Mai

Transcrição

Mai
D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n
Ma i 2013
Die
anfänge
einer
Bewegung
s p e z i a l a u s g a b e
Die
z u m
k i r c h e n j u b i l ä u m
Adventgeschichte erzählt
Der Beginn der organisierten Adventgemeinde
Ma i 2013
8Wer sind wir?
I M
B L I C K P U N K T
Von Ted N. C. Wilson
Unsere Identität bestimmt unsere Mission.
12Verabredung mit dem Schicksal
A N D A C H T
Von Gerald A. Klingbeil
Wir sind keine von unsichtbarer Hand gelenkten
­Marionetten – wir sind in Gottes Hand.
T I T E LT H E M A
16
n
14
Die Anfänge
einer Bewegung
Der kosmische Konflikt
ottes Uhr offenbart
G
seinen Plan
Was Gott aufs Spiel setzte, als er seinen Geschöpfen
Entscheidungsfreiheit gab.
Von Aleta Bainbridge
Von Alice R. Voorheis
n
22
ie Bewegung beginnt
D
zu wachsen
n Auf
n
Von James R. Nix
dem Weg zur Organisation
Stanley D. Hickerson
ie Gründung der Kirche
D
wird besiegelt
Alberto R. Timm
RESSORTS
3 K I R C H E
I N
A K T I O N
3 Aus aller Welt
6
Blick in die Welt
Ein viel versprechender Mann mit einer
­enttäuschenden Karriere.
24
E L
Adventist World | Mai 2013
L E N
W H I T E
E N T D E C K E N
Geführt durch die Gabe der Prophetie
Von Merlin D. Burt
Adventistische Verlage, Gesundheits- und Bildungs­
institutionen gibt es in ihrer heutigen Form vor allem
wegen Ellen White.
11 G E S U N D H E I T
Gesunder Lebensstil
27 B I B E L S T U D I U M
Zweitausend Jahre und
immer noch warten
26 F R A G E N Z U R
Der Erste oder
Erstgeborene?
28
www.adventistworld.org
In 13 Sprachen online
2
A D V E N T G E S C H I C H T E
Moses Hull
Benjamin Baker
G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N
B I B E L
L E S E R F O R U M
T I T E L B I L D v o n N A S A / NO A A / G S F C /
S u o m i N P P / V I I R S / N o r m a n K u ri n g /
D I G I TA L B E A R B E I T E T
I
n den Aufzeichnungen heißt es, dass an jenem Donnerstagmorgen vor 150 Jahren 20 Männer beisammen waren. Alle waren Amerikaner. Fast alle Delegierten waren Prediger, nur zwei Laien waren darunter.
Drei der 20 sollten der Gemeinde innerhalb des
nächsten Jahrzehnts den Rücken kehren und vom
Glauben abfallen. Drei andere sollten mindestens ein
Jahr lang als Präsident der Organisation wirken, die
sie gründeten. Zwei sollten Redakteure des Advent
Review and Sabbath Herald werden, des heutigen
Adventist Review – der Schwesterzeitschrift von
Adventist World. Praktisch alle sollten ständig mit den
Finanzen zu kämpfen haben, sowohl im Privatleben
als auch in der Kirche, die sie gründeten.
Die Kirchenstruktur, die sie aufbauten, überlebte
nicht nur, sondern gedieh. Doch fast alles andere an
dieser Kirche hat sich verändert. Die Männer sind
heute in der Minderheit, sie machen weniger als 40
Prozent der Mitglieder aus, nur noch sechs Prozent
der Kirchenmitglieder sind US-Amerikaner. Pastoren
und alle anderen Angestellten umfassen weniger als
zwei Prozent der Mitglieder. Die Zehnten und Gaben,
die die Gemeindeglieder jährlich geben, belaufen sich
auf über eine Milliarde US-Dollar – ein Mehrfaches
dieses Wertes steckt in Gebäuden, Krankenhäusern,
Bildungs- und Missionseinrichtungen.
Obwohl es auch schon vor diesem Treffen am 21.
Mai 1863 mehrere „Bundesstaaten-Vereinigungen“
gegeben hat, haben die Siebenten-Tags-Adventisten
damals und in den nachfolgenden Generationen
immer diesen Tag – einen Donnerstag – als die
Geburtsstunde ihrer Kirche angesehen, die sich heute
über den ganzen Erdball erstreckt. Sie ist in über 200
Ländern vertreten, zählt mehr als 17 Millionen getaufte
Mitglieder und unterhält das größte protestantische
Bildungssystem, Verlagswesen und Gesundheitssystem
der Welt. Millionen Andere fühlen sich als Familienmitglieder oder Freunde von getauften Mitgliedern ebenfalls als Teil dieser weltweiten Bewegung.
„Der Einfluss dieser Versammlung kann nicht
anders als gut sein“, schrieb der damals 31-jährige
Uriah Smith, als frisch gewählter Generalsekretär der
Generalkonferenz nur fünf Tage nach der Zusammenkunft. Seine vorsichtige Prognose scheint heute allzu
bescheiden gewesen zu sein: Gott hat die Kirche der
Siebenten-Tags-Adventisten so sehr gesegnet, dass sich
heute jeden Tag mehr Menschen unserer Kirche anschließen als am biblischen Pfingstfest getauft wurden.
Wenn du in dieser besonderen Ausgabe von
Adventist World von Gottes Führung liest,
dann denke daran: Gott kann aus wenig
– dem Mehlkrug einer Witwe, fünf flachen Steinen aus einem Bach oder fünf
Broten und zwei Fischen – unvorstellbar Großes vollbringen. n
A U S A L L E R W E LT
Global Youth Day,
mobilisiert durch
Soziale Netze
Links: Jugendliche bei einer Aktivität in Alberton, Südafrika, als
Teil des adventistischen Global Youth Day am 16. März 2013.
Rechts: Jugendliche und Kinder auf den Philippinen machen sich
bereit, um am 16. März 2013 in San Pablo City Zeichen praktischer
Nächstenliebe zu setzen. Hunderttausende adventistischer Jugendlicher beteiligten sich weltweit an verschiedenen karitativen Einsätzen.
■■ Anlässlich des ersten weltweiten Jugendtages (Global Youth Day) am 16.
März 2013 konnten so viele Siebenten-Tags-Adventisten wie nie zuvor durch
Soziale Netzwerke mobilisiert werden. Das berichtete Gilbert Cangy, Leiter
der Jugendabteilung der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung).
Weltweit berichteten die Jugendabteilungen der Kirche über den Hope
Channel in Australien, Deutschland und den USA von Hunderttausenden
adventistischen Jugendlichen, die sich an karitativen Aktionen beteiligten.
Mehr als 80.000 Jugendliche waren durch die Sozialen Netzwerke – einschließlich Facebook und Twitter – verbunden; mehr als vier Millionen Menschen kommunizierten im Internet über die Initiative.
Die Teilnehmer der Aktionen ließen eine Predigt ausfallen und demonstrierten echtes Christentum durch praktische Nächstenliebe.
„Es war ein historisches Ereignis, das uns als Adventjugend weltweit
unglaublich vereint hat“, so Cangy. „Wir selbst haben gar nichts gemacht, wir
haben uns nur Gott zur Verfügung gestellt, als seine Hände und Füße, um
seine Arbeit zu tun. Die Ergebnisse waren überwältigend.“
In Spanien beteiligten sich Hunderte junger Leute an einem Flash-Mob in
einem der größten Einkaufszentren Madrids.
In England arbeiteten Jugendliche einen Tag lang in Krankenhäusern und
Pflegeheimen. Eine andere Gruppe öffnete ihre Gemeinde als Anlaufstelle für
misshandelte Frauen.
In Tansania folgten junge Adventisten einem dringenden Aufruf, Blut zu
spenden.
In Puerto Rico beteten Jugendliche auf einer stark befahrenen Straße für
die Autofahrer.
Mai 2013 | Adventist World
3
T E D
Ne w s
A U S A L L E R W E LT
In Südafrika bereiteten die jungen
Leute Frühstück für Polizeibeamte vor.
Eine Schlagzeile in der Guyana Times
lautete: „Adventistische Jugendliche bringen
Hoffnung durch praktische Nächstenliebe.“
„Es war einfach wunderbar zu sehen,
wie die Jugendabteilung die Führung
übernommen und die ganze Kirche auf
diese Weise mobilisiert hat“, sagte Daryl
Gungadoo, Netzwerktechniker bei Adventist World Radio Europe und einer der
Organisatoren des Events.
Der nächste Global Youth Day findet
am 15. März 2014 statt.
Bericht: Intereuropäische Division
und Adventist News Network
Wilson besucht
­Adventisten in Ungarn
­anlässlich 100-jährigen
Jubiläums der Kirche
■■ Tausende von Mitgliedern und
Freunden der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten hießen den Präsidenten der
Weltkirchenleitung, Ted N. C. Wilson,
auf der letzten Station seiner zehntägigen
Europavisite im März 2013 in Ungarn
willkommen.
Wilsons Besuch fiel mit den Feierlichkeiten zum 100-jährigen-Jubiläum des
Ungarn-Verbands (ehemals Duna-Verband) zusammen.
Der Adventglaube kam 1860 durch M.
B. Czechowski, einen ehemaligen polnischen Priester, der Adventist geworden
war, nach Ungarn.
Während der Jubiläumsfeier am 17.
März wurde auch das Projekt „Die große
Hoffnung“ gestartet. Durch diese Initiative
der weltweiten Kirche soll auch in Ungarn
„Hoffnung in jedes Herz“ gebracht werden. Dazu werden Adventisten ermutigt,
das Buch The Great Hope (Die große Hoffnung) an Freunde und Nachbarn weiterzugeben.
4
Adventist World | Mai 2013
Links: Der Präsident der weltweiten Kirche
der Siebenten-Tags-Adventisten, Ted Wilson (links) und seine Frau Nancy (zweite
von rechts) im Gespräch mit Gemeindegliedern nach der Feier zum 100-jährigen Bestehen der Kirche in Ungarn.
Rechts: Vertreter der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten bei ihrem
Treffen mit ungarischen Regierungsvertretern, in dem es um den Schutz
der Rechte von Minderheitenreligionen ging. Links der ungarische Staatssekretär für Religion, György Hölvényi, flankiert von zwei Mitarbeitern,
und rechts Ted Wilson mit Bertil Wiklander zu seiner Linken und Tamás
Ocsai zu seiner Rechten.
„Das ist keine Aktion der Gemeinde,
sondern etwas, was die Gemeindeglieder
tun können, um ‚Hoffnung in jedes Herz‘
in Ungarn zu bringen“, so Tamás Ocsai,
Präsident des ungarischen Verbands.
The Great Hope ist eine moderne Fassung des Buches Der große Kampf von
Ellen G. White.� Darin wird geschildert,
wie Menschen im Laufe der Geschichte
Gott treu nachgefolgt sind. Unter anderem
handelt das Buch von den Waldensern und
anderen kleinen Gruppen, die auch im
Mittelalter ein unverfälschtes Christentum
bewahrten.
„Die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten ist Gottes Endzeitgemeinde
der Übrigen“, erklärte Wilson. „Gott bereitet die Menschen, die ihm treu folgen, auf
etwas ganz Besonderes vor und wir sollen
den Menschen die Liebe Christi auf
ansprechende Weise weitergeben. Ich wünsche euch, dass ihr voller Hoffnung für die
Zukunft von hier weggehen könnt.“
Am Nachmittag trafen Wilson, Ocsai
und der Präsident der Transeuropäischen
Division, Bertil Wiklander, den für Religion und Minderheitenfragen zuständigen
Staatssekretär György Hölvényi.
Wilson gab einige Informationen über
Größe und Aktivitäten der 17 Millionen
Mitglieder zählenden protestantischen
Kirche und dankte den ungarischen
Behörden dafür, dass sie sich für die Förderung der Religionsfreiheit in ihrem Land
einsetzten.
Ein Jahr zuvor hatte die Kirche der
Siebenten-Tags-Adventisten durch das
ungarische Parlament wieder ihren offiziellen Status im Land zurückerhalten. Dem
waren Monate der Unsicherheit vorausgegangen, nachdem 2011 ein umstrittenes
Gesetz verabschiedet worden war, das über
300 Minderheitenreligionen – darunter
auch die Kirche der Siebenten-TagsAdventisten – die staatliche Anerkennung
verwehrte. Die Kirchen hätten sich unter
strengeren Auflagen neu registrieren lassen
müssen. Der Regierung zufolge war diese
Maßnahme Teil umfassender Bemühungen, mit denen verhindert werden sollte,
dass Scheinreligionen die Rechte und Privilegien der rechtlich anerkannten Kirchen
für sich in Anspruch nehmen können.
Während des Treffens betonte Hölvényi mehrmals, dass sich Ungarn dem
Schutz der Rechte von Minderheitenreligi-
onen verpflichtet fühle. „Die Regierung
beabsichtigt nicht, die religiösen Aktivitäten in unserem Land einzuschränken“,
sagte Hölvényi und hob auch die Schlüsselrolle der Internationalen Gesellschaft
für Religionsfreiheit (International Religious Liberty Association) für den weltweiten Schutz der Glaubensfreiheit hervor.
Bericht: Jóhann E. Jóhannsson,
tedNEWS, und Adventist News Network
Adventistisches
­Gemeinschaftszentrum
in Beirut eröffnet
■■ Im Februar eröffnete die außerhalb
von Beirut gelegene adventistische Middle
East University ein Gemeinschafts- und
Sozialzentrum direkt in der Stadt – als ein
Zeichen dafür, dass die Universität Dienste
für ihre Nachbarn anbieten kann. Nach
dem Bürgerkrieg im Libanon hatte man
zunächst längere Zeit darum gerungen,
den Hochschulbetrieb aufrechterhalten zu
können.
Das Gemeinschaftszentrum mit dem
Namen „Für dein Leben“ (For Your Life
Community Center) liegt zwei Kilometer
unterhalb des auf einem Hügel gelegenen
Universitätsgeländes und bietet Gesundheits-, Koch- und Kunstkurse, Musikunterricht und Computerlehrgänge an. Mehr
als 600 Personen haben bereits an Gesundheitskursen teilgenommen – durchgeführt
von einer Gruppe, die vom Weimar Center
of Health and Education aus den USA
angereist war.
„Ich bin total begeistert von dem
neuen Zentrum“, sagte Leif Hongisto, Präsident der Universität. „Es war nicht
absehbar, dass die Leute das Zentrum
unterstützen und so positiv aufnehmen
würden. Gott segnet unsere Bemühungen,
wieder in Kontakt mit der Bevölkerung zu
kommen.“ Die Adventisten sind seit 1939
in dieser Gegend vertreten.
Die Eröffnung des Zentrums, das im
Erdgeschoss eines zehnstöckigen Wohnhauses liegt, zog Dutzende von Menschen
an, welche die Einrichtung begrüßen, darunter auch Antoine Kaysar Jbara, Gemeindevorsteher der Stadt Jdeideh Bouchrieh
Sed . Auch in Zeitungen, Fernseh- und
Radiosendungen wurde über die Eröffnung berichtet.
Das Zentrum konnte verwirklicht werden, nachdem Hongisto im vergangenen
Jahr einen Gesundheits-Volkslauf organisierte, eine Aktion, die auf das wachsende
Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung
abgestimmt war.
„Die Leute haben gemerkt, dass wir
etwas zu dem Thema zu sagen haben“,
sagte er mit Blick auf das lange Engagement der Kirche für einen gesunden
Lebensstil.
Nach dem Bürgerkrieg von 1975
bis 1990 herrschten auf dem Campus
der Universität chaotische Zustände,
doch nach Jahren des Wiederaufbaus
erlebt die Einrichtung nun einen Aufschwung.
Homer Trecartin, Vorsteher des Nahost-Verbandes der Kirche der SiebentenTags-Adventisten, sagte, dass sich das
Gelände seit der Zeit, als er als Generalsekretär und Finanzvorstand des Verbands
dort gearbeitet hat, stark verändert hat.
„Ihr hättet [den Campus] sehen sollen,
als ich hier vor zwölf Jahren zu Besuch
war. Die meisten Häuser waren ausgebombt; Vögel und andere Tieren lebten
darin. Im Wohnheim gab es einen einzigen
Studenten und nur wenige Lehrer waren
Adventisten.“
Vor etwa zehn Jahren wurde ernsthaft
mit dem Wiederaufbau begonnen. „Heute
ist es ein interessanter und attraktiver
Ort“, so Trecartin über die Universität, an
der 250 Studenten aus 23 Ländern studieren und von deren Gelände aus man einen
Blick auf Beirut und das Mittelmeer hat.
Bericht: Jason Lemon
und Ansel Oliver/ANN
Oben: Das Gemeinschaftzentrum „Für dein Leben“
befindet sich im Erdgeschoss
eines zehnstöckigen Wohngebäudes in Beirut, etwa
zwei Kilometer vom Universitätsgelände entfernt.
Rechts: Die Middle East University liegt auf dem Sabtieh Hill (Sabbathügel). Der
Hügel hat seinen Namen von den sabbathaltenden Adventisten, die sich 1939 in
der Gegend niederließen. Vom Campus aus hat manCeinen
o n t i nBlick
u e d oauf
n nBeirut
e x t p aund
ge
das Mittelmeer.
Mai 2013 | Adventist World
5
B L I C K I N D I E W E LT
Von Mark A. Kellner, Nachrichtenredakteur
Sammlung adventistischer
Sekretärinnen
hilft zum Bau
Das nagelneue Gotteshaus, das mit Spendengeldern von adventistischen Gemeindesekretärinnen in Nova Mutum Paraná
im Bundesstaat Rondônia im Nordwesten
Brasiliens erbaut wurde, am Tag der Einweihung.
einer
neuen Kirche
Siebenten-Tags-Adventisten bauen ein neues Gemeinde­
zentrum in der zwei Jahre alten Stadt Nova Mutum Paraná
E
in riesiges neues Wasserkraftwerk
verändert das Landschaftsbild im
Bundesstaat Rondônia im Nordwesten Brasiliens. Ebenso soll auch die neu
eingeweihte Adventgemeinde in dem vor
zwei Jahren entstandenen Ort Nova
Mutum Paraná das geistliche Leben der
1600 Einwohner verändern.
Das neue Gemeindezentrum wurde am
24. Februar 2013 im Rahmen eines besonderen Gottesdienstes eingeweiht. Die Stadt
entstand aufgrund der Errichtung des
Jirau-Wasserkraftwerks, das den Fluss
Madeira im Bundesstaat Rondônia aufstauen wird. Die 50 Turbinen des Kraftwerks sollen nach der Fertigstellung 3750
Megawatt Strom erzeugen, der für die regionale Versorgung bestimmt ist und über
das nationale Stromverteilernetz auch in
andere Teile Brasiliens geleitet werden soll.
Durch das Bauprojekt wurden Umsiedelungen notwendig, daher wurde die
6
Adventist World | Mai 2013
Stadt Nova Mutum Paraná, etwa 120 Kilometer südöstlich von Poro Velho, der
Hauptstadt des Bundesstaates Rondônia,
gegründet. Medienberichten zufolge hatte
die Stadt bei der Einweihung im Januar
2011 etwa 1600 Einwohner. Geplant ist sie
für etwa 6000 Einwohner.
Vor der Einweihung der neuen Kapelle
mussten die in der Gegend lebenden
Adventisten immer in den Nachbarbezirk
zur Gemeinde fahren. Deshalb konnten sie
nur sabbats den Gottesdienst besuchen.
Jetzt können sie auch an Gemeindeveranstaltungen während der Woche teilnehmen, da sie keine großen Entfernungen
mehr zurücklegen müssen, um zur
Gemeinde zu gelangen.
Die finanziellen Mittel zur Errichtung
des neuen Gebäudes wurden von Gemeindesekretärinnen in der Südamerikanischen
Division aufgebracht. Gebaut wurde es mit
der Unterstützung freiwilliger Helfer der
aus den Bundesstaaten Rondônia und
Acre bestehenden West-Amazonas-Vereinigung (WAC). Vertreter der Vereinigung
wiesen darauf hin, dass dies das erste
Gemeindehaus sei, das durch den begeisterten ehrenamtlichen Einsatz von Sekretärinnen der Adventgemeinden gebaut
werden konnte.
Die Gemeinde wurde im Baustil der
neuen Stadt errichtet. An der Fassade
prangt das adventistische Logo und
erregt die Aufmerksamkeit der Menschen.
Der Saal hat 100 Sitzplätze, doch die
Platzkapazität war bei der Einweihung,
zu der 150 Besucher kamen, schon
mehr als ausgelastet. Viele der Besucher
waren nichtadventistische Einwohner
der Stadt.
Der Einweihungsgottesdienst fand in
Anwesenheit von Magdiel E. Pérez Schulz,
Generalsekretär der Südamerikanischen
Division, Sergio Alan, Generalsekretär des
F O T O S
M I T
F R E UN D L I C H E R
E R L A U B N I S
D E R
S Ü D A M E R I K A
D i v isi o n
Magdiel E. Pérez Schulz, General­
sekretär der Südamerikanischen
­Division, predigt beim Einweihungsgottesdienst. In der ersten Reihe
sitzen zwei Täuflinge. Das neue
­Gemeindehaus in Nova Mutum
­Paraná im Bundesstaat Rondônia
ist bei seiner Einweihung überfüllt.
Viele der Gemeindesekretärinnen die mitgeholfen hatten, den
Bau der neuen Gemeinde in der Stadt Nova Mutum Paraná zu
finanzieren, nahmen am Einweihungsgottesdienst teil.
Nordwest-Brasilien-Verbands, Moisés
Batista, Präsident der WAC, Abdoval
Cavalcanti, Generalsekretär der WAC und
Marcelo Miranda und Fernando Rias,
Generalsekretäre von benachbarten Vereinigungen, statt.
Batista sagte „Mit großer Freude weihen wir diese Kapelle ein, welche durch die
finanziellen Mittel jeder einzelnen Sekretärin im Gebiet der West-Amazonas-Vereinigung erbaut wurde. Gewiss wird diese
Initiative einen Anstoß für andere Vereinigungen geben, es uns gleich zu tun.“
Pérez Schulz erklärte, dass sich die
Sekretärinnen dazu verpflichteten hatten,
umgerechnet durchschnittlich 40 Euro für
den Bau des Gemeindehauses zu spenden.
Die Gesamtkosten für den Bau betrugen
umgerechnet etwa 23.000 Euro.
Pérez sagte: „Es ist bemerkenswert,
dass in der Gemeinde schon 15 Menschen
getauft wurden, besonders nach einer
Evangelisation, die gehalten wurde.“ Während der Einweihungsfeier wurden fünf
weitere Menschen getauft.
Schulz hob auch die Tatsache hervor,
dass „obgleich die Arbeit von Sekretärinnen eher administrativer oder verwaltungstechnischer Art ist, zeigen solche
Aktionen die Hingabe und den Missionsgeist dieser Frauen, die sich unentgeltlich
für die Verkündigung des Evangeliums
einsetzten.“
Sheila do Nascimento, Sekretärin im
Bezirk Santa Ines, im Bundesstaat Acre,
fand das Projekt sehr inspirierend: „Alle
Anstrengungen, die wir unternommen
haben, um das Geld für den Bau der
Gemeinde zusammenzubringen, haben
sich wirklich gelohnt. Wir haben viel mehr
Geld aufgebracht als wir ursprünglich
erwartet hatten. Die Menschen haben von
Herzen gegeben, weil sie Gelegenheiten für
andere Menschen schaffen wollten, von
der Hoffnung zu erfahren, die wie wir
Adventisten verkünden.“
Gemeindegründungen sind ein wich­
tiger Schwerpunkt in der Division.
Gemeindeglieder werden ermutigt, systematisch und gezielt neue Gemeinde zu
gründen. Das Ziel der Division ist die
Gründung von 9000 neuen Gemeinden
bis Ende 2015. Es geht jedoch nicht nur
darum, neue Gemeinden zu gründen;
sie sollen durch eine starke Leitung,
finanzielle Unabhängigkeit und eine
missio­narische Ausrichtung auch fest
­etabliert werden.
Im Jahr 2011 gründeten die Sieben­ten-Tags-Adventisten in Südamerika
1658 neue Gemeinden; 2012 waren
es 1302. Schätzungsweise entsteht alle
6 Stunden und 43 Minuten eine neue
Gemeinde.
Mit Informationen von Jeane Barboza und
Felipe Lemos, Südamerikanische Division.
Mai 2013 | Adventist World
7
I M
B L I C K P U N K T
I
m Jahr 1863 befanden sich die Vereinigten Staaten in einem heftigen
Bürgerkrieg. Auf den amerikanischen
Schlachtfeldern kämpften die verfeindeten
Bundesstaaten gegeneinander – jede Partei
in der Überzeugung, Gott auf ihrer Seite
zu haben. Das Blut floss in Strömen; am
Ende waren 625.000 Männer dem Krieg
zum Opfer gefallen (was im Verhältnis zur
Gesamtbevölkerung heute einer Opferzahl
von über sechs Millionen entsprechen
würde).
Während dieser Zeit der Spaltung und
Zerstörung fand im Norden der USA in
Battle Creek (Michigan) etwas Bemerkenswertes statt: Anstatt gegeneinander zu
kämpfen, kamen Glaubensbrüder aus verschiedenen Bundesstaaten zusammen, um
sich zu einer vereinten Kirche zusammenzuschließen – der Generalkonferenz der
Siebenten-Tags-Adventisten.
Die Entscheidung für den Namen „Siebenten-Tags-Adventisten“ war bereits über
zwei Jahre zuvor, am 1. Oktober 1860, bei
einer anderen Versammlung in Battle
Creek gefallen. In den darauffolgenden
zwei Jahren hatten sich Adventgemeinden
in sieben Bundesstaaten zu Vereinigungen
zusammengeschlossen. Die erste war die
Michigan-Vereinigung im Oktober 1861.
Auf ihre Einladung kamen Vertreter
der anderen Vereinigungen vom 20.–23.
Mai 1863 in Battle Creek zusammen, um
sich offiziell zu einer vereinten Glaubensgemeinschaft zu organisieren, sich eine
Verfassung zu geben, Verantwortliche zu
wählen und die Aufgaben der Generalkonferenz und ihrer Verantwortlichen zu definieren.
Das war eine völlig andere Erfahrung
als die, welche die Adventgläubigen weniger als zwei Jahrzehnte zuvor durchmachen mussten, als sie am 22. Oktober 1844
mit tränenden Augen sahen, wie die Uhr
Mitternacht schlug und Jesus nicht wiedergekommen war.
8
Adventist World | Mai 2013
Wer
sind wir?
Warum es wichtig ist,
Grundlegende biblische
­Wahrheiten
So bitter diese Erfahrung auch war
– eine kleine Gruppe von Adventgläubigen
gab ihren Glauben nicht auf. Demütig und
unter ernstem Gebet forschten sie in der
Bibel. Sie nahmen biblische Lehren an, von
denen einige jahrhundertelang in Vergessenheit geraten waren:
n Die Wiederkunft Christi findet
buchstäblich statt und wird auf der ganzen
Welt gleichzeitig wahrgenommen.
n Christus dient als unser Fürsprecher
in einem tatsächlichen Heiligtum im Himmel, in dem am 22. Oktober 1844 das
sogenannte „Untersuchungsgericht“
begonnen hat (vgl. Dan 7,9–14).
n Der siebte Wochentag ist Gottes
wahrer Sabbat, den wir heiligen sollen.
n Die Toten befinden sich in einem
unbewussten Zustand, bis Christus wiederkommt.
n Die Botschaften der drei Engel in
Offenbarung 14 sollen in der ganzen Welt
gehört werden: die Verkündigung des
„ewigen Evangeliums“, die Ankündigung
des Gerichts, der Aufruf zur Anbetung des
Schöpfers, das Aufzeigen des Falls des
geistlichen „Babylons“, die Warnung vor
dem „Malzeichen des Tieres“ und die
Identifizierung der treuen „Übrigen“ Got-
tes in der letzten Zeit als diejenigen, „welche die Gebote Gottes und den Glauben
Jesu bewahren“ (Offb 14,12 EB)!
n Diese Gruppe der „Übrigen“ hat „das
Zeugnis Jesu“ (Offb 12,17). „Das Zeugnis
Jesu aber ist der Geist der Weissagung.“
(Offb 19,10) Diese Gabe der Prophetie
wurde in den Visionen und Schriften von
Ellen G. White erkannt und als beständige
Führung für die Gemeinde der Übrigen
geschätzt.
Keine andere Kirche hat alle diese biblischen Lehren angenommen.
Damals und heute
Die Entdeckung dieser wichtigen Lehren, ihre weitere Verbreitung und der Auftrag, sie der Welt zu verkündigen, führten
am 21. Mai 1863 zur Gründung der Generalkonferenz der Siebenten-Tags-Adventisten. Diese neue Kirche zählte damals etwa
3500 Mitglieder in den nördlichen Bundesstaaten der USA.
Heute sind wir eine weltweite Denomination mit mehr als 17 Millionen Mitgliedern in über 73.500 Gemeinden und
67.300 Gruppen in 208 Ländern. Die Kirche arbeitet und publiziert in 924 Sprachen; 1,7 Millionen Schüler und Studenten
besuchen weltweit 7883 Bildungseinrichtungen. Millionen von Menschen werden
P h o t o
v o n
C reati o n S w ap
Von Ted N. C. Wilson
sich zu erinnern.
in 172 kircheneigenen Krankenhäusern
und Sanatorien, 238 Ambulanzen, 133
Alten- und Pflegeheimen und 36 Kinderund Waisenheimen betreut.1
Wir preisen Gott für die wunderbaren
Dinge, die er getan hat! Doch wenn wir
das 150-jährige Bestehen der Kirche der
Siebenten-Tags-Adventisten begehen, feiern wir nicht die Errungenschaften der
Vergangenheit; vielmehr ist uns bewusst,
dass wir lieber mit Jesus in unsere himmlische Heimat gehen würden, als ein weiteres Jubiläum zu feiern.
Dennoch ist dieses Jubiläum eine gute
Gelegenheit zu betrachten, was die Siebenten-Tags-Adventisten vor eineinhalb Jahrhunderten dazu führte, eine neue Kirche
zu gründen, und herauszufinden, ob diese
Gründe überholt oder heute noch gültig
sind.
Das religiöse Umfeld im
19. Jahrhundert
Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in
den Industriestaaten bereits eine Vielzahl
christlicher Kirchen. In Nordeuropa, den
britischen Kolonien und den USA blühte
der Protestantismus. Es gab Lutheraner,
Reformierte, Presbyterianer, Kongregationalisten, Episkopale, Baptisten und
Methodisten. Die Römisch-Katholische
Kirche hatte ihre Hochburgen in Südeuropa, Lateinamerika und einigen Teilen
Asiens. Die erste Römisch-Katholische
Kirche in den USA wurde ebenfalls 1863
von Immigranten aus Irland und Deutschland in Battle Creek gegründet.
Die Adventgläubigen hatten ursprünglich nicht die Absicht, eine neue Kirche zu
gründen. Sie wollten vielmehr in den
Ortsgemeinden nach dem Gelernten
leben. Doch mit dem Wachstum der
Bewegung und speziell ihres Verlagswerkes
ergaben sich rechtliche und organisatorische Schwierigkeiten. Gedrängt von James
White und geleitet von einigen Visionen,
die Ellen White in den 1850er-Jahren
empfing, erkannten die Adventisten: Um
ihre von Gott gegebene Mission effektiv
ausführen zu können, war es nötig, sich
offiziell zu organisieren.
Bis 1863 hatten die Siebenten-TagsAdventisten ein klares Bild davon, wer sie
waren – nämlich die „Übrigen“ von Offenbarung 12,17 und 14,12 –, und auch ihre
Mission deutlich vor Augen: die Verkündigung der drei Engelsbotschaften in der
ganzen Welt. Sie wuchsen weiter, doch den
Kern ihrer Identität verloren sie nie aus
den Augen.
Eine Identitätskrise?
Sind uns unsere Identität und unsere
Aufgabe heute noch so klar wie vor 150
Jahren? Oder hat sich unser Blick getrübt
und sind wir uns nicht mehr so sicher, ob
wir einen einzigartigen Auftrag haben?
Ich erinnere mich an eine Begebenheit
vor einigen Jahren. Jemand fragte mich,
worin ich meine größte Herausforderung
sah. Ich dachte einen Moment nach und
antwortete, dass eine unserer größten Herausforderungen darin besteht, die Vision
in unserer Kirche aufrechtzuerhalten, dass
wir eine einzigartige Bewegung sind. Die
Person, die mir die Frage gestellt hatte,
schaute mich an und fragte: „Sind wir das
wirklich?“ Dann fuhr sie fort: „Ich bin
zuallererst Christ und erst in zweiter Linie
Adventist.“ Natürlich sind wir Christen,
doch als Siebenten-Tags-Adventisten
haben wir eine besondere Aufgabe, die
Andere nicht erfüllen.
Bedeutet einzigartig auch
­besser?
Wer sind wir und unsere einzigartige Bewegung? Gottes Gemeinde der
„Übrigen“. Bedeutet das, dass wir besser
sind als Andere? Natürlich nicht. Wir
alle brauchen Gottes rechtfertigende
und heiligende Gnade. Wir verdanken
Christus unsere Rettung und schulden
ihm unseren Dank für seine allumfassende Gerechtigkeit.
Aber wir sind auch eine einzigartige,
prophetisch vorhergesagte Bewegung, ein
„Volk der Bibel“ – Christen, die an die
Prophezeiungen in den Büchern Daniel
und Offenbarung glauben. Wir glauben an
die vorhergesagten Marksteine in der
Geschichte, die uns zeigen, wo wir uns in
der Weltgeschichte befinden. Daniel 8,13–
14 offenbart (in Verbindung mit anderen
Bibeltexten) die Wahrheit über das, was
1844 im Himmel geschah, und zeigt, dass
die Heiligtumsbotschaft der Bibel zu allen
Zeiten eine bedeutungsvolle Botschaft für
die Welt war. Das trifft noch viel mehr für
die letzte Zeit dieser Welt zu.
Unsere Berufung
Wir leben in der entscheidenden Zeit
der Weltgeschichte. Wir sind berufen, Gottes wunderbare Botschaft von der Rettung
durch Christus und dessen Gerechtigkeit
zu verkündigen. Wenn wir diese Botschaft
durch die Kraft des Heiligen Geistes verkündigen wollen, müssen wir auch wissen,
wer wir sind. Wir müssen verstehen,
warum es uns als Adventbewegung gibt.
Wir müssen unsere besondere Berufung
von Gott erkennen.
Mai 2013 | Adventist World
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I M
B L I C K P U N K T
Dieses Jubiläum ist eine gute Gelegenheit
zu betrachten, was die Siebenten-TagsAdventisten vor eineinhalb Jahrhunderten
dazu führte, eine neue Kirche zu gründen,
und herauszufinden, ob diese Gründe
überholt oder heute noch gültig sind.
Wir verstehen unsere Identität nicht
auf uns bezogen oder egoistisch, sondern
sehen in aller Demut, dass die Kirche der
Siebenten-Tags-Adventisten die Merkmale
der Endzeitgemeinde Gottes, die in Offenbarung 12,17 genannt werden, erfüllt. Wir
wissen, dass sich unsere Kirche am Ende
als einig und stark erweisen wird.
„Gott hat mich beauftragt, den
Adventgläubigen in aller Welt zu beteuern,
dass wir für ihn ein wertvoller Schatz sind.
Er hat seine Gemeinde auf Erden dazu
ausersehen, bis zum Ende der Zeit in
Übereinstimmung mit seinem Geist und
seinen Weisungen zu bleiben.“2
Wir sind eine wunderbar vielfältige
Kirche und dennoch durch Christus und
die Botschaft der Bibel vereint. Wir sind
eine internationale Familie, deren Mitglieder überall auf der Welt leben, Gottes
Gnade verkündigen und durch den Heiligen Geist und grundlegende Glaubensüberzeugungen vereint sind.
Ein großes Vorrecht
Wir haben das große Vorrecht, nicht
nur eine von vielen Kirchen zu bilden. Wir
gehören zu einer Bewegung, die im Himmel beschlossen und am Ende der Zeit von
Gott mit einem einzigartigen Auftrag
berufen wurde. Wir sind eine Kirche, die
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Adventist World | Mai 2013
problematische Zeiten durchgemacht
hat und der biblischen Prophetie und
dem Schrifttum Ellen Whites zufolge
auch noch große Herausforderungen
vor sich hat. Wir verlassen uns nicht auf
Traditionen oder menschliche Argumente;
unsere einzige Grundlage ist das geschriebene Wort Gottes und das lebendige Wort,
Jesus Christus. Wir stützen uns als Kirche
nicht auf unsere eigene Kraft, sondern
unterstellen uns der Anweisung Gottes in
Sacharja 4,6: „Es soll nicht durch Heer
oder Kraft, sondern durch meinen Geist
geschehen.“
Kein Grund, uns zu schämen
Wir brauchen uns nicht dafür zu
­schämen, Siebenten-Tags-Adventisten
zu sein und zu Gottes Gemeinde der
„Übrigen“ zu gehören. Millionen von
Menschen auf der ganzen Welt warten
darauf, dass Siebenten-Tags-Adventisten
sich aufmachen und die kostbaren Botschaften verkündigen, auf denen unsere
Kirche gegründet wurde. Die Verkün­
digung der drei Engelsbotschaften ist
der Grund, weshalb Gott die Advent­
bewegung ins Leben rief. Wir haben
den Auftrag Gottes, das ewige Evangelium und die Gerechtigkeit Christi zu
­predigen, mutig den „Fall“ Babylons zu
verkündigen, die Welt davor zu warnen,
das „Malzeichen des Tieres“ anzunehmen
und sie aufzurufen, sich stattdessen mit
dem ewigen Zeichen der Autorität Gottes
– dem biblischen Sabbat – versiegeln zu
lassen.
Jesus kommt bald! Schon bald werden
wir im Osten eine dunkle Wolke am Himmel sehen, die etwa halb so groß ist wie die
Faust eines Mannes. Sie wird immer größer und heller werden.3 Der ganze Himmel
wird an diesem Höhepunkt der Weltgeschichte beteiligt sein. Inmitten von Millionen von Engeln werden wir den Einen
sehen, auf den wir gewartet haben. Durch
ein Wunder wird er von allen Menschen
gleichzeitig gesehen werden – nicht als
getötetes Lamm, nicht als Hoherpriester,
sondern als „König aller Könige und Herr
aller Herren“ (Offb 19,16b): Jesus Christus, unser Retter!
Wir werden zu ihm aufsehen und
sagen: „Dies ist unser Gott! Auf ihn haben
wir gewartet.“ (Jes 25,9 NLB) Und Christus wird auf jeden von uns herabsehen
und sagen: „Gut gemacht, mein guter und
treuer Diener … Lass uns miteinander
feiern!“ (Mt 25,21 NLB) Dann werden
wir in die Luft aufsteigen, um dem Herrn
zu begegnen, mit ihm nach Haus zu
gehen und in Ewigkeit bei ihm zu bleiben
(vgl. 1 Ths 4,17). So wird der Weg der
Adventgläubigen ein wunderbares Ende
nehmen! n
1 www.adventistarchives.org/quick-statistics-on-the-seventhday-adventist-church.
2 Ellen G. White, Für die Gemeinde geschrieben, Bd. 2, S. 408.
3 Vgl. Ellen G. White, Der große Kampf zwischen Licht und
Finsternis, S. 640.
Ted N. C. Wilson ist
­ räsident der WeltkirP
chenleitung der Siebenten-Tags-Adventisten.
Gesunder
G E S U N D H E I T
Lebensstil
Keine neue Idee
Ich bin noch nicht lange getauft, und es fällt mir schwer zu verstehen oder überhaupt
zu glauben, dass meine körperliche Gesundheit Einfluss auf mein geistliches Leben
hat. Ich esse keine unreinen Speisen und trinke keinen Alkohol. Reicht das nicht?
G
esundheit ist kein Übergangsritus
zum ewigen Leben. So wichtig
Wohlbefinden sein mag – Jesus
betonte die Ausgewogenheit: „Fürchtet
euch nicht vor denen, die den Leib töten,
doch die Seele nicht töten können.“ (Mt
10,28) Durch Gottes Gnade können wir
auch in unserem Zustand der Gebrochenheit Ganzheit erfahren.
Schon früh gab Gott seinem Volk
Anweisungen zu einer gesunden Lebensweise; sie schlossen Ernährung, Hygiene
und Sexualität mit ein (3 Mo 11–15; 18).
Die levitischen Gesetze dienten zur Vorbeugung von Krankheiten und waren einzigartig. Während seines irdischen Dienstes heilte
Jesus körperliche und seelische Krankheiten.
Dabei verband er Sündenvergebung mit
Wohlbefinden und einem Leben in Fülle.
Gott gab Ellen White ihre erste ausführliche Vision zum Thema Gesundheit
im Juni 1863. Daraufhin begann sie, der
jungen Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten Ratschläge über gesunde Lebensweise
zu geben. Der herausragende Aspekt ihrer
ersten Botschaft war „der Zusammenhang
zwischen dem körperlichen Wohlergehen
und der geistlichen Gesundheit oder Heiligkeit“.1 Während ihres ganzen Lebens gab
sie Informationen weiter, die die Gesundheitsphilosophie unserer Kirche prägten.
Schon lange, bevor die Medizin die Gefahren des Rauchens entdeckte, sprach sich
Ellen White entschieden dagegen aus und
äußerte sich auch über andere Gesundheitsrisiken, darunter der Gebrauch von
Alkohol und arsen- und quecksilberhaltigen Medikamenten. Vom Genuss von
Schwarzem Tee, Kaffee und anderen
Genussmitteln riet sie ebenso ab wie später
auch vom Verzehr von Fleisch. Diese Praxis
wird von der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten noch immer unterstützt. Ellen
White empfahl eine vegetarische Ernährung unter vernünftiger Einbeziehung von
Milchprodukten – und das zu einer Zeit,
als das Vitamin B12 noch unentdeckt war.
Darüber nannte sie die innerliche und
äußerliche Anwendung von sauberem
Wasser, frische Luft, angemessene Bewegung und Ruhe, Mäßigkeit, Gottvertrauen,
Sonnenschein, ein integres Leben und soziale Beziehungen als Gesundheitsfaktoren.
Die Zeitschrift TIME bezeichnete die
Ergebnisse der ersten adventistischen
Gesundheitsstudie in einem Bericht als
den „adventistischen Vorteil“.2 Dazu
gehört eine deutlich geringere Häufigkeit
von Krebserkrankungen und Leberzirrhosen. Spätere Studien haben eine deutlich
höhere Lebenserwartung bei Personen
gezeigt, die den adventistischen Lebensstil
pflegen. Im Jahr 2005 wurden die Vorzüge
eines adventistischen Lebensstils in der
Zeitschrift National Geographic sehr positiv hervorgehoben. Die Stadt Loma Linda,
wo viele Adventisten wohnen, wurde sogar
als eine „blaue Zone“ bezeichnet. Damit
gehört sie zu den Gebieten der Welt,
deren Bewohner sich höchster Lebensdauer und Lebensqualität erfreuen. Diese
positiven Ergebnisse waren so überzeugend, dass das Nationalen Gesundheitsinstitut der USA Millionen Dollar in die
Durchführung einer zweiten adventistischen Gesundheitsstudie investieren. Diese
Studie ist repräsentativ in Bezug auf die
Verschiedenartigkeit und ethnische Vielfalt
in unserer Kirche. Sie wurde so konzipiert,
dass mit ihren Daten auch die Auswirkun-
Von Allan R. Handysides
und Peter N. Landless
gen einer gesunden Lebensweise auf die
Spiritualität erfasst werden können.
Dass solche Auswirkungen bestehen, ist
durchaus zu erwarten, denn „unser Gehirn
steuert über die Nervenbahnen alle körperlichen, seelischen und geistigen Prozesse.
Über genau diesen Weg nimmt auch Gott
Einfluss auf unser Denken, Fühlen und
Wollen. Alles, was die elektrochemischen
Vorgänge im Nervensystem stört oder blockiert, verringert die geistige Aufnahmefähigkeit und schwächt zugleich das moralische Empfinden.“3 Dass unser Lebensstil
die Funktion des Gehirns beeinflusst,
haben verschiedene Studien bestätigt.
Gott hat uns durch verschiedene Quellen immer wieder Richtlinien für ein gesundes, glückliches und gottgefälliges Leben
gegeben. Und noch wichtiger: Gesundheit
und Wohlbefinden sollen zum Dienst für
unsere Mitmenschen dienen (siehe Joh 9,4).
Es gibt eine Fülle von Hinweisen, die
uns bei unseren Entscheidungen helfen,
wie wir ein Leben zur Ehre unseres Schöpfers führen können (vgl. 1 Kor 10,31), der
uns das Leben gegeben hat!4 n
1 D. E. Robinson, The Story of Our Health Message, Southern
Pub., Nashville 1965, S. 77.
2 TIME, 28. Oktober 1966.
3 Erziehung (1998), S. 215
4 Artikel mit Ergänzungen von Dr. med. Ruedi Brodbeck.
Allan R. Handysides, u. a. Facharzt für Gynäko-
logie, ist Direktor der Gesundheitsabteilung der
Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten in Silver Spring (Maryland, USA).
Peter N. Landless, u. a. Facharzt für Nuklear­
kardiologie, ist stellvertretender Direktor der
Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz.
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A N D A C H T
D
as Leben in Jerusalem war nicht mehr das, was es einmal
war. In den vergangenen Jahren war es immer wieder auf
und ab gegangen – wie auf einer Achterbahn. Doch wie
passte das mit den Verheißungen Gottes zusammen? War Jerusalem nicht der Ort, von dem Gott verheißen hatte, dass sein Volk
für immer dort leben würde (2 Sam 7,10.11)? Hatte er nicht David zugesagt, dass dessen Nachfahren für immer auf dem Thron
sitzen würden (2 Sam 7,12–16)?
Diese Verheißungen schienen unwirklich angesichts der Tatsache, dass die Welt außerhalb Jerusalems in Flammen stand und
diese Flammen ihrer geliebten Stadt bedrohlich näherkamen.
König Josia war vom Volk geliebt worden. Obwohl er bei seiner
Krönung noch sehr jung gewesen war, hatte er eine umfassende
Nicht dem
nach Babylon bringen ließ, diese und ähnliche Fragen bewegten.
Schließlich war dies Gottes Stadt und Gottes Tempel. Wie konnte
Daniel später schreiben: „Der Herr gab Jojakim, den König von
Juda, in [Nebukadnezars] Hand“ (Dan 1,2 EB)? Immerhin war
es ein heidnischer König, der so mit dem Bundesvolk, mit der
heiligen Stadt und mit der Dynastie Davids umging, die der Herr
erwählt hatte.
Lässt sich ein Sinn in den Umständen erkennen, wenn sie sich
nicht so entwickeln, wie sie es unserer Meinung nach sollten? Und
wie kommen wir mit unserer eigenen Geschichte zurecht
(geschweige denn mit den größeren Themen der Weltgeschichte),
wenn wir uns wie Marionetten fühlen, an deren Fäden die Mächtigen ziehen?
Von Gerald A. Klingbeil
Schicksal
unterworfen
Gottes Plan entfaltet sich in der Geschichte
Reform in Angriff genommen (siehe 2 Kön 22–23). Der Tempel
war ausgebessert worden, das Gesetz Gottes – jahrzehntelang vernachlässigt – war wiederentdeckt und verkündigt worden. Das
Volk hatte seinen Bund mit Gott erneuert. Die Dinge hatten gut
ausgesehen; es war Josia sogar gelungen, die Grenzen seines Reiches auszudehnen, sodass es teilweise Gebiete umfasste, die zum
untergegangenen Reich Israel gehörten (vgl. 2 Kön 23,15.19).
Aber nun – nach einer Reihe von kurzen, verhängnisvollen
Regierungszeiten mittelmäßiger und gottloser Könige – wurde
Jerusalem belagert. Das große Reich Assyrien war untergegangen;
Babylon, die neue Macht aus dem Osten, hatte die Gebiete eingenommen. Sein Kronprinz Nebukadnezar hatte mit seiner Armee
und einigen Verbündeten Jerusalem eingenommen – Gottes
erwählte Stadt (2 Kön 24,1.2). Was ergab das für einen Sinn angesichts der Verheißungen Gottes? Wo war Gott, als er gebraucht
wurde?
Rätsel
Ich kann mir vorstellen, dass die jungen Männer, die der
babylonische Herrscher im Jahr 605 vor Christus, dem „dritten
Jahr der Herrschaft Jojakims, des Königs von Juda“ (Dan 1,1),
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Adventist World | Mai 2013
F O T O
M I T
Eine unangenehme Wahrheit
Das Buch Daniel ist nicht nur ein prophetisches Buch mit apokalyptischen Bildern, in dem es um die Endzeit geht. Daniel macht
uns auch auf einzigartige Weise mit einer Geschichtsphilosophie
bekannt, die biblisch ist und zuzeiten auch zutiefst beunruhigend
sein kann. Im Buch Daniel finden wir mehrere Male die Formulierung „Gott gab“: Er gab Jerusalem in die Hand Nebukadnezars
(Dan 1,2), aber er gab auch Daniel und seinen Freunden Gunst in
den Augen des Kämmerers des Königs (1,9). Es war auch Gott, der
den vier jungen Männern am babylonischen Hof Einsicht, Verstand und Weisheit gab (1,17). Gleich zu Anfang seines wichtigen
Buches machte Daniel einen wesentlichen Punkt deutlich: Gott,
der Schöpfer des Universums, hat das Sagen – über Leib und
Leben, über Zeit und Zukunft und sogar über heidnische Könige.
Gott gebrauchte einen heidnischen König, um sein Volk zu
bestrafen; zugleich bereitete er seine Getreuen vor, diesem heidnischen König zu dienen und ihn für das Reich Gottes zu beeinflussen. Die Geschichten in Daniel 2 bis 6 sind vielen von uns vertraut: ein vergessener Traum von einer kolossalen Statue, ein Feuerofen mit vier Männern, ein König, der wahnsinnig wurde und
dann seine psychische Gesundheit wiedererhielt, eine rätselhafte
F R E UN D L I C H E R
E R L A U B N I S
des
P erga m o n
M u se u m s
i n
B erli n
Botschaft an der Wand, die Gott Menschen in einem Palast gab,
die nicht auf die „Zeichen der Zeit“ achteten, und die Herausforderung, seiner Überzeugung angesichts von drohender Verfolgung treu zu bleiben. In allen diesen Geschichten hatte Gott die
Kontrolle.
Manchmal verbreiten Christen den Mythos, das Leben mit
Christus bestünde nur aus Erfolg, Segen und Reichtum. Die
Geschichten im Buch Daniel lehren uns etwas anderes. Menschen, die Gott vertrauen, leiden und werden um ihrer Überzeugungen willen verleumdet (Dan 3 und 6). Ihr Weg ist nicht
immer einfach und sie erleben nicht immer ein „Happy End“ à la
Hollywoodfilm. Doch trotz der Probleme, die Schadrach,
Meschach und Abed-Nego oder auch Daniel selbst hatten, blie-
Gott hat die Kontrolle –
auch über
den großen Verlauf
der Weltgeschichte.
ben sie immer dem Gott treu, der in ihnen wirkte und ihr Denken verändert hatte. Die Frage ist allerdings, ob ihre Entscheidungen die generelle Einstellung und Überzeugung der deportierten
Juden widerspiegelten. Waren sie wirklich die einzigen, die nicht
vor der Statue niederfielen?1
Gott hat die Kontrolle
Was bedeutet es, wenn wir behaupten, dass Gott die Kontrolle
über die Geschichte hat? Wird diese theologische Wahrheit im
Leben bestätigt? Ist Gott verantwortlich für Herrscher wie Hitler,
Stalin, Pol Pot oder Nero, die so viel Leid verursacht haben? Um
diese Frage sinnvoll beantworten zu können, müssen wir einen
Gesamtblick auf den kosmischen Konflikt werfen, der hinter den
Kulissen der Weltgeschichte tobt. Von Anfang an – seit der ersten
Anklage Luzifers und dem Samen des Misstrauens, den er säte –
ging es bei diesem Konflikt um den Charakter Gottes: Ist Gott
ein Marionettenspieler wie Satan im Garten Eden, als dieser die
Schlange benutzte, um die Menschen Gott abspenstig zu machen
(1 Mo 3)? Wie kann ein allmächtiger Gott Raum für freie Entscheidungen lassen und diese Entscheidungen respektieren und
gleichzeitig seinen Erlösungsplan umsetzen?
Daniel 2 gibt einige hilfreiche Hinweise. Der babylonische
König Nebukadnezar hatte einen beunruhigenden Traum, konnte
sich dann aber nicht mehr an ihn erinnern. Er rief seine Astrologen, Hellseher und Berater zusammen und forderte sie auf, ihm
den Traum zu erzählen und zu deuten. Doch dazu war niemand
in der Lage – außer Daniel. Daniel muss ein hervorragender
Schüler gewesen sein; er war intelligent und kreativ. Doch er
konnte den Traum nicht aus sich selbst heraus wiedergeben und
deuten. Gemeinsam mit seinen drei Freunden betete er eine ganze
Nacht (Dan 2,17–19). Während sie Gott um Führung baten und
auf seine Hilfe warteten, wurden Daniel in einer Vision der
Traum und die Deutung gezeigt.
Daniels Lob für Gottes Vorsehung ist eine sehr gute Zusammenfassung einer biblischen Geschichtsphilosophie: Gott „ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige
ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre
Weisheit und den Verständigen ihren Verstand, er
offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was
in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter
Licht.“ (Dan 2,21–22)
Gott hat die Kontrolle – auch über den großen
Verlauf der Weltgeschichte. Er ließ es zu, dass ein
heidnischer König seinen Tempel und die von ihm
erwählte Stadt zerstörte, um seinen umfassenden
Plan umzusetzen. Er wollte sein eigensinniges Volk
retten; er wollte den überheblichen König von
Babylon erreichen; und vor dem Hintergrund des
kosmischen Konflikts will er die ganze verlorene
Menschheit zurückgewinnen. Dazu ist er letztlich
bereit, den höchsten Preis zu zahlen.
Oft rang Daniel mit den Einzelheiten des Planes Gottes (siehe
Dan 9), doch er kannte seinen Erlöser persönlich und vertraute
Gott sein Leben an. Er hatte Gottes Eingreifen in seinem Leben
erfahren – das war ihm genug. Weit weg von der Heimat, umgeben von Menschen, die nichts vom lebendigen Gott wissen wollten, verstand er dennoch, dass Gott die Kontrolle besitzt. Er hat
sie auch heute noch und möchte an den großen und kleinen
Ereignissen unseres Lebens Anteil haben. Unser Leben ist nicht
einem blinden Schicksal unterworfen, wenn wir es in Gottes
Hand legen. n
1 Angesichts der Tatsache, dass Nebukadnezar offensichtlich alle Fürsten der Provinzen seines
Reiches vorlud (Dan 3,2), kann man davon ausgehen, dass auch König Zedekia von Juda
anwesend war (vgl Jer 51,59b).
Gerald A. Klingbeil ist stellvertretender Chefre-
dakteur von Adventist World. Es macht ihm Freude
zu sehen, wie sich Gottes Plan in der Geschichte
entfaltet. Mit seiner Frau Chantal und seinen drei
Töchtern lebt er in Silver Spring (Maryland, USA).
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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N
G
eschichten sprechen eine Sprache, die zu Herzen geht.
Wir fühlen uns nie zu alt für eine gute Geschichte. Wir
lernen aus ihnen wichtige Lehren für unser Leben und
erfahren Antworten auf die großen Lebensfragen. Einige der
größten Geschichten der Weltliteratur handeln von der Spannung
zwischen Gut und Böse, dargestellt durch zwei Mächte, die im
ständigen Widerstreit liegen. Immer wenn das Gute über das Böse
triumphiert, entspannt sich der Knoten in unserem Magen.
Die Bibel zeigt uns den Ursprung dieses großen Konflikts zwischen Gut und Böse und wer dafür verantwortlich ist. Sie ermöglicht uns einen Blick hinter die Kulissen, damit wir den Kampf in
seiner kosmischen Realität sehen können, und gibt uns ein tieferes Verständnis davon, worum es in dieser Auseinandersetzung
geht. Die Bibel versucht nicht, das Böse zu erklären, ebenso wenig
wie sie versucht, Gott zu beweisen. Sie erzählt einfach, wie das
Böse begann, wie es sich auswirkt und wie es enden wird.
Güte andererseits hat keinen Anfang und kein Ende, denn sie
geht von Gott aus, der einfach ist (vgl. 2 Mo 3,14). Er ist der
Schöpfer und Herrscher des Universums, und sein Wesen ist
Liebe (vgl. 1 Joh 4,8b.16b).
Die biblische Geschichte vom Bösen beginnt im Himmel, der
Heimat Gottes und der Engel. Sie beginnt in einem Universum,
das frei vom Bösen war, bewohnt von vollkommenen, nach dem
Bild Gottes erschaffenen Wesen, die sich freiwillig in völliger
Übereinstimmung mit dem Gesetz der Liebe befanden. Der
höchste Engel in diesem Universum war Luzifer, ein makelloses,
vollkommenes Wesen.
Der freie Wille
Bevor wir mit der Geschichte fortfahren können, müssen wir
verstehen, dass Gott jedem intelligenten Wesen, das er schuf, die
Fähigkeit gab, vernünftig zu denken und sich zu entscheiden. Nur
so waren die Entfaltung ihres vollen Potentials als individuelle
Persönlichkeiten und eine persönliche Beziehung zu ihrem
Schöpfer und ihren Mitmenschen möglich.
Gott wusste, dass dieses wertvolle Geschenk des freien Willens
mit einem Risiko verbunden war: Es bestand die Möglichkeit,
dass eines Tages jemand eine falsche Entscheidung treffen und das
Universum ins Chaos der Gesetzlosigkeit stürzen würde. Doch
wenn Gott sich selbst treu bleiben will, kann er sein Handeln
nicht davon diktieren lassen, welche Resultate er sich wünschen
würde. Er handelt vielmehr entsprechend seiner ehrlichen
Absichten. Wenn er sein Handeln darauf ausrichten würde, die
von ihm erwünschten Resultate zu erzielen, wäre er ein Diktator,
der seine Geschöpfe und die Ereignisse so manipuliert, dass sie
seinen eigenen Zielen dienen.
Das Geheimnis des Bösen
Gott beklagte Luzifers Rebellion zutiefst. Hören wir sein herzzerreißendes Klagen: „Wie, o wie konntest du nur so etwas tun?
Wie konntest du es nur über dich bringen, diese furchtbare Ent-
14
Adventist World | Mai 2013
NUMMER 8
Der
Von
Aleta Bainbridge
kosmische
KonfliKt
Wo ist unser
Platz in
Gottes Plan?
scheidung zu treffen, o Morgenstern, mein Sohn der Morgenröte?
Ich habe dich gesalbt und dich dazu bestimmt, an meinem Thron
zu stehen und an meiner Seite zu wirken. Du warst geliebt, der
Inbegriff der Vollkommenheit. Wie konntest du zulassen, dass
sich dein Herz mit Gewalt füllte? Wie bist du nur so tief gesunken?“ (Umschreibung von Jes 14,12–15 und Hes 28,14–15)
Die Entstehung des Bösen ist völlig irrational, ebenso unerklärlich wie unentschuldbar. Die Bibel gibt uns allerdings einen
Hinweis auf die Ursache: „Deine Schönheit hat dein Herz zum
Hochmut verführt. Du hast deine Weisheit verdorben, weil dir
dein Glanz so wichtig war.“ (Hes 28,17 NLB) Luzifer bildete sich
auf die ihm verliehenen Eigenschaften etwas ein und setzte statt
Gott sich selbst auf seinen Herzensthron. Er wurde neidisch auf
Gottes Sohn und wollte am Ende selbst auf dem Thron Gottes
sitzen (vgl. Jes 14,13–14). Als Satan oder Widersacher brachte er
vor dem gesamten Universum falsche Anschuldigungen gegen
Gott vor und täuschte damit ein Drittel der Engel. Die Rebellion
wuchs sich zu einem Kampf aus, und er und seine Engel wurden
schließlich nach der Auferstehung Christi endgültig aus dem
Himmel ausgestoßen (siehe Offb 12,5.7–11).
Satan war es gewesen, der den Geist der Rebellion auf die neu
erschaffene Erde gebracht hatte. Als es ihm gelungen war, Adam
und Eva zum Ungehorsam gegenüber Gott zu verleiten, beanspruchte er sie als seinen Besitz (vgl. Hiob 1,6–7). Gott gestattete
ihm, sich als „Fürst dieser Welt“ zu bezeichnen (Joh 14,30). Das
war der Beginn der Schreckensherrschaft des Bösen auf unserem
Planeten. Das ganze Universum beobachtet das Drama, das sich
hier abspielt (vgl. 1 Kor 4,9b).
Wir kennen die Ursachen für den Konflikt und spüren ihn
jeden Tag in unserem Herzen. Tatsächlich dreht sich der ganze
Sinn des Lebens der Menschheit um diesen Kampf.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts gewährte Gott einer neuen
Generation Einblick in die Wahrheiten seines Wortes und in die
Problematik des kosmischen Konflikts, der in seiner Endphase
erschreckend an Heftigkeit zunehmen würde. Die Gruppe, die
berufen wurde, die besondere Endzeitbotschaft „allen Nationen
und Stämmen und Sprachen und Völkern“ zu verkündigen (Offb
14,6), gab sich selbst einen Namen, der den Kern der Auseinandersetzung zwischen Gott und Satan in drei Wörtern zusammenfasst.
Siebenten-Tags-Adventisten
Die Anschuldigungen, die Satan gegen Gott vorbrachte, drehten sich um dessen Charakter, Gesetz, Herrschaft und Oberhoheit.
Indem Menschen Gott am biblischen Sabbat anbeten, bringen sie
ihre Loyalität gegenüber Gott als dem rechtmäßigen Herrscher
des Universums, ihrem Schöpfer und Erlöser zum Ausdruck.
Am Ende der Schöpfungswoche beging Gott die Vollendung
seines vollkommenen Schöpfungswerkes, indem er ein heiliges
Monument in der Zeit einsetzte: den Sabbat (1 Mo 2,1–2). Durch
ihn sollten alle Menschen zu allen Zeiten daran erinnert werden,
dass Gott als unser Schöpfer allein der Anbetung würdig ist. Dann
starb an einem Freitagnachmittag – dem Wendepunkt der Zeit –
Gottes Sohn für die Sünden der Welt. Am Kreuz sehen wir die
beiden im Kampf befindlichen Mächte: Liebe und Selbstsucht.
Ihre Absichten sind ganz klar. Die Selbstsucht lässt nichts unversucht, um uns zu zerstören; die Liebe dagegen tut alles in ihrer
Macht Stehende, um uns zu retten. Gott gab sein Leben „als Lösegeld für alle“ (1 Tim 2,6 EB). Und wieder ruhte Gott am Sabbat,
um uns daran zu erinnern, dass er als unser Erlöser allein unsere
Loyalität verdient.
Der Begriff Adventisten vermittelt Hoffnung für eine verlorene
Welt. Wir beten einen Gott an, der zu uns kommt. Er bleibt nicht
in sicherer Entfernung, während wir hier auf feindlichem Territorium leiden. Die Bibel sagt uns: „Das Wort wurde Mensch“ (Joh
1,14a Hfa) und kam genau zur rechten Zeit (vgl. Gal 4,4a) auf die
Erde, um das Los der sterblichen Menschen zu teilen.
Wenn Jesus als „König aller Könige und Herr aller Herren“
(Offb 19,16) wiederkommt, wird er die treuen Gläubigen aus dem
Grab oder aus einem sterblichen, sündigen Leben herausholen
und mit sich in den Himmel nehmen, um die Wunden und Narben zu heilen, die sie sich im Kampf zugezogen haben.
Wenn er wiederkommt, wird er die Sünde mit Stumpf und
Stiel ausrotten und diese Erde neu schaffen (Offb 22,1) und ewig
als unangefochtener Herrscher des Universums regieren. Die
Erlösten werden ewig mit ihm in Frieden und Harmonie zusammenleben. Am Anfang der Geschichte vom Kampf zwischen Gut
und Böse herrschte Vollkommenheit, und so wird es auch am
Ende sein. Es ist die beste Geschichte aller Zeiten. n
Aleta Bainbridge ist Koordinatorin der Initia-
tive Partners in Ministry für die Groß SydneyVereinigung in Australien. Sie arbeitet eng
mit ihrem Mann zusammen, der der Predigt­
amtssekretär ist. Sie haben vier Kinder und acht Enkelkinder.
Der große kampf
D
ie ganze Menschheit ist hineingezogen in eine große Auseinandersetzung zwischen Christus und Satan, bei der es um das Wesen
Gottes, sein Gesetz und seine Herrschaft über das Universum geht. Dieser Streit hatte seinen Ursprung im Himmel, als ein geschaffenes Wesen, ausgestattet mit Entscheidungsfreiheit, durch Selbsterhöhung zum Satan, zum Widersacher Gottes wurde. Auch
einen Teil der Engel verführte er zum Aufruhr. Als Satan Adam und Eva zur Sünde verleitete, brachte er den Geist des Aufruhrs auch auf
unsere Erde. Die Sünde hat das Bild Gottes im Menschen entstellt und die geschaffene Welt in Unordnung gebracht. Sie wurde schließlich durch eine weltweite Flut verwüstet. Unsere Erde ist vor der gesamten Schöpfung zum Austragungsort eines universalen Konflikts
geworden, in dem sich der Gott der Liebe schließlich als rechtmäßiger Sieger erweisen wird. Christus sendet den Heiligen Geist
und seine Engel, um seinem Volk in diesem Kampf beizustehen, es zu führen, zu schützen und auf dem Weg des Heils zu bewahren.
(Offb 12,3–9; Jes 14,12–14; Hes 28,12–18; 1 Mo 3; Röm 1,19–32; 5,12–21; 8,19–22; 1 Mo 6–8; 2 Ptr 3,6; 1 Kor 4,9; Hbr 1,14)
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15
T I T E LT H E M A
Von
Alice R. Voorheis
goTTES
U HR
offenbart seinen plan
1843-1847
I
n seiner Heimat in Low Hampton im
Bundesstaat New York verkündigte
1832 der Baptistenprediger William
Miller, dass die Prophezeiung von den
„2300 Abenden und Morgen“ in Daniel
8,14 im Jahr 1843 oder 1844 enden würde.
Er fühlte die Verantwortung, der Welt zu
verkünden, dass Jesus bald wiederkommen
würde und jeder sich darauf vorbereiten
sollte, ihm zu begegnen.
In Maine nahm der 21-jährige Lehrer
James White die Botschaft Millers an. Im
Januar 1843 verließ er sein Elternhaus auf
einem geborgten Pferd und begann einen
lebenslangen Dienst als Verkündiger der
baldigen Wiederkunft Christi.
Im kleinen Ort Washington im Bundesstaat New Hampshire sprach Rachel
Oakes, eine Siebenten-Tags-Baptistin, 1844
mit Pastor Frederick Wheeler über die
Gültigkeit und Wichtigkeit des biblischen
Sabbats. Schon bald hielt eine kleine
Gruppe von Milleriten Gottes heiligen
Ruhetag. Der pensionierte Schiffskapitän
Joseph Bates aus Fairhaven in Massachusetts erfuhr von dieser neuen Wahrheit
und verbreitete sie fortan ebenfalls münd-
lich und durch Bücher. Er wurde als der
„Apostel des Sabbats“ bekannt.
Einige Hunderttausend Menschen in
den nordöstlichen Bundesstaaten der USA
erwarteten die baldige Wiederkunft Christi
und verbreiteten schließlich voller Begeisterung die Nachricht, dass der 22. Oktober
1844 der Tag sei, an dem Jesus wiederkommen würde. Als dieser Tag verging, ohne
dass er kam, verwandelte sich ihre freudige
Erwartung in Traurigkeit und Verzweiflung. Viele hatten so fest damit gerechnet,
schon bald im Himmel bei ihrem besten
Freund zu sein, dass sie ihre Farmen verkauft, ihre Geschäfte geschlossen und alle
Rechnungen beglichen hatten.
Zu den enttäuschten Adventgläubigen
gehörte auch Hiram Edson aus Port
Gibson im Bundesstaat New York. Er lud
einige Freunde zu einer Gebetsversammlung in seine Scheune ein. Gemeinsam
wollten sie Gott um eine Erklärung dafür
bitten, warum Jesus nicht wie erwartet
gekommen war.
Gott antwortete schnell auf ihr Gebet.
Schon am nächsten Morgen, als Edson auf
dem Weg zu anderen enttäuschten Gläubi-
gen, die er ermutigen wollte, durch ein
Maisfeld ging, wurde ihm die Sicht eröffnet,
dass Jesus in das Allerheiligste des himmlischen Heiligtums eingetreten war, um dort
sein abschließendes Werk für die Errettung
der Menschen vor seiner Wiederkunft zu
beginnen. Es schloss einen Gerichtsvorgang
ein. Ein vertiefendes Studium von Daniel 7
und Hebräer 8/9 verdeutlichte diese neue
Erkenntnis noch.
Im Dezember 1844 empfing die erst
17-jährige Ellen Harmon aus Portland in
Maine eine Vision von Gott, in der ihr eine
Gruppe Adventgläubiger gezeigt wurde, die
einen schmalen Weg von der Erde zum
Himmel gingen. Trotz ihrer Schwäche und
Schüchternheit akzeptierte Ellen den Ruf
Gottes, als seine besondere Botschafterin
Anderen weiterzugeben, was ihr gezeigt
wurde. Ihr ganzes weiteres Leben lang
ermutigte, ermahnte und leitete sie die
Adventgläubigen durch ihre gesprochenen
und geschriebenen Botschaften.
Die Boten kommen zusammen
Während des Jahres 1845 reiste Ellen
Harmon in andere Orte Maines, um auf
verschiedenen Versammlungen von Milleriten die Botschaften weiterzugeben, die sie
von Gott erhalten hatte. Auf diesen Reisen
begleitete sie James White, den sie kurz
zuvor auf einer Versammlung kennengelernt
hatte. Da es in ihrer Familie keinen Mann
gab, der sie begleiten konnte, bot er sich
dafür an und war bald von ihrer prophetischen Gabe überzeugt. Um keinen Anlass
für üble Nachrede zu geben, schlug er Ellen
im Sommer 1846 vor, ihn zu heiraten.
6. Juni 1844: In London wird die Young
Men’s Christian Association (YMCA,
Christlicher Verein Junger Männer
[heute: Menschen], CVJM) gegründet.
1. Juni 1843: Sojourner Truth
beginnt ihre Arbeit als
Aktivistin gegen die Sklaverei.
1843-1847
22. Oktober 1844:
Tag der „großen
Enttäuschung“.
Adventistische Ereignisse
im historischen kontext
A lle F O T O S M I T F R E UN D L I C H E R
E R L A U B N I S VON E lle n G . White
E state A U S S E R D E N A N D E R S
G E K E NN Z E I C H N E T E N
1843: Darstellung
der Milleriten über die
Prophezeiungen Daniels.
Dezember 1844:
In Portland
(Maine)
empfängt Ellen
Harmon (später
White) ihre
erste Vision.
Joseph Bates verkündigte begeistert die
gegenwärtige Wahrheit vom biblischen
Sabbat und brachte ein Traktat, das man
an interessierte Personen weitergeben
konnte, heraus.
Nach ihrer Heirat bekamen James und
Ellen White ein Exemplar davon in die
Hand und wurden ebenfalls vom Sabbat
überzeugt.1 Nachdem sie sich auch über
die Heiligtumslehre und den Zustand der
Toten einig geworden waren, arbeiteten
die drei ab April 1847 zusammen und
wurden die Begründer der späteren Kirche
der Siebenten-Tags-Adventisten.
Im Jahr 1847 wirkten die neuen Boten
in ganz Neuengland und betonten in ihrer
Verkündigung den Platz der dritten
Engelsbotschaft (mit dem „Malzeichen des
Tieres“ im Gegensatz zum Sabbat) in der
Adventbewegung. Bates veröffentlichte
eine erweiterte Broschüre über den Sabbat.
Langsam aber sicher führte Gott die richtigen Leute und die passenden Teile zur
Verkündigung der letzten Botschaft vor
der Wiederkunft zusammen. Bates nannte
sie als Erster die „gegenwärtige Wahrheit“.2
Ja, Jesus würde wiederkommen, das glaubten sie von ganzem Herzen. n
1 Näheres siehe George R. Knight, Joseph Bates, AdventVerlag, Lüneburg 2007, S. 112f.
2 Siehe ebd., S. 131.
Alice R. Voorheis, pensionierte
Lehrerin, widmet sich der Bewahrung und
Förderung adventistischen Kulturerbes.
Zuletzt war sie Präsidentin der Organisa­
tion Adventist Heritage Ministry, für die sie
heute noch als Redakteurin tätig ist.
Von
Benjamin Baker
Die
B ewegung
beginnt zu wachsen
1848-1853
S
tell dir eine Zeit vor, als es die Kirche
der Siebenten-Tags-Adventisten nicht
gab mit ihren gegenwärtig mehr als
17 Millionen Mitgliedern in über 71.000
Gemeinden und 66.000 Gruppen, die fast
1000 Sprachen und Dialekte sprechen und
auf allen Kontinenten und in über 200
Ländern vertreten sind. Stell dir stattdessen
eine kleine, nur lose verbundene Gruppe
vornehmlich junger Erwachsener vor, die
überall im Nordosten der USA verstreut
lebten und im Oktober 1844 erfahren
hatten, wie die Hoffnung, auf die sie alles
gesetzt hatten, zerbrochen war. Nun versuchten sie langsam, die Bestandteile dieser
Hoffnung – die Wiederkunft Christi, die
Wahrheit der Bibel und ihre eigene Rolle
in der Geschichte – wieder zusammenzufügen. Vergiss dabei nicht, dass die Zukunft
für diese Menschen in ihrem aufreibenden
Alltag bei weitem nicht so sicher oder unausweichlich war, wie es uns im Rückblick
fast 170 Jahre später erscheinen mag.
Die Anfänge der Sabbat
­haltenden Adventisten
Die Millerbewegung mit ihrer leidenschaftlichen Verkündigung, ihrer dringlichen Vorbereitung, ihrem umfangreichen
Zeugnis, intensiven Gebet und der resultierenden, unbeschreiblichen Enttäuschung blieb bei den Gläubigen natürlich
frisch im Gedächtnis. Einige von ihnen,
wie zum Beispiel Joseph Bates und James
White, hatten den Wunsch, den Grund für
ihre Enttäuschung zu verstehen und dann
daraus stärker hervorzugehen. Sie besuchten Adventgläubige, um sie zu trösten, zu
stärken und zu lehren.
Während dieser Zeit wurden lange
vernachlässigte biblische Lehren wiederentdeckt. Sie einten die wachsende Bewegung,
die inzwischen vom 56-jährigen Joseph
Bates und vom fleißigen, 27-jährigen James
White und dessen 21-jähriger Frau Ellen
geleitet wurde. Die Ergebnisse gemeinsamen Bibelstudiums wurden zuweilen
durch deren eindrucksvolle Visionen bestätigt, durch die Gott die kleine Gruppe der
Sabbat haltenden Adventisten weiterführte.
Diese Einsichten einten sie.
Diese Erkenntnisse waren von unterschiedlichen und überraschenden Seiten
gekommen. Auf dem Gang durch ein
Maisfeld erhielt Hiram Edson bereits am
23. Oktober 1844 eine Erleuchtung über
Christi Mittlerdienst im himmlischen Heiligtum, die erklärte, weshalb er noch nicht
Februar 1848: Karl Marx und
Friedrich Engels veröffentlichen
ihr Kommunistisches Manifest.
J o h n
Ma y all
J u n
1848-1853
1844: In Washington (New Hampshire) führt die
Siebenten-Tags-Baptistin Rachel Oakes einige
Milleriten und den Prediger Frederik Wheeler
dazu, den biblischen Sabbat zu halten.
November 1846: In Topsham (Maine)
findet eine wichtige Konferenz Sabbat
haltender Adventisten statt, auf der
Joseph Bates von der prophetischen
Gabe Ellen Whites überzeugt wird.
April 1848: Die Kerngruppe Sabbat
haltender Adventisten beginnt in den
Neuenglandstaaten und im Bundesstaat
New York mit der Abhaltung von „Sabbat­
konferenzen“ zur Verbreitung ihrer neuen
Lehren unter ehemaligen Anhängern Millers.
Mai 2013 | Adventist World
17
T I T E LT H E M A
wiedergekommen war. Bereits ein halbes
Jahr zuvor hatte Rachel Oakes, eine unermüdliche Siebenten-Tags-Baptistin, Frederick Wheeler, den Prediger einer Methodistenkirche, in einer plötzlichen und
humorvollen Begegnung vom Sabbat als
dem biblischen Ruhetag überzeugt. Joseph
Bates erhielt im Februar 1845 durch einen
Artikel von Thomas M. Preble Kenntnis
über den biblischen Sabbat und verband
ihn bald mit der dritten Engelsbotschaft.
Und Charles Fitch hatte schon im Januar
1844 aufgrund von bereits 1841 veröffentlichten Predigten von George Storrs die
Erkenntnis gewonnen, dass die Toten kein
Bewusstsein besitzen und im Grab auf den
Auferstehungsruf Christi bei dessen Wiederkunft warten.1
Die Verbreitung der neuen Lehren
Nachdem der innere Kern der Sabbat
haltenden Adventisten bis Anfang 1848
über die vier Grundpfeiler ihrer Lehren
Einigkeit erzielt hatten, veranstalteten sie
sogenannte Sabbatkonferenzen. Vom April
1848 bis Dezember 1850 fanden fast zwei
Dutzend Konferenzen statt, zu denen interessierte Adventgläubige eingeladen wurden. Diese Versammlungen wurden übers
Wochenende in Scheunen, Häusern und
anderen Veranstaltungsorten überall in
den Neuenglandstaaten und dem Bundesstaat New York abgehalten. Dabei fanden
oft äußerst kontrovers geführte Streitgespräche statt. Bei den langen Diskussionen,
die durchaus auch laut werden konnten,
wurden teilweise abenteuerliche Überzeugungen vertreten. Doch es wurde auch
intensiv gebetet, und der Heilige Geist
überzeugte immer mehr ehemalige Milleriten von der Richtigkeit der „neuen“ Lehren der Sabbat haltenden Adventisten.
Der Beginn der Zeitschriften
Während der Sabbatkonferenz in Dorchester (Massachusetts) Mitte November
1848 erhielt Ellen White eine Vision, in der
ihr gezeigt wurde, dass die bis dahin noch
kleine und unbedeutende Bewegung eines
Tages auf der ganzen Welt verbreitet sein
würde. Ihr Mann sollte „eine kleine Zeitschrift … drucken und an die Leute ausschicken“. Ihr wurde gezeigt, dass sich aus
einem kleinen Anfang „Lichtströme ergießen würden, welche um die ganze Welt
herum reichten“.2
Das muss James und Ellen White völlig
unmöglich erschienen sein, denn zum Zeitpunkt dieser Vision hatten sie kein eigenes
Zuhause, waren mittellos, und die Bewegung umfasste nur etwa 100 Gläubige. Doch
James White gehorchte und gab ab Juli 1849
eine achtseitige Zeitschrift mit dem Titel
The Present Truth (Die gegenwärtige Wahrheit) heraus. Sie war der Vorläufer Hunderter Zeitschriften mit Zehntausenden von
Ausgaben, die über den Erdball verbreitet
wurden – und noch verbreitet werden. Dank
des gedruckten Wortes und der wachsenden
Zahl von Predigern wuchs die Zahl der Sabbat haltenden Adventisten zwischen 1848
und 1852 von 100 auf etwa 2000.
1 Ausführlich dazu siehe George R. Knight, Es war nicht
immer so, S. 56–69.
2 Ellen G. White, Leben und Wirken von Ellen G. White, S. 141.
Benjamin Baker ist Doktor
der Geschichte und arbeitet als Archivar
in der Weltkirchenleitung der Kirche der
Siebenten-Tags-Adventisten in Silver
Spring, Maryland (USA).
Die Frage der Organisation
Aufgrund der weiter rasch ansteigenden
Zahl ihrer Anhänger wurde eine Form von
Organisation nötig. Anfang der 1850erJahre stand kein System oder Plan bereit,
23. Januar 1849: Elizabeth
Blackwell schließt als erste Frau
in den USA ein Medizinstudium
an einer Universität ab.
Herbst 1848: Nach einer Vision Ellen Whites
über die schädliche Wirkung von Tabak, Tee und
Kaffee drängt Joseph Bates die Sabbat haltenden
Adventisten, das Rauchen aufzugeben.
um sich verantwortlich um die Bedürfnisse
der Gemeindeglieder zu kümmern, finanzielle Angelegenheiten zu regeln, Prediger
offiziell zu beglaubigen oder die Eigentumsverhältnisse für die Druckerei und für
Gemeindehäuser gut zu regeln.
James White drängte die anderen Leiter
und die Gemeindeglieder zu einer Form
von Organisation der Bewegung. Die Notwendigkeit dazu war zunehmend Gegenstand seiner Artikel in der Gemeindezeitschrift The Second Advent Review and Sabbath Herald. Doch die ehemaligen Milleriten waren aufgrund der negativen Erfahrungen, die sie in ihren jeweiligen Herkunftskirchen gemacht hatten, allen kirchlichen Strukturen gegenüber misstrauisch
und wollten keinerlei Organisation haben. n
13. November 1851: Zwischen London und Paris
wird eine Telegrafenleitung gelegt.
Juli 1849: Beginn der
Herausgabe der Zeitschrift
The Present Truth zur
Verbreitung der Lehren
der Siebenten-TagsAdventisten.
1852: In Rochester (New York) richtet
James White die erste Druckerei der
Adventisten ein.
18
Adventist World | Mai 2013
Von
Stanley D. Hickerson
AUF DEM WEg ZUR
O rganiSation
1854-1859
A
us der Perspektive dreier verschiedener Adventisten können wir
sehen, wie Gott die Adventgläubigen in den Jahren 1854 bis 1859 Schritt für
Schritt zur Gründung einer Gemeindeorganisation führte.
Henry Nichols White
(1847–1863)
Als Henry etwa zehn Monate alt war,
wurde er in die Obhut von Clarissa Bonfoey gegeben, damit seine Eltern Ellen und
James White ungehindert ihrer Reisetätigkeit nachgehen konnten.1 Einige Monate
später kam er nach Topsham in Maine zur
Familie Howland.2 Frances, die 19-jährige
Tochter der Familie, kümmerte sich während der nächsten fünf Jahre um Henry. In
dieser Zeit sahen ihn seine Eltern nur selten. Der kleine Henry kannte sie kaum,
was für seine Eltern eine große Belastung
war.
Im Jahr 1854 kam Henry zurück zu
seiner Familie nach Rochester im Bundesstaat New York, und die Familie war wieder vollständig. Doch neben Henry, seinen
Eltern und zwei jüngeren Brüdern gehör-
ten noch viele Mitarbeiter des Review and
Herald-Verlages zur großen „Familie“.
Seine Eltern arbeiteten beide pausenlos,
sein Vater manchmal 16 bis 18 Stunden
am Tag. Für die Familie blieb nur wenig
Zeit.3
Im Jahr 1855 zog Familie White mit
den Verlagsmitarbeitern von Rochester
nach Battle Creek in Michigan um. Hier
genoss Henry zum ersten Mal das Privileg
eines halbwegs normalen Familienlebens.
Zwar gehörten immer noch eine oder zwei
junge Frauen zur Familie, die bei der
Hausarbeit oder der Kinderbetreuung
halfen, und ab und zu kamen auch die
Großeltern, doch Henry musste sein Heim
nicht mehr mit einem Dutzend Druckern,
Korrekturlesern, Schriftsetzern und Buchbindern teilen. Seine Eltern waren immer
noch oft und lange unterwegs, doch jetzt
hatten er und seine Brüder ein eigenes
Zuhause. Ellen White erinnerte sich: „Von
der Zeit an, da wir nach Battle Creek
zogen, wandte der Herr unser Gefängnis.“4
Zum Plan Gottes für die Kirchenorganisation gehörte die Zusammengehörigkeit und Sicherheit der Familie. Er führte
seine Gemeinde zur formalen Organisation und verhalf damit Henry White und
seinen kleineren Brüdern zu einem eigenen Zuhause.
Mary Jane Loughborough
(1832–1867)
Im Jahr 1851 heirateten Mary Jane
Walker und John Norton Loughborough.
John war von Beruf Anstreicher und verkaufte auch Fensterbeschläge. An Wochenenden wirkte er als Prediger der Sonntag
haltenden Adventisten. Etwa ein Jahr nach
ihrer Hochzeit wurden beide von der Gültigkeit des biblischen Sabbats überzeugt
und schlossen sich den Adventgläubigen in
Rochester an. John empfand es als seine
Pflicht, in den vollzeitigen Predigtdienst zu
treten, doch Mary machte sich Sorgen um
ihre finanzielle Lage. Mit gemischten
Gefühlen winkte Mary ihrem Mann nach,
als dieser sich auf den Weg machte, um in
verschiedenen Städten im Westen des Bundesstaates New York den Sabbat zu verkündigen. Als er begann, auch in anderen
Bundesstaaten wie Ohio, Michigan, Illinois
und Wisconsin zu arbeiten, wurden die
Trennungszeiten immer länger.
Als „Lohn“ erhielt John einmal einen
Mantel, einige Kilo Äpfel und Kartoffeln,
etwas Fleisch und ab und zu auch einmal
einen Dollar. Im Jahr 1856 enfernten sich
Mary und John frustriert und entmutigt
heimlich von Rochester und zogen nach
Waukon in Iowa. Dort fand John eine
17. November 1855: David Livingstone entdeckt
die Victoriafälle an der heutigen Grenze
zwischen Sambia und Simbabwe.
1854-1859
Frühling 1855: Beginn
der finanziellen
Unter­stützung von
Predigerfamilien nach
einem Beschluss
zum plan­mäßigen
Geben (systematic
bene­volence) der
Adventisten in Battle
Creek.
S m iths o n ia n L ibrar y /
T h o m as B ai n es
24. November 1859:
Der britische Natur­
forscher Charles Darwin
veröffentlicht sein Buch
über Die Entstehung der
Arten durch natürliche
Auslese.
Mai 2013 | Adventist World
19
T I T E LT H E M A
Arbeit im Baugewerbe. Doch Gott verstand sie. In einer beeindruckenden
Aktion schickte er James und Ellen White,
um sie zu ermutigen und in den Predigtdienst zurückzuholen. Mary war sehr
bewegt und drängte John unter Tränen,
wieder zu predigen.
Am 16. Januar 1859 fasste die
Gemeinde in Battle Creek einen Beschluss,
durch den eine regelmäßige Bezahlung der
Prediger möglich wurde.5 Gott führte seine
Gemeinde weiter zur Gründung einer
Organisation, die den vollzeitlichen Predigern und ihren Familien finanzielle
Sicherheit gewährte.
Joseph Bates (1792–1872)
Joseph Bates gehörte zu den älteren
Sabbat haltenden Adventisten, weshalb er
auch „Vater“ Bates genannt wurde. Als
Schiffskapitän mit eigenem Schiff war er es
bis 1828 gewohnt gewesen, das Sagen zu
haben. Ab und zu hatte er Probleme
damit, jüngeren Leitern – insbesondere
James White – den Respekt zu zollen, der
ihnen zukam. Manchmal stand er – wie
einige andere Prediger auch – in der
Gefahr, unabhängig zu arbeiten. Damit
untergrub er gelegentlich unabsichtlich die
Arbeit seiner Predigerkollegen.
Doch tief in seinem Herzen vertraute
Bates der Führung Gottes. Im Jahr 1855
hatte er den Vorsitz bei einer Konferenz,
bei der am Ende eine Veränderung des
generellen Sabbatbeginns beschlossen
wurde. Bates persönlich war lange für 18
Uhr als richtige Zeit eingetreten. Aber
dann war er nach einer biblischen Darlegung von John N. Andrews und einer
Vision Ellen Whites bereit, die Entscheidung der Versammelten anzunehmen, statt
einer bestimmten Uhrzeit den Sonnenuntergang als Sabbatbeginn zu empfehlen.6
John O. Corliss erinnerte sich an Bates: „Er
hatte ein weiches Herz und war sich nicht
zu gut, einen Irrtum einzusehen.“7
Gottes Plan, seine Gemeinde zu organisieren, war dabei, verwirklicht zu werden. Auch wenn der Weg manchmal steil
war, begann Gott in jenen Jahren damit,
eine Kirche zu gründen, in der eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens und
der Zusammenarbeit herrschte. n
1 Ellen G. White, Christian Experience and Teachings, S. 118.
2 Ellen G. White, Leben und Wirken, S. 135f.
3 Ellen G. White, Spiritual Gifts, Bd. 2, S. 204.
4 Leben und Wirken, S. 180.
5 The Advent Review and Sabbath Herald, 3. Februar 1859, S. 84.
6 Näheres siehe George R. Knight, Joseph Bates, AdventVerlag, Lüneburg 2007, S. 192.
7 Review and Herald, 16. August 1923, S. 8.
Stanley D. Hickerson
lebt in Michigan (USA) und arbeitet zurzeit
im Ellen G. White-Estate an einem Projekt
bezüglich ihrer Briefe und Manuskripte.
Die
G ründung
K irche
der
1860-1863
D
ie ersten Sabbat haltenden Adventisten waren strikt gegen jede
Form von Gemeindeorganisation über die Ortsgemeinde hinaus. In
ihren Ohren klangen noch die Worte von
George Storrs nach, einem Prediger der
Millerbewegung, der Anfang 1844 schrieb:
„Keine Kirche kann von Menschen organisiert werden, die nicht im Augenblick
ihrer Organisation zu Babylon wird.“1
Zwei Hauptfaktoren führten jedoch dazu,
dass sie schließlich doch eine Organisationsstruktur aufbauten, durch welche
die verstreuten Gemeinden zu einem
harmonischen Ganzen zusammengefügt
werden konnten. Der erste Faktor waren
die praktischen Herausforderungen, die
sich aus dem zahlenmäßigen und geografischen Wachstum der Bewegung ergaben.
Zu Beginn der 1860er-Jahre gab es bereits
mehrere Gemeinden von Sabbathaltern
überall in den Neuenglandstaaten; im
Westen hatten sie sich bis nach Iowa und
Wisconsin ausgebreitet. Wenn man sie
sich selbst überlassen hätte, hätte das mit
großer Sicherheit zu Kongregationalismus
und Lehrstreitigkeiten geführt.
Ein weiterer wesentlicher Faktor, der
12. April 1861: Der Beschuss von
Fort Sumters durch Truppen der
Südstaaten löst den amerikanischen
Bürgerkrieg aus.
1860-1863
16. Januar 1859: Beginn der finanziellen
Unterstützung von Predigerfamilien nach einem
Beschluss zum planmäßigen Geben (systematic
benevolence) der Adventisten in Battle Creek.
20
Adventist World | Mai 2013
1. Oktober 1860: Auf einer
allgemeinen Versammlung
von Delegierten aus den
Adventgemeinden von fünf
Bundesstaaten in Battle
Creek (Michigan) wird der
Review and Herald-Verlag
rechtlich gegründet und
der Beschluss gefasst, sich
Siebenten-Tags-Adventisten
zu nennen.
L ibrar y o f C o n gress
Von Alberto R. Timm
wird
b esi ege lt
den Organisationsprozess gefördert hat,
war das biblische Verständnis von der Einheit aller Gläubigen (siehe Joh 17,20–23; 1
Kor 12,12–30; Eph 4,11–16). Dieses Verständnis ließ sich nur durch ein Modell
der Kirchenorganisation verwirklichen,
das innerhalb jeder einzelnen Gemeinde
und übergeordnet über alle Gemeinden
funktionierte. Nachdem in den 1850erJahren Leiter auf der Ebene der Ortsgemeinde gewählt worden waren, wurde der
Organisationsprozess mit Delegierten dieser Gemeinden fortgesetzt, die 1861 die
ersten regionalen und schließlich 1863
auch die überregionalen Leiter wählten.
Die Namenssuche
Entscheidend für den Organisationsprozess war die Auswahl eines offiziellen
Namens für das Verlagswerk und im Zuge
dessen auch für die Glaubensgemeinschaft.
Am 1. Oktober 1860 fasste eine Konferenz
in Battle Creek (Michigan) mit Delegierten
aus fünf Bundesstaaten folgenden Beschluss:
„Beschlossen, dass wir uns Siebenten-TagsAdventisten nennen.“2 Später erklärte Ellen
White: „Nur ein solcher Name ist für uns
passend, der mit unserem Bekenntnis über-
einstimmt, unseren Glauben zum Ausdruck
bringt und uns als ein besonderes Volk
kennzeichnet … Der Name Siebenten-TagsAdventisten stellt die Merkmale unseres
Glaubens in den Vordergrund und wird
suchende Menschen überzeugen.“3
Strukturen werden geschaffen
Der erste entscheidende Schritt zur
Organisation einer Kirche über die lokale
Ebene hinaus war die Bildung von Vereinigungen auf Ebene der Bundesstaaten. Im
Oktober 1861 wurde die erste Vereinigung
der Siebenten-Tags-Adventisten in Michigan gegründet. Der Vereinigungsausschuss
bestand aus John N. Loughborough,
Moses Hull und M. E. Cornell. 1862 wurden sechs weitere Vereinigungen gegründet: Süd-Iowa (am 16. März), Nord-Iowa
(10. Mai), Vermont (15. Juni), IllinoisWisconsin (27. September), Minnesota (4.
Oktober) und New York (25. Oktober).
Am 25. Januar 1863 wurden die beiden
Vereinigungen in Iowa zusammengelegt.
Der Organisationsprozess gipfelte in
der Gründung einer Generalkonferenz,
welche die Aktivitäten der BundesstaatenVereinigungen koordinierte und leitete.
Vom 20. bis 23. Mai 1863 versammelten
sich Delegierte aus New York, Ohio, Michigan, Wisconsin, Iowa und Minnesota in
Battle Creek, um eine Verfassung zu formulieren und die Vorstandsmitglieder zu wählen. Es wurde eine repräsentative Kirchenorganisation beschlossen, in der die Delegierten aus den verschiedenen Bundesstaaten-Vereinigungen jährlich die Vorstandsmitglieder der Generalkonferenz wählten.
James White wurde einstimmig zum
ersten Präsidenten der Generalkonferenz
gewählt, lehnte die Aufgabe jedoch ab, um
nicht den Eindruck aufkommen zu lassen,
er hätte dieses Amt mit seinen Bemühungen um die Organisation der Gemeinde
angestrebt. Schließlich wurde John Byington statt James White gewählt. Uriah
Smith wurde Sekretär und E. S. Walker
Schatzmeister. Der Generalkonferenzausschuss bestand aus James White, John
Byington, John N. Loughborough, John N.
Andrews und George W. Amadon.4 Bis
Mitte 1863 hatte die Kirche der SiebentenTags-Adventisten die folgenden drei
organisatorischen Ebenen aufgebaut:
Ortsgemeinden, Vereinigungen auf
Bundesstaatenebene und die Generalkonferenz. Verbände und Divisionen kamen
Anfang des 20. Jahrhunderts hinzu.
Zusammenarbeit notwendig
Ellen White betrachtete eine Organisationsstruktur für die Kirche in allen
Phasen – auch in den letzten Tagen der
Weltgeschichte – als unabdingbar. Sie
warnte: „Einige haben den Gedanken verbreitet, dass mit dem Herannahen des
Endes jedes Kind Gottes unabhängig von
irgendeiner religiösen Organisation
handeln werde. Der Herr hat mich unterwiesen, dass es in diesem Werk keine solche Unabhängigkeit gibt. So wie die Sterne
am Himmel einem Gesetz unterstehen,
wie einer den andern zur Ausführung des
Willens Gottes beeinflusst, wie alle
gemeinsam einem Gesetz gehorchen, das
ihre Bewegungen beherrscht, so muss sich
auch Gottes Volk aneinander anschließen,
um das Werk des Herrn ununterbrochen
und wahrhaft zu fördern.“5 n
1 Siehe Gerald Wheeler, James White, Advent-Verlag, Lüneburg 2006, S. 124.
2 Ebd. S. 148.
3 Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. I, S. 71f.
4 Näheres zu diesem Organisationsprozess siehe bei Wheeler,
James White, S. 152–160.
5 Aus der Schatzkammer der Zeugnisse, Bd. III, S. 351.
Oktober 1861: Gründung
der ersten Vereinigung
von Adventgemeinden in
Michigan. Zum Vorsteher
wird Joseph Bates gewählt,
zum Sekretär Uriah Smith.
Alberto R. Timm, Ph.D.,
20.–23. Mai 1863: In Battle Creek gründen
Delegierte aus den inzwischen gebildeten
Vereinigungen die Generalkonferenz
der Siebenten-Tags-Adventisten. Erster
Präsident wird John Byington.
ist gebürtiger Brasilianer und arbeitet seit kurzem als einer der stellvertretenden Direktoren
beim Ellen G. White-Estate. Er ist mit Marly verheiratet und gemeinsam haben sie drei Kinder.
Mai 2013 | Adventist World
21
A D V E N T G E S C H I C H T E
D
ie Adventgemeinde, die sich am 20. September 1863
in Manchester im US-Bundesstaat New Hampshire
versammelte, war sehr erstaunt, als der Sprecher verkündete, er werde nicht mehr predigen, sondern nach Indiana
zurückkehren, wo er zuhause war.1 Moses Hull, ein ausgesprochen
beliebter Redner, schlagfertiger Debattierer und überzeugender
Autor, verließ den adventistischen Predigtdienst. Die meisten
Adventisten erfuhren von Hulls Untreue durch eine Mitteilung in
der Gemeindezeitschrift Advent Review and Sabbath Herald (dem
heutigen Adventist Review) vom 5. Januar 1864. Dort hieß es, dass
Hull Spiritist geworden war.2 Eine Woche später folgte im Review
der Bericht über eine von Hull in Battle Creek gehaltene öffent­
liche Versammlung, auf der er erstmals den Spiritismus vertreten
hatte.3 Wer war dieser beliebte Redner, der sich so schnell von
einem überzeugten Adventisten zu einem Verfechter des Spiritismus wandelte?
Kindheit und Jugend
Moses Hull wurde 1835 als siebtes von 16 Kindern in Ohio
geboren.4 In der Familie gab es drei Zwillingspärchen. Auch
Moses hatte einen Zwillingsbruder, der jedoch jung starb.5 Ihr
Vater, Dr. James Hull, war Mitglied einer Baptistenkirche.
Jahre später wurde er als „knapp mittelgroß, stämmig mit sehr
aufrechter Haltung“ beschrieben. „Er hatte einen großen Kopf,
regelmäßige Gesichtszüge und lächelte viel.“6 Außerdem wurde
ihm eine „klare Tenorstimme“ bescheinigt.7
Mit 19 Jahren heiratete Hull zum ersten Mal. Tragischerweise
starb seine Frau nur acht Wochen später.8 Bald darauf heiratete er
erneut und zwar die 16-jährige Elvira Lightner.9 Sie bekam vier
Töchter; drei Wochen nach der Geburt der jüngsten gab der Vater
seine Trennung von der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten
bekannt.10
Bevor sich Hull 185711 den Sabbat haltenden Adventisten
anschloss, hatte er bereits drei anderen Kirchen angehört.12 Für
eine dieser Kirchen hatte er bereits mit 16 Jahren angefangen zu
predigen.13 Kurz nachdem er den biblischen Sabbat angenommen
hatte, begann er, seinen neuen Glauben zu verkündigen. Bis zu
seiner Trennung von der Adventgemeinde im Jahr 1863 erschienen viele Berichte von Hull im Review.
Evangelist und Debattierer
Im August 1858 wurde Moses Hull als Prediger eingesegnet,
wahrscheinlich von James White.14 Die beiden Männer hatten
sich offensichtlich im Juli kennengelernt, als White nach Iowa
City reiste, wo Hull und Joseph H. Waggoner eine Zeltversammlung abhielten.15 Zu Beginn des Jahres hatte sich Hull mit Waggoner zusammengetan, um eine Zeltevangelisation in Iowa zu halten.16 Schon bald darauf hielt er in mehreren Bundesstaaten allein
Evangelisationen. Mit der Zeit predigte Hull nicht nur, sondern
beteiligte sich auch an öffentlichen Debatten, worin er besonders
22
Adventist World | Mai 2013
F O T O
M I T
Von
James R. Nix
Moses
ull
H
Vom Adventistenprediger
zum Verfechter des Spiritismus
gut war. Obwohl Hull die Debatten in der Regel aufgrund seiner
Argumente gewann, war er bei weitem nicht so erfolgreich darin,
Menschen davon zu überzeugen, dann auch tatsächlich ihre Kirche zu verlassen und sich den Sabbathaltern anzuschließen. Im
Jahr 1901, viele Jahre nachdem er Spiritist geworden war, räumte
er während einer Debatte ein, dass „durch Debatten nur selten
Menschen gewonnen oder Fragen geklärt werden“.17
Beginnende Unsicherheit
Moses Hull nahm an zwei wichtigen Konferenzen in Battle
Creek teil. Auf der ersten, die 1860 stattfand, wurde – wie bereits
mehrfach erwähnt – der Name „Siebenten-Tags-Adventisten“
gewählt. Die zweite war die Konferenz, auf der 1863 die Generalkonferenz gegründet wurde.18 In den Jahren zwischen diesen beiden Konferenzen begann Hull, mit Spiritisten zu debattieren. Er
wurde davor von Ellen White und anderen gewarnt, doch er ließ
sich nicht davon abbringen. Bei einer Debatte in Paw Paw (Michigan) im Oktober 1862, zu der er bewusst ohne Begleitung eines
Predigerkollegen ging, wurde er verwirrt und räumte seinem
Debattengegner gegenüber schließlich ein, dass er Spiritist werden
F R E UN D L I C H E R
E R L A U B N I S
D E S
A n dre w s
U n i v ersit y
R esearch
C e n ter
Moses Hull war in den 1860er-Jahren ein
­adventistischer Evangelist und Debattierer.
würde. Der Gegner riet Hull dringend, vor einer solchen Entscheidung ernstlich darüber nachzudenken.19
Kurz nach dieser Debatte kamen mehrere adventistische Leiter
im Haus von John N. Loughborough mit Moses Hull zusammen,
um für den verunsicherten Prediger zu beten. An jenem Abend
erhielt Ellen White in einer Vision von Gott eine Botschaft für
Hull.20 „Mir wurde gezeigt, dass er vor einem schrecklichen
Abgrund steht, bereit zu springen. Wenn er diesen Sprung unternimmt, wird das endgültig sein; dann wird sein ewiges Schicksal
feststehen.“21
Das Gebet für ihn schien Hull zu helfen. Im Review erschien
im Januar 1864 ein offener Brief von ihm. Darin gab er zum Teil
zu, die Debatte in Paw Paw mit W. F. Jamieson geführt zu haben
– oder genauer gesagt mit „einem Dämon, der sich als Geist von
Mr. Downing ausgab und durch W. F. Jamieson sprach“. Dann
fügte Hull hinzu: „Ich bezweifle inzwischen, dass es angebracht
ist, mit solchen Geistern zu diskutieren.“22
Als Hull zugab, nicht mit Jamieson, sondern mit einem
Dämon debattiert zu haben, der sich als der Geist eines Mr. Downing ausgab, wusste er genau, was er tat. Mit Sicherheit hatte er
die veröffentlichten Kommentare Ellen Whites über den Spiritismus23 gelesen. Außerdem hatte er mit Joseph Waggoner zusammengearbeitet, dem Autor des ersten wichtigen adventistischen
Buches über den Spiritismus.24 Darüber hinaus hatte er selbst ein
Traktat über das Thema geschrieben.25
Hull verlässt die Gemeinde
Nach der Gründung der Generalkonferenz im Juni 1863
wurde Hull nach New England geschickt, um dort gemeinsam mit
John Loughborough zu evangelisieren. Dort kehrten die alten
Zweifel zurück, und zwar in solchem Ausmaß, dass Hull im September die Adventgemeinde verließ und Spiritist wurde.26 Er
nahm seine Frau,27 seine vier Töchter28 und seinen älteren Bruder
Daniel W. Hull mit,29 der als Laienglied manchmal bei Evangelisationen mit ihm zusammengearbeitet hatte.30
In seiner Zeit als Spiritist gab Moses Hull nicht nur einige
Zeitungen heraus31 und schrieb Bücher und Traktate, in denen er
für den Spiritismus warb32 – er verließ auch seine Frau und lebte
mit Mattie Sawyer, einem spiritistischen Medium, zusammen.33
Ihr unverblümtes Eintreten für die „freie Liebe“ verursachte solch
einen Skandal, dass selbst die Spiritisten eine Weile davon
Abstand nahmen, sie zu unterstützen.34 Ab 1902 war Hull der
erste Präsident des Morris-Pratt-Instituts, einer Bildungseinrichtung, in der spiritistische Medien ausgebildet wurden.35
Viele Jahre zuvor hatte Ellen White an Hull geschrieben:
„Wärest du ein frommer, gottesfürchtiger Mann – auf der
Kanzel und auch sonst –, hätte dein Predigen einen gewaltigen
Einfluss.“36 Das war leider nicht der Fall. Was wir aus dem Leben
von Moses Hull lernen können, hat er selbst einmal am besten
1860 ausgedrückt: „Mag sein, dass ich auf dem Weg zu Fall
komme; doch wenn das geschieht, werde ich immer dankbar sein,
dass die Stadt [Gottes] für diejenigen, die sie erlangen, einen billigen Preis hat.“37 n
  1 John N. Loughborough, Rise and Progress of the Seventh-day Adventists, General Conference
Association, Battle Creek 1892, S. 252.
 2Advent Review and Sabbath Herald, 5. Januar 1864, S. 45.
  3 Advent Review and Sabbath Herald, 12. Januar 1864, S. 56.
  4 The Psychic Era, März 1902, S. 2; The Greatest Debate Within a Half Century Upon Modern
Spiritualism (zwischen Moses Hull and W. F. Jamieson), 1904, S. 4 (ein von Moses Hull
verfasster autobiographischer Bericht). Daniel Hull gab ein anderes Geburtsjahr an: Er
schrieb, dass sein jüngerer Bruder 1836 zur Welt kam (Moses Hull, 1907, S. 13).
  5 The Psychic Era, März 1902, S. 2; The Greatest Debate Within a Half Century, S. 4.
  6 Victoria Barnes, Hg., Centennial Book of Modern Spiritualism, 1948, S. 128.
  7 Youth’s Instructor, 22. November 1938, S. 3.
  8 D. Hull, S. 22; The Psychic Era, März 1902, S. 6f.
  9 Informationen auf ancestry.com zufolge heirateten sie 1854.
10 Informationen auf ancestry.com zufolge wurde Alfaretta Hull am 2. September 1863 geboren.
11 D. Hull, S. 22.
12 In der Seventh-day Adventist Encyclopedia (Review and Herald, Hagerstown, Maryland,
1996, Bd. 10, S. 718) heißt es, dass er zuvor zwei anderen Kirchen angehört hat; dabei bleibt
allerdings unberücksichtigt, dass er für kurze Zeit wahrscheinlich auch Methodist war (s. D.
Hull, S. 19).
13 The Psychic Era, März 1902, S. 4.
14 Advent Review and Sabbath Herald, 23. September 1858, S. 140.
15 Ebd., 5. August 1858, S. 92f.
16 Ebd., 27. Mai 1858, S. 12f.; 22. Juli 1858, S. 76.
17 The Greatest Debate Within a Half Century, S. 103.
18 Advent Review and Sabbath Herald, 23. Oktober 1860, S. 178f.; 26. Mai 1863, S. 204–206.
19 Pacific Union Recorder, 6. Juni 1912, S. 2; Advent Review and Sabbath Herald, 19. April 1906, S. 9.
20 J. H. Loughborough, S. 246–248, 251; Pacific Union Recorder, 13. Juni 1912, S. 1. Siehe auch
E. G. White, Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 426–433.
21 Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 427.
22 Advent Review and Sabbath Herald, 27. Januar 1863, S. 69.
23 S iehe E. G. White, A Sketch of the Christian Experience and Views of Ellen G. White (James
White, Sarasota Springs, New York, 1851), S. 47; E. G. White, Supplement to the Experience
and Views of Ellen G. White (James White, Rochester, New York, 1854); E. G. White, Spiritual Gifts (Steam Press, Battle Creek, 1858), Bd. 1, S. 173-179.
24 J. H. Waggoner, Nature and Tendency of Modern Spiritualism, 2. Ausg. 1860. Die erste Ausgabe
war 1857, noch vor der Zusammenarbeit von Hull und Waggoner, veröffentlicht worden.
25 M
oses Hull, Infidelity and Spiritualism, 1862.
26 P acific Union Recorder, 13. Juni 1912, S. 1; Loughborough, S. 251f.
27 E lvira L. Hull, Brief in Woodhull and Claxton Crucible, 6. September 1873, S. 5. Siehe auch
Alice Thompson Edwards, „My Memories of Moses Hull”, S. 7; (unveröffentlichtes Manuskript, Fotokopie in der Sammlung des Autors). Teile des Manuskripts wurden im Youth’s
Instructor vom 22. November 1938 auf den Seiten 1, 3, 10, 13 abgedruckt.
28 D
. Hull, S. 40. Hier wird diese Information impliziert, wenn auch nicht ausgedrückt. An
anderen Stellen habe ich Aussagen darüber gefunden, dass einige seiner Töchter mit dem
Spiritismus zu tun hatten, allerdings nicht alle.
29 A
dvent Review and Sabbath Herald, 28. Juli 1868, S. 16.
30 E bd., 20. Oktober 1859, S. 176.
31 J ulia Schlesinger, Workers in the Vineyard, 1896, S. 56f.
32 E bd. S. 57f. Ich kenne elf Bücher und acht Broschüren (Werke mit weniger als 100 Seiten),
die Hull als Spiritist schrieb.
33 M
attie Hull, Wayside Jottings, 1888, S. xv, xvi; siehe auch Youth’s Instructor, 22. November
1938, S. 13.
34 D
. Hull, S. 40–42.
35 E bd., S. 67–70; siehe auch die Website des Morris-Pratt-Instituts.
36 E . G. White, Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 433.
37 A
dvent Review and Sabbath Herald, 29. März 1860, S. 149.
James R. Nix ist der Direktor des
Ellen G. White-Estate in Silver Spring,
­Maryland (USA).
Mai 2013 | Adventist World
23
E L L E N
W H I T E
E N T D E C K E N
G
laubt an den HERRN, euren Gott, dann werdet ihr bestehen! Glaubt seinen Propheten, dann wird es euch gelingen!“ (2 Chr 20,20 EB) Die Bibel lehrt, dass Gott sein Volk
durch die Gabe der Prophetie führt. Siebenten-Tags-Adventisten
glauben, dass Gott durch Visionen und Träume, die er Ellen G.
White gab, die ersten wichtigen Dienste der Kirche ins Leben rief.
Das Verlagswesen
Das Jahr 1848 war für die Gruppe Sabbat haltender Adventisten
von evangelistischen „Sabbatkonferenzen“ geprägt. Das waren
hochinteressante Zusammenkünfte. Adventisten kamen zum ersten
Mal zusammen, um die Endzeitbedeutung des Sabbats im Zusammenhang mit der Versiegelung des Volkes Gottes zu studieren.
Auf einer solchen Studienkonferenz am 17. und 18. November
1848, die im Haus von Otis Nichols in Dorchester (Massachusetts) stattfand, wurde um ein Verständnis dieser Frage gerungen.
Die Konferenz bildete die Fortsetzung einer Versammlung in Topsham (Maine), auf der Adventisten die Versiegelung in Offenbarung 7 im Zusammenhang mit der dreifachen Engelsbotschaft in
Offenbarung 14 studiert hatten. Sie bemühten sich zu verstehen,
wie sie den Sabbat als Teil des ewigen Evangeliums dem Willen
Gottes gemäß verkündigen sollten.
Auf der Konferenz im November hatte Ellen White eine Vision.
Nach deren Ende wandte sie sich an ihren Mann James und sagte:
„Ich habe eine Botschaft für dich. Du musst anfangen, eine kleine
Zeitschrift zu drucken, und sie an die Leute ausschicken. Lass sie
zuerst klein sein; aber indem die Leute lesen, werden sie dir die Mittel zum Drucken senden, und du wirst gleich von vorn herein Erfolg
haben.“ Dann machte sie eine erstaunliche Vorhersage: „Es wurde
mir gezeigt, dass sich aus diesem kleinen Anfang Lichtströme ergießen würden, welche um die ganze Welt herum reichten.“1
Diese und einige weitere Visionen führten dazu, dass James
White im Juli 1849 begann, die Zeitschrift Present Truth (Gegenwärtige Wahrheit) zu veröffentlichen. Sie diente dazu, Adventisten
der Millerbewegung von der Bedeutung des biblischen Sabbats im
Licht der bevorstehenden Wiederkunft Christi zu überzeugen. Im
Jahr 1850 wurde die Zeitschrift vom Advent Review and Sabbath
Herald abgelöst, den es bis heute in Form des Adventist Review
gibt. Das umfassende Verlagswerk der Kirche der Siebenten-TagsAdventisten lässt sich zum großen Teil auf die prophetischen Visionen Ellen Whites zurückführen.
Der Gesundheitsdienst
In den 1850er- und 1860er-Jahren hatten viele Siebenten-TagsAdventisten gesundheitliche Probleme. Sie litten wie die meisten
Nordamerikaner unter ansteckenden Krankheiten und an Erkrankungen, die mit dem Lebensstil zusammenhingen. Viele starben an
Tuberkulose, Cholera, Diphtherie, Lungenentzündung und ähnlichen Krankheiten. Selbst einfache Prinzipien der Hygiene und
Sauberkeit waren vielfach unbekannt. Die Ernährung bestand vorwiegend aus Fleisch, Fett und scharfen Gewürzen. Das führte zu
Schlaganfällen, Herzkrankheiten und Mangelerscheinungen.
Von Merlin D. Burt
Geführt
Am Beginn
wichtiger Dienste
standen
Träume und
Visionen
Gabe der
p rop h e t i e
durch die
24
Adventist World | Mai 2013
H A rr y
A n ders o n / R e v ie w
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H erald
P u blishi n g
A ss o ciati o n
Ellen White erhielt zwischen 1848 und 1865 vier Visionen über
Themen der Gesundheit. 1848 wurden ihr die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Tabak, Kaffee und schwarzem Tee gezeigt.2
Am 12. Februar 1854 hatte sie eine Vision über die Wichtigkeit von
Sauberkeit und Mäßigkeit und über die Gefahr von fetten oder raffinierten Speisen. „Ich sah unter den Gläubigen einige, die kränklich
waren. Sie waren dafür selbst verantwortlich, weil sie ihrem Appetit
nachgaben. Wenn wir gesund sein wollen, müssen wir auf die
Gesundheit achten, die Gott uns gegeben hat. Wir dürfen nicht
unserem ungesunden Appetit nachgeben und müssen mehr rohe
[d. h. unraffinierte] Lebensmittel mit weniger Fett essen.“3
Am 6. Juni 1863 erhielt Ellen White im Haus der Geschwister
Hillard in Otsego (Michigan) die Gesundheitsvision, die den
größten Einfluss auf die Siebenten-Tags-Adventisten haben
würde. Darin wurde noch umfassender geschildert, was ihr
bereits in früheren Visionen gezeigt worden war. Unter anderem
wurden eine vegetarische Ernährung empfohlen, der Verzehr von
Schweinefleisch abgelehnt und der Zusammenhang zwischen
Gesundheit und Gottvertrauen betont.
Am 25. Dezember 1865 erhielt Ellen White eine vierte
Gesundheitsvision mit der Anweisung, dass die Siebenten-TagsAdventisten eine eigene Institution aufbauen sollten. Obwohl
diese hauptsächlich Adventisten zugutekommen sollte, sah Ellen
White darin einen Dienst für die ganze Welt. Sie schrieb: „Solch
eine Institution würde – richtig geführt – die Möglichkeit bieten,
unsere Sichtweisen vielen nahezubringen, die wir auf dem üblichen Weg unmöglich mit der Wahrheit erreichen könnten … Auf
diese Weise dem Einfluss der Wahrheit ausgesetzt, werden einige
nicht nur Linderung ihrer körperlichen Schwächen erfahren, sondern auch Heilung für ihre sündenkranken Seelen finden.“4
Aufgrund dieser Visionen begannen die Adventisten damit,
Änderungen in ihrem Lebensstil und in der Art und Weise vorzunehmen, wie sie die drei Engelsbotschaften verkündigten. Die
Gesundheitsbotschaft wurde zum „rechten Arm“ des Evangeliums. Zu dieser neuen Betonung führte Gott durch die Visionen,
die er Ellen White gab.
Adventistische Bildungseinrichtungen
Bis in die 1870er-Jahre hinein besaßen viele Siebenten-TagsAdventisten keine abgeschlossene Schulbildung. Sie waren jedoch
leidenschaftlich daran interessiert, die Bibel zu lesen und ihre
Botschaft zu verstehen. Diese grundlegende Ausrichtung auf die
Bibel ließ sie großen Wert auf die Fähigkeiten, zu lesen und klar
zu denken, legen. Im Jahr 1872 veröffentlichte Ellen White ihr
Zeugnis Nr. 22, das heute in den neunbändigen Testimonies for
the Church enthalten ist.
In einer Vision wurde ihr gezeigt, wie wichtig eine christlichadventistische Bildung ist. In einem fast 50 Seiten langen Artikel legte sie verschiedene Prinzipien richtiger Bildung dar. Dazu
gehörte zum Beispiel, dass man Kinder und Jugendliche lehren
sollte, selbständig zu denken und moralische Entscheidungen zu
treffen. Auch Themen wie den richtigen Umgang mit der Zeit
und die Notwendigkeit, den ganzen Menschen – seelisch, körperlich, moralisch und geistlich – zu entwickeln, sprach sie an.
Außerdem stellte sie eine Verbindung zwischen den Gesundheitsprinzipien und der Bildung her. Sie schloss ihr Zeugnis mit
den Worten: „Das große Ziel der Bildung besteht darin, dass wir
lernen, die Fähigkeiten einzusetzen, die Gott uns gegeben hat, um
so gut wie wir können den biblischen Glauben zu repräsentieren
und Gott zu verherrlichen … Wir brauchen eine Schule, in der
diejenigen, die ihren Predigerdienst gerade beginnen, zumindest
eine grundlegende Bildung erhalten und in der sie die Wahrheiten
des Wortes Gottes für diese Zeit besser kennenlernen.“5
Diese Botschaft führte 1874 zur Gründung des Battle CreekColleges, der ersten Bildungseinrichtung in einem heute weltweiten Netz von Colleges und Universitäten. In den 1890er-Jahren
kamen Grund- und Sekundarschulen hinzu. Heute legen Siebenten-Tags-Adventisten besonderen Wert auf Bildung und betreiben
weltweit das größte protestantische Bildungssystem.
Ähnlich wie das Verlagswesen und die Gesundheitsbotschaft
hat auch der Bildungsschwerpunkt einen entscheidenden Einfluss
darauf gehabt, wie Adventisten das Evangelium verkündigen. Das
war möglich, weil Gott sie durch die Visionen führte, die er Ellen
White gab.
Führung durch die Gabe der Prophetie ist ein Geschenk
Manchmal erkennen weder Siebenten-Tags-Adventisten noch
die Menschen, die durch das Verlagswesen, die Gesundheitseinrichtungen und das Bildungswesen unserer Kirche gesegnet werden, Gottes Hand in der Gründung und Entwicklung dieser
Dienste. Gott liegen die Menschen so sehr am Herzen, und die
effektive Verkündigung seiner Botschaft der Hoffnung in einer
sterbenden Welt ist ihm so wichtig, dass er durch Träume und
Visionen direkte Weisungen gab. Kein Wunder, dass SiebentenTags-Adventisten das Schrifttum von Ellen White schätzen.
Die beste Art, mit diesem Geschenk umzugehen, ist sicher,
ihre Ratschläge zu lesen und umzusetzen. In den Büchern Auf den
Spuren des großen Arztes und Erziehung sind die meisten der
Gesundheits- und Bildungsprinzipien nachzulesen, die ihr in
Visionen gezeigt wurden. n
1 Ellen G. White, Leben und Wirken, Pacific Press, 1916, S. 141 (auf der CD-ROM des AdventVerlags Lüneburg enthalten).
2 James White, „Present Truth, and Present Conflicts: Or, the Duties and Dangers of Our
Time“, Advent Review and Sabbath Herald, 8. November 1870, S. 164; Ellen G. White, Brief 8,
1851 an „Brother and Sister Howland“.
3 „Reproof for Adultery and Neglect of Children”, 12. Februar 1854, Manuskript 1, 1854.
4 Testimonies for the Church, Bd. 1, S. 492f.
5 Testimonies for the Church, Bd. 3, S. 160.
Merlin D. Burt ist Direktor der Zweigstelle
des Ellen G. White-Estate an der AndrewsUniversität in Berrien Springs, Michigan
(USA).
Mai 2013 | Adventist World
25
F R A G E N
Der
Z U R
B I B E L
Erste
oder Erstgeborene?
Was bedeutet es, dass
Christus in Kolosser 1,15
Dieser Vers wird häufig
von Personen angeführt,
der „Erstgeborene vor die die Göttlichkeit Christi
ablehnen. Sie sagen, dass er
aller Schöpfung“ (LB)
das erste Wesen war, das Gott
geschaffen hat. Um die Frage
genannt wird?
zu beantworten, werde ich den
Gebrauch des Begriffs „Erstgeborener“ im
Alten Testament, dessen Verwendung im Neuen Testament und dessen Anwendung auf Jesus zusammenfassen.
1. „Erstgeborener“ im Alten Testament: Dort bezieht sich
der Begriff vorwiegend auf erstgeborene Tiere und Menschen. Sie
gehören beide dem Herrn, da er deren Leben bewahrte, als er die
Erstgeburt der Ägypter tötete (vgl. 2 Mo 13,15). Erstgeborene
reine Tiere wurden dem Herrn geopfert, während erstgeborene
unreine Tiere ausgelöst wurden (2 Mo 13,13b; 3 Mo 27,26–27).
Erstgeborene Menschen mussten ebenso ausgelöst werden (2 Mo
13,13b.15). Später wurden die Leviten dem Herrn dargebracht,
um im Heiligtum an Stelle der anderen erstgeborenen Männer
Israels zu dienen. So wurden die Erstgeborenen der Israeliten
dauerhaft ausgelöst (4 Mo 8,16–18).
Ein erstgeborener Mensch war „der Erstling meiner Stärke“ (1
Mo 49,3), ein Hinweis auf die Zeugungsfähigkeit des Vaters. Aus
der Sicht der Mutter war der Erstgeborene der „zuerst den Mutterschoß durchbricht“ (2 Mo 13,2). Die Bedeutung des erstgeborenen Sohnes liegt wahrscheinlich darin, dass er nach dem Tod
seines Vaters die Führung der Familie übernahm. Er erhielt den
doppelten Anteil des Erbes und die Ehre und den Respekt der
Familie (5 Mo 21,17).
Der Titel „Erstgeborener“ verweist auf den Ersten als Symbol
des Besten und betont die Einzigartigkeit des ersten Sohnes und
seine Vormachtstellung über den Rest der Familie. Dies führte zu
einem Verständnis des Ausdrucks „Erstgeborener“ jenseits des
Gedankens der Geburt. So wurde Israel als „erstgeborener Sohn“
des HERRN bezeichnet (2 Mo 4,22) in dem Sinn, dass Israel Gottes „Eigentum vor allen Nationen“ und „ein Königreich von
Priestern und ein heiliges Volk“ sein würde (2 Mo 19,5–6).
David wird ebenso als „Erstgeborener“ bezeichnet im Sinne
des „Höchsten unter den Königen auf Erden“ (Ps 89,28).
2. „Erstgeborener“ im Neuen Testament: Jesus wird als erstgeborener Sohn Marias bezeichnet (Lk 2,7), der ihren Mutterschoß durchbrach. Andere Textstellen im Neuen Testament
26
Adventist World | Mai 2013
gebrauchen den Begriff „Erstgeborener“ metaphorisch. Laut Hebräer 12,23 gibt es eine „Gemeinde der Erstgeborenen, die im
Himmel aufgeschrieben sind.“ Das ist ein anderer Ausdruck, um
zu sagen, dass das geistliche Israel der Erstgeborene des Herrn ist.
Von Jesus heißt es, dass er „der Erstgeborene unter vielen Brüdern“ ist (Röm 8,29). Dieser Ausdruck verweist auf Jesu Vormachtstellung unter den von ihm Erlösten, die er auch zu seinen
Brüdern gemacht hat. Christus ist auch der „Erstgeborene von
den Toten“ (Kol 1,18; Offb 1,5). Dieser Ausdruck weist darauf
hin, dass er der einzige ist, der die Macht des Todes überwunden
hat und diesen Sieg auch Anderen zugänglich gemacht hat.
3. „Der Erstgeborene vor der Schöpfung“: Der Textzusammenhang in Kolosser 1,15 zeigt deutlich, dass sich der auf Jesus
bezogene Begriff „Erstgeborener“ auf seine Vorrangstellung in der
Schöpfung und seine Macht und Herrschaft über die Schöpfung
bezieht.
Der Abschnitt bezieht sich auf den Ursprung der Schöpfung,
nicht auf den Ursprung Christi. Er hat alles erschaffen und er war
„vor allem“ (V. 16a.17a).
Er wird als „der Anfang“ bezeichnet (V. 18b), das heißt als
derjenige, der im Anfang schuf (1 Mo 1,1). Es ist also die Schöpfung, die einen Anfang hatte, nicht Jesus!
Jesus ist auch der „Erstgeborene von den Toten“ (Kol 1,18b).
Hier liegt der Gegensatz in der Darstellung der Schöpfung, die am
Anfang frei vom Tod war, und dem Sieg Christi über den Tod bei
seiner Wiederkunft (1 Kor 15,55.57). Als „Erstgeborener von den
Toten“ hat er Macht über den Tod.
Das Ziel Gottes in all dem war, dass Christus „in allem der
Erste sei“ (Kol 1,18c). Sowohl als Schöpfer als auch als Erlöser
gebührt Jesus der erste Platz im Universum. Er ist der unangefochtene Herrscher, der alles zusammenhält (V. 17b).
Christus ist das „Ebenbild“ Gottes, weil in ihm die „Fülle“
Gottes wohnt (V. 15a.19b). Darum beruht seine Vormachtstellung
nicht nur auf dem, was er getan hat, sondern darin, dass er von
Natur Gott ist. n
Angel Manuel Rodríguez hat unserer Kirche
viele Jahrzehnte lang gedient, zuletzt als Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der
Generalkonferenz. Jetzt ist er im Ruhestand.
B I B E L S T U D I U M
Von Mark A. Finley
Zweitausend Jahre
immer
warten
und
noch
K
urz vor seiner Kreuzigung, gab Jesus seinen Jüngern das
Versprechen: „Wenn ich hingehe und euch eine Stätte
bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir
nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“ (Joh 14,3; EB) Aber das
war vor fast 2000 Jahren. Das Versprechen hat sich nicht erfüllt;
Jesus ist noch nicht wiedergekommen. Treue Gläubige haben
seine Wiederkunft in mehreren Jahrhunderten erwartet. Manche
haben sogar Daten dafür festgelegt – und wurden jedesmal schwer
enttäuscht.
Warum ist Jesus noch nicht wiedergekommen? Warum hat
sich seine Wiederkunft verzögert? Worauf wartet er? In unserer
Betrachtung dieses Monats werden wir einige Antworten entdecken.
1
Wer allein kennt nach Mathäus 24,36 die
genaue Zeit der Wiederkunft Christi?
Gott hat die genaue Zeit der Wiederkunft Christi nicht offenbart.
Einmal angenommen, die Jünger hätten erfahren, dass Christi
Wiederkunft 2000 Jahre in der Zukunft liegen würde, dann wären
sie sicherlich sehr entmutigt gewesen. Dass wir nicht wissen,
wann Jesus wiederkommen wird, motiviert uns, jeden Tag dafür
bereit zu sein (vgl. V. 44).
2
Was wünscht sich Gott laut 1. Timotheus 2,3–4?
Es gibt nichts Wichtigeres für Gott als die Erlösung der Menschen,
für die Jesus kam. Er sehnt sich danach, dass jeder Mensch dessen
Opfer annimmt und für immer gerettet wird.
3
Wie sollen wir Gottes Versprechen bezüglich
der Wiederkunft Christi betrachten? Sind sie noch
gültig? 2. Petrus 3,9–10
Die Versprechen Gottes sind noch gültig. Der Apostel Petrus gibt
hier eine entscheidende Einsicht, was die Verspätung der Wiederkunft unseres Herrn betrifft. Einer der Gründe, warum Jesus
noch nicht wiedergekommen ist, besteht darin, dass Gott „Geduld
mit uns hat. Denn er möchte nicht, dass auch nur ein Mensch
verlorengeht, sondern dass alle Buße tun und zu ihm umkehren.“
F O T O
VON
C R E A T I ON S W A P
(V. 9b NLB). Gott wartet und leidet selbst an der Sünde dieser
Welt. Er tut alles, was in seiner Macht steht, um jeden Menschen
zu retten.
4 Was muss laut Matthäus 24,14 und Offb. 14,6
noch geschehen, bevor Jesus wiederkommt?
Wenn jeder Mensch eine angemessene Gelegenheit hatte, Jesus
und seine Endzeitbotschaft anzunehmen und eine endgültige
Entscheidung für oder gegen Christus zu treffen, wird Jesus wiederkommen. Lies auch Offenbarung 22,10–12.
5 Welche anderen Faktoren tragen zur
Ver­zögerung der Wiederkunft Christi bei?
Markus 4,26.29 und Offenbarung 14,14–16
Durch das gesamte Neue Testament zieht sich die Vorstellung der
Ernte im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi. Jesus wird
wiederkommen, wenn „die Ernte der Erde reif geworden ist“. Die
Frucht des Heiligen Geistes manifestiert sich im Leben der Kinder
Gottes und offenbart der Welt und dem beobachtenden Universum
den Charakter Christi. Die Liebe Gottes wird durch seine Gemeinde
offenbart. Die verändernde Kraft und überfließende Gnade des
lebendigen Christus werden durch das Volk Gottes dem gesammten
Universum gezeigt (vgl. Eph 3,8–12). Der Egoismus, die Gier und
der Stolz des Bösen wird durch dessen Anhänger aufgezeigt. Es wird
eine unmissverständliche Linie gezogen zwischen Liebe und Hass,
Selbstlosigkeit und Egoismus. Das gesamte Universum wird erkennen, dass Gottes Weg der liebenden Güte der beste ist.
6
Wie beeinflusst die Hoffnung auf die baldige
Wiederkunft Christi unseren Alltag? Titus 2,11–14
7 Was ist das größte Ergebnis der Liebe G­ ottes,
die er uns zuteilwerden lässt? Wie verändert seine
Liebe unser Verhalten? 1. Johannes 3,1–3
Wenn wir eine bewusste Entscheidung treffen, um Jesus anzunehmen, werden wir zu Söhnen und Töchtern Gottes. Durch seine
Gnade werden wir gerechtfertigt und gerettet. Durch Christi
Liebe werden wir geheiligt und verändert, wenn wir jeden Tag mit
ihm leben. So unmöglich es erscheinen mag: Er wird uns sich
selbst ähnlich machen und uns die Kraft geben, der Welt seinen
Charakter zu offenbaren (vgl. 2 Kor 3,18).
Die Erlösung ist von Anfang bis Ende ein Wunder der
erstaunlichen, lebensverändernden Gnade Gottes. n
Mai 2013 | Adventist World
27
LESERFORUM
I
Christus und der
m September 1989 beauftragte das Ellen G.
White Estate den bekannten adventistischen
Künstler Elfred Lee, ein etwa 9 x 2,5 Meter
großes Wandgemälde der ersten Vision von Ellen
White zu malen. Diese Vision schilderte die Reise
der Adventgläubigen auf einem geraden, schmalen
Pfad, nach dem himmlischen Jerusalem. „Hinter
ihnen, am Anfang des Weges, war ein helles Licht,
das der ‚Mitternachtsruf‘ war, wie mir [Ellen White]
ein Engel sagte. Dieses Licht schien den ganzen Pfad
entlang und war ein Licht für ihre Füße, damit sie
nicht straucheln möchten.“ „Solange die Gläubigen
ihre Augen auf Jesus gerichtet hielten, der sie nach
der Stadt führte, waren sich sicher. Wenn nicht,
strauchelten sie und fielen von dem Pfad herab in die
Dunkelheit unter ihnen.1
Das Wandgemälde mit dem Titel Christus und der
schmale Weg besteht aus drei Tafeln. Die erste stellt
Menschen, Ereignisse, Institutionen und Aktivitäten
aus der Adventgeschichte in der Mitte des 19. Jahrhunderts dar. Auf der zweiten Tafel ist Christus die
beherrschende Gestalt. Er wird als einziger Weg zur
Erlösung und einzige Autorität der Gemeinde dargestellt. Seine weit ausgestreckten Arme weisen auf seine
liebevolle Einladung an alle Menschen hin, ihn als
Herrn und Erlöser anzunehmen. Tafel zwei enthält
auch eine Darstellung der Bibel, der Zehn Gebote, der
drei Engel aus Offenbarung 14 und der inspirierten
Schriften von Ellen White. Tafel drei setzt den Akzent
vorwiegend auf Menschen und Geschehnisse des 20.
Jahrhunderts.2 Das Wandgemälde wurde am 22.
Oktober 1991 enthüllt. Es ist im Eingangsbereich des
White Estates am Sitz der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Silver Spring,
Maryland, USA, ausgestellt. Wahrscheinlich handelt es
sich um das größte Gemälde dieser Art innerhalb
unserer Kirche.
1 Ellen G. White, Frühe Schriften von Ellen G. White, Wegweiser-Verlag Wien,
1999, S. 12f
2 Die Informationen entstammen dem Flugblatt „Christus und der schmale
Weg“, das vom Ellen G. White Estate herausgegeben wurde.
Näheres zu diesem Wandgemälde und
den dargestellten Personen gibt es unter
teachers.ellenwhite.org/mural/mural.htm
 1. Jesus Christus
 2. Die Zehn Gebote
 3. Die drei Engel
 4. Die Bibel
 5. Das Schrifttum von Ellen White
 6. William Miller (1782–1849)
 7. Der große Sternenfall (12./13.
November 1833)
 8. Ellen G. White (1827–1915)
 9. Die Vision von den Lichtstrahlen
(18. November 1848)
Adventist World | Mai 2013
25. Western Health Reform Institute
(Gesundheitsinstitut)
26. Review and Herald
27. Das norwegische Verlagshaus
(gegründet 1882)
28. Dime Tabernacle (eingeweiht am
20. April 1879)
29. Battle Creek College (gegründet
1874)
10. Das himmlische Heiligtum
30. Vigilant Missionary Society
(gegründet am 8. Juni 1869)
11. Die Gemeinde in Washington,
New Hampshire
31. Battle Creek Sanatorium
(1877–1902)
12. Joseph Bates (1792–1872)
32. Luther Warren (1864–1940)
13. Rachel Oakes Preston (1809–1868)
33. Zeltevangelisation
14. Frederick Wheeler (1811–1910)
34. J. N. Andrews (1829–1883) mit
seinen beiden Kindern, Mary und
Charles
15. Uriah Smith (1832–1903)
16. Annie R. Smith (1828–1855)
17. Michael Belina Czechowski
(1818–1876)
18. John N. Loughborough
(1832–1924)
19. Martha D. Amadon (1834–1937)
20. Stephen N. Haskell (1833–1922)
21. James White (1821–1881)
22. John Byington (1798–1887)
23. Goodloe Harper Bell (1832–1899)
28
24. Die Washingtoner Handpresse
(1852)
35. Kate Lindsay, Ärztin (1842–1923)
36. John Harvey Kellogg, Arzt
(1852–1943)
37. William H. Anderson (1870–1950)
38. Kapelle in Minneapolis, Minnesota
(gebaut 1888)
39. Ellet J. Waggoner (1855–1923)
40. Alonzo T. Jones (1850–1923)
41. Sunnyside (1896–1900)
schmale Weg
D arr y l T h o m ps o n ;
42. Avondale College (gegründet
1897)
43. Abram La Rue (1822–1903)
44. Arthur G. Daniells (1858–1935)
45. Pitcairn (erste Fahrt 1890)
46. Skodsborg Sanatorium (gegründet
1898)
47. Oakwood University (gegründet
1896)
48. Charles M. Kinney (1855–1951)
49. Anna Knight (1874–1972)
50. Morning Star (1894)
51. James Edson White (1849–1928)
52. Brand des Battle Creek Sanato­
riums (18. Februar 1902)
53. Elmshaven (1900–1915)
54. Madison College (1904–1964)
C o p y right
©
2 01 3 ,
E lle n
G .
White ®
55. Edward A. Sutherland (1865–1955);
Sally (Bralliar) Sutherland
(1871–1953)
67. Einweihung des Loma Linda Sanatoriums (15. April 1906)
81. L oma-Linda-Universität (eröffnet
1967)
56. Sydney Sanatorium (gegründet
1903)
68. John A. Burden (1862–1942)
69. Newton Evans, Arzt (1874–1945)
82. P
ioneer Memorial Church an der
Andrews-Universität
57. Sanitarium Reformkostfirma
(gegründet 1897)
70. Percy T. Magan, Arzt (1867–1947)
71. William C. White (1854–1937)
58. Loma Linda Sanatorium (gegründet 1905)
72. Arthur L. White (1907–1991)
59. Marcial Serna (1860–1935)
74. Fernando Stahl (1874–1950); Ana
(Carlsen) Stahl (1870–1968)
60. Verlagswerk
61. William H. Green (1871–1928)
62. William A. Spicer (1865–1952)
63. Frank L. Peterson (1893–1969)
64. G. E. Peters (1885–1965)
65. L. Flora Plummer (1862–1945)
66. Eva B. Dykes (1892–1986)
73. Fortschritt der Adventmission
E state ,
83. D
er barmherzige Samariter Statue in Loma Linda, Kalifornien
84. S
itz der Generalkonferenz (offiziell
eröffnet am 3. Oktober 1989)
85. Die Taube
75. Harry W. Miller, Arzt (1879–1977)
76. Missionsflugzeuge
77. Leo B. Halliwell (1891–1967); Jessie (Rowley) Halliwell (1894–1962)
78. Luzeiro (Lichtträger)
79. Harold M. S. Richards (1894–1985)
80. Fernsehen und Radio
Mai 2013 | Adventist World
29
I n c .
LESERFORUM
In
Zahlen ausgedrückt:
Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten
Verhältnis
STA zu Nicht-STA
Mitglieder
1: 407
17.214.683
30. Juni 2011
Pro Kopf
mitgliederz ahlen
181
Gesamtanzahl
der Länder
232
209
Medienzentren
63
Verlage
Zweigstellen
173
Krankenhäuser
& Sanatorien
Adventist World | Mai 2013
Zehnten &
Gaben
US-$
2010
14
20
Lebensmittelfabriken
Produktion
30
US-$
2.900.945.610
Mit STA-Präsenz
INSTITUTIONEN
FINANZEN
1.668.754
Schüler und Studenten
in STAEinrichtungen
BILDUNG
7.883
STA-Bildungsein­
richtungen auf
allen Ebenen
„Siehe, ich komme bald …“
Ein-Tag-Kapelle
Raymond Memorial Higher
Secondary School
Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen
und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben
und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.
Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift
der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben
von der Nordasien-Division der Generalkonferenz der SiebentenTags-Adventisten.
Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott
Mitherausgeber: Claude Richli
Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk
Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin
D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär;
Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G.
Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons;
Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater
Koordinationsausschuss: Lee Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki;
Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun Pyung Duk
Chefredakteur: Bill Knott
V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe):
Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg
Mani Kerketta (rechts), eine der
ersten Schülerinnen der RaymondSchule, erinnert sich an die primi­
F o t o s v o n R ichard D u erkse n
tiven Bedingungen, unter denen
der erste Unterricht gehalten wurde. Diese Erinnerungen waren über­
wiegend verblasst, als die neuen Schulgebäude eröffnet wurden.
Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar,
Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra
Blackmer, Stephen Chavez, Mark A. Kellner, Kimberly Luste Maran
Redakteure in Seoul, Korea:
Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan
Redakteur der Online-Ausgabe: Carlos Medley
Technische Koordination: Merle Poirier
Finanzmanagerin: Rachel J. Child
Die „Raymond Memorial Higher Secondary School“ bietet in der Stadt Falakata im indischen Bundesstaat Westbengalen mehr als 1200 Schülern eine adventistische Schulbildung. Das Raymond Memorial war das erste adventistische Gymnasium in Indien. Bei
der Eröffnung im Jahr 1949 mussten die meisten Schüler noch in Zelten am Rand des
etwa 2,5 Quadratkilometer großen Schulgrundstücks wohnen, das zum größten Teil aus
unberührtem Dschungel bestand.
„Sie haben uns dafür bezahlt, dass wir zur Schule gehen“, erinnert sich Mani Kerketta, der zur ersten Gruppe von Schülern gehörte. „Den Rest des Tages verbrachten wir
damit, das Grundstück zu erschließen.“
Maranatha Volunteers International hatte seinen ersten Einsatz am Raymond Memorial im Jahr 1999. Damals wurden einige Gemeindehäuser in der Gegend gebaut und bei
der Gelegenheit wurde bei notwendigen Bauarbeiten an der Schule geholfen. Im Januar
2013 tat sich ein Team von Maranatha-Freiwilligen aus sechs Ländern zusammen, um die
ersten acht von insgesamt 16 Ein-Tag-Klassenzimmern für die Grundschule des Raymond
Memorial zu bauen. Am Tag der Einweihung der acht Klassenzimmer kamen alle Schüler,
aber auch viele hinduistische und muslimische Familien zur Schule. Im Mittelpunkt der
Feier standen Bildung und Hoffnung. Mehr als 80 Prozent der ortsansässigen Geschäftsleute schicken ihre Kinder zum Raymond Memorial. „Natürlich besuchen unsere Kinder
die Raymond-Schule“, meinte der Elektrohändler. „Dort gibt es die die beste Schulbildung in der Gegend. Sie vermitteln echte Werte.“
Das Programm zum Bau von „Ein-Tag-Kapellen“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Adventist-Laymen’s Services and Industries (ASI) und Maranatha
Volunteers International. Die Geschichten werden jeden Monat
von Maranathas „Geschichtenerzähler“ Dick Duerksen erzählt.
Assistentin des Chefredakteurs: Gina Wahlen
Redaktionsassistentin:
Marvene Thorpe-Baptiste
Leserservice: Merle Poirier
Layout und Design: Jeff Dever, Fatima Ameen
Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W.
Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson,
Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa,
Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C.
Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj,
Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele,
Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander
Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag
GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg
Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz
Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe:
Ingo Engel, München
Druck der deutschsprachigen Ausgabe:
Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel
Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, 7000 Eisenstadt (Österreich)
Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501
Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail:
[email protected], Website: www.adventistworld.org
Die Bibelzitate sind – falls nichts anderes vermerkt ist – der
Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984),
durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung,
© 2007 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen.
Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien,
Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und
den USA gedruckt.
9. Jahrgang, Nr. 5
Mai 2013 | Adventist World
31
Jeden Monat
gelangt
Adventist World
in die Hände
dieses Athleten.
Abel Kirui* liest Adventist World,
um mit seiner Gemeindefamilie auf
der ganzen Welt Kontakt zu halten.
Auch du kannst auf die gleiche Weise
mit deiner Gemeindefamilie in Verbindung bleiben. Wenn du Adventist
World nicht regelmäßig kostenlos
bekommst, frage den Büchertischverwalter deiner Gemeinde danach.
*Abel Kirui aus Kenia gewann
die Marathon-Weltmeisterschaft
2009 in Berlin und 2011 in Daegu
(Südkorea). Außerdem errang er die
Silbermedaille bei den Olympischen
Sommerspielen 2012 in London.
Eine Familie.
Eine Welt.
Adventist World.

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