joey seto

Transcrição

joey seto
Stumm
von Sonna
Fanfiction zu „Yu-Gi-Oh!“
Hauptinfo
Pairing
Joey x Seto / Seto x Joey ^^
Rating
PG-14
Disclaimer
*zu Geldbeutel schiel* YGO gehört wohl immer noch nicht mit und ich mach auch kein Geld
damit... *schnief*
Nur die Idee gehört mir. *wenigstens etwas* ^_^
Warnungen
sap (?)
Kommentar:
1. Das wollte ich schon immer mal schreiben. Ich hab bis jetzt nur FF´s gelesen, wo einer der
beiden blind ist/wird, und das fand ich auf die Dauer etwas ‚langweilig‘. ^^ Also hab ich mir
gedacht, warum nicht mal ‚stumm‘? ^_~
Und das ist hier dabei rausgekommen.
2. Beim Abendessen ist mir leider aufgefallen, das ich eine Szene noch mal schreiben musste,
weil ich den stummen Protagonisten habe sprechen lassen. *drop* Und das bei meiner eigenen
Geschichte ... *sich schämend in Ecke verkriecht und nicht mehr rauskommt*
Länge
ca. 7.900 Wörter
Inhalt
Nach fünf Jahren steht ein Klassentreffen an und das ein oder andere Geheimnis wird gelüftet...
Legende
„bla bla bla“
>denk denk denk<
//redet wer mit den Händen\\
~~~ -> Rückblick
~ -> Zeitsprung / Ortswechsel
*schreibt wer auf*
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Joey wuselte mit einer Platte auf beiden Händen zwischen den Räumen hin und her. Aus dem
einen Raum hinaus, ab in den anderen. Hier befand sich an der einen Wand eine riesig lange
Tischreihe, auf denen Tischtücher in einem dunklen Blau und einem hellen Gold lagen. Immer
so, das die Ecken vorne und hinten über die Tische fielen und sich auf dem Tisch die Ecken
überlappten.
Verziert war das alles mit Blütenblättern, Sonnenblumen und Enzian. Einige Blüten waren lose,
einige andere befanden sich noch an den Stängeln.
Dazwischen standen die Platten mit dem kalt-warmen Büffet.
An Aufstrich war alles Mögliche vorhanden. Käse, Wurst, Schinken, Marmelade, Honig ...
Dazu befanden sich auf Wärmeplatten Platten mit Schweine- und Rindfleisch, verschiedenen
Suppen, Nudeln, Soßen, Würstchen ...
An beiden Enden der Tischreihe fand man das Besteck. Stapel von Tellern, großen und kleinen,
Besteckkästen mit Gabeln, Messern und Löffeln. Mehrere Reihen von Tassen mit Stapeln von
Untertassen, daneben, ebenfalls in mehreren Reihen, Gläser.
Dann kamen verschiedene Körbe mit Brot, Brötchen und Baguettes. Darauf folgten die Kannen
mit den Getränken. Orangen-, Apfel- und Traubensaft, Cola, Fanta, Sprite, Kaffee, verschiedene
Tees, heißer und kalter Kakao. Die alkoholischen Getränke befanden sich noch hinten im
Abstellraum.
In Schalen befanden sich Äpfel, Birnen, Bananen, Kiwis und was es sonst noch gab. Geschnittene
Wassermelonen standen neben Marmorkuchen, Schokoladentorte und Zitronenrolle. In einem
Behälter, der in eiskaltem Wasser stand, lagen mehrere Schüssel mit Eis. Erdbeere, Vanille,
Schokolade und Zitrone.
Joey stellte die Platte, die er bis eben noch in den Händen hatte, auf dem Tisch ab, schob eine
andere Platte noch ein wenig nach links, diese ein bisschen mehr nach rechts, die nach oben, die
nach unten...
>So sieht das doch perfekt aus<, dachte er.
Seit heute Morgen 10:00 Uhr war er nun hier in diesem Gebäude, das aus zwei Räumen bestand,
die durch einen breiten Durchgang miteinander verbunden waren. Gegen 12:00 Uhr waren die
Männer mit den Stühlen und Tischen gekommen. Zusammen hatten sie hier in dem hinteren
Raum die Tischreihe für das Büffet zusammen geschoben und hier und in dem vorderen Raum
befanden sich Tische und Stühle für gut 150 Leute. Schließlich sollten zu diesem Klassentreffen
alle drei Abschlussklassen aus Joeys Jahrgang kommen – etwa 90 Leute – und dazu der Partner
bzw. die Partnerin, falls man eine/n hatte. Rund gerechnet etwa 150 Menschen.
Dementsprechend reichhaltig fielen auch das Büffet und die Getränke aus, die kurz vor 17:00
Uhr gekommen waren.
Inzwischen war es kurz vor 18:00 und Joey war mit den letzten Vorbereitungen fertig. Die
Tische waren dekoriert, ebenso die Wände und die Decke.
>Schade, das Seto nicht mithelfen konnte<, grummelte Joey leicht. >Scheiß Termin.<
Er ordnete gerade die letzten Gläser, als er die Tür aufgehen hörte.
„Hallo, ist hier jemand?“, scholl eine ihm nur zu bekannte Stimme durch den Raum.
>Tristan<, freute sich Joey. Er drehte sich auf dem Absatz um und rannte fast zum Durchgang.
Dort blieb er erstmal stehen und sah sich den Ankömmling an. Da stand wirklich Tristan. Und
nicht nur er. Neben ihm standen auch Yugi und Tea.
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Da hatten ihn seine alten Freunde auch schon entdeckt. „Mensche, Joey. Schön dich zu sehen“,
wurde er freudig begrüßt. Anstatt zu antworten strahlte Joey nur.
„Was ist denn mit dir los? Hat es dir die Sprache verschlagen, uns zu sehen?“, drücke Tristan ihn,
der inzwischen zu Joey getreten war. Joey drücke ihn zurück und es schien, als wären die fünf
Jahre, die seit ihrem Schulabschluss vergangen waren und in denen sie sich nicht gesehen
hatten, nie gewesen.
„Nun lass ihn doch Luft holen. Du erdrückst ihn ja noch“, wies Tea Tristan zurück – wie immer.
Dann sah sich Tea um. „Die ist super schön geworden, die Dekoration. Wer war das denn?“, sah
sie Joey fragend an. Der grinste nur und zeigte mit dem Finger auf sich. „DU?“, scholl es ihm da
dreistimmig leicht ungläubig entgegen. Seine drei Freunde sahen sich an. Das hatten sie nun
nicht erwartet.
Klar, sie wussten, dass die Einladung von Joey ausging, aber dass der auch alles erledigen würde
...
„Hey, Joey“, wurde dieser nun auch von Yugi begrüßt. „Wie geht’s denn so?“ „Das brauchst du ihn
doch nicht fragen. Der hat es sich hier bestimmt gut gehen lassen“, antwortete Tristan, bevor
Joey auch nur den Mund aufmachen konnte. „Er musste sich ja nicht in einer fremden Umgebung
rumschlagen“, grinste Tristan einmal in die Runde.
Stimmte ja auch. Yugi hatte in einer der benachbarten größeren Städte BWL studiert, Tea war
nach Amerika gegangen, um dort in einer Tanzschule ihren Traum zu verwirklichen und Tristan
hatte in Tokio Maschinenbau studiert.
Und Joey? Seine Pläne hatten so ausgesehen, dass er eine Lehre in einer Werbe-Agentur
beginnen wollte.
„Willst du die Kurzfassung oder die lange?“, sah Tea ihn fragend an. Joey grinste nur und machte
mit einer Hand eine Bewegung, die man als ‚kurz’ interpretieren könnte. Tea und die zwei
anderen sahen ihn zwar erst etwas komisch an, aber dann zuckten sie mit den Schultern.
„Also die kurze?“, fragte Tea noch mal nach und Joey nickte.
Also erzählten sie.
Yugi hatte sein Studium erfolgreich abgeschlossen und sammelte nun einige Erfahrungen in
anderen Betrieben, bevor er den Laden seines Großvaters übernehmen würde.
Tristan hatte sein Studium ebenfalls erfolgreich abgeschlossen und arbeitete bei einer großen
und bekannten Firma.
Tea konnte ebenfalls Erfolg berichten. Ihre Ausbildung hatte sie mit Bravur abgeschlossen und
arbeitete nun in eben dieser Schule als Lehrerin und außerdem für einige der Theater in ihrer
Umgebung.
Bevor einer der drei nun nach Joeys Werdegang fragen konnte, wurde die Tür ein weiteres Mal
geöffnet. Eine Gruppe von circa zwölf Leuten trat ein. „Hey, Leute“, wurden sie begrüßt. „Hallo,
Tina“, umarmte Tea eines der Mädchen der Gruppe. „Schön dich wieder zu sehen.“ „Gleichfalls.“
Nacheinader begrüßten sich alle und man stellte sich einander vor. Hier hatte wer einen Namen
vergessen, da kannte man sich vorher gar nicht, wieder bei einem anderen war der Freund oder
die Freundin mitgekommen ...
Nach und nach trudelten alle ehemaligen Klassenkameraden ein. Immer wieder ging die Tür auf,
Begrüßungen wurden laut, Witze wurden gerissen, die Tür fiel wieder zu. Ein paar Augenblicke
später ging sie wieder auf und das ganze begann von vorne.
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Inzwischen war es 18:45 Uhr und das Büffet sah schon ziemlich durchlöchert aus. An den
Tischen hatten sich die alten Cliquen zusammen gefunden, neue hatten sich gebildet, einige
gingen mit ihrem Teller von Tisch zu Tisch und redeten überall mit.
Mittendrin war Joey, der immer wieder im Abstellraum verschwand, um Brot aufzufüllen, den
Aufstrich oder was sonst alle war. Er flitzte mit Getränken durch die Masse und fühlte sich dabei
wohl. Zwischendurch aß er etwas, hörte Geschichten von damals zu und strahlte übers ganze
Gesicht. Das hatte er so vermisst. Genau deshalb hatte er Seto dazu überredet.
Aus der Musikanlage, die im vorderen Raum stand und deren acht Boxen in beiden Räumen
verteilt waren – jeweils vier in jedem Raum – dröhnte Musik. Für jeden war etwas dabei,
langsame Musik, schnelle, Rock, Pop, Klassik, Schlager ... einfach alles. Joey hatte einfach alle
möglichen CD´s genommen und die auf den Speicher der Anlage überspielt. Seine Musik, die von
Seto und von den Angestellten der KC.
Die Lautstärke war so eingestellt, dass man die Musik zwar hören konnte, beim Unterhalten aber
nicht schreien musste.
Inzwischen war es kurz vor acht und das Büffet so gut wie leer. Was knapp 150 Menschen doch
vertilgen konnten.
Joey ging gerade mit zwei Flaschen Cola und zwei Flaschen Fanta durch die Gänge, als er
angehalten wurde.
Vor ihm stand Jonas, einer aus der Nachbarklasse. Etwas größer und breitschultriger als Joey,
sah er diesen von oben her an. „Hey, Joey. Du hast das ganze hier doch organisiert, oder?“ Joey
nickte. „Sehr schön. Dann kannst du mir doch auch sicher sagen, ob es auch Bier gibt, oder?“
Wieder Nicken. „Schön, und wo?“
Joey nickte einmal in die Richtung, aus der er gekommen war – Richtung anderen Raum.
„Kannst du vielleicht auch sprechen?“, wurde Jonas aus diesem Genicke einfach nicht schlau.
Kopfschütteln von Joey. „Was soll das heißen?“
//Das soll heißen, ich kann nicht sprechen\\, machte Joey einige genervte Handbewegungen. In
den Gesichtern von Jonas und den Umstehenden war nur Unverständnis zu lesen. Was hatte das
denn jetzt zu bedeuten?
Inzwischen war es um sie herum sehr still geworden. Immer mehr hatten etwas von der
‚Auseinandersetzung’ zwischen den beiden mitbekommen – außerdem interessierte es noch
einige mehr, wann Bier und Co. rausgeholt wurden.
„Hey, Joey. Was ist denn hier los?“, trat Tristan zu der Gruppe. „Dein Freund kann nicht
sprechen“, platzte einer von Jonas Freunden raus.
Tristan sah ungläubig von dem zu Joey und wieder zurück. „Wie war das?“
„Dein Freund kann nicht sprechen.“
„Aha ... Joey?“, wandte sich Tristan an diesen. Irgendwas stimmte doch hier nicht. Und zwar ganz
gewaltig.
Bevor Joey allerdings dazu kam, zu versuchen, es Tristan begreiflich zu machen, hörten sie von
draußen Geräusche – irgendwer hatte die Musikanlage ausgeschaltet. Es hörte sich an wie das
Zuschlagen einer Autotür. Kurz darauf wurde die Tür zum Saal geöffnet und allen stockte der
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Atem. Mit dem, der da jetzt eintrat, hatte keiner gerechnet. Alle hatten zwar schon gemerkt, dass
einer fehlte, aber gestört hatte es genau genommen keinen.
Seto Kaiba trat in den Raum hinein, ließ die Tür hinter sich zufallen. Mit Staunen musterte er die
Anwesenden. Warum standen die denn alle still herum? War doch sonst nicht ihre Art.
Er ging weiter hinein und dann sah er Joey, der von einigen anderen umringt wurde.
„Was ist denn hier los?“, durchbrach seine Stimme die angespannte Stille.
//Seto.\\ Joey hatte sich zu Seto umgedreht. //Könntest du denen bitte mal erklären, das ich
nicht sprechen kann?!\\
„Hast du das noch nicht gemacht?“, wunderte sich Seto.
//Ne, bin noch nicht dazu gekommen.\\
„Na wenn das so ist ...“
Die anderen standen nur ratlos um sie herum und guckten. Was machten die beiden denn da?
Joey fuchtelte mit seinen Händen durch die Gegend und Seto redete mit ihm? Seit wann
verstanden sich die beiden denn so gut?
„Joey kann nicht sprechen. Habt ihr das jetzt verstanden?!“ Alle sahen ihn an. Wie, was? Eben so
ganz ‚Typisch Kaiba’.
//Seto, ginge das nicht auch etwas einfühlsamer?\\
„Nö, warum?“
//Ich geb es auf\\, schüttelte Joey den Kopf.
//Mal was anderes. Warum kommst du erst jetzt?\\
„Tschuldige, ich hatte noch zu tun. Riclard hat erst heute die Entwürfe für das Kantiri-Projekt
fertig gestellt. Da das aber bis morgen fertig sein muss, musste ich da etwas hinterher. Kannst du
dir die Entwürfe noch eben angucken und soweit fertig stellen? Dann können die Morgen gleich
als eine der ersten weg“, sah Seto fragend seinen Freund an.
Der Blonde seufzte nur und nickte dann. //Mach ich, mach ich. Dann können wir morgen
wenigstens ausschlafen\\, grinste er. //Aber du erklärst den anderen, was es mit meiner
Stummheit auf sich hat\\, bestimmte er.
„Mach ich auch.“
//Danke.\\ Damit war Joey auch schon weg.
An der Tür drehte er sich noch einmal um. //Roland wartet draußen?\\
„Ja“, antwortete Seto zurück.
Damit war Joey endgültig aus der Tür raus.
Zurück ließ er eine ratlose und verwirrte Menge, die nicht wusste, was hier gerade lief.
Tristan war der erste, der sich wieder fasste. „Sag mal, Kaiba, was läuft hier eigentlich?“, brauste
er etwas auf.
„Das kommt halt davon, wenn man sich fünf Jahre hier nicht blicken lässt“, setzte Seto sich auf
einen freien Stuhl. „Setzt euch hin. Dann werd ich euch sagen, was hier passiert ist.“
Alle setzten sich. Jeder wollte wissen, warum der Wirbelwind, der damals in allen drei Klassen
wegen seiner Sprüche berühmt gewesen war, nicht mehr sprechen konnte und warum er sich
plötzlich so gut mit seinem Erzfeind Seto Kaiba verstand.
Als alle saßen, begann Seto die Geschichte zu erzählen, wie er sie von Joey erfahren hatte ...
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~~~
Es war ein schöner Samstag in Domino. Der Schulabschluss lag hinter einem und der
Ausbildungsbeginn war erst in zwei Wochen. Was wollte man mehr?
Genau das dachte auch ein junger blonder Mann, der in der Innenstadt von Domino spazieren
ging. Er ließ sich treiben, besah sich die Menschen um sich herum und blieb hier und da vor
einem Schaufenster stehen. In Gedanken war er irgendwo, nur nicht hier. Warum auch? Er hatte
alle Zeit der Welt. Keine Verpflichtungen, keine Freunde, die auf ihn warteten – alle waren sie
schon weggezogen.
Sein Vater war auf Geschäftsreise bis übernächste Woche oder länger – also war er mal wieder
alleine.
Völlig in Gedanken überquerte er die Straße. Wo er mit den Gedanken war? Irgendwo im
Nirgendwo.
Erst das Quietschen von Reifen holte ihn zurück. Er drehte den Kopf in Richtung des Geräusches.
Mit weit aufgerissenen Augen und geöffnetem Mund starrte er die Szenerie vor sich an. Wie in
Zeitlupe ging alles vor sich.
Ein roter PKW rutschte längsseits über die Fahrbahn, hinter diesem zwei weitere, die ebenfalls
schon in Schräglage gingen. Bei allen drei Fahrzeugen schien es, als würden die Reifen qualmen
von der Vollbremsung.
Die Wagen kamen immer näher ...
Die Zeitlupe endete.
Es war nur noch ein Krachen und Knallen zu hören, dann für Sekunden Stille.
Die umstehenden Passanten sahen erschrocken auf die Straße. Der junge Mann, der diese hatte
überqueren wollen, lag einige Meter weiter auf dem Asphalt.
Stimmen wurden laut, die nach Notarzt und Feuerwehr schrieen.
Von all dem bekam Joey nichts mit. Er lag auf dem Boden, vom Aufprall noch vollkommen
benommen.
>Was ist denn passier?<, fragte er sich. Dabei versuchte er seine Augen zu öffnen – es klappte
nicht. >Ich bin über die Straße gegangen und dann ...<, überlegte er weiter, versuchte dabei
einen Arm zu bewegen. Wieder nichts. >... dann kamen die Autos auf mich zu.< Seine Beine
gehorchten ihm auch nicht. >Was ist mit den Wagen?<, fragte er sich als nächstes. >Hoffentlich
ist den Fahrern nichts passiert.< Wieder versuchte er seine Augen zu öffnen. Es klappte.
Es wurde heller und heller vor seinen Augen. Erst sah er nur helle und dunkle Flecken, dann
Umrisse, schließlich konnte er verschwommen sehen.
Um ihn herum stand eine Menschenmenge. Einer hatte sich zu ihm heruntergekniet. Schrecken
war in den Augen dieses Mannes zu sehen.
Joey wollte ihn fragen, was passiert war, ob es den Autofahrern gut ging. Doch kein Ton verließ
seinen Mund. Egal wie sehr er sich auch anstrengte, wie sehr er es versuchte. Er blieb stumm.
>Was ...<, war sein letzter Gedanke, bevor es wieder Schwarz um ihn herum wurde.
~
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Langsam schlug er die Augen auf. Umrisse wurden erkennbar, dann irgendwann konnte er
wieder sehen. Seine braunen Augen blickten verwirrt durch den Raum. Alles war steril und rein,
total unfreundlich. >Wo bin ich hier?<
Er sah sich weiter um. Er lag in einem Bett, daneben ein piepsender Apparat. Weiße Wände,
weißer Fußboden, weiße Decken ... da, blaue Vorhänge vor den Fenstern.
>Ich bin im Krankenhaus<, durchzuckte es ihn. >Was mache ich hier?<
Joey versuchte aufzustehen, doch Schmerz fuhr durch seine Beine. >Was ist denn bloß passiert?<
fragte er sich wieder. >Warte mal, ich war in der Stadt. Dann bin ich über die Straße gegangen
und ...< Weiter kam er nicht. Die Tür wurde geöffnet und eine Schwester betrat das Zimmer.
„Oh, wir sind wach?“, fragte sie gut gelaunt. Joey nickte nur.
„Hunger?“, fragte sie wieder, noch immer in der Tür stehend. Joey schüttelte den Kopf.
„Na wenn Sie meinen.“ Nun betrat sie das Zimmer vollständig und trat an das Bett. Sie
überprüfte den Apparat und war anscheinend zufrieden. Dann sah sie noch eben nach der
Infusion und sprach dann wieder mit Joey. „Es wird gleich ein Arzt zu Ihnen gekommen.“ Und
schon war sie wieder aus dem Zimmer verschwunden.
Joey blieb zurück. Er dachte weiter nach. >Als ich über die Straße wollte, sind diese Autos auf
mich zugerast ... und haben mich erwischt.< Jähe Erkenntnis durchfuhr ihn.
Kurz darauf öffnete sich ein zweites Mal die Tür. Herein trat ein etwas älterer Herr, dessen
schwarzes Haar an einige Stellen schon weiß wurde. Leuchtend grüne Augen blickten Joey an.
„Ah, Herr Wheeler, Sie sind also aufgewacht.“ Wieder nickte Joey nur. Das war doch wohl
offensichtlich, oder?
„Wie geht es Ihnen denn?“
„Wie soll es einem nach einem Autounfall schon gehen?“, antwortete er – oder besser: versuchte
er zu antworten. Denn es kam kein einziger Ton aus seinem Mund. Erschrocken saß er im Bett,
konnte nicht so recht zuordnen, was hier geschah. Aber es kam ihm bekannt vor ...
„Nun, vielleicht sollte ich Ihnen erklären, warum Sie hier sind“, überging der Arzt einfach mal das
Geschehene.
„Erstmal: mein Name ist Doktor Kunamit.
Sie wurden gestern Nachmittag nach einem Autounfall bei uns eingeliefert. Sie hatten ziemlich
üble Verletzungen. Es war eine schwere Operation, in der wir das meiste wieder hinbiegen
konnten.“
Joey horchte bei dem ‚meiste’ auf. Was hatte das zu bedeuten?
„Ihre offene Oberschenkelfraktur konnte wieder gerichtet werden und auch der Riss der Milz
war kein Problem. Davon merken sie in ein paar Wochen nichts mehr“, lächelte Doktor Kunamit
Joey an.
„Allerdings ... bei dem Unfall wurden sie anscheinend auf den Bordstein geschleudert. Sie
müssen mit ihrem Hals direkt auf die Kante geknallt sein. Dadurch wurde ihr Kehlkopf
zertrümmert. Da konnten wir leider nichts mehr retten. Sie sind stumm und werden es auch
bleiben“, sprach er die bittere Wahrheit aus.
Was half es, es mit Worten schön zu reden oder drum herum? Irgendwann würde sein Patient es
ohnehin herausgekommen ... wenn er es nicht schon ahnte ...
Joey hörte die Schockbotschaft. Stumm? Nie wieder reden? Das konnte doch nicht ... wahr sein.
Er sah zum Arzt hin, hoffte, dass dieser ihm nun irgendein Zeichen geben würde, dass das ganze
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ein Scherz war – zwar ein übler Scherz, aber es durfte nicht die Wahrheit sein. Doch so ein
Zeichen bekam er nicht. Er sah nur Trauer und Mitleid in den grünen Augen von Doktor
Kunamit.
Seine Welt begann einzustürzen.
~
Es waren inzwischen drei Monate vergangen. Joey hatte sich nach den ersten
Startschwierigkeiten wieder gefangen und meisterte sein Leben nun.
Er hatte seine Lehre in der Werbe-Agentur zwar nicht angefangen, aber einen Job hatte er
gefunden.
An der hiesigen Taub-Stummen-Schule hatte er einen Kurs belegt, in dem einem die
Gebärdensprache beigebracht wurde. Recht schnell hatte er das meiste drauf, brauchte er es
doch zum Leben.
Er hatte gewiss nicht vor, sich von diesem einen Unfall sein ganzes Leben versauen zu lassen. Er
würde kämpfen. Und wie er das tat. Den Kurs besuchte er bald nur noch, um sich bestimmte
Ausdrücke zeigen zu lassen, oder wenn einer der Lehrer krank wurde. Da er zuerst noch von
Sozialhilfe lebte, hatte er massig Zeit. Schon recht bald freundete er sich mit einigen der Lehrer
an. Irgendwann fiel das Gespräch dann darauf, dass die Schulleitung darüber nachdachte,
Kunstkurse und ähnliches anzubieten. Joey schloss sich mit der Schulleitung kurz, kurz darauf
wurden die ersten Kurse angeboten und Joey war einer der Lehrer. So musste er nicht mehr von
Sozialhilfe leben und fühlte sich wieder nützlich. Und den Kursteilnehmern machte das ganze
auch Spaß.
Joey zog Zuhause aus, nachdem er eine schöne Wohnung für sich gefunden hatte. Geld verdiente
er ja nun.
Sein Leben nahm wieder geregelte Bahnen ein. Von Morgens bis Nachmittags war er in der
Schule, nachmittags hatte er Zeit zum Einkaufen, Freunde treffen und was sonst noch so anlag.
Und nebenbei malte er auch noch seine eigenen Bilder.
~
Wieder zwei Monate vergingen. Noch immer hatte Joey keinen seiner alten Freunde etwas von
seinem neuen Leben erzählt. Warum, das wusste er selber nicht so genau. Ob er sich nun einfach
nicht traute oder weil er sie nicht betrüben wollte ... es war ihm im Moment auch herzlich egal.
Die Schulleitung hatte mit anderen Schulen eine Benefizveranstaltung organisiert. Es wurde ein
großer Raum gemietet, in dem neben Werken von privaten Künstlern auch aus allen
Kunstkursen der gesamten Schulen der Stadt Bilder und andere Werke veröffentlicht wurden.
Bekannte Persönlichkeiten der Stadt und Umgebung hatten persönliche Einladungen
bekommen, zu erscheinen. Für die Allgemeinheit war der Saal ebenfalls geöffnet.
Die Bilder standen zum Verkauf und der Erlös würde zu Gunsten der Taub-Stummen-Hilfe der
Stadt gespendet werden.
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~
Der Saal war gut gefüllt. Neben zahlreichen Prominenten waren auch jede Menge Bürger
gekommen. Diese kamen zwar hauptsächlich, um sich die Werkte anzuschauen, aber auch das
Eintrittsgeld wurde gespendet.
Unter den zahlreichen Bildern befanden sich auch einige aus Joeys privater ‚Sammlung’. Die
Bilder, die er Zuhause in seiner Freizeit gemalt hatte.
Die Motive waren sehr vielfältig. Landschaften und Gegenstände, bis hin zu den Monstern aus
Duell Monsters, die er einfach in die Szenerie seiner Bilder mit einbezog. Irgendwann waren
dann aus den bereits erfundenen Monstern eigene geworden.
Daneben hingen die Bilder seiner ‚Schüler’, von Schülern anderer Schulen und private Bilder.
~
Unter den eingeladenen Gästen befand sich auch Seto Kaiba. Der war zwar erst gar nicht
begeistert gewesen, zu einer Benefizveranstaltung zu müssen, aber es blieb ihm leider nichts
übrig. Würde er nicht kommen, würde das seinem Ruf nicht gerade förderlich sein.
Nun ging er also durch den Saal, vorbei an Menschen, die mit Staunen, Bewunderung, aber auch
‚Nicht kapieren’ an den Bildern vorbeigingen und sie ansahen.
>Na super. Von diesen ‚Bilder’ hier gefällt mir kein einziges. Und davon soll ich eines kaufen?<,
grummelte Seto innerlich. Er hatte doch gewusst, warum er hier nicht her wollte.
Seine Laune war schon am untersten Punkt angelangt. >Wenn nicht bald mal ein vernünftiges
Bild kommt, garantiere ich für nichts.<
Er bog um die Ecke und blieb fast wie erstarrt stehen. Vor ihm hingen Bilder, deren Hauptfigur
teilweise Ähnlichkeiten mit den Duell Monstern hatten, teilweise aber auch eigene Kreationen
waren. >Na das nenn ich doch mal gute Bilder.< Setos Laune hob sich wieder etwas.
Er trat näher an die Bilder heran und besah sie sich genauer.
Wunderschöne Zeichnungen, harmonisierende Farben und das drum herum passte auch.
>Die nehm ich<, entschied sich Seto, nachdem er sich die gut ein Dutzend Bilder genau
angesehen hatte. >Und wie mir scheint, habe ich auch einen neuen Chef-Designer gefunden<,
lächelte er.
Er machte sich auf die Suche nach einem der Verantwortlichen.
Kaum hatte er einen gefunden und diesem sein Anliegen unterbreitet, wurde er auch sogleich zu
dem Kauf dieser wunderschönen Bilder beglückwünscht.
„Ich werde die Bilder sofort einpacken lassen, Herr Kaiba.“
„Machen Sie das. Wie möchten Sie es haben? Bar, per Überweisung oder Check?“
„Wenn sie es haben, hätten wir es gerne bar.“
„Kein Problem. Ich lasse das Geld bringen. Könnten sie mir in der Zwischenzeit noch einen
Gefallen tun? Ich würde gerne mit dem Künstler der Bilder reden. Wäre das möglich?“
„Aber sicher doch. Ich lasse ihn sofort suchen.“ Damit verschwand der Mann, um alles in die
Wege zu leiten.
~
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Keine halbe Stunde später hatte der Mann sein Geld und Seto saß nun in einem der hinteren
Räume und wartete auf den Künstler.
>Hoffentlich nimmt er das Angebot an. Kuriat hat in letzter Zeit eine miserable Arbeit nach der
nächsten abgeliefert. Wenn das so weiter geht ...<
Da ging die Tür auf. Seto erhob sich und sah dem Eintretenden entgegen. >Den kenn ich doch ...<
Geschockt sah er auf Joey, der ihn ebenfalls entgeistert ansah. //Kaiba?\\, fragte er. Der sah ihn
weiterhin nur erschrocken an.
//Hey, Kaiba\\, ging Joey auf diesen zu.
„Joey ...“, kam ein Lebenszeichen von Seto.
//Jep, der bin ich. Sag nicht, du hast meine Bilder gekauft.\\
Seto sah ihm weiterhin ratlos entgegen.
//Oh man\\, grummelte Joey. Er griff mit einer Hand in seine Hosentasche und förderte Block
und Stift zu Tage. Die hatte er immer bei sich, falls ihn mal einer nicht verstand – was leider
öfters geschah.
*Was ist denn mit dir los?*, schrieb er. *Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen.*
„Du aber auch nicht“, kam es zurück.
*Stimmt. Aber was soll man machen.*
„Was soll das denn heißen?“
*Das soll heißen, dass ich nicht mehr sprechen kann. Blöder Unfall.*
„Aha ...“, meinte Seto nur. Weiter nachfragen wollte er jetzt nicht.
*Du hast meine Bilder gekauft?*, schrieb Joey weiter.
„Deine Bilder?“
*Ja, die mit den Duell Monstern drauf.*
„Ach die ... ja, hab ich. Die hast echt du gemalt?“ Joey nickte lächelnd. „Die sind echt gut
geworden.“
*Danke.*
Einige Sekunden herrschte Schweigen.
*Wolltest du noch was von mir oder war das schon alles?* Seto brauchte einige Sekunden, um
darauf zu reagieren.
„Ja, ich wollte den Künstler eigentlich fragen, ob er nicht mein Chef-Designer werden möchte. Ich
könnte einen neuen gebrauchen.“
*Das fragst du mich?*
„Hab ich denn gewusst, dass du der Künstler bist?“, kam es zurück. „Nein. Also, was meinst du?
Willst du den Job?“
Joey überlegte einige Sekunden. Chef-Designer bei der Kaiba Corporation. Hörte sich doch gar
nicht schlecht an.
Joey nickte. *Abgemacht.*
~~~
Im Raum herrschte Stille. Alle hatten Joeys Werdegang mit Staunen und Bedauern zugehört. Das
es den Blondschopf getroffen hatte, der nicht mal drei Sekunden seinen Mund hatte halten
können. Deshalb also war er den ganzen Abend über so schweigsam gewesen.
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„Oh man ...“, war Tristan der erste, der die Stille brach. „Das ist hart.“
„Du sagst es. Der arme Joey“, pflichtete Tea ihm bei. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Yugi
einfach mal in die Runde.
„Keine Ahnung. Auf jeden Fall müssen wir ihm irgendwie helfen ...“, fing Tea an, wurde aber von
Seto unterbrochen.
„Meinst du nicht, dass es dafür nicht etwas zu spät ist?“
„Wie meinst du das?“ Alle sahen ihn wieder an.
„Joey lebt seit fast fünf Jahren so. Meinst du nicht, das er sein Leben im Griff hat?“
„Ja schon, aber ...“
„Kein Aber. Wenn Joey Hilfe gewollt hätte, meinst du nicht, er hätte euch damals Bescheid
gegeben?“ Tea, Yugi und Tristan sahen sich an. Stimmte ja, Joey hatte ihnen gar nicht Bescheid
gesagt, was mit ihm passiert war. Erst jetzt hatten sie erfahren, wie ihr Freund die letzten Jahre
gelebt hatte.
Bevor sie weiter mit Seto streiten konnten, ging die Tür wieder auf. Aller Augen ging dorthin.
Wer kam denn nun noch? Schritte wurden hörbar und dann stand im Durchgang Joey.
Seto blickte kurz auf die Uhr. Fast halb zehn. So lange hatte er erzählt? Wie die Zeit verging ...
„Hallo, Joey. Und? Wie waren die Arbeiten?“
//Ganz gut. Ich hab hier und da noch etwas geändert. Ich seh sie mir Morgen früh noch mal an,
bevor sie weggehen. Aber eigentlich dürfte an den Sachen nichts mehr auszusetzen sein\\,
antwortete er.
„Dann ist ja gut.
Deine Freunde wissen jetzt, was damals passiert ist“, setzte er noch hintendran.
//Sehr schön. Und das mit uns?\\
Seto sah ihn etwas komisch an. //Müssen das alle wissen?\\, fragte er Joey.
//Wie meinst du das?\\
//Ich kann ja verstehen, das du es deinen Freunde sagen willst, aber auch den anderen? Können
wir das nicht irgendwann in Ruhe machen?\\, sah er Joey fast bittend an.
//Von mir aus.\\ Von Seto erhielt er nur ein Lächeln, das die anderen zum Glück nicht
mitbekamen.
//Sind wir zum rumsitzen oder zum Feiern hergekommen?\\, fragte Joey einmal in die Runde.
Natürlich verstand ihn keiner und über die ratlosen Gesichter konnte er herzlich grinsen. Seto
übersetzte dann einfach mal und die Feier setzte wieder ein. Zuerst zwar etwas stockend und
zurückhaltend, aber je mehr Zeit verstrich, desto heiterer und munterer wurde die Feier.
Bis spät in die Nacht dauerte die Feier, auf der gelacht, getanzt und gelabert wurde. Nicht wenige
Taxen wurden bestellt, um die an- bis betrunkenen Leute nach Hause oder ins Hotel zu fahren.
~
Der Samstagmorgen begann für nicht wenige mit einem schönen Kater.
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Die zwei Personen, die sich in dem großen gemütlichen Bett kuschelten, waren davon allerdings
nicht betroffen. Aneinandergekuschelt ließen sie sich von der Sonne aufwecken, die durch den
Schlitz in den blauen Vorhängen fiel. Sie kitzelte die beiden jungen Männer im Gesicht, versuchte
sie so zum Aufstehen zu bekommen. Doch noch waren die beiden nicht gewillt, den Platz zu
räumen.
Joey kuschelte sich noch etwas dichter an Setos Brust, versuchte sich so vor der Sonne zu
verstecken. Er hatte absolut keine Lust, jetzt schon aufzustehen. Sie waren gestern, bzw. heute
früh erst gegen drei Uhr ins Bett gekommen und es war erst kurz vor neun, wie er vorhin mit
einem vorsichtigen Blick Richtung Uhr festgestellt hatte.
Also viel zu früh. Außerdem genoss er es mit Seto zu kuscheln.
Seto hatte seine Arme um Joey geschlungen, hielt ihn ganz fest. Leicht grummelnd wurde er
wach, war aber nicht gewillt, die Augen zu öffnen. Stattdessen genoss er die Wärme des Körpers
neben ihm lieber noch etwas. Kuscheln am Samstagmorgen ... was gab es schöneres!?
Doch auch diese Ruhe musste irgendwann ihr Ende finden.
Joey stupste Seto vorsichtig an. „Was?“, kam es gegrummelt zurück. Seto öffnete langsam ein
Auge. //Wir müssten so langsam mal aufstehen.\\
„Ich weiß.“
//Dann ist ja gut.\\
Die Stille kehrte zurück.
Wieder stupste Joey Seto an. „Was?“
//Wir müssen aufstehen.\\ Anstatt einer Antwort fuhr Seto dem Blonden noch einmal durchs
Haar, hauchte einen Kuss drauf und schlug dann die Decke zurück. Ausgiebig gähnend machte er
sich auf den Weg ins Bad. Katzenwäsche. Immer noch gähnend ging er wieder ins Zimmer
zurück – was für ein Glück, das beide Zimmer miteinander verbunden waren.
Dort hatte sich Joey inzwischen auch aus dem Bett gequält. Er stand vor dem Schrank und
kramte frische Klamotten raus.
//Fertig?\\, sah er zu Seto hinüber. Der stellte sich ebenfalls vor den Schrank, gab Joey einen
Kuss, brummte ein „Hm“ und suchte sich dann ebenfalls Klamotten raus. Joey verschwand nun
seinerseits im Bad.
Zehn Minuten später saßen beide unten am Küchentisch und frühstückten.
„Wir sollten langsam los“, meinte Seto mit einem Blick auf die Uhr. Es war inzwischen kurz nach
zehn und das Kantiri-Projekt konnte nicht ewig warten.
//Gut.\\
Eine halbe Stunde später saßen beide im Büro und waren am arbeiten. Das Kantiri-Projekt
musste bis spätestens 13:00 Uhr fertig gestellt sein, ansonsten bekamen sie mit der Zeitplanung
ernste Schwierigkeiten.
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~
Seto und Joey saßen zum Mittagessen in einem Restaurant. Sie hatten das Kantiri-Projekt noch
rechtzeitig fertig stellen können und waren mehr als zufrieden mit dem Ergebnis.
Gut gelaunt saßen sie auf ihren Plätzen und hatten ihr Essen vor sich stehen.
Seto ein schönes deftiges Gulasch. Joey ein schönes Steak mit Pommes und Gemüse.
Es schmecke herrlich.
~
Sie hatten aufgegessen, bezahlt und befanden sich nun auf einem kleinen Spaziergang zurück
zum Büro. Dort würde ihr Wagen auf sie warten.
//Du, Seto\\, sah Joey diesen fragend an.
„Mmh?“
//Hast du was dagegen, wenn wir uns mit Yugi, Tea und Tristan morgen treffen?\\
„Du willst es ihnen sagen, oder?“ Nicken.
„Natürlich hab ich da nichts gegen.“
//Dann ist ja gut.\\
Einige Momente herrschte Stille.
„Und wie willst du es ihnen sagen?“
//Na ja ... ich hatte gedacht, das wir uns mit ihnen morgen Nachmittag treffen und es ihnen
einfach sagen.\\
„Und wo?“
//Im Stadtpark. Hinten bei den großen Bäumen, wo man ziemlich abgeschottet ist.\\
„Na, dann lade mal ein.“
//Mach ich.\\ Joey hakte sich bei Seto unter und sie legten den Rest des Weges in friedlichem
Schweigen zurück.
~
Die Sonne schien auf den Stadtpark, die Bäume warfen Schatten und die Vögel zwitscherten.
Joey und Seto gingen den Weg entlang und sahen sich die Umgebung an. Sie waren schon länger
nicht mehr hier gewesen, zu sehr hatte die Arbeit sie eingenommen.
Gestern hatte Joey seinen Freunden nacheinander eine SMS geschrieben und sich so mit ihnen
für heute Nachmittag 13:00 Uhr am großen Baum im Stadtpark verabredet. Joey hatte zwar
geschrieben, das er noch jemanden mitbringen würde, aber nicht, wen.
Jetzt war es kurz vor 13:00 Uhr und die anderen waren wahrscheinlich schon alle da.
Seto und Joey verließen den Weg und bogen auf die Grünfläche ab. //Da hinten müssten sie
sein\\, wies Joey mit einer Hand nach hinten zu den Bäumen, die fast gänzlich im Schatten lagen.
Sie erreichten die Bäume und hielten nach Joeys Freunden Ausschau. Dort hinten waren sie.
Tea, Tristan und Yugi sahen auf, als sie die Schritte hörten. „Joey ...“, fing Tristan an, als er
erstaunt nach Luft schnappte. Tea und Yugi sahen ebenfalls mit Erstaunen zu den beiden
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Ankömmlingen. Sie hatten zwar gewusst, das Joey noch jemanden mitbringen würde, aber mit
IHM hätten sie nun nicht gerechnet.
Was machte Seto hier?
Klar, er war Joeys Chef, verstand Joeys ‚Handgefuchtel’ – was sie Freitag schon überrascht hatte –
und schien sich auch so gut mit Joey zu verstehen – noch verwunderlicher.
Aber das er jetzt hier war ...
„Hallo Joey“, fing Tristan ein zweites Mal an.
//Hi\\, grüßte Joey einmal in die Runde. Seto nickte nur.
„Setzt euch doch“, begrüßte Tea die beiden. Joey ließ sich sogleich neben Yugi fallen, der ganz
außen saß. Mit einem ‚Plumps’ kam er auf dem Rasen auf und Seto setzte sich neben ihn.
„Na, gestern gut überstanden?“, grinste Tristan. Er hatte einen scheiß Kater gehabt und freute
sich nun darauf, noch jemanden gefunden zu haben.
//Klar, hab ja nichts getrunken\\, grinste Joey zurück. Er wusste ganz genau, worauf Tristan
hinauswollte.
„Was?“, sah Tristan ihn ratlos an, ebenso Yugi und Tea. Alle hatten sie für einen kurzen Moment
wieder vergessen, das Joey ja nicht reden konnte.
„Joey, du bist unmöglich“, grummelte Seto ihn an. Zu den anderen gewandt, meinte er: „Er hat
gesagt, das er nichts getrunken hatte und deshalb einen schönen Tag gehabt hatte.“
„Aha ...“
Einige Momente trat Stille ein. Keiner wusste so richtig, wie es nun weitergehen sollte.
Schließlich brach Tea die Stille. „Du, Joey, sag mal ... was ich mich Freitag schon gefragt habe ...
Warum hast du uns nicht gesagt?“ Gespannt sahen Tea, Tristan und Yugi ihren Freund an.
Joey blieb einen Moment stumm. Wie sollte er ihnen das nun erklären, ohne sie zu verletzen?
//Wisst ihr ...\\, fing er an, als ihm wieder bewusst wurde, das sie ihn ja gar nicht verstanden.
//Seto, könntest du ...?\\, sah er seinen Freund bittend an. „Klar. Ich übersetzt für euch“, warf
Seto einmal in die Runde.
//Wisst ihr ... damals, als das passiert ist, wollte ich zuerst keinen sehen. Ich hab mich in
Selbstmitleid vergraben und wollte mich am liebsten verkriechen. Mich hat alles angekotzt.
Irgendwann hab ich dann den Dreh bekommen, das ich doch noch was mit meinem Leben
anfangen kann. Ich hab angefangen Gebärdensprache zu lernen, bin Kunstlehrer geworden und
dann Chef-Designer bei Seto.
Mein Leben hatte wieder Sinn bekommen. Ich war so mit allem beschäftigt, das ich gar keine Zeit
mehr hatte, Trübsal zu blasen und daran, das ich euch das ganze erzählen könnte, hab ich ehrlich
gesagt gar nicht gedacht. Sorry\\, sah er seine Freunde entschuldigend an.
Seto hatte alles fast synchron übersetzt und so wussten seine Freunde nun, wie das damals für
Joey gewesen war.
Sprachlos sahen sie Joey und Seto an. Das Gehörte erschreckte sie etwas. Joey, der lebenslustige
temperamentvolle Junge, zog sich zurück? Das konnten sie sich gar nicht so richtig vorstellen.
Klar, es war bestimmt schwer für ihn gewesen, sein Leben wegen diesem Unfall komplett
umkrempeln zu müssen, aber das es so schwer gewesen war ...
„Tut uns leid, dass wir damals nicht hier gewesen sind ... auch wenn es etwas spät kommt“, war
Yugi der erste, der die Stille brach.
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//Ach was ... ihr hättet auch nichts machen können\\, antwortete Joey ihm – Seto übersetzte mal
wieder. Schließlich war er das gewohnt. Wie oft hatte er auf Konferenzen schon für andere Joeys
Gedanken und Ideen zu diesem oder jenen Projekt deutlich machen müssen? Sehr oft.
„Trotzdem ...“, fing Tristan an.
//Kein ‚Trotzdem’, Tristan. Es ist nun mal passiert. Ihr könnt doch nichts dafür, dass mir das
passiert ist. Und ändern können wir es auch nicht mehr. Ich hab mein Leben wieder im Griff und
es geht mir gut. Was will ich mehr?
Aber deswegen wollte ich eigentlich nicht mit euch sprechen. Ich hatte vielmehr vor, euch etwas
mitzuteilen ...\\
„Ach? Was denn?“, fiel Tea ihm neugierig ins Wort.
//Wenn du mich ausreden lassen würdest, könnte ich es euch sagen\\, brummte Joey.
„Ist ja gut“, lächelte Tea zurück. Das Joey das Wort ‚reden’ so selbstverständlich benutzen konnte
...
//Was ich euch sagen will, ist ...\\, Joey stockte etwas. Ganz wohl war ihm nicht. Er wusste, das
Seto zu ihm stand, egal was kam. Aber er wollte auch seine Freunde nicht verlieren. Das sie Seto
nicht besonders mochten, wusste er ja. Aber er hoffte einfach mal, das sie in den letzten fünf
Jahren ‚erwachsener’ geworden waren, das sie nicht gleich, wenn sie er hörten, ausrasten
würden – besonders Tristan.
//Soll ich dir helfen?\\, fragte Seto seinen Freund. Er hatte Joeys Stocken sehr wohl bemerkt,
was ihn etwas wunderte. Normalerweise war sein Freund, wenn er einmal einen Entschluss
gefasst hatte, nicht mehr so leicht davon abzubringen. Aber bei seinen Freunden war es wohl
etwas anderes.
//Wie denn?\\, fragte Joey zurück. Etwas neugierig war er schon.
//Lass dich überraschen. Also darf ich?\\
//Von mir aus ...\\, zuckt Joey mit den Schultern.
„Was Joey euch sagen will, ist, dass er in einer Beziehung lebt“, sagte er an die anderen gewandt.
Bevor Seto ein weiteres Wort sagen konnte, fiel Tea ihm ins Wort. „Das ist ja großartig. Wer ist
denn die Glückliche?“
„Du meinst, wer ist der Glückliche“, korrigierte Seto sie. Tea und die beiden Jungs sahen Seto
etwas verwirrt an. Was soll ...?
Seto sah die drei mit ausdrucksloser Mine an. Seine Aufgeregtheit versteckte er hinter seiner
Maske. Im Grunde konnte es ihm ja egal sein, was die drei davon hielten. Aber da sie die Freunde
seines Freundes waren und er wusste, wie viel sie Joey bedeuteten, hoffte er, das sie ihm nicht
die Freundschaft kündigen würden.
In den Gesichtern von Tea, Tristan und Yugi spiegelte sich Erkenntnis wieder. Oh, so war das
also ...
„Mh ... und wer ist der Glückliche?“, fragte Tea wieder.
Seto sah zu Joey runter. //Soll ich?\\ Nicken.
Er beugte sich runter, langsam. Er legte seine Lippen sanft auf die von Joey. Der Blonde schloss
seine Augen, schlang seine Arme um Setos Nacken und ließ sich küssen. Die Augen von Seto
hatten sich automatisch ebenfalls geschlossen, seine Arme hatten sich hinter Joeys Rücken
verschränk und er genoss das Gefühl, seinen Joey im Arm zu haben.
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Scheinbar eine Ewigkeit später lösten sie sich wieder voneinander und öffneten langsam ihre
Augen.
Blau und Braun strahlten so viel Liebe aus, das es schon fast irreal wirkte. Wenn man genau
hinsah, ließ diese Liebe die ganze Umgebung erstrahlen.
Ein Lächeln lag auf beider Lippen, ließ die Szenerie noch mehr wie aus dem Märchen erscheinen.
Yugi, Tea und Tristan saßen sprachlos daneben. Wie bitte? Joey war mit ... Seto Kaiba ...
zusammen? Die beiden, die in der Schule immer nur gestritten hatten, wenn sie sich nur aus der
Ferne sahen? Die keine fünf Minuten im selben Raum sein konnten, ohne das ein giftiges Wort
fiel? Die nie ein gutes Haar an dem anderen gelassen hatten?
Diese beiden sollten zusammen sein?
Wirklichkeit oder Traum?
Aber wenn sie ihren Augen trauen konnten, war es Wirklichkeit. So friedlich wie die beiden
schon beim Klassentreffen gewesen waren und hier jetzt auch.
Seto konnte Joeys ‚Gefuchtel’ übersetzen – das war bestimmt kein Zufall.
Joey arbeitete für Seto – da er das seit fast fünf Jahren tat, musste er ja gute Arbeit abliefern.
Sonst hätte Seto ihn bestimmt schon längst gefeuert. Und für das Betriebsklima war es bestimmt
auch nicht gerade zuträglich, wenn sich der Boss mit einem der höheren Angestellten ständig
stritt.
Es geschahen also doch noch Wunder, das aus zwei Streithähnen Freunde wurden.
Seto und Joey hatten sich wieder vernünftig hingesetzt und sahen nun zu den anderen drei
rüber. Was würden sie sagen? Würden sie auf Ablehnung oder auf Freundschaft treffen?
Aus drei Gesichtern sprang ihnen Freudschaff entgegen. Sollte das heißen ...?
//Ihr ...\\, fing Joey an, wurde aber von Yugi unterbrochen.
„Ich freu mich für dich, dass du jemanden gefunden hast.“ Tea und Tristan pflichteten ihm bei.
„Aber ihr müsst uns unbedingt sagen, wie das abgelaufen ist“, bestimmte Tristan.
Joey strahlte übers ganze Gesicht, das seine Freunde es akzeptierten. //Machst du?\\, sah er
seinen Freund bittend an. Es würde etwas anstrengend werden, wenn er das alles erzählen
müsste. Außerdem ... Seto würde das doch eh übersetzten. Also konnte er auch gleich erzählen.
In etwa den gleichen Gedankengang musste Seto auch gehabt haben, denn er nickte. „Klar, mach
ich“, lächelte er.
Joey rutschte ein Stück zur Seite und kuschelte sich dann an Seto an. Da das jetzt etwas länger
dauern würde, konnte er es sich auch gemütlich machen.
Nachdem sich die anderen ebenfalls gemütlich hingesetzt hatten, fing Seto an zu erzählen ...
~~~
Joey flitzte durch die Gänge der Kaiba Corporation, in den Händen ein Stapel Akten. Nur weil
Putraki so lange gebraucht hatte, um die Entwürfe fertig zu stellen, musste er jetzt versuchen,
den Zeitplan noch zu retten.
>Dieser verfluchte Putraki!<, grummelte Joey. >Kann der sich nicht einmal an die Zeitplanung
halten? Er hat doch genau gewusst, dass die Entwürfe bis gestern hätten fertig sein müssen. Das
der aber auch immer hinterherhinken muss. Und ich darf das jetzt wieder ausbaden. Typisch. Es
ist zum Haare raufen<, fluchte Joey nicht zum ersten Mal. Immer durfte er die Fehler der
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Grafiker und Designer ausbaden, nur weil er ihr Chef war. Wenn das so weiterging, würde er
andere Seiten aufziehen – das schwor er sich. Dass er sich das bei den letzten Malen auch schon
vorgenommen hatte, vergaß er geflissentlich.
Den gesamten Morgen hatte er sich die Entwürfe genau angesehen und hier und da einiges
geändert. Irgendwann war er dann zufrieden gewesen und nun war er auf dem Weg zum Chef.
Der musste das ganze noch absegnen und dann konnte die nächste Phase beginnen.
Joey stürmte an Kaibas Sekretärin vorbei, - natürlich nicht ohne sie zu grüßen – klopfte kurz an
die Tür und öffnete diese, ohne das ein ‚Herein’ zu hören gewesen war – so machte er das schon
seit Anfang an. Dieser Aspekt ihres Verhaltens schien sich nicht geändert zu haben und wurde
von beiden akzeptiert.
Drinnen empfing ihn das gewohnte Bild. Die hellblauen Vorhänge waren zur Seite gezogen, so
dass man durch die breite Fensterfront, die die gesamte Seite rechts von der Tür einnahm, einen
tollen Blick über die Stadt hatte. Die Sonne fiel durch das Fenster und warf Schatten auf dem
dunkelblauen, fast schwarzen Teppich.
Der Schreibtisch, der aus hellem Holz bestand, stand genau der Tür gegenüber. Davor standen
zwei Sessel, ebenfalls aus hellem Holz mit einem beigen Stoff überzogen. Der Stuhl, auf dem der
Chef persönlich saß, war aus etwas dunklerem Holz, ebenfalls mit beigem Stoff überzogen.
Seto sah auf, als sich die Tür öffnete, ohne dass er Erlaubnis gegeben hatte. Er ahnte, wer da
eintrat, dennoch vergewisserte er sich lieber noch einmal.
Und richtig, der Eintretende war sein Chef-Designer Joey. Was er wohl wollte?
//Morgen, Seto\\, grüßte Joey kurz. //Tschuldige, das ich erst jetzt komme, aber Putraki ist erst
gestern Abend mit den Entwürfen fertig geworden.\\ Damit breitete Joey die Blätter auf dem
Schreibtisch aus. Ein Glück, das Setos Schreibtisch immer aufgeräumt war.
„Aha ... na mal sehen, ob dabei wenigstens etwas Vernünftiges bei raus gekommen ist, wenn er
schon den Zeitplan überschreitet“, antwortete Seto und besah sich die Entwürfe.
Joey sah ihm einige Augenblicke dabei zu, dann wusste er, was ihm spanisch vorkam. Er war hier
immer noch so wütend reingestürmt, dass er Seto das alles in Gebärdensprache erzählt hatte.
Und der hatte ihn verstanden!
//Seto ...\\ Der sah aus dem Augenwinkel Joeys Handbewegung und sah auf.
„Was?“
//Du verstehst mich?\\
„Ja. Und?“
//Aber ... aber ... seit wann ...?\\
„Seit wann ich das kann?“ Nicken. „Ich fand es lästig, immer alles aufschreiben und lesen zu
müssen. Also hab ich das abends gelernt“, lächelte er leicht.
Einige Sekunden sagte Joey vor Staunen nichts. Er wäre sprachlos gewesen, wäre er nicht
stumm. Das Seto das getan hatte ...
//Danke\\, lächelte er leicht zurück.
~
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Seto und Joey saßen im Restaurant und hatten ihr Mittagessen vor sich stehen. Beide waren
eben von einem Treffen mit einem Geschäftspartner zurückgekommen und hatten ziemlichen
Hunger. Seto hatte kurzerhand Joey zum Essen eingeladen.
Es war schon erstaunlich, wie sehr sich Verhalten ändern konnte. Hatten sie sich früher immer
nur angegiftet und gestritten, konnten sie nun sogar ernsthafte Gespräche miteinander führen.
Beide hatten festgestellt, dass der jeweils andere ein wirklich angenehmer Gesprächspartner
war. Und seit Seto ebenfalls Gebärdensprache beherrschte, gingen die Unterhaltungen sehr viel
flüssiger voran, da das lästige schreiben entfiel.
Beide hatten ihr Essen beendet und befanden sich nun auf einem Spaziergang zurück zum Büro.
Die Arbeit rief leider nach ihnen.
Sie nahmen den Weg durch den Park.
Beide genossen die Stille, die hier herrschte. Das Vogelgezwitscher, das die Luft erfüllte, schaffte
zusammen mit dem Duft der verschiedenen Blumen eine wunderschöne Atmosphäre.
In angenehmer Stille gingen beide den Weg entlang, den Frieden und die Ruhe genießend. So
entspannt war es schon lange nicht mehr gewesen.
>Eigentlich ...<, überlegte Joey. >... wäre es einen Versuch wert.<
Gedacht, getan.
Zaghaft griff er nach Setos Hand, hielt sie leicht in seiner. Dass er den Atem anhielt, merkte er gar
nicht. Als von der anderen Seite keine Gegenwehr kam, sondern sogar leichter Gegendruck,
atmete er auf. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, ebenso auf das Gesicht von Seto.
Weiterhin Händchen haltend gingen die beiden ins Büro zurück.
~
Joey und Seto saßen im Garten der Kaiba-Villa auf der Hollywood-Schaukel und erholten sich
vom Abendbrot. Sehr reichhaltig war dies ausgefallen, was beide nun merkten. Sie waren satt bis
zum geht nicht mehr.
Die Dunkelheit um sie herum legte sich wie ein Schleier aus Stille um sie. Wortlos saßen beide
dort und genossen die Stille. Den ganzen Tag über waren sie von einem Termin zum nächsten
gehetzt und hatten sich einen ruhigen Abend wirklich verdient.
Joeys Augen wurden immer schwerer und langsam ließ er sich neben Seto sinken, der links
neben ihm saß. Widerstandslos ließ Seto dies geschehen. Vielmehr genoss er die Wärme des
Körpers neben sich.
Was mit ihm los war, konnte er nicht sagen. Seiner Meinung nach benahm er sich schon seit
einigen Wochen so. Genauer gesagt seit er Joey bei der Benefizveranstaltung wieder gesehen
hatte.
Er drehte seinen Kopf leicht nach rechts, sah auf den Blonden runter, der entspannt an seiner
Schulter gelehnt schon fast am schlafen war.
>Süß ...<, fuhr ein Gedanke durch Setos Kopf.
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Sich einfach nicht weiter darüber wundernd, woher dieser Gedanke kam, beugte er sich etwas
weiter nach unten, flüsterte leise „Joey.“ Der öffnete die Augen und blickte nach oben.
Blau traf auf Braun.
Beide sprachen kein Wort, ihre Gesichter näherten sich nur immer mehr einander. Langsam
schlossen sich bei beiden die Augen. Ihre Lippen berührten sich erst zaghaft, fast schüchtern. Da
vom Gegenüber kein Widerstand kam, sondern vielmehr Ermunterung, wurden beide mutiger.
Der Kuss wurde forscher, fester.
Als sie sich schließlich wieder voneinander lösten, sahen sie sich atemlos in die Augen. Aus
beiden Augen sprach das, was sie bis jetzt nicht bemerkt hatten.
>Ich glaube, ich habe mich verliebt<, sprang bei beiden der Funke über.
Joey ließ sich wieder an Setos Schulter sinken, Seto lehnte seine Wange an Joeys Haare und legte
einen Arm um seine Schulter.
Beide genossen weiterhin die angenehme Stille, um eine Gewissheit reicher.
~~~
„Hach ... ich liebe romantische Liebesgeschichten“, strahlte Tea mit glänzenden Augen.
„Die Geschichte war klasse“, steuerte Tristan bei, Yugi nickte dazu.
//Ja, nech?\\, grinste Joey die drei an.
„Was?“ Synchron kam die Frage von allen drein.
„Wollt ihr gar nicht wissen“, schüttelte Seto grinsend den Kopf. „Du bist mir einer“, wandte er
sich gespielt böse an seinen Freund. Der lächelte nur zurück.
Seto beugte sich runter und küsste Joey. Der legte reflexartig seine Arme um Setos Nacken, hielt
ihn so fest.
„Na, mir scheint, bei Seto bist du gut aufgehoben“, hörte er Teas Stimme wie aus weiter Ferne,
dazu das Gekicher von Yugi und Tristan.
Joey beschloss, darauf erstmal nicht zu antworten und lieber den Kuss zu genießen. Er spürte
Setos Arm unter seinen Nacken, wie er ihn nach oben zog und fest hielt.
Oh ja, er war bei Seto sehr gut aufgehoben.
[Fin]
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Stumm – so nicht ^^
Der Samstagmorgen begann für nicht wenige mit einem schönen Kater.
Die zwei Personen, die sich in dem großen gemütlichen Bett kuschelten, waren davon allerdings
nicht betroffen. Aneinander gekuschelt ließen sie sich von der Sonne aufwecken, die durch den
Schlitz in den blauen Vorhängen fiel. Sie kitzelte die beiden jungen Männer im Gesicht, versuchte
sie so zum Aufstehen zu bekommen. Doch noch waren die beiden nicht gewillt, den Platz zu
räumen.
Joey kuschelte sich noch etwas dichter an Setos Brust, versuchte sich so vor der Sonne zu
verstecken. Er hatte absolut keine Lust, jetzt schon aufzustehen. Sie waren gestern, bzw. heute
früh erst gegen drei Uhr ins Bett gekommen und es war erst kurz vor neun, wie er vorhin mit
einem vorsichtigen Blick Richtung Uhr festgestellt hatte.
Also viel zu früh.
Seto hatte seine Arme um Joey geschlungen, hielt ihn ganz fest. Leicht grummelnd wurde er
wach, war aber nicht gewillt, die Augen zu öffnen. Stattdessen genoss er die Wärme des Körpers
neben ihm lieber noch etwas. Kuscheln am Samstagmorgen... was gab es schöneres!?
Doch auch diese Ruhe musste irgendwann ihr Ende finden.
„Seto ...“ Joeys Stimme durchriss die Stille. „Was?“, kam es gegrummelt zurück. „Wir müssten so
langsam mal aufstehen.“ „Ich weiß.“ „Dann ist ja gut.“
Die Stille kehrte zurück.
„Seto...“ „Was?“ „Wir müssen aufstehen.“ Anstatt einer Antwort fuhr Seto dem Blonden noch
einmal durchs Haar, hauchte einen Kuss drauf und schlug dann die Decke zurück. Ausgiebig
gähnend machte er sich auf den Weg ins Bad. Katzenwäsche. Immer noch gähnend ging er
wieder ins Zimmer zurück - was für ein Glück, das beide Zimmer miteinander verbunden waren.
Dort hatte sich Joey inzwischen auch aus dem Bett gequält. Er stand vor dem Schrank und
kramte frische Klamotten raus. „Fertig?“ sah er Seto fragend an. Der nickte und kramte dann
seinerseits im Schrank rum, während Joey im Bad verschwand.
Zehn Minuten später saßen beide unten am Küchentisch und frühstückten.
„Wir sollten langsam los“, meinte Seto mit einem Blick auf die Uhr. Es war inzwischen kurz nach
zehn und das Kantri-Projekt konnte nicht ewig warten.
„Gut.“
Eine halbe Stunde später saßen beide im Büro und waren am arbeiten. Das Kantri-Projekt
musste bis spätestens 13:00 Uhr fertig gestellt sein, ansonsten bekamen sie mit der Zeitplanung
ernste Schwierigkeiten.
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Gestern hatte Joey seine Freunde angerufen, die für das Wochenende bei Ihren Eltern bzw. in
Yugis Fall bei seinem Großvater untergekommen waren. Verabredet hatten sie sich für heute
Nachmittag 13:00 Uhr am großen Baum im Stadtpark. Joey hatte zwar gesagt, das er noch
jemanden mitbringen würde, aber nicht, wen.
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