Bericht Jahrestreffen Advisory Board 2010 in Zell

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Bericht Jahrestreffen Advisory Board 2010 in Zell
Drittes Jahrestreffen Advisory Board
Founda
Foundation Benedict 2010
Das dritte Jahrestreffen der Foundation Benedict Luzern fand am 24. April in Zell, auf der Insel
Reichenau statt. Nebst dem Jahresbericht der Foundation Benedict und Informationen über
den aktuellen Stand der Projekte und einzelner Arbeiten in Sant’ Anselmo, Rom, wurden verschiedene Referate angeboten. Inhalt der verschiedenartigen Impulse waren Gedanken zur
Regel des Heiligen Benedikt zum Thema «Gemeinwohl im politischen und geistlichen Alltag»
sowie punktuell vertiefte Einblicke in die Geschichte der Reichenau. Die inspirierende Tagung
endete mit einem Nachtessen.
Ab 10 Uhr wurden die eintreffenden Gäste mit Kaffee und Gipfeli unter den Blütenbäumen vor
den Pforten der romanischen Kirche St. Peter und Paul willkommen geheissen. An diesem
historischen Ort, mitten
auf der unter dem
Schutz der UNESCO
stehenden Klosterinsel,
hatten die Gäste Gelegenheit, sich auszutauschen und gegenseitig
bekannt zu machen. Dr.
Hugo Waser, Präsident
der Foundation Benedict, eröffnete die Tagung pünktlich um
10.30 Uhr mit einer
herzlichen Begrüssung.
Begrüssung der Gäste bei strahlendem Sonnenschein vor der ehemaligen Stiftskirche St. Peter und Paul
Benediktiner auf der Reichenau
P. Stephan Vorwerk OSB steht der kleinen benediktinischen Cella vor, die seit September
2001 – unter der Obhut der Erzabtei St. Martin zu Beuron an der Donau – in Niederzell eingerichtet wurde. Die Mönche leben nach der Regel des Heiligen Benedikt und knüpfen somit an
die alte monastische Tradition auf der Insel Reichenau an, die im 18. Jh. abbrach. Die Kirche
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St. Peter und Paul mit ihrem basilikalen Langhaus geht auf das 8./9. Jh. zurück. Besonders
eindrucksvoll sind die Apsisgemälde aus dem späten 11. Jahrhundert.
Zur Besichtigung des Münsters und zum Referat (Gemeinwohl / Gemeinnützigkeit) von
Abtpräses Benno Malfèr fuhr der Bus die Gäste zum Münster St. Maria und St. Markus.
Das Münster, bzw. das dazugehörende Kloster, war einst einer der kulturellen Mittelpunkte
des Abendlandes und geht auf eine Gründung
des Abtes und Wanderpredigers St. Pirmin
zurück, der von 724 –26 auf der Reichenau
lebte. Der heutige Bau hat Teile aus der Zeit
um 816 übernommen. Die bedeutendsten Teile der Innenausstattung (u.a. fünf gotische
Reliquienschreine) befinden sich in der
Schatzkammer, die in der spätgotischen Sakristei über einem romanischen Keller eingerichtet ist.
Der für das Markusfest festlich geschmückte Turm des
Münsters in Mittelzell.
Abwechslungsreiches Mittagsprogramm
Nach dem Mittagessen im Strandhotel Löchnerhaus leitete Dr. Lioba Zodrow in ihrer Meditation nochmals das Augenmerk auf die Wichtigkeit des Gemeinwohls. Ausgehend von der
Frage Jesu an den blinden Bettler Bartimäus – was willst Du, das ich Dir tun soll?" (Mk 10,51)
– wurden auch kritische Fragen an die Kirche und die Klöster hinsichtlich des zur Zeit stark
diskutierten Missbrauchsskandals nicht ausgespart.
Es folgte ein Vortrag aus der Praxis von Dr. Wolfgang Zoll, einem ehemaligen Priester und
heute Bürgermeister der Insel Reichenau. Anhand verschiedener Beispiele aus seiner täglichen Arbeit mit den Menschen und den Problemen des Bürgermeisters an einem Ort, an dem
Land die knappste Ressource darstellt, zeigte er auf, wie der Gedanke des Gemeinwohls
auch im politischen Alltagsgeschäft wirkungsvoll umgesetzt werden kann – und muss.
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Beat Nägeli,
Geschäftsführer
Abtprimas Dr. Notker Wolf,
Stiftungsrat
P. Markus Muff,
Stiftungsrat
Dr. Hugo Waser,
Präsident
Beat Nägeli, Geschäftsführer der Foundation Benedict, legte anschliessend den Geschäftsbericht 2009 vor. Einer der Hauptpunkte war die Sanierung der Fenster in Sant’ Anselmo.
Bisher konnte P. Markus Muff ca. Euro 500'000.00 für die dringend notwendige Sanierung der
Fenster sammeln. Im Mai sollen detaillierte Vorbereitungsarbeiten in Angriff genommen werden. Die neue IT-Anlage für die Hochschule wurde von der Foundation Benedict dank einer
grosszügigen Donation mit gut einer halben Million Euro unterstützt; die Anlage konnte zu Beginn des Jahres in Betrieb genommen werden. P. Markus Muff ergänzte, dass dringend innovative Lösungen für eine optimale Zusammenarbeit mit den Bauchfachleuten vor Ort gesucht
und gefunden werden müssen.
Es folgten Ausführungen von Dr. Sr. Manuela Scheiba OSB, die in einem ersten Teil ihres
Referates die Aktualität der Benediktsregel darlegte: gerade in der heutigen Zeit würde wieder
vermehrt nach tragenden Werten und gültigen Orientierungspunkten gesucht. Die Regel des
Heiligen Benedikt baut zwar auf den Erfahrungen des frühen Mönchtums auf, doch bietet sie
auch dem modernen Menschen erprobte Hinweise für eine verantwortliche, nach den Grundlagen des Evangeliums organisierte Lebensweise. Im zweiten Teil des Vortrages wurde die
Möglichkeit eines Lehrstuhls am Monastischen Institut in Rom skizziert. Ziel des Lehrstuhles
müsste es sein, auf der Basis einer wissenschaftlichen Exegese der Regula Benedicti, Lösungsansätze zu Fragen in Kirche und Welt zu bieten. Als weiteres Fernziel könnte das Institut auch Studenten anderer Fakultäten ein benediktinisches Studium Generale anbieten – in
Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Universitäten.
Nach einer kleinen Stärkung ging das Programm wiederum in der Kirche St. Peter und Paul
weiter. Altabt Prof. Dr. Pius Engelbert ermöglichte den Zuhörern einen Einblick in das klös-
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terliche Leben auf der Reichenau im Mittelalter durch die Augen zweier Mönche. Der erste
hiess Walahfrid Strabo und verfasste um das Jahr 825 die erste Schilderung eines Klosters
auf der Insel im Bodensee. Er ist der Verfasser des
Werkes «Hortulus» (vom Gartenbau), einem Meilenstein in der Geschichte der Botanik. Aber auch
Werk und Leben eines Mannes aus dem 11. Jh.
wurden beleuchtet, der trotz schwerer körperlicher
Behinderung als Genie galt: Hermannus Contractus, Hermann der Lahme. Im Alter von sieben Jahren kam er als Oblate ins Kloster, wo er sich als
hochgebildeter Gelehrter und Priester einen Namen
machte und mit 41 Jahren starb.
Vor der Vesper, die mit den Brüdern der benediktiProf. Dr. Pius Engelbert OSB
nischen Cella gemeinsam gefeiert wurde, intonierte
Prof. Alexander Bürgler einige Orgelstücke
und bezeugte mit diesem Konzert sein breites musikalisches Wirken.
Das mehrgängige Nachtessen wurde wiederum
im Strandhotel serviert. Gemäss der benediktinischen Tradition war auch eine Tischlesung
organisiert – doch erfolgte sie nicht zu einem
schweigend eingenommenen Essen, sondern
zwischen zwei Gängen. Dr. Ulrike Wolitz las
Gedichte der Benediktinerin Silja Walter, die
1948 ins Kloster Fahr eintrat, wo sie seither als
Sr. Maria Hedwig lebt und zahlreiche Ehrungen
im Literatur- und Kulturbereich erhielt. Dr. Wolitz betreut die Gesamtausgabe des Werkes
von Silja Walter.
Dr. Ulrike Wolitz
Gegen 21 Uhr wurde die vielfältige und für alle Teilnehmer eindrückliche Tagung beendet; der
Bus fuhr die heimreisenden Gäste nach Zürich und Luzern zurück.
SC Nold für Foundation Benedict Luzern, 2010
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