Der LCR: Ruger präsentiert den ersten Revolver mit Polymer

Transcrição

Der LCR: Ruger präsentiert den ersten Revolver mit Polymer
TEST
Wa(a)genrennen
Der LCR: Ruger präsentiert den ersten Revolver mit
Polymer-Griffstück — und läutet damit eine neue Runde
im Kampf um den leichtesten Taschenrevolver ein.
Beim VISIER-Test trat er gegen drei Mitbewerber an.
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Ruger LCR im Kaliber .38 Special
Rainer Emde und Sven Helmes
in Snubby ist ein Snubby ist ein Snubby. Frei
E
nach Gertrude Stein tat sich lange Zeit
nichts Revolutionäres auf dem Markt der Ta-
Fotos: Rainer Emde, VISIER-Archiv
schenrevolver: Die Grundtechnik ist solide und
die Konstruktion eigentlich seit 1926 unverändert. Damals startete das Ur-Modell aller modernen kurzläufigen Backup-, Off-Duty- und Snubnose-Revolver mit kleinem Stahlrahmen seine
Erfolgsgeschichte — der mit Zwei-Zoll-Lauf bestückte Colt Police Positive Special im Kaliber
.38 Special. Vom Start weg ein Verkaufsrenner,
wurde er ein Jahr später zur eigenständigen
Modelllinie Detective Special befördert.
Von halbherzigen Versuchen wie dem Terrier abgesehen, schaute Mitbewerber
Smith & Wesson volle 23 Jahre nur zu, ehe
er sich mit dem Chief‘s Special seinen
Teil vom Kuchen sicherte. Doch dann
ging Colt 1992 in die Insolvenz; die
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TEST
Schießstest Kompaktrevolver Kaliber .38 Special
Fabrikpatronen (grs/g)
Ruger LCR
SK (mm) /
v1 (m/s) / E1 (J)
Taurus 850 CIA
SK (mm) /
v1 (m/s) / E1 (J)
Taurus CIA Compensated SK (mm) /
v1 (m/s) / E1 (J)
Colt Detective
SK (mm) /
v1 (m/s) / E1 (J)
1) 125 / 8,10 Remington UMC FNEB
88 / 249 / 251
58 / 250 / 253
52 / 246 / 245
75 / 243 / 239
2) 129 / 8,36 Federal Premium LE +P Hydra-Shok JHP
90 / 263 / 289
69 / 257 / 276
108 / 261 / 285
122 / 267 / 298
3) 140 / 9,07 Hornady Custom JHP/XTP
32 / 212 / 204
52 / 204 / 189
108 / 204 / 189
59 / 214 / 208
4) 148 / 9,59 Remington Express Targetmaster WC
78 / 195 / 182
45 / 196 / 184
38 / 189 / 171
68 / 199 / 190
5) 158 / 10,24 Magtech SJHP
51 / 228 / 266
60 / 214 / 184
66 / 212 / 230
72 / 219 / 246
Rechnerische Mittelwerte (gerundet)
68 / 229 / 238
57 / 224 / 227
74 / 222 / 224
79 / 228 / 236
Anmerkungen/Abkürzungen: SK (mm) = Streukreisangabe in Millimeter. v1 (m/s) = durchschnittliche Geschossgeschwindigkeit einen Meter vor dem Lauf gemessen,
Angabe in Meter pro Sekunde. E1 (J) = durchschnittliche Mündungsenergie der Geschosse einen Meter vor der Mündung gemessen, Angabe in Joule. Schussdistanz:
15 Meter. Eine Fünf-Schuss-Gruppe (umschlossen gemessen). Alle Revolver über Spannabzug aufgelegt vom Schießgestell geschossen. Geschossangabe in Grains (grs)
und Gramm (g). WC = Wadcutter. JHP = Jacket Hollow Point, Vollmantel-Hohlspitzgeschoss. XTP = Extreme Terminal Performance, Hohlspitzgeschoss der US-Firma
Hornady. FN = Flat Nose = Flachkopf-Geschoss. EB = Enclosed Base = Bleikern von einem Kupfermantel umschlossen. SJHP = Jacketed Hollow Point = TeilmantelHohlspitzgeschoss.
neue Colt’s Manufacturing
Company baut nur noch SingleAction-Revolver nach Westernvorbild. S & W aber ist immer
noch am Markt vertreten.
sem Material konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Gasdruck und Hitzeentwicklung
führten beim eher spröden
Aluminium zur Erosion.
In der Blütezeit der modernen
Taschenrevolver im 20. Jahrhundert dachte noch niemand
an Kleinpistolen in ballistisch
leistungsstärkeren Kalibern
als .38 Special. Da brachten
Colt mit den Modellen Cobra
und Agent sowie Smith & Wesson mit dem Chief‘s Special
Airweight erste gewichtsreduzierte Taschenrevolver mit
Leichtmetall-Rahmen unter
die Leute. Trommeln aus die-
Zu den weiteren Errungenschaften jener Jahre gehörte
der Smith & Wesson Centennial,
eine 38er “Stubsnase” mit vollständig umkapseltem Schlagstück. Der große Vorteil dieses
Modell:
Preis:
Kaliber:
Kapazität:
Maße (L/B/H):
Lauflänge:
Gewicht:
Abzug:
Materialien:
Visierung:
Finish:
Ausstattung:
Ruger LCR
€ 615,.38 Special
5 Patronen
164 x 32,6 x 118 mm
1,9“ (48 mm)
388 g
DAO, 4420 g
Alu, Stahl, Kunststoff
Visierrinne, Rampenkorn
mattschwarz, Trommel grau
Hogue-Gummigriff, Sperrschloss,
Bügelschloss, Transporttasche
Die LCR-Trommel (links) ist stark
kanneliert. Der Detective Special
(rechts) besitzt einen Barami Hip
Grip. Sein Haken hält die Waffe im
Hosenbund (baramihipgrip.com).
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VISIER 8/2009
Ruger LCR im Kaliber .38 Special
und ähnlicher Modelle: Sie verhaken sich beim Ziehen nicht
in der Kleidung. Zur Not ließ
sich damit sogar durch die Jakke feuern.
Zu den besten Zeiten der kleinrahmigen Revolver mit zumeist fünf Trommelkammern
sowie dem Zwei-Zoll-Stummellauf gab es eine Reihe von Anbietern, deren Sortiment zumindest teilweise auch auf den
deutschen Markt kam. Dazu
gehörten neben Colt, Smith &
Wesson, Ruger und Taurus
heute etwas aus dem Fokus geratene Namen wie Dan Wesson/Wesson Firearms, Weihrauch, Charter Arms,Rossi und
Armi San Paolo/Sauer & Sohn.
Und Firmen wie Erma, Astra
oder Llama gibt es nicht mehr.
In Deutschland bilden die kleine praktischen Begleiter in .38
Special nur noch eine Randerscheinung. Kaum ein Waffenschein-Inhaber vertraut auf einen fünfschüssigen Revolver,
wenn er eine kompaktere,
schmalere Pistole mit höherer
Kapazität und stärkerer Munition haben kann. Und weil die
Laborierung zum Fangschuss
für Wildsauen zu schwach ist,
setzen lediglich Fallenjäger noch
auf die Snubbys. In den USA ist
das anders. Hier vertrauen immer noch viele Käufer auf die
Kraft und vor allem auf die un-
Modell:
Preis:
Kaliber:
Kapazität:
Maße (L/B/H):
Lauflänge:
Gewicht:
Abzug:
Materialien:
Visierung:
Finish:
Ausstattung:
komplizierte
Handhabung
eines Taschenrevolvers zum
Selbstschutz. Der
lässt auch in StressLagen so gut wie
keine Fehlbedienung
zu. Speziell bei Frauen sind die lieben Kleinen als Eskortservice
sehr beliebt.
So wundert es nicht, dass
Rugers aktuelle Stubsnase,
der LCR (für “Lightweight
Compact Revolver” = (leichtgewichtiger Kompaktrevolver),
Reichlich unpraktisch: Unter dem Griff
des Ruger liegt ein Schloss. Dessen
Schlüssel dient auch als Schraubendreher für die Griffschalen-Befestigung.
auf der SHOT Show ständig
umlagert war. 388 Gramm
bringt das Ding auf die Waage
und belastet damit das Gewicht einer durchschnittlichen
Damenhandtasche nur noch
ganz geringfügig. Die Weltneuheit dieses Fliegengewichtes
ist sein aus zwei Materialien bestehender Rahmen: ein Unterteil samt großem Abzugsbügel
und geschlossener Rückenpartie aus Kunststoff (Polymer)
sowie ein Oberteil aus Leichtmetall. Letzteres bildet in herkömmlicher Bauweise den Träger von Funktionskomponen-
ten wie Trommelentriegelung
und Schlagbolzen. Das 48 Millimeter lange Rohr reduziert
sich auf eine stählerne, im Aluminium-Laufmantel eingezogene Laufseele. Die Gewichtsanteile des Ruger LCR verteilen sich auf 87 Gramm für
den Aluminium-Rahmen, 130
Gramm für die Stahltrommel
sowie 171 Gramm für das Polymer-Element, an dem die komplette Abzugs- und Schlossmechanik samt dem Hogue-Griff
hängt. Wobei der allein schon
seine 55 Gramm auf die Waage
bringt. Die Trommel besteht
aus rostträgem Stahl mit einer
Hartstoffbeschichtung. Um Gewicht einzusparen, erstrecken
sich Kannelierungen über etwa zwei Drittel der Trommellänge. Das wirkt auf den ersten Blick reichlich zerbrechlich, doch die Schieblehre zeigt bei der Wandstärke
ein Minimum von 1,60 und
1,70 Millimetern.
Ein “wirklicher” Taschenrevolver wie der LCR verfügt
selbstverständlich über einen
verdeckten Schlaghahn beziehungsweise ein Schlagstück.
Taurus 850 CIA Titanium
€ 899,.38 Special
5 Patronen
166 x 34,1 x 109 mm
2“ (51 mm)
458 g
DAO, 4930 g
titanlegiert, Stahl
Visierrinne, Rampenkorn
mattgrau
Gummigriff, Sperrschloss,
6 Comp-Bohrungen im
Laufprofil
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TEST
aber nur, wer Englisch versteht. Denn eine deutschsprachige
Bedienungsanleitung
fehlt dem Ruger-Revolver.
Wer den Hogue-Tamer-Gummigriff mit seiner zusätzlichen
Dämpfungseinlage im Griffrücken abzieht, stößt auf ein
im Griffstummel integriertes
Sperrschloss. Bei “verriegelt”
wird der Hahnstange der Weg
nach unten versperrt — der Abzug lässt sich nun nicht mehr
vollständig durchziehen. AllerModell:
Preis:
Kaliber:
Kapazität:
Maße (L/B/H):
Lauflänge:
Gewicht:
Abzug:
Materialien:
Visierung:
Finish:
Ausstattung:
Der Fünfschüsser löst also nur
über Spannabzug (Double Action Only) aus. Und weil solche
Verteidigungswaffen auch nur
zum Schuss auf kurze Distanzen dienen, zielt der Schütze
über eine einfache Visierrinne
mit davor gesetztem, flachem
Rampenkorn.
seite her nach innen drücken.
Das größere Kopfstück auf der
Gegenseite tritt dabei heraus.
Durch die jetzt freiliegende
Öffnung rechts wird das Waffenöl eingeträufelt. Das weiß
Colt Detective Special
nicht mehr in Produktion;
etwa € 200,- bis 300,.38 Special
6 Patronen
174 x 35,6 x 113 mm
2“ (51 mm)
640 g
DA/SA; SA 1850 g/DA 4810 g
Stahl
Visierrinne, Rampenkorn
hochglanzbrüniert
Barami Hip Grip
dings taugt das wohl eher als
Transportsicherung,
unter
Stress artet das doch in eine
zeitaufwändige Fummelei aus.
Dafür besitzt der Schlüssel eine zusätzliche Ausformung als
Schraubendreher. Damit lässt
sich die Halteschraube für den
Gummigriff lösen oder zuziehen. Praxistauglicher erscheint
dann schon eher das ebenfalls
im Lieferumfang erhältliche Bügelschloss, das durch eine Patronenkammmer gezogen wird.
Nun zum eigentlichen Problem: Was spräche dagegen,
den LCR zum Vergleichstest gegen weitere Modelle mit verdecktem Hahn antreten zu lassen? Nun, die bei Redaktionsschluss noch ungeklärte Situation bezüglich des künftigen
Deutschland-Importeurs von
Smith & Wesson etwa. Die torpedierte die Teilnahme entsprechender Modelle des Traditionshauses aus Massachusetts. Bleiben die Modelle von
Taurus, für die Importeur Helmut Hofmann zwei seiner CIAModelle ins Rennen schickte:
Deren
Modellbezeichnung
steht für den amerikanischen
Geheimdienst “Central Intelligence Agency”. Der erste
kommt in herkömmlicher
Stahlbauweise. Der zweite besteht aus einer Titanlegierung,
und verfügt über insgesamt
sechs in Doppelreihe liegende
Kompensator-Bohrungen. Verstärkt wird das Trio durch einen klassischen Colt Detectice
Special, fairerweise nur über
Spannabzug geschossen.
Das Kunststoff-Unterteil bietet
zwei kleine Besonderheiten.
Erstens: Einige Schlossteile
nebst Schlagstück tragen einen Teflon-Überzug (oder wissenschaftlich: Polytetrafluorethylen, kurz: PTFE). Die
Beschichtung verringert die
Reibung des Schlossganges.
riginelle Lösung: Für die
nötige Schmierung lässt
O
sich die Achse des Schlagstücks von der rechten WaffenDas Zerlegen des neuen Ruger
ist eine ziemliche Fummelei, in
der Praxis aber eigentlich nicht
nötig. Zumal der Snubby einen
ausgezeichneten Schlossgang
besitzt, der Tuningarbeiten
überflüssig macht.
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VISIER 8/2009
Ruger LCR im Kaliber .38 Special
In der Praxis punktete der Ruger-Griff (rechts). Oben der des
Taurus CIA, unten der des Colt. Dieser Detective Special erhielt
zudem einen Pachmayr-Adapter, der den Hochschlag reduziert.
Ein Problem vieler Taschenrevolver ist ihre rudimentäre
Visierung. Bei guten Lichtverhältnissen stören die winzigen, flach gehaltenen Kimmenausschnitte der Visierrinnen beim gezielten Schuss
(etwas) weniger (LCR 3,80 x
1,50/CIA 3,20 x 1,35/Detective
Modell:
Preis:
Kaliber:
Kapazität:
Maße (L/B/H):
Lauflänge:
Gewicht:
Abzug:
Materialien:
Visierung:
Finish:
Ausstattung:
3,40 x 1,36 Millimeter). Geht
es aber um eine zügige Zielerfassung, sind Zeitverzögerungen unausweichlich, da das
Auge eine längere “Orientierungsphase” braucht. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen
oder dunklem Zielhintergrund
gerät alles zum Glücksspiel.
Taurus 850 CIA
€ 363,.38 Special
5 Patronen
166 x 34,1 x 109 mm
2“ (51 mm)
662 g
DAO, 6500 g
Stahl
Visierrinne, Rampenkorn
schwarz poliert
Gummigriff, Sperrschloss
Hinzu kommt Folgendes: Im
Alter lässt die Sehkraft nach,
was das Erkennen solcher
Visiermarken Schwarz in
Schwarz zusätzlich erschwert.
Doch für den sogenannten
Deutschuss aus der Kurzdi-
stanz in einer Notwehrsituation oder den Schrotschuss in eine Kastenfalle ist jegliche Visierung unerheblich.
Wichtiger hingegen ist der gute Schlossgang des Nur-Spannabzuges. Und hier zeigte der
Ruger den Mitbewerbern, was
technisch möglich ist. Das lag
natürlich auch an den moderaten 4420 Gramm Abzugsgewicht seines DAO, der “gefühlt” mit weniger rüberkam.
Ruger verweist in dem Zusammenhang auf seinen patentgeschützten “Friction Reducing
Cam”, einen überarbeiteten
Klinkenübergriff.
Nur über den Fachhandel erhältlich!
Zudem vermittelten beide Taurus CIA den Eindruck, dass
ihre Züngel gleich an der jeweiligen Rückseite des Abzugsbügels anstoßen, ehe der Schuss
bricht. Das trifft natürlich
nicht zu, irritierte aber anfangs
• 5 Sicherungen
• Ideale Trainingswaffe
Zubehör:
Zusatzmagazin 20 Schuss
Magazinklammer für 2. Magazin
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Technische Änderungen vorbehalten!
Kaliber:
Lauflänge:
Gesamtlänge:
Gewicht:
Magazin:
22 lfB. HV
230 mm
714 mm
2.790 g
2- oder 10 Schuss
22 lfB. HV
414 mm
855 mm
3.000 g
2- oder 10 Schuss
Adolf-Dembach-Straße 4 • D-47829 Krefeld • Tel. +49 (0) 21 51 - 4 57 77-0 • Fax +49 (0) 21 51 - 4 57 77-45 • www.waffenschumacher.com
TEST
etwas. Bemerkenswert ist, dass
zwischen den CIAs glatte 1570
Gramm Unterschied beim Züngelziehen lagen. Bleibt zu hoffen, dass alle LCR diese
Schlossgang-Qualität haben.
Der präzise Schlossgang des
Ruger schlug sich zusammen
mit der Hornady Custom 140
Grains JHP/XTP im kleinsten
Streukreismittel von 32 Millimetern nieder. Darüber hinaus
schwankte das Tempo der Hornady aus allen Prüflingen am
wenigsten. Trotzdem reichte es
für den LCR in der Endabrechnung mit einem Mittelwert von
68 Millimetern nur für den
zweiten Platz in der Präzisions-Rangfolge. Platz eins belegte ausgerechnet der StahlCIA mit seinem viel zu hohen
Auslösewert von üppigen
6500 Gramm. Sein Präzisionsergebnis: 57 Millimeter. Auf
der 15-Meter-Distanz schoss
einzig “Großväterchen” Colt
Detective Special nahezu
Fleck. Ruger lag im Durchschnitt 100 Millimeter zu tief
plus zusätzlicher 60 Millimeter
seitlicher Trefferabweichung.
Der Taurus CIA mit Kompensator-Bohrungen brachte es auf
50, sein Bruder auf 100 Millimeter Tiefschuss. Trotz Kompensator lagen alle Revolver
bei den Geschossgeschwindigkeiten eng beieinander. In
Energieangaben ausgedrückt,
erreichte der LCR mit 238
Joule an der Laufmündung
das höchste Mittel. Die anderen drei schwankten zwischen 224 und 236 Joule.
Reichlich überflüssig ist der
Sechs-Loch-Kompensator des
CIA: Bei einem 357er vielleicht
noch sinnvoll, bei einem .38
Special nicht. Denn beidhändig geschossen, ließen sich alle
Revolver bei Mündungsauslenkung und Waffenrückstoß gut
kontrollieren. So kommt selbst
ein untrainierter Schütze damit gut zurecht. Einhändig geschossen, spielen die schwereren Varianten Colt Detective
und Taurus CIA Stahl ihr Gewichtsplus von durchschnittlich 228 Gramm deutlich aus.
Ihre Mündungen “schlagen”
weniger weit aus der Ziellinie
als das bei CIA und LCR der
Fall ist. “Blendwerk” ließ sich
trotzdem nicht vermeiden. Es
blitzte teilweise gewaltig, aber
nicht nur vor der Mündung.
Und beim Ruger lieferte ein
Trommelspaltmaß von satten
0,25 Millimetern ebenfalls seinen Beitrag zur kurzfristigen
“Raumausleuchtung”.
Die Griffe der Taurus-Modelle
sind gut, der des Ruger ist besser. Er vermittelt jeder kleinen
oder mittelgroßen Hand ein
sicheres Griffgefühl. Richtige
Pranken bekommen in dieser
Griffklasse sowieso Probleme.
Das LCR-Schloss rastet gut hörbar mit Doppel-Klick: Klick 1,
wenn die Sperrklinke aus dem
Rahmen heraus gegen die
Trommel stößt. Klick 2, wenn
sie unmittelbar vor der Schussauslösung in die Trommelnut
einrastet. Das ermöglicht im
beidhändigen Anschlag eng zusammenliegende Treffergruppen. Mit etwas Training lässt
sich die Schussgeschwindigkeit ohne gravierende Einbußen bei der Treffgenauigkeit
durchaus steigern. Und wie
steht es beim Ruger mit dem
zum Reinigen nötigen Zerlegen? Für die Standardwartung
müssen Kunststoff und Aluminium des Rahmens nicht auseinander. Aber bei Bedarf geht
das problemlos über die beiden Torxschrauben. Doch dann
lauert eine Falle, denn die Demontage ist kniffliger als bei
anderen Ruger-Modellen, welche eine nach unten herausnehmbare Abzugsgruppe aufweisen. Im Test jedenfalls ging
irgendwann das winzige Federchen zur Steuerung der Zylinder-Sperrklinke verloren.
Und noch ein Stolperstein: Die
beiden Torxschrauben brauchen laut Anleitung ein bestimmtes Drehmoment, um
sicher zu halten. Auch deshalb
heißt es für den Laien ohne
entsprechendes
Werkzeug
und Erfahrung: Hände weg!
azit: Der Rahmen-MaterialF
mix von Ruger ist innovativ,
doch keinesfalls so revolutionär, wie von der Werbung versprochen. Der leichteste Taschenrevolver ist der LCR trotz
Kunststoffeinsatz auch nicht.
Mittels des zum Zubehör gehörenden
Schlosses lässt sich der LCR gegen
Unbefugt sichern: einfach den starken
Bügel in eine Kammer und zudrücken.
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VISIER 8/2009
Ruger LCR im Kaliber .38 Special
Alles andere als Taschenflaks:
Keine der getesteten fünf
Ladungen überzeugte bei der
Geschossenergie. Das lag
an den kurzen Läufen.
Unter anderem gewinnt der
ebenfalls fünfschüssige Smith
& Wesson DA-Revolver Military
& Police im Kaliber .357 Magnum (!) beim Waagenrennen
mit einem Vorsprung von 18
Gramm. Sein allerdings wesentlich teurerer Materialmix
besteht aus einer Aluminium/Scandium-Legierung für
den Rahmen sowie einer
Stainless-Steel-Trommel. Die
615 Euro für den LCR sind
nicht ohne.
Den preisgünstigsten CIA in
der Stahlausführung gibt es bereits für 363 Euro, also erkleckliche 252 Euro weniger. Da
sind ein Holster und eine
Schlossteile-Überarbeitung allemal noch drin. Außerdem ist
das Kaliber .38 Special für
eine Defensivwaffe nicht
mehr die erste Wahl. Zum Teil
noch kleinere Pistolen in
9 mm Luger bringen mehr Geschosspower bei höherem
Fassungsvermögen und besserer Visierung; jedoch zu
Lasten einer komplizierteren
Handhabung. Wirklich interessant wäre ein LCR im
neuen Ruger-Federal-Kaliber
.327 Magnum.
Æ
Der Ruger stammt von AKAH,
51617 Gummersbach, (02261)
705-0, www.akah.de; die Taurus-Revolver von der Helmut
Hofmann GmbH, 97638 Mellrichstadt, (09776) 6060, www.
helmuthofmann.de. Beide
liefern nicht an Endverbraucher.
Danke.
HIGH PRECISION
Hochwertigste Materialien,
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Einsatzgebiet des Ruger ist sicher der schnelle Deutschuss.
Die schwarze Visierung spielt da wohl kaum eine Rolle.
VISIER 8/2009
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