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20 PRAXIS Tell your story Ausdruck von musikalischer Identität am Beispiel des Gospel-Hits Oh Happy Day und anschließender Improvisation annette ziegenmeyer Beispiel für ein Schülerposter „Meine musikalische Identität“ von Johanna Fischer 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Arbeitsblätter HB 5: Edwin Hawkins Singers: Oh Happy Day – Ausschnitt Dateien – DVD s Vorlage für die Postergestaltung schott-musikpädagogik.de s musik & bildung 3.14 Hörbeispiele – CD s Zu Beginn der Einheit wird den SchülerInnen der bekannte Gospel-Hit Oh Happy Day kommentar- s UNTERRICHTSEINSTIEG los vorgespielt (HB 5). Während des Anhörens schreibt die Lehrkraft die Begriffe „Text“, „Musik“ und „Identität“ an die Tafel. In dem anschließenden Unterrichtsgespräch nennen die SchülerInnen spontan verschiedene Aspekte zu den drei Begriffen, die von der Lehrkraft jeweils an der Tafel zugeordnet werden. Hierbei sollte den SchülerInnen der Zusammenhang zwischen Text, Musik und Identität bereits deutlich werden. Vor einer detaillierteren Analyse der musikalischtextlichen Anlage des Songs sollte der Refrain zunächst gemeinsam gesungen werden (s. Arbeitsblatt „Oh Happy Day“). Hierbei bietet es sich an, den Offbeat mitklatschen zu lassen und schnellstmöglich auswendig zu singen. Außer- s s Auf der Suche nach der eigenen Identität bekommt der Wunsch, sich in und über die Musik auszudrücken, einen besonderen Stellenwert für Jugendliche. In höheren Klassen steht man als MusiklehrerIn vor der Aufgabe, die musikalischen Präferenzen der Heranreifenden praxisorientiert in den Unterricht zu integrieren und hierbei gleichermaßen den Anspruch der Jugendlichen an sich selbst und an die Musik zu wahren. Oh Happy Day (Noten) – S. 23-25 Ausdruck von musikalischer Identität am Beispiel des Gospel-Hits „Oh Happy Day“ – S. 22 Meine musikalische Identität – S. 22 Beitrag als PDF-Datei 21 In dem fächerübergreifenden Unterrichtsprojekt „Tell your story“, das hier in zwei Teilen1 dargestellt wird, sollen die SchülerInnen den Zusammenhang von Musik, Text und Identität am Beispiel des Gospelsongs Oh Happy Day erkennen. Die sich hieran anschließende Improvisation mit Material aus dem Song sowie die gestalterische Auseinandersetzung mit der eigenen musikalischen Identität dient als Einstieg in die anschließende Komposition eigener Stücke für Single-CDs mit entsprechendem Cover und Booklet. dem können die SchülerInnen klatschend durch den Raum gehen, um sich stärker mit der Art des Gospelgesangs zu identifizieren. In Form einer arbeitsteiligen Internetrecherche (Arbeitsblatt „Ausdruck von musikalischer Identität“) werden zum einen die Entstehungsgeschichte von Gospel und Spiritual und zum anderen die Charakteristika der beiden Musikgenres herausgearbeitet und in der folgenden Stunde präsentiert. Auf der Basis der neuen Erkenntnisse wird noch einmal vertiefend diskutiert, in welchen Aspekten die Identität der Schwarzen in diesem Song zum Ausdruck kommt (vor allem auch der Ausdruck von Religiosität in der Musik ist hier als wesentliches Element zu thematisieren). VON DER IMPROVISATION ZUR KOMPOSITION In der Improvisations-Phase geht es darum, den SchülerInnen Möglichkeiten des kreativen Umgangs mit wenig Material aufzuzeigen und ihnen Vertrauen in die eigenen musikalischen Ausdrucksfähigkeiten zu geben. Es ist wichtig, dass die Atmosphäre hier von Anfang an ungezwungen und von Vertrauen geprägt ist. Demzufolge sollten die Rückmeldungen seitens der Lehrkraft durchweg positiv unterstützend sein. Call und Response mit Rhythmuspatterns In einem Kreis stehend führt die Klasse den Grundschritt (rechts-ran-links-ran) mit zugehörigem Offbeat-Klatschen aus. Sobald die Bewegungen synchron und automatisch ablaufen, entwickeln die SchülerInnen jeweils kurze Rhythmuspatterns, die sie klatschend oder mit dem Körper passend zum Grundschritt ausführen. Nach einer Chaos-Überunde stellt jeder sein Pattern in Call & Response-Manier nacheinander vor und lässt es von der Klasse imitie- ren. Die Lehrkraft begleitet die Improvisation mit dem „Happy-Day-Pattern“ am Klavier (s. Arbeitsblatt). Entwicklung der Rhythmuspatterns Die Lehrkraft erklärt, dass die meisten Kompositionen auf einer kurzen Idee (bzw. Motiv) aufgebaut sind, die nicht nur wiederholt, sondern verändert und weiterentwickelt wird (die SchülerInnen nennen diesbezügliche Beispiele). Hierbei soll deutlich werden, dass es vor allem die kleinen Veränderungen sind, die das Besondere einer Komposition ausmachen, und nicht die Masse an vielen unterschiedlichen Einfällen. Die anschließende Improvisation dient als Warm up für den Kompositionsprozess. Die Klasse wird zunächst in Vierergruppen eingeteilt. A, B, C und D als Mitglieder einer Gruppe stellen sich jeweils in einen Kreis. Zuerst trägt A sein Pattern vor (klatschend oder mit dem Körper), worauf B antwortet, indem er das Pattern entweder wiederholt, variiert oder eine neue Idee in den Dialog einbringt. Dann schalten sich nacheinander C und D in die Unterhaltung ein, wobei immer auf das vorher Gesagte musikalisch reagiert werden soll. (Je nach Lerngruppe kann diese starre Reihenfolge auch aufgelöst werden.) Damit alle gut in die Improvisation einsteigen können, die von der Lehrkraft am Klavier begleitet wird (s. Arbeitsblatt), empfiehlt es sich, diese mit einem zweimaligen Singen des „Happy-Day-Patterns“ einzuleiten und zu beenden. Übertragung der Rhythmuspatterns auf Töne Die SchülerInnen verteilen sich jeweils auf vier Instrumente (Xylofone oder Keyboards), die im Kreis aufgestellt sind. Jedem Xylofon sind die Teilnehmer eines Buchstabens zugeordnet (A, B, C, D). Als Basis für die folgende Jam-Session wird zunächst das „Happy-Day-Pattern“ mit allen singend einstudiert (s. Arbeitsblatt). Bei der Jam-Session steht in jeder Gruppe immer eine(r) am Instrument und improvisiert mit den drei anderen jeweils an den Xylofonen stehenden SpielerInnen. Hierbei werden nun die Rhythmuspatterns in Töne übertragen. Je nach Lerngruppe kann die Lehrkraft hier konkrete Vorgaben geben (z. B. Beschränkung des Tonvorrats auf den Grundton). Der Hinweis darauf, dass es ruhig schräg klingen darf, um eine lebhafte „Unterhaltung“ zu inszenieren, ist wichtig, um die Ängste der SchülerInnen vor „falschen“ Tönen von Anfang an abzubauen. Der Rest der Klasse begleitet die Improvisation singend und klatschend mit dem „Happy-Day-Pattern“ (s. Arbeitsblatt) und rückt auf Zeichen (z. B. von Xylofon 1 ausgehend) auf. Wenn die Improvisation mit den Wechseln fließend läuft, kann abschließend eine größere Jam-Session durchgeführt werden, bei der auch der Refrain von Oh Happy Day als Tutti-Teil im Wechsel mit den Soloteilen eingefügt wird. MEINE MUSIKALISCHE IDENTITÄT In Form einer umfangreicheren Hausaufgabe erstellen die SchülerInnen ein eigenes Poster zu ihrer musikalischen Identität (Arbeitsblatt „Meine musikalische Identität“ und „Vorlage für die Postergestaltung“ auch auf der Heft DVD), d. h. ihrem musikalischen Hintergrund, Musikgeschmack etc. Aufgrund des Zeit- und Materialaufwands sollten die SchülerInnen ca. eine Woche Zeit zur Bearbeitung dieser Aufgabe bekommen. In der vorher angekündigten Unterrichtsstunde werden die einzelnen Poster aufgehängt und in einem Rundgang gewürdigt und kommentiert. Anmerkung: 1 Der zweite Teil „Komposition und Aufnahme eigener Stücke für Single-CDs und deren Gestaltung mit passendem Cover und Booklet“ wird in der folgenden Ausgabe von Musik & Bildung 4/2014 erscheinen. musik & bildung 3.14 22 Ausdruck von musikalischer Identität am Beispiel des Gospel-Hits „Oh Happy Day“ DIE ERFOLGSGESCHICHTE VON „OH HAPPY DAY“ ENTSTEHUNG DER GOSPELMUSIK 1967 versammelten Edwin Hawkins und Betty Watson die besten Chor-Solistinnen aus der Gegend von San Francisco um sich und nannten sie die „Edwin Hawkins Singers“. Mit ihrer Interpretation von Oh Happy Day eröffneten sie den Weg zur Kommerzialisierung der Gospelmusik. So verkaufte sich die Single nicht nur in kürzester Zeit millionenfach, sondern wurde auch zum Nummer-1-Hit der amerikanischen Charts. Der Song hat seinen Ursprung in einem vom englischen Pastor Philipp Doddridge (1702-1751) zu Beginn des 18. Jahrhunderts verfassten Text mit dem Titel „Oh Happy Day, That Fixed My Choice“. Gospel nimmt seinen Ursprung in den schlimmen Bedingungen, unter denen die Sklaven auf den nordamerikanischen Plantagen arbeiten mussten. Die Bibel als einziges Schriftwerk, zu dem die Sklaven Zugang bekommen konnten, bot ihnen Trost, über die unzumutbaren Verhältnisse, in denen sie leben und arbeiten mussten, hinwegzukommen. Sie konnten sich stark mit den hier geschilderten Geschichten identifizieren und äußerten dies vor allem im Gesang. Es entstanden die sogenannten „Spirituals“. ! Entscheidet euch entweder für Aufgabe 1 oder 2 und bereitet sie für die kommende Stunde vor. 1. Informiert euch über die Entstehungsgeschichte der Gospel- und Spiritualmusik, indem ihr wichtige Daten, Ereignisse, Umstände etc. tabellarisch festhaltet und diese gemeinsam vor der Klasse präsentiert. 2. Erarbeitet die wesentlichen Kennzeichen und Charakteristika von Gospel und Spiritual und beschreibt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es zwischen den beiden Genres gibt. Präsentiert eure Ergebnisse gemeinsam im Plenum. 3. Nach der Präsentation der Aufgaben 1 und 2: Hört euch nun noch einmal Oh Happy Day an und formuliert auf der Basis eurer neuen Erkenntnisse, in welchen Aspekten die Identität der Schwarzen in diesem Song zum Ausdruck kommt. Meine musikalische Identität ! Gestalte ein Poster zu deiner musikalischen Identität. Inhalte: Orientiere dich hierbei an den vorgegebenen Leitfragen: Auf welche Art und Weise beschäftigst du dich mit Musik? (Spielst du ein Instrument, singst du, hörst du gern Musik? …) Welche Musik (Stile, Stücke, Interpreten) spiegelt am ehesten deine Persönlichkeit wider? Welche drei Musikstücke würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen? Wenn du ein(e) Komponist(in) wärst, welche Musik würdest du am liebsten komponieren? Gestaltung: Überlege dir einen geeigneten Hintergrund und Farben für dein Poster. Wähle Fotos, Bilder oder Symbole aus, die am besten deine musikalische Identität ausdrücken. Wichtig: Die „Vorlage für die Postergestaltung“ bietet dir eine Orientierung, auf die du beim Sammeln und Sortieren deiner Ideen zurückgreifen kannst. Bei der Gestaltung des Posters solltest du jedoch deinen eigenen Weg finden. Es gibt keine „falschen“ oder „richtigen“ Lösungen, denn wie schon der berühmte Jazztrompeter Miles Davis (1926-1991) einmal sagte: „Good music is good, no matter what kind of music it is.” musik & bildung 3.14 23 Vorlage für die Postergestaltung Musik in meinem Leben ... Mein Musikgeschmack ... 3 Stücke für die einsame Insel ... Ich als KomponistIn ... Oh Happy Day Happy-Day-Pattern Gesang 1. Stimme ! #! $ # " ! Hap 2. Stimme #! " ! $# - Hap - #! 3. Stimme " ! % # " Hap ! - - - & % % % $# % $# py day oh hap % $# % $# - py day oh hap - % stay py %# hap - & % % py % stay %# hap - - - & % % py % $# % py day oh % $# % py day % stay %# hap - & % % py ## ## ## oh % stay Happy-Day-Pattern Klavier Klavier #! % " " ! %% "" $ #! ! &" &&& ' & & & %% """ % &" && & ' & & & %% """ % &" && & ' & & & %% """ % &" && & ' & & & "" "" musik & bildung 3.14 24 Oh Happy Day musik & bildung 3.14 Musik: Edward Francis Rimbault; Text: Philip Doddridge Arrangement: Annette Ziegenmeyer © Schott Music 25 musik & bildung 3.14