Catalin Dobrisan Geschichte – Teil 1

Transcrição

Catalin Dobrisan Geschichte – Teil 1
Geschichte
Catalin Dobrisan
Was bin
ich wert?
Ein obdachloser Junge sucht nach Liebe, Annahme und
Selbstwert.
Zielgedanke
Diese Lektion soll jedem Kind verdeutlichen: „Ich bin wertvoll für Gott!“
Hintergrundinformationen
Nachdem er Pädagogik im Hauptfach studiert hatte, lehrte John Kachelmeyer in einem Kinderheim in der Stadt
New York und an der Christian Academy
bei Tokio, Japan. Das Unterrichten machte ihm Freude, aber er spürte Gottes Ruf,
Kinder in Not zu suchen.
1970 gründeten John und seine
Frau Deana „Christian Mission to Youth“,
ein Werk, das ein weites Spektrum von
Diensten anbietet.
Sie begannen, mit Kindern zu arbeiten, die von zu Hause weggelaufen waren, sowie auch mit Hippies und Drogensüchtigen in New Mexico. Dort richteten
sie eine Notunterkunft ein, in der 10 000
jungen Menschen geholfen wurde. In
Mexiko gründete John eine Arbeit unter
jungen Schuhputzern und Zeitungsverkäufern. Heute ist aus diesem Werk eine
Gemeinde mit 1500 Mitgliedern geworden, die eine christliche Schule mit 500
Schülern unterhält.
1976 gründeten Kachelmeyers in
Honduras ein Projekt für Straßenkinder
und Waisen. 1992 übergaben sie dieses
an eine einheimische Gemeinde, nachdem John von Gott den Ruf erhalten hatte, unter Straßenkindern in Rumänien zu
arbeiten.
12
Im Januar 1995 begegnete John Catalin Dobrisan, einem 15-jährigen Jungen, der sieben Jahre lang auf den Straßen von Bukarest gelebt hatte. Durch
Gottes Gnade und Johns ausdauernde
Liebe und Führung wurde Catalin aus einer Vergangenheit voll Gewalt herausgeholt und erhielt eine Stellung als Verwalter eines Heimes für Roma-Kinder.
Er sagt: „Jesus bedeutet mir alles –
mein Sinn im Leben, mein Ziel, meine Errettung, mein Versorger, mein Arzt, mein
Freund … einfach alles.“
Im November 2004 heiratete Catalin Anna, ein ausgesetztes Mädchen, das
von Kachelmeyers aufgenommen worden war. Anna spricht fünf Sprachen und
ist eine hervorragende Seelsorgerin.
Johns Arbeit beschränkt sich nun
ausschließlich auf die rumänischen
Roma. Jüngerschaftsschulung und Gemeindegründung bilden die Schwerpunkte. Rumänien hat in der Welt den
höchsten Bevölkerungsanteil an Roma.
Diese Kinder und Jugendlichen machen
fast die gleichen Kämpfe durch wie Straßenkinder. John sagte einmal: „Innerhalb der Gemeinden kümmern wir uns
intensiv um kleine Kinder und Jugendliche. Wir machen mit denen Jüngerschaftsschulung, die eine engere Beziehung zum Herrn pflegen und ihm in Zukunft dienen möchten.“
Catalins ganze Geschichte: „Odyssey
of a Romanian Street Child”, John Ka-
chelmeyer, Creation House; 1st edition,
November 18, 2002
Auch heute ist die Not der Straßenkinder in Rumänien groß. Es gibt zwar
mittlerweile eine Reihe von Hilfsorganisationen, die dort arbeiten, aber die Zahl
der Obdachlosen ist nach wie vor hoch.
Besonders hervorzuheben ist auch die
Not der Roma.
Informationen im Internet auf Wikipedia: „Straßenkinder in Rumänien“
Geschichte – Teil 1
Wer ruft?
Der Amerikaner John Kachelmeyer
erwachte und setzte sich kerzengerade
in seinem Bett auf. Sein Herz raste. Ihm
brach kalter Schweiß aus. Der Traum war
so realistisch!
„Sie rufen mich!“, sprach er laut. „ All
diese Kinder – schmutzig, krank und
weinend!“
Bild 1
War das nur
ein Traum? War
es Gott? Wie
konnte er das
wissen? Jesus
hatte einmal gesagt: „Meine Schafe hören meine Stimme.“ John gehörte Gott. Im Alter von 22
Jahren hatte er Jesus als seinen Retter
angenommen.
Ausgabe 1 • 2013
Geschichte
In seinem Traum hatte John auf einer
Straße in Bukarest, der Hauptstadt von
Rumänien, gestanden.
Tipp: Helfen Sie den Kindern durch verschiedene Hinweise, Rumänien auf einer
Weltkarte zu finden: „Es liegt östlich des Atlantik, in Europa, östlich von Italien, westlich vom Schwarzen Meer.“
„Ich bin noch nie in Rumänien gewesen“, dachte er. „Ich war sogar noch nie
in Europa!“
Trotzdem war ihm klar, dass es sich
um Rumänien handelte. Massen von
Kindern, die am Verhungern waren, riefen nach ihm. Sie hängten sich an seine Arme und krallten ihre Finger in sein
Hemd. So viele Kinder! Ihre Gesichter
waren von Wunden übersät. Sie hatten
Angst!
Nur ein Traum? Nein, dieses Mal
nicht! John wusste, der Herr wollte ihm
etwas sagen. Diese Kinder streckten ihre
Arme nach Hilfe aus. Sie nannten ihn
„Papa“!
„In diesem Teil der Welt muss etwas
Furchtbares geschehen“, dachte er.
John und seine Frau Deana hatten
die meiste Zeit ihres Lebens in verschiedenen Ländern als Missionare verbracht.
Nun war John 60 Jahre alt und freute
sich auf den Ruhestand. Er sehnte sich
danach, seine geliebte Musik zu hören
und Orgel zu spielen. Doch nun schlug
er sich die Gedanken an den Ruhestand
aus dem Kopf. Er musste herausfinden,
wer diese Kinder waren und was mit ihnen geschah!
Zuerst hatte er noch manches zu regeln und musste sich zu Hause um viele
Dinge kümmern. Danach zogen er und
Deana nach North Carolina. Schließlich –
vier Monate später – saß John im Flugzeug nach Rumänien.
Was würde er dort vorfinden? Kam er
noch früh genug, um diesen Kindern zu
helfen?
Der Ausreißer
Tipp: Zeigen Sie Catalins Namen auf einer Pappe. Lassen Sie die Kinder den Namen gemeinsam sprechen.
Der zehnjährige Catalin Dobrisan
wohnte in der Stadt Buzau in RumäniAusgabe 1 • 2013
en. Er lebte mit seinen Eltern und drei
jüngeren Brüdern in einer Wohnung im
dritten Stock. Da sie unter kommunistischer Herrschaft standen, waren sie arm
und mussten oft ohne Essen oder elektrischen Strom auskommen. Catalins Vater trank viel Alkohol und war grausam
gegen ihn.
Catalin war schon oft abgehauen,
doch immer wieder fand ihn sein Vater
und verprügelte ihn gnadenlos. Einmal,
nachdem er brutal verhauen worden
war, landete Catalin im Krankenhaus.
Sein Vater gab ihm das Gefühl, wertlos
zu sein.
Was in unserem Leben geschieht,
kann in uns oft falsche Gefühle erwecken. Stimmte es etwa, dass Catalin
nichts wert war? (Lassen Sie die Kinder
antworten.) Was aus der Bibel hätte ihm
helfen können, zu erkennen, wie wertvoll er war? Was hättest du ihm erzählen
können?
Helfen Sie den Kindern gegebenenfalls,
die entsprechenden Antworten zu finden:
Gott hatte ihn gemacht; Gott hatte diese Welt erschaffen, damit er in ihr leben
konnte; Gott liebt jeden Menschen, den er
geschaffen hat; Gott liebte Catalin so sehr,
dass er seinen Sohn sandte, der dann für
ihn starb.
Aber Catalin wusste nichts von Gottes wunderbarer Liebe zu ihm. Da er sich
so wertlos fühlte, beschloss er, weit weg
zu fliehen, sodass sein Vater ihn niemals
wiederfinden könnte.
Catalin lief quer durch die ganze
Stadt zum Bahnhof. Er suchte sich einen
Zug nach Bukarest, der Hauptstadt von
Rumänien. Der Schaffner streckte ihm
seine Hand entgegen und wollte die
Fahrkarte haben. Catalin verzog seine
Mundwinkel und machte ein unendlich
trauriges Gesicht. „Herr Schaffner, mein
ganzes Geld ist mir gestohlen worden.
Ich muss meine Großmutter besuchen,
sie liegt im Sterben.“
Der Mann legte die Stirn in Falten
und sagte dann: „Gut, komm mit.“
Bild 2
Catalin stieg
begeistert
in
den Zug. Nun
konnte er in den
Menschenmengen von Bukarest untertauchen. Sein Vater würde ihn
nie wiederfinden. Niemals mehr würde er ihn schlagen und ihm das Gefühl
geben, nichts wert zu sein. Catalin hatte
keinen einzigen Freund auf der Welt. Seine Eltern liebten ihn nicht. Seine Lehrer
liebten ihn auch nicht. Hätte er doch nur
etwas von der größten Liebe gewusst,
die es gibt – von der Liebe Gottes.
Catalin hatte sich in der Schule sehr
angestrengt, aber es war ihm nicht leicht
gefallen, Deutsch und Französisch als
Fremdsprachen zu lernen. Einmal hatte
er sich an sein Bett gekniet und 103-mal
das Vaterunser gebetet in der Hoffnung,
das würde ihm helfen. Es hatte nicht geholfen. Er hatte die Worte, die seine Mutter ihn gelehrt hatte, heruntergeleiert,
ohne eine Ahnung zu haben, was sie bedeuteten.
Catalins Mutter ging ab und zu in die
Kirche, doch sein Vater niemals. In den
Kirchen seiner Stadt wurde nichts von
Gottes wunderbarem Plan gepredigt.
Nichts wurde dort von der Vergebung der
Sünden durch Gottes Sohn, den Herrn Jesus Christus gesagt. Einige führende Personen aus den Kirchengemeinden verwünschten Leute gegen Bezahlung und
legten einen Fluch auf sie. Alte Frauen,
sogenannte Zauberinnen, verursachten,
dass unschuldigen Leuten durch Satans
Macht schlimme Dinge passierten.
Catalin erinnerte sich an den Tag, als
er vor einem kleinen Gemälde von Jesus
gestanden hatte, das bei ihm im Wohnzimmer an der Wand hing. Ihm war aufgefallen, dass Jesus ein freundliches Gesicht hatte. Wer war Jesus? Catalin wusste absolut nichts von ihm. Doch darüber
machte er sich keine Gedanken. Er war
zehn Jahre alt und konnte für sich selbst
sorgen!
Tipp: Zeigen Sie ein Bild von Jesus.
Sprechen Sie über die Tatsache, dass niemand weiß, wie Jesus aussah, als er auf
13
Geschichte
der Erde lebte; doch wir wissen aus der Bibel, dass er sehr freundlich ist.
In der Bande
Catalin kam im Nordbahnhof von Bukarest an, dem „Gara de Nord“. Das Erste,
was er dort sah, waren Scharen von zerlumpten Kindern, die in Banden umherstreiften oder mit hungrigen Augen in
die Imbissstuben des Bahnhofsgebäudes starrten. Sofort wusste er: Es sind
heimatlose Kinder, so wie ich.
Tipp: Lassen Sie einige Kinder von ihren
Erfahrungen beim Zugfahren erzählen.
Sagen Sie: „Kannst du dir vorstellen, ganz
allein zum Bahnhof zu gehen und allein in
eine große Stadt zu fahren?“
Catalin hatte Hunger. Also eilte er in
ein Café, in dem die Leute mit Genuss
Berge von warmen Speisen und Broten
verzehrten, die auf ihren Tellern aufgehäuft lagen. Dazu genossen sie leckere
Getränke. Catalin beobachtete genau,
was die anderen Kinder machten.
Bild 3
Eine Gruppe
von Leuten war
gerade mit dem
Essen fertig und
stand vom Tisch
auf. Noch in derselben Minute schnappten zwei Jungen
sich die Überreste. Sie stopften sie in
ihre Taschen und vorn in ihr Hemd. Catalin machte sofort mit. Bevor der zornige Kellner ihn aufhalten konnte, ergriff
er ein halb aufgegessenes Butterbrot, einige Brötchen und das Trinkgeld, das die
Leute neben einem Teller zurückgelassen hatten.
Catalin hielt sich an der Jacke eines
Jungen, der vor ihm herlief, fest und
rannte eine fahrende Rolltreppe hinunter, hinein in einen dunklen Tunnel. Der
Tunnel öffnete sich zu einem unterirdischen Raum, der nur von einigen kurzen,
dicken, an der Wand befestigten Kerzen
erleuchtet war. Ein Dutzend Jungen lag
auf dem Boden. Sie schliefen, rauchten
Zigaretten oder schnüffelten „Aurolac“,
eine Farbverdünnung, die einen Rausch
auslöste.
14
„Wie heißt du?“, forschte ein älterer
Junge.
„Catalin.“
„Also: Wenn du zu unsrer Bande gehören willst, musst du Essen und Geld
stehlen. Du musst uns helfen, Kerzen zu
kaufen. Und nimm dich in Acht vor der
Polizei! Die nehmen dich fest, verprügeln dich und sprühen dir Pfeffer in die
Augen – einfach so, zum Spaß!“
Catalin nickte zustimmend. Schon
immer hatte er sich eine wahre Familie
gewünscht, die ihn liebte. Nun gehörte
er zu der Bande. War das wohl die einzige Familie, die er jemals haben würde?
Hätte Catalin nur etwas von der Familie Gottes gewusst! Würde Gott ihm
die Möglichkeit geben, Teil seiner Familie zu werden, obwohl er seinen Eltern
davongelaufen war, den Schaffner belogen, Essen und Geld gestohlen und sich
berauscht hatte? Liebte Gott ihn, obwohl er ein Sünder war?
Catalin hatte Freiheit gesucht, doch
nur Elend gefunden. Im Winter war es
im „Gara“ bitterkalt. Manchmal schlief
er in einem Müllcontainer und aß von
den Haufen verdorbener Nahrungsmittel. Oder er schlief in einem Hauseingang mit einer Pappe als Decke. Er war
schmutzig und voller Läuse. Doch das
Schlimmste war: Er fühlte sich wie ein
„Niemand“.
Tipp: Ahmen Sie Catalins Situation
nach. Verwenden Sie dazu einen stinkenden Müllbeutel, ein abgetragenes Hemd,
ein Stück Pappe und einen laufenden Ventilator. Mehrere Kinder dürfen sich nacheinander neben den Müllbeutel legen und
sich mit der Pappe zudecken. Dabei weht
ihnen kalte Luft entgegen.
Gott lebt!
Catalin sehnte sich so sehr nach einer Familie, dass er nach einem Jahr Leben auf der Straße und im Bahnhof beschloss, in sein Elternhaus nach Buzau
zurückzukehren.
Aber als er wieder zu Hause war,
ging es Catalins Eltern nicht viel besser als bisher. Lebensmittel waren selten auf dem Markt. Seine Mutter stellte
sich zwei Tage lang in eine Schlange, um
Fleisch zu kaufen, doch sie konnte nur
noch blanke Knochen finden. Die Zimmertemperatur lag nie höher als 10°C.
Sein Vater war lieblos und redete nicht
mehr mit ihm.
Eines Tages, als die Familie – in Mäntel und Wolldecken gehüllt – dicht gedrängt vor dem Fernseher hockte, wurde
das Programm plötzlich unterbrochen.
Etwas Unvorhergesehenes geschah!
Bild 4
Große Unruhen! In der Stadt
Timisoara machten die Leute einen Aufstand.
Er breitete sich
auch auf Bukarest aus.
100.000 arme Bürger, die am Verhungern waren, stürmten den öffentlichen
Platz und schrien: „Gott lebt! Gott lebt!“
Jahrelang hatten ihnen die Kommunisten eingeredet, es gebe keinen Gott.
Nun hatten sie genug gottlose Führer
gehabt. Gott lebte in ihren Herzen und
sie weigerten sich, noch länger stillzuschweigen.
Tipp: Lassen Sie die ganze Kindergruppe aufstehen, ihre Hände erheben und rufen: „Gott lebt! Gott lebt!“
„Feuer!“, rief der Diktator Nicolae
Ceaușescu (sprich: Tschauschesku) den
Soldaten zu. Hunderte wehrloser Rumänen fielen tot um. Ihr Blut verfärbte den
Schnee. Nochmals brüllte Ceaucescu:
„Feuer!“ Aber dieses Mal weigerten sich
die Soldaten. Stattdessen schossen sie in
die Luft.
„Gott lebt! Er lebt wirklich!“ Die Leute sangen und tanzten auf den Straßen.
Dieser Tag ging in die Geschichte ein.
Die kommunistische Regierung von Rumänien fiel! Schnell wurde eine neue Regierung gebildet.
Catalin starrte auf den Schauplatz
der Ereignisse in Bukarest. „Diese Leute
riskieren ihr Leben, um ihren Glauben zu
bezeugen“, dachte er. „Viele sind umgekommen. Warum haben sie das getan?“
Er zitterte unaufhörlich. Aber nicht
wegen der Kälte. Er hatte Angst. Angst
vor dem Sterben.
Ausgabe 1 • 2013
Geschichte
Warum fürchtete sich Catalin wohl
vor dem Tod? Was meint ihr? (Geben Sie
Gelegenheit zu antworten.) Vielleicht erinnerte ihn sein Gewissen an seine Sünden. Vielleicht konnte er nicht aufhören
zu zittern, weil er keinen hatte, der ihn
liebte. Er wusste nicht, was bei seinem
Tod mit ihm geschehen würde.
Doch Gott, der uns gemacht hat und
liebt, hat für uns einen wunderbaren Ort
bereitet, wenn wir einmal sterben. Dieser Ort heißt „Himmel“. Er ist vollkommen. Dort wird nicht gestohlen, dort leidet niemand Hunger und dort ist auch
niemand mehr traurig. Auch Sünde gibt
es dort nicht. Aber wir alle sind Sünder! Nicht nur Straßenkinder wie Catalin sind Gottes Regeln ungehorsam gewesen. Die Bibel sagt, alle haben gesündigt. Das bedeutet: auch du. Gott sieht
alles Unrecht, was du tust. Er kennt jedes
schlechte Wort, das du sagst, und jede
Lüge, die du verbreitest. Er weiß, wenn
du etwas Verkehrtes tust, von dem sonst
niemand eine Ahnung hat.
Gott muss Sünde bestrafen. Diese
Strafe besteht darin, dass ein Mensch
für immer von ihm getrennt wird und an
einem Ort der Strafe landet. Doch Gott
liebt dich. Er hat diese Liebe gezeigt, als
er seinen eigenen Sohn sandte, der vollkommen ist. Dieser Jesus hat die Strafe
für deine Sünde auf sich genommen. Er
starb an einem Kreuz, um für deine Sünden zu bezahlen. Überlege einmal! Du
bist Gott so viel wert, dass er seinen eigenen Sohn hingab, damit er für dich
starb! Drei Tage nachdem Jesus gestorben war, machte Gott ihn wieder lebendig. Heute lebt Jesus im Himmel.
Gott sagt: „All denen aber, die ihn
aufnahmen und an seinen Namen
glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden“ (Johannes 1,12 Neues
Leben). Das bedeutet: Wenn du glaubst,
dass Jesus für deine Sünden gestorben
ist, und wenn du ihn als deinen Retter
in dein Leben aufnimmst, dann wirst
du ein Teil von Gottes ewiger Familie. Er
wird immer bei dir sein und eines Tages
darfst du bei ihm im Himmel leben. Du
kannst Jesus jetzt bitten, dein Retter zu
werden. (Geben Sie den Kindern eine GeAusgabe 1 • 2013
legenheit, zu beten und Christus aufzunehmen.)
Geschichte – Teil 2
Wiederholen Sie den ersten Teil, indem Sie die Kinder die Geschichte zu den
Bildern erzählen lassen.
Der Bettler
Das Leben zu Hause war so schlimm,
dass Catalin nach Bukarest zurückkehrte. Er lernte es, in den vielen Zügen zu
betteln, die im „Gara“ ankamen und von
dort abfuhren. In Ferienzeiten besuchten die Leute aus den Dörfern die große
Stadt. Sie trugen rumänische Trachten.
Catalin begann, in den Wagen erster Klasse zu betteln. In diesen Abteilen
reisten Leute, die Geld hatten. Er trug
ein kleines Schild bei sich, das er selbst
gemacht hatte. Darauf stand: „Bitte helfen Sie diesem Jungen mit Geld. Er ist
sehr ehrlich und hat es verdient. Ein
80-jähriges Ehepaar sorgt für ihn.“
Tipp: Stellen Sie ein Schild mit den
Worten: „Bitte helfen Sie diesem Kind …“
her und lassen Sie es vor die Kindergruppe halten, während Sie lesen, was darauf
steht. Lassen Sie die Kinder erklären, warum dies eine Lüge war.
Catalin sang mit tiefer Stimme Volkslieder. Stundenlang sang er so vor sich
hin, während er im Zug von einem Wagen zum anderen ging. Aber er passte auf, dass er pünktlich für einen Film
am Abend wieder im Bahnhof war. Das
meiste von seinem Geld gab er aus für
kleine Fläschchen „Aurolac“. Diesen benutzten die Straßenkinder, um sich zu
berauschen. Catalin schnüffelte Farbverdünner, um Hunger, Kälte und das
wachsende Gefühl der Verzweiflung
zu vergessen. „Gibt es etwas im Leben,
auf das ich mich freuen kann?“, fragte er
sich.
Manchmal stand Catalin an den Ausgängen der U-Bahn herum und hielt
eine kleine Schachtel vor sich, in die die
Pendler übriges Wechselgeld werfen
konnten. Andere Male starrte er in die
Fenster der Cafés und bettelte mit den
Augen. Bei sehr gutem Wetter wartete er an Straßenkreuzungen. Wenn die
Ampel auf Rot schaltete, lief er von einem Auto zum anderen und rief: „Bitte,
bitte! Ein bisschen Geld – für Brot!“
Bild 5
Manchmal
ging Catalin in
einen Park, der
dem Bahnhof
gegenüber lag.
Eines Tages sah
er eine Mutter und einen Vater, die ihren
drei Kindern beim Ballspielen zuschauten. Hier erlebte er eine glückliche Familie. Als sie näher kamen, wandte Catalin
sich an die Mutter: „Darf ich bitte mit den
Kindern Ball spielen?“
Sie bemerkte seine abgerissene Kleidung und sein schmutziges Gesicht,
aber dennoch nickte sie und sprach: „Ja,
komm nur.“
Eine halbe Stunde tat Catalin so, als
gehörte er zu dieser Familie. Er lachte
und schrie. Er fing den Ball und warf ihn
dem nächsten Jungen zu.
Es begann zu dunkeln und es war
Zeit, heimzukehren. Die Kinder gingen
nach Hause zurück, wo ein warmes Essen, warme Betten und der Gutenachtkuss der Mutter auf sie wartete. Catalin stand einsam und allein im düsteren
Park. Er hatte die Mutter um Aufmerksamkeit gebeten und gehofft, sie würde
sagen: „Komm mit uns.“ Doch sie hatte es
nicht getan!
Wieder im Bahnhof, zog Catalin seinen Schatz hervor, den er hinter einem
lockeren Stein in einem dunklen Gang
versteckt hatte – 14 Fläschchen Aurolac.
Damit berauschte er sich vier Tage lang.
Bin ich etwas wert?
Beim Erkunden der Straßen von Bukarest entdeckte er eine Gemeinde, die
gute gebrauchte Kleidung verteilte. Mit
der neuen Hose, den neuen Schuhen
und der neuen Jacke fühlte er sich etwas besser, doch glücklich war er nicht.
„Das Leben läuft an mir vorbei“, dachte er. „Niemand hat mir je zum Geburtstag gratuliert, frohe Weihnachten gewünscht oder gesagt: ,Ich hab dich lieb.‘
Anständige Leute bezeichnen mich als
15
Geschichte
Müll. Mein Leben hat keinen Sinn. Niemandem auf der Welt liegt etwas an mir.
Bin ich überhaupt etwas wert?“
An der Straßenecke, wo Catalin gerade bettelte, befand sich eine Imbissstube mit Straßenverkauf. Der Geruch von
gebratenen Hähnchen mit Knoblauchsoße kitzelte ihn in der Nase. Dieser köstliche Duft machte ihm den Mund wässrig. Er sah gut gekleidete Leute und Taxifahrer anhalten, um sich etwas zu kaufen.
Dann geschah etwas Wunderbares.
So schnell, dass Catalin sein Glück kaum
fassen konnte. Ein Mann mit einem langen Mantel bezahlte zwei gebratene
Hähnchen, drehte sich um und drückte
ihm die fettige Tüte in die Hände.
Zwei ganze Brathähnchen mit Knoblauchsoße! Mit dem Kleingeld in seiner
Tasche kaufte sich Catalin eine Tüte Pommes frites. Dann rannte er zum Bahnhof
zurück. All seine Freunde in dem unterirdischen Versteck lagen berauscht von
Aurolac da.
„Abendessen!“, rief Catalin. „Kommt,
wir essen!“ Langsam erwachten die
Jungs aus ihrem Stumpfsinn, stolperten
auf das Essen zu und begannen, es zu
verschlingen.
Bild 6
„ S t o p p ! “,
schrie Catalin.
„Lasst uns beten!“
Schockiert
starrten ihn die
Jungen an, doch sie warteten. Catalin
schloss die Augen. „Herr“, betete er, „danke für dieses gute Essen, das du uns gegeben hast.“ Was konnte er auch sonst
sagen? Er war es nicht gewohnt, zu beten, doch er schrie von Herzen zu Gott.
„O Gott, wenn es dich wirklich gibt, bitte
hole mich aus diesem schrecklichen Leben raus. Ich hasse es, Abfall zu essen, zu
betteln und zu stehlen. Bitte, gib mir ein
wirkliches Zuhause.“
Nun wartete er, um zu sehen, ob Gott
Gebet erhörte.
16
Ein Papa
Bild 7
Catalin war jetzt 15 Jahre alt. Jeden
Abend betete er zu dem Gott, den er
nicht kannte. „Hilf mir aus dem ,Gara‘ heraus! Ich schaffe es nicht selbst.“
Doch statt dass sich seine Lage besserte, wendeten sich die Dinge zum
Schlechteren. Eines Abends kletterte er
auf das Bahnhofsdach und setzte sich an
die Kante. Er begann zu weinen. Gerade
hatte er auf der Straße den toten Körper
eines Obdachlosen gesehen. „Werde ich
auch so enden?“, weinte er. „Weiß irgendjemand, dass ich da bin? Fragt jemand
nach mir?“
Er blickte nach unten auf die Straße.
„Spring einfach!“, dachte er. „Wie leicht
ist das! Ein Aufprall, und all mein Unglück ist zu Ende.“
Wirklich? Tief in seiner Seele hatte er
Furcht vor Gott. Er konnte keinen Selbstmord begehen.
Die Furcht vor Gott ist eine gute
Furcht. Sie hielt Catalin davon ab, etwas
sehr, sehr Verkehrtes zu tun. Es ist niemals richtig, zu töten – auch nicht dich
selbst. Gott hat uns das Leben gegeben.
Er ist der Einzige, der das Recht hat, es zu
nehmen. Die Bibel sagt: „Die Furcht des
HERRN ist der Weisheit Anfang“ (Psalm
111,10 Revidierte Lutherbibel 1984).
Catalin handelte weise, dass er nicht
vom Dach sprang. Gott hatte mit seinem
Leben einen bestimmten Plan, so wie er
für jeden Menschen einen Plan hat.
Tipp: Wenn Sie eine kleine Kindergruppe haben, deuten Sie auf jedes Kind und
sagen Sie: „… Gott hatte einen bestimmten Plan für Catalins Leben. Er hat auch
einen Plan für dich – und dich – und dich
usw.“
Catalin kletterte vom Dach herunter und machte sich auf in sein Versteck
zu seinen Aurolac-Flaschen. Einige Tage
lang berauschte er sich. Als er erwachte, hörte er von den Straßenkindern im
Bahnhof seltsame Geschichten.
„Wir haben
einen Amerikaner getroffen,
der heißt John.“
„Er ist unser
Freund.“
„Manchmal bringt er uns Brote mit,
50 auf einmal!“
„Er ist in die Berge gezogen, in die
Stadt Targu Mures.“
„Nächste Woche kommt er.“
„Wenn wir ihn am Zug abholen,
nimmt er uns mit in ein Restaurant.“
„Wir nennen ihn ,Papa‘.“
Tipp: Geben Sie sieben (oder weniger)
Kindern je einen Zettel mit einem dieser
Sätze über John. Die Kinder stehen dicht
zusammen und sagen einen dieser Sätze
mit froher Stimme.
Ein Papa! Obwohl er schon ein Teenager war, wünschte sich Catalin mehr als
alles andere wirkliche Eltern. Darum beschloss er, mit den anderen Jungen den
Zug abzuwarten.
Es stellte sich heraus, dass der „Papa“
ein muskulöser Mann mit grauen Haaren war, der eine Brille trug. Catalin fühlte nach seinen beiden Flaschen Aurolac
in der Tasche. Was auch immer geschah
– er konnte Aurolac schnüffeln. Er trottete hinter sieben anderen Jungen her in
ein kleines Restaurant und verschlang
das Essen. Es gab sogar Eis!
„Kannst du dableiben und mit mir
sprechen?“, fragte John Kachelmeyer.
In dieser Sekunde fällte Catalin eine
wichtige Entscheidung. „Hier!“, sagte er
und händigte einem Kumpel seinen Aurolac aus. „Ich will mit Papa sprechen. Ich
möchte mit ihm nach Hause gehen.“
Sie nahmen den Abendzug und kamen in Targu Mures an. Der Mann, den
sie „Papa“ nannten, hatte ein dreistöckiges Haus mit 15 Zimmern gebaut. Nur
für Straßenkinder. Catalin hörte die Geschichte von Johns Traum und wie er
seine Heimat in Amerika verlassen hatte, um nach Jungen wie Catalin zu suchen. Er wurde eingeladen, zu bleiben.
Nun hatte Catalin eine wirkliche Familie,
einen Vater und eine Mutter – Johns Frau
Deana.
Ausgabe 1 • 2013
Geschichte
Er konnte es kaum glauben, dass der
„Papa“ ihn liebte und achtete, so als ob
er wirklich etwas wert sei. John behandelte Catalin mit Liebe und Achtung,
weil er wusste, dass Catalin ein von Gott
gemachter und geliebter Mensch war.
John wusste, dass Jesus für Catalin gestorben war und einen Plan für sein Leben hatte.
Catalin war glücklich, Johns Familienmitglied zu sein, doch es gab noch eine
wichtigere Familie, von der er erfahren
musste. Welche ist das? (Gottes Familie)
Was musste er tun, um zu Gottes Familie
gehören zu können? Lassen Sie die Kinder
erklären.
Ein neues Leben
Nicht alle Straßenkinder waren bereit, bei John Kachelmeyers Trainingsprogramm in seinem Haus in Targu Mures mitzumachen. Einige Jungen liefen
wieder weg, weil sie meinten, es gebe
dort zu viele Regeln. Catalin beschloss
dazubleiben, wieder die Schule zu besuchen und in eine Gemeinde zu gehen. Er
hatte lange Gespräche mit John und sie
lasen gemeinsam in der Bibel.
Nun erzählt Catalin seine eigene Geschichte:
Ausgabe 1 • 2013
Tipp: Sie können einen dunkelhaarigen
Teenager dieses Zeugnis als „Catalin“ vorlesen lassen.
„Der Mann, den ich nun ,Papa‘ nenne, hat mir das Gefühl gegeben, jemand
Besonderes zu sein. Er liebt alle Kinder
vom Bahnhof, selbst die, die einen Mord
begangen haben. Zum ersten Mal wurde ich geliebt und hatte das Gefühl, etwas wert zu sein.
Ich begann zu verstehen, dass Gott
wirklich da ist. Ich sah den Unterschied
zwischen Gut und Böse. Ich las oft in
der Bibel. Ich bekannte Gott alle meine
Sünden und er löschte sie aus. Ich freute
mich sehr, dass ich nicht für meine Sünden bezahlen musste. Jesus bezahlte
mit seinem eigenen Blut dafür, als er am
Kreuz starb. Christus lebt in mir und ich
spüre seine Liebe.
Ich habe ein ganz neues Leben. Das
alte Straßenleben mit Gewalt und dem
Verlangen nach Drogen ist für immer
vorbei. Ich möchte keine Menschen
mehr beleidigen und verfluchen.
Seit ich den Herrn Jesus als meinen
Retter kennengelernt habe, spreche ich
den ganzen Tag lang mit ihm – wenn
ich auf der Straße gehe, wenn ich Musik
höre, ja sogar auch, wenn ich unter ei-
nem Baum liege. Er ist mein Meister, der
Allmächtige und mein treuer Freund.
Zuerst ist es mir nicht leicht gefallen, Gott zu vertrauen. Das lag an den
vergangenen Erfahrungen mit meinem
irdischen Vater. Nun weiß ich, dass der
himmlische Vater meine Hand nie mehr
loslassen wird.“
Bild 8
Heute ist Catalin Dobrisan
verantwortlich
für das Heim
für Roma-Kinder, das John
Kachelmeyer in Targu Mures, Rumänien, gegründet hat. Er hilft auch, in acht
Roma-Dörfern Gemeinden aufzubauen
und den Kindern dort die gute Nachricht
von Jesus zu erzählen. Catalin ist heute
34 Jahre alt und mit einer ungarischen
Frau namens Anna verheiratet.
© 2005 Child Evangelism Fellowship Inc.
Alle Rechte vorbehalten.
Text: Lois Dick
Bilder: Steve Bates
Übersetzung aus ETC 3/4 2005: Annegret
Pracht. Überarbeitung: Kerstin Pletsch
17

Documentos relacionados