ARD-Morgenmagazin Service
Transcrição
ARD-Morgenmagazin Service
ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 06.05.2013 THEMA: FOTOS UND DIAS DIGITALISIEREN Autor: Frank Aheimer EXPERTIN IM STUDIO: ROBIN CUMPL Funktion: Fachjournalist ____________________________________________________________________________________________ Gemütliche Abende vor dem Diaprojektor sind selten geworden, im Zeitalter der digitalen Fotografie. Und auch das gute alte Fotoalbum, mit den eingeklebten Bildern, scheint aus der Mode gekommen zu sein. Heute betrachtet man seine Fotos auf dem Computerbildschirm, dem Tablet oder auch auf dem Fernseher, denn fotografiert und geknipst wird fast immer digital. Doch warum nicht einmal seine alten Dia- bzw. "Umkehrfilm"-Schätze aus den dunklen Boxen hervorholen und ins digitale Zeitalter überführen. Richtig digitalisieren Egal welches System man zum Scannen von Dias einsetzt oder ob man es sogar aus der Hand gibt und von einem externen Dienstleister scannen lässt, es gibt einige Dinge, die man beachten sollte. Grundsätzlich gilt: Das Ergebnis kann nur so gut sein wie das Ausgansmaterial. Wenn ein Dia also komplett falsch belichtet und zerkratzt ist, dann kann Software vielleicht noch manches richten, aber nicht alles ausbügeln. Wichtig ist, dass man sich von den Scan-Auflösungen nicht täuschen lässt. Denn der echte Wert und NICHT der interpolierte ist ausschlaggebend. Interpoliert bedeutet vereinfacht gesagt, dass 2/3 der Pixel echt von der Hardware gescannt und der Rest von der Software geraten werden. Es kann also besser sein, mit echten 2800 dpi zu scannen als mit 3600 dpi, die interpoliert sind. Grundsätzlich reicht für die meisten Zwecke eine Scanauflösung von 2800 dpi. Das entspricht in etwa einem digitalen Bild von 9 Megapixeln und einer Dateigröße von etwa 30 MB. Scannt man mit 4000 dpi, so sind das rund 20 Megapixel und eine Dateigröße von rund 60 MB oder mehr. Man muss sich also gut überlegen, ob sich das Scannen mit höchster Auflösung lohnt, denn nicht nur die Datenmengen werden größer, sondern auch die Scanzeit dauert erheblich länger. Der richtige Umgang mit Dias und Filmmaterial Wichtiger als die Auflösung ist die Qualität des Ausgangsmaterials. Fassen sie ihre Dias nur mit Baumwollhandschuhen an, um Fingerabdrücke zu vermeiden. Reinigen sie vor dem Scan mit einem speziellen Druckluftspray, das UNBEDINGT fett– und wasserfrei sein muss, die Dias von Staub. Solche Sprays gibt es im Fotofachhandel. Staub und Kratzer versuchen moderne Systeme schon beim Scann zu "eliminieren". Die Hardware des Scanners ist in der Lage, kleinere Kratzer und Staubkörner zu erkennen und diese dann mittels Korrektursoftware zu entfernen. Diese Technologie nennt sich ICE, Image Correction & Enhancement, und bedeutet Bild-Korrektur und Verbesserung. Vereinfacht beschrieben, tastet hier eine Infrarotlichtquelle das Filmmaterial ab und erkennt so Unebenheiten wie Kratzer und Staub. An dieser Stelle versucht dann die Software, die fehlenden Bildpunkte zu berechnen. Verschiedene Hersteller nutzen ihre eigene Abkürzung, aber die Idee der automatischen Korrektur ist immer dieselbe. Diese Technik erspart viel Mühe und Zeit im Nachhinein. Daher sollte man unbedingt beim Kauf eines Diascanners darauf achten, ob dieser Staub und Kratzer automatisch entfernen kann. Ist dies zu teuer, kann auch eine reine Softwarelösung helfen; hier nimmt man aber oft leichte Unschärfe in Kauf. ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 06.05.2013 -2- Die verschiedenen Systeme: Flachbettscanner mit Durchlichteinheit Es gibt verschiedene Systeme wie man seine Dias digitalisieren kann. Eins der sicher bekanntesten ist der Flachbettscanner. Allerdings eignet sich nicht jeder Scanner dafür; das System muss mit einer sogenannten Durchlichteinheit ausgestattet sein. Das Dia wird dann von oben nach unten auf die Scanneinheit beleuchtet und so das digitale Bild erzeugt. Die Dias werden in eine Schablone eingelegt, die dann wiederum auf den Scanner gelegt wird. Spezielle Software sorgt dafür, dass die vier Dias quasi in einem Zug gescannt und dennoch als einzelne Bilder abgespeichert werden. Typischerweise wird mit 1800 bis 2700 dpi (Bildpunkten) gescannt. Wer auf Details Wert legt, sollte mit der höheren Auflösung scannen und die Bilder dann möglichst verlustfrei (TIF) als wenig komprimiertes JPEG abspeichern. Bei den Scannern wird spezielle Software mitgeliefert, mit der man sowohl einen "Multiscan" von mehreren Dias gleichzeitig machen kann, als auch die Scans anschließend bearbeiten. Filmscanner: Filmscanner sind spezialisierte Scanner, die komplett darauf ausgelegt sind, Kleinbildformate, zu denen eben auch Dias und Negative gehören, zu scannen. Die Ergebnisse liegen allgemein über den Flachbettscannern mit Durchlichteinheit, da diese Filmscanner eben spezialisierte Hardware ist. Je nach Hardware kann durchaus mit echten 7200 dpi gescannt werden. Allerdings muss man dann auch mit rund 2 Minuten Scannzeit pro! Dia rechnen. Teils werden verschiedene Funktionen wie Autokalibration und ähnliches angeboten, für solche Geräte muss man dann aber rund 500 Euro rechnen. Stand-alone-Scanner: Stand-alone-Scanner sind kleine Diascanner, die im Grunde wie ein Filmscanner arbeiten. Meist haben sie aber eine geringere Auflösung und – technisch bedingt – oft keine automatische Staub- und Kratzerentfernung. Wer darauf Wert legt, muss beim Kauf unbedingt nachfragen. Der große Vorteil ist aber die Handhabung, da man ohne PC auskommt. Man steckt das Dia mit einem kleinen Magazin in den Scanner, drückt eine Taste und das Bild wird auf Wunsch gleich auf eine SD-Karte gespeichert. Natürlich kann am PC nachbearbeitet werden; ein gutes Programm ist beispielsweise "The Gimp". Abfotografieren: Bei dieser Methode werden die Dias mit einer normalen Digitalkamera bzw. einer DSLR abfotografiert. Man spannt das Dia in die Halterung vor das Objektiv, stellt scharf und drückt den Auslöser. Die Methode ist sehr günstig da der Kameraaufsatz relativ wenig kostet, verlangt aber sehr viel Herumprobieren und Fingerspitzengefühl. Beispielsweise beim Scharfstellen und Ausrichten des Diahalters auf der Kamera auf eine homogene Lichtquelle. Das System ist sicher nur für eine kleine Anzahl von Dia geeignet und liefert nicht immer überzeugende Ergebnisse und ist sehr zeitintensiv. Dia-Magazin-Scanner: Diese Scanner erinnern an einen Diaprojektor. Nur, statt dass anstelle eines Objektives, eine Scanneinheit eingebaut ist. Diese Scanner ziehen dann automatisch ein ganzes Magazin mit Dias durch, es läuft dann alles automatisch ab. Solche Geräte sind für Profis gedacht – oder die, die es werden wollen – und kosten über 1000 Euro. ARD-MORGENMAGAZIN - SERVICE 06.05.2013 -3- Dienstleister: Natürlich kann man seine Dias auch an externe Dienstleister geben, die das Scannen übernehmen. Die Kosten liegen zwischen rund 10 Cent und 4,50 Euro pro Dia. Man sollte dabei auf folgendes achten: - Die Dias nur! via Übergabe-Einschreiben versenden. Denn der materielle Versicherungswert von Dia ist sehr gering und die Schätze für immer verloren, wenn auf dem Versandweg etwas schief geht. - Bevor man 1000 Dias zur Scannen gibt, 10 verschiedene Probedias scannen lassen. Diese sollten unterschiedliche Belichtungsstufen haben, verschiedenste Farbtöne und Kontrastwerte. - Man muss nicht mit 7000 dpi scannen. Sogar 1800 dpi können schon reichen. Wichtiger ist, dass Staub und Kratzer entfernt werden. - Ein guter Service kontrolliert die Scan-Ergebnisse manuell. - Versandkosten und Kosten für das Brennen der Daten auf CD und DVD mit einkalkulieren. Weitere Informationen: Sehr schöne Übersicht über verschiedene Methoden: http://rofrisch.wordpress.com/2011/02/07/diascan/ Hier werden ALLE Fragen zum Scannen beantwortet: http://www.filmscanner.info/ The Gimp (Software zur Bildbearbeitung): http://www.gimp.org/