Amcor kauft Schmalbach und verschmäht die Dosen
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Amcor kauft Schmalbach und verschmäht die Dosen
14 neue verpackung> 06.2002 branche> Getränke Deal stand schon vor der Interpack fest Amcor kauft Schmalbach und verschmäht die Dosen Der australische Verpackungskonzern Amcor Limited (siehe auch Seite 56) übernimmt voraussichtlich zum 1. Juli die Sparten PET und White Cap der Schmalbach Lubeca AG, Ratingen. Der Bereich Getränkedosen wird zunächst unter Schmalbach-Flagge weiter geführt. > Dass Allianz und Eon als Mehrheitsaktionäre aussteigen wollen, war seit längerem bekannt. Auf der Bilanzpressekonferenz von Deutschlands bis dato größtem Packmittelhersteller zum Interpack-Auftakt am 24. April interessierte dies allerdings wider Erwarten weder Wirtschafts- noch Fachjournalisten. Dabei war zu diesem Zeitpunkt der Deal bereits perfekt. In unseren „messenews“, die während der Interpack in Düsseldorf verteilt wurden, berichteten wir bereits davon, dass eine so genannte industrielle Lösung (Übernahme) bevorsteht. Weil kein Schreiber nach der Zukunft von Schmalbach-Lubeca fragte, spulte Vorstandschef Hanno C. Fiedler, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2005 läuft, sein Programm ab. Er sagte: „Schon zum sechsten Mal in Folge haben wir unseren Jahresüberschuss gesteigert.“ Zudem wurde der Cash Flow und die Eigenkapitalquote erhöht sowie das Wachstum und der Ausbau der Unternehmenspräsenz in strategischen Märkten vorangetrieben. Damit, so Fiedler, seien vorhandene Wertschöpfungspotentiale verstärkt ausgeschöpft und die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig gesteigert worden. In Zahlen bedeutet dies: Der Konzernumsatz stieg auf 2,928 (Vorjahr: 2,534) Mrd. Euro, wobei der Geschäftsbereich PET seinen Umsatzanteil auf 51 (48) Prozent ausbauen konnte. Wie der Schmalbach-Vorstandsvorsitzende betonte, haben alle Geschäftsbereiche, also auch White Cap und die Getränkedose, ihren Absatz steigern können. Europa trug 2001 mit 57 (60) Prozent zum Erlös bei. In Amerika erwirtschaftete der Konzern 41 (39) Prozent seines Umsatzes. Asien spielte weiterhin eine untergeordnete Rolle. Zurück zu Amcor, dem neuen Eigentümer der Schmalbach-Lubca PET- und White Cap-Bereiche: Der Konzern vom fünften Kontinent war bisher in Deutschland nur mit kleineren Fabriken präsent. In Viersen, Rinteln und Hochheim pressen jeweils rund 200 Mitarbeiter Aluminiumfolien für Zigarettenschachteln aus dem Hause Reemtsma. Die Übernahme macht Amcor nach Crown Cork & Seal zum zweitgrößten Verpackungskonzern der Welt – ein Quantensprung für das Unternehmen aus Melbourne. Mit dem Erwerb der Schmalbach-Unternehmensteile gewinnt Amcor 48 Werke und 6.700 Mitarbeiter weltweit hinzu – 770 davon in Deutschland. 1,7 Mrd. Euro ist den Australiern das Geschäft mit den PET-Flaschen und den Verschlüssen wert. Hanno C. Fiedler kann mit diesem Geld die Schulden von Schmalbach-Lubeca in Höhe von 1 Mrd. Euro begleichen. Aber auch seine Gesellschafter können sich freuen: 700 Mio. Euro gehen zu 51 Prozent an die Allianz Capital Partners und zu 49 Prozent an Eon. Der Packmittelkonzern wird zu 98 Prozent von einer Holding aus Allianz und Eon beherrscht. Der Verkauf der Dosensparte steht noch aus. Amcor wollte diesen Bereich wohl nicht, weil er nicht an die Wachstumszahlen von PET heranreicht – obgleich die Dose sicher zu den ertragreichen Produkten von Schmalbach-Lubeca zählt. So bleiben als Übernahmekandidaten für diese Aktivität Rexam, Crown Cork & Seal (CCS) sowie der USDosenhersteller Ball übrig. Kartellrechtlich ist Ball am aussichtsreichsten. Zumal weder Rexam noch CCS derzeit als schlagkräftig angesehen werden. >| mar