Tod im Gartenidyll - Autorenduo Kathrin Hanke und Claudia Kröger
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Tod im Gartenidyll - Autorenduo Kathrin Hanke und Claudia Kröger
24 °Kultur° Tod im Gartenidyll Playlist TOP TEN D ie Playlist fragt nach zehn Musikstücken, die im Leben besondere Bedeutung haben. Heute: Felix Meyer, Singer/ Songwriter. Meyer (Foto: a/boldt) tritt heute, Sonnabend, 20 Uhr auf Bleckedes Schlosshof auf. 1. „Amsterdam“ von Jaques Brel: Eines der berühmtesten Lieder von einem der größten Chansoniers – und es gibt keine Studioversion. Dafür einen kämpfenden und schwitzenden Berserker, der mit einem Orchester diese geschliffen schönen, unfassbar intensiven Verse in die Welt spuckt. 2. „Crazy Mary“ von Pearl Jam: Der Klang einer 90er-Jahre-Jugend, als Geschichte ein Road-Movie im Fünf-Minuten-Format. Das traf damals ganz hervorragend unsere Vorstellung vom Leben. 3. „1983“ von Sophie Hunger: Was für eine Wolke aus Sound und was für eine durch und durch authentische Kunstfigur diese Frau geworden und geblieben ist. Gute Fragen stellen kann sie obendrein: „Was hat es gekostet, immer besser zu leben?“ 4. „Seminatore di grano“ von Gianmaria Testa: Zutiefst antielitäres Liedgut von 2006. Ich durfte ihn mit seinem Klarinettisten Gabriele Mirabassi beim Festival in Rudolstadt erleben und bin sehr glücklich darüber. Seit Anfang des Jahres muss es ohne ihn weitergehen. 5. „Sangue de Beirona“ von Cesaria Evora: Das Lied klingt wie ein Sprung ins Meer, eine durchwachte Nacht und ein lang ersehnter Kuss. Es handelt von der Lebensfreude, einem kapverdischen Rhythmus und dem Blut der ersten Liebe. 6. „Ahoi Ahoi“ von Wenzel: Es war Antje Vollmer ein Anliegen, uns mit ihm und seiner Bande zu verknüpfen, ich werde ihr immer wieder danken. „Wir sind so frei, wir sitzen in der Falle“ singt Wenzel aus einer Nische der Gesellschaft, in der es sich ohne Reichtümer oder Kompromisse ziemlich gut leben lässt. 7. „Pas du gâteau“ von Mano Solo: So viel Staub und Rotz und Straße und Poesie in einer einzigen Stimme gab es selten. Der Mann kam mit Aids auf die Bühne, schrie all seine Enttäuschung und Verzweiflung heraus. 8. „Der Leiermann“ von Franz Schubert: Der Liedermacher unter den Klassikern. Ein unsagbar trauriges Stück über einen Straßenmusiker und damit für mich ziemlich greifbar. Ich bin sehr froh, dass es uns auf den Straßen nie so ergangen ist wie dem Mann. 9. „Swordfishtrombone“ von Tom Waits: Es muss schon eine sehr gute Geschichte sein, die mit den Worten „und wenn du denkst, dass du ein größeres Märchen erzählen kannst, dann schwöre ich dir, dass du lügst“ endet. Tom Waits kann das. 10. „Nichts, was wir tun könnten“ von Wir sind Helden: Auf der Unplugged-Version des letzten Helden-Albums sind viele Schätze zu finden. In diesem Lied singt Judith Holofernes an einer Stelle „was niemals geboren wird, kann niemals verloren gehen“. . . 2 2 2 2 2 Die Krimi-Autorinnen Kathrin Hanke und Claudia Kröger schenken jetzt „Wermutstropfen“ ein oc Lüneburg. Wenn ein Manager tot im Klostergarten liegt, der zweite Vorsitzende des Radieschenheims in einem Kräuterbeet verblichen ist und eine Leiche stark nach Lavendel duftet, dann hat sich der Leser ins blühende Reich des Gartenkrimis begeben. Der Gartenkrimi ist ein Sonderfall der wuchernden Krimibranche, und er schlägt Wurzeln im Gmeiner Verlag. In dem Verlagshaus fühlen sich auch Kathrin Hanke und Claudia Kröger seit vier Lüneburg-Krimis und einem mörderischen Heide-Reiseführer wohl. Jetzt haben sie ein Pflänzchen für den Gartenkrimi hochgezogen: „Wermutstropfen“ heißt die giftige Mixtur, die ab 6. Juli eingeschenkt wird. Hanke/Kröger haben in vier Lüneburg-Krimis die Kommissarin Katharina von Hagemann und ihren Chef Benjamin Rehder etabliert. Krimi fünf ist geschrieben, durchläuft das Lektorat, erscheint am 1. Februar. „Mit dem sechsten Fall fangen wir gerade an“, sagen die Autorinnen, die ihre Bücher in lockerem Wechsel vorantreiben. Wer Zeit hat, schreibt, das Verständnis zwischen beiden ist ungebrochen, sie wissen, wie sie ticken, wie sie denken, wie sie schreiben. Und nun kommt Dr. Victor Bucerius ins Spiel. Er ist Träger eines berühmten Namen, steht aber weder für das Bucerius Kunst Forum in Hamburg noch für die Bucerius Law School an der Elbe. Victor ist Landapotheker, Hobby-Chemiker, entdeckt eines gar nicht schönen Tages seine Schwester tot im Garten und steht bald unter Mordverdacht. Jedenfalls nimmt Kommissarin Stine Jessen den verschrobenen Mann ins Visier. Und dass Victor auf eigene Faust ermittelt, entlässt ihn nicht aus dem Verdacht. 2 2 2 Kathrin Hanke (links) und Claudia Kröger haben einen Gartenkrimi geschrieben und stellen ihn im Rathausgarten vor. Das sind die Zutaten, aus denen eine handfeste Krimigeschichte wächst. Anders als bei den Lüneburg-Krimis, bei denen reale Orte einbezogen werden, lassen Hanke/Kröger die „Wermutstropfen“ nicht in einer regional verankerten Region fallen. „Jeder kann überlegen, ob es sein Dorf sein kann“, sagt Kathrin Hanke. Aber welches Dorf hat schon eine Apotheke, die in einem alten Kloster untergebracht ist? Der Gartenkrimi werde weniger brutal, kündigen die Autorinnen an, und Rezepte werde es auch geben, zum Beispiel ein Katerfrühstück mit Rotwein und Knoblauch. Sollte Dr. Bucerius das überstehen, und erweisen sich die „Wermutstropfen“ als bekömmlich bei den Leser(inne)n, so kann wohl mit weiteren Fällen gerechnet werden. Eine Hörbuch-Fassung wird ebenfalls vorbereitet, so- Begegnungen mit den Nachbarn W er Reinhard Mey sagt, denkt wohl zuerst an die „Diplomatenjagd“ und an „Über den Wolken“, an die „Heiße Schlacht am kalten Büffet“ und „Gute Nacht, Freunde“. Das sind alles Lieder aus den Siebziger Jahren. Aber der Sänger, den man heute Singer/ Songwriter nennen würde, tatsächlich aber – zusammen mit Hannes Wader und Konstantin Wecker – noch zur alten Garde der „Liedermacher“ gehört, hat unzählige Lieder geschrieben: Balladen über soziale Ungerechtigkeiten, über Beobachtungen aus dem Alltag, das Werden der Kinder, und nach wie vor geht der Musiker, Jahrgang 1942, seiner Arbeit auf der Bühne – meistens die größte Halle am Ort – und im Studio nach. „Mr. Lee“ heißt das neue Studio-Album (Universal) mit 15 Liedern im klassischen Reinhard-Mey-Stil, mit jener Erzählstimme, in denen immer irgendwie ein Augenzwinkern und ein jungshaftes Grinsen mitklingen. Dabei ist längst nicht alles lus- tig, eher geht es um bittersüße Erinnerungen an Mitmenschen – an den steifen Lateinlehrer „Dr. Brand“ beispielsweise, der viel Spott ertragen musste in der Klasse und keine Miene dabei verzog. Später stellte sich heraus, dass Brand bis 1945 den Rosa Winkel tragen musste und nur knapp überlebte. Oder: Auf der Terrasse seiner Ferienwohnung hört der Erzähler immwer wieder, „Wenn Hannah lacht“, und natürlich ist er neugierig, wem dieses ansteckende Lachen gehört. Als er Hannah begegnet, sieht er eine junge Frau „mit einer Sonnenbrille wie ein schwarzes Visier“, sie sieht ihn nicht. Und auch der demente alte Herr, der in Pantoffeln aus dem Pflegeheim abgehauen ist, lebt wohl in seiner eigenen Welt. Jedenfalls steht er plötzlich bei Familie Mey an der Gartentür, er glaubt, hier zu wohnen. Der echte Hausherr bringt ihn zusammen mit einem bulligen Türsteher, der mit seinem genauso bulligen Pitbull gerade Die Wolga Kosaken singen am 13.7. um 19.30 Uhr im Kurhaus Bad Bevensen. The Gregorian Voices kommen mit ihren Adaptionen Alter Musik am 29.7. um 19.30 Uhr ins Kurhaus Bad Bevensen. Mit ihrer Comedy-Krimi- mit ist für den erhofften Erfolg alles bereitet. Wo wird ein Gartenkrimi vorgelesen? Natürlich im Garten, in diesem Fall im Lüneburger Rathausgarten. Das geschieht am Donnerstag, 21. Juli, um 20 Uhr. Veranstalter der Lesung ist Lünebuch. lz Ebstorf. 2007 fanden Wissenschaftlerinnen in den Lüneburger Klöstern Notenblätter, Liedertexte und „Schnipselchen“ aus den vergangenen Jahrhunderten. Aus den mittelalterlichen Musikmanuskripten ist nun eine erste Auswahl der Notentexte erschienen. Prof. Ulrike Volkhardt hat den musikalischen Schatz bereits in Kloster Lüne vorgestellt, jetzt kommt sie ins Kloster Ebstorf. Heute, Sonnabend, findet ein ganztägiger Workshop für Interessierte, der mit einem Singen in der Kirche endet. Info: 05822/2304. % Anzeige Reinhard Mey (Coverfoto) meldet sich zurück. Gassi geht, behutsam wieder zurück. Ein bisschen Geduld gehört manchmal dazu, die Texte sind recht lang, es sind eben – sorgsam und punktgenau formulierte – Geschichten, keine Anekdoten. Für seine 27. Studio-Produktion gönnte sich Foto: nh Reinhard Mey – unter anderem – als Gitarren-Begleiter den Fingerstyle-Virtuosen Ian Melrose und natürlich den Weggefährten und Multiinstrumentalisten Jens Kommnick. Ein schönes Booklet mit den Texten (Fotos von Legende Jim Rakete) rundet das Album ab. ff Namen und Nachrichten Die in Indien geborene Autorin Shumona Sinha („Erschlagt die Armen!“) und ihre Übersetzerin Lena Müller werden vom Berliner Haus der Kulturen der Welt mit dem Internationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Foto: a/t&w Musik aus den Heideklöstern Liedermacher Reinhard Mey bleibt sich in seinem neuen Studio-Album „Mr. Lee“ treu 2 2 Sonnabend, 25. Juni 2016 · Nr. 147 Show „Auf den Hengst gekommen“ treten Andrea Volk und Nina Knecht am 15.7. um 19.30 Uhr im Kurhaus Bad Bevensen auf. Zu Günther Ueckers seit den 1950er Jahren geschaffenen mehr als 5000 Werken soll in einem dreijährigen Forschungsprojekt ein Werkverzeichnis erstellt werden. Seinen „Raum-Zeit-Zyklus“ zeigt Walter Ahrens (Lüneburg) vom 24.7. bis 13.8. im Wandelgang des Kurzentrums Bad Bevensen. Theater · Konzerte Veranstaltungskasse Am Sande 17 · 21335 Lüneburg Telefon (0 41 31) 740 444 www.LZtickets.de Der ganze Nachlass dpa Lübeck. Das GünterGrass-Haus hat den Nachlass des 2015 gestorbenen Literaturnobelpreisträger digitalisiert. Damit ist der gesamte Sammlungsbestand jetzt für Forschungsarbeiten zugänglich, so der Leitende Direktor der Lübecker Museen, Hans Wißkirchen. Neben den 1300 Zeichnungen, Radierungen und Aquarellen aus sechs Jahrzehnten wurden 30 000 Manuskriptseiten eingescannt.