heuler nr. 54

Transcrição

heuler nr. 54
e
heuler xtra
Section 1
Januar 2004
No. 54
360
das Studentenmagazin
Dozentenstellen in Gefahr
Fakultäten vor dem Aus
Studienabschluss unmöglich?
Tu was dagegen! Komm zur
Vollversammlung
13. Januar, 20 Uhr, Scandlines-Ar ena
Sonderheft
desScandlines-Arena,
heuler: Was die neuen Tschaikowskystraße
Sparpläne des Landes bedeuten
ar 2004,
20 Uhr,
45
1
heuler extra
Finanzministerium besetzt
Studenten protestieren gegen neue Sparpläne - Keler sagt Gespräche zu
Plötzlich standen die Rostocker Studenten im Büro von Finanzministerin
Sigrid Keler. Mit Kommilitonen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern protestierten
die Studierenden gegen die neuen Sparpläne des Landes. Um Personalkosten zu sparen,
soll das Land gut 2000 Mitarbeiter entlassen, auch an den Hochschulen.
Trotz der vorlesungsfreien Zeit demonstrierten kurz vor Weihnachten
gut 60 Studenten vor dem Landtag und im Ministerium gegen den Kahlschlag.
Demo gegen neue Sparpläne: Studierende aus dem ganzen Land protestierten in Schwerin.
W
2
o es denn hier bitte zum Büro
der Frau Ministerin gehe,
wollte Maik Walm im vierten
Stock des Finanzministeriums wissen.
Da war ein Dutzend Studenten mit geschulterten Plakaten und Schnee an den
Schuhen schon schnurstraks am Pförtner
vorbei und durchs halbe Haus gestapft.
„Das finden sie im zweiten Stock“, war
die Antwort auf den langen Fluren des
Schweriner Ministeriums. „Wir hätten
nie erwartet, dass wir da so leicht reinkommen“, berichtet Rostocks Asta-Chef
Maik Walm. Ähnlich überrascht war auch
die Hausherrin selbst, die in jenen Minuten im nahegelegenen Landtag plötzlich
Sitzung Sitzung sein ließ und in ihr belagertes Büro eilte.
Das Parlament debattierte zu jener
Stunde am Montag vor Weihnachten
über den vom Kabinett verabschiedeten Nachtragshaushalt, dem die Mehrheit der Abgeordneten schließlich zustimmte. „Damit sind an allen Hochschulen des Landes ganze Studiengänge
gefährdet“, sagt Maik Walm. „In Rostock
werden etwa 110 Stellen zusätzlich ge-
strichen. Und zwar bis zum September
dieses Jahres“, sagt Rostocks Stura-Präsident Christian Beyer. Zusammen mit
den bis 2008 bereits beschlossenen Stellenstreichungen wären das rund 360 Dozentenstellen.
„Der Anfang vom Ende“ hatten die
Studierenden auf ihr Protestplakat gedruckt, das sie aus dem Fenster von Kelers Ministerium hängten. „Bildung ist
Zukunft“ stand auf dem anderen. Da
saßen die Studenten schon in einem Sitzungsraum des Ministeriums und warteten auf die Hausherrin. Die SPD-Politikerin war zunächst angesäuert, schildern die Demonstrationsteilnehmer die
Situation. Es gebe schließlich auch so
was wie Regeln, an die man sich zu halten habe, zitieren sie die Ministerin. „Ich
habe ihr gesagt, das gelte auch für sie“,
berichtet Maik Walm. Schließlich hätte sie
den Hochschulen zunächst Planungssicherheit bis 2006 versprochen, um dann
kurz vor Weihnachten neue Sparpläne
auf den Tisch zu legen. „Da war dann
Ruhe“, schildert Maik Walm.
Was folgte, war eine lange Diskussi-
on, in der Sigrid Keler den Satz sagte, den
Finanzminister von hoch verschuldeten
Bundesländern immer sagen, wenn Forderungen an sie gestellt werden. „Wir haben einfach kein Geld. Wir verwalten hier
den Mangel“, zitiert Maik Walm die Ministerin. Trotzdem verinbarten Besatzer
und Besetzte, weiter im Gespräch zu bleiben. So wertet Maik Walm die Demonstration vor dem Landtag und den Marsch
durchs Ministerium auch als Erfolg: „Wir
haben unter anderem mit Bildungspolitikern von PDS und CDU gesprochen“,
erzählt Maik Walm. Die PDS nehme die
Sorgen der Studierenden wenigstens
ernst, was auch ein Gespräch mit deren
Landesvorstand vor der Landtagsdebatte
verdeutliche. Walm: „Die SPD wollte mit
uns gar nicht erst reden.“ Ähnlich zufrieden dürfte auch Kultusminister Hans-Robert Metelmann (parteilos) sein. Er hatte
im Kabinett als Einziger gegen die Sparpläne gestimmt - und war deshalb gewissermaßen auf einer Welle der Sympathie
an den demonstrierenden Studenten vorbei in den Landtag gerauscht.
Christian Kohlhof
Vollversammlung aller Rostocker Studenten am 13. Januarr
Eins, zwei, drei, vier, fünf:
Eingespart. Jede fünfte Stelle
an der Uni soll gestrichen werden. Lehrstühle werden verwaisen, ganze Institute und Fakultäten sind in Gefahr. Viele arbeiten schon jetzt mit minimaler personeller Ausstattung. Da
kann eine weitere vakante Stelle
das Aus für den Fachbereich bedeuten. Wer dachte, es kann nicht
mehr schlimmer kommen, weiß
seit dem 16. Dezember: Es wird
noch viel schlimmer.
Kurz vor Weihnachten ließ
das Land die Katze aus dem
Sack. An den Hochschulen in
Mecklenburg-Vorpommern soll
eine neue Sparrunde beginnen.
Wenn die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, bedeutet dies: An
der Universität Rostock wird ein
Fünftel aller Stellen gestrichen. Jeder fünfte Arbeitsplatz. In Zahlen: Etwa 360 Dozentenplätze
und Mitarbeiterstellen fallen weg
– und das zu einem großen Teil
bis zum Herbst dieses Jahres.
Das bedroht zahlreiche Studiengänge und –fächer in ihrer
Existenz. Und damit ist auch
Dein Studium gefährdet, Deine Zukunft. Angesichts dieser
Sparvorgaben und des zeitlichen
Drucks kann die Leitung der Universität kaum sinnvolle Sparkonzepte ausarbeiten.
Damit ist unklar, ob Du, ja,
Du, Dein Studium hier in Rostock noch fortsetzen und beenden kannst. Wenn freie Dozentenstellen nicht wieder besetzt
werden, wer soll Dir dann hier
noch etwas beibringen?
Mit diesem Sonderheuler bereiten wir Dich auf die Vollversammlung aller Rostocker Studierenden vor. Am 13. Januar um 20
Uhr in der Scandlines-Arena wirst
Du mit Deinen Kommilitonen
beraten, wie man die Horrorpläne aus dem Schweriner Finanzministerium vielleicht doch noch
verhindern kann. Studentinnenrat
(Stura) und Allgemeiner Studierendenausschuss (Asta) informieren Dich auf der Vollversammlung über die Pläne aus dem Finanzministerium. Außerdem
haben Stura und Asta auch den
Rektor der Universität, Professor
Hans-Jürgen Wendel, eingeladen.
Wendel war von den neuen Sparplänen von Finanzministerin Sigrid Keler genau so überrascht wie
die Studenten.
Es ist wichtig, dass auch Du
an der Vollversammlung teilnimmst. Nur wenn mindestens
1363 Studierende am 13. Januar in die Scandlines-Arena in der
Tschaikowskystraße kommen, ist
die Versammlung beschlussfähig.
Nur dann kommt die Botschaft
in Schwerin an, dass die Studierenden in Mecklenburg-Vorpommern und speziell in Rostock um
ihre Hochschulen fürchten, sich
um die Zukunft von Forschung
und Lehre im Nordosten Gedanken machen und vor allem um ihr
eigenes Studium fürchten.
Selbstverständlich nennt das
Finanzministerium gute Grün-
de für die neuen Sparvorgaben.
Schließlich müsse überall gespart werden. In einem Land,
das als wesentliches wirtschaftliches Standbein nur Tourismus
zu bieten hat, ist das kurzsichtig.
Mecklenburg-Vorpommern als
Epizentrum von Forschung und
Lehre – das ist ja jetzt schon eine
Utopie. Wer sich in den Hochschulen umsieht, bemerkt, dass
hier einige Studiengänge auf
Sparflamme laufen. Jetzt gilt es
zu verhindern, dass viele Studiengänge schon bald Geschichte
sind, Fakultäten und Institute
leerstehen werden, dass Du Dein
Studium abbrechen musst. Es gilt
zu verhindern, dass Dein bisheriges Studium vergeblich war, weil
Du an einer anderen Uni noch
mal neu anfangen musst. Es gilt
zu verhindern, dass Deine Zukunft ruiniert wird. Komm zur
Vollversammlung am 13. Januar
2004, 20 Uhr, Scandlinesarena,
Tschaikowskystraße. Dabei wird
es auch um Studiengebühren gehen. Sie sind in unserem Bundesland noch kein Thema, das
haben SPD und PDS so vereinbart. Trotzdem soll auf der Vollversammlung schon mal festgelegt werden, wie sich Stura und
Asta positionieren sollen, wenn
das Thema hier auf die Tagesordnung kommt. Wir sehen uns also
am 13. Januar in der ScandlinesArena. Wenn Du Fragen hast,
maile sie an redaktion@heulerm
agazin.de. Beste Grüße von
Christian Kohlhof
heuler extra
Editorial
Impressum
heuler – das Studentenmagazin
Heinemeyer (mh), Martin Rosenplän-
Anzeigen: Christian Kohlhof
geben nicht unbedingt die Meinung
No. 54/januar 2004
ter (mr), Eik Schäfer (es), Franziska
Es gilt die Anzeigen-Preisliste Num-
der Redaktion wider.
Herausgeber:
Toscher (ft), Ann-Christin Doms (ad),
mer 2/2003
Kontakt zur Redaktion:
Stura Uni Rostock
Daniela Marina (dm), Ute Pawlitschek
Anschrift für alle:
Telefon: 0381/4 98 56 01
August-Bebel-Straße 28
(up), Rebekka Zwerschke (rz), Nadin
heuler – das Studentenmagazin
Fax: 0381/4 98 56 03
18055 Rostock
Elfenbein (ne).
August-Bebel-Straße 28
Mail: [email protected]
Verantwortlich (i.S.d.P.):
Foto-Redaktion: Christian Kohlhof
18055 Rostock
Für unverlangt eingereichte Manu-
Christian Kohlhof (ck)
Layout: Christian Kohlhof
IMPRESSUM
Druck: Heincke Druck&Layout
skripte jeglicher Art kann keinerlei
Chef vom Dienst:
Am Hechtgraben 10
Haftung übernommen werden.
Carsten Schmidt (cs)
18147 Rostock
Redaktion: Katja Cramer, (kc) Martin
Mit Namen gekennzeichnete Artikel
arr 2004, 20 Uhr, Scandlines-Arena, Tschaikowskystraße 45
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heuler extra
Gute Gründe, zur Vollver
Anne Treichel (26):
„Ich rufe alle Leute
auf, zu der Vollversammlung zu kommen. Das ist super
wichtig. Es geht jeden
Studenten etwas an.“
Judith Zehmisch (22): „Wenn 360
Stellen gestrichen werden, beeinflusst das nachhaltig unsere Studienqualität. Jeder sollte zu der
Vollversammlung gehen, um sich
selber ein Bild von der Situation
machen zu können.“
Moritz Mielke (24): „Jeder sollte zur Vollversammlung gehen, um sich nicht von
seinen Nachfolgern sagen lassen zu müssen, dass man geschwiegen hat, als die
Hochschulen teuer und schlecht wurden.
Und: Um nicht festzustellen, dass man
von allem nichts gewusst hat.“
Gundula Löwe (22): Es sollten so viele Studenten
und Studentinnen wie möglich zur Vollversammlung kommen, damit wir zeigen können, dass es den
Studierenden nicht egal ist, wie die Zukunft unserer
Uni aussehen wird. .Je mehr Studenten und Studentinnen sich zusammenfinden, desto größer ist die
Chance, etwas gegen Kürzungen zu unternehmen.“
Martin Brochier (24): „Im eigenen Interesse seid ihr als Rostocker Studierendenschaft aufgefordert, sich mit dem Thema zu
befassen. Die Vollversammlung versteht sich in erster Linie als
Informationsveranstaltung und Ausgangspunkt für mögliche
folgende Protestaktionen. Damit eventuell angestrebte Beschlüsse gültig sind, müssen mindestens 10 Prozent der Studierenden
anwesend sein. Daher ist euer Erscheinen erforderlich.“
Carola Wachholz (23): Es muss von den Fähigkeiten eines
Jugendlichen abhängen, ob er studieren kann, und nicht
vom Geldbeutel seiner Eltern. Studiengebühren wären ein
gesellschaftlicher Rückschritt und das falsche Signal für
eine faire und verantwortungsvolle Bildungspolitik. Deshalb übernehmt Verantwortung für Euch und zukünftige
Studenten und kommt zur Vollversammlung!
4
Gregor Waschau (25): „Wer kann mir garantieren, das meine Studiengebühren
auch der Verbesserung meines Studiums
dienen und nicht in irgendwelche Haushaltslöcher gestopft werden? Informiert
euch, bildet euch eine Meinung, kämpft
für eure Rechte und unterstützt uns.“
Friederike Schäfer (21): „Hingehen! Weil es wichtig ist, sich
zu beteiligen und weil man
Chancen der demokratischen
Beteiligung wahrnehmen soll,
wenn sie einem geboten werden.“
Maik Walm (23): „Erspare Dir das
schockierte Gesicht, warum der Prof,
den Du dringend brauchst, nicht berufen wurde. Komm zur Vollversammlung, informiere Dich und wehr dich
gegen die Zerstörung deiner Zukunft.
Wir sitzen alle in einem Boot.“
Marko Spill: „Es gibt zu viele Studenten, die kaum eine
Vorstellung haben, was alles demnächst auf sie zukommen kann/wird. Viele Studenten vergessen, dass Studiengebühren nicht nur Erstsemestler betreffen. Studieren an
der Uni Rostock soll sich auch in Zukunft noch lohnen ich
denke, wir können und dürfen uns nicht alles gefallen lassen,
aber nur zusammen können wir auch etwas bewirken.“
Tina Langner (20): „Studiengebühren sind
studentenunfreundlich. Sie schrecken jene
ab, die meinen, der Doppelbelastung von
Studium und Job nicht gewachsen zu sein
und auch die, die nicht das Risiko eingehen wollen, nach dem Studium mit einem
Schuldenberg dazustehen.
Anita Eimecke (22): „
die Studierenden über
gen von Stellen und m
rung von Studiengebü
mieren. Das ist für jed
sich später positionie
und um gezielt zu han
Christian Beyer: „Dieses Mal betrifft es jeden.
Selbst wenn nicht ganz so viele Stellen gekürzt
werden, betrifft es jede Fakultät. Hoffentlich erfahren wir dann auch, welche Stellen und Studiengänge konkret betroffen sind. Es kann im
schlimmsten Fall so sein, dass man sein Studium
in Rostock nicht weiter machen kann.“
Stefanie Baor (23): „Ihr, die Studenten, seid aufgerufen euch
gegen die immer grotesker werdenden Pläne der Regierung
zu wehren. Nun sind es Studiengebühren, noch mehr Stellenstreichungen und später werden weitere Einsparmaßnahmen hervorgezaubert. Die Vollversammlung ist zu eurer Information da und bietet euch eine erste Möglichkeit den Widerstand zu beginnen. Wir warten auf euch.“
Jens Wiebensohn (29): „Egal, ob man
für oder gegen den Sparkurs des Landes ist: Auf der Vollversammlung
geht es um Inhalte. Jeder Studierende sollte es als Pflicht ansehen, daran teilzunehmen. Schließlich ist eine
Vollversammlung kein Wahlfach!“
Der Studentinnenrat (Stura) hat be
zu veranstalten, um alle Kommilit
des Landes und Studiengebüh
Mitglieder von Stura und Asta
wichtig ist, dasss au
Matthias Widner (22): „Wenn
bald was in Mecklenburg-Vo
unternehmen, fällt auch di
on des gebührenfreien Stu
Deutschland in der Domin
Bundesländer. Also gebt Ihnen
mal die Chance, damit anzufan
Maren Schweitzer: „U
die Chancen in Deutsch
lieren auch die Möglich
dern zu studieren. Eue
und die Partnerverträg
Rostock wird immer u
internationalen Partner
Stephan Mehlhorn: „Solange mit diesem Irrwitz Finanzlöcher m
gestopft werden sollen, werden wir nicht aufgeben uns zu weh
zahlte Manager, Politiker und Beamte seinen Dienst-BMW geg
aus seiner Villa in eine 30qm Absteige gezogen und sich seinen
Arbeit mitgebracht hat. Und erst wenn er dann einen Nebenjob
ne eigenen Studiengebühren zurückzuzahlen, können wir uns a
risch zeigen. Für ein besseres und gerechteres Deutschland – je
Sandro Geister (22): „Engagement aller
Studenten ist gefragt, weil es um Themen
geht, die jeden Studenten berühren: Weniger Dozenten, schlechtere Ausstattung
der Bibliotheken, alles was man zum Studienbeginn garantiert bekommen hat, soll
sich um 180 Grad wandeln.“
Sabrina Hanella (23
„Auf der Versammlun
kannst du dich informi
ren, was Asta und Stu
machen, um mir als St
dent ein sorgenfreies St
dium zu ermöglichen.“
Vollversammlung aller Rostocker Studenten am 13. Januarr
beschlossen, die Vollversammlung
ilitonen über die neuen Sparpläne
ühren zu informieren. Und die
ta erklären dir auch, warum es
s auch du kommst.
2): „Es geht darum
ber die die Kürzund mögliche Einfühgebühren zu inforr jeden wichtig, um
onieren zu können
handeln.“
Dirk Erxleben (24): „Mit Studiengebühren wird Bildung zum Privileg und schafft eine zunehmend klaffende gesellschaftliche Lücke
zur Elite. Niemand sollte ernsthaft glauben, dass es mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln zur Verbesserung der Lehre kommt. Es
werden lediglich andere Haushaltslöcher gestopft werden. Ziel der
Studenten muss es sein, die Kräfte in Deutschland zu bündeln, um
die Bildungskatastrophe zu verhindern!“
Ralph Hänsel (23): „Es ist nicht
mehr viel Zeit bis Studiengebühren
Realität werden könnten. Um diesen
Prozess selbst beeinflussen zu können ist es wichtig informiert zu sein.
Komm zur Vollversammlung und
informier dich!“
Maik Krüger (22): „Weil
es jeden Studenten angeht, sollte man zur Vollversammlung gehen. Jeder sollte wissen, was mit
seinem Studium passiert,
ganz klar.“
Patrice Oelßner (25): „Kürzen, Streichen und Rationalisieren. An der Schwelle zur Wissensgesellschaft,
bei schlechten Pisa-Ergebnissen und steigenden Studentenzahlen sollte man meinen, dass an der Bildung
nicht gespart wird. Wie die Realität aussieht, wisst ihr
selber. Deshalb kommt zur Versammlung und zeigt
eure Unzufriedenheit mit der jetzigen Entwicklung!“
„Uns werden nicht nur
utschland verbaut, wir verglichkeit, in anderen LänEuer Studium im Ausland
träge sind gefährdet, denn
er unattraktiver für unsere
tneruniversitäten.“
Mirko John: „Damit wir nicht bundesweit als einzige Universität eine Gebührenerhöhung protestlos hinnehmen
müssen, ist die Anwesenheit der Rostocker Studenten auf der Vollversammlung
wichtig, weil dort die zentralen Entscheidungen getroffen werden.“
her maroder Länderhaushalte
wehren, als bis jeder überbegegen ein Fahrrad getauscht,
inen eigenen Klappstuhl zur
njob annehmen muß, um seins auf gleicher Ebene solida– jetzt und in Zukunft!“
Nadin
Elfenbein (23):
„Dabei sein
ist 80 Prozent
des Erfolges.
Zitat Woody
Allen.“
Christian Kohlhof (28): „Auch
wenn’s nervt: Jeder Student muss
sich mit diesem lästigen Finanz- und
Stellenstreich-Thema beschäftigen.
Wer nicht versucht, das Schlimmste
zu verhindern, der wird kaum noch
zu Ende studieren können.“
Michael Lüdtke (27): „Um
die Uni steht es schlecht:
Ich hoffe, dass die Studenten dort gemeinsam beraten und beschließen, was
aus der Uni und dem Studium wird.“
Martin Garbe (23):
„Alles, was an Gebühren eingenommen wird, wird woanders gekürzt. Verhindert dies mit der
Versammlung.“
Stefan Rettig (23): „Studiengebühren in Berlin. Studienzeitkonten in NRW.
Studiengebühren und MV? Informiert euch jetzt,
noch ist Zeit. Kommt zur
Vollversammlung!“
MartinKusserow(22):„,Geizistgeil´“–
vor allem, wenn wir es bezahlen sollen!
Auf der Vollversammlung kannst du
mitentscheiden, ob dein Studiengang
weiterhin kostenfrei bleiben soll und
wie StuRa und AStA deine Interessen
am besten vertreten.“
Thomas Wolff (25): Es ist immer
wichtig, von seinem Mitspracherecht Gebrauch zu machen und
die eigenen Bedingungen zu verbessern. Wer diese Möglichkeit nicht
nutzt, darf sich hinterher nicht beschweren.“
Wenn wir nicht
-Vorpommern
h diese BastiStudierens in
minoreihe der
hnen nicht einufangen.“
(23):
mlung
rmieStura
s Stus Stun.“
Regina Baukholt (22): „Wenn 360 Stellen gekürzt werden, dann geht das alle Studierenden
an. Und die Kürzungen werden immer mehr.
Die Bildung muss gefördert werden, damit vernünftiges Lernen möglich bleiben kann. Wir
sind die Zukunft und können jetzt nicht sitzen
bleiben. Bildung muss allen offen stehen.“
René König (23): „Die
Sparpläne betreffen alle
und nicht nur einen Teil
der Studierenden. Jeder
sollte die Möglichkeit
wahrnehmen mit zu
entscheiden.“
Andreas Neumann (22): „Wenn
sich die Studierendenschaft erfolgreich gegen Etatkürzungen
wehren möchte, sollten auch
viele zur Vollversammlung gehen. Jeder sollte informiert sein,
weil es alle angeht.“
Stefanie Schnell (22): „Ich
möchte niemanden vorschreiben, zur Vollversammlung zu
kommen. Ich werde jedenfalls
hingehen, um mich ausführlich über die derzeitige Studiensituation zu informieren.“
Christoph Friederich (21): „Es
geht um unsere Zukunft und
Studiengebühren kann ich mir
nicht leisten.“
heuler extra
ersammlung zu kommen
Thomas Kroboth
(23):
„Halbwissen ist
gefährlich. Informiert euch
auf der Vollversammlung.“
Friedemann Schorer (31): „Noch ist M-V frei
von Studiengebühren - aber wie lange noch,
und wie könnten Alternativen aussehen? Es
kann uns alle noch treffen - deshalb mal tiefere Infos holen als in den Medien oberflächlich verbeitet werden. Es ist unsere Zukunft,
nicht deren.“
Stefan Neupert (26): „Einschneidende Veränderungen stehen uns bevor, und um diese mitgestalten zu können, brauchen wir
eine größtmögliche Teilnahme an der Vollversammlung. Es geht nicht nur um die
Universität, sondern letztlich betrifft es jeden Einzelnen ganz persönlich.“
Eike Döring (25): „Es geht darum, ob das Studium in
einer nicht mehr fernen Zukunft vielleicht nur noch
für Wohlhabende offen steht und der Staat für Bildung nicht mehr bereit ist aufzukommen. Ein Thema
also, was nicht einfach beschlossen durch die Politiker
gehört, sondern wo wir uns als die Betroffenen auch besonders zu Wort melden müssen.“
arr 2004, 20 Uhr, Scandlines-Arena, Tschaikowskystraße 45
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heuler extra
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Schweriner Roulette
An der Uni Rostock müssen bis zum 30 September
2004 genau 111 Stellen gestrichen werden. Das sieht
das Sparkonzept des Landes vor, das
das Kabinett der SPD-PDS-Landesregierung am 16. Dezember beschlossen
hat. Außerdem müssen in der
Uniklinik 127 Arbeitsplätze
gestrichen werden.
Die Unileitung stellt das vor
schier unlösbare Aufgaben.
Ebenso unlösbar werden die Probleme für Studierende. „Wenn es ganz
schlimm kommt, dann muss man sein
Studium abbrechen“, fürchtet Stura-Präsident Christian Beyer. „Und dann noch
mal in einem anderen Bundesland an einer anderen Uni ganz von vorne anfangen.“ Schlimm genug, dass die gut 110
Stellen wegfallen. Aber schon vor über
einem Jahr war klar, dass allein in Rostock an der Uni gut 250 Arbeitsstellen
gestrichen werden müssen. Macht zusammen 360, die Einsparungen in der
Hochschulmedizin nicht mitgerechnet.
Betroffen sind alle gerade freien Stellen, erläutert Maik Walm, Vorsitzender
des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses Asta. Das reicht nicht. Um den
Personalhaushalt der Uni von derzeit 71
Millionen Euro pro Jahr einzudampfen,
hilft jetzt nur noch so etwas wie die Rasenmähermethode. „Und genau deshalb
ist das Studium jedes einzelnen Rostocker Studenten gefährdet. Das hat was
von Roulette“, sagt Christian Beyer. Es
ist Schweriner Roulette.
Dabei war die Uni gar nicht so
schlecht im Einhalten der bisherigen
Sparpläne. „Freie Stellen wurden über
längere Zeit vakant gehalten“, erläutert Maik Walm, der auch zusammen
mit der Unileitung über einen Weg aus
der Krise nachdenkt. Sowohl Lehrende als auch Lernende waren von dem
Nachtragshaushalt des Landeskabinetts
am 16. Dezember überrascht worden.
„Der Rektor hatte mit den vakanten
Stellen kalkuliert“, erläutert Maik
Walm. Mehrere Millionen Euro
hätte die Uni durch das Freihalten einsparen können. Darauf
habe sich das Konzept gestützt.
Und genau diese Stütze sei jetzt
weggebrochen. „Die Planungssicherheit ist weg.“
Mit eilig gedruckten Plakaten versuchen Stura und Asta ihren Kommilitonen den Ernst der Lage klar zu
machen. Ein Pleitegeier hockt vor der
Uni. 360 Stellen von Dozenten sind
gefährdet, steht auf den Aushängen.
„Die Zukunft jedes einzelnen Studenten ist gefährdet“, sagt Christian Beyer.
Der Studentinnenrat und der Asta laden
deshalb alle Rostocker Studierenden zu
einer Vollversammlung ein. Am 13. Januar wollen Stura und Asta zusammen
mit dem Rektor über die Lage informieren. „Dabei wollen wir dann auch mit
allen Studierenden beraten, wie wir auf
die Stellenstreichungen reagieren“, sagt
Maik Walm. „Wir wollen dabei festlegen,
wie unser Ptotest aussehen soll.“
Dazu hoffen Walm und seine Mitstreiter auf ein eindeutiges Votum der
Studierenden. Mindestens zehn Prozent
der Immatrikulierten müssen anwesend
sein, damit die Versammlung beschussfähig ist, das wären über 1300 Studenten. „Nur dann ist ein eindeutiges Signal nach Schwerin möglich.“ Das Signal
soll klar sein: So wie jetzt gespart wird,
wollen die Studierenden das nicht
hinnehmen. „Wir brauchen die Unterstützung von jedem einzelnen Kommilitonen und jeder einzelnen Kommilitonin“, sagt Christian Beyer. „Nur so können wir ihre Interessen
vertreten.“ Das hatte in der Vergangenheit durchaus Erfolg. Schon vor gut 14
Monaten hat eine Vollversammlung mit
über 2000 Teilnehmern gegen die erste Sparrunde protestiert. Ausgedehnte
Demos und kreative Proteste waren
die Folge.
Auf der Vollversammlung sind
auch Studiengebühren Thema. Sie sind
in Mecklenburg-Vorpommern im Gegensatz zu anderen Bundesländern noch
nicht vorgesehen, trotzdem wollen Stura
und Asta mit den Kommilitonen darüber diskutieren. „Wir wollen erläutern,
welche Gebühren-Modelle es gibt und
vor allem von den Kommilitonen wissen, wie wir uns in der Debatte darum
positionieren sollen“, sagt Maik Walm.
Die Vollversammlung beginnt am 13. Januar um 20 Uhr (Einlass) in der Scandlines-Arena.
Christian Kohlhof
Vollversammlung aller Rostocker Studenten am 13. Januarr
Wenn studieren Geld kostet - verschiedene Modelle sind im Gespräch
heuler extra
Eintrittskarten für die Uni
Studenten wollen Bildung. Der Staat will dafür jetzt Geld. Einige Bundesländer planen
das zumindest. Mecklenburg-Vorpommern will davon offiziell noch nichts wissen.
Es scheint aber nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Gebühren auch hier Thema werden.
Ein Überblick über verschiedene Modelle: Wer will von wem wie viel und auf welche Weise?
Für die Einführung von Studiengebühren sind verschiedene Modelle im Gespräch, die die tiefen Löcher in den öffentlichen Kassen stopfen sollen. im Laufe der
Diskussion wurden Beträge von 500 Euro
pro Semester bis zu mehreren tausend Euro
pro Jahr genannt, und das für jeden, ab dem
1. Semester. Noch steht aber nichts fest.
Modell 1: Bildungsgutscheine
Zum einen gibt es den Gedanken,
den Studierenden Bildungsgutscheine
zukommen zu lassen oder diese an sie
zu verkaufen. Für die Hochschulen sind
diese Tickets bares Geld wert: Wird beispielsweise eine Vorlesung besucht, so
muss diese mit einem der Gutscheine
bezahlt werden. Die Hochschulen wiederum erhalten für eingenommene Gutscheine Geld vom Staat oder vom jeweiligen Bundesland. Studierende sollen
dadurch stärkeren Einfluss auf das Angebot und die Leistung der Hochschule
nehmen können. Diese Vorteile machen
Befürworter geltend. In der Konsequenz
bedeutet dies jedoch, dass wenig besuchte Hochschulen mit geringer Studentenzahl schließen müssen und damit wiederum Studienplätze wegfallen.
Modell 2: Studienkonten
Ein Modell, durch das ein Studium
von Beginn an kostenpflichtig wird, ist
die Idee, Studienkonten einzurichten.
Ähnlich wie bei einer Telefonkarte erhält man ein Grundguthaben, von dem
die Gebühren für jedes Semester und
jede Semesterwochenstunde pauschal
abgebucht werden. Das Haben auf dem
Konto ist knapp bemessen und reicht
für eine Durchschnittsstudienzeit von
zehn Semestern. Materielle und orga-
nisatorische Studienbedingungen, die
nicht in der Verantwortung der Studierenden liegen, werden bei diesem Modell gänzlich ausgeblendet. Das heißt:
Wer durch einen Nebenjob Zeit verliert
oder im Studium ein Kind erzieht, hat
Pech gehabt: Auch für diese Kommilitonen wird das Studium nach einer gewissen Zeit richtig teuer.
Befürworter und Gegner
Die bundesdeutschen Parteien nehmen zu diesem Thema unterschiedliche Positionen ein. Schon im Wahlkampf 2002 sprachen sich allein PDS
und FDP gegen die Einführung von
Studiengebühren aus, während SPD
und Bündnis90/Grünen zwar an der
Gebührenfreiheit im Studium festhalten wollten, jedoch Bildungsgutscheine und Studienkonten befürworteten.
Für CDU/CSU steht die Bewilligung
der Studiengebühren so gut wie fest.
Eins der Hauptargumente dafür ist
die angeblich steigende Attraktivität
der deutschen Hochschulen auf dem
internationalen Markt. Dass die Erhebung von Gebühren nicht unbedingt zu
einer Qualitätsverbesserung führt, zeigt
der Blick auf die bereits existierenden
Modelle in anderen Ländern.
Modell 3: Amerika, Australien
In den USA teilte das Gebührenmodell das Hochschulsystem in öffentlich
finanzierte und private Stiftungsuniversitäten. Ein Abschluss an staatlichen
Hochschulen ist jedoch vom geringeren Wert für die Berufschancen, so dass
Benachteiligungen gefestigt werden. Das
Modell der Australier sieht vor, dass die
Kosten für das Studium je nach Ein-
kommen im späteren Arbeitsprozess
an den Staat zurückgezahlt werden sollen. Die Institute begeben sich in starke Abhängigkeit, einmal angenommene Studenten auch zum Abschluss zu
bringen, da sie auf die Gebühren angewiesen sind. Nach Meinung der australischen Studierenden haben die hohen
Gebühren eine schlechtere Qualität gebracht, da viele Absolventen die Kosten aufgrund von geringen Einkommen nicht zurückerstatten können.
Darüber hinaus würden während des
Studiums nur noch examensrelevante
Veranstaltungen besucht. Trotzdem
favorisiert zum Beispiel das deutsche
Centrum für Hochschulentwicklung
(CHE) diese Variante der Bezahlung
nach dem Studium.
Modell 4: Sondergebühren
Auch in Deutschland sind Gebühren
für das Weiterbildungsangebot der Universitäten längst Realität. Berlin führte
1995 als erstes Bundesland eine Rückmeldegebühr von 100 DM ein. BadenWürttemberg zog ein Jahr später nach
und erhob 1998 Langzeitzeitstudiengebühren von 1000 DM. In Bayern und
Sachsen gibt es Zweitstudiengebühren.
Thüringen erhebt Gebühren für Promotion und Weiterbildungsgänge.
Im April 2002 wurde die aktuelle
Fassung des Hochschulrahmengesetzes
verabschiedet. Hier ist das Verbot von
Studiengebühren zwar noch verankert,
es bietet jedoch Schlupflöcher für jede
Art von Gebühren. Das Bundesverfassungsgericht verhandelt derzeit darüber,
ob die Länder künftig Studiengebühren
kassieren dürfen.
Ute Pawlitschek
arr 2004, 20 Uhr, Scandlines-Arena, Tschaikowskystraße 45
7
heuler extra
Diese Studiengänge sind
gefährdet:
Egal, was für ein Abschluss, egal, welches Semester, egal,
welche Fakultät, egal welches Fach: der Sparkurs des Landes
zwingt die Universität, gnadenlos Arbeitsplätze abzubauen.
Welche Fächer und welche Stellen konkret betroffen sein werden,
ist noch nicht im Detail bekannt. Fest steht nur: Jeder Fachbereich
ist in Gefahr, der eine mehr, der andere weniger.
Und deshalb sind diese 65 Fächer betroffen.
Noch einmal: Egal, was für ein Abschluss, egal, welches
Semester, egal, welche Fakultät, egal welches Fach.
Astronomie Französisch Archäologie, Klassische
Computational Engineering Anglistik/Amerikanistik
Business Informatics
Betriebswirtschaftslehre
Medizin Arbeit-Wirtschaft-Technik Agrarökologie
Erziehungswissenschaft
Informationstechnik
Wirtschaftsingenieurwesen Grundschulpädagogik
Sonderpädagogik Griechisch Spanisch Gräzistik
Französische Sprache, Literatur und Kultur Biologie
Informatik
Latinistik
Wirtschaftsmathematik
Philosophie Theologie/ Religious Studies Chemie
Germanistik Darstellendes Spiel Öffentliches Recht
Spanische Sprache, Literatur und Kultur
Sport
Theologie, Evangelische Italienisch Geschichte
Technomathematik Deutsch Sozialwissenschaften
Deutsch als Fremdsprache Englisch Sonderpädagogik
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