6 KLINIKUM 2009

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6 KLINIKUM 2009
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KLINIKUM 2009
Ausgabe 4 / 20. Februar 2009
Gesundheit und mehr...
UNI-KINDERKLINIK
Gesund und lebensrettend: Fremde Muttermilch
Die Leiterin der Frauenmilchbank Schwes- Vorrat von tiefgefrorener gespendeter
ter Christel (r.) mit Schwester Kerstin (l.).
Frauenmilch.
Fotos: ukl
in Foto sorgt in ganz
Deutschland für Diskussions-Stoff: Beim Besuch eines westafrikanischen Krankenhauses in Sierra Leone
drückt sich Schauspielerin und
Unicef-Botschafterin
Salma
Hayek ein fremdes Kind an die
Brust und stillt es. Die eigene
Mutter produzierte nicht genug
Milch für den kleinen Jungen.
Salma Hayek, selber Mutter der
anderthalbjährigen Valentina,
konnte die Tränen des Babys
nicht ertragen, gab ihm spontan die Brust – und löste damit
eine heftige Debatte aus.
E
Warum eigentlich? „Es ist nicht
schädlich Milch einer gesunden
fremden Frau zu erhalten”,
sagt Corinna Gebauer, ärztliche
Leiterin der Frauenmilchbank
der
Universitätskinderklinik
Leipzig. „Bis in das 19. Jahrhundert war es verbreitet, dass
Ammen fremde Kinder gestillt
haben, wenn die Mütter nicht
genügend Milch produzierten.
Heute hingegen ist es üblich,
die gespendete Milch abzupumpen, bakteriologisch zu untersuchen und dann zu füttern.
Hierfür gelten allerdings bestimmte Voraussetzungen. Die
stillenden Frauen müssen gesund sein, dürfen nicht rauchen
und keine Medikamente nehmen.“
Die Frauenmilchbank der Uni-
Salma Hayek löste vor kurzem eine Kontroverse aus, die an sich keine ist: Die
Unicef-Botschafterin stillte ein hungerndes Baby in Sierra Leone.
Foto: dpa
versitäts-Kinderklinik
wurde
1951 gegründet und ist die
größte von neun weiteren in
Deutschland. „Unsere Milchbank wird von den Leipzigern
gut angenommen. Insgesamt
haben wir durchschnittlich 40
Frauenmilchspenderinnen pro
Jahr. Die frische, unbehandelte
Milch wird innerhalb von 24
Stunden von uns untersucht
und für die Patienten nach individuellen, ärztlich festgelegten
Rezepturen für jedes Kind vorbereitet. Ein Teil der gespendeten Milch kann roh, also unbehandelt gefüttert oder gelagert
werden. Der Rest wird pasteurisiert und tiefgefroren“, erklärt
Corinna Gebauer. „Mit Hilfe
strenger, moderner Screening-
Methoden ist dabei die Übertragung von Infektionen weitgehend ausgeschlossen“, ergänzt
die nationale Vertreterin des
Europäischen Netzwerkes der
Frauenmilchbanken (EMBA).
Mit der gespendeten Frauenmilch werden hauptsächlich
Frühchen versorgt, deren Mütter selber noch keine Milch produzieren können. Da die Frühchen heutzutage immer kleiner
zur Welt kommen, ist die
Fremd-Milch nicht selten lebensrettend. In diesen Fällen
wird die Milch von Spenderinnen bevorzugt, die selbst zu
früh geborene Kinder haben –
wegen ihrer günstigen Zusammensetzung.
Die Fütterung von Babies mit
„Fremd-Milch“ ist also ein ganz
normaler Vorgang und absolut
unschädlich für die Kleinen.
Dazu Gebauer: „Immer noch
gilt: Muttermilch ist gesünder
als künstliche Babynahrung.
Egal, ob es von der eigenen
oder einer fremden Mutter
kommt.”
Katrin Winkler
Kontakt: Frauenmilchbank
Universitätsklinik und Poliklinik
für Kinder und Jugendliche
Liebigstr. 20a
04103 Leipzig
Telefon: 0341 9726 354.
GALLENGANGSKARZINOM
Spende bringt neue Hoffnung
ei einer Fortbildungsveranstaltung der Klinik für Visceral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie informierten jüngst deren Direktor
Prof. Dr. Sven Jonas und sein
Team rund 100 interessierte Zuhörer über die neuesten Erkenntnisse bei Lebertransplantationen. Dabei sprach Dr. Armin Thelen über
Therapiemöglichkeiten beim zentralen Gallengangskarzinom.
B
Das Gallengangskarzinom ist ein
bösartiger Tumor der Gallenwege.
Es handelt sich um einen seltenen
Tumor; in Deutschland gibt es
jährlich 800 bis 1000 Neuerkrankungen, führte Dr. Thelen in die
Thematik ein. Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung des Gal-
lengangskarzinoms zählt in der
westlichen Welt in erster Linie die
primär sklerosierende Cholangitis,
eine entzündliche Erkrankung der
Gallenwege, die wiederum häufig
gemeinsam mit der Colitis ulcerosa auftritt. Bestimmte Parasitenerkrankungen der Leber sind ebenfalls Risikofaktoren. So erhöhen
der in Thailand, Laos und Malaysia verbreitete Leberegel Opisthorchis viverrini und sein vor allem in
Japan, Korea und Vietnam beheimateter Verwandter Clonorchis sinensis das Erkrankungsrisiko. Das
Gallengangskarzinom kann in jedem Abschnitt des Gallengangsystems auftreten.
„Anfangs dachte man, dass den
Patienten am besten mit einer Le-
bertransplantation geholfen werden kann“, so der Leipziger Chirurg. „Das Problem dabei war
aber der immer noch große Organmangel. So kommen die zur
Verfügung stehenden Organe zuerst für jene Patienten in Betracht,
denen am ehesten oder am meisten geholfen werden kann.“
Eine operative Entfernung des Tumors ist deshalb oft die einzige
Möglichkeit für eine Behandlung
mit Heilungsaussicht. Allerdings
wird der Tumor in den meisten
Fällen erst dann entdeckt und
richtig diagnostiziert, wenn die Patienten bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind. Deshalb liegen im
Durchschnitt die Überlebensraten
nach fünf Jahren nur bei 20 bis 30
Prozent. Beim sogenannten Berliner Konzept, einer Kombination
aus erweiterter Leberteilresektion
rechts und prinzipieller Pfortaderresektion, werden hingegen Fünfjahres-Überlebensraten von bis zu
60 Prozent erreicht. Dieses Konzept wird nun auch am Leipziger
Universitätsklinikum umgesetzt.
Leider seien nicht alle Patienten
diesem Verfahren zugänglich. Wie
Dr. Thelen sagte, liegen die Ursachen beispielsweise in zu großen
lokalen Tumorausdehnungen, in
zu Grunde liegenden Lebererkrankungen oder in einem unzureichenden Lebervolumen. In Leipzig
eingesetzt wird zudem die von
Prof. Dr. Jonas entwickelte neoad-
juvante Radio-Chemotherapie, mit
der das Karzinom verkleinert
wird.
Die Lebertransplantation stellt
nach den Worten von Dr. Thelen
eine Behandlungsoption bei einem
nicht entfernbaren Gallengangskarzinom dar. Die Möglichkeit der
Leberlebendspende könnte dafür
sprechen, dass die Rolle der Lebertransplantation bei diesem
Krankheitsbild neu zu definieren
ist.
Zugleich machte er darauf aufmerksam, dass die Ergebnisse
nach einer Lebertransplantation
durch neue neoadjuvante Therapien deutlich verbessert werden
können.
Uwe Niemann

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