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8. Jahrgang
Nr. 6/2003
Das ist Anne
EVP: 1 Euro
Die Andere
Unabhängige Bürgerzeitung für Marzahn-Hellersdorf
Sie war drei Wochen Praktikantin bei
jot w.d.; mehr über sie auf Seite 3
und von ihr in dieser Ausgabe.
Bald „Jagd“ auf Enten
über’m Kaulsdorfer See?
Inhalt
Als hierzulande noch niemand die
Beatles kannte, waren sie schon
Stars. Mittlerweile haben die „Sputniks“ sogar Eingang ins Rekordbuch
gefunden. jot w.d. besuchte einen
der Mitbegründer. Legende.
4 Rübermachen
Unsere Wuhle:
Bewohner des Sanierungsgebietes
Marzahn Nord haben keine Lust
mehr, sich vom Senat verschaukeln
zu lassen. Sie wollen nach Brandenburg „abhauen“. jot w.d. weiß aber
auch, dass sie, sollte dieses Unterfangen gelingen, bald wieder eingesackt werden würden. Schade.
Verloren? S. 10
Unsere Platte:
7 Abwehren
Das wollen sich die Menschen rund
um den Elsensee nicht bieten lassen, dass dort eine Wasserski-Anlage gebaut wird. Sie befürchten Lärm,
Dreck und zugeparkte Wege. jot w.d.
erlebte eine hitzige Debatte um die
mögliche „Ausnahmegenehmigung
unter Berücksichtigung der Belange
des Gemeinwohls“. Wer sind die
Gemeinen?
Gesprengt? S. 4/5
Unsere Kinder:
Vergessen? S. 8
10 Austrocknen
Unser Krankenhaus:
12 Vergammeln
Wer streift nicht alles durchs langsam staubig werdende Wuhletal:
Spaziergänger, Jogger, Hundebesitzer. Und immer mehr Politiker auf
der Suche nach blühenden Landschaften. jot w.d. lässt mehrere Stimmen zu Wort kommen. Auch mit trokkener Kehle.
Ein ganz kleines „Auferstanden“ von
Seite 6 kann nicht darüber hinwegtäuschen: Es wachsen und mehren
sich die Ruinen im Bezirk. jot w.d.
startet eine Serie über die neuen
Schandflecken.
Neue Chance? S.11
Liebe Leser,
ein Freibad an traditionellem Ort schließt in der Hochsaison seine Pforten, ein anderes (mit Trendsport) soll an
einem Ort gebaut werden, der eigentlich nicht dafür geeignet scheint. Beliebte Jugendklubs werden geschlossen,
weil dem Bezirk sogar das Geld für die Betriebskosten
fehlt, doch gleich nebenan werden zwei neue gebaut (für
die dann sogar Miete und Betriebskosten gezahlt werden
müssen). Den lange geplanten Krankenhaus-Neubau
streicht der Senat über Nacht, obwohl er mit privaten
Mitteln gebaut werden könnte. Die Verordneten der BVV
1-16.p65
3 Dauerrocken
16
lehnen mehrheitlich den Spar-Haushaltsplan des Bürgermeisters ab und werfen ihm gleichzeitig ungenügenden Sparwillen
vor. Intakte Wohnungen sollen abgerissen werden, aber marode leere Kitas und andere Bauruinen bleiben stehen. Der Senat
will Geld für den Abriss der Platte lockermachen, nicht aber
für deren Sanierung.
Haben die „Landesfürsten“ den 12. Bezirk „janz weit draußen“ etwa schon abgeschrieben? jot w. d. versucht auch in
dieser Ausgabe – gemeinsam mit engagierten Bürgern – Fragen
zu stellen und Anregungen zu geben. Nehmen Sie sich ruhig
etwas Zeit zur Lektüre. Und reden Sie mit. Ihr jot w. d.-Team
03.08.2003, 11:16
13 Abstürzen
Als wäre das Geldloch nicht schon
groß genug, droht dem Bezirk ein
weiteres Ungemach: jot w.d. erfuhr,
dass geplante und versprochene
Straßen, Schulen und Einrichtungen
in Biesdorf Süd nicht gebaut werden und Anwohner sich mit Halbfertigem begnügen müssen.
2
Schuld und Sühne
Woher die Schulden des Bezirkes kommen
Wer ist denn nun daran Schuld,
dass der einzige Bezirk Berlins,
der mit Antritt der SPD-PDSRegierung unter Zwangsverwaltung (im hauhaltsdeutsch: „vorläufige Haushaltswirtschaft“)
steht? Die Vorwürfe zwischen
den politischen Parteien im Bezirk gehen dabei hin und her.
Mag die Strategie der Mehrheits-Partei PDS, mittels einer
besonderen Förderung
der Kinder- und Jugendlichen, angesichts
fehlender Mittel gescheitert sein, wie deren Kritiker behaupten.
Echte Sparvorschläge
sind von der selbst ernannten „Opposition“
aus SPD und CDU jedoch auch nicht zu hören. Neben der politischen Verantwortung –
auch des Bezirksbürgermeisters – für die katastrophale Haushaltslage wird zunehmend
ausgeblendet, dass die
Große Berliner Koalition und deren rosa-rote
Erben im Umgang mit
den Bezirken den Ton
mittels Kürzungen und unsachgemäßen Sparvorgaben eher verschärft haben.
So sieht die Verschuldungsbilanz 2002 des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf aus: Nicht abgebaute Schulden aus 2000: 6
Mio, Überziehung Pflichtausgaben Soziales/Jugend: - 19 Mio,
Überziehung Personal: -1 Mio,
Überziehung steuerbarer Ausgaben Schulen, Kitas: - 12 Mio,
Unzureichende Einnahmen aus
Kitas u.a.: -3 Mio, Gutschrift
aus nicht getätigten Investionen: + 7 Mio. Macht zusammen 28 Millionen Euro. Rechnet man die Schulden des Jah-
Termine:
Über sein neues Buch „Intellektuelle im Krisenjahr
1953“ spricht Historiker Siegfried Prokop am 12. Juni, 18
Uhr, in der Peter-Weiss-Bibliothek, Tangermünder Straße 90.
Ein öffentliches gesundheitspolitisches Forum am 17. Juni,
14 Uhr, im Restaurant „Mittelpunkt der Erde“ (Mahlsdorfer
Straße) widmet sich der Zukunft der solidarischen Finanzierung im Gesundheitswesen.
Um „Widerstand in 40 Jahren DDR“ geht es am 19. Juni,
13 Uhr, im AudiMax der AliceSalomon-Fachhochschule.
Zur planungsrechtlichen Sicherung von Kleingartenanlagen
informieren am 18. Juni im Rathaus am Alice-Salomon-Platz
Bezirksstadtrat Heinrich Niemann sowie die Vorsitzenden der
Kleingartenanlagen.
Nach dem großen Zuspruch auf
Grund des jot w.d.-Artikels (30
neue Mitglieder) sucht der SV
Motor Ost nun weitere Wanderfreunde, um die nunmehr
zwei Gruppen aufzustocken.
Info Tel. 56 37 904.
res 2000 noch hinzu, beträgt das
Defizit 34 Mio. Damit ist der
Bezirk voll „im Trend“, da das
Land Berlin ebenfalls über eine
solche Schieflage aus Einnahmen
und Ausgaben verfügt. Der Bezirk kann im Gegensatz zum
Land keine Defizite in dieser
Höhe ausgleichen. Seine „Schulden“ werden ihm nicht abgenommen. Eine Nettoneu-
verschuldung mittels Kreditaufnahme ist ihm nicht gegeben.
Dem Bezirk war und ist auch
heute nur erlaubt, das äußerst
Notwendige zu tun. Die Chance, Steuergelder zum Fenster
hinaus zu schmeißen, ist dem
Bezirk also seit dem 1.1.2002
nicht gegeben.
Wo also liegt der Hase im Pfeffer? Bezirksamt und BVV haben 2002 freie Träger mit 2 Mio
Euro mehr gefördert als der Senat gestattet hat. Diese „Überförderung“ trug mit nicht einmal 6 Prozent zur Überschuldung des Bezirkes bei. Tatsächlich sind die steigenden sozia-
len Kosten von Arbeitslosigkeit
und komplizierter werdenden
Familienverhältnissen mit 19
Mio (das ist mehr als die Hälfte
der Verschuldung) die Hauptlast
kommunaler Verschuldung.
Immer wieder im Fokus sind die
angeblich steuerbaren Ausgaben, die mit 13 Mio Euro ein
Drittel zur Verschuldung im Jahre 2002 beitrugen.
Doch ist die Verschuldung
in diesem Bereich wirklich
steuerbar? Betriebskosten
für Schulen und Kitas,
Unterhalt der Straßen,
Wachschutz, Reinigung
usw. – steuerbar?
Wo ist noch etwas rauszuholen? Was ist immer
noch zu viel? Die Schuldenlast, die alleine durch
die notwendige, aber dennoch sehr bescheidene
Unterhaltung unserer
Schulen entstanden ist,
beträgt fast 6 Mio Euro,
knapp die Hälfte des
Mankos aus „steuerbaren“ Ausgaben. Selbst hart
gesottene Finanzer des
Landes Berlin glauben
nicht mehr an gewaltige
Sparbeträge in diesem Bereich.
Sollen die gesetzlichen Leistungen der Sozialhilfe, der Eingliederungshilfe für Behinderte
oder Maßnahmen der Erziehungshilfe für Kinder- und
Jugendliche zum neuen
Konsolidierungsschlachtfeld
werden? Vieles deutet darauf
hin. Die Substanz des Sozialstaates beginnt zu bröckeln.
Höchste Zeit, über Verschuldung und Möglichkeiten, ihr zu
entkommen, offen zu diskutieren – ohne die kommunale
Daseinsfürsorge aufzugeben.
Uwe Klett
Bezirksbürgermeister
Zeitdruck
Bis 1. Juli muss Jugendhilfeausschuss
Schließungen absegnen
Marzahn-Hellersdorf – Nun
stehen nur noch 469 000 Euro
für die Schulen, Kitas und Jugendzentren zur Verfügung. Eigentlich hätte Marzahn-Hellersdorf auch mehr zur Verfügung.
Eine genaue Zahl kann man hier
nicht nennen, doch die besteht,
soweit man weiß, aus Millionen. Aber diese sind gesperrt,
da unser Bezirk zu viele Schulden hat. Erst wenn diese Schulden abgebaut sind, kann man
wieder mit einem größeren Betrag für die Jugendhilfe rechnen.
Jetzt stehen erstmal nur 469 000
Euro zur Verfügung. Wie nutzt
man nun am besten dieses wenige Geld?
Diese Frage stellten sich auch
die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses. In einer Sitzung
diskutierten sie darüber, wie
man die leer stehenden Kinderund Jugendeinrichtungen verwalten könnte. Schon alleine das
Datum „1.7.2003“ löste bei den
meisten Mitgliedern ziemlichen
Trubel aus. Denn bis zu diesem
Tag soll der Ausschuss die Gebäude entweder an freie Träger
übergeben haben oder schließen.
Wichtig ist nämlich für den
Ausschuss, dass nur die Einrichtungen erhalten werden, die
auch dringend notwendig sind.
Außerdem gibt es da noch ein
Problem. Die Kitas haben ja bekanntlich zwei Etagen (ohne
Erdgeschoss). Doch die obere
kann nicht mit benutzt werden,
weil man dazu (wiedermal) einen Antrag stellen muss. Für die
Träger ist das viel zu teuer, also
lassen sie es bleiben mit dem Antrag. So gehört die zweite Etage
also dem Bezirksamt. Das muss
nun die Hälfte des Gebäudes
bezahlen. „Schwachsinn“ denken jetzt einige. So ist es auch.
Kein Wunder, dass MarzahnHellersdorf in Schulden versinkt. Die 55. und 56. Kita sollen bis zum 1. August an freie
Träger übergeben werden.
Schafft man das in so kurzer
Zeit? Die Chancen stehen
schlecht. In knapp zwei Monaten ist Termin. Nun steht Zeitdruck auf der Tagesordnung.
Diesen kann man nur schwer abarbeiten.
Anne Platsch
Aktuell
Kommentar zum Zeitgeschehen
Man könnt’ schon
sparen, wenn man wollt’
Ein neuer Jugendklub, wo ein
fast neuer keine 300 Meter
weit weg ist. Festhalten an
Grundstücken (für geplante,
aber unbezahlbare, gleichwohl
notwendige Sportplätze) mit
Jahreskosten von fast 150 000
Euro. Hyperteure Anmietungen, wo in der Nähe öffentliche Gebäude abgerissen werden. Verzögern der Überleitung
von Kitas in freie Trägerschaft. Versenkte Millionen für
einen unrealistischen Schulneubau. Und dann klagen, man
hätte zu wenig Geld. Und dann
selbst die geringsten Einsparmaßnahmen blockieren,
boycottieren. Ist das die realistische Finanzpolitik in Marzahn-Hellersdorf?
Sicher sind die „Einsparsummen“ gering im Vergleich
zu den überbordenden Kosten
des sozialen Lebens. Aber
wäre es nicht an der Zeit, die
Vorstellungen vom „nie versiegenden Füllhorn Staat“ auf den
Prüfstand zu stellen? Kritik,
harsche Kritik an den Geldversenkern des Senates ist
durchaus angebracht. Man darf
sich auf der „untersten Ebene“
auch nicht alles bieten lassen.
Doch aus dem Schneider
kommt nur, wer seine Trümpfe auch ausspielt. Daran fehlt
es den Politikern aller Parteien
im Wuhlebezirk. Wer’s nicht
glaubt, überzeuge sich in BVV
und ihren Ausschüssen.
Ralf Nachtmann
Was hat die „Säuberungsaktion“
der Ameri... äh, Koalition der
Willigen bewirkt? Immerhin
wurden alle irakischen Massenvernichtungswaffen zerstört.
Dass deren Zahl sich bis dato
auf Null beläuft, haben die westlichen Medien kurz registriert –
mehr nicht. Was hat dieser Krieg
der Allianz des blinden Aktionismus‘ denn nun wirklich gebracht? Mehr Hass. Massive
Bombenanschläge in Saudi Arabien, Kenia und Marokko. In
Israel sowieso. Den Kampf gegen den internationalen Terrorismus als Kampf gegen
„Schurkenstaaten“ zu begreifen,
war und ist ein Denkfehler, denn
kein Staat unterstützt Terrorismus. Es sind Einzelpersonen:
Der Präsident, König, Scheich
oder Emir schustert seinem
Schwager einen Millionenauftrag zu. Dieser Schwager unter-
stützt mit seinen Gewinnen die
islamische Gesellschaft eines
entfernten Cousins seines Neffen (steuerlich absetzbar), die
Koranlesungen abhält, zwei
Schulen und einen Brunnen baut,
deren extremistischer Flügel jedoch Verbindungen zu einer
Gruppe unterhält, die einer Zelle
von Al Queda nahe steht, welche wiederum mal eben 100000
Dollar für Waffen und Sprengstoffe benötigt. Das sind nur
drei Tassen Tee von der gemeinnützigen Spende bis zum Anschlag. Dieserart Ketten lassen
sich nur durch kluge deeskalative
Außen- und Entwicklungshilfepolitik sprengen, nicht durch
Militärgewalt. Wasser statt
Waffen, Nahrung statt Negierung, Bildung statt Bush, Toleranz statt Arroganz.
Es sieht also schlecht aus ...
Alpha O‘Droma
Früchte des Zorns
IMPRESSUM
jot. w. d.
Die Andere
Bürgerzeitung für Marzahn-Hellersdorf
Herausgeber:
Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V.
Anerkannt gemeinnützige Körperschaft
Müllerstraße 45, 12623 Berlin
Telefon: 567 83 41, 56 58 70 99, Fax: 566 72 58, 56 58 71 25,
E-Mail: [email protected], [email protected]
Redaktion: Ingeborg Dittmann (V.i.S.d.P.), Ulrich Clauder, Ellen Deubler, Ralf Nachtmann
Autoren dieser Ausgabe: A. Gaedecke, T. Preußing
Druck: Tribüne Druck-GmbH
Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 20. April 2003
Erscheinungsweise: monatlich
Verkaufspreis 1 Euro,
Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten
Nächste Ausgabe: Dienstag, 1. Juli 2003
Nächste öffentliche Redaktionssitzung: Freitag, 13. Juni, 20 Uhr,
Redaktionssitz, Müllerstraße 45, Mahlsdorf-Süd
Redaktionsschluss: 24. Juni 2003, Anzeigenschluss: 26. Juni 2003
Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor.
Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge
stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein.
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jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn.
Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt.
Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso
wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos...
Leute
„Wir waren schon vor den Beatles da“
3
Vor 40 Jahren entstanden die „Sputniks“ als erste Beatgruppe der DDR
Mahlsdorf – Wenn die
„Sputniks“ im Biergarten spielen, weiß Holger Böhme, der Chef
vom Gasthaus St. Hubertus am Hultschiner
Damm 1-5, Ecke
Kohlisstraße: Es gibt
viel zu tun. 40 Jahre
nach ihrer Gründung im
Jahr 1963 ziehen die
Mannen um Henry
„Cott’n“ Kotowski
noch immer Jung und
Alt mit ihrer handgemachten Gitarrenmusik an. So auch zum
Open-Air-Konzert am
29. Mai auf diesem besonders schönen Fleckchen von
Mahlsdorf.
„Eigentlich schlug die Geburtsstunde der Band ja schon 1962“,
erzählt Cott’n, der damals Mitbegründer der „Telstars“ war.
Doch als AMIGA im Jahr darauf im legendären Twist-Keller
in Treptow Titel für zwei Singles mitschnitt, wurde den Jungs
nahe gelegt, sich doch besser
nach der „östlichen“ Variante
der Weltraumsatelliten zu benennen: Sputniks.
„Mit diesem Kompromiss konnten wir gut leben“, erinnert sich
der heute 58-jährige, in Mahlsdorf lebende Bandchef . Mit
anderen – der staatlichen Einmischung in musikalische Angelegenheiten, Habitus oder Überwachungen der Konzerte –
nicht. So löste Kotowski seine
Die Sputniks in der Urbesetzung der 60er Jahre und heute (beim Konzert am 29. Mai in Mahlsdorf). Der Fotograf von letzterem Foto,
Peter Thoms, leitet übrigens den Sputnik-Fan-Club, in dem weitere Mitglieder willkommen sind. Den Club gibt’s seit Mitte der 90-er, die
Mitgliedschaft ist kostenlos. Und wer mal ein ausgesuchtes Foto der Sputniks haben möchte – Thoms’ Archiv ist schon ziemlich
umfangreich. Schauen Sie doch mal rein unter: www. sputniks-kotowski.de oder: www.sputniks.bei.t-online.de. Fotos: Thoms, Archiv
Band bereits 1966 auf, ein Jahr,
nachdem Ulbricht auf dem 11.
ZK-Plenum seine Genossen beschwor, mit dem „Yeah, Yeah,
Yeah und wie das alles heißt“
Schluss zu machen.
Cott’n spielte fortan u. a. in der
Klaus Lenz Bigband, im GerdMichaelis-Chor, bei Modern
Soul, der Schikora-Band und
gründete mit Peter Paulick das
Duo „Cott’n & Co“. Nach
„zehn Jahre Westen“ zog es den
Drummer, Gitarristen, Sänger
und Komponisten an seine Wurzeln zurück. Nicht nur rein
geografisch, sondern vor allem
musikalisch. 1996 meldeten sich
die „Sputniks“ zurück. Seither
touren die vier in der Besetzung
Henry Kotowski (Gesang, Gitarre), Dieter Kopf (Gitarre),
Harald Waldherr (Schlagzeug,
Gesang) und Axel Gröseling
(Bassgitarre, Gesang) wieder
mit großem Erfolg durch die
Lande.
Zu den Fans aus alten Zeiten
sind neue dazu gekommen.
„Mehr noch als hier kennt man
uns inzwischen in England,
Holland oder Schweden“, sagt
Cott’n. „Unsere Ende vergangenen Jahres erschienene CD –
Sputniks Big Beat - Surf, Twang
& Rock’n Roll – erhielt dort
herausragende Kritiken in Fachblättern.“
Wer allerdings die legendären
Sputnik-Songs von damals wie
den Gitarren Twist, Shazam,
Nordlicht oder Etage 8 hören
will, der sollte sich auch mal zu
einem Live-Act der Band auf
den Weg machen. Seit die vier
im März diesen Jahres bei den
„Stars of the 60th“ im Londoner Palladium dabei waren, will
Cott’n die Show unbedingt im
Herbst nach Berlin holen. „In
den Friedrichstadtpalast oder
einen anderen großen Veranstaltungsort“, hofft er.
Ingeborg Dittmann
Aktuelle CD
zu gewinnen
jot w. d. verlost die aktuelle CD „Sputniks Big
Beat“, wenn Sie unsere
Preis-Frage beantworten: Wie hieß der Auftrittsort, an dem die Sputniks 1963 bekannt wurden? Schreiben Sie an:
jot w. d., Müllerstr. 45,
12623 Berlin. Einsendeschluss: 17. Juni 2003.
Zwischen Text und Bild das Chaos beherrschen
Anne Platsch (15) aus Hellersdorf war drei Wochen als Praktikantin in der Redaktion von jot w.d.
Herbst 2002: Ein Brief erreicht
die jot w.d.-Redaktion. Darin
fragt ein Mädchen der 9. Klasse
der Erich-Maria-RemarqueSchule an, ob es im Mai 2003
sein Schülerpraktikum bei der
Zeitung absolvieren könne. Es
war Anne Platsch.
Ich staunte ein wenig und war
mir nicht sicher, ob das funktionieren würde. Aber ich lud
Anne zu einem ersten Gespräch
ein, erklärte ihr, wie die Redaktion arbeitet – nämlich ehrenamtlich, in der Freizeit, zu Hause. Doch das schreckte „die
Kleine“ nicht. Nur Mut.
Im Mai also kam sie. Munter,
immer guter Laune. Die ließ sich
Anne auch nicht verderben,
wenn es hier wieder mal etwas
chaotischer zuging. Denn die
Zeitungsarbeit hat nichts mit
„Schönschreiberei“ zu tun. Da
lag ein Stapel unerledigter Archivarbeiten, da funktionierte
plötzlich der Computer nicht
mehr richtig, da musste kurzfristig ein Termin wahrgenommen
werden.
Selbstorganisation als größte
Herausforderung für eine Schülerin, die sonst einen geregelten
Tagesablauf kennt. Da kann
auch mal was daneben gehen,
zumal bei uns in Mahlsdorf Süd
nicht alle fünf Minuten Bus oder
Straßenbahn fahren.
Die Redaktionsarbeit ist zuweilen auch recht trocken. Wenn
man Meldungen, die per Fax
einlaufen, nicht nur abschreiben,
sondern auch in ein verständliches Deutsch „übersetzen“
muss. Wenn man den passenden Ansprechpartner in Ämtern
und Behörden nicht gleich findet. Und Spaß macht auch nicht
alles. Langweilige Sitzungen von
Politikern, etwa in der BVV, die
man nach einer Weile nicht mehr
versteht, weil sie „Fach-Chinesisch“ herum debattieren. Das
sollte denen auch mal zu denken geben. Und dann die Enttäuschung, wenn man mit
„Herzblut“ einen Artikel geschrieben hat, der dann doch
nicht in die Zeitung kommt.
Manches hat Anne in den drei
Wochen gelernt. Auch, dass eine
ehrenamtliche Redaktion nicht
mit den großen Verlagen zu vergleichen ist. Dass Zeitungsarbeit
ein 24-Stunden-Job ist. Dass
Engagement und Zuverlässigkeit, Mut und steter Zweifel an
Gesagtem und Geschriebenem
Voraussetzung sind.
In dieser und in der kommenden Ausgabe finden Leser eine
Reihe von Texten, die Anne für
jot w.d. geschrieben hat. Wer es
auch einmal versuchen möchte,
kann sich bei uns melden.
Ralf Nachtmann
Aus Annes
Tagebuch
Der erste Tag war garnicht schlecht.
Ich kriegte einige Termine und erfuhr, was ich alles in den drei Wochen so erleben werde. Das wird
sicher alles sehr interessant und
ich werde mich bemühen, so gut
wie möglich darüber zu berichten.
Ich archivierte Zeitungen, was mir
richtig Spass machte. So erfuhr ich
mehr über die Zeitung und über
das, was sie so schrieb. Ein paar
Artikel faszinierten mich richtig.
Meine erste BVV-Sitzung: Ich erlebte hautnah, wie die Politker sich
zum Thema „Haushalt“ unterhielten. Sonderlich beeindruckt war ich
hinterher aber nicht.
Interview mit Alfhild Böhringer: Sie
war sehr nett und wir unterhielten
uns eine halbe Stunde richtig gut.
Viel Schreibtischarbeit hatte Anne während ihres Praktikums zu
bewältigen. Dazu gehörte auch ein Blick in den Landespressedienst. Die 15-jährige Schülerin merkte auch: Die Klischees vom
Reporter, wie sie manche Filme zeigen, stimmen nicht. Foto: RN
Wieder einmal BVV-Sitzung: War
aber nicht so spannend. Ab und zu
hörte ich einfach nicht mehr hin.
Manches verstand ich so oder so
nicht.
Mein letzter Tag als Praktikantin
bei jot w. d. Mir hatte die Arbeit
richtig Spaß gemacht.
4
Stadtumbau
Schnauze voll von Strieder & Co.
Marzahner wollen Brandenburger werden
Bitte um Angliederung von Marzahn Nord an Ahrensfelde – Eingemeindungspläne Berlins außer Acht gelassen
Marzahn Nord – Wie verzweifelt müssen die Bewohner des
Abrissgebietes sein, wenn sie
ihre „Heimat“ einer „fremden
Macht“ anvertrauen wollen? So
geschehen, als der Bewohnerbeirat in einem Brief den Amtsleiter des Amtes Blumberg,
Bernhard Wollermann, um Aufnahme ins Brandenburgische
bat. Marzahn Nord wolle künftig Ahrensfelde Süd sein.
„Das war durchaus kein Gag“,
versichern Petra Oelsner und
Torsten Preußing, die Sprecher
des Beirates. Sie fühlen sich und
ihr Quartier von Berlin (und besonders von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder) verraten,
schimpfen über eine „entsolidarisierte Hauptstadt“ und suchen die „Obhut einer den Menschen zugewandten dörflichen
Gemeinschaft“. Dass sich Ländlichkeit und Plattenbauten vertragen können, zeigt die Geschichte so mancher Gemeinde
in der Ex-DDR. Allerdings wäre
auch dann der nötige Umbau der
Siedlung zwingend.
Der Abgeordnete aus Marzahn
Nord Wolfgang Brauer nannte
den Vorstoß des Bewohnerbeirats auf dessen Sitzung am 27.
Mai eine „äußerst unkonventionelle Idee“, mit der er sich solidarisiere. „Die Fusion mit Ahrensfelde unter den Fittichen
des märkischen Adlers ist der
grobe Keil, der auf den groben
Klotz der Striederschen Ignoranz gehört“, fand Brauer markige Worte in Richtung Senator.
Thies-Martin Brandt, Chef der
Degewo, die verzweifelt ihre
Mit der Sezession von Marzahn Nord könnte eine Bewegung ausgelöst werden, an deren Ende sich die Damen und Herren Politiker aus Bundes- und Landesregierung die „Neue Mitte Berlins“
als Rest teilen können. Wowereit agiert dann als Markgraf in „Berlin/Cölln“, die Bezirksfürsten hingegen könnten ihren Traum von
rechtlich selbständigen Gemeinden verwirklichen. Zeichnung: uc
Als raunten die
indischen Affen
Schweigen im BVV-Bauausschuss
Manch einer kann das Thema
schon nicht mehr hören: Stadtumbau Ost. Und doch wird darüber geredet, muss darüber geredet werden, wie jüngst im
Bauausschuss der BVV. Allerdings zum Teil mit betretener
Miene. Namentlich an der Stelle, als Stadtrat Dr. Heinrich
Niemann recht missmutig berichtete, dass er aus der zuständigen Senatsverwaltung noch
immer keine Antwort erhalten
habe. Mit anderen Worten:
Senator Peter Strieder sitzt
weiter auf dem Geld für 501
geplante Reko-Wohnungen in
Marzahn Nord und bietet die
traurig-groteske Kopie der berühmten indischen Stammesgenossen auf den Bäumen:
„Nichts hören, nichts sehen,
nichts sagen!“
Abgeordnete wie Gäste vom
Bewohnerbeirat Marzahn
NordWest und der dortigen
Mieterinitiative kamen sich
4-5-rot.p65
4
Schwarz
auch ziemlich belämmert vor.
Wer soll auch eine offenkundige Funkstörung zwischen den
direkt zuständigen Verantwortungsträgern in Senat und
Bezirk und Repräsentanten der
Regierungsparteien verstehen?
Gerade jetzt müssten sie nicht
nur einen direkten, sondern
sogar einen heißen Draht zueinander haben. Statt dessen
sieht sich der Bezirksdezernent
gezwungen, wie ein Kaffeesatzdeuter in Zitatfragmenten
eines Zeitungsartikels zu stochern. Immerhin hatte eine Berliner Zeitung Strieders Staatssekretärin namhaft gemacht, die
gesagt haben soll, das fragliche
Geld gebe es erst, wenn weitere Abrisspotenziale benannt
seien. Also noch mehr Platten
im Plattenbezirk platt machen!
Man kann das auch Erpressung
nennen.
T. Preußing
Wenig später sprach Strieder
dann doch, siehe rechts.
Umbaupläne bei Strieder durchzubringen versucht, bot den
Mietern sogar an, „bei Bedarf
auch einen Kontakt zum brandenburgischen Bauminister“
anzubahnen. Bezirksstadtrat
Heinrich Niemann allerdings
will „weiterhin unerschütterlich
um eine zufriedenstellende Lösung für Berlin kämpfen“. Mittlerweile ließ Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm
ausrichten, er halte „einen für
den Anschluss notwendigen
Staatsvertrag für ausgeschlossen“. (Man beachte die Wortwahl!)
Eines wäre den tapferen Marzahnern zu wünschen gewesen:
dass die Senatsverwaltung sich
äußert. Denn dann hätte sie vielleicht endlich zugegeben, dass
seit mehreren Jahren fertige Pläne in ihren Schubladen liegen,
welche der brandenburgischen
Gebiete nach der Länderehe
(Anschluss?) sowieso Berlin
einverleibt werden sollen. Dazu
zählen (im Bereich des Wuhlebezirkes) neben Ahrensfelde
und Eiche auch Hönow, Dahlwitz-Hoppegarten, Münchehofe, Teile von FredersdorfVogelsdorf, Neuenhagen, Schöneiche und Woltersdorf.
Vielleicht hätten Berlin und Brandenburg doch auf dieses „Experiment“ eingehen sollen. Es wäre
ein guter „Testlauf“ für künftige umgekehrte Angliederungen
gewesen. Und dabei wären die
Marzahner ja sowieso zurück
gekommen – womöglich dann
ein zweites Mal „vom Regen in
die Traufe“. Ralf Nachtmann
jot w.d. dokumentiert:
Aus einer Antwort von
Senator Strieder im
Abgeordnetenhaus
... Wenn wir aber abreißen müssen,
macht es wenig Sinn, die wenigen noch
nicht sanierten Wohnungen jetzt zu
sanieren, um andere, sanierte Wohnungen abzureißen. ... Man kann jetzt
schon prognostizieren, dass wir dann,
wenn die Bedingungen so anhalten,
wie sie gegenwär tig eingeschätzt
werden, in Berlin dazu kommen werden, Plattenbauten abzureißen, die
erst vor kurzem saniert worden sind.
Das ist betriebswir tschaftlich und
volkswir tschaftlich unsinnig. Diese
Entscheidung, ob Mittel bereitgestellt
werden, um 500 weitere Wohnungen
zu sanieren, muss sorgfältig geprüft
werden. ... Es geht um die Frage, ob
es richtig ist, 1700 Wohnungen abzureißen, oder ob es richtig ist, 1200
Wohnungen abzureißen und 500
Wohnungen zu sanieren. Das Vorhaben der WBG Marzahn besteht darin,
11-geschossige Gebäude auf vier
Geschosse zurückzubauen. Man könnte auch auf Null zurückbauen und alles abreißen. Das macht aber nur einen Sinn, wenn man weiß, dass die
Wohnungen nicht mehr gebraucht
werden. Umgekehrt macht es auch
nur dann einen Sinn, Wohnungen zu
sanieren, wenn man weiß, dass man
sie brauchen wird. ... Wir wissen aber,
dass es ausgehend von der gegenwärtigen Bevölkerung insbesondere
im Bereich Hellersdorf-Marzahn einen weiteren erheblichen Einwohnerrückgang geben wird. ... Darüber zu
entscheiden, ob man vorhandenen,
volkswirtschaftlich wertvollen Wohnraum abreißen soll, fällt mir schwer.
Aber mir fällt es auch schwer, einfach
zu sagen: „Ist doch egal, was es kostet. Große Teile davon sind Bundesmittel. Wir sanieren jetzt erst einmal.“,
um dann in vier Jahren festzustellen,
dass wir diese Wohnungen auch nicht
mehr brauchen können. ... Das, was
wir unter dem Stichwort „Stadtumbau Ost“ zurzeit diskutieren, besteht
zum einen aus Abriss und zum anderen aus der Neuanlage von Grünmaßnahmen oder anderen Dingen. ...
Für die Entscheidung, 500 Wohnungen zu sanieren, müssen wir auch sicher sein, dass wir diese 500 Wohnungen brauchen und sie nicht übermorgen auch noch abreißen müssen,
nachdem sie saniert worden sind.
01.06.2003, 02:40
Aus dem Brief
an den Amtsdirektor
Sehr geehrter Herr Wollermann,
...
Wie Sie wissen, weht seit mehr als
einem Jahr durch viele Städte der
neuen Bundesländer ein straffer
Wind, der „Stadtumbau Ost“ geheißen wird.
Auch Marzahn Nord, der äußerste
Zipfel des Berliner Bezirks Marzahn-Hellersdorf, wurde davon
erfasst. Mehr als 1600 Wohnungen müssen komplett abgerissen
werden und über 2000 Mietparteien das Quartier verlassen. ... Allein bis heute ist es bei tausenden
guten und ebenso vielen harten
Worten geblieben. Nur die Bewohner, die blieben nicht. Und trotz des
Engagements der Bezirksvertreter,
mehrerer Briefe und Petitionen von
dort und von hier an die zuständige Senatsverwaltung sowie Appellen an die Öffentlichkeit, blieben die
Berliner Stadtväter schweigsam wie
ein Grab und tatenlos auf den notwendigen Geldern sitzen. Der Bewohnerbeirat kann sich des Gefühls
nicht erwehren, Marzahn NordWest
ist von der Hauptstadt bereits abgeschrieben. ... Deshalb an Sie die
Frage, sehr geehrter Herr Wollermann: Inwieweit ist es uns als Bürger möglich, unter Ausnutzung der
aktuellen brandenburgischen
Gemeindereform die Abtrennung
des Zipfels Marzahn NordWest von
Berlin und seine Aufnahme in die
Gemeinde Ahrensfelde bzw. den
Amtsbereich Ahrensfelde/Blumberg zu begehren? Selbstverständlich interessiert uns ... auch, wie
Sie einem solchen Ansinnen gegenübertreten würden und welche
Chancen Sie ihm einräumen.
Stadtentwicklung
statt Abrissbirne!
Die PDS-Fraktion der BVV will
sich offensiv für die Weiterführung von Konzepten zur sozialen Sicherung und der abgestimmten Stadtentwicklung einsetzen und mit der Landesebene die Auseinandersetzung für
die kommunale Daseinsfürsorge
im Bezirk suchen.
Das sagte Fraktionschef Klaus
Jürgen Dahler. Er fordert, dass
im Rahmen des Projektes Stadtumbau Ost ein tatsächlicher
Umbau und die Sanierung der
betroffenen Stadtteile zu finanzieren sind. Die bisherige
Position des Senates zur Entwicklung von Marzahn-Nord
weist seine Fraktion zurück und
unterstützt die Haltung der
WBG Marzahn, solange nicht
mit dem Abriss von Häusern zu
beginnen, bis auch Geld zum
Umbau von Wohnhäusern und
zur Entwicklung der Quartiere
bereitgestellt wird.
Die geplante Modernisierung
von 500 Wohnungen in Marzahn-Nord sei unbedingt zu sichern. Der Stadtumbau Ost im
Bezirk dürfe von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
unter Senator Peter Strieder
nicht zu einem reinen Abrissplan umfunktioniert werden!
Ost
Komplett-Abriss wäre ein negatives Signal
5
Zu den Umbauplänen der WBG Marzahn gibt es derzeit keine vernünftige Alternative
Das werden auch jene erkennen, die sich zurzeit noch sperren, sagt WBG-Chef Hartmut Meuter
Die Debatten um den Stadtumbau in Marzahn Nord
(und nicht nur dort) reißen
seit Monaten nicht ab. Nun
verschärfte Bausenator Peter
Strieder den Ton. Er will die
Sanierungsmittel, mit denen
die WBG Marzahn ihr Projekt an der Havemannstraße
(jot w.d. berichtete mehrfach)
realisieren möchte, nicht frei
geben. Dazu sprach jot w.d.
mit dem Chef der Wohnungsbaugesellschaft, Hartmut Meuter.
jot w.d.: Herr Meuter, wird
Marzahn Nord jetzt weg gesprengt?
Meuter: Wie kommen Sie denn
darauf?
jot w.d.: Der Senat blockiert das
Geld für Ihre geplanten Sanierungen, will nur abreißen lassen. Lohnt sich der Umbau
nicht?
Meuter: Das sehe ich anders.
Wir haben hier in Marzahn ein
sehr eingeschränktes Angebot,
das niedrigste Haus hat fünf
Geschosse. Unsere Analysen der
Wegzüge haben ergeben, dass ein
nennenswerter Anteil derjenigen, die Marzahn verlassen, in
kleinere Häuser mit Mietwohnungen ziehen, auch in teurere.
Wir wollen dieser Gruppe etwas bieten. Deshalb haben wir
die bekannten Pläne zur Umwandlung von Elfgeschossern in
drei- bis fünfstöckige Häuser
mit interessanten, vielfältigen
Wohnungen. Andererseits müssen schon heute die Grundsteine dafür gelegt werden, dass sich
die Großsiedlungen auch in den
kommenden zwanzig Jahren in
vernünftigen Bahnen bewegen.
Unser Projekt ist darauf ausgerichtet.
jot w.d.: Wenn Senator Strieder
das Geld weiter verweigert,
könnten Sie den Umbau nicht
aus eigener Kraft bewerkstelligen?
Meuter: Ausgeschlossen.
Schauen Sie in andere ostdeutsche Städte wie Leipzig,
Chemnitz, Dresden oder die
kleineren. Kein derartiges Projekt läuft privat. Und die Umbaumittel sind
schließlich da.
jot w.d.: Strieder verlangt
aber, dass Sie
noch mehr abreißen als die
bisher geplanten 1600 Wohnungen. Er befürchtet sanierten Leerstand.
Meuter: Der Senator
meint: „Ihr kriegt doch da
gar keine Mieter rein.“ Deshalb haben wir ein umfangreiches externes Gutachten
anfertigen lassen. Aus ihm
geht hervor, dass es sehr wohl
eine entsprechende Nachfrage in Marzahn-Hellersdorf
nach Wohnungen, wie wir sie
jetzt planen, gibt. Für die 114
Wohnungen, die wir im so genannten Teil 2 des Umbauprojektes rekonstruieren
wollen, haben wir bereits 40
Vorverträge abgeschlossen und
weitere 25 Interessenten in der
Kartei.
jot w.d.: Obwohl die Wohnungen nicht gerade billig sind...
Meuter: Wir wollten von vorn
herein kein Billigangebot machen. Nur vielfältige Wohnungen halten auch eine vielfältige
Bewohnerschaft.
jot w.d.: Das Gros der Mieter,
sowohl Ihre als auch der bei den
Genossenschaften, steht ja
grundsätzlich hinter Ihren Plänen. Fürchten Sie nicht, durch
Strieders Weigerung den Rückhalt in der Bewohnerschaft zu
verlieren?
Meuter: Das kann in der Tat
ganz schnell gehen. Ich glaube
aber, dass es zu unseren Plänen
keinerlei
vernünftige A l ternative gibt.
Das werden auch
Jene noch
erkennen,
die sich zurzeit sperren. Denn
was wäre denn sonst möglich?
Die nun leeren Häuser können
wir ja nicht mehr vermieten, sie
vollständig zu sanieren wäre
Unsinn. Bliebe maximal der
Komplett-Abriss. Aber das ist
ein negatives, falsches Signal.
Sozial und städtebaulich. Und
außerdem: Was wird aus den
dann leeren Flächen?
jot w.d.: Wieso erstrecken sich
Strieders Abriss-Forderungen
allein auf die WBG? Müssten bei
so großen Leerständen die entsprechenden Rückbauforderungen nicht auch an andere
Vermieter gehen?
Meuter: Es ist schon erstrebenswert, dass auch die anderen Vermieter Rückbauten prüfen. Aber die
haben ihre
Häuser ja
für teures
Geld gekauft
und fast alles saniert.
Unser Vorteil ist, dass
wir unsanierte Häuser haben,
auf denen
allein die
Altschulden ruhen, die ja durch
das Stadtumbauprogramm erlassen werden. Außerdem hat
eine städtische Gesellschaft eine
besondere Verantwortung.
jot w.d.: Arbeiten Sie denn mit
den anderen Vermietern gut zusammen?
Meuter: Wir kooperieren in unterschiedlicher Art und Weise.
Bei dem jetzigen Projekt machen
wir ja eine Art Sozialplan, um
den ausziehenden Mietern eine
neue Bleibe zu bieten, am liebsten natürlich bei uns. Wir helfen den Betroffenen aber auch,
bei anderen Vermietern unter zu
kommen. Da könnte die Zusammenarbeit allerdings noch besser funktionieren. Mancher versucht ausschließlich, sich die Situation zu Nutze zu machen.
jot w.d.: Erweisen sich nun die
vergangenen Privatisierungen
nicht als Pferdefuß?
Meuter: Keineswegs. Sie haben
uns erst einmal Geld in die Kasse gebracht, das wir dringend
nötig hatten. Außerdem ist dadurch eine Vielfältigkeit an Vermietern entstanden, die den unterschiedlichen Wünschen der
Menschen besser gerecht werden kann.
jot w.d.: Und Ihre Übernahme
durch die Degewo?
Meuter: ... hatte einen positiven Effekt. Die Degewo ist eine
schlagkräftige Truppe, mit der
wir einige notwendige, weiter
führende Programme vereinbart
haben, beispielsweise die Aufwertung im bereits sanierten
Bestand. In der gesamten Frage
des Stadtumbaus Ost muss man
auch erst mal sehen, wie das
weiter geht. Die Sichtweise des
Bundes ist ja hauptsächlich auf
kleinere Städte orientiert. Die
großen wie wir werden immer
wieder Rückbaufragen zu beantworten haben. Und beachten Sie
doch einmal die Dimension. Die
Großsiedlung Marzahn-Hellersdorf hat fast 100 000 Wohnungen. Wir wollen jetzt 1600
abreißen. Das sind nicht mal
zwei Prozent. Auch beim Abriss
muss es heißen „Klasse statt
Masse“. Nicht umsonst sind die
Fördermittel des Bundes an
städtebauliche Konzepte gebunden. Wir jedenfalls haben eines.
jot w.d.: Herr Meuter, hätten Sie
denn gern Staatssekretär Frank
Bielka, der Degewo-Geschäftsführer werden will, als Chef?
Meuter: Natürlich. Warum
nicht?
Fragen: Ralf Nachtmann
Auf dem Bild steht Hartmut Meuter
zwischen alt und neu – einem Gemälde
vom Helene-Weigel-Platz und seinen
Plänen in Marzahn-Nord. Foto: RN
Bauforum Berlin besuchte Marzahn
These vom „Paradigmenwechsel“ nicht bestätigt – Jetziger Stadtumbau löst die Probleme nicht
Es ist schon alles gebaut, was nötig ist,
meint Bundespräsident Johannes Rau.
Wir haben Häuser mit Heizung, Küche
und Innentoilette, wir haben Parkplätze, Grünanlagen, Kindergärten und
Schulen bis zum Abwinken gebaut. Die
Ansprüche des vergangenen Jahrhunderts – Licht, Luft und Sonne zum Leben – sind Wirklichkeit geworden. Die
Probleme, auf die diese Siedlungen
eine Antwort gaben, nämlich Wohnungsnot, sind nicht mehr da. Das Wohnungsproblem als soziale Frage ist gelöst. Deshalb hat sich die Struktur der
Großsiedlungen und ihrer Bauten, wie
es Senatsbaudirektor Hans Stimmann
ausdrückt, überlebt.
Weil aber nicht halbe Städte einfach
wieder abgerissen werden können, setzen Politik und Planung den schrumpfenden Städten einen Stadtumbau entgegen. Ist der Stadtumbau jedoch der
notwendige „Paradigmenwechsel“, der
„Umbruch und Aufbruch“, wie ihn das
Bauforum 2003 der Technologiestiftung Berlin ins Zentrum ihrer Debatten mit Fachleuten aus ganz
Deutschland stellte? Von Umbruch und
Aufbruch – zumindest davon, was man
4-5-rot.p65
5
Schwarz
in Marzahn darunter versteht – wollten
sich gut 40 Teilnehmer des Bauforums
in Marzahn Nord ein eigenes Bild machen und setzten sich mit den dortigen
Umbauplänen der Wohnungsbaugesellschaft auseinander. Jörg Schüttauf zeigte mit seinem Vorhaben „Ahrensfelder
Terrassen“ eine Möglichkeit der Veränderung auf. Beseitigung von Leerstand,
der die Wohnungsunternehmen extrem
finanziell belastet, ist der Kernansatz
des Stadtumbaues, wie er derzeit in
Berlin projektiert wird. Die Marzahner
Pläne fanden grundsätzlich Zustimmung, wenngleich sich der eine oder
andere Besucher aus dem Westen
Deutschlands für einen massiven Komplettabriss aussprach.
Denn einige Probleme werden selbst
nach den Umbauten – für die noch immer nicht die staatliche Finanzhilfe
bewilligt ist – bleiben.
Beispielsweise wird dann zwischen
Vier- und Fünfgeschossern eine massive Straße verlaufen (Havemannstraße),
deren stadträumliche Existenz an Elfgeschossern ausgerichtet war.
Und dem aktuellen Grundwiderspruch
der Großsiedlung, der überlebten Tren-
nung von Wohnen und Arbeiten, kann
der Umbau auf diese Art und Weise
überhaupt nicht begegnen. Es wird an
Symptomen gedoktort, die Ursachen
werden marginalisiert. Schließlich findet sich ja in unmittelbarer Nähe eines
der größten Gewerbegebiete Berlins.
Dass es dort kaum Arbeitsplätze gibt,
ist keine Frage der Stadt- und Raumplanung.
Natürlich auch nicht der Familienplanung, die es in unserer postmodernen
Ellenbogen-Gesellschaft längst nicht
mehr gibt. Die Kleinfamilie mit drei
bis vier Personen existiert nicht mehr
(als überwiegende Grundstruktur der
Gesellschaft); demnach sind die dafür
typischen Familienwohnungen mit
drei oder vier Zimmern nicht mehr nötig. Davon wissen auch die Vermieter
ein Lied zu singen, die Wohnungen mit
vier oder fünf Zimmern (am Stadtrand)
als schlicht unvermietbar bezeichnen,
auf der anderen Seite jedoch trotz des
immensen Leerstandes auf lange Wartelisten für Ein- und Zwei-Raum-Wohnungen verweisen.
Inwiefern die Gesellschaften selbst für
Fehlentwicklungen verantwortlich
sind, geben sie in den seltensten Fällen
zu. Zu zögerlicher Wohnungsumbau
(der erst dann begonnen hat, als man der
Leerstände nicht mehr Herr werden
konnte) ist ein Problem, die fehlende
Marzahner Umbaupläne lösen die Probleme nur teils. Repro: Archiv
01.06.2003, 02:40
Bereitschaft, neue Wege in der Vermarktung zu gehen (beispielsweise Mietpreise für die Zahl der Zimmer und
nicht die der Quadratmeter anzubieten),
ein zweites. Eine im Nachhinein teils
chaotisch anmutende Art der Privatisierung öffentlicher Bestände (wozu auch
die „Ausgründung“ von Genossenschaften zählt), ein weiteres. Quartier-,
Kiez-, Identitätsbildung wird mit Äußerlichkeiten (Anstriche) gesucht,
nicht jedoch mit Enttypisierung im
Großen und Nachempfindbarkeit im
Detail. Was bleibt, ist ein Jammern über
Fortzüge, fehlende Staatsfinanzierung
und das Betonen einer (Schein-) Konkurrenz zwischen Stadt und Land auf
der einen, Außen- und Innenstadt auf der
anderen Seite.
Unbeachtet dabei bleibt das problematische Verhältnis von Miete und Eigentum, unbeachtet ebenso die nötige „Demokratisierung“ der Siedlungen. Die
Stadt wird von Politikern und Planern
weiterhin als etwas „den Menschen zu
Gebendes“ verstanden.
Ein Paradigmenwechsel hinsichtlich
der Großsiedlungen findet also nicht
statt.
Ralf Nachtmann
6
Dem Vergessen entrissen
Siedlungsgebiete
Ausstellung über Verschwundene Kirchen in Berlin im Turmmuseum
Kaulsdorf – Wieder einmal haben sich die Kaulsdorfer Heimatforscher Karin und Gerhard
Satke der Aufspürung aus dem
Stadtbild Berlins verschwundener historischer Bauten verdient gemacht. In einer Ausstellung im kleinen Turmmuseum in
der Kaulsdorfer Jesuskirche erzählen sie die Geschichte von
fünf Kirchen, die durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört und zwischen
1949 und 1964 abgerissen oder
gesprengt wurden.
Ausstellungsinitiator Gerhard
Satke während der Eröffnung
am 14. Mai in der Empore der
Jesuskirche. Fotos: Dittmann
jot w. d. Garten-Ecke:
Bei Wachswetter reichen oft wenige
Tage und das „Unkraut“ ist auf dem
Vormarsch. Nun sollte man aber nicht
gnadenlos alles ausreißen und hakken. Zuerst ein kurioses Beispiel: Im
vergangenen Frühjahr hatte ich vorschriftsmäßig zeitig und wie im Jahr
davor so genannte Wildtomaten im
Zimmergewächshaus angesät. Die
Pflänzchen blieben recht zart. Zwei
Monate später fand ich im Freien
Keimlinge an den Tomatenplätzen
des Vorjahres, die sich schnell entwickelten und bald die mühselig in
Töpfen gehegten überflügelten.
Die Selbstaussaat findet vor allem
in Gärten statt, in denen der Zufall
eine Chance bekommt, bei dichtem
vielfältigem Bewuchs und „ natürlicher Unordnung“. Es wird nicht alles
Verblühte sofort entsorgt, Samenstände bleiben über den Winter stehen. Dann muss man lernen, so früh
wie möglich die kleinen Ankömmlinge zu identifizieren, um auszuwählen. Einjährige Blumen (zum
Beispiel Ringelblumen, Sonnenblumen, Jungfer im Grünen, Borretsch)
und Zweijährige (Fingerhut, Vergissmeinnicht) tauchen so jedes Jahr
wieder auf. Aber auch Stauden und
Kräuter (Zitronenmelisse, Agastache, Katzenminze, Gelber Lerchensporn) verbreiten sich, wenn ihnen der Garten gefällt. Manchmal
kommen durch Wind und Vögel ganz
neue Artgenossen an.
Wenn dieser kostengünstige Nachwuchs zu üppig wird, kann man ihn
ja verschenken oder notfalls kompostieren. Es lohnt sich auf jeden
Fall, einmal genauer hinzusehen,
was da so „zwischendrin“ wächst.
Katrin Birkner, Biesdorf
6-7.p65
6
Schwarz
Zur Ausstellungseröffnung am
14. Mai erinnerten Karin und
Gerhard Satke und Joachim
Klee, Initiator des Turmmuseums, mit sehr persönlichen Berichten und Zeitzeugenaussagen
an die Bombennächte zwischen
1940 und 45 in Berlin, in denen
nicht nur Tausende Menschen
ihr Leben lassen mussten, sondern auch die Stadt in ein
Trümmermeer versank. Unter
Trümmern begraben wurden
damals auch zahlreiche Gotteshäuser, die zwischen dem 13.
und 19. Jahrhundert entstanden:
Die Andreaskirche (1854 in der
Stralauer Vorstadt erbaut), die
Jerusalems-Kirche (1726 in der
Friedrichstadt errichtet), die
Georgenkirche (1278 als Kapelle, 1894 als Gotteshaus am Georgkirchplatz erbaut), die Luisenstadt-Kirche (1753 geweiht)
und die Markuskirche (1848 an
der Weberstraße errichtet).
Die Andreaskirche brannte am
8. Mai 1944 nach einem Bombenangriff völlig aus. Am 12.1.
1949 wurde die Ruine gesprengt.
Die Jerusalems-Kirche wurde
am 3. Februar 1945 fast völlig
zerstört und am 9. Mai 1961
gesprengt. Der Backsteinbau mit
dem 105 Meter hohen Turm der
Georgenkirche wurde während
drei Bombardierungen kurz vor
Kriegsende zerstört. Die Ruine
wurde am 18. Juni 1950 gesprengt. Bis zum 29. Mai 1964
stand die im Februar 1945 zer-
Die Andreaskirche brannte 1944 aus und wurde 1949 gesprengt.
Kieke mal in „Kiekemal“
Mahldorf – Im Juni vor 250
Jahren holte Friedrich der II.
Einwanderer nach Berlin und
gewährte ihnen hier Bleiberecht.
Auf der Suche nach geeignetem
Land für die Kolonisten ritt der
Preußenkönig von Friedrichshagen her kommend in Richtung
Mahlsdorf Süd. Dort – an der
heutigen Grenze zu Köpenick
– angekommen, prägte er, auf
die unbewohnten Ländereien
weisend, den legendären Satz
„Na kiek er mal! Das wird wohl
langen für euch!“ Damit war die
Kolonie Kiekemal gegründet.
Soweit die Legende. An die
Kolonistensiedlung erinnern
heute nur noch die Kiekemaler
Straße und der Name der ehemaligen 32. Grundschule, die
seit kurzem Kiekemal-Schule
heißt. Bis vor ein paar Jahren
gab es auch noch eine Gaststätte gleichen Namens, deren Gebäude Mitte der 90er Jahre zum
Wohnheim für bosnische
Flüchtlinge wurde. Vor ca. drei
Jahren wurde auch dieses Haus
abgerissen; eine Einfamilienhaussiedlung entstand.
Der 250. Jahrestag von
„Kiekemal“ wird am 29. Juni
zünftig im historischen Gasthaus St. Hubertus am Hultschiner Damm 1-5 gefeiert. Mit
dabei sind Kinder der KiekemalSchule, der Mahlsdorfer Männerchor, ein Fanfarenzug und
andere. Michael Wiedemann,
Vorsitzender des Festkomitees,
verspricht einen abwechslungsreichen Tag, an dem die Besucher auch einiges über die Geschichte von Kiekemal erfahren
können.
Unterstützt wird die Veranstaltung u.a. vom Heimatverein,
dem Lions Club Wuhletal, Gewerbetreibenden vom Hultschiner Damm, St. Hubertus und
der Bürgerinitiative „Charlottenbrunnen“. Beginn: 11
Uhr, Eintritt frei.
ID
Auferstanden ...
Früher, ja was ist schon
früher! Früher jedenfalls
gehörte das Café Pinguin
zu den weit über Mahlsdorf hinaus bekanntesten
Etablissements. Im Sommer gab’s Eis, im Winter
Kaffee und Grog. An keiner Haltestelle der Straßenbahn fiel das Warten
so leicht. Nun ist Pinguin
wieder da, allerdings am
Hultschiner Damm. Mit
jeder Kugel Eis, mit jeder
Tasse Kaffee kommt auch
ein Stück Erinnerung mit
auf den Tisch. Es war
nicht alles schlecht ...
Foto: Dittmann
01.06.2003, 02:41
störte Luisenstadt-Kirche noch
als Mahnmal. Dann wurde auch
dieses Kulturdenkmal abgerissen. Die Ruine der im Revolutionsjahr 1848 errichteten
Markuskirche wurde 1957 gesprengt.
Die Daten und Fakten suchten
Satkes in akribischer Kleinarbeit
in Archiven und Museen zusammen. In nicht vorhersehbarer
Weise erfahre diese Ausstellung
einen „schmerzhaften Bezug auf
das aktuelle Weltgeschehen“,
meinten die Protagonisten in
Bezug auf die sinnlose Zerstörung im Irakkrieg anno 2003.
Im Juli vergangenen Jahres hatten die Heimatforscher bereits
das Schicksal der Petri-Kirche,
der Böhmischen-, der Dreifaltigkeits-, der Dorotheen- und
der Garnisionskirche dokumentiert, die in den Bombennächten
über Berlin ebenfalls zu Schutt
und Asche wurden.
Im heutigen Stadtbild erinnert
kaum noch etwas an diese historischen Bauten. Sie sind nicht
nur verschwunden, sondern
auch vergessen. Um so verdienstvoller ist diese in Berlin
einmalige Dokumentation im
Kaulsdorfer Turmmuseum.
Gelegenheit zum Ausstellungsbesuch im Museum der Kaulsdorfer Jesuskirche, Dorfstraße
12, ist immer sonntags ab 11
Uhr oder nach Vereinbarung
(Telefon: 567 72 33).
Ingeborg Dittmann
120 PS auf Rasen,
Sand und Wasser
Hoppegarten – Ein ganz besonderes Spektakel ist zu Pfingsten
(7., 8. und 9. Juni) auf der Galopprennbahn Hoppegarten zu
erleben. Dann trifft sich die internationale Hovercraft-Spitze
zur Endrunde um die Europameisterschaften. Die „schwebenden“ Fahrzeuge (in den 60er
Jahren von Bastlern in England
entwickelt) fliegen mit bis zu
120 PS über Rasen, Sand und
zwei Riesen-Wasserbecken.
Nach dem Rennen erwarten die
Besucher eine Offroud-Messe,
Beach-Volleyball-Wettkämpfe
und eine Open-Air-BeachPool-Party. Pfingstsonntag
spielen Purple Schulz und Dirk
Michaelis. Eintritt: 5/3 Euro,
Kinder bis 12 Jahre frei.
ID
Blau-Weiß lädt
zum Pfingstfest
Mahlsdorf/Waldesruh – Zum
Fest für die ganze Familie lädt
der FSV Blau-Weiß Mahlsdorf/
Waldesruh traditionell am
Pfingstsonntag auf den Sportplatz Waldesruh, Köpenicker
Allee 1a, ein. Ab 9 Uhr ist ein
Männer-Fußball-Turnier zu erleben, um 10 Uhr beginnt ein
buntes Bühnenprogramm. Außerdem: Ponyreiten, Torwandschießen, Bungee-Running, Bogenschießen und die Schlangenkönigin El Pythonia; Kuchenbasar, Grillstände und kleiner
Trödelmarkt. Von 10 Uhr an
kann das Tanzbein geschwungen werden.
ID
Siedlungsgebiete
Freibad? Wasserski? Beides? Oder Biotop?
7
Anwohner und Naturschützer wehren sich gegen kommerzielle Nutzung des Elsensees
Kaulsdorf – Haubentaucher
ziehen gemächlich ihre Kreise
auf dem See an der Elsenstraße
zwischen Mahlsdorf und Kaulsdorf Süd. Sogar die seltene Rohrweihe hat – wie nun schon einige Jahre – wieder im Schutze
des Schilfgürtels gebrütet.
Vor allem seit der Förderbetrieb
am Kiessee vor ein paar Jahren
eingestellt wurde, hat sich eine
wertvolle Biotop-Landschaft
rund um den See entwickelt. Am
eingezäunten Elsensee hatten
Tier- und Pflanzenwelt Ruhe
und Schutz, anders als in dem
nahe gelegenen Butzer See und
dem Habermannsee, an denen
sich im Sommer Tausende Badelustige tummeln – und ihre Spuren hinterlassen. Genau so wie
wilde Camper oder frei laufende Hunde. Und das, obwohl die
Seen in der Trinkwasserschutzzone liegen und Baden
dort gar nicht gestattet ist. Die
Behörden kommen dagegen jedoch nicht an. „Schließlich können wir die Seen nicht einzäunen“, heißt es im Amt.
Auf dem Plan
seit 1992
Nein, am Elsensee ist die Welt
noch in Ordnung. Noch. In nicht
all zu langer Zeit könnten sich
allerdings wahre Fahrzeugkolonnen zum Reservat zwischen Elsen-, Goldregenstraße
und Kressenweg auf den Weg
machen. Möglicherweise wild
am Wegesrand parken. Offizielle Parkplätze gibt es im Landschaftsschutzgebiet (noch?)
nicht. Der Grund? Dort, wo
einst Kies gefördert wurde, soll
jetzt ein Freibad nebst einer
Wasserskianlage entstehen. Der
Plan zum Bau eines Schwimmbades geht schon auf das Jahr
1992 zurück. Um die beiden
Seen nahe des Wasserwerkes zu
entlasten, hatte das Abgeordnetenhaus am 7. Mai 1992 den
Beschluss gefasst, den Elsensee
nach Ablauf der Schürfrechte als
natürliches Freibad auszubauen.
So ist es seit 1994 auch im Berliner Flächennutzungsplan ausgewiesen.
Lange suchte das Bezirksamt
nach einem Investor für das Vorhaben, für das es selbst kein Geld
hat. Dann kam einer, doch der
wollte eigentlich nur eine elektrische Wasserskianlage (mit allem Drumherum) errichten – die
Wasserski Ruhlsdorf GmbH.
Weil der Bezirk auf dem
Schwimmbad bestand und nun
auch einen entsprechenden
Beschluss zum Bebauungsplanverfahren „Elsensee“ (XXIII34) fasste, wurde ein Kompromiss ausgehandelt.
Protest
von Anwohnern
Als dies Anwohnern und Naturschützern zu Ohren kam – leider schaukelten auch viele Gerüchte die Stimmung hoch, weil
das Amt die Pläne hinter verschlossenen Türen hielt – machten diese mobil. Die Berliner
Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz e.V. (BLN) erstellte
ein mehrseitiges Gutachten über
das Areal. Eine Wasserskianlage
verstoße gegen Paragraph 26 a
des
Naturschutzgesetzes
(Schutz von Biotopen), sagen
die Naturschützer. Eine ins Leben gerufene Bürgerinitiative
der Anwohner sammelte bereits
mehr als 500 Unterschriften.
„Wir wollen nahe unserer
Grundstücke weder eine Wasserskianlage,
noch
ein
Schwimmbad“, sagt BI-Chef
Rougé Lüloff.
Entsprechend hoch schlugen
auch die Wellen während einer
ein solches Vorhaben, das dann
noch mehr Freizeittouristen anlocken würde als es jetzt schon
die Kaulsdorfer Seen tun.
Baustadtrat Svend Simdorn, der
in Vertretung von Stadtentwicklungsdezernent Heinrich
Niemann gekommen war, hörte
sich geduldig die Argumente der
Anwohner an und verwies auf
die Tatsache, dass die Entschei-
Das einzige Freibad in Hellersdorf, das Wernerbad, wurde von
den Bäderbetrieben auch noch geschlossen.
Foto: Nachtmann
gemeinsamen Sitzung der BVV- dung letztlich in der Hand der
Ausschüsse Siedlungsgebiete, Bezirksverordneten läge. In eiUmwelt und Natur sowie Öko- nigen Wochen werde der B-Plan
logische Stadtentwicklung am öffentlich ausliegen und die Bür27. Mai im Gymnasium am ger könnten ihre Argumente für
Elsengrund. Mehr als 50 An- oder gegen den Plan schriftlich
wohner waren zu Gast und for- formulieren. Bevor es jedoch so
mulierten ihre Bedenken. Sie weit ist, muss durch ein unabfürchten durch Bad und hängiges Gutachten geklärt werWasserskianlage nicht allein die den, ob für das Vorhaben eine
Lärmbelästigung, sondern auch Ausnahmegenehmigung (siehe
um die Qualität des Wassers Paragraf 26 a ) durch die Untere
(viele beziehen ihr Trinkwasser Naturschutzbehörde „unter Beaus Tiefbrunnen). Die Infra- rücksichtigung der Belange des
struktur (schlechte Straßen, kei- Gemeinwohls“ erteilt werden
Ingeborg Dittmann
ne Parkmöglichkeiten) verbiete kann.
jot w. d. kommentiert:
Rund 250 000 Einwohner hat unser Bezirk. Richtwerte des Landes
Berlin besagen: Auf jeden Einwohner muss statistisch 1 Quadratmeter Badefläche entfallen. Nun gibt
es im Großbezirk aber nur ein einziges Freibad – das Wernerbad in
Mahlsdorf. Und selbst das ist seit
diesem Jahr geschlossen, weil die
Berliner Bäder-Betriebe bislang
noch keinen Pächter für das Bad
an der Ridbacherstraße fanden. Seit
eh und je wird in den Kaulsdorfer
Seen und im Baggersee Biesdorf
gebadet. In ersteren ist baden eigentlich nicht erlaubt, letzterer hat
eine sehr schlechte Wasserqualität.
Beim Bau der beiden Großsiedlungen hätte das bedacht werden
müssen. Wurde aber nicht.
Nun soll der kleine Elsensee die
Rettung sein. Für 250 000? Und
Zugereiste, die durch eine Wasserskianlage angezogen werden?
Der Grundgedanke, durch ein
Schwimmbad im Elsensee (mit Eintritt und begrenzter Kapazität) die
„illegalen“ Badelustigen von den
beiden anderen Kaulsdorfer Seen
fern zu halten, geht wohl nur „auf
dem Papier“ auf. Wer zahlt schon
freiwillig Eintritt für ein an heißen
Sommer tagen überfülltes Bad,
wenn er’s nebenan für umsonst und
mit mehr Freizügigkeit haben
kann? Dazu kommen die berechtigten Bedenken des Naturschutzes, auch die der Anwohner.
„Gemeinwohl“ gegen all diese Faktoren auszuloten – dieses Vabanquespiel zu meistern, wird in
den kommenden Monaten eine
ernsthafte Herausforderung für
unsere Volksvertreter in der BVV
werden.
I. Dittmann
Workshop und erste „Messe“ vom Siedlungsverbund
Jahrestage sind Anlass, Bilanz
zu ziehen und Ausschau zu halten. Ein Jahr nach dem Start des
Siedlungsverbundes führte das
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf gemeinsam mit dem
Siedlungsverbund einen Workshop durch, um die Ergebnisse
der bisherigen Arbeit vorzustellen und über die weiteren Arbeitsschritte zu beraten.
Bezirksstadträtin Dagmar Pohle
konnte bei der Eröffnung des
Workshops auf konkrete Ergebnisse verweisen. Das wichtigste: Bürgerinnen und Bürger
können nunmehr bei der Geschäftsstelle nach Anbietern
nachfragen oder unter www.siedlungsverbund.de nachschauen. Sie finden dort für fast
jede Leistung mehrere Unternehmen, die in der Unternehmerplattform des Siedlungsverbundes ihre Leistungen anbieten. Damit ist er aus der Planungs- und Vorbereitungsphase
herausgetreten und zur Realität
geworden.
Vorgestellt wurden die Ergebnisse einer im Auftrag des Siedlungsverbundes vom Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e.V. /
Frau Heidrun Schmidtke erarbeiteten Marktanalyse zur
6-7.p65
7
Schwarz
Konnten sich über erste Erfolge „ihres“ Projektes freuen: Frank
Uelze, Erika Maier, Brigitte Schwope und Bernd Schönitz (v.l.n.r.)
bei der ersten Messe im Siedlungsgebiet.
Foto: Nachtmann
Nachfragesituation im Siedlungsgebiet Biesdorf-KaulsdorfMahlsdorf, der eine Befragung
der Bevölkerung und dort ansässigen Unternehmen vorausging.
Durch die Befragung wird bestätigt, dass es sehr wohl einen
Markt im Siedlungsgebiet für die
von den Unternehmen des
Siedlungsverbundes angebotenen Leistungen gibt. Differenziert nach Branchen und
Stadtteilen werden z.B. Defizite an Leistungsangeboten, Wünsche nach zusätzlichen Angeboten, Kriterien bei der Entscheidung für den einen oder anderen
Leistungsanbieter (Preis-Qualität-Nähe), die Ausstattung und
Nutzung von Computertechnik/
des Internets – und das wiederum differenziert nach Familien
mit Kindern, Rentnern, Singles
– nachgewiesen.
Die Erkenntnisse der Marktanalyse werden nach dem
Workshop mit den Unternehmen des Verbundes branchenkonkret ausgewertet. Im zweiten Teil des Workshops wurden
von Prof. Erika Maier Ergebnisse der 80 Unternehmergespräche, die im Prozess der Formierung der Unternehmerplattform
des Siedlungsverbundes geführt
wurden, präsentiert. Diese Ge-
01.06.2003, 02:41
spräche brachten wichtige Erkenntnisse über die Lage und
Kompetenzen der Unternehmen, ihre Erfahrungen mit Kooperationen, ihre Erwartungen
an den Siedlungsverbund, aber
auch an die Ämter im Bezirk.
Kernproblem ist für alle die Verbesserung die Auftragslage, wofür vom Siedlungsverbund kräftige Unterstützung durch Lobbyarbeit in den Siedlungsgebieten, aber auch bei Investoren
und Wohnungsunternehmen erwartet wird.
In dem anschließenden Werkstattgespräch – geschickt moderiert von Prof. Dr. Stieler-Lorenz, Geschäftsführerin der
Core Business Development –
wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet. Bernd Schönitz
von der G.U.T. Consult GmbH
skizzierte – angeregt durch eine
Anfrage von Herrn Müller/Arbeitsamt Ost – Vorschläge für
die schrittweise Eigenfinanzierung des Verbundes.
Erika Maier, Sprecherin
des Siedlungsverbundes
Weitere Informationen zum
Regionalen Netzwerk Siedlungsverbund siehe www.siedlungsverbund.de bzw.
telefonisch über die Geschäftsstelle 54 98 13 79.
8
„Das Sparschwein“
Komödienaufführung im Springpfuhl
Am 8. und 9. Mai hieß es „Bühne frei“ für die 18-köpfige (mit
Zweitbesetzung) „Schauspielgemeinde“, die sich aus Schülern der Oberschule am Elsengrund zusammensetzte.
Sie spielten die Komödie „Das
Sparschwein“ von Eugéne Labiche, in der es um einen Spielverein geht, der nach jahrelangem Einzahlen in ein Sparschwein sich nun mal etwas von
dem Geld gönnen wollte.
Doch schon bei der Überlegung
und bei der danach anstehenden
Abstimmung mit Baucantin
(gesp. von Henriette), dem Steuereinnehmer und später auch Erzähler, was sie mit dem Geld
machen würden, trennten sich
die Meinungen der Kameraden.
Der Landwirt Colladan (gesp.
von Johanna) wollte mit dem
Geld auf einen Jahrmarkt fahren, Apotheker Cordenbois
(gesp. von Dana) lieber eine gebratene Gans kaufen. Léonida
(gesp. von Nadine) wollte eine
Reise nach Paris machen, weil
sie da ein Rendezvous mit einem „Unbekannten“ hat. Sie
überredet ihren Bruder Champbourcy (gesp. von Josefine) und
ihre Nichte und Champbourcy’s
Tochter Blanche (gesp. von
Katrin), für die Reise nach Paris zu stimmen.
Blanches Geliebter Félix (gesp.
von Alexander) wurde auch
noch überredet, und so wurde
die Parisreise mit Mehrheit gewählt.
Dort erwartet sie ein „Alptraum“ aus Missverständnissen,
Polizeiverhaftungen und anderen Verwicklungen. Das Stück
endet damit, dass alle gesund
und munter nach Hause fahren.
Das Publikum reagierte mit lang
anhaltendem Applaus auf das
Stück und war sichtlich begeistert. Immer wieder gab es Jubelrufe und kleine Lacher
zwischendurch.
Das Stück war gut inszeniert
und kam dem Original sehr nahe.
Die Rollen waren top besetzt,
und auch, wenn mal ein Versprecher kam – dem Stück schadete es nicht. Ganz im Gegenteil, das machte das Stück noch
lebhafter und sie fielen auch gar
nicht mal weiter auf. Es gab
weder Passagen, die schlecht
gesprochen waren, noch solche,
wo man nicht den Inhalt verstand. Die Schüler spielten mit
sehr viel Leidenschaft und man
merkte schon am Anfang, dass
sie sich richtig für das Stück reingekniet haben. Doch auch die
Kleidung war der damaligen Zeit
gut angepasst. Nicht zu übertrieben, aber auch nicht zu „lumpig“.
Kurz gesagt: Eine gelungene
Aufführung mit großartigen
„Schauspielern“ und einem Publikum, das danach ganz aus
dem Häuschen war.
Anne Platsch
Die Jugend-BVV hat ihre Arbeit aufgenommen. Junge
Leute wollen sich in die Politik einmischen. jot w.d.
sprach über diese Art der Beteiligung
mit
Alfhild
Böhringer. Sie ist Pressesprecherin der Jugend-BVV.
Juni 2003 um 17 Uhr im Ratssaal Hellersdorf.
jot w.d.: Wieviele Mitglieder
sind das und wer ist darunter?
Alfhild: 48 Mitglieder sind angemeldet, aus den einzelnen
Parteien – zum Beispiel Bjoern
Tielebein aus der PDS – aber
auch aus Schulen und Klubs.
Was macht die Jugend-BVV?
jot w.d.: Was wird überhaupt
gemacht in der Jugend-BVV und
wie geht es weiter?
Alfhild: Es sind verschiedene
Aktionen gegen Probleme geplant. Welche Aktionen, ist
noch nicht festgelegt. Die Jugend-BVV muss sich da noch
beraten. Der Termin für die
zweite BVV-Sitzung ist der 3.
jot w.d.: Wie funktioniert die Jugend-BVV?
Alfhild: Eigentlich so ähnlich
wie bei der „richtigen“ BVV.
Nur hier gibt es keine feste
Form. Das heisst, die Mitglieder werden nicht direkt in Parteien aufgeteilt. Es geht halt alles etwas lockerer und jugendlicher zu.
jot w.d.: Welche Ziele gibt es?
Alfhild: Im Vordergrund stehen
bei uns die Rechte für Jugendliche, die in den Ausschüssen
konkret besprochen werden.
jot w.d.: Gibt es spezielle Ansprechpartner?
Alfhild: Ansprechpartner sind
immer die Sprecher der Ausschüsse und der Vorstand.
jot w.d.: Sind die Sitzungen öffentlich?
Alfhild: Ja. Da kann jeder kommen.
Fragen: Anne Platsch
Jugend
Kisten-Info Juni
Hallo Kisten-Freunde,
ich bin Alex, 18 Jahre alt und seit gut
einem dreiviertel Jahr im ehrenamtlichen
Klubaktiv der Kiste dabei. Ich bin hier
als Praktikant und kümmere mich eigentlich um alles, also um den Tresen, die
Filmvorführung, die Öffentlichkeitsarbeit
und was eben so anfällt. Besonders kümmere ich mich um die Veranstaltungen des
Trägervereins „Steinstatt e.V.“, wie die
Soli-Konzerte, die ein wenig zusätzliches
Geld in unsere leeren Kassen bringen sollen. Später möchte ich
Erzieher werden oder Sozialpädagogik studieren. Dafür habe
ich bereits einige Praktika gemacht. Wenn Ihr mehr erfahren
wollt, kommt doch einfach mal vorbei, wir brauchen immer
wieder neue Mitstreiter. Und hier ein Auszug unseres Programms
für den Juni:
FILM:
„Herr Wichmann von der CDU“ 5.-11. Juni: Der Top-DokFilm über einen ambitionierten, aber chancenlosen Wahlkämpfer.
Und ein Stück Aufklärung über „deutsche“ Demokratie.
Diskussion am 10. Juni, 18 Uhr.
„Give me back my youth“ am 17. Juni im Filmklub – vorgestellt von Chung-Noh Gross vom Korean Council in Berlin.
MUSIK:
„Tabbo“ & „Dropped Science“, 6. Juni, 21.30 Uhr: PunkRock
und Metal aus Berlin
ETC.:
Der Top Act des Monats: The Doors am 20. Juni ab 20 Uhr.
Zunächst der Doors-Film von 1990, anschließend Konzert mit
der Doors-Revival-Band „the lizard kings“
Anlässlich 15 Jahre Steinstatt: 27. Juni ab 20 Uhr mexikanischer Abend, u.a. mit dem Film „Frida“ und der Gruppe
„Mariachi dos Mundos“; 28. Juni ab 17 Uhr schwedische Mittsommernacht mit den Filmfiguren Michel, Pippi und Ida. Am
29. Juni Film-Flohmarkt: Programmhefte, Plakate, Fotos etc.
Kiste, Heidenauer Straße 10, Tel. 998 74 81
Für Mädchen am Vormittag
Der Mädchenklub „Hella“, Tangermünder Str. 2a – die einzige kommunale
Jugendfreizeiteinrichtung in Marzahn-Hellersdorf, die ausschließlich mit Mädchen arbeitet – hat jetzt auch vormittags für junge Frauen ab 16, die ohne
Ausbildung bzw. ohne Lehrstellenplatz, schwanger oder bereits Mütter sind
und Arbeit suchen, geöffnet für Kontakte und Meinungsaustausch. -rosi
Kinder – Die Vergessenen unserer Gesellschaft?
Fachdebatte über „Kindsein in Marzahn-Hellersdorf“ benannte Defizite
„Hätte nie gedacht, mit wieviel
Problemen Kinder konfrontiert
sind bzw. bewältigen müssen“,
so formulierte eine Beobachterin des Fachgesprächs „Kindsein in Marzahn-Hellersdorf“
am 16. Mai ihren Eindruck.
Dazu hatte das seit nunmehr 10
Jahren im Bezirk tätige Kinderund Jugendbüro Zuständige aus
Ämtern und Praktiker aus Lebensbereichen von Kindern eingeladen, um öffentliche Verantwortung für das gesunde Aufwachsen der Kinder im Bezirk
zu diskutieren und Erfordernisse kindorientierten Handelns in
Zeiten dramatischer Finanzkürzungen abzustecken.
Kindheit heute bedeutet: ungesicherte soziale Bindung, Wettbewerbs- und Konkurrenzgesellschaft schon in der Grundschule, kommerzialisierter Bildungsmarkt und Freizeitwelt,
Verstädterung infolge Verknappung von Spiel- und Erfahrungsräumen, gesundheitsschädliche
Umwelteinflüsse, zunehmende
soziale Differenzierung, nachhaltige Beeinflussung durch
Medien. Andere Fachstudien
konstatieren, dass ein Drittel der
So ist es nur ein Spaß; werden Kinder jedoch weiterhin allein
gelassen und an den Rand der Gesellschaft gedrängt, können aus
Wasser-Pistolen schnell auch „echte“ werden. Foto: Nachtmann
Kinder bereits stresskrank ist,
30 Prozent ständig Medikamente nehmen, ein Viertel belastet
ist durch Allergien.
Die leitende Ärztin des Kinderund Jugendgesundheitsdienstes
Marzahn-Hellersdorf stellte aktuelle Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen vor: Demnach sind bereits 12 Prozent der
Fünfjährigen übergewichtig, 17
Prozent haben Defizite der motorischen Fähigkeiten, 20 Pro-
zent weisen Sprachstörungen
auf, jedes zweite Kind wächst
in Raucherfamilien auf, jedem
Dritten wurde hinsichtlich psychischer Fähigkeiten wie Konzentration pädagogischer Förderbedarf attestiert.
Der Schulrat für Grund- und
Sonderschulen beschrieb die
veränderten Bedingungen und
Anforderungen für das Lernen
von Kindern. Strukturveränderungen sprich Schulschließun-
gen infolge sinkender Schülerzahlen haben ihre Wirkung auf
Kinder, das neue Schulgesetz
mit veränderter Schuleingangsphase braucht pädagogische
Konzepte und deutlich engere
Zusammenarbeit von Kita, Eltern, Schule und Jugendhilfe.
Die Schulpsychologin erläuterte den deutlichen Anstieg von
Anmeldungen mit Schwerpunkt
Verhaltensauffälligkeiten und
Schulverweigerung, der von nur
drei Fachleuten kaum bewältigt
werden kann. Notwendige
Lern- und Verhaltenstherapien
kosten Geld. Das Jugendamt hat
dafür wie auch für andere dringende Erziehungshilfen immer
weniger.
Alarmierend sind die Feststellungen im Sozialhilfebericht,
wonach jedes vierte Kind unter
6 Jahren im Bezirk von Armut
betroffen ist (vgl. jot w.d.-Bericht in Ausgabe 12/2002). Immer mehr Kinder brauchen pädagogische Freizeitbetreuung,
Sozialarbeit und Lebenshilfe,
weil Eltern und Schule Defizite
nicht bewältigen. Das stellte ein
Praxisreport des Kinderringes
in Marzahn-Nord fest. Umso
problematischer die Tatsache,
dass seit Jahresbeginn insbesondere Kinderprojekte infolge
Spardiktats schließen mussten.
Das Kinderbüro machte Quantität und Auswirkungen dieser
Entwicklung deutlich, belegte
exemplarisch anhand des Projekts Kiezdetektive, wie Spielund Sportmöglichkeiten für
Kinder eingeschränkt wurden.
Streetworker benannten, wie infolge der Schließung von Kinder- und Jugendfreizeitklubs die
Präsenz der 10- bis 14-Jährigen
auf den Straßen bis in die Nachtstunden zugenommen hat.
Trotz erstaunlicher Datenvielfalt gibt es eine ressortübergreifende Unkenntnis. Deshalb
müssen das Zusammenwirken
möglichst vieler Akteure und
Verantwortlicher stärker vernetzt, Informationen effektiver
bearbeitet und Ressourcen stärker gebündelt werden. Wenn im
Herbst das Forum „MarzahnHellersdorf – Aktions- und Bewegungsraum für Kinder“ stattfindet, wird bilanziert, was sich
bis dahin getan hat - zum Wohle
der Kinder.
Ina Herbell
Kinder- und Jugendbüro
Kultur
CD für Liebhaber:
„Mutter“ von
Rammstein
Als ich mir diese nun mittlerweile dritte CD von Rammstein kaufte, verließ ich mich
vor allem auf solche gut in den
Hitparaden des Rundfunks
dotierten Titel wie „Sonne“
und „Ich will“. Aber dieses
Album bietet viel mehr als
guten Hardrock, der durchaus
auch melodiös ist. Aufwänidge Arrangements mit Streichereinlagen, Kinderchor und
Sopranfrauenstimmen runden
den Hörgenuss ab. Etwas
nachdenklich hingegen haben
mich die Texte mit ihrem zumeist düsterem Inhalt, und
das ganz besonders im Hinblick auf Jugendliche gestimmt – ganz egal, ob von
einem scheintoten Kinde, einer Rabenmutter oder dem
letzten Kuss eines alten Ehepaares (bevor die Frau stirbt)
die Rede ist. Alles in allem ist
diese CD aber ein gelungenes
Album, welches auch für ältere Jahrgänge empfehlenswert ist.
Lutz Schuchert
9
Mann und Frau im Plattenbau
Cartoon-Ausstellung in der Hellen Mitte
Hellersdorf. Bei Gerd Wessel
kommt die viel geschmähte
„Platte“ bunt und ARTenreich
daher – als Schmetterling, Kater, Hahn, Schnecke und sogar
in Gestalt einer vollbusigen
Frau. Zuweilen läuft ein riesiger Hase über die Häuserfassaden. BMXer und Skateboarder nutzen abgestufte Dächer zur rasanten Abfahrt. Auf
einer Dachterrasse bittet ein
Mann seine Frau „Komm auf die
Schaukel, Luise“. Im „Hellersdorfer Stilleben“ sind zwei
Hochhäuser als Stühle verkleidet. „Kommt her, nehmt Platz,
hier lebt es sich gut“, so Wessels
Aussage.
Jedes der knapp zwei Dutzend
Cartoons, die seit dem 12. Mai
in der Ausstellung „ART-gerecht
wohnen“ an der Henny-PortenStraße 10-12 (Helle Mitte) zu
sehen sind, ist eine Art Liebeserklärung an die Neubausiedlung Hellersdorf. 18 Monate lang
(bis Dezember 2002) war der
Neuköllner Architekt und Zeich-
Begehrte Signets
Schlangestehen erinnert an alte Zeiten. Doch im CineStar gings
nicht um Bananen, sondern Puhdys-Autogramme. Foto: Dittmann
Hellersdorf – Wer hätte das
gedacht: Am 13. Mai strömten
Hunderte Fans zum CineStar in
der Hellen Mitte. Diesmal nicht,
um sich einen Film anzusehen,
sondern um persönlich Autogramme der Puhdys zu ergattern,
mit ihren musikalischen Lieblingen ins Gespräch zu kommen
oder zum Vorzugspreis die neueste Puhdys-Scheibe „undercover“ (siehe jot w.d. 5/2003)
zu erwerben.
Dieter „Maschine“ Birr, Dieter
„Quaster“ Hertrampf, Peter
„Eingehängt“ Meyer, Peter
„Bimbo“ Rasym und Klaus
Scharfschwerdt beantworteten
zwei Stunden lang viele Fragen
ihrer Fans zwischen 7 und 70
und schrieben sich die Finger
wund. Schon wenige Tage nach
Erscheinen des Albums gelangte es auf Platz 18 der TOP 20
der deutschen Albumcharts. Am
7. Mai wurde der Kultband aus
dem Osten, die nächstes Jahr ihr
35. Bühnenjubiläum feiert, innerhalb der ARD-Sendung „Festival des Deutschen Schlagers“
die „Goldene Europa 2003“ für
ihr Lebenswerk verliehen. Die
Goldene Europa ist der älteste
deutsche Musikpreis.
ID
Komposition in
Licht und Zeit
Theaterpremieren
im Springpfuhlhaus
Marzahn – Im Anschluss an die
Grafikausstellung „Freie Linie“
(noch bis 11. Juni, Galeriegespräch am 6. Juni, 18 Uhr)
gibt es in der Galerie „Klin“ an
der Ahrensfelder Chaussee 144
gleich eine neue Exposition. Die
russlanddeutsche Gruppe Klin
zeigt vom 13. Juni bis zum 2.
Juli eine „Komposition in Licht
und Schatten“. Die Galerie ist
montags bis freitags zwischen
15 und 19 Uhr geöffnet.
ID
Marzahn – Zwei Premieren allein im Juni meldet das Springpfuhlhaus am Helene-WeigelPlatz. Am 16. und 17. Juni zeigen Schüler der Otto-NagelSchule „Alles Liebe oder was“,
„Der letzte Wunsch“ und „Für
alle Delta-Team!“; am 19. Juni
lädt „Pina Colada“ erstmals zur
Aufführung der klassischen
Komödie „Viel Lärm in
Chiozza“ ein. Am 27. Juni gibt’s
wieder Impro-Theater.
RN
Ex-Stadtzeichner Gerd Wessel während der Ausstellungseröffnung
in der Hellen Mitte.
Foto: Dittmann
ner Gerd Wessel Hellersdorfs
Stadtzeichner. Und er hat in dieser Zeit mit viel Witz, Phantasie und einem Augenzwinkern
seine Vorstellungen vom „Stadtumbau Ost“ mit Pinsel und Zeichenstift aufs Papier gebracht.
„Eigentlich war die Großsiedlung ja schon immer so geplant“, sagt Wessel mit Schalk
in den Augen. „Wir bauen die
Platte nur zu Ende.“
Am besten, Sie machen sich
selbst ein Bild von den humorvollen Bildern des 65-Jährigen.
Gelegenheit dazu haben Sie
noch bis Ende Juni, jeweils montags 13-17, dienstags und donnerstags 9-17 und freitags 9-15
Uhr.
I. Dittmann
Auch fast 14 Jahre nach der
Wende sind Ausstellungen von
Arbeiten ehemals führender
DDR-Künstler nicht unbedingt
Alltag im Kunstgeschehen. Daher ist es durchaus verdienstvoll, dass Klaus Arnd und Hannelore Hintersdorf in ihrer Galerie im Kunsthof an der
Oranienburger Straße –
im absoluten Szeneviertel Berlins – nun
Werke von so bekannten
Malern und Grafikern
wie Fritz Cremer, Arno
Mohr, Herbert Sandberg
oder Gabriele Mucchi
zeigen. Das besondere
daran ist, dass es sich um
„Arbeiten aus dem
Nachlass“ handelt; zumeist Blätter, die teils
noch nie, teils schon sehr lange
nicht mehr öffentlich gezeigt
wurden. Eine Sonderstellung in
der Verkaufsschau nimmt die
Mahlsdorfer Künstlerin Johanna Jura ein. Darauf wies auch
Prof. Peter H. Feist in seiner
Einführung am Abend der Vernissage hin. Johanna Jura ist als
einzige Frau neben sechs Männern vertreten. Sie wurde als einzige Bildhauerin unter lauter
Malern ausgewählt. Dies verdeutlicht, dass sie wohl zu Unrecht in den vergangenen
Jahren unbeachtet blieb,
wie auch in den 80-er
Jahren der DDR. Wem
die Darstellung einer
Auswahl ihrer Werke
auf Fotografien im Klub
JoyIn (siehe jot w.d. 3/
2003) gefallen hat, der
wird sich an den Originalen noch mehr erfreuen. Ein Besuch bei
Hintersdorfs lohnt also
nicht nur wegen der teils
witzig-ironischen Bilder eines
Herbert Sandberg, der melancholischen Zeichnungen eines
Heinrich Ilgenfritz oder der kräftigen Liebespaare von Fritz
Cremer.
RN
Späte Ehre
Friederike Krusche:
Malerei, Drucke
und Objekte
Seit dem 18. Mai zeigt die
Galerie M, Marzahner Promenade 13, die Ausstellung
„Friederike Krusche“ (Malerei, Drucke und Objekte).
Ob Lithographie, Gouache und
Wachs, Siebdruck, Druck-Collagen oder Radierung – das dafür verwendete Material reicht
von verschiedenen Stoffen bis
hin zu den unterschiedlichsten
Papierarten und lässt sich kaum
benennen. Doch auch ohne Farben zu benutzen, verwandelt
Friederike Krusche einen weißen Stoff in ein Gemälde, indem
sie mittels Ausbreitung abstrakte Schlupflöcher schafft, die
vom Tageslicht durchflutet werden können.
Im Verlauf ihrer jahrzehntelangen Arbeit hat sie eine eigene
Sprache entwickelt, mit Symbolen, die den Betrachter unmittelbar bis in sein tiefstes Unterbewusstsein ansprechen. Als
Beispiel seien hier die Werke
„Begegnung“, „Austausch“,
„Zwischenräume, die „Verschlüsselung“ oder der immer
wieder auftauchende „Skorpion“ genannt. Auf eine subtile
Art und Weise wird man fast
unbemerkt in neue räumliche
Welten hineingezogen, die fast
schon hypnotisch wirken. Das
Geheimnis könnte in der Vielschichtigkeit der Farben liegen,
die sich zwar vereinen, aber nie
wirklich miteinander vermischt
werden.
Neben der Malerei und der Lithographie waren es vor allem
immer wieder der Siebruck und
die Wachsmalerei, die die Künstlerin faszinierten. Symbolischen
Zeichen und geometrischen Formen verlangt sie deren innewohnende Magie ab und eröffnet neue Einsichten.
Friederike Krusche wurde 1964
in Lückendorf (Kreis Zittau)
geboren und studierte an der
Kulturakademie Berlin und an
der Kunsthochschule BerlinWeißensee. Nach ihrem Diplom
1997 avancierte sie zur Meisterschülerin bei Prof. Max Görner.
Claudia Udenta
Noch bis 22. Juni, Öffnungszeiten: sonntags bis donnerstags
von 13 bis 18 Uhr bzw. nach
Vereinbarung. Tel. 54 50 294
jot w.d. Buchtipp
Ich gebe zu Protokoll – Lotte Ulbrichts Erinnerungen
Seit wenigen Wochen erst auf
dem Buchmarkt und schon auf
der Bestseller-Liste weit vorn:
Das Buch Lotte Ulbrichts
„Mein Leben“, herausgegeben
von der Berliner Verlagsgruppe Neues Leben, Edition
Ost und Eulenspiegelverlag.
Lotte Ulbricht hat ein zusammenhängendes Manuskript
hinterlassen, seit 1996 diktiert
und fein säuberlich redigiert.
In ihren Lebenserinnerungen
wehrt sich Lotte Ulbricht insbesondere gegen den Vorwurf,
sie habe Walter Ulbricht dominiert und seine politischen
Entscheidungen wesentlich bestimmt. Will man ihren Aussagen glauben, haben die beiden kaum über die Politik von
SED-Führung und DDR-Regierung gesprochen.
Einer zweiten Verleumdung, sie
habe nach dem Tod von Walter
Ulbricht die DDR verlassen und
die Schweiz um Asyl bitten
wollen, tritt sie energisch entgegen. Vermutlich hätte die neue
Parteiführung unter Honecker
sie gern außer Landes gesehen
und totgeschwiegen.
In diesem Buch stoßen Leser auf
interessante und zuweilen auch
belustigende Begebenheiten. Für
Lotte Ulbricht war das Lesen
wichtig und ein Hochgenuss.
Korrespondenzen mit Wissenschaftlern anerkennen ihren
Wissensdrang und ihr Werturteil. Ob das vielfach gescholtene
Wort vom „Überholen ohne
einzuholen“ etwas mit Lotte Ulbrichts wissenschaftlichen Überlegungen zu tun hat,
muss der Leser selbst herausfinden. Noch im hohen Alter
reiste sie an die Mosel und nach
Paris. Ein vorlauter Mitreisender meinte, dass sie sicher sehr
froh darüber sei, nach dem Fall
der Mauer nun endlich nach
Paris reisen zu können.
Prompt antwortete sie: „Männeken, ich war schon in Paris,
da gab es Sie noch gar nicht!“
Von Frank Schumann, Herausgeber des Buches, war überdies zu erfahren, dass Lotte
Ulbricht auch noch in die USA
reisen wollte; die seien doch
gar nicht so weit weg.
S. Birkner
10
Wie wertvoll ist uns das Wuhletal?
Planung für den Landschaftsraum hätte längst erfolgen müssen
Mindestens 5000 Jahre menschlicher Besiedlung haben das
Gebiet unseres heutigen Bezirkes geprägt, auch den Landschaftsraum Wuhletal. Menschliche Eingriffe machten das Gebiet dieser nacheiszeitlichen
Schmelzwasserrinne zu einem
Stück Kulturlandschaft. Und so
kann es auch bei den aktuellen
Diskussionen nach der Schließung des Klärwerksableiters
(auch „Neue Wuhle“ genannt)
nicht um die Bewahrung oder
Wiederherstellung irgendeiner
„Wildnis“ gehen.
Jetzt sollte es darum gehen, wie
der Landschaftsraum Wuhletal
künftig gestaltet sein soll und
inwieweit Platz gelassen oder
geschaffen wird für erlebbare
Natur. In wertvollen Biotopen
wie dem Weidengrund, den Anstaubereichen in der Nähe des
Kienberges und den Kaulsdorfer
Teichen finden sich heute noch
Vorkommen zahlreicher auf der
Roten Liste stehender bedrohter Pflanzen- und Tierarten; die
Rotbauchunke, die Rohrweihe
und der Eisvogel seien nur beispielhaft erwähnt. Diese zu erhalten, ist eine politische Verpflichtung.
Meine Vision des Landschaftsraumes Wuhletal ist die einer
„Erholungslandschaft mit dem
besonderen Wert erlebbarer Natur“. Das Bezirksamt hingegen,
namentlich Umweltstadtrat
Heinrich Niemann, bleibt – wie
auch eine dem Umweltausschuss übergebene Vorlage – bei
Allgemeinplätzen stehen.
Seit Wochen erhitzt die Diskussion um das Wuhletal die Gemüter im Bezirk und darüber
hinaus. Um diese Diskussion zu
versachlichen und das Problembewusstsein zu schärfen,
hatte der Kreisverband Marzahn-Hellersdorf von Bündnis
90/Die Grünen zu einer geführten Wanderung durch das Wuhletal eingeladen.
Dabei erinnerte Nickel von Neumann an Versäumnisse des Senats, der seit 1995, seit dem Beschluss, das Klärwerk Falkenberg zu schließen, keine konkreten Schritte unternommen habe,
die Folgen der Schließung für
das Tal wenigstens abzumildern. „Wir können aber nicht
mehr abwarten, bis die Schäden
sichtbar werden, dann kann es
für Reparaturen schon zu spät
sein“, sagte er.
Maria Hartwig wollte mit dieser Wanderung Probleme bewusst machen, klären, was überhaupt möglich ist, und wo die
Grenzen der Zuständigkeit des
Bezirksamts liegen. Sie erinnerte daran, dass Alte und Neue
Wuhle als Gewässer II. Ordnung in die Zuständigkeit des
Senats fallen. Das Bezirksamt
ist nur zuständig für die Feuchtbiotope und die stehenden Gewässer rechts und links des
Laufs der Wuhle. Deren Zustand hängt aber auch am Zu-
10-11.p65
10
Schwarz
Für die wertvollen Biotope, die
laut seiner Aussage „möglichst
erhalten bleiben sollen“, hätten
schon vor längerer Zeit Maßnahmen vorbereitet werden
müssen und können. Die Entscheidungen darüber werden bis
heute ausgesessen. Den Bau
bzw. Ausbau des Wuhlewanderweges sehe ich als einen wichtigen Beitrag, das Wuhletal als
Landschaftsraum einer behutsamen Erholungsnutzung zu erschließen. Aber die Wegeerschließung ist noch kein Wert
an sich. Wanderwege könnte
man auch an „englischem Rasen“ vorbeiführen, ohne dass
der Laie Mangel empfindet. Wir
sollten zu einer Geschäftsgrundlage bezüglich des Wuhletales
finden, auf der nach Mitteln und
Wegen gesucht wird, die Artenvielfalt zu erhalten und behutsam erlebbar zu machen. Hierzu bedarf es einer Verständigung
zu politischen Prioritäten im
Rahmen der Entwicklung des
Landschaftsraumes, auch in der
Arbeitsgruppe, die besagte
Bezirksamtsvorlage qualifizieren soll.
Frank Beiersdorff
Vors. Umwelt-Ausschuss
Wuhletal
Grüne Jugend:
Niemann soll
Bedenken
ernst nehmen
Verwunderung herrscht bei
der Grünen Jugend MarzahnHellersdorf über Umweltstadtrat Heinrich Niemann.
Hatte dieser doch im Hinblick
auf das Wuhletal u.a. festgehalten: „Als Biotoptyp sind
nicht dauerhaft wasserführende Gewässer aufgrund
ihrer Seltenheit wertvoller als
ganzjährig wasserführende
Teiche. ... Eine Gefährdung
der Amphibien durch Schließung des Klärwerks ist damit
ausgeschlossen.“
Diese Einschätzung erscheint
uns sehr fragwürdig. Sowohl
Vor-Ort-Besuche als auch die
Analyse durch Fachleute der
IG Wuhletal, des NABU und
der Lokalen Agenda widersprechen dieser Niemannschen Ansicht. Deshalb wird
Niemann aufgefordert, die Bedenken ernst zu nehmen und
seiner Verantwortung für Umwelt und Bürger gerecht zu
werden.
Bio-Idee im
Bezirksamt
verschollen
Trockenheit unterm Brückenbogen – immer weniger Naturfreunde glauben den Verheißungen des
Bezirksamtes, das Wuhletal werde nicht völlig austrocknen.
Foto: Nachtmann
Die Zeit drängt
Ortstermin der Bündnisgrünen im Wuhletal
stand der Wuhle. Diesen Zusammenhang gelte es zu sehen.
Auch die Kappung des Zuflusses aus dem Klärwerk nach seiner Stillegung ist eine Nutzungsänderung, für deren Fol-
Millionen Euro jährlich von den
Wasserwerken eingenommen
habe. Die für das Wuhletal im
Haushalt eingestellten 1,3 Millionen müssten auch tatsächlich
für den Erhalt dieser für Berlin
Ob Heinrich Niemann jemals wieder so fröhlich vom Kienberg ins
Wuhletal schauen wird?
Foto: jot w.d.-Archiv/Deubler
gen der Senat nach Paragraf 26a einmaligen Naturlandschaft einBerliner Naturschutzgesetz die gesetzt werden. Dr. Niemann
Verantwortung trägt. Er hat da- sah sich veranlasst, vor „Panikfür zu sorgen, dass Folgeschä- mache“ zu warnen. Trotz niedden so gering wie möglich blei- rigem Wasserstand gebe es grüben und die Artenvielfalt erhal- ne Auenwiesen.
ten wird.
Die bange Frage „Wie lange
Umweltstadtrat Heinrich Nie- noch?“ stellte sich am völlig
mann betonte, dass das Land ausgetrockneten Karpfenteich
Berlin für die Nutzung des Tal- und auch bei der Wanderung
raums durch den Klärwerksab- entlang der Kaulsdorfer Klärleiter über Jahre hinweg 8,5 teiche, die bis auf eine Rest-
feuchte am mittleren Teich völlig ausgetrocknet waren. Während Dr. Niemann immer wieder auf die extreme Trockenheit
der vergangenen Monate hinwies, sahen die Naturschützer
darin auch eine Folge des gesunkenen Wasserspiegels.
Für Dr. Niemann kann es nicht
darum gehen, den Zustand vor
der Schließung des Klärwerks
wieder herzustellen. Vielmehr
gelte es, den natürlichen Zufluss
durch Niederschläge behutsam
zu steuern. Das Wasser soll einerseits langsam abfließen, um
den Talraum feucht zu halten,
andererseits in Bewegung bleiben, damit es nicht fault. Solche
Bewegung ließe sich schon
durch einfache und vergleichsweise billige Baumaßnahmen
erreichen, wie z.B. Findlinge im
Flusslauf oder kleine Stautreppen wie in der Mündung der
Alten in die Neue Wuhle, erläuterte Frau Gittel vom Bezirksumweltamt.
Die Frage, ob nicht etwa die tiefer gelegene Sohle des Klärwerksableiters wie ein Entwässerungsgraben wirke, könne derzeit nicht beantwortet werden,
meinte Dr. Niemann. An dieser
Stelle zog Maria Hartwig das
Fazit dieser Ortsbesichtigung:
Wir dürfen nicht warten, bis das
Wuhletal austrocknet.
Bernward Müller
01.06.2003, 12:31
zum jot w.d.-Artikel
„Schildbürger im
Wuhletal“
Seit dem September 1998 liegt
dem Bezirksamt Marzahn (heute Marzahn-Hellersdorf) eine
Studie über die weitere Verwendung des Klärwerkes Falkenberg
unter dem Titel „Kompost
2002 aus der Biotonne – Vergärungs- und Kompostierungsanlage auf dem Gelände der Kläranlage Falkenberg“ vor. Sie wurde vom Ing.-Büro Bio Tech Umweltprojekte unter Leitung von
Dr.Wolfgang Tentscher erarbeitet. Dazu fanden öffentliche Beratungen bis ins Jahr 1999 statt.
Teilnehmer waren unter anderem: Arbeitsamt, Bezirksamt
Marzahn, Ing.-Büro BioTech,
Mitarbeiter des Klärwerkes.
Dieses Pilotprojekt für Berlin
fand allgemeine Zustimmung.
Die Berliner Wasserbetriebe
sind mit einer Nutzung einverstanden, dies ist in der Einleitung des Projektes festgehalten.
Die Zielsetzung war, „ ... eine
Lösung, die umweltgerecht ist
und die Interessen der Beteiligten berücksichtigt. Es sollen
nicht nur Technologien zum Einsatz kommen, die Arbeitsplätze
schaffen, sondern es sollen im
Wohnungsbereich Einsparungen
bei der Restmüllverwertung und
möglichst auch im Verwaltungsablauf der Wohnungsgesellschaften erzielt werden. Die Struktur
der Firma, die die Biotonnenanlage betreibt, soll eine transparente Gebührenstruktur zur
Folge haben. ... Die umweltgerechte Lösung liegt in der Erzeugung von Biogas und Kompost.“
Warum diese Idee nicht weiter
verfolgt wurde, ist und bleibt
wohl ein Geheimnis des Stadtbezirkes Marzahn. F. Friedrich
Gesundheit
Auf dem Rücken
der Kranken
Kein Ersatzbau für Klinikum Hellersdorf
Biesdorf – Erleichterung, dass
das Hellersdorfer Krankenhaus
bleibt, aber auch Enttäuschung
darüber, dass die Entscheidung
über den dringend benötigten
Ersatzbau auf 2006 verschoben
wurde, machten sich am 23. Mai
beim Podiumsgespräch über die
Zukunft des Klinikums Hellersdorf breit. Die Plakate im Saal
ließen keinen Zweifel an dem,
was Vivantes, Krankenhausmitarbeiter, Bürger und Politiker vor Ort vom Senat fordern:
„unendlichen Geschichte“ bewies. Noch im vergangenen Jahr
hatte das Land Berlin das Strategiekonzept von Vivantes (mit
Ersatzbau) bestätigt!
Bei der Entscheidung gegen den
Neubau am Standort Kaulsdorf
wird gerne auch argumentiert,
dass es in der Nordostregion ja
das supermoderne Unfallkrankenhaus Berlin in Marzahn gäbe.
Vergessen werde dabei allerdings, so Czaja, dass das ukb
nicht für die medizinische
Während der Podiumsdiskussion am 23. Mai auf dem Gelände
des Griesinger-Krankenhauses in Biesdorf.
Foto: Dittmann
„Spart nicht an der falschen Stel- Basisversorgung der 250 000
le! Marzahn-Hellersdorf braucht Marzahn-Hellersdorfer, sonsein Krankenhaus!“
dern als Krankenhaus der BeWie berichtet, hatte die Rot- rufsgenossenschaften (bundesRote Koalition auf Interventi- weit) für die Versorgung von
on von Berlins Regierendem Unfallopfern zuständig sei.
Klaus Wowereit und Senator
Neue Aufgaben
Peter Strieder den seit Jahren
für das Klinikum
geplanten (und bereits bestätigten) 45 Millionen Euro teuren Auch Bürgermeister Uwe Klett
Ersatzbau am Standort Kauls- äußerte sein Unverständnis über
dorf im April abgelehnt. Erst im die Senatsentscheidung. „Wesneuen Krankenhausplan (ab halb die Verschiebung auf 2005/
2006) soll das Thema wieder auf 2006? Gibt es denn neue Erder Tagesordnung stehen.
kenntnisse?“ Ein Arzt aus dem
Was der SPD-Fraktionschef im Westteil der Stadt befürchtete:
Abgeordnetenhaus Michael „Dieses Hinauszögern könnte
Müller mit Sparzwängen be- Vivantes in die Insolvenz treigründete, bezeichnete sein Ab- ben.“ Schließlich müsse nun erst
geordnetenhaus-Kollege Mario einmal in die maroden Gebäude
Czaja als „faulen Kompromiss“. investiert werden. Um sie dann
Denn der Bau hätte laut Vivan- vielleicht doch abzureißen?
tes privat errichtet werden kön- Ermutigend für die Anwesenden
nen, hätte sogar zusätzlich Ein- war das klare Votum für Hellerssparungen aufgrund der redu- dorf von Vivantes-Chef Schäfer.
zierten Bettenanzahl (statt 693 Das Klinikum soll innerhalb des
nur noch 371) gebracht.
landeseigenen KrankenhausKlärungsbedarf? verbundes sogar neue Aufgaben
übernehmen. So wird der BeWie lange noch? reich Sucht-Entwöhnung im
Doch diese Argumente wie auch Griesinger Krankenhaus nicht an
das Votum der zuständigen Se- einen anderen Ort verlagert, wie
natorin Heidi Knake-Werner für ursprünglich erwogen, sondern
den Bau in einer unterversorgten vor Ort sogar um zwei Häuser
Region Ost wischte der Senat erweitert. In Angriff genommen
vom Tisch. Dass der Kom- werden soll zudem ein privat erpromiss, so Michael Müller, die richtetes Ärztehaus am StandChance biete, „ganz in Ruhe“ ort Kaulsdorf, um die stationäüber die Zukunft des Klinikums re und ambulante Betreuung der
nachzudenken (da gäbe es noch Patienten besser zu vernetzen.
viele Fragen und Klärungsbedarf Dass der Ersatzbau dennoch
in der Fraktion), löste bei den kommen muss, bekräftigte Schämeisten Anwesenden indes fast fer am Ende der mehr als zweischon wieder Heiterkeit aus. stündigen Diskussion. „Wir
Geht das Tauziehen um den bleiben dran und warten nicht
Neubau doch schon seit Jahren auf 2006.“ Optimistische Wor(genauer gesagt seit 1995), wie te, die nicht nur die 1200 BeVivantes-Chef Wolfgang Schä- schäftigten wieder etwas gelasfer denn auch in einer akribisch sener in die Zukunft blicken lasdargebotenen Chronologie der sen.
Ingeborg Dittmann
10-11.p65
11
Schwarz
„Nichts über uns ohne uns“
11
Hilfe und Anerkennung für Menschen mit Behinderungen
Die EU hat das Jahr 2003 zum
„Europäischen Jahr der
Menschen mit Behinderungen“ erklärt. In Deutschland
steht es unter dem Motto
„Nichts über uns ohne uns“.
Ziel ist, Problemen und Interessen behinderter Menschen mehr Aufmerksamkeit
und eine größere Öffentlichkeit zu schaffen.
Marzahn – Nichts kann das
Leben eines Menschen so abrupt verändern wie die Folgen
eines schweren Unfalles. Wenige Sekunden genügen – und
nichts ist mehr so wie es war.
Unfälle im Straßenverkehr, auf
dem Weg zur Arbeit, in der Freizeit oder im Haushalt können
zu lebenslangen körperlichen
Behinderungen führen. Allein
durch Arbeitsunfälle erleiden in
Deutschland in jedem Jahr mehr
als 20 000 Menschen dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigungen. Als es Jan Fabis traf,
war er gerade mal 22 Jahre jung.
Der Bauarbeiter stürzte auf seiner Arbeitsstelle vom Gerüst.
Seitdem fesselt ihn eine komplette Querschnittslähmung an
den Rollstuhl. Der junge Mann
wurde nach seinem Unfall in der
Klinik für Urologie und im Zen-
Seit seinem Arbeitsunfall vor
acht Jahren ist Jan Fabian an
den Rollstuhl gefesselt. Seit zwei
Jahren ist er stolzer Vater von
Zwillingen.
Foto: Dittmann
trum für Rückenmarkverletzte
des Unfallkrankenhauses Berlin
(ukb) in Marzahn medizinisch
betreut. Seine Berufsgenossenschaft kümmerte sich um RehaMaßnahmen, beruflichen Wiedereinstieg und gab finanzielle
Hilfe beim Bau eines behindertengerechten Einfamilien-
hauses. Seit zwei Jahren ist Jan
stolzer Vater von Zwillingen.
Stefan Peter erlitt vor viereinhalb Jahren während einer Reise in der Dominikanischen Republik einen schweren Unfall.
Ein herabstürzender Ast führte
auch bei ihm zu einer Querschnittslähmung. Seitdem sitzt
der mehrfache deutsche
Schwimmmeister und Journalist
im Rollstuhl. In der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Marzahn habe er jede erdenkliche Hilfe erhalten, erzählt
der 38-Jährige. Dazu gehörten
bei ihm auch außergewöhnliche
Hilfsmittel wie ein Reise- und
ein Stehrollstuhl, sagt Prof. Dr.
Axel Ekkernkamp, ärztlicher
Direktor des ukb. „Seit über einem Jahr kann ich nun sogar
wieder in meinem Beruf als Reisejournalist arbeiten“, freut sich
Stefan Peter.
„Durch ganzheitliche RehaMaßnahmen wollen wir behinderten Menschen ermöglichen,
so gut und selbstbestimmt wie
eben möglich wieder am sozialen Leben teilzunehmen, ihnen
Akzeptanz und Anerkennung
verschaffen“, sagt Dagmar
Schittly vom Hauptverband der
gewerblichen Berufsgenossenschaften.
I. Dittmann
Monat der jungen Alten
Im Juni gibt’s die Seniorenwochen
Marzahn-Hellersdorf – Im
Rahmen der Berliner Seniorenwochen vom 7. bis 26. Juni findet am 19. Juni von 10 bis 13
Uhr ein „Festival des Seniorensports“ statt. Im Freizeitforum
an der Marzahner Promenade
55 wird zum sportlichen Wettbewerb eingeladen. Unter anderem in den Sparten Gymnastik,
Bowling, Schwimmen, Koronarsport und OstereoporoseGymnastik. Nebenbei werden
am gleichen Ort auch neue
Sportgeräte vorgestellt. Wer
will, kann sich fachlichen Rat
zur Gesundheit einholen.
Eine Woche zuvor, am 12.Juni,
lädt Peter Bosse unter dem
Motto „Wir schwelgen in Erinnerungen“ zu einer Filmplauderei ins Kreativzentrum an der
Senftenberger Straße 12/14 (26.
Kita) ein. Beginn 14 Uhr, Eintritt 1 Euro. Musikalisch-literarisch geht es am 17. Juni, ab
14.30 Uhr in der Seniorenfreizeitstätte „Pestalozzi-Treff“
ZITIERT:
Das intensive Ringen um den Ersatzbau für das Klinikum Hellersdorf bedeutet, den Anspruch unserer Bürger auf bedarfsgerechte wohnortnahe Krankenhausversorgung ernst zu nehmen.
Der Streit um die Zukunft der Berliner Krankenhauslandschaft und
der damit verbundene Bettenabbau darf nicht zu Lasten der
Hellersdorfer und Marzahner
gehen, einer Region, die ohnehin im Berliner Vergleich unterversorgt ist. Dr. Manuela Schmidt
Gesundheitsstadträtin
Marzahner und Hellersdorfer Senioren sind immer aktiv und mittenmang.
Foto: Dittmann
zu. Zu Gast in der Pestalozzistraße 1 a ist der Sänger Gunter
Wutell. Zu einem außergewöhnlichen Konzert bittet am 25. Juni
die „Harmonika Dance-Combo
Berlin“ in das Kulturforum Hellersdorf an der Carola-NeherStraße 1. Die „Musik am Nachmittag“ beginnt um 14.30 Uhr,
Eintritt 4 Euro. Übrigens: Die
Eröffnungsveranstaltung zu den
Berliner Seniorenwochen findet
am 7. Juni zwischen 10 und 17
Uhr auf dem Alex statt – u.a.
mit Chordarbietungen, einer Senioren-Talente-Show, Theater,
Volkstänzen und einer Seniorentrommelgruppe.
I. Dittmann
Ehrung für Karin Büttner-Janz
Als zweite deutsche Turnerin
(nach Maxi Gnauck) wurde
jetzt Dr. Karin Büttner-Janz
in die internationale „Hall of
Fame“ in Oklahoma City aufgenommen. Die weltberühmte
Turnerin ist seit vielen Jahren
Direktorin der Klinik für Orthopädie im Vivantes Klinikum Hellersdorf.
Karin Büttner-Janz gewann
zwischen 1957 und 72 bei
Olympischen Spielen, Weltund Europameisterschaften 15
01.06.2003, 12:31
Medaillen, darunter allein sieben bei den Olympischen Spielen in Mexiko-City und München.Ihren stärksten Wettkampf bestritt die Berlinerin
1969 in Landskrona, wo sie
vierfache Europameisterin
wurde. Zwischen 1957 und 72
war sie 20 Mal DDR-Meisterin. Nach Beendigung ihrer
sportlichen Laufbahn wurde
Karin Büttner-Janz zu einer
anerkannten Orthopädin und
Wirbelsäulen-Spezialistin. ID
12
Ein Bezirk und sein Image
Ruinen in Marzahn-Hellersdorf, Teil 1: Das ehemalige Gebäude des Weiten Theaters
Die Großsiedlung Hellersdorf
war vor knapp drei Jahren Vorzeigeprojekt bei der Weltausstellung Expo 2000. Zu recht.
Denn der „Bezirk im Grünen“
hat in den 90er Jahren an Attraktivität gewonnen. In der
einst tristen Schlafstadt wurden
Grünanlagen gebaut, Wohnungen saniert, Fassaden farbenfroh
gestaltet, schöne Spielplätze
und Wohnhöfe gebaut. Schicke
Jugendklubs wie Anna Landsberger (Marzahn) oder Eastend
(Hellersdorf), Begegnungsstätten für Jung und Alt (wie das
Haus am Hultschi 98) entstanden. Doch inzwischen stehen
immer mehr öffentliche Gebäude leer, sind dem Verfall preisgegeben – vor allem Kitas, Schulen, Bibliotheken oder Jugendklubs (wie der „Renner“ in Marzahn oder das „Studio Hellersdorf“), aber auch Gebäude, in
denen bis vor wenigen Monaten noch Leben herrschte. Wie
im „Weiten Theater“ an der Louis-Lewin-Straße.
Ein Sonnabend Abend im Mai.
Der „Theaterplatz“ an der Louis-Lewin-Straße ist verwaist.
Kein Mensch sitzt an diesem
lauen Frühsommertag auf den
Bänken des vor gar nicht allzu
langer Zeit hergerichteten Platzes. Kein Wunder, der Anblick
des unordentlichen Baulagers
nebenan (alte Fenster, Bauschutt) ist nicht eben beschaulich. Genau so wie der Anblick
des Hauses, in dem das einst
über die Grenzen des Bezirkes
bekannte „Weite Theater“ seine Spielstätte hatte. Seit Monaten steht es leer und gammelt
Deutsches Exil
in Frankreich
Lesetheater mit Bildern
Am 10. Mai jährte sich zum
siebzigsten Mal der Tag, an dem
die Nationalsozialisten unter
dem Gejohle eines sich „Studenten“ nennenden Pöbels auf dem
heutigen Bebelplatz in Berlin
die Bücher ihnen missliebiger,
nichts desto trotz weltbekannter Autoren verbrannten.
Der Lernbereich „Soziale Kulturarbeit“ der Alice-SalomonFachhochschule nahm das Jubiläum zum Anlass, Ausschnitte
aus den Werken der bekanntesten der damals gebrandmarkten Autoren zu gestalten. So
konnten die Zuhörer bekannte
Autoren wie Ludwig Marcuse,
Marta und Lion Feuchtwanger,
Erika Mann und Alfred Kantorowicz an Hand ihrer vorgetragenen Texte erleben. Dabei ging
es um Autoren, die während der
NS-Diktatur zeitweilig Asyl im
französischen Sanary sur Mer
fanden. Erlebnisberichte, politische Reflektionen und persönliche Befindlichkeiten, musikalisch umrahmt durch Kompositionen von Günther Discher,
wechselten einander ab. Eingeblendete Bilder aus dem Zufluchtsort versetzten den Zuhörer in die damalige literarische
Emigrantenwelt. A. Gaedecke
12-13-rot.p65
12
Schwarz
vor sich hin. Das Theater – ein
Stück Image von Hellersdorf –
hat sich eine andere Spielstätte
gesucht – außerhalb des Bezirkes. Wo sich noch vor wenigen
Monaten Jugendliche zu den beliebten Bandabenden einfanden
oder Familien zum Theatertag
– dort herrscht jetzt gähnende
Leere.
Jugendliche scheint es an diesem Ort genug zu geben. Aus
dem nebenstehenden Neubaublock dringt Stimmengewirr und
laute Musik. „Was soll das?“,
beschwert sich ein Mieter eine
Etage tiefer. Wenige Meter weiter, vor einem Supermarkt, haben sich ca. 20 junge Leute ver-
sammelt. „Was macht ihr hier“,
frage ich. „Na quatschen und
Musik hören“, sagt ein Mädchen. „Um diese Zeit waren wir
früher immer zum Bandabend
im Weiten Theater“, sagt einer
der Jungs.
Doch das bezirkseigene Haus
steht leer. Die Kommune hat
kein Geld, es weiter zu betreiben. Immer mehr nicht genutzte Immobilien werden dem
Liegenschaftsfonds Berlin
zwecks Vermarktung übergeben.
Doch der wird sie nicht los, bemüht sich wahrscheinlich nicht
mal darum. Genauso wie um die
leeren Kitas und Schulen und
Bibliotheken. Die Grundstücke
sind ja auch nicht so lukrativ wie
die in der City.
Eine „Puppenstube“
wollte WoGeHeChef Rudi Kujath
aus Hellersdorf
einst machen.
Wenn der kulturelle und soziale Abbau, wie er sich
derzeit andeutet,
weiter fortschreitet,
könnte Marzahn-Hellersdorf in ein paar Jahren
nicht mal mehr in die Zeiten der „Schlafstadt“ zurückfallen, sondern zur
Geisterstadt werden.
Inge Dittmann
Eigentlich müsste der „Theaterplatz“ vor dem ehemaligen Weiten Theater wieder umbenannt werden, denn das Theater gibt es hier nicht mehr.
Fotos: Dittmann, Montage: Nachtmann
links und
Zehn Jahre
SOS-Familienzentrum
Hellersdorf – Zuckerwatte für
Kinder, genügend Getränke für
die Besucher und ein vielfältiges Bühnenprogramm,
was das Publikum zum
Jubeln brachte. All das
erlebte man am 17. Mai
im SOS-Familienzentrum, das sein 10-jähriges Bestehen feierte.
Wie schon im Vorfeld angekündigt, gab es ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm. Die Gitarrengruppe
spielte Hits wie „Lady in
Black“ und andere „Lagerfeuersongs“. Der Chor faszinierte das Publikum mit dem
Lied „We Have A Dream“ von
den „Deutschland sucht den Superstar“-Finalisten. Die Tae
Kwon Do-Gruppe zeigte einige Verteidigungsarten und ließ
die Besucher mit Gebrüll vor
Angst erstarren.
Ein gelungenes Fest, fanden die
Besucher. Auch die Kinder hatten genügend Spaß. Kein Wunder, wenn man die ganze Zeit
auf einer Hüpfburg herumspringt, an Bastelständen die
verschiedensten Sachen schneidet, verklebt und bemalt oder
Zuckerwatte bis zum Umfallen
bekommt.
Und was sagen die Veranstalter
zu dem gelungen Fest? Die freuen sich über die zufriedenen Besucher und planen schon die
Fete zum 20-jährigen Bestehen.
Anne Platsch
SOS-Familienzentrum
Alte Hellersdorfer Straße 77
12629 Berlin
Tel. 56 89 100
Der Froschkönig wacht im Hof der Sinne
Hellersdorfer Grüninspektoren überzeugten sich auf ihrem Frühjahrsspaziergang:
Nach Wohnungssanierung im „Roten Viertel“ werden Wohnhöfe neu gestaltet
Kerstin Beyer erläutert den Grüninspektoren die Pläne für den
„Garten der Sinne“; anschließend überzeugte sich die Mieterinitiative vom Fortgang der Bauarbeiten in den Höfen.
Hellersdorf – Inmitten des
Wohnhofes an der Lily-BraunStraße 84-96 – umgeben von
Hecken, Murmelbahnen, Klangsteinen und einem Glockenbäumchen – steht der Froschkönig. Sein Reich ist der „Hof
der Sinne“, 4500 Quadratmeter
mit duftenden Blüten, Sträuchern, Pflanzinseln, Weglabyrinthen und Spielräumen. Noch
sind die Arbeiten am Hof nicht
abgeschlossen. Doch die Hellersdorfer Grüninspektoren, ei-
ne Mieterinitiative der Wo GeHe, richtet schon jetzt ihre
besondere Aufmerksamkeit auf
das Kleinod in Kaulsdorf Nord.
Während des traditionellen
Frühjahrsrundganges der Inspektoren machten Landschaftsplaner Stefan Rampelmann und WoGeHe-Chef Rudolf Kujath auch auf zahlreiche
Mietergärten aufmerksam, die
hier entstanden. Insgesamt wurden im Roten Viertel rund um
den Cecilienplatz 2000 Quadratmeter mit Rosen bepflanzt.
3,5 km Hecke und 2200 weitere
Pflanzen kommen dazu.
Die 31 Grüninspektoren, die in
diesem Monat auf erfolgreiche
zehn Jahre zurückblicken können, sorgen hier wie in weiteren
27 Wohnhöfen, fast 80 Spielplätzen und 15 Bolz- und
Streetballplätzen für Ordnung
und Sauberkeit. Bei ihren regelmäßigen Rundgängen im Kiez
registrieren sie Müllecken, Schäden an Pflanzen oder Bäumen,
Graffiti-Schmierereien, zerstörte Bänke oder Spielgeräte. Jedes Detail wird in Beobachtungsbögen schriftlich erfasst
und weiter gemeldet, so dass
schnell Abhilfe geschaffen werden kann.
01.06.2003, 02:45
„Mädels – ihr könnt mich küssen!“
Fotos: Dittmann
„Solchem Bürgersinn für das
Gemeinwohl begegnet man heutzutage viel zu selten“, sagt Kujath, der stolz auf die rührige
Mieterinitiative ist. Klubleiter
Lothar Brückner: „Um die insgesamt 60 Wohnhöfe regelmäßig inspizieren zu können, brauchen wir noch mehr Mitstreiter.“ Na denn: Willkommen im
Klub!
Wer Interesse hat, kann sich
unter Telefon 99 01 559 melden.
Ingeborg Dittmann
rechts der Wuhle
Zuchterfolg auf
dem Tierhof
Alt-Marzahn
Auf dem Alt Marzahner Tierhof (neben der Windmühle)
wurde Ende April Aurora, ein
Stutenfohlen der Rasse „Altdeutscher Hausesel“ geboren.
Es ist das dritte Eselsfohlen dieser extrem vom Aussterben bedrohten Rasse, das auf dem Tierhof aufwächst. Jetzt, nachdem
die Ruhepause für das Muttertier vorüber ist, kann das sehr
lebendige und flauschige Eselsmädchen bestaunt, bewundert
und fotografiert werden. Der
von der „Agrarbörse Deutschland Ost“ betriebene Tierhof
verfügt über die größte Zuchtgruppe dieser Edelrasse im
Nordosten Deutschlands und
sichert mit seinem Zuchterfolg
das Weiterbestehen dieser Nutztierrasse.
Auch zahlreiche in den zurückliegenden Wochen geborene
Schaf- und Ziegenlämmer, frisch
geschlüpfte Hühner-, Entenund Putenküken sorgen auf dem
Tierhof Alt Marzahn für viel
Arbeit, Freude und besondere
Aufmerksamkeit. Umsorgt von
jungen Auszubildenden im Freiwilligen Ökologischen Jahr und
Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaften finden sie das besondere Interesse der Besucher.
Albrecht Voigt
Tierhof Alt Marzahn
Bürgerwille missachtet?
13
Anwohner der Südspitze wollen Parkplätze – Verantwortliche weichen aus
Marzahn – Das politisch nicht
uninteressante Pilotprojekt der
Stadtentwicklung Ost „Südspitze Marzahn“ sollte ein Vorzeigeobjekt werden. Nach dem
Abriss des Hochhauses Marchwitzastraße 1-3 sollte die entstehende Fläche mit Mitteln des
Senats in etwas „nachhaltig Verbessertes“ umgewandelt werden. Die renommierte Landschaftsarchitektin Birgit Hammer gewann den ausgelobten
Wettbewerb.
Doch schon nach den ersten
Bürgerzusammenkünften 2002
wurden Kritiken gegen das
Grünflächenkonzept in der an-
gedachten Form offenkundig
(jot w.d. berichtete). Denn der
vorhandene, hochfrequentierte
Hochhausparkplatz soll entsiegelt werden. Ein Gutachten besagt jedoch, dass 150 Parkmöglichkeiten im Wohngebiet
Marchwitza-/Luise-Zietz-Straße fehlen.
Die von verschiedenen Beteiligten als unflexibel beschuldigte
Landschaftsarchitektin Birgit
Hammer hinterließ bei einem
Gespräch den Eindruck von
Konsensfähigkeit. Die WBGMarzahn behauptet, das Konzept sei vorgegeben und sie könne mit dem Parkplatz gut leben,
weigere sich aber, neue Parkplätze mit zu finanzieren.
Auch Frau Antoni vom Stadtplanungsamt argumentiert eher
kontra Bürgerwünsche. Für
Parkplätze muss der Bezirk
nicht sorgen, in der Innenstadt
hat man auch keine Parkplätze
und so weiter.
Nun wird die Zeit knapp. Bereits im Mai sollte die Entsiegelung des Parkplatzes erfolgen.
Das würde vollendete Tatsachen schaffen. Dabei hatte sich
der Gebietsbeirat in einer Abstimmung mit großer Mehrheit
hinter die Wünsche der Bewohner gestellt. Sie wollen ja keinen
Stückwerk Süd
riesigen Parkplatz; es sollen jedoch einige Stellplätze erhalten
bleiben. Auch der Bauausschuss
zeigte sich gegenüber dem Anliegen der Bewohner aufgeschlossen. Stadtrat Heinrich
Niemann hat „aus planerischer
Sicht keine Einwände, wenn die
Privatbesitzer mitmachen“. Soll
heißen: Die WBG soll bauen.
Letzte Auskunft von Herrn Pfeifer war jedoch, es verlaufe alles
„nach Plan“.
Es hat den Anschein, als wollte
jeder Beteiligte das Problem einem anderen zuschieben. Bewohnerwünsche bleiben dabei
auf der Strecke. Ulrich Brettin
Trotz Unfertigkeit sollen Teile des Entwicklungsgebietes Biesdorf Süd
aus der Entwicklungsmaßnahme „entlassen“ werden – Ursache Geldmangel?
Sommerkonzert
im Kirchgarten
Biesdorf – Am Pfingstsonntag,
dem 8. Juni, um 21.30 Uhr, lädt
das ev. Gemeindezentrum
Biesdorf Süd an der Köpenikker Straße 165 zu einem Sommerkonzert ein. Das Ensemble
„Esprit“ bringt Salonmusik zu
Gehör, das „Saxophon-Quadrant“ lateinamerikanische
Musik, Pop-Improvisationen
sowie Volkslieder von Brahms.
Nähere Infos Tel. 514 63 54. ID
Ein Herz
für Hunde
Marzahn – Trotz des bisher
vom Bezirksamt abschlägig beschiedenen Willens der BVV, im
Bezirk ein Hundeauslaufgebiet
einzurichten, unternimmt Baustadtrat Svend Simdorn gemeinsam mit seiner Kollegin vom
Wirtschaftsressort, Dagmar
Pohle, einen erneuten Anlauf in
dieser Frage. Es soll am südlichen Nordring in Marzahn entstehen. „Es ist ein unhaltbarer
Zustand, wenn Hunde in der
Stadt nur noch mit Maulkörben
und an der Leine laufen dürfen“,
kritisiert Simdorn die sich stetig verschärfenden Bedingungen
für Hundebesitzer. „Die Tiere
haben einen Anspruch auf artgerechte Haltung“, verleiht er
seiner Forderung Nachdruck.
Problematisch wird der Bau des
Hundeauslaufs allerdings durch
die Notwendigkeit einer Einzäunung. Simdorn – selbst Besitzer zweier stolzer Tiere – hat
jedoch bisher kein Geld für sein
Vorhaben gefunden.
RN
12-13-rot.p65
13
Schwarz
Sollten jetzt bekannt gewordene Pläne des Senates Realität werden, drohen dauerhafte Brachflächen, Trampelpfade statt Straßen und
Wege und ein absoluter Mangel an Infrastruktur im Entwicklungsgebiet Biesdorf Süd. Derzeit verhandeln die Beteiligten aus Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bezirksamt und des Entwicklungsträgers „Baugrund“ über eine vorzeitige Entlassung großer Teile aus
der Maßnahme. Dies, obwohl eine Reihe im städtebaulichen Vertrag zwingend vorgeschriebener Erschließungsbauten nicht erstellt
wurden. Dazu zählen Straßen und Wege, eine Schule, gestaltete Freiflächen und mehr. Hintergrund des Senatsansinnens scheint ein
eklatanter Geldmangel des Entwicklungsträgers zu sein. Wie bekannt, geht die Vermarktung der Einfamilien- und Reihenhäuser nur
sehr schleppend voran. Einige Baufelder werden angesichts der Marktlage vermutlich überhaupt nicht mehr bebaut werden. Den
„Schwarzen Peter“ hätten dann jedoch die bereits ansässigen Bewohner gezogen.
Foto: Nachtmann
Extrem weise
Nur wenige Meter vom „bedrohten“ Klub „Anna Landsberger“ lässt das Bezirksamt
einen neuen Jugendklub bauen – mit zwiespältigen Begründungen
Marzahn – Kommt man an der
Landsberger Allee ungefähr in
der Höhe des Betriebshofes der
BVG vorbei, fällt einem stadteinwärts auf der rechten Seite
ein Schild auf, welches die Botschaft vom Neubau des Jugendklubs „Extremweit“ verkündet.
Nanu, ist mit einem Mal nun
doch der Wohlstand ausgebrochen, mag sich der von Agenda
2010 und der Schließung kommunaler Einrichtungen geplagte
Bürger fragen. Zumal der einige
hundert Meter weiter befindliche, gerade vor einigen Jahren
mit viel Geld aus dem Steuersäckel eingerichtete Klub
„Anna Landsberger“ ebenfalls
ums Überleben kämpft.
Sven Kohlmeier fragte in der
Sitzung der Bezirksverordneten
nach, Jugendstadträtin Manuela Schmidt verwies darauf, dass
der Investor die Einrichtung auf
eigene Rechnung erbaue und sie
dann kostenlos dem Bezirk zur
Verfügung stellen wolle. Soviel
Selbstlosigkeit im Zeitalter der
neoliberalen Globalisierung?
Nein, das Grundstück des alten
„Extremweit“ geht nämlich an
eben jenen Investor, wie Stadtentwicklungsdezernent Heinrich Niemann mitzuteilen wusste. Nun ist gegen einen solchen
Deal in Zeiten knapper Kassen
nicht unbedingt etwas einzuwenden, bliebe da nicht die Frage nach der Ausstattung der
neuen Einrichtung. Zwar sind
die Betriebskosten von 15 000
Euro jährlich eingestellt, doch
gibt es keinen müden Cent für
die Einrichtung. Stadträtin Manuela Schmidt widersprach sich
ein paar Mal selbst. Einen Umzug der bisher im Klub „Extremweit“ betriebenen Projekte verneinte sie mit dem Hinweis, dass
diese nicht in die dortige Struktur passten. Doch warum soll
dann das Musikprojekt aus dem
„Renner“ in den neuen „Extremweit“ ziehen? Passt dessen Profil hierher?
Auch der Hinweis auf die Aufwertung des Stadtraumes durch
den neuen Klub oder der Hinweis auf dessen „Insellage“ überzeugte nicht. Einige hundert
Meter weiter zu laufen, um beispielsweise den Klub „Anna
Landsberger“ zu erreichen, kann
nicht zuviel verlangt sein. Wegen der fehlenden Ausstattung
des neuen „Extremweit“ hofft
die Stadträtin auf Sponsoren.
Auf welche denn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten?
Während sich der Bezirk hier
den Luxus eines Neubaus leistet, werden anderswo gut erhaltene und funktionierende
Einrichtungen wie der Klub
01.06.2003, 02:45
„Treibhaus“ an der Allee der
Kosmonauten 170 aus dem
kommunalen Bestand heraus
genommen und das, obwohl sich
hier die Sponsoren schriftlich
bereit erklärten, alle Bewirtschaftungskosten zu übernehmen. Frau Schmidt gab hier die
jährlichen Kosten mit 28 000
Euro an, sie betragen aber nur
15 000, wie beim geplanten
Neubau in der Landsberger Allee. Zu diesem sprach die Stadträtin vom Interessenbekundungsverfahren zum gegebenen
Zeitpunkt. Doch müssten potenzielle Interessenten nicht
schon jetzt einbezogen werden?
Vielleicht hätten die ja dann auch
eine Idee, wo die fehlende Innenausstattung herkommt.
Alles in allem eine Posse, die
eher nach Schilda, aber nicht in
einen Bezirk der Bundeshauptstadt gehört. André Gaedecke
14
Postkasten / Vereine
Sozialberatung
Korbflechten
Hellersdorf – An jedem 2. und
4. Dienstag im Monat bietet das
SOS-Familienzentrum, Alte
Hellersdorfer Straße 77, von 16
bis 18 Uhr Sozialberatung an.
Es gibt Hilfe bei persönlichen
oder materiellen Notlagen sowie
gesundheitlichen Schwierigkeiten. Angeboten wird auch Unterstützung beim Klären von
Ansprüchen und Ausfüllen von
Anträgen.
Dienstags können auch Grundtechniken der Korbflechtkunst
von 15.30 bis 18.30 Uhr erlernt
werden. Info und Anmeldung
Tel. 56 89 100.
AP
Frauenunion hat
einen neuen
Kreisvorstand
Die Frauenunion Wuhletal hat
einen neuen Kreisvorstand gewählt. Neben der Kreisvorsitzenden Sabine Bünger gehören
Roswita Kirschniok, Karin
Portner, Uta Köchermann und
Elke Zielisch zum Team. Interessenten erreichen die Frauenunion Wuhletal über das Büro
der MIT, c/o Norbert Eyck,
Blumberger Damm 16.
-bü
Das Wort der Verfolgten
Steffen Mensching las in der ASFH
Den Ausklang der Veranstaltung
„Hochschule im Dialog“ zur
Erinnerung an die Bücherverbrennung vor 70 Jahren in Berlin bildete die Lesung aus einem
Buch, das in besonderer Weise
menschliche Schicksale im 20.
Jahrhundert lebendig werden
lässt. Der Autor Steffen Mensching las im Auditorium maximum der Alice-Salomon-Fachhochschule vor Studierenden
und Lehrenden der Hochschule, Leserinnen und Lesern der
Peter-Weiss-Bibliothek und interessierten Gästen aus seinem
neuen Roman „Jacobs Leiter“.
Tagebuchhaft wird über eine
Studienreise des Erzählers in die
USA berichtet. Freilich wurde
diese Reise im Jahr 1998 zu einer Zeitreise in die erste Hälfte
des 20. Jahrhunderts.
Jacobs Leiter stand in einem
New Yorker Antiquariat. Von ihr
aus besichtigte der Erzähler
Bücher, die deutsche Emigranten in den 30er Jahren mit ins
US-amerikanische Exil gebracht
hatten. Dabei interessierten ihn
weniger die Texte. Was er in den
Büchern fand, weckte seine
Aufmerksamkeit: Das waren
Lesezeichen, Zeitungsausschnitte, Spielkarten, auch Klee-
blätter, Exlibris und andere
Buchzeichen... Sie wurden zu
Ausgangspunkten für umfangreiche Recherchen und gaben
Anregungen für Geschichten
über die Vorbesitzer dieser
Bücher. A l t e
Menschen
vom Emigrantenstammtisch
halfen dabei.
So
konnte
Steffen Mensching einen lesenswerten
Roman schreiben, der in der
Peter-Weiss-Bibliothek entliehen werden kann.
Zu einem Höhepunkt der Lesung wurde die Übergabe eines
im amerikanischen Antiquariat
gefundenen Buchs über die Sozialarbeit der Alice Salomon an
die Leiterin des Alice-SalomonArchivs, Frau Adriane Feustel.
Dabei fiel das nachdenkenswerte
jüdische Sprichwort: „Dinge, die
man braucht, soll man weitergeben.“ Steffen Mensching hat
uns allen mit seinem neuen Roman ein wertvolles Geschenk
übergeben, Dank dafür!
Siegfried Birkner
Grünen-Vorsitzende kam ins Schloss
Beim zweiten „Grünen Schlossgespräch“ diskutierten Marzahn-Hellersdorfer Bündnisgrüne mit ihrer Bundesvorsitzenden Angelika Beer über „Bewaffneter Friede – Frieden
schaffen ohne Waffen“. Ihre
Erlebnisse auf dem Balkan hätten ihr gezeigt, dass es Situationen gibt, wo ihrer Meinung
nach von Außen mit Gewalt eingegriffen werden muss. Andererseits kritisierte sie das amerikanische Vorgehen im Irak
und wies darauf hin, dass eine
friedliche Lösung möglich gewesen wäre. Beer glaubt, die
nächsten Konfliktgründe auf
der Welt seien der Kampf um
die Ressource Wasser. Zum
Dank für den Besuch gab’s für
Angelika Beer von Nickel von
Neumann einen Blumenstrauß,
allerdings keine Sonnenblumen.
Foto: Stefan Ziller
Lebenshilfe auf eine andere Art
Klein, aber oho!
Der Spotless-Verlag von Klaus Huhn
Im Erzählcafé des Klubs 74 und
der Peter- Weiss-Bibliothek
stellte ein bekannter DDRSportjournalist sich, seinen Verlag und eines seiner Bücher vor:
Klaus Huhn
vom Spotless-Verlag erzählte Interessantes und
Bewegendes
aus seiner Lebensgeschichte und las Abschnitte aus
dem Erinnerungsbuch
„Spurt durchs
Leben“. Drei Begebenheiten
hatte der Autor ausgewählt und
damit den Nerv der Zuhörerinnen und Zuhörer getroffen: Wie
Klaus Huhn Journalist wurde,
wie er 1956 in Melbourne Filmberichte von den XVI. Olympischen Spielen für das DDRFernsehen „ergatterte“ und wie
er 1968 während einer Begegnung mit dem mexikanischen
Künstler David Siqueiros von
diesem lernte, dass man wohl
verlieren können muss, wenn
man gewinnen will. Das kannte
Klaus Huhn vom Sport her, und
nun hat er diese Lebensweisheit
persönlich beim hartnäckigen
Kampf um die Existenz des
1991 von ihm und seiner Frau
gegründeten Spotless-Verlags
erfahren. Mehr als 150 Bücher
hat dieser kleine Verlag inzwischen herausgegeben. In diesem
Zusammenhang berichtete
Klaus Huhn
über Schwierigkeiten, die beim
Verkauf der Bücher auftreten
und machte dennoch denen
Mut, die selbst schreiben und
veröffentlichen wollen. Sicher
gehören dazu literarisches Talent und Durchstehvermögen.
Glücklich kann der sein, der
heutzutage über einen festen
Leserkreis verfügt. Und dieses
Glück hat wohl der SpotlessVerlag. So war auch Huhns schelmische Feststellung zu verstehen, dass zwei deutsche Verlage über einen Buchklub verfügen, das sind der riesige Bertelsmann-Verlag und .... der kleine,
aber feine Spotless-Verlag. Noch
viele solcher und ähnlicher Bonbons verteilte Klaus Huhn an
diesem Abend. Schade, dass die
Zeit für Lesung und Diskussion bemessen war. Gern hätten
wir weiter Interessantes aus der
Huhnschen „Werkstatt“ erfahren.
Siegfried Birkner
Wirtschaftsstadträtin unterstützt
Gründerinnenzentrum im „Hafen“
Marzahn - Am Abend des 21.
Mai trafen sich 19 Existenzgründerinnen, Unternehmerinnen und Geschäftsführerinnen
zur dritten RE(E)DEREI seit
November 2002 im HafenGründerinnenzentrum an der
Schwarzburger Strasse.
Erstmalig luden Ines Hecker,
Projektleiterin des Gründerinnenzentrums, und Wirtschaftsstadträtin Dagmar Pohle gemeinsam ein. Als monatlicher Jour
fixe soll die Veranstaltung künftig den Gründerinnen und Unternehmerinnen als regelmäßiger
Termin der Information, des
Austausches und der Entspannung dienen. Weitere Interessentinnen sind immer willkommen.
Rund um das Thema „Aktuelles aus der Wirtschaft und Beschäftigungsförderung unseres
Bezirkes“ mit den Referentinnen Dagmar Pohle und Kerstin
Rehmer wurden viele Fragen
lebhaft diskutiert: Wen kontakte
ich in Förderangelegenheiten?
Wie werden regionale Projekte
und Netzwerke unterstützt?
Wie nutze ich den Lotsendienst
für Unternehmen in Krisensituationen? Welche Trends zeichnen sich in der Branchenentwicklung des Bezirkes ab?
Die Chance des Abends war, mit
der Wirtschaftsförderung ins
Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen sowie
Antworten von kompetenter
Seite oder Gleichgesinnten zu
bekommen. Die RE(E)DEREI
im Hafen-Gründerinnenzentrum dient der Etablierung eines regionalen Unternehmerinnen-Netzwerkes.
Die nächste Gelegenheit zur
RE(E)DEREI bei „Windstärke
und Wellengang“ bietet sich am
25. Juni, 19 Uhr. Auch Dagmar
Pohle will wieder dabei sein.
Sigrid Michel, Ines Hecker
Psychologische Veranstaltungsreihe der Peter-Weiss-Bibliothek
Die Peter- Weiss-Bibliothek
(Alternative Bibliothek Hellersdorf) hat eine Veranstaltungsreihe aufgelegt, die die Besucherinnen und Besucher zu einem
selbstbewussteren Leben anregen soll.
Im Abstand von jeweils vier
Wochen werden Sachverhalte
und Fragestellungen aus der
Psychologie erörtert und Anregungen für die Lebensführung
gegeben. Als Fachmann steht der
klinische Psychologe Dr. Andreas Peglau zur Verfügung. Bereits die erste Veranstaltung mit
ihm war aufschlussreich. Es ging
um Unbewusstes und seine Rol-
14-15.p65
14
Schwarz
le bei psychischen Vorgängen.
Peglau bezog sich stark auf die
wissenschaftlichen Ergebnisse
und die Theorie des Wiener
Psychiaters Sigmund Freud.
Dieser Wissenschaftler zählt
psychische Inhalte wie Erinnerungen und Erfahrungen, Wünsche, Gefühle und Träume, aber
auch Motivationen und Handlungen zum Unbewussten. Da
Freud und seine Anhänger den
Erwerb des Unbewussten in die
frühe Kindheit verlegen, weil
von Eltern und Schule kindliche
Bedürfnisse unterdrückt werden
und es deshalb zu schlimmen
Verdrängungen kommt, war es
nicht verwunderlich, dass in der
Diskussionsrunde die Kindererziehung und der Verdrängungskomplex eine große Rolle spielten. Es gab Übereinstimmung
darin, dass auf Erziehung nicht
verzichtet werden kann und sollte. Über die strenge Einhaltung
von Stillzeiten und Sauberwerden der Kleinkinder machte
sich jeder so seine Gedanken,
denn da wirkten noch immer die
Lügen über den sogenannten
staatlich gelenkten Psychoterror, denen die Kinder der DDR
angeblich schon im Krippenalter ausgesetzt waren.
Siegfried Birkner
Bei „Windstärke und Wellengang“ im Gründerinnenzentrum: Dagmar Pohle, Kerstin Rehmer, Ines Hecker und andere. Foto: Michel
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auf CD-Rom, jeweils 20 Euro.
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Öffnungszeiten: Mo. 13 - 17 Uhr,
Di/Do. 9 - 19 Uhr, Fr. 9 - 15 Uhr
Telefon: (030) 5 41 21 30 oder
(030) 9 95 35 08,
Telefax: (030) 99 90 15 61
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Bezirksvorstandsberatung *):
3.6. und 17.6.2003, 19.30 Uhr
Bürgersprechstunde *):
Petra Pau (MdB),
18.6.2003, 13 -15 Uhr
Anmeldung unter: 99 28 93 80
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15.6.2003, 10.00 Uhr, Klubkeller
Alt-Marzahn 64 mit
Rüdiger Warnstädt
„Recht so“
„Deutschlands originellster Richter“ liest aus
seinem Buch, in das er 80 der originellsten
Strafurteile am Moabiter Kammergericht aufgenommen hat.
Moderation: Norbert Seichter
Eintritt: 1,50 Euro
Politische Bildung:
„Linke Positionen zur Außen- und
Sicherheitspolitik heute“
18.6.2003, 19.00 Uhr, Klubkeller
Alt-Marzahn 64
Referent: Wolgang Gehrcke
(Parteivorstand)
Moderation: Prof. Hans-J. Gutjahr
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finden in der Henny-Porten-Str. 10-12 statt.
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Programm Juni
Pfingsten im St. Hubertus
8. und 9. Juni, ab 11 Uhr:
Musikalischer Pfingstfrühschoppen und Pfingstbrunch
Viele Leckereien vom großen Buffet im Saal
Musik im Garten mit Joe Althöfer am Keyboard
Wieder montags im St. Hubertus:
30. Juni, 14-17 Uhr (Einlass ab 13.30 Uhr):
Tanztee im Wintergarten mit Klaus Kuschel, Keyboard
Eintritt 7 Euro incl. Kaffeegedeck
Gartenfest im St. Hubertus
anlässlich von 250 Jahre Kiekemal
29. Juni, 11-15 Uhr (Garten)
Zum Kiekemal-Jubiläum veranstalten wir
ein kleines Kiezfest und begrüßen dazu
den Mahlsdorfer Männerchor
ein Kinderensemble der 32. Grunschule „Kiekemal“
und den Fanfarenzug Marzahn
Für Unterhaltung zwischendurch sorgt DJ Mastermix.
Zünftige Speisen aus Gulaschkanone und vom Grill.
Kulinarische Empfehlung im St. Hubertus:
jeden Montag „Essen satt“ mit Garnelen, Chicken Wings,
Western Haxen, dazu köstlices Dip und Baguette, soviel Sie wollen
jeden Mittwoch und Donnerstag „Steak spezial“ für je 6,50 Euro
Noch ist Spargelzeit, mit Spargel aus Beelitz
01.06.2003, 02:43
Letzte Seite
Am Rande der Gesellschaft,
also in Marzahn!
Ostermeier hetzt in der Schaubühne
gegen den Osten – Ein Boykottaufruf
Den Leninplatz im Osten haben sie
umgetauft, den Lehniner Platz tief im
Westen zum Glück nicht. Dort ist die
Schaubühne, in ihr Thomas Ostermeier.
Er inszenierte Marzahn-Hellersdorfer
Plattenbauten als Projektionsfläche für
Georg Büchners „Woyceck“. So weit so
gut.
Die Rezensionen berichten über ein Programmheft, das Schwarz-Weiß-Fotos des
Bühnenbildners Jan Pappelbaum zeigt.
Berliner Zeitung, wörtlich: „Aufgenommen in der Landschaft des Betons,
in der Landschaft der sozialpolitischen
Maßnahmen der SED, vor Heiner Müllers ‘Fickzelten’ ... An der U-Bahn-Linie nach Hönow kann man Vergleichbares betrachten: Ein begehbares Halbrund
aus Beton ist der Schaubühnensaal, an
die Wände gemalt achtstöckige, kontrastlos langgestreckte Mietskasernen,
hohe Überlandleitungen, keine Bäume.
Eine gepflasterte Böschung führt hinab
zu einem meterdicken Abflussrohr ...“
usw. Das schenken wir uns, denn am
Abflussrohr spielt das ganze Stück.
Der örtliche Gebührenzahler-Sender
Radio 1 mit Späßchen für Intellektuelle
bemerkte in seiner Rezension des
„Woyzeck“, man fühle sich an den „Rand
der Gesellschaft in die Plattenbauten
Marzahns, Hellersdorfs oder
Hohenschönhausens versetzt“.
Na danke, im
Namen von einer
halben Million
am Rande der
Gesellschaft dahin Vegetierenden!
Ich vermisse in
den Berichten
über das Stück allerdings ein Bühnenelement: Den
tiefen Graben, den es buddelt, um die
Vorstadt-Slum-Bewohner hier vor Ort
fernzuhalten von den Orten der Berliner Hochkultur. Apropos Hochkultur –
am Marzahner Abflussrohr zeigt Ostermeier solche interessanten Details wie
die Rasur von Schamhaaren, das sei hier
schon mal verraten.
Ich jedenfalls möchte über diesen Graben hin zur Schaubühne nicht springen,
diese Anstrengung möchte ich mir getrost ersparen. Ohne zivilisatorischen
Verlust, schätze ich. An Ghettos habe
ich keinen Bedarf. Weder an geistigen,
noch realen.
U. Clauder
Wer gehört hier
wann an die Leine?
Bei Hunden kenne ich mich aus. Der geschätzte Leser darf erinnert werden, dass ich vor dem
Krieg in meiner Heimatstadt Prag eine Hundezucht aus Straßenkötern aufbaute und mich
immerhin so recht und schlecht vom Erlös dieser Ich-AG über Wasser hielt. Deshalb merkte
ich auf, als in einer großen Zeitung dieser Stadt
nach den Meldungen über Geschwindigkeitskontrollen eine kurze Meldung gemeinsame
Kontrollen des Hellersdorf-Marzahner Umweltamtes, des Veterinäramtes und der hiesigen
Polizeidirektion im Wuhletal, am Seelgraben und
den Kaulis mit Zeit und Datum ankündigte.
Thema der Aktion: Sind die Hunde angeleint,
ist die Steuer bezahlt und tragen gefährliche
Rassen einen Beißkorb?
Sofort stellte ich mir hoch erfreut den Ablauf
der Aktion vor: Ein klitzekleiner Pekinese ist
auf dem Weg zum Chinesischen Garten, schwer
japsend zwischen Grashalmen drei Schritte hinter seinem nicht minder japsenden Frauchen.
Beide älteren Baujahres und wohlbeleibt, aber
leider, leider nicht angeleint. Nun ist es just die
angekündigte beamtenfreundliche Zeit, wochentags, ab 13 Uhr. Die Kontrolle kommt auf die
beiden Subjekte ohne Leine zu, ein bewaffneter und zum Fangschuss bereiter Polizist und
zwei mit Strafzetteln bewaffnete Beamte der
zuständigen Organe.
Die Frau hatte wegen Sehschwäche die Warnung vor den Hundeblitzern nicht gelesen und
ist einfach überrumpelt. Sie verteidigt sich noch
ein bisschen, dass sie doch gar keine Leine
brauche, so schlecht seien ihre Augen ja doch
noch nicht. Es hilft alles nichts, das Strafmandat wird schon geschrieben. Der Pekinese knurrt
leise, was den Beamten zur Steuerfrage provoziert: “Wieso muss ich Ihnen sagen, ob ich die
Steuer bezahle, das macht doch immer mein
Mann mit dem Steuerberater”, versucht Frauchen einzuwenden. Voller Diensteifer schreitet
der Polizist ein: “Aha, Widerstand gegen die
Staatsgewalt und Verweigerung einer Zeugenaussage, macht zusammen 200 Euro und Einzug des Hundes für zwei Wochen! Hier haben
Schmuddelkinder?
Marzahn-Hellersdorf – Auf einer Sondersitzung musste sich die BVV am 12. Mai erneut mit dem von Bürgermeister Uwe Klett
vorgelegten Ergänzungsplan zum Haushalt befassen. Dieser Plan entspricht einer Forderung
von Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses
und Senatsfinanzverwaltung. Hingegen erhielt
er bisher keine Zustimmung der BVV. Deshalb
hatte die SPD-Fraktion die mehrere Tausend
Euro teure Sondersitzung erzwungen. Wie erwartet, wurde der Plan erneut von den Verordneten in geheimer Abstimmung (nur 14
Ja von 43 Stimmen) abgelehnt. Sprecher
aller Fraktionen hatten zuvor auf die
Übernahme von Verantwortung im Bezirk hingewiesen.
So sieht also Verantwortungsübernahme aus: Unter Bedingungen einer „unrealistischen Zumessung“ von Finanzen könnten
die „sachlichen Mindestanforderungen“ im Bezirk nicht erfüllt werden, dem zu Folge könne
die PDS-Fraktion, wie Torsten Kläring darlegte,
dem Ergänzungsplan ihres Bürgermeisters nicht
zustimmen. Das klingt verdächtig nach „Weiter
wie bisher“, auch wenn Fraktionschef Klaus Jürgen Dahler sich im Namen seiner Fraktion für
„weitere Konsolidierungsbemühungen“ aussprach. Jedoch sei dieser Ergänzungsplan „eine
Zumutung“. Faktisch ändert sich nichts im Bezirk; der Plan bleibt für Klett Grundlage des
weiteren Handelns. „Was zur Schließung vorgesehen ist, wird auch geschlossen“, erteilte der
Bürgermeister vereinzelten Hoffnungen und
Forderungen eine klare Absage.
Doch auch das weitere „Wirtschaften nach Artikel 89 der Berliner Verfassung“ birgt einige
Risiken. Klett deutete leider nur in einem Nebensatz darauf hin, dass der Bezirk MarzahnHellersdorf bereits in Kürze vor der Zahlungs-
1-16.p65
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unfähigkeit stehen könnte. Dies bedeute dann
automatisch die Zwangsverwalltung. Gleiches
droht dem Bezirk, darauf hat jot w.d. mehrfach
hingewiesen, wenn die Forderung von Senat
und Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses,
bis 30. Juni einen Haushaltsbeschluss der BVV
vorzulegen, nicht erfüllt wird. Daran lässt auch
Finanzsenator Thilo Sarrazin keinen Zweifel.
Gut möglich, dass SPD und PDS im Abgeordnetenhaus noch einmal über den „Fall MarzahnHellersdorf“ verhandeln müssen. Für Paul Hofmann, den CDU-Fraktionsvorsitzenden, hat sich
jedenfalls die Position des Bezirkes erneut
verschlechtert. Er sieht seine Kollegen als „Schmuddelkinder der
Landes-PDS“ und befürchtet, MarzahnHellersdorf würde das
„Schmuddelkind der Berliner Bezirke“. Eindringlich stellte er sich hinter
Kletts Pläne. Denn erstmals würde „die Neuverschuldung tatsächlich gestoppt“.
Dass dies nicht auf ungeteilte Zustimmung treffen werde, war Hofmann klar. Entsprechend klangen die Forderungen der Ausschuss-Vorsitzenden. Irina Hirseland fürchtet um das Zusammenbrechen der Frauenprojekte, Ute Thomas
hält es für „untragbar“, dass es ein halbes Jahr
lang keine Spiel- und Beschäftigungsmittel für
die Kindergärten gäbe, Peter Bolle sagte ganz
einfach: „Wir brauchen Kohle.“ SPD-Fraktionsführer Klaus Mätz bekannte Klett gegenüber:
„Irgendwo können Sie mir auch leid tun.“
Mithin werden also die politischen Kämpfe zwischen Land und Bezirk weiter auf dem Rücken
der Bewohner ausgetragen. In „richtigen“ Regierungen tritt der Chef zurück, wenn seine
eigene Fraktion ihn nicht mehr stützt. Aber ein
Bezirksamt ist ja keine Regierung, zumindest
keine „politische“.
Ralf Nachtmann
Sie den Hundeverwahrungsschein
für Zelle 284C im
Tierheim Falkenberg, wo Ihr Hund
mit drei Pit Bulls
einsitzen wird!”
Nun gut, wenden
wir uns an dieser
Stelle vom zutiefst deprimierenden Geschehen
am Tatort ab und einem weiteren Tatort zu:
Am Tage der Kontrolle jogge ich abends durch
das schöne, noch nicht ganz trocken gelegte
Wuhletal, die Fasanenhähne krähen und die
Vögel pipsen, die Frösche sind ob des örtlichen
Wassermangels weg, aber die kräftigen jungen
Hundebesitzer mit ihren maulkorbfreien
Beisslingen größeren Kalibers sind vor Ort. Sie
haben Zeitung gelesen und wissen, zu welcher
Stunde das Amt seine Aktion dem Feierabend
opfert. Ein Hund saust hinter einem Hasen her,
der zweite nimmt einen Jogger auf’s Korn. Zum
Glück einen anderen. Ich laufe einige Kilometer
weiter und sehe eine Dogge am Wuhleteich
beim Abendschwimmen. Schön, die verbliebene Tierwelt ungestört von Paragrafen und vielfältigen Verordnungen beim Kampf ums Dasein zu beobachten.
Wau oder wow, diese Aktion war also ein voller
Erfolg. Die bezirklichen Beamten schwingen sich
aber ungeachtet dessen zu neuen Höhenflügen auf: Kontrollen vor und nach der Dienstzeit, um 7 in der Frühe und 16 Uhr am späten
Abend, sollen signalisieren: Auch wir tun was,
nicht nur die vom Autohaus Ford. Wir tun was
für die Natur im Wuhletal. Wir tun was für die
leere Stadtkasse. Wir tun was für die Wähler!
Freilich noch nicht am Wochenende, weil es da
ja neben der Früh- und Spät- auch noch die
Sonntagsmehrarbeitszuschlagsverordnung zu
beachten gibt. Und schließlich haben ja auch
Beamte Hunde, die mal ohne Leine ausgeführt
werden wollen ...
In diesem Sinne einen Gruß an alle Angeleinten
und Angeleimten von
Schwejk
Aboschein
Ja, ich möchte
Die Andere
Unabhängige Bürgerzeitung für Marzahn-Hellersdorf
mit Sicherheit jeden Monat erhalten. Deswegen abonniere ich die Zeitung zum Spendenpreis von 1 Euro im Monat.
Das Abo gilt ab Juli 2003 zunächst für ein Jahr und verlängert sich
automatisch um ein weiteres Jahr, wenn ich nicht spätestens zwei
Wochen nach Erhalt der Juniausgabe 2004 schriftlich gegenüber
dem „Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand“ kündige. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen an den Herausgeberverein der jot w.d.:
Deutsche Bank, Kto Nr. 4966222, BLZ 100 700 00
Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine
Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei
der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (Absendung genügt).
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03.08.2003, 11:16

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