E.ON Bayern – 100 Jahre Standort Pfaffenhofen

Transcrição

E.ON Bayern – 100 Jahre Standort Pfaffenhofen
INHALT / EDITORIAL
2/3
Wertvolles Dokument und zugleich ein Stück Zeitgeschichte:
eine 100 Jahre alte Aktie der Amperwerke-Elektrizitäts AG.
4
|
Erreichtes und Herausforderungen an einem Standort mit Zukunft für ein bedeutendes Unternehmen und einen wichtigen Arbeitgeber
Grußworte zum Jubiläum von Staatsministerin, Vorstandsvorsitzendem, Landrat und Bürgermeister
5
|
HISTORIE: Das Herz der Stromversorgung Pfaffenhofen – Ein Standort entwickelt sich
6
|
Zum Teil Hauptaktionäre aus Berlin
Den Anschluss an das elektrische Straßenleitungsnetz musste man mit einer Anmeldung beantragen
6
|
Pionier der Amperwerke
Dr. Josef Bergmeister war maßgeblich an der Gründung der Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft beteiligt
7
|
Ein wichtiger Stützpunkt in Sachen Strom
Werkstätten mit wachsender Bedeutung
8
|
Ausbau von 60 000 auf 400 000 Volt Zentrale Wartung und Reparatur
9
|
Traditioneller Ausbildungsstandort
Aktivitäten der Hauptwerkstätten auf einem Areal von 25 000 Quadratmetern
10
|
„Hopfazupfa“ jagen Strombedarf in die Höhe Eine Verzehnfachung der Spitzenlast
11
|
Die Elektrifizierung Bayerns
Im Strom-Museum wird die Geschichte der elektrischen Energie zum Erlebnis
12
|
Ein Blick ins Archiv
Alte Bilder erzählen aus der Gründungszeit des Unternehmens
IMPRESSUM
Redaktion: Ingrid Fuchs,
Peter Wendler (verantwortlich)
Fotos: Gabi Hartmann, Peter Wendler,
Peter Winkler, E.ON Bayern-Archiv
Layout und Druck: DONAUKURIER
Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Stauffenbergstr. 2a . 85051 Ingolstadt
E . O N
A
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
Tradition und Innovation
uf ein hundertjähriges Standortjubiläum kann jede Firma stolz sein.
In einer Zeit, in der die Verlegung
oder die Auflösung von Niederlassungen
aus kurzfristigem Kalkül schon fast die Regel darstellt, muss man ein solches Ereignis eher als Ausnahme betrachten. Nicht,
dass hier die Zeit stehen geblieben wäre –
im Gegenteil: Viele Kernkompetenzen
sind seit jeher auf dem heute 50 000 Quadratmeter umfassenden Areal gebündelt.
Daher konnten die Fachleute der bewährten Betriebsgliederungen auf die sich ständig wandelnden Herausforderungen an
die Stromversorgung flexibel reagieren
oder im Vorfeld sich abzeichnender Entwicklungen die richtigen Strategien und
Lösungen finden. Über die Jahrzehnte hat
man in den Standort investiert, diesen
kontinuierlich ausgebaut und innovative
Techniken umgesetzt oder selbst entwickelt.
Bis lange nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Niederlassung der größte
Arbeitgeber Pfaffenhofens. Viele Einwohner aus der Stadt und der Region finden
und fanden an diesem Traditionsstandort
einen ebenso sicheren wie zukunftsfähigen Ausbildungs- und Arbeitsplatz. Nicht
wenige Familien gehören und gehörten
über Generationen zum Mitarbeiterstamm. Auch nach einem Jahrhundert gilt
Pfaffenhofen nach wie vor als einer der bedeutendsten Stützpunkte der E.ON Bayern AG und wird es auch bleiben.
Im historischen Teil dieser Beilage blicken wir auf die abwechslungsreiche Vergangenheit des Standorts zurück. In dieser
Ausführlichkeit ist dessen Geschichte
noch nie dokumentiert worden. Ein Sichten unserer Archive hat viele zeitgenössische Fotos wieder ans Tageslicht gebracht,
die wir Ihnen bei diesem Anlass nicht vorenthalten wollen.
Im aktuellen Teil informieren wir über
die einzelnen, hier angesiedelten Betriebsgliederungen mit ihrem breiten Aufgabenspektrum. In den Lehrwerkstätten erlernen über 150 Azubis einen gewerblichen Beruf. Das Kundencenter ist verantwortlich für die Sicherung und den Ausbau der Stromversorgung in sechs Landkreisen. Zu den Aufgaben der Werkstätten zählt unter anderem die Wartung der
Transformatorenstationen. Die Messtechnik sorgt dafür, dass die Stromzähler die
verbrauchten Kilowattstunden korrekt er-
14
|
Betrieb und Instandhaltung
Kundencenter betreut 321 000 Einwohner in 76 Städten und Gemeinden
15
|
Spannende Berufsaussichten Derzeit 150 Auszubildende in den Pfaffenhofener Lehrwerkstätten
16
|
Lehrwerkstätten öffnen ihre Pforten
Ausführliche Informationen zum Berufsleben am „Tag der Ausbildung“
16
|
Richtig bewerben
Interview mit Tobias Brockel, Leiter der Ausbildung Pfaffenhofen
17
|
Mädchen mit Energie
Technische Berufe können richtig Spaß machen
18
|
Instandsetzung und Wartung Werkstätten mit Schlüsselrolle für Oberbayern
19
|
Kompetenter Service für ganz Bayern
Leistungsschalter für alle Spannungsebenen
20
|
Auf die Kilowattsekunde genau Traditioneller Standort für die Messtechnik
21
|
Diese Straße findet kein Navi
Übungsanlage für Schaltmonteure
22
|
Kabel, Muffen, Freileitungen & Co.
Prüfung in Theorie und Praxis
mitteln. Und das seit fünf Jahren hier stationierte Arbeiten-unter-Spannung-Team
sorgt mit seiner Spezialausrüstung dafür,
dass bei vielen Arbeiten an 20 000-VoltFreileitungen die Stromversorgung der
Kunden nicht unterbrochen werden
muss. Außerdem sind auf dem weitläufigen Gelände noch die Schaltstraße, eine in
Deutschland einmalige Schulungseinrichtung für Monteure, und die Servicegruppe
Primärgeräte der E.ON Netz GmbH untergebracht. Das Schwesterunternehmen
der E.ON Bayern AG betreut Leistungsschalter bis hin zur Höchstspannung von
380 000 Volt.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen –
und da wäre ja noch das Jubiläums-Gewinnspiel, bei dem schöne Preise winken.
Nur wer mitmacht, kann gewinnen.
GROSSES
PREISAUSSCHREIBEN
mit wertvollen Gewinnen
auf der letzten Seite
Einsendeschluss
am
14. JULI 2008
GRUSSWORTE
4
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
Erreichtes sichern – Herausforderungen bewältigen
Grußwort von Staatsministerin Emilia Müller
D
as Kundencenter der
E.ON Bayern AG in Pfaffenhofen a. d. Ilm ist nicht
irgendeine Niederlassung dieses
Unternehmens. Denn dieser Standort war vor 100 Jahren mit ein Ausgangspunkt für die flächendeckende
Elektrifizierung Oberbayerns.
Zur Stromversorgung des Gebietes östlich und nördlich von München bis Ingolstadt erfolgte dort
1908 die Gründung der Amperwerke Elektrizitäts-AG. 1955 fusionier-
ten die Amperwerke
und die Isarwerke zur
Isar-Amperwerke AG
mit einem
nahezu ganz
Oberbayern
umfassenden Versorgungsgebiet. 2001 fusionierte die
Isar-Amperwerke AG mit vier wei-
teren regionalen Stromversorgern
zur E.ON Bayern AG mit Sitz in Regensburg.
Vor dem Hintergrund dieser langen und insgesamt erfolgreichen
Geschichte richte ich meine Glückwünsche an die E.ON Bayern AG,
insbesondere aber an die Mitarbeiter des Standorts Pfaffenhofen.
Tragen Sie auch in Zukunft mit
dazu bei, die Bürger mit sicherer
und bezahlbarer Energie zu versorgen. Elektrizität hat wie kaum eine
andere Energieform die Welt revolutioniert und die hohe Leistungskraft heutiger moderner Volkswirtschaften ermöglicht. Sie ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Unser gemeinsames Ziel ist daher, das Erreichte zu sichern und die
anstehenden Herausforderungen zu
bewältigen.
Emilia Müller
Bayerische Staatsministerin
für Wirtschaft, Infrastruktur,
Verkehr und Technologie
Starker Standort mit Energie und Zukunft
D
Grußwort von Vorstandsvorsitzendem Peter Deml
er Standort Pfaffenhofen
der E.ON Bayern AG feiert am 2. Juli 2008 sein 100jähriges Bestehen. Das weitläufige
Gelände an der Dr.-BergmeisterStraße steht von Beginn an „unter
Strom“ und ist untrennbar verbunden mit der Elektrifizierung der
Stadt, des Landkreises und der Region. Hier ist seit jeher viel elektrizitätswirtschaftliches und -techni-
sches Know-how angesiedelt. Bei
grundlegenden Weichenstellungen,
technischen Weiterentwicklungen
und Ausbaumaßnahmen spielten
der Standort und seine Mitarbeiter
immer wieder eine führende Rolle.
Diese Sonderbeilage beschäftigt
sich intensiv mit der Geschichte des
Standorts. Der anlässlich des Jubiläums verfasste historische Rückblick
schildert die Entwicklung von den
Bedeutendes Unternehmen
D
Grußwort von Landrat Josef Schäch
ie E.ON Bayern AG feiert
heuer ihr 100-jähriges
Standortjubiläum in Pfaffenhofen. Dazu überbringe ich der
Geschäftsleitung sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im
Namen des Landkreises Pfaffenhofen und auch persönlich die herzlichsten Glückwünsche.
Der
Stützpunkt der E.ON
Bayern AG in
Pfaffenhofen ist
ein bedeutendes
Unternehmen im
Landkreis. Mit
insgesamt rund
330 Mitarbeitern, davon etwa 150
Lehrlinge, ist E.ON hier einer der
größten Arbeitgeber.
Die Zukunftsaussichten im Landkreis Pfaffenhofen sind, gemessen
an den aktuellen Wirtschaftsdaten,
in nahezu jeder Hinsicht günstig.
Pfaffenhofen hat sich in den letzten
Jahrzehnten zu einem modernen
und leistungsfähigen Wirtschaftsraum entwickelt. Er ist zudem ein
junger, dynamischer und allen Innovationen offener Landkreis mit moderner Technologie sowie hervorragenden Verkehrsanbindungen und
den damit gegebenen logistischen
Möglichkeiten.
Die E.ON Bayern AG hat zu dieser Entwicklung einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Sie hilft
mit, Arbeitsplätze zu sichern, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu
stellen und die gute Infrastruktur
aufrecht zu erhalten. Dafür möchte
ich Ihnen meinen herzlichen Dank
aussprechen.
Der E.ON Bayern AG mit all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier in Pfaffenhofen wünsche
ich weiterhin viel Freude und Erfolg
bei ihrer Arbeit sowie alles Gute für
die Zukunft.
Josef Schäch
Landrat des Landkreises
Pfaffenhofen
Anfängen bis zur Gegenwart. Neben dieser Zeitreise ermöglicht die
Publikation einen Blick hinter die
Kulissen der modernen Stromversorgung und auf alle hier ansässigen
technischen Betriebseinheiten bis
hin zu den Ausbildungseinrichtungen.
Nach einem Jahrhundert ist Pfaffenhofen unverändert ein herausragender Standort der E.ON Bayern
AG. Fest in
der Stadt und
in der Region
verwurzelt,
spielt er mit
seinem breiten Aufgabenspektrum
auch in Zukunft eine besondere
Rolle. Auf die nächsten 100 Jahre!
Dr. Peter Deml
Vorsitzender des Vorstands
der E.ON Bayern AG
Wichtiger Arbeitgeber
Grußwort von 1. Bürgermeister Thomas Herker
W
enn die E.ON Bayern
AG ihr 100-jähriges
Standortjubiläum feiert, ist das auch für die Stadt Pfaffenhofen ein guter Grund zur
Freude. Mit
der
Gründung der Amperwerke begann im Jahr
1908 für Pfaffenhofen eine
neue Ära, die
der Stadt und ihren Bürgerinnen
und Bürgern seitdem viele sichere
Arbeitsplätze und einen wichtigen
Wirtschaftsfaktor brachte.
Auch im Jahr 2008 sprechen die
alteingesessenen Pfaffenhofener immer noch traditionell-liebevoll von
den „Amperwerken“, wenn sie die
E.ON Bayern AG meinen. Aber ob
Amperwerke,
Isar-Amperwerke
oder E.ON – die Stadt Pfaffenhofen
ist froh und dankbar, dass der
Stromerzeuger auch heute noch als
wichtiger Arbeitgeber mit 330 Mitarbeitern in der Kreisstadt firmiert.
Mit 150 Lehrlingen ist Pfaffenhofen
zudem für E.ON der größte und
wichtigste Ausbildungsstandort in
ganz Bayern.
Als Bürgermeister freue ich mich
sehr über die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Pfaffenhofen und der E.ON Bayern AG als
einem ihrer wichtigsten Arbeitgeber seit 100 Jahren. Ich gratuliere
ganz herzlich zum 100. Geburtstag,
den E.ON in jugendlicher Frische
feiern kann. Gleichzeitig darf ich
herzlichen Dank sagen für das bisherige gute Miteinander und meine Hoffnung aussprechen auf eine
fruchtbare Zusammenarbeit auch
in den nächsten 100 Jahren!
Herzliche Glückwünsche zum
Standortjubiläum!
Thomas Herker
Erster Bürgermeister
der Stadt Pfaffenhofen
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
HISTORIE
D E N
P F A F F E N H O F E N
5
Das Herz der Stromversorgung
M
it der Nacht hält in der Regel auch die Finsternis
Einzug in den kleinen Ortschaften im Bayern vor dem Beginn
des 20. Jahrhunderts. Elektrizität gibt
es fast ausschließlich in den großen
Städten und auch da nicht immer flächendeckend. Auf dem Land muss
man sich mit Petroleum- oder Öllampen zufrieden geben. In einer
kleinen Stadt in Oberbayern ist man
bereits etwas weiter: Schon 1882 –
das Jahr, in dem Oskar von Miller
und dem Franzosen Marcel Depréz
die erste Stromfernübertragung von
Miesbach nach München gelingt –
gibt es in der aufstrebenden Stadt
die ersten Gespräche über den Aufbau einer Stromversorgung. Über
die Argumente von Bedenkenträgern, die schon damals in großer
Zahl anzutreffen sind, kann man
heute nur noch schmunzeln: Strom
sei Teufelswerk, das den Menschen
Pfaffenhofen – Ein Standort entwickelt sich
verderben werde. Außerdem befürchtet man durch die Straßenbeleuchtung ein Ansteigen der Kriminalität.
ABENTEUERLICHER
TRANSPORT
DER DAMPFKESSEL
Aber der Siegeszug des „Eledrischen“ ist nicht aufzuhalten. Am 5.
Mai 1898 erteilt die Stadt die Konzession zur Errichtung eines Elektrizitätswerks der Süddeutschen Wasserwerke AG in Nürnberg. Diese
beginnt noch im selben Jahr mit
dem Bau der „Elektrischen Zentrale“
auf dem Semmelmülleranger. Überliefert ist der geradezu abenteuerliche Transport der Dampfkessel vom
Bahnhof zum Kraftwerksgelände. Für die
Strecke von zirka einem Kilometer mit-
tels Pferdegespann benötigt man etwa dreieinhalb Stunden. Die Tragkraft der auf dem Weg liegenden
Brücken musste zuvor durch Unterbauten immens erhöht werden, um
den Schwertransport zu meistern.
Und so sorgt Pfaffenhofen schon
im Jahr 1899 mit seinen beleuchteten
Straßen für Ärger bei manchen
Münchner
Vorstadtbewohnern.
Was die Stadtmenschen zum Neid
verleitet hat, beschreibt der Pfaffenhofener Kurier in einem Bericht
vom 4. September 1899:
„IN DER THAT
ÄGYPTISCHE
FINSTERNIS“
„Die elektrische Beleuchtung der
hiesigen Stadt ist seit Freitag
probeweise in Betrieb gesetzt
worden. Schon jetzt läßt sich ersehen, daß zwischen der jetzi-
gen und der Petroleumbeleuchtung
ein himmelweiter Unterschied besteht, und es wird nun nach der vollendeten Thatsache keinen Menschen mehr geben, der sich nach den
Öllämpchen unserer früheren Staßenbeleuchtung zurücksehnt. Bei
der Austheilung der Lampen muß
aber noch verschiedenes geschehen,
indem es viele ,dunkle Punkte‘ in der
Stadt gibt, die eine Beleuchtung
dringend nothwendig haben. So beschweren sich z.B. die Bewohner der
Münchener Vorstadt ganz energisch,
daß dort in der ganzen Straße nicht
eine einzige Lampe angebracht ist
und meinen mit Recht, wenn sie zu
jeder anderen Leistung herangezogen werden, so hätten sie auch begründeten Anspruch auf Beleuchtung. Es herrscht in der That ägyptische Finsternis und hoffentlich dauert es nicht lange, bis es auch dort
Licht wird.“
Fortsetzung Seite 6
Von den Amperwerken zu E.ON Bayern
Die Amperwerke AG fusioniert im Jahr 1955 mit der Isarwerke AG zur Isar-Amperwerke
AG, aufnehmende Gesellschaft
nach Aktienrecht ist die Amperwerke AG. Das Bayernwerk
übernimmt 1994 als VIAG-Tochter die Mehrheit an dem damals
größten privaten Energieversorgungsunternehmen Deutschlands. Im Juni 1999 stimmen die
Aktionäre der Isar-Amperwerke
dem Abschluss eines Gewinnabführungs- und Beherrschungs-
vertrages mit dem Bayernwerk
zu. Zum 1. Juli 2000 fusionieren
die Holdinggesellschaften VEBA und VIAG zu E.ON. Mit der
Fusion der Energietöchter PreussenElektra und Bayernwerk zur
E.ON Energie AG entsteht das
größte private Stromunternehmen Europas. Das Traditionsunternehmen
Isar-Amperwerke
wird im Laufe des Jahres 2001
mit den anderen bayerischen
E.ON-Töchtern Energieversorgung Oberfranken (EVO),
OBAG und Überlandwerk Unterfranken (ÜWU) sowie der
Großkraftwerk Franken AG
(GFA) zur neuen Gesellschaft
E.ON Bayern zusammengeführt, dem größten Regionalversorgungsunternehmen Deutschlands mit 3600 Mitarbeitern,
rund zwei Millionen Kunden
und einem jährlichen Stromabsatz von rund 28 Milliarden Kilowattstunden. Aufnehmende
Gesellschaft nach Aktienrecht
sind die Isar-Amperwerke.
Der Stammbaum zeigt die Entwicklung
des Unternehmens von seinen Anfängen
im Jahr 1908 bis zur Fusion zur E.ON
Bayern AG im Jahr 2001.
6
HISTORIE
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
Fortsetzung von Seite 5
100 JAHRE
Den Anschluss an das elektrische Straßenleitungsnetz musste
man mit einer Anmeldung beantragen. Zu den ersten „Elektrifizierten“
zählten das Rathaus mit der
Schaltzentrale für die Straßenbeleuchtung, das Krankenhaus, die
Schule, ein Getreidegeschäft und
eine Speditionsfirma. (Siehe Formular links)
Zur Absicherung der Stromerzeugung beschafften die Amperwerke im Geschäftsjahr 1909/10
ein Heißdampf-Lokomobil der Firma Lanz. Es konnte flexibel während Wartungsarbeiten im Dampfkraftwerk oder den Wasserkraftwerken als Antriebsaggregat für
die Generatoren eingesetzt werden. Ein solches Ungetüm sorgte
bei der Anlieferung für reges Interesse bei der Bevölkerung. (Mitte)
ZUM TEIL
HAUPTAKTIONÄRE
AUS BERLIN
Ein fortschrittlicher Ort ist das
kleine Pfaffenhofen also schon damals. Allerdings macht man es jenen
wagemutigen Männern, die schon in
diesen frühen Jahren – noch vor
1908 – mit dem Gedanken spielen,
in einem überwiegend bäuerlichen
Gebiet eine Stromversorgung aufzuziehen, nicht gerade einfach. Spöttisch fragt man sie, ob sie denn ernsthaft daran dächten, die Misthaufen
dort zu beleuchten? Kaum jemand
glaubt daran, dass auf dem Land eine wirtschaftliche Verbrauchsdichte
zu erwarten sei. Den potenziellen
Geldgebern aus München erscheint
das Risiko, eine reine Überlandversorgung zu finanzieren, unter diesen
zweifelhaften Umständen noch zu
groß. So kommt es, dass unter den
Gründern als Hauptaktionäre Berliner Investoren vertreten sind.
Am 2. Juli 1908 wird die Amperwerke
Elektrizitäts-Aktiengesellschaft mit Sitz in München gegründet; vier Tage später steht es im Pfaffenhofener Kurier:
„Das Elektrizitätswerk Pfaffenhofen mit seinen verschiedenen Unterstationen, das bisher der AG Süddeutsche Wasserwerke in Frankfurt
gehörte, wurde von dieser Gesellschaft losgelöst. Eine neue Aktiengesellschaft, die sich unter Mitwirkung der Bayerischen Revisionsund Vermögens-Verwaltungs-Aktiengesellschaft in München, der
Bayerischen Diskonto- und Wechselbank in Nürnberg und der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Berlin unter dem Namen
‚Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft‘ mit dem Sitze in Mün-
chen gebildet hat, hat das Werk erworben und demnächst findet die
Verbriefung statt. Die neue Gesellschaft hat 2 Millionen Mark Aktienkapital, wovon 1,250,000 Mark einbezahlt sind. Die Gesellschaft bezweckt die Ausbeutung der Amperkräfte bei Unterbruck und die Verwertung der dabei zu gewinnenden
elektrischen Energie . . .“
Das neu gegründete Unternehmen übernimmt das Pfaffenhofener
Elektrizitätswerk sowie zwei Wasserkraftwerke in Englmannszell und
Hohenwart und versorgt damit in
acht Gemeinden 8630 Glühlampen,
41 Bogenlampen und 219 Motoren
mit insgesamt 951 PS. Schon ab dem
1. Juli wird der Strom auf Rechnung
der Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft geliefert, notariell als
Besitzer der Pfaffenhofener Elektrizitätswerke verbrieft, werden die
Amperwerke erst am 12. Oktober
Fortsetzung Seite 7
D
Pionier der Amperwerke
er Pfaffenhofener Ingenieur Josef Bergmeister
( * 11. August 1874,
† 31. Oktober 1950) war Generalbevollmächtigter der Süddeutschen Wasserwerke, die in Hohenwart an der Paar, einem südlichen
Nebenflüsschen der Donau, und
in Pfaffenhofen an der Ilm eine
Dampfzentrale besaßen. Im Jahr
1908 war er maßgeblich an der
Gründung der Amperwerke-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft beteiligt, die Süddeutschen Wasserwerke bildeten dabei die Keimzelle
des neuen Unternehmens. Als Direktor der Amperwerke sah Bergmeister den Ausbau von Wasserkräften als Grundlage für die weitere Strombeschaffung, er bemühte sich mit Erfolg um weitere Konzessionen an der Amper. 1929 wur-
de der Ingenieur für seine hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Stromversorgung zum Ehrendoktor der technischen Hochschule Aachen ernannt, fünf Jahre
später erhielt Bergmeister die silberne Stadtmedaille seiner Heimatstadt. Heute erinnert an ihn die
Dr.-Bergmeister-Straße; sie verläuft zum Teil entlang des Betriebsgeländes von E.ON Bayern.
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
Fortsetzung von Seite 6
1908. Bereits im ersten Jahr nach der
Gründung schließen sie mit 45 Gemeinden Stromverteilungsverträge
ab. Nach der Unternehmensphilosophie sieht man im Ausbau von
Wasserkräften die Grundlage für die
Strombeschaffung und bemüht sich
mit Erfolg um den Erwerb von Konzessionen.
So wird beschlossen, die Wasserkraftwerke Unterbruck (1908/09)
und Kranzberg (1910/11) zu bauen.
Bereits im Jahr 1911 verfügen die
Amperwerke über 538 Kilometer
Hochspannungsleitungen und 229
Transformatorenstationen in Betrieb,
der Stromabsatz beträgt 6,8 Millionen
Kilowattstunden (kWh). Beliefert
werden jetzt 250 Ortschaften mit
46 990 Glühlampen und 2392 Motoren. Das Netz erstreckt sich von Neuburg und Manching im Norden, in
westlicher Richtung bis Aichach und
Schrobenhausen, in südlicher Richtung bis über Sauerlach hinaus und
im Osten liegen die Grenzen bei
HISTORIE
D E N
P F A F F E N H O F E N
Mainburg und Freising, ein Gebiet
mit 5200 Quadratkilometern.
Auch wenn die Zentrale der Amperwerke in München residiert –
was die Technik anbelangt, spielt die
Musik in Pfaffenhofen. Viele Schlüsselfunktionen sind hier angesiedelt,
der Standort gewinnt, nicht zuletzt
durch seine zentrale Lage im ständig
wachsenden Versorgungsgebiet, zunehmend an Bedeutung.
EIN WICHTIGER
STÜTZPUNKT
IN SACHEN STROM
Die Betriebsleitung Pfaffenhofen
führt über zehn Betriebsmonteurstellen in ihrem Zuständigkeitsbereich, darunter auch die benachbarte
Betriebsmonteurstelle Pfaffenhofen.
Diese tragen Verantwortung für die
Sicherung und den Ausbau der
Stromversorgung. Sie errichten Trafostationen, Leitungen und sind für
eine schnelle Behebung von Stromunterbrechungen zuständig. Fast je-
de Betriebsmonteurstelle verfügt
über ein Ersatzteillager und eine
Werkstätte. Auch in den folgenden
Jahrzehnten bleibt die Verantwortung für den Netzbau und -unterhalt
in Pfaffenhofen. Struktur- und organisationsbedingt ändert sich mehrfach die Größe des Zuständigkeitsbereichs.
1958, nach der 1955 erfolgten Fusion mit den Isarwerken zur IsarAmperwerke AG, stellt Pfaffenhofen eine von 13 Bezirksleitungen.
Die Zahl der Standorte wird Ende
der siebziger Jahre im Rahmen einer
Neustrukturierung auf acht reduziert, die 1990 in Regionaldirektionen umbenannt werden. Seit dem
Jahr 1987 hat die in zwei Jahren Bauzeit neu erstellte, der Bedeutung entsprechend geräumige Niederlassung
ihren Sitz gegenüber dem Standort
der ehemaligen Dampfzentrale:
Draht 7 lautet seither die aktuelle
Anlaufstelle in Sachen Strom. Daran
ändert auch die Fusion der Isar-Amperwerke mit drei weiteren bayeri-
7
Das Dampfkraftwerk lieferte
erstmals am 4. September 1899
Strom. Mitte der 1920er Jahre verlor das Kraftwerk an Bedeutung
und wurde schließlich stillgelegt.
schen Regionalversorgern und der
Großkraftwerke Franken AG zur
E.ON Bayern AG nichts. Heute befindet sich darin eines von 19 Kundencentern, die das Unternehmen
im Freistaat unterhält.
WERKSTÄTTEN
MIT WACHSENDER
BEDEUTUNG
Bereits in den Jahren 1920/21 entstehen in Pfaffenhofen die ersten
Werkstätten und die Abteilung für
„Elektrische Meßtechnik“. Zusätzlich existieren die „fliegenden Werkstätten“, ohne einen festen Standort:
Da bis in die fünfziger Jahre ein sehr
weitmaschiges Versorgungsnetz mit
Fortsetzung Seite 8
8
HISTORIE
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
Fortsetzung von Seite 7
wenigen Hochspannungsgeräten
besteht, werden die Revisionen teilweise in Kraftwerken oder in gerade
nicht benötigten Hallen durchgeführt. Hauptsache, es steht ein Kran
zur Verfügung, denn das Stückgewicht eines Leistungsschalters kann
bis zu 7,5 Tonnen betragen.
Das Hochspannungsnetz der
Amperwerke im Jahr 1911 zeigt
die Planskizze in der Mitte. Unten
im Bild das ehemalige Maschinenhaus
(1900–1917)
in
Geisenfeld.
AUSBAU
VON 60 000
AUF 400 000 VOLT
In der ersten Hälfte der fünfziger
Jahre kommen auf die mittlerweile
zur „Hauptwerkstätte“ aufgewertete
Einrichtung neue Herausforderungen zu. 30 Jahre lang als ausschließlich praktisch ausgerichteter, von
Handwerksmeistern geführter Reparaturbetrieb tätig, entwickelt sich deren Arbeitsfeld zunehmend in Richtung geräte- und anlagenspezifischer
Fach- und Beratungsstelle für das gesamte Energieversorgungsunternehmen. Immer mehr Ingenieure finden
jetzt hier ihren Arbeitsplatz und berufliche Herausforderungen. So sind
die Pfaffenhofener an vielen Projekten bei Ausbau und Sicherung der
Stromversorgung maßgeblich beteiligt, zum Beispiel bei der unternehmensweiten Beschaffung und Organisation aller Notstromaggregate
oder bei der Umstellung und Erweiterung des Hochspannungsnetzes,
das seit der Mitte der fünfziger Jahre
in mehreren Schritten von 60 000 auf
bis zu 400 000 Volt ausgebaut wird.
In den sechziger Jahren steigt aufgrund des Wirtschaftswunders der
Stromverbrauch stark an. Für den
100 JAHRE
Energieversorger bedeutet dies eine
Bestandsvergrößerung sowie weitere Typenvielfalt im Gerätebereich, so
dass eine Vielzahl von neuen Wartungsaufgaben auf die Abteilung zukam. Die „fliegenden Werkstätten“
reichen nicht mehr aus. Daher passt
es gut, dass 1969 in Pfaffenhofen die
alte Transformatorenwerkstätte frei
wird, die nicht mehr für die immer
größer werdenden Trafoeinheiten
genutzt werden kann. Die betagte
Werkstätte verfügt über ausreichende Durchlaufkapazitäten. Endlich
hat man einen festen Standort.
Doch die Herausforderungen an
den Standort steigen von Jahr zu Jahr.
Eine genaue Untersuchung, die auch
die allgemeine Situation der Stromverteilung mit einbezieht, führt 1989
zu dem Ergebnis, dass zur Erhaltung
der Versorgungssicherheit eine
schlagkräftige Instandhaltung mit
mobilen Kolonnen, einer Werkstätte
sowie Materiallager notwendig ist.
Es gilt, eine ganze Reihe von
technischen Sondereinrichtungen
umzusetzen, welche eine Werkstätte für die Instandhaltung von sehr
speziellen Hochspannungsgeräten
erfordert. Dazu gehören ein Prüfraum mit Druckentlastung und
hochwertiger Schalldämmung zur
Geräuschdämpfung, sowohl zum
Schutz der eigenen Mitarbeiter als
auch der angrenzenden Nachbarschaft, ein Wiederaufbereitungsund Lagerraum für die Isolier- und
Löschöle der Schalter mit Grundwasserschutz, Luftentfeuchtungsanlage und Schaumlöscheinrichtung, ein Paletten- und Teilelager
mit entsprechenden Transporteinrichtungen, Lager- und Laderäume
für mobile Gleichstromanlagen als
Störungsreserve in Umspannwerken, grundwassersichere Unterstände für Recycling und Entsorgung von ausgebauten Materialien,
Feststoffen und Flüssigkeiten sowie
ein Freiluft-Schaltgerätelager mit ölfester Stellfläche, Ölabscheider und
Verlade-Portalkran.
Nach dreijähriger Gesamtbauzeit
folgt im September 1993 die feierliche Einweihung der neuen Schaltgerätewerkstätte und des Gebäudes
für die Hauptwerkstätte. Auf einer
Gesamtfläche von etwa 6000 Quadratmetern hat man einen Komplex,
bestehend aus dem Hauptbau mit
2700 Quadratmetern Nutzfläche sowie einem Anbau mit 1000 Quadratmetern Nutzfläche errichtet. Die
Gesamtbausumme inklusive der
technischen Einrichtungen beläuft
sich auf rund 20 Millionen D-Mark.
ZENTRALE
WARTUNG
UND REPARATUR
Die Schaltgeräte und Anlagenkomponenten aus Kraftwerken,
Umspannwerken und Schaltanlagen
warten und reparieren die Mitarbeiter in der zentralen Schaltgerätewerkstätte. Die Abteilung AnlagenFortsetzung Seite 9
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
Fortsetzung von Seite 8
instandhaltung betreut in dem fast
ganz Oberbayern umfassenden Versorgungsgebiet der Isar-Amperwerke 17 500 Schaltgeräte und Anlagenkomponenten sowie 350 Gleichstromanlagen. Der Hauptbau enthält die Werkstatträume, teilweise
mit aufwändigen Hebeeinrichtungen und der notwendigen Raumhöhe von zehn Metern, einen schallgedämmten Mess- und Prüfraum, die
Lager sowie Büro- und Sozialräume.
Im Anbau erfolgen der Korrosionsschutz und die Entsorgung, des Weiteren befanden sich darin zusätzliche
Lager- und Standplätze für diverse
Spezialfahrzeuge, wie Schaltertransportwagen, Tieflader, einen Schwerlast-Unimog mit Kranaufbau und
Transportfahrzeuge.
Auf über 1000 Quadratmetern vereinigt das neue Hauptwerkstättengelände vielfältige Aufgaben in den Bereichen Elektro, Metall und Ausbildung. Die Sparte Elektro sorgt für die
Einsatzbereitschaft der Transformatoren, die Revision von Wasserkraftgeneratoren und der Notstromaggregate. Weitere Aufgaben sind unter anderem der Bau von Stromverteilungsanlagen und die Durchführung von Schwertransporten.
Zum Fachbereich Metall gehören
eine Metall- und Maschinenwerkstätte, die Schreinerei und die Korrosionsschutzanlagen. Angefertigt werden unter anderem Profil-, Blech-,
und Holzkonstruktionen für den
Leitungsbau, für Umspannwerke
und Betriebsgebäude der Isar-Amperwerke. Außerdem werden Druckluftanlagen sowie Kran- und Hebeanlagen überprüft und gewartet.
HISTORIE
D E N
P F A F F E N H O F E N
9
Die ehemalige Betriebszentrale für Messtechnik in der Ingolstädter Straße.
AUSBILDUNGSORT
MIT LANGER
TRADITION
Seit 1919 wird in Pfaffenhofen
ausgebildet. Die praxisorientierte
Ausbildung erwirbt sich von Anfang
an einen hervorragenden Ruf. Über
die Jahrzehnte wird die gewerbliche
Ausbildung regelmäßig der sich verändernden Praxis angepasst, und so
verwundert es nicht, dass nach wie
vor die Zahl der Bewerber die der
freien Plätze bei weitem übersteigt.
Zählerprüfraum der Messtechnik in den fünfziger Jahren.
Im Gebäude der ehemaligen Regionaldirektion ist heute das Kundencenter untergebracht.
Bei der Konzeption des Neubaus
trägt man dem Rechnung, und so
stehen in den Hauptwerkstätten
nach den Umbauten vier Lehrwerksäle mit insgesamt rund 100
Schulungsplätzen zur Verfügung,
davon je einer für die spezielle Elektronik-, beziehungsweise Pneumatik
und Hydraulikausbildung. Drei
Lehrwerkstätten für Metallbearbeitungs- und Elektroausbildung und
ein Zeichensaal für die Unterrichtung der Technischen Zeichner(innen) wurden während der dreieinhalb Jahre dauernden Ausbildungszeit genauso intensiv genutzt wie die
fünf – ausschließlich für die Azubis
vorbehaltenen – Sozialräume.
Das in den siebziger Jahren entwickelte Konzept, Lehrlinge aus
dem ganzen Versorgungsgebiet zentral auszubilden und nach Beendigung der Ausbildung heimatnah einzusetzen, hat sich bis heute bewährt.
Dazu mussten natürlich Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Seit 1977 verfügen die Isar-Amperwerke
über
betriebseigene
Wohnheimplätze für ihre Azubis.
Ein Sport- und Tennisplatz, eine
Stockschießbahn, Billardtische und
zahlreiche Tischtennisplatten konnten ebenso wie die Fitnessräume von
allen Lehrlingen genutzt werden.
Nach dem Abschluss der umfangreichen Umstrukturierungen sind alle Aktivitäten der Hauptwerkstätten
auf einem Gelände mit rund 25 000
Quadratmetern Fläche zusammengefasst, diesen Raum nehmen sie bei
E.ON Bayern auch heute noch ein.
10
HISTORIE
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
Im Jahr 1955 ging die erste Hopfenpflückmaschine in Deutschland in Betrieb, und auch in der Holledau schnellte der Strombedarf damit
allmählich enorm in die Höhe. Das führte mitunter sogar dazu, dass das Stromnetz vorübergehend zusammenbrach.
„Hopfazupfa“ jagen Strombedarf in die Höhe
E
Bis Ende der Siebziger verzehnfachte sich die Spitzenlast
in ständiger Mangel an Arbeitskräften führt Ende der
fünfziger Jahre zur Technisierung der Hopfenernte in der Holledau. Damit steigt auch der Bedarf an
elektrischer Leistung stark an. 1955
wird die erste Hopfenpflückmaschine in Deutschland, von England
kommend, in Betrieb genommen.
Wachsende Ernteerträge bei gleichzeitig vermindertem Personalbedarf
helfen der Hopfenpflückmaschine,
sich rasch zu etablieren. Von zwei im
Jahr 1956 vermehrt sich die Anzahl
der „Eisernen Pflücker“ bis 1961 auf
594 Stück. 1963 werden bereits 90
Prozent des Hopfens maschinell
eingebracht. Praktisch zeitgleich
kommen auch die stromgetriebenen
Ventilatoren „in Mode“, welche die
in den Trocknungsöfen erzeugte
Wärme in den Darren verteilen.
Durch die auf elektrische Energie
angewiesenen Helfer verdreifacht
sich der Anschlusswert eines durchschnittlichen Hopfenbauernhofes.
Obwohl die Maschinen nur wäh-
rend der zwei- bis dreiwöchigen
Ernte zum Einsatz kommen, erhöht
sich der Leistungsbedarf in den Ortschaften um bis zu vierhundert Prozent.
Im Jahr 1962 bricht das Versorgungsnetz in der Erntezeit wegen
Überlastung erstmals zusammen.
Die zuständige Bezirksleitung der
Isar-Amperwerke in Pfaffenhofen
*
*
muss enorme Investitionen vornehmen, um mit dem ständig wachsenden Leistungsbedarf Schritt zu halten. Zusätzliche Leitungen müssen
gebaut, hunderte von Trafostationen verstärkt oder neu errichtet
werden. 1964 geht das Umspannwerk in Rottenegg in Betrieb, das
anfangs nur zur Abdeckung der
Spitzenlast in den Erntewochen
konzipiert ist. Den steigenden Bedarf berücksichtigt man auch bei der
Festlegung der Kapazitäten des
Umspannwerkes in Au, das 1974 errichtet wird.
Bis Ende der siebziger Jahre verzehnfacht sich wegen der immer
leistungsstärkeren Hopfenpflückmaschinen die Spitzenlast. Noch in den
neunziger Jahren verdoppelt sich in
der Erntezeit die Stromnachfrage.
Heute hat sich die Lage entspannt:
Zum einen ist der Anteil des hopfenbedingten Verbrauchs im Vergleich
zu generellen Verbrauch relativ gesunken, zum anderen hat sich die
Dauer der Hopfenernte wegen zum
Teil länger reifender Sorten auf etwa
vier Wochen ausgedehnt. Dennoch
kann man in den Spätsommerwochen am Leistungsbedarf der Umspannwerke Au, Rottenegg, Reisgang, Grünau, Irsching, Schrobenhausen und Reichertshofen immer
noch deutlich erkennen, dass die
rund 1200 Hopfenbetriebe in der
Holledau ihre Ernte einbringen.
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
HISTORIE
D E N
P F A F F E N H O F E N
11
Im Museumsdorf des ehemaligen Skistars Markus Wasmeier findet man auch das von E.ON Bayern eingerichtete Strom-Museum.
Die Elektrifizierung Bayerns
W
Im Strom-Museum wird die Geschichte der elektrischen Energie zum Erlebnis
ie gelangt ein StromMuseum in das Bauernhof-Museum von
Markus Wasmeier Ganz einfach:
Das Traditionsunternehmen E.ON
Bayern übernahm vor fünf Jahren
die Patenschaft für den im frühen
16. Jahrhundert errichteten Lukas
Hof. Der ehemalige Skistar hat den
aus Finsterwald im Tegernseer Tal
stammenden Bauernhof in seinem
Museumsdorf am Schliersee Stück
für Stück mit seinen Mitstreitern zusammengesetzt. Damals entstand
auch die Idee, in der Tenne ein
Strom-Museum einzurichten und
die Geschichte der Stromversorgung Bayerns zu erzählen. Schließlich sind auch die Namen der zum
Teil schon im 19. Jahrhundert gegründeten Rechtsvorgänger von
E.ON Bayern untrennbar mit der
Elektrifizierung des Freistaats verbunden.
Unter dem Titel „Von der ersten
Glühlampe bis zu den kultigen
Elektrogeräten der 70er Jahre – Die
Geschichte der elektrischen Energie
erlebbar machen!“ wurde Ende Mai
2007 das Strom-Museum eröffnet.
Elektrische Geräte, ausgestellt in
den zeitgenössischen Kulissen um
1900, aus den dreißiger Jahren, der
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
und den poppigen siebziger Jahren,
führen den zahlreichen Besuchern
anschaulich die Entwicklung der inzwischen unentbehrlichen Haus-
haltshelfer vor Augen. Und natürlich finden sich unter vielen Raritäten auch skurrile Elektrogeräte, deren Funktion sich nicht gleich auf
den ersten Blick erschließt, wie zum
Beispiel eine Rotlichtlampe aus den
dreißiger Jahren, ein Lederbügeleisen oder die abenteuerliche Kombination eines Hosenbüglers mit einem Bierwärmers.
Eine Wohnküche um 1900 – einziger Stromverbraucher ist die Glühbirne. Dass es in einem Haushalt um
diese Zeit elektrisches Licht gab, war keine Selbstverständlichkeit. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verfügen
alle Ortschaften in Bayern über einen Stromanschluss.
12/13
BILDER
Ein Blick
1904
ister
e
m
g
r
ef Be
s
o
J
Dr.
Prinz Ludwig bei seinem Besuch am 28. März 191
Werkswohnungen an der Dampfzentrale; zirka 1910.
Werk Geisenfeld im Jahr 1908.
Pionierarbeit – so wurden früher Kabel verlegt.
E . O N
ins Archiv
11 im Wasserkraftwerk Unterbruck (oben und unten).
Das Wasserkraftwerk in Englmannszell,
erbaut 1904
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
14
KUNDENCENTER
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
Das Kundencenter am E.ON Bayern-Standort Pfaffenhofen, Am Draht 7, ist zuständig für den Ausbau und die Sicherung der
Stromversorgung in sechs Landkreisen.
Betrieb und Instandhaltung
Kundencenter betreut 321 000 Einwohner in 76 Städten und Gemeinden
I
m Kundencenter Pfaffenhofen
betreuen 94 Mitarbeiter unter
der Leitung von Johann Blank
und seinem Stellvertreter Manfred
Trox rund 321 000 Einwohner aus
76 Städten und Gemeinden im
Landkreis Pfaffenhofen und Teilen
der Landkreise Aichach-Friedberg,
Eichstätt, Freising, Kelheim und
Neuburg-Schrobenhausen.
RUND UM DIE UHR
ELEKTRISCHE
ENERGIE
Damit alle Bürgerinnen und Bürger in dem 2500 Quadratkilometer
großen Gebiet zuverlässig rund um
die Uhr mit elektrischer Energie beliefert werden können, sind rund
8500 Kilometer Leitungen, 2700
Trafostationen und fast 26 000 Kabelverteilerkästen im Einsatz. Für eine sichere Straßenbeleuchtung sor-
gen rund 43 000 Brennstellen mit
weiteren 2600 Kilometer Leitungen. Der Betrieb und die Instandhaltung dieser Infrastruktur zählen
zu den erstrangigen Aufgaben des
Kundencenters.
Dies geht Hand in Hand mit dem
Ausbau des Versorgungsnetzes.
Dazu zählen die Erschließung von
neuen Bau- und Gewerbegebieten,
die Erneuerung und Verstärkung
von Stromleitungen der Mittelspannung (20 000 Volt) und Niederspannung (230/400 Volt) sowie
der Ausbau der Straßenbeleuchtung. In diesem Bereich werden
jährlich über 1000 Baustromanschlüsse bereitgestellt, zirka 1300
neue Hausanschlüsse errichtet und
weitere 500 Freileitungsanschlüsse
auf Kabel umgestellt.
In einem Sonderprogramm hat
das Pfaffenhofener Kundencenter
in den vergangenen Jahren den
Großteil des Investitions-Budgets
für die Verkabelung von aufgrund
ihrer Lage störanfälligen und instandhaltungsintensiven
Mittelspannungs-Freileitungen
eingesetzt.
FLEXIBLE
MOBILE
EINHEITEN
Seit 2003 wurden in den betreuten Landkreisen 10,5 Millionen
Euro investiert und damit 250 Kilometer oberirdische Freileitungen
abgebaut und durch unterirdische
Leitungen ersetzt.
Darüber hinaus hat E.ON Bayern
im Jahr 2006 mit einem Programm
zur systematischen Erneuerung von
Trafostationen begonnen. Im Rahmen dieses Projekts wurden bisher
im Pfaffenhofener Netzgebiet für
1,8 Millionen Euro insgesamt 66 Sta-
tionen ersetzt beziehungsweise modernisiert.
Seit gut sieben Jahren sind im
Kundencenter Pfaffenhofen die mobilen Einheiten im Einsatz. Dreißig
mit moderner Kommunikationstechnik ausgestattete Mitarbeiter
agieren schnell und flexibel von zuhause aus und betreuen die Kunden
direkt vor Ort. Ihre Hauptaufgaben
umfassen die Bearbeitung von Hausund Baustromanschlüssen, die Inspektion der regionalen Stromnetze
und den Störungsersteinsatz.
Seit dem Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ist das
Kundencenter in Pfaffenhofen, Am
Draht 7, auch zuständig für die Inbetriebnahme von regenerativen
Stromerzeugungsanlagen, die ins
öffentliche Netz einspeisen. Jährlich
gehen zirka 600 Einspeisungsanlagen aus Photovoltaik, Biogas und
Windkraft ans Netz.
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
AUSBILDUNG
D E N
P F A F F E N H O F E N
15
Spannende Berufsaussichten
N
Derzeit 150 Auszubildende in den Pfaffenhofener Lehrwerkstätten
ahezu fast genauso fest
verbunden wie mit dem
Begriff
„Stromversorgung“ ist der Standort mit dem Thema „Ausbildung“. In den vergangenen 89 Jahren haben mehr als 1700
junge Menschen eine gewerbliche
Ausbildung abgeschlossen. Derzeit
erlernen rund 150 Mädchen und
Jungen in den bestens ausgestatteten Pfaffenhofener Lehrwerkstätten
einen zukunftsfähigen Beruf.
HOHES NIVEAU
IN VIER
BERUFEN
Jeweils dreieinhalb Jahre dauert
die Ausbildung zum/r Elektroniker/in für Betriebstechnik, Industriemechaniker/in,
Technische/n
Zeichner/in für Maschinen- und
Anlagentechnik (Bereich Maschinenbau) oder Mechatroniker/in;
darin sind Lehrinhalte aus den Ausbildungsgängen des Elektronikers
und des Industriemechanikers
kombiniert. In Pfaffenhofen sorgen
14 hauptberufliche Ausbilder dafür,
dass das anerkannt hohe Niveau
der beruflichen Qualifikation erhalten bleibt. Neben eigenen Unterrichtseinheiten stehen Praxiseinheiten in externen Betriebsgliederungen und eine intensive Prüfungsvorbereitung auf den dichten Stundenplänen. Das schlägt sich regelmäßig auch in den Abschlussnoten
der frischgebackenen Facharbeiter
nieder.
Ein deutliches Zeichen für die
weit reichende Anerkennung der
Ausbildungsqualität ist die Zahl der
Lehrlinge, deren Ausbildung im
Auftrag von Schwesterfirmen, Tochterunternehmen,
branchenverwandten und branchenfremden Unternehmen übernommen wird. Allein in Pfaffenhofen sind derzeit
über 50 Azubis anderer Firmen aktiv.
74 Wohnheimplätze hält E.ON
Bayern für ihre Auszubildenden bereit, die fern von Pfaffenhofen zuhause sind. Als Wochenendheimfahrer bleibt der Kontakt zum Elternhaus erhalten; nach erfolgreich
abgelegter Prüfung können die
frischgebackenen Gesellen in der
Regel heimatnah eingesetzt werden.
Die Unterbringung erfolgt in Zweioder Drei-Bett-Zimmern. Gut ausgestattete Küchen mit abschließbaren Kühlfächern, Essräume, Bastelund Fernsehzimmer erleichtern das
Leben „in der Ferne“.
Neben Pfaffenhofen als dem
größten Ausbildungsstandort bieten auch Bayreuth und Regensburg
gewerbliche Ausbildungen an. In
München, Regensburg und Würzburg können Lehren zur/m Industriekauffrau/mann oder Kauffrau/mann für Bürokommunikation
im kaufmännischen Bereich absolviert werden. Im gesamten Freistaat
beschäftigt E.ON Bayern etwa 300
Azubis, die sich über vier Lehrjahre
verteilen. Damit liegt die Ausbildungsquote, das heißt der Anteil
der Azubis an der Belegschaft, bei
Trotz Computertechnik: Manuelle Arbeiten gehören nach wie vor
zur Ausbildung von Technischen Zeichnern.
rund neun Prozent, das ist deutlich
über dem Durchschnitt vergleichbarer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen.
Neben den angeführten Ausbildungsgängen bietet E.ON Bayern
generell
noch
Praktika
für
Schüler/innen und Studenten/innen
der Förder-, Haupt-, Realschulen
und Gymnasien, Technischen Universitäten, Fachhochschulen und
Fachoberschulen an. Rund hundert
junge Menschen nutzen jährlich diese Möglichkeiten, um sich einen
Einblick in den Berufsalltag zu verschaffen.
AUSBILDUNG
WEIT ÜBER
BEDARF
E.ON Bayern sieht es als gesellschaftspolitische Aufgabe, jungen
Menschen eine berufliche Perspektive zu verschaffen und engagiert sich
schon seit langer Zeit im „Bildungspakt Bayern“. Das Unternehmen
bildet dabei weit über den eigenen
Bedarf aus, weil es die Meinung vertritt, dass ein junger Mensch mit einem hier erworbenen Facharbeiterbrief oder Kaufmannsgehilfenbrief
auch außerhalb des Unternehmens
gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt hat – was die Praxis immer
wieder beweist.
Auch vermeintlich weniger leistungsstarke Jugendliche erhalten eine Chance: Im Rahmen des Programms EIDA (Einstieg in die Ar-
Ein angehender Industriemechaniker an der Drehmaschine.
beitswelt) können sich Mädchen
und Jungen, die aufgrund eines fehlenden Schulabschlusses besondere
Probleme bei der Suche eines Ausbildungsplatzes haben, in einem
einjährigen Praktikum auf die Berufsausbildung vorbereiten.
Pneumatische Steuerungen sind im Ausbildungsrahmenplan des
Elektronikers für Betriebstechnik enthalten.
AUSBILDUNG
16
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
Lehrwerkstätten öffnen ihre Pforten
Ausführliche Informationen zum Berufsleben am „Tag der Ausbildung“
E
inmal im Jahr öffnet E.ON
Bayern die Pforten seiner
Ausbildungseinrichtungen in
der Dr.-Bergmeister-Straße 18 in
Pfaffenhofen. Der Energiedienstleister ist bekannt für die gründliche,
praxisorientierte und abwechslungsreiche Berufsausbildung. Bei
dem inzwischen schon traditionellen „Tag der Ausbildung“ werden
ausführliche Informationen über die
gewerblichen Ausbildungsgänge für
Mädchen und Jungen und Einblick
in das wahre Berufsleben geboten.
Die Werkstätten und Schulungsräume der angehenden Energieelektroniker/innen, Elektroniker/innen,
Industriemechaniker/innen, Mechatroniker/innen, Technischen Zeichner/innen und Verbundstudenten/innen können an diesem Tag besichtigt werden. Interessierte Schülerinnen, Schüler und deren Eltern
haben dabei Gelegenheit, praktische
Ausbildung live mitzuerleben, sich
ausgiebig über das vielfältige Angebot zu informieren und mit den
Lehrlingen offen zu diskutieren. Anhand von praktischen Übungen
können die Jugendlichen ihr hand-
werkliches Geschick erproben. Mitmachaktionen,
Übungsarbeiten,
kurze Vorträge zum Thema „Einstieg in den Beruf“ und eine Hochspannungsvorführung runden das
Programm ab. Auch ein Teil des firmeneigenen Wohnheims kann bei
dieser Gelegenheit besichtigt werden. In dieser Einrichtung stehen
auswärtigen Bewerbern während
der Ausbildungszeit insgesamt 34
Zimmer zur Verfügung.
Der nächste Termin wird, wie immer, im Pfaffenhofener Kurier bekannt gegeben.
14 hauptamtliche Ausbilder
betreuen in Pfaffenhofen über 150
Azubis in vier gewerblichen Berufen und acht Verbundstudenten.
Interview mit Tobias Brockel,
Leiter der Ausbildung
Pfaffenhofen
E.ON Bayern ist ein begehrter
Ausbildungsbetrieb. Wie muss eine Bewerbung gestaltet sein, damit
Ihr Interesse geweckt wird?
Brockel: Wichtig sind mir aussagekräftige Unterlagen; ich freue
mich über ein fehlerfreies Bewerbungsschreiben
in
flüssigem
Deutsch, in dem der Schüler/die
Schülerin ein ernsthaftes Interesse
für den angestrebten Ausbildungsgang bekundet. Ferner erwarte ich
Richtig bewerben
die Kopien der beiden letzten Jahreszeugnisse. Was nie schadet, ist
ein Hinweis auf das eigene soziale
Engagement, zum Beispiel bei der
Nachwuchsfeuerwehr oder in Vereinen.
Was passiert, wenn der/die Bewerber in die engere Wahl kommt?
Brockel: Wir laden den Bewerber zu einem eintägigen Vorstellungstermin nach Pfaffenhofen ein.
Den Vormittag bilden Diskussionsrunden in kleinen Gruppen, bei
denen wir die Teamfähigkeit und
das Sozialverhalten ausloten. Nach
speziellen Einstellungstests am
Nachmittag stehen dann Einzelgespräche auf dem Programm.
Welche Voraussetzungen muss
ein künftiger Azubi mitbringen?
Brockel: Einen qualifizierten
Haupt- oder Realschulabschluss,
beziehungsweise die reelle Chance,
diesen bis zum Ausbildungsbeginn
zu erreichen. Voraussetzungen sind
vernünftige Noten in den Natur-
wissenschaften und in Deutsch.
Aber auch die anderen Noten
schauen wir uns an; ein Hauptaugenmerk gilt den Zeugnisbemerkungen.
Bis wann soll die Bewerbung
vorliegen und wohin soll sie geschickt werden?
Brockel: Bewerbungsschluss für
den Ausbildungsstart im September 2009 ist Ende September 2008.
Die Adresse ist: E.ON Bayern
AG, Ausbildung Pfaffenhofen,
Dr.-Bergmeister-Straße 20, 85276
Pfaffenhofen.
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
AUSBILDUNG
D E N
P F A F F E N H O F E N
17
Verbundstudium:
Zweigleisige
Ausbildung
Mädchen mit Energie
L
Technische Berufe können richtig Spaß machen
öten, schrauben, sägen: Das
können nicht nur Jungen! Bereits zum fünften Mal zeigten
engagierte junge Damen beim diesjährigen Girl’s Day bei E.ON Bayern in Pfaffenhofen, dass sie mit einer Feile nicht nur ihre Fingernägel
verschönern, sondern auch allerhand Nützliches herstellen können,
zum Beispiel einen Stiftehalter aus
Aluminium. 18 Mädchen im Alter
von elf bis 16 Jahren informierten
sich vor Ort über gewerbliche Berufe und testeten dabei ihre handwerkliche Begabung. Auf dem Programm standen unter anderem auch
das Löten einer Pneumatik- und
Elektro-Grundschaltung sowie eine
Hochspannungsvorführung. Das
Reinschnuppern in die technischen
Berufsfelder soll die Schülerinnen
auf den Geschmack bringen und sie
dazu animieren, sich später vielleicht für einen dieser Bereiche zu
bewerben. Zwei Ausbilderinnen sowie weibliche Auszubildende aus
dem zweiten und dritten Lehrjahr
betreuten die Mädchen und führten
neben verschiedensten Experimen-
Der Girls’ Day bei E.ON Bayern
ist eine gute Gelegenheit für Mädchen, in den einen oder anderen
technischen
Beruf
hineinzuschnuppern.
ten auch vor, dass technische Berufe richtig Spaß machen können.
Bundesweit fand der Girls’ Day
bereits zum siebten Mal statt. Warum sich E.ON Bayern daran beteiligt? Ganz logisch! Die junge Frauengeneration in Deutschland verfügt über eine besonders gute Schulbildung. Dennoch entscheiden sich
Mädchen noch immer überproportional häufig für „typisch weibliche“
Berufsfelder oder Studienfächer.
Damit schöpfen sie ihre Möglichkeiten nicht voll aus; den Betrieben
aber fehlt gerade in technischen und
techniknahen Bereichen zuneh-
mend qualifizierter Nachwuchs.
Genauso sehen lassen kann sich die
Frauenquote: Am Standort Pfaffenhofen ist schon fast jeder dritte Ausbildungsplatz bei den Elektronikern
und bei den Industriemechanikern
beinahe jeder fünfte von jungen Damen besetzt. Diese Entwicklung soll
weiter vorangetrieben werden!
Auch im nächsten Jahr wird
E.ON Bayern sich wieder am bundesweiten Girls’ Day beteiligen, der
am 23. April stattfindet. Eins ist sicher – geboten wird wieder ein interessantes und abwechslungsreiches Programm.
Studieren und gleichzeitig eine
Ausbildung absolvieren? Die
Theorie lernen und trotzdem genau wissen, wo es in der Praxis
langgeht? Ein Verbundstudium,
wie es E.ON Bayern in Kooperation mit den Fachhochschulen
Ingolstadt und Regensburg anbietet, macht es möglich. Denn
wer in einem mittelständischen
Unternehmen erfolgreich sein
will, braucht beides: technisches
Wissen und praktische Erfahrungen. Studium oder gewerbliche
Berufsausbildung vermitteln jeweils nur Teilbereiche. Hier setzt
das Verbundstudium an – die zukünftigen Ingenieure für Elektround Informationstechnik erwerben parallel zum Studium den
Gesellenbrief. Durch die Integration von Fachhochschulstudium
und gewerblicher Berufsausbildung werden Theorie und Praxis
optimal verzahnt.
FÖRDERUNG
SOZIALER
KOMPETENZEN
Der eine Teil des Verbundstudiums entspricht dem regulären Bachelor-Studiengang Elektro- und
Informationstechnik und umfasst
sieben Semester. In dieser Zeit beschäftigen sich die Studierenden
mit Messtechnik, Elektrotechnik,
Mikrocomputer und Regelungstechnik, ergänzt durch Informatikanteile wie Grundlagen der
Programmierung,
Systemprogrammierung und Rechnernetze.
Fremdsprachen und Wahlfächer
zur Förderung sozialer Kompetenzen runden das Studienangebot ab. Den anderen festen Bestandteil stellt das Betriebspraktikum dar, insgesamt verbringt der
Student 21 Monate im Handwerksbetrieb. Drei Monate werden bereits vor Studienbeginn abgeleistet, der Rest während der
Praktika und der vorlesungsfreien
Zeit. Verglichen mit dem Erwerb
einer Berufsausbildung mit anschließendem Studium verkürzt
sich die Gesamtausbildungszeit
um bis zu zwei Jahre.
18
WERKSTÄTTEN
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
Instandsetzung und Wartung
Werkstätten mit Schlüsselrolle für Oberbayern
D
ie Fläche des Netzgebietes
von E.ON Bayern beträgt
50 000 Quadratkilometer.
Um die weit über zwei Millionen
Kunden rund um die Uhr sicher mit
elektrischer Energie zu versorgen,
bedarf es einer aufwändigen Infrastruktur. Der Strom wird über ein
Netz mit einer Gesamtleitungslänge
von 175 000 km, 44 000 Transformatorenstationen und 220 000 Kabelverteiler an die Kunden geliefert.
Entsprechend umfangreich sind
auch die anfallenden Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten. Dabei haben die Werkstätten in Pfaffenhofen eine Schlüsselrolle inne.
25 000 Quadratmeter – das entspricht in etwa vier Fußballfeldern.
Diese Fläche umfasst das Areal der
Werkstätten zur Instandhaltung der
Anlagentechnik von E.ON Bayern in
Pfaffenhofen, die technische Dienstleistungen für Kundencenter, Materialwirtschaft und andere Fachbereiche tätigen – und sie wird voll ausgenutzt. Alle Transformatorenstationen des Unternehmens erfordern in
regelmäßigen Abständen Wartungsarbeiten; dabei werden schadhafte
Transformatoren oder von der Leistung her zu klein gewordene Einheiten ausgetauscht. So gelangen jährlich 1000 Geräte zur Überprüfung
hierher, ein guter Teil davon, zirka
600 Stück, wird in Pfaffenhofen nach
einer Wirtschaftlichkeitsberechnung
instandgesetzt
beziehungsweise
technisch modernisiert.
Neben der Instandsetzung von
Ortsnetz-Transformatoren, arbeiten
die 30 Mitarbeiter oberbayernweit
für den 20 000-Volt-Freileitungsbereich von E.ON Bayern Netz mit
Sonderanfertigungen und Kleinserien. Für den Gewässerschutz werden Metallgehäuse, -verkleidungen
und -schutzwannen für Transformatoren gefertigt, geprüft, instandgesetzt und montiert. Die Anfertigung
von Großserien wird bei externen
Firmen in Auftrag gegeben. Ferner
wird das Know-how des Fachpersonals zur Prüfung von Notstromaggregaten, technischen Arbeitsmitteln und Schutzausrüstungen genutzt. In die Arbeitsabläufe werden
Auszubildende zur Vertiefung ihrer
Lerninhalte eingebunden.
Für die Arbeiten sind in Pfaffenhofen eine Metallbearbeitung mit
Schweißerei, Korrosionsschutzanlagen und eine Logistikeinheit vorhanden. „Bis zu 3000 Komponenten halten wir alleine in Pfaffenhofen ständig auf Lager beziehungsweise fertigen wir hier selbst an“, so
Johann Breitsameter, Leiter der
Werkstätten Pfaffenhofen. – Von
den vier Fußballfeldern bleibt da
nicht mehr viel frei.
Zu den vielschichtigen Aufgaben der Werkstätten zählen Wartungsarbeiten an Trafos und Mittelspannungsschaltern sowie die Fertigung von Teilen für Trafostationen.
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
D
ie Servicegruppe Primärgeräte der E.ON Netz
GmbH, ein Schwesterunternehmen der E.ON Bayern AG,
betreut von Pfaffenhofen aus Leistungsschalter in allen Spannungsebenen, von 10 000 Volt bis zur
höchsten Spannung von 380 000
Volt in ganz Bayern. Die Servicegruppe umfasst derzeit 17 Mitarbeiter, die sich durch regelmäßige Weiterbildungen auf dem neuesten
Stand der Technik halten.
Die Hochspannungsschalter können mit Motorantrieb, mit Federspeicherantrieb oder mit Druckluftantrieb ausgestattet sein. Das Schaltvermögen, also die Möglichkeit eine
bestehende elektrische Verbindung
zu lösen, ist bei Leistungsschaltern
am größten. Damit können sehr
starke elektrische Ströme geschaltet
werden. Diese treten dann auf,
wenn in Hochspannungsnetzen ein
Kurzschluss oder ein Erdschluss
auftritt. Um die hohen Ströme
schnell zu erkennen und auszuschalten, werden die Leistungsschalter
über ein Schutzrelais ausgelöst, das
den Strom über einen Stromwandler erkennt. Die Auslösezeit ist einstellbar.
EINE
BEWEGTE
GESCHICHTE
Die Leistungsschalter werden
entsprechend den Betriebsvorschriften regelmäßig gewartet, bei
Bedarf repariert oder umgebaut.
Dafür stehen mit allen erforderlichen Werkzeugen und Messgeräten
ausgestattete Servicefahrzeuge zur
Verfügung. Um schnell und flexibel
reagieren zu können, wird in Pfaffenhofen ein umfangreiches Ersatzteillager für alle vorhandenen Schaltertypen vorgehalten. Zum Aufgabengebiet gehört auch die Betreuung der Druckluftanlagen in den
Umspannwerken.
Die Servicegruppe Primärgeräte
hat eine bewegte Geschichte: Sie
entstand als Schalterwerkstatt Anfang der siebziger Jahre des letzten
Jahrhunderts in der alten Trafowerkstätte der Isar-Amperwerke,
die seinerzeit ein neues Gebäude in
Pfaffenhofen bezogen hatte. 1991
wurde hier ein komplett neues und
modern ausgestattetes Gebäude errichtet. 1998 übernahm das Bayernwerk das Hochspannungsnetz der
Isar-Amperwerke. Das Einsatzge-
D E N
P F A F F E N H O F E N
SERVICEGRUPPE
Kompetenter Service
für ganz Bayern
Leistungsschalter für alle Spannungsebenen
19
biet, das bisher auf Oberbayern beschränkt war, wurde nun auf ganz
Bayern ausgeweitet.
Mit dem Wandel der Schaltgeräte
zu neuer wartungsfreundlicher
Technik wurde die Instandhaltung
auf „Vor-Ort-Service“ mit mobilen
Servicegruppen umgestellt. Die
Schalterwerkstätte konnte verkleinert werden, die frei gewordenen
Flächen werden seitdem wieder
durch E.ON Bayern genutzt.
Im Jahr 2001 wurde die E.ON
Netz GmbH gegründet, die Servicegruppe Primärgeräte Pfaffenhofen
dem Betriebszentrum Bamberg zugeordnet.
32 600
KILOMETER
STROMLEITUNGEN
E.ON Netz betreibt das Stromtransportnetz des E.ON EnergieKonzerns in Deutschland. Das in
Bayreuth ansässige Unternehmen
zählt mit rund 32 600 Kilometern
Stromleitungen von Flensburg bis
Garmisch-Partenkirchen zu den
größten Stromnetzbetreibern in
Europa. Der Übertragungsnetzbetreiber beschäftigt zirka 1500 Mitarbeiter an über 40 Standorten.
Bis zu 6,5 Tonnen kann ein einzelner Leistungsschalter wiegen.
MESSTECHNIK
20
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
Auf die Kilowattsekunde genau
V
Traditioneller Standort für die Messtechnik
or rund 88 Jahren entstand
in Pfaffenhofen, zeitgleich
mit den ersten Werkstätten,
die Abteilung für elektrische Messtechnik. Schon bald wuchsen die
Zahl der Stromabnehmer und der
damit verbundene Aufwand für
Zähler- und Messgeräte so sehr,
dass man ein größeres Gebäude benötigte. Die neue Betriebszentrale
Messtechnik, das „Elektrische Prüfamt 52“, wurde in den Jahren
1953/1954 gebaut und bezogen. Die
Zählerwerkstätte in der Ingolstädter
Straße 69 war für das gesamte Gebiet der damaligen Amperwerke zuständig, vom Chiemsee über den
Starnberger See bis zur Donau. Der
nächste Umzug erfolgte im Mai
2006, nach Draht 5; dem Standort
Pfaffenhofen blieb man also treu.
BEREITSTELLUNG,
AUSLIEFERUNG,
WARTUNG
Derzeit sind im Zählerservice
Pfaffenhofen unter Leitung von Ulrich Beyer 29 Mitarbeiter und sechs
Dienstleister beschäftigt, ihr Aufgabenspektrum ist weit gefächert. Der
Zählerlagerbereich umfasst die ge-
samte Zählerbereitstellung, von der
Bestellung, über die Auslieferung
bis zur Wartung von Zählern,
Schaltgeräten und Zubehör. Im Bereich Messsatzbau und Messstellenbetrieb betreuen die Mitarbeiter
Messungen für Gewerbe- und Industriekunden, die sie planen und
projektieren. Auf Kundenwunsch
werden auch die erforderlichen Sondermessschränke in Pfaffenhofen
gefertigt. Anschließend kümmern
sich die Fachleute von E.ON Bayern
um die Montage und Endkontrolle
der Messung beim Kunden.
Der Zählerservice beinhaltet bei
Tarif- oder Leistungsänderungen –
zum Beispiel, wenn sich die Be-
triebsgröße und somit auch der
Stromverbrauch ändert – die damit
einhergehenden Umstellungen der
Messeinrichtungen, die Datenerfassung und Protokollierung, den Einbau von Zählerfernablesegeräten
und vieles mehr.
STAATLICH
ANERKANNTE
PRÜFSTELLE
Im Bereich der Zähler- und Gerätetechnik geht es unter anderem um
Sonderzähler aller Art. Diese werden von den Mitarbeitern errichtet
und betreut. In der staatlich anerkannten Prüfstelle EB 11 erfol-
gen Qualitätseingangskontrollen
bei neuen Zählern, Stichprobenprüfungen bei Bestandsgeräten sowie
die Eichung von Zählern. Damit
wird sichergestellt, dass die Messund Zählgeräte immer den eichrechtlichen Anforderungen entsprechen. Außerdem stehen die Mitarbeiter der Zählertechnik den 19
Kundencentern von E.ON Bayern
zur Seite und betreuen sie bei Fachfragen.
Jährlich werden in der Messtechnik 8000 bis 10 000 Zähler einer
Stichprobenprüfung unterzogen.
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
SCHALTSTRASSE
D E N
P F A F F E N H O F E N
21
S
pannung, Stress und Sicherheit: Pfaffenhofen ist der
Standort einer neuen, in
Bayern einmaligen 20 000-VoltÜbungsanlage für Schaltmonteure.
Diese intern „Schaltstraße“ genannte Einrichtung ist Teil eines speziell
entwickelten Trainingsprogramms
für Elektriker, die im Mittelspannungsbereich eingesetzt werden. Es
dient sowohl der Weiterqualifizierung als auch der routinemäßigen
Auffrischung von theoretischen
und praktischen Kenntnissen.
Durch die realitätsnahe Simulation
von Arbeitssituationen sollen vorbeugend Fehlhandlungen und Unfälle verhindert werden. Seit der Inbetriebnahme der Schaltanlage im
Sommer des Jahres 2007 haben bereits 600 schaltberechtigte Mitarbeiter diese Schulung durchlaufen.
Diese Weiterbildung für die
Schaltmonteure basiert auf drei Bausteinen. Neben einer Infoveranstaltung in der neuen Netzleitstelle in
Neunburg vorm Wald sowie einem
Konzentrationstraining in Schwandorf gehört dazu auch eine Schaltunterweisung. Diese findet in der eigens projektierten Schaltstraße in
Pfaffenhofen statt und verdient im
wahrsten Sinne des Wortes das Prädikat „spannend“.
THEORIE UND
PRAXIS
UMS SCHALTEN
Einen Tag lang beschäftigen sich
die Teilnehmer mit Theorie und
Praxis rund ums Schalten. Dazu gehört die Auffrischung der Kenntnisse über die Netzführungsrichtlinie.
Diese enthält für alle an der Netzführung und dem Netzbetrieb beteiligten Personen verbindliche Vorschriften, Festlegungen und Arbeitsanweisungen. Im Alltag muss
jeder Schaltvorgang im rund 43 000
Kilometer umfassenden 20 000Volt-Netz
dokumentiert
und
schriftlich festgehalten werden. Bei
den Übungen zur Schaltbrieferstellung wird die korrekte Reihenfolge
der einzelnen Schaltschritte erarbeitet und dokumentiert. Anschließend wird im praktischen Teil die
vorbereitete Schaltung in der
Übungsanlage „scharf“ ausgeführt.
Der Übungsparcours besteht aus
insgesamt sieben Trafostationen,
davon vier Kabel-, eine Turm-, eine
provisorische Blech- und eine Gittermaststation – Stationen wie sie
Diese Straße findet
kein Navi
Übungsanlage für Schaltmonteure
auch in allen vier Regionen bei
E.ON Bayern vorkommen. Sie sind
mittels Kabel oder Freileitung verbunden. Drei Kabelstationen sind
im Gebäude untergebracht, die restlichen vier Trafostationen befinden
sich auf dem umliegenden Freigelände. Rund 100 000 Euro stecken in
dieser Fortbildungseinrichtung. Das
Herzstück der Pfaffenhofener
Schaltstraße stellt die Netzleitstelle
dar. Von hier werden nicht nur alle
Aufgaben für die Monteure koordiniert, gleichzeitig laufen in ihr auch
sämtliche Informationen zusammen. Alle Schalterstellungen sowie
die Leitungszustände werden erfasst
und an die Leitstelle übertragen; so
kann man alle Vorgänge – auch
mögliche Fehler – genau verfolgen.
DAS ZIEL IST
DIE ERHÖHUNG
DER SICHERHEIT
Obwohl es nur eine Übung ist,
herrscht ein hoher Stressfaktor: Die
anwesenden Fachleute schauen den
Schaltmonteuren bei ihrer Arbeit
genau auf die Finger. Im Alltag müssen die Mitarbeiter von E.ON Bayern entweder aufgrund regulärer Instandhaltungsmaßnahmen Schaltungen durchführen oder aber wegen Fremdbeschädigungen, zum
Beispiele durch Gewitter- oder Baggerschäden. Das Ziel der Übungsmaßnahme ist die Erhöhung der Sicherheit beim Schalten – einerseits
natürlich zum Schutz der Monteure
wie auch Dritter. Letztendlich dient
alles der Erhöhung der Versorgungssicherheit.
Fast wie im richtigen Leben:
Obwohl die Übungseinrichtungen
technisch identisch mit 20 000Volt-Schaltanlagen sind, werden
sie in der Schaltstraße nur mit 400
Volt betrieben.
FORTBILDUNG
22
E . O N
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R D E N
B A Y E R N - S TA N D O R T P F A F F E N H O F E N
100 JAHRE
In Pfaffenhofen werden bei der
Montageschulung allein 31 Kurse
für Niederspannungstechnik angeboten.
G
leich hohe Anforderungen
wie bei der Schaltausbildung stellt E.ON Bayern
auch an Kabelmonteure. Eine fehlerhaft ausgeführte Montage oder
Reparatur von unterirdisch verlegten Nieder- oder Mittelspannungskabeln führt über kurz oder lang zu
Störungen und damit zur Unterbrechung der Stromversorgung für die
angeschlossenen Kunden. Ein
Facharbeiter- oder Meisterbrief bildet keine Garantie, dass die notwendigen Fachkenntnisse auch vorhanden sind. Im Gegensatz zu den
Schaltungen im 20 000-Volt-Netz,
die ausschließlich von Mitarbeitern
von E.ON Bayern ausgeführt werden, kommen bei den Kabelmontagearbeiten vorwiegend Monteure
von Fremdfirmen zum Einsatz.
Deshalb muss sichergestellt sein,
dass deren Personal über die notwendigen Fertigkeiten und Fachwissen verfügt. Darum vergibt E.ON
Bayern die Aufträge nur an Firmen,
die ein Präqualifikationsverfahren erfolgreich durchlaufen haben. Um die
Montagezulassung zu erhalten, müssen Schulungen absolviert und mit
einer Prüfung in Theorie und Praxis
abgeschlossen werden. Die unterschiedlichen Kurse werden von er-
fahrenen Mitarbeitern in Pfaffenhofen in eigens eingerichteten Schulungsräumen abgehalten. Damit ist
sichergestellt, dass sich die Inhalte an
den Vorgaben des Unternehmens
orientieren und die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt werden.
In Sachen Fortbildung ist in Pfaffenhofen außerdem noch die Schulungsstätte für Arbeiten unter Spannung im Niederspannungsbereich
(230/400 Volt) untergebracht. Auch
wenn diese optisch nicht so spektakulär wie bei der höheren Spannungsebene (siehe Seite rechts 23)
aussehen, erfordert ein sicheres und
unfallfreies Arbeiten gründliche
Kenntnisse, geeignetes Material
und spezielle Ausrüstung. Gelehrt
werden hier nach einem für jede Tätigkeit exakt festgelegten Arbeitsverfahren unter anderem das Arbeiten an Freileitungen, an Hausanschlusssicherungen, die Montage
von Muffen, das An- oder Abklemmen von Kabeln an Stromkreisleitungen und das Wechseln von Zählern. Das alles funktioniert dann in
der Praxis; ohne Unterbrechung der
Versorgung und ohne dass der
Kunde etwas bemerkt.
In beiden Sparten werden in Pfaffenhofen insgesamt 16 unterschiedliche Kurse angeboten. Jährlich finden hier rund 80 Kurse statt, die von
über 800 Monteuren belegt werden.
aus Pfaffenhofen mit dem Fachbereich „Stationstechnik, Trafo- und
Aggregate-Service“ in Dachau vor-
bildlich zusammengearbeitet. Edith
Volz-Holterhus, Mitglied des Vorstands von E.ON Bayern (Zweite
von rechts), überreichte als Schirmherrin den Preis an das ProjektTeam.
Kabel, Muffen,
Freileitung & Co.
Prüfung in Theorie und Praxis
Ausgezeichnete
Straße
In jedem Tochterunternehmen
des E.ON-Konzerns werden alle
zwei Jahre Mitarbeiter ausgezeichnet, die die gemeinsamen Verhaltensweisen und Werte aktiv gelebt
und mit konkreten Taten oder Projekten beispielhaft umgesetzt haben. Bei E.ON Bayern sprach die
Jury den Team-Mitgliedern des Projekts „Schaltstraße Pfaffenhofen“
(siehe Seite 21) den 2. Preis zu.
Bei der Planung und Umsetzung
dieser in Bayern einmaligen 20 000Volt-Übungsanlage für Schaltmonteure haben das Kundencenter, die
Ausbildung und die Werkstätten
100 JAHRE
J U B I L Ä U M S J O U R N A L F Ü R
E . O N B A Y E R N - S TA N D O R T
D E N
P F A F F E N H O F E N
UNTER SPANNUNG
23
Ein leichtes Kribbeln
M
Arbeiten unter Spannung / Auf Tuchfühlung mit 20 000 Volt
an spürt ein leichtes Kribbeln, sonst nichts“, soweit
die lapidare Antwort von
Georg Brunthaler, dem Leiter des in
Pfaffenhofen stationierten Arbeiten-unter-Spannung-Teams, auf die
Frage, was passiert, wenn er eine
20 000 Volt führende Leitung berührt. Etwas, das unter normalen
Umständen tödlich und im besten
Fall mit schweren Verbrennungen
endet. Der Unterschied: Brunthaler
benutzt
eine
hochisolierende
Schutzausrüstung und befindet sich
im isolierten Arbeitskorb einer speziellen Hubarbeitsbühne für Arbeiten unter Spannung.
Als bundesweit erstes Unternehmen beherrschte der Energiedienstleister E.ON Bayern Arbeiten an
unter Spannung stehenden Mittelspannungs-Freileitungen und setzte
damit seit 2003 auch am Standort
Pfaffenhofen neue Maßstäbe bei der
Netzwartung und -reparatur. Modernste Technologie kommt dafür
zum Einsatz: Basis ist ein geländegängiges Spezialfahrzeug. Für den
Unimog samt Aufbauten und die
dazugehörige Ausrüstung des Pfaffenhofener Teams hat E.ON Bayern
rund 400 000 Euro investiert. Mit
zwei beweglichen, bis 69 000 Volt
isolierten Arbeitskörben können
sich die Techniker bis auf eine Höhe
von 17 Metern hieven lassen. Die
speziell ausgebildeten Elektroniker
tragen zudem isolierende Handschuhe und setzen isolierende Abdeckmaterialien ein.
ARBEITEN
OHNE ABSCHALTUNG
DER LEITUNG
Ein Einsatzteam besteht jeweils
aus zwei Monteuren, ein weiterer
Kollege überwacht die Arbeiten
vom Boden aus. Die gesamte Pfaffenhofener Mannschaft unter Leitung von Georg Brunthaler umfasst
fünf Monteure.
„Wozu der ganze Aufwand?“, fragt
sich da manch einer. Ganz einfach:
Arbeiten an 20 000-Volt-Freileitungen können in vielen Fällen ohne Abschaltung der Leitung durchgeführt werden. Somit sind Kunden weniger von Versorgungsunterbrechungen betroffen. Über 1100
Arbeitseinsätze des Pfaffenhofener
Teams verschonten bisher rund
600 000 Einwohner von Stromabschaltungen.
Zum anderen bietet diese Technik
ein hohes Einsparpotenzial bei Wartungs- und Reparaturkosten. So
konnte in den vergangenen fünf Jahren zirka 1700 Mal der Einsatz von
teuren Notstromaggregaten vermieden werden. Etwa 11 000 Stunden an
Schalt- und Kundenbenachrichtigungszeiten wurden eingespart.
Schon 330 Mal haben die Pfaffenhofener Mitarbeiter defekte Isolatoren unter Spannung ausgewechselt,
mehr als 900 Mal stand der Ein- und
Ausbau der sogenannten Flexiblen
Trennstelle auf der Tagesordnung.
Zu den weiteren Arbeiten zählen
beispielsweise der Wechsel von
Holzmasten, die Reparatur von Seilschäden und das Anbringen von
Vogelschutz-Einrichtungen.
ABSOLUTE
SICHERHEIT
IM MITTELPUNKT
Beim Arbeiten unter Spannung
steht das Thema Arbeitssicherheit
immer im Mittelpunkt. Aufgrund
der eingesetzten Ausrüstung und
der Spezialausbildung der Monteure kann unter Spannung mindestens
genauso sicher gearbeitet werden
wie im abgeschalteten Zustand –
was die Tatsache belegt, dass bei
E.ON Bayern seit Einführung der
Technik unfallfrei gearbeitet wird.
Neben dem Standort Pfaffenhofen ist zusätzlich ein weiteres Team
für Arbeiten unter Spannung in
Bayreuth stationiert. Das 20 000Volt-Netz von E.ON Bayern hat eine Länge von insgesamt 43 700 Kilometern,
22 300 Kilometer davon sind Freileitungen; die Aufgaben gehen den Teams von Arbeiten
unter Spannung also bestimmt
nicht so schnell aus.
An Freileitungen mit einer
Spannung von 20 000 Volt können Spezialteams von E.ON
Bayern auch ohne Abschaltung
arbeiten. Weniger Stromunterbrechungen sind der positive
Effekt für die Kunden.
Jubiläums-Gewinnspiel
Zum 100-jährigen Standortjubiläum in Pfaffenhofen verlost E.ON Bayern attraktive Preise. Beantworten
Sie die folgenden Fragen und mit etwas Glück entspannen Sie bald bei einem Wellness-Wochenende in
Bad Griesbach, besuchen das Strom-Museum von E.ON Bayern im Museumsdorf von Markus Wasmeier
in Schliersee oder erleben hautnah die Geschichte des Hopfenanbaus in der Hallertau im Wolnzacher
Hopfen-Museum.*
✁
Die Preisfragen:
Antwort 1:
1. Welcher Pfaffenhofener Bürger war
maßgeblich an der Gründung der
Amperwerke AG beteiligt?
3. Wie viele Ausbildungsberufe bietet
E.ON Bayern in Pfaffenhofen an?
4. Wie viele Menschen betreuen die
94 Mitarbeiter des Pfaffenhofener
Kundencenters?
Preise:
1. Preis: Wellness-Wochenende für
zwei Personen im Lindner Golf &
Wellness Hotel Maximilian in Bad
Griesbach im Wert von 800 €
(http://www.lindner.de)
Antwort 3:
✁
2. Bis in welche Höhe kann sich das
Team von „Arbeiten unter Spannung“
mit dem Spezialfahrzeug
hieven lassen?
Antwort 2:
Antwort 4:
Name, Vorname
Straße, Hausnummer
PLZ Wohnort
Telefon-Nummer
Coupon ausschneiden und in frankiertem Kuvert einsenden an:
E.ON Bayern, Kennwort:„100 Jahre“, Arnulfstraße 203, 80634 München
Einsendeschluss ist der 14. Juli 2008
1. Preis
2. Preis: Ausflug für fünf Personen zum
Museumsdorf von Markus Wasmeier,
inkl. Besuch des E.ON Bayern-StromMuseums, mit Führung und Mittagessen im Gesamtwert von 300 €
(http://www.wasmeier.de)
3. Preis: Besuch des Hopfen-Museums
in Wolnzach mit Führung für fünf
Personen, im Gesamtwert von 150 €
(http://www.hopfenmuseum.de)
4.- 10. Preis: Dreiteiliges Frottee-Set,
bestehend aus Hand-, Dusch- und
Saunatuch im Gesamtwert von 50 €
2. Preis
11.- 15. Preis: Gourmet-Thermometer
von Rösle im Wert von 30 €
16.- 20. Preis: Strommessgerät im Wert
von 25 €
*Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinn kann nicht in bar ausgezahlt oder übertragen werden. Mitarbeiter von E.ON Bayern und ihre
Angehörigen dürfen nicht mitspielen. Wir versichern, dass wir Ihre Daten nicht an Dritte oder andere Bereiche im Unternehmen weitergeben.

Documentos relacionados