Sonderdruck_Profi_2012_Weltrekord_CLAAS
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profi TECHNIK ONLINE VIDEO www.profi.de Weltrekord Claas Lexion 770 TT: SONDERDRUCK aus 1/2012 1 361 Tonnen in 20 Stunden Über Sinn und Unsinn von Weltrekorden haben wir bereits berichtet (profi 11/2008). Aber wenn ein Mähdrescher unter Praxisbedingungen in 20 Stunden über 1 360 Tonnen Weizen drischt, riecht das nach einer Sensation. Die Details dazu hat profi-Redakteur Hubert Wilmer für Sie zusammengestellt. IK lar, Marketingabteilungen verbreiten gerne sensationelle Meldungen über die Leistungen ihrer Maschinen. Die kommen dann aber meistens unter Bedingungen zustande, die nichts (oder nur wenig) mit der Praxis zu tun haben. Genau das war der Grund für Claas, auf einer Farm im englischen Lincolnshire zu beweisen, dass man auch über einen längeren Zeitraum unter Praxisbedingungen mit einem Lexion 770 höchste Druschleistungen erzielen kann. Auf vier kupierten und ungleichförmig geschnittenen Parzellen mit Schlaglängen von nur 300 bis 600 Metern wurde hier in der vergangenen Saison vom 1. September um 9:46 Uhr bis zum 2. September um 6:34 Uhr Weizen gedroschen. Leider waren wir nicht dabei, um die Druschbedingungen und -leistungen zu überprüfen. Vor Ort waren aber der englische Landtechnikberater Bill Basford sowie Jack Brockbank von Guinness World Records. In seinem Bericht nennt Basford bei den drei Weizensorten eine Wuchshöhe von 41 bis 54 cm und eine Stoppelhöhe von maximal 20 cm. Bei einem angegebenen Kornertrag von sehr guten 10,5 t/ha ist damit das genannte Korn/Stroh-Verhältnis von 1 : 1 aus unserer Sicht wohl nur in England möglich. Auch bei der Messung der Verluste haben die Engländer ihre eigene Methode: Hier wurden auf jeder Fläche dreimal an je fünf Stellen die Verlustkörner gezählt — und zwar Das ist Praxis: Die vier Parzellen mit zusammen 130 Hektar waren ungleichförmig geschnitten, nur rund 500 Meter lang und hatten Längs- und Querneigungen von 11 bis 16°! Eine Durchschnittsleistung(!) von über 70 Tonnen pro Stunde hat der Lexion 770 laut Claas in 20 Stunden auf einer Farm in England geschafft. In den ersten acht Stunden wurde „nebenbei“ der Weltrekord von gut 550 t auf mehr als 675 t hochgeschraubt! Fotos, Grafiken: Claas zwischen zwei Stoppelreihen (12,5 cm) auf einer Länge von 20 cm. Aus dem Mittelwert der gefundenen Körner errechneten sich so Verluste von 0,31 bis 0,52 %. Dabei kalkuliert Basford mit einem angenommenen Tausendkorngewicht von 50 g. Das Hektolitergewicht der Proben variierte allerdings zwischen 75,5 und 80,2 kg/hl. Kornqualität und -besatz sowie die Strohfeuchte wurden nicht gemessen. Die Kornfeuchte sank aber laut Bericht (und der oben abgebildeten Telematics-Auswertung) von anfänglich 18 % auf rund 14,5 % in den Nachmittagsstunden. Und da das Stroh während der ersten acht Stunden gehäckselt wurde, lief der Lexion permanent mit voller Auslastung — trotz seiner 390 kW/530 PS Nennund 431 kW/586 PS Maximalleistung. Während gehäckselt wurde (bis 18 Uhr), war der Motor voll ausgelastet. Der Spitzendurchsatz lag laut Cebis bei 120 t/h (!), und die durchschnittliche Leistung ging erst in den Morgenstunden mit steigender Kornfeuchte zurück. Um genau 17:46 Uhr war es dann soweit: In acht Stunden hatte der Lexion 770 Terra Trac mit seinem 12-m-Schneidwerk laut Jack Brockbank von Guinness World Records genau 675,84 t gedroschen! Damit übertrumpfte Claas den 2008 von einem New Holland CR 9090 aufgestellten Rekord von 551 t um sage und schreibe 22,5 %. Doch wie gesagt, ein Druschtag ist nicht um 18 Uhr zu Ende. Deshalb arbeitete der Lexion 770 nach einer kurzen Weltrekordpause weiter in die Nacht hinein. Jetzt allerdings mit Schwadablage, da der Betrieb das Stroh noch bergen wollte. und Christian Meckmann von Claas die Einstellungen der Maschine permanent an. Bei einem Korbspalt von 36 mm wurde die Trommeldrehzahl von anfänglich 840 U/min zum Abend hin bei immer trockenen Bedingungen auf 750 U/min gesenkt. Nach 20 Uhr steigerten die Fahrer die Drehzahl wieder auf Gegen 22 Uhr — ziemlich genau zwölf Stunden nach dem Start — war dann eine Pause zum Tanken, Ausblasen des Luftfilters usw. fällig. Und obwohl die Kornfeuchte zum Morgen hin immer weiter anzog, erreichte der Lexion laut der Telemetrie-Auswertungen auch nach Mitternacht noch erstaunlich stabile Flächenleistungen von mindestens 5 ha/h. Dazu passten die Fahrer Jens Broer Die Bedingungen I Claas Lexion 770 TerraTrac mit Vario-1200-Schneidwerk Mähdrescher Ort Haugh, Lincolnshire, Großbritannien Zeit 1. September 09:46 Uhr bis 2. September 06:34 Uhr Fläche Bestand 130 ha, 4 Parzellen, 300 bis 600 m lang, bis zu 16° Quer- und Längsneigung 3 Sorten (Conqueror, Duxford, Oakley), 41 bis 54 cm Wuchshöhe, 19 bis 20 cm Stoppelhöhe 10,52 t/ha mit 75 bis 80 kg/hl, 14,5 bis 18 % Feuchte Angaben laut Claas bzw. dem englischen Landtechnikberater Bill Basford Ertrag/Feuchte bis zu 820 U/min und verringerten den Korbspalt bis zum anderen Morgen schrittweise auf 32 mm. Genauso die Rotordrehzahl: Von 1 200 U/min beim Start ging es schrittweise auf 900 U/min zwischen 18 und 20 Uhr herunter. Entsprechend wurden auch die beiden Klappen je Rotor (zunächst eine, dann die zweite) geschlossen. Nach 20 Uhr wurde die Rotordrehzahl bis zum nächsten Morgen schrittweise wieder auf 1 100 U/min angehoben und die Rotorklappen geöffnet. Um 6:34 Uhr am nächsten Morgen hatte der Lexion 770 dann schier unglaubliche 1 362 Tonnen Weizen von fast 130 Hektar auf seinem Cebis-Ausdruck stehen. Das sind im Schnitt (mit Wendezeiten!) fast 71 Tonnen pro Stunde! Dabei lag der Dieselverbrauch laut Cebis bei nur 12,7 l/ha oder eben 1,2 l/t. Was bleibt festzuhalten? Auch wenn die Bedingungen in England mit nur 50 cm hohen Beständen und 10,5 t/ha Ertrag in Deutschland selten sind und wir uns eine noch genauere Analyse der Druschbedingungen, Kornqualitäten und Verluste gewünscht hätten — die Claas-Aktion beweist eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit eines Lexion 770 unter Praxisbedingungen. Und fast 1 362 Tonnen Weizen in 20 Stunden zu ernten sind ohne Zweifel eine Sensation! Die Ergebisse I Erntefläche 8 h/gesamt 69,66/129,36 ha Erntemenge 8 h/gesamt 675,84/1 361,99 t Durchsatzleistung 8 h/gesamt Häcksel-/Schwadablage Dieselverbrauch 84,48/70,94 t/h 79,83/49,53 ha 12,66 l/ha bzw. 1,2 l/t 0,31 bis 0,52 % Kornverluste Angaben laut Claas bzw. dem englischen Landtechnikberater Bill Basford