Erasmus Erfahrungsbericht: Universidade de Coimbra

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Erasmus Erfahrungsbericht: Universidade de Coimbra
Erasmus Erfahrungsbericht: Universidade de Coimbra
Wintersemester 2015/2016
Einleitung:
Das Wintersemester 2015/2016 verbrachte ich in Coimbra, eine 105.000 Einwohnerstadt in
Portugal. Da ich eine neue Sprache lernen wollte und eher kleinere Städte bevorzuge, entschied ich
mich für Coimbra, das noch dazu für sein Studentenleben sehr bekannt ist. Coimbra ist recht mittig
in Portugal gelegen, etwa 100 km südlich von Porto und 200 km nördlich von Lissabon. Der 40 km
entfernte Atlantische Ozean, in den der Fluss Coimbras Rio Mondego mündet, ist durch eine knapp
einstündige Zugfahrt zu erreichen. In Coimbra leben knapp 30.000 Studenten, wodurch das Leben
dort stark von den Studenten geprägt ist und man schnell Anschluss zu weiteren einheimischen
Studenten und Erasmus-Studenten findet. Etwas überrascht hat mich die Tatsache, dass besonders
die ältere Generation kein Englisch spricht. Die jüngeren Bewohner können allerdings meistens
englisch sprechen, sodass man auch ohne portugiesisch sich weitestgehend verständigen kann.
Allerdings empfiehlt es sich dennoch, im Voraus einen Sprachkurs zu belegen, was im Alltag
natürlich Vorteile mit sich bringt. Bei mir war darüber hinaus der Fall, dass in meiner 7-köpfigen
WG lediglich eine Mitbewohnerin außer portugiesisch noch englisch sprach, sodass ich mich ohne
Landessprache kaum hätte verständigen können. Aber selbst wenn man erst vor Ort beginnt, die
Sprache zu lernen, wird man schnell ein Niveau erreichen, mit dem man sich mit anderen
unterhalten kann.
Vorbereitung:
Das Wichtigste im Voraus ist das Einreichen der Bewerbung, um überhaupt am Erasmus-Programm
teilnehmen zu können. Für das Wintersemester war die Frist bereits Ende Januar, schreibt eure
Bewerbung also frühzeitig. Nach Annahme eurer Bewerbung erhaltet ihr dort die weiteren Schritte,
hin und wieder müsst ihr ein Formular abgeben.
Anreise:
Ich flog von Frankfurt per Zwischenstop in Madrid nach Lissabon, was ich allerdings nicht
zwingend empfehle, da mein Gepäck in Madrid vergessen wurde und ich daher knapp 6 Stunden in
Lissabon auf mein Gepäck warten musste. Ich empfehle euch die portugiesische Airline TAP, mit
der ich per Direktflug auf dem Rückweg unter 100 € zahlte. Neben Lissabon könnt ihr natürlich
auch nach Porto fliegen, wobei von Frankfurt aus Lissabon stets billiger war. In Lissabon
angekommen, fuhr ich per Zug weiter nach Coimbra. Zugfahren ist in Portugal ziemlich billig, für
die knapp 200 km zahlte ich 14,50 € (sogar als 25-jähriger bekommt man noch 25 % Rabatt). In
Coimbra ankommend könnt ihr dann zu eurer Wohnung/ zum Hostel laufen, ich empfehle da
allerdings ein Taxi, weil man sich anfangs schnell mal verlaufen hat. Taxis sind dort auch sehr
preiswert, innerhalb Coimbra sollte man stets weniger als 10 € zahlen.
Unterkunft:
Mein ursprünglicher Plan war es, mir vor Beginn meines Auslandsaufenthaltes einen Platz in einem
Studentenwohnheim zu sichern. Ich schrieb knapp einen Monat vorher eine E-Mail, bekam aber
tatsächlich erst einige Wochen nach (!) Ankunft eine Antwort. Daher buchte ich für die ersten Tage
ein Hostel, was inklusive Frühstück auch nur 15 € pro Nacht gekostet hat. Die Wohnungssuche vor
Ort ist total einfach, man findet beinahe überall Werbungen für freie Wohnungen. Es gibt dazu auch
einige Facebook Gruppen, wodurch ihr die Vermieter einfach nur anschreiben müsst und noch am
selben Tag die Wohnung besichtigen könnt. Die Monatsmieten in Coimbra sind sehr billig, ich
zahlte inklusive Nebenkosten 200€, was preislich so der Standard ist. Alles über 250 € für die
monatliche Miete ist in Coimbra eigentlich teuer. Etwas verwunderlich war, dass es dort keine
Mietverträge gibt und man die Miete einfach monatlich bar zahlte. Beachtet allerdings, dass die
Wohnungen in Portugal sehr schlecht isoliert sind und auch selten über Heizungen verfügen. Ab
Ende November empfiehlt es sich, einen Heizkörper zu kaufen. Ich kaufte mir einen für 20 € und
zahlte bei einer 5stündigen täglichen Nutzung auch nur 15€ im Monat mehr, da der Strompreis in
Portugal recht günstig ist. Neben einer dort gekauften Decke nahm ich von daheim auch meinen
Schlafsack mit, was ich ebenfalls empfehlen kann.
Studium:
Ihr müsst euch zu Beginn erst in der Casa de Lusofonia, welche in der Nähe der alten Universität
ist, anmelden. Dort erhaltet ihr dann weitere Informationen und auch euren Studentenausweis. Mitte
September, also wesentlich früher als in Würzburg, begann dann das Wintersemester. In der alten
Universität, wo fast alle Fakultäten sind, hatte ich lediglich einen Sprachkurs. Der Rest war im
Wirtschaftsgebäude, was knapp 20 Minuten von der eigentlichen Universität entfernt ist. Anders als
in Deutschland gab es dort keine zusätzlichen Übungen, sondern nur eine Vorlesung. Entweder hat
man ein Mal die Woche eine dreistündige Vorlesung oder zwei Mal eine zweistündige Vorlesung.
Normalerweise hat man an vier Tagen in der Woche Uni, der Freitag ist frei. Je nach Fach gibt es
auch verschiedene Vorlesungszeiten und ihr könnt euch die passendste aussuchen. Die Vorlesungen
sind dort sehr interaktiv. Man kann sich in beinahe jedem Fach aussuchen, ob man nur die finale
Klausur schreiben will, oder am "continuous assessment" teilnehmen will. Das bedeutet, dass man
ein oder zwei Referate in einer Gruppe vorträgt und aktiv am Unterricht teilnimmt. Die Klausur
beansprucht in diesem Fall dann nur maximal 50 % der Note. Das "continuous assessment" kann
ich empfehlen, da Referate und Mitarbeit stets gut bewertet werden. Falls die Klausurnote besser ist
als Referate+Mitarbeit, wird nur die Klausurnote bewertet, man kann also nicht benachteiligt
werden. Das Niveau ist insgesamt überschaubar, bei einem entsprechenden Lernaufwand ist eine
gute Note definitiv machbar. Das portugiesische Notensystem geht von 0-20, ab Note 10 besteht
man den Kurs. Beachtet allerdings, dass 20 und 19 nur sehr selten vergeben werden. Informiert
euch vorher auf der Uniseite, welche Wirtschaftskurse auf englisch angeboten werden. Es sind nur
fünf bis sechs Fächer, wovon sich die meisten auch noch zeitlich überschneiden. So konnte ich nur
drei anstatt wie geplant vier Wirtschaftsfächer belegen. Wer einen Sprachkurs belegen möchte,
sollte unbedingt am ersten Anmeldetag in der Uni erscheinen, da diese meist überfüllt sind und man
unter Umständen sonst keinen Platz im Kurs mehr bekommt.
Alltag und Freizeit:
In Coimbra befinden sich zahlreiche Supermärkte und auch drei Einkaufszentren, sodass man
jederzeit zu Fuß seine Einkäufe erledigen kann. Ich besuchte unter der Woche die Mensa der
Wirtschaftsfakultät, wo man für 2,40 € eine Hauptspeise inklusive Suppe und Nachspeise erhielt.
Der einzige Nachteil dort ist, dass das Essen meist eher lauwarm ist. Generell ist in Coimbra alles
zu Fuß erreichbar, meine weiteste Entfernung waren 20 Minuten zu Fuß zum Einkaufszentrum.
Preislich sind die Lebensmittel mit denen in Deutschland vergleichbar, teilweise in Portugal etwas
günstiger. Drogerieartikel wie Duschgel oder Zahnpasta sind allerdings wesentlich teurer als in
Deutschland.
Das Zentrum des Studentenlebens bildet der sogenannte "Praça da República" in der Nähe der alten
Universität, wo sich zahlreiche Studentenbars befinden. Das sogenannte ESN (Erasmus Student
Network) veranstaltet zahlreiche Events, wo ihr ganz leicht neue Leute kennenlernen könnt. Zudem
bietet die "Associação Académica De Coimbra " zahlreiche Freizeitaktivitäten, wie beispielsweise
eine Theatergruppe an. Über Facebook erstellten wir eine Gruppe für fußballinteressierte Studenten
und spielten 1-2 Mal die Woche Fußball auf einem Kunstrasenplatz in der Nähe des Praça da
República. Wer reisen möchte, hat wie anfangs erwähnt die Möglichkeit, günstig mit dem Zug zu
reisen. Beliebte Ziele sind Figueira da Foz (Küstenort; einstündige Zugfahrt kostet nur 2 €), Porto,
Lissabon oder die Algarve mit ihrer beeindruckenden Steilküste. Achtet dabei immer wieder mal auf
Veranstaltungen des ESN, die alle erwähnten Ziele in jedem Semester preiswert bereisen.
Fazit:
Rückblickend war es definitiv die richtige Entscheidung, ein Auslandssemester in Coimbra zu
verbringen. Als Studentenstadt konnte man jederzeit neue Leute aus den verschiedensten Ländern
kennenlernen. Neben den zahlreichen europäischen Studenten lernte ich auch einige Südamerikaner
kennen, insbesondere Brasilianer. Zudem konnte man alles zu Fuß erreichen, was einem den Alltag
auch ungemein erleichtert hat. Meine sprachlichen Fähigkeiten haben sich während des Aufenthalts
stark verbessert, da man ständig portugiesisch und englisch gesprochen hat. Es wird einem während
des Aufenthalts nie langweilig, da ständig Aktivitäten anstehen. Beispielsweise habe ich vorher
noch nie von der sogenannten "Latada" gehört, ein großes Studentenfest, was sich über einen
Zeitraum von fünf Tagen streckt. Die Gastfreundlichkeit der Einheimischen habe ich ebenso gut in
Erinnerung, sodass ich zusammenfassend Coimbra als Ziel eines Auslandssemester wärmstens
empfehlen kann.

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