Rückenschmerzen - Schmerzzentrum Frankfurt

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Rückenschmerzen - Schmerzzentrum Frankfurt
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Rü c ke n s c h m e rze n
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
von Rückenschmerzen sind sehr viele Menschen betroffen, sie sind der häufigste Grund für
Arbeitsunfähigkeit. Auch klagen immer öfter Jüngere über diese Beschwerden. Die Ursache
für Rückenschmerzen ist nur in seltenen Fällen auf Schäden im Bereich der Wirbelsäule
zurückzuführen. Daher sind die Prognosen für Patienten mit Rückenschmerzen gut, vorausgesetzt, sie arbeiten aktiv mit Ärzten und Physiotherapeuten zusammen.
FOCUS hat in Zusammenarbeit mit Dr. Thomas Flöter wichtige Informationen
zum Thema Rückenschmerzen zusammengestellt.
Der Experte
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Dr. Thomas Flöter, Anästhesist und Algesiologe, ist Begründer der ambulanten Schmerztherapie, der ärztlichen algesiologischen Fortbildung und der Patientenselbsthilfe. Dr. Flöter ist
Gründer und Leiter des Schmerzzentrums Frankfurt und Autor zahlreicher fachspezifischer
und populärwissenschaftlicher Artikel und Bücher.
Was sind Rückenschmerzen?
Unter Rückenschmerzen wird eine Anzahl von – teilweise volkstümlichen – Begriffen wie
Hexenschuss, Ischias, Lumbago, Bandscheibenschäden zusammengefasst. Die Ursache der
Schmerzen liegt oft in einer Verspannung der Rückenmuskulatur durch zu wenig sowie
einseitige Bewegungen oder falsche Belastungen beim Anheben oder Tragen. Auch Verrenkungen der kleinen Wirbelgelenke tragen häufig zu den Beschwerden bei. Stress in Familie und
Beruf bzw. seelische Belastungen bewirken oft eine innere Spannung, die sich auch auf die
Muskulatur übertragen kann.
Gemeinsam ist diesen Formen der Rückenschmerzen, dass sie meist plötzlich auftreten und
bald auch wieder zurückgehen. Sie sind im Prinzip weitgehend unkompliziert. Zu Komplikationen kann es kommen, wenn der Schmerz nicht durch medizinische Maßnahmen (Medikamente, nicht medikamentöse Verfahren) schnell gelindert wird. Die Patienten versuchen, durch
schonende Haltungen Schmerz zu vermeiden, was zu weiteren unnatürlichen (unphysiologischen) Überbelastungen und damit zu erneuten Schmerzen bzw. Bewegungseinschränkungen
führt. Durch diesen Teufelskreis kann sich die Schmerzsymptomatik verselbstständigen und
wird immer schwerer zu behandeln.
Welche Ursachen gibt es?
Rückenschmerzen haben die unterschiedlichsten Ursachen, stehen aber häufig in Zusammenhang mit der Wirbelsäule. Sie setzt sich aus Wirbelkörpern zusammen. Das sind gegeneinan-
Infos zum technischen Anbieter Talkline ID unter der Nummer 0 18 05/39 39 38
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der bewegliche Knochen, die von Bändern und Muskeln zusammengehalten werden. Dazwischen liegen die Bandscheiben, die als Stoßdämpfer fungieren. Zusätzlich sorgen die Zwischenwirbelgelenke (Facettengelenke) für eine bewegliche Verbindung; hinzu kommen im
Brustwirbelbereich die Rippenwirbelgelenke. Die Wirbelsäule wird in ihrer gesamten Länge
vom Wirbelkanal durchzogen. Innerhalb des Wirbelkanals befindet sich das Rückenmark, ein
Nervengewebe, das direkt mit dem Gehirn, aber auch durch seitliche Ausgänge mit dem
Gewebe aller Körperregionen verbunden ist. Auf diese Weise vermittelt das Rückenmark vielfältige Impulse, die von außen, aber auch vom Gehirn kommen.
Entsprechend der unterschiedlichen Belastung sind einzelne Wirbelsäulenabschnitte unterschiedlich betroffen: Halswirbelsäule 35 Prozent, Brustwirbelsäule zirka zwei Prozent, Lendenwirbelsäule 62 Prozent. Durch Altersveränderungen werden die Wirbel schmaler, was eine
unnatürliche Beweglichkeit der kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke) nach sich zieht. Es
entstehen arthrotische Veränderungen, die Rückenschmerzen bewirken können.
Eine Verengung des Spinalkanals selbst, zum Beispiel durch altersbedingte Veränderungen,
kann ebenfalls zu Rückenschmerzen führen. Morgensteifigkeit und Schmerzen beim Gehen
oder nach längerem Stehen sind die Folge.
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Hinweis
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„Auch an den Bandscheiben kommt es zu teilweise altersbedingten Verschleißerscheinungen ihrer ursprünglichen Positionierung (Bandscheibenvorfall).
Diese abnutzungsbedingten (degenerativen) Vorgänge können, müssen aber nicht
zu Beschwerden im Rückenbereich führen. Sie sollten aber unbedingt durch
den Facharzt mittels Untersuchung abgeklärt werden.“
Im Bereich der Wirbelsäule unterscheidet man das
• Halswirbelsyndrom mit Nackenschmerzen und häufiger Beteiligung des Kopfes;
auch das Zervikalsyndrom (Schulter-Arm-Syndrom) gehört hierzu,
• Brustwirbel-Syndrom,
• Lendenwirbel-Syndrom (LWS).
Die Beschwerden im Lendenbereich sind meistens auf starke degenerative Veränderungen der
Bandscheiben zurückzuführen. Ihr Faserring verliert seine Festigkeit und wird für die Gallertmasse durchlässig. Unter dem Einfluss mechanischer Kräfte verlagern sich zentrale Bandscheibenanteile nach hinten (dorsal). Bleibt der Faserring erhalten, bezeichnet man den Vorgang als
Vorwölbung (Protrusio), zerreißt er, spricht man von einem Bandscheibenvorfall (Prolaps). Der
Prolaps erfolgt meist seitlich und zum Rücken hin und blockiert damit die Beweglichkeit des
entsprechenden Abschnitts schmerzhaft. In vielen Fällen sind auch Nervenwurzeln eingeklemmt, so dass die Schmerzen ausstrahlen. Am häufigsten betroffen sind die Abschnitte
L4/L5 (vierter und fünfter Wirbel) der Lendenwirbelsäule und L5/S1 (Steißwirbel). Da hierbei
Anteile des Ischiasnervs irritiert werden, leiden die Patienten unter einer schmerzhaften
Lumbo-Ischialgie mit schockartig auftretenden Schmerzen, die in die Gesäßregion und bis
zum Knie ausstrahlen, unter Umständen auch bis in den Fuß. Typisch ist, dass sich diese
Rückenschmerzen beim Husten oder Pressen verstärken.
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Problematisch ist das Kauda-Syndrom. Hierbei reißt die Bandscheibe, wird in das Rückenmark
gedrängt und schädigt dort das Nervenfaserbündel („untere Querschnittslähmung“), was
heftige Schmerzen mit Funktionsstörungen im Blasen- und Mastdarmbereich bewirkt. Wird
das Kauda-Syndrom nicht richtig behandelt, können dauernde nervale Schäden bestehen
bleiben. Auch muss der Patient sofort operiert werden.
Neben den degenerativen Prozessen können weitere Veränderungen oder Schäden im Bereich
der Wirbelsäule zu schmerzhaften Beschwerden im Rücken führen. Hierzu gehören unter
anderem: Verletzungen, entzündliche Erkrankungen (Rheuma, Bechterew-Krankheit u. a.),
Tumoren oder Metastasen von Tumoren anderer Organe, Nervenschäden oder Nervenentzündungen, Wachstumsstörungen (Skoliose, Scheuermann), Veränderungen an den Knochen
(Osteoporose, Knochenwulste) und auch vererbte Missbildungen.
Die Spondylitis ist die Folge einer schweren entzündlichen Infektion der Wirbelsäulengelenke,
zum Beispiel im Rahmen rheumatischer Erkrankungen, die zu starken chronischen Rückenschmerzen führt und auch Steifheit bewirkt. Die Infektion der Wirbelsäulenknochen (Osteomyelitis) ist ebenfalls mit Schmerzen im unteren Rückenbereich verbunden.
Ursache von Rückenschmerzen im unteren Bereich können auch Störungen in den Iliosakralgelenken (Verbindungen zwischen Darm- und Kreuzbein) sein, die oft als Lumbo-Ischialgie
diagnostiziert werden, obwohl die Nerven nicht betroffen sind. Gefährdet sind besonders
Menschen mit Bewegungsmangel, mit einseitiger Tätigkeit und ganz allgemein Untrainierte.
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Nicht selten äußern sich Rückenschmerzen auch als Zeichen von Erkrankungen anderer
Organe (Magen-Darm-Trakt, Galle, Herz, Gefäße, Blut, Harnwege, Genitalien).
Als Myofasziales Syndrom bezeichnet man Rückenschmerzen in unterschiedlichen Bereichen,
die von den Muskeln oder den entsprechenden Sehnen ausgehen. Sie verschlimmern sich bei
Bewegungen der Wirbelsäule und bei Kälte. Regelmäßiges körperliches Training schützt vor
diesen Schmerzen.
In nicht wenigen Fällen erweisen sich Rückenschmerzen auch als körperlicher Ausdruck
seelischer Störungen und depressiver Prozesse (psychosomatische Erscheinungsbilder).
Rückenschmerzen bei Kindern unter zehn Jahren, die nicht auf Verletzungen oder andere
bekannte Ursachen zurückgeführt werden können, sind selten. Überladene Schulranzen oder
Rucksäcke bzw. ein falsches Anheben können jedoch zu Muskelzerrungen führen, die Rückenschmerzen auslösen.
Wie wird untersucht?
Um die Rückenschmerzen abzuklären, muss der Arzt zunächst Ihre ausführliche Krankheitsgeschichte (Anamnese) erheben. Es folgt die klinische Untersuchung, bei der die körperliche
Haltung bewertet wird. Der Arzt beurteilt die Intensität des Schmerzes an unterschiedlichen
Körperstellen sowie die Muskelkraft. Eine Anzahl von Funktionsprüfungen sowie neurologische Testungen sind ebenso vonnöten.
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Bei chronischem Verlauf der Beschwerden und längerer Dauer (mit und ohne Medikamente)
sind eventuell weitergehende Untersuchungsmethoden notwendig. Hierzu gehören:
• MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie, Kernspin-Tomographie): Mit dieser Methode
kann die Wirbelsäule mit Hilfe von Magnetfeldern dargestellt werden.
Besonders Weichteile können hier gut untersucht werden.
• CT (Computer-Tomographie): Hier wird die Wirbelsäule im Computer mit
Hilfe von Röntgenstrahlen abgebildet. Auch sehr kleine Veränderungen können
genau dargestellt werden.
• Röntgenkontrast-Darstellung (Diskographie): Es wird ein Farbkontraststoff injiziert,
so dass geschädigte Wirbelscheiben röntgenologisch darstellbar sind.
• Röntgenaufnahmen: Sie werden hauptsächlich gemacht, um Knochenbrüche oder
Wirbelsäulenverletzungen festzustellen.
• Elektromyographie: Mit Hilfe von feinen Nadeln, die in Muskeln gestochen werden,
kann die Nervenfunktion festgestellt werden. Elektroden werden angelegt, um die
elektrische Leitgeschwindigkeit zu messen. Schädigungen und Erkrankungen
der Nerven werden so diagnostiziert.
• Ultraschall: Hiermit können Zerrungen in den Muskeln, Bändern und Sehnen
festgestellt werden.
Wie gestaltet sich die Behandlung?
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Die Art der Behandlung richtet sich nach dem subjektiven Beschwerdebild, das der Patient
dem Arzt vermittelt, und nach den Befunden der körperlichen Untersuchung; daneben werden
die Ergebnisse neurologischer Testungen und schließlich auch die Ergebnisse der bildgebenden Verfahren für die therapeutische Vorgehensweise herangezogen. Für die Therapie komplizierter oder unklarer Fälle sollten Fachärzte mehrerer Fachrichtungen befragt werden (Neurologen, Orthopäden, Schmerztherapeuten, Psychiater).
Bei den meisten Patienten ist eine wirksame Therapie ohne chirurgische Eingriffe möglich. Hilft
der Patient aktiv mit, indem er sich an die Verordnungen des Arztes hält, wird es ihm besser
gelingen, die Beschwerden zu bewältigen. Manche Patienten müssen auch lernen zu akzeptieren, dass für ihre Schmerzen und Behinderungen keine eindeutigen Ursachen zu finden sind.
Viele schmerzhafte Befunde ähneln z. B. einem Bandscheibenvorfall, der aber im KernspinTomogramm nicht nachweisbar ist.
Expertenà
Hinweis
„Zur Behandlung von Schmerzen hat es sich bewährt, mehrere sich ergänzende
Therapien zusammen einzusetzen, z. B. Medikamente, Bewegungstherapie
und Elektrotherapie. Was genau im individuellen Einzelfall angewandt wird, entscheidet der Arzt auf Grund der Vorgeschichte, des Befunds, der Reaktionsweise
des Patienten und wenn möglich unter Berücksichtigung persönlicher Wünsche und
Abneigungen (z. B. naturheilkundliche Ausrichtung, Spritzenangst usw.).“
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Medikamentöse Behandlung
Die Behandlung akuter und chronischer Rückenschmerzen mit Medikamenten ist grundsätzlich sinnvoll, sollte aber vom Arzt verordnet und kontrolliert werden. Die häufig verwendete
intramuskuläre Spritze bei Ischialgien lässt sich fast immer durch Einnahme von Tabletten
ersetzen. Besonders bei chronischen Schmerzverläufen ist die Einnahme zu vorgegebenen
Zeitpunkten wirkungsvoller und mit weniger unerwünschten Begleiteffekten verbunden als
die einmalige Einnahme nur bem Auftreten besonders starker Schmerzen.
Im Vordergrund der medikamentösen Therapie stehen Präparate, die schmerzstillend und
entzündungshemmend wirken (so genannte nichtsteroidale Antiphlogistika/Antirheumatika)
wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, die in niedriger Dosierung
auch in der Apotheke ohne Rezept erhältlich sind. Da diese Substanzen nicht immer magenverträglich sind, empfehlen sich neuere magenschonende Mittel (so genannte COX-2-Hemmer
wie zum Beispiel Rofecoxib und Celecoxib). Als Alternative bietet sich Paracetamol an, das
auch gut magenverträglich ist, aber keine entzündungshemmende Wirkung aufweist. Bei sehr
starken Muskelverspannungen werden so genannte Muskelrelaxanzien angewandt (Flupirtin,
Tetrazepam).
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In besonderen Fällen, z. B. wenn die genannten Substanzen nicht ausreichend ansprechen,
werden Opioide verordnet (z. B. Tramadol, Tilidin/Naloxon), deren Wirkung vor allem auf das
zentrale Nervensystem im Rückenmark und im Gehirn abzielt. Sie sind gut wirksam, gut
verträglich und frei von toxischen Effekten auf andere Organe. Einige Antidepressiva (z. B.
Amitriptylin und Clomipramin) haben sich bewährt, da unter ihrer Wirkung eine Schmerzdistanzierung erreicht und die Schmerzschwelle angehoben werden.
Neben den systemischen Anwendungen von Medikamenten werden besonders wirkungsvoll
lokale Verfahren eingesetzt:
Bei anhaltenden Rückenschmerzen gilt die therapeutische Lokalanästhesie (Injektion eines
örtlichen Betäubungsmittels) als wirksame Methode. Das Präparat wird in die Muskulatur
neben der Wirbelsäule, in bestimmte Punkte oder in kleine Gelenke zwischen den Wirbeln
infiltriert. Beim Nachweis von entzündlichen Prozessen in diesen Regionen wird das lokale
Betäubungsmittel mit einem Corticoid kombiniert. Bei chronischen Wirbelgelenksprozessen
können die entsprechenden Nerven auch unter Anwendung von feinen Sonden durch Kälte,
Hitze oder Radiofrequenz für lange Zeit zur Ruhe gebracht werden.
Bei starker Ausstrahlung der Schmerzen wird auch mit guten Erfolgen die oberflächliche und
zeitlich limitierte Nervenblockade vorgenommen. Ebenso werden von Spezialisten in der
Klinik Blockaden durch Anwendung von Lokalanästhetika nahe dem Rückenmark durchgeführt, was bei hartnäckigen Rückenschmerzen zu guten Erfolgen führen kann.
Nicht medikamentöse Behandlungsmaßnahmen
Die manuelle Therapie (Chirotherapie/Osteopathie) kann bei unkomplizierten Rückenschmerzen ohne Ausstrahlung in das Bein als zusätzliche Behandlungsmaßnahme zum Einsatz
kommen, wobei dieses Verfahren nur von erfahrenen Ärzten oder Physiotherapeuten praktiziert werden sollte.
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Massagen wird keine Wirkung bei Rückenschmerzen zugesprochen. Im Unterschied dazu ist
die Heilgymnastik von besonderer Wichtigkeit, um die Muskulatur neben der Wirbelsäule
aufzubauen und zu stärken, was die Schwächen der geschädigten Wirbelsäule ausgleichen
kann und muss.
Mit Hilfe der Elektrostimulation können häufig gute Besserungen bei Rückenschmerzen
erreicht werden. Der Patient kann mit einem kleinen Gerät (TENS – transkutane elektrische
Nervenstimulation) die Behandlung selbstständig durchführen und auch die notwendige
Stärke regulieren. Durch die elektrischen Impulse werden ankommende Schmerzsignale
blockiert. Bei besonders stark verspannter Muskulatur werden auch stärkere Mittelfrequenzgeräte (Amplimed) zur Selbstbehandlung verordnet.
Inzwischen konnte auch belegt werden, dass Akupunktur als wirksame Maßnahme in das
Gesamtkonzept der Behandlung von Rückenschmerzen eingeordnet werden kann.
Bei chronischen Rückenschmerzen ist Biofeedback eine bewährte Behandlungsmethode, die
hilft, die Beschwerden zu bewältigen. Mit Hilfe eines Computers trainiert der Patient, bestimmte Körperfunktionen – wie z. B. die Muskelspannung – zu kontrollieren. Mit entsprechenden Entspannungstechniken kann er so auf Muskelverspannungen reagieren. Auch
Ultraschall wirkt entspannend auf die Muskeln, indem die Schallwellen das Gewebe erwärmen.
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Schließlich werden auch Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive
Relaxation nach Jakobson als wirkungsvolle therapeutische Begleitmaßnahmen eingesetzt.
Mit diesen Methoden und mit weiteren Verfahren der Psychotherapie können vor allem die
Patienten behandelt werden, bei denen die Rückenschmerzen und Verspannungen auch
Ausdruck unbewältigter seelischer Konflikte sind. Der Patient lernt, sich anders zu halten und
zu verhalten.
Das Göttinger Rücken Intensiv Programm (GRIP) ist ein vielseitiges interdisziplinäres Konzept,
um die eingeschränkten Körperfunktionen wiederherzustellen und zu erhalten. Es ist sehr gut
wissenschaftlich belegt und hat nach wochenlangem Intensivtraining schon viele Bettlägerige wieder arbeitsfähig gemacht.
In besonders schwer wiegenden Fällen, wenn die beschriebenen Verfahren keine Linderung
bewirken, müssen auch operative Eingriffe in Erwägung gezogen werden. Die Erfolgsaussichten sind nicht immer positiv einzuschätzen, so dass Operationen nur bei strenger Indikationsstellung, z. B. bei der Gefahr von schweren Schädigungen des Nervensystems, eingeplant
werden sollten. Hierzu gehören zum Beispiel die Diskektomie (Beseitigung des Bandscheibenvorfalls), die Foraminotomie (operative Erweiterung des Zwischenwirbellochs), die Laminektomie (Entfernung eines oder mehrerer Wirbelbogen zur Entlastung des Rückenmarks).
Was können Sie selbst tun?
Die Behandlungsmaßnahmen können nur dann zu einem andauernden Erfolg führen, wenn
der Patient sich bemüht, das Erreichte zu erhalten. Entsprechende Einrichtungen am Arbeits-
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platz (angepasste Stühle, richtiger Arbeitstisch) oder im häuslichen Bereich (Stühle, Betten)
können entscheidend dazu beitragen, neuen Beschwerden vorzubeugen.
Liegen keine Komplikationen wie z. B. Nervenschädigungen vor, sollte der Patient in Bewegung
bleiben und die täglichen Aktivitäten so schnell wie möglich wieder aufnehmen. Entsprechend der Kondition eignen sich Wandern, Radfahren und Schwimmen (besonders auf dem
Rücken), um die Muskulatur aufzubauen bzw. zu erhalten. Gegebenenfalls sollte das Training
zumindest anfangs mit Hilfe von Schmerzmitteln durchgeführt werden. Je regelmäßiger
sportliche Übungen durchgeführt werden, umso schneller werden die Rückenbeschwerden
gelindert und umso effektiver ein Wiederauftreten verhindert. In den meisten Fällen können
sich Patienten danach wieder ganz normal bewegen.
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Hinweis
„Verzichten Sie auf Bettruhe. Sie verschlimmert die Schmerzen und führt eventuell
zu weiteren Komplikationen wie Muskelschwäche, Thrombose und depressiven
Verstimmungen. Während der Nacht oder während sonstiger Ruhestunden sollten
Sie auf der Seite mit einem Kissen zwischen den Knien liegen.“
Yoga wird als geeignetes Verfahren angesehen, auf angenehme Weise die Muskeln zu trainieren und Schmerzen zu lindern. Allgemein empfohlen wird auch das Erlernen von Entspannungstechniken und von Methoden zur Schmerzbewältigung wie Verhaltenstherapie, Ablenkungsstrategien, Analyse persönlicher Problembereiche.
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für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Ausführungen und Formulierungen übernehmen.
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Karl-Richard Eberle; Marc Langner, Klaus Patzak, Gudula Pollmann,
Anna-Maria Stellmann
Dokumentation/Schlussredaktion: Dr. Martin Seidl, Petra Kerkermeier
E-Mail: [email protected]
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