Abschlussbericht DAAD

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Abschlussbericht DAAD
Als ich im Februar die Zusage für mein Praktikum in der Deutsch-Norwegischen Handelskammer
bekam, wusste ich, bedingt durch meine zwei Semester Auslandsstudium in Bergen, bereits was
mich in Norwegen erwartet. Allerdings war die Stadt Oslo für mich neu und lediglich durch einen
Wochenendausflug von Bergen aus bekannt. Da ich die Handelskammer in Oslo schon länger im
Auge hatte, war es meine Eigeninitiative mich dort zu bewerben und ich hatte bereits einige Zeit
mit diesem Gedanken gespielt. Als ich die Bewerbung mithilfe des Internet-Bewerbungsschemas
abgeschickt hatte, kam auch bereits gut eine Woche später die telefonische Zusage durch die
Abteilungsleiterin.
Meine Erwartung an dieses Praktikum war hoch aber doch relativ diffus und unbestimmt. Ich
hatte mich zwar gezielt bei der Abteilung Projekte und Delegationen beworben, allerdings ist es ja
zumeist so, dass die eigene Vorstellung und die Realität oft sehr divergierend. In meinem Fall muss
ich sagen, hat dies kaum zugetroffen. Da ich bereits als Werksstudentin Projekterfahrung sammeln
konnte, war für mich zumindest die Art der Arbeit nicht neu, wohl aber der bilaterale Rahmen in
dem die Handelskammer agiert. Überrascht hat mich auch das Maß der Verantwortung, das mir
übertragen wurde im Laufe meines Praktikums. Ich wurde zu Beginn meines Praktikums im
August von einer Praktikantin eingearbeitet, deren Aufgaben ich innerhalb gut eines Monats
übertragen bekommen sollte. Anfangs war ich wie so oft bei neuen Aufgaben noch etwas
überwältigt von der Informationsflut in den ersten Tagen und Wochen. Dieses flaue Gefühl wurde
allerdings sehr schnell von einer großen Freude an meiner Arbeit und an meinen Aufgaben
abgelöst und ich habe mich erfolgreich in meine Aufgabenbereiche eingearbeitet. Durch die große
Freude an der Arbeit und der Motivation, die ich mitbrachte, wurden mir nach und nach zudem
weitere Aufgaben übertragen sowie mehr Entscheidungskompetenz zugeschrieben. Schon zu
Beginn meines Praktikums wurde mir und meiner norwegischen Mitpraktikantin ein eigenes
Projekt übertragen, welches die Erstellung einer Broschüre über Energieeffizienz umfassen sollte.
Dieses Projekt habe ich bis zum Ende meines Praktikums weitergeführt und es befand sich zum
Ende hin auf einem guten Weg. Auch hier kam mir meine vorherige Mitarbeit in einer
Kommunikationsabteilung zugute und hat mir bei der Konzeption und der Durchführung sehr
weitergeholfen. Zudem konnte ich auch durchaus von meinem politischen und
wirtschaftspolitischen Wissen profitieren, welches ich mir im Studium der Politikwissenschaften
angeeignet habe. Die Fähigkeit und den Willen zum selbstständigen Arbeiten und zur Organisation
meiner Arbeit konnte ich mir ebenfalls mit der Eigenverantwortung in meinem
Magisterstudiengang aneignen. Diese Fähigkeit wird oft übersehen in der langen Liste der
Qualifikationen für ein Praktikum und als unabdingbare Voraussetzung für die Arbeitswelt. Jeder
der in der Deutsch-Norwegischen Handelskammer ein Praktikum absolvieren will, sollte keine
Scheu vor Eigenverantwortung haben, denn Betreuung findet zwar statt, wenn man danach fragt,
allerdings ist die Arbeitsauslastung bei allen Mitarbeitern sehr hoch und es kann niemand
permanent an die Hand genommen werden. Ich für meinen Teil habe dies sehr genossen und sogar
noch ausgebaut, wem dies aber nicht liegt, der sollte von einem Auslandspraktikum dort absehen.
Auch an der Auslastung mit Aufgaben hat es in den fünf Monaten meines Aufenthaltes nicht
gemangelt. Ich hatte stets mehr als reichlich zu tun und hätte oft über meine 7,5 Stunden pro Tag
hinaus arbeiten können. Hier wird aber bei Praktikanten Wert darauf gelegt, dass sie keine
Überstunden aufbauen, sollten sie diese nicht noch abbauen können. Denn obwohl der
Praktikantenlohn von rund 600€ für deutsche Verhältnisse eher im oberen Bereich liegt, ist er
doch für norwegische Verhältnisse ein Hungerlohn, verglichen mit den anfallenden
Lebenshaltungskosten in Norwegen und im Speziellen in Oslo, einer der teuersten Stadt der Welt.
Man kann also getrost mit einem Bedarf von 1000€ monatlich während der Zeit in Oslo rechnen,
denn alleine die Mieten für ein zentrales WG-Zimmer bewegen sich schon um die 450€ und
aufwärts.
Der Kontakt zu den Kollegen sowie das allgemeine Arbeitsklima in der Handelskammer sind gut
und ich hatte nie persönlich einen Konflikt mit einem anderen Mitarbeiter. Im Gegenteil, denn es
haben sich teils auch einige Freundschaften mit Kollegen entwickelt. Da dort sowohl Deutsche als
auch einige Norweger mit guten Deutschkenntnissen arbeiten, ist das Klima sehr locker und
international, denn ganz nach norwegischer Art duzt man jeden, egal welche Position er inne hat.
Um in Kontakt mit Norwegern zu kommen, braucht man vor allem zwei Dinge in meinen Augen.
Und das wären zum einen gute bis fließende Norwegischkenntnisse, zum anderen auch die
Bereitschaft sich aus dem deutschen bzw. internationalen Umfeld zu lösen und sich beispielsweise
eine WG nur mit Norwegern zu suchen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht und kann
dies nur jedem empfehlen, denn in einem Studentenwohnheim wohnen zumeist kaum Norweger.
Es ist zwar oft etwas teurer und anstrengender in eine WG in Oslo zu ziehen, aber eigentlich die
einzige Möglichkeit in Norwegen richtig anzukommen und gute und enge Kontakte mit Norwegern
zu knüpfen.
Als ich die Zusage bekam und es klar war, dass ich nach Bergen wieder nach Norwegen gehen
werde, war für mich klar, dass ich mich nicht wieder in dem internationalen Gettos der
Studentenwohnheime von dem Rest der Bevölkerung isolieren werde. Ich kann sagen, ich habe es
nicht bereut diesmal den etwas schwierigeren und oft auch anstrengenden Weg gegangen zu sein.
Durch meine norwegischen Mitbewohnerinnen und auch durch den Umgang mit der norwegischen
Sprache am Arbeitsplatz, habe ich meine Norwegischkenntnisse immens weiterentwickeln können,
nun auch im mündlichen Gebrauch und nicht nur, wie während des Studiums und der
Sprachkurse in Bergen, im schriftlichen Bereich.
Auch durch meine WG haben sich weitere Kontakte zu vielen guten Freunden ergeben, die ich
ohne diese Wahl meiner Wohnart sicherlich kaum knüpfen hätte können.
Die beste Art ein WG-Zimmer zu finden, sind die beiden Internetseiten hybel.no und finn.no,
wobei die erste die bessere und meistfrequentierte ist. Hier läuft natürlich alles in Norwegisch und
in vielen Fällen hat man eindeutige Vorteile, wenn man fließend Norwegisch spricht. Mit Glück
und auch etwas Ausdauer findet hier fast jeder etwas Passendes. Ich habe beide meiner WGs über
hybel.no gefunden und somit eigentlich nur positive Erfahrungen gemacht, auch und vor allem mit
meinen Norwegischen Mitbewohnern.
Ich persönlich finde die oft anzutreffende Eigenschaft der Norweger, anfangs etwas zurückhaltend
zu sein, sehr ansprechend. Allerdings ist dies oft etwas anstrengend, wenn man wert darauf legt
mit ihnen in Kontakt zu kommen und auf der Suche nach neuen Freundschaften im Gastland ist.
Auch hier kann ich nur sagen, Hartnäckigkeit zahlt sich durchaus aus, denn auch wenn es sich zu
Anfang nicht leicht gestaltet, bleiben diese Freundschaft, erst einmal geschlossen, oft lang über die
Zeit dort hinaus erhalten.
Mein Resümee des Praktikums ist eigentlich durchweg positiv, denn nicht zuletzt wurde mir zum
Ende meines Praktikums eine Vikarstelle angeboten. Ich konnte also durch mein Praktikum und
meine überzeugende Leistung während dieser Zeit einen sehr guten Einstieg in das Berufsleben in
Norwegen finden. Hierdurch ist also das Maximalziel eines Auslandspraktikums in meinen Augen
erfüllt worden.