Doping im Breitensport

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Dr. Georg Lemmer
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Doping – worüber reden wir?
 Über verbotene Medikamente?
 Über die Verfehlungen einzelner?
 Über hochgerüstete Betrugskartelle?
 Über die Verkommenheit des Sports?
 Über Betrug, der zur gesellschaftlich akzeptierten Regel
geworden ist?
 Über eine Metapher für den Zustand unserer Gesellschaft?
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„Was meinen Sie:
Doping oder Anabolika?“
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Doping im Leistungssport
 Doping in Deutschland von 1950 bis heute (Studie im
Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft)
 Urteil des LG München vom 26.02.2014 in Sachen
Pechstein vs. DESG und ISU
 Vorbereitung eines Anti-Doping-Gesetzes
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Vereinssport
Freizeitsport
Breiten-/Freizeit
Sport
Fitnesssport
Sportliche
Großveranstaltungen
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Definition von Doping
Doping ist der Versuch der Leistungssteigerung
(im Sport) durch die Anwendung (Einnahme,
Injektion oder Verabreichung) von Substanzen
der verbotenen Wirkstoffgruppen oder durch
Anwendung verbotener Methoden.
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WADA/NADA-Code
2.1 Vorhandensein eines verbotenen Wirkstoffs, seiner Metaboliten
oder Marker in den Körbergewebs- oder Körperflüssigkeitsproben
eines Athleten
2.2 Der Gebrauch oder der versuchte Gebrauch eines verbotenen
Wirkstoffs oder einer verbotenen Methode durch einen Athleten
2.3 Die Verweigerung sich nach entsprechender Aufforderung einer
Probennahmen zu unterziehen, oder jede anderweitige Umgehung
der Probennahme.
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Verbotene Wirkstoffe
Stimulanzien
Peptidhormone
Narkotika
Leistungssteigernde
Mittel
BetaBlocker
Anabolika
Diuretika
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Arzneimittel-/Medikamentenmissbrauch
meint: das medizinisch unbegründete oder in
unnötig hoher Dosis erfolgende Einnehmen
von Arzneimitteln, v.a. von Schmerz-, Schlaf-,
Beruhigungs-, Anregungsmitteln u.
Psychopharmaka
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Abgrenzung Doping - Arzneimittelmissbrauch
Doping
Leistungssport
Freizeit-/Breitensport
Medikamenten/Arzneimittelmissbrauch
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Doping und/oder Arzneimittelmissbrauch
Doping
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



Anabolika
Stimulanzien
ArzneimittelNarkotika
missbrauch
Diuretika
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Umfang des Arzneimittelmissbrauchs
• Umfangreiche Erhebungen im Freizeit- und Breitensport von HighschoolSchülern in den USA und Kanada zeigen folgendes Bild:
 Etwa 6-8 % der Jugendlichen haben einschlägige Erfahrungen mit dem
Konsum von Anabolika und anderen Dopingsubstanzen
 Die Einnahme von Dopingsubstanzen ist bei männlichen Jugendlichen mehr
als doppelt so häufig wie bei Mädchen
 Jugendliche, die andere Drogen konsumieren, nehmen vermehrt auch
Anabolika
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Umfang des Arzneimittelmissbrauchs
• 1994: Durchführung einer Studie des nds. Innenministeriums zur
Einstellung junger Menschen zum Doping im Sport
 Befragt wurden 1430 Schülerinnen (55%) und Schüler (45%)
an 10 allgemein bildenden Schulen (Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien)
 10% gaben an, dass sie Bekannte haben, die Dopingsubstanzen einnehmen
 38% hatten Kenntnis von Wirkstoffgruppen zur Leistungssteigerung
 30% benennen Anabolika als eine der angegebenen Stoffgruppen
 20% bestätigen den regelmäßigen oder gelegentlichen Besuch eines
Fitnessstudios
(Melchinger, H., Nolting, S.; Wiegmann, C.; Strategien der Leistungssteigerung bei Schülern in
Niedersachen; Institut für Entwicklungsplanung und Struckturforschung, 1994, 26-27, und IES-Bericht 202.97)
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Umfang des Arzneimittelmissbrauchs
• 1998: Erste Untersuchung von 24 kommerziellen Sportstudios in
Schleswig-Holstein und Hamburg:
 Angabe missbräuchlicher Anabolikaapplikation
– Männer
24%
– Frauen
8%
 Gründe für die Anabolikaeinnahme:
– Aufbau von Muskelmasse
69%
– Kraft- und Leistungssteigerung
43%
– Teilnahme an Wettkämpfen / Fettabbau
9%
(Befragung von 204 Männer und 51 Frauen; Carsten Boos u.a.,Medikamentenmissbrauch beim
Freizeitsportler im Fitnessbereich. Dt Ärztebl 1998; 95:A-953-957 [Heft 16])
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Umfang des Arzneimittelmissbrauchs
• 2006: Eine Untersuchung in 113 Fitness-Studios in Deutschland
(Befragung von 390 Männer und 231 Frauen):
 Angabe missbräuchlicher Anabolikaapplikation
– Männer
19.2%
– Frauen
3.9%
 Sport
Anabolikaanwender
– Fitness training
7.9 %
– Gewichtheben
10.5 %
– Body-Building
52.6 %
(Anabolic ergogenic substance users in fitness-sports, Heiko Striegel et al. Drug and Alcohol Dependence 81
(2006) 11–19)
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Umfang des Arzneimittelmissbrauchs
• 2007: Befragung von 2319 Schülern der Klassenstufen 7, 9, 11 in
Thüringen zu Doping und Medikamenten im Sport durch Lehrstuhl für
Sportmedizin der Uni Jena:
• Beteiligt waren: drei Eliteschulen des Sports, 5 Regelschulen, 4
Gymnasien, 4 Berufsbildende Schulen
• Aufgrund der Angaben zu den sportlichen Aktivitäten wurden die Schüler
bei der Auswertung eingeteilt in
 Leistungssportler =
22,2 %
 Freizeitsportler
=
65,0 %
 Nichtsportler
=
21,9 %
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Befragung in Thüringen zu Doping
Ergebnisse:
• 15,1 % der Schüler gaben an, während der letzten 12 Monate
Substanzen der Dopingliste konsumiert zu haben
• 3% gaben an zwei und mehr Substanzen eingenommen zu haben
• Genommene Substanzen u.a.:







Anabolika = 0,7%
Wachstumshormone = 0,4%
Stimulanzien = 2,4%
Cannabinoide = 13,2%
Diuretika = 0,1%
Heroin = 2,2%
Erythropoeitin = 0,3%
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Umfang des Arzneimittelmissbrauchs
• Vergleich Leistungssportler, Freizeitsportler, Nichtsportler bezüglich
eingestandener Dopingeinnahme
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Nichtsportler
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Freizeitsportler
Leistungssportler
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Bezugsquellen
Schwarzmarkt 51,9%
Gesundheitswesen
19,8%
Schwarzmarkt und
Gesundheitswesen
28,3%
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Bezugsquelle Gesundheitswesen:
 Arzt und Rezept
48,7%
 Apotheke ohne Rezept
33,3%
 Arzt oder Apotheke
10,3 %
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Informationsquellen zu Dopingsubstanzen
60
Angaben in %
50
40
30
20
10
0
Ärzte
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Literatur
Sportler
Trainer
Internet
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Freunde
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Informations-/Bezugsquelle Internet
Bei Eingabe des Wortes „Anabolika“ in Google
erscheinen
682.000 Ergebnisse
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Informations-/Bezugsquelle Internet
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Literatur: D. Sinner – Anabole Steroide – Das Schwarzbuch 2010
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Substanzen des Dopings und Arzneimittelmissbrauchs
Die «Hitliste» der eingesetzten Medikamente lautet:
 Metandienon
 Testosteron
 Nandrolon
 Stanozolol
 Insulin
 Wachstumshormon
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Gefahren des Dopings/Medikamentenmissbrauches:
 Gesundheitliche Risiken
 Keine medizinische Betreuung
 Nebenwirkungen
 Produkte vom Schwarzmarkt
 Weltweite Bezugsquellen über das Internet
 Wenig Dopingkontrollen
Und:
 Möglicherweise Doping als Einstieg in härtere
Drogen!
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Zwischenfazit
• Doping im Breitensport
 Ist ein ernst zu nehmendes Problem
 vor allem im Fitness-Sport
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Aber:
Dopende Sportler sind nur Teil
eines gesellschaftlichen
Problems!
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Verhältnis Doping zu anderen Drogen
Wer dopt nimmt auch härtere Drogen?
Doping
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Harte
Drogen
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Abhängigkeit
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Manipulierte Leistungssteigerungen
außerhalb des Sports
 50 Werke der Dopingkultur; Nicht nur Radfahrer dopen,
sondern auch Künstler, Erfinder und Politiker. Eine kleine
Kulturgeschichte der Leistungssteigerung (Artikel der Zeit)
 zwei Millionen Menschen greifen unregelmäßig und rund 800.000
regelmäßig zu Pillen und Arzneien, um ihre Leistungen am
Arbeitsplatz zu erhöhen (Bericht der DAK)
 in 22 von 28 untersuchten Toiletten des Berliner
Reichstagsgebäudes waren Spuren von Kokain (Bericht SAT.1)
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Gründe für Medikamentenmissbrauch im Alltag
 Stressbewältigung
 Ehrgeiz/ Leistungssteigerung über die natürlichen Grenzen
 Übersteigerte Arbeitsdisziplin/ Anpassung an Leistungsdruck
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Befragung von Schülern der 11 Jahrgangsstufe
Würden Sie als Leistungssportler Dopingmittel
nehmen?
Ja (20%)
Nein (80%)
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Befragung von Schülern der 11 Jahrgangsstufe
Würden Sie vor einer Klausur ein Mittel zur
Leistungssteigerung nehmen?
Ja (80%)
Nein(20%)
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„Knapp 800.000 Kinder sind auf Ritalin, knapp zwei Millionen Studenten
auf etwas, was sie entweder hoch- oder runterbeamt, knapp drei
Millionen schieben sich in den Fitnessstudios Steroide oder sonst was
rein, dazu die Sportler und Anti-Ager, Anti-Depressivisten oder seelisch
Ausgepumpten. Fast ein Viertel der Bevölkerung ist aufgrund des
Hochdruckkessels permanent auf Chemie. Und dann guckst du in die
Blogs und da steht: Sagt mal, mir ist hier gerade was gewachsen. Kann
mir jemand sagen, was das ist?
Nein, wir haben unsere Körper verloren. Einerseits muss alles Bio sein,
andererseits schlucken und spritzen wir pausenlos Chemie.“
(Zitat Ines Geipel)
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Was tun?
 Im Leistungssport gilt:
Kontrollen
Sanktionen
Aufklärung
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Was tun im Breitensport?
Sanktionen
•Nur bedingt!
•§ 6a AMG
•Anti-Doping-Gesetz
Prävention • Unbedingt!!
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Entwurf eines Anti-Doping-Gesetzes
 Straftatbestand des Dopingbetrugs
 Uneingeschränkte Besitzstrafbarkeit von Dopingmitteln
 Umfassende Strafvorschriften von Dopinghandel
 Klar definierte Strafbarkeit der Anwendung von
Dopingmethoden
 Erhöhter Strafrahmen für Dopingvergehen
 Straftatbestände der Bestechlichkeit und Bestechung im
Sport
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Dopingprävention im Verein
Mögliche Maßnahmen:
 Aktive Aufklärung/Informationen
 Lehrgänge/Schulungen
 Teilnahme an speziellen Aktionen
 Durchführung von Dopingkontrollen
 Verankerung der Anti-Doping-Regeln in Vereinssatzung
 Schriftliche Zustimmung von jedem Mitglied
 Alkohol-/Rauchverbote
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Dopingprävention
Letztlich gilt aber:
Da Sport alle Werte, Vorstellungen, Normen und
Ansprüche, die in der Gesellschaft bestehen,
widerspiegelt, ist ein kritisches Bewusstsein
gegenübet leistungssteigernden Mitteln in allen
Bereichen des täglichen Lebens zu entwickeln.
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Damit wird das nicht sehen müssen!
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Vielen Dank für ihre
Aufmerksamkeit!
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