fachschule für sozialpädagogik - HIBB
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fachschule für sozialpädagogik - HIBB
F ACHSCHULE FÜR S OZIALPÄDAGOGIK Zentrale Abschlussprüfung Sommer 2017 Schwerpunktthemen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben für die Fächer Sprache und Kommunikation Entwicklung und Bildung Gesellschaft, Organisation und Recht Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 3 Allgemeine Regelungen und Verfahren 4 Anforderungsbereiche 5 Liste der Arbeitsaufträge (Operatoren) 7 Sprache und Kommunikation 9 Entwicklung und Bildung 12 Gesellschaft, Organisation und Recht 14 Juli 2015 Herausgeberin: Behörde für Schule und Berufsbildung, Hamburger Institut für Berufliche Bildung (HIBB) Postfach 76 10 48 • D- 22060 Hamburg www.hibb.hamburg.de -2- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Vorwort Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Schülerinnen und Schüler, seit dem Prüfungsdurchgang im Sommer 2008 erhalten die Schülerinnen und Schüler der Hamburger Fachschulen für Sozialpädagogik zentral erstellte Prüfungsaufgaben für die schriftliche Abschlussprüfung in den drei Klausurfächern. Die zentrale Aufgabenstellung in der schriftlichen Prüfung ist Bestandteil der Standard- und Qualitätssicherung schulischer Arbeit. Verbindlichkeit und Vergleichbarkeit der Unterrichtsund Prüfungsleistungen sind Qualitätsmerkmale der Fachschulen für Sozialpädagogik in Hamburg: • Einheitliche Standards für Unterricht und Abschlüsse der Schulen werden gesichert. • Die in den einzelnen Schulen erbrachten Lernleistungen werden durch Evaluation der schulischen Arbeit vergleichbar. • Die Qualität des Unterrichts wird angehoben, die Fächer werden didaktisch weiterentwickelt. • Die Qualität der Abschlussqualifikation in der Erzieherausbildung wird gesichert. • Die Lehrkräfte werden im Bereich der Erstellung der Prüfungsaufgaben entlastet. Mit diesem Heft erhalten Sie die verbindlichen Grundlagen für die zentrale Aufgabenstellung im Sommer 2017. Die allgemeinen Regelungen und Informationen geben den Rahmen der schriftlichen Abschlussprüfung an. Die fachspezifischen Regelungen informieren über Schwerpunkte und Anforderungen der Prüfungsaufgaben und machen eine langfristige Unterrichtsplanung möglich. Ich hoffe, dass Sie sich mithilfe der Regelungen und Informationen angemessen auf die Abschlussprüfung im Sommerhalbjahr 2017 vorbereiten können und wünsche Ihnen viel Erfolg und Freude an der gemeinsamen Arbeit. Reinhard Arndt Hamburger Institut für Berufliche Bildung -3- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Allgemeine Regelungen Die schriftliche Abschlussprüfung mit zentraler Aufgabenstellung erstreckt sich auf die Fächer: • Sprache und Kommunikation sowie • Entwicklung und Bildung oder • Gesellschaft, Organisation, Recht Schulübergreifende Aufgabenstellungen für die Facharbeit im Fach „Sozialpädagogisches Handeln“ und für die mündlichen Prüfungen sind nicht vorgesehen. Verfahren zur Vorbereitung der schulübergreifenden Aufgabenstellung Festlegung der Themenschwerpunkte In diesem Heft erhalten Sie für den dreijährigen Bildungsgang mit dem Ziel „Staatlich anerkannte Erzieherin" bzw. „Staatlich anerkannter Erzieher", der am 1. August 2014 begonnen hat, die Angaben über die Schwerpunkte, auf die sich die schulübergreifenden Aufgabenstellungen des Jahres 2017 beziehen werden. Die Themenschwerpunkte sind Eingrenzungen und Konkretisierungen der im Bildungsplan enthaltenen Fächer und Lernfelder. Weiterhin gibt es Literaturhinweise, wobei in der Regel für die Erarbeitung des Themas zwischen verbindlicher Lektüre und weiterführenden Hinweisen unterschieden wird. Erstellung von Aufgaben Die Prüfungsaufgaben werden von bewährten und zur Geheimhaltung verpflichteten Prüferinnen und Prüfern aus den Schulen entworfen und anschließend durch das Hamburger Institut für Berufliche Bildung geprüft und genehmigt. Organisation • Die Schülerinnen und Schüler treffen die Wahl zwischen den Prüfungsfächern „Entwicklung und Bildung“ sowie „Gesellschaft, Organisation, Recht“ in dem Semester, an dessen Ende die schriftlichen Prüfungen stattfinden. • Die schriftliche Prüfung in den einzelnen Prüfungsfächern findet an allen Schulen am selben Tag und zur selben Zeit statt. • Die Prüflinge erhalten an den zwei Prüfungstagen in jedem Fach zwei Aufgabensätze vorgelegt, von denen sie jeweils einen zur Bearbeitung auswählen. • Für die Bearbeitung der Prüfungsaufgaben stehen jeweils vier Zeitstunden zur Verfügung. • Die Schulen werden rechtzeitig vorher mit den erforderlichen Aufgabensätzen und Prüfungsunterlagen ausgestattet. Für die Korrektur erhalten die Lehrkräfte Erwartungshorizonte und Bewertungshinweise. Rechtliche Regelungen Es gelten die Regelungen, die in der APO-AT vom 7. August 2000, in der APO-FSH vom 16. Juli 2002 und in der Handreichung für Prüfungen in den Vollzeitformen der beruflichen Schulen vom Februar 2010 aufgeführt sind. -4- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Anforderungsbereiche Die Anforderungen in der Prüfung unterscheiden sich nach der Art, der Komplexität und dem Grad der Selbstständigkeit der geforderten Leistung; sie verlangen unterschiedliche Arbeitsweisen. Zur Erhöhung der Transparenz und Vergleichbarkeit lassen sich drei Anforderungsbereiche beschreiben, ohne dass diese in der Praxis der Aufgabenstellung immer scharf voneinander getrennt werden können. Daher ergeben sich Überschneidungen bei der Zuordnung der Teilaufgaben zu den Anforderungsbereichen. Im Laufe der Ausbildung soll die Fähigkeit erworben werden, zu erkennen, auf welcher Ebene gemäß der Aufgabenstellung gearbeitet werden muss. Die zentralen Aufgaben der schriftlichen Prüfung ermöglichen Leistungen in allen drei Anforderungsbereichen, dabei liegt der Schwerpunkt im Anforderungsbereich II. „Gute" oder „sehr gute" Leistungen setzen angemessene Ergebnisse auch im Anforderungsbereich III voraus. „Ausreichende“ Leistungen setzen Leistungen im Anforderungsbereich I und teilweise im Anforderungsbereich II voraus. Anforderungsbereich l (Reproduktion) Der Anforderungsbereich I umfasst die Wiedergabe von Sachverhalten und Kenntnissen im gelernten Zusammenhang (Reproduktion) sowie die Beschreibung und Anwendung geübter Arbeitstechniken und Verfahrensweisen in einem wiederholenden Zusammenhang. Das bedeutet zum Beispiel: • • • • Inhalte von Texten wiedergeben Im Unterricht behandelte Ansätze und Maßnahmen in pädagogischen Handlungsfeldern darstellen Theorien darstellen Im Unterricht behandelte Begriffe erläutern Anforderungsbereich II (Reorganisation und Transfer) Der Anforderungsbereich II umfasst das selbstständige Auswählen, Anordnen, Verarbeiten und Darstellen bekannter Sachverhalte unter vorgegebenen Gesichtspunkten in einem durch Übung bekannten Zusammenhang und das selbstständige Übertragen und Anwenden des Gelernten auf vergleichbare neue Zusammenhänge und Sachverhalte. Das bedeutet zum Beispiel: • • • • • • • • • • • • Den Inhalt eines bisher nicht bekannten, komplexen, berufsbezogenen Textes oder einen umfassenden fachspezifischen Sachverhalt in eigenständiger Form wiedergeben und ihn dabei zusammenfassen Die Struktur eines Textes erfassen Die Argumentation eines Textes beschreiben Generalisierende Aussagen konkretisieren Wortschatz, Satzbau und poetische / stilistische / rhetorische Mittel eines Textes beschreiben und auf ihre Funktion und Wirkung hin untersuchen Erlernte Untersuchungsmethoden auf vergleichbare neue Gegenstände anwenden Konkrete Aussagen angemessen abstrahieren Begründete Folgerungen aus Analysen und Erörterungen ziehen Strukturen (der Kommunikation) erkennen und beschreiben Sprachverwendung in pragmatischen Texten erkennen und beschreiben Fachspezifische Verfahren im Umgang mit Texten reflektiert und produktiv anwenden Eine Argumentation funktionsgerecht gliedern -5- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- • • Eine angemessene Stilebene / Kommunikationsform (differenzierte und klare Darstellungsweise) wählen Text-Bild-Ton-Beziehungen in ihrer wechselseitigen Wirkung erkennen (zum Beispiel im Lernfeld 10, „Kinder- und Jugendliteratur“, in dem auch Hörspiele und Kinderfilme behandelt werden) Anforderungsbereich III (Problemlösendes Denken) Der Anforderungsbereich III umfasst das zielgerichtete Verarbeiten komplexer Sachverhalte mit dem Ziel, zu selbstständigen Lösungen, Gestaltungen oder Deutungen, Folgerungen, Begründungen und Wertungen zu gelangen. Dabei müssen die zur Bewältigung der Aufgabe geeigneten Arbeitstechniken und Verfahren selbstständig ausgewählt, in einer neuen Problemstellung angewendet und das eigene Vorgehen beurteilt werden. Das bedeutet: • • • • • • • • Die Wirkungsmöglichkeiten eines Textes beurteilen Beziehungen herstellen, z.B. in einem Text vertretene Positionen in umfassendere theoretische Zusammenhänge einordnen Argumentationsstrategien erkennen und werten Aus den Ergebnissen einer Texterschließung oder Erörterung begründete Schlüsse ziehen Bei gestalterischen Aufgaben selbstständige und zugleich textangemessene Lösungen erarbeiten und (unter selbst gewählten Gesichtspunkten) reflektieren Fachspezifische Sachverhalte erörtern, ein eigenes Urteil gewinnen und argumentativ vertreten Ästhetische Qualität bewerten Eine Darstellung eigenständig strukturieren Allgemeine Anforderungen: Zusätzlich zu den Anforderungen, die sich aus der Themenformulierung ergeben, sollen hinsichtlich Aufbau und Inhalt sowie Ausdruck und Sprachrichtigkeit folgende Kriterien erfüllt sein: • • • • • • • • Sich einer verständlichen und sachangemessenen Ausdrucksweise bedienen Eine aufgabengemäße Stilebene wählen Fachbegriffe richtig verwenden Eigene Wertungen begründen Gedanken folgerichtig darstellen Begründungszusammenhänge herstellen; zwischen Thesen, Argumenten und Beispielen unterscheiden Ergebnisse durch funktionsgerechtes Zitieren absichern Normgerecht schreiben im Hinblick auf Rechtschreibung, Grammatik, Satzbau und Zeichensetzung -6- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Liste der Operatoren Zentrale Prüfungsaufgaben müssen hinsichtlich des Arbeitsauftrages und der erwarteten Leistung eindeutig formuliert sein. Die in den schriftlichen Aufgaben verwendeten Operatoren (Arbeitsaufträge) werden in der folgenden Tabelle definiert und inhaltlich gefüllt. Entsprechende Formulierungen in den Klausuren der vorangegangenen Semester sind ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf die Prüfung. Neben Definitionen und Beispielen enthält die Tabelle auch Zuordnungen zu Anforderungsbereichen. Die konkrete Zuordnung kann auch vom Kontext der Aufgabenstellung abhängen. Eine scharfe Trennung der Anforderungsbereiche ist nicht immer möglich. Operatoren Erklärung / Ziel der Anweisung Beispiele Nennen Sie einige SprachförOhne nähere Erläuterungen aufzählen derkonzepte. Nennen Sie wesentliche rhetorische Mittel. Sachverhalte und Zusammenhänge (evtl. beschreiben Beschreiben Sie das Beobachmit Materialbezug) in eigenen Worten (I – II) tungsverfahren SISMIK. sachlich wiedergeben Einen erkannten Zusammenhang oder Stellen Sie die ArgumentationsDarstellen (I – II) Sachverhalt strukturiert wiedergeben. strategie des Verfassers dar. Geben Sie den Inhalt des Texzusammenfassen Wesentliche Aussagen komprimiert tes wieder. Fassen Sie Ihre Un(l – II) und strukturiert wiedergeben tersuchungsergebnisse zusammen. Ordnen Sie die Aussagen zur Sprachförderung einem SprachMit erläuternden Hinweisen in einen förderkonzept zu. einordnen (l – ll ) genannten Zusammenhang einfügen Ordnen Sie das genannte Kapitel in den Handlungszusammenhang des Romans ein. Etwas Neues oder nicht explizit Formuliertes durch Schlussfolgerungen Erschließen Sie aus der Szene erschließen (II) aus etwas Bekanntem herleidie Vorgeschichte der Familie. ten/ermitteln Erläutern Sie die Bedeutung Nachvollziehbar und verständlich vererläutern (II) von Fingerspielen für die anschaulichen Sprachförderung. Unter gezielten Fragestellungen Ele- Analysieren Sie den Romananmente, Strukturmerkmale und Zufang unter den Gesichtspunkten analysieren (ll – lll) sammenhänge herausarbeiten und die der Erzählperspektive und der Ergebnisse darstellen Figurenkonstellation. Setzen Sie Sprachfördermaßin Beziehung set- Zusammenhänge unter vorgegebenen nahmen der Kita XYZ in Bezug zen oder selbst gewählten Gesichtspunkzum Konzept der ganzheitlichen (ll – lll) ten begründet herstellen Sprachförderung. Nach vorgegebenen oder selbst geVergleichen Sie die Beobachvergleichen wählten Gesichtspunkten Gemeintungsverfahren SISMIK und (ll – lll) samkeiten, Ähnlichkeiten und UnterHAVAS unter dem Gesichtsschiede ermitteln und darstellen punkt der Praktikabilität. eine Meinung, Argumentation, Werbegründen tung methodisch korrekt und sachlich ... und begründen Sie Ihre Auf(ll – lll) fundiert durch Belege, Beispiele absi- fassung. chern nennen (I) -7- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Operatoren Erklärung / Ziel der Anweisung Zu einem Sachverhalt ein selbststänBeurteilen, bewer- diges Urteil unter Verwendung von ten, Fachwissen und Fachmethoden auf Stellung nehmen Grund von ausgewiesenen Kriterien (III) formulieren und begründen Nach ausgewiesenen Kriterien ein beauseinandersetzen gründetes eigenes Urteil zu einem dargestellten Sachverhalt und / oder mit ... (III) zur Art der Darstellung entwickeln überprüfen (III) Die Darstellung eines Sachverhaltes ausgewiesenen Kriterien gegenüberstellen und zu einem Urteil gelangen Beispiele Beurteilen Sie traditionelle Kinderverse eigener Auswahl hinsichtlich ihres Sprachförderpotentials. Bewerten Sie das Verhalten der Figur am Ende der Romanhandlung. Setzen Sie sich mit der Auffassung des Autors zu einer gesellschaftlichen Erscheinung auseinander. Überprüfen Sie, ob die vorgestellten Maßnahmen geeignet sind, Kinder sprachlich zu fördern. Ein Problem erkennen und darstellen, unterschiedliche Positionen einander Erörtern Sie die Frage, ob die gegenüberstellen, eine Schlussfolge- Romanfigur X angemessen gehandelt hat. rung erarbeiten und darstellen erörtern (III) interpretieren (III) entwerfen, entwickeln (III) gestalten (III) oder: Ein Beurteilungs- oder Bewertungsproblem erkennen und darstellen, unterschiedliche Positionen sowie Pro- und Kontra-Argumente abwägen Erörtern Sie einen pädagogiund eine Schlussfolgerung erarbeiten schen Zielkonflikt. und vertreten Ein komplexeres Textverständnis nachvollziehbar darstellen: auf der Basis methodisch reflektierten Deutens von textimmanenten und ggf. textexternen Elementen und Strukturen zu einer resümierenden Gesamtdeutung über einen Text oder einen Textteil kommen Interpretieren Sie das 8. Kapitel aus dem Roman XYZ vor dem Hintergrund des gesamten Romangeschehens. Auf einer Basis ein zukünftiges Konzept in seinen wesentlichen Zügen planen und darstellen Entwerfen Sie eine mögliche Fortsetzung der Erzählung. Gestalten Sie einen Elternbrief Ein Konzept nach ausgewiesenen Krifür einen Informationsabend terien sprachlich oder visualisierend zum Thema Wortschatzfördeausführen rung. -8- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sprache und Kommunikation Themenschwerpunkt I: Kinderliteratur – Grimms Märchen Basiskompetenzen: Die Prüflinge kennen ausgewählte Märchen der Gebrüder Grimm. Sie sind in der Lage, Märchen nach fachlichen Gesichtspunkten zu interpretieren und dabei deren Symbol- und Bildhaftigkeit zu berücksichtigen. Sie kennen zentrale literarische Merkmale von Märchen z.B. nach Lüthi (Themen, Motive, Stil, Aufbau, Rituale, Personal, Requisiten, Sprache) und können sie erläutern. Sie sind in der Lage, Märchen im Hinblick auf diese Merkmale zu untersuchen. Bei der Auswahl und Präsentation von Märchen für Kinder können sie die literarischen Merkmale und deren Bedeutung für Kinder berücksichtigen und erläutern. Sie kennen den Wert von Märchen für Kinder und deren Entwicklung (z.B. Konfliktlösungskompetenz, literarische Sozialisation). Sie können Märchen daraufhin untersuchen und beurteilen, inwieweit sie Kinder bei ihrer Entwicklung bzw. ihren Entwicklungsaufgaben unterstützen können. Sie sind in der Lage zu erläutern, inwiefern Märchen dem Denken und Empfinden von Kindern (z.B. magisches, bildhaftes und egozentrisches Denken) entgegenkommen. Sie kennen zentrale Argumente, die für und gegen den Einsatz von Märchen sprechen, und sind in der Lage, sich damit diesen differenziert auseinanderzusetzen (Aspekte: Realitätsbezug, Welt- und Rollenbilder, Gewalt und Angst, Flucht und Lebensbewältigung u. ä). Sie können verschiedene Präsentationsformen von Märchen (Erzählen, Vorlesen, Bilderbuch, Hörkassette, Film) aus sprachlicher und pädagogischer Perspektive beurteilen. Sie kennen Kriterien für eine angemessene Auswahl und Präsentation von Märchen. Sie kennen Angebote, die Kindern Märchen näherbringen, und können sie differenziert beurteilen. Sie sind in der Lage, solche Angebote an Kinder im Elementar- und Grundschulalter zu entwickeln. Mögliche Aufgabenformate • Darstellung fachwissenschaftlicher Inhalte • Interpretation von Märchen • Untersuchung und Beurteilung von Märchen, z. B. im Hinblick auf literarische Merkmale sowie pädagogische und psychische Funktionen • Erörtern bzw. Überprüfen von Thesen • Analyse und Bewertung von Angeboten zur Präsentation von Märchen Verbindliche Literatur: Primärliteratur: Grimms Märchen, ausgewählt und mit einem Kommentar versehen von Heinz Rölleke, Frankfurt am Main 1998 (ISBN: 3-518-18806-2) (Der Band enthält 16 Märchen, die moralische Grundfragen thematisieren.) -9- Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sekundärliteratur: Bucher, Anton A.: Warum das Käppchen rot sein musste. Zur Interpretation von Märchensymbolik, in: TPS extra 37 (Märchen), Selze 2000, S. 14 ff. (Auszüge) Fürst, Iris u.a.: Kinder- und Jugendliteratur, Troisdorf 2013, 3. Auflage, (Auszüge) (Einige Klassen bzw. Schulen arbeiten mit dem Buch. Es legt wichtige Grundlagen.) Haas, Gerhard: Wege in die Welt - Wege in die Literatur, in: Wardetzky, Kristin/ Zitzlsperger, Helga (Hg.): Märchen in Erziehung und Unterricht heute, Band 1, (Auszüge) Hirsch, Angelika Benedicta: Märchen als Übergangsrituale, in: Märchenspiegel, Hohengehren 2013, Heft 1, S. 3 - 7 Kohl, Eva Maria: Kinder & Märchen. Was Erwachsene wissen sollten, Seelze 2014, (Auszüge) (eine anregende Fundgrube, z.T. etwas unsystematisch) Lüthi, Max: Märchen, Stuttgart, 1996, 9. durchges. u. erg. Auflage, (Auszüge) Lutkat, Sabine: Märchen im Erleben von Kindergartenkindern. Eine Befragung von Erzieherinnen und Müttern, in: Bücksteg, Thomas/ Dickerhoff, Heinrich (Hg.): Märchenkinder – Kindermärchen, Kreuzlingen/München 1999, S. 160 f. (Auszug) Lutkat, Sabine: Märchen erleben heißt Welterfahrung machen, in: TPS extra 37 (Märchen), Selze 2000, S. 18 ff. (Auszüge) Wege, Brigitte von / Wessel, Mechthild: Das Märchen-Aktionsbuch, Freiburg i. Br. 2003 (Auszüge) Wragge-Lange, Irmhild: Märchen als frühes literarisches Erlebnis, in: Thiel, Jens / SteitzKallenbach, Jörg (Hg.): Handbuch Kinderliteratur, Freiburg i. Br. 2003, (Auszüge) Zitzelsperger, Helga: Märchenhafte Wirklichkeiten. Eine Märchenkunde mit vielen Gestaltungmöglichkeiten, Weinheim und Basel 2007, (Auszüge) (Dieses Buch thematisiert alle für eine reflektierte Praxis erforderlichen Aspekte, baut auf dem Vorläuferbuch „Kinder spielen Märchen“ auf. Sehr empfohlen, auch wegen der Gestaltungsvorschläge.) Weiterführend zu empfehlen: Bettelheim, Bruno: Kinder brauchen Märchen, München 1980 (Wegweisend hinsichtlich der Neubewertung von Märchen als Literatur für Kinder, kontrovers bewertet hinsichtlich der psycholog. Deutung, wichtige Rezeptionszeugnisse) Diergarten, Anne/Smeets, Friederike: Komm, ich erzähl dir was, München 1996 (gut lesbare, hilfreiche Darstellung auch für Lernende) Drewermann, Eugen: Lieb Schwesterlein laß mich herein, München 1992 (kontrovers bewerteter Vertreter der tiefenpsychologischen Interpretation) Heeger, Dietmar: Überlegungen zu: Phantasie in der Entwicklung, in: Wardetzky, Kristin/ Zitzlsperger, Helga (Hg.): Märchen in Erziehung und Unterricht heute, Band 1, S. 59 – 78 Jaszus, Rainer u.a.: Sozialpädagogische Lernfelder für Erzieherinnen, Stuttgart 2008, S. 284 ff. (Entwicklung des Denkens), S. 320 - 326 (Moralische Entwicklung) Mallet, Carl-Heinz: Das Einhorn bin ich, Hamburg 1982 (unkonventionelle Interpretationen, auch andere Titel von Mallet empfehlenswert) Niehaus, Stefan: Märchen, Tübingen und Basel 2005 (kenntnisreiche Hinterfragung diverser Interpretationsschulen) Schaufelberger, Hildegard: Märchenkunde für Erzieher, Freiburg i. Br. 1996, 6. Auflage (gut lesbar, immer noch Vorbild für mehrere sozialpädagogische Fachbücher) Schödel, Siegfried (Hg.): Märchen, Stuttgart 1990 (interessante Rezeptionszeugnisse) - 10 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Senckel, Barbara – Wenn es schneit, schüttelt Frau Holle ihre Betten. Über den Bezug von typischen Märchenelementen zu kindlichen Denkweisen, in: Kindergarten heute 31 (2001), 7/8, S. 6 – 12 (bearbeitete, gekürzte Fassung) - 11 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Sprache und Kommunikation Themenschwerpunkt II: Sprachentwicklungsbegleitung und Sprachförderung: Morphosyntaktische Kompetenzen Basiskompetenzen: • Die Prüflinge kennen die unterschiedlichen Sprachebenen, nämlich die phonetischphonologische Ebene, die semantisch-lexikalische Ebene und die syntaktische Ebene, und wissen, dass in der Sprachförderung jeweils eine dieser Ebenen gezielt im Fokus stehen kann. • Qualifizierte sprachbildende Maßnahmen im morphosyntaktischen Bereich setzen voraus, dass die Prüflinge die grammatischen Grundbegriffe der Sprachebene kennen und erläutern können: Wortarten, Flexion, Satzglieder, Architektur von Sätzen, Topologische Felder, Wortstellung und Kongruenzsystem, um Kindersprache auf der Ebene der Grammatik zu beschreiben. • Die Prüflinge sind in der Lage, die Sprachentwicklung von Kindern unter morphosyntaktischen Gesichtspunkten zu analysieren und beschreiben. Sie kennen die Phasen und Voraussetzungen beim Erwerb der Satzstruktur durch ein- und mehrsprachige Kinder. Sie kennen den Verlauf beim Erwerb des Artikelsystems (Kasus, Numerus, Genus) und die Besonderheiten des sukzessiv bilingualen Spracherwerbs. • Sie können den grammatischen Entwicklungsstand ein- und mehrsprachiger Kinder anhand entwicklungsrelevanter Merkmale, wie Verbstellung, Verbflexion, Satztyp, Kasusmarkierung und Kongruenz, beschreiben, analysieren und beurteilen. • Im Hinblick auf die Einschätzung des Sprachentwicklungsstandes von ein- und mehrsprachigen Kindern kennen die Prüflinge Kriterien und Richtwerte für die Einschätzung der morphosyntaktischen Kompetenzen. Sie sind in der Lage, daraus angemessene Schlussfolgerungen in Bezug auf den Sprachentwicklungsstand von Kindern und für ihr pädagogisches Verhalten zu ziehen. • Die Prüflinge kennen Beobachtungsverfahren, wie z.B. Sismik sowie Analysebögen zur Verbstellung, Verbbeugung und zu Artikeln. Sie können Beobachtungsverfahren und Tests anhand von Beispielen beurteilen. • Zur Förderung der morphosyntaktischen Kompetenzen von Kindern kennen die Prüflinge Angebote und können diese kriteriengeleitet beurteilen. Sie können selbst solche Angebote entwickeln. • Die Prüflinge kennen unterschiedliche Gesprächstechniken zur Förderung morphosyntaktischer Kompetenzen von Kindern und können sie beurteilen. Mögliche Aufgabenformate • Darstellung und Einordnung berufsbezogener und fachwissenschaftlicher Inhalte • Analyse und Bewertung von morphosyntaktischen Kompetenzen ein- und mehrsprachiger Kinder • Darstellung, Entwerfen und Beurteilung von Fördermöglichkeiten (Angebote und Gesprächsverhalten) der morphosyntaktischen Kompetenzen • Darstellung und Beurteilung von Beobachtungsverfahren - 12 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Verbindliche Literatur: Iven, Claudia: Aktivitäten zur Sprachförderung, Troisdorf 2010, 90 und 96, Iven, Claudia: Sprache in der Sozialpädagogik, Troisdorf 2012, 3. Auflage, S.14 - 15 (Die vier Sprachebenen werden als Teil des Grundlagenwissens vorausgesetzt.) Ruberg, Tobias: Qualitätsanforderungen an Weiterbildnerinnen und Weiterbildner, In: Deutsches Jugendinstitut (Hrsg.) – Sprachliche Bildung. Grundlagen für kompetenzorientierte Weiterbildung, München 2011,S. 158 – 175, aus: http://www.weiterbildungsinitiative.de/publikationen/details/data/sprachliche-bildung Zugriff:11.05. 2015, auch erhältlich als Teil der beim kostenlosen Wiff-Broschüre. Ruberg Tobias / Rothweiler, Monika: Spracherwerb und Sprachförderung in der Kita, Stuttgart 2012, S.116 – 120, (S. 63 - 70 wird als Teil des Grundlagenwissens vorausgesetzt) Ruberg, Tobias / Rothweiler, Monika / Koch-Jensen, Levka: Spracherwerb und sprachliche Bildung. Lern und Arbeitsbuch für sozialpädagogische Berufe, Köln 2013, S.164 – S.165 und 170 -180, S.164 - S.165, S. 190 - 194, S.201 – S.204 Mayr, Toni u.a.: liseb-1 und liseb-2. Literacy und Sprachentwicklung beobachten, Freiburg 2014 (Bestandteil des Grundlagenunterrichtes im LF 12 und 13; in Gruppensätzen zu 10 Exemplaren erwerbbar.) Weiterführend zu empfehlen: Iven, Claudia: Aktivitäten zur Sprachförderung, Troisdorf 2010, S. 76 – 97 Ruberg Tobias / Rothweiler, Monika: Spracherwerb und Sprachförderung in der Kita, Stuttgart 2012, S.120 - 193 Ruberg, Tobias / Rothweiler, Monika / Koch-Jensen, Levka: Spracherwerb und sprachliche Bildung. Lern- und Arbeitsbuch für sozialpädagogische Berufe, Köln 2013, S.10 - 13, 23 - 41, S.144 - 196, S. 200 - 207 (Schulen und Klassen, die mit diesem Buch arbeiten, benötigen keine weitere Literatur. Die genannten Seiten decken die gesamte Basisliteratur für die Prüfung ab – außer SISMIK. Das Fachbuch ist in mehreren Schulen schon Grundlage des Unterrichtes im LF 12. Kopierkosten entfallen damit völlig). Tracy, Rosemarie: Wie Kinder Sprachen lernen, Tübingen 2008, 2. überarbeitete Auflage Wilhelm, Elisabeth: Der Grammatik Gourmet, Teil 1 und 2, Bonn 2005 - 13 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Entwicklung und Bildung Themenschwerpunkt I: Entwicklung durch prozessorientierte Beobachtungsverfahren und Dokumentationsverfahren begleiten Basiskompetenzen: Kindliche Lernprozesse zu beobachten und zu dokumentieren gilt als bedeutsames Arbeitsmittel der Entwicklungsbegleitung von Jungen und Mädchen. Erzieher/innen setzen sich daher mit der Notwendigkeit und dem Nutzen systematischen Beobachtens auseinander. Sie sind vertraut mit dem aktuellen Verständnis frühkindlicher Lernprozesse und leiten daraus Konsequenzen für die pädagogische Praxis ab. Um aus der Vielzahl der Beobachtungsinstrumente, das für ihr/ sein Anliegen passende auszuwählen, brauchen Erzieher/innen Kenntnisse über deren Zielsetzungen, Grenzen und Möglichkeiten. Geschichten über die Lernprozesse der Kinder anzufertigen und ihre Bildungsprozesse zu verstehen ist das zentrale Anliegen des Ansatzes der Bildungs- und Lerngeschichten. Zum vertiefenden Verständnis von Entwicklungsprozessen und Lernfortschritten sind Kenntnisse über die Tätigkeitstheorie nach Wygotski und Leontjew sinnvoll die z.B. im Nachdenken über nächste Schritte für das Kind angewandt werden. Erzieher/innen haben sich dazu auch mit den unterschiedlichen Auffassungen auseinandergesetzt, welche Rolle Erwachsene dabei einnehmen. Die sichere Anwendung von Bildungs- und Lerngeschichten, sowie grundlegende Kenntnisse in der Handhabung der Kuno Beller Entwicklungstabelle (Plakate) der Kuno Beller Entwicklungstabelle werden vorausgesetzt. Verbindliche Literatur: Warum beobachten? In: Kita heute spezial. Kinder beobachten und ihre Entwicklung dokumentieren S. 7-12+15, 2005. Viernickel, Susanne (2010): Beobachtung erzeugt Resonanzen. In: kita heute 11 – 12, S. 8-14. Wesentliche Dimensionen frühkindlicher Lernprozesse. In: Leu, Hans R. u.a. (Hg.) (20125): Bildungs- und Lerngeschichten. S. 36-40. Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren in der Diskussion: Zur Einordnung der „Bildungs- und Lerngeschichten“. In: Leu, Hans R. u.a. (Hg.) (20125): Bildungs- und Lerngeschichten. S. 25-30. Jaszus, Rainer u.a. (Hg.) (20142): Beobachtungsebenen und ausgewählte Instrumente, S. 217. Flämig, Katja u.a. (2009): Bildungs- und Lerngeschichten – Entwicklungstheoretische Hintergründe. S. 15 – 33, 40 – 46 (thematisiert die Theorien von Wygotski und Leontjew). Weiterführende Literatur: Averhoff, Cornelia u.a. (2007): Pädagogisches Handeln professionalisieren. S. 40-53. Kazemi-Veisari, Erika: Hinsehen allein genügt nicht. Was man über Beobachtung und Wahrnehmung wissen muss. In: kita heute 2/2003. S.6-14. - 14 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Entwicklung und Bildung Themenbereich II: Verhaltensvielfalt im Jugendalter aus systemischer Perspektive Basiskompetenzen: Erzieher_innen sind in ihrem Berufsalltag immer wieder mit einer komplexen Vielfalt von unterschiedlichen, auch herausfordernden Verhaltensweisen konfrontiert. Für einen gelingenden, professionellen pädagogischen Umgang mit diesen Phänomenen sind sie gefordert, Verhalten stets als eine Reaktion auf / aus dem Kontext des Jugendlichen wahrzunehmen, aus einer systemischen Sichtweise zu verstehen und dabei eine konstruktivistische Weltsicht einzunehmen. Ein Jugendlicher, der durch sein Verhalten auffällt, ist nur ein Teil des Beziehungsgeflechts, in das Erzieher_innen, Eltern und / oder andere Jugendliche eingeschlossen und verstrickt sind. Eine Anforderung an Erzieher_innen ist es, das Folgende als Grundlage ihres pädagogischen Handelns, als Sichtweise und Haltung zu entwickeln: Vermeintlich „auffälliges“ Verhalten ist als ein Zeichen zu verstehen, dass sich der Jugendliche in oder mit seinem System derzeit aus eigener Sichtweise und Bewertung möglicherweise nicht wohlfühlt. Bei der Entwicklung einer eigenständigen Identität erleben Jugendliche oftmals heftige Verunsicherungen und Verwirrungen. In dieser Lebensphase zeigen sich besonders die Herausforderungen bei der Suche nach sich selbst und nach der eigenen Bedeutung in der Welt. Dies führt häufig zu reaktiven Verhalten. Erzieher_innen stellt dies im Kontakt mit Jugendlichen vor besondere Herausforderungen. Um dieser Herausforderung in ihrer beruflichen Zukunft vorbereitet zu sein, setzen sich die Prüflinge intensiv mit dem Grundkonzept und der pädagogischen Grundhaltung sowie dem Menschenbild aus systemischer Sichtweise auseinander. Hierzu kennen sie systemische Grundbegriffe und Prinzipien. Sie erkennen die Entwicklungsaufgaben des Jugendalters und können mögliches Verhalten unter systemischer Sichtweise begreifen. Die Prüflinge können passende Handlungsmöglichkeiten umsetzen bzw. differenziert erläutern. Verbindliche Literatur: Baierl, M. (2011): Herausforderung Alltag, Praxishandbuch für die pädagogische Arbeit mit psychisch gestörten Jugendlichen. S.54-62, Vandenhoeck & Ruprecht Verlag. Juul, J. (2010): Pubertät. Wenn Erziehen nicht mehr geht. Gelassen durch stürmische Zeiten. S.:14-23 und S.:37-42. Kösel Verlag, München. Ludewig, K. (2013): Entwicklungen systemischer Therapie. Einblicke, Entzerrungen, Ausblicke. S.26-30. Carl-Auer-Verlag, Heidelberg. Palmowski, W. (2010): Nichts ist ohne Kontext, Systemische Pädagogik bei „Verhaltensauffälligkeiten“. S.157-177, Verlag modernes lernen – Dortmund. Piontek, R. (2003): Rote Ampel im Beziehungsgeflecht sieht das störende Kind als Symptom für ein problematisches System. In: Theorie und Praxis der Sozialpädagogik 2003, Nr. 7, S. 17-21. Pfreundner, M. (2015): Auffälliges Verhalten von Kindern aus systemischer Sicht. In: Kitaheute Spezial. S.: 4-11. Verlag Herder GmbH, Freiburg. Trapmann, H. / Rotthaus, W. (2008): Auffälliges Verhalten im Jugendalter. Handbuch für Eltern und Erzieher. Band 2. S.9-15. Verlag modernes Lernen, Dortmund. - 15 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Weiterführende Literatur: Juul, Jesper (2011): Was Familien brauchen und wie sie es lernen können. Pubertät ist eine Tatsache, keine Krankheit. DVD, Vertrieb Jako O GmbH. Langner, Anke (2010): Stichwort Verhaltensauffälligkeit – Verhaltensstörung.: www.inklusion-lexikon.de/Verhalten_Langner.pdf Mietzel, G.(2002): Wege in die Entwicklungspsychologie; Kindheit und Jugend. 4. Auflage, S. 385-394. Beltz Verlag. - 16 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Gesellschaft, Organisation und Recht Themenschwerpunkt I: „Doing Gender“ – Die Bedeutung des gesellschaftlichen Umgangs mit der Kategorie „Geschlecht“ für die Sozialisation von Jungen und Mädchen Basiskompetenzen Die Prüflinge kennen die Bedeutung des Begriffes „Sozialisation“ und sind in der Lage, wesentliche Merkmale und Prozesse der Herausbildung einer sozialen Identität zu erläutern, von dem die geschlechtliche Identität ein wesentlicher Teil ist. Sie wissen, dass der Begriff des „Gender“ (im Unterschied zum Begriff „Sex“) aus der sozialwissenschaftlichen Forschung stammt und alle sozialen Praktiken der Zuschreibungen meint, mit welcher innerhalb der Gesellschaft die Kategorie „Geschlecht“ hergestellt und reproduziert wird. Somit betrifft der Begriff des „Doing Gender“ alle Maßnahmen, Produkte, Äußerungen und Denkweisen, die individuelle Fähigkeiten, Eigenschaften und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen als Effekt oder Voraussetzung ihres biologischen Geschlechts interpretieren: Jungs werden dann als „wilde Kerle“ und Mädchen als „brave Prinzessinnen“ angesehen, dargestellt und behandelt. Die Prüflinge erkennen, dass diese Zuschreibungen häufig anhand der dahinterstehenden Norm einer positiven Beurteilung von heterosexueller Zweigeschlechtlichkeit vorgenommen werden und andere Formen der sexuellen Orientierung dabei systematisch ausgeblendet werden. Sie können das sowohl als Orientierung sowie als mögliche Einschränkung bei der geschlechtlichen Sozialisation von Jungen und Mädchen ansehen. Dabei sind sie in der Lage, die Veränderungen der gesellschaftlichen Positionen von Männern und Frauen zu reflektieren. Sie erkennen in diesem Zusammenhang die besondere Bedeutung der pädagogischen Institutionen als Instanzen der sogenannten „sekundären Sozialisation“, die darin besteht, herkömmliche Rollenbilder durch eine geschlechtssensible Pädagogik zu dekonstruieren und damit die Möglichkeiten der Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen erweitern zu können. Sie wissen, dass die Umsetzung von „GenderMainstreaming“ ein Bestandteil ihres pädagogischen Auftrages darstellt, Bildungsprozesse gleichberechtigt zu gestalten. Sie kennen den Inhalt und den politischen Status des Konzeptes „Gender-Mainstreaming“ und können einzelne Methoden der Umsetzung in pädagogischen Arbeitsfeldern benennen. Sie sind in der Lage, ihre eigene geschlechtliche Sozialisation kritisch zu hinterfragen und das als Teil einer fachlich notwendiger „Genderkompetenz“ zu verstehen. Sie können für Krippe und Elementarbereich Strategien der Entdramatisierung von sozial konstruierter Geschlechtlichkeit entwickeln. Verbindliche Literatur: „Auf der Suche nach Mustern“(2014): Interview mit Kajsa Wahlström, aus: „Meine Kita – das Didacta Magazin für den Elementarbereich 3/2014, S. 10-12, nach: www.nifbe.de Faulstich-Wieland, Hannelore (2013): Gendergerechte Pädagogik in der frühkindlichen Bildung. In: Lilian Fried und Susanna Roux (Hg.): Pädagogik der frühen Kindheit. Handbuch und Nachschlagewerk. 3. Überarbeitete Aufl. Berlin: Cornelsen Scriptor, S. 230–235 Hobmair, Hermann (2014): Sozialisation, S. 86-89, Bildungsverlag 1, Troisdorf Huber, Johannes (2010) Geschlechtsbezogene Aspekte der kindlichen Entwicklung, S. 5-23, Bozen Hubrig, Silke (2014): Genderkompetenz, S. 90-95, Bildungsverlag 1, Troisdorf - 17 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Kubandt, Melanie / Meyer, Sarah (2011): Gender im Feld der frühen Kindheit. Nifbe Themenheft Nr. 9, S. 3-14. Meuser, Michael (2012): Geschlechterverhältnisse im Umbruch. APuZ 2/212, S. 17-24. Bonn Metz-Göckel, Sigrid/ Sattari, Sanaz (2003): Gender Mainstreaming: Mädchen und Jungen in der Kinder- und Jugendhilfe in NRW. S. 7-22. - 18 - Fachschule für Sozialpädagogik Regelungen für die schulübergreifenden schriftlichen Prüfungsaufgaben im Sommer 2017 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Gesellschaft, Organisation und Recht Themenschwerpunkt II: Unterstützungsmöglichkeiten und Formen der öffentlichen Jugendhilfe - Hilfe zur Erziehung Basiskompetenzen: Der Begriff „Hilfen zur Erziehung“ beinhaltet verschiedene individuelle und / oder therapeutische Maßnahmen der Jugendhilfe im Einzelfall. Die Gewährung solcher Hilfen findet immer dann statt, wenn ein erzieherischer Bedarf festgestellt wird. Professionelles Wissen über die Unterstützungsformen der Jugendhilfe im Allgemeinen, einzelne Hilfsangebote und die Grundlagen für die Gewährung von Hilfen zur Erziehung, sowie Kenntnisse über die Kindeswohlgefährdung sind wichtige fachliche Voraussetzungen für die praktische Umsetzung der Hilfeplanung mit allen an der Erziehung Beteiligten. Für die Prüflinge bedeutet dies, dass sie in der Lage sind, die Eltern, Jugendlichen und Kinder über den allgemeinen rechtlichen Rahmen der Jugendhilfe (Unterstützung) und über die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von „Hilfen zur Erziehung“ zu informieren. Dazu kennen sie die einzelnen Hilfearten nach SGB VIII (§§ 27-35) um die für die gelingende Weiterentwicklung des Kindes oder Jugendlichen individuell geeignete Maßnahme empfehlen zu können. Die Prüflinge verfügen über ein umfassendes Wissen über den Auftrag von familienergänzenden und unterstützenden Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und anderer Fachdienste. Sie sind in der Lage, gemeinsam mit dem Team Erziehungs-, Bildungs- und Hilfeplanungen zu entwickeln, sind an der Umsetzung beteiligt und können den Erfolg der Maßnahmen überprüfen und diese, wenn notwendig, modifizieren. Die Prüflinge verfügen über theoretische und praktische Kenntnisse der Hilfeplangestaltung, die für die Zusammenarbeit mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Bezugspersonen im Umgang mit Kindeswohlgefährdung/ Kinderschutz hilfreich sind, und sind in der Lage, sie umzusetzen. Verbindliche Literatur: Doll, E., Rechtskunde für sozialpädagogische Berufe, Bildungsverlag 1, 2014, S. 26 - 33 und S. 139 - 157 Bohle, Themel, Jugendhilfe – Jugendrecht, Bildungsverlag 1, 8. Auflage 2015, S. 183 - 196 Gößling-Brunken, Rüther-Dahlmanns, Waldhausen, Methoden und Themen – Bausteine für die berufliche Praxis in Erziehung und Heilerziehung, Handwerk und Technik 2009, S. 221- 223 Grundlagen der Jugendhilfe in: Kindergarten heute - Basiswissen Kita: Von Elternrecht bis Aufsichtspflicht - Rechtliche Grundlagen für die pädagogische Arbeit, Grundlagen der Jugendhilfe 2007, 3. Auflage S. 4- 13 Weiterführende Literatur: Professionelles Handeln im sozialpädagogischen Berufsfeld, Erzieherinnen und Erzieher/ Cornelsen- Verlag 2014, S. 773- 782 Ellermann (Hrsg.), Recht und Organisation, Kompaktwissen für Erzieherinnen und Erzieher, Handwerk und Technik 2013, S. 15-35 - 19 -