiele gespielt werden, die eine USK 0 oder USK 6 Kennzeichnung haben. Neben den Jugendlichen, die an den Konsolen spielen, finden sich immer mehr junge Besucher in der »Spielunke« ein, die lesen, sich treffen, auf eigenen mobilen Geräten spielen oder sich einfach nur unterhalten. ››»Portables Gaming«: Neben den Konsolen wurden auch mobile Endgeräte (Tablets) angeschafft. Sie wurden von Mitarbeitern der Bibliothek mit Spielen sowie mit Bilderbuch-Apps bestückt und können zum Gebrauch in der Bibliothek ausgeliehen werden (»portables Gaming«). ››Um auch den »klassischen« Spielen einen Raum zu geben, gestaltete eine Neusser Künstlerin Spieltische mit Motiven von Brettspielen, die ebenfalls in der Bibliothek genutzt werden können. ››Verleih von Konsolenspiele: Schon länger bietet die Stadtbibliothek PC- und Foto oben: Müller-Jerina EVA MÜLLER Stadtbibliothek Neuss Konsolenspiele an (Nintendo Wii und Nintendo DS). Es folgten Konsolenspiele für Nintendo 3DS, XBox 360, XBoxOne, Wii U und Playstation 3 und 4. Im Rahmen des vom Land NRW geförderten Gamingprojektes wurden circa 230 neue Spiele gekauft. Bei der Auswahl der Spiele orientieren wir uns an den Zahlen des Handels (u. a. BestsellerListen auf amazon.de, Spiele-Charts von Gamestop). ››Veranstaltungen: Es werden verschiedene Veranstaltungen rund ums Thema Gaming angeboten. Einmal im Monat findet für Jugendliche ab 12 Jahren ein Gaming-Club statt. Hier können die Teilnehmer auch Spiele ab USK 12 spielen, sich austauschen und Spiele-Bewertungen schreiben. Für die Zukunft sind weitere Aktivitäten geplant, wie beispielsweise die Entwicklung eines eigenen Spiels. Auch Eltern wurden eingeladen. Beim Workshop »Vorlesen mit Apps« wurde ihnen gezeigt, was interaktive Bilderbücher auf Tablet-PCs bieten können. Dieses Veranstaltungsformat wird auch von Kindertagesstätten in Anspruch genommen. Zusätzlich wurde die Veranstaltung »Eltern-LAN« der Bundeszentrale für politische Bildung gebucht. Darüber hinaus gab es »Väter-gegen-Kinder-Turniere«. Sie stieß auf sehr große Resonanz. Für den Herbst 2015 sind zwei Elternabende geplant, bei denen aktuelle Spiele ausprobiert werden können sowie ein Spiele-Marathon mit Konsolen- und analoX gen Spielen. Y R EA CL O RB TU T AR ST CT LE SE LERNEN MIT GAMES Ein besonderes Projekt im Bereich Gaming gab es mit der Realschule Südstadt in Neuss. Hier ging es um die medienübergreifende Vermittlung von Unterrichtsstoff durch Games, aber auch durch Bücher und einen Film sowie die damit verbundene »andere Art« zu lernen. Zwei 9. Klassen verbrachten jeweils einen Tag in der Bibliothek und beschäftigten sich mit den Themen Erster Weltkrieg, Gewalt und autoritäre Regime, Inhalt ihres Geschichtsunterrichts. Nach einer Vorbesprechung mit den Lehrern machten wir uns an die Auswahl von Spielen und Film. Dabei war es uns wichtig, neben den digitalen Spielen auch Brettspiele anzubieten. Wir entschieden uns für »Valiant Hearts« für Konsolen und Tablets, »Paper´s please« für den PC, die Brettspiele »Risiko« und »Bürokratopoly« sowie den Film »Das Leben der Anderen« von Florian Henckel von Donnersmarck. Die Bücher hatten sich die Lehrer aus einer von der Bibliothek zusammengestellten Auswahl ausgesucht, um sie vor dem Projekttag in der Klasse zu lesen. Aufgrund der Kürze der Zeit waren es vor allem Graphic Novels oder jugendgerechte Sachbücher. Am Projekttag selber startete ein Teil A der Klasse mit dem Film, während der andere sich den Spielen widmete. Es wurde darauf geachtet, dass jeder jedes Spiel zumindest »anB spielte«. Nach der Mittagspause wurde gewechselt. Der Tag kam bei Lehrern und Schülern sehr gut an. Die Schüler waren aufmerksam und arbeiteten hervorragend mit. Bemerkenswert war, dass sie die Bi-bliothek durch dieses Projekt völlig anders wahr- 111 Die Gestaltung der Spielbretter übernahm die Neusser Künstlerin Claudia Ehrentraut. nahmen als zuvor. Wie in Gesprächen deutlich wurde, galt die Bibliothek nun als »cooler« Ort. Einen nachhaltigen Eindruck hinterließen vor allem das Spiel »Bürokratopoly« sowie der Film. Bei der Abschlussrunde wurde deutlich, dass die Schüler ein Gefühl für die historischen Ereignisse bekommen hatten. Einigen schien das Gesehene und Gespielte noch eine ganze Weile »nachzuhängen«. Aufgrund der positiven Resonanz soll dieses Format auch im nächsten Schuljahr angeboten werden. Gezeigt hat dieses Projekt, dass die Erlebnishaftigkeit des Spielens eine sehr gute Ergänzung zum rein kognitiven Erfassen von (Unterrichts-)Stoff ist. Im Spiel wird der Schüler aktiv, greift in das Geschehen ein, spürt unmittelbare Konsequenzen seines Tuns. So erfährt er einen direkteren Zugang zum Thema und erlangt einen nachhaltigeren Lernerfolg. ENDNOTE 1. Huizinga, Johan: Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Zuletzt Reinbek 2009 IM FOKUS / 3/15 GAMING IN MÜNSTER − DAS SOZIALE LERNEN FUNKTIONIERT! Wie in den meisten Bibliotheken zeichnete sich auch in der Stadtbücherei Münster bereits zu Beginn dieses Jahrzehnts ab, dass Ausleihen tendenziell rückläufig sind, während die Inanspruchnahme der Bibliothek als Aufenthaltsort zunimmt. Besonders eng war es in der Kinderbücherei, wo der Trend durch die Konzentration der Familienbesuche auf den späten Nachmittag und die Samstage noch verschärft wurde. Abhilfe wurde zunächst darin gesehen, einen anderen Ort für die Jugendbücher und -medien zu finden, die bisher ihren Platz in der Kinderbücherei hatten. Zu dem Zeitpunkt nahm die Stadtbücherei Münster an dem NRW-Projekt »Lernort Bibliothek« teil, im Rahmen dessen Christoph Deeg, Berater für Social Media, Gamification und digitale Strategien, intensiv für Gaming in Bibliotheken warb. Eher zaghaft wurde daraufhin ein Games-Angebot für die Ausleihe angeschafft. ARNE GERAEDTS MONIKA RASCHE ULRIKE SCHÖNHERR Stadtbücherei Münster VON DER JUGENDECKE ZUM „JUWEL“ Im laufenden Prozess entwickelten die Planungen für den Jugendbereich jedoch eine ganz eigene Dynamik. Was zunächst als Jugendecke mit Büchern und Medien gedacht war, wurde zu einem attraktiven und multimedialen Freizeitbereich für Heranwachsende – der »Jungen Welt« oder kurz »JuWel«, einer eigenen Marke unter dem Dach der Stadtbücherei. Eröffnung war im August 2014. Hier ist auch das Gaming verortet; mit zwei Spiele-PCs an einem großen Tisch und einem Gaming-Raum für Konsolenspiele. Zurzeit werden an den PCs u. a. Hearthstone, Track Mania Canyon, Lego − The Hobbit und Worms Clan Wars angeboten. Mit ihrem eigenen Account können Jugendliche außerdem Minecraft und League of Legends spielen. Für Konsolenspiele sind die XboxOne bzw. Wii U und PS4 an zwei Großbildschirmen im Einsatz. Für die Nutzung der PCs und des Gaming-Raums wurden von Anfang an klare Regeln aufgestellt. Zugelassen werden Jugendliche ab zwölf Jahren, weil hier in erster Linie Spiele angeboten werden, die eine entsprechende Altersfreigabe der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) haben. Wer spielen möchte, muss im Besitz eines gültigen Büchereiausweises sein. Die Anmeldung an den Spiele-PCs läuft über das Programm »netloan«, die Controller werden an der Auskunftstheke ausgeben, als Pfand wird der Büchereiausweis einbehalten. Die Spieldauer ist auf eine Stunde begrenzt. Um dem gesellschaftlichen Auftrag der Stadtbücherei Rechnung zu tragen, sollte das »JuWel« mehr sein als ein Ort, an dem man Computer spielen kann. Hier soll Medienkompetenz vermittelt und Partizipation ermöglicht werden. Es soll ein Raum für Begegnungen sein, an dem man gemeinsam Erfahrungen sammeln kann – beim Spielen, aber auch im Umgang miteinander. 3/15 gischen Ansatz zu verfolgen. Vielmehr sollen die Heranwachsenden durch Stärkung ihrer Fähigkeiten in die Lage versetzt werden, eigenverantwortlich mit Gaming umzugehen. Computer- und Konsolenspiele werden als Kulturgut betrachtet und nicht verteufelt. In diesem Sinne wurden Argumentationshilfen für das Bibliotheksteam entwickelt, falls Eltern, Pädagogen oder auch politische Vertreter Gaming als Aufgabe der Stadtbücherei in Frage stellen. Im täglichen Ablauf ist der Medienpädagoge regelmäßig nach Dienstplan und darüber hinaus im »JuWel« anwesend. Er baut eine Beziehung zu den Jugendlichen auf, indem er mit ihnen spielt oder einfach ins Gespräch kommt. Dabei geht es nicht nur um Spielinhalte. Auch auffälliges Verhalten wird thematisiert, so z. B. exzessives Spielen oder der Verdacht, die Schule zu schwänzen. MEDIENPÄDAGOGE MIT HALBER STELLE Es war ein hehres Ziel für Bibliothekarinnen und Bibliothekare, die ihren Beruf in den wenigsten Fällen mit dem Ziel ergriffen haben, mit Jugendlichen pädagogisch zu arbeiten, und deren Herz eher für das Buch schlägt. Es war ein Glücksfall, dass zu dem Zeitpunkt eine halbe Stelle vakant war und sich so die Möglichkeit eröffnete, einen Medienpädagogen einzustellen. Bei der Auswahl wurde Wert auf eine Person gelegt, die bereits erfolgreich mit Jugendlichen zusammen gearbeitet hatte. Erfahrungen mit Gaming wurden nicht vorausgesetzt, da diese bei den Jugendlichen in der Regel vorhanden sind. Von Anfang an nahm der Stelleninhaber verschiedene Rollen wahr: Zunächst einmal ist er als Medienpädagoge jemand, der sich professionell mit den Themen Erziehung, Bildung und Medien auseinandersetzt. Sein Ziel ist es, sowohl Bezugsperson für die Jugendlichen zu sein als auch ihr »Anwalt«. Er hat ein offenes Ohr für die Wünsche, Geschichten und Probleme und setzt sich andererseits auch für ihre Belange ein, indem er ihre Kultur vermittelt und auch verteidigt. Und natürlich ist er für die Bibliotheksmitarbeiterinnen, die ebenfalls im »JuWel« tätig sind, ein wichtiger Kollege, mit dem sie sich austauschen sowie die gemeinsame Arbeit gleichermaßen reflektieren und voranbringen können. So wurde ein medienpädagogisches Konzept für das »JuWel« entwickelt. Es geht vom Ansatz der Lebensweltorientierung aus, d. h. die Jugendlichen werden akzeptiert, ihre Interessen und Vorlieben ernst genommen. Es wird weniger versucht, einen bewahrpädago- 112 gezielte Werbung wichtig war, d. h. Jugendliche ansprechen, auch versuchen, sie über ihre Eltern zu erreichen. Hilfreich war die Vernetzung des Medienpädagogen in der Stadt, so dass zusätzlich über Schulen und Jugendeinrichtungen geworben werden konnte. DOMÄNE DER JUNGEN Außerdem organisiert er Veranstaltungen im »JuWel« mit Schwerpunkt Gaming. Turniere wie Fifa 15, Mario Kart 8 und Minecraft sind in der Regel Selbstläufer. Zu Beginn eines jeden Turniers werden die Jugendlichen aufgefordert, sich auf Regeln zu einigen, sie gemeinsam aufzuschreiben und mit ihrer Unterschrift anzuerkennen. So geht es nicht nur um spielerische Fähigkeiten, sondern vor allem um soziales Lernen. Diese Turniere sind in der Regel eine Domäne der Jungen. Gelegentlich wird ein »Girls’ Gaming«-Nachmittag angeboten. Eine starke Nachfrage ist hier jedoch noch nicht zu verzeichnen, was nicht nur darin seinen Grund hat, dass die Jungen den Bereich erobert haben, sondern auch darin, dass Mädchen in dem Alter wenig an Wettbewerben zum »Kräftemessen« interessiert sind. Beide Geschlechter sind demgegenüber bei Veranstaltungen vertreten, die auf den kreativen Prozess abzielen, wie MachinimaWorkshops, Kodu- und Let’s-Play-Veranstaltungen. Hier entwickeln die Heranwachsenden selbst Spiele oder setzen sich kreativ damit auseinander. Diese Veranstaltungen werden von der Initiative Creative Gaming durchgeführt und finden im Lernstudio der Stadtbücherei statt. Den Teilnehmenden macht es sehr viel Spaß, wobei Jungensache: Fifa-Turnier im Gaming-Raum und Minecraft-Turnier (Foto oben) ziehen sogar die Zuschauer in ihren Bann. Ein Jahr lang wurden bisher Erfahrungen mit dem »Gaming« gesammelt. Am Anfang wurde erfolglos versucht, die Zielgruppe über Facebook zu Veranstaltungen einzuladen. Jugendliche sind nicht mehr bei Facebook, sie bevorzugen mittlerweile WhatsApp für die Kommunikation. Aus diesem Grund hat das »JuWel« eine eigene WhatsApp-Nummer und nutzt diese für die Kommunikation mit den Jugendlichen und um sie auf Veranstaltungen aufmerksam zu machen. Außerdem ist die Anmeldung für Workshops etc. über diese Nummer möglich und wird nicht nur von Jugendlichen, sondern auch von Eltern rege genutzt. FAZIT Der Einsatz des Medienpädagogen lohnt sich! Es ist ihm gelungen, eine Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, was man daran erkennen kann, dass er für sie »der Arne« ist, den sie schmerzlich vermissen, wenn er Urlaub hat. Das soziale Lernen funktioniert. Befördert wird dies dadurch, dass die Spiele im Gaming-Raum im Mehrspielermodus angeboten werden. Immer wieder ist zu beobachten, dass Jugendliche sich hier kennenlernen und beim gemeinsamen Spiel Freundschaften auch über Grenzen hinweg schließen. Im »JuWel« spielt der Hauptschüler mit dem Gymnasiasten, Hautfarbe, Herkunft und Religion spielen keine Rolle. Man hilft einander und gibt gern seine Kenntnisse weiter bis dahin, dass zwei Jungen auf freiwilliger Basis Turniere für Gleichaltrige organisieren. Gaming in der Stadtbücherei Münster ist ein Beziehungsangebot für junge Menschen. Dabei geht es neben der methodisch durchdachten Vermittlung lebensrelevanter Inhalte auch um anregende Begegnung, Austausch und gemeinsames Lernen an einem einladenden Ort. 113 IM FOKUS / 3/15 3/15 mit konkreten Orten verknüpfen und so selbst ein Lernangebot schaffen, das auch für Dritte nutzbar ist. Darüber hinaus soll sie zukünftig im Unterricht verschiedener Fächer und an außerschulischen Lernorten der Initiative Bildungspartner NRW zum Einsatz kommen: Zu Fragestellungen aus Fächern wie z. B. Geschichte, Biologie, Geografie und „BIPARCOURS” − PER APP DIE BIBLIOTHEK ERKUNDEN TOBIAS DÜTTMANN Bildungspartner NRW Die App »Biparcours« der Initiative Bildungspartner NRW ermöglicht die Erstellung multimedialer Themenrouten für Smartphones und Tablets. Bibliotheksrallyes und Stadtrundgänge lassen sich auf einfache Weise anlegen. In den Stadtbüchereien Mülheim und Warendorf ist die App bereits im Einsatz. MÖGLICHKEITEN DES SMARTPHONES WERDEN GENUTZT »Bei unseren Kooperationen mit Schulen möchten wir Informations- und Recherchekompetenz vermitteln. Daher suchen wir stets nach Angeboten, bei denen die Schülerinnen und Schüler selbst aktiv werden können. Dass sie Smartphones und Tablets zum Lernen nutzen können, holt die Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt ab und motiviert sie zusätzlich«, freut sich Bibliothekarin Birgit Lücke von der Stadtbücherei Warendorf. »Zu den gefundenen Lösungen sofort Rückmeldung zu erhalten, sowohl inhaltlich als auch in Form von Punkten, motiviert durch den ganzen Parcours hindurch«, erläutert Vera Tscheschlok von der Stadtbibliothek Mülheim die Vorteile dieser optionalen Quizelemente. In Mülheim kommt die App bei der Bibliotheksrallye zum Einsatz, die sich gerade an junge Nutzer wendet. Um die Aufgaben zu lösen, müssen sie an verschiedenen Stationen in Büchern, CDs und Filmen stöbern, so dass sie das ganze Angebot der Bibliothek kennenlernen. Anders als bei der alten Rallyevariante mit Papier und Stift können Hörbuchausschnitte und Videos direkt integriert werden, weshalb kein Bibliothekspersonal bei der Bedienung der Audio- und Videoplayer behilflich sein muss. »Die Kinder gehen schon allein dadurch motiviert an die Sache heran, dass sie mit Medien arbeiten, die ihnen aus der eigenen Lebenswelt bekannt sind«, ist die Mülheimer Bibliothekarin überzeugt. INTERAKTIVES LERNWERKZEUG FÜR ALLE ALTERSKLASSEN Die Stärken von Smartphone & Co. lassen sich bei einem Stadtrundgang voll ausspielen. Bilder, Texte und sogar Videos können punktgenau für bestimmte Orte zur Verfügung gestellt werden, dank Die Einsatzmöglichkeiten der »Biparcours«-App sind sehr vielfältig – innerhalb und außerhalb der Räumlichkeiten einer Bibliothek. Schüler können Rechercheergebnisse aus einer Bibliothek 114 Fotos: Helene Claußen, Laura Bohn (Autorenbild) GPS-Navigation fällt sogar die Orientierung an unbekannten Orten leicht. Zusätzlich können Nutzern Aufgaben gestellt werden, die es an bestimmten Wegpunkten zu lösen gilt: vom Finden bestimmter Punkte, der Beantwortung von Quizfragen bis hin zum Aufnehmen eigener Fotos und Videos. vielen weiteren lassen sich mit ihr leicht aktivierende Lernangebote erstellen. Vom Rundgang zur Geschichte bestimmter Orte über die Gestaltung von Naturrouten zu ökologischen Themen bis hin zum Rechtsschreibquiz sind die Einsatzmöglichkeiten der App sehr vielfältig. In außerschulischen Lernorten wie Museen, Gedenkstätten, Archiven und natürlich Bibliotheken kann sie das bestehende didaktisch-mediale Angebot ergänzen. Bei Kooperationen zwischen Bibliotheken und Schulen lässt sich die App auf vielfältige Weise nutzen: Ein Parcours, der über Recherchemöglichkeiten bei der Erstellung einer Facharbeit nach wissenschaftlichen Standards informiert, ist z. B. in Zusammenarbeit mit den Warendorfer Gymnasien in Planung. Die eingebaute Quizfunktion wird dabei genutzt, um die Schüler für die Thematik des richtigen Zitierens zu sensibilisieren. »Wir als Bibliothek können hier nicht nur als Rechercheort, sondern auch als kompetenter Unter- stützer und Dienstleister auftreten«, so Lücke. Für Grundschulkinder gestaltet die Bibliothekarin gerade einen Bildungsparcours, der unter dem Titel »Bücherrausch« einen Blick hinter die Kulissen der Bücherei erlaubt. Dabei soll ein Buch exemplarisch über dessen Anschaffung, Katalogisierung, Ausleihe, Rückgabe und Reparatur begleitet werden. Auch wird erläutert, wie das Mahnsystem funktioniert, wenn der Ausleihende die Rückgabe vergessen hat. Stationen dieses Bildungsparcours sind die Räume der Bibliothek und auch der örtliche Buchladen. »So kann ich auch endlich die Frage beantworten, was Bibliothekare den ganzen Tag über so machen«, schmunzelt Birgit Lücke. EIGENE BILDUNGSPARCOURS GESTALTEN Grundschullehrer Andreas Röhl, der schon in der Testphase mit der App arbeitete, schätzt die Möglichkeiten, die das Lernen mit dem Tablet bietet. »In so einem Bildungsparcours lassen sich die Inhalte und Fragestellungen vieler Fächer miteinander verknüpfen. Die Schüler lieben es, das Klassenzimmer zu verlassen und vor Ort tätig zu werden.« Zudem fördere die Zusammenarbeit mehrerer Kinder am Tablet-PC den Kooperationsgeist. Die Überprüfung der Antworten und Ergebnisse ist dabei für Lehrende ebenfalls möglich. Am besten gefällt dem Pädagogen aber, dass die Schüler nicht nur bestehende Parcours nutzen, sondern auch selbst eigene erstellen können. Sie lernten so zu recherchieren und erlangten Medienkompetenz, indem sie eigenständig ein multimediales Lernangebot schafften. »Oft sind die jungen Leute so stolz auf den selbstgestalteten Bildungsparcours, dass sie ihn auch Freunden, Eltern und Verwandten zeigen.« Dass privat vorhandene Smartphones benutzt werden können, minimiert die Kosten für die Bildungseinrichtungen. Die App kann im Google Play Store (Android) und im Apple App Store (iOS) kostenlos heruntergeladen werden. Eine Informations- und Schulungsveranstaltung für Interessierte findet am 28. Oktober 2015 im LVR-Zentrum für Medien und Bildung in Düsseldorf statt. Alle Informationen zur App und dieser Veranstaltung finden sich auf www.bildungspartner.nrw.de. Schülerinnen und Schüler motiviert die Arbeit mit der neuen »Biparcours«-App. 115 IM FOKUS / 3/15 3/15 GAMIFIED TEACHING LIBRARY – SPIELERISCH LERNEN IN DER BIBLIOTHEK Games können noch viel mehr, als nur zu unterhalten, zum Beispiel in Form von digitalen Lernspielen, sogenannten »Serious Games« oder als »News Games«, das sind Spiele mit journalistischem Inhalt. Auch Kunst in Videospielen wird immer häufiger gewürdigt. (2) Gaming ist also ein durchaus ernstzunehmendes Thema, das gerade bei 13-/14-jährigen Jungen einen sehr hohen Stellenwert hat. Deshalb wollten wir es in unsere Veranstaltung einbeziehen. Außerdem wollten wir die Jugendlichen so zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit unseren Inhalten bewegen. Es ist ein Donnerstagvormittag im April 2015. Acht Jungen im Alter zwischen 13 und 14 Jahren haben sich beim Boys’ Day entschieden, den Beruf des Bibliothekars kennenzulernen. Der Boys’ Day ist ein bundesweites Event, das Schülern die Möglichkeit bietet, in Tätigkeitsfelder hineinzuschnuppern, an die Jungen bei ihrer Berufswahl häufig nicht denken. Was sie in der Bibliothek wohl erwartet haben? Ein ungewöhnliches Projekt vielleicht? Oder doch »ganz normalen« Unterricht? Wir, die Betreuer dieser Bibliotheksveranstaltung, wissen das natürlich nicht. Tatsächlich haben wir »normalen« Unterricht vorbereitet. Im Sinne der »Teaching Library« haben wir Lerninhalte und -ziele festgelegt, Methoden und Medien ausgewählt und den Ablauf der Veranstaltung geplant.(1) GAMING IN BIBLIOTHEKEN Ein Thema, bei dem die einen ins Schwärmen geraten, während bei anderen die Alarmglocken schrillen. In den vergangenen Jahren gab es viele Diskussionen über den Sinn und Unsinn, über den Nutzen und Schaden, den Videospiele angeblich mit sich bringen. Natürlich ist es vernünftig, sich weiterhin konstruktiv kritisch mit Games auseinanderzusetzen. Aber ganz gleich, wie man ihnen gegenüber eingestellt sein mag, eines lässt sich festhalten: Games sind heute für viele genauso wichtig wie Bücher, Filme oder andere Medien. Und das trifft bei weitem nicht nur auf junge Menschen zu. Videospiele sind für sie eine selbstverständliche Kulturform. Das zeigen alleine schon die Umsatzzahlen der Games-Industrie oder die jährlich wachsenden Besucherzahlen der Gamescom. Und GAMIFICATION Was ist mit Gamification gemeint? Ein Beispiel: Man nehme eine gewöhnliche Verkehrsüberwachungsanlage, also eine Radarfalle, und mache daraus eine »Speed Camera Lottery«. Jeder, der sich an das Geschwindigkeitslimit hält, nimmt an der Lotterie teil. Der Preis: die Bußgelder der Verkehrssünder. Diese Idee wurde im Rahmen eines Wettbewerbs in Stockholm 2010 umgesetzt.(4) Eine herkömmliche Situation, die an sich nicht viel mit Spielen zu tun hat, wurde »spielifiziert«. Foto: Behnke Daneben wollten wir aber auch die Gelegenheit nutzen, etwas in die Veranstaltung miteinzubeziehen, das zumindest für uns etwas ungewöhnlich war. Deshalb wählten wir ein Thema, das die verschiedenen Inhalte einrahmen sollte und das unseren Teilnehmern in ihrem Schulunterricht bis dahin wahrscheinlich nicht so häufig begegnet war, in ihrem sonstigen Lebensalltag dafür umso häufiger: Videospiele! Passen gut zusammen: Gaming und die Teaching Library 116 VON PUNKTEN, BADGES UND LEADERBOARDS Zu den mit am meisten verwendeten Spielelementen gehören wohl Punkte, Badges und Leaderboards. Punkte werden vergeben, wenn Natürlich ist es nicht damit getan, Videospiele nur als »Lockmittel« man eine bestimmte Tätigkeit ausgeführt hat, zum Beispiel den Abeinzusetzen, um auf andere Inhalte aufmerksam zu machen. Wer wasch im Haushalt. Badges – das sind Auszeichnungen in Form von das versucht, wird unter Umständen schnell Abzeichen – sind eine weitere Form, die dem entlarvt. Es ist hilfreich, wenn man selbst spielt Spieler und den Mitspielern zeigen, dass etNatürlich ist es nicht damit und sich ernsthaft mit Games auseinandersetzt. was erreicht wurde, etwa wenn man eine Das lohnt sich schon allein deshalb, weil VideoTätigkeit besonders oft ausgeführt hat. Leagetan, Videospiele nur als spiele als eigenständige Kunst- und Kulturform derboards mit Highscores – das sind Rang»Lockmittel« einzusetzen. listen mit den besten Punktzahlen – sind das Bibliotheksangebot auf vielfältige Weise bereichern können. Christoph Deeg hat in seinem ebenfalls beliebt. So erhält man ein FeedBuch »Gaming und Bibliotheken« hierzu viele Möglichkeiten und back zur eigenen Leistung, man fühlt sich bestätigt oder man ist Anregungen zusammengetragen.(3) Außerdem bietet sein Buch ei- motiviert, es erneut zu versuchen. nen hervorragenden Einstieg in das Thema. Punkte, Badges und Ranglisten sind aber bei weitem nicht die einziZurück zu unserer Veranstaltung. Wir hatten also zum einen Video- gen Elemente, mit denen man Inhalte gamifizieren kann. Da wären spiele als Rahmenthema gewählt. Doch das war uns nicht genug, zum Beispiel auch dramatische Elemente, wie eine packende Story. denn wir wollten Videospiele auch methodisch in unserer Veranstal- Diese kann dann wiederum aus einzelnen Quests (Abenteuern, Aufträgen) bestehen, in denen die Spieler mit Avataren, ihren Spielfitung nutzen, also »spielerisches Lernen« ermöglichen. Wir wollten guren, nach und nach unterschiedliche Herausforderungen meisunsere Veranstaltung »gamifizieren«. tern. Das gesamte Spiel beziehungsweise die gesamte Aufgabe kann so in überschaubaren Teilen gespielt werden. Videospiele gehören heutzutage für viele Menschen einfach dazu. Meistens dienen sie der Unterhaltung, aber immer öfter tauchen sie auch in anderen Zusammenhängen auf, zum Beispiel als Fitness-Games, als Lernspiele oder sogar in Kunstausstellungen. Außerdem gibt es immer mehr Ansätze, die versuchen, Videospiel-Elemente in andere Kontexte einzubeziehen. Wir zeigen dies am Beispiel einer Informationsveranstaltung der Hochschul- und Kreisbibliothek Bonn-Rhein-Sieg. DANIEL BEHNKE Hochschul- und Kreisbibliothek Bonn-Rhein-Sieg Denn mit Gamification wird versucht, Tätigkeiten und Inhalte einnehmender und spannender zu gestalten. Es geht dabei vorwiegend darum, Menschen für etwas zu motivieren. Und wie bei der »Speed Camera Lottery« wird häufig angestrebt, dass die Spieler ein bestimmtes Verhalten zeigen oder ihr Verhalten ändern. Der Begriff Gamification steht allgemein für die unterschiedlichsten Ansätze, bei denen Spielelemente in spielfremden Kontexten Anwendung finden. So wie im Beispiel mit der »Speed Camera Lottery«. Elemente wie Spieler, Spielregeln und die Möglichkeit zu gewinnen kommen hier zum Einsatz. All das soll zu einem spielähnlichen Erlebnis führen und vor allem eines bewirken: Es soll Spaß machen! Durch diese und viele weitere Spielelemente kann dann letztlich aus langweiliger Hausarbeit ein episches Abenteuer werden, bei dem man fürs Staubsaugen Punkte erhält, seinen Avatar »hochleveled« und sich so mit seinen Mitspielern misst.(5) Und nicht nur im Privatleben oder in der Freizeit, auch in der Arbeitswelt hat Gamification bereits Einzug gehalten. Letztlich lassen sich sehr viele verschiedene Aufgaben und Inhalte gamifizieren. Allerdings gibt es dabei auch Grenzen. HERAUSFORDERUNGEN UND GRENZEN Badges müssen nicht immer ernsthaft daherkommen. 117 Nicht immer ist Gamification von Erfolg gekrönt. Bisweilen kommt auch Kritik auf. Denn gerade das Wettbewerbselement, das in Spielen selbstverständlich ist, kann in anderen Kontexten problematisch werden. Es gibt Szenarien, bei denen Arbeitnehmer auf großen Bildschirmen über ihre aktuelle Arbeitsleistung infor- IM FOKUS / 3/15 3/15 Eine wichtige Voraussetzung war zudem, dass die Rahmenbedingungen passten. Die Zielgruppe konnte mit der spielerischen Methode etwas anfangen. Ungleich schwerer wäre es gewesen, wenn unsere Teilnehmer kein grundlegendes Spielverständnis mitgebracht hätten. Außerdem konnten wir auf LEA zurückgreifen, die Lern- und Arbeitsplattform der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die von unserer Bibliothek betreut wird. Basierend auf dem Lernmanagement-System ILIAS können dort Kurse eingerichtet, betreut und mit einer Vielzahl an E-Learning-Tools durchgeführt werden. Quests, Badges, Level, Punkte und sonstige Spielelemente kann man über eine Lernplattform einbinden. FALLBEISPIEL: BOYS’ DAY 2015 Zurück zum Boys’ Day: Die Schüler haben inzwischen einiges über die Aufgaben eines Bibliothekars erfahren, die Bibliothek erkundet und den Umgang mit dem Katalog geübt. Nach einer kurzen Pause sollen sie nun eine Ausstellung zum Thema Videospiele erstellen. Damit beginnt der gamifizierte Teil der Veranstaltung. Das kündigen wir nicht groß an, stattdessen präsentieren wir die Quests. In Teams sollen die Jungen Medien recherchieren, die Titel aus dem Bestand der Bibliothek herbeischaffen und die Ausstellung aufbauen. Die Quests finden sie auch auf der E-Learning-Plattform, den aktuellen Punktestand, die Level und Badges ebenso. miert werden. Wer die Erwartungen des Managements erfüllt, der findet seinen Namen grün hervorgehoben. Wer zurückfällt, leuchtet hingegen rot auf. In einem Fall in den USA sprachen Journalisten diesbezüglich sogar von einer »elektronischen Peitsche«. Auch die Tatsache, dass Spielen an sich eine freiwillige Aktivität ist, wird immer wieder angemerkt. Bei gamifizierten Angeboten, bei denen man mitmachen muss, kann das zum Problem werden. Genauso problematisch ist es, wenn Gamification nicht nur zur Motivation, sondern mit manipulativen Absichten eingesetzt wird. Und es kommen immer wieder Bedenken hinsichtlich des Umgangs mit gesammelten persönlichen Daten auf. GAME(FUL) DESIGN Die Jungen sind sehr konzentriert bei der Arbeit. Wir Betreuer helfen hin und wieder bei Fragen. Wir sind überrascht, wie effektiv die Schüler arbeiten und wie zielgerichtet sie ihre Fragen stellen. Nach circa einer Stunde sind die Quests abgeschlossen. Alle Teams haben das dritte von fünf möglichen Level erreicht. Die Ausstellung steht. Es kommt also nicht nur auf die Absichten an, mit denen etwas gamifiziert wird, sondern auch auf die Qualität des »Game(ful) Design«. Das spielerische Angebot sollte durchdacht gestaltet sein, damit es funktioniert. Wie erwähnt, eine bloße Anhäufung einfacher Spielelemente wie Punkte, Badges und Ranglisten reicht in den wenigsten Fällen für ein gelungenes Ergebnis. BOYS’ DAY RELOADED Als der Boys’ Day sich dem Ende neigt, füllen die Teilnehmer noch einen Evaluationsbogen aus, anschließend verabschieden sie sich. Wir sind mit der Veranstaltung zufrieden: Die Ausstellung ist mit zahlreichen Medien bestückt, die Teilnehmer haben gut mitgearbeitet und beim abschließenden Meinungsbild größtenteils bekundet, dass es sich für sie gelohnt habe. Positiv fielen auch die Evaluationsergebnisse aus: Die Jungen waren durchweg sehr zufrieden. Ob dies nun an dem gamifizierten Teil unserer Veranstaltung lag, wissen wir nicht genau. Aber das ist uns fürs Erste auch nicht so wichtig. Die Veranstaltung war erfolgreich, und wir sind motiviert. Motiviert, den »Boys’ Day Reloaded« vorzubereiten. Etwas ausgiebiger gamifiziert, vielleicht ja sogar mit einer Story und Avataren. GAMIFICATION IN BIBLIOTHEKEN Für uns hat sich die Mühe gelohnt, Gamification in einer Schulungsveranstaltung auszuprobieren. Und es gibt noch viele andere Einsatzmöglichkeiten. In Wissenschaftlichen Bibliotheken kann man die Lehrenden mit Materialien zum Thema unterstützen. In Öffentlichen Bibliotheken können andere Angebote gamifiziert werden, Veranstaltungen zur Leseförderung etwa. Und wer möchte, der kann sich an den gamifizierten OPAC wagen, zu dem Christoph Deeg in seinem Buch Überlegungen anstellt. Gamification kann also auf unterschiedlichste Weise in Bibliotheken zum Einsatz kommen. Etwas Fantasie und der Wille, Gameful Design auszuprobieren, das sind die notwendigen Voraussetzungen. Und wer sich damit schwertun sollte, für den ist es vielleicht mal wieder an der Zeit, ein gutes Game zu spielen. Dennoch braucht man sich auch nicht zu schnell abschrecken zu lassen. Erste Versuche können auch mit den vermeintlich einfachen Spielelementen angegangen werden, sofern man ein stimmiges Konzept hat. Die gesammelten Erfahrungen sind dann bei weiteren Gamification-Projekten hilfreich. ENDNOTEN 1. Einen guten Einblick bietet: Sühl-Strohmenger, Wilfried: Teaching Library. Förderung von Genauso problematisch ist es, wenn Gamification nicht nur zur Motivation, sondern mit manipulativen Absichten eingesetzt wird. Ohnehin ist es für Gamer normal, Fehler zu machen. In Spielen ist dies mitunter sogar hilfreich, da man so herausfinden kann, wie man die Herausforderungen im Spiel meistert. Für unser Projekt sollte sich diese Einstellung auszahlen. Informationskompetenz durch Hochschulbibliotheken. München 2012 2. Zum Beispiel bei der Ausstellung „The Art of Video Games“ im Smithsonian American Art Museum 3. Deeg, Christoph: Gaming und Bibliotheken. Berlin 2014, www.degruyter.com/viewbooktoc/ product/205480 4. Dieses und weitere Beispiele sind auf www.thefuntheory.com zu finden. 5. Ein Beispiel dafür ist www.chorewars.com Mit der Informationsveranstaltung zum Boys’ Day wollten wir ein einfaches Lernsetting gamifizieren. In einer Lernsituation macht Gamification insbesondere deshalb Sinn, weil es leichter ist, Lerninhalte erfolgreich zu verarbeiten, wenn man motiviert ist.(6) Viele hilfreiche Hinweise zur Gamifizierung unserer Veranstaltung fanden wir bei Karl M. Kapp und Lee Sheldon.(7) 6. Weitere Zusammenhänge zwischen Videospielen und Lernen beschreibt Gee, James Paul: 118 What Video Games Have to Teach Us About Learning and Literacy. Revised and Updated Edition. New York u. a. 2007 Fotos Behnke Ein letzter Kritikpunkt, der gelegentlich angebracht wird, soll hier noch erwähnt werden. Denn er bezieht sich auf die Art und Anzahl der eingesetzten Spielelemente. Wenn man zum Beispiel nur die besagten Punkte, Badges und Ranglisten einsetzt, dann führt dies allein nicht unbedingt zu einem großartigen Spielerlebnis. GAMIFIED TEACHING 7. Kapp, Karl M.: The Gamification of Learning and Instruction. Game-based Methods and Stra- Wissenschaftliche Bibliotheken können zum Beispiel Literatur, Schulungen und Beratung zu Gamification anbieten. tegies for Training and Education. San Francisco 2012; Sheldon, Lee: The Multiplayer Classroom. Designing Coursework as a Game. Boston 2011 119 VERBAND / 3/15 3/15 ›› VBNW-MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2015 KOLLEGIALES TREFFEN MIT ANGEREGTEN GESPRÄCHEN UND SPANNENDER BIBLIOTHEKSFÜHRUNG BERICHT DES VORSITZENDEN HARALD PILZER (ÖBS) Der Berichtszeitraum ist eher kurz. Zwischen der letzten MV Mitte Dezember 2014 in Hamm und der jetzigen liegen gerade einmal acht Monate. Eine Formalie ist zu ergänzen. Die geänderte Satzung – Einführung der Doppelspitze – ist vom Amtsgericht Köln als zuständigem Registergericht beanstandungsfrei akzeptiert worden. Damit hat der Beschluss der MV vom 11. Dezember 2014 auch seinen formal korrekten Abschluss erfahren. Der neue Präsident des vbnw ist der alte: Ohne Gegenstimmen wählte die Mitgliederversammlung (MV) Andreas Bialas, Mitglied des NRW-Landtags für die SPD-Fraktion, für weiter drei Jahre zum Präsidenten. Rund 60 Mitglieder hatten sich am 19. August 2015 in der O.A.S.E., Teilbibliothek Medizin der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, anlässlich der MV zusammengefunden. Im Anschluss an die Vorträge der Vorsitzenden sowie die Entlastung von Kassenwart und Vorstand begleitete Ulrike Brunenberg-Piel, Leiterin der Stabsstelle Gebäudemanagement der ULB, die Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf einer hochinteressanten FühBeteiligung bei den rung durch diese neue Bibliothek.(1) Erfreulich groß war die nachmittäglichen Workshops zum Thema »Info-Kompetenz reloaded«.(2) 120 Foto: sla Die Vorsitzenden Harald Pilzer (links) und Uwe Stadler ››Eines der zentralen Themen der Landeskulturpolitik, das Kulturfördergesetz (KFG), hat den Vorstand bereits in der letzten Vorstandsperiode bis Ende 2014 beschäftigt und nun auch in 2015. Zur Erinnerung: Im Mai 2014 wurde der Referentenentwurf zum Gesetz vorgelegt, zu dem der vbnw schriftlich Stellung bezog. Im Oktober 2014 fand eine umfangreiche Anhörung im Landtag statt. Das Plenum des Landtages verabschiedete das KFG am 17. Dezember 2014. Im Frühjahr 2015 fanden in den fünf Regierungsbezirken auf Veranlassung des Ministeriums für Kinder, Jugend, Kultur und Sport (MFKJKS) Regionalkonferenzen statt, an denen sich die Vorstandsmitglieder beteiligten.(3) Dabei ging es vor allem um die Vorstellung der Instrumente des KFG: Kulturförderplan, Fördervereinbarungen und Landeskulturbericht. ››Die »Nacht der Bibliotheken« (NdB), die sechste am 6. März 2015, stand unter der Schirmherrschaft der Kulturministerin des Landes Ute Schäfer. Das Motto »eMotion – Bibliotheken bewegen!« war nicht nur Anlass zu unterschiedlichsten Events der Bibliotheken vom Crossboccia-Spiel zwischen den Regalen bis hin zu Break Dance und Online Games, sondern zog auch rund 50.000 Besucherinnen und Besucher in die 200 teilnehmenden Bibliotheken. Der anlässlich der NdB produzierte Imagefilm ist auf Youtube zu sehen. Bemerkenswert auch das breite Presseecho vor und nach der »Nacht«. So warb die Deutsche Bahn AG in ihrem Kundenmagazin TAKT, das in einer Auflage von 70.000 Stück erscheint. ››Der Vorstand hat die bestehenden Kooperationsprojekte weitergeführt. Mit der Landeszentrale für politische Bildung sind mehrere Lesereisen für Bibliotheken im ländlichen Raum organisiert worden, so mit Jennifer Teege, Peter Wensierski und Yvonne Hofstetter. Weitere Finanzmittel für das Projekt »Schreibland NRW« sind beantragt. ››Zusammen mit der Landesanstalt für Medien (LfM), deren eines Geschäftsfeld die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz ist, wurde unter dem Titel »Suchen & Finden im Netz« ein gemeinsames Projekt aufgelegt. Die LfM ließ eine »schlüsselfertige« Handreichung zur Durchführung von Veranstaltungen in Öffentlichen Bibliotheken erarbeiten, die sich an erwachsene Netznutzer wendet. In mehreren Workshops wurde die Handreichung vorgestellt und geschult und, so der aktuelle, nicht systematisch gewonnene Eindruck, bereits mehrfach erfolgreich in Bibliotheken umgesetzt. Die nach dem KFG neu entstandene Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken hat diesen Prozess mit der Schulung von Multiplikatoren unterstützt. ›› Neue Wege ging der vbnw in Kooperation mit dem »Literaturbüro NRW Düs- 121 seldorf« und finanziell unterstützt vom Land bei der Förderung des literarischen Nachwuchses. Ausgehend von der Idee der Schreibwerkstätten und dem Anspruch, jungen schreiblustigen Menschen die Gelegenheit einer professionellen Anleitung zu bieten, wurde die Aktion »SchreibLand NRW« gestartet. Die Aktion soll auf zwei Standbeinen stehen. Das eine ist das Angebot von Schreibkursen unter fachlicher Anleitung von Autorinnen und Autoren durch Bibliotheken, die finanziell gefördert werden. Der erste Durchgang 2014/15 konnte erfolgreich mit acht Bibliotheken und rund 70 jungen Leuten abgeschlossen werden. Für einen Durchgang 2015/16 sind Mittel beantragt. Das zweite Standbein ist eine Website, auf der Schreibwerkstätten landesweit eingetragen werden können. Hierzu brauchen wir die Mitarbeit der Öffentlichen Bibliotheken, da sie am besten über die örtliche Szenerie informiert sind. ››Das zuletzt hier zu erwähnende Thema passt gut zum Motto der diesjährigen Mitgliederversammlung »Info-Kompetenz reloaded«. Der vbnw-Vorstand unterstützt einen Prozess, in dem zusammen mit dem MFKJKS und dem HBZ die Praktikabilität und Umsetzbarkeit eines herstellerunabhängigen, jedoch in Interaktion mit dem lokalen Bibliothekssystem arbeitenden Tools geprüft wird, das unter Verwendung von Suchmaschinentechnologien nicht nur die »klassischen« Bibliotheksmedien ausweist, sondern relevante digitale Quellen auswertet und präsentiert. Suchmaschinenindex und Ein-Schlitz-Suchfeld sind in diesem Zusammenhang die immer wieder genannten Begriffe, »Schnellsuche NRW« oder auch »Discovery ÖB NRW« gleichsam die Arbeitstitel. VERBAND / 3/15 3/15 Die O.A.S.E., der Ort des Studiums, des Austauschs und der Entwicklung, verfügt über sehr viele unterschiedliche Arbeitsplätze und erstaunlich wenig Bücher. Ulrike Brunenberg-Piel (ganz rechts), Leiterin der Stabsstelle Gebäudemanagement der ULB Düsseldorf, erläuterte das Konzept. Der dbv hat daraufhin auf seiner Mitgliederversammlung 2015 in Nürnberg eine stufenweise Erhöhung der Mitgliedsbeiträge um jeweils zehn Prozent in den Jahren 2016 bis 2020 mit einer nicht wirklich komfortablen Mehrheit (49 Ja-Stimmen, 37 Nein-Stimmen, 9 Enthaltungen) beschlossen. Aufgrund der vertraglichen Situation ist der vbnw de facto verpflichtet, die Beitragsordnung des dbv nachzuvollziehen. Bei der wie üblich durchgeführten »Pro-Forma-Abstimmung« per Handzeichen im Rahmen der MV des vbnw in Düsseldorf sprachen sich immerhin 33 Anwesende für und nur 4 Anwesende (bei 4 Enthaltungen) gegen die Beitragserhöhung aus. Harald Pilzer ergänzte in diesem Zusammenhang, dass natürlich auch der vbnw von den Beitragserhöhungen profitiert und somit ebenfalls seine Handlungsfähigkeit mittelfristig sicherstellen kann. BERICHT DES VORSITZENDEN UWE STADLER (WBS) Die Bibliothek der privaten Universität Witten-Herdecke, die Öffentliche Bücherei Raesfeld, die Bibliothek des Heinrich-HeineInstituts Düsseldorf und die Bibliothek der Robert-SchumannHochschule Düsseldorf wurden in den vergangenen Monaten als neue Mitglieder in den vbnw aufgenommen. Die im Land ansässigen Kunst- und Musikhochschulbibliotheken haben sich zu einer neuen, der damit zehnten, Arbeitsgemeinschaft (AG) des vbnw zusammengeschlossen. Wie alle anderen AGs kann auch die neue unter Beachtung der Verwendungsusancen jährlich bis zu 1.000 Euro für ihre Zwecke beim Vorstand abrufen. ››Anlässlich der Diskussionen beim Politischen Frühstück im Landtag 2014 hat sich am 19. Mai 2014 eine spartenübergreifende Gesprächsrunde in Dortmund getroffen. Aus den dort diskutierten Themen und Forderungen wurde Ende 2014 ein Papier erstellt. Dieses neue Positionspapier benennt schwerpunktmäßig sechs wichtige Handlungsfelder, deren Bearbeitung der vbnw bei der Politik einfordert.(4) Es handelt sich um die Themen Urheberrecht, Lizenzen und Informationsangebote, Langzeitarchivierung, bibliothekarische Verbundstrukturen, IT-Infrastruktur und Bibliothekspolitik. Einige Punkte finden sich bereits in einem Positionspapier der AG UB aus dem Jahr 2010, zum Beispiel die Forderung nach einer erneuten Förderung von Landeslizenzen sowie der Hinweis auf die rechtlichen Rahmenbedingungen im föderalen Kontext. Mit der Einladung zum diesjährigen Politischen Frühstück am 19. März 2015 wurde dieses Papier an die Mitglieder der relevanten Ausschüsse für Wissenschaft und Kultur sowie an die Fraktionsspitzen der im Landtag vertretenen Parteien versandt. In einem Antrag der Landtags-CDU (Drs. 16/8454) wird nun eines der Themen von der Opposition im Landtag aufgegriffen. Gefordert werden unter anderem ein »koordiniertes Vorgehen« und »bessere Konditionen beim Einkauf von Lizenzen«. Nach der ersten Behandlung im Landtag am 17. Juni 2015 wurde der Antrag in den hauptsächlich zuständigen Ausschuss verwiesen und soll dort am 21. Oktober 2015 unter Hinzuziehung von Sachverständigen in Form einer Anhörung behandelt werden. ››Ausgehend von Beschlüssen der dbv-Mitgliederversammlung am 14. März 2013 in Leipzig hat mehrfach eine eigens eingerichtete AG Lobbyarbeit (neue Benennung: AG Interessenvertretung) getagt. Aufgrund des damals vorliegenden Zwischenberichts wurde in der MV des dbv am 5. Juni 2014 in Bremen die Fortführung der AG beschlossen. Die vorläufig letzte und abschließende Sitzung fand am 16. Januar 2015 in Hannover statt. Die dort vorgelegten Ergebnisse wurden auch beim Treffen des Bundes- und der Landesverbände am 14. April 2015 in Berlin diskutiert. Schließlich wurde das am Ende fünfseitige Papier am 26. Mai 2015 zur Berichterstattung im Beirat vorgelegt. 122 Es wird als Tendenzpapier bezeichnet und gibt Entwicklungsempfehlungen sowohl für den Gesamtverband wie auch für die Landesebene (Landesverbände und vbnw). Neben dem Wunsch nach Erstellung einer verbandsübergreifenden Strategie und der Stärkung der verbandlichen Kommunikation wird vor allem auf die Aufwertung der Treffen zwischen Landesverbänden und Bundesvorstand zur gemeinsamen Strategiefindung Wert gelegt. Ein Nachdenken über eine Regionalisierung der Geschäftsführung in den Landesverbänden wird ausdrücklich als Diskussionsanregung bezeichnet. Die Vorsitzenden bedanken sich bei den Vorstandskolleginnen und -kollegen sowie bei Frau Larisch, Frau Kolberg und Herrn Löschner für die sehr gute Zusammenarbeit. Fotos: sla, Stühn Veränderungen im Vorstand sind zu vermelden: Herr Jeucken (ÖB) und Herr Prof. Hohenberg (WB) wurden als stellvertretende Vorsitzende gewählt. Die Mitgliederversammlung schließt sich den guten Wünschen der Vorsitzenden an. ››Mitgliedsbeiträge 2016 (bis 2020): Laut Wirtschaftsplan 2015 standen dem dbv nur noch minimale freie Rücklagen zur Verfügung, der Verband hätte zuletzt keinerlei unvorhersehbare Engpässe finanziell meistern können. Die 2014 eingesetzte AG Konsolidierung hatte die Aufgabe, sich mit den Optionen der Etatkonsolidierung zu befassen. Hierzu gehörten nach Auffassung der AG und des dbv-Vorstands unvermeidlich auch weitere Beitragserhöhungen. Stadler betonte, dass er die Einschätzung in den bezeichneten Gremien, weitere Beitragserhöhungen seien unproblematisch und leicht vermittelbar, nicht geteilt habe. Nach einer auch im vbnw-Vorstand kritischen Diskussion wurde versucht, einen Kompromissvorschlag zu lancieren, was aber nicht gelang. vbnw-Vorstand mit Palme: Die Möblierung der O.A.S.E. ist nicht nur auf der Terrasse ein Hingucker. Von links: Bernd Jeucken, Karin Michalke, Birgit Trogemann, Eva Schmelnik (vorne), Harald Pilzer, Prof. Dr. Gregor Hohenberg, Uwe Stadler, Monika Kolberg. ENDNOTEN 1. Für die Veröffentlichung des Protokolls der Mitgliederversammlung gilt laut Satzung eine Einspruchsfrist von acht Wochen. Das Protokoll wird deshalb Anfang November 2015 unter www.bibliotheken-nrw.de/verband-vbnw/mitgliederversammlung veröffentlicht. Hier finden Sie auch die Berichte der Arbeitsgemeinschaften. 2. Mehr dazu s. S. 125 ff. 3. Mehr dazu s. S. 100 ff. 4. Mehr dazu s. S. 128 ff. 123 VERBAND / 3/15 JAHRESABSCHLUSS 2014 Stand Girokonto 01. 01. 2014 Festgeldkonto 01. 01. 2014 WORLD-CAFÉ ZUR INFO-KOMPETENZ BOT ANLASS ZUR DISKUSSION KASSENVORANSCHLAG 2016 26.020,64 2.500,00 Business Spar Card 52.533,50 GESAMT 81.054,14 AUFWAND 3/15 in Euro AUFWAND in Euro Aushilfslöhne 5.340,00 Aushilfslöhne 5.640,00 Sozialversicherungsbeiträge 1.148,04 Sozialversicherungsbeiträge 1.200,00 Öffentlichkeitsarbeit 6.729,46 Öffentlichkeitsarbeit Reisekosten 1.854,90 Reisekosten Honorare Steuerberatungskosten Beiträge DBV 0,00 3.064,92 7.250,00 3.000,00 Honorare 1.000,00 Steuerberatungskosten 3.000,00 66.119,44 Beiträge DBV 84.735,00 Redaktion ProLibris 11.900,00 Redaktion ProLibris 11.900,00 Druckkosten ProLibris 25.240,08 Druckkosten ProLibris 23.100,00 Portokosten ProLibris 2.046,60 Portokosten ProLibris 3.200,00 Portokosten EDV-Kosten Arbeitsgemeinschaften Versicherungen Berufsgenossenschaft Büromaterial 425,73 Portokosten 393,96 EDV-Kosten Arbeitsgemeinschaften 1.576,00 Versicherungen 226,94 Berufsgenossenschaft 49,08 630,80 Mitgliederversammlung Nacht der Bibliotheken 98,54 Sonstige Aufwendungen 10.191,81 GESAMT 151.160,22 ERLÖSE in Euro 300,00 Kontoführungsgebühren Etat Öffentlichkeitsarbeit Sonstige Aufwendungen GESAMT 0,00 100,00 0,00 167.425,00 112.120,09 Landeszuschüsse 13.500,00 Mitgliedsbeiträge 134.500,00 Anzeigen ProLibris 4.190,00 Landeszuschüsse 17.750,00 Abonements ProLibris 9.792,40 Anzeigen ProLibris 4.200,00 Abonnements ProLibris 7.300,00 Zinserlöse Spenden Sonstige Erlöse GESAMT 1,86 16.000,00 75,70 0,00 Spenden 0,00 Entnahme Rücklagen Festgeldkonto 31. 12. 2013 167.425,00 2.500,00 Business Spar Card 52.734,29 GESAMT 85.774,76 SALDO 01. 01. 2014 – 31. 12. 2014 GESAMT 30.540,47 0,00 3.675,00 Foto: sla Stand Girokonto 31. 12. 2013 in Euro Zinserlöse Sonstige Erlöse 155.680,05 WENN ICH EINE HOHE INFO-KOMPETENZ HABE, KANN ICH ... 3.000,00 Mitgliedsbeiträge ERLÖSE 4.720,62 124 Nach dem Vorbild des World-Cafés wurde ein Diskussionsprozess angestoßen, der von Katja Feld, der stellvertretenden Leiterin des Instituts für soziale Innovation Solingen, angeleitet und zum Teil moderiert wurde. Für das World-Café teilte sich das Plenum in drei Gruppen auf, die an drei Stationen – die Info-Kompetenz im Kopf – ihre Gedanken zu folgenden Themen-Schwerpunkten austauschten: Bildungspartnerschaft mit Schulen, Qualifizierung und Berufsbild, Discovery-Systeme. Jeweils zwei Moderatorinnen bzw. Moderatoren luden zur Diskussion ein und notierten Kernaussagen auf farbigen Karten. Nach jeweils ca. 25 Minuten wechselten die Gruppen, so dass am Ende alle Teilnehmer jede Station durchlaufen hatten. Nach jedem Wechsel fassten die Moderatoren die Kernaussagen zusammen, so dass die Diskussionen aufeinander aufbauen konnten. Als die Moderatoren nach drei Durchläufen mit angeregten Gesprächen die Ergebnisse im Plenum zusammenfassten, wurde deutlich, dass sich die Ergebnisse der Gruppen aufeinander bezogen und gut ergänzten.(1) QUALIFIZIERUNG UND BERUFSBILD: AM ENDE ALLER WÜNSCHE? 100,00 8.000,00 3.974,89 10.149,03 Kontoführungsgebühren 400,00 ellen Umsetzung sowie dem zukünftigen Bedarf gefragt. 10.000,00 1.000,00 Nacht der Bibliotheken Zehn Jahre später wurde nun beim Jahrestreffen unter dem Motto »Info-Kompetenz reloaded« das Thema erneut in den Fokus gerückt und unter anderem nach der aktu- 500,00 Büromaterial Mitgliederversammlung Beginnen wir mit einem Rückblick: Am 15. Juni 2005 stand die vbnw-Mitgliederversammlung in Bochum ganz im Zeichen der »Info-Fitness«. Zwei Gruppen beschäftigten sich damals mit unterschiedlichen Facetten des Themas, das die Arbeitsgruppe »Informationskompetenz« der AG UB schon seit dem Jahr 2002 umtrieb. Die Ergebnisse wurden im Plenum von den etwa achtzig Teilnehmern rege diskutiert. »Wir haben die interessante Erfahrung gemacht, dass die Gruppen unterschiedlich in das Thema ,Berufsbild‘ einstiegen, je nachdem, ob sie sich vorher mit dem Thema ,Discovery System‘ beschäftigt hatten oder nicht«, erläuterte Moderatorin Birgit Trogemann, vbnw-Vorstand und Leiterin der Bibliothek/Mediathek der Kunsthochschule für Medien Köln. Zur Frage »Was ist ein informationskompetenter Bibliothekar? Was kann er?« sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der drei Gruppen folgende Antworten: Der informationskompetente Bibliothekar kann beraten, betreuen und vermitteln. Er kann vor allen Dingen die richtigen Fragen stellen und das Problem eingrenzen. Er besitzt grundsätzlich eine professionelle Kommunikationsfähigkeit. Darüber hinaus kennt er die Informationsmittel, die ihm zur Verfügung stehen. Er kann sie richtig einsetzen, um ein Problem oder eine Fragestellung zu bearbeiten. Er kann den Nutzern Lösungswege aufzeigen und ihnen dieses Wissen z. B. in Schulungen auch vermitteln. Betont wurde, dass Informationskompetenz auch darin besteht, seine Grenzen zu akzeptieren und souverän mit ihnen umgehen zu können. So ist der Bibliothekar in der Lage zu erkennen: Bis hier hin berate ich, von da an nutze ich mein Netzwerk und gebe Fragen weiter. Katja Feld, Organisatorin des World-Cafés (rechts stehend), mit einer der Workshop-Gruppen ICH HÄTTE GERNE MEHR INFO-KOMPETENZ, ABER ... Der informationskompetente Bibliothekar kennt die RechercheInstrumente, die ihm zur Verfügung stehen. Ganz wichtig dabei: seine Motivation. Er sollte sich ständig selbst dazu motivieren, auf dem Laufenden zu bleiben. Das sollte selbstverständlich zu seinem Tagesgeschäft gehören, auch wenn es ihn Zeit kostet, die er vermeintlich nicht hat. Darüber hinaus sind regelmäßige Fortbildungen notwendig, weil sich die Tools verändern und die Informati- 125 VERBAND / 3/15 onsflut ständig wächst. Im Alltagsgeschäft, merkten Teilnehmer an, fehle zum Erlangen größerer Informationskompetenz nicht nur die Zeit, sondern nicht selten auch die regelmäßige Praxis. Auch der Mangel an nötigen Informationsmitteln wurde beklagt. »Manchmal«, so hieß es, »würde ich gerne mehr machen, aber ich habe in meiner Bibliothek bestimmte Informationsmittel nicht. Die Tools, die mir zur Verfügung stehen, sind nicht gut genug.« Interessant, so erläuterte Moderatorin Karin Michalke, vbnw-Vorstand und Leiterin der Universitätsbibliothek Hagen, 3/15 WAS KÖNNEN DISCOVERY-SYSTEME LEISTEN? sei in diesem Zusammenhang die Bemerkung gewesen: »Ich gebe zwar Auskunft, aber mir fehlt das Feedback der Nutzer. Ich weiß nicht: Hat ihm das jetzt geholfen, ist er damit weitergekommen?« THESE: DISCOVERY-SYSTEME WERDEN DIE VERMITTLUNG VON INFO-KOMPETENZ VOLLSTÄNDIG ERSETZEN. UM GUT AUSKUNFT GEBEN ZU KÖNNEN, BRÄUCHTE ICH … »Die These, mit der wir starteten, ging davon aus, dass DiscoverySysteme (DS) und ähnliche Recherche-Tools den Auskunfts- oder Schulungsbibliothekar auf Dauer ersetzen«, leitete Moderator Uwe Stadler, vbnw-Vorsitzender und Leiter der Bibliothek der Bergischen Universität Wuppertal, seine Erläuterung der Ergebnisse des Workshops ein. Einig waren sich alle drei Teilnehmergruppen darüber, dass Bibliotheken um moderne Suchlösungen nicht herumkommen. Diese werden von Nutzerinnen und Nutzern gewünscht und für notwendig gehalten. Der Druck aus der Universität und ähnlichen Kontexten sei groß. Man könne Kunden, die sich im Alltag in Google bewegen, in der Bibliothek nicht an den üblichen, 20 Jahre alten Katalog setzen. Einschlitz-Suche werde nicht nur erwartet, sie sei zum Teil auch ein Marketinginstrument − und dies durchaus unabhängig von der Frage, ob diese Suchinstrumente vielleicht nur eine trügerische Sicherheit bieten, basierend auf der Suggestion: »Bei mir findest Du alles.« Der informationskompetente Bibliothekar, da waren sich die Teilnehmer weitgehend einig, braucht eine bestimmte Haltung. Er muss »Service mit Fingerspitzengefühl« bieten. Er muss einschätzen können: Wie weit kann man beraten? Von welchem Punkt an ist etwas nicht mehr mein Fachgebiet oder Thema? Wie weit überlagern wir Fragestellungen? Bibliothekare benötigen Managementkompetenzen, weil ihr Tagesgeschäft schnelllebig und vielfältig ist. Sie müssen entscheiden, was wichtig ist. Sie müssen sich organisieren und mehrere Arbeiten parallel ausführen können. Und was sie schließlich vor allen Dingen brauchen, wenn sie ihre Grenzen im Blick behalten: Sie sind auf die Vernetzung mit Kollegen und anderen Einrichtungen angewiesen, um Informationsanfragen, wenn nötig, weiterzugeben. Die Teilnehmer zeigten sich überzeugt, dass sie, was Informationskompetenz angeht, etwas zu bieten haben. »Wenn wir davon ausgehen«, so Stadler, »dass unsere Informationskompetenz auch künftig unverzichtbar ist – und das tun wir −, an welcher Stelle geben wir sie dann künftig in das System hinein?« Bisher habe man immer über Produkte informiert: Es gebe heute eine Informationslinie, an deren Ende die teuren Datenbanken, Bibliografien o. ä. stehen. Diese Produkte werden dem Nutzer angeboten. Der Auskunftsbibliothekar informiert ihn darüber, in welchem Index er was am besten findet. Mittlerweile, und darüber sei man sich mehrheitlich einig gewesen, recherchieren Nutzer per Internet zeit- und BILDUNGSPARTNERSCHAFTEN MIT SCHULEN: LUST AUF MEHR?(2) WAS KENNZEICHNET EINE ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT MIT SCHULEN? GIBT ES BESONDERE HERAUSFORDERUNGEN IN DER KOOPERATION MIT SCHULEN? Zur Ausgangsfrage »Wie definieren wir erfolgreiche Zusammenarbeit mit Schulen?« herrschte übereinstimmend die Meinung, dass eine ausgeprägte Kommunikationskultur das Rezept zum Erfolg ist. Wichtig sei es, die Schulleitung und auch einzelne Lehrkräfte für die Kooperation zu gewinnen, erläuterte Moderator Bernd Jeucken, stellvertretender vbnw-Vorsitzender und Leiter der Stadtbibliothek Hattingen, ein wichtiges Ergebnis des Workshops. Schriftliche Vereinbarungen hätten durchaus ihren Wert, garantierten allein jedoch noch keine gelungene Partnerschaft. Mit Bedauern wurde konstatiert, dass generell die Bibliotheken die aktiveren Partner seien. Sie gehen auf die Schulen zu. Dass Schulen an die Bibliothek herantreten, ist eher die Ausnahme. Je mehr die Bibliothek als Bildungseinrichtung in der Kommune wahrgenommen werde, desto kontinuierlicher könne die Zusammenarbeit mit den Schulen gestaltet werden. Krönung der Kooperation sei es, wie z. B. in Oberhausen, als Bibliothek im Bildungsplan der Kommune verankert zu sein. Kommunikation als wichtiger Erfolgsfaktor für das Gelingen von Kooperation mit Schulen wurde zugleich auch als größte Herausforderung gesehen. Moderatorin Konstanze Sigel von der Koordinierungsstelle Bildungspartner NRW fasste die Fragen zusammen, die sich für Bibliotheken in diesem Zusammenhang immer stellen: Welche Kommunikationskanäle gibt es? Welche sind wichtig? Wie geht man das als Bibliothek am besten an? 126 Was über allem schwebe, so der Moderator, sei die Frage der Finanzierung. Es gibt große und kleine Bibliotheken, arme und reiche und es gibt auch große arme und kleine reiche. Sie alle fragen sich: Müssen wir in den sauren Apfel beißen und eine weniger passende Verbund- oder zentrale Lösung akzeptieren oder können wir uns etwas Teures, Maßgeschneidertes leisten? »Umgekehrt gewendet lautet die Frage: Müssen nicht gerade Verbundlösungen her, um die nicht hinreichenden Mittel und Entwicklungskompetenzen z. B. der kommunalen Bibliotheken zu kompensieren?«, ergänzte Moderator Harald Pilzer, vbnw-Vorstand und Leiter der Stadtbibliothek Bielefeld. Die Kostenfrage sei prinzipiell nicht wegzudiskutieren. THESE: SUCHSYSTEME ERGÄNZEN DIE ANGEBOTE SINNVOLL, MÜSSEN JEDOCH KOMPETENT VERMITTELT WERDEN. ENDNOTEN 1. Die Vorstellung der Ergebnisse wurde protokolliert und wird hier nur leicht stilistisch angepasst wiedergegeben. 2. Seit mehr als zehn Jahren verstehen sich Öffentliche Bibliotheken und Schulen im Land als »Bildungspartner NRW«. Die gemeinsame Förderung von Medien- und Informationskompetenz ist eines der zentralen Ziele aller Kooperationen. Aktuell sind 176 Bibliotheken PartFoto: sla Für Großstädte, in denen neben der Öffentlichen Bibliothek auch Wissenschaftliche und Universitätsbibliotheken angesiedelt sind, sei entscheidend, im Austausch miteinander die Angebote für Schulen zu koordinieren. Wissenschaftliche Bibliotheken führen hier häufig Schüler ans Recherchieren für die Facharbeiten heran. THESE: DISCOVERY-SYSTEME SIND ZU TEUER UND WERDEN IN QUALITÄT UND WIRKUNG ERHEBLICH ÜBERSCHÄTZT. Unter der Annahme, dass man unter kompetenter Vermittlung auch die Systempflege und Integration von Datenpools usw. versteht, lautete das Fazit der Workshop-Teilnehmer: Die neuen Suchsysteme ergänzen das Angebot sinnvoll, müssen aber ständig kompetent gepflegt und bereitgestellt werden. Sie brauchen unbedingt die bibliothekarische Feinjustierung und damit informationskompetente Bibliothekare. STICHWORT: MEDIENBILDUNG IN DER SCHULBIBLIOTHEK. BEWERTEN SIE DIE AKTUELLE ENTWICKLUNG! Die Forderung des dbv, die Medienbildung in einer fachlich betreuten Schulbibliothek zu verankern (»Frankfurter Erklärung«), lieferte Stoff für den letzten Diskussionspunkt. Aufgrund der ungeklärten Zuständigkeits- und Finanzierungsfragen wurde die Umsetzbarkeit dieser Forderung mit Skepsis betrachtet. Nichtsdestotrotz würde der Aufbau von Schulbibliotheken auch eine Chance für Öffentliche Bibliotheken bedeuten. Sie könnten − Stichwort Rollenwechsel − in der Kommune als Koordinator der Schulbibliotheken fungieren und darüber hinaus den Schulen wertvolle Daten (»Munzinger« u. ä.) sowie Informationen liefern. ortsunabhängig – Stichwort: Nutzerautonomie – und seien nicht mehr grundsätzlich daran interessiert, der Auskunftsperson von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Aus diesem Grund und wegen des Einsatzes neuer Suchsysteme werde nach Ansicht mehrerer Teilnehmer künftig weniger Auskunfts- und Schulungspersonal benötigt. Dessen Informationskompetenz aber sei weiterhin vonnöten, müsse künftig aber bei der Generierung, Anpassung und Facettierung der Suchsysteme in den Workflow eingebracht werden. »Das war«, betonte Stadler, »einer der spannenden Gedanken der Diskussion. Wir machen uns nicht überflüssig, sondern bringen unsere Kompetenz künftig einfach an anderer Stelle ein.« nerschaften mit insgesamt 830 Schulen eingegangen. www.bibliothek.schulministerium.nrw.de/ Bildungspartner/Bildungspartnerinitiativen/Bibliothek-und-Schule/index.html 127 3/15 VERBAND / 3/15 POSITIONSPAPIER DER BIBLIOTHEKEN NORDRHEIN-WESTFALEN Am 19. Februar 2014 veranstaltete der Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. (vbnw) vor dem Hintergrund des Entwurfs zum Hochschulzukunftsgesetz (HZG) mit dem Thema „Möglichkeiten und Grenzen einer hochschulübergreifenden Kooperation im Bereich der Bibliotheks-IT“ ein „Politisches Frühstück“ im Landtag NRW. Im Verlauf der Diskussion wurde von politischer Seite der Wunsch nach einer genaueren Positionierung durch die Bibliotheken und den Verband geäußert. Die ebenfalls thematisierte und erbetene Stellungnahme zu den Bedürfnissen der Bibliotheken für das anstehende Kulturfördergesetz wurde im Zuge der Verbändeanhörung im Oktober 2014 schriftlich geliefert und im Rahmen der mündlichen Anhörung im Kulturausschuss abschließend erläutert. Die Stellungnahme brachten 16 Vertreterinnen und Vertreter Öffentlicher und Wissenschaftlicher Bibliotheken sowie der vbnw-Vorstand auf den Weg. Sie trafen sich am 19. Mai 2014 in Dortmund und vereinbarten, vier identifizierte Handlungsfelder (Interessenvertretung, Koordinierung, flächendeckende Literatur- und Informationsversorgung, Kompetenz und Innovation) zu konkretisieren und mit beispielhaften Themen und Forderungen zu versehen. Diese wurden dargestellt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit ausgeführt. Anwesend bei dem Treffen waren Albert Bilo, Brigitte Blockhaus, Petra Büning, Dr. Norbert Kamp, Dr. Uwe Kersting, Dr. Bruno Klotz-Berendes, Monika Kolberg, Dr. Joachim Kreische, Michael Nelißen, Jan Neumann, Harald Pilzer, Frank Salmon, Uwe Stadler, Birgit Trogemann, Dr. Renate Vogt und Hans-Christian Wirtz. DAS POSITIONSPAPIER 1. Urheberrecht: Die Ausgestaltung des Urheberrechts bleibt, auch wenn es sich um Bundesrecht handelt, weiterhin ein bedeutendes Thema für die nordrheinwestfälischen Bibliotheken. Dies zeig- te sich nicht zuletzt in der am 29. Oktober 2014 durchgeführten öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Innovation, Wissenschaft und Forschung zum Thema Open Access. Die weitere Ausgestaltung der urheberrechtlichen Schrankenregelungen für Wissenschaft und Hochschulen sowie deren Vergütungsfragen müssen weiterhin auf der Agenda des Landes stehen und mit den betroffenen Bibliothekssparten diskutiert werden. 2.Lizenzen und Informationsangebote: In diesem Zusammenhang sind die Fragen zu nennen, die sich mit spartenspezifischen, aber Wissenschaftliche und Öffentliche Bibliotheken gleichermaßen betreffenden Lizenzfragen und Konsortialverhandlungen bei der Beschaffung von E-Medien beschäftigen. Das Land 128 CIB-Projekts) sollten von den zuständigen politischen und ministeriellen Stellen des Landes im Dialog mit den Bibliotheken intensiv begleitet werden. Hiervon hängen nicht nur die Zukunft des Hochschulbibliothekszentrums in Köln, sondern in ganz erheblichem Umfang die Effizienz und Leistungsfähigkeit der nordrhein-westfälischen Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken insgesamt ab. 5.IT-Infrastruktur: Die Qualität bibliothekarischer Angebote aller Sparten korrespondiert unmittelbar mit einem hohen Niveau technologischer Mindeststandards in der Bibliotheks-IT. Mit Unterstützung der Politik sollte es gelingen, die in NRW beispielhaft entwickelten Portale wie die Digibib weiter zu entwickeln. Die Möglichkeiten des zentralen Hostings von Lokalsystemen sowie insgesamt die technische Weiterentwicklung von lokalen Bibliothekssystemen in Cloud-Umgebungen sollte gemeinsam gefordert und angestrebt werden. 6.Bibliothekspolitik: Insgesamt gesehen wollen wir – die Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes – den Gedankenaustausch mit den in NRW verantwortlichen politischen und ministeriellen Stellen fortsetzen. In diesem Kontext wäre insbesondere zu identifizieren, in welchen bibliothekarischen Kompetenz- und Themenfeldern sich sollte mit Blick auf den Wissenschafts-, Bildungs- und Kulturstandort NRW unverzichtbare Informationsangebote zentral finanzieren und bereitstellen. Grundlage hierfür ist ein mit allen Bibliothekssparten und Versorgungsbereichen abgesprochenes politisches Konzept. Der freie Zugang zu digitalen und Netzressourcen sollte unter Berücksichtigung der E-Book-Kampagne der EBLIDA geprüft werden. 3.Langzeitarchivierung: Das Thema Langzeitarchivierung ist derzeit sowohl im Kultur- wie im Wissenschaftsministerium in Bearbeitung, gleichwohl ist hier noch weiterer, erheblicher Klärungsbedarf. Insbesondere Art und Umfang der Beteiligung wissenschaftlicher Bibliotheken und die Möglichkeiten zusätzlicher Zentraler Dienste sollten diskutiert werden. 4.Bibliothekarische Verbundstrukturen: Die durch die Empfehlungen des Wissenschaftsrats und der Deutschen Forschungsgemeinschaft angestoßenen Veränderungsprozesse der deutschen Verbundstruktur (vor allem in Form des 129 das Land auch bundesweit positionieren möchte. Die Sichtbarkeit eigener Positionen kann nicht alleine durch das Engagement der Bibliotheken gelingen. Der Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen möchte die oben aufgeführten Themen und Positionen als Anregung für einen weiteren, konstruktiven Dialog insbesondere mit der Landespolitik verstanden wissen. Der Vorstand des vbnw steht jederzeit für Gespräche zur Verfügung. Die Vorsitzenden des vbnw im Februar 2015 Harald Pilzer (StB Bielefeld) Öffentliche Bibliotheken Uwe Stadler (UB Wuppertal) Wissenschaftliche Bibliotheken ENTDECKUNGEN / 3/15 3/15 ›› KOLUMNE: NEUES VOM ALTEN BUCH ISLÄNDISCHE AUTOREN ZU GAST IN DER USB KÖLN FORTBILDUNGEN MICHAEL HERKENHOFF Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (1) Dr. Michael Herkenhoff (ULB Bonn) und Reinhard Feldmann (ULB Münster) führten Ende Januar 2015 in der Katholischen Akademie »Die Wolfsburg« in Mülheim/ Ruhr eine zweitägige ZBIW-Fortbildung zur Provenienzverzeichnung durch. Am ersten Tag berichteten Michaela Scheibe (SB Berlin) und Monika Denker (HeBIS-Verbundzentrale) über den aktuellen Stand der Provenienzerschließung auf nationaler Ebene sowie in den beiden Pica-Verbünden GBV und HeBIS. Am Nachmittag kam es zu einem Erfahrungsaustausch über den aktuellen Stand der Provenienzverzeichnung in nordrhein-westfälischen Altbestandsbi- bliotheken. Berichtet wurde aus der ULB Bonn, der LLB Detmold, der ULB Düsseldorf, der EDDB Köln, der USB Köln und der ULB Münster. Bei dieser Gelegenheit stellte Christiane Hoffrath (USB Köln) ein neu entwickeltes Modell zur Provenienzerfassung in SISIS vor, das bei den Teilnehmern auf große Resonanz stieß und von der ULB Bonn, der USB Köln und der ULB Münster gemeinsam weiterverfolgt wird. Am zweiten Tag der Veranstaltung führten Michael Herkenhoff und Reinhard Feldmann Leseübungen anhand von deutschen und lateinischen Provenienzeinträgen des 15. bis 20. Jahrhunderts durch. Die „Société des Bibliophiles liégois“ besuchte im Juni 2015 die USB Köln. Als besonders entgegenkommende Geste wurde begrüßt, dass die Besucher in Exemplaren wie der Koehlhoffschen Chronik »Cronica van der hilliger Stat van Coellen«, 1499, der »Cosmographia« von Sebastian Münster, Ausgabe 1598, oder auch in der o. g. dickleibigen Kölner Bibel blättern durften. Die USB Köln besitzt eine im deutschen Sprachraum einzigartige Sammlung von Islandica. Sie umfasst etwa 10.000 Titel und beinhaltet Literatur aus fast allen Bereichen.(2) Von daher ist es eine Tradition, isländische Autorinnen und Autoren in der USB zu begrüßen (2014: Guðmundur Andri Thorsson, 2011: Andri Snær Magnason). Am 12. Juni 2015 fand eine Lesung mit zwei isländischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen statt. Kristjana Friðbjörnsdóttir aus Reykjavík, Autorin der Kinderbuchreihe Fjóli Fífils und der Jugendbuchreihe Ólafía Arnalds, las aus ihrem Buch »Dagbók Ólafíu ›› UNIVERSITÄTS- UND STADTBIBLIOTHEK KÖLN Als Beispiele des frühen Kölner Buchdrucks wurden Heiligenlegenden gezeigt. Das Typische dieser schmalen, einfach gestalteten Passionen, die für den Verkauf an Pilger vorgesehen waren, ist die Reimform in ripuarischer (»kölscher«) Sprache. Die Illustration der Heiligen (darunter Barbara, Ursula, Margarete) zeichnet sich da- Als weitere Exponate der Kölner Druckgeschichte wurde eine sogenannte Kölner Bilderbibel von 1478/79 präsentiert. Für die Bibliophilen besonders interessant war die Tatsache, dass die reichhaltigen Illustrationen dieser Bibeln in späteren Werken Nachahmung fanden, und dass die Forschung heute belegen kann, dass der lange Zeit Heinrich Quentel zugeschriebene Druck in der Offizin (Werkstatt mit Verkaufsraum) von Bartholomäus von Unckel geschaffen wurde. Neben weiteren Zeugnissen kölnischer Buchdruckkunst, darunter auch Reformationsschriften, konnte den belgischen Freunden anhand der Werkausgaben von Franz Hogenberg (1535 Mechelen, 1590 Köln) und Georg Braun (1541–1622 Köln) »Urbium praecipuarum mundi theatrum« eine belgisch-kölnische Druck-Kooperation zur Anschauung vorgelegt werden. 130 Studenten aus dem Institut für Skandinavistik/Fennistik der Kölner Universität hatten vorab Textpassagen aus den Büchern übersetzt und trugen die gelesenen isländischen Texte in deutscher Sprache vor. Trotz der tropischen Temperaturen in Köln von über 35 Grad (die isländischen Autorinnen waren bei 7 Grad in Reykjavík abgeflogen) war die Lesung sehr gut besucht und fand großen Anklang. Zusätzlich wurde eine Auswahl isländischer Kinder- und Jugendbuchliteratur aus dem Bestand der USB präsentiert. ›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK MÜNSTER durch aus, dass für die Frauenfigur stets die gleiche Vorlage genutzt wurde und man lediglich den Holzstock um die jeweiligen Attribute ergänzte. Fotos: Rickmann-Üçgüler Am 21. Juni 2015 beehrte die altehrwürdige »Société des Bibliophiles liégeois« (gegr. 15. März 1863) die USB Köln mit ihrem Besuch. Die freundschaftliche Verbindung der Lütticher Bibliophilen mit der »Kölnischen Bibliotheks-Gesellschaft« erfuhr 2014 beim Besuch der KBG in Belgien neue Impulse. Die USB nahm den Gegenbesuch zum Anlass, nach einem Rundgang durch das Haus einige der Schätze aus den Tresoren der Bibliothek auszustellen, darunter die beiden frisch restaurierten Blockbücher. Es handelt sich dabei um eine vollständig illustrierte Armenbibel (»Biblia pauperum«) und eine Ausgabe der »Apocalypsis«. Beide Werke sind wahrscheinlich in der Zeit von 1462 bis 1470 entstanden. Arndísar« (»Das Tagebuch von Ólafía Arndís«). Ragnheiður Gestsdóttir aus Reykjavík stellte ihren letzten Roman »Gegnum glervegginn« (»Durch die Glaswand«) vor. Die Autorin erhielt mehrere wichtige isländische Literaturpreise. Ihr erstes Kinderbuch erschien 1985. Sie hat viele isländische Märchen illustriert und herausgegeben. Im »Museum in der Kellnerei« in Clarholz zeigte die ULB Münster die Ausstellung »Illustrierte Bibeldrucke«. Dabei wurden alle Epochen zumindest gestreift: Zeitalter von Reformation und katholischer Reform (Bibelausgaben Hieronymus Emser, Johannes Dietenberger und Caspar Ulenberg), Barock und Rokoko (»Deutschordensbibel«, »Catholische Straßburger Bibel«) sowie Historismus und Jugendstil (Julius Schnoor von Carolsfeld oder Gustav Doré).(3) Aus dem Nachlass des verstorbenen Günter Raabe gab Reinhard Feldmann die Schrift »Polyphonia Musica omnibus mortalibus utilissima est. Musikalien in der historischen Bibliothek des Gymnasium Arnoldinum in Burgsteinfurt. Münster 2015« heraus. Darüber hinaus konnten zahlreiche Nachlässe erschlossen werden. Exemplarisch sei an dieser Stelle nur auf die folgenden zwei Sammlungen hingewiesen: Die Sammlung Pohlschmidt, welche die großen Zerstörungen der Stadt Münster nach den alliierten Luftangriffen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges illustriert (Fotografien und Negative aus den Jahren 1941 bis 1946), sowie der Teilnachlass Clausewitz.(4) 131 Alle Webseiten zu den Handschriften, historischen Drucken, Nachlässen, Sammlungen und Altkarten wurden einem kompletten Relaunch unterzogen.(5) Auch die Digitalisierung der Kartensammlung des Freiherrn August von Haxthausen konnte abgeschlossen werden.(6) Reinhard Feldmann wurde in die neu gegründete Kommission für Bestandserhaltung des Deutschen Bibliotheksverbandes berufen.(7) ENTDECKUNGEN / 3/15 3/15 ›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK BONN Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat im Januar einen Antrag der ULB Bonn zur Erschließung und Teildigitalisierung des Nachlasses von Karl Lamprecht (1856– 1915) bewilligt. Die ULB besitzt seit 1957 den Nachlass des berühmten Historikers, der 2010 und 2012 durch zwei bedeutende Ergänzungen noch einmal angereichert worden ist. Im Rahmen des Projektes soll der gesamte Nachlass, ca. 13.000 Dokumente, elektronisch im HANS-Katalog der ULB Bonn katalogisiert werden. Knapp 9.000 Dokumente werden zusätzlich digitalisiert und in den Digitalen Sammlungen der ULB Bonn online gestellt.(8) Auf Metadatenebene wird mit zwei Standards gearbeitet, und zwar mit dem Archivformat EAD für die Struktur und die verbale Beschreibung der einzelnen Hierarchieebenen und mit METS/MODS für die bibliographische Beschreibung der einzelnen Dokumente. Projektstart war am 22. Mai 2015. Bei der Digitalisierung der historischen rheinischen Zeitungen ist die ULB Bonn im letzten Jahr weiter vorangekommen. 2014 sind 15 weitere Zeitungen mit über 500.000 Seiten bei einem Dienstleister vom Mikrofilm gescannt worden. Die Zeitungen werden zurzeit bearbeitet und nach und nach für die Benutzung freigegeben. Besonders hervorzuheben ist die Anfang Juli offiziell erfolgte Freischaltung des Bonner General-Anzeigers für die Jahre 1889 bis 1950 durch Helge Matthiesen, den Chefredakteur der Zeitung, sowie durch die Leitende Direktorin der ULB Bonn Dr. Renate Vogt.(9) Der Verlag – die Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH – hat für die Digitalisierung Masterfilme zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig hat die ULB ›› LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM RHEINLAND-PFALZ/PFÄLZISCHE LANDESBIBLIOTHEK SPEYER für ihr Zeitungsportal eine Kalenderfunktion eingeführt. Dadurch können alle in dem Portal vorhandenen Zeitungsausgaben zu einem bestimmten Erscheinungsdatum parallel aufgerufen werden.(10) Die Bibliothek des Priesterseminars in Trier hat dem LBZ/Rheinische Landesbibliothek Koblenz 20 historische Karten geschenkt. Sie stammen zum großen Teil aus dem 19. Jahrhundert und beziehen sich auf die Region zwischen Trier und Koblenz. Beispielsweise finden sich hier topographische Karten von Andernach, Koblenz und Simmern. Besonders erwähnenswert sind drei Karten des 17. Jahrhunderts, die auf den französischen Kartographen Guillaume Sanson (1633–1703) zurückgehen. Er war der Sohn von Nicolas San- Die ULB Bonn beabsichtigt, ihr Angebot an digitalisierten historischen rheinischen Zeitungen systematisch auszubauen und dazu im verstärkten Umfang auch Bestände externer Einrichtungen einzubeziehen. Sie hat deshalb Mitte Mai einen Fragebogen zu Zeitungsbeständen in Kommunalarchiven und anderen Kultureinrichtungen der ehemaligen preußischen Rheinprovinz verschickt. Rücklauffrist für den Fragebogen war der 31. Juli 2015. Auf Basis der gesammelten Informationen soll ein Masterplan zur Zeitungsdigitalisierung im Rheinland erstellt werden. Das vergangene Jahr sowie noch die erste Hälfte des Jahres 2015 stand im St. Nikolaus-Hospital/Cusanusstift in BernkastelKues ganz im Zeichen des 550. Todestages seines Stifters, des Kardinals, Theologen und Philosophen Nikolaus von Kues (1401– 1464). Aus diesem Grund wurden in Kooperation mit dem Cusanus-Institut in Trier die drei folgenden Ausstellungen organisiert: Freischaltung des Bonner General-Anzeigers durch den Chefredakteur Helge Matthiesen und die Leitende Direktorin der ULB Bonn Dr. Renate Vogt 132 Foto: Bonner General-Anzeiger Zudem gelang im März die Ersteigerung eines eigenhändigen Notenmanuskripts Lortzings, die Vertonung des »Türmerliedes« aus Faust II. Daneben freut sich die Bibliothek über die Neuerwerbung von Freiligrath-Briefen und -Dokumenten, die das im letzten Frühjahr erworbene Konvolut Briefe an den Brockhaus-Verlag ergänzen, sowie einen Brief Malwida von Meysenbugs. Als Vorgeschmack auf die »Weltvermesser«-Ausstellung, die im September im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake mit zahlreichen Leihgaben der Bibliothek zu sehen war, zeigte die Lippische Landesbibliothek im Juni/Juli eine Kabinett-Ausstellung rund um Georg Brauns und Franz Hogenbergs Städteatlas »Civitates Orbis Terrarum«. Die vier Bände aus der fürstlichen Bibliothek Simons VI. zur Lippe konnten jüngst mit Spendenmitteln des Lions Club Detmold restauriert werden. Begonnen wurde mit der Erschließung der Privatbibliothek von Max Slevogt, die einen Umfang von 4.312 Bänden hat. Neben dem künstlerischen Nachlass Slevogts im Landesmuseum Mainz und dem schriftlichen Nachlass in der Pfälzischen Landesbibliothek stellt seine Büchersammlung ein drittes wichtiges Quellensegment dar. ›› BIBLIOTHEK DES CUSANUS-STIFTES, BERNKASTEL-KUES ›› LIPPISCHE LANDESBIBLIOTHEK DETMOLD Gustav Albert Lortzing (1801–1851) ist als Komponist von Spielopern bekannt, die auch heute noch ihren Platz im Repertoire haben. Sein erstes Engagement führte ihn als Schauspieler und Sänger 1826 bis 1833 ans Detmolder Hoftheater. Daher sammelt die Bibliothek Dokumente zu Leben, Werk und Rezeptionsgeschichte des Künstlers. Im Frühjahr konnte ein ausdrucksvolles farbiges Porträt erworben werden. Die Gouachemalerei des Porträtisten und Lithographen Caspar Scheuchzer entstand um 1840 in Leipzig, vermutlich als Vorlage für die bei Johann Lier in Zürich erschienene Porträtlithographie. son d’Abbéville (1600–1667), erster königlicher Kartograph und Begründer des Verlagshauses Sanson. ››Von der Handschrift zum gedruckten Buch – ausgewählte Werke der CusanusBibliothek aus dem 15. und 16. Jahrhundert (Dezember 2013 bis Juli 2014) ››Das Erbe des Cusanus – Ausstellung zum 550. Todestag des Nikolaus von Kues (August 2014 bis November 2014) ››Der Mensch als Kosmograph – kartographische Werke aus dem Umfeld des Nikolaus von Kues und aus der CusanusBibliothek (Dezember 2014 bis Juli 2015). Aus Anlass des Jubiläums hat das Hospital darüber hinaus eine wertvolle mittelalterliche Sammelhandschrift aus dem 15. Jahrhundert mit einer Abschrift der deutschsprachigen Vaterunser-Auslegung (Sermo XXIV) des Nikolaus von Kues erworben. Die entsprechende Handschrift entstand vermutlich zwischen 1460 und 1485 im Franziskanerkloster St. Agnes ad Olivas in Köln und wurde somit evtl. noch zu Lebzeiten des Nikolaus von Kues angefertigt. Die darin enthaltene Abschrift der VaterunserAuslegung konnte bislang in der CusanusForschung nicht hinreichend berücksichtigt werden. Die Handschrift enthält darüber hinaus noch eine Vielzahl weiterer volkssprachlicher Erbauungstexte, so z. B. eine deutsche Übersetzung der »Ars bene mori- 133 endi« (»Kunst des rechten Sterbens«), eine Kurzvita der Elisabeth von Thüringen sowie das erste Buch der »Nachfolge Christi« von Thomas von Kempen. Bei der Neuerwerbung, die mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder realisiert werden konnte, handelt es sich nicht nur um den ersten bedeutenden Kauf einer mittelalterlichen Handschrift durch das St. Nikolaus-Hospital in Bernkastel-Kues seit 1838, sondern auch um das erste im Cusanusstift vorhandene theologische Werk des Nikolaus von Kues in deutscher Sprache. Die wissenschaftliche Auswertung der Handschrift, die eine Neuedition der Vaterunser-Predigt ermöglicht, erfolgt in Kooperation mit dem Institut für Cusanus-Forschung in Trier. Die Cusanus-Bibliothek in Bernkastel-Kues umfasst nunmehr 316 Handschriften vom 9. bis 18. Jahrhundert, von denen noch etwa 270 aus dem Besitz von Nikolaus von Kues selbst stammen. Aus der Bibliothek des St. Nikolaus-Hospitals: der Cod. Cus. 220a mit der deutschsprachigen Vaterunser-Auslegung, Sermo XXIV, des Nikolaus von Kues ENTDECKUNGEN / 3/15 ›› WISSENSCHAFTLICHE STADTBIBLIOTHEK MAINZ Magenza, das jüdische Mainz, hat eine bis in das hohe Mittelalter zurückreichende Geschichte. In den Jahren 2004 bis 2014 wurden im Zuge der Rara-Erschließung und der systematischen Durchsicht der Altbestände in der Stadtbibliothek Mainz zahlreiche neue mittelalterliche hebräische Einbandfragmente entdeckt. Diese Funde werfen auf die lange Geschichte des Judentums in Mainz ein interessantes Licht. Als Ergebnis einer zehnjährigen Kooperation zwischen dem Lehrstuhlinhaber für Judaistik an der Mainzer Johannes GutenbergUniversität, Professor Dr. Andreas Lehnardt, und der Leiterin des Bereichs Handschriften, Rara, Alte Drucke in der Mainzer Wissenschaftlichen Stadtbibliothek, Dr. Annelen Ottermann, konnte nun als Forschungsunterstützung eine Gemeinschaftspublikation zu he- bräischen Fragmenten in und an Handschriften und Druckwerken der Stadtbibliothek vorgelegt werden, die neue Einblicke in die literarische Vielfalt jüdischen Lebens im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit eröffnet.(11) In Bild und Text werden die erstmals identifizierten Fragmente beschrieben, übersetzt und in einen breiten kulturgeschichtlichen Kontext gestellt. Der Vorstellung der Trägerbände und ihrer Provenienzen wird breiter Raum gegeben. Die Veröffentlichung versteht sich als Beitrag zu dem gemeinsam von der Stadt und dem Land Rheinland-Pfalz unterstützten Antrag auf Verleihung des Titels UNESCO-Weltkulturerbe an die sogenannten ShUM-Städte, den mittelalterlichen jüdischen Städteverbund Mainz, Worms und Speyer. ENDNOTEN ›› UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK 1. Die Kolumne ist von Dr. Michael Herkenhoff (ULB Bonn) im Auftrag des Arbeits- 3/15 BESICHTIGUNGEN UND TERRORGEFAHR − DIE KBG IN PARIS JEAN-MARIE REDING, ANDRÉ WELTERS Bibliothek der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 1822 wurde in Frankreich erstmals der Posten eines Bibliotheksgeneralinspektors geschaffen. 1866 bekam Paris seinen gesonderten »Inspecteur de bibliothèques«. Eine Inspektion der anderen und netteren Art fand vom 20. bis zum 24. April 2015 statt, nämlich durch 18 Mitglieder der Kölnischen Bibliotheksgesellschaft (KBG), dem Förderverein der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Es ist nicht unwichtig zu wissen, dass sämtliche Planungen durch KBG-Reiseleiter André Welters vor dem Charlie-Hebdo-Attentat des 7. Januar durchgeführt worden waren. In der französischen Hauptstadt waren Polizei und Militär allgegenwärtig. Am Dienstag, dem ersten Besichtigungstag, stand ein Besuch der »Bibliothèque Mazarine« auf dem Programm. »Vigipirate – Alerte Attentat«: Dieses Schild beim Eingang bekamen wir während der Woche mehrmals zu sehen. Tasche und Ausweis vorzuzeigen, war die Regel. Die Gruppe wurde vom Direktor Yann Sordet persönlich empfangen. Da sich die »Mazarine« im Gebäudekom- kreises „Historische Bestände in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz“ redigiert worden. Ständige Mitglieder des Arbeitskreises sind zur Zeit: Irene Bischoff DORTMUND plex des »Institut de France« befindet, zeigte Sordet der Gruppe zunächst die Kapelle mit dem Grabmal Kardinal Mazarins und der berühmten Kuppel, in der feierliche Versammlungen des Instituts abgehalten werden. An die Bibliotheksführung schloss sich eine Zimelienschau an. Zusätzlich konnten sich die KBG-Besucher die aktuelle Ausstellung »De l'argile au nuage« zu historischen Katalogen der »Mazarine« anschauen. Dort war unter anderem der erste Bestandskatalog des »British Museum« zu bewundern, in dem die damaligen Bibliothekare der »Mazarine« handschriftlich vermerkt hatten, wenn ein Buch auch in ihrer Bibliothek zu finden war. Ein frühes Beispiel für eine Fremddatenübernahme! (USB Köln), Dr. Marco Broesch (Bibliothek des Cusanus-Stiftes, Bernkastel-Kues), Am Nachmittag besuchte die Kölner Gruppe das Deutsche Historische Institut (DHI) Paris. Das im »Hôtel Duret-de-Chevry« untergebrachte, im mit Soldaten »über-überwachten« »Marais«, dem jüdischen Viertel von Paris, gelegene DHI ist eines der sechs deutschen historischen Auslandsinstitute. Hier übernahm der Bibliothekar des Hauses, Andreas Hartsch, die Führung. Dessen Enthusiasmus, Ironie und Gestik ließen keine Sekunde Langeweile aufkommen. Im Namen der KBG überreichte Dr. Hubertus Neuhausen, Direktor der USB Köln, Andreas Hartsch ein Buchpräsent, das dieser wahrlich verdient hatte. Dr. Hans-Joachim Cristea (BPS Trier), Dr. Joachim Eberhard (LLB Detmold), Reinhard Feldmann (ULB Münster), Barbara Fischer (UB Trier), Dr. Michael Die Revision wie auch das Konzept zur Neustrukturierung des Rara-Bestandes werden voraussichtlich Ende des Jahres abgeschlossen sein. Weitere Bestandskonzepte zu den modernen Sammlungen, wie zum Beispiel zur »Bibliothek der ehemaligen Forschungsstelle für Politische und Soziale Geschichte der Schule«, konnten in der ersten Jahreshälfte abgeschlossen werden. Diese mit Stand 1985 abgeschlossene Sammlung umfasst rund 10.000 Bände und deckt alle geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Fächer ab, zudem befinden sich darin auch kleinere Bestände zu den Naturwissenschaften. In der Hauptsache handelt es sich um historische Lehrund Unterrichtswerke zu den einzelnen Fächern und den jeweiligen Schulformen und -stufen. Daneben umfasst der Bestand auch einen größeren Anteil an allgemeinen wie regionalen Quellentexten und Sekundärwerken zur Entwicklung von Schulformen, Unterrichtsfächern sowie zur Ausbildung und Entwicklung des schulischen Lehrberufs. Der älteste Buchtitel datiert von 1754, der jüngste von 1986. Rara-Werke des 18. bis 19. Jahrhunderts sind in einer geringen Anzahl von 173 Titeln vertreten. Die unter anderem für die Bildungsgeschichte interessante Phase der NS-Zeit ist mit einem Bestand an insgesamt 668 Titeln vertreten. Herkenhoff (ULB Bonn), Christiane Hoffrath (USB Köln), Harald Horst (EDDB Köln), Dr. Anne Liewert (ULB Düsseldorf), Dr. Stephanie Marra (UB Dortmund), Dr. Annelen Ottermann WStB Mainz, Martina Pauly (Martinus-B. Mainz), Dr. Armin Schlechter (LBZ/RLP), Dr. Eva Seidenfaden (StB Trier). 2. USB Köln: Sammlung Islandica; www.ub.uni-koeln.de/bibliothek/profil/ssg/islandica 3. Siehe S. 141 f. 4. U LB Münster: Teilnachlass Carl von Clausewitz; www.ulb.uni-muenster.de/ sammlungen/nachlaesse/teilnachlass-clausewitz.html 5. ULB Münster: Sammlungen; www.ulb.uni-muenster.de/sammlungen/index.html 6. U LB Münster: Kartensammlung August von Haxthausen; http://sammlungen.ulb.unimuenster.de/nav/classification/116654 7. d bv - Deutscher Bibliotheksverband e.V. : dbv-Kommission Bestandserhaltung; www.bibliotheksverband.de/fachgruppen/kommissionen/bestandserhaltung.html 8. ULB Bonn: NL Lamprecht; http://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/ulbbn/nav/ Am Mittwoch wurde vormittags die »Bibliothèque de la Sorbonne« besucht, die altehrwürdige Bibliothek der Pariser Universität. Hier wurde die Gruppe ebenfalls vom Bibliotheksdirektor, Philippe Marcerou, durch die Räumlichkeiten geführt. Beson- classification/1961936 9. U LB Bonn: General-Anzeiger: unabhängige Tageszeitung für Bonn; Bonner Stadtanzeiger; http://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/ulbbnz/periodical/titleinfo/ 3712608 10. ULB Bonn: Zeitungen, Jahre; http://digitale-sammlungen.ulb.uni-bonn.de/ulbbnz/ date/list/229854 134 Foto: Reding 11.Lehnardt, Andreas; Ottermann, Annelen: Fragmente jüdischer Kultur in der Stadtbi- In Bearbeitung ist derzeit zudem die Sichtung und Bewertung der Bestände der »Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte« (DGEG) mit rund 30.000 Bänden. bliothek Mainz. Entdeckungen und Deutungen. Mainz 2015 (Veröffentlichungen der Bibliotheken der Stadt Mainz 62) 276 S., Abb., Bezug über die Stadtbibliothek Mainz; http://bit.ly/1EeZ96e 135 Einen prachtvollen Anblick bietet der große Lesesaal der Bibliothèque nationale de France, Richelieu. ENTDECKUNGEN / Am Nachmittag stand ein Besuch in der »Bibliothèque Richelieu« an, dem ursprünglichen Standort der Nationalbibliothek Frankreichs (Bibliothèque nationale de France, BnF). Ein eher an ein Patchwork erinnerndes architektonisches Ensemble, denn viele Architekten hatten im Laufe der Geschichte Erweiterungen vorgenommen. Da der Standort zurzeit umfangreich umgebaut wird, waren leider nicht alle Bereiche bei der Führung zugänglich. So konnte der berühmte große Lesesaal mit der Eisenarchitektur von Henri Labrouste aus dem späten 19. Jahrhundert nicht besichtigt werden. Als Entschädigung stand jedoch das »Cabinet des Médailles« offen, die umfangreiche Münz- und Antikensammlung der BnF. Eine Nationalbibliothek mit solchen großen musealen Sammlungen ist doch recht selten anzutreffen. Ein Prunkstück war hier sicher das »Grand Camée de France«, das mit 31 x 26,5 cm Fläche und 24 abgebildeten Figuren größte erhaltene Kamee der Antike. Tags darauf in der Hotel-Lobby, ein Schock: Die Zeitungen berichteten von einem missglückten Attentat auf eine Kirche im Pari- ser Viertel »Villejuif«. Mit sehr gemischten Gefühlen verließ die Gruppe die französische Hauptstadt und machte sich mit einem Regionalzug ins 50 Kilometer nordöstlich gelegene Chantilly auf. Dort stand am Vormittag eine Führung durch die Bibliothek des »Château de Chantilly« auf dem Programm. Der Konservator Olivier Bosc war nur 24 Stunden vorher über eine »sehr bibliophile Besuchergruppe« informiert worden und stand nun als Führer bereit. Das im barocken Stil errichtete Schloss beherbergt die 700 Handschriften und 12.000 Drucke umfassende Sammlung von Henri d’Orléans, dem Herzog von Aumale. Dieser hatte die Sammlung samt »Château« Ende des 19. Jahrhunderts dem »Institut de France« (nicht: dem Staat) vermacht. Nach Berichten über bisherige geradezu phantastische Bibliotheksbesichtigungen in Paris durch KBG-Übersetzer Jean-Marie Reding entschied Olivier Bosc spontan, der KBG nach der für jeden Touristen einsehbaren Bibliothek auch nicht zugängliche Bereiche zu zeigen. Die Gruppe bekam eine exklusive Führung durch die Kellergeschosse, die »andere« Schlossbibliothek und sogar das Archiv. Das Highlight war sicher ein von Gutenberg gedruckter Ablassbrief. Dieser sah aus, als käme er frisch aus der Druckpresse. Den Nachmittag nutzte die Gruppe, um den umfangreichen Schlosspark und die Stallungen in Chantilly zu besichtigen. Am letzten Tag stand der Besuch der Senatsbibliothek im Palais du Luxembourg an. Dabei handelt es sich um eine nicht öffentliche Dienstbiblio- 136 3/15 QUALIFIZIERUNGSPROGRAMM „LERNORT BIBLIOTHEK“ – DIE FÜNFTE Gruppenbild vor der Bibliothèque Mazarine mit Direktor Yann Sordet (3.v.l.) PETRA BÜNING Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW thek des Oberhauses des französischen Parlaments, so dass die Gruppe am Eingang umfangreiche Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen musste. Michael Moore, US-Amerikanischer Filmregisseur, meinte im Vorwort seines Buches «Stupid white men«: »Hmm, I thought, librarians are certainly one terrorist group you don’t want to mess with.« Nun besteht die KBG glücklicherweise nicht nur aus Bibliothekaren. Die Teilnehmer der Gruppe mussten auch sichtbar Anstecker tragen, die sie als »délégation allemande« auswiesen. Die überwältigende und luxuriöse Ausstattung des Palastes entschädigte jedoch mehr als genug für diese Mühen. Der Lesesaal der Senatsbibliothek, mit herrlichem Blick auf den Jardin du Luxembourg, reiht sich mühelos in dieses Bild ein. Die wunderbaren Deckenfresken wurden von Eugène Delacroix gemalt. Die KBG, überwältigt von dieser Schönheit, wurde anschließend von ihrem »guide« Jacques Briquet gebeten, den nun wirklich schönen Bibliothekssaal zu besuchen! In der sogenannten »Annexe de la Bibliothèque«, einer Bibliotheksgallerie aus dem frühen 17. Jahrhundert, erwartete die KBG eine Auswahl an Raritäten. Darunter ein historisch enorm wichtiger Akt, nämlich das Originalprotokoll, also handgeschrieben, der Senatssitzung, in der Napoleon Bonaparte offiziell für abgesetzt erklärt wurde. Nicht zum ersten Mal während dieser Reise stockte manchen KBG-Mitgliedern der Atem. Am Nachmittag fuhr die Gruppe wieder mit dem Thalys zurück nach Köln und diskutierte eifrig und voller Begeisterung über das Erlebte. Im April dieses Jahres hat die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW zum fünften Mal ein Qualifizierungsprogramm im Rahmen der Initiative »Lernort Bibliothek« ausgeschrieben. Dass sich im Laufe der Zeit auch beim Thema Social Media vieles weiterentwickelt hat, sieht man am Titel. Ging es 2009 noch um Web 2.0, so trägt das Qualifizierungsprogramm 2015 bis 2017 den Titel »Digitale Kommunikation für Öffentliche Bibliotheken«. WORKSHOP IN DUISBURG Fotos: Reding ders der prächtige und bis auf den letzten Platz mit Studenten gefüllte Lesesaal (Salle Saint-Jacques) beeindruckte die Besucher. Am Ende schloss sich auch hier eine kleine Schau von Spitzenstücken an. Der Höhepunkt war sicher die Gründungsurkunde der Sorbonne-Universität aus dem Hochmittelalter, die im Original vorgelegt wurde. KONZEPTE / 3/15 Die teilnehmenden Bibliotheken kommen aus allen Landesteilen Nordrhein-Westfalens. Von der Großstadt bis zur Kleinstadt sind alle Bibliotheksgrößen vertreten. Am 25. August war es dann soweit. Die Bibliotheksleitungen aus Bad Salzuflen, Bielefeld, Detmold, Dinslaken, Eschweiler, Espelkamp, Leverkusen, Lüdinghausen, Oberhausen, Ochtrup, Plettenberg, Recklinghausen und Steinfurt trafen sich zum zweitägigen Auftakt-Workshop in der Sportschule Duisburg-Wedau. Zum Einstieg sollte noch einmal deutlich werden, in welchem Umfeld sich Bibliotheken mit ihren Social-MediaAktivitäten bewegen. Wibke Ladwig nahm die Teilnehmer auf eine Studienreise durch den Kosmos Social Web mit. Sie wird die 13 Bibliotheksteams bei der Entwicklung ihrer Content Strategie in den kommenden zwei Jahren begleiten. Christoph Deeg bot Anregungen zum Thema »Digitale Strategi- en für Bibliotheken«. Er führt alle Teams in den kommenden Wochen in die Grundlagen von Social Media ein und wird ihnen das Themenfeld Monitoring näher bringen. In den vergangenen fünf Jahren konnten 40 Bibliotheken im Rahmen der Lernort-Initiative Erfahrungen mit Social Media sammeln. Unter dem Motto »Aus der Praxis für die Praxis« kamen sechs Kollegen nach Duisburg, um den Bibliotheksleitungen Tipps mit auf den Weg zu geben. Stephan Schwering (Stadtbüchereien Düsseldorf) berichtete über die Rolle der Bibliotheksleitung im Rahmen des Coaching-Programms. Hierbei konnte er von seinen Erfahrungen in Emsdetten und Düsseldorf berichten. Welche Anknüpfungspunkte es für Social Media im Team geben kann, stellte Andrea Kreuzheck (Stadtbücherei Münster) dar. Nicht jedes Teammitglied kann sich mit der Arbeit im Facebook-, Twitter- oder Blogteam anfreunden. Ein internes Wiki als Wissensspeicher für das gesamte Team wurde in Münster jedoch zur Erfolgsstory. Dass eine gute technische Ausstattung unerlässlich ist, wenn man gute Social MediaArbeit leisten möchte, erläuterte Roland Dicke (Stadtbibliothek Paderborn). Er wies darauf hin, dass die Bibliothek allen Teammitgliedern Tablets und Smartphones für eine Testphase mit nach Hause geben sollte. Auf diese Weise entstehen Offenheit und Verständnis für die Entwicklungen im Social Media-Bereich. Von ihrer Kooperation untereinander und mit dem Jugendhaus in Raesfeld berichteten Jutta Weber (Stadtbücherei Raesfeld) und Angela Hoves (Remigius Bücherei Borken). Gerade für sehr kleine Bibliotheken sind Kooperationspartner für ihre Social-Media-Aktivitäten häufig die einzige Möglichkeit, in diesem Be- 137 reich dauerhaft aktiv zu bleiben. Zu guter Letzt erzählte Claudia Büchel (Stadtbücherei Hilden) von der Social Media-Kampagne anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Stadtbücherei Hilden. Bei ihrem Vortrag wurde deutlich, wie reale und digitale Welt verknüpft werden können. NET(Z)WORKING Nach zwei spannenden Tagen sind alle Teilnehmenden mit der Aufgabe in ihre Bibliotheken zurückgekehrt, im Team über ein Kampagnenthema nachzudenken. Ziel dieses Coaching-Programms ist es, Social Media-Aktivitäten für einen Bereich oder ein aktuelles Thema der Bibliotheksarbeit zu entwickeln. Für ca. 100 Kollegen in den Projektbibliotheken hat die Social MediaArbeit bereits am 31. August begonnen. Die Schulung rund ums »Handwerkszeug« findet im Rahmen des Online-Kurses Net(z)working statt, den die Fachstelle für das Coaching-Programm erneut aufgelegt hat. In acht Lektionen macht es mit verschiedenen Plattformen im Social Web vertraut. Wer die weiteren Aktivitäten im Rahmen des Programms verfolgen möchte, sollte ab und zu einen Blick in das Reisetagebuch werfen, das in den kommenden beiden Jahren als Projektdokumentation geführt wird.(1) Und natürlich gibt es immer wieder Neuigkeiten über das Programm auf dem Blog(2) und der Facebook-Seite(3) der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW. ENDNOTEN 1. www.bibreise.wordpress.com 2. https://oebib.wordpress.com 3. www.facebook.com/Fachstelle.Offentliche.Bibliotheken.NRW KONZEPTE / Liederbuch, Kochtopf, Rhythmusinstrumente: Für die Koffer wurden Gegenstände und Medien zusammengestellt, die Erinnerungen wecken können. 3/15 3/15 STADTBIBLIOTHEK BERGHEIM − LOKALE ALLIANZ FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ Mit mehr als 100.000 Besuchern und knapp 300.000 Ausleihen 2014 erfreut sich die Stadtbibliothek Bergheim wachsender Beliebtheit. Neben einem breiten Kultur- und Bildungsangebot für Kinder und Erwachsene lassen die Bergheimer aber auch die Belange der Älteren nicht aus dem Blick und schmieden unter dem Dach ihrer Bibliothek eine Lokale Allianz für Menschen mit Demenz. ANDREA FLOSS freie Journalistin Mit dem Umzug ins neu errichtete Veranstaltungszentrum Medio.Rhein.Erft am Konrad-Adenauer-Platz im Stadtzentrum begann für die Kunden und Mitarbeiter am 6. Juni 2004 eine neue Ära. Seit diesem Tag hat sich die Institution mitten im Herzen der nordrhein-westfälischen Kreisstadt im Westen von Köln nicht nur zur festen Größe im Bergheimer Kulturleben entwickelt, sondern auch mit viel Sachverstand und Engagement ein solides Fundament für ihr vielseitiges Angebot geschaffen. »Bibliotheken müssen heute mehr sein als reine Ausleihe und der veränderten Medienlandschaft Rechnung tragen«, ist Biblio- theksleiter Werner Wieczorek überzeugt. Mit einem Team aus elf Mitarbeitern steuert er den Wandel des Hauses zum Treffpunkt, Bildungspartner und Lernort. Heute bietet die Stadtbibliothek mit einem breit gefächerten Bestand von über 50.000 Medien für jede Altersgruppe etwas. Viele Besucher sind der Einrichtung seit Jahren treu. Die modernen und offenen Räumlichkeiten sprechen alle Generationen, Kulturen und sozialen Schichten an. Die Jugend ist auf einer eigenen Etage unter sich. „VERGISS MEIN NICHT“ Bei allem Engagement für den Lese-Nachwuchs verliert die Stadtbibliothek Bergheim ihre Senioren nicht aus dem Blick und stellt sich den Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft. In enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem Rhein-Erft-Kreis gleich nebenan hat sich die Bibliothek im November 2014 dem bundesweiten Projekt »Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz« angeschlossen. Ziel des vom Bundesministerium für Familie, Se- Das Kulturzentrum Medio.Rhein.Erft in Bergheim 138 nioren, Frauen und Jugend geförderten Programms ist es, den Alltag von Demenzkranken und ihren Angehörigen dauerhaft zu verbessern, für mehr Akzeptanz zu werben und das Tabu »Demenz« zu brechen. Fachleute aus der Verwaltung, örtliche Seniorenzentren, Gesundheitseinrichtungen, Vereine, Initiativen und freiwillig Engagierte treffen sich regelmäßig am Runden Tisch in der Stadtbibliothek, die allein schon durch ihre zentrale Lage dafür prädestiniert ist. Als Dach des Netzwerks stellt die Einrichtung unterschiedliche Medien, Informationen und Materialien zum Thema bereit und bietet Akteuren und Betroffenen Raum für Aktionen, Austausch und niederschwellige Angebote. Zielgruppengerechte Medienangebote wie Großdruckbuch, Hörbücher und E-Books sind ebenso selbstverständlich wie die Barrierefreiheit in allen Räumen. Unter dem Titel »Vergiss mein nicht« haben die Mitarbeiter umfangreiche Materialien zum Thema »Demenz und Alzheimer« zusammengestellt, die allen Besuchern zur Verfügung stehen – Geschichten zum Vorlesen, Biografien, Ratgeber, Liedersammlungen, Filme, Koch- oder Kinderbücher sowie Filme und Hörbücher. Antworten gibt es hier auf viele Fragen: Auf welchen Krankheitsverlauf muss man sich einstellen, wel- che Therapieformen sind möglich, welche rechtlichen Fallstricke sind zu beachten, und welche Betreuungsform ist ratsam? deshalb als »Demenz-Begleiter« geschult, die ehrenamtlichen Vorlesepaten sollen folgen. Zur Ausleihe gibt es auch sechs »Erinnerungskoffer« zu verschiedenen Themenbereichen, die Betreuungspersonen zahlreiche Inspirationen für die aktive Biografie-Arbeit geben. Gefüllt mit Gegenständen aus Kindheit und Jugendzeit von Senioren ist die Materialsammlung ein idealer Türöffner, weckt Erinnerungen, regt zu Gesprächen an und eignet sich als Gedächtnistraining für Einzelne und in der Gruppe. Vorlesen im klassischen Sinne funktioniert beispielsweise nur unter bestimmten Voraussetzungen – die Konzentrationsspanne mancher Zuhörer ist kurz, und viele können sich nicht mehr in der Handlung und Sprache orientieren. Kleine Geschichten, Gedichte, Lieder und Bilder mit »Wiedererkennungswert« sind gefragt, alles was Erinnerungen weckt und biografische Bezüge ermöglicht. Praxisbücher und Beschäftigungsanregungen erlauben neben der verbalen Kommunikation auch die sinnliche Ansprache. Das Seniorenportal Bergheim dient dabei als Online-Plattform der Lokalen Allianz und bündelt Informationen und Veranstaltungstipps für die breite Öffentlichkeit und Fachleute aus der Seniorenarbeit.(1) In einem passwortgeschützten Raum können sich die Teilnehmer direkt miteinander austauschen, Partner für gemeinsame Aktionen und Angebote finden und auf eine umfassende Materialsammlung zugreifen. „HERZENSSPRECHSTUNDEN“ Der Umgang mit demenziell veränderten Menschen, ihren Einschränkungen, aber auch ihren besonderen Ressourcen erfordern spezielle Kenntnisse und fachliche Begleitung. Das Bibliothekspersonal wurde Eine »Herzenssprechstunde« für Angehörige ist nur eines der neuen kostenfreien Angebote, die unter dem Schirm der Lokalen Allianz entstanden sind. Seit Mai lädt die Bergheimer Alzheimer Gesellschaft jeden ersten Mittwoch im Monat am späten Nachmittag in die Räume der Stadtbibliothek. Angehörige und Erkrankte können hier ihre Fragen und Sorgen loswerden und gemeinsam nach Lösungen suchen. »Vielfach lasten dicke Steine auf den Betroffenen«, sagt die Vorsitzende Anni Wilbertz. Im persönlichen Gespräch lassen sich viele Fragen klären und mögliche Hilfestellungen erörtern. »Es ist wichtig, dass sich An- 139 gehörige Freiräume schaffen und sich vor Überlastung schützen«, betont sie. »Erzähl doch mal« nennt die Stadtbibliothek ihre neue Veranstaltungsreihe mit Literaturexpertin Claudia Bambach. Sie will Betroffenen und Angehörigen eine Auszeit vom Alltag bieten. Vorgestellt werden Vorlesebücher und Ratgeber zum Thema Demenz. »Das Konzept ist offen, wir wollen erst einmal schauen, was von den Teilnehmern gewünscht wird«, erklärt Claudia Bambach, die sich selbst als »Seelsorgerin« versteht. Als lockere Gesprächsrunde geplant, dient der Termin dazu, in Kontakt zu kommen, das umfangreiche Medien-Angebot der Stadtbibliothek kennenzulernen und zu testen, »was in Bergheim überhaupt gebraucht wird«. Angehörige von Demenzkranken wissen am besten, wie gut es Betroffenen tut, von früher zu erzählen oder altbekannte Geschichten zu hören. Auch eine biografische Schreibwerkstatt könnte sich aus dem Versuchsballon entwickeln. Für die Stadtbibliothek Bergheim ist das innovative Projekt jedenfalls eine gute Gelegenheit, bürgerschaftliches Engagement und ein lebendiges Miteinander der Generationen unter ihrem Dach zu fördern. ENDNOTE 1. www.unser-quartier.de/stadt-bergheim KURZ & KNAPP / STATISTISCHE ÜBERSICHT ÜBER DAS KOMMUNALE BIBLIOTHEKSWESEN IN NRW 3/15 Regierungsbezirke Einwohner gesamt Zahlder Bibliotheksgemeinden Einwohnerin Bibliotheksgemeinden Zahlder Bibliotheken davon Fahrzeuge Haltepunkte Arnsberg Kreisfreie Städte 1.489.712 5 1.489.712 29 2 68 Kreise 2.136.837 58 1.843.332 73 1 137 3.626.549 63 3.333.044 102 3 205 Summe Detmold Kreisfreie Städte Jahresstatistik 2014 – Zusammenstellung aller fünf Regierungsbezirke 3/15 324.970 1 324.970 9 - - 1.695.538 45 1.281.770 64 1 73 2.020.508 46 1.606.740 73 1 73 3.155.690 10 3.155.690 76 2 49 Kreise Summe Düsseldorf Kreisfreie Städte Kreise Summe 2.012.312 40 1.746.986 59 - - 5.168.002 50 4.902.676 135 2 49 1.793.770 4 1.793.770 36 2 41 Köln Kreisfreie Städte Kreise Summe 2.644.603 65 2.241.146 78 - - 4.438.373 69 4.034.916 114 2 41 669.559 3 669.559 14 2 56 Münster Kreisfreie Städte Kreise Summe Land NRW 2014 Regierungsbezirke 1.928.530 42 1.538.320 52 1 21 2.598.089 45 2.207.879 66 3 77 17.851.521 273 16.085.255 490 11 445 Stellen insgesamt lt. Stellenplan Fachbibliothekare Vollzeitäquivalente (VZÄ) Bestand, Medieneinheit (ME) Entleihungen (ME) Personalkosten Erwerbungskosten für ME (einschl. Einband) Finanzielle Aufwendungen insgesamt 282 70 2.003.748 6.284.534 14.192.305 1.914.533 23.662.979 Arnsberg Kreisfreie Städte Kreise 226 66 2.070.824 6.070.136 11.867.312 1.829.899 18.326.326 507,47 136,06 4.074.572 12.354.670 26.059.617 3.744.432 41.989.305 44 10 516.317 1.503.730 2.312.571 361.350 5.542.531 Kreise 172 53 1.570.163 5.752.362 8.966.046 1.692.899 13.801.232 Summe 216 63 2.086.480 7.256.092 11.278.617 2.054.249 19.343.763 Summe Detmold Kreisfreie Städte Düsseldorf Kreisfreie Städte 655 182 4.012.442 17.459.656 33.520.428 4.905.046 52.319.974 Kreise 247 82 2.155.973 8.623.488 12.850.222 2.073.607 18.811.371 901,91 263,07 6.168.415 26.083.144 46.370.650 6.978.653 71.131.345 Summe Köln Kreisfreie Städte 279 91 1.765.033 7.503.957 14.594.350 2.006.055 22.751.743 Kreise 228 74 2.203.238 6.618.415 11.298.558 1.749.448 16.912.075 507,67 164,30 3.968.271 14.122.372 25.892.908 3.755.503 39.663.818 126 31 638.784 3.569.414 7.216.568 1.069.579 9.208.526 Summe Münster Kreisfreie Städte Kreise Summe Land NRW 2014 199 64 2.010.782 7.564.084 10.834.802 1.943.562 15.753.320 325,21 94,96 2.649.566 11.133.498 18.051.370 3.013.141 24.961.846 2.457,86 721,37 18.947.304 70.949.776 127.653.162 19.545.978 197.090.077 140 „DIE HEILIGE SCHRIFT DES CHRISTENTUMS UND IHRE BILDER“ REINHARD FELDMANN Universitäts- und Landesbibliothek Münster JOHANNES MEIER Johannes Gutenberg-Universität Mainz Ausstellungen mit Büchern, von Museumsfachleuten oft auch despektierlich »Flachware« genannt, sind schwierig. Doch der Aufwand lohnt, denn trotz Digitalisierung und einem Überangebot an Bildern vermögen Bücher den Blick auf das Authentische und oftmals Auratische zu lenken. Schon des Öfteren haben das kleine, aber feine »Museum in der Kellnerei« in Clarholz und die historische Bibliothek des ehemaligen Praemonstratenserklosters Clarholz mit Veranstaltungen, Kolloquien und Ausstellungen auf sich aufmerksam gemacht. Der Reigen dabei ist weit gespannt: Eine Würdigung des Richters, Revolutionärs und Abgeordneten der Frankfurter Paulskirchenversammlung Jodokus Temme und eine vielbeachtete Ausstellung über illustrierte Kräuter- und Pflanzenbücher seien stellvertretend für die Aktivitäten genannt. Für die diesjährige Ausstellung (bis Mitte Juli 2015) wurden illustrierte Bibeldrucke überwiegend aus den Beständen der Universitäts- und Landesbibliothek Münster ausgewählt. be von 1556 ist mit zahlreichen farbigen Illustrationen ausgestattet (Erschaffung Evas, Sündenfall, Kain erschlägt Abel u.a. mehr). Der dritte bedeutende katholische Bibelübersetzer im 16. Jahrhundert ist zweifellos Caspar Ulenberg (1548−1617). Er stammte aus Lippstadt, studierte Theologie in Wittenberg, trat im Alter von 24 Jahren zur katholischen Kirche über und empfing 1576 die Priesterweihe. Er war Pfarrer an verschiedenen Kölner Kirchen und 1610/12 Rektor der dortigen Universität. Ulenberg galt als sprachmächtiger Schriftsteller und Prediger. BAROCK UND ROKOKO Unter der katholischen Bevölkerung des deutschen Sprachgebietes waren im 17. und 18. Jahrhundert mehr Bibelausgaben verbreitet als unter der evangelischen, wo die Luther-Übersetzung eine dominierende Stellung einnahm (mit Ausnahme der Schweiz). Zwei davon seien hier vorgestellt: ››Zum einen die »Catholische Bibel« (Nürnberg 1763), auch »Deutschordensbibel« genannt. Auf Veranlassung des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg schuf die Deutschordenskommende Nürnberg eine eigene Übersetzung, die mit über 200 Kupferstichen reich ausgestaltet war. ››Zum anderen die »Catholische Straßburger Bibel Oder Heilige Schrifft Alten und Neuen Testaments: Auf gnädigsten Befehl ... Armandi Gastonis von Rohan ... gedruckt« (Straßburg 1734). REFORMATION UND KATHOLISCHE REFORM HISTORISMUS UND JUGENDSTIL Den Anfang machten die Bibelübersetzungen des 16. Jahrhunderts. Nachdem Martin Luther mit seinen Übersetzungen 1522 (Neues Testament, sog. »Septembertestament«) eine gewisse Vorherrschaft des Protestantismus auf diesem Feld erreicht hatte, zogen die katholischen Gelehrten schnell nach und legten ihrerseits gut gelungene Übersetzungen vor, nicht ohne in den Vorreden manchen bösen Seitenhieb gegenüber Luther und den Reformatoren zu verteilen. So schrieb Hieronymus Emser in seinem »New Testament« (Leipzig 1529) mit deutlicher Kritik an den Reformatoren: »jhe mehr sie sich auff das Evangelion beruffen, jhe weniger Evangelischer Frücht man bey yhn findet«. Die Epoche des Historismus ist uns heute weitgehend fremd. Doch wie innovativ die damaligen Buchgestalter waren, kann man vor allem an zwei der bedeutendsten Illustratoren dieser Zeit festmachen. Für Deutschland ist hier vor allem Julius Schnoor von Carolsfeld (1794−1872) zu nennen, einer der bedeutendsten Nazarener. Obwohl Lutheraner, malte er häufig Mariendarstellungen. Berühmt wurden seine »Bilder zur Bibel« (erschienen 1851−1860), die sich durch über 200 wunderbare Holzstiche auszeichnen und häufig verlegt wurden. Sein französisches »Gegenstück« war Gustav Doré (1832−1883), der ebenfalls eine Prachtausgabe der Bibel illustrierte (1866) und dessen Graphiken und Zeichnungen sogar noch den Surrealisten Salvador Dali beeinflussen sollten. Auch die kunstvoll gestalteten Einbände verdienen Beachtung. Sie zeigen in einer Mandorla Moses mit den Gesetzestafeln für das Alte Testament und den wiederkommenden Christus als Weltenrichter Berühmtheit erlangte auch die mehrfach aufgelegte »Translation trewlich verteutscht vnd mit vielen heilsamen Annotaten erleuchte« durch Johannes Dietenberger. Insbesondere die Kölner Ausga- 141 KURZ & KNAPP / 3/15 3/15 für das Neue Testament, beide ausgeführt in moderner Einbandtechnik, nämlich Kaliko mit farbiger Prägung. ›› AKTION „LESEFUTTER“ – WERBUNG AUF BRÖTCHENTÜTEN FÜR Um 1900 gab es im deutschen Katholizismus eine kulturell moderne Strömung, zu der sich vor allem Akademiker hingezogen fühlten. In der Kunst öffnete sie sich für den »Jugendstil«, der damals die Plakatkunst und Buchillustration zu erfassen begann. Dieser geht auf Elemente japanischer Holzschnitte zurück und verschmilzt ornamentale sowie florale Muster ostasiatischer und orientalischer Keramik. Die 1912 im Verlag der Joseph Koeselschen Buchhandlung (Kempten und München) in Verbindung mit einem katholischen Verlag in Stuttgart herausgekommene »Volksbibel« ist davon deutlich beeinflusst. Sie enthält eine Auswahl biblischer Texte in Übersetzung von Alfons Heilmann und ist mit 40 farbigen Bildern von Gebhard Fugel (1863−1939) ausgestattet. Der Bucheinband aus Kaliko stellt den Propheten Jesaja dar mit einem aus der Liturgie des Epiphaniefestes vertrauten Zitat. Stadtbibliothek und Literarische Gesellschaft Oberhausen sind 2015 Kooperationspartner für die Aktion »Lesefutter«. Mit bedruckten Papiertüten engagiert sich die Energieversorgung Oberhausen AG (evo) jedes Jahr für die Stadt: 2015 werden auf 80.000 Brötchentüten drei Literaten vorgestellt, die mit Oberhausen in Verbindung stehen. Neben einem Textauszug sind Fotos und eine Kurzbiografie der Autoren abgebildet. Die Autoren und Texte sind ganz unterschiedlich: Marcel Maas, der jüngste im Bunde, in Oberhausen geboren, fällt mit seiner ungewöhnlichen sprachlichen Form auf. Nicola Hackenberg, eine in Oberhausen lebende Krankenschwester ist eher bodenständig. Ralf Rothmann, dessen Roman »Junges Licht« in Oberhausen spielt und zurzeit verfilmt wird, ist in der deutschen Literaturlandschaft etabliert. OBERHAUSENER AUTOREN Kain erschlägt Abel (aus der Bibelübersetzung des Johannes Dietenberger, 1556). ›› MELDUNGEN ›› NEUER REGELWERKSSTANDARD RDA Am 1. Oktober 2015 hat die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) mit der Erschließung nach dem Regelwerk Resource Description and Access (RDA) begonnen. Die Verbünde und Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz folgen innerhalb der nächsten drei Monate. Das deutschsprachige Bibliothekswesen wendet damit einen gemeinsamen, sprachraumübergreifenden internationalen Standard an. Die Offenheit des Regelwerks ermöglicht seine Anwendung in weiteren Kulturbereichen wie Museen und Archiven und erleichtert die Zusammenführung von Metadaten unterschiedlicher Kultureinrichtungen für Recherchen. Die Deutsche Nationalbibliothek veröffentlicht aus diesem Anlass ein auf die Anforderungen der Erschließung nach RDA ausgerichtetes Erschließungskonzept. Es ist Grundlage des Datenangebotes für nachnutzende Bibliotheken des deutschsprachigen Raums. Die in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichneten Veröffentlichungen werden seit Juli 2015 über die Lizenz CC0 kostenfrei angeboten. Alle von der DNB für die Deutsche Nationalbibliografie erstellten Datensätze werden künftig durch eine entsprechende Codierung einem von vier Erschließungsniveaus zugeordnet sein. Die Auslieferung der Codierung erfolgt nach der technischen Anpassung des Lieferformats in der ersten Hälfte 2016. Ein ausführliches Dokument zur Verfahrensweise finden Sie im RDA-Info-Wiki https://wiki.dnb.de/pages/viewpage.action?pageId=94676205. 142 ›› LETZTER BIX Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) veröffentlichte die Ergebnisse des Bibliotheksindex BIX 2015, für den sich 209 Bibliotheken freiwillig einer Analyse ihrer Leistungsdaten unterzogen. Knapp über 25 % der teilnehmenden Bibliotheken erreichten in allen Leistungsgruppen Bestnoten und wurden mit vier Sternen ausgezeichnet. In NRW waren das die Öffentlichen Bibliotheken (ÖBs) Emsdetten, Greven, Hilden und Moers, bei den Wissenschaftlichen liegt die ULB Düsseldorf mit 3,5 Sternen vorne, ebenso viele gingen an die ÖBs in Gladbeck und Verl. Die detaillierten Ergebnisse werden im Internet unter www.bix-bibliotheksindex.de publiziert. Nach 16 Jahren wird der BIX zum Ende des Jahres eingestellt, weil es trotz intensiver Bemühungen, so der dbv, nicht gelungen sei, ein langfristig tragfähiges Finanzierungsmodell zu finden. Seit Anfang Mai gehen die Tüten in Bäckereien, Buchhandlungen und Bioläden über den Ladentisch. Die Einzelhändler freuen sich über kostenloses Verpackungsmaterial, die evo und ihre Projektpartner erreichen mit den Werbeträgern Aufmerksamkeit. Und ganz nebenbei werden damit im Alltag das Lesen und die Begegnung mit Literatur gefördert. Hans-Dietrich Kluge-Jindra, Leiter des Bert-Brecht-Bildungszentrums und der Stadtbibliothek: »Ich bin von der Aktion begeistert, weil wir damit gemeinsam sozusagen über die Ladentheke viele Menschen erreichen und zeigen, dass auch aus unserer Region interessante junge und auch arrivierte Autorinnen und Autoren kommen, was viele nicht wissen.« ›› BIBLIOTHEKSLEITERTAG – „WILLKOMMEN! DER WEG ZUM WISSEN“ OCLC lädt für Dienstag, 13. Oktober, zum 11. Deutschen Bibliotheksleitertag 2015 in die Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main ein. Dieser steht unter dem Motto »Willkommen! Der Weg zum Wissen«. Namhafte Referentinnen und Referenten berichten u. a. zu Themen wie »Interkulturelle Bibliotheksarbeit«, »Neue Bibliotheks- konzepte in Zeiten knapper Mittel«, »Bildungspartner Bibliothek – Kooperation von Stadtbücherei und Stiftung in einem Familienbildungsprojekt«, »Können Sie Google? Positionierung der Bibliothek im Web«. Mit dabei sind u. a. Prof. Dr. Claudia Lux (Project Director, Nationalbibliothek Katar, Doha), Dr. Sabine Homilius (Leiterin der Stadtbücherei Frankfurt a. M.), Gisela von Auer (Projektleiterin, Diesterweg-Stipendium), Dr. Jan-Pieter Barbian (Stadtbibliothek Duisburg), Barbara Lison (Leiterin Stadtbibliothek Bremen), Anne Burckow und Sarah Politt (Bücherhallen Hamburg). Die Teilnahme ist kostenlos. Mehr zur Tagung unter www.bibliotheksleitertag.de ›› RICHTIGE LINKS ZU „MÖGLICHKEITEN DER WEITERQUALIFIZIERUNG FÜR FAMIS DER FACHRICHTUNG BIBLIOTHEK“ Im Artikel der letzten ProLibris-Ausgabe 2-2015 (S. 71), der über »Möglichkeiten der Weiterqualifizierung für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMIs) der Fachrichtung Bibliothek« berichtete, wurden Links falsch zugeordnet. Richtig ist Folgendes: Aktuell gibt es vier Weiterqualifizierungsangebote für FaMIs in Deutschland, dabei geht es um FaMIs der Fachrichtung Bibliothek mit und ohne Hochschulreife, welche neben ihrer Berufstätigkeit Aufstiegsweiterbildungschancen nutzen möchten. Die Angebote richten sich auch an Bibliotheksassistentinnen und Bibliotheksassistenten. Für FaMIs gibt es derzeit die Möglichkeit der Weiterqualifizierung zum Fachwirt/zur Fachwirtin in Köln(1) und in Frankfurt(2). Des Weiteren gibt es an der Fachhochschule Potsdam die Möglichkeit, ein Zertifikat zu erlangen, das Voraussetzung für eine Prüfung zum Bachelor Bibliotheksmanagement ist.(3) Darüber hinaus besteht an der Hochschule Hannover die Möglichkeit, ein Bachelor-Studium Informationsmanagement zu absolvieren.(4) ENDNOTEN 1. www.fh-koeln.de/weiterbildung/fachwirt-fuer-medien--und-informationsdienste_5880.php 2. http://seminare.hvsv.de/details.jsp?ver_id=5957&basket=add&y=1202 3. www.fh-potsdam.de/index.php?id=845 4. http://f3.hs-hannover.de/studium/bachelor/informationsmanagement-berufsbegleitend/index. html 143 KURZ & KNAPP / 3/15 ›› STADTBIBLIOTHEK KÖLN IST „BIBLIOTHEK DES JAHRES“ 2015 Mut zur Innovation und eine klare Strategie überzeugten die Jury des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv). Deshalb verlieh sie der Stadtbibliothek Köln den Preis »Bibliothek des Jahres« 2015. Der Preis wird am Samstag, dem 24. Oktober 2015, dem »Tag der Bibliotheken« im Historischen Kölner Rathaus überreicht. Die dbv-Jury sprach außerdem der Westdeutschen Blindenhörbücherei in Münster, die in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert, eine besondere Anerkennung für ihre langjährige engagierte Arbeit aus. Letzte NRW-Preisträger waren die Gefangenenbücherei der JVA Münster (2007) und die Stadtbüchereien Hamm (2005). Die Stadtbibliothek Köln habe, so die Begründung der Jury, in den letzten Jahren mutig mit unkonventionellen Denkansätzen viele innovative Entwicklungen angestoßen. Aktivierende Kundenangebote (»Makerspace«, »Digitale Werkstatt«, »Quellentaucher«) ergänzen den üblichen Bibliotheksservice. Die Bibliothek, so heißt es, stelle den Menschen in den Fokus all ihrer Planungen und wandele sich so zu einem unverzichtbaren Ort in der Stadtgesellschaft – und das trotz schwieriger Haushaltslage, ungünstigen räumlichen Das Team der Stadtbibliothek Köln hatte Grund zur Freude. Verhältnissen und geringen Ressourcen. Direktorin Hannelore Vogt gab die Wertschätzung an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter: »Diesen Preis haben wir uns alle gemeinsam verdient. Die Bibliothek ist nur so gut wie die Summe ihrer Mitarbeitenden. Es zählt nicht nur das Neue. Auch die tägliche Arbeit ist ein besonderer Baustein zu unserem Erfolg«, betonte sie. Die »ungünstigen räumlichen Verhältnisse« des Hauses könnten in naher Zukunft besser werden. Für eine Generalsanierung hat der Rat der Stadt die voraussichtlichen Kosten von 38,2 Mio. Euro beschlossen. Zurzeit gibt es einen Planungsauftrag, der u. a. die Auslobung eines Innenarchitekturwettbewerbs beinhaltet. Der Baubeschluss steht noch aus. ›› NINA JÄCKLE ERHÄLT DEN EVANGELISCHEN BUCHPREIS 2015 In feierlichem Rahmen überreichte der Vorsitzende des Evangelischen Literaturportals e.V., Bischof Jan Jansen (Oldenburg), Ende September 2015 im Assapheum in Bielefeld-Bethel den Evangelischen Buchpreis 2015 an die Schriftstellerin Nina Jäckle. Zur Preisverleihung hatte die Evangelische Kirche von Westfalen eingeladen. Die Autorin erhielt den Preis für ihren Roman »Der lange Atem«, in dem sie den Leser ins Japan des Jahres 2011 an die Küste bei Fukushima führt. Ihr Ich-Erzähler ist ein Phantombildzeichner, der nach der Fukushima-Katastrophe den Auftrag hat, anhand von Fotos entstellter Opfer Zeichnungen anzufertigen, die es den Hinterbliebenen ermöglichen, ihre Verstorbenen zu identifizieren. Mit ihrer vorsichtigen Erzählweise, so die Begründung der Jury, gelinge es Nina Jäckle, Leid, Schmerz und Trauer in Worte zu fassen und anzudeuten, wie ein Weiterleben möglich ist. Im Anschluss an die Preisverlei- hung ging die Autorin auf Lesereise durch Ostwestfalen. Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, dem Evangelischen Literaturportal, verliehen. Gesucht werden Bücher, die anregen, über uns selbst, unser Miteinander und unser Leben mit Gott nachzudenken. Noch bis zum 31. Dezember 2015 können Vorschläge für den Buchpreis 2016 eingereicht werden. Mehr dazu: www.evangelischerbuchpreis.de. VON HITZE, SCHWEISS UND ÖFFENTLICHEN BIBLIOTHEKEN Wir erinnern uns: Es war ein warmer Sommer, ein Sommer mit vielen wirklich heißen Tagen. Aber die halten Kunden (und gemeint sind diesmal tatsächlich nur die männlichen Vertreter der Gattung Mensch) zum Glück nicht davon ab, Medien auszuleihen. Die Hitze trieb ihnen und uns den Schweiß auch auf die Stirn. Aus welchem Grund Mitarbeiterinnen Öffentlicher Bibliotheken unter solchen meteorologischen Sperenzchen manchmal ganz besonders zu leiden haben, macht die folgende Klage − gefunden auf Facebook − sonnenklar: » … muss nach Hause und oder in psychologische Behandlung!«, stand da. Und: »Bitte, liebe Leser, oder generell, bitte, liebe Menschen: Wenn ihr vor mir an der Theke steht − ich sitze − benutzt nicht euer T-Shirt-ENDE(!), um eure Stirn abzutupfen! Danke!!! (Ausnahme: Sixpack Bäuche ;-)). 144 ANZEIGE