Schräg, frivol und schmachtend

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Schräg, frivol und schmachtend
Lahr: Schräg, frivol und schmachtend - Badische-Zeitung.de
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11. Mai 2009
Schräg, frivol und schmachtend
LAHR. Sie kann grün sein wie die
ersten zarten Blätter eines Baumes im
Frühling, flammend rot und gefährlich
wie Höllenfeuer oder unergründlich
schwarz und geheimnisvoll wie die
Nacht. Die Rede ist von Love, Liebe,
Amour und genau diesen "schrecklich
schönen Gefühlszustand" hatten sich
Schulchor und Schulorchester des
Scheffel-Gymnasiums am
Donnerstagabend als Thema ihres
kleinen, aber feinen Konzerts
ausgewählt.
Konzentriert am Instrument bei einem leichten Thema:
Chor und Orchester des Scheffel-Gymnasiums führten
Grün waren die Programmblätter, rot
Lieder und Stücke rund um die Liebe auf. | Foto:
und schwarz die Kleider der
Sängerinnen und Sänger des Chors,
Christoph Breithaupt
die mit ihrem ersten Kanon "Come, follow me" (frühes 17. Jahrhundert) die vielen
Zuschauer gleich mit den ersten Tönen an der Hand nahmen, um mit ihnen im wilden
Zickzack durch Epochen, Stile und Kulturen zu reisen, immer der Liebe auf der Spur.
Dabei wechselten sich Schmachtfetzen moderner Zeiten wie "Something
stupid" (Urversion von Frank und Nancy Sinatra) oder der Billy-Joel-Klassiker "Just the
way you are" übergangslos ab mit französischem Minnesang aus dem 16. Jahrhundert
oder verboten-frivolem, wunderbar schräg dargebotenem UFA-Glamour à la Zarah
Leander.
Doch weder die 14 Sängerinnen im besten Sanges- und Flirt-Alter noch ihre sechs
männlichen Kollegen, die ihnen trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit stimmlich
Paroli boten, konnten die Frage beantworten, ob denn nun Liebe Sünde sei, oder eben
doch die natürlichste Sache der Welt. Nur für den Fall, dass es mit dem Angebeteten
nicht so klappt wie Frau sich das vorstellt, er aber nicht freiwillig das Feld räumen will,
hatten sie ein passendes Rezept von Ray Charles zur Hand: Tür auf und raus mit dem
Kerl auf die Straße – "Hit the road, Jack".
Für diese Nummer, bis zu der sich die Mädels und Jungs so richtig warmgesungen hatten
und auf dem besten Weg waren, den zartverliebten Anfängen, romantischen Tänzen und
melancholischen Balladen feurige Leidenschaft folgen zu lassen, gab es Riesenapplaus
aus der vollen Aula, so dass sie den armen Jack unbarmherzig nochmals zur Hintertür
hinausdrängten. Verdienter Lohn für 20 Jugendliche, die unter der sanften Führung von
Bettina Hölscher schon zu beachtlicher stimmlicher Reife gelangt sind.
Der Liebe, die auch ohne Worte eindringlich spricht, widmete sich im Anschluss an den
Chor das Schul-Orchester unter der energischen Stabführung von Judith Hesse. "Peer
Gynt-Suite Nr.1" war ihre Wahl, die sicher nicht leicht umzusetzen war. Obwohl oder
gerade weil die Teile "Morgenstimmung" mit dem hellen Zwitschern der Querflöte wie
auch "In der Halle des Bergkönigs" mit kraftvoller Dynamik und bombastischem
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Paukenschlag einen hohen Wiedererkennungswert beim Publikum haben, gehörten sie
sicherlich ebenso zu den Herausforderungen der Probenarbeit wie die Umsetzung der
Stimmung in "Ases Tod", bei dem die Tragik des letzten Atemzugs von Peers Mutter bis
in den hintersten Winkel der Aula fühlbar war. Gänzlich im Gegensatz dazu stand das im
Walzertakt leicht vor sich hintänzelnde Stück "Anitras Tanz" in der Bläserbearbeitung
von Judith Hesse.
Auch das Orchester wurde mit viel Applaus für seine Darbietungen belohnt, beiden
Gruppen dankte Schulleiter Fritz Godenschwege, ebenso den Schülern der Klassen 7a
und 8b, die zur Verstärkung des meditativen Effekts der Musik stimmungsvolle
Großbilder zur Peer-Gynt-Suite geschaffen und auf Leinwand projiziert hatten.
Autor: ulb
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