hämotherapie 24/2015 - DRK
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hämotherapie 24/2015 - DRK
24 2015 Beiträge zur Transfusionsmedizin Preis für Transfusionsmedizin Blutdepots in Einrichtungen der Krankenversorgung – Rechtskonforme Organisation und qualitätsgesicherter Betrieb Lohfert-Preis 2014 geht an das „Patient Blood Management“- Programm NEUES AUS DER RUBRIK „Was tun wir bei...?“ ÜBER DEN TELLERRAND GESCHAUT: Blutbank in Haiti mit deutscher Unterstützung neu aufgebaut Wer kennt Benin? Felix überlebte dank mehrerer 100 Blutkonserven Deutsches Rotes Kreuz DRK-Blutspendedienste Screening von Thrombozytenkonzentraten auf bakterielle Kontaminationen: Diagnostische Methoden und aktuelle Entwicklungen 24 2015 Impressum Inhalt Herausgeber: Editorial 24/2015 3 Die DRK-Blutspendedienste: DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen, Mannheim Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes, München DRK-Blutspendedienst Mecklenburg-Vorpommern, Neubrandenburg Blutspendedienst der Landesverbände des DRK Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen, Springe DRK-Blutspendedienst Nord-Ost, Dresden Preis für Transfusionsmedizin der DRK-Blutspendedienste 2014 an Reinhard Burger Blutdepots in Einrichtungen der Krankenversorgung – Rechtskonforme Organisation und qualitätsgesicherter Betrieb 6-13 Dr. med. Gabriele Walther-Wenke, Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeiler Lohfert-Preis 2014 geht an das „Patient Blood Management“Programm am Universitätsklinikum Frankfurt 4-5 14 Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeiler DRK-Blutspendedienst West, Ratingen (gemeinnützige GmbHs) NEUES AUS DER RUBRIK „Was tun wir bei...?“ Dokumentation bei der maschinellen Autotransfusion (MAT) Redaktion (verantwortlich): Dr. med. Detlev Nagl, Augsburg Friedrich-Ernst Düppe, Hagen Feithstraße 182, 58097 Hagen Tel.: 0 23 31/8 07-0 Fax: 0 23 31/88 13 26 Email: [email protected] Redaktion: Dr. med. Robert Deitenbeck, Hagen; Dr. Jörgen Erler, Baden-Baden; Dr. med. Markus M. Müller, Frankfurt/M.; Prof. Dr. med. Hubert Schrezenmeier, Ulm; Prof. Dr. med. Axel Seltsam, Springe; Dr. med. Wolfgang Stangenberg, Neubrandenburg; Prof. Dr. med. Torsten Tonn, Dresden; PD Dr. med. Thomas Zeiler, Breitscheid. Mit Autorennamen gekennzeichnete Fachartikel geben die Meinung des Autors wieder und müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und der Herausgeber widerspiegeln. Der Herausgeber der „hämotherapie“ haftet nicht für die Inhalte der Fachautoren. Die Fachinformationen entbinden den behandelnden Arzt nicht, sich weiterführend zu informieren. Realisation: deltacity.NET GmbH & Co. KG SIGMA-DRUCK GmbH www.deltacity.net Auflagen: Gesamtauflage: 22.600 Ex. ISSN-Angaben auf der Rückseite Zitierweise: hämotherapie, 24/2015, Seite ... ÜBER DEN TELLERRAND GESCHAUT: Blutbank in Haiti mit deutscher Unterstützung neu aufgebaut 23-26 Fabienne Dechert Screening von Thrombozytenkonzentraten auf bakterielle Kontaminationen: Diagnostische Methoden und aktuelle Entwicklungen 20-22 Ute Wohlfart Felix überlebte dank mehrerer 100 Blutkonserven 18-19 Dr. med. Thomas Burkhardt Wer kennt Benin? Oder : über die Entwicklungszusammenarbeit des Bayerischen Roten Kreuzes / Blutspendedienst mit dem Centre Départemental de Transfusion Sanguine in Parakou, Benin 15-17 Dr. med. Gabriele Walther-Wenke, Dr. med. Jens Blechschmidt 27-35 Dr. Benjamin Müller, Dr. med. Volkmar Schottstedt Leserfragen: Qualitätskontrollen bei der MAT Kann es zu einer „Auto“-Immunhämolyse in Verbindung mit Lewis-Merkmalen kommen? 39-41 Dr. med. Robert Deitenbeck Die Buchbesprechung 37-38 Dr. med. Burkhard Just Selbstinspektion in der Hämotherapie 36 Dr. med. Detlev Nagl 41-42 Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeiler Die Autoren 43-44 Prof. Dr. med. Axel Seltsam DRK-Blutspendedienst NSTOB gemeinnützige GmbH, Institut Springe, Eldagsener Str. 38, 31832 Springe für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) am 09. September 2014 in Dresden wurde dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts, Herrn Prof. Dr. Reinhard Burger, der Preis für Transfusionsmedizin der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verliehen. Die DRKBlutspendedienste ehren damit diesen Wissenschaftler für seine herausragenden Leistungen auf den Gebieten der Transfusionsmedizin und dem Blutspendewesen. Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser, wir freuen uns, Ihnen mit der aktuellen Ausgabe 24 der Zeitschrift hämotherapie wieder ein interessantes und aktuelles Heft mit unterschiedlichen Themen rund um die Hämotherapie präsentieren zu können. In den vorangegangenen Ausgaben haben wir uns intensiv mit dem Thema des schonenden Einsatzes der lebensrettenden Ressource Blut zur Transfusion auseinandergesetzt. Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei der Optimierung der wissenschaftlich fundierten Anwendung von Blutkomponenten und der Umsetzung der Prinzipien des „Patient Blood Management (PBM)“ in den klinischen Alltag gewidmet. In Ausgabe 21 unserer Zeitschrift hämotherapie im Jahre 2013 hatten wir über den Beginn einer Studie am Universitätsklinikum Frankfurt in Kooperation mit weiteren Kliniken und dem DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg, Hessen zur Sicherheit und Effizienz eines PBM-Programms berichtet. Diesem Projekt ist nun im Rahmen des 10. Gesundheitswirtschaftskongresses in Hamburg der Lohfert-Preis 2014 unter dem Thema „Qualitätssichernde Konzepte in Krankenhäusern und Kliniken zum Fehler- und Risikomanagement aus der Sicht des Patienten“ verliehen worden. Diese Auszeichnung belegt auf eindrucksvolle Weise die hohen Erwartungen, die an die Kooperation zwischen transfundierenden Einrichtungen und Blutspendediensten für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit Blutprodukten gestellt werden. Wir werden Sie über die Ergebnisse dieser Studie, mit denen bald zu rechnen ist, auf dem Laufenden halten. Eine weitere Preisverleihung verdient besondere Aufmerksamkeit. Anlässlich der 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft In diesem Heft wenden wir uns wieder solchen Themen zu, die sich mit der sicheren Versorgung von Patienten mit Blutprodukten befassen. Während das Risiko der Übertragung von viralen Infektionen wie dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV) oder Virushepatiden wie Hepatitis-A, -B und –C in den letzten Jahrzehnten durch eine restriktive Spenderauswahl und empfindliche Nachweisverfahren für Viren stark reduziert worden ist, stellt die Vermeidung von transfusionsbedingten bakteriellen Infektionen nach wie vor eine große Herausforderung in der Transfusionsmedizin dar. Der vorliegende Artikel der Kollegen Dr. med. Benjamin Müller und Dr. med. Volkmar Schottstedt beschäftigt sich ausführlich mit den Teststrategien, die zum Nachweis bakterieller Kontaminationen in Thrombozytenkonzentraten zur Verfügung stehen oder in Entwicklung sind. Es werden die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden beleuchtet sowie die Qualität und Praktikabilität der unterschiedlichen Testverfahren kritisch bewertet. Für die sichere Versorgung von stationären Patienten mit Blutprodukten kommt dem Blutdepot eine wichtige Rolle zu. Um die Qualität und Sicherheit der Blutprodukte bei der Anwendung am Patienten zu garantieren, müssen die Beschaffung, die Lagerung und der Transport von Blutprodukten eine Reihe von Anforderungen erfüllen, die in verschiedenen Regelwerken niedergelegt sind. Der Artikel von Frau Dr. med. Gabriele Walther-Wenke und Herrn PD Dr. med. Thomas Zeiler fasst auf prägnante Weise zusammen, welche einschlägigen Vorgaben beim Betrieb von Blutdepots in Krankenhäusern ohne eigenen Blutspendedienst zu beachten sind, und wie sie umgesetzt werden können. Hilfreich für diejenigen, die Funktionen in der Hämotherapie bekleiden, dürfte auch der kurze Beitrag von Herrn Dr. med. Robert Deitenbeck zum Thema Selbstinspektion in der Hämotherapie sein. In Fortsetzung der Diskussion aus dem letzten Heft zur begrifflichen Trennung von Selbstinspektion einer- 24 2015 seits und internem Audit andererseits wird darin nun praxisnah geschildert, wie diese beiden Instrumente der Qualitätssicherung zu verstehen sind und in den Kammerbereichen Nordrhein und Westfalen-Lippe umgesetzt werden. Ebenso hilfreich für die transfundierenden Kollegen dürfte auch der Kommentar in unserer Rubrik „Was tun bei?“ und die Leseranfrage zum Thema maschinelle Autotransfusion sein. Es wird in kurzen Worten Stellung dazu genommen, welche Dokumentation nach der aktuellen Rechtslage erforderlich ist und welche Qualitätskontrollen durchgeführt werden müssen. In dieser Ausgabe der hämotherapie schauen wir auch wieder über den eigenen Tellerrand hinaus und blicken auf die Entwicklung der Blutspendewesen in zwei Entwicklungsländern, nämlich im afrikanischen Benin, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, und auf der karibischen Insel Haiti, deren Infrastruktur mit dem Erdbeben vor etwa 4 Jahren fast völlig zerstört worden war. In beiden Ländern konnten mit deutscher Unterstützung, insbesondere mit dem fachlichen Know-how von Transfusionsmedizinern des DRK, Blutbanken aufgebaut und damit ein wichtiger Schritt für die Gesundheitsvorsorge und -sicherung dieser Regionen gemacht werden. Schließlich enthält die aktuelle Ausgabe den Artikel „Felix überlebte dank mehrerer 100 Blutkonserven“, in dem eindrucksvoll geschildert wird, wie der Bergretter Felix einen Bergunfall durch intensive medizinische Maßnahmen überlebt und trotz dauerhafter Gehbehinderung sein Leben auf äußerst positive Art und Weise neu gestaltet hat. Zu guter Letzt darf ich noch auf die Buchbesprechung dieser Ausgabe aufmerksam machen. Gemäß seinem Titel orientiert sich auch die zweite Auflage des Buches „Transfusionspraxis“ wieder an klinisch-relevanten Themen. In dem es wesentliche Inhalte in komprimierter Art und Weise vermittelt, kann es von allen hämotherapeutisch tätigen Ärzten als hilfreiche und fundierte Informationsquelle genutzt werden. Im Namen der Redaktion und aller Autoren wünsche ich Ihnen viel Spaß und neue Erkenntnisse beim Lesen der Ausgabe 24 der „hämotherapie – Beiträge zu Transfusionsmedizin“. Herzlichst Ihr Prof. Dr. med. Axel Seltsam 3 Preis für Transfusionsmedizin der DRK-Blutspendedienste 2014 an Reinhard Burger Preisverleihung bei der 47. Jahrestagung der DGTI am 09. September 2014 in Dresden: Prof. Dr. Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch Instituts, wurde mit dem Preis für Transfusionsmedizin der DRK-Blutspendedienste 2014 geehrt. Der Preis wurde auf dem Forschungssymposium Blutspendedienste der anlässlich DRKder 47. Jahrestagung der DGTI am 09. September in Dresden verliehen. Der Wissenschaftspreis für Transfusionsmedizin / Blutspendewesen der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes 2014 wurde an Herrn Prof. Dr. Reinhard Burger, Präsident des Robert-Koch-Instituts, für seine wissenschaftlichen Leistungen auf den Gebieten der Transfusionsmedizin und dem Blutspendewesen verliehen. Die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes ehren einen Wissenschaftler für seine nationalen und 4 internationalen Verdienste auf den Als gelernter Mikrobiologe und Pro- weltweit und ist Mitglied in internatio- Gebieten neuartiger Infektionserreger fessor der Immunologie ist Prof. nalen wissenschaftlichen Fachgesell- und ihrer Nachweismethoden, der Burger seit 1994 Vorsitzender des schaften (Deutsche Gesellschaft für Versorgung der Bevölkerung mit Blut Arbeitskreises Blut am Robert Koch Immunologie, Deutsche Gesellschaft und der Institut, der das Bundesministerium für Hygiene und Mikrobiologie, Ame- Infektionssicherheit von Bluttrans- für Gesundheit in Fragen der Sicher- rican Association of Immunologists, fusionen. Damit hat Prof. Burger heit von Blut und Blutprodukten als Deutschen Gesellschaft für Transfu- wesentliche Impulse zur Verbesse- nationales Expertengremium berät. sionsmedizin rung der Versorgung der Patienten in Der wissenschaftliche und gesund- logie, American Association of Blood Deutschland geleistet. heitspolitische Banks). Blutkomponenten und Experte publiziert und Immunhämato- 24 2015 Der Internationale Preis für Transfusionsmedizin der Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes wurde 1995/96 gemeinsam von den Vorständen der DRK-Blutspendedienste und den Präsidenten der DRK-Landesverbände eingeführt, um das Fachgebiet der Transfusionsmedizin und seine Bedeutung gesellschaftlich zu verankern, zur wissenschaftlichen Weiterentwicklung auf diesem Gebiet zu motivieren und zu zeigen, dass die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes sich der wissenschaftlichen Arbeit zur Verbesserung der Sicherheit von Blut und Blutprodukten und der Verbes- v.l.n.r.: Prof. Dr. med. Torsten Tonn, medizinischer Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost PD Dr. med. Thomas Zeiler, Ärztlicher Geschäftsführer DRK-Blutspendedienst West gGmbH Dr. Rudolph Seiters, Präsident des DRK, Prof. Dr. Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch Instituts Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h. c. Erhard Seifried, Ärztlicher Direktor des DRK-Blutspendedienstes Baden-WürttembergHessen GmbH serung von Behandlungsmöglichkeiten mit Blut- und Zellpräparaten Vorherige Preisträger waren neben vom Universitätsklinikum Dresden, und der dazugehörigen Diagnostik in den Nobelpreisträgern Luc Monta- sowie Professor Willem Gerard van besonderer Weise verpflichtet fühlen. gnier, Aken (Amsterdam; NL) und Professor Entdecker des AIDS-erre- genden HI-Virus, und Robert Gallo, Dieser hochrangige Preis für Transfusionsmedizin wird im Rainer Storb (Seattle, USA). Entdecker der ersten menschlichen Rahmen Retroviren, auch der frühere Präsi- Die Preisverleihung an Professor eines besonderen Kongresses oder dent des Robert Koch Instituts, Pro- Reinhard Burger wurde von Herrn Dr. einer außergewöhnlichen Feierstunde fessor Dr. med. Reinhard Kurth und Rudolph Seiters, Präsident des DRK, verliehen. Professor Dr. med. Gerhard Ehninger vorgenommen. Die Laudatio hielt Professor Dr. med. Erhard Seifried, Ärztlicher Direktor des DRK-Blutspendedienstes Baden-WürttembergHessen GmbH. Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de Impressionen der 47. Jahrestagung der DGTI vom 09. September 2014 in Dresden 5 Blutdepots in Einrichtungen der Krankenversorgung – Rechtskonforme Organisation und qualitätsgesicherter Betrieb Dr. med. Gabriele Walther-Wenke1, Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeiler2 1 DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH, Zentrum für Transfusionsmedizin Münster 2 DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH, Zentrum für Transfusionsmedizin Breitscheid Zusammenfassung Blutdepots in Krankenhäusern spielen bei der sicheren Versorgung von Patienten mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten eine wichtige Rolle. Um die qualitätsgesicherte Führung von Blutdepots sicher zu stellen, sind eine Reihe von Anforderungen an die Beschaffung, Lagerung und Ausgabe der Arzneimittel zu berücksichtigen. Die entsprechenden Anforderungen werden in diversen regulatorischen Vorgaben adressiert. Interne Audits und die Aufsicht durch die Behörden sollen die Umsetzung sicherstellen und überprüfen. Summary Blood depots in hospitals play an important role in the secure supply of patients with blood products and plasma derivatives. To guarantee the quality of procurement, storage and dispensing of the blood products, various regulatory standards define rules. Internal audits and supervision by public authorities are tools to examine and promote the implementation of standards. Für die sichere Versorgung von stationären Patienten mit Blutprodukten “Ein Blutdepot im Sinne von (Blutkomponenten und Plasmaderi- § 11a Transfusionsgesetz ist eine vate) kommt dem Blutdepot der Ein- selbstständige Organisationsein- richtung eine wichtige Rolle zu. Um heit einer stationären oder ambu- die Qualität und Sicherheit der Blut- lanten Einrichtung der Kranken- produkte bei der Anwendung am versorgung, von der Blutkompo- Patienten zu garantieren müssen die nenten und/oder Plasmaderivate Beschaffung, die Lagerung und der ausschließlich für einrichtungsin- Transport von Blutprodukten eine terne Zwecke gelagert und an Reihe von Anforderungen erfüllen. behandelnde Einheiten abgege- Diese Anforderungen sind in ver- ben werden“. schiedenen Regelwerken niedergelegt. Aus der Tatsache, dass es sich bei Blutprodukten um Arzneimittel handelt, resultiert hier sogar eine ge- In der Praxis der überwiegenden wisse Überwachungsfunktion durch Zahl der Krankenhäuser befindet sich die Aufsichtsbehörden und die Ärzte- das Blutdepot für Blutkomponenten schaft. Die vorliegende Arbeit be- im Labor, da mit dem wichtigsten schreibt der Arzneimittel, dem Erythrozytenkon- rechtlichen Regelungen, welche ein- zentrat, blutgruppenserologische Un- schlägigen Vorgaben beim Betrieb tersuchungen vor der Anwendung von Blutdepots in Krankenhäusern verbunden sind. Auch die patienten- ohne eigenen Blutspendedienst zu bezogene Auswahl von therapeu- beachten sind und möchte den Leser tischen Plasmen und von Thrombo- bei der Umsetzung unterstützen. zytenkonzentraten setzt die Bestim- Aspekte der Struktur- und Prozess- mung der Patientenblutgruppe vor- qualität werden angesprochen sowie aus. unter Einbeziehung Hinweise und Vorschläge zum SollIst-Abgleich im Rahmen von Audits gegeben. Die Durchführung der verschiedenen Aufgaben von der Bestellung der Blutkomponenten bis zur Abgabe 6 Im Glossar der Richtlinien zur Ge- für die Transfusion liegt in der Hand winnung von Blut und Blutbestand- von medizinisch-technischen Assis- teilen und zur Anwendung von Blut- tent/-innen, die auch die blutgrup- produkten (Hämotherapierichtlinien) penserologischen findet sich folgende Definition: durchführen. Untersuchungen 24 2015 Die Lagerung und Abgabe von Plasmaderivaten zur Anwendung ist aufgrund unterschiedlicher Organisationsformen und auch aufgrund der breiten Palette von Arzneimitteln unterschiedlich geregelt. Krankenhäuser mit eigener Apotheke praktizieren ein zentrales Lager- und Verteilwesen, in dem die Plasmaderivate an die verbrauchenden Einheiten bedarfsgerecht abgegeben werden. Beschaffung, Lagerung und Dokumentation werden zentral von der Apotheke gesteuert. Aus praktischen Erwägungen he- derselben Person wahrgenommen. raus erscheint es sinnvoll, die Ge- Es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Die Mehrzahl der Krankenhäuser samtheit aller Lagerorte für Blutpro- Qualifikationsanforderungen bei der hat eine von außerhalb versorgende dukte als Blutdepot der Einrichtung anstehenden Novellierung der Hä- Apotheke, die an die anwendenden zusammenzufassen und unter die motherapie-Richtlinien neu definiert Einheiten (Stationen, Ambulanzen, fachliche Verantwortung eines ärzt- werden. Funktionsbereiche) Einige lichen Leiters Blutdepot zu stellen. Krankenhäuser haben das Blutdepot Die Mindestqualifikation des Leiters im Labor um die Lagerung und ein- Blutdepot ist in den aktuell gültigen richtungsinterne Abgabe von Plas- Hämotherapie-Richtlinien mit Fach- maderivaten für die Anwendung er- arztkompetenz, weitert, um eine einheitliche Doku- culum und zweiwöchiger Hospitation mentation für alle Blutprodukte zu in einer zur Weiterbildung für Transfu- Bei Blutkomponenten und Plasma- erreichen, was ausgesprochen sinn- sionsmedizin zugelassenen Einrich- derivaten handelt es sich um ver- voll ist. tung vorgegeben. Bei der Anbindung schreibungspflichtige Arzneimittel, die des Blutdepots an ein immunhäma- im Prinzip nur über Apotheken in den Wie der Begriff “selbstständige Or- tologisches Labor wird mindestens Verkehr gebracht werden dürfen. In ganisationseinheit“ zu verstehen ist, die Qualifikation des Leiters eines im- § 47 Vertriebsweg beschreibt das wird in den Richtlinien nicht näher be- munhämatologischen Labors gefor- Arzneimittelgesetz Ausnahmen. So schrieben. Ausgeführt wird lediglich, dert. Meistens wird in dieser Konstel- dürfen Blutspendedienste als phar- dass Blutprodukte grundsätzlich im lation die Funktion des ärztlichen Lei- mazeutische Blutdepot gelagert werden und Plas- ters eines immunhämatologischen Arzneimittelgroßhandelsbetriebe Blut- maderivate auch in der Apotheke Labors und des Leiters des Blutde- komponenten direkt an Krankenhäu- gelagert werden können. pots konsequenterweise von ein und ser und Ärzte abgeben. liefert. 16-Stunden-Curri- Lieferung, Lagerung und Ausgabe von Blutkomponenten und Plasmaderivaten Unternehmer sowie 7 Eine weitere Ausnahme gilt für Ge- Lagerung, die Abgabe zur Anwen- QM-Systems entsprechend Art rinnungsfaktoren, die vom Arzt im dung und die Dokumentation muss und Umfang der durchgeführten Rahmen der Selbstbehandlung von geregelt sein. Sie kann beim Apothe- Tätigkeiten Blutern an seine Patienten abgege- ker oder auch beim Leiter des Blut- • Ausstattung aller Bereiche, die ben werden. Für Plasmaderivate ist depots liegen. Die Kompetenzen mit der Erstellung, Pflege und ansonsten der Weg über die Apothe- müssen eindeutig schriftlich festge- Durchführung des QM-Systems ke obligatorisch. legt sein, insbesondere wenn eine befasst sind: angemessen, mit externe Apotheke das Krankenhaus kompetentem beliefert. geeigneten Räumlichkeiten und Die Lieferung von Blutkomponenten mit geeigneter Ausrüstung ist je nach Transportdauer aufwändig, um die unterschiedlichen Tem- Personal, Für die Lagerung und Abgabe zur • QM-System mit vollständiger Erythro- Anwendung von Blutprodukten sind Dokumentation und Kontrolle der zytenkonzentrate, Thrombozyten- die Vorgaben des § 11a des Transfu- Funktionstüchtigkeit konzentrate therapeutische sionsgesetzes peraturbedingungen und für (TFG) maßgeblich. § 4 AMWHV Personal Plasmen zu gewährleisten. Die Ver- Danach gelten für diese Tätigkeiten antwortung für den qualitätsgesi- die in § 11a TFG benannten Vorschrif- • Sachkundiges und angemessen cherten Transport liegt entweder ten der Arzneimittel- und Wirkstoff- qualifiziertes Personal in ausrei- beim Blutspendedienst oder bei der herstellungsverordnung (AMWHV). chender Zahl • Personaleinsatz Einrichtung der Krankenversorgung, wenn diese den Transport bei einem Transporteur ihrer Wahl veranlasst. Folgende Anforderungen werden in der AMWHV formuliert: entsprechend der Ausbildung und Kenntnisse • Unterweisung über die bei den Tätigkeiten gebotene Sorgfalt zu Bei Plasmaderivaten liegt die Ver- § 3 AMWHV Qualitätsmanage- antwortung für die qualitätsgesicher- mentsystem, Gute Herstellungs- te Belieferung beim zuständigen praxis und gute fachliche Praxis Apotheker. Die Verantwortung für die • Betreiben eines funktionierenden Anfang und fortlaufend mit Nachweis § 7 AMHWV Lagerung und Transport • Lagerung ohne nachteilige Beeinflussung der Qualität, Vermeidung von Verwechslungen • Innerbetriebliche Transportbe- hältnisse: keine Beeinträchtigung der Qualität, deutliche Aufschrift • Inhalt eindeutig bezeichnet zur Vermeidung von Verwechslungen • Einschränkung der Zugriffsberechtigung auf dafür befugte Personen 8 24 2015 • Regelmäßige Kontrolle durch die Darüber hinaus gelten sinngemäß für die Lagerung verantwortliche Vorgaben aus den §§ 16 und 19 TFG. Person auf ordnungsgemäße Lagerung § 16 Abs. 2 TFG Unter richtungspflichten § 20 AMWHV Aufbewahrung der Dokumentation Aufzeichnungen zum Zwecke der Rückverfolgbarkeit bei Blutzuberei- • Unterrichtungspflichten im Falle des Verdachts von unerwünschten Reaktionen oder Nebenwirkungen eines Blutproduktes tungen, Sera aus menschlichem Blut und gentechnisch hergestellten Plas- § 19 Abs. 3 TFG Rückverfolgung maproteinen zur Behandlung von • Zusammenarbeit mit den phar- Hämostasestörungen mazeutischen Unternehmern und • zur Identifizierung der Spendeein- den zuständigen Behörden zur wesentlich geringeren Komplexität Aufklärung der Ursachen von durch eine schlanke Umsetzung ge- Infektionen recht zu werden. richtung • zur Identifizierung der spendenden Person* • Bezeichnung des Arzneimittels Die AMWHV hat ihren Anwen- Aus den Vorschriften der AMWHV • Chargenbezeichnung dungsbereich prinzipiell in Betrieben leitet sich die Verpflichtung des Trä- • zur Gewinnung der Spende: und Einrichtungen die Arzneimittel, gers eines Krankenhauses ab, für an- Wirkstoffe und Gewebe herstellen, gemessene • zum Datum der Abgabe + prüfen, lagern und in den Verkehr stattung und qualifiziertes Personal • Name des Empfängers/Firma des bringen. Somit erfolgt mit dem § 11a zu sorgen. Jahr, Monat, Tag* Räumlichkeiten, Aus- Empfängers des Transfusionsgesetzes eine ge- in lesbarer Form in einem geeig- zielte Erweiterung des Anwendungs- Teil eines funktionierenden Quali- neten Speichermedium mind. bereichs auf Blutdepots, die teilweise tätsmanagement-Systems ist die de- 30 Jahre eine sinngemäße Anpassung bzw. finierte Festlegung und Beschreibung Auslegung der Vorschriften erfordert. von Tätigkeiten, Aufgaben und Pro- • Löschung oder Anonymisierung nach 30 Jahren zessen. Dazu gehört die Erstellung Es ist bei genauerem Hinsehen und Pflege von Standard-Arbeitsan- durchaus sinnvoll diese bewährten weisungen (SOPs) für alle Tätigkeiten * gilt für Blutspendedienste Anforderungen, zur Wahrung von von der Bestellung über die Lage- + im Krankenhaus-Blutdepot: Datum Qualität und Sicherheit im Umgang rung, Abgabe zur Anwendung, den der Anlieferung und Datum der mit Blutprodukten, auch im Kranken- innerbetrieblichen Transport bis hin Abgabe zur Anwendung haus Blutdepot anzuwenden. Die zur vollständigen Dokumentation und Kunst bei der Umsetzung im Kran- Archivierung der relevanten produkt- kenhaus Blutdepot besteht darin der und patientenbezogenen Daten. 9 Organisationsformen von Blutdepots für Blutkomponenten A B C D E Blutdepot im Krankenhauslabor Blutdepot in einem Krankenhauslabor mit mehreren Betriebsstätten desselben Trägers Blutdepot im Krankenhauslabor Blutdepot in einem Zentrallabor in Eigenregie, Versorgung diverser Einrichtungen in unterschiedlicher Trägerschaft Blutdepot als Außenlager eines Blutspendedienstes mit/ohne Anbindung an ein Krankenhaus/ eine Laborpraxis Labor unter Regie und Verantwortung eines „fremden“ Laborarztes (Praxis/MVZ) Abbildung 1 Organisationsformen von Blutdepots für Blutkomponenten Organisationsformen und ihre rechtlichen Konsequenzen Umgangs mit den bezogenen Blut- haus oder der nicht beim Träger an- komponenten Beachtung finden. gestellte selbständige Laborarzt. Bei den Konstellationen A und B Kooperationen von Krankenhäu- bleiben die Blutkomponenten im Be- komponenten und sitz eines Trägers. Die Konstellation B genden Blutspendedienst bezieht Outsourcing von Tätigkeitsbereichen umfasst Satellitendepots in weiteren und nicht Großhändler ist, muss das führen zu unterschiedlichen Organi- Betriebsstätten, die über ein zentrali- Labor die Blutkomponenten nach der sationsformen. Daraus ergeben sich siertes Labor mit angeschlossenem Zuordnung zu entsprechenden Pati- Konsequenzen im Hinblick auf arznei- Blutdepot versorgt werden. In den enten wieder an das Krankenhaus, mittelrechtliche Aspekte. Satellitendepots werden Blutkompo- den Auftraggeber, zur Anwendung nenten mit Patientenzuordnung und zurückgeben. Eine Abgabe an ande- In Abbildung 1 sind unterschied- solche für dringliche Transfusionen re Krankenhäuser oder an außerhalb liche Organisationsformen von Blut- vorgehalten. Der Bezug der Blutkom- des Krankenhauses tätige Ärzte ist depots aufgezeigt, die Blutkompo- ponenten vom Blutspendedienst er- nach AMG nicht zulässig. nenten handhaben. folgt zentral durch einen Kranken- sern, Laborzentralisierungen hausträger direkt vom versorgenden Aufgrund der engen Verbindung Blutspendedienst. zum blutgruppenserologischen La- 10 Sofern das Krankenhaus die Blutvon dem versor- Bezieht der „fremde“ Laborarzt die Blutkomponenten vom Blutspendedienst, muss er im Besitz einer Groß- bor und dessen Zuständigkeit für ein Bei der Konstellation C muss ein- handelsbetriebserlaubnis nach § 52 a oder mehrere Krankenhäuser muss deutig geregelt werden, wer die Blut- AMG sein, die ihm gestattet, von ihm der Aspekt des rechtskonformen komponenten bezieht: das Kranken- bezogene Blutkomponenten weiter 24 2015 zu veräußern. Ansonsten läge ein gegen das Arzneimittelgesetz gewer- depots. Darüber hinaus fanden auch Verstoß gegen das Arzneimittelge- tet werden. erste Behördenbegehungen in Kran- setz vor. kenhäusern statt. Eine Besonderheit stellt das Blutde- Qualitätssicherung, Audits Dasselbe gilt für die Konstellation D, pot in der Konstellation E dar. Das bei der von einem Labor Kranken- Außenlager eines Blutspendediens- häuser in verschiedenen Träger- tes dient der ortsnahen Versorgung schaften versorgt werden. und ist in dessen Herstellungserlaub- Die Hämotherapie-Richtlinien ver- nis für pharmazeutische Unterneh- pflichten die Ärzteschaft zur Überwa- In der Praxis empfiehlt sich die ge- mer aufgeführt. Der Bezug von Blut- chung des Qualitätssicherungssy- naue Prüfung der Verhältnisse vor komponenten erfolgt damit gemäß stems bei der Anwendung von Ort und eindeutige vertragliche Re- dem zuvor beschriebenen Vertriebs- Blutprodukten. Zuständig ist der gelungen zu den Zuständigkeiten weg nach § 47 AMG. Qualitätsbeauftragte Hämotherapie, der die wesentlichen Bestandteile und Kompetenzen zu treffen, um nicht mit dem Arzneimittelgesetz in Konflikt zu geraten. Behördliche Überwachung des Qualitätssicherungssystems zu überprüfen und jährlich der Ärztekammer einen Bericht über das Er- Es liegt in der Verantwortung des Das Arzneimittelgesetz regelt in § 64, gebnis seiner Überprüfung zu über- Trägers eines Krankenhauses, dass - dass Betriebe und Einrichtungen, die mitteln hat. Zu überprüfen sind dabei sofern keine Großhandelsbetriebser- Arzneimittel herstellen, prüfen, lagern, auch die Vorgaben für das Blutdepot. laubnis vorliegt - die Weitergabe von verpacken, in den Verkehr bringen Blutkomponenten an Andere unter- oder damit handeln, der Überwa- Die beigefügte Checkliste kann als bleibt. Einzige Ausnahme kann ein chung durch die zuständige Behörde Hilfestellung und Vorschlag zum Soll- Notfall sein, der die unmittelbare unterliegen. Darüber hinaus hat sich Ist-Abgleich im Rahmen eines inter- dringliche be- die zuständige Behörde davon zu nen Audits durch den Leiter des Blut- stimmten Patienten in einer Einrich- überzeugen, dass die Vorschriften depots und den Qualitätsbeauftrag- tung erfordert. Hier kann die doku- des zweiten Abschnitts des Transfu- ten dienen. Gleichzeitig zeigt sie auch mentierte Abgabe mit Beschreibung sionsgesetzes beachtet werden. Zu auf, welche Tätigkeiten und Prozesse der Umstände und der Verantwort- diesem zweiten Abschnitt des TFG zu regeln und zu dokumentieren sind. lichen erfolgen. Dabei ist darauf zu gehört auch der § 11a Blutdepots. Versorgung eines Bei einem Audit aufgedeckte Opti- achten, dass die Rückverfolgbarkeit In Nordrhein-Westfalen erfolgte sei- mierungspotentiale und Mängel un- tens der Bezirksregierungen als für terstützen die Weiterentwicklung des Die Abgabe und der Weiterverkauf die Überwachung zuständige Behör- Qualitätssicherungssystems im Sinne vermeintlich oder tatsächlich über- den mittlerweile flächendeckend eine der ständigen Verbesserung. zähliger Konserven an Konserven- detaillierte Abfrage bei den Kranken- transportdienste muss als Verstoß häusern zum Betreiben eines Blut- der Produkte sichergestellt ist. 11 Checkliste: Audit des Blutdepots Beschaffung von Blutkomponenten und Plasmaderivaten 3 Festlegung der Zuständigkeiten und Abläufe bei der Bestellung und Lieferung von Blutkomponenten einschließlich Spezialpräparate (bestrahlt, gewaschen, CMV frei) 3 Festlegung der Zuständigkeiten und Abläufe bei der Bestellung und Lieferung von Plasmaderivaten 3 Bezugsadressen, Telefon- und Faxnummern für Regel- und Notfall 3 Festlegung von Transportbedingungen und Transporteur vom Blutspendedienst/von der versorgenden Apotheke zum Krankenhaus im Regel- und Notfall Lagerung – Lagerungsbedingungen, technische Ausstattung, Personal 3 Schriftliche Vorgaben für eine korrekte Lagerung der Arzneimittel 3 Festlegung der für die Lagerung der verschiedenen Blutprodukte zulässigen Temperaturen und Lagerorte/Lagereinrichtungen 3 Festlegung der organisatorischen Abläufe und Verantwortlichkeiten für die Lagerung 3 Lagerung der Erythrozytenkonzentrate in geeigneten Kühlschränken 3 Lagerung der Thrombozytenkonzentrate unter geeigneten Bedingungen 3 Lagerung der therapeutischen Plasmen unter geeigneten Bedingungen 3 Kontinuierliche Temperaturregistrierung aller Kühlschränke/Gefrierschränke 3 Archivierung der Temperaturprotokolle für 5 Jahre 3 Alarmeinrichtung für Lagerschränke mit kurzfristiger Reaktion auf Alarm 3 Festlegung eines standardisierten Vorgehens bei Ausfall von Lagerschränken 3 Regelmäßige Kontrolle der Funktionstüchtigkeit der Lagerschränke 3 Dokumentation und Aufbewahrung der Ergebnisse der Funktionsüberprüfungen 3 Gerätebücher zur Dokumentation der im Lebenszyklus des Gerätes erfolgten Kontrollen und Vorkommnisse Räume 12 3 Ausreichender baulicher Zustand der Räume 3 Ausreichende Beleuchtung und Klimatisierung 3 Schutz der Räume gegen unbefugten Zutritt 3 Reinigung der Betriebsräume und Ausrüstung 3 Schriftlicher Hygieneplan für die Betriebsräume und Ausrüstung 3 Kontrolle der Einhaltung des Hygieneplans 24 2015 Personal 3 Qualifikationsanforderung Leiter Blutdepot beachtet und belegt 3 Stellenbeschreibungen vorhanden 3 Schulung der Mitarbeiter über die Vorgaben durchgeführt und dokumentiert Bestand, Ausgabe 3 Vorgabe für einen Mindestbestand von Blutkomponenten und Plasmaderivaten 3 Schriftliche Festlegung der Verfahren und Verantwortlichkeiten für die Ausgabe von Blutkomponenten (Kontrolle der Zuordnung Präparat – Patient, Kontrolle des Präparates) 3 Schriftliche Festlegung der Verfahren und Verantwortlichkeiten für die Ausgabe von Plasmaderivaten 3 Festlegung des Vorgehens bei Rückgabe von Blutkomponenten in das Depot 3 Festlegung der Kontrolle der Lagerung und des Bestandes einschließlich Kontrolle der Haltbarkeitsdaten bei Plasmaderivaten 3 Festlegung der Entsorgung und Dokumentation nicht angewandter Blutkomponenten und Plasmaderivate 3 Festlegung der Aufbewahrungsdauer der Dokumente zum Zwecke der Rückverfolgung Transport 3 Festlegung der Verfahren für den innerbetrieblichen Transport von Blutkomponenten und Plasmaderivaten 3 Kontrolle der Transportzeiten 3 Definition und schriftliche Festlegung der Anforderungen an das Transportpersonal, Schulung der Mitarbeiter über die Verfahren für den Transport Dokumentation 3 Festlegung der Dokumentationsvorgänge bei der produkt- und patientenbezogenen Dokumentation von Blutkomponenten und Plasmaderivaten 3 Stichprobenhafte Überprüfung der chargenbezogenen Dokumentation von Plasmaderivaten bis zur patientenbe zogenen Dokumentation 3 Überprüfung der Vollständigkeit der chargenbezogenen Dokumentation der Plasmaderivate 3 Stichprobenhafte Überprüfung der Konservennummern-bezogenen Dokumentation von Blutkomponenten bis zur patientenbezogenen Dokumentation 3 Überprüfung der Vollständigkeit der Dokumentation zu bezogenen Blutkomponenten Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de 13 Lohfert-Preis 2014 geht an das „Patient Blood Management“Programm am Universitätsklinikum Frankfurt Die Preisträger des Lohfert-Preises 2014: die Initiatoren des „Patient Blood Management“Programms am Universitätsklinikum Frankfurt und die Stifter bei der feierlichen Preisverleihung am 23. September 2014 in Hamburg: (v.l.n.r.): Dr. Christoph Lohfert (Stifter und Vorstandsvorsitzender der Lohfert Stiftung), Prof. Dr. med. Dr. h. c. Erhard Seifried (Projektleitung am Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen gGmbH), Carolina Lohfert Praetorius (stellv. Vorstand Lohfert Stiftung), Dr. med. Christof Geisen (Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen gGmbH), Prof. Dr. Dr. med. Kai Zacharowski (Projektleitung an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie), Prof. Dr. med. Patrick Meybohm, Dr. med. Dania Fischer (beide Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie), Dr. Dr. Peter Lohfert, Dr. med. Markus Müller (Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie des DRK-Blutspendedienstes Baden-WürttembergHessen gGmbH). In Ausgabe 21 unserer Zeitschrift hängigen Jury mit namhaften Vertre- zum Wohle der Patienten und zum hämotherapie im Jahr 2013 hatten tern aus dem Gesundheitswesen aus möglichst schonenden Umgang mit wir über den Beginn einer Studie am über 50 eingegangenen Bewerbungen der lebensrettenden Ressource Blut Universitätsklinikum Frankfurt in Ko- ausgewählt. Die Lohfert-Stiftung prä- zur Transfusion. Die wissenschaftlich operation mit weiteren Kliniken zur miert und fördert mit dem Lohfert- fundierte Sicherheit und Effizienz eines Patient Preis praxiserprobte und nachhaltige dem Thema wird zum Wohle der Blood (PBM)-Pro- Konzepte, die den stationären Pati- Sicherheit und Sicherstellung der gramms berichtet. Im Rahmen des enten im Krankenhaus, seine Bedürf- Versorgung unserer Patienten mit 10. Gesundheitswirtschaftskongresses nisse und seine Interessen in den Blut und Blutkomponenten gewiss in Hamburg wurde an dieses Projekt Mittelpunkt rücken. Der Lohfert-Preis auf Dauer wesentlich mehr und posi- der Lohfert-Preis 2014 verliehen. Der unterstützt insbesondere Projekte, tiver beitragen, als die undifferen- Preis wurde in Anwesenheit der die in der Lage sind, den Weg des zierte und reißerische Berichterstat- Schirmherrin Gesundheitssenatorin Patienten im Krankenhaus, die Kom- tung wie sie von dritter Seite zu Cornelia Prüfer-Storcks vom Stifter munikation und dort die Patienten- diesem Thema zuletzt unter dem Titel des Preises Herrn Dr. Christoph sicherheit nachhaltig zu verbessern. „böses Blut“ selbst in öffentlich-recht- Management Lohfert überreicht. Der Lohfert-Preis 14 Auseinandersetzung mit lichen Medien stattgefunden hat. stand 2014 unter dem Thema „Quali- Es ist erfreulich, dass die Initiative tätssichernde Konzepte in Kranken- zum Patient Blood Management Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeiler häusern und Kliniken zum Fehler- auch von unabhängigen Gremien so DRK-Blutspendedienst West und der positiv bewertet wird und wir wün- gemeinnützige GmbH Sicht des Patienten“. Der diesjährige schen den Kollegen und Kolleginnen Zentrum Breitscheid Preisträger wurde von einer unab- weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Initiative Risikomanagement aus NEUES AUS DER RUBRIK „Was tun wir bei...?“ Dokumentation bei der maschinellen Autotransfusion (MAT) 24 2015 Gerne beantworten wir an dieser Stelle Ihre Fragen zu verschiedenen Themen der Hämotherapie. Richten Sie Ihre Fragen, Anmerkungen und Anregungen gerne an: [email protected] Wir beantworten sie in unserer Rubrik "Was tun wir bei...?" in den folgenden Ausgaben der "hämotherapie". Bei mir als Transfusionsverantwortlicher für 2 Klinikstandorte im Unterallgäu tauchte immer wieder die Frage auf, ob man bei der Durchführung einer maschinellen Autotransfusion (MAT, Cellsaver) auch Hersteller eines Blutproduktes ist und somit der Verpflichtung zur Chargendokumentation unterliegt. Innerhalb der Kollegenschaft haben sich zwei „Lager“ gebildet, die ein unterschiedliches Vorgehen bei der Dokumentation an den zwei Standorten zur Folge haben. Die verpackten Einzelteile unseres Cellsaver-Systems (Saugschlauch, Sammelreservoir und Wasch-Set mit Retransfusionsbeutel) besitzen alle mehrere ablösbare Aufkleber zur Chargendokumentation. Bisher handhaben wir die Dokumentation an einem der beiden Standorte so, dass wir im OP die Aufkleber des Saugschlauchs und des Sammelreservoirs mit zu den chirurgischen OPAufklebern kleben (Abbildung 1). Zusätzlich wird auf dem Narkoseprotokoll die Durchführung des „Cellsaving“ angekreuzt und die Chargendokumentationsaufkleber auf der Rückseite aufgeklebt (Abbildung 2 und 3). Erst wenn es zu einer Wie- Abbildung 1 15 deraufbereitung des gesammelten Blutes kommt, wird der Aufkleber des Wasch-Sets in unser MAT-Buch am Gerät eingeklebt, und dort zusammen mit den Patienten-Daten und der Menge an gesammeltem Blut und der Retransfusionsmenge archiviert (Abbildung 4). An unserem zweiten Standort wurde die Notwendigkeit zur Chargendoku- Abbildung 2 Abbildung 3 mentation noch nicht so gesehen und es werden die Aufkleber nicht verwendet. Ich würde mich über eine rechtlich verbindliche Auslegung der aktuellen Gesetze zu diesem Thema freuen und bin gespannt auf die Erfahrungen und Vorschläge von anderen Anwendern. Dr. med. Jens Blechschmidt Anästhesieabteilung Kreisklinik Ottobeuren Kreiskliniken Unterallgäu Abbildung 4 Ergänzend zu dem Beitrag von Dr. Blechschmidt (und den darin enthaltenen Anregungen bzw. aufgeworfenen Fragen) hat uns Frau Dr. Gabriele Walther-Wenke aus dem DRK-Blutspendedienst West das folgende Statement zur arzneimittelrechtlichen Einordnung der MAT zur Verfügung gestellt: Stellungnahme 16 Die Einordnung der maschinellen Au- vers diskutiert worden. Ist die Rück- tientenblutes ein Teil des ärztlichen totransfusion (MAT) ist lange kontro- gewinnung und Aufbereitung des Pa- Eingriffs und in diesem Rahmen 24 2015 durchführbar? Oder handelt es sich Orientiert an den Regeln der Guten um die Herstellung eines Arzneimit- Herstellungspraxis wären folgende tels und gelten damit die umfas- Dokumente zu erstellen: senden Anforderungen des Arznei- • Anforderungen an das herge- mittelrechts, so auch die Regelungen stellte autologe Erythrozytenkon- der Guten Herstellungspraxis? zentrat (EK) • Herstellungsanweisungen Vorläufiger Endpunkt der Diskussion und Verfahrensbeschreibungen ist die Stellungnahme (S14) des Ar- • Protokolle, die den Werdegang beitskreises Blut aus Februar 2014. jedes autologen EK dokumentie- Hier wird festgestellt: „ Sofern Wund- ren: Die Chargendokumentation blut gewonnen und einer Person der verwendeten Materialien ist rückübertragen wird, ist das Wund- obligatorischer Bestandteil des blut ein Arzneimittel bzw. ein zur Arz- Herstellungsprotokolls. neimittelherstellung bestimmter Stoff menschlicher Herkunft und daher fin- Bereits im Jahre 2002 publizierte eine det das AMG Anwendung“. Arbeitsgruppe von Anaesthesisten Vorschläge zum internen Qualitäts- Ferner weist die Stellungnahme auf management bei der MAT mit kon- Richtlinien bei der Gewinnung und die erforderliche Anzeige der MAT kreten Darlegungen zur Struktur-, Anwendung von MAT-Blut beachtet durch die verantwortliche ärztliche Prozess- und Ergebnisqualität, die werden müssen. Person bei der für die Arzneimittel- nach wie vor als Orientierung für das aufsicht zuständigen Behörde hin. Vorgehen im Krankenhaus dienen Dr. Gabriele Walther-Wenke Es entfällt die Herstellungserlaubnis können. DRK-Blutspendedienst West nach § 13 und § 14 AMG. gemeinnützige GmbH Der Arbeitskreis Blut bittet übrigens Zentrum für Transfusionsmedizin Münster Es bleibt zu hoffen, dass – wie in der in seiner Stellungnahme (S14) die Sperlichstraße 15, Stellungnahme des Arbeitskreises Bundesärztekammer darum, im Rah- 48151 Münster Blut formuliert – mit vertretbarem men der aktuell laufenden Novellie- Aufwand die MAT weiterhin durchge- rung der Hämotherapie-Richtlinien führt werden kann. die fachlichen Anforderungen bei der maschinellen Autotransfusion zu kon- Vor diesem Hintergrund ist die Frage kretisieren. Deshalb ist zu erwarten, nach der Chargendokumentation bei dass die neuen Hämotherapie-Richt- der Durchführung der MAT zu beant- linien Vorgaben für die Durchführung worten. der MAT enthalten werden, die aufgrund der hohen Verbindlichkeit der Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de 17 ÜBER DEN TELLERRAND GESCHAUT: Blutbank in Haiti mit deutscher Unterstützung neu aufgebaut 4 Jahre danach Was bleibt? deeinrichtung in Haitis Hauptstadt dieses gemeinsame Projekt von DRK zerstört worden. Die Versorgung der und Sächsischer Landesregierung Bevölkerung mit Blut und Blutpro- bietet humanitäre Hilfe und Anleitung Zwei Jahre nach dem Erdbeben auf dukten konnte nur durch Zulieferung zur Selbsthilfe für die nationalen Haiti wurde Mitte 2012 dank Unter- aus den USA und durch Blutspenden Fachkräfte und Rotkreuzmitarbeiter stützung aus dem Land Sachsen und der örtlichen DRK-Hilfskräfte über- in einem. mit Knowhow von DRK-Transfusions- brückt werden. Blut wurde nicht nur medizinern aus Dresden und Plauen in der Akutphase des Erdbebens ge- Wir führten eine Vielzahl von Ge- die hoch modern ausgestattete Blut- braucht, sondern auch für die Viel- sprächen mit Vertretern des Gesund- bank in Port-au-Prince neu aufge- zahl von Geburten danach, bei denen heitsministeriums, baut und eröffnet. teilweise Blut benötigt wurde. nationalen Roten Kreuzes, mit Mit- Vertretern des arbeitern der Einrichtungen des BlutDer Aufbau der Blutbank war ein Zusammen mit Prof. Torsten Tonn spendedienstes und mit Ärzten in Gemeinschaftsprojekt des Korea- aus dem Institut für Transfusionsme- Krankenhäusern. Bei Besichtigungen nischen, Schweizer und Deutschen dizin in Dresden war ich im Auftrag der Blutbank am Universitätskran- Roten Kreuzes und wurde vom DRK- des im kenhaus in Port-au-Prince, des La- Blutspendedienst fachlich begleitet. September 2010 in Haiti, um die Kol- bors für Qualitätskontrolle sowie der legen vor Ort bei der Planung und Blutspendeeinrichtungen in Jacmel Bei dem verheerenden Erdbeben dem Neuaufbau der zerstörten Blut- und Les Cayes konnten wir vor Ort 2010 auf Haiti war auch die Blutspen- bank zu beraten. Die Einbindung in eine Bestandsaufnahme durchführen DRK-Generalsekretariats Dr. Thomas Burkhardt (links) und Prof. Torsten Tonn mit Fachärzten und Kollegen vor der Übergangsblutbank in Haiti kurz nach dem Erdbeben in 2010 18 24 2015 Neu eingerichtete Blutbank Hilfsgüter aus Sachsen und erste Ideen für einen Neuaufbau Sicherheit der Blutspenden in Haiti benötigt. Die neue Blutbank soll die- des Blutspendedienstes entwickeln. deutlich. sen Bedarf künftig sichern. Mit den aus sächsischen Mitteln finanzierten Mit der neu aufgebauten Blutbank Mit der Errichtung der Blutbank in hochwertigen technischen Geräten, ist Haiti nun wieder in der Lage eine Haiti ist das Projekt nicht abge- ist die Blutbank in der Lage, die Ver- eigene Versorgung aufzubauen. Die schlossen. Unsere Experten aus sorgung der Patienten mit qualitativ Spenden aus Sachsen ermöglichten Sachsen und auch Projektpartner hochwertigen und sicheren Blutprä- die Anschaffung modernster Labor- vom Schweizer und Koreanischen paraten zu gewährleisten. Mit der geräte zur Untersuchung der haitia- Roten Kreuz stehen in engem Kon- Einweihung der neu aufgebauten nischen Blutspenden. Dies ist vor takt zu den Ärzten in Haiti und unter- Blutbank konnte Haiti Mitte 2012 einen dem Hintergrund der relativ hohen stützen diese auch weiterhin bei der wichtigen Schritt für die Gesund- Prävalenz von HIV und HCV von be- Implementierung. Geschätzt 30.000 heitsvorsorge und -sicherung im sonderer Bedeutung und erhöht die Blutspenden werden jährlich in Haiti Land machen. Hintergrundinformation: In den Neunziger Jahren errichtete das Haitianische Rote Kreuz (HRK) im Auftrag der haitianischen Regierung mit internationaler Hilfe eine Dr. med. Thomas Burkhardt DRK-Blutspendedienst Nord-Ost gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Plauen Röntgenstraße 2a 08529 Plauen zentrale Blutbank in Port-au-Prince. Das HRK ist von der haitianischen Regierung als einzige Organisation mandatiert, das Blutspendewesen im Land zu organisieren. Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de 19 Wer kennt Benin? Oder : über die Entwicklungszusammenarbeit des Bayerischen Roten Kreuzes / Blutspendedienst mit dem Centre Départemental de Transfusion Sanguine in Parakou, Benin Ute Wohlfart Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Augsburg Westheimer Str. 80 86156 Augsburg In den deutschen Medien hört man so gut wie nie etwas über Benin und wenn doch, dann schwanken die Berichte darüber zwischen „eines der ärmsten Länder der Welt“ und „die Schweiz Afrikas“. Trotz aller Fortschritte Zusammenfassung Der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes hat 1987 in Parakou im Zentrum Benins eine Blutbank aufgebaut, die durch Anfangsinvestitionen und Know-how-Transfer eine dem nationalen Niveau angepasste Versorgung mit sicheren Blutprodukten gewährleistet. Über eine alljährliche Evaluierung mit Beratung und persönlicher Unterstützung vor Ort durch die BRK-Delegierte und Mitarbeiterin des BRK-Blutspendedienstes, Ute Wohlfart, wird die Weiterentwicklung des Blutspende- und Transfusionswesens in Benin unterstützt. Ihr hier vorliegender Beitrag schildert die Entwicklung und den derzeitigen Stand der Blutbank in Parakou und liefert darüber hinaus eindrucksvolle Fakten zur Landessituation und zum Gesundheitssystem in Benin. Summary In 1987 the blood transfusion service of the Bavarian Red Cross established a blood bank at Parakou in Benin. With the help of a start-up investment and the transfer of know-how it is capable of ensuring the supply of blood products according to national standards. By annual evaluation, mentoring and on-site support Ute Wohlfart, Red Cross delegate and member of staff of its blood transfusion service, promotes the advancement of Benin’s blood donation and transfusion system. In her article she relates the development and the actual state of the blood bank at Parakou and, in addition to that, provides striking facts concerning the state of affairs and the health care system of the country. und der für Afrika ungewöhnlichen politischen Sicherheit ist Benin ein Entwicklungsland – sicherlich mit großem Potential. Der baumförmige Streifen Land am Atlantischen Ozean zwischen Togo und Nigeria und Grenzen zum Niger und Burkina Faso nimmt den 166. Platz unter 186 Ländern des Human Development der Vereinten Nationen ein. Dem Land – seit 1960 ist die ehemals französische Kolonie unabhängig – ist eine erlebenswerte Mischung aus Innerhalb dieses kleinen Landes (ca. Sozialismus nach marxistisch-leninisti- 113.000 Quadratkilometer, 10 Millionen scher Prägung, französischen Verwal- Einwohner) nehmen soziale Ungleich- tungsstrukturen heiten von Süd nach Nord zu. So ist Lebensart eigen. und afrikanischer der Norden ärmer als der Süden mit den wirtschaftlichen Zentren Cotonou (Regierungssitz) (Hauptstadt). 20 Index und Porto Novo Der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes hat seit 1987 in Parakou, einer Provinzhauptstadt 24 2015 im Zentrum Benins, eine gut funktio- einzige im Departement Borgou / nierende Blutbank aufgebaut, die mit Alibori und versorgt ein Gebiet, Anfangsinvestitionen und Know-how- das 46 % der Landesfläche um- Transfer eine dem nationalen Niveau fasst. angepasste Versorgung mit sicheren Blutprodukten gewährleistet. • Die Demographie Benins ist der Deutschlands völlig entgegengesetzt. 47 % der Bevölkerung sind Die Blutbank in Parakou entwickelt sich sehr gut: wurden zu Beginn 600 Kinder (in Benin bis zum Alter von 14 Jahren). Blutspenden pro Jahr verarbeitet, lie- • Es gibt bis dato keine Versiche- gen die Zahlen heute bei über 5.100. rung im Krankheitsfall. Planungen Seit 2005 kann eine Komponenten- sind im Gange, sind aber in der trennung erfolgen, eine Investition, Bevölkerung wegen des korrup- die der Blutspendedienst des Baye- ten Beispiels von einigen Politi- rischen Roten Kreuzes realisiert hat. kern umstritten. Das bedeutet, dass jede medizinische Leistung Bis zum letzten Jahr erfolgten jährliche Teilbelieferungen mit Vierfach- vor Inanspruchnahme bezahlt werden muss. beuteln und Testreagenzien. Gerade • Der staatlich festgelegte Ver- die Vierfachbeutel, die im Land nicht kaufspreis eines Blutprodukts zu beziehen sind, ermöglichen im liegt um das circa 20-fache unter pädiatrischen Bereich eine Hämothe- dem Herstellungspreis. Er muss rapie nach Maß. Die Herstellung folgt aber so niedrig liegen, da sich dem „Guide Pratique de Transfusion sonst so gut wie kein Patient Aus- Sanguine“ des Gesundheitsminister- gaben in Höhe des Herstellungs- iums, einem Pendant zu unseren preises leisten könnte. „RiliBÄK“. Es erfolgt eine 100 %-Tes- • Der SMIC (Mindest-/ Minimalein- tung auf Anti-HIV, Anti-HCV, HBs- kommen) liegt bei 40 000 FCFA (= Antigen und Syphilis-Antikörper. Die ca. 60 Euro). ABO-Blutgruppe und der Rhesusfaktor werden handschriftlich auf • Im Schnitt hat eine Frau sechs Kinder. • Mehr als 50 % der Empfänger von bei Kindern unter 5 Jahren und Blutprodukten sind Kinder und Frauen während der Schwanger- Die Fakten zur Landessituation, Frauen nach der Geburt. Seit schaft: zum Gesundheitssystem und zur Beginn 2013 gibt es eine Maß- bedingte Transfusionsbedürftig- Blutbank in Parakou sind wie folgt: nahme zur Senkung der Sterb- keit wird vom Staat finanziert. • Die Blutbank in Parakou ist die lichkeit durch Malaria-Infektionen Die Blutbanken gehen dabei in dem Blutbeutel vermerkt. eine durch Malaria 21 bayerische Delegation jedes Jahr in seinem Amtssitz empfängt, schätzt das langjährige Engagement des Bayerischen Roten Kreuzes und dessen nachhaltige Wirkung auf das Gesundheitssystem Benins als sehr wertvoll ein. Vorkasse und sollen am Ende eines Jahres entschädigt werden. Ein persönliches Resümee an dieser Stelle: • Der Blutbedarf steigt regelmäßig in der Regenzeit durch die Malaria- Afrika muss man kritisch betrach- infektionen an. Während der ten, ohne es zu verdammen, optimi- Regenzeit ist ein Anstieg der Erst- stisch, ohne es zu verklären. Persön- spender zu beobachten. lich Die jährliche Evaluierung mit Beratung und persönlicher Unterstützung werden meine Zerrissenheit ebenso bestätigt wie meine unerschütterliche Zuneigung. vor Ort trägt zur Motivation (auf beiden Seiten) bei. Neben diesem umfangreichen Audit vor Ort finden Gespräche mit den Verantwortlichen von lokalen und nationalen Behörden statt. Die Präfektin des Departements Borgou / Alibori (übrigens die erste Frau Benins in diesem nur sehr Trotz allem sehe ich die unbändige loyalen Staatsdienern vorbehaltenen Lebenslust und bewundere die Krea- Amt), die staatliche Vertretung auf tivität der Armut, das Lachen und die dieser Ebene, unterstützt die Zusam- Freundlichkeit, die über die Not menarbeit sehr und ermutigt die Blut- triumphieren. spender bei der jährlich während des Eine intensive Aufgabe. Audits durchgeführten Spenderehrung zur regelmäßigen Blutspende. Auch der jetzige Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, der die 22 Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de Felix überlebte dank mehrerer 24 2015 100 Blutkonserven Felix Brunner ist 19 Jahre alt, macht chancen ein und bereiten die Eltern eine Ausbildung zum Krankenpfleger auf den Tod ihres Sohnes vor. Seine und ist als aktiver Bergretter bei der Verletzungen sind massiv. „Es hieß, Bergwacht Bayern (Bereitschaft Füs- dass bisher kein Mensch derartige sen). In seiner Freizeit ist er fast täg- Verletzungen überlebt hätte und dass lich in den Bergen unterwegs. Doch wir uns auf das Schlimmste einstellen dann kam es am 17. Januar 2009 zu müssen“, erinnert sich die Mutter. Fabienne Dechert Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH einem folgenschweren Unfall, der sein eigenes Leben und das seiner Familie komplett veränderte. Es folgen 13 Monate auf der Intensivstation, davon acht Monate im künstlichen Koma. Er wurde mehr als Auf dem Rückweg von einer Eis- 60 Mal operiert. Dabei mussten ihm kletter-Tour in den Tiroler Bergen mehr als 800 Blutkonserven zuge- verliert Felix den Halt und stürzt 30 führt werden, um ihn am Leben zu Meter tief in ein Bachbett. Seine Klet- erhalten. terkameraden alarmieren sofort die Bergwacht, die Felix mit dem Hub- Trotz der vielen Komplikationen und schrauber in die Spezialklinik nach der hoffnungslosen Aussichten hat Murnau fliegt. Dort wird der jüngste sich Felix dank der freiwilligen und Bergrettungsassistent Bayerns mit unentgeltlichen Blutspenden vieler massiven inneren Verletzungen und Menschen und durch die Liebe und Quetschungen ins künstliche Koma Kraft seiner Familie und Freunde wie- versetzt. Die Ärzte der Intensivstation der ins Leben zurückgekämpft. „Du räumen darfst einfach nicht aufgeben“, sagt er. Felix kaum Überlebens- © Felix Brunner (Privat), Simon Toplak Fotodesign © Felix Brunner (Privat), Simon Toplak Fotodesign 23 Felix hadert nicht mit seinem aufmerksam. Im Sommer 2013 hat er auch unbedingt mit dem Blutspende- Schicksal. „Mein Leben ist heute mit seinem Handbike die Alpen über- dienst-Logo über die Alpen fahren. mindestens so schön wie vor dem quert – 480 Kilometer mit 12.000 Hö- „Als kleiner Dank an die Menschen, Unfall“, lacht er selbstbewusst. „Man henmetern von Füssen bis nach Riva die mir geholfen haben.“ „Ich bin muss sich den Herausforderungen am Gardasee galt es zu überwinden. dankbar, dass es Menschen gibt die eben stellen.“ Und er hat es geschafft! Er über- spenden. Jeder kann einmal darauf querte als erster Rollstuhlfahrer mit angewiesen sein. Aber auch ich seinem Handbike die Alpen auf zum musste erst in diese Situation kom- größten Teil unasphaltierten Wegen. men, um mir dessen bewusst zu werden.“ Die Alpenüberquerung stand Felix‘ Alpenüberquerung über schwierige, teils vom Regen weggespülte unter dem Motto „Von der Transfusion zur Transalp“. Trails, Schotterpisten sowie zahlreiche Pässe ist ein Wunder: Denn Felix‘ Lebenswille und Energie sind der 25-Jährige sitzt seit einem Ab- bemerkenswert. Er werde nie wieder sturz in den Tiroler Bergen im Januar sitzen oder aufstehen können, lautete 2009 im Rollstuhl, sein linkes Bein ist eine erste Diagnose. Dann saß er im gelähmt. Bett, später im Rollstuhl und stand Weihnachten vor drei Jahren erst- Heute ist er begeisterter Handbike- „Ohne die vielen Menschen, die Blut mals mit Krücken wieder aus eigener und Monoskifahrer. Als offizieller spenden gehen, wäre ich heute tot. Kraft auf. Sport? Undenkbar, sagten Blutspendebotschafter Blut- Daher weiß ich seit meinem Absturz die Ärzte. Im Winter fährt Felix mittler- Bayerischen wie wichtig Blutspenden und damit weile auf einem Mono-Ski wieder die Roten Kreuzes macht er Menschen die Arbeit des Blutspendedienstes Berge hinab. auf die Wichtigkeit von Blutspenden des BRK sind.“ Deswegen wollte Felix spendedienstes des des © Felix Brunner (Privat), Simon Toplak Fotodesign 24 24 2015 © Felix Brunner (Privat), Simon Toplak Fotodesign Eine „Schnapsidee“ wird Realität: 480 Kilometer von Füssen bis an den Gardasee bikes aussehen – das funktioniert in team in die Pedale trat, arbeitete Felix den Bergen nicht“, erklärt Felix. „Ich kräftig mit den Armen – unterstützt musste engere Kurven fahren und von einem kleinen E-Motor, der dem brauchte hinten mehr Traktion, um 30 kg-Rad vor allem bei steilen An- am Berg nicht wegzurutschen.“ Die Idee mit der Alpenüberquerung entstand an Pfingsten 2012, als Felix Die Lösung kam aus den USA – ein Urlaub am Gardasee machte. Was innovatives Handbike mit zwei Rä- mit einer „Schnapsidee“ anfing, wurde dern vorne und einem Rad hinten, schnell ernst. Ein Jahr hat sich Felix das ein Rollstuhlfahrer aus Colorado auf den Trip vorbereitet. Er trainierte extra für gehbehinderte Mountainbike- monatelang, fuhr mit Vater und Freaks entwickelt hat. Statt Pedale Freunden immer wieder in die Berge, gibt es eine Handkurbel. Weltweit erhöhte kontinuierlich den Schwierig- sind bisher nur eine Handvoll ver- keitsgrad. „Ich hatte ganz schön Re- kauft. Das perfekte Rad für Felix‘ Pro- spekt vor der Tour“, sagt er. Und es jekt: „Mit diesem Bike lassen sich gab Dutzende von Hindernissen, die Downhillstrecken super bewältigen.“ er bereits im Vorfeld bewältigen stiegen ein wenig zusätzlichen musste. Zunächst einmal das Hand- Am 3. August fuhr Felix in Füssen Schwung verlieh. Acht Leute haben bike: „Zwei Räder hinten und eines los, von mehr als 100 Menschen ver- Felix auf seiner Tour begleitet, darun- vorne, so wie die klassischen Hand- abschiedet. Während das Begleit- ter auch sein Vater Manfred, der als 25 leidenschaftlicher Mountainbiker die Strecke mit seinem Sohn gemeinsam geplant hat. „Das Team war unglaublich wichtig für mich, denn an manchen Stellen kam ich mit meinem 80 cm breiten Handbike einfach nicht ohne Hilfe weiter“, so Felix. Auch die Tourplanung erwies sich als kompliziert: „Einige Strecken sind typische Single-Trails – da ist ein Handbike © Felix Brunner (Privat), Simon Toplak Fotodesign see. Mit der absolvierten Route hat diestes des BRK auf die Bedeutung es sich Felix nicht gerade leicht ge- von Blutspenden aufmerksam und macht: Von Füssen ging es über den gibt den ansonsten oftmals ano- Fernpass ins Inntal, dann Richtung nymen Patienten ein Gesicht. ‚Der Reschenpass auf den Alpen-Haupt- Horizont ist nicht das Ende‘ lautet einer kamm hinauf. Statt von dort einfach der Titel von Felix‘ Vorträgen. Mit der über Meran und Bozen abzufahren, Transalp hat er seinen Horizont weiter legte Felix noch einmal nach: über hinausgeschoben. „Du musst deine die Schweiz und hoch hinauf auf den Situation akzeptieren“, meint Felix. 2.604 Meter hohen Gaviapass, bevor „Aber du musst eben auch sehen, es dann hinab zum Gardasee ging. was man daraus machen kann.“ Schneller, höher, weiter – Felix hat bereits neue Ziele Felix‘ ganze Geschichte auf einfach zu breit. Auch andere Passagen konnte Felix nicht alleine bewältigen: Eine Schlucht zum Beispiel, über die es auf einer schmalen Holzstiege ging. Oder vom Regen weg- www.gegen-gleichgueltigkeit.de/felix Informationen und Bilder zu der gespülte Trails und Schotterhalden, Dass man sich hohe Ziele setzen Transalp-Tour von Felix finden Sie unter die passiert werden mussten. „Lau- muss, davon ist der junge Allgäuer www.gegen-gleichgueltigkeit.de / fen kann ich nicht“, erklärt Felix, überzeugt. Die Alpenüberquerung transalpfelix „da mussten meine Kumpels mich war solch ein Ziel für Felix Brunner, tragen.“ der inzwischen in Unternehmen und sozialen Einrichtungen Motivations- 26 Nach neun Tagen – einen Tag früher vorträge hält. An Schulen und Univer- als geplant – erreichte der damals sitäten macht Felix als offizieller Blut- 24-Jährige sein Ziel Riva am Garda- spendebotschafter des Blutspende- Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de Screening von Thrombozytenkonzentraten auf bakterielle Kontaminationen: Diagnostische Methoden und aktuelle Entwicklungen Einleitung transfusionsbedingten bakteriellen Infektionen (TBBI) stellen hingegen Das Risiko der Übertragung von nach wie vor eine große Herausfor- viralen Infektionen wie der durch das derung in der Transfusionsmedizin Humane Immundefizienzvirus (HIV) dar. Der Grund hierfür liegt an einem oder von Virushepatitiden wie Hepa- fundamentalen titis-A, -B und -C ist in den letzten schen viralen und bakteriellen Konta- Jahrzehnten reduziert minationen: Die Replikation von Viren worden. Dies ist vor allem auf die Ein- erfordert das Vorhandensein spezi- führung eines verpflichtenden Virus- fischer vitaler Zellen, die in den ent- Screenings mittels serologischer De- sprechenden tektion von Virus-Antigenen (HBsAg) oder nur noch in geringsten Mengen bzw. Antikörpern gegen Virusbe- vorhanden sind. Die Konzentration standteile, dem Direktnachweis viraler der möglicherweise enthaltenen Viren Nukleinsäuren mit Nukleinsäure-Am- kann somit als konstant betrachtet plifikationstechniken (NAT) und nicht werden. Im Gegensatz dazu können zuletzt auf eine restriktivere Spender- selbst auswahl zurückzuführen (1). Hier- Bakterien durch exponentielle Ver- durch mehrung während der TK-Haltbarkeit signifikant bedingt wird das Rest- Unterschied Blutprodukten geringste Mengen nicht an zu Übertragung für z. B. HCV auf mitt- lebensbedrohlichen Anzahl (bis zu lerweile nur noch etwa 1:10,9 Mio. 1010 Mikroorganismen und mehr pro geschätzt (2). TK-Beutel (3)) für den Transfusions- klinisch relevanten bis empfänger heranwachsen und somit Bakterielle Kontaminationen, insbe- extrem gefährliche Dr. Benjamin Müller, Dr. med. Volkmar Schottstedt DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH Zentrallabor Hagen Feithstraße 180-186 58097 Hagen zwi- risiko einer transfusions-assoziierten einer 24 2015 Zusammenfassung Die Übertragung von bakteriellen Infektionen durch Transfusion von Thrombozytenkonzentraten (TKs) stellt trotz vielfältiger Maßnahmen (restriktive Spenderauswahl, verbesserte Hautdesinfektion, Verwurf der ersten Milliliter Vollblut) nach wie vor ein ungelöstes Problem in der Transfusionsmedizin dar. Da septische Komplikationen in Zusammenhang mit TKs besonders mit älteren Produkten beobachtet wurden, ist die Haltbarkeit von TKs im Jahr 2008 von 5 auf 4 Tage reduziert worden. Durch bakterielle Screening-Methoden kann sowohl die Blutproduktesicherheit erhöht als auch die Lagerungsdauer wieder auf die ursprünglichen 5 Tage verlängert werden. Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die aktuellen diagnostischen Methoden für das Bakterienscreening von TKs sowie deren Anwendung im Routinelabor. Summary Transfusion-transmitted bacterial infection by platelet concentrates (PCs) remains an unresolved problem despite the implementation of several measures including improved donor selection, skin disinfection methods and the diversion of the first milliliters of whole blood. Since platelet-related septic complications have been observed particularly with older PCs the shelf life of PCs was reduced in 2008 from 5 to 4 days. Using bacterial screening methods can increase blood product safety and extend the storage period back to 5 days. This article gives an overview of the current diagnostic methods for bacterial screening of PCs and their applicability in a routine setting. Auswirkungen sondere von Thrombozytenkonzen- haben (Entwicklung einer Sepsis bis traten (TK) und die Vermeidung von zum septischen Schock und einer disseminierten intravasalen Gerinnung (DIC)). Dieses Wachstum wird durch die Lagerungsbedingungen von TKs bei 22–24 °C unter ständiger Agitation, die für die Erhaltung der Thrombozytenfunktion unabdinglich sind, Abbildung 1 begünstigt. In Abhängigkeit von der Thrombozytenkonzentrate für mikrobiologische Kontrolle Bakterienspezies können zusätzlich 27 noch Endo- und/oder Exotoxine in Abbildung 3 hohen Cartridges des Pan Genera Detection (PGD) Assay mit negativem Ergebnis (links) und positivem Ergebnis für Gram negative (GN) Bakterien (rechts) Konzentrationen enthalten sein, die die Situation weiter verschärfen (3). Wie in einer multi-zentrischen Studie der Blutspendedienste zeitlicher Verzögerung und unter- wobei n die Anzahl der produzierten des Deutschen Roten Kreuzes ge- schiedlicher Vermehrungsgeschwin- Produkte pro Einrichtung darstellt) zeigt werden konnte, beläuft sich das digkeit auftreten. auch der Probenziehungszeitpunkt Risiko einer bakteriellen Kontamination (Verfallsdatum + max. 3 Tage) und eines TK auf etwa 1:1.412 (4). Es Zahlreiche Maßnahmen wurden in die Definition der Rahmenbedin- sollte aber auch erwähnt werden, den letzten Jahren ergriffen, die dazu gungen der mikrobiologischen Kon- dass eine bakterielle Kontamination beitragen sollen, dass es erst gar trolle (aerobe und anaerobe Kultivie- nicht zwangsläufig zu einer bakteriellen nicht zu einer Kontamination des rung von 10 ± 1 ml Produktvolumen Vermehrung führt. Neben der beob- Blutproduktes kommt. Hierzu zählen bei 30–37 °C für 14 Tage bei konven- achteten Autosterilisation, bei der es u. a.: tioneller Flüssigkultivierung bzw. 7 Ta- durch intrinsische Faktoren im ge- • Sorgfältige Spenderauswahl ge bei automatisierten Testsystemen). spendeten Blut zu einem Absterben • Effektive Hautdesinfektion • Verwurf der ersten Milliliter ent- Ferner zählen hierzu auch eine nommenen Blutes (pre-donation Identifizierung der kontaminierenden sampling, Votum 27 des Arbeits- Bakterienspezies sowie eine zweite kreises Blut (AKB)) Kultivierung aus dem gleichen Blut- • Geschlossenes Beutelsystem mit beutel als Bestätigungstest (5). Als inprozess-Kontrollen zur Detektion weiterer Schritt und basierend auf von Leckagen den gemachten Erfahrungen erfolgte im Jahr 2012 eine Überarbeitung des Als ein Meilenstein für die bakterielle Sicherheit 28 von Blutprodukten Votums 16 in Form des Votums 43 in durch den AKB (6). Obwohl alle die- Deutschland wird das im Jahr 1997 se Maßnahmen zu einer deutlichen eingeführte Votum 16 „Mindestanfor- Reduktion der bakteriellen Kontami- Abbildung 2 derungen zur Sterilitätstestung von nationsrate von Blutprodukten ge- Vorbereitung des BactiFlow-Systems Blutkomponenten“, des AKB ange- führt haben, sollten für ein vollstän- sehen. Das Ziel dieser Richtlinie war diges Bild folgende Punkte nicht un- die verbindliche Festlegung von stan- erwähnt bleiben: Die getroffenen der Bakterien kommt, kann eine dardisierten Methoden im Rahmen Maßnahmen führen zum einen zu Proliferation, je nach Bakterienstamm der routinemäßig durchgeführten Qua- einem Verlust an TK („zerstörende und aufgrund von verschiedenen, im litätskontrolle. Hierzu zählt neben einer Prüfung“) und es kann immer nur eine Einzelnen nicht bekannter Faktoren, konkreten Vorgabe über die Anzahl Stichprobenanzahl unterbleiben oder erst mit großer der zu testenden Produkte (0,4 × √n, überprüft werden. an Produkten 24 2015 Ferner lässt ein positiver Bakterien- nahezu ausschließlich mit Produkten zu diesem Zeitpunkt aufgrund der nachweis (am Ende der Haltbarkeit) nahe dem Verfallsdatum. Die hieraus geringen Anzahl von Mikroorganis- weder eine direkte Aussage zur resultierende Konsequenz war die men im TK keine Bakterien enthält Sicherheit während der Haltbarkeit Verkürzung der TK-Haltbarkeit im und somit ein falsch-negatives Ergeb- noch eine gute Risikoabschätzung Jahre 2008 auf 4 Tage (4 x 24 h), be- nis erzielt wird, ist daher sehr groß (3). für den Empfänger im Falle einer ginnend ab Mitternacht des Entnah- Transfusion zu, da das erhaltene Prüf- metages (Votum 38 des AKB) (10). Der vorliegende Artikel fokussiert ergebnis qualitativ (positiv/negativ Trotz dieser Maßnahmen ist es im auf die bislang möglichen bzw. ange- ohne eine Mengenangabe der ent- Jahr 2011 zu einer tödlichen sep- wandten Teststrategien im Routine- haltenen Bakterien) ist. Die klinische tischen Transfusionsreaktion durch ein einsatz in Zusammenhang mit bakte- Symptomatik ist jedoch nicht nur von 4 Tage altes Pool-TK gekommen (11). riellen Kontaminationen von TK sowie der Bakterienspezies sondern ebenso von der tatsächlich vorliegenden auf die verschiedenen Vor- und Ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn Nachteile der jeweiligen Methoden. kann durch Einsatz von Pathogen- Nicht beleuchtet werden mikrosko- Reduktionstechniken (PRT) oder der pische Untersuchungen nach GRAM- Anhand der Hämovigilanzdaten für Testung auf bakterielle Kontaminati- oder Fluoreszenzfärbungen, da diese Deutschland konnte gezeigt werden, onen vor Ende der Haltbarkeit er- unter dass nach wie vor schwerwiegende reicht werden. Daher ist, bei nega- praktikabel sind. Methoden, die auf Transfusionsreaktionen beobachtet tivem Keimnachweis, eine Verlänge- Surrogatmarkern wie pH oder Glucose wurden. Zwischen 1997 und 2007 rung der TK-Haltbarkeit um einen Tag basieren, werden ebenfalls nicht berichtete das Paul-Ehrlich-Institut auf die vor 2008 zulässigen 5 Tage diskutiert, da diese unakzeptabel über insgesamt 5 Todesfälle auf- wieder möglich. Eine Testung von TK geringe Sensitivitäten von größer 107 grund einer bakteriellen Übertragung oder anderen Blutprodukten im Sinne oder 108 CFU/ml gezeigt haben (12). durch TK (8, 9). Diese erfolgten eines Screenings, welche zur Frei- Keimzahl abhängig (7). gabe des Produktes führt, ist in Deutschland allerdings nicht vorgeschrieben. Speziell zu Beginn der Routinebedingungen kaum Diagnostische Methoden – Bakterielle Screening Strategien Laufzeit erscheint ein solches Screening auch wenig sinnvoll. Die Keim- Die Anforderungen an einen dia- belastung, sofern vorhanden, unmit- gnostischen Test zur Identifikation telbar nach der Spende wird im All- einer bakteriellen Kontamination in gemeinen auf etwa nur 10 bis 100 Thrombozytenkonzentraten sind viel- koloniebildende Einheiten (CFU)/TK- fältig und an einigen Stellen schwierig Beutel geschätzt. Bei einem mittleren miteinander zu vereinen. Der perfekte Volumen von 300 ml/TK-Beutel ent- Test sollte neben einer extrem hohen Abbildung 4 spricht dies 0,03 bis 0,3 CFU/ml. Die diagnostischen Sensitivität und Spezi- BacT/ALERT 3D System Gefahr, dass die untersuchte Probe fität, schnell und einfach durchführbar 29 Methoden zum Bakterienscreening in Thrombozytenkonzentraten Kit (Hersteller) Detektionsprinzip Analytische Sensitivität [CFU/ml] Probenvol. [ml] Hands-on-Time/ Time-to-Result Referenzen BacT/ALERT (BioMérieux) Kolorimetrische Bestimmung der CO 2 -Produktion während der automatischen Kultivierung 1 – 10 4 – 10 5 min/abhängig von der initialen Bakterienkonz. (4, 14-16, 34-37) Bactec (BD Biosciences) Fluorimetische Detektion der CO 2 -Produktion während der automatischen Kultivierung 1 – 10 4 – 10 --- (36, 38, 39) VersaTrek (TrekDiagnostics) Detektion von Druckänderungen in der Kulturflasche durch Gasverbrauch/Produktion 10 – 20 4 --- (40) Haemonetics eBDS (Haemonetics) Elektrochemische Detektion des Sauerstoffverbrauchs am Ende der Kultivierung 1 2–3 ---/24–30 h (34, 37, 39, 41, 42) BactiFlow (BioMérieux) FACS-basierte Detektion eines durch bakterielle Esterasen gespaltenen Farbstoffs 150 1 5 min/1 h (23, 27-29, 33, 43, 44) 16S rDNA Real-time PCR Amplifikation bakt. Nukleinsäuren und Echtzeit-Detektion mittels PCR 35 1 30 – 60 min/4 h (24, 25, 45) Pan Genera Detection assay [PGD] (Verax Biomedical Inc.) Lateral-Flow Immunopräzipitation von bakt. Lipopolysacchariden (LPS) bzw. Lipoteichonsäure (LTA) 10 3 – 10 5 (gram +) 10 3 – 10 5* (gram –) 0,5 5 min/1,5 h (26, 35, 46-48) BacTx (Immugenetics) Kolorimetrische Detektion von bakt. Peptidoglykanen 10 3 – 10 4 1 1h (32) Tabelle 1 (modifiziert nach [22]). sowie verlässlich und preisgünstig sein. Bislang gibt es allerdings keinen a)Kultivierungsbasierte Methoden kommerziell verfügbaren Test, der Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, kontaminierende Mikroorganismen im Die Freigabe von TK erfolgt in vielen untersuchten Aliquot nachzuweisen europäischen (z. B. Niederlande) wie und gleichzeitig noch eine akzepta- Aus diesem Grund sind in den ver- auch außereuropäischen Ländern ble Zeitspanne für die Detektion eines gangenen Jahren verschiedene Kon- (z. B. USA, Australien) (13-16) nach Signals zu haben. Hierzu werden etwa zepte erarbeitet worden, die sich dem „negative-to-date“ Konzept mit- 4–10 ml Thrombozytenkonzentrat in grob in zwei Kategorien einordnen hilfe automatisierter Kultivierungs- einer aeroben und zusätzlich in eini- lassen: systeme. Aufgrund des bakteriellen gen Ländern in einer anaeroben Kul- • Kultivierungsbasierte Methoden Wachstums, welches abhängig von tivierungsflasche inokuliert und für (culture based methods) in Kom- der eingesetzten Kultivierungsme- bis zu 7 Tage bei 35–37 °C inkubiert. bination mit einer frühen (negative- thode und der inokulierten, in der Re- Die Freigabe der Thrombozytenkon- to-date Konzept) oder späten gel sehr geringen Keimzahl ist, kön- zentrate erfolgt nach dem aktuellen Probenziehung nen teilweise mehrere Tage bis zur (negativen) Status der Kultivierung detection Detektion eines Signals vergehen. zum Zeitpunkt der Abgabe an medi- methods) in Kombination mit einer Daher erfolgt bei diesem Vorgehen zinische Einrichtungen, wird aber späten Probenziehung (Tabelle 1) die Probenziehung im Allgemeinen trotzdem bis zum Ende von Tag 7 alle diese Voraussetzungen erfüllt. • Schnelltests 30 ca. 24 h nach der Spende, um die (rapid 24 2015 weitergeführt. Im Fall eines reaktiven/ sehr niedrige Titer erfasst werden. Sireis et al. mittels des BacT/ALERT positiven Signals nach Frei- bzw. Als zur normalen Hautflora gehöriger Systems vorgeschlagen und in einer Ausgabe der Präparate muss die Keim wird z. B. Propionibacterium initialen Studie untersucht wurde (23). transfundierende Institution benach- acnes häufig in TK detektiert. Dieser Hierbei wurden Bakterienstämme mit richtigt und das betroffene Produkt kann sich jedoch als obligatorischer schnellen und stabilen Wachstums- zurückgerufen werden; bei bereits Anaerobier aufgrund der Lagerung eigenschaften für Spike-Experimente erfolgter Transfusion ist die Einleitung von TK in gaspermeablen Beuteln verwendet. Eine Probenziehung nach eines look-back Verfahrens obligat. dort nicht vermehren (20, 21). Über- einer Lagerdauer von 3 Tagen erfor- dies kann es auch zur Detektion von derte teilweise eine verhältnismäßig Das Risiko bei dieser Vorgehens- Bakterien kommen, die gewöhnlich lange weise besteht vor allem in der nicht durch Autosterilisation während der BacT/ALERT-System von ca. 12 h bis zu unterschätzenden Wahrschein- TK-Lagerung absterben (22). zur Detektion eines positiven Signals. Mindestinkubationszeit im lichkeit eines Probennahmefehlers, die etwa im Bereich von 1:14.000 bis Derzeit sind drei automatisierte 1:50.000 liegt und einem damit ein- Kultivierungsmethoden im Routine- hergehenden falsch-negativen Er- einsatz bzw. wurden für die TK-Qua- gebnis, wie es unter anderem aus litätskontrolle validiert: den Niederlanden und den USA be- • BacT/ALERT System (Biomérieux, Frankreich): richtet wurde (15, 17-19). Der Grund hierfür ist vor allem die geringe An- b) Schnelltests zum direkten Nachweis von Bakterien in Kombination mit einer späten Probenziehung Überwachung der CO2-Produktion Neben den Kultivierungsmethoden zahl von Bakterien zu frühen Zeit- während des bakteriellen Wachs- bieten punkten der Probenziehung. Kultivie- tums (Farbänderung eines gas- Alternative zur Detektion von transfu- rungsmethoden gelten generell als permeablen Sensors am Boden sionsrelevanten Bakterientitern in TK. der „goldene Standard“, da ihre ana- der Kulturflasche von grau nach Generell gilt hierbei, dass durch die lytische Sensitivität mit weniger als gelb) spätere Probenziehung (in der Regel 10 CFU/ml extrem hoch ist. In Verbin- • BacTec (BD Diagnostik, USA): dung mit dem „negative-to-date“ eine weitere im Verlauf des letzten Drittels der Fluorimetrische statt colorimet- Konzept ist die diagnostische Sensi- rische Detektion. Ansonsten sehr tivität jedoch deutlich geringer, da ein ähnlich zum BacT/ALERT-System nicht unerheblicher Teil der TK-Pro- • VersaTrek (Trek Diagnostik, USA): dukte zum Zeitpunkt eines positiven Signals bereits transfundiert wurde. Schnelltests Detektion von Druckänderungen im Gasraum der Blutkulturflasche Auf der anderen Seite kann es zu Eine weitere derzeit in der Diskussion einem erhöhten Verwurf an Pro- befindliche Strategie ist die Kombi- dukten kommen, da auch wenig nation von Kultivierungsmethoden mit Abbildung 5 transfusionsrelevante Bakterien oder einer späten Probenziehung, die von BactiFlow-Gerätesystem 31 Tabelle 1 TK-Haltbarkeit), die durch die Schnell- • Durchflusszytometrische Pan Genera Detection Assay testmethoden ermöglicht werden, Methoden (PGD) die Bakterientiter im TK höher und • BacTx-Assay (Immunogenetics, damit der Fehler bei der Probennahme Boston, MA, USA): qualitative Das Testprinzip des Pan Genera geringer ist. Von der methodischen colorimetrische Detektion von Detection Assays beruht auf der und technologischen Herangehens- bakteriellen Zellwandbestandtei- Immunopräzipitation von bakteriellen weise unterscheiden sich diese Stra- len (Peptidoglycan) Zellwandbestandteilen LTA) tegien hingegen teilweise erheblich. Jede dieser Strategien hat Vor- und Hierzu zählen u. a.: • molekularbiologische Methoden: Kombination chromatographischen bzw. mit einer Auftrennung Nachteile, die im Folgenden kurz (lateral-flow immunoprecipitation) (26). beleuchtet werden sollen. Die Vorteile dieses Testes bestehen 16S bzw. 23S rDNA-Real-time PCR für den Direktnachweis bak- in (LPS darin, dass er leicht und mit einem Real-Time PCR Minimum an Laborequipment durch- terieller DNA in TKs führbar ist und somit einem Bedside- • Lateral-Flow-Immunopräzipitation In zahlreichen Publikationen wurde oder Point-of-Issue Test am nächsten (Pan Genera Detection Assay, über die Entwicklung und Anwen- kommt. Demgegenüber stehen eine dung der 16S- bzw. 23S rDNA Real- vergleichsweise geringe Sensitivität time PCR zur Detektion von bakteriell von 103 – 104 CFU/ml für Gram-posi- kontaminierten TK mit einer analy- tive und 103 – 105 CFU/ml für Gram- tischen Sensitivität im Bereich von negative Stämme (27). Bei einigen 5 – 50 CFU/ml berichtet (24, 25). Gram-negativen Neben einem vergleichsweise hohen sogar eine LOD (limit of detection) apparativen diese von mehr als 10 6 CFU/ml beobachtet Methode relativ kostenintensiv und (26). Weitere Nachteile sind die erfordert speziell geschultes Perso- hohen Kosten, eine hohe Rate an nal. Ferner stellt diese Form des bak- falsch-positiven Resultaten, wodurch teriellen Nachweises extrem hohe es zu einem unnötig hohen Verwurf Anforderungen an die Reinheit der an TK-Produkten kommt sowie die verwendeten Reagenzien. Insbeson- (noch) notwendige subjektive und dere sind hier die in der PCR zum daher fehleranfällige visuelle Ergebnis- Einsatz kommenden Polymerasen zu interpretation. Anforderungen an einen Screeningtest für Bakterien in Blutprodukten • Schnell und leicht durchführbar • Verlässlich und einfach interpretierbar • Nachweis klinisch relevanter Pathogene • Geringe Probenmenge • Hohe Sensitivität und Spezifität • Akzeptable Kosten • (Anbindung an EDV-System) Aufwand ist Bakterien wurde nennen. Da diese Enzyme rekom- 32 Verax Biomedical Inc., Worcester, binant mithilfe von Bakterien herge- Durchflusszytometrische MA, USA): Detektion von bak- stellt werden, sind diese oft nicht frei Methoden teriellen von bakterieller genomischer DNA, Zellwandbestandteilen (Lipopolysaccharide (LPS) bzw. wodurch Lipoteichonsäure (LTA)) Resultaten kommen kann (24). es zu falsch-positiven Die Markierung potentiell im TK vorhandener Bakterien mit fluoreszie- 24 2015 Abbildung 6 Ergebnisdarstellung BactiFlow-Analyse: DotBlot bzw. Histogramm renden Farbstoffen und der anschlie- Der Farbstoff passiert passiv die Zell- Versorgung, da die Untersuchungen ßenden Detektion und Quantifizie- membran der Bakterien und wird während der Nachtstunden erfolgen rung im Durchflusszytometer stellt durch die enzymatische Aktivität und der Bedarf an TK-Produkten in eine weitere alternative Möglichkeit intrazellulärer Esterasen gespalten. diesem Zeitraum im Allgemeinen dar. Eine von Sireis et al. evaluierte Durch diese Modifikation kann der sehr gering ist. Außerdem ist der in-house-Methode nutzt hierfür die nun fluoreszierende Farbstoff die Zeitbedarf für die Durchführung der Markierung von Thrombozyten mit- Bakterienzelle nicht mehr verlassen Untersuchungen mit ca. 2,5 bis 3 h hilfe PE-markierter anti-CD61 Anti- und daher mittels Durchflusszytome- sehr kurz. körper (BD Bioscience) (23). Bakte- trie detektiert werden. Die analy- rien werden hingegen mit dem Farb- tische Sensitivität dieses Testes wird Wie in einer kürzlich publizierten stoff angefärbt. mit 150 – 500 CFU/ml angegeben Studie des DRK-BSD West gezeigt Aufgrund der Emission unterschied- (28). Diese Technologie wird derzeit werden konnte, kann dieses System licher Lichtwellenlängen können so auch im DRK-Blutspendedienst West maßgeblich zu einer Verbesserung Thrombozyten im zur Untersuchung von TK-Proben an- der Sicherheit von TK-Produkten bei- Durchflusszytometer unterschieden gewandt, die am Ende des 3. Tages tragen. Von 34.631 getesteten Pro- und quantifiziert werden. Im Jahr der Haltbarkeit gezogen werden. Die dukten während des Studienzeit- 2009 wurde von Dreier et al. ein wei- Verwendung von TK-Präparaten, die raumes von 25 Monaten konnten ins- teres auf der Durchflusszytometrie mit dieser Methode getestet und für gesamt 12 bestätigt mit Bakterien basierendes System vorgestellt, dass unbedenklich befunden wurden, darf kontaminierte TK-Produkte identifi- ursprünglich für die mikrobiologische mit Genehmigung des Paul-Ehrlich- ziert und aus dem Verkehr gezogen Überwachung Instituts, von 4 auf die ursprünglichen werden. Die hierbei identifizierten 5 Tage verlängert werden. Keime waren S. epidermidis (4x), Thiazol Orange von von Bakterien Lebensmitteln entwickelt wurde. S. dysgalactiae ssp. equisimilis (1x), Dieser als BactiFlow bezeichnete Obwohl sich die betroffenen Präpa- S. aureus (2x) und B. cereus (5x) Assay basiert auf der Zugabe eines rate während des Analysenzeitraums (29). Insbesondere B. cereus ist dafür zunächst nicht-fluoreszierenden Flu- in Quarantäne befinden, ergibt sich bekannt orochromes zu einer Probe des TK. keine spürbare Einschränkung der niken widerstehen zu können (30). Pathogenreduktionstech- 33 BacTX Der BacTx-Assay ist eine qualitative, auf colorimetrischer Detektion von Peptidoglykan (Bestandteil bakterieller Zellwände) basierende Schnellmethode zur qualitativen Detektion von Bakterien. Die Sensitivität dieser Methode wurde mit etwa 104 CFU/ml und einem Time-to-Result von etwa einer Stunde (31) beschrieben. Im Jahr 2012 wurde dieser Test durch Abbildung 7 die FDA (Food and Drug Administra- Ergebnisdarstellung BactiFlow-Analyse in absoluten Counts/ml mit positiven (rot) und negativen (grün) Resultaten tion) in den USA zugelassen. Heaton et al. haben in einer kürzlich veröffentlichten Studie gezeigt, dass die- barkeit beobachtet wurden, haben einen Kompromiss darstellen kann. ses System prinzipiell für die Anwen- dazu geführt, dass das Paul-Ehrlich- Ein besonders kritischer und nach wie dung kurz vor der Transfusion geeig- Institut die Haltbarkeit dieser Pro- vor kontrovers diskutierter Punkt, der net ist (32). dukte auf vier Tage (4 x 24 h, gerech- für alle Screening-Methoden glei- net ab Mitternacht des Entnahme- chermaßen gilt, ist der optimale Zeit- tages) reduziert hat. punkt für die Probenziehung. Eine Bewertung und Zusammenfassung 34 frühe Probenziehung (Tag 1–2) erhöht Eine Verkürzung der Haltbarkeit der das Risiko eines Probennahmefeh- In den vergangenen Jahren wurde Präparate stellt auf der anderen Seite lers bedingt durch die sehr geringe eine Vielzahl von Methoden und Stra- für Blutspendedienste immer eine Konzentration an Bakterien im Pro- tegien entwickelt, die zu einer deut- Herausforderung für die Sicherstel- dukt zu Beginn der Lagerung. lichen Reduktion von bakteriellen lung der Versorgung mit diesen Pro- Kontaminationen von TK-Präparaten dukten dar, insbesondere während Eine Beprobung zu einem späteren geführt haben. Trotz all dieser Bemü- der Ferienzeit und/oder während der Zeitpunkt birgt hingegen das Risiko, hungen stellen bakterielle Kontami- Feiertage. Um dieser Herausforde- das zuvor einige kontaminierte Pro- nationen von TKs nach wie vor ein rung begegnen zu können und zu- dukte ohne Testung transfundiert großes Risiko in der Transfusionsme- sätzlich die Sicherheit zu erhöhen, wurden und somit eine bakterielle dizin dar. Die Beobachtung, dass sind Screening-Methoden mit bei Kontamination tödliche Septikämien in Zusammen- negativem Ergebnis einhergehender Insbesondere bei schnell wachsen- hang in Verlängerung der maximalen TK- den Keimen kann dies beim Empfän- Deutschland nahezu ausschließlich Haltbarkeit um einen Tag, ein adä- ger eine mitunter schwerwiegende mit Präparaten am Ende ihrer Halt- quates Mittel, das aber immer nur oder mit TK-Transfusionen fatale unentdeckt bleibt. Transfusionsreaktion/ 24 2015 Sepsis zur Folge haben. Weitere an- arbeit mit dem DRK-Blutspendedienst sierten Labor gut zu realisieren ist, gedachte Strategien umfassen ein West entnommen werden (33). konnte in einer kürzlich erschienenen Screening an Tag 2 und 4, wodurch Publikation für das BactiFlow-System möglicherweise das diagnostische Der Einsatz von Kulturautomaten im gezeigt werden (29). Auch die Akzep- Fenster für schnell wachsende Bak- Rahmen der Qualitätskontrolle von tanz dieses Systems sowie von Real- terien verkürzt und die Wahrschein- TK wird nach wie vor als ein Meilen- time PCR-Methoden durch das Paul- lichkeit für die Detektion von langsam stein angesehen. Auch im Rahmen Ehrlich-Institut, die nach negativer wachsenden Bakterien erhöht wird. des Screenings lassen sich Kultivie- Testung der TK-Präparate eine Ver- Neben den daraus resultierenden rungsmethoden leicht in die Zeit- längerung der Haltbarkeit auf 5 Tage logistischen Herausforderungen, allein schiene und logistischen Abläufe von zulässt, zeigt die Eignung dieser durch die Anzahl der zu testenden Blutbanken integrieren. Da sie aber Methoden für ein Routinescreening Präparate an Tag 2, würden an Tag 1 überwiegend nach dem negative- auf bakterielle Kontaminationen von und 2 transfundierte kontaminierte to-date Konzept eingesetzt werden, TK-Präparaten. Zur weiteren Erhöhung TK nach wie vor unentdeckt bleiben. erfolgt dies im Allgemeinen in einer des Qualitätsstandards sowie zur Noch stringentere Teststrategien, wie Kombination mit einer frühen Pro- kontinuierlichen Überprüfung der ein- bennahme. Hierbei nimmt man zum gesetzten Schnellmethoden ist seit einen zwangsläufig ein höheres Risiko kurzem auch eine externe Qualitäts- für einen Probennahmefehler in Kauf sicherung im Rahmen von Ringver- und zum anderen eine mitunter lange suchen etabliert worden (27). Zeit für ein Signal, da alle Kultivierungs- oder Inkubationsmethoden auf Abschließend lässt sich feststellen, bakterielles Wachstum angewiesen dass das Screening auf bakterielle sind. Kontaminationen von TKs zum einen einen deutlichen Beitrag zur Erhö- Schnellmethoden liefern hier deut- hung der Sicherheit dieser Produkte lich früher ein Resultat und werden liefert und zum anderen, durch Ver- daher im Allgemeinen mit einer längerung der Haltbarkeit um einen späten kombiniert, weiteren Tag, die Versorgungssicher- z. B. eine tägliche Testung, würden wodurch das Risiko eines Proben- heit für Patienten mit diesen Präpa- zum einen die logistischen Heraus- nahmefehlers nicht auszuschließen raten, insbesondere während der forderungen weiter erhöhen und zum ist aber zumindest deutlich reduziert Ferienzeit und an den Wochenenden, anderen neben einem signifikanten werden kann. Anfängliche Bedenken verbessert. Verlust an Produktvolumen auch die bezüglich der Integration in den Gefahr einer Sekundärkontamination Arbeitsablauf und die Logistik von Blut- weiter erhöhen. Eine umfassende Dar- banken konnten weitestgehend aus- stellung dieser Problematik kann einem geräumt werden. Dass eine Integration Artikel von Vollmer et al. in Zusammen- auch in einem großen, zentrali- Abbildung 8 Probenvorbereitung für Messung im BactiFlow-System Probennahme Die Literaturhinweise finden Sie im Internet zum Download unter: www.drk-haemotherapie.de 35 Qualitätskontrollen bei der MAT Leserfrage: Vor kurzem haben wir vom Herstel- 2.8.1.7 Qualitätskontrollen Mir erschließt sich die Anwen- ler unseres MAT-Gerätes folgende Bei Eigenblut sind bezüglich der Ery- dung des Abschnitts 2.8.1.7 der Mitteilung erhalten: throzytenzahl und des Hämatokrits RiliBÄK auf die MAT nicht. Dieser ist bzw. Hämoglobingehalts durch die nämlich ein „Unterabschnitt“ des kurzen Absatzes 2.8.1 „Präoperative Ent- “Qualitätskontrolle in der maschi- Spendeintervalle andere Grenzwerte möglich als bei homolo- nahme gen Produkten (Fertigarzneimitteln). Eigenblutbestandteilen“ und kann Die Bundesärztekammer hat 2010 Alle Eigenblutpräparationen sind einer sich nur auf vor der Operation ent- die „Richtlinien zur Gewinnung von visuellen Kontrolle (z. B. Unversehrt- nommenes Eigenblut beziehen, Blut und Blutbestandteilen und zur heit, Hämolyse, Anzeichen für mikro- aber nicht auf die intraoperative Anwendung Blutprodukten bielle Kontamination) zu unterziehen. MAT. Diese wird unter 2.8.3 der (Hämotherapie)“ veröffentlicht. Der Weiter gehende Qualitätskontrollen Richtlinien behandelt – ohne Nen- folgende Abschnitt beschreibt die müssen regelmäßig an wenigstens nung von erforderlichen Qualitäts- Qualitätskontrollen, die im Rahmen 1 % aller hergestellten Blutprodukte, kontrollen. Die Ermittlung einer Hä- der mindestens jedoch an 4 Blutkompo- molyserate, die als Qualitätskon- nenten pro Monat durchgeführt wer- trolle der Lagerung von prä-operativ den. Zu untersuchende Parameter entnommenen Eigenblutkonserven sind Erythrozytenkonzentrate sinnvoll ist, macht bei der MAT, wo bzw. Vollblut die Hämolyserate (< 0,8 zeitnah (innerhalb von 6 Stunden) %), für alle Arten von Komponenten retransfundiert wird, meines Erach- die Sterilität. Nicht benötigte Blutpro- tens keinen Sinn. Und genauso dukte am Ende ihrer Laufzeit eignen wenig Sinn macht es aus meiner sich hierfür besonders, da somit Sicht, bei einem unter 6 Stunden auch eine Aussage über die Qualität verwendeten Einmalset mit ge- der Lagerungsbedingungen möglich schlossenem System die Sterilität zu ist.“ untersuchen. Wie sehen Sie das? ich gebe Ihnen völlig recht. Die Aus- Entnahme von Eigenblut („präopera- Dr. med. Detlev Nagl führungen unter 2.8.1.7 der Hämo- tive Eigenblutspende“) und können Blutspendedienst des Bayerischen Roten therapie-Richtlinien nicht (sinnvoll) auf die MAT angewen- Kreuzes gemeinnützige GmbH det werden. Institut für Transfusionsmedizin Augsburg nellen Autotransfusion von maschinellen Autotransfusion durchzuführen sind. für von Eigenblut oder Antwort: Lieber Kollege, beziehen sich ausschließlich auf die präoperative 36 Kann es zu einer „Auto-Immunhämolyse“ in Verbindung mit Lewis-Merkmalen kommen? 24 2015 Leserfrage: Sehr geehrte Damen und Herren, gruppe, da das Lewismerkmal nicht Wie sieht es aus, wenn Empfänger ich bin externer Qualitätsbeauf- direkt auf dem Erythrozyten expri- wärmereaktive Alloantikörper gegen tragter für Hämotherapie für zwei miert wird, sondern u. a. auf der Lewismerkmale (selten) besitzt und Krankenhäuser. Als QBH bin ich Erythrozytenmembran mit FFP eines Lewisantigenpositiven auch an externen Schulungen von gebunden wird. nachträglich Spenders versorgt wird? Kann es neu eingestellten Ärzten beteiligt. dann zu einer "Auto-Immunhämolyse" Beim Erklären der Grundregeln So ist es durchaus möglich, dass der Immunhämatologie gibt es ther. Einzelplasmaspender (FFP), die immer wieder einige Rückfragen. Lewisantigene (nicht irreg. Lewis- ähnlich dem Pathomechanismus der PTP kommen? Antikörper!) ins Blutplasma sezernieWie Sie sicher besser wissen als ren, ihre Lewismerkmale auf die ich, handelt es sich bei der Lewis- Erythrozyten des Empfängers "trans- "Blutgruppe" um keine echte Blut- plantieren". Antwort: In Abhängigkeit von den genetischen Die Lewis-Merkmale auf der Erythro- weisbar sind. Verschiebt sich das Anlagen, der daraus u. a. resul- zytenmembran entstehen – wie Sie Verhältnis, kann sich die Reaktions- tierenden verschiedener richtigerweise in Ihrer Fragestellung stärke der auf Erythrozyten nach- Glykosyltransferasen und des ABH- schon ausgeführt haben – nicht weisbaren Lewis-Antigene z. B. deut- Sekretor-Status findet sich in der mit- durch Erythrozyten lich vermindern (bis hin zur Negativi- teleuropäischen Bevölkerung häufig selbst, sondern durch Integration der tät). So wurden einem Le(a)-positiven der Phänotyp Le(a-b+) – seltener er- im Plasma vorhandenen antigenen Patienten Plasmen von Spendern der geben sich die Typen Le(a+b-) und Glykolipide in die Membran. Dies ge- Blutgruppe Le(a-b-) transfundiert mit Le(a-b-). Der Phänotyp Le(a+b+) schieht langsam und ist stabil; ein der Folge, dass das Le(a)-Merkmal stellt bei uns eine Rarität dar, ist je- Entfernen der Lewis-Antigene durch auf den Patientenerythrozyten in der doch in anderen Bevölkerungsgrup- Waschprozeduren in-vitro ist nicht routinemäßig durchgeführten Phäno- pen deutlich häufiger anzutreffen. Die möglich. typisierung nicht mehr nachweisbar Aktivität Synthese in Antigene (Oligosaccharide, konju- war. Dies ist umkehrbar, sobald wie- giert an Proteinen und Lipiden) sind Wichtig zur Beantwortung Ihrer Frage der ausreichend lösliche Antigene im in vielen Körperflüssigkeiten gelöst ist die Tatsache, dass i. d. R. mehr lös- Plasma vorhanden sind. Insoweit ist vorhanden – u.a. auch frei im Plasma liche als an Erythrozyten gebundene Ihre Überlegung richtig, dass auch als Glykoproteine und Glykolipide. Lewis-Blutgruppenantigene Le(a)-positives Plasma zu einer Ver- nach- 37 änderung der Antigenität der erythro- Antigenen mit der Folge einer Neutra- schließende Bewertung steht – nach zytären Le(a)-negativer lisation von Antikörpern und/oder derzeitigem Kenntnisstand – noch Empfänger führen kann (unter der Antigenen (in Abhängigkeit von den aus. Voraussetzung, dass kein Anti-Le(a) jeweils vorhandenen Mengen). In der im Patientenplasma vorhanden ist). serologischen Labordiagnostik wird Dr. med. Burkhard Just die durch diesen Mechanismus er- DRK-Blutspendedienst West Nun zur Frage, wie es sich verhält, zielbare Inhibition von Antikörpern – gemeinnützige GmbH wenn im Patientenplasma bereits nicht nur bei den Lewis-Merkmalen – Zentrum für Transfusionsmedizin Hagen Antikörper nachgewiesen werden. wirksam eingesetzt. Auch im Rahmen Feithstraße 184 Vorab möchte ich Ihre Aussage der Transfusion hat man sich früher in 58097 Hagen unterstreichen, dass die Antikörper Einzelfällen der Neutralisation von gegen Lewis-Merkmale nur sehr sel- Lewis-Antikörpern ten klinisch relevant sind (oftmals gung Lewis-Substanz haltiger Präpa- stellen sie allerdings einen Störfaktor rate bedient und erfolgreich und in der serologischen Diagnostik dar). ohne erkennbare Nebenwirkungen Membran durch Übertra- Lewis-inkompatible ErythrozytenkonDie Antikörper dürften in der klini- zentrate übertragen. schen Routine nur dann bedeutsam sein, wenn sie bei Körpertemperatur Ihre Frage möchte ich zusam- reaktiv sind (könnte im Einzelfall für menfassend wie folgt beant- ein hämolysierendes Anti-Le(a) gel- worten: ten). Ein Morbus haemolyticus neonatorum durch die Antikörper gegen Ich halte es für extrem unwahrschein- Lewis-Antigene ist nicht zu erwarten, lich, dass sich bei Patienten mit da die fetalen/neonatalen Erythro- einem wärmereaktiven, starken Anti- zyten üblicherweise diese Antigene Le(a) und Gabe von Le(a)-positiven noch nicht tragen (evtl. Nachweis von Plasmen eine „Auto-Immunhämolyse“ Spuren bei Einsatz sensitiverer Me- entwickelt. Vielmehr würden die vor- thoden als die übliche Agglutinati- handenen Antikörper durch die im onstechnik). transfundierten Plasma gelösten Antigene neutralisiert und stünden für 38 Was geschieht nun bei der Übertra- eine Integration in die erythrozytäre gung von Le(a)-positiven Plasmen Membran nicht mehr zur Verfügung. auf einen Le(a)-negativen Patienten, Unklar ist die klinische Bedeutung bei dem ein Anti-Le(a) nachgewiesen der entstehenden Immunkomplexe. wurde. Die Antikörper verbinden sich Auch in anderen Zusammenhängen typischerweise mit den löslichen hat sich diese Frage gestellt, eine ab- Selbstinspektion in der Hämotherapie Fortsetzung der Diskussion um die Leseranfrage aus Heft 23/2014: In der Leseranfrage zu o. g. Thema geben. Herr Dr. Nagl vom Institut für Hierzu eine Betrachtung, wie sie in aus Heft 23/2014 wurde berech- Transfusionsmedizin Augsburg des den tigterweise der Hinweis auf die un- Blutspendedienstes des Bayerischen und Westfalen-Lippe in Nordrhein- klare begriffliche Trennung von Roten Kreuzes hatte dieses Thema Westfalen praktiziert wird: Selbstinspektion einerseits und bewusst der Leserschaft und auch Internem Audit andererseits ge- der Redaktion zur Diskussion gestellt. § 135a SGB V verpflichtet die Einrich- bei dem der Auditor Mitarbeiter der Diese Trennung zwischen Selbstin- tungen der Krankenversorgung in Organisation ist, in der das Audit durch- spektion und Internem Audit (wäre Abs. (2) Aufzählungspunkt 2 „ein- geführt wird. In diesem Sinne wäre der Auditor nicht Mitarbeiter der audi- richtungsintern ein Qualitätsmanage- also Internes Audit mit Selbstinspek- tierten Einrichtung, wäre es ein Exter- ment einzuführen und weiterzuentwi- tion gleichzusetzen. Die Überwachung nes Audit) findet ihre Entsprechung ckeln“. Dieser Forderung wird durch des Qualitätssicherungssystems der auch in der Arzneimittelüberwachung. Abschn. 1.4.4 der Hämotherapie- Anwendung von Blutprodukten durch Auch hier sind pharmazeutische Un- Richtlinien Rechnung getragen. Hierin den Qualitätsbeauftragten ist in den ternehmer, heißt es, dass die Funktionsfähigkeit Hämotherapie-Richtlinien jedoch in Blutspendedienste, gehalten, regel- des QM-Systems „durch regelmä- einem anderen Kapitel beschrieben, mäßige Selbstinspektionen in allen ßigen Soll-/Ist-Abgleich im Rahmen nämlich in Kap. 1.6, in dem es gleich Funktionsbereichen durchzuführen. von Selbstinspektionen“ sicherzu- zu Beginn heißt: „Der Ärzteschaft ob- Andererseits unterliegen sie aber auch stellen ist. Hierzu ist ein funktions- liegt die Überwachung des Qualitäts- der externen Überwachung nach fähiges Selbstinspektionsprogramm sicherungssystems der Anwendung § 64 Arzneimittelgesetz. Auch in letz- schriftlich festzulegen. In Abschnitt 4 von Blutprodukten“. Hier wird somit terem Falle gehört es zum Umfang der Richtlinien heißt es weiter: „Die die Überwachung an eine nächsthö- der Überprüfung durch die Audito- Selbstinspektionen müssen durch- here Instanz, hier an die Ärzteschaft ren, ob die überwachte Einrichtung in geführt und festgestellte Mängel übertragen. Zwar ist auch hier der regelmäßigen Abständen Selbstin- dokumentiert und behoben werden.“ Auditor im Sinne der Definition eines spektionen durchgeführt hat. Kammerbereichen beispielhaft 24 2015 Nordrhein auch die Internen Audits selbst Mitarbeiter der Etwas im Vagen bleibt nun, ob unter auditierten Einrichtung (mutmaßlich Diese dem Begriff „Selbstinspektion“ das jedenfalls in den meisten Fällen), in auch sinnvoll. Denn kein second- gleiche aufzufassen ist wie unter „In- seiner Funktion jedoch Vertreter „der oder third-Party-Auditor wird jemals ternes Audit“, wie es unter Abschn. Ärzteschaft“ und nicht der über- sämtliche Prozessschritte in allen 8.2.2 der DIN EN ISO 9001:2008 de- wachten Einrichtung selbst (womit es Funktionsbereichen anlässlich eines finiert wird. Generell versteht man sich mithin um einen anderen Vorgang jährlichen oder gar zweijährlichen unter einem Internen Audit ein solches, als um eine Selbstinspektion handelt). Audits überwachen bzw. überprüfen Unterscheidung erscheint 39 können. Diese Lücke zu schließen ist nach Abschn. 1.6 der Hämotherapie- zugänglich, werden regelmäßig Ein- Ziel der Selbstinspektion. Übertragen Richtlinien zu unterscheiden. weisungs- und Auffrischungsschu- auf die Verhältnisse in einer Einrichtung der Krankenversorgung würde lungen durchgeführt, wann und durch Von der Theorie zur Praxis: dies sinnvollerweise bedeuten, dass holt Blutkonserven ab, wo werden in jeder transfundierenden Fachab- In der Transfusionskommission sollte die Präparate auf der Station gela- teilung die jeweils benannte transfusi- ein Selbstinspektionsprogramm dis- gert, wie und wie lange?); Erfolgt die onsbeauftragte Person in regelmä- kutiert und festgelegt werden, in dem lückenlose Dokumentation der Gabe ßigen Abständen (idealerweise 1x Umfang, Kriterien, Frequenz und von Blutkomponenten in der eigenen pro Jahr) eine Selbstinspektion in der Methoden sowie die Festlegung von Fachabteilung nach Maßgabe von eigenen Fachabteilung durchführt. Zuständigkeiten und die Durchfüh- Abschnitt 4.3.10 der Hämotherapie- Während bzw. rung der Dokumentation beschrieben Richtlinien (Zeitpunkt der Entgegen- Audits durch Dritte hauptsächlich der werden. Je nach Größe der Einrich- nahme auf der Station, Aufklärung überprüfende Charakter im Vorder- tung kann es sinnvoll sein, Selbstin- und Einwilligung, Indikation und The- grund steht, hat die Selbstinspektion spektionen rapiekontrolle, Durchführung AB0- zum Ziel, die Qualitätslage von inter- durch den Transfusionsbeauftragten Identitätstest, nen Prozessen und Systemen zu über den Transfusionsverantwort- komplett ausgefülltes Transfusions- bewerten und zu verbessern. Inso- lichen zu veranlassen. Hierzu kann protokoll fern bietet es sich an, die Selbstin- beispielhaft ein standardisierter, auf schein?). spektionen abteilungsbezogen durch- die Verhältnisse der jeweiligen Ein- zuführen. Hierbei verschafft sich die richtung oder Fachabteilung zie- Eine solche, auf die Kernprozesse (durchführungsverantwortliche!) trans- lender Fragebogen mit Fristsetzung beschränkte Selbstinspektion kann fusionsbeauftragte Person einen ori- zur Rückgabe an den Transfusions- in standardisierter Form durchgeführt entierenden Überblick über die Trag- verantwortlichen ausgegeben wer- werden und erfordert so kaum mehr fähigkeit abteilungsinterner Abläufe den. Die Bewertung der Ergebnisse Zeitaufwand als vielleicht 30-60 min / und Prozesse (welche sich in einem des Fragebogens kann dann ge- Jahr. Die Standardisierung und wie- Hause durchaus von Abteilung zu meinsam durch die transfusionsver- derholte Durchführung erhöhen die Abteilung unterscheiden können). antwortliche mit der jeweiligen trans- Aufmerksamkeit für das Thema auch fusionsbeauftragten Person erfolgen. und vor allem auf Seiten des Perso- Bei der Festlegung der zu inspizie- nals, welches nicht täglich mit den renden Prozesse sollte natürlich das Prozessen beschäftigt ist. bei Inspektionen Fazit: 40 wen?); Transport und Lagerung (wer der Fachabteilungen bzw. Blutgruppenbefund, Konservenbegleit- Selbstinspektionen (Internes Audit) Augenmerk auf Praktikabilität und nach Abschn. 1.4.4 und Abschnitt 4 Zeitaufwand, vor allem mit Blick auf der Hämotherapie-Richtlinien sind die Compliance des beteiligten Per- zwingend von der Überwachung des sonals Schwer- Die Trennung von Selbstinspektion QS-Systems der Anwendung von punktthemen können und sollten (durch den Transfusionsbeauftragten) Blutprodukten durch die Ärzteschaft sein: Schulung (sind Handreichungen und das Interne Audit (durch den gelegt werden. Zusammenfassung: 24 2015 Qualitätsbeauftragten gemeinsam mit Selbstinspektion als Instrument zu Dr. med. Robert Deitenbeck dem Transfusionsverantwortlichen) verstehen, welches den Qualitätsbe- DRK-Blutspendedienst West gGmbH ist neben anderen in den Kammerbe- auftragten bei der Erfüllung seiner Zentrum für Transfusionsmedizin Hagen reichen Nordrhein und Westfalen- Überwachungs- und Dokumentati- Lippe etabliert und hat sich mittler- onspflichten den lokalen Ärztekam- weile bewährt. In diesem Sinne ist die mern gegenüber unterstützen kann. Die Buchbesprechung Prof. Dr. Günter Singbartl, Dr. Gabriele Walther-Wenke Transfusionspraxis – 2. Auflage SpringerMedizin Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2003, 2014 ISBN 978-3-642-55428-5 Preis 44,99 € ISBN 978-3-642-55428-5 (eBook) Preis 34,99 € Gut 10 Jahre nach der ersten Auflage des Buches „Transfusionspraxis“ haben die beiden Herausgeber, Herr Professor Dr. Günther Singbartl und Frau Dr. Gabriele Walther-Wenke, die zweite Auflage ihres Buches veröffentlicht. Wie schon in der ersten Auflage wendet sich auch dieses Buch wieder direkt an den am Patienten tätigen 41 Arzt und vermittelt ihm grundlie- den Verantwortungsträgern im Trans- tragen hier eher zur eigenständigen gende klinisch-transfusionsmedizi- fusionswesen eine strukturierte und Lesbarkeit der einzelnen Kapitel bei. nische Kenntnisse. Zusätzlich zu den klare Darstellung ihrer Verantwortungs- Das Buch stellt für den in der Klinik Autoren der ersten Ausgabe konnten bereiche und Aufgaben vermittelt. neu anfangenden Kollegen eine gute weitere Autoren gewonnen werden. Auf wenigen Seiten können sich hier Einarbeitung dar, ist aber auch für Dem Anspruch des Titels „Transfusi- Transfusionsverantwortliche, Trans- erfahrene Anwender von Blutkompo- onspraxis“ wird es auch in dieser fusionsbeauftragte und Qualitätsbe- nenten Ausgabe durchwegs gerecht, da es auftragte informieren. Wesentliche Inhalte werden in kurzen die Autoren, die allesamt klinisch- gutes Repetitorium. Merksätzen prägnant dargestellt, so praktisch tätig sind, hervorragend Erfreulich viel Raum wird der auto- dass dieses Buch durchaus auch für verstanden haben, in komprimierter logen Hämotherapie (G. Singbartl, Studierende der Medizin empfohlen Art und Weise die klinisch-relevanten Th. Gierth, J. Biscoping und K. Sing- werden kann. Sachverhalte darzustellen. Dies ge- bartl) gewidmet, die in den letzten schieht in knappen eigenständigen Jahren in Form der präoperativen Dieses an der klinischen Praxis Kapiteln, die sich den klinisch-rele- autologen Eigenblutspende vor dem orientierte Buch vermittelt auch dem vanten Themen der Blutkomponen- Hintergrund der derzeitigen hohen „Nicht-Transfusionsmediziner“ ten, der Blutgruppenserologie und Sicherheit Blutkomponenten diertes Wissen und stellt eine rasch den unerwünschten Transfusionswir- massiv an Bedeutung verloren zu ha- verfügbare Informationsquelle dar, kungen (G. Walther-Wenke), der peri- ben scheint. Betrachtet man jedoch die in der klinischen Orientierung und operativen Behandlung bei Hämo- den dazugehörigen Komplex der Anwendbarkeit ihresgleichen sucht. stasestörungen (B. Kemkes-Matthes maschinellen Autotransfusion, der und K. Heidinger), dem Transfusions- bereits heute ein Transfusionsvolumen Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeiler management bei Notfall- und Mas- erreicht hat, das deutlich über dem DRK-Blutspendedienst West sivtransfusionen (E. Strasser und jemals von der präoperativen Eigen- gemeinnützige GmbH H. Lier), der perioperativen Hämothe- blutspende Zentrum Breitscheid rapie bei Neugeborenen und Kindern erkennt man, dass dieses Thema Linneper Weg 1 (J. Strauß), der Planung eines indivi- auch heute noch durchaus relevant 40885 Ratingen duellen perioperativen Transfusions- ist und vor dem Hintergrund „neuer“ konzeptes (G. Dietrich und G. Sing- Infektionen auch durchaus wieder bartl) und der Problematik der Blut- mehr Relevanz gewinnen kann. Es ist transfusion Jehovas daher sinnvoll, auch dieses Thema (G. Singbartl) widmen. Der rechts- nicht in der Vergessenheit verschwin- konformen Organisation und Durch- den zu lassen. bei Zeugen von erreichten liegt, so führung hämotherapeutischer Maß- 42 ein nahmen (G. Walther- Wenke und E. Die einzelnen Kapitel sind in sich K. Petershofen) wird ein eigenes geschlossen und gut lesbar. Redun- Kapitel gewidmet, das insbesondere danzen halten sich in Grenzen und fun- Die Autoren Dr. med. Jens Blechschmidt studierte Humanmedizin und promovierte an der Philipps-Universität in Marburg. Nach dem Studium arbeitete er im Regionalspital Thun (CH) und an den Kreiskliniken Reutlingen, wo er seinen Facharzt für Anästhesiologie machte. Im Anschluss an ein berufsbegleitendes Studium zum MHBA (Master of Health Business Administration) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wechselte er als Oberarzt an die HELIOS Klinik in Leetzen. Seit 2012 ist er nun als Oberarzt und Transfusionverantwortlicher in den Kreiskliniken Unterallgäu tätig. 24 2015 Dr. med. Thomas Burkhardt ist Facharzt für Transfusionsmedizin und am Institut für Transfusionsmedizin Plauen des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, gemeinnützige GmbH tätig. Nach dem Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena begann er 1990 seine Ausbildung zum Facharzt für Transfusionsmedizin in Plauen. Seit 1999 leitet er dort die Abteilung Blutentnahme und ist als Leiter der Herstellung sowie seit 2005 als Sachkundige Person tätig. DRK-Blutspendedienst Nord-Ost gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Plauen Röntgenstraße 2a 08529 Plauen Dr. med. Robert Deitenbeck ist Facharzt für Transfusionsmedizin mit Zusatzbezeichnung Hämostaseologie. Nach dem Studium absolvierte er seine klinische Zeit an der Chirurgischen Klinik am Kantonalen Spital Walenstadt (SG) in der Schweiz. In den Jahren 19951998 absolvierte er seine transfusionsmedizinische Facharztweiterbildung am Institut für Hämostaseologie und Transfusionsmedizin der Universität Düsseldorf. Seit 1998 ist er im DRK-Blutspendedienst West tätig. Hier war er zunächst bis Ende 2005 als Leiter der Abteilung Entnahme am Standort Ratingen-Breitscheid tätig, bis er Anfang 2006 die ärztliche Leitung des Zentrums für Transfusionsmedizin Hagen übernahm. Der Standort Hagen beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der z. T. überregionalen Versorgung von Patientinnen und Patienten mit seltenen erythrozytären Antigen-/Antikörperkonstellationen und betreibt für diese Zwecke eines von 3 in Deutschland verbliebenen Depots mit kryokonservierten Erythrozytenkonzentraten mit seltenen Blutgruppenmerkmalen. Dr. med. Burkhard Just ist Facharzt für Transfusionsmedizin. Nach labormedizinischer und klinischer Ausbildung in Innerer Medizin und Anästhesiologie (u. a. in Koblenz und Düsseldorf) schloss er die Facharztweiterbildung im Zentrum für Transfusionsmedizin Breitscheid des DRK-Blutspendedienstes West in 1997 ab. Nach Tätigkeit im immunhämatologischen Labor als auch im Herstellungsbereich zellulärer Blutprodukte leitete er das Institut für Virusinaktivierung von Humanplasma. Nach Weiterbildung im Institut für experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin der Universität Bonn mit Erwerb der Zusatzbezeichnung Hämostaseologie leitet er seit Juli 2004 das patientenorientierte immunhämatologische Labor des Zentrums für Transfusionsmedizin Hagen. Neben der immunhämatologischen Diagnostik (auch unter Berücksichtigung seltener Konstellationen / "Rare Donor Program") ist Herr Dr. Just in der Aus- und Fortbildung sowie als externer Funktionsträger in Kliniken (entsprechend der Hämotherapie-Richtlinien) tätig. DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH Zentrum für Transfusionsmedizin Hagen Feithstraße 182 D-58097 Hagen DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH Zentrum für Transfusionsmedizin Hagen Feithstraße 182 58097 Hagen [email protected] Fabienne Dechert ist seit Frühjahr 2013 beim Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes im Bereich Marketing & Kommunikation. Sie betreut unter anderem die sozialen Netzwerke, wie z. B. den Blog www.gegen-gleichgueltigkeit.de sowie die Facebook-Seite www.facebook.com/blutspendebayern. Um der Blutspende ein Gesicht zu geben, werden auf diesen Kanälen die Geschichten von den Menschen erzählt, die dank einer oder mehrerer Blutspenden noch am Leben sind. So bekommt der anonyme Patient ein Gesicht und (potenzielle) Blutspender sollen zur Spende motiviert werden. Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH Hauptverwaltung München Marketing & Kommunikation Herzog-Heinrich-Straße 2 80336 München Dr. Benjamin Müller studierte 2001 – 2006 an der Universität Bielefeld Biochemie auf Diplom. In 2006 schrieb er seine Diplomarbeit bei Prof. Dr. med. Knut Kleesiek am Herzund Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, am Institut für Laboratoriumsund Transfusionsmedizin. Das Thema seiner Diplomarbeit war „Untersuchungen zur Biosyntese der extrazellulären Matrix bei osteogener Differenzierung und zur physiologischen Funktion der humanen Xylosyltransferasen“. 2010 promovierte er zum Dr. rer. nat. bei Prof. Dr. med. Knut Kleesiek am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, Institut für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin. Das Thema seiner Doktorarbeit war: „Identifizierung und funktionelle Analyse der Promotoren der Xylosyltransferasen I und II“. Von 2010 – 2012 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Weiterbildungsassistent zum Klinischen Chemiker im Institut für Klinische Chemie der Medizinischen Hochschule Hannover. Er ist seit 07/2012 stellv. Leiter des NAT-Labors des DRK-Blutspendedienstes West in Hagen und seit 07/2014 Sachkundige Person gemäß §14 AMG. DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH Zentrum für Transfusionsmedizin Hagen Feithstraße 182 58097 Hagen 43 Die Autoren Dr. med. Detlev Nagl Jahrgang 1954, ist Facharzt für Transfusionsmedizin und seit 1983 für den Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BSD/BRK) ärztlich tätig. Seit 1993 leitet der gebürtige Niederbayer das Institut für Transfusionsmedizin Augsburg des BSD/BRK als Chefarzt und arzneimittelrechtlich Verantwortlicher. Außerdem führt er seit einigen Jahren die Abteilung Qualitätsmanagement des BSD/ BRK. Dr. Nagl war Mitarbeiter „der ersten Stunde“ des damals noch ausschließlich auf Bayern beschränkten und allein vom BSD/BRK herausgegebenen Journals „Hämotherapie“, aus dem vor einigen Jahren die vorliegende, von allen deutschen Rot-Kreuz-Blutspendediensten gemeinsam getragene Zeitschrift hervorging. Seitdem fungiert Dr. Nagl zusammen mit Friedrich-Ernst Düppe als verantwortlicher Redakteur des gemeinsamen Magazins. Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Augsburg Westheimer Straße 80 D-86156 Augsburg Ute Wohlfart ist für den BRK-Blutspendedienst als Referentin der Stabsabteilung Qualitätsmanagement und als MTLA im immunhämatologischen Labor des Instituts für Transfusionsmedizin Augsburg tätig. Seit mehreren Jahren betreut sie als BRK-Delegierte das Blutbank-Projekt in Parakou (Benin). Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes gemeinnützige GmbH Institut für Transfusionsmedizin Augsburg Westheimer Str. 80 D-86156 Augsburg Dr. med. Volkmar Schottstedt ist Direktor des Zentrallabors in Hagen des DRK-Blutspendedienstes West. Er ist für die Prüfung der Unbedenklichkeit der im DRK-Blutspendedienst West hergestellten Hämotherapeutika sowie für ihre Qualitätskontrolle verantwortlich. Nach seiner Ausbildung mit Abschluss als Facharzt für Transfusionsmedizin im damaligen Bezirks-Institut für Blutspende und Transfusionswesen in Magdeburg wechselte er 1991 nach Hagen. Er hat bis 1998 in verschiedenen Funktionen im Herstellungs- und Qualitätskontrollbereich des damaligen Instituts Hagen gearbeitet. 1998 wurde er mit dem Aufbau und der Leitung des Zentrallabors für den gesamten Blutspendedienst sowie ab 2003 mit einer kurzen Unterbrechung zusätzlich mit der Leitung des Qualitätskontrolllabors am Standort Bad Kreuznach beauftragt. Maßgeblich war Dr. med. Schottstedt an der Etablierung der PCR in der Transfusionsmedizin in Deutschland beteiligt. Er arbeitet in verschiedenen nationalen Beratungsgremien mit. Sein besonderes Interesse gehört transfusionsassoziierten Infektionen. DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH Zentrallabor Hagen Feithstraße 180-186 D-58097 Hagen Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeiler ist seit 1.8.2013 Ärztlicher Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes West und leitet seit dem 1.1.2007 als Ärztlicher Direktor das Zentrum für Transfusionsmedizin Breitscheid des DRK-Blutspendedienstes West. Nach dem Studium der Humanmedizin an der LMU-München begann er seine klinische Ausbildung in der Inneren Medizin mit dem Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie an der Freien Universität Berlin unter Prof. Dr. Dieter Huhn. Er war gleichzeitig stets auf dem Gebiet der Transfusionsmedizin tätig und promovierte 1989 unter Prof. Dr. R. Eckstein. 1994 wechselte er als Oberarzt an das Institut für Transfusionsmedizin der Universität Marburg, wo er sich unter Prof. Dr. V. Kretschmer im Jahr 2003 habilitierte. T. Zeiler ist Facharzt für Transfusionsmedizin und führt die Zusatzbezeichnung Hämostaseologie. DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH Zentrum für Transfusionsmedizin Breitscheid Linneper Weg 1 D-40885 Ratingen 44 Dr. med. Gabriele Walther-Wenke ist Fachärztin für Transfusionsmedizin und leitet seit 1993 als ärztliche Direktorin das Zentrum für Transfusionsmedizin Münster des DRK-Blutspendedienstes West. Sie war von 2004 bis 2007 Mitglied des Arbeitskreises Blut, leitet dessen Unterarbeitsgruppe „Mikrobiologische Sicherheit von Blutprodukten“ und ist seit 2006 Mitglied des Redaktionskommitees “Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie)“ bei der Bundesärztekammer. DRK-Blutspendedienst West gemeinnützige GmbH Zentrum für Transfusionsmedizin Münster Sperlichstraße 5 D-48151 Münster Leser fragen – Experten antworten! Beiträge zur Transfusionsmedizin Ihre Fragen leitet das Redaktionsteam an die Experten weiter. Veröffentlichte Anfragen werden anonymisiert. Ihre Frage: Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. hämotherapieAbonnement / Adressänderung Beiträge zur Transfusionsmedizin Ich möchte die Zeitschrift „hämotherapie“ abonnieren! Bitte senden Sie zukünftig ein Exemplar kostenlos an die folgende Adresse: Name: Vorname: Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: Fax: Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. Themenvorschläge Beiträge zur Transfusionsmedizin Dieses Thema/diese Themen würde(n) mich interessieren. Bitte berichten Sie darüber!* Der Artikel hat mir sehr gut gefallen, bitte mehr zu diesem Thema! in Ausgabe Platz für Verbesserungsvorschläge! *Bitte haben Sie Verständnis, dass bei der Fülle an Rückmeldungen die geäußerten Wünsche kanalisiert werden müssen! Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. Meine Adresse: Nehmen Sie Kontakt mit uns auf Bitte ausreichend frankieren. Danke! Vorname: Name: Bitte leserlich und in Druckschrift schreiben. Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: Leser fragen – Experten antworten! Antwort DRK-Redaktionsteam Feithstr. 182 58097 Hagen Bitte streichen Sie folgende Adresse aus Ihrem Verteiler: Bitte ausreichend frankieren. Danke! Vorname: Name: Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: und ersetzen Sie diese durch: Vorname: hämotherapieAbonnement / Adressänderung Antwort DRK-Redaktionsteam Name: Straße, Hausnummer: Feithstr. 182 PLZ/Ort: Telefon: 58097 Hagen Meine Adresse: Bitte ausreichend frankieren. Danke! Vorname: Name: Straße, Hausnummer: PLZ/Ort: Telefon: Themenvorschläge Antwort Feithstr. 182 58097 Hagen Bitte abtrennen, ausfüllen und abschicken DRK-Redaktionsteam Abo- und Redaktionsservice Die Zeitschrift „hämotherapie – Beiträge zur Transfusionsmedizin“ ist das Fachmagazin der DRK-Blutspendedienste mit aktuellen Fachbeiträgen rund um die Themen Blut, Blutpräparate und deren Anwendung. Service-Postkarten Nutzen Sie unsere heraustrennbaren Service-Postkarten für Ihre Fragen oder Themenvorschläge an unser Experten-Team, für ein kostenloses Abo der Zeitschrift „hämotherapie“ oder für eine Änderung Ihrer Adresse, an die wir die „hämotherapie“ versenden. Die „hämotherapie“ im Internet Sie finden alle bisher erschienenen Ausgaben der „hämotherapie“ und weitere wichtige Informationen rund um die Fachzeitschrift online unter www.drk-haemotherapie.de Redaktionsservice und räumen Ihnen – je nach Bedarf Senden Sie uns Ihre Fragen mit der alltäglichen Arbeit ergeben, erhalten – in einer der nächsten Ausgaben der Service-Postkarte oder über unser Sie von uns eine Antwort! „hämotherapie“ ausreichend Platz für Leserservice-Formular im Internet: die Beantwortung ein. Vorab erhalten www.drk-haemotherapie.de/leser- Sie persönlich eine schriftliche Ant- service/ Auf die Fragen, die sich in Ihrer Wir legen jede Frage unseren transfusionsmedizinischen Experten vor wort unserer Experten. ISSN 1612-5592 (Ausg. Baden-Württemberg, Hessen) ISSN 1612-5584 (Ausg. Bayern) ISSN 1612-5614 (Ausg. Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) ISSN 1612-5622 (Ausg. Hamburg, Schleswig-Holstein) ISSN 1612-5630 (Ausg. Mecklenburg-Vorpommern) ISSN 1612-5606 (Ausg. Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland) ISSN 1612-5657 (Ausg. Berlin, Brandenburg, Sachsen) Literatur-Recherche der hämotherapie Nutzen Sie das Wissen aus über 200 Fachbeiträgen Die Ausgaben der hämotherapie beinhalten umfassende Informationen rund um das Thema „Transfusionsmedizin“. Online können Sie alle Ausgaben durchsuchen: www.drk-haemotherapie.de Alle Ausgaben auch online als PDF & ebook