E.ON Bayern – 100 Jahre Standort Pfaffenhofen
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E.ON Bayern – 100 Jahre Standort Pfaffenhofen
INHALT / EDITORIAL 2/3 Wertvolles Dokument und zugleich ein Stück Zeitgeschichte: eine 100 Jahre alte Aktie der Amperwerke-Elektrizitäts AG. 4 | Erreichtes und Herausforderungen an einem Standort mit Zukunft für ein bedeutendes Unternehmen und einen wichtigen Arbeitgeber Grußworte zum Jubiläum von Staatsministerin, Vorstandsvorsitzendem, Landrat und Bürgermeister 5 | HISTORIE: Das Herz der Stromversorgung Pfaffenhofen – Ein Standort entwickelt sich 6 | Zum Teil Hauptaktionäre aus Berlin Den Anschluss an das elektrische Straßenleitungsnetz musste man mit einer Anmeldung beantragen 6 | Pionier der Amperwerke Dr. Josef Bergmeister war maßgeblich an der Gründung der Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft beteiligt 7 | Ein wichtiger Stützpunkt in Sachen Strom Werkstätten mit wachsender Bedeutung 8 | Ausbau von 60 000 auf 400 000 Volt Zentrale Wartung und Reparatur 9 | Traditioneller Ausbildungsstandort Aktivitäten der Hauptwerkstätten auf einem Areal von 25 000 Quadratmetern 10 | „Hopfazupfa“ jagen Strombedarf in die Höhe Eine Verzehnfachung der Spitzenlast 11 | Die Elektrifizierung Bayerns Im Strom-Museum wird die Geschichte der elektrischen Energie zum Erlebnis 12 | Ein Blick ins Archiv Alte Bilder erzählen aus der Gründungszeit des Unternehmens IMPRESSUM Redaktion: Ingrid Fuchs, Peter Wendler (verantwortlich) Fotos: Gabi Hartmann, Peter Wendler, Peter Winkler, E.ON Bayern-Archiv Layout und Druck: DONAUKURIER Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Stauffenbergstr. 2a . 85051 Ingolstadt E . O N A J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE Tradition und Innovation uf ein hundertjähriges Standortjubiläum kann jede Firma stolz sein. In einer Zeit, in der die Verlegung oder die Auflösung von Niederlassungen aus kurzfristigem Kalkül schon fast die Regel darstellt, muss man ein solches Ereignis eher als Ausnahme betrachten. Nicht, dass hier die Zeit stehen geblieben wäre – im Gegenteil: Viele Kernkompetenzen sind seit jeher auf dem heute 50 000 Quadratmeter umfassenden Areal gebündelt. Daher konnten die Fachleute der bewährten Betriebsgliederungen auf die sich ständig wandelnden Herausforderungen an die Stromversorgung flexibel reagieren oder im Vorfeld sich abzeichnender Entwicklungen die richtigen Strategien und Lösungen finden. Über die Jahrzehnte hat man in den Standort investiert, diesen kontinuierlich ausgebaut und innovative Techniken umgesetzt oder selbst entwickelt. Bis lange nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Niederlassung der größte Arbeitgeber Pfaffenhofens. Viele Einwohner aus der Stadt und der Region finden und fanden an diesem Traditionsstandort einen ebenso sicheren wie zukunftsfähigen Ausbildungs- und Arbeitsplatz. Nicht wenige Familien gehören und gehörten über Generationen zum Mitarbeiterstamm. Auch nach einem Jahrhundert gilt Pfaffenhofen nach wie vor als einer der bedeutendsten Stützpunkte der E.ON Bayern AG und wird es auch bleiben. Im historischen Teil dieser Beilage blicken wir auf die abwechslungsreiche Vergangenheit des Standorts zurück. In dieser Ausführlichkeit ist dessen Geschichte noch nie dokumentiert worden. Ein Sichten unserer Archive hat viele zeitgenössische Fotos wieder ans Tageslicht gebracht, die wir Ihnen bei diesem Anlass nicht vorenthalten wollen. Im aktuellen Teil informieren wir über die einzelnen, hier angesiedelten Betriebsgliederungen mit ihrem breiten Aufgabenspektrum. In den Lehrwerkstätten erlernen über 150 Azubis einen gewerblichen Beruf. Das Kundencenter ist verantwortlich für die Sicherung und den Ausbau der Stromversorgung in sechs Landkreisen. Zu den Aufgaben der Werkstätten zählt unter anderem die Wartung der Transformatorenstationen. Die Messtechnik sorgt dafür, dass die Stromzähler die verbrauchten Kilowattstunden korrekt er- 14 | Betrieb und Instandhaltung Kundencenter betreut 321 000 Einwohner in 76 Städten und Gemeinden 15 | Spannende Berufsaussichten Derzeit 150 Auszubildende in den Pfaffenhofener Lehrwerkstätten 16 | Lehrwerkstätten öffnen ihre Pforten Ausführliche Informationen zum Berufsleben am „Tag der Ausbildung“ 16 | Richtig bewerben Interview mit Tobias Brockel, Leiter der Ausbildung Pfaffenhofen 17 | Mädchen mit Energie Technische Berufe können richtig Spaß machen 18 | Instandsetzung und Wartung Werkstätten mit Schlüsselrolle für Oberbayern 19 | Kompetenter Service für ganz Bayern Leistungsschalter für alle Spannungsebenen 20 | Auf die Kilowattsekunde genau Traditioneller Standort für die Messtechnik 21 | Diese Straße findet kein Navi Übungsanlage für Schaltmonteure 22 | Kabel, Muffen, Freileitungen & Co. Prüfung in Theorie und Praxis mitteln. Und das seit fünf Jahren hier stationierte Arbeiten-unter-Spannung-Team sorgt mit seiner Spezialausrüstung dafür, dass bei vielen Arbeiten an 20 000-VoltFreileitungen die Stromversorgung der Kunden nicht unterbrochen werden muss. Außerdem sind auf dem weitläufigen Gelände noch die Schaltstraße, eine in Deutschland einmalige Schulungseinrichtung für Monteure, und die Servicegruppe Primärgeräte der E.ON Netz GmbH untergebracht. Das Schwesterunternehmen der E.ON Bayern AG betreut Leistungsschalter bis hin zur Höchstspannung von 380 000 Volt. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen – und da wäre ja noch das Jubiläums-Gewinnspiel, bei dem schöne Preise winken. Nur wer mitmacht, kann gewinnen. GROSSES PREISAUSSCHREIBEN mit wertvollen Gewinnen auf der letzten Seite Einsendeschluss am 14. JULI 2008 GRUSSWORTE 4 E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE Erreichtes sichern – Herausforderungen bewältigen Grußwort von Staatsministerin Emilia Müller D as Kundencenter der E.ON Bayern AG in Pfaffenhofen a. d. Ilm ist nicht irgendeine Niederlassung dieses Unternehmens. Denn dieser Standort war vor 100 Jahren mit ein Ausgangspunkt für die flächendeckende Elektrifizierung Oberbayerns. Zur Stromversorgung des Gebietes östlich und nördlich von München bis Ingolstadt erfolgte dort 1908 die Gründung der Amperwerke Elektrizitäts-AG. 1955 fusionier- ten die Amperwerke und die Isarwerke zur Isar-Amperwerke AG mit einem nahezu ganz Oberbayern umfassenden Versorgungsgebiet. 2001 fusionierte die Isar-Amperwerke AG mit vier wei- teren regionalen Stromversorgern zur E.ON Bayern AG mit Sitz in Regensburg. Vor dem Hintergrund dieser langen und insgesamt erfolgreichen Geschichte richte ich meine Glückwünsche an die E.ON Bayern AG, insbesondere aber an die Mitarbeiter des Standorts Pfaffenhofen. Tragen Sie auch in Zukunft mit dazu bei, die Bürger mit sicherer und bezahlbarer Energie zu versorgen. Elektrizität hat wie kaum eine andere Energieform die Welt revolutioniert und die hohe Leistungskraft heutiger moderner Volkswirtschaften ermöglicht. Sie ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Unser gemeinsames Ziel ist daher, das Erreichte zu sichern und die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. Emilia Müller Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie Starker Standort mit Energie und Zukunft D Grußwort von Vorstandsvorsitzendem Peter Deml er Standort Pfaffenhofen der E.ON Bayern AG feiert am 2. Juli 2008 sein 100jähriges Bestehen. Das weitläufige Gelände an der Dr.-BergmeisterStraße steht von Beginn an „unter Strom“ und ist untrennbar verbunden mit der Elektrifizierung der Stadt, des Landkreises und der Region. Hier ist seit jeher viel elektrizitätswirtschaftliches und -techni- sches Know-how angesiedelt. Bei grundlegenden Weichenstellungen, technischen Weiterentwicklungen und Ausbaumaßnahmen spielten der Standort und seine Mitarbeiter immer wieder eine führende Rolle. Diese Sonderbeilage beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte des Standorts. Der anlässlich des Jubiläums verfasste historische Rückblick schildert die Entwicklung von den Bedeutendes Unternehmen D Grußwort von Landrat Josef Schäch ie E.ON Bayern AG feiert heuer ihr 100-jähriges Standortjubiläum in Pfaffenhofen. Dazu überbringe ich der Geschäftsleitung sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Namen des Landkreises Pfaffenhofen und auch persönlich die herzlichsten Glückwünsche. Der Stützpunkt der E.ON Bayern AG in Pfaffenhofen ist ein bedeutendes Unternehmen im Landkreis. Mit insgesamt rund 330 Mitarbeitern, davon etwa 150 Lehrlinge, ist E.ON hier einer der größten Arbeitgeber. Die Zukunftsaussichten im Landkreis Pfaffenhofen sind, gemessen an den aktuellen Wirtschaftsdaten, in nahezu jeder Hinsicht günstig. Pfaffenhofen hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem modernen und leistungsfähigen Wirtschaftsraum entwickelt. Er ist zudem ein junger, dynamischer und allen Innovationen offener Landkreis mit moderner Technologie sowie hervorragenden Verkehrsanbindungen und den damit gegebenen logistischen Möglichkeiten. Die E.ON Bayern AG hat zu dieser Entwicklung einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Sie hilft mit, Arbeitsplätze zu sichern, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen und die gute Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Dafür möchte ich Ihnen meinen herzlichen Dank aussprechen. Der E.ON Bayern AG mit all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier in Pfaffenhofen wünsche ich weiterhin viel Freude und Erfolg bei ihrer Arbeit sowie alles Gute für die Zukunft. Josef Schäch Landrat des Landkreises Pfaffenhofen Anfängen bis zur Gegenwart. Neben dieser Zeitreise ermöglicht die Publikation einen Blick hinter die Kulissen der modernen Stromversorgung und auf alle hier ansässigen technischen Betriebseinheiten bis hin zu den Ausbildungseinrichtungen. Nach einem Jahrhundert ist Pfaffenhofen unverändert ein herausragender Standort der E.ON Bayern AG. Fest in der Stadt und in der Region verwurzelt, spielt er mit seinem breiten Aufgabenspektrum auch in Zukunft eine besondere Rolle. Auf die nächsten 100 Jahre! Dr. Peter Deml Vorsitzender des Vorstands der E.ON Bayern AG Wichtiger Arbeitgeber Grußwort von 1. Bürgermeister Thomas Herker W enn die E.ON Bayern AG ihr 100-jähriges Standortjubiläum feiert, ist das auch für die Stadt Pfaffenhofen ein guter Grund zur Freude. Mit der Gründung der Amperwerke begann im Jahr 1908 für Pfaffenhofen eine neue Ära, die der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern seitdem viele sichere Arbeitsplätze und einen wichtigen Wirtschaftsfaktor brachte. Auch im Jahr 2008 sprechen die alteingesessenen Pfaffenhofener immer noch traditionell-liebevoll von den „Amperwerken“, wenn sie die E.ON Bayern AG meinen. Aber ob Amperwerke, Isar-Amperwerke oder E.ON – die Stadt Pfaffenhofen ist froh und dankbar, dass der Stromerzeuger auch heute noch als wichtiger Arbeitgeber mit 330 Mitarbeitern in der Kreisstadt firmiert. Mit 150 Lehrlingen ist Pfaffenhofen zudem für E.ON der größte und wichtigste Ausbildungsstandort in ganz Bayern. Als Bürgermeister freue ich mich sehr über die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Pfaffenhofen und der E.ON Bayern AG als einem ihrer wichtigsten Arbeitgeber seit 100 Jahren. Ich gratuliere ganz herzlich zum 100. Geburtstag, den E.ON in jugendlicher Frische feiern kann. Gleichzeitig darf ich herzlichen Dank sagen für das bisherige gute Miteinander und meine Hoffnung aussprechen auf eine fruchtbare Zusammenarbeit auch in den nächsten 100 Jahren! Herzliche Glückwünsche zum Standortjubiläum! Thomas Herker Erster Bürgermeister der Stadt Pfaffenhofen 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T HISTORIE D E N P F A F F E N H O F E N 5 Das Herz der Stromversorgung M it der Nacht hält in der Regel auch die Finsternis Einzug in den kleinen Ortschaften im Bayern vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Elektrizität gibt es fast ausschließlich in den großen Städten und auch da nicht immer flächendeckend. Auf dem Land muss man sich mit Petroleum- oder Öllampen zufrieden geben. In einer kleinen Stadt in Oberbayern ist man bereits etwas weiter: Schon 1882 – das Jahr, in dem Oskar von Miller und dem Franzosen Marcel Depréz die erste Stromfernübertragung von Miesbach nach München gelingt – gibt es in der aufstrebenden Stadt die ersten Gespräche über den Aufbau einer Stromversorgung. Über die Argumente von Bedenkenträgern, die schon damals in großer Zahl anzutreffen sind, kann man heute nur noch schmunzeln: Strom sei Teufelswerk, das den Menschen Pfaffenhofen – Ein Standort entwickelt sich verderben werde. Außerdem befürchtet man durch die Straßenbeleuchtung ein Ansteigen der Kriminalität. ABENTEUERLICHER TRANSPORT DER DAMPFKESSEL Aber der Siegeszug des „Eledrischen“ ist nicht aufzuhalten. Am 5. Mai 1898 erteilt die Stadt die Konzession zur Errichtung eines Elektrizitätswerks der Süddeutschen Wasserwerke AG in Nürnberg. Diese beginnt noch im selben Jahr mit dem Bau der „Elektrischen Zentrale“ auf dem Semmelmülleranger. Überliefert ist der geradezu abenteuerliche Transport der Dampfkessel vom Bahnhof zum Kraftwerksgelände. Für die Strecke von zirka einem Kilometer mit- tels Pferdegespann benötigt man etwa dreieinhalb Stunden. Die Tragkraft der auf dem Weg liegenden Brücken musste zuvor durch Unterbauten immens erhöht werden, um den Schwertransport zu meistern. Und so sorgt Pfaffenhofen schon im Jahr 1899 mit seinen beleuchteten Straßen für Ärger bei manchen Münchner Vorstadtbewohnern. Was die Stadtmenschen zum Neid verleitet hat, beschreibt der Pfaffenhofener Kurier in einem Bericht vom 4. September 1899: „IN DER THAT ÄGYPTISCHE FINSTERNIS“ „Die elektrische Beleuchtung der hiesigen Stadt ist seit Freitag probeweise in Betrieb gesetzt worden. Schon jetzt läßt sich ersehen, daß zwischen der jetzi- gen und der Petroleumbeleuchtung ein himmelweiter Unterschied besteht, und es wird nun nach der vollendeten Thatsache keinen Menschen mehr geben, der sich nach den Öllämpchen unserer früheren Staßenbeleuchtung zurücksehnt. Bei der Austheilung der Lampen muß aber noch verschiedenes geschehen, indem es viele ,dunkle Punkte‘ in der Stadt gibt, die eine Beleuchtung dringend nothwendig haben. So beschweren sich z.B. die Bewohner der Münchener Vorstadt ganz energisch, daß dort in der ganzen Straße nicht eine einzige Lampe angebracht ist und meinen mit Recht, wenn sie zu jeder anderen Leistung herangezogen werden, so hätten sie auch begründeten Anspruch auf Beleuchtung. Es herrscht in der That ägyptische Finsternis und hoffentlich dauert es nicht lange, bis es auch dort Licht wird.“ Fortsetzung Seite 6 Von den Amperwerken zu E.ON Bayern Die Amperwerke AG fusioniert im Jahr 1955 mit der Isarwerke AG zur Isar-Amperwerke AG, aufnehmende Gesellschaft nach Aktienrecht ist die Amperwerke AG. Das Bayernwerk übernimmt 1994 als VIAG-Tochter die Mehrheit an dem damals größten privaten Energieversorgungsunternehmen Deutschlands. Im Juni 1999 stimmen die Aktionäre der Isar-Amperwerke dem Abschluss eines Gewinnabführungs- und Beherrschungs- vertrages mit dem Bayernwerk zu. Zum 1. Juli 2000 fusionieren die Holdinggesellschaften VEBA und VIAG zu E.ON. Mit der Fusion der Energietöchter PreussenElektra und Bayernwerk zur E.ON Energie AG entsteht das größte private Stromunternehmen Europas. Das Traditionsunternehmen Isar-Amperwerke wird im Laufe des Jahres 2001 mit den anderen bayerischen E.ON-Töchtern Energieversorgung Oberfranken (EVO), OBAG und Überlandwerk Unterfranken (ÜWU) sowie der Großkraftwerk Franken AG (GFA) zur neuen Gesellschaft E.ON Bayern zusammengeführt, dem größten Regionalversorgungsunternehmen Deutschlands mit 3600 Mitarbeitern, rund zwei Millionen Kunden und einem jährlichen Stromabsatz von rund 28 Milliarden Kilowattstunden. Aufnehmende Gesellschaft nach Aktienrecht sind die Isar-Amperwerke. Der Stammbaum zeigt die Entwicklung des Unternehmens von seinen Anfängen im Jahr 1908 bis zur Fusion zur E.ON Bayern AG im Jahr 2001. 6 HISTORIE E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N Fortsetzung von Seite 5 100 JAHRE Den Anschluss an das elektrische Straßenleitungsnetz musste man mit einer Anmeldung beantragen. Zu den ersten „Elektrifizierten“ zählten das Rathaus mit der Schaltzentrale für die Straßenbeleuchtung, das Krankenhaus, die Schule, ein Getreidegeschäft und eine Speditionsfirma. (Siehe Formular links) Zur Absicherung der Stromerzeugung beschafften die Amperwerke im Geschäftsjahr 1909/10 ein Heißdampf-Lokomobil der Firma Lanz. Es konnte flexibel während Wartungsarbeiten im Dampfkraftwerk oder den Wasserkraftwerken als Antriebsaggregat für die Generatoren eingesetzt werden. Ein solches Ungetüm sorgte bei der Anlieferung für reges Interesse bei der Bevölkerung. (Mitte) ZUM TEIL HAUPTAKTIONÄRE AUS BERLIN Ein fortschrittlicher Ort ist das kleine Pfaffenhofen also schon damals. Allerdings macht man es jenen wagemutigen Männern, die schon in diesen frühen Jahren – noch vor 1908 – mit dem Gedanken spielen, in einem überwiegend bäuerlichen Gebiet eine Stromversorgung aufzuziehen, nicht gerade einfach. Spöttisch fragt man sie, ob sie denn ernsthaft daran dächten, die Misthaufen dort zu beleuchten? Kaum jemand glaubt daran, dass auf dem Land eine wirtschaftliche Verbrauchsdichte zu erwarten sei. Den potenziellen Geldgebern aus München erscheint das Risiko, eine reine Überlandversorgung zu finanzieren, unter diesen zweifelhaften Umständen noch zu groß. So kommt es, dass unter den Gründern als Hauptaktionäre Berliner Investoren vertreten sind. Am 2. Juli 1908 wird die Amperwerke Elektrizitäts-Aktiengesellschaft mit Sitz in München gegründet; vier Tage später steht es im Pfaffenhofener Kurier: „Das Elektrizitätswerk Pfaffenhofen mit seinen verschiedenen Unterstationen, das bisher der AG Süddeutsche Wasserwerke in Frankfurt gehörte, wurde von dieser Gesellschaft losgelöst. Eine neue Aktiengesellschaft, die sich unter Mitwirkung der Bayerischen Revisionsund Vermögens-Verwaltungs-Aktiengesellschaft in München, der Bayerischen Diskonto- und Wechselbank in Nürnberg und der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Berlin unter dem Namen ‚Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft‘ mit dem Sitze in Mün- chen gebildet hat, hat das Werk erworben und demnächst findet die Verbriefung statt. Die neue Gesellschaft hat 2 Millionen Mark Aktienkapital, wovon 1,250,000 Mark einbezahlt sind. Die Gesellschaft bezweckt die Ausbeutung der Amperkräfte bei Unterbruck und die Verwertung der dabei zu gewinnenden elektrischen Energie . . .“ Das neu gegründete Unternehmen übernimmt das Pfaffenhofener Elektrizitätswerk sowie zwei Wasserkraftwerke in Englmannszell und Hohenwart und versorgt damit in acht Gemeinden 8630 Glühlampen, 41 Bogenlampen und 219 Motoren mit insgesamt 951 PS. Schon ab dem 1. Juli wird der Strom auf Rechnung der Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft geliefert, notariell als Besitzer der Pfaffenhofener Elektrizitätswerke verbrieft, werden die Amperwerke erst am 12. Oktober Fortsetzung Seite 7 D Pionier der Amperwerke er Pfaffenhofener Ingenieur Josef Bergmeister ( * 11. August 1874, † 31. Oktober 1950) war Generalbevollmächtigter der Süddeutschen Wasserwerke, die in Hohenwart an der Paar, einem südlichen Nebenflüsschen der Donau, und in Pfaffenhofen an der Ilm eine Dampfzentrale besaßen. Im Jahr 1908 war er maßgeblich an der Gründung der Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft beteiligt, die Süddeutschen Wasserwerke bildeten dabei die Keimzelle des neuen Unternehmens. Als Direktor der Amperwerke sah Bergmeister den Ausbau von Wasserkräften als Grundlage für die weitere Strombeschaffung, er bemühte sich mit Erfolg um weitere Konzessionen an der Amper. 1929 wur- de der Ingenieur für seine hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Stromversorgung zum Ehrendoktor der technischen Hochschule Aachen ernannt, fünf Jahre später erhielt Bergmeister die silberne Stadtmedaille seiner Heimatstadt. Heute erinnert an ihn die Dr.-Bergmeister-Straße; sie verläuft zum Teil entlang des Betriebsgeländes von E.ON Bayern. 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T Fortsetzung von Seite 6 1908. Bereits im ersten Jahr nach der Gründung schließen sie mit 45 Gemeinden Stromverteilungsverträge ab. Nach der Unternehmensphilosophie sieht man im Ausbau von Wasserkräften die Grundlage für die Strombeschaffung und bemüht sich mit Erfolg um den Erwerb von Konzessionen. So wird beschlossen, die Wasserkraftwerke Unterbruck (1908/09) und Kranzberg (1910/11) zu bauen. Bereits im Jahr 1911 verfügen die Amperwerke über 538 Kilometer Hochspannungsleitungen und 229 Transformatorenstationen in Betrieb, der Stromabsatz beträgt 6,8 Millionen Kilowattstunden (kWh). Beliefert werden jetzt 250 Ortschaften mit 46 990 Glühlampen und 2392 Motoren. Das Netz erstreckt sich von Neuburg und Manching im Norden, in westlicher Richtung bis Aichach und Schrobenhausen, in südlicher Richtung bis über Sauerlach hinaus und im Osten liegen die Grenzen bei HISTORIE D E N P F A F F E N H O F E N Mainburg und Freising, ein Gebiet mit 5200 Quadratkilometern. Auch wenn die Zentrale der Amperwerke in München residiert – was die Technik anbelangt, spielt die Musik in Pfaffenhofen. Viele Schlüsselfunktionen sind hier angesiedelt, der Standort gewinnt, nicht zuletzt durch seine zentrale Lage im ständig wachsenden Versorgungsgebiet, zunehmend an Bedeutung. EIN WICHTIGER STÜTZPUNKT IN SACHEN STROM Die Betriebsleitung Pfaffenhofen führt über zehn Betriebsmonteurstellen in ihrem Zuständigkeitsbereich, darunter auch die benachbarte Betriebsmonteurstelle Pfaffenhofen. Diese tragen Verantwortung für die Sicherung und den Ausbau der Stromversorgung. Sie errichten Trafostationen, Leitungen und sind für eine schnelle Behebung von Stromunterbrechungen zuständig. Fast je- de Betriebsmonteurstelle verfügt über ein Ersatzteillager und eine Werkstätte. Auch in den folgenden Jahrzehnten bleibt die Verantwortung für den Netzbau und -unterhalt in Pfaffenhofen. Struktur- und organisationsbedingt ändert sich mehrfach die Größe des Zuständigkeitsbereichs. 1958, nach der 1955 erfolgten Fusion mit den Isarwerken zur IsarAmperwerke AG, stellt Pfaffenhofen eine von 13 Bezirksleitungen. Die Zahl der Standorte wird Ende der siebziger Jahre im Rahmen einer Neustrukturierung auf acht reduziert, die 1990 in Regionaldirektionen umbenannt werden. Seit dem Jahr 1987 hat die in zwei Jahren Bauzeit neu erstellte, der Bedeutung entsprechend geräumige Niederlassung ihren Sitz gegenüber dem Standort der ehemaligen Dampfzentrale: Draht 7 lautet seither die aktuelle Anlaufstelle in Sachen Strom. Daran ändert auch die Fusion der Isar-Amperwerke mit drei weiteren bayeri- 7 Das Dampfkraftwerk lieferte erstmals am 4. September 1899 Strom. Mitte der 1920er Jahre verlor das Kraftwerk an Bedeutung und wurde schließlich stillgelegt. schen Regionalversorgern und der Großkraftwerke Franken AG zur E.ON Bayern AG nichts. Heute befindet sich darin eines von 19 Kundencentern, die das Unternehmen im Freistaat unterhält. WERKSTÄTTEN MIT WACHSENDER BEDEUTUNG Bereits in den Jahren 1920/21 entstehen in Pfaffenhofen die ersten Werkstätten und die Abteilung für „Elektrische Meßtechnik“. Zusätzlich existieren die „fliegenden Werkstätten“, ohne einen festen Standort: Da bis in die fünfziger Jahre ein sehr weitmaschiges Versorgungsnetz mit Fortsetzung Seite 8 8 HISTORIE E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N Fortsetzung von Seite 7 wenigen Hochspannungsgeräten besteht, werden die Revisionen teilweise in Kraftwerken oder in gerade nicht benötigten Hallen durchgeführt. Hauptsache, es steht ein Kran zur Verfügung, denn das Stückgewicht eines Leistungsschalters kann bis zu 7,5 Tonnen betragen. Das Hochspannungsnetz der Amperwerke im Jahr 1911 zeigt die Planskizze in der Mitte. Unten im Bild das ehemalige Maschinenhaus (1900–1917) in Geisenfeld. AUSBAU VON 60 000 AUF 400 000 VOLT In der ersten Hälfte der fünfziger Jahre kommen auf die mittlerweile zur „Hauptwerkstätte“ aufgewertete Einrichtung neue Herausforderungen zu. 30 Jahre lang als ausschließlich praktisch ausgerichteter, von Handwerksmeistern geführter Reparaturbetrieb tätig, entwickelt sich deren Arbeitsfeld zunehmend in Richtung geräte- und anlagenspezifischer Fach- und Beratungsstelle für das gesamte Energieversorgungsunternehmen. Immer mehr Ingenieure finden jetzt hier ihren Arbeitsplatz und berufliche Herausforderungen. So sind die Pfaffenhofener an vielen Projekten bei Ausbau und Sicherung der Stromversorgung maßgeblich beteiligt, zum Beispiel bei der unternehmensweiten Beschaffung und Organisation aller Notstromaggregate oder bei der Umstellung und Erweiterung des Hochspannungsnetzes, das seit der Mitte der fünfziger Jahre in mehreren Schritten von 60 000 auf bis zu 400 000 Volt ausgebaut wird. In den sechziger Jahren steigt aufgrund des Wirtschaftswunders der Stromverbrauch stark an. Für den 100 JAHRE Energieversorger bedeutet dies eine Bestandsvergrößerung sowie weitere Typenvielfalt im Gerätebereich, so dass eine Vielzahl von neuen Wartungsaufgaben auf die Abteilung zukam. Die „fliegenden Werkstätten“ reichen nicht mehr aus. Daher passt es gut, dass 1969 in Pfaffenhofen die alte Transformatorenwerkstätte frei wird, die nicht mehr für die immer größer werdenden Trafoeinheiten genutzt werden kann. Die betagte Werkstätte verfügt über ausreichende Durchlaufkapazitäten. Endlich hat man einen festen Standort. Doch die Herausforderungen an den Standort steigen von Jahr zu Jahr. Eine genaue Untersuchung, die auch die allgemeine Situation der Stromverteilung mit einbezieht, führt 1989 zu dem Ergebnis, dass zur Erhaltung der Versorgungssicherheit eine schlagkräftige Instandhaltung mit mobilen Kolonnen, einer Werkstätte sowie Materiallager notwendig ist. Es gilt, eine ganze Reihe von technischen Sondereinrichtungen umzusetzen, welche eine Werkstätte für die Instandhaltung von sehr speziellen Hochspannungsgeräten erfordert. Dazu gehören ein Prüfraum mit Druckentlastung und hochwertiger Schalldämmung zur Geräuschdämpfung, sowohl zum Schutz der eigenen Mitarbeiter als auch der angrenzenden Nachbarschaft, ein Wiederaufbereitungsund Lagerraum für die Isolier- und Löschöle der Schalter mit Grundwasserschutz, Luftentfeuchtungsanlage und Schaumlöscheinrichtung, ein Paletten- und Teilelager mit entsprechenden Transporteinrichtungen, Lager- und Laderäume für mobile Gleichstromanlagen als Störungsreserve in Umspannwerken, grundwassersichere Unterstände für Recycling und Entsorgung von ausgebauten Materialien, Feststoffen und Flüssigkeiten sowie ein Freiluft-Schaltgerätelager mit ölfester Stellfläche, Ölabscheider und Verlade-Portalkran. Nach dreijähriger Gesamtbauzeit folgt im September 1993 die feierliche Einweihung der neuen Schaltgerätewerkstätte und des Gebäudes für die Hauptwerkstätte. Auf einer Gesamtfläche von etwa 6000 Quadratmetern hat man einen Komplex, bestehend aus dem Hauptbau mit 2700 Quadratmetern Nutzfläche sowie einem Anbau mit 1000 Quadratmetern Nutzfläche errichtet. Die Gesamtbausumme inklusive der technischen Einrichtungen beläuft sich auf rund 20 Millionen D-Mark. ZENTRALE WARTUNG UND REPARATUR Die Schaltgeräte und Anlagenkomponenten aus Kraftwerken, Umspannwerken und Schaltanlagen warten und reparieren die Mitarbeiter in der zentralen Schaltgerätewerkstätte. Die Abteilung AnlagenFortsetzung Seite 9 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T Fortsetzung von Seite 8 instandhaltung betreut in dem fast ganz Oberbayern umfassenden Versorgungsgebiet der Isar-Amperwerke 17 500 Schaltgeräte und Anlagenkomponenten sowie 350 Gleichstromanlagen. Der Hauptbau enthält die Werkstatträume, teilweise mit aufwändigen Hebeeinrichtungen und der notwendigen Raumhöhe von zehn Metern, einen schallgedämmten Mess- und Prüfraum, die Lager sowie Büro- und Sozialräume. Im Anbau erfolgen der Korrosionsschutz und die Entsorgung, des Weiteren befanden sich darin zusätzliche Lager- und Standplätze für diverse Spezialfahrzeuge, wie Schaltertransportwagen, Tieflader, einen Schwerlast-Unimog mit Kranaufbau und Transportfahrzeuge. Auf über 1000 Quadratmetern vereinigt das neue Hauptwerkstättengelände vielfältige Aufgaben in den Bereichen Elektro, Metall und Ausbildung. Die Sparte Elektro sorgt für die Einsatzbereitschaft der Transformatoren, die Revision von Wasserkraftgeneratoren und der Notstromaggregate. Weitere Aufgaben sind unter anderem der Bau von Stromverteilungsanlagen und die Durchführung von Schwertransporten. Zum Fachbereich Metall gehören eine Metall- und Maschinenwerkstätte, die Schreinerei und die Korrosionsschutzanlagen. Angefertigt werden unter anderem Profil-, Blech-, und Holzkonstruktionen für den Leitungsbau, für Umspannwerke und Betriebsgebäude der Isar-Amperwerke. Außerdem werden Druckluftanlagen sowie Kran- und Hebeanlagen überprüft und gewartet. HISTORIE D E N P F A F F E N H O F E N 9 Die ehemalige Betriebszentrale für Messtechnik in der Ingolstädter Straße. AUSBILDUNGSORT MIT LANGER TRADITION Seit 1919 wird in Pfaffenhofen ausgebildet. Die praxisorientierte Ausbildung erwirbt sich von Anfang an einen hervorragenden Ruf. Über die Jahrzehnte wird die gewerbliche Ausbildung regelmäßig der sich verändernden Praxis angepasst, und so verwundert es nicht, dass nach wie vor die Zahl der Bewerber die der freien Plätze bei weitem übersteigt. Zählerprüfraum der Messtechnik in den fünfziger Jahren. Im Gebäude der ehemaligen Regionaldirektion ist heute das Kundencenter untergebracht. Bei der Konzeption des Neubaus trägt man dem Rechnung, und so stehen in den Hauptwerkstätten nach den Umbauten vier Lehrwerksäle mit insgesamt rund 100 Schulungsplätzen zur Verfügung, davon je einer für die spezielle Elektronik-, beziehungsweise Pneumatik und Hydraulikausbildung. Drei Lehrwerkstätten für Metallbearbeitungs- und Elektroausbildung und ein Zeichensaal für die Unterrichtung der Technischen Zeichner(innen) wurden während der dreieinhalb Jahre dauernden Ausbildungszeit genauso intensiv genutzt wie die fünf – ausschließlich für die Azubis vorbehaltenen – Sozialräume. Das in den siebziger Jahren entwickelte Konzept, Lehrlinge aus dem ganzen Versorgungsgebiet zentral auszubilden und nach Beendigung der Ausbildung heimatnah einzusetzen, hat sich bis heute bewährt. Dazu mussten natürlich Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Seit 1977 verfügen die Isar-Amperwerke über betriebseigene Wohnheimplätze für ihre Azubis. Ein Sport- und Tennisplatz, eine Stockschießbahn, Billardtische und zahlreiche Tischtennisplatten konnten ebenso wie die Fitnessräume von allen Lehrlingen genutzt werden. Nach dem Abschluss der umfangreichen Umstrukturierungen sind alle Aktivitäten der Hauptwerkstätten auf einem Gelände mit rund 25 000 Quadratmetern Fläche zusammengefasst, diesen Raum nehmen sie bei E.ON Bayern auch heute noch ein. 10 HISTORIE E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE Im Jahr 1955 ging die erste Hopfenpflückmaschine in Deutschland in Betrieb, und auch in der Holledau schnellte der Strombedarf damit allmählich enorm in die Höhe. Das führte mitunter sogar dazu, dass das Stromnetz vorübergehend zusammenbrach. „Hopfazupfa“ jagen Strombedarf in die Höhe E Bis Ende der Siebziger verzehnfachte sich die Spitzenlast in ständiger Mangel an Arbeitskräften führt Ende der fünfziger Jahre zur Technisierung der Hopfenernte in der Holledau. Damit steigt auch der Bedarf an elektrischer Leistung stark an. 1955 wird die erste Hopfenpflückmaschine in Deutschland, von England kommend, in Betrieb genommen. Wachsende Ernteerträge bei gleichzeitig vermindertem Personalbedarf helfen der Hopfenpflückmaschine, sich rasch zu etablieren. Von zwei im Jahr 1956 vermehrt sich die Anzahl der „Eisernen Pflücker“ bis 1961 auf 594 Stück. 1963 werden bereits 90 Prozent des Hopfens maschinell eingebracht. Praktisch zeitgleich kommen auch die stromgetriebenen Ventilatoren „in Mode“, welche die in den Trocknungsöfen erzeugte Wärme in den Darren verteilen. Durch die auf elektrische Energie angewiesenen Helfer verdreifacht sich der Anschlusswert eines durchschnittlichen Hopfenbauernhofes. Obwohl die Maschinen nur wäh- rend der zwei- bis dreiwöchigen Ernte zum Einsatz kommen, erhöht sich der Leistungsbedarf in den Ortschaften um bis zu vierhundert Prozent. Im Jahr 1962 bricht das Versorgungsnetz in der Erntezeit wegen Überlastung erstmals zusammen. Die zuständige Bezirksleitung der Isar-Amperwerke in Pfaffenhofen * * muss enorme Investitionen vornehmen, um mit dem ständig wachsenden Leistungsbedarf Schritt zu halten. Zusätzliche Leitungen müssen gebaut, hunderte von Trafostationen verstärkt oder neu errichtet werden. 1964 geht das Umspannwerk in Rottenegg in Betrieb, das anfangs nur zur Abdeckung der Spitzenlast in den Erntewochen konzipiert ist. Den steigenden Bedarf berücksichtigt man auch bei der Festlegung der Kapazitäten des Umspannwerkes in Au, das 1974 errichtet wird. Bis Ende der siebziger Jahre verzehnfacht sich wegen der immer leistungsstärkeren Hopfenpflückmaschinen die Spitzenlast. Noch in den neunziger Jahren verdoppelt sich in der Erntezeit die Stromnachfrage. Heute hat sich die Lage entspannt: Zum einen ist der Anteil des hopfenbedingten Verbrauchs im Vergleich zu generellen Verbrauch relativ gesunken, zum anderen hat sich die Dauer der Hopfenernte wegen zum Teil länger reifender Sorten auf etwa vier Wochen ausgedehnt. Dennoch kann man in den Spätsommerwochen am Leistungsbedarf der Umspannwerke Au, Rottenegg, Reisgang, Grünau, Irsching, Schrobenhausen und Reichertshofen immer noch deutlich erkennen, dass die rund 1200 Hopfenbetriebe in der Holledau ihre Ernte einbringen. 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T HISTORIE D E N P F A F F E N H O F E N 11 Im Museumsdorf des ehemaligen Skistars Markus Wasmeier findet man auch das von E.ON Bayern eingerichtete Strom-Museum. Die Elektrifizierung Bayerns W Im Strom-Museum wird die Geschichte der elektrischen Energie zum Erlebnis ie gelangt ein StromMuseum in das Bauernhof-Museum von Markus Wasmeier Ganz einfach: Das Traditionsunternehmen E.ON Bayern übernahm vor fünf Jahren die Patenschaft für den im frühen 16. Jahrhundert errichteten Lukas Hof. Der ehemalige Skistar hat den aus Finsterwald im Tegernseer Tal stammenden Bauernhof in seinem Museumsdorf am Schliersee Stück für Stück mit seinen Mitstreitern zusammengesetzt. Damals entstand auch die Idee, in der Tenne ein Strom-Museum einzurichten und die Geschichte der Stromversorgung Bayerns zu erzählen. Schließlich sind auch die Namen der zum Teil schon im 19. Jahrhundert gegründeten Rechtsvorgänger von E.ON Bayern untrennbar mit der Elektrifizierung des Freistaats verbunden. Unter dem Titel „Von der ersten Glühlampe bis zu den kultigen Elektrogeräten der 70er Jahre – Die Geschichte der elektrischen Energie erlebbar machen!“ wurde Ende Mai 2007 das Strom-Museum eröffnet. Elektrische Geräte, ausgestellt in den zeitgenössischen Kulissen um 1900, aus den dreißiger Jahren, der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und den poppigen siebziger Jahren, führen den zahlreichen Besuchern anschaulich die Entwicklung der inzwischen unentbehrlichen Haus- haltshelfer vor Augen. Und natürlich finden sich unter vielen Raritäten auch skurrile Elektrogeräte, deren Funktion sich nicht gleich auf den ersten Blick erschließt, wie zum Beispiel eine Rotlichtlampe aus den dreißiger Jahren, ein Lederbügeleisen oder die abenteuerliche Kombination eines Hosenbüglers mit einem Bierwärmers. Eine Wohnküche um 1900 – einziger Stromverbraucher ist die Glühbirne. Dass es in einem Haushalt um diese Zeit elektrisches Licht gab, war keine Selbstverständlichkeit. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verfügen alle Ortschaften in Bayern über einen Stromanschluss. 12/13 BILDER Ein Blick 1904 ister e m g r ef Be s o J Dr. Prinz Ludwig bei seinem Besuch am 28. März 191 Werkswohnungen an der Dampfzentrale; zirka 1910. Werk Geisenfeld im Jahr 1908. Pionierarbeit – so wurden früher Kabel verlegt. E . O N ins Archiv 11 im Wasserkraftwerk Unterbruck (oben und unten). Das Wasserkraftwerk in Englmannszell, erbaut 1904 J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE 14 KUNDENCENTER E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE Das Kundencenter am E.ON Bayern-Standort Pfaffenhofen, Am Draht 7, ist zuständig für den Ausbau und die Sicherung der Stromversorgung in sechs Landkreisen. Betrieb und Instandhaltung Kundencenter betreut 321 000 Einwohner in 76 Städten und Gemeinden I m Kundencenter Pfaffenhofen betreuen 94 Mitarbeiter unter der Leitung von Johann Blank und seinem Stellvertreter Manfred Trox rund 321 000 Einwohner aus 76 Städten und Gemeinden im Landkreis Pfaffenhofen und Teilen der Landkreise Aichach-Friedberg, Eichstätt, Freising, Kelheim und Neuburg-Schrobenhausen. RUND UM DIE UHR ELEKTRISCHE ENERGIE Damit alle Bürgerinnen und Bürger in dem 2500 Quadratkilometer großen Gebiet zuverlässig rund um die Uhr mit elektrischer Energie beliefert werden können, sind rund 8500 Kilometer Leitungen, 2700 Trafostationen und fast 26 000 Kabelverteilerkästen im Einsatz. Für eine sichere Straßenbeleuchtung sor- gen rund 43 000 Brennstellen mit weiteren 2600 Kilometer Leitungen. Der Betrieb und die Instandhaltung dieser Infrastruktur zählen zu den erstrangigen Aufgaben des Kundencenters. Dies geht Hand in Hand mit dem Ausbau des Versorgungsnetzes. Dazu zählen die Erschließung von neuen Bau- und Gewerbegebieten, die Erneuerung und Verstärkung von Stromleitungen der Mittelspannung (20 000 Volt) und Niederspannung (230/400 Volt) sowie der Ausbau der Straßenbeleuchtung. In diesem Bereich werden jährlich über 1000 Baustromanschlüsse bereitgestellt, zirka 1300 neue Hausanschlüsse errichtet und weitere 500 Freileitungsanschlüsse auf Kabel umgestellt. In einem Sonderprogramm hat das Pfaffenhofener Kundencenter in den vergangenen Jahren den Großteil des Investitions-Budgets für die Verkabelung von aufgrund ihrer Lage störanfälligen und instandhaltungsintensiven Mittelspannungs-Freileitungen eingesetzt. FLEXIBLE MOBILE EINHEITEN Seit 2003 wurden in den betreuten Landkreisen 10,5 Millionen Euro investiert und damit 250 Kilometer oberirdische Freileitungen abgebaut und durch unterirdische Leitungen ersetzt. Darüber hinaus hat E.ON Bayern im Jahr 2006 mit einem Programm zur systematischen Erneuerung von Trafostationen begonnen. Im Rahmen dieses Projekts wurden bisher im Pfaffenhofener Netzgebiet für 1,8 Millionen Euro insgesamt 66 Sta- tionen ersetzt beziehungsweise modernisiert. Seit gut sieben Jahren sind im Kundencenter Pfaffenhofen die mobilen Einheiten im Einsatz. Dreißig mit moderner Kommunikationstechnik ausgestattete Mitarbeiter agieren schnell und flexibel von zuhause aus und betreuen die Kunden direkt vor Ort. Ihre Hauptaufgaben umfassen die Bearbeitung von Hausund Baustromanschlüssen, die Inspektion der regionalen Stromnetze und den Störungsersteinsatz. Seit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist das Kundencenter in Pfaffenhofen, Am Draht 7, auch zuständig für die Inbetriebnahme von regenerativen Stromerzeugungsanlagen, die ins öffentliche Netz einspeisen. Jährlich gehen zirka 600 Einspeisungsanlagen aus Photovoltaik, Biogas und Windkraft ans Netz. 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T AUSBILDUNG D E N P F A F F E N H O F E N 15 Spannende Berufsaussichten N Derzeit 150 Auszubildende in den Pfaffenhofener Lehrwerkstätten ahezu fast genauso fest verbunden wie mit dem Begriff „Stromversorgung“ ist der Standort mit dem Thema „Ausbildung“. In den vergangenen 89 Jahren haben mehr als 1700 junge Menschen eine gewerbliche Ausbildung abgeschlossen. Derzeit erlernen rund 150 Mädchen und Jungen in den bestens ausgestatteten Pfaffenhofener Lehrwerkstätten einen zukunftsfähigen Beruf. HOHES NIVEAU IN VIER BERUFEN Jeweils dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum/r Elektroniker/in für Betriebstechnik, Industriemechaniker/in, Technische/n Zeichner/in für Maschinen- und Anlagentechnik (Bereich Maschinenbau) oder Mechatroniker/in; darin sind Lehrinhalte aus den Ausbildungsgängen des Elektronikers und des Industriemechanikers kombiniert. In Pfaffenhofen sorgen 14 hauptberufliche Ausbilder dafür, dass das anerkannt hohe Niveau der beruflichen Qualifikation erhalten bleibt. Neben eigenen Unterrichtseinheiten stehen Praxiseinheiten in externen Betriebsgliederungen und eine intensive Prüfungsvorbereitung auf den dichten Stundenplänen. Das schlägt sich regelmäßig auch in den Abschlussnoten der frischgebackenen Facharbeiter nieder. Ein deutliches Zeichen für die weit reichende Anerkennung der Ausbildungsqualität ist die Zahl der Lehrlinge, deren Ausbildung im Auftrag von Schwesterfirmen, Tochterunternehmen, branchenverwandten und branchenfremden Unternehmen übernommen wird. Allein in Pfaffenhofen sind derzeit über 50 Azubis anderer Firmen aktiv. 74 Wohnheimplätze hält E.ON Bayern für ihre Auszubildenden bereit, die fern von Pfaffenhofen zuhause sind. Als Wochenendheimfahrer bleibt der Kontakt zum Elternhaus erhalten; nach erfolgreich abgelegter Prüfung können die frischgebackenen Gesellen in der Regel heimatnah eingesetzt werden. Die Unterbringung erfolgt in Zweioder Drei-Bett-Zimmern. Gut ausgestattete Küchen mit abschließbaren Kühlfächern, Essräume, Bastelund Fernsehzimmer erleichtern das Leben „in der Ferne“. Neben Pfaffenhofen als dem größten Ausbildungsstandort bieten auch Bayreuth und Regensburg gewerbliche Ausbildungen an. In München, Regensburg und Würzburg können Lehren zur/m Industriekauffrau/mann oder Kauffrau/mann für Bürokommunikation im kaufmännischen Bereich absolviert werden. Im gesamten Freistaat beschäftigt E.ON Bayern etwa 300 Azubis, die sich über vier Lehrjahre verteilen. Damit liegt die Ausbildungsquote, das heißt der Anteil der Azubis an der Belegschaft, bei Trotz Computertechnik: Manuelle Arbeiten gehören nach wie vor zur Ausbildung von Technischen Zeichnern. rund neun Prozent, das ist deutlich über dem Durchschnitt vergleichbarer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Neben den angeführten Ausbildungsgängen bietet E.ON Bayern generell noch Praktika für Schüler/innen und Studenten/innen der Förder-, Haupt-, Realschulen und Gymnasien, Technischen Universitäten, Fachhochschulen und Fachoberschulen an. Rund hundert junge Menschen nutzen jährlich diese Möglichkeiten, um sich einen Einblick in den Berufsalltag zu verschaffen. AUSBILDUNG WEIT ÜBER BEDARF E.ON Bayern sieht es als gesellschaftspolitische Aufgabe, jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu verschaffen und engagiert sich schon seit langer Zeit im „Bildungspakt Bayern“. Das Unternehmen bildet dabei weit über den eigenen Bedarf aus, weil es die Meinung vertritt, dass ein junger Mensch mit einem hier erworbenen Facharbeiterbrief oder Kaufmannsgehilfenbrief auch außerhalb des Unternehmens gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt hat – was die Praxis immer wieder beweist. Auch vermeintlich weniger leistungsstarke Jugendliche erhalten eine Chance: Im Rahmen des Programms EIDA (Einstieg in die Ar- Ein angehender Industriemechaniker an der Drehmaschine. beitswelt) können sich Mädchen und Jungen, die aufgrund eines fehlenden Schulabschlusses besondere Probleme bei der Suche eines Ausbildungsplatzes haben, in einem einjährigen Praktikum auf die Berufsausbildung vorbereiten. Pneumatische Steuerungen sind im Ausbildungsrahmenplan des Elektronikers für Betriebstechnik enthalten. AUSBILDUNG 16 E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE Lehrwerkstätten öffnen ihre Pforten Ausführliche Informationen zum Berufsleben am „Tag der Ausbildung“ E inmal im Jahr öffnet E.ON Bayern die Pforten seiner Ausbildungseinrichtungen in der Dr.-Bergmeister-Straße 18 in Pfaffenhofen. Der Energiedienstleister ist bekannt für die gründliche, praxisorientierte und abwechslungsreiche Berufsausbildung. Bei dem inzwischen schon traditionellen „Tag der Ausbildung“ werden ausführliche Informationen über die gewerblichen Ausbildungsgänge für Mädchen und Jungen und Einblick in das wahre Berufsleben geboten. Die Werkstätten und Schulungsräume der angehenden Energieelektroniker/innen, Elektroniker/innen, Industriemechaniker/innen, Mechatroniker/innen, Technischen Zeichner/innen und Verbundstudenten/innen können an diesem Tag besichtigt werden. Interessierte Schülerinnen, Schüler und deren Eltern haben dabei Gelegenheit, praktische Ausbildung live mitzuerleben, sich ausgiebig über das vielfältige Angebot zu informieren und mit den Lehrlingen offen zu diskutieren. Anhand von praktischen Übungen können die Jugendlichen ihr hand- werkliches Geschick erproben. Mitmachaktionen, Übungsarbeiten, kurze Vorträge zum Thema „Einstieg in den Beruf“ und eine Hochspannungsvorführung runden das Programm ab. Auch ein Teil des firmeneigenen Wohnheims kann bei dieser Gelegenheit besichtigt werden. In dieser Einrichtung stehen auswärtigen Bewerbern während der Ausbildungszeit insgesamt 34 Zimmer zur Verfügung. Der nächste Termin wird, wie immer, im Pfaffenhofener Kurier bekannt gegeben. 14 hauptamtliche Ausbilder betreuen in Pfaffenhofen über 150 Azubis in vier gewerblichen Berufen und acht Verbundstudenten. Interview mit Tobias Brockel, Leiter der Ausbildung Pfaffenhofen E.ON Bayern ist ein begehrter Ausbildungsbetrieb. Wie muss eine Bewerbung gestaltet sein, damit Ihr Interesse geweckt wird? Brockel: Wichtig sind mir aussagekräftige Unterlagen; ich freue mich über ein fehlerfreies Bewerbungsschreiben in flüssigem Deutsch, in dem der Schüler/die Schülerin ein ernsthaftes Interesse für den angestrebten Ausbildungsgang bekundet. Ferner erwarte ich Richtig bewerben die Kopien der beiden letzten Jahreszeugnisse. Was nie schadet, ist ein Hinweis auf das eigene soziale Engagement, zum Beispiel bei der Nachwuchsfeuerwehr oder in Vereinen. Was passiert, wenn der/die Bewerber in die engere Wahl kommt? Brockel: Wir laden den Bewerber zu einem eintägigen Vorstellungstermin nach Pfaffenhofen ein. Den Vormittag bilden Diskussionsrunden in kleinen Gruppen, bei denen wir die Teamfähigkeit und das Sozialverhalten ausloten. Nach speziellen Einstellungstests am Nachmittag stehen dann Einzelgespräche auf dem Programm. Welche Voraussetzungen muss ein künftiger Azubi mitbringen? Brockel: Einen qualifizierten Haupt- oder Realschulabschluss, beziehungsweise die reelle Chance, diesen bis zum Ausbildungsbeginn zu erreichen. Voraussetzungen sind vernünftige Noten in den Natur- wissenschaften und in Deutsch. Aber auch die anderen Noten schauen wir uns an; ein Hauptaugenmerk gilt den Zeugnisbemerkungen. Bis wann soll die Bewerbung vorliegen und wohin soll sie geschickt werden? Brockel: Bewerbungsschluss für den Ausbildungsstart im September 2009 ist Ende September 2008. Die Adresse ist: E.ON Bayern AG, Ausbildung Pfaffenhofen, Dr.-Bergmeister-Straße 20, 85276 Pfaffenhofen. 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T AUSBILDUNG D E N P F A F F E N H O F E N 17 Verbundstudium: Zweigleisige Ausbildung Mädchen mit Energie L Technische Berufe können richtig Spaß machen öten, schrauben, sägen: Das können nicht nur Jungen! Bereits zum fünften Mal zeigten engagierte junge Damen beim diesjährigen Girl’s Day bei E.ON Bayern in Pfaffenhofen, dass sie mit einer Feile nicht nur ihre Fingernägel verschönern, sondern auch allerhand Nützliches herstellen können, zum Beispiel einen Stiftehalter aus Aluminium. 18 Mädchen im Alter von elf bis 16 Jahren informierten sich vor Ort über gewerbliche Berufe und testeten dabei ihre handwerkliche Begabung. Auf dem Programm standen unter anderem auch das Löten einer Pneumatik- und Elektro-Grundschaltung sowie eine Hochspannungsvorführung. Das Reinschnuppern in die technischen Berufsfelder soll die Schülerinnen auf den Geschmack bringen und sie dazu animieren, sich später vielleicht für einen dieser Bereiche zu bewerben. Zwei Ausbilderinnen sowie weibliche Auszubildende aus dem zweiten und dritten Lehrjahr betreuten die Mädchen und führten neben verschiedensten Experimen- Der Girls’ Day bei E.ON Bayern ist eine gute Gelegenheit für Mädchen, in den einen oder anderen technischen Beruf hineinzuschnuppern. ten auch vor, dass technische Berufe richtig Spaß machen können. Bundesweit fand der Girls’ Day bereits zum siebten Mal statt. Warum sich E.ON Bayern daran beteiligt? Ganz logisch! Die junge Frauengeneration in Deutschland verfügt über eine besonders gute Schulbildung. Dennoch entscheiden sich Mädchen noch immer überproportional häufig für „typisch weibliche“ Berufsfelder oder Studienfächer. Damit schöpfen sie ihre Möglichkeiten nicht voll aus; den Betrieben aber fehlt gerade in technischen und techniknahen Bereichen zuneh- mend qualifizierter Nachwuchs. Genauso sehen lassen kann sich die Frauenquote: Am Standort Pfaffenhofen ist schon fast jeder dritte Ausbildungsplatz bei den Elektronikern und bei den Industriemechanikern beinahe jeder fünfte von jungen Damen besetzt. Diese Entwicklung soll weiter vorangetrieben werden! Auch im nächsten Jahr wird E.ON Bayern sich wieder am bundesweiten Girls’ Day beteiligen, der am 23. April stattfindet. Eins ist sicher – geboten wird wieder ein interessantes und abwechslungsreiches Programm. Studieren und gleichzeitig eine Ausbildung absolvieren? Die Theorie lernen und trotzdem genau wissen, wo es in der Praxis langgeht? Ein Verbundstudium, wie es E.ON Bayern in Kooperation mit den Fachhochschulen Ingolstadt und Regensburg anbietet, macht es möglich. Denn wer in einem mittelständischen Unternehmen erfolgreich sein will, braucht beides: technisches Wissen und praktische Erfahrungen. Studium oder gewerbliche Berufsausbildung vermitteln jeweils nur Teilbereiche. Hier setzt das Verbundstudium an – die zukünftigen Ingenieure für Elektround Informationstechnik erwerben parallel zum Studium den Gesellenbrief. Durch die Integration von Fachhochschulstudium und gewerblicher Berufsausbildung werden Theorie und Praxis optimal verzahnt. FÖRDERUNG SOZIALER KOMPETENZEN Der eine Teil des Verbundstudiums entspricht dem regulären Bachelor-Studiengang Elektro- und Informationstechnik und umfasst sieben Semester. In dieser Zeit beschäftigen sich die Studierenden mit Messtechnik, Elektrotechnik, Mikrocomputer und Regelungstechnik, ergänzt durch Informatikanteile wie Grundlagen der Programmierung, Systemprogrammierung und Rechnernetze. Fremdsprachen und Wahlfächer zur Förderung sozialer Kompetenzen runden das Studienangebot ab. Den anderen festen Bestandteil stellt das Betriebspraktikum dar, insgesamt verbringt der Student 21 Monate im Handwerksbetrieb. Drei Monate werden bereits vor Studienbeginn abgeleistet, der Rest während der Praktika und der vorlesungsfreien Zeit. Verglichen mit dem Erwerb einer Berufsausbildung mit anschließendem Studium verkürzt sich die Gesamtausbildungszeit um bis zu zwei Jahre. 18 WERKSTÄTTEN E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE Instandsetzung und Wartung Werkstätten mit Schlüsselrolle für Oberbayern D ie Fläche des Netzgebietes von E.ON Bayern beträgt 50 000 Quadratkilometer. Um die weit über zwei Millionen Kunden rund um die Uhr sicher mit elektrischer Energie zu versorgen, bedarf es einer aufwändigen Infrastruktur. Der Strom wird über ein Netz mit einer Gesamtleitungslänge von 175 000 km, 44 000 Transformatorenstationen und 220 000 Kabelverteiler an die Kunden geliefert. Entsprechend umfangreich sind auch die anfallenden Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten. Dabei haben die Werkstätten in Pfaffenhofen eine Schlüsselrolle inne. 25 000 Quadratmeter – das entspricht in etwa vier Fußballfeldern. Diese Fläche umfasst das Areal der Werkstätten zur Instandhaltung der Anlagentechnik von E.ON Bayern in Pfaffenhofen, die technische Dienstleistungen für Kundencenter, Materialwirtschaft und andere Fachbereiche tätigen – und sie wird voll ausgenutzt. Alle Transformatorenstationen des Unternehmens erfordern in regelmäßigen Abständen Wartungsarbeiten; dabei werden schadhafte Transformatoren oder von der Leistung her zu klein gewordene Einheiten ausgetauscht. So gelangen jährlich 1000 Geräte zur Überprüfung hierher, ein guter Teil davon, zirka 600 Stück, wird in Pfaffenhofen nach einer Wirtschaftlichkeitsberechnung instandgesetzt beziehungsweise technisch modernisiert. Neben der Instandsetzung von Ortsnetz-Transformatoren, arbeiten die 30 Mitarbeiter oberbayernweit für den 20 000-Volt-Freileitungsbereich von E.ON Bayern Netz mit Sonderanfertigungen und Kleinserien. Für den Gewässerschutz werden Metallgehäuse, -verkleidungen und -schutzwannen für Transformatoren gefertigt, geprüft, instandgesetzt und montiert. Die Anfertigung von Großserien wird bei externen Firmen in Auftrag gegeben. Ferner wird das Know-how des Fachpersonals zur Prüfung von Notstromaggregaten, technischen Arbeitsmitteln und Schutzausrüstungen genutzt. In die Arbeitsabläufe werden Auszubildende zur Vertiefung ihrer Lerninhalte eingebunden. Für die Arbeiten sind in Pfaffenhofen eine Metallbearbeitung mit Schweißerei, Korrosionsschutzanlagen und eine Logistikeinheit vorhanden. „Bis zu 3000 Komponenten halten wir alleine in Pfaffenhofen ständig auf Lager beziehungsweise fertigen wir hier selbst an“, so Johann Breitsameter, Leiter der Werkstätten Pfaffenhofen. – Von den vier Fußballfeldern bleibt da nicht mehr viel frei. Zu den vielschichtigen Aufgaben der Werkstätten zählen Wartungsarbeiten an Trafos und Mittelspannungsschaltern sowie die Fertigung von Teilen für Trafostationen. 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T D ie Servicegruppe Primärgeräte der E.ON Netz GmbH, ein Schwesterunternehmen der E.ON Bayern AG, betreut von Pfaffenhofen aus Leistungsschalter in allen Spannungsebenen, von 10 000 Volt bis zur höchsten Spannung von 380 000 Volt in ganz Bayern. Die Servicegruppe umfasst derzeit 17 Mitarbeiter, die sich durch regelmäßige Weiterbildungen auf dem neuesten Stand der Technik halten. Die Hochspannungsschalter können mit Motorantrieb, mit Federspeicherantrieb oder mit Druckluftantrieb ausgestattet sein. Das Schaltvermögen, also die Möglichkeit eine bestehende elektrische Verbindung zu lösen, ist bei Leistungsschaltern am größten. Damit können sehr starke elektrische Ströme geschaltet werden. Diese treten dann auf, wenn in Hochspannungsnetzen ein Kurzschluss oder ein Erdschluss auftritt. Um die hohen Ströme schnell zu erkennen und auszuschalten, werden die Leistungsschalter über ein Schutzrelais ausgelöst, das den Strom über einen Stromwandler erkennt. Die Auslösezeit ist einstellbar. EINE BEWEGTE GESCHICHTE Die Leistungsschalter werden entsprechend den Betriebsvorschriften regelmäßig gewartet, bei Bedarf repariert oder umgebaut. Dafür stehen mit allen erforderlichen Werkzeugen und Messgeräten ausgestattete Servicefahrzeuge zur Verfügung. Um schnell und flexibel reagieren zu können, wird in Pfaffenhofen ein umfangreiches Ersatzteillager für alle vorhandenen Schaltertypen vorgehalten. Zum Aufgabengebiet gehört auch die Betreuung der Druckluftanlagen in den Umspannwerken. Die Servicegruppe Primärgeräte hat eine bewegte Geschichte: Sie entstand als Schalterwerkstatt Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts in der alten Trafowerkstätte der Isar-Amperwerke, die seinerzeit ein neues Gebäude in Pfaffenhofen bezogen hatte. 1991 wurde hier ein komplett neues und modern ausgestattetes Gebäude errichtet. 1998 übernahm das Bayernwerk das Hochspannungsnetz der Isar-Amperwerke. Das Einsatzge- D E N P F A F F E N H O F E N SERVICEGRUPPE Kompetenter Service für ganz Bayern Leistungsschalter für alle Spannungsebenen 19 biet, das bisher auf Oberbayern beschränkt war, wurde nun auf ganz Bayern ausgeweitet. Mit dem Wandel der Schaltgeräte zu neuer wartungsfreundlicher Technik wurde die Instandhaltung auf „Vor-Ort-Service“ mit mobilen Servicegruppen umgestellt. Die Schalterwerkstätte konnte verkleinert werden, die frei gewordenen Flächen werden seitdem wieder durch E.ON Bayern genutzt. Im Jahr 2001 wurde die E.ON Netz GmbH gegründet, die Servicegruppe Primärgeräte Pfaffenhofen dem Betriebszentrum Bamberg zugeordnet. 32 600 KILOMETER STROMLEITUNGEN E.ON Netz betreibt das Stromtransportnetz des E.ON EnergieKonzerns in Deutschland. Das in Bayreuth ansässige Unternehmen zählt mit rund 32 600 Kilometern Stromleitungen von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen zu den größten Stromnetzbetreibern in Europa. Der Übertragungsnetzbetreiber beschäftigt zirka 1500 Mitarbeiter an über 40 Standorten. Bis zu 6,5 Tonnen kann ein einzelner Leistungsschalter wiegen. MESSTECHNIK 20 E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE Auf die Kilowattsekunde genau V Traditioneller Standort für die Messtechnik or rund 88 Jahren entstand in Pfaffenhofen, zeitgleich mit den ersten Werkstätten, die Abteilung für elektrische Messtechnik. Schon bald wuchsen die Zahl der Stromabnehmer und der damit verbundene Aufwand für Zähler- und Messgeräte so sehr, dass man ein größeres Gebäude benötigte. Die neue Betriebszentrale Messtechnik, das „Elektrische Prüfamt 52“, wurde in den Jahren 1953/1954 gebaut und bezogen. Die Zählerwerkstätte in der Ingolstädter Straße 69 war für das gesamte Gebiet der damaligen Amperwerke zuständig, vom Chiemsee über den Starnberger See bis zur Donau. Der nächste Umzug erfolgte im Mai 2006, nach Draht 5; dem Standort Pfaffenhofen blieb man also treu. BEREITSTELLUNG, AUSLIEFERUNG, WARTUNG Derzeit sind im Zählerservice Pfaffenhofen unter Leitung von Ulrich Beyer 29 Mitarbeiter und sechs Dienstleister beschäftigt, ihr Aufgabenspektrum ist weit gefächert. Der Zählerlagerbereich umfasst die ge- samte Zählerbereitstellung, von der Bestellung, über die Auslieferung bis zur Wartung von Zählern, Schaltgeräten und Zubehör. Im Bereich Messsatzbau und Messstellenbetrieb betreuen die Mitarbeiter Messungen für Gewerbe- und Industriekunden, die sie planen und projektieren. Auf Kundenwunsch werden auch die erforderlichen Sondermessschränke in Pfaffenhofen gefertigt. Anschließend kümmern sich die Fachleute von E.ON Bayern um die Montage und Endkontrolle der Messung beim Kunden. Der Zählerservice beinhaltet bei Tarif- oder Leistungsänderungen – zum Beispiel, wenn sich die Be- triebsgröße und somit auch der Stromverbrauch ändert – die damit einhergehenden Umstellungen der Messeinrichtungen, die Datenerfassung und Protokollierung, den Einbau von Zählerfernablesegeräten und vieles mehr. STAATLICH ANERKANNTE PRÜFSTELLE Im Bereich der Zähler- und Gerätetechnik geht es unter anderem um Sonderzähler aller Art. Diese werden von den Mitarbeitern errichtet und betreut. In der staatlich anerkannten Prüfstelle EB 11 erfol- gen Qualitätseingangskontrollen bei neuen Zählern, Stichprobenprüfungen bei Bestandsgeräten sowie die Eichung von Zählern. Damit wird sichergestellt, dass die Messund Zählgeräte immer den eichrechtlichen Anforderungen entsprechen. Außerdem stehen die Mitarbeiter der Zählertechnik den 19 Kundencentern von E.ON Bayern zur Seite und betreuen sie bei Fachfragen. Jährlich werden in der Messtechnik 8000 bis 10 000 Zähler einer Stichprobenprüfung unterzogen. 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T SCHALTSTRASSE D E N P F A F F E N H O F E N 21 S pannung, Stress und Sicherheit: Pfaffenhofen ist der Standort einer neuen, in Bayern einmaligen 20 000-VoltÜbungsanlage für Schaltmonteure. Diese intern „Schaltstraße“ genannte Einrichtung ist Teil eines speziell entwickelten Trainingsprogramms für Elektriker, die im Mittelspannungsbereich eingesetzt werden. Es dient sowohl der Weiterqualifizierung als auch der routinemäßigen Auffrischung von theoretischen und praktischen Kenntnissen. Durch die realitätsnahe Simulation von Arbeitssituationen sollen vorbeugend Fehlhandlungen und Unfälle verhindert werden. Seit der Inbetriebnahme der Schaltanlage im Sommer des Jahres 2007 haben bereits 600 schaltberechtigte Mitarbeiter diese Schulung durchlaufen. Diese Weiterbildung für die Schaltmonteure basiert auf drei Bausteinen. Neben einer Infoveranstaltung in der neuen Netzleitstelle in Neunburg vorm Wald sowie einem Konzentrationstraining in Schwandorf gehört dazu auch eine Schaltunterweisung. Diese findet in der eigens projektierten Schaltstraße in Pfaffenhofen statt und verdient im wahrsten Sinne des Wortes das Prädikat „spannend“. THEORIE UND PRAXIS UMS SCHALTEN Einen Tag lang beschäftigen sich die Teilnehmer mit Theorie und Praxis rund ums Schalten. Dazu gehört die Auffrischung der Kenntnisse über die Netzführungsrichtlinie. Diese enthält für alle an der Netzführung und dem Netzbetrieb beteiligten Personen verbindliche Vorschriften, Festlegungen und Arbeitsanweisungen. Im Alltag muss jeder Schaltvorgang im rund 43 000 Kilometer umfassenden 20 000Volt-Netz dokumentiert und schriftlich festgehalten werden. Bei den Übungen zur Schaltbrieferstellung wird die korrekte Reihenfolge der einzelnen Schaltschritte erarbeitet und dokumentiert. Anschließend wird im praktischen Teil die vorbereitete Schaltung in der Übungsanlage „scharf“ ausgeführt. Der Übungsparcours besteht aus insgesamt sieben Trafostationen, davon vier Kabel-, eine Turm-, eine provisorische Blech- und eine Gittermaststation – Stationen wie sie Diese Straße findet kein Navi Übungsanlage für Schaltmonteure auch in allen vier Regionen bei E.ON Bayern vorkommen. Sie sind mittels Kabel oder Freileitung verbunden. Drei Kabelstationen sind im Gebäude untergebracht, die restlichen vier Trafostationen befinden sich auf dem umliegenden Freigelände. Rund 100 000 Euro stecken in dieser Fortbildungseinrichtung. Das Herzstück der Pfaffenhofener Schaltstraße stellt die Netzleitstelle dar. Von hier werden nicht nur alle Aufgaben für die Monteure koordiniert, gleichzeitig laufen in ihr auch sämtliche Informationen zusammen. Alle Schalterstellungen sowie die Leitungszustände werden erfasst und an die Leitstelle übertragen; so kann man alle Vorgänge – auch mögliche Fehler – genau verfolgen. DAS ZIEL IST DIE ERHÖHUNG DER SICHERHEIT Obwohl es nur eine Übung ist, herrscht ein hoher Stressfaktor: Die anwesenden Fachleute schauen den Schaltmonteuren bei ihrer Arbeit genau auf die Finger. Im Alltag müssen die Mitarbeiter von E.ON Bayern entweder aufgrund regulärer Instandhaltungsmaßnahmen Schaltungen durchführen oder aber wegen Fremdbeschädigungen, zum Beispiele durch Gewitter- oder Baggerschäden. Das Ziel der Übungsmaßnahme ist die Erhöhung der Sicherheit beim Schalten – einerseits natürlich zum Schutz der Monteure wie auch Dritter. Letztendlich dient alles der Erhöhung der Versorgungssicherheit. Fast wie im richtigen Leben: Obwohl die Übungseinrichtungen technisch identisch mit 20 000Volt-Schaltanlagen sind, werden sie in der Schaltstraße nur mit 400 Volt betrieben. FORTBILDUNG 22 E . O N J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N 100 JAHRE In Pfaffenhofen werden bei der Montageschulung allein 31 Kurse für Niederspannungstechnik angeboten. G leich hohe Anforderungen wie bei der Schaltausbildung stellt E.ON Bayern auch an Kabelmonteure. Eine fehlerhaft ausgeführte Montage oder Reparatur von unterirdisch verlegten Nieder- oder Mittelspannungskabeln führt über kurz oder lang zu Störungen und damit zur Unterbrechung der Stromversorgung für die angeschlossenen Kunden. Ein Facharbeiter- oder Meisterbrief bildet keine Garantie, dass die notwendigen Fachkenntnisse auch vorhanden sind. Im Gegensatz zu den Schaltungen im 20 000-Volt-Netz, die ausschließlich von Mitarbeitern von E.ON Bayern ausgeführt werden, kommen bei den Kabelmontagearbeiten vorwiegend Monteure von Fremdfirmen zum Einsatz. Deshalb muss sichergestellt sein, dass deren Personal über die notwendigen Fertigkeiten und Fachwissen verfügt. Darum vergibt E.ON Bayern die Aufträge nur an Firmen, die ein Präqualifikationsverfahren erfolgreich durchlaufen haben. Um die Montagezulassung zu erhalten, müssen Schulungen absolviert und mit einer Prüfung in Theorie und Praxis abgeschlossen werden. Die unterschiedlichen Kurse werden von er- fahrenen Mitarbeitern in Pfaffenhofen in eigens eingerichteten Schulungsräumen abgehalten. Damit ist sichergestellt, dass sich die Inhalte an den Vorgaben des Unternehmens orientieren und die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt werden. In Sachen Fortbildung ist in Pfaffenhofen außerdem noch die Schulungsstätte für Arbeiten unter Spannung im Niederspannungsbereich (230/400 Volt) untergebracht. Auch wenn diese optisch nicht so spektakulär wie bei der höheren Spannungsebene (siehe Seite rechts 23) aussehen, erfordert ein sicheres und unfallfreies Arbeiten gründliche Kenntnisse, geeignetes Material und spezielle Ausrüstung. Gelehrt werden hier nach einem für jede Tätigkeit exakt festgelegten Arbeitsverfahren unter anderem das Arbeiten an Freileitungen, an Hausanschlusssicherungen, die Montage von Muffen, das An- oder Abklemmen von Kabeln an Stromkreisleitungen und das Wechseln von Zählern. Das alles funktioniert dann in der Praxis; ohne Unterbrechung der Versorgung und ohne dass der Kunde etwas bemerkt. In beiden Sparten werden in Pfaffenhofen insgesamt 16 unterschiedliche Kurse angeboten. Jährlich finden hier rund 80 Kurse statt, die von über 800 Monteuren belegt werden. aus Pfaffenhofen mit dem Fachbereich „Stationstechnik, Trafo- und Aggregate-Service“ in Dachau vor- bildlich zusammengearbeitet. Edith Volz-Holterhus, Mitglied des Vorstands von E.ON Bayern (Zweite von rechts), überreichte als Schirmherrin den Preis an das ProjektTeam. Kabel, Muffen, Freileitung & Co. Prüfung in Theorie und Praxis Ausgezeichnete Straße In jedem Tochterunternehmen des E.ON-Konzerns werden alle zwei Jahre Mitarbeiter ausgezeichnet, die die gemeinsamen Verhaltensweisen und Werte aktiv gelebt und mit konkreten Taten oder Projekten beispielhaft umgesetzt haben. Bei E.ON Bayern sprach die Jury den Team-Mitgliedern des Projekts „Schaltstraße Pfaffenhofen“ (siehe Seite 21) den 2. Preis zu. Bei der Planung und Umsetzung dieser in Bayern einmaligen 20 000Volt-Übungsanlage für Schaltmonteure haben das Kundencenter, die Ausbildung und die Werkstätten 100 JAHRE J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T D E N P F A F F E N H O F E N UNTER SPANNUNG 23 Ein leichtes Kribbeln M Arbeiten unter Spannung / Auf Tuchfühlung mit 20 000 Volt an spürt ein leichtes Kribbeln, sonst nichts“, soweit die lapidare Antwort von Georg Brunthaler, dem Leiter des in Pfaffenhofen stationierten Arbeiten-unter-Spannung-Teams, auf die Frage, was passiert, wenn er eine 20 000 Volt führende Leitung berührt. Etwas, das unter normalen Umständen tödlich und im besten Fall mit schweren Verbrennungen endet. Der Unterschied: Brunthaler benutzt eine hochisolierende Schutzausrüstung und befindet sich im isolierten Arbeitskorb einer speziellen Hubarbeitsbühne für Arbeiten unter Spannung. Als bundesweit erstes Unternehmen beherrschte der Energiedienstleister E.ON Bayern Arbeiten an unter Spannung stehenden Mittelspannungs-Freileitungen und setzte damit seit 2003 auch am Standort Pfaffenhofen neue Maßstäbe bei der Netzwartung und -reparatur. Modernste Technologie kommt dafür zum Einsatz: Basis ist ein geländegängiges Spezialfahrzeug. Für den Unimog samt Aufbauten und die dazugehörige Ausrüstung des Pfaffenhofener Teams hat E.ON Bayern rund 400 000 Euro investiert. Mit zwei beweglichen, bis 69 000 Volt isolierten Arbeitskörben können sich die Techniker bis auf eine Höhe von 17 Metern hieven lassen. Die speziell ausgebildeten Elektroniker tragen zudem isolierende Handschuhe und setzen isolierende Abdeckmaterialien ein. ARBEITEN OHNE ABSCHALTUNG DER LEITUNG Ein Einsatzteam besteht jeweils aus zwei Monteuren, ein weiterer Kollege überwacht die Arbeiten vom Boden aus. Die gesamte Pfaffenhofener Mannschaft unter Leitung von Georg Brunthaler umfasst fünf Monteure. „Wozu der ganze Aufwand?“, fragt sich da manch einer. Ganz einfach: Arbeiten an 20 000-Volt-Freileitungen können in vielen Fällen ohne Abschaltung der Leitung durchgeführt werden. Somit sind Kunden weniger von Versorgungsunterbrechungen betroffen. Über 1100 Arbeitseinsätze des Pfaffenhofener Teams verschonten bisher rund 600 000 Einwohner von Stromabschaltungen. Zum anderen bietet diese Technik ein hohes Einsparpotenzial bei Wartungs- und Reparaturkosten. So konnte in den vergangenen fünf Jahren zirka 1700 Mal der Einsatz von teuren Notstromaggregaten vermieden werden. Etwa 11 000 Stunden an Schalt- und Kundenbenachrichtigungszeiten wurden eingespart. Schon 330 Mal haben die Pfaffenhofener Mitarbeiter defekte Isolatoren unter Spannung ausgewechselt, mehr als 900 Mal stand der Ein- und Ausbau der sogenannten Flexiblen Trennstelle auf der Tagesordnung. Zu den weiteren Arbeiten zählen beispielsweise der Wechsel von Holzmasten, die Reparatur von Seilschäden und das Anbringen von Vogelschutz-Einrichtungen. ABSOLUTE SICHERHEIT IM MITTELPUNKT Beim Arbeiten unter Spannung steht das Thema Arbeitssicherheit immer im Mittelpunkt. Aufgrund der eingesetzten Ausrüstung und der Spezialausbildung der Monteure kann unter Spannung mindestens genauso sicher gearbeitet werden wie im abgeschalteten Zustand – was die Tatsache belegt, dass bei E.ON Bayern seit Einführung der Technik unfallfrei gearbeitet wird. Neben dem Standort Pfaffenhofen ist zusätzlich ein weiteres Team für Arbeiten unter Spannung in Bayreuth stationiert. Das 20 000Volt-Netz von E.ON Bayern hat eine Länge von insgesamt 43 700 Kilometern, 22 300 Kilometer davon sind Freileitungen; die Aufgaben gehen den Teams von Arbeiten unter Spannung also bestimmt nicht so schnell aus. An Freileitungen mit einer Spannung von 20 000 Volt können Spezialteams von E.ON Bayern auch ohne Abschaltung arbeiten. Weniger Stromunterbrechungen sind der positive Effekt für die Kunden. Jubiläums-Gewinnspiel Zum 100-jährigen Standortjubiläum in Pfaffenhofen verlost E.ON Bayern attraktive Preise. Beantworten Sie die folgenden Fragen und mit etwas Glück entspannen Sie bald bei einem Wellness-Wochenende in Bad Griesbach, besuchen das Strom-Museum von E.ON Bayern im Museumsdorf von Markus Wasmeier in Schliersee oder erleben hautnah die Geschichte des Hopfenanbaus in der Hallertau im Wolnzacher Hopfen-Museum.* ✁ Die Preisfragen: Antwort 1: 1. Welcher Pfaffenhofener Bürger war maßgeblich an der Gründung der Amperwerke AG beteiligt? 3. Wie viele Ausbildungsberufe bietet E.ON Bayern in Pfaffenhofen an? 4. Wie viele Menschen betreuen die 94 Mitarbeiter des Pfaffenhofener Kundencenters? Preise: 1. Preis: Wellness-Wochenende für zwei Personen im Lindner Golf & Wellness Hotel Maximilian in Bad Griesbach im Wert von 800 € (http://www.lindner.de) Antwort 3: ✁ 2. Bis in welche Höhe kann sich das Team von „Arbeiten unter Spannung“ mit dem Spezialfahrzeug hieven lassen? Antwort 2: Antwort 4: Name, Vorname Straße, Hausnummer PLZ Wohnort Telefon-Nummer Coupon ausschneiden und in frankiertem Kuvert einsenden an: E.ON Bayern, Kennwort:„100 Jahre“, Arnulfstraße 203, 80634 München Einsendeschluss ist der 14. Juli 2008 1. Preis 2. Preis: Ausflug für fünf Personen zum Museumsdorf von Markus Wasmeier, inkl. Besuch des E.ON Bayern-StromMuseums, mit Führung und Mittagessen im Gesamtwert von 300 € (http://www.wasmeier.de) 3. Preis: Besuch des Hopfen-Museums in Wolnzach mit Führung für fünf Personen, im Gesamtwert von 150 € (http://www.hopfenmuseum.de) 4.- 10. Preis: Dreiteiliges Frottee-Set, bestehend aus Hand-, Dusch- und Saunatuch im Gesamtwert von 50 € 2. Preis 11.- 15. Preis: Gourmet-Thermometer von Rösle im Wert von 30 € 16.- 20. Preis: Strommessgerät im Wert von 25 € *Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinn kann nicht in bar ausgezahlt oder übertragen werden. Mitarbeiter von E.ON Bayern und ihre Angehörigen dürfen nicht mitspielen. Wir versichern, dass wir Ihre Daten nicht an Dritte oder andere Bereiche im Unternehmen weitergeben.