Neuwerker Rundblick

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Neuwerker Rundblick
Nr. 10 / Juli bis Oktober 2012
Neuwerker Rundblick
Zeitung für die Insel und das Festland
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Freier
Verkauf:
2
Nummer 10 / Juli 2012
Neuwerker Rundblick
53° 54’ 54,8’’ N, 8° 29‘ 45’’ O
Das sind Ihre Gastgeber
im Winter
Foto: Silke Fischer
Da waren sie – im letztem Sommer fast – alle
versammelt, die Kinder Neuwerks. Insulanerund Gästekinder, die sich übers Jahr gern und
oft treffen und die Insel über alles lieben.
Foto: Flechner
Liebe Leserin, lieber Leser!
im Hochsommer an den Winter denken? Es wird erfrischend sein, wenn Sie gerade in
der Sonne liegen und Ihr Urlaubs-Kaltgetränk genießen. Uli Patzwahl hat für das
NDR Fernsehen in der kalten und Urlauberfreien Zeit ein spannendes Feature von der
Insel im Winterschlaf – der keiner ist – produziert. Lesen Sie seinen Drehbericht. Und sehen
Sie extrem kalte Fotos vom Winter auf der Insel. Vielleicht können Sie ein Stück nachfühlen und denken im
nächsten Winter an »Ihre« Insel…
Und noch etwas schwer Vorstellbares: Diebstahl auf Neuwerk. Ausgerechnet ein TV-Soap Star vergreift sich
an den Tageseinnahmen eines Inselhotels! Und der Wirt wird zum erfolgreichen »Hilfskommissar«.
Und was gibt es Neues zum Erhalt der Nordbake? Der Förderverein Insel Neuwerk hat auf seiner diesjährigen Mitgliederversammlung ebenso wie die Insulaner schon vorher beschlossen, alles zu tun und zu helfen,
damit das Bauwerk erhalten oder neu aufgebaut wird. Lesen Sie in Auszügen, was den Rundblick an Meinungen erreicht hat.
Theodor Heuss, ehemaliger. erster und beliebter Bundespräsident auf Neuwerk? Jawohl, und er hat auf der
Insel gezeichnet. Leider ist es uns nicht gelungen, die Zeichnung zu beschaffen.
Nach dem Jubiläum 700 Jahre Turm nun einhundertjähriges: die Inselschule feiert im September! Und
nicht nur das ist ein Anlass zum feiern, der NEUWERKER RUNDBLICK erscheint
seit fünf Jahren. Grund genug, all denen auf diesem Wege ganz herzlich für
ihre Mitarbeit, für die Texte und tollen Fotos, für die Unterstützung bei Verteilung und Verkauf, für die – in den letzten beiden und den nächsten Jahren –
Übernahme als Beilage in den Cuxhavener Nachrichten und den Mitarbeitern
der Zeitung zu danken. Es war und ist eine tolle Zu- und Zusammenarbeit!
Viel Spaß, gute Unterhaltung und auf ein Wiedersehen auf Neuwerk
Ihr
Ralf Flechner, Herausgeber
IMPRESSUM
NEUWERKER RUNDBLICK
Zeitung für die Insel und das Festland –
m.MEDIENPRODUKTION GmbH, Hamburg
Erscheint als Beilage in den
CUXHAVENER NACHRICHTEN
in Kooperation mit der Cuxhaven-Niederelbe
Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.
Kaemmererplatz 2, 27472 Cuxhaven,
Telefon: (04721) 585-0, Fax: (04721) 585-336
Auflage: 15.800 Exemplare
Redaktion:
m.MEDIENPRODUKTION GmbH
Ahornweg 19, 22395 Hamburg,
Tel.: (040) 6047571,
[email protected]
Ralf Flechner (rf) (V.i.S.d.P.)
Anzeigenverkauf
Lothar Arndt, Telefon (04721) 585-302,
Fax (04721) 585-230, [email protected]
und
m.MEDIENPRODUKTION,
Tel.: (040) 6047571, Fax: (040) 6045771,
[email protected]
Satz, Grafik und Gestaltung:
Hauke Brüggemann
Druck: Druckzentrum Nordsee,
Am Grollhamm 4, 27574 Bremerhaven
Alle namentlich gezeichneten Beiträge
sind in der Verantwortung der Autoren
Titelfoto: Peter Ebert
Nummer 10 / Juli 2012
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Neuwerker Rundblick
Löffler – nicht nur in
Afrika, sondern auch
im Wattenmeer
VON
MAX FADER
you want to eat soup but
you don’t have a spoon,
then you have to ask them!«
(Deutsch: »Wenn du Suppe essen
willst, aber keinen Löffel hast,
dann must du die hier fragen!«),
sagte Dembo Sonko im Februar
diesen Jahres zu mir, während er
auf vier reiherähnliche, weiße
Vögel zeigte, welche über uns flogen. Wir beide verfolgten die Tiere,
bis sie in den Bewässerungsrinnen
der Reisfelder landeten: Diese besonderen Tiere wollten wir uns
ganz genau anschauen! Dembo
Sonko ist »Vogel-Führer« im kleinen westafrikanischen Staat Gambia und war mit mir für zwei Wochen in diesem Vogelparadies
unterwegs, um mir möglichst viele
spannende Arten zu zeigen. Er
kennt die besten Stellen, selbst für
sehr seltene Vögel.
Die vier schneeweißen Vögel fügten sich gut in die westafrikanische
Fauna ein, wo man so manchen
schrägen Vogel erblicken kann:
Hammerköpfe und Stelzenläufer
tummeln sich zwischen Krokodilwächtern und Zimtrollern. Schon
die Namen lassen exotisches Aussehen vermuten.
If
öffler sind große, helle Schreitvögel, welche eine Körperlänge
von bis zu 80 cm erreichen. Wenn
sie ruhen, also auf einer Sandbank
oder in der Salzwiese stehen und
ihren Kopf im Gefieder verstecken,
sind sie leicht mit Großmöwen
oder Silberreihern zu verwechseln.
Wenn sie jedoch ihren Kopf, besonders ihren löffelförmigen langen Schnabel zeigen, sind sie unverwechselbar. Dieser dient ihm
zur speziellen Nahrungssuche im
L
Flachwasser, wo er vor allem
kleine Krebse, Fische und Schnekken frisst. Hierbei watet er manchmal bis zum Bauch durch Wasserlöcher und Priele, was seine
langen Beine möglich machen,
und durchsiebt dabei mit typischen Seitwärtsbewegungen des
Kopfes das Wasser. Zur Nahrungssuche verlässt er sich nahezu komplett auf die
Tastsinneszellen, welche sich an
der Innenseite
der
Schnabelspitze befinden. Und da
der Löffler
einen sehr
verbreiteten
Schnabel besitzt, hat er
besonders
viele
von
diesen Zellen, welche
die Augen unter Wasser ersetzen.
Mit leicht geöffnetem Schnabel
schreitet er durch das Wasser, sobald ein Organismus den Schnabel
berührt, schnappt dieser reflexartig zu.
Wie viele an Wasser gebundene
Vögel zieht der Löffler im Winter in
den Süden, da Frost und Eisgang
den Zugang zur Nahrung behindern. Die meisten Individuen ziehen von ihren Brutgebieten im
Wattenmeer westwärts an der Atlantikküste entlang und überqueren das Mittelmeer bei Gibraltar,
um im nördlichen oder westlichen
Afrika zu überwintern. Östliche Population ziehen häufig über den
Bosporus nach Ostafrika. Bereits
ab Mitte März kehren die Vögel
wieder nach Mitteleuropa zurück.
Dort angekommen bilden sie mit
Artgenossen häufig kleine Kolonien und fangen umgehend mit
dem Bau des Nestes an. Dieses
kann einen gewaltigen Durchmesser von bis zu 70 cm erreichen und
sogar eine ähnliche Höhe und
wird auf umgeknicktem Schilf,
Quellerbewuchs, manchmal auch
auf Bäumen
errichtet.
Das Weibchen legt im
April/Mai 3-5
Eier, welche
21 Tage bebrütet werden. Nach
dem Schlüpfen werden
die Jungen
von beiden
Elternteilen
betreut, die
Lütten sind
nämlich
Nesthocker:
Erst nach ca. 4 Wochen verlassen
sie das Nest, die gleiche Zeit brauchen sie dann nochmal um komplett flugfähig zu sein. Kaum im
Brutgebiet eingelebt unterliegen
auch die Jungvögel dem Phänomen des Vogelzugs, dem so viele
Vogelarten unterworfen sind.
Zwei Wochen später, nach meiner
Afrikareise wieder auf Neuwerk angelangt, konnte ich im Ostvorland
tatsächlich den ersten Löffler des
Jahres beobachten. Diesen mit den
Ibissen verwandten Vogel gab es
jedoch nicht schon immer im
Deutschen Wattgebiet: Vor ca. 20
Jahren wurde er in Deutschland
noch als ausgesprochene Seltenheit angesehen, an eine Brut auf
deutschem Boden war damals
noch gar nicht zu denken. Zu diesem Zeitpunkt brüteten jedoch in
den Niederlanden um die 500
Paare, was eine Ausbreitung auf andere und weiter entfernte Gebiete
ermöglichte. Die Niederlande war
den Löfflern auf den Punkt gebracht einfach nicht groß genug.
In den Folgejahren häuften sich
die Sichtungen im deutschen Küstengebiet. Unsere Entfernung zu
den damals bekannten deutschen
Brutgebieten und das gehäufte
Auftreten auf Neuwerk ließ auf
eine zeitnahe Brut im hamburgischen Wattenmeer hoffen, welche
jedoch noch einige Jahre auf sich
warten ließ.
m letzten Jahr war es dann soweit: Bei einer Kormoran-Zählung auf Nigehörn konnten 3 Nester des Löfflers gefunden werden.
Der Löffler war erfolgreicher Brüter im Nationalpark! Man muss
also nicht unbedingt nach Afrika
reisen um spektakuläre Vögel zu
sehen, sondern einfach hier die
Augen offen halten.
I
Max Fader ist FÖJ’ler 2011/12
(Freiwilliges Ökologisches Jahr)
beim Verein Jordsand auf der Insel
Neuwerk
Fotos: Schrey/Fader
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Neuwerker Rundblick
Nummer 10 / Juli 2012
Winter auf Neuwerk
ls ich vor bald zehn Jahren der mareTV-Redaktion des NDR vorschlug,
mal ein Stück über die Wattwagenpferde von Neuwerk zu machen, wurde ich
belächelt: »Uli! Wir machen doch kein
Pferde - TV.« Trotzdem wurde das Thema geprüft, schließlich für gut befunden und dank
der tatkräftigen Unterstützung von Familie
Fock haben wir im Herbst 2004 die ersten
Schritte von Fuchs »Dutch« vor dem Wattwagen und im Watt vor Neuwerk mit der Kamera beobachtet. Das Stück ist seitdem vielfach gesendet worden und war sogar
Bestandteil der ersten mareTV-DVD-Collection.
A
Als ich dann 2008 einer anderen Redaktion im NDR vorschlug, einen 60-Minuten-Film über den sommerlichen
Insel-Alltag zu drehen, wurde ich trotzdem erneut gefragt: »Gibt die Insel denn
60 Minuten her?«
Es hat also schon etwas mit persönlichem Ehrgeiz zu tun – und mit dem
Glauben an den öffentlich-rechtlichen
Auftrag des NDR –, dass wir – Torsten
Gerbsch: Kamera, Tarja Kühne: Ton und
ich als Autor – im letzten Winter 90 (!)
Minuten Fernsehen über den winterlichen Alltag auf Neuwerk gedreht haben.
Uns war von Anfang an klar: wir kommen in einer Zeit, in der sich Insel, Inselnatur und Insulaner eigentlich von den vielen Besuchern im Sommerhalbjahr erholen. Die
Insulaner haben mit Instandhaltungen in ihren
Häusern und Betrieben zu tun, mit Pferdepflege
und Vogelbeobachtung. Wege, Weiden, Deich
und Vorland haben sie im Auge, und wenn die
Tage wieder länger werden, richten sie die Baustellen ein, die nötig sind, um die Insel so besuch- und erreichbar zu machen wie im Vorjahr.
Fernsehen kann man da nicht gebrauchen – aber
was tun, wenn sich Fernsehen genau dafür interessiert? Wir haben nur einige Neuwerker,
nicht alle, in der Zeit zwischen Oktober und
April immer wieder besucht, aber wir sind doch
allen dankbar, dass sie uns haben gewähren lassen.
So haben wir uns also durch das Winterhalbjahr treiben lassen. Die letzte Fähre haben wir
verabschiedet und damit auch den Bordgastronom Egon in den Ruhestand. Bei der Überfahrt
der letzten Inselgäste mit dem Wattwagen waren
wir dabei und beim Zusammentreiben des Pensionsviehs. Wir haben mit den Inselkindern Halloween gefeiert, an einem ihrer Insel-Wochenenden, und sind während der Woche mit der
einzigen Neuwerker Schülerin, mit Kaya, die
VON
ULI PATZWAHL
noch nicht zum Internat in Bad Bederkesa geht,
zur Inselschule gegangen, in die 3. Klasse. Wir
haben ihren Hund und Sportsfreund Nala als
Fast-Noch-Welpen kennen gelernt, waren mit
ihm und dem familiären Anhang Schlittschuhlaufen in den Prielen des Nordvorlandes und
standen mit Vogelwartin Imme Schrey immer
wieder am Radarturm, die Augen in Richtung
Nordbake: »Ich schwöre Euch, eben waren die
Wanderfalken noch da!« Wir waren ganz früh
und ganz spät unterwegs und haben ganz schön
geflucht, über Kälte und Regen, die wir in unserer Erinnerung jetzt nicht missen wollen. Wir
haben keine hohe Sturmflut erlebt, aber ziemlich schlechtes Wetter und eine märchenhafte Insel im Eis, im Februar, als
wir schon dachten, dass der Winter
vorbei ist.
Warum machen wir das? Mit einer
Fernseh-Idylle haben meine Erfahrungen auf der Insel wenig zu tun, deshalb komme ich nicht. Ich finde auf
Neuwerk aber eine Unverblümtheit
und Klarheit, die ich aus den meisten
anderen Zusammenhängen meiner Arbeit nicht kenne.
In den Situationen und Gesprächen,
die wir begleitet haben haben, gibt es
einen deutlichen Fokus: wenn auf
Neuwerk über ein Thema gesprochen
wird, dann geht es nicht gleichzeitig
noch irgendwie um fünf andere. Hier,
und das ist für mich ganz kostbar, gibt es weniger Überlagerungen als anderswo. Und zu diesem »inhaltlichen« Eindruck passt der optische
und der akustische: natürlich ist es für unsere
Tonfrau Tarja ein Glück, dass sie beim »Ton-Angeln« nicht den ganzen Tag versuchen muss, den
Verkehrslärm auszublenden. Natürlich freut sich
Kameramann Torsten,
wenn gerade nur eine
Person, z.B. Afra Griebel,
in der großen Landschaft unterwegs ist, im
Watt, und den Blick fast
von allein auf sich zieht
und vielleicht noch auf
Traber Harvey, den sie
gerade trainiert.
»Winter auf Neuwerk«,
3x30 min, im NDR-Fernsehen am 7., 14. und 21.
November 2012, jeweils
um 18:15 Uhr. Fotos: Uli
Patzwahl
Nummer 10 / Juli 2012
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Neuwerker Rundblick
Abgeschnitten: Neuwerk im Eis versunken
Trotz Sommerblumen und strahlend blauem Himmel wollen wir unseren Blick auf den
vergangenen Winter richten. Kaum vorstellbar für den Insel-Besucher in der warmen
Jahreszeit, dass das kleine Eiland vollständig von der Außenwelt abgeschnitten sein
könnte. Strenger Frost hatte auch zur letzten Jahreswende zur Folge, dass Watt und
Küstenlinie der Insel von Packeis bedeckt war, Schiffe und Trecker kein Durchkommen
hatten, nur der Luftweg blieb als letzte Möglichkeit übrig.
In den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten ist das häufig zur Winterzeit der
Fall. Die Inselbewohner richten sich darauf ein, bevorraten sich mit allem Notwendigen.
Auch im Winter 1934 waren die Insulaner abgeschnitten. Ein Antwortbrief (rechts)
des damaligen Neuwerkers Georg Zars an eine Hamburger Schulklasse, die gerade
zuvor auf der Insel war, zeugt von den Umständen.
Daheimgebliebene
Neuwerker beim Alstervergnügen der besonderen Art.
Fotos: Silke Fischer und
Werner Flegel
Den Brief von Georg Zars hat Wiebke Diercks in ihren
Unterlagen gefunden. Solche und andere Dokumente
werden vom Gemeinnützigem Förderverein Insel Neuwerk gesammelt und aufgearbeitet. Haben Sie Interesse
an einer Mitarbeit? Schreiben Sie uns: Gisela Aufderheide,
Reinekestr.25, 27472 Cuxhaven
oder per Mail: [email protected].
»... Einsam ist s nun hier und wo Ihr geschlafen habt,
stehen nun die Kühe, Ochsen und Kälber im Stall.
Schaut man über den Deich, dann sieht man rund um
die Insel nichts weiter als Eisberge und Eisschollen, die
alle aus der Elbe von Hamburg kommen, auf dem Watt
durch die Ebbe und Flut zusammen gedrückt werden
und sich zu Bergen türmen. Kein Wagen und kein Schiff
kann zur Insel und wenn wir die Weihnachtspost
haben wollen, dann gehen zur gleichen Zeit von Duhnen und Neuwerk die Männer in langen Seestiefeln, die
Pudelmütze auf dem Kopf und Eispickeln los. ...
Schließlich sahen wir auch nicht mehr den Leuchtturm. Die Pricken waren vom Eis wegrasiert, von der
Küste nichts zu sehen, so irrten wir umher, bis wir endlich die Duhner trafen. Nun ging es zurück. war der
Hinweg schon sehr schwierig, so lässt sich der Rückweg
vor Strapazen kaum beschreiben. Zwei Mann vom Arbeitsdienst brachen im Eis zusammen. Jeder von uns
hatte ungefähr 80-100 Pfund auf dem Rücken, dann
mussten noch zwei Mann getragen werden, die gefürchtete Flut begann zu steigen, wir waren noch ca.
3000 Meter vor der Insel. Dauern brachen wir ein und
standen bis zum Brustkorb im Wasser. Nun musste gerutscht werden, also über dem mürben Eis auf dem
Bauch rutschen. Nach 5 Stunden hatten wir die Insel
erreicht.... Nun wisst Ihr, unter welchen Umständen
Euer Weihnachtsgruß hier angekommen ist...«
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Neuwerker Rundblick
Nummer 10 / Juli 2012
»Napoleon«
auf Neuwerk
VON
KARSTEN BRONK
apoleons militärischer
Arm reichte nicht nur
weit nach Osten, auch auf
allen Weltmeeren wollte er die
Macht an sich reißen, denn
schließlich war dies eine der
Schlüsselpositionen für Reichtum durch Handel. Weshalb es
auch immer wieder zu schweren
Seegefechten mit der englischen
Flotte kam, die sich ihre damalige Vormachtstellung auf den
Ozeanen auf keinen Fall vom
kleinen Korsen streitig machen
lassen wollte.
N
Um Großbritannien von seinen lebenswichtigen Seewegen abzuschneiden, verhängte Napoleon
1806 die Kontinentalsperre. Aber
für eine lückenlose Überwachung
braucht man viele Schiffe und Besatzungen. Und da der Korse nicht
in ausreichender Zahl über Beides
verfügte, blühte bald der Schmuggel an den Küsten. Schließlich
konnten Schiffsführer und ihre Besatzungen sehr schnell reich werden und das Risiko erwischt zu
werden, war zunächst auch nicht
sehr hoch.
Schmuggelfelsen
Eines der bekanntesten Schmuggelnester in der Nordsee war das
zu dieser Zeit englische Helgoland.
Und einer der erfolgreichsten
Schmuggler im Dienste der Engländer hieß Claus-Jacob Reimers,
Kapitän und Lotse auf Helgoland.
Schon sein Vater arbeitet als Fischer
und Lotse, weshalb der 1783 auf
Helgoland geborene Claus Reimers
die Gewässer wie seine sprichwört-
liche Westentasche kannte. Und
nachdem er als junger Lotse auf
Helgoland mit Mut und Können
dabei half, die Beatzung und Ladung eines in Seenot geratenen
englischen Seglers zur retten,
wurde auch die britische Marine
auf den jungen Kapitän aufmerksam.
Schnell wurde man sich einig und
Claus Reimers segelte vom englischen Helgoland zum Festland, um
Depeschen, Waren und Agenten
nach Ritzebüttel, so hieß Cuxhaven
damals, zu schmuggeln. Aber das
Festland war in französischer Hand
und jeder Segler wurde im Hafen
von den Besatzungstruppen durchsucht. Deshalb nutzte Claus Reimers die Insel Neuwerk als Stützpunkt für seine Schmuggelfahrten.
Nicht nur, dass von hier die Sperre
mit dem Weg durchs Watt nach Ritzebüttel trotz Überwachung berittener Soldaten leicht zu umgehen
war, auch hatte Claus Reimers eine
Verbündete auf Neuwerk: Catharina Witteke, die Tochter des Neuwerker Leuchtturmwärters.
Lichter in der Nacht
Stundenlang beobachtet die
Leuchtturmwärtertochter vom 45
Meter hohen Neuwerker-Turm die
See und das Watt und gab nachts
mit einer Öllaterne ihrem Claus
Lichtzeichen aus der Turmstube,
ob der Seeweg nach Neuwerk frei
war. Und bevor die abgesetzten
englischen Spione durchs Watt
nach Ritzebüttel liefen, hatte Catharina auch den freien Weg durchs
Watt ausbaldowert. Auch damals
schon war das Watt für jeden ge-
fährlich der sich
nicht auskannte.
Und viele der
französischen
Soldaten kamen
vom Land und
nicht aus der Gegend, weshalb
sie sich nur widerwillig
ins
ihnen
unbekannte und gefährliche Watt
begaben.
Schiffbruch
Aber
nicht
immer ging alles
gut. Mit seiner
schnellen Schaluppe
»König
von
England«
war Claus Reimers seinen napoleonischen Verfolgern oft entwischt,
dem rauen Winterwetter aber
nicht. Im Winter 1809/1810 zerlegten vor Neuwerk Eisschollen seinen schnellen Holzsegler und nur
mit knapper Not konnten sich Reimers und seine Mannen auf die
Scharhörn Bake retten, wo sie 48
Stunden ausharren mussten, bevor
die Neuwerker die bibbernden Seeleute durchs Watt mit ihren Pferdefuhrwerken vom Holzseezeichen
retten konnten.
Napoleon war wenig amüsiert
über die erfolgreichen Jungs von
der Küste, weshalb er Truppen und
Kanonen auf Neuwerk stationierte.
Und weil in den Jahren der Leuchtturmwärter von Neuwerk gestorben war, und die Franzosen herausbekamen, wer dem Reimers auf
der Insel Neuwerk geholfen hatte,
war Catharina schutzlos und in
höchster Gefahr verhaftete und
wegen Spionage gegen Frankreich
hingerichtet zu werden. In einer lebensgefährlichen Aktion rettete
Claus Reimers seine Catarina von
Neuwerk, brachte sie nach Helgoland, wo sie heirateten und 14 Kinder großzogen.
1814 war die Kontinentalsperre
zu Ende und Claus-Jacob Reimers
wurde an seinem Lebensende, für
60 englische Pfund jährlich, Signalgeber auf Helgoland. Die goldene
Nadel der Engländer, als Anerkennung für die Schmuggeldienste,
musste er mit über siebzig, kurz vor
seinem Tod 1854, versetzen. Denn
die Briten blieben ihm einen Großteil seines Blockadebrecher-Lohnes
schuldig.
Karsten Bronk (im Foto
rechts; hier mit seinen
Wattführer-KollegInnen) ist waschechter
Hamburger Jung und
seit seiner Kindheit mit
der Insel Neuwerk verbunden. Er arbeitet als
Wattführer und freier
Autor. Wer Lust hat mit
ihm durchs Watt nach
Neuwerk zu wandern:
www.wattwandernneuwerk.de
Nummer 10 / Juli 2012
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Neuwerker Rundblick
Im September wird gefeiert:
100 Jahre Inselschule Neuwerk
VON
GISELA TIEDEMANN
1912 – die Kassen der Hansestadt Hamburg
müssen gut gefüllt
gewesen
sein. Endlich bekamen die Inselkinder ein richtiges Schulgebäude
und der Insellehrer eine herrschaftliche Wohnstatt. Nach langen
Jahren der notdürftigen Unterbringung der Inselkinder und der
Lehrer, die zum
Teil unverheiratet
sein und im »Reihetisch« bei den Neuwerker
Bauern
essen
mussten,
wurde am 19. September 1912 die
Einweihung
des
neuen Schulgebäudes auf der Insel
Neuwerk gefeiert.
Wohnen und Arbeiten unter einem
Dach und für den
Lehrer, dessen Besoldung damals mehr als
bescheiden war, ein Zubrot gab es
durch die Möglichkeit der Vermietung an Kurgäste. Neuwerk wurde
als Urlaubsort von der »feinen Gesellschaft« entdeckt.
Am 19. September 2012 werden
100 wechselvolle Jahre Inselschulleben Revue passieren. Im und um
das Schulhaus Neuwerk 5 wird die
Gäste ein abwechslungsreiches
Programm erwarten. Es wird mit
ehemaligen Schülern und Lehrern
gefeiert, mit all denen, die gern auf
die kleine Insel kommen und mit
der Schule Erinnerungen verknüpfen. Vielleicht zeigt die letzte Schülerin des »Babybergs« aus den Jahren 1996 bis 2003 ihre Schule und
die derzeitige Lehrerin ihre beeindruckende Dienstwohnung.
Noch ein Jahr mit einer Schülerin,
dann muss die Schule wieder auf
den Nachwuchs warten. Ein Kind
kann schon laufen und das zweite
hat am 19. September 2012 seinen
»Stichtag«. Möge mit dem Geburtstag der Schule eine glückliche Geburt zu feiern sein.
Wer mit feiern möchte, ist herzlich eingeladen. Der Insel verbunden, kennen alle die Tücken der
Anfahrt. Am Schulgeburtstag ist
»Doppeltide«: die Wattwagen fahren um 9.15 Uhr ab Sahlenburg
und abends gegen 20 Uhr zurück
(Voranmeldung erforderlich), die
M.S. Flipper fährt um 11.30 Uhr ab
Cuxhaven »Alte Liebe« und um 16
Uhr ab Neuwerk (Rückkehr in Cuxhaven gegen 17.30 Uhr).
In der »Kernzeit« der Feierlichkeiten von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr
hoffen die Veranstalter auf prominente Redner aus Hamburg und
eine rege Teilnahme vieler Gäste.
Lassen Sie sich überraschen.
Gisela Tiedemann war die Insellehrerin von 2002 bis 2009
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Neuwerker Rundblick
Cuxhaven – Neuwerk
Juli
Schiff ab
Cuxhaven
01.
Neuwerk – Cuxhaven
Wattführung
Wattwagen Schiff ab
Sahlenbg. Sahlenburg Neuwerk
Wattwagen NW
09.00
16.30
11.00
15.00
02.
09.00
17.45
12.00
16.15
03.
09.00
07.15
13.30
17.15
04.
09.30
08.00
14.00
05.
10.30
08.30
15.00
06.
11.30
08.30
09.00
07.
12.00
08.45
09.15
09.30
08.
13.00
09.15
09.45
09.
13.30
10.00
10.
14.00
11.
Nummer 10 / Juli 2012
Cuxhaven – Neuwerk
Seehunde
Hafen
August
Schiff ab
Cuxhaven
01.
14.30
16.00
Neuwerk – Cuxhaven
Wattführung
Seehunde
Hafen
Wattwagen Schiff ab
Sahlenbg. Sahlenburg Neuwerk
Wattwagen NW
09.00
07.00
13.00
17.00
15.30
02.
09.30
07.45
14.00
18.00
16.30
03.
10.30
07.45
08.30
15.00
18.45
18.00
04.
11.00
07.45
08.15
08.45
16.00
19.30
18.45
05.
11.30
08.15
08.45
09.30
16.30
20.00
16.00
19.45
06.
12.30
09.00
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10.00
17.00
08.30
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20.15
07.
13.00
09.30
10.00
10.30
17.15
09.00
10.30
18.00
09.00
08.
13.30
10.00
10.30
10.45
18.00
09.15
10.30
10.30
10.45
18.00
09.15
10.30
09.
14.00
10.30
11.00
11.30
18.30
10.00
11.00
10.30
11.00
11.30
18.30
10.00
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14.30
11.00
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16.45
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16.
09.00
18.30
13.00
17.00
15.30
17.
09.00
18.00
13.00
16.30
15.30
17.
09.30
07.45
14.00
17.45
16.30
18.
09.00
07.30
13.30
17.30
16.00
18.
10.00
07.15
08.30
15.00
18.30
19.
10.00
20.
10.30
21.
11.00
22.
Duhnen
Duhnen
08.00
14.30
18.00
19.
10.30
07.30
08.00
08.45
15.30
19.00
07.45
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15.30
18.45
20.
11.30
08.00
08.30
09.15
16.00
19.45
07.45
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09.00
16.00
19.15
21.
12.00
08.30
09.00
09.30
16.30
08.00
11.30
08.15
08.45
09.30
16.30
19.45
22.
12.30
09.00
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10.00
17.00
08.30
23.
12.00
08.45
09.15
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17.00
08.15
23.
13.30
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10.15
10.45
18.00
09.15
10.30
24.
13.00
09.30
10.00
10.15
17.30
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24.
14.00
10.30
11.00
11.30
18.30
10.00
11.00
25.
13.30
10.00
10.30
11.00
18.00
09.30
10.30
25.
14.30
11.15
11.45
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19.30
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11.30
26.
14.30
10.45
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11.45
18.45
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11.30
26.
16.00
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13.15
20.00
11.45
13.00
27.
15.00
11.30
12.00
12.30
19.30
11.00
12.00
27.
17.00
13.45
14.15
14.30
20.00
13.00
14.00
28.
16.00
12.30
13.00
13.30
20.00
12.00
13.00
28.
09.00
15.30
16.15
21.00
14.45
14.30
29.
08.00
14.00
14.45
20.30
13.15
13.00
29.
09.00
17.30
11.30
16.00
30.
09.00
16.15
11.00
14.45
30.
09.00
18.30
13.00
17.00
15.30
31.
09.00
17.30
12.00
16.00
31.
09.30
07.45
14.00
17.45
16.30
14.30
Nummer 10 / Juli 2012
Cuxhaven – Neuwerk
September
Schiff ab
Cuxhavren
01.
9
Neuwerker Rundblick
Neuwerk – Cuxhaven
Wattführung
Cuxhaven – Neuwerk
Seehunde
Hafen
Oktober
Schiff ab
Cuxhaven
18.30
01.
15.30
19.00
09.30
16.00
09.00
09.45
09.00
09.30
13.00
09.30
13.30
09.45
08.
14.00
09.
Wattwagen Schiff ab
Sahlenbg. Sahlenburg Neuwerk
Wattwagen NW
10.00
08.00
15.00
02.
11.00
08.45
03.
11.30
04.
12.00
08.30
05.
12.30
06.
07.
Neuwerk – Cuxhaven
Wattführung
Seehunde
Hafen
Wattwagen Schiff ab
Sahlenbg. Sahlenburg Neuwerk
Wattwagen NW
10.30
08.30
14.30
18.30
02.
11.00
09.00
15.30
07.30
08.00
03.
11.30
09.15
16.00
07.45
16.30
08.15
04.
12.00
09.30
16.30
08.00
10.00
17.00
08.30
05.
12.30
09.00
10.00
17.00
08.30
10.00
10.30
17.15
09.00
06.
13.00
09.30
10.30
17.15
09.00
10.15
10.45
18.00
09.15
07.
13.30
10.00
10.45
18.00
09.15
10.15
10.45
11.15
18.30
09.45
11.00
08.
14.00
10.30
11.15
18.30
09.45
11.00
14.30
11.00
11.30
11.45
19.00
10.15
11.30
09.
15.00
11.15
12.15
18.30
10.45
12.00
10.
15.30
12.00
12.30
13.00
18.45
11.30
12.30
10.
16.00
12.45
13.30
19.00
12.00
13.00
11.
17.00
13.30
14.00
14.30
20.00
13.00
14.00
11.
12.
09.00
16.00
11.00
14.30
14.00
12.
13.
09.00
17.15
11.00
15.45
14.
09.00
18.00
12.30
16.30
15.
09.00
07.15
13.30
17.30
16.
10.00
08.00
14.00
17.
10.30
08.30
18.
11.00
08.45
19.
11.30
08.45
20.
12.30
09.00
09.30
21.
13.00
09.30
22.
14.00
23.
24.
Duhnen
Duhnen
15.15
13.45
16.30
15.00
13.
09.15
17.30
12.00
16.00
14.00
15.00
14.
09.30
18.15
13.00
16.45
15.00
15.30
15.
09.30
19.00
13.30
17.30
15.30
18.00
16.
10.00
08.00
14.30
18.00
15.00
18.30
17.
10.30
08.30
15.00
18.45
15.30
19.15
18.
11.30
09.00
16.00
07.30
09.45
16.00
07.45
19.
12.00
09.30
16.30
08.00
10.00
17.00
08.30
20.
13.00
09.30
10.15
17.15
08.45
10.00
10.30
17.15
09.00
21.
13.30
10.00
11.00
18.00
09.30
10.15
10.45
11.15
18.15
09.45
11.00
22.
14.30
11.00
11.45
18.00
10.15
11.30
14.30
11.00
11.30
12.00
19.00
10.30
11.30
23.
15.30
12.00
13.00
18.30
11.30
12.30
15.30
12.00
12.30
13.00
18.45
11.30
12.30
24.
14.45
12.45
25.
14.30
13.00
25.
26.
16.00
14.30
26.
09.00
16.45
11.30
15.45
14.15
15.30
13.30
27.
09.00
17.30
12.00
16.00
14.00
27.
09.00
17.30
12.00
16.15
14.30
28.
09.00
18.00
13.00
16.45
15.00
28.
09.00
17.15
12.00
16.00
14.30
29.
09.00
07.30
13.30
17.30
15.30
30.
09.30
08.00
14.00
18.00
(Quelle: www.helgolandreisen.de / Änderungen vorbehalten)
Neuwerk im Internet
»Die Inselseite«, hier kann man auch aktuell Neues von Neuwerk erfahren und jeweils den neusten NEUWERKER RUNDBLICK ansehen:
www.insel-neuwerk.de
Die Seiten des Nationalparks:
www.nationalpark-hamburgisches-wattenmeer.de
Nationalpark-Haus: www.jordsand.de
Die Fahrpläne der M.S.Flipper: www.neuwerkreisen.de
Die Neuwerker Wattwagenbetriebe:
Volker Griebel: www.wattwagenfahrten.de
Werner Fock: www.wattfahrten.de
Thomas Fischer (E-Mail): [email protected]
Hier kann man sich den aktuellen Tidenkalender ansehen: www.bsh.de
Die Hotels und Pensionen auf Neuwerk:
Das Alte Fischerhaus (auch Strohlager): www.wattfahrten.de
Haus Seeblick (auch Strohlager): www.seeblick-insel-neuwerk.de
Hus Achtern Diek (auch Strohlager): www.husachterndiek.de
Neuwerker Turm: www.leuchtturmneuwerk.de
Nige Hus und «Zum Anker «: www.inselneuwerk.de
Rustikales Strohlager (E-Mail): [email protected]
Die Inselschule: www.inselschule-neuwerk
Schullandheim am Turm: www.hh.schule.de/hhs/in_out/neuwerk1.htm
Schullandheim Meereswoge: www.schullandheim-meereswoge.de
Kinder- und Jugendcamp Neuwerk: www.neuwerkfreizeitcamp.de
Den «Gemeinnützigen Förderverein Neuwerk e.V. « findet man unter
www.neuwerk-verein.de
Auch der Neuwerker Rundblick hat seine eigene Hompepage
(im Aufbau): www.neuwerker-rundblick.de
Den Neuwerker Rundblick kann man sich online ansehen auf:
www.cn-online.de/footer/sitemap/weitere-websites/neuwerker-rundblick.html Neuwerkshirts und viele andere nette Souvenirs gibt es nicht
nur in der Neuwerkstatt auf der Insel neben der Schule, auch unter:
www.neuwerk-klamotten.de
10
Neuwerker Rundblick
Nummer 10 / Juli 2012
Nachwuchs auf den Vogelinseln
VON IMME
SCHREY
ie Scharhörner Vogelwartin
Sarah Schröder wurde an
einem Morgen auf ganz besondere
Weise überrascht. Zwar konnte sie
auf drei ihrer letzten Vogelzählungen jeweils eine Graugans in der
Nigehörner Düne beobachten, so
war sie dennoch erstaunt über vier
Graugans-Paare mit insgesamt 22
Gösseln, die sie am 8. Mai im westlichen Watt vor Nigehörn beobach-
D
ten konnte. Nach ihrer Rückkehr
nach Scharhörn sah sie am Abend
zwei Paare mit Küken direkt vor
ihrer Hütte Richtung Norddüne
spazieren. Vermutlich unterwegs
auf der Suche nach Süßwasser.
Drei Tage später folgte ein weiteres Überraschungserlebnis: Zu
einer Zählung auf Nigehörn stolperte Sarah fast über ein vom Beobachtungsturm nicht einsehbares
Gelege, die auffliegende Graugans
saß auf sechs Eiern. Es werden also
mindestens 5 Brutpaare Graugänse
auf Nigehörn vermutet, Neulinge
vor Ort, nachdem im vergangenen
Jahr bereits 3 Paare Löffler (ein erfolgreich großgezogenes Küken)
eine neue Brutart auf Nigehörn
boten. Am 20. Mai diesen Jahres
konnte Sarah Schröder zunächst
einen Löffler mit Nistmaterial im
Schnabel beobachten. Inzwischen
wurden 2 Individuen dicht beieinander und ein Löffler etwas entferntet gesichtet.
rfreulicherweise wurden auf
Scharhörn in diesem Jahr wieder brütende Zwergseeschwalben
und Lachmöwen entdeckt. In den
letzten Jahren waren sie nur seltene
Bewohner der Vogelinsel.
E
Stolze Graugans-Eltern mit Nachwuchs (li.) – Graugansgelege (re.) (Fotos: Schröder)
Theodor Heuss auf Neuwerk
VON
KURT EISERMANN
Der Bundespräsident zeichnete den Neuwerker Turm
m Juni 1952 stattete Theodor
Heuss, der erste Bundespräsident, Cuxhaven einen Kurzbesuch ab. Obwohl es kein offizieller Besuch war, wurde er von
den Cuxhavenern begeistert
empfangen. Vormann Peter Hartmann holte mit dem Seenotrettungboot »Hindenburg« den Bundespräsidenten in Brunsbüttel
ab. Theodor Heuss hatte dem
mehrhundertfachen Lebensretter
ein Jahr zuvor das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
I
Nach einer Ehrenrunde vor der
Alten Liebe und vielen Terminen in
Cuxhaven ging es nach Duhnen.
»Schon von weitem hörte man das
Rauschen des Händeklatschens, mit
dem die Menschen, die vom Duhner
Ortseingang an Spalier bildeten,
den anfahrenden Bundespräsidenten begrüßten« hieß es in der Cuxhavener Presse vom 30. Juni 1952.
In Duhnen wartete bereits Otto
Brütt mit einem Wattwagen auf den
Bundespräsidenten. Wie früher bei
Besuchen von Hamburger Senatoren üblich, wurden vier Pferde vor
den Wattwagen gespannt, und ein Vorreiter ritt voran. Begleitet
wurde der Bundespräsident von Hinrich Wilhelm Kopf, dem Landtagspräsidenten Carl
Olfers, der auch Cuxhavener Oberbürgermeister war, und einigen
Cuxhavener
Honoratioren. Dazu
kam noch ein zweiter,
zweispänniger Wattwagen für die
übrigen Begleiter. Bevor es aber losging, durchbrach die begeisterte
Menge die Absperrung, um Theodor
Heuss aus der Nähe zu sehen. Danach konnte die Fahrt durch das
nächtliche Watt beginnen. »Und
über dem Watt lag der zartgetönte
Abendhimmel, dessen letzter Wider-
schein sich in den Pfützen widerspiegelte. Fern leuchtete das helle
Licht des dicken Neuwerker Turms,
dem die sieben Pferde in raumgreifenden Schritten zustrebten«, hieß in der
Cuxhavener Zeitung
vom 30. Juni 1952.
Auch auf Neuwerk
gab es trotz der zweistündigen Verspätung
viel Jubel. »Auf der
Insel erwartete die
Gäste gegen 22.30 Uhr
ein begeisterter Empfang. Eine Schulklasse
hatte am Deich Spalier
gebildet, überreichte Blumen und
sang ein Lied. Am Fuße des Turmes
grüßten die Kinder des Schullandheimes und die Neuwerker den
Bundespräsidenten. Wieder gab es
Blumen und Gesang. Durch die
Nacht klang das Lieblingslied Hinrich Wilhelm Kopfs: »Wo de Nordseewellen trekken an den Strand...«.
Ortsobmann Fischer hieß den
hohen Gast auf geschichtlichem
Boden willkommen und überreichte ihm ein Bild des Malers
Brodkorb. Anschließend saß man in
froh-besinnlicher Runde in Hanna
Meeskes
gemütlicher
Turmschänke«. (Cuxhavener Presse 30.
Juni 1952)
Am nächsten Morgen »sah man
den Bundespräsidenten auf dem
Deich sitzen. Mit dem Rücken zum
Festland. Er genoß das unvergleichliche Bild des wuchtigen Turms und
zeichnete ihn. Der Literaturprofessor ist ein bekannter Maler. So nebenbei. «Am Vormittag musste der
Bundespräsident Neuwerk wieder
verlassen, um Termine auf dem Festland wahrzunehmen. Zwei Neuwerker Wattwagen brachten Theodor
Heuss zur Hundebalje. Dort ging er
wieder an Bord der »Hindenburg«.
Peter Hartmann brachte den Bundespräsidenten »in rascher Fahrt«
nach Wilhelmshaven.
Nummer 10 / Juli 2012
Neuwerker Rundblick
Abriss, Neubau oder
auf Nimmerwiedersehen?
Neuwerks Nordbake
Der RUNDBLICK hatte im Frühjahr um Meinungen zur gefährdeten Nordbake gebeten. Ein tolles Echo, das wir nur in Auszügen wieder geben können. Aber eindeutiger
Tenor ist: Wir wollen sie behalten, so oder so!
Der Inselobmann:
Für die Neuwerker sind Ostbake, der Turm und die Nordbake unveränderliche
Bestandteile unserer Insel-Silhouette. Was historisch sich über Jahrhunderte entwickelt hat, darf nicht verändert werden. Wir wollen alles dafür tun, die Nordbake
zu erhalten bzw. neu zu bauen. Wir sind uns klar darüber, dass dies nur mit der
vollen Unterstützung unserer Heimatstadt Hamburg zu erreichen ist.
Volker Griebel, Hus Achtern Diek, Neuwerk
Ein Gastgeber:
Der Rundblick-Leser aus Oesterreich:
Unsere Gäste lieben die
Ich bin ein begeisterter Liebhaber der Insel Neuwerk,
wenigen »Wahrzeichen«,
habe sie kennengelernt und werde immer wieder gerne
die die Insel hat und
kommen, vielleicht sogar auch dort wieder längere Zeit
verfolgen mit großer
verbringen!! Ich informiere mich auch viel im Internet und
Sorge den Verfall der
lade mir immer den "Neuwerker Rundblick" herunter.
Nordbake. Für uns und
Jetzt geht es um die Nordbake: Ich bin dafür, dass diese
unsere Gäste wäre es ein
wieder, so wie die Ostbake, neu errichtet wird. Ich glaube,
großer Verlust, wenn die
dass auch hier die Stadt Hamburg oder vielleicht auch
Nordbake aus unserer
andere Organisationen helfen werden! Auch wünsche ich
Skyline verschwindet.
mir, dass die Inselschule nach 100 Jahren, auch nach
Gemeinsam wollen wir
diesem Jahr, wenn es dann kein Kind mehr gibt, die diese
alles tun, damit das
besucht, trotzdem später mal weitergeführt werden
nicht geschieht.
kann. Wenn ich könnte, würde ich alles tun, damit die
Werner Fock,
Insel so bleibt, wie sie ist!
Das Alte Fischerhaus,
Harald Pfanzagl, Oesterreich
Neuwerk
Der Insel-Fotograf:
Ja, ja die Nordbake.... gehe ja auch in meinem Artikel (Maiheft der Zeitschrift
"Naturfoto") darauf ein. Da habe ich auch schon beängstigende Bilder gemacht.
Reinhard Mischke, Hannover
Die Bernstein-Frau:
Welch ein Anblick, wenn ich bei Ebbe vom Rand des Fahrwassers auf meine Insel
blicke: das Dreigestirn aus Nordbake, Turm und Ostbake. Das soll und wird so bleiben, solange es die Insel gibt.
Wiebke Diercks, Stintstedt
Die Inselmalerin:
Es wäre höchst bedauerlich, wenn dieser Teil der Neuwerk Silhouette demnächst
nur noch auf Postkarten oder Malereien wieder zu finden ist. Die Nordbake ist ein
Stück Kulturgeschichte, die zu Neuwerk gehört wie Ebbe und Flut.
Heike Brinkmann, Neuwerk
Die Insel Freunde aus Sachsen:
Als wir 1991 zum ersten Mal an der Nordsee und auf der Insel Neuwerk waren, sind
wir bei unserer ersten Wattwanderung auch rund um die Nordbake gelaufen. Wir
waren erstaunt über die Größe dieses Bauwerks. Seit dieser Zeit waren wir nun schon
fünfzehn Mal auf der Insel. Unser erster Wattgang geht immer zuerst zur Nordbake.
Als wir damals die zerstörte Ostbake gesehen hatten, hofften wir, dass der Nordbake
nicht das Gleiche geschieht. Im Urlaub 2011 freuten wir uns riesig, dass die Ostbake in
aller Schönheit wieder aufgebaut war. Um so trauriger waren wir, dass die Nordbake
sehr beschädigt ist und hoffen nun, dass sie -wie die Ostbake- bald wieder erstrahlen
kann. Wir würden auch gern mit einer kleinen Geldspende dazu beitragen. Unter der
Losung: Wie der Dom zu Köln und der Eiffelturm zu Paris, so gehören die Ostbake und
die Nordbake zur Insel Neuwerk!
Familie Rascher aus Crimmitschau
Die "Insel-Förderer":
Unvorstellbar: Neuwerk ohne Nordbake. Wir wollen alles uns Mögliche tun,
damit unsere Insel ihre Silhouette behält. Die Nordbake ist eines der letzten erhaltenen historischen Seezeichen, auch wenn dieses für die Seeleute keine Funktion mehr hat. Für die Seh-Leute bleibt es eine äußerst wertvolle Orientierung.
Ralf Flechner, 1.Vors. Förderverein Insel Neuwerk, Hamburg/Neuwerk
11
12
Neuwerker Rundblick
Jeder Tag ein
anderes Scharhörn
Nummer 10 / Juli 2012
Die Station auf Scharhörn (Fotos: Archiv)
VON SARAH SCHRÖDER
er Blick in die Ferne, zum
Aufwachen große Pötte
auf der Elbe, Austernfischerrufe und Fluggeräusche von
Brandgänsen durch das offene
Fenster. Eine kühle Brise beim
Öffnen der Haustür. Die Möwen
sitzen alle auf ihren Nestern und
verstecken sich zwischen den
Gräsern. Nebenan Radarturm
und Leuchtturm von Neuwerk.
D
Dann ein frisch aufgebrühter Kaffee. Der Blick nach draußen während des Frühstücks freut mich. Es
sind nicht nur Watvögel hier, sondern auch jede Menge Singvögel.
Neben Wiesenpiepern und Grauschnäppern sitzt auch mal ein Kukkuck in der Rosenhecke.
Es ist wunderschön hier. Und es
wird glücklicherweise auch nach
zwei Monaten auf Scharhörn nicht
zur Gewohnheit. Jeder Tag ist besonders. Und anders.
Zurzeit bin ich nicht selten den
ganzen Tag mit Vögel gucken und
Kartieren beschäftigt. Jeder Vogel
soll seinen Brutplatz-Kringel auf
einer meiner Karten von Scharhörn
oder Nigehörn haben. Das erfordert
viel Geduld, Konzentration und
Bleistiftspitzen. Und natürlich einen
guten Zeitplan, der mit Sarah Schröder in Aktion
dem Tidekalender geht.
An anderen
Tagen ist viel
Zeit um ins
Watt
zu
gehen, den
und die hier brütenSchlickkrebden Vögel zum Besuch
sen beim Kniauf Scharhörn dazu,
stern zuzuhösondern auch der friren, die kleinen Garnelen im Priel sche Kaffee für den Wattwagenfahzu beobachten und zu sehen wie rer- oder die Wattwagenfahrerin.
der Queller jeden Tag ein Stückchen So entsteht ein bisschen Alltag in
jedem der so vielen unterschiedliwächst.
Je mehr Feiertage oder Ferien auf chen Tage. Und das trägt dazu bei,
dem Festland sind und je milder das dass ich mich hier sehr wohl fühle.
Wetter hier wird, desto mehr Besuch Die Aufgaben, die ich hier habe,
bekomme ich. Das ist immer schön. waren anfangs etwas gewöhnungsIch freue mich immer über Gäste, bedürftig. Es macht nicht unbedingt
viele Fragen und die entspannten Spaß Totvögel, die im Spülsaum lieGesichter, in die ich blicke, bevor gen zu bestimmen, oder Seehundder kurze Aufenthalt auf Scharhörn totfunde fotografisch zu dokumenschon fast wieder vorüber ist. Na- tieren. Es war auch leicht
türlich gehört nicht nur ein kleiner überfordernd gleich einmal 5000
Schnack über die Inselgeschichte der Schwärme von Alpenstrandläu-
Junior Ranger:
fern zu zählen, bzw. die Schwarmgröße möglichst genau zu schätzen.
Mittlerweile ist auch das kein Problem mehr und den Spülsaum entlangzulaufen und dabei nach Totvögeln zu schauen, kann auch ein
schöner Spaziergang sein, ebenso
wie das regelmäßige Müllmonitoring auf der 100m-Strecke am
Strand.
Alles in Allem ist das halbe Jahr, das
ich auf Scharhörn verbringen darf,
eine ganz besondere Zeit für mich.
Ich bin froh hier sein zu dürfen um
das Leben mit den Gezeiten und der
Natur zu entdecken und zu genießen –und mich immer wieder auf
kurzen Besuch von Neuwerk zu
freuen.
VON IMME
SCHREY
Naturerlebnis-Garten auf Neuwerk
m das Gelände vor dem
Nationalpark-Haus Neuwerk für kleine und große
Gäste attraktiver und naturnaher
zu gestalten, wird die bisher
kurzrasig gehaltene Fläche nach
und nach umgewandelt.
U
Eine durch die Zuwegung abgetrennte kleinere Fläche wurde bereits mit inseltypischen Sträuchern
wie Ebereschen, Weiden, Schlehe,
Weißdorn und Sanddorn bestückt.
Auf der Rasenfläche wurde Nachtkerze, Kamille, Wilde Möhre, Blutweiderich und Weidenröschen ausgesät, das Mähen wird dort nur auf
einen schmalen Pfad beschränkt, die
Vegetation darf sich natürlich entwickeln. Die Neuwerker Junior Rangern entwickeln hier in Zusammenarbeit mit dem Verein Jordsand und
der Nationalpark-Verwaltung einen
kleinen Naturlehrpfad. Insektenhotels aus Schilfhalmen und eine Totholzhecke laden krabbelnde und
fliegende Gäste ein. Auf der größe-
Mittlerweile ist das Weidenhaus schon kräftig grün (li.). – Junior Ranger packen kräftig an (re.). (Fotos: Schrey)
ren Fläche vor dem Haus entsteht
ein Erlebnisbereich zum Spielen
und Anfassen. Begonnen wurde in
diesem Jahr mit dem Bau eines stattlichen Weiden-Rundhauses. Das Material liefern zum einen die Kopfweiden auf der Insel, zusätzliche
lange und kräftige Ruten wurden
vom Festland geliefert und vom Förderverein der Insel Neuwerk sowie
von der Nationalpark-Verwaltung gesponsert. Die Kinder gruben die
Weidenruten tief in die Erde, so dass
sie gut anwachsen können. Freunde
der Insel halfen, sie in der Mitte herunter zu biegen und miteinander zu
verbinden, so dass es ein runder
Kuppelbau entsteht. Schlanke Äste
werden waagerecht verflochten. Die
eingewachsenen Weiden treiben
schon in diesem Jahr grün aus,
blickdichter wird es aber sicher erstnächstes Jahr und bietet dann ein
schattiges Versteck für Jedermann.
Nummer 10 / Juli 2012
Neuwerker Rundblick
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Kleiner David ist
ein großer Förderer
seiner Retter
VON
avid, kaum vier Jahre alt,
macht das, was abenteuerlustige
Kinder
bei
einem Urlaub an der See gern
tun: im Sommer 2010 versenkt er
auf der Nordseeinsel Spiekeroog
eine Flaschenpost. Nur wenig
später landet die am Strand von
Scharhörn und die fleißige Vogelwartin Stephanie Pfefferling
schreibt dem Jungen einen netten Brief. David und seine Eltern
freuen sich so sehr darüber, dass
sie kurz entschlossen Neuwerk
besuchen und sich persönlich bedanken.
D
Doch die Freude wird getrübt.
Beim Spielen auf dem Fockschen
Hof rennt David gegen
eine Stalltür, eine klaffende Platzwunde
über dem Auge ist
die Folge. Wattführer Karsten
B. eilt hin,
macht eine Erstversorgung und
alarmiert
die
DGzRS in Cuxhaven. Der Tag der
Seenotretter im Juli
2010 wurde für den
dreijährigen David aus Oldenburg so zum Tag der eigenen
Rettung.
Der Seenotkreuzer HERMANN
HELMS verlässt unverzüglich seine
Besucherposition an der Cuxhavener Glüsing-Pier und braust zur
Insel Neuwerk. Die Rettungsmänner
bringen den Jungen schnell und si-
RALF FLECHNER
cher ans Festland und übergeben
ihn nach professioneller Versorgung
an Bord in Cuxhaven an den Landrettungsdienst.
Wenige Tage später erreichen die
DGzRS die folgenden Zeilen der
Mutter Simone Köbel: »Wir möchten
uns nochmals recht herzlich bei der
gesamten Crew der HERMANN
HELMS für ihre professionelle und
freundliche Hilfe bedanken. Wir
sind noch immer beeindruckt, wie
im Notfall die Rettungskette perfekt
miteinander verzahnt ist! Ein beruhigendes Gefühl, zu wissen dass
einem im Notfall viele kompetente
Helfer zur Seite stehen. Nun ist
unser David seither Mitglied bei der
DGzRS, und wir hoffen, dass wir
somit einen kleinen Beitrag
für die Zukunft leisten,
damit noch vielen in
Not
geratenen
Menschen geholfen
werden
kann. Alles Gute
weiterhin!"
Im
Frühjahr
2012 treffen wir
den mittlerweile
5jährigen David
bei seinem zweiten
Besuch auf Neuwerk,
er erinnert sich immer
noch gut. Stolz -wie David- erzählt
er, dass er nun Ehrenmitglied bei
den Seenotrettern ist. Die Eltern Simone und Michael sind immer noch
angetan von der Freundlichkeit und
Hilfsbereitschaft auf der Insel und
sind zu richtigen Neuwerk-Freunden geworden.
David mit seinen Eltern Simone und Michael (Foto: Flechner)
Ausstellung im Nationalparkhaus:
Insel Neuwerk – eine Welt für sich
Vom 1. bis 30. September stellt Hilde Karin Nielsen im Nationalparkhaus Neuwerk ihre Werke vor. Hilde Nielsen, 40 Jahre im Hamburger
Schuldienst (Kunst, Englisch) und seit ihrer Kinderzeit jedes Jahr in
ihrem Familien-Sommerhaus auf Neuwerk malt vor allem Landschaftsmotive von Neuwerk, Sylt und Usedom sowie Reisebilder aus Island,
Irland, Dänemark, Alaska, Kanada und Australien.
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Nummer 10 / Juli 2012
Neuwerker Rundblick
Brutzeit auf
Neuwerk
Wie stellt man eigentlich fest, wie viele Vögel hier brüten?
EIN EXKURS MIT MAX FADER
m Rahmen seines Freiwilligen Ökologischen Jahres
(FÖJ) beim Verein Jordsand
auf der Insel Neuwerk durfte
Max die Brutvogelkartierung für
dieses Jahr übernehmen. Eine
Kartierung, oder auch Monitoring genannt, ist die reine Datenaufnahme, in diesem Fall die der
Brutvögel auf der Insel.
I
Der Verein Jordsand betreut den
Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer und hat in diesem Rahmen
die Aufgabe alle Brutvögel zu erfassen. Die Ergebnisse zeigen eine
breite Datenbank, mit der man auch
schon kleinere Veränderungen im
Vorkommen von häufigeren Arten
dokumentieren und besondere
Bruterfolge von selteneren Arten
feststellen und auswerten kann.
Kartiert werden zum einen die
Singvögel und zum anderen die Küsten- bzw. Seevögel, die hier auf
Neuwerk eine besonders große
Rolle einnehmen. Singvögel werden
von Mitte März bis Mitte Juli im Abstand von fünf Tagen erfasst. Es setzt
eine Artkenntnis von ca. 150 Vogelarten voraus, welche sowohl optisch als auch akustisch unterschieden werden müssen. Hierzu muss
man wach sein, wenn die Vögel
wach sind: Also meistens noch vor
Sonnenaufgang, wenn viele Arten
ihre höchste Gesangsaktivität erreichen. Ziel ist es, brutrelevantes Verhalten zu beobachten und zu dokumentieren. Wenn ein Vogel singt,
zeigt er damit an, dass er ein Revier
besetzt. Wenn er dies innerhalb verschiedener Erfassungsräume immer
an derselben Stelle tut, festigt sich
ein Brutverdacht. Dieser kann
durch andere Verhaltensweisen wie
Revierkampf mit einem Artgenossen, Beobachtung beim Nestbau
oder Balzflüge untermauert werden. Wenn man dieses SingvogelMonitoring über mehrere Wochen
absolviert, weiß man irgendwann
genau, wo welcher Vogel wohl brütet. Man kennt jedes potentielle Revier und weiß, dass am Friedhof der
Namenlosen morgens um halb 6
zwei Teichrohrsänger, ein Gelbspötter und ein Zilpzalp singen sollten.
m den Überblick zu behalten, nimmt man sich bei
jeder Begehung eine Karte
des Innengrodens mit und markiert, wo man bei welchem Vogel
welches Brutverhalten beobachten
konnte. Unmittelbar danach sollten
diese »Tageskarten« in die »Artkarten« übertragen werden: Hierbei
richtet man eine Karte des Innengrodens speziell auf eine Art aus,
markiert alle Stellen, an denen man
die Art beobachtet oder gehört hat
und erhält somit eine spezifische
Übersicht. Schließlich hat man jeweils eine Karte speziell für Blaumeise, Haussperling, Buchfink und
Co. und sieht auf den ersten Blick,
wann und wo genau ein gehäuftes
Auftreten einer Art zu erkennen ist.
Als nächstes folgen die Revierkarten: Man interpretiert eine Häufung
von brutrelevantem Verhalten in
einem meist kleinen Gebiet als ein
Brutrevier.
Das Seevogel -Monitoring beinhaltet unterschiedliche Methoden. Zunächst muss man klarstellen, dass
nicht jeder Vogel, der hier im Früh-
U
jahr auf der Insel sitzt, brütet. Es
gibt sowohl von Lachmöwe und Austernfischer sowie von allen anderen Arten eine gewisse Anzahl an
Nichtbrütern. Diese ziehen zum
Zeitpunkt der Begehung entweder
noch in den Norden und nutzen
Neuwerk als Rastplatz oder sie sind
(noch) paarungsunfähig. Nichtbrüter stellen eine große Schwierigkeit
dar, da sie die Datenaufnahme verfälschen können. Man erkennt sie
nämlich häufig nicht als solche. Zunächst wird zwischen Kolonie- und
Einzelbrütern unterschieden und
das hat auch einen triftigen Grund:
Bei einzeln brütenden Arten, z.B.
dem Sandregenpfeifer im Nordvorland, liegt es nahe, dass brütende
Altvögel selbst bei Niedrigwasser,
also bei großem Nahrungsangebot,
auf der Insel bleiben um z.B. ein Revier zu verteidigen oder weil das
Weibchen bereits auf einem Nest
sitzt. Bei Hochwasser dagegen
könnten auch noch späte Durchzügler, welche hier noch rasten, auf
der Insel sitzen und für Verwirrung
sorgen. Deswegen werden Einzelbrüter immer um den Niedrigwasser-Zeitpunkt gezählt.
eevögel, die sehr dicht beieinander in Kolonien brüten,
werden zur Hochwasserzeit
und mit einer anderen Methode gezählt: Es ist nämlich unmöglich jede
einzelne Lachmöwe darauf zu prüfen, ob sie einen Partner hat oder
einfach nur durch die Kolonie läuft
und möglicherweise gar nicht brütet. In diesen Fällen zählt man alle
Individuen einer Art, die man zu
Gesicht bekommt. Hierbei ist es
egal, ob der Vogel in einer Kolonie,
S
allein außerhalb der Inselkante auf
einem Lahnungspfahl sitzt oder einfach nur umherfliegt. Man hat dann
natürlich eine Zahl, die die tatsächlich brütenden Vögel übersteigt.
Diesen zu hohen Wert multipliziert
man dann schließlich mit dem Wert
0,7. Tatsächlich kommt man mit dieser simplen und primitiv wirkenden
Methode der Realität sehr nahe:
Wenn man alle Vögel zählt, erfasst
man zwingenderweise auch diejenigen, die nicht brüten, sondern noch
auf dem Durchzug oder nicht brutfähig sind. Durch die Multiplikation
mit dem besagten Wert gleicht man
dieses Ungleichgewicht wieder aus.
Forschungen und genaues Nachzählen der Koloniebrüter beweist,
dass man hier auf sehr zuverlässige
Ergebnisse stößt. Durch mehrere
Begehungen und ständige Anwendung dieser Methode kristallisiert
sich eine klare Tendenz heraus, die
aus Mittelwerten dieser Kontrollgänge entsteht und somit zu einer
relativ präzisen Angabe der Brutpaare führt.
s ist ein wirkliches Erlebnis
eine komplette Brutvogelkartierung zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Man verschafft sich dazu noch einen
anderen Bezug zu der Insel, da man
sich intensiv mit ihrer Vegetationsstruktur und den darin lebenden
Vogelarten beschäftigt.
Und nachdem Max nun nicht
mehr bis spät abends über Art- und
Revierkarten sitzen muss, sondern
die Auswertung zu großen Teilen
abgeschlossen hat, kann man erleichtert sagen: Es sieht sehr gut
aus!
E
Nummer 10 / Juli 2012
Neuwerker Rundblick
Mensch, ist das lange her
VON
ROLF LÜBKE
as erste Mal auf Neuwerk, da
war ich 14 und das war 1964.
Und im Zeltlager der heutigen
Stadt Salzgitter. Und zum ersten Mal
bin ich von zu Hause weg gewesen.
Sozusagen auf Urlaubsreise. Gekocht
haben Bundeswehrsoldaten. Wir wurden zum Küchendienst eingeteilt,
Kartoffelschälen, Gemüse putzen,
Tisch decken und abräumen. Dann
abwaschen und abtrocknen. Das für
gut 100 Menschen ohne die heute bekannten Hilfen. Das Wasser mussten
wir immer mit einem Handwagen aus
dem Brunnen in der Nähe von Fock
holen.
D
Na ja, dieses ist nun Geschichte. Später
betreute ich in den 70er und 80 er Jahren im Rahmen des Freizeit-Aktionen der
Stadt Salzgitter Jugendliche. Nun veränderte sich auch das Zeltlager der Stadt
Salzgitter, aus einem Provisorium kehrte
mehr Beständigkeit. Die Menschen auf
Neuwerk wachten aus der Improvisation
auf und modernisierten die Touristenunterkünfte. Der Generationenwechsel hinFotos: Lübke
terlässt Spuren bei
den Bewohnern. Welcher Mensch hält
schon so lange auf
der Insel auf ohne
mal shoppen zu
gehen oder in der Urlaub zu fahren. Mal
rauskommen
aus
dem normalen Alltag.
Na, das wollen wir Touristen auch. Raus
kommen, Neuwerk ist da geeignet. Ich
entdecke immer wieder Punkte, die nach
Wetter- und Wasserlage ganz unterschiedlich aussehen. Das Licht im Herbst
ist ganz anders als im Hochsommer. Ob
ein Tiefdruckgebiet seine Bahnen zieht,
ob eine beständige Hochdruckzone gerade über der Insel steht. Oder ob gerade
ein kurzer Schauer das Grün intensiver
leuchten lässt.
Ich habe versucht die Stimmung von
Licht und Farbe der Insel Neuwerk einzufangen. Die Aufnahmen machte ich
Ende Oktober 2011. Die Fotografien
kann man anschauen und wenn sie gefallen, gern käuflich im Anker erwerben.
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Neuwerker Rundblick
Nummer 10 / Juli 2012
Neuwerker Junior-Ranger auf großer Fahrt
ir die Junior-Ranger der
Insel Neuwerk machten
uns am 7. Juni auf zum
bundesweiten Treffen der Junior
Ranger-Treffen im Nationalpark
Hainich und Naturpark EichsfeldWerratal auf, natürlich mit der
Bahn. Wir kamen an und stellten
erst mal die Zelte auf. Nach dem
Abendessen erkundeten wir das
Gelände der Jugendherberge der
Nationalparkeinrichtungen und
des Zeltplatzes.
W
Am nächsten Tag hatten wir eine
Wildnis-Rallye im Nationalpark Hainich. Es gab 10 verschiedene Stationen, die alle sehr interessant waren.
Es gab diverse Themen, z. B. die
Sinne, die Wiese, Totholz, Spechte,
Waldtiere, Amphibien und die Wildkatze, letztere ist das Maskottchen
des NP-Hainich. Nach der vier stündigen Tour wurde auf dem Aktionsgelände ein Entdecker-Basar präsentiert. Hier konnte man einer
Die Neuwerker Junior Ranger. (Foto: Köster)
Rettungshunde-Staffel bei der Arbeit
zusehen, sich über den WWF und
den Nabu informieren, seine eigene
Kräutermischung zusammenstellen
und einem Holzkünstler bei der
Herstellung einer Hirschkäfer-Sitzstatue helfen. Am Abend gab es am
Lagerfeuer tolle Livemusik.
Am darauf folgenden Tag machten
wir dann eine Naturpark-Rallye, die
etwas länger dauerte. Hier gab es
wieder Stationen, wir sahen den
Imker mit seinen Honigbienen, die
Arbeit mit einem Rückepferd, um
geschlagenes Holz transportfertig
im Wald zu bergen. Eine Station vermittelte die verschiedenen Baumarten des Waldes, die Arbeit der Forstleute und die Aufgaben der
Jägerschaft im Naturpark.
Im Abendprogramm des Samstags
war der Markt der Möglichkeiten
und das Tierstimmenorchester mit
350 Kindern in der Sitzarena. Anschließend folgte die Hutübergabe
an das ausrichtende Schutzgebiet
2013, zum aufregenden Schluß
wurde in der Mitte der Arena das Lagerfeuer von 24 Junior-Rangern mit
Fackeln entzündet. Ein tolles Wochenende!
P.S.: Mein Dank gilt allen Helfern
und Unterstützern dieser viertägigen Reise. Es war fantastisch. Mehr
Informationen unter www.juniorranger.de.
THORSTEN KÖSTER
Tatort: Neuwerk – Aktiver TV Bösewicht auf der Insel
VON
RALF FLECHNER
ie Krimininalitätsstatistik
für die Insel Neuwerk lag
über Jahre bei annähernd
Null %, wenn man die ein oder
andere Streiterei nach dem ein
oder anderem Bier mal vergisst.
Ausgerechnet ein – mehr oder
minder bekannter – Schauspieler
musste seine TV Rolle auch auf
dem Nordsee-Eiland weiter spielen und den Neuwerkern die Statistik gründlich verhageln.
D
In der Nacht vom 12. Auf den 13.
Mai macht sich Stefan FeddersenClausen, 46jährige Besetzung des
Bösewichts in der ARD TV
Soap »Rote Rosen«, auf
nächtliche (Diebes-) Tour
durch Neuwerker Häuser. Auf der ersten Station wird er noch von
der Pferdewirtin A.
bei der Frage nach
Zigaretten schlicht
rausgeschmissen. Aber
schon im zweiten Haus, dem
Hotel »Nige Hus« wird er fün-
dig. Die Türen – traditionell bis
dahin unverschlossen – zu den Angestelltenzimmern sind schnell gefunden, in ihrem Appartement hat
die schlafende Servicekraft die Tageseinnahmen deponiert. Leichte
Beute für den TV-Dieb, der sich
auch schnell wieder in sein eigenes
Zimmer auf dem Nachbarhof verzieht.
»Nige-Hus«-Hotelier Christian Griebel schlüpft nach Entdeckung des
Verlustes ärgerlich sofort in die
Kommissar Rolle, befragt die Nachbarn. Die angerufene Polizei kann
wegen mangelnder Möglichkeiten
nicht so schnell auf die
Insel
kommen.
Schnell stößt »Kommissar« Griebel auf
eine heiße
Spur,
hat
doch der Verdächtige
auch noch,
wie später
berichtet wird,
seine
eigene
Hotelrechnung
auf dem Nachbar-
hof aus der prallen
Kellnerbörse
gezahlt.
Kaum tritt der Diebesgast seine Heimreise mit dem Schiff
an,
unterrichtet
Griebel seine »Kollegen« auf dem Festland. Ahnungslos
steigt Stefan Feddersen-Clausen in den
Zug nach Hamburg,
kurz darauf ist seine
Reise in Otterndorf
beendet. Die Polizei TV-Bösewicht Stefan Feddersen-Clausen.
holt ihn aus dem (Foto: ARD)
Zug und tatsächlich,
das Portemonnaie mit noch 1700 fehlenden 403 Euro an Griebel erEuro findet sich in dem Koffer.
stattet. Jetzt hat der TV-Star wegen
»So wurde ich zum Hoteldieb« ti- des Raubes schweren Ärger mit der
telte die Hamburger Morgenpost Staatsanwaltschaft und die ARD
noch am 4.Juni mit dem Versuch, Serie »Rote Rosen« eine Reihe von
Mitleid zu erregen. Feddersen-Clau- Zuschauern – zumindest auf der
sen hatte Fanpostkarten nach Neu- Insel Neuwerk – weniger.
werk mit der Bitte um »Verzeihung Die Kriminalitätsstatistik von Neufür den von ihm bereiteten tränen- werk wird zudem noch einen Anreichen Tag« geschickt. Offensicht- stieg um mindestens 100% vermerlich auf Druck genervter ARD Ver- ken und eine Reihe von Türen wird
antwortlicher sind nun auch die hier zukünftig verschlossen sein